17 Bibelkreis Eckenhaid Donnerstag, 14. April 2016 Ostergl...

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17 Bibelkreis Eckenhaid Donnerstag, 14. April 2016 Thema: Ostergl.: Begegnung mit dem Auferstandenen/Emmaus; Text: Lk 24, 13-35 Beginn: GL 89 Herr, bleibe bei uns V13: am gleichen Tag: Lk schildert die Ereignisse so, als ob sie an einem Tag passiert wären. zwei von den Jüngern: bezieht sich auf die „anderen Jünger“ von V9. Vielleicht gehörten sie zu den 70 von 10, 1-20. Emmaus: kann heute nicht mehr eindeutig identifiziert werden. Das Wort deutet auf eine heiße Quelle hin („Bad“). 60 Stadien: Eine Stadie entspricht ca. 185 m, also etwa 11 km bedeutet einen Fußmarsch von ca. 2 Stunden. V14ff: und es geschah: Während der ernsten Unterhaltung tritt etwas Unerwartetes ein. Jesus geht mit ihnen: Das Unterwegssein ist ein wichtiges Wort in der Bibel (siehe Jakob/Einführung) nicht erkennen: Die Jünger sehen, aber verstehen nicht. Notre Dame, Emmausjünger V17f: Die ersten Worte des Auferstandenen: lösen Trauer und Missmut aus (Mt 6, 16; Gen 40, 7). Kleopas: = Kurzform von Kleopatros; evtl. die griech. Form von Klopas (Joh 19, 25), der als Bruder Josefs galt; also ein Onkel Jesu? Reaktion der Jünger: zeigt Unverständnis und leichte Aggressivität. Die Ereignisse waren so aufsehenerregend, dass selbst ein Fremder sie mitbekommen haben musste. V19ff: Jesus, ein Prophet: mehr nicht? (vgl. 7, 16; 7, 39; 9, 8.19); Werk u. Wort = Kurzform des Lk-Ev Zusammenfassung der Passionsgeschichte: Die Hoffnung, dass Jesus auch der Messias ist, wurde durch seinen Tod vernichtet (2, 38; 19, 35-38; Dtn 21, 22f). Aber kleiner Hoffnungsschimmer: die Botschaft der Frauen, die von einigen Jüngern (Hinweis auf Joh 20, 3-10) bestätigt wurde. Notre Dame, Erscheinung vor Petrus (mit Johannes) Schluss: GL 334, 1-3 O Licht der wunderbaren Nacht V25ff: Jesus tadelt die Jünger: wörtlich: Sie sind träge im Glauben, weil sie die Schrift nicht verstanden haben, die bereits von ihm spricht. Jesus erschließt ihnen den tieferen Sinn der ihnen gut bekannten Texte (vgl. Apg 26, 22; Jes 52, 13ff). V28f: gehen bleiben: wichtige Worte im Glaubensprozess der Jünger, der nun zum Abschluss kommt. V30ff: und es geschah: Das entscheidende Ereignis tritt ein: Jesus spricht den Segen über das Brot und bricht es (vgl. Apg 2, 42; Lk 22, 14- 20); kein gewöhnliches Mahl; deutlicher Hinweis auf die Eucharistie (vgl. russ. Ikone, S. 19). Notre Dame, Emmausjünger beim Mahl Im Augenblick des Erkennens: entzieht sich der Auferstandene wieder. Er ist nicht mehr der irdische Jesus. das brennende Herz: ein Ausdruck für innere Erregung und Ergriffenheit V33ff: nach Jerusalem zurück: an den wichtigsten Ort der Heilsereignisse die Autorität der Elf: Sie verkünden die Osterbotschaft und die Ersterscheinung vor Petrus. Urchristliche Tradition: Apg 3, 15; 4, 10; 1 Kor 15, 4f. Von einer Erscheinung an Frauen spricht Lk nicht (anders bei Mt 28, 9-10 oder Joh 20, 11-18). Notre Dame, Erscheinung vor den Frauen Fragen zum Text: Warum haben sie Jesus nicht erkannt? Kann die Schrift ‚jeder‘ erklären – oder sind wir auf eine ‚Autorität‘ angewiesen? Woher hatte Lk seine Informationen? Wie können wir dem Auferstandenen begegnen?

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Bibelkreis Eckenhaid – Donnerstag, 14. April 2016

Thema: Ostergl.: Begegnung mit dem Auferstandenen/Emmaus; Text: Lk 24, 13-35

Beginn: GL 89 Herr, bleibe bei uns

V13: am gleichen Tag: Lk schildert die Ereignisse so,

als ob sie an einem Tag passiert wären.

zwei von den Jüngern: bezieht sich auf die „anderen

Jünger“ von V9. Vielleicht gehörten sie zu den 70 von 10, 1-20.

Emmaus: kann heute nicht mehr eindeutig

identifiziert werden. Das Wort deutet auf eine heiße Quelle hin („Bad“).

60 Stadien: Eine Stadie entspricht ca. 185 m, also

etwa 11 km bedeutet einen Fußmarsch von ca. 2 Stunden.

V14ff: und es geschah:

Während der ernsten Unterhaltung tritt etwas Unerwartetes ein.

Jesus geht mit ihnen:

Das Unterwegssein ist ein wichtiges Wort in der Bibel (siehe Jakob/Einführung)

nicht erkennen: Die

Jünger sehen, aber verstehen nicht.

Notre Dame, Emmausjünger

V17f: Die ersten Worte des Auferstandenen: lösen

Trauer und Missmut aus (Mt 6, 16; Gen 40, 7).

Kleopas: = Kurzform von Kleopatros; evtl. die griech.

Form von Klopas (Joh 19, 25), der als Bruder Josefs galt; also ein Onkel Jesu?

Reaktion der Jünger: zeigt Unverständnis und

leichte Aggressivität. Die Ereignisse waren so aufsehenerregend, dass selbst ein Fremder sie mitbekommen haben musste.

V19ff: Jesus, ein Prophet: mehr nicht? (vgl. 7, 16; 7,

39; 9, 8.19); Werk u. Wort = Kurzform des Lk-Ev

Zusammenfassung der Passionsgeschichte: Die

Hoffnung, dass Jesus auch der Messias ist, wurde durch seinen Tod vernichtet (2, 38; 19, 35-38; Dtn 21, 22f).

Aber kleiner Hoffnungsschimmer:

die Botschaft der Frauen, die von einigen Jüngern

(Hinweis auf Joh 20, 3-10) bestätigt wurde.

Notre Dame, Erscheinung vor Petrus (mit Johannes)

Schluss: GL 334, 1-3 O Licht der wunderbaren Nacht

V25ff: Jesus tadelt die Jünger: wörtlich: Sie sind träge

im Glauben, weil sie die Schrift nicht verstanden haben, die bereits von ihm spricht. Jesus erschließt ihnen den tieferen Sinn der ihnen gut bekannten Texte (vgl. Apg 26, 22; Jes 52, 13ff).

V28f: gehen – bleiben: wichtige Worte im

Glaubensprozess der Jünger, der nun zum Abschluss kommt.

V30ff: und es geschah:

Das entscheidende Ereignis tritt ein: Jesus spricht den Segen über das Brot und bricht es (vgl. Apg 2, 42; Lk 22, 14-20); kein gewöhnliches Mahl; deutlicher Hinweis auf die Eucharistie (vgl. russ. Ikone, S. 19).

Notre Dame, Emmausjünger beim Mahl

Im Augenblick des Erkennens: entzieht sich der

Auferstandene wieder. Er ist nicht mehr der irdische Jesus.

das brennende Herz: ein Ausdruck für innere

Erregung und Ergriffenheit

V33ff: nach Jerusalem zurück: an den wichtigsten Ort

der Heilsereignisse

die Autorität der Elf: Sie verkünden die

Osterbotschaft und die Ersterscheinung vor Petrus. Urchristliche Tradition: Apg 3, 15; 4, 10; 1 Kor 15, 4f. Von einer Erscheinung an Frauen spricht Lk nicht (anders bei Mt 28, 9-10 oder Joh 20, 11-18).

Notre Dame, Erscheinung vor den Frauen

Fragen zum Text:

Warum haben sie Jesus nicht erkannt? Kann die Schrift ‚jeder‘ erklären – oder sind wir auf eine ‚Autorität‘ angewiesen? Woher hatte Lk seine Informationen? Wie können wir dem Auferstandenen begegnen?

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Einführung: (Lk 24, 13-35) Mit Gott auf dem Weg – Gottesbegegnungen im AT (1)

Wir werden heute die be-kannte Emmausgeschich-te lesen, in der Lk uns berichtet, wie zwei Jünger auf ihrem Weg von Jeru-salem zu dem kleinen Ort Emmaus dem auferstan-denen Christus begegnet sind. Zur Einstimmung darauf wollen wir uns zwei Weggeschichten aus dem AT in Erinnerung rufen, in denen Gottesbegegnun-gen stattgefunden haben.

Beginnen wir mit Jakob, dem Enkel Abrahams und Sohn Rebekkas und Isaaks.

Er spielt in der Bibel zunächst eine unrühmliche Rolle, da er sich – dem Drängen der Mutter nachgebend – den Segen des Vaters erschleicht. Zur Strafe muss er seine Familie verlassen und in die Fremde ziehen. Am Beginn dieses gefahrvollen Weges wird ihm eine Gottesbegegnung zuteil, die wir in Gen 28, 10-22 nachlesen können. Sie ereignet sich – genau wie bei den Emmausjüngern – „als die Sonne untergegangen war“, was man vielleicht auch auf seinen Seelenzustand hin deuten könnte. Im Traum sieht er eine Treppe, deren Spitze den Himmel berührt. Auf ihr erscheint JHWH, stellt sich ihm vor und verspricht ihm das Land, auf dem er schläft. Und damit nicht genug! Gott erneuert das Versprechen der zahlreichen Nachkommen, das er einst seinem Großvater Abraham gegeben hatte, und sichert ihm darüber hinaus bleibenden Beistand und eine sichere Rückkehr zu.

Und als Jakob nach langen Irrwegen und dramatischen Auseinandersetzungen mit seinem Onkel Laban endlich wieder die Reise in die Heimat antritt, kommt es zu einer erneuten Gottesbegegnung. Wieder ereignet sie sich in der Nacht. Er ist allein am Ufer des Flusses Jabbok zurückgeblieben, nachdem er seine Frauen und Kinder zuvor sicher durch die Furt gebracht hatte. Da erfolgt plötzlich der Angriff. Jemand ringt mit ihm „bis die Morgenröte aufstieg“ (Gen 32, 23-33). Der Angreifer vermag Jakob nicht zu besiegen, verletzt ihn aber mit einem Schlag an die Hüftpfanne so, dass sich diese verrenkt. Trotzdem gibt Jakob nicht auf, sondern erkämpft sich von dem Angreifer, in dem er zum Schluss Gott erkennt, den Segen. Diesmal ist es ein ehrlicher, kein erschlichener. Jakob hat auf dieser Reise eine Wandlung erfahren: vom Betrüger zum „Gottesstreiter“; denn das ist von nun an sein neuer Name: „Israel“. Auf dem modernen Gemälde, das wir in den Vatikan. Museen entdeckt haben, werden diese beiden Gottesbegegnungen Jakobs in einem Bild zusammengefasst.

Auch die Gottesbegegnung, die seinem Großvater Abraham einst zuteilwurde (Gen 18, 1-32), hat viele Künstler inspiriert. Der uns nun schon bestens bekannte J. Schirmer hat den Augenblick dargestellt, in dem Abraham, der große Wanderer der Urzeit, die drei Männer, die er in der Einzahl mit der Gottesbezeichnung „mein Herr“ anspricht, ehrfürchtig begrüßt. Das Gastmahl, mit dem er sie anschließend großzügig bewirtet, stellt wieder eine Verbindung zur Emmausgeschichte dar, der wir uns nun zuwenden wollen.

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Mahl in Emmaus, Caravaggio Abrahams Gastmahl, russische Ikone

Notre Dame, Paris, Emmausgang mit Mahl

VERSTEHEN

Wir lesen vieles in der Schrift, was selber uns wohl auch betrifft, hilft weiter uns im Leben, kann freudig uns erheben. Manch Wort ist auch zu schwer, gibt gar nichts für mich her Machen wir es aber leicht, wird es schnell sehr seicht. Texte gibt es viel zu sehen – können wir sie denn verstehen? Oft haben hier an diesem Ort gerungen wir um jedes Wort. Eins haben wir gemerkt, was immer uns bestärkt: Man muss den Leuten die Schrift auch deuten!

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Meditation zu Lk 24, 13-35 Vom Sehen zum Erkennen

Dass es vom Sehen zum Erkennen meist ein langer Weg ist, haben vor den Emmausjüngern schon die hl. Frauen am Grab erfahren. Maurice Denis, der zu den Malern der Beu-roner Schule gehört, hat diesen Pro-zess des Reifens und der Verwand-lung eindrucksvoll ins Bild gesetzt. Im Vordergrund beherrschen kühle, eisgraue Farben die Szene. Die drei Frauen, eine davon hat wohl ihr Kind dabei, bewegen sich mit ge-neigten Häuptern und gesenkten Blicken auf die beiden Männer an der linken Seite zu. Diese haben den rechten Arm im Gebetsgestus erhoben, während der linke herun-

terhängt und durch den bauschigen Ärmel wie ein Flügel aussieht. Offensichtlich hat Denis hier – der Lk-Vorlage entsprechend – die zwei Engel gemalt, die den Frauen die Botschaft der Auferstehung ihres Herrn, dem sie auf seinem Weg von Galiläa nach Jerusalem gefolgt sind, verkünden. Aber obwohl sie sich an die Worte Jesu erinnern, kommen sie noch nicht zum Glauben an den Auferstandenen. Dies wird erst Maria Magdalena zuteil, deren Begegnung mit dem auferstandenen Jesus der Künstler jenseits des dunklen Zaunes, der wohl auch das Nichtverstehen ausdrückt, in farbenfrohen Bildern zeichnet. Durch die liebevolle Anrede, in der Jesus sie mit ihrem Namen anspricht, wandelt sich ihre unendliche Trauer in von Herzen kommende tiefe Freude (Joh 20, 11-18). Flammende rote Büsche und zahllose weiß blühende Bäume in einem lichtdurchfluteten bunten Garten zeigen den Stimmungsumschwung, der vom Sehen zum Erkennen geführt hat. Diesen Augenblick des Erkennens hat Rembrandt in seinem kleinformatigen Emmausbild (Louvre) in unnachahmlicher Weise eingefangen. Die beiden Jünger, die auf den Mann blicken, der in ihrer Mitte am Tisch Platz genommen hat, sehen eigentlich einen „normalen“, jüdisch aussehenden Mann mit schmalem blassen Antlitz, üppigem Haupt- und Barthaar und einem kleinen, schmächtigen Körper. Nicht Herrschaftliches oder Übermenschliches ist an ihm zu entdecken. Auffällig sind allein die übergroßen, leicht nach oben gerichteten Augen mit breiter Umrandung, aus denen die Seele eines Menschen herausblickt, der unendliches Leid erfahren hat. Und dann ist da noch dieses zarte, überirdische Licht, das sich vom dunklen Hintergrund abhebt und auf sehr subtile Weise den Augenblick zeigt, in dem den Jüngern buchstäblich ein Licht aufgeht und sie erkennen, wer hier den

Tischsegen spricht und das Brot bricht, das der im Hintergrund bleibende Diener wohl vorher gebracht hat. Ob auch uns dieses Licht des Erkennens aufgeht, wenn in der hl. Eucharistie das Brot gebrochen wird und wir den Leib des Herrn empfangen? Maria und Hans Weigand, 22.03.2016

Nächster Bibelkreis: Donnerstag, 12. Mai 2016, 19.15 Uhr

Thema: Osterglaube: Die Erscheinung des Auferstandenen Lk 24, 36-53