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Auf Entdeckungstour in der Gebläsehalle Industriegutschützer setzen sich für die größte Werkshalle von Belval ein Von Nicolas Anen Belval. Sie ist so groß, dass man sie fast schon wieder übersieht. Pas- santen schenken der braun-grauen Silhouette neben den Hochöfen kaum einen Blick. Als trotze die altehrwürdige Industriewerkshal- le Forschern und Studenten im modernen Univiertel, steht in rie- sigen weißen Buchstaben „All we need“ drauf. So hieß die Ausstel- lung, die im Kulturjahr 2007 im Gebäudeinneren der Gebläsehalle stattgefunden hat. Seitdem ist es ruhig um sie geworden. Zu ruhig, finden manche. „Ohne Wind, keine Hochöfen“, sagt Robi Gales und unterstreicht damit die Rolle, die die windpro- duzierende Gebläsehalle einst im Stahlwerk eingenommen hat. „Sie war die Lunge der Schmelz“, sagt er, vor der Halle stehend. Seit Jah- ren kämpft der pensionierte Ar- bed-Ingenieur und Ehrenpräsident der Amicale des hauts-fourneaux mit Gleichgesinnten für den Er- halt der Gebläsehalle in Belval. Darunter Dan Cao, der sozusa- gen als Nachbar vor Ort ist. Er ar- beitet auf der anderen Seite der Absperrung, im Stahlwerk von Ar- celorMittal. Beide konnten die Schlüssel zur riesigen Halle auf- treiben. Und laden zu einem Rundgang ein. Durch eine kleine, unscheinba- re Tür geht es in das riesige Ge- bäude hinein. Ein erstes Treppen- haus liegt noch im Dunkeln. Doch tapst man die Stufen hoch, gibt die Halle ihre wahre Größe preis: Stolze 28 Meter ist sie hoch. Dachstruktur hält Dan Cao zeigt gleich nach oben, auf die Dachstruktur, unter der 2007 ein Sicherheitsnetz aufge- hangen wurde. Befürchtet wurde, dass sich Dachteile lösen könnten. „Es liegt fast nichts im Netz“, be- tont er. Dafür ist der Boden orts- weise von Taubenkot überdeckt. Eigentlich besteht die 160 Me- ter lange Halle aus drei Teilen: die eigentliche Gebläsehalle, ein Mit- telgebäude und die Dynamozen- trale. In der fast 35 Meter breiten Gebläsehalle stehen die Turbo- kompressoren, die bis zu 200 000 Kubikmeter Wind pro Stunde pro- duzieren konnten. Robi Gales wischt den Staub vom großen „A“ weg, das auf ei- nem dieser Kompressoren zu le- sen ist. „Dieser war mit dem Hoch- ofen A verbunden, der heute für Besucher zugänglich ist“, erklärt er. Der zweite war für den Hoch- ofen B zuständig und der dritte diente als Reserve. Der Turbo- kompressor des Hochofens C wurde mit Letzterem verkauft und nach China abtransportiert. „Der Wind wurde durch die großen Röhren, die entlang der Hochöfen zu sehen sind, in die Cowper geblasen. Das sind Wind- erhitzer“, erklärt er weiter. Dort wurde der Wind auf über 1 000 Grad erhitzt. Um dann in den Hochofen geblasen zu werden. Mit dem Ende der Hochofenära im August 1997 und deren Ablö- sung durch Elektroöfen, wurden die Kompressoren arbeitslos. Seit- dem fangen sie in der Gebläse- halle Staub. „Es wäre ein Skandal, wenn sie verschrottet würden“, sagt Robi Gales. „Sie sind Teil der Industriekultur von Belval“, fügt Dan Cao hinzu. Doch in der Gebläsehalle sind die Windturbokompressoren nicht allein. Am anderen Hallenende stehen fünf massive Kessel. „Sie wurden für die Dampfproduktion eingesetzt“, erklärt Robi Gales weiter. Sie haben einen geschätz- ten Durchmesser von zwischen drei und vier Metern. Ein Dampfnetzwerk bestand am gesamten Werk und reichte von Beleser Seite bis zum Portal Eent in Esch, in etwa dort, wo das heu- tige Autohaus Losch steht, erklärt Robi Gales weiter. Dampf wurde zur Beheizung sämtlicher Werks- gebäude genutzt und mehrere hundert Motoren wurden quer durchs Werk damit angetrieben. Ein großer Dampfverbraucher war auch das Walzwerk. „Bis 1955 wur- den die Walzstraßen mit Dampf angetrieben. Dampf war damals lebenswichtig“, betont Robi Gales. Zuvor wurden 17 große Gicht- gaskolbenmotoren zur Dampfpro- duktion eingesetzt. „Sie nahmen die ganze Breite der Halle ein“, so Robi Gales noch. Als die neue Ge- neration von Hochöfen in Belval gebaut wurde – Hochofen A wur- de 1965 errichtet – reichte ihre Ka- pazität nicht mehr aus und sie wurden durch besagte Dampfkes- sel ersetzt. Diese wurden mit Hochofengas oder Treiböl betrie- ben. „Sie könnten heute als Mo- numente innerhalb eines Indus- triekulturrundganges integriert werden“, schlägt Dan Cao vor. Neben diesen Kesseln stehen imposante Pressluftkompressoren. Ähnlich wie beim Dampf, gab es auch ein Pressluftnetzwerk auf dem Werksgelände. Mit ihnen wurden zum Beispiel die Maschi- nen betrieben, um die Schrauben- bolzen auf den Hochöfen anzu- ziehen. „Das waren große Bolzen, die konnte man nicht einfach so mit der Hand anziehen“, so Gales. Gebläsehalle unter Beschuss Ohne diese Energienetzwerke, die von der Gebläsehalle ausgingen, konnte das Werk nicht funktio- nieren, betont Robi Gales immer wieder. Dies war während des Ers- ten Weltkrieges auch dem fran- zösischen Militär nicht entgangen. „Die Halle wurde bombardiert, was die Produktion für die Dauer von einer Woche bis vierzehn Ta- gen lahmlegte“, weiß Robi Gales zu berichten. Dabei bewegt er sich in einem Durchgang unterhalb des Mittelgebäudes in die Dynamo- zentrale. Sie ist so lang wie die Ge- bläsehalle, aber mit 28,5 Metern Breite ein wenig schmaler. „Das Stahlwerk ging 1911 in Be- trieb. Als es errichtet wurde, ver- fügte die Stadt nicht über genü- gend Strom, um das Werk zu ver- sorgen. Deshalb wurde die Dyna- mozentrale gebaut mit großen Elektrogeneratoren. Alleine in den Hochöfen mussten 250 Motoren betrieben werden“, fährt Robi Ga- les fort. Heute befindet sich in der Hal- le noch ein wenig vom Sand, der in der Ausstellung von 2007 einen Strand darstellte. Der Großteil da- von wurde kürzlich entfernt, um beim Escher Wicki Beach benutzt zu werden (das LW berichtete). Hinter dem Sand stehen beschlag- nahmte Autos. Dieser Teil der Halle dient derzeit als Polizeihof. Dann geht es wieder Treppen hinauf, in den mittleren Gebäu- deteil, der die Dynamohalle von der Gebläsehalle trennt. Dort zeigt Robi Gales stolz die Steuerkonso- le, mit der einst die Dynamoma- schinen verbunden waren. „Das ist alles über 100 Jahre alt.“ Ohne die gesamte Gebläsehalle sei für die kommenden Generati- onen nicht verständlich, wie das Werk einst funktionieren konnte, argumentiert Dan Cao. Denn die Hochöfen in Belval könnten nicht als rein monumentale, losgelöste Elemente betrachtet werden. Neuer Wind Seit Jahren setzt sich die Amicale des hauts-fourneaux deshalb für den Erhalt der Gebläsehalle ein. Sie hatte sogar eine Unterschriften- aktion dafür gestartet. Doch hatte diese das notwendige Quorum, um im Parlament diskutiert zu wer- den, nicht erreicht. Dennoch habe sie etwas bewirkt, ist Dan Cao überzeugt. So bläst heute mit der Kandi- datur der Südregion für das Unesco-Programm „Man and Bio- sphere“ ein neuer Wind. Die Ar- beitsgruppe „Eise Stol“ hat in ei- nem Workshop Nutzungsideen für die Halle ausgearbeitet. Kulturmi- nisterin Sam Tanson hat sich auch bereits für den Erhalt der Halle ausgesprochen. Die Leitung der Europäischen Kulturhauptstadt Esch 2022 ist noch einen Schritt weiter gegan- gen. Die Generaldirektorin von Esch 2022, Nancy Braun, und der künstlerische Leiter, Christian Mosar, haben angekündigt, ihr Ge- neralquartier noch dieses Jahr in der Gebläsehalle einrichten zu wollen. Schaffen sie das, dürften sie die Halle, die einst im Mittelpunkt der Stahlproduktion stand, 2022 ins Scheinwerferlicht der großen Öf- fentlichkeit rücken. Und ihr eine Zukunft für die Jahre danach si- chern. Diese Hoffnung sprechen je- denfalls Robi Gales und Dan Cao aus, während Letzterer die kleine Tür der großen Halle beim Hinausgehen leise hinter sich schließt. Vier solcher Tur- bokompressoren ersetzen später die 17 Gichtgas- kolbenmotoren. Sie produzierten Wind für die Hochöfen. Dieser wurde durch gro- ße Röhren in die Cowper, zur Er- hitzung, geleitet. Danach wurde der heiße Wind in die Hochöfen einge- blasen. Heute sind die imposanten Dy- namomaschinen verschwunden. Ein Teil der Dynamo- zentrale wird als Polizeihof genutzt. Hier war 2007 für die Ausstellung „All we need“ ein Strand angelegt worden. Einst waren Gichtgaskolbenmotoren für die Windproduktion in der Ge- bläsehalle zuständig. Mit dem Bau der neuen Hochöfengeneration muss- ten sie Turbokompressoren weichen. Foto: Amicale des Hauts-Fourneaux Früher produzierten in der Dynamozentrale diese großen Dynamo- maschinen Strom. Foto: Amicale des hauts-fourneaux Seit der Ausstellung „All we need“ 2007 ist die Gebläsehalle geschlossen geblieben. Dan Cao (l.) und Robi Gales set- zen sich nicht nur für den Erhalt der Gebläsehalle ein, sondern auch für die Installationen, die noch im Inneren vorhanden sind, wie diese riesigen Dampfkessel. Fotos: Lex Kleren Die Gebläsehalle besteht aus drei Teilen. Links mit der Aufschrift „All we need“ die eigentliche Ge- bläsehalle, ein höherer Gebäude- teil in der Mitte und rechts die Dynamozentrale. Durch die Halle im 360°-Format Einblicke in die Halle gewähren Fotos im 360°-Format, die von ei- nem LW-Team aufgenommen wur- den. Wird der Sound eingeschaltet, gibt es zudem Erklärungen vom ehemaligen Arbed-Ingenieur Robi Gales zu den gezeigten Bildern. E www.wort.lu 16 | Montag, den 15. April 2019 Im Fokus | | Im Fokus Montag, den 15. April 2019 | 33 Industrieerbe Industrieerbe

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Auf Entdeckungstourin der GebläsehalleIndustriegutschützer setzen sich für die größte Werkshalle von Belval ein

Von Nicolas Anen

Belval. Sie ist so groß, dass man siefast schon wieder übersieht. Pas-santen schenken der braun-grauenSilhouette neben den Hochöfenkaum einen Blick. Als trotze diealtehrwürdige Industriewerkshal-le Forschern und Studenten immodernen Univiertel, steht in rie-sigen weißen Buchstaben „All weneed“ drauf. So hieß die Ausstel-lung, die im Kulturjahr 2007 imGebäudeinneren der Gebläsehallestattgefunden hat. Seitdem ist esruhig um sie geworden. Zu ruhig,finden manche.

„Ohne Wind, keine Hochöfen“,sagt Robi Gales und unterstreichtdamit die Rolle, die die windpro-duzierende Gebläsehalle einst imStahlwerk eingenommen hat. „Siewar die Lunge der Schmelz“, sagter, vor der Halle stehend. Seit Jah-ren kämpft der pensionierte Ar-bed-Ingenieur und Ehrenpräsidentder Amicale des hauts-fourneauxmit Gleichgesinnten für den Er-halt der Gebläsehalle in Belval.

Darunter Dan Cao, der sozusa-gen als Nachbar vor Ort ist. Er ar-beitet auf der anderen Seite derAbsperrung, im Stahlwerk von Ar-celorMittal. Beide konnten dieSchlüssel zur riesigen Halle auf-treiben. Und laden zu einemRundgang ein.

Durch eine kleine, unscheinba-re Tür geht es in das riesige Ge-bäude hinein. Ein erstes Treppen-haus liegt noch im Dunkeln. Dochtapst man die Stufen hoch, gibt dieHalle ihre wahre Größe preis:Stolze 28 Meter ist sie hoch.

Dachstruktur hält

Dan Cao zeigt gleich nach oben,auf die Dachstruktur, unter der2007 ein Sicherheitsnetz aufge-hangen wurde. Befürchtet wurde,dass sich Dachteile lösen könnten.„Es liegt fast nichts im Netz“, be-tont er. Dafür ist der Boden orts-weise von Taubenkot überdeckt.

Eigentlich besteht die 160 Me-ter lange Halle aus drei Teilen: die

eigentliche Gebläsehalle, ein Mit-telgebäude und die Dynamozen-trale. In der fast 35 Meter breitenGebläsehalle stehen die Turbo-kompressoren, die bis zu 200 000Kubikmeter Wind pro Stunde pro-duzieren konnten.

Robi Gales wischt den Staubvom großen „A“ weg, das auf ei-nem dieser Kompressoren zu le-sen ist. „Dieser war mit dem Hoch-ofen A verbunden, der heute fürBesucher zugänglich ist“, erklärter. Der zweite war für den Hoch-ofen B zuständig und der drittediente als Reserve. Der Turbo-kompressor des Hochofens Cwurde mit Letzterem verkauft undnach China abtransportiert.

„Der Wind wurde durch diegroßen Röhren, die entlang derHochöfen zu sehen sind, in dieCowper geblasen. Das sind Wind-erhitzer“, erklärt er weiter. Dortwurde der Wind auf über 1 000Grad erhitzt. Um dann in denHochofen geblasen zu werden.

Mit dem Ende der Hochofenäraim August 1997 und deren Ablö-sung durch Elektroöfen, wurdendie Kompressoren arbeitslos. Seit-dem fangen sie in der Gebläse-halle Staub. „Es wäre ein Skandal,wenn sie verschrottet würden“,sagt Robi Gales. „Sie sind Teil derIndustriekultur von Belval“, fügtDan Cao hinzu.

Doch in der Gebläsehalle sinddie Windturbokompressoren nichtallein. Am anderen Hallenendestehen fünf massive Kessel. „Siewurden für die Dampfproduktioneingesetzt“, erklärt Robi Galesweiter. Sie haben einen geschätz-ten Durchmesser von zwischendrei und vier Metern.

Ein Dampfnetzwerk bestand amgesamten Werk und reichte vonBeleser Seite bis zum Portal Eentin Esch, in etwa dort, wo das heu-tige Autohaus Losch steht, erklärtRobi Gales weiter. Dampf wurdezur Beheizung sämtlicher Werks-gebäude genutzt und mehrerehundert Motoren wurden querdurchs Werk damit angetrieben.Ein großer Dampfverbraucher warauch das Walzwerk. „Bis 1955 wur-den die Walzstraßen mit Dampfangetrieben. Dampf war damalslebenswichtig“, betont Robi Gales.

Zuvor wurden 17 große Gicht-gaskolbenmotoren zur Dampfpro-duktion eingesetzt. „Sie nahmendie ganze Breite der Halle ein“, soRobi Gales noch. Als die neue Ge-neration von Hochöfen in Belvalgebaut wurde – Hochofen A wur-de 1965 errichtet – reichte ihre Ka-pazität nicht mehr aus und siewurden durch besagte Dampfkes-sel ersetzt. Diese wurden mitHochofengas oder Treiböl betrie-ben. „Sie könnten heute als Mo-

numente innerhalb eines Indus-triekulturrundganges integriertwerden“, schlägt Dan Cao vor.

Neben diesen Kesseln stehenimposante Pressluftkompressoren.Ähnlich wie beim Dampf, gab esauch ein Pressluftnetzwerk aufdem Werksgelände. Mit ihnenwurden zum Beispiel die Maschi-nen betrieben, um die Schrauben-bolzen auf den Hochöfen anzu-ziehen. „Das waren große Bolzen,die konnte man nicht einfach somit der Hand anziehen“, so Gales.

Gebläsehalle unter Beschuss

Ohne diese Energienetzwerke, dievon der Gebläsehalle ausgingen,konnte das Werk nicht funktio-

nieren, betont Robi Gales immerwieder. Dies war während des Ers-ten Weltkrieges auch dem fran-zösischen Militär nicht entgangen.

„Die Halle wurde bombardiert,was die Produktion für die Dauervon einer Woche bis vierzehn Ta-gen lahmlegte“, weiß Robi Galeszu berichten. Dabei bewegt er sichin einem Durchgang unterhalb desMittelgebäudes in die Dynamo-zentrale. Sie ist so lang wie die Ge-bläsehalle, aber mit 28,5 MeternBreite ein wenig schmaler.

„Das Stahlwerk ging 1911 in Be-trieb. Als es errichtet wurde, ver-fügte die Stadt nicht über genü-gend Strom, um das Werk zu ver-sorgen. Deshalb wurde die Dyna-

mozentrale gebaut mit großenElektrogeneratoren. Alleine in denHochöfen mussten 250 Motorenbetrieben werden“, fährt Robi Ga-les fort.

Heute befindet sich in der Hal-le noch ein wenig vom Sand, derin der Ausstellung von 2007 einenStrand darstellte. Der Großteil da-von wurde kürzlich entfernt, umbeim Escher Wicki Beach benutztzu werden (das LW berichtete).Hinter dem Sand stehen beschlag-nahmte Autos. Dieser Teil derHalle dient derzeit als Polizeihof.

Dann geht es wieder Treppenhinauf, in den mittleren Gebäu-deteil, der die Dynamohalle vonder Gebläsehalle trennt. Dort zeigt

Robi Gales stolz die Steuerkonso-le, mit der einst die Dynamoma-schinen verbunden waren. „Das istalles über 100 Jahre alt.“

Ohne die gesamte Gebläsehallesei für die kommenden Generati-onen nicht verständlich, wie dasWerk einst funktionieren konnte,argumentiert Dan Cao. Denn dieHochöfen in Belval könnten nichtals rein monumentale, losgelösteElemente betrachtet werden.

Neuer Wind

Seit Jahren setzt sich die Amicaledes hauts-fourneaux deshalb fürden Erhalt der Gebläsehalle ein. Siehatte sogar eine Unterschriften-aktion dafür gestartet. Doch hatte

diese das notwendige Quorum, umim Parlament diskutiert zu wer-den, nicht erreicht. Dennoch habesie etwas bewirkt, ist Dan Caoüberzeugt.

So bläst heute mit der Kandi-datur der Südregion für dasUnesco-Programm „Man and Bio-sphere“ ein neuer Wind. Die Ar-beitsgruppe „Eise Stol“ hat in ei-nem Workshop Nutzungsideen fürdie Halle ausgearbeitet. Kulturmi-nisterin Sam Tanson hat sich auchbereits für den Erhalt der Halleausgesprochen.

Die Leitung der EuropäischenKulturhauptstadt Esch 2022 istnoch einen Schritt weiter gegan-gen. Die Generaldirektorin von

Esch 2022, Nancy Braun, und derkünstlerische Leiter, ChristianMosar, haben angekündigt, ihr Ge-neralquartier noch dieses Jahr inder Gebläsehalle einrichten zuwollen.

Schaffen sie das, dürften sie dieHalle, die einst im Mittelpunkt derStahlproduktion stand, 2022 insScheinwerferlicht der großen Öf-fentlichkeit rücken. Und ihr eineZukunft für die Jahre danach si-chern.

Diese Hoffnung sprechen je-denfalls Robi Gales und DanCao aus, während Letzterer diekleine Tür der großen Hallebeim Hinausgehen leise hintersich schließt.

Vier solcher Tur-bokompressorenersetzen späterdie 17 Gichtgas-kolbenmotoren.Sie produziertenWind für dieHochöfen. Dieserwurde durch gro-ße Röhren in dieCowper, zur Er-hitzung, geleitet.Danach wurde derheiße Wind in dieHochöfen einge-blasen.

Heute sind dieimposanten Dy-namomaschinenverschwunden. EinTeil der Dynamo-zentrale wird alsPolizeihof genutzt.Hier war 2007 fürdie Ausstellung„All we need“ einStrand angelegtworden.

Einst waren Gichtgaskolbenmotoren für die Windproduktion in der Ge-bläsehalle zuständig. Mit dem Bau der neuen Hochöfengeneration muss-ten sie Turbokompressoren weichen. Foto: Amicale des Hauts-Fourneaux

Früher produzierten in der Dynamozentrale diese großen Dynamo-maschinen Strom. Foto: Amicale des hauts-fourneaux

Seit der Ausstellung „All we need“ 2007 ist die Gebläsehalle geschlossengeblieben.

Dan Cao (l.) und Robi Gales set-zen sich nicht nur für den Erhaltder Gebläsehalle ein, sondernauch für die Installationen, dienoch im Inneren vorhanden sind,wie diese riesigen Dampfkessel.Fotos: Lex Kleren

Die Gebläsehalle besteht aus dreiTeilen. Links mit der Aufschrift

„All we need“ die eigentliche Ge-bläsehalle, ein höherer Gebäude-

teil in der Mitte und rechts dieDynamozentrale.

Durch die Halleim 360°-Format

Einblicke in die Halle gewährenFotos im 360°-Format, die von ei-nem LW-Team aufgenommen wur-den. Wird der Sound eingeschaltet,gibt es zudem Erklärungen vomehemaligen Arbed-Ingenieur RobiGales zu den gezeigten Bildern.E www.wort.lu

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