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3/1982 Mitteilungen Verein der Freunde des Bergbaues in Graubünden Stiftung Bergbaumuseum Schmelzboden-Davos 21 Jahresbeitrag: Einzelnummer Fr. 35.-- Fr. 6.-- August 1982 6. Jahrgang erscheint vierteljährlich REDAKTION: Hans Krähenbühl, Promenade 48, 7270 Davos Platz, Tf.083/35712 PC: Konto: 70 - 10 205 Graubündner Kantonalbank Davos Inhaltsverzeichnis PRAESIDENT Verein und Stiftung: Hans Krähenbühl, Edelweissweg 2, 7270 Davos Platz Stiftung: eröffnet am 26.Januar 1980 Regionalgruppenleiter: - Davos-Silberberg: H. Krähenbühl, Edelweissweg 2, 7270 Davos-Platz - Klosters-Prättigau: W. Studer, Bündiweg 6, 7250 Klosters Filisur-Albulatal: Chr. Brazerol, Café Belfort, 7499 Schmitten - S-charl-Unterengadin: G. Peer, Clozza 217, 7550 Scuol - Ems-Calanda-Ilanz: Dr. K. Bächtiger, ETH, Sonneggstr.5, 8092 Zürich - Savognin-Oberhalbstein: E. Brun, Greifenseestr. 2, 8600 Dübendorf - Schams: H. Stäbler, Lehrer, 7477 Filisur - Oberengadin: W. Aegerter, Postfach 525, 7549 La Punt-Chamues-ch - Arosa-Schanfigg: Renzo Semadeni, Chalet Tgamon, 7050 Arosa - Dr. Ing. Herbert W.A.Sommerlatte, Bergbauingenieur, Im Rötel 21, CH-6300 Zug - Dr.G. Weisgerber, Deutsches Bergbaumuseum, D-6430 Bochum WISSENSCHAFTLICHE MITARBEITER: - Prof. Dr.E. Nickel, Universität, CH-1700 Fribourg - Prof. RN Dr. J. Stelcl, Universität, CSSR-61100 Brno/Brünn ~ Prof.Dr. M. Weibel, ETH, CH-8092 Zürich - Dipl.Ing.H.J. Kutzer, Bergbauingenieur, Am Steig 11, D-8919 Schondorf/Ammersee - Prof.Dr. E. Niggli, Universität, CH-3000 Bern TITELSEITE: GRAFIK: Honegger-Lavater, Zürich Mit freundlicher Genehmigung: SIA - Schmirgel- und Schleifindustrie AG, Frauenfeld INNENSEITE: Georg Agricola, De Re Metallica Libri XII D R U C K BUCHDRUCKEREI DAVOS AG 1 - Die Erzvorkommen und Lagerstätten Graubündens und der ehemalige Bergbau 2 - Die Bodenschätze des Wallis 13 - Die Hl. Barbara - Schutz- patronin der Bergknappen 17 - Wolfram- Bergbau im Felber- tal, Pinzgau 20 - Verschiedenes 23

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3/1982

Mitteilungen

Verein der Freunde des Bergbauesin Graubünden

Stiftung BergbaumuseumSchmelzboden-Davos

21

Jahresbeitrag:Einzelnummer

Fr. 35.--

Fr. 6.--

August 1982

6. Jahrgang

erscheint

vierteljährlich

REDAKTION: Hans Krähenbühl, Promenade 48,

7270 Davos Platz, Tf.083/35712

PC:Konto:

70 - 10 205

Graubündner Kantonalbank DavosInhaltsverzeichnis

PRAESIDENT Verein und Stiftung:Hans Krähenbühl, Edelweissweg 2,7270 Davos Platz

Stiftung: eröffnet am 26.Januar 1980

Regionalgruppenleiter:

- Davos-Silberberg: H. Krähenbühl,

Edelweissweg 2, 7270 Davos-Platz

- Klosters-Prättigau: W. Studer,

Bündiweg 6, 7250 Klosters

Filisur-Albulatal: Chr. Brazerol,

Café Belfort, 7499 Schmitten

- S-charl-Unterengadin: G. Peer,

Clozza 217, 7550 Scuol

- Ems-Calanda-Ilanz: Dr. K. Bächtiger,

ETH, Sonneggstr.5, 8092 Zürich

- Savognin-Oberhalbstein: E. Brun,

Greifenseestr. 2, 8600 Dübendorf

- Schams: H. Stäbler, Lehrer,7477 Filisur

- Oberengadin: W. Aegerter, Postfach 525,7549 La Punt-Chamues-ch

- Arosa-Schanfigg: Renzo Semadeni,

Chalet Tgamon, 7050 Arosa - Dr. Ing. Herbert W.A.Sommerlatte, Bergbauingenieur, Im Rötel 21, CH-6300 Zug- Dr.G. Weisgerber, Deutsches Bergbaumuseum, D-6430 Bochum

WISSENSCHAFTLICHE MITARBEITER:

- Prof. Dr.E. Nickel, Universität,

CH-1700 Fribourg

- Prof. RN Dr. J. Stelcl, Universität,

CSSR-61100 Brno/Brünn~ Prof.Dr. M. Weibel, ETH, CH-8092 Zürich- Dipl.Ing.H.J. Kutzer, Bergbauingenieur, Am Steig 11, D-8919 Schondorf/Ammersee- Prof.Dr. E. Niggli, Universität, CH-3000 Bern

TITELSEITE:

GRAFIK: Honegger-Lavater, Zürich

Mit freundlicher Genehmigung:SIA - Schmirgel- und Schleifindustrie AG, Frauenfeld

INNENSEITE:Georg Agricola, De Re Metallica Libri XII

D R U C K BUCHDRUCKEREI DAVOS AG1

- Die Erzvorkommen und LagerstättenGraubündens und der ehemaligeBergbau 2

- Die Bodenschätze des Wallis 13

- Die Hl. Barbara - Schutz-

patronin der Bergknappen 17

- Wolfram- Bergbau im Felber-

tal, Pinzgau 20

- Verschiedenes 23

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was für eine Ueberschreitung des San

Bernardino schon vor bald 10'000

Jahren sprechen könnte.

Die Erzvorkommen und LagerstättenGraubündens und der ehemalige BergbauKurt Bächtiger, Zürich

Vor der Verwendung der Metalle für

Werkzeuge und Waffen hat der Mensch

verschiedene Quarzvarietäten und

Felsgesteine verwenden müssen. Werk-

zeuge und Absplisse aus nachweis-

barem Silex und Radiolariten aus

Graubünden und dem weiteren Einzugs-

gebiet des Alpenrheins lassen syste-

matische Abbaustellen andernorts ver-

muten. Die Beschaffung von Felsge-

stein zu Aexten usw. erfolgte in der

Steinzeit und bis in die frühe Bron-

zezeit fast zur Hauptsache aus Fluss-

und Glazialgeröllen. Den Steinzeit-

Menschen sowohl des südlichen als

auch des nördlichen Graubündens war

auch die glasartige Beschaffenheit

des Bergkristalls schon bekannt. Ver-

arbeitung von Lesefunden aus alpinen

Zerrklüften ist bei Mesocco bereits

seit dem Mesolithikum anzunehmen, (18

Der Bergbau einer Region wird be-stimmt durch die dort auftretendenMetalle und Mineralien. Obwohl dieSchweiz arm an reichen Mineralvor-kommen ist, sind insbesondere dieKantone Wallis und Graubünden rela-tiv reich an armen Erzvorkommen, diezu kleinen Lagerstätten angereichertsein können. Die Vielfalt der darinvorkommenden Metalle und der damitverbundenen Erzmineralien ist denn-noch geradezu erstaunlich. AusserPlatin und Diamanten ist praktischalles vorhanden, und zwar stellen-weise in derart eigenartigen Kombi-nationen, z.B. im Binntal (Wallis)und Oberhalbstein (Graubünden), dassfür die Welt erst- und teils sogareinmalige Mineralien gefunden undbestimmt werden konnten. Unter denseltenen Mangan-Mineralien aus demOberhalbstein seien lediglichParsettensit mit der Varietät Erritaus der Chloritoid-Gruppe, Tinzenitaus der Olivin-Gruppe und Sursassit(Zoisit-ähnlich), dazu seltene Na-deln vom Mangan-Epidot Piemontit erwähnt.

I. Die Werkstoffe der Steinzeit undder frühen Bronzezeit

Chur, WelschdHrfli, 1969. Römische Mauern, verschiedene Gruben

(Bilder Archäolog. Dienst GraubUnden)

Gussform für den Guss von zwei Bronzeobjekten von

Savognin/Padnal.

Mesocco beim Castello, Geräte aus Feuerstein und

Bergkristall aus der steinzeitlichen Siedlung.-~ .. ~.'-. ",.....-.......,...-

~".~~---

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II. Das Vorkommen von Gold in Grau-bünden

Das von der Menschheit wohl zuerstentdeckte und verarbeitete Metall istausser gediegenem Kupfer das reineGold. Zuerst war es sog. Waschgold,d.h. Fluss- oder Seifengold. Späterkam das Berggold dazu, das schon einensystematischen Bergbau mit Werkzeugenwie Schlägeln aus Felsgestein,Erzmühlen etc. voraussetzte.

Auch in Graubünden gibt es einigeGoldvorkommen, z.T. ist es Flussgold,zum grössten Teil aber Berggold. Si-cher war zuerst das Flussgold be-kannt, von dessen Fundstellen man dasAnstehende zu finden suchte. InAnalogie zu anderen, bereits zurBronzezeit in Graubünden bekanntenKupfer-Vorkommen (Oberhalbstein) istanzunehmen, dass das Flussgold inGraubünden ebenfalls seit der Bron-zezeit bekannt ist. Goldführend istvor allem der Alpenrhein sowie einigeseiner Zuflüsse, während die insSchwarze Meer oder in die Adriafliessenden Gewässer wie der Inn die Moesa und die Maira kaum gold-führend sein dürften. Dem Poschia-vino wird eine kleine Goldführungnachgesagt. Das Anstehende des spär-lichen Goldes im Puschlav wäre ver-mutlich in oder in der Umgebung derArsenkies-Vererzung im Raum des Ber-nina-Passes zu suchen. Erste genauehistorische Angaben über Flussgoldim Rhein finden sich bei Scheuchzer(1746), wonach sich zu seiner Zeitbei Andeer im Schams eine ansehnli-che Stufe habe aus dem Hinterrheinwaschen lassen. Da oberhalb von An-deer bis heute nirgendwo eine gold-führende Vererzung bekannt ist,könnte man sich der Auffassung vonKirchheimer (1966,(6 anschliessen,wonach das Anstehende vielleicht imGebiet des Rheinwaldhorns zu suchensei. Andere meinen im Avers; ,speziell im Val di Lei sei früherauf Gold geschürft worden.Nach Selb (1812, (14 soll auch einSeitenbach des Rheins bei Trun imBündner Oberland Goldflitter führen.Eine anstehende Mineralisationkennt man nicht. Zur Zeit Scheuchzerswar "ein Goldertz bei Disentis" be-

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kannt, das später nie mehr erwähntwurde. Erst 1976 wurde beim Stras-senbau Segnes (Tavetsch) oberhalbDisentis Freigold mit anderen Sulfi-den und Sulfosalzen in recht beacht-lichen Dimensionen (Goldblech vonüber 1 cm Länge) in alpinen Quarzgän-gen freigelegt.

Ein Bergbau bei Felsberg wird urkund-lich erstmals im Tagebuch des DavoserBergrichters Christian Gadmer aus denJahren 1588-1618 erwähnt (4 .Da dortneben dem bekannten Freigold (1-3

auchgoldhaltiges Fahlerz vorkommt mitreichlich zementativen Goldflittern,ist es nicht ausgeschlossen, dass derdortige Bergbau sowohl dem Kupfer alsauch dem Gold gegolten haben mag.

Eine Familie beim Goldwaschen(Agricola)

III. Der urgeschichtliche Kupfer-Bergbau in Graubünden

Vom Standpunkt der Lebensqualität herwar neben Gold bereits zur Bronzezeitaber das Kupfer viel wichtiger fürWerkzeuge und Waffen als nur fürSchmuck oder als Zahlungsmittel. Nochlange Zeit, sogar zu Beginn diesesJahrhunderts, glaubten massgebendeArchäologen der Schweiz noch nicht aneinen einheimischen Kupfer-Bergbauund anschliessende Verhüttung in Grau- I

bünden. Neueste Ausgrabungen durchden Archäologischen Dienst von Grau-bünden und das Schweiz. Landesmuseumsowie die Feldrekognoszierungen vonE. Brun im Oberhalbstein brachten

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ausser Gussformen (10 auch z. T.mächtige Schlackenhalden zutage mitvermuteten Schmelzplätzen, wie z.B.dem sog. "Rudnal" (19 und vermutlichauch anderswo, sodass in Verbindungmit urtümlichen Bergbauresten einbronzezeitlicher Kupfer-Bergbau imOberhalbstein als gesichert angenom-men werden darf.

Marmorera 1974, Keramik des Ofen-gebläses (Bilder Archäolog. DienstGraubünden)

Der Padnal von Savognin, Ansichtvon Nord.

Dolchklinge aus Bronze

IV. Der Beginn des Eisen-Bergbausin Graubünden und Vorarlberg

Es ist nicht erstaunlich, dass ausder La Tène-Zeit (jüngere Eisenzeit)im Oberhalbstein eindeutige Merkmaleeines Eisen-Bergbaus mit anschlies-sender Verhüttung zum Vorschein ge-kommen sind. Ofenreste mit Düsen undSchlacken sprechen eine deutlicheSprache.

Während wir aus der älteren Eisenzeit/Hallstatt-Zeit und auch aus der Epoche,als von irgendwo her die Räter einge-wandert waren, in Graubünden noch keineBergbaumerkmale kennen, konnten durcheine Notgrabung im Churer Welschdörfliin neuester Zeit (8 wenigstens die Resterömischer Schmelzöfen von Eisen erkanntund geborgen werden. Reste oder garquellenkundliche Hinweise für einenrömischen Bergbau in Graubünden warenaber bis heute nicht auffindbar.Aufgrund der neuesten Entdeckung einesrömischen Gutshofes im Jahr 1980,vermutlich sogar mit Taverne und mitcharakteristischen Schlacken, bei Riomim Oberhalbstein könnte eineKontinuität des Bergbaus von derBronzezeit bis in die Römerzeit odersogar ins Mittelalter ohne weiteresangenommen werden. Ueber den Bergbau imfrühen und Hochmittelalter wissen wirwenig, da aus der Zeit derVölkerwanderung lediglich in den grös-seren Klöstern Urkunden aus jener Zeiterhalten sind. Zwei Hauptdokumente derdamals noch grösseren Rätischen Regionbefanden sich in den Klöstern von Churund St. Gallen und sind heute im bi-schöflichen Archiv in Chur bzw. in derStiftsbibliothek St. Gallen. Das einebetrifft allgemeinen Bergbau in Grau-bünden, das andere spezifisch denEisen-Bergbau mit Abgaben in Vorarl-berg. Der Hinweis für Graubünden ist imTestament des Bischofs Tello von Churaus dem Jahr 766 enthalten in Form desAusdruckes "cunicunis", welcher Begriffallgemein für Grube, Stollen oderBergwerk verwendet worden ist. DaBischof Tello ein Nachkomme derViktoriden war und diese ihreBesitzungen vorwiegend am Vorderrheinhatten, wird ein früher mittelal-terlicher Bergbau auf Kupfer beiObersaxen und im Val Schmuer zwischenRuis und Waltensburg vermutet,

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oder ein solcher auf Eisen in Obersaxenund im Val Punteglias, event. auch aufsilberhaltigen Bleiglanz im Val Medel.

Peter Wegerich von Bernau zu Kur(Chur) und Müntzmeister in derloblichen Stadt Schaffhausen.

V. Der Bergbau im Hoch- und Spät-mittelalter

Im Rahmen dieses Ueberblickes ist esnicht möglich, auf die ausführlicheGeschichte der einzelnen Bergbaure-viere in Graubünden während vielerJahrhunderte einzugehen.Den chronologisch wichtigsten Hinweisfinden wir in einer Schrift des St.Galler Mönches Ekkehard, wonach diewelfischen Grafen zu Altdorf im 10.Jahrhundert im Raume des JulierpassesEisenbergwerke hätten betreibenlassen. Die heutigen Orts- undFlurnamen "Champfer", zu deutsch"Eisenfeld" zwischen St. Moritz undSilvaplana und ev. auch derjenigeoberhalb von Bivio (Plang Campfer)könnten mit diesen Angaben in Ver-bindung gebracht werden.

Im Jahre 1200 wurden gemäss einer Ur-kunde vom Vogt Egino von Matsch imVintschgau, das damals noch zum Bis-

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tum Chur gehörte, Erzgruben im Puschlavan einen Einheimischen verpachtet.Jüngere Urkunden beweisen, dass indiesem Südtal von Graubünden und in derHerrschaft Bormio (Oberes Veltlin) mehroder weniger kontinuierlich auch im13./14. Jahrhundert Bergbau betriebenworden ist. Neben Silber und Bleiumfasste dieser sicher auch Eisen.Seit Beginn des 14. Jahrhunderts trittgemäss Urkunden auch in der benachbartenRegion Bergbau in Erscheinung, nämlichder Blei-Silber-Bergbau im Trias-Dolomitbei S-charl, der einzigenausschliesslichen Bergbausiedlung derSchweiz in einem landschaftlichreizvollen Seitental des Unterengadinsund der Eisen-Bergbau am Ofenpass. Wenigspäter wird ein Eisen-Bergbau bei Tinzenim Oberhalbstein erwähnt. Im Jahre 1349verlieh König Karl IV. von Dresden ausan den Bischof Ulrich und die Kirche zuChur neben allen anderen üblichenRegalien

Gewährschein (Namenaktie) derSchmelzgesellschaft von Ursera,Despin und Stalla für LandrichterMarchion (Photo Rät.Museum Chur)

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auch das Recht auf Erze, wobei Eisen,Blei, Kupfer, Silber und Gold nament-lich erwähnt werden.Seit Mitte des 14. Jahrhunderts sindurkundlich auch die heute verscholle-nen Silbergruben im Val Medel am Luk-manierpass bekannt. Bemerkenswert istder Umstand, dass damals auch Nicht-Bündner, nämlich Eidgenossen aus Lu-zern, Uri, Schwyz und Unterwalden amBergbau im Val Medel beteiligt waren.Es werden auch die Eisengruben beiTruns im Val Punteglias erstmals er-wähnt.

Im 15. Jahrhundert wurden auch inGraubünden die ersten Bergordnungenfür einen geregelten Grubenbetriebeingeführt. Bischof Johann von Churverlieh damals die Bergwerke seinesHochstiftes nach der Bergordnung vonHerzog Sigmund für Tirol (1408). Das-selbe galt für die Bergwerke auf Da-vos, im Prättigau und im Albulatal,deren Gebiet - die acht Gerichte Endedes 15. Jahrhunderts durch Kauf anOesterreich gekommen waren.

Kurz vor der Jahrhundertwende scheintdie noch heute erhaltene erste Bünd-ner Bergwerksordnung für die Herr-schaft Rhäzüns und St. Jörgenberg imVorderrheintal geschaffen worden zusein. 1475 werden bei einem Verkaufder Herrschaft Heinzenberg, vonTschappina und von Thusis vonseitendes Grafen von Werdenberg an BischofOrtlieb in Chur erstmals Metallerzeim Domleschg erwähnt, namentlichBleierz bei Tschappina.

VI. Der Engadiner bzw. Tiroler Krieg

Im Verlaufe des 15. Jahrhunderts zeigte

sich immer mehr, dass insbesondere im

Engadin sowohl die Hoheitsrechte als

auch die Regalien zwischen dem Herzog

von Kärnten und gleichzeitig Graf von

Tirol und den Churer Bischöfen nicht

klar geregelt waren. Dies äusserte sich

vor allem in Streitigkeiten um den

Betrieb der Bergwerke und um das Fällen

von Holz für den Bergwerksbetrieb. Um

den ehemaligen Lehensherrn, das

Hochstift von Chur, das die meisten

Lehen direkt von den deutschen Königen

und später Kaisern erhalten hatte, in

eine mindere Stellung und grössere

Abhängigkeit zu bringen, wurde von

österreichischer

S-charl mit Abbaustellen undSchmelze

Seite in Schlichtungsgesprächen vor-geschlagen, dass der Bischof von Churmit Oesterreich ein 20-jährigesSchutz- und Trutzbündnis schliessensollte, wofür Oesterreich jährlich1800 Gulden zahle und der Bischof imUnterstützungsfall 500 Knechtezu stellen habe. Trotzdem wurden

dem Hochstift die Regalien, besondersdie Erze und Bergwerke 1491 sowohlvon Kaiser Friedrich III. als auch1494 von Kaiser Maximilian aus-drücklich bestätigt.Ueber die Unsicherheit betr. Ober-ster Lehensherr - ob Bischof von Churoder Graf von Tirol - erhitzten sichdie Gemüter immer mehr, der Ausbrucheines Krieges war nur noch eine Frageder Zeit. Am l3.März 1499 war es inder sog. Calver Klause im Münstertalsoweit; Bergknappen aus Schwaz, Gos-sensass und Sterzing standen den En-gadiner Bauern und Aristokraten ge-genüber, und das Kriegsglück wandtesich bald den letzteren zu. Obwohldanach Kaiser Maximilian 1506 demBischof Paul von Chur die Regalien,Erze und Bergwerke erneut bestätigte,blieb das Bergwerk S-charl trotzPlünderung durch die Engadiner in

den Händen Oesterreichs. LangjährigeZwistigkeiten der Engadiner mit ös-terreichischen Bergbauarbeitern warender Grund, dass das Bergwerk

S-charl um 1580 in Abgang geriet undder Betrieb bis in die neue Zeit be-endet war.

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VII. Der Bergbau in Mittelbünden zurZeit des Davoser BergrichtersChristian Gadmer (1588-1618)

Seit dem 15. Jahrhundert sind ausden meisten übrigen Regionen Graubün-dens Nachrichten über Bergbau bekannt.Ein anderes Zentrum neben S-charl mitz.T. ähnlichen Erzen war Davos, dasdamals zu Oesterreich gehörte und miteinem Bergrichter versehen wurde. DerTrias-Dolomit enthält im Gebiet dessog. "Silberberges" dispers und ne-sterweise Zinkblende und Bleiglanz,stellenweise auch etwas Pyrit. Um dieBerechtigung des Namens "Silberberg" zuprüfen, wurden kürzlich an einigenErzmineralien Stichproben mit derElektronen-Mikrosonde an der ETH Zürichvorgenommen, wobei sich ergab, dass dergrösste Silbergehalt (bis350 ppm) überraschenderweise im Pyrit,der zweitgrösste (bis 180 ppm) in derZinkblende und der geringste (wenigerals 120 ppm) im Bleiglanz vorhanden ist.Der letzte Bergrichter Chr. Gadmer hatsich auch mit der Wiederaufnahme desBergbaues im Oberhalbstein, im Albula-und Vorderrheintal sowie in der RegionLenzerheide beschäftigt. Aus seinemTagebuch erfahren wir von Probenahmenoder Grubenverleihungen bei Mon, Saluxund im Val Nandrò, am Bleiberg oberhalbSchmitten, bei Ruis und der Alp Ranascaim Oberland, von Sanaspans und vomRothorn bei Parpan. Erst seit 1570waren gemäss PALLAS RAETICA (16, demersten umfassenden Geschichtswerk überGraubünden aus dem Jahre 1617, vierBergwerke im Schams in Betrieb (17, dennin einer Verkaufsurkunde betr. dieHerrschaft Schams des Grafen vonWerdenberg an Bischof Leonhard von Churaus dem Jahre 1456 werden trotzsorgfältiger Aufzählung sämtlicherRegalien und Rechte keine Bergwerke ausfrüheren Zeiten erwähnt. Es waren jeneoberhalb Zillis auf Alp Taspin, bei An-deer, und ein Eisen- und Silberbergwerkbei Ferrera im gleichnamigenTal (Nursera). Ausser den bekanntenVertemate-Franchi aus Plurs im Ber-gell sollen auch Zürcher an diesenUnternehmen beteiligt gewesen sein.Thomas von Schauenstein, der Besitzerder ehemaligen Herrschaft Halden-

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Silbermünze aus Münzstätte desFreiherrn von Haldenstein 1621(Photo Rätisches Museum Chur)

stein vor den Toren Churs, mit eigenemMünzregal, hat aus jenen Gruben grossenNutzen gezogen, denn es soll einGrossteil der Taler und sog. "Dicken"(Abb.), die er zwischen 1611 und 1623hat schlagen lassen, aus Metallen jenerBergwerke gekommen sein. 1605 - kurzvor Ausbruch des DreissigjährigenKrieges - scheint ein markanter, aberunglücklicher Zeitpunkt in der BündnerBergbaugeschichte gewesen zu sein. Esbildete sich damals eine Gewerkschaftzur Ausbeutung der Erzminen in allendrei Bünden und umliegenden Revieren;auch die Herren Vertemate-Franchispielten wiederum eine bedeutendeRolle. An der Spitze standen derMünzmeister Peter Wägerich (Abb.) zuChur und Schaffhausen, zugleichBesitzer des Eisenbergwerkes am Gonzen,ein Vertreter des Fürsten vonLothringen namens Hans Empl, derBergvogt des Stiftes Murbach im Elsasswar sowie der Bündner Vikar J. vonSalis. Durch Vermittlung desBergrichters Gadmer von Davos, dasdamals noch österreichisch war, wandteman sich im April 1605 an ErzherzogMaximilian in Innsbruck wegenMitbeteiligung und Erlass von Fron undWechsel nebst unentgeltlicher Benutzungder Waldungen auf 10 Jahre. DenWünschen wurde unter gewissen Auflagenentsprochen, doch löste sich dieGesellschaft infolge des Todes vonMünzmeister Wägerich auf. An seineStelle trat J. von Salis, der sich mitBergrichter Gadmer zwecks Beschaffungvon Knappen aus Tirol in Verbindungsetzte. Die Vorboten der Unruhen desDreissigjährigen Krieges machten schon1607 jede Planung für eine grössereUnternehmung zumindest in Mitteleuropaunmöglich.

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Siegel Schmelzgesellschaft vonUrsera, Despin und Stalla (PhotoRätisches Museum Chur)

VIII. Der Bergbau in Graubünden nachder Loslösung der Zehn Gerichtevon Oesterreich, 1649

Nach Ende der Kriegswirren ergaben sichneue, weniger günstige Aspekte füreinen weiteren Bergbau. Zur Zeit derAbfassung einer Bergrelation einesTiroler Bergmeisters aus dem Jahr 1683wurden die Bergwerke im Gericht Belfortim Albulatal bereits von den Gemeindenvergeben, was beweist, dass nach demLoskauf der Zehn Gerichte vonOesterreich die Gemeinden oder dieGerichte das Bergregal innehatten.Dennoch wurden bereits 10 Jahre nachdem Ende des Dreissigjährigen Kriegeswieder Verträge für Bergbauabgeschlossen (1658 und 1659), vonBergbautätigkeit zeugt die Jahreszahl1679 an einem alten Stollen im BündnerOberland. (11 Seit spätestens 1648wurde auch in den Bergwerken im Schamswieder gearbeitet. Aus der erwähntenBergrelation erfahren wir auch, dass imSchamser Bergbau damals das Schiess-pulver eingeführt wurde. Dass mantrotzdem auf das Schrämmen nicht ver-zichten konnte, zeigt die folgendeNotiz: "Der grösste Teil müsse mitSchremmen und Schiessen gearbeitetwerden" .

Eine Schmelzhütte für Silber- bzw.Kupfer- und Bleierz befand sich oberhalbdes Dorfes Andeer (Abb.). Auch imFerreratal wurde der Bergbau auf Eisenund silberhaltiges Kupfer soumfangreich, dass in Ferrera um 1682zwei Schmelzhütten gebaut werden

mussten. Die Eisenminen sollen vonChurern bis 1696 betrieben wordensein. 1730-1746 bestand eine neueGesellschaft, die 1739 in Sils i.D.eine Eisenschmelze errichtet hatte undErz aus dem Schams und dem Ober-halbstein im Winter auf Schlittendorthin führen liess.

IX. Der Bergbau nach der Französi-schen Revolution

Der Beginn des Bergbaues im 19. Jahr-hundert erfolgte um 1804, infolgeder Zerstörungen durch die französi-schen Besatzungstruppen durch Einhei-mische, aber nicht bergbaukundige In-teressenten aus dem Bauern- und Hand-werkerstand.Am 27. Oktober 1804 wurde in Chur dieBergbaugesellschaft von Tiefenkastengegründet. Schürfungen und Erzprobenergaben, dass die Vorkommen imOberland (besonders Obersaxen) und imSchams am aussichtsreichsten waren,weshalb der Geschäftssitz in gross-artiger Weise und für teures Geld imehemaligen Schloss Reichenauausserhalb Chur eingerichtet wordenwar. Diese Wahl des Standortes hatteden Vorteil, dass für die dorterrichtete Schmelzhütte (17 auf demVorder- und Hinterrhein leichtBrennholz herbeigeschafft werdenkonnte.In Obersaxen wurden die in Baryt-haltigen Quarz-Lagerstätten, im sog.Verrucano, einer permischen Silikat-Brekzie bis 4 Zoll mächtige Fahlerze,teils silberhaltig, abgebaut. OberhalbRuis auf der andern Seite desVorderrheins wurden am Eingang des ValSchmuer in mehreren Gruben in Quarz-Karbonat-Lagergängen zur HauptsacheBleiglanz, braune Zinkblende undKupferkies gewonnen. Aufgrund neuesterErzfunde (O.und S.Hirzel) wurdeörtlich auch Eisenglanz (Haematit) undArsenkies angetroffen. Unterhalb vonAndest/Andiast sind die Lagerungs-verhältnisse der Gänge ziemlichähnlich, enthaltend vorwiegend Fahlerzund Kupferkies, teils auch etwasBuntkupfererz (Bornit), alle mit rechtbeträchtlichem Silbergehalt.Im Schams wurden in gegen zehn Gru-ben, die weitgehend auf Quarzgängen

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haben. Wie eigene Beobachtungen undsolche von kompetenten ausländischenBergbaufachleuten in der Grube "Fliden"(2 aber ergaben, muss schon damals einkleines Bergwerk bestanden haben, dennder auch heute noch gut erkennbare"Fundstollen" hat ein Aussehen, daskeineswegs für eine Anlage aus demBeginn des 19. Jahrhunderts spricht,sondern bis in die Aera der nicht minderbergbaufreudigen Kelten

Knappenhäuser und Stallungen in der Sufner Schmelze um 1820(Rep. Rätisches Museum, Chur)

mit teils mächtigen Baryt-Einlagerungenin Muskowit-Alkali-Gneis angesetztwaren, verschiedenartige Sulfideabgebaut. Neben Bleiglanz und Kupferkieswaren ebenfalls vor allem "silberreichesBuntkupfererz" und Fahlerzbedeutungsvoll.

Auch der Gesellschaft von Tiefenkastenwurden nachträglich die berg-undhüttenmännischen Fähigkeiten ab-gesprochen; denn obwohl gesamthaftüber 3000 Lachter (ca. 6000 m) Stol-lenlänge aufgefahren worden seien,ergaben sich wiederum nur Verluste unddie Gesellschaft musste deshalb sich1812 auflösen.

x. Der Gold-Bergbau am Calanda

Dass der Bergbau nach diesem erneutenMisserfolg einer relativ grossenGesellschaft in Graubünden dennochweiterging, war praktisch einemglücklichen Zufall zu verdanken.Nachdem bei Sprengarbeiten für Wuhr-steine um 1803 am Rhein oberhalbFelsberg in Sturzblöcken vom TaminserCalanda in Quarz-Kalzit-Aderngediegenes Gold gefunden worden war,(3 wurde eine Gewerkschaft "ZurGoldenen Sonne" gegründet (

1 in der

Absicht, das Anstehende des Goldes zusuchen, zu beschürfen und event.abzubauen. Angeblich soll der St.Galler Bergmann Heinrich Schopfer dasAnstehende des Goldes gefunden

10Gediegenes Gold vom Calanda (Bild

Baur)

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W.

(La Tène-Zeit) zurückzuführen ist. Dochsoll auch diese Gesellschaft mit nurspärlichen Fachkenntnissen geschürft undStollen aufgefahren haben, sodass dieserBergbau etwa zur gleichen Zeit wiederjenige der Gesellschaft vonTiefenkasten mit grossen Verlusteneingestellt werden musste. Trotzdemgelang es 1813, aus dem gewonnenen Goldin der Berner Münzstätte noch einigeBündner Goldmünzen zu prägen, die denKapitalgebern als trostreiche "Dividende"ausgehändigt worden sind. Es handelt sichdabei um eine Doublone oder sog.Doppeldukaten im Wert von 16 altenSchweizer Franken (Abb.) Der heutigeSammlerwert wird auf über Fr.40'OOO.- ge-schätzt. 1960 gelang es dem EmserStrahler J. Stieger mit einfachenMitteln, d.h. ohne jegliche bergbaulicheAnlagen, nochmals einige prachtvolleFreigold-Stufen zu gewinnen, wo-

Grubenplan und verschiedene Risse der Gruben "Fliden" von Prof. Dr. J.Cadisch ( 1927, 1934)

von die schönste Stufe in dessen Pri-vatbesitz hier abgebildet ist (Abb.) DasVorkommen kann deshalb keineswegs alserschöpft angesehen werden.

In den späteren Jahren, zu Beginn

des 19. Jahrhunderts, wurde vor allemder Bergbau am Silberberg bei Davosnochmals aufgenommen und die Eisenerzeim Val Punteglias bei Trun im BündnerOberland mit Gewinn abzubauen versucht.Damit waren der Bündner Metallbergbaubis auf die Engpässe undkriegswirtschaftlich bedingten Rohstoff-Beschaffungen um jeden Preis während des1. und 2. Weltkrieges und dieUranschürfungen im Bündner Oberland inneuerer Zeit als unwirtschaftlicheingestellt worden.

Vorder- und Rückseite einesBündner Doppeldukatens bzw.einer Doublone aus Calanda-gold (Bild Rät.Museum,Chur)

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Literatur:

1. Bächtiger K. (1968): Die alte Goldmine "Goldene Sonne"

am Calanda (Graubünden) und der gegenwärtige Stand ihrer

Erforschung. 1. Teil: Historisches. Schweizer Strahler,

2. Jg. Nr. 4, 170-78

2. Bächtiger K. (1977): Von der Goldenen Sonne. Goldfunde

aus dem alten Goldbergwerk (Goldene Sonne" am Calanda.

LAPIS, Jg. 2 Nr.9, 14-17

3. Bächtiger K. (1979): Der Goldbergbau im alten Gold-

bergwerk oberhalb Felsberg. - Hat es noch Gold in der

"Goldenen Sonne" am Calanda?

Bündner Zeitung 3.November 1979, 20-21

4. Brügger Ch.G. (1866): Der Bergbau in den zehn Gerichten

und der Herrschaft Rhäzüns unter der Verwaltung des

Davoser Bergrichters Christian Gadmer, 1588-

l618.Jber.Natf.Ges.GraubÜnden, N.F.ll.Jg.,47-48

5. HUGI E. (1931): Ueber ein schweizerisches Cosalit-

Vorkommen. SMPM II, 163-72

6. KIRCHHEIMER F. (1966): Ueber das Gold des Alpenrheins.

Sitzungsber.Oesterr.Akad.Wiss.Math.-Natw. Abt.I,

l75.Bd, 1.-3.H., 19-33

7. KUNNERT H. (1975): Die Geschichte Schladmings bis zum

Vorabend des Aufstandes. Schladming.Festschrift zur

50.Wiederkehr der 2. Stadterhebung, 16-22

8. NAULI S. (1978): Römische Eisenverhüttung in Bünden.

Bündner Zeitung 15.April 1978, 17

9. PLATTNER P. (1878): Geschichte des Bergbau's der

östlichen Schweiz. Chur, Sprecher + Plattner, 112 S.

10.RAGETH J. (1976): Die bronzezeitliche Siedlung auf dem

Padnal bei Savognin (Oberhalbstein,GR). Grabungen 1971

und 1972. Jb. Schweiz.Ges.f.Ur- und Frühgeschichte Bd.

59, 123-79

11.RYKART R u. HOTZ K. (1979): Erzmineralienhaltige Klüfte

südlich Segnes, GR. Schweizer Strahler 5/1, 24-35.

12.SCHMID E. (1976): Der Silex-Abbau bei der Löwenburg im

Schweizer Jura. Maastricht. 2.Internat.Sympos.

Feuerstein, 8.-11.Mai 1975

13.SCHOPFER H.(1835): Rhätische Erzgebirge oder neueste

Uebersicht aller derjenigen Berg-Reviere im Umfange der

Kantone Graubünden, St. Gallen und Glarus, wo ein oder

mehrere Erzlager von Sachkennern für positiv oder relativ

bauwürdig erklärt worden sind. 1 Blatt oder

mineralog.Karte mit 13 Erzzeichen und einem Zeichen für

Braunkohle. St. Gallen. Verlag

des Verfassers.

14.SELB C.J. (1812): Reise nach Graubünden und den dortigen

Bergwerken von Reichenau in den Jahren 1810 und 1811. In:

LEONHARD K.C. u. SELB C.J. (1812):

Mineralog. Studien 1.Teil, Nürnberg Schrag.

12

Petschaft der ehemal.Gewerkschaftder Goldenen Sonne zu Felsberg. ImBesitze von Herrn Oberst R. vonCapeller in Chur.

l5.S0MMERAUER J. (1972): Radiometrische und erzpetro-

graphische Untersuchungen im Muskowit-Alkalifeldspat-

Augengneis von Alp Taspegn, Graubünden.

Beitr.Geol.Schweiz, Geotechn.Ser.Lfg.48, Kümmerly

u.Frey. 46 S.

16.v. SPRECHER F. (1617): Pallas Raetica.

17.STAEBLER H.(1978): Bergbau im Schams, im Ferreratal und

im vorderen Rheinwald. 106.Jber.Hist.Ant.Ges.

Graubünden, Jg.1976, 77 S.

l8.ZINDEL Ch. (1978): Steinzeitliche Werkzeuge aus Berg-

kristall im Kanton Graubünden.- Bergfrischer Kristall als

Werkstoff. Bündner Zeitung 15. April 1978, 17.

19.ZINDEL Ch. (1978): Fragen um mögliche prähistorische

Eisenverhüttung im Oberha1bstein.- Schlackenstücke und

Keramikfunde. Bündner Zeitung 15. April 1978,16

20.ZURBUCHEN M. (1976): Ein vorgeschichtliches Feuerstein-

Bergwerk an der Lägern im schweizerischen Limmatta1.

Oberrohrdorf-Staretschwi1. Selbstverlag 14 S.

Adresse des Verfassers:

Dr. K. Bächtiger, ETH-Zentrum

8092 Zürich

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Die Bodenschätze des Wallis

Allgemeines:

HK. Unter den naturbegünstigsten Kan-tonen der Südschweiz zeichnet sichbesonders das Wallis aus durch dieVielseitigkeit seiner Bodenschätze. Als"Bodenschätze" bezeichnen wir etwas inmineralisch gebundener Form solangeBrachliegendes, bis es durchMenschenhand ans Tageslicht gefördertwird als Urerzeugnis der Natur. Solchessind die Ausbeutungserzeugnisse vonMetalladern, Mineralgängen undKristalldrusen.Seit Jahrhunderten lebten bei Berg-werken zahlreiche sagenhafte Andeu-tungen von verborgenen Schätzen in denEingeweiden der Walliser Berge. DiePhantasie beschäftigte sich haupt-sächlich mit dem Vorkommen von Goldund Silber, dem Inbegriff desReichtums. Landauf und landab ging dieSage von umgehenden Drachentieren, dieunter überhängenden Flühen gehaust unddort von den Goldadern geleckt hätten,bis das unterhöhlte Gestein über ihnenzusammenbrach. Einwandfrei erwiesenist das Vorkommen wirklicher Boden-schätze aus der Tatsache, dass sichnoch heute überall im Lande herum alteStollen und Bohrschächte vorfinden,zum Teil sogar mitsamt den Grundmauerneinstiger Verhüttungsanlagen. In derUmgebung von Gondo z.B. kann dies mitStaunen über das Ausmass der Anlagenfestgestellt werden. Während überdie Auffindung solcher Metall- undMinerallager meist nur mündliche Ue-berlieferungen erhalten geblieben sind,bestehen über die Besitz- undAusbeutungsverhältnisse geschichtlicheDokumente. Eine der zuverlässigstenQuellen ist Pater Sigismund FurrersStatistik vom Wallis (1850). Danachwaren die geistlichen Landesherren desWallis zugleich Besitzer der Bergwerkebis ins 16. Jahrhundert. KardinalMatthäus Schiner (1456-1522) hatte nichtnur die ergiebigste aller Silberminen imBagnestal, sondern eine Zeitlangüberhaupt alle Bergwerksbetriebe untersich. Bischof Nikolaus

Schiner belehnte am 6. Juni 1499 denLandeshauptmann Georg Supersax "wegänder zahlreichen Dienste, die er ihmund der bischöflichen Mensa erwies"mit den Minen im Bagnestal, auf ewigeZeiten. Auch Stockalper von Turm(1609-1691) vereinigte neben denKupferminen im Eringertal und imGantergebiet die meisten Regalien desBergbaus in seiner Hand, zu derenAusnützung er etliche tausend Arbeiterund Angestellte beschäftigte undbesoldete.Ferner werden in den Berichten PaterFurrers Adelige, auch Berner Adelige, undsogar mehrere fremdländische Ge-sellschaften genannt, die sich ziemlichgrosszügig und erfolgreich mit Bergbaubefasst zu haben scheinen. Nach all demzu urteilen, hat das Wallis von damalsdie Bezeichnung "SchweizerischesKalifornien" mit einer gewissen Berechti-gung verdient. Nachdem die Minen imBagnestal längere Zeit Gegenstand desStreites zwischen dem Bischof und denZenden bildeten, fielen durch einen Ent-scheid des Landrates um das Jahr 1500 dieBergwerke an die Republik Wallis. DerStaat erhob die Bergwerkerei zu einemRegal und versuchte zu Ende des 18.Jahrhunderts sogar selber, im Binntaleine Eisenmine (Feldbach) auszubeuten.

Nicht uninteressant ist die Kochsalz-frage im Wallis, obschon dieses Mineralnirgendwo in abbauwürdiger Menge zumVorschein kam. Um die Einfuhr ausFrankreich und Italien zu entlasten,wurde hier schon im 16. Jahrhundertnach Salzquellen gesucht. 1554 wurdebei Bex im Waadtland ein Salzlagerentdeckt, dessen Ausbeutung aber erst1630 durch die Berner Regierung über-nommen wurde.

Die verschiedenen Erzvorkommen undfrühere Bergbautätigkeit:

In der Urkunde des Bischofs NikolausSchiner vom Jahre 1499 über die Be-lehnung der Minen im Bagnestal ist

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Uebersichtskarte von Erzvorkommen im Wallis und im Berner Oberland

die Rede von sämtlichen Mineralien anGold, Silber, Blei, Eisen und anderenMetallen, die da gefunden werden. Im16. Jahrhundert wurden im Eifischtalnicht nur Salzgruben, sondern mitErfolg auch Silber, Kupfer, Eisen,Kobalt u.a.m. ausgebeutet. Desgleichengeschah in den sog. Goldlöchern derRarner Schattenberge; mit Zinkvermischt wurde in den Tälern vonEring und Charrat Blei gefunden,ebenso in Charrat und Evionnaz Kobalt,Nickel und Bismuth. Neben Edelmetallenund Eisen kommen sogar Arsen

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und Molybdän in einzelnen Minen vor,beispielsweise bei Mund ob Brig, sowieim Baltschiedertal bei Visp. Bei derBeschränktheit der zwei letztgenanntenMetalle auf dem europäischen Kontinentdarf ihr Vorkommen im Wallis besondershervorgehoben werden. In den meistenMinen wurde das Vorkommen von Blei gemel-det. Eine staatliche Konzession aus dem18. Jahrhundert spricht von einerAusbeutung der Walliser Berge nachSchwefelkies, Kupfer, Steinkohle,Anthrazit, Blei, selbst Gold und

.,-_.

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Die neuzeitliche Bergbautätigkeit:

Auf dem Gebiete des Bergbaus blieb manauch in neuerer Zeit keineswegs untätig.In verschiedenen Epochen oblag man teil-weise erfolgreich der Ausbeute von Berg-flachs oder Asbest mit Vorkommen inVisperterminen, Binn und Zeneggen,ebenso von Speckstein und Talk.Nach F.G. Stebler, "Vispertaler Son-nenberge", arbeitete in einer Asbest-grube bei Zeneggen während des Krieges1914-1918 eine Belegschaft von 60-70Mann. Der gewonnene Asbest wurde an dieEternit AG Niederurnen geliefert.Ebenfalls wurde während des 1. Welt-krieges der Abbau von Anthrazit vorge-nommen, da die Einfuhren von Brenn- undHeizmaterial aus dem Auslande grosseSchwierigkeiten bereiteten. Total warenetwa ein Dutzend Kohlengruben in Be-trieb. Die jährliche Ausbeute wurde auf75'000 Tonnen geschätzt. Anthrazitkommt vor in Stalden, Ferden, Turtmann,Grône, Brämis, Sitten, Salins, Nendaz,Veysonnaz Chandolin, Collonges und an, .anderen Orten. Im Lötschental beiFerden wurde überdies ein Vorkommen vonqualitativ hochwertigem Graphit ausge-beutet. In neuerer Zeit hat die Suchenach Uranerz grössere Bedeutung erlangt.So wurden bei Salvan, Finhaut imValorcine, in Granit und seinen Nebenge-steinen in über hundert Vererzungen indünnen Lagen Pechblende festgestellt, einAusgangsmaterial der Urangewinnung.Schürfungen, Bohrungen und Sondierstollensollen die Abbauwürdigkeit der Erzefeststellen. Am Col des Mines, Nendaz,nördlich von Verbier und Grand Alouerstreckt sich eine Zone von rund 6 kmLänge und 200-300 m Breite mit einigenhundert zum Teil starken Uranvererzungen.Das Erz, das in dieser Zone bergmännischgewonnen werden könnte, erreicht maximal1 Gramm Uran pro Tonne Gestein. Die fürschweizerische Verhältnisse ausseror-dentliche Häufung starker und ausgedehn-ter Vererzungen am Berg Le Fou südlichvon Isérables konnte wegen der schwieri-gen Topographie und mangels Zufahrts-strassen nicht durch einen Stollenerkundet werden. Tausend Meter unterdiesem Vorkommen befindet sich im

Silber. Nach Angaben der "WalliserNachrichten" in Brig soll vor bald 300Jahren Kaspar von Stockalper dieersten Buchdrucke von Sitten mitBlei aus seinen Gruben für den Gussvon Schriftlettern beliefert haben.Ferner wurde darin berichtet über neueFunde von Nickel, Kupfer, Blei undanderen Metallen im Eifischtal. Nebstden Bleiminen im Bagnestal zählte dasTal der Lonza seit jeher zu denwichtigsten Blei-Fundstellen. DieEntdeckung von silberhaltigem Bleireicht dort mehr als 400 Jahre zurück.Bei Goppenstein wurde seit 1640 Bleiausgebeutet, allerdingsmit Unterbrechungen. Man errichtetesogar Bleiwäsche und Schmelzwerkeweiter unten bei Gampel und bohrte denBerg tiefer aus. Es handelt sich hierum ein Erz, Bleiglanz mit Zinkblende infeinkörnigen Verwachsungen, dessenMetallgehalt zwischen 20-60 % schwankt.

Die Eidgen. Materialprüfungsanstalt inZürich stellte einen Zinkgehalt von8,64%, einen Bleigehalt von 34,31 % undüberdies noch einen Gehalt von Silbervon 28,4 Gramm pro 100 kg fest. Durchseinen Mineralienreichtum bekanntgeworden ist "das Tal der Edelsteine"von Binn. Bei Ardon wurde um 1847ziemlich schwungvoll ein Eisenhüttenwerkbetrieben. In einem Nachtrag zurStatistik der Schweiz (1851) heisst eshierüber, dass das Eisenmineral vonChamosson, Bouvernier und Valettesbezogen werde. In guten Jahrgängenlieferte man bis zu 35'000 ZentnerEisen. In den Erzgruben mit Herbei-schaffung, mit dem Schmelzen usw. sindan 500 Personen beschäftigt worden. AlsGoldminen, die ältesten in Europa undeinzigen in der Schweiz, wo ernstlichGold gegraben wurde, gelten die Kup-fergruben im Zwischenbergtal bei Gondo.Seit dem Mittelalter ist hier mehr oderweniger beständig mit Unternehmungslustund Erfolg weitergearbeitet worden,indem aus Schwefelkies, Bleiglanz undBlende Gold gewonnen wurde. Die damaligeAusbeutung der Goldminen von Gondoermöglichte einen geradezu schwunghaftenGoldhandel. Gesellschaften verschiedenerNationalitäten haben in dieser Goldwä-scherei "ihre Hände gewaschen".

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X. Bergesinnern die nicht mehr zugängli-che Vererzung, die 1957 im StollenFionney-Rhône der Grande Dixence SAangefahren wurde. Diese Vererzung wurdeals erste in der Schweiz gefunden, undsie ist bis heute eineder interessantesten geblieben. InSt. Niklaus-Zeneggen, in quarziti-schem Gestein gibt es eine Zone von10 km Länge und einigen hundert MeternBreite mit mehreren hundert Ein-zelvererzungen. Grossproben ergabenlokal recht gute Uran-Gehalte von 250bis 1000 ppm. Das Vorkommen ist bisheute noch nicht gesamthaft untersuchtworden. In Naters, im Oberwalis liegenin schiefrigen Altkristalingneisen desAarmassives Uranmineralisationen, wenigüber der Talsohle des Rhonetales. Vonbesonderem Interesse ist eine 1000 mlange Zone, in der zahlreiche Verer-zungen gradlinig angeordnet sind.Gehaltsbestimmungen an zum Teil sehrgrossen Proben ergaben Mittelwerte vonrund 300 ppm. Hier ist eine grössereBohrkampagne geplant.So vielgestaltig der Bergbau im Wallisauch ausgeübt wurde, hatten die meistenUnternehmungen doch unter ähnlichenNachteilen zu leiden. Vorab waren sie -wegen der Gebirgigkeit und Unregel-mässigkeit des Geländes beherrscht vonvermehrten technischen

Schwierigkeiten. Zudem ergaben sichwegen des regellosen Laufes der erz-führenden Schichten bei ungenügenderDichte der Gangadern vielfach magereAusbeuten, weshalb auch die Energie undAusdauer der Unternehmen zu wenignachhaltig waren. Aber auch finanzielleGebundenheit und ungenügendewissenschaftliche Kenntnisse bildeteneinen nicht zu unterschätzendenErschwerungsgrund. Jedoch solange inder Menschheit der Traum von verbor-genen Schätzen und Edelmetallen un-verwüstlich schlummert, wird derUnternehmergeist auch das Fahnden nachden geheimen Bodenschätzennicht lassen können.Zudem werden die immer mehr gebrauchtenund dadurch immer weniger vorhandenenMetalle und andere wertvolleBodenschätze rarer, sodass man mögli-cherweise in späterer Zeit auf kleinereVorkommen in der Schweiz ange-

wiesen sein wird.

Literatur:

A.L. Schnidrig: "Bodenschätze der Walliser Erde", 1942

T.P. Labhart: "Uranvorkommen im Schweizer Alpenraum", 1979

Uranvorkommen im Schweizer Alpenraum

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A--G: im Text beschriebene Vorkommen

∆: weitere wichtige Vererzungen

1 Flache Molasse, 2 Subalpine Molasse, 3 Fal-

tenjura, 4 Tafeljura, 5 Nördliche Kalkalpen, hel-

vetische Region, 6 Nördliche Kalkalpen, roma-

nische Region, 7 Aarmassiv, 8 Gotthardmassiv, 9a

Aiguilles Rouges-Massiv, 9b Mont Blanc-Massiv,

10 Penninische Region, 11 Ostalpine Region 12

Südalpen, 13 Bergeller Massiv

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Die heilige Barbara - Schutzpatroninder BergknappenAlbert Schoop, Frauenfeld

Im Bergbau-Museum auf dem Schmelzbodenbei Davos ist das Meisterwerk einesunbekannten Bildhauers aus der Zeit um1500, eine "Heilige Barbara mit demTurm" zu bewundern. Es handelt sich umdie vom Verein der Freunde des Bergbausin Graubünden erworbene, wohlgelungeneKopie in Originalgrösse (Höhe 85 cm)einer gotischen Holzplastik im Museumder Bildenden Künste in Budapest. Dieadelige Dame trägt langes, gewelltesHaar, das eine weit geöffnete, hoheKrone schmückt, und um das faltenreicheGewand einen langen Mantel. Mit beidenHänden fasst sie den hohen,vierseitigen Turm, in dessen Front überzwei Rundfenstern obendas dritte herausgebrochen ist. Einkleinerer zweiter Turm dient in derFassade als Erker und wird von derlinken Hand der edlen Frau umfasst; derDaumen zeigt nach oben, in den Wohnraumdes Türmchens, als ob sie sagen wollte:Seht, hier habe ich gelebt! DerBesucher mag sich fragen, was diesesKunstwerk in einem Bergbau-Museum, beiden Stollenplänen und Mineralien, beiden Werkzeugen und Gerätschaften derBergleute zu suchen habe.

Menschen in Gefahr brauchen Schutz. Wiedie schöpferische Phantasie desMenschen sich diese Hilfe herbeige-wünscht und vorgestellt hat, ist einbevorzugtes Thema volkskundlicherForschung geworden. Zeichen und Wunder,Segen, Fluch und Bann, böse und guteGeister wirken ein, wenn Gefahr droht.Wer sich rettungslos verloren glaubt,findet Hilfe und Beistand beiübersinnlichen Gewalten, die ihn vorTod und Verderben bewahren. Gerade denBergleuten, die ständig gefährdet sind- wie übrigens bei Gebirgsbewohnernauch - ist das Bedürfnis nach Schutzeigen. Dies belegen ihre Sagen undLegenden. Die Bedrohten wenden sich anhelfende Kräfte, im religiös bestimmtenAlltag etwa an die heiligen

Hl.Barbara mit dem Turm - Kopieunbekannter Meister um 1500 -Schutzpatronin der Bergleute undMineure.

Gestalten der mittelalterlichenKirche. Ihre Verehrung war bei denBergknappen deutlich, und die Zahl derBergmannsheiligen gross: Daniel,Johannes, Anna, Joachim, Antonius,Ruppert, Wolfgang, Christophorus,Wenzel und wie sie alle heissen!Von regionaler Bedeutung erscheint imAllgäu, östlich des Bodensees imsüddeutschen Alpenvorland der heiligeMagnus: in Jahren einer drückendenHungersnot wies ihn ein Bär auf einenhohen Baum, den er kurzerhand aus demBoden riss: im Wurzelwerk kamen grosseMengen von Erz zum Vorschein, durchdessen Abbau die Leute

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der Gegend aus ihrer Armut befreitwerden konnten. Am weitesten verbreitetist jedoch die Verehrung der heiligenBarbara, vor allem in den öster-reichischen, böhmischen, ungarischen,aber auch sächsischen und polnischenBergbaugebieten, ausgeprägt auch inWestdeutschland (Saarland) und inNordfrankreich. Für Graubünden istdie vorreformatorische Barbara-Ver-ehrung nur spärlich bezeugt. Wie Pla-cidus Plattner in seiner "Geschichtedes Bergbaus der östlichen Schweiz"(1) berichtet, existierte im Oberen-gadin 1481 eine der heiligen Barbarageweihte Grube, und Bergrichter Chri-stian Gadmer aus Davos erwähnt inseinen Berichten von 1611, in denener 93 Gruben in den Acht Gerichtennennt, nur zwei mit Namen "Barbara",eine am Calanda und eine an der Süd-seite des Parpaner Rothorns . (2)

Die Bergknappen am Gonzen bei Sargansschlossen einen ihrer Bittgesänge mitden Worten: "Und wenn wir ein- undausfahren, St. Barbara steh' uns bei"(3). Auf spätgotischen Altargemälden inGraubünden wird die heilige Barbaranicht besonders häufig dargestellt:bemerkenswert sind aber die Altarflügelaus Schmitten (4) mit dem Motiv.

Wer ist diese heilige Barbara? Diehistorisch nicht nachweisbare Märtyrerinwar als eine ausserordentliche Schönheitbekannt. Sie lebte in der RegierungszeitDiokletians, des Christenverfolgers. Ihrheidnischer Vater Dioskurus war einangesehener Mann im kleinasiatischenNikodemia, dem Hauptort von Bithynien(heute Ismid). Um die gefährdete einzigeTochter zu bewahren, aus Angst undEifersucht, wies er ihr, da er häufigauf Reisen war, als Wohnung einen hohenTurm an, in den er ein Badezimmereinbauen liess, um ihr den Aufenthaltangenehm zu machen. Damit hoffte er, sievor dem verderblichen Einfluss derChristen zu retten. Dennoch trat siemutig zur neuen Lehre über. Als derVater von einer seiner Reisen zurück-kehrte, hatte sie zu den beiden Fensternim Turm ein drittes anbringen lassen,das Zeichen der Dreieinigkeit, und dasBadegemach mit dem Kreuz verziert.Sofort wurde sie verhaftet, peinlichverhört und gefoltert, worauf

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sie die Flucht ergriff. Doch wurde siegefasst und dem Richter überantwortet.Trotz schwersten Folterqualen bliebsie standhaft. Als sie zur Voll-streckung des Todesurteils vor denPräfekten geschleppt wurde, erstrahltesie noch einmal in jugendlicher Schön-heit. Den grausamen, zornigen Vater,der sie mit eigener Hand richtete,traf nach ihrer Enthauptung einBlitzstrahl.

Zu diesem ursprünglichen Legendenstoff,wie er schon im 7. Jahrhundert über-liefert wurde, traten am Ende desFrühmittelalters neue Motive hinzu. DieGeschichte wurde nach einer andernVersion in die nordgriechische StadtLaurion verlegt, wo Barbara auf derFlucht vor dem gewalttätigen Vater beiden Bergleuten der dortigen Silberminenunterkam. Sie wurde in einer Grubeversteckt, war aber eines Tagesunvorsichtig, stieg aus dem Schachthoch und fiel in die Hände derVerfolger, die sie dem Vater zurEnthauptung zurückbrachten. In derPestzeit des Mittelalters rückte sie zuden 14 Nothelfern auf. Aus denzusätzlichen Legendenmotiven wuchsenihre weiteren Aufgaben: Barbara mussteneben den Bergleuten auch die Bau-arbeiter, die Artillerie und dieSterbenden schützen. Ihr Gedenktag istder 4. Dezember.

In den bildlichen Darstellungen sindder schönen Dame aus dem Osten, Jung-frau und Märtyrerin, zur Erinnerung anihr schweres Schicksal meist Turm, oftauch das Schwert des sie tötendenVaters, ein Blitzstrahl oder der Kelchmit der Hostie beigegeben. DieBergknappen, harte und wortkarge Männermit einem anstrengenden Handwerk unterTag, begannen die jungfräuliche Schöneschon früh in einem besondern Ausmasszu verehren. Wenn sie in den Schachtstiegen, riefen sie Barbara als ihreSchutzherrin an. Ihr weihten sie neueGruben. Ein vielseitiges Brauchtumbildete sich um ihre legendenhafteGestalt. Der Gedenktag am 4. Dezemberwurde für alle Bergleute zum bezahltenFeiertag, vor allem in Polen undSchlesien. In Oesterreich wird bisheute jeweils ein bergmännischesStandesfest gefeiert, an dem uralteUeberlieferungen, wie etwa

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der Ledersprung, geübt werden. Barba-rafeiern und -feste sind nicht konfes-sionell gebunden und kommen auch ingriechisch-orthodoxen oder lutheria-nischen Gebieten vor. Doch haben sich vorallem in der Gegenreformation inkatholischen Gegenden neue Formen derBarbaraverehrung entwickelt. Festgot-tesdienste, Barbara-Messen, Prozessionen,Theateraufführungen, gesellige Zusammen-künfte mit Freibier gehörten zum Festbe-trieb, an dem Bergmannslieder gesungenund Knappentänze aufgeführt wurden.Ueberall im Tirol, in Kärnten und in derSteiermark erhielten neue Gruben denNamen der Barbara. Selbstverständlichsprach die Schönheitskönigin unter denHeiligen vor allem die Künstler an.Gemälde, Handzeichnungen, Kupferstiche,Holzschnitte und Skulpturen stelltendiese Fremde aus dem Morgenlande dar. Mitbesonderer Zuneigung beschäftigte sichdie altniederländische und die alt-deutsche Kunst mit ihr. Jan van Eyck wares leider nicht gegeben, sein Barbara-Bild von 1437 im Antwerpener Museum zuvollenden. Von den älteren Deutschenhaben Michael Wohlgemut in Nürnberg(nicht aber sein Schüler Albrecht Dürer,wenn wir vom erschütternden Bild seinerMutter Barbara absehen), Hans Holbein derAeltere, Hans Baldung Grien und andereeine Barbara gemalt. Von Lucas Cranach,dem Hofmaler Friedrichs des Weisenund späteren Ratsherrn und Bürger-meister von Wittenberg, stammt eine"Heilige Barbara vor felsiger Land-schaft mit einer Tanne rechts" von1525, weniger eine Heilige als eineDame der guten Gesellschaft. Das be-deutende Bild hängt als Leihgabe einesKunstfreundes im Thurgauischen MuseumSchloss Frauenfeld. Unser Thema trittaber auch in der italienischen Malereihervor, so bei Sandro Boticelli etwa,dessen Barbara den Turm geschultertträgt, bei Giacomo Palma Vecchio (imMittelteil des Altarbildes der KircheSanta Maria Formosa in Venedig), beiRaffael, Lorenzo Lotto, BernardoLuini, Tintoretto und anderen.Zahlreiche spätmittelalterliche Stein-und Holzplastiken runden das Bild ab.Tilman Riemenschneider, der grosseMeister von Würzburg, schuf eine derschönsten, eine fein

empfundene Lindenholz-SchnitzereiBarbara mit einem kleinen Turm in denHänden als eine demutvolle und bittende,fast elegische Gestalt, ein Meisterwerkdes 1531 verstorbenen Künstlers. DiePlastik im Graubündner Bergbau-Museum,das Werk eines wohl ungarischenMeisters, ist weniger feingliedrig,dafür expressiver. Die Märtyrerin trägteine Krone, als ob sie die Himmels-königin selbst wäre, und der hohe Turm,den sie mit beiden Armen hebt, wiegtschwer und macht ihr zu schaffen,weshalb sie den rechten Fuss vorstellt.Im Spiel der Gewandfalten kommt diekünstlerische Kraft noch zusätzlich z umAusdruck. Das Kunstwerk, das diekulturgeschichtlich ungemein frucht-bringende Gestalt der heiligen Barbaraeindrucksvoll darstellt, vermag denBetrachter zu überzeugen.

Adresse des Verfassers:

Dr. Albert Schoop, Historiker,

Speerstrasse 11, 8500 Frauenfeld

Anmerkungen:

1) Chur 1878

2) Nach freundlicher Mitteilung von Hans Krähenbühl,

Präsident des Vereins und der Stiftung

3) Gerhard Heilfurth: Der Bergbau und seine Kultur,

Zürich 19B1, S. 202

Wir verdanken willkommene Hinweise ausserdem seiner

Arbeit "St. Barbara als Berufspatronin des Bergbaus",

Zeitschrift für Volkskunde, 53. Jahrgang, Stuttgart

156/57.

Dazu wurden für diese Skizze beigezogen: Lexikon des

Mittelalters Band I, München-Zürich 1980. Franz

Kirnbauer: "St , Barbara in der Kunst" und

"Bergmännisches Brauchtum in Oesterreich", Leobner

Hefte 6 und B5, Wien 1965.

Manfred Koch: "Sancta Barbara - Schutzheilige der

Hüttenleute" in Bergknappen-Kameradschaft St. Barbara,

Bexbach-Saar, Bergmannstreffen 1965.

Diese Fachliteratur wurde uns von der Eisen-Bibliothek

der Georg Fischer AG im Klostergut Paradies,

CH 8246 Alt-Paradies, lG, zur Verfügung gestellt, wofür wir

herzlich danken. Die Bibliohekarin steht Wissenschaftern

und interessierten Laien mit einer 30'000 Bände zählenden

Fachbibliothek in grösster Zuvorkommenheit zur Verfügung.

4) Vgl. Kdm. Graubünden I 121, II 358, III 164, IV 84.

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Wolfram-Bergbau im Felbertal, PinzgauHans Krähenbühl, Davos

Die Scheelit-Lagerstätte Felbertalliegt 9 km südlich von Mittersill undwurde 1967 bei einer gezielten, aufdie Habachserie angesetzten Scheelit-Prospektion entdeckt. Die Erzführungist an die wahrscheinlich altpaläo-zoische Habachserie (untere Tauern-schieferhülle) gebunden und einheit-lich mit ihrem Rahmen tektonischverformt und tauernmetamorphüberprägt. Gemäss ihrer tektonischenPosition in der Schieferhülle am NW-Flügel des Granatspitzgewölbes fälltdie erzführende Gesteinsfolge auf derFelbertal-Ostseite (Ostfeld) halbsteilbis steil nach Norden ein. Postglazialist ein grosser Lagerstättenanteilzerbrochen und geringfügig verrutscht.Zwei Erzblockschutthalden mit bis 100m3 grossen Erzblöcken umfassen einenwesentlichen Teil der Reserve desOstfeldes. Auf der Felbertal-Westseite(Westfeld) ist die scheelitführendeSerie in zwei Schuppen mit jeweilsnach N bis NW abtauchenden Gesteins-folgen zerlegt. Die Habachserie kannim Gesamtbereich der LagerstätteFelbertal in drei Einheiten unter-gliedert werden.Basisschieferfolge- Eruptivgesteins-folge- und Habachphyllite.Die Eruptivgesteinsfolge wird imFelbertal rund 1'500 m weiter öst-lich und westlich über 3'000 mmächtig.Die "Scheelit-führende Serie" umfasstden unteren, bis 400 m mächtigen Teildieser Eruptivgesteinsfolge. DieLagerstätte Felbertal umfasst zweiFelder, das Ostfeld und das Westfeld.Ihre Erzführung ist in zweibenachbarten, untermeerischen Beckenentstanden, einem rund 2,5 km langen,aber schmalen Ostfeldbecken und einem inseiner Grösse noch unbekannten, sicheraber wesentlich breiteren Westfeld-becken. Die primäre Erzführung istschichtgebunden. Die Erzzufuhr, derErzabsatz und die diagenetischeErzumbildung erfolgte gleichzeitig undgleichartig mit der Bildung der vulkano-sedimentären Trägergesteine.

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Die Erzmineralien der LagerstätteFelbertal sind:Scheelit, Powellit, Wolframit, Tung-stenit, Molybdänit, Kupferkies, Mag-netkies, Pyrit, Enargit, Markasit,Pentlandit, Zinkblende, Bleiglanz,Fahlerz, Bornit, Glanzkobalt, Arsen-kies, gediegen Gold, gediegen Silber,gediegen Wismut, Galeno-Bismutit,Cosalit, Emplekit, Antimonit, Beryll,Chrysoberyll, Phenakit, Zinnstein,Columbit, Ilmenit, Hämatit, Chromit,Apatit, Flussspat und Schwerspat.Einige dieser Erzmineralien sind sehrselten. Das Ostfeld enthält jedoch imwesentlichen reine, hochwertigeScheeliterze. Im Westfeld sind ineinzelnen Lagen und im DurchschnittAnreicherungen der übrigen Erzmine-ralien bei vorherrschend geringeremScheelitgehalt nachweisbar. DreiScheelitgenerationen sind bekannt. Dieerste Generation umfasst diesyngenetisch-diagenetisch-submarineErzbildung. Sie ist im Ostfeld alsfeinkörnige Scheelitführung inquarzitischen Erzen gut erhalten. Bismehrere cm grosse Scheelit-Por-phyroblasten repräsentieren die zweiteGeneration, die vor allem im Westfeldverbreitet ist. Sie entstanden währendder alpidischen Regionalmetamorphose.Ihr Stoffinhalt kann auf Mobilisationaus der primären Erzführung ihrerunmittelbaren Nebengesteine bezogenwerden. Die dritte Generationbeinhaltet Scheelit-Kristalle aufKlüften, die in den Hohen Tauernverbreitet sind. Etwa 90% derbauwürdigen Erze des Ostfeldes gehörenzur ersten Generation. Der feinkörnigeScheelit (Korndurchmesser 0,35 mm)liegt feinlagig in einer gleichfallsquarzitischen Matrix. Die Reicherzhori-zonte, Bänder und Trümer werden alsehemalige scheelitführende Kiesel-abscheidungen gedeutet und zwar alskonkordante Externsedimente auf demfreien Meeresboden, sowie als vor-herrschend diskordante Intersedimenteinnerhalb der vulkano- sedimentärenGesteinsfolge unterhalb des

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Y.

Scheelitlagerstätte Felbertal, Grundriss der Erzkörper des Westfeldesund Ostfeldes

Meeresbodens. Die drei Erzkörper sinddas Abbild einer einzigen, amMeeresboden mündenden Thermenspalte.Die submarine Wolfram-Zufuhr erfolgtewahrscheinlich grösstenteils in Formvon Si-W-Heteropolysäuren mit geringenGehalten an P, Sb, As und anderenElementen.Die noch vorhandenen Erzreserven der

Lagerstätte Felbertal betragen über 3Millionen Tonnen mit über 0,5% WO3. Einweiteres Erzpotential wird im Westfelddes Ostfeldes und im Westfeld erwartet.Die beiden Abb. zeigen die bis 1975bekannt gewordenen Erzführungen derbeiden Felder. In der Zwischenzeitwurden durch den Bergbaubetrieb neuebereits durch

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Geologische Uebersicht, sowie die Scheelitvorkommen in den Mittleren

Hohen Tauern

Höll 1979 vorhergesagte Erzkörpernachgewiesen. Neben der LagerstätteFelbertal enthalten die Ostalpenzahlreiche, grösstenteils erst in denletzten zwölf Jahren entdeckteScheelit-Vorkommen im Penninikum,Unterostalpin und Mittelostalpin.Schon aus der Zeit vor dem Scheelit-bergbau, 1878 kennt man einige wenigeMineralienfunde, z.B. den Abbau vonChrysotilasbest aus dem Felbertal.Erstaunlich ist, dass heute noch, dankwissenschaftlicher und geologischprospektiver Zusammenarbeit in denAlpen Lagerstätten seltener Erzegefunden werden können. Bereits im BKNr. 7/1978 haben wir über"Wolframsuche in Graubünden"berichtet. Das Wolframerz Scheelithoffte man auch in Graubünden zufinden, wie aus einem Konzessions-gesuch der Alusuisse Bergbau AG an dieLandschaft Davos hervorgeht.Wir schrieben dort: "Die Mineral-schätze Graubündens finden in jüngsterZeit wieder vermehrtes Interesse,nicht nur bei den Mineralien-

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freunden, sondern auch bei den Wirt-schafts-Geowissenschaftern und In-dustrie-Unternehmungen. Scheelitfunde(Wolframerz CaWO3) durch BündnerStrahler am Calanda, Wolframnachgewiesen durch Wismer in denGneisen, vom Tschuggen bei Davos sindvielversprechende Anzeichen, dass auchin Graubünden nutzbare Erzvorkommenvorhanden sein könnten". Ihreigentliches Gewicht erhalten dieseEntdeckungen dadurch, dass ingeologisch vergleichbaren Lagen in denOstalpen sehr grosse Wolframvorkommenentdeckt, die zum Teil wie obenbeschrieben, bereits abgebaut werden.Die Entdeckung dieser Vorkommen istein Erfolg geologischer Grundlagen-forschung. Der Münchner ProfessorMaucher, der eigentliche Entdeckerder Lagerstätte Mittersill, wiesdarauf hin, dass die Wolframvererzungdort sich eigentlich auf einem 500 kmbreiten Streifen durch dieZentralalpen bis weit nach Graubündenhinein erstrecken müsste.

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Gebänderte Scheelitmineralisation mit Quarz in Hornblende-fels aus dem liegenden Bereich des Haupterzkörpers, TagebauOstfeld.

Die Unterlagen für diesen Beitrag wurden uns durch Vermittlung von HerrnDr. Herbert W. Sommerlatte, von H. Westenberger der Metallgesellschaft AGFrankfurt, zur Verfügung gestellt.

Verschiedenes

Das Bergbaumuseum hat den Winter-schlaf beendet ................... .

Am 9. Juni ist unser Museum wiedereröffnet worden und bereits hat einbeträchtlicher Ansturm stattgefunden.Schon am Samstag vor der Eröffnungwurden mehr als 200 Besucher - Vereineund Gesellschaften durch die Räumegeführt und begeisterten sich an demneuen Ausstellungsgut, das über denWinter mit neuen Anschaffungen undVergabungen ergänzt worden ist.Ein 120 kg schwerer Schwanzhammeraus der Hammerschmiede Versell inChur, zusammen mit einer mächtigenFeuerzange - gestiftet von Ing.Versell, Chur - beeindrucken denBesucher schon im Erdgeschoss. AlteStiche einer Hammerschmiedeerläutern die Arbeitsweise bei der

Verarbeitung des Eisens.Neue repräsentative Erz- und Mine-ralien - Handstücke aus verschiedenenAbbauregionen Graubündens erfreuendas Auge des Erz- und Mine-raliensammlers.

Beim Betreten des Dachstockes fällteine Holzskulptur der Hl. Barbaraauf, Schutzpatronin der Bergleute,im vorstehenden Beitrag von A.Schoop beschrieben und abgebildet.Es wäre diesbezüglich noch mehr zuberichten, aber sehen Sie sich selbst imMuseum um und Sie werden noch viel Neuesund Interessantes entdecken. Uebrigensist unser nächstes Projekt, imBergbaumuseum im obersten Dachboden eineTonbildschau einzurichten. Diese solleine Folge über verschiedene Abbauzentrenim Kanton enthalten.

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Bereits am 16. Juni findet die ersteBegehung des Silberberges zum Schau-bergwerk statt.Im Rahmen des Davoser Sommer-Gäste-Programmes, Führung jeweilen jedenMittwoch um 14,00 Uhr ab MuseumSchmelzboden. Auch diesen Sommer undHerbst haben wir bereits eine beacht-liche Anzahl Anmeldungen für Sonder-führungen ins Museum und zum Schau-bergwerk.

Das Sommerarbeitslager Bellalunafindet nun definitiv vom 25. Julibis 14. August statt.

Für die Sicherungs- und Restaurie-rungsarbeiten an der alten Schmelzekonnten wir Jugendliche der Interna-tionalen Begegnung in Gemeinschafts-dienst (JBG) gewinnen und nebstFacharbeitern eines örtlichen Bau-geschäftes haben sich in verdankens-werter Weise wieder Mitarbeiter ausunseren Reihen zur Verfügung ge-stellt. In Zusammenarbeit mit demArchäologischen Dienst GR und derKantonalen Denkmalpflege hoffen wir,auf eine aufbauende und erfolgreicheZusammenarbeit und werden zu gegebe-ner Zeit weiter darüber berichten.

Eine wertvolle Schenkung für das

Bergbaumuseum Graubünden.

Die uns leihweise überlassene und im"Kabinett Sommerlatte" ausgestellteSammlung verschiedener Gegenstände -Bücher und Erze aus aller Welt - hat unsBergbauingenieur Dr. H.W. Sommerlattenun freundlicherweise geschenkt. DieStiftung Bergbaumuseum Graubünden erhältdamit eine prächtige Dokumentation überden Bergbau in fast allen Kontinenten,in welchen sich der Stifter währendseiner Tätigkeit aufgehalten hat. ImNamen des Vereins und der Stiftung herz-lichen Dank an den mit der Schweiz undGraubünden freundschaftlich verbundenenSpender für die grosszügige Ueberlassungder einmaligen Sammlung. Ebenfallsdanken wir unserem Vorstandsmitglied Dr.H.J. Kistler für seine wertvolleMitarbeit im Zusammenhange diesererfreulichen Schenkung.

Korrigenda

Im BK Nr. 20 haben wir Ihnen dasProgramm der Exkursion ins Val Minor

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am Berninapass bekannt gegeben.Leider wurde für die Anmeldung beimKurverein Pontresina eine falscheFernzahl angegeben. Die richtige Nr.lautet 082 / 66488 / 66489. Bereitssind erfreulich viele Anmeldungeneingegangen (die Exkursion findet amSamstag dem 4.9.82 statt) .

Verstorbene MitgliederLeider müssen wir Ihnen weitere To-desfälle aus den Reihen unserer Mit-glieder bekannt geben:- Dr. W.F. Pajarola, Chur- Ch. Teufen sen., Davos- H. Leitz, Davos

Wir bitten, den Verstorbenen einehrendes Gedenken zu bewahren.Hermann Leitz hat als Vorstandsmit-glied von Anfang an unsere Bestre-bungen mit Rat und Tat unterstütztund sich jederzeit hilfsbereit zurVerfügung gestellt.

Zuschrift zu unserem Beitrag im BKNr. 19, über "Johannes Hitz undseine Nachkommen".Dazu schreibt uns Redaktor Max Pfi-ster der Davoser Zeitung folgendes:"John Hitz junior, damals General-konsul in Washington, regte den Bauder ersten Bergbahn der Schweiz undEuropas, der Vitznau-Rigi-Bahn an.Vielleicht klang dabei die Erinnerungan die älteste Davoser Seilbahn mit,die Transportbahn, die am Silberbergvom Pochwerk zum Tribihus und Erzwegführte." Das Trasse der Bahn istübrigens heute noch gut erkennbar.Des weiteren sendet uns Nina Hitz,a.Kindergärtnerin, Serneus, entfernteVerwandte von Harald Hitz-Burton,Mitglied des Obersten Gerichtshofes inUSA, eine grossformatige Photo vonHitz-Burton sowie ein Buch überHaralds Leben. Die genannte Photo miteiner Widmung von Harald Hitz Burtonist nun in diesem Sommer imBergbaumuseum ausgestellt.

Das Interesse am früheren Bergbau inGraubünden erfasst weitere Kreise.Anlässlich der Generalversammlung desHistorischen Vereins Winterthur sprachunser Präsident im alten

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Stadthaus über "Bergbau in Graubün-den" und konnte an Hand von Licht-bildern den zahlreichen Zuhörerneinen Einblick in die Vielfalt derErze und den früheren Abbaustellenin unserem Kanton geben. Mitglieder desVereins werden auch dieses Jahr wiederdas Bergbaumuseum und das Schaubergwerkam Silberberg besuchen.

Die Sanierungsarbeiten am Eisenwerk

am Stein gehen weiter.

In einem Zwischenbericht über dieausgeführten Arbeiten an der SchmelzeFlecs/Salouf im Oberhalbstein be-richtet uns der Initiant Ed. Brun,Dübendorf/Savognin, folgendes:

1981 konnte die Sanierung des oberenOfens abgeschlossen werden. Die sub-tile und fachgerechte Ausführungder Restaurierung wurde nicht nurdurch den Kant. Denkmalpfleger fest-gestellt, sondern auch durch Besucher,50 Bergbaufachleute, die anlässlichder Tagung des Geschichtsausschussesder Gesellschaft Deutscher Metall-hütten- und Bergleute in Davos, Flecsbesuchten. Das nächste Ziel wird nundie Sanierung des teilweisezerfallenen Schmiede und Frischofensan der Julia sein, die auf 1982/83geplant ist.Im Zusammenhange des Subventions-beitrages durch den Kanton Graubündenund der unter Denkmalschutzstellungder Anlage, wird unser Vor-standsmitglied und Jurist Dr. H.J.Kistler die Besitzesverhältnisse

und damit zusammenhängende Unter-

haltspflicht abklären.

Herzlichen Dank Edi Brun für seinen

tatkräftigen Einsatz und Hansjörg

Kistler für seine stete wertvolle

Hilfe.

Meeresboden-Perspektiven, wer legt

die Hand auf die riesigen Rohstoff-

reserven.

"Die Grossen stecken ihre Claims ab ",die Weltseerechts-Konferenz soll dieVerteilung der riesigen Rohstoffre-serven auf den Meeresböden - Manganund andere Erze - regeln.1494 wurde in der Abgeschiedenheitdes Klosters Santa Clara im nord-iberischen Städtchen Tordesillas einDokument unterschrieben, das

zwischen Spanien und Protugal dieWelt zwischen dem 48. und 49. Meri-dian aufteilte.

Dieser Vertrag war unter Mitwirkung von

Papst Alexander VI zustande gekommen.

Heute geht es an der Seerechtskonferenz

bei der UNO in New York darum, die

Verteilung von 71% der Erdoberfläche,

um die Abgrenzung von Hoheits- und

Wirtschaftszonen auf See, um

Schiffahrts- und Fischereirechte, vor

allem aber um die Verteilung der

gewaltigen Rohstoffvorkommen in den

Ozeanen. In rund 20 Jahren, so schätzen

die Experten, wird die Hälfte des

Weltbedarfs an Nichteisen-Metallen aus

Weltmeeren gewonnen, vor allem in Form

von Manganknollen. Spätestens von 1988

an stehen die Anlagen zur Verfügung um

das kostbare Meeresgestein aus Tiefen

bis zu 7000 Metern zu fördern. Es

enthält neben Mangan und Kobalt, die

zur Herstellung hochwertiger Stähle

gebraucht werden, auch Kupfer und

Nickel.

Und wie einst in Tordesillas sind es

wieder die Grossen, die unter Aus-

nutzung ihrer wirtschaftlichen und

technologischen Vorrangstellung sich

bei der Verteilung dieser Bodenschätze

die fettesten Latifundien sichern

wollen. In aller Stille haben sich

Amerikaner, Franzosen, Briten und

Deutsche verständigt, noch vor der

Verabschiedung einer UNO-Konvention

über die Nutzung der Ozeane einen

Vertrag zu unterzeichnen. Die vier

Staaten, zu denen demnächst auch Japan,

möglicherweise auch Italien, Belgien

und die Niederlande stossen werden,

stecken ihre Claims ab, bevor die UNO

sich auf eine internationale Regelung

verständigt hat.

Die ersten Mangan-Knollenfelder sollenim Pazifik, zwischen Kalifornien undHawai vermessen werden. Eine riesigeFläche wird in 16'000 Quadratkilometergrosse Lose aufgeteilt. Nationale undinternationale Bergbaukonsortien könnenschon bald Konzessionen erwerben. Aufder Weltseerechtskonferenz freilichwollen die Entwicklungsländer dem einenRiegel vorschieben, um eine gerechteTeilung der Rohstoffreserven der Meerezu erreichen.

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"7. Arbeitstagung des "Vereins der Freunde des Bergbaues in Graubündenund der übrigen Schweiz" am Samstag, 6. Nov. 1982 in Chur im HotelStern.Wie gewohnt führt der Verein auch dieses Jahr wieder seine Arbeitstagungdurch. Herr G. Engel, St.Moritz-Bad, wird anhand von eigenen Reisen und vonDiapositiven über den Bergbau auf Zinnstein in Cornwall (England) und auf derIberischen Halbinsel, die möglichen Beziehungen zum östlichen Mittelmeer unddie Entstehung der Bronzen im Altertum sprechen. Der Organisator und Leiterder Tagung, Dr.Ing.K.Bächtiger, wiss. Mitarbeiter an der ETH, 8092 Zürich,wird zusammen mit R. v. Arx (Zürich; Autor des Buches über die Glarner Münzen)den historischen Bergbau auf Silber und Kupfer an der Mürtschenalp im oberenMurgtal südlich des Walensees im Kt. Glarus behandeln. Herr Dr. Vital(Sodafabrik Zurzach) wird über das "Kalkbrennen im allgemeinen" sprechen! DieVeranstalter und Referenten würden sich freuen, noch weitere Referentenbegrüssenzu dürfen. Die Veranstaltungen sind öffentlich und Interessenten werdengebeten, sich mit dem Organisator an der ETH Zürich, Telefon 01 2562211 inVerbindung zu setzen."

JAHRESBEITRAG

Leider müssen wir feststellen, dass ver-schiedene Mitglieder den Jahresbeitrag 1981noch nicht bezahlt haben. Im "Bergknappen"4/1981 fügten wir einen Einzahlungsscheinbei, damit Sie den Jahresbeitrag 1982einbezahlen können. Wenn Sie in diesem Hefteinen Zahlungsschein vorfinden, heisst das,dass Sie bitte prüfen wollen, ob Sie IhrenMitgliederbeitrag bezahlt haben (Fr. 25,-für Schüler und Studenten, Fr. 35,- für dieübrigen Mitglieder). Da wir uns im lau-fenden Jahr wieder verschiedene Projekte zurealisieren vorgenommen haben, sind wirIhnen für eine baldige Einzahlung sehrdankbar. Danken möchten wir aber auchallen, die ihren Beitrag bereits überwiesenhaben - für sie ist der Einzahlungsscheinbedeutungslos.

Der Kassier.

SCHMUCK

- Mineralien (ln- und Ausland)

- Halsketten- Anhänger (auch aus der Landschaft Davos)

- Broschen- Ringe- Mineralien-Uhren- Fachbücher, usw.

Schmuck + MineralienMüllerPromenade 111Davos Platz (Horlauben)

MINERALIEN

BERGKRISTALLE

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