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1 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“ Städtebauliche Leitbilder Problem: Gründerzeitstadt Antwort 1: „Stadt aufs Land tragen“ Antwort 2: „Land in die Stadt bringen“ Problem Suburbanisierung Edge City Zwischenstadt New urbanism http://de.wikipedia.org/wiki/Stadtbaugeschichte

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1 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

Städtebauliche Leitbilder

Problem: Gründerzeitstadt Antwort 1: „Stadt aufs Land tragen“

Antwort 2: „Land in die Stadt bringen“

Problem Suburbanisierung Edge City

Zwischenstadt

New urbanism

http://de.wikipedia.org/wiki/Stadtbaugeschichte

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Ausgangspunkt Gründerzeit

Reichsgründung, Geld

Bevölkerungsexplosion

Zuwanderung vom Land

Spekulation

Mindesthofflächen: 1853: 28 m² 1887: 60 m² 1892: 80 m²

Behausungsziffer Berlin 1930: "Weltrekord" 76 EW/Gebäude

Max. Dichte: 130.000 EW/km² Max. Dichte West-Berlin 1987:

Friedenau 16.500 EW/km² Kreuzberg 13.300 EW/km²

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Gründerzeit

Schlafbursche, Schlafleute (75 % alleinsteh. Männer)

Untermieter (85 % alleinstehende Männer)

1910 Berlin: 45 % Hinterhof-Wohnungen

3,3 % Kellerwohnungen

„kleine ...in ewige Nacht getauchte Höfchen“

Kolonienamen: „Elend“, „Sorge“

„Massengrab für die Volkswohlfahrt“ (Damaschke, Führer Bodenreformbewegung 1913)

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Gründerzeit

Berlin:

Helmholtzplatz (Pankow)

„Meyer‘s Hof“, Ackerstraße 132

KUDER, T.: Städtebauliche Leitbilder - Begriff, Inhalt, Funktion und Entwicklung, gezeigt am Beispiel der Funktionstrennung und -mischung. Dissertation. Berlin 2001, S. 141 http://webdoc.sub.gwdg.de/ebook/y/2003/tu-berlin/kuder_thomas.pdf

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Gründerzeit

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Leitbildzyklus 1900 - 1980

© Marco Dresen

1. Stadt aufs Land tragen

2. Land(schaft) in die Stadt holen

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Städtebauliche Leitbilder

Antwort 1: „Stadt aufs Land tragen“

Thomas Morus „Utopia“ von 1516: „Kein Haus, das nicht, wie vorneheraus die Straßenthür, so nach hinten ein Pförtchen in den Garten hätte.“

„Gartenstadt“ (Ebenezer Howard, 1898): „der vielleicht erfolgreichste Werbebegriff der modernen Stadtbaugeschichte“ (Bodenschatz, Jahrbuch Stadterneuerung 2002).

Gartenstadt WerkssiedlungStadtrandsiedlungKleinsiedlungEigenheimverdichtete Eigenheimsiedlung (RH, Hammer-Grundst.)Verstädternde Überformung: Geschoss-WE, Stadtvilla

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Gartenstadt

Ebenezer Howard, Garten cities of tommorow 1898

„autarke Gartenstadt“

250.000 EW: 6 Städte je 32.000 EW, Zentralstadt: 58.000 EW (soziale Stadt)

Boden kommunal - Bodenreformdiskussion

Wohndichte: 200-220 EW/ha (bzw. 37 Häuser/ha) Mindestdichte sozial/ökon. nötig

Siedlungsfläche: 26.000 ha

‘Nutzungsringe’: 1. Kern: öffentl. Einrichtg. 2. Zentralpark 3. Fachgeschäfte 4. Wohngebiete mit Gärten 5. 150 m breite 'Grand Avenue' mit Schule, Spielplatz, Kirche trennt Wohngebiete von Gewerbegebieten (ähnlich in Satellitenstädten)

'Ringbahn' für Gewerbegebiete http://irpud.raumplanung.uni-dortmund.de/irpud/pro/struktur/ber41.pdf

http://de.wikipedia.org/wiki/Gartenstadt

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GartenstadtLetchworth 1903, Welwyn 1920, Hellerau b. Dresden 1908, Berlin: Falkenberg b. Grünau 1914 (Genossenschaft), Staaken 1917, Frohnau 1908, Dahlem 1909, Zehlendorf 1912, Tempelhofer Feld 1920, Lindenhofsiedlung 1921 (Schöneberg); nach dem II. Weltkrieg: New Towns Act 1946 und 1964, Gartenstädte rund um London

„selektive Rezeption“, fragmentarische Vorstadt

Gartenstadt Staaken Berlin-Spandau

Architekt:

Paul Schmitthenner,

1914 - 1917

„Geschichten voller

Poesie“ (Karl Kiem)

„Wie im Märchen“

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Stadtrandsiedlungsbewegung

„Schrei nach Siedlung“: Stadt aufs Land tragen, Dorfstädte bilden, landgerichteter Städtebau

Werksiedlung 1890-1925, industrielle Randwanderung: Borsig/Tegel; Kunheim/Niederschöneweide; Spindler/Spindlersfeld; AEG/Hennigsdorf; Schwarzkopf/Wildau; Bahn/Seddin, Elstal

Stadtrandsiedlung (Berlin: 70.000 Parzellen im Umland)

Kleinsiedlung, vorstädtische (Umsiedlung Arbeitslose: 3. Brüningsche Notverordnung 1931; Flüchtlinge, Aussiedler, Übersiedler im Nachkriegsdeutschland, BauNVO)

Eigenheim verdichtete Eigenheimsiedlung (RH, Hammer-Grundstück)

Verstädternde Überformung: Geschoss-WE, Stadtvilla

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Städtebauliche Leitbilder

Antwort 2: „Land(schaft) in die Stadt holen“

Reformwohnungs-, Gewerk- und Genossenschaftsbau (seit 1890)

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Charta von Athen 1933/1942: Moderne und funktionale Stadt, vertikale Stadt (1918-33) Gegliederte und aufgelockerte Stadt, Stadt in der Landschaft (1940-60) Urbanität durch Dichte (1960–75), Sozialistischer Wohnkomplex (1960-

89) Autogerechte Stadt (1960-75) Flächensanierung (1963-80)

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Behutsame Stadterneuerung (1980-90)

Ökologischer Städtebau (Leitbild-Spreizung) Freiflächensicherung, Begrünung, Entsiegelung (GVZ, BFF) kritische Rekonstruktion

Stadtumbau

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Reformwohnungsbau

Stadtgrundriss respektiert

Genossenschafts-, Gewerkschaftsbau:

Alfred Messel: 1899-1905 (Blockrandbebauung)

Riemers Hofgarten: 1881-1899

Blockkernbebauung ohne Hinterhäuser, „Fassade“ auch hinten

Rüdesheimer Platz 1905

Wohnungsbaugenossenschaften

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Riemers Hofgarten: 1881-1899

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14 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

Berliner Bauordnung 1925

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15 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

Charta von Athen 1933

„Luft, Licht und Sonne“

4. Kongress CIAM auf Schiff Patris II in Griechenland, 13.8.33

Resolutionsentwurf Le Courbusier (1887-1965): vier Schlüsselfunktionen des Städtebaus:

Wohnen (Angelpunkt), Arbeiten, Erholen, Fortbewegen

Städte Bild des Chaos: Trennung Funktionen, Aufräumen

Ausdruck privater Interessen, Mobilisierung des Eigentums

Aufreihung der Häuser an Verkehrsstraßen muss aufhören

getrennte Wege für Fußgänger und Automobil (§ 62), Corbusiers Ausruf

Schnelligkeit des Verkehrs: Höhendifferenz für durchgehende Fahrt, Flyover (§ 61)

größere Distanz zwischen Kreuzungen, (§ 54: 200-400m)

Sonne gegen Tuberkolose, 2 Stunden jede Wohnung/Tag, Nordlage von Wohnungen verdammen. (§ 26 und 62)

Herausgabe 1942: 95 Artikel (vgl. 95 Thesen Luthers)

Rechts: Illustration der Charta von Athen, Zeichnung v. Le Corbusier zur Planung

f. Mainz Section du Plan von 1947 http://de.wikipedia.org/wiki/Stadtbaugeschichte

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Moderne und funktionale Stadt (1918-1933)

Hilbersheimer:

Die Hochhausstadt (1924) Anlehnung in Corbusiers Ville Contemporaire

Weiteres Bsp.: Entwurf für Überplanung der Friedrichstadt, Berlin

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Moderne und funktionale Stadt (1918-1933)

Le Corbusier

Vertikale Stadt (300-3.000 EW/ha)

Ville contemporaine 1922

plan voisin 1925 (Zentrum von Paris)

Ville radieuse, 1930

Vertikale „Gartenstadt“: Terrassen auf Dächern, Gärten auf Etagen

http://www.tu-harburg.de/b/kuehn/lec2.html

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18 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

Moderne und funktionale Stadt (1918-1933)

Vertikale Stadt:

Im Hansaviertel kein Platz:

Corbusierhaus (1958)530 WE, "Unité d'habitation, Typ Berlin"

Ein Haus mit so viel Menschen wie eine Kleinstadt

„Die Ferienwohnung für ca. 4 Personen in der 8. Innenstraße kann jederzeit von Ihnen gebucht werden“

Etagenflur: 10 ca. 130 Meter lange Innenstraßen

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Gegliederte, aufgelockerte Stadt, Stadt in der Landschaft (1940-1960)

Theorie: (Göderitz, Rainer, Hoffmann)

Verbindung von Bauwerk und Landschaft

Egalitäre Vorstellungen, sozialreformerisch:

Jeder einen Balkon

Zeilenbau

Jeder besonnt, auch im WinterAbstand zwischen Zeilen: 5 H (14 ° Sonnenwinkel in Berlin)

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Gegliederte, aufgelockerte Stadt, Stadt in der Landschaft (1940-1960)

Hierarchie

Nachbarschaft

Stadtzelle (= vier Nachbarschaften mit je 16.000 EW)

Stadtbezirk (autark, zentralörtliche Funktion (Einkauf, Verwaltung = 3-4 Stadtzellen)

Stadtteil: (= 3 Stadtbezirke)

Franz Fürst, Ursus Himmelbach, Petra Potz, Leitbilder der räumlichen Stadtentwicklung im 20. Jahrhundert – Wege zur Nachhaltigkeit? Berichte aus dem Institut für Raumplanung, 41, http://irpud.raumplanung.uni-dortmund.de/irpud/pro/struktur/ber41.pdf

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Gegliederte, aufgelockerte Stadt, Stadt in der Landschaft (1940-1960)

Praxis Phase Wiederaufbau (bis Mitte 1950er) (Einhaltung historischer Grundriss, wg. TI)zweite Hälfte 1950er Wohngebiete nach LeitbildNachbarschaftseinheiten 5.000 - 10.000 EW3- bis 4-geschossige Zeilen um eine Grundschule, Ladenzentrum

Problem: Rigorose Trennung, Verkehrswachstum (Pendler), Verödung, Monotonie, Anonymität, Auslastung leistungsfähiger ÖPNV-Systeme/soziale Infrastruktur

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22 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

Berlin - Interbau 1957

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23 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

Urbanität durch Dichte (1960 – 1975)

Lösung der Probleme der „Gegliederten und aufgelockerten Stadt“/„Stadt in der Landschaft“

Konzept:

Wohngebirge mit Großformen

Rückwendung zum baulich gefassten Raum

Verdichtung

Rückgewinnung urbanen Lebens, städtische Lebensform

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Urbanität durch Dichte (1960 – 1975)

Märkisches Viertel, Berlin

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25 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

Urbanität durch Dichte (1960 – 1975)

An Stadträndern bis Anfang 1970er Jahre:

Großwohnsiedlungen extrem hoher Dichte

Märkisches Viertel, Berlin

Gropiusstadt, Berlin

Steilshoop, Hamburg

Neu-Perlach, München

Chorweiler, Köln

Dichte: 151 bis mehr als 550 Ew/ha

http://www.stadtentwicklung.berlin.de/umwelt/umweltatlas/d606_04.htm

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Sozialistischer Wohnkomplex (1960-1989)

Berlin, Hellersdorfhttp://www.stadtentwicklung.berlin.de/umwelt/umweltatlas/d606_04.htm

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Autogerechte Stadt (1960-1975)

Eingriffe in Stadtkörper (vgl. Charta von Athen)

Stadtautobahn kreuzungsfreie Stadtstraße: Tunnel (Bundesallee); Fly-over (Bierpinsel),

kreuzungsfreie Abbiegespuren: Einschleifung Straßenverbreiterung, Mittelstreifen Lietzenburger Str. (Brandwände); Hohenstaufenstraße, Martin-Luther-Straße

Trennung Fußgänger/Straßenverkehr (Unterführungen: Bsp. ICC, Brücken, keine Rücksicht beim Abbiegen nötig)

Trennung Erschließung/Bebauung, anbaufreie StraßenLange Baublocks, weniger Kreuzungen/ Querverkehr

Berlin: Tangentenplan (NKZ), FNP 1965Buchanan-Bericht 1963: notwendiger, beliebiger

Verkehr, will Gesellschaft Entwicklung mitmachen?

Lit. Reichow, Die autogerechte Stadt, 1954.

Deutscher Städtetag 1965:

„Straßen für die Städte – Jetzt muss gehandelt werden!“

Expressway durch Boston

Titelbild 15. Heft Neue Schriften des DST, Stuttgart 1965

Entfernungspauschale und Raumordnung, ISR Projektbericht Nr. 31, S. 30Zitiert nach: Beyme et al.1992, S. 27.

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Macht der Moderne: Flächensanierung

1963-1980 „Kahlschlagsanierung“ (Licht, Luft, Sonne und Grün

„Säulenheiligen“)

Berlin: 1. Stadterneuerungsprogramm 1963Wedding: Brunnenstraße/Ackerstraße; Neukölln, Kreuzberg,

Charlottenburg

140.000 EW

56.000 WE

7.600 Betriebe

450 ha

http://www.sanierung-berlin.de/sanberlin/Geschichte/hauptteil_geschichte.html

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Macht der Moderne: Flächensanierung

1963-1980 „Versöhnungsprivatstraße“ (Berlin-Wedding, Hussitenstraßen, Nähe „Meyer‘s Hof“,

Ackerstraße)

Reise durch die Stile und Zeiten:

Hussitenstraße:

Romanische Fassade

Romanischer Hof

Altmärkischer Hof

Nürnberger Hof

Renaissancehof

(Barockhof

Moderner Hof)

Strelitzer Straße:

Jugendstil-Fassade

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Macht der Moderne: Flächensanierung

1963-1980 „Versöhnungsprivatstraße“

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31 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

Macht der Moderne: Flächensanierung

1963-1980 „Versöhnungsprivatstraße“

Reste des Romanischen Hofes

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32 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

Macht der Moderne: Flächensanierung

1963-1980 „Versöhnungsprivatstraße“

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33 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

Macht der Moderne: Flächensanierung

1963-1980 „Versöhnungsprivatstraße

Altmärkischer Hof,

Berlin als Bürgerstadt

im 14. und 15. Jahrhundert

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34 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

Macht der Moderne: Flächensanierung

1963-1980 „Versöhnungsprivatstraße“

Nürnberger Hof

Berlin als kurfürstliche

Residenz des 16. Jahrh.

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35 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

Macht der Moderne: Flächensanierung

1963-1980

„Versöhnungsprivatstraße“

Nürnberger Hof

Berlin als kurfürstliche

Residenz des 16. Jahrh.

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36 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

Macht der Moderne: Flächensanierung

1963-1980 „Versöhnungsprivatstraße“

Nürnberger Hof

Berlin als kurfürstliche

Residenz des 16. Jahrh.

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37 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

Macht der Moderne: Flächensanierung

1963-1980 „Versöhnungsprivatstraße“

Nürnberger Hof

Berlin als kurfürstliche

Residenz des 16. Jahrh.

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38 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

Macht der Moderne: Flächensanierung

1963-1980

Renaissancehof, Barockhof, Moderner Hof?

„Da war der Kaiser Wilhelm an der Wand dran, da war‘n Gemälde dran - und dann ham‘ses abgerissen. Da war es sehenswert und mit einmal war es nicht mehr sehenswert, da wurd‘es abgerissen.“

Bezirksamt Wedding von Berlin (Hrsg.): 25 Jahre Stadterneuerung für Menschen im Wedding, FAB-Verlag Berlin 1988, S. 52

„Versöhnungsprivatstraße“

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39 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

Macht der Moderne: Flächensanierung

1963-1980

Ornament und Verbrechen 1908

Modernisierung

Entstuckung 1920 – 89

„Unfähigkeit zu Trauern“

nach 1945?

Adolf Loos: Ornament und Verbrechen 1908Hans Georg Hiller von Gaertringen: Fort mit Schnörkel, Stuck und Schaden" - Die Entstuckung Berlins

im 20. Jahrhundert, in: BerlinLabor (Hrsg.): Berlin-Forschungen junger Wissenschaftler Nr. 1, ISBN 3-89700-129-2, 200, http://www.berlin-labor.de/pdf/hiller1003.pdf

Timo Strauch: Entstuckung. Zum Schicksal des Stucks am Berliner Miets- und Geschäftshaus. Peter Bürger: „Die Echtheit der alten Steine, Neue Zürcher Zeitung, 07.01.2009

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Behutsame Stadterneuerung (1980-1990)

Wegbereiter 60er Jahre

Jane Jacobs (Journalistin): „Tod und Leben amerikanischer Städte“ 1961/63 (Mannigfaltigkeit: Mischung, kurze Baublocks, EW-Dichte, alte Gebäude)

Wolf Jobst Siedlers und Elisabeth Niggemeyers "Die gemordete Stadt" (1964)

Alexander Mitscherlich "Die Unwirtlichkeit unserer Städte - eine Anstiftung zum Unfrieden" (1965)

Rudolph Hillebrecht: "War alles falsch"? (StadtBauwelt 1965, Heft 8)

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41 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

Behutsame Stadterneuerung (1980-1990)

Wegbereiter 70er Jahre

Josef Paul Kleihues, 1973: „Tabu Gründerzeit muss durchbrochen werden“, „Stellenwert des Berliner Stadtbildes muss erkannt werden.“ Erste geschlossene Blockrandbebauung am Vinetaplatz (Sanierungsgebiet Brunnenstraße, Wedding)

Harry Ristock 1975: Kurskorrektur Sanierung: „subtiler“ Probleme lösen

Denkmalschutzjahr 1975 Wiederentdeckung der historischen Stadt, “Revitalisierung der Innenstädte”, „A future for our past“, Stuck und Mietskaserne wieder hoffähig

Hausbesetzerbewegung (1978): erhalten um jeden Preis

Berliner Linie, Richard von Weizsäcker 1981: „Instandsetzung vor Modernisierung, Modernisierung vor Sanierung, also vor Abriss und Neubau“

Behutsame Stadterneuerung (1980-90) 2. Stadterneuerungsprogramm: 29 Verdachtsgebiete mit 100.000 EW, IBA-Alt und IBA-Neu: historischer Stadtgrundriss (Ritterstraße-Nord)

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ökologischer Städtebau 1990 (Leitbild-Spreizung)

neue Naturschutz- und Umweltbewegung:1969 Mondlandung; 1972 Meadows

„Grenzen des Wachstums“; 1974 Ölkrise, Club of Rome,1978 Treibhaustheorie, Global 2000, Überbevölkerung; 1979 Die Grünen

Hin zur Natur: „mehr Bäume“/Stadt als Landschaft

(ökolog. Kreisläufe):

FreiflächensicherungBegrünungEntsiegelung (GVZ, BFF)

Ökologisch Bauen:1. Bio-, Solararchitektur2. Siedlungsbau, Zeilen

(Südausrichtung, Belüftung, Biotopverb.)

Leitbildwechsel Städtebau:

weg von zuviel Natur („Abstandsgrün“), „Luft, Licht und Sonne“. Zurück zum hist. Stadtgrundriss/ europäische Stadt, kritische Rekonstruktion:

„mehr Häuser“:

verdichtet, durchmischt

geschlossener Baublock Minimierung Entfernung Auto als Ökologiefeind Nr.1, "Ökologie der Zeit„, Flächenfraß in Außenräumen bremsen

Bsp. Potsdam Kirchsteigfeld

makroökologisch:Mikroökologisch

“Innerfamiliärer“ Streit um Blockrandschließung, Brache, Dachgeschossausbau

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Kritische Rekonstruktion

1. Netz aus Straßen u. Plätzen, kurze Baublöcke

vernetzter öffentlicher Raum (Orientierung).

Gegenteil: Sackgassen und Erschließungsschleifen

2. Blockbebauung

Bebauung an Straßenflucht:

immissionsschützend

wirtschaftlich: Lagequalität

städtebaulich: Raumbildung

sozial: Zutrittsbarriere, gestuftere Raumfolge

Sicherheit: beobachtete Räume: Straße, Hofbereich (Kinder)

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Kritische Rekonstruktion

3. Parzelle

„Zelle der Stadt“, kleinste städtebauliche Einheit: 500 - 1.000 m²

25 - 35 m Straßenfront

Kleinteiligkeit (Form und Inhalt)

4. Einwohner- und Bebauungsdichte

Rentabilität Infrastruktur: Be-/Entwässerung, Elektrizität, Gas, ÖPNV, Erschließung

Entfernung: Einzelhandel, DL, Schulweg GFZ München 1995: MI-Gebiete von 1,6-2,5

BauNVO: WA, MI =1,2; MK =3,0

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Kritische Rekonstruktion

5. Traufhöhe

Berliner Traufhöhe 22 m, Firsthöhe 25-28 m

6. Funktionsmischung Vermeidung

langer Wege

extremer Nachfragespitzen

verödeter Stadträume

öffentliche Sicherheit: Tag- und Nachtbevölkerung

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Berlin Planwerk Innenstadt 1997

Rezeption durch Berliner Grüne:  

Verdichtung im Planwerk fanatisch durchexerziert

Grün- und Freiflächen nach Gutdünken verplant

Sucht nach geschlossener Bebauung und historisierender Rekonstruktion hat

Blick für zeitgemäße Bedürfnisse und auch für ökologischen Ausgleich getrübt

Franziska Eichstädt-Bohling, Stachlige Argumente 2/97

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47 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

Gefahren der kritischen Rekonstruktion

Was macht eine eng angebaute Straße zur Straßenschlucht ?

Was verleiht einer Blockrandbebauung jene Schwere, Monumentalität, ein belastendes steinernes Gesicht?

6 Prinzipien für zeitlosen Städtebau: Häuser maßvoll bauen, auf Parzelle

Blockränder individualisieren

Straßenräume statt Schluchten

Stadtplätze statt Freiflächen

Großgrün nicht aus Prinzip - mit Bedacht

Material - Steine setzen statt asphaltieren

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48 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

Das Haus maßvoll bauen

Das einzelne Haus sollte eine Breite und Höhe nicht überschreiten, die außer Verhältnis zum Straßenraum bzw. Platzraum steht und die nicht seiner gesellschaftlichen Bedeutung entspricht.

Das Grundstück, die Parzelle ist das Maß, ist die Regel.

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Blockrand nicht gleich Blockrand

Rezepte gegen Monumentalität in der Blockrandbebauung:

Individualität des Hauses fördern, visuelle Blockbildung verhindern

Jedes Haus sollte klar unterscheidbar gegenüber seinen Nachbarn sein.

Städtische Dichte muss nicht nur am Blockrand eingelöst werden

http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Weberhaus_Potsdam_Babelsberg.jpg

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50 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

Straßenräume

Räume statt Schluchten:

Straßen krümmen oder abwinkeln,

gerade Straßen zu Sichtachsen auf herausragende Bauwerke (z. B. Kirchen) oder Landschaftselemente machen (Bsp. Potsdam, Brandenburger Str.)

Straßenbreite bewusst planen: Enge und Weite mit je eigenen Qualitäten

Enge: zieht einen hinein (Kapillareffekt), Geborgenheit, als Vorbereitung auf Platzöffnung

Weite: Macht- und Prachtentfaltung: Allee, Boulevard, Prachtstraße, Prospekt

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Straßenräume

http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,478934,00.html

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52 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

Stadtplätze - Sehen und Gesehenwerden

Aus der Enge in die Weite: Für das eigentliche Platzerlebnis sorgen die zuführenden Straßen: die Erfahrung von Enge. Ohne den Kontrast von der Enge der zuführenden Straßen zu der Öffnung und Weite eines Platzes fehlt einem für das Platzangebot eigentlich der Sinn.

Fotos: Sergey Ashmarin

Bühne: Für das, was den Ort so anziehend macht, Öffentlichkeit erzeugt, ihn zur "Bühne", zum Forum macht, müssen eine ausreichende Fluktuation von Passanten und tausend Fensteröffnungen, die "Logenplätze" in der Bebauung am Platzrand sorgen. In Sichtweite!

„Il Campo – Der schönste Platz der Welt“http://www.schwider.de/campo.htm

Foto: Guido Haeger http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Italy_tuscany_siena1.jpg

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53 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

Stadtplätze statt Freiflächen

Nicht freie Fläche, Raum!: kein Produkt aus Länge mal Breite, nicht einfach nur freie Fläche: städtische Fläche fassen, einen Rahmen bilden, auf richtiges Verhältnis von Gebäudehöhe der einrahmenden Bebauung zur Fläche achten, damit Raumgefühl entsteht.

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Stadtplätze statt Freiflächen

Häuser „machen Platz“: Im Kern ist bei einem Stadtplatz, im Unterschied zu einem Vorplatz, die Fläche nicht auf das Haus bezogen, sondern umgekehrt: die Häuser "machen Platz", sie bilden dicht gedrängt einen "Kreis" um den Raum, dem höchstes öffentliches Interesse zukommt.

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55 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

Stadtplätze

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Stadtplätze

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57 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

Stadtplätze

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58 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

Stadtplätze

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Großgrün mit Bedacht in dichter Stadt

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Großgrün mit Bedacht in dichter Stadt

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61 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

Großgrün mit Bedacht in dichter Stadt

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62 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

Großgrün mit Bedacht in dichter Stadt

Großkroniger Straßenbaum? Häuser sind Baukunstwerke!

Contra: Stadtbaukunst braucht kein „Feigenblatt“. Fassade will sich zeigen, nicht verdeckt sein (... man stellt sich im Wohnzimmer auch keinen Fikus vor den Rembrandt).

(Geschäftsstraßen brauchen sichtbare Fassaden als Werbeflächen)

Plätze ohne Bäume: Bebelplatz, Pariser Platz, Gendarmenmarkt, Walter-Benjamin-Platz

Straßen ohne Bäume: Friedrichstraße, Brandenburger Str, Mittelstraße

Pro: Ein „Schleier“ weckt Neugierde. Bäume zur Hälfte des Jahres unbelaubt. Sie bringen die Jahreszeiten in die Straße

Alternative: kleinvolumige, schmalkronige Zierbäume (Akazie, Robinie, Mandelbaum, Zierkirsche, Magnolie)

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Großgrün mit Bedacht in dichter Stadt

Hinterhofbegrünung ohne Großbäume: Licht wichtiger als Schatten

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Shared Space – wider den Schilderwald

ADFC Radwelt 4/2008

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Material! (Natur-)Steine setzen statt asphaltieren

Formate von Natursteinpflaster http://de.wikipedia.org/wiki/Pflaster_%28Belag%29

Steinplatten: Platten größer als Großsteinpflaster. Größen bis in den Meter-Bereich. Für Beläge von Gehwegen oder großen Flächen verwendet. (in Berlin „Schweinbäuche“ genannt)

Großsteinpflaster: Die für Großsteinpflaster gängigen Größen sind 13/15, 15/17 und 17/19 cm. Es sind damit Würfel in den Abmessungen 14 x 14 cm, 16 x 16 cm und 18 x 18 cm gemeint. Die Kantenlänge variiert dabei um +/- 1 cm, da Natursteine nicht ganz exakt gebrochen werden können. In der Größensortierung 13/15 cm gibt es also Steine, die genau 14 x 14 cm groß sind, aber auch solche, die bis 13 x 15 cm messen.

Kleinpflaster: Kleinpflaster wird meist mit Hartmetallkeilen gebrochen. Gebräuchlich sind die Größen 9/11, 8/10, 8/11, 7/9, und 7/10 cm. Die Steine sind auch hier annähernd quadratisch, mit Abmessungstoleranzen nach unten und oben. Von der Größensortierung 9/11 cm werden etwa 100 bis 110 Steine pro Quadratmeter benötigt.

Mosaikpflaster: Das Mosaikpflaster, die kleinste Pflastergröße, wird heute im Maschinenschlag hergestellt. Üblich sind die Größen 6/8, 5/7, 4/6 und 3/5 . Bei der Kantenlänge 5/7 cm kommen etwa 270 bis 290 Steine auf einen Quadratmeter.

Kieselsteinpflaster: Mit Kieselsteinpflaster können Aussparungen geschlossen oder ein Ornament gebildet werden.

Findlinge: Findlinge sind von Flüssen weit transportierte und somit runde Steine. Sie werden mindestens 1/3 in den Boden eingegraben. Ihre eigentliche Wirkung erzielen diese Steine erst ab 80 cm Größe.

Schotter/Splitt: Locker liegender Belag aus maschinell klein gebrochenen Natursteinen ungleichmäßiger Abmessung. Die kleineren Abmessungen (Splitt) von 2/5 bzw. 5/8 mm Sortierung werden auch als Ausgleichsschicht oder Bett für größeres Pflaster benutzt. Das gröbere Material (Schotter) wird zum Auffüllen oder auch als Deckschicht z. B. für die Befestigung von Feldwegen benutzt.

Lit.: Jörg Niendorf, Spur der Steine, unterwegs auf Berliner Straßenpflaster, FOYER - Journal für Stadtentwicklung, 8/2001, S. 14

Katzenkopfpflaster

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Material! (Natur-)Steine setzen statt asphaltieren

„Knochenstein“ Betonstein

       

       

Viele Innenstädte in Brandenburg heute attraktiver als ihre Partnergemeinden in den alten Ländern: „Einen ostdeutschen Marktplatz erkennt man am Granitpflaster, wo im Westen nur Betonverbundsteine verbaut wurden“ Reinhold Dellmann, Minister für Infrastruktur und Raumordnung des Landes Brandenburg, MOZ, 28.3.2008

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67 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

Material! Steine setzen statt asphaltieren

Begegnung zweier Paare („offene“ Gangart): 4 x 0,75 = 3.00 m

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68 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

Material! Steine setzen statt asphaltieren

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69 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

Stadtumbau - Abschied von der Platte

"Am Ende ist es ein großer Haufen Betonmehl“ (s. Notizen)

Berlin, Luisenblock, Baujahr 1990:

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Berlin–Friedenau 16.500 EW/km², 165 EW/ha (1987)

http://www.stadtentwicklung.berlin.de/umwelt/umweltatlas/d606_04.htm

Städtische Auswege aus der Mietskasernenstadt Vorstadtbebauung: „Villen- und Landhauskolonie“

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Städtische Auswege aus der Mietskasernenstadt Vorstadtbebauung: „Villen- und Landhauskolonie“

Berlin-Friedenau:

Gründungsjahr: 1871 (Ende des Dt.-franz. Krieges „Friedenau“)

Gründer: J.A.W.v. Carstenn

Größe: 141 ha

Als Landhauskolonie für Mittelschicht geplant, tatsächlich mehr und mehr mit Mietshäusern bebaut,

Burkhard Hofmeister, Berlin West, Darmstadt 1990, S. 193ff.

Carstenn-Figuren Miniatur-Graphik: http://de.wikipedia.org/wiki/Carstenn-Figur

„Carstenn-Figur“ aus Straßen u. Plätzen

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72 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

Städtische Auswege aus der Mietskasernenstadt Vorstadtbebauung: „Villen- und Landhauskolonie“

Erfolgsgeheimnis Friedenau:

1. Vorgartenzone 3-6 m

(bürgerschaftlicher Wettbewerb um den schönsten Vorgarten)

2. Kaum Hinterhäuser, dafür Seitenflügel, (Raumbildung mit Nachbargrundstück)

3. Wechsel von geschlossener halboffener, offener Bebauung

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73 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

Städtische Auswege aus der Mietskasernenstadt

Städtebau ohne „Leitbild“: Bremer HausBauO 1841: Verbot von Hinterhäusern ohne

Straßenanbindung

Einfamilien-Reihenhaus

Vorgartenzone

Niveauunterschied Straßen/Garten

http://earthlingsoft.net/ssp/misc/BremerHaus/BremerHaus_d.html

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74 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

Leitbilder

Leitbildgeschichte:

Vergleich Schwarzpläne (Stadt der Architektur, Berlin 1900-2000 S. 385)

Stadtpläne 1:10.000

Leitbildzyklus zweigeteilt: in die Vertikale und Horizontale

Leitbild = ideell oder ideologisch? (Versuch und Irrtum im Umgang mit Gründerzeit)

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75 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

Leitbild und Dichte

http://www.stadtentwicklung.berlin.de/umwelt/umweltatlas/d606_04.htm

Wohngebiet Mischgebiet I

geschlossener Hinterhof 549 396

Hinterhof 414 265

behutsame Sanierung 437 274

Schmuck- und Gartenhof 263 200

Schuppenhof 129 156

Nachkriegsblockrand 331 220

Sanierung durch Entkernung 380 271

Großhof 257 175

Zeile der 20er und 30er Jahre 176 143

Zeile seit den 50er Jahren 182 142

Ungeordneter Wiederaufbau 252 239

Hochhaus 318 255

Plattensiedlung 80er, 90er Jahre 347 257

Reihengarten 57 -

Garten 44 -

offene Siedlungsbebauung 18 -

parkartiger Garten 53 -

Gärten und halbprivate Umgrünung 87 -

Dorf 46 46

Tab. 1: Durchschnittliche Einwohnerdichte pro Flächentyp undNutzung

Flächentyp

Durchschn. EW-Dichte (Ew/ha)

je Nutzung

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76 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

Edge City (Joel Garreau)

Autobahnauffahrten und Punkte hoher Erreichbarkeit als Kristallisationskerne für suburbanisierende Nutzungen (Wohnen, Einkauf, Büro)

Merkmale:

4,5 Millionen m² Bürofläche,

55.000 m² EH-Fläche

Bürohochhäuser, eingeschossige Malls

Einzugsbereich: 250.000 EW in 15-Min-Auto-Isochrone

Einheitlich geplant und developed: 'Corporate Identity'. Privaten Betreibergesellschaft.

USA: > 100 Edge Cities (suburbane Zentren)

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77 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

Zwischenstadt (Sieverts 1997)

Bewertungsschere Fachwelt (kompakte europäische Stadt) und suburbanisierender Mittelschicht (Hölle oder Himmel)

2/3 Bautätigkeit außerhalb kompakter Stadt

bessere Gestaltung von Zwischenstadt (Suburbia). funktionelle Anreicherung: Nivellierung von Dichte und Funktionen über gesamte Stadtregion

Zwischenstadt als Entwicklungsmuster anerkennen Dominanz von 'Suburbs' und 'Technourbs', Leitbilder dezentrale Konzentration und Funktionsmischung laufen an realer Entwicklung vorbei

Bsp. Neues Orts-Zentrum Eggersdorf (Wohnvorort von Berlin)

Thomas Sieverts, Zwischenstadt zwischen Ort und Welt, Raum und Zeit, Stadt und Land, 1997

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78 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

New urbanism (USA)

...”is the revival of our lost art of place-making, and promotes the creation and restoration of compact, walkable, mixed-use cities...”

THE PRINCIPLES OF NEW URBANISM, http://www.newurbanism.org http://en.wikipedia.org/wiki/New_urbanism

Neue Vorstädte städtebaulich geplant, developed

Nutzungsmischung, soziale Mischung, Dichte,

architektonische Vielfalt

Histor. Stadtgrundriss, Zentrum, fußgängerfreundlich, ÖPNV, Reduktion PKW, offene Stadt (keine gated community)

Schmuckplätze statt Einfacherschließung

In Deutschland: Potsdam Kirchsteigfeld Lit.: Harald Bodenschatz, Jahrbuch Stadterneuerung 2002

„Walkability” wikipedia

Next Slum by Christopher B. Leinberger

http://www.endofsuburbia.com/

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79 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

Modernistin contra Traditionalist

Christine Edmaier: „Das Beliebige weglassen“ Christoph Kohl: „Jenseits aller Reduktion“

Richtige Architektur? Kreativ auf gegebene Situation eingehen, auf das Wesentliche konzentrieren und das Beliebige weglassen

Im Vordergrund steht der Gebrauch des Stadtraumes und der Genuss, den der Mensch dabei empfinden kann, jenseits aller Reduktion auf das Wesentliche.

Wenn ich eine Solarsiedlung plane, kann ich nicht alle Häuser um die Ecke wickeln und historische Stadträume schaffen, dann habe ich schlicht nicht genug Sonneneinstrahlung

Nachhaltigkeit gelingt über den städtischen Raum (Dichte, Vermeidung langer Wege), man kann sie nicht nur über Sonnenpaneele definieren. Dichte und Nutzungsmischung werden in traditionellen Formen stärker nachgefragt als in modernen.

Sie bauen geschlossene Straßenräume und Blöcke, bilden Ecken aus und nehmen in Kauf, dass es auch Wohnungen mit schlechter Besonnung oder mit zwangsläufig schlechteren Grundrissen gibt. Auch in der Nordostecke soll dann noch jemand wohnen, wer eigentlich?

Nur mit dieser Priorität sind all die historischen Orte entstanden, die wir heute für schön und besichtigenswert halten. Darf man diesen Vorbildern nicht nachstreben. Die Leute wollen gerne in einem Eckhaus wohnen, weil es sich vom Durchschnitt abhebt.

Für mich sind Licht, Luft und Sonne überhaupt keine angestaubten Schlagwörter. Gefragt ist ein vernünftiger Kompromiss zwischen Wohnen und Städtebau. Es darf nicht nur ums Bild gehen.

Jenseits des jeweiligen Dekors und der Verzierung der Fassade haben wir Menschen doch ein Gen, das wir mit dem Urbild des Hauses verbinden. Ich bin überzeugt, dass es eine Sehnsucht nach klar definierten Räumen und Grenzen gibt, sogar ein nach mehr Strenge und Führung im Straßenraum. Er lässt gemeinschaftliches Wohlbehagen entstehen.

Es ist eine Sehnsucht nach Vergangenem. Es ist sinnvoller nach vorn zu gucken als zurück.

Wir müssen uns nicht auf die Suche nach nie Dagewesenem machen. Ökologisch wohnen in der traditionellen Stadt - warum denn nicht?

Sie können nicht erwarten, dass auch die ganze Fachwelt das schön findet. Wir haben uns dreimal für Jahresausstellungen Berliner Architektur beworben: 2003, 2005, 2007. Jedes Mal wurden wir abgelehnt.

Ich baue für die fünf Prozent der Leute, die einen modernen Geschmack haben. Natürlich würde ich mir wünschen, es wären mehr.

Ob historisch oder nicht: Das meiste, was gebaut wird, geht doch an uns Architekten vorbei und verfehlt unsere Qualitätsansprüche.

Da gebe ich Ihnen recht: Das größte Problem ist nicht unser unterschiedliches Verständnis von Qualität, sondern es besteht darin, dass so vieles ganz ohne Qualität und auch ganz ohne Architekten gebaut wird.

Quelle: Deutsches Architektenblatt 6/2008

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80 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

Rekonstruktion – Großer Markt Wesel

Deutsches Architektenblatt 04/09, S. 24f.

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81 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

Rekonstruktion – Großer Markt Wesel

„Präsentationen vor Hunderten Weselern brachten spontanen Applaus“

Deutsches Architektenblatt 04/09, S. 24f.

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82 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

Rekonstruktion – Großer Markt Wesel

Deutsches Architektenblatt 04/09, S. 24f.

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83 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

Altstädt- (T)Räume Frankfurt/M

„Wiedererrichtung der 1943/44 zerstörten Frankfurter Altstadt ist auf die Agenda gerutscht“

Mäckler: „kleinteilige Parzellierung und eine Architektur der Angemessenheit, deren Materialien und Elemente sich an der Tradition orientiere“

Abriss des Technischen Rathauses, originalgetreuer Wiederaufbau von sechs oder sieben herausragenden Altstadthäusern.

Dieter Baretzko beklagte die zahlreichen Abrisse in der Innenstadt und forderte, die stadtbildprägende 50er-Jahre-Architektur als jüngsten Baugeschichtsbestand zu erhalten.

Stadtbauwelt 180/2008, S. 5

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Rekonstruktion Freudenstadt

„Wunder von Freudenstadt“

Die „Abgebrannten“ forderten Wiederaufbau ihrer Häuser auf alten Parzellengrenzen.

Vertreter der Stuttgarter Schule mit ihrer Heimatschutzarchitektur (Ludwig Schweizer und Paul Schmitthenner) setzen sich gegen vorherrschende, modernistische Fachmeinung durch. Wiederaufbau gilt heute noch als Gesamtkunstwerk

Quelle Text und Bild: wikipedia

600 Gebäude, 95 Prozent der gesamten Innenstadt, wurden am 16./17. April 1945 zerstört.

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85 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

Rekonstruktion von Münster

„Auf Drängen der Bevölkerung wurde anders als in vielen anderen deutschen Großstädten ein Teil der historischen Altstadt in den 1950er Jahren ähnlich dem Vorkriegszustand wieder errichtet.“

Text und S/w-Bild: wikipedia

Eigene Farbbilder von 2009

91 % der Altstadt durch britische Bomben zerstört.

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86 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

Rekonstruktion Rothenburg ob der Tauber

Nach Kriegsende beteiligten sich die Amerikaner mit Spenden am Wiederaufbau.

(Spendertafeln am Wehrgang)

Quelle Text und Bild: wikipedia

40 % Rothenburgs durch die US-Luftwaffe beschädigt oder zerstört (31.3.1945)