2017|2018uid/publikationen/iva... · IVA-Geschäftsstelle in Frankfurt gab und gibt es einige...

36
Jahresbericht 2017 | 2018

Transcript of 2017|2018uid/publikationen/iva... · IVA-Geschäftsstelle in Frankfurt gab und gibt es einige...

Page 1: 2017|2018uid/publikationen/iva... · IVA-Geschäftsstelle in Frankfurt gab und gibt es einige Neuerungen: Nachdem Volker Koch-Achelpöhler zu Beginn des Jahres 2017 den Verband in

Jahresbericht 2017||2018

Page 2: 2017|2018uid/publikationen/iva... · IVA-Geschäftsstelle in Frankfurt gab und gibt es einige Neuerungen: Nachdem Volker Koch-Achelpöhler zu Beginn des Jahres 2017 den Verband in

Jahresbericht 2017|2018

4 Neue Gesichter im IVA

5 Jahr in Zahlen

6 Kurz notiert

7 Registrierung / Zulassung

Zulassung paradox: Stauabbau als Innovationsbremse

Glyphosat: Fortsetzung folgt

Ein neues EU-Düngemittelrecht

11 Biostimulantien

Neuer IVA-Fachbereich

14 30 Jahre IVA

Interview mit Dr. Oskar Böttcher und Dr. Gerhard Prante

Und für die nächsten 30 Jahre IVA wünsche ich …

Ein Rückblick auf 30 Jahre IVA

20 Nachgefragt bei Burkhard Kleffmann,

Kleffmann Group

21 Im Dialog Agrar – ein Top-Thema für die gesamte Chemie

Mobil im Dialog

„Die Pflanzenschützer“ und „Schau ins Feld!“

25 Wasser Benötigt, aber unerwünscht –

Trifluoracetat

28 PAMIRA & PRE Entsorgungssysteme haben sich

am Markt etabliert

29 Aufbruch in die Zukunft

Das Projekt ASCAL

30 Der Pflanzenschutzmarkt

Volumen des Marktes fällt unter das Niveau von 2012

32 Der Düngemittelmarkt Erholung der Absätze weltweit und in

Europa, uneinheitliche Entwicklung in Deutschland

34 Team IVA

35 Mitgliedsfirmen

2

Page 3: 2017|2018uid/publikationen/iva... · IVA-Geschäftsstelle in Frankfurt gab und gibt es einige Neuerungen: Nachdem Volker Koch-Achelpöhler zu Beginn des Jahres 2017 den Verband in

VORWORT

30 Jahre ist es her, dass sich die Verbände der deutschen Pflanzenschutz- und Düngemittel-industrie im Industrieverband Agrar (IVA) vereinten. Natürlich haben die einzelnen Be-reiche eine deutlich längere Geschichte, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Aber

der Wille, gemeinsam für eine moderne Landwirtschaft einzutreten und, wo nötig, auch für sie zu streiten, stand im Kern hinter der Gründungsidee des IVA Ende der 80er Jahre und spiegelt den Geist der damaligen Zeit.

Im Verlauf der Jahre haben sich Industrie und Umfeld verändert – manche Themen aber wurden damals wie heute verblüffend ähnlich diskutiert. Um ihren Auftrag erfüllen zu können, braucht Land-wirtschaft Zugang zu Innovation. Wir können noch so viel in Forschung und Entwicklung inves-tieren, aber wenn am Ende der gesellschaftliche Rückhalt fehlt, kommen Innovationen nicht zur Anwendung. Daher muss sich unsere Branche der gesellschaftskritischen Diskussion zu moderner Landwirtschaft stellen. Unsere Kommunikation muss noch mehr darauf abzielen, den Nutzen von Pflanzenschutz zu erklären und das Vertrauen in moderne Landwirtschaft zu stärken. Das können wir nur gemeinsam. Wir brauchen einen offenen Dialog mit der Gesellschaft. Als IVA werden wir uns weiter in diese Diskussion einbringen und insbesondere den Schulterschluss suchen; denn auch dafür wurde vor 30 Jahren der IVA gegründet.

Mit dem vorliegenden Bericht schauen wir auf die erfolgreiche Arbeit der letzten drei Jahrzehnte des Verbands zurück und sind motiviert, diesen Grundgedanken weiter zu leben.

Anregende Lektüre wünscht

Vorwort Präsident des Industrieverbands Agrar e. V.

Dr. Helmut Schramm

3

Page 4: 2017|2018uid/publikationen/iva... · IVA-Geschäftsstelle in Frankfurt gab und gibt es einige Neuerungen: Nachdem Volker Koch-Achelpöhler zu Beginn des Jahres 2017 den Verband in

Jahresbericht 2017|2018

Neue Gesichter, neue Positionen und ein Wiedersehen

Es sind derzeit bewegte Zeiten – nicht nur im politischen Berlin und in der Branche, auch in der IVA-Geschäftsstelle in Frankfurt gab und gibt es einige Neuerungen:

Nachdem Volker Koch-Achelpöhler zu Beginn des Jahres 2017 den Verband in Richtung Brüssel verlassen hatte, übernahm Dr. Dietrich Pradt die Position des Hauptgeschäftsführers. In der Branche und im Team ein bekanntes Gesicht, ist er doch bereits seit 1995 im Verband und leitete bis dato als Geschäftsführer den Fachbereich Pflanzenernährung.

Neu in die Geschäftsführung berufen wurde Martin May, der seit 2009 die Kommunikation und Pressear-beit des IVA leitet. Er wird diese Aufgabe beibehalten und ist zudem erster Stellvertreter von Hauptge-schäftsführer Dr. Pradt.

Die Leitung des Fachbereichs Pflanzenernährung sowie des neu gegründeten Bereichs Biostimulantien hat Dr. Sven Hartmann übernommen, der seit 2013 im Verband ist. Und er kann sich über weitere Verstär-kung freuen. So unterstützt Kathrin Draaken, die aus der Elternzeit zurückkam, ab sofort im Bereich Biosti-mulantien. Eine weitere Referentenstelle sowie eine neue Assistenz werden in Kürze besetzt. Denn Ute Rathai, Assistenz im Fachbereich Pflanzenernährung, geht in den Ruhestand. Ebenso wie die langjährige Buchhalterin des Verbands, Irene Horlebein. Den Bereich Finanzen & Buchhaltung übernimmt Christiane Weidner-Schenk.

Auch die Abteilung Technik & Umwelt kann sich über ein neues Gesicht freuen. Der Göttinger Agrarwis-senschaftler Dr. Mark Winter unterstützt das Team seit März 2018 und wird sich unter anderem um die Bereiche Gewässerschutz, Sachkunde und Anwenderschutz kümmern.

red.

Neues Leitungsteam des IVA im Einsatz

bei der „Grünen Woche 2018“ (v. l. n. r.):

Martin May, Dr. Dietrich Pradt,

Dr. Sven Hartmann

4

Page 5: 2017|2018uid/publikationen/iva... · IVA-Geschäftsstelle in Frankfurt gab und gibt es einige Neuerungen: Nachdem Volker Koch-Achelpöhler zu Beginn des Jahres 2017 den Verband in

355

6405

3

Jahr in Z

ahle

n3 046 Tonnen

Millionen Euro, so hoch beziffern die Herstellerfir-men die Umsatzverluste in Getreide und Raps in den Jahren 2011 bis 2016, die durch Verzögerun-gen bei der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln in Deutschland entstanden sind. Das ergab eine Umfrage bei den Mitgliedsunternehmen des IVA. Durch die teilweise jahrelangen Verzögerungen bei der Zulassung können marktreife Produkte nicht in den Verkauf kommen – mit gravierenden Folgen für die Unternehmen und die Landwirte. Doch seit 2017 gibt es Hoffnung: Der Antragsstau soll deutlich ab-gebaut werden, so das Landwirtschaftsministerium. Alle Details zum aktuellen Stand auf Seite 8.

Jahre ist es her – die Geburtsstunde des Industriever-bands Agrar. Gegründet wurde der Wirtschaftsver-band 1988 als Zusammenschluss des damaligen In-dustrieverbands Pflanzenschutz, der Fachvereinigung Futterphosphate sowie der Fachverbände Phosphat-dünger und Stickstoffindustrie. Das Jubiläum ist für uns Anlass zurückzuschauen, alte Weggefährten zu treffen und auch zu fragen: Was bringen die nächs-ten 30 Jahre? Die Übersicht ab Seite 14.

weitere Jahre ist der Wirkstoff Glypho-sat von der EU-Kommission genehmigt worden. Vorausgegangen waren dieser Entscheidung jahrelange Diskussionen und Verzögerungen. Noch nie hatte ein Pflanzenschutzwirkstoff und ein Geneh-migungsverfahren so viel Aufmerksam-keit bekommen, ein Auszug auf Seite 9.

leere Pflanzenschutzverpackungen und damit eine neue Rekordmenge wurden im Jahr 2017 über PAMIRA gesammelt und umweltgerecht entsorgt. Damit erreichte das kostenlose Rücknahmesystem sein bestes Ergebnis seit Bestehen. Mehr zur Bilanz auf Seite 28.

Landwirte nehmen in diesem Jahr an der Aktion „Schau ins Feld!“ 2018 teil und legen insgesamt 1 191 „Schau!-Fenster“ an. Sie alle wollen ein Zei-chen setzen und den Dialog mit Verbrauchern und Anwohnern nutzen, um über ihre Arbeit zu informie-ren und aufzuklären. Alle Details zur vierten Runde auf Seite 24.

Fachbereiche zählt der Industrieverband Agrar e. V. seit der Mitgliederversammlung im Mai 2017. Hier wurde die Einrichtung des neuen Fachbereichs „Biostimulantien“ beschlossen. Dabei handelt es sich um neuartige Produkte, die Pflanzenwachs-tum und Bodenfruchtbarkeit auf natürliche Weise stärken. Zu den Mitgliedern des Fachbereichs zählen sowohl Unterneh-men, die schon in den bisherigen IVA-Fachbereichen Pflanzenschutz und Pflan-zenernährung mitwirken, als auch neue Mitgliedsfirmen. Mehr ab Seite 11.

30

5

Page 6: 2017|2018uid/publikationen/iva... · IVA-Geschäftsstelle in Frankfurt gab und gibt es einige Neuerungen: Nachdem Volker Koch-Achelpöhler zu Beginn des Jahres 2017 den Verband in

6

Jahresbericht 2017|2018

Kurz notiert Social Media: Folgen Sie uns!Die Online-Kommunikation ist die wichtige Klammer um die Kommu-nikationsaktivitäten des IVA. In der heutigen Online-Welt ist es uner-lässlich, im Web und insbesondere

auch im Social-Media-Umfeld präsent zu sein und verschiedene Kanäle für die eigene Kommunikati-on, zur Information und besonders zur Vernetzung zu nutzen. Vor diesem Hintergrund startete die IVA-Pressestelle Ende April 2017 mit einem eigenen Kanal auf Twitter (@IVA_Presse) und kommuniziert dort schnell und kompakt über die Themen des Verbands und der Branche. Unter anderem werden über diesen Weg auch die Inhalte des IVA-Magazins (iva.de/iva-magazin) verbreitet. Über 360 Follower folgen dem Kanal aktuell. Mehr als 460 Tweets wur-den bisher abgesetzt. Weitere Social-Media-Prä-senzen des IVA sind geplant, um das Engagement des Verbands in den sozialen Medien auszubauen. https://twitter.com/IVA_Presse

GlobaleTransparenzoffensivegestartetDas Zulassungsverfahren für Pflanzenschutzmittel ist eines der strengsten der Welt – vom Labor bis zum Land-wirt dauert es durchschnittlich zwölf Jahre. Zuvor müssen die Hersteller umfassende Sicherheitsdos-siers zur Auswirkung auf Mensch und Natur vorlegen. Viele, aber nicht alle Daten sind öffentlich einsehbar. Um den Zugang weiter zu verbessern, haben Crop Life International, der globale Verband der Pflanzen-schutzindustrie, und seine Mitgliedsunternehmen im März 2018 eine globale Transparenzoffensive ge-startet. Ziel der Initiative ist es, den Dialog mit der Öffentlichkeit zu fördern und zu erläutern, welche Daten wofür benötigt werden und wo diese zu fin-den sind. In einem ersten Schritt werden nun Wege entwickelt, um einen nicht kommerziellen Zugang zu sicherheitsrelevanten Informationen zu ermöglichen. Mehr unter www.croplife.org/data-transparency.

Haus- und Kleingarten: Leitlinie 2.0 in ArbeitDie Humboldt-Universität Berlin hat 2015 im Auftrag des Bundeslandwirtschaftsmi-nisteriums eine bundesweite Befragung zur Anwen-dung von Pflanzenschutzmitteln im Haus- und Klein-gartenbereich durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen unter anderem einen Trend weg vom Nutzgarten hin zum pflegeleichten Zier- und Erholungsgarten. Mehr und mehr Freizeitgärtner lehnen chemische Mittel ab und suchen nach biologischen Alternativen. Da-bei werden häufig vermeintlich harmlose Mittel oder selbst hergestellte Brühen verwendet, weil sich die Anwender über deren Auswirkungen auf die Umwelt nicht bewusst sind. Tipps dafür kommen haupt-sächlich aus dem Internet. Bereits im Jahr 2013 hat ein breiter Zusammenschluss von Verbänden des Freizeit-, Erwerbsgartenbaus und der Wirtschaft eine Leitlinie zum integrierten Pflanzenschutz im Haus- und Kleingarten vorgelegt. In die Neufassung der Leitlinie fließen auch die Erkenntnisse aus der Umfrage ein. Bei der „Deutschen Pflanzenschutz-tagung“ im September 2018 wird die überarbeitete Leitlinie vorgestellt.

Von Güllelagunen und GülleseenWas ein bisschen nach Palmen und Südsee klingt, ist eine konkrete Auswirkung der neuen Düngeverord-nung gepaart mit schlechten Wetterverhältnissen: Ein sehr verregneter Spätsommer und Herbst so-wie die ausgeweiteten Sperrfristen haben es vielen Landwirten im Norden und Westen Deutschlands un-möglich gemacht, die anfallende Gülle auf ihren Fel-dern auszubringen. Damit die Lager bis zum Ende der Frist am 31. Januar nicht überlaufen, haben einige Bundesländer per Ausnahmegenehmigung behelfs-mäßig das Anlegen von offenen Güllegruben gestattet. Bei diesen sogenannten Güllelagunen han-delt es sich um große Erdlöcher, die mit Spezialfolie ausgekleidet sind und 4 000 Kubikmeter oder mehr fassen.

Page 7: 2017|2018uid/publikationen/iva... · IVA-Geschäftsstelle in Frankfurt gab und gibt es einige Neuerungen: Nachdem Volker Koch-Achelpöhler zu Beginn des Jahres 2017 den Verband in

Registrierung / Zulassung

7

Page 8: 2017|2018uid/publikationen/iva... · IVA-Geschäftsstelle in Frankfurt gab und gibt es einige Neuerungen: Nachdem Volker Koch-Achelpöhler zu Beginn des Jahres 2017 den Verband in

Jahresbericht 2017|2018

Zulassung paradox: Stauabbau als Innovationsbremse

A nfang 2016 hatte die Europäische Kommis-sion das deutsche Zulassungssystem für Pflanzenschutzmittel auf seine Funktionsfä-

higkeit hin überprüft und kam zu einem vernichten-den Urteil. Als schließlich zum Jahresende die Mar-ke von 600 abzuarbeitenden Anträgen erreicht war, zog das Landwirtschaftsministerium die Reißleine: Die unterstellten Behörden wurden angewiesen, bis Ende 2017 mindestens 60 Prozent der „verfristeten“ Anträge abzubauen. Im Mai 2017 fand zum dritten Mal ein „Runder Tisch“ zur Zulassungssituation statt, bei dem hochrangige Vertreter von Ministerien, Behörden und IVA gemeinsam nach Lösungen aus der Krise suchten. Ein konkretes Abbauziel konnte nicht festgelegt werden, aber alle Beteiligten ver-ständigten sich auf verschiedene Maßnahmen zur Beschleunigung und Optimierung des Verfahrens. Beide Ministerien beschlossen außerdem eine mit-telfristige Aufstockung des Personals. Ende 2017 wurden erste Erfolge sicht-bar. So teilte das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) im November mit, dass die Anzahl der Zulassungen mit über 140 gegen-über dem Vorjahr deutlich gesteigert werden konnte. Auch die Zahl der beim Umweltbundesamt (UBA) verzögerten Anträge sei deutlich zurückgegangen.

Allerdings, so die Behörde, überstieg der Antragsein-gang immer noch die Zahl der Bescheide.

Neben dem Abbauziel hatte das Landwirtschafts-ministerium noch eine zweite Vorgabe gesetzt: Die fristgerechte Bearbeitung der Neuanträge, für die Deutschland federführender Mitgliedstaat (zRMS) ist. Damit sollte sichergestellt werden, dass innovati-ve Lösungen im Pflanzenschutz möglichst schnell für die deutschen Landwirte zur Verfügung stehen.

Die Realität sieht jedoch anders aus. Seit dem Rekordjahr 2013, in dem Deutschland 79 Anträ-ge als federführender Mitgliedstaat („ZV1“-Anträ-ge) erhalten hatte, ging der Antragseingang zurück. Gleichzeitig verschob sich das Verhältnis zugunsten der Anträge, für die Deutschland betroffener Mit-gliedstaat ist („ZV3“), und der Anträge auf gegen-seitige Anerkennung („ZVU“). In den letzten beiden Jahren ging die Zahl der ZV1-Anträge auf knapp 20 zurück. Trotzdem, so berichten die IVA-Mitgliedsfir-men, werden diese nach wie vor nicht fristgerecht bearbeitet.

Das BVL räumt auf Nachfrage ein, dass die Behörden, um das Abbauziel zu erreichen, zunächst bevorzugt die einfacheren Anträge abgearbeitet hätten. Dabei gerieten die umfangreicheren ZV1-Anträge offenbar teilweise ins Hintertreffen. Generell, so das Bundes-amt, werden aber alle Anträge gleichberechtigt und nach der Reihenfolge ihres Eingangs bearbeitet.

Der IVA appelliert dringlich an die Be-hörden, innovative Produkte möglichst zügig zuzulassen. Die Anzahl neuer Wirkstoffe, die in der EU genehmigt werden, ist erschreckend gering: Weniger als vier pro Jahr waren es zuletzt. Diese Wirkstoffe können angesichts der sich ständig verschärfenden Anforderungen als die sichersten der Welt betrachtet werden. Dasselbe gilt auch für die neuen Produkte. Umso wichtiger, dass deutsche Landwirte sie möglichst bald nutzen können – zur Sicherung ihrer Ernten, aber auch zum Wohl von Mensch und Umwelt.

Dr. Regina Fischer

0

80

100

40

20

120

60

Zulassungsanträge 2013 bis 2017Absolute Anzahl, nach Antragsarten

■ ZV1 ■ ZV3 ■ ZVU

* bis 06.11.2017Quelle: BVL

79 79

15

2013

48

75

14

2014

37

105

28

2015

23

46

27

2016

20

47

57

2017*

8

Page 9: 2017|2018uid/publikationen/iva... · IVA-Geschäftsstelle in Frankfurt gab und gibt es einige Neuerungen: Nachdem Volker Koch-Achelpöhler zu Beginn des Jahres 2017 den Verband in

Jetzt geht's an die Mittelzulassungen

ZULASSUNG

Befragte man im Sommer 2015 eine repräsen-tative Auswahl von Menschen, gaben neun von zehn an, von Glyphosat noch nie etwas

gehört zu haben. Mehr als zwei Jahre später, Ende November 2017, gab es kaum eine Tageszeitung, die nicht auf ihrer Titelseite über Glyphosat berichtete, und den Nachrichtensprechern in Radio und Fernse-hen ging der sperrige Name der Substanz routiniert über die Lippen. Die Geschichte um die Erneue-rung der EU-Genehmigung des Herbizidwirkstoffs Glyphosat ist in weniger als drei Jahren von einem Insider-Thema zu dem Stoff geworden, aus dem Schlagzeilen sind. Was war geschehen?

Das europäische Pflanzenschutzrecht sieht ein zweistufiges Verfahren vor: Wirkstoffe werden auf EU-Ebene genehmigt und in eine Positivliste aufge-nommen; die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln fällt in die Zuständigkeit der Mitgliedstaaten. Schon im Juni 2012 war die auf zehn Jahre befristete EU-Genehmigung für Glyphosat ausgelaufen. Die Prü-fung der eingereichten Dossiers zog sich hin, die Frist wurde mehrfach verlängert. Das Ergebnis der wissenschaftlichen Überprüfung war zum Schluss aber eindeutig: „Die Analyse der zahlreichen neuen Dokumente ergab keine Hinweise auf eine krebser-zeugende, reproduktionsschädigende oder frucht-schädigende Wirkung durch Glyphosat“, fasste im Januar 2015 das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) zusammen.

Also alles nur noch Formsache? So schien es, bis im März 2015 die Internationale Krebsforschungsagentur IARC, eine Unterorganisa-tion der WHO, ihre Einstufung von Glyphosat von 2b („möglicherweise krebserregend“) auf 2a („wahr-scheinlich krebserregend“) anhob. Auch wenn die IARC-Klassifizierung und die EU-Wirkstoffprüfung kaum vergleichbar sind, nahm die Kommission die

IARC ernst und bat abermals die Europäische Behör-de für Lebensmittelsicherheit EFSA um eine Bewer-tung. Die im Oktober 2015 vorgelegten EFSA-Ergeb-nisse unterschieden sich nicht vom ursprünglichen Bewertungsbericht: von Glyphosat geht keine Krebsgefahr aus.

Als im März 2017 auch die Europäische Chemikali-enbehörde ECHA Glyphosat nicht als kanzerogene Substanz einstufte, hatten alle relevanten wissen-schaftlichen Behörden in Europa die Unbedenklich-keit bestätigt. Der vermeintliche Forscherstreit lebte in den Medien dennoch fort, und viele Kritiker der modernen Landwirtschaft bezogen sich weiter ger-ne auf IARC – mancher, der gar nicht wusste, was denn nun wirklich in der IARC-Monographie Nr. 112 steht.

Aus einem EU-Verwaltungsvorgang war zu diesem Zeitpunkt längst ein Politi-kum geworden. Der Ständige Ausschuss für Pflanzen, Tiere, Lebens- und Futtermittel (SCoPAFF) war blockiert und die Kommission konnte die erfor-derliche qualifizierte Mehrheit nicht mobilisieren. Der Durchbruch gelang erst im Vermittlungsaus-schuss Ende November 2017, als auch Deutschland, das sich zuvor stets enthalten hatte, einem neuen Vorschlag zustimmte, der unter anderem eine stark verkürzte Laufzeit von fünf Jahren vorsah (üblich sind 15 Jahre).

Ein Ende der Debatte ist nicht in Sicht. Denn die neue Wirkstoffgenehmigung auf EU-Ebene hat eine unmittelbare Folge in den Mitgliedstaaten: Zulassun-gen von Pflanzenschutzmitteln, die den Wirkstoff enthalten, müssen jetzt überprüft und erneuert wer-den. Glyphosat – Fortsetzung folgt …

Martin May

Glyphosat: Fortsetzung folgt

99

Page 10: 2017|2018uid/publikationen/iva... · IVA-Geschäftsstelle in Frankfurt gab und gibt es einige Neuerungen: Nachdem Volker Koch-Achelpöhler zu Beginn des Jahres 2017 den Verband in

Ein neues EU-Düngemittelrecht – eine Chance für mehr Harmonisierung?

Jahresbericht 2017|2018

Nach jahrelanger Vorarbeit und intensiven Debatten ist das neue europäische Dünge-mittelrecht jetzt auf der Zielgeraden. Am

Anfang standen hohe Erwartungen, um die Unzu-länglichkeiten der geltenden EU-Düngemittelverord-nung zu beseitigen und Innovationen zu fördern.

Vor 15 Jahren, im Oktober 2003, trat die geltende europäische Verordnung für Düngemittel (EG/2003/2003) in Kraft. Mehr-fach ergänzt um neue Düngemitteltypen und Zusatz-stoffe, hat sie einen verlässlichen Rechtsrahmen für Mineraldünger vorgegeben. So sind in Deutschland zwischen 80 und 90 Prozent aller Produkte am Markt nach EU-Recht zugelassen und deklariert. Dennoch gab es zunehmend Forderungen, andere Nährstoff-quellen einzubeziehen, Grenzwerte für bestimmte Schadstoffe einzuführen und das Nebeneinander von nationalen und europäischen Regelungen zu be-enden.

Die berechtigten Kritikpunkte waren der Grund, dass bereits 2009 Vorarbeiten für ein neues EU-Dünge-mittelrecht begannen. Im März 2016 veröffentlichte die EU-Kommission schließlich ihren Entwurf.1 Die-ser stellt eine radikale Neuerung gegenüber dem bisherigen europäischen und nationalen Düngemit-telrecht dar. Um möglichst viele Forderungen und Ziele zu erreichen, hat sich die Kommission für eine Revolution und gegen eine Evolution entschieden. Dabei wurde das neue Düngemittelrecht bewusst in das Paket zur Kreislaufwirtschaft aufgenommen: Denn das Recycling von Nährstoffen stellt neben der Einführung von Schadstoffgrenzwerten einen wesentlichen Schwerpunkt des Vorschlags dar. Die Kommission hat es zwar geschafft, die organischen und organisch-mineralischen Nährstoffquellen ein-zubeziehen, dafür werden die bewährten Düngemit-teltypen abgeschafft. Stattdessen gibt es nun soge-nannte Produktfunktionskategorien (PFC), welche die Kriterien für die verschiedenen Nährstoffquellen,

Bodenverbesserungsmittel und Zusatzstoffe definie-ren (Anhang I). Hier werden erstmals auch konkrete Vorgaben für Biostimulantien integriert (mehr auf Seite 12/13). Als zweite Ebene werden im Anhang II Komponentenmaterialkategorien (CMC) eingeführt, die die zulassungsfähigen Bestandteile der PFC näher charakterisieren. Ergänzt wird dies durch Be-stimmungen zu Deklarationen und Toleranzen (An-hang III), zur Konformitätsbewertung (Anhang IV) und Ausführungen zur CE-Kennzeichnung (Anhang V).

Der Entwurf wird von zahlreichen Sta-keholdern nicht nur positiv bewertet. Die Mineraldüngerindustrie sieht neben unsach-gemäßen Definitionen insbesondere den Verzicht auf eine vollständige Harmonisierung kritisch. Dies wird die Rechtsunsicherheit und die Probleme bei der gegenseitigen Anerkennung nicht beseitigen. Gleichzeitig wird das Zusammenspiel einiger De-tailregelungen, so zum Beispiel die Grenzwerte bei Cadmium in Phosphat-Düngemitteln, zu uner-wünschten Ausweichbewegungen führen. Dass die seit Jahrzehnten genutzten industriellen Nebenpro-dukte – ein perfektes Beispiel für industrielle Kreis-laufwirtschaft und Ressourceneffizienz – vergessen wurden, ist ein grober handwerklicher Fehler. Insge-samt wird deutlich, dass die Kommission im Bestre-ben, eine möglichst einfache Regelung zu treffen, viele Aspekte nicht zu Ende gedacht hat.

Derzeit läuft auf europäischer Ebene das Trilog-Ver-fahren. Dabei müssen die drei Brüsseler Ko-Gesetz-geber EU-Parlament, Kommission und Europäischer Rat zu den Positionen einen für alle akzeptablen Kompromiss finden. Ein endgültiges Fazit kann so-mit erst nach Einigung, voraussichtlich im Laufe des Jahres, gezogen werden. Aber schon jetzt wird deut-lich: Die Umsetzung der neuen Regelungen wird eine große Herausforderung für alle Beteiligten.

Dr. Sven Hartmann

1 Kommissionsvorschlag COM (2016) 157 „VERORDNUNG [...] mit Vorschriften für die Bereitstellung von Düngeprodukten mit CE-Kennzeichnung auf dem Markt [...]".

10

Page 11: 2017|2018uid/publikationen/iva... · IVA-Geschäftsstelle in Frankfurt gab und gibt es einige Neuerungen: Nachdem Volker Koch-Achelpöhler zu Beginn des Jahres 2017 den Verband in

Bio- stimulantien

11

Page 12: 2017|2018uid/publikationen/iva... · IVA-Geschäftsstelle in Frankfurt gab und gibt es einige Neuerungen: Nachdem Volker Koch-Achelpöhler zu Beginn des Jahres 2017 den Verband in

Jahresbericht 2017|2018

A uf Beschluss der Mitgliederversammlung wurde 2017 als dritte Säule innerhalb des IVA der Fachbereich Biostimulantien gegründet.

Der neue Fachbereich vertritt eine junge und aufstre-bende Produktgruppe, die dabei helfen wird, die Her-ausforderungen im Pflanzenbau zu meistern und eine moderne, nachhaltige Landwirtschaft zu fördern.

Der Umgang mit dieser neuen Produktgruppe ist da-bei europaweit unterschiedlich. Denn Gesetzgebung und Zulassungsverfahren sind in den einzelnen EU-Mitgliedstaaten noch uneinheitlich. In Deutschland werden Biostimulantien derzeit bei den Pflanzenstär-kungsmitteln nach dem Pflanzenschutzrecht oder den Pflanzenhilfsmitteln beziehungsweise Bodenhilfs-stoffen nach der Düngemittelverordnung angesiedelt. Unterschiedliche Regelungen erschweren es den Unternehmen derzeit, ihre innovativen Produkte auf dem europäischen Markt gut zu platzieren. Es kommt zu Wettbewerbsverzerrungen und die Unternehmen kämpfen mit hohem bürokratischem Aufwand, unnö-tigen Kosten und rechtlicher Unsicherheit. Dies alles behindert Investitionen in neue Produkte und stellt so-mit ein gravierendes Innovationshindernis dar.

Dies soll sich nun ändern: Biostimulan-tien fallen zukünftig unter die neue EU-Düngemittelverordnung und werden somit erstmalig einheitlich auf europäischer Ebene definiert und geregelt. Die Überarbeitung der Dünge-mittelverordnung kann eine große Chance für Unter-

nehmen und Landwirte gleichermaßen bedeuten. Wenn ein vernünftiger, in-novationsfreundlicher und praktikabler regulatorischer Rahmen geschaffen wird, steht der Vermarktung und Anwendung neuer und in-novativer Produkte nichts mehr im Wege. Wann die neue Verordnung in Kraft tritt, ist aktuell noch unge-wiss. Denn erst nachdem

Kurz & KnappBiostimulantien ist der Oberbegriff für eine Klasse von Produkten, die weder Pflanzenschutz- noch Düngemittel sind und rechtlich künftig unter die EU-Düngemittelverordnung fallen. Sie sind ein neuer Bestandteil der land-wirtschaftlichen Produktionsmittel und stärken die Pflanzen in ihrem Wachstum, indem sie die Nährstoff-aufnahme verbessern und die Pflan-zen gegen abiotischen Stress wie Trockenheit und Frost schützen.

Neuer IVA-Fachbereich Biostimulantien

im laufenden Trilog-Verfahren ein Konsens gefunden wurde, kann die eigentliche Arbeit, die Umsetzung der neuen Vorschriften, beginnen. Dabei spielen die Entwicklungen von Qualitätsstandards, Nachweis-methoden und Sicherheitsbewertungen eine wichti-ge Rolle.

Ein zentraler Punkt der neuen Verordnung ist die erst-malige gesetzliche Definition auf europäischer Ebene: In Zukunft gelten Biostimulantien als Düngeprodukt mit CE-Kennzeichnung und werden dabei eine eigen-ständige Produktgruppe im Rahmen des Düngemittel-rechts bilden. Sie sind nach der derzeit diskutierten De-finition weder Düngemittel noch Pflanzenschutzmittel. Sie erfüllen eine wichtige Aufgabe, die zwischen die-sen beiden Bereichen angesiedelt ist, und besetzen damit eine eigene Nische. Das heißt, Biostimulantien dienen weder als Nährstoffquelle, noch schützen sie die Pflanzen direkt gegen Krankheiten oder Schädlin-ge. Sie helfen den Pflanzen, die Nährstoffaufnahme zu verbessern, die Widerstandsfähigkeit zu steigern und die Produktqualität zu erhöhen.

Europa nimmt bei Forschung und An-wendung von Biostimulantien eine füh-rende Rolle ein. Entsprechend groß sind das Spektrum der Inhaltsstoffe und die Produktvielfalt. So gibt es beispielsweise Produkte, die auf natürli-chen Rohstoffen wie Pflanzen- oder Algenextrakten, Aminosäuren, Huminstoffen oder verschiedenen Mi-kroorganismen basieren. Viele Inhaltsstoffe haben einen positiven Einfluss auf die Wurzelentwicklung und sorgen dafür, dass die Pflanze durch ein größe-res Wurzelsystem mehr Nährstoffe aus dem Boden aufnehmen kann. Mikroorganismen wie das Bakteri-um Bacillus subtilis besiedeln die Wurzeln und tragen zum Beispiel durch die Bildung von phytohormonähn-lichen Substanzen zu einer verbesserten Pflanzenent-wicklung bei, die sich letztendlich auch auf den Ertrag auswirkt. Auch eine stärkere Widerstandsfähigkeit gegen Trockenstress ist eine häufige Wirkung von Biostimulantien.

12

Page 13: 2017|2018uid/publikationen/iva... · IVA-Geschäftsstelle in Frankfurt gab und gibt es einige Neuerungen: Nachdem Volker Koch-Achelpöhler zu Beginn des Jahres 2017 den Verband in

Seit der Gründung im vergange-nen Sommer ist das Interesse am Fachbereich groß und die Anzahl der Mitglieder steigt stetig. Zu dem neuen Fachbereich gehören sowohl Unter-nehmen, die bereits in den beiden anderen IVA-Fachbereichen Pflanzenschutz und Pflanzen ernährung mitwirken, als auch neue Mitglieder. Neben der politischen Arbeit und der engen Zusammenarbeit mit dem europäischen Verband für Biostimulantien EBIC steht auch die Öffentlichkeitsarbeit im Fokus des Fachbereiches – gilt es doch den neuen Begriff „Biostimulantien“ erst in den Köpfen der Landwirte und anderer Sta-keholder zu verankern. Daher ist es wichtig, den Dialog mit ihnen zu suchen. Auf ver-schiedenen landwirtschaftlichen Veranstal-tungen und Messen informiert der IVA über diese neue Produktgruppe und sensibilisiert Landwirte für das Thema. Einen Flyer zum Thema finden Sie auf www.iva.de.

Kathrin Draaken

bei Jörn-Fried Johannsen (BASF), Vorsitzender des Fachbereiches Biostimulantien

Biostimulantien werden derzeit erst-malig einheitlich definiert. Was sind die besonderen Herausforderungen? Die größte Herausforderung bei den Biostimulantien liegt derzeit in der Abgrenzung. Wann ist ein Produkt ein Pflanzenschutzmittel, ein Düngemittel oder ein Biostimulans? Die Produkte müssen aufgrund der notwendigen Zulassung klar abgegrenzt sein, um eindeutig einer Kategorie zugeordnet werden zu können. Wir haben aber

auch Produkte, die sowohl eine Pflan-zenschutzwirkung haben als auch die Kriterien für Biostimulantien erfüllen. Wir sprechen dann vom „dual use“. Hier verlangt der Gesetzgeber zu-künftig klare Regeln für die jeweilige Zuordnung. Dies bringt Sicherheit für alle Beteiligten – im Zulassungsprozess, bei der Anwendung und auch bei der Kontrolle.

Wie sehen Sie die Entwicklung des Biostimulantien-Marktes in der Zukunft?Der nationale wie internationale Markt sucht nach neuen Möglichkeiten. Ein Teilbereich wird hierbei der Rück-griff auf die Natur und ihre Systeme sein. Wir lernen, wie wir Teile unse-rer bereits vorhandenen natürlichen Produkte oder auch Mikroorganismen anders nutzen können. Neben den etablierten Anbietern werden hier auch neue Firmen den Markt betreten. Das Segment wird also wachsen – gerade

auch vor dem Hintergrund der aktuellen gesellschaftspolitischen Diskussion. Alle unsere Mitglieder verpflichten sich dabei, hochwertige Produkte mit den nachweislich deklarierten Wirkungen anzubieten. Denn nur so können wir die Akzeptanz und das Vertrauen bei unse-ren Kunden, den Landwirten, erreichen. Die Kontrolle hierüber werden der Ge-setzgeber beziehungsweise in der Folge beauftragte Institutionen übernehmen.

Was wünschen Sie sich für die weitere Verbandsarbeit?Ich freue mich sehr, dass das Interesse für die neue Produktgruppe so groß ist. Und da wir uns in einem Wachstums-segment befinden, ist eine weitere Ver-größerung der Zahl unserer Mitglieds-unternehmen auch wünschenswert. Denn jedes dieser Unternehmen wird vielfältige Ideen und Produkte an den Markt bringen und das Segment noch interessanter machen.

Nachgehakt

13

Beitrag der Biostimulantien zur nachhaltigen Landwirtschaft

Nachhaltige Landwirtschaft

Mineral- dünger

Pflanzen-schutz

Bio-stimulantien

Fachwissen auf neuestem

Stand

Boden-fruchtbarkeit, biologische Aktivität

Technik, IT/ Digitalisierung

Saatgut

Hohe Erträge

Quelle: IVA

BIOSTIMULANTIEN

Page 14: 2017|2018uid/publikationen/iva... · IVA-Geschäftsstelle in Frankfurt gab und gibt es einige Neuerungen: Nachdem Volker Koch-Achelpöhler zu Beginn des Jahres 2017 den Verband in

1414

Es dauert noch etwas. Der Fotograf muss die Blitzlichter erst noch aus-justieren. Dr. Gerhard Prante blättert währenddessen interessiert im IVA-Jahresbericht 1988/89. „Hier sieht man die wirklichen Verände-

rungen: 1988 machte ganz Lateinamerika 10 Prozent des weltweiten Pflan-zenschutzmarktes aus – heute ist Brasilien alleine der größte Markt auf der Welt.“

Vor 30 Jahren war Dr. Gerhard Prante der erste Vorsitzende des Industriever-bands Agrar (einen Präsidenten hatte der Verband ab 1997), der hervorging aus dem Zusammenschluss des Industrieverbands Pflanzenschutz mit der Fachvereinigung Futterphosphate und den Fachverbänden Phosphatdünger und Stickstoffindustrie. Erster Hauptgeschäftsführer war Dr. Oskar Böttcher.

Ein Gespräch mit zwei Zeitzeugen über die Entwicklung der Landwirtschaft, ge sell schaftliche Akzeptanz der Agrarchemie und den IVA gestern und heute.

Jahresbericht 2017|2018

Zur Person

Dr. Oskar Böttcher – erster Hauptgeschäftsführer des IVA 1988

einer „ Mit

sprechen“Stimme

Page 15: 2017|2018uid/publikationen/iva... · IVA-Geschäftsstelle in Frankfurt gab und gibt es einige Neuerungen: Nachdem Volker Koch-Achelpöhler zu Beginn des Jahres 2017 den Verband in

15

Was war die Idee hinter die-ser Verbändefusion und der Gründung des IVA?

Prante Wir wollten mit einer Stim-me sprechen! Mit einer Stimme ge-genüber den Ministerien, gegenüber dem Bauernverband, gegenüber der Öffentlichkeit insgesamt. Der Begriff, der den damaligen Zeitgeist spiegelt, war die „chemische Keule“. Wir muss-ten sehen, dass wir in der Öffentlich-keitsarbeit zu einer einheitlichen Argu-mentation kommen. Der chemische Pflanzenschutz und die Pflanzenschutz - industrie hatten viel Glaubwürdigkeit eingebüßt, weil wir alle auf die öffent-liche Diskussion nicht gut vorbereitet waren.

Verbindend war zudem, dass wir sei-nerzeit in der Pflanzenschutzmittel- und der Düngemittelindustrie das The-ma Rückstände im Grundwasser hat-ten. Zum einen ging es um Pflanzen-schutzmittelrückstände, damals über einen Metaboliten des Atrazin, und auf der Düngeseite um das Thema Nitrat-gehalte. Angesichts dieser Gleichheit der Themen wollten wir die fachliche Kompetenz bündeln, gerade was den Boden und Rückstände im Grundwas-ser angeht.

Böttcher Es gab damals auch noch einen anderen Grund: Der Kollege Dr. Sander, Geschäftsführer des Stick-stoffverbands, war ganz überraschend gestorben. Und da war die Frage, wie geht es weiter. Der Chemieverband VCI hatte den Stickstoffverband und auch sein Personal als Fachvereini-gung bei sich aufgenommen.

Aber das passte nicht zusammen. Der VCI vertrat im Rahmen der Umweltpo-litik damals die Philosophie: Chemie hat in der Umwelt nichts zu suchen. Da sind wir natürlich aufgesprungen. Wir bringen die Chemie bewusst in der Landwirtschaft aus, um Nahrungsmit-tel besser zu erzeugen.

Prante Stimmt, das war eine für uns ganz problematische Positionierung des VCI damals. Also mussten wir un-sere Interessen in einem selbststän-digen Fachverband deutlich machen. Heute hat sich das Verständnis hier ja geändert und VCI und IVA ziehen an einem Strang.

Wie würden Sie den Zeitgeist der zweiten Hälfte der 80er Jahre beschreiben; war das eine andere Welt oder be-schäftigen uns im Grunde immer noch dieselben The-men?

Böttcher Als ich 1968 in diesen Ver-band eingetreten bin, hieß es noch: „Unsere Produkte werden gebraucht, wir brauchen keine Öffentlichkeits-arbeit. Wir sorgen ja dafür, dass die Pflanzen vor Schädlingen geschützt und damit die Nahrungsmittel günstig erzeugt werden. Wozu also Öffent-lichkeitsarbeit?“ Dann erschien das Buch „Der stumme Frühling“. Dort hieß es, dass bald in der Natur keine Vögel mehr zwitschern. Da hat man dann langsam angefangen zu sagen, dass die Öffentlichkeit über den Nut-zen von Pflanzenschutzmitteln aufge-klärt werden muss. Nicht die Firmen, aber der Verband muss sprechen. Die Öffentlichkeitsarbeit wurde bei uns dann zügig ausgebaut, damals schon.

Zur Person

Dr. Gerhard Prante – erster Vorsitzender des Industrie-verbands Agrar 1988

einer Stimme

Page 16: 2017|2018uid/publikationen/iva... · IVA-Geschäftsstelle in Frankfurt gab und gibt es einige Neuerungen: Nachdem Volker Koch-Achelpöhler zu Beginn des Jahres 2017 den Verband in

Jahresbericht 2017|2018

Prante Wir haben damals auch die Fördergemein-schaft Integrierter Pflan zen bau gegründet. Wir waren uns bewusst, dass wir die Landwirte als unsere Kun-den dabei unterstützen müssen, in der Öffentlichkeit in ihrer Arbeit respektiert zu werden. Das gilt ja bis heute.

Aber ich denke, einer der wesentlichen Unterschiede zwischen damals und heute ist, dass zur damaligen Zeit die Behörden noch eine ganz andere Akzeptanz und Glaubwürdigkeit in der Öffentlichkeit hatten, als es heute der Fall ist. Heute werden NGOs, ob Greenpeace, BUND oder andere, als die eigentlichen Sprecher für die Umwelt angesehen. Dabei sind es Lobbygruppen, deren Geschäftsmodell auf dem Spiel mit Ängsten basiert. Damit aber untergraben sie die Glaubwürdigkeit der staatlichen Behörden, ohne von der Öffentlichkeit in Verantwortung genommen zu werden.

Böttcher Ende der 70er Jahre haben wir auch an-gefangen, verstärkt vom integrierten Pflanzenbau zu sprechen, also auch die Düngemittelproduzenten in der Öffentlichkeitsarbeit in die Verantwortung zu nehmen. Deshalb war die Meinung damals auch, wir sollten noch mehr Bereiche aus der chemischen In-dustrie, die für die Landwirtschaft da sind, in den IVA integrieren. Zum Beispiel auch die Tiergesundheit.

Prante Das war deine Meinung … Ich sah das etwas anders. Ich wollte damals, dass die für die Pflanzen-produktion relevanten Aktivitäten der chemischen Industrie inklusive der Pflanzenbiotechnologie als Teil des integrierten Pflanzenschutzes im IVA gebündelt werden.

Böttcher Sei es, wie es ist. Nach 30 Jahren müssen wir uns jetzt fragen: War die Fusion zum IVA eine Er-folgsgeschichte oder ist es keine Erfolgsgeschichte? Da sage ich: Wir haben viele Synergien gefunden, aber es ist schwieriger geworden, als ich mir ge-wünscht habe.

Prante Ich denke, der Schritt war zwingend. Die ver-änderten Markt- und Umfeldbedingungen bedurften entsprechender Veränderungen in unserer Verbands-arbeit und einer intensiveren und gebündelten Öffent-lichkeitsarbeit. Darum musste die Chance zur IVA-Gründung 1988 genutzt werden.

Sie waren beide sehr lange im Verband aktiv und haben eng zusammengear-beitet. Was lag Ihnen hierbei immer ganz persönlich am Herzen?

Böttcher Ich habe mich immer dafür eingesetzt, dass wir eine breit angelegte Mitgliederstruktur ha-ben, das heißt die großen Unternehmen, aber auch Mittelständler. Zudem war mir der gute Zugang und die Zusammenarbeit mit anderen Verbänden in der Landwirtschaft wichtig. Wir wollten Teil der Stimme der Landwirtschaft sein. Und haben uns dafür in ver-schiedenen Arbeitskreisen zusammengetan – von den Saatguterzeugern über Landtechnik bis hin zur Lebensmittelindustrie. Vieles besteht dabei bis heute.

Prante Für mich war klar, dass Industriearbeit und Verbandsarbeit zwei verschiedene Paar Schuhe sind. Das kann man nicht gleichzeitig, gemeinsam machen. Die Firmen müssen ihre eigenen Ziele und Interessen verfolgen. Themen, die die ganze Industrie betreffen, können nur von einem Verband im Interesse aller Mit-gliedsfirmen vertreten werden. Dass durch die Ver-bandsarbeit für alle Firmen ein Mehrwert geschaffen wird, dafür habe ich mich immer wieder eingesetzt und bin notwendigen Diskussionen nicht aus dem Wege gegangen: dass es diesen gemeinsamen Ver-band braucht und wir alle in der Industrie davon profi-tieren – bis heute.

Das Gespräch führte Martin May

16

Page 17: 2017|2018uid/publikationen/iva... · IVA-Geschäftsstelle in Frankfurt gab und gibt es einige Neuerungen: Nachdem Volker Koch-Achelpöhler zu Beginn des Jahres 2017 den Verband in

… uns eine weiterhin gute Partnerschaft von Industrie und Handel - innovativ und verantwortungsbewusst - zum Wohle der Verbraucher, Landwirte, Umwelt.“Arnim Rohwer, Geschäftsführer desBundesverbands der Agrargewerbli-chen Wirtschaft (BVA)

… dem Verband Weitblick und Mut, um angesichts der vielen Herausforderungen die richtigen Weichen für die Zukunft zu stellen.“Angela Werner, Chefredakteurin „agrarzeitung“

… (mir) spannende und kon-struktive Dialoge sowie ein offenes Ohr und Verständnis in der Bevölkerung, das der Bedeutung der Landwirt-schaft gerecht wird.“Dr. Mark Winter, IVA-Mitarbeiter seit 3 Monaten

… eine glückliche Hand und eine gute Balance in der Vertretung der Ver-bandsinteressen mit Ergebnissen, die am Ende zum Wohle aller sind.“Christine Demuth, IVA-Mitarbeiterin seit 31 Jahren

… dass wir auch weiterhin gemeinsam für eine nachhaltige Landwirtschaft sorgen werden, die die Menschen mit gesunden Lebensmitteln versorgt.“Hermann Färber, Mitglied des Deutschen Bundestages, Ordentliches Mitglied im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft

Ein Jubiläum ist Anlass innezuhalten und auf die vergangenen Jahre zurückzuschauen. Aber genauso wichtig ist es, den Blick nach vorne zu richten: Was bringen die nächsten 30 Jahre? Wir haben diese wich-tige Frage weitergegeben und das Umfeld des Verbands – von Behörden, Politik, Mitarbeitern, Presse und Mitgliedsunternehmen – gefragt.

… dass wir die gesellschaftli-che Einstellung zum Pflan-zenschutz und anderen Technologien im Ackerbau gedreht bekommen und echtes Interesse an unserer Branche wecken.“Peter Hefner, Leiter Corporate Affairs Syngenta Agro GmbH, IVA-Ausschussmitglied

…, dass die Gesellschaft die Anstren-gungen unserer Branche für eine hoch-effiziente Pflanzenernährung zum Wohle von Umwelt und Verbraucher anerkennt.“Dr. Claus Brusenbauch, Geschäftsführer ICL Fertilizers Deutschland, IVA-Vorstandsmitglied

… eine verantwortungsvolle Nutzung von Innovationen für eine produktive und nachhaltige Landwirtschaft.“Hubertus Paetow, Präsident der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG)

... uns eine sachliche Diskussion der für uns relevanten The-men und dass der hohe Stellenwert des Haus- und Kleingar-tens in unserer Gesellschaft in allen Bereichen die notwendige Anerkennung erfährt.“ Gisela Fockenbrock, Produktmanager COMPO GmbH, IVA-Ausschussmitglied

... der Welternährung die wissensbasierten und transparenten Beiträge des IVA entlang der ganzen, forschungsintensiven Lebens- und Futtermittel-kette.“Professor Andreas Hensel, Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR)

„Und für die nächsten30 Jahre IVA wünsche ich, …

… weiterhin viel Erfolg in der Verbandsarbeit und Durchhaltevermögen in der schwierigen öffentli-chen Diskussion, die wir gemeinsam und in guter Zusammenarbeit bestreiten dürfen. Gemeinsam wollen wir an neuen Wirkstoffen, noch mehr Inno-vation und einem engagierten Auftritt im gesell-schaftlichen und politischen Diskurs arbeiten.“ Bernhard Krüsken, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbands (DBV)

17

Page 18: 2017|2018uid/publikationen/iva... · IVA-Geschäftsstelle in Frankfurt gab und gibt es einige Neuerungen: Nachdem Volker Koch-Achelpöhler zu Beginn des Jahres 2017 den Verband in

Dr. Oskar Böttcher

Dr. Gerhard Prante (Hoechst)

Klaus Deichner (BASF)

Walter Ernst (Bayer)

Dr. Gerhard Prante (Agrevo)

Kurt Küsgen (Bayer)

Dr. Jochen Wulff (Bayer)

IVA-Hauptgeschäftsführer

IVA-Vorsitzender / -Präsident

Industrieverband Agrar e. V. wird zum 01.07.1988 gegründet

Jahresbericht 2017|2018

Terroranschlag 09/11

BSE-KriseMauerfall in Berlin

Deutsche Einheit

Klonschaf „Dolly“

Euro-Ein-führung

Firmen-gründung GOOGLE

Vertrag von Maastricht

Gletschermumie „Ötzi“

30 Jahre IVA

Magazin „Profil“ startet. Ist heute als „IVA-Magazin“ auf iva.de verfüg-bar

Gesetzliche Verpflichtung Sachkunde-nachweis für Anwender & Verkäufer

IVA bietet eigenes Lernpro-gramm, bis heute

IVA startet verschiedene Umweltschutz-Aktivitäten, u. a. zum Verflüchtigungsver-halten, Abdrift, Nitratverlagerung

1988 200089 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 01 02 03

EU-Trink wasserrichtlinie (98/83): Ab sofort gilt Wert von 0,1 μg/l für Pflanzenschutz mittel-Verunreinigungen

IVA bekennt sich zu den Zielen des integrierten Pflanzenbaus

Bekenntnis zum Leitbild der nachhaltig umwelt-gerechten Landwirtschaft (Sustainable Agriculture)

Website www.iva.de geht an den Start

Neuorganisation des gesundheit-lichen Verbraucherschutzes und

neue Behördenstruktur für die Zulassung

Ausbau der IVA- Gewässerschutz-

kampagne zur Vermeidung von Punkteinträgen

EU-Richtlinie 91/414 tritt in Kraft. Leitet Harmonisierung des europäischen Pflanzenschutz-rechts ein

Nationales Pflanzen-schutzgesetz tritt in Kraft und EU-Biozid-Richtlinie (98/8) wird verabschiedet

IVA positioniert sich mit der „Agenda 2000“ zu den EU-Reformzielen im Agrarbereich

z

® = eingetragene Marke des Industrieverbandes Agrar e. V.

Ein Rückblick auf

Gründung von PAMIRA mit bundes weiten Sammlungen von Pflanzenschutzmittel-Verpackungen. Bis heute erfolgreiches Konzept mit hohen Rücknahmemengen

18

Page 19: 2017|2018uid/publikationen/iva... · IVA-Geschäftsstelle in Frankfurt gab und gibt es einige Neuerungen: Nachdem Volker Koch-Achelpöhler zu Beginn des Jahres 2017 den Verband in

Dr. Oskar Böttcher

Kurt Küsgen (Bayer)

Dr. Hans Theo Jachmann (Syngenta)

Dr. Niels Pörksen (BASF)

Dr. Helmut Schramm (Bayer)

Volker Koch-AchelpöhlerDr. Dietrich Pradt

Start von PRE, Rücknahmesystem für unbrauchbare Chemikalien in der Landwirtschaft

EU-Verordnung über Düngemittel (2003/2003) mit EU-weiter „Typenliste“ für Mineraldünger tritt in Kraft

Fußball- weltmeister

TsunamiSüdost-asien

Fußball- Sommermärchen

Barack Obama

Tsunami/Fukushima Brexit-Beschluss

Flücht-lings-welle

„Wir sind Papst“

Roadshow „Food for Life“. Mobile Ausstellung und

erstmals direkter Dialog mit Verbrau-chern, heute fester Bestandteil u. a. auf

Messen & Social Media

Ereignisreiche Zeiten und Jahre formen die Geschichte des IVA. Veränderungen in der Industrie und Branche, aber insbe-sondere auch im Umfeld von Politik, Gesellschaft und Wirt-

schaft haben den IVA und seine Arbeit geprägt. Schlaglichter aus den vergangenen 30 Jahren bietet diese Chronik.

201803 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17

IVA startet bundesweit mit

Beratersym-posien „Ge-

wässerschutz“, bis heute jährlich

stattfindendes Angebot

Kooperations-vereinbarung

„Gemeinsam die Zukunft sichern“ zwischen Wasser-wirtschaft und IVA

Erstmals harmonisierte

Rückstands-höchstgehalte in

Lebensmitteln innerhalb der EU

Neuer IVA-Fachbereich Biostimu-lantien wird gegründet

Neue Düngever-ordnung, u. a. Re-gelung der „Guten Fachlichen Praxis“ in der Landwirt-schaft

EU-Audit-Bericht zum Zulassungssystem zeigt Mängel auf, IVA fordert Strukturwandel bei Zulassungsbehörden

Verschärfte Düngever-ordnung in Deutschland tritt in Kraft

Start des For-schungsprojekts

mit der Humboldt Universität Berlin

zum „Nutzen des Pflanzenschutzes in Deutschland“

EU-Biozid-Verordnung

(528/2012) wird verabschiedet

EU-Zulassungsver-ordnung (1107/2009), u. a. mit Einführung des zonalen Zulas-sungsverfahrens und EU-Richtlinie zur nach-haltigen Anwendung (128/2009), u.a. mit NAP

IVA wirbt für mehr „Eh-da-Flächen“ zur Förderung von Artenvielfalt und Bienenschutz

Start der Initiative „Die Pflanzen-schützer“, neue kommunikative Zusammenarbeit mit und von Land-wirten, wichtiges Projekt wird „Schau ins Feld!“

Neue Regelung zum Greening, IVA unterstützt mit Informationen zu Gewässerrand- und Blühstreifen

19

Page 20: 2017|2018uid/publikationen/iva... · IVA-Geschäftsstelle in Frankfurt gab und gibt es einige Neuerungen: Nachdem Volker Koch-Achelpöhler zu Beginn des Jahres 2017 den Verband in

Nachgefragt bei Burkhard Kleffmann

Jahresbericht 2017|2018

„Bauern spritzen immer mehr Pflanzengift“ – so lautete unlängst die Überschrift in einer gro-ßen Tageszeitung. In verschiedenen Variationen begegnen wir dieser Aussage immer wieder, auch um politischen Forderungen Nachdruck zu verleihen. Ganz einfach gefragt: Stimmt das überhaupt?Ich reibe mir immer etwas verwundert die Augen, wenn ich das lese. Denn die Ergebnisse unserer Marktforschung zeigen ein anderes Bild. Bei den meisten großen Kulturen gingen die eingesetz-ten Mengen zuletzt zurück. Auch die Umsätze der Hersteller sind in den vergangenen Jahren kräftig geschrumpft, nach unseren Erhebungen allein in Deutschland seit 2014 um etwa 30 Prozent. Für die-se Entwicklung haben viele Faktoren eine Rolle ge-spielt.

Könnten Sie das erläutern?Landwirte sind rationale Entscheider. Für sie sind Pflanzenschutzmittel zunächst einmal Betriebsmittel, die Geld kosten und von denen sie sich eine Wirkung erwarten. Nehmen wir so wichtige Produkte wie Ge-treidefungizide. Nach unseren Erkenntnissen ist das Marktvolumen in Deutschland von 2016 auf 2017 um gut 6 Prozent geschrumpft, obwohl die Preise für die jeweiligen Produkte gestiegen sind. Da aber in Er-wartung niedrigerer Getreidepreise die Anbaufläche zurückgegangen ist und die Landwirte zugleich we-niger Überfahrten durchgeführt haben, ist der Markt geschrumpft.

Welche Faktoren bestimmen noch über die Einsatzmengen?Der naheliegende Faktor ist natürlich das Wetter. Da spielt auch der Klimawandel eine Rolle – je wärmer

es wird, desto mehr Pflanzenschutz wird benötigt. Wenn wir die mechanische Bodenbearbeitung mi-nimieren wollen, benötigen wir mehr Bodenherbi-zide. Und, auch wenn es erst einmal widersprüch-lich klingt: Der Wegfall von Wirkstoffen kann dazu führen, dass insgesamt mehr Pflanzenschutzmittel ausgebracht werden. Wir können das im Rapsanbau sehen. Seit 2013 ist nach dem Wegfall der Neoniko-tinoide der Rapsertrag zurückgegangen, die Behand-lungsintensität mit Insektiziden jedoch gestiegen.

Gibt es umgekehrt Faktoren, die einen reduzier-ten Einsatz begünstigen?Moderne Spritztechnik, auch durch digitale Hilfsmit-tel, spielt hier eine wichtige Rolle. Können Landwir-te verschiedene Produkte und Wirkstoffe variieren, trägt das zur Reduktion der eingesetzten Mengen bei. Daher ist es wichtig, dass den Landwirten wei-ter eine Vielfalt an Wirkstoffen zur Verfügung steht. Zudem beugen erweiterte Fruchtfolgen Resistenzen vor und senken ebenfalls den Einsatz von Pflanzen-schutzmitteln.

Eine letzte Frage noch: Setzen Landwirte heute mehr oder weniger Glyphosat ein?Der Trend für Deutschland ist in den vergangenen Jahren ganz klar rückläufig. Nach unserer Analyse ist der Glyphosat-Verbrauch 2017 gegenüber dem Vor-jahr abermals um 6 Prozent zurückgegangen. Vergli-chen mit dem Peak im Jahr 2012 setzten deutsche Landwirte im vergangenen Jahr sogar 43 Prozent weniger ein.

red.

Burkhard Kleffmann,

Geschäftsführer Kleffmann Group

20

Page 21: 2017|2018uid/publikationen/iva... · IVA-Geschäftsstelle in Frankfurt gab und gibt es einige Neuerungen: Nachdem Volker Koch-Achelpöhler zu Beginn des Jahres 2017 den Verband in

Im Dialog

21

Page 22: 2017|2018uid/publikationen/iva... · IVA-Geschäftsstelle in Frankfurt gab und gibt es einige Neuerungen: Nachdem Volker Koch-Achelpöhler zu Beginn des Jahres 2017 den Verband in

Jahresbericht 2017|2018

W ie kann die Energiewende gelingen und dabei die Kosten für die Industrie in Gren-zen halten? Wie muss der Emissionshan-

del gestaltet werden, um eine Produktionsverlage-rung in andere Weltregionen zu verhindern? Wie setzen wir durch steuerliche Forschungsförderung Innovationsanreize für den Entwicklungsstandort Deutschland?

Fragen wie diesen, die bestimmend sind für die gesamte Branche, widmet der Verband der Che-mischen Industrie (VCI) in seiner Advocacy-Arbeit besondere Aufmerksamkeit. Im Präsidium des Che-mieverbands wird festgelegt, was die Top-Themen der Industrie sind. Zuletzt waren dies die Handlungs-felder:

Nach intensiven Diskussionen zwischen VCI und IVA ist 2017 ein neues Top-Thema hinzugekommen:

„Agrar – Innovationen für eine moderne Landwirt-schaft.“

An Produkten und Lösungen für die Landwirtschaft arbeiten nicht nur die Mitgliedsfirmen des Indus-trieverbands Agrar. Weitere Fachverbände und Ini-tiativen unter dem Dach des VCI, wie der Bundes-verband für Tiergesundheit (BfT) und die Deutsche Industrievereinigung Biotechnologie (DIB), sind in diesem Feld aktiv.

Agrar – ein Top-Thema für die gesamte Chemie

Besonders für den Pflanzen schutz-bereich, der politisch regelmäßig im Fokus steht, eröffnet die vertiefte Zu-sammenarbeit mit dem VCI neue Chan-cen. Während der IVA in der Vergangenheit schwer-punktmäßig Kontakte zu Politik und Behörden aus dem unmittelbaren agrarpolitischen Umfeld pflegte, erreicht der Agrarchemieverband nun auch Zielgrup-pen darüber hinaus, etwa in den Bereichen Wirt-schafts-, Forschungs- oder Gesundheitspolitik.

Als erstes größeres Projekt entstand so gemeinsam mit dem Bereich Politische Kommunikation des VCI im Vorfeld der Bundestagswahl der VCI-Politikbrief

„Moderne Landwirtschaft“. Der Politikbrief ist ein beliebtes Format, mit dem sich der VCI an seine Stakeholder im politischen Bereich wendet. Auf we-nigen Seiten werden die verschiedenen Aspekte des Themas moderne Landwirtschaft verständlich dargestellt und die Kernforderungen des Chemiever-bands erläutert. Konkret ging es in dem Politikbrief

„Moderne Landwirtschaft“ um ein effizienteres Zu-lassungssystem von Pflanzenschutzmitteln, den Ab-bau von Hemmnissen in Forschung und Entwicklung, das Potenzial der Biotechnologie oder den Nutzen moderner Tierarzneimittel.

Martin May

· Energiewende: Kostenbremse und alternative Finanzierung

· Klimaschutz: ausreichender Carbon- Leakage-Schutz beim Emissionshandel

· Innovation: Anreizstruktur für Innovationen in Pharma

· Steuern: Einführung einer steuerlichen Forschungsförderung

· Industriepolitik: Chancen von Chemie 4.0 für starken Standort nutzen

22

Page 23: 2017|2018uid/publikationen/iva... · IVA-Geschäftsstelle in Frankfurt gab und gibt es einige Neuerungen: Nachdem Volker Koch-Achelpöhler zu Beginn des Jahres 2017 den Verband in

KOMMUNIKATION

W as hat ein Mehlwurm eigentlich mit Pflan-zenschutz zu tun? Wie steht der IVA zur Düngeverordnung? Gibt es wirklich Pflan-

zendoktoren? Und was sind eigentlich die größten Herausforderungen der Branche? So divers und fa-cettenreich waren im letzten Jahr die Fragen, denen sich der IVA im direkten Kontakt mit Landwirten, Verbrauchern, Politikern und Branchenvertretern bei verschiedenen Messen, Veranstaltungen und Bran-chenevents stellte.

Ziel war es dabei, das Gespräch mit den unterschiedlichen Stakeholdern zu för-dern und Präsenz zu zeigen. Dabei wurde der Stand mobil gehandhabt und jeweils so gestaltet, dass es zu Anlass und vor allem zum Publikum passte.

Auf der „Land & Genuss“ sowie auf der „Internatio-nalen Grünen Woche“ – der weiterhin wichtigste und größte Messeauftritt des Verbands – standen Ver-braucherthemen im Fokus. Mit eindrücklichen Expo-naten konnten Schädlinge und Pflanzenkrankheiten

erkundet und mit Lupe und Mikroskop genau er-forscht werden. Dabei sorgten auf dem diesjährigen

„Treffpunkt Pflanzenschutz und Pflanzenernährung“ auch neue Exponate wie eine Drohne, verschiedene Lebendexponate sowie zahlreiche Pflanzen für einen Hingucker und Besucherandrang.

Bei der „IdeenExpo“ unterstützte der IVA 2017 den Stand der Deutschen Phytomedizinischen Ge-sellschaft. Hier konnten Schüler, Jugendliche und Nachwuchskräfte mit verschiedenen Experimenten und Exponaten den Beruf des Phytomediziners live erleben. Ebenso konnten sich politisch interessierte junge Menschen im letzten Oktober am IVA-Stand beim „Deutschlandtag“ der Jungen Union über die Tätigkeiten des Verbands und die Themen der Bran-che informieren.

Sein Debüt feierte der IVA im vergan-genen Jahr zudem bei einer der größ-ten Messen im landwirtschaftlichen Bereich, der

„Agritechnica“. Im Rahmen des DLG-Specials „Zu-kunft Pflanzenschutz“ war der IVA mit einem klei-nen Stand vertreten und informierte Landwirte und Branchenvertreter zu Stewardship-Maßnahmen, ins-besondere zum wichtigen Thema Gewässerschutz, und erklärte anhand eines Modells die verschiede-nen Eintragspfade. Auch die Aktion „Schau ins Feld!“ wurde mit einem kleinen „Schau!-Fenster“ vor Ort vorgestellt und sorgte beim Publikum für viel Inter-esse. Die Aktion war auch ein wichtiger Bestandteil beim Stand auf dem „Deutschen Bauerntag“ 2017 in Berlin. Neben dem Erfahrungsaustausch zur Akti-on nutzten Besucher und Delegierte die Möglichkeit, mit den Kollegen aus den Bereichen Pflanzenschutz und Pflanzenernährung wichtige Fachthemen der Branche zu diskutieren.

Jenny Bosse

Grüne Woche, Land & Genuss, IdeenExpo, Agritechnica & Co:

Mobil im Dialog

23

Page 24: 2017|2018uid/publikationen/iva... · IVA-Geschäftsstelle in Frankfurt gab und gibt es einige Neuerungen: Nachdem Volker Koch-Achelpöhler zu Beginn des Jahres 2017 den Verband in

Jahresbericht 2017|2018

V ater und Sohn Hartmann stehen in einem Meer aus Blumen. Schön sieht es aus, ganz so als wäre es bewusst angelegt. Dahinter

ragt der Mais in die Höhe. Eine Szene, die so oder ähnlich im vergangenen und laufenden Jahr wieder tausendfach in Deutschland zu sehen ist. Denn bei dem Kamillefeld handelt es sich um ein „Schau!-Fenster“, bei dem bewusst auf alle Pflanzenschutz-maßnahmen verzichtet wurde. Das Ergebnis ist im direkten Vergleich zum regulär bestellten Feld un-übersehbar.

mitmachen können – egal ob konventionell oder öko-logisch arbeitend, ob Ackerbauer, Winzer, Obst- oder Gemüsebauer –, zeigt somit Wirkung.

Die Initiative „Die Pflanzenschützer“, die Absender und Dach der Mitmach-Aktion ist, wurde dabei im letzten Jahr neu auf-gestellt. Ziel ist es, die Perspektive zu erweitern und die Verbraucher vermehrt über Nutzen und Vielfalt des Pflanzenschutzes zu informieren. Zentraler Be-standteil ist dabei, alle Bausteine des integrierten, ganzheitlichen Pflanzenschutzes zu thematisieren und vorzustellen – von Sortenwahl und Anbau bis hin zu biologischen, biotechnischen, chemischen und physikalischen Verfahren.

Im Zentrum stehen dabei weiterhin die Landwirte. Mit einem neuen Projektbüro sowie verschiedenen neuen Maßnahmen wird der direkte Kontakt zu ihnen intensiviert. Verschiedene Aktions-materialien, Infografiken, Poster oder Broschüren unterstützen die Landwirte in ihrer Kommunikation mit der Öffentlichkeit. Mehr auf www.die-pflanzen-schuetzer.de.

Jenny Bosse

„Die Pflanzenschützer“ und „Schau ins Feld!“: Es wächst und wächst.

Bereits im vierten Jahr läuft die Akti-on „Schau ins Feld!“. Und immer mehr en-gagierte Landwirte wie die Hartmanns lassen die Aktion von Jahr zu Jahr wachsen. Im Jahr 2017 wur-de erstmals die magische Zahl von 1 000 „Schau!-Fenstern“ erreicht. Ein großer Erfolg, der tatsächlich in diesem Jahr nochmals übertroffen werden konn-te: 640 Teilnehmer haben sich für die Saison 2018 angemeldet und legen über 1 191 „Schau!-Fenster“ an. Eine Steigerung um erneut 20 Prozent. Beson-ders erfreulich: Die Vielfalt der Landwirtschaft, ihrer Kulturen und Anbauweisen wird dabei immer deut-licher abgebildet – über 50 verschiedene Kulturen, davon zahlreiche Sonderkulturen, auch Biolandwirte sowie Teilnehmer aus nahezu allen Bundesländern. Der diesjährige explizite Aufruf, dass alle Landwirte

24

Page 25: 2017|2018uid/publikationen/iva... · IVA-Geschäftsstelle in Frankfurt gab und gibt es einige Neuerungen: Nachdem Volker Koch-Achelpöhler zu Beginn des Jahres 2017 den Verband in

Wasser

25

Page 26: 2017|2018uid/publikationen/iva... · IVA-Geschäftsstelle in Frankfurt gab und gibt es einige Neuerungen: Nachdem Volker Koch-Achelpöhler zu Beginn des Jahres 2017 den Verband in

Jahresbericht 2017|2018

Das Molekül ist klein und beweglich. Nie war es Thema, als ob es nicht existierte. Plötz-lich, vor gut einem Jahr wurde es über-

all gefunden: in Flüssen, im Grundwasser und im Trinkwasser. Und es hat Schlagzeilen in den Medien gemacht. Wurde sogar zum Streitfall vor Gerichten, weil sich ganze Städte wegen steigender Wasser-preise ungerecht behandelt fühlten.

Gemeint ist Trifluoracetat, kurz TFA, das Salz der Tri-fluoressigsäure.

Woher kommt diese Substanz? Sie kann in natürlichen biologischen Prozessen entstehen oder geogenen Ursprungs sein. Seit einigen Jahren wird sie in der Industrie und Chemie vermehrt eingesetzt, weil man in der Wissenschaft erkannt hat, dass ein Beistoff aus einem C-Atom mit drei Fluoratomen die Wirksamkeit von Medikamenten und Pflanzen-schutzmitteln verbessert. Damit kann die Aufwand-menge bei diesen Stoffen reduziert werden.

Aber auch in Kühlmitteln wird TFA verwendet. Mit gutem Grund. Die über viele Jahre verwendeten fluorierten, chlorierten langkettigen Kohlenwasser-stoffe (FCKW) zerstören die Ozonschicht. Deshalb hat man sie ersetzt durch kurzkettige fluorierte

Benötigt, aber unerwünscht – Trifluoracetat

Kohlenwasserstoffe. TFA wird in der industriellen Kälteerzeugung zum Beispiel in der Lebensmittelver-arbeitung, aber auch zur Klimatisierung von Räumen und Gebäuden, in Haushaltskühl- und Gefriergerä-ten und zur Fahrzeugklimatisierung eingesetzt. Und plötzlich wird das Molekül in einem Fluss in der Nähe einer Firma gefunden, die TFA produziert, aber auch in anderen Flüssen und auch im Grundwasser. Es ist eben klein, mobil und persistent. Man könnte sagen: ein Beiwerk unserer industriellen Gesellschaft. Wir brauchen diesen Stoff, haben durch ihn schädliche Stoffe ersetzt, die Wirksamkeit von Medikamenten und Pflanzenschutzmitteln verbessert. Aber jetzt taucht er – nicht wirklich verwunderlich – in Grund- und Trinkwasser auf. Da wollen wir ihn auch nicht. Wie gehen wir jetzt damit um?

Einen Grenzwert gibt es nicht. Nur wenn TFA als sogenannter nicht relevanter Metabolit von Pflan-zenschutzmitteln im Grundwasser nachgewiesen wird, darf ein Höchstwert von 10 Mikrogramm/Liter (µg/l) nicht dauerhaft überschritten werden. Dies gilt europaweit. In Deutschland hingegen hat es sich durchgesetzt, dass man für Trinkwasser, aber

F

F

F

C C

O

OH

26

Page 27: 2017|2018uid/publikationen/iva... · IVA-Geschäftsstelle in Frankfurt gab und gibt es einige Neuerungen: Nachdem Volker Koch-Achelpöhler zu Beginn des Jahres 2017 den Verband in

WASSER

Kurz & KnappBei Trifluoracetat (TFA) handelt es sich um das Salz der Trifluoressigsäure. Es kommt in verschiedenen indus-triellen Produktionen zum Einsatz, unter anderem bei Kühlmitteln, Pflanzenschutzmitteln und Medikamenten. TFA ist nicht toxisch und gefährdet, so die Einschät-zung des Umweltbundesamtes (UBA), in geringen Konzentrationen weder das Grundwasser noch die Gesundheit von Mensch oder Tier.

Aufgrund der vielseitigen Verwendung kann das Mo-lekül aus unterschiedlichsten Quellen in die Gewässer gelangen. Einen eigenen Grenzwert gibt es in der Trinkwasserverordnung dabei nicht. Das UBA emp-fiehlt derzeit einen gesundheitlichen Orientierungswert (GOW) von 3,0 Mikrogramm/Liter und einen Vor sor-gemaßnahmenwert (VMW) von 10 Mikrogramm/Liter für Trinkwasser.

auch für Grundwasser den sogenannten GOW, gesundheitlichen Orientierungswert, anwendet. Er heißt zwar „gesundheitlicher Ori-entierungswert“, ist aber nicht toxikologisch begründet, sondern eher ein trinkwasserhygienischer Wert. Wenn die Konzentration eines nicht relevanten Metaboliten aus Pflanzenschutzmitteln im Trinkwasser überschritten wird, müssen Reduktionsmaßnahmen ergriffen werden.

Nun sieht man aber einem Molekül nicht an, woher es kommt. Kommt es aus Pflanzenschutzmitteln, aus Medikamenten, aus Kühlmitteln, aus natürlichen Prozessen? Eine schwierige Situation, denn Behörden können nur erfolgversprechend regulieren, wenn sie wissen, woher der Stoff kommt, der in einem Umweltmedium auftritt. Die Suche nach der Quelle ist nicht unmöglich, jedoch sehr aufwendig. Echte Detektivarbeit. Zum Glück ist das Molekül nicht toxisch – aber es ist eben unerwünscht.

Für die Einleitung aus der Produktion, und hier spricht man von zum Beispiel 5 Kilogramm pro Stunde in einen Fluss wie beispiels- weise den Neckar, gilt derzeit ein vorläufiger Maßnahmewert von 30 µg/l. Wenn diese 30 Mikrogramm pro Liter Flusswasser überschritten werden, dann müssen geeignete Maßnahmen zur Reduktion ergriffen werden. Dies kann auch eine Drosselung der Produktion bedeuten.

Der Umgang mit Stoffen wie TFA, die Verfahrensweise bei erhöhten TFA-Werten, wäre deutlich klarer und einfacher, wenn die Rechtspre-chung nicht so eklatant unterschiedlich, je nach Herkunft – Pflanzen-schutzmittel oder Pharmazeutika oder Kühlmittel –, wäre.

Dr. Friedrich Dechet

2727

Page 28: 2017|2018uid/publikationen/iva... · IVA-Geschäftsstelle in Frankfurt gab und gibt es einige Neuerungen: Nachdem Volker Koch-Achelpöhler zu Beginn des Jahres 2017 den Verband in

Jahresbericht 2017|2018

Das Jahr 2017 war für die beiden Rücknahme- und Entsorgungssysteme PAMIRA und PRE, die von der RIGK GmbH in Wiesbaden betrie-

ben werden, sehr erfolgreich.

PAMIRA konnte das beste Ergebnis seit seiner Gründung vor 21 Jahren vermel-den: Gesammelt wurde eine Rekord-menge von 3 046 Tonnen. Über PAMIRA (Packmittel Rücknahme Agrar) können gespülte und restentleerte Verpackungen von Pflanzenschutz- und Flüssigdüngemitteln aus dem agrargewerblichen Be-reich entsorgt werden. Es ist als substantieller Teil der „guten landwirtschaftlichen Praxis“ etabliert und anerkannt. Mit dem neuen, ab 2019 gültigen Verpa-ckungsgesetz wurde für das System nun auch eine eindeutige juristische Basis geschaffen.

PAMIRA hat im Berichtsjahr 363 offizielle Sammel-stellen angeboten mit 381 Sammelterminen. 160 Vorsammlungen durch Landwirte und Händler sind in den Ablauf der offiziellen PAMIRA-Sammlungen in-tegriert worden. Dabei achten geschulte Kontrolleure darauf, dass die angelieferten Verpackungen sauber sind und das Lizenzzeichen tragen. Der Landwirt er-hält bei der Entsorgung eine Bestätigung, die ihm als Nachweis im Sinne der Gewerbeabfallverordnung dient.

Herausragend ist auch 2017 wieder der Anteil des werkstofflichen Recyclings von 88 Prozent der er-fassten Packstoffmasse. Die RIGK arbeitet intensiv daran, diesen Anteil zukünftig noch zu steigern.

Auch die Menge eingesammelter Verpackungen soll weiter gesteigert werden. PAMIRA wird deshalb im Jahr 2018 insgesamt 365 Sammelstellen bundesweit anbieten. Eine Übersicht hierzu findet sich auch in der neuen PAMIRA-App. Mehr auf www.pamira.de.

Auch PRE kann zufrieden auf das letzte Jahr zurückblicken und die erfasste Menge auf knapp 50 Tonnen steigern. Über das PRE-System (Pflanzenschutzmittel Rücknahme und Entsorgung) können unbrauchbare Pflanzenschutz-mittel sowie weitere Agrarchemikalien umweltver-träglich entsorgt werden. In den letzten Jahren gin-gen dabei die Erfassungsmengen stetig zurück. Nun gab es 2017 eine Trendwende: An den bundesweit neun Sammelstellen wurden 25,8 Tonnen abgege-ben. Neun Einzelentsorgungen, davon eine mit fast 20 Tonnen, erbrachten 23,3 Tonnen. Das ergibt eine Gesamtmenge von über 49 Tonnen beseitigter Agrar-chemikalien.

Auch in Zukunft können über die PRE-Website (www.pre-service.de) und die kostenlose Hotline (0800 3086001) jederzeit Entsorgungen angemeldet werden. 2018 ist zudem eine weitere Sammelaktion an etwa acht Standorten geplant.

Dr. Volker Kaus

PAMIRA und PRE mit sehr guten Ergebnissen Entsorgungssysteme haben sich am Markt etabliert

z

® = eingetragene Marke des Industrieverbandes Agrar e. V.

Quelle: RIGK GmbH

66

7470

88

80

85 85

78

88

Rücklaufquote in %

Recyclingquote in %

PAMIRA: Entwicklung der Rücknahmemengen

Packstoffe in t

2 665

3 035

3 046

2 9002 990

2013 2014 2015 2016 2017

0

20

40

60

80

PRE-Aktion 2013–2017 Pflanzenschutzmittel Rücknahme und Entsorgung

■ Standorte■ Rücklauf (t)

42

2013

20

2014

15

2015

9

20172016

0

Quelle: RIGK GmbH, IVA

69,0

49,139,9

20,57,0

® = eingetragene Marke des Industrieverbands Agrar e. V.

28

Page 29: 2017|2018uid/publikationen/iva... · IVA-Geschäftsstelle in Frankfurt gab und gibt es einige Neuerungen: Nachdem Volker Koch-Achelpöhler zu Beginn des Jahres 2017 den Verband in

PAMIRA & PRE | ASCAL

Die Digitalisierung in der Land-wirtschaft ist derzeit in aller Munde. Der IVA möchte dazu

mit dem Projekt ASCAL einen wich-tigen Beitrag leisten. ASCAL steht für „Automatisierte Standard Codie-rung Agrar Logistik“. Ein global aner-kannter Barcode-Standard, ein 2D-Matrix-Code, wird vom Hersteller auf Verkaufs-, Um- und Transportverpa-ckungen von Pflanzenschutzmitteln angebracht. In dem Code werden zu-nächst die Basisdaten hinterlegt: Die 14-stellige GTIN („Global Trade Item Number“) als Identifikationsnummer des Pflanzenschutzmittels, die Char-gennummer und das Produktions-datum. Diese Daten sind mit einem Scanner leicht auslesbar. Sie ermög-lichen den automatisierten Fluss von Informationen sowie dessen Nachver-folgbarkeit und Dokumentation in der Lieferkette vom Hersteller über den Handel bis zum Landwirt.

Bei ASCAL handelt es sich um eine freiwillige Initiative der Industrie. Al-lerdings existieren auf Ebene der Eu-ropäischen Union in der Verordnung über „Amtliche Kontrollen“ (VO (EU) 2017/625) und über das „Inverkehr-bringen von Pflanzenschutzmitteln“ (VO (EG) 1107/2009) Vorschriften, die unter anderem zur Rückverfolgbarkeit gesetzliche Konkretisierungen zulas-sen. So ist 2016 in Frankreich eine Ver-ordnung in Kraft getreten, die fordert, dass Warenflüsse vom Lieferanten bis zum Landwirt verfolgt werden können. Auf Initiative des Handels ist dort un-ter der Bezeichnung „SC Trace“ ein elektronisches System etabliert wor-den, mit dem (auch) die gesetzlichen Anforderungen erfüllt werden können. Dabei kann der in Frankreich verwen-dete Code auch für alle anderen Märk-te genutzt werden.

Aufbruch in die Zukunft: Das Projekt ASCAL

Die Mitgliedsfirmen des IVA haben be-schlossen, bis spätestens Ende 2019 in der Lage zu sein, auf jeder Pflanzen-schutzmittel-Verpackung, das heißt Einzelgebinde und Transportverpa-ckungen, einen 2D-Matrix-Code aufzu-bringen. Der IVA hat den Großhandel eingeladen, sich an dem Projekt zu beteiligen und den Code für eine er-weiterte Datenbasis zu nutzen, wobei die Vertraulichkeit des Datenflusses jederzeit garantiert ist.

Jeder Beteiligte in der Distributionsket-te könnte den 2D-Matrix-Code mit (un-ternehmens-)eigenen Anwendungen/ Datenbanken verknüpfen. Dabei erge-ben sich folgende neue Möglichkeiten: eindeutige Identifizierung der Produk-te, Optimierung des Bestandes auf Lagerplatzebene, vollelektronische Verwaltung von Produktkatalogen für das Sortiment, Automatisierung von Kunden- und Lieferantenmana-gement, direkte Verfügbarkeit von

Anwendungsempfehlungen, Rekla-mations- und Rückrufmanagement, Wiederauffindbarkeit von gestohlenen Produkten sowie Erkennung illegaler oder gefälschter Pflanzenschutzmittel.

Auch die Überwachungsaufgaben der Pflanzenschutzverkehrskontrolle könn-ten mit der Umsetzung des Projekts ASCAL in Deutschland effektiver ge-staltet werden, da Warenströme bes-ser nachverfolgt werden könnten.

Im Ergebnis wird die Umsetzung des Projekts ASCAL neben Arbeitserleich-terungen auch zu mehr Transparenz führen. Darüber hinaus wird die Um-setzung unternehmerischer Sorgfalts-pflichten vereinfacht, da tagesaktuell neue Informationen zu jedem Pflanzen-schutzmittel für die gesamte Lieferket-te bereitgestellt werden können.

Dr. Volker Kaus

2. Großhändler

3. Wiederverkäufer

1. Hersteller

4. Landwirt

Warenfluss Informationsfluss

Server

Server

Server

29

Page 30: 2017|2018uid/publikationen/iva... · IVA-Geschäftsstelle in Frankfurt gab und gibt es einige Neuerungen: Nachdem Volker Koch-Achelpöhler zu Beginn des Jahres 2017 den Verband in

Jahresbericht 2017|2018

Das Berichtsjahr zeigt einen Marktrückgang im nunmehr dritten Jahr in Folge. Der Net-toinlandsumsatz (NIU) zum 31.12.2017 be-

trug 1,385 Milliarden Euro. Das bedeutet gegenüber dem Vorjahr ein Minus von 2,1 Prozent im Direktge-schäft zwischen der im IVA organisierten Industrie und dem Pflanzenschutzgroßhandel. Damit fiel das Niveau des Marktes unter das des Jahres 2012 (NIU von 1,401 Milliarden Euro).

Der Weltpflanzenschutzmarkt Der Weltpflanzenschutzmarkt verzeichnet einen Um-satz von 53,69 Milliarden Dollar. Er ist damit um 7,6 Prozent gestiegen. Auf Euro-Basis entspricht dies einem Plus von 5,6 Prozent auf 47,62 Milliarden Euro.

NAFTA (USA, Kanada,

Mexiko)

20,1 %

Lateinamerika

23,7 %

Asien inkl. Japan und Ozeanien

30,4 %

Quelle: Phillips McDougall

Europa (EU 28)

21,6 %

Übrige

4,2 %

Aufteilung des Weltpflanzenschutz- marktes nach Regionen 2017 (Euro-Basis)

Der Pflanzenschutzmarkt 2017 Volumen des Marktes fällt unter das Niveau von 2012

Der deutsche Pflanzenschutzmarkt Das Jahr 2017 war für die Landwirtschaft ein schwie-riges Jahr. Das Frühjahr setzte erst sehr spät ein und verzögerte damit die Entwicklung der Winterkultu-ren. Viele Pflegearbeiten konnten nicht zeitgerecht durchgeführt werden. Dies galt auch für die Aussaat der Sommerkulturen. Spätfröste und Hagel zur Blü-te schädigten regional Wein- und Apfelbestände.

Der Krankheitsdruck im Getreide war eher gering und die Erntearbeiten bei Getreide, Zuckerrüben und Mais wurden von anhaltenden Niederschlägen behindert. In der Folge verspätete sich vor allem in Norddeutschland die Herbstaussaat von Raps und Getreide deutlich.

Der Herbizidumsatz ist im Vergleich zum Vor-jahr um 2,1 Prozent auf 594 Millionen Euro gestiegen, vor allem aufgrund einer stärkeren Nachfrage zum Jahresende. Der Einsatz von Getreideherbiziden im Frühjahr lag auf durchschnittlichem Niveau. Die Um-sätze wurden allerdings durch Produktpreissenkun-gen reduziert. Die Herbstbehandlungen blieben weit hinter denen der Vorjahre zurück. Ursache war die späte Aussaat und die mangelnde Befahrbarkeit der durchnässten Böden. Der Markt für Rübenherbizide ist in gleichem Maße mit der Anbaufläche gestie-gen. Der Markt für Maisherbizide sank um circa 3 Prozent. Ursachen dafür waren die leicht rückläufige Fläche, der vermehrte Einsatz günstigerer Produktlö-sungen und weniger Nachspritzungen. Der Raps-herbizidmarkt war beeinflusst von einem späten Ve-getationsbeginn. Die Anbaufläche sank um mehr als 8 Prozent.

Entwicklung des Pflanzenschutzmarktes in Deutschland Nettoinlandsumsatz in Millionen Euro

Quelle: IVA-Mitgliedsfirmen im Fachausschuss Wirtschaft und Statistik

500

1 000

1 500

Mio. Euro

20132012 2014 2015 2016 2017

1 506

1 401

1 600 1 592

1 415

1 385

30

Page 31: 2017|2018uid/publikationen/iva... · IVA-Geschäftsstelle in Frankfurt gab und gibt es einige Neuerungen: Nachdem Volker Koch-Achelpöhler zu Beginn des Jahres 2017 den Verband in

PFLANZENSCHUTZMARKT

Der Fungizidumsatz ging um 4,8 Prozent zu-rück und beträgt 569 Millionen Euro. Der Markt für Getreidefungizide büßte etwa 6,5 Prozent ein. Der Krankheitsdruck blieb während der gesamten Vege-tationsperiode unter dem Durchschnitt der vergan-genen Jahre. Der Marktwert der Rapsfungizide sank wegen geringerer Maßnahmen zur Einkürzung und des frühen Pilzschutzes. Auch war eine Zunahme generischer Produktangebote zu verzeichnen. Die Behandlungen in der Blüte sind im Vergleich zu 2016 gestiegen. Der Markt für Kartoffelfungizide bewegte sich auf Vorjahresniveau mit regionalen Unterschieden.

Der Insektizidumsatz liegt mit 128 Millionen Euro um 5,2 Prozent unter dem Wert des Vorjahres. Entgegen dem allgemeinen Trend ist allerdings der Markt für Rapsinsektizide deutlich gestiegen. Ins-besondere die schwierige Bekämpfung von Raps-glanzkäfern führte zu einer sehr hohen Behandlungs-intensität. Der Markt für Getreideinsektizide war hingegen stark rückläufig. Im Frühjahr wie Herbst erfolgten wegen schwachen Befalls nur wenige Be-handlungen.

Der Umsatz der „sonstigen“ Pflanzen-schutzmittel wie beispielsweise Wachstums-regulatoren, Rodentizide (Mittel zur Bekämpfung von Nagetieren) und Molluskizide (Schneckenmittel) ging um 6,0 Prozent auf 94 Millionen Euro zurück. Der Markt für Wachstumsregulatoren schrumpf-te um circa 5 Prozent. Die Behandlungsintensität blieb zwar annähernd stabil, der Marktwert sank aber wegen Preisreduzierungen der Markenproduk-te und des verstärkten Einsatzes preisgünstigerer Produkte. Der Molluskizidumsatz wird als steigend eingeschätzt, da aufgrund der Herbstwitterung mehr Schadschnecken auftraten.

Nach Einschätzung der IVA-Mitgliedsfirmen lag das Gesamtvolumen der Importe auf dem Niveau des Vorjahres.

Die Großhandels-LagerbeständeDie Pflanzenschutzmittel-Lagerbestände im Groß-handel sind zum 31.12.2017 mit 342 Millionen Euro wertmäßig um 1,72 Prozent im Vergleich zum 31.12.2016 reduziert worden. Betroffen von dem Rückgang sind Herbizide, Insektizide und sonstige Pflanzenschutzmittel. Bei den Fungiziden ist ein leichter Bestandaufbau festzustellen. (Quelle: Pflan-zenschutzgroßhandel)

Pflanzenschutzmittel für Haus und Garten Der Verkauf von Pflanzenschutzmitteln für Haus und Garten erzielte im Jahr 2017 einen Umsatz von 60,6 Millionen Euro. Dies bedeutet nach dem deutli-chen Rückgang im Vorjahr eine leichte Erholung von etwa 3 Prozent. Berechnungsbasis sind die Brutto-preise der Hersteller an den Handel.

Die Herbizide verzeichneten in der zurückliegenden Saison mit 25,9 Millionen Euro nochmals einen leich-ten Anstieg (2016: 24,3 Millionen Euro), ein Zeichen für die offensichtliche Bedeutung dieses Einsatzge-bietes für die privaten Anwender.

Auch bei den Fungiziden und Insektiziden gab es Umsatzzuwächse. Bei den Insektiziden erreichte der Umsatz rund 20,5 Millionen Euro und lag damit nach dem schwächeren Vorjahr (2016: 18,2 Millionen Euro) wieder annähernd auf dem Niveau von 2015.Leicht zulegen konnten die Fungizide: Mit 6,2 Mil-lionen Euro stieg der Umsatz nach dem deutlichen Einbruch im Vorjahr wieder um knapp 7 Prozent an (2016: 5,8 Millionen Euro).

Dagegen mussten die Molluskizide bereits das zwei-te Jahr in Folge herbe Umsatzverluste (etwa 23 Pro-zent) hinnehmen und erreichten einen Umsatz von lediglich 8,0 Millionen Euro (2016: 10,4 Millionen Euro). Im Gegensatz zur Landwirtschaft wirkte sich der feuchte Herbst nicht positiv auf den privaten Be-reich aus.

Dr. Volker Kaus / Simone Rasch / Dr. Regina Fischer

Prozentuale Verteilung der Umsätze von Pflanzenschutzmitteln in Haus und Garten *ohne Biozide

Quelle: IVA-Mitgliedsfirmen im Fachausschuss Haus und Garten

42,6 % Herbizide

33,9 % Insektizide

13,3 % Molluskizide (Schneckenmittel)

10,2 % Fungizide

%%31

Page 32: 2017|2018uid/publikationen/iva... · IVA-Geschäftsstelle in Frankfurt gab und gibt es einige Neuerungen: Nachdem Volker Koch-Achelpöhler zu Beginn des Jahres 2017 den Verband in

Jahresbericht 2017|2018

Das abgeschlossene Düngejahr hat sich wie erwartet gegenüber dem Vorjahr positiv entwickelt. Weltweit konnten alle Nährstof-

fe höhere Absätze verzeichnen. Auch in Europa war ein positiver Trend spürbar. Für Deutschland zeigt sich ein uneinheitlicher Trend: Während Stickstoff und Phosphat Rückgänge aufwiesen, sah die Lage bei Kali und Kalken erfreulicher aus. Für das laufen-de Düngejahr werden annähernd gleichbleibende Absätze prognostiziert.

Welt Die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung hat im vergangenen Kalenderjahr wieder Fahrt aufgenom-men. Es wird erwartet, dass die positive Entwicklung auch im laufenden Jahr anhalten wird.

Auf den Märkten für Agrarprodukte war die Saison 2016/17 bei Getreide von gleichbleibenden Preisen auf niedrigem Niveau gekennzeichnet. Aufgrund gu-ter Wetterbedingungen in den wichtigsten Anbauge-bieten erzielte der globale Getreidebau Rekordernten, dies gilt für grobkörniges Getreide ebenso wie für Reis oder Weizen. Zwar stieg der Verbrauch aufgrund des niedrigen Preisniveaus ebenfalls deutlich an, blieb jedoch erneut unterhalb der produzierten Men-ge. Damit stiegen die Lagerbestände im vierten Jahr in Folge an, was die Preise weiterhin unter Druck hält. Für das laufende Wirtschaftsjahr wird für die globa-le Getreideproduktion (ohne Reis) ein Rückgang um etwa 3,6 Prozent auf 2 049 Millionen Tonnen ge-schätzt. Es wird davon ausgegangen, dass bei nahezu konstantem Verbrauch dieser erstmals seit fünf Jah-ren die Erzeugung übertreffen wird, sodass die Lager-bestände von 525 Millionen Tonnen auf 485 Millionen Tonnen sinken werden. Davon ist insbesondere Mais betroffen.

Auf dem Weltmarkt entwickelte sich der Absatz von Düngemitteln im vergangenen Wirtschaftsjahr positiv. Der weltweite Verbrauch stieg für alle drei Nährstof-fe um 2,4 Prozent auf 189,1 Megatonnen. Im Detail gab es einen Zuwachs von 2,3 Prozent für Stickstoff, 2,0 Prozent für Phosphat und 3,0 Prozent für Kali.

Angesichts der erwartet anhaltenden Preisschwäche bei wichtigen Agrarprodukten sowie weiterhin or-dentlichen Wachstumsbedingungen in wichtigen Re-gionen der Welt wird für das Wirtschaftsjahr 2017/18 mit einem stabilen Düngemittelabsatz gerechnet.

Europa In Europa stiegen die Absätze weniger stark als glo-bal, aber mit 1,3 Prozent Zuwachs über alle Nährstof-fe konnte das Wirtschaftsjahr positiv abgeschlossen werden. 2016/17 wurden insgesamt 17,2 Millionen Tonnen Nährstoffe abgesetzt (Vorjahr: 17,0 Millionen Tonnen). Der Absatz fiel bei den einzelnen Nährstof-fen unterschiedlich aus: Bei Stickstoff wurden mit 11,6 Millionen Tonnen 1 Prozent mehr abgesetzt, ebenso groß war der Zuwachs beim Phosphat auf 2,65 Millionen Tonnen P2O5. Der Kali-Absatz stieg da-gegen um 3 Prozent auf 2,93 Millionen Tonnen K2O. Für die laufende Saison wird mit einem weitgehend stabilen Absatz gerechnet.

Der Düngemittelmarkt 2016/2017 Erholung der Absätze weltweit und in Europa,

uneinheitliche Entwicklung in Deutschland

Entwicklung des Düngemittel absatzes in Deutschland in Millionen Tonnen

0

0,5

1,0

1,5

2,0

2,5

11/12 12/13 13/14 14/15 15/16 16/17

0,247 0,284 0,284

0,386

0,421 0,457

2,3972,539

2,871

Quelle: Statistisches Bundesamt

1,640 1,6491,675

0,301 0,288 0,231

0,460 0,4300,398

2,7612,673

1,659

2,429

1,8231,711

Stickstoff (N)

Phosphat (P2O5)

Kali (K2O)

Kalk (CaO)32

Page 33: 2017|2018uid/publikationen/iva... · IVA-Geschäftsstelle in Frankfurt gab und gibt es einige Neuerungen: Nachdem Volker Koch-Achelpöhler zu Beginn des Jahres 2017 den Verband in

DÜNGEMITTELMARKT

Deutschland Die Anbausaison 2016/17 war für die Landwirte in vielen Regionen wieder sehr herausfordernd. Wäh-rend das Frühjahr anfangs mit relativ hohen Tempe-raturen zu einem frühen Vegetationsbeginn führte, war es gleichzeitig in vielen Regionen zu trocken. Im Juni machte eine Hitzephase besonders den später reifenden Kulturen zu schaffen. Die in der Erntesaison häufigen und intensiven Niederschläge erschwerten, abgesehen von der Wintergerste, die Ernte des Ge-treides in deutlichem Maße. Zum Teil waren Flächen bis in den späten Herbst gar nicht befahrbar und es kam zu Totalverlusten.

Die Erntemenge im Jahr 2017 lag mit 45,3 Millionen Tonnen in etwa auf dem Niveau des Vorjahres und da-mit etwa 3,4 Prozent unter dem fünfjährigen Mittel (2011–2016). Die Erzeugerpreise liegen trotz eines kleinen Zwischenhochs im Juli für die meisten Ge-treidearten weiterhin auf einem niedrigen Niveau. Der immer noch reichlich versorgte Weltmarkt lässt nach Expertenschätzung auch keinen großen Preisanstieg in der laufenden Saison erwarten.

Aufgrund der schwierigen Wetterbedingungen und der vielerorts sehr nassen Böden sind die Bestände bisher nicht optimal entwickelt oder konnten erst gar nicht ausgesät werden. In einigen Regionen können die bewährten Fruchtfolgen daher nicht wie gewohnt angebaut werden.

In der laufenden Düngesaison wird in Deutschland trotz der erstmaligen Umsetzung der verschärften Düngeverordnung mit einer leicht rückläufigen Ab-satzentwicklung gerechnet.

Stickstoff (N) Bei den Stickstoffdüngern erreichte der Absatz 2016/17 ein Volumen von insgesamt 1,66 Millionen Tonnen. Das entspricht einem Rückgang von 3,1 Pro-zent und liegt etwa im Rahmen des langjährigen Durchschnitts. Damit haben die Landwirte den Ein-satz des Betriebsmittels an den Witterungsverlauf und die Marktgegebenheiten am Weltmarkt ange-passt.

Bei den einzelnen Sorten ist traditionell der Kalkam-monsalpeter mit einem Anteil von knapp 35 Prozent

der bedeutendste Stickstoffdünger in Deutschland. Gegenüber dem Vorjahr ging der Absatz für diesen Dünger um 1,3 Prozent zurück. Der Anteil von Harn-stoff blieb mit 24,3 Prozent einigermaßen konstant, während der Absatz um knapp 7 Prozent abnahm. Die

„Anderen Einnährstoffdünger“, zu denen auch die schwefelhaltigen, wie Ammonsulfatsalpeter, gezählt werden, legten um etwa 1 Prozent zu. Ihr Anteil an den gesamten Stickstoffdüngern lag bei 22,7 Prozent.

Phosphat (P2O5) Einen deutlichen Rückgang auf 231 079 Tonnen P2O5

und damit 56 683 Tonnen weniger als im Vorjahr wurde bei den P-haltigen Düngemitteln erfasst. Mit einem Anteil von 60,3 Prozent für NP-Dünger und 19,3 Prozent für NPK-Dünger machen diese Mehr-nährstoffdünger den Löwenanteil aus. Sichtbar gestiegen ist der Absatzanteil für PK-Dünger von 1,6 auf 7,5 Prozent.

Kali (K2O) Der Kaliabsatz hat sich im Berichtszeitraum posi-tiv entwickelt. Der Gesamtabsatz stieg um 32 321 Tonnen auf 430 080 Tonnen K2O und lag damit um 8 Prozent höher als im Vorjahr. Der größte Anteil da-von entfiel mit 70 Prozent auf Kaliumchlorid, der An-teil von Kaliumsulfat lag bei 5,4 Prozent.

Kalk (CaO) Der Absatz von Kalkdüngern konnte um 10 Prozent auf insgesamt 2,67 Millionen Tonnen CaO zulegen. Davon entfielen 79 Prozent auf den „kohlensauren Kalk“, der damit der wichtigste Kalkdünger bleibt.

Dr. Sven Hartmann

Quelle: Statistisches Bundesamt

Quelle: Destatis / Berechnungen

Monat 2016/2017 2017/2018

Juli 134,2 133,5

August 134,2 123,1

September 113,2 127,4

Oktober 114,0 140,6

November 167,5 139,0

Dezember 145,4 97,4

Januar 151,3 149,0

Februar 147,1 123,4

Juli–Februar 1 106,9 1 033,4

Aktueller Stickstoff-Düngemittelabsatz in Deutschland in Tausend Tonnen Stickstoff

33

Page 34: 2017|2018uid/publikationen/iva... · IVA-Geschäftsstelle in Frankfurt gab und gibt es einige Neuerungen: Nachdem Volker Koch-Achelpöhler zu Beginn des Jahres 2017 den Verband in

Jahresbericht 2017|2018

Das Teamdes IVA

Dr. Dietrich Pradt Hauptgeschäftsführer

Helga Kreuz Assistentin Kommunikation

Dr. Regina Fischer Technik und Umwelt

Christine Schulte Assistentin Hauptgeschäftsführer

Maik Baumbach Kommunikation

Dr. Friedrich Dechet Technik und Umwelt

Dr. Mark Winter Technik und Umwelt

Jenny Bosse Kommunikation

Christine Demuth Assistentin Technik und Umwelt

Karin Reichert Assistentin Technik und Umwelt

34

Martin MayGeschäftsführer Pflanzenschutz,

Leiter Kommunikation

Kathrin DraakenBiostimulantien

Dr. Sven HartmannLeiter Pflanzenernährung

und Biostimulantien

Ute Rathai Assistentin Pflanzenernährung

und Biostimulantien

Simone Rasch Assistentin Recht und Wirtschaft

Christiane Weidner-Schenk Buchhaltung

Dr. Volker Kaus Recht und Wirtschaft

34

Page 35: 2017|2018uid/publikationen/iva... · IVA-Geschäftsstelle in Frankfurt gab und gibt es einige Neuerungen: Nachdem Volker Koch-Achelpöhler zu Beginn des Jahres 2017 den Verband in

Mitgliedsfirmen Stand 2018 ADAMA Deutschland GmbH Köln, www.adama.com

PS

AEROXON Insect Control GmbH Waiblingen, www.aeroxon.de

PS

Agro-Kanesho European Branch Stade, www.agrokanesho.co.jp

PS

AlzChem AG Trostberg, www.alzchem.de

PS, PE

Arysta LifeScience Germany GmbH Düsseldorf, www.arystalifescience.de

PS, BS

BASF SE Agrarzentrum Limburgerhof Unternehmensbereich Pflanzenschutz Limburgerhof, www.agrar.basf.de

PS, BS

BASF SE Polyamides & Precursors Europe Cluster Fertilizers Ludwigshafen, www.basf.com

PE

Bayer CropScience Deutschland GmbH Langenfeld, www.agrar.bayer.de

PS, BS

Bayer AG, Crop Science Division Monheim, www.bayercropscience.com

PS, BS

Belchim Crop Protection Zweigniederlassung Deutschland Burgdorf, www.belchim.com

PS

BOREALIS L.A.T. GmbH Linz (Österreich), www.borealis-lat.com

PE

Cheminova Deutschland GmbH & Co. KG Stade, www.cheminova.de

PS

Compo GmbH Münster, www.compo.com

PS, PE

Compo-Expert GmbH Münster, www.compo-expert.de

PE, BS

Detia Freyberg GmbH Laudenbach, www.detia-degesch.de

PS

DOMO Caproleuna GmbH Leuna, www.domochemicals.com

PE

Dow AgroSciences GmbH München, www.dowagro.de

PS

DuPont de Nemours (Deutschland) GmbH Neu-Isenburg, www.dupont.com

PS

EuroChem Agro GmbH Mannheim, www.eurochemagro.de

PE, BS

Frowein GmbH & Co. KG Albstadt, www.frowein808.de

PS

frunol delicia GmbH Delitzsch, www.frunol-delicia.de

PS

Glanzit Pfeiffer GmbH & Co. KG Worms, www.glanzit.de

PS

Helm AG Hamburg, www.helmag.com

PS

Humintech GmbH Grevenbroich, www.humintech.de

BS

ICL Fertilizers Deutschland GmbH Ludwigshafen, www.iclfertilizers.com

PE

INEOS Köln GmbH Köln, www.ineoskoeln.de

PE

SC Johnson GmbH Erkrath, www.scjohnson.de

PS

K+S KALI GmbH Kassel, www.kali-gmbh.com

PE

Kwizda Deutschland GmbH Aachen, www.kwizda-agro.at

PS

LANXESS Distribution GmbH Leverkusen, www.lanxess-distribution.com

PE

Mitsui Chemicals Europe GmbH Düsseldorf, www.eu.mitsuichem.com

PS

Monsanto Agrar Deutschland GmbH Düsseldorf, www.monsanto.de

PS, BS

MTD Products AG Geschäftsbereich WOLF-Garten Saarbrücken, www.wolf-garten.de

PS

W. Neudorff GmbH KG Chemische Fabrik Emmerthal, www.neudorff.de

PS, BS

Nisso Chemical Europe GmbH Düsseldorf, www.nisso-chem.de

PS

Nufarm Deutschland GmbH Köln, www.nufarm.de

PS, BS

OCI Nitrogen B.V. Geelen (Niederlande), www.ocinitrogen.com

PE

Heinrich Propfe Chemische Fabrik GmbH Mannheim, www.propfe-pflanzenpflege.de

PS

Reckhaus GmbH & Co. KG Bielefeld, www.reckhaus.de

PS

Satec Handelsgesellschaft mbH Elmshorn, www.satec-seedcoating.de

PS

SBM Life Science GmbH Langenfeld, www.bayergarten.de

PS

Schirm GmbH Schönebeck, www.schirm.com

PS

Scotts Celaflor GmbH Mainz, www.scotts.de

PS

SFM Chemicals GmbH Ochsenfurt, www.ploss-chemicals.de

PS

Spiess-Urania Chemicals GmbH Hamburg, www.spiess-urania.com

PS

Sumi Agro Ltd. Niederlassung Deutschland Allershausen, www.sumiagro.de

PS

Syngenta Agro GmbH Maintal, www.syngenta.de

PS

tradecorp nutri-performance Madrid (Spanien) www.tradecorp.com.es

BS

Trifolio-M GmbH Lahnau, www.trifolio-m.de

PS

UPL Deutschland GmbH Brühl, www.unitedphosphorus.de

PS

Verdesian Life Sciences Europe Petersfield (UK), www.vlsci.com

BS

Chemische Fabrik Wülfel GmbH & Co. KG Hannover, www.wuelfel.de

PS

YARA GmbH & Co. KG Dülmen, www.yara.de

PE

YARA Brunsbüttel GmbH Brunsbüttel, www.yara.de

PE

BS – Biostimulantien | PE – Pflanzenernährung | PS – Pflanzenschutz

35

Page 36: 2017|2018uid/publikationen/iva... · IVA-Geschäftsstelle in Frankfurt gab und gibt es einige Neuerungen: Nachdem Volker Koch-Achelpöhler zu Beginn des Jahres 2017 den Verband in

Herausgeber: Industrieverband Agrar e. V. (IVA) · Mainzer Landstraße 55 · 60329 Frankfurt am Main · Tel.: +49 69 2556-1281 · Fax: +49 69 2556-1298 · E-Mail: [email protected] · www.iva.de

Redaktion (red.), verantwortlich: Martin May, Jenny BosseLayout: Seippel & Weihe Kommunikationsberatung GmbH · Offenbach am Main · seippel-weihe.com Produktion: Das Produktionsbüro · Alexander Knick · Babenhausen · AKonline.de

Bildnachweis: Forum Moderne Landwirtschaft: S. 9; iStockphoto: Titel, S. 7, 11, 18, 19, 25, 26, 27; IVA: S. 4, 18, 19, 21, 23, 24; Kleffmann Group: S. 20; Professor Dr. Christoph Künast: S. 19; Privat: S. 13; RIGK GmbH: S. 18, 28; Team Uwe Nölke: S. 3, 14, 15, 16, 34

Redaktionsschluss: April 2018. Abdruck honorarfrei, Beleg erbeten.

Weitere Informationen Weitere Informationen finden Sie unter finden Sie unter

www.iva.dewww.iva.de