179 - Das Standortmagazin der Region Stuttgart (Ausgabe 1/2016)

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179 Das Standortmagazin der Region Stuttgart Ausgabe 1/2016 Schafft Grün und schluckt Staub Maßgeschneiderte Lösungen für alles, was fließt Zündende Geschäftsidee Die Region Stuttgart baut mit an Europas Zukunft Gute Nachbarschaft

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179 ist das Standortmagazin für die Region Stuttgart. Alle drei Monate berichtet 179 von starken Unternehmen, von neuesten Entwicklungen in ausgewählten Branchen, überzeugenden Gründungsideen, herausragenden Forschungsleistungen, aber auch von den vielen Gründen, warum die Region so lebenswert ist. Der Name des Magazins ist dabei Programm: 179 Kommunen bilden die Region Stuttgart, gemeinsam formen sie einen der stärksten Standorte Europas.

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179Das Standortmagazin der Region Stuttgart

Ausgabe 1/2016

Schafft Grün und schluckt Staub

Maßgeschneiderte Lösungen für alles, was fließt

Zündende Geschäftsidee

Die Region Stuttgart baut

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Gute Nachbarschaft

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Ein starkes Team: In der seit 2009 produzierten Krimiserie „SOKO Stuttgart“ verkörpern Yve Burbach, Peter Ketnath, Karl Kranzkowski, Astrid M. Fünderich und Benjamin Strecker eine sympathische Fahndertruppe, die allen Verbrechern das Fürchten lehrt. Mit einem beachtlichen Marktanteil von teilweise über 20 Prozent ist das Team eine feste Größe in der SOKO-Familie. Die Serie verschafft dem deutschen TV-Publikum einen Eindruck vom Leben in und um Stuttgart und stärkt den regionalen Medienstandort.

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Für Europa eintreten – in diesen Zeiten? Wo sich in der Flüchtlingskrise jeder selbst der Nächste ist, sich manche nationale Regierungen nicht gerade als Musterdemokraten erweisen und die Finanzkrise noch immer virulent ist?

Ja, gerade in diesen Zeiten!

Kein Einzelstaat kann die aktuellen Probleme alleine besser lösen als in Zusammenarbeit mit den anderen. Der europäische Einigungsprozess hat uns trotz aller Unzulänglichkeiten eine beispiellose Ära von Frieden, Sicherheit und Wohlstand eingebracht. Unsere Export- wirtschaft profitiert und sichert Arbeitsplätze. Europa bietet uns in vielerlei Hinsicht einen als selbstverständlich betrachteten Schutz: als Unternehmer, Arbeitnehmer, Reisender oder Verbraucher.

Auch die Region Stuttgart leistet einen Beitrag zum Zusammenwachsen: Neben den international agierenden Konzernen pflegen auch kleine und mittelgroße Unter-nehmen langfristige und verlässliche Verbindungen mit Geschäftspartnern und Kunden auf dem ganzen Konti-nent. Regionale Institutionen und Forschungseinrichtungen bewältigen grenzüberschreitende Projekte mit großer Strahlwirkung.

Schon seit vielen Jahren bauen Verband und Wirtschafts-förderung Region Stuttgart an der europäischen Inte- gration mit. Die WRS betreibt europäisches Standort- marketing und hat mit zahlreichen Technologie- und Innovationsprojekten den Wirtschaftsstandort gestärkt – mit finanzieller Unterstützung aus Brüssel und in enger Zusammenarbeit mit den kommunalen Wirtschaftsför- derungen in der Region. Unsere regionalen Kompetenz- und Innovationszentren gelten europaweit als modellhaft. Wir haben aber auch vom Know-how anderer profitiert, etwa bei der Beschaffung von Risikokapital für junge Technologieunternehmen.

Unter dem Strich gibt es in der Geschichte des vereinten Europa weit mehr Licht als Schatten – im Großen wie im Kleinen. Gute Beispiele finden sich in der neuen 179-Titelgeschichte ab Seite 8.

Dr. Walter RoggGeschäftsführer Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS)

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Inhalt

Aktuell 4Neuigkeiten aus der Region Stuttgart / Wussten Sie schon, …?

Neu in der Region 5Schafft Grün und schluckt Staub

Branchenfokus 6Maßgeschneiderte Lösungen für alles, was fließt / Emsyst 4.0 spart mächtig Strom / Wenn das Auto zum persönlichen Assistenten wird

Titelthema: Europa 8 –15 Gute Nachbarschaft 8 Die Region Stuttgart baut mit an Europas Zukunft

Im Gespräch: Jan Bergmann 10 Der Entwickler 14 Michael Ohnewald porträtiert den Unternehmer Frank Frauenhoffer

Wissenschaft 16Weniger Staus dank Baustelle 4.0 / Touchscreen ade! / Quinoa & Co. wachsen auch in Deutschland / Elektroautos punktgenau parken

Innovation 17Hand und Fuß / Wer hat‘s erfunden…?!

Existenzgründung 18Zündende Geschäftsidee

Fachkräfte 20Neue Wege im Online-Personalmarketing / Tempo beim E-Recruiting

Freizeit 21Kultur in alten Mauern / Kalender / Tipps

Wirtschaftsförderung Region Stuttgart 22 Aktuell Sicher zum und beim Film / Termine / Meldungen

Impressum 23

179 Kommunen – ein Standort.

Ludwigsburg

Stuttgart

Böblingen

Rems-Murr

GöppingenEsslingen

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Aktuell

Porsche unter StromEnde des Jahrzehnts soll der erste rein elektrisch angetriebene Porsche auf die Straße kommen. Für den Standort Region Stuttgart bedeutet „Mission E“, so der Name des Projekts, weiteres Wachstum: Allein am Stammsitz in Stuttgart-Zuffen-hausen sind Investitionen in Höhe von etwa 700 Millionen Euro für mehr als 1.000 neue Arbeitsplätze geplant. In den nächsten Jahren sollen dort eine neue Lackiererei und eine eigene Montage für das Elektroauto errichtet, das beste-hende Motorenwerk für die Herstellung der Elektroantriebe ausgebaut und der vorhandene Karosseriebau erweitert werden. Dazu kommen weitere Investi-tionen, etwa im Entwicklungszentrum Weissach.

Mehr als 600 PS wird der Elektro-Porsche unter der Haube haben. Damit soll der Viersitzer aus dem Stand in weniger als 3,5 Sekunden auf 100 Kilometer pro Stunde beschleunigen können. Die im Unterboden integrierten Lithium-Ionen-Batterien werden laut Porsche eine Reichweite von mehr als 500 Kilometern haben; dank einer eigens entwickelten Schnelllade-Einrichtung sollen schon nach 15 Minuten Ladezeit wieder 80 Pro-zent Reichweite zur Verfügung stehen.

porsche.de/mission-e

... dass Deutschlands größter Indoor-Rave in Stuttgart stattfindet?

Das Stuttgart Electronic Music Festival, kurz Semf, ist eine feste Größe im internationalen Technokalender. Rund 20.000 Raver haben im vergangenen Dezember in den Hallen der Landes- messe zu Klängen von Top-DJs abge- tanzt – damit ist das Semf die größte deutsche Technoparty unter Dach. Da der Flughafen um die Ecke liegt, konnten viele Technofans nach durch- tanzter Nacht den Weg zum Heimflug zu Fuß antreten.

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. Der Klick zur Parklücke Bei einem regionalen Pilotprojekt soll an 15 Park+Ride-Anlagen entlang der S-Bahn-Linien S2 (Schorndorf) und S3 (Backnang) die Parkplatz-Belegung minu-tengenau erfasst und in Echtzeit kommu-niziert werden. Dazu installiert die Firma Bosch an jedem einzelnen Parkplatz der schrankenlosen Anlagen Sensoren, die den aktuellen Belegungszustand erfassen und an eine App und die Internetseite des Verkehrs- und Tarifverbunds Stuttgart (VVS) weitermelden. Die Auswertung der Daten soll Aufschluss darüber ge-ben, ob die Echtzeitinformation zu freien Park+Ride-Plätzen mehr Autofahrer in Busse und Bahnen bringt. Die kleinste Anlage im Bereich des Pilotprojekts ver-fügt über 49, die größte über 520 Stell-plätze. Der Verband Region Stuttgart unterstützt das Projekt über einen För-derzuschuss aus dem Landesprogramm „Nachhaltig mobile Region Stuttgart“.

bosch-connected-parking.de

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Die meisten DrittmittelDie Universität Stuttgart nimmt die meisten Drittmittel aller deutschen Unis ein. Im Jahr 2013, das sind die aktuellsten vom Statistischen Bundesamt publizierten Daten, erzielte die Hochschule 744.000 Euro je Professor. Den zweiten Platz be-legte die ebenfalls technisch orientierte RWTH Aachen mit 731.800 Euro, gefolgt von der TU Bergakademie Freiberg mit 716.800 Euro. Die Nase vorn hatten da-bei die Professoren der Ingenieurwissen-schaften mit durchschnittlich 639.800 Euro Drittmitteleinnahmen. Die Sprach- und Kulturwissenschaftler warben im Schnitt 116.800 Euro ein.

uni-stuttgart.de

Flaschenpfand hilft Obdachlosen Kleiner Pfandbetrag, große Wirkung: Mit ihrem Sozialprojekt „Spende dein Pfand“ hat die Studentenorganisation Enactus Hohenheim vier neue Arbeitsplätze für sozial benachteiligte Menschen geschaf-fen. Möglich wurde der Erfolg durch Sammelbehälter auf dem Campus und am Stuttgarter Flughafen. Hochschul-angehörige oder Fluggäste können hier Flaschen abgeben und auf diese Weise den Pfandbetrag spenden. So kommen täglich über 1.000 Flaschen zusammen. Mitarbeiter der Zeitschrift Trott-war sam-meln diese nach Feierabend ein, sortieren sie und finanzieren damit ihren eigenen Arbeitsplatz. Die Sammelaktion ist eines von neun wohltätigen Projekten der studentischen Gruppe, die im Jahr 2010 mit Hilfe des Stiftungslehrstuhls für Entre-preneurship gegründet wurde und mit unternehmerischen Methoden Nutzen stiften will. Die mittlerweile 60 Mitglieder haben unter anderem eine universitäts- eigene Mitfahrgelegenheit entwickelt so-wie ein neuartiges Unterstützungsmodell für ältere Menschen aufgebaut.

hohenheim.enactus.de

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Neu in der Region

Noch dieses Jahr soll die Feinstaubwand öffentlich zu sehen sein, erstmals im Juli bei der Landesgarten-schau in Öhringen. Auch mit einigen Städten in der Region ist Züblin in Kontakt. „Immerhin wurde in der Stadt Stuttgart bereits Feinstaubalarm ausgerufen, hier könnten wir zur Problemlösung beitragen“, sagt Andreas Kugler.

An dem Projekt haben noch weitere Beteiligte ihren Anteil: Die Moosspezialisten vom Staatlichen Muse-um für Naturkunde Stuttgart sowie die Wirtschafts-förderung Region Stuttgart GmbH und die Innova-tionsallianz Baden-Württemberg, die den Kontakt der Bauingenieure zu den Wissenschaftlern herge-stellt haben. „Von alleine wären wir nie auf die Idee gekommen, zum ITV zu gehen“, so Kugler. HelmuthHaag

Moos ist eine Pflanze mit allerlei besonderen Eigen- schaften: Manche Arten überstehen jahrelange Trocken-zeiten, und es ist sogar ein Exemplar bekannt, das 1.500 Jahre im antarktischen Eis eingeschlossen war und anschließend munter weitergewachsen ist. Eine ganz spezielle Fähigkeit von Moos hat sich jetzt die Stuttgarter Baufirma Züblin gemeinsam mit dem Textilforschungs-institut ITV Denkendorf zunutze gemacht und eine Feinstaubwand entwickelt: Moos kann Staub binden und verdauen, „verstoffwechseln“, wie die Wissenschaft-ler sagen. Aus Feinstaub werde Moos.

„An besonders von Feinstaub betroffenen Stellen in Innenstädten kann unser Moos-Feinstaubpanel die Belas- tung senken“, sagt Züblin-Projektleiter Andreas Kugler. Der erste Prototyp steht derzeit im Denkendorfer Institut und wird unter Laborbedingungen optimiert. Die in Modulen aufgebaute Wand kann an Straßen wie auch an Schienen eingesetzt werden und ist in bestehende Tunnelportale, Schutzplanken oder Lärmschutzwände integrierbar.

Am meisten Feinstaub, Kohlendioxid und Stickoxide bindet das Moos, wenn es immer leicht feucht ist. Dafür sorgt ein Bewässerungssystem, das Regenwasser sammelt und in der jeweils gewünschten Menge in die verschiedenen Regionen der Wand leitet. Ein spezielles Textil hält das Moos in der Vertikalen und ist für den Feuchtigkeitstransport notwendig. „Dafür haben wir auf Basis von Glasfasern und speziellen Textilien zum Wassermanagement ein intelligentes Bewässerungssys-tem entwickelt“, erläutert ITV-Abteilungsleiter Christoph Riethmüller, der dem Prinzip der „lebenden Wand“ generell eine große Zukunft voraussagt: „Living Walls werden beim Thema Nachverdichtung eine wichtige Rolle spielen, weil sie die Lebensqualität und die Ak-zeptanz bei den Bewohnern steigern“, ist er überzeugt. ve

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Schafft Grün und schluckt StaubEine Feinstaubwand soll für gute Luft in den Städten sorgen

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Branchenfokus

Eigentlich ist Erdgas farb- und geruchlos. Dennoch verbreiten schon das kleinste Leck in einer Gasleitung oder ein undichter Gasherd den penetranten Duft fauler Eier. Denn um auf den Defekt unmissverständlich hinzuweisen, wird Erdgas mit einem markanten Duft- stoff künstlich „odoriert“, wobei spezielle Pumpen für die exakte Dosierung sorgen.

Membranpumpen und Dosieranlagen für solche und andere Anwendungen entwickelt und produziert die Lewa GmbH aus Leonberg. Mit bewährten, aber auch mit neuen Produkten und innovativen Technologien setzt Lewa die Maßstäbe in der Branche. Darauf vertrau- en Kunden aus der Öl- und Gasindustrie, der chemischen Industrie, der Petrochemie, der Kosmetikindustrie, der Pharma- und Biotechnologie sowie der Lebensmittel- und Getränkeindustrie. „Wir müssen in monatelangen Qualifizierungsprozessen sicherstellen, dass unsere Pumpen und Systeme allen Anforderungen gewachsen sind. In den über 60 Jahren unseres Bestehens hat sich Lewa eine einzigartige Vertrauensposition erarbeitet, die dennoch kontinuierlich neu untermauert werden muss“, erklärt Lewa-Geschäftsführer Stefan Glasmeyer.

Maßgeschneiderte Lösungen für alles, was fließt

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LEWA GmbH

Gründungsjahr: 1952 Sitz: Leonberg Mitarbeiter: 1.000 Umsatz: 217 Mio. Euro lewa.de

Bei der Entwicklung von Technologien und Lösungen orientiert sich die Firma exakt an den Anforderungen der Kunden. 2004 konstruierte und baute Lewa die größte Prozess-Membranpumpe der Welt. In Hammer-fest in Norwegen wird diese 60 Tonnen schwere Pumpe seitdem zur CO2-Rückgewinnung in einem Erd-gasfeld verwendet. Hochdruck-Prozesspumpen von Lewa, die bei der Off- oder Onshore-Förderung von Gas und Öl zum Einsatz kommen, müssen zuverlässig, robust und energieeffizient sein und gegen Betriebs- drücke von bis zu 1.000 bar arbeiten. Absolute Zuver- lässigkeit sowohl in Wüstenregionen als auch unter arktischen Bedingungen muss gewährleistet sein.

Ein bekannter Fruchtgummiproduzent setzt bei der Herstellung seiner Figuren Dosierpumpen aus Leonberg ein, bei denen die Verarbeitung von bis zu zehn ver- schiedenen Fluiden gleichzeitig möglich ist. Es kommt darauf an, dass über einen genau definierten Zeitraum die immer gleiche Menge eines bestimmten Farbstoffes in die Masse dosiert wird – schließlich sollen die Pro- dukte aller Chargen dieselbe Farbe haben und immer gleich schmecken.

90 Prozent seines Umsatzes erzielt das Unternehmen im Ausland. Mit den weltweit 16 Tochtergesellschaften und mehr als 80 Vertriebspartnern erwirtschaftete Lewa im Jahr 2014 einen Umsatz von 217 Millionen Euro. Dafür arbeiten derzeit rund um den Globus mehr als 1.000 Mitarbeiter. Gut die Hälfte davon ist im Leon-berger Stammhaus beschäftigt. Hier werden die Kern-komponenten, die Pumpen und Pumpensysteme, produziert. Auch Forschung und Entwicklung sind dort angesiedelt. Vom Engineering über die technische Beratung und die Inbetriebnahme vor Ort bis zur War-tung und Instandhaltung bietet Lewa alles aus einer Hand. „Wir fühlen uns für die Zukunft gut gerüstet, auch weil wir breit aufgestellt und nicht von bestimm- ten Kunden oder Ländern abhängig sind“, erklärt Stefan Glasmeyer. SonjaMadeja

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Die Lewa GmbH ist Marktführer bei Dosier- und Membranpumpen für die Prozessindustrie

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Branchenfokus

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Mit dem neuartigen Energiemanagement-system Emsyst 4.0 drückt die Riempp Industrieservice Elektrotechnik GmbH aus Oberboihingen Energiekosten. Das System vernetzt haustechnische Anlagen, steuert interaktiv Heizung und Beleuchtung eben-so wie Sonnenschutzsysteme, ohne dass aufwändige Installationen notwendig sind. Sein Wissen holt es sich von unterschied-

Emsyst 4.0 spart mächtig Strom

lichsten Informationsquellen: Es kennt die Anforderungen der verschiedenen Wo-chentage, liest den Raumbelegungsplan und berücksichtigt die aktuellen Wetter-daten. „Wir senken den Stromverbrauch um bis zu 40 Prozent, innerhalb von zwei bis drei Jahren hat sich die Investition für den Kunden amortisiert“, sagt Friedrich E. Riempp, Geschäftsführer der Riempp-Gruppe, die drei Jahre Entwicklung und rund eine Million Euro in Software und Technik investiert hat. Entwickelt wurde das System mit Unterstützung des Bun-deswirtschaftsministeriums. Mittlerweile hat Riempp rund 20 dieser universell einsetzbaren Softwarelösungen verkauft.

Vor allem produktions- und damit energie-intensive Betriebe interessieren sich für die innovative Lösung, wie die Krämer

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eGmbH in Metzingen, ein Hersteller von Leitersystemen für Industrieanlagen. Dort konnte etwa der Stromverbrauch für die Druckluft in der Produktion hal-biert werden. Zwei Deckenheizungen in Rolltornähe schalten dank Emsyst ab, sobald das Tor offen steht. In Stuttgart-Vaihingen gab die werkseigene BMW-Niederlassung vor der Installation von Emsyst jährlich 600.000 Euro für Strom und Gas aus. Künftig spart der Auto-händler 40 Prozent seiner Energiekosten. Viele Firmen kombinieren das Energie-managementsystem auch mit Fotovol-taikanlagen oder Elektromobilität, um den Wirkungsgrad weiter zu verbessern. Riempp hat dank Emsyst vier neue Mit-arbeiter eingestellt (lof)

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Wenn das Auto zum persönlichen Assistenten wird

den Bordcomputer – Dinge, die uns heu- te als selbstverständlich erscheinen – war der weitere Erfolg programmiert. Bald erhielten sie den Auftrag, für den Super-sportwagen Porsche 918 Spyder ein ein-zigartiges System mit zwei Bildschirmen, Touch-Funktion und App-Anbindung zu entwickeln. Dies führte dazu, dass schließ-lich Harman, die internationale Gruppe von Audiozubehör-Herstellern, HiFi-Spezi-alisten und Elektronikausstattern mit Sitz in Stamford in den USA auf S1nn auf-merksam wurde und eine Beteiligung an der Firma einging. „Dank Harman haben wir jetzt einen direkten Draht zum Silicon Valley, und wenn wir unsere schwäbische DNA mit dem Geist der erfolgreichsten Hightech-Region der Welt verbinden, sind wir richtig gut aufgestellt“, freut sich Philipp Popov. So kommt die Hifi-Anlage im Tesla Model S aus Stuttgart; auch das neue Model X soll mit einem System von S1nn ausgestattet werden.

Schon ohne die große US-Mutter im Rücken entwickelte S1nn innovative und zukunftsfähige Produkte. „E-Noise“ sorgt bei Elektrofahrzeugen für einen Sound-

Mit Infotainment-, Audio- und Connectivity-Lösungen ist die Stuttgarter S1nn GmbH international erfolgreich

effekt, damit Fußgänger vor herannahen-den Fahrzeugen gewarnt werden. Der „Emergency-Call“ verbindet die Autoin-sassen nach einem Unfall automatisch mit der Rettungsleitstelle. Sind die betroffenen Personen nicht mehr ansprechbar, gibt das System die wichtigen Koordinaten an die Retter weiter. Ab April 2018 müssen alle neuen Fahrzeuge in der EU damit ausgestattet sein. (som)

s1nn.de

Stellen Sie sich vor, Sie sind mit dem Wagen in einer fremden Stadt unterwegs. Sie bekommen Appetit und erzählen Ihrem Auto, dass Sie essen gehen wollen. Dieses schlägt Ihnen Restaurants nach Ihrem persönlichen Geschmack vor – na-türlich nur solche, die geöffnet haben und staufrei zu erreichen sind. Haben Sie ein Lokal ausgewählt, reserviert das Fahrzeug selbstständig einen Tisch. Laut Philipp Popov kann diese Vision in zwei bis drei Jahren Realität sein: „Der intelligente Wagen gehört zu den Systemen der Zu-kunft, die unsere Technologie ermöglichen wird“, erklärt der Geschäftsführer der Stuttgarter S1nn GmbH.

Das Unternehmen wurde 2004 gegründet und entwickelt heute mit 100 Mitarbeitern aus 17 Nationen Infotainment-, Audio- und Connectivity-Lösungen für Automobil-hersteller wie Porsche, VW oder Tesla. An-gefangen haben die vier Gründer Philipp Popov, Andreas Heim, Heiko Henkelmann und Michael Fabry als Entwickler von Audiosystemen. Durch die Erweiterung des Geschäftsfeldes um den Bereich Konnekti-vität mit Lösungen für die Einbindung von Smartphone, MP3-Player und USB-Stick in

Ein neuartiges Energiemanagementsystem der Riempp GmbH aus Oberboihingen senkt den Energieverbrauch der Haustechnik

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Wer wie die Firma IST Metz aus Nürtingen den Löwenanteil seiner Produkte exportiert, für den gehört Internationalität zum Tagesgeschäft. Dank Internet ist der Aufbau der UV-Trocknungsanlagen im Ausland sehr viel komfortabler geworden. Was man als Mitarbeiter im Außendienst unbedingt braucht: Geduld und Kreativität.

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Titelthema: Europa

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„Willkommen in Österreich! In Ihrem Tarif zahlen Sie für Gespräche innerhalb des Landes und nach Deutsch-land …“. Nach dem SMS-Piepton, der diese Nachricht ankündigt, kann der Wanderurlaub in der benachbarten Alpenrepublik beginnen. Zumindest jetzt noch. Denn nach der Entscheidung des Europaparlaments gehören die Roaming-Gebühren ab 15. Juni 2017 der Vergangen-heit an. Das ist praktisch für alle, die im Ausland tele-fonieren und im Internet surfen wollen. Die sogenannte Netzneutralität war ebenfalls Teil des Gesetzes: Sie ga- rantiert den diskriminierungsfreien Zugang zu Datennet-zen. Europa ist damit der einzige Raum weltweit, der offenes Internet rechtlich garantiert. Wer sich darüber in sozialen Netzwerken austauschen will, benutzt #con-nectedcontinent.

Europa, der verbundene Kontinent. Einzelteile sind die 28 Mitgliedsstaaten, zusammen formen sie die Europä-ische Union. Mehr als eine halbe Milliarde Menschen leben, wohnen und arbeiten innerhalb dieses Zusammen-schlusses. Mittendrin, etwa auf halber Strecke zwischen Schweden und Italien, liegt die Region Stuttgart. Mit ihren 2,7 Millionen Einwohnern stellt sie gut ein halbes Prozent der Bevölkerung der Europäischen Union. Hier leben Menschen aus 180 Nationen der Welt, rund ein Drittel der Bevölkerung hat einen Migrationshintergrund. Europa ist also nicht nur jenseits der Bundesgrenze, sondern auch mittendrin.

Überflüssiges Wechselstuben-Suchen und Umrechnen

Was bedeutet Europa? Die Hymne, die zwölf Sterne auf blauem Grund oder das Europäische Parlament? Gar der Eurovision Song Contest? Definitiv die Einheitswäh-rung. Gefühlte Ewigkeiten bezahlen wir schon mit dem Euro, eingeführt wurde er 1999 als Buchgeld, 2002 in Form von Münzen und Geldscheinen. Seitdem ist das Wechselstuben-Suchen in 19 Ländern überflüssig. Nur in neun Nationen – wie etwa in Großbritannien, Ungarn oder Polen – muss noch getauscht werden.

Für die Wirtschaft hat der Euro als Teil der Wirtschafts- und Währungsunion immense Vorteile: Speziell kleine und mittlere Unternehmen sparen Wechselgebühren

und vermeiden Bürokratie, können derweil in neue Tech-nologien investieren. Zudem können sie auf eine stabile, verlässliche Währung bauen. Der Euro macht den Handel über Ländergrenzen hinweg wesentlich einfacher, ins- besondere für solche Firmen, die den Großteil ihrer Pro-dukte exportieren. Die Industrie aus der Region Stuttgart hat im Jahr 2013 einen neuen Rekord aufgestellt: Mit einer Exportquote des verarbeitenden Gewerbes von mehr als 63 Prozent liegen sie weit über dem Bundes-durchschnitt. Wichtigste Handelspartner sind nach den USA die Nachbarn Frankreich und die Schweiz.

Die IST Metz GmbH aus Nürtingen macht sich all diese Vorteile zunutze: Der führende Anbieter von Anlagen zur Trocknung von Farben, Lacken, Silikonen und Kleb-stoffen mittels UV-Licht setzt 80 Prozent seiner Produkte im Ausland ab, wiederum drei Viertel davon in Europa. Mithilfe der UV-Anlagen können Verpackungen beispiels-weise so bedruckt werden, dass das Etikett auf der Shampoo-Flasche golden glänzt oder sich die Zigaretten-schachtel samtig anfühlt. 500 Mitarbeiter gehören zur Firma, 300 davon am Stammsitz in Nürtingen. Die rest-lichen sind auf zehn Tochtergesellschaften in der ganzen Welt verteilt, Internationalität ist hier Tagesgeschäft.

Gute Nachbarschaft

Die Region Stuttgart baut mit an Europas Zukunft

Über Straße, Schiene oder durch die Luft – ganz Europa ist nur einen Katzensprung entfernt von der Region Stuttgart. In jedem Nachbarland warten Menschen, Kulturen und nicht zuletzt Marktchancen. Unternehmen, Kommunen und Institutionen aus der Region Stuttgart arbeiten daran, dass der Wirtschafts- und Forschungs- raum weiter zusammenwächst.

Exportanteile Baden-Württembergs 2014 in Prozent nach Bestimmungsländern

Quelle: IHK Region Stuttgart, Statistik 2015, Die Wirtschaft Baden-Württembergs und der Region Stuttgart

Eurozone: 33 %

EU außer Eurozone: 17,4 % Europa (außer EU): 12,2 %

USA: 11,7 %

Schweiz: 7,7 %

China: 7,2 %

Sonstige: 10,8 %

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Schneller, kalkulierbarer und beherrschbarer seien mittler-weile selbst unvorhersehbare Umstände geworden – wie etwa fehlende Ersatzteile, ein Unfall oder Krankheit. Der grenzüberschreitende Krankenschutz der EU trägt genau dazu bei: Dank der Versicherungskarte sind Versor-gung und die Kostenübernahme durch die Krankenkasse gesichert. Wie man Hilfe ruft? Genau wie zu Hause über die Telefonnummer 112.

„Jedes Land war eine eigene Welt“

Ein Sack gefüllt mit Lire, Peseten und Francs ist ein Über-bleibsel aus Zeiten vor der Währungsunion. Frank Krauß, Head of After Sales bei IST Metz, hat sich daraus früher oft bedient, bevor er auf Geschäftsreise ging. Dank Eu- ro und Kreditkarten hat die Sammlung in seinem Büro-schrank heute nur noch sentimentalen Wert. „Ausweis-kontrollen bei jedem Grenzübertritt, Zollformalitäten und völlig uneinheitliche Standards, jedes Land war eine eigene Welt“, so ist ihm das Europa der 1980er-Jahre im Gedächtnis geblieben.

Vieles ist mittlerweile einfacher: Eine Maschine versand- fertig zu machen, war damals eine tagesfüllende Auf-gabe. Heute dauert es – je nach Land – nur zwei Minu-ten. Thomas Nagrodzki, Head of Installation bei IST Metz, war 13 Jahre im Außendienst unterwegs, um die Anlagen vor Ort in Betrieb zu nehmen. Für ihn glichen die Reisen damals eher einem Abenteuer als einem Routineeinsatz. „Allein das Hotel zu finden, konnte ohne Internet oder Google Maps zur Herausforderung werden“, sagt er. Die Reisevorbereitungen für seine Monteure sind inzwi-schen denkbar einfach. Alles, was sie tun müssen, ist, am Vorabend ihre Tasche zu packen. Fertig. „Reisen ist so unglaublich komfortabel geworden“, schwärmt er.

Titelthema: Europa

179: Laut einer aktuellen Studie as-soziieren junge Menschen mit Europa Aspekte wie Reisefreiheit, Frieden und Demokratie. Woran denken Sie zuerst?

Bergmann: Ich persönlich denke zu-erst an die „Erasmus-Ehe“. Zigtausende solcher Ehen wurden in den letzten Jahrzehnten geschlossen, die Europa auf persönlichster Ebene stabilisieren. Unsere Ehe ist eine davon: Meine Frau ist Fran-zösin, wir haben uns 1989 während des Studiums in Berlin in einem Wohnheim kennengelernt. Eine solche Beziehung wäre noch vor wenigen Generationen schwer lebbar gewesen. Unsere Groß- väter haben im Zweiten Weltkrieg gegen- einander gekämpft. Das Erasmus-Pro-gramm der EU führt zu wunderbarer Völkerverständigung.

Ein Blick zurück: Europa 1952 und 2015 – was hat sich seitdem verändert?

Alles und nichts! Das supranationale Wesen der EU mit ihrer Friedenssiche-rung ist gleich geblieben. Aber gerade in Baden-Württemberg profitieren wir von

einer ganz deutlich gestiegenen Lebens-qualität, einer stabilen Wirtschaft und genießen großen Wohlstand. Verändert hat sich sicher auch viel im alltäglichen Leben. Gehe ich heute einkaufen, kann ich aus zehn europäischen Buttersorten auswählen. Das Beispiel illustriert, wie das Warenangebot durch den Binnen-markt explodiert ist. Neu ist zudem die Vielfalt an Lebensentwürfen – 1952 wäre eine junge Schwarzwälderin ver- mutlich auf dem Bauernhof ihres Heimat-dorfes alt geworden. Heute steht ihr die ganze Welt offen.

Die schwierige Situation Frankreichs mit den Terroranschlägen und dem Wahlerfolg des Front National, der Zuzug von Flüchtlingen und der Verbraucherschutz sind einige aktuelle Probleme, die ganz Europa betreffen. Wie können sie gelöst werden?

Alleroberstes Gebot ist die europäische Zusammenarbeit. Hier stehen wir vor großen Herausforderungen. Der Rückfall in Einzelstaaterei und Nationalismus löst nichts. Zäune zu bauen und dadurch

die Grenzfreiheit zu zerstören, ist das gefühlte Ende der Europäischen Union. Wir brauchen wieder mehr Europa, wir brauchen eine stärkere Union und euro-päische Lösungen in allen Bereichen. Es muss die EU-Devise umgesetzt werden: „In Vielfalt geeint“. Nur so können wir Probleme lösen, gemeinsam.

Welche Chancen bietet die aktuelle Situation?

„Never miss a working crisis.“ Viele Kri-sen haben die EU, die Mitgliedsstaaten und uns Europäer im Ergebnis näher zu- sammengebracht. Die Situation in Frank-reich macht ja ganz deutlich, dass wir alle sehr verletzlich und nur gemeinsam stark sind. Wir müssen unsere Interessen und Kräfte jetzt neu bündeln.

Inwiefern profitiert die Region Stuttgart und die regionale Wirtschaft von Europa?

Für Unternehmen herrschen hier derzeit recht paradiesische Zustände. Durch die niedrigen Zinsen können sie gut investie-

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Der Ursprung der Notrufnummer liegt in der Region Stuttgart, genauer in Winnenden. Weil der Krankenwagen zu spät eintraf, kam im Jahr 1969 der knapp neun-jährige Björn Steiger bei einem Au- tounfall in Winnenden ums Leben. Seine Eltern Ute und Siegfried schafften es mit viel Engagement, dass die Nummern 110 und 112 zunächst in der Region Stuttgart, dann bundesweit einheitlich eingeführt wurden. Heute gilt die 112 in ganz Europa.

Die Euronotrufnummer kann aus der gesamten EU kostenfrei über Festnetz- und Mobiltelefone angerufen werden, die Mitarbeiter am anderen Ende der Leitung sprechen mehrere Sprachen und geben den Notruf an die zuständigen Stellen vor Ort weiter.

Der Euronotruf 112

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Prof. Dr. Jan Bergmann, geboren 1966 in Stuttgart, arbeitet seit 1996 hauptberuflich als Richter. Er studierte Jura in Tübingen, München, Berlin, Heidelberg und Paris und promovierte 1994 zum Thema „Das Menschenbild der Europäischen Menschen- rechtskonvention“. An der Universität Stuttgart hält er als Honorarprofessor Vorlesungen, etwa zu „Recht und Politik der Europäischen Union“. Bergmann ist verheiratet, hat zwei bilinguale Töchter und verbringt die Freizeit gerne im Schwarz-wald oder in Frankreich.

Verwaltungsgerichte entscheiden öffentlich- rechtliche Streitigkeiten, das heißt Klagen des Bürgers gegen den Staat. Das Verwal-tungsgericht Stuttgart ist für den gesamten Regierungsbezirk zuständig und mit seinen 17 Kammern das größte Verwaltungsgericht Baden-Württembergs. 2014 haben hier 44 Richter 5447 Verfahren erledigt.

Prof. Dr. iur. Jan Bergmann

Vorsitzender Richter am Verwaltungs-gericht Stuttgart und Hochschullehrer

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Titelthema: Europa

Die Bürokratie gilt als eines der ganz großen Hemmnisse. Was bedeutet das für die kleinen und mittelgroßen Unternehmen in der Region?

Bürokratie ist in der Tat ein echtes Pro- blem in der ganzen EU. Wegen der Wett- bewerbsgleichheit müssen aber für alle dieselben Chancen gelten. Die EU ver-waltet 28 Länder, in denen 24 Sprachen gesprochen werden. Das sorgt für im-mensen Aufwand, hat aber auch gewisse Vorteile. In vielen Staaten, die solche Abläufe nicht haben, ist Korruption ein enormes Problem. Hiergegen baut die EU-Bürokratie gewisse Hürden auf. Na- türlich verstehe ich, dass kleine und mittlere Unternehmen mit EU-Vorgaben Schwierigkeiten haben. Dafür aber gibt es bei uns kompetente Dienstleister, wie etwa das Steinbeis-Europa-Zentrum, die genau hier unterstützen.

DasInterviewführteVerenaMönch

Betrachtet man allein die Wirtschaftskraft, ist der europä-ische Binnenmarkt der größte Wirtschaftsraum der Welt. Doch die Freiheit der Waren ist nicht der einzige Vorteil: Kapital kann angelegt werden, wo man möchte, für Dienstleistungen besteht Niederlassungsfreiheit und die Freizügigkeit der Arbeitskräfte bedeutet, seinen Arbeits-ort frei wählen zu können.

Gut angekommen

Dimitrios Kyssidis hat sich für die Region Stuttgart ent-schieden. Der 41-jährige Bauingenieur ist in Deutschland geboren und hat Teile seiner Jugend hier verbracht, be- vor er in Griechenland studiert und bis 2013 gearbeitet hat. Dann kam die Krise. „Die wirtschaftliche Lage war ausschlaggebend, zurückzugehen. Die Chancen für meine Kinder sind hier viel besser“, begründet er. Dass seine Eltern hier wohnen, hat die Entscheidung und das Ankommen deutlich leichter gemacht. Es hat zwar eine Weile gedauert, bis sein Universitätsdiplom vom Regie-rungspräsidium anerkannt wurde, doch das Warten hat sich gelohnt: Währenddessen hat er bei einem Lehrgang über das deutsche Bau- und Planungswesen bei dem Bauunternehmen Leonhard Weiss in Stuttgart-Möhringen ein Praktikum absolviert. Beide Parteien waren so zu-frieden, dass Kyssidis dort seit Januar 2016 als Bauleiter arbeitet – mit unbefristetem Arbeitsvertrag. Für dieses Vertrauen ist er sehr dankbar. „Europa bedeutet für mich die Flexibilität und die Freiheit, zu sein und zu arbeiten, wo ich möchte.“

Damit das Ankommen gelingt, gibt es Institutionen wie das Welcome Center Stuttgart, das durch den Behör-dendschungel lotst. Hier gibt es keine dummen Fragen, egal ob zu Einreise und Aufenthalt, Sprachkursen und Studium, Wohnungs-, Job- oder Kitasuche. In der Bera-tung vor Ort, per Mail oder Telefon werden ausländische Fachkräfte und Neubürger sowie deren Familien unter-stützt, sich in Stuttgart zurechtzufinden. Das Welcome Center wird gemeinsam von der regionalen Wirtschafts-förderung und der Stadt Stuttgart betrieben. Im ersten Jahr seit der Eröffnung hat das Beratungsteam 3.500 Menschen betreut, zusätzlich haben 1.000 Interessierte die Veranstaltungen besucht. Mehr als die Hälfte der Ratsuchenden stammt aus Ländern der EU – aus Italien, Kroatien, Spanien und Griechenland sowie Rumänien. Syrien ist das am stärksten vertretene Drittstaatenland, der wachsende Anteil an Flüchtlingen ist deutlich spürbar.

Wen zu Hause das Fernweh plagt, für den ist ein Studium die ideale Gelegenheit, andere Länder kennenzulernen. Natürlich wegen der Lerninhalte und dem Extrapunkt auf dem Lebenslauf, aber vor allem wegen der Erfahrung. Sich in einem fremden Land zurechtzufinden, fordert ein bisschen Unterstützung: Das Erasmus-Programm der Europäischen Union ist das weltweit größte Förder-programm für das Studieren im Ausland. Seit 1987 hat es unzähligen Studenten ermöglicht, andere Länder kennenzulernen – und andere Menschen, wie sich

ren und Europa verhilft zu einer beispiel-haften Exportquote – die Region blüht. Auch der Euro ist als Einheitswährung ein Glück für die regionale Wirtschaft. In unserer Region steckt zudem enorme „Brainpower“. Europa schafft mit, dass hier große Räder gedreht werden.

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Prof. Dr. Jan Bergmann, Richter am Verwaltungsgericht Stuttgart, erinnert. Er führt eine Erasmus-Ehe: „Meine Frau ist Französin, wir haben uns 1989 während des Studiums in Berlin in einem Wohnheim kennengelernt“, sagt er (Interview S. 10).

Vom Auslandsaufenthalt zur Lebens- erfahrung

Im Wintersemester 2015/16 sind 179 Studierende der Universität Stuttgart über Erasmus im Ausland. Sie be-kommen die Studiengebühren erlassen und 180 bis 300 Euro monatlich. Patrick Metzger war 2014 einer davon. Der heute 28-jährige akademische Mitarbeiter am Lehrstuhl für Allgemeine BWL und Organisation hat damals noch technisch-orientierte BWL an der Uni Stutt-gart studiert – und beschlossen, kurz vor seiner Master-Arbeit einen Auslandsaufenthalt einzuschieben. Seine Wahl fiel auf Vaasa in Westfinnland, um sein Englisch zu verbessern und Skandinavien zu erkunden. „Vaasa ist außerdem die sonnigste Stadt Finnlands“, lacht er. „Allein ins Ausland zu gehen ohne zu wissen, was auf einen zukommt, prägt unheimlich. Nicht nur fürs Studi-um, sondern vor allem persönlich.“ Besseres Englisch und 15 Credit Points waren nicht das Einzige, was er mit nach Hause genommen hat. Denn er hat in Finnland nicht nur Gleichgesinnte, sondern enge Freunde gefun-den. „Ich habe die Zeit sehr genossen und würde es unbedingt empfehlen“, resümiert er.

Für die Universitäten und Forschungseinrichtungen bedeutet Europa außerdem einen wichtigen Teil ihrer Finanzierung: „Alle Universitäten sind heute zwingend auf Drittmittel angewiesen, um ihren Betrieb aufrechtzu-erhalten“, sagt Florian Klebs, Pressesprecher der Univer-sität Hohenheim. Aktuell laufen an seiner Hochschule 29 EU-Projekte, von denen 13 dort auch koordiniert werden. 10.000 Studenten profitieren davon, entweder dadurch, dass sie im Ausland studieren können, oder in Form von Ausstattung, Infrastruktur, Abschlussarbeiten oder Hiwi-Jobs, „was immer auch der Lehre zugutekommt“, so Klebs.

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An der Universität Stuttgart sind im vergangenen Jahr 16 EU-Projekte mit einem Gesamtbudget von 5,8 Millio-nen Euro gestartet, was die Anzahl der Gesamtprojekte auf 150 erhöht. Etwa zehn Prozent der Drittmitteleinnah-men der Uni stammen aus EU-Forschungsgeldern. „Für manche Infrastruktur-Projekte, zum Beispiel das Höchst-leistungsrechenzentrum, ist die grenzüberschreitende Zusammenarbeit unerlässlich“, sagt Heinke Claß, Leiterin des Sachgebiets Forschungsförderung EU der Universität Stuttgart. Und außerdem ein Aushängeschild: „Die erfolgreiche Einwerbung von Grants des European Re-search Council ist ein international sichtbares Zeichen der wissenschaftlichen Exzellenz von Wissenschaftlern der Universität.“

Besonders sichtbar ist derzeit ein Projekt der Universität Stuttgart, der Forschungscampus Arena 2036. Die Ab-kürzung steht für Active Research Environment for the Next Generation of Automobiles. Hier sollen zukünftig 160 Wissenschaftler zu den Themen Leichtbau und Industrie 4.0 forschen, das Besondere ist die Verzahnung mit der Wirtschaft. „Die gemeinschaftliche Projektarbeit wird dazu beitragen, die Wissenschaftsregion Stuttgart zu stärken und einen optimalen Transfer von Forschungs-erkenntnissen in industrielle Innovationen zu schaffen“, sagte Rektor Prof. Wolfram Ressel bei der Grundstein-legung. Gefördert wird das Projekt durch das Bundes- ministerium für Bildung und Forschung, insbesondere der Neubau auf dem Campus in Vaihingen finanziert sich durch Mittel der Universität Stuttgart sowie aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE).

Förderung für Wirtschaft und Kommunen

Ziel von EFRE ist es, wirtschaftliche, soziale oder territo-riale Ungleichheiten zwischen verschiedenen Regionen auszugleichen und den Zusammenhalt zu stärken. Einer der Schwerpunkte des Fonds ist die Förderung von For-

Das Steinbeis-Europa-Zentrum (SEZ) wurde 1990 auf Initiative des Europabeauftragten des Wirtschafts- ministers des Landes Baden-Württemberg gegründet. Es unterstützt die Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen in Baden-Württemberg zu Fragen der europäischen Forschungsprogramme und bei Technologiekooperationen. Mit Standorten in Stuttgart und Karlsruhe hilft es insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen in Baden-Württemberg bei der Antragstellung und Durch- führung grenzüberschreitender Projekte, bei Partnersuche, Pro-jektmanagement, Technologie-transfer und bei der Entwicklung regionaler Innovationsstrategien.

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Das Steinbeis-Europa-Zentrum

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Durch das Programm Interreg finanziert, das die europäi-sche territoriale Zusammenarbeit fördert, entstand die rund 70 Kilometer lange Route entlang des Filstalradwegs zwischen Wiesensteig und Plochingen. Eine Ausschilde-rung, Infostelen und einheitlich gestaltete Aufenthalts-bereiche geben der Route ein Gesicht und erhöhen die Wahrnehmbarkeit.

EU-Projekte bedeuten Geben und Nehmen

Der Verband Region Stuttgart und die Wirtschaftsförde-rung Region Stuttgart haben in ihrer mehr als zehnjäh-rigen Europaarbeit eifrig gesammelt: gute Ideen aus europäischen Förderprojekten, verlässliche Kontakte und gemeinsame Erfahrungen, die kein Lehrbuch ersetzen kann. In gleichem Maß wurde Wissen angeboten und weitergereicht, um andere Regionen profitieren zu las-sen. Europa bedeutet immer zu geben, zu nehmen und teilzuhaben. Als einer der wirtschaftsstärksten Räume Europas ist es gerade für die Region Stuttgart wichtig, früh informiert und Erster zu sein, wenn es etwas Neues auszuprobieren oder zu zeigen gibt. „Wir sind ein Living Lab für innovative Anwendungen. Die Europaarbeit bringt wichtige Impulse, die Region Stuttgart voranzubringen und im internationalen Standortwettbewerb weiterzu-entwickeln“, sagt Regionaldirektorin Dr. Nicola Schelling. Sie ist außerdem Vorsitzende des Netzwerks Metrex für Europäische Metropolregionen und Großräume und weiß um die Wichtigkeit des Vernetzens und Vernetzt-Seins.

Ein Blick über den regionalen Tellerrand hinaus bietet frische Ideen für die eigene Heimat. Umgekehrt finden die Erfolgsgeschichten aus der Region Stuttgart viele Bewunderer in Nachbarländern, was stolz macht. Dank des Internets reisen Bilder und Nachrichten schneller denn je um den Globus. Verbindungen werden dadurch enger und persönlicher: Zwischen Nationen, Regionen, Institutionen, Unternehmen und vor allem zwischen Menschen. Die gute Zusammenarbeit zwischen Nach-barn hält das große Puzzle Europa zusammen. Das Stück der Region Stuttgart liegt ziemlich genau in der Mitte und passt perfekt. VerenaMönch

schung, Entwicklung und Innovationen. Die Wirtschafts-förderung Region Stuttgart GmbH (WRS) profitiert hier-von ebenfalls in Form eines Technologietransfermanagers. Er unterstützt kleine und mittlere Unternehmen aus dem Bereich der Produktionstechnik dabei, neue Technologien zu entwickeln und die Kooperation mit der Forschung zu suchen. „Dieses Projekt schließt die Lücke zwischen Wirt-schaft und Wissenschaft, es sorgt dafür, dass Unterneh-men und Forschung enger zusammenarbeiten. So sichern wir nachhaltig die Wettbewerbsfähigkeit der gesamten Region“, sagt WRS-Geschäftsführer Dr. Walter Rogg.

Auch die Wirtschaft kann von den Fördertöpfen der Europäischen Union profitieren, so wie Amorph Systems aus Stuttgart-Möhringen. Der Hersteller für Software-systeme zur Planung, Steuerung und Automation hat im Horizon-2020-Rahmenprogramm einen Förderantrag gestellt, das speziell für kleine und mittlere Unternehmen mit hohem Innovationspotenzial gedacht ist. Mit Erfolg: Dr. Frank Frauenhoffer (Porträt S. 14), Geschäftsführer von Amorph Systems, bekam die Zusage für sein Projekt Symbio-Tic und entwickelt Software für einen Arbeits-platz in der Automobilfertigung, den sich Mensch und Maschine teilen. Obwohl seine Firma erst zwei Jahre alt ist, hat er viel Erfahrung mit EU-Projekten. Zu Beginn seines Berufslebens hat er acht Jahre für das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung in Stuttgart gearbeitet und etliche Anträge gestellt. „Durch Förderprojekte kann man Eigenentwicklungen zu innova-tiven Themen vorantreiben, die alleine nicht zu stemmen wären“, sagt Frauenhoffer. „Gerade als kleine Firma tut man sich schwer, die Ressourcen für die Formalia auf-zubringen.“ Trotz aller Bürokratie überwiegt für ihn der Nutzen. Die Öffentlichkeitsmaßnahmen, das Netzwerk aus Partnern und der persönliche Kontakt sind gefühlt ebenso wertvoll. Institutionen wie das Steinbeis-Europa-Zentrum in Stuttgart unterstützen den Mittelstand dabei, diese Vorteile zu nutzen (s. Kasten S. 12).

Auch Kommunen in der Region Stuttgart profitieren von europäischen Förderprojekten. Im Rems-Murr-Kreis beteiligen sich neun Kommunen mit Projekten im Förder-programm Leader, dessen Ziel es ist, den ländlichen Raum weiterzuentwickeln. Seit Dezember 2015 sitzt in Murr-hardt die Geschäftsstelle der Aktionsgruppe Schwäbischer Wald, die für 28 Gemeinden des ländlichen Raums in den vier Landkreisen Heilbronn, Rems-Murr, Ostalb und Schwäbisch Hall in Form eines Vereins zuständig ist und dafür sorgt, dass Projekte umgesetzt werden. „Bei diesem Prozess wird Bürgerbeteiligung großgeschrieben“, sagt Frieder Oesterle, Europabeauftragter des Rems-Murr- Kreises. Bis 2020 sollen so rund vier Millionen Euro in das Gebiet fließen.

Seit Sommer 2015 ist das Ergebnis eines weiteren Projekts er- und befahrbar: Im Filstal hat der Verband Region Stuttgart in Kooperation mit Städten und Gemeinden die Route der Industriekultur ins Leben gerufen. Sie verbindet eindrucksvolle Industriegeschichte mit lebendiger Unter-nehmenskultur, wie die der Firmen Schuler oder Märklin.

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Der EntwicklerMit zwölf hat er seinen ersten Computer gekauft, mit 15 sein erstes Programm geschrieben. Jetzt ist Frank Frauenhoffer 46 und arbeitet an der Software für ein millionenschweres EU-Forschungs-projekt, bei dem sich Mensch und Roboter einen Job teilen. VonMichaelOhnewald

Das Büro liefert nichts Brauchbares über den Mann, der es leitet. Ein paar Tische, ein paar Rechner. So beginnen manchmal große Geschichten. Im Silicon Valley, wo die Mythen im Wüstensand blühen, haben David Packard und William Hewlett mit einem Startkapital von 538 Dollar in einer Garage angefangen. Nicht weit entfernt startete auch ein gewisser Steve Jobs, der keinen Uni-abschluss hatte, dafür aber eine Vision. Heute prägen seine Smartphones und Rechner die digitale Moderne.

Die Handwerkstraße in Stuttgart-Vaihingen ist nicht die Addison Avenue in Palo Alto, aber zumindest gedank-lich ist man gar nicht so weit entfernt. Frank Frauen-hoffer will in seiner kleinen Softwareschmiede Produkte schaffen, mit denen sich die Welt verändern lässt. Im Silicon Valley gilt dieses Credo nicht minder als morali-scher Anspruch, wenngleich hier wie dort die Gesetze eines unerbittlichen Marktes gelten, die aus Adlern schnell mal Suppenhühner machen.

Es ist einer dieser Tage, an denen das Licht über der Stadt immer gleich ist, grau und kalt. Flugsand der be-nachbarten Baufirma trüben den Fensterblick auf eine verwaiste Pferdekoppel, nicht aber die Stimmung. Frank Frauenhoffer sitzt an seinem Schreibtisch vor einem Was-serglas, das halb voll ist. Er ist happy mit seiner neuen Firma Amorph Systems, weil er jetzt wieder tut, was er immer tun wollte. Unlängst haben sie die Zusage für ein gefördertes europäisches Verbundprojekt bekom-men, um die Steuerungssoftware für einen Roboter zu entwickeln, der am Fließband zum Kollegen des Arbei-ters werden soll. 265.000 Euro an Förderung hat seine Firma dabei über das EU-Rahmenprogramm Horizon 2020 erhalten, das in den nächsten fünf Jahren rund 80 Milliarden Euro in die Forschung pumpt.

Der schwäbische Ingenieur arbeitet mit 14 ausländi-schen Partnern zusammen, der Austausch findet meist über Telefonkonferenzen statt. Deutsche, Spanier, Finnen, Ungarn, Schweden, Österreicher und Griechen feilen gemeinsam an einer Idee, aus der am Ende ein zukunfts-weisendes Produkt entstehen soll. „Das Schöne ist, dass es bei diesem Projekt nicht darum geht, den Menschen aus der Produktionskette zu drängen, sondern darum,

ihm einen Roboter an die Seite zu stellen, der die Monotonie der Montageprozesse aufbricht und flexi- bel gesteuert werden kann“, erzählt Frauenhoffer, der für solche Visionen brennt.

Dem Ziel, die Produktion in Firmen zu verbessern, hat er sich schon länger verschrieben. Mit zwölf hatte der ge-bürtige Göppinger seinen ersten Rechner bekommen, auf den er lange eisern gespart hatte. Texas Instruments, Modell 99 – damit hat er angefangen und wenig später als Autodidakt für das Stuckateurgeschäft des Großvaters eine kaufmännische Software entwickelt, mit der man Angebote schreiben, Aufmaße erstellen und Rechnun-gen ausdrucken konnte. Mehr als 15 Jahre lang tat das Erstlingswerk des Enkels gute Dienste in Opas Firma.

Später hat er auf dem Technischen Gymnasium mit größeren Rechnern hantiert, eine Steuerung für Märklin-Eisenbahnen programmiert und nebenbei auch bei Drees & Sommer in die Tasten gehauen, wo der Vater als Ingenieur arbeitete. Der Sohn hatte noch kein Abitur, war aber schon Software-Entwickler in Teilzeit. Frauenhoffer studierte Elektrotechnik mit Schwerpunkt Technische Informatik an der Uni Stuttgart. Als frischgebackener Diplom-Ingenieur heuerte er Mitte der 1990er-Jahre bei der Fraunhofer-Gesellschaft in Stuttgart an, wo er sich mit der Mikrochip- und Elektronik-Fertigung beschäftigte und schließlich promovierte. Mit Kollegen arbeitete er an einer Plattform für Planung und Steuerung automa-tisierter Produktionen. Man kann sich das vorstellen wie beim Softwarehersteller SAP, der mit der Rundum-versorgung bei Geschäftsanwendungen groß wurde. Alles aus einer Hand, adaptiert an die Bedürfnisse des Kunden und seiner Fabrikation.

Der Ingenieur kam viel in der Welt herum und reiste un-ter anderem immer wieder nach Asien, um die Weichen für die vollautomatische Fabrik zu stellen, die damals in aller Forschermunde war. Auf einer Messe in Singapur wurde ihm bewusst, dass sein Name einen guten Klang hat. Eher beiläufig überreichte er einem Kollegen seine Visitenkarte. Plötzlich wurde er in einen edlen Raum gebeten und alle verneigten sich vor ihm. Es dauerte eine Weile, bis Frauenhoffer klarstellen konnte, dass er nicht der Chef der Fraunhofer-Gesellschaft sei, der größten Organisation für anwendungsorientierte Forschung in Europa, sondern nur ein einfacher Angestellter mit einem sehr ähnlich lautenden Nachnamen.

„Wir sind ein kleines Team, das eisern zusammenhält“

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Titelthema: Europa

Für seine Reportagen und Porträts ist Michael Ohnewald mit den renommiertesten Preisen ausgezeichnet worden, die im deutschen Journalismus vergeben werden. Für 179 porträtiert der Ludwigsburger Autor herausragende Persönlichkeiten aus der Region.

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Nach sieben Jahren machte sich der Softwarespezialist mit einigen Kollegen als Ausgründung der Fraunhofer-Gesellschaft selbstständig. acp-IT, wie die Firma hieß, blieb der Vision der Plattform treu, verdiente aber auch mit der Beratung von Unternehmen gutes Geld. Nach drei Jahren war aus fünf Gründungsgesellschaftern ein Team aus 20 Mitarbeitern gewachsen. Neben Stuttgart wurden Standorte in Dresden, Villach und in Timisoara, der zweitgrößten Stadt Rumäniens, eröffnet. Sie ver- kauften Lizenzen, spezialisierten sich auf Fotovoltaik- sowie Halbleiter-Firmen und stockten die Belegschaft auf 95 Mitarbeiter auf.

Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn er damals Nein zu diesem Großauftrag in Brasilien gesagt hätte, bei dem es um die Produktion einer gewaltigen Chip- fabrik ging. Frauenhoffer wollte alles richtig machen, aber es ist in seiner Branche ein bisschen wie in den Nachrich-tensendungen, bei denen der Sprecher die News verkün-det, während unten bereits auf einem kleinen Streifen die noch aktuellere Wirklichkeit vorbeizieht. Die Fotovoltaik in Deutschland ging rasant zugrunde und gleichzeitig der Investor der Chipfabrik über Nacht pleite. „Das hat uns das Genick gebrochen“, sagt Frauenhoffer im Rückblick. acp-IT musste im Herbst 2013 Insolvenz anmelden.

„Das war eine schlimme Zeit in meinem Leben“, sagt er. „Das kann jetzt nicht das Ende sein“, sagten einige Kollegen – und richteten ihn auf. Mit ihnen gründete er noch in der Insolvenz die Amorph Systems GmbH, deren Geschäftsführer er ist. „Wir sind ein kleines Team, das eisern zusammenhält“, sagt der Vater von zwei Töchtern. Frauenhoffer war jetzt nicht mehr Manager und Verwal-ter, sondern konnte sich als Gestalter dem operativen

Geschäft zuwenden und selbst wieder an Software arbeiten und Industriekunden bei der Einführung moder-ner Informationssysteme beraten. Alte Kontakte lebten auf. „Netzwerken ist ganz wichtig“, sagt er.

Sie kämpften sich langsam zurück, ohne Bankkredit, aber mit festem Glauben an sich und die eigenen Produkte. Mittlerweile stehen wieder 27 Mitarbeiter auf der Lohn-liste und zu den Kunden gehören Unternehmen wie Audi oder ZF in Friedrichshafen. Auch für den Frankfurter Großflughafen lieferten die Stuttgarter ein IT-System, das zuverlässig den Passagierfluss errechnet und vorhersagt, wie lange die Wartezeiten an einzelnen Abfertigungs-schaltern innerhalb des Flughafens sein werden.

Wie lange die eigene Warteschleife ist, bis die ganz große Idee zum Verkaufsschlager wird, weiß Frank Frauenhoffer nicht. Dafür gibt es keine Software, nur die Hoffnung, dass es irgendwann mal klappt mit dem gro-ßen Wurf. Was im Silicon Valley möglich ist, kann auch in Stuttgart-Vaihingen oder anderswo in Europa gelingen. Das Robotik-Projekt ist jedenfalls ein vielversprechender Schritt. Anderthalb Jahre lang hat er sich darum bemüht. „Das ist gelebtes Europa“, schwärmt Frank Frauenhoffer. „Wer sonst könnte so viele Spezialisten aus verschiedenen Nationen zusammenbringen?“

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Wissenschaft

September bis März entspricht. Zu dieser Zeit sind die Temperaturen hier aber so niedrig, dass die Pflanzen erfrieren wür- den. Darum galt es lange Zeit als nicht möglich, diese Superfood-Pflanzen groß-flächig in Deutschland anzubauen“, sagt Prof. Dr. Simone Graeff-Hönninger vom Fachgebiet Allgemeiner Pflanzenbau. Um das zu ändern, hieß es für die Hohen-heimer Experten im ersten Schritt, für Mitteleuropa geeignete Sorten zu finden. Anschließend mussten die richtigen Anbausysteme ausgetüftelt und die optimalen Zeiten für Aussaat und Ernte gefunden werden.

Seit die Nahrungsmittel in Europa bei Diabetikern, Allergikern, Sportlern und er- nährungsbewussten Menschen immer beliebter werden, sind die Verbraucher-preise in den Herkunftsländern gestiegen. „Darum ist ein regionaler Anbau in Deutsch- land auch so wichtig. Damit schaffen wir attraktive Produkte und neue Einnahme-quellen für die hiesigen Landwirte“, resümiert Simone Graeff-Hönninger. (hel)

uni-hohenheim.de/pflanzenbau

Quinoa & Co. wachsen auch in Deutschland

Elektroautos punkt- genau parken

Elektroautos werden zunehmend nicht mehr per Kabel, sondern mittels drahtloser Ladesysteme mit Strom versorgt. Das Laden erfolgt über ein Magnetfeld, das im Parkplatzboden erzeugt und auf eine Empfängerspule am Unterboden des Fahr- zeugs übertragen wird. Dafür muss das Auto so präzise parken, dass beide Spulen exakt übereinanderliegen. Ohne ein ge-eignetes Assistenzsystem ist dies so gut wie unmöglich – doch gerade daran fehlte es bisher. Der Doktorand Dean Martinovic hat am Institut für Verbrennungsmotoren und Kraftfahrwesen (IVK) der Universität Stuttgart ein Verfahren entwickelt, das eine Positionierung mit weniger als einem Zentimeter Abweichung ermöglicht. An-stelle des bisher üblichen sinusförmigen Magnetfeldes nutzt er ein gepulstes ma-gnetisches Feld niedriger Frequenz. So lassen sich störende Wechselwirkungen mit dem metallischen Unterboden des Autos vermeiden. Die aktuelle Position der Lade-spule wird in Echtzeit auf einem Display angezeigt, das den Fahrer bei der präzisen Ausrichtung des Fahrzeugs unterstützt. (hel)ivk.uni-stuttgart.de

er darf nicht abkühlen, die Fertigungs-maschine darf auf dem Weg nicht stehen bleiben. Dies ist eine logistische Heraus-forderung, die wir mit intelligenter ver-netzter IT unterstützen werden.“ Um die Kommunikation zu verbessern, werden zunächst die aktuellen und logistisch relevanten Daten – wie etwa die Ge-schwindigkeit des Lastwagens und des Fertigers – permanent sensorisch erfasst, dann per Cloud Computing gespeichert. Das Ziel: die Daten zeitnah an alle Betei-ligten wie Einbaumeister, Mischmeister oder Lastwagenfahrer weiterzugeben. Zudem soll eine automatisierte Prozess-steuerung im Sinne der Industrie 4.0 ent-wickelt werden. Das Forschungsprojekt läuft seit gut zwei Jahren und hat jetzt erste praxistaugliche Ergebnisse erbracht. Zu den Unternehmenspartnern gehören aus der Region Stuttgart die Drees & Sommer Infra Consult und Entwicklungs-management GmbH sowie die Züblin AG. (hel)wi2.uni-hohenheim.de

Mit dem Ziel, die Anzahl und die Länge von Autobahnstaus zu reduzieren, opti-mieren Wissenschaftler der Universität Hohenheim die Logistikprozesse auf Bau-stellen. Im Mittelpunkt des Forschungs-projekts SmartSite steht dabei eine bes- sere Organisation des Asphaltbaus: „Im ersten Schritt analysieren wir exakt den Weg des Asphalts vom Mischwerk bis zur Baustelle und alle damit verbundenen Herausforderungen“, sagt Projektleiter Marcus Müller. „Damit alle Abläufe auf der Baustelle reibungslos funktionieren, muss der Asphalt rechtzeitig ankommen,

Wissenschaftler am Stuttgarter Max-Planck-Institut für Festkörperforschung arbeiten an den Grundlagen für einen be-rührungslosen Bildschirm. Dabei machen sie sich die hohe Feuchtigkeitsempfind-lichkeit von Antimon-Phosphaten zunut-ze. Auf Basis dieses Materials erzeugen die Stuttgarter Forscher eine photonische Nanostruktur, bei der sich ultradünne Antimon-Phosphat-Schichten jeweils mit Lagen entweder aus Siliciumdioxid- oder Titandioxid-Nanopartikeln abwechseln. Der Stapel aus mehr als zehn Schichten

Wissenschaftler der Universität Hohen-heim haben es geschafft, drei Nahrungs-pflanzen aus Südamerika in Deutschland anzubauen. Die rund 1,50 Meter hohe Quinoa-Pflanze gedeiht normalerweise auf einer Höhe von bis zu 4.500 Metern und gehört zu den Grundnahrungsmitteln der Anden-Bewohner. Auch Chia-Samen und die Yacon-Knolle stammen aus Süd-amerika. Wegen ihrer herausragenden Ernährungseigenschaften werden sie auch „Superfood-Pflanzen“ genannt. „Die meis- ten dieser Pflanzen bilden nur unter Kurz-tag, also unter zwölf Stunden Licht, ihre Körner aus, was bei uns dem Zeitraum

erreicht eine Höhe von etwa einem Mil- lionstel Meter. Auf eine Änderung der umgebenden Luftfeuchtigkeit, wie sie durch einen vorbeistreifenden Finger ausgelöst wird, reagiert er innerhalb von Millisekunden mit einer Farbänderung – damit bekommt der Nutzer ein sofortiges Feedback für seine Bewegung und kann sie entsprechend steuern.

Vor dem praktischen Einsatz müssen die Wissenschaftler aber noch zahlreiche Herausforderungen meistern: Wichtig ist

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nicht nur die wirtschaftliche Herstellung von Nanostrukturen. Um Verschleiß zu minimieren, müssen die Displays mit ei-ner Schutzschicht überzogen werden, die die feuchtigkeitsempfindlichen Schichten einerseits vor chemischen und mecha-nischen Einflüssen schützt, andererseits aber die Feuchtigkeit passieren lässt. Die Stuttgarter Forscher haben dafür schon eine Idee und wollen diese mit einem Kooperationspartner umsetzen. (hel)

fkf.mpg.de

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Weniger Staus dank Baustelle 4.0

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Innovation

Klaus-Peter Beer ist selbstbewusst. So selbstbewusst, dass er sich den Luxus geleistet hat, in der VOX-Fernsehshow „Die Höhle der Löwen“ ein Angebot des Investors Vural Öger abzulehnen – es erschien ihm nicht attraktiv genug. Der Schorndorfer kam vor einigen Jahren nach einem schweren Fahrradunfall in eine Rehaklinik. Dort merkte er, wie schwer jede Bewegung ist, die im gesun-den Zustand leichtfällt. „Vor allem das Anziehen der Strümpfe stellte sich als be-sonderes Problem heraus“, erzählt Beer. Alle Anziehhilfen auf dem Markt waren ihm zu kompliziert, so beschloss der ehe-malige Sport- und Deutschlehrer, selbst zu tüfteln. Nach vielem Herumprobieren fand er eine Lösung, die ihn zufrieden-stellte: Auf einem flachen Unterteil aus Bambus ist ein gebogenes Metallgestell angebracht, das sich im 90-Grad-Winkel nach oben klappen lässt. „Darüber wird dann die auf links gedrehte Socke

gestülpt und wieder heruntergeklappt“, erläutert Beer. Wenn der Patient danach seinen Fuß durch das Gestell wie in einen Hauspantoffel schiebt, rollt sich der Stoff an Fuß und Bein nach oben. „So einfach ist das“, lacht Beer.

In einer kleinen Werkstatt auf dem Schock-Areal in Schorndorf fertigt er sein Produkt, das er sinnigerweise „Hand und Fuß“ nennt, aus zugelieferten Teilen, die ausnahmslos aus der Region stammen: Die Holzplatte sägt ein Schreiner aus Schorndorf-Haubersbronn, geölt wird es in den Werkstätten der Diakonie Stetten im Remstal und die Verchromung be-sorgt eine Firma aus dem nahen Urbach. „Auf meine Zulieferer ist Verlass“, stellt Beer zufrieden fest. „Anfangs habe ich mich auch bei Zulieferern in China um-gesehen, aber die Qualität hat nicht gestimmt.“ Sein Produkt hat er bereits zum Patent angemeldet und auch der

Antrag für die Einstufung als medizini-sches Hilfsmittel, das vom Arzt ver-schrieben werden kann, ist eingereicht. Obwohl die Krankenkassen das Gerät noch nicht bezahlen, hat er bereits eini-ge 100 Exemplare zum Preis von rund 100 Euro abgesetzt. Mittlerweile hat Beer sein Produkt sogar variiert. Er fertigt eine Adaption für liegende Patienten und für solche, die nur einen funktionstüchtigen Arm zur Verfügung haben, wie etwa halbseitig Gelähmte nach einem Schlaganfall. Auch für Verbände am Arm sowie für Banda-gen ist die Anziehhilfe zu verwenden. (asm) pbinnova.de

Hand und Fuß

Der Trennschleifer

Es ist der Traum einer jeden Marketing-abteilung, mit dem eigenen Namen für eine ganze Produktgattung zu stehen. Zu den wenigen, denen dies gelungen ist, gehört die Firma Flex aus Steinheim an der Murr. „Tragbares, mit einer Trennscheibe ausgestattetes und mit einem Elektromotor betriebenes Gerät, mit dem harte Materialien (wie Stein,

Beton, Metall) zersägt werden können“, steht im Duden unter dem Begriff „Flex“. Und flexen übersetzt das Lexikon mit trennschleifen. Das Wort geht auf eine Erfindung von Hermann Ackermann und Hermann Schmitt zurück, die 1922 in Stuttgart-Bad Cannstatt ein Unter-nehmen gründeten, um ihre eigene Er-findung herzustellen und zu vertreiben:

die Handschleifmaschine MS 6, ein völlig neuartiges Werkzeug, dessen Elektro-motor eine biegsame, eine flexible Welle antrieb.

Obwohl die Welle längst Geschichte ist – bereits Ende der 1920er-Jahre wurde sie durch ein Winkelgetriebe ersetzt –, konnte sich der Name Flex bis heute behaupten. Das Winkelgetriebe wiederum war die Basis für weitere Produktinnovationen: 1935 brachte die Firma einen niedertourigen, 1954 den ersten hochtourigen Winkelschleifer auf den Markt. Erst als flexen längst in die Umgangssprache eingegangen war, passte die Firma ihren Namen an: Aus Ackermann + Schmitt AG wurde im Jahr 1996 die Flex GmbH. (hel) w

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PBinnova aus Schorndorf macht mit einer Strumpf-Anziehhilfe Furore

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Existenzgründung

Für jedes Feuerwehrmitglied lässt sich eine Personalakte anlegen, welche unter anderem Informationen enthält über absolvierte Schulungen und den aktuellen Kenntnis- stand. So ist beispielsweise für das Bedienen einer Dreh-leiter eine andere Ausbildung notwendig als für den Einsatz mit Atemschutzmaske. Ein Kommandant kann einen Einsatz besser planen und Teams gezielter einteilen, je mehr Informationen über die Feuerwehrleute vorliegen.

Das Programm wertet die Einsätze in Statistiken aus und zeigt Durchschnittswerte an sowie den aktuellen Zustand der Geräte und wann die nächste Wartung fällig ist. Die Software ist eine Hybridlösung, die sich selbst aktualisiert und sowohl online als auch offline nutzbar ist. Feuerwehrleute können sie auf der Wache, zu Hause und von unterwegs nutzen, das spart Zeit und Kosten. „Die technischen Mittel gab es schon lange, es kam nur niemand auf die Idee, ein Programm für diese Markt-nische zu schreiben“, sagt Sascha Hoffmann.

Der IT-Markt ist groß. Für jedes Problem und jede Lebens-lage gibt es scheinbar schon die passende Software-lösung oder App. Nur eine Software für Feuerwehren, die alltagstauglich ist, gab es bisher noch nicht. Diesem Problem haben sich die beiden Start-up-Unternehmer Sascha Hoffmann und Bojan Slegel aus Leinfelden-Echter dingen mit ihrer Firma Code3 angenommen und „Fire-plan“ programmiert. Das Besondere dabei: Das Programm wurde mit der Feuerwehr gemeinsam entwickelt und in der Praxis getestet, bevor es auf den Markt kam. Es deckt alle Bereiche der Organisation einer Feuerwehr ab, von der Alarmierung über die Einsatzdokumentation bis zur Abrechnung. Erfolgreich gearbeitet wird mit der Soft-ware bereits in mehr als 160 Installationen in Deutsch-land, Österreich, Italien und bald auch in den USA.

Als Beta-Kunde diente sieben Jahre lang die Freiwillige Feuerwehr Leinfelden-Echterdingen, wo Sascha Hoffmann schon seit der Jugendfeuerwehr aktiv ist, sowie eine Werksfeuerwehr. Seit 2012 bauten Hoffmann und Slegel ihr Unternehmen Code3 auf, bis das Produkt reif für die Vermarktung war. „Nicht alles klappte von Anfang an“, erinnert sich Hoffmann. So stürzte das Programm wäh-rend der Testphase auch mal ab oder einzelne Funktionen fielen kurzzeitig aus. Bei keinem der Fälle gingen jedoch Daten verloren.

Feuerwehr-Software aus Leinfelden-Echterdingen ist international gefragt

Die kann sogar ein Feuerwehrmann bedienen, der um drei Uhr morgens aus dem Bett geklingelt wird

Dank der Nähe zu Flughafen und Autobahn erreichen wir unsere Kunden schnell und unkompliziert

Zündende Geschäftsidee

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Bei der Entwicklung war auch die einfache Bedienung der Software wichtig. „Die kann sogar ein Feuerwehrmann bedienen, der um drei Uhr morgens aus dem Bett ge-klingelt wird“, sagt Hoffmann. Für Software-Schulungen hätten die meisten Feuerwehrleute ohnehin wenig Zeit, da sie nur ehrenamtlich tätig seien. Zudem bieten Hoff-mann und Slegel auch Weiterbildungen, Schulungen und Workshops für Feuerwehrführungskräfte sowie für die Webseitengestaltung der Feuerwehr mit Datenüber-nahme aus Fireplan an.

Die Jungunternehmer machen überwiegend auf Messen Werbung für ihr neues Produkt und bieten kostenlose Demoversionen an. Anschließend können Interessenten die beiden Informatiker für eine persönliche Einführung zu sich auf die Feuerwehrwache oder zu einer Online-Präsentation einladen. Das Feedback der Kunden sei bisher durchweg positiv gewesen. „Durch unsere praxis-nahe Arbeitsweise und die einfache Bedienung heben wir uns von anderen Software-Programmen ab“, stellt Hoff-mann fest. Um sicherzustellen, dass auch ein Neukunde mit der Software zurechtkommt, begleitet das Unterneh-men die Feuerwehr bei der Einführung. Nebenbei wird dadurch ständig das Produkt optimiert. „Die Infrastruktur in Leinfelden-Echterdingen ist für uns optimal, dank der Nähe zu Flughafen und Autobahn erreichen wir unsere Kunden schnell und unkompliziert“, so Slegel. Bisher gibt es Fireplan auf Deutsch und Englisch, weitere Länder-versionen sind geplant. KatharinaTomaszewski

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Gründungsjahr: 2012 Sitz: Leinfelden-Echterdingen Mitarbeiter: 5 fireplan.de

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Existenzgründung

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Fachkräfte

Sabine Burmeister, Leiterin der Online Talent Communication bei der Deutschen Telekom, zu Blind Applying und mehr Kandidatenorientierung

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179: Blind Applying ist ein Beispiel dafür, wie sich der Bewerbungspro-zess durch Kooperationen effizienter gestalten lässt. Wie funktioniert das Konzept?

Burmeister: Dahinter steht die Idee, dass sich mehrere Arbeitgeber zusam-mentun, um gemeinsam Praktikums-plätze weltweit anzubieten. Blind Apply-ing deshalb, weil es bis zum Schluss spannend bleiben soll, welche Bewerber von welchem Arbeitgeber ein Angebot bekommen. Unerwartet schnell hatten wir 17 Partnerunternehmen für die Tele-kom gefunden. Im Angebot waren damit 18 sehr unterschiedliche Praktika, auf die man sich mit nur einem einzigen Lebens-lauf bewerben konnte. Zum Start der Kampagne 2013 warben die Firmen auf ihren jeweiligen Facebookseiten für die vermeintliche Konkurrenz. Damit sorgten wir für unzählige Kommentare und die gewünschte Aufmerksamkeit.

Welche Themen stehen für Sie aktuell im Mittelpunkt?

Mobile Recruiting ist das große Thema. Viele Leute haben heutzutage keinen Laptop mehr zu Hause, sondern nutzen nur noch Tablets und Smartphones. Deshalb muss alles, was wir online an-bieten, auf diesen Endgeräten technisch und inhaltlich vor allem ansprechen, aber auch auffindbar sein. Für das Google-Ranking ist es mittlerweile ein zentrales Kriterium, ob eine Webseite für Mobilgeräte optimiert ist.

Variieren Sie Ihre Online-Kommuni- kationsstrategie je nach Zielgruppe?

Wir wählen die Kommunikationskanäle zur Zielgruppe passend aus. Anzeigen in den großen Jobbörsen sind für die meis- ten Positionen relevant. Begehrte IT-Professionals erreichen wir beispielsweise zusätzlich über Active Sourcing bei Xing. Sie bevorzugen zudem Kurzprofile undeine effiziente Kommunikation. BWL-Ab-solventen schätzen dagegen die Möglich-

Neue Wege im Online-Personalmarketing

keit, sich individuell zu präsentieren. Hier setzen wir unter anderem auf zeitversetz-te Videointerviews, in denen die Bewer-ber auch ihre Persönlichkeiten ausspielen können. Suchen wir einen Betriebsarzt, dann buchen wir dafür auch immer noch Printanzeigen im Ärzteblatt.

Wie sieht für Sie das Recruiting der Zukunft aus?

Arbeitgeber müssen die Prozesse noch konsequenter aus Sicht der Bewerber denken. Insbesondere im Hinblick auf die Digitalisierung muss meines Erach-tens ein Umdenken im Personalwesen stattfinden. Nicht alleine die Technik muss weiterentwickelt werden, sondern der dahinterstehende Prozess. Viele Arbeitgeber stehen hier vor ähnlichen Herausforderungen. Daher halte ich auch viel von unternehmensübergreifenden Kooperationen.

DieFragenstellteMonikaNill

telekom.com/karriere

Die USU-Gruppe in Möglingen bietet Anwendungen, Produkte und Beratung rund um das Thema Knowledge Business und beschäftigt aktuell rund 460 Mit-arbeiter. Um sich im heiß umkämpften Markt der Softwareentwickler von der Konkurrenz abzuheben, betreibt das IT-Unternehmen schon rund zehn Jahre lang ein systematisches Arbeitgeber-marketing. „Wir gehen dorthin, wo unsere Bewerber unterwegs sind – sei es auf Messen, in die Hochschulen oder verstärkt auch in die sozialen Netzwer-ke“, sagt Recruiterin Franziska Roth. Auf der Karriereseite von USU finden sich neben der Stellenbörse ausführliche Hintergrundinformationen zu den unter-schiedlichen Arbeitsbereichen sowie zu Einstiegsmöglichkeiten, Sozialleistungen und Weiterbildungschancen. Videos und persönliche Mitarbeiterstatements verschaffen zusätzlich einen authenti-schen Eindruck von der Arbeits- und Firmenkultur.

„USU steht besonders für flache Hier-archien, kurze Wege und eine offene und direkte Kommunikationskultur. Ansprechpartner werden deshalb immer mit Fotos und ihrer Durchwahl präsen-tiert, so dass der Erstkontakt für poten-zielle Bewerber möglichst leicht fällt. Wert legen wir außerdem auf einen effi- zienten Bewerbungsprozess mit kurzen Formularen, der Abfrage weniger per-sönlicher Eckdaten und einem umgehen-den Rückrufservice von unserer Seite“, erläutert Franziska Roth.

Auf Xing, LinkedIn und Twitter, Face-book oder YouTube erfahren Besucher, wo das Unternehmen auf Messen und Veranstaltungen präsent ist, welche neuen Kundenprojekte es gibt oder was in Sachen Weiterbildung auf dem Plan steht. Praktika und Jobs für Schüler, Studierende und Absolventen postet USU vor allem auf Facebook, die Stellen für Berufserfahrene eher auf XING. Auf kununu ist das Unternehmen ebenfalls aktiv und kommentiert bei Bedarf auch die Rückmeldungen der User.

Tempo beim E-Recruiting

Die IT-Firma wird oft schon auf der Basis weniger interessanter Eckdaten aktiv, selbst wenn noch keine ausführlichen Unterlagen vorliegen. „Um beim E-Rec-ruiting erfolgreich zu sein, gehören vor allem schnelle Reaktionen zu den zentra-len Erfolgsfaktoren“, weiß Personalleiter Markus Faiß. „Unsere Kandidaten haben in der Regel mehrere aussichtsreiche Bewerbungen laufen. Es passiert deshalb schon mal, dass wir morgens den Erst-kontakt zu einem Kandidaten haben und noch am selben Abend ein persönliches Bewerbungsgespräch führen. Auch unser Vorstand steht kurzfristig für Gespräche zur Verfügung, wenn wir aussichtsreiche Kandidaten an der Angel haben.“ (nil)

usu-gruppe-karriere.de

USU

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Freizeit

Wer im Neckartal zwischen Nürtingen und Tübingen unterwegs ist, kann sie nicht übersehen, die Neckarburg, die über dem beschaulichen Neckartenzlin-gen thront. Das imposante Bauwerk mit seinem hellgrauen Fachwerk ist auch als „Schlössle“ bekannt und seit 1286 urkundlich nachgewiesen. Über die Jahr- hunderte wurde die Neckarburg von Adelsfamilien, Offizieren, Vögten und Bauern bewohnt. Das heutige Aussehen stammt aus dem 16. Jahrhundert. Die

ursprüngliche Burg wurde im Bauern-krieg niedergebrannt. Der Keller und das Erdgeschoss haben ihre Wurzeln noch im Mittelalter.

1976 gingen die drei heruntergekom-menen Gebäude in das Eigentum von Restauratoren über, die sie mit fachmän-nischem Fingerspitzengefühl instand setzten. Im Jahr 1999 öffnete Elfriede Emmerich die Tore der Neckarburg für Besucher. Sie richtete im Erdgeschoss er

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Bis 3. April 2016

Kopf der ProtestantenAnlässlich des 500. Geburtstags von Herzog Christoph von Württemberg zeigt das Landesmuseum im Alten Schloss in Stuttgart das vielfältige Wirken des Renaissanceherrschers.landesmuseum-stuttgart.de

10. März bis 14. Juli 2016

LunchkonzerteAn sieben Tagen lädt die Oper Stutt-gart dazu ein, in der Mittagspause Kopf und Ohren etwas Gutes zu tun – und alles bei freiem Eintritt.oper-stuttgart.de

13. März 2016

Waiblinger OstermarktÖsterliche Dekorationen, Floristik, Töpferkunst und jede Menge Kunsthandwerk versetzen die Besucher in Frühlingsstimmung.wtm-waiblingen.de

18. bis 27. März 2016

Deutsch-Türkisches KabarettDie Deutsch-Türkische Kabarettwoche in Stuttgart zeigt das Beste, was die Comedyszene derzeit zu bieten hat.renitenztheater.de

9. April 2016

Lange KunstnachtIn lockerer Atmosphäre lassen sich in Leonberg die Werke von über 50 Kunstschaffenden kennenlernen.leonberg.de

24. April 2016

Barbarossa-BerglaufTreffpunkt ist die Werfthalle Staufer-park in Göppingen. Dort geht es den ganzen Tag rund mit weiteren Läufen, Sport, Spiel und Spaß.goeppingen.de

SternenhimmelWer sich mit Andromeda-Galaxie, Orionnebel oder Plejaden auskennt oder es lernen will, ist in der Kepler-Sternwarte richtig. Dem berühm-testen Sohn von Weil der Stadt ist nicht allein ein Museum gewidmet. Vom Dach des Johan-nes-Kepler-Gymnasiums kann man zudem in die Sterne schauen. Lehrveranstaltungen und Kurs-angebote ergänzen das vielseitige Programm, das von der Kepler-Gesellschaft betrieben wird.kepler-sternwarte.de

Domkirche als RuhepolDie St. Eberhardskirche in Stuttgart wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts von der Solitude in die Königstraße versetzt und war die erste richtige Kirche der Katholiken im protestanti-schen Württemberg. Die im Zweiten Weltkrieg zerstörte und von Hugo Schlösser modern wie-deraufgebaute Kirche wurde im Jahr 1978 zur Domkirche der Diözese Rottenburg-Stuttgart erhoben. Im Inneren lockt ein Christus-Mosaik und es herrscht himmlische Ruhe, während draußen die Schnäppchenjäger entlanghasten. Das Café im benachbarten Haus der Katholi-schen Kirche ist ein angenehmer Treffpunkt.st-eberhard.de

tipps

Die Neckarburg in Neckartenzlingen bietet Raum für Kleinkunst und Feste

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eine Kleinkunstbühne ein, wo sie mit der Veranstaltungsreihe „Kultur in der Neckarburg“ eine aparte Mischung aus Musik, Theater und Kabarett etablier-te. Das musikalische Spektrum reicht von Klassik über Balladen bis Jazz, die Theateraufführungen richten sich einmal jährlich auch an Kinder. Das Kabarett präsentiert sich von der One-Man-Show bis zur achtköpfigen Truppe. Gelegent-liche Specials offerieren eine Filmvor-führung, eine Dichterlesung oder eine Kunstausstellung.

In der Dürnitz, dem ehemaligen Speise- und Gemeinschaftsraum, befinden sich zusätzliche Räume, die ebenso wie der schöne Innenhof seit vielen Jahren gerne für private Veranstaltungen genutzt wer-den. Die Dürnitz erstreckt sich über die gesamte Länge des Gebäudes und bietet mit ihrer Höhe von über vier Metern und den 1,50 Meter starken Sandsteinmauern eine eindrucksvolle Atmosphäre. (asm)

neckarburg-events.de

Kultur in alten MauernNeue Wege im Online-Personalmarketing

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Wirtschaftsförderung Region Stuttgart Aktuell

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Das Montagsseminar der Film Commission hat über Arbeitssicherheit informiert

Solche Dinge verbindet man nicht auf Anhieb mit dem Thema Film, sie finden aber Anklang: „Für mich ist das sehr hilf-reich, weil ganz praktisch deutlich wurde, welche Verantwortung ich als Entschei-derin in der Filmproduktion trage – auch für meine Mitarbeiter“, sagt Producerin Filomena Alder, die regelmäßig Gast der Montagsseminare ist. „Die Seminare sind eine tolle Möglichkeit, im Rahmen einer Feierabend-Weiterbildung das eigene Wissen zu vertiefen und eventuell auch zu korrigieren.“

Die Montagsseminare werden monatlich von der Film Commission Region Stuttgart veranstaltet und bieten Fachwissen zu praxisnahen Themen im Filmbereich. Ge-meinsam mit externen Experten werden in Workshop-Atmosphäre technische, organisatorische und kreative Themen behandelt, beispielsweise Trends wie Vir- tual Reality, Drehbucharbeit und Kos-tümbild bis hin zu Steuerfragen. Die Film Commission selbst ist die zentrale Bera-tungseinrichtung für Filmproduktionen in der Region Stuttgart und bietet individu-elle Unterstützung und Informationen in sämtlichen Bereichen der Filmherstellung: von der projektbezogenen Beratung bei der Suche nach Drehorten und der Einho-lung von Drehgenehmigungen über die Zusammenarbeit mit Behörden bis hin zu gezielten Informationen über Filmprofis, Talente, Produzenten und Dienstleister.ValérieHasenmayer

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Sicher zum und beim Film

„Filmsets bergen viele Gefahren: von Stol-perfallen durch Stromkabel über Kamera-kräne mit schwebenden Lasten und ent-flammbare Kulissenteile bis hin zu schlecht abgesicherten Drehorten im öffentlichen Raum.“ Martin Voggenauer von der Be-rufsgenossenschaft für Energie, Textil, Elektro und Medienerzeugnisse schilderte drastisch, worüber sich ein Großteil der Filmschaffenden selten Gedanken macht. „Wir stellen immer wieder fest, wie wenig selbst Filmprofis über Arbeitssicherheit wissen – und wie viele Berührungspunkte es gleichzeitig in der Produktionspraxis gibt“, ergänzt Joachim Bayersdörfer, der sich mit seinem Ingenieurbüro Bayco auf Arbeitssicherheit spezialisiert hat und Filmproduktionen beim Aufbau einer Sicherheitsinfrastruktur berät.

Dabei tauchen zahlreiche Fragen auf: Welche Gefahren bergen Stunts, Special Effects und technisches Kamera-, Licht- und Bühnenequipment? Welche Bedeu-tung haben Gefährdungsbeurteilungen von Drehbüchern und Drehorten? Und ganz konkret: Wie erkennt man, ob der Hausstrom am Filmset genutzt werden kann? Das Montagsseminar der Film Com- mission über „Arbeitssicherheit am Film-set“ ging solchen filmspezifischen, aber auch allgemeinen Fragen der beruflichen Unfallversicherung nach: Wie ist man auf dem Weg zur Arbeit geschützt? Wie verhindert man generell Unfälle am Arbeitsplatz? Wer ist verantwortlich für die Organisation des Arbeitsschutzes im Betrieb?

10. März 2016Talente-Forum: Digitalisierung im RecruitingDie Teilnehmer des Talente-Forums er- fahren, wie digitale Anwendungen sämt-liche Prozesse der Mitarbeitergewinnung unterstützen, von der Stellenausschrei-bung bis zum Auswahlprozess.Ort: Leuze Electronic, Owen

fachkraefte.region-stuttgart.de

21. März 2016Film Commission MontagsseminarDas Seminar zeigt, wie virtuelle Reali-täten im Film eingesetzt werden können und informiert über die technischen und inhaltlichen Herausforderungen.Ort: Literaturhaus Stuttgart

film.region-stuttgart.de

23. März 2016Backbone-Planung – und was kommt danach?Die Veranstaltung des Kommunalen Pools Region Stuttgart stellt verschiede-ne Organisationsmodelle beim Ausbau des schnellen Internets vor und beleuch-tet besonders die Rolle der Kommunen.Ort: Verband Region Stuttgart

kommunaler-pool.region-stuttgart.de

15. April 2016Regionaler DialogBeim Regionalen Dialog Produktbeglei-tende Dienstleistungen im Maschinen- bau geht es um innovative Prozesse im technischen Kundendienst. Ort: Econvent, Esslingen

maschinenbau.region-stuttgart.de

18. April 2016Webmontag Die Informations- und Netzwerkveran-staltung für professionelle Web-Anwender und Web-Experten bietet Wissen, Anre-gungen, Austausch und Networking rund um das Internet.Ort: Literaturhaus Stuttgart

wmstr.de

28. April 2016Frühjahrsforum Business Angels Region Stuttgart Ausgewählte Gründerteams mit Erfolg versprechenden Geschäftsideen präsen-tieren vor Business Angels ihre Grün-dungsvorhaben.Ort: Stuttgart

business-angels-region-stuttgart.de

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179 Das Standortmagazin der Region Stuttgart 1/2016 23

Wirtschaftsförderung Region Stuttgart Aktuell

HerausgeberWirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS)Friedrichstraße 1070174 Stuttgart

Telefon 0711 2 28 35-0

[email protected]

GeschäftsführerDr. Walter Rogg

VerantwortlichHelmuth Haag (hel)

RedaktionHelmuth Haaghelmuth.haag@ region-stuttgart.de

Die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH ist eine Tochter des Verband Region Stuttgart. Das Infomagazin „Region Stuttgart aktuell” können Sie auf der Website des Verbandes einsehen und bestellen:

region-stuttgart.org region-stuttgart.de

Autoren dieser AusgabeLeonhard Fromm (lof), Helmuth Haag (hel), Valérie Hasenmayer (vah), Sonja Madeja (som), Monika Nill (nil), Michael Ohnewald (moh), Tobias Schiller (tos), Astrid Schlupp-Melchinger (asm), Katharina Tomaszewski (kti)

Gestaltung Projektgruppe Visuelle Kommunikation, Ludwigsburg

Zur besseren Lesbarkeit wird teilweise auf die weibliche Form verzichtet.

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Wirtschaftsförderung Region Stuttgart Aktuell

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Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH

Projekte | Initiativen | Services

2015

Der neue WRS-Jahresbericht informiert über Projekte, Initiativen und Services der regionalen Wirtschaftsförderung im Jubiläumsjahr 2015. Außerdem erinnert er an Highlights aus 20 Jahren WRS – von der ersten regionalen Gewerbe-immobilienbörse im Internet über die Gründung der Kompetenzzentren bis hin zur Eröffnung des Welcome Center.

wrs.region-stuttgart.de

WRS-Jahresbericht

Die Business Angels Region Stuttgart sowie weitere Investoren haben eine Million Euro in das Stuttgarter Start-up Venneos GmbH investiert. Mit Hilfe dieser Finanzspritze entwickelt die Max- Planck-Ausgründung ein neuartiges Siliziumchip-basiertes Bildverfahren für die Analyse biologischer Zellen. Das System beruht auf einem innovativen Messansatz, der es ermöglicht, zelluläre Veränderungen zu erkennen, die mit an-deren Technologien unsichtbar bleiben. Durch die automatisierte parallele Ana-lyse von bis zu mehreren Tausend Zellen auf Einzelzellebene werden Experi- mente objektiver, besser reproduzierbar und verlässlicher.

Auch der High-Tech-Gründerfonds des Bundes und die Max-Planck-Gesellschaft haben sich an der Hightech-Firma betei-ligt. „Mit diesen finanzstarken Investoren an Bord können wir gemeinsam daran arbeiten, einen neuen Standard für die Zellanalyse zu etablieren“, sagt David Wehner, Geschäftsführer und einer der Venneos-Gründer. Ziel ist die Marktreife und die Vorbereitung des Markteintritts der ersten Produktgeneration. Dafür sucht das Gründerteam jetzt Mitarbeiter an der Schnittstelle zwischen Physik, Elektrotechnik, Informatik und Biologie.

business-angels-region-stuttgart.de

Business Angels in- vestieren eine Million

Stark nachgefragt wird das Angebot „Welcome Service Region Stuttgart on Tour“, das im vergangenen Herbst in den Landkreisen der Region gestartet ist. Bereits zu den ersten Sprechstunden zum Leben und Arbeiten in der Region hatten sich zahlreiche Interessierte angemeldet. Seitdem hat sich das An-gebot etabliert. Der Service, der zuvor auf das Welcome Center in der Landes-hauptstadt beschränkt war, richtet sich an internationale Fachkräfte, ihre Familienangehörigen und Studenten, die im jeweiligen Landkreis leben und arbeiten wollen.

welcome.region-stuttgart.de

Großes Interesse am Welcome Service on Tour

Kompetenz für EnergieeffizienzKleine und mittelgroße Unternehmen aus der Region Stuttgart erhalten jetzt noch mehr Unterstützung beim Einsparen von Material und Energie sowie bei der Entwicklung von Effizienztechnologien. Im Netzwerk Energieeffizienz des Lan-des Baden-Württemberg hat die Region Stuttgart als einzige Region drei Stel- len erhalten. Ausgezeichnet wurde ein Konsortium aus zwölf Organisationen, darunter die Energieberatungsagenturen aller fünf Landkreise und das Energie- beratungszentrum in der Landeshaupt-stadt. Zwei der Stellen sind bei der IHK Region Stuttgart angesiedelt, eine bei der WRS.

wrs.region-stuttgart.de

Filmlocations zum Thema LiteraturUm die Verbindung von Film und Lite-ratur dreht sich die neue Postkarten-serie „Exposé“ der Film Commission Region Stuttgart. Das Set aus elf außergewöhnlichen Filmlocations ist eine Hommage an die Dichter und Denker, die in der Region für ge-schichtsträchtige Orte sorgen: von der Kirche, in der Mörike predigte, über ein altes Kino, das von einem Buch-drucker gegründet wurde, bis hin zum Stuttgarter Künstlerhaus, das der Typograf Kurt Weidemann einst leitete. Die Fotografin Pia Schweißer hat die Bilder minimalistisch-klar in Zentralperspektive aufgenommen.

film.region-stuttgart.de

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Die Konradin Mediengruppe gehört zuden größten Fachinformationsanbietern im deutschsprachigen Raum.Das Portfolio umfasst insgesamt rund 50 Fachmedien, Wissensmagazine, Online-Portale und Veranstaltungsreihen.

Ergänzt wird das Medien-Angebot durch Dienstleistungen von Corporate Publishing bis Druck.

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