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TRANSFORMATION Wie sich Leben und Arbeiten weiter verändern werden JAV-Wahlen Vier jungeMetallerinnen und Metaller erzählen, warumsiesich engagieren R Seite 18 Arbeitszeit Acht Tagefrei für Erziehung, Pflege, Schicht: alleInfoszur neuen Wahloption R Seite 9 Mitgliederzeitung der IG Metall | Jahrgang 70 | Oktober/November 2018 | D 4713 metall zeitung R Seite 28 Herzlich willkommen! Hier findest Du wichtigeInfos rund umdie IGMetall

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TRANSFORMATION

WiesichLebenundArbeiten

weiter verändernwerden

JAV-Wahlen Vier jungeMetallerinnenund

Metaller erzählen,warumsiesichengagieren

R Seite18

Arbeitszeit Acht Tagefrei fürErziehung,

Pflege,Schicht:alleInfoszur neuenWahloption

R Seite9

Mitgl iederzeitung der IGMetal l | Jahrgang 70 | Oktober/ November 2018 | D 4713

metallzeitung

R Seite28

Herzlichwillkommen! Hier findest

DuwichtigeInfosrundumdieIGMetall

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>INHALT

4 Geschichte Vor 100Jahren begann dieNovemberrevolution.

Siebeendeteden Kriegund dieMonarchiein Deutschland.

6 Wahlen imBetrieb Karrierestatt Barriere: Schwerbehinderte

Beschäftigtewählen ihreVertreter.

7 Aktion für guteRenten Jungeund ältereMetallerdemonstrieren für solidarischeAlterssicherung.

8 Respekt! Initiative DieIGMetall unterstützt dasEngagementfür ein solidarischesMiteinander in Betrieb und Gesellschaft.

10 Missbrauch vonAusgliederungen TrotzWirtschaftsboom:Industrie lagert immer mehr Arbeit billig aus.

Alles imFluss:WiesichLebenundArbeitenweiter verändernwerden

DieTriebkräftederTransformationwerdentief greifendeVeränderungeninÖkonomie,Politik,Gesellschaft unddenBetriebenauslösen.DieIGMetall hat denAnspruch,diesenWandelmit denMenschenundinihremSinnzugestalten.Solidarität ist undbleibt dabei dieQuelleihrerGestaltungsmacht.

16 Ausland In Weißrussland wurden Gewerkschafter ineinem Schauprozessverurteilt.

17 Übernahmen Wasesfür Arbeitnehmer bedeutet,wenn chinesischeInvestoren insUnternehmen einsteigen.

18 Stark imBetrieb DieWahlen der Jugend- und Auszubilden-denvertretungen stehen an. Vier Aktiveberichten.

19 NeuesBuch 21Zeichner, darunter auch unseremetallzeitung-Karikaturisten, beschäftigten sich mit Rassismus.

20 Arbeit und Innovation Betriebsrätebei Airbusund PremiumAerotecgestalten dieZukunft.

22 Recht so RechtsexperteTjark Menssen erläutert,wasder Bundesfinanzhof kürzlich zum ThemaAbfindungenentschieden hat.

23 Rechtsfall Inhaber von Nebenwohnungenmüssen denRundfunkbeitragnicht doppelt zahlen.

24 Ratgeber EureFragen und alleAntworten der Telefonaktionzur Rente.

26 DualesStudium WasStudierendeerwartet, an wensiesich wenden können, wassiewissen müssen.

27 Service Im Infoblatt »DieSchnittstelle« finden StudierendeInformationen der IGMetall zu Studium und Beruf.

28 AusdenBezirken

30 Lokales/Karikatur

31 Rätsel/ Impressum

Hinweisder Redaktion:

Die geplanten Verbesserungenbei der Erwerbsminderungsrentesind ein Erfolg der Gewerkschaf-ten. Die IGMetall setzt sich dafürein, dassdieVerbesserungen auchfür heutigeundnicht nur für künf-tige Erwerbsminderungsrentnergelten.

Esmüsstedoch möglich sein, dassalle arbeitenden Menschen amEndeihresArbeitslebenseineRenteerhalten, die einen angemessenenLebensstil ermöglicht.

Bei der Rente werden abergroße Unterschiede gemacht.Stichwort: Pensionen. Alle Men-schen, diein Arbeit stehen, solltenBeiträgein diegesetzlicheRenten-kasseeinzahlen.Wasist denn dasoschwierig?Martin Roßmann

>LESERBRIEFE

Qualifikationnützt allenmetallzeitung9/2018»DasneueLernen«Ich habe mich beim Lesen desArtikelssehr darüber gefreut, dassMenschen –egal obmännlich oderweiblich, jungoder alt – in der heu-tigen Zeit die Möglickeit haben,sich so kompetent für einen Berufzu qualifizieren, der ihren Interes-sen entspricht. Wenn Unterneh-mungen auf qualifiziertesFachper-sonal setzen statt auf Billiglöhne,kommt ihnen das auch selbst zu-gute. Auch ich habecirca 40 JahreBerufserfahrung in einem großenUnternehmen hinter mir undweiß,was es bedeutet, verantwortungs-voll und genau zu arbeiten.Danke,für den tollen Bericht.StewowicMomir

Rentner stärker unterstützenmetallzeitung9/2018Im neuen Rentenpaket der Bun-desregierung wurden dieheutigenErwerbsminderungsrentner nichtberücksichtigt. Viele von ihnenhaben nicht nur großegesundheit-liche, sondern auch finanziellePro-bleme. Ichwürdemich sehr freuen,wenn sich die IG Metall verstärktdieser Gruppe von Kollegen an-nehmen würde. Wir brauchendringendHilfeundUnterstützung.Norbert Ackermann

Juli/August-RätselLösungssumme: »40«

1.Preis:Vitalij Tschechowski,Beverstedt2.Preis: TobiasSpendel,Moosburg3.Preis:BettinaHeese,Gifhorn

>GEWONNEN

>REDAKTIONSSCHLUSSDIESERAUSGABE:18.September 2018

Aktion SymbolischSteinefürguteRenteausdemWeggeräumt:IGMetall für faireAlterssicherungauf der Straße.R Seite7

Respekt! IGMetall verstärkt EinsatzgegenRassismus:engagiert für einsoli-darischesMiteinander imBetriebundinderGesellschaft.R Seite8

12TITEL

metallzeitungOktober/November2018

Foto:Christianv.Polentz/transitfoto.de

Foto:ChristophSchmidt/dpa/pa

Titelillustration:alashi/iSotck

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DualesStudium Alles,wasStudierendefür einengutenStartinHochschuleundBetriebwissenmüssen.R Seite26

Digitalisierung Bei AirbusundPremiumAerotecwollenBetriebs-räteihreKollegenfit für dieneueArbeitswelt machen.R Seite20

metallzeitungOktober/November 2018

Wir sindmehr

DemokratieRechtspopulisten undNeonazismobi-lisieren gemeinsamgegen unsereGrundwerte.EsistAufgabealler Demokraten,klareKantezu zeigen.

»DieWürdedesMenschen ist unantastbar.«Mit Artikel 1unseresGrundgesetzesbekennt sich Deutschland zu unverletzlichen undunveräußerlichen Grundrechten.Wir erleben derzeit, dassdiesesFundament unseresZusammenlebensmassiv angegriffen wird.Rechtsradikaleinstrumentalisieren dieTrauer und dasEntsetzenüber schrecklicheGewalttaten, um Hasszu verbreiten und gegenMinderheiten zu hetzen. Für uns ist klar: Wir verurteilen jedeForm vonHassundGewalt.DieIGMetall ist überparteilich, dochwir können und dürfen in dieser Frage nicht neutral sein. ImGegenteil: Unsere Satzung gibt uns den klaren Auftrag, dieDemokratie zu verteidigen und neofaschistische Umtriebe zubekämpfen.Deshalb rufenwir alleKolleginnen undKollegen dazuauf, allen entschieden entgegenzutreten, die Hass und Hetzeverbreiten.

GegenHassundGewalt DieRechtsradikalen bieten Feindbilder,aber keineLösungen. Umso wichtiger ist es, dassdiePolitik sichum diedrängenden Problemein diesem Land kümmert: bezahl-bareWohnungen, gerechteBildungschancen, Weiterbildung fürBeschäftigte, faireLöhne, guteArbeit und auskömmlicheRentenfür alle.Dennwir leben in einem reichen Land.Statt Sündenböckezu suchen, müssen wir gemeinsam den Reichtum gerechter ver-teilen. In Deutschlandarbeiten seit JahrzehntenMenschen unter-schiedlicher Herkunft, Sprache, Religion und Kultur erfolgreichzusammen. Der Betriebmacht unsallezu Kolleginnen und Kol-legen.Hier ist kein Platz für Rassismus, nur gemeinsam und soli-darisch können wir gute Arbeitsbedingungen und faire Löhnedurchsetzen. Hass, Hetzeund Spaltungschaden unsallen.

Foto:FrankRumpenhorst

Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IGMetall

>EDITORIAL

Fotos:Airbus

Foto:Contributor/IStock

fest, welche Temperatur nichtunterschritten werden darf, ohnedass der Arbeitgeber besondereSchutzmaßnahmen ergreift, wiezum Beispiel den Aufenthalt inder Kälte zeitlich zu beschränken

und bezahlte Aufwärmpau-sen zu gewähren. Bei derkonkreten Festlegung hatder Betriebsrat ein Mit-bestimmungsrecht.

>LESERFOTO

Unterwegsmit der IGMetall»Mehr Lebensqualität dank 5,3Prozent monatlich mehr Entgelt.Das haben wir IG Metall-Mit-glieder erkämpft. Deshalb: DiesesJahr statt Balkonien – Spanien!«,schreibt uns Metaller ChristophNeuendorf. »Wenn das mal keinGrund ist, sich dieser starken Ge-meinschaft anzuschließen.«

Seid Ihr auch mit der IGMe-tall unterwegs? Dann sendet unsEuer Foto:

[email protected] Christoph Neuendorf imUrlaub – und die IGMetall ist dabei.

>FRAGE&ANTWORT

Antwort:Wasfür denSommer gilt,gilt auch für denWinter. Arbeitge-ber müssen Arbeitsstätten so ein-richten und betreiben, dass vonihnen keineGefahr für dieGesund-heit der Beschäftigten ausgeht.Deshalbdarf der Arbeitsplatz imSommer auch nichtzur Sauna und imWinter nicht zumEiskeller werden.EinetechnischeRegelfür Arbeitsstätten legtabhängig von derSchwere der ArbeitFo

to:ClarcFang/IStock

DieTippszuHitzeamArbeitsplatz fand ich hilfreich.Aber wasgilt, wenn esamArbeitsplatzzukalt wird?

Foto:privat

Bestimmte Temperaturendürfen amArbeisplatz nichtunterschritten werden

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metallzeitungOktober/November 2018

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Im November 1918 waren dieMenschenkriegsmüde. Fast zehn Millionen hattederErsteWeltkriegdasLebengekostet, rund20Millionenwaren verwundet.Mit demAuf-stand der Kieler Matrosen EndeOktoberbegann vor 100Jahren dieNovemberrevo-lution. Sie beendete den Krieg und dieMonarchie. Arbeiter- und Soldatenräteübernahmen zeitweise die Macht. Ende1918 setzte sich die parlamentarischeRepublik durch. DieNovemberrevolutionerreichte,dasserstmalsder Achtstundentagin allen Betrieben galt, Frauen dasWahl-recht erhielten und mit dem Betriebsräte-gesetz von 1920 Betriebsräte erstmalsgesetzlich verankert wurden.

Aufstandder Matrosen 1918hunger-ten dieMenschen seit Jahren. Bereits imJanuar 1918 hatten die revolutionärenObleute unter ihrem Sprecher RichardMüller zumStreik aufgerufen,dem400000Rüstungsarbeiterinnen und -arbeiter ge-folgt waren. Nach einer Woche schlugenPolizei undMilitär den Streik nieder.Mül-ler und anderewurden verhaftet.

In den folgendenMonatenverschlim-mert sich dieLage.EndeSeptember infor-miert dieObersteHeeresleitungdenKaiser,dassder Krieg nicht zu gewinnen sei undschnellstmöglichst beendet werden solle.Dennochgibt diedeutscheSeekriegsleitungEndeOktober den Befehl,weiter gegen diebritische Marine zu kämpfen. In Kielrevoltieren dieMatrosen gegen denBefehl.Siewollen sich nicht sinnlos opfern. DerAufstand der Kieler Matrosen greift aufandereStädteüber und esbilden sich imganzen Land Arbeiter- und Soldatenräte.Am 9. November rufen siezum General-streik auf. In den Betrieben gelten nochimmer diealten Herrschafts- und Besitz-verhältnisse.DieArbeiterinnenundArbei-ter wehren sich:Sieverweigern dieArbeit.

DieNovemberrevolutionsetzt sichbisAnfang 1919 fort und erlebt mit der Nie-derschlagungdesSpartakusaufstandsundder Ermordungvon RosaLuxemburgundKarl Liebknecht ihrenblutigenHöhepunkt.

[email protected]

Vor 100 Jahrenbegann dieNovemberrevolution

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metallzeitung

Oktober/N

ovember2018 5

Foto: Sammlung Berliner Verlag Archiv/ akgimages

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6 metallzeitungOktober/November2018

Cartoon:StephanRürup

In den kommendenWochen wählen dieschwer-behinderten Beschäftigten ihreSchwerbehinder-tenvertretungen (SBV).Wahlberechtigt sind Beschäf-tigtemit einemGrad derBehinderungvon mindestens50Prozent – sowieBeschäf-tigte, diedurch Bescheid derArbeitsagentur gleichgestelltsind. Gewählt wird in Betrie-ben mit mindestensfünfWahlberechtigten. Zur SBVkandidieren können alleBeschäftigten, diemindestenssechsMonateim Betrieb sind.

DieSBV ist nicht nur wichtig für schwerbehin-derteBeschäftigte, sondern für alle: Siegestaltet

Arbeit somit, dassBeschäf-tigtegesund bis insAlter imBetrieb arbeiten können.Dazu kann dieSBV Maßnah-men anstoßen. Diediesjähri-gen SBV-Wahlen laufen unterdemMotto »GuteArbeit –barrierefrei – DeineSBV-Wahl 2018«.

WeitereInformationenundVideoszurSBV-Wahl 2018:sbvwahl.de

SchwerbehinderteBeschäftigtewählen ihreVertreterSchwerbehindertenvertretungensindwichtigfür alle: Siegestaltengute, gesundeArbeit.

Unter demMotto »Setzein Zeichen«startet wieder der bundesweiteJugend-wettbewerb desgewerkschaftlichenKumpelvereins»DieGelbeHand«. Berufs-schülerinnen und -schüler, Auszubildendeund jungeGewerkschafterinnen undGewerk-schafter sind aufgerufen, sich mit ihren Projekten gegenRassismus, Rechtsextremismusund für ein solidarischesMiteinander amWettbewerb zu beteiligen. Der Einsen-deschlussfür dieWettbewerbsbeiträgeist der 15. Januar2019. DieDarstellungsform ist frei. Diebesten Beiträgewerden mit Geldpreisen prämiert. Der Kumpelvereinwurde1986von DGB-Gewerkschaften gegründet undist eineder ältesten antirassistischen Organisationen inDeutschland. Der Wettbewerbwird bereitszum 13.Malausgeschrieben. gelbehand.de/wettbewerb

Betriebsratausgezeichnet

Seinem Einsatz ist eszu ver-danken, dasssein Betrieb tarif-gebunden ist: UweLippmann,Betriebsratsvorsitzender derFirmaWerkö in KönigseeinThüringen, hat für sein Enga-gement nun eineAuszeichnungerhalten. Bei einer Betriebsrä-tekonferenzOst in Leipziger-hielt er den Preis»Gemeinsam.Engagiert. Mutig. Für eineguteZukunft«.

Zusätzlich zu der Arbeitfür seineKolleginnen und Kol-legen engagiert sich Lippmanngegen Fremdenfeindlichkeit.

GewinnesteigenDieUnternehmensgewinnesindnachBerech-nungenderBundesbankzwischen1998und2016vonetwa15auf 20Prozent gestiegen.AberdieSteuernauf GewinneschrumpftenvoneinemDrittel auf gut einFünftel.Nur 14Prozent derPro-fitewurdeinSachanlageninvestiert. 86ProzentwurdenalsDividendenundZinsenausgeschüttetoder inFinanzanlagen(Spekulationen) oderAuf-käufeanderer Firmenoder Firmenteilegesteckt.

20%

GeflüchteteaufnehmenDieMehrheit ist dafür,weiterhinGeflüchteteauf-zunehmen.Laut einerStudiedesSachverständi-genratsdeutscherStiftungensprechensich60Prozent derDeutschenohneMigrationshinter-grunddafür aus– auchfür denFall, dassandereEU-Länder ihreGrenzenfürGeflüchteteschließen.Laut derStudiestellt dieMehrheit der IntegrationinDeutschlandeinpositivesZeugnisaus.

60%

Mitmachen:aktiv gegenRassismus

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7metallzeitungOktober/November 2018

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Mitgliedern bietet dieIGMetall wieder Freikarten für dieEuroblech 2018an. Vom 23. bis26.Oktober 2018 informieren Hersteller auf der Messein Hannover über neueTrendsund Technikenin der Blechbearbeitung. Schwerpunkt ist in diesem Jahr diedigitaleTechnik und zunehmendeAutomatisierung. Entsprechend lautet der Titel: »Am Pulsder Digitalisierung«. Rund 1550Aussteller aus38Ländern präsentieren ihreNeuheiten in Hannover. DieTicketsgibt esnur alsE-Ticket. Den Gutscheincodefür dasFreiticket erhaltet Ihr bei Eurer IGMetall-Geschäftsstelle.

Öffnungszeitenundmehr InfoszurMessefindet Ihr unter: euroblech.de

Freikarten für dieMesseEuroblech 2018

Du wirst von Rechten wegen DeinesEngagements für Geflüchtete bedroht?Was ist passiert?Betriebsrat X: Ich bekam anonymeAnrufe:»Passbloßauf.Wir warten auf Dich aufdem Parkplatz, wenn Du ausdem Betriebkommst.«Auf der Websiteeiner rechts-populistischen Initiativein unserer Regionwurdeich namentlich auf die»Abschuss-liste«gesetzt. Deshalbwill ich im Momentnicht öffentlich mit Gesicht und Namenerscheinen. Nicht so sehr meinetwegen,sondern vor allem wegen meiner Familie,meiner Frau undmeinen Kindern. Enga-gieren werdeich mich natürlich weiterwiebisher.

Was stört die Rechten?Wie engagierstDu Dich für Geflüchtete?Betriebsrat X:Wir bieten PraktikaundBerufsvorbereitungsjahrein unseremBe-trieb, einem süddeutschen Autozulieferer,an.MehrereGeflüchtetearbeiten mittler-weilefest bei uns.Wenn wir dieGeflüchte-ten integrieren wollen, dann geht dasambesten im Betrieb.

Wie sieht das Eure Belegschaft?Betriebsrat X: DiegroßeMehrheit imBetriebfindet unser Engagement positiv.EsgabEinzelne, diein denGeflüchteten Konkurren-ten sehen:»Warumgebt Ihr denen Arbeit,währendunsereKinder noch suchen?«DieseÄngstenehmenwir ernst und gehendarauf ein.Wir habenmit demArbeitgebervereinbart, dassunser Engagement nichtauf Kosten der regulären Ausbildungsplätzegeht.DieGeflüchteten nehmen niemandemetwasweg.

Foto:scusi/Pantherm

edia

Fragen anBetriebsrat X3

Er wird von Rechten bedroht und will erstmal nicht öffentlich erscheinen.

RechteDrohung AlsBetriebs-rat engagiert er sich für dieInte-gration von Geflüchteten – undwird dafür von Rechten bedroht.

ImSeptember hat erneut dieRentenkommissionder Bundesregierung getagt. Mehr als ein Dut-zend Jugendverbändehatten dabei Gelegenheit,ihre Sicht auf die Rentenpolitik zu schildern.Auch dieDGB-Jugendwar vertreten.

Die IG Metall hat den Anlass für eineöf-fentlicheAktion genutzt: Jungeund ältereMe-tallerinnen und Metaller räumten vor demTagungsort symbolisch die »Steine« weg, dieeiner besseren Rentenpolitik im Weg liegen –zum Beispiel der »Niedriglohnsektor«, die»Rentemit 67«, die»MassiveWirtschaftslobby«und das »Sinkende Rentenniveau«. Die Bot-schaft der Aktion: »DieZukunft der Rentema-

chen wir gemeinsam!«AlleGenerationen brau-chen auskömmlicheRenten.DieVersuche, Junggegen Alt bei der Rente gegeneinander auszu-spielen, nutzen nur den Arbeitgebern.

ZumHintergrund:DieUnternehmenwol-len Beiträgezur Rentenversicherungsparen undlassen deshalb von ihren Lobbyorganisationeneinen »Generationenkonflikt« inszenieren.Die IG Metall wirbt für eine solidarischeAltersversorgung, an der sich alleErwerbstäti-gen beteiligen.

EinVideoder Aktiongibt esunter:igmetall.de/rentenaktion

Aktion für guteRentenJungeundältereMetaller demonstrieren für solidarischeAlterssicherung

Aktiv für die Zukunft der Rente: Metallerinnen und Metaller in Berlin

Foto:Christianv.Polentz/transitfoto.de

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8 metallzeitungOktober/November 2018

Der Einsatz gegen Hassund Hetzeerfor-dert klare Haltung, Geduld und Selbst-bewusstsein – all dasbringen dieUnter-stützerinnen und Unterstützer der IGMetall-Initiative»Respekt! Kein Platz fürRassismus«mit. Quer durchsLand tretensie in Betrieben für ein respektvollesundsolidarischesMiteinander ein. DiesesEn-gagement unterstützt dieIGMetall in Zei-ten wachsender Gewalt von rechtsaußenauchweiterhin.

Irene Schulz, geschäftsführendesVorstandsmitglied und unter anderemzuständig für gewerkschaftliche Bil-dungsarbeit, betont: »Respekt und Zu-sammenhalt machen uns stark. Wir ste-hen für Vielfalt in den Betrieben.« Seit2016 hat dieRespekt!-Initiative vor Ortüber 150Aktionen gegen RassismusundAusgrenzung initiiert und begleitet. Jetztstartet siemit einer AuftaktveranstaltungAnfangOktober in eineneuePhase.

AktionsfondsMit neuen Aktionsforma-ten undaktuellenBildungsangeboten gehtdie IG Metall gemeinsam mit den Be-schäftigten gegen Ausgrenzung vor. Die

Respekt!-Initiative unterstützt sie dabei:Geschäftsstellen oder Gremiender IGMe-tall, dieProjektefür Respekt undSolidari-tät planen, können über einen Aktions-fondsfinanzielleUnterstützungerhalten.

»Gesicht zeigen gegen Rassismus«–dieses Motto beherzigen beispielsweisedie IGMetall-Vertrauensleutebei Daim-ler in Untertürkheim. Anlässlich des in-ternationalen Tags gegen Rassismushaben sie im März mit Infoständen aufdasThemaaufmerksamgemacht.DieBe-schäftigten konnten sich außerdem in Fo-toboxenmit demRespekt!-Schild fotogra-fieren lassen und so ihre klare Haltunggegen Rassismusdokumentieren.

Ihnen gleichgetan haben es viele inganzDeutschland:Beschäftigtebestreitengemeinsam mit Geflüchteten Firmen-läufe, organisierenKonzerteundFußball-turniere oder treten bei großen Demo-zügen für Zusammenhalt undVielfalt ein.Vorstandsmitglied IreneSchulzsagt:»Mitder Respekt!-Initiative positionieren wirunsklar gegenRassismus,HetzeundAus-grenzung. UnsereAlternative heißt Soli-darität!«

Respekt!-InitiativeverstärktEinsatzgegen RassismusIGMetall unterstützt Engagement für solidarischesMiteinander imBetrieb.

Die IGMetall stehtfür Vielfalt undsetzt sich fürein solidarischesMiteinander inden Betrieben ein.

Mach mit!Mitmachideen,Veran-staltungshinweiseundAktionsmaterialienzur Initiative»Respekt!KeinPlatzfür Rassis-mus«findet Ihr ebensowieweitereBerichteüber Aktionenunter:

respekt.tv

Für Menschlichkeit und SolidaritätDieIGMetall ruft dazuauf, aktiv für Solidarität, friedlichesZusammenlebenunddieAchtungderMenschenwürdeeinzutreten. JedenAngriff auf demokratischeGrundwerteverurteilendieMitglieder desIGMetall-Beirats ineinerErklärung.Damit setzensieeinklaresZeichengegenSpaltung,RassismusundHass, dennderzeit mobilisierenRechtspopulisten,FaschistenundNeonazis. »Esist Aufgabealler Demokraten, dagegenklareKantezuzeigen«,erklärt der IGMetall-Beirat undmahnt: »Deutschlanddarf nicht nachrechtskippen!«Gleichzeitigfordert dieIGMetall einmodernesEinwanderungsrecht. Integrationshemmnissemüssenbeseitigt undFluchtursachenernsthaft angegangenwerden.Weiter heißt esinder Erklärung: »DasRecht auf SchutzundAsylmussgenausosichergestellt werden,wieeinegerechteVerteilungder Schutzsuchendenunter denEU-Mitglieds-staaten.«DiekompletteErklärungfindet Ihr unter: igmetall.de

Metaller aufSpurensuche

Mit 13Jahren erfährtJack-Peter Kurbjuweit:Sein leiblicher Vater istGriechemit italienischenWurzeln.Mit 50Jahren –längst ist er aktiver Metal-ler – beginnt Kurbjuweit,nach ihm zu suchen.Dabei erfährt er, wieseinVater alsZwangsarbeiterunter den Nazisleidenmusste. In seinem Bucherzählt er von dieser auf-wühlenden Spurensuche.»Das ist dochgar nichtdeinVater!«ISBN978-3-7528-8209-4

»Schwarz-Weiß-Buch«zur

Tarifbindung

Endlich Tarif: Seit 2016haben sich Beschäftigtein556BetriebenmithilfederIGMetall Tarifverträgeer-kämpft.DasBuch »Schwarzoder Weiß«erzählt dieGeschichten von siebenBelegschaften: ihreAus-gangslage, ihreAktionen,dieWiderständeund wassich für sieverbessert hat.DasBuch richtet sich anBeschäftigte, diesich auchTarifverträgeholenwollen.

igmetall.de/tarifbindung

Foto:ChristophSchmidt/dpa/pa

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Wer kann die tarifliche Freistellungs-zeit von acht Tagen beantragen?Schichtbeschäftigte, dieseit mindestens

drei Jahren in Dreischicht oder Dauer-nachtschicht arbeiten und fünf Jahre imBetriebsind.SowieBeschäftigte, diemin-destenszehn JahreWechselschicht und15Jahreim Betrieb arbeiten – ab 2020dannnur nochmindestensfünf JahreinWech-selschicht und sieben Jahreim Betrieb.Beschäftigte, die ihreKinder unter acht

Jahren im eigenenHaushalt betreuen.Beschäftigte,dieEltern,Kinder,Partner

oder Schwiegerelternmit mindestensPfle-gegrad 1 häuslich pflegen. Auch in Fällenakuter Pflege ist ein kurzfristiger Antragauf dieacht TageimAnschlussan diezehnTagegesetzlicheAkutpflegemöglich.

Stimmt es, dass nur ein Teilder Belegschaft die acht Tagebeantragen kann?Nein. Nur in Ausnahmefällen kann esbei

der tariflichen FreistellungszeitEinschränkungen geben. Wennder Arbeitgeber die ausfallenden

Arbeitszeiten nicht ausgleichen kann,musser dazumit demBetriebsrat Gesprä-cheüber Lösungen aufnehmen.

Wieweise ich nach, dass mein Ange-höriger Pflegegrad 1hat?Mit einer Bescheinigung der Pflegekasseoder desmedizinischenDienstsder Kran-kenkasse.Für akutePflegefällegenügt einAttest vom Arzt.

Wieweise ich nach, dass ich meinKind im eigenen Haushalt betreue?Mit einer Meldebescheinigung des Ein-wohnermeldeamts.

Die acht Tage kann ich mit Kindernunter acht Jahren beantragen.Was ist dafür der Stichtag?Der Stichtag ist der ersteTag des Jahres,für dasDu die acht Tage tariflicheFrei-stellungszeit beantragenwillst.Wenn etwaDein Kind am 1. Januar 2019 noch keineacht Jahrealt ist, besteht der Anspruchaufdieacht Tagefür daskompletteJahr 2019.

Wie oft kann ich die acht Tagebeantragen?Zur BetreuungvonKindern undzur Pflegevon Angehörigen geht das zwei Mal jeKind oder Pflegefall. Für Schichtbeschäf-tigte gibt es keineBeschränkung.

Wenn ich zwei Kinder unter acht Jah-ren habe, kann ich dann 16 Tage imJahr freinehmen?Nein, es sind immer maximal acht freieTageim Jahr möglich.

Können Teilzeitbeschäftigte dieacht Freistellungstage wählen?Wer abdem1. Januar 2019in Teilzeit oderin verkürzteVollzeit geht und Kinder be-treut oder Angehörige pflegt, kann auchdiezusätzlichen acht freien Tagewählen.

Wo bekomme ich Anträge für die tarif-liche Freistellungszeit?Der Antrag auf die tarifliche Freistel-lungszeit braucht keine spezielle Form.Dasgeht auch formlos,per Brief. Fügedienotwendigen Nachweisebei. Bei der For-mulierunghilft Dir Dein Betriebsrat oderDeine IG Metall vor Ort mit Mustervor-lagen. In vielen Betrieben gibt es fertigeAntragsformulare.

Wo gebe ich den Antrag ab?Bei Deinem Arbeitgeber, mit Kopie andenBetriebsrat. FrageDeinen Betriebsratzum genauen Verfahrenin Deinem Betrieb.

Tarifliche Freistellungszeit Wer jahrelang in Schicht arbeitet, Kinder betreut oderAngehörigepflegt, kann in Betrieben mit Metall-Tarif ab 2019zusätzlich acht freieTageim Jahr erhalten. Biszum 31.Oktober müssen dieAnträgefür dasnächsteJahr gestelltwerden.Hier sind diehäufigsten Fragen und Antworten zur tariflichen Freistellungszeit.

NimmDir dieacht Tage

9metallzeitungOktober/November 2018

TippWeitereAntwortenbekommst DubeiDeinemBetriebsrat,Deiner IGMetall vorOrt undinderBroschüre»Ichnehmemir dieZeit«.

igmetall.de/Arbeitszeit

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Die deutsche Wirtschaft boomt seitJahren, die Arbeitslosigkeit liegt beihistorischniedrigen5,2Prozent –undUn-ternehmen klagen über Arbeitskräfteman-gel.1,2MillionenStellensindnicht besetzt.

Gleichzeitighat dieZahl der Leihar-beiter mit 1,03 Millionen den höchstenStand der Geschichte erreicht. Dazukommt, dass die Industrie immer mehrArbeit über Werkverträge an Fremdfir-men ausgliedert:an industrienaheDienst-leister.Sieübernehmen etwadieWartungvon Haustechnik und Anlagen als Faci-lity-Dienstleister oder die Vormontageund Anlieferung von Teilen punktgenaudirekt ansMontageband alsKontraktlo-gistik-Dienstleister. BesondersdieAuto-industrie hat in großem Stil Arbeit anKontraktlogistiker ausgegliedert.

Hauptsache billig AlleBetriebsbereichesind betroffen.DaszeigtebereitseineBe-

triebsrätebefragung der IG Metall von2015.EineaktuelleBetriebsrätebefragungder IGMetall Baden-Württembergbelegt,dassLeiharbeit längst nicht mehr nur fürAuftragsspitzen, sondern immer mehrauch auf dauerhaften Arbeitsplätzen ein-gesetzt wird, um Kosten zu sparen.

Beschäftigte in Leiharbeit und beiindustrienahen Dienstleistern habenmeist deutlich schlechtereArbeitsbedin-gungen alsStammbeschäftigte.Soverdie-nen Leiharbeiter in der GesamtwirtschaftimSchnitt 1868Eurobrutto– gut 42Pro-zent weniger als der Durchschnitt allerArbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.Zudem ist ihr Risiko, arbeitslos zu wer-den, fünfmal so hoch (siehe Grafikunten). An ihrer prekären Lage hat dasneue Arbeitnehmerüberlassungsgesetzausdem vergangenen Jahr nur wenig ge-ändert. Diemeisten Leiharbeiter werdenabgemeldet, ausgetauscht und oft entlas-sen, bevor siemehr Geld bekommen oderübernommen werden müssten.

IGMetall will »GuteArbeit für alle« Des-halb will die IG Metall gemeinsam mitden Beschäftigten den Missbrauch vonAusgliederungen eindämmen. Einigeshaben IGMetall und Betriebsräte in denvergangenen Jahren bereitserreicht: Spe-zielle Branchentarifverträge und Be-triebsvereinbarungen sichern Leiharbei-tern mehr Geld und bessereChancen aufÜbernahme– und siebegrenzen Leihar-beit im Betrieb. Zudem setzen IGMetallund Beschäftigtebei immer mehr indus-trienahen Dienstleistern Tarifverträgedurch.

Jetzt legt die IGMetall eineSchippedrauf und startet die Kampagne »GuteArbeit für alle« in den Betrieben. AlleBeschäftigten, auch die von Leihfirmenund Dienstleistern, sollen gute Arbeits-bedingungen bekommen. Zum Start derKampagne am Welttag gegen prekäreBeschäftigung am 7. Oktober stellt dieIG Metall eine neue Betriebsrätebefra-

Missbrauch von Ausgliederungen TrotzWirtschaftsboom und Arbeitskräfte-mangel gliedern Industriebetriebeimmer mehr Arbeit billigaus– über Leiharbeitund Fremdvergaben. Dagegen startet dieIGMetall jetzt eineneueKampagne.

Immermehr LeiharbeitundFremdvergabe

Ziel der neuen Kampagne »Gute Arbeitfür alle« sind gute Arbeitsbedingungenauch für Beschäftigte in Leiharbeit undbei industrienahen Dienstleistern.

gung vor. ErsteErgebnissedeuten daraufhin, dass sich der Missbrauch von Aus-gliederungen durch die Transformationder Industrie (Seiten 12–15) sogar nochweiter beschleunigt.HöchsteZeit, zu han-deln.

InfosundZahlenzur neuenKampagne:gute-arbeit-fuer-alle.de

Quelle:BundesagenturfürArbeit

Quelle:BundesagenturfürArbeit

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Montagemithilfevon Datenbrillen, digi-tal vernetzte Produktion, Arbeiten inweltweiten Teams: Neue Tätigkeiten er-fordern neuesKönnen. NeueTechnikenerfordern neuesWissen.

Arbeitsminister Hubertus Heil(SPD) hat dazu ein Gesetz auf den Weggebracht, dasQualifizierungschancenge-setz.Damit wird diestaatlicheFörderungdeutlich ausgebaut. ZumBeispiel darf dieArbeitsagentur künftig auch dieWeiter-bildung von qualifizierten Facharbeiternunterstützen. Bislang war dasnur für äl-tereoder geringqualifizierteBeschäftigtemöglich, oder für solche in kleinen undmittleren Unternehmen.

Die Förderung umfasst die Lehr-gangskosten und einen Entgeltzuschuss.Biszu einer MilliardeEuroproJahr sollendafür bereitstehen.Gefördert werden nurMaßnahmen, die länger als vier Wochendauern.

Qualifizierung ist »Megathema« »Aufdieser Grundlage kann in den Betriebentatsächlich viel für dieBeschäftigten be-wegt werden«, sagt JörgHofmann, ErsterVorsitzender der IG Metall. Für ihn istQualifizierungdas»Megathema im Zeit-alter der digitalen Transformation«. Hierwerde sich entscheiden, ob DeutschlandseinewirtschaftlicheStärkeerhalten unddieBeschäftigten sicher durch den Wan-del bringen kann. Denn: »Qualifizierung

wird auch darüber entscheiden, ob alleinder digitalen Transformation ihren Platzfinden.«

AusSicht der IGMetall kommt denBetriebsräten bei der QualifizierungeinezentraleRolle zu: Von ihrer Beteiligungwird abhängen, wieerfolgreich das neueGesetz in den Betrieben umgesetzt wird.DieIGMetall setzt sich deshalbdafür ein,dass Mitbestimmung und die Rolle derSozialpartner in dem Gesetz verankertwerden.

»Meister-BAföG« verbessern Danebengibt esweiterenHandlungsbedarf:Sosindzum Beispiel Meister-, Fachwirt- undTechnikerfortbildungen bei dem neuenGesetzaußen vor. Für siegibt eszwar dasMeister-BAföG (Fachbegriff: »Aufstiegs-BAföG), doch dasgleicht den Verdienst-ausfall während der Fortbildung nur un-zureichend aus.

Im schwarz-roten Koalitionsvertragist vorgesehen,dasMeister-BAföGauszu-bauen und den Unterhaltszuschusszu er-höhen. Auch die Familienfreundlichkeitsoll verbessert werden. Außerdem sollenGebühren,diebei der Meisterprüfungan-fallen, laut Koalitionsvertrag »ganz oderteilweise« erstattet werden. DamussdieKoalition noch liefern.

Hier kannst DuDich tiefer einlesen:igmetall.deR ThemenR Bildung

Weiterbildung wird immer wichtiger. Die IGMetalldringt darauf, dass Sozialpartner und Betriebsräte beider Qualifizierung eine aktiveRolle spielen.

Weiterbildungwird leichter: NeuesGesetz kommtDieBundesregierungweitet dieFörderungvonQualifizierungundWeiterbildungaus. DasVorhabenbietet großeChancen.

Foto:AnnetteHornischer

GleicheBezahlungfürgleichwertigeArbeit

In Deutschland klafft weiter eineEntgeltlückezwischen Frauen undMännern. Laut StatistischemBun-desamt beträgt siedurchschnittlich21Prozent.Auf dieseUngerechtig-keit weisenMetallerinnen undMetaller am 16.Oktober 2018hin,demTagder betrieblichen Entgelt-gleichheit.Rein rechnerisch könn-tenMänner abdiesemTermin fürden Rest desJahresfreimachen,denn dann haben siesoviel ver-dient,wieFrauen erst am Jahres-ende.DieIGMetall fordert gleicheBezahlungfür gleichwertigeArbeit.

stellen Forderungen an diePolitik.Außerdem können Arbeitnehmer-vertreterinnenund -vertreter inAus-schüssen mitbestimmen. In Berufs-bildungsausschüssen geht es umAusbildungsqualität und darum, obAusbildungsverträge korrekt undVergütungen angemessen sind, inPrüfungsausschüssen um QualitätundFairnessbei Gesellenprüfungen.

NächstesJahr gehen vieleÄl-tereinRente.EineganzeReiheMan-datesindneuzuvergeben.Jeder undjede,dieineinemHandwerksbetriebarbeitet und eine abgeschlossene

Wer hat Lust, sich für dieInteressender Beschäftigten im Handwerk zuengagieren?2019sind in rund30der53 Handwerkskammern Wahlen.Ein Drittel der Mandatestehen Ar-beitnehmerinnen und Arbeitneh-mern zu. Rund 2100 Handwerkersind in denKammern aktiv, etwa43Prozent sind IGMetall-Mitglieder.

JedeKammer hat eineVollver-sammlung. IhreMitglieder befassensich mit Tarifbindung, Aus- undWeiterbildung, Digitalisierung undvielen anderen Themen, diefür dasHandwerk wichtig sind. Und sie

Ausbildunghat (mussnicht in einemHandwerksberuf sein), kann kandi-dieren. Die IG Metall ermuntertauch Frauen, jungeMenschen undMigranten, sich zu bewerben –damit allebetrieblichen Themen inden Kammern repräsentiert sind.

Wer Interessehat,wendet sichan Helmut Dittkebeim IGMetall-Vorstand:

[email protected] Informationen:

igmetall.de/Handwerkskammerwahl

MitbestimmenimHandwerk

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Wir leben inZeitendesWandels.DieTriebkräfteder Transformationwerdentief greifende

Veränderungen inÖkonomie,Politik,Gesellschaft unddenBetriebenauslösen.

DieIGMetall hat denAnspruch, diesenWandel mit denMenschenund in ihremSinnzu

gestalten.Solidarität ist undbleibt dabei dieQuelle ihrer Gestaltungsmacht. Von JanChaberny

DieWelt, in der wir leben, verändert sich ge-rade tief greifend und mit rasender Ge-schwindigkeit. Das sehen wir, das spüren

wir: DigitaleTechnik ändert grundlegend dieArt,wiewir kommunizieren und konsumieren,wiewirleben, nicht zuletzt wiewir arbeiten. Der Welthan-del wird durch die fortschreitendeDigitalisierungbeschleunigt, der faire Wettbewerb bleibt dabeinicht selten auf der Strecke. Für dieBeschäftigtenbedeutet Globalisierungallzu oft wachsender Leis-tungsdruck und mehr Stress. Dann der Klima-wandel:Überlebenswichtig ist esfür dieMensch-heit, das Klima zu schützen. DieKlimawendeaber erfordert zugleich eineEnergie- undMo-bilitätswende– und diezu gestalten ist einekomplexeAngelegenheit.Gelingenmussdasmit einer älter werdendenGesellschaft undunter der Maßgabe,dassneueArbeitsbe-dingungenausgehandelt werdenmüssen,

die auf Lebensformen der jüngeren Generationeneingehen. Sie legen alte Rollenbilder ab und wün-schen sichmehr Selbstbestimmungbei der Arbeit.

Die IG Metall will die Fragen, die sich inZeiten großer Umwälzungen undUnsicherheiten

stellen, in einem breit angelegten Debattenprozessbeantworten.Dabei ist klar:Wir können dieTrans-formation nur dann mitgestalten, wenn wir unsauf dasbesinnen,wasunsstark macht – fürein-ander einstehen und solidarisch handeln.

Für dieIGMetall reicht esnicht,denWan-del mit Sozialtarifverträgen abzufedern. Siewill eineGeschichtedesGelingensschreiben, für eineArbeits-welt, diesicher, gerecht und selbstbestimmt ist. WasMetallerinnenundMetaller dafür brauchen,wieguteArbeit in der Digitalisierunggestaltet werden kannundwiedieFolgen desWandelsgerecht verteilt wer-den können, will die IGMetall in den kommendenWochen undMonaten diskutieren.

Umaber etwasgestalten zu können,mussmanerst wissen,wassichverändert.Daswird,schlaglicht-artig, im Folgenden veranschaulicht und skizziert,welcheHerausforderungengemeinsamzu lösenundzu gestalten sind.

InZeitendesWandelsARBEIT

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▸Fortsetzungauf Seite14

Wir wollen diedigitale

Transformation mitge-

stalten. Mit dem klaren

Ziel einer Arbeitswelt

4.0, diegerecht, sicher

und selbstbestimmt ist.

WASISTDAS?Maschinen, diesich selbst umrüsten,Pro-duktionsanlagen, die sich mit einem Ta-blet steuern lassen, Assistenzsysteme, Al-gorithmen und künstlicheIntelligenz, diedie Arbeit der Beschäftigten wandeln –keine Frage: Digitalisierung ist längstkeine Zukunftsvision mehr. Digitalisie-rungund Industrie4.0, verstanden alsdi-gitale Vernetzung von Maschinen überden gesamten Produktions- und Wert-schöpfungsprozess hinweg, prägt, hierund jetzt, unser Leben und unsere Ar-beitswelt.Digitalisierungführt aber nichtbloß zu technologischen Umbrüchen,sondern auch zu neuen Formen der Or-ganisation von Arbeit.

WASKOMMTAUFUNSZU?FortschreitendeDigitalisierung, Industrie4.0, der Einzugvon künstlicher Intelligenzin BürosundProduktionshallen:Dasallesermöglicht und verlangt dieEntwicklungneuer Geschäftsmodelle, neuer ProdukteundDienstleistungen,esbeschleunigt In-novationsprozesse,eswandelt Wertschöp-fungsketten. Das hat Auswirkungen aufdieBeschäftigten, auf ihreArbeit – unddieseAuswirkungen sind bereitsheutezusehen.

In vielen Betrieben steigt der Flexi-bilisierungsdruck, unter dem die Be-schäftigten stehen. Umstrukturierungennehmen zu, die Einführung digitalerTechniken führt dazu, dasssich Tätigkei-ten an Arbeitsplätzen verändern. DieBe-schäftigten benötigen neue Fähigkeiten

undFertigkeiten.Von ihnenwerden neueQualifikationen verlangt.

WASKÖNNENWIRTUN?TätigkeitsprofileundQualifikationsanfor-derungenwerden sich gravierendändern.Dafür gilt es, Antworten zu finden. Qua-lifizierung ist für dieIGMetall dasMega-themader Transformation. GezieltePer-sonalentwicklung und kontinuierlicheWeiterqualifizierung wird maßgeblichsein, um den Wandel im Sinne der Be-schäftigten zu gestalten. Der Arbeitsplatzmuss zum Lernort werden. Betriebsrätebrauchen ein Initiativrecht für betriebli-cheWeiterbildung.

Auch die Politik ist gefordert. Undsie reagiert. Mit dem Qualifizierungs-chancengesetz will Arbeitsminister Hu-bertusHeil diestaatlicheFörderungdeut-lich ausbauen. Für die IG Metall eineGrundlage, auf der in den Betrieben fürdie Beschäftigten viel bewegt werdenkann (sieheauch Seite11).

Der institutionelle Rahmen für be-rufsbegleitendeWeiterbildungmuss sichändern. Berufs- und Hochschulen habenhier einezentraleRolle.Siemüssen künftigberufsbegleitende Unterstützung beimQualifikationserwerb und bei der Weiter-bildunggeben.Nicht zuletzt ist dieArbeits-marktpolitik gefordert. Die IGMetall hatauch dieErweiterungdesheutigen Trans-fer-Kurzarbeitergeldsvorgeschlagen.Qua-lifiziert werdenmusswährendder Arbeit –nicht erst wenn Arbeitslosigkeit droht.

DIGITALISIERUNG+ INDUSTRIE4.0

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freien und vor allem fairen Welthandelein – dazu gehören weder Dumpingex-porte noch protektionistische Maßnah-men. Regionen müssen stattdessen nach-haltig entwickelt werden. Da dieStaatenweltweit in der jüngsten Vergangenheitein sozial unausgewogenes Steuerdum-pingbetrieben haben, fehlt dafür Geld.Siebrauchen aber dringend Geld, um in denAusbau der Infrastruktur zu investieren,in Schulen undBildung.Nicht zuletzt umden Menschen sozialeSicherheit zu bie-ten. Dazu gehören für dieIGMetall Ren-ten, von denen man anständig lebenkann, Schutz vor Befristung sowie faireBildungschancen.

▸FortsetzungvonSeite13

WASISTDAS?ImPariser Klimaabkommen von 2015hatdieWeltgemeinschaft beschlossen, dassdie Erderwärmung im Vergleich zu derZeit vor der Industrialisierung um weni-ger alszwei GradCelsiussteigen soll.Dasist ein ehrgeiziges Ziel. Das ist nur zuschaffen, wenn esden einzelnen Länderngelingt, ihren CO -Ausstoß deutlich zuverringern. Das ist nur möglich, wennmehr Elektrofahrzeuge als gegenwärtigauf den Straßen fahren.Energie- undMo-bilitätswendesind damit zwei Seiten der-selbenMedaille.Dazu kommt:Sowichtigeinenachhaltige,BeschäftigungsicherndeEnergiewende ist, so wichtig ist es, denUmbruch, vor demdieAutobranchesteht,so zu gestalten, dass die Beschäftigtennicht unter dieRäder kommen.

WASKOMMTDAAUFUNSZU?Die Automobilbranche steht vor einemgewaltigen Umbruch. In den kommen-den Jahren werden sich neueTechnolo-gien,neueProduktionsverfahren,Koope-rationspartner, neue Geschäftsmodelleund Mobilitätskonzepte sowie neueFor-men der nationalen und internationalenArbeitsteilung entwickeln. Letztlichstehen erfolgreicheProdukte,Tech-nologien undEntwicklungsprozessezur Disposition, Tätigkeitsprofile

und Qualifikationsanforderungen werdensich wandeln. Sichtbar wird dasetwabeider Entwicklungvon Elektrofahrzeugen.

WASKÖNNENWIRTUN?DieStudie»Wirkungen der Fahrzeugelek-trifizierung auf die Beschäftigung amStandort Deutschland« (»ELAB«) zeigt,dassmit dem Umsrüsten auf Elektrofahr-zeuge einiges auf die Autoindustrie zu-kommt.Vor allemauf dieetwa100000Be-schäftigten, dieAntriebssträngeherstellen.Sokann dieZunahmevonElektrofahrzeu-gen dazu führen, dassin der Autoindustrieum 2030 rund 76000Arbeitsplätze in derAntriebstechnik überflüssigwerden.

Herausforderungen, die aber zumeistern sind. Unternehmen müssenKonzepteentwickeln und Geld investie-ren, um dieStandorteund Beschäftigungzu sichern.DieBranchemusssichmit denbesten Umwelttechnologien rund umsAutoeinePoleposition im internationalenWettbewerb sichern, um auf Dauer si-chere Arbeitsplätze zu bieten. Die Be-schäftigten brauchen Perspektiven. Wei-terbildungist der zentraleSchlüssel dazu.DieBundesregierungmussein schlüssigesKonzept für dienötigeInfrastruktur vor-legen, vor allem für Ladestationen,Strom-verteilnetzeundausreichendenStrom auserneuerbarer Energie.

KLIMAPOLITIK+ MOBILITÄT

WASISTDAS?In den vergangenen Jahren und Jahrzehn-ten hat dieGlobalisierungsich immer wei-ter beschleunigt.Der grenzüberschreitendeWaren-, Dienstleistungs- und Kommuni-kationsverkehr wurdeausgebaut, der freieWelthandel, angetrieben und beschleunigtdurch fortschreitende Digitalisierung,immer weiter verwirklicht. Unklar ist, obdas in den kommenden Jahren so bleibt –die protektionistischen Maßnahmen desamerikanischen Präsidenten DonaldTrumpzielendarauf,den freienWelthandeleinzuschränken.DieGefahr einesHandels-kriegsist gegeben.

WASKOMMTAUFUNSZU?Globalisierung hat in den vergangenenJahren eineVielzahl von Auswirkungen,positive,negative,uneindeutige.ZumBei-spiel sind dieEinkommen der Beschäftig-ten in Deutschland in den vergangenenJahren zwar gestiegen, aber nicht so starkwie die Einkommen ausGewinnen und

Vermögen. Dadurch ist der Anteil derLöhne am Volkseinkommen gesunken.Während dieGlobalisierungalso untermStrich zu Wohlstandsgewinnen geführthat, sind diese sehr ungleich verteilt.Hinzu kommt: ImWettbewerbder Stand-orte unterbieten sich Staaten seit Jahr-zehnten weltweit bei den Unternehmens-steuern und berauben sich so selbst derMittel, diesiedringend brauchen, um dieFolgen der Globalisierungabzufedern.

WASKÖNNENWIRTUN?Beschäftigte stehen selbst im internatio-nalen Wettbewerb und rennen am Ar-beitsplatz ständig um dieWettemit Be-schäftigten im eigenen Unternehmenoder der Konkurrenz rund um den Glo-bus. Niemand ist sich mehr sicher, obnicht irgendwo auf der Welt geradeeineneue Ideegeboren wird, dieden eigenenArbeitsplatz schon morgen auf den Kopfstellt. Die IG Metall setzt sich für einen

Wir sind diesenEntwicklungennicht ausgeliefert.Wir könnensiedurch faireAbkommengestalten.

DieDebattemussauf einer realistischenGrundlagegeführtwerden, bei der die

Folgen fürdieBeschäftigtenbedacht werden.

GLOBALISIERUNG+ FINANZEN

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DiegroßeMehrheit derBeschäftigten wünschtsich, Arbeitszeiten auchnach ihren Bedürfnissenzu gestalten. DiesemZiel kommen wir mit

unseremTarifergebniseinganzesStück näher.

Beschäftigteheuteund in Zukunft bewäl-tigen.

WASKÖNNENWIRTUN?UmihrenFachkräftebedarf zukünftigzusi-chern,müssen dieUnternehmen ausSichtder IGMetall umdenken.Statt denMangelzu beklagen, sollten Arbeitgeber in Aus-undWeiterbildung investieren und Men-schen guteArbeitsbedingungen bieten.

Zu vieleMenschen arbeiten in Mini-jobsoder Leiharbeit. Im Wettbewerb umFachkräfteund Auszubildendesind tarif-vertraglich geregelteEntgelt- und Arbeits-bedingungen ein Wettbewerbsvorteil. Mitihren Branchentarifverträgen hat dieIGMetall für LeihbeschäftigtebereitseinigeVerbesserungen erreicht. Nun startet sieeineneueKampagne(sieheSeite10).

DieIGMetall packt dieArbeitszeitenan–undwirdesweiter tun:BeschäftigteinderMetall- undElektroindustriekönnenab2019über ihreArbeitszeit stärker selbst be-stimmen.SiehabennundieWahl, ihreAr-beitszeit zeitweiseauf verkürzteVollzeit zureduzieren,bisauf 28Stunden.Wer Kindererzieht, Angehörigepflegt oder Schicht ar-beitet,kannaußerdemzusätzlicheacht Tageim Jahr freinehmen.

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Damit technologischer Fortschrittauchsozialer Fortschritt wird

Technik und gesellschaftlicher Wandel veränderndie Arbeitswelt immer wieder. Was ist heuteanders als etwa in den 1980er-Jahren, als dieComputer in die Betriebe kamen?JörgHofmann: DieVeränderungen sind tiefgreifenderund rasanter alsdamalsund siewerdenmehr Beschäf-tigteunmittelbar betreffen.Gleichzeitig treffen sieaufeineGesellschaft, dieheutein weiten Teilen ungerechtist. Dasgilt für Einkommen und Vermögen, dieChan-cen jedesEinzelnen auf beruflicheEntwicklungundSicherheit amArbeitsplatz.All dasführt zur Spaltungder Gesellschaft. DieGefahr droht, dasssiedurch dieTransformation vertieft wird.

Was passiert, wenn technische und soziale Um-brüche auf eine ungerechte Gesellschaft treffen?Hofmann: DieErfahrungen der Vergangenheit zeigenuns, dassArbeitgeber immer versuchen, technologi-scheUmbrüchezu ihremVorteil zu nutzen.ErkämpfteRegeln – etwabei der Arbeitszeit –werden in Fragege-stellt und alsüberholt stigmatisiert.Wir brauchen aberkeinen Abbau, sondern neueRegeln für eine Arbeits-welt 4.0, dieguteArbeit für alleermöglichen.Damittechnologischer Fortschritt auch sozialer Fortschrittwird,müssen wir unsereMachtressourceSolidaritätmobilisieren.OhnegewerkschaftlichesHandeln gehtdasnicht.Auch umDruck auf diePolitik zu entwi-ckeln, denArbeitgebern hier nicht nachzugeben.

Was tut die IGMetall, damit der Schritt gelingt?Hofmann:Wir haben in der letzten Tarifrundegezeigt,dasswir weiter sehr erfolgreich Solidarität organisierenkönnen,umdieArbeitswelt zu verbessern.DieseKraftbrauchenwir auch, umdieDigitalisierung im Interesseder Beschäftigten zu gestalten.Dazu gehört,Druck zumachen für eineAusweitungder Mitbestimmung.

Wann ist der Schritt für Dich gelungen?Hofmann:Wenn esguteArbeit für allegibt.Dazubraucht eseinemitgliederstarkeGewerkschaft,mehrTarifbindungund politischeMehrheiten, diefür mehrGerechtigkeit undZusammenhalt in unserer Gesell-schaft eintreten.

DEMOGRAFIE+ LEBENSWELT

Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender

Illustrationenen:alashi/IStotck

Illustration:StephanieBrittnacher

WASISTDAS?Noch gibt es keinen flächendeckendenFachkräftemangel. Fachkräfte fehlen le-diglich in einigen Berufen, etwa in derPflege,und in einigenRegionen.DochdieBelegschaften werden älter. So stieg dasDurchschnittsalter der deutschen Arbeit-nehmer zwischen 1991 und 2017 umknapp 5Jahreauf rund 43.

DieBelegschaften werden nicht nurälter,auchdieLebensweltender Beschäftig-tenwandeln sich.DasklassischeErnährer-modell, der Mann verdient dasGeld unddieFrau kümmert sich um Haushalt undKinder,hat ausgedient.JungenMännern istdie Vereinbarkeit von Familie und BerufheutegenausowichtigwieFrauen.Siewol-lenmehr selbstbestimmt arbeiten,sowieeszu ihremLeben passt.

WASKOMMTAUFUNSZU?Unternehmenmüssenmit im Schnitt älte-renBelegschaften imglobalenWettbewerbSchritt halten. Gleichzeitig droht ein Wis-sens- und Fachkräfteverlust, wenn in eini-gen Jahren mit den geburtenstarken Jahr-gängen große Teile einer Belegschaft inRentegehen.Damit er der Restbelegschaftnicht auf dieFüße fällt, mussder Wandelvorbereitet, der Überganggeplant werden.

DieAnforderungen in der Arbeits-welt steigen, Familiengründung, berufli-cheEntwicklung und dieUnterstützungder Eltern – all dasmüssen und wollen

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Die Beschäftigten des AutozulieferersNeueHalbergGuss(NHG) in LeipzigundSaarbrücken haben mit Kundgebungengegen die »Zockerei« der Geschäftsfüh-rungum ihreArbeitsplätzeprotestiert.Siefordern eine Lösung des monatelangenKonflikts.

DieGeschäftsführung der zur Pre-vent-GruppegehörendenNHGdroht mitmassivem Stellenabbau und der Schlie-ßung des Standorts Leipzig. Mitte Sep-tember stiegdieGeschäftsführungausderlaufenden Schlichtungmit der IGMetallaus.DieSchlichtunglief seit EndeJuli.DieIG Metall und NHG hatten sich daraufverständigt nach rund sechs Wochen

Streik für einen Sozialtarifvertrag, der dieHärten für diebetroffenenNHG-Beschäf-tigten abfedern soll. Der Schlichter zeigtesich »befremdet« von dem einseitigenAusstieg der Geschäftsführung aus derSchlichtung.

DiePrevent-GruppehatteNHGAn-fang des Jahres gekauft und im Juni denStellenabbau verkündet. Prevent ist wie-derholt in Streit mit Kunden geraten. BeiVW stopptePrevent zeitweisedie Zulie-ferung, um höherePreisedurchzusetzen.

Die IG Metall strebt weiterhin eineLösung bei NHG in der Schlichtung an.Zu Redaktionsschluss der metallzeitungzeichnetesich noch keineLösungab.

Protestegegen Zockerei umHalbergGuss

In der weißrussischen Hauptstadt Minsksind nach einem Schauprozess harteUrteilegegen zwei Gewerkschafter ergan-gen. In dem Verfahren ging es um denVorwurf der Steuerhinterziehung gegenden Vorsitzenden Gennadi Fedynich undden Kassierer Ihor Komlik von der unab-hängigenGewerkschaft der Radioelektro-niker REP.

DieGewerkschaft war dem RegimeinMinsk unbequemgeworden,weil siezuProtesten gegen Erlasse des autoritär re-gierenden Staatspräsidenten AlexanderLukaschenkaaufgerufen hatte. Dieweiß-russischen Finanzbehörden benutzteneineausländischeGeldspendean dieGe-werkschaft alsVorwand, um dieAnklagegegen Fedynich und Komlik zu kons-truieren.

Die beiden Gewerkschafter wurdenzu vier Jahren auf Bewährung verurteilt.Sie müssen außerdem eine hohe Geld-strafezahlen, dieVerfahrenskosten tragen

und dürfen fünf JahrekeineleitendePosi-tion ausüben, wasfaktisch einem Berufs-verbot gleichkommt. DieGewerkschafts-föderation IndustriALLGlobal Union unddie IG Metall hatten dasGerichtsverfah-ren scharf verurteilt. »DieRegierungwilldieGewerkschaft schwächen und ihrekri-tische Stimme eliminieren«, bemängeltdas geschäftsführende IG Metall-Vor-standsmitgliedWolfgangLemb.

Fabrizierte Zeugenaussagen Die Ge-werkschaft der Radioelektroniker hat etwa2000Mitglieder inWeißrussland. 800vonihnen wurden im Vorfeld des Prozessesvon den Behörden verhört und einge-schüchtert, um Beweise gegen dieAnge-klagten zubekommen.Vor Gericht hattenvieleihreAussagen aber wieder zurückge-zogen,weil sieunter Druck gemacht wur-den.Nicht von ungefähr hatten sowohl dieDeutscheBotschaft alsauch dieEU-Dele-gation inMinsk ein fairesund transparen-tesVerfahren angemahnt.

Auch Menschenrechtler haben denFall aufgegriffen und kritisieren dasRe-gimefür den Prozessgegen Fedynich undKomlik. Im jährlich ermittelten Index desInternationalen Gewerkschaftsbundsbe-legt Weißrussland regelmäßig einen dervorderenPlätze,wenn esumdieMissach-tungvon Gewerkschaftsrechten geht.

igmetall.de/ThemenR International

Schauprozessin BelarusUrteil trifft dieunabhängigeGewerkschaft der Radioelektroniker.

Wenn ein Betrieb zu wenig Aufträgeerhält, geratenfrüher oder später Arbeitsplätzein Gefahr.Dochwastun, wenn dasManagement nicht für mehr Auslas-tung sorgt und sich stattdessen in Schweigen hüllt?DieBeschäftigten von Remog, einemMetallbearbei-ter im fränkischen Münnerstadt, haben die Sacheselbst in dieHand genommen: Siehaben eineKam-pagnezur Kundenakquisegestartet.Motto: »Wir sindRemog–wir freuen unsauf IhreAufträge«.

Mit öffentlichen Aktionenwirbt dieBelegschaftjetzt für ihre Firma und deren Produkte. »Wirmöchten damit potenzielle Kunden auf uns undunser Unternehmen aufmerksam machen«, sagt derBetriebsratsvorsitzendeEdgar Schneider. Damit dasgelingt, setzen die Remog-Beschäftigten auf starkeBilder: Zuletzt zogen siean ihremStandort Münner-stadt durch dieStraßen und ließen Hunderte Luft-ballonssteigen. Auch die lokalen Medien berichtenbereitsüber dieInitiative.Nunmüssen sich nur nochdieneuen Kunden melden.

GemischtesFazit TextilbündnisAuskömmlicheLöhneund giftigeChemikalien ausden Fabriken verbannen – daswaren die zentralenZiele, als2014dasBündnisfür nachhaltigeTextilienvon der Bundesregierung insLeben gerufen wurde.Um zu verhindern, dass sich die Katastrophe vonRanaPlaza in Bangladesch mit 1100 Toten wieder-holt, verpflichtet dasBündnisUnternehmen auf so-zialeund ökologischeStandards.DieBilanzdesTex-tilbündnisses ist freilich durchwachsen. MancheFirmen wieZalando oder Peek & Cloppenburgver-weigern sich komplett. Einige Unternehmen sindwieder ausgetreten. Angesichts unverbindlicherSelbstverpflichtungen ist bisher wenig geschehen,was die Arbeitsbedingungen in den Herstellerlän-dern verbessert hätte. Die Mitgliedsunternehmenmüssen jetzt zwar Maßnahmenpläne vorlegen undgeplanteSchritteauflisten.Grundsätzlich wollen sieexistenzsichernde Löhne erreichen. Erst nächstesJahr müssen siesich an Maßnahmen beteiligen, umdiesesZiel zu erreichen.BisdieBeschäftigten in denHerstellerländern wirklich etwas davon merken,dürften noch Jahre insLand gehen.

Aktiv für Arbeitsplätze: Remog-Belegschaft beieiner Demonstration in Münnerstadt (Bayern).

Foto:BrayStühler/IG

Metall

Beschäftigteauf Kundenfang

Kein faires Verfahren: VerurteilteGewerkschafter in Weißrussland

Foto:IndustriALL

Global

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Eineinhalb Jahre suchten Horst Ott vonder IG Metall und der Betriebsrat mitnach einem neuen Investor für Gram-mer. DasUnternehmen im bayerischenAmberg, das Sitze für Traktoren undKomponenten für Autositze herstellt,drohte von der bosnischen Hastor-Gruppe übernommen und zerschlagenzu werden. In China wurde man nachlängerem Suchen fündig. Der KonzernJifeng war bereit, seinen Aktienanteil anGrammer auf 84Prozent zu erhöhen.VordemEinstiegverhandelten IGMetall,Ge-schäftsführung und der chinesischeInvestor über eineVereinbarung.

Aufgrund der Übernahmesind be-triebsbedingte Kündigungen bei Gram-mer für siebeneinhalb Jahreausgeschlos-sen. Tarifverträge bleiben unangetastetund Standortewerden nicht geschlossen.Nach demEinstiegatmetedieBelegschaftauf. »DasUnternehmen ist jetzt wieder inruhigerem Fahrwasser. Die Zeichen ste-hen auf Wachstum. Unternehmen wieDaimler schließenwieder langfristigeLie-ferverträgemit Grammer«, sagt Ott, derauch stellvertretender Aufsichtsratsvorsit-zender desUnternehmensist.

Chinesische Investoren gehen hierzu-lande, salopp gesagt, gern auf Shopping-tour. Besonders beliebt sind Unterneh-men in den Schlüsselbranchen Robotik,Biomedizin, Luftfahrt, Energiesystemeund alternativeAntriebstechnologien fürAutos. Vergangenes Jahr war China derdrittgrößteInvestor in Deutschland nachden USA und Frankreich. 2017 wurden47Transaktionen verzeichnet.

ImSaldo positiv In den meisten Fällenbleiben Mitbestimmung und Tarif-standardsnach demEinstiegchinesischerInvestoren unangetastet. Eine Studieder Hans-Böckler-Stiftung belegt: Eswerden oft Arbeitsplätze aufgebaut, undzwar nicht nur in der Fertigung, sondernauch in der Entwicklung. Den Beleg-schaften geht esmit den neuen chinesi-schen Eigentümern überwiegend besseralsmit kurzfristig orientierten Finanzin-vestoren. Positiv ist auch der verbesserteZugang zum chinesischen Absatzmarkt.Teilweisewerden wiebei Grammer weit-reichendeund langfristigeGarantien undZusagen abgeschlossen. Wichtig ist, dassdieArbeitnehmervertreter vonAnfangan

beteiligt werden.Dennmit der deutschenMitbestimmung haben viele chinesischeInvestoren keineErfahrung. Diechinesi-schenManager haben oft in den USA stu-diert und kennen dasdeutscheBetriebs-verfassungsgesetz nicht. Es geht ihnenjedoch weniger darum, schnell Gewinnezumachen,alsum langfristigeGeschäfts-beziehungen.

Insgesamt sollen Übernahmenkünftig allerdings kritischer unter dieLupe genommen und auf sicherheits-politischeBedenken oder Wettbewerbs-verzerrungen infolgegezielter staatlicherSubventionen überprüft werden. MitVerweis auf deutscheSicherheitsinteres-sen wurde erst vor Kurzem die Über-nahme deswestfälischen Werkzeugma-schinenherstellers Leifeld vom Wirt-schaftsministerium unterbunden. HorstOtt plädiert nach den Erfahrungen beiGrammer jedenfallsdafür, sich jeden ein-zelnen Investor genau anzuschauen, un-abhängigvomHerkunftsland.Wichtig istder regelmäßige Austausch zwischenArbeitnehmervertretern undEignern aufVertrauensbasis.

[email protected]

BeimSitzeherstellerGrammer in Ambergist ein chinesischer

Geldgeber eingestie-gen. Arbeitsplätzeund Aufträge sind

jetzt wieder sicher.

China DeutscheFirmen sind beliebt bei Investoren ausdem Reich der Mitte. Meistensverfolgen dieGeldgeber hierzulandeeher langfristigeInteressen. Bei aktiver Beteiligungder Arbeitnehmervertreter kann sich daspositiv für Arbeitsplätzeund Aufträgeauswirken – sowiebei dem Sitzehersteller Grammer in Amberg.

Esgibt Licht undSchatten

Foto:GrammerAG/dpa/pa

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JAV-Wahlen In den nächstenWochen wählenAuszubildende, dual Studierendeund jugendlicheBeschäftigteihreJugend- und Auszubildenden-vertretungen (JAV).Kandidieren können alleunter25Jahren.Aber wozu?Wasbringt dieJAV?Wirhaben bei Kandidaten undEx-JAVen nachgefragt.

Foto:FranzFender

Foto:MichaelS

eidel

metallzeitungOktober/Novembber2018

18BatuhanAydinlioglu, 17, PremiumAerotec, Nordenham, Flug-gerätmechanik-Auszubildender, kandidiert erstmalsfür dieJAV»IchhabegerademeineAusbildungbegonnen. IchmöchteLeutengernehelfen. In der Schulewar ich Klassen- und Schulsprecher,habebei Problemenmit Lehrern gesprochenundauf KonferenzendieInteressen der Schüler vertreten.Anderen helfen –daswill ichauch imBetriebgernweiter machen, für dieanderenAuszubilden-den. Auch im Arbeitsleben gibt esProbleme. Esist doch wichtig,dassjeder gern zur Arbeit kommt.Dashat jaauch für denBetriebVorteile.GleichzuBeginn der Ausbildunghattenwir eineEinfüh-rungswoche, wo unsere JAV und die IG Metall sich vorgestellthaben. Ich habegleich gesagt:Dawürdeich gernmitmachen.DieJAV hat sich gefreut, dass auch jemand ausdem ersten Ausbil-dungsjahr bei der JAV-Wahl kandidiert. MeineMitazubis findendasgut. Siehaben mich auch geradezum Klassensprecher in derBerufsschulegewählt.«

JasminNaumann, 24, bisJuni JAVbei CCSGohlke,Hildesheim, jetzt Studierendeder Elektrotechnik»Vor zwei Jahren habenwir beimElektronikhersteller GohlkeinHildesheimerstmalseineJAV gewählt.DieAuszubildendenhaben damalsvor allem gearbeitet.Zum Lernen blieb kaumZeit.DieNotenwurden immer schlechter.Nicht mal Sicher-heitsschuhegabesfür uns, obwohl wir oft im Lager aushelfenundmit schwerenDingenhantierenmussten. IchhabedieVor-gesetzten angesprochen –undunseren Betriebsrat, der dannmit der Geschäftsführunggesprochen hat.Wir konnten festeLernzeiten erreichen, drei Stunden in der Woche.Demnächstsoll esauchSicherheitsschuhegeben.Angst,denMundaufzu-machen,hatteichnicht. IchbekamUnterstützungvomJugend-sachbearbeiter der IGMetall vor Ort und habeauf Seminarender IGMetall viel gelernt, auch durch den Austausch mit an-deren Jugend- und Auszubildendenvertretern. Von daherkenneichauchunsereRechtealsAuszubildendeundalsJAV.«

HenrikePäschke,17,VWBraunschweig, Industriemechanik-Auszubildende, kandidiert erstmals für dieJAV»Ich habe als Schülerin ehrenamtlich gearbeitet. Deshalbhabeich schon zuBeginnmeiner Ausbildungvor einemJahralsJugendvertrauensfrau kandidiert undwurdegewählt.DieAuszubildenden in meiner Gruppe kommen zu mir, wennsie Fragen oder Ärger haben und ich mit dem Ausbilderreden soll. AmAnfanghabeichmich noch nicht so getraut.Aber dieAusbilder kommen auch damit klar,wenn ich hart-näckigProblemeanspreche.AlsJAV-Mitglied habeich denSchutz nach dem Betriebsverfassungsgesetz. Das ist aller-dings für mich nicht relevant. Ich kommemit den Ausbil-dern gut klar. Und ich habeviel positivesFeedback bekom-men. Deshalb habe ich gesagt: Ich versuche das undkandidierefür dieJAV.«

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Foto:ThomasHellmann

Foto:Alexandra

Roth

Illustration:Harm

Bengen/Lappan-Verlag

Foto:Verlag

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Buch »Cartoonsgegenrechts!«zu gewinnen

Buchtipp In »Cartoonsgegen rechts!«machen sich 21Karikaturisten überRechtsextremismusundRassismuslustig. Ihr könnt ein Buch gewinnen.

Darf man Rassisten und Rechtsextremisten aufsKorn nehmen?Kann man Hassgegen Geflüchtetelächerlich machen?Unsere Karikaturisten habendieseFrageganz klar mit Ja beantwortet: mit Sze-nen ausder zerstörten »Wutbürgerlichen«Küche,dem Jodeltest für Migranten in Bayern undPegida-Demonstranten mit Hunger auf Döner.

21 Zeichner, darunter auch unseremetallzei-tung-Karikaturisten André »Polo« Poloczek undHarm Bengen beschäftigten sich in 113 witzigenund teils nachdenklich stimmenden Karikaturenmit Rassismusund Rechtsextremismus.

Ihr könnt einesvon zehnCartoon-Büchern bei unsgewinnen.Schreibt eineE-Mail mit dem Stichwort»Cartoons gegen rechts!« bis 10. Oktober an fol-gendeAdresse:

[email protected]

SinanAksoy, 25,Opel, Bochum, JAVbisMärz,seitdemBetriebsrat»Wir haben vor drei Jahren unsereAusbildungbei Opelin Bochum gerettet. DieProduktion wurdedamals ge-schlossen, wir waren dann nur noch ein Lager und dieGeschäftsleitungwolltekeineAuszubildendenmehr ein-stellen. Als Jugend- und Auszubildendenvertretunghabenwir vieleAktionen organisiert unddabei viel Soli-darität von der Belegschaft erfahren – ob jung oder alt.UnsereGeschäftsleitunghatteam Endegar keineandereMöglichkeit, alsweiter jungeMenschen auszubilden understmalsAuszubildendezur Fachkraft für Lagerlogistikeinzustellen.Heute, drei Jahredanach,weiß jeder – auchunsereGeschäftsleitung,wiegut esunseremStandort tut,jungeMenschen hier auszubilden.«

»Cartoonsgegen rechts!«128 Seiten,14 EuroLappan-VerlagISBN978 38303 3507 8

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Arbeit und Innovation FortschreitendeDigitalisierungtrifft dieLuftfahrtbranchemitgroßer Wucht.Wiesiesich auf dieArbeit der Beschäftigten auswirkt, hängt davon ab, obesimBetrieb gelingt, dieKolleginnen undKollegen fit für dieneueArbeitswelt zumachen – sowiebei AirbusundPremiumAerotec. VonJanChaberny

ie kann man etwasgestal-ten, wasman nicht fassenkann?Wiekann esgelin-gen,Menschenmitzuneh-men auf eineReise, wenn

der Weg im Nebel liegt – und Begriffe, dieman zur Handhat,nichtserhellen,sonderneher verschleiern, vernebeln, verdunkeln?Digitalisierung, hört man, liest man, sei inden Betrieben auf demVormarsch. Immermehr Roboter, digitale Assistenzsysteme,immer mehr Algorithmen und künstlicheIntelligenz kämen zum Einsatz. So. Aha.Waslässt sichmit solchenSätzenanfangen?

»Nichtslässt sichdamit anfangen,garnichts«, sagt Peter Grundhöfer.

»Man muss wissen, was im Betriebgeschieht, in jeder Abteilung. Erst dannkann man dieKolleginnen und Kollegenmitnehmen«, sagt HeikoHedderich.

»Umetwasgestaltenzukönnen,mussman verstehen,wasdavor einem liegt undwelcheAuswirkungeneshat, sonst kannesnicht gelingen«, sagt ThomasKattein.

Buxtehude,AnfangSeptember,zuBe-such imAirbus-Werk amStadtrand.Drau-ßen sind esnoch einmal knapp 30 Grad,drinnen, imBürodesBetriebsrats, ist esan-genehm kühl. ThomasKattein, Betriebs-ratsvorsitzender hier amStandort,seinKol-

ZusammendenWandel gestalten

legeHeikoHedderichundPeter Grundhö-fer,Betriebsrat bei AirbusamStandort Fin-kenwerder, haben einePackungKekseaufden Tisch gestellt, Wasser bereitgestellt –jetzt soll eslosgehen.

Vor zwei Jahren haben sich ThomasKattein,HeikoHedderich,Peter Grundhö-fer zusammen mit weiteren KolleginnenundKollegenhauptsächlich vonnorddeut-schen Airbus-Standorten auf den Wegge-macht und gemeinsam versucht, Werk-zeuge zu entwickeln, um den digitalenWandel zu gestalten. Der trifft die Luft-fahrtbranchemit großer Wucht.

Am Airbus-Standort Buxtehude, andem450BeschäftigteelektronischeGerätezur Kommunikation inder Flugzeugkabineentwickeln und herstellen, haben sieeineBetriebslandkarteerstellt,eineBestandsauf-nahmeüber den Digitalisierungsstand amStandort. Um daszu schaffen, hat der Be-triebsrat dieBeschäftigten beteiligt – undmit 15AbteilungenWorkshopsveranstaltet.»Wir haben intensiveGesprächemit denBeschäftigten geführt«, sagt HeikoHedde-rich. »Wir wollten wissen, wie hoch derGrad der Vernetzung in den einzelnen Be-reichen ist,obund inwelcher Formdieein-zelnen Arbeitsprozesse technikgesteuertsind und welchePotenzialeesfür einezu-

nehmendeVernetzungder Bereichegibt.«In einem zweiten Schritt wurdeermittelt,welcheAuswirkungen der EinsatzdigitalerTechnik hat: auf dieBeschäftigung, auf dieAnforderungen an dieQualifikation undauf dieArbeitsbedingungen.

Belastungensenken Wassichgezeigt hat?»Wir haben festgestellt, dass Industrie4.0nur sehr zögerlich am Standort Einzughält«,sagt HeikoHedderich.»NegativeAus-wirkungenauf dieArbeitsqualität gibt essogut wiekeine.« Im Gegenteil: »DieKolle-ginnen undKollegen sehen imEinsatzvondigitaler Technik dieChance, Effizienz zusteigern undBelastungenabzubauen«,sagtThomasKattein. Das sei dringend nötig:»Wir wollenDigitalisierungnutzen,umbeisteigendenAufträgenundgleichbleibenderPersonalstärke weitere Leistungsverdich-tung zu verhindern.« Klar sei aber auch,dass die Digitalisierung Tätigkeitsprofilegravierend verändern wird. »Von den Kol-leginnenundKollegenwerdenneueFähig-keiten und Fertigkeiten gefordert.«

WelcheneuenAnforderungenauf dieBeschäftigten zukommen, hat das TeamrundumPeter Grundhöfer amStandort inHamburg-Finkenwerder abgebildet,16500Menschen arbeiten hier. Dazu haben sie

WWeitere Infos

Über dasProjekt beiAirbuswurdeeinBegleitfilmgedreht.InformationenzumFilmgibt esbei [email protected]

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einedigitaleBetriebslandkarteerstellt, einModul programmiert, daseinenÜberblicküber dieeinzelnenDigitalisierungsprojekteam Standort ermöglicht und nun an allenAirbus-Standorten angewendet werdensoll.»Wir habenermittelt,obmit demEin-satz digitaler Technik Arbeitsplätzein denAbteilungen auf- oder abgebaut werden,welcheQualifikation erforderlich wird, obStressoder Entlastungzu erwarten ist undwiesichdieVeränderungenauf dasEntgeltauswirkenkönnen«,sagt Peter Grundhöfer.Abteilung für Abteilunghaben siesich an-geschaut, welcheTechnologien eingeführtwerden–unddannSteckbriefeverfasst,dieTechnik vorgestellt, Auswirkungen be-schrieben.

Qualifizierungnötig Diekönnen vonAr-beitsplatzzuArbeitsplatz,vonAbteilungzuAbteilung, von Standort zu Standort sehrunterschiedlich sein. InmanchenEntwick-lungsbereichen, in denen ein hoher Gradan Digitalisierung verwirklicht ist, ändernsich Tätigkeiten und Abläufenur graduell.Anderswo,etwainder Fertigung,wirdsichdieArbeit grundlegender wandeln. »ZumBeispiel wird sich der Beruf desStruktur-mechanikersinRichtungMaschinenbedie-ner entwickeln«, sagt Peter Grundhöfer.»Für vieleBeschäftigte ist DigitalisierungeineechteHerausforderung.Siemüssengutqualifiziert werden, um siezumeistern.«

Wie das gelingen kann, darüberhaben sich dieKollegen in Varel intensivGedanken gemacht. »Bei unsam Standort

werden zukünftig vermehrt digitale Pro-duktionstechnologien eingesetzt«, sagtMarcusBaitis, Betriebsrat und Leiter desVertrauenskörpersamStandort.1600Men-schen arbeiten bei Premium Aerotec inVarel, einer hundertprozentigen Tochter-firmavonAirbus.AmStandort werden vorallem Baugruppen hergestellt, dazu großeKomponenten für FlugzeugtürrahmensowieGroß- und Kleinteilein der Zerspa-nung. »Bereits heutegibt esbei uns3-D-Druck-Anlagen und fahrerloseTransport-systeme, ist dieMontagevon Türrahmendigitalisiert«, sagt MarcusBaitis. »DieBe-schäftigten müssen lernen, mit digitaler

Foto:ThomasHellmann

Fotos: Airbus

Technik souverän zuarbeiten.«InVarel ge-schieht dasineiner digitalenLernwerkstatt,dievom Betriebsrat entwickelt wurdeundin der nun, nachdem anfangs Auszubil-dende von ihr profitiert haben, alle Be-schäftigten desStandortsqualifiziert wer-den sollen. »In unserem Lean LABgibt esverschiedeneStationen«,erzählt BetriebsratJörgKater, »wir haben einen 3-D-Drucker,hochauflösende Scanner, kooperierendeRoboter, einedigital bedienbareFräse.«

Ja, natürlich, dassei sehr schön, sagtJörg Kater. »Allerdings reicht esnicht, di-gitaleTechnik zu Übungszwecken vor Ortzuhaben.Esist auchwichtig,soeineLern-werkstatt mit einem detaillierten Qualifi-zierungskonzept zu unterlegen.«

Daran arbeiten sie in Varel und anden anderen Standorten. »Wir entwickelngeradeein Weiterbildungskonzept für Be-schäftigteundMeister«,sagt JörgKater.»Esist wichtig, dasswir alleBeschäftigten imdigitalen Wandel mitnehmen. Keiner darfauf der Streckebleiben.«

Mit denProjektenderReihe»Arbeit+Innovation«will dieIGMetall dieZukunft

derArbeit gestaltenundBeschäftigungsichern.Dafür unterstützt undqualifiziert sie

Vertrauensleute,BetriebsräteundinnerbetrieblicheExperten.

ImRahmendesAirbus-Projektshabensichinsgesamt 21Betriebsräteder nord-

deutschenAirbus-Operations-StandortesowievonPremiumAerotecund

vonAirbusDefence&SpaceimBildungszentrumBerlinsowieinder Lernfabrik

derRuhruniversität Bochumfit inSachenIndustrie4.0 gemacht.Mit dabei warauch

dieArbeitsgruppeArbeitszeitendesGesamtbetriebsrats. Verantwortet haben

dieProjekteJulianWenzundPetraDreisigacker.Kontakt: [email protected]

DieProjektederReihe»Arbeit+Innovation: Kompetenzenstärken–Zukunft

gestalten«werdenimRahmendesProgramms»Fachkräftesichern:weiterbilden

undGleichstellungfördern«durchdasBundesministeriumfürArbeit undSoziales

unddenEuropäischenSozialfondsgefördert.

Furchtloser Blickin die Zukunft:die Betriebsräte PeterGrundhöfer (links),Heiko Hedderich undMarcus Baitis, derauch VK-Leiter beiPremiumAerotec ist

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Steuerersparnisbei ZahlungeinerAbfindungRecht so Mit der sogenannten Fünftelregelunggibtesnach dem EinkommensteuergesetzeineMöglichkeit,dieHöheder Steuern für Abfindungen zu reduzieren.Tjark Menssen erläutert, wasder Bundesfinanzhof dazukürzlich entschieden hat.

Tjark Menssenist Jurist bei derDGBRechtsschutzGmbH.Foto: Frank Ott/ DGBRechtsschutz

Grundsätzlich musseineAbfindung nachdem Einkommensteuergesetz (EstG) vollversteuert werden.WenndieAbfindungin-nerhalb eines Kalenderjahrs ausgezahltwird, ist esmöglich,dassdieSteuern ermä-ßigt werden. Die Regelung dazu ist dieFünftelregelung nach Paragraf 34 EStG.Gemäßdieser Regelungverteilt sichdieAb-findunginder Steuerberechnunggleichmä-ßig auf fünf Jahre. Voraussetzung: DieAbfindungmusswährend einesKalender-jahrszur Auszahlungkommen.Ratenzah-lungen während diesesKalenderjahrssindmöglich.Strittigwar bisher,welcheVoraus-setzungen erfüllt sein müssen, um dieAb-findungzumindest ermäßigt zuversteuern.Ein Beschäftigter durftedieAuflösungsei-nesArbeitsverhältnissesund damit seinenEinkommensverlust keinesfalls selbst her-beigeführt oder auch nur seine Zustim-mungzur Kündigungerteilt haben – sonstdrohteihm dievolleVersteuerungder Ab-findung. Nur wenn der Arbeitnehmernachweislichunter rechtlichem,wirtschaft-lichemoder psychischemDruck stand,wardieermäßigteBesteuerungnach der Fünf-telregelungmöglich. Jetzt hat der Bundes-finanzhof (BFH) entschieden: Stimmt derArbeitgeber einer Abfindungszahlung anden Arbeitnehmer zu, kann im Regelfallangenommenwerden,dassdazuaucheinerechtliche Veranlassung bestand, sodasseineermäßigteBesteuerungmöglich ist.

Geklagt hatte ein Verwaltungsange-stellter, der ab April 2013 Rente bezog.Bereits im Dezember 2012 schlossen derKläger und sein Arbeitgeber, eine Stadt,einen Auflösungsvertrag. Sievereinbarten,dass der Kläger zum Zeitpunkt des Aus-scheidenseineAbfindungvon rund36000Euro erhalten wird. Zugleich wurde ver-einbart, dassmit BeendigungdesArbeits-verhältnissesam31.März2013allegegen-

seitigenAnsprücheausdemArbeitsverhältniserlöschen.DievereinbarteAbfindungzahlteder Arbeitgeber imMärz2013aus. In seinerSteuererklärungforderteder Arbeitnehmerfür dieAbfindungeinen ermäßigten Steu-ersatz.DasFinanzamt widersprach, sodassdieSachebisvor denBundesfinanzhof ging.

In ihrer Entscheidung stellten dieRichter desBFH fest, dassdieAbfindungdesKlägerseineEntschädigung für entge-hendeEinnahmendarstellt.Deshalbunter-liegt siealsaußerordentlicheEinkunft demermäßigtenSteuersatz.Der Auflösungsver-tragwar nach AuffassungdesBFH dahinauszulegen, dass die Abfindungszahlungden Schaden ausgleichen sollte, der ent-standen ist, weil der Kläger keineVergü-tungmehr bekam. Wenn der Arbeitgebereiner Abfindungszahlung an den Arbeit-nehmer zustimmt, so der BFH, sei im Re-gelfall anzunehmen, dass dazu auch einerechtlicheVeranlassung bestand. Insofernsei ohneWeiteresdavon auszugehen, dassder Arbeitgeber zumindest aucheinerheb-licheseigenes Interessean der AuflösungdesArbeitsverhältnisseshabe.

Durch den angekündigten Personal-abbauhabeder Arbeitgeber alleinBetrachtkommendenBeschäftigten unter tatsächli-chenDruck gesetzt.Siemussten sich in derFolgemit einer möglichen vorzeitigen Be-endigung ihres Arbeitsverhältnisses undden damit verbundenen Konsequenzenauseinandersetzen. Für unerheblich sah esder BFH an, dassder Kläger auf dieStadtzugegangen sei, um einen Auflösungs-vertragmit Abfindung zu vereinbaren. Erhabesomit unter demEindruck der gesam-ten Verhältnissedem Druck desArbeitge-bersnachgegeben und seinen ArbeitsplatzgegeneineAbfindungszahlungaufgegeben.

BFHvom13.März2018 – IXR16/17

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23metallzeitungOktober/November 2018

>DERRECHTSFALL

>MINIJOBOnlinerechner fürMindesturlaub

Auch Minijobber haben einen ge-setzlichen Anspruch auf Urlaub,wenn siemindestenseinen Monatim Arbeitsverhältnis stehen. An-spruch auf den vollen Jahresurlaubhaben sieaber erst nach einer War-tezeit von sechs Monaten. Erfülltder Arbeitnehmer die Wartezeitnicht, kann er für dasKalenderjahrTeilurlaub beanspruchen. Dieserbeträgt ein Zwölftel des Jahresur-laubsanspruchs für jeden vollenMonat der Beschäftigung.

DieMinijobzentrale hat jetzteinenOnlinerechner entwickelt,mitdem sich leicht der Mindesturlaubberechnen lässt.

Grundlage zur Berechnung desMindesturlaubsanspruchsbeimMi-nijob ist immer die Anzahlder regelmäßigen Arbeitstage proWoche.Arbeitet einMinijobber bei-spielsweise jeden Dienstag undDonnerstag, sind zwei ArbeitstageproWochemaßgebend.Arbeitet einMinijobber hingegen nur im drei-wöchigen Rhythmus an zwei Vor-mittagen, sind seineEinsatztageaufregelmäßigewöchentlicheArbeits-tageumzurechnen.WievieleStun-den an den jeweiligen Tagengearbeitet werden, ist für dieBerechnungunerheblich. Bei Mini-jobbern mit unregelmäßigen Ar-

Alles,wasRecht ist

DasBundesverfassungsgericht (BVerfG)hat am 18. Juli 2018 entschieden, dassder Rundfunkbeitrag nicht gegen dieVerfassung verstößt. Eshat aber bean-standet, dass Inhaber von Nebenwoh-nungen den Rundfunkbeitrag doppeltzahlen müssen. In diesem Punkt, sodieRichter, verstößt diegegenwärtigeErhebung des Beitrags gegen denGleichheitssatz – Inhaber von Neben-wohnungen werden zu stark benach-teiligt. Der Gesetzgeber ist nunaufgefordert, diederzeitigen Regelun-gen biszum30.Juni 2020entsprechendanzupassen (1 BvR 1675/16, 1 BvR745/17, 1BvR836/17, 1BvR981/17).

Das BVerfG hat außerdem ent-schieden,dassbiszur gesetzlichenNeu-regelung und ab dem Tag derUrteilsverkündungdiejenigenPersonenauf Antrag von der Beitragspflicht fürihreNebenwohnungen befreit werdenkönnen, die bereits nachweislich denRundfunkbeitrag für ihre Hauptwoh-nungzahlen.

Kein Rundfunkbeitragfür Inhabereiner Zweitwohnung

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Bruchteile, die mindestenseinen halben Tag ergeben, werdenauf volleUrlaubstageaufgerundet.Bruchteile, die keinen halben Tagergeben,bleiben hingegen bestehenund können durch stundenweiseBefreiung von der Arbeitspflichtausgeglichen oder nach erfolgterKündigungabgegolten werden.

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ARBEITSLOSENGELDAnspruch besteht auchzwischenKurs- undPrüfungsphase

Arbeitslosengeld bei beruflicherWeiterbildung nach Paragraf 144Sozialgesetzbuch III erhaltenBetrof-fene nicht nur während der Teil-nahmeamUnterricht,sondernauchfür dieanschließendePrüfung. DasBundessozialgericht entschied, dassder Anspruch auch besteht, wennzwischen Kurs- und Prüfungsphaseein zeitlicher Abstand liegt.

Bundessozialgericht vom3.Mai 2018 –B11AL2/17R

Für die Befreiung ist es erforderlich,dass sowohl die Hauptwohnung alsauch die Nebenwohnungen auf dieAntragstellerin oder denAntragstellerangemeldet sind. Die Befreiung giltnur für den Antragstellenden selbst.Volljährige Mitbewohner in einerNebenwohnungsind verpflichtet, sichbeimBeitragsservicezumelden, damitihre Beitragspflicht geprüft werdenkann.

Der Beitragsservice von ARD,ZDFundDeutschlandradiohat auf sei-ner Internetseite ein entsprechendesFormular bereitgestellt.Nebendemaus-gefüllten Antragmüssen Inhaber einerZweitwohnungeineBescheinigungderMeldebehördebeifügen,ausder Haupt-und Nebenwohnung zu entnehmensind.

Ausfüllbarer Antragauf BefreiungdesRundfunkbeitragsfür eineNebenwohnung:

rundfunkbeitrag.deR Suchbegriff: Nebenwohnung

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Ich habe 45Versicherungsjahre er-reicht. Kann ich jetzt ohneAbschlägein Rente gehen?Für die abschlagsfreie vorzeitige Rentegibt es zwei Bedingungen: 45 Versiche-rungsjahreunddasErreichen der entspre-chendenAltersgrenze.Beidesmusserfülltsein. Zum Beispiel kann der Jahrgang1958nach 45Versicherungsjahrenmit 64Jahren ohne Abschläge in Rente gehen.Die Altersgrenze steigt mit jedem Jahr-gang. Ab dem Jahrgang 1964 ist der vor-zeitige(abschlagsfreie) Renteneintritt erstmit 65Jahren möglich.

Wie teuer ist es, wenn ich vorzeitigin Rente gehe?Für jedenMonat,denman vorzeitig–alsovor Erreichen des regulären Renten-

alters – in Ruhestand geht, wird einAbschlag von 0,3 Prozent fällig. Beispiel:Wer regulär 1200 Euro Rente (brutto)bezogen hätte, aber ein Jahr vorzeitig inRentegeht, erhält nur noch 1156,80Euroim Monat, und zwar dauerhaft für diegesamteRentenzeit.

Die Regierung hat Verbesserungenbei der Erwerbsminderungsrente be-schlossen. Profitiere ich als Rentnerdavon?Voraussichtlich nicht. Diegeplanten Ver-besserungen sollen nur für Neurentnergelten,nicht aber für heutigeRentner.DieNeuregelung soll am 1. Januar 2019 inKraft treten.Wer denAntragauf Erwerbs-minderungsrente bis Anfang 2019 auf-schieben kann,solltediestun.DieReform

Rente Bei der Telefonaktion der metall-zeitunghatten unsereRentenexpertenalleHörer voll zu tun. Im Minutentaktgingen Fragen der Leserinnen und Leserein. Diewichtigsten Antworten habenwir hier zusammengestellt.

Altersversorgung

TelefonaktionRente:EureFragen,alleAntworten

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wird die Erwerbsminderungsrenten imSchnitt um rund 100Euro erhöhen.

Wie wird meine Rente besteuert?Seit 2005 werden Renten zunehmendbesteuert, ab 2040 vollständig. Dafürwerden die Rentenbeiträge bis 2025schrittweise steuerfrei. Am Ende dieserUmstellungwerdenArbeitnehmer steuer-lich besser dastehen alszuvor.Diepersön-liche Steuerbelastung der Rente hängtvom Jahr desRenteneintrittsab.Beispiel: Wer 2025 in Rente geht, muss85 Prozent der Rente versteuern (siehe:metallzeitung Juli/August 2018). Aller-dingsgilt für dieBesteuerungvon Rentenein Existenzminimum, der Grundfrei-betrag (siehe nächste Frage). Werdarunter liegt, muss nichts versteuern.

Zur Besteuerung von Renten muss An-lageR bei der Steuererklärung ausgefülltwerden. Die Finanzämter bieten dazuBeratungan.

Kann ich mit meiner Rente in dieSteuerpflicht rutschen, auch wennich bei Rentenbeginn keine Steuernzahlen musste?Ja. Nämlich dann, wenn dieRentedurchRentenerhöhungen steigt. Dadurch kannder sogenannte Grundfreibetrag über-schritten werden. Steuerpflichtig wirddann aber nur der Teil der Rente, der überdemFreibetragliegt.Der Grundfreibetragliegt derzeit bei 9000 Euro für Ledige imJahr (18 000Euro für Verheiratete). Ach-tung: Der Grundfreibetrag bezieht sichauf dieGesamteinkünfteim Ruhestand –nicht nur auf dieBezügeausder Renten-versicherung.

Mein Rentenkonto hat Lücken: Es feh-len Beschäftigungs- oder Verdienst-nachweise aus DDR-Zeiten. Was tun?In der DDRwurden zusätzlicheSonder-zahlungen wie etwa die »Jahresendprä-mie« oftmals nicht richtig dokumentiertund anfänglich in der Bundesrepublikauch nicht anerkannt.Hier haben Arbeit-nehmer dieBeweislast:Siemüssen glaub-haft machen,dasssiedieJahresendprämieerhalten haben, etwadurch ein DDR-Ar-beitsbuch, Abrechnungen oder Zeugen-aussagen ehemaliger Kollegen.

Von der Altersteilzeit direkt in dieRente – geht das?Ja. Die Altersteilzeit muss dann aber sogeplant werden, dasssieauchwirklich biszumRenteneintrittsalter reicht.Sonst ent-steht eineLücke.Dannmussman dieAr-beit entweder nochmal aufnehmen.Oderman akzeptiert dieAbschläge, dieein vor-zeitiger Renteneintritt mit sich bringt.Oder: Man meldet sich für die fehlendenMonate arbeitslos. Dann kann es aller-dings passieren, dass dieArbeitsagentureineSperrzeit verhängt undArbeitslosen-geld abzieht. Begründung der Agentur:DieAltersgrenzen für diereguläreAlters-renteundauch für dievorgezogeneRentemit 45 Versicherungsjahren waren beiVertragsabschluss der Altersteilzeit be-kannt.

Ich will vorzeitig in Rente gehen, aberkeine Abschläge haben. Geht das?Dasgeht, indemVersichertein den Jahrenvor Renteneintritt freiwillige Zusatzbei-trägezur Rentenversicherungleisten.Da-durchwerden diespäterenAbschlägeaus-geglichen.DieZusatzbeiträgesind abdem

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UnsereExpertenimGespräch(von linksnachrechts):

HenningGroskreutzleitet dasRessortArbeits- undSozial-recht/BetrieblicheAltersversorgungbeimIGMetall-Vorstand.

Jan-Paul Grünerist Jurist undExpertefür betrieblicheAltersversorgungbeimIGMetall-Vorstand.

Dirk Neumannist Expertefür diegesetzlicheRentebeimIGMetall-Vorstand.

KatharinaGrabietzist Expertin für außerbe-trieblicheGewerk-schaftsarbeit (darunter.Rentenberatung) beimIGMetall-Vorstand.Fo

to:RenateSchildheuer

50. Lebensjahr möglich. Wer dann dochnicht vorzeitig in Rentegeht,erhält für dieZusatzbeiträgeeineentsprechend höhereRente.

Warum zahlen Beamte, Ärzte, Anwälteund andere Freiberufler nicht in diegesetzlicheRentenversicherung ein?AlleErwerbstätigen sollten in diegesetz-licheRentenversicherungeinzahlen –dasist einezentraleForderungder IGMetallin der Rentenpolitik. Die Renten-versicherungwürdedadurch solidarischerund wäreauf Jahrzehntehinausgestärkt.Die IG Metall setzt sich für dieses Zielauf politischer Ebene und mit Kampa-gnen ein.

Kann ich in den Jahren vor der Rentekürzer treten, weniger arbeiten?Dasgeht. VieleBetriebebieten Altersteil-zeit an, etwanach den Tarifverträgen derIGMetall. Außerdem ist esmöglich, eineTeilrente zu beantragen und weniger zuarbeiten.Dazu sollteman sich beraten las-sen (Rentenberatungder Rentenversiche-rung: 080010004800).

Berechnet dieRentenversicherung dieRente immer korrekt?Die Rentenversicherung berechnet dieRenteauf Basisder Informationen,dieihrvorliegen. Diese Informationen könnenlückenhaft sein.ZumBeispiel können Be-schäftigungsverhältnisse oder Kinderer-ziehungszeiten,diefür dieRentenberech-nung wichtig sind, unbekannt sein.Versichertesollten deshalb ihreDaten beider Rentenversicherung prüfen – miteiner sogenannten Kontenklärung.

Meine Riesterrente rentiert sich nicht.Soll ich sie kündigen?Nein. Wer laufendeRiesterverträgekün-digt, schießt meist ein finanziellesEigen-tor: Die Vertragskosten der Police sindverloren und die staatliche Förderungmusszurückgezahlt werden.Besser ist es,den Vertrag beitragsfrei zu stellen – alsoihn ruhen zu lassen und nichtsmehr ein-zuzahlen.

Was ist, wenn dieRentenversicherungzu viel gezahlt hat?Kann sie das GeldvomRentner zurückfordern?Wer den Rentenantrag nach bestemWissen undGewissen ausgefüllt hat,musskeine Rückforderungen fürchten, auchwenn die Rentenversicherung falschgerechnet hat. Anders sieht esaus, wennjemandbewusst falscheAngaben gemachthat.

[email protected]

Mehr InfosDieIGMetall kämpft füreinesolidarischeAlters-sicherung:AlleGenera-tionensollenauskömm-licheRentenerhalten.

DasRentenkonzept derIGMetall gibt esunter:

igmetall.de/rente

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AllesaufeineKarte

Wie läuft ein duales Studiumgrundsätzlich ab?Duale Studiengänge sind beliebt,weil sieTheorieund Praxisan denLernorten HochschuleundBetriebverbinden.Esgibt mehrereVarian-ten beim Ablauf – unterschiedenwerden zumeist Block- und Paral-lelmodell. Bei der Blockvariantesind Studium und Praxis jeweilsinlängereZeitabschnitteunterteilt. Soverbringen dual Studierende bei-spielsweisedrei Monatean Univer-sität, Hochschule oder Berufsaka-demie. Anschließend sind sie dreiMonate im Betrieb. Beim Pa-rallelmodell, auch Wochenmodellgenannt, verbringen dual Studie-rendedagegen einigeTage im Be-triebundeinigean der Hochschulesowiegegebenenfallsan der Berufs-schule.

Sind dieModelle beliebt?Ja. Die Zahl der dualen Studien-gänge von rund 500 im Jahr 2004hat sich bisheutemehr alsverdrei-facht. DieZahl der dual Studieren-den ist bundesweit auf über 100000gestiegen.

Welche dualen Modelle werdenamhäufigsten angeboten?Beim ausbildungsintegrierendenStudium ist dasStudium mit einer

Ausbildung kombiniert. Am Endewinken zwei Abschlüsse:der Bache-lor an der Hochschuleundein staat-lich anerkannter Berufsabschlussmit Prüfung der Industrie- undHandelskammer (IHK) oder Hand-werkskammer (HWK) am Ende.Beim praxisintegrierenden Stu-dium erweitern dual Studierendedie theoretischeAusbildung an derHochschuledurch Praxisphasen imBetrieb, die als Studienleistungenangerechnet werden.AmEndewar-tet ein Hochschulabschluss.

Sind dual Studierende alsoAuszubildende, Studenten oderbeides?Eine allgemeingültige rechtlicheEinordnung gibt es bislang nicht.Jedenfalls gelten dual Studierendein ausbildungsintegrierenden Stu-diengängen aus arbeitsrechtlicherSicht biszum Abschlussihrer dua-len BerufsausbildungalsAuszubil-dende. Teilnehmer eines praxisin-tegrierenden Studiengangs sindBeschäftigte im Sinn desBetriebs-verfassungsgesetzes.

Wie lange dauert ein dualesStudium in der Regel?Ein duales Studium dauert in derRegel drei bisvier JahrebiszumBa-chelorabschluss. Im ausbildungsin-

tegrierenden Modell ist nach zweibis drei Jahren die Ausbildungmeist abgeschlossen. Es gibt aberauch fünfjährige Modelle, beidenen dasStudium gestreckt wird.

Auf was sollteman beimArbeitsvertrag achten?Im Arbeitsvertrag sollte festgelegtsein,wasdual StudierendeundAr-beitgeber beachten müssen – zumBeispiel, wann dasdualeStudiumbeginnt und wann es voraussicht-lich endet, wie viel Arbeitszeit ab-zuleisten ist, wie hoch die Vergü-tungist,wieviel Urlaubesgibt undob der Betrieb dieVerwaltungsge-bühren für die Hochschule über-nimmt. Beachten sollten die dualStudierenden darüber hinaussoge-nannteRückzahlungsklauseln, dieArbeitgeber häufig in den Arbeits-vertragschreiben. Damit soll gere-gelt werden, unter welchen Bedin-gungen dieübernommenenKostenzurückzuzahlen sind. SolcheKlau-seln stellen sich allerdingsdesÖf-teren alsunwirksam heraus.

Ist dieVergütung für dual Stu-dierende einheitlich geregelt?Nein, es herrscht Wildwuchs. DieBedingungen und Vergütungen fürdual Studierende sind von Betriebzu Betrieb unterschiedlich. Da sie

Beliebtes Modell: Die Zahlder dual Studierendenist bundesweit auf über

100000 gestiegen.

Duales Studium ImOktober geht esfür vieledualStudierendelos.GeradeamAnfanggibt esFragenzuTheoriephasen an der Hochschuleund zurPraxisimBetrieb.Wir erklären,wasStudierendeerwartet, und an wen siesichwenden können.

Auszubildendesind keinebilligenArbeitskräfte

VieleAuszubildendeklagenlaut DGB-Ausbildungsreport

über Stressfaktoren wieÜberstunden.Wiesollten sie

damit umgehen?ThomasRessel: DieAusbil-dungdient dazu, einen Berufzu erlernen. Überstunden

können von Auszubildendennicht verlangt werden. Fallendennoch Überstunden an,müssen siedem Ausbil-

dungszweck dienen und sindin Freizeit auszugleichen

oder gesondert zu vergüten.Auszubildendedürfen nichtalsbilligeArbeitskräftemiss-

braucht werden.

Wo finden AuszubildendeUnterstützungbei solchen

Problemen?Ressel:Wenn eseineJu-

gend- und Auszubildenden-vertretungoder einen

Betriebsrat gibt, sind dasguteAnlaufstellen. Oft tretenProblemeaber geradeinBetrieben auf, in denen eskeineInteressenvertretunggibt. In diesen Fällen ist dieIGMetall dierichtigeAn-

sprechpartnerin.

Bei jedemDritten fehltder betrieblicheAus-

bildungsplan. Washat dasfür Auswirkungen?

Ressel: Auszubildendekönnen dann nicht prüfen,ob dieLernzieledesBerufsauch wirklich ausgebildetwerden. Der betrieblicheAusbildungsplan mussdaher Anlagezum Aus-bildungsvertragsein.

Thomas Ressel leitet dasRessort Bildungs- undQualifizierungspolitik

beim IGMetall-Vorstand.

Foto:IG

Metall

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DieSchnittstellefür Studierende

Im Infoblatt »DieSchnittstelle«finden StudierendeInformatio-nen der IGMetall zu StudiumundBeruf. In der aktuellenAusgabegibt esTipps,wienachdemStudium der Berufseinstieggelingen kann.PersonalerinnenundPersonaler erklären,woraufesihnen bei Bewerbungen an-kommt.Darüber hinausberich-ten Metallerinnen undMetaller,wassiebei der Zusammen-stellungder Bewerbungsunter-lagen, beim Vorstellungsge-spräch oder bei den Vertragsver-handlungen beachtet haben.»DieSchnittstelle«erscheint zuBeginn jedesSemesters. Studie-rendeIGMetall-Mitglieder er-halten siealsBeilageder metall-zeitung.

Die IG Metall unterstütztStudierende bei arbeitsrechtli-chen Fragen zu studentischenStellen und bietet neben Infor-mationsbroschüren Seminareund Veranstaltungen rund umdieThemen Studium und Berufan.Studierendekönnen sichver-netzen und miteinander dieTheorieausder Hochschulemitder Praxis der Arbeitswelt ver-knüpfen. »Die Schnittstelle«zum Herunterladen sowie An-sprechpartner findet Ihr unter:

hochschulinformations-buero.de

metallzeitungOktober/November2018

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keine Auszubildenden nach demBerufsbildungsgesetz sind, fallendual Studierende nicht unter denGeltungsbereich bestehender Tarif-verträge.EineAusnahmebilden die-jenigen mit Ausbildungsvertrag biszur bestandenen IHK- oder HWK-Prüfung. In gut organisiertenBetrie-benhabendiedual Studierendenge-meinsam mit ihren Betriebsrätenhäufig durchgesetzt, dass sich ihrVerdienst im Verhältniszu dem derAuszubildenden entwickelt.

Was tut die IGMetall gegendenWildwuchs?Umalledual Studierendenmit denAuszubildenden gleichzustellen,strebt die IGMetall speziell für sieTarifverträge an – in einzelnenBranchen und Unternehmen wiebei Thyssen-KruppStahl oder beimAutozulieferer Continental ist dasauch schon gelungen. Nur in Be-trieben, in denen dual Studierendemit der IG Metall Tarifverträgedurchsetzen, gibt esauchgesicherteBedingungen.

Wer ist Ansprechpartner fürdual Studierende?Unterstützung, auch bei persönli-chen Problemen,erhalten dual Stu-dierende vom Betriebsrat bezie-hungsweise von der Jugend- und

Auszubildendenvertretung im Be-trieb. An den Hochschulen gibt esebenfalls Interessenvertretungen.Sie helfen bei Fragen rund umHochschule und studentischesLeben weiter. Auch die IG Metallist an vielen Hochschulen durchdiegewerkschaftlichenHochschul-informationsbüros vertreten. Daszentrale Hochschulinformations-büro der IG Metall bietet Studie-renden darüber hinaus zahlreicheMaterialien sowie nützlicheTippsrund um das duale Studium.Mehr unter:

hochschulinformationsbuero.de

Foto:Contributor/iStock

Training: eisernVorsorge: Metall.

Gemeinsamvorsorgen.Besser leben.

www.metal l rente.de

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Mehr WissenEineHochschulzugangsberechtigungist Voraussetzung,umeindualesStudiumbeginnenzukönnen.VorStudienbeginnschließenInteressierteüblicherweiseeinenArbeitsvertragmiteinemBetriebab,der inKooperationmit einerHochschuleeinendualenStudienplatzanbietet.NachdemAbschlussdesVertragsbewerbensiesichanderHochschuleauf denent-sprechendenStudiengang.Bewerbersolltenauf reichlichVorlaufzeit achten.

Wie kann sich dieSituationdual Studierender verbessern?Die IG Metall macht sich dafürstark, dass alle dual Studierendenkünftig im Berufsbildungsgesetzberücksichtigt werden. Bisher sinddual Studierendewährend der Pra-xisphasen im Betrieb von vielenSchutzbestimmungen ausgeschlos-sen.DieBundesregierungplant eineÜberarbeitungdesGesetzes.

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31>IMPRESSUM

Herausgeber:

Jörg Hofmann,

Christiane Benner,

Jürgen Kerner

Beauftragte der Herausgeber:

Silke Ernst (verantw. i. S. d. P.)

Anschrift:

Redaktion metallzeitung

Wilhelm-Leuschner-Straße 7 ,

60 2 Frankfurt amMain

Chefredakteurin:

FabienneMelzer

Chef vomDienst:

Artur Siemens

Redaktion:

Simon Che Berberich,

Jan Chaberny, Dirk Erb,

Martina Helmerich, Jens

Knüttel, Sylvia Koppelberg,

Antonela Pelivan

Art-Direktion:

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Bildredaktion:

Michael Schinke

Sekretariat:

Beate Albrecht

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Angebot für Sehbehinderte:

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Vertrieb:

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Fax: 06 66 25 8

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Pallaswiesenstraße 0 ,

642 Darmstadt

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Druck und Versand:

apmAG, Darmstadt

Papier:

metallzeitungerscheint zehn

Mal im Jahr. Für Mitglieder

der IGMetall ist der Bezug

im Beitrag enthalten. Das

Papier, auf demmetallzeitung

gedruckt wird, besteht zu

70 Prozent aus Altpapier und

zu 0 Prozent aus Holz, das

aus nachhaltiger Waldbewirt-

schaftung in Süddeutschland

und der Schweiz stammt.

Kreisrechnen:raetselstunde.com

DiePreise imOktober/November

Erster Preis:eine IGMetall-Reisetasche

Zweiter Preis:ein IGMetall-Fußball

Dritter Preis:ein Thermobecher

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Schicke die Lösungmit Vor-, Nachnamen

und Adresse bis

18. November 2018

per Post an:

Redaktion metallzeitung,Preisrätsel,

60244 Frankfurt amMain.

Oder per E-Mail an:

[email protected]

*Maschinell erstellteLösungszuschriften

sind von der Teilnahme

ausgeschlossen.

Wiesind dieZahlen in dieleeren Kreiseeinzusetzen, damit siein jeder Reihe

zusammen 69 ergeben?Schickt alsLösungdieSummeder drei Zahlen

in den schwarzen Kreisen ein.

Kreisrechnen

5672224282

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