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Akzente Neues aus der Nordzucker-Welt | Ausgabe 2 | Oktober 2010 In dieser Ausgabe EU-Agrarpolitik nach 2013 Produkte aus der Region Vorreiter für nachhaltiges Bioethanol Dialog in die Zukunft Hauptversammlung 2010 Dialog in die Zukunft Hauptversammlung 2010

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Hauptversammlung 2010 ▼ ▼ In dieser Ausgabe Produkte aus der Region EU­Agrarpolitik nach 2013 Vorreiter für nachhaltiges Bioethanol Neues aus der Nordzucker­Welt | Ausgabe 2 | Oktober 2010 ▼

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AkzenteNeues aus der Nordzucker­Welt | Ausgabe 2 | Oktober 2010

In dieser Ausgabe

EU­Agrarpolitik nach 2013

▼ Produkte aus der Region

▼▼ Vorreiter für nachhaltiges Bioethanol

Dialog in die ZukunftHauptversammlung 2010Dialog in die ZukunftHauptversammlung 2010

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Inha l t

AKTUELL

4 REIHE „Ertragskraft plus”: Wie deutsche Werke

Einsparmöglichkeiten finden und verwirklichen

5 Handlungsbedarf bei Vernetzung und Wissenstransfer

6 EU­Agrarpolitik nach 20138 WTO festgefahren

8 Zucker: Weltmarktpreise erklimmen neues Hoch

9 PRION: Konzernweites IT­Projekt nimmt Fahrt auf

9 5. Braunschweiger Mumme­Meile

10 Hauptversammlungen 2010 – offene Aussprache: „Außendarstellung war nicht optimal”

12 Nordzucker­Geschäftsbericht holt Gold

13 Neuer Aufsichtsrat Gert Lindemann:

„Schornsteinpolitik ist kein Weg“

14 Henning Hansen­Hogrefe: Abschied aus dem

Aufsichtsrat

15 Unternehmenszentrale – Demnächst Weiß wie Zucker

15 Dr. Klaus­Dieter Schumacher wechselt zu Nordzucker

16 Kapitalstruktur: „Direkt beteiligt“– weil es

besser klingt?

RÜBE

18 Hoffen auf einen sonnensüßen Spätherbst

19 Wachstum mit Zuckerrüben

20 Zuckerrüben als Biogassubstrat

MARKT UND KUNDE

21 Markt im Blick

22 SweetFamily setzt auf Herkunft und Tradition23 Gelieren für die Region

24 Gut bedacht in die Kampagne

25 Die Ampel ist vom Tisch

25 Norddeutsche Flüssigzucker GmbH & Co. KG

übernimmt Flüssigzucker­Aktivitäten

26 Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit

TREFFPUNKT

28 Nordzucker auf den DLG­Feldtagen

29 Austausch unter Kollegen

30 Guter Besuch der Rübentage in Polen und der Slowakei

31 Moderne Anbauverfahren im Fokus

31 NDR­Landpartie­Fest 2010 – Besuchermagnet

Marmeladen­Rühr­Station

32 Stadtfrühstück in Uelzen – Nordzucker präsentiert

sich bürgernah

33 Dr. Oliver Liersch besucht Nordzucker

33 Bernhard Brinkmann und Hubertus Heil in Clauen

33 Hans­Michael Goldmann und Florian Bernschneider

bei Nordzucker

34 Besuch macht klug, seit über 100 Jahren

35 Vermischtes

36 Saftiger Zwetschgenkuchen

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4 15In den Werken wurden zur Kampagne viele rentable Maßnahmen umgesetzt.

Die Unternehmenszentrale in Braunschweig erhält eine neue Fassade in Weiß.

DLG-Feldtage mit sehr guter Resonanz

ImpressumHerausgeber: Nordzucker AG, Küchenstraße 9, 38100 Braunschweig, Telefon +49 531 2411­314, Telefax +49 531 2411­378, [email protected] | Redaktion (red): Helmut Bleckwenn, Susanne Dismer­Puls (sdp), Rolf Hoffmann, Bernd Lingelbach, Tanja Schneider­Diehl (tsd), Marion Stumpe (ms), Dr. Ulf Wegener | Gestaltung und Satz:Sieler Kommunikation und Gestaltung GmbH, Frankfurt | Druck: CWN­Druck, Hameln | Bildnachweis: Fotolia, Hirsch Architekten, iStockPhoto, Nordic Sugar, Nordzucker

Titelbild: Achim Laumann aus Gremsheim (rechts) und Simon Brinkmann aus Altgandersheim besuchten die Hauptversammlung der Nordzucker AG am 8. Juli 2010 in Braunschweig.

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Ed i to r i a l

Hartwig Fuchs

Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre, liebe Leserinnen und Leser,

in den vergangenen Monaten hatten wir viel Gelegenheit, miteinander ins

Gespräch zu kommen, zu diskutieren, offen gebliebene Fragen anzusprechen.

Meinen Vorstandskollegen und mir war es ein großes Anliegen, Ihr Vertrauen in

uns als Vorstand und damit auch in die Nordzucker zu stärken. Das geht nicht

von heute auf morgen, doch wir werden diesen Weg fortsetzen.

Mit dem Leitmotto unserer neuen Ausgabe Akzente „Dialog in die Zukunft“

verleihen wir diesem Wunsch zusätzlich Ausdruck. Die Hauptversammlungen in

diesem Sommer haben gezeigt, dass unsere Kommunikation insgesamt inten­

siviert werden muss. Akzente ist ein Baustein dieser Bemühungen.

Auf zahlreichen gelungenen Veranstaltungen haben wir uns von einer ganz

anderen Seite – unserem SweetFamily­Gesicht – gezeigt. Beim NDR­Landpartie­

fest ist es uns gelungen, unsere Genussthemen rund um die süße Vielfalt in den

Vordergrund zu stellen. Uns war und ist es wichtig, als Unternehmen dabei zu

sein, zu gestalten und – im wahrsten Sinne des Wortes – in aller Munde zu bleiben.

Mehr zu den vielfältigen Treffpunkten lesen Sie in dieser Ausgabe.

Die DLG­Feldtage waren der Treffpunkt der gesamten „grünen Branche“, der es uns erlaubte, zum

ersten Mal mit Ihnen über die neuen Indus trie rübenverträge ins Gespräch zu kommen. Ihr Zuspruch bislang

ist sehr erfreulich, dennoch möch ten wir Sie

angesichts stark schwankender Preise und großer

Qualitätsrisiken, denen Sie beim Weizen gerade

auch dieses Jahr wieder ausgesetzt waren, ermuntern,

das attraktive Angebot noch stärker anzunehmen.

Nun ist vor wenigen Tagen die diesjährige

Zuckerrübenkampagne in unseren drei Regionen

gestartet. Prognosen zeigen insgesamt eher mittelprächtige Ergebnisse. Ein kühles, nasses Frühjahr, ein

sehr heißer und trockener Juni und Juli sowie ein ins Wasser gefallener August waren in weiten Teilen unserer

Anbau gebiete nicht förderlich für Spitzenergebnisse. Unsere Werke werden in jedem Fall bis Januar wieder

Groß artiges leisten, um den Zucker aus den Rüben zu gewinnen und unter Dach und Fach zu bringen.

In diesem Zusammenhang ist es sehr erfreulich, dass wir jetzt mit der neuen Ernte in Norddeutschland

Zucker, Melasse, Bioethanol und alle weiteren Produkte zertifiziert nachhaltig produzieren werden. Das ist

das Ergebnis großer Anstrengungen während der gesamten Sommermonate auf allen Seiten. Wir alle, Sie

als Rübenanbauer, wir als Unternehmen, haben dazu einen erheblichen Beitrag geleistet, der uns im Markt

weiter differenziert und auf politischer Ebene auf die Vorteile unserer Landwirtschaft hinweist.

Meine Vorstandskollegen und ich wünschen Ihnen noch viele sonnige Herbsttage und eine alles in

allem erfolgreiche Rübenkampagne 2010.

Herzlichst Ihr

Hartwig Fuchs

» Die Hauptversammlungen in diesem Sommer haben gezeigt, dass unsere Kommunikation insgesamt intensiviert werden muss. «

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Rentabel investieren: Alle Mitarbeiter liefern Vorschläge für Ertragskraft plus.

Wie deutsche Werke Einsparmöglichkeiten finden und verwirklichen

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Wenn die Kampagne startet, muss im Werk alles fertig sein. Und so liefen auch in diesem Jahr die Instand hal­tungs­ und Investi tionstätigkeiten den ganzen Som mer über auf Hochtouren. Zahl reiche ren table Maß nahmen galt es umzusetzen, damit sie erst mals in der Kampagne 2010/11 Früchte tragen und ihren Bei trag zu Ertragskraft plus leisten können. Denn das konzernweite Ziel bis 2015 heißt: dauerhafte Ein­sparung von 67 Millionen Euro. Zu die­sem Ziel hat sich der Konzern verpflich­tet – es wird ein hartes Stück Arbeit sein, es auch zu errei chen. Anne­Katrin Rohde (44), Lei te rin des neuen Bereichs Oper ational Excellence, ist sich sicher: „Das schaffen wir.“

Eine ihrer wichtigsten Auf gaben besteht darin, innerhalb der deutschen Werke auf die Suche nach Einspar möglichkei ten zu gehen und diese konsequent zu verfolgen. Sie betreut damit den sicherlich aussichts­reichsten Bereich: Pro duk tion. Denn ne­ben Einkauf, Logistik, Ver trieb und Verwal­tungs prozessen liegt ein wesentlicher Fokus darauf, in die Werke zu schauen. Und hier sind es vor allem Maß nahmen zur Ener gieeinspa rung, die positive Effekte zeigen. „Wir sind auf dem rich tigen Weg, weil wir konsequent und Tag für Tag Ein­sparungen zu unserem Thema machen und Ideen und Vorschläge stetig verfolgen“, beschreibt die Ingenieu rin ihre Pläne. Dass sie dabei auf engagierte Mitarbeiter setzen kann, freut sie besonders: „Das Kos ten­

bewusst sein bei unseren Mit arbei tern ist stark ausgeprägt. Dazu haben Grup­pen arbeit und die selbstständige Pla nung des Auf wands hinsichtlich Kosten und Zeit sowie laufende Controlling ge spräche mit Grup pen sprechern, Meistern, Betriebs­ingen ieuren und Arbeits vorbe rei tern in den ver gan genen Jahren beigetragen.“ Aktiv werden alle Mitarbei ter in den kon­tinu ier lichen Verbesserungs prozess ein ­gebunden – sei es über die Nordzucker­ Ideen börse oder über gezielte Qualitäts­team arbeit.

„Beides wird federführend dazu beitragen, dass die Ergebnisse aus dem Bereich der Werke so wie geplant bis 2015 erreicht werden“, betont Anne­Katrin Rohde. tsd

REIHE: Ertragskraft plus

Im Blick: Ertragskraft plus

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Vor allem Maßnahmen zur Energieeinsparung zeigen erfreuliche Ergebnisse.

Zur PersonAnne­Katrin Rohde ist die Koordinatorin, aufmerksame Beobach terin, der kreative Geist und Treiber des Bereichs „Operational Excellence“ für die deutschen Werke. Als Senior Manager sieht sie ihren Schwerpunkt darin, bereits im Vor feld Risiken zu erkennen und diese zu kompensieren. Anne­Katrin Rohde ist seit 1991 für Nordzucker tätig, zunächst als Betriebs assistentin in Lehrte, später dann in Braunschweig im Bereich Um welt und Assistenz für den Vorstand Produk tion und Technik. In den vergangenen zwei Jahren struk turierte sie als Betriebsleiterin der fuel 21 Prozesse neu – sie weiß also her­vor ragend mit herausfordernden Situa tio nen umzugehen. Zu ihren aktuellen Auf gaben ge­hören die konsequente Nach verfolgung der in der Um setzung befindlichen Maßnahmen, die Nachkalkulation der Effekte und das Auf­spüren neuer Einsparpoten ziale. Dabei wer­den auch bestehende Prozesse infrage ge­stellt, optimiert und effizienter gestaltet.

Anne-Katrin Rohde Leiterin des Bereichs „Operational Excellence”

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der Bereich Operational Excellence neu gegründet, den Anne­Katrin Rohde führt. Er verknüpft Ideen, Projekte und Effekte aus der Ideenbörse, der Qualitätsteam ar beit und von Ertragskraft plus. Beide Systeme bestehen seit dem Jahr 2000 und werden heute wieder stärker forciert, beziehungs­weise neu aufgelegt. Um die Einsparziele von Ertragskraft plus zu erreichen, müs­sen wir das Potenzial unserer Mitarbeiter einfordern und flächendeckend nutzen. Das Interview führte Tanja Schneider-Diehl

Herr Aumüller, das Einsparprogramm Ertragskraft plus ist auch in unseren Werken in Norddeutschland angelaufen. Wo setzen Sie im Bereich Produktion den Hebel an?Axel Aumüller: Zwei konkrete Beispiele nenne ich gern stellvertretend, die jeweils rund eine Million Euro einsparen werden: Zum einen die Umrüstung der Brenner­technik in Klein Wanzleben von Heizöl auf das derzeit günstigere Erdgas. Der Wärme­preis je Kilowattstunde liegt ein Drittel un­ter dem von schwerem Heizöl. Gleichzeitig investieren wir in die Zukunft, denn durch den bivalenten Betrieb des Kes sels ist eine bessere Reak tion auf Markt preisverände­run gen möglich. Die zweite Maßnahme betrifft die fuel 21. Hier sind es viele kleine technische und technolo gische Optimierun­gen, die die Energie verbräuche dauerhaft senken.

Wo sehen Sie noch Handlungsbedarf?Aumüller: Ganz klar in der Ver netzung und im Wissenstransfer. Denn kontinuier­

liche Verbesserungen im Werk und auch in den einzelnen Regionen sind heute zur Selbst ver ständ lichkeit geworden und be­stimmen das Handeln im Alltag. Jedoch müssen wir noch besser werden, wenn es heißt, diese Ergebnisse über die Regions­grenzen hinaus zu transportieren. Dies ist aber ein entscheidender Ansatz punkt, um Synergien auch in anderen Werken zu he­ben. Wissenstransfer und Vernetzung der Werke müssen noch engmaschiger werden.

Welche Lösungsansätze verfolgen Sie?Aumüller: Wir haben uns für diese Auf­gabe systematisch neu aufgestellt. Zum einen haben wir im Bereich Pro duktion acht unternehmensweite Arbeits gruppen gegründet, die sich gerade mit dem Aus­tausch von Informationen über alle tech­nischen Bereiche beschäftigen, angefangen von der Arbeitssicherheit, den Service Centern, Investitonen, Instandhaltung, Technololgie und Energieeinsatz bis zur Nachhaltigkeit. Zum anderen wurde in der Region Zentraleuropa als Pilotprojekt

Handlungsbedarf bei Vernetzung und WissenstransferFragen an Produktionsvorstand Axel Aumüller

Axel Aumüller, Vorstand Produktion, Nordzucker AG

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EU­Agrarpolitik nach 2013Die Reform der Gemeinsamen Agrar politik nach 2013 (GAP) befindet sich in einer inten siven Vor­Diskussion. Die Experten sind sich einig: Im Wesent li chen geht es ums Geld. Ge nau er gesagt, um die Direkt­zahlungen an die Landwirte (erste Säule) sowie die Zah lun gen für bestimmte Leistungen (zweite Säule). In Zeiten knapper Kas sen wird natürlich auch die Frage nach dem Gesamt budget und die Ver­teilung zwischen den Mitgliedsstaaten aufgeworfen.

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Keine der bisherigen Agrarreformen ist mit einem derartigen Aufwand an Vor­Diskus­sio nen, Beteiligung der allgemeinen Öffent ­lichkeit, Umfragen und nahezu plebiszitären Elementen begleitet worden. Bis Anfang Juni 2010 hatte die EU­Kommission zu Bei­trägen im Rahmen einer Internet konsulta­tion aufgefordert. Die gesamte Öffentlich­keit – jeder Bürger, jedes Unternehmen, jede Organisation, jeder Verband – konnte sich daran beteiligen.

Internetkonsultation der KommissionDie öffentliche Konsultation stand unter folgenden Fragestellungen:

l Warum brauchen wir eine gemeinsame europäische Agrarpolitik?

l Was erwarten die Bürger von der Land wirtschaft?

l Warum muss die GAP reformiert werden?

l Welche Instrumente brauchen wir für die künftige GAP?

Rund 5.700 Beiträge sind dazu eingegan­gen. Die Aus wertung erfolgte in einer zwei­tägigen Konferenz in Brüssel Mitte Juli 2010.

Agrarkommissar Cioloş formulierte die Zusammenfassung und Schluss folgerun­gen der Kommission:

l Die Bürger wollen eine Agrarpolitik für eine Landwirtschaft im Dienste der Ge sellschaft. Wettbewerbsfähige und nach haltig wirtschaftende Betriebe sichern die Beschäftigung in ländlichen Gebieten.

l Zur Prävention von Marktkrisen gehört nach Auffassung des Kommissars ein effektives Sicherheitsnetz mit geeigne­ten Instrumenten. Diese sollen auch die Volatilität der Erlöse begrenzen.

Diese Themen haben auch bislang schon die Diskussion über die GAP nach 2013 beherrscht. Es sind die Themen, die der neue Agrarkommissar Cioloş immer wieder anklingen lässt. Die öffentliche Konsulta­tion hat dem Kommissar somit zusätzliche Legitimation für seinen Kurs verschafft.

Optionenpapier im NovemberVoraussichtlich im November 2010 wird die EU­Kommission ein Optionenpapier veröffentlichen. Danach wird sich die all­gemeine Diskussion noch einmal intensi­vieren und konkretisieren.

Im Frühjahr 2011 sollen Legislativ vor schläge vorgelegt werden. 2012 wird mit den Be schlüs sen unter dem neuen Mitent­schei dungs verfahren des EU­Parlaments (Lissa bon­Verträge) gerechnet. Das an­schließende Verfah ren einer gesetzgeben­den Maß nah me in der EU (Formulierung der Texte, Prüfung durch den juristischen Dienst, Übersetzung in 27 Sprachen etc.) nimmt mindestens sechs Monate in An­spruch. Die Verord nung soll zum 1. Januar 2014 in Kraft treten.

Den Anfang machten Bürgerwünsche via Internet

l Die Gemeinsame Agrarpolitik muss die Er nährungssicherheit für die EU garan­tieren.

l Eine Absage erteilte Cioloş den histori­schen Bezügen bei der Bemessung der Zahlung. Das bedeutet eine Abkehr von den bei der Reform 2003 vereinbarten Direkthilfen je Land.

l Die Inanspruchnahme öffentlicher Mittel durch die Landwirte ist gerecht­fertigt („Kein Landwirt muss sich schä­men…“). Die Zahlungen müssten aber zielgerichteter verteilt werden, ihnen müssten objektive und realistische Kri­terien zugrunde gelegt werden. Betrieb­liche, wirtschaftliche, soziale und Um­welt bedingungen der landwirtschaft­lichen Unternehmen sollten dabei stärker Berücksichtigung finden.

l Zur Gleichbehandlung von Mitglieds­staaten, Regionen und Betrieben merkte Cioloş an, dass Gleichbehandlung nur unter vergleichbaren Bedingungen er fol gen kann.

l Die erste und zweite Säule will der Kommissar erhalten.

l Cioloş betonte die Rolle der Land wirt­schaft zur Nahrungsmittelversorgung in der EU und weltweit.

l Boden, Wasser und Biodiversität sollen durch nachhaltige Produktions metho­den besser geschützt werden. Umwelt­schutz und Klimawandel haben eine ho he Priorität.

A k tue l lBereits im Frühjahr 2011 will die EU Vorschläge für eine neue Agrarpolitik ab 2013 vorlegen.

Christian KionkaLeiter Zentrale Öffentlichkeitsarbeit

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WTO festgefahrenFreihandels ab kommen durchlöchern GAP­Strategie

Bei den WTO­Verhandlungen sind keine Fortschritte zu verzeichnen und es ist auch keine Annäherung in Sicht. Bra si­lien, China und Indien wehren sich ge gen eine Öffnung ihrer Märkte für Industriegüter, die USA fordern verbes­serten Marktzugang dafür. Diese Staa­ten zeigen derzeit kein Interesse daran, die WTO­Verhandlungen wiederzubele­ben. WTO­Generaldirektor Lamy sieht eine Chance, auf dem G20­Gipfel im November 2010 in Seoul einen erneuten politischen Anstoß geben zu können, Fachleute beurteilen dies eher skeptisch.

Lamy versucht durch eine Erweiterung auf andere Schlüsselthemen, insbesondere um­weltfreundliche Güter, die Verhand lun gen wieder in Schwung zu bringen. Eine Defi­ni tion von „Umweltgütern“ steht allerdings noch aus. Brasilien schlägt vor, Ethanol in diese Liste aufzunehmen. Die Industrie­

staaten wie die EU, die USA, Australien und Kanada lehnen dies ab. Im Agrarbe reich sind außerdem noch zahlreiche Fragen ungelöst: die Ausgestaltung eines beson­deren Schutzmechanismus für Entwick­lungs länder, die Zollvereinfachung, die Anzahl sensibler Produkte, die Festlegung einer Obergrenze für Einfuhrzölle und die Senkung der Subventionen für Baumwolle.

Mehr Erfolg in der Liberalisierung von Handelsbeziehungen verspricht sich die EU vom Abschluss bilateraler Freihandels ab­kommen mit anderen Wirtschafts blöcken. Nachdem die Verhandlungen mit den Andenstaaten und Zentralamerika abge­schlossen sind und die Möglichkeit von insgesamt rund 260.000 Tonnen zusätz­lichen Zuckerimporten in die EU eröffnen, haben die Gespräche zwischen Vertretern der EU­Kommission und den Mercosur­Staaten (Handelszusammenschluss in

Südamerika zwischen Brasilien, Argen­tinien, Uruguay, Paraguay) begonnen. Über Marktzugang (Zollabbau und Ein­räumung von Importquoten) wurde noch nicht gesprochen. Auch in den im Okto­ber anstehenden Verhandlungen soll die­ses Thema ausgeklammert werden.

Ständig neue Verhandlungen von Freihan­dels abkommen werden von der EU aufge­nommen, z.B. mit Indien, Singapur, Ukrai ne, Kanada und Mexiko.

Jedes Zugeständnis im Zucker­ und Etha­nolbereich bedroht sowohl die EU­Erzeu­gung als auch die Lieferung aus AKP­ und LDC­Staaten. Weitere Belastungen sind durch die Umgehung von Ursprungs regeln denkbar. Damit würden das Ziel der EU­Zuckermarktreform 2006 und auch die Ziele der anstehenden GAP­Reform auf den Kopf gestellt. Christian Kionka

Weiter kein Fortschritt bei den WTO-Verhandlungen

Weltmarktpreise erklimmen neues HochWidrige Witterungsbedingungen haben in der Kampagne 2009/10 in Brasilien die Ernte des Zuckerrohrs erschwert und die Produktionsmenge verringert. Zusätzlich zu Produktionsausfällen in Indien hatte das zu dem Anstieg der Weltmarktpreise Ende 2009 geführt. Brasilien forcierte dar­aufhin den Export von Zucker zulasten der Ethanolproduktion, die EU genehmigte Zuckerexporte über das WTO­Limit hinaus, die Weltmarktpreise lagen über dem EU­Preisniveau, wie die offizielle Preis bericht­erstattung zeigte. Gestützt wurde dieser Preistrend durch Investoren mit ausschließ­lichem Finanzmarktinteresse. Als sich die fundamentalen Faktoren durch bessere Aussichten auf die neue Ernte 2010/11 änderten, wurden deren Positionen veräu­ßert und es erfolgte ein rasanter Rückgang der Weltmarktpreise.

Als ob sich Geschichte wiederholt, steigen die Notierungen an der Weißzuckerbörse in London, pünktlich zum Beginn der Kam­pagne in Europa, wieder über EU­Niveau.Nur teilweise können die Erwartungen aus

der Entwicklung anderer Rohstoffe dafür verantwortlich gemacht werden. Wesent­lich sind die um drei bis fünf Millionen Ton nen geringeren Ernteaussichten in Bra silien im Vergleich zu früheren Annah­

men und die Ernteausfälle durch die Über­schwem mungen in Pakistan. Ob Exporte aus der EU von diesen Preisen profitieren, hängt von der Ernte und dem Anfall von Nicht­quotenzucker ab. Christian Kionka

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Weltzuckerpreis $/t

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Weltmarktpreise Zucker 2004 – 2010

Quelle: Weißzuckerbörse London, London Nr. 5, Stand 15. September 2010

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Zugegeben: Der Name ist nicht ganz „ge­ländegängig“, doch das konzernweit gestar­tete Projekts PRION wird Auswirkungen auf alle wesentlichen Abläufe bei Nordzucker haben. PRION bedeutet Process Integration and Optimization of Nordzucker. In diesem Projekt sollen alle Prozesse und Stamm­

daten der verschiedenen Gesellschaften vereinheitlicht und in einem identischen SAP­System abgebildet werden. Denn bis­her behinderten unterschiedliche Stamm­daten in Logistik, Einkauf und Rech nungs­wesen die Arbeit. Wie soll zum Beispiel das Finanzwesen einen einheitlichen Blick auf das Unternehmen schaffen, wenn die Zah­len auf ganz unterschiedliche Weise ermit­telt werden?

Um dieser ungünstigen Situation zu Leibe zu rücken, hat PRION die Arbeit aufgenom­men. Denn gemeinsame Prozesse und eine einheitliche IT­Plattform helfen, die Integra­tion von Nordzucker und Nordic Sugar voranzutreiben. Damit gewinnt Nordzucker an Geschwindigkeit und ist für die Heraus­forderungen gerüstet, die in der Zucker­branche in den nächsten Jahren aufkom­

men werden. Mit der Entscheidung, die Systemlandschaft ebenfalls zu vereinheit­lichen, werden die definierten Prozesse optimal unterstützt.

Diesen nicht unerheblichen Aufwand leis­ten die Mitarbeiter zusätzlich zur täglichen Arbeit. Mit herausragenden Ergebnissen: Alle Meilensteine wurden bisher erreicht.

Das Projekt PRION geht den damit verbun­denen Veränderungsprozess mit an – denn der Name steht auch für PRIO Nordzucker!

PRION: Konzernweites IT­Projekt nimmt Fahrt aufTeams aller Regionen durchleuchten Geschäftsprozesse

Franz-Josef ElsingLeiter IT

Berichtsebene mit einheitlichem Zahlenmaterial

Gemeinsame Konzernprozesse

RegionaleAnforde-

rungen

Gemeinsame Prozesse und eine einheitliche IT-Plattform beschleunigen die Integration.

5. Braunschweiger Mumme­Meile Erleben Sie am 6. und 7. November 2010 bei der 5. Braun schweiger Mumme­Meile das genussvolle Einkaufserlebnis beim vier ten verkaufs offenen Sonn tag von 13 bis 18 Uhr in der gesamten Innenstadt. Ein Wochen­ende lang dreht sich alles rund um das his­torische Getränk aus Malz und Was ser: die Braun schweiger Mumme. Der Arbeits aus­schuss Innenstadt Braunschweig e.V., die Braunschweig Stadtmarketing GmbH und die Nordzucker AG laden Sie herzlich ein, die historische, kulturelle und kulinarische Bedeutung als lebendigen Teil der Stadt­geschichte kennenzulernen.

Nordzucker wird mit einem Aktionsstand und Live­Vorführungen direkt auf der Mumme­Meile vertreten sein.

Mit diesem Motiv wirbt die Stadt Braunschweig für die Mumme-Meile.

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Im Vergleich zu den Vorjah ren hatten die diesjährigen Hauptversammlungen eini­ge Besonderheiten zu bieten: Im Laufe des Geschäftsjahrs 2009/10 war der ge­samte Vorstand der Nordzucker AG neu besetzt worden. Die fünf Vor stands mit­glieder Hartwig Fuchs, Axel Aumüller, Mats Lilje stam, Dr. Michael Noth und Dr. Niels Pörk sen hatten damit ein Jahr zu erklären, das sie nicht vollständig be­einflussen konn ten. Dennoch erwarteten die Aktio näre zu Recht eine detaillierte Erläute rung des im Geschäfts jahr 2009/10 entstandenen Fehlbetrags und eine aus­führ liche Beantwortung ihrer Fragen.

Gleich zu Beginn der Veranstaltungen wur­de klar, dass sich bei Nordzucker hinsicht­lich der Kommunikationspolitik etwas ver­ändert hatte. Das gesamte Vorstandsteam hatte den Rechenschaftsbericht unter sich aufgeteilt. Jeder berichtete aus dem Blick­winkel des eigenen Ressorts.

Die Nordzucker AG ist eine attraktive Adresse

„Nordzucker ist ein im Kern gesundes Unternehmen, das über eine solide Eigen­kapitalbasis und zudem über ein klar definiertes und operativ profitables Kern­geschäft verfügt. Von außen betrachtet

also eine absolut attraktive Adresse“, so cha rak terisierte der Vorstandsvorsitzende die Nordzucker AG und erklärte damit auch, warum er seinen Job bei Nordzucker angetreten hatte. Direkt danach sprach Fuchs die unangenehme Wahrheit scho­nungslos aus: „Die Außendarstellung von Nordzucker war in letzter Zeit nicht im­mer optimal. Es wurden Fehler gemacht und wir müssen einen Verlust von rund zehn Millionen Euro im Konzern und rund 17 Millionen Euro in der Nordzucker AG ausweisen, was dazu führt, dass in die­sem Jahr keine Divi dende ausgeschüttet wird.“

Nordic Sugar­Akquisition war die richtige Entscheidung

Der Erwerb von Nordic Sugar – und dies betonte Fuchs mehrfach im Lauf seines Vortrags – sei jedoch der absolut richtige Schritt gewesen, um dem Unternehmen eine starke Marktstellung in Nordeuropa zu sichern. Das Kerngeschäft Zucker sei gesund. Nun gehe es darum, die Vorteile aus dem Erwerb von Nordic Sugar zu zie­hen, den Konzern noch stärker zu integrie­ren und das Unternehmen insgesamt enger an die Märkte zu rücken.

Sondereffekte belasten das Ergebnis„Das Jahr 2009/10 war ein bewegtes Jahr für Nordzucker.“ Mit diesem Satz leitete Dr. Michael Noth, Finanzvorstand, seine ausführlichen Erläuterungen zum Jahres­abschluss ein. „Besonders wichtig war sicherlich die Übernahme von Nordic Sugar“, so Dr. Noth weiter. Das abgelau­

Offene Aussprache: „Außendarstellung war nicht optimal”

Hauptver sammlungen 2010

Konzentrierte Zuhörer in der Stadthalle.

TITEL: Hauptversammlungen 2010

Hartwig Fuchs betonte, dass der Nordic Sugar-Erwerb richtig war.

Axel Aumüller: „Wir-Gefühl auf gutem Weg.”Dr. Harald Isermeyer: ausführliche Antworten auf kritische Aktionärsfragen.

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fene Geschäftsjahr war zudem geprägt von zahlreichen Sondereffekten – wie der Ver­äußerung der Beteiligung in Serbien, der Reintegration des Vertriebs, Sonderab­schrei bungen für die Beteiligung Hübner und buchhalterische Effekte im Rahmen des Erwerbs der Nordic Sugar – die das Ergebnis erheblich belastet haben. Partnerschaftliche Zusammenarbeit steht im Mittelpunkt

„Wichtigstes Ziel der partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Nordzucker und den Rübenlieferanten ist die fortlau­fende Steigerung der Ertragskraft“, betonte Dr. Niels Pörksen in seinem Redepart. Und weiter: „Der große Vorteil der Rübe gegen­über anderen Ackerfrüchten ist die hohe Planungssicherheit. Die Rübe steht gut da im Vergleich zum Wettbewerb und ver­schafft dem Landwirt ein relativ sicheres Einkommen. Wichtig ist an dieser Stelle aber eins: Wir alle dürfen uns auf diesen Erträgen nicht ausruhen. Die Rübe ist zwar gut aufgestellt, aber wir müssen auch an­gesichts möglicher Veränderungen in der Zukunft die Effizienz und die Erträge weiter steigern. Das ist die vornehmliche Auf gabe, die gemeinsam vor uns liegt!“

Wir­Gefühl auf gutem WegAxel Aumüller verdeutlichte in seinem Vor trag die Erfolge der außergewöhnlich langen Kampagne 2009/10, den Stand der Investitionstätigkeit, das Niveau der Instand haltungsaufwendung und der Mindestver füg barkeit der Werke sowie den Integra tions prozess mit Nordic Sugar. „Insgesamt liegt noch eine Menge Arbeit vor uns, aber die Integration und das „Wir­Gefühl“ sind auf einem guten Weg“, fasste Aumüller seinen ausführlichen Vortrag zusammen.

Stabile Absatz­ und PreissituationEine hohe Nicht­Quotenzuckermenge aus der überdurchschnittlichen Kampagne 2009/10 und zusätzliche EU­Exportlizen­zen haben im abgelaufenen Jahr für einen Anstieg der Absatzmenge gesorgt. Die Absatzmenge im Bereich Quotenzucker hat sich in den Regionen stabil entwickelt. Mats Liljestams Prognose für 2010/11 lau­tet: „Insgesamt erwarten wir für den ge­samten Konzern eine stabile Absatz­ und Preisentwicklung.“

Nicht die Zeit für große Visionen„Für dieses Jahr sind wir in Bezug auf unsere Konsolidierung auf einem guten Weg“, so Fuchs in seiner abschließenden Zusam menfassung, und weiter: „Aber es ist selbstverständlich zu früh, um sich nach einem einzigen Quartal zurückzulehnen und zu glauben: Jetzt wird alles gut. Nach einem schlechten Jahr ist es auch nicht an der Zeit, Ihnen große und vielleicht teure Visionen zu präsentieren. Wir müssen un­

sere Umsatzrendite nachhaltig steigern. Wir wollen die Eigenkapitalquote hochfahren, auch wenn diese mit 30 Prozent so schlecht nicht ist. Und wir werden jedes Jahr produk­tiver und schlanker werden müssen.“

Hervorragende TeamleistungMit Blick auf die Fußball­WM leitete der Aktionär Werner Jacobs den ersten Frage­block ein: „Ich danke dem Vorstand für seinen Vortrag. Ich bin sehr angetan aus folgendem Grunde: Der heutige Vorstand erinnert mich an die deutsche National­mann schaft in den Spielen gegen England und Argentinien. Die Teamleistung, die heute gezeigt wurde, fand ich hervorra­gend.“ Auch Jochen Steinhagen aus Wieren lobte die Ausführungen des Vorstands. Er äußerte die Hoffnung, dass nun Ansprech­partner im Vorstand auch dauerhaft zur Ver­fügung stehen würden und das Unter neh­men über einen längeren Zeitraum begleiten.

Doppelmandate in den GremienImmer wieder aufgegriffen wurde die Frage nach den Doppelmandaten von Gremien­mitgliedern der Nordzucker AG und der Nordzucker Holding AG. Infrage gestellt wurde vonseiten einiger Aktionäre die Ef fek tivität der vorhandenen Kontroll mecha­nismen angesichts einer solchen Ämter ver­flechtung. „Wir brauchen deutlich kleinere Gremien und wir brauchen den Zusam ­men schluss aller drei Holdings. Und das ist eigentlich das, was uns Aktio nä re stört: Wir brauchen wenige kompetente Ansprech­part ner,“ fasst Jochen Steinhagen den Sach­verhalt zusammen.

Das Kerngeschäft Zucker ist gesund.

Erläuterte zahlreiche Sondereffekte, die das Ergeb-nis belasteten: Finanzvorstand Dr. Michael Noth.

Dr. Niels Pörksen: Steigerung der Ertragskraft der Rübe im Fokus.

Mats Liljestam erwartet stabile Zuckerpreise für den gesamten Konzern.

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Jochen Steinhagen aus Wieren lobte die Aus füh-run gen des Vor stands. Er äußerte die Hoff nung, dass nun Ansprech partner im Vorstand auch dauer-haft zur Ver fügung stehen und das Unter neh men über einen längeren Zeitraum begleiten.

Werner Jacobs: „Der heutige Vorstand erinnert mich an die deutsche National-mann schaft in den Spielen gegen England und Argentinien. Die Team leis tung, die heute gezeigt wurde, fand ich hervorragend.“

sichtsrat mit großer Mehrheit die Ent las­tung aus. Henning Hansen­Hogrefe, Inge­leben, stand nach langjährigem En gage­ment für eine Wiederwahl in den Aufsichts­rat der Nordzucker AG aus Altersgründen nicht mehr zur Verfügung. Neu in den Auf­sichtsrat wurde Gert Lindemann, Staats­sekretär a. D., gewählt. Für eine weitere Amtsperiode im Aufsichtsrat wurden mit ebenfalls sehr deutlichen Mehrheiten be­stätigt: Dr. Karl­Heinz Engel (Haupt geschäfts ­führer der Hochwald Nahrungsmittel­Werke GmbH) sowie Dr. Clemens Große Frie (Vorstandsvorsitzender der Agravis Raiffeisen AG). Bianca Deppe-Leickel

Werke und KampagneIntensiv wurden zudem Fragen rund um die Investitionen und Instandhaltungs maß­nahmen in der Kampagne erörtert. So frag ten Aktionäre beispielsweise nach der Umweltverträglichkeit der in Zukunft ge­planten Braunkohlestaubfeuerung in der Kampagne. Axel Aumüller betonte in die­sem Zusammenhang, dass durch eine zusätzlich installierte Entstaubungsanlage direkt Vorsorge getroffen worden ist.

In der Furt wechselt man die Pferde nichtViele der Fragen der Aktionäre drehten sich auch um den Wechsel an der Nordzucker­Führungsspitze. Dr. Harald Isermeyer erläu­terte daher den Prozess des Wechsels sehr

ausführlich und aus seiner persönlichen Sicht. „Irgendwann merkt man, wenn es in der Zusammenarbeit nicht mehr klappt. Das sind häufig kleine Puzzleteile, die sich zusammenfügen, und irgendwann ist klar: Es geht nicht mehr weiter, es muss eine Entscheidung getroffen werden. Eine Tren­nung wäre in der Phase der Akquisition aber sehr schwierig gewesen. Daher hat sich der Vorstandswechsel zeitlich noch etwas nach hinten verschoben. Im Dienst der Eigen­tümer galt es in dieser Situation, die richti­ge Entscheidung zu treffen.“

Ergebnisse der Abstimmung Die Hauptversammlung der Nordzucker AG sprach dem Vorstand und dem Auf­

TITEL: Hauptversammlungen 2010

Nordzucker­Geschäftsbericht holt GoldNordzucker ist für den aktuellen Geschäftsbericht bei den diesjährigen Vision Awards der League of American Communications Professionals LACP mit Gold ausgezeichnet worden.

Über alle Branchen hinweg wurden mehr als 4.000 Geschäftsberichte aus mehr als 25 Ländern eingereicht und bewertet. In der Kategorie Agribusiness hat Nordzucker nach Syngenta den besten Geschäfts bericht der Branche vorgelegt. Bewertet wurden unter anderem die Kategorien Brief an die Aktionäre, Klarheit der Botschaften und der Finanz­bericht. Insgesamt erzielte der Bericht erfreuliche 97 von 100 Punkten.

Unter http://www.lacp.com/2009vision/c2.htm finden Sie weitere Details.Bianca Deppe-Leickel, Manager Investor Relations

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„Schornsteinpolitik ist kein Weg“Neuer Aufsichtsrat Gert Lindemann im Interview

Mit einem überzeugenden Ergebnis sind Sie in den Aufsichtsrat der Nordzucker AG gewählt worden. Herr Lindemann, was reizt Sie, Mitglied in diesem Gremium zu sein?Gert Lindemann: Mich reizt eine ganze Menge. Es macht mir Spaß, mich und meine Erfahrungen aus meiner langen Zeit in der Politik hier einbringen zu können. Denn als Amtschef im Bundeslandwirt­schafts ministerium habe ich den Rahmen auch für die Zuckerunternehmen mitge­staltet. Jetzt sehe ich die Auswirkungen dieser Entscheidungen auf der anderen Seite. Mich reizt ebenfalls, beratend an der Fortentwicklung der Internatio nali sie­rung innerhalb der Nordzucker mitwirken zu können. In Deutschland gibt es eine starke Zuckerproduktion. Es ist dennoch wichtig für Nordzucker, an der Öff nung der Märkte teilzunehmen. Darüber hinaus ist Nordzucker mit Sitz in Braunschweig für mich ein Unternehmen um die Ecke. Hier ist eine starke Verbindung zum Pro­dukt und zu den Fabriken vor meiner Tür von Natur aus gegeben.

Sie haben eine beeindruckende agrarpoliti-sche Karriere gemacht. Sowohl auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene waren Sie und sind Sie aktiv. Welche Erfahrungen sind für Sie als Aufsichtsratsmitglied besonders wichtig?Lindemann: Mein erstes Thema als neuer Staats sekretär 2005 war tatsächlich die Re form der Zuckermarkt ord­nung, die zum damaligen Zeitpunkt in Brüssel verhandelt wurde. Aus meiner Sicht ist – gemessen an den sehr proble matischen Vorhaben der EU­Kommission – ein verkraftbares Ergebnis dabei herausgekommen. Politisch ist es weiterhin wichtig, darauf hinzuweisen, dass die EU eine eigene Zucker produktion behalten muss. Dazu gehört auch, dass es nicht zu weiteren Bauern und Zuckerwirt­schaft belastenden Reformen kommt, denn unsere vorhandene Marktordnung scheint

den Weltmarkt offensichtlich nicht zu stö­ren. Wenn die EU jetzt wieder Verhandlun­gen mit den Mercosur­Staaten aufnimmt, führt das zwangsläufig zu weiteren Markt­öff nungs forderungen. Die Zuckerindustrie muss verhindern, dass Handelsinteressen der Wirtschaft und Industrie ohne Kom­pen sa tion zulasten unserer Landwirte ge­hen.

Mit der Reform der Zuckermarktordnung 2006 hat die gesamte europäische Zucker-industrie einen schmerzhaften Schrump-fungs prozess hinter sich gebracht. Aus Ihrer Sicht heute: Wohin führt für Nordzucker der Weg, was sind die wichtigsten Heraus-forderungen, wo liegen Chancen?

Lindemann: Nordzucker wird sich nicht auf regionale Märkte beschränken können, denn Schornsteinpolitik ist kein Weg. Aus meiner Sicht muss Nordzucker als zweit­größtes Zuckerunternehmen international operieren, das heißt breit aufgestellt sein. Neben dem Handel mit heimisch erzeug­tem Zucker muss auch Rohrzucker gehan­delt werden, auch wenn das internationale Geschäft immer gewisse Risiken birgt.

Zudem ist es ganz wichtig, den Kon­takt zu den Rübenanbauern, den Pro­duzenten, eng zu pflegen. Das gilt auch für mich als Aufsichtsrat. So sehe ich es als meine Auf gabe, Themen

und Probleme, die an mich herangetragen werden, auch entsprechend weiterzutra­gen. Das hilft dem Unternehmen. Es ist immer wichtig, die globale Situation im Auge zu halten und gleichzeitig nicht die Bodenhaftung zu verlieren.

Gert Lindemann (62) wurde im Juli von der Hauptversammlung der Nordzucker AG neu in den Aufsichtsrat gewählt und löst Henning Hansen­Hogrefe ab (Seite 12). Der Jurist hat unbeschadet von wechselnden politischen Mehrheiten auf Landes­ und Bundesebene viele Jahre seiner beruf­lichen Tätigkeit agrarpolitische Themen für Niedersachsen, Berlin und Europa gestaltet und voran­gebracht. Für Akzente sprach Tanja Schneider­Diehl mit dem Staatssekretär a. D.

Gert Lindemann ist seit 36 Jahren verheiratet und hat drei Kinder und zwei Enkelkinder. Seit 1975 lebt er mit seiner Familie in Hohenhameln. Nach der Bundes wehrzeit und einem Studium der Rechts­wissen schaf ten in Freiburg, Oxford und Kiel sowie einer ersten Station am Amts gericht in Gifhorn ver­schlug es ihn in die Politik, zunächst als persön licher Referent des damaligen niedersächsischen Landwirt­schafts minis ters Gerhard Glup. Es folgten zwei Jahre in Bonn bei der Vertretung des Landes Niedersachsen beim Bund. Dort vertrat Gert Lindemann den Agrar­bereich. Nach seiner Rückkehr nach Hannover wurde er im Land wirt schaftsminis terium Referats leiter, 1986

dann Abteilungsleiter. 2003 wurde er Amts chef des Agrarministeriums in Han nover, 2005 – nach dem Re gierungswechsel in Berlin – berief ihn der neue Bundes agrar­minister Horst Seehofer als Staatssekretär. 2010 schied er aus diesem Amt aus.

Bereits seit 20 Jahren ist Lindemann Aufsichtsratsvorsitzender der Volksbank Hildes heimer Börde, seit Kurzem Aufsichtsrat der BVVG. Zudem ist er Mitglied der Schlich tungskommission auf EU­Ebene und sitzt als deutscher Kommissar auch in der Wal fang kommission. TSD

Gert Lindemann, Mitglied des Aufsichtsrats der Nordzucker AG

» Es ist wichtig für Nordzucker, an der Öffnung der Märkte teilzunehmen «

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Ak tue l l

„ Leidenschaft entwickeln! Sonst kriegen Sie gar nichts hin!” Nach 30 Jahren Ehrenamt verabschiedete sich Henning Hansen­Hogrefe aus dem Aufsichtsrat

gleichzeitig Ämter in den Rübenan bauer-verbänden innehatte. War das Zufall oder innere Überzeugung?Hansen-Hogrefe: Zufall und die Ge­gebenheiten. Über die Arbeit in Königs­lutter war ich bereits stark eingebunden in die Zuckerunternehmen als die Anbauer­verbände 1990 gegründet wurden. In den ersten Jahren wollten die Verbände die strikte Trennung zwischen Aktionärs­ und Rübenanbauer­Interessen. Später war ich sicher nicht mehr so gefragt, weil ich die Rübengeldkürzung für die ZAG Uelzen­Braunschweig durchgesetzt hatte – durch die wir am Ende eine vernünftige Bewer­tung für die ZAG in der Nordzucker AG erreicht haben. Heute müssen wir aufpas­sen, dass wir nicht zurückfallen in künstli­che und wirklich zu nichts führende Fron­ten zwischen Aktionär und Rübenanbauer.

Ist Ihr Weg in wachsende Verantwortung ein Auslaufmodell? Wie und wo verdient sich künftiger Gremien-Nachwuchs 2010 seine Sporen? Hansen-Hogrefe: Ich glaube, dass solche Wege nach wie vor möglich sind. Kandidaten brauchen eine überdurch­schnittlich gute Ausbildung – in ihrem Beruf als Landwirt bis hin zum Studium. Gut sind Lehr­ und Wanderjahre in artver­wandten Betrieben – möglichst bevor man den eigenen Betrieb übernimmt. Das kön­nen Handel, Verarbeitungsindustrie, land­wirtschaftliche Buchstellen und vieles mehr

Herr Hansen-Hogrefe, wenn Sie zurücksehen: Was haben Sie für Rübenanbauer und An-teilseigner in die richtige Richtung bewegt? Henning Hansen-Hogrefe: Ich glaube, dass ich es geschafft habe, das Aktionärs­bewusstsein der Rübenanbauer neu zu schärfen. Daran muss natürlich weitergear­beitet werden. Nordzucker ist unser Unter­nehmen. Darin steckt unser Kapital. Auch das müssen wir nach besten Kräften bewirt­schaften, so dass es in Zukunft leistungs­fähig für die Landwirtschaft bleibt. Gern den ke ich an die Arbeit mit Dieter Ammer für die Zucker AG Uelzen­Braunschweig – obwohl auch das anstrengende und schwie­rige Jahre waren. Besonders, weil wir trotz großer Anspannung in der Lage waren, uns Ziele zu setzen, die wir dann auch wirklich erreicht haben. Zuletzt mit dem Zu sam­men schluss zur Nordzucker AG. Den haben wir 1997 für alle Seiten gut auf den Weg gebracht – zum nachhal tigen Nutzen für Anbauer, Aktionäre und Nordzucker! Weni ger glücklich waren die Wechsel in der Führung der Nordzucker und die schwie­rige Aufgabe, geeignete Führungs kräfte für den Konzern auszuwählen. Darin liegt die vielleicht größte Verantwortung für das Ehrenamt. Die nimmt einem niemand ab, auch der beste Fachmann nicht. Und na­türlich denke ich nicht gern daran, dass sie im Nachhinein nicht immer richtig waren. Mit Ihnen verlässt ein „klassischer” Aktio-närsvertreter den Aufsichtsrat, der nie

sein. Förderlich ist das Engagement in Berufsverbänden und Organisationen.

Was sollte Nachwuchs für die Arbeit im Ehrenamt mitbringen?Hansen-Hogrefe: Erfahrung, Weitblick, eine sehr scharfe betriebswirtschaftliche Brille, völliges Freisein von regionalem Denken, den Blick auf das Ganze, viel Zeit, Kritikfähigkeit und – ganz wichtig – Unab­hängigkeit. Für die Gremienarbeit müssen Sie kommunikativ und sachlich sein und eine ausgleichende Art haben: Letzteres – zugegeben – waren nicht gerade meine Stärken. Und natürlich müssen Sie Leiden­schaft entwickeln, sonst kriegen Sie gar nichts hin. Unterm Strich: Ehrenamt ist kein Spaßamt, sondern große Verant wor­tung und harte Arbeit.

Wenn Sie 2010 noch einmal 30 Jahre Nordzucker-Ehrenamt vor sich hätten, wofür würden Sie streiten?Hansen-Hogrefe: Ganz klar: Für eine in Europa erfolgreiche Nordzucker. Ohne die ist weder wirtschaftlicher Rübenanbau noch eine angemessene Verzinsung unse­res Kapitals möglich. Und für meinen Traum von einer klaren, direkten Beteiligung der Anteilseigner und Rübenanbauer an der Nordzucker AG. Der Weg dahin führt nur über die Einheitsholding. Er ist lang und steinig; aber er lohnt sich. Für uns alle und die Generationen nach uns. Das Interview führte Susanne Dismer-Puls

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Fast drei Jahrzehnte lang hat Henning Hansen­Hogrefe die Interessen rüben anbauen der Ak­tio näre in Norddeutsch land vertreten. Zuerst im Beirat der Aktien zucker fabrik Königslutter; seit 1990 als deren Vor stands vor sitzender, spä­ter im Vorstand der Zucker­Aktien gesell schaft Uelzen­ Braun schweig; seit 1997 als Mit glied im Nord zucker­Auf sichts rat und von 2002 bis 2006 als dessen Vorsitzen der. In der Nord­zucker­ Haupt ver sammlung 2010 ver ab schie­dete der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Harald Isermeyer den passionier ten Land wirt aus Ingeleben aus dem Auf sichts rat. Für Akzente zieht Henning Hansen­Hogrefe Bilanz und ermuntert ambitionierte junge Land wirte, sich ehrenamtlich zu engagieren.

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Die Fassade der Unternehmenszentrale in Braunschweig steht vor einer umfassenden Sanierung. Der Zahn der Zeit hat in 50 Jah­ren dem Gebäude in der Küchen straße mächtig zugesetzt – undichte Fens ter, Was ­sereinträge und energetische Käl te brücken machten es notwendig, die Fas sade des Haupttraktes und des Seiten flügels „Alte Waage“ im ersten Bauab schnitt neu aus­zurüsten, um die Substanz des Ge bäudes an sich zu erhalten und die Ener giekosten drastisch zu senken. Projektleiter Henning Sander betonte: „Wir haben aus Einkaufs­sicht einen günstigen Zeitpunkt für die Sanierung gewählt. Die allgemeine Wirt­schaftskrise spielte uns bei der Projek­tierung vor allem in Hinblick auf die not­wendigen Budgets in die Hände.“ Ein Ver­schieben der schon länger fälligen Sanie­rung war nicht mehr möglich. „Viele Jahre schon tolerieren wir winters zugige Fens­ter und sommers suboptimale Belüftung und Beleuchtung. Das wird nun verbes­sert“, so der Ein kaufs chef. Die Sanierung hat im Juli begonnen und wird sich bis in den späten Herbst hinziehen.

Weg vom deutschen ZweckbauDanach wird sich das Gebäude komplett verwandelt und den Charakter des dunk­len Zweckbaus der Nachkriegsjahre ab­gestreift haben. Der Bürokomplex erhält

eine Fassade aus weiß lackiertem Glas und Fens terelemente, die verschiedene Blau­töne aufnehmen. Die Fenster lassen sich – im Gegensatz zur jetzigen Situation – öffnen, die Büros damit direkt belüften. Architekt Sven Hirsch, der seit Jahren schon andere Umbauten in der Küchen­straße 9 begleitet hat und den Architektur­stil der späten 50er­ und frühen 60er­Jahre sehr gut kennt, möchte dem Gebäude mehr Bezug zum Hauptprodukt Zucker mitgeben. „Zuckerkristalle sind weiß, neh­men aber auch verschiedene Blautöne auf und brechen sie. Diese Idee schwingt hier mit und wird den neuen Charakter des Ge­bäudes prägen. Die Unternehmens zen trale wird sich optisch künftig vom Straßenbild deutlich abheben.“ tsd

Ak tue l l

Dr. Klaus­Dieter Schumacher wechselt zu Nordzucker Dr. Klaus-Dieter Schumacher (55) übernimmt am 1. Oktober 2010 die konzernweite Leitung des neuen Bereichs Economics, Public Affairs und Corpo rate Communication. In dieser zentralen Funk tion wird er direkt an den Vorstand berichten. Gemeinsam mit Christian Kionka, Leiter Zentrale Öffentlichkeitsarbeit, wird Dr. Schumacher die Positionierung des Unternehmens nach innen und außen sowie auf politischer und Verbands­ebene gestalten. Ferner steht die Bünde lung und Auswertung marktrelevanter Infor mationen und Daten im Mittelpunkt seiner Tätigkeit.

Dr. Schumacher hat sich als ausgewiesener Fach mann für Agrar­ und Markt fragen während

der letzten 25 Jahre einen hervorragenden Ruf in der deutschen und europäischen Land­ und Ernäh­rungswirtschaft erarbeitet. Er hat die vielfältigen Veränderungen im Agrar sektor in den beiden letz­ten Jahrzehnten in einer Reihe von Funktionen eng beglei tet, analysiert und notwendige Konsequen zen aufgezeigt.

Besonders wichtig war ihm dabei auch immer der enge Kontakt zu den deutschen und europäi­schen Landwirten.

Zuletzt war er als Leiter der Volkswirtschaftl i chen Abteilung bei Toepfer International, Hamburg, be­schäftigt. tsd

Demnächst Weiß wie ZuckerFassade der Unternehmenszentrale wird generalüberholt

Die Bauarbeiten sind in vollem Gange.

Die Animation zeigt die Küchenstraße 9 in neuem Glanz: Im Spätherbst wird die Zentrale ein neues Aussehen haben.

Küchenstraße 9

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Im Blick: Kapitalstruktur

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„Direkt beteiligt“– weil es besser klingt? Die Diskussion um Perspektiven der Nordzucker­Kapitalstruktur geht in eine neue Runde

Alles ändert sich. Manches hält sich hart­näckig, wie es immer war. Zu Letzterem gehört die 1990 begründete Eigentümer ­struktur der heutigen Nordzucker AG: Drei Holdinggesellschaften mit zusam­men etwa 20.000 Anteilseignern, davon rund 9.000 „Direktaktionäre“, vier Haupt­versamm lun gen – großer Beliebtheit hat sich die in den 90er­Jahren für alle Beteiligten segensreiche Konstruktion nie erfreut. Für jüngere Anteils eigner oder Außenste hende bleiben Sinn und Nutzen bis heute schwer verständ lich. Für Akzente haben Helmut Bleckwenn und Susanne Dismer­Puls die Frage vie­ler Aktionäre nach einer Rückkehr zur Direkt beteiligung unter die Lupe ge­nommen.

Der Wunsch nach Klarheit wächstDer jüngste Wechsel im Nordzucker­Vor­stand hat die Diskussion um Vorzüge und Nachteile der Holdingstruktur auch in den Hauptversammlungen 2010 neu entfacht. Nicht wenige Holdingaktionäre fühlen sich unwohl in ihrer Rolle als „indirekte“ Anteils­eigner der Nordzucker AG. Gewünscht wird mehr Transparenz – auch für die Kapital­struk tur des Unternehmens. Während einige in der Direktbeteiligung das unbedingte Allheilmittel sehen, warnen Fürsprecher der Holdingkonstruktion vor der Aufgabe stabiler Mehrheiten und vertraglicher Rechte durch voreilige Änderung gewachsener Struk turen.

Mehr Fragen als Antworten„Direktbeteiligung“: Das klingt sympa­thisch und klar. Zurzeit gibt es jedoch mehr Fra gen als Antworten dazu: Wäre die Rück kehr zur vollständigen Direkt­beteiligung unter den Bedingungen von 2010 ein wirk lich vorteilhaftes Modell für Nordzucker? Welche Vor­ und Nachteile würden sich für Anteilseigner und Unter­nehmen ergeben? Und welche Schritte wären heute überhaupt notwendig, um Aktionäre ohne zwischengeschaltete Hol­dinggesellschaften nach dem Vorbild der deutlich kleineren Nordzucker­Vor gänger direkt an ihrem Unternehmen zu beteiligen?

Über die Einheitsholding zurück zur direkten Beteiligung?

Als jüngste der drei Holdinggesellschaften signalisiert die erst 2003 der Nordzucker beigetretene Union­Zucker Südhannover GmbH bisher kein Interesse am Zusam men­rücken in einer Holding. Die Fusion der Holding Nordharzer Zucker AG auf die Nordzucker Holding AG scheiterte zuletzt 2004. Die dafür notwendige Dreiviertel­mehrheit haben die Nordharzer vor sechs Jahren nur knapp verfehlt. Damals stimm­ten 27,5 Prozent des anwesenden Kapitals gegen die Verschmelzung.

Eine Verschmelzung auf die Nordzucker Holding wäre jedoch nur dann sinnvoll, wenn damit die Kapi tal struktur der Nordzucker AG wesentlich bereinigt würde. Das heißt, wenn außer den heute

5,2 Prozent Direktaktionären nur eine Holding bleibt, die die Interessen der rübenanbauenden Aktionäre vertritt und deren Mehrheit in der Nordzucker AG sichert. Eine solche Struktur ist aber – auch aus Kostengesichtspunkten – nur dann um­setzbar, wenn sowohl die Union­Zucker als auch die Nordharzer Zucker AG zur glei­chen Zeit für eine Verschmelzung auf die Nordzucker Holding bereit sind.

Bevor in einem weiteren Schritt alle Hol ding­Anteilseigner zeitgleich Direkt­Aktionäre der Nordzucker AG werden könnten, müssten also die drei bestehen­den Holdinggesellschaften zunächst zu einer Einheitsholding verschmolzen wer­den. Am gemeinsamen Zwischenschritt Einheits hol ding führt auf dem Weg zur vollständigen Direktbeteili gung kein Weg vorbei. Es sei denn, man kommt zu dem Urteil, dass die gleichzeitige Umsetzung in den drei Holdings nicht zwingend notwen­dig ist. Dann wäre auch die separate, zeit­lich unabhängige Ver schmel zung einzelner Holdings mit der Nordzucker AG denkbar.

Blockiert: der gemeinsame Weg So banal es klingt: Ein neuer Anlauf zu we­niger Gremien und schlankeren Strukturen braucht auch hier nicht mehr und nicht we niger als genügend Fürsprecher und die Gewissheit, dass möglichst alle den Schritt in die Nordzucker Hol ding AG mittragen. Dabei fallen für die Nordzucker Holding AG Kosten zur Vor bereitung einer Ver schmel­zung an, ob sie stattfindet oder eben nicht. Dafür ist mit Kosten von einer Million Euro zu rechnen. Die damit zu erstellende Un ter­nehmensbewertung dient als Basis für das so genannte Barabfin dungs angebot an mög­liche Aussteiger. Notwendig ist dies, solan­ge die Nordzucker Holding AG an der Vinku lie rung ihrer Aktien (Beschrän kung auf den Kreis der rübenanbauenden Aktio­näre) festhält. Dass es für den Fall einer positiven Abstimmung ein neues Spruch­verfahren um die Höhe der Barabfindung geben würde, gilt als wahrscheinlich.

Der gemeinsame Weg der drei Nord zucker­Holdings in die Einheitsholding ist also bis auf Weiteres blockiert.

Hat das Holdingmodell nach 20 Jahren ausgedient? Die Aktionäre der Nordzucker AG sind heute überwiegend über die drei Holding­gesellschaften Nordzucker Holding AG, Union­Zucker Südhannover GmbH und die Nord­harzer Zucker AG an der Nordzucker AG be­teiligt. In Teilen spiegelt die Holding­Struktur bis heute die regionalen Strukturen der eigenständigen Nordzucker­Vorgänger.

Kapitalstruktur der Nordzucker AG Status quo in Prozent

Nordzucker Holding AG 76,23

Nordharzer Zucker AG 7,83

Union-Zucker Südhannover GmbH 10,82

Direktaktionäre 5,12

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Ak tue l l

Alleingang sinnvoll?Den aus heutiger Sicht kürzesten und schnellsten Weg in die Direktbeteiligung könnten die Aktionäre der Nordzucker Holding AG wählen. Das Schaubild unten zeigt, dass ein solcher Alleingang die bis­herigen „Machtver hält nisse“ vollständig auf den Kopf stellen würde. Ein zügiger Weg zwar, aber mit neuen Unwägbar keiten und neuen Fragen zur Vertretung und

Bündelung der Aktio närsinteressen durch neun – vor allem ihrer jeweiligen Region verpflichteten – Rübenanbauer verbände.

Die Diskussion um die Zukunft der Kapitalstruktur hat 2010 neu begonnen. Klar ist bisher nur eines: Für Nordzucker als nicht börsennotierte Aktiengesellschaft im Eigentum ihrer Rohstofflieferanten sind Patentlösungen nicht in Sicht.

Mehrheitsverhältnisse1) bei Direktbeteiligung der Aktionäre der Nordzucker Holding AG

Status quo: sichere Interessenvertretung durch die Bündelung der Stimmen rübenanbauender Aktionäre

Union-Zucker Südhannover GmbH

Nordharzer Zucker AG

Einzelaktionäre

Direkt-Aktionäre

ZAV Niedersachsen Ost

ZAV Güstrower Rübenanbauer-verband e.V.

ZAV Schleswig-Holstein e.V.

ZAV Magdeburg e.V.

Rübenanbauer- und Aktionärs-verband Nord e.V.

ZAV Nieder-sachsen-Mitte e.V.

Verband der Zuckerrübenanbauer im Hunte-Weser-Gebiet e.V.

Nordharzer Zucker AG

8

80

11

23,2

16,7

18,8

14,8

1,1

3,1

2,2

2,5

6,6

4,4

6,6

1

1) Mehrheitsverhältnisse, wenn das bisher auf der Hauptversammlung der Nordzucker Holding AG anwesende Kapital im Falle der Direktbeteiligung der Holding eins zu eins auf der Hauptversammlung der Nordzucker AG erscheint.

ZAV: Zuckerrübenanbauerverband

Nordzucker Holding AG

Union-Zucker Südhannover GmbH

Direkt-Aktionäre

Pro & Contra Einheitsholding

Vorteile

l Nur eine Hauptversammlungl Klare Struktur nach außen

und innenl Weniger Gremienl Einsparung Verwaltungskosten

Nachteile

l Bewertung des Nordzucker Konzerns erforderlich

l Barabfindungsangebot – neuesSpruchverfahren wahrscheinlich

Pro & Contra Direktbeteiligung nur für Aktionäre der Nordzucker Holding AG

Vorteile

l Stimmrechte der Aktionäre in der Hauptversammlung der Nordzucker AG

l Direkte Wahl und Abwahl der Aufsichts rats mitglieder der Nordzucker AG

l Entlastung von Vorstand und Aufsichts rat der Nordzucker AG

l Eine von vier Hauptversammlungen eingespart

l Weniger Gremienl Einsparung Verwaltungskosten

in Höhe von rund 350.000 Euro

Nachteile

l Verlust stabiler Mehrheiten in der Hauptversammlung der Nordzucker AG

l Vinkulierung entfällt für Direkt ­aktionäre (Außenschutz geht verloren)

l Unkontrollierte Aktienkäufe (wechselnde Mehrheitsverhältnisse)

l Aufgeben des Lieferanspruchs, Wertverlust der Aktie

l Regionaler Proporz

PRO & CONTRA

Mehrheitsverhältnisse in Hauptversammlungen der Nordzucker AG in Prozent

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Finnland

l Aussaat im Durchschnitt zehn Tage später als normal, sehr lange Aussaatperiode

l Durchschnittlich hohe Pflanzen dichte bei großen regionalen Unterschieden

l Sehr warmer, trockener und sonniger Juli – warmer August mit üblichen Regenmengen

Zuckerertrag durchschnittlich bei großen regionalen Unterschieden

Polen

l Um etwa 10 Tage verspätete Aussaat

l Hohe Bestandesdichten

l Kühler Mai, verzögerte Jugendentwicklung

l Minimale Niederschläge und hohe Temperaturen im Juli – schlechte Rübenentwicklung

l Erholung der Bestände im August

Durchschnittlicher Zuckerertrag bei unterdurchschnittlichem Zuckergehalt

Dänemark

l Aussaat eine Woche später als normal

l Hohe Pflanzendichte

l Langsame Entwicklung durch kühlen Mai und Juni

l Hohe Temperaturen und fehlender Regen im Juli und Anfang August

l Ausdauernder Regen nach dem 10. August

Zuckerertrag unter Durchschnitt; vor allem durch niedrigeren Zuckergehalt

Norddeutschland

l Verspätete Aussaat

l Hohe Bestandesdichten

l Kühler Mai, verzögerte Jugendentwicklung

l Minimale Niederschläge und hohe Temperaturen im Juli – schlechte Rübenentwicklung

l Erholung der Bestände im August

Durchschnittliche Ertragsent­wicklung, z. Zt. Ertragserwartung knapp unter fünfjährigem Schnitt

Schweden

l Aussaat drei Tage später als normal

l Hohe Pflanzendichte

l Langsame Entwicklung durch kühlen Mai und Juni

l Hohe Temperaturen und fehlender Regen im Juli

l Ausdauernder Regen im August

Zuckerertrag durchschnittlich bei deutlich geringerem Zuckergehalt

Slowakei

l Frühe, kompakte Aussaat

l Hohe Bestandesdichten

l Kühler Mai, aber sehr hohe Nieder­schläge und verzögerte Entwicklung

l Ab Juni gute Entwicklung

l Hohe Temperaturen im Juli, aber aus reichen der Wasservorrat und ausreichende Niederschläge

Überdurchschnittlicher Zuckerertrag bei unterdurchschnittlichem Zuckergehalt

Litauen

l Trotz drei Tage späterer Aussaat zügiges Auflaufen der Bestände

l Hohe Pflanzendichte

l Warmer, regenreicher Mai mit guter Rübenentwicklung

l Kalter Juni; von Juli bis Anfang August hohe Temperaturen bei ausreichendem Niederschlag; örtlich zu viel Regen

Zuckerertrag über Durchschnitt bei recht niedrigem Zuckergehalt

Rübe

Hoffen auf einen sonnensüßen SpätherbstKampagne 2010

Selten waren Wetterwechsel so extrem wie im Frühjahr und Sommer 2010: Den langen Winterwochen folgte in nahezu allen Anbauländern der Nordzucker eine spätere Rübenaussaat. Vielerorts blieb auch der Mai ungewöhnlich kühl und regenreich, während große Julihitze mit

langer Trockenheit in vielen Anbau ­regionen zu regional deutlichen Wachs­tums ver zöge rungen führte. Ein regen­reicher und vielerorts auch sonnenarmer August ließ die Rübe aufatmen und brachte große Ver zögerungen bei der Getreideernte.

Zum Kampagnestart erwarten die Rü ben­anbauer in den Nordzucker ­Regionen bei teils großen regionalen Unterschieden ins­gesamt unterdurchschnittliche bis durch­schnittliche Erträge. Es sei denn, der Spät­herbst 2010 hält eben falls – hoffentlich son­nensüße – Überraschungen bereit.

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Rübe

Aus betriebswirtschaftlicher Sicht wurden die Rahmenbedingungen des Industrie­rüben­Liefervertrags deutlich verbessert. Wer erfolgreich Ethanolrüben angebaut hat, kann zukünftig mit dem Industrie­rüben­Liefervertrag seinen Rübenanbau weiter stabilisieren und ausbauen. Neben der positiven und besseren wirtschaftlichen Ausstattung des Vertrags wirken sich die erheblich gestiegenen Rüben erträge sehr positiv auf die Wettbewerbskraft der Zuckerrübe aus. Der fünfjährige Ertrag hat sich um mehr als 6,5 Tonnen pro Hektar von 2006 bis heute gesteigert. Besser noch ist die Ent wicklung des Zuckerer trags mit einem Zuwachs von rund 1,5 Tonnen pro Hektar. Die Ziele – Ertragssteigerung und Rübenanteil in der Fruchtfolge halten – machen die Industrierübenmenge zu einer strategischen und unternehmerischen Entscheidung für jeden Rübenanbauer.

Spielraum für MarktchancenDie Kombinationsmöglichkeit aus Fix­ und variablem Preismodell ist eine ideale Chance, um den notwendigen Spielraum für künftige Marktchancen zu bewahren.Rund 1.800 Ethanolrübenanbauer haben bis Ende August die Chance genutzt, ihre Verträge „zu verlängern“. Weitere 200 An­bauer zeichneten erstmals Industrie rüben­Liefer verträge. Die übernommenen Trans­port kosten richten sich nach der Be zugs­punkt entfernung. Diese Entfernung liegt aktuell mit durchschnittlich 18 Kilo metern auf einem niedrigen Niveau. Die tatsäch­liche Entfernung zum nächsten Fabrik­stand ort ist mit rund 33 Kilometern güns­tiger als ursprünglich erwartet.

Er freulicherweise ist der Anteil der Indus­trierüben mit rund 25 Prozent am Quoten ­liefer recht deutlich gestiegen. 2006 waren es nur rund 20 Prozent der Quotenliefer­rechts menge, die der durchschnittliche Ethanol rüben anbauer abgeschlossen hat­te. Die Entscheidung für den Industrie­

rüben­Liefervertrag hat sich damit als eigenes Produktionsverfahren etabliert.Nordzucker hat sich zum Ziel gesetzt, jeden Rübenanbauer bei akzeptablen Frachtentfernungen und Transportkosten über die Vorzüge des Industrierüben­Liefer­vertrags umfassend zu informieren.

Damit hat weiterhin jeder unserer Rüben­anbauer die Chance, auch und gerade we­

gen stark schwankender Weizenpreise mit Nordzucker in der Rübenproduktion zu wachsen. Nehmen Sie unsere attraktiven Industrierübenverträge noch stärker an!

Wachstum mit ZuckerrübenMit der Kampagne 2010/11 enden die bisherigen Verträge zwischen der fuel 21 und mehr als 3.000 Nordzucker­Rübenanbauern. Die zukünftige Verwendung der Industrie rüben soll bewusst nicht mit der Verwen dung als Rohstoff zu Ethanol in Klein Wanz leben enden. Weitere Nutzungs möglich keiten im Industriezucker­ und Biogas bereich sind ebenfalls denkbar.

Die neuen Industrierüben­Lieferverträge 2011–15

Christian von Alten, Seelze

» Die Industrierübe soll mich gegen Niedrig preise von Weizen und Raps absi­chern. Durch die Anwendung der Bezugs­punkt regelung ist bei mir die Frachtbelas­tung von 2,75 auf 1,65 Euro je Tonne Rüben gefallen. Außer dem sind Industrie­rüben jetzt so interessant, dass ich nicht mehr unbedingt teure Quoten liefer rechte kaufen oder pachten muss. Die durch Quo­ten kürzung frei gewordenen Flächen bestelle ich mit Indus trierüben. Somit halte ich den Rü benanteil in der Frucht folge stabil. «Cord Wilhelm Müller, Niendorf II, Kreis Uelzen

» Durch den Industrierübenanbau kann ich meinen Rübenanteil in der Fruchtfolge erhöhen und meinen Betriebserfolg ver­bessern. Zusätzlich stellt sie einen sehr guten Vor fruchtwert in meiner Fruchtfolge – Rübe ­ Getreide ­ Kartoffel ­ Getreide – dar. «

Gute Gründe für die Industrierübe

Stellvertretend für 2.000 Rübenanbauer, die bereits neue Liefer­verträge für Industrierüben abgeschlossen haben, befragten Franz Hesse und Georg Sander zwei Landwirte aus den Regionen Hannover und Uelzen nach ihren Beweggründen für den Industrierübenanbau.

Volker BückmannLeiter Rübenbeschaffung Zentraleuropa

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Die bisher längste Nordzucker-Kampagne ging kalt und schneereich zu Ende.

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Rübe

Wie effektiv ist der Einsatz von Zucker­rüben als Rohstoff für Biogasanlagen aus Sicht der Anlagenbetreiber? Wie kann man prozessoptimiert und wett­bewerbs fähig Zuckerrüben als Biogas­substrat aufbereiten und ganzjährig lagern?

Das sind die Fragen, auf die Nordzucker im Zuge der Kennenlern­Aktion 2010

Zuckerrüben als BiogassubstratKennenlern­Aktion 2010

mit etwa 35 Biogasanlagen in Schleswig­Holstein Antworten finden will. Wie der Name „Kennen lern­Aktion 2010“ sagt, können die Bio gasanlagen ohne großes Risiko und mit überschaubarem finanziel­lem Aufwand die Zuckerrübe als Substrat einsetzen und praktisch testen, was die Zuckerrübe für die Biogas produk tion leis­ten kann. Dazu werden etwa 30.000 Ton­nen Rüben auf zwei zen tralen Rüben um­

schlagplätzen in Schuby und Albers dorf zu Rübensubstrat für Biogasanlagen auf­bereitet und geliefert. Die Biogasanlagen haben zu 55 Prozent Rübenbrei, zu 40 Prozent gebröckelte Rüben (streich holz­schachtelgroß) und zu fünf Prozent ganze Rüben geordert.

Parallel testet Nordzucker den Lo gis tik pro­zess für die Herstellung und den Ver trieb des Biogassubstrats. Im Fokus steht hier natürlich die Rübenauf bereitung. Dazu ge­hören die Entsteinung, die Herstel lung von Rüben brei und von streichholzschachtel­großen Rübenstücken sowie die Rüben brei­lage rung.

Für die Rübenanlieferung an die Umschlag­plätze ist gewährleistet, dass die Zucker­rüben ordnungsgemäß gewogen und die innere und äußere Qualität festgestellt wird. Dafür führt der Zucker rübenanbauer ver­band Schleswig­Holstein in der Kam pag ne entsprechende Kontrollen durch.

Ziel ist, substanzielle Erkenntnisse zu alternativen Verwendungsformen der Rübe auch wirtschaftlich zu unterlegen. Die Kennenlern­Aktion wird hierzu hoffentlich viele neue Erkenntnisse liefern.

SchleswigHusum

Tønder Sønderborg

Heide

Rendsburg

Eckernförde

Kiel

Plön

Neumünster

Bad Segeberg

Bad OldesloheNorderstedt

Pinneberg

Elmshorn

Itzehoe

Flensburg

BiogasanlagenRübenumschlagplatz

Schuby

Albersdorf

Claus PommerehneLeiter strategische Rohstoffbeschaffung

Mehr als 30 Biogas-anlagen testen im Rahmen der Kennen -lern-Aktion 2010 Rübensubstrat für den Gärprozess in ihrer Biogasanlage.

Die Lagerung von Rübenbrei in einem Erdlagerbecken hat Potenzial. Er kann direkt in den Fermenter „gepumpt“ werden.

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Rübe

Markt im Blick

Mit Blick auf die anspruchsvollen Kunden konnte das Werk Chełmza zahlreiche Erfolge verbuchen.

l So ist es in diesem Jahr gelungen, Rüben­rohzucker aus der schwedischen Zucker­fabrik Örtofta zu raffinieren und im Markt abzusetzen. Hervorragende Qualitäten wurden produziert, die mit Blick auf die Wünsche namhafter Ge tränkehersteller alle Anforderungen erfüllen. l Chełmza hat in diesem Jahr 40 Tage

lang Rübenrohzucker raffiniert. Dabei ist es gelungen, die Heizenergie um sieben Prozent zu reduzieren und den Kalk­stein verbrauch um 30 Prozent zu sen­ken. Während des Raffinationsbetriebs bezog das Werk keinen Strom vom Netz – ganz im Gegen teil: Der Überschuss wurde ausgespeist.

l Während der Raffinationskampagne wur den – mit positivem Ergebnis – Außen audits des Systems ISO 22000, zwei Kundenaudits, ein internes Kon­zernaudit sowie ein internes Audit durch ein anderes Werk durchgeführt. Sowohl Chełmza als auch das zweite polnische Werk Opalenica haben auch das Kosher­Zertifikat für den erzeugten Zucker er­halten.

l Die Produktion verlief unfallfrei.

Organisation, Technologie sowie neue Erfahrungen in allen Produktionsschritten lassen mit Optimismus in die Zukunft bli­cken und geben gute Grundlagen für die erhebliche Erweiterung der Raffination in den nächsten Jahren.

Polen – Attraktiver Defizitmarkt für ZuckerDer polnische Zuckermarkt ist nach der Reform der Zuckermarktordnung (ZMO) der EU ein Defizitmarkt, denn es klafft eine signifikante Lücke zwischen dem national erzeugten Zucker und der Nachfrage und dem Konsumverhalten innerhalb des knapp 40­Millionen­Einwohner­Landes. Diese Lücke schließt Nordzucker mit der Raffination von Rohzucker aus Rohr und Rübe. Verantwort­lich für diesen attraktiven Markt ist die Nordzucker Eastern Europe GmbH.

Joachim Rüger Leiter Technik Osteuropa

Dr. Piotr Wawro Vorstand TechnikNordzucker Polska

Der in Polen erzeugte Zucker deckt nicht die Nachfrage der 40 Millionen Einwohner.

Die erste Rübenkampagne bestritt das Werk Chełmza im Jahre 1882. In den 80er Jah ren des 20. Jahrhunderts verarbeitete Chełmza Zucker aus Kuba in kurzen Raffina­tionskam pag nen. Die Ausbeuten der einzelnen Pro duk te waren sehr niedrig. 2008 schließlich wurde über den Bau der Raffinationsanlage neben der Rübenverarbeitungs­anlage entschieden. Dadurch wird in der Zwischenzeit die Anlage besser ausgenutzt. Vor zwei Jah ren wurde in Chełmza nur Rohrrohzucker verarbeitet. 2009 – nach dem Erwerb der nordeuropäischen Zuckerfabriken durch die Nordzucker – wurde neben Rohr­ auch Rübenrohzucker aus Örtofta verarbeitet.

2010 hat Chełmza bereits die dritte Raffinationskampagne gefahren – diesmal nur mit Rübenrohzucker aus Örtofta. Dank einiger Anpassungen in der Technologie war es möglich, eine durchschnittliche Tagesverarbeitung von mehr als 960 Tonnen pro Tag zu erreichen.

Chełmza – polnisches Werk mit Tradition

Nordzucker-Werk Chełmza: 2010 hat das Werk seine dritte Raffinationskampagne mit Erfolg absolviert.

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ersten Packungen auf den Markt. Flan kie­rend greifen Broschüren norddeutsche Rezepte mit „norddeutschen Bildwelten“ auf. Die Broschüren sind ab Oktober im Internet erhältlich und werden auch wäh­rend einer Verkostungs promotion zum The­ma Backen in den Supermärkten verteilt.

Darüber hinaus werden auch die Werks­führungen, die ab Oktober in allen deut­

schen Werken stattfinden, diese Schwer­punkte aufgreifen und für den Besucher noch attraktiver gestaltet.

Regionalität ist für Nordzucker kein Trend, sondern gelebte Tradition. Die blaue Marke SweetFamily mit ihren mehr als 30 Pro­duk ten steht für Vielfalt und Genuss aus heimischer Erzeugung. SweetFamily wird künftig seine Aktivitäten stark mit Regio­nali tät und Unternehmenstradition verknüp­fen. Vor allem der Gedanke „Regio nalität“ und „Transparenz in der Herstellung“ sind für Verbraucher immer wichtiger, wenn es um die Wahl der Lebensmittel geht.

Diese Punkte werden auch in zukünftigen Kommunikationsmaßnahmen eine zentra­le Stellung einnehmen. Eine wichtige Rolle dabei spielen die Verpackungen, da sie den Blick auf sich ziehen und millio­nenfach über den Ladentisch gehen.

Doch wie lenkt man den Blick des Ver brau­chers? Ein Siegel wird fortan Verpackungen zieren, das „Tradition“ und „Herkunft“ un­ter streicht. Außerdem greifen die Packungs­rückseiten norddeutsche Themen auf wie zum Beispiel „das original norddeutsche Waffelrezept“ oder „die Tee­Zeremonie in Ostfriesland“. Im Oktober kommen die

Ma r k t & Kunde

Original norddeutsche Rezepte auf den neuen SweetFamily-Packungen unterstreichen die regionale Herkunft der Produkte.

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Ab Oktober 2010 kommen die „regionalisierten” SweetFamily-Packungen auf den Markt: Das Herkunftssiegel und norddeutsche Rezepte auf der Rückseite stehen für Qualität aus der Region.

Simone NickelProduktmanager Handel

SweetFamily setzt auf Herkunft und Tradition

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Gelieren für die Region

So konnte als Kooperations part ner der BUND für Umwelt und Natur schutz Deutsch­land als einer der großen Umwelt verbände in Deutschland gewonnen werden. Als Anbieter von qualitativ hochwertigen Gelierprodukten engagiert sich die Marke daher aktiv für Projekte dieser Orga nisa­tion, die sich für den Schutz heimischer Obstsorten und damit für die natürliche Sortenvielfalt im Norden stark machen. In den Werbebroschüren des Handels wurde über das Engagement berichtet und die Verbraucher aufgefordert, durch den Kauf von SweetFamily­Produkten wie Gelierzucker 2:1 und 3:1 dieses zu unter­stützen.

Über die Aktion und die einzelnen Pro­jekte können sich Interessierte online un­

ter www.sweet­family.de informieren. Auf der Burg Lenzen in Brandenburg beispiels­weise werden auf einer Wiese 100 Bäume alter Obstbaumsorten gepflanzt. Medial begleitet wurde die Initiative durch Presseberichte sowie Radio­Koope rations­Beiträgen mit Interviews der Projektverant­wortlichen über die Initiative und die regio­nalen Projekte. Die Aktion wurde parallel auf den Websites der Sender eingebunden.

Seit Beginn der Geliersaison fördert SweetFamily gemeinsam mit dem BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutsch land e.V.) und regionalen Han dels­partnern Projekte in Norddeutsch land, die dem Erhalt und Schutz heimischer Obst­sorten im Norden dienen. Regionalität und der Gedanke „Zurück zur Natur“ sind für den Verbraucher zu­nehmend wichtiger, wenn es um Lebens­mittel geht. Eng damit verknüpft ist der Wunsch nach traditioneller Zubereitung. Dazu gehört natürlich auch das Ein machen und Gelieren. Daher greifen Verbraucher gern ins Gelierregal und bereiten ihre Marmeladen selbst zu – am liebsten mit Obst aus ihrer Region. Diesen positiven Trend möchte SweetFamily unterstützen.

Anika BleikampProduktmanagerHandel

Eine Aktion von SweetFamily und dem BUND zum Schutz heimischer Obstsorten

Gemeinsames Engagement für heimische Obstsorten: SweetFamily und BUND setzen sich für den Erhalt von Sortenvielfalt im Norden ein.

Gelieren und heimische Obstsorten erhalten!Ein Gemeinschaftsprojekt vom BUND, SweetFamily von Nordzucker und der EDEKA Nord für den Erhalt heimischer Obstsorten in Ihrer Region für die Region. Wir setzen Naturschutzprojekte in Mecklen-burg-Vorpommern und Schleswig-Holstein zum Erhalt gefährdeter Biotope und der natürlichen Sortenvielfalt in der Region um.

Mit dem Kauf von SweetFamily Gelierzucker 2:1 und 3:1unterstützen Sie die weitere Durchführungder Projekte.

Nähere Infos: www.sweet-family.de

SweetFamilyGelierzucker 2:1 500 g Packung

SweetFamilyGelierzucker 3:1 500 g Packung

Mark t & Kunde

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Bereits im Frühjahr 2009 wurde fest ge­stellt, dass das Holzdach des Clauener 80.000­Tonnen­Zuckersilos beschädigt war. Ur sache waren ungleichmäßige Set zungen während der Befüllung und Ent leerung des Silos. Da durch war es zu einer ovalen Verformung des Silos gekommen, die das Silodach nicht ausgleichen konnte.

Nach der Siloentleerung wurde das Dach übergangsweise mit Hilfe einer Stahl brücke entlastet, an die die zuführende Band­brücke gehängt wurde. Entspre chend einem Sicher heitsgutachten wurde das Silo in der Kam pagne 2009 nur mit 60.000 Tonnen befüllt.

Während der vergangenen Kampagne war die Setzung des Silos regelmäßig gemes­sen worden. Ergebnis war, dass die bis­herige Holz konstruktion nach der Ovalisie­rung der Wand nicht mehr ausreichend belastbar ist. Statt des bisherigen fixierten Holz dachs wurde ein neues schwimmen­des Stahlkuppeldach ge plant, das die Ova li sierung der Wand kompensieren kann. Das Silo wurde zügig bis Ende April entleert, damit Umbau und Demontage des alten Holzdachs beginnen konnten.

Während der Reinigung des Silos wurde festgestellt, dass auch die Beschichtung der Silowand erneuert werden muss. Der Einbau der neuen Stahlbinder des Kup­peldachs, Isolierungsarbeiten und die Beschich tung werden zum Kampagne­beginn abgeschlossen sein, so dass das

Clauener Silo wieder ohne Einschränkung zur Verfügung steht.

Gut bedacht in die KampagneDas Clauener Silo bekam ein neues Stahlkuppeldach

Wegen ungleichmäßiger Setzungen lange eingerüstet: 80.000-Tonnen-Zuckersilo in Clauen.

Termine

Zoltán TóthDirektor Werk Clauen

Ma rk t & Kunde

Im Rahmen der EuroTier (16. – 19. Novem ber 2010) hat sich die Bioenergy Decentral als separater Messeauftritt etabliert. Schwer ­punkt mäßig wird die Energie erzeugung aus Holz, Biomasse und Fotovoltaik präsentiert. Unter dem Motto „Biogas aus Zucker­rüben“ stellen auf einer Demons tra tionsfläche im Freigelände etwa 25 Tech nik hersteller ihre Maschinen zur Aufbe rei tung von Zuckerrüben zu Biogassubstrat vor.

Auch Nordzucker hat einen Messestand in Halle 26 Stand M 35. Wenn Sie mehr über die Ver wendung von Zuckerrüben für die Bio gas produktion wissen wollen, schauen Sie gern vorbei!

16.–19. November 2010

l Nordzucker auf der Bioenergy Decentral

1. Quartal1. März bis 31. Mai 2010

Zwischenbericht Nordzucker AGGeschäftsjahr 2010/11

Ab dem 1. Oktober 2010

l Führung in allen deutschen Werken während der Kampagne

9./10. Oktober 2010

l Herbstmarkt auf der Marienburg

6./7. November 2010

l Mumme­Meile Braunschweig

15. Oktober 2010

l Quartalsbericht

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Die Ampel ist vom TischAm 16. Juni 2010 hat die erste Lesung im Europäischen Parlament (EP) zur EU­Lebens ­mittelinformationsverordnung stattgefun­den. Diese Verordnung soll das geltende Nährwert­ und Kennzeichnungsrecht ab­lösen. Das Parlament stimmte klar gegen die Ampelkennzeichnung. Bei der Ampel­kennzeichnung sollten Fett­, Zucker­ und Salzgehalte gekennzeichnet werden mit­hilfe einer Einstufung in grüne, gelbe oder rote Bereiche, wobei die Abstufungen eines solchen Farbsystems nicht wissen­schaftlich abgesichert waren. Auch frei­willige nationale Systeme wie zum Beispiel in Großbritannien wurden vom Europa­parla ment abgelehnt.

Eine Einigung wurde hinsichtlich einer verpflichtenden Nährwertkennzeichnung erzielt. Derzeit stehen Energie, Fett, gesät­tigte Fettsäuren, Zucker und Salz zur Dis­kussion. Zusätzlich zu diesen Angaben soll eine so genannte GDA­Kennzeichnung auf der Vorderseite der Lebensmittelver packung verpflichtend werden. Die GDA­Kennzeich­nung gibt den prozentualen Energieanteil eines Lebensmittels pro 100 Gramm bezo­gen auf den Tagesbedarf einer durchschnitt­lichen Frau (2.000 Kilokalorien pro Tag) an.

Weiterhin sprach sich das Europäische Par­lament für eine Ausweitung der Herkunfts­kennzeichnung aus. Inwieweit diese ver­

pflichtend oder wie diese ausgestaltet wird, ist ebenfalls noch in Diskussion.

Die Verordnungsvorlage wird zunächst dem Ministerrat vorgelegt. Da hier keine einheitliche Position zu erwarten ist, wird der Entwurf mit großer Wahrscheinlichkeit in die zweite Lesung des Europäischen Par­laments gehen, somit ist mit Ergeb nissen nicht vor Ende Früh jahr 2011 zu rechnen.

Marion SchaeferManager Verbraucherschutz und Managementsystem

Zucker Fett gesättigteFettsäuren Salz

pro Portion (eine Portion entspricht 50g)

Richtwerte in % für Tageszufuhr

pro Portion (eine Portion entspricht 50g)

Richtwerte in % für Tageszufuhr

Energie

6%113 kcal

11%

10g 0,8g 0,3g 0,3g1% 2% 5%

Wie die EU-Kennzeichnungspflicht für Lebensmittel am Ende aussehen wird, ist weiter offen. Die umstrittene Ampel-Kennzeichnung hat das EU-Parlament abgelehnt.

Mark t & Kunde

Norddeutsche Flüssigzucker GmbH & Co. KG übernimmt Flüssigzucker­Aktivitäten

Seit Mai 2010 bündelt die neu gegründete Gesell­schaft Norddeutsche Flüssigzucker GmbH & Co. KG (NFZ) alle Flüssigzucker­Aktivitäten, die bislang in der Nordzucker GmbH & Co. KG lagen. Für alle 67 Mit­arbeiter der beiden Standorte in Groß Munzel und Nordstemmen bestehen Aufgaben und Zuständig­keiten unverändert fort. Als Geschäftsführer der NFZ wurde Rudolf Podolsky, Direktor des Werks Nordstem­men, bestellt. Die Neugründung der NFZ ist unter an­derem Teil einer Strukturbereinigung der Tochter­gesellschaften der Nordzucker. tsd Das Flüssigzuckerwerk in Groß Munzel gehört jetzt zur NFZ.

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Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit Neuer Pflichtnachweis fordert Treibhausgas­Bilanz von der Rübe bis zum Ethanol

Kennen Sie Ihren persönlichen Kohlen­dioxid­Fußabdruck? Den Ihres Autos oder Ihrer letzten Urlaubsreise? Wer genau hinsieht, entdeckt inzwischen häufiger freiwillige Hinweise auf den so genannten Carbon Footprint von Pro duk ten und Diensten. Un ternehmen ver spre chen sich davon Vor teile beim End verbraucher. Bis zum Beispiel 500 Gramm Erdbeeren aus Spanien in deutschen Küchen ankommen und die Plastikschale ordnungsgemäß entsorgt ist, sollen ganze 442 Gramm CO2 an die At mosphäre abgegeben sein. 59,12 Gramm CO2 schlagen für eine Tasse Kaffee zu Buche.

Beides sind Beispiele einer Pilot studie, an der sich 2009 zehn deutsche Unterneh men mit ausgewählten Produk ten beteiligten. Während anderswo noch nach praktikablen Wegen zu klimafreund licheren Produkten und Standards für die Bewertung gesucht wird, beginnt für Bio ethanol der fuel 21 am 1. Januar 2011 das Zeitalter geprüfter Nachhaltigkeit.

Zertifikat im Herbst„Der Nachhaltigkeitsnachweis fordert uns deutlich mehr ab, als die Errechnung des Carbon Footprint“, sagt Dr. Albrecht Schaper. „Festgelegt sind Zielwerte sowie ökologische Kriterien, die nach prüfbar einzuhalten sind.“ Schaper hat die Nord­zucker­Tochter auf das Inkrafttreten der Biokraftstoff­Nachhaltig keitsverordnung (Biokraft­NachV) in Deutschland vorbe­

reitet. Das begehrte Zerti fikat erhielt die fuel 21 Ende August. „Ohne gültigen Nach ­hal tig keits nach weis des Herstellers sind Bio­kraft stoffe in Deutsch land ab Januar nicht mehr förderungswürdig“, betont Schaper. „Weder die aus heimischer Produktion noch die Im porte. Her steller, die den Nach ­weis nicht erbringen, verlieren dann die Steuer begünsti gung für Biokraftstoffe und dürfen nicht mehr in die Beimischung ver­kaufen.“

Treibhausgasbilanz von der Rübe bis zum Ethanol

„Für den Nachhaltigkeitsnachweis der fuel 21 haben wir die Treibhausgasbilanz ermit telt, die über die gesamte Produk­tionskette reicht: angefangen beim land­wirtschaft lichen Betrieb und der Rübe bis zur Produk tion der fuel 21 und zum markt­fähigen Bio ethanol.“ Inbegriffen sind alle Transporte und die komplette Produktion in allen nord deutschen Nordzucker­Wer­ken. Die dazu nötigen Werte ermittelten Nordzucker und fuel 21 auf Basis von Ver­brauchsdaten für Kohle, Öl und andere Hilfsstoffe nach dem EU­Katalog mit ver­bindlichen Standard werten.

Und warum reicht der Nachweis nicht nur für die Werke, die tatsächlich Dicksaft für die fuel 21, und für die Rübenanbauer, die Ethanolrüben erzeugen? „Rübe ist Rübe“, nickt Schaper. „Wir binden alle ein, damit eine flexible und kontinuierliche Rohstoff­versorgung der fuel 21 sichergestellt wer­den kann.“

Grenzwerte sinken 2017Mit dem Ergebnis der Treibhausgasbilanz muss fuel 21 nachweisen, dass der Treib­hausgas­Ausstoß der gesamten Prozess­kette um mindestens 35 Prozent unter dem Wert vergleichbarer fossiler Kraftstoffe liegt. Ab 1. Januar 2017 sinkt der einzuhaltende Wert weiter auf mindestens 50 Prozent. „Darin steckt der Auftrag aus der Erneu er­baren Energien­Richt linie der EU, die gesam­te Prozesskette kontinuierlich auch mit Blick auf Klima fol gen und Ökologie zu verbes­sern.“ Zu sätz lich müssen die Rübenan­bauer gewährleisten, dass sie festgelegte Nachhal tig keitskri terien beim Rübenanbau ein halten. Alles in allem ist der neue Pflicht­nachweis ein stattlicher Rechen­ und Prüf­akt für fuel 21 und Nordzucker als Erst­erfasser der Ethanol rüben. Unter Auf sicht der Bonner Bundes anstalt für Land wirt­schaft und Ernährung (BLE) wird er nach dem REDcert­System von zugelassenen Zertifizierungsstellen jährlich neu durch­geführt, damit Bioetha nol aus Klein Wanz­leben nachhaltig auf den Markt gelangt. Schaper kann dem Zertifikat trotz einiger Mehrarbeit, die es der fuel 21 und Nordzucker bereitet, Positives abgewin­nen: „Wir sind Vorreiter in Sachen Nach­haltigkeitsnachweis“, sagt er. „Der Nach­weis ist weiterer Teil des Qualitätsmanage­mentsystems der fuel 21 und der Nordzucker. Dadurch, dass wir alle Werke und alle Rübenanbauer in die Prü fung integrieren, kann der Nachweis nach Bedarf relativ einfach auf Produkte wie zum Beispiel Melasse ausgeweitet werden.“

Durchführung der Zertifizierung

Rübe

Ersterfasser● Muss zertifiziert sein ● hält die Selbst- erklärungen der rübenliefernden Betriebe bereit

Bioethanol-hersteller● Muss zertifiziert sein ● Erstellt Nach- haltigkeitsnach- weise

Mineralölfirma● Muss den Nachhaltigkeits- nachweis vor- weisen, um Bioethanol beimischen zu können

Zuckerfabrik fuel 21 Kunde

Anbauer● Gibt eine Selbst- erklärung zum nachhaltigen An- bau ab. Drei Pro- zent der Betriebe werden vor Ort überprüft

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Mark t & Kunde

Damit Ethanol aus Klein Wanzleben för-derungswürdig bleibt, muss fuel 21 ab dem 1. Januar 2011 die Treibhaus gas-bilanz über die gesamte Prozesskette erstellen und zertifizieren lassen.

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Fossile Energieträger sollen folgenUnd wie steht es nach der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko um die Nachhaltigkeit fos­siler Energieträger? „Ich kenne bisher kei­nen anderen Wirtschaftsbereich, der Nach­haltigkeit bereits von Staats wegen lücken­los nachweisen muss“, antwortet Schaper.

Allerdings sehe die Erneuerbare­Energien­Richtlinie künftig auch für die Hersteller fos­siler Energieträger in der EU Treibhausgas­bilanzen vor. Bis es hier zu verbindlichen Verordnungen und Grenz werten kommt, sieht er allerdings noch einige Liter Benzin durch den Tankstutzen fließen.

Prüfbesuch vom ZertifiziererWie Landwirte den nachhaltigen Rübenanbau nachweisen

Neue Verordnungen stehen bei Landwirten nicht hoch im Kurs. Vor der Prüfung zum Nachhaltigkeitsnachweis für Ethanol der fuel 21 braucht kein Rübenanbauer Angst zu haben. Die neue Nachhaltig­keitsverordnung für Biokraftstoffe bedeutet keinen großen zusätz­lichen Aufwand.

Drei Prozent der Betriebe werden vor Ort überprüftJeder Rübenanbauer der Nordzucker erklärt seinen nachhaltigen Rübenanbau mithilfe einer vorbereiteten Selbsterklärung, die er ab 2010 jährlich im Mai bekommt und ausgefüllt an sein Nordzucker­Rübenbüro zurücksendet. Außerdem schreibt die Verordnung vor, dass die Zertifizierungsstelle drei Prozent der Betriebe auch vor Ort überprüft. Welche Anbauer besucht werden, entscheidet der Zerti­fizierer.

Besuch vom ZertifiziererNach Terminabsprache bekamen die ersten Betriebe bereits Anfang August Besuch vom Zertifizierer und dem zuständigen Anbau berater. Ende September werden die Prüfungen fortgesetzt und sollen im Herbst abgeschlossen werden.

Geprüft werden jeweils folgende Angaben:1. Stimmen die angegebenen Zuckerrübenschläge auf der

Selbst erklärung?2. Stammen die Zuckerrüben von schützenswerten Flächen?3. Liegt der Nachweis über die Einhaltung der Cross­Compliance­

Vorgaben vor?4. Liegen die Flächen in einem Schutzgebiet (Naturschutz­,

Landschaftsschutzgebiet), und wenn ja: Gibt es Schutzgebiets­auflagen und werden diese eingehalten?

5. Liegt ein Flächennachweis (Karte) über Feldblöcke, Flurstücke oder Schläge vor?

Unterlagen bereithaltenMit Hilfe des Agrarantrags 2010 werden die in der Selbsterklä rung angegebenen Zuckerrübenschläge überprüft. Ob es sich dabei um schützenswerte Flächen handelt, wurde anhand des Agrarantrags 2007 und des Bewilligungsbescheids 2007 überprüft. Wurden die Flächen schon 2007 als Acker genutzt, so gelten sie als nicht schüt­zenswert. Als Nachweis der Einhaltung der Cross­Compliance­Vor­gaben dient der Bewilligungsbescheid 2009 und der Zahlungseingang. Mithilfe des Feldblockfinders wird in Niedersachsen und in Schleswig­Holstein der Nachweis erbracht, ob die Fläche in einem Naturschutz­ oder Landschafts schutz gebiet liegt. In Sachsen­Anhalt wird das im Agroview, dem Programm für die Online­Versendung des Agrar­antra ges, angezeigt. Sollte die Fläche im Schutz gebiet liegen und keine Auflagen für den Anbau von Zuckerrüben aufweisen, wird dies mit einem Anruf bei der zuständigen Behörde überprüft. Der Flächen­nachweis wurde in Sachsen­Anhalt ebenfalls mit dem Karten material im Agroview­Programm, in Nieder sach sen mit dem entsprechenden Andi­Programm erbracht. Die Karten mussten nicht ausgedruckt vor­liegen, sondern konnten auch digital am Bildschirm gezeigt werden. Stich probenartig wurden bei einigen Betrieben Rübenschläge im Feld angesehen.

Wer die nötigen Unterlagen bereithält, sollte für die Überprüfung etwa 45 Minuten einplanen. Probleme traten in der Regel nur dort auf, wo Flächen neu in die Bewirtschaftung genommen wurden und im Agrarantrag 2007 noch nicht aufgeführt waren. Hier half meist ein Anruf bei der zuständigen Antragsstelle, die den Nachweis einer Ackerfläche vor 2007 erbringen konnte. Wichtig ist, dass die Angaben in der Selbsterklärung korrekt sind.

Landwirte müssen Nachhaltigkeitskriterien beim Rübenanbau einhalten.

Außer der fuel 21 müssen alle Nordzucker-Werke eine Treibhausgasbilanz erstellen.

Mineralölfirmen dürfen Ethanol ohne Nachhaltigkeits-nachweis bald nicht mehr beimischen.

Rolf HoffmannErneuerbare Ressourcen

Susanne Dismer-Puls Freie Autorin

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Nordzucker in Bockerode.

Die niedersächsische Agrarministerin Astrid Grotelüschen (Mitte) besuchte ebenfalls die DLG-Feldtage. Von links nach rechts: Dr. Michael Gauß, Dr. Niels Pörksen, Christian Kionka, Astrid Grotelüschen, Carl-Albrecht Bartmer (Präsident DLG), Dr. Bernd Kämmerling (Leiter LIZ), Dr. Andreas Windt.

Nordzucker auf den DLG­FeldtagenThema Nr. 1: die neuen Industrierübenverträge

Mitte Juni 2010 fanden auf dem Ritter­gut Bockerode südwestlich von Han nover die DLG­Feldtage statt. Diese von der DLG alle zwei Jahre organisierte „Messe auf dem Feld“ lockte über 21.000 Fach­besu cher nach Bockerode. Unter hervor­ragenden Wetterbedingungen konnten Interes sierte sich rund um den modernen Pflan zenbau informieren. Nordzucker prä sen tierte sich mit dem Dachverband Nord deutscher Zuckerrübenanbauer e. V. (DNZ), der Ar beits gemeinschaft zur För­derung des Zuckerrübenanbaus (Arge Nord), dem Landwirtschaftlichen Infor­mationsdienst Zuckerrübe (LIZ) sowie fuel 21 auf einem gemeinsamen Stand.

Rechtzeitig zu den DLG­Feldtagen hatten die Nordzucker und der DNZ die Modali­täten zur Rübenbezahlung ab 2011 ver­einbart. Die Feldtage boten dabei die ide­ale Gelegenheit, diese zu präsentieren. In unzähligen Gesprächen erläuterten Mitar­beiter die neuen Regelungen zur Rüben­bezahlung. Die Rübenanbauer begrüßten, dass eine Wahlmöglichkeit zwischen fes­tem und variablem Rübenpreismodell besteht. Die Resonanz der Besucher auf die neuen Verträge war durchweg positiv.

Weitere Infos in Feld und ZeltNeben der Präsentation im Zelt zu den Industrierüben gab es weiteres Interessan­

tes zu sehen: Auf dem LIZ­Stand im Zelt wurden zum einen Ideen aus der Praxis für die Praxis ausgestellt und auch prä­miert, zum anderen zeigte das Forschungs­zentrum Jülich mittels Computertomo gra­fie, wie Zuckerrüben auf Stress durch Unkrautbekämpfungsmittel (Herbizide) reagieren. Auch im Feld gab es einen viel beachteten Versuch, bei dem zahlreiche Besucher die Nachwirkung von Herbiziden nach Mais sehen konnten.

Ein weiteres Highlight im Feld stellte die von Georg Sander mitentwickelte Schlitz­rübendrillmaschine dar. Unzählige Besu­cher aus dem In­ und Ausland nahmen dieses Gerät in Augenschein. Da die Rü­ben auf dem Versuchsfeld mit dieser Ma­schine gesät wurden, konnten sich die

Tr e f f punk t

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Besucher direkt vom Resultat überzeugen. Ergänzt wurden alle Themen mit informa­tiven Postern zu Pflanzenschutz, Dün­gung, Biogas und auch der neuartigen Entblattungstechnik.

Neben dem fachlichen Angebot erfreute sich auch das kulinarische Angebot reger Nachfrage, vor allem die Zuckerrüben­schnecken (die tatsächlich mit Rübenblatt gefüllt waren) fanden großen Anklang.

Im Gespräch: (v. l.) Dr. Niels Pörksen, Arthur Stolte und Helmut Bleckwenn.Kaiserwetter lockte viele Fachbesucher zur „Messe auf dem Feld”.

Heinrich Knoche (4. von links) erläutert den Vorteil einer Kurz scheiben egge bei der flachen Stoppel-bearbeitung zur Vorbereitung der Mulchsaat von Zuckerrüben.

Austausch unter KollegenFachexkursion slowakischer Rübenanbauer nach Niedersachsen

Der Austausch mit ihren deutschen Be ­rufs kollegen stand im Mittel punkt einer Nord zucker­Fachexkursion von slowaki­schen Rüben an bauern, die anlässlich der DLG­Feld tage stattfand. Den slowakischen Agro nomen, die Betriebe von bis zu 3.000 Hektar je Betrieb bewirtschaften, wurde ein vielfältiges Fach programm mit Schwer­ punkt Rübenanbau und regionalen Beson­derhei ten unterschied licher Betriebe in Nieder sachsen geboten.

Erst in den Melkstand, dann auf den TraktorErste Station war der landwirtschaftliche Gemischtbetrieb von Cord Lattwesen aus Hohnhorst bei Bad Nenndorf. Milchpro duk ­tion auf sehr hohem Leistungsniveau in Ver­bindung mit intensivem Acker­ und na türlich

Rübenbau prägen den Betrieb. Diese – in deutlich größeren Dimensionen – auch für slowakische Betriebe typische Kombi na tion bot reichlich Stoff für Ge sprä che, zum Bei­spiel über die richtige Be messung und Plat­zierung der anfallenden organischen Dünger im Rahmen der Fruchtfolge. Aber auch der Unterschied in der Arbeits erledi gung durch Familien arbeitskräfte im Ver gleich zu den in der Slowakei fast ausschließ lich angestellten Arbeitskräften wurde lebhaft diskutiert. Dass der Pflanzenschutz überwiegend in den Abend­, aber auch Nacht stun den (nach dem Melken) erledigt wird, war für die Slowaken kaum zu glauben.

Welcher Zinken für welchen Zweck?Nur wenige Kilometer entfernt besuchten die Gäste den Landma schinen hersteller Knoche

in Bad Nenndorf. Nach einer Füh rung durch Senior­Chef Heinrich Knoche tauschten sich die Landwirte mit dem Land maschinenfach­mann speziell zu Mulch saat verfahren und dafür geeignete Technik aus.

70 Tonnen pro Hektar müssen seinNachfolgend präsentierte Arnd von Hugo seine ackerbaulichen Schwerpunkte am Standort Wichtringhausen, wo er Flächen im Rahmen eines Bewirtschaftungs vertra gs führt. Hervorragende Rübenbestände mit hoher Ertragserwartung und Themen wie Mulch saat, angepasste Stickstoffdüngung oder optimale Bestandesdichte bestimmten die Gespräche nach der Feldbesichtigung bei Kaffee und Kuchen am Wasserschloss Wichtringhausen.

Am Folgetag nutzten die slowakischen Landwirte die Gelegenheit zum Besuch der hervorragend organisierten DLG­Feldtage, um anschließend mit einer Un zahl von Anregungen und neuen Ideen die Heimreise anzutreten.

Dr. Ulf Wegener Manager Rohstoffbeschaffung International

Dr. Andreas Windt

Manager Anbauberatung

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Guter Besuch der Rübentage in Polen und der SlowakeiAuf den Feldern der Landwirtschafts­schule in Trzcianka im Gebiet Opalenica fand am 17. Juni der 12. Zuckerrüben tag der Nord zucker Polska statt. Jarosław Kamieniarz, Vorstandsvorsitzender Nordzucker Polska, begrüßte rund 1.600 Teilnehmer bei herrlichem Wetter und vorbildlich angelegten Versuchs­feldern.

Landwirte setzen weiter auf die RübeDr. Gerd Jung, Mitglied der Geschäfts ­leitung der Nordzucker, hat in seiner Begrü ßungsansprache die bisherigen Auswirkun gen der reformierten Zucker­marktord nung und die damit verbunde­nen Konsequen zen vorgestellt und über die Zukunft des Rüben anbaus und der Zuckerproduktion in Polen und Europa informiert. Nach schmerzlichen Ein schnit­ten blicke man nun wieder positiv in die Zukunft. Die Größe der um Nordic Sugar erweiterten Nordzucker als starke Num­mer zwei in Europa biete gute Voraus set­zungen für einen stabilen Zucker rüben­anbau in Polen. Der Geschäftsführer des Zuckerrüben anbauverbandes in der Re gion Wielkopolska, Ryszard Napierała, unter strich, dass die Änderungen, die in der Zucker­wirtschaft geschehen sind, auch die polni­schen Zuckerrübenanbauer beein flussen. Trotzdem wollen die polnischen Rüben­anbauer auch in Zukunft, bei guten Rah­menbedienungen, Zuckerrüben anbauen.

Felddemonstrationen mit großer Resonanz

Nach den Vorträgen schauten sich die Teil nehmer die Versuchsflächen und die Maschinenausstellung an. Demonstra­tions parzellen zeigten die Probleme der verschie denen Techniken der Boden bear­beitung. Andere Parzellen demonstrierten häufige agrotechnische Fehler wie zum Beispiel zu tiefe Aussaat, zu fein bearbeite­ter Boden und Bodenverdichtung oder auch den Ein fluss der verschiedenen Aus­saattermine und Herbizidschäden für das Rübenwachs tum.

Die hohe Besucherzahl bestätigte das gro­ße Interesse am Zuckerrübenanbau und zeigt das Bedürfnis und den Willen nach Wissensverbesserung.

Mehr als 1.600 Besucher folgten der Einladung zum zentralen Rübentag der Nordzucker Polska.

Lebhafte Diskussionen um die beste Produktionstechnik prägten das Bild entlang den Felddemonstrationen.

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Jarosław KamieniarzVorstandsvorsitzender Nordzucker Polska

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Scheckübergabe an die Landfrauen nach dem erfolgreichen NDR-Landpartiefest in Springe.

Landpartiemoderatorin Heike Götz (Mitte) um-ringt von Mitarbeitern und Landfrauen. (V.l.): Matthias Kranz, Daniela Gierth, Insa Ciesinger, Cornelia Pape, Ursula Bollmann, Dennis Reimer, Karin Alpers.

Besuchermagnet Marmeladen­Rühr­Stationdem neuen SweetFamily 1­2­3­Fruchtauf­strich. Gegen eine kleine Spende konnten die Kinder ihre Marmelade selbst anrüh­ren, abfüllen und ihr Etikett selbst gestal­ten. Der Erlös ging an das Landfrauen­Projekt „Kochen mit Kindern“. Dahinter steckt die Idee, dass Landfrauen Kindern in Schulen und Kindergärten einfaches und vor allen Dingen gesundes und aus­gewogenes Essen näher bringen.

Auch unsere Verkostungsaktion „Geschmack des Jahres“ war ein Renner. Von allen Sei ten war immer nur zu hören „Hmm“, „lecker“ oder: „Darf ich noch eins“? Dank der großartigen Hilfe der Landfrauen aus dem Springer Umkreis waren stets Kost­proben zur Hand.

Am Sonntagnachmittag kam NDR­Landpartie­Moderatorin Heike Götz zu einem kurzen Besuch mit ihrem Team auf unseren Stand. Vorstandsvorsitzender Hartwig Fuchs und Christian Kionka, Leiter Zentrale Öffentlichkeitsarbeit, brachten ihr das Thema Zucker und Zuckergewinnung ein wenig näher.

Die Resonanz auf unsere süße Erlebnis welt war überragend.

Mehrere 10.000 Besucher hat das NDR­Landpartiefest Ende Mai auf das maleri sche Jagd schloss in Springe gelockt. Mehr als 100 Aus steller präsentierten sich: Von Ro sen über Korbflechter hin zu diversen Lecke reien war für jeden Geschmack etwas dabei.

Im Nordzucker­Zelt gab es viel zu sehen und zu probieren. Ein Modell der Zucker­fabrik Clauen, eines Bauernhofs, einer Biogasanlage und natürlich eines Feldes zog die großen und kleinen Besucher ma­gisch an. Mähdrescher, Rübentransporter sowie diverse andere Landmaschinen in Aktion faszinierten die Zuschauer.

Ein weiterer Besuchermagnet war die Nordzucker­Marmeladen­Rühr­Station mit

Moderne Anbauverfahren im FokusAm 2. Juni 2010 hat Považský cukor in Zu­sammenarbeit mit der Agrargenossen schaft Devio Nové Sady und dem Zucker rüben an­bauerverband der Slowakei den 10. Rüben­tag veranstaltet.

Ivan Oravec, Vorsitzender der Agrargenos­sen schaft PD Devio Nové Sady, eröffnete die Ver anstaltung und informierte die Teil nehmer über den aktuellen Diskussions stand der ge­meinsamen Europäischen Agrarpolitik nach 2013. Dr. Gerd Jung, Mit glied der Nordzucker­Geschäftsleitung, prä sentierte die aktuellen Entwicklungen im Nordzucker­Konzern mit dem Fokus auf den Erwerb der Nordic Sugar­Gruppe.

Lieferrecht ist rar und gefragtEine Folge des neuen Liefervertrags nach der Reform war die teilweise Umverteilung von Lieferrechten zwischen Rüben anbau ern, die in der Vergangenheit ihr Liefer recht nicht voll erfüllten, auf die erfolgreichen, nahe an der Fabrik gelegenen Rüben anbauer. Richard Šulík, Rohstoffvorstand von Považský cukor, berichtete von aktuell sehr hoher Nachfrage nach Lieferrechten.

ErtragssteigerungIn den umfangreichen Anbau empfehlun gen wurden die Rübenanbauer intensiv zu den Themen Mulchsaat von Zuckerrüben, geziel­te und effektive Unkrautbekämpfung sowie

schwellenorientierter Fungizid ein satz beraten. Besichtigungen von Feld demonstra tionen und Exaktversuchen zu diesen und weiteren Themen wurden im Anschluss angeboten.

Der Rübentag war ein erfolgreiches Tref fen, um einen Austausch von Informa tio nen und Beratungsempfehlungen mit dem Ziel weite­rer Effektivitätssteige run gen im Zuckerrüben­anbau zu erreichen.

Richard ŠulíkRohstoffvorstandPovažský cukor

Daniela GierthReferentin Sponsoring

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NDR­Landpartie­Fest 2010

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Nordzucker präsentiert sich bürgernah

Bereits zum zweiten Mal hatte das City­manage ment Uelzen, unterstützt von regionalen Unternehmen, zu einem Stadt­

früh stück eingeladen. Das war für das Werk Uelzen eine sehr gute Gelegenheit, für Nordzucker am Standort aktiv und bürgernah in Erscheinung zu treten.

Am 8. August 2010, Sonntagvormittag, trafen sich mehr als 1.000 Uelzener Bürger und Besucher aus dem Umland zu einem gemeinsamen Frühstück in den Markt­straßen der Innenstadt. Unter ihnen fan­den sich zahlreiche Vertreter regionaler Behörden, Politiker und Firmenvertreter. Viele nutzten die Ge legenheit, um ein paar unterhaltsame Stun den mit der Familie, Freunden oder Kollegen zu ver­bringen oder um einfach mit anderen ins Gespräch zu kommen.

Nordzucker präsentierte sich mit einem Pro motion­Stand, an dem 1­2­3 Frucht­auf strich aus frischen Erdbeeren herge­stellt und zur Verkostung angeboten wur­de. Eine breite Palette von Rezeptheften für Groß und Klein sowie weitere Broschü­ren boten Tipps und Informationen rund

um Zucker. Die Reso nanz war beeindru­ckend. Viele Teilnehmer kamen, um den Frucht aufstrich zu probieren und zu fach­simpeln. Oft tauchte die Frage auf, ob es denn Nordzucker­Marmeladen im Handel gäbe. Nordzucker­Mitarbeiter, die an den Tischen Zucker und Marmelade verteilten oder Gespräche am Stand führten, infor­mierten über Produkte und das Unter­nehmen. Immer wieder erkundig ten sich Besucher nach den Auswirkungen des hei­ßen Sommers auf die Zuckerrübenernte.

Nordzucker hat sich gut dargestellt und mit dazu beigetragen, dass das Uelzener Stadt frühstück eine gelungene Veran stal­tung wurde. Das große Interesse der Bür­ger und Gäste am Unternehmen und sei­nen Erzeugnissen bestätigte die positive Außenwirkung eines solchen regionalen Engagements.

Stadtfrühstück in Uelzens Marktstraßen.

Der Nordzucker-Stand – Ruhe vor dem (An-)Sturm.

Bärbel MayerManagementassistentinWerk Uelzen

Stadtfrühstück in Uelzen

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Anlässlich ihrer Sommerreise besuchten die SPD­Bundestags abge­ordneten Bernhard Brinkmann (Hildesheim) und Hubertus Heil

(Gifhorn/Peine) sowie Jürgen Wille (Bürger meister von Rautenberg) und Adrian Henke (SPD­Fraktionsvorsitzender Hohenhameln) das Werk Clauen. Zoltán Tóth (Direktor Werk Clauen) und Christian Kionka (Corporate Public Affairs) informierten die Besucher über Stand und Aus blick des Unternehmens im europäischen Zuckermarkt sowie die Situation und Investi tio nen im Werk Clauen.

Die Besucher zeigten sich insbesondere von der hohen Aus bil­dungs quote beeindruckt, 14 Auszubildende bei 145 Stamm mitar ­beitern seien vorbildlich. Auch die Koope ra tion mit benachbarten Schulen fand hellen An klang. Zufrieden nahmen Brink mann und Heil zur Kennt nis, dass bei In vestitions­ und Instandhaltungsprojekten mit Unter neh men aus der Region zusammengearbeitet wird. Die Bundes­tags abge ordneten sowie die Regionalpolitiker betonten die Bedeu­tung des Werks Clauen in der Region. Hier werden unmittelbar und mittelbar Arbeitsplätze geschaffen und Einkommen erwirtschaftet.

Die Akzeptanz für Nordzucker und das Werk Clauen sei sehr hoch, wurde immer wieder betont. Mit dem Wunsch nach weiteren 141 Jah­ren am Stand ort Clauen verabschiedeten sich die Be su cher, um in der Kam pagne für eine Besichti gung „unter Dampf“ wiederzukommen.

Von links: Erich Strelau, Jürgen Wille, Zoltán Tóth, Adrian Henke, Hubertus Heil, Bernhard Brinkmann, Christian Kionka, Dieter Woischke, Winfried Gählert.

Antrittsbesuch vom StaatssekretärDr. Oliver Liersch, Staatssekretär im Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, hat sich bei seinem Antrittsbesuch bei Nordzucker über die Position im europäischen Zuckermarkt und Themen der Verkehrs politik informiert. Er würdigte die Leistungen in der Rüben logistik. Nordzucker sagte zu, weiter alles zu tun, um die Belastungen durch den Stra ßen verkehr während der Kampagne so erträglich wie möglich zu gestalten.

Wiederkommen „unter Dampf” Bernhard Brinkmann und Hubertus Heil in Clauen

Auf dem Bild (von links): Christian Kionka, Christine Jobczyk (Referat Ernährungswirtschaft), Staatssekretär Dr. Oliver Liersch, Hartwig Fuchs.

Hans­Michael Goldmann und Florian Bernschneider bei NordzuckerHans­Michael Goldmann, FDP­Bundestags abgeordneter und Vor ­sitzen der des Aus schusses für Ernährung, Landwirtschaft und Ver brau­cherschutz im Deutschen Bundestag, und Florian Bernschneider, FDP­

Bundes tags abgeordneter aus Braunschweig, informierten sich über Situation und Rahmenbedingungen für Rübenanbauer und Nordzucker. Die Diskussion um die Reform der Gemein samen Agrarpolitik 2013 war das beherrschende Thema. Goldmann machte wenig Hoffnung, dass sich die deutsche Sonder stellung bei der Verteilung der Mittel des Agrarhaushalts halten lasse.

Die Reform der Zuckermarktordnung 2006 erkannte er als erfor­derlich, aber erfolgreich an. Es habe hohe Belastungen für den Sektor gegeben. Das System würde jedoch ohne finanzielle Belastungen, ohne Export erstattungen und ohne Intervention funktionieren. Besonders betonte Goldmann das Interesse, in Deutschland Zuckerrüben und Zucker anzubauen, beziehungsweise zu produzieren. Arbeitsplätze und Infra struk tur im ländlichen Raum seien damit verbunden.

Gerhard Borchert und Dr. Niels Pörksen betonten die Bedeutung der langfristigen Sicherung der Rahmenbedingungen für Rüben an­bau und Zuckerproduktion. Die derzeitigen Instrumente würden sich bewähren. Besonderes Augenmerk müsse auf den Außen schutz gelegt werden. Autor: Christian KionkaVon links: Christian Kionka, Hans-Michael Goldmann (MdB FDP), Florian

Bern schneider (MdB FDP), Dr. Niels Pörksen, Gerhard Borchert (Vorsitzender DNZ).

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Zucker­Museum, eines der ältesten Museen in Berlin

Museum seit 1904 Mitten im Wedding, im Herzen Berlins, steht eines der ältesten Museen der Stadt, das Zucker­Museum. Einzelne Sparten der Lebensmittelproduzenten wie Brau gewer be, Spiritusfabrikation und Zuckerwirt schaft gründeten ab Mitte des 19. Jahrhunderts Vereine, in denen zentrale „Vereins labora­torien” auf dem Gelände Seestraße/Amru­mer Straße eine wichtige innovative Rolle spielten. Das gesamte Areal bildete zugleich die technische Abteilung der Landwirt­schaft lichen Hochschule zu Berlin. Da auch die staatliche Seite ein reges Interesse an Forschung hatte, wurden den Forschungs­

einrichtungen beträchtliche finanzielle Mit­tel bereitgestellt. Grundstück und Gebäude mit allem Zubehör blieben im Eigentum des Fiskus. Die Vereine übernahmen die Verpflichtung, neben Forschung und Betrieb von Demonstrationsanlagen auch Techniker und Beamte der Staatsregierung auszubilden. Die deutschen Rübenzucker fabriken hatten sich 1850 zu einem Verein zusammengeschlossen und 1867 ein ers­tes Forschungs­ und Ausbildungslabora­torium gegründet. 1904 nahm dann das eigene „Institut für Zuckerindustrie” in der Amrumer Straße seine Arbeit auf. Schon damals wurde in einem separaten Raum das bis heute hier bestehende Zucker­Museum eingerichtet.

Bis 1988 „liebevolles Sammelsurium“Bis zur Anerkennung als Landesmuseum im Juli 1988 war die Ausstellung „unge­staltet”. Vorhanden war ein liebevoll zu­sammengetragenes Sammelsurium. Ein Besuch musste lange im Voraus angemel­det werden. Die Ausstellung glich einer Abenteuertour, bei der Lehrer intensive Vorbereitungen „vor Ort” treffen mussten, bevor Schülergruppen den Slalom durch die Exponate wagen konnten.

Die Neupräsentation wurde nach den Plänen von Prof. Claus­Peter Gross ge­staltet. Über 100 Jahre alt, präsentiert das Zucker­Museum heute auf etwa 450 Qua drat metern Fläche eine umfangreiche Sammlung von Objekten, Bil dern und Dokumenten zu landwirtschaftlichen, kul­turhistorischen und ernährungswissen­schaftlichen Themen zur Geschichte des Zuckers. Dies veranschaulichen einmalige Exponate wie wertvolle Zuckerlöffel und

Institut für Zuckerindustrie: Vorderansicht des Instituts, ca. 1917.

Blick in den Haupt- ausstellungsraum des Museums.

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C. K

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­gefäße aus Silber, eine über 300 Jahre alte hölzerne Zuckerrohrmühle, landwirtschaft­liche Geräte wie Rübenhacken sowie Polari­meter, Kandiskristalle und anderes mehr.

Besonders beliebt bei SchulklassenAufgrund seiner Vielseitigkeit ist das Zucker­Museum Berlin beliebter außer­schulischer Lernort. Ein großer Teil der Besucher sind Schulklassen. Für museums­begleitende Unterrichtszwecke stehen eine Bibliothek und ein weiterer Aktionsraum bereit, der mit Unterstützung des Förder­kreises Zucker­Museum e. V. Anfang 2007 realisiert werden konnte.

Was Napoleon mit Zucker am Hut hatteWer also die süße Geschichte des Zuckers genauer kennen lernen möchte, der erfährt im Zucker­Museum Berlin, warum es ohne Zucker keinen Alkohol gäbe, was Zucker und Briefmarken verbindet, was Napoleon mit Zucker am Hut hatte, woher der Begriff „Zuckerhut“ überhaupt stammt und wel­che bedeutende wirtschaftliche und soziale Rolle die Zuckerrübe und das Zuckerrohr in den vergangenen Jahrhunderten spiel­ten und bis heute noch spielen.

AdresseZucker­Museum, Amrumer Straße 32, 13353 Berlin,Tel. 030/314 275 74, Fax 314 275 86,[email protected]/Zucker­Museum

Besuch macht klug, seit über 100 Jahren

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Bernhard E. NicklLeiter Zucker­Museum

Mit dem „I. Damenkursus zur Ausbildung von Zucker chemikerin nen” bot Herzfeld, der Initiator, als Erster einen planmäßigen Weg zum Frauenstudium in Berlin an.

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Zucker­Museum, eines der ältesten Museen in Berlin Das Sirupkochen um 1940

AUSBILDUNG

Hanna Unglaube, geb. Kemmer (Jahrgang 1933) ist auf dem elterlichen Hof in Rolfs büttel (nahe Hillerse, Adenbüttel, Didderse) aufgewachsen und berichtet aus der Er inne rung über die Arbeits abläufe des Landlebens in der Zeit um 1940.

Im Herbst wurde Sirup gekocht. Sieben große Familien mussten versorgt werden. Ein riesiger Haufen Zuckerrüben lag vor der Futterküche neben der großen Linde. Alle Frauen saßen darum herum, um den groben Schmutz mit einem Messer von den Rüben zu putzen. Da­bei wurde gesungen, erzählt und gelacht. Dann wurden die Rüben in großen Wannen gewaschen, in der Schnitzel maschine zerklei­nert und in Kesseln weich gekocht. Der Roh­

saft wurde durch eine Presse, die von Hand gedreht werden musste, gewonnen. Die Presse wurde von Haus zu Haus im ganzen Dorf nach Vorbestellung von Herman Wesche ausgeliehen.Dann wurde der Rohsaft in den großen Kes­seln eingekocht. Das dauerte Stunden, bis die richtige Konsistenz erreicht war. Das Feuer durfte nicht zu stark sein, der Sirup durfte nicht anbrennen und nicht überkochen.

Am heißen Kessel standen die Frauen und waren damit beschäftigt, den Kochvorgang ohne Pause zu überwachen. Sie mussten nachts durcharbeiten, denn die Saftpresse wurde ja am Morgen vom Nächsten erwartet. Die Frauen lösten sich ab und arbeiteten in Schichten. Das Ganze verlief in Harmonie,

alle waren froh, für ihre Familien einen süßen Brotaufstrich zu haben. Für die Kinder fielen Sirupbonbons ab, die sehr begehrt waren. Der Sirup wurde anschließend in großen Steintöpfen aufbewahrt.

Besuch macht klug, seit über 100 Jahren

WISSENSWERTES

Wussten Sie schon …?

DEMONTAGE

Fabrikrückbau in Groß Munzel hat begonnenIn Groß Munzel haben im Juni 2010 die Rückbauarbeiten am Standort der ehemaligen Zuckerfabrik begonnen. Abgeschlossen wurden zuvor umfangreiche Demontagen technischer Ausrüstungen und deren Umsetzung in andere Werke. Die Fabrik war nach der Kampagne 2006 geschlossen worden. Zur Vorbereitung des Rück­baus hat Nordzucker bereits 2007 die vorgeschriebene historische Erkundung und die Gefähr dungs abschätzung durchgeführt, die er­wartungsgemäß keine ungewöhnlichen Hin weise ergeben haben. Derzeit werden Gespräche zur Nachnutzung des Geländes mit den zuständigen Planungsbehörden geführt. Jörg Egert

Alle Gebäudeteile werden demontiert.

Nordstemmer Azubi erhält StipendiumÜber ein mit 5.000 Euro dotiertes Weiterbildungsstipendium für Berufs­einsteiger darf sich die Nordstemmer Auszubildende Stephanie Klarhölter freuen. Mit sehr guten Prüfungsergebnissen als Industrie mechanikerin hatte sie die IHK­Jury überzeugt. Im Rahmen des Stipendi ums fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung z. B. Vorbereitungen auf Prüfungen zum Meister, anspruchsvolle Bildungsmaßnahmen oder auch berufsbegleitende Studiengänge. tsd

Stephanie Klarhölter wurde mit einem IHK-Stipendium ausgezeichnet.

… dass Caipirinha auch ohne Alkohol vorzüglich schmeckt? Zerstoßen Sie eine in Stücke geschnittene Limette und nach Belieben auch etwas zerkleinerte Orange. SweetFamily Rohrzucker hinzufügen, mit gecrushtem Eis auffüllen und mit Ginger Ale ergänzen.

Der braune Tropen­Zucker von SweetFamily ist jetzt auch im 500­Gramm­Beutel erhältlich.

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Nordzucker AG, Küchenstraße 9, 38100 Braunschweig

Zubereitung:

Die Zutaten für den Boden in eine Schüssel geben und zu einem Mürbeteig verkneten. Den Mürbeteig auf einem gefetteten Backblech ca. 1/2 cm dick auslegen und mit den Semmelbröseln bestreuen. Die Zwetschgen waschen und entsteinen. Den Teig schuppen­förmig mit den Zwetschgenhälften belegen. Die Innenseiten der Zwetschgen müssen dabei nach oben zeigen. Den Zucker mit den gemahlenen Nelken vermischen und die Zwetschgen damit bestreuen. Den Zwetschgengeist darüberträufeln und die Mandel­blättchen sowie die Butter in kleinen Flöckchen darauf verteilen. Den Kuchen bei 200 °C (Umluft 180 °C) etwa 25 Minuten backen.

Zubereitungszeit: ca. 45 Minuten

Saftiger Zwetschgenkuchen

Zutaten für den Boden:

150 g Butter 250 g Mehl 50 g SweetFamily Brauner Zucker 2 Eigelb 1 Prise Salz 1-3 EL Milch

Für den Belag:

3 EL Semmelbrösel 2 kg Zwetschgen 50 g SweetFamily Brauner Zucker 1 Messerspitze Nelken, gemahlen 75 g Butter 50 g Mandel, gehobelt 3 EL Zwetschgengeist