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Kalifornische Kistenkunst

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Kalifornische Kistenkunst

Das Ausstellungsplakat

Kalifornische Kistenkunst

Katalog zu der gleichnamigen Ausstellung

im

Botanischen Museum Berlin-Dahlem

von

Dirik von Oettingen

13. November 2003 bis 29. Februar 2004

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http: // dnb.d-nb.de abrufbar.

© 2017 Dirik von Oettingen Umschlagdesign, Satz, Herstellung und Verlag:Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN 978-3-7448-0758-6

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Kalifornische Kistenkunst

Mit einem vergoldeten Bolzen wurde 1869 im Staate Utah die letzte Lücke der transkontinentalen Eisenbahn geschlossen. Die Landwirtschaft Kaliforniens erlangte dadurch Zugang zu den Verbrauchszentren des Mittleren Westens bis hin zur amerikanischen Ostküste. Großes Aufsehen erregte Joseph Wolfskill 1877, als er es wagte, einen ganzen Eisenbahnwag-gon mit Orangen gekühlt auf die Reise nach St. Louis am Mississippi zu schicken. Die Pioniertat gelang. Ob er wirklich der erste war und wie er seine Orangen verpackt hatte, wissen wir nicht genau. Kalifornien jedenfalls blühte zum Obstgar-ten Amerikas auf. Stabile Holzkisten, rechteckig und stapel-bar, erwiesen sich für den Transport der verderblichen Fracht als am besten geeignet. In den Anfängen trugen sie einen Schablonenaufdruck. Doch schon früh setzte sich das farbige Plakat durch, das auf die Stirnseite geklebt wurde. In knalligen Farben warben vielversprechende Darstellungen um die Aufmerksamkeit und Sympathie von Händlern und Verbrauchern.

Deutschstämmige Drucker brachten die Technik der Lithographie nach Kalifornien. Namen wie Schmidt, Lehmann, Stecher, Roesch und Traung begegnen uns als Inhaber von Druckereien in San Francisco und Los Angeles, die Kistenplakate in ausgezeichnetem Druck herstellten. Von solider Gebrauchsgraphik bis zu groß-artiger Plakatkunst reicht die künstlerische Spannbreite. Die Motive stammen aus allen Lebensbereichen: Weite Landschaften mit Orangenhainen und stattlichen Villen, Szenen aus Geschichte und Alltag, Blumen und Tiere, der Wilde Westen mit Cowboys und Indianern, Schiffe, Flugzeuge, immer wieder schöne Frauen, Persönlichkeiten Amerikas, Figuren aus Orient und Antike, kindliche Unschuld aller Altersstufen, Sport, Motive des spanisch-mexikanischen Erbes Kaliforniens. Ein Kaleidoskop breitet sich vor uns aus und gibt uns eine Vorstellung davon, wie das damalige Kalifornien sich und die Welt sah bzw. wie es gesehen werden wollte.

Viele Motive wurden, manchmal mit Variationen, über Jahr-zehnte verwandt, um sich im Bewusstsein von Einkäufern und Verbrauchern als Marke einzunisten. Etwa Mitte der fünfziger Jahre des vorigen Jahrhunderts war es mit dieser Herrlichkeit jäh zuende. Holz und Handarbeit für die Kis-tenproduktion waren teurer geworden. Man hatte Pappe entwickelt, die den Anforderungen des Transportes genügte. Viel billigere bedruckte Faltkartons lösten über Nacht die Holzkisten mit ihren Plakaten ab. Bündelweise blieben diese in den Plantagen, den Packhäusern, den Druckereien liegen, wurden vernichtet, beiseite geräumt, auf dem Dachboden ver-gessen. Erst in den siebziger Jahren regte sich sammlerisches Interesse. Nach und nach wurden Schuppen durchwühlt, Archive gesichtet, frühe Sammlungen entdeckt.

Heute bilden Kistenplakate aus der Zeit von 1880 bis 1960 in Nordamerika ein beliebtes Sammelgebiet. Sowohl in Museen als auch in privater Hand gibt es herausragende Sammlungen. Ausstellungen aus diesen Beständen stoßen dort immer wieder auf großes Interesse. In Europa ist diese „crate art“ dagegen weitgehend unbekannt. OPIUM – Das Orangenpapiermuseum – in Salzgitter besitzt eine Sammlung, aus der in dieser Ausstellung eine Auswahl gezeigt wird.

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Botanisches Museum Berlin

Das Botanische Museum gehört zur Freien Universität Berlin und liegt im Stadtteil Dahlem. Es ist das einzige seiner Art in Mitteleuropa und versteht sich als Ergänzung zum unmittelbar angrenzenden Botani-schen Garten, mit dem es unter einheitlicher Leitung steht. Es hat sich zum Ziel gesetzt, die Pflanzenvielfalt zu erforschen, zu dokumentieren, zu präsentieren, zu erklären und zu erhalten.

Regelmäßig zeigt das Museum Sonderschauen zu den ver-schiedensten Bereichen der Botanik. Eine sehr erfolgreiche Sonderschau im Jahr 1996 behandelte die Familie der Zitrus-früchte unter dem Titel „Die Goldenen Äpfel – Wissenswer-tes rund um die Zitrusfrüchte“. Sie wurde in den Folgejahren mit Abwandlungen an etlichen schönen Orten Deutschlands und Italiens (dort unter dem Titel „Le mele d oro“) gezeigt.

Gern ist OPIUM der Aufforderung des Museums nach-gekommen, dessen Zitrus-Ausstellung durch Orangenpa-piere und weitere Zitrusgraphik zu ergänzen, so geschehen im Naturwissenschaftlichen Museum der Provinz Trient (2000/2001), im Parco Botanico auf der Insel Brissago im Lago Maggiore (2003), in der Rocca von Riva del Garda (2005) und im Marstall des Fürst-Pückler-Museums Cottbus-Branitz (2008).

Diese Zusammenarbeit führte zu drei Einzelausstellungen, die OPIUM in der Galerie des Botanischen Museums in Berlin ausrichtete, und zwar mit Zitruseinwickelpapieren („Abgewickelt und weggeworfen – Orangenpapiere“, 16.11.01 - 03.03.02), mit kalifornischen Kistenplakaten („Kalifornische Kistenkunst“, 13.11.03 - 29.02.04) und mit spanischen Apfelsinenkistenplakaten („Die Welt auf der Orangenkiste – Pla-katkunst aus Spanien“, 11.12.08 - 22.02.09). Die Ausstellung “Kalifornische Kistenkunst“ wird mit diesem nachträglichen Katalog dokumentiert und ergänzt.

Die Galerie des Botanischen Museums besteht in einer ausgedehnten, etwas verwinkelten Flursituation im 2. Stock unter Einbeziehung von zwei Treppenabgängen. Dort können etwa 45 Rahmen des Formates 100 x 70 cm gehängt werden. Die Galerie ist für Besucher des Hauses frei zugänglich.

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Benutzung dieses Katalogs

Die 36 Rahmen werden in diesem Katalog in der Zusammensetzung und Reihenfolge wiedergegeben, wie sie in der Ausstellung in Berlin zu sehen waren. Die in Wirklichkeit 100 cm x 70 cm messenden Ausstellungs-rahmen entsprechen hier einer DIN-A4-Seite. Die Verkleinerung beträgt somit etwa 1 zu 3,5 oder 29 %.

Die Beschreibung der Exponate auf der linken Seite gibt in dieser Reihenfolge an: Marke, Frucht, Produzent, Standort des Produzenten, Druckerei und Druckjahr, soweit ersichtlich. Auf der rechten Seite sind in den ersten 30 Rahmen die Exponate nach diesem Schema angeordnet:

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3 4

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In die Beschreibungen eingeflochten finden sich Kommentare, aber auch Abbildungen von verwandten Kistenplakaten. Übrigbleibender Raum auf den linken Seiten wird dankbar genutzt, um dem Betrachter weitere zu der jeweiligen Motivgruppe gehörende Plakate des OPIUM, die in Berlin nicht gezeigt werden konnten, vorzustellen.

OPIUM – Das Orangenpapiermuseum

Die Beschäftigung mit Orangenpapieren mag man als berauschend empfinden. Darauf zielt der Name OPIUM jedoch nicht ab. Er ist vielmehr abgeleitet von OrangenpaPIermuseUM. Dieses virtuelle Museum im Internet www.opiummuseum.de wurde 1998 gegründet. Seitdem hat sein Gründer viele Tausende von Orangenpapieren zusammengetragen, aber auch bedeutende Sammlungen erworben, so daß der Fundus des OPIUM heute mit geschätzt über 40.000 Exemplaren wahrscheinlich die größte Sammlung ihrer Art darstellt. Im Hauptgebäude laden Einwickelpapiere, geordnet nach etwa 50 Motivgruppen, zu einem Rundgang ein. Jeden Monat präsentiert OPIUM eine Auswahl schöner Neuzugänge und kommentiert ein „Papier des Monats“, das aus irgendeinem Grund besondere Aufmerksamkeit verdient. Eine Abhandlung über Orangenpapiere, eine Anleitung zum eigenen Sammeln, ein Literaturverzeichnis, ein Gästebuch und weitere Abteilungen runden das Angebot ab

Weitere OPIUM-Sammelgebiete, die auf der Webseite vorgestellt werden, sind spanische Zitruskistenplakate, italienische Zitruskistendekorationen und die mit diesem Katalog behandelten kalifornischen Orangen- und Zitronenkistenplakate.

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The Citrus Label Gallery

OPIUM ist Mitglied der kalifornischen Citrus Label Society und betreut zusammen mit seinem kalifornischen Freund Jim Campos die Webseite „The Citrus Label Gallery“ www.citruslabelgallery.com.

Ziel dieser virtuellen Galerie ist es, möglichst viele der überlieferten ka-lifornischen Zitruskistenplakate zu zeigen. Zurzeit (Juni 2017) sind dort circa 6.500 Exemplare zu bewundern. In jeder Sektion schweben Kleinbil-der der Plakate in alphabetischer Reihenfolge an den Augen des Besuchers vorbei. Mit einem Klick auf das Kleinbild erscheint das Plakat in voller Schönheit, ergänzt durch allerlei Detailangaben.

Kalifornische Kistenkunst war immer auch ein Appell an das restliche Amerika, in das gesegnete Kalifornien zu kommen und dort sein Glück zu machen.

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Rahmenliste

Rahmen 01: Orangen und Zitronen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10Rahmen 02: Orangen- und Zitronentäler. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12Rahmen 03: Blumen und Blüten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14Rahmen 04: Cartoons. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16Rahmen 05: Exotik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18Rahmen 06: Fantasy . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20Rahmen 07: Frauen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22Rahmen 08: Gebäude . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24Rahmen 09: Gegenstände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26Rahmen 10: Haustiere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28Rahmen 11: Hunde und Katzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30Rahmen 12: Indianer 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32Rahmen 13: Indianer 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34Rahmen 14: Kinder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36Rahmen 15: Klassik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38Rahmen 16: Landleben. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40Rahmen 17: Mission San Fernando . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42Rahmen 18: Modernes Amerika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44Rahmen 19: Patriotismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46Rahmen 20: Persönlichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48Rahmen 21: Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50Rahmen 22: Schiffe und Flugzeuge 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52Rahmen 23: Schiffe und Flugzeuge 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54Rahmen 24: Schönes Kalifornien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56Rahmen 25: Spanisch-mexikanisches Erbe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58Rahmen 26: Sport. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60Rahmen 27: Vögel. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62Rahmen 28: Wilder Westen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64Rahmen 29: Wildtiere. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66Rahmen 30: Zitronenanbau am Meer. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68Rahmen 31: Tafeltrauben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70Rahmen 32: Spargel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72Rahmen 33: Äpfel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74Rahmen 34: Birnen 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76Rahmen 35: Birnen 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77Rahmen 36: Birnen 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78

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Rahmen 01: Orangen und Zitronen

Wie nicht anders zu erwarten, sind Orangen und Zitronen häufig selbst Hauptdarsteller auf kalifornischen Zitruskistenplakaten, oft zusammen mit schönem Geschirr oder anderen Accessoires und gelegentlich in Form von Orangen- bzw. Zitronensaft.

Apfelsinen wurden in Holzkisten mit annähernd quadratischem Querschnitt versandt, so daß die auf der Stirnseite aufgeklebten Plakate ebenfalls annähernd quadratisch sind (genauer: ca. 28 cm breit und ca. 25,5 cm hoch). Zitronen dagegen wurden in Kisten verpackt, die flacher und breiter waren. So erklärt sich das Querformat der Zitruskistenplakate (ca. 32 cm breit und ca. 22 cm hoch).

1. Index Brand, Zitronen, Index Mutual Association, La Habra, Western Litho. Co. Los Angeles, Mai 1933. Dieses Plakat erklärt sehr schön die Anbringung der Kistenplakate auf der Stirnseite einer hölzernen Transportkiste. Die Längsseiten trugen einen Schablonenaufdruck. Oft wurden die einzelnen Früchte teilweise oder zur Gänze in bedrucktes Seidenpapier eingeschlagen. Dieses Zitronenkistenplakat zeigt Zitronen in einer Kiste im typischen annähernd quadratischen Orangenkistenformat, eine kleine Kurio-sität, die darauf zurückzuführen ist, daß das Plakat ursprünglich für Orangen entworfen wurde, ohne später bei der Verwendung für Zitronen in dieser Hinsicht angepasst zu werden.

Ein verwandtes Plakat mit einem zusätzlichen oberen Randstreifen („top bar“), in dem Angaben zu Sorte, Menge und Versender untergebracht werden konnten.

2. Regal Brand, Orangen, Richgrove Jasmine Citrus Association, Schmidt Litho. Co. Los Angeles. Hier handelt es sich um das “stock label” Nr. 160 der Schmith Litho Co.. Solche Vorratsplakate wurden auftragsunabhängig in großen Stückzahlen hergestellt, Marke und Produzent erst bei Auftragserteilung nachträglich aufgedruckt.

3. Just as Good, Orangen, Lemon Cove Association, Lemon Cove, Western Litho. Co. Los Angeles, stock label Nr. 101

4. Ven Pac Brand, Zitronen, Ventura Pacific Co., Montalvo, Western Litho. Co. Los Angeles, November 1934, stock label Nr. 415

5. Ocean Spray Brand, Zitronen, Teague-McKevett Co., Santa Paula, Schmidt Litho. Co. Los Angeles, stock label Nr. 112

6. The Patrician Brand, Orangen, Tulare County Fruit Exchange, Porterville, Western Litho. Co. Los An-geles, Mai 1945

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Rahmen 02: Orangen- und Zitronentäler

Ausgedehnte Täler mit üppigen Orangen- oder Zitronenplantagen vor violett blauen Bergketten sind wahr-scheinlich das älteste Motiv auf kalifornischen Zitruskistenplakaten und blieben über die Jahrzehnte hinweg beliebt.

1. Valley Brand, Zitronen, College Heights Orange & Lemon Assn., Claremont, Western Litho. Co. Los Angeles, stock label Nr. L7

2. Montecito Valley Brand, Zitronen, Las Fuentes Rancho, Crocker-Sperry Co., Montecito, Schmidt Litho. Co. Los Angeles

3. Wheeler s Fancy, Orangen, G. Hadley Wheeler, Rialto, Schmidt Litho Co., stock label Nr. 137

4. SIMI Brand, Orangen, Tapo Citrus Assn., Santa Susana, Western Litho. Co. Los Angeles. Die in Sei-denpapier eingeschlagene Orange mit der Aufschrift „Sunkist” war das Logo der 1906 gegründeten Vermarktungsorganisation „California Fruit Growers Exchange“, die ihren Marktanteil bis 1930 auf über 75 % steigern konnte. „Sunkist“ wurde für die Spitzenprodukte verwendet, während „Red Ball“ (vgl. Sierra Vista Brand, Nr. 6 dieses Rahmens) Standardprodukte kennzeichnete. Sunkist ist noch heute ein Begriff.

5. Sunny Heights, Orangen, Redlands Co-Operative Fruit Assn., Redlands

6. Sierra Vista Brand, Orangen, Boydston Bros. Citrus Fruits, Porterville Redlands Co-Operative Fruit Assn., Redlands, Western Litho. Co. Los Angeles, September 1923

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Rahmen 03: Blumen und Blüten

1. Sunflower Brand, Orangen, Redlands Orangedale Association, Redlands, Western Litho. Co. Los Ange-les, Dezember 1935. Die zweitgrößte Vermarktungsorganisation in Kalifornien war die 1908 gegründete „Mutual Orange Distributors“, die zur Kennzeichnung ihrer Produkte die Logos „Pure Gold“ und „Silver Seal“ benutzte.

2. Wildflower Brand, Zitronen, Randolph Marketing Co., Western Litho. Co. Los Angeles. Zitronenkisten-plakate sind häufig von Orangenkistenplakaten abgeleitet worden. Um auf das für die flacheren Kisten benötigte Querformat zu kommen, wurden an den Seitenrändern nicht selten Girlanden aus Früchten, Blättern und Blüten angeordnet.

3. Camellia Brand, Orangen, Redlands Mutual Orange Assn., Redlands, Western Litho. Co. Los Angeles, Mai 1952

4. Morning Glory, Orangen, Indian Hill Citrus Assn., North Pomona, Schmidt Litho. Co., Los Angeles

5. Rose Brand, Orangen, Redlands Orange Growers Association, Redlands

6. Poppy Brand, Zitronen, Mutual Orange Distributors, Redlands Orange Growers Association, Redlands, Western Litho. Co. Los Angeles, April 1941. Der orangefarbene Mohn ist die Charakterblume Kaliforniens.

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Rahmen 04: Cartoons

Darstellungen auf kalifornischen Kistenplakaten sind fast immer naturalistisch. Davon heben sich Plakate im Cartoon-Stil ab, die eine kleine, besondere Gruppe bilden.

1. Brownies Brand, Orangen, W. & M. Marks, Lemon Cove, Schmidt Litho. Co. San Francisco. Im eng-lischen Sprachraum entsprechen die Brownies etwa unseren Heinzelmännchen.

2. Old Rip Brand, Orangen, O´Bryan & Johnson, Redlands, Western Litho. Co. Los Angeles. Nach der Erzählung „Rip van Winkle“ von Washington Irving. Nach jahrzehntelangem Zauberschlaf erwacht Rip mit ellenlangem Bart.

Auch beschädigte Stücke wie dieses oder das nächste, denen ihr bewegtes Schicksal anzusehen ist, sind durchaus sammelwürdig.

3. Brer Rabbit Brand, Orangen, W-H-Jameson, Corona. Titelheld des Buches „Tales of Uncle Remus. The Adventures of Brer Rabbit“ von Julius Lester.

4. Cock-Robin Brand, Orangen, Redlands Highlands Fruit Exchange, Redlands-Highlands, Western Litho. Co. Los Angeles, März 1934. Herr Rotkehlchen.

5. Buckaroo Brand, Orangen, Southern Citrus Association, Redlands. Die Litho-Anstalten kennzeichneten ihre Druckerzeugnisse durch einen kleinen Aufdruck am unteren Rand, dem sogenannten „printer s bug, in diesem Fall liest man „Crocker“. Crocker-Union unterhielt Niederlassungen in 6 Städten von 1936 bis 1948. Ein Buckaroo ist ein kalifornischer Cowboy, abgeleitet aus dem spanischen „vaquero“.

6. Mutt Brand, Orangen, Tulare County Fruit Exchange, Porterville, Schmitd Litho. Co. Fresno. Aus der in den 1930er und 1940er Jahren beliebten Cartoon-Serie „Mutt and Jeff“ von Bud Fisher.

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Rahmen 05: Exotik

1. Algerian, Orangen, The Pacific Fruit Packing Co., Los Angeles, Western Litho. Co. Los Angeles. Die von den Litho-Anstalten beschäftigten Künstler signierten ihre Werke nicht. So blieben viele bis heute anonym. Bei einigen Plakaten kennt man die Künstler und kann ihnen durch Stilvergleich andere Plakate zuordnen. Ein solcher Stilvergleich legt nahe, daß Algerian und Nubian von demselben Plakatkünstler stammen, den wir aber nicht kennen.

2. Nubian, Orangen, The Pacific Fruit Packing Co., Los Angeles, Western Litho. Co. Los Angeles

3. Rebecca Brand, Orangen, Yorba Orange Growers Association, Placentia, Western Litho. Co. Los Angeles, Januar 1955. Figur der Bibel, Frau Isaaks, Mutter des Jakob und des Esau.

4. Chinese Brand, Orangen, Inter-State Fruit Distributors, Riverside, Western Li-tho. Co. Los Angeles, Februar 1941. Plagiat des nebenstehenden Straßenplakates, das Ludwig Hohlwein 1910 für die Marke „Marco-Polo-Tee“ geschaffen hatte.

5. Miracle Brand, Orangen, Bradford Bros. Inc., Placentia, Western Litho. Co. Los Angeles, April 1953. Auch Miracle fußt auf einer historischen Vorlage, und zwar auf einem populären Motiv, das die Obst- und Gemüsefirma Del Monte 1916 für Reklame verwendete.

6. Samarkand, Orangen, Western Litho. Co. Los Angeles, März 1932. Dieses Pla-kat wurde von der 1918 gegründeten „American Fruit Growers Inc.“ für den Eigenvertrieb benutzt. Den Namen eines Erzeugers oder Versenders sucht man daher darauf vergebens.

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Rahmen 06: Fantasy

1. Unicorn Brand, Orangen, Gold Buckle Assn., East Highlands, Schmidt Litho. Co. Los Angeles

2. Dragon, Orangen, Redlands Orangedale Assn., Redlands, Western Litho. Co. Los Angeles, Dezember 1943

3. Zenith, Zitronen, Murphy Ranch, East Whittier

4. Mountain Palace, Grapefruit, Lemon Twist Ranch, Fallbrook. Im Jahr 1989 unternahm die Lemon Twist Ranch einen Versuch, die großartige Tradition kalifornischer Kistenplakate wiederzubeleben, und beauftragte einen Künstler mit dem Entwurf dreier modernistischer Plakate für den Versand von Grapefruits (Mountain Palace), Zitronen (Oceana) und Apfelsinen (City in the Sky). Im Versand nach Übersee kamen sie auch tatsächlich zum Einsatz. Doch schon bald nach diesem ersten Einsatz brannte das Packhaus ab und wurde nicht wieder eröffnet. Die wenigen geretteten Plakate verschwanden in den Alben der Sammler. Ob anderenfalls eine Wiederbelebung gelungen wäre, darf man bezweifeln. Zu groß sind die wirtschaftlichen Vorteile des bedruckten Faltkartons. Auch ohne Feuer wäre dieser Versuch, dem ein wenig der Geruch der Manipulation anhaftet, eine Episode geblieben.

5. Oceana, Zitronen, Lemon Twist Ranch, Fallbrook

6. City in the Sky, Orangen, Lemon Twist Ranch, Fallbrook

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