2 Region Dienstag, 4. September 2018 Region 3 2000 ... - ZSZ... · Dienstag bis Sonntag ab 10 Uhr...

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Vorsitzender der Geschäftslei- tung. Kaninchen begeistern Gross und Klein Die Begegnung mit Menschen mit Handicap soll selbstver- ständlich werden. Diese Möglich- keit schafft die Stiftung mit der Einladung zum Balmtag wie auch mit dem Babyschwimmen, dem stiftungseigenen Café, dem Spiel- platz und dem Balmhof. Letzte- rer wurde im Frühling neu eröff- net und dient mit Eseln, Hüh- nern, Kaninchen, Katzen und Schweinen der tiergestützten Intervention. Diese beinhalte Stallarbeiten, die Futterzuberei- tung oder auch das Suchen von Eiern sowie die Beobachtung der Tiere, erklärt Sarah Müller, Fach- verantwortliche. Das Angebot hat das Ziel, Tierbegegnungen zu ermöglichen. Ganz nebenbei werden so Feinmotorik oder kog- nitive Fähigkeiten wie Rechnen trainiert. Die Mitwirkung sei frei- willig. Regeln zum Wohl der Tiere müssen eingehalten werden. Kinder und Erwachsene amü- sieren sich am Balmtag ob den Kaninchen, die ihr Futter von einem Seil in der Luft stibitzen, oder den im Gehege herumflit- zenden Schweinchen. Kreative Gäste kreieren Karten oder Filze. Ein Ballonkünstler beglückt ein Mädchen mit dem Knüpfen eines rosa Ballonpferds. Anklang fin- den auch das Kinderkarussell, das Büchsenwerfen, die Ge- schicklichkeitsspiele, das über- grosse «Vier gewinnt» oder der Schoggischuss. Erwachsene geniessen es, Wein zu degustieren oder Live- musik von Franziska Hauser und Band oder der Rüsch-Büeblä zu hören. Für das Gelingen des Fests stehen 175 Personen im Einsatz. Die Zahl setze sich zusammen aus je einem Drittel externer Helfe- rinnen und Helfer, Klientinnen und Klienten sowie Mitarbeiten- den, weiss OK-Mitglied Claire Billeter. Die Stiftung Balm bietet für die Förderung und Begleitung von Menschen mit einem geistigen Handicap ein breites Angebot. Es umfasst eine heilpädagogische Schule, Berufsausbildungen, ab- wechslungsreiche Tätigkeiten an geschützten Arbeitsplätzen, ein Wohnheim sowie mehrere Wohngemeinschaften. Dragiza Stoni 2000 Besucher am Balmtag Die Strassen sind mit Fähnchen geschmückt, aus dem Lautspre- cher dröhnt eine Liveversion von Elvis Presleys «Jailhouse Rock» und an einer Reihe von Markt- ständen werden handgefertigte Waren angeboten. Auf dem Balm- areal herrschte am Sonntag reger Betrieb. Rund 2000 Gäste be- suchten den traditionellen Balm- tag der Stiftung Balm für Men- schen mit einer geistigen Behin- derung in Jona. Bunte Farben und viel Glitzer verwandeln die Kinder in farben- prächtige kleine Kunstwerke. «Hoch im Kurs stehen beim Kinderschminken Tiger und Schmetterlinge», verrät die frei- willige Helferin Franziska Lager. Die von Bewohnern und Ange- stellten selbst gefertigten Blu- mengestecke, Filztaschen oder Glückwunschkarten sind der- weil bei den etwas älteren Besu- chern höchst begehrt. Guten Absatz finden auch die Auswahl am Flohmarktstand oder die Würste und Kuchen in der Fest- wirtschaft. Das Angebot an Unterhaltung und Begegnungs- möglichkeiten ist gross. «Am Balmtag können wir uns vorstel- len und die Öffentlichkeit an den ein wenig abgelegenen Ort ober- halb des Lenggisquartiers einla- den», sagt Ulrich Appenzeller, RAPPERSWIL-JONA Die Stiftung Balm für Menschen mit geistiger Behinderung lud am Sonntag zum Balmtag ein. Begegnungen, Spiel und Spass, ein reichhaltiges Marktangebot und Livemusik bescherten ein unterhalt- sames Miteinander. Rund 2000 Gäste besuchten am Sonntag das Gelände der Stiftung Balm und liessen sich vom vielfältigen Angebot verzaubern. Fotos: Moritz Hager Das Kinderschminken war bei den kleinsten Besuchern des Balmtags besonders hoch im Kurs. An den Marktständen gab es für die Besucher vieles zu entdecken. Region | 2

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Bischofsmützen und Dolce Vita

GastroW ir sitzen an einem geschichts-trächtigen Ort, der bis heuteeine absolute Topadresse ist.

Der Frauenhof steht am Rapperswiler Hauptplatz, über uns thront das Schloss, an den Hausfassaden gegenüber erzählen Fresken Szenen aus der Stadtgeschichte. Dass die Altstadt bis heute nichts von ihrer Anziehungskraft eingebüsst hat, davon zeugt das Stimmengewirr in den zahlreichen Aussenrestaurants rund um uns herum: Deutsche, Amerikaner, Chi-nesen und viele Einheimische lassen es sich an diesem warmen Samstagabend gut gehen.

Der Frauenhof ist über 500 Jahre alt und seit der Restauration eines der schönsten Häuser am Platz. Die Besitzer-familie Raible hat keine Kosten und Mühen gescheut, um diesem prachtvollen Eckhaus seinen Glanz zurückzugeben. So-gar die Madonnenfigur, von der das Haus seinen Namen hat, steht wieder in ihrer Ecknische.

Im Erdgeschoss, wo vor der Restaura-tion eine Drogerie war, hat im Februar eine Beiz ihre Türen geöffnet. Das Inte-

rieur ist schlicht, viel Holz und ein alter Torbogen ziehen den Blick an. Wir neh-men draussen Platz und verbuchen gleich den ersten Pluspunkt. Keine hartschalige Plastikstuhlzumutung, sondern der Schweizer Designklassiker, den der Volksmund wegen seiner Bespannung Spaghettistuhl nennt, empfängt uns.

Klar, dass ich mich da sogleich für die Spaghetti mit Mangold (19.50 Fr.) ent-scheide. Die roten Krautstiele haben einen feinen, erdigen Geschmack, aber die rahmige Sauce überdeckt diesen leider fast ganz. Mein Begleiter lobt sein Lammrack (38.50 Fr.), das innen noch beinahe blutig ist. Für ihn, dem alles stark Durchgebratene ein Gräuel ist, ein Genuss; bei mir löst der Anblick hingegen eher eine Abwehrreaktion aus.

Dafür sind die Bischofsmützen, die alsGemüsebeilage rund ums Fleisch ange-richtet sind, eine echte Entdeckung. Die kleinen, auch Patissons genannten Kür-bisse schmecken buttrig-mild und sehen äusserst niedlich aus. Auch an den beiden Suppen (7.50 Fr.) gibts nichts zu mäkeln: Die Bouillon mit Gin verführt allein schon

mit ihrem herrlichen Duft, die kalte Pfirsichschale ist schön erfrischend.

Zum Dessert entscheiden wir uns für saisongerechte Backwaren: Das Beeren-Blätterteig-Kissen (8.50 Fr.) schmeckt schon sehr gut und wird von der Birnen-tarte (7.50 Fr.) sogar noch übertroffen. Sie ist im Geschmack und in der Konsistenz schlicht perfekt.

Geführt wird der Frauenhof von Christian Hösli und Ubaldo Curtol, beide bekannt als langjährige Pächter der Alt-stadtbeiz Bären. Hösli serviert mit viel Charme und lässt sich auch vom steigen-den Lärm- und Alkoholpegel am Neben-tisch nicht aus der Ruhe bringen. Wir las-sen den Abend derweil mit einem feinen Espresso ausklingen. «Dolce Vita», ruft einer in die laue Nachtluft hinaus. «Madonna, com’è bello», antworten wir mit einem Blick hinauf zur Ecknische.

Elvira Jäger

Restaurant Frauenhof, Am Hauptplatz,8640 Rapperswil­Jona, Telefon 055 211 09 59. Dienstag bis Sonntag ab 10 Uhr geöffnet, Montag Ruhetag.

Redaktion Zürichsee-Zeitung Obersee, Florhofstrasse 13, 8820 WädenswilTelefon: 055 220 42 42E-Mail Redaktion: [email protected]

HERAUSGEBERINZürcher Regionalzeitungen AG, Garnmarkt 10, 8401 Winterthur, Verleger: Pietro SupinoLeiter Verlag: Robin Tanner

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Vorsitzender der Geschäftslei-tung.

Kaninchen begeisternGross und KleinDie Begegnung mit Menschenmit Handicap soll selbstver-ständlich werden. Diese Möglich-keit schafft die Stiftung mit derEinladung zum Balmtag wie auchmit dem Babyschwimmen, demstiftungseigenen Café, dem Spiel-platz und dem Balmhof. Letzte-rer wurde im Frühling neu eröff-net und dient mit Eseln, Hüh-nern, Kaninchen, Katzen undSchweinen der tiergestützten

Intervention. Diese beinhalteStallarbeiten, die Futterzuberei-tung oder auch das Suchen vonEiern sowie die Beobachtung derTiere, erklärt Sarah Müller, Fach-verantwortliche. Das Angebothat das Ziel, Tierbegegnungenzu ermöglichen. Ganz nebenbeiwerden so Feinmotorik oder kog-nitive Fähigkeiten wie Rechnentrainiert. Die Mitwirkung sei frei-willig. Regeln zum Wohl der Tieremüssen eingehalten werden.

Kinder und Erwachsene amü-sieren sich am Balmtag ob denKaninchen, die ihr Futter voneinem Seil in der Luft stibitzen,

oder den im Gehege herumflit-zenden Schweinchen. KreativeGäste kreieren Karten oder Filze.Ein Ballonkünstler beglückt einMädchen mit dem Knüpfen einesrosa Ballonpferds. Anklang fin-den auch das Kinderkarussell,das Büchsenwerfen, die Ge-schicklichkeitsspiele, das über-grosse «Vier gewinnt» oder derSchoggischuss.

Erwachsene geniessen es,Wein zu degustieren oder Live-musik von Franziska Hauser undBand oder der Rüsch-Büeblä zuhören. Für das Gelingen des Festsstehen 175 Personen im Einsatz.

Die Zahl setze sich zusammen ausje einem Drittel externer Helfe-rinnen und Helfer, Klientinnenund Klienten sowie Mitarbeiten-den, weiss OK-Mitglied ClaireBilleter.

Die Stiftung Balm bietet für dieFörderung und Begleitung vonMenschen mit einem geistigenHandicap ein breites Angebot. Esumfasst eine heilpädagogischeSchule, Berufsausbildungen, ab-wechslungsreiche Tätigkeiten angeschützten Arbeitsplätzen, einWohnheim sowie mehrereWohngemeinschaften.

Dragiza Stoni

2000 Besucher am Balmtag

Die Strassen sind mit Fähnchengeschmückt, aus dem Lautspre-cher dröhnt eine Liveversion vonElvis Presleys «Jailhouse Rock»und an einer Reihe von Markt-ständen werden handgefertigteWaren angeboten. Auf dem Balm-areal herrschte am Sonntag regerBetrieb. Rund 2000 Gäste be-suchten den traditionellen Balm-tag der Stiftung Balm für Men-schen mit einer geistigen Behin-derung in Jona.

Bunte Farben und viel Glitzerverwandeln die Kinder in farben-prächtige kleine Kunstwerke.«Hoch im Kurs stehen beimKinderschminken Tiger undSchmetterlinge», verrät die frei-willige Helferin Franziska Lager.Die von Bewohnern und Ange-stellten selbst gefertigten Blu-mengestecke, Filztaschen oderGlückwunschkarten sind der-weil bei den etwas älteren Besu-chern höchst begehrt. GutenAbsatz finden auch die Auswahlam Flohmarktstand oder dieWürste und Kuchen in der Fest-wirtschaft. Das Angebot anUnterhaltung und Begegnungs-möglichkeiten ist gross. «AmBalmtag können wir uns vorstel-len und die Öffentlichkeit an denein wenig abgelegenen Ort ober-halb des Lenggisquartiers einla-den», sagt Ulrich Appenzeller,

RAPPERSWIL-JONA Die Stiftung Balm für Menschen mit geistiger Behinderung lud am Sonntag zum Balmtag ein. Begegnungen, Spiel und Spass, ein reichhaltiges Marktangebot und Livemusik bescherten ein unterhalt-sames Miteinander.

Rund 2000 Gäste besuchten am Sonntag das Gelände der Stiftung Balm und liessen sich vom vielfältigen Angebot verzaubern. Fotos: Moritz Hager

Das Kinderschminken war bei den kleinsten Besuchern des Balmtags besonders hoch im Kurs. An den Marktständen gab es für die Besucher vieles zu entdecken.

RekursgutgeheissenUZNACH Das St. Galler Baude-partement hat entschieden: Dem Rekurs der Anwohner gegen denGestaltungsplan Felsenburg wur-de stattgegeben. Vorgesehen wareine Überbauung mit 21 Wohnun-gen auf dem Areal Felsenburg ander Rickenstrasse. Anwohner hat-ten eine Sammeleinsprache gegenden Gestaltungsplan eingereicht.Sie monierten, der gut sechzigMeter breite und drei Stockwerke hohe Bau sei viel zu gross. DerGemeinderat entgegnete, das Pro-jekt entspreche der Regelbau-weise, und lehnte die Einspracheab. Die Anwohner legten Rekursgegen den Entscheid des Rats einund zogen das Verfahren ans Bau-departement weiter. Dieses hiessnun den Rekurs gut mit der Be-gründung, aufgrund der Grössedes Bauprojekts seien die Ab-stände zu gering. Noch offen sei, obdas Verfahren ans Verwaltungsge-richt weitergezogen werde, sagteChristian Holderegger (FDP), Ge-meindepräsident in Uznach. ml

Neuer Plan für Joner ZentrumRAPPERSWIL-JONA Die StadtRapperswil-Jona will eine Visionfür das Zentrum Jona ausarbei-ten. Dies geht aus einer öffentli-chen Ausschreibung der Stadthervor. Wie Bauchef Thomas Fur-rer (parteilos) auf Anfrage er-klärt, ist die Arbeit Grundlage fürdie Ortsplanungsrevision derStadt. Der Planungsperimeterumfasst das Zentrumsgebiet Jo-na-Allmeindstrasse, Aubrigstras-se, Kath. Kirchgemeindehausund den Grünfelspark. Die Gebie-te im weiteren Joner Zentrums-perimeter, etwa dem Gebiet umdas Jona-Center, sind nicht Teildieses Plans. Der zu erstellendedreiteilige Stadtplan soll den Be-stand vorhandener Planungen,davon abgeleitete Interventionensowie ein daraus resultierendesstädtebauliches Leitbild 2040 fürdas Zentrum Jona enthalten. DerStadtplan dient einerseits alsArbeitsinstrument für Planerund Behörden, anderseits alsKommunikationsmittel zur In-formation der Bevölkerung. ckn

Zürichsee-Zeitung OberseeDienstag, 4. September 2018Region

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Einen letzten Sommer hättenAnni (78) und Toni (84) gernenoch dort oben verbracht. Am1. November heisst es nun aber,sich von diesem Ort zu verab-schieden. Jetzt verstehen sie dieWelt nicht mehr. Ihre Welt.

Sichtlich erregt erzählt Toni,man habe ihm gekündigt, weil erzur Anzeige gebracht habe, dassder Nachbar neben seiner BeizGift gegen die Brennnesselngespritzt habe. Die Behördenhätten das vertuschen wollen.Gift zu spritzen, sei dort in derGrundwasserschutzzone verbo-ten. Das Gift versickere im Bodenund verunreinige die unterirdi-sche Quelle. Das dürfe nicht sein.Der vom Wasseramt habe gesagt,dass man hier aufpassen müsse.Darum passt Toni Gmür auf. Wieein Schiesshund achtet er darauf,dass kein Öl oder Benzin ausläuft.Er möchte für Recht und Ord-nung sorgen. Und dass die Quellesauber bleibt. Auch dass derNachbar im Winter die Gülle habeüberlaufen lassen, hat ihn sehrverärgert. «Das verunreinigt doch

die Quelle mit Kolibakterien»,sagt er. «Die wollen mich hiernicht mehr haben», sagt er. «Siesagen, dass ich mit den Gästennicht zurechtkommen würde.Aus dem Ort kommen kaum nochLeute hier hoch.»

Gäste und Nachbarnverschreckt und vergraultBenjamin Gmür, Präsident derOrtsgemeinde Amden, welcherdie Alp Looch gehört, sagt, ToniGmür dürfe im Grund genommengar nicht auf der Alp wirten. EinWirtepatent habe er nicht, derVertrag laufe über den Sohn,Pachtzins habe er in all den Jah-ren auch keinen Rappen bezahlt.Sohn Max habe ihm die Alp gratisüberlassen. Es habe viele Be-schwerden und Reklamationengegeben. Von den Einheimischenwerde er gemieden. Er habe Gästeund Nachbarn verschreckt. Ver-grault. Angeschwärzt. In diesemSommer den Kühen das Wasserabgestellt. Es seien viele Dingepassiert, die nicht passieren dürf-ten. Er sei nicht mehr tragbar.

Die Alp Looch ist nicht derAescher. Kein Ort, an dem mangewesen sein muss. In der Ost-schweiz hat es gewiss zig urchi-gere Bergbeizen mit mehrHüttenromantik, mit schöneremAusblick. Und vielleicht auch mitfeinerem Essen.

Und doch ist diese Alp für zweietwas ganz Besonderes. Auf derAlp Looch auf 1556 Metern überMeer am Toggenburger Höhen-weg oberhalb von Arvenbüel hatToni Gmür 67 Sommer verbracht,seine Frau Anni sogar noch mehr.Hier oben haben sie vieles erlebt:schwere Gewitter, Blitzschlag,Unfälle. Aber auch schöne Sa-chen. «In eine schöne Frau, dievorbeikam, habe ich mich manch-mal ein bisschen verliebt», sagtToni.

Als Wirt angefangen hat Tonivor 23 Jahren. «Heute Wurstsalat

7.50, mit Käse 8.50», steht aufeiner Holztafel am Haus. Sonsthat es Gulaschsuppe und Gers-tensuppe, Toniwurst gibt es auch.Und Kartoffelsalat, den Anniportionsweise frisch zubereitet.Ein Wirtepatent haben Anni undToni nicht. Das hat der ältesteSohn Max. Darum läuft derPachtvertrag auch über ihn. Anniund Toni sind seine Untermieter.

Kündigungwegen UnruhestiftungDer Sommer 2018 soll für dasEhepaar ihr letzter auf der AlpLooch gewesen sein. Die Orts-gemeinde hat das Pachtver-hältnis mit dem Sohn zum 31. Ja-nuar 2019 gekündigt. Kündi-gungsgrund: Unruhestiftung desVaters. Daraufhin hat der SohnMax seinem Vater ebenfalls zudiesem Termin gekündigt.

AMDEN Dies sollte ein Porträt von einem Wirtepaarwerden, welches seine Bergbeiz aus Altersgründen aufgibtund keinen Nachfolger findet. Gewürzt mit etwasBergidylle und Hüttenromantik. Doch die Geschichtehinter dem Abschied ist eine ganz andere.

war, ist nicht zu erfahren. LautAugenzeugen hat die Kantons-polizei unter anderem den Be-

sitzer der Firma verhaftet. Mit-arbeiter von anderen Betriebenin der Gegend zeigen sich über-rascht von der Tat. Sie hätten nieviel mitbekommen, was in derFirma so laufe. Doch wenn manetwas gebraucht habe, seien dieAngestellten immer freundlichgewesen und hätten gern ge-holfen, sagt einer.

Gerüchte über DrogenOffenbar gab es im Gebäude meh-rere Zimmer, in denen Angestell-te wohnten. Es gibt allerdings inder Gegend auch schon wilde Ge-rüchte über Schwarzarbeit im Be-trieb oder Verkauf von Drogen.

Die Kantonspolizei äussertsich nicht zu einem möglichenMotiv. Pascal Jäggi

tern zu hören war. Wann die Tatgenau stattgefunden hat, istnoch unklar. Was im Betrieb los

tonspolizei nicht. Auch nicht da-zu, dass es sich um eine Messer-stecherei handeln soll, wie ges-

Das Opfer, ein 30-jährigerRumäne, lag tot im Pausenraum.Er war ein Mitarbeiter des Be-triebs. Die Kapo wurde gegen 9Uhr alarmiert. Gleich acht Perso-nen aus dem Umfeld des Betriebssind verhaftet worden. Daruntersind vier Schweizer, ein Italienerund drei Rumänen. Nur einer giltallerdings bisher als dringend tat-verdächtig – ein ebenfalls 30-jäh-riger Rumäne.

Unauffällige FirmaZu den genauen Umständen derBluttat äussert sich die Kan-

Mitten am Morgen ist gestern einGrossaufgebot der Kantonspoli-zei aufgetaucht. Mitarbeiter derBetriebe im Samstagerer Indust-riegebiet erzählen von mehrerenVerhafteten und einem Kranken-wagen, der bald wieder davonge-fahren ist. Versorgt werden konn-te niemand, denn dem Mann, derim Innern eines Autospritzwerkslag, konnten die Sanitäter nichtmehr helfen. Wie Rebecca Tilen,Mediensprecherin der Kantons-polizei Zürich, bestätigt, mussvon einem Tötungsdelikt aus-gegangen werden.

Rumäne in Samstagern getötet —Landsmann soll Täter sein SAMSTAGERN Im Industriegebiet in Samstagern ist gestern Morgen ein Mann getötet worden. Die Tat ereignete sichim Innern eines Betriebs. Acht Personen wurden verhaftet.Ein Rumäne gilt als dringend tatverdächtig.

Ein Grossaufgebot der Kantonspolizei Zürich fuhr gestern in Samstagern ein. Untersucht wurde ein Tötungsdelikt in einem Autospritzwerk. Foto: Pascal Jäggi

SP sagt Ja zumJona-CenterRAPPERSWIL-JONA Die Mit-glieder der SP unterstützen denTeilzonenplan Jona-Center. Siebegrüssen, dass die jetzige Beton-wüste einem freundlicherenWohn- und Lebensraum weichensoll. Die SP erwarte jedoch vomInvestor, dass auch für Familienbezahlbarer Wohnraum geschaf-fen werde, schreibt die Partei ineiner Medienmitteilung. Bezüg-lich der Vorlagen an der Bürger-versammlung spricht die SP sichgegen die Erhöhung der Referen-dumsgrenze aus: Beim Nachtragzur Gemeindeordnung sind dieMitglieder mit der Erhöhung fürdie Grenze für das obligatorischeReferendum von 5 auf neu 7,5 Mil-lionen nicht einverstanden. Fürdie SP mache die bisherige Lö-sung Sinn, dass ab 5 Millioneneine breite Abstützung in derBevölkerung durch eine Urnen-abstimmung vorausgesetzt wird.Das Abstimmungsergebnis derBürgerversammlung sei wegengeringer Teilnahme oder einsei-tiger Beeinflussung, zum Beispieldurch «Aufgebote» von Vereinen,nicht immer repräsentativ. Dierestlichen Vorlagen der Bürger-versammlung werden von der SPunterstützt, schreibt die Parteiweiter. red

CVP sagt Ja zuden VorlagenRAPPERSWIL-JONA An einerVersammlung hat die CVP überdie Parolen für die Bürgerver-sammlung vom 6. September ent-schieden. Bei der Lido-Vorlagegab die geplante Sechser-BahnAnlass zu Diskussionen. So inter-essierte, warum nicht acht Bah-nen gebaut würden und dasSchwimmbecken somit wett-kampftauglich wäre. Die Stadt-räte erklärten, dass für die Aus-tragung von Wettkämpfen eineÜberdachung erforderlich wäre,was das ganze Projekt massiv ver-teuern würde. Alle vier Vorlagenwurden angenommen, schreibtdie CVP in einer Medienmittei-lung. Das Stimmungsbild überden Teilzonenplan Jona-Center,worüber am 23. September ander Urne abgestimmt wird, zeigteebenfalls eine grossmehrheitlicheZustimmung, mit vier Enthaltun-gen. In der Parteileitung kommtes zu einem Wechsel, schreibt diePartei weiter: Als Ersatz von Ro-man Schmidlin wurde PatrickHächler in die Leitung der CVPgewählt. red

Nicht mehr klar im Kopf. Eineerste Verwarnung gab es vor achtJahren. Nun sei das Mass voll.Man wolle nun mit der Kündi-gung einen Schlussstrich ziehen.Sohn Max soll jedoch noch eineChance bekommen. Die Kün-digung will man in eine Verwar-nung umändern.

Die Wand in der Stube ist voll-gepflastert mit Fotos. Erinnerun-gen an 67 Sommer. Dazwischenhängt eine Ehrenurkunde: «Fürtreue Alpdienste für AntonGmür». In der Ecke hängen dreigrosse Kuhglocken. Fein säuber-lich ist alles an seinem Ort ver-sorgt. Die Fliegenklatsche nebendem Besen. Holzrehe zwischenAromat, Pfeffer und Salz. DasMundwasser zwischen Essig undÖl über dem Spülbecken.

Wie geht es mit Toni und Anniweiter? «Jetzt fange ich an, Ferienzu machen», sagt er. «Ich warnoch nie im Berner Oberland.» Erwürde alles wieder so machen.«In zwei Jahren sind wir 60 Jahreverheiratet.» Dann wollen sie einFest machen. Ursula Wegstein

Wirtepaar von der Alp vertrieben

Anni und Toni Gmür haben 67 Sommer auf der Alp Looch ob Amden verbracht. Jetzt ist Schluss – unfreiwillig. Foto: Beat Belser

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