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METALL- TARIFRUNDE 2018 metall zeitung Mitgliederzeitung der IG Metall | Jahrgang 70 | Januar 2018 | D 4713 Siemens Der Kampf gegen den angekündigten Kahlschlag geht weiter R Seite 8 Betriebsrat Warum sich die Arbeit lohnt R Seite 20 Bezirk R Seite 28

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METALL-

TARIFRUNDE

2018

metallzeitungMi t g l i e d e r ze i t u ng de r I G Me t a l l | J a h r g ang 70 | J anua r 2018 | D 47 13

Siemens Der Kampf gegen den

angekündigten Kahlschlag geht weiter

R Seite 8

Betriebsrat Warum sich die

Arbeit lohnt

R Seite 20

Bezirk

R Seite 28

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>INHALT

4 Das richtige Outfit Wir zeigen, was Metallerinnen und Metal-

ler für Aktionen jetzt brauchen.

6 Messekarten DieMETAV zeigt die neuesten Trends in derMetall-

bearbeitung.Metallerinnen undMetaller können kostenlos zurMesse.

7 General Electric In Deutschland sollen 1600 Stellen wegfallen.Gegen die Abbaupläne formiert sich Widerstand.

8 Tarifverhandlungen bei VW Die erste Verhandlungsrunde en-dete ohne Angebot des Arbeitgebers.

8 Siemens Der Protest gegen die geplante Streichorgie wird stär-ker. Von allen Seiten wächst der Druck auf die Konzernleitung.

10 Mitglieder gewinnen Auch 2018 gilt wieder: Wer Kolleginnenoder Kollegen für die IG Metall begeistert, erhält ein Dankeschön.

11 USA Beim Automobilzulieferer Eberspächer setzt sich die Ge-werkschaft UAW gegen heftige Widerstände durch.

Tarifrunde Metall und Elektro:Ohne Druck bewegt sich nichtsKeine Annäherung bei den Tarifverhandlungen: Die

Arbeitgeber lehnen die Forderungen der IG Metall strikt

ab. Stattdessen wollen sie die Arbeitszeiten verlängern, auch über 40

Stunden hinaus. Eine Provokation, findet die IG Metall. Tausende Me-

tallerinnen und Metaller gingen im Dezember während den Verhandlun-

gen auf die Straße und machten ihrem Unmut Luft. Jetzt gilt es, den

Druck zu erhöhen.

18 Daimler Ehemalige Beschäftigte der verkauften Autohäuser po-chen auf ihr Rückkehrrecht. Doch der Konzern weigert sich.

19 Tarifrunde Holz und Kunststoff Mitte Dezember legten dieArbeitgeber ein unterirdisches Angebot vor.

20 Betriebsratswahl Dieses Jahr finden in den Betrieben Wahlenstatt. Vier Betriebsräte erzählen, was sie motiviert.

22 Recht so Tjark Menssen erläutert die wichtigsten Fakten rundum den Warnstreik.

23 Rechtsfall Der Mindestlohn gilt auch bei der Berechnung vonNachtarbeitszuschlägen.

24 Ratgeber Nichts wie weg. Wer jetzt seinen Urlaub plant, findethier Reisen zu günstigen Konditionen.

25 2018 Rente, Steuer, Mindestlohn: Was sich für Arbeitnehmer imneuen Jahr ändert.

26 Ausbildungsende Tipps für die Abschlussprüfung – und für dieZeit danach.

27 Weiterbildung Mitglieder der IG Metall können sich für dasStudienjahr 2018/2019 an der Akademie der Arbeit bewerben.

28 Aus den Bezirken

30 Lokales/Karikatur

31 Rätsel/Impressum

werkschaften« sind die Bruttoein-kommen halbiert, Sozialabgabenund Steuern verdoppelt. Im Endef-fekt habe ich heute ein verdoppeltesBruttoeinkommen und verdrei- bisvervierfachte Lebenshaltungskosten.Tobias Lindner, per E-Mail

Vage Forderungenmetallzeitung 12/2017»Offensive für die Schiene«Die IG Metall hat die erfolgreicheZusammenarbeitmit kritischen Ex-perten an der bestehendenBahnpo-litik abgebrochen. Daher die vagenForderungen der Aktion. Wo blei-ben konkrete Forderungen nacheiner Verkehrswende, einem Aus-bau der Elektrifizierung von 60 Pro-zent auf 100 Prozent wie in derSchweiz, einer Ausrichtung derBahn am Gemeinwohl? Das sichertArbeitsplätze und ist ein Beitragzum Klimaschutz. Sonst gibt es fürdie BahnAG auchmit einemBahn-koordinator nur ein »Weiter so«.Johannes Hauber, per E-Mail

Zu wenig Selbstkritikmetallzeitung 12/2017»Klimafreundlich und sozial«Ich vermisse bei der IG Metall unddem DGB eine Selbstreflexion be-züglich des Abgasskandals. Das istnicht nur eine bewusste Missach-tung bestehender Gesetze, sondern

>LESERBRIEFE

Mittelalterlichmetallzeitung 12/2017»Wahnsinnstrip im Handwerk«Die Zustände im Handwerk sind inder Tat hanebüchen. Wir könnendemAuszubildenden nur kräftig aufdie Schulter klopfen, dass er so vielRückgrat bewiesen und einen neuenBetriebmit besserer Tarifanbindunggesucht und gefunden hat. Hand-werksbetriebemit ihren oftmittelal-terlichenAusbildungs- undArbeits-bedingungen, die in Konkurrenz zuUnternehmen mit zeitgemäßen Ta-rifverträgen stehen, haben keineChance, Auszubildende, Facharbei-ter oder Meister dauerhaft zu bin-den. SomancherHandwerksbetriebmuss sich zum Einmannunterneh-men schrumpfen oder Konkurs an-melden, weil kein Personal zur Ver-fügung steht. Anstatt permanentüber Bewerbermangel zu jammern,sollten die Betriebe endlich zeitge-mäße attraktive Ausbildung bieten.Jürgen Goworek, Essen

Als gelernter Zentralheizungs- undLüftungsbauer kann ich nur zustim-men. Der Verfall hat schon frühbegonnen. Seit 1984 wurde derArbeitsdruck höher und die Entloh-nung geringer. NachKündigung desTarifvertrags mit der IG Metall undderVerbrüderung der Landesinnun-genmit den (Un-)Christlichen »Ge-

>REDAKTIONSSCHLUSS DIESER AUSGABE:15. Dezember 2017

Stellenabbau General Electricplant massive Stellenstreichun-gen. Die Beschäftigten kämpfenum ihre Arbeitsplätze.R Seite 7

Mitglieder Jedes Mitglied stärkt dieIG Metall. Darum gilt es auch 2018, Kol-leginnen und Kollegen für die gemein-same Sache zu begeistern.R Seite 10

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12TITEL

Titelfotos:HeikoStumpe,MartinStorz,WernerBachmeier(4)

metallzeitungJanuar 2018

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auch die bewusste Inkaufnahme derGesundheitsschädigung der Bevöl-kerung, aber auchBetrug gegenüberAutobesitzern. Der Klimaschutz-plan 2050 zeigt, dass wir erheblicheVeränderungen zu erwarten haben,inwirtschaftlicher wie sozialerHin-sicht. Hier sind besonders die Ge-werkschaften aufgefordert, nicht alsBremser aufzutreten, sondern aktiv

mitzugestalten und diese Verände-rungen für die Arbeitnehmer er-träglich zu machen. Damit keinMissverständnis aufkommt: Ich binkein junger Ökofreak, sondern seitMärz 1946 Gewerkschaftsmitglied,sitze mit 91 Jahren im Rollstuhl,habe aber das Glück, immer nochdenken zu können.Gerhard Brod, per E-Mail

>IN EIGENER SACHE

Verlosung »Miteinander für morgen«Je ein Schal geht an: Norman Blochberger, Saalfeld; Alice Jacobs, Lübeck;Wendelin Kienlein, Deining; Patrick Krebs, Gundelsheim; Angelika Meißler,Unterschleißheim.Je eine Mütze geht an: Timo Beninga, Moormerland; Laura Inderwisch,Lübeck; Saskia Richter, Erdweg; Jochen Wittlinger, Marbach; Fabian Zettl,Niedertraubling.

>GEWONNEN

Perspektiven Zigtausende Azubisstehen vor dem Abschluss ihrer Aus-bildung. Wir erklären, wie es danachweitergehen kann. R Seite 26

Reisen Mit der Servicegesell-schaft der IG Metall zu günstigenPreisen durch die weite Welt rei-sen.R Seite 24

Illustration:GeraldMoll

Foto:contrastwerkstatt/stock.adobe.com

Preis für metallzeitung

Metallzeitung hat sich wieder erfolg-reich an den International CreativeMedia Awards beteiligt. Für die Ausga-ben Februar und März 2017 gab es Sil-ber in der Kategorie Magazine aus demNon-Profit-Bereich. Vergeben wird derPreis von einer Jury, die Kunden-, Mit-arbeiter- und Mitgliederzeitungen aus-zeichnet. Fast 400 Zeitungen aus 27Ländern hatten sich beteiligt.

metallzeitungJanuar 2018

Wir machen Druck

Foto:FrankRumpenhorst

Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall

Tarifrunde In der Tarifrunde der Metall- undElektroindustrie schalten die Arbeitgeber aufstur. Warnstreiks sind unvermeidlich.

>EDITORIAL

Vorsätze gehören zum Jahreswechsel wie knallende Sektkorkenund sind doch oft nur Schall und Rauch. Wir Metaller und Me-tallerinnen sind entschlossen, unsere Vorsätze umzusetzen. Wirwollen 6 Prozent mehr Geld und Arbeitszeiten, die zum Lebenpassen. Wir sind viele und in der Lage, in den kommenden Mo-naten in den Betrieben ordentlich Druck zu machen.

Der Druck ist mehr als notwendig in der Tarifrunde der Metall-und Elektroindustrie. Die Arbeitgeber haben in den bisherigenVer-handlungen gezeigt, dass sie den Konflikt mit uns suchen. Ihr An-gebot ist eine klare Provokation. Es zeigt, dass die Arbeitgeber ent-weder die Realität der Beschäftigten nicht kennen oder dass ihnendie Sorgen und Nöte der Menschen egal sind. Wer Pflege und Kin-derbetreuung als »Nichtstun« verhöhnt und unterstellt, die Reduzie-rung der Arbeitszeit würde für Schwarzarbeit genutzt, dermussmitanderen Argumenten überzeugt werden: mit bundesweiten Warn-streiks im neuen Jahr. Denn unsere Forderung nachmehr Selbstbe-stimmung bei der Arbeitszeit ist mehr als fair und berechtigt.

Zentrale Themen anpacken Wirmachen auch Druck, wenn Kon-zerne den sozialen Kompromiss, der uns jahrzehntelang gut ge-tragen hat in Deutschland, mit Füßen treten. Unsere Solidaritätgilt den betroffenen Kolleginnen und Kollegen bei Siemens, GE,Thyssen-Krupp und anderen. Wir sind bereit, gegen diesen An-griff auf das soziale Miteinander entschlossen zu kämpfen.

WirmachenDruck für eine stabile Bundesregierung. Eine Re-gierung, die im Interesse der Beschäftigten die zentralen Themender Transformation der Arbeitswelt anpackt: von der Bildungs- undArbeitsmarktpolitik bis hin zur Rente und zur Wiederherstellungder paritätischen Finanzierung der Krankenversicherung. Das sindunsere Vorsätze für 2018. Lasst sie uns gemeinsam umsetzen. Ichwünsche Euch einen guten Start ins neue Jahr.

R Seite 28

Urlaub So können Mitglieder mit der

IG Metall clever und preiswert verreisen

R Seite 24

Beschäftigtenbefragung Es lohnt

sich mitzumachen!

R Seite 20

Bezirk

Mi t g l i e d e r ze i t u ng de r I G Me t a l l | J a h r g ang 69 | Feb rua r 2017 | D 47 13

metallzeitung

R Seite 28

Karriere Beraterin Marion Knaths gibt

Tipps, was Frauen von Männern lernen können

R Seite 26

Teilzeit IG Metall fordert seit Langem

Rückkehrrecht in Vollzeit. Jetzt bewegt sich was.

R Seite 20

Bezirk

Mi t g l i e d e r ze i t u ng de r I G Me t a l l | J a h r g ang 69 | März 2017 | D 47 13

metallzeitung

Arbeit muss zumLeben passen

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Etwas WarmesDer Thermobecher hält Getränke nicht

nur warm. Sie schwappen auch nicht

über, selbst wenn es hoch hergeht.

Etwas WeichesEchte Fans tragen Schal – Metallerinnen

und Metaller auch. Gerade in der

kalten Jahreszeit ein unverzichtbares

Kleidungsstück für Aktionen.

Seit Wochen sind Metallerinnen und Metaller in Aktion.Vor den Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektro-industrie gingen Tausende Beschäftigte auf die Straße undmachten Druck für ihre Forderungen (mehr dazu ab Seite12). Sie lassen sich knackige Sprüche einfallen, gestaltenTransparente mit originellen Bildern und entwerfen sogarOutfits passend zur Forderung.

Und Ihr? Habt Ihr auch kreative Ideen für Eure Ak-tionen? Schickt uns Fotos von Euren Aktions-Outfits.

Schreibt uns, warum ihr die Tarifforderung derIGMetall unterstützt, was sie Euch bringt und wen Ihr miteinem Wecker aufwecken wollt. Schickt uns Eure Bilder,Geschichten, Slogans und Weckideen bis zum 10. Januar2018 per Post oder E-Mail an:

Redaktion metallzeitungStichwort »Weckruf«Wilhelm-Leuschner-Str. 7960329 Frankfurt am Main

[email protected]

Unter allen Einsendungen verlosen wir fünf Arbeitszeit-Wecker (wie im Bild).Was sich Metallerinnen und Metaller so einfallen lassen,kannst Du Dir hier anschauen:

flickr.com/igmetall

Laut und sichtbar wollen Metallerinnen und

Metaller sein, wenn sie für ihre Sache auf die

Straße gehen. Schal, Mütze, Trillerpfeife gehören

zur Grundausstattung und sind bei Aktionen ein

Muss. Wenn es darum geht, mal wieder richtig

Druck zu machen – wie etwa in der Metall-Tarif-

runde –, lassen sich Metallerinnen und Metaller

einiges einfallen.

InAktionmit der richtigenAusstattung

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Etwas BedeckendesDie Mütze mit oder ohne Schirm hält den

Kopf warm und die Haare im Zaum, wenn

sie einem eigentlich gerade zu Berge

stehen könnten.

Etwas LautesEin klassischer Wecker lässt sich vielfäl-

tig einsetzen. Zum Beispiel um Arbeitge-

ber wachzuklingeln, die die Zeit

verschlafen haben.

Etwas SchrillesSie ist der Klassiker unter den Aktions-

begleitern: die Trillerpfeife. Sie ist ein-

fach, zeitlos schön und sie kann

Arbeitgebern immer etwas pfeifen.

Foto: Frank Rumpenhorst

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Die 20. Messe für Technologien der Metallbearbei-tung (METAV) startet am 20. Februar 2018. DieIGMetall stellt ihrenMitgliedern kostenlose Messe-karten zur Verfügung.

Es geht um klassische Themen der Metallbear-beitungwieWerkzeugmaschinen, Fertigungssysteme,Präzisionswerkzeuge, automatisierter Materialfluss,Computertechnologie, Industrieelektronik und Zu-behör. In separatenBereichen (Areas )werden außer-dem die Themen Moulding, Medical, AdditiveManufacturing und Quality präsentiert. Zudem gibtes auch einen Themenpark rund um Industrie 4.0.

DieMETAV findet vom 20. bis 24. Februar 2018 aufdemMessegelände Düsseldorf in den Hallen 14 bis17 statt.

Die Karten können online gebucht werden.Um eine Messekarte freizuschalten, ist ein Ticket-code notwendig, den Interessierte auf der Internet-seite der IG Metall finden. Das ausgedruckteE-Ticket gilt zugleich als Fahrkarte für Busse undBahnen im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr.

Ticketcode, Messeplan und Programm findet Ihr unter:igmetall.de/metav

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Wählerisch

Betriebe sind auch dann wähle-risch, wenn es an Bewerbern umAusbildungsplätze mangelt. Lauteiner Untersuchung des Bundes-instituts für Berufsbildung sindsie auch bei einem großen Man-gel oft nicht bereit, schulischschwache Bewerber trotzdemeinzuladen.

Neben den schulischen Leis-tungen spielen laut Studie für dieChancen auf einen Ausbildungs-platz auch unentschuldigte Fehl-zeiten eine Rolle.

bibb.deRSuche: Report 2/2017

Beschäftigte sind flexibelArbeitgeber und ihnen nahestehende Wissenschaftler des

Sachverständigenrats finden, dass die Arbeitszeiten noch

viel flexibler werden müssen – im Interesse der Firmen,

versteht sich. Dabei hat die Beschäftigtenbefragung der

IG Metall zutage befördert, dass die Arbeitnehmerinnen

und Arbeitnehmer schon hochflexibel sind:

Vollzeit abgelehntArbeitgeber klagen ständig über fehlende Fach-

kräfte. Aber 2,6 Millionen Beschäftigte würden

laut Statistischem Bundesamt gerne länger

arbeiten. Darunter sind 1,44 Millionen Frauen

und Männer, die unfreiwillig Teilzeit arbeiten. Bei

der Beschäftigtenbefragung der IG Metall gaben

29 Prozent der Teilzeit Arbeitenden an, dass ihre

Arbeitgeber ihren Wechsel in Vollzeit ablehnen.

1,44 Mio.

Schichtarbeit:kaum Ausgleich

Nur acht Prozent der großen Metallunternehmen

bieten Beschäftigten mit Schichtarbeit zum

Ausgleich für ihre besonderen Belastungen ver-

bindliche Ansprüche auf kürzere Arbeitszeiten.

Das zeigt eine IG Metall-Umfrage. Aber selbst

wenn sie es tun, gleichen sie den entgangenen

Lohn nicht aus.

8 %

57% arbeiten länger alsvertraglich vereinbart

32% arbeiten in Schicht

49% arbeiten – zumindestgelegentlich – samstags

25% arbeiten sonntags

27% arbeiten auchin der Freizeit

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Ihr habt Euch als Belegschaft ent-

schlossen, für einen Tarifvertrag zu

kämpfen. Was war der Auslöser?

Paul Däschle: Während im Mutterkon-zern nach Tarif gezahlt wurde, verdien-ten bei uns im Betrieb drei Viertel derKolleginnen und Kollegen deutlich unterdem, was ihnen nach Tarif zugestandenhätte. Die Lohnschere ging immer weiterauseinander. Wir fühlten uns wie eineBelegschaft zweiter Klasse. Das wolltenwir nicht länger hinnehmen.

Heute gilt bei Euch ein Tarifvertrag

mit der IG Metall. Was hat sich für

Euch geändert?

Däschle: Ein Facharbeiter hat jetzt mo-natlich rund 400 Euro mehr in der Ta-sche. Und das ist nur der erste Schritt.2020 werden wir das Entgeltniveau desFlächentarifvertrags der Metall- undElektroindustrie erreichen. Das sinddann noch einmal bis zu 300 Euro mehr.

Wie sieht es bei der Arbeitszeit aus?

Däschle: Die Wochenarbeitszeit wird biszum Erreichen der 35-Stunden-Wochealle zwei Jahre um eine Stunde gekürzt.Das ist schon jetzt eine spürbare Entlas-tung. Die Möglichkeiten der Weiterqua-lifizierung und Altersteilzeit entdeckenviele Kolleginnen und Kollegen erst jetztfür sich und sind begeistert davon. Unddas Wichtigste: Auf all dies haben wireinen Rechtsanspruch.

Mehr Infos zum Thema gibt es hier:igmetall.de/tarifbindung

Foto: privat

Paul Däschle istBetriebsratsvor-sitzender beider Mapal WWS.

Tarifbindung Wie sich dieArbeitsbedingungen der Mapal-Belegschaft in Pforzheimdurch einen Tarifvertragverbessert haben, beschreibtder Betriebsratsvorsitzendedes Werkzeugbauers.

Geschlossener Kampf gegen den angekündigtenKahlschlag: Rund 400Menschen demonstriertenAnfangDezember vor Tor 6 vonGeneral Electric(GE) inMannheim-Käfertal gegen die Zerschla-gung des Industrieunternehmens. Kurz zuvorwar bekannt geworden, dass dasManagement anverschiedenen Standorten einen drastischen Stel-lenabbau einleiten will.

Insgesamt sollen bei GE Power in Deutsch-land 1600 Arbeitsplätze abgebaut werden. AmStandort Mannheim soll nach den Plänen desManagements nur noch ein Bruchteil der bisherverbliebenen 700Arbeitsplätze übrig bleiben. DiePläne umfassen außerdem die Schließung derFertigung von GE Power Conversion in Berlinund vonGEGrid Solutions inMönchengladbach.Weiter betroffen sind vor allem die StandorteMannheim, Stuttgart undKassel. Darüber hinaussollen in einemnächsten Schritt bundesweit wei-tere 350 Arbeitsplätze über Outsourcing aus demGE-Konzern ausgelagert werden, davon etwa 90Arbeitsplätze in Mannheim. Gegen diese Pläneformiert sich massiver Widerstand.

Marco Sprengler, stellvertretender Auf-sichtsratsvorsitzender der GEDeutschland Hol-ding und Geschäftsführer der IG MetallFreiburg, spricht von einem »Schlag ins Gesichtder Beschäftigten, den sie nicht hinnehmen wer-den«. Der von GE geplante Stellenabbau sei in

keiner Weise nachvollziehbar. »GE macht inallen Geschäftsfeldern Milliardengewinne.Der vom Personalabbau am stärksten betrof-fene Geschäftsbereich Energy trägt weltweitmit 2,11 Milliarden Euro und einer operati-ven Marge in Höhe von 9,5 Prozent in denersten drei Quartalen 2017 deutlich zumKonzernergebnis bei«, sagt Marco Sprengler.»GE setzt mit dem angekündigten Stellen-abbau seine industrielle Existenz in Deutsch-land aufs Spiel.«

Das betont auch Klaus Stein, Geschäfts-führer der IG Metall Mannheim und Unter-nehmensbeauftragter von GE Power inMannheim. »Die Ankündigung des GE-Kon-zerns ist weder strategisch noch betriebswirt-schaftlich begründbar und dient alleinekurzfristiger Profitmaximierung. Die Unter-nehmensleitung von GE gefährdet mit die-sem unverantwortlichen Handeln dieExistenzen mehrerer Tausend Familien.Damit verhält sich GE trotz hoher Profite ge-sellschaftlich höchst unsozial.« (wie auch an-dere Konzerne derzeit, siehe Seite 8-9). DerStandort Mannheim solle vollends plattge-macht werden. »Das werden wir nicht hin-nehmen und mit den Betriebsräten und denBeschäftigten für den Erhalt der Arbeits-plätze kämpfen«, so Klaus Stein.

Kahlschlag bei General ElectricIn Deutschland sollen 1600 Stellen abgebaut werden. Dagegen formiert sich Widerstand.

Gemeinsamer Protest: Mehrere Hundert GE-Beschäftigte demonstrieren vor der Konzernzen-trale in Frankfurt für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze.

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Fragen anPaul Däschle3

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Die Ankündigung ist jetzt schon ein paar Wochen alt,das stimmt – sie kam an einemgrauenNovembertag ausMünchen, unvermittelt, gefühlskalt, hartwie einNacken-schlag –, aber das heißt nicht, dass die Angst seither ab-geebbtwäre.Das heißt nicht, dass die Sorgen vonRonaldThiel, der seit 24 Jahren bei Siemens inGörlitz als Schlos-ser in der Endmontage arbei-tet, weniger gewordenwären.Dass seine Existenzangst ver-schwunden wäre.

Nein, es ist alles nochda. Und dazu eine großeWut. »Wir haben immeralles für Siemens getan, wirhaben immer die Füße still-gehalten und alles gemacht,was derKonzernwollte«, sagtder 40-Jährige. »Und jetztsollen wir abgespeist werden, nun sollen Arbeitsplätzeund Standorte vernichtetwerden, einfachweil die Zahlennichtmehr stimmen.Wirwerden dagegen kämpfen, ent-schlossen und solidarisch.«

Das tut Ronald Thiel. Das tun seine Kolleginnenund Kollegen, die Beschäftigten von Siemens, seit EndeNovember, seit dem Paukenschlag aus der Siemens-Zentrale in München. In Berlin demonstrierten 2500Beschäftigte gegen den angekündigten Kahlschlag. InGörlitz bildete die Belegschaft eine Menschenkette umdas Siemens-Turbinenwerk. In Erfurt, Leipzig und Of-fenbach, in der ganzen Republik, gab und gibt es Ak-

tionen. Überall kämpfen die Siemens-Beschäftigten da-gegen, dass ihre Arbeitsplätze abgebaut und Standortezugemacht werden sollen. Das will das Management.

Wegen Problemen in der Kraftwerks- und in derAntriebssparte will Siemens weltweit rund 6900 Ar-beitsplätze streichen, davon etwa die Hälfte in Deutsch-

land. Personalchefin JaninaKugel schließt auch betriebs-bedingte Kündigungen nichtaus. Käme es so, wäre das einoffener Bruch des Abkom-men »Radolfzell II« aus demJahr 2010. Das Abkommenschließt betriebsbedingteKündigungen aus, es seidenn, der Konzern befindetsich in einer »existenzbedro-henden Krise«. Davon aller-

dings kann bei Siemens keine Rede sein: DemKonzerngeht es prächtig – allein im abgelaufenen Geschäftsjahrhat Siemens einen Gewinn von 6,2Milliarden Euro ge-macht.

Für Jürgen Kerner, geschäftsführendes Vorstands-mitglied der IGMetall und Siemens-Aufsichtsrat, ist des-halb dasVerhalten der Siemens-Führung nicht nachvoll-ziehbar. »DermassiveAngriff auf Jobs und Standorte vonSiemens in Deutschland ist inakzeptabel«, so Kerner.»Gerade einUnternehmenwie Siemensmusswirtschaft-liche Durststrecken in einzelnen Geschäftsfeldern aus-halten können. Schließlich wurden gerade wieder Re-

Siemens Trotz Milliardengewinnen will der Konzern weltweit 6900Arbeitsplätze streichen, Standorte schließen. In der ganzen Republikdemonstrieren Beschäftigte gegen den angekündigten Kahlschlag. Auchvonseiten der Politik wächst der Druck auf Siemens. Von Jan Chaberny

Druck von allen Seiten

8 metallzeitungJanuar 2018

VW bietetnoch nichts

Ohne Angebot des Arbeit-gebers endete MitteDezember die erste Tarif-verhandlung für die rund130000 Beschäftigten derVolkswagen AG. DieIGMetall fordert sechs Pro-zent mehr Geld und einebessere Betriebsrente. Au-ßerdem soll sich das Unter-nehmen verpflichten, Aus-zubildende einzustellen.Die zweite Tarifverhand-lung ist am 11. Januar.

igmetall-nieder-sachsen-anhalt.de

Azubis mehrbieten

100 Kilometer pro Streckezur Berufsschule – für vieleAuszubildende Alltag.Weil das abschreckt undBetriebe in bestimmtenRegionen Probleme haben,Azubis zu finden, schlägtsogar das HandwerkAlarm. So fordert dieHandwerkskammerMag-deburg ein besseres Berufs-schulnetz. Genauso wichtigwäre jedoch ihr Appell andie Betriebe, sich an Tarif-verträge zu halten und guteAusbildungsbedingungenzu bieten.

Einsatz für dieWindenergie

In Hamburg haben imDe-zemberMetallerinnen undMetaller vor demWerk desWindanlagenbauers Sie-mens Gamesa für einen po-litischen Kurswechsel beiderWindenergie demons-triert. Die Berliner »Stop-and-go-Politik« gefährdetdie Zukunft der Branche –und der Energiewende. Ander Küste haben schon1500 bis 2000 Beschäftigteihre Arbeitsplätze verloren.

igmetall-kueste.de

Kreativ: Siemens-Chef Joe Kaeser als Puppe auf einem Motivwagen beim großen Siemens-Aktionstag in Berlin.

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»Der massive Angriff auf Jobs und Stand-orte von Siemens in Deutschland istinakzeptabel. Gerade ein Unternehmenwie Siemens muss wirtschaftlicheDurststrecken in einzelnen Geschäfts-feldern aushalten können.«Jürgen Kerner, geschäftsführendes Vorstands-mitglied der IG Metall und Siemens-Aufsichtsrat

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kordgewinne verkündet.« Dem kann sich Ronald Thielvoll und ganz anschließen. »Ich begreife einfach nicht,wieman angesichts der gutenAuftragslage einen Stellen-abbau ankündigen und Arbeit verlagern kann.«

Nicht nur bei den Siemens-Beschäftigten in denbetroffenen Betrieben wächst die Wut, auch in Politikund Öffentlichkeit herrschtUnverständnis über den an-gekündigten Stellenabbau beigleichzeitig verkündeten Re-kordgewinnen. Die Ankün-digung von General Electric,ebenfalls Tausende Stellenunter anderem in Berlin ab-zubauen, hat dieses Unver-ständnis zusätzlich verstärkt.»Um kurzfristigen Applausvon der Börse zu bekommen, werden die ExistenzenTausender Beschäftigter grob fahrlässig aufs Spiel ge-setzt«, sagt IG Metall-Chef Jörg Hofmann. Damitwerde das äußerst erfolgreiche deutsche Modell, dasvon einem sozialen Kompromiss getragen wird, einsei-tig aufgekündigt. »Das werden wir nicht akzeptieren»,so Jörg Hofmann.

Die Politik positioniert sich klar, derDruck auf Sie-mens wächst: In einem einstimmig gefassten Beschlussappellieren die Arbeitsminister der Länder Anfang De-zember an die Siemens-Geschäftsführung, »imSinne derGrundprinzipien der sozialen Marktwirtschaft gemein-sammit der Arbeitnehmervertretung nachAlternativen

zu Werkschließungen und Personalabbau zu suchen«.Auch Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries for-dert den Konzern auf, möglichst sozialverträgliche Lö-sungen für die Beschäftigten zu finden. Der Konzernmüsse seine »Gesamtverantwortung für die bundes-deutsche Industrielandschaft« wahrnehmen, so dieMi-

nisterin. »Natürlich musssich Siemens zukunftsfähigaufstellen. Meiner Meinungnach gehört es aber auchdazu, möglichst sozialver-trägliche Lösungen zu fin-den, gerade für struktur-schwache Gegenden wiezum Beispiel Görlitz.«

Gerade den OstenDeutschlands treffen Stellen-

abbau und Standortschließungen in hohem Maße: DieSiemenswerke in Leipzig mit 270 Beschäftigten und inGörlitz mit rund 1000 Beschäftigten sollen geschlossenwerden. Im Berliner Gasturbinenwerk will Siemens 300Arbeitsplätze abbauen. Im Dynamowerk in Berlin willder Konzern die Fertigungmit 700 Beschäftigten schlie-ßen. Auch der Standort inOffenbach steht vor demAus.In Mühlheim sollen insgesamt rund 1000 Arbeitsplätzeabgebaut werden. Für ein Werk in Erfurt prüft SiemensmehrereOptionen, darunter einenVerkauf.Die Beschäf-tigten werden sich damit nicht abfinden. »Wir werdenweiter protestieren«, sagt Ronald Thiel. »Wir sind nochlange nicht am Ende.«

9metallzeitungJanuar 2018

Lautstark: Über tausend Beschäftigtedemonstrierten in Mühlheim gegenden geplanten Stellenabbau.

Willensstark: Auch in Erfurt protes-tierten Siemensianer gegen denangekündigten Kahlschlag .

Gemeinsam: Auch in Offenbach de-monstrierten Hunderte Menschengegen die Pläne des Managements.Fo

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Siemens hat angekündigt, weltweit

6900 Arbeitsplätze zu streichen.

Birgit Steinborn: Ja, die Abbauplänesind ein Tiefschlag für die Mitarbeiter.Angesichts der erneuten Rekordge-winne, die unsere Kolleginnen undKollegen erarbeitet haben, sind sieauch schwer nachvollziehbar. Wir for-dern konkrete Alternativen und eineZukunft für alle Standorte in Deutsch-land. Standortschließungen und be-triebsbedingte Kündigungen sinddurch das Abkommen von Radolfzellausgeschlossen. Und wir gehen davonaus, dass das auch so bleibt.

Wie wehrt sich die Belegschaft?

Steinborn: Gemeinsammit der IGMe-tall haben wir in den letztenWochensehr deutlich gemacht, dass es so nichtgeht. Immer nur Abbau und Umbau,das ist mit uns nicht zu machen, dazeigen wir die rote Karte. Wir fordernnachhaltige innovative Beschäftigung,denn die Menschen sind die Basis un-seres Unternehmens. Wir haben vieleeigene Vorschläge, unsere Innovations-vereinbarung ist da nur ein Beispiel.

Was muss jetzt passieren?

Steinborn: Derzeit gibt es ergebnisof-fene Sondierungen, um erst mal eineVoraussetzung für Verhandlungen zuschaffen.Wir fordern eine Strategie fürden Standort Deutschland, die die in-dustrielle Produktion sichert und denStrukturwandel gestaltet. Diese Strate-gie muss Perspektiven für alle Bereicheumfassen. Es geht um die Zukunft derMenschen und des Unternehmens.

SiemensDer angekündigteArbeitsplatzabbau ist inak-zeptabel, sagt die Gesamt-betriebsratsvorsitzende vonSiemens, Birgit Steinborn.

Fragen anBirgit Steinborn3

Birgit Steinborn, Vorsitzende desGesamtbetriebsrates von Siemens.

»Um kurzfristigen Applaus von derBörse zu bekommen, werden dieExistenzen Tausender Beschäftigtergrob fahrlässig aufs Spiel gesetzt.Das werden wir nicht akzeptieren.«Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender

der IG Metall

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metallzeitungJanuar 2018

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Überzeugte Mitglieder sind die bestenBotschafter für die IG Metall. Denn werselbst erlebt, wie notwendig und hilfreicheine starke Gemeinschaft ist, der kann an-deren auch glaubwürdig davon erzählen.Darumwird es auch 2018 wieder ein klei-nes Dankeschön für jede und jedengeben, der Kolleginnen oder Kollegen voneiner Mitgliedschaft in der IG Metallüberzeugt.

Konkret: Wer ein neuesMitglied fürdie IG Metall gewinnt, erhält einen Gut-schein imWert von 15 Euro, der entwederim Gutschein- oder auch im Fanshop derIG Metall eingelöst werden kann – zumBeispiel für einen schicken Anorak, einen

hochwertigen Regenschirm oder einenBluetooth-Lautsprecher (siehe dazu dieAnleitung im Kasten rechts).

Guter Zeitpunkt Die beste Gelegenheit,um andere für eine Mitgliedschaft in derIGMetall zu begeistern, ergibt sich, wennsie die IG Metall in Aktion erleben kön-nen. In vielen Betrieben der Metall- undElektroindustrie sowie der Holz- undKunststoffbranche ist das in diesen Tagender Fall. Denn dort wird gerade um einenneuen Tarifvertrag gerungen.

Darum ist gerade jetzt ein guterZeitpunkt, das Gespräch mit Kolleginnenund Kollegen zu suchen und sie einzula-den, Mitglied der IG Metall zu werden.Mit ihrer Mitgliedschaft können sie sichpersönlich dafür starkmachen, eine or-dentliche Entgelterhöhung und – im Fallder Metall- und Elektroindustrie – eineWahloption bei der Arbeitszeit durchzu-setzen (mehr dazu ab Seite 12). Denn fürein gutes Tarifergebnis braucht es einestarke IG Metall.

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Rüde Methoden beiEberspächer in den USA

Es grummelte schon länger bei Eberspä-cher imUS-BundesstaatMichigan. Zwölf-Stunden-Schichten, Arbeiten an siebenTagen die Woche, kurzfristig angekün-digte Überstunden, niedrige Löhne. Ir-gendwann war für die Beschäftigten desAutomobilzulieferers das Maß voll. Sieforderten eine Vertretung durch die ame-rikanische Autogewerkschaft UAW, umbessere Arbeitsbedingungen zu erreichen.Die Geschäftsleitung des Eberspächer-Standorts Brighton startete jedoch eineaggressive antigewerkschaftliche Kampa-gne. Über Monate wurde die Belegschaftunter Druck gesetzt. Union Busting heißtder berüchtigte Begriff in den USA.

Material und Buttons mit der Auf-schrift »Eberspächer vote no« wurdenverteilt. In einem Rundschreiben betontedas Management, wie wichtig es sei, dassder Betrieb gewerkschaftsfrei bleibe. Dassei ein wichtiger Standortvorteil. Drei Ar-beiter wurden entlassen, weil sie sich fürdie Zulassung der Gewerkschaft einge-setzt hatten. Die UAW klagt auf Wieder-einstellung der Betroffenen.

Satte Mehrheit Auch in Deutschland istEberspächer mit Stammsitz in Esslingenkein einfacher Arbeitgeber. Er sperrt sichan mehreren Standorten gegen höhereLöhne und einen Tarifvertrag. Die Beleg-schaft in denUSA ließ sich von ihrem Zielnicht abbringen. Solidaritätsaktionen derdeutschen IG Metall-Kollegen taten einÜbriges. Deshalb lief es am Tag der Ab-stimmung am 19. November anders, alsvon der Unternehmensleitung geplant.223 US-Mitarbeiter aus Produktion undInstandhaltung – und damit eine satteMehrheit – stimmten für die UAW, diejetzt einen Fuß in der Tür hat.

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Solidaritätsaktion in Esslingen für dieKolleginnen und Kollegen in den USA.

Foto:IGMetall

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▸▸ Fortsetzung auf Seite 14

Jetzt kommt’s auf alle an. Die Tarifverhandlun-gen für die Metall- und Elektroindustrie sindfestgefahren. Nun heißt es, Druck machen mitWarnstreiks draußen vor den Toren, damit sichdie Arbeitgeber bewegen. Es geht um mehrGeld und umArbeitszeiten, die zum Leben pas-sen. Es geht darum, wer über Arbeitszeiten be-

stimmt. Läuft alles immer so, wie die Arbeitgeber wollen:immer flexibler, länger und rund um die Uhr? Oder auchmal nach den Bedürfnissen der Beschäftigten und ihrerFamilien?

Tausende Metallerinnen und Metaller haben ihreVerhandlungskommissionen mit Kundgebungen unter-stützt (Bilder). Im neuen Jahr ruft die IG Metall flächen-deckend in allen Tarifgebieten zu Warnstreiks auf.

Die IG Metall fordert 6 Prozent mehr Geld und einenAnspruch für Beschäftigte, ihre Arbeitszeit bis zu zwei Jahrelang auf bis zu 28 Stunden in derWoche verkürzen zu kön-nen. Dazu soll es einen Zuschuss geben, um einen Teil desLohnverlusts auszugleichen, wenn Beschäftigte Kinder be-treuen,Angehörige pflegen oder zur Erholung vonbelasten-den Arbeitszeiten, etwa Schichtarbeit, kürzertreten.

Die Arbeitgeber bieten lediglich 2 Prozentmehr Geld, undauch nur unter der Bedingung, dass die Arbeitszeiten ver-längert werden. 40 Stunden in derWoche undmehr sollenes sein, ohne Zuschläge für Überstunden bitte schön. DassBeschäftigte ihre Arbeitszeit verkürzen können, wollen dieArbeitgeber nicht – schon gar nicht mit Zuschuss für Kin-der, Pflege und Gesundheit. »Geld fürs Nichtstun« werdees mit ihnen nicht geben.

Harter Tarifkonflikt steht bevor In denMedien kündigendie Arbeitgeber die »härteste Tarifrunde der letzten Jahr-zehnte« an. Viel zu teuer sei die Lohnforderung derIG Metall. Obwohl die Metall- und Elektroindustrie seitJahren brummt und Rekordgewinne einfährt. Dass Be-schäftigte selbst über ihre Arbeitszeit mitbestimmen kön-nen, geht gar nicht. Sie, die Arbeitgeber, wollen entschei-den, wann und wie lange gearbeitet wird, am besten rundum die Uhr, so, wie es der Markt verlangt.

So ist es in den letzten Jahren gelaufen: Die Arbeits-zeiten sind immer flexibler geworden, aber immer so, wie

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Titelfotos: Martin Storz, Markus Scholz, Thomas Range, Heiko Stumpe, Werner Bachmeier (3)

metallzeitungJanuar 2018

Nachrichten,

Hintergründ

e

und Bilderzur

Metall-Tarifrun

de:

metall-tarifrun

de-2018.de

Die Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie brachten

bisher keine Annäherung. Die IG Metall fordert 6 Prozent mehr Geld und

Arbeitszeiten, die zum Leben passen. Die Arbeitgeber lehnen alles ab.

Stattdessen wollen sie die Arbeitszeiten verlängern, auch über 40 Stun-

den hinaus, ohne Zuschläge. Eine Provokation, finden die Mitglieder der

IG Metall-Verhandlungskommissionen. Bei den Verhandlungen wurden

sie von Tausenden Metallerinnen und Metallern unterstützt (Fotos). Jetzt

sind alle gefragt. Die IG Metall ruft zu Warnstreiks auf.

Von Dirk Erb

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▸▸ Fortsetzung von Seite 15

metallzeitungJanuar 2018

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es die Arbeitgeber wollen. Fast zwei Drittel der Beschäf-tigten machen Überstunden, ein Drittel arbeitet Schicht,immer mehr auch amWochenende. Ihr Leben muss sichnach ihrer Arbeit richten.

Arbeitszeit muss auch zum Leben passen Die IG Metallwill, dass es auchmal andersherum läuft. Die Beschäftigtenwollen Arbeitszeiten, die zu ihrem Leben passen. Das zeigtdie Beschäftigtenbefragung der IGMetall. 82 Prozent wür-den gern ihreArbeitszeit vorübergehend verkürzen können.

Allerdings sagen auch 57 Prozent, dass sie zwar gernkürzer arbeiten würden, sich es aber finanziell nicht leistenkönnen.Daher fordert die IGMetall einenZuschuss für Be-schäftigte, die dringend eine Reduzierung ihrer Arbeitszeitbenötigen. »Die Sorge für Kinder, die Pflege von Familien-angehörigen, der Schutz der Gesundheit im Schichtbe-trieb – das sind wichtige gesellschaftliche Aufgaben«, er-klärt der Erste Vorsitzende der IG Metall, Jörg Hofmann.»Daranmüssen sich die Arbeitgeber beteiligen. Eigentumverpflichtet.«

Die Arbeitgeber denken nicht daran. Für Sozialleis-tungen und die familiären Verhältnisse ihrer Beschäftigtenseien sie nicht zuständig, sagen sie. Sie rechnen vor, dassdurch dieOption auf Arbeitszeitverkürzungmassiver Fach-kräftemangel drohe. Esmüsse länger statt kürzer gearbeitetwerden. Den Entgeltzuschuss bezeichnen sie als »Stilllege-prämie für Fachkräfte« – und als ungerecht, weil er angeb-lich Beschäftigte diskriminiert, die jetzt schon in Teilzeit ar-beiten und den Entgeltzuschuss nicht bekämen. »Wirwollen einen neuen rechtlichen Anspruch schaffen, der füralle zugänglich ist«, macht der IG Metall-Vorsitzende JörgHofmann klar. »An der IGMetall wird der Zugang für Be-schäftigte, die schon in Teilzeit arbeiten, nicht scheitern.«

AlexanderStavenhag

en,

JAV-Vorsitzender, Daimler Bremen: »Unsere For-

derung ist modern. Es ärgert mich, wie rück-

ständig die Arbeitgeber denken: mehr arbeiten für das

gleiche Geld. Als IG Metall Jugend fordern wir einen bezahlten

freien Tag vor allen Teilen der Abschlussprüfun-

gen. Das unterstützen auch Meister und Meis-

terinnen in meinem Betrieb. Sie wissen, wie groß der Druck

vor allem vor den Prüfungstagen ist. Die Arbeitgeber of-

fenbar nicht. Aber am Ende lassen sich die Ar-

beitgeber mit ihren erfolgreichen Auszubildenden für

die Zeitung fotografieren.«

Jens Schäfer,

Betriebsratsvorsitzender, Wabco, Hannover:

»Die Forderung von 6 Prozent mehr Entgelt

ist aus Sicht unserer Kolleginnen und Kollegen

mehr als berechtigt. Wer sich im letzten Jahr so engagiert hat und immer mehr Leis-

tung und Produktivität bringt, der will auch endlich spürbar mehr

Geld sehen. Und wir brauchen endlich Arbeitszeiten, die zum

Leben passen und Flexibilität im Sinne der Arbeitnehmer festschrei-

ben. Die Arbeitgeber dagegen wollen die Verfügbarkeit der Beschäftigten in

der Woche und am Wochenende weiter ausweiten. Das

können wir uns nicht gefallen lassen. Wenn am Verhand-

lungstisch nichts vorangeht, werden wir im Januar den

Druck erhöhen. Unsere Kolleginnen und Kolle-

gen sind bereit.«

▸▸ Fortsetzung von Seite 12

Foto: Markus Scholz

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Foto: Markus Scholz

Foto: Heiko Stumpe

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Dabei grenzen dieArbeitgebermit ihremArbeitszeitmodellvon gestern selbst gut ausgebildete Beschäftigte aus, vorallemMütter undVäter: Vollzeit plusÜberstunden plus Fle-xibilität. Das ist mit dem Leben vieler Menschen nicht ver-einbar. Gerade Frauenweichen auf andere Branchen aus, wosie sich ihre Arbeitszeit flexibler einteilen können.

Mehr Fachkräfte durch moderne Arbeitszeiten Mit Ar-beitszeiten, die zum Leben passen, ließen sich mehr Fach-kräfte gewinnen. Das zeigen zahlreiche Studien. Sogar dasvon den Arbeitgebern finanzierte Institut der deutschenWirtschaft (IW) kommt zu dem Schluss, dass Arbeitgeberattraktiv seinmüssen, um in Zukunft Fachkräfte zu bekom-men, indem sie bei den Arbeitszeiten die Bedürfnisse undLebenssituation der Beschäftigten berücksichtigen.

Die Arbeitgeber behaupten, dass sie das längst tun.Ihr Forschungsinstitut, das IW, sagt etwas anderes. Nuracht Prozent der Unternehmen richten die Personalpolitik

Nadine KrennJugend- und Auszubildendenvertretung, Audi,

Neckarsulm: »Die Arbeitgeber haben in der Verhand-

lung behauptet, der Zuschuss zur kurzen Vollzeit sei ungerecht

gegen Teilzeitler. Absurd. Die Arbeitgeber könnten

ihnen doch den Wechsel in die kurze Vollzeit anbieten.

Zum freien Tag vor Prüfungen war die Antwort der Arbeitgeber:

›zu teuer, da Auszubildende wertschöpfende

Arbeit erledigten‹. Lächerlich. Sind Auszubildende

nur billige Arbeitskräfte? Das Niveau

der Prüfungen ist enorm gestiegen. Wir

brauchen einen Tag davor

frei.«

Mutter in derTeilzeitfalle

Martina P. würde gerne raus aus der

Teilzeit, seit zwölf Jahren. Doch ihr Ar-

beitgeber, ein großer Autobauer, wei-

gert sich. Sie will anonym bleiben, weil

sie ohnehin schon viel Ärger hatte. Bis

zur Geburt ihrer Tochter arbeitete die

Bürokauffrau Vollzeit. Doch nach ihrer

Elternzeit hieß es: Es gibt keine Stelle.

Täglich rief sie bei der Personalabtei-

lung an – und wurde zu Alibivorstel-

lungsgesprächen durchs Werk

geschickt. Ein Jahr lang hing sie in der

Luft. »Klar war ich im Recht«, sagt sie,

»aber klagen?« Schließlich bekam sie

doch eine Teilzeitstelle. Dort hängt sie

seitdem fest. Einen Anspruch auf vor-

übergehende Reduzierung der Arbeits-

zeit mit Rückkehrrecht auf Vollzeit

fände Martina P. gut. Noch besser wäre

es, wenn auch die, die bereits in Teilzeit

arbeiten, auf Vollzeit könnten.

Schichtarbeit undGesundheit

Seit vier Jahren arbeitet Michael Grünert

bei der Norma Group in Gerbershausen

im Dreischichtbetrieb. Er findet Schicht

nicht grundsätzlich schlecht. Nur die

Nachtschicht, darauf könnte der Vater

von drei Kindern gut verzichten. Acht

Stunden steht er nachts an der Ma-

schine, füllt Kisten nach und prüft die

Qualität. Hunger hat er fast nie. Oft fragt

er sich, warum er etwas mitgenommen

hat. In der Pause schüttet er sich kaltes

Wasser ins Gesicht, um die nächsten

vier Stunden wach zu bleiben. Wenn er

morgens ins Auto steigt, kann er oft

kaum die Augen aufhalten und zu Hause

kommt er nicht zur Ruhe, geht um neun

ins Bett, steht um eins wieder auf. Wenn

Grünert es sich aussuchen könnte,

würde er auf die Nachschicht verzichten.

▸▸ Fortsetzung auf Seite 17

Foto: Adobe Stock/Gajus

Foto: Martin Storz

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Stefanie Schmidt,

Betriebsratsvorsitzende, Schaeffler, Wuppertal:

»Die Arbeitgeber haben ein schräges Gerechtig-

keitsverständnis. Sie nennen es ungerecht, wenn

wir Menschen mit Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen

zeitlich und finanziell unterstützen wollen. Finden es aber vollkommen in

Ordnung, wenn Stunden verfallenund geleistete

Arbeit nicht be-

zahlt wird. Auch ihre Klagen, wer dann die Arbeit machen soll, kann ich

nicht mehr hören. Sie beklagen etwas, was sie selbst herbeigeführt haben. Die

Ausbildungsstellensind ja nicht nur in unserem Betrieb zu-

sammengekürzt worden. Wir arbeiten ständig nach Auftrags-

lage. Das geht so nicht weiter. Wir brauchen mehr Rechte, um

Arbeitszeit auch nach unseren Wünschen verkür-

zen zu können.«

Rainer

Zenner,

Betriebsratsv

orsitzender,

Johnson Controls, Zwickau: »Die

Arbeitgeber verlan

gen eine kostenneutrale Aus-

weitung der Arbeitszeit und die Reduzierung der Zu-

schläge. Das ist mit uns nicht zu machen. Wir stehen hinter der

Tarifforderung. Wir wollen für die ostdeutschen

Tarifgebiete einen Prozess zur Angleich

ung der Ent-

gelte,Arbeitsze

iten und Arbeitsbedingungen.«

Schichtarbeit undPflege vereinbaren

Tanja Stretz hat im Grunde zwei Voll-

zeitjobs: Sie arbeitet Schicht bei EGO

Elektro-Gerätebau im badischen Ober-

derdingen. Und sie pflegt ihre Mutter.

Wenn sie Spätschicht hat, steht sie um

fünf Uhr auf, kümmert sich um ihren

Haushalt und fährt dann 25 Kilometer

zu ihrer Mutter: ins Bad, anziehen, Früh-

stück, Wäsche waschen, bügeln, putzen

– und noch zwei-, dreimal in der Woche

zum Arzt. Dann Mittagessen kochen, bis

ihre Schwester übernimmt. Um 14 Uhr

muss Tanja Stretz auf der Arbeit sein.

Um 23 Uhr ist sie zu Hause. Um fünf Uhr

klingelt wieder der Wecker. In der Früh-

schicht läuft es andersherum, nur dass

vormittags ein Pflegedienst einspringt.

Den können sie sich nur jede zweite

Woche leisten. Zeit, um sich nach Feier-

abend aufs Sofa zu setzen oder Freunde

zu treffen, hat die 53-Jährige nicht. »Die

Möglichkeit, meine Arbeitszeit zu ver-

kürzen, ohne großen Lohnverlust, mit

Recht auf Rückkehr auf meine ursprüng-

liche Arbeitszeit – das wäre ein erster

Schritt in die richtige Richtung.«

Foto: Adobe Stock/Alina Isakovich

Foto: André Wirsig

Foto: Werner Bachmeier

Foto: Thomas Range

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Foto: André Wirsig

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Werner Zierer,

Betriebsratsvorsitzender, BMW, Regens-

burg: »Mich hat in den Verhandlun-

gen geärgert, dass die Arbeitgeber

mehr Flexibilität fordern. Die haben sie schon zur Ge-

nüge. Wir brauchen endlich Flexibilität für die Menschen. Es

ist nicht so, wie die Arbeitgeber behaupten, dass sie

den Wünschen der Beschäftigtenschon entsprechen. In der

Realität stoßen viele auf Widerstände, etwa wenn

sie Teilzeitwollen – und wenn sie wieder zur Voll-

zeit zurückwollen. Wir brauchen einen tariflichen An-

spruch auf kürzere Arbeitszeitmit Recht

auf Rückkehr zur Vollzeit.«

metallzeitungJanuar 2018

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Ralf Baum,Maschinenschlosser, Betriebsrat,

Mahle, Wölfersheim: »Unsere Auslastung ist phä-nomenal. Wir haben so viel Arbeit, dass der Laden sogar am

Sonntag brummt. Die gute Auftragslage kann aber

auch zur Belastung werden. Viele Beschäftigte hoffen, dass

sie mit einem neuen Tarifvertrag ihre Arbeitszeit absenken können

und damit einige zusätzliche freie Tage im Jahr an-

sammeln. Das mit der Arbeitszeit stinkt den Arbeitgebern.Das war in den Verhandlungen klar er-

kennbar. Aber das wird uns Metaller be-stimmt nicht aufhalten, dafürzu kämpfen.«

nach den Lebenssituationen der Mitarbeiter. Das bestäti-gen die Umfragen der IGMetall: Nur rund ein Zehntel derBetriebe der Metall- und Elektroindustrie bietet Regelun-genmit verbindlichen Ansprüchen auf kürzere Arbeitszei-ten für Kinder, Pflege und Schichtarbeiter. Diemeisten Be-schäftigten sind vomWohlwollen ihrer Chefs abhängig.

DieArbeitgeber jammernüber Fachkräftemangel, aberaußer »es muss länger gearbeitet werden« fällt ihnen nichtsein. Sie bilden zu wenig aus und nutzen das Fachkräftepo-tenzial in ihren eigenen Belegschaften nicht. Beschäftigte,die sich selbst zumMeister oder Techniker fortbilden, hän-gen weiter am Montageband. Laut Beschäftigtenbefragungarbeiten 25 Prozent der Frauen und 14 Prozent derMännerin der Metallindustrie unter ihrer Qualifikation.

Obendrein stecken 1,44MillionenTeilzeitbeschäftigtein Deutschland in der Teilzeitfalle. Sie würden gerne ab so-fortmehr arbeiten, bekommen jedoch nichtmehr Stunden.Ein Recht auf Rückkehr inVollzeit, wie es die IGMetall for-dert, fehlt imGesetz zur Teilzeit. In derMetallindustrie sind30 Prozent der Teilzeitbeschäftigten davon betroffen.

Druck für mehr Geld und Arbeitszeit In den bisherigenTarifverhandlungen haben dieVerhandlungskommissionender IG Metall (siehe Bilder) klargemacht, dass es ein Tarif-ergebnis nur im Paket geben wird: Geld und Arbeitszeit.Die IG Metall fordert 6 Prozent mehr Geld und einen An-spruch auf Reduzierung derArbeitszeit für bis zu zwei Jahreauf bis zu 28 Stunden, mit vollem Recht auf Rückkehr zurursprünglichenArbeitszeit undZuschüssen für Familie undGesundheit. Flexibilität für die Unternehmen gibt es mehrals genug. Nun sind die Beschäftigten dran.

Nachrichten, Hintergründe und Argumente zur Tarifrunde:metall-tarifrunde-2018.de

Foto: Frank Rumpenhorst

Foto: Werner Bachmeier

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▸▸ Fortsetzung von Seite 15

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Egal wie die neue Regierung aussehenwird: Bei der Rentenpolitik darf es keineHängepartie geben. Das hat Jörg Hof-mann klargestellt. »Zwingend heute zu lö-sende Fragen der Rentenpolitik gehörennicht in eine Kommission«, sagte derErste Vorsitzende der IGMetall. »Die Sta-bilisierung des Rentenniveaus, die Verbes-serung der Erwerbsminderungsrente unddie Solidarrente sind keine Fragen, dieAufschub vertragen. Da muss gelten: an-packen statt aussitzen.«

Kritische Befunde Zwei neue Studien be-stätigen den Handlungsbedarf bei derRente: Das Wirtschafts- und Sozialwis-

senschaftliche Institut (WSI) hat die Al-tersversorgung von Frauen untersucht.Demnach liegt die gesetzliche Rente vonFrauen im Schnitt nur bei 634 Euro. Män-ner erhalten im Schnitt 1154 Euro. DieDifferenz beträgt 45 Prozent.

Die Industrieländer-OrganisationOECD weist nach: Das Risiko für Alters-armut ist in Deutschland höher als in an-deren OECD-Staaten. Das gilt besondersfür Geringverdiener, die im Alter zu oftauf die Grundsicherung angewiesen sind.Eine Solidarrente könnte hier Abhilfeschaffen. Mit ihr sollen kleine Renten auf-gestockt werden.

igmetall.de/rente

Rente: IG Metall drängt zur Eile

20 ehemalige Beschäftigte der verkauftenDaimler-Autohäuser in Emden und Au-rich wollen zu Daimler zurück. Sie beru-fen sich auf eine Gesamtbetriebsverein-barung, die ihnen ein Rückkehrrecht imVerbund Bremen/Hamburg zusagt fürden Fall, dass sie innerhalb von drei Jah-ren nach dem Verkauf betriebsbedingtgekündigt werden.

Daimler hat in den letzten JahreneinenGroßteil seinerAutohäuser verkauft.Der Gesamtbetriebsrat schloss mit demArbeitgeber eineVereinbarung ab, dass Be-schäftigte zu Daimler zurückkönnen,wenn ihnen betriebsbedingt gekündigtwird.

Genau dieser Fall trat vor gut einemJahren ein. Doch Daimler weigerte sich.Die ersten Güteverhandlungen endetenohne Ergebnis. Seither befinden sich dieFrauen und Männer im Rechtsstreit mitihrem ehemaligen Arbeitgeber.

Zweimal verkauft Claudia Henke arbei-tete schon mehr als 24 Jahre bei Daimler,als der Konzern seine Autohäuser inEmden und Aurich im Dezember 2015an die Rosier-Gruppe verkaufte. In einerGesamtbetriebsvereinbarung hatte derBetriebsrat mit demUnternehmen besag-tes Rückkehrrecht vereinbart. Ohne dieseSicherheit im Rücken, sind sich ClaudiaHenke und ihre Kolleginnen und Kolle-gen einig, hätten sie sich auf den Be-triebsübergang nicht eingelassen. Nur

einen Monat später verkaufte die Rosier-Gruppe die Autohäuser an die Senger-Gruppe. Die Vorgaben zogen an, der Be-trieb wurde umstrukturiert.

ImNovember 2016 undFebruar 2017erhielten Claudia Henke und weitere Kol-leginnen undKollegen die betriebsbedingteKündigung. »Im Januar bestätigte Daimleruns noch, dass wir ein Rückkehrrechthaben. Wir müssten nur zunächst das ge-samte Prozedere mit Kündigungsschutz-klage durchlaufen«, sagt Claudia Henke.»Doch nachdem wir unsere Klagen verlo-ren hatten, wollte Daimler davon nichtsmehr wissen. Sie warfen uns Rechtsmiss-brauch und unredliches Verhalten vor.«

Enttäuscht Die ehemaligen Daimler-Be-schäftigten sind enttäuscht und erstauntüber die Absage von Daimler. Schließlichhaben sie sich nicht freiwillig in die Lagegebracht. Nachdem die Senger-Gruppedie Autohäuser umstrukturiert hatte,blieb nur eine Vermietungsgesellschaft.»Ich hätte bei Senger weitergearbeitet«,sagt Claudia Henke. »Aber es gab den Be-trieb gar nichtmehr.«Die gekündigten Be-schäftigten wollen nun ihr Recht aufRückkehr gerichtlich klären lassen.

Claudia Henke wäre schonmit einerkleinen Lösung zufrieden. Mit ihren 57Jahren hat sie nur noch ein paar Jahre biszur Rente und würde auch Kompromis-sen machen. Infos auch unter:

igmetall-emden.de

Verkauft und gekündigtDaimler verweigert Beschäftigten verkaufter Autohäuser Rückkehrrecht.

Befristete Arbeitsverträge nehmen dramatisch zu. Inden vergangenen 20 Jahren stieg ihre Zahl um eine auf2,8 Millionen, so das Statistische Bundesamt. 2016waren 8,5 Prozent aller Stellen befristet, 1996 erst 6,4Prozent. Zeitverträge bekommen vor allem junge LeutebisMitte 30. Studien zeigen: Befristete Jobs rauben vie-len Jungen die Zukunftsperspektiven. Sie bedeutenwe-niger Lohn, erschweren stabile Partnerschaften undFamiliengründungen. Vor allem darum fordert dieIGMetall, Befristungen ohne sachlichenGrund endlichgesetzlich zu verbieten. Sie sollen nur bei Vertretungen,etwa von Beschäftigten in Elternzeit, erlaubt sein.

Druckerstaub verringernKein Büro kommt heute noch ohne Drucker und Ko-pierer aus. Bei normalem Betrieb setzen diese GeräteStäube, in erster Linie Papierstaub, frei. UmBetriebsräteundBeschäftigte dabei zu unterstützen, die Staubemis-sionen zu verringern, hat die Bundesanstalt fürArbeits-schutz und Arbeitsmedizin das Faltblatt »Drucker undKopierer. Sicher bei der Arbeit nutzen« veröffentlicht.Das Papier fasst diewichtigstenHinweise zum sicherenUmgangmitDruck- undKopiergeräten zusammen. Eszeigt, woran man emissionsarme Geräte erkennt undwo sie am besten aufgestellt werden. Das PDF unter:

baua.de/publikationenRSuchbegriff: 20170427

Zuschläge für LeiharbeiterAuch Leiharbeiter bei Dienstleistern der Metall- undElektroindustrie haben Anspruch auf die tariflichenBranchenzuschläge der IG Metall – je nach Einsatz-dauer zwischen 15 und 65 Prozent Plus auf den Zeit-arbeitstarif. Das hat das Bundesarbeitsgericht ent-schieden. Dennoch verweigern viele Leihfirmen ihrenbei Dienstleistern eingesetzten Leiharbeitern den Zu-schlag. Ihre Ausrede: Die Branchenzuschläge für Leih-arbeiter gelten nur direkt bei Metallbetrieben, nichtjedoch bei deren Dienstleistern. Das ist nicht korrekt.Sichert Eure Ansprüche. Eure IGMetall vor Ort berätund unterstützt Euch dabei. Ausführliche Tipps:

igmetall.de/branchenzuschlaege-bei-dienstleistern

Vor allem junge Menschen bekommen oft nur be-fristete Verträge.

Foto:JackF/stock.adobe.com

Befristete Jobs ufern aus

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spruch, wenn sie in Betrieben mitmehr als 200 Beschäftigten arbei-ten. Sie haben das Recht, Kriteriender Entgeltfindung für das eigeneEntgelt und für eine vergleichbareTätigkeit von Kollegen des anderenGeschlechts zu erfahren. Beschäf-tigten wird das durchschnittliche

Ab 6. Januar können Beschäftigte inihrem Betrieb Auskunft verlangen,ob sie bei gleicher Arbeit gerechtentlohnt werden. Grundlage ist dasEntgelttransparenzgesetz, das 2017verabschiedet wurde. Das Gesetzgibt allen Frauen und Männerneinen individuellen Auskunftsan-

monatliche Bruttoentgelt der Ver-gleichsgruppe genannt. »Beschäf-tigte sollten ihren Auskunftsan-spruch nutzen«, betont die ZweiteVorsitzende der IG Metall, Chris-tiane Benner. »Wir und unsere Be-triebsräte und Betriebsrätinnenmachen uns stark für eine gleiche

Bezahlung.Deshalb beraten undun-terstützen wir die Beschäftigten zuihren Möglichkeiten.« Nur wennmehr Transparenz über ungleicheVergütung zwischen Männern undFrauen im Betrieb herrscht, kannUngerechtigkeit beseitigt werden.

igmetall.de/Gleichstellung

Über Geld redet man nicht – wir schon!Christiane Benner: Entgelttransparenzgesetz nutzen – Auskunftsrecht in Anspruch nehmen.

Spanplattenbau beiPfleiderer in Neu-markt/Bayern: Auf-wind dank Bauboom.Fo

to:ArminWeigel/dpa/pa

metallzeitungJanuar 2018

VierMonate gar keineTariferhöhung, dannabMai 1,5 Prozentmehr für zwölfMonate,danach nochmal 1,3 Prozent für sechsMo-nate. So sieht das erste »Angebot« der Ar-beitgeber in denTarifverhandlungen für dieHolz- und Kunststoffindustrie aus, das siein den Tarifgebieten Niedersachsen, Bre-men undWestfalen-Lippe vorlegten.

»DasAngebot derArbeitgeber ist eineFrechheit«, findet Heinz Knue, Betriebs-ratsvorsitzender beim KunststoffteilebauerRöchling in Haren und Mitglied der Ver-handlungskommission der IG Metall. »Esdeckt nichtmal die Preissteigerung ab. Daskäme im Prinzip einer Nullrunde gleich.«

IndenübrigenTarifgebieten gabendieArbeitgeber bislang noch kein Angebot ab.

Die IGMetall fordert 6 ProzentmehrGeld für zwölfMonate. Die Branche ist imAufwind, getragen vom Bauboom undvom privaten Konsum. Umsätze und Pro-duktion steigen in allen Teilbranchen. Vorallem die Unternehmen der Möbelindus-trie, der Spielwaren- und Verpackungs-branche sowie Hersteller von Spanplattenund Wohnmobilen haben eine gute Auf-tragslage.

Dennoch sehen sich die Arbeitgeber»nicht in der Lage«, ein besseres Tarifan-gebot zu machen. Die Forderung der IGMetall sei »unrealistisch«. Sie berufen sichdarauf, dass die Lage in der Möbelindus-trie nicht gut sei – und der Rest der Bran-che darauf Rücksicht nehmen müsse.

Tatsächlich jedoch beurteilen dieUnternehmen der Möbelindustrie ihreLage als gut. Der ifo-Geschäftsklimaindex

bei denMöbelherstellern stieg imNovem-ber um 19 Prozent.

Extra-Plus für Auszubildende? Für dieAuszubildenden fordert die IG Metalleine überproportionale Erhöhung derVergütungen über 6 Prozent hinaus.Damit will die IG Metall erreichen, dassdie Holz- und Kunststoffindustrie fürjunge Menschen attraktiver wird. DieAusbildungsvergütungen liegen 10 bis 20Prozent unter der Metall- und Elektroin-dustrie. Viele Betriebe haben Probleme,Nachwuchs zu finden.

Dennoch sehen die Arbeitgeber inNiedersachsen und NRW »keinen Hand-lungsbedarf«. In anderenTarifgebieten sind

die Arbeitgeber eher gesprächsbereit, etwain Hessen: »Die überproportionale Erhö-hung derAusbildungsvergütungenwird beiuns wohl kein Streitpunkt sein«, meintGünter Heide, Betriebsratsvorsitzenderbeim Möbelhersteller Thonet. »Das habensie in der Verhandlung klar angedeutet.«

Warnstreiks geplant Die IGMetall plantnun Warnstreiks, um die Arbeitgeberzum Einlenken zu bewegen. Die nächsteTarifverhandlung für die Holz- undKunststoff verarbeitende Industrie ist am10. Januar in Baden-Württemberg.

Nachrichten, Aktionen und Hintergründe:holz-tarifrunde.de

Holz- und Kunststoff-Arbeitgeber bietenLohnerhöhung unterhalb der InflationTarifverhandlungen ohne Ergebnis: »Das Angebot der Arbeitgeber ist eine Frechheit«.

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»Ich habe bei Saarstahl technischerZeichner gelernt, mich danach wei-tergebildet und als Konstrukteur ge-arbeitet. Daneben habe ich michimmer schon im Betrieb engagiert.Ich wollte, dass wir besser arbeitenund dass es imBetrieb gerecht zu-geht – und dabei mit anpacken.Darumwar ich in der Jugendver-tretung und bin seit 2006 im Be-triebsrat, seit 2009 Vorsitzender.

Täglich Neues Mit 35 Stundenin der Woche ist meine Arbeitnicht getan. Manchmal dauertder Tag fast bis Mitternacht. Aberdas ist okay. Es ist ein Ehrenamt. Und man wird entschädigt dadurch,dass es eine faszinierende Tätigkeit ist. Jeder Tag ist anders. Man musssich ständig auf neue Themen, andere Menschen und andere Sorgeneinstellen. Jemand findet sich falsch eingruppiert, eine Absauganlagefunktioniert nicht, Toiletten sind nicht benutzbar. Die Kollegen kom-men mit vielen alltäglichen Problemen zu uns. Und wir versuchen, siezu lösen. Genauso wie die größeren Herausforderungen, die Dauerauf-gaben. Etwa:Was lässt sich technisch verändern, damit die Arbeit leich-ter und die Belastung durch Schadstoffe geringer wird, also damit wirgesund bleiben und später unser Rentenalter genießen können?

Außerdemgibt es auchdie ganz großenProbleme. Ein solchesmuss-tenwir gerade lösen. EinTeil unserer Schmiede sollte geschlossenwerden.900Menschen und ihre Familien bangten um ihre Zukunft. Das gingmirals Betriebsrat sehr nahe.Menschen auf die Straße zu setzen ist keine Lö-sung, wenn es wirtschaftliche Probleme gibt. Wir müssen offen für Ver-änderungen sein und uns – auch als Betriebsräte – engagieren, damit an-dere, zukunftsweisende Produkte entwickelt werden.

Im aktuellenKonflikt habenwir erreicht, dass es für 411Kollegen inder Schmiede weitergeht. 300 können in andere Bereiche wechseln. Undfür die Verbleibenden gibt es attraktive Altersteilzeitangebote und Abfin-dungen. Kündigungen sind ausgeschlossen. Solche Erfolge für die Kolle-gen zeigen doch, dass es sich lohnt, Betriebsrat zu sein.«

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»Mir ist wichtig, dass die Beschäftigten wissen: Wir sind als Be-triebsrat immer da, wir sind immer ansprechbar, wir sind kein Gre-mium, das hinter verschlossenen Türen tagt, im Gegenteil. Ich bin35 Jahre alt, ich war erst Jugend- und Auszubildendenvertreter, jetztbin ich Betriebsrat, aber von Anfang an war es mir eine Herzens-angelegenheit, die Kolleginnen und Kollegen zu beteiligen. Das ma-chen wir konsequent bei uns: Wir verfassen Informationen zu be-trieblichen Themen, die wir ans Schwarze Brett hängen und überdie wir mit den Beschäftigten diskutieren, wir sammeln Ideen der

Belegschaft, arbeiten zusammen in Workshops, wirsind auch für die Nachtschicht immer ansprechbar.Ich bin sicher: Nur so können wir erfolgreiche Be-triebsratsarbeit machen.

Gemeinsam stark Als Betriebsrat kann manviel erreichen, sehr viel. Das ist das Faszinie-rende an der Arbeit als Betriebsrat: zu sehen,wie man ganz konkret die Arbeitsbedin-gungen verbessern kann, zum Beispielbeim Gesundheitsschutz. Wir sind einproduzierendes Unternehmen im Drei-schichtbetrieb, wir stellen Präzisions-drähte und Elektronikbauteile her, dasist mit großen Belastungen verbunden.Die Beschäftigten heben, bücken unddrehen sich: Gesundheitsschutz istbei uns ein großes Thema und eines,bei dem wir viel bewegen können:Zusammen mit dem Arbeitgeberhaben wir ein präventives, umfas-sendes und freiwilliges Gesund-heitsprogramm entwickelt, dasvon den Beschäftigten sehr gut an-

genommen wird. Das ist nur mög-lich gewesen, weil die Kollegen von An-

fang an eingebunden waren.«

OLIVER SCHELD,BERKENHOFF, HERBORN

STEPHAN AHR,SAARSTAHL, VÖLKLINGEN

Foto:StephenPetrat

Foto:BeckerBredel

Im Einsatz für gute ArbeitBetriebsräte Sie sind Anlaufstelle, Berater, Unterstützer, Beschützer und Durchboxer beiden täglichen Problemen am Arbeitsplatz. Sie sind Kämpfer, wenn Arbeitsplätze bedrohtsind. Sie sind Anstifter, die ihre Kolleginnen und Kollegen ermuntern, sich für gute undsichere, für gerechte und selbstbestimmte Arbeit zu engagieren. Ihre Aufgaben sind an-spruchsvoll und zeitaufwendig. Trotzdemmachen sie sie gern. Vier Betriebsräte berichtenvon ihrer Arbeit und erzählen, warum sie sich lohnt. Von Jan Chaberny und Sylvia Koppelberg

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»Ich weiß noch, damals vor den Betriebsratswahlen 1994, kamen plötzlich Kollegenauf mich zu und fragten, ob ich nicht kandidieren wolle. Ich war baff, darüber hatteich gar nicht nachgedacht. Nach meiner Ausbildung war ich Jugend- und Auszu-bildendenvertreterin, das schon, aber trotzdem kam die Frage überraschend.Heute bin ich froh, dass ich gefragt wurde.DieArbeit als Betriebsrätin ermög-lichtmir,mich fürKolleginnenundKollegen einzusetzen.Dafür bin ich dank-bar.

Intensive Arbeit Dabei ist es jetzt nicht so, dass Betriebsratsarbeit ein Jobist, der sich leichthin in der vorgegebenen Arbeitszeit erledigen lässt. DieArbeit fordert viel, zeitlich und auchmenschlich.Du bistmit so vielen Pro-blemen konfrontiert, Du sprichst so persönlichmit Kolleginnen und Kol-legen, Du arbeitest so intensiv imTeam an Lösungen – und das alles wirktauf Dich ein. Umso wichtiger ist es, dass Du Dich nicht verbiegen lässt.

Zwischen 1998 und 2012 habe ichmich auf Facharbeit konzentriertund viel in meine Weiterbildung investiert. Seit 2012 bin ich wieder imBetriebsrat und kümmeremich dortmitmeinerKolleginGabriele König-Jamm um Weiterbildung. Mein Ziel ist, die Kollegen durch gute Perso-nalentwicklung zu stärken. Da haben wir viel erreicht. Das macht michstolz. Aber noch wichtiger ist mir, dass ich authentisch bleibe, dass ichoffen, ansprechbar und zuverlässig bin. Ich finde, das ist das Wichtigsteüberhaupt: Dumusst offen sein, mutig und neugierig. Ein Teamplayer.«

»Ich war schon während meiner Schulzeit, damals noch zu DDR-Zeiten, kritisch unddiskussionsfreudig. Und das bin ich geblieben, als ich Werkzeugmacher wurde. Ichhabe mit Vorgesetzten Probleme diskutiert, wenn die betroffenen Kollegen sich nichtgetraut haben. Wenn ich das Gefühl hatte, dass jemand ungerecht behandelt wurde,habe ichmich engagiert. 2004 bin ichmit 36 Jahren zum erstenMal in den Betriebsratgewählt worden. Damals wollte ich nicht vor meiner Arbeit weggelaufen. Mich reizteeinfach die Arbeit als Interessenvertreter. Seit 2014 bin ich Betriebsratsvorsit-zender. AmAnfang habe ichMuffe gehabt, in Betriebsversammlungen vorfast 300 Menschen zu reden. Aber so etwas lernt man. Als Betriebsratmuss man viel Neues lernen. Man lernt, auf Menschen und ihre Pro-bleme einzugehen und mit Managern auf Augenhöhe zu reden und zuverhandeln. Es ist eine sehr anspruchsvolle und vielseitige Arbeit. Mal istSachverstand beim Brandschutz gefragt, mal bei Eingruppierungen, Ar-beitsverträgen oder Zukunftsinvestitionen. Man hat viele Einfluss-möglichkeiten, darum auch viel Verantwortung.

Faktor Zeit Die Betriebsratsarbeit frisst viel Zeit.Darunter leidet das Privatleben, keine Frage.Nachdem letztenUrlaubhabe ichmeiner Frautief in dieAugengeschaut und erklärt:Alleswirdbesser. Aber ich komme immer noch erst nach 20Uhr heim. Sie verdient mehr als ich. Aber es macht mirnichts aus, für mein Engagement weniger Geld zu be-kommen. Für mich ist es Erfüllung, wenn ich für unsereBeschäftigten etwas erreiche. Ein großer Erfolg ist unserneues vollkontinuierliches Modell im Dreischichtsystem, fürdas wir lange und hart gekämpft haben. Wir haben jetzt keinesieben Tage am Stück mehr, sondern zwei bis maximal sechs,und danach zwei bis vier Tage Freizeit am Stück. Mit demneuenModell ist es uns gelungen, die imOsten übliche tarif-licheWochenarbeitszeit von 38 Stunden auf 35 zu senken.

ANDREAS SCHULZ,LEAR, WISMAR

ANGELA KENNECKE,AIRBUS OPERATION, BREMEN

BetriebsrätepreisAus dem Bereich der IG Metall haben esdrei Projekte in die Endrunde des »Deut-schen Betriebsräte-Preis« 2017 geschafft.Einen Sonderpreis in der Kategorie »Zu-kunftssicherung« gewann der Gesamtbe-triebsrat von Berkenhoff für seine »Mit-bestimmungsoffensive2020«. Für dieGestaltung eines neuen Schichtsystemswurde der Betriebsrat des Automobilzu-lieferers Lear in Wismar mit dem Be-triebsrätepreis in Silber sowie dem Publi-kumspreis ausgezeichnet. Obwohl etwasabseits der Projektregularien, würdigtedie Jury auf besondere Weise auch denKonzernbetriebsrat der Saarstahl AG inVölklingen für seine Kampagne »UnserSaarland hat ein Herz aus Stahl«.Einen detaillierten Bericht und weitereInformationen unter:

igmetall.de

Foto:StephenPetrat

Foto:StephenPetrat

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Warnstreik –Dein gutesRechtRecht so Mit Warnstreiks unterstützen Beschäftigtedie Tarifforderung ihrer Gewerkschaft. Beginn undDauer eines Warnstreiks legt die jeweilige IG Metall-Bezirksleitung fest. Die wichtigsten Fakten rund umden Warnstreik erläutert Tjark Menssen.

Tjark Menssenist Jurist bei derDGB RechtsschutzGmbH.Foto: Frank Ott/DGB Rechtsschutz

»Miteinander für morgen« lautet dasMotto der IG Metall für ihre aktuelle Ta-rifrunde in derMetall- und Elektroindus-trie. Die Gewerkschaft fordert für rund3,9Millionen Beschäftigte 6 Prozent mehrGeld und eine Wahloption, ihre Arbeits-zeit für bis zu zwei Jahre auf bis zu 28Stunden pro Woche zu verringern. SeitEnde November 2017 wird in den Tarif-gebietenmit den Arbeitgebern verhandelt– bisher ohne Ergebnis.

Sobald die Friedenspflicht endet,kann die IG Metall zum Warnstreik auf-rufen.Warnstreiks sind befristete Arbeits-niederlegungen von einigen Stunden.Damit wollen IG Metall und Beschäftigtedie Arbeitgeber zu einem Angebot bewe-gen oder gegen ein zu geringes Angebotprotestieren.Warnstreiks sind ein effekti-ves Druckmittel, um gute Tarifstandardsfür Mitglieder durchzusetzen.

Ruhe vor dem Sturm Bevor die IGMetallzum Warnstreik aufrufen kann, muss dieFriedenspflicht abgelaufen sein. Friedens-pflicht bedeutet, dass während der Lauf-zeit eines gültigen Tarifvertrags keineArbeitskampfmaßnahmen durchgeführtwerden dürfen.

Nach dem Ende der Friedenspflichtkann die IGMetall zuWarnstreiks aufru-fen. Das tut sie in der Regel auch, um denVerhandlungs- und Einigungsdruck aufdie Arbeitgeber zu erhöhen. Warnstreikssind wie Vollstreiks verfassungsrechtlichals Grundrecht garantiert.

Das Streikrecht leitet sich ab von der»Koalitions- und Vereinsfreiheit«, die imGrundgesetz verankert ist (Artikel 9 Ab-satz 3). Darum darf sich jede Arbeitneh-merin und jeder Arbeitnehmer an einemWarnstreik beteiligen – ob gewerkschaft-lich organisiert oder nicht.

Beginn des Warnstreiks Aufgrund spe-zieller Vereinbarungen endet die Friedens-pflicht in derMetall- und Elektroindustriediesmal unmittelbar mit Ablauf der Tarif-verträge, und zwar am 31. Dezember 2017um 24 Uhr. Danach sind Warnstreiksmöglich.

Zu einemWarnstreik ruft die jewei-lige IGMetall-Bezirksleitung auf. Mit demAufruf werden Uhrzeit, Dauer und in derRegel auch Treffpunkt für die Aktion vorOrt festgelegt.

Warnstreiks erlaubt Wer anWarnstreiksteilnimmt, muss keine arbeitsrechtlichenKonsequenzen befürchten. Arbeitgeberdürfen Warnstreikende nicht maßregelnund weder während noch nach der Ar-beitsniederlegung kündigen.

Außerhalb des Berufsschulunter-richts dürfen sich auch alle Auszubilden-den anWarnstreiks beteiligen. Schließlichfordert die IG Metall auch für sie mehrGeld und bessere Arbeitsbedingungen.

Betriebsratsmitglieder dürfen sich inihrer Eigenschaft als Arbeitnehmer undGewerkschaftsmitglieder an Warnstreiksbeteiligen.

Und Leihbeschäftigte? Entleiher dürfenLeiharbeitnehmer nicht als Streikbrechereinsetzen. Das ergibt sich aus den DGB-Tarifverträgen zur Leiharbeit, aber auchschon aus dem seit 1. April 2017 gelten-den Arbeitnehmerüberlassungsgesetz, dasein solches Verbot vorsieht.

Informationen zu geplanten Warnstreik-aktionen in ihrer Region erhalten Arbeit-nehmerinnen und Arbeitnehmer über ihrezuständige IG Metall-Geschäftsstelle.Die Kontaktdaten findet Ihr unter:

igmetall.de/vor-ort

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>DER RECHTSFALL

Mit dem Rechtsschutz der IG Metall konnte die DGBRechtsschutz GmbH vor dem Bundesarbeitsgericht(BAG) ein positives Urteil zur Berechnung von Ent-geltansprüchen unter Berücksichtigung des Mindest-lohnanspruchs erstreiten. Die Entscheidung betrifftFragen des Entgeltfortzahlungsanspruchs an Feier-tagen, der tarifvertraglichen Nachtzuschläge und destariflichen Urlaubsgelds sowie dessen Anrechnungauf Lohnansprüche nach dem Mindestlohngesetz(MiLoG).

Geklagt hatte eine Metallerin, die als Montage-kraft nach dem Manteltarifvertrag für gewerblichenArbeitnehmer der SächsischenMetall- und Elektroin-dustrie bezahlt wurde. Dieser sieht unter anderemeinen Nachtarbeitszuschlag von 25 Prozent des tat-sächlichen Stundenverdienstes und ein Urlaubsentgeltin Höhe des 1,5-fachen durchschnittlichen Arbeitsver-diensts vor.

Die Vergütung für einen Feiertag und einen Ur-laubstag berechnete der Arbeitgeber ebenso wie denNachtarbeitszuschlag für fünf Stunden nicht aufGrundlage des gesetzlichen Mindestlohns, sondernnach dem niedrigeren vertraglichen Stundenlohn.Zudem rechnete er ein gezahltes Urlaubsgeld aufMin-destlohnansprüche der Metallerin an.

Klarstellung Das BAG hat nun klargestellt, dass dasMiLoG zwar nur Ansprüche für tatsächlich geleisteteArbeitsstunden gewährt.Nach demEntgeltfortzahlungs-gesetz (EFZG) hat der Arbeitgeber aber für Arbeitszeit,die aufgrund eines gesetzlichen Feiertags ausfällt, demArbeitnehmer das Entgelt zu zahlen, das er ohne denArbeitsausfall erhalten hätte (Entgeltausfallprinzip).

Dies gilt auch dann, wenn sich die Höhe des Ar-beitsentgelts nach dem MiLoG bestimmt; dieses ent-hält keine hiervon abweichenden Bestimmungen. EinRückgriff des Arbeitgebers auf eine vertraglich verein-barte niedrigere Vergütung scheidet aus.

Der tarifliche Nachtarbeitszuschlag und das ta-rifliche Urlaubsentgelt müssen nach den Bestimmun-gen desManteltarifvertrags ebenfalls (mindestens) aufGrundlage des gesetzlichen Mindestlohns berechnetwerden, da dieser Teil des »tatsächlichen Stundenver-diensts« im Sinne des Tarifvertrags ist.

Eine Anrechnung des gezahlten Urlaubsgelds aufAnsprüche nach dem MiLoG darf nicht erfolgen, dader Tarifvertrag hierauf einen eigenständigen An-spruch gibt und es sich nicht um Entgelt für geleisteteArbeit handelt.

Bundesarbeitsgericht vom 20. September 2017 –10 AZR 171/16

Anrechnung auf Lohn nachdemMindestlohngesetz

>GRUNDSICHERUNGTrennung vom

Lebensgefährten

Lebensgefährten sind keine Ehegatten.Aber auch sie können in einer sogenann-ten Einstands- und Verantwortungsge-meinschaft zusammenleben und deshalbeine Bedarfsgemeinschaft bilden. Darumdarf das Jobcenter dem einen Partner dasEinkommen des anderen zurechnen. Derfamilienrechtliche Maßstab für getrenntlebende Ehepaare gilt hier nicht.

Bundessozialgericht (BAG) vom12. Oktober 2016 – B 4 AS 60/15 R

>ELTERNGELDQuartalsprovisionen erhöhen

das Elterngeld nicht

Provisionen, die der Arbeitgeber im Be-messungszeitraum vor der Geburt desKindes zahlt, können das Elterngeld erhö-hen, wenn sie als laufender Arbeitslohngezahlt werden.Werden Provisionen hin-gegen als sonstige Bezüge gezahlt, erhö-hen sie das Elterngeld nicht. Das hat dasBundessozialgericht (BSG) entschieden.Geklagt hatte ein Vater, dem im Jahr vorder Geburt seines Kindes als Beraterneben einemmonatlich gleichbleibendenGehalt im Oktober und Dezember 2014quartalsweise Prämien (»Quartalsprovi-sionen«) gezahlt wurden. Auf seinen Ge-haltsabrechnungen waren die Prämien imlohnsteuerrechtlichen Sinne als sogenanntesonstige Bezüge aufgeführt. Die Eltern-geldstelle bewilligte dem Vater Elterngeldfür den 1. und 8. Lebensmonat seinesKindes, ohne die gezahlten Prämien zuberücksichtigen. Das BSG gab der Be-hörde recht. Der Vater hat keinen An-spruch auf höheres Elterngeld. DieQuartalsprovisionen wurden nicht – was

grundsätzlich möglich wäre – als laufen-der Arbeitslohn gezahlt und deshalb alssonstige Bezüge zur Lohnsteuer angemel-det, so die Richter. Hinzu kommt, dass derAusschluss sonstiger Bezüge nicht beson-ders schwer wiegt, weil es der Elterngeld-berechtigte in der Hand hat, diesen durchentsprechende Vertragsgestaltungmit sei-nem Arbeitgeber zu vermeiden, und einefehlerhafte lohnsteuerliche Zuordnung er-forderlichenfalls anfechten kann.

BSG vom 14. Dezember 2017 –B 10 EG 7/17 R

>RENTENVERSICHERUNGRehabilitation für Kinder

und Jugendliche

Wenn Kinder chronisch krank sind, kannsie das im späteren Leben erheblich beein-trächtigen. Damit Kinder und Jugendlichegesund aufwachsen und sich später imBerufsleben uneingeschränkt entfaltenkönnen, bietet die Deutsche Rentenversi-cherung spezielle Rehabilitationsleistun-gen für junge Menschen an, die in derRegel mindestens vier Wochen dauern.Um schulische Probleme durch die Rehazu verhindern, erhalten die kleinen Pa-tienten während dieser Zeit in allenHauptfächern Unterricht. Die Lerngrup-pen werden nach Schultyp und Klassen-stufe zusammengestellt.

Voraussetzung für eine Reha ist, dassdas Kind selbst nicht gesetzlich rentenver-sichert ist und ein Elternteil bestimmteversicherungsrechtliche Voraussetzungenerfüllt. Etwa dass in den letzten zwei Jah-ren vor dem Antrag mindestens sechsMonate Pflichtbeiträge für eine versi-cherte Beschäftigung in die Rentenkasseeingezahlt worden sind. Mehr Infos rundum die Kinderreha, Broschüren und An-tragsformulare gibt es auf der Internet-seite der Deutschen Rentenversicherung:

kinderreha.drv.info

Alles,was Recht ist

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uch 2018 fallen fast allegesetzlichen und regiona-len Feiertage wieder aufWochentage, sodass Be-schäftigte mit wenigenTagen Urlaub besonderslange freimachen können.

Wer jetzt seinen Ur-laub plant, sollte die aktuellen Angeboteder IG Metall-Servicegesellschaft kennen.Sie bietet in Kooperation mit verschiede-nen Partnern zahlreicheUrlaubs- und Frei-zeitangebote zu besonderen Konditionen.Die Angebote der Servicegesellschaft kön-nen nur Mitglieder der IGMetall nutzen.

Berge & Meer »Reisen. Für Entdecker.«lautet der Slogan des Kooperationspart-ners Berge & Meer. Dabei liegt derSchwerpunkt auf Rund-, Erlebnis- undKombinationsreisen sowie Kreuzfahrten.Ein besonderes Plus von Berge & Meersind die vielen Inklusivleistungen und Ex-tras, die es ohne Aufpreis gibt. Der Veran-stalter bietet über 1000 Reisen inmehr als80 Länder an. Etwa auf Inseln im Mittel-meer, wie auf Sizilien oder Kreta, Rund-

reisen durch Myanmar oder Japan sowieKreuzfahrten durch den Atlantik.

Über die IG Metall-Servicegesell-schaft erhalten alleMetallerinnen undMe-taller bei Berge&Meer einenNachlass von6 Prozent. Ein Abzug des Rabatts nach be-reits erfolgter Buchung ist nicht möglich.

Eurofun Touristik Perfekt organisierteRad-,Wander- und Aktivreisen bietet derneue Kooperationspartner Eurofun Tou-ristik. Der Reiseanbieter bietet unter demSlogan Eurobike Radurlaube in ganzEuropa an, mit Hotels und Unterkünftenspeziell für Radler. Dazu gehören eineprofessionelle Auswahl der Routen, mo-derne und gut gewartete Räder, landes-kundige Reiseleiter bei Gruppentourenund ausführliche Reiseunterlagen bei Ein-zeltouren sowie Gepäcktransfer.

Unter dem Slogan Eurohike werdenWanderreisen mit unterschiedlichenSchweregraden angeboten. Der Veranstal-ter organisiert Wanderrouten, Unter-künfte, Gepäcktransport und Transfer.Zudem gibt es spezielle Angebote fürWanderurlaube mit Hund.

AVorteile für Mitglieder Ob Städtetrip,Strand, Badesee, Wandern in denBergen oder Radurlaub: Metallerinnenund Metaller, die gerade ihren Urlaubplanen, profitieren von den Angebotender IG Metall-Servicegesellschaft.Von Antonela Pelivan

Urlaub

Clever reisenzu fairenPreisen

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Über die IG Metall-Servicegesellschaft können Mitgliederan schönen Orten preiswerten Urlaub machen.

Illustration: Gerald Moll

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Ostsee gelegen, haben Urlauber Blick aufdas Meer und die Kreideküste. Das HausHalliger verfügt über 10 Doppelzimmer,die meisten mit Balkon.

Wassersport und Natur erleben Rei-sende an der Müritz im FerienzentrumYachthafen Rechlin.

In Trassenheide auf Usedom liegtdas FerienzentrumTrassenmoor. In den 8Ferienhäusern im nordischen Stil gibt es24Wohnungen für 2 bis 4 Personen. AuchHaustiere sind erlaubt.

Allgäuer Bergluft genießen Urlauberim FerienclubMaierhöfen. Besonders be-liebt bei Klein und Groß: das ErlebnisbadAquarosa mit seinem 25-Meter-Becken,Wildwasserkreisel, seinen Sprudelliegen,Massagedüsen und einer Wasserrutsche.

Entspannt oder sportlich geht es amChiemsee imHotel Farbinger Hof zu. Die84 Doppel- und Einzelzimmer, sind imbayrischen oder eleganten Landhausstileingerichtet und verfügen über Balkonoder Terrasse. ImWellnessbereich gibt esein Hallenbad und verschiedene Saunen.

Von der französischen Côte d’Azurverzaubern lassen kann man sich im Fe-rienzentrum Les Tourelles in Sainte-Ma-xime. Die Anlage verfügt über 81 Ferien-wohnungen für bis zu 7 Personen. AlleWohnungen sind klimatisiert, verfügenüber Balkon oder Terrasse und eine kom-plett ausgestattete offene Küche.

Über die IG Metall-Servicegesell-schaft erhalten Mitglieder in allen Anla-gen von GEW Ferien einen Nachlass vonbis zu 30 Prozent.

Mindestlohn: 2018 enden alle Übergangsfristen.Der gesetzliche Mindestlohn gilt dann ohne Aus-nahme in allen Branchen. Für bestimmte Personen-gruppen gilt der Mindestlohn aber weiterhin nicht:Zum Beispiel für Azubis oder für Langzeitarbeitslosewährend der ersten sechs Monate einer neuen Be-schäftigung nach Beendigung der Arbeitslosigkeit.

Höherer Mindestlohn im Elektrohandwerk: ImElektrohandwerk steigt der Mindestlohn auf 10,95Euro pro Stunde.

Beitragsbemessungsgrenzen: Die Beitragsbemes-sungsgrenze der Rentenversicherung steigt auf 6500Euro pro Monat (West) bzw. 5800 Euro (Ost). In dergesetzlichen Krankenversicherung erhöht sich dieGrenze auf 4425 Euro im Monat.

Versicherungspflichtgrenze: Die Versicherungs-pflichtgrenze für die gesetzliche Krankenversicherungsteigt auf 4950 Euro imMonat.Oberhalb davon istmanfreiwillig in der gesetzlichen Krankenversicherung.

Rente: DerBeitrag zur gesetzlichenRentenversiche-rung sinkt 2018 um 0,1 Punkte auf dann 18,6 Prozent.Für einen Durchschnittsverdiener bedeutet das eineEntlastung von 1,58 Euro pro Monat. (Zum ThemaRente siehe auch Seite 18)

Erwerbsminderungsrente: Wer aus gesundheitli-chen Gründen nur noch teilweise oder gar nicht mehrarbeiten kann, wird bei der Rente besser gestellt. Bis-her wurde bei der Berechnung der Erwerbsminde-rungsrente unterstellt, dass die Betroffenen bis zum62. Lebensjahr gearbeitet hätten. Dieser Zeitraum(»Zurechnungszeit«) wird schrittweise auf das 65. Le-bensjahr ausgedehnt. Wieviel ein Erwerbsgeminder-ter genau erhält, hängt vom Verdienst ab.

Steuererklärung: Ab 2018 haben Steuerzahler fürdie Abgabe der Steuererklärung zwei Monate mehrZeit. Stichtag ist dann der 31. Juli und nicht mehr wiebisher der 31. Mai. Wer einen Steuerberater beauf-tragt, hat für die Abgabe sogar Zeit bis Ende Februardes darauffolgenden Jahres. Belege müssen nichtmehr generell vorgelegt werden, sondern nur aufNachfrage des Finanzamts.

Steuerfreibeträge: Der steuerliche Grundfreibe-trag steigt pro Jahr auf 9000 Euro (für Ehe- oder Le-benspartner jeweils das Doppelte). Der Kinderfreibe-trag steigt auf 4788 Euro pro Jahr.

Kindergeld: Das Kindergeld steigt auf 194 Euro fürdas erste und zweite Kind, auf 200 Euro für das dritteKind und auf 225 Euro ab dem vierten Kind.

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Über die Internetseite der IG Metall-Service-gesellschaft erfahren Metallerinnen undMetaller mehr über die Reiseanbieter undObjekte. Bitte beachtet, dass die Vorteilsprei-se nur einsehbar sind, wenn Ihr Euch zuvorim Mitgliederbereich online registriert habt.Haltet deshalb den IG Metall-Mitglieds-ausweis beim Registrieren bereit.

igmservice.de/reisen

Rente, Steuer, Mindestlohn – im neuenJahr gibt es für Arbeitnehmer vieleneue Regelungen. Ein Überblick.

Vorteile nur für Mitglieder

Prospekte der Reiseanbieter erhaltet Ihr überdie Servicegesellschaft. Weitere Informatio-nen gibt es per Post. Schreibt dazu bitte mitEurem Namen und Eurer Adresse an:Servicegesellschaft der IG Metall,Baseler Platz 2, 60329 Frankfurt am Main.Oder sendet eine E-Mail an:

[email protected]

Prospekte und Kataloge

Das ändert sich

2018Unter dem Slogan Euroaktiv wird Fami-lien Bewegung und Abenteuer im Freiengeboten. Vom Surf Camp in Portugal oderSegeltörn in Südfrankreich über Paddel-touren in Schweden bis hin zuMountain-bike-Trips in Italien: Die Reisen eignensich für die ganze Familie und sind genauauf die Bedürfnisse von Aktivurlaubernausgerichtet.

Mitglieder erhalten über die IGMe-tall-Servicegesellschaft bei Eurofun Tou-ristik einen Nachlass von 8 Prozent aufalle Grundpreise der Rad-, Wander- undAktivreisen. Ausgenommen sind Fahr-radmieten, Halbpension, Einzelzimmer-zuschläge und Verlängerungstage. DerNachlass ist nicht mit anderen Rabattenkombinierbar.

GEW Ferien »Genießen, Erholen, Wohl-fühlen« lautet dasMotto der GEWFerien.Der gewerkschaftliche Urlaubsanbieterder Gewerkschaft IG Bauen-Agrar-Um-welt hat sich zur Aufgabe gemacht, insbe-sondere Arbeitnehmern im Organisa-tionsbereich des DGB und ihren Familienpreiswerten Urlaub an schönen Standor-

ten anzubieten. Die 11 eigenenHotel- und Ferienanlagen von GEWFerien befinden sich in Deutschlandund Frankreich.

Das Seehotel Grunewald istideal für alle, die Berliner Luft undTrubel genießen wollen, aber aucheinen Ort der Ruhe suchen. DasDrei-Sterne-Hotel liegt direkt an derHavel und ist nur 10 Minuten vomOlympiastadion entfernt. Anlässlichder Leichtathletik Europameis-terschaft im August 2018 in Berlinbietet GEWFerien vom 6. bis 13. Au-gust 2018 ein Preispaket mit 7 Über-nachtungen im Doppelzimmer in-klusive Frühstück an, das zudem eineDauerkarte für die Leichtathletik-EM und freie Fahrt mit Bussen undBahnen in Berlin und Potsdam ent-hält.

Das FerienzentrumWennings-tedt auf der Nordseeinsel Sylt verfügtüber 62 Ferienwohnungen mit Bal-kon, Terrasse oder französischemBalkon. Alle Ferienwohnungen sindzur Selbstverpflegung eingerichtet.

Auf der Ostseeinsel Rügenladen die Rügener Ferienhäuser unddas Haus Halliger zum Besuch ein.Die Rügener Ferienhäuser eignensich vor allem für einen Urlaub mitder Familie. Die 60 Drei-Sterne-Wohnungen sind 35 bis 80 Quadrat-meter groß und verfügen über Bal-kon oder Terrasse. Direkt an der

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Berufsabschlussnachholen

Für eine Ausbildung ist esauch mit Mitte 30 nicht zuspät. Die Initiative »Zu-kunftsstarter« der Arbeits-agenturen und Jobcenterwill jungen Leuten zwi-schen 25 und 35 Jahrenhelfen, eine Ausbildungnachzuholen. Nicht nurdurch Beratung, sondernauch durch finanzielle För-derung. Nähere Informa-tionen gibt es bei den Ar-beitsagenturen und unter:

arbeitsagentur.deRSuche:

Zukunftsstarter

TransparenteZeugnisse

Für Fachkräfte, die sich aufStellen im europäischenAusland bewerben wollen,hat die Europäische Union2005 den Europass einge-führt. Er enthält Standards,zum Beispiel zu Lebensläu-fen, die Bewerbungen inter-national vergleichbar ma-chen. Jetzt gibt es auchErläuterungen zu Zeugnis-sen, die Fortbildungsab-schlüsse verständlich ma-chen. Mehr dazu unter:

wap.igmetall.de

TelefonischeInfos

Wer sich beruflich verän-dern oder weiterentwi-ckeln möchte, kann sichtelefonisch beraten lassen.Unter 0800-2017909 bie-tet das Bundesbildungsmi-nisterium montags bisfreitags zwischen 9 und 17Uhr einen bundesweitenService, der Bürgerinnenund Bürger dabei unter-stützt, eine für sie pas-sende Weiterbildung zufinden.

bmbf.de

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Start indie Zukunft

Prüfung Im Januar und Februar istBüffeln angesagt: Tausende Auszu-bildende bereiten sich auf ihre Ab-schlussprüfungen vor. Wer sich beider Vorbereitung auf die Prüfungberaten lassenmöchte, kann sich andie Jugend- und Auszubildenden-vertretung (JAV) im Betrieb oderdie örtliche IG Metall wenden.

Auszubildende, die die Prü-fung bestanden haben, haben einRecht auf ein Zeugnis ihres Ausbil-dungsbetriebs. Es muss wohlwol-lend formuliert und von der Perso-nalleitung unterschrieben sein. DieIG Metall kann dabei beraten und,falls es zu Konflikten kommt,Rechtsschutz geben.

Übernahme Die IG Metall hatdurchgesetzt, dass Ausgelernte in ta-rifgebundenen Betrieben weiterbe-schäftigt werden. In der Regel giltdann: Wer die Prüfung bestandenhat, wird mindestens für zwölf Mo-nate übernommen, in der Stahl-sowie derMetall- und Elektroindus-trie sogar unbefristet. Allerdings gibtes Ausnahmen, etwa wenn es demBetrieb wirtschaftlich schlecht geht.Ausgelernte, denen nicht klar ist, wiees für sie weitergeht, sollten ihre JAVoder ihren Betriebsrat fragen odersich an die IGMetall wenden.

Perspektiven Viele Ausgelerntewollen sich beruflich weiterentwi-

ckeln, zum Beispiel Meister/-innenoder Techniker/-innen werden oderstudieren. In einigen Bundesländernist es nach zwei Jahren Berufserfah-rung möglich, in der Fachrichtungdes erlernten Berufs auch ohne Abi-tur zu studieren. Vor einigen Jahrenhat die IG Metall in Tarifverhand-lungen eine Bildungsteilzeit erstrit-ten. Sie gibt jungenArbeitnehmerin-nen und Arbeitnehmern das Recht,sich weiterzubilden, ohne deswegenkündigen zu müssen. Sie qualifizie-ren sich in Teilzeit neben der Arbeitoder in Vollzeit. Sie können sichauch bis zu sieben Jahre freistellenlassen und haben anschließend dieGarantie, zurückkehren zu können.

Die IG Metall hilft jungen Berufs-tätigen nach der Ausbildung

bei ihrem weiteren Werdegang.

Ausbildungsende Jetzt noch die Abschlussprü-fung, dann haben es Zigtausende Azubis geschafftund fragen sich:Wie geht es weiter nach derAusbildung? Und was bietet die IGMetall jetzt anUnterstützung?

»PerspektiveWiedereinstieg« ist einProgramm des Bundesfamilienmi-nisteriums. Es richtet sich an FrauenundMänner, die sich eine Zeit langganz ihren Kindern gewidmet oderVerwandte gepflegt haben undwie-der ins Berufsleben zurückkehrenwollen. Es bietet Checklisten, diehelfen, sich über die Ziele klarzu-werden und die eigenen Kompeten-zen zu analysieren. Es unterstütztbei der Berufsorientierung und in-

formiert über Qualifikationsmög-lichkeiten. Mit einem digitalenRechner lassen sich mögliche Ein-kommen berechnen.

Außerdem gibt es ein E-Lear-ning-Programm: Teilnehmendekönnen sich im virtuellen Klassen-zimmer und mit Selbstlernmodu-len – zeitlich und räumlich flexibel– weiterbilden.

Weitere Infos:perspektive-wiedereinstieg.de

Virtuell wieder einsteigen

Foto:goodluz/stock.adobe.com

Computer statt Tafel: Weiterbil-den im virtuellen Klassenraum.

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Es gibt eine Reihe von Finanzie-rungstöpfen, über dieWeiterbildungoder ein Studium gefördert werdenkönnen, etwaAufstiegs-BAföG (Nä-heres in der rechten Spalte).

Die Bildungsteilzeit der IGMe-tall bietet zudem die Möglichkeit,während der Arbeit über einen län-geren ZeitraumZeit undGeld anzu-sparen; wer sich dann teilweise oderganz von seiner Arbeit freistellenlässt, um sich weiterzubilden, erhältweiter Entgelt.

IG Metall-Service Die IG Metallunterstützt ihre jungen Mitgliedernicht nur bei der Aus- und Weiter-bildung und dem beruflichen Auf-

stieg, sondern in ihrem ganzen spä-teren Berufsleben. Sie unterhält einflächendeckendes Netz von Ge-schäftsstellen mit Experten, die zuallen Themen rund um die Arbeitkompetent beraten können. Sie gibtkostenlosen Rechtsschutz, etwa beiKonflikten über Einkommen, Ab-mahnungen, Mutterschutz, Arbeits-zeugnis, Betriebsrente oder Kran-kenversicherung. Sie bietet eineFreizeit-Unfallversicherung, vieleRatgeber – online und gedruckt –,ein umfassendesAngebot an kosten-freien Seminaren und einNetzwerk,das in Tausende Betriebe und in dieHochschulen reicht.

[email protected]

Foto:contrastwerkstatt/stock.adobe.com

IGMetall-Mitglieder, die sich für einStudium an der Europäischen Aka-demie der Arbeit (EAdA) in derUniversität Frankfurt amMain inter-essieren, können sich jetzt für dasStudienjahr Oktober 2018 bis Au-gust 2019 bewerben.

Inhalte des Studiums sind Ar-beits- und Verfassungsrecht, Wirt-schaft, Sozialpolitik und Sozialwis-senschaften – Fachwissen für dieArbeit im Betriebsrat, in der Ge-

werkschaft, bei Non-Profit-Organi-sationen oder für den Einstieg inein weiterführendes wissenschaft-liches Studium ohne Abitur.

IG Metall-Mitglieder könnenein Stipendium erhalten. Interes-sierte bewerben sich bis spätestens20. März 2018 beim IGMetall-Vor-stand in Frankfurt am Main. Kon-takt und Details zur Bewerbung:

igmetall.de/studieren-ohne-abitur

Studieren an der Akademie der Arbeit Gute Eintrittskartevorlegen

Gute Bewerbungsschreiben sindnicht alles, aber sie öffnen die ers-ten Türen. Wie bewerbe ich michrichtig? Was sollte bei einem Be-werbungsschreiben beachtet wer-den, damit es einen potenziellenArbeitgeber überzeugt? Viele Tippsdazu bietet der Jobnavigator derIG Metall.

wap.igmetall.deRJobnavigator

Weitere Informationen rund um Wei-terbildung, Aufstieg und Studiumsowie zu den Services der IG Metallsind hier zu finden:

wap.igmetall.deRJobnavigatorigmetall.de/jugend

Mehr Wissen

Weiterbilden –gewusst wie

Wer fürs neue Jahr denVorsatz gefasst hat, sichweiterzubilden, für denbietet die Bundesagenturumfangreiche Informatio-nen, zum Beispiel die In-foschrift »Förderung derberuflichen Weiterbildungfür Arbeitnehmerinnenund Arbeitnehmer«. Siegibt unter anderem Aus-kunft darüber, wie derpassende Lehrgang gefun-den werden kann, unterwelchen Voraussetzungendie Maßnahme gefördertwird, welche Kosten über-nommen werden und wieman in dieser Zeit gesetz-lich versichert ist. Mehrdazu ist hier zu finden:

arbeitsagentur.deRKarriere und

Weiterbildung

Geld von Bund,Land und EU

Für Beschäftigte, die sichberuflich verbessern oderihre Qualifikation erhaltenwollen, gibt es eine Reihenationaler und europäi-scher Fördermöglichkei-ten. Eine Übersicht überdie Fördertöpfe bietet dieIG Metall unter:

wap.igmetall.deRWeiterbildung

Foto:GinaSanders/fotolia

Für Weiterbildung kann esGeld vom Staat geben.

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>WHATSAPP-SERVICE ZUR TARIFRUNDEDie wichtigsten Infos und News zur

Tarifrunde direkt aufs Handy: Wer

sich für unseren Messenger-Service

anmeldet, ist über WhatsApp, Tele-

gram und Co. immer gut informiert.

igmetall.de/whatsapp

>DEINE GESCHÄFTSSTELLEHier findest Du Deine

IG Metall-Geschäftsstelle:

igmetall.de/vor-ort

>HIER WIRST DU MITGLIEDHier kannst Du Mitglied

werden:

igmetall.de/beitreten

>LESERTELEFON

0800 4463825Montag bis Donnerstag: 9 bis 16 Uhr

Freitag: 9 bis 13 Uhr (gebührenfreie Rufnummer)

Fax: 069 6693-2002

[email protected]

>LESERBRIEFEDie Redaktion behält sich vor,

Leserbriefe zu kürzen, um möglichst

viele Mitglieder zu Wort kommen

zu lassen. Es ist leider nicht möglich,

alle Zuschriften abzudrucken.

Leserbriefe geben nicht die Meinung

der Redaktion wieder.

metallzeitungJanuar 2018

31>IMPRESSUM

Herausgeber:Jörg Hofmann,

Christiane Benner,

Jürgen Kerner

Beauftragte der Herausgeber:Silke Ernst (verantw. i. S. d. P.)

Anschrift:Redaktion metallzeitung

Wilhelm-Leuschner-Straße 79,

60329 Frankfurt am Main

Chefredakteurin:FabienneMelzer

Chef vom Dienst:Artur Siemens

Redaktion:Simon Che Berberich,

Jan Chaberny, Dirk Erb,

Martina Helmerich,

Sylvia Koppelberg,

Antonela Pelivan

Art-Direktion:Gudrun Wichelhaus-Decher

Bildredaktion:Michael Schinke

Sekretariat:Beate Albrecht

igmetall.de/metallzeitung

Angebot für Sehbehinderte:metallzeitung gibt es auch als

Word- oder PDF-Datei:

[email protected]

Vertrieb:Thomas Köhler

Telefon: 069 6693-2224

Fax: 069 6693-2538

[email protected]

Anzeigen:Petra Wedel, Zweiplus

Medienagentur,

Pallaswiesenstraße 109,

64293 Darmstadt

[email protected]

Druck und Versand:apm AG, Darmstadt

Papier: metallzeitung erscheint

zehn Mal im Jahr. Für Mitglie-

der der IG Metall ist der Bezug

im Beitrag enthalten. Das Pa-

pier, auf dem metallzeitung ge-

druckt wird, besteht zu 70

Prozent aus Altpapier und zu

30 Prozent aus FSC- und PEFC-

zertifiziertem Holz, das aus

nachhaltiger Waldbewirt-

schaftung in Süddeutschland

und der Schweiz stammt.

Die Preiseim JanuarErster Preis:eine rote IG Metall-

Laptoptasche

Zweiter Preis:eine Alu-Lunchbox

Dritter Preis:ein Schweizer

Taschenmesser (mini)

Einsenden*

Schicke die

Lösungssumme mit

Vor-, Nachnamen

und Adresse bis

19. Januar 2018per Post an:

Redaktion

metallzeitung,

Preisrätsel, 60244

Frankfurt am Main.

Oder per E-Mail an:

[email protected]

*Maschinell erstellteLösungszuschriften

sind von der

Teilnahme aus-

geschlossen.

Die Bildausschnitte gehörenzu Fotos, die Ihr in dieserAusgabe der metallzeitungfindet. Die Lösung ergibtsich aus der Summe derSeitenzahlen, auf denen dieBilder zu finden sind.

Rätsel

>HIER KANNST DU DICH REGISTRIERENAuf der IG Metall-Internetseite sind

Broschüren, Flyer und Serviceangebote

erst einsehbar, wenn sich Mitglieder

online registriert haben. Deinen persön-

lichen Zugang kannst Du hier einrichten:

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