metallzeitung - IG Metall - Gemeinsam für ein gutes Leben · Die Nazis haben die Gewerkschaf-ten...

29
Tarifrunde Metall und Elektro Jetzt gehen wir für mehr auf die Straße R Seite 8 R Seite 22 R Seite 28 Arbeitsrecht Worauf Beschäftigte achten sollten, wenn der Chef den Vertrag ändern will. Bezirk metall zeitung Mitgliederzeitung der IG Metall | Jahrgang 68 | Mai 2016 | D 4713 Stahl-Aktionstag Mehr als 45 000 Beschäftigte fordern Sicherheit für ihre Jobs.

Transcript of metallzeitung - IG Metall - Gemeinsam für ein gutes Leben · Die Nazis haben die Gewerkschaf-ten...

Page 1: metallzeitung - IG Metall - Gemeinsam für ein gutes Leben · Die Nazis haben die Gewerkschaf-ten am 2. Mai 1933 zerschlagen und verboten. Erst nach Kriegs-ende 1945 gründeten sich

Tarifrunde Metal l und Elektro

Jetzt gehen wir fürmehr auf die Straße

R Seite 8 R Seite 22 R Seite 28

Arbeitsrecht Worauf Beschäftigte achten

sollten, wenn der Chef den Vertrag ändern will.

Bezirk

metallzeitungMi t g l i e d e r ze i t u ng de r I G Me t a l l | J a h r g ang 68 | Ma i 2016 | D 47 13

Stahl-Aktionstag Mehr als 45 000

Beschäftigte fordern Sicherheit für ihre Jobs.

Page 2: metallzeitung - IG Metall - Gemeinsam für ein gutes Leben · Die Nazis haben die Gewerkschaf-ten am 2. Mai 1933 zerschlagen und verboten. Erst nach Kriegs-ende 1945 gründeten sich

2

>INHALT

4 125 Jahre IG Metall metallzeitung erinnert an den 1. Mai 1946,

die erste Maifeier nach dem Krieg.

6 Programm der AfD Sie will die Wirtschaft von Steuern und

Bürokratie entlasten und das Rentenalter anheben.

7 Studie zur Altersversorgung Junge Menschen vertrauen nichtin staatlich geförderte Modellen zusätzlicher Altersvorsorge.

8 Stahl-Aktionstage Mehr als 45000 Beschäftigte gingen auf dieStraße und forderten: Rettet unsere Stahlwerke und Jobs.

10 Innovation Der Betriebsrat des Windradbauers Vestas hattedie Idee, gebrauchte Generatoren zu recyceln. So sichert er Jobs.

11 Ingenieurdienstleister Ferchau Erstmals wählen die 120 Be-schäftigten in Saarbrücken und Zweibrücken einen Betriebsrat.

Jetzt für mehr auf die Straße»Magerkost für die Beschäftigten zugunsten der Ge-

winne.« So nennt Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der

IG Metall, das Angebot der Arbeitgeber in der Tarifrunde

für die Metall- und Elektroindustrie.

16 Wir sind es wert Metaller aus sieben Betrieben erzählen,warum sie einen Tarifvertrag wollen.

18 Widerstand bei Bombardier 4000 Beschäftigte aus allen neunStandorten stehen zum Aktionstag vor den Toren.

19 Rente Der 24-jährige Metaller Sven Mütze erzählt, was er vonder Altersversorgung erwartet.

20 Porträt Ralf Wilke hatte ein Leben vor und eins nach derWende.Er wollte studieren, doch dann musste er die Familie ernähren.

21 Industrie 4.0 Die Digitalisierung verändert Arbeit rasant.Siemens wappnet sich und überprüft Ausbildungsinhalte.

22 Recht so Tjark Menssen erläutert, worauf Beschäftigte bei einerÄnderung des Arbeitsvertrags achten sollten.

23 Ferienjob Für Studierende lohnt es sich, Mitglied der IGMetallzu sein. Nicht nur während der Ferienarbeit, sondern auch danach.

24 Mitglied sein Mitglieder der IG Metall erhalten viele Leistun-gen. Es lohnt sich, dabei zu sein.

26 Elektroniker Fachkräfte haben gute Chancen, einen Arbeits-platz zu finden.

27 Ausbildung Darauf achten Prüfer in der Aus- und Fortbildung.Ein Gespräch mit Prüferin Ute Schmoldt-Ritter.

28 Aus den Bezirken

30 Lokales/Karikatur

31 Rätsel/Impressum

die Beschäftigten ist alles andere alsBescheidenheit angesagt.Martin Hornung, Eppelheim

Ich bin seit 60 Jahren in der IGMe-tall. So langewar ich noch in keinemVerein, in keiner Partei, selbstmeineFrau kenne ich nicht so lange. Wirsind 53 Jahre verheiratet. Von der 5-Tage- bis zur 35-Stunden-Woche, oftguten Lohnerhöhungen und vielensozialen Errungenschaften habe ichnur Vorteile durch meine Mitglied-schaft gehabt. Vieles konnte nurmit

>LESERBRIEFE

Kein Grund zur Bescheidenheitmetallzeitung 4/2016»Wir für mehr«Danke für die schlagenden Argu-mente: BruttoumsatzrenditeMetall-und Elektroindustrie 2013: 5,2 Pro-zent; Inland: 6,2 Prozent; Direktin-vestitionen im Ausland: 23 Prozentder hiesigen. Auch wenn die Löhnein anderen Ländern nominell nied-riger sind, entscheidend ist die hier-zulande extremhoheProduktivität –das, was die Unternehmer aus denBelegschaften hier rausholen. Für

>REDAKTIONSSCHLUSS DIESER AUSGABE:20. April 2016

125 Jahre IG Metall Der frü-here Vorsitzende Eugen Loderererzählt von der ersten Maifeiernach dem Krieg.R Seite 4

Innovation Der Windradbauer Vestasbereitet gebrauchte Generatoren auf undsichert so Arbeitsplätze. Die Idee hatteder Betriebsrat.R Seite 10

AdsD/GNSBZ(Rechtenachfolgernichterm

ittelbar)

Foto:CordulaKropke

12TITEL

Titelfoto:Joachim

E.Röttgers/Graffiti

metallzeitungMai 2016

IG Metall: immer dabei Dieses Urlaubsbild von der Unterwasserweltauf den Philippinen sendeten uns Gerald Müller und Michael (Heiner)Bidmon aus Reutlingen. Seid Ihr auch mit der IG Metall unterwegs,dann sendet uns doch auch Euer Foto: [email protected]

Foto

:Hei

nerG

eral

d

Page 3: metallzeitung - IG Metall - Gemeinsam für ein gutes Leben · Die Nazis haben die Gewerkschaf-ten am 2. Mai 1933 zerschlagen und verboten. Erst nach Kriegs-ende 1945 gründeten sich

3

Warnstreiks, Streiks und Demons-trationen erreicht werden. Jetzt alsRentner verfolge ich die Arbeit derIG Metall weiterhin optimistisch,dennnur durch gute Tarifabschlüsseerhöht sich auchmeine Rente.Udo Kuhnke per E-Mail

Pseudoproblememetallzeitung 4/2016AfD – nichts für kleine LeuteDie AfD, Mainstream-Politik und-Medien lenken die »kleinenLeute« von ihren eigentlichen Pro-blemen, zum Beispiel mangelndesoziale Sicherheit und Demokratie,ab und verbreiten Pseudopro-bleme, wie Geflüchtete, Islam, Ter-ror. Sollten nicht gegen diese Poli-tik alle, die für eine solidarischeGesellschaft sind, zusammenarbei-ten?Uwe Schnabel, Coswig

>FRAGE & ANTWORT

März-Rätsel Lösungszahl: »57«1. Preis: Renè Pawlik, Annahütte, 2. Preis: Michael Heinz, Salzgitter;3. Preis: Lisa Kanaß, Duisburg

Ruhrfestspiele 2016Je zwei Karten für die Aufführung »Rocco und seine Brüder« am 4. Juni 2016haben gewonnen: Sabine Chowdhury, Bremen; Annette Hering-Kunkel,Bielefeld; Dominik Halfen, Erftstadt.

>GEWONNEN

Porträt Ralf Wilke hat zwei Leben:eins vor der Wende in der DDR undeins nach der Wende im Westen desvereinigten Deutschlands.R Seite 20

Rente Was erwarten junge Be-schäftigte von ihrer Rente? metall-zeitung hat den 24-jährigen SvenMütze gefragt.R Seite 19

Foto:Thomas

Range

Foto:Carm

enJaspersen

Zum Nachruf aufKarl-Heinz Janzen,ehemaliger Zweiter Vorsitzenderder IG Metall, in metallzeitung4/2016, Seite 23: Es kann nichtsein, dass er 1943 in die IG Metalleingetreten ist. Unter den Nazisgab es noch keine IG Metall.Heinz Maurmaier, per E-Mail

Antwort: Richtig. Ein Druckfehler.Die Nazis haben die Gewerkschaf-ten am 2. Mai 1933 zerschlagenund verboten. Erst nach Kriegs-ende 1945 gründeten sich die Ge-werkschaften wieder neu. Korrektist: Karl-Heinz Janzen trat 1949 indie IG Metall ein.

Janzen (geboren 1926) warkein Kriegskind. Dieser Jahrgangging unter den Nazis zur Schule.1945 wurden viele von ihnen alsSoldaten im »Volkssturm« verheizt.

metallzeitungMai 2016

Magerkost zugunstender Profite

Foto:FrankRumpenhorst

Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall

Tarifrunde der Metall- und ElektroindustrieWarnstreiks sind jetzt unvermeidlich.

>EDITORIAL

Die Kolleginnen und Kollegen in der Stahlindustrie haben es eindrucksvoll

vorgemacht: Gemeinsam sind wir stark. 45000Menschen gingen bundes-

weit am Stahl-Aktionstag imApril auf die Straße, um für die Zukunft ihrer

Branche in Deutschland und Europa zu demonstrieren. Für Industrie-

standorte, die ohne Stahl nicht denkbar sind. Und für die Zukunft einer

Stahlproduktion, die sauber und emissionsarm ist.

Dass wir gemeinsam stark sind, werden wir in diesen Tagen auch

mit unseren bundesweiten Warnstreiks in der Metall- und Elektroindus-

trie zeigen. Das ist dringend nötig, denn die Arbeitgeber sind auf Kon-

frontationskurs. Das Angebot, das sie vorgelegt haben, ist ein Freifahrt-

schein für Profite zulasten der Beschäftigten und auch der Konjunktur.

Wieder mal belegen die Arbeitgeber, dass sie nicht über den Tellerrand

ihrer Bilanz schauen.Wer eine Kehrtwende in der Lohnpolitik einfordert,

provoziert einen Sturzflug des allein durch die private Nachfrage getrage-

nen Wachstums. Dagegen werden wir uns stemmen. Immer deutlicher

wird: Auch 2016muss ein guter Abschluss von uns erkämpft werden. Des-

halb müssen wir jetzt nach der Friedenspflicht mit starker Beteiligung in

dieWarnstreiks gehen.Wir brauchen jede und jeden. Das heißt auch, jetzt

weiter viele zu überzeugen, die noch nicht Mitglied sind.

Es lohnt sich, jetzt für unsere Forderung einzutreten. Wir fordern fünf

ProzentmehrGeld für die Beschäftigten in derMetall- undElektroindustrie.

Das ist eine Forderung, die das Engagement und die Leistung der Metaller

und Metallerinnen anerkennt. Allein die fünf größten Konzerne unserer

Branche, deren Bilanzen vorliegen, schütten dieses Jahr für ihre Aktionäre

mehr Dividende aus, als eine Entgelterhöhung um fünf Prozent für alle 3,8

Millionen Beschäftigten unserer Branche kosten würde. Soll die erbrachte

Leistung der Belegschaftenwenigerwert sein?Wir sagen deutlich:Nein.Un-

sere Forderung ist auch ein Beitrag für mehr Gerechtigkeit.

UmeinMehr anGerechtigkeit geht es auch, wennwir imZuge der Ta-

rifbewegung versuchen, auch nicht tarifgebundene Betriebemit einzubezie-

hen.Wirwollen, dass alle BeschäftigtenAnspruch auf unsere tariflichen Leis-

tungen haben. Dabei gilt: Auch hier ist die betrieblicheMitgliederstärke und

Aktionsfähigkeit Voraussetzung, unser solidarisches Handeln über die Be-

triebe hinweg notwendig. Denn wir wissen: »Gerecht geht nur mit Tarif.«

Page 4: metallzeitung - IG Metall - Gemeinsam für ein gutes Leben · Die Nazis haben die Gewerkschaf-ten am 2. Mai 1933 zerschlagen und verboten. Erst nach Kriegs-ende 1945 gründeten sich

»Das bot schon einen trostlosen Anblick,wie die Menschen vom Krieg gezeichnetwaren. Aber alle waren auch froh, dass siezu denen gehörten, die den Krieg überlebthatten. (...) Darunterwaren auch vieleNeu-gierige, die sehen wollten, wer da zusam-menkommt. (...) Dieser 1. Mai war 1946schon eine erhebende Sache für uns jungeMenschen.« Das sind Erinnerungen vonEugen Loderer, Vorsitzender der IGMetallvon 1972 bis 1983, an den 1. Mai 1946. Dieerste Kundgebung nach Kriegsende erlebteLoderer in seiner Heimatstadt.

DieAlliierten hatten dieMaidemos inbeschränkter Form genehmigt. BernhardTacke, stellvertretender DGB-Vorsitzendervon 1956 bis 1972, erinnerte sich, dass dieBriten zwar keinen Aufstand befürchteten,aber unnötige Demonstrationen verhin-dern wollten. Es mangelte an allem, anEssen, Heizmaterial, an Stoffen für Fah-nen oder Holz und Nägeln für Tribünen.Unter diesen Bedingungen organisiertendie Gewerkschaften die erste Maifeiernach demKrieg imOsten undWesten ge-meinsam unter dem Dach des FDGB.

Vor 70 Jahren zogen die Menschenzum ersten Mal wieder unter roten Fah-nen durch die Straßen. Auf Transparentenforderten sie Frieden, soziale Verbesse-rungen, Bestrafung der Nazis, Mitbestim-mung und reale Demokratie. EinigeRedner forderten Verbesserungen bei derVersorgung mit Lebensmitteln, aber auchmit Material, um Wohnungen und Be-triebe wieder aufzubauen. Ein Jahr nachdem Krieg lag Deutschland in Trümmern.

In den Erinnerungen vieler Gewerkschaf-ter hatte der 1. Mai 1946 zwei Gesichter:ein trostloses und ein hoffnungsvolles. Siebeschreiben die ausgehungerten, schlechtgekleideten Menschen, unter denen dieJahrgänge der 20- bis 40-Jährigen fast völ-lig fehlten. Gleichzeitig berichten sie überdie Freude in denGesichtern über das Festund das Gefühl, sich wieder frei als Ge-werkschafter bewegen zu können. DiesesGefühl gab, so erinnern sich manche, denMenschen wieder Zuversicht auf einefriedliche Zukunft.

1. Mai 2016 Die Bedingungen haben sichlängst geändert, aber nicht alle Themen. Indiesem Jahr lautet dasMotto für den 1.Mai:»Zeit für mehr Solidarität«. Die DGB-Ge-werkschaften demonstrieren für mehr So-lidarität, gute Arbeit, sichere Renten undgute Bildung. Für die IG Metall sind dieKundgebungen auch Auftakt für Aktionenzu den Verhandlungen in der Tarifrundefür die Metall- und Elektroindustrie. Am28. April endete hier die Friedenspflicht.

JörgHofmann spricht auf dem Johan-nes-Rau-Platz in Düsseldorf, ChristianeBenner auf dem Burgplatz in Braun-schweig. Auf dem Georg-Wichtermann-Platz in Schweinfurt redet Jürgen Kerner.Wolfgang Lemb ist auf demAnger in Erfurtzu hören, Ralf Kutzner im Volkspark inHagen. Irene Schulz spricht auf dem Rat-hausplatz in Augsburg und Hans-JürgenUrban auf demMünzplatz inKoblenz.Werbei Euch vor Ort spricht, findet Ihr hier:

igmetall.de/erster-Mai

Auf 125 Jahre blickt die IG Metall indiesem Jahr zurück. 1891 gründetenMetallarbeiter den Deutschen Metall-arbeiterverband. metallzeitung erin-nert an wichtige Ereignisse aus diesen125 Jahren. In dieser Ausgabe erin-nert sich der frühere IG Metall-Vor-sitzende Eugen Loderer an die ersteMaikundgebung nach dem Krieg.Von Fabienne Melzer

Erste Maifeier nach demKrieg machte Hoffnung

4 metallzeitungMai 2016

Page 5: metallzeitung - IG Metall - Gemeinsam für ein gutes Leben · Die Nazis haben die Gewerkschaf-ten am 2. Mai 1933 zerschlagen und verboten. Erst nach Kriegs-ende 1945 gründeten sich

Foto:AdsD/GNSBZ(Rechtenachfolgernichterm

ittelbar)

5metallzeitungMai 2016

Am 1. Mai 1946 gingen die Menschenzum ersten Mal nach dem Krieg wie-der zu einer Maikundgebung. Ihregrößte Hoffnung: Frieden und Freiheit.

Page 6: metallzeitung - IG Metall - Gemeinsam für ein gutes Leben · Die Nazis haben die Gewerkschaf-ten am 2. Mai 1933 zerschlagen und verboten. Erst nach Kriegs-ende 1945 gründeten sich

6 metallzeitungMai 2016

Foto:H

elmut

Roos

Cartoo

n:St

epha

nRü

rup

Mitbestimmen75,9 Prozent der Facharbeiter finden, Arbeit-nehmer sollten genauso viel Einfluss im Be-trieb haben wie Arbeitgeber, zeigt eine Studieder Uni Duisburg-Essen. 66,9 Prozent der qua-lifizierten Angestellten und noch 56,5 Prozent

der Führungskräfte finden das auch.

Höhere LöhneSeit Einführung des Mindestlohns werden

monatlich 431 Millionen Euro mehr Lohn aus-gezahlt, schätzt das Statistische Bundesamt.

Davon zu 58 Prozent an Frauen.

75,9

58

Arbeit auf ZeitNur 41,5 Prozent der befristet Beschäftigtenwurden 2014 laut Institut für Arbeitsmarkt-und Berufsforschung übernommen. Bei 32,5Prozent wurden die Verträge verlängert, bei

26 Prozent liefen sie aus.

41,5

2500 GE-Beschäftigte aus ganz Europa haben vorder Konzernzentrale in Paris demonstriert.

Demo gegen Jobabbau Schluss mitdem Arbeitsplatzabbau bei General Electric (GE)und endlich einen konstruktiven Dialog – mit dieserForderung imGepäck reisten am 8. April mehr als2500 GE-Beschäftigte aus ganz Europa zur GE-Konzernzentrale in Paris. Der europäische Gewerk-schaftsverband IndustriAll und die Gewerkschaftender jeweiligen Länder hatten zum »EU-ActionDay«aufgerufen. Aus gutemGrund: Anfang des Jahresverkündete der Konzern, in der kurz zuvor vonAlstom übernommenen Energiesparte europaweitmehr als 6500 Arbeitsplätze streichen zu wollen. Diemeisten davon in Deutschland: Mehr als 1700 Stel-len stehen hier auf der Kippe. Allein am Standort inMannheim sollen bis Ende 2017 mehr als 1000 Ar-beitsplätze wegfallen. Aber auch Bexbach,Wiesbaden, Mainz und Stuttgart sind betroffen.

Programm der AfD In die jüngsten Landtags-wahlen zog die Partei Alternative für Deutschland(AfD) noch ohne programmatische Aussagen.Inzwischen arbeitet sie an einem Grundsatzpro-gramm. Was sich bisher abzeichnet, ist nicht ge-rade arbeitnehmerfreundlich.

Sozialpolitik spielt im bisherigen Entwurf nureine marginale Rolle. Das Rentenalter will die AfDparallel zur allgemeinen Lebenserwartung ansteigenlassen, bei der Rentenhöhe nur Kinder und Erzie-hungsleistungen stärker berücksichtigen. Den Ar-beitsmarktwill sie von »Bürokratie befreien« unddieArbeitslosenversicherung »auflösen«. Für Arbeits-lose sollen nur noch Jobcenter zuständig sein.

Der Staat soll sichmöglichst nicht in dieWirt-schaft einmischen, sondern sich auf das »Wesent-liche« konzentrieren. Dies sind aus AfD-Sicht

innere und äußere Sicherheit, Justiz, auswärtige Be-ziehungen und Finanzverwaltung.

Umein »investitions- und innovationsfördern-des wirtschaftliches Umwelt« zu schaffen, will dieAfD »auf breiter Front deregulieren« und »Bürokra-tie abbauen«. Die Gewerbe-, Vermögens- und Erb-schaftsteuer will sie abschaffen. Um das Bank- undSteuergeheimnis »wieder herzustellen«, sollen Steu-erdaten nichtmehr ausgetauschtwerden.MitKlima-schutzpolitik soll »Schluss sein«, weil sie die»persönliche undwirtschaftliche Freiheitmassiv ein-schränkt«. Erneuerbare Energie will die AfD nichtmehr fördern, statt dessen die Laufzeit von Atom-kraftwerken verlängern.

Details gibt es beim Recherchezentrum Correctiv unter:

correctiv.org

»Auf breiter Front deregulieren« Die AfD diskutiert ein Grundsatzprogramm: Sie willdie Wirtschaft von Steuern und den Arbeitsmarkt von »Bürokratie« entlasten und das Rentenalter anheben.

Page 7: metallzeitung - IG Metall - Gemeinsam für ein gutes Leben · Die Nazis haben die Gewerkschaf-ten am 2. Mai 1933 zerschlagen und verboten. Erst nach Kriegs-ende 1945 gründeten sich

Geld für Technik, nicht für Menschen Vier von fünf Beschäftigten haben in den vergangenenfünf Jahren technologische Veränderungen an ihrem Arbeitsplatz erlebt. Es betraf sowohl Beschäftigtein der Fertigung als auch in der Entwicklung, Organisation, Logistik oder im Büro. Das zeigt eine Studiedes Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. 88 Prozent der hoch Qualifizierten mussten sichauf Neuerungen einstellen, aber auch die Mehrheit der gering Qualifizierten, nämlich 60 Prozent.

Die Firmen reagieren auf denschnellen technologischenWan-del jedoch nicht mit Weiterbil-dung ihrer Beschäftigten. Dasbelegt eine Studie des Zentrumsfür Europäische Wirtschaftsfor-schung. Wie die Grafik zeigt,werden in wichtigen Branchenweniger als 10 Prozent der Ar-beitnehmerinnen und Arbeitneh-mer über Neuerungen bei denInformations- und Kommunika-tionstechnologien weitergebildet.

7metallzeitungMai 2016

7

Junge vor Altersarmut schützenMetallRente-Studie 2016 »Jugend, Vorsorge, Finanzen«

Unruhe bei Playmobil Völligüberraschend hat der Playmobil-Figuren-Hersteller Geobra Brand-stätter seinen Beitritt zumArbeitgeberverband der Kunst-stoffverarbeitenden Industrie an-gekündigt. Nach Einschätzung derIGMetall ist dies ein taktischerSchachzug, um damit den für dieSpielwarenindustrie gültigen Ta-rifvertrag der Metall- und Elek-troindustrie zu unterlaufen unddie IGMetall in den anstehendenBetriebsratswahlen aus dem Be-triebsrat zu halten. »Die IGMetallwird sich auf die Betriebsratswahlkonzentrieren«, so Reiner Geh-ring, Erster Bevollmächtigter derIGMetall Westmittelfranken.»Danach werden unsere Mitglie-der entscheiden, wie es in SachenTarifvertrag weitergeht.«

Unappetitlicher Wurm Umweniger Lohn zahlen zumüssen, verkürzte die Firma StöltingCare & Services in Gelsenkirchen die Reinigungszeiten für ihre Beschäftigten kurzerhand von vier auf dreiStunden.Weil die Arbeit so nicht zu schaffen war, arbeiteten die Reinigungsfachkräfte trotzdemweiter vierStunden, eine Stunde unbezahlt. Das rief die Gewerkschaft IG BAU auf den Plan.Was wiederum die Firmawurmte. Sie versuchte, ihre gut 200 Beschäftigtenmit Prämien zu ködern: 50 Euro für jeden, der aus derGewerkschaft austritt. Die Kündigungsschreiben hatte sie schon vorformuliert, die Beschäftigtenmusstensie nur noch unterschreiben. Die fanden aber, dass das ein schlechtes Geschäft für sie ist. Ihre Gewerkschaftzog vor Gericht und bekam Recht. Die Richter urteilten: Die Firma verstieß mit ihrer Antigewerkschaftsak-tion gegen die imGrundgesetz verbürgte Koalitionsfreiheit, also das Recht, sich in Gewerkschaften zusam-menzuschließen. Sie darf das nie wieder tun, sonst drohen bis zu 250000 Euro Ordnungsgeld. Ein Rat anStölting gratis: Köder müssen nicht demAngler schmecken, sondern den Fischen. Sonst bringen sie nichts.

Von wegen heile Welt: Playmobil-Hersteller Geobra Brandstätter

Nur 35 Prozent der Jugendlichen zwischen 17 und 27 Jahren sparen regelmäßig für ihre Altersversorgung. Zu diesem Ergebniskommt die aktuelle Studie »Jugend, Vorsorge, Finanzen 2016« des Versorgungswerks MetallRente. Für die Untersuchung befrag-te TNS Infratest Sozialforschung 2500 jungeMenschen zwischen 17 und 27 Jahren zu ihren Vorstellungen über die persönliche

Zukunft und über ihre Einstellungen und Strategien zur Altersvorsorge. Ergebnis:Die Jugend hat zu wenig Vertrauen in die staatlich gefördertenModelle zusätzli-

cher Altersvorsorge, zu wenig Geld dafür oder beides. Der Anteil der Vorsor-gesparer, die sich für die betriebliche Altersversorgung (bAV)entschieden haben, ist zwar von 31 Prozent (2010) auf 40 Prozent (2016)

gestiegen. Dennoch ist vielen klar, dass die Vorsorgeangebote und die jet-zigen Rahmenbedingungen kein angemessenes Leben im Alter sichern.Ein weiteres Ergebnis der Studie: Die Politik muss jetzt dieWeichen stel-

len, um die junge Generation vor Altersarmut zu schützen. Um die bAV zustärken und weiter auszubauen, müssen bessere Rahmenbedingungen für

sie geschaffen werden. metallrente.de

Foto:IGMetall

i

Quelle: Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung 2016

Anteil der Beschäftigten mit Weiterbildung in Informations- und Kommunikations-technologien (in Prozent) in den Branchen…

Informationstechnologien

Fahrzeugbau

Maschinenbau

Elektroindustrie

Metallindustrie

43

18

9

7

6

Foto:g

eobraBrand

stätterG

mbH

&Co

.KG

Fotosvo

nlin

ks:A

ngel

Luis

Simon

Martin,

Gun

terS

labiho

ud/p

anthermed

ia.net

Wenig Vertrauen in staatlichgeförderte Altersvorsorge

Page 8: metallzeitung - IG Metall - Gemeinsam für ein gutes Leben · Die Nazis haben die Gewerkschaf-ten am 2. Mai 1933 zerschlagen und verboten. Erst nach Kriegs-ende 1945 gründeten sich

8 metallzeitungMai 2016

Bild 9: Solidarität b

ei einemWindene

rgieanlagenba

uer: 150

Beschäftigte von Steelw

ind gehenin Norden

ham an der

Küste vors Werktor.

Bild 10: In Unterwellenbo

rn beteiligen sich rund 1000

Arbeitnehmerinnen

und Arbeitnehmer des S

tahlwerks Thü

-

ringenam Aktions

tag.

Bild 11: Mehr als4000 Stahlw

erker von Salzgit

ter Flachstahl

und aus anderen nieders

ächsischen Stahlbe

triebenversam

-

melten sich schon am 7. Aprilin Salzgit

ter.

Bild 12: Große Kundge

bung in Völklingen – einem

der vier

saarländischen

Standorte, an

dem Beschäftigte für die

Zu-

kunft ihrer Bet

riebe und Arbeitsplätze

demonstrieren.

Fotos:

Bild

1,2,

3,6,

9,10

,:IG

Metall;Bild

4:Ch

ristianvo

nPo

lentz/

tran

sitfoto.de

;Bild

5:UweBraun

/Dillinge

rHütte;B

ild7:

Thom

asRa

nge;

Bild

8:WinfriedBe

cker/

Pres

seag

enturB

ecke

r&Brede

l;Bild

11:H

eiko

Stum

pe;B

ild12

:Pas

qualeD’Ang

iolillo/S

aarstahl

AG

D

F

G

H

J

K

X

b

Page 9: metallzeitung - IG Metall - Gemeinsam für ein gutes Leben · Die Nazis haben die Gewerkschaf-ten am 2. Mai 1933 zerschlagen und verboten. Erst nach Kriegs-ende 1945 gründeten sich

Das fordert die IG

Metall:

Fairer Wettbewe

rb Die EU-Kommission muss wirksame

Schutzzölle gegen Dumpingpreis

e ausländischer He

rsteller

durchsetzen, die

mit unfairen Praktiken

deutscheStandort

e

und Arbeitsplätze gefährde

n.

Balancevon Klimaschutz

und sicherenArbeits-

plätzenKlimaschutz m

uss umweltfreundliche Investitio

nen

belohnen. Der Emissionsre

chtehandel darf ni

cht zu ruinösen

Kostenbelastungen

führen, Arbeitsplä

tze gefährden und Inves-

titionen,auch in Klimaschutz,

unmöglich machen. Die 10 Pro-

zent klimafreundli

chsten Stahlwerke müssen die Emissionsze

r-

tifikate zu 100 Prozent kostenfrei

erhalten.

Keine EEG-Umlage für

Eigenstrom Aus Gase

n, die in

der Produktion entstehe

n, Stromzu erzeugen

, statt sieabzufa-

ckeln, istumweltfreun

dlich. Eigenstrom

muss von Umlagen

nach dem Erneuerbare-Ener

gien-Gesetz (EEG

) befreitbleiben.

AktuelleInformationen und Fotos vo

n den Aktionenunter:

igmetall.de/stahl-is

t-zukunft

flickr.com/igmetall

9metallzeitungMai 2016

Günter Back arbeitet seit 42 Jahren bei Thyssen-Krupp Steel Europein Duisburg. Der 61-Jährige und seine Kolleginnen und Kollegenhaben etliche Krisen durchlitten: Konjunktureinbrüche, Restruktu-rierungen, Werkschließungen, technische Veränderungen. Immerstanden Arbeitsplätze auf dem Spiel. »Aber die Probleme im Mo-ment sind die größte Bedrohung, die ich je erlebt habe.« Jetzt gehtes für die europäische Stahlindustrie um die nackte Existenz.

Drei Probleme zeitgleichmachen der Branche das Leben schwer.China überschwemmt den Markt mit Stahl zu Preisen, die unter denHerstellungskosten liegen undmit denen die Europäer kaumkonkur-rieren können. Die EU-Kommission will den Emissionshandel refor-mieren und dabei die Messlatte für kostenfreie Zertifikate so hochlegen, dass selbst die emissionsärmsten Stahlwerke Zertifikate zukau-fenmüssten.Die deutschenHersteller rechnenmitmehr als einerMil-liarde Euro zusätzlicherKosten pro Jahr.WeitereMillionenkosten dro-hen durch die Reformdes Erneuerbare-Energien-Gesetze: Strom, denStahlwerke aus bei der Produktion anfallendenKuppelgasen erzeugen,soll nicht mehr von der EEG-Umlage befreit werden.

»WirArbeitnehmervertreter drängen immer darauf, dass inUm-welt- und Klimaschutz investiert wird«, sagt Günter Back. Aber diezusätzlichenMilliarden für Emissionszertifikate und die EEG-Umlagefressen die Budgets für Investitionen auf, auch für solche in umwelt-freundliche Technologien. Back und seine Kollegenmacht es wütend,dass die deutsche und europäischeKlimapolitik denweltweit umwelt-freundlichsten Stahlproduzenten denTodesstoß versetzen könnte undsie verdrängt würden durch LänderwieChina, die sowohl schlechtereArbeitsbedingungen als auch niedrigere Umweltstandards haben.

»Wir wollen anspruchsvolle klimapolitische Ziele«, betonte JörgHofmann, der Erste Vorsitzende der IG Metall, bei der Kundgebungin Duisburg. Aber sie seien nur erreichbar, wenn Klimaschutz undSchutz derArbeitsplätze sich die Balance hielten.Die IGMetall fordertvon der Politik faire Wettbewerbsbedingungen. Das heißt: wirksameSchutzzölle gegenDumpingstahl, beim Emissionshandel 100 Prozentkostenfreie Zertifikate für die 10 Prozent energieeffizientestenAnlagenund Befreiung von der EEG-Umlage.

Stahl ist Zukunft Es steht viel auf demSpiel. Rund 85000Menschenverdienen ihrGeld in der deutschen Stahlindustrie. Auf jedenArbeits-platz kommen sechsweitere, die ebenfalls vomStahl abhängen: inGe-schäften, in denen Stahlwerker ihr Geld ausgeben. In der Windener-giebranche, bei Autobauern, im Maschinenbau. »Stahl ist Zukunft«lautete das Motto der Aktionstage. Als 45000 Stahlbeschäftigte am7. und 11. April in Salzgitter, Duisburg, Berlin, im Saarland und anvielen kleineren Stahlstandorten demonstrierten, solidarisierten sichBürgermit ihnen und versammelten sich ebenfalls zu Kundgebungenin ihren Orten. Beschäftigte von Betrieben, die keinen Stahl produ-zieren, aber verarbeiten, gingen ebenfalls vor dieWerktore.

Ihre Ängste und Forderungen stießen in den Medien und derPolitik auf offene Ohren. Politiker haben verstanden, wie wichtig derGrundstoff Stahl für die Zukunft der deutschen Industrie ist. Bundes-wirtschaftsminister SigmarGabriel,Ministerpräsidenten,Abgeordneteund Bürgermeister der Stahlstandorte versprachen, sich für die deut-schen Standorte einzusetzen.Günter Back sagt: »UnserAktionstagwarein guter Auftakt – und wir werden weiter kämpfen. Damit den Ver-sprechungen auch Taten folgen.«

[email protected]

Stahl-Aktionstage Mehr als 45000 Beschäf-tigte gingen im April in Duisburg, Berlin,Salzgitter, an der Saar und an anderen Ortenauf die Straße. Sie fordern von der Politik:Rettet unsere Werke und Arbeitsplätze.

Bild 1: 400 Beschäftigte von Buderu

s Edelstahl in

Wetzlar

ziehenin einem Protest

zug durch die Stadt.

Bild 2: In Osnabrück for

dern Beschäftigte der Geo

rgsmarienhütte

und anderer Firmen Zukunf

t für Stahl.

Bild 3: In Bayernbeteilig

en sich 100 Beschäftigte der

LechStahlwer

ke in Meitingen-Herb

ertshofen am Aktions

tag.

Bild 4: Vor dem Kanzle

ramt in Berlin versammeln sich rund

2500 Stahlwerker a

us Brandenbur

g, Sachsen, Ha

mburg,

Niedersachsen

und Sachsen-Anha

lt.

Bild 5: Stahlwerker

in Dillingen färben

die Stadt rot.

Bild 6: Die Saarländ

er zeigen starke

Präsenz. Mehr als

20300

sind es allein an der Saa

r, wie hier inNeunki

rchen.

Bild 7: Jörg Hofmann, Irene Schu

lz, Christiane B

enner und

Ralf Kutzner vo

m IGMetall-Vorstand

(von links nach rechts)

beim

Aktionstag in Duisbu

rgmit Jugendvertre

tern aus derStahlin

dustrie

Bild 8: Tausende sin

d in Saarbrücken

auf derStraße.

L

Z

n

m

Page 10: metallzeitung - IG Metall - Gemeinsam für ein gutes Leben · Die Nazis haben die Gewerkschaf-ten am 2. Mai 1933 zerschlagen und verboten. Erst nach Kriegs-ende 1945 gründeten sich

10

Früher rosteten die ausgedienten Genera-toren von Windrädern im Hof vor sichhin. Heute nehmen sie sie auseinanderund recyceln sie. Vier Beschäftigte im »Re-pair-Shop« des Windkraftanlagenherstel-lers Vestas Nacelles in Lübeck verwertendie Blechpakete von Rotor, Stator und an-deren Bauteilen, recyceln das Kupfer undbergen die Magnete aus den Generatoren,die seltene Erden wie Neodym enthalten.Daraus werden wieder Generatoren, diedieselbenQualitätsprüfungen durchlaufenund genauso gut sind wie neue.

Das spart Materialkosten. Die Kun-den erhalten günstigere Preise bei gleicherQualität. Und es sichert Jobs. »JedeWocherecyceln wir ein oder zwei Maschinen.Dabei sparen wir jedes Mal eine Summe

sich der Betriebsratsvorsitzende DonaldMagdanz. Die Idee, Generatoren zu recy-celn, kam ihm auf einem IG Metall-Semi-nar zumThema »Cradle-to-Cradle«.Dabeigeht es darum, Produkte so zu konstruie-ren, dassmöglichst alleMaterialienwieder-verwendet werden können.

Anfangs war die Geschäftsleitungskeptisch. Doch Magdanz überzeugte sie.Auf einem Lehrgang der IG Metall zum»Innovationspromotor« lernte er, wie ersein Projekt plant und präsentiert und wieer Belegschaft und Geschäftsleitung dafürgewinnt. Nach vielen Gesprächen und Be-triebsversammlungen stehenheute alle hin-ter dem Recyclingprojekt. Das Werk Lü-beck soll zum Reparatur-, Wartungs- undRecyclingzentrum von Vestas werden. DieBeschäftigten haben durch die Einzelferti-gung und das Recycling viel Wissen zuallenWindradtypen angesammelt.

»Wir arbeiten sehr selbstständig«,erklärt Aktokluk. »Wir schlagen der Ge-schäftsführung Verfahren vor, testen undrechnen.Mittlerweile kennenwir vieleMo-delle undwissen, was sich lohnt. Für einigehaben wir Standardprozesse entwickelt.«

Die Arbeitsplätze in Lübeck sind vor-erst sicher. Zudem schont das Recycling dieUmwelt. Aktokluk und Magdanz hoffen,dass ihr Projekt auch andere Betriebe mo-tiviert, bei Material und Energie zu sparen– statt bei den Arbeitsplätzen und Löhnen.

[email protected]

Betriebsräte SerkanAktokluk (ganz

rechts) und DonaldMagdanz (zweiter

von rechts) mit Kolle-gen und einem Gene-rator im Repair-Shopdes WindradbauersVestas in Lübeck.

Innovation Der Windradbauer Vestas bereitet gebrauchteGeneratoren wieder auf. Das spart viel Geld und sichertArbeitsplätze. Die Idee, Altes zu recyceln und wieder inden Materialkreislauf einzubringen, hatte der Betriebsrat.

Recyclingsichert Jobs

Foto:CordulaKropke

metallzeitungMai 2016

10

im vierstelligen Bereich ein, die unserenStandort und damit Arbeitsplätze sichert«,rechnet Betriebsrat Serkan Aktokluk vor.Seit zwei Jahren arbeitet der Elektroma-schinenbauer im neuen Repair-Shop ineinem ehemaligen Flugzeughangar amRande der Lübecker Altstadt.

Idee des Betriebsrats Vor rund drei Jah-ren steckte das LübeckerWerk in derKrise.Der Absatz im Inland ging zurück. Vestasstellte von der Einzel- und Kleinserienfer-tigung auf Großserie für den Export umundbaute dazu ein neuesWerk ein paarKi-lometer weiter in Travemünde. Die Zahlder Beschäftigten in Lübeck sank von 450auf 245. »Wir mussten uns nach anderenProdukten für Lübeck umsehen«, erinnert

Page 11: metallzeitung - IG Metall - Gemeinsam für ein gutes Leben · Die Nazis haben die Gewerkschaf-ten am 2. Mai 1933 zerschlagen und verboten. Erst nach Kriegs-ende 1945 gründeten sich

metallzeitungMai 201611

Bei denKontraktlogistik-Dienstleistern beiVWinWolfs-burg bewegt sich was: Nach CEVA und Hansmann/Im-perial fordern nun auch die Beschäftigten von RudolphAutomotive Logistik einenTarifvertrag auf gleichemNi-veau, das für die VW-Tochter Autovision Logistik gilt:mindestens 13,55 Euro pro Stunde – bislang verdientdieMehrheit 10,09 Euro oder weniger. Die Arbeitszeitsoll auf 35 Stunden in derWoche sinken und der Ur-laub auf 30Tage steigen.Das soll auch für Leiharbeitergelten. Außerdem soll Rudolph ausbilden.

In der ersten Tarifverhandlung Mitte Aprillehnte die Geschäftsführung die Forderungen derIGMetall ab. »Sie sagte, sie könne sich das nicht leis-ten, da der Kunde VW ihnen nicht mehr zahlt«, be-richtet der Betriebsratsvorsitzende Andreas Klose.

»Wir haben ihnen klargemacht, dass wir einheitlicheTarife bei allen VW-Kontraktlogistikern brauchen, umeinen unfairen Wettbewerb zu verhindern.«

Belegschaft wählt Tarifkommission Klose ist zugleichMitglied der Tarifkommission, die die IGMetall-Mitglie-der bei Rudolph vor einigenWochen gewählt haben.

Rudolph arbeitet auf Werkvertragsbasis für VW.Die Beschäftigten entladen und verladen Teile, bereitensie vor und liefern sie an die Montagebänder.

In den letztenMonaten ist über die Hälfte der fast180 Beschäftigten in die Gewerkschaft eingetreten.Und weitere treten jetzt ein. Die nächste Verhandlungfindet am 4. Mai statt.

[email protected]

Die bundesweit rund 6600 Beschäftigten des Ingenieur-dienstleisters Ferchau bekommen3,4 ProzentmehrGeldund ab April 2017 noch einmal 3 Prozent mehr. Das hatdie IGMetall-Tarifkommission bei Ferchau ausgehandelt.

Ferchau hat seit 2003 einen Haustarifvertrag mitder IGMetall. Er sichert etwa, dass dasGehalt auch beimWechsel des Einsatzbetriebs stabil bleibt – anders als beianderen Dienstleistern. Aber: Die Einstiegsgehälter fürIngenieure liegenmit 3000Euro noch deutlich unterMe-talltarif. EinGrund: Bislang sindnoch keineVertreter derFerchau-Beschäftigten in der Tarifkommission, machtIG Metall-Verhandlungsführer Werner Kusel klar. »Jestärker die Beschäftigten eingebunden sind, desto bessereTarife können wir auch durchsetzen.«

Erster Betriebsrat gewählt Das soll nun besser wer-den: Erstmals haben Ferchau-Beschäftigte einen Be-triebsrat gewählt, in der Zweigstelle Saarbrücken undZweibrücken. Die 120 Ingenieure und Techniker arbei-ten über Leiharbeit undWerkverträge in der Industrie,ein Großteil beim Landmaschinenbauer John Deere.

»Wir arbeiten gern bei Ferchau«, betont der neugewählteBetriebsratsvorsitzendeMarcHerter. »Doch auch in denbesten Unternehmen kommt es zu Reibereien, mit deneigenenVorgesetzten unddenendesKundenbetriebs.Daist ein Betriebsrat einfach essenziell, für alle Seiten.«Daher nahmHerter vor rund einemhalben JahrKontaktmit der IG Metall Homburg-Saarpfalz auf, um gemein-sam mit IG Metall-Sekretär Benjamin Krimmling dieWahl eines Betriebsrats einzuleiten.

Jetzt sammelt der neue Betriebsrat zunächst beiden Beschäftigten Themen. Eines kristallisiert sich be-reits heraus: Die Beschäftigten werden oft für die glei-che Arbeit unterschiedlich eingruppiert und bezahlt.»Ingenieure sind schon mal introvertiert, wenn es ansVerhandelnmitVorgesetzten geht«,meintHerter. »Genaudafür sind wir nun da, um das zu kontrollieren.«

Die IGMetall-Mitglieder bei Ferchau Saarbrückenund Zweibrücken wollen nun auch einen Vertreter fürdie IGMetall-Tarifkommission wählen. Sie hoffen, dassweitere Ferchau-Standorte ihrem Beispiel folgen.

[email protected]

3,4 Prozent mehr Geld und erster Betriebsratbeim Ingenieurdienstleister Ferchau

VW-Kontraktlogistikerbei Rudolph wollen Tarif

Gesetz zu Leiharbeit undWerkverträgen läuft wieder

DerWeg für dasGesetz gegen denMissbrauch von Leih-arbeit undWerkverträgen ist frei. Die Blockade der CSUwurde beendet. Die Bundesregierung hat denGesetzent-wurf in die RessortabstimmungderMinisterien gegeben.Danach soll der Gesetzentwurf in den Bundestag gehen.

»Die IG Metall begrüßt, dass die unsinnige Blo-ckade der CSU gestoppt wurde«, erklärt der IG Metall-Vorsitzende Jörg Hofmann. »Jetzt muss die Ressortab-stimmung zügig zu Ende gebracht werden. Was jetztvorliegt, ist ein Kompromiss, für den wir lange mit denArbeitgebern gerungen haben. Wir werden auf keinenFall weitere Verschlechterungen akzeptieren.«

Schreibt Euren Abgeordneten Die IG Metall machtDruck für das Gesetz. Macht mit: Schickt Eurem Bun-destagsabgeordneten eineAlarm-E-Mail: »Setzen Sie sichdafür ein, dass das versprocheneGesetz endlich kommt.Und dass es hält, was der Koalitionsvertrag verspricht.«

fokus-werkvertraege.de/alarm-mail

Illustration[M]:NorbertBuchholz/pantherm

edia.net

Illustration[M]:molchunya/pantherm

edia.net

Foto[M]: IG Metall

Page 12: metallzeitung - IG Metall - Gemeinsam für ein gutes Leben · Die Nazis haben die Gewerkschaf-ten am 2. Mai 1933 zerschlagen und verboten. Erst nach Kriegs-ende 1945 gründeten sich

Wir für mehr Michael Djurkowitschfehlen dieWorte.Was die Arbeitgeber in derzweiten Verhandlungsrunde den Tarifkom-missionen auf den Tisch legten, kann derstellvertretende Betriebsratsvorsitzende vonBenteler Steel/Tube in Dinslaken nicht glau-ben. »Das ist kein Angebot, das ist eine Pro-vokation und die Arbeitgeber feiern sichauch noch dafür«, sagt Djurkowitsch. »Dar-auf gibt es eigentlich nur eine Antwort. Wirmüssen raus auf die Straße.«

In der Tarifrunde für die 3,8 MillionenBeschäftigten derMetall- undElektroindustriefachen die Arbeitgeber den Konflikt an. Eine

aufWarnstreiks. Mit demAngebot sieht JörgHofmann die Arbeitgeber auf Konfronta-tionskurs. »Das ist das niedrigste Angebotder jüngsten Tarifgeschichte.« Die Bewer-tung des Ersten Vorsitzenden der IG Metall,fiel entsprechend deutlich aus: »Das ist Ma-gerkost für die Beschäftigten zugunsten derGewinne.« Die Arbeitgeber wollen offenbarden Konflikt.« Gleichzeitig warnte er die Ar-beitgeber vor den wirtschaftlichen Folgen:»Wer die Nachfrage schwächt, riskiert denkonjunkturellen Sturzflug.«

Das ist eine offene Kampfansage Genausodeutlich reagiertendie Bezirksleiter der IGMe-tall auf das historisch niedrige Angebot.In Baden-Württemberg sagte BezirksleiterRomanZitzelsberger: »In der erstenVerhand-lungsrunde haben die Arbeitgeber nur gejam-mert, in der zweiten haben sie die Beschäftig-ten vor den Kopf gestoßen.« Für denBezirksleiter der IGMetall inNordrhein-West-falen, Knut Giesler, missachten die Arbeitge-ber die hervorragenden Leistungen der Kolle-

»Magerkost für die Beschäftigten zugunsten der Gewinne«, nennt Jörg Hofmann, Erster

Vorsitzender der IG Metall, das Angebot der Arbeitgeber in der Tarifrunde für die Metall

und Elektro. Die Bezirksleiter der IG Metall sprachen von einer offenen Kampfansage,

Luftnummer oder einem schlechten Witz. 0,9 Prozent mehr Geld bieten die Arbeitgeber

den Beschäftigten der Branche. Mit diesem historisch niedrigen Angebot provozieren

sie den Konflikt. Die Antwort der Beschäftigten ist eindeutig: raus zu Warnstreiks.

Von Fabienne Melzer

12 metallzeitungMai 2016

Foto:Joachim

E.Röttgers/Graffiti

Darauf gibt es nur eine Antwort

B A D E N - W Ü R T T E M B E R GRund 2500 Beschäftigte

aus ganz Baden-Würt-

temberg kamen zur

zweiten Verhandlung in

Karlsruhe zusammen –

und zeigten gemeinsam

und lautstark, was sie

von dem mageren

Angebot der Arbeitgeber

halten: gar nichts.

Tariferhöhung von 0,9 Prozent für 12Monatebieten die Arbeitgeber den Beschäftigten derMetall- und Elektroindustrie an.Daneben solles in Betrieben, denen es gut geht, eine Ein-malzahlung von 0,3 Prozent geben. In Bayernbekäme in der Entgeltgruppe 1 ein Beschäftig-ter gerade einmal 20Euromehr imMonat.DieEinmalzahlung, sofern er sie überhaupt be-kommt, brächte ihm 7 Euro.

Nachdem die Arbeitgeber in der zwei-ten Verhandlungsrunde in allen BezirkendenMetallerinnen undMetallern dieses his-torisch niedrige Angebot vorgelegt hatten,verstärkten die Bezirke ihre Vorbereitungen

tarifrunde 2016

Page 13: metallzeitung - IG Metall - Gemeinsam für ein gutes Leben · Die Nazis haben die Gewerkschaf-ten am 2. Mai 1933 zerschlagen und verboten. Erst nach Kriegs-ende 1945 gründeten sich

13metallzeitungMai 2016

M I T T EFlagge zeigen: Anlässlich

der zweiten Verhandlung

im IG Metall-Bezirk Mitte

demonstrierten rund

1 500 Metaller bei einer

Kundgebung vor dem Ver-

handlungshotel in Darm-

stadt. Die IG Metall fordert

für die Beschäftigten in der

Metall- und Elektroindu-

strie eine Entgelterhöhung

und eine Erhöhung der

Ausbildungsvergütungen

von fünf Prozent für zwölf

Monate.

Sichtbare Präsenz:

Bereits vor der ersten

Verhandlungsrunde der

IG Metall Niedersachsen

und Sachsen-Anhalt

kamen 700 Metallerin-

nen und Metaller zu einer

Kundgebung in Hannover

zusammen. Die Forde-

rung der Beschäftigten

ist klar und eindeutig: Sie

fordern fünf Prozent

mehr Geld.

N I E D E R S A C H S E N

Foto:Frank

Rumpenhorst

Foto:Heiko

Stum

pe

Page 14: metallzeitung - IG Metall - Gemeinsam für ein gutes Leben · Die Nazis haben die Gewerkschaf-ten am 2. Mai 1933 zerschlagen und verboten. Erst nach Kriegs-ende 1945 gründeten sich

14 metallzeitungMai 2016

Foto:Hagen

Reimer/IGMetallBayern

Foto:UlrikeReinker

N O R D R H E I N - W E S T F A L E NRund 400 Beschäftigte

aus Nordrhein-Westfalen

versammelten sich vor

Beginn der zweiten Ver-

handlungsrunde der

Metall- und Elektroindus-

trie in Düsseldorf zu

einer Kundgebung.

ginnen und Kollegen, mit denen sie der deut-schenWirtschaft zu ihrer Spitzenposition ver-holfen haben. JürgenWechsler, Bezirksleiter inBayern, nannte es einenWitz, über den er nichtlachenkönne, und eineKampfansage andie ge-samte IG Metall. Auch sein Kollege im BezirkMitte, JörgKöhlinger, sprach von einer offenenKampfansage und Olivier Höbel, BezirksleiterBerlin-Brandenburg-Sachsen sagte: »Das istangesichts von Dividenden in Milliardenhöhekeine angemesseneBeteiligung der Beschäftig-ten.« Hartmut Meine, Bezirksleiter in Nieder-sachsen nannte das Angebot unterirdisch.

An der Küste brach Bezirksleiter Mein-hard Geiken die Verhandlung nach 30Minu-ten ab und sagte: »Wer so etwas vorlegt, willnicht ernsthaft verhandeln. Wir nutzen dieZeit lieber, um uns weiter auf Warnstreiksvorzubereiten.« In Nordrhein-Westfalen un-terstrich die Tarifkommission nach demAn-gebot mit einem Beschluss ihre Entschlos-senheit, ab dem 29. April zu Warnstreiksaufzurufen. Knut Giesler: »Wer die Arbeits-leistung von Menschen so verschmäht, mussmit diesen Konsequenzen rechnen.«

Nur die Gewinne heben ab Fast 8000Metal-lerinnen und Metaller demonstrierten rundum die zweite Verhandlungsrunde für ihreForderung nach fünf Prozent mehr Geld. An-gesichts des stabilen wirtschaftlichenWachs-tums und der Gewinne, die die Unternehmenzurzeit einfahren, ist die Forderung angemes-

B AY E R N Geschlossene Reihen:

Im Vorfeld der Verhand-

lung der IG Metall Bayern

beteiligten sich über

2500 Metaller und

Metallerinnen an einer

Kundgebung und Demon-

stration. Die Beschäftig-

ten zeigten ihre Erwar-

tungshaltung für fünf

Prozent mehr Entgelt und

mehr Tarifbindung vor

dem Verhandlungslokal,

dem »Haus der Bayeri-

schen Wirtschaft« in

München.

Page 15: metallzeitung - IG Metall - Gemeinsam für ein gutes Leben · Die Nazis haben die Gewerkschaf-ten am 2. Mai 1933 zerschlagen und verboten. Erst nach Kriegs-ende 1945 gründeten sich

metallzeitungMai 201615

K Ü S T E

Vor Verhandlungsbeginn

der IG Metall Berlin-

Brandenburg-Sachsen

unterstützten rund

500 Auszubildende und

Beschäftigte aus Berliner

Betrieben die Position

der IG Metall.

Ihre Forderung nach fünf

Prozent mehr Geld auch

für Azubis unterstrichen

Auszubildende vor der

zweiten Verhandlungs-

runde im IG Metall-Bezirk

Küste. Zuvor hatten

bereits vor der ersten

B E R L I N U N D B R A N D E N B U R G

sen und wirtschaftlich vernünftig und ver-antwortungsvoll angesichts der aktuellenwirtschaftlichen Lage. Das Einzige, was fürden Ersten Vorsitzenden, Jörg Hofmann,derzeit abhebt, sind die Renditen von Unter-nehmen. Umso provokanter sind für ihn die0,9 Prozent Lohnerhöhung, die die Arbeit-geber jetzt auf den Tisch gelegt haben.

Wir müssen was dafür tun Das Angebotmacht deutlich, dass ein guter Abschluss er-kämpft werden muss. »Wir müssen nach derFriedenspflicht mit starker Beteiligung in dieWarnstreiks gehen«, sagt Hofmann. Dazumuss die IG Metall noch mehr Menschen fürsich gewinnen.

AuchMichaelDjurkowitsch, Betriebsratbei Benteler in Dinslaken weiß, dass man fürein gutes Ergebnis eintretenmuss. »Lohnerhö-hungen wachsen nicht auf den Bäumen. Dasmuss spätestens jetzt jedem klar sein.« Wemes immer noch nicht klar ist, dem wird Djur-kowitsch es noch des Öfteren sagen. »Wennwirmehr habenwollen,müssenwirwas dafürtun.Wir müssen raus auf die Straße.«

In der Metall- und Elektroindustrie verhandeltdie IG Metall über fünf Prozent mehr Geld. DieFriedenspflicht endete am 28. April um 24 Uhr– nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe.

Über den aktuellen Verlauf der Tarifrundekönnt Ihr Euch hier informieren:

metall-tarifrunde-2016.de

Verhandlungsrunde im

März rund 1500 Mitglie-

der für die Forderung der

IG Metall demonstriert.

Foto:Christian

vonPolentz/transitfoto.de

Foto: Markus Scholz

Page 16: metallzeitung - IG Metall - Gemeinsam für ein gutes Leben · Die Nazis haben die Gewerkschaf-ten am 2. Mai 1933 zerschlagen und verboten. Erst nach Kriegs-ende 1945 gründeten sich

metallzeitungMai 2016

5. PhaseGeschafft: Wir habeneinen Tarifvertrag.

4. PhaseWir machen Druck mitAktionen, wenn esnotwendig ist.

3. PhaseWir gründen eine Tarif-kommission und verhan-deln mit dem Arbeitgeber.

1. PhaseWir haben deutlichschlechtereArbeitsbedingungen undwollen einen Tarifvertrag.

2. PhaseWir organisieren unsund werden Mitgliedin der IG Metall. Wir sind es wert

Tarifvertrag, jetzt In der Tarifrunde will die IG Metall auchmehr Betriebe in den Tarifvertrag holen. Metaller aus siebenBetrieben erzählen hier, warum sie sich für einen Tarifvertrageinsetzen. Von Jan Chaberny, Fabienne Melzer, Susanne Rohmund

Sven Frühwald (oben), Rico Hempel, KüpperSMT, 200 Beschäftigte, Cunewalde: »Unser Motto?

Ganz klar: ›Gemeinsam sind wir stark.‹ Wir sind beide bei Küpper SMT beschäftigt. Rico

als Maschinenbediener, Sven war früher Techniker und ist jetzt freigestellter Betriebsrat. Ein Tarif-

vertrag bedeutet für uns, dass unsere täglich geleistete Arbeit endlich anerkannt und wertgeschätzt

wird. Unser Entgelt liegt erheblich unter Tarifniveau. Das kann man sich in der Metall- und Elektroindustrie

kaum vorstellen. Ist aber so. Rico war früher als Leiharbeiter beschäftigt. Für ihn ist ›Gleiche Arbeit – gleiches

Geld‹ und ›Gute Arbeit – guter Lohn‹ besonders wichtig. Beides geht nur mit Tarifvertrag. Wir sind beide

unter 30 Jahre und wollen uns eine Zukunft aufbauen. Unser Betrieb fertigt aus angelieferten Rohlingen

Autoteile. Die kommen unter anderem in Audis, Volkswagen und BMWs zum Einsatz. Der Betrieb be-

steht seit über 20 Jahren, gehört zur Küpper-Gruppe mit Sitz in Nordrhein-Westfalen. Der Ar-

beitgeber will keinen Tarifvertrag. Wenn die weiter blockieren, wird es hier in

Cunewalde noch mehr Warnstreiks geben, dann rappelt es. Das

steht für uns fest.«

Matthias Tischler, Betriebsrat, Jopp Automo-tive, 700 Beschäftigte, Bad Neustadt a. d. Saale: »Wir

brauchen dringend einen Tarifvertrag. So wie es jetzt ist, geht es nicht weiter. Ich bin jetzt seit 26

Jahren im Betrieb, seit zwei Jahren Betriebsrat, ich habe schon viel erlebt und ich merke, wenn der Unmut bei

den Kolleginnen und Kollegen groß wird. Das ist jetzt der Fall – und dafür gibt es Gründe. Bei uns am Standort Bad

Neustadt arbeiten 700 Beschäftigte, wir stellen Schaltsysteme für die Automobilindustrie her und wir waren noch nie ta-

rifgebunden. Das macht sich natürlich an den Löhnen bemerkbar, im Durchschnitt verdienen die Kollegen 15 bis 20 Prozent

weniger als Beschäftigte mit einem Tarifvertrag. Das ist heftig. Noch schlimmer aber ist, dass die Arbeitsbedingungen seit

Jahren immer schlechter werden. Der Druck ist enorm gestiegen. Es herrscht brutale Leistungsverdichtung, immer

mehr Arbeitsprozesse werden mittels digitaler Technik überwacht und viel zu oft wird auch am Wochenende ge-

arbeitet. Die Kollegen lassen sich das nicht mehr länger gefallen. Seit ungefähr einem Jahr gewinnen

wir viele neue Mitglieder. Wir haben jetzt auch schon eine Tarifkommission gewählt.

Unser Ziel, einen Tarifvertrag durchzusetzen, rückt näher.«

Helmut Kettler, Vertrauenskörperleiter, Rheinme-

tall Defence Electronics (RDE), 1100 Beschäftigte, Bremen:

»Vor etwa zehn Jahren ist unser Arbeitgeber aus der Tarifbindung ausgestiegen.

Die Folge: RDE hat nicht mehr alle Entgelterhöhungen weitergegeben. Aber nicht nur beim Geld hin-

ken wir hinterher. Es gibt bei uns noch die uralte Einstufung nach dem Gehaltsrahmen-Tarifvertrag. Wir sind

übrigens die einzige tariflose Zone im Konzern. Was doch besonders ungerecht ist. Leider waren unsere Mitglie-

derzahlen bis 2015 viel zu niedrig, um das zu ändern. Die Idee: Wir gründeten die Arbeitsgruppe Tarif. Und damit

begann unsere Tarifbewegung Fahrt aufzunehmen. Es folgten Flugblattserien, Flyer, Diskussionen und immer

wieder Gespräche. Im Januar war es dann geschafft: Wir sind jetzt richtig viele Mitglieder – von dem

Haufen an Beitrittserklärungen wurde einem ganz schwindelig. Mittlerweile hat die Tarifkommission

mehrfach getagt und wir sind auf einem guten Weg zum Komplettpaket der Fläche,

einem dynamischen Anerkennungstarifvertrag.«

Fotos: Privat; Andreas Köhler: Photo Struck Rinteln; Jörg Hübner und Hintergrund: Frank Rumpenhorst

Page 17: metallzeitung - IG Metall - Gemeinsam für ein gutes Leben · Die Nazis haben die Gewerkschaf-ten am 2. Mai 1933 zerschlagen und verboten. Erst nach Kriegs-ende 1945 gründeten sich

metallzeitungMai 201617

Andreas Köhler, ehemaliger Betriebsrats-vorsitzender, Denios, 347 Beschäftigte, Bad Oeynhau-

sen: »Bei vielen Kollegen kann ich mir schon heute ausrechnen, dass sie im

Alter arm leben werden. Wir hinken mit unseren Einkommen so sehr hinter dem Flächentarifver-

trag her. Wenn ich das auf die Rente hochrechne, weiß ich, dass da vielen zu wenig bleibt. Seit 30 Jah-

ren gibt es die Firma. Nun wollen wir etwas, was es noch nie gab: einen Tarifvertrag. Zwar bekommen wir

auch jetzt schon einiges aus dem Tarifvertrag. Aber wir wollen nicht mehr davon abhängig sein, ob es

der Arbeitgeber uns gewährt. Im Moment kann sich keiner darauf verlassen, dass das Urlaubsgeld

kommt oder der Arbeitgeber eine Tariferhöhung weitergibt. Und im Tarifvertrag steckt noch

mehr: Anspruch auf Altersteilzeit, Kündigungsschutz ab 55 und die Übernahme

nach der Ausbildung. Wir wollen das ganze Paket. Dafür streikten

die Beschäftigten inzwischen auch.«

Jörg Hübner, Betriebsratsvorsitzender,Menk, 256 Beschäftigte, Bad Marienburg:

»Wir haben keinen Tarifvertrag und deshalb arbeiten wir regulär 42 Stun-

den pro Woche. Das ist viel, aber manche arbeiten noch länger. Der Druck ist einfach hoch.

Mit einem Tarifvertrag gibt es Regeln und weniger Druck. Wir können dann sagen: ›Halt, Stopp,

das haben wir so nicht vereinbart.‹ Diesem Ziel sehen wir uns im Moment sehr nahe. Der Bevoll-

mächtigte der IG Metall-Geschäftsstelle und die Bezirksleitung haben den Tarifvertrag zur Verhandlung

eingereicht. Die Forderungen liegen seit einem Jahr auf dem Tisch der Geschäftsleitung. Die Beschäf-

tigten wollen weg von den überlangen Arbeitszeiten, wollen nicht um jede Lohnerhöhung betteln,

weg von einem Akkordsystem, das nicht transparent ist und mit dessen Hilfe ihnen willkür-

lich Lohn gekürzt wird, wollen nicht mehr 20 Prozent unter den Tariflöhnen liegen.

Sie wollen sich auf ihre Arbeit konzentrieren und nicht ständig Angst

haben, dass ihnen einfach etwas gestrichen wird.«

Romeo Vincenzo Doster (oben), Betriebsratsvor-sitzender, und Stellvertreter, Frank Petermann, voestalpine

Stamptec, 630 Beschäftigte, Dettingen: »Sicherheit und Perspektiven wollen

wir für unsere Kolleginnen und Kollegen am Standort Dettingen erreichen. Ein Tarifvertrag gibt uns Sicher-

heit, dass wir eine Lohnerhöhung auch zukünftig bekommen. Sicherheit, gerecht bezahlt zu werden. Sicherheit,

am Arbeitsmarkt konkurrenzfähig zu bleiben. Etwa 80 Prozent des Tarifvertrags hat die IG Metall bereits verhandelt.

Damit wollen wir den bunten Mix bei der Bezahlung beenden. Ihn gibt es vor allem, weil wir aus einem Familienbetrieb

kommen. Außerdem ist unser Standort durch die Übernahme der voestalpine in den letzten fünf Jahren stark gewach-

sen, von 370 auf aktuell 630 Beschäftigte. Wenn wir gute Facharbeiter haben wollen, müssen wir ihnen das bieten,

was sie anderswo auf dem Arbeitsmarkt bekommen, etwa Tariflohn. Wir wissen, dass das nicht von heute auf

morgen geht. Als Autozulieferer stehen wir unter starkem Kosten- und Wettbewerbsdruck. Deshalb

werden wir uns dem Flächentarifvertrag schrittweise nähern. Nur auf eins wollen und

werden wir nicht mehr verzichten: auf die Sicherheit, die uns der

Tarifvertrag gibt.«

Ralf Meier, Betriebsratsvorsitzender, Frän-kische Rohrwerke, 51 Beschäftigte, Bückeburg:

» Ich bin seit 1978 im Betrieb und wir haben schon so einiges erlebt. Wir sind ein

ganz kleiner Betrieb, 51 Kolleginnen und Kollegen insgesamt, und wir alle können es nicht fassen:

Unser Arbeitgeber hat Tarifflucht begangen, er ist Ende Januar aus dem Arbeitgeberverband ausgetreten.

Angeblich, weil es dem Unternehmen nicht so gut geht. Aber der Arbeitgeber hat keine Zahlen vorgelegt. Er hat

angekündigt, dass er die anstehende Tariferhöhung um ein Jahr verschieben will. Das geht gar nicht, da wollen wir

nicht mitmachen. Wir leisten hier viel und wir wollen auch einen gerechten Lohn für unsere Leistung. Auch bei der

Gestaltung der Arbeitszeit sind Änderungen im Gespräch, die uns nicht schmecken. Wir haben hier ein kurzzykli-

sches 3-Schicht-System und die beabsichtigten Änderungen würden darauf hinauslaufen, dass der Arbeitge-

ber bestimmen kann, wann ein Beschäftigter seine Freischicht und Urlaub nehmen darf und wann

nicht. Wir wollen nicht so einen Eingriff und wir wollen keine Abzüge beim Lohn. Deshalb

werden wir für unseren Tarifvertrag kämpfen. Vereint und stark.«

Page 18: metallzeitung - IG Metall - Gemeinsam für ein gutes Leben · Die Nazis haben die Gewerkschaf-ten am 2. Mai 1933 zerschlagen und verboten. Erst nach Kriegs-ende 1945 gründeten sich

Alarm beim kanadischen Schienenfahr-zeughersteller Bombardier: In Deutsch-land sollen 1430 Arbeitsplätze verschwin-den, über 1000 davon in Hennigsdorf,Görlitz und Bautzen. Bei einem bundes-weiten Aktionstag zogen am 17. März4000 Menschen an allen Standorten vordie Werktore – eine Premiere für sie undden Konzern, der als Einziger seine Zen-trale und die größten Betriebe in Ost-deutschland hat. Ein Achtungszeichensetzte der Engineering-Standort Braun-schweig, wo 100 von 136 Kollegen zurKundgebung kamen. Auch in Frankfurtam Main und Siegen war die Beteiligunghoch – ebenso wie in Kassel und Mann-heim. »Wir befürchten, dass das von haus-gemachten Krisen gebeutelte Unterneh-men Standorte bedrohen könnte«, sagteOlivier Höbel, Bezirksleiter der IG MetallBerlin-Brandenburg-Sachsen und Mit-glied des Bombardier-Aufsichtsrats.

Mehr als 2000 Beschäftigte protestier-ten in Görlitz und Bautzen. »Wir werdenmit allen Mitteln, die uns zur Verfügungstehen, um unsere Arbeitsplätze kämpfen«,brachte IGMetall-Bevollmächtigte vonOst-sachsen, Jan Otto, die Stimmung auf denPunkt. Die Angst vor Arbeitslosigkeit undsozialem Abstieg wächst in der Region.»Wir wollen, dass die Kernkompetenzen –allen voran das Engineering – hier erhaltenbleiben«, so Otto. Im Görlitzer Werk sagteSachsensWirtschaftsministerMartinDulig

(SPD): »Bombardier muss sich darauf ge-fasst machen, dass die Politik die sächsi-schen Standorte verteidigen wird.«

In Hennigsdorf sagte BrandenburgsWirtschaftsministerAlbrechtGerber (SPD)vor 800Demonstranten, er habe demKon-zern angeboten, Forschung, Entwicklungund Innovation zu fördern. WolfgangLemb, geschäftsführendes IG Metall-Vor-standsmitglied, sagte: »Ein Job-Kahlschlagdieser Dimension in so hoch innovativenund fortschrittlichenWerken ist das Ergeb-nis völliger Konzeptionslosigkeit des Ma-nagements vonBombardier.« Jetzt seien Lö-sungen gefragt, für die Management,Betriebsrat, Gewerkschaft und Politik aneinen Tisch kommen müssten. »Stellenab-bau oder Produktions- undKompetenzver-lagerungen lösen keine Probleme. Diesekönnen nur mit den Beschäftigten undnicht gegen sie gelöst werden«, sagte derGesamtbetriebsratsvorsitzende von Bom-bardier Deutschland, MichaelWobst.

Klar ist: Der Druck auf die Bombar-dier-Geschäftsführung wird nicht nachlas-sen. Aktionen und Verhandlungen sollennachRedaktionsschluss dieserAusgabewei-ter gehen (Aktuelles igmetall.de). DieBetriebsräte aller Standorte entwickeln jetztdas gemeinsameneue Projekt »BombardierFahrplan Zu(g)kunft«. »Wir erwarten, dassBombardier dann ernsthaftmit uns darüberverhandelt«, sagte MichaelWobst.

[email protected]

Widerstand bei Bombardier4000 Beschäftigte aus allen neun Standorten zum Aktionstag vor den Toren

Aufgestanden wie ein Mann: Metaller bei Bombardier wollen nicht die Rechnungfür Managementfehler zahlen.

Foto:NikolaiSchmidt

Rente

Arbeitslosigkeit

Krankheit/Pflege

insgesamt

25,9024,80

15,4317,78

41,43200539,482015

6,503,00

%–1,10

%–3,50

%–1,95

%+2,35

Quelle: Bundesarbeitsministerium/Bundesgesundheitsministerium 2016

Beiträge sind gesunken

Die Sozialversicherungsbeiträge sind in den letzten zehn

Jahren zurückgegangen. So entwickelten sich die von Ar-

beitgebern und Arbeitnehmern finanzierten durchschnittli-

chen Beitragssätze (in Prozent des Bruttoarbeitsentgelts):

Boom vor allem durch Teilzeit

In den vergangenen 20 Jahren ist die Zahl der abhän-

gig Beschäftigten stark gestiegen: um 13,4 Prozent auf

38,7 Millionen. Doch der Zuwachs bestand vor allem

aus Teilzeitstellen. 2015 gab es 89,8 Prozent mehr

Arbeitende in Teilzeit als 1995. Das geht aus Zahlen

des Statistischen Bundesamts hervor. Der Anteil der

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit Vollzeitstel-

len schrumpfte dagegen um 9,3 Prozent.

59Beschäftigte haben viel zu tun

Alle Erwerbstätigen in Deutschland zusammen haben

2015 rund 59 Milliarden Stunden gearbeitet, berichtet

das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. In

Vollzeit beschäftigte Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh-

mer arbeiteten in der Gesamtwirtschaft im Durchschnitt

38,1 Stunden in der Woche und machten im gesamten

Jahr 21 bezahlte und knapp 26 unbezahlte Überstunden.

89,8

Zahlen und Fakten ausArbeit und Leben

metallzeitungMai 2016

18

Page 19: metallzeitung - IG Metall - Gemeinsam für ein gutes Leben · Die Nazis haben die Gewerkschaf-ten am 2. Mai 1933 zerschlagen und verboten. Erst nach Kriegs-ende 1945 gründeten sich

253

448

20

10

16

2

49

23

Quelle: TNS Infratest 2016, repräsentativeUmfrage im Auftrag der IG Metall

So viel Prozent aller 18- bis 34-Jährigen stimmen den Aussagen…

»Ich werde von meiner gesetzlichenRente später gut leben können.«

…voll und ganz zu.

…eher zu.

…eher nicht zu.

…überhaupt nicht zu.

»Für eine höhere gesetzlicheRente wäre ich mit höherenBeiträgen einverstanden.«

Junge sorgen sichum Rente

(weiß nicht/keine Angaben)

Rente Die Renten bleiben von Jahr zu Jahr immer weiter hinterden Arbeitseinkommen zurück. Auch junge Beschäftigte sorgensich um ihre Alterssicherung. metallzeitung hat einen jungenZerspanungsmechaniker gefragt, was er von der Rente erwartet.

Was bleibt am Arbeitsende?

Die IG Metall und die anderen DGB-Gewerkschaften drängen auf Änderun-gen bei der Rente. Im Sommer wollensie ein Konzept für eine bessere gesetz-liche Alterssicherung vorstellen. IhrZiel: Renten sollen wieder ein aus-kömmliches Alterseinkommen bieten.

Zurzeit bewegen sie sich immerweiter davon weg. Und das macht Be-schäftigten in allen AltersgruppenSorge, besonders aber den Jungen, wieeine Umfrage im Auftrag der IGMetallbelegt (Grafik rechts). »Die Studie zeigt,dass gerade die Jüngeren bereit wären,mehr in das solidarische System der ge-setzlichenRente zu investieren, wenn esihnen den Lebensstandard imAlter an-nähernd sichert«, sagt Hans-JürgenUrban, geschäftsführendes Vorstands-mitglied der IGMetall.

SvenMütze ist einer dieser Jungen.Im Interview erklärt der 24-Jährige, waser über seine künftige Rente denkt.

Du bist erst 24. Machst Du Dir über-haupt schon große Gedanken überDeine spätere Rente?Sven Mütze:Nicht nur Gedanken, Sor-

gen. Und das machen sich sehr vieleJunge hier im Betrieb. Ältere auch, ob-wohl sie ja oft noch einiges an Rentezu erwarten haben. Aber für unsJunge, die erst in über 40 Jahren inRente gehen, sehen die Aussichtentrüb aus. Nach aktuellem Stand würdeich 800 Euro netto gesetzliche Rentebekommen. Das finde ich erschre-ckend wenig. Seit ich in eine eigeneWohnung gezogen bin, sehe ich, wieteuer das Leben ist. 800 Euro reichengerademal für dieMiete. Da fragt mansich: Wofür gehe ich arbeiten, wennam Ende des Arbeitslebens nichtgenug zum Leben übrig bleibt?

Das hört sich ziemlich pessimis-tisch an.Mütze: Ich verdiene ja noch recht gut.Ich arbeite in einem großen tarifge-bundenen Industriebetrieb. Aber wiesieht die Zukunft für Leute aus, die ineiner kleinen nicht tarifgebundenenKfz-Werkstatt arbeiten? Oder in einerWäscherei? Oder die sich von einembefristeten Job zum nächsten hangeln,Leiharbeiter sind oder längere Zeit

arbeitslos? Zum Glück haben wir beiuns mit der IG Metall die unbefristeteÜbernahme durchgesetzt. Jeder Azubiwird übernommen. Aber das ist janicht überall so.

Du hast angesprochen, dass vieleÄltere noch ganz gute Renten ha-ben. Ärgert Dich das?Mütze: Auf keinen Fall. Das finde ichrichtig. Meine Eltern zum Beispiel be-kommen ordentliche Renten. ZuRecht. Sie haben immer gearbeitet undBeiträge gezahlt. Aber unsere Genera-tion will für ihre Beiträge auch einmaleine Rente haben, von der sie lebenkann.

Kannst Du mit einer Betriebsrenterechnen?Mütze: Ja, aber nur mit einer kleinenWerksrente. ÄltereKollegen bekommennoch etwa 200Euro. Beimirwird eswe-niger sein. Neu eingestellte KolleginnenundKollegen erhalten gar nichtsmehr –dieWerksrente wurde abgeschafft.

Hast Du schon an zusätzliche pri-vate Vorsorge gedacht?Mütze:Wenn ich eine gesetzliche Rentezu erwarten habe, die nicht zum Lebenreicht, bleibtmir ja nichts anderes übrig.Leider. Ich hatte in eine Riesterrente in-vestiert. Aber nachdem ich mich ge-nauer über sie informiert habe, habe ichdenVertrag gekündigt. Die Riesterrentelohnt sich nicht. Private Vorsorge halteich generell für eine unsichere Sache.

Wäre es für Dich okay, höhere Bei-träge zu zahlen, wenn die gesetzli-che Rente dann zum Leben reicht?Mütze: Ja, das könnte ich mir, da ichganz gut verdiene, vorstellen. Schließ-lich würde ich ja später einmal davonprofitieren. Ich finde es gut, wenn dieIG Metall sich jetzt für eine bessereRente engagieren will.

[email protected] Mütze arbeitet als Zerspanungsmechaniker bei den DeutschenEdelstahlwerken in Hagen.

Aktuelle Informationen undHintergründe zur Rentenpolitikder IG Metall erhältst Du aufder Internetseite derIG Metall:

mehr-rente-mehr-zukunft.de

Gut in Rente

Foto:Thomas

Range

metallzeitungMai 201619

Page 20: metallzeitung - IG Metall - Gemeinsam für ein gutes Leben · Die Nazis haben die Gewerkschaf-ten am 2. Mai 1933 zerschlagen und verboten. Erst nach Kriegs-ende 1945 gründeten sich

ngst vor der Zukunftkannte Ralf Wilke 22Jahre lang nicht. Für ihnwar das Leben durchge-plant und geebnet. Ermachte sich keine Gedan-ken darüber, was kommt,

was wird. Aufgewachsen ist der 48-JährigeinHoyerswerda, in derDDR. In der drittenKlasse als talentiert entdeckt, steckte derStaat ihn in eine Förderklasse. Er machteeine Ausbildung zum Maschinisten fürGasanlagen, parallel dasAbitur, schloss bei-desmit 1.0 ab, bekam eine Studienfinanzie-rung und eine Zusage, dass er nach demStudium in seinen Betrieb zurückkehrenkönnte und gefördert würde.

Aus damaliger Sicht sagt Ralf Wilke:»Wir hatten keine existenziellen Sorgen.Meine Frau Beatrix und ich verdientenbeide 1000 Mark im Monat. Für die 60-Quadratmeter-Wohnung zahlten wir 60Mark warm, für den Krippenplatz 31Mark. Die Busfahrpläne zur Schicht pass-ten zu denÖffnungszeiten der Krippe. Ausheutiger Sicht sagt er: »Das gab es, damitman keine Fragen stellte.« Der 48-Jährige

sitzt in seinemBetriebsratsbüro bei Daim-ler in Bremen, später geht er zur Nacht-schicht. Er selbst arbeitet nichtmehr in derProduktion. Aber bei Daimler arbeiten2000 Beschäftigte in der Dauernacht-schicht. Als Vertrauenskörperleiter undBetriebsrat ist er auch für sie da.

Geld verdienen statt studieren RalfWilke geriet in der DDR nie in Konfliktmit dem System. Er weiß, dass es anderenanders ging. Es gab Menschen um ihnherum, denen die Ausreise verweigertwurde. Eine Freundin wurde unter Druckgesetzt, in die Partei einzutreten, sonsthätte sie nicht studieren dürfen. Er selbsttrat nicht in die Partei ein. Nach dem Ab-itur wurde er gefragt und sagte Nein. Mansagte ihm, er solle es sich noch mal über-legen – nach dem Studium, als Intelli-genzler, sei es schwieriger, beizutreten. Erüberlegte nicht, trat nicht bei. Ob es ihmgeschadet hätte, erfuhr er nicht mehr. Eskam die Wende. Damit waren alle seinePläne hinfällig.

Statt Studiumhieß es, Geld verdienen.Das erste Kind war da, das zweite unter-

wegs. »Ichmusste die Familie ernähren undhabe nicht darüber nachgedacht, ob ich bei-des kann, studieren und Geld verdienen.«Er arbeitete im Bergbau in Hoyerswerda.1992ging ernachBremen.Erhatte seineAr-beit nicht verloren, aber er wusste, wenn erbliebe, wäre er drei Monate später arbeits-los. »Ich hatte plötzlich Zukunftsangst.«

In Bremen fing er bei einer kleinenFirma an. Seine Frau bewarb sich als Ver-käuferin, bekamAbsagen. Eine Erfahrung,die beide nicht kannten. Sie haben es zu-sammen durchgestanden, sind inzwischenseit fast 30 Jahren verheiratet. »OhnemeineFrau hätte ich das nicht geschafft.«

Vier Jahre später ging er zu Daimlerans Band. Aus dem Studium wurde wie-der nichts. Die Kollegen wählten ihn zumVertrauensmann. Sie vertrauen demMann, der nie laut oder unbeherrschtwird, nicht mit seiner Meinung hintermBerg hält, aber auf dieMeinung der ande-ren eingeht. Am Ende hat man zwarimmer noch das Gefühl, unterschiedli-cher Meinung zu sein, aber doch ein ge-meinsames Ziel zu haben. Wegbegleiternennen es großes Einfühlungsvermögen

Kämpfer für die SacheDas Leben von Ralf Wilke istzweigeteilt. In der erstenHälfte wollte er studieren.In der zweiten musste er ersteinmal die Familie ernähren.Er hat sein Studium verpasst.Seinen Horizont hat er den-noch erweitert. Für ihnwaren Teilung undWieder-vereinigung immer einThema, nicht nur anJahrestagen.

Ralf Wilke, Vertrau-ensmann bei Daimlerin Bremen: Kollegenschätzen sein Einfüh-lungsvermögen. Erselbst nennt sichkonfliktscheu.

metallzeitungMai 2016

20

»Plötzlich hatte ichZukunftsangst«

A

Page 21: metallzeitung - IG Metall - Gemeinsam für ein gutes Leben · Die Nazis haben die Gewerkschaf-ten am 2. Mai 1933 zerschlagen und verboten. Erst nach Kriegs-ende 1945 gründeten sich

für die andere Seite. Ralf Wilke stoße nie-manden vor den Kopf und könne unter-schiedliche politische Strömungen zusam-menhalten. Ralf Wilke selbst nennt sichkonfliktscheu, immer auf der Suche nacheinem Kompromiss. Er sieht sich alsKämpfer für die Sache, wenn er sich füretwas entscheidet, dann steht er dazu. Aberer mag es nicht, wenn andere ihm etwasüberstülpenwollen. »Wennman denMen-schen sagt, wie sie Dinge verstehen müs-sen, fallen sie auf jeden Prediger herein.«

Er kann nicht Nein sagen Am Band, sagtRalfWilke, hätte er es nicht ewig ausgehal-ten. Durch die Arbeit als Vertrauensmannbekam er die Chance, nachzuholen, was ernach der Wende versäumt hatte. »Ichkonnte mich als Mensch weiterentwickelnund durch die Seminare der IGMetallmei-nenHorizont erweitern.Das Studiumhabeich dann nicht mehr vermisst.«

Volker Stahmann, Geschäftsführerder IGMetall in Bremen, schätzt RalfWil-kes hohes politisches Verständnis undseine enorme Arbeitsleistung: »Ralfkommt oft mit Augenrändern in eine Sit-

zung, weil er die halbe Nacht dafür etwasgeschrieben hat.« Für Stahmann ist esgleichzeitig seine größte Schwäche: »DerMann kann nicht Nein sagen.«

Nicht, wenn es um Arbeit geht. Inanderen Dingen schon. Einmal in Berlin.Sein Onkel hatte ihn zum Mittagesseneingeladen und fragte ihn, ob er sich be-ruflich noch etwas anderes vorstellenkönnte. RalfWilke sagte Nein. Sein Onkelarbeitete beim Ministerium für Staatssi-cherheit. Ralf Wilke denkt, dass es derVersuch war, ihn anzuwerben. Er weiß esbis heute nicht.

Auch ob es über ihn eine Stasiaktegibt, weiß er nicht. Er hat nie danach ge-fragt. »Ich schaue lieber nach vorn.« Waser heute über das System denkt? »Wennman die eigenen Menschen an den Gren-zen umbringt, wenn das System besserweiß, was die Bedürfnisse der Menschensind, dann passt das nicht zu meinemMenschenbild.« »In einer idealen Gesell-schaft«, sagt Wilke, »sind die Menschenfüreinander da.« Er ist für die Kolleginnenund Kollegen bei Daimler da.

[email protected]

Foto:Carm

enJaspersen

metallzeitungMai 2016

21

Kompetenzen fürdie digitale Arbeitswelt

Industrie 4.0 Digitalisierung ändertArbeit rasant. Siemens wappnet sichund überprüft Ausbildungsinhalte.

Eigentlich, sagt Olaf Bolduan, sei die Sache ja einfach:Um an einem Ziel anzukommen, muss man den Wegkennen. »Um aber den richtigen Weg einzuschlagen,muss man zuvor wissen, wo man steht«, so der Be-triebsratsvorsitzende des Siemens-Dynamowerks inBerlin. »Das ist auch in der digitalen Arbeitswelt so.«

Bei Siemens haben sie solch eine Positionsbestim-mung gerade abgeschlossen, eine große Bestandsauf-nahme, mit der herausgefunden werden sollte, inwie-weit junge Menschen, die im Unternehmen eineAusbildung beginnen, gut auf den digitalen Wandelvorbereitet werden. Das ist extrem wichtig – denn Di-gitalisierung verändert die Arbeitswelt gerade rasant.

Welche Auswirkungen der Einsatz beispielsweisevon digitalenAssistenzsystemen und einer zunehmen-den Zusammenarbeit von Mensch und Maschine hat,ist bislang noch nicht exakt abzusehen. Sicher aber ist,dass sich Arbeit verändern wird. Für Jörg Hofmann istdaher klar: »Industrie 4.0 braucht Arbeit 4.0 und Bil-dung ist hierfür der entscheidende Schlüssel«, sagt derErste Vorsitzende der IGMetall. Tatsache sei, dass sichdie Anforderungen, die an Bildungskonzepte gestelltwerden,mit derDigitalisierung erhöhen.Deshalb brau-che es »Veränderungen imBereich der Erstausbildung«.

Neue Anforderung DiesenVeränderungsbedarf zu er-mitteln war das Ziel, das sich Gesamtbetriebsrat undUnternehmensleitung bei Siemens gesetzt haben. »Wirwollten wissen, inwieweit unsere Ausbildung dem di-gitalenWandel gerecht wird«, sagt Olaf Bolduan. Dazuwurden vor allemgewerblicheAusbildungsberufe unterdie Lupe genommen,Ausbildungsinhalte etwa von Ser-vicetechnikern,Mechatronikern undElektrotechnikernuntersucht. Im ersten Schritt wurde geschaut, welcheAusbildungsinhalte zentral sind. Dann wurde analy-siert, welche Anforderungen absehbar auf die Beschäf-tigten zukommenwerden. Der Abgleich zeigte, welcheAusbildungsinhalte bislang unterrepräsentiert sind.»Die Analyse zeigte, dass die Grundlagen digitalen Ar-beitens in der Ausbildung bereits gut vermittelt wer-den«, so Bolduan. Notwendig sei allerdings eine Inten-sivierung der Vermittlung von IT-Kompetenzen undeine gute betriebliche Umsetzung. »Vor allem aber be-nötigen die Beschäftigten eine nachhaltige Perspektive«,sagt Olaf Bolduan. »Der jüngst angekündigte Abbauvon 2500Arbeitsplätzen, davon rund 2000 inDeutsch-land, ist die falsche Botschaft. Wir Betriebsräte habenSorge, dass die industrielleWertschöpfung ausDeutsch-land ausgelagert werden soll. In diesem Sinn kämpfenwir Betriebsräte für Beschäftigung und Innovation.«

[email protected]

Page 22: metallzeitung - IG Metall - Gemeinsam für ein gutes Leben · Die Nazis haben die Gewerkschaf-ten am 2. Mai 1933 zerschlagen und verboten. Erst nach Kriegs-ende 1945 gründeten sich

metallzeitungMai 2016

22

Augen auf beiÄnderungendes ArbeitsvertragsRecht so Änderungen des Arbeitsvertrags sind nurmöglich, wenn Arbeitnehmer und Arbeitgeber dies ein-vernehmlich vereinbaren. Worauf Beschäftigte bei einerVertragsänderung achten sollten, erläutert Tjark Menssen.

Tjark Menssenist Jurist bei derDGB RechtsschutzGmbH.Foto: Frank Ott/DGB Rechtsschutz

»Pacta sunt servanda« – Verträge sindeinzuhalten! Mit diesem lateinischenGrundsatz bezeichnen Juristen ein wich-tiges Prinzip in der Beziehung zwischenVertragspartnern. Er gilt auch für Arbeits-verträge. Sowohl Arbeitgeber als auchArbeitnehmer haben ihre gegenseitigenPflichten zu erfüllen.

In Arbeitsverhältnissen sind die Be-schäftigten den Weisungen des Arbeitge-bers unterworfen. Durch das sogenannteDirektionsrecht kann dieser einseitig denInhalt, denOrt und die Zeit der Arbeit be-stimmen. Allerdings spielt sich dies nurim Rahmen der imArbeitsvertrag verein-barten konkreten Tätigkeit ab.

Meistens sind in einemArbeitsvertragdie entscheidendenVoraussetzungen gere-gelt. Dies gilt vor allem für diewöchentlicheArbeitszeit und die Höhe des Entgelts.Diese Bedingungen können nicht einseitiggeändert werden.

Änderungskündigung Ist der Arbeitneh-mer mit einer Änderung nicht einverstan-den, hat der Arbeitgeber die Möglichkeit,eineÄnderungskündigung auszusprechen,wenn er hierfür einen ausreichendenKün-digungsgrund hat. Dabei handelt es sichgenau genommen um zwei Erklärungen.Einerseits wird der Arbeitsvertrag in seinerbisherigen Form gekündigt. Gleichzeitigbekommt der Arbeitnehmer ein Angebotzum Abschluss eines neuen Arbeitsver-trags mit veränderten Bedingungen.

Es kommen drei Möglichkeiten inBetracht, auf eine Änderungskündigungzu reagieren:1. Die Annahme des Angebots: Das Ar-beitsverhältnis wird dann nach Ablauf derKündigungsfrist zu den geänderten Ver-tragsbedingungen fortgeführt.2. Die Ablehnung des Angebots: Der Be-schäftigte kann dann eine Kündigungs-

schutzklage beim Arbeitsgericht erheben.Streitgegenstand bei der gerichtlichenPrüfung der sozialen Rechtfertigung derKündigung ist die Beendigung des Ar-beitsverhältnisses unter Einbeziehung desabgelehnten Änderungsangebots.3. Um das Risiko einer Beendigung desBeschäftigungsverhältnisses zu vermei-den, kann das Angebot des Arbeitgebersunter dem Vorbehalt angenommen wer-den, »dass die Änderung der Arbeitsbe-dingungen nicht sozial ungerechtfertigtist«. Damit akzeptiert der Beschäftigte diegeänderten Arbeitsbedingungen zunächst,bis dieWirksamkeit der Änderungskündi-gung gerichtlich geklärt ist.

Der Vorbehalt muss innerhalb derKündigungsfrist, spätestens innerhalb vondrei Wochen nach Zugang der Kündigunggegenüber demArbeitgeber erklärtwerden.Innerhalb dieser Frist ist noch eine Ände-rungsschutzklage beim Arbeitsgerichteinzureichen. Dort wird darüber ent-schieden, ob es einen Rechtfertigungs-grund für die Änderung gegeben hat. DerBeschäftigte behält dann seine alte Stelleoder führt das Arbeitsverhältnis unter denneuen Bedingungen fort.

Keine vom Arbeitgeber geforderte Änderungdes Arbeitsverhältnisses sollte einfach sounterschrieben werden: weder Änderungskün-digungen noch ein »einvernehmlicher« Ände-rungsvertrag, noch eine sonstige Vereinba-rung. Betroffene Mitglieder sollten höflich, aberbestimmt um Bedenkzeit bitten und sich vonden Experten ihrer IG Metall vor Ort rechtlichberaten und Vereinbarungen überprüfen lassen.

Tipp

Page 23: metallzeitung - IG Metall - Gemeinsam für ein gutes Leben · Die Nazis haben die Gewerkschaf-ten am 2. Mai 1933 zerschlagen und verboten. Erst nach Kriegs-ende 1945 gründeten sich

23metallzeitungMai 2016

>Ferienjob

>ABFINDUNGENSteuerlich begünstigt auch beiAufteilung in zwei Beträge

Abfindungen sind steuerpflichtig.Unter be-stimmten Voraussetzungen gilt für sie aberein ermäßigter Steuersatz (nachParagraf 34Absatz 1 Einkommensteuergesetz). Nachständiger Rechtsprechung sind sie dannsteuerlich begünstigt, wenn die Gesamt-summe dem Steuerzahler oder der Steuer-zahlerin in einem Jahr zufließt. Wird sie inzwei Teilbeträgen in unterschiedlichen Jah-ren ausgezahlt, gilt der ermäßigte Steuersatzaber ausnahmsweise auch dann, wenn sichdie Beträge eindeutig in eine Haupt- undeine geringfügige Nebenleistung aufteilen.Eine Leistung ist geringfügig, wenn sieniedriger ist als die tarifliche Steuerbegüns-tigung, die der Betroffene für dieHauptleis-tung erhält. EineweitereVoraussetzung ist,dass die Höhe der Nebenleistung nichtmehr als zehn Prozent der Hauptleistungausmacht.

Bundesfinanzhof vom

13. Oktober 2015 – IX R 46/14

>ERWERBSMINDERUNGSRENTE

Krankengeld nach Umwandlungin Rente steuerpflichtig

Hat jemand Krankengeld bezogen undwird ihm nachträglich für diese Zeit eineErwerbsminderungsrente bewilligt, wirddas (grundsätzlich steuerfreie) Kranken-geld steuerrechtlich so behandelt, als seies eine (steuerpflichtige) Rente gewesen.Auch wenn Betroffene in einem Jahr nurKrankengeld erhalten haben, muss derTeil, der der Rentenhöhe entspricht, nach-träglich versteuert werden.

Bundesfinanzhof vom

9. Dezember 2015 – X R 30/14

>RATGEBER IDie Rechte von Geflüchteten

auf dem Arbeitsmarkt

Gewerkschaftenmachen sich stark für einesolidarische Flüchtlingspolitik. Der DGBhat vier arbeitsrechtliche Themen-Flyerentwickelt, die sich an Geflüchtete richten.Die zweisprachigen Faltblätter gibt es aufEnglisch/Deutsch, Französisch/Deutsch,Arabisch/Deutsch und Farsi/Deutsch. DerFlyer »Kein Lohn« erläutert, wie geleisteteArbeitsstunden zu dokumentieren sindund nicht bezahlter Lohn eingefordertwerden kann.Der Flyer »GesetzlicherMin-destlohn« erklärt, welcheRegeln beimMin-destlohn bestehen und wo Ausnahmenerlaubt sind.Der Flyer »Leiharbeit« erklärt,was ein Leiharbeitsverhältnis ist undwelcheRechte Beschäftigte haben. Der Flyer»Selbstständig« gibt Hinweise zum Schutzvor ungewollter Scheinselbstständigkeit.

dgb-bestellservice.deRSuche: Arbeitsrechtliche Informa-tion für Flüchtlinge

>RATGEBER IILohnsteuer-Grundbegriffe mit

Hinweisen für die Steuererklärung

Die DGB-Broschüre »Lohnsteuer-Grund-begriffe 2016 – Von A wie Altersent-lastungsbetrag bis Z wie zumutbareBelastung« ist einNachschlagewerk, das dieBegriffe des Lohnsteuerrechts erläutert. DerRatgeber enthält Tipps und Hilfen zumAusfüllen der Steuererklärung und erklärtdiewichtigsten steuerrechtlichenÄnderun-gen undwie sie sich auswirken. PDF unter:

dgb-bestellservice.deRSuche: DGB20027

Alleswas Recht ist

Mit Ferienjobs vor oder im Studium bessern Studie-renden ihremeist schlecht gefüllte Kasse auf. Viele Stu-dierende denken: Gewerkschaft, das ist was für Azubisund Beschäftigte, die festangestellt sind – nichts fürmich. Das ist ein großer Irrtum. Für Studierende lohntes sich, Mitglied der IGMetall zu sein – nicht nur wäh-rend der Ferienarbeit, sondern auch danach. Denn dieIG Metall bietet ihnen jede Menge Leistungen.

Dazu gehört nicht nur Rat und Hilfe bei allenFragen zur Ferienarbeit. Wer schon zu Beginn des Fe-rienjobs in die IG Metall eintritt, hat auch Anspruchauf die tariflichen Leistungen, die die IGMetall für dieBezahlung, Arbeitszeit, Urlaubstage und das Urlaubs-geld ausgehandelt hat.

Die IG Metall berät bei der Finanzierung des Stu-diums und bei Praktika. Seit Anfang dieses Jahres erhal-ten Studierende bei Prüfungsstreitigkeiten Rechtsschutzvon der IG Metall, wenn das weitere Studium oder dasExamen davon abhängt. Wie alle anderen Mitgliederkönnen sie Leistungen aus der Freizeitunfallversicherungoder in außerordentlichen Notfällen bekommen.

Studierende können zudem kostenfrei IG Metall-Seminare zum Berufseinstieg, zu Zeitmanagement undanderen Themen besuchen. Als Mitglieder erhalten siediemetallzeitung, der immer zum Semesterbeginn die»Schnittstelle« beiliegt, ein Infoheft speziell für Studie-rende und die ISIC-Card. ISIC steht für InternationalStudent Identity Card. Die Karte bietet StudierendenVergünstigungen bei Auslandsreisen, Unterkünften,Sprachkursen, Carsharing oder inOnlineshops,Museenund Theatern. Dazu gehört eine kostenloseHelpline beirechtlichen, gesundheitlichen oder sonstigenNotfällen.

Vor dem Start in den Beruf können sich Hoch-schulabsolventinnen und -absolventen bei der IGMetallüber Einstiegsgehälter undArbeitsverträge informieren.

Studierende in der IG Metall Studentinnen und Stu-denten zahlen in der IG Metall monatlich einen Mit-gliedsbeitrag von 2,05 Euro, wenn sie nicht regelmäßigdazuverdienen. Rund 35000 Studierende sind schonin der IG Metall.

Infos, Broschüren, nützliche Links zu Studium und Ferienjob:igmetall.de/ferienjob

Informationen rund ums Studium und Kontakte:hochschulinformationsbuero.de

Online Mitglied der IG Metall werden:igmetall.de/beitreten

Die Leistungen der IG Metallfür studierende Mitglieder

Page 24: metallzeitung - IG Metall - Gemeinsam für ein gutes Leben · Die Nazis haben die Gewerkschaf-ten am 2. Mai 1933 zerschlagen und verboten. Erst nach Kriegs-ende 1945 gründeten sich

großem solidarischem Einsatz von tarifgebun-denen und tariflosen Betrieben gehen. Es gilt:Mitgliederstärke und Aktionsfähigkeit müssenbetrieblich angegangen werden.

Heiße Phase nutzen Deshalb heißt es jetzt: mit-machen und neue Mitglieder für die IG Metallgewinnen. In der aktuellen Tarifrunde Metall-Elektro endete die Friedenspflicht am 28. Aprilum 24 Uhr und die ersten Warnstreiks laufen.

Viele Metallerinnen und Metaller nutzendie Aktionen, mit interessierten Kolleginnenund Kollegen ins Gespräch zu kommen und siefür die IG Metall zu begeistern.

Gute Argumente Für die einen ist es Ehrensa-che, Mitglied zu sein. Andere glauben, der Bei-tritt sei ein Karrierekiller. Manche wiederumwissen gar nicht, was sie von der IG Metallhaben.

JA,24

ich will!Mitglieder Rund 2,3 MillionenMenschen engagieren sich in derIG Metall für Gerechtigkeit und eineZukunft mit Perspektiven. Sie teilendie Ziele, Werte und Anliegen derIG Metall und machen sich in denBetrieben stark für ihre Gewerkschaft.Von Antonela Pelivan

n der diesjährigen Tarifrunde der Metall-und Elektroindustrie und den weiterenBranchenverhandlungen kommt es aufeine starke und aktionsfähige Mitglied-schaft an, die die Forderungen der IGMe-tall unterstützt. Denn je mehr Arbeitneh-merinnen und Arbeitnehmer in derIGMetall sind, desto mehr Druck kann sie

machen und desto bessere Tarifabschlüssedurchsetzen. Gute Tarifverträge und faire Ar-beitsbedingungen fallen nicht vomHimmel. Siemüssen immer wieder von vielen solidarisch er-kämpft und verhandelt werden. Dafür brauchtdie IG Metall jeden Einzelnen.

Wir für mehr Gerechtigkeit In dieser Tarif-runde geht es um mehr als eine verdiente Tarif-erhöhung. Es geht auch darum, mehr Beschäf-tigte der Metall- und Elektroindustrie in denTarifvertrag zu holen. Auch das wird nur mit

Gute Gründe für eine Mitgliedschaft liefert dersogenannte Spicker. Mit dem handlichen Nach-schlagewerk können Metallerinnen und Metal-ler das ganz Jahr über Kolleginnen und Kollegenfür die IGMetall begeistern. Auf den Karten fin-dest Du gute Argumente für Deine Gewerk-schaft. So kannst Du Dich schnell und einfachauf ein Gespräch mit Interessierten vorbereiten.

Das Basisset enthält 17 Karten und bietetauf einen Blick wichtige Informationen wie Zah-len und Fakten rund um die IGMetall und wel-che Leistungen sie ihren Mitgliedern bietet.Durch sein kleines Format passt der Spicker injede Jackentasche.

Neu sind die Spickerkarten zur TarifrundeMetall-Elektro. Sie liefern Argumente zur Ent-geltforderung, Kaufkraft, Preisentwicklung undErtragslage sowie zum Thema Tarifvertrag undTarifbindung.

Das Spicker-Basisset und die Karten zurTarifrunde könnt Ihr hier als PDF herunterladenoder kostenfrei bestellen:

igm-spicker.de

Dabei sein Einen bleibenden Eindruck hinter-lässt Dumit demMotivset »Dabei sein«. Es ent-hält 15 Karten mit plakativen Motiven undknackigen Botschaften sowie eine Beitrittser-klärung auf der Rückseite.

I

metallzeitungMai 2016

Page 25: metallzeitung - IG Metall - Gemeinsam für ein gutes Leben · Die Nazis haben die Gewerkschaf-ten am 2. Mai 1933 zerschlagen und verboten. Erst nach Kriegs-ende 1945 gründeten sich

metallzeitungMai 2016

25

Comic: IG Metall

Ausgefüllte Beitrittserklärungüber den IG Metall-Betriebsratoder direkt bei der IG Metallvor Ort abgeben.

Sobald das neue Mitgliedregistriert ist, erhältst Du perPost Deinen Gutscheincodezum Einlösen unter:

igmetall-gutschein.de

Wähle im Onlineportal unterigmetall-gutschein.de

oder im Fanshop der IG Metallunter igmetall-fanshop.deeinen Gutschein aus oderspende den Wert an eine ge-meinnützige Organisation.

2

3

4

Kolleginnen undKollegen ansprechenund neue Mitgliederfür die IG Metallgewinnen.

1

Neues Mitglied gewinnen. Gutschein erhalten!

Das Motivset soll ansprechen und Dich dabeiunterstützen, auf Deine Kolleginnen und Kolle-gen zuzugehen – originell und individuell.

Passgenaue Botschaften Die bebilderten Bot-schaften geben die aktuellen gewerkschaftli-chen, betrieblichen und politischen Themen der

IGMetall wieder und lassen sich deshalb zu vie-len betrieblichen und außerbetrieblichen An-lässen einsetzen.

Ihr könnt die Botschaftskarten und Bilderhier anschauen, als PDF herunterladen oder kos-tenfrei bestellen (nur solange der Vorrat reicht).

praxistipps-igmetall.de/dabeisein

Gewerkschaftliches Engage-ment und die Werbung vonMitgliedern im Betrieb ist einGrundrecht nach Artikel 9Grundgesetz. Vorausgesetzt,Ihr stört keine Betriebsabläufe.

Mehr Wissen

Noch mehr Material für dieMitgliederansprache und vieleBeispiele aus der Praxis findetIhr hier:

praxistipps-igmetall.de

Tipp

Du hast mit originellen Ideenneue Mitglieder für die IG Me-tall gewinnen können? Dann er-zähle uns Deine Geschichteund schreibe an:

[email protected]

Mach mit!

Werbeaktion 2016 Das Engagement allerWerberinnen und Werber wird die IG Metallauch in diesem Jahr anerkennen und wert-schätzen.

Deshalb bedankt sie sich für jedesneue Mitglied, das Du bis 31. Dezember2016 für die IG Metall gewinnst, mit einemGutschein Deiner Wahl.

Sommeraktion Und wer zwischen dem1. Mai und 31. Juli 2016 zwei neue Mitglie-der gewinnt, erhält die Original-IG Metall-Grillschürze für die perfekte Grillparty mitFamilie und Freunden. Die Auflage ist limi-tiert, deshalb gleich mitmachen.

Alle Informationen rund um die Wer-beaktion 2016 und das Sommerspecial fin-dest Du auf der IG Metall-Internetseite:

team-verstärken.de

Page 26: metallzeitung - IG Metall - Gemeinsam für ein gutes Leben · Die Nazis haben die Gewerkschaf-ten am 2. Mai 1933 zerschlagen und verboten. Erst nach Kriegs-ende 1945 gründeten sich

Jobbörse als App

Die Suchmaschine der Ar-beitsagentur »Jobbörse«gibt es auch als kostenloseApp für iOS- und An-droid-Geräte. Mit der Appkönnen die Nutzer Ar-beits- und Ausbildungs-stellen über Volltext oderMenü suchen. In den Ein-stellungen (Zahnradsym-bol) lassen sich unter an-derem Branche, Ort mitUmkreis und Angebotsart(Arbeit oder Ausbildung)dauerhaft speichern.

App Store: JobbörsePlay Store: Jobbörse

Hilfe fürAnalphabeten

7,5 Millionen Erwachsenein Deutschland könnennicht richtig lesen undschreiben. Deshalb hatdie Bundesregierung eineKampagne zur Alphabeti-sierung gestartet. Der Bun-desverband Alphabetisie-rung und Grundbildungberät Analphabeten zuKursen vor Ort – anonymund kostenlos. Das »Alfa-Telefon« ist erreichbar unter:

0800 53 33 44 55Webseite mit Kursfinder:

alfa-telefon.de

Bildungsurlaubnehmen

In fast allen Bundesländernhaben Arbeitnehmer einenAnspruch auf fünf Tage Bil-dungsurlaub im Jahr. Wäh-rend der Bildungsfreistel-lung zahlt der Arbeitgeberweiter Lohn. Die Kursemüssen nach den Bildungs-urlaubsgesetzen der Länderanerkannt sein. Keinen Bil-dungsurlaub gibt es bisherin Bayern und Sachsen.Beratung beim Betriebsratund der IGMetall vor Ort.

igmetall.de/

bildungsurlaub

metallzeitungMai 2016

26

Arbeitunter Spannung

Elektriker und Elektroinstallateuregibt es nicht mehr als Ausbildungs-beruf. Sie heißen jetzt Elektroniker.Zurzeit erlernen den Beruf rund35000 Auszubildende. Davon sindnur 576 Frauen – gut 1,6 Prozent.

Die Auszubildenden könnenzwischen drei Fachrichtungen wäh-len. Wer sich auf Automatisierungs-technik spezialisiert, betreut späterAnlagen wieMaschinen, Verkehrs-leit- oderHeizungssysteme.Wer sichfür Informations- und Telekommu-nikationstechnik entschieden hat,kümmert sich um Datenübertra-gungstechnik wie Alarm-, Überwa-chungs- oder Telefonanlagen.

Die meisten Azubis, derzeit rund32400, werden aber in der Fachrich-tung Energie- und Gebäudetechnikausgebildet. Nach der Ausbildungmontieren sie zum Beispiel Siche-rungen und Anschlüsse für Wasch-maschinen und Herde, die Elektrikund Steuerungssysteme für Heizun-gen, Klima- und Blitzschutzanlagenoder für Beleuchtungen, Fernsehen,Telefon und Computer. Bei War-tungsarbeiten prüfen sie elektrischeAnlagen, ermitteln Ursachen vonStörungen und beheben sie. Be-schäftigt sind sie meist im Hand-werk oder in Dienstleistungsbetrie-ben für Gebäudemanagement.

Im ersten Jahr ist die Ausbildungfür alle Fachrichtungen gleich. Abdem zweiten Jahr trennen sich dieWege. Die Ausbildung dauert drei-einhalb Jahre. Es ist kein bestimm-ter Schulabschluss erforderlich. Diemeisten Jugendlichen, die denBeruf lernen, haben mittlere Reifeoder Hauptschulabschluss.

Perspektiven Elektroniker sindgefragt. Sie stehen seit 2013 bei derBundesagentur für Arbeit auf derListe der Engpassberufe. Es gibtmehr Angebote als Bewerberinnenund Bewerber. Das gilt sowohl fürdie ausgebildeten Fachleute als

Eine junge Auszubildende will Elek-tronikerin werden. Frauen, die die-sen Beruf spannend finden, sind

aber noch die absolute Ausnahme.

Foto:JHRS/pantherm

edia.net

Elektroniker Wer Elektronikerin oder Elektroni-ker werden will, hat sehr gute Chancen, einen Aus-bildungsplatz und danach einen Arbeitsplatz zufinden. Die Fachleute für alles, was mit Elektrikzu tun hat, sind zurzeit sehr gefragt.

Fertig mit dem Studium und nunauf Jobsuche? Wie viel Geld kannich verlangen? Was muss ich beimArbeitsvertrag beachten? Im Stu-dium erfährtman dazumeist nichts.

Die IG Metall bietet RatgeberundBroschüren zumBerufseinstieg,Seminare und Vorträge auf Studie-rendenmessen. Zudem beraten dieIGMetall-Geschäftsstellen zum Be-rufseinstieg und prüfen Arbeitsver-träge. Die IGMetall ermittelt zudem

regelmäßig die Höhe der Einstiegs-gehälter. In Betrieben ohne Tarifverdienen Absolventen der Wirt-schaftswissenschaften im Schnitt42 445 Euro im Jahr, Ingenieure47467 Euro. Mit Tarifvertrag gibtes deutlich mehr: 49 938 Euro(Wirtschaftswissenschaftler) und51623 Euro (Ingenieure).Ratgeber und Beratung vor Ort:

igmetall-jugend.deRUnser Service

Vom Studium in den ersten Job

Page 27: metallzeitung - IG Metall - Gemeinsam für ein gutes Leben · Die Nazis haben die Gewerkschaf-ten am 2. Mai 1933 zerschlagen und verboten. Erst nach Kriegs-ende 1945 gründeten sich

metallzeitungMai 2016

27

auch für Lehrstellensuchende. 2015meldeten Firmen den Arbeitsagen-turen in der Fachrichtung Energie-und Gebäudetechnik 17300 freieAusbildungsplätze, davon konnten1100 bis September nicht besetztwerden.

Einkommen Bei der Ausbildungs-vergütung gibt es beträchtliche Un-terschiede. Während nicht tarifge-bundene Handwerksbetriebe imersten Ausbildungsjahr mitunterweniger als 400 Euro zahlen, be-kommenAzubis in tarifgebundenenBetrieben in Nordrhein-Westfalenab August 600 Euro im Monat. Im

vierten Jahr erhalten sie nach demvon der IG Metall durchgesetztenTarif 750 Euro, in nicht tarifgebun-denen auch schon mal weniger als450 Euro. Ausgelernte erhalten nachTarif in NRW ab Juli 2091 Eurobrutto, wenn sie eingearbeitet sind:2216 bis 2585 Euro.

Aufstieg Elektroniker der Energie-und Gebäudetechnik, die aufstei-gen wollen, können sich unter an-derem zumElektrotechnikermeister,Techniker, Ausbilder oder Techni-schen Fachwirt weiterbilden oderElektrotechnik studieren.

[email protected]

Foto:PhovoiR./pantherm

edia.net

Experten von IG Metall, Verdi undArbeitgebern ordnen Berufsbilderund Ausbildungsrahmenpläne derIT-Berufe neu. Dazu gehören dieBerufe Fachinformatiker, IT-Sys-tem-Elektroniker, IT-System-Kauf-mann und Informatikkaufmann.

Vor der Neuordnung wollendie Experten von IT-Fachkräftenwissen, wie sie die derzeitigen undkünftigen Anforderungen im Be-trieb einschätzen. Das Bundesinsti-

tut für Berufsbildung (BiBB), das dieNeuordnung koordiniert, hat dazueine Onlinebefragung geschaltet:

uzbonn.de/it-berufe-aktuell

Die Gestaltung vonAusbildungsbe-rufen ist generell Sache der Gewerk-schaften und Arbeitgeber, die dazuExperten aus Betrieben heranziehen:Fach- und Führungskräfte, Ausbil-der, Betriebsräte sowie Jugend- undAuszubildendenvertreter.

IT-Fachkräfte gefragt bei Neuordnung Jobbörse fürGeflüchtete

Die Ausbildungs- und Arbeitsplatz-börse »Workeer« richtet sich speziellan Geflüchtete. Die Stellenangeboteauf der Internetplattform sind vonArbeitgebern, die ausdrücklich auchGeflüchteten eine Chance geben.»Workeer« passt sich automatisch anmobile Endgeräte an. Derzeit stehtdie Seite nur auf Deutsch zur Verfü-gung, weitere Sprachen sind geplant.

workeer.de

Besser zur PrüfungWorauf achten Prüfer in

der Aus- und Fortbildung?

Ute Schmoldt-Ritter: Wirerwarten, dass die Prüflingewissen, was auf sie zu-kommt und selbst die In-itiative ergreifen. Sie solltendie Prüfungsordnung ihresBerufs und die Anforde-rungen kennen. Es gibt

Fortbildungsprüflinge, dieeine Hausarbeit einreichen,wo ein konkretes Projektmit Zielsetzung gefragt ist.

Wie können Azubis die

Initiative ergreifen?

Schmoldt-Ritter: Damusssie natürlich der Ausbilderunterstützen. Aber die Azu-bis sollten nicht warten,sondern früh überlegen,

etwa welchen betrieblichenAuftrag sie für die Prüfungmachen:Weise ich damitwirklich ganzheitliche be-rufliche Kompetenz nach?Wichtig ist, sich zur Vorbe-reitung alte Prüfungen zubesorgen, beim Ausbilderoder von den Berufsschul-lehrern. Die PAL bietet

zudemMusteraufgaben an.

Wie bereite ich mich auf die

Prüfungssituation vor?

Schmoldt-Ritter: Am bes-ten im Rollenspiel durchNachstellen des Fachge-sprächs mit Kollegen. Ichhabe mit meinen Azubisimmer Generalproben

durchgeführt. So lässt sichdas Prüfungsergebnis ameffektivsten verbessern.

Ute Schmoldt-Ritter istseit fast 40 Jahren Ausbil-derin und Prüferin für

technische Zeichner, Pro-duktdesigner, Systempla-ner und Berufspädagogen.

Foto:IG

Metall

Weitere Informationen über den Berufgibt es auf der Homepage der Bundes-agentur für Arbeit:

berufenet.arbeitsagentur.de/RSuchbegriff: Elektroniker

und unter:ausbildung.de

Mehr Wissen

Page 28: metallzeitung - IG Metall - Gemeinsam für ein gutes Leben · Die Nazis haben die Gewerkschaf-ten am 2. Mai 1933 zerschlagen und verboten. Erst nach Kriegs-ende 1945 gründeten sich

metallzeitungMai 2016

30

Kari

katu

r:An

dré

Polo

czek

Page 29: metallzeitung - IG Metall - Gemeinsam für ein gutes Leben · Die Nazis haben die Gewerkschaf-ten am 2. Mai 1933 zerschlagen und verboten. Erst nach Kriegs-ende 1945 gründeten sich

>IMPRESSUM

Herausgeber:

Jörg Hofmann,

Christiane Benner,

Jürgen Kerner

Anschrift:

Redaktion metallzeitung

Wilhelm-Leuschner-Straße 79,

60329 Frankfurt am Main

Redaktionsleiterin:

Susanne Rohmund

(verantw. i. S. d. P.)

Chefredakteurin:

Susanne Rohmund

Chefin vom Dienst:

Fabienne Melzer

Redaktion:

Jan Chaberny,

Dirk Erb, Sylvia Koppelberg,

Antonela Pelivan

Gestaltung:

Gudrun Wichelhaus-Decher

Bildredaktion:

Michael Schinke

Sekretariat: Beate Albrecht,

Marion Brunsfeld

igmetall.de/metallzeitung

Angebot für Sehbehinderte:

metallzeitung gibt es auch als

Word- oder PDF-Datei:

[email protected]

Vertrieb:

Thomas Köhler

Telefon: 069 6693-2224

Fax: 069 6693-2538

[email protected]

Anzeigen:

Petra Wedel, Zweiplus

Medienagentur,

Pallaswiesenstraße 109,

64293 Darmstadt

[email protected]

Druck und Versand:

apm AG, Darmstadt

Papier:

metallzeitung erscheint

monatlich. Für Mitglieder der

IG Metall ist der Bezug im

Beitrag enthalten. Das Papier,

auf dem die metallzeitung

gedruckt wird, besteht zu

70 Prozent aus Altpapier und

zu 30 Prozent aus FSC- und

PEFC-zertifiziertem Holz, das

aus nachhaltiger Waldbewirt-

schaftung in Süddeutschland

und in der Schweiz stammt.

>FÜR MITGLIEDER IM INTERNETMehr Mitglieder, mehr Gerechtig-keit, mehr Tarif: Jetzt die Tarifrundenutzen und Mitglieder gewinnen.Gute Argumente gibt es hier:

igmetall.de/spickerkarten

>EM-PLANER FÜR MITGLIEDERFußball-Europameisterschaft: Mitdem IG Metall-EM-Planer kein Spielverpassen und den Überblick be-halten. Mehr unter:

igmetall.de/em-planer

>DEINE GESCHÄFTSSTELLEHier findest Du DeineIG Metall-Geschäftsstelle:

igmetall.de/vor-ort

>HIER WIRST DU MITGLIEDHier kannst Du Mitgliedwerden:

igmetall.de/beitreten

>LESERTELEFON

0800 4463825Montag bis Freitag:9 bis 16 Uhr (gebührenfrei)Fax: 069 6693-2002

[email protected]

>LESERBRIEFEDie Redaktion behält sich vor,Leserbriefe zu kürzen, um möglichstviele Mitglieder zu Wort kommenzu lassen. Es ist leider nicht möglich,alle Zuschriften abzudrucken.Leserbriefe geben nicht die Meinungder Redaktion wieder.

Wie sind die Zahlen in die leeren Kreiseeinzusetzen, damit sie in jeder Reihezusammengerechnet 38 ergeben?

Schickt als Lösung die Summe der drei Zahlenin den schwarzen Kreisen ein.

Kreisrechnen

234668182327

Krei

srec

hnen

:rae

tsel

stun

de.c

om

Die Preiseim Mai

Erster Preis:

eine Tasche für

Vertrauensleute

inklusive USB-Stick,

Thermo- und Kaffee-

becher und vieles mehr

Zweiter Preis:

ein Zippo-Feuerzeug

Dritter Preis:

ein Maniküreset im Etui

EinsendenBitte die Summe

bis 24. Mai 2016

unter Angabe von

Vor-, Nachnamen

und Adresse auf

eine Karte schreiben

und per Post an:

Redaktion

metallzeitung,

Preisrätsel, 60244

Frankfurt am Main.

Oder per E-Mail an:

[email protected]

metallzeitungMai 2016

31