171122 Begleittexte für pdf Pressler, Robert Mann, György Ligeti und Alfred Schnittke. Thomas...
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Kammerorchester La Folia Zürich
Winterkonzerte 2017
Programm
Carl Nielsen (1865 – 1931)
Little Suite Op. 1
Praeludium (Andante con moto), Intermezzo (Allegro moderato),
Finale (Andante con moto — Allegro con brio)
Antonio Vivaldi (1678 – 1741)
Konzert in g-Moll für zwei Celli, Streicher und Continuo, RV 531
Allegro, Largo, Allegro
Giacomo Puccini (1858 – 1924)
Crisantemi
Victor Herbert (1859 – 1924)
Seven Pieces for Cello and String Orchestra
I Yesterthoughts
II Pensée Amoureuse
III Punchinello
IV Romance
V Petite Valse
VI Ghazel
VII The Mountain Brook
I, III, VI und VII arrangiert von Sam Dennison
II, IV und V arrangiert von Hans Kunstovny
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Carl Nielsen (1865–1931)
Kleine Suite für Streichorchester, op. 1
Carl Nielsen, der bekannteste dänische Komponist des frühen 20. Jahrhunderts, wuchs auf der Insel
Fünen auf und studierte am „Kongelige Danske Musikkonservatorium“ in Kopenhagen Violine und
Komposition bei seinem berühmten Landsmann Niels Wilhelm Gade (1817–1890). Eben dieser war es
auch, der dem jungen Kollegen den Vorschlag machte, ein ursprünglich als Streichquintett gedachtes
Werk doch lieber für ein grösseres Ensemble zu konzipieren. Nielsen fügte deswegen den vier oberen
Stimmen je eine weitere hinzu, so dass aus dem Quintett ein Nonett wurde. Auf Drängen seines Ver-
legers veröffentlichte er es 1888 unter dem heute bekannten Namen „Kleine Suite für Saiteninstru-
mente“ als sein Opus 1.
Die Suite beginnt mit dem düsteren und melancholischen Präludium: Zweite Violinen, Bratschen und
Kontrabass stellen einen pulsierenden Klangteppich bereit, über dem die Celli eine elegische Melodie
entfalten. Im Gegensatz dazu sprüht das folgende, mit sordino gespielte Intermezzo vor Humor und
Fröhlichkeit: In seinem ersten Teil erinnert es an einen trällernden Walzer, dem ein energisch-tänze-
rischer Teil folgt. Das Finale greift einleitend zunächst Themen des schwermütigen Präludiums noch-
mals auf, doch rasch entwickelt sich daraus ein überschwängliches Allegro con brio, das in einen tri-
umphierenden Schluss mündet.
Antonio Vivaldi (1678–1741)
Konzert in g-Moll fur zwei Celli, Streicher und Continuo, RV 531
Das Konzert in g-moll für zwei Celli, heute eines der beliebtesten und bekanntesten Werke Antonio
Vivaldis, ist das einzige Cello-Doppelkonzert des venezianischen Komponisten. Wie seine übrigen
Cello-Konzerte ist es wohl nach 1720 entstanden, während der Lehrtätigkeit Vivaldis am Ospedale
della Pietà, einem Waisenhaus mit angeschlossener Musikschule in Venedig – und wie viele seiner
Werke schrieb Vivaldi dieses Konzert vermutlich für den Unterricht oder die Aufführungen des Kon-
servatoriums. Auffällig ist, dass in seinem Cello-Doppelkonzert die beiden Solo-Partien völlig gleich-
wertig behandelt werden.
Der dynamische erste Satz – ein mitreissendes Allegro – kündigt die grosse Emotionalität des Kon-
zerts bereits an. Der expressive zweite Satz (Largo), in kammermusikalischem Stil gehalten, verströmt
eine tiefe, ergreifende Traurigkeit, während das Finale in Rhythmus wie Tonalität gleichermassen hin
und her irrt und zum gespannten Zuhören herausfordert: Der Tutti-Einleitung folgt eine Fuge, die das
zweite Cello vorstellt, imitiert durch das erste Cello, bevor der Satz in ein beschwingtes Allegro mün-
det.
Giacomo Puccini (1858 – 1924)
Crisantemi
Wie fast alle großen italienischen Opernkomponisten Italiens hat auch Giacomo Puccini nur kurso-
risch Ausflüge in den Bereich der Instrumentalmusik unternommen. Er selbst behauptete von sich,
sein wahres Talent läge in der Welt des Theaters – seine instrumentalen Kompositionen sind entspre-
chend spärlich und stehen fast durchweg im Schatten seiner Opern. So dürften die Melodien der
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Crisantemi, eines einzelnen Andante mesto für Streichquartett, Opernfreunden aus dem 4. Akt von
„Manon Lescaut“ vertraut sein: Hier untermalen sie die Sterbeszene der Titelheldin.
Doch schon der Streichquartettsatz – sozusagen die instrumentale „Urfassung“ der Opernmusik –
war eine Trauermusik, komponiert 1890, drei Jahre vor der Vollendung der Oper, zum Gedenken an
Herzog Amadeo von Savoyen – nach Puccinis eigenen Angaben während einer einzigen Nacht. Die
Chrysanthemen als traditionelle Trauerblumen gaben dem dreiteiligen Andante-Satz seinen Titel.
Auch wenn Puccini in erster Linie als Opernkomponist bekannt ist, beherrschte er das Komponieren
für Streichinstrumente meisterhaft, wie dieses kurze melancholische Stück erkennen lässt.
Victor Herbert (1859–1924)
Seven Pieces for Cello and String Orchestra
I Yesterthoughts
II Pensée Amoureuse
III Punchinello
IV Romance
V Petit Valse
VI Ghazel
VII The Mountain Brook
Geboren in Dublin und aufgewachsen in Stuttgart und Wien machte sich Victor Herbert in New York
einen Namen als Cellist und Operetten-Komponist, als der er heute noch hier und da erinnert wird
(„Babes in Toyland“, „Naughty Marietta“). Ausserdem unterrichtete er als Kollege von Antonín
Dvořák Cello am New Yorker National Conservatory und komponierte verschiedene Stücke für dieses
Instrument, darunter zwei Konzerte. (Aus der Zeit der gemeinsamen Lehrtätigkeit ist überdies das
Gerücht übermittelt, Dvořák habe sich von Victor Herbert zur Komposition seines berühmten Cello-
konzerts in h-moll inspirieren lassen...). Die heute erklingenden „Sieben Stücke für Violoncello und
Streichorchester“ sind melodieselig und eingängig – Charakterstücke aus der Zeit der Jahrhundert-
wende, deren Aufführung man sich gut in einem der zahlreichen New Yorker Salons vorstellen kann.
Den Miniaturen liegen jeweils Kompositionen für Violoncello und Klavier zugrunde, einige der Stücke
waren ursprünglich sogar reine Klavierkompositionen: Victor Herbert kannte die musikalischen Be-
dürfnisse seiner Zeitgenossen und wusste, wie man durch unterschiedliche Arrangements derselben
Melodien als Komponist zu Einnahmen kam.
Die Stücke tragen Titel wie aus den Familienblättern der Zeit: „Yesterthoughts“, „Pensée Amoreu-
ses“, „Punchinello“ oder „Romance“. Es handelt sich um formal in sich geschlossene, die Stimmungs-
welt der sprechenden Stücktitel ausmalende Stücke, die jeweils gekonnt einen zentralen musikali-
schen Einfall tonmalerisch ausgestalten.
Die Büste Herberts steht damit möglicherweise bis heute ganz zurecht im New Yorker Central Park
neben den Statuen von Dvořák und Toscanini...
Katharina Böhmer
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Thomas Grossenbacher
wurde in Zürich geboren. Er ist Erster Solocellist im Tonhalle Orches-
ter Zürich.
Nach erstem Cellounterricht bei Tatjana Valleise und Mischa Frey
absolvierte er am Konservatorium Zürich bei Claude Starck das Lehr-
diplom.
An der Musikhochschule Lübeck, Klasse David Geringas, schloss er
das Studium mit dem Konzertexamen, Prädikat „Mit Auszeichnung“,
ab. Wichtige künstlerische Impulse erhielt er ausserdem durch Me-
nahem Pressler, Robert Mann, György Ligeti und Alfred Schnittke.
Thomas Grossenbacher konzertiert in Europa, USA Taiwan und Japan. Wiederholte Teilnahme an ver-
schiedenen Festivals wie Ernen, Davos, Aspen (USA), Ittingen, Gstaad und Brunegg.
Mit Dirigenten wie David Zinman, Sir John Elder, Armin Jordan oder Sir Antonio Pappano und Orches-
tern wie dem Tonhalle Orchester Zürich, dem Deutschen Symphonie Orchester Berlin oder dem Or-
chestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia (Rom) ist er ebenso erfolgreich solistisch aufgetre-
ten wie als Kammermusikpartner von Radu Lupu, Leon Fleisher, Yuja Wang, Martin Grubinger,
Helene Grimaud, Joshua Bell oder dem Carmina Quartett Zürch.
Seine CD-Einspielungen, insbesondere “Don Quixote“ (Arte Nova) von Richard Strauss mit dem Ton-
halle Orchester Zürich unter der Leitung von David Zinman, fanden grosse internationale Beachtung.
Als Dozent an der ZHdK Zürich ist Thomas Grossenbacher ebenfalls sehr engagiert. Einige seiner Stu-
denten sind Preisträger internationaler Wettbewerbe und besetzen heute exponierte Positionen in
renommierten Sinfonieorchestern oder Kammermusikformationen.
Zoltán Despond (*1992)
gehört zur jungen Generation von vielversprechenden Schweizer
Cellisten. Er lernte bei Pierre-Bernard Sudan (Freiburg), Marc Jaer-
mann (Lausanne) und Thomas Grossenbacher (Zürich).
Sein Studium begann er in der Klasse von Marc Jaermann (Cellist
des Quartetts Sine Nomine) an der Musikhochschule Lausanne, ge-
folgt von einem «master performance concert» in der Klasse von
Thomas Grossenbacher an der Zürcher Hochschule der Künste im
Jahr 2015. Zurzeit verfeinert er seine cellistischen Fertigkeiten im
«master performance specialised soloist» bei dem selben Professor.
Neben seinem Studium besucht er Meisterkurse im In- und Ausland bei Franz Helmerson, Antonio
Meneses, Christophe Coin, Christian Proske, Martin Ostertag.
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Als Cellist tritt er mit Musikern wie Ilya Gringolts, Silvia Simionescu, Claudius Hermann, Tanja Sonc,
Anahit Kurtikyan, Thomas Grossenbacher, Sebastian Diezig auf. Ausserdem arbeitet er zusammen mit
Pianisten wie Keiko Tamura, Yoshiko Iwai, Petya Mihneva und Irene Puccia. Er ist Teil des Ensembles
«Saltocello» unter der Leitung von Thomas Grossenbacher.
Zoltán Despond ist Preisträger des Preises «Zubaloff», des Preises «Fonds Pierre et Renée Glasson»
des Kantons Freiburg und des Preises der Friedl Wald Stiftung in Basel.
www.zoltandespond.com
Mirion Glas
ist in England geboren und aufgewachsen. Er studierte Geige,
Bratsche und Klavier an der Royal Academy of Music in London.
Nach seinem Konzertdiplom studierte er weiter bei Peter Schid-
lof vom Amadeus-Quartett und besuchte Meisterkurse von Rai-
ner Moog in Luxemburg. 1975 kam er als Bratschist in die
Schweiz zum Zürcher Kammerorchester (ZKO), wo er von 1980
bis 2008 als Solo-Bratschist spielte. Von 2001 bis 2005 leitete
Mirion Glas das Streichensemble II am Konservatorium Zürich.
2004 übernahm er die Leitung der Zumiker Musiker. Während
des Jahres 2005 war er Gastdirigent des Orchesters La Folia, des-
sen Leitung er 2006 übernahm.
Kammerorchester La Folia
1. Violine: Arsen Stepanyan (Konzertmeister), Katharina Böhmer, Katharina Fahrenkamp, Azat
Fishyan, Mattias Pfund, Simon Weber
2. Violine: Stephan Matthys, Corinne Däscher, Sabeth Frey, Anne-Marie Hirschi, Jürg Lichtenegger,
Ariane Lüthi
Viola: Gösta Niedderer Egli, Matthias Breidert, Max Lechner, Brigitte Näf, Bettina Raveglia
Violoncello: Florian Arnicans, Dorothea Glas, Sabina Keller, Johanna Lobeck
Kontrabass: Dietrich Pestalozzi
Leitung: Mirion Glas
www.lafolia-zuerich.ch
Unsere Konzerttätigkeit wird unterstützt von den Freunden und Gönnern des Kammerorchesters La
Folia. Sie sind herzlich eingeladen, diesem Verein beizutreten.
Präsident: Dietrich Pestalozzi, Dietikon