1 TtSMflfflflflilt - Sheldon Brown Tour 10 97.pdfim Fahrradbau und führte den TOUR-Rahmen-test...

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rl l 1 i Ii li i I I ITAUERTEST TEXT UND FOTOS: ROBERT I<ÜHNCru as haben ein Grashalm, ein Flugzeugund ein Fahrrad ge- meinsam? Den konstruktiven Ansarz: Alle dret Gebilde sind Leichtbauten, und zwei von ihnen orientieren sich am gemeinsamen \brbild. Die ,,Idee" des Leichtbaus ist das Entu.icklungsprinzip der Natur: mit einem Mini- mum an N{aterialeinsatz ein Maximum an mechanischen Eigenschaften zu erzielen und so Ressourcen zu schonen. Dieses Prinzip haben sich Ingenieure von der Natur ab- geschautund wenden es auf eine Vielzahl r.on Konstruk- tionen an. Angenehme Dinge u-ie Flugreisen und elegan- te, leicht zu bedienende Sportgeräte sind die direkte Fol- ge. Dabei hat man auch eine scheinbar paradoxe Erfah- rung gemacht: Leichter kann stabiler sein. Klingt ver- rückt? Ist es aber nicht. Die \rerbindung von geringem Gervicht und Haltbarkeit erfordert allerdings mehr kon- stru ktirren Aufr.vand. LIICHT flLLf I1lI flIICtlT l.lICHT Einen nur leichten Rahmen zu bauen, ist keine Kunst. Schon schwieriger ist die Konstruktion eines leichten und haltbaren Rahmens. Die echte Herausforderung besteht aber darin, geringstmögliches Gewicht sowie ausreichen- de Steifigkeit und hinreichende Lebensdauer unrer einen Hut zu bringen. Erst dann kann man von gelungenerr Leichtbau sprechen. Näher zu klären isr, u,as unrer ,,hin- reichend" oder,,ausreichend" zu verstehen ist. Bestimmte Steifigkeitswerte, rvie sie zum Beispiel in TOUR-Tests ge- messen u-erden, sollte ein Rahmen keinesfalis unter- schreiten, sonst leiden die Fahreigenschaften. Setzt man die Steifigkeit des Rahmens in Bezug zum Geu,ichr, so er- hä1t man eine erste Kennzahl ftir die Qralität des Leicht- baus, die TOUR als,,STW-Qrorient" bezeichnet (STW steht fiir ,,stiffness to weight"). Aufflillig ist das unter- schiedliche Leichtbaupotential der Wbrkstoffe. Im \rer- hä1tnis Geu-icht zu Steifigkeit schlägt Aluminium alle an- deren \Iaterialien, die im Fahrradrahmenbau verwender rrerden. Damit ist allerdings noch nichts über die zu er- u-artende Lebensdauer gesagt. llilr LfltlGr rsT LflllGt 0rnlJ0? Profi -Rennfahrer empfinden möglicherweise schon ein Fahru erk, das nur ein Rennen zur-e11ässig übersteht, als hinreichend langlebie. x-enn der kurzen Lebenszeit ent- sprechende \brteile gegenüberstehen. Tourenfahrer hingegen u-ünschen sich lieber einen zulerlässigen Rah- men, der sie vieleJahre klaelos träst und nie im Stich Iäßt. \'om technischen Standpunkt rerlansen beide ei- nen,,betriebsfesten" Rahmen, der die rorgesehene \ut zungsdauer ohne Schaden übersreht.,,Betriebstestie- keit" ist die vorrangige Anforderung ftir a1le Leichtbau- teile. Flugzeuge, Autos und Fahrräder müssen betriebs- fest sein. Der Gegenentwurf zur betriebsfesten ^\us1e- gung ist die dauerfeste Konstruktion. Dauerfest bedeu- tet: Auch nach einer ,,unendlich" langen Belastung tritt kein Bruch auf. Dieser kleineUnterschied in der Defini- tion har eine große Wirkung in der Umsetzung. Bei dau- erfesten Konstruktionen wird schnell der mehrfache DflS TtSMflfflflflilt ldealist: Manfred Otto kämpft zäh und ausdauernd für mehrQualität im Fahrradbau und führte den TOUR-Rahmen- test durch Damit die Qualität der Rahmen zuverlässig beurteilt werden kann, muß auch das Prüfverfahrengehobenen Qualitätsansprüchen genügen. Die EFBe-Prüfung (EFBe steht für,,Engeneeringfor Bikes") ermöglicht dies durch eine realitätsnahe Aufspannung des Rahmens sowie die computergesteuerte Meß- und Regeltechnik. Dievon TOUR gegenüberder Dl N- Prüfung angehobenen Lasten garantieren, daß die Hochleistungsrahmen mit Kräften konfrontiert werden, die im sportlichen Einsatz relevant sind. ZurAufspannung: Der Rahmen wird vorne mit einer speziellen Meßgabel fest eingespannt, den Hinterbau hält eine elastisch gelagerte Pendelstütze, die das Hinterrad nachbildet. Simutiert wird damit die Fahrsi- tuation im Wiegetritt, der die größte Belastungfür den Rahmen darstellt. Zwei Pneumatikzylinder leiten die Tretkräfte unter einem Winkelvon 7,5 Grad (entspricht dem Kippen des Rades im Wiegetritt) wechselseitig in die Kurbeln ein, ein Gestänge überträgt den Ketten- zug aufden Hinterbau. Die Kurbeln stehen auf45 Grad - in dieserStellung bringt der Fahrerdie größte Kraft auf. Wechselseitig werden nun zunächst roo.ooo Zyl<len mit r.zoo N, dann weitere roo.ooo mit r.3oo N aufgebracht. Die Meßtechnik erfaßt die Auslenkung des Rahmens unter der Prüfkraft und schaltet die Prüfung ab, sobald ein größerer Riß auftritt. +8 TouRlo/97

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TEXT UND FOTOS: ROBERT I<ÜHNCru

as haben ein Grashalm, ein Flugzeugund ein Fahrrad ge-meinsam? Den konstruktiven Ansarz: Alle dret Gebildesind Leichtbauten, und zwei von ihnen orientieren sicham gemeinsamen \brbild. Die ,,Idee" des Leichtbaus istdas Entu.icklungsprinzip der Natur: mit einem Mini-mum an N{aterialeinsatz ein Maximum an mechanischenEigenschaften zu erzielen und so Ressourcen zu schonen.Dieses Prinzip haben sich Ingenieure von der Natur ab-geschautund wenden es auf eine Vielzahl r.on Konstruk-tionen an. Angenehme Dinge u-ie Flugreisen und elegan-te, leicht zu bedienende Sportgeräte sind die direkte Fol-ge. Dabei hat man auch eine scheinbar paradoxe Erfah-rung gemacht: Leichter kann stabiler sein. Klingt ver-rückt? Ist es aber nicht. Die \rerbindung von geringemGervicht und Haltbarkeit erfordert allerdings mehr kon-stru ktirren Aufr.vand.

LIICHT flLLf I1lI flIICtlT l.lICHTEinen nur leichten Rahmen zu bauen, ist keine Kunst.Schon schwieriger ist die Konstruktion eines leichten undhaltbaren Rahmens. Die echte Herausforderung bestehtaber darin, geringstmögliches Gewicht sowie ausreichen-de Steifigkeit und hinreichende Lebensdauer unrer einenHut zu bringen. Erst dann kann man von gelungenerrLeichtbau sprechen. Näher zu klären isr, u,as unrer ,,hin-reichend" oder,,ausreichend" zu verstehen ist. BestimmteSteifigkeitswerte, rvie sie zum Beispiel in TOUR-Tests ge-messen u-erden, sollte ein Rahmen keinesfalis unter-schreiten, sonst leiden die Fahreigenschaften. Setzt mandie Steifigkeit des Rahmens in Bezug zum Geu,ichr, so er-hä1t man eine erste Kennzahl ftir die Qralität des Leicht-baus, die TOUR als,,STW-Qrorient" bezeichnet (STWsteht fiir ,,stiffness to weight"). Aufflillig ist das unter-schiedliche Leichtbaupotential der Wbrkstoffe. Im \rer-hä1tnis Geu-icht zu Steifigkeit schlägt Aluminium alle an-deren \Iaterialien, die im Fahrradrahmenbau verwenderrrerden. Damit ist allerdings noch nichts über die zu er-u-artende Lebensdauer gesagt.

llilr LfltlGr rsT LflllGt 0rnlJ0?Profi -Rennfahrer empfinden möglicherweise schon einFahru erk, das nur ein Rennen zur-e11ässig übersteht, alshinreichend langlebie. x-enn der kurzen Lebenszeit ent-sprechende \brteile gegenüberstehen. Tourenfahrerhingegen u-ünschen sich lieber einen zulerlässigen Rah-men, der sie vieleJahre klaelos träst und nie im StichIäßt. \'om technischen Standpunkt rerlansen beide ei-nen,,betriebsfesten" Rahmen, der die rorgesehene \utzungsdauer ohne Schaden übersreht.,,Betriebstestie-keit" ist die vorrangige Anforderung ftir a1le Leichtbau-teile. Flugzeuge, Autos und Fahrräder müssen betriebs-fest sein. Der Gegenentwurf zur betriebsfesten ^\us1e-gung ist die dauerfeste Konstruktion. Dauerfest bedeu-tet: Auch nach einer ,,unendlich" langen Belastung trittkein Bruch auf. Dieser kleineUnterschied in der Defini-tion har eine große Wirkung in der Umsetzung. Bei dau-erfesten Konstruktionen wird schnell der mehrfache

DflS TtSMflfflflflilt

ldealist:Manfred Otto

kämpft zäh und

ausdauernd für

mehrQualität

im Fahrradbau

und führte den

TOUR-Rahmen-

test durch

Damit die Qualität der Rahmen zuverlässig beurteiltwerden kann, muß auch das Prüfverfahrengehobenen

Qualitätsansprüchen genügen. Die EFBe-Prüfung

(EFBe steht für,,Engeneeringfor Bikes") ermöglichtdies durch eine realitätsnahe Aufspannung des

Rahmens sowie die computergesteuerte Meß- und

Regeltechnik. Dievon TOUR gegenüberder Dl N-

Prüfung angehobenen Lasten garantieren, daß die

Hochleistungsrahmen mit Kräften konfrontiertwerden, die im sportlichen Einsatz relevant sind.

ZurAufspannung: Der Rahmen wird vorne mit einer

speziellen Meßgabel fest eingespannt, den Hinterbau

hält eine elastisch gelagerte Pendelstütze, die das

Hinterrad nachbildet. Simutiert wird damit die Fahrsi-

tuation im Wiegetritt, der die größte Belastungfür den

Rahmen darstellt. Zwei Pneumatikzylinder leiten die

Tretkräfte unter einem Winkelvon 7,5 Grad (entspricht

dem Kippen des Rades im Wiegetritt) wechselseitig in

die Kurbeln ein, ein Gestänge überträgt den Ketten-

zug aufden Hinterbau. Die Kurbeln stehen auf45 Grad

- in dieserStellung bringt der Fahrerdie größte Kraft

auf. Wechselseitig werden nun zunächst roo.oooZyl<len mit r.zoo N, dann weitere roo.ooo mit r.3oo N

aufgebracht. Die Meßtechnik erfaßt die Auslenkung

des Rahmens unter der Prüfkraft und schaltet die

Prüfung ab, sobald ein größerer Riß auftritt.

+8 TouRlo/97

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IIAUERTEST

Nlaterialeinsatz erforderlich. Deshalb 1äßt sich 1ängstnicht alles u,as fliegt, fährtund schrvimmt dauerfest kon-struieren. Dauerfeste Flugzeuge beispielsu,eise u,-ürdenihrer Funktion nicht gerecht: Sie kämen nie r.om Boden\\.e9.

,,PBfXIS"-TISTÜber die Betriebsfestigkein'on Fahrradrahmen gibt es Er-kenntnisse aus derPraxis - r.or a11em in den Reklamations-abteilungen der Hersteller. Das theoretische \\,'issen ist ie-doch eher dürftig, denn Prüfungen der Betriebsfestigkeitgehören nicht zum Standard in der Fahrradindustrie. Spä-testens dann, nenn neue Rahmenformen konzipiert undneue \VerkstofTe r,'erwendet werden, Iiillt dieses Defizit !e-doch auf. Denn ohne maschinelle Prüfung der Dauerhalt-barkeit sind keine zuverliissigen ,\ussagen über das Steh-vermögen ncuer Konstruktionen zu treffen. Nicht rrenigeHersteller drücken sicl.r um diese als 1ästig empfundenePflicht und drehen den Spieß einfach um: Sie warren ab,u,ie sich ihre Produkte in der Praxis beu,ähren - doch sosoll es n i cht seir.

TOUR har sich deshaib nach einem Prüfverfahren um-gc'sehen und ist bei dcm Spezialisten EFBe-Präftechnikfiindig gel'orden. Ilenlred Otto, der Geschäftsftihrer desBochun'rer Prüftechnik-Herstellers, ist ein \,[ann der er-sten Stunde, wenn es rim das fachgerechte Zerstören r.onFahrradrahmen geht. Das r.on ihm entu,ickelte Prüfi,-er-fahrcn ftlr einen Rahmendauertest bildet einen der Kern-punkte der neuen Flhrrad-Prüfnorm DIN 79100, die zumJahrescncle in Kraft treten wird. Gegenüber anderen Prüf-r erfahren (siehe zum Beispiel TOUR-Gabeltest, Helt1/97) ist dieser Einstufentest z\\rar simpel, aber -,,,.irkungs-

vo11: Simuliert l ird der \\riegetritt- nicht die einzige, aberdie höchste Hrirde, die ar"rf dem \\'eg zu dauerh after Halt-barkeit riberwunden werden muß. Die beste Empfehlungfrir das jahrelang erprobte Verfahren liefert die Praxis: DieSchadensbilder, die luf ciem Prüfstand geu-onnen rver-den, glcichen laut \[anfred Otto denen, die in der l'ahr-praxis auftreten. Damit ist eine der wichtigsten \.orausset-zungen für ein realistisches Prüft.erfahren gegeben. Nureines kann auch dieses \"'erfahren nicht leisten: \brhersa-gen riber rrögliche Kilometerleistungen. Aussrrgen n-ie

,,dieser Rahmen hält 20.000 Kilometer" sind auf der Basisdieses Tests unzulässig. Dazu u,äre ein höchst aufu.endigerBetriebslestiqkeitstest nötig.

Die I)IN-Prüfung sieht für I'ahrräder aller Art, die imStraßenlerkehr- bel-egt u-erden - r-om Einkaufsrad bis zur.Renr.rrnaschinc - eine \lindesrlast ron 8 50 \et tor.r (knapp85 Kilogran'rm) r.oq die 100.000maI abn echselnd links undrec}rts auf die Pedale einu-irkt. Für einfache Räder ist dieneue, r,erschärfte DIN damit ein echter Prüf-stein. Dersportliche Einsatz konfrontiert das \I:uerial jedoch mitgan z rnderen Belastungen. Deshalb prlift TOÜR die Rah-men rvesu-ntlich härter: Zunächst sind 100.000 Lastli-ech-sel rnit 1.100 Neu-ron zu absolvieren. dann wird der Rah-men mit dieser Vorgeschichte ir der nächsthijheren Bela-stungsklasse mit 1.100 Neu-ron geresrer. Ü-bersreht er dieinsgesamt 200.000 Lastwechsei ohne Brr-rch, u-ird der Testbeendet.

aufhohem Niveau:Der [eichteste Rahmen

imTest isteinerderhaltbarsten. Exze[[ente

I ngen ieursarbeit!

Titan fürsVoll<:Schmolkes [eichtge-

wichtigerTitan-Rahmenüberrascht mit hervor-ragender Haltbarkeit

StahI traditionelt:Baretlias SLX ist nicht

[eicht, bietet abervernünft i ge Hattbarl(eit

zum günstigen Preis

Zwö[f Rahmen aus vier Werlstoffen durchliefen den

Test. Aus den Ergebnissen lassen sich - aIlerdings ohnestatistische Absicherung- Schlüsse über das Potential

der Werkstoffe für den Rahmenbau ziehen. Aluminiumist derzeit der Leichtbauwerkstoff mit dem besten Ver-

hä[tnis von Steifigkeit zu Gewicht. Clever l<onstruiert,

sind d iese Rahmen auch sehr haltbar - sieheCannondate und Principia, Carbon schneidet innerhalbdes Testfeldes auch hervorragend ab - derWerl<stoff fürdie Zul<unft. Titanrahmen l«önnen [eicht, auch haltbar,aber nicht sehr steifgebaut werden. Stahl ist der

V Werkstoff mit dem schlechtesten Leichtbaupotentia[.

0rr sttLL\Itfltfliltfl

Alu optimal genutzt:Sehrsteif, Ieicht und

sehr hattbar-Cannondales CAAD3 istvorbildlich konstruiert

TOURlorig/

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ITAUEBTEST

ütr l{fl[Dt0ftillAcht leichte Rahmen in der Ge,,r,ichtsklasse zwischen1.200 und i.i00 Gramm schickt TOUR ins Rennen. pro_

i dukte renommierrer Hersteller - von Trek, Klein, Can_

j nondale, Merlin und principia - treffen dafei auf Rah_

i l:i -1, l-":iC"r klangvollen Namen, die aber genauso

l]_eic!t sind. Eine spannende Ausgangsposition, denn die

] Preisunterschiede sind geu,aitig. Die

-Bandbreite reicht

] vom 5.J q9 Mark reuren A.tlerlin-Titan_Rahmen bis zum

] 1.200 N[ark preisrverren Stevens_Aluminium_Gestell.

lStahlrahmen sind in dieser Gewichtsklasse nicht kon_kurrenzfihig; mit dem Nemo-Rohrsatz \ron Columbusläßt sich zwar auch in Stahl die 1.500_Gramm_Schu,elle

j unterbieten, aber nur, wenn kleine Rohrdurchmesser ge_

I u,äh1t werden (verschiedene Außendur.h-"r.". stehen

I beim Nemo-Konzept zur Whhl). Solch ein Rahmen ist inder -fesrgröße jB Zenrimerer nichr sreiI genug und rvirddaher aueh nicht geprü[r

1 _ Stahl muß trorzdem ran - als \brgleichsmaßstab:j Zu ei gemuffre und zwei geschu,.eißte Raf,men dienen alsj Referenzen. Die beiden gemufften Rahmen srammen

i "o:,r" Ro-sa y1d Barellia und basieren auf dem erfolg_

i,r"r.lr,,:1l Stahlrohrsatz der letzten zehnJahre: Colum-] bus SLX. Sie repräsentieren den klassisihen Stahlrah_

] men mit schlanken Rohren. Stelh.ertretend für moder-

] nen.Stahlrahmen_bau srehen der sehr leichte, geschu,eiß_

I te Fondriest-Rahmen aus hauchdünnem "Rohr

mit] großem Durchmesser und der mittelschu,.ere, einfacherI gehaltene Nishiki-Rahmen, der ebenfalis geschweißt ist.

LIICHT Ul,lO SIf flI{

bar verr.l.inden, schaltet der Computer die prüfung ftirCannondale, Trek und principia planmäßig ab.

Ein sensationelles Ergebnis, angesichts*zarter Rohrej und enormer Prüflasten. Auch fiir N{anflred Otto kommtI das Ergebnis überreschend: ,,Das sind die leichtesten

I Rah.me.n, die ie über den EFBe-prüfstand gewandert

I sind, aber auch zugleich die haltbarsten.,, §ur knapp

I scheitert der Time-Carbonrahmen an der Hürde und er_1 liegr einem Bruch der Kettenstrebe nach 1g2.000 TrittenI ins Rahmenherz. Ebenfalls sehr gtt schlägt sich derzu,eitleichteste Rahmen des \.ergieichs unä übertrifftdamit alle Errvartungen: Schmollies preiswerter Titan_Rahmen aus russischer Fertigung knackst nach 160.000

jLastu-echseln. KIeins Q:antum Race scheitert früher:j na.ch 131.000 Lastwechseln bricht das Unterrohr. Abge_jschlagen folgt \lerlins Titan-prunkstück Team Roadund bereitet damit die größte Enttäuschung: Der Rah_men bricht bei - gemessen am preis - *rg.."., 106.000Lastq,echseln. Das Schlußlicht unter den leichten Rah_men bildet Stevens RPR4-N{odell, das ailerdings auchmit.\bsrand am preisu erresren isr.

Stahl in der Krise: De Rosas SLX bricht bereits nach

,,Pfffffft, pfff, pfffffft .....,, Zwer \lbchen lang leisten diecomputergesreuerren pneumatikzvlinder iÄ EFBe_La-bor Schrl,erstartreit und trachten den Rahmen fauchendnach dem Leben. Die Besten der Besten fordern der Nla_

5 7.000 Lastrvechseln und kommt damit nicht halb soweitwie Brügelmanns Barellia-Rahmen aus dem gleichen

1 Rohrsatz.Jnteressanrerweise brechen beide auf äie glei_che ch arakteristische Weise knapp oberhalb der unterenSteuerrohrmuffe - ein Bruchtyp übrigens, den TOUR_f'ester auch schon in natura geseh.n hrb"n. Der für

j Stahlverhälrnisse exrrem leichte Fondriest_Rahmenj übersteht den ersren Zyklus nicht und bricht u,ie der viellschu-erere Nishiki-Rahmen nach knapp g0.000

l5ch\\'rngspleien.

tnTrRPflilfil0l.ltllIn seiner Deutlichkeit ist das Ergebnis überraschend underfreulich. Erfreulich deshalb, i,eit es tr"t.gr, äril au..l-rgründliches Nachdenken bei der Korrt..rf,tion ajle er_wänschten positil,en Eigenschaften miteinander verein_bar sind: Haltbarkeit, Steifigkeit und tr,Iinimalgewicht

j schine 31vei

TlSe Schwerstarbeit ab - und geben den_jnoch nicht auf! Drei Leichtrahmen steheridie Folterohne sichtbare Spuren durch. \ach 200.000 paani eiseausgeteilten Hüben, die auch die steifsten RahÄen sicht_

zfllLfl.l tJll0 fflt{Tr]l ltl DiIl 0rTrsrtTtl.l flfllttltl1

Barellia 5LXCannondale CAAD3

De Rosa SLX

FondriestKlein Quantum RaceMerlin Team Road

NishiklTeamPrincipia RSL

SchmolkeTitanStevens RPR4

Time Helix HMTTekOCLV

z.o8o1.52O

1.8g5t.63o1.415

1.525

z.o8or.46o1.3oO

7.575

1.4ö q

7.200

5B

6o

576r

576o

S6

6o

59

57

575B

7981.990

r.65oz.6oo2.7oo

5.1997.39o1.895

2.OOO

7.299

2.9go2.Boo

Stahl, gemufft n93t6Alu, geschweißt 2oo.oooStahl, gemufft 56.69oStahl, geschweißt 71.7t1Alu, geschweiß t 1;,1.go7Titan, geschweißt 1oo.595Stahl, geschweißt 78.zo6Alu, geschweißt 2oo.oooTitan, geschweißt ßo356Alu, geschweißt B5.o3zCarbon/AIu,gemufft t1t.966Carbon, gemufft 2oo.ooo

Steuerro hr, untere Muffekein Bruch

Steuerrohr, untere Muffebeide KettenstrebenUnterrohr, Kabelfü hrungUnterrohr, SchalthebetsockelTretlager/Sattelroh r/U nterroh r

kein Bruch

Unterrohr, Flaschenhalterbohru- ;rechte Kettenstreberechte Kettenstrebekein Bruch

(r)Preis für Rahmenkit mit Gabel in DM,(z) bis roo.ooo mit 1.2oo N getestet, dann auf1.3oo N erhöht, (3) Lenkkopfsteifigkeit/ Tretlagersteifigkeit

52 TOUR1o/s7

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DAUEBTEST

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s.h*"tk :il"--*.--:--t--"-:". -"j§' -

Dti tfl0tBtltssi ttll tJBtflBLtct{sind jedenfalls keine Forderungen, die sich gegenseitigausschließen. Keine Frage, daß manche Kaufentschei-dung in Zukunft von diJsem Ergebnis geprägt u,erdenn trd.

Dennoch bedarf das Ergebnis der Interpretation, da-rrit keine Ilißr'ersrändnisse entstehen. Keiner der gete-steten Rahmen ist nrch unserer Einschätzung bedenk-lich oder gar geftihrlich. Ar"rch fur die ,,schlechteren" Rah-men in diesem Test gilt: Den meisten Rennradfahrernrvird die Farbe ihres Rrdes nicht mehr gefallen, bevor diezu eru'artende Lebensdauer erreicht u.ird. Starke undschs ere Pahrer, die konsequent mit hohem Krafteinsatzzu \lbrke gehen, sollten aber zu den n achrveislich haltba-reren Gestelien greifen.

\Veil nur jeu-ei1s eine Stichprobe getestet wurde, läßtsich auch keine Aussage über die qratitat und die Streu-ung innerhalb der Serie treffen. Bei Schweiß- und Löt-konstruktionen sind erhebliche Abrveichungen \.orriStichprobenersebnis nichtungeu.öhn1ich. Es macht da-her rl,enig Sinn, die erzielten Lastspiele zu eng auszule-gen. Bei diesem Test kornrnr es nicht auf 10.000 oder20.000 Schrr-ingspiele mehr oder u.eniger an, sondern aufdie Crijßenordnung: Der Time-Rahmen beispielsweise(182.000 Lastl'echsell und der Titan-Russe (160.000)kämpfen in der gleichen Liga.Jenseits aller Unwägbar-keiten der Stichprobenuntersuchung untermauert derTest insgesamt aber die These vom haltbaren Leichtbau:Die Resultate der leichten und aufu,endig konstruierrenRahmen häui-en sich am oberen Ende der Ergebnisskala,die der preisu,erteren und schwereren Konstruktionenam unteren Ende.

Daß Alu- und Carbonrahmen in diesem Test längerhalten als die Stahlrahmen, ist nach unserer Einschät-zung keine Frage des W-erkstoffs, sondern des konstrukti-ven ,\ufwands. Nicht das N{aterial, sondern seine ge-konnte \rerwendung gibt den,\usschlag. Logischeru,eisekonzentrieren die Hersteller ihre konstruktir.,en An-strengungen aber auf Rahmen mit einem guten Leicht-

.Klein-Quantum.naee'.- *,.1."*-*...9

Bareltia SLX *Merlin Team Road F

Stevens RPR4 *

'Nishikir.eam-*,-. : l

o 20 40 6o 80 ,r,o ,ri ,.4; -ra;

r8o zooLastwechseI in Tausend

Die Resultate im Detail: DerTest teilt sich auf in zwei Hälften,Zun ächst sind roo.ooo Lastwechsel m it r.zoo N Belastungzu absolvieren. Dann wird die Kraft aufr.3oo N erhöht und weitereloo.ooo LastwechseI setzen den Rahmen zu. Sobald derComputergrößere Risse registriert, wird derTest beendet. Wichtig:Das SchädigungspotentiaI der zweiten Stufe ist deutlich größerals das der ersten Stufe. Ein Rahmen, der den kompletten Zyklusdurchsteht ist deshalb wesentlich stand hafter als einer, der nachroo.ooo Lastwechsetn bricht. lnsgesamt zeigen die Rennrahmenaber ein hohes Leistungsvermögen. Verglichen mit,,einfachen.,Freizeiträdern, haben alle getesteten Rahmen ein gutesStandvermögen. Drei besonders leichte Rahmen sind sehr gut:Cannondale, Principia und Trek durchliefen den Test ohne Bruch,die Maschine wurde abgesteltt,

E r.zoo N ,:

Ll r.loo N$

baupotential -und die u-erden aus Alu oder Carbon ge-fligt, nur ausnahmsu-eise (wegen geringer Steifigkeit) aus

64,6186,2

9r3l9z,t66,s18o,6

79,9 176,88g,o lgq,s65,918t,36t,zlgl,sg,5l9t,B564317o,2

7t 184,766,5186,2

7531s4,5

o6t96l 75 oo75oo3tl 5 4t589898ozBTtl z7 55 55oB ztl z7z 5oo6to3l 5o7 ooo4ol4Bo6o4oozBTtl z7 55 55o53rlzB7 z9t3o 6t39 I 67 35o4ol4Bo6o4oo7159l 94593oo6ro3l 5 o7 oo

Titan

f tls fttlLtflll Ltfl1lf n

Die Bruchbilder zeigen, daß härifig kleine Ursachenflir den Bruch veranturortlich sind: Bohrungen undKerben im hochbelasteten Unterrohr sowie in der Ket-tenstrebe sollten r-ermieden werden, auch kleineSchu-eißstellen frir Anbauteile sind kritisch. BesondersAluminium ist ein kerbempfindliches tr{aterial, daßsolche ,,\iorschäden" nicht verzeiht, aber auch Titanzeigt sich im Test diesbezüg1ich sensibel. Bezeichnendfür die Q:alität der Leichtrahmen ist, dal} keiner an ei-ner tragenden Schu,eiß- oder Klebeverbindung gebro-chen ist: Kleins Quantum Race brach am Schaltzugein-tritt im Unterrohr, Schmolkes il'itan-Rahmen an einerFlaschenhalterbohrung, Nlerlins Team Road ausge-hend von der Schweißnaht des Schaltsockels. Die Di-n-rensionierung der Hauptrohre und ihrer Verbindun-gen stimmt also.

ToURlo/97 53

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Die kleinen Schwachstellen. dieder TOUR-Test aufzeigt, könntenvermutlich durch geringfügige Mo_difi kationen urrrg.-..rt *"id.r.

Bei Carbonkonstruktionen bildenhäufig die Verbindungsstellen zu an_deren Materialien die Schwachpunk_te. Beispiel Time: Hier brach (sehrspät) der massive Alu-Srutzen, deEvom. Metall-tetlagergehäuse ausge_hend, die rechte Kettenstrebe hält. öertek-Rahmen mit seinen Carbon_Muffen läßt die Kräfte - so die Vermu_rlrng - gleichmäßiger fließen und er_zielt auch dadurch eine höhere Le_bensdauer.

. Die Brüche der gelöreten und ge_

schweißten Rahmen deuten auf Tem_perarurprobleme beim Löten, bezie_hungsweise auf Spannungskonzentra_tionen in der Schweißnaht hin. Durcheine yerbesserte prozeßllihrung soll_ten sich bessere Ergebnisse erzielenlassen. Eine posirive Seire der Stahi_rahmen läßt dieser Testunberücksich_tigr: Stahl ist nicht so kerbempfindlichund sreckr kleine Beschädiguugen da_her besser weg. ,\uch im Korräsions_verhalten sind die Stahlrahmen über_raschenderweise unkritischer alsmanche Alu-Rahmen. Stahl rostetzulal rur dies aber langsam. Einige tv_pische Alu-Legierungen des Fahiraä_rahmenbaus sind hingegen vergleichs_weise anfüIlig {iir die sogenannre,,Korngfenzen-Korrosion,,, die sichsehr zügig durch das Material arbeitenund so einen Bruch verursachen kann.

fflZIIGlücku,unsch an die Konstrukreure:Die besten vier der acht Leichtrahmensind nicht nur sehr leicht, sondernauch extrem haltbar und repräsentie_ren Leichtbau auf hohem Niveau. Wi_derlegt ist das Gerüchr vom früh bre_chenden Aluminium, von den allzeitüberlegenen Werkstoffen Stahl undTitan. Leider 1äßt sich anhand des op_tischen Eindrucks nie sicher abschär_zen, was lange hältund was früh bricht.Auch die TOUR-Tester wurden voneinigen Ergebnissen überrascht. Wün_schenswert wäre, daß Top-Rahmenvon unabhängiger Stelie ihre eralitätbescheinigt bekommen. Es ist höchsteZeit fir ein Gütesiegel, das überlege_nen Produkten ihre 1bp-Leistung be_scheinigt! -üO

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Der Mythos von der Unzerstör-barkeit wackelt: Relativ zeitig-gemessen am preis und den hohenErwartungen -wand sich einRiß spiralförmig durch dasUnterrohr des Merlin-Team Road-Titan-Rahmens. Ausgangspunkt:die kleine Schweißnaht desSchaltsockels

Klassischer Dauerbruch beiFondriest: Beide Kettenstrebendes leichtgewichtigen Stahlrah-mens brachen relativ früh in denSchweißnähten. DerSteifigkeits-sprungvom dünnen, elastischenRohrzum massiven Tretlager-gehäuse istvermutlich zu großund sorgt für Spannungsspitzen

Kettenstreben: Der Stevens RpR4-Rahmen erlitt ebenfalls einenBruch der rechten Kettenstrebe.Die durch den Kettenzugwechselnd nach außen gebogeneStrebe versagte an einer Stelle,wo sich zwei Effekte überlagernrKerbwirkung durch die Schweiß-naht und die Delte im Rohr

Schwachstelle Bohrung: Schmol-kes Titan-Rahmen riß ausgehendvon der Flaschenhalterbohrung

ein. Spannungsspitzen anBohrungen sind ein klassischerBruchauslöser. ln diesem Faltwurde die Bohrungallerdings gutverstärkt. Vermutlich verursachtedie Schweißnaht den Bruch

Zu warm geworden? De Rosas5LX-Stahlrahmen erlitt einenBruch des vergleichsweisemassiven Steuerrohres, Zu denmöglichen Ursachen zählt eineübermäßige Erwärmung desRohrknotens beim Löten.Das BeispieI zeigt, daß viet Massenicht unbedingt viel hilft unddaß die an den Werkstoffange-paßte Verarbeitungstechnikeine sehr wichtige RoIe spiett

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