10 Gründe gegen Zugangsbeschränkungen

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Medizinstudium & soziale Selektion Das Medizinstudium ist seit 2006 zugangsbeschränkt. Das Ergebnis davon ist, dass die soziale Durchmischung so schlecht ist wie sonst kaum wo. Seit der Einführung der Aufnahmeprüfungen ist der Anteil finanziell schwächerer Studierender weiter gesunken und inzwischen mit nun nur mehr 10% deutlich unterrepräsentiert. Private Prüfungsvorbereitungsindustrie In Fächern, in denen es Zugangsbeschränkungen und Aufnahmeprüfungen gibt, hat sich eine regel- rechte private Prüfungsvorbereitungsindustrie entwickelt. Die Vorbereitungskosten übersteigen dabei sogar die Studiengebühren, die für ein Semester zu bezahlen sind, bei weitem. Diejenigen, die das Geld für solche Kurse nicht aufbringen können, sind weniger gut vorbereitet. Außerdem ergibt sich das Problem, dass gerade Menschen aus sozioökonomische benachteiligten Schichten arbeiten müssen, um sich genug Geld für das Studium zu verdienen. Diese haben somit weit weni- ger Zeit sich auf solche Prüfungen vorzubereiten als Kinder aus reichem Elternhaus. Beide Gründe führen so zu einem klarer Startnachteil für Menschen aus finanziell schlechter gestellten Schichten. Wir brauchen mehr Studierende, nicht weniger! Laut OECD liegt Österreich im Internationalen Vergleich bei der Absolvent_innenquote (19%) schon jetzt weit unter dem Durchschnitt (39%). Doch nicht nur die Absolvent_innen- auch die Studienanfänger_innenquoten (50%) liegen weit unter dem Schnitt (56%). Nachdem Bildung eine der wenigen Chancen für gesellschaftlichen Aufstieg ist, darf die Quote nicht noch weiter sinken! Steigende Jugendarbeitslosigkeit Die Einführung von Zugangsbeschränkungen und die damit verbundene drastische Kürzung von Studienanfänger_innenzahlen würde vor allem in Zeiten der Krise zu einer massive Erhöhung der Jugendarbeitslosigkeit führen. Konkret würde eine Reduktion der Studienanfänger_innen um 1/3 einen Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit von 8,8% auf 11,66 % bedeuten, was einem Anstieg um +32,44% entspricht (nationale Berechnungsmethode). Persönlicher UND wirtschaftlicher Mehrwert von höherer Bildung Österreich ist bei Bildungsausgaben Schlusslicht in Europa. Besonders im Hochschulbereich ist der Anteil am BIP mit nur 1,3 % weit unter dem Schnitt und auch viel zu niedrig, um auch nur den Status Quo an den Hochschulen erhalten zu können. Investitionen in Bildung sind aus volk- swirtschaftlicher Perspektive notwendig. Akademiker_innen verdienen im Schnitt 60% mehr als Erwerbstätige mit einer anderen Berufsausbildung. Insgesamt ergibt sich bei Hochschulabsol- vent_innen durch die Mehreinnahmen aus Steuern und Sozialabgaben das Dreifache der Kosten ihres Studiums. Akademiker_innen zahlen also im Schnitt 66.200 EUR mehr zurück als ihr Studi- um gekostet hat. Ein höherer Bildungsgrad hat neben einem gesellschaftlichen somit auch einen wirtschaftlichen Mehrwert. #1 #2 #3 #4 #5 Verband sozialistischer Student_innen I [email protected] #10Gründe gegen Zugangsbeschränkungen ... für den offenen Hochschulzugang!

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In diesem Folder finden sie die 1ß Gründe warum sich die VSSTÖ gegen Zugangsbeschränkungen auf den österreichischen Unis ausspricht

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Medizinstudium & soziale SelektionDas Medizinstudium ist seit 2006 zugangsbeschränkt. Das Ergebnis davon ist, dass die soziale Durchmischung so schlecht ist wie sonst kaum wo. Seit der Einführung der Aufnahmeprüfungen ist der Anteil finanziell schwächerer Studierender weiter gesunken und inzwischen mit nun nur mehr 10% deutlich unterrepräsentiert.

Private PrüfungsvorbereitungsindustrieIn Fächern, in denen es Zugangsbeschränkungen und Aufnahmeprüfungen gibt, hat sich eine regel-rechte private Prüfungsvorbereitungsindustrie entwickelt. Die Vorbereitungskosten übersteigen dabei sogar die Studiengebühren, die für ein Semester zu bezahlen sind, bei weitem. Diejenigen, die das Geld für solche Kurse nicht aufbringen können, sind weniger gut vorbereitet. Außerdem ergibt sich das Problem, dass gerade Menschen aus sozioökonomische benachteiligten Schichten arbeiten müssen, um sich genug Geld für das Studium zu verdienen. Diese haben somit weit weni-ger Zeit sich auf solche Prüfungen vorzubereiten als Kinder aus reichem Elternhaus. Beide Gründe führen so zu einem klarer Startnachteil für Menschen aus finanziell schlechter gestellten Schichten.

Wir brauchen mehr Studierende, nicht weniger!Laut OECD liegt Österreich im Internationalen Vergleich bei der Absolvent_innenquote (19%) schon jetzt weit unter dem Durchschnitt (39%). Doch nicht nur die Absolvent_innen- auch die Studienanfänger_innenquoten (50%) liegen weit unter dem Schnitt (56%). Nachdem Bildung eine der wenigen Chancen für gesellschaftlichen Aufstieg ist, darf die Quote nicht noch weiter sinken!

Steigende JugendarbeitslosigkeitDie Einführung von Zugangsbeschränkungen und die damit verbundene drastische Kürzung von Studienanfänger_innenzahlen würde vor allem in Zeiten der Krise zu einer massive Erhöhung der Jugendarbeitslosigkeit führen. Konkret würde eine Reduktion der Studienanfänger_innen um 1/3 einen Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit von 8,8% auf 11,66 % bedeuten, was einem Anstieg um +32,44% entspricht (nationale Berechnungsmethode).

Persönlicher UND wirtschaftlicher Mehrwert von höherer BildungÖsterreich ist bei Bildungsausgaben Schlusslicht in Europa. Besonders im Hochschulbereich ist der Anteil am BIP mit nur 1,3 % weit unter dem Schnitt und auch viel zu niedrig, um auch nur den Status Quo an den Hochschulen erhalten zu können. Investitionen in Bildung sind aus volk-swirtschaftlicher Perspektive notwendig. Akademiker_innen verdienen im Schnitt 60% mehr als Erwerbstätige mit einer anderen Berufsausbildung. Insgesamt ergibt sich bei Hochschulabsol-vent_innen durch die Mehreinnahmen aus Steuern und Sozialabgaben das Dreifache der Kosten ihres Studiums. Akademiker_innen zahlen also im Schnitt 66.200 EUR mehr zurück als ihr Studi-um gekostet hat. Ein höherer Bildungsgrad hat neben einem gesellschaftlichen somit auch einen wirtschaftlichen Mehrwert.

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Mehr österreichische Studierende in Deutschland als umgekehrtIn den Medien wird immer vor dem Ansturm der deutschen Studierenden gewarnt. Das ist aber eine falsche Darstellung der Tatsachen, denn die Studierendenströme gehen in beide Richtungen. Im Verhältnis zu den Gesamtzahlen an Studierenden ist der Prozentanteil der Deutschen, die in Österreich studieren, geringer als der Anteil der Österreicher_innen, die ihr Studium in Deutschland absolvieren.

Zugangsbeschränkungen diskriminieren FrauenGerade Frauen werden durch Zugangsbeschränkungen extrem benachteiligt. 2011 wurden im Medizinstudium bei 56 % weiblichen Bewerberinnen nur 43 % zugelassen und auch in den Vorjah-ren war das Verhältnis von Bewerberinnen zu der insgesamten Zahl der Zugelassenen miserabel. Eine derartige Benachteiligung von Frauen beim Zugang zum Studium darf nicht länger geduldet werden!

Aufnahmetests auch an FHs sozial selektivDas Wissenschaftministerium versucht den Mythos zu verbreiten, dass auf Fachhochschulen die soziale Durchmischung dank der Zugangsbeschränkungen viel besser ist. Das ist aber eine be-wusst gestreute Falschinformation. Viele FH-Studienrichtungen sind als berufsbegleitende Studien konzipiert. Dadurch wird die soziale Selektivität von Studienbeiträgen und Zugangsbeschränkun-gen durch die ohnehin hohe Erwerbstätigkeit cachiert. Außerdem haben viele FHs in eher ländli-chen Gegenden einen Standort. Die Mobilitätsbarriere ist somit viel kleiner. Doch auch in Fach-hochschulen sind Studierende aus sozial schwachen Schichten massiv unterrepräsentiert. Etwa nur ein Drittel stammt aus einem finanziell schlechter gestellten Hintergrund.

Geforderte Mobilität oft als Ausschlussgrund für StudienbeginnOft wird argumentiert, dass junge Menschen doch einfach wo anders hingehen sollen zum Stud-ieren, wenn einzelne Fächer überlaufen sind. Gerade diese geforderte Mobilität stellt aber für viele angehende Studierende ein wesentliches Problem dar, denn vielen fehlt der finanzielle Backround, um einfach so von Zuhause in eine andere Stadt zu ziehen. Gerade Studierende aus finanziell schlechter gestellten Schichten können sich dort die gesamten Lebenserhaltungskosten oft nicht leisten und müssen so den Traum eines Studiums aufgeben.

Information und Orientierung statt Ausschluss vom Studium

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#10 Damit sich angehende Studierende nicht alle für die selber Fächer entscheiden, braucht es keine Zugangsbe-schränkungen, sondern mehr Information schon in der Schule über das breite Studienangebot und eine wirkliche Orientierungsphase am Anfang des Studiums.

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