1967 · thermometer mit Widerstandsfühlern und analoger Temperatureinstellung per...

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Vom Glas-Kontakhermometer zur hochdynamischen Temperiertechnik

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Page 1: 1967 · thermometer mit Widerstandsfühlern und analoger Temperatureinstellung per Drehpotentiometer und Stufenschalter für Fix-Temperaturen (z.B. 37 °C) in den Folgejahren ausgestattet.

1967

1972

1979

1995

2011

im angeschlossenen System, mit Pt100-Externfühler und analogen Schnittstellen:Im ACHEMA-Jahr 1979 überraschte JULABO die Branche mit einem gänz-lich neuen Programm von Wärme- und Kältethermostaten (Bild 7). Die Pro-dukte zeichneten sich aus durch ein neues unverwechselbares Design. Das Warenzeichen JULABO wurde ab 1980 für den Firmennamen übernommen. JULABO Labortechnik GmbH hat mit der analogen Mess- und Regeltechnik für das Labor Maßstäbe gesetzt und konnte die Jahresumsätze in den 1980er Jahren mehr als verdreifachen.

Die Mikroprozessor-Technologie

Die 1990er Jahre waren geprägt durch einen weiteren, fundamentalen Umstieg in der Technologie. Neben der Hardware spielte die dafür notwendige, geräteab-hängige Software eine bedeutende Rolle. Digitale Schnittstellen und Programm-geber-Funktionen wurden integriert, um den Anforderungen der Märkte im In- und Ausland gerecht zu werden. Ab 1995 wurden ausschließlich „digitale“ Thermostate, Mess- und Regelgeräte, Umlaufkühler sowie Wasser- und Schüt-telwasserbäder hergestellt und geliefert (Bild 8). Die neue Generation wurde ständig weiter entwickelt und zeichnet sich bis in unsere heutige Zeit aus durch:

• Hochpräzise Temperaturregelung (PID, ICC)

• Messen/Regeln im externen System• Kompensieren von chemischen

Reaktionen• Energiesparende Heiz- und Kälte-

technik• Direkter PC-Anschluss• Kostenlose Software EasyTEMP• Drahtlose Fernbedienung

WirelessTEMP

Das neue Jahrtausend war — neben weiteren Neuheiten — geprägt von der Einführung der ersten hochdynamischen Temperiersysteme in geschlossener Bau-weise und heute — im Jahr 2011 — wird eine neue Generation dieser Produkte mit TFT-Anzeige und vielen weiteren technischen Vorteilen unter dem Namen PRESTO® eingeführt (Bild 9).

JULABO – The Temperature Control Company

Auch nach 85 Jahren ist und bleibt der Name JUCHHEIM im Firmenlogo JULABO integriert. Seit der Erfindung des Kontaktthermometers durch Herrn Ernst Juchheim und der Gründung der Firma JULABO durch Herrn Gerhard Juchheim wird die Familientradition mit den Söhnen fortgesetzt: Ralph Juchheim leitet seit 1996 die wich-tigste Auslandsniederlassung JULABO USA mit großem Erfolg. Aus einem klei-nen Vertriebsbüro, 1993 gegründet, hat sich dank seines starken Engagements ein namhaftes Unternehmen der Branche mit über 30 Mitarbeitern in den USA ent-wickelt.Nach langjähriger Berufsausbildung und Studium in den USA ist Markus Juchheim als nachfolgender Geschäftsführer am 01. Juli 2007 in die JULABO Labortech-nik GmbH eingetreten. Unter seiner pro-fessionellen und innovativen Leitung ist JULABO weiterhin weltweit auf Erfolgskurs.

Für JULABO steht stets der Kunde im Mittelpunkt unseres Handelns und mit in-novativen Produkten ‚Made in Germany’ sind wir immer mindestens einen Schritt voraus! Unser Wettbewerbsvorteil sind unsere Mitarbeiter, die in einem ange-nehmen, modernen Arbeitsumfeld stets Höchstleistung erbringen.JULABO ist heute ein weltweit führender Hersteller in der Temperiertechnik-Bran-che und verfügt über 10 Niederlassungen sowie Vertriebs- und Servicepartner in über 100 Ländern. Die JULABO-Gruppe ist mit deutlich über 300 Mitarbeitern auf stetigem Expansi-onskurs.

Als unabhängiges, mittelständisches Unternehmen werden wir selbstverständ-lich alles tun, um die Erfolgsgeschichte der Familie Juchheim langfristig fortzu-setzen.

Gerhard Juchheim Firmengründer der JULABO Labortechnik GmbH

[email protected]

November 2011

Bild 5: Laborthermostate mit Glas-Kontaktthermometer

Bild 6: Laborthermostate mit vollelektronischer Temperaturregelung

Bild 7: Laborthermostate mit Leuchtzifferanzeige (LED), Pt100-Extern-

fühler und analogen Schnittstellen.

Bild 8: Mikroprozessor-Thermostate mit Folientastatur, Multi-Display (LED)

und für direkten PC-Anschluss.

Bild 9: Hochdynamische Temperiersysteme — Presto® Thermodynamik in Perfektion

Vom Glas-Kontaktthermometer zur hochdynamischen

Temperiertechnik

Page 2: 1967 · thermometer mit Widerstandsfühlern und analoger Temperatureinstellung per Drehpotentiometer und Stufenschalter für Fix-Temperaturen (z.B. 37 °C) in den Folgejahren ausgestattet.

Bild 2: D.R.R Nr. 448786 — Deutsches Reichspatent 1927, Anmelder Firma Hermann Juchheim, Ilmenau

Bild 3: D.B.P. Nr. 904 834 Anmelder Ernst Juchheim. Patentiert in der Bundesrepublik Deutschland am 19. Oktober 1951.

Bild 4: Laborrelais (links) und Kontaktthermometer mit Steckverbindung.

Firma wurde ein sogenannter „Volkseige-ner Betrieb“. Für den Neuanfang wurde Solingen im Rheinland ausgewählt, und die Firmenbezeichnung — zunächst Heju GmbH — trug später den Namen JUCHHEIM Kommanditgesellschaft.Bei der Neuentwicklung handelt es sich um ein wesentlich verbessertes Kontakt-thermometer (Bild 3), welches in großen Stückzahlen hergestellt wurde. Haupt-abnehmer waren — in Verbindung mit Kontakt-Schutzrelais — die Großchemie, Universitäten/Institute und Labor-Fach-händler. In den 1960er Jahren wurden anschlussfertige Laborrelais — insbeson-dere für die Chemie — entwickelt und in Verbindung mit Kontaktthermometern, die eine elektrische Steckverbindung (DBGM) aufweisen, angeboten und geliefert (Bild 4).Bis weit in die 1970er Jahre — somit über ein halbes Jahrhundert — hatte das Kon-taktthermometer für Mess- und Regelauf-gaben eine große Bedeutung für Labor und Industrie.

Die Herausforderung

Mein hochverehrter Vater, Ernst Juch-heim, gab mir direkt nach meiner Ausbil-dung zum Industriekaufmann im jugend- lichen Alter die Chance, das Solinger Unternehmen in den frühen 1960er Jahren auszubauen und weiter zu entwickeln. Dennoch: Ich hatte eine Vision, die ich in Solingen nicht realisieren konnte: Die Entwicklung und Herstellung von Labor- thermostaten für Wissenschaft und Forschung unter Einsatz des Kontaktther-mometers und mit einem unverwechsel-baren Design. Als neuer Standort für das Vorhaben wurde im Schwarzwald der Luftkurort Seelbach bei Lahr gewählt.

Anmeldung des Warenzeichens JULABO

Der Entschluss war gefasst, der Umzug in den Südwesten Deutschlands vollzo-gen. Die neu gegründete Firma Juchheim Labortechnik KG wurde im Januar 1967

in das Handelsregister eingetragen. Nun galt es, die Vision in die Tat umzusetzen. Einhänge- und Umwälzthermostate — mit Kontaktthermometern ausgestat-tet — waren seinerzeit die wichtigsten Umsatzträger (Bild 5). Im medizin- technischen Bereich allerdings, d.h. in Arzt- und Krankenhauslabors, war der Umgang mit Kontaktthermometern eher problematisch. Das war der An-lass für das noch junge Unterneh-men, eine neue Technologie einzu- führen. Während der etablierte Wett-bewerb weiterhin über Jahre auf das Kontaktthermometer setzte, war JULABO, der „Newcomer“, kurioser Weise die erste Firma, die sich vom Lebenswerk meines Vaters entfernte. Ich glaube fest, dass er hierfür Verständnis gehabt hätte, wenn er diesen technologischen Umstieg noch erlebt hätte.

JULABO Thermostate mit vollelektro-nischer Temperaturregelung:1972— das war das Jahr, in dem mit 20 Mitarbeitern eine neue Technologie ein-geführt wurde. Alle damaligen Produkte wurden unter Verzicht auf das Kontakt-thermometer mit Widerstandsfühlern und analoger Temperatureinstellung per Drehpotentiometer und Stufenschalter für Fix-Temperaturen (z.B. 37 °C) in den Folgejahren ausgestattet. Ein „Boom“ im medizintechnischen Bereich, insbesondere die externe Temperierung für Photometer, erlaubte das Wachstum zu einem mit-telständischen Unternehmen mit 80 Mitarbeitern im Jahre 1974. Ein starker und plötzlicher Rückgang in diesem Bereich, bedingt durch die Auflösung tausender Arztlabors, zwang zur Kosten- reduzierung. Diese neue Situation erlaubte aber andererseits, neue Produkte für Forschung und Industrie auf Basis der Erfahrungen im Medizinbereich zu entwickeln: Wärme- und Kältethermosta-te mit höheren Heiz- und Pumpenleistun-gen und erweiterten Arbeitstemperatur-bereichen (Bild 6).JULABO Thermostate mit Leucht-ziffer-Temperaturanzeige (LED), präziser Temperaturregelung direkt

Eine Erfolgsgeschichte der Familie Juchheim seit 1926

Die ersten Glasthermometer für Tem-peraturregelung waren mit festen Kontakten ausgestattet und konn-ten in Verbindung mit einem Relais nur begrenzt eingesetzt werden, um zum Beispiel eine elektrische Heizung ein- und auszuschalten oder eine akustische Warnfunktion auszulösen. Für weiterführende Anwendungen sollte die gewünschte Temperatur aber variabel einstellbar sein, so dass eine Neuentwicklung erforderlich war. Ernst Juchheim, Glasinstrumen-tenmachermeister und Vater des Verfassers Gerhard Juchheim, hat sich dieser Herausforderung gestellt und schon in jungen Jahren nach langer Entwicklungszeit das weltweit erste Glas-Kontaktthermometer mit varia-bler Temperatureinstellung erfunden und im Jahre 1926 zum Deutschen Reichspatent angemeldet.

Fünfundachtzig Jahre später — im Mai 2011 — habe ich durch einen glücklichen Zufall ein noch existierendes Original im Deutschen Museum mit Meisterwer-ken der Naturwissenschaft und Technik in München entdecken können. Wie die Bilder zeigen, handelt es sich um ein Kontaktthermometer mit Gleitmagnet-Einstellung, welches sich durch zwei übereinander liegende, gleichmäßige Milchglasskalen auszeichnet, die mit einem elektrisch leitenden Metallfaden und einem „Schleifkontakt“ in einem Ka-pillarrohr verbunden sind (Bild oben und Bild 1).

Die Einstellmarke der oberen Skala wird — z.B. auf 60 °C — mit einem Magne-ten von außen bewegt und die Spitze des Metallfadens der unteren Skala dabei auf den gleichen Wert eingestellt. Sobald die Quecksilbersäule beim „Aufheizen“ des darunter befindlichen Mediums den Sollwert von 60 °C erreicht, erfolgt ein elektrischer Kontakt, und die angeschlos-sene Heizung wird aus- und in kurzen Abständen wieder eingeschaltet. Ein ständig sich wiederholender Vorgang, der

mit einer bemerkenswerten Regelgenau-igkeit von etwa einem 1/10 °C erfolgt. Das Patent wurde 1927 erteilt. Die Firma Hermann Juchheim, gegründet von Wil-helm und Ernst Juchheim, übernahm die Produktion.

Das Kontaktthermometer ist mit Schutz-gas gefüllt und darf nur mit minimalen Strömen im Milliampère-Bereich belas-tet werden. Daher ist grundsätzlich der Anschluss eines Kontakt-Schutzrelais erforderlich, das seinerzeit mit Vertikal-Tauchanker-Schaltrohr, Quecksilberfüllung und Magnetspule versehen ist und ebenfalls von der Firma Hermann Juchheim in Ilmenau hergestellt wurde. Die maximale Schaltleistung des Relais liegt bei 12 A (Nennspannung 220 V).

Glas-Kontaktthermometer mit Drehmagnet

Der eigentliche Durchbruch gelang mit der Erfindung des Kontaktthermometers mit Gewindespindel und Drehmagnet, das am 25. September 1936 patentiert wurde. Der gewünschte Sollwert kann mit Hilfe einer Wandermutter, an der sich ein elektrisch leitender Wolframfaden befindet, exakt mittels Drehmagnet ein- gestellt werden. Der Faden wird punktge-nau in das mit Quecksilber gefüllte Kapil-larrohr der unteren Skala geführt.Bereits vor dem 2. Weltkrieg fanden Kon-taktthermometer vielfach Anwendung für die ersten Umwälzthermostate nach „Dr. Höppler“, für Wärme- und Brut-schränke bis hin zu galvanischen Bädern.

Die Entwicklung in Westdeutschland

1952 — im Alter von 50 Jahren — hatte mein Vater den Mut, die unge-liebte „DDR“, in der unternehmerische Freiheit mit „Füßen getreten wurde“, illegal zu verlassen und seine Familie auf Umwegen über Westberlin nachkommen zu lassen. Sein Vermögen in Thüringen wurde vom Staat eingezogen und seine

Bild 1: Original-Kontaktthermometer aus dem Jahr 1926, Deutsches Reichspatent (Detail).

Bild 2: D.R.R Nr. 448786 — Deutsches Reichspatent 1927, Anmelder Firma Hermann Juchheim, Ilmenau

Bild 3: D.B.P. Nr. 904 834 Anmelder Ernst Juchheim. Patentiert in der Bundesrepublik Deutschland am 19. Oktober 1951.

Bild 4: Laborrelais (links) und Kontaktthermometer mit Steckverbindung.

Page 3: 1967 · thermometer mit Widerstandsfühlern und analoger Temperatureinstellung per Drehpotentiometer und Stufenschalter für Fix-Temperaturen (z.B. 37 °C) in den Folgejahren ausgestattet.

Bild 2: D.R.R Nr. 448786 — Deutsches Reichspatent 1927, Anmelder Firma Hermann Juchheim, Ilmenau

Bild 3: D.B.P. Nr. 904 834 Anmelder Ernst Juchheim. Patentiert in der Bundesrepublik Deutschland am 19. Oktober 1951.

Bild 4: Laborrelais (links) und Kontaktthermometer mit Steckverbindung.

Firma wurde ein sogenannter „Volkseige-ner Betrieb“. Für den Neuanfang wurde Solingen im Rheinland ausgewählt, und die Firmenbezeichnung — zunächst Heju GmbH — trug später den Namen JUCHHEIM Kommanditgesellschaft.Bei der Neuentwicklung handelt es sich um ein wesentlich verbessertes Kontakt-thermometer (Bild 3), welches in großen Stückzahlen hergestellt wurde. Haupt-abnehmer waren — in Verbindung mit Kontakt-Schutzrelais — die Großchemie, Universitäten/Institute und Labor-Fach-händler. In den 1960er Jahren wurden anschlussfertige Laborrelais — insbeson-dere für die Chemie — entwickelt und in Verbindung mit Kontaktthermometern, die eine elektrische Steckverbindung (DBGM) aufweisen, angeboten und geliefert (Bild 4).Bis weit in die 1970er Jahre — somit über ein halbes Jahrhundert — hatte das Kon-taktthermometer für Mess- und Regelauf-gaben eine große Bedeutung für Labor und Industrie.

Die Herausforderung

Mein hochverehrter Vater, Ernst Juch-heim, gab mir direkt nach meiner Ausbil-dung zum Industriekaufmann im jugend- lichen Alter die Chance, das Solinger Unternehmen in den frühen 1960er Jahren auszubauen und weiter zu entwickeln. Dennoch: Ich hatte eine Vision, die ich in Solingen nicht realisieren konnte: Die Entwicklung und Herstellung von Labor- thermostaten für Wissenschaft und Forschung unter Einsatz des Kontaktther-mometers und mit einem unverwechsel-baren Design. Als neuer Standort für das Vorhaben wurde im Schwarzwald der Luftkurort Seelbach bei Lahr gewählt.

Anmeldung des Warenzeichens JULABO

Der Entschluss war gefasst, der Umzug in den Südwesten Deutschlands vollzo-gen. Die neu gegründete Firma Juchheim Labortechnik KG wurde im Januar 1967

in das Handelsregister eingetragen. Nun galt es, die Vision in die Tat umzusetzen. Einhänge- und Umwälzthermostate — mit Kontaktthermometern ausgestat-tet — waren seinerzeit die wichtigsten Umsatzträger (Bild 5). Im medizin- technischen Bereich allerdings, d.h. in Arzt- und Krankenhauslabors, war der Umgang mit Kontaktthermometern eher problematisch. Das war der An-lass für das noch junge Unterneh-men, eine neue Technologie einzu- führen. Während der etablierte Wett-bewerb weiterhin über Jahre auf das Kontaktthermometer setzte, war JULABO, der „Newcomer“, kurioser Weise die erste Firma, die sich vom Lebenswerk meines Vaters entfernte. Ich glaube fest, dass er hierfür Verständnis gehabt hätte, wenn er diesen technologischen Umstieg noch erlebt hätte.

JULABO Thermostate mit vollelektro-nischer Temperaturregelung:1972— das war das Jahr, in dem mit 20 Mitarbeitern eine neue Technologie ein-geführt wurde. Alle damaligen Produkte wurden unter Verzicht auf das Kontakt-thermometer mit Widerstandsfühlern und analoger Temperatureinstellung per Drehpotentiometer und Stufenschalter für Fix-Temperaturen (z.B. 37 °C) in den Folgejahren ausgestattet. Ein „Boom“ im medizintechnischen Bereich, insbesondere die externe Temperierung für Photometer, erlaubte das Wachstum zu einem mit-telständischen Unternehmen mit 80 Mitarbeitern im Jahre 1974. Ein starker und plötzlicher Rückgang in diesem Bereich, bedingt durch die Auflösung tausender Arztlabors, zwang zur Kosten- reduzierung. Diese neue Situation erlaubte aber andererseits, neue Produkte für Forschung und Industrie auf Basis der Erfahrungen im Medizinbereich zu entwickeln: Wärme- und Kältethermosta-te mit höheren Heiz- und Pumpenleistun-gen und erweiterten Arbeitstemperatur-bereichen (Bild 6).JULABO Thermostate mit Leucht-ziffer-Temperaturanzeige (LED), präziser Temperaturregelung direkt

Eine Erfolgsgeschichte der Familie Juchheim seit 1926

Die ersten Glasthermometer für Tem-peraturregelung waren mit festen Kontakten ausgestattet und konn-ten in Verbindung mit einem Relais nur begrenzt eingesetzt werden, um zum Beispiel eine elektrische Heizung ein- und auszuschalten oder eine akustische Warnfunktion auszulösen. Für weiterführende Anwendungen sollte die gewünschte Temperatur aber variabel einstellbar sein, so dass eine Neuentwicklung erforderlich war. Ernst Juchheim, Glasinstrumen-tenmachermeister und Vater des Verfassers Gerhard Juchheim, hat sich dieser Herausforderung gestellt und schon in jungen Jahren nach langer Entwicklungszeit das weltweit erste Glas-Kontaktthermometer mit varia-bler Temperatureinstellung erfunden und im Jahre 1926 zum Deutschen Reichspatent angemeldet.

Fünfundachtzig Jahre später — im Mai 2011 — habe ich durch einen glücklichen Zufall ein noch existierendes Original im Deutschen Museum mit Meisterwer-ken der Naturwissenschaft und Technik in München entdecken können. Wie die Bilder zeigen, handelt es sich um ein Kontaktthermometer mit Gleitmagnet-Einstellung, welches sich durch zwei übereinander liegende, gleichmäßige Milchglasskalen auszeichnet, die mit einem elektrisch leitenden Metallfaden und einem „Schleifkontakt“ in einem Ka-pillarrohr verbunden sind (Bild oben und Bild 1).

Die Einstellmarke der oberen Skala wird — z.B. auf 60 °C — mit einem Magne-ten von außen bewegt und die Spitze des Metallfadens der unteren Skala dabei auf den gleichen Wert eingestellt. Sobald die Quecksilbersäule beim „Aufheizen“ des darunter befindlichen Mediums den Sollwert von 60 °C erreicht, erfolgt ein elektrischer Kontakt, und die angeschlos-sene Heizung wird aus- und in kurzen Abständen wieder eingeschaltet. Ein ständig sich wiederholender Vorgang, der

mit einer bemerkenswerten Regelgenau-igkeit von etwa einem 1/10 °C erfolgt. Das Patent wurde 1927 erteilt. Die Firma Hermann Juchheim, gegründet von Wil-helm und Ernst Juchheim, übernahm die Produktion.

Das Kontaktthermometer ist mit Schutz-gas gefüllt und darf nur mit minimalen Strömen im Milliampère-Bereich belas-tet werden. Daher ist grundsätzlich der Anschluss eines Kontakt-Schutzrelais erforderlich, das seinerzeit mit Vertikal-Tauchanker-Schaltrohr, Quecksilberfüllung und Magnetspule versehen ist und ebenfalls von der Firma Hermann Juchheim in Ilmenau hergestellt wurde. Die maximale Schaltleistung des Relais liegt bei 12 A (Nennspannung 220 V).

Glas-Kontaktthermometer mit Drehmagnet

Der eigentliche Durchbruch gelang mit der Erfindung des Kontaktthermometers mit Gewindespindel und Drehmagnet, das am 25. September 1936 patentiert wurde. Der gewünschte Sollwert kann mit Hilfe einer Wandermutter, an der sich ein elektrisch leitender Wolframfaden befindet, exakt mittels Drehmagnet ein- gestellt werden. Der Faden wird punktge-nau in das mit Quecksilber gefüllte Kapil-larrohr der unteren Skala geführt.Bereits vor dem 2. Weltkrieg fanden Kon-taktthermometer vielfach Anwendung für die ersten Umwälzthermostate nach „Dr. Höppler“, für Wärme- und Brut-schränke bis hin zu galvanischen Bädern.

Die Entwicklung in Westdeutschland

1952 — im Alter von 50 Jahren — hatte mein Vater den Mut, die unge-liebte „DDR“, in der unternehmerische Freiheit mit „Füßen getreten wurde“, illegal zu verlassen und seine Familie auf Umwegen über Westberlin nachkommen zu lassen. Sein Vermögen in Thüringen wurde vom Staat eingezogen und seine

Bild 1: Original-Kontaktthermometer aus dem Jahr 1926, Deutsches Reichspatent (Detail).

Bild 2: D.R.R Nr. 448786 — Deutsches Reichspatent 1927, Anmelder Firma Hermann Juchheim, Ilmenau

Bild 3: D.B.P. Nr. 904 834 Anmelder Ernst Juchheim. Patentiert in der Bundesrepublik Deutschland am 19. Oktober 1951.

Bild 4: Laborrelais (links) und Kontaktthermometer mit Steckverbindung.

Page 4: 1967 · thermometer mit Widerstandsfühlern und analoger Temperatureinstellung per Drehpotentiometer und Stufenschalter für Fix-Temperaturen (z.B. 37 °C) in den Folgejahren ausgestattet.

1967

1972

1979

1995

2011

im angeschlossenen System, mit Pt100-Externfühler und analogen Schnittstellen:Im ACHEMA-Jahr 1979 überraschte JULABO die Branche mit einem gänz-lich neuen Programm von Wärme- und Kältethermostaten (Bild 7). Die Pro-dukte zeichneten sich aus durch ein neues unverwechselbares Design. Das Warenzeichen JULABO wurde ab 1980 für den Firmennamen übernommen. JULABO Labortechnik GmbH hat mit der analogen Mess- und Regeltechnik für das Labor Maßstäbe gesetzt und konnte die Jahresumsätze in den 1980er Jahren mehr als verdreifachen.

Die Mikroprozessor-Technologie

Die 1990er Jahre waren geprägt durch einen weiteren, fundamentalen Umstieg in der Technologie. Neben der Hardware spielte die dafür notwendige, geräteab-hängige Software eine bedeutende Rolle. Digitale Schnittstellen und Programm-geber-Funktionen wurden integriert, um den Anforderungen der Märkte im In- und Ausland gerecht zu werden. Ab 1995 wurden ausschließlich „digitale“ Thermostate, Mess- und Regelgeräte, Umlaufkühler sowie Wasser- und Schüt-telwasserbäder hergestellt und geliefert (Bild 8). Die neue Generation wurde ständig weiter entwickelt und zeichnet sich bis in unsere heutige Zeit aus durch:

• Hochpräzise Temperaturregelung (PID, ICC)

• Messen/Regeln im externen System• Kompensieren von chemischen

Reaktionen• Energiesparende Heiz- und Kälte-

technik• Direkter PC-Anschluss• Kostenlose Software EasyTEMP• Drahtlose Fernbedienung

WirelessTEMP

Das neue Jahrtausend war — neben weiteren Neuheiten — geprägt von der Einführung der ersten hochdynamischen Temperiersysteme in geschlossener Bau-weise und heute — im Jahr 2011 — wird eine neue Generation dieser Produkte mit TFT-Anzeige und vielen weiteren technischen Vorteilen unter dem Namen PRESTO® eingeführt (Bild 9).

JULABO – The Temperature Control Company

Auch nach 85 Jahren ist und bleibt der Name JUCHHEIM im Firmenlogo JULABO integriert. Seit der Erfindung des Kontaktthermometers durch Herrn Ernst Juchheim und der Gründung der Firma JULABO durch Herrn Gerhard Juchheim wird die Familientradition mit den Söhnen fortgesetzt: Ralph Juchheim leitet seit 1996 die wich-tigste Auslandsniederlassung JULABO USA mit großem Erfolg. Aus einem klei-nen Vertriebsbüro, 1993 gegründet, hat sich dank seines starken Engagements ein namhaftes Unternehmen der Branche mit über 30 Mitarbeitern in den USA ent-wickelt.Nach langjähriger Berufsausbildung und Studium in den USA ist Markus Juchheim als nachfolgender Geschäftsführer am 01. Juli 2007 in die JULABO Labortech-nik GmbH eingetreten. Unter seiner pro-fessionellen und innovativen Leitung ist JULABO weiterhin weltweit auf Erfolgskurs.

Für JULABO steht stets der Kunde im Mittelpunkt unseres Handelns und mit in-novativen Produkten ‚Made in Germany’ sind wir immer mindestens einen Schritt voraus! Unser Wettbewerbsvorteil sind unsere Mitarbeiter, die in einem ange-nehmen, modernen Arbeitsumfeld stets Höchstleistung erbringen.JULABO ist heute ein weltweit führender Hersteller in der Temperiertechnik-Bran-che und verfügt über 10 Niederlassungen sowie Vertriebs- und Servicepartner in über 100 Ländern. Die JULABO-Gruppe ist mit deutlich über 300 Mitarbeitern auf stetigem Expansi-onskurs.

Als unabhängiges, mittelständisches Unternehmen werden wir selbstverständ-lich alles tun, um die Erfolgsgeschichte der Familie Juchheim langfristig fortzu-setzen.

Gerhard Juchheim Firmengründer der JULABO Labortechnik GmbH

[email protected]

November 2011

Bild 5: Laborthermostate mit Glas-Kontaktthermometer

Bild 6: Laborthermostate mit vollelektronischer Temperaturregelung

Bild 7: Laborthermostate mit Leuchtzifferanzeige (LED), Pt100-Extern-

fühler und analogen Schnittstellen.

Bild 8: Mikroprozessor-Thermostate mit Folientastatur, Multi-Display (LED)

und für direkten PC-Anschluss.

Bild 9: Hochdynamische Temperiersysteme — Presto® Thermodynamik in Perfektion

Vom Glas-Kontaktthermometer zur hochdynamischen

Temperiertechnik