2010-11_Der Statthalterhof Im Im Spiegel Historischer Urkundender Antoniter_(Wendelinusbote_2010_2)

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02/2010 KATHOLISCHE KIRCHENGEMEINDEN ST. PANKRATIUS ST. VITALIS ST. JOSEPH UND CHRISTI AUFERSTEHUNG wendelinus bote Ausschnitt unserer Krippe in St. Vitalis

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Aufsatz zur Geschichte von Köln Junkersdorf

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02/2010

KATHOLISCHE KIRCHENGEMEINDENST. PANKRATIUS – ST. VITALIS – ST. JOSEPH UND CHRISTI AUFERSTEHUNG

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Ausschnittunserer Krippein St. Vitalis

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Der Statthalterhof im Spiegelhistorischer Urkunden der Antoniter.

Es mag sein, dass dem heimatgeschichtlich interessierten Betrachter derliebevoll gestalteten Krippe in St. Pankratius anstelle der Weihnachtsge-schichte oder vielleicht anstelle der Dreikönigsreliquien der tragische Ein-sturz des Historischen Archivs der Stadt Köln in den Sinn kommt. Nämlichdann, wenn er schon einmal die für Junkersdorf heimatgeschichtlich sobedeutsamen Urkunden in Händen hielt, von denen nun niemand genausagen kann, ob sie geborgenwurden und in welchem Zustandsie sich befinden.

Zwei Information gleich vorweg:Erstens, die Verantwortlichen sindzuversichtlich, dass die Urkunden,die sich in einem Raum unter demVerwaltungstrakt des Historischen Archivs befanden, bis auf wenige Aus-nahmen gerettet wurden. Dennoch sind sie derzeit nicht nutzbar. Zweitens,die Urkunden befanden sich wirklich dort und nicht etwa im Landesarchiv

Fotos:KrippenbauerSt. Pankratius

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NRW Hauptstaatsarchiv Düsseldorf. Schenken Sie also bitte Texten, dieohne Überprüfung eine Quelle aus dem letzten Jahrhundert zitieren, wo-nach die Urkunden noch in Düsseldorf archiviert seien, keinen Glauben,denn tatsächlich sind die Urkunden bereits 1949 von Düsseldorf nachKöln gebracht worden, wo sie jetzt schließlich unter den Trümmern desStadtarchivs landeten.

Im Lesesaal des am 3. März 2009 eingestürzten Archivs in der Severin-straße gab es ein sogenanntes „Findbuch“ zum Bestand Nr. 202, in dem484 Dokumente der Antoniter (= 3 Meter Akten) verzeichnet waren. Dreidavon, die auch heute noch Bedeutung für Junkersdorf haben, wollen wireinmal näher betrachten.Diese Urkunden betreffen alle auch den in der Krippenszene dargestelltenHof, heute „Statthalterhof“, früher zunächst „Sterrenhof“, später auflateinisch „villa dominicata“ und dann im Volksmund lange Zeit „Tönnes-hof“ genannt, der sehr lange im Besitz der Antoniter war. Die Urkundensind jedoch auch wichtig für das Verständnis der Junkersdorfer Historieinsgesamt.

Unwidersprochen ist, dass die „Herrlichkeit Junkersdorf“ auf demGelände des Statthalterhofs entstand. Die „Herrlichkeit“ war eine so ge-nannte „freie Herrschaft“ im Erzstift Köln, die jeweils dem Eigentümer desStatthalterhofs zustand. SolcheFrohnhöfe oder Vogteien warenin Anlehnung an römische undfränkische Rechtsstrukturen fürdie territoriale Rechtsprechungund steuerliche Verwaltung zu-ständig.

Das Herrenhaus des Statthalterhofs,Ostseite. Von der ehemals freistehenden geschlossenenHofanlage, die vermutlich Ende des 9. Jahrhunderts (also noch deutlich vor der erstenurkundlichen Erwähnung Junkersdorfs 962) errichtet wurde, ist nur das barocke Herrenhausvon 1785 sowie ein Teil eines Flügelbaus erhalten (Foto R. Selbach, 2008).

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Die Urkunde von1280:Wie es zum Namen „Sterrenhof“ kamDie erste bedeutsame Urkunde ist eine besonders eindrucksvolle mit ur-sprünglich neun und zuletzt noch sieben erhaltenen Siegeln. Sie ist dieälteste Urkunde des Antoniterbestandes und gleichzeitig die älteste Urkundezum Statthalterhof.

Aus dem lateinischen Text lässt sich der ältere Name „Sterrenhof“ herleiten,denn der Name „Sterrenhof“ geht sicherlich auf jenen Hermann Sterre(„Hermano da Sterre“) und seine Gattin Agneta zurück, die gemäß dieserUrkunde am 29. November 1280 den Hof hinter der Kirche mit 108Morgen Land zu je 19 Solidos von Daniel von Bachem und seiner EhefrauSophia erwarben.

Der Verkäufer Daniel von Bagheym (Sohn von Winrich von Bagheym undseiner Gemahlin Sophie) ist Nachkomme des des kölnischen Ritterge-schlechts Scherffgen, dass politischer Inhaber der Dörfer Bachem, Frechen,Buschbell und Junkersdorf war.Mit der Übertragung des Hofes wird auch die Herrlichkeit übertragen.Damit geht die Rechtsprechung für die Burschaft von Junkersdorf auf denEigentümer über aber auch und das Recht mit Hilfe der Halfen und derLehensleute und die Wege und Wasserstellen (wie zum Beispiel das„Himmelreich“ an derdanach benanntenStraße Am Himmel)in Ordnung zu halten“.

Urkunde von 1280 aus demim März 2009 eingestürztenhistorischen Archiv der Stadt

Köln, Bestand 202, Antoniter,Nr. 1/2/1 im Findbuch mit

vergrößertem Ausschnitt(Foto R. Selbach, Januar

2009).Die Namen von Ver-käufer und Käufer sind gut

zu erkennen.

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Abb. links: Ausschnitt aus der Urkunde von 1425 aus dem 2009 eingestürzten historischenArchiv der Stadt Köln, Nr. 181/3/170 im Findbuch (Foto R. Selbach, Januar 2009).Abb. rechts: Der Sterrenhof „hinder der kirchen“; Ausschnitt aus bekannten Karte von 1777.

Die Herrlichkeit Junkerdorf endet erst im Zuge der Säkularisation im Jahre1798. Die Kölner Antoniter waren schließlich noch bis 1802, also fast vierJahrhunderte, Eigentümer des Hofes und somit die Herren über Junkersdorf.Daher wurde der „Hof von St. Antony“ im Volksmund noch lange „Tönnes-hof“ (vom kölschen Tönnes/Tünnes für Anton oder Antonius) genannt.

Urkunde von 1489: Das SchöffensiegelDer „Tönneshof“ war Sitz des örtlichen Schöffengerichtes. Von diesem Ge-richt zeugt heute noch das Schöffensiegel des "Hohen Gerichts" vom Jahre1489 also in der Anfangszeit der langen Herrschaft des Antoniterordens.Das in Junkersdorf recht gut bekannte Siegel, das heute noch stilisiert imWappen der Maigesellschaft Junkersdorf e.V. zu finden ist und von dem es

Die Urkunde von 1425:Die Antoniter begründen ihre örtliche Herrschaft.Die zweite im Zusammenhang mit dem Hof und der Geschichte Junkersdorfbesonders interessante Urkunde, die hoffentlich aus den Trümmern desArchivs gerettet wurde, stammt aus dem Jahre1425.In diesem Jahr begründen die Antoniter ihre fast 4 Jahrhunderte währendeHerrschaft über die Herrlichkeit Junkersdorf. Die zwischenzeitlichen Eigen-tümer, „Ludolph Lampe und Drutgyn“ verkauften am 10. März 1425 gemäßdieser Urkunde den "hoff genant der Sterenhoff mit alle dem artlande …in dem kirspel van Guntersdorp geleigen, " für 1100 rheinische Gulden anden "erwirdigen geistlichen Herrn broider Peter van Bellon, meister indgebieder des huyss tzo sent Anthonys in Coelne".

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zur 1000-Jahr-Feier im Jahre 1962 eine stilisierte Plastiknachprägung gab,die vermutlich der ein oder andere Bürger verwahrt hat, hängt im Originalan der dritten hier vorgestellten Urkunde.Das Siegel, zeigt mit St. Antonius (für den Tönneshof) und St. Gereon (fürden Frohnhof) die Patrone des Klosters des hl. Antonius und des StiftsSt. Gereon, also der beiden Kölner Konvente, die in Junkersdorf reichenGrundbesitz und Einfluss hatten.Für die Antoniter steht (links) der Heilige Einsiedler Antonius Abbas mitKreuzstab, Glocke und dem Antoniterkreuz auf dem Wppen (links, fastvollständig in der Legende).

Das „T“-förmige „Antoniuskreuz“, „Antoniterkreuz“ oder „Taukreuz“ (lat.„crux commissa“, d.h. „aneinandergefügtes Kreuz“) steht dabei freilichnicht für das „T“ als Anfangsbuchstaben für „Tünnes“ wie mancher Kölnervermuten mag, wenngleich sich die Bezeichnung „Taukreuz“ auch ganzeinfach von der Buchstabenform, nämlich dem griechischen BuchstabenTau bzw. dem hebräischen Buchstaben Taw ableitet.

Der „T“-förmige Kreuz der Antoniter ist wohl vielmehr aus der frühen Dar-stellung des Heiligen Antonius des Großen entstanden, der meist (z.B. amIsenheimer Altar) mit einem Stab (urspünglich wohl dem Wandestab desHeiligen) dargestellt wird, welcher in einem »T«-förmigen Kreuz ausläuft.Das ist beim Junkersdorfer Schöffensiegel auch der Fall, wenngleichspätere Zeichnungen und Nachbildungen einen Kreuzstab zeigen. Da sichdie Antoniter der Krankenpflege widmeten, wird das Antoniterkreuz regel-mäßig auch als Krücke für Gelähmte gedeutet, die an der durch denMutterkornpilz (claviceps purpurea) an Roggenähren ausgelösten und„Antoniusfeuer“ genannten Seuche erkrankten. So wurde also aus demWanderstab der stilisierte Krückstock.

Auch die abgebildete Glocke in der linken Hand des Heiligen Antoniushat ihre Bedeutung. Sie weist auf Almosensammlungen hin. Die benötigtenGeldmittel für die Krankenpflege wurden durch sogenannte „Terminiereraufgebracht. Zu erkennen an dem hellblauen Taukreuz, das sie an ihremschwarzen Mantel trugen, durchstreiften sie mit päpstlichen Empfehlungen,oft eine Reliquie („Heiltumb") mit sich führend, alljährlich die Region. Beiihren Kollekten machten sie sich mit (teilweise auch am Wanderstab ange-brachten) Glöckchen bemerkbar.

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St. Gereon (rechts) erkennt man am Wappen des Stiftes St. Gereon aufdem Schild. Als Heerführer in Ritterrüstung hält er eine Fahne mit demKreuzzeichen. Das bedeutungsvollere und weitaus am meisten begüterteStift St. Gereon scheint somit die Antoniter unter seinen Schutz zu stellen,wobei die Antoniter Wert darauf legten, dass die „Herren von St. Gireon“in „gemehntsachen nicht mit zu reden“ hätten. Dies mag sich im Zeitverlaufauch geändert haben denn es wird vermutet, dass der „Tönneshof“ undder Frohnhof (im Besitz des Stift St. Gereon) sich zeitweise die Zuständig-keiten teilten und daher das Siegel mit den Patronen beider Konvente ge-meinsam benutzen.

In der Legende am Rand des Siegels liest man bei späteren Zeichnungenund Nachbildungen häufig „Siegel der Schöffen von Junkersdorf“. Tat-sächlich kann man links oben eher entziffern: „S. des hohe(n)“ und rechtsoben „Gerichtz“. Die Schrift im unteren Teil kann man leider beim bestenWillen nicht mehr entziffern.Kommen wir nochmals zurück zum„Taukreuz“ am Beginn dieserLegende, das in der Mythologie desalten Orients als Zeichen derassyrischen Herrscher die Voll-endung symbolisiert und das eben-so zum Symbol des Franziskaner-ordens wurde: Schlussstein in derAntoniterkirche der Schildergasse

Abb.oben: Detail aus dieser Urkunde(eigenes Foto). Neben dem Namen desKäufers erkennt man auch die Ortsbe-zeichnung „Gunterstorp“.

Abb. unten: Das „Schöffensiegel“ imOriginal an der Urkunde von 1489 aus demhistorischen Archiv der Stadt Köln(eigenes Foto). Das Taukreuz ist gut zuerkennen.

Abb. oben:Zeichnung des Siegels des Hohen Gerichtszu Gunterstorp, bekannt als Schöffensiegel.

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Abb. links: Wappen der Gemeinde Lövenich mit dem Taukreuz für Junkersdorf vom 9.Januar 1937. Abb rechts: Schlussstein in der Antoniterkirche der Schildergasse(http://www.antonitercitykirche.de)

Interessanterweise findet das Wappen des Antoniterklosters mit dem Tau-kreuz am 9.1.1937 auch Eingang in das Wappen der Gemeinde Lövenich,das heute viele jüngere Menschen, die 1975 die Eingemeindung nachKöln nicht mehr bewusst miterlebt haben, nicht mehr kennen aber etwa imKarneval an dem gemeinsamen Kinderdreigestirn aus Lövenich, Weidenund Junkersdorf oder auf vielerlei Karnevalsorden der Großen Junkers-dorfer Karnevalsgesellschaft von 1973 e.V. entdecken können. Das alteGemeindewappen setzt sich aus Elementen der Orte Junkersdorf, Lövenichund Königsdorf zusammen. Neben dem Junkersdorfer Antoniterkreuz sinddies das Johanniterkreuz für Lövenich und der Pfeil als Attribut des HeiligenSebastianus für Königsdorf.

Das Taukreuz führt uns abschließend auch noch in die Antoniterkirche aufder Schildergasse in der Kölner Innenstadt. Dort zur Decke blickend findetman das Taukreuz in leuchtendem Gold auf rotem Hintergrund auf demzweiten Schlussstein des Deckengewölbes.

Die Kirche der Antoniter in der Schildergasse wurde in der Zeit von 1350bis 1378 erbaut, also von der Vollendung gerechnet etwa 50 Jahre bevordie Antoniter den Besitz in Junkersdorf erwarben. Das Grundstück hattendie Antoniter aber schon 1298 bei der Auflösung des Bettelordens derSackbrüder erhalten. 1802, im Zuge der Säkularisation während derfranzösischen Besatzung des Rheinlandes, wurde den Protestanten, denenerstmals das Recht der freien Religionsausübung zugestanden wurde, dieAntoniterkirche und die angrenzenden Gebäude zugesprochen.

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Im weniger bedeutenden Text der Urkunde geht es um den Verkauf des„Wyntrudengutes“ und des „Potzwylregutes“ in „Gunterstorp“ von Dr. jur.„Johann vom Hyrtze“ und seiner „Ehefrau Grietgen Roitkirchen“ an„Arnould Ruydtz“. Bezeugt wird das vor den Geschworenen und Lehen-leuten des „Hohen Gerichts zu Gunterstorp an der Linde“ und vor denGeschworenen v. S. Anthoenis“.

Das Ende der „Herrlichkeit Junkersdorf“ und der Name„Statthalterhof“Heute wird der Hof als „Statthalterhof“ bezeichnet. Zu diesem Namen kamer schon zur Antoniterzeit, weil das Kloster St. Antony rechtlich allein ver-treten wurde durch seinen Praeceptor generalis in Frankfurt, den Statthalter,der wiederum durch den Pächter des Hofes, den „Statthalfen“, sowie durchzwei Schöffen, in wichtigen Angelegenheiten auch durch den Prior vonSt. Antony vertreten wurde.

Einer der Halfen während der Herrschaft der Antoniter ist übrigens 1696Johann Herr(i)ger (Sohn des Stüsserwirthen am Nippes). Dieser heiratet alsWitwer Christina Clemens (St. Gertrudshof). Deren am 12. Januar 1716geborener Sohn Wilhelm Herriger spielt auch eine besondere Rolle fürJunkersdorf. Er war nämlich 22 Jahre lang Abt von Brauweiler undschenkte der Junkersdorfer Pfarrkirche am 1. August 1765 Reliquien desheiligen Pankratius. Der Abt starb am 4. Juli 1778 „am Schlage“. Hierzudarf ein weiterer kleiner Exkurs nicht fehlen: Das Reliquiar wurde nämlich1919 von Einbrechern gestohlen, woraufhin die Pfarrei 1928 Ersatz ausder Lipsanothek in Rom erhielt (vermutlich zu dieser Zeit aus der Lateran-basilika, da die Reliquien erst 1966 wieder in der Basilika S. Pancrazioüberführt wurden). Der Heimatforscher Dünn fand 1896 in den Kirchen-büchern außerdem noch folgende Statthalfen 1629 Kneustgen, 1636Knisgen, Peter Damen und Margaretha Höningen, 1676 FriedrichWermelskirchen, 1739 Jacob Knapp (durch Heirat von MargarethaHerriger), 1783 Fredericus Paefgen und Christine K(n)app.

Der Statthalterhof wurde während der napoleonischen Besatzung schließ-lich verstaatlicht und am 28. Dezember 1812 von der französischenPräfekturverwaltung für 45.300 Francs an den Weinhändler AdrianKonstantin Josef Schmitz de Prée (ab 1816 auch hälftiger Besitzer desLammetzhofs) verkauft. Dessen Erben verkauften 1834 wiederum an den

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Dompropst und späteren Weihbischof Anton Gottfried Clässen. Um 1896kaufte die Stadt Köln den Hof, deren letzter Pächter bis nach 1950 derLandwirt Matthias Bauer („Buursch Matthes“) war. Nach dessen Tod er-warb Sophie Stegemann, eine Nichte von Franziskus Graf Wolff Metternichzur Gracht, das Anwesen. Zeitweise diente der Besitz als Reitschule.

Frau Stegemann verkaufte schließlich das Gelände an eine Wohnungs-gesellschaft, die das Grundstück nach dem Abriss der Wirtschaftsgebäudezu dichter Wohnbebauung nutzte. Frau Stegemann wanderte nachKanada aus. Das Herrenhaus blieb als ihr Eigentum erhalten und bildetimmer noch den Endpunkt der Statthalterhofallee. Aktueller Eigentümer istderen Sohn Friedrich Karl Stegemann, der weiter in Kanada lebt.

Dr. Reiner SelbachQuellen:Clemens, Hans: 1000 Jahre Junkersdorf, Weiden 1962. / Clemens, Hans: Die GemeindeLövenich im Spiegel der Geschichte, Beiträge zur kölnischen Geschichte, Sprache, Eigen-art, hrsg. vom Heimatverein Alt Köln e.V., Band 56, Köln 1975. / DorfgemeinschaftJunkersdorf (Hrsg.): 1025 Jahre Junkersdorf, Festwoche vom 3.-11. Oktober 1987,(Redaktion: Ursula Ehlen, Leni Müller, Fritz Franken und Dr. Helmut Fußbroich). / Dünn,Johann: Geschichte der Ehemaligen Herrlichkeit Junkersdorf bei Köln, Heft I der Geschichteder Gemeinde Lövenich, Köln 1896. [Johann Heinrich Dünn (1858-1918) lebte zeitweiseauf dem Wickrather Hof mitten in Uesdorf, und war Gemeindeverordneter von Lövenich). /Wintzen, Johann Michael: Carte Anno 1777. Die von „Landmeßer“ Johann MichaelWintzen (aus Erpel) gefertigte Karte zeigt das damalig Junkersdorf mit allen umliegendenFeldern. Sie ist durch die Verwendung auf der Titelseite der Kirmeshefte der Dorfge-meinschaft in Junkersdorf allgemein bekannt. / Selbach, Christoph P. / Selbach, Dr.Reiner: Junkersdorfer Höfe. Eine Übersicht über die Entwicklung Junkersdorfs am Beispielder landwirtschaftlichen Höfe rund um die alte Dorfkirche in Köln-Junkersdorf mit Bezugauf eine Landkarte aus dem Jahre 1777 Köln-Junkersdorf, 2008. / Im Internet auf denSeiten der Maigesellschaft Junkersdorf e.V. und der Großen Junkersdorfer Karnevalsge-sellschaft veröffentlichter Aufsatz. / Hundgeburth, Franz-Josef: Die Herrlichkeit Junkersdorfund der Statthaltershof, aus dem Wendelinusboten. / Welters, Dr. H.: Die Antoniter undder Statthalterhof in Junkersdorf, in: Zwischen Scholle und Grube, Heimatblätter für denLandkreis Köln, 5. Jg. 1951, S. 55 f.

Rückansicht (Westseite) des Statthalterhofs Foto Weingarten 1962 zur Tausendjahrfeier)