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1 missionszentrale der franziskaner e.V. Zukunfsträchtige Investmentkultur – Future-oriented investment culture

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missionszentrale der franziskaner e.V.

Zukunfsträchtige Investmentkultur –

Future-oriented investment culture

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Impressum Heft 120, Dezember 2020

Herausgeber: Missionszentrale der Franziskaner e.V.V.i.S.d.P.: P. Matthias Maier OFM

ISSN: 1618-9264

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Inhaltsverzeichnis Seite

Vorwort 5

In das Gemeinwohl investieren:Die Sozialpflichtigkeit von Eigentum als Grundlage fu r die ethisch-nachhaltige GeldanlageKlaus Gabriel 6

Nachhaltigkeit und Religion 14Johannes B. Freyer ofm

Kirchliche Investmentkultur aus evangelischer Perspektive: Wandel – Werte – Wirkung 21Karin Bassler

Kirchliche Investmentkultur aus katholischer Perspektive: Werte – Wirkung und Wandel 31Johannes B. Freyer ofm

Fur sozialen Wert investieren: Franziskanische philosophische Grundlagen fu r eineintegrative Wirtschaft 41Keith Douglass Warner, ofm

Kann es ein richtiges System im falschen geben? 53Stefan Federbusch ofm

Prozess der Bewertung: Vom Frankfurt-Hohenheimer Leitfaden zum Nachhaltigkeitsrating 60Claudia Döpfner

Nachhaltiges Investieren – Ein Bericht aus der Praxis am Beispiel des Aktien-Publikumsfonds terrAssisi Aktien I AMI 67Sebastian Riefe

Vielfalt als Prinzip 71Gesa Vögele

Foreword 82

Investing in the common good: The social responsibility of property as the basis for ethical and sustainable investments 83Klaus Gabriel

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Seite

Sustainability and religion 90Johannes B. Freyer OFM

Church investment culture from a Protestant perspective: change – values – effect 96Karin Bassler

Church investment culture from Catholic perspectives: values – impact and change 106Johannes B. Freyer OFM

Investing For Social Value: Franciscan Philosophical Foundations for an InclusiveEconomy 115Keith Douglass Warner, OFM

Can there be a right system within the wrong system? 126Stefan Federbusch OFM

The Rating Process: From the Frankfurt-Hohenheim Guidelines to sustainability rating 133Claudia Döpfner

Sustainable investment – A practice report based on the example of the mutual fund terrAssisi Aktien I AMI 139Sebastian Riefe

Diversity as a Principle 143Gesa Vögele

Autoren 152

Bisher erschienene Titel der Grünen Reihe 154

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Kein Geschehnis hat die Welt seit demzweiten Weltkrieg so sehr in Unruhe, Ängsteund Auseinandersetzungen versetzt wie diealle Länder betreffende Corona-Pandemie.Was kaum einer wahrhaben wollte hat sichrasant global ausgebreitet. Ein Virus stelltder sich für überlegend haltendenMenschheit ihre Schwäche vor Augen undzerrt die Verwundbarkeit und Sterblichkeitder Menschen ins Licht der Öffentlichkeit.Die Natur lehrt uns Menschen jetztschmerzlich, dass sie doch stärker ist alsunsere Illusion des Alles-Machbaren undunser Glaube an den ewigen Fortschritt. Der Virus bringt das ‚Wirtschafts-Dogma‘von der notwendigen fortschreitendenGewinnsteigerung zu Fall, mit verheerendenKonsequenzen. Es zeigt sich, dass der Welteine Wirtschafts- und Fortschrittsdoktrinaufgezwungen wurde, die jetzt, angesichtsdes Virus nicht Stand hält. Die FataMorgana des Wohlstands war auf Sandgebaut.

In diesen Wochen, vielleicht für Monate,wird den Menschen auf der ganzen Welteine ‚Fastenzeit‘ aufgezwungen, ob siewollen oder nicht. Einreisebeschränkungen,Schließungen von Schulen, Kindergärtenund nicht unbedingt lebensnotwendigerGeschäfte. Der Corona-Virus zwingt zumVerzicht auf Vergnügen, Konsum und freieBewegung. ‚Social Distance’ undQuarantäne sind gefordert. Noch schlimmer,der Virus gefährdet Arbeitsplätze undverstärkt die sozialen Ungerechtigkeiten inder Welt. Das alles macht vielen MenschenAngst und es zerstört Vertrauen in diePolitik und die Institutionen. Unsicherheitbreitet sich aus und je länger die

Antimaßnahmen dauern wachsen dieWiderstände derjenigen, denen es nur umdie eigenen Freiheitsrechte, den eigenenVorteil geht. Schuldige werden gesucht, alteFeindbilder werden wieder mobilisiert undda es auf die komplexe Situation keineeinfachen Antworten gibt werden Fake-news und Verschwörungstheorien verbreitet.Die Unvernunft verbindet rechte Populistenmit linken Ideologen und religiösenHardlinern. In dieser Situation ist Geduld,Verstand und Wahrhaftigkeit gefragt. Denndie globale Corona-Pandemie braucht nichtnur Schreckgespenst und Ursache von‚Lock-downs’ zu sein, sie kann auchStimulus werden, um innovative Optionenfür eine Neuausrichtung des Kapitalmarkteszu wagen.

Diese 120 Ausgabe der ‚Grünen Reihe‘ willKriterien für eine solche Neuorientierungentwickeln. Der Boden dafür ist durch dieNachhaltigkeitsdebatte schon vor demAusbruch der globalen Pandemie bereitetworden. Gerade jetzt aber angesichts desVirus, der die Welt im Griff hat, ist dasThema des nachhaltigen Investierensaktueller denn je. Wie schon zu beginn derWirtschaftslehre kommt auch jetzt wiederdie Ethik und die Moralphilosophie, sowiedie Theologie ins Gespräch und kannOrientierung anbieten. Gerade dieFranziskanische Tradition mit ihrer700jährigen Wirtschaftsphilosophie undEthik des Marktes mag in der Frage nachzukunftsträchtigem Investieren einennachhaltigen Beitrag leisten.

Die Redaktion

Vorwort

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Der für den Titel dieser Publikation ver-wendete Begriff der „zukunftsträchtigen In-vestmentkultur“ wirft schnell die Frage auf,was mit „zukunftsträchtig“ in Bezug auf dieInvestmentkultur eigentlich gemeint seinkann. Einerseits wird mit der Verwendungdes Adjektivs „zukunftsträchtig“ der Unter-schied zu einer allgemeinen oder eben nichtzukunftsträchtigen Investmentkultur her-vorgehoben – was deutlich macht, dass esauch eine Investmentkultur gibt, die eineBelastung für die Zukunft bedeutet und vonder man sich abgrenzen möchte. Anderer-seits bleibt zu fragen, was man unter demWort „zukunftsträchtig“ an sich denn genauversteht. Mit einer zugespitzten ökonomi-schen Sichtweise ließe sich argumentieren,zukunftsträchtig bedeutet bei einem Invest-ment, dass es langfristig finanziell rentabelist bzw. möglichst lange möglichst hoheRenditen abwirft. Wenn man die Welt je-doch nicht durch die Brille eines Betriebs-wirts, sondern als den Gestaltungsraum fürdie Ermöglichung eines guten Lebens für al-le versteht, innerhalb dessen die ökonomi-sche Nützlichkeitserwägung zwar einewichtige, aber bei weitem nicht die einzigeGrundlage für unsere Entscheidungen undHandlungen darstellt, erweitert sich derSinnhorizont des Zukunftsträchtigen signi-fikant. Dann geht es um viel mehr, nämlichum die Sicherung der Grundlagen unsererglobalen Lebensfähigkeit sowohl in sozial-

ge sellschaftlicher als auch in ökologischerHinsicht.

Zukunftsträchtig ist eine Investmentkulturalso dann, wenn bei der Geldanlage nebeneiner ökonomischen auch soziale und öko-logische Zielsetzungen verfolgt werden. Umes deutlich zu sagen: Bei einem zukunfts-trächtigen Investment ist die Generierung ei-ner Finanzrendite moralisch nur dann zurechtfertigen, wenn dabei die ökologischeund soziale Zukunftsfähigkeit auf globalerEbene nicht aufs Spiel gesetzt wird. Genau-genommen sind dann mit einer „zukunfts-trächtigen Investmentkultur“ Entschei-dungs- und Handlungsmuster gemeint, diebereits auf der Idee einer lebenswerten Weltaufbauen. Wenn wir also zukunftsträchtiginvestieren, sind die Prinzipien und Zielset-zungen unserer Investmenthandlung daraufhingerichtet, eine Welt zu ermöglichen, inder ein gutes Leben für alle Realität werdenkann.

Eine solche Idee des Zukunftsträchtigen er-gibt sich nicht von selbst. Sie entwickeltesich über die Zeit und im Kontext eineschristlich-humanistischen Menschenbildes,in dessen Zentrum die Vorstellung eines Le-bens in Fülle und Würde steht. Vor dem Hin-tergrund der virtuellen Verkürzung geogra-fischer Distanzen (global village), rasantertechnologischer Entwicklungen und zahlrei-cher gesellschaftlicher und ökologischerHerausforderungen, die vor nationalen

In das Gemeinwohl investieren:

Die Sozialpflichtigkeit von

Eigentum als Grundlage für die

ethisch-nachhaltige Geldanlage Klaus Gabriel

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Grenzen nicht haltmachen, kommt es heutedarauf an, unser Handeln so auszurichten,dass Zukunft gelingt.

Auch nur die wichtigsten Aspekte und Sta-tionen des Diskurses zur Verantwortung ge-genüber zukünftigen Generationen zu nen-nen, würde ohne weiteres ein Buch füllenund den Rahmen dieses Beitrags jedenfallssprengen. Ich möchte mich deshalb in mei-nen weiteren Ausführungen auf ein Themakonzentrieren, das einerseits eng mit derVerantwortung gegenüber Gesellschaft undUmwelt zusammenhängt, das im allgemei-nen Diskurs über ethisch-nachhaltige Geld-anlagen aber oft zu kurz kommt. Es geht umdas Konzept der Sozialpflichtigkeit von Ei-gentum. Ein grundlegendes Verständnis da-zu ist wichtig, um die ethisch-nachhaltigeGeldanlage umfassend zu verstehen und ei-ne zukunftsträchtige Investmentkultur zuetablieren.

Eigentum: Grundzüge einer theologisch-philosophischen Debatte

In der christlichen Sozialverkündigungnimmt die Sozialpflichtigkeit von Eigentumeinen hohen Stellenwert ein. Verhaftet imrömischen Rechtsverständnis hat der Begriffdes Eigentums vor dem Hintergrund deschristlichen Schöpfungsverständnisses einewesentliche Umdeutung erfahren. Demnachist Gott der ursprüngliche und eigentlicheEigentümer aller Sachen, ihm gehören „derHimmel, der Himmel über den Himmeln,die Erde und alles, was auf ihr lebt“ (Dtn10,14). Die Menschen bekommen von Gottdie Herrschaft über die Erde übertragen, siesollen über die Erde „herrschen“.

Dieser Herrschaftsauftrag (dominum terrae,Gen 2,15) wurde in der Geschichte des Chri-stentums häufig missverstanden und oft alsFreibrief für Ausbeutung und Unterwerfungverwendet. Dabei war – richtig verstanden– mit diesem Herrschaftsauftrag ein doppel-ter Auftrag gegenüber der Schöpfung ver-bunden: nämlich sowohl das Schützen undBehüten als auch das Bebauen und Gestal-ten im Sinne einer kreativen Weltgestaltung.Dieses Herrschafts- und Nutzungsrecht warzudem nie absolut gedacht, sondern stets anden Willen Gottes im Sinne eines verant-wortlichen Schöpfungsumgangs rückgebun-den. Diese Übertragung des Herrschafts-und Nutzungsrechtes ist auch nicht als indi-viduell-eigentumsmäßige Zuweisung derErdengüter gedacht, sondern Ausdruck ei-ner universell-menschlichen Widmung derGüter. Nach christlichem Verständnis wer-den die Erdengüter also nicht einfach durchdie Anzahl der Erdenbewohner geteilt – siesind der Menschheit als solchen gesamthaftgewidmet.1 Darüber, wie die universell-menschliche Widmung der Erdengüter in der Praxis gelebt werden kann, wird seitjeher in den Sozial- und Wirt schaftswissen-schaften diskutiert und auch gestritten.

Interessanterweise gibt es sowohl in dergriechischen Klassik als auch in der christ-lich-biblischen Tradition eine gewisse Skep-sis gegenüber der Anhäufung von Besitzund Reichtum. Die Besitzlosigkeit wurdesogar zum Ideal erhoben – man denke etwaan den Heiligen Franziskus. Ein erster Ver-such in der Interpretation und Begründungvon Eigentum in der Antike findet sich inder von Cicero entwickelten Okkupations-theorie, wonach Eigentum durch die bloßeAneignung der ursprünglich im Gemeinbe-

1 Gabriel Klaus, Nachhaltigkeit am Finanzmarkt. Mit ökologisch und sozial verantwortlichen Geldanlagen die Wirtschaft gestalten, München2007, 45-49.

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sitz befindlichen Güter legitimiert wird.2 Ei-ne daraus folgende Eigentumsordnung be-inhaltet neben verschiedenen Rechten aberauch die Pflicht, das Eigentum zum ge-meinsamen Nutzen zu gebrauchen. Das Ei-gentum ist also kein absolutes, sondern ei-nes, das seine Letztbestimmung im Nutzenfür die Gemeinschaft hat. Im frühen Chri-stentum teilte man die Idee, dass die Güterder Erde von Natur aus allen gehören, dieprivate Aneignung hingegen erachtete manals unrechtmäßig weil gegen den WillenGottes gerichtet. Die Kirchenväter betontenimmer wieder, dass der Überfluss der Rei-chen auf der widerrechtlichen Aneignungdes Güteranteils der Armen beruht und dassdamit die Idee einer gemeinsamen Nutzungder Güter konterkariert wird.3 Die Kirchen-väter lehnten das private Eigentum nicht ab,forderten aber die gemeinwohlorientierteNutzung dieser Güter ein. Ohne es als sol-ches explizit zu benennen, sprach man hieralso bereits von der Sozialpflichtigkeit desEigentums.

Darauf aufbauend stützt sich auch die Argu-mentation von Thomas von Aquin (1225-1274), einem der berühmtesten Denker desMittelalters. Dass er die Fragen des Eigen-tums in seinem umfassenden Gesamtwerkim Rahmen seiner Erörterungen von Dieb-stahl und Raub behandelte, unterstreicht ein-mal mehr, dass die Einstellung des Chri-stentums gegenüber Reichtum und Besitzeine überwiegend negative war. Bezüglichder Frage, ob ein einzelner Mensch eine Sa-che alleine besitzen darf, antwortet Thomasjedoch pragmatisch: Zwar gehören die Gü-ter der Erde allen, doch kann es durchaus

Sinn machen, wenn einzelne Güter im pri-vaten Besitz einzelner Menschen sind –nämlich dann, wenn damit eine bessere Ver-wendung der Güter zum Wohle der Gesamt-heit der Menschen einhergeht. Für Thomassprechen vor allem drei Gründe für den pri-vaten Besitz und damit für das Eigentum:Erstens kümmert man sich mehr um Dinge,die einem alleine gehören, als um Dinge, dievielen oder allen gehören. Der Schutz unddie sorgsame Handhabung der Güter sinddamit besser gewährleistet. Zweitens hat diepersönliche Zuständigkeit für einzelne Güterzur Folge, dass die Aufgaben, Pflichten undRechten bezüglich dieser Dinge geordnetsind und Chaos vermieden wird. Und drit-tens vertritt Thomas die Ansicht, dass derprivate Besitz von Gütern auch dazu dienenkann, den Frieden zwischen den Menschenzu bewahren, wenn jeder Mensch über seineigenes Eigentum verfügt und damit zufrie-den ist. Thomas geht also davon aus, dassdie Güter der Erde zu allererst Gott selbstgehören und die Menschheit insgesamt einRecht zur Nutzung dieser Güter hat. PrivatesEigentum wird als zweckmäßig angesehen,weil damit eine bessere, sorgsamere undman könnte sagen effizientere Nutzung derGüter möglich wird, was dann wieder allenMenschen zugutekommt und das Gemein-wohl fördert. Das private Eigentum ist rech-tens, aber an das Gemeinwohl rückgebun-den.

In der Neuzeit, dem Zeitalter der Aufklä-rung, geriet diese Gemein wohlkomponentedes Eigentums zwar nicht in Vergessenheit,es trat aber eine weitere Komponente hinzu,die von diesem Zeitpunkt und bis heute zu

2 Eine ausführliche Behandlung des theologisch-philosophischen Diskurses zu Eigentum findet sich in: Christian Kirchner, Wandlung imVerständnis und Begründung von Eigentum und Eigentumsordnung, in: Korff Wilhelm u.a. (Hg), Handbuch der Wirtschaftsethik, Band 1.1, 50-87.

3 Vgl. Ambrosius von Mailand (+397), Basilius der Große (330-379) und Johannes Chrysostomus (344/349-407).

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einem bestimmenden Thema wurde - näm-lich das Streben nach individueller Freiheit.Das wirtschaftlich immer bedeutsamere unddaher gegenüber Adel und Klerus selbst be-wusster auftretende Bürgertum pochte zu-nehmend auf politische Grundrechte undinsbesondere auf Freiheitsrechte. Für die Si-cherung individueller Freiheits rechte ge-genüber der Willkür der Obrigkeit erlangtendie wirtschaftliche Unab hängigkeit und da-mit das Recht auf persönliches Eigentum ei-ne zentrale Bedeutung.

Insbesondere Thomas Hobbes (1588-1679)und John Locke (1632-1704) betonten dieBedeutung von Eigentum bzw. die Wichtig-keit von Eigentumsrechten zur Durchset-zung individueller Freiheitsrechte. HobbesLeviathan – jener auf der Grundlage einesGesellschaftsvertrages autorisierte, absolu-tistisch regierende Souverän, der eine staat-liche Rechtsordnung zur Konstituierung vonEigentum erlässt – rückt quasi an die StelleGottes als uneingeschränkter Eigentümer al-ler Erdengüter und weist den Bürgern Ei-gentumsrechte zu, womit das private Eigen-tum der Bürger genaugenommen lediglichein vom Souverän gewährtes Nutzungsrechtdarstellt. Doch wer garantiert, dass dieserLeviathan nicht wie schon zuvor andere Für-sten und Könige ebenso seine Macht miss-braucht und sich am Besitz der Bürger ver-greift? Für John Locke ist staatliche Herr-schaft deshalb nur zulässig, wenn diese denSchutz der bürgerlichen Eigen tumsrechtezur vordringlichen Aufgabe hat. Das priva-te Eigentumsrecht erhält bei ihm eine men-schenrechtliche Qualität in der Form einesFreiheitsrechtes, das als absolutes Recht so-gar dem positiven Recht des Staates vorge-ordnet ist. Das Eigentum nimmt damit sei-nen Ausgang beim Individuum, was bedeu-tet, dass das Eigentum als „Extension“, alsErweiterung der Person gedacht wird. Ein

Angriff gegen mein Eigentum ist gleichsamein Angriff gegen mich selbst. Der Schutzdes Eigentums – sowohl des eigenen, alsauch des anderen – hat von daher hohe Prio-rität. Es ist daher die Aufgabe des Staates,privates Eigentum zu schützen, auch vorEnteignung durch den Staat selbst. Damitwird die Freiheitskomponente des Eigen-tums bestimmend.

Dass eine solche Konzeption aber auch zuimmer mehr Ungleichheit führen kann, wur-de ebenfalls erkannt. Jean Jacques Rousseau(1712-1778) war davon überzeugt, dass dieFreiheit der Besitzenden zur Unfreiheit derBesitzlosen und letztlich zu deren Ausbeu-tung und Unterdrückung führt. Für ihnschließen sich die gemeinschaftlich-menschliche Widmung der Güter und dieprivate Aneignung dieser Güter durch ein-zelne Personen gegenseitig aus. Eine Eigen-tumsordnung ergibt sich bei Rousseau durchden demokratisch legitimierten Gemeinwil-len, die volunté générale. Während das Ei-gentumsrecht bei Locke ein absolutes, vor-staatliches und menschenrechtlich qualifi-ziertes individuelles Freiheitsrecht darstellt,bei dem der Staat nicht nur dieses Recht,sondern auch die daraus folgenden Interak-tionen – also den freien Markt – zu respek-tieren und zu schützen hat, argumentiertRousseau diametral anders. Bei ihm gestal-tet der Staat bzw. das demokratische Prinzipdas Eigentumsrecht und die daraus folgen-den ökonomischen Interaktionen, um damitdie Freiheit aller Menschen politisch zu ver-wirklichen. Unschwer kann man hier bereitsden Beginn jenes ideologischen Konfliktszwischen „links“ und „rechts“ erkennen, derbis heute leidenschaftlich und zu oft auchgewalttätig ausgetragen wird. Besonders im20. Jahrhundert wurde aus dieser weltan-schaulichen Debatte eine blutige Auseinan-dersetzung mit zahlreichen Kriegen und zig-

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Millionen Opfern. Mit dem als „Ende derGeschichte“ (Francis Fukuyama) bezeich-neten Zusammenbruch der Sowjetunion imJahr 1989 scheint sich der Streit um die„richtige“ Ideologie nur vordergründig er-übrigt zu haben. Stattdessen ist die Frage derungleichen Verteilung von Vermögen undBesitz und mit ihr die Diskussion um die So-zialpflichtigkeit von Eigentum aktuellerdenn je.

Sozialpflichtigkeit von Eigentum in derSozialverkündigung und in der Praxis

Dieser Auseinandersetzung konnte sichauch die Sozialverkündigung der Kirchennicht entziehen. Man darf nicht übersehen:Die Ideen sowohl von Locke als auch vonRousseau – stellvertretend für eine Vielzahlvon Autoren, die hier aus Platzgründen nichtausreichend gewürdigt werden können –entstanden am Vorabend der FranzösischenRevolution und beeinflussten die sich inweiterer Folge ergebenden gesellschaftli-chen Entwicklungen. Insbesondere die imZuge der Industrialisierung auftretendenVeränderungen der Produktionsbedingun-gen und die damit einhergehende Verar-mung weiter Teile der Bevölkerung bedeu-tete auch für die christliche Sozialverkündi-gung eine enorme Herausforderung. Bereitsin der ersten Sozialenzyklika der katholi-schen Kirche aus dem Jahr 1891, Rerum no-varum, aber auch in weiteren Dokumentender katholischen Soziallehre wie Quadrage-simo anno (1931), Populorum progressio(1967) oder Sollicitudo rei socialis (1987)finden sich viele Hinweise auf die Sozial-

pflichtigkeit von Eigentum. Im Grundtenorbekräftigen diese Dokumente die universell-menschliche Widmung aller Erdengüter unddie Befürwortung privaten Eigentums beidessen gleichzeitiger Rückbindung an dasGemeinwohl. In diesem Kontext sind auchdas apostolische Schreiben „Evangelii gau-dium“ (2013) und die Enzyklika „Laudatosi‘“ (2015) von Papst Franziskus zu sehen:Auch hier werden Marktwirtschaft und Un-ternehmertum gewürdigt, die Dominanz desÖkonomischen in allen Lebensbereichen je-doch verurteilt und eine Zweckbindungwirtschaftlicher Aktivitäten am Gemein-wohl eingefordert. Eigentum ist berechtigt,aber auf das Gemeinwohl rückgebunden.Bezogen auf die Bedeutung des Finanzkapi-tals wurde die Sozialpflichtigkeit des Ei-gentums unter anderem im Wort des Ratesder Evangelischen Kirchen in Deutschlandund der Deutschen Bischofskonferenz zurwirtschaftlichen Lage in Deutschland (1997)hervorgehoben: „Wie sich in jüngster Zeitmehrfach gezeigt hat, können von den inter-nationalen Finanz- und Kapitalmärktennicht nur stabilisierende, sondern auch de-stabilisierende Wirkungen auf nationaleVolkswirtschaften ausgehen. Die hohen undständig steigenden Summen, die fortlaufendauf den internationalen Finanzmärkten um-gesetzt werden, verweisen auf die Aufgabe,diese Prozesse zu gestalten und der Ent-wicklung weltweiter Wohlfahrt dienlich zumachen. Eigentum ist stets sozialpflichtig,auch das international mobile Kapital.“4

Zahlreiche weitere Beispiele ließen sich an-führen, in denen die kirchliche Sozialver-kündigung explizit auf die Sozialpflichtig-keit von Finanzvermögen verweist und da-

4 Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland/Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Für eine Zukunft in Solidarität undGerechtigkeit. Wort des Rates der Evangelischen Kirchen in Deutschland und der Deutschen Bischofskonferenz zur wirtschaftlichen undsozialen Lage in Deutschland, Bonn 1997, Nr. 162.

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mit eine wichtige Grundlage für ethisch-nachhaltige Geldanlagen schafft.5 Mehrnoch: in den letzten Jahren veröffentlichtendie Kirchen in Deutschland und ÖsterreichAnlagerichtlinien für ethisch-nachhaltigeGeldanlagen, die auf der Sozialpflichtigkeitvon Finanzvermögen aufbauen und konkre-te Vorschläge und Vorgaben für die Berück-sichtigung von sozialen und ökologischenKriterien bei der Geldanlage unterbreiten.6

Was bedeutet die Sozialpflichtigkeit von Fi-nanzvermögen nun konkret und wie wirdman ihr gerecht? Kapital und Investitionenhaben in der modernen Marktwirtschaft ei-ne zentrale Funktion, denn ohne sie lassensich Unternehmungen und Projekte in allerRegel nicht realisieren. Wo und wie Finanz-vermögen eingesetzt wird, hat allerdingsauch einen Einfluss darauf, wie die Welt, inder wir leben, aussieht. Die Sozialpflichtig-keit von Finanzvermögen besteht demnachdarin, dass sein Gebrauch auf das Gemein-wohl rückgebunden ist. Legt man Geld an,soll es dem Gemeinwohl dienen. Sozial-pflichtigkeit erschöpft sich also nicht darin,dass ein Teil der erwirtschafteten Renditezur Förderung des Gemeinwohls abgetretenwird. Streng genommen ist eine wirtschaft-liche Aktivität nur dann legitim, wenn siedem Gemeinwohl zumindest nicht abträg-lich ist bzw. dieses fördert. Für ethisch-nach-haltig Investierende kommt es deshalb dar-auf an, Geldanlagen unter dem Gesichts-

punkt ihrer Gemeinwohlverträglichkeit zuanalysieren und durch entsprechende In-vestment-Strategien zur Förderung des Ge-meinwohls beizutragen.7

Strategien der nachhaltigen Geldanlage:Unternehmensrisiken managen oder Gemeinwohl fördern?

Die bekanntesten Investment-Strategien dernachhaltigen Geldanlage sind Ausschluss-kriterien (Divestment), Positivkriterien,Best-in-Class-Ansatz, normbasiertes Inve-stieren, Impact Investment und (englischausgesprochen) Engagement.8 Wer in be-stimmte Geschäftsfelder und -praktiken erstgar nicht involviert sein will, bedient sichspezifischer Ausschlusskriterien, die festle-gen, in welche Unternehmen nicht investiertwerden darf. Positivkriterien benennen hin-gegen Geschäftsfelder und -praktiken, dieeinen Beitrag für eine nachhaltige Entwick-lung leisten und in die deshalb investiertwerden soll. Beim Best-in-Class-Ansatzwird in jene Unternehmen investiert, die inihrer Branche die jeweils nachhaltigstensind, um so einen Nachhaltigkeits-Wettbe-werb unter den Unternehmen zu initiieren.Beim normbasierten Investieren berück-sichtigen die Investierenden solche Unter-nehmen, die sich zur Einhaltung bestimmterStandards verpflichtet haben (z.B. als Un-terzeichner des Global Compact oder der

5 Vgl. Schweizer Bischofskonferenz (SBK)/Schweizerisch Evangelischer Kirchenbunde (SEK), Miteinander in die Zukunft. Wort der Kirchen,Bern und Freiburg, September 2001; Ökumenischer Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) (Hg.), Sozialwort des ökumenischen Rates derKirchen in Österreich, Wien 32003; United States Conference of Catholic Bishops, Socially Responsible Investment Guidelines. Principles forUSCCB Investments, Washington 2004.

6 Evangelische Kirche in Deutschland (Hg.), Leitfaden für ethisch-nachhaltige Geldanlage in der evangelischen Kirche, 42019 (erste Auflage:2011); Deutsche Bischofskonferenz/Zentralkomitee der deutschen Katholiken, Ethisch-nachhaltig investieren. Eine Orientierungshilfe fürFinanzverantwortliche katholischer Einrichtungen in Deutschland, 2015; Katholische Kirche Österreich/Österreichische Bischofskonferenz,Richtlinie Ethische Geldanlage (2018), veröffentlicht im Amtsblatt der Österreichischen Bischofskonferenz Nr. 74 am 1. Jänner 2018.

7 Eine Präzisierung des Begriffs Gemeinwohlverträglichkeit für wirtschaftliche Aktivitäten und eine auf Kriterien gestützte Differenzierung inKultur-, Natur- und Sozialverträglichkeit bietet der 1997 entwickelte Frankfurt-Hohenheimer Leitfaden: Hoffmann Johannes, Ott Konrad,Scherhorn Gerhard (Hg.), Ethische Kriterien für die Bewertung von Unternehmen. Frankfurt-Hohenheimer Leitfaden, Frankfurt/Main 1997.

8 In der Praxis entscheiden sich Investierende meist nicht nur für eine dieser Optionen, sondern sie kombinieren zwei oder mehrere Strategien.

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Equator Principles).9 Der Begriff des ImpactInvestments wird meist verwendet um deut-lich zu machen, dass mit dem Investment(vor allem) eine konkrete soziale oder öko-logische Wirkung angestrebt wird. Und En-gagement meint den von Investierendenausgehenden Dialog mit Unternehmen, seies im Zuge von Stimmrechtsausübungen beiAktien oder durch sonstige Aktivitäten zurVerbesserung der Nachhaltigkeitsperfor-mance von Unternehmen. In den letzten Jah-ren hat sich zudem der Ansatz der Integrati-on durchgesetzt, der häufig auch mit demKürzel ESG-Investment10 übersetzt wirdund in erster Linie darauf abzielt, die sichaus ESG-Themen ergebenden Unterneh-mensrisiken zu identifizieren. Während dieerstgenannten Ansätze also darauf abzielen,die schädlichen Auswirkungen der Wirt-schaft auf Gesellschaft und Umwelt zu mi-nimieren (Inside-out-Perspektive), geht esbeim Ansatz der Integration vor allem dar-um, finanzielle Risiken der Unternehmen zuerkennen und entsprechend darauf zu rea-gieren (Outside-in-Perspektive).

Diese als „doppelte Wesentlichkeit“ be-zeichnete Unterscheidung ist hinsichtlichder Sozialpflichtigkeit von Finanzvermögendurchaus von Bedeutung. Denn wenn esdarum gehen soll, mit der Geldanlage dasGemeinwohl zu fördern, stellt sich die Fra-ge, ob sich die beiden Alternativen dazuauch gleichermaßen eignen. Die Outside-in-Perspektive kann bestenfalls einen be-

schränkten und wenn überhaupt nur einenindirekten Beitrag für das Gemeinwohl lei-sten, da sie darauf abzielt, Unternehmensri-siken zu identifizieren und zu neutralisieren.Zwar ist nicht gesagt, dass ein professionel-ler Umgang mit den Nachhaltigkeitsrisikenvon Unternehmen nicht auch eine positiveAuswirkung auf das Gemeinwohl habenkann. Staatliche Finanzaufsichtsbehördenfordern seit kurzem etwa das professionelleManagement von Nachhaltigkeitsrisiken,weil ein Schlagendwerden dieser Risikenauch Auswirkungen auf die Finanzstabilitätund damit negative soziale und ökologischeEffekte haben könnte.11 Bei näherer Analy-se wird aber deutlich, dass das Hauptmotivdes Integrationsansatzes das Risikomanage-ment und damit die Renditeoptimierung derjeweiligen Investierenden ist – und sich dar-aus ergebende Gemeinwohleffekte (fallsüberhaupt) eher zufällig ergeben. Beim In-side-out-Ansatz geht es hingegen in ersterLinie darum, dass die Tätigkeiten von Un-ternehmen sozial- und naturverträglicherwerden und somit ein unmittelbarer Beitragzum Gemeinwohl geleistet wird. MancheInvestierende sind sogar dazu bereit, aufmögliche ertragsfördernde Aspekte zu ver-zichten, wenn sich dadurch eine entspre-chende positive ökologische oder sozialeWirkung erzielen lässt. Bezüglich der Ge-meinwohlorientierung ist also der Inside-out-Ansatz dem Outside-in-Ansatz vorzu-ziehen.

9 Der Global Compact wurde 1999 von den Vereinten Nationen vorgestellt und ermöglicht Unternehmen die Einhaltung wichtiger sozialer undökologischer Standards auf freiwilliger Basis. Die Equator Principles wurden 2003 erstmals vorgestellt und formulieren soziale und ökologischeKriterien für eine Selbstverpflichtung von Banken bei Projektfinanzierungen.

10 ESG für Environment (Umwelt), Social (Gesellschaft), Governance (gute Unternehmensführung).

11 Vergleiche hierzu das Merkblatt der deutschen Finanzmarktaufsicht BaFin (Merkblatt zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken aus dem Jahr2019) und den Leitfaden der österreichischen Finanzmarktaufsicht (FMA-Leitfaden zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken aus dem Jahr2020).

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Fazit: Die Sozialpflichtigkeit von Eigentum als Basis für eine zukunftsträchtige Investmentkultur

Eigentum verpflichtet – so steht es schon imdeutschen Grundgesetz. In diesem Sinne istEigentum ein sehr starkes, aber eben keinabsolutes Recht. Privates Eigentum ist ge-rechtfertigt und zweckmäßig – aber nurdann, wenn es eine konsequente Rückbin-dung an das Gemeinwohl gibt. Die Begrün-dung privaten Eigentums und die daraus resultierenden Pflichten sind für das Ver-ständnis von ethisch-nachhaltigen Geldan-lagen grundlegend. Denn auch Finanzver-mögen stellt in diesem Sinne Eigentum darund verpflichtet in derselben Weise. Diese

Rückbindung an das Gemeinwohl erfolgt imBereich der Geldanlage durch eine entspre-chende Berücksichtigung sozialer und öko-logischer Kriterien, für deren Anwendungunterschiedliche Strategien zur Verfügungstehen. Investierende sind angehalten, ihrGeld so anzulegen, dass damit nicht nur derwirtschaftliche Zweck erfüllt, sondern auchdas Gemeinwohl gefördert wird. Das Kon-zept der Sozialpflichtigkeit von Eigentum istdamit auch ein Korrektiv gegenüber solchenKonzepten der nachhaltigen Geldanlage, dieihren Fokus auf der Optimierung des Risi-ko-Rendite-Verhältnisses eines Investmentshaben. Somit erweist sich das Konzept derSozialpflichtigkeit von Eigentum als einegeeignete Grundlage für eine zukunftsträch-tige Investmentkultur.

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Klimawandel, Wirtschaftskrisen, Bevölke-rungswachstum, internationaler Terroris-mus, Konflikte, der Teufelskreislauf der Ar-mut und Flüchtlingsströme, sowie jetzt dieCorona-Pandemie. Die Herausforderungenfür die Zukunft dieses Planeten werden im-mer komplexer und größer. Das Suchennach Lösungen wird zur Überlebensfrage.Dieses Bemühen wird mehr und mehr unterdem Begriff der Nachhaltigkeit zusammen-gefasst. Nachhaltigkeit als konkreter zielge-richteter Standard basiert auf Wertvorstel-lungen, ethischen Gesichtspunkten und mo-ralischen Handlungsrichtlinien. Da kommtdann auch die Religion ins Spiel. Religionist eine zentrale Werteressource und besitztgesellschaftliche Gestaltungskraft. Da einenachhaltige Entwicklung nur gelingen kann,wenn die unterschiedlichsten gesellschaftli-chen Kräfte zusammenwirken gehören auchdie Religionen der Welt zu den gestalteri-schen Protagonisten der Zukunft.1 Daher istes erforderlich das Zusammenspiel einernachhaltigen Ausrichtung und der Religionzu bedenken.

Nachhaltigkeit: ein normativer Schlüsselbegriff

Jede Sprache lebt von Schlüsselbegriffen,die eine Sache auf den Punkt bringen. Sol-che Begriffe sind von zentraler Bedeutung,sie betreffen wichtige Themenbereiche undgeben weitgehenden Aufschluss über einen

bestimmten Bereich oder Zusammenhang.Schlüsselbegriffe fassen die grundlegendenLeitgedanken, Prinzipien, Strukturen undMethoden eines Bereiches zusammen undverbinden sie mit konkreten Praxisbezügenaus Arbeitsfeldern, mit Lebensbedingungenund damit verbundenen Handlungsaufträ-gen. Sie sind für das Verständnis eines Ge-genstandsbereichs grundlegend, da sie alsRichtschnur und Norm dienen. Dazu ver-weisen sie auf einen verpflichtenden Maß-stab, sind verbindlich und geben eine Richt-schnur vor. Zu einem solchen Schlüsselwortist der Begriff ‚Nachhaltigkeit‘ in den letz-ten Jahren geworden.

Drei grundlegende Grenzen der menschli-chen Erfahrung haben das Thema ‚Nachhal-tigkeit‘ zu einem Schlüsselbegriff werdenlassen: die Einsicht in eine ökologischeGrenze, jenseits derer die Umweltbedingun-gen nicht mehr in der Lage sind, menschli-ches Leben zu erhalten; eine sozioökonomi-sche Grenze, wobei die letztendliche, um-fassende Determinante der Lebensfähigkeitder durch die Produktion vermittelten Mög-lichkeiten zum Eigeninteresse des Finanz-kapitals gehört; und eine Fortschrittsgrenze,die der Idee vom Ewigen Wachstum eineEnde setzt.2 Die schmerzliche Erkenntnis,dass ‚es so nicht weitergeht, wenn es so wei-tergeht‘3 hat der ‚Nachhaltigkeit‘ erst Be-deutung verliehen. Angesicht der dramati-schen Aussichten hebt der Brundtland-Be-richt der Vereinten Nationen 1987 eine‚nachhaltige Entwicklung‘ hervor und gibt

1 Vgl. Müller Gerd, Grundsatzartikel Religion und Entwicklung, in: Partner für den Wandel. Religion und nachhaltige Entwicklung, Edition bmz,2016, 12-21, hier 14.2 Vgl. Goodchild Philip, Capitalism and Religion. The Price of Piety, Routeledge, New York 2002.3 Ausspruch von Erich Kästner

Nachhaltigkeit und Religion Johannes B. Freyer ofm

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eine erste Begriffserklärung dieses Schlüs-selwortes vor. „Humanity has the ability tomake development sustainable - to ensurethat it meets the needs of the present withoutcompromising the ability of future genera-tions to meet their own needs.“ Zunächstnoch mit einer mehr oder weniger beachte-ten Nischenexistenz ist der Begriff unter-dessen zu einem ‚Allerwelts-‘Wort gewor-den. Vor allem in der Wirtschaft schmücktsich unterdessen so gut wie jedes Produktmit dem plakativen Begriff ‚nachhaltig‘. Je-doch der Begriff allein reicht nicht aus, umdas gewünschte Ziel sicherzustellen. Nurweil das Wort in aller Munde ist bedeutet esnoch lange nicht, dass auch verstanden wur-de und gewollt wird was angesichts derdrängenden und für viele lebensbedrohli-chen Probleme notwendig ist. Die Aufwei-chung und die missbräuchliche Nutzung desEtiketts ‚nachhaltig‘ hat unterdessen auch zueiner Kritik des Konzeptes ‚Nachhaltigkeit‘geführt. Daher bedarf dieser Schlüsselbe-griff einer klaren Definition, damit mit die-sem Wort auch die entsprechende Botschafttransportiert werden kann. Zu einer eindeu-tigeren Bestimmung hat die Weltkonferenzfür Umwelt und Entwicklung in Rio 1992beigetragen, wenn dort ‚Nachhaltigkeit‘ alsökologische tragfähige, sozial gerechte undwirtschaftlich effiziente Entwicklung defi-niert wird.4 Im Mittelpunkt steht die Zu-kunftsvorsorge, deren motivierende Hoff-nung nicht Fortschrittsoptimismus ist, son-dern die Vision eines gelungenen Lebens inden Grenzen der Belastungsfähigkeit derNatur. Dabei geht es anfänglich besondersum die Beziehung zwischen Mensch undNatur, aber Nachhaltigkeit ist mehr als eineneue ökologische Verhaltensweise. Nach-

haltigkeit setzt die Abkehr vom Ideal derMaximierung des Wohlstandes voraus undleitet hin zur Gestaltung der umfassendenBedingungen dafür, dass sich die Menschenin ihrer individuellen, sozialen und natürli-chen Dimension entfalten können. Damitverbindet sich mit Nachhaltigkeit nicht nureine Notwendigkeit des Verzichts und desBewahrens, vielmehr geht es um die Gestal-tung des Sozialprinzips des Gemeinwohls,dass die Um-, bzw. Mitwelt miteinschließt.5

Eigentlich geht es um die zukunftsträchtigeGestaltung des Lebens. So verstanden dientNachhaltigkeit nicht als Alibi für das ‚weiterso‘, jetzt eben unter grünen Vorzeichen, viel-mehr ist der Aufruf zu einer nachhaltigenGestaltung der Welt geradezu eine kritischeInfragestellung des westlichen Lebensstilesund dessen Wirtschaftsform. Recht verstan-dene Nachhaltigkeit will der vorherrschen-den ‚Neoliberalen Marktwirtschaft‘ keinenökologisch verantwortbaren Anstrich verlei-hen, im Gegenteil sie will Alternativen zueiner destruktiv erfahrenen globalen Markt-wirtschaft den Weg bereiten. Daher sollNachhaltigkeit nicht einfach eine asketische,sparsame Lebensweise propagieren, sie istvorrangig auch Systemkritik. Mit ihrem kri-tischen Potential entlarvt sie unter anderemdas Modell der globalen Weltwirtschaft alssäkulare Religion.

Wirtschaft als säkulare Religion

Wirtschaft, Ökonomie und Religion sindeng mit einander verwandt.6 Tatsächlich istdas Wort Ökonomie ursprünglich ein theo-logischer Begriff, der den Heilsplan Gottesmit der Welt in den Blick nimmt. Das öko-

4 Vgl. Agenda 21 der Vereinten Nationen5 Vgl. Vogt Markus, Prinzip Nachhaltigkeit. Ein Entwurf aus theologisch-ethischer Perspektive, Oekom, München 20133, hier 466.6 Vgl. Nelson Robert H., Economics as Religion: From Samuelson to Chicago and Beyond, University Press, University Park, PA 2001.

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nomische Denken wurde im Laufe der Ge-schichte immer auch von philosophischenund religiösen Strömungen beeinflusst. DieDefinition von Religion und von kulturellenSubsystemen als Sinn- oder Deutungssyste-me steht der Ökonomie nahe, da sie in derTerminologie von gemeinsamen mentalenModellen (mental model sharing) aufgegrif-fen wird. Man braucht nur einmal die Pro-duktreklame zu verfolgen, um festzustellen,wie viele Marken Versprechungen mit ei-nem eigentlich religiösen Wortschatz an-preisen. Ebenso gibt es zwischen Geld undGott eine sachlich funktionale Äquivalenzoder auch eine Konkurrenz, wenn wir demBibelwort „Ihr könnt nicht Gott dienen unddem Mammon“ folgen. Ironischer Weisehabe beide eine Gemeinsamkeit. Beide Ver-sprechen eine bessere Zukunft, Glück, Zu-friedenheit und Rettung. Allerdings sindBeide auch darauf angewiesen, dass man anihre Geltung glaubt. Wird der Glaube daranverloren verliert sowohl Gott wie auch dasGeld an Wert. In diesem Zusammenhangzeigen Konzepte der Nachhaltigkeit auf, wieunsere Wirtschaft einseitig auf materiellenFortschritt zielt. Der materielle Fortschritt,so die Botschaft der Wirtschaft, wird zurgroßen Hoffnung unserer Zeit. Die ur-sprünglich religiöse Idee des Fortschrittsdurch Erlösung wurde zum säkularen Glau-ben, dass der unendliche wirtschaftlicheFortschritt uns retten kann und „dass Reich-tum nicht nur den Einzelnen glücklich ma-chen (persönlicher, individualistischer Him-mel auf Erden), sondern auch das Wohl derGesellschaft als solcher (allgemeiner Him-mel auf Erden) vergrößern kann.“7 Die libe-rale Marktwirtschaft wird allen Hunger und

die Armut in dieser Welt ausmerzen. Auchdas ist ein Axiom, dass man glauben muss.Eine Wirtschaftsdoktrin ersetzt die religiöseDoktrin. Auch materielle Bilder, Symboleund Orte werden gleichsam getauft. Das hei-melige eigene Haus wird zum Paradies. DieKathedrale zur ‚Shopping Mall‘, Stätten wie‚Walt Disney World‘ werden zu Pilgerortenund Geld zum Sakrament des Marktes. EinSakrament ist das in der Religion anerkann-te Zeichen für das Vertrauen in ein größeresGut. Geld ist das Sakrament des Marktes,weil es das Vertrauen auf Versprechungender Wirtschaft verkörpert.8 Die Mission derÖkonomie ist es immer neue Bedürfnisse zukreieren, um sich selbst damit am Laufen zuhalten. Sich wissenschaftliche gebend nenntdie Ökonomie dies die Theorie des unauf-hörlichen Wachstumes. Auch diese Glau-bensdoktrin wird vom Standpunkt der Nach-haltigkeit in Frage gestellt. Aufbauend aufein Menschenbild des Mängelwesens undder egoistischen Unersättlichkeit kann dieNeo-liberale Religion des freien Marktes al-lerdings viele und wesentliche Zukunftsfra-gen nicht beantworten. Deshalb ist nachhal-tiges Wirtschaften auch mit diesem sich derWelt aufdrängenden neu-kapitalistischenWirtschaftssystem unvereinbar.

Nachhaltigkeit: eine Herausforderungder ‘Religion’ Wirtschaft

Nachhaltigkeit im Wirtschaften heißt nichtnur Ressourcensparen, Schutz von Ausster-benden Spezies und Generationengerechtig-keit durch Anpassungen und kosmetischeVerbesserungen der bestehenden Weltwirt-

7 Dazu: Tomáš Sedláček, Die Ökonomie von Gut und Böse, Hanser, München 2012, hier 239f.8 Vgl. Gustafson Scott W., At the Altar of Wall Street: The Rituals, Myths, Theologies, Sacraments, and Mission of the Religion Known as the

Modern Global Economy, William B. Eerdmans Publishing Company, Grand Rapids, Michigan 2015.

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schaftsordnung.9 Angesichts der Realität istNachhaltigkeit keine Frage der persönlichenMeinung oder des Trends sondern eine He-rausforderung des Überlebens. Konsequen-terweise bedeutet Nachhaltigkeit das Lebengefährdende ökonomisch dominierte Welt-bild durch eine in universalen Werten ver-wurzelte Ethik zu Hinterfragen und durchzukunftsfähige Optionen zu ersetzen. Diesbedeutet dem Nachdenken über Werte,Überzeugungen und dem Weltbild gesell-schaftlich Raum zu geben und sich der Fra-ge ‚Was ist uns das Überleben wert?‘ nichtin einer leichtfertigen Konsumentenhaltungzu verweigern. Notwendige Zukunftswertesind untrennbar mit der Lebensqualität undden menschlichen Handlungsantrieben ver-bunden. Sie verweisen auf das wünschens-werte Ziel der Lebensfülle. Dabei bestim-men Werte die menschlichen Handlungenund Entscheidungen. Sie dienen als Stan-dards und Kriterien der Welt- und Zukunfts-gestaltung. Nachhaltigkeit bedeutet folglichsich der lebensnotwendigen Werte klar zuwerden. Eine solche Klarstellung betrifft dasÜberleben des ganzen Planeten und bindetindividuelle Wünsche, Triebe und Hand-lungsmotivationen in das umfassende Ge-meinwohl ein, zu dem nicht nur der Mensch,sondern alle Wesen gehören. Jeder einzelneist vom Überleben des und der anderen ab-hängig. Da ist kein Kollateralschaden er-laubt. Nachhaltigkeit wird da zur Anfragedes Selbstverständnisses des Menschen undseines Weltbildes, in dem auch die Wirt-schaftsordnung gegründet ist. Oder hat dieEigendynamik der kapitalistischen Markt-wirtschaft den Menschen schon so sehr zumsüchtigen Konsumenten degradiert, dass die

Ökonomie nur durch den selbstsüchtigenAntrieb des Menschen wachsen kann, wiees uns einige Thesen, auf denen auch die jet-zige Wirtschaftslehre aufbaut, weismachenwill?10 Da kommt wieder die Religion insSpiel.

Die Rolle der Religion für die Nachhaltigkeit

Die sich in immer schnelleren Zeitabständenwiederholenden großen und kleinen Wirt-schaftskrisen, die Klimakrise, das Ausei-nanderdriften von Reich und Arm, die durchdie Corona Krise bloßgelegten sozialenMissstände und vieles mehr offenbaren dasethische Dilemma in dem sich die Mensch-heit befindet. Zum Selbstverständnis der Re-ligion gehört es sich ethischen Herausforde-rungen zu stellen und durch moralische Ver-haltenskodexe zu einer Lösung beizutragen.Dies geschieht nicht auf der Ebene der Wirt-schaftslehre. Sie hat nicht die Kompetenz ei-nen moralischen Verhaltenskodex zu entwi-ckeln. Dies geschieht wohl, der eigenenKompetenz entsprechend durch spirituelleMetaphern und eine entsprechende Praxis,durch die die Religion die Beziehung desMenschen zur Natur veranschaulicht undein Weltbild fördert, in dem der Mensch sichals integralen Teil einer Schöpfungsgemein-schaft wahrnimmt. Vernunft geleitete Reli-gion wird eine holistische Sichtweise alsPlattform des Glaubens vertreten. Ange-sichts der nicht zu leugnenden selbstsüchti-gen Tendenzen wird sie eine persönliche, so-wie kollektive Umkehr als Voraussetzungdes verantwortlichen und damit nachhalti-

9 Vgl. Döring Ralf, Ott Konrad, Nachhaltigkeitskonzepte, in: Zeitschrift für Wirtschafts- und Unternehmensethik 2/3 (2001) 315-342.10 Vgl. Mandeville Bernard, The Fable of the Bees or, Private Vices, Public Benefits, Harth P. (Hg.), Clarendon Press, Oxford 1924; Die

Bienenfabel oder Private Laster, öffentliche Vorteile, Suhrkamp, Frankfurt 19802.

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gen Verhaltens kommunizieren. Statt der Il-lusion eines durch den Markt angetriebenenmenschlich-technischen Fortschritts, der ir-gendwann in der Zukunft alle Probleme lö-sen wird, setzt die Religion durchaus auf ei-ne, der mathematisch-mechanistisch den-kenden Wirtschaftslehre nicht einsichtigen,Utopie der Hoffnung im Vertrauen auf Gott.Daher begründet sie die Existenz aller Ge-schöpfe in Gott und würdigt den unverfüg-baren Eigenwert aller Dinge. Die Ressour-cen der Natur sind eben mehr als durchGeldwert bestimmte nutzbringende Güter,die dem Menschen endlos zur eigenen Be-dürfnisbefriedigung zur Verfügung stehen.Daher weckt die Religion den Sinn für dasWertvoll, das Heilige.11 Die Geschöpfe,nicht das Geld, werden zum Sakrament, zuZeichen des Vertrauens in ein höheres Gut.Dies wahrzunehmen bedarf ein Gewahrseinund eine Sensibilität, die die Dinge dieserWelt eben nicht ausschließlich als käuflicheObjekte betrachtet. Nachhaltigkeit bedeutetdann eben auch das ‚Heilige‘ zu entdeckenund die Frage ‚Was ist mir etwas wert?‘wird bereichert durch die Frage ‚Was ist miretwas heilig?‘. Dann geht es eben nicht nurum Konsum und Gewinnsteigerung, dannerwächst die Einsicht in die Haltung der So-lidarität. Exemplarisches Beispiel dieser Le-benseinstellung der Solidarität ist der Patronder Umwelt, Franziskus von Assis. Auf eineihm mögliche monetäre Gewinnsteigerungverzichtend hat er diese Solidarität univer-sal vorgelebt. Mit den ausgestoßenen Le-prösen, den Armen und den hochherzigenReichen, den Andersgläubigen und schließ-lich mit allen Geschöpfen, die er seine

Schwestern und Brüder nennt. Nachhaltig-keit ist daher, dem Wortschatz des HeiligenFranziskus folgend, die Schwester der Soli-darität. Die Gestalt des Umweltpatrons ver-weist auch auf die prophetische Rolle derReligion durch angemessene Gesellschafts-kritik Werte und eine Sinnorientierung fürdie menschliche Lebensführung und Welt-gestaltung in Erinnerung zu rufen.12 Diesverleiht der Religion auch eine Kompetenzim Nachhaltigkeitsdiskurs. Nämlich Be-wusstsein zu schaffen, zu motivieren, zu in-tegrieren, solidarisches Handeln anzuregenund auch strukturelle Veränderungen anzu-stoßen. Ebenso beeinflusst Religion dieWirtschaft, indem sie die Arbeitsethik undGeschäftsgrundlagen wie Ehrlichkeit, Ver-trauen und Zuverlässigkeit fördert. Mitge-staltung der Gesellschaft und der wirt-schaftlichen Prozesse gehört zur Mitverant-wortung der Religion für eine lebenswerteZukunft.13 Da ist jenen, auch deutschenWirtschaftswissenschaftlern, vehement zuwidersprechen, die meinen Kirchen solltensich auf ihre innerreligiösen theologischenKompetenzen konzentrieren.14 Die von derWirtschaft abhängige Zukunft dieses Pla -neten ist ein höchst innerreligiöses und theo-logisches Thema. Denn Religion und Theo-logie leisten, unabhängig von Steuer zah-lenden Kirchenmitgliedern, einen wesentli-chen Beitrag zum jetzt notwendigen Werte-und Lebensdiskurs, während es der Lehrevon der Wirtschaft um Funktionale Prozes-se der Ökonomie geht. Daher ist es nichtverwunderlich, dass handlungsethische undwertorientierte Grundlagen der modernenWirtschaftslehre von Moralphilosophen und

11 Vgl. Martínez De Anguita Pablo, Environmental Solidarity: How Religions Can Sustain Sustainability, Routledge, London 2012.12 Vgl. Gottlieb Roger S. This Sacred Earth: Religion, Nature, Environment, Taylor & Francis Group, Abingdon, Oxon 2003. 13 Vgl. Utting Peter (Hg.), Social and Solidarity Economy: Beyond the Fringe, Zed Books, London 2015.14 Vgl. die Meldung: Zuviel Politkommentare anstelle von Theologie? in: Christ in der Gegenwart 72/30 (2020) 326.

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Theologen erarbeitet wurden.15 Berechtigtist hingegen eine Religionskritik, die daraufverweist, dass vor allem eine in Europa undNordamerika zentrierte Ausübung der Reli-gion nur begrenzt Umweltproblemen einenmoralischen Stellenwert gegeben hat. Je-doch ist Religion keine statisch, historischversteinerte, feststehende Konstante, son-dern eine auf Tradition beruhende dynami-sche Variable der je neuen Traditionsbildungdurch aktuelle Herausforderungen. Teil die-ser dynamischen Entwicklung ist der Bei-trag der Religion zur Zukunftssicherung derErde durch eine Förderung nachhaltiger Pro-zesse.

Nachhaltigkeit: Antrieb einer zukunftsträchtigen Investition

Das Wort Nachhaltigkeit vermittelt subjek-tiv einerseits den Eindruck des Ausbremsensvon Fortschritt andererseits des einer Ent-wicklung Hinterherhinkens. Meist konzen-triert sich die Debatte um Nachhaltigkeit aufVerzicht, Erhalt des Status Quo, sowie aufein Verlust- und Vorsorgeprinzip. Ursprüng-lich aus der Forstwirtschaft kommend mein-te der Begriff auch abgeholzte Flächen wieder aufzuforsten, also dem Verbrauchnachgehend diesen mehr oder wenigergleichwertig zu ersetzen, bzw. die kollatera-len Schäden des Wirtschaftens zu mindern.Nun ist der Begriff in diesem Sinne nichteinfach auf unsere heutige Situation über-tragbar, denn wir wissen, das verbrauchteGüter auf Dauer nicht immer oder gar nichtmehr zu ersetzen sind. Beim Verbrauch derRessourcen kommt das Ende der Fahnen-stange in den Blick. Darüber hinaus ist die

Komplexität des Problems längst nicht aufUmweltfragen beschränkt, sondern betrifftviel mehr soziale und politische Dimensio-nen. Es geht auch um Fragen der Armutsbe-wältigung, der Gerechtigkeit und der Frie-denssicherung. All diese Herausforderungensind längst miteinander verlinkt. Darauf ver-weist zum Beispiel Papst Franziskus in sei-ner Enzyklika Laudato Si. Angesichts dieserZusammenhänge muss der Begriff Nach-haltigkeit neu ausgedeutet werden. Dazukann nun die Religion einen diskursivenBeitrag leisten. Im letzten geht es um die Si-cherung des Wohlstands und des Reichtums.Nachhaltigkeit neu definiert nimmt einenumfassenden Gewinn in den Blick und ver-weist darauf, dass allgemeiner Wohlstandnur durch die Verwirklichung von Werten si-chergestellt werden kann. Im Zusammen-hang mit der Ökonomie heißt dies konkret:Gewinne umwelt- und sozialverträglich zuerwirtschaften. Um dies ernst zu nehmen be-darf es auch einer Neuinterpretation der Ge-winnvorstellung und des Kapitalbegriffes.Die Vorstellung des monetären Gewinnes istzu eng gefasst. Ebenso ist der Kapitalbegriffals mathematische Summe irreführend. Esbedarf der Integration der bedeutsamenWerte des Gerechten, des Guten, des Schö-nen und des Wahrhaftigen. Diese Werte ma-chen die Fülle des Lebens aus, die derMensch anstrebt. Nicht ohne Grund gaukeltdie Reklame ja vor beim Kauf eines Pro-duktes Werte wie Schönheit, authentischesGlück usw. zu vermitteln. Leider sind diesedann nicht von Dauer und schneller aufge-braucht als man denkt. Es bedarf folglich,und dies ist eine Dimension von Nachhal-tigkeit, der Erweiterung des vorherrschen-den Kapitalbegriffes um authentische Werte.

15 Vgl. Freyer Johannes B., ‚Franziskanische‘ Ökonomie, in: Investmentethische Grundfragen, Missionszentrale der Franziskaner (Hg.), MZF,Bonn 2018, 22-29.

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Statt einfach von Kapitalismus zu reden,sollte vielmehr ein Wertekapitalismus undein Lebensqualitätskapitalismus in denBlick genommen werden. Statt der nur nachschneller monetärer Gewinnmaximierungstrebenden Bereicherungsökonomie wirddie Wirtschaft auf das Werte- und Lebens-qualitätskapital ausgerichtet. In diesem Zu-sammenhang sind auch nachhaltige Geldan-lagen zu sehen. Sie berücksichtigen nebenwirtschaftlichen auch ökologische und so-ziale Faktoren. In dieser Hinsicht ist der Be-griff der „doppelten Dividende“ entstanden.Sie besagt, dass Anleger für ihr Geld nichtnur einen gewissen Ertrag erhalten, sondernsich gleichzeitig für eine nachhaltige Ent-wicklung und Zukunftssicherung einsetzen.Dabei wird ein mehrfacher Profit generiert.Jedoch ist der Hauptgesichtspunkt nicht diefinanzielle Maximierung des Gewinnes für‚shareholders‘. Daneben werden die Gewin-ne auch zu Gunsten von sozialen und öko-logischen Investments aufgewendet.

Das Erwirtschaften von Profit geht Hand inHand mit sozialökonomischen Geschäfts-modellen. Finanzielle, soziale und kulturel-le Werte werden nicht gegeneinander aus-gespielt und nachhaltige Aspekte werdenmit einbezogen. Wahrer Reichtum ist dieVerwirklichung wahrer Werte. Es ist not-wendig, dass solche Werte das Begehrenund die Produktion orientieren.16 Eine Nach-haltige Marktwirtschaft wird gefördert, dieMenschenrechte, soziale, demokratische,sowie kulturelle Kriterien respektiert unddie Um- bzw. Mitwelt zukunftsfähig gestal-tet. Das im allgemeinen Wohlstand Überle-ben können ist schließlich ein anzustreben-der Gewinn und zukunftsträchtige Invest-ments wert.

16 Vgl. Goodchild Philip, Theology of Money, Duke University Press, Durham 2009.

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Kirchliche Investmentkultur1 – die Zusam-menstellung dieser beiden Begriffe galtnoch vor 20 Jahren in Deutschland nahezuflächendeckend als Widerspruch in sich, undzwar vor allem bei denjenigen, die sich einerder beiden Seiten zugehörig fühlten: Kircheoder Geldanlage. Nicht wenige sehen dasbis heute so. Manche Theologen – Profes-sorinnen und Pfarrer – sowie Beschäftigtekirchlicher und kirchennaher Organisatio-nen sehen sich selbst als außerhalb allerökonomischen Zusammenhänge stehendund darum zum Moralisieren über die ande-re Seite berufen. Daran, wie das Geld er-wirtschaftet wird, mit dem ihre zuverlässigsteigenden Bezüge und sicheren Pensionenbezahlt werden, verschwenden sie keinenGedanken, ebenso wenig wie an komplexeZusammenhänge und aktuelle Entwicklun-gen in der Finanzwirtschaft. Mit erhobenemZeigefinger und von oben herab wenden siesich ausschließlich mit Mahnungen, Forde-rungen und Verurteilungen an den Finanz-sektor und seine Akteure. Das Totschlagar-gument vom alles dominierenden Neolibe-ralismus liefert ihnen die Begründung dafür,das Finanzsystem pauschal als totalitären,imperialen Finanzkapitalismus, als Gier-

ökonomie2 und Götzendienst3 zu bezeich-nen.

Aber auch die andere Seite ist nicht zimper-lich. Ein Fachmagazin für institutionelle In-vestoren bezeichnete noch bis vor wenigenJahren jede ethisch oder nachhaltig moti-vierte Überlegung zu Geldanlagen als Tu-gendterror4 und Gutmenschen-Gehabe5.Ethisch-nachhaltige Ausschlusskriterienwurden als Investmentverbote diskreditiertund „Investmentverbote sind Vorläufer vonDenkverboten und Gängelungen der Bürger.Zudem haben sie einen totalitären Kern, deran unsägliche, längst überwunden geglaub-te Zeiten erinnert“6 – mit diesem Zitat (aus-gerechnet aus einem Artikel zum Norwegi-schen Pensionsfonds!) hat das Niveau derAuseinandersetzung einen kaum mehr zuunterbietenden Tiefpunkt erreicht. Noch2018 illustrierte dieses Magazin eine Mel-dung darüber, dass sich kirchliche Investo-ren – darunter eine kirchliche Bank und dieim Arbeitskreis Kirchlicher Investoren(AKI) versammelten evangelischen institu-tionellen Anleger – in einem offenen Brieffür eine nachhaltige Finanzindustrie ein-setzten, mit dem Foto einer mehrschwänzi-

Kirchliche Investmentkultur aus

evangelischer Perspektive:

Wandel – Werte – Wirkung Karin Bassler

1 Der Beitrag beruht unter anderem auf zwei nicht-veröffentlichten Texten, die nicht im Einzelnen zitiert werden: dem Theologischen Begleit-heft zur 3. Auflage des Leitfadens für ethisch-nachhaltige Geldanlage vom Februar 2017 (Karin Bassler: Theologische Impulse zu kirchli-chen Geldanlagen) und Thesen zur Wirkung von Sustainable Finance vom November 2019, die von drei Mitgliedern des Sustainable Finan-ce-Beirats der Bundesregierung (Helge Wulsdorf, Antje Schneeweiß, Karin Bassler) für dessen Zwischenbericht verfasst wurden.

2 https://ulrich-duchrow.de/wp-content/uploads/2017/02/0000-Buch-Gieriges-Geld-komplett-9783466370696.pdf3 https://www.sozialismus.de/kommentare_analysen/detail/artikel/religionen-als-bundesgenossen-fuer-kapitalismuskritik/4 https://www.institutional-money.com/news/maerkte/headline/basler-pensionskassen-halten-an-boeser-nahrungsmittelspekulation-fest-

kommentar-50226/5 https://www.institutional-money.com/news/maerkte/headline/vergewaltigt-und-degradiert-zum-spielball-der-politik-norwegens-staatsfonds-

kommentar-48032/6 Ebd.

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gen Peitsche über einer Handvoll Dollar-scheinen.7 Einigkeit herrschte zwischen denbeiden Seiten immer nur darüber, dass diejeweils andere als totalitär zu brandmarkenist.

Wandel

Angesichts dieser kriegerischen Rhetorikund der verhärteten Fronten ist es umso be-merkenswerter, was 2008 geschah. Es warein wesentlicher Meilenstein auf dem Wegzu einer evangelisch-kirchlichen Invest-mentkultur, als zwei Wochen vor der Insol-venz der US-Investmentbank LehmanBrothers, die das globale Finanzsystem anden Rand des Zusammenbruchs brachte, ei-ne Zusammenstellung von Beiträgen er-schien zu „Stand und Perspektiven ethischenInvestments in der evangelischen Kirche“.8

Darin wurde u.a. der Begriff Generationen-gerechtigkeit im Zusammenhang mit kirch-lichen Geldern erörtert, die als Versor-gungsleistungen oder Rücklagen für die Er-haltung von Bausubstanz langfristig auf denFinanzmärkten angelegt werden. Diese An-lagen sind erforderlich, damit nicht kom-menden Generationen die Finanzlasten derGegenwart aufgebürdet werden – was ange-sichts langfristig sinkender Gemeindeglie-derzahlen alles andere als gerecht wäre.Auch diese Investments müssten „den ethi-schen Ansprüchen eines kirchlichen Finanz-managements genügen“, hieß es bereits2008. Vorgeschlagen wurde eine dement-sprechende „kirchenspezifische Definitionethischer Geldanlagen“: „Ein Investment

soll uns und unseren Partnern und derenPartnern Nutzen bringen und nicht schaden.Partner in diesem Sinne sind auch: unsereUmwelt, unsere Mitwelt und unsere Nach-welt.“

Während an den Finanzmärkten die neueZeitrechnung „nach der Finanzkrise“9 be-gann und die Folgen eines unregulierten undverantwortungslosen Strebens nach demschnellen Geld immer deutlicher wurden,beschloss der Rat der EKD, einen Arbeits-kreis einzuberufen, dem die größten Anle-ger im evangelischen Raum angehörten, undder einen Leitfaden zum ethischen undnachhaltigen Investment entwickeln sollte.Beauftragt wurden im Wesentlichen die Au-toren und Autorinnen der Bestandsaufnah-me vom September 2008: bereits in Bezugauf Nachhaltigkeit persönlich engagiertekirchliche Finanzverantwortliche von EKD,Landeskirchen, evangelischen Versorgungs-und Pensionskassen, Kirchenbanken unddiakonischen Einrichtungen. Im Januar2009 traf sich dieser seinerzeit 15-köpfigeKreis unter Hinzuziehung kirchlicher Nach-haltigkeitsexpertise zu seiner ersten Sitzungund formulierte zunächst eine Standortbe-stimmung und eine Definition ethischerGeldanlagen. Diese wurden vom Rat derEKD Anfang 2010 bestätigt und der Ar-beitskreis machte sich an die Entwicklungdes Leitfadens für ethisch-nachhaltige Geld-anlage in der evangelischen Kirche.10

2011 war der nächste Meilenstein erreicht,als der Leitfaden für ethisch-nachhaltigeGeldanlage als Heft 113 der Reihe EKD-Texte veröffentlicht wurde. Schon seit der 3.

7 https://www.institutional-money.com/news/regulierung/headline/nachhaltigkeitsbuendnis-will-institutionellen-gewisse-assets-verbieten-142842/8 Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (Hg.), Stand und Perspektiven ethischen Investments in der evangelischen Kirche, epd-Dokumentation 37/2008.9 Kirchenamt der EKD (Hg.), Wie ein Riss in einer hohen Mauer. Wort des Rates der EKD zur globalen Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise,EKD Texte 100, 2009.10 Kirchenamt der EKD (Hg.), Leitfaden für ethisch-nachhaltige Geldanlage in der evangelischen Kirche, EKD Texte 113, 4. Aufl. 2019.

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Auflage 2016 ist der Leitfaden das am häu-figsten abgerufene und angeforderte Heftdieser Reihe. Darin werden vor allem die In-strumente wie Ausschluss- und Positivkrite-rien, Direkt-, Themen- und Impactinvest-ments sowie Engagement vorgestellt und ih-re Umsetzung in der Praxis beschrieben. DerLeitfaden versteht sich als ein Kompendiumvon Standards von Verantwortlichen imkirchlichen Finanzmanagement für Kolle-ginnen und Kollegen, stieß aber schnell aufgrößere Resonanz. 2019 ist er aktualisiertund erweitert in der 4. Auflage erschienen.Autor ist nach wie vor der AKI, in dem in-zwischen 46 Mitglieds- und sieben Partner-organisationen aktiv sind.

Zu den Mitgliedern zählen alle Gliedkirchender EKD, die evangelischen Banken undKassen, zunehmend mehr diakonische Ein-richtungen und Stiftungen, aber zum Bei-spiel auch die Communität Christusbruder-schaft Selbitz, eine Pionierin des ethischenInvestments, und der Deutsche Evangeli-sche Kirchentag. Partner des AKI könnenkirchliche oder kirchennahe institutionelleInvestoren und deren Vereinigungen wer-den, die nicht evangelisch oder in Deutsch-land angesiedelt sind; Beispiele sind dieEvangelisch-reformierte Landeskirche desKantons Zürich, CRIC (Verein zur Förde-rung von Ethik und Nachhaltigkeit bei derGeldanlage) sowie die Organisationenkirchlicher Investoren in Großbritannienund den Niederlanden, CIG (Church Inves-tors Group) und De Nieuwe Beurskoers.Kürzlich wurde die Weltgemeinschaft Re-formierter Kirchen als siebente AKI-Part-nerorganisation willkommen geheißen. Ins-besondere für das immer wichtiger werden-de kollaborative Engagement kirchlicher

Investoren, aber auch für den Informations-austausch und die internationale und öku-menische Vernetzung ist diese Möglichkeitder Verpartnerung besonders wertvoll. DasErgebnis der gemeinsamen Arbeit der Mit-glieder und Partner im AKI ist so überzeu-gend, dass die Leserinnen und Leser einesMagazins für institutionelle Anleger (einesanderen als das eingangs zitierte!) mit ihremVotum für den „Vordenker-Award“ 2019 be-fanden, die gestiegene Aufmerksamkeit fürnachhaltige Kapitalanlage sei ganz ent-scheidend dem vom AKI entwickelten Leit-faden zu verdanken: „Auch wenn der Leit-faden von einem christlichen Gedanken aus-geht, bietet er weit darüber hinausOrientierung, wie mit zunehmenden gesell-schaftlichen Anforderungen an die Kapital-anlage verantwortungsvoll umzugehenist.“11 Jüngstes Beispiel dafür, dass AKI-Mitglieder auch 2020 zu den Impulsgebernder ethisch-nachhaltigen Geldanlage gehö-ren, ist die im Juni veröffentlichte Klima-selbstverpflichtung des deutschen Finanz-sektors. Unter den 16 Erstunterzeichnernsind drei AKI-Mitglieder, die sich nach aus-giebigen internen Diskussionen zu diesemSchritt entschlossen haben.

Kirchliche Investmentkultur aus evangeli-scher Perspektive hat sich im AKI über dieJahre hinweg entwickeln können. Vertrauenist gewachsen zwischen den beteiligten Or-ganisationen und Personen, die zwar eigen-verantwortlich ihre Finanz- und Nachhaltig-keitsdienstleister sowie ihre Assetmanagerauswählen und nach ihren jeweils eigenenAnlagerichtlinien investieren, aber sich ausureigenem Interesse zusammengetan haben,um an ethisch-nachhaltigen Leitlinien für ih-re Investments zu arbeiten und als kirchli-

11 https://www.portfolio-institutionell.de/awards-2019-dr-karin-bassler-ist-vordenkerin-der-nachhaltigen-kapitalanlage/

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che Anleger gemeinsam Engagement be-treiben. Vertrauen ist aber auch gewachsenals Brückenschlag zwischen den eingangsangesprochenen Seiten Kirche und Theolo-gie auf der einen sowie Geldanlage auf deranderen Seite. Viel dazu beigetragen diesebeiden Brückenköpfe zu verbinden, hat diesich langsam ausbreitende Anerkennung derTatsache, dass Kirchen und kirchliche Or-ganisationen selbst professionell vorgehen-de wirtschaftliche Akteure sind. Damit neh-men sie sich selbst auch als Trägerinnen vonKompetenz und Verantwortung auf den Fi-nanzmärkten wahr und sehen ihre Rollenicht nur darin, als Mahnerinnen und Rich-terinnen von einem Standpunkt außerhalbder Wirtschaft den Stab über andere zu bre-chen und das Geld anderer Leute verteilenzu wollen. Kirchen als Investoren stellensich der Herausforderung, innerhalb der ei-genen Organisation die Entkoppelung vonWirtschaft und Moral zu überwinden undsich theologisch reflektiert auf demselben(Börsen-)Parkett zu bewähren wie andereInvestoren. Denn „nur durch die Restriktio-nen und Dilemmata moralökonomischerPraxis hindurch lässt sich ein Ansehen in derGesellschaft erreichen, das auf erprobte undnachvollziehbare wirtschaftliche und mora-lische Glaubwürdigkeit basiert.“12

Werte

Glaubwürdigkeit hängt daran, ob und wieVerantwortung wahrgenommen wird. Dasentscheidende Stichwort, das kirchliche In-vestmentkultur aus evangelischer Perspek-tive geprägt hat und immer noch prägt, ist

darum Verantwortung, und zwar Verantwor-tung vor Gott und vor den Menschen, die ihrGeld der Kirche anvertrauen. Mit diesemStichwort setzt der Leitfaden seit der erstenAuflage 2011 im Vorwort ein. „Ein [1] Sub-jekt verantwortet sich [2] für etwas ... [3] voreiner Instanz [4] in einer konkreten Praxis-situation. ... Sein Antworten schließt ... diezukunftsgerichtete Dimension des [5] ‚Sor-gens für’ wie auch den auf zurückliegendeTaten bezogenen Aspekt des [6] ‚Rechen-schaft-Ablegens vor’ ein“.13 Alle diese imHandbuch Evangelische Ethik aufgeführtenRelationen finden sich im Leitfaden wieder.

Verantwortliche Subjekte [1] sind die kirch-lich-institutionellen Anleger.14 Sie verant-worten sich [2] für die Folgen und Wirkun-gen der Geldanlage, also dafür, was mit demvon ihnen angelegten Geld geschieht. Be-gründet wird das damit, dass investiertesGeld Eigentum der Anlegerinnen bleibt. Da-raus wird dann unter anderem der Einsatzvon Engagement als Instrument ethisch-nachhaltiger Geldanlage abgeleitet, da derInvestor die Verantwortung für die Verwen-dung seines eingesetzten Kapitals trägt. Inden Formulierungen des Leitfadens mitge-dacht, wenn auch nicht ausdrücklich er-wähnt, ist Art. 14 Abs. 2 des Grundgesetzes:„Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch sollzugleich dem Wohle der Allgemeinheit die-nen.“ Als Instanzen, [3] vor denen sich dieAnlegerinnen verantworten, nennt der Leit-faden Gott und die Menschen, und zwarkonkret diejenigen, die ihr Geld der Kircheanvertrauen, um kirchliche Arbeit zu er-möglichen, also vor allem die Kirchensteu-erzahlenden. Auch die Formulierung „Ver-

12 Wieland Josef, Die Kirche als ökonomischer Akteur. Einige Überlegungen am Beispiel des Interfaith Center of Corporate Responsibility(ICCR), in: Zeitschrift für Evangelische Ethik, 41 (1997) 142.13 Reuter Hans-Richard, Grundlagen und Methoden der Ethik, in: Huber Wolfgang et al. (Hg.), Handbuch der Evangelischen Ethik, 2015, 80.14 Reuter macht ebd. deutlich, dass es sich bei den Verantwortungssubjekten „dank der Sozialtechnik der Stellvertretung“ auch um institutio-

nelle Verantwortungsträger handeln kann.

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antwortung vor Gott und den Menschen“ isteine Anspielung auf das Grundgesetz, indem Fall auf die Präambel, die mit den Wor-ten der sog. Verantwortungsformel einsetzt:„Im Bewusstsein seiner Verantwortung vorGott und den Menschen ...“. Die konkretePraxissituation [4], in der die Anleger sichverantworten, ist der Umgang mit dem Geldin der Kirche, der gleichermaßen verant-wortlich und einer ökonomischen Sachge-setzlichkeit entsprechend gehandhabt wird,und zwar als [6] rückblickende Rechen-schaftsablage, z. B. vor Gremien, Beiräten,Synoden, allen denjenigen, die der KircheGeld geben und der (Kirchen-)Öffentlich-keit und als [5] vorausschauende Sorge fürdie nachhaltige Entwicklung in Kirche undWelt im Sinne der Sustainable DevelopmentGoals der Vereinten Nationen (SDGs).

Engagement und Anlegerinitiativen kom-men im Gegensatz zu den anderen Instru-menten ethisch-nachhaltigen Investmentswie Ausschluss- und Positivkriterien nichtbei der Auswahl der Wertpapiere und Emit-tenten zum Einsatz, sondern sind Ausdruckder bleibenden Verantwortung der Anlege-rin für ihr Eigentum. Die Wahrnehmung vonAktionärsrechten und der Dialog mit Unter-nehmen zielen darauf, die Unternehmens-strategien zu beeinflussen oder bestimmteMissstände abzuschaffen. Investoren setzendarauf, dass Unternehmen als institutionelleVerantwortungsträger genauso wie Einzel-personen in der Lage sind, umzukehren, sichzu ändern und sich zu (ver-)bessern. Dabeiwollen sie sie unterstützen, denn Engage-ment setzt nicht auf Bestrafung, sondern aufden langfristigen Erhalt eines Unterneh-mens, das deshalb Bestand hat, weil es da-durch, wie es und was es an Leistungen er-

bringt, einen wertvollen Beitrag für die Ge-sellschaft leistet und zur Erfüllung der SDGsbeiträgt.

In Unternehmensdialogen haben kirchlicheAnleger besonders gute Karten: Zum einenaddiert sich zu ihrem ökonomischen Ge-wicht das moralische Gewicht, das Kirchengegenüber Unternehmen in die Waagschalewerfen können. Und zum anderen habenkirchliche Investoren durch die Vernetzungder internationalen Ökumene – sei es durchPartner kirchlicher Entwicklungsorganisa-tionen und Missionswerke oder durch ausländische Partnergemeinden – immerwieder die Möglichkeit, an verlässliche In-formationen über problematische Ge-schäftspraktiken von Unternehmen und ih-ren Zulieferern zu gelangen, die sie in En-gagementprozessen verwenden können, umdie Beseitigung der Missstände einzufordernund dann auch zu kontrollieren. Druckmittelgegenüber den Unternehmen sind das Di-vestment und in letzter Konsequenz derGang in die Öffentlichkeit. Allerdings er-fordert ein christlich profiliertes Engage-ment, das die erwähnten Alleinstellungs-merkmale kirchlicher Investoren zur An-wendung bringt, einen hohen Zeit- undRessourceneinsatz. Darum erscheinen hierKooperationen in höchstem Maße sinnvoll– temporäre wie im Fall von Investorensta-tements oder dauerhafte in Form von Inves-toreninitiativen und -plattformen. Im insge-samt spät gestarteten Engagementumfeld inDeutschland ist es dem AKI gelungen, eine„arbeitsfähige evangelische Plattform“15 zuetablieren und inzwischen auch schon eini-ges an Engagementerfahrungen zu sam-meln. Ein gutes Beispiel für das kollaborati-ve Engagement kirchlicher Investoren ist

15 https://nbi.sankt-georgen.de/assets/documents/projects/DBK_Druckvorlage_Shareholder_Engagement_dt.pdf 12.

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das dreijährige Engagementprojekt zu exis-tenzsichernden Löhnen in der Lieferketteder Textilindustrie.16 Wer im AKI Engage-ment betreibt, übernimmt Verantwortung fürsein Eigentum und spricht andere Akteureauf ihre jeweilige Verantwortung an.

Wie Reuter im Handbuch EvangelischeEthik betont, ist Verantwortung selbst keinWertbegriff, sondern „eine Verantwortungs-ethik bleibt von Normen, Wertungen undVoraussetzungen abhängig, die sie selbstnicht begründen kann“.17 Auch darin erge-ben sich Parallelen zur Verantwortungsfor-mel im Grundgesetz, die nach dem sprich-wörtlich gewordenen Diktum von Ernst-Wolfgang Böckenförde bedeutet, dass „derfreiheitliche, säkularisierte Staat von Vo-raussetzungen lebt, die er selbst nicht ga-rantieren kann.“ Die Nähe des Leitfadenszum Grundgesetz spiegelt die gewollt posi-tive Beziehung wieder, die von beiden Sei-ten aus zwischen Kirche und Staat inDeutschland besteht – natürlich bei strikterBeachtung ihrer prinzipiellen Trennung von-einander. Auch inhaltlich ist diese Bezie-hung vor allem durch den jüdisch-christli-chen Begriff der Menschenwürde qualifi-ziert, auf deren Unantastbarkeit dasGrundgesetz aufbaut (Art. 1 Abs. 1). Der aufVerantwortung beruhende Rahmen, der imLeitfaden aufgespannt ist, muss nun aller-dings im kirchlichen Kontext mit inhaltli-chen Werten und Normen gefüllt werden, d.h. es muss ein Bezug zum christlichen Glau-ben hergestellt werden.

Das geschieht im ersten Kapitel des Leitfa-dens “Erwartungen an kirchliche Geldanla-

gen – Eine Standortbestimmung“: Unterdieser Überschrift werden ein Vers aus demKolosserbrief, ein Abschnitt aus dem Klei-nen Katechismus von Martin Luther und ei-nige Sätze aus der Leuenberger Konkordie18

zitiert. Damit wird ausgesagt: Nichts, wasdie Kirche spricht, tut und regelt – auch imBereich ihrer Geldanlagen –, liegt außerhalbihres Auftrags, sondern: „Alles was ihr tutmit Worten oder mit Werken, das tut alles imNamen des Herrn Jesus“ (Kol 3,17). DerAusschnitt aus dem Kleinem Katechismuszum siebenten Gebot und die Nennung derTrias Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrungder Schöpfung, mit denen der kirchlicheAuftrag näher bestimmt wird, nehmen Be-zug auf die Inhalte der Gebote, die im Zu-sammenhang mit kirchlichen Geldanlageneine Rolle spielen. In der Erklärung derZehn Gebote im Kleinen Katechismus hatLuther die Struktur vorgegeben, die erst denMindeststandard des Do-no-harm-Ansatzesausführt und diesen dann um eine positiveEntsprechung des Handelns zum Glaubenerweitert. Auch das siebente Gebot verbie-tet in der Auslegung Luthers nicht nur Dieb-stahl, unlauteres Geschäftsgebaren, Über-vorteilung und betrügerischen Handel, diedem Nächsten Schaden zufügen, sondernfordert dazu auf, seine materielle Situationzu verbessern. Das Wohlergehen vonMensch und Natur soll also durch wirt-schaftliche Aktivitäten nicht nur nicht be-einträchtigt, sondern gefördert werden. Abernicht nur Diebstahl fügt dem NächstenSchaden zu, sondern auch Ungerechtigkeit,Unfrieden und Umweltzerstörung bedrohenseine materielle Existenzgrundlage.

16 https://www.aki-ekd.de/fileadmin/user/news/AKI-EngagementTextil.pdf17 Reuter Hans-Richard, Handbuch der Ethik, 82.18 Mit der Leuenberger Konkordie von 1973 wurde die Kirchengemeinschaft zwischen den lutherischen, reformierten und den aus ihnen her-

vorgegangenen unierten Kirchen sowie den ihnen verwandten vorreformatorischen Kirchen der Waldenser und der Böhmischen Brüder er-möglicht.

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Menschenwürde und Nächstenliebe sind al-so zentrale Werte der Investmentkultur(nicht nur) in der evangelischen Kirche;Menschenwürde ist unabhängig von einerwahrnehmbaren Würdigkeit des Menschen.Daraus folgt das besondere Schwergewichtim Nachhaltigkeitsspektrum, das von kirch-lichen Investoren auf soziale Aspekte undMenschenrechtsfragen gelegt wird. Unver-letzbare Menschenwürde und unverlierbareMenschenrechte folgen daraus, dass Gottden Menschen zu seinem Ebenbild geschaf-fen und ihn als Sünder in Christus mit sichversöhnt hat. Darum wird nach biblischerund reformatorischer Ethik zwischen derPerson und ihren Taten unterschieden. Zuden Menschenrechten gehören nicht nur dieklassischen bürgerlichen und politischenFreiheits- und Beteiligungsrechte der erstenGeneration, sondern auch die wirtschaftli-chen, sozialen und kulturellen Menschen-rechte der zweiten Generation, die z. B.Rechte auf und in der Arbeit, auf soziale Si-cherheit, Ernährung, Wohnen, Wasser, Ge-sundheit und Bildung umfassen.

Mit diesen Normen und Werten wird alsoder Verantwortungsbegriff gefüllt, der Aus-gangspunkt der kirchlichen Investmentkul-tur ist. Kirche hat einen geistlichen Ur-sprung und Auftrag und ist gleichzeitig Teilder Welt, auf die ihr Auftrag bezogen ist.Darum ist auch ihr Umgang mit Geld undspeziell ihre Geldanlage von zwei Polen be-stimmt: zum einen von der nie erledigtenFrage nach der Entsprechung zu den bibli-schen Geboten und ihrem Auftrag und zumanderen von den Anforderungen der Sach-gemäßheit und Professionalität. Eine Geld-anlage ist – etwa im Unterschied zu einerSpende – dadurch definiert, dass mit ihr auf

professionelle Art und Weise ökonomischeZiele im Sinne von Rendite, Sicherheit undLiquidität verfolgt werden. Was nach dieserDefinition keine Geldanlage ist, kann darumauch keine ethisch-nachhaltige Geldanlagesein. Grundsätzlich wird im Leitfaden davonausgegangen, dass das Streben nach der Er-reichung ökonomischer Ziele mit demkirchlichen Auftrag in Einklang gebrachtwerden kann – wobei es sich dabei nicht umeinen definierten Zustand handelt, sondernimmer um einen Annäherungsprozess.Ethik, aufgeklärtes Selbstinteresse und Pro-fit können Hand in Hand gehen, sie müssenes aber nicht. Ethisch-nachhaltige Ziele unddas Rendite-Ziel (als Beispiel) bilden keinekonstante Summe, bei der die Zuwächse beieinem Summanden durch die Abgänge beimanderen ausgeglichen werden müssen. Wasauf keinen Fall stimmt, sind also grobe Ver-einfachungen wie „Ethik muss wehtun!“19

Geldanlagen werden nicht automatisch ethi-scher durch Gewinneinbußen, Verzicht aufRendite ist kein moralisches Qualitätsmerk-mal und die Befolgung von Gottes Gebotenmuss nicht wehtun.

Wirkung

Dadurch wird die Aufgabe kirchlicher Inves-toren umso komplexer. Keine einmal getrof-fene (Divestment-)Entscheidung, kein nochso ausgefeiltes Kriterium, kein Algorithmusentbinden kirchliche Investoren davor, immerwieder neu nach den Wirkungen ihrer Geld-anlage zu fragen. Die Frage nach der Wir-kung und ihrer Messung wird in den nächstenJahren eines der zentralen Themen im Be-reich Sustainable Finance sein – über das hi-

19 https://www.zuv.fau.de/einrichtungen/presse/publikationen/erlanger-universitaetsreden/68_unirede_gerke.pdf

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naus, was heute als Impact Investing be-zeichnet wird. Was sich die Vorreiter ethisch-nachhaltiger Geldanlage lange Jahre über alspauschale Kritik anhören mussten, ist seitfünf Jahren Vergangenheit: Nachhaltigkeit istnicht mehr länger ein vager, subjektiver Be-griff, sondern seit der Verabschiedung derAgenda 2030 mit den SDGs im Jahr 2015 in17 Zielen und 169 Unterzielen universal an-erkannt definiert und konkretisiert. Dem wur-de auch in der jüngsten Ausgabe des Leitfa-dens Rechnung getragen, in dem die SDGsals wesentlicher Bezugsrahmen für die In-strumente der ethisch-nachhaltigen Geldan-lage eingeführt wurden. Inzwischen findetdie Erkenntnis des AKI-Partners CRIC auchbei den Regulatoren und damit im Main-stream des Finanzsektors immer stärkere An-erkennung: „Geld ist nicht neutral und wiewir unser Geld anlegen hat Auswirkungenauf den Zustand unserer Welt. … Ethisch-nachhaltiges Investment ist demnach - nebenvielen anderen Möglichkeiten – ein wichtigerBeitrag zur Gestaltung unserer Welt.“20 DieWirkung nachhaltiger Investments tritt aufmehreren Ebenen in Erscheinung. Bevor je-doch vollmundig präsentiert wird, wie vielmit welcher Maßnahme auf welches SDG„eingezahlt“ werden kann, sollte eine sorg-fältige Analyse stattfinden, was unter Wir-kung zu verstehen ist.

Investitionsobjekte, zu denen unter anderemUnternehmen, Staaten, öffentliche Institu-tionen und Projekte zählen, benötigen Kapi-tal; Investoren benötigen rentable Anlage-möglichkeiten. Knüpfen Investoren die Be-reitstellung von Kapital an nachhaltigeBedingungen, so müssen Investitionsobjek-te diese erfüllen, um ihre Existenz langfris-

tig sichern zu können. Diese Zusammen-hänge lassen sich mit Hilfe einer dreifachenGliederung des Wirkungsbegriffs erfassen.Nachhaltige Investitionen als Input sollenfolgende Wirkungen erzielen:

• Finanzielle Rendite als Output

• Nachhaltige Veränderungen der Investiti-onsobjekte als Outcome

• Beitrag zu den SDGs und damit zur nach-haltigen „Transformation unserer Welt“(Agenda 2030) als Impact

Diese Differenzierung bildet ab, was in derLeitlinie für die Berichterstattung übernichtfinanzielle Informationen21 als doppel-te Wesentlichkeitsperspektive bezeichnetwird (S. 4f) und auch im BaFin-Merkblattzum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken22

zur Anwendung kommt. Unterschieden wirdzwischen finanzieller Wesentlichkeit (Out-side-in-Ansatz) sowie ökologischer und so-zialer Wesentlichkeit (Inside-out-Ansatz).Bei der finanziellen Wesentlichkeit geht esum die positiven und negativen Auswirkun-gen von ESG-Faktoren auf den Wert desUnternehmens. Diese sind vor allem für In-vestoren von Interesse. Bei der ökologi-schen und sozialen Wesentlichkeit geht esum die positiven und negativen Auswirkun-gen der unternehmerischen Tätigkeiten bzw.des Geschäftsmodells auf Wirtschaft, Um-welt und Gesellschaft. Diese sind nicht nurfür Shareholder, sondern auch für Stakehol-der wie Mitarbeiterinnen, Verbraucher undZivilgesellschaft von Interesse.

Die BaFin definiert diese als „Ereignisseoder Bedingungen aus den Bereichen Um-welt, Soziales und Unternehmensführung,deren Eintreten tatsächlich oder potenziell

20 https://www.cric-online.org/ethisch-investieren/was-ist-ethisches-investment21 https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:52019XC0620(01)&from=EN22 https://www.bafin.de/SharedDocs/Downloads/DE/Merkblatt/dl_mb_Nachhaltigkeitsrisiken.pdf;jsessionid=

3B2372025D1A0271E2DAEA8DB7F17A22.1_cid383?__blob=publicationFile&v=9

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erhebliche negative Auswirkungen auf dieVermögens-, Finanz- und Ertragslage sowieauf die Reputation eines Unternehmens ha-ben können; dies schließt klimabezogeneRisiken in Form von physischen Risikenund Transitionsrisiken ein.“ (S. 13). Sie folgtdamit dem Outside-in-Ansatz. Die BaFinfordert von den von ihr beaufsichtigten Un-ternehmen, sie sollten im Hinblick auf denUmgang mit Nachhaltigkeitsrisiken (undggf. Chancen) entweder eine eigenständigeStrategie entwickeln oder die bestehendenStrategien entsprechend ergänzen. In diesemZusammenhang geraten auch die etwaigennegativen Auswirkungen der eigenen Ge-schäftstätigkeit auf Nachhaltigkeitsfaktorenin den Blick (Inside-out-Ansatz), die im Zu-sammenhang mit der Akzeptanz bei Kun-dinnen und Mitarbeitern den langfristigenUnternehmenserfolg beeinflussen (S. 15).

Mit den Begriffen „Input“, „Output“, „Out-come“ und „Impact“, die unter anderem zurEvaluation der Wirkung von Projekten nachder „Theory of Change“ verwendet wer-den,23 aber auch zur generellen Messungvon Wirtschaftlichkeit herangezogen wer-den können (Output: werden die Dinge rich-tig getan? Outcome/Impact: werden dierichtigen Dinge getan?) können die Inten-tionen der Regulatoren erfasst werden. Auchlassen sich ebenso positive wie negativeWirkungen in verschiedenen Abstufungenbeschreiben. Zweckmäßig wird die Verwen-dung des Wirkungsbegriffs dann, wenn derOutcomebegriff auf die jeweiligen Akteurebezogen und der Impactbegriff auf die ge-samtgesellschaftlichen Einwirkungen ange-wandt wird. Zwischen Outcome und Impactwird immer eine Zuordnungslücke bestehenbleiben, da nicht zweifelsfrei festgestellt

werden kann, ob bzw. in welchem Ausmaßeine Investition zum beabsichtigten Impactbeigetragen hat. Alle direkten Zuordnungenzu Outcome und Impact können streng ge-nommen nur mit Hilfe von randomisiertenkontrollierten Studien erfolgen, was flä-chendeckend kaum praktikabel ist. Das ent-hebt Investoren jedoch nicht der Verantwor-tung, mit allen verfügbaren Instrumentenimmer wieder neu die Frage zu beantwor-ten, ob sie „die richtigen Dinge tun“. Mit ei-nem derart erweiterten Wirkungsbegriffkann auch der Unterschied zwischen kon-ventioneller und nachhaltiger Finanzwirt-schaft deutlich gemacht werden. Nicht nurOutput, sondern auch Outcome und Impactwerden evaluiert und sind Steuerungsgrößeneiner Anlageentscheidung.

Für kirchliche Investoren haben Outcomeund Impact noch eine weitere Dimension,die mit dem oben erwähnten Brückenschlagzwischen Kirche und Finanzsektor zusam-menhängen. Als Anlegerin und wirtschaftli-che Akteurin betätigt sich Kirche auf den Fi-nanzmärkten und arbeitet dort mit verschie-denen weiteren wirtschaftlichen Akteurenzusammen. Indem kirchliche Anleger diesesmit einem ebenso klar erkennbaren wieglaubwürdigen kirchlichen Profil tun, be-wirken sie etwas Zusätzliches: Sie bringenkirchliche Kompetenz und kirchlichesZeugnis zur Geltung.

• Im Gespräch mit Anbietern entsprechen-der Anlageprodukte und Nachhaltigkeits-dienstleistungen wird der Markt fürethisch nachhaltige Finanzinstrumentedazu angeregt, ein den kirchlichen Vor-stellungen entsprechendes Angebot vor-zuhalten und weiter auszubauen.

• Kirchliche Anleger stehen als Ansprech-

23 Vgl. KfW, Die Sustainable Development Goals – SDG-Berichterstattung bei Banken, September 2019, S. 4.

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partner Banken, Nachhaltigkeits- und Fi-nanzdienstleistern zur Verfügung und ent-wickeln mit ihnen gemeinsam Perspekti-ven für eine ethischere Grundlegung derKapitalmärkte.

• Kirchliche Anleger bringen kirchlichePositionen in den Dialog mit Unterneh-men, Verbänden, Regierungs- und Nicht-regierungsorganisationen ein und prägenso die gesellschaftliche Debatte in Um-gebungen und Bereichen, die ansonstenvon kirchlicher Kommunikation nurschwer erreicht werden.

• Kirchliche Anleger vertiefen die ökume-nische und internationale Zusammenar-beit der Kirchen auf der Ebene kirchlicherInvestorengruppen. Sie verbinden ihreWertemacht mit einer langfristigen, gene-rationenübergreifenden Ausrichtung ihrerAnlagestrategie und können im Verbundihre Rolle als Impulsgeber ethisch-nach-haltigen Investments noch besser wahr-nehmen. Solche Kooperationen bergendas Potenzial, christliche Anliegen stärkerwahrnehmbar auf den Finanzmärkten zuvertreten und dort als Zeuginnen und Zeu-gen aufzutreten, die aufgrund ihrer öko-nomischen und moralischen Glaubwür-digkeit auch Gehör finden.

Fazit und Ausblick

Kirchliche Investmentkultur aus evangeli-scher Perspektive in Deutschland hat sich inden letzten 20 Jahren stark entwickelt. Auseinzelnen Ansätzen einer Handvoll von Vi-sionärinnen und Visionären ist früh schon dieErkenntnis unter institutionellen Investorenin Kirche und Diakonie erwachsen, dass die-ses Thema nur gemeinsam sinnvoll ange-gangen werden kann – nicht in dem Sinne,dass die eigenverantwortlichen Entschei-dungen in Frage gestellt würden und alle sich

auf denselben Satz von Instrumenten oder ei-ne gültige Methode einigen müssten. DieFreiheit der einzelnen Finanzverantwortli-chen blieb immer und bleibt weiterhin erhal-ten. Aber es wurde mit dem AKI eine Platt-form geschaffen, die nicht nur Austausch,kollegiale Beratung und gemeinsame Nut-zung von Expertise, sondern auch gemeinsa-mes Handeln nach außen ermöglicht, insbe-sondere was Engagement betrifft. Als Avant-garde ethisch-nachhaltiger Anleger habenkirchliche Investoren in einer Außenseiter-position begonnen und haben sich nun in ei-nem sich wandelnden regulatorischen Um-feld zurechtzufinden, für das Nachhaltigkeitimmer mehr zur Norm wird. Austausch undKooperation gewinnen dadurch weiter anBedeutung, denn der Brückenschlag zwi-schen den beiden Seiten Kirche und Geldan-lage verliert seine in diesem Beitrag be-schriebenen Besonderheiten nicht.

Der nächste Schritt wäre die konsequenteWeiterentwicklung hin zu einer konfessi-onsübergreifenden kirchlichen Investment-kultur. Was bei den internationalen AKI-Partnern aus Großbritannien und den Nie-derlanden von Anfang an selbstverständlichwar und im Gegenüber zu Unternehmen undin der Öffentlichkeit sehr zur Glaubwürdig-keit kirchlicher Akteure beiträgt: eine öku-menische Plattform kirchlicher Investoren,das wäre auch in Deutschland ausgespro-chen wünschenswert. Evangelische und ka-tholische institutionelle Investoren könntengemeinsam mit verdoppelter Finanzmachtund verstärkter Wertemacht vor allem imEngagement noch deutlich mehr bewirkenals bisher – zugunsten einer nachhaltigenTransformation der Welt und im Zeugnis fürden einen Herren der Kirche, den einenGlauben und den einen Gott und Vater aller,der ist über allen und durch alle und in allen(Eph 4,5f.).

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Noch 2007 schreibt das Zentralkomitee derdeutschen Katholiken in einer Informati-onsschrift zu Ethischem Investment: „DasThema des Ethischen Investments hat inDeutschland bei Weitem noch nicht denStellenwert, der aus christlicher Verantwor-tung wünschenswert wäre.“ Um sich demThema anzunähern stellt das Papier des Zen-tralkomitees drei Fragen in den Raum: „1.Fördert die Geldanlage das Leben der Men-schen, die Bewahrung der Schöpfung sowiedie internationale und intergenerationaleGerechtigkeit? Trägt das Instrument dazubei, dass arme Menschen in ihrem Bemühenum bessere Lebensbedingungen konkret unterstützt werden? Werden durch die Geld-anlage Unternehmen finanziert, deren Pro-dukte und Herstellungsverfahren den Men-schen, der Umwelt und den Volkswirtschaf-ten gerade auch in Entwicklungs- undSchwellenländern zugutekommen?1

Motivation

Verhalten nähert sich die Institutionelle Ka-tholische Kirche langsam dem Thema nach-haltiger Investitionen zu. Erst 2015 veröf-fentlicht die Deutsche Bischofskonferenzgemeinsam mit dem Zentralkomitee in ihrerReihe ‚Sonstige Publikationen‘ [! sic] eineOrientierungshilfe für die Finanzverant-wortlichen katholischer Einrichtungen in

Deutschland. Als Motivation für eine solcheOrientierungshilfe, die ja an die eigenenMitarbeiter und Kirchmitglieder ergeht,wird unter Berufung auf die allgemeine ka-tholische Soziallehre vermerkt: „In einer zu-nehmend globalisierten Welt kann sich dieKirche mit ihrem Vermögen den Anlageop-tionen auf dem internationalen Kapitalmarktnicht entziehen. So steht sie vor der He-rausforderung, selbst die zum Teil schwerauszumachenden Auswirkungen ihrer Ver-mögensanlage in den Blick zu nehmen.Denn Geldanlagen können auch negativeNebeneffekte mit sich bringen. Sie sindfolglich ethisch nicht neutral. Für die Glaub-würdigkeit von Kirche ist es daher bei ihremUmgang mit Finanzen von Bedeutung, dieZweckverwirklichung nicht nur bei der Er-tragsverwendung in den Blick zu nehmen,sondern auch bei der Ertragserwirtschaf-tung. [! sic] Ethisch-nachhaltiges Investie-ren ist eine Form der Geldanlage, bei derenAuswahl neben finanziellen Gesichtspunk-ten zugleich ethische, soziale und ökologi-sche Folgewirkungen mit in die Bewertungeinfließen. Zahlreiche kirchliche Finanzver-antwortliche investieren das ihnen anver-traute Vermögen bereits unter diesem Vor-zeichen. Sie wollen damit auch bei ihrenAnlageentscheidungen ihre christliche Wert-orientierung umgesetzt wissen. Das von derkirchlichen Sozialverkündigung vertreteneNachhaltigkeitsprinzip sieht die Verantwor-

1 Zentralkomitee der deutschen Katholiken (Hg.), Ethisches Investment. Handreichung für private und kirchliche Anleger, Bonn 2007, 4 und 8.

Kirchliche Investmentkultur aus

katholischer Perspektive:

Werte – Wirkung und WandelJohannes B. Freyer ofm

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tung für die soziale Balance in einer globa-lisierten Gesellschaft, die ökologische Trag-fähigkeit unserer Erde sowie die wirtschaft-liche Leistungsfähigkeit in einem Zusam-menhang. Dabei nimmt das Nachhal-tigkeitsprinzip die Auswirkungen menschli-chen Handelns auf die heute und die zu-künftig lebenden Generationen in den Blickund gibt einen verantwortungsvollen Um-gang mit den zur Verfügung stehenden so-zialen, ökologischen und ökonomischenRessourcen vor.“2 Im angehängten Glossarzu der Orientierungshilfe wird auch eine De-finition gegeben, was als ethisch-nachhalti-ges Investment verstanden werden soll:„Unter ethisch-nachhaltigem Investmentwerden Vermögensanlagen verstanden, beidenen durch eine Nachhaltigkeitsbewertungvon Emittenten anhand sozialer, ökologi-scher und Governance-Kriterien eine ethi-sche Wertorientierung zur Geltung gebrachtwird. Die Begriffskombination von ethischund nachhaltig verdeutlicht, dass die Nach-haltigkeitskriterien ihre Begründung in ethi-schen Wertvorstellungen finden. In der Pra-xis werden die ethischen Ansprüche aller-dings sehr unterschiedlich definiert, sodassjeweils genau zu prüfen ist, was sich hinterder Bezeichnung „ethisch-nachhaltig“ ver-birgt. Kirchliche Vermögensträger wissensich einer christlichen Wertorientierung ver-pflichtet, aus der heraus sie ihre ethisch-nachhaltigen Anlagekriterien begründen.“3

Diese Formulierung gibt eine allgemeineDefinition vor und lässt Raum für eine dy-namische und angewandte Konkretisierungim Rahmen einer Ausrichtung an christli-chen Werten. Solche christlichen Werte wer-

den von der christlichen Soziallehre be-nannt, auf die das Dokument der DeutschenBischofskonferenz verweist: „Die kirchlicheSozialverkündigung fordert um der Zukunftdes Menschen und der Schöpfung willen imUmgang mit den sozialen, ökologischen undökonomischen Ressourcen mehr Nachhal-tigkeit ein. Sie verpflichtet den Menschen,als Sachwalter Gottes für die Belange seinerSchöpfung Verantwortung zu übernehmenund einen bewahrenden Umgang mit ihr zupflegen. Dabei schärft die kirchliche Sozial-verkündigung das Bewusstsein für die zu-nehmende Vernetzung der sozialen, ökolo-gischen und ökonomischen Problematik imglobalen Kontext.“4

Auch in Bezug auf die hier angeführte all-gemeine Soziallehre mag es erstaunen, dassdiese als eigenständiges Thema in der ka-tholischen Kirche erst spät Eingang gefun-den hat. Obwohl die Kirche seit ihren An-fängen zur sittlichen Gestaltung des sozia-len Lebens Stellung bezogen hat, und vorallem in ihrer in der mittelalterlichen Scho-lastik ausgeklügelten Morallehre auch Be-zug zu gesellschaftlichen und politischenThemen genommen hat, ist eine Soziallehreim eigentlichen Sinne erst im 19. Jahrhun-dert angesichts sozialer Spannungen im Zu-ge der Industriellen Revolution und der Ver-städterung, sowie aus Sorge wegen der kon-kurrierenden Ideologien des Liberalismusund Sozialismus entwickelt worden. In die-sem Kontext erscheint 1891 von Papst LeoXIII (1878-1903) die erste Sozialenzyklikazur Situation der Arbeiter. Damit war auchvon Seiten des Lehramtes die katholischeSoziallehre begründet. Die Entwicklung und

2 Deutsche Bischofskonferenz und Zentralkomitee der deutschen Katholiken (Hg.): Ethisch-nachhaltiges investieren. Eine Orientierungshilfefür Finanzverantwortliche katholischer Einrichtungen in Deutschland, Reihe: Sonstige Publikationen, Bonn o.J., 9.

3 DBK u. ZdK (Hg.), Ethisch-nachhaltiges investieren, 41.4 DBK u. ZdK (Hg.), Ethisch-nachhaltiges investieren, 16.

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Stellungnahmen der katholischen Sozialleh-re wurden in einem 2004 erschienen Kom-pendium zusammengefasst. Für alle Berei-che der Soziallehre wird die Motivation desHandelns begründet: „Die christliche Liebedrängt uns dazu, Missstände anzuprangern,Vorschläge zu unterbreiten und uns zu en-gagieren für eine kulturelle und soziale Ent-wicklung, sie drängt uns zu einer effektivenTatkraft, die alle, denen das Schicksal desMenschen aufrichtig am Herzen liegt, dazuanspornt, einen eigenen Beitrag zu leisten.Die Menschen erkennen immer deutlicher,dass sie alle dasselbe Schicksal teilen unddaher aus einem umfassenden und solidari-schen Humanismus heraus gemeinsam Ver-antwortung übernehmen müssen: sie sehen,dass dieses gemeinsame Schicksal häufigdurch Technik und Wirtschaft bedingt undihnen sogar aufgezwungen wird, und sieverspüren das Bedürfnis nach einem stärke-ren moralischen Bewusstsein, das ihrem ge-meinsamen Weg eine Richtung gibt.“5 Vorallem im Kapitel , Kapitel VI ‚MenschlicheArbeit‘ und im Kapitel VII ‚Das Wirt-schaftsleben‘, da besonders im Abschnitt IV‚Wirtschaftliche Einrichtungen im Dienstdes Menschen‘, werden Fragen des Umgan-ges mit dem Kapital und dem ethisch-nach-haltigen Investieren behandelt. Zunächstwird darauf verwiesen, dass der Einsatz vonKapital keine neutrale Handlungsweise dar-stellt, sondern ethische und moralische Im-plikationen besitzt und mit einem Werturteilverbunden ist. „Mehr als in der Vergangen-heit ist es heute möglich, die verfügbarenAlternativen nicht nur auf der Basis des vo-raussichtlichen Ertrags oder der Größe desdamit verbundenen Risikos einzuschätzen,

sondern über die entsprechend zu finanzie-renden Investitionen auch ein Werturteil zufällen, in dem Bewusstsein, dass eine Ent-scheidung, lieber an diesem als an jenemOrt, lieber in diesem und nicht in einem an-deren Sektor zu investieren, immer auch ei-ne moralische und kulturelle Entscheidungist“.6 Kapital wird für etwas verwendet, wasals entsprechender Wert angesehen wird, fürden es sich lohnt das Kapital einzusetzen.Da deshalb jede Verwendung des Kapitalsals Werturteil angesehen wird entspricht derKapitaleinsatz einer ethischen, bzw. morali-schen Wertentscheidung. Aus christlicherPerspektive wird daher, besonders ange-sichts der in den Blick genommenen ökolo-gischen Zukunftsfragen, auch ein Rahmenals Entscheidungshilfe für die Verwendungvon Kapital empfohlen. „Die schwerwie-genden ökologischen Probleme erfordern ei-ne wirkungsvolle Mentalitätsänderung, diezur Entwicklung von Lebensstilen führt, indenen die Suche nach dem Wahren, Schö-nen und Guten und die Verbundenheit mitden anderen für ein gemeinsames Wachstumjene Elemente sind, die die Entscheidungenfür Konsum, Sparen und Investitionen be-stimmen“.7 Kapitalentscheidungen werdenfolglich mit der Zukunftsfrage verbundenund in den Kontext jener Problematik ge-setzt, die eine menschenwürdige Zukunft al-ler in Frage stellt. Damit werden Investitio-nen gezielt auf die Zukunftsfrage hin geord-net und der Kapitaleinsatz als Beitrag zurLösung der Umweltkrise als vorrangig be-handelt. Auch wenn die im genannten Kom-pendium zusammengefasste Soziallehre derKirche sich den zeitgenössischen Heraus-forderungen stellt und ethisch-moralische

5 Kompendium der Soziallehre der Kirche, 2004, Nr. 6.6 Kompendium, Nr. 358.7 Kompendium, Nr. 486.

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Orientierung bieten will, so darf man dochnicht verschweigen, dass sie innerhalb deskatholischen Lehrgebäudes bisher ein Schat-tendasein führte und Versuche sie inkultu-riert praktisch anzuwenden oft vom offiziel-len Lehramt unterdrückt wurden8. So hat esauch, trotz mehrerer sogenannter Sozialen-zykliken9, auf höchster Ebene, nach der ers-ten Sozialenzyklika von Papst Leo XIII,mehr als hundert Jahre gedauert bis PapstBenedikt XVI 2009 die Enzyklika ‚Caritasin Veritate‘ direkt Fragen der Ökonomie undauch des Investments widmete. Doch erstsein Nachfolger Papst Franziskus fokussier-te das Lehramt bisher mit einer Apostoli-schen Exhortatio ‚Evangelii Gaudium‘ undeiner Enzyklika ‚Laudato Si‘ auf ethischeund moralische Herausforderungen derWirtschaft.

Kultur des Lebens – Wertekultur

In Bezug auf den Einsatz von Kapital undInvestitionen möchte und kann die Sozial-lehre der Kirche keine ökonomischen Richt-linien vorgegeben. Dazu hat sie keine Kom-petenz. Allerdings kann und möchte sie zueiner Investmentkultur beitragen. Dazu ver-deutlicht sie, dass man Investitionen nichtisoliert betrachten kann, sondern sie gehö-ren in einen größeren Zusammenhang, dereine Kultur des Lebens in den Blick nimmtzu der wichtige Dimensionen des menschli-chen Lebens, wie die Politik, die Sozialität,die Kunst, die Religion, das Einzelinteresseund eben auch die Wirtschaft gehören. Die

Wirklichkeit des Lebens kann eben nicht nurvon ökonomischen Gesichtspunkten be-stimmt werden, vielmehr hat sie eine Viel-zahl von Facetten. Das Leben basiert auch,aber eben nicht nur, auf materiellen Werten.Daher kann die Ökonomie eben nicht alleLebensbereiche befriedigen, auch wenn diesoft in der Reklame vorgegaukelt wird. Da-her setzt sich die Soziallehre für eine um-fassende Wertekultur des Lebens ein, zuwelcher integrierte und legitime Invest-mentwerte beitragen. Als wichtiger Teil ei-ner Kultur des Lebens basiert jede Investiti-on daher auf einem entsprechenden Wertur-teil. Was ist mir im Kontext einer Kultur desLebens Wert eine Investition wert? In die-sen größeren Lebenszusammenhang gestelltweist jede Investition nicht nur eine wirt-schaftliche Bestimmung auf, sondern isteben auch eine kulturelle Entscheidung.Ebenso beziehen sich Investitionen nicht nurauf mögliche Gewinne, vielmehr haben sieimmer auch einen Bezug zum Leben und er-weisen sich folglich als ethische und mora-lische Größe. Was sich in irgendeiner Weiseauf das Leben auswirkt hat immer auch eineethische und moralische Dimension. Dahergibt es keine Neutralität des Wirtschaftensgegenüber dem Leben.

Investmentkultur

Ziel der Soziallehre ist es, Investitionen ausihrer ökonomischen Einschränkung zu be-freien und als Teil umfassenderen kulturel-len Handelns zu verstehen. Um Investitio-

8 Vgl. z.B. der Umgang der Kongregation für die Glaubenslehre mit den verschiedenen Strömungen der Befreiungstheologie.9 Vgl. Quadragesimo Anno, 1931, zur sozialen Ordnung; Mater et Magistra, 1961, zur Ordnung des sozialen Lebens; Pacem in terris, 1963,

zum Frieden in der Welt; Popularum Progressio, 1967, zum Fortschritt der Völker und Nationen; Laborem exercens, 1981, über die Arbeit;Sollecitudo Rei Socialis, 1987, zu sozialen Fragen; Centesimus Annus, 1991, Hundert Jahre nach Rerum Novarum.

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nen an einer Kultur des Lebens teilhaben zulassen bedarf es, dass diese sich gewisseRahmenbedingungen zu eigen macht. Zusolchen Rahmenbedingungen gehören unteranderen:

• der Aufbau von Lebensweisen, die denWerten des Guten, Wahren, Schönen undder Sozialität dienen;

• das Gemeinsame Wachstum und Wohl alsGrundlage des Sparens, der Investitionund des Konsums zu fördern;

• das Bewusstsein für die Gesamtentwick-lung des wirtschaftlichen und sozialenSystems in den Blick zu nehmen;

• die Wirtschaftliche Bedingungen und po-litische Stabilität zu fördern, um Indivi-duen und Völkern die Chance zu gebendurch die eigene Arbeit das Leben und ei-nen angemessenen Wohlstand zu finan-zieren;

• Die Bildung von Vertrauen durch Trans-parenz;

• angesichts der Ökologischen Herausfor-derung die Unterstützung von neuen Le-bensstilen und wirtschaftlichen Alternati-ven.

Perspektivenwechsel

Die Einbeziehung von Investitionen in dengrößeren Lebenszusammenhang bedarf ei-nes Perspektivenwechsels und einer Erwei-terung der Investitionsziele. Um lebenswertund zukunftsträchtig zu investieren bedarfes eines erweiterten Kapitalbegriffs. Die Fi-xierung auf einen mathematisch monetäreKapitalbegriff wird aufgebrochen und dieInvestitionsperspektive durch kulturelle, so-ziale und ökologische Kapitalwerte opti-miert. Ein solcher Perspektivenwechsel be-

dingt, das konservativ monetäre Gewinn-In-vestment durch ein innovatives Lebensqua-litäts-Investment abzulösen, um von einemnur zweckdienlichen zu einem sinnstiften-den und lebensfördernden Investment zu ge-langen.

Aber nicht nur vom Kapitalmarkt wird einPerspektivenwechsel angemahnt. Die Sozi-allehre selbst hat ausgehend vom Lehramtder Kirche einen Paradigmenwechsel voll-zogen. Bis zu den Lehrschreiben von PapstFranziskus war die Christliche Soziallehreeindeutig anthropologisch ausgerichtet. DasWohl der Menschen als Individuen und alsGemeinschaft standen auch im Mittelpunktder von der Soziallehre vertretenen wirt-schaftlichen Gesichtspunkte. So wurdenzum Beispiel auch ökologische Problemeund ihre ökonomischen Konsequenzen vonder Zukunft des Menschengeschlechtes herangegangen. Die Kapitalwirtschaft und da-mit auch die entsprechenden Investitionenwurden genauso wie die Natur in den Diens-ten des Menschen gesehen. Diese gewisser-maßen anthropologische Zentrierung derPerspektive wird in der Exhortatio ‚Evange-lii gaudium‘ und mit der Enzyklika ‚Lauda-to Si‘ korrigiert. Diese Lehramtlichen Textevollziehen einen Perspektivenwechsel vonder ausschließlich anthropologischen Sicht-weise hin zu einer holistischen Perspektive.Noch nie zu vor wurde die Anerkennung desorganischen und spirituellen Zusammen-hanges des Menschen, der Welt als vomMenschen zu gestaltendem Kulturraum undder Natur/Schöpfung lehramtlich so deutlichhervorgehoben. Es geht nicht nur um denMenschen und den von ihm auch durch dieWirtschaft geschaffenen Kulturraum, viel-mehr wird der Eigenwert der Natur und da-mit aller Geschöpfe anerkannt. Die Natursteht dem Menschen nicht nur einfach alsRessource seinen Interessen dienend zur

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Verfügung. Sie hat den ihr zukommendeneigenen Stellenwert und damit ein Anrechtauf eine Zukunft, welche ihr nicht nur umdes Menschen willen zusteht. Folglich wirdauch die Ökonomie im Dienst des Men-schen und der Schöpfung gesehen. Durchdie Kapitalinvestitionen ist es die Aufgabeder Wirtschaft das Wohl der Menschheit unddie Zukunft der ganzen Schöpfung zu si-chern. Dies erfordert den gewinnbringendenEinsatz des Kapitals in der Überwindung derArmut und zu Gunsten der Integrität derSchöpfung. Der legitime Gewinn der Inves-titionen besteht dann eben nicht nur in mo-netären Zahlen, sondern im Aufbau einerumfassenden Kultur des Lebens. Vor allemdie Enzyklika ‚Laudato Si‘ bringt diesen dieÖkonomie und ihre Investitionen betreffen-den Paradigmenwechsel durch drei vehe-mente Absagen und mehrere positive Rah-menbedingungen zum Ausdruck. Die Absa-gen an eine „Wirtschaft, die Tötet“10 wirddurch drei große Neins verdeutlicht:

➡ Nein zu einer Wirtschaft der Aus-schließung;

➡ Nein zu einem Geld, das regiert, stattzu dienen;

➡ Nein zur sozialen Ungleichheit, die Ge-walt hervorbringt.

Gleichzeitig werden die positiven Rahmen-bedingungen für eine Zukunft bezogene In-vestmentkultur skizziert11:

♦ Investitionen in Produktionsweisen undTrans portarten, die weniger Energie ver-brauchen und geringere Mengen anRohstoff erfordern, sowie in Bauformen

oder Arten der Bausanierung, um dieEnergieeffizienz zu verbessern;

♦ Investitionen in die Forschung, um dasVerhalten der Ökosysteme besser zu ver-stehen und die verschiedenen Variablender Auswirkung jeder beliebigen wich-tigen Veränderung der Umwelt zu ana-lysieren;

♦ Investitionen in ländliche Infra struktu-ren, in die Organisation des lokalen odernationalen Marktes, in Bewässerungsan-lagen, in die Entwicklung nachhaltigerAgrartechniken und anderes;

♦ Investitionen für eine nachhaltige Nut-zung der natürlichen Ressourcen.

Franziskanische DNA

Für eine hier umrissene Investmentkulturvor dem Hintergrund der christlichen Sozi-allehre, wie sie die katholische Lehrtraditionvorstellt, spielt gerade auch die lange fran-ziskanische Tradition der Markt- und Wirt-schaftsethik eine Rolle.12 Zur franziskani-schen Identität, bzw. DNA, gehören wichti-ge Elemente, die die soziale Dimension desfranziskanischen Charismas für die Wirt-schaftslehre fruchtbar gemacht haben undeine heutige Investmentkultur inspirierenkönnen. Schon seit dem 13. Jahrhundert ha-ben sich die Franziskaner als Seelsorger derKaufleute, Handwerker und Banker den je-weils zeitgenössischen Herausforderungender wachsenden Markt- und Kapitalwirt-schaft gestellt und Rahmenbedingungen füreine soziale und gerechte Marktwirtschaft

10 Evangelii gaudium, 53.11 Laudato Si, 26; 42; 180; 191.12 Vgl. Freyer Johannes B., ‚Franziskanische‘ Ökonomie, in: Investmentethische Grundfragen, Missionszentrale der Franziskaner (Hg.),

Missionszentrale der Franziskaner, Bonn 2018, 22-29.

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gefördert und dazu auch Bedingungen füreine ethisch verantwortbare Investmentkul-tur benannt. Dabei handelt es sich nicht nurum die Entwicklung einer Theorie des ethi-schen Wirtschaftens, darüber hinaus werdenKreditinstitute, die Monte Pietas, gegründet,um gerade der ärmeren Bevölkerung eineExistenzgrundlage zu ermöglichen. Diegrundgelegten Rahmenbedingungen orien-tieren sich an der franziskanischen Philoso-phie, Theologie und Spiritualität. Daherstammt auch die auf die Wirtschaftslehreübertragene Terminologie aus dem spiritu-ellen und theologischen Wortschatz. Ziel desWirtschaftens und der Investitionen ist dasumfassende Wohlergehen und Wohlbefin-den (Salus) der Menschen in ihrem sozialenund kulturellen Lebensraum. Zu diesemmenschlichen Wohlbefinden gehört auch derfürsorgende und respektvolle Umgang mitder Schöpfung. Einem solchen allgemeinenWohlbefinden (Heil) nützt eine sich an Wer-ten, am ‚Bonum‘ orientierende Investitiondes Vermögens. Eine Wertsteigerung (Bo-nus) des Vermögens wird in einem breit ge-streuten Investieren in materielle, kulturel-le, soziale und umweltpflegerische Werteangestrebt. Das so angestrebte umfassendeWohl konkretisiert sich im sogenannten‚Guten Leben‘. Gemeint ist damit ein ange-messener Wohlstand in gegenseitiger Ver-bundenheit und sozialer Verantwortung. Zudiesem ‚Guten Leben‘ gehört die Freiheitam Leben der Gesellschaft teilzunehmenund auch die Möglichkeit die materiellenGrundlagen für eine Teilhabe an den Güternerwirtschaften zu können. Der Mensch wirddadurch als Gemeinschaftswesen anerkanntund Zugehörigkeit, sowie Teilhabe an denGütern gehören zu den Grundrechten. DerMarkt und Investitionen sollen die materiel-le Seite dieser Zugehörigkeit und Teilhabesichern. Um einen solchen durch die Teilha-

be gerechten und auch die Zukunft sichern-den Markt aufzubauen bedarf es dermenschlichen Tugenden, die ein sozialesund die Umwelt schützendes Wirtschaftenstimulieren. Zur franziskanischen DNA ge-hört eine Tugend, die im ökonomischenKontext ein ethisches Handeln stärken sol-len. Dies ist die ‚Simplicitas‘, die Einfach-heit, die Schlichtheit, die Naturverbunden-heit. Als Tugend der Mäßigung stärkt sie dasnotwendige Gleichgewicht zwischen denTeilnehmern eines Marktes, Kapitaleigner,Investor, Arbeiter, Verkäufer, Käufer usw.;als Haltung der Sparsamkeit schafft sie Wer-te, die in die Zukunft des Allgemeinwohlsinvestiert werden können. Die Tugend der‚Simplicitas‘ verwirklicht sich als Grund-haltung des wirtschaftenden Menschen inder Praxis des sogenannten ‚Usus Pauper‘.Mit dem ‚Usus Pauper‘, dem bescheidenenGebrauch der Dinge ist der gemäßigte undverantwortbare Gebrauch der materiellenRessourcen betont. Der Verschwendung, dermaßlosen Ausbeutung und dem übertriebe-nen Luxus wird die Anspruchslosigkeit, Be-scheidenheit und Zufriedenheit entgegenge-stellt. In diesem Zusammenhang würden wirheute wohl von nachhaltigem Wirtschaftensprechen. Darüber hinaus haben die Tugendder ‚Simplicitas‘ und das ihr entsprechendeHandeln durch den ‚Usus Pauper‘ nicht nureine wirtschaftliche Bedeutung. Die ‚Sim-plicitas‘ soll dazu beitragen, dass die Öko-nomie nicht nur monetäre Gewinne im Blickhat, sondern auch in Werte investiert, die ne-ben materiellen Gewinnen, dem Allgemein-wohl dienen. Dazu gehören aus franziskani-scher Perspektive Werte der Kunst und Kul-tur, die dem Schönen, der Ästhetik, demLiebreiz und der Harmonie Raum geben.Gerade die Entfaltung solcher Werte soll je-ne Verhaltensweisen fördern, die für einengerechten Verlauf des Marktgeschehens er-

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forderlich sind. Haltungen wie Aufrichtig-keit, Ehrlichkeit, Vertrauenswürdigkeit undWahrhaftigkeit. Denn es ist nicht die myste-riöse ‚unsichtbare Hand‘ die den Markt be-stimmt, sondern es ist das menschliche Ver-halten, welches entsprechend Marktmecha-nismen auslöst, gestaltet oder manipuliert.Um nicht nur Marionette einer angeblich‚unsichtbaren Hand‘, die doch zu im Hin-tergrund agierenden Strippenziehern gehört,zu sein verweist die franziskanische Traditi-on nicht nur auf Professionalität und wirt-schaftliche Klugheit. Professionalität undKlugheit werden bereichert durch jeneWeisheit, die durch Gewissenhaftigkeit, Zu-verlässigkeit und Sensibilität dem Ganzeneinen Lebenssinn verleihen kann. DieserSinn wird in einer Lebensqualität entdeckt,die alle (soziale, kulturelle, religiöse, mate-rielle und personale) Dimensionen desMenschseins berücksichtigt. Durch Investi-tionen einer solchen umfassenden Lebens-qualität zu dienen wird höher eingeschätztals nur materiellen Überfluss zu schaffen,der dann doch nicht allen zur Verfügungsteht. Daher wird die einfache Gleichstel-lung von Quantität mit Qualität, von mehrstatt besser als falsch angesehen. Die Förde-rung von Lebensqualität als Allgemeingutwird als authentischer Gewinn angestrebt.Zur Lebensqualität gehören auch die Ge-staltung und Absicherung der Zukunft. In-vestitionen in die Lebensqualität müssen da-her die Zukunft vorausbedenken und antizi-pieren. Daher geht es nicht nur umbewahrendes, beschützendes nachhaltigesInvestieren. Dieses muss ergänzt werdendurch den Mut zu zukunftsträchtigen Inves-titionen.

Zukunftsträchtige Kultur

Nachhaltigkeit will die Auswirkungen desheutigen Handelns bedenken und die wahr-scheinlichen Folgen bewertend jetzt not-wendige Konsequenzen ziehen. Dabei istvor allem der Umgang mit und der Ver-brauch von Naturressourcen im Blick. ImVordergrund stehen damit Erhaltungsregelnund ein Vorsorgeprinzip. Die Erhaltungsre-gel wird als ein Verschlechterungsverbotverstanden. Bleibt die Idee der Nachhaltig-keit allerdings auf dieser Ebene stehen er-weckt sie eher den Eindruck als ein Bremserwirtschaftlicher Aktivitäten zu wirken, umden Istzustand bewahren zu wollen. Investi-tionen haben aber nur im Blick auf eine Ent-wicklung und einen Mehrwert Sinn. Daherbedarf es neben Erhaltungsregeln auch einesVerbesserungs- und Gestaltungsauftrages,der, um verwirklicht zu werden, gerade derInvestitionen bedarf.13 Es geht folglich ge-rade darum ökologische, soziale und huma-ne Bedingungen für eine lebenswerte Zu-kunft zu schaffen. Eine solche Erweiterungder Nachhaltigkeitskultur bedarf einer Per-spektiven- und Zielerweiterung. Das Ziel isteben zum Beispiel nicht nur die Bewahrungder Schöpfung als Ressource für zukünftigeGenerationen in Anerkennung einer Gene-rationengerechtigkeit. Eher geht es um dieGrundlegung eines neuen Verhältnisses zwi-schen Mensch und Schöpfung durch die An-erkennung eines Eigenwertes der Natur, derüber jede Verzweckung und Nutzbarkeit hi-nausgeht. Einer Erweiterung der Nachhal-tigkeitskultur korrespondiert eine Auswei-tung des Kapitalbegriffs. Die traditionellefranziskanische Wirtschaftslehre definiert -historisch im Gegensatz zur kirchlichenLehre der Unfruchtbarkeit des Geldes - Ka-

13 Vgl. Ott Konrad, Döring Ralf, Theorie und Praxis starker Nachhaltigkeit, Metropolis-Verlag, Marburg 20113.

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pital als den profitablen Gebrauch des Gel-des und anderer Güter, um durch deren Ein-satz einen potentiellen Gewinn in der Zu-kunft zu erwirtschaften. Kapital sind die ein-gesetzten Werte und Leistungen, die eine fürdas Allgemeinwohl der Gesellschaft nützli-che Produktivität erbringen. Geld und ande-re Kapitalgüter sind also fruchtbar. Wegenihrer potentiellen Fruchtbarkeit zu Gunstendes Profits für das Allgemeinwohl bestehteine Verpflichtung Kapital in Umlauf zubringen, um ökologische, soziale, kulturelleund humane Werte zu erwirtschaften, wel-che in Zukunft das ‚Bonum‘, das Wohl mög-lichst vieler ermöglichen. Der durch denEinsatz des Kapitals angestrebte ‚Bonus‘wird folglich nicht nur in monetären Wertengemessen.14 Für eine zukunftsträchtige Öko-nomie ist es folglich notwendig, die Eng-führung des Kapitalbegriffes und der Ge-winnvorstellung auf monetäre Berech-nungswerte zu überwinden. Es ist eben imLeben nicht alles mit Geld zu bezahlen. Die-se monetäre Ideologie bedarf einer Korrek-tur durch einen erweiterten Kapitalbegriffund eine optimierte Gewinnvorstellung, diekulturelle, menschliche, soziale und auchspirituelle Werte mit einbeziehen. Aus die-sem Grund ist es ein wirtschaftlicher Fort-schritt, wenn das konservative monetäre Ge-winn-Investment durch ein innovatives Le-bensqualität-Investment ersetzt wird.Voraussetzung dafür ist der unternehmeri-sche Geist nicht nur zweckdienlich, sonderndarüber hinaus sinn- und zukunftsweisendzu investieren und damit eine umfassenden‚Fruchtbarkeit‘ des Investments zu bewir-ken.

Operative Grundsätze und Fruchtbarkeit

Um eine lebensdienliche ‚Fruchtbarkeit‘ desInvestments zu bewirken bedarf es mehr alsnur einiger kosmetischer Korrekturen derjetzt vorherrschenden Ökonomie mit ihreneinseitigen neo-liberal-kapitalistischen Ten-denzen. Ein notwendiges Umdenken ist ge-fragt um die Wirtschaft als solche Zukunfts-fähig zu gestalten. Dazu können unter ande-rem einige operativen Grundsätze in denBlick genommen werden:

• Investitionen sind ein Beitrag zum Wachs-tum der Lebensqualität basierend auf aus-gewählten Werten;

• Investitionen begünstigen die umfassendeErhaltung jedweder Lebensform;

• Investitionen berücksichtigen einen gerin-gen Material- und Energieaufwand;

• Investitionen bewirken die Abkehr vomDogma und der Ideologie des ‘Unerbittli-chen Wachstums’;

• Investitionen stoßen die Umgestaltung dersozial schädlichen Logik des Konsumver-haltens an.

Um diese Grundsätze fruchtbar zu verwirk-lichen bedarf es einer Konzentration der In-vestitionen auf die Arbeits- und Ressour-cenproduktivität unter Berücksichtigungvon erneuerbaren Energien und dem Einsatzvon sauberen Technologien. Die Investitio-nen müssen daher zu umweltfreundlichenUnternehmen kanalisiert werden und dieKlimaanpassung und Verbesserung desÖkosystems fördern. Statt ihrer traditionel-len Rolle als Stimulus für das Produktivi-tätswachstum müssen die Investitionen viel

14 Vgl. Freyer Johannes B., Wirtschaft braucht Ethik - Franziskanische Impulse, in: Tauwetter. Eine franziskanische Zeitschrift 27/3 (2012) 6-27.

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stärker auf die ökologische Transformationausgerichtet werden: erhöhte Energie- undRessourceneffizienz, erneuerbare und koh-lenstoffarme Technologien und Infrastruk-turen. Gleichwertig daneben orientieren sichzukunftsträchtige Investition an sozialenGesichtspunkten der Armutsüberwindungund Gerechtigkeit unter Einschluss kultu-relle Aspekte. Angesichts der weltweitenEntwicklung müssen Investoren ein Interes-se daran haben das Kapital langfristig zu-kunftsträchtig zu investieren, um kurzfristi-ge Gewinne nicht langfristig zu verspielen.Abschließend ein Wort der bekannten US-amerikanischen Rechts- und Ethik Wissen-schaftlerin Martha Nussbaum15:

„Wir können die ökologischen Grenzennicht ändern. Wir können die menschlicheNatur nicht ändern. Aber wir können die so-ziale Welt erschaffen und neu erschaffen,und das tun wir auch. Seine Normen sindunsere Normen. Ihre Visionen sind unsereVisionen. Ihre Strukturen und Institutionenwerden von diesen Normen und Visionengeprägt. Hier ist eine Transformation er-forderlich.“

(„We cannot change the ecological limits.We cannot change human nature. But wecan create and re-create the social world,and we do. Its norms are our norms. Its vi-sions are our visions. Their structures andinstitutions are shaped by these norms andvisions. A transformation is needed here.“)

15 Übersetzt nach dem engl. Text aus Nussbaum Martha, Frontiers of Justice: Disability, nationality and policy design, Cambridge UniversityPress, Cambridge 2006.

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1 Carlson Eric, KochJames L., Building a Successful Social Venture, Berrett-Koehler Publishers, 2018.2 Auerswald Philip, Creating social value, in: Stanford Social Innovation Review, 2, 7 (2009) 51–55 3 Muhammad Yunus, „Friedensnobelpreisvortrag.“ http://www.nobelprize.org/nobel_prizes/peace/laureates/2006/yunus-lecture-en.html 2007.

Der Aufstieg der gegenwärtigen Globalisie-rung hat zwei widersprüchliche Ansätze fürdie Beziehung zwischen Wirtschaft und Ge-sellschaft mit sich gebracht. Auf der einenSeite behaupten mächtige neoliberale Stim-men, dass das Streben nach Profit und dieAnhäufung von Reichtum der optimale An-satz für das Wirtschaftsleben sei. Auf der an-deren Seite behaupten viele Stimmen in al-len Gesellschaften auf allen Ebenen, dasswirtschaftliche Aktivitäten im Dienste so-zialer oder ethischer Ziele organisiert wer-den sollten, nämlich einer integrativeren, so-zial gerechteren und nachhaltigeren Gesell-schaft. Viele gläubige Menschen haben sichfür diesen inklusiveren Ansatz eingesetzt,wobei auch die Stimmen von Glaubensfüh-rern deutlich zu hören waren. KatholischeOrdensinstitutionen haben sich für eine so-zial gerechte wirtschaftliche Entwicklungeingesetzt und in einigen Fällen direkte Un-terstützung in diesem Zusammenhang ge-leistet. Andere betrachten diese Bemühun-gen jedoch als „neuartige“, ethisch ange-messene zeitgenössische Aktivitäten, diejedoch außerhalb oder am Rande der zen-tralen Identität oder Mission dieser religiö-sen Institutionen liegen. In dieser Abhand-

lung wird eine kreative Antwort auf dieseSpannungen skizziert, indem wir eine Rück-besinnung auf die Wirtschaftsethik aus derfranziskanisch-katholischen philosophi-schen Tradition vorschlagen und dann argu-mentieren, dass diese Prinzipien unser En-gagement mit innovativen Gläubigen an derSpitze der sozialen und nachhaltigen Ent-wicklung inspirieren können.

Zeitgenössische Gläubige der wirtschaftli-chen Entwicklung haben mit innovativenMethoden Pionierarbeit geleistet, indem siedie Kraft von sozialem Unternehmertum undwirkungsvollen Investitionen genutzt haben.1

Dabei handelt es sich um innovative Formender direkten Aktion, die sozialen Wert schaf-fen. Unter sozialer Wertschöpfung versteheich die beschreibbare oder messbare Verän-derung zum Besseren innerhalb der Gesell-schaft als Ergebnis einer Initiative.2

Viele Personen kennen Muhammed Yunusund die Grameen Bank in Bangladesch, dieMikrofinanzkredite als eine lokale Strategieentwickelt haben, um Kredite für Kleinst-unternehmer bereitzustellen, die in lokalenGruppen, oft von Frauen, organisiert sind.Yunus erhielt in Anerkennung dieser Bemü-hungen den Friedensnobelpreis.3 Im Laufe

Für soziale Werte investieren:

Franziskanische philosophische

Grundlagen für eine

integrative WirtschaftKeith Douglass Warner, ofm

Miller Center for Social Entrepreneurship, Santa Clara University, USA

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4 Martin Roger L., Osberg Sally, Getting Beyond Better: How Social Entrepreneurship Works, Harvard Business Review Press, 2015.5 Chahine Teresa, Introduction to Social Entrepreneurship, CRC Press, 2016.6 Carlson Eric, Koch James L., Building.

der letzten Generation hat sich die Mikrofi-nanzbewegung jedoch zu einer Bewegungdes sozialen Unternehmertums entwickeltund stark ausgeweitet. Soziales Unterneh-mertum ist eine breit gefächerte und vielfäl-tige praktische Bewegung für sozialen Wan-del, die innovative Geschäftsstrategien ein-setzt, um eine gerechtere und nachhaltigereGesellschaft zu fördern.4 Sozialunternehmergehen soziale Ziele an, indem sie Instru-mente der Privatwirtschaft nutzen, wie z. B.die Innovation von Geschäftsmodellen, dieDiversifizierung der Einnahmen, die rigoro-se Anwendung von Metriken und kreativeFormen der Investition.5 Im Zusammenhangmit den vielen Misserfolgen oder uner-wünschten Ergebnissen von staatlich ge-führten Entwicklungsprojekten ist die vonsozialen Unternehmen geleitete Entwick-lung vielversprechend, da sie eine Form derdirekten Aktion einer Organisation ist (siehängt nicht von den Regierungen ab) unddie persönliche Handlungsfähigkeit fördert,um das Problem der Abhängigkeit zu über-winden und das Gemeinwohl auf lokalerEbene zu fördern.

Soziale Unternehmen messen ihren Erfolgnicht am Gewinn, sondern daran, wie sie dieGesellschaft beeinflussen und wie sie dasLeben der Armen positiv beeinflussen. So-ziale Unternehmen haben in einigen Regio-nen der Welt Gerechtigkeit gefördert, indemsie Zugang zu sauberer Energie und Trink-wasser, zu geschlechtergerechter Bildungund Gesundheitsdiensten sowie, im Fallevon Kleinbauern, Zugang zu Märkten ver-schafft haben. Soziales Unternehmertumentwickelt sich zu einer Schlüsselstrategiezur Erreichung mehrerer UN-Ziele für nach-

haltige Entwicklung. Soziale Unternehmenunterscheiden sich von kommerziellen Un-ternehmen und konventionellen Organisa-tionen für soziale Dienste durch verschiede-ne Merkmale, die aus dem kommerziellenUnternehmertum abgeleitet und angepasstwurden:

• Ein soziales Wertversprechen. Dies be-schreibt den Wert, den die Unterneh-menstätigkeit den Armen und der Gesell-schaft bietet, und orientiert die Organisa-tion an der Gemeinschaft, der sie dient.Ein Wertversprechen definiert eine Orga-nisation nicht durch das, was sie ist odertut (wie typische Leitbilder), sondernvielmehr durch den Nutzen, den sie derGesellschaft bringt, wobei die arme Be-völkerung als Kunden angesehen wird.

• Ein nachhaltiger Geschäftsplan. Ge-meinnützige Nichtregierungsorganisatio-nen beginnen in der Regel mit einer so-zialen Mission und dann mit der Mittel-beschaffung. Soziale Unternehmendefinieren zunächst ein soziales Problemals Geschäftsmöglichkeit und erstellendann einen Geschäftsplan, der Einnah-men, Ausgaben, Betrieb, Verteilung undsoziale Wertschöpfung artikuliert.

• Abschätzung sozialer Folgen. Sozialun-ternehmer setzen Systeme zur Messungdes Nutzens ein, den ihre Organisationenfür die Gesellschaft erbringen. Die Mes-sung sozialer Auswirkungen ist schwie-rig, aber unerlässlich, um den Anspruchder Unterscheidung zwischen konventio-nellem und sozialem Unternehmertum zubegründen. Dies macht das Unternehmenfür die Veränderungen verantwortlich, diees in der Welt bewirken will.6

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7 Sniegocki John, Catholic Social Teaching And Economic Globalization, Marquette University Press. 2009.8 Koh Harvey, Karamchandani Ashish, Katz Robert, 2012. From Blueprint to Scale: The Case for Philanthropy in Impact Investing, Acumen:

Monitor Group, 2012.9 Lala Faiz, Kleissner Charly, Kohler John,Lin Nancy Y., Total Portfolio Activation for Impact: A Strategy to Move Beyond ESG. Miller Center

for Social Entrepreneurship, Santa Clara University, 2016.

Soziales Unternehmertum geht über diekonventionelleren Formen der wirtschaftli-chen Entwicklung (staatlich gelenkte Ent-wicklung oder internationale Hilfe oderWohltätigkeit) hinaus und steht in bemer-kenswerter Übereinstimmung mit dem vonder katholischen Kirche vertretenen Weltan-schauung der „authentischen Entwicklung“.6

Soziale Unternehmen sind im Geiste derSubsidiarität stärker auf die Gemeinschaf-ten ausgerichtet, denen sie dienen, da sie lo-kale Märkte schaffen, die den lokalen Be-dürfnissen entsprechen, insbesondere denBedürfnissen der Armen, die so oft unterMarktversagen leiden. Diese Waren undDienstleistungen werden oft zu einem redu-zierten Preis verkauft, um den Zugang fürwirtschaftlich marginalisierte Bevölke-rungsgruppen sicherzustellen. Dies vermei-det die Probleme der Abhängigkeit, die sichaus der Wohltätigkeit ergeben können, undregt gleichzeitig die Bildung lokaler Märk-te an, die besser auf die Bedürfnisse derMenschen eingehen.

Die Bewegung für soziales Unternehmer-tum setzt sich zusammen aus sozialen Un-ternehmern und ihren Unternehmen sowieverschiedenen unterstützenden Akteuren,wie Organisationen zur Kapazitätsentwick-lung und Impact-Investoren. Soziale Unter-nehmen erzielen Einnahmen aus Verkäufenoder Zahlungen für Dienstleistungen. Siewerden durch Impact-Investitionen, die Be-reitstellung von Kapitalmitteln für sozialeUnternehmen, finanziert. Impact-Investorengeben der Schaffung von sozialem Wert fürdie Armen Vorrang vor der Maximierungder Renditen für Investoren.8 Impact-Inves-

titionen werden von Investoren getätigt, diesoziale Unternehmen bei der Verfolgung so-zialer Wirkungsziele unterstützen möchten,jedoch wünschen, dass die Investition ganzoder größtenteils zurückgezahlt wird. Dabeihandelt es sich um „freundliche“ Investoren,Institutionen oder Personen, die sich mit so-zialen Unternehmen zusammenschließen,um ihnen zu helfen, ihre Aufgaben erfolg-reich zu erfüllen. Während sie eine Rück-zahlung ihrer Darlehen erwarten, in der Re-gel zu einem Zinssatz, der unter dem Markt-zins liegt, setzen sie jedoch auch eineDokumentation der sozialen Auswirkungenvoraus. Impact-Investoren akzeptieren die-se Verringerung der Zinsen als Gegenleis-tung für den Nachweis sozialer Wertschöp-fung. Im Idealfall werden Impact-Investiti-onsfonds durch Darlehensrückzahlungenwieder aufgefüllt, wobei das Investitionska-pital „eine Rundreise macht“ und mehr Geldfür zusätzliche Darlehen zur Verfügungstellt. Dies wird auch als „Impact-Philan-thropie“ bezeichnet. Impact-Investitionengehen über die eher begrenzte Reichweitenegativer Investitionsbildschirme oder diewirtschaftlichen, sozialen und Governance-Faktoren hinaus, die andere ethische Inves-titionsstrategien leiten. Neue Best Practicesfür Impact-Investitionen bewerten ein ge-samtes Portfolio dahingehend, wie seineLeistung sozialen Wert schafft.9

Diese innovativen Ansätze verändern diePraxis der wirtschaftlichen Entwicklung undentfernen sich von den traditionellen Wohl-tätigkeits- und Advocacy-Modellen, die vonreligiösen Organisationen in den letzten Ge-nerationen praktiziert wurden. Dies gefähr-

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10 Warner Keith Douglass OFM, Retrieving Franciscan Philosophy for Social Engagement, in: The Cord: A Franciscan Spiritual Review, 62/4(2012) 401–421.

11 Zamagni Stefano, Catholic Social Thought, Civil Economy, and the Spirit of Capitalism, in: Finn Daniel, The True Wealth of Nations:Catholic Social Thought and Economic Life, New York: Oxford University Press, 2010, 63-94.

12 Zwei bemerkenswerte Werke in englischer Sprache sind Bruni Luigino, Zamagni Stefano, Civil Economy: Efficiency, Equity, Public Happi-ness, Bern, Switzerland: Peter Lang Publishing, 2007, and Finn Daniel, ed., The True Wealth of Nations: Catholic Social Thought and Eco-nomic Life, New York: Oxford University Press, 2010.

det die Glaubwürdigkeit religiöser Organi-sationen, die sich mit diesem Thema befas-sen. In diesem Artikel wird argumentiert,dass katholische Institutionen einen sub-stanzielleren Beitrag zu den Bemühungenum nachhaltige Entwicklung leisten können,wenn sie in einer philosophischen Traditiondes wirtschaftlichen Gemeinwohls verwur-zelt sind und sich dabei auch an den be-währten Praktiken der Gegenwart orientie-ren. Religiöses Eintreten für Gerechtigkeitkann durch die gleichzeitige Teilnahme andiesen innovativen nachhaltigen Entwick-lungspraktiken, sozialem Unternehmertumund Wirkungsinvestitionen gestärkt werden.Dies kann verfolgt werden, indem mangleichzeitig Elemente der franziskanisch-ka-tholischen Tradition wieder aufgreift unddiese ethischen und philosophischen Res-sourcen nutzt, um die zeitgenössische Pra-xis zu stärken und zu lenken. In diesem Auf-satz werden mehrere franziskanische Philo-sophen und ihre moralische Vision für dasWirtschaftsleben vorgestellt: Petrus Johan-nis Olivi und seine Untersuchung des mora-lischen Status des Kaufmanns im Lichte derfranziskanischen Armut, und Bernhardinvon Siena, Bernhardin von Feltre und dieObservanten-Reformer, die eine franziska-nische Vision von Geschäftsethik und vonpraktischen Investitionsinitiativen zur Hilfeder Armen predigten. Diese Franziskaner-brüder und ihre Wirtschaftsphilosophie, dieaus ihrer gelebten Erfahrung der Mensch-werdung und des Gemeinschaftslebensschöpfen, können die praktische Weisheitder Gegenwart inspirieren, die wiederent-

deckt werden und das heutige Engagementleiten kann.

Ein kontraintuitiver Ansatz: Wirtschaftsphilosophie basierend auf Armut

Die franziskanische Wirtschaftsphilosophieist eine von den Idealen von Franziskus vonAssisi inspirierte Denkweise darüber, wiedas wirtschaftliche Leben einer Gesellschaftorganisiert werden könnte.10 Als sich die pri-mitive franziskanische Bewegung zu einereinflussreichen Institution im mittelalterli-chen Europa entwickelte, sahen sich ihreMitglieder mit der Notwendigkeit konfron-tiert, ihre Ideale über ihre Mitglieder hinauszu vermitteln. Führende Denker der franzis-kanischen Philosophie reflektierten über dengrundlegenden Charakter der Wirtschaft imLicht ihres Armutsgelübdes und des Ge-meinwohls im Licht ihres Engagements fürdie Brüderlichkeit. Dies geschah im Kontextder aufstrebenden Marktwirtschaft.11 Einebedeutende Gruppe zeitgenössischer Wis-senschaftler hat die Beziehung zwischenfranziskanischer Philosophie und mittelal-terlichen Kaufleuten, Märkten und Institu-tionen untersucht. Wissenschaftler haben dieGeschichte der Idee einer „zivilen Wirt-schaft“ untersucht, die sich mit der Bezie-hung zwischen Märkten und Gesellschaft ineinem ethischen Rahmen befasst.12 DieseForschung hat die bedeutenden Beiträge derfranziskanischen Philosophen zur Formulie-rung der spätmittelalterlichen bürgerlichen

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13 Siehe Todeschini Giacomo, Franciscan Wealth: From Voluntary Poverty to Market Society, trans. Cusato Michael F. OFM, Godet-Calogeras Jean François, Mitchell Daria OSF, Saint Bonaventure, NY: The Franciscan Institute, 2009, and Zamagni Stefano, Catholic So-cial Thought, Civil Economy, and the Spirit of Capitalism, in: Finn Daniel, True Wealth, 63-94.

14 Siehe Kapitel mit dem Titel „Franciscan Economics“ in Langholm Odd, Economics in the Medieval Schools: Wealth, Exchange, Value,Money and Usury According to the Paris Theological Tradition, 1200-1350, Leiden, The Netherlands: Brill,1992, and Todeschini Giacomo,Franciscan Economics and Jews in the Middle Ages, in: Friars and Jews in the Middle Ages and Renaissance, ed. Myers Susan E. andMcMichael Stephen J. (ed.), Leiden, The Netherlands: Brill, 2004, 99-117.

15 Für eine Einführung siehe Lambert Malcom, Franciscan Poverty: The Doctrine of the Absolute Poverty of Christ and the Apostles in theFranciscan Order, 1210-1323, Saint Bonaventure, NY: The Franciscan Institute, 1998.

Wirtschaft beschrieben, insbesondere imHinblick auf ihr Verständnis der wechsel-seitigen Beziehungen in der Gesellschaft,die Gerechtigkeit in Verträgen und Aus-tausch und die positiven Beiträge des Un-ternehmertums.13 Einige Wissenschaftler ha-ben sogar von einer franziskanischen Öko-nomie oder genauer einer eindeutigfranziskanischen Wirtschaftsphilosophie ge-sprochen.14

Franziskaner haben ein konfliktreiches Ver-hältnis zum Geld, das in Verachtung vonFranziskus selbst und seinem Beharren aufrigorosen Formen der Armut für seine An-hänger wurzelt. Debatten und Spaltungenüber die Armut haben einen großen Teil derGeschichte der Franziskanerbrüder ge-prägt.15 Franziskus von Assisi sprach sichsehr entschieden gegen den Besitz von Geldoder Eigentum von Seiten seiner Brüder aus,jedoch erwies sich seine idealistische Spiri-tualität der Armut als sehr schwer zu befol-gen, nachdem die Anzahl seiner Anhängerzu Tausenden angewachsen war. Währenddes größten Teils des 13. Jahrhunderts dis-kutierten die Franziskanerbrüder darüber,wie sie Franziskus Anweisungen bezüglichder Praxis der Armut, aber auch ihre prakti-schen Bedürfnisse und Predigtverpflichtun-gen erfüllen können.

Franziskus verstand die Menschwerdung Je-su als den größten Ausdruck der Armut. Für

die Franziskaner war Armut daher ein„Code“-Wort, das auf die demütige Herab-lassung des Sohnes Gottes, an unsererMenschlichkeit teilzuhaben, hinweist. DieArmut brachte ein Bündel verwandter reli-giöser Konzepte zusammen, die Franziskusals konstitutiv für ein dem Evangelium fol-gendes Leben ansah. Für Franziskus spie-gelten die Armen und Ausgegrenzten dieMenschlichkeit Jesu auf besondere Weisewider und haben dadurch eine große Würdeinne. Gleichzeitig ist das Geben von Almo-sen eine positive religiöse Praxis, da es dieGroßzügigkeit Gottes widerspiegelt. DieBedürftigkeit mit Großzügigkeit abzuglei-chen, ist auf mehreren Ebenen moralischgut: die Bedürftigen finden Erfüllung, Per-sonen mit Überfluss erhalten durch ihreGroßzügigkeit einen Segen und die Ge-meinschaft wird durch diesen heiligen Aus-tausch gefördert.

Die Franziskanerbrüder widmeten der De-batte über die Lehren des Franziskus überdie Armut eine enorme Energie. Einige De-batten waren recht polemisch und verstrick-ten das franziskanische Leben in die Politikder Kirche. Der Konflikt drehte sich zu ei-nem beträchtlichen Teil um die Beantwor-tung der Frage: „Wie arm ist arm genug füruns als Franziskaner?“

Etwa ein Jahrhundert nach dem Tod vonFranziskus von Assisi verlagerte sich diese

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16 Das Crescendo dieser internen Konflikte um die Armut war der Armutsstreit (usus pauper). Es war ein Zusammenprall zwischen ministe-riellen Pragmatikern, die in die Predigt zu den städtischen Massen vertieft waren, und den Spiritualen, die einen eifrigen, zielstrebigen An-satz praktizierten, um das Gelübde der Armut als asketische Praxis zu leben. Die Spiritualen glaubten, dass die franziskanische Lehre undihr Armutsgelübde eine Gemeinschaft verpflichtete, kein Eigentum zu besitzen, mit anderen Worten, als mittellose Bettler zu leben. Der Ar-mutsstreit ist eine faszinierende, aber eher arkane Kontroverse. Seine Resolution ist jedoch wichtig, da sie in etwa mit einem kritischenDrehpunkt im wirtschaftlichen Denken der Brüder zusammenfällt. Sie wurde von David Burr gut untersucht. Siehe David Burr. See BurrDavid, Olivi and Franciscan Poverty: The Origins of the Usus Pauper Controversy, Philadelphia, PA: University of Pennsylvania Press,1989, and Burr David, The Spiritual Franciscans: From Protest to Persecution in the Century After Saint Francis, University Park, PA:Pennsylvania State University Press, 2003.

17 De Benedictis Matthew, The Social Thought of Saint Bonaventure, Greenwood Press, 1946 and Cullen Bernard, Property in the Writings ofSt. Bonaventure, in: L’homme et son Univers au Moyen Age, Wenin Christian (ed.), Louvain, Belgium: Editions d l’Institut Superier dPhilosophie, 1986, 827-834.

18 Zamagni Stefano, Globalization: Guidance from Franciscan Economic Thought and Caritas in Veritate, in: Faith & Economics 56 (2012)81-109.

19 Mochrie Robert I., Justice in Exchange: The Economic Philosophy of John Duns Scotus, in: Journal of Markets and Morality 9 (2006) 35-56.

20 Langholm Odd, The Merchant in the Confessional: Trade and Price in the Pre-Reformation Penitential Handbooks, Leiden, The Nether-lands: Brill, 2003.

innere brüderliche Uneinigkeit auf das ex-terne soziale Engagement.16 Die franziska-nische Sorge um die Praxis der Armut fandneuen Ausdruck in einer neuen Frage: „Wel-che Lehren könnte die franziskanische Ar-mut für Kirche und Gesellschaft ziehen?“

So hatten die Anweisungen von Franziskusan seine Anhänger, Besitz und Reichtum zuverbieten, im Laufe der Zeit den kontrain-tuitiven Effekt, dass einige Brüder Erkennt-nisse über den Charakter und die Funktionvon Geld, Kapitalanlagen, Kaufleuten, Un-ternehmertum, Handel und öffentlichen Ein-richtungen erlangten. Von der Universität inParis bis zu den lokalen Provinzen in ganzEuropa haben die Brüder eine Wirtschafts-philosophie für ihren Gebrauch von Güternin Übereinstimmung mit dem evangelischenLeben, zu dem sie sich bekannten, beratenund entwickelt. Die Brüder erarbeiteten ih-re eigenen Vorstellungen über die Praxis derArmut und wurden dann zu Beichtväternund Ratgebern für andere, wie man sie an-wendet.

Franziskanische Gelehrte drückten die In-tuitionen von Franziskus von Assisi in denphilosophischen, theologischen und ethi-schen Systemen ihrer Zeit aus. Aus ihrer Er-fahrung des gelebten religiösen Lebensbrachten sie ihre Fragen zum theologischen

Charakter der Armut in akademische Insti-tutionen ein, auch Fragen zur Interpretationder Entwicklung des gesellschaftlichen Den-kens über Geld, Reichtum und Wirtschaft.17

Die philosophischen Überlegungen dieserFranziskaner wurden in der Gesellschaft ge-teilt und beeinflussten die Entwicklung deswirtschaftlichen Denkens.18 Beispielsweiseformulierte John Duns Scotus ethische Prin-zipien, die Austausch und Handel leiten sol-len.19

Viele Franziskanerbrüder dieser Zeit kamenaus Kaufmannsfamilien und wollten ihrenVätern, Onkeln, Brüdern und Neffen einenWeg vorschlagen, wie sie ihren Lebensun-terhalt verdienen und dennoch gute Katholi-ken sein konnten. Einige der besten histori-schen Beweise, die wir für die Interaktionzwischen Franziskanern und Kaufleuten ha-ben, stammen aus Bußhandbüchern – Leit-fäden für Priester, die Geständnisse hörten.In The Merchant in the Confessional doku-mentiert Odd Langholm, wie Beichtväterdie ethischen Fragen verstanden haben, diesich aus der sich entwickelnden Marktwirt-schaft ergaben und von Kaufleuten, Hand-werkern und Verkäufern präsentiert wur-den.20 Langholm zeigt, dass Franziskaner-brüder eine entscheidende Rolle dabeispielten, die Lehren des Evangeliums auf

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21 Todeschini Giacomo, Franciscan Wealth. 22 Für einen Überblick über seine Wirtschaftslehre siehe „Franciscan Economics 4: Peter Olivi“ in Langholm, Economics in the Medieval

Schools, 345–372.23 Todeschini Giacomo, „Franciscan Economics and Jews.“24 Da seine Schriften kopiert, aber nicht zitiert wurden, ist dies nicht selbstverständlich. Wissenschaftler haben seinen Einfluss durch den

Vergleich von Texten verfolgt. Siehe Todeschini Giacomo, Theological Roots of the Medieval/Modern Merchants’ Self-Representation, in:The Self-Perception of Early Modern Capitalists, Jacob Margaret C. and Secretan Catherine (eds.), London: Plagrave MacMillan, 2008,17-46.

25 de Roover Raymond, San Bernardino of Siena and San Antonino of Florence: The Two Great Economic Thinkers of the Middle Ages,Boston: Harvard Graduate School of Business Administration, 1967, 7.

26 de Roover Raymond, San Bernardino, 19.

die Menschen auf dem Markt anwendbar zumachen.

Diese Brüder schlugen vor, dass der fran-ziskanische Weg als Modell für das wirt-schaftliche Wohl der Gesellschaft als Gan-zes dienen sollte. Sie begründeten ihre ge-lebte Erfahrung franziskanischer„evangelischer Vollkommenheit“ auf demPrinzip des Gemeinwohls, was sie zur Arti-kulierung ethischer und religiöser Prinzipienanregte, um die wirtschaftliche Entwicklungder spätmittelalterlichen Gesellschaft zu lei-ten. Für die Laien war Geld also gut, wennes aktiv in Umlauf gebracht wurde und dasGemeinwohl förderte, mit anderen Worten,wenn es sozialen Wert schuf. Wenn Reich-tum gehortet wurde, war das falsch.21

Der vielleicht bemerkenswerteste franziska-nische Denker in diesem Themenbereichwar Petrus Johannis Olivi (1248–1298), ei-ner der erstaunlichsten Denker der franzis-kanischen Geschichte. Seine brillante undzugleich polemische Lehre machte ihn ein-flussreich, aber gleichzeitig auch umstrit-ten.22 Olivi wurde in Languedoc, im heuti-gen Südfrankreich, geboren, was sein Inte-resse an wirtschaftlichen Fragen prägte, dadiese Region im Handel über das Mittel-meer und darüber hinaus sehr aktiv war. DieBrüder seiner Provinz stammten aus derKlasse der Kaufleute, und Olivis Wirt-schaftsphilosophie sollte mit der Perspekti-ve einer engen Verbindung zwischen Brü-dern und Kaufleuten gelesen werden.23

Jüngste Forschungen haben gezeigt, dassOlivi einen enormen Einfluss auf das fran-ziskanische Wirtschaftsdenken im Besonde-ren und die spätmittelalterliche europäischeWirtschaftsphilosophie im Allgemeinen hat-te.24 Er argumentierte, dass die franziskani-sche Armut eine Vorlage für die christlicheÖkonomie sei, jedoch ermöglichte seine Vi-sion, die Praxis der rigorosen franziskani-schen Armut mit einem optimistischen Ver-ständnis von Kaufleuten und Märkten zu in-tegrieren. Er entwickelte eine positiveEinschätzung des Kaufmanns in der Gesell-schaft und trug zur breiteren Entwicklungdes Denkens über Wirtschaft und Unterneh-mertum im mittelalterlichen Europa bei. Erentwickelte ein weitaus positiveres Ver-ständnis von Handel und Kaufleuten alsThomas von Aquin.25

Olivi trug aus seiner Erfahrung als Franzis-kaner zum Vokabular bei, mit dem in Europanun die Beziehung zwischen Markt und Ge-sellschaft beschrieben wurde: industria, diefleißige Arbeit, solicitudo, der fleißige Ein-satz und latitudo, der variable Wertebe-reich.26 Wenn er Waren, die einer Gemein-schaft sonst nicht zur Verfügung stehen, zueinem fairen Preis zur Verfügung stellt,schafft der Kaufmann durch sein Handelneinen Mehrwert und trägt zum Aufbau desGemeinwohls bei.

Olivi entwickelte das, was wir heute Preis-theorie nennen würden, oder die Rechtferti-gung dafür, warum ein Artikel kosten soll-

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27 Langholm Odd, Olivi To Hutcheson: Tracing An Early Tradition In Value Theory, in: Journal of the History of Economic Thought 31 (2009)131–141.

28 Todeschini Giacomo, Franciscan Wealth, 119.29 Todeschini Giacomo, Franciscan Wealth, 119.30 Für einen Überblick über seine Wirtschaftslehre siehe de Roover Raymond, San Bernardino.31 Seine Lehre ist in De evangelio aeterno (Über das ewige Evangelium) aufgezeichnet, einem Werk, das aus 65 Predigten besteht. Dies

sind lateinische Modellpredigten, die von anderen als Grundlage für die populäre Predigt im Volksmund verwendet werden sollten. Vier-zehn davon, die der Wirtschaft gewidmet sind, befinden sich in einem Unterabschnitt mit dem Titel Tratatus de contractibus (Abhandlungüber Verträge), obwohl praktisch alle wirtschaftlichen Fragen der Ära abgedeckt wurden.

te, was er kostet.27 Er stellte fest, dass eini-ge Dinge in verschiedenen Regionen imÜberfluss vorhanden sind, während andereDinge fehlten, und dass Kaufleute Müheund Risiko auf sich nahmen, um diese zu er-werben, zu transportieren und zu verkaufen.Während andere behaupteten, es sei eineSünde, eine Sache zu einem höheren Preisweiterzuverkaufen, ohne sie zu verbessern,argumentierte Olivi, dass der Kaufmann sei-ner Gemeinde einen erzieherischen Diensterweist, wenn er den angemessenen Preisfür ein Produkt bestimmt; dies ist eineDienstleistung, die der eines Handwerkersähnelt, der seine Fähigkeiten einsetzt. Oliviargumentierte, dass merkantiler Profit aufdieser Grundlage gerechtfertigt sein könnte:dass die Gemeinschaft die Kaufleute für ih-re Kompetenz, den fairen Preis von Dingenzu bestimmen, bezahlt. Kaufleute warenzwar weniger „perfekt“ (nach dem Evange-lium) als die Brüder, aber dennoch Expertenim Gebrauch und im Wert der Dinge.28 Wirkönnen also sagen, dass Olivi die Ge-schäftsaktivitäten danach bewertet hat, wiesie einen Wert für die Gesellschaft schaffen.

In Olivis Schriften sehen wir einen frühenAusdruck der Unzufriedenheit mit dem to-talen Verbot von Wucher, das als ein totalesVerbot des Geldverleihs gegen Zinsen inter-pretiert wird. Wucher war ein zentrales The-ma im mittelalterlichen Wirtschaftsdenken.Olivi schlug vor, dass Kaufleute, die der Zi-vilgesellschaft einen Dienst erweisen, eineethische Möglichkeit haben sollten, Zugang

zu Kapital zu erhalten.29 Dieses Thema wur-de dann von den Brüdern in den folgendenJahrhunderten diskutiert, und einige formu-lierten eine äußerst kreative Antwort, die ei-nen Vorgeschmack auf die heutigen Mikro-finanzinstitutionen und die Auswirkungenvon Investitionen gab.

Franziskanische Mikrofinanzinstitutionenschufen sozialen Wert

Bernhardin von Siena (1380–1444) war füh-rend in der Observanten-Reform der Fran-ziskaner im 15. Jahrhundert.30 Diese Bewe-gung belebte eine strenge Praxis des fran-ziskanischen Lebens wieder und verband siemit öffentlichen Predigten in ganz Nordita-lien. Die in ihrer Praxis der Armut rigorosenObservanten machten sich daran, die Ord-nung und die Gesellschaft zu reformieren.Ihre leidenschaftlichen Predigten waren einBeispiel für das soziale Engagement derFranziskaner im 15. Jahrhundert und botenden Brüdern eine weitere Gelegenheit, ihrePraxis der Armut als Vorlage für die Unter-weisung der breiteren Kirche zu präsentie-ren. Bernhardin predigte über ein breitesSpektrum sozialer und religiöser Übel, aberdie ethischen Dimensionen von Handel, Un-ternehmertum und Geld waren von erhebli-chem Interesse.31 Er lehrte eine Rechtferti-gung von und Beschränkungen für Privatei-gentum, die Notwendigkeit des Handels undethische Richtlinien für Geschäftsleute so-wie das Problem des Wertes und der Be-

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32 de Roover Raymond, San Bernardino, 16–17. De Roover gibt an, dass diese Kategorisierung Scotus folgt, stellt jedoch keine Referenz zurVerfügung.

33 Die Vielfalt und Entwicklung des Verständnisses der Bedeutung und Anwendung von Wucher geht über den Rahmen dieses Artikels hi-naus. Zum Hintergrund siehe Noonan John T., The Scholastic Analysis of Usury, Boston: Harvard University Press, 1957 and TodeschiniGiacomo, Franciscan Economics.

34 Da sie als außerhalb der christlichen Gemeinschaft angesehen wurden, waren jüdische Geldverleiher vom Verbot des Wucherns freige-stellt. Diese Geldverleiher vergaben Darlehen zu Zinssätzen von 40 % oder sogar 80 %, was für Unmut sorgte. Das wirtschaftliche Denkender Observanten, auch das von Bernhardin von Siena, ist mit antisemitischen Haltungen und Predigten von Franziskanern und anderenverstrickt, was ein Aspekt unserer Tradition wäre, den wir nicht wiederholen wollen. Siehe Cohen Jeremy, The Friars and the Jews: TheEvolution of Medieval Anti-Semitism, Ithaca: Cornell University Press, 1982 and McMichael and Myers, Friars and Jews in the MiddleAges.

stimmung des gerechten Preises. Bernhar-din kopierte ganze Absätze aus OlivisSchriften, entwickelte und wandte jedochauch einen philosophischen Ansatz an, derdie Werte der Franziskaner-Observanten wi-derspiegelte.

Bernhardin gab den Kaufleuten praktischemoralische Anweisungen für ihre Errettung.Er beschrieb drei Arten von unternehmeri-schen Aktivitäten, die einer Gemeinschafteinen positiven Dienst leisteten:

1. Aufstrebende Industrien, die Rohstoffezu verwertbaren Gütern verarbeiten.

2. Import-/Export-Unternehmen, die Pro-dukte von einem Bereich in einen ande-ren verlagern und dabei Kosten und Ri-siken eingehen.

3. Einzelhandelsunternehmen, die Warenbewahren und lagern und sie dann in an-gemessenen Mengen an einzelne Ver-braucher verkaufen.32

Für Bernhardin waren die Funktionen desKaufmanns (Herstellung, Transport, Ver-trieb) im Dienste der Gesellschaft sozialnützlich, weil sie einen Mehrwert für eineGemeinschaft darstellten, obwohl Einzel-personen im Rahmen dieses Prozesses sün-digen könnten. Bernhardins praktische Ge-schäftsethik basiert auf Olivis Bemühungenum die Erlösung des Kaufmanns. Er be-schrieb die Berufung des Kaufmanns als dieder Wertschöpfung für eine Gemeinschaftunter Einhaltung ethischer Einschränkun-

gen. In einem vereinfachenden Sinne kön-nen wir die Entwicklung des Denkens imMittelalter verfolgen von „Kaufleute könn-ten nicht gerettet werden“ zu „sie könnengerettet werden, wenn sie der Gesellschafteinen positiven Dienst erweisen und morali-sche Prinzipien einhalten“. Bernhardin unddie Observanten-Reform vermittelten dem,was später als Unternehmertum bezeichnetwürde, Legitimität, unter der Voraussetzun-gen, dass Kaufmänner sich an ethische Nor-men hielten.

Im späten 15. Jahrhundert gingen die Fran-ziskaner-Observanten mit diesem wert-schöpferischen Ansatz einen Schritt weiterund machten einen positiven Vorschlag fürden Zugang zu Krediten, womit sie das Den-ken der Kirche über Wucher revolutionier-ten.33 Die Folge des Verbots von Wucherwar, dass Kredite verschmäht waren. In derRealität hatten die Reichen und Mächtigennatürlich dennoch Zugang zu Krediten, dieArmen jedoch nicht.34 Die Observant-Brü-der stellten das pauschale Kreditverbot inFrage. Sie suchten nach praktischen Aus-nahmen, um zu erklären, wie Händler mitGeld und Tauschgeldern umgehen können,ohne Wucher zu treiben. Im Allgemeinenwar das frühmittelalterliche Verständnis vonWucher als pauschales Verbot von Kreditenmit Zinsen einem Verbot ungerechter Zins-sätze gewichen, was zu zahlreichen Debat-ten über die Anwendung des Grundsatzesder Gerechtigkeit im Wirtschaftsleben führ-te.

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35 Für einen Überblick über die Montes siehe Puglisi Catherine R. and Barcham William L., Bernardino da Feltre, the Monte di Pietà and theMan of Sorrows: Activist, Microcredit and Logo, in: Artibus et Historiae 29 (2008) 35-63.

36 Bazzichi Oreste, Il Paradosso Francescano Tra Povertà e Società di Mercato: Dai Monti di Pietà Alle Nuove Frontiere Etico-Sociali DelCredito, Effatà. 2011.

37 Siehe Parsons Ansgar OFM, Economic Significance of the Montes Pietatis, in: Franciscan Studies 22 (1941) 3-28.

Die Franziskaner-Observanten entwickelteneine praktische Alternative zum Wucher inForm von Mikrokreditinstitutionen: diemontes pietatis (wörtlich „Berge der Fröm-migkeit“, die sich auf finanzielle Beiträgeder Gläubigen zur Gründung der Institutionbeziehen). Diese verschmolzen die religiöseHingabe mit einer kommunalen Institution,um den Armen Kredite mit minimalen Zin-sen zur Verfügung zu stellen.35 Die Wirt-schaftsphilosophie, aus der die Montes her-vorgingen, veränderte das europäische Den-ken über Wucher, Kredit und Kapital.

Der erste Monte wurde 1462 in Perugia ge-gründet. Bernhardin von Feltre (1439–1494)popularisierte die Montes und gründetemehr als 30 auf der norditalienischen Halb-insel.36 Die Montes wurden im Rahmen öf-fentlicher, mehrtägiger Predigtkampagnengegründet, die von den Brüdern der Obser-vanten-Reform durchgeführt wurden. Siekombinierten religiöse Prozessionen, Pre-digten auf Stadtplätzen, um Spenden zur Fi-nanzierung der Montes zu erbitten, und dieBildung eines Komitees zur Beurteilung derKreditanträge. Die Brüder stellten Bilder desleidenden Jesus, des „Manns der Schmer-zen“, auf, um das Pathos Gottes für dieMenschheit zu beschwören und sie zu er-mutigen, ihre religiöse Hingabe durch Spen-den zur Finanzierung des örtlichen Montezum Ausdruck zu bringen. Indem sie sichauf das Bild des „Manns der Schmerzen“stützten, inspirierten die Brüder die Volks-frömmigkeit zur Verehrung Jesu Christi,kultivierten Gefühle des Mitgefühls und in-spirierten zu Großzügigkeit. Die Ver-schmelzung von Bildern des Leidens Jesu

mit der wirtschaftlichen Not der Armenführte zu religiöser Hingabe, die durch ei-nen wirtschaftlichen Akt zum Ausdruckkam. Die Montes wurden von Komitees vonGemeindevorstehern, Laienfranziskanernund Franziskanermönchen überwacht. Diereligiöse Hingabe und die öffentliche ethi-sche Praxis waren unteilbar.

Montes funktionierten wie eine Mischungaus dem, was wir als ein Pfandhaus und ei-ne gemeinschaftliche Kreditgenossenschafterkennen würden. Sie waren für ihr Startka-pital auf Spenden angewiesen und vergabendann Kleinkredite, die durch persönlicheGegenstände als Sicherheit gesichert waren.Ihre Darlehen hatten einen Zinssatz zwi-schen 4 % und 12 %. Die Entscheidung,Zinsen zu erheben, wurde nicht leichtfertiggetroffen. Bernhardin von Feltre erklärte, essei eine bessere und religiösere Handlung,zinslose Kredite zu vergeben, vermerkte je-doch auch, dass die Erfahrung lehrte, diessei nicht durchführbar. Mehr als 66 Franzis-kaner-Observanten waren in den Jahren zwi-schen 1463 und 1515 an der Gründung vonMontes beteiligt.37 Diese Institutionen wur-den in Italien, Spanien und Lateinamerikajahrhundertelang in verschiedenen Formenfortgeführt.

Die Montes waren institutionelle Aus-drucksformen einer praktischen franziskani-schen Wirtschaftsphilosophie, die von derPassion Jesu Christi inspiriert war. IhreGründung und ihre sozialen Auswirkungenveränderten die Art und Weise, wie Kircheund Gesellschaft über Geld, Kredite und Ka-pital dachten. Wucher war als pauschales

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Verbot der Erhebung von Zinsen verstandenworden, aber diese Franziskanerbrüder sa-hen den Wert der Schaffung einer Ausnah-me, die den Armen Zugang zu Kapital ver-schaffte, inspiriert durch das Mitleid Jesu.Sie erkannten, dass sie den Armen wirt-schaftliche Möglichkeiten bieten konnten,indem sie erschwingliche Kredite zur Ver-fügung stellten, ohne das Wucherverbot zubrechen, und verteidigten dann die Montesals einen praktischen und ethischen Ansatz.Die Brüder änderten den Charakter des öf-fentlichen Gesprächs über Kredite von„nein“ zu „Wie könnten gewöhnliche Men-schen Zugang zu erschwinglichen Kreditenerhalten, um die materiellen Bedingungenihres Lebens zu verbessern?“

Wiederentdeckung der franziskanischenPhilosophie zur Inspiration der heutigensozialen Wertschöpfung

In diesem Aufsatz wurden sozial engagiertefranziskanische Philosophen vorgestellt, diefranziskanische Gedanken in ihre eigenenGesellschaften einbrachten. Es wurde be-schrieben, wie sie Lehren aus ihren Erfah-rungen als Franziskaner auf wirtschaftlicheund politische Fragen anwendeten, und eswurde gezeigt, inwieweit sich franziskani-sche Philosophen auf den Märkten ihrer Ge-sellschaften engagierten. Sie setzten prakti-sche Intelligenz und Weisheit ein, um einenpositiven Beitrag zu artikulieren, den Chris-ten zum bürgerlichen Leben leisten könnten.Aus diesen Beispielen können wir einigeLehren ziehen, die unseren Ansatz zur Be-rücksichtigung der wirtschaftlichen Bedürf-nisse der heutigen Gesellschaft leiten kön-nen.

Erstens geht die franziskanische Philosophievon der Moralkritik zu einem positiven Vor-

schlag zur sozialen Wertschöpfung über.Diese Männer kritisierten die ethischen Ver-säumnisse in Märkten und Gesellschaft, ga-ben sich aber damit nicht zufrieden. Sie hör-ten den Laien, die in der Wirtschaft arbeiten,ihren Kämpfen und Sorgen sehr genau zuund schöpften dann aus ihrer franziskani-schen Tradition neue Denkweisen, neue Ar-ten der Organisation der Gesellschaft undihrer Institutionen. Bernhardin von Feltrebeschränkte seine Lehren nicht auf Kritik anunethischem wirtschaftlichem Verhalten,sondern skizzierte, wie unternehmerischesHandeln Wert für eine Gemeinschaft schafft.Bernhardin von Feltre begnügte sich nichtdamit, gegen Wucher zu predigen; er undandere Franziskaner-Observanten schufenpositive Alternativen, um die wirtschaftli-chen Bedürfnisse der Menschen zu befriedi-gen.

Heute können sich Katholiken und Men-schen des Glaubens von diesem Ansatz in-spirieren lassen, indem sie die Befürwortunggerechter sozialer Strukturen durch Initiati-ven ergänzen, die sozialen Wert schaffen,insbesondere für die Armen und Benachtei-ligten. Soziales Unternehmertum eignet sichbesonders gut für diese Betonung der sozia-len Wertschöpfung. Anstatt sich auf ge-meinnützige Hilfe oder staatliche Initiativenzu verlassen, bietet soziales Unternehmer-tum den Armen die Möglichkeit, lokaleVolkswirtschaften zu schaffen und ihre ei-gene moralische Entscheidungsfreiheit inder Gesellschaft zu entwickeln.

Zweitens schlägt die franziskanische Wirt-schaftsphilosophie vor, Geld, Handel undFinanzen einzusetzen, um sozialen Wert zuschaffen. Franziskus von Assisi war gegendas Halten und Verwenden von Geld, und erunterwies seine Anhänger darin, was zu un-zähligen Debatten führte. Als die franziska-

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nischen Philosophen jedoch auf die Bedürf-nisse ihrer derzeitigen Gesellschaft stießen,beschränkten sie sich nicht auf die Anwei-sungen, die Franziskus seinen Brüdern ge-geben hatte. Vielmehr konzentrierten siesich auf die ethischen Prinzipien des Geistesder Brüderlichkeit, die Verpflichtung, diemateriellen Bedürfnisse anderer zu befriedi-gen, und die Bedeutung der Gestaltung vonInstitutionen, die diese Werte erfüllen. Dieszeigt die ethische Vorstellungskraft und mo-ralische Kreativität, die die franziskanischeWirtschaftsphilosophie auszeichnet. Das öf-fentliche Eintreten für Gerechtigkeit istwichtig, aber auch Arbeitsmodelle, die ethi-sche Prinzipien verkörpern.

Heute können sich Katholiken und Men-schen des Glaubens von der historischenfranziskanischen Wirtschaftsvision und ih-ren Institutionen inspirieren lassen, um amkreativen Einsatz der Wirtschaft zur Förde-rung des Gemeinwohls teilzunehmen. Diezeitgenössische Bewegung für soziale Un-ternehmen und Impact-Investitionen bietetein ideales Instrument für das Streben nachsozialer Wertschöpfung. Dieser Aufsatz hatdie Bedeutung der Interessenvertretung impolitischen Bereich verdeutlicht, jedochauch gezeigt, dass diese ethische Kritik nichtausreicht. Sie allein schafft keinen sozialenWert. Der franziskanische Ansatz für dieWirtschaft enthält ethische Standards, an-hand derer wir verschiedene zeitgenössischeAnsätze für Unternehmertum und Investi-tionen bewerten können. Viele gläubigeMenschen bewerten heute die Ethik desHandels mit den ethischen Richtlinien, diesich den zehn Geboten annähern: Solangeman anderen keinen Schaden zufügt, ist dieTätigkeit ethisch vertretbar. Ebenso habenethische Investitionsansätze im Allgemeinen„Schutzschirme“ eingesetzt, was bedeutet,dass als moralisch anstößig erachtete wirt-

schaftliche Aktivitäten ausgeschlossen wer-den. Diesen Ansätzen können wir die „so-ziale Wertschöpfung“ als positives ethischesKriterium entgegensetzen. Wie schafft einUnternehmen oder eine Investition messba-ren sozialen Wert? Um wie viel glaubwür-diger könnte unser Eintreten für die Gesell-schaft sein, wenn es mit praktischen Bei-spielen von sozialem Wert verbunden wäre?Könnten Glaubensgemeinschaften zum Bei-spiel soziale Unternehmen gründen und un-terstützen? Könnten Glaubensgemeinschaf-ten die Gesellschaft zu einem Impact-Inves-titionsansatz für alle Investitionen führen?

Drittens erforderten die Neuerungen in derWirtschaftsphilosophie in diesen Beispieleneine enge Zusammenarbeit zwischen Fran-ziskanerbrüdern und Laien. Es kann hilfreichsein, diese Zusammenarbeit als den Geist der„Begegnung“ anzusehen, wie er von PapstFranziskus artikuliert wurde, da jede ParteiFachwissen aus gelebter Erfahrung mit-brachte. Die Brüder brachten ihre Spirituali-tät sowie ihre moralische und theologischeAusbildung ein, während sich Kaufleute undStaatsbürger auf ihre praktischen Erfahrun-gen in führenden sozialen Institutionen be-zogen. Die ethischen Lehren und ihre inno-vativen institutionellen Ausdrucksformenwaren die Früchte dieses Dialogs.

Aus diesen Beispielen können wir Inspira-tion, Weisheit und ethische Anleitung schöp-fen. Spezifische Antworten auf unsere ge-genwärtigen Herausforderungen liegen nichtin der Vergangenheit, aber durch ein besse-res Verständnis unserer christlichen undfranziskanischen Traditionen können wirunsere Brüder und Schwestern – ob jungoder alt, ob Laien oder Ordensleute, obchristlich oder nur sozial bewusst – in unse-re Bemühungen um die Beseitigung der Ar-mut und den Schutz des Planeten einbinden.

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Sind Ethische Geldanlagen unethisch?

Geld als Tauschmittel

Wenn ich im Alltag Geld benutze, tue ichdies in der Regel ganz selbstverständlich oh-ne großes Nachdenken über Sinn undZweck oder eine mögliche Problematik mei-nes Handelns. Ich hätte gerne ein Produkt,etwa ein Kleidungsstück, und bezahle es mitdem entsprechenden Preis. Oder ich benöti-ge eine bestimmte Dienstleistung, etwa eineReparatur durch einen Handwerker, und ent-lohne sie mit dem vereinbarten Satz. Hier er-füllt Geld seinen originären Zweck: einTauschmittel zu sein. Es vereinfacht Tausch-geschäfte, da es als neutrales Zahlungsmittelgegen alles einzutauschen ist und ich somitdavon unabhängig bin, was der andere ge-rade benötigt. Er kann es sich gegen den vonmir erhaltenen Betrag bei anderen Ge-schäftspartnern eintauschen. Ein System desgegenseitigen Vertrauens, das darauf beruht,dass alle Beteiligten das Tauschmittel aner-kennen. Wenn ich im Alltag mit Geld be-zahle, dann nutze ich das universellste undeffektivste System gegenseitigen Vertrau-ens, das je erfunden wurde.

Geld als Schatzmittel

Komplizierter wird es mit den Fragen: Wiekann ich mein Geld vermehren und wiekann ich dafür sorgen, auch in der Zukunftgenügend Geld zur Verfügung zu haben?

Der klassische Kleinsparer trug sein Geldzur Bank bzw. Sparkasse und deponierte esauf einem Sparkonto. Er bekam dafür Zin-sen, die so hoch waren, dass sie die Inflati-onsrate überstiegen. Somit vermehrte sichdas Geld kontinuierlich. Ob unserem Sparerdas dahinterstehende System immer be-wusst war, wage ich zu bezweifeln. Dass dieBank das Geld für höhere Zinsen weiterver-lieh, war vielleicht noch präsent, dass aberdie von der Bank genommenen Zinsen inden Produkten für die Verbraucher stecken,vermutlich nicht mehr. Ebenso wenig dürf-te er sich Gedanken darübergemacht haben,was es ethisch heißt, wenn das Geld seinenoriginären Zweck, rotierendes Tauschmittelzu sein, verlässt und als ruhendes Schatz-mittel „arbeitet“ und so zum Selbstzweckwird. Aber auch hier handelt es sich letztlichum ein System des Vertrauens. Der Kredit-geber – darin steckt der lateinische Begriffcredere = glauben - verleiht sein Geld imGlauben und Vertrauen, es gewinnbringendzurückzuerhalten.

Umverteilung von Arm zu Reich

Das Ziel der Geldakkumulation hat zu einerriesigen Aufblähung des Finanzsektors ge-führt. Wie verschiedene Untersuchungen be-legen (etwa die von Thomas Piketty) führtKapitalanhäufung zu immer größeren Un-gleichheiten in der Gesellschaft. Dies liegtdaran, dass die Produktivitätsrate aus Arbeitim Schnitt bei 1,5 Prozent liegt, die Renditeauf Kapital aber bei 6 Prozent. Zugespitzt

Kann es ein richtiges System im falschengeben?Ethische Geldanlagen aus franziskanischer Sicht Stefan Federbusch ofm

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formuliert: Wer Geld hat, hat einen Joker-vorteil. Wer Kapital hat, hat Macht. Aus Ko-operation wird Kalkulation. Alles wird zurWare und bekommt einen Preis. Geld alsWare in Kombination mit Privateigentumführt als Selbstzweck soziologisch und psy-chologisch gesehen zu Individualisierungund zu einer mehr oder weniger tiefen Spal-tung der Gesellschaft. Geldbesitz als Schatz-mittel führt zu asymmetrischen Beziehun-gen und zu einer Umverteilung von Arm zuReich.

Mittlerweile hat sich das Zinssystem kom-plett verändert bis hin zu Negativzinsen.Welche Geldanlage überhaupt noch ge-winnbringend ist, wurde neu zur Frage. Diesauch für die Ordensgemeinschaften, die zah-lenmäßig kontinuierlich weniger werden.Damit verbunden sind weniger Einnahmen,da die Zahl der noch berufstätigen Schwes-tern und Brüder massiv sinkt, bei gleichzei-tigen hohen Ausgaben für die pflegebedürf-tigen Mitglieder. Um die Altersversorgungzu gewährleisten, bedarf es entsprechendervom Staat vorgeschriebener Rücklagen zu-meist in Millionenhöhe. Sofern das vorhan-dene Kapital nicht in Immobilien investiertwird, dürfte es in Geldanlagen in Form vonAktien und Wertpapieren angelegt sein. DieVielzahl heutiger Anlageformen ist für Lai-en (und scheinbar selbst für Fachleute) un-durchschaubar geworden. Erkennbar ist nur,dass sich der Finanzmarkt in weiten Teilenvon der Realwirtschaft völlig entkoppelt hatund ein Eigenleben führt. Computer, sprichAlgorithmen, sorgen in Bruchteilen vonMillisekunden dafür, jeden kleinsten Vorteilauszunutzen, um aus Geld noch mehr Geldzu machen. Etwas pointierter gesagt: die Fi-nanzwelt ist nicht mehr dazu da, die Wirt-schaft mit Finanzkapital zu unterstützen,sondern umgekehrt dient die Wirtschaft alsSklavin des Kapitalmarkts. Die Gewinne er-

halten nicht die, die sie erwirtschaften (bei-spielsweise die Arbeitnehmer), sondern dieAktienbesitzenden des Unternehmens. Diesführt zu so paradoxen Entwicklungen, dassin (profitablen) Unternehmen Arbeitneh-mende entlassen werden, um die Dividen-den, die Ausschüttungen an die Aktionäre zuerhöhen. Aus ethischer Sicht ein nicht nurhöchst fragwürdiger, sondern unakzeptablerVorgang.

Finanzmarktgetriebener Kapitalismus

Betrachten wir dies von der Metaebene aus,stellen wir rasch fest, dass es sich bei dembeschriebenen Vorgang nicht um einen ein-maligen Ausrutscher eines Einzelnen han-delt, sondern schlicht um den systemimma-nenten Sinn und Zweck. Das aktuelle Fi-nanzsystem ist der Motor des derzeitigenWirtschaftssystems namens Kapitalismus.Dieser basiert auf den Faktoren von Kon-kurrenz, Geiz, Gier, Egoismus, Rücksichts-losigkeit und Verantwortungslosigkeit. Zieldes Wirtschaftens ist der Finanzgewinn.Dem Kapitalismus inhärent ist der Wachs-tumszwang. Seine negativen Folgen sind allenthalben spürbar. Die ökonomischenFolgen: der Missbrauch von Macht, die Kar-tellbildung durch weltumspannende Groß-konzerne und die Ausschaltung des Wettbe-werbs, ausbeuterische Arbeitsverhältnissedurch die Verlagerung in Billiglohnländer.Die ökologischen Faktoren: der Klimawan-del und parallel dazu ein exorbitanter Res-sourcenverbrauch und der Rückgang der Ar-tenvielfalt (Biodiversität). Die sozialen Fak-toren: die zunehmende Ungleichverteilungzwischen Arm und Reich, die Nichtbefrie-digung von Grundbedürfnissen, Hunger auf-grund der zahlreichen Naturkatastrophen in-folge des Klimawandels, zunehmende so-

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ziale Spannungen und eine Erhöhung derFlüchtlingszahlen. Die politischen Faktoren:der Werteverfall, die Nachrangigkeit der Po-litik hinter Wirtschaft und Finanzwelt, dasErstarken des (rechten) Nationalismus) unddie Gefährdung der Demokratie… um nureinige zu nennen.

Gibt es ein richtiges System im Falschen?

Angesichts dieser Tatsachen muss die ket-zerische Frage erlaubt sein: Kann es einrichtiges Leben im falschen geben? Kann esein richtiges System im falschen geben?Kann es einen ethischen Bereich in einemprinzipiell unethischen System geben? Die-se Frage macht natürlich nur für den Sinn,der die vorausgehende Prämisse teilt. Werunser Wirtschafts- und Finanzsystem für ge-recht und für die beste aller möglichen Wel-ten fällt, wird diesem kritischen Einwandnicht folgen können und wollen. Der Begriff„Ethische Geldanlagen“ suggeriert, dass esdiesen ethischen Bereich gibt. Er impliziertzugleich als Kehrseite, dass genauso unethi-sche Geldanlagen existieren. Handele ich al-so moralisch korrekt, wenn ich in EthischeGeldanlagen investiere? Innerhalb des Sys-tems scheint dies so zu sein. Wenn ich meinGeld nur in Bereichen anlege, die ökologi-sche, soziale und kulturelle Anforderungenerfüllen. Wenn ich mich nach Ausschluss-kriterien richte und somit Bereiche meide,in denen es massive Menschenrechtsverlet-zungen und Umweltzerstörungen gibt.Wenn ich dem „Best-in-Class-prinzip“ folgeund innerhalb einer Kategorie stets die An-lageobjekte bevorzuge, die die Nachhaltig-keitskriterien am besten erfüllen. Doch nocheinmal die Frage: Kann es ein richtiges Sys-tem im Falschen geben? Muss ich nicht dieSystemfrage grundsätzlich stellen, um eine

ethisch-moralische Beurteilung vornehmenzu können?

Geld als Eselsmist

An diesem Punkt sei auf unseren Ordens-gründer Franz von Assisi (1181-1226) ver-wiesen. Ihn dezent beiseite zu wischen alsSpinner und Fantasten, der von der Materiesowieso keine Ahnung hat, hilft an dieserStelle nicht weiter. Höchstens dazu, uns desStachels im Fleisch vorschnell zu entledi-gen. Immerhin hat dieser „Ver-rückte“ dieabsolute Armut – neben der inhaltlichenAusrichtung am Evangelium - zum prakti-schen Fundament seines Lebensstils ge-macht. Dies beinhaltete für ihn ein radika-les Geldverbot. In der Ordensregel legt erfest, das Geld nicht höher zu schätzen alsSteine. Kein Bruder sollte es je wagen, einGeldstück anzufassen (Ausnahme: Notwen-digkeiten für die kranken Brüder). Als ein-mal ein Bruder Geld berührt, gebietet ihmFranziskus, das Geldstück mit dem Mundenach draußen zu tragen und auf Eselsmistniederzulegen. Kot und Geld seien mit einund demselben Gewicht der Wertschätzungzu wiegen. Die Brüder sollten es fliehen wieden leibhaftigen Teufel. Wie für Franziskusder Aussätzige zum Sakrament Gottes wird,ist für ihn das Geld das Gegen-Sakramentdes Teufels. Wie er die Eucharistie verehrt,lehnt er mit derselben Entschiedenheit dasGeld als Zeichen des Hochmutes und derGier ab. Der teuflischen Dynamik des Zu-sammenraffens und Anhäufens setzt er diegöttliche Dynamik des Loslassens und Arm-werdens entgegen. Sein Kreditgeber warGott, dem er mit Lob und Dank alles zu-rückerstattete. Sein Credo (Kredit) war es,Gott und nicht dem Götzen Geld zu dienenund sich ganz ihm anzuvertrauen und nicht

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auf Besitz zu setzen, der besessen machenkann. Wozu Reichtum führt, hatte Franz nurallzu gut an seinem Vater als neureichemTuchhändler beobachten können. So stieg eraus aus der sich entwickelnden kapitalisti-schen Welt des aufkommenden Bürgertumsund lebte ein Kontrastprogramm; ein Ge-genmodell, das sich aus den Werten Jesuund seiner frohen Botschaft speiste.

Diesem Argument des (historischen) Rück-verweises wird insofern schnell der Windaus den Segeln genommen, als dass wirFranziskaner schon seit längerem keines-wegs mehr geldlos leben, im Gegenteil gu-te Einkommen und entsprechende Rückla-gen haben. Die Einstellung zum Geld hatsich auch in unserem „Bettelorden“ verän-dert und wir sind nicht mehr Gegenmodell,sondern Teil des Systems. Selbst wenn wirdie Frage nach der tatsächlichen Armut Jesuunbeantwortet und den Armutsstreit einmalhistorisch außen vorlassen, so bleibt dochder Punkt, was die sozialkritischen Positio-nen Jesu für uns als Menschen bedeuten, diefür sich in Anspruch nehmen, ihm als Chris-ten nachzufolgen.

„Diese Wirtschaft tötet“

Springen wir vom Franziskus damals zumFranziskus heute. Für den Papst handelt essich bei unserem kapitalistischen Wirt-schaftssystem um eine „Wirtschaft, die tö-tet“, da sie Menschen ausschließt und alsWegwerfkultur wie Müll behandelt. DieFrage des Wirtschaftens ist (für ihn) eineGlaubensfrage. „Ebenso wie das Gebot „dusollst nicht töten“ eine deutliche Grenzesetzt, um den Wert des menschlichen Lebenszu sichern, müssen wir heute ein „Nein zueiner Wirtschaft der Ausschließung und derDisparität der Einkommen“ sagen“, schreibt

er in seiner Enzyklika Evangelii gaudium(53). Papst Franziskus stellt somit das„Nein“ auf eine Ebene mit den göttlichenGeboten, mit dem Tötungsverbot. EineWirtschaft, die tötet, ist ein widergöttlichesSystem. Das Nein gegen ein solches Systemist für Christen ein Gebot! Nein zu einerWirtschaft der Ausschließung – Nein zurVergötterung des Geldes – Nein zu einemGeld, das regiert statt zu dienen – Nein zursozialen Ungleichheit, die Gewalt hervor-bringt. Deutlicher kann man es nicht benen-nen und einfordern!

Status Confessionis

Der Papst findet sich hier im Einklang mitweiteren christlichen Kirchen. Der Refor-mierte Weltbund (RWB) erklärte 1997 dieBeurteilung der Wirtschaft zu einem statusconfessionis, also zu einer Bekenntnissitua-tion, in der die Kirche eindeutig ja oder neinsagen muss, wenn sie nicht ihr Kirche seinverlieren will. Dieser wurde auch vom Öku-menischen Rat der Kirchen (ÖRK) bei sei-ner Vollversammlung in Harare 1998 und2000 ebenfalls vom Lutherischen Welt-bund (LWB) aufgenommen. Der ÖRK zog2013 mit mehreren Dokumenten und Be-schlüssen auf der 10. Vollversammlung inBusan nach.

Im sog. Bogor-Statement heißt es:

„Wir erkennen die fatale Verflechtung derglobalen finanziellen, sozioökonomischen,klimatischen und ökologischen Krisen, diean vielen Orten auf der Welt einhergehenmit dem Leiden der Menschen und ihremKampf ums Leben. Die weitreichendeMarktliberalisierung, Deregulierung und un-eingeschränkte Privatisierung von Güternund Dienstleistungen beuten die gesamte

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Schöpfung aus, zerstören soziale Program-me und Dienste und eröffnen Wirtschafts-märkten über Grenzen hinweg ein scheinbargrenzenloses Produktionswachstum. Un-kontrollierte Finanzströme destabilisierendie Wirtschaft in einer wachsenden Zahl vonLändern weltweit. Die verschiedenen As-pekte der Klima-, Umwelt-, Finanz- undSchuldenkrisen sind gegenseitig voneinan-der abhängig und verstärken einander. Mankann nicht länger separat mit ihnen umge-hen“ (10).

Die (2.) Missionserklärung wird nochdeutlicher:

„Wir bekräftigen, dass die Ökonomie Got-tes auf den Werten der Liebe und der Ge-rechtigkeit für alle basiert und dass die ver-wandelnde Mission sich dem Götzendienstin der freien Marktwirtschaft widersetzt. Diewirtschaftliche Globalisierung hat den Gottdes Lebens durch Mammon ersetzt, denGott des freien Marktkapitalismus, der dieMacht für sich beansprucht, die Welt durchdie Anhäufung unmäßigen Reichtums undWohlstands zu retten“ (108).

Schließlich wird eine São Paulo-Erklärungangenommen, hervorgegangen aus einerKonferenz 2012 von vier ökumenischen Or-ganisationen: ÖRK, LWB, RWB und derCouncil for World Mission (CWM). In ihrheißt es:

„Wir verwerfen eine Wirtschaftsordnung,die auf Konsumüberangeboten und Hab-sucht beruht, und sind uns bewusst, wie sehruns der neoliberale Kapitalismus psycholo-gisch dazu verführt, immer mehr besitzen zuwollen. Im Gegensatz dazu bekennen wiruns zum christlichen und buddhistischenBegriff einer Ökonomie der Genügsamkeit,die zur Zurückhaltung mahnt (Lukas 12:13-21)“.

Alle wichtigen christlichen Kirchen habensomit den imperialen Kapitalismus aus theo-logischen Gründen verworfen. In verschie-denen Zusammenhängen sprach PapstFranziskus immer wieder von der „Tyran-nei des Marktes“, vom „Imperialismus desGeldes“, vom „wirtschaftlichen und finan-ziellen Terrorismus“, vom „Götzendienstdes Geldes“. Kurz nach seiner Wahl zumPapst sagte Franziskus Mitte Mai 2013:„Wir haben neue Götzen geschaffen. DieAnbetung des Goldenen Kalbes aus der An-tike hat ein neues und herzloses Bild im Fe-tischismus des Geldes und in der Diktaturder Wirtschaft ohne menschliches Antlitzund ohne echte menschliche Zielsetzung ge-funden...“ Seine Analyse findet ihreSchlussfolgerung im vierfachen Nein, dassder Papst in seiner Enzyklika Evangelii gau-dium ausspricht: Nein zu einer Wirtschaftder Ausschließung – Nein zur Vergötterungdes Geldes – Nein zu einem Geld, das re-giert statt zu dienen – Nein zur sozialen Un-gleichheit, die Gewalt hervorbringt.

Vatikandokument zur Finanzwelt

Dass das Geld und die Wirtschaft dem Men-schen zu dienen hat und nicht umgekehrt,kommt auch in dem Dokument „Oecono-micae et pecuniariae quaestiones“ zumAusdruck, das die Glaubenskongregationmit Blick auf die Finanzwelt 2018 heraus-gebracht hat. Letzter Horizont hat immerdas Gemeinwohl zu sein. In Politik undWirtschaft bedarf es einer Ethik, die aufFreiheit, Wahrheit, Gerechtigkeit und Soli-darität gegründet ist. Das Dokument be-nennt konkrete Fehlentwicklungen und de-ren Überwindung: eine überstaatliche Re-gulierung des Finanzsystems auf Solidaritäthin, eine Trennung von Geschäftsbanken

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und Investitionsgesellschaften, die Ver-pflichtung von Unternehmen zu sozialerVerantwortung gegenüber den betroffenenGemeinschaften als „stakeholder“ und nichtnur gegenüber ihren Aktionären (sharehol-ders), die Einsetzung von Ethikkommissio-nen zur Kreditvergabe, das Verbot der Spe-kulation mit riskanten Wertpapieren, dasVerbot spekulative Derivate usw. Besondersgefährlich für das Gemeinwohl seien Schat-tenbanken, Offshoregeschäfte und die sys-tematische Steuervermeidung und -fluchtsowie Geldwäsche. Es geht aber auch um„eine kritische und verantwortungsvolleSteuerung des Konsum- und Sparverhal-tens... Unsere Wahl muss auf die Güter fal-len, die auf ethisch würdige Weise herge-stellt wurden“.

In der Missionserklärung heißt es beispiels-weise: „Die wirtschaftliche Globalisierunghat den Gott des Lebens durch Mammon er-setzt, den Gott des freien Marktkapitalis-mus, der die Macht für sich beansprucht, dieWelt durch die Anhäufung unmäßigenReichtums und Wohlstands zu retten“ (108).Alle wichtigen christlichen Kirchen habensomit den imperialen Kapitalismus aus theo-logischen Gründen verworfen.

Sozialwort der Kirchen

Das Sozialwort der katholischen undevangelischen Kirche in Deutschland vomFebruar 2014 propagiert das Modell einersozialen und ökologischen Marktwirtschaftals die beste Möglichkeit, die sozialen undökologischen Probleme zu bewältigen. DieKirchen betonen den Primat der Politik überdie Wirtschaft und eine konsequent ausge-richtete Gestaltung der Rahmenbedingun-gen für die Wirtschaft im Sinne der Ge-meinwohlorientierung. Das Geld habe eine

dienende Funktion wahrzunehmen und dasKapital sei an die Realwirtschaft zu koppeln.Soweit so gut. Das Problem ist das Festhal-ten am Wachstumsmodell. Das Sozialwortsetzt auf „Entwicklungspfade, die das Wirt-schaftswachstum von weiteren Steigerungendes Ressourcen- und Umweltverbrauchs ab-koppeln und die Gefahren des Klimawan-dels eindämmen“. Zum einen ist diese Ab-koppelung Illusion, zum anderen geht esnicht um das Vermeiden weiterer Steigerun-gen, sondern um eine massive Verringerungdes Ressourcenverbrauchs! Die notwendi-gen Veränderungen und Konsequenzen fürjeden Einzelnen und für unsere Gesellschaftals Ganze verschweigt das Sozialwort. Indiesem Sinne stellt es m. E. eine Verharm-losung dar und für uns als Christen eine ver-passte Chance, die Frage nach unseren Wer-ten neu zu stellen.

Die Frage bleibt, warum es offensichtlich inder konkreten Praxis doch keine einheitlichePositionierung der Kirchen trotz aller offi-ziellen Dokumente gibt. Dies könnte daranliegen, dass die katholische Perspektive aufder Soziallehre beruht. Diese basiert auf einer Abwehrhaltung dem Sozialismus ge-genüber. Der Kernpunkt dabei war laut Ul-rich Duchrow, die Grundstruktur von Kapi-tal als Privateigentum an den Produktions-mitteln und Lohnarbeit zu akzeptieren, aberdie Priorität der Arbeit gegenüber dem Ka-pital zu behaupten und praktisch zu unter-stützen. Der Leitbegriff Subsidiarität meinePrivateigentum und Markt als Grundlage,der dann durch den sekundären Leitbegriffder Solidarität nur ergänzt werde. Dement-sprechend ginge es um eine ethische Beein-flussung des Kapitalismus, aber nicht umseine Überwindung. Papst Franziskus ver-trete eher den befreiungstheologischen An-satz, der der Solidarität Priorität einräumt.Er schrecke aber angesichts der Machtver-

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hältnisse in der römisch-katholischen Kir-che vor einer klaren systemischen Kritik zu-rück, so dass seine Texte in dieser Frageschillern.

Sind Ethische Geldanlagen unethisch?

Verbleibe ich innerhalb des Systems, dannsind Ethische Geldanlagen eine moralischsaubere Lösung. Betrachte ich jedoch dasSystem an sich, dann stelle ich wie obendargelegt fest, dass es in seinen Grundzügenund Auswirkungen zahlreiche Komponen-ten aufweist, die alles andere als moralischakzeptabel sind.

Vielleicht mögen Sie nicht so weit gehenwie Garry Leech, der vom Kapitalismus als„globalem Völkermord“ spricht oder wieJean Ziegler, der ihn als „Verbrechen gegendie Menschlichkeit“ bezeichnet. Doch im-mer mehr Menschen üben Kritik an einemFinanz-, Wirtschafts- und Gesellschaftssys-tem, das sich durch strukturelle Gier und dieZerstörung der Lebensgrundlagen auszeich-net. Es geht um die umfassende Kultur desLebens, um die Vision eines nachhaltigenWirtschaftens, das allen zu Gute kommt. Siewird heute unter dem Begriff „Die großeTransformation“ verhandelt. Das Ziel sindwirtschaftliche, soziale und politische Ord-nungen, die sozial gerecht und klimagerecht,nachhaltig und damit lebensdienlich sind. Inseinem Eröffnungsreferat der Ökumeni-schen Versammlung im Mai 2014 in Mainzbrachte Geiko Müller-Fahrenholz immerwieder den hl. Franziskus ins Spiel. „Diegroße Transformation erfordert von unsChristenmenschen die entschlossene Hin-wendung zu einer franziskanischen Lebens-weise.“ Darin sehe ich unseren Auftrag alsKirche und insbesondere als Orden. Die in-

dische Schriftstellerin und politische Akti-vistin Arundhati Roy schreibt: „Eine andereWelt ist nicht nur möglich. An stillen Tagenkönnen wir sie bereits atmen hören“.

Sind Ethische Geldanlagen Teil dieser an-deren transformierten Welt oder sind sie un-ethisch? Ihre Nutzung ist es meines Erach-tens zumindest dann, wenn ich es bei Schritt1 einer innersystemischen Analyse belasseund Schritt 2 einer grundsätzlichen Analysedes Gesamtsystems Kapitalismus nicht ge-he. Das hieße für mich, auf einem Augeblind zu sein. Uns als Franziskaner-Ordenauf die Schultern zu klopfen, wie toll wirsind, unser Geld ethisch korrekt anzulegen,reicht nicht und ist zynisch gegenüber de-nen, die als Wegwerfmüll Opfer jenes Sys-tems sind, von dem wir profitieren (Profitmachen) und auf deren Kosten wir leben.Darauf immer wieder hinzuweisen, sehe ichals zentralen Auftrag einer franziskanischenInstitution wie der Missionszentrale, der esdarum geht, mit der Option für die Armeneine bessere Welt für alle zu schaffen.

Der ÖRK fragte sich 2012: „Wie können wirden Geist des Marktes besiegen?“ Als Or-den sind wir Teil der kapitalistischen Wirt-schaftsweise. Wir sind Teil des finanz-marktgetriebenen Kapitalismus. Zugespitztund pointiert gefragt: Wollen wir den Geistdes Marktes überhaupt besiegen?

Stefan Federbusch OFM (53) ist Leiter desExerzitienhauses – Franziskanisches Zen-trum für Stille und Begegnung in Hofheimsowie Redaktionsleiter der ZeitschriftenFRANZISKANER und TAUWETTER.

Buchtipp: Stefan Federbusch, Nachhaltigwirtschaften – gerecht teilen (Franziskani-sche Akzente Band 8), Echter Verlag, Würz-burg 2015

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Damit ethisch-nachhaltige Kriterien Be-rücksichtigung in Anlageentscheidungenfinden können, gilt es, die Anonymität derFinanzmärkte hinsichtlich solcher Frage-stellungen zu durchbrechen und die benö-tigte Transparenz zu schaffen. Es gilt, dieUnternehmen und Anlagemöglichkeitenaufzuzeigen, bei denen man als verantwort-licher Anleger sein Geld mit möglichst „gu-tem Gewissen“ anlegen kann, das heißt aufder Basis fundierter ethischer Kriterien. –Mit diesem Anspruch, der Vorlage eines Kri-terienkatalogs für die ethisch-nachhaltigeBewertung von Unternehmen und Kapital-anlagen, wurde 1997 der Frankfurt-Hohen-heimer Leitfaden (FHL)1 von der interdis-ziplinären Projektgruppe Ethisch-ökologi-sches Rating (EÖR) veröffentlicht.

Seit mittlerweile vielen Jahren in Folge sindBandbreite und Volumina nachhaltigerGeldanlagen stetig angestiegen. Der Stel-lenwert von Nachhaltigkeit bei der Anlage-entscheidung wächst, und die Beantwortungder Frage, wie Nachhaltigkeit, wie dieNachhaltigkeitsleistung von Unternehmengemessen werden kann, erfährt weiter stei-gende Relevanz und ist keineswegs – auchüber 20 Jahre nach Veröffentlichung desFHL – abgeschlossen.

I. Frankfurt-Hohenheimer Leitfaden

Kriterien: Natur-, Sozial- und Kulturverträglichkeit

Mit dem FHL wurde ein umfassender theo-rie- und methodengestützter Kriterienkata-log für die ethisch-ökologische Bewertungvon Unternehmen und Kapitalanlagen ver-öffentlicht und den bis dahin bestehenden,überwiegend praxisorientierten Ansätzen eindifferenziertes, theoretisches Fundament ge-liefert, das nicht nur mit relativ beliebigenso genannten „K.O.- oder O.K.-Kriterien“operiert.

Hinter dem Leitfaden steht der Anspruch ei-ner möglichst vollständigen Abbildung po-tentiell relevanter Prüfaspekte für ethisch-ökologische Ratings, das heißt die Bewer-tung von Unternehmen und Kapitalanlagennach ethisch-ökologischen Kriterien.2 Aus-gehend von einem normativen Nachhaltig-keitsverständnis basiert der FHL auf dendrei Bewertungsdimensionen Kultur-, Sozi-al- und Naturverträglichkeit, welche durchbeinahe 800 Unterkriterien konkretisiertwerden. Das diese drei Dimensionen Kul-tur-, Sozial- und Naturverträglichkeit ver-bindende, universale Ziel ist: Die Sicherungdes Überlebens von Mensch und Mitwelt füreine Menschwerdung in Gemeinschaft im

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1 Hoffmann J., Ott K., Scherhorn G. (Hrsg.), Ethische Kriterien für die Bewertung von Unternehmen – Frankfurt-Hohenheimer Leitfaden,Frankfurt/M. 1997.

2 Neben Unternehmen und Produkten bewerten Nachhaltigkeitsratings insbesondere auch Staaten (= Country Rating). Im vorliegenden Textwird allerdings, aus Gründen der Fokussierung, insbesondere auf das Rating von Unternehmen eingegangen.

Prozess der Bewertung: Vom Frankfurt-

Hohenheimer Leitfaden zum Nachhaltig-

keitsrating

Claudia Döpfner

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Mitsein mit der ganzen Schöpfung (= Bio-Überlebenssicherheit).3

Während die Kriterien der Bewertungsdi-mension Naturverträglichkeit im Rahmenvon Ökoratings, Ökoaudits und Ökoanlage-produkten etc. zum Teil schon recht diffe-renziert vorlagen, wurden im FHL – nebender Systematisierung und noch detaillierte-ren Ausformulierung der Naturverträglich-keit – die bislang meist wenig berücksich-tigten Kriterien der Sozialverträglichkeitfundiert herausgearbeitet.

Mit der erstmals im FHL entwickelten Be-wertungsdimension Kulturverträglichkeit je-doch wurde Neuland betreten. Ihre Ausdif-ferenzierung warf erhebliche Operationali-sierungsprobleme auf, und noch immer wirddie kulturelle Dimension im Nachhaltig-keitsrating wie auch insgesamt in der Nach-haltigkeitsdebatte eher nachrangig berück-sichtigt.

Die Bewertungsdimension Kulturverträg-lichkeit basiert auf einem Verständnis vonKultur als übergreifendem Lebensentwurf,der für die Mitglieder einer Gesellschaftletztlich maßgeblich ist. Dementsprechendliegen auch unerlässliche Voraussetzungenwirtschaftlichen Handelns im Außenbereichdes ökonomischen Systems: Im lebenswelt-lich-kulturellen Ordnungswissen und in des-sen normativen Gehalten. Wirtschaftsunter-nehmen agieren daher nicht nur in einemrechtlichen und wirtschaftlichen, sonderninsbesondere auch in einem kulturellenKontext moralischer Grundüberzeugungen,die für das ökonomische und gesellschaftli-che Zusammenspiel unerlässlich sind. Wirt-schaftliches Handeln ist funktional auf dieallgemeine Anerkennung von moralischen

Werten wie Fairness, Verantwortung, Wahr-haftigkeit, Vertrauen, Transparenz, Solidari-tät (trotz Konkurrenz) etc. angewiesen. Die-se Werte können nicht selbst vom Wirt-schaftssystem erzeugt werden. Sie könnenaber durch ein entsprechendes unternehme-risches Geschäftsgebaren unterstützt und ge-fördert, oder auch unterlaufen, beschädigt,im Extremfall zerstört werden.4

Als kulturverträglich kann dementsprechendein Unternehmen nur dann eingestuft wer-den, wenn es in Übereinstimmung mit denmoralischen Werten der jeweiligen Gesell-schaft agiert und beispielsweise nicht nied-rige Umwelt- und/oder Sozialstandards imAusland für die Produktion oder auch fürden Absatz von Produkten ausnutzt.

Umsetzung: Corporate ResponsibilityRating

Um die Umsetzung des FHL am Markt zurealisieren, galt es zunächst aus dem umfas-senden Kriterienkatalog ein operationablesNachhaltigkeitsrating-Konzept zu entwi-ckeln. Dies wurde ebenfalls durch die Pro-jektgruppe EÖR vorangetrieben, in ganz en-ger Zusammenarbeit mit der damaligen, seit1993 am Markt operierenden MünchnerÖko-Rating-Agentur oekom GmbH. Dasgemeinsam entwickelte sogenannte Corpo-rate Responsibility Rating (CRR) misst undbewertet die Verantwortung von Unterneh-men gegenüber der natürlichen Umwelt (=Environmental Rating), die Verantwortunggegenüber der Gesellschaft und den Kultu-ren sowie gegenüber den von den Unter-nehmensaktivitäten betroffenen Menschen(= Social Cultural Rating). Das heißt, bei derUmsetzung wurden aus den ursprünglich im

3 Hoffmann J., Zur Bedeutung der Kulturverträglichkeit, in: Hoffmann J., Ott K., Scherhorn G. (Hrsg.), Ethische Kriterien, 263-319; hier: 290f. 4 Vgl. Hoffmann J., Ott K., Scherhorn G. (Hrsg.), Ethische Kriterien, S. 91f.

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5 Seit einigen Jahren werden diese meist zusammengefasst unter dem englischen „Stichwort“ ESG: ökologische (E) und soziale (S) Aspektesowie die der Unternehmensführung (G).

Leitfaden formulierten drei Bewertungsdi-mensionen Natur-, Sozial- und Kulturver-träglichkeit nun zwei gleichwertige Rating-Bestandteile ausgearbeitet: das Environ-mental Rating und das Social CulturalRating. Diese vorgenommene Zweigliede-rung ergab sich aus der Tatsache, dass imFHL zum Teil Überschneidungen bei denKriterien der Sozial- und der Kulturverträg-lichkeit vorliegen. Zugleich gelang es auf-grund der Komplexität der Bewertungsdi-mension Kulturverträglichkeit zunächst nurwenige mess- und bewertbare Indikatorenzu entwickeln.

Erste Anwendung: Durch Ordensge-meinschaften ermöglichte Pilotstudie

Erstmals angewendet wurde das CRR imJahr 2000 im Rahmen einer im Wesentli-chen von Ordensgemeinschaften ermöglich-ten und finanzierten Pilotstudie. Ziel dieserStudie war einerseits die Erprobung des Ra-ting-Konzepts in der Praxis. Andererseitssollten in einem ersten Testlauf ganz konkretUnternehmen herausgefiltert werden, beidenen kirchliche Investoren, aber auch sons-tige institutionelle und private verantwortli-che Anleger ihre Gelder in Form von fest-verzinslichen Wertpapieren und Aktienethisch-nachhaltig anlegen können.

Um die nötigen Informationen über die An-lageformen, -gewohnheiten und Voluminakirchlicher institutioneller Anleger zu erhal-ten, haben elf deutsche Ordensgemeinschaf-ten ihre Anlage-Depots der ProjektgruppeEÖR sowie oekom offen gelegt. Auf dieserBasis wurden etwa 170 Unternehmen ausverschiedenen Branchen ermittelt und durchoekom in einem ersten Durchlauf des CRR

auf ihre Umwelt- und sozial-kulturelle Per-formance bewertet. Die ersten Rating-Er-gebnisse dieser in der Pilotstudie berück-sichtigten Unternehmen wurden im Sep-tember 2000 der Öffentlichkeit vorgestellt,und zeitgleich wurde damit begonnen dieDepots der beteiligten Ordensgemeinschaf-ten entsprechend umzuschichten. Damit warder Anfang gemacht, um auf der Basis desim FHL ausformulierten, ethisch-normati-ven Nachhaltigkeitskonzepts Unterneh-mensratings durchzuführen und auf dieseWeise fundierte ethisch-nachhaltige Invest-ments zu ermöglichen.

II. Nachhaltigkeitsratings: Relevanz,Grenzen, Anforderungen

Aus den Pionieren der Anfangszeit wie oe-kom, – aber auch insbesondere imug darf andieser Stelle für den deutschsprachigenRaum nicht unerwähnt bleiben –, sind glo-bal agierende Rating-Agenturen geworden,deren Datenbanken tausende Emittenten ab-decken.

Anbieter von Nachhaltigkeitsratings stellenInformationsdienstleistungen über die Nach-haltigkeitsleistung von Unternehmen bereit.Dazu holen sie in regelmäßigen Abständenbei Unternehmen Informationen über Nach-haltigkeitsdaten und -maßnahmen ein undmessen und bewerten diese anhand einerVielzahl von Kriterien und Indikatoren. Ins-besondere diese regelmäßige Abfrage derNachhaltigkeitsdaten5 von Unternehmendurch die Agenturen hat dazu geführt, dassdie Transparenz über solche Daten sowie de-ren Qualität mit den Jahren deutlich gestie-

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gen ist. Dabei erhalten Rater, je nach Rating-Ansatz, ihre Informationen aus den Ge-schäfts- bzw. Nachhaltigkeitsberichten, häu-fig ergänzt durch (branchenabhängige) stan-dardisierte Fragebögen. Hinzu können, überdie vom Unternehmen selbst zur Verfügunggestellten Daten hinausgehend, noch exter-ne Recherche-Quellen kommen, wie Datenvon NGOs oder auch von öffentlich zu-gänglichen Nachrichtenportalen. Auf dieseWeise können die unternehmenseigenen In-formationen bestätigt oder aber auch kritischhinterfragt werden. An die Auswertungschließt sich in der Regel vor Veröffentli-chung des Ratings, wiederum je nach Ra-ting-Ansatz, ein Dialog mit den bewertetenUnternehmen an, bei dem gegebenenfallsnoch zusätzliche Informationen nachgelie-fert werden können.

Die durch Nachhaltigkeitsrating-Agenturenerhobenen Daten und die darauf aufbauen-den Nachhaltigkeitsbewertungen dienen ins-besondere Investoren als Entscheidungs-grundlage und beeinflussen damit auch dasAngebot nachhaltiger Finanzprodukte. Zu-gleich können sie aber auch im geprüftenUnternehmen selbst Wirkungen erzeugen.Denn die Nachhaltigkeitsratings stellen In-formationen über den eigenen Erreichungs-grad an „Nachhaltigkeit“ bereit und zeigenVerbesserungspotentiale auf. Damit bietensie ein Frühwarnsystem zur Erkennung re-levanter, unternehmensbezogener Nachhal-tigkeitsaspekte. Für ganze Branchen werdenVergleichsmaßstäbe geschaffen.

Auf diese Weise können Entwicklungen inRichtung Nachhaltigkeit vorangetriebenwerden. Unternehmen, die konsequentNachhaltigkeitskriterien berücksichtigen,vermindern Reputations- und Performance-risiken und realisieren entscheidende Wett-bewerbsvorteile.

Die Gestaltungsmöglichkeiten dieser Ra-tings und der jeweils angewendeten Krite-rien sind jedoch sehr vielfältig, denn dieMultidimensionalität des Begriffs Nach-haltigkeit lässt weite Ausgestaltungsspiel-räume zu. So wird mit Positiv- und Nega-tivkriterien gearbeitet, Ausschlusskriterienund Toleranzgrenzen, die die Basis für in-dividuell zusammengestellte Einzelbewer-tungen und aggregierte „Endnoten“ bilden.Folglich können solche Ratings sehr un-terschiedlich ausfallen und in ihrer Aussa-gekraft und Qualität stark differieren. DieVielschichtigkeit ist jedoch grundsätzlichkeine Schwäche, sondern eine Stärke des„Konzepts Nachhaltigkeit“, das sich imgesellschaftlichen Diskurs weiterentwi-ckelt und eine Vielfalt verschiedener, je-doch keineswegs beliebiger Ansätze zu-lässt.

Im Zuge des „Mainstreaming von Nachhal-tigkeit“ hat sich der Markt der Nachhaltig-keitsdienstleistungen in den letzten Jahrenstark verändert und eine Vielzahl unter-schiedlicher Anbieter von Nachhaltigkeits-ratings und Nachhaltigkeitsinformationenhervorgebracht. Einerseits hat bei Rating-Agenturen ein Konzentrationsprozess durchzahlreiche Übernahmen und Fusionen statt-gefunden. So ist auch oekom seit 2018 Teilder US-amerikanischen International Share-holder Inc., und imug (mit Vigeo EIRIS) ge-hört seit 2019 zu Moody´s Investors Ser-vice. Der Markt wird von mehreren großenAnbietern dominiert, zu denen beispiels-weise auch MSCI ESG Ratings, Robeco-SAM und Sustainalytics zu zählen sind. An-dererseits haben sich – befördert durch vo-ranschreitende Ausweitungen derNachhaltigkeitsberichterstattung (vgl. auchEU-NFI-Richtlinie) und neuer Technologien– neue Anbieter am Markt etabliert, wie

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klassische Provider von Finanzmarktinfor-mationen, die nun ebenfalls Nachhaltig-keitsdaten zu Unternehmen anbieten, wieBloomberg und Thomson Reuters. Außer-dem sind in den letzten Jahren eine Vielzahlvon „Spezial-Agenturen“ entstanden, wieEthos Services, RepRisk oder Trucost, diesich auf einzelne Nachhaltigkeitsaspekte,wie Klimawandel etc. fokussieren.

Seitdem Nachhaltigkeit von immer mehrkonventionellen, global agierenden Akteu-ren aufgegriffen und auch in Politik und Re-gulatorik immer größere Bedeutung beige-messen wird, hat das Thema eine ganz neueDynamik erfahren. Diese Entwicklung istgrundsätzlich positiv zu beurteilen: An„Nachhaltigkeit“ kommt man mittlerweilekaum mehr vorbei.

Zugleich hat in diesem Zuge eine Orientie-rung zu vorrangig ökonomisch-risikobasier-ten Nachhaltigkeitsbewertungen stattgefun-den, die auf der Basis der ursprünglichen,normativen Konzeption von Nachhaltigkeit,kritisch zu sehen ist. So sinnvoll und richtiges insbesondere aus unternehmerischer Sichtist, solche Nachhaltigkeitskriterien zu be-rücksichtigen, die sich ökonomisch rentie-ren, bzw. die ökonomisch als relevant er-achtet werden, so kritisch ist diese Engfüh-rung jedoch aus gesellschaftlicher,ökologischer und auch einer längerfristigenunternehmerischen Sicht zu sehen. Denndiese Perspektive lässt zu, dass die Nach-haltigkeitsaspekte in Unternehmen unbe-rücksichtigt bleiben, die (zunächst) keineunmittelbaren finanziellen Auswirkungenaufweisen, beziehungsweise, die als ver-nachlässigbar erachtet werden. In der Kon-sequenz könnte ein Unternehmen, das bei-spielsweise in Korruption oder Verstöße ge-gen die Umwelt verstrickt ist, im Einklangmit einem risikobasierten Nachhaltigkeits-

verständnis handeln, sofern nur die Gefahrder „Aufdeckung“ dieser Vergehen als ge-ringer eingeschätzt wird als die im Zugedessen ermöglichten zu erwartenden Ge-winne beziehungsweise reduzierten Kosten.

Das Potential von Nachhaltigkeitsbewertun-gen als Frühwarn-Indikator und wichtigerTreiber für unternehmerische Innovationenkann sich nur dann entfalten, wenn dieseRatings eine umfassende Abdeckung undhohe Untersuchungstiefe in Bezug aufNachhaltigkeitsthemen und -kennzahlenaufweisen über eng definierte unternehme-rische Risiken hinausgehend. Nur solcher-maßen „unabhängig“ erfolgte Nachhaltig-keitsratings können den Unternehmen wich-tige Signale und Informationen in Bezug aufNachhaltigkeitsthemen rückspiegeln undVerbesserungspotentiale aufzeigen – und da-mit letztendlich auch dazu beitragen einenachhaltige Entwicklung vorantreiben.

III. Zusammenfassung und Ausblick

Zusammenfassend lässt sich herausstellen,dass die Messung der Nachhaltigkeitsleis-tung eines Unternehmens ein sehr komple-xer Vorgang ist, bei dem kein „einzig wah-rer Weg“ existiert, so dass der Wettbewerbunter den Anbietern von Nachhaltigkeitsra-tings durchaus sinnvoll ist. Dies bedingt al-lerdings auch, dass die Einschätzungen ein-zelner Nachhaltigkeitsrating-Agenturen teils(deutlich) voneinander abweichen.

Durch neue Technologien und voranschrei-tende Regulierungen wird sich die Art undWeise von Datenerhebung und -aufberei-tung in der Zukunft aller Wahrscheinlichkeitnach verändern. Viele Daten werden verein-heitlicht vorliegen und öffentlich abrufbarsein. Jedoch ist, aufgrund der Vielschichtig-

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keit des Themas, davon auszugehen, dasssich auch weiterhin kein einheitlicher Be-wertungsstandard durchsetzen wird. DieKomplexität des Themas und die Heteroge-nität der Vorstellungen der inhaltlichen Aus-gestaltung von Nachhaltigkeit stehen einerStandardisierung dieser Ratings entgegen.

Auch Investoren haben unterschiedlicheWertvorstellungen, Zielsetzungen und ver-schiedenartige Vorstellungen vom KonzeptNachhaltigkeit und greifen bewusst auf aus-gewählte Rating-Verfahren zurück, wenn-gleich immer wieder auch der berechtigteWunsch nach einer besseren Vergleichbar-keit der Research- und Rating-Ansätze, so-wie die Hoffnung auf eine klare Definitionvon Nachhaltigkeit geäußert wird.

Trotz der Auslegungsbedürftigkeit des Kon-zepts Nachhaltigkeit und der daraus resul-tierenden Unterschiede in den inhaltlichenund methodischen Ansätzen der verschiede-nen Anbieter, darf dies nicht dazu führen,dass Nachhaltigkeitsratings dem Verdachtder Subjektivität und Beliebigkeit erliegen.Denn Ratings – auch im Bereich der Nach-haltigkeit – sollen gerade dazu dienen, In-formationsasymmetrien zu reduzieren. Un-abhängig davon, wie sich die verschiedenenRating-Methodologien im Detail darstellen,müssen bestimmte Gütekriterien erfüllt wer-den, wie Unabhängigkeit/Objektivität, Ge-nauigkeit, Überprüfbarkeit und Transparenz:Transparenz über die Ausrichtung der je-weiligen Ansätze der Rating-Agenturen; da-rüber, mit welchem Anspruch, welchemNachhaltigkeitsverständnis und mit wel-chem Ziel die Anbieter von Nachhaltig-keitsratings agieren, welche Fokussierun-gen, welche bewussten Grenzen gewähltwerden. Hier stehen die Rating-Anbieter inder Pflicht, entsprechende Informationen„transparent“ zu liefern, so dass es Anwen-

dern der Ratings möglich ist, bei aller Hete-rogenität, eine Vergleichbarkeit zwischenden verschiedenen Ansätzen herzustellen.

Zugleich ist auf der Seite der Nutzer ein ver-antwortlicher Umgang mit den verschiede-nen Rating-Ansätzen angebracht. Es solltekritisch geprüft werden, von welchen An-bietern man Nachhaltigkeitsbewertungenimplementiert. Längst nicht alle Nachhal-tigkeitsrating-Anbieter vermögen verant-wortlichen Investoren eine nachhaltig-fun-dierte Grundlage für ihre Investmentent-scheidungen zu geben.

Nachhaltigkeit ist nicht beliebig, sondernvon seiner ursprünglichen Intention her, einethisch-normatives Konzept, wie im Frank-furt-Hohenheimer Leitfaden mit den dreiübergeordneten BewertungsdimensionenNatur-, Sozial- und Kulturverträglichkeitausformuliert. Ausgehend von einem sol-chen wertorientierten Nachhaltigkeitsver-ständnis können Ratings einen wichtigenBeitrag leisten, nachhaltige Entwicklungenzu fördern. Seit den 1990-Jahren haben ers-te Nachhaltigkeitsrating-Agenturen Pionier-leistungen vollbracht und den Markt nach-haltiger Finanzanlagen stark befördert.Selbst, wenn in Zukunft immer mehr unter-nehmerische Nachhaltigkeitsdaten insbe-sondere von großen, börsennotierten Unter-nehmen vereinheitlicht vorliegen und abruf-bar sein werden, wird dies zwar zuVeränderungen führen, wohl aber nicht dieLeistungen von Nachhaltigkeitsratings er-setzen. Eine wichtige Aufgabe könnte unteranderem weiterhin sein, Nachhaltigkeits-leistungen auch verstärkt von mittleren undkleinen Unternehmen zu bewerten. Auch diekritische inhaltliche Prüfung und unabhän-gige Bewertung der von Unternehmen selbstzur Verfügung gestellten Daten sowie dieReflexion und Weiterentwicklung relevan-

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ter zu prüfender Nachhaltigkeitskriterienund Indikatoren müssen von unabhängigerSeite geleistet werden. – Vergleichbar mitder zunehmend stärkeren Fokussierung aufden Impact bei nachhaltigen Anlageproduk-ten, könnte in Zukunft auch im Nachhaltig-keitsrating die übergreifende Frage der Wir-kung verstärkt Berücksichtigung erfahren:Welchen Beitrag leistet ein Unternehmenüberhaupt zu einer nachhaltigen Entwick-

lung? Steht ein Unternehmen dem Ziel so-gar eher entgegen? Insbesondere die imFHL entwickelte, übergeordnete Bewer-tungsdimension der Kulturverträglichkeitkann hier wichtige Impulse leisten. Dafürmüsste jedoch die, für die konsequente An-wendung im Nachhaltigkeitsrating notwen-dige, besondere Herausforderung der Ope-rationalisierung von Kulturverträglichkeiterneut intensiv angegangen werden.

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Das Thema nachhaltige Geldanlagen hat inden letzten Jahren massiv an Bedeutung ge-wonnen. Hierfür gibt es vielfältige Gründe.Durch die deutlich gestiegene Präsenz desThemas in den Medien ist eine verstärkteNachfrage bei Anlegern zu verzeichnen.Darüber hinaus wird das Thema durch denRegulator gefördert, unter anderem durchdie Einführung eines einheitlichen Klassifi-kationssystems für ökologisch nachhaltigeWirtschaftstätigkeiten durch die EU Kom-mission (sog. Taxonomie) oder die EU Ver-ordnung über nachhaltigkeitsbezogene Of-fenlegungspflichten im Finanzdienstleis-tungssektor.

Aber auch die Unternehmen selbst erken-nen, dass sie sich durch nachhaltiges Wirt-schaften langfristig Wettbewerbsvorteileverschaffen können, zum Beispiel ein posi-tives Image, bessere Kundenbindung undMitarbeitergewinnung sowie Kostensen-kungen durch sparsamen Ressourcenum-gang.

Konzept des terrAssisi Aktien I AMI

Die Ampega Investment GmbH hat bereitsim Jahr 2009 gemeinsam mit der Missions-zentrale der Franziskaner zwei Investment-fonds aufgelegt, den terrAssisi Aktien undden terrAssisi Renten, die streng nach Nach-haltigkeitskriterien gemanaged werden.

Beim Thema nachhaltige Geldanlagen exis-tiert bis heute kein einheitlicher Ansatz. Ei-

ne Harmonisierung wäre wünschenswert, istaber in der Praxis schwierig umsetzbar, daes sich um ein emotionales Thema handelt,bei dem jeder Anleger seine Vorstellungenoder Werte berücksichtigen möchte. Der An-satz von Ampega ist dabei stark von denethischen Wertevorstellungen der Missions-zentrale der Franziskaner geprägt.

Die Familie der terrAssisi Fonds zeichnetsich durch einen direkten Impact im Sinneder Philosophie der Missionszentrale derFranziskaner aus. Ein Teil der Verwaltungs-vergütung der Fonds fließt in Hilfsprojektein aller Welt.

Der Investmentprozess

Wie Ampega konkret bei der Auswahl derEinzeltitel vorgeht, soll hier am Beispiel desglobal anlegenden Aktien-PublikumsfondsterrAssisi Aktien vorgestellt werden.

Für den Investmentprozess arbeitet Ampegamit der Ratingagentur ISS ESG (ehemalsoekom Research AG) zusammen. ISS ESGist einer der führenden Anbieter in der Nach-haltigkeitsbewertung von Unternehmen.Insgesamt besteht der Investmentprozessaus drei Schritten. Die ersten beiden Schrit-te bilden den nichtfinanziellen Nachhaltig-keitsansatz ab, während im dritten Schrittfundamentale Bewertungskriterien hinzuge-zogen werden, nach denen die Unternehmenendgültig für das Portfolio ausgewählt wer-den.

Nachhaltiges Investieren – Ein Bericht

aus der Praxis am Beispiel des Aktien-

Publikumsfonds terrAssisi Aktien I AMI

Sebastian Riefe

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Übersicht Investmentprozess

Gesamt Wertpapieruniversum

1. Schritt Positivkriterien(Absolute Best-in-Class)

2. Schritt Ausschlusskriterien

Fundamentale Selektion

3. Schritt Portfolio konstruktion

Quelle: Eigene Darstellung

Schritt 1: Positivkriterien

Die Positivkriterien werden auch als abso-luter Best-in-Class-Ansatz bezeichnet. Hier-bei werden aus einem globalen Investment-universum diejenigen Unternehmen heraus-gefiltert, die einen besonders positivenEinfluss auf die Dimensionen des ESG ha-ben. E steht hierbei für Environmental (Um-welt), S für Social (Soziales) und G für Go-vernance (gute Unternehmensführung). Al-le Unternehmen, die ein Mindestrating inihrem Sektor erfüllen, erhalten von ISS ESGden sogenannten „Prime“ Status. Diese dür-fen im terrAssisi Aktien investiert werden.Hervorzuheben ist, dass Unternehmen mitbesonders guten Leistungen belohnt werdensollen. Dadurch sollen Anreize geschaffenwerden, um Unternehmen anzuspornen, ihrNachhaltigkeitsrating zu verbessern. Der ab-solute Best-in-Class-Ansatz zeichnet sichdurch einen gewissen Mindeststandard fürUnternehmen aus. Dabei sind die Anforde-rungen umso höher, je größer der Einflusseiner Branche auf die Bereiche Umwelt, So-ziales und Governance ist. So gelten zumBeispiel für Unternehmen aus den Berei-chen Energie oder Rohstoffe höhere Anfor-derungen als für Unternehmen aus demSoftwaresektor.

Schritt 2: Ausschlusskriterien

In einem zweiten Schritt werden gemeinsammit der Missionszentrale der FranziskanerAusschlusskriterien festgelegt, um sicher-zustellen, dass nicht in kontroverse Ge-schäftsfelder oder Geschäftspraktiken in-vestiert wird, die den Werten der Missions-zentrale der Franziskaner widersprechen.Ampega verfolgt hier einen sehr strengenAnsatz. So werden etwa alle Förderer Fos-siler Brennstoffe sowie Unternehmen, die inder Produktion oder dem Handel mit Waf-fen tätig sind, ausgeschlossen. Eine Über-sicht über Geschäftsfelder, in die nicht in-vestiert werden darf, zeigt folgende Grafik:

Quelle: Eigene Darstellung

Bei kontroversen Geschäftsfeldern bestehtdie Möglichkeit der Berücksichtigung vonBagatellgrenzen. Diese Möglichkeit ist beiGeschäftsfeldern sinnvoll, die nicht zurKernkompetenz der Firmen zählen und in-sofern nur einen sehr geringen Umsatzanteilin den entsprechenden Bereichen machen.Das Telekommunikationsunternehmen, dasteure Telefonhotlines unterstützt und da-durch mit dem Kriterium „Glücksspiel“ aus-

terr Assisi Aktien I AMI

✘ Atomenergie✘ Chlorkohlenwasserstoffe✘ Embryonenorschung✘ Fossile Brennstoffe✘ Glücksspiel✘ Grüne Gentechnik✘ Pestizide✘ Pornoggrafie✘ Rütung✘ Tabak✘ Tierversuche

Ethisch kontroverse Geschäftsfelder

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geschlossen werden müsste, darf somit inden Fonds aufgenommen werden.

Neben den kontroversen Geschäftsfelderngibt es außerdem kontroverse Geschäfts-praktiken, die zu einem Ausschluss imFonds führen:

Quelle: Eigene Darstellung

Die Hauptursachen für Ausschlüsse bei kon-troversen Geschäftspraktiken sind Arbeits-rechts- und Menschenrechtsverletzungen,aber auch kontroverse Wirtschaftspraktikenfinden sich häufig. Hierzu zählen vor allemKorruption sowie Bilanzierungs-, Steuer-und Wettbewerbsvergehen. Sobald ein offi-zieller Verstoß gegen die Ausschlusskrite-rien auftritt, wird das betroffene Unterneh-men innerhalb von zwei Monaten aus demFonds verkauft. Die Meldung über das Auf-treten von Verstößen wird monatlich vonISS ESG geliefert.

Zusammenfassend muss in den vergangenJahren konstatiert werden, dass die Bedeu-tung von nachhaltigem Wirtschaften bei denUnternehmen angekommen ist und sich de-ren Leistungen zwar langsam, aber stetigverbessern, so dass eine größere Anzahl vonUnternehmen den „Prime“ Status erfüllt.Leider lässt sich das Gleiche nicht für diekontroversen Geschäftspraktiken behaupten.Hier kommt es immer noch sehr häufig zu

Verstößen, auch von Firmen, die ansonstenein gutes Nachhaltigkeitsrating aufweisen.

Schritt 3: Fundamentale Selektion und Port-foliokonstruktion

Um aus dem in den ersten beiden Schrittenentwickelten Nachhaltigkeitsuniversum einPortfolio zu konstruieren, wird nur in Un-ternehmen investiert, die auch bei der finan-ziellen Analyse eine hohe Qualität aufwei-sen. Dabei wird auf eine Dividenden- undeine Wachstumsstrategie zurückgegriffen.

Für die Titelauswahl beider Strategien gel-ten feste Kriterien. Während bei der Divi-dendenstrategie neben einer attraktiven Di-videndenrendite vor allem Wert auf stabileAusschüttungen gelegt wird, stehen bei derWachstumsstrategie steigende Gewinne undein hohes Dividendenwachstum im Vorder-grund.

Quelle: Eigene Darstellung

Für jedes Unternehmen wird ein Scoring ge-bildet. Die Unternehmen mit dem bestenScore werden investiert. Beide Strategienhaben durch den unterschiedlichen Ansatzim Ergebnis verschiedene Sektorschwer-punkte. In der Dividendenstrategie findensich viele Unternehmen aus den BereichenIndustrie und Versicherung, während derFokus bei der Wachstumsstrategie auf denBranchen Technologie und Gesundheit liegt.

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✘ Arbeitsrechtsverletzungen✘ Kinderarbeit✘ Kontroverses Umweltberhalten✘ Kontroverse Wirtschaftspraktiken✘ Menschenrechtsverletzungen

Ethisch kontroverse Geschäftpraktiken

❖ Dividendenrenditen

❖ Dividendenwachstum

❖ Dividendenkontinuität

❖ Payout Ratio

❖ Dividend Free Cash Flow Cover

❖ Verschuldungsgrad

AuswahlkriterienDividendenstrategie

❖ Gewinnstabilität

❖ Gewinnwachstum

❖ Dividendenwachstum

❖ Dividendenkontinuität

❖ Ausschüttungsquote

❖ Free Cash Flow

❖ Verschuldungsgrad

AuswahlkriterienWachstumsstrategie

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Insofern erreicht dieser Ansatz einen hohenDiversifikationsgrad im Fonds. Außerdemwird die Fondsentwicklung tendenziell ge-glättet, da sich beide Strategien in verschie-denen Marktphasen unterschiedlich entwi-ckeln.

Wertentwicklung und Risiko

Nachdem dargelegt wurde, wie der AmpegaSelektionsprozess von einem globalen Ak-tienuniversum mit über 6.000 Unternehmenüber drei verschiedene Schritte funktioniert,stellt sich die Frage, ob ein nachhaltiges In-vestment in Bezug auf Rendite- und Risiko-aspekte besser oder schlechter abschneidet,als konventionelle Investments. Eine Meta-studie der Universität Hamburg aus demJahr 2015, bei der über 2.000 Studien zumThema Nachhaltigkeit ausgewertet wordensind, kommt zu dem Ergebnis, dass in un-gefähr zwei Drittel aller Untersuchungen einpositiver Zusammenhang zwischen Renditeund ESG festgestellt werden konnte. In über90 % dieser Studien ist zudem kein Nachteilvon nachhaltigen Geldanlagen im Vergleichzu konventionellen Produkten aufgetreten.1

Ein weiterer Aspekt liegt in dem allgemeingeringeren Risiko für Unternehmen mit ei-

nem guten Nachhaltigkeitsrating. Firmen,die schwache Leistungen in den BereichenE, S und G zeigen, sind wesentlich anfälli-ger für kontroverse Vorfälle, die einen gro-ßen negativen Einfluss auf die Geschäfts-entwicklung haben können.

Der terrAssisi Aktienfonds konnte im Zeit-raum 30.04.2009 (Auflagedatum) bis15.06.2020 eine Wertentwicklung von +11,1% pro Jahr erzielen. Damit belegt der Fondseinen Spitzenplatz unter globalen Aktien-fonds. In diesem Zeitraum lag die schlech-teste Jahresperformance bei -11,3 % (2011),die beste bei +32,7 % (2019).

Investmenthorizont

So wie jeder Privatanleger bei seinen Ak-tienanlagen einen langfristigen Zeithorizontim Auge haben sollte, legt Ampega beson-deren Wert auf die Langfristigkeit derFondsinvestments. Die allokierten Titel imterrAssisi Aktienfonds werden, sofern keineKriterien verletzt sind, über viele Jahre ge-halten. Auch hier sieht das Fondsmanage-ment eine Verbindung zum Thema Nach-haltigkeit, das über einen langen Zeitraumseine Wirkung entfaltet.

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1 Vgl. ESG & Corporate Financial Performance: Mapping the global landscape, December 2015

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Seit 2012 gibt es die Intergovernmental Sci-ence-Policy Platform on Biodiversity andEcosystem Services (IPBES), die auch Welt-biodiversitätsrat genannt wird. Die UN-Or-ganisation mit Sitz in Bonn, deren Aufgabedie wissenschaftliche Politikberatung zurnachhaltigen Nutzung und zum Erhalt vonbiologischer Vielfalt und Ökosystemleistun-gen ist, veröffentlichte im Mai 2019 dieweltweit bislang umfassendste Studie zumglobalen Zustand der Biodiversität. Unterdem Begriff wird sowohl die Vielfalt inner-halb als auch zwischen Arten und von Öko-systemen gefasst.1

Die Studie zeigt auf, wie sich der Zustandder Natur und damit auch deren Fähigkeit,für den Menschen lebenswichtige Funktio-nen zu erfüllen, global immer weiter ver-schlechtert. Während heute den Menschenan den meisten Orten der Welt mehr Le-bensmittel, Energie und Materialien denn jezur Verfügung stehen, geht dies dem Welt-biodiversitätsrat zufolge zunehmend zu Las-ten der Fähigkeit der Natur, dies auch in Zu-kunft leisten zu können.2

Die Treiber des Raubbaus an der Natur

Als die fünf zentralen Treiber für diese Ent-wicklung hat die IPBES Änderungen in derNutzung von Land und Meer, die direkte

Ausbeutung von Pflanzen und Tieren, denKlimawandel, Umweltverschmutzung unddie Invasion fremder Arten identifiziert.Die Treiber wiederum sind bedingt durchgesellschaftliche Werte und Verhaltenswei-sen, einschließlich Produktions- und Kon-summustern, weitere Dynamiken undTrends sowie durch technologische Inno-vationen.3

Laut Weltbiodiversitätsrat sind gegenwär-tig etwa ein Viertel aller erfassten Pflanzenund Tiere bedroht. Bei natürlichen Öko-systemen ist relativ zu frühesten verfügba-ren Schätzungen ein Rückgang von 47 Pro-zent zu verzeichnen und die globale Bio-masse an wilden Säugetieren hat sich imVergleich zu Vorzeiten um 82 Prozent re-duziert.4

Trotz dieser düster anmutenden Zustands-beschreibung gibt die IPBES Anlass zurHoffnung: Für ein Gegensteuern sei es nichtzu spät, schreibt sie in ihrem Bericht. Be-dingung hierfür sei jedoch ein sofortigertransformativer Wandel.5 Als ein Gremium,dessen Aufgabe die wissenschaftliche Poli-tikberatung ist, wird die IPBES bei dieserForderung sicherlich zumindest unter ande-rem an die öffentliche Hand gedacht haben.Und diese sieht sich – so scheint es zumin-dest bei der Europäischen Kommission zusein – durchaus in der Pflicht.

1 Vgl. IPBES (2019), S. 12.2 Ebda.3 Ebda, S. 14.4 Ebda, S. 25.5 Ebda, S. 18.

Vielfalt als PrinzipInternationale Sustainable Finance-Debatten, Transparenz und Herausforderungenbei Investitionen in den Schutz von Natur

Gesa Vögele

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Änderung der Landnutzung und Boden-degradation führen zu hohen finanziellenVerlusten

Jedenfalls legt dies ihre im Mai 2020 veröf-fentlichte Biodiversitäts-Strategie nahe. Da-rin entfaltet sie nicht nur ein ambitioniertesMaßnahmenbündel, sondern liefert auchökonomische Argumente: Seit Ende der1990er Jahre habe die Welt durch Änderun-gen der Landnutzung und durch Bodende-gradation Ökosystemleistungen im Gegen-wert von Billionen an Euros verloren. Überdie Hälfte des globalen BIP hänge von derNatur ab. Vor allem das Baugewerbe, dieLandwirtschaft und der Lebensmittelsektorseien exponiert.6

Den Bedarf an Geldern, um die Ziele derBiodiversitäts-Strategie zu finanzieren, be-ziffert die EU-Kommission auf mindestes20 Milliarden Euro pro Jahr. Diese müsstensowohl von öffentlicher wie von privaterSeite aufgebracht werden.7 Spätestens andieser Stelle kommt der im Frühjahr 2018veröffentlichte EU-Aktionsplan Finanzie-rung nachhaltigen Wachstums8 und insbe-sondere das darin enthaltene Klassifikati-onssystem für nachhaltige Wirtschaftstätig-keiten ins Spiel.

Diese so genannte Taxonomie soll vor allemdazu dienen, Finanzströme in nachhaltigeInvestitionen umzulenken. Dafür klassifi-ziert sie Wirtschaftstätigkeiten danach, obsie wesentlich zu mindestens einem ihrersechs Umweltziele9 beitragen, zugleich dieanderen Umweltziele nicht substanziell

schädigen – also DNSH-Kriterien10 erfüllen– und außerdem soziale Mindeststandardseinhalten.

Während die Wirtschaftstätigkeiten zu denbeiden ersten Umweltzielen – Klimawandelund Anpassung an den Klimawandel –durch eine spezielle Fachgruppe, die Tech-nical Expert Group on Sustainable Finance(TEG), bereits größtenteils als Vorschlägeausgearbeitet vorliegen, steht diese Arbeitbei den anderen vier Zielen noch aus. Hier-zu zählt auch das Umweltziel Schutz undWiederherstellung der Biodiversität und derÖkosysteme. Nach aktuellen Plänen soll dieTaxonomie Ende 2021 vollständig vorlie-gen,11 um dann fortwährend aktualisiert undweiterentwickelt zu werden.

Von der Taxonomie zu einer nachhaltigeren Wirtschaft

Wie kann nun die Taxonomie dazu beitra-gen, Kapitalströme in Richtung Nachhaltig-keit umzulenken? Ihr Zweck besteht in ers-ter Linie darin, eine gemeinsame Sprachezwischen den unterschiedlichsten Akteuren– Investierenden, Versicherungen, Banken,Vermögensverwaltern, Aufsichtsbehörden,Wirtschaft und Zivilgesellschaft – zu etab-lieren und damit Klarheit darüber herzustel-len, in welche nachhaltigen VerwendungenGelder fließen sollen. Und sie kann hierfürTransparenz schaffen. Beides ist mit He-rausforderungen verbunden, von denen ei-nige wichtige im Folgenden betrachtet wer-den sollen.

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6 Vgl. EU-Kommission (2020), S. 2 und S. 17.7 Ebda, S. 17.8 Siehe EU-Kommission (2018).9 Die sechs Umweltziele heißen im Wortlaut: Klimaschutz; Anpassung an den Klimawandel; nachhaltige Nutzung und Schutz von Wasser-und Meeresressourcen; Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft; Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung sowie Schutz undWiederherstellung der Biodiversität und der Ökosysteme. Vgl. Amtsblatt der EU (2020), S. 31.10 DNSH steht für Do No Significant Harm.11 Vgl. TEG (2020).

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Um die Taxonomie zunächst im Sinne einergemeinsamen Sprache als Referenzwerk zupositionieren, muss sie sich einer möglichstbreiten Akzeptanz erfreuen. Damit ist nebenanderen Aspekten die globale Ebene ange-sprochen. Schließlich agieren weder Finanz-noch Realwirtschaft ausschließlich inner-halb der Grenzen von Ländern oder Ge-bietskörperschaften.

14 Prozent der börsennotierten Unternehmen haben ihren Hauptsitz in der EU

Dieser Umstand hat beispielsweise dendeutschen Fondsverband BVI in einer Stel-lungnahme vom September 2020 dazu be-wogen, zu fordern, die aus der Taxonomie-Verordnung resultierenden Berichtspflichtenauf Unternehmen auszuweiten, die zwarnicht in der EU angesiedelt sind, sich aberüber Aktien oder Anleihen auf hiesigen Ka-pitalmärkten finanzieren. Laut BVI habennur 7.000 der weltweit 50.000 börsennotier-ten Unternehmen ihren Hauptsitz in derEU.12

Aber die Fragestellung ist grundsätzlicher:Wie kann das mit der Taxonomie verknüpf-te Ziel, eine bessere und praxistauglicheVerständigung zum nachhaltigen Wirtschaf-ten zu ermöglichen, über die Grenzen derEU hinweg gelingen?

In einem ersten Schritt wäre hierfür zu klä-ren, welche Zugangshürden zur Taxonomiemöglicherweise für nicht in der EU ange-siedelte Unternehmen bestehen. Hier könn-

ten sich etwa dort Schwierigkeiten ergeben,wo Grenzwerte an EU-Verordnungen fest-gemacht sind. Auch müsste einer unter-schiedlich ausgebauten oder ausgestaltetenBerichterstattung zu Nachhaltigkeit, zumBeispiel bei Unternehmen aus Entwick-lungs- und Schwellenländern, ggf. mit prag-matischen Lösungen begegnet werden.

China als Pionier grüner Taxonomien

Eine weiteres Themafeld ist die Kompatibi-lität unterschiedlicher Klassifikationssyste-me. Denn Nachhaltigkeitstaxonomien sindkeineswegs eine Erfindung der EU. Chinaführte bereits 2013 eine Definition für grü-ne Kredite ein und 2015 ein Klassifikati-onssystem für Green Bonds.13 Auch andereLänder, etwa Kanada oder Großbritannien,befassen sich mit dem Thema. Zudem ar-beitet die Internationale Organisation fürNormung (ISO) an einem Standard für Sus-tainable Finance. In diesem Kontext ist voneiner globalen grünen Taxonomie die Re-de.14

Sowohl die EU-Kommission als auch dieTEG haben das Thema auf dem Schirm.Letztere hat daher in ihrem Taxonomie-Ab-schlussbericht Prinzipien aufgenommen, diebei einer internationalen Harmonisierunghelfen sollen. So regt sie an, jeweils klareUmweltziele zu formulieren und Branchen-klassifizierungen zu verwenden.15

Die EU selbst treibt den multilateralen Aus-tausch unter anderem in der InternationalPlatform on Sustainable Finance (IPSF) vo-

12 Vgl. BVI (2020). 13 Vgl. NGSF (2019), S. 34. 14 Vgl. Responsible Investor (2019).15 TEG (2020), S. 53.

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ran. 2019 von ihr gemeinsam mit Argenti-nien, Kanada, Chile, China, Indien, Keniaund Marokko gegründet, gehören ihr mitt-lerweile ebenso Indonesien, Neuseeland,Norwegen, Singapur und die Schweiz an.Jüngstes Mitglied ist die Republik Senegal.16

Mit den USA fehlt in der IPSF jedoch dieweltweit größte Volkswirtschaft.

Internationale Sustainable Finance-Debatte mit Fokus auf Umwelthemen

Die Formulierungen zu den Zielsetzungenund Themen der IPSF legen nahe, dass eshier ausschließlich um die ökologische Sei-te von Sustainable Finance gehen soll.17 Da-bei kündigte die EU-Kommission in ihremAktionsplan Finanzierung nachhaltigenWachstum an, diesen als Basis für künftigeDiskussionen in internationalen Gremienimmer dann heranzuziehen, wenn es um An-sätze zur nachhaltigkeitsorientierten Steue-rung des Finanzsystems18 geht. Und in demMaßnahmenpaket sind – trotz eines deutli-chen Klimawandel-Fokus – soziale undmenschenrechtliche Themen zumindest an-gelegt.

Beispielsweise verlangt die Taxonomie, dasssoziale Mindeststandards eingehalten wer-den, die sich ihrerseits unter anderem auf dieUN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Men-schenrechte und die OECD-Leitsätzen fürmultinationale Unternehmen beziehen. Der-artige Themen werden vermutlich künftig inder EU-Politik zu Sustainable Finance wei-

ter an Gewicht gewinnen. So ist zu erwar-ten, dass die ökologisch-nachhaltige Taxo-nomie durch eine sozial-nachhaltige ergänztwird. Diese Anregung ist nicht nur im Taxo-nomie-Abschlussbericht enthalten.19 Auchin der bereits beendeten Konsultation zurneuen Sustainable Finance-Strategie derEU, die für den Dezember 2020 angekün-digt ist, formulierte die Kommission in die-se Richtung deutbare Fragen. Zudem wäreeine Umsetzung praktisch möglich. Dieszeigt nicht zuletzt ein Vorschlag des Süd-wind-Instituts.20

Erweiterte Berichtspflichten für Unternehmen

Transparenz zu schaffen ist die zweite zen-trale Funktion des EU-Klassifikationssys-tems. Nach der Taxonomie-Verordnung, dieim Juni 2020 in ihrer finalen Fassung imAmtsblatt der EU veröffentlicht wurde,müssen Unternehmen, die nach der CSR-Richtlinie berichtspflichtig sind, Informa-tionen zu ihrer Taxonomie-Kompatibilitätoffenlegen. So ist der Umsatzanteil an Pro-dukten und Dienstleistungen anzugeben, dieauf nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten ge-mäß Taxonomie entfallen sowie entspre-chende Anteile an Investitionsausgabenbzw., soweit zutreffend, an Betriebsausga-ben.21

Die genaue Umsetzung regeln delegierteRechtsakte, die aktuell ausgearbeitet wer-den. Die TEG hat hierfür genauere Vorstel-lungen formuliert. Demnach sollten die Un-

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16 IPSF (2020).17 Siehe EU-Kommission (2019). 18 EU-Kommission (2018), S. 17. 19 TEG (2020), S. 51. 20 Vgl. Südwind (2020).21 Vgl. Amtsblatt der EU (2020), S. 31.

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22 Vgl. Amtsblatt der EU (2020), S. 31 und TEG (2020), S. 35 ff.23 Ebda.24 CRIC (2020), S. 3ff.

ternehmen beispielsweise die Anteile sepa-rat für jedes der sechs einzelnen Umwelt-ziele aufführen. Auch regt sie an, den Anteilder Wirtschaftstätigkeiten anzugeben, diezwar nicht nachhaltig gemäß Taxonomiesind, aber die DNSH-Kriterien erfüllen.22

Hiermit könnte der Einstieg in eine Bericht-erstattung zu nicht-nachhaltigen Wirt-schaftstätigkeiten verbunden sein, die mög-licherweise in einem künftigen braunenoder roten Klassifikationssystem erfasstwerden. Dass es zusätzlich zur sozial-nach-haltigen eine solche Taxonomie geben wird,gilt ebenfalls als wahrscheinlich.

Offenlegung gemäß Taxonomie-Verordnung bei Finanzunternehmen

Die Offenlegungspflichten für Finanzunter-nehmen beziehen sich auf vorvertraglicheInformationen und regelmäßige Berichte beiökologisch-nachhaltigen Investitionen undbei Finanzprodukten, die mit ökologischenMerkmalen beworben werden. So ist anzu-geben, wie und in welchem Ausmaß die Ta-xonomie zur Anwendung kommt und zuwelchen Umweltzielen die Investments bei-tragen. Zudem ist der Prozentanteil der In-vestitionen in Taxonomie-kompatible Tätig-keiten auszuweisen. Einordnende Erklärun-gen, etwa zu Engagement-Aktivitäten mitnicht oder weniger Taxonomie-kompatiblenUnternehmen, sind erwünscht. Zudem mussbei allen Finanzprodukte, die nicht in diebeiden oben genannten Kategorien fallen,angegeben werden, dass sie die EU-Krite-rien für ökologisch nachhaltige Wirtschafts-aktivitäten nicht berücksichtigen.23

Was nun kann eine solche Transparenz be-wirken? Für Unternehmen ist sie im Ideal-fall ein Anreiz, den Anteil nachhaltiger Wirt-schaftstätigkeiten auszudehnen und dennicht-nachhaltigen zu verringern. Analoglässt sich das Szenario auf Finanzakteureund deren Angebote übertragen. So einfach,klar und einleuchtend also die Theorie –aber welche Hürden können sich in der Pra-xis auftun?

Lehren aus der Umsetzung der CSR-Richtlinie

Befunde zur Offenlegung aus den Erfahrun-gen mit der CSR-Richtlinie zeigen unter an-derem Folgendes: Zu vielen Themen wirdnicht oder unzureichend berichtet, eine zwi-schen- wie innerbetriebliche Vergleichbar-keit bleibt schwierig und viele Informatio-nen – insbesondere Kennzahlen – sind ohneeine erläuternde Einbettung in den unter-nehmensspezifischen Gesamtzusammen-hang schwer verständlich. Zudem bleibendie Auffindbarkeit der entsprechenden In-formationen sowie deren schiere Fülle oftHerausforderungen.

Aus diesen und weiteren Gründen hat dieEuropäische Kommission eine Revision derCSR-Richtlinie angekündigt. Diskutiertwird unter anderem, ob und inwiefern dieInformationen extern verifiziert werden soll-ten, und wie, beispielsweise durch Standar-disierungen und klarere Vorgaben, eine bes-sere Vergleichbarkeit und Verständlichkeiterreicht werden kann. Auch eine kostenlosnutzbare Nachhaltigkeits-Datenbank ist inder Diskussion.24

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25 Es handelt sich um die UN-Nachhaltigkeitsziele 1, 2 und 6. Vgl. auch IPBES (2019), S. 36.26 Ebda S. 40.27 Finance Watch (2020), S. 4.28 Ebda S. 4 ff.

Anforderungen an Finanzunternehmen, et-wa Pensionskassen, Lebensversicherungenoder Banken, Portfoliolisten offenzulegen –anlog zu bestehenden Berichtspflichten wiesie beispielsweise für Publikumsfonds inDeutschland bestehen –, sind dagegen aktu-ell weniger im Gespräch. Gerade dies aberwürde mit wenig Aufwand möglich sein undes zugleich Investierenden erleichtern, sichüber das Nachhaltigkeitsverständnis des je-weiligen Anbieters ein konkretes Bild ma-chen zu können.

Biodiversität und Sustainable Finance

Eine Liste an Wirtschaftsaktivitäten, diezum Umweltziel Schutz und Wiederherstel-lung der Biodiversität und der Ökosystemebeitragen, wird die Taxonomie frühestensEnde 2021 enthalten. Ihre diesbezüglicheTauglichkeit wird sich also erst in ein paarJahren erweisen können. Dies soll jedochnicht vom Nachdenken über Biodiversitätund Sustainable Finance abhalten. Zumin-dest zwei Aspekte sollen kurz angerissenwerden.

Die Politikempfehlungen und Analysen desWeltbiodiversitätsrats beziehen sich interes-santerweise relativ stark auf soziale Aspek-te. Beispielsweise wird der Zusammenhangvon Biodiversität und einzelnen UN-Nach-haltigkeitszielen wie keine Armut und keinHunger oder sauberes Wasser und sanitäreEinrichtungen aufgezeigt.25 Als zentrale He-bel für den geforderten transformativenWandel nennt der IPBES unter anderem,vielfältige Visionen eines guten Lebens zu

entwickeln, Ungleichheiten zu reduzierenund beim Umweltschutz in gerechter und in-klusiver Weise vorzugehen.26 Damit fügt diePerspektive der Biodiversität zur Betrach-tung der Frage, in wie weit ein Fokus aufökologisch-nachhaltige Herausforderungenzielführend ist, eine weitere Facette hinzu.

Einen anderen Aspekt bringt Finance Watchin die Debatte ein. Die NGO mit Sitz inBrüssel zählt zu den Herausgebern einer derStudien, die in der letzten Zeit zum The-menkomplex Biodiversität und Finanzen er-schienen sind. In ihrer Publikation Nature’sReturn vom Mai 2020 diskutiert FinanceWatch den Umstand, dass viele naturbezo-gene Projekte über keine Einnahmequelleverfügen. Schließlich profitiere die Naturhäufig gerade von der Abwesenheit ökono-mischer Tätigkeiten, heißt es im Bericht.27

Die NGO thematisiert daher explizit dieGrenzen privater Finanzierungen im Kon-text von Naturschutz und Biodiversität undempfiehlt zugleich, die Möglichkeiten ebeninnerhalb dieser Grenzen besser auszu-schöpfen. Unternehmen dabei zu unterstüt-zen, Prozesse auf Nachhaltigkeit umzustel-len, habe sich beispielsweise als machbar er-wiesen. Ebenso geht die NGO aufkombinierte öffentlich-private Finanzie-rungsmodelle ein, so genannte Blended Fi-nance-Konzepte. Hier biete die EU bereitsMöglichkeiten, die bislang aber kaum ange-nommen worden seien.28

Dennoch: Das abschließende Resümee lau-tet, dass private Investitionen mit Blick aufBiodiversität und Naturschutz im besten Falleine Teillösung sind. Konsequenterweise be-tont die NGO daher die Bedeutung öffentli-

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cher Finanzierungen – für die sich die EU-Taxonomie ebenfalls als Orientierung an-bietet – und benennt andere Mechanismen,etwa steuerliche Anreize oder die Förderungnaturverträglicher Wirtschaftsweisen. Zu-dem weist Finance Watch darauf hin, dassnach wie vor hohe Summen in Subventio-nen ökologisch schädlicher Wirtschaftstä-tigkeiten fließen.29

Drei Schlussfolgerungen

Aus obigen Ausführungen lässt sich im We-sentlichen ein dreifaches Fazit ziehen:

1. Soziale Themen in die internationaleDebatte einbringen: Eine globale Sus-tainable Finance-Debatte, die sich alleinauf die ökologisch-nachhaltige Perspek-tive beschränkt, würde entscheidendeChancen ungenutzt lassen. Allein dasThema Biodiversität zeigt, wie eng dieverschiedenen Dimensionen der Nach-haltigkeit miteinander verknüpft sind.Neben eher technischen Fragen, etwazur Harmonisierung und Kompatibilitätverschiedener Taxonomien, müssen da-her ebenso inhaltliche und auch werte-bezogene Debatten treten, die eben ge-rade mit sozialen und menschenrechtli-che Themen verbunden sein können. Alsgeeigneten Rahmen hierfür bieten sichdie UN-Nachhaltigkeitsziele im Rahmender Agenda 2030 an.

2. Transparenz stärken und Informatio-nen kontextualisieren: Berichtspflich-ten sind keine Selbstläufer und bedürfeneines klaren Rahmens und hinreichender

Kontextualisierungen, damit Verständ-lichkeit und Vergleichbarkeit möglichwird, ohne Vielfalt einzuebnen. Die Re-vision der CSR-Richtlinie bietet daher –auch mit Blick auf die Taxonomie – ei-ne große Chance, hier entscheidendeSchritte weiter zu kommen. Mit Blickauf Finanzunternehmen könnte zudemohne viel Aufwand ein großes Plus anTransparenz gewonnen werden, wennüber Offenlegungspflichten konkreterAnlagen nachgedacht würde.

3. Grenzen nachhaltiger Investments re-flektieren: Private Finanzierungen fürNachhaltigkeit im Allgemeinen und fürden Schutz von Natur und Biodiversitätim Besonderen bergen große Potenzia-le, stoßen aber auch an Grenzen. Hiersind einerseits Weiterentwicklungenmöglich, etwa, indem mehr Klarheit da-rüber geschaffen wird, wie Unterneh-men umweltschädliches Verhalten redu-zieren oder Blended Finance-Konzeptbesser und breiter zum Einsatz kommenkönnen. Insgesamt aber scheint es wich-tig, das Bewusstsein dafür weiter zuschärfen, dass das nachhaltige Invest-ment eben nur ein – wenn auch wichti-ger – Baustein neben anderen ist, umNachhaltigkeitsziele wie den Schutz vonNatur und Biodiversität zu erreichen.

29 Ebda.

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Ausblick: Vielfalt als Prinzip – auch fürdie Finanzwirtschaft selbst

Wer sich mit dem Thema Biodiversität be-fasst, lernt schnell, dass diese eine Grund-voraussetzung für Widerstandsfähigkeit unddamit letztlich das Überleben der Menschenist. Ein Beispiel: Die Intensität der Vielfaltdomestizierter pflanzlicher und tierischerArten steht in einem direkten Zusammen-hang mit der Widerstandsfähigkeit vielerlandwirtschaftlicher Systeme gegenüberSchädlingen, Krankheitserregern und demKlimawandel.30

Da mag es kaum wundern, wenn Diversitätauch in anderen Bereichen eine positiveWirkung nachgesagt wird – beispielsweisemit Blick auf die Zusammensetzung vonTeams oder Gremien. Kürzlich hat eine Stu-die gezeigt, dass dieser Gedanke im Zusam-menhang mit dem Finanzsystem ebenfallsSinn ergeben kann. Ein im Mai 2020 veröf-fentlichtes DIW-Diskussions-Papier zeigt,dass institutionelle Diversität im Bankenbe-reich ein wertvoller Vorsorgepuffer gegendie Auswirkungen von Krisen und externenSchocks ist und umgekehrt zunehmendeKonzentration und Einförmigkeit kaum zu

einer höheren Widerstandsfähigkeit der eu-ropäischen Bankensysteme beitragen dürf-ten.31

Damit kann geschlussfolgert werden, dassdie Finanzwirtschaft mit aller Wahrschein-lichkeit gut daran tut, sich intern, institutio-nell und inhaltlich vielfältig aufzustellen.Dies beinhaltet selbstverständlich Biodiver-sität. Es ist somit eine gute Nachricht, dassdieses Thema zunehmend auf die Sustaina-ble Finance-Agenda gehoben wird und sichbeispielsweise Initiativen wie die Task For-ce on Nature-related Financial Disclosuresgegründet haben.

Nicht nur die Finanzwirtschaft, sondernauch alle anderen relevanten Akteure inklu-sive der Öffentlichkeit, sollten daher dieUN-Biodiversitätskonferenz, die m zweitenQuartal des kommenden Jahres im chinesi-schen Kunming stattfinden wird, genausoaufmerksam begleiten, wie die UN-Klima-konferenz, die im November 2021 im schot-tischen Glasgow zu Gast ist. Idealerweisebestärkt sich das Bewusstsein für die Be-deutung dieser Themen gegenseitig – ebengenau so, wie beide auch selbst in einerWechselbeziehung zueinanderstehen.

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30 Vgl. IPBES (2019).31 Vgl. Baum F.C., Forti Grazzini C., Schäfer D., Institutional Diversity in Domestic Banking Sectors and Bank Stability: A Cross-CountryStudy. DIW Berlin Discussion Paper No. 1869, 2020.

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Literatur

Amtsblatt der EU (2020): Verordnung (EU) 2020/852 des Europäischen Parlaments und desRates vom 18. Juni 2020 über die Einrichtung eines Rahmens zur Erleichterung nachhaltigerInvestitionen und zur Änderung der Verordnung (EU) 2019/2088. Abrufbar unter https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=OJ:L:2020:198:FULL&from=EN. Zuletztzugegriffen am 6.09.2020.

Baum FC, Forti Grazzini C, Schäfer D (2020): Institutional Diversity in Domestic BankingSectors and Bank Stability: A Cross-Country Study. DIW Berlin Discussion Paper No. 1869.Abrufbar unter https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=3603940. Zuletzt zuge-griffen am 6.09.2020.

BVI (2020): Nachhaltigkeit: Impulse für die deutsche EU-Ratspräsidentschaft. Abrufbar un-ter https://www.bvi.de/aktuelles/detail/news/nachhaltigkeit-impulse-fuer-die-deutsche-eu-ratspraesidentschaft/. Zuletzt zugegriffen am 6.09.2020.

CRIC (2020): Nachhaltigkeits-Berichterstattung von Unternehmen – Revision der CSR-Richtlinie: Hintergrund-Informationen und zentrale CRIC-Positionen. Abrufbar unterhttps://www.cric-online.org/images/CRIC/CRIC_zentrale_Positionen_Infos_CSR_Richtli-nie_2020.pdf. Zuletzt zugegriffen am 6.09.2020.

EU-Kommission (2018): Aktionsplan: Finanzierung nachhaltigen Wachstums. Abrufbar un-ter https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:52018DC0097&from=EN. Zuletzt zugegriffen am6.09.2020.

EU-Kommission (2019): The European Union and countries worldwide join forces to mo-bilise private investors for financing the green transition (Pressemitteilung vom 18.10.2019).Abrufbar unterhttps://ec.europa.eu/info/sites/info/files/business_economy_euro/banking_and_finance/do-cuments/191018-international-platform-sustainable-finance-press-release_en.pdf. Zuletztzugegriffen am 6.09.2020.

EU-Kommission (2020): EU Biodiversity Strategy for 2030. Bringing nature back into ourlives. Abrufbar unter https://ec.europa.eu/info/sites/info/files/communication-annex-eu-bio-diversity-strategy-2030_en.pdf. Zuletzt zugegriffen am 6.09.2020. Zuletzt zugegriffen am6.09.2020.

Finance Watch (2020): Nature’s Return. Executive summary. Abrufbar unter https://www.fi-nance-watch.org/wp-content/uploads/2020/05/Natures-Return_Finance-Watch-Report_May2020_Exec-summ_Recos.pdf. Zuletzt zugegriffen am 6.09.2020.

IPBES (2019): The global assessment report on biodiversity and ecosystem services. Sum-mary for policymakers. Abrufbar unter https://ipbes.net/sites/default/files/2020-02/ipbes_global_assessment_report_summary_for_policymakers_en.pdf. Zuletzt zugegrif-fen am 6.09.2020.

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IPSF (2020): Republic of Senegal joining the International Platform on Sustainable Finance(IPSF). Abrufbar unter https://ec.europa.eu/info/sites/info/files/business_economy_euro/ban-king_and_finance/documents/200902-press-release-ipsf-senegal_en.pdf. Zuletzt zugegriff-en am 6.09.2020.

NGSF (2019): A call for action. Climate change as a source of financial risk. Abrufbar unterhttps://www.banque-france.fr/sites/default/files/media/2019/04/17/ngfs_first_comprehensi-ve_report_-_17042019_0.pdf. Zuletzt zugegriffen am 6.09.2020.

Responsible Investor (2019): The world’s official standards body has begun writing sustain-able finance rules. Abrufbar unter https://www.responsible-investor.com/articles/the-world-s-official-standards-body-has-begun-writing-sustainable-finance-rules. Zuletzt zugegriffenam 6.09.2020.

Südwind (2020): Menschenrechte sind Investorenpflichten. Vorschlag für eine soziale Taxo-nomie des nachhaltigen Investierens. Abrufbar unter https://suedwind-institut.de/files/Sued-wind/Publikationen/2020/2020-12%20Menschenrechte%20sind%20Investorenpflichten.pdf.Zuletzt zugegriffen am 6.09.2020.

TEG (2020): Taxonomy: Final report of the Technical Expert Group on Sustainable Finance.Abrufbar unterhttps://ec.europa.eu/info/sites/info/files/business_economy_euro/banking_and_finance/do-cuments/200309-sustainable-finance-teg-final-report-taxonomy_en.pdf. Zuletzt zugegriffenam 6.09.2020.

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No event since the Second World War hascaused so much unrest, fear and conflict inthe world as the Corona Pandemic, whichaffects all countries. What hardly anyonewanted to admit has spread rapidly aroundthe world. A virus confronts humanity,which considers itself superior, with itsweakness and drags the vulnerability andmortality of humans into the light of publicawareness. Nature teaches us humans nowpainfully that it is nevertheless stronger thanour illusion of the limitless possibilities andour faith in eternal progress. The virusbrings the ‘economic dogma’ of the neces-sary progressive profit increase to fall, withdevastating consequences. It shows that aneconomic and progress doctrine has beenforced upon the world, which now, in theface of the virus, does not hold up. The mi-rage of prosperity was built on sand.In these weeks, perhaps for months, a ‘Lent’is being imposed on people around theworld, whether they like it or not. Entry re-strictions, closures of schools, kindergartensand not necessarily essential businesses. TheCorona virus forces people to renouncepleasure, consumption and free movement.Social Distance’ and quarantine are re-quired. Worse still, the virus endangers jobsand increases social injustice in the world.All this frightens many people and destroystrust in politics and institutions. Uncertaintyis spreading and the longer the anti-mea-sures take, the greater the resistance of thosewho are only concerned about their own

freedom rights, their own advantage. Guiltypeople are sought, old enemy images aremobilized again and since there are no easyanswers to the complex situation, fake newsand conspiracy theories are spread. The ir-rationality connects right-wing populistswith left-wing ideologists and religioushardliners. In this situation patience, reasonand truthfulness are needed. For the globalcorona pandemic not only needs to be aspectre and cause of lock-downs, it can alsobecome a stimulus to venture innovative op-tions for a reorientation of the capital mar-ket.

This 120 issue of the ‘Green Series’ aims todevelop criteria for such a reorientation. Theground for this has been prepared by the sus-tainability debate even before the globalpandemic broke out. But now, in view of thevirus that has taken hold of the world, the is-sue of sustainable investing is more topicalthan ever. Just like at the beginning of eco-nomics, ethics and moral philosophy, as wellas theology, are again coming into discus-sion and can offer orientation. Especially theFranciscan tradition with its 700-year-oldeconomic philosophy and ethics of the mar-ket may make a sustainable contribution tothe question of future-oriented investing.The editorial staff

*** Translations by ‘translated.com’ ***

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Foreword

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The term „forward-looking investment cul-ture“, used for the title of this publication,quickly raises the question of what may ac-tually be meant by „forward-looking“ interms of investment culture. On the onehand, use of the adjective „forward-looking“emphasises a difference from a general oreven „backward“ investment culture – whichmakes it clear that there is also an investmentculture that places a burden on the future thatwe want to distance ourselves from. On theother hand, it still remains to be asked whatexactly is meant by the term „forward-look-ing“ in itself. Coming from a pointed eco-nomic perspective, one could argue that, foran investment, forward-looking means thatit will be financially profitable in the longterm or that it will yield the highest possiblereturns for as long as possible. However, ifwe are not looking at the world through theeyes of a business economist, but, instead,are seeing it as the creative space for makinga good life possible for all, within which eco-nomic considerations of usefulness are animportant, but by no means the only, basisfor our decisions and actions, the horizon ofmeaning of what is forward-looking expandssignificantly. With this view, there is muchmore at stake, namely, securing the founda-tions of our global viability in both social andenvironmental terms.

Thus, an investment culture is forward-look-ing if it pursues social and ecological objec-

tives in addition to economic objectives. Toput it bluntly: the generation of a financialreturn on a forward-looking investment canonly be morally justified if it does not jeop-ardise ecological and social sustainability atglobal level. Strictly speaking, a „forward-looking investment culture“ then refers todecision-making patterns and modes of con-duct that are already based on the idea of aworld worth living in. Taken this way, whenwe undertake forward-looking investment,the principles and objectives of our invest-ment activity are geared towards enabling aworld in which a good life for all can be-come a reality.

Such a conception of what forward-lookingmeans does not come about of its own ac-cord. It has developed over time and in thecontext of a Christian-humanistic view ofhumanity, at the centre of which is the ideaof a life that is lived in fullness and dignity.Against the background of the virtual short-ening of geographical distances (global vil-lage), rapid technological developments,and numerous social and ecological chal-lenges that are not stopping at national bor-ders, it is important today to align our ac-tions towards a viable future.

To only mention even the most important as-pects and stages of the discourse on respon-sibility towards future generations wouldeasily fill a book and go beyond the scope

Investing in the common good:

The social responsibility of property

as the basis for ethical

and sustainable investments

Klaus Gabriel

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of this article. In my further remarks, Iwould therefore like to concentrate on a top-ic that, on the one hand, is closely linked toresponsibility towards society and the envi-ronment, but which is often neglected in thegeneral discourse on ethical and sustainableinvestments. This concerns the concept ofproperty’s social responsibility. A basic un-derstanding of this is important in order togain a comprehensive understanding of eth-ical and sustainable investment and to es-tablish a forward-looking investment cul-ture.

Property: fundamentals of a theologicaland philosophical debate

The social responsibility of property is ofgreat importance in the Christian socialteachings. Rooted in Roman law, the con-cept of property has undergone a major rein-terpretation against the background of theChristian understanding of creation. Ac-cording to this, God is the original and realowner of all things; to Him belong „theheavens, the heavens above the heavens, theearth and all that dwell therein“ (Dt 10:14).Humankind is given dominion over theearth by God, and they are to „rule“ over theearth.

This mandate to rule (dominum terrae, Gen2,15) has frequently been misunderstood inthe history of Christianity, and has oftenbeen used as a licence for exploitation andsubjugation. Correctly understood, this man-date to rule was associated with a doublemandate towards creation; namely, to pro-

tect and safeguard as well as to build andshape in the sense of a creative world de-sign. Moreover, this right to rule and usewas never intended to be absolute, but wasalways linked back to the will of God in thesense of a responsible approach to creation.This transfer of the right to rule and use is al-so not intended as allocating individualownership of the earthly goods, but rather asan expression of a universal, human conse-cration of the goods. According to Christianunderstanding, earthly goods are not simplydivided by the number of inhabitants of theearth – they are consecrated to mankind as awhole.1 How the universal human consecra-tion of earthly goods can be lived out inpractice has always been a subject of debateand controversy in the social and economicsciences.

Interestingly, there is a certain scepticism re-garding the accumulation of possessions andwealth in both the classical Greek and theChristian biblical traditions. Doing withoutpossessions was even elevated to an ideal –just think of Saint Francis, for example. Afirst attempt in the interpretation and justifi-cation of property in antiquity can be foundin the occupation theory developed by Cic-ero, according to which property is legit-imised by the mere appropriation of goodsoriginally in common possession.2 A result-ing property regime includes various rights,but also the obligation to use the propertyfor the common good. Property is thereforenot absolute, rather, benefiting the commu-nity is the ultimate determining purpose ofproperty. Early Christianity shared the ideathat the goods of the earth belong to every-

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1 Gabriel Klaus, Nachhaltigkeit am Finanzmarkt. Mit ökologisch und sozial verantwortlichen Geldanlagen die Wirtschaft gestalten, Munich 2007,45-49.

2 A detailed treatment of the theological and philosophical discourse on property can be found in: Kirchner Christian, Wandlung im Verständnisund Begründung von Eigentum und Eigentumsordnung, in: Korff Wilhelm et al (eds.), Handbuch der Wirtschaftsethik, volume 1.1, 50-87.

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one by nature, but private appropriation wasconsidered unlawful because it went againstthe will of God. The Church Fathers repeat-edly emphasised that the abundance of therich is based on the unlawful appropriationof the poor’s share of property and that thisthwarts the idea of the common use ofgoods.3 The Church Fathers did not rejectprivate property, but demanded that thesegoods be used for the common good. With-out explicitly naming it as such, this is al-ready to speak of the social responsibility ofproperty.

This is the basis of the argumentation ofThomas Aquinas (1225–1274), one of themost famous thinkers of the Middle Ages.The fact that he dealt with the questions ofproperty in his comprehensive oeuvre, with-in his discussions of theft and robbery, un-derlines once again that Christianity’s atti-tude towards wealth and property was a pre-dominantly negative one. Regarding thequestion of whether a single person mayown a thing alone, Thomas answers prag-matically: although the goods of the earthbelong to everyone, it can make sense if in-dividual goods are in the private possessionof individuals – namely, if this is accompa-nied by better use of the goods for the ben-efit of the whole of mankind. For Thomas,there are three main reasons for private own-ership and thus for property: firstly, you caremore about things that belong to you alonethan about things that belong to many oreveryone. This better ensures the protectionand careful handling of goods. Secondly,personal responsibility for individual goodsmeans that the tasks, duties and rights relat-ing to these things become ordered, avoid-ing chaos. And thirdly, Thomas believes that

the private ownership of goods can alsoserve to maintain peace between people ifeach person has his or her own property andis satisfied with it. Thomas thus assumesthat the goods of the earth belong first andforemost to God Himself and that mankindas a whole has a right to use these goods.Private property is considered appropriatebecause it allows for a better, more carefuland, one could say, more efficient use ofgoods, which, in turn, benefits all people andpromotes the common good. Private prop-erty is legitimate, and yet it links back to thecommon good.

In the modern era, in the age of Enlighten-ment, this common-interest component ofproperty was not forgotten, but another com-ponent was added, which became a definingtheme from that time until today – namely,the pursuit of individual freedom. The bour-geoisie, which was becoming more andmore economically significant and thereforemore self-confident with respect to the no-bility and clergy, increasingly insisted on ba-sic political rights, and especially on civilliberties. Economic independence and thusthe right to personal property gained centralimportance in securing individual libertiesin contradistinction to the arbitrariness of theauthorities.

Thomas Hobbes (1588–1679) and JohnLocke (1632–1704), in particular, empha-sised the importance of property, and thusthe importance of property rights, for en-forcing individual liberties. Hobbes’Leviathan – that absolutist sovereign, au-thorised on the basis of a social contract,who enacts a state legal system for the con-stitution of property – takes the place of Godas the unrestricted owner of all earthly

3 Cf. Ambrosius von Mailand (+397), Basilius der Große (330-379) and Johannes Chrysostomus (344/349-407).

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goods and assigns property rights to the cit-izens. However, who can guarantee that thisLeviathan will not abuse its power like oth-er princes and kings have done before? ForJohn Locke, state rule is therefore only per-missible if it has as its primary task the pro-tection of civil property rights. The privateright to property takes on a human rightsquality in the form of a right to freedom,which, as an absolute right, is even superiorto the positive right of the state. Ownershipthus starts with the individual, which meansthat ownership is thought of as an „exten-sion“ – an extension of the person. An attackagainst my property is equated with an at-tack against myself. As a result, the protec-tion of property – both one’s own and thatof others – becomes a high priority. It istherefore the task of the state to protect pri-vate property, including against expropria-tion by the state itself. The freedom compo-nent of property thus becomes decisive.

However, it was also recognised that such aconcept can also lead to increasing inequal-ity. Jean Jacques Rousseau (1712–1778)was convinced that freedom for the havesleads to lack of freedom for the have-nots,and, ultimately, to their exploitation and op-pression. For him, the communal, humanconsecration of goods and the private ap-propriation of these goods by individuals aremutually exclusive. Rousseau’s propertysystem is based on the democratically legit-imised common will, the volunté générale.While Locke’s right to property is an ab-solute, pre-governmental and human-rights-qualified individual right of freedom, where-by the state has to respect and protect notonly this right but also the resulting interac-

tions – i.e., the free market – Rousseau’s ar-gument is in diametric opposition to that.For him, the state or the democratic princi-ple shapes the right to property and the re-sulting economic interactions, in order tothereby achieve political freedom for allpeople. It is not difficult here to see the be-ginnings of that ideological conflict between„left“ and „right“ which is still being pas-sionately, and too often violently, fought tothis day. Particularly in the 20th century, thisideological debate turned into a bloody con-frontation with numerous wars and tens ofmillions of victims. With the collapse of theSoviet Union in 1989, which has been re-ferred to as the „end of history“ (FrancisFukuyama), the dispute over the „right“ ide-ology appears to have only been ostensiblyrendered superfluous. On the contrary, thequestion of the unequal distribution ofwealth and property, and with it the discus-sion regarding the social responsibility ofproperty, is more topical than ever.

The social responsibility of property inthe social teachings and in practice

The social teachings of the churches wereunable to avoid this dispute. We should notoverlook that the ideas of both Locke andRousseau – representative of a large numberof authors who, due to lack of space, cannotbe adequately acknowledged here –emerged on the eve of the French Revolu-tion and influenced the social developmentsthat followed. In particular, the changes inthe conditions of production in the course ofindustrialisation and the resulting impover-

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ishment of large parts of the populationposed an enormous challenge, including forthe Christian social teachings. Already in thefirst social encyclical of the Catholic Churchfrom 1891, Rerum novarum, but also in oth-er documents of the Catholic social doctrinesuch as Quadragesimo anno (1931), Popu-lorum progressio (1967) or Sollicitudo reisocialis (1987), there are many references tothe social responsibility of property. The ba-sic tenor of these documents reaffirms theuniversal, human consecration of all earthlygoods and the advocacy of private propertywhile at the same time linking it to the com-mon good. This context also encompassesthe apostolic letter „Evangelii gaudium“(2013) and the encyclical „Laudato si’“(2015) by Pope Francis: here, too, the mar-ket economy and entrepreneurship are ac-knowledged and the dominance of the eco-nomic in all areas of life is condemned,while there is a call for economic activitiesto be dedicated to the common good. Prop-erty is justified, but while being linked backto the common good. With regard to the im-portance of financial capital, the social re-sponsibility of property was emphasised,among others, in the Statement by the Coun-cil of the Evangelical Church in Germanyand the German Bishops’ Conference on theEconomic and Social Situation in Germany(1997): „As has been demonstrated severaltimes recently, international financial andcapital markets can not only have a stabilis-

ing, but also a destabilising impact on na-tional economies. The large and constantlyrising sums of money that are continuouslybeing traded on the international financialmarkets point to the task of shaping theseprocesses and of serving the development ofglobal welfare. Property is always subject tosocial responsibility, including internation-ally mobile capital.“4 Numerous other ex-amples could be cited in which the Church’ssocial teachings explicitly refer to the socialresponsibility of financial assets, thus creat-ing an important basis for ethical and sus-tainable investments.5 Moreover, in recentyears, the churches in Germany and Austriahave published investment guidelines forethically sustainable investments, whichbuild on the social responsibility of finan-cial assets and give specific proposals andguidelines for reflecting ecological criteriain financial investments.6

What does the social responsibility of fi-nancial assets mean in concrete terms andhow can it be fulfilled? Capital and invest-ment have a central function in the modernmarket economy, in that, without them, itgenerally is not possible to realise enterpris-es and projects. Where and how financial as-sets are applied, however, also has an impacton what the world we live in will look like.Therefore, the social responsibility of finan-cial assets consists in their being linked tothe common good. If money is invested, it

4 Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland/Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Für eine Zukunft in Solidarität und Ge-rechtigkeit. A Statement by the Council of the Evangelical Church in Germany and the German Bishops’ Conference on the Economic and So-cial Situation in Germany, Bonn 1997, no. 162.

5 Cf. Schweizer Bischofskonferenz (SBK)/Schweizerisch Evangelischer Kirchenbunde (SEK), Miteinander in die Zukunft. Wort der Kirchen, Bernund Freiburg, September 2001; Ökumenischer Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) (ed.), Sozialwort des ökumenischen Rates der Kirchenin Österreich, Wien 32003; United States Conference of Catholic Bishops, Socially Responsible Investment Guidelines. Principles for USCCBInvestments, Washington 2004.

6 Evangelische Kirche in Deutschland (ed.), Guideline for Ethically-Sustainable Investment in the German Protestant Church, 42019 (first edi-tion: 2011); Deutsche Bischofskonferenz/Zentralkomitee der deutschen Katholiken, Making Ethically-Sustainable Investments. A Guide forPersons in Financially Responsible Positions in Catholic Institutions in Germany, 2015; Katholische Kirche Österreich/Österreichische Bi-schofskonferenz, Richtlinie Ethische Geldanlage (2018), published in the Amtsblatt der Österreichischen Bischofskonferenz no. 74 at 01 Ja-nuary 2018.

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should serve the common good. Social re-sponsibility is therefore not limited to as-signing part of the generated returns to pro-mote the common good. Strictly speaking,an economic activity is only legitimate if itis at least not detrimental to, or is conduciveto, the common good. For ethical and sus-tainable investors, it is thus important toanalyse investments from the point of viewof their compatibility with the commongood, and to contribute to promoting thecommon good via appropriate investmentstrategies.7

Sustainable investment strategies: managing corporate risks or promotingthe common good?

The most well-known investment strategiesfor sustainable investments are exclusioncriteria (divestment), positive criteria, thebest-in-class approach, standards-based in-vesting, impact investment and engage-ment.8 If we do not want to be involved incertain business areas and practices at all,we can apply specific exclusion criteria todetermine which companies not to invest in.Positive criteria, on the other hand, identifybusiness areas and practices that contributeto sustainable development and thus repre-sent what we want to invest in. In the best-in-class approach, we invest in those com-panies that are the most sustainable in theirrespective industries in order to initiate asustainability competition among compa-

nies. In standards-based investing, investorsfocus on companies that have committedthemselves to certain standards (e.g., as sig-natories of the Global Compact or the Equa-tor Principles).9 The term impact investmentgenerally indicates that the investment is(primarily) intended to have a definite socialor environmental impact. And engagementrefers to the dialogue that investors initiatewith companies, be it through the exerciseof voting rights on shares or via other activ-ities to improve the sustainability perform-ance of companies. In recent years, the inte-gration approach, which is often also termedESG investment10 and is primarily aimed atidentifying the corporate risks arising fromESG issues, has also gained acceptance.While the former approaches aim to min-imise the harmful effects of the economy onsociety and the environment (inside-out per-spective), the integration approach is prima-rily concerned with identifying the financialrisks of companies and reacting according-ly (outside-in perspective).

This distinction, known as „double materi-ality“, is important in relation to the socialresponsibility of financial assets. If the aimis to promote the common good when in-vesting money, the question arises as towhether the two alternatives are equallysuitable. The outside-in perspective can atbest make a limited and only indirect con-tribution to the common good, if any at all,as it aims to identify and neutralise businessrisks. Admittedly, that is not to say that tak-

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7 The Frankfurt-Hohenheim Guidelines, developed in 1997, provide a more precise definition of the concept of compatibility with the commongood for economic activities and offer a differentiation that is based on cultural, nature and social compatibility criteria: Hoffmann Johannes,Ott Konrad, Scherhorn Gerhard (eds.), Ethische Kriterien für die Bewertung von Unternehmen. Frankfurt-Hohenheimer Leitfaden, Frank-furt/Main 1997.

8 In practice, investors generally do not choose just one of these options, but combine two or more strategies.

9 The Global Compact was presented by the United Nations in 1999 and facilitates the compliance of companies with important social and eco-logical standards on a voluntary basis. The Equator Principles were first presented in 2003 and formulate social and ecological criteria for avoluntary commitment by banks in project financing.

10ESG: Environmental, Social, Governance.

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ing a professional approach to the sustain-ability risks of companies cannot also havea positive impact on the common good. Forexample, state financial supervisory author-ities have recently been calling for the pro-fessional management of sustainabilityrisks, because if these risks were to materi-alise, they could also have an impact on fi-nancial stability and thus have negative so-cial and environmental effects.11 However,a closer analysis reveals that the primarymotivation of the integration approach isrisk management and thus optimisation ofreturns for the respective investors – andthat the resulting effects towards the com-mon good (if any) tend to be incidental. Theinside-out approach, on the other hand, isprimarily concerned with making the activ-ities of companies more socially and envi-ronmentally compatible and thus towardsmaking a direct contribution to the commongood. Some investors are even prepared toforego potential yield-enhancing aspects ifthis can achieve a corresponding positiveenvironmental or social impact. The inside-out approach is therefore preferable to theoutside-in approach with regard to the com-mon good.

Conclusion: the social responsibility ofproperty as the basis for a forward-looking culture

Property entails responsibility – as is alreadystated in the German Constitution. In thissense, property is a very strong but not anabsolute right. Private property is justifiedand appropriate – but only if there is a con-sistent linking back the common good. Theestablishment of private property and the re-sulting responsibilities are fundamental tounderstanding ethical and sustainable in-vestments. That is because financial assetsalso constitute property in this sense and soentail responsibilities in the same way. In thearea of investment, this linking back to thecommon good is achieved via appropriateconsideration of social and ecological crite-ria, which can be applied in accordance withvarious strategies. Investors are encouragedto invest their money in a way that not onlyfulfils the economic objective, but also pro-motes the common good. The concept of theproperty’s social responsibility is thus alsoa corrective to such concepts of sustainableinvestment that focus on optimising an in-vestment’s risk/return ratio. The concept ofproperty’s social responsibility thus provesto be a suitable basis for a forward-lookingculture.

11 In this regard, compare the leaflet of the German Financial Market Authority BaFin (Merkblatt zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken from2019) and the guideline of the Austrian Financial Market Authority (FMA-Leitfaden zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken from 2020).

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1 Cf. Müller Gerd, Grundsatzartikel Religion und Entwicklung, in: Partner für den Wandel. Religion und nachhaltige Entwicklung, Edition Fed-eral Ministry for Economic Cooperation and Development (BMZ), 2016, 12-21, here 14.

2 Cf. Goodchild Philip, Capitalism and Religion. The Price of Piety, Routeledge, New York 2002.3 Quote from Erich Kästner

Sustainability and religion

Johannes B. Freyer OFM

Climate change, economic crises, popula-tion growth, international terrorism, con-flicts, the vicious cycle of poverty andrefugee flows, and now the coronavirus pan-demic. The challenges for the planet’s futureare becoming more and more complex andever greater. The search for solutions is be-coming a question of survival. This endeav-our is increasingly being consolidated underthe term sustainability. Sustainability as aspecific, target-oriented standard is based onvalues, ethical aspects and moral guidelines.This is where religion comes into play. Re-ligion is a central resource for values andhas the power to shape society. Since sus-tainable development can only succeed if ahighly diverse set of societal forces work to-gether, that also entails counting the reli-gions of the world among the creative pro-tagonists of the future.1 It is thus necessaryto consider the interaction between a sus-tainable orientation and religion.

Sustainability: a normative key concept

Every language thrives on key terms that getto the heart of the matter. Such terms are ofcentral importance, in that they relate to im-portant subject areas and provide a broad in-dication of a specific area or context. Keyterms summarise the basic guiding ideas,principles, structures and methods of an areaand connect them with specific practical ref-

erences from labour sectors, with living con-ditions, and with related tasks. They are fun-damental to understanding a subject area be-cause they serve as a guideline and standard.To this end, they refer to an obligatorybenchmark, are binding, and provide guid-ance. The term „sustainability“ has becomesuch a key term in recent years.

Three fundamental limits of human experi-ence have made „sustainability“ a key term:an understanding of an ecological limit be-yond which environmental conditions are nolonger capable of sustaining human life; asocio-economic limit, where the ultimate,all-encompassing determinant of the viabil-ity of the opportunities provided by produc-tion belongs to the self-interest of financialcapital; and a limit to progress, which putsan end to the idea of perpetual growth.2 Thepainful realisation that „it can’t continue thisway if it continues this way“3 is what lent„sustainability“ its significance in the firstplace. In view of the dramatic prospects, the1987 United Nations Brundtland Report em-phasised „sustainable development“ andprovided an initial definition of this keyterm. „Humanity has the ability to make de-velopment sustainable – to ensure that itmeets the needs of the present without com-promising the ability of future generationsto meet their own needs.“ Initially having amore or less noticed niche existence, theterm has meanwhile become a „householdword“. In the business world, in particular,

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almost every product is adorned with theeye-catching term „sustainable“. However,the term alone is not sufficient to ensure thedesired objective. Just because the word ison everyone’s lips does not mean that every-one understands and desires what is neces-sary in the face of urgent and life-threaten-ing problems. The weakening and misuse ofthe label „sustainable“ has meanwhile alsoled to criticism of the concept of „sustain-ability“. This key term thus requires a cleardefinition, so that it can be used to conveythe relevant message. The 1992 United Na-tions Conference on Environment and De-velopment in Rio contributed to a clearerdefinition, defining „sustainability“ as eco-logically viable, socially just and economi-cally efficient development.4 The focus is onmaking provisions for the future, the moti-vating hope behind which is not optimismregarding progress, but rather the vision of asuccessful life within the limits of nature’scapacity to cope with stress. Initially, it ismainly about the relationship between hu-mans and nature – however, sustainability ismore than a new ecological behaviour. Sus-tainability presupposes departing from theideal of maximising prosperity and pointstowards creating comprehensive conditionsfor people to develop in their individual, so-cial and natural dimensions. Sustainabilityis thus not only associated with the necessi-ty of renunciation and preservation, but alsowith shaping the social principle of the com-mon good, which encompasses the environ-ment and society.5 In truth, this involvesshaping life in a forward-looking direction.Understood in this way, sustainability doesnot serve as an alibi for „more of the same“,

only now under a green label – rather, thecall for a sustainable way of shaping theworld involves a truly crucial questioning ofthe western lifestyle and its economic form.Rightly understood, sustainability does notseek to give the prevailing „neo-liberal mar-ket economy“ an ecologically responsiblemakeover; on the contrary, it seeks to pavethe way for alternatives to a global marketeconomy that is experienced as destructive.Therefore, sustainability should not simplypropagate an ascetic, frugal way of life – itis also primarily a criticism of the system.With its critical potential, it unmasks, amongother things, the model of the global worldeconomy as a secular religion.

Economy as a secular religion

The economy, economics and religion areclosely related to each other.6 In fact, theword economy is originally a theologicalterm that focuses on God’s plan of salvationfor the world. In the course of history, eco-nomic thinking has always been influencedby philosophical and religious currents. Thedefinition of religion and of cultural subsys-tems as systems of meaning or interpretationis close to that of the term economy, as it istaken up in the terminology of shared men-tal models. One need only monitor productadvertisements to see how many brands as-sert promises using what is actually a reli-gious vocabulary. There is also an objective,functional equivalence, or even competition,between money and God, if we follow thebiblical phrase „You cannot serve God andmammon“. Ironically, both have one thing

4 Cf. Agenda 21 of the United Nations5 Cf. Vogt Markus, Prinzip Nachhaltigkeit. Ein Entwurf aus theologisch-ethischer Perspektive, Oekom, Munich 20133, here 466.6 Cf. Nelson Robert H., Economics as Religion: From Samuelson to Chicago and Beyond, University Press, University Park, PA 2001.

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in common. Both promise a better future,happiness, contentment and salvation. How-ever, both are also dependent on belief intheir validity. If belief in them is lost, bothGod and money lose their value. In this con-text, concepts of sustainability demonstratehow our economy unilaterally aims at ma-terial progress. According to the messagethat the economy conveys, material progresshas become the great hope of our time. Theoriginally religious idea of progress throughredemption has become a secular belief thatendless economic progress can save us and„that wealth not only makes the individualhappy (as a personal, individualistic heavenon earth), but also leads to the well-being ofsociety as such (as a more generalised heav-en on earth).“7 The liberal market economywill eradicate all hunger and poverty in thisworld. That too is an axiom that requires be-lief. An economic doctrine replaces the reli-gious doctrine. Material images, symbolsand sites are also baptised, as it were. Yourown cosy house becomes paradise. Thecathedral becomes a shopping mall, placeslike Walt Disney World become sites of pil-grimage, and money becomes the sacramentof the market. A sacrament is recognised inreligion as a sign of trust in a greater good.Money is the sacrament of the market be-cause it embodies trust in the promises ofcommerce.8 The mission of the economy isto constantly create new needs in order tomaintain its progress. Academically speak-ing, economics calls this the theory of per-petual growth. This doctrine of belief is al-so called into question from the standpointof sustainability. Based on a human imageof deficiency and selfish insatiability, how-

ever, the neo-liberal free market religioncannot answer many essential questionsabout the future. This is why sustainableeconomic activity is also incompatible withthis neo-capitalist economic system that isimposing itself on the world.

Sustainability: a challenge to the „religion“ of the economy

Sustainability in commerce does not justmean preserving resources, protecting en-dangered species, and generational equityvia adapting and cosmetically improving theexisting world economic order.9 In the faceof reality, sustainability is not a question ofpersonal opinion or trends, but a challengeto survival. Consequently, sustainabilitymeans putting an economically dominatedworld view that is endangering life intoquestion via an ethical perspective that isrooted in universal values, and replacing theformer with sustainable options. This meansmaking room in society for reflection onvalues, beliefs and our view of the world,and not, in the spirit of frivolous con-sumerism, to refuse to answer the question,„What is survival worth to us?“ Essential fu-ture values are inextricably linked to quali-ty of life and to the human drive to act. Theypoint to the desirable goal of fulfilment inlife. In that vein, values determine humanactions and decisions. They serve as stan-dards and criteria for shaping the world andthe future. Sustainability therefore meansgaining clarity with respect to the values thatare essential to life. Such a clarification con-cerns the survival of the whole planet and

7 On this, see: Sedláček Tomáš, Die Ökonomie von Gut und Böse, Hanser, Munich 2012, here 239f.8 Cf. Gustafson Scott W., At the Altar of Wall Street: The Rituals, Myths, Theologies, Sacraments, and Mission of the Religion Known as the

Modern Global Economy, William B. Eerdmans Publishing Company, Grand Rapids, Michigan 2015.9 Cf. Döring Ralf, Ott Konrad, Nachhaltigkeitskonzepte, in: Zeitschrift für Wirtschafts- und Unternehmensethik 2/3 (2001) 315-342.

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integrates individual desires, drives and mo-tivations for action into the comprehensivecommon good, to which not only human be-ings but all beings belong. Each individual isdependent on the survival of other individu-als. There is no room for collateral damagehere. Sustainability becomes a question ofhow people see themselves and of theirworldview, in which the economic order isalso based. Or has the momentum of thecapitalist market economy already degrad-ed human beings to the status of addictedconsumers to such an extent that the econo-my can only grow via people’s selfish drive,as some current economic theories wouldhave us to believe?10 This is where religionagain comes into play.

The role of religion in sustainability

The economic crises, large and small, re-curring at ever faster intervals, the climatecrisis, the growing gap between the rich andpoor, the social grievances exposed by thecoronavirus crisis, and much more, revealthe ethical dilemma in which humanity findsitself. It is part of the self-image of religionto face ethical challenges and to contributeto a solution via moral codes of conduct.This is not something that happens at thelevel of economics, which does not possessthe competence to develop a moral code ofconduct. This happens in accordance withone’s own competence via spiritualmetaphors and a corresponding practicethrough which religion illustrates the rela-tionship between humans and nature andpromotes a worldview in which humans per-ceive themselves as an integral part of a

community of creation. Religion guided byreason takes a holistic view as a platform ofbelief. In view of the undeniable selfish ten-dencies, it communicates a personal as wellas collective conversion as a prerequisite forresponsible and thus sustainable behaviour.Instead of the illusion of market-driven,technological human progress that will solveall problems at some point in the future, re-ligion commits itself to a utopia of hopebased on trusting God, which is somethingthat a mathematical and mechanistic eco-nomic doctrine cannot understand. Hence itestablishes the existence of all creatures inGod and honours the intangible, intrinsicworth of all things. The resources of natureare more than just useful goods, determinedby their monetary value, that are endlesslyavailable to humans for the satisfaction oftheir own needs. Hence, religion awakensthe sense of the valuable, the sacred.11 Liv-ing beings, not money, become the sacra-ment, a sign of trust in a higher good. Per-ceiving this requires an awareness and a sen-sitivity that does not see the things of thisworld merely as objects for sale. Sustain-ability then also means discovering the „sa-cred“, while the question „What is valuableto me?“ becomes enriched by the question„What is sacred to me?“ At that point, as in-sight into the attitude of solidarity arises, itis no longer just about consumption and in-creasing profits. The patron saint of the en-vironment, Francis of Assisi, represents arole model for this attitude of solidarity. Byforegoing any possible monetary increase inprofit, he set a universal example of this sol-idarity. For him, the outcast lepers, the poorand the magnanimous rich, the heretics, and,ultimately, all living beings, were his sisters

10 Cf. Mandeville Bernard, The Fable of the Bees or, Private Vices, Public Benefits, Harth, P. (ed.), Clarendon Press, Oxford 1924; Die Bie-nenfabel oder Private Laster, öffentliche Vorteile, Suhrkamp, Frankfurt 19802.

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and brothers. Therefore, in keeping with StFrancis’ vocabulary, sustainability is the sis-ter of solidarity. As a figure, the patron saintof the environment also points to religion’sprophetic role – by means of appropriate so-cietal criticism – of recalling values and asense of appreciation for the human way oflife and way of shaping the world.12 This al-so gives religion a competence in the dis-course on sustainability. Namely, for raisingawareness, and for motivating, integrating,and stimulating solidarity-based action, andalso for initiating structural changes. Like-wise, religion influences the economy bypromoting labour ethics and business fun-damentals such as honesty, trust, and relia-bility. Participation in shaping society andeconomic processes is part of the responsi-bility religion shares in for a future worthliving in.13 There are those, including Ger-man economists, who vehemently opposethat idea, who hold the view that churchesshould concentrate on their inner, religioustheological competence.14 The economical-ly dependent future of this planet is an issuewith high internal religious and theologicalrelevance, because religion and theology, re-gardless of tax-paying church members,make a significant contribution to the nownecessary discourse on values and life, whilethe theory of economics is focused on func-tional economic processes. It is therefore notsurprising that the ethical and value-orient-ed foundations of modern economics weredeveloped by moral philosophers and the-ologians.15 On the other hand, there is a jus-tified criticism of religion, which points outthat, especially with regard to the practice of

religion as centred in Europe and NorthAmerica, there has only been a limited attri-bution of moral value to environmentalproblems. However, religion is not a static,historically fossilised, fixed constant, butrather a dynamic variable based on traditionand the formation of new traditions in theface of current challenges. Part of this dy-namic development is the contribution of re-ligion to safeguarding the future of the earthby promoting sustainable processes.

Sustainability: driving forward-lookinginvestment

Subjectively, the word sustainability con-veys the impression, on the one hand, thatprogress is being held back, and, on the oth-er hand, that development is lagging behind.In most cases, the debate on sustainabilityfocuses on renunciation, maintaining the sta-tus quo, and on a principle of loss and re-newal. Originally coming from forestry, theterm also meant reforesting deforested ar-eas, i.e., replacing them more or less at thesame level after consumption, or reducingthe collateral damage caused by economicactivity. In this sense, the term cannot sim-ply be applied to our current situation, be-cause we know that in the long term, usedgoods cannot always be replaced, if at all.When it comes to the consumption of re-sources, we are approaching the end of theroad. Moreover, the complexity of the prob-lem is by no means limited to environmen-tal issues, in that it is much more about so-cial and political dimensions. It also ad-

11 Cf. Martínez De Anguita Pablo, Environmental Solidarity: How Religions Can Sustain Sustainability, Routledge, London 2012.12 Cf. Gottlieb Roger S., This Sacred Earth: Religion, Nature, Environment, Taylor & Francis Group, Abingdon, Oxon 2003. 13 Cf. Utting Peter (ed.), Social and Solidarity Economy: Beyond the Fringe, Zed Books, London 2015.14 Cf. the report: Zuviel Politkommentare anstelle von Theologie?, in: Christ in der Gegenwart 72/30 (2020) 326.15 Cf. Freyer Johannes B., ‘Franziskanische’ Ökonomie, in: Investmentethische Grundfragen, Missionszentrale der Franziskaner (ed.), MZF,

Bonn 2018, 22-29.

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dresses issues of poverty reduction, justiceand peacekeeping. All of these challengeshave been interrelated for a long time now.Pope Francis, for example, has referred tothis aspect in his encyclical, Laudato si’. Theterm sustainability must be reinterpreted inlight of these interrelationships. Religioncan now make a discursive contribution tothis. In recent times, it has been about se-curing prosperity and wealth. To newly de-fine sustainability is to focus on a form ofprofit that is all-embracing, while pointingout that overall prosperity can only be en-sured through the realisation of values. Inconnection with the economy, what thismeans specifically is generating profits in anenvironmentally and socially sustainablemanner. Taking this seriously requires rein-terpreting the concepts of profit and capital.The concept of monetary profit is too nar-rowly defined. Similarly, the concept of cap-ital as a mathematical sum is misleading.There is a need for integrating the meaning-ful values of the just, the good, the beautifuland the true. These values constitute the full-ness of life that humanity is striving for. Itis not without reason that advertising pre-tends to convey values such as beauty, au-thentic happiness, etc., when one is in thecourse of purchasing a product. Unfortu-nately, these qualities do not last and are de-pleted faster than you may think. Conse-quently – and this is a dimension of sustain-ability – the dominant concept of capitalneeds to be expanded to include authenticvalues. Instead of simply talking about cap-

italism, we should focus on a capitalism ofvalue and a capitalism of quality of life. In-stead of an enrichment economy that onlystrives for rapid maximisation of monetaryprofit, the economy is oriented towards val-ue and quality of life capital. Sustainable in-vestments should also be seen in this con-text. In addition to economic factors, theyalso take environmental and social factorsinto account. It is in this regard that the term„double dividend“ emerged. This states thatinvestors not only receive a certain returnfor their money, but are also committed tosustainable development and securing thefuture. This then leads to a multiplying ofprofit. However, the main consideration isnot financial maximisation of profit for„shareholders“. The profits are also used forsocial and ecological investments.

The generation of profit goes hand in handwith socio-economic business models. Fi-nancial, social and cultural values are notplayed off against each other, and sustain-able aspects are included. True wealth is therealisation of true values. What is needed isfor desire and production to be guided bysuch values.16 A sustainable market econo-my is promoted, which respects humanrights along with social, democratic and cul-tural criteria, while making the natural andsocial environment sustainable into the fu-ture. The ability to survive while enjoyinggeneral prosperity is ultimately a profit to bestriven for, and makes forward-looking in-vestments worthwhile.

16 Cf. Goodchild Philip, Theology of Money, Duke University Press, Durham 2009.

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Church investment culture from a

Protestant perspective:

change – values – effect

Karin Bassler

Church investment culture1 – the combina-tion of these two concepts was still consid-ered a contradiction in terms almost every-where in Germany just 20 years ago, espe-cially by those who felt that they belongedto one of the two sides: the Church, or in-vestment. Quite a few still see it that way to-day. Some theologians – professors and pas-tors – along with employees of church andchurch-related organisations, see themselvesas standing outside all economic contextsand therefore as called to moralise about theother side. They do not waste any thoughton how the money is earned to pay their re-liably rising salaries and secure pensions,nor on the complex interrelationships andcurrent developments of the financial sector.With a wagging finger and from on high,they address the financial sector and itsplayers exclusively with admonitions, de-mands and condemnations. The killer argu-ment provided by the everywhere-prevail-ing neo-liberalism gives them the justifica-tion to sweepingly describe the financialsystem as totalitarian, imperial financial

capitalism, and as an economy of greed 2

and idolatry3.

However, the other side does not wear kidgloves either. Until a few years ago, a spe-cialist magazine for institutional investorsdescribed any ethically or sustainably moti-vated consideration of financial investmentsas moral panic and as4 do-gooder behaviour5.Exclusion criteria based on ethical sustain-ability have been discredited as bans on in-vestment and by stating that „investmentbans are precursors to prohibitions on think-ing and to infantilizing citizens. Moreover,they are totalitarian at their core, calling tomind unspeakable times that have long sincebeen overcome“6 – with this quote (from anarticle on the Norwegian Pension Fund, ofall things!), the level of debate has reachedan almost unbelievably low point. As late as2018, this magazine illustrated a report onchurch investors – including a church bankand the Protestant institutional investorsmaking up the Arbeitskreis Kirchlicher In-vestoren (AKI), a church investment group– who were campaigning for a sustainable fi-

1 This article is based, among other things, on two unpublished texts which are not quoted in detail: the theological accompanying booklet (The-ologischer Begleitheft) to the 3rd edition of the Guideline for Ethically-Sustainable Investment in the German Protestant Church from Febru-ary 2017 (Karin Bassler: Theologische Impulse zu kirchlichen Geldanlagen), and the Thesen zur Wirkung von Sustainable Finance from No-vember 2019, which were written by three members of the Sustainable Finance Advisory Council of the German Federal Government (HelgeWulsdorf, Antje Schneeweiß, Karin Bassler) for its interim report.

2 https://ulrich-duchrow.de/wp-content/uploads/2017/02/0000-Buch-Gieriges-Geld-komplett-9783466370696.pdf3 https://www.sozialismus.de/kommentare_analysen/detail/artikel/religionen-als-bundesgenossen-fuer-kapitalismuskritik/4 https://www.institutional-money.com/news/maerkte/headline/basler-pensionskassen-halten-an-boeser-nahrungsmittelspekulation-fest-komm-

entar-50226/5 https://www.institutional-money.com/news/maerkte/headline/vergewaltigt-und-degradiert-zum-spielball-der-politik-norwegens-staatsfonds-

kommentar-48032/6 Ibid.

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nancial industry in an open letter with a pho-to of a cat o’ nine tails whip over a handful ofdollar notes.7 The only thing the two sideshave ever agreed on is that the other sideshould be branded as totalitarian.

Change

Given this bellicose rhetoric and the hard-ened battlefronts, what happened in 2008 isall the more remarkable. It was a majormilestone on the way to a Protestant-churchinvestment culture when, two weeks beforethe US investment bank Lehman Brothersbecome insolvent, which brought the globalfinancial system to the brink of collapse, acompilation of articles appeared on „Thestate and perspectives of ethical investmentin the Protestant church“.8 It discussed,among other things, the concept of inter-generational justice in connection withchurch funds which are invested long-termon the financial markets as pension benefitsor as reserves for maintaining structures.These investments are necessary to ensurethat future generations are not faced with thefinancial burdens of the present, whichwould be anything but fair in view of thelong-term decline in church membership. Itwas already stated in 2008 that these invest-ments must also „meet the ethical standardsof church financial management.“ A corre-sponding „definition of ethical investmentsthat is specific to the Church“ was proposed:„An investment should benefit us and ourpartners and their partners, not harm them.

Partners in this sense also means our naturaland social environment, along with our pos-terity.“

While the new „post-financial-crisis“ erawas beginning on the financial markets9 andthe consequences of unregulated and irre-sponsible pursuit of fast money becamemore and more obvious, the council of theEKD decided to convene a working group,which included the largest investors in theProtestant region, to develop a guideline forethical and sustainable investment. It wasmainly the authors of the review of Septem-ber 2008 who were tasked with this: churchfinancial officers of the EKD, regionalchurches, Protestant pension funds, churchbanks and diaconal institutions who were al-ready personally committed to sustainabili-ty. In January 2009, this group of 15 mem-bers met for its first meeting, drawing onchurch sustainability expertise, and initiallyformulated a position statement and a defi-nition of ethical investments. This was rati-fied by the EKD council at the beginning of2010, whereupon the working group setabout developing the Guideline for Ethical-ly-Sustainable Investment in the GermanProtestant Church.10

The next milestone was reached in 2011,when the guideline for ethically sustainableinvestment was published as issue 113 of theEKD-Texte series. Since the 3rd edition in2016, this guideline has been the most fre-quently accessed and requested issue in thisseries. Above all, it presents the instruments,such as exclusion and positive criteria, and

7 https://www.institutional-money.com/news/regulierung/headline/nachhaltigkeitsbuendnis-will-institutionellen-gewisse-assets-verbieten-142842/8 Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (ed.), Stand und Perspektiven ethischen Investments in der evangelischen Kirche, EPD

dokumentation 37/2008.9 Church Office of the EKD (ed.), Wie ein Riss in einer hohen Mauer. Statement by the Council of the Evangelical Church in Germany on the

Global Financial and Economic Crisis, EKD text 100, 2009.10 Church Office of the EKD (ed.), Guideline for Ethically-Sustainable Investment in the German Protestant Church, EKD texts 113, 4th edition

2019.

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11 https://www.portfolio-institutionell.de/awards-2019-dr-karin-bassler-ist-vordenkerin-der-nachhaltigen-kapitalanlage/

direct, thematic and impact investments,along with engagement, and describes theirimplementation in practice. The guideline isintended as a compendium of standards bythose holding responsibility in church fi-nancial management for their colleagues,but it quickly met with a wider response. In2019, it was updated and extended in a 4thedition. The author is still the AKI, which inthe meantime now includes 46 member andseven partner organisations.

Its members include all member churches ofthe EKD, the Protestant banks and insurancecompanies, an increasing number of dia-conal institutions and foundations, but also,for example, the Communität Christusbrud-erschaft Selbitz, a pioneer of ethical invest-ment, and the German Protestant ChurchCongress. Church or church-related institu-tional investors and their associations thatare not Protestant or based in Germany canbecome partners of the AKI. Examples in-clude the Evangelical Reformed Church ofthe Canton of Zurich, the CRIC (associationfor the promotion of ethics and sustainabil-ity in investment), and the organisations ofchurch investors in Great Britain and theNetherlands, the CIG (Church InvestorsGroup) and De Nieuwe Beurskoers. Re-cently, the World Communion of ReformedChurches was welcomed as the seventh AKIpartner organisation. This opportunity forpartnership is especially worthwhile for theincreasingly important collaborative in-volvement of church investors, but also forinformation exchange and international aswell as ecumenical networking. The resultof the joint work of the members and part-ners at AKI is so persuasive that the readersof a magazine for institutional investors (dif-

ferent from the one quoted at the begin-ning!) gave it its vote for the 2019 „Vor-denker-Award“ (pioneer award), stating thatthe increased attention for sustainable capi-tal investment is decisively due to the guide-line developed by AKI: „Even though theguideline is based on a Christian idea, it al-so offers orientation on how to deal respon-sibly with increasing social demands on cap-ital investment.“11 The most recent exampleattesting to the AKI members being amongthe driving forces behind ethical and sus-tainable investments in 2020, is the volun-tary climate change commitment of the Ger-man financial sector that was published inJune. Among the 16 first signatories arethree AKI members who decided to take thisstep after extensive internal discussions.

Church investment culture from a Protestantperspective has developed over the years atAKI. Trust has grown between the organi-sations and individuals involved, who, al-though they are responsible for selectingtheir own financial and sustainability serviceproviders and asset managers, and for in-vesting in accordance with their own in-vestment guidelines, have joined forces intheir own interests to work on ethical andsustainable guidelines for their investments,and as such are jointly committed as churchinvestors. Moreover, trust has also grown asa bridge between church and theology, onthe one hand, and investment, on the otherhand. A major contribution to connectingthese two bridgeheads has been the slowlyspreading recognition of the fact thatchurches and church organisations are them-selves professional economic actors. Assuch, they also perceive themselves as bear-ers of competence and responsibility on the

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12 Wieland Josef, Die Kirche als ökonomischer Akteur. Einige Überlegungen am Beispiel des Interfaith Center of Corporate Responsibility(ICCR), in: Zeitschrift für Evangelische Ethik, 41/1997, 142.

13 Reuter Hans-Richard, Grundlagen und Methoden der Ethik, in: Huber Wolfgang et al. (eds.), Handbuch der Evangelischen Ethik, 2015, 80.14 Reuter makes it clear in ibid. that, „thanks to the social technology of deputisation,“ those with responsibility can also bear institutional re-

sponsibility.

financial markets, and do not see their roleas only being that of admonishers andjudges from a standpoint outside the econo-my, condemning others out of hand andseeking to distribute other people’s money.Churches as investors face the challenge ofovercoming the decoupling of economy andmorality within their own organisation andof proving themselves on the same stock ex-change as other investors in a theologicallyreflective manner. For, it is „only throughthe restrictions and dilemmas of moral eco-nomic practice that a reputation can beachieved in society that is based on provenand traceable economic and moral credibil-ity.“12

Values

Credibility depends on whether and how re-sponsibility is exercised. The decisive key-word that has shaped and continues to shapechurch investment culture from a Protestantperspective is therefore responsibility – re-sponsibility before God and before the peo-ple who entrust their money to the Church.This keyword has been used in the forewordof the guideline since the first edition in2011. „A [1] subject is responsible [2] forsomething... [3] before an authority [4] in aspecific practical situation. ... His responsesin light of this responsibility include ... thefuture-oriented dimension of [5] ‘caring for’as well as the aspect of [6] ‘accountabilityto’ in relation to past actions.“13 All these re-lations listed in the Handbook of ProtestantEthics can be found in the guideline.

The responsible subjects [1] are the churchinstitutional investors.14 They are responsi-ble [2] for the consequences and effects oftheir investments, i.e., for what happens tothe money they invest. The rationale givenfor this is that invested money remains theproperty of the investors. This then leads,among other things, to the use of engage-ment as an instrument of ethical and sus-tainable investment, since the investor is re-sponsible for the use of his invested capital.Although not explicitly mentioned in thewording of the guideline, Art. 14 (2) of theGerman Constitution states: „Property en-tails responsibility. Its use should also servethe welfare of the general public.“ Theguideline names God and the people, specif-ically those who entrust their money to theChurch in order to make church work possi-ble, i.e., above all those who pay church tax-es, as the authorities [3] to whom the in-vestors answer. The formulation, „Respon-sibility before God and man“ is also anallusion to the German Constitution, in thiscase to the preamble, which begins with thewords of the so-called responsibility formu-la: „Conscious of their responsibility beforeGod and man ... .“ The specific practical sit-uation [4] in which investors take responsi-bility is the handling of money in theChurch, which is handled both responsiblyand in accordance with economic principles– indeed, in the form of a [6] retrospectiveaccount of activities, to show accountabilityto, e.g., committees, advisory boards, syn-ods, all those who give money to the Churchand to the (Church) public, and as [5] for-ward-looking care for sustainable develop-

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ment in the Church and the world, in accor-dance with the United Nations SustainableDevelopment Goals (SDGs).

In contrast to the other instruments, engage-ment and investor initiatives are not used inthe selection of securities and issuers, suchas exclusion and positive criteria, but are anexpression of investors’ continuing respon-sibility for their property. The exercise ofshareholders’ rights and dialogue with com-panies is aimed at influencing corporatestrategies or eliminating certain abuses. In-vestors rely on companies as institutionalleaders, just as on individuals, being capa-ble of turning around, changing and im-proving. In doing so, they want to supportthem, because engagement is not about pun-ishment, but about the long-term preserva-tion of a company that endures because theway it performs and the services it providesmake a valuable contribution to society andhelp to fulfil the SDGs.

Church investors have particularly goodprospects with respect to engaging in dia-logues with companies: on the one hand,their economic weight is added to the moralweight that churches can bring to bear oncompanies. And, on the other hand, via thenetworking of international ecumenism –whether it is through partners of church de-velopment organisations and mission agen-cies or through foreign partner congrega-tions – church investors always have the op-portunity to obtain reliable informationregarding the problematic business practicesof companies and their suppliers, which theycan use in engagement processes to demandand then control the elimination of the abus-

es. The means of exerting pressure on com-panies are divestment and, ultimately, goingpublic. However, engagement with a Chris-tian profile that makes use of the uniqueselling propositions that church investorshave, as mentioned above, requires a greatdeal of time and resources. This is why co-operations appear to make the most sense inthis respect, be they temporary as in the caseof investor statements, or permanent in theform of investor initiatives and platforms. Inthe engagement environment in Germany,which generally started late, the AKI hassucceeded in establishing a „workableProtestant platform“15 and in the meantimehas now gained some engagement experi-ence. A good example of the collaborativecommitment of church investors is the three-year engagement project on living wages inthe supply chain of the textile industry.16

Those who are involved in engagement atthe AKI take responsibility for their ownproperty and confront other actors abouttheir respective responsibilities.

As Reuter emphasises in the Handbook ofProtestant Ethics, responsibility is not itselfa value concept; rather he states that „anethics of responsibility remains dependenton norms, evaluations and preconditionswhich it cannot itself provide the rationalefor.“17 Here too, there are parallels to the for-mula of responsibility in the German Con-stitution, which, according to the proverbialdictum of Ernst-Wolfgang Böckenförde,means that „the liberal, secularised statelives in accordance with preconditionswhich it cannot itself guarantee.“ Howclosely the guideline follows the GermanConstitution reflects the intentionally posi-

15 https://nbi.sankt-georgen.de/assets/documents/projects/DBK_Druckvorlage_Shareholder_Engagement_dt.pdf 12.16 https://www.aki-ekd.de/fileadmin/user/news/AKI-EngagementTextil.pdf17 Reuter 2015, 82.

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tive relationship which exists betweenchurch and state in Germany from both sides– naturally with strict observance of theirfundamental separation from each other. Interms of content, too, this relationship is es-pecially qualified by the Judeo-Christianconcept of human dignity, on whose invio-lability the German Constitution is based(Art. 1 (1)). However, the framework basedon responsibility that is set out in the guide-line must now be fulfilled by means of sub-stantive values and norms in the Churchcontext, i.e., a reference to the Christianfaith must be established.

This is undertaken in the first chapter of theguideline, „Expectations of church invest-ments – Assessing the situation“: under thisheading, a verse from the Epistle to theColossians, a section from Martin Luther’sSmall Catechism and some sentences fromthe Leuenberg Agreement18 are quoted. Thisstates that nothing that the Church says, doesand regulates – even in the area of its finan-cial investments – is outside its mission, butrather, „All that you do with words or withworks, do it all in the name of the Lord Je-sus“ (Col 3:17). The excerpt from the SmallCatechism on the Seventh Commandmentand the mention of the triad of justice, peaceand the integrity of creation, with which theChurch’s mission is defined in more detail,refer to the contents of the commandmentswhich play a role in connection with churchinvestments. In the Explanation of the TenCommandments in the Small Catechism,Luther provided the structure that first im-plements the minimum standard of the do-no-harm approach and then expands it to in-clude a positive correspondence of action to

faith. The Seventh Commandment, as inter-preted by Luther, not only prohibits theft,unfair business practices, overreaching andfraudulent trading that cause harm to others,but also calls for the improvement of one’smaterial situation. Therefore, not onlyshould the well-being of people and naturenot be impaired by economic activities; itshould be actively promoted. However, it isnot only theft that harms one’s neighbour;injustice, strife and environmental destruc-tion also threaten his material livelihood.

Human dignity and charity are thus centralvalues of the investment culture (not only)in the Protestant church; human dignity isindependent of a discernible human worthi-ness. This is the reason for the special em-phasis in the sustainability spectrum whichchurch investors place on social aspects andhuman rights issues. Inviolable human dig-nity and inalienable human rights followfrom the fact that God created humanity inhis image and reconciled humanity as a sin-ner to God through Christ. For this reason,biblical and Reformation ethics distinguishbetween the person and his or her deeds.Human rights include not only the conven-tional civil and political freedoms and par-ticipation rights of the first generation, butalso the economic, social and cultural hu-man rights of the second generation, whichinclude rights to work and in the workplace,and to social security, food, housing, water,health and education.

These norms and values thus fulfil the con-cept of responsibility that is the startingpoint of the Church’s investment culture.The Church has a spiritual origin and mis-sion and is at the same time part of the world

18 The Leuenberg Agreement of 1973 made church fellowship possible between the Lutheran and Reformed Churches and the United Church-es that emerged from them and the related pre-Reformation churches of the Waldenses and the Czech Brethren.

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to which its mission is related. That is whyits handling of money and especially its in-vestment of money is also determined bytwo poles: on the one hand, by the never-ending question of the correspondence to thebiblical commandments and its mission,and, on the other hand, by the requirementsof appropriateness and professionalism. Aninvestment is defined – unlike a donation,for example – by the fact that it is used toprofessionally pursue economic goals interms of return, security and liquidity.Therefore, what is not an investment ac-cording to this definition cannot be an ethi-cal and sustainable investment. In principle,the guideline assumes that the pursuit ofeconomic objectives can be reconciled withthe church’s mission – although this is not adefined state, but is always a work inprogress. Ethics, enlightened self-interestand profit can go hand in hand, but they donot have to. Ethical and sustainable objec-tives and the return-on-investment objective(as an example) do not form a constant sum,whereby the gains of one summand have tobe offset by the losses of the other. So, whatis definitely not true are gross simplifica-tions like „ethics have to hurt!“19 Invest-ments do not automatically become moreethical due to loss of profit, renunciation ofreturn is not a moral badge of quality, andfollowing God’s commandments need nothurt.

Impact

This makes the task of church investors allthe more complex. No (divestment) deci-sion, once made, no criterion, no matter how

sophisticated, and no algorithm, absolveschurch investors from having to continuallyraise questions as to the impacts of their in-vestments. The question of impact and ofmeasuring it will be one of the central issuesin the field of sustainable finance in thecoming years – beyond what is currentlyknown as impact investing. What the pio-neers of ethical-sustainable investment hadto listen to for years as sweeping criticismhas been a thing of the past for five yearsnow: sustainability is no longer a vague,subjective concept, but has been universallydefined and specified in 17 goals and 169sub-goals since the adoption of Agenda2030 with the SDGs in 2015. This was alsotaken into account in the latest edition of theguideline, which introduced the SDGs as anessential reference framework for the in-struments of ethical and sustainable invest-ment. In the meantime, the insight of theAKI partner CRIC is also increasingly be-ing recognised by regulators and thus in themainstream of the financial sector: „Moneyis not neutral and how we invest our moneyhas an impact on the state of our world. …Therefore, ethical and sustainable invest-ment provides, among many other possibil-ities, an important contribution to shapingour world.“20 The impact of sustainable in-vestments is evident on several levels. How-ever, before presenting in full how much canbe „paid into“ which SDG via which initia-tive, there should be a careful analysis ofwhat is meant by „impact“.

Investment properties, which include com-panies, states, public institutions and proj-ects, require capital, while investors needprofitable investment opportunities. If in-vestors link the provision of capital to sus-

19 https://www.zuv.fau.de/einrichtungen/presse/publikationen/erlanger-universitaetsreden/68_unirede_gerke.pdf20 https://www.cric-online.org/ethisch-investieren/was-ist-ethisches-investment

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tainable conditions, investment propertiesmust meet these conditions in order to se-cure their long-term existence. These rela-tionships can be accounted for with the as-sistance of a threefold structure of the im-pact concept. Sustainable investments asinput should achieve the following impacts:

• Financial return as output

• Sustainable changes in the investment ob-jects as an outcome

• Contribution to the SDGs and thus to thesustainable „transformation of our world“(Agenda 2030) as an impact

This differentiation reflects what is referredto as the double materiality perspective inthe guideline for reporting non-financial in-formation21 (p. 4f) and also applies in the22

BaFin leaflet on dealing with sustainabilityrisks. A distinction is made between finan-cial materiality (outside-in approach) andenvironmental and social materiality (in-side-out approach). Financial materialityrefers to the positive and negative impact ofESG factors on the value of the company.These are of particular interest to investors.Environmental and social materiality refersto the positive and negative impacts of cor-porate activities or the business model onthe economy, environment and society.These are of interest not only to sharehold-ers, but also to stakeholders such as em-ployees, consumers and civil society.

BaFin defines these as „events or conditionsin the environmental, social and corporategovernance fields whose occurrence mayhave an actual or potential significant nega-

tive impact on the net assets, financial posi-tion, results of operations and reputation ofa company, where this includes climate-re-lated risks in the form of physical risks andtransition risks.“ (p. 13). Thus, it follows theoutside-in approach. BaFin requires thecompanies it supervises to either develop anindependent strategy with regard to dealingwith sustainability risks (and, if applicable,with opportunities) or to supplement the ex-isting strategies accordingly. Also relevantin this context are the possible negative im-pacts of the company’s own business activ-ities on sustainability factors (inside-out ap-proach), which, in connection with accept-ance by customers and employees, influencethe long-term success of the company (p.15).

The intentions of the regulators can be dis-cerned via the terms „input“, „output“, „out-come“ and „impact“, which are used, amongother things, to evaluate the impact of proj-ects according to the „theory of change“,23

but which can also be used to measure cost-effectiveness in general (output: are thingsbeing done right? outcome/impact: are theright things being done?). Both positive andnegative impacts can also be described inaccordance with different levels. The use ofthe impact concept becomes appropriatewhen the outcome concept refers to the re-spective actors and the impact concept is ap-plied to the impacts on society as a whole.There will always be a gap between out-come and impact, as it cannot be establishedbeyond doubt whether or to what extent aninvestment has contributed to the intendedimpact. Strictly speaking, all direct attribu-

21 https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:52019XC0620(01)&from=EN22 https://www.bafin.de/SharedDocs/Downloads/DE/Merkblatt/dl_mb_Nachhaltigkeitsrisiken.pdf;jsessionid=

3B2372025D1A0271E2DAEA8DB7F17A22.1_cid383?__blob=publicationFile&v=923 Cf. KfW, Die Sustainable Development Goals – SDG-Berichterstattung bei Banken, September 2019, p. 4.

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tions to outcome and impact can only bemade with the assistance of randomised con-trolled trials, which is a hardly practicabletask to undertake comprehensively. Howev-er, this does not relieve investors of the re-sponsibility of using all available instru-ments to continually answer the question asto whether they are „doing the right things.“It is also possible to clarify the differencebetween conventional and sustainable fi-nance with such an expanded concept of im-pact. Not only output, but also outcome andimpact are evaluated and are control param-eters of an investment decision.

For church investors, outcome and impacthave another dimension that is related to theabove-mentioned bridging process betweenthe Church and the financial sector. As aninvestor and economic actor, the Church isactive on the financial markets, where it co-operates with various other economic actors.By engaging in this way in accordance witha church profile that is as clearly recognis-able as it is credible, church investorsachieve something additional: they show-case the Church’s competence and theChurch „as a witness“.

• In discussions with providers of corre-sponding investment products and sus-tainability services, the market for ethicaland sustainable financial instruments isencouraged to maintain and further ex-pand an offering that corresponds to theChurch’s ideas.

• Church investors are available as contactpersons to banks along with sustainabili-ty and financial service providers, work-ing together with them to develop per-spectives towards a more ethical founda-tion for capital markets.

• Church investors bring church positionsinto the dialogue with companies, associ-ations, governmental and non-govern-mental organisations, thus shaping the so-cietal debate in environments and areaswhich are otherwise difficult to reach bycommunications from the Church.

• Church investors deepen the ecumenicaland international cooperation of theChurches at the level of church investorgroups. They combine the strength oftheir values by orienting their investmentstrategy so as to be long-term and cross-generational, and, in joining forces, areable to better fulfil their role as initiatorsof ethical and sustainable investments.Such cooperations have the potential torepresent Christian concerns more visiblyon the financial markets, where they canact as witnesses who, due to their eco-nomic and moral credibility, may also beheard.

Conclusion and outlook

Over the last 20 years, church investmentculture from a Protestant perspective hasbeen developing strongly in Germany. Fromthe individual approaches of a handful of vi-sionaries, institutional investors in theChurch and diaconal work realised early onthat this subject can only be approached in ameaningful way together – but not in thesense of questioning independent decisionsand of everyone having to agree on the sameset of tools or on a valid method. The free-dom of individual financial officers has al-ways been and will continue to be main-tained. However, with the AKI, a platformhas been created that not only enables ex-

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change, collegial consultation and sharingof expertise, but also joint external action,especially in terms of engagement. Asavant-garde, ethically sustainable investors,church investors started out in an outsiderposition and now have to cope with a chang-ing regulatory environment in which sus-tainability is increasingly becoming thenorm. Exchange and cooperation are be-coming increasingly important, because thebridging process between the two sides –church and investment – is losing none of itsspecial features as described in this article.

The next step would be the consistent fur-ther development towards a cross-denomi-national church investment culture. Some-thing that has been a matter of course for the

international AKI partners from GreatBritain and the Netherlands from the verybeginning, which is contributing greatly tothe credibility of church actors vis-à-viscompanies and in public, is an ecumenicalplatform of church investors, and that issomething that would also be highly desir-able in Germany. Protestant and Catholic in-stitutional investors, together with doubledfinancial power and increased strength ofvalues, could achieve even more than be-fore, especially in terms of engagement – insupport of sustainably transforming theworld, and as witness to the one Lord of theChurch, the one faith and the one God andFather of all, who is above all and throughall and in all (Eph 4:5f.).

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As late as 2007, the Central Committee ofGerman Catholics wrote in an informationpaper on ethical investment that „The sub-ject of ethical investment is still far fromhaving the status in Germany that would bedesirable from the perspective of Christianresponsibility.“ To approach the issue, thepaper of the Central Committee poses threequestions: „ Does investment promote hu-man life, the integrity of creation and inter-national and intergenerational justice? Doesthe instrument help provide actual supportto poor people in their efforts to achieve bet-ter living conditions? Does the investmentfinance companies whose products andmanufacturing processes benefit people, theenvironment, and the economies of devel-oping and emerging countries in particular?1

Motivation

The Institutional Catholic Church is slowlyapproaching the issue of sustainable invest-ment. In 2015, the German Bishops’ Con-ference, together with the Central Commit-tee, published a guide for persons in finan-cially responsible positions in Catholicinstitutions in Germany in its ‘Other Publi-cations’ [! sic] series. The motivation forsuch a guide, which is given to its own staffand church members, is noted with refer-

ence to general Catholic social teaching: „Inan increasingly globalised world, theChurch, with its assets, cannot avoid invest-ment options on the international capitalmarket. It is thus faced with the challenge ofexamining the impacts of its investments,some of which are difficult to discern, be-cause investments can also have negativeside effects. As a consequence, they are notethically neutral. Thus, for the credibility ofthe church in its handling of finances, it isimportant to consider what objectives arebeing aimed for, not only in the use of pro-ceeds, but also in the generation of proceeds.[! [sic] Ethical and sustainable investment isa form of investment whereby its selectionprocess takes into account not only financialaspects but also ethical, social and ecologi-cal consequences. Numerous financialchurch leaders are already investing the as-sets entrusted to them in accordance withthis motivation. They want to see theirChristian value orientation realised withintheir investment decisions. The principle ofsustainability advocated by the church’s so-cial teaching sees the responsibility for so-cial balance in a globalised society, the eco-logical sustainability of our earth, and eco-nomic performance as aspects of onecontext. The sustainability principle takesinto account the effects of human activity onthe generations living today and who will

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1 Central Committee of German Catholics (ZdK) (ed.), Ethisches Investment. Handreichung für private und kirchliche Anleger, Bonn 2007, 4and 8.

Church investment culture from

Catholic perspectives: values – impact

and changeJohannes B. Freyer OFM

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live in the future, and prescribes responsibleuse of the available social, ecological andeconomic resources.“2 The glossary attachedto the guide also provides a definition ofwhat is to be understood as ethical and sus-tainable investment: „Ethical and sustain-able investment refers to investments inwhich an ethical value orientation is em-phasised via a sustainability rating of issuersas based on social, ecological and gover-nance criteria. The combination of the termsethical and sustainable makes it clear thatthe sustainability criteria are based on ethi-cal values. In practice, however, the ethicalrequirements are defined very differently, sothat in each case it is necessary to examineexactly what is meant by the term „ethicaland sustainable“. Church asset holders arecommitted to a Christian value orientation,which serves as the basis for their ethicaland sustainable investment criteria.“3 Thisformulation provides a general definitionand leaves room for dynamic and appliedspecification in the context of an orientationtowards Christian values. Such Christianvalues are named by Christian social teach-ing, to which the document of the GermanBishops’ Conference refers: „The Church’ssocial teaching demands greater sustainabil-ity in dealing with social, ecological andeconomic resources for the sake of the fu-ture of humanity and creation. It obliges hu-manity, as God’s trustee, to take responsi-bility for the interests of His creation and totreat it with care. At the same time, theChurch’s social teaching sharpens aware-ness of the increasing interconnectedness ofsocial, ecological and economic problemswithin a global context.“4

With regard to the general social doctrinecited here, it may also be surprising that itonly found entry into the Catholic Churchas an independent theme at a late stage. Al-though the Church has taken a stand on themoral organisation of social life since its be-ginnings, and has also made reference to so-cial and political issues, especially in itsmoral doctrine, which was elaborated in me-dieval scholasticism, a social doctrine in theproper sense was only developed in the 19thcentury in the face of social tensions in thecourse of the Industrial Revolution and ur-banisation, and out of concern for the com-peting ideologies of liberalism and social-ism. In this context, Pope Leo XIII (1878-1903) published the first social encyclical onthe situation of workers in 1891. This wasalso the basis of Catholic social doctrine onthe part of the Magisterium. The develop-ment and statements of Catholic socialteaching were summarised in a compendi-um published in 2004. The motivation foraction is given a rationale for all areas of so-cial doctrine: „Christian love urges us to de-nounce grievances, to make proposals andto commit ourselves to cultural and socialdevelopment; it urges us to be effective inaction, encouraging all those who sincerelycare about the destiny of man to make theirown contribution. People are realising moreand more clearly that they all share the samefate and therefore have to take responsibili-ty together out of a comprehensive human-ism based on solidarity. They see that thiscommon fate is often conditioned by tech-nology and commerce and that it is evenforced upon them, and they feel the need fora stronger moral awareness that gives direc-

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2 German Bishops’ Conference and Central Committee of German Catholics (ed.), Making Ethically-Sustainable Investments. A Guide forPersons in Financially Responsible Positions in Catholic Institutions in Germany, Series: Sonstige Publikationen, Bonn, no year, 9.

3 DBK and ZdK (eds.), Making Ethically-Sustainable Investments, 41.4 DBK and ZdK (eds.), Making Ethically-Sustainable Investments, 16.

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tion to their common path.“5 EspeciallyChapter VI, „Human Work“, and ChapterVII, „Economic Life“, and, here, specifical-ly Section IV, „Economic Institutions in theService of Man“, deal with issues relating tothe management of capital and ethical andsustainable investment. Firstly, it is pointedout that the use of capital does not constituteneutral action; rather, it has ethical andmoral implications and is linked to a valuejudgement. „Today, more than in the past, itis possible to assess the available alterna-tives not only on the basis of the expectedreturn or the size of the associated risk, butalso to make a value judgement on the in-vestments that are to be financed according-ly, in the knowledge that a decision to investin this rather than that location, to invest inthis rather than another sector, is always amoral and cultural choice.“6 Capital is en-gaged for something that is considered tohave a corresponding value, something thatis worthwhile to invest in. Since every use ofcapital is therefore regarded as a valuejudgement, the use of capital corresponds toan ethical or moral value decision. From aChristian perspective, particularly in viewof the ecological issues under considerationwith relevance for the future, a frameworkis therefore also recommended as a deci-sion-making aid for the use of capital. „Theserious ecological problems call for an ef-fective change of mentality leading to thedevelopment of lifestyles in which thesearch for what is true, beautiful and good,and solidarity with others for commongrowth, are the elements that determine de-

cisions with respect to consumption, savingand investment.“7 Decisions made regardingcapital are thus linked to the question of thefuture and are situated in the context of aproblem that calls into question a future thathas humane conditions for all. In this way,investments are targeted with respect to thisissue facing the future, whereby the utilisa-tion of capital as a contribution to solvingthe environmental crisis is given priority.Even if the social doctrine of the Church,summarised in the above-mentioned com-pendium, deals with the contemporary chal-lenges and seeks to offer ethical and moralorientation, one cannot hide the fact that ithas so far led a shadowy existence withinthe Catholic teaching system, and that at-tempts to inculcate it in practice have oftenbeen suppressed by the Magisterium8. De-spite several so-called9 social encyclicals atthe highest level, it took more than a hun-dred years after the first social encyclical ofPope Leo XIII until Pope Benedict XVIdedicated the encyclical „Caritas in Veritate“directly to economic and investment issues.However, it was only his successor, PopeFrancis, who focused the Magisterium onethical and moral challenges of the econo-my with an apostolic exhortation, „Evan-gelii gaudium“, and an encyclical, „Lauda-to si’“.

The culture of life – The culture of values

With regard to the use of capital and invest-ment, the social teaching of the church does

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5 Kompendium der Soziallehre der Kirche, 2004, no. 6.6 Kompendium, no. 358.7 Kompendium, no. 486.8 Cf., e.g., how the Congregation for the Doctrine of the Faith deals with the various currents of liberation theology.9 Cf. Quadragesimo anno, 1931, on the social order; Mater et magistra, 1961, on the order of social life; Pacem in terris, 1963, on peace in

the world; Popularum progressio, 1967, on the progress of peoples and nations; Laborem exercens, 1981, on labour; Sollecitudo reisocialis, 1987, on social issues; Centesimus annus, 1991, One hundred years after Rerum novarum.

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not seek to and cannot give economic guide-lines. It does not have any competence inthat area. However, it can and does seek tocontribute to an investment culture. More-over, the Church makes it clear that invest-ments cannot be viewed in isolation, but belong in a larger context, which takes intoaccount a culture of life that includes im-portant dimensions of human life, such aspolitics, sociality, art, religion, individual in-terests and also the economy. The reality oflife cannot be determined by economic as-pects alone, because life has many facets.Life is also, but not exclusively, based onmaterial values. Thus, the economy cannotsatisfy all areas of life, despite the persua-sions of advertisements. This is why the so-cial doctrine advocates a comprehensivevalues culture for life, whereby integratedand legitimate investment values are a con-tribution to that. As an important part of aculture of life, every investment is based ona corresponding value judgment. What is aninvestment worth to me in the context of aculture of life? Placed in this larger contextof life, every investment not only has aneconomic purpose, but also constitutes acultural decision. Likewise, investments notonly have a relation to possible profits, butare also always related to life, and thusprove to be an ethical and moral factor.Whatever affects life in any way always hasan ethical and moral dimension. Thus, eco-nomic activity is not neutral in relation tolife.

Investment culture

The aim of the social doctrine is to free in-vestment from its economic limitations andto understand it as part of broader culturalaction. In order to enable investments to par-

ticipate in a culture of life, it is necessary forthem to adopt certain framework conditions.Such framework conditions include, amongothers:

• developing lifestyles that serve the valuesof the good, the true, the beautiful and ofsociality;

• promoting common growth and well-be-ing as the basis of saving, investment andconsumption;

•taking the economic and social system’soverall development into account;

• promoting economic conditions and po-litical stability in order to grant individu-als and peoples the opportunity to financetheir lives and achieve adequate prosper-ity through their own labour;

• developing trust via transparency;

• supporting new lifestyles and economicalternatives in view of the ecologicalchallenge.

Changes of perspective

The inclusion of investment in the widercontext of life requires a change of perspec-tive and an expansion of investment objec-tives. An expanded concept of capital is re-quired in order to invest in a life worth liv-ing and in a viable future. The fixation on amathematical, monetary concept of capitalis broken, and the investment perspective isoptimised via cultural, social and ecologicalvalues of capital. Such a change of perspec-tive requires replacing conservative, mone-tary, profit-oriented investment with an in-vestment that has an innovative focus onquality of life, in order to move from a pure-ly utilitarian to a meaningful and life-en-hancing form of investment.

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However, it is not just the capital market thatis being called on to undertake a change inperspective. The social doctrine itself has un-dertaken a paradigm shift stemming from theChurch’s Magisterium. Until Pope Francis’teaching texts, Christian social doctrine hada clear anthropological orientation. The wel-fare of people as individuals and as a com-munity were also at the centre of the eco-nomic viewpoints represented by the socialdoctrine. For example, ecological problemsand their economic consequences were alsoaddressed from the perspective of the futureof humanity. The capital economy and thusthe corresponding investments were seen asbeing at the service of mankind, just like na-ture. This somewhat anthropologically cen-tred perspective is corrected in the exhorta-tion, „Evangelii gaudium“, and in the en-cyclical, „Laudato si’“. These teaching textschange the perspective from the exclusivelyanthropological perspective to a holistic per-spective. Never before has the recognition ofthe organic and spiritual connection betweenman, the world as a cultural area to be shapedby man, and nature/creation been so clearlyemphasised by the Magisterium. It is not justabout man and the cultural space created byhim through the economy; rather, it is muchmore about recognising of the intrinsic valueof nature and thus of all living beings. Na-ture is not just available to man as a resourcethat serves his interests. It has the status it de-serves and thus a right to a future which it isentitled to not only for the sake of humanity.Consequently, the economy is also seen asserving man and creation. Through capitalinvestment, the role of economic activity isto ensure the well-being of humanity and thefuture of all creation. This requires the prof-

itable use of capital towards overcomingpoverty and for promoting the integrity ofcreation. The legitimate profit from invest-ments then consists not only in monetary fig-ures, but in the development of a compre-hensive culture of life. The encyclical„Laudato si’“, above all, expresses this par-adigm shift concerning the economy and itsinvestments, in the form of three vehementrejections and several positive frameworkconditions. The rejection of an „economythat kills“10 is illustrated by three „big noes“:

➡ no to an economy of exclusion;

➡ no to money that rules rather thanserves; and

➡ no to the social inequality that createsviolence.

At the same time, the positive frameworkconditions for a future-oriented investmentculture are outlined11:

♦ investments in production methods andmodes of transport that consume less en-ergy and require smaller amounts of rawmaterials, as well as in forms of con-struction or types of building renovationdirected at improving energy efficiency;

♦ investments in research to better under-stand the behaviour of ecosystems andto analyse the different variables per-taining to the impact of any major envi-ronmental change;

♦ investments in rural infrastructures, inthe organisation of the local or nationalmarket, in irrigation systems, in the de-velopment of sustainable agriculturaland other techniques; and

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10 Evangelii gaudium, 53.11 Laudato si’, 26; 42; 180; 191.

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♦ investments for the sustainable use ofnatural resources.

Franciscan DNA

The long Franciscan tradition of market andbusiness ethics plays a role in the investmentculture outlined here, against the back-ground of Christian social doctrine as pre-sented by the Catholic teaching tradition.12

Franciscan identity, or DNA, includes im-portant elements that have made the socialdimension of the Franciscan charism fruit-ful for economic teaching and that can in-spire a contemporary investment culture.Since as early as the 13th century, the Fran-ciscans, as pastors of merchants, craftsmenand bankers, have taken a position on thecontemporary challenges of the growingmarket and capital economy, promotingframework conditions for a social and justmarket economy, and, to this end, have alsostated conditions for an ethically responsi-ble investment culture. This does not just in-volve developing a theory of ethical eco-nomics; it also involves the establishment ofcredit institutions, the „Monte Di Pietas“, toprovide a livelihood for the poorer popula-tion in particular. The basic framework con-ditions are based on Franciscan philosophy,theology and spirituality. That is why theterminology applied to economics comesfrom spiritual and theological vocabulary.The aim of economic activity and invest-ment is the comprehensive welfare and well-being (salus) of people in their social andcultural environment. This human well-be-ing also includes a caring and respectful ap-proach to creation. Such a general well-be-

ing (salvation) benefits from the investmentof assets based on values, on the „bonum“.An increase in the value (bonus) of assets isaimed at via broadly diversified investmentin material, cultural, social and environ-mentally sustainable values. The compre-hensive well-being that is sought for in thisway is made actual in the so-called „goodlife“. What is meant is an appropriate levelof prosperity in mutual connection and so-cial responsibility. This „good life“ includesthe freedom to participate in the life of soci-ety and also the opportunity of earning thematerial basis for acquiring goods. The hu-man being is recognised as being part of acommunity, whereby affiliation and partici-pation in goods are considered to be amongthe basic rights. The market and investmentsshould serve to ensure the material side ofthis affiliation and participation. In order todevelop a market that is fair and that safe-guards the future by way of participation,human virtues are needed, virtues that pro-vide impetus for a social and environmen-tally sustainable economy. The FranciscanDNA includes a virtue that is intended tostrengthen ethical action in an economiccontext. This virtue is „simplicitas“, sim-plicity, frugality, connection with nature. Asa virtue of moderation, it strengthens thenecessary balance between market partici-pants, capital owners, investors, workers,sellers, buyers, etc.; as an attitude of thrift, itgenerates values that can be invested in thefuture of the common good. The virtue of„simplicitas“ is realised as a basic attitudeof economically engaged people within thepractice of the so-called „usus pauper“. The„usus pauper“, moderation in the use ofthings, emphasises the frugal and responsi-

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12 Cf. Freyer, Johannes B., ‚Franziskanische‘ Ökonomie, in: Investmentethische Grundfragen, Missionszentrale der Franziskaner (ed.),Missionszentrale der Franziskaner, Bonn 2018, 22-29.

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ble use of material resources. Waste, exces-sive exploitation and exaggerated luxury arecontrasted with unpretentiousness, modestyand contentment. We would probably speakof sustainable management in this contexttoday. Moreover, there is not just economicimportance in the virtue of „simplicitas“ andin the corresponding form of action under-taken by the „usus pauper“. „Simplicitas“aims to ensure that the economy not only fo-cuses on monetary profits, but also investsin values that serve the common good in ad-dition to material profits. From a Franciscanperspective, these include the values of artand culture, which allow room for beauty,aesthetics, grace and harmony. It is precise-ly the development of such values thatshould encourage the behaviour necessaryfor a market that operates on the bases offairness. Attitudes like sincerity, honesty,trustworthiness and truthfulness. For, it isnot the mysterious „invisible hand“ that de-termines the market, but rather, it is humanbehaviour that triggers, shapes or manipu-lates market mechanisms. To avoid beingthe puppet of an alleged „invisible hand“,which, after all, belongs to the puppet mas-ters working in the background, the Fran-ciscan tradition refers not only to profes-sionalism and economic savvy. Profession-alism and savvy are enriched by thatwisdom which, through conscientiousness,reliability and sensitivity, can give meaningto life. This meaning is discovered in a qual-ity of life that takes into account all (social,cultural, religious, material and personal) di-mensions of being human. Investing in sucha comprehensive quality of life is seen asmore important than simply creating mate-rial abundance, which is subsequently not

available to everyone. Hence, the simpleequation of quantity with quality, seekingmore rather than better, is seen as incorrect.The promotion of quality of life as a com-mon good is sought as an authentic form ofprofit. Shaping and safeguarding the futureare also part of the quality of life. Thus, in-vestment in quality of life must be forward-thinking and anticipate the future. In thatsense, it is not just a matter of investmentthat is conserving, protecting and sustain-able. This has to be supplemented by thecourage to make forward-looking invest-ments.

Forward-looking culture

Sustainability seeks to consider the effectsof today’s actions and, in assessing the like-ly consequences, to draw the necessary con-clusions now. This especially involves themanagement and consumption of natural re-sources, creating a focus on conservationregulations and a precautionary principle.The conservation regulation is understoodas a ban on deterioration. And yet, if the ideaof sustainability remains at this level, ittends to give the impression of serving as abrake on economic activities in order tomaintain the current state of affairs. How-ever, investments only make sense in termsof development and added value. Therefore,in addition to conservation regulations, animprovement and design mandate is re-quired, which, in order to be implemented,requires investments.13 It is therefore pre-cisely about creating ecological, social andhumane conditions for a future worth livingin. Such an expansion of the sustainability

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13 Cf. Ott Konrad, Döring Ralf, Theorie und Praxis starker Nachhaltigkeit, Metropolis-Verlag, Marburg 20113.

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culture requires an expansion of perspec-tives and goals. For example, the goal is notjust to preserve creation as a resource for fu-ture generations in recognition of intergen-erational justice. Rather, it is about layingthe foundations for a new relationship be-tween humanity and creation by recognisingan intrinsic value to nature that goes beyondany purpose and usability. An expansion ofthe sustainability culture corresponds to anexpansion of the concept of capital. Tradi-tional Franciscan economics defines capital– historically in contrast to the church doc-trine of the infertility of money – as the prof-itable use of money and other goods in orderto generate a potential profit in the futurethrough their use. Capital is the employedvalues and services that produce a produc-tivity that is of use for the common good ofsociety. In other words, money and othercapital goods are fertile. And because oftheir potential fertility towards producingprofit for the common good, there is an ob-ligation to put capital into circulation in or-der to generate ecological, social, culturaland human values that will in future enablethe „bonum“ – the well-being of as manypeople as possible. Therefore, this „bonus“that is sought through the use of capital isnot measured in monetary terms alone.14

Consequently, a forward-looking economyrequires overcoming a vision that limits theconcepts of capital and profit to calculatedmonetary values. Not everything in life canbe paid for with money. This monetary ide-ology is in need of correction via an ex-panded concept of capital and an optimisedconcept of profit that includes cultural, hu-man, social and also spiritual values. Fol-lowing this rationale, it would constitute

economic progress if the idea of conserva-tive monetary profit investment were to bereplaced by one based on innovative invest-ment in the quality of life. A prerequisite forthis is having the entrepreneurial spirit notonly to invest purposefully, but also to in-vest in a meaningful and forward-lookingmanner, and thus to engender the invest-ment’s comprehensive „fertility“.

Operational principles and fertility

In order to engender the „fertility“ of in-vestment in the service of life, what is re-quired is more than just some cosmetic cor-rections to the now dominant economy withits unilateral neo-liberal capitalist tenden-cies. It is necessary to do some rethinking tomake the economy as such sustainable. Tothat end, here are a few operational princi-ples to consider:

• Investments are a contribution to growingthe quality of life based on selected values

• Investments favour the comprehensiveconservation of all forms of life

• Investments take into account low materi-al and energy consumption

• Investments involve moving away fromthe dogma and ideology of „relentlessgrowth“

• Investments trigger the transformation ofthe socially harmful logic of consumer be-haviour

Fruitful implementation of these principlesrequires concentrating investment on labourand resource productivity while taking into

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14 Cf. Freyer Johannes B., Wirtschaft braucht Ethik – Franziskanische Impulse, in: Tauwetter. Eine franziskanische Zeitschrift 27/3 (2012) 6-27.

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account renewable energies and the use ofclean technologies. Investments must there-fore be channelled into environmentallyfriendly companies and promote climateadaptation and improvement of the ecosys-tem. Instead of their traditional role of stim-ulating growth in productivity, investmentmust be much more focused on environ-mental transformation: increased energy andresource efficiency, along with renewableand low-carbon technologies and infrastruc-ture. Equally important is for forward-look-ing investments to be based on the socialperspectives of overcoming poverty and eq-uity while taking cultural aspects into ac-count. In view of global developments, in-

vestors must have an interest in investingcapital with a long-term future in order notto squander short-term profits in the longterm. Finally, a word from the well-knownUS legal and ethics scholar Martha Nuss-baum:15

„We cannot change the ecological limits. Wecannot change human nature. But we cancreate and re-create the social world, and wedo. Its norms are our norms. Its visions areour visions. Their structures and institutionsare shaped by these norms and visions. Atransformation is needed here.“

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15 Nussbaum Martha, Frontiers of Justice: Disability, nationality and policy design, Cambridge University Press, Cambridge 2006.

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The rise of contemporary globalization haswitnessed two contradictory approaches tothe relationship between economy and soci-ety. On one hand, powerful neoliberal voic-es have argued that the pursuit of profit andaccumulation of wealth is the optimal ap-proach to economic life. On the other hand,many voices across all societies at all levelshave argued that economic activity shouldbe organized in service of social or ethicalgoals, namely, a more inclusive, socially justand sustainable society. Many people offaith have advocated for this more inclusiveapproach, with voices of faith leaders promi-nent. Catholic religious order institutionshave engaged in advocacy for socially justeconomic development, and in some cases,provided direct support for this. However,others view these efforts as “novel,” ethi-cally appropriate contemporary activities,but external or peripheral to the core identi-ty or mission of these religious institutions.This paper will outline a creative responseto these tensions, by proposing the retrievalof economic ethics from the FranciscanCatholic philosophical tradition, and thenthen arguing that these principles can inspireour engagement with innovative practition-

ers in the forefront of social and sustainabledevelopment.

Contemporary practitioners of economic de-velopment have pioneered innovativemethodologies using the power of social en-trepreneurship and impact investment.1

These are innovative forms of direct actionthat create social value. By social value cre-ation, I mean the describable or measurablechange for the better within society as a re-sult of an initiative.2

Many people are familiar with MuhammedYunus and the Grameen Bank in Bangladeshwho developed microfinance loans as a localstrategy to provide credit to micro-entrepre-neurs, organized into local groups, often ofwomen. Yunus received the Nobel PeacePrize as a result.3 However, over the pastgeneration, the microfinance movementevolved and greatly expanded into the socialentrepreneurship movement. Social entre-preneurship is a broad and diverse practicalsocial change movement that deploys inno-vative business strategies to foster a morejust and sustainable society.4 Social entre-preneurs address social goals using toolsfrom private enterprise, such as businessmodel innovation, revenue diversification,

1 Carlson Eric, Koch James L., Building a Successful Socia Venture, Berrett-Koehler Publishers, 2018.2 Auerswald Philip, Creating social value, in: Stanford Social Innovation Review, 2, 7 (2009) 51-55 3 Yunus Muhammad, Nobel Peace Prize Lecture. http://www.nobelprize.org/nobel_prizes/peace/laureates/2006/yunus-lecture-en.html 2007. 4 Martin Roger L., Osberg Sally, Getting Beyond Better: How Social Entrepreneurship Works, Harvard Business Review Press, 2015.

Investing For Social Value: Franciscan

Philosophical Foundations for an

Inclusive EconomyKeith Douglass Warner, OFM

Miller Center for Social Entrepreneurship, Santa Clara University USA

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rigorous application of metrics, and creativeforms of investment.5 In the context of themany failures of, or perverse outcomesfrom, government-led development proj-ects, social enterprise-led developmentholds much promise, since it is a form of di-rect action by an organization (it does notdepend upon governments), and fosters per-sonal agency to overcome the problem ofdependency and foster the common good atthe local level.

Social enterprises measure their success notwith profit but by how they impact society,by how they positively impact the lives ofthe poor. Social enterprises have fosteredjustice in certain regions of the world byproviding access to clean energy and drink-ing water, to gender-inclusive education andhealth services, and to markets for smallfarmers. Social entrepreneurship is emerg-ing as a key strategy for achieving severalU.N. Sustainable Development Goals. Sev-eral distinct features of social enterprises,drawn and adapted from commercial entre-preneurship, distinguish them from com-mercial enterprises and conventional socialservice organizations:

• A social value proposition. This describesthe value that the enterprise activity of-fers to the poor and to society, and orientsthe organization to the community itserves. A value proposition defines an or-ganization not by what it is or does (as dotypical mission statements), but rather thebenefits it delivers to society, through thelens of the poor as customers.

• A sustainable business plan. Nonprofitnongovernmental organizations general-

ly start with a social mission and then be-gin fundraising. Social enterprises beginby defining a social problem as a businessopportunity, and then create a businessplan, one that articulates revenue, ex-penses, operations, distribution, and so-cial value creation.

• Social impact assessment. Social entre-preneurs deploy systems of measuring thebenefits that their organizations provideto society. Social impact measurement ishard to do but essential to justify claimsof distinction between conventional andsocial entrepreneurship. This holds theenterprise accountable for its change itseeks to effect in the world.6

Social entrepreneurship transcends the moreconventional forms of economic develop-ment (government-led development, or in-ternational aid, or charity), and is remark-ably consistent with the “authentic develop-ment” paradigm advocated by the CatholicChurch.7 Social enterprises are more re-sponsive to the communities they serve, inthe spirit of subsidiarity, because they cre-ate local markets that meet local needs, es-pecially the needs of the poor, who so oftensuffer from market failure. These goods andservices are often sold at a reduced price toensure access for the economically margin-alized. This avoids the problems of depend-ency that can arise from charity, and but al-so stimulates the formation of local marketsthat are more responsive to human needs.

The social entrepreneurship movement iscomposed of social entrepreneurs and theirenterprises plus various supportive actors,such as capacity development organizations

5 Chahine Teresa, Introduction to Social Entrepreneurship. CRC Press, 2016.6 Carlson, Eric, Koch, James L., Building.7 Sniegocki John, Catholic Social Teaching And Economic Globalization, Marquette University Press, 2009.

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and impact investors. Social enterprises earnincome from sales or payments for service.They are financed by impact investment, theprovision of capital funds to social enter-prises. Impact investors prioritize the cre-ation of social value for the poor over max-imizing returns to investors.8 Impact invest-ments are provided by investors who wishto support social enterprises as they pursuesocial impact goals, but who wish that all ormost of the investment is repaid. These are“friendly” investors, institutions or peoplewho partner with social enterprises to helpthem succeed in their missions, but they al-so want loans repaid, generally at less-than-market rate interest, but also expect docu-mentation of social impact. Impact investorsaccept this reduction in interest in exchangefor evidence of social value creation. Ideal-ly, impact investment funds are replenishedby loan repayments, with the investmentcapital “making a roundtrip,” making moremoney available for additional loans. Thisis also called “impact philanthropy.” Impactinvestment moves beyond the rather limitedreach of negative investment screens, or theeconomic, social and governance factorsthat guide other ethical investment strate-gies. Emerging best practice in impact in-vestment evaluate an entire portfolio forhow its performance creates social value.9

These innovative approaches are transform-ing economic development practice, pullingaway from the traditional charity and advo-cacy models practiced by religious organi-zations over recent generations. This risksthe credibility religious organizations con-cerned with this issue. This article argues

that a more substantive contribution to sus-tainable development efforts can be mount-ed by Catholic institutions if they are rootedin a philosophical tradition of the economiccommon good and also articulated with con-temporary best practice. Religious advocacyfor justice can be strengthened by simulta-neously participating in these innovativesustainable development practices, socialentrepreneurship and impact investment.This can be pursued by simultaneously re-trieving elements of the Franciscan Catholictradition and using these ethical and philo-sophical resources to bolster and direct con-temporary practice. This essay presents sev-eral Franciscan philosophers and their moralvision for economic life: Peter John Oliviand his examination of the moral status ofthe merchant in light of Franciscan poverty,and Bernardino da Siena, Bernardino da Fel-tre and the Observant Reform as theypreached a Franciscan vision of businessethics and of practical investment initiativesto help the poor. These Franciscan friars andtheir economic philosophy, drawn from theirlived experience of the Incarnation and com-munity life, can inspire contemporary prac-tical wisdom that can be retrieved and guidecontemporary engagement.

A counterintuitive approach: economicphilosophy based on poverty

Franciscan economic philosophy is a way ofthinking about how the economic life of asociety could be organized, inspired by theideals of St. Francis.10 As the primitive Fran-

8 Koh Harvey, Karamchandani Ashish, and Katz Robert, 2012. From Blueprint to Scale: The Case for Philanthropy in Impact Investing, Acu-men: Monitor Group, 2012.

9 Lala Faiz, Kleissner Charly, Kohler John, Lin Nancy Y., Total Portfolio Activation for Impact: A Strategy to Move Beyond ESG, Miller Centerfor Social Entrepreneurship, Santa Clara University, 2016.

10 Warner Keith Douglass OFM, Retrieving Franciscan Philosophy for Social Engagement, in: The Cord: A Franciscan Spiritual Review, 62/4(2012) 401-421.

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ciscan movement evolved into an influentialinstitution in medieval Europe, its membersconfronted the need to communicate theirideals beyond their members. Leadingthinkers in Franciscan philosophy reflectedon the fundamental character of economicsin light of their vow of poverty, and of thecommon good in light of their commitmentto fraternity. This was done in the context ofthe emerging market economy.11 A signifi-cant body of contemporary scholarship hasinvestigated the relationship between Fran-ciscan philosophy and medieval merchants,markets, and institutions. Scholars have in-vestigated the history of the idea of a “civileconomy” that deals with the relationshipbetween markets and society in an ethicalframework.12 This research has describedthe significant contributions of Franciscanphilosophers to the formulation of the latemedieval civil economy, especially as theyunderstood reciprocal relationships in soci-ety, justice in contracts and exchange, andthe positive contributions of entrepreneur-ship.13 Some scholars have gone as far as todescribe a Franciscan economics, or moreaccurately, a distinctly Franciscan econom-ic philosophy.14

Franciscans have a conflicted relationshipwith money, rooted in Francis’s own con-tempt for it and his insistence on rigorousforms of poverty for his followers. Debates

and divisions over poverty have doggedmuch of the history of the Franciscan fri-ars.15 St. Francis expressed a very firm op-position to his brothers holding money orowning property, but his idealistic spiritual-ity of poverty proved very difficult to followonce his followers numbered in the thou-sands. Through most of the thirteenth cen-tury, Franciscan friars debated how to fulfillthe instructions of Francis regarding thepractice of poverty, but also fulfill theirpractical needs and preaching obligations.

Francis understood the Incarnation of Jesusas the greatest expression of poverty. Thus,for Franciscans, poverty was a “code” wordpointing to the humble condescension of theSon of God to share in our humanity. Pover-ty brought together a bundle of related reli-gious concepts that Francis considered con-stitutive of living the Gospel. Francis per-ceived the poor and marginalized to reflectthe humanity of Jesus in a special way, andthus to bear great dignity. At the same time,to give alms is a positive religious practice,for this reflects the generosity of God. Tomatch need with generosity is morally goodon multiple levels: those in need find fulfill-ment; those with abundance receive a bless-ing through their generosity; communion isenhanced by this holy interchange.

Franciscan friars devoted an enormousamount of energy to debating Francis’s

11 Zamagni Stefano, Catholic Social Thought, Civil Economy, and the Spirit of Capitalism, in: Finn Daniel, The True Wealth of Nations:Catholic Social Thought and Economic Life, New York: Oxford University Press, 2010, 63-94.

12 Two notable works in English are Bruni Luigino, Zamagni Stefano, Civil Economy: Efficiency, Equity, Public Happiness, Bern, Switzerland:Peter Lang Publishing, 2007, and Finn Daniel, ed., The True Wealth of Nations: Catholic Social Thought and Economic Life, New York: Ox-ford University Press, 2010.

13 See Todeschini Giacomo, Franciscan Wealth: From Voluntary Poverty to Market Society, trans. Cusato Michael F. OFM, Godet-CalogerasJean François, Mitchell Daria OSF, Saint Bonaventure, NY: The Franciscan Institute, 2009, and Zamagni Stefano, Catholic Social Thought,Civil Economy, and the Spirit of Capitalism, in: Finn Daniel, True Wealth, 63-94.

14 See chapters titled “Franciscan Economics” in Langholm Odd, Economics in the Medieval Schools: Wealth, Exchange, Value, Money andUsury According to the Paris Theological Tradition, 1200-1350, Leiden, The Netherlands: Brill,1992, and Todeschini Giacomo, FranciscanEconomics and Jews in the Middle Ages, in: Friars and Jews in the Middle Ages and Renaissance, ed. Myers Susan E. and McMichaelStephen J. (ed.), Leiden, The Netherlands: Brill, 2004, 99-117.

15 For an introduction see Lambert Malcom, Franciscan Poverty: The Doctrine of the Absolute Poverty of Christ and the Apostles in the Fran-ciscan Order, 1210-1323, Saint Bonaventure, NY: The Franciscan Institute, 1998.

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16 The crescendo of these internal conflicts over poverty was the usus pauper debate. It was a clash between ministerial pragmatists whowere immersed in preaching to the urban masses and the Spirituals who practiced a zealous, single-minded approach to living the vow ofpoverty as ascetical practice. The Spirituals believed that the Franciscan rule and its vow of poverty obligated a community to own noproperty, in other words, to live as indigent beggars. The usus pauper debate is a fascinating, but rather arcane, controversy. Its resolutionis important, however, for it roughly coincides with a critical pivot in economic thought for the friars. It has been well examined by DavidBurr. See Burr David, Olivi and Franciscan Poverty: The Origins of the Usus Pauper Controversy, Philadelphia, PA: University of Pennsyl-vania Press, 1989, and Burr David, The Spiritual Franciscans: From Protest to Persecution in the Century After Saint Francis, UniversityPark, PA: Pennsylvania State University Press, 2003.

17 De Benedictis Matthew, The Social Thought of Saint Bonaventure, Greenwood Press, 1946 and Cullen Bernard, Property in the Writings ofSt. Bonaventure, in: L’homme et son Univers au Moyen Age, Wenin Christian (ed.), Louvain, Belgium: Editions d l’Institut Superier d Philo-sophie, 1986, 827-834.

18 Zamagni Stefano, Globalization: Guidance from Franciscan Economic Thought and Caritas in Veritate, in: Faith & Economics 56 (2012)81-109.

19 Mochrie Robert I., Justice in Exchange: The Economic Philosophy of John Duns Scotus, in: Journal of Markets and Morality 9 (2006) 35-56.

20 Langholm Odd, The Merchant in the Confessional: Trade and Price in the Pre-Reformation Penitential Handbooks, Leiden, The Nether-lands: Brill, 2003.

teachings on poverty. Some debates werequite polemical, and entangled Franciscanlife in the politics of the church. Conflictturned to a considerable degree on how oneanswered the question: “How poor is poorenough for us as Franciscans?”

Roughly a century after the death of St.Francis this internal fraternal dissensionshifted to external social engagement.16

Franciscan concern with the practice ofpoverty found fresh expression in a newquestion: “What lessons might Franciscanpoverty offer to church and society?”

Thus, over time, Francis’s directives to hisfollowers prohibiting possessions andwealth had the counterintuitive effect ofprompting some friars to insights about thecharacter and function of money, capital in-vestment, merchants, entrepreneurship,trade, and public institutions. From the uni-versity of Paris to local provinces across Eu-rope, the friars deliberated and developed aneconomic philosophy for their use of goodsin accord with the Gospel life they pro-fessed. The friars worked out their ownideas about the practice of poverty, and thenbecame the confessors and counselors toothers on how to use it.

Franciscan scholars expressed the intuitionsof St. Francis in the philosophical, theolog-

ical and ethical systems of their time. Fromtheir experience of lived religious life, theybrought to academic institutions their ques-tions about the theological character ofpoverty, also questions about how to inter-pret the evolution of societal thinking aboutmoney, wealth, and economics.17 The philo-sophical reflections by these Franciscanswere shared in society, and influenced thedevelopment of economic thought.18 For ex-ample, John Duns Scotus articulated ethicalprinciples to guide exchange and trade.19

Many Franciscan friars of this era camefrom families of merchants, and they want-ed to propose a way for their fathers, uncles,brothers and nephews to earn their liveli-hood yet be good Catholics. Some of thebest historical evidence we have for the in-teraction between Franciscans and mer-chants comes from penitential manuals –guides to priests who listened to confes-sions. In The Merchant in the Confessional,Odd Langholm documents how friar con-fessors made sense of the ethical issues aris-ing with the evolving market economy aspresented by traders, artisans and sales-men.20 Langholm demonstrates how Fran-ciscan friars played a critical role in makingthe Gospel teachings applicable to people inthe marketplace.

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21 Todeschini, Franciscan Wealth.22 For an overview of his economic teaching, see “Franciscan Economics 4: Peter Olivi,” in Langholm Odd, Economics in the Medieval

Schools, 345-372.23 Todeschini Giacomo, Franciscan Economics and Jews.24 Since his writings were copied but not cited, this is not self-evident. Scholars have traced his influence by comparing texts. See Todeschini

Giacomo, Theological Roots of the Medieval/Modern Merchants’ Self-Representation, in: The Self-Perception of Early Modern Capitalists,Jacob Margaret C. and Secretan Catherine (eds.), London: Plagrave MacMillan, 2008, 17-46.

25 de Roover Raymond, San Bernardino of Siena and San Antonino of Florence: The Two Great Economic Thinkers of the Middle Ages,Boston: Harvard Graduate School of Business Administration, 1967, 7.

26 de Roove Raymond, San Bernardino, 19.27 Langholm Odd, Olivi To Hutcheson: Tracing An Early Tradition In Value Theory, in: Journal of the History of Economic Thought 31 (2009)

131-141.

These friars proposed that the Franciscanway should serve as a model for the eco-nomic good of society as a whole. Theygrafted their lived experience of Franciscan“Evangelical perfection” to the principle ofthe common good, and this led them to ar-ticulate ethical and religious principles toguide the economic development of lateMedieval society. Thus, for the lay faithful,money was good if it was actively circulat-ed and fostered the common good, in otherwords, if it created social value. If wealthwas hoarded, that was wrong.21

Perhaps the most remarkable Franciscanthinker in this topical area was Peter JohnOlivi (1248-1298), one of the most aston-ishing thinkers in Franciscan history. Hisbrilliant yet polemical scholarship made himinfluential but at the same time controver-sial.22 Olivi was born in Languedoc, in whatis today southern France, and this shaped hisinterest in economic questions, because thisregion was very active in trade across theMediterranean and beyond. The friars of hisprovince came from the merchant class, andOlivi’s economic philosophy should be readthrough the lens of a close association be-tween friars and merchants.23 Recent schol-arship has shown that Olivi was enormous-ly influential on Franciscan economicthought specifically, and late medieval Eu-ropean economic philosophy more general-ly.24 He argued that Franciscan poverty wasa template for Christian economics, but in

his vision, it was possible to integrate thepraxis of rigorous Franciscan poverty withan optimistic understanding of merchantsand markets. He developed a positive as-sessment of the merchant in society, andcontributed to the broader evolution ofthinking about business and entrepreneur-ship in medieval Europe. He developed anunderstanding of trade and merchants that isfar more positive than that of Thomas ofAquinas.25

Olivi contributed from his experience as aFranciscan to the vocabulary Europe beganto use to describe the relationship betweenthe market and society: industria, workinghard; solicitudo, diligent commitment; andlatitudo, the variable range of value.26 Whenhe provides goods otherwise not available toa community at a fair price, the merchant isadding value by his actions and contributingto the building up of the common good.

Olivi developed what we would today callprice theory, or the justification for why anitem should cost what it does.27 He observedthat different regions are abundant in somethings and lacking in others, and that themerchant undertakes effort and risk to ac-quire, transport, and sell it. While others as-serted it was a sin to resell a thing at a high-er price without improving it, Olivi arguedthe merchant provided an educational serv-ice to his community when he determines aproduct’s appropriate price; this is a service

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akin to an artisan using his skill. Olivi ar-gued that mercantile profit might be justi-fied on this basis: that the community paysmerchants for their competence in how toidentify the fair price of things. Merchants,although less “perfect” (according to theGospel) than the friars, were nonetheless al-so experts in the use and value of things.28

Thus, we can say that Olivi evaluated busi-ness activities according to how they creat-ed value for society.

In Olivi’s writings we see an early expres-sion of dissatisfaction with the total prohi-bition on usury, then interpreted as a totalban on money lending at interest. Usury wasa central issue debated in medieval eco-nomic thought. Olivi proposed that, if mer-chants are providing a service to civil soci-ety, there should be some ethical way forthem to access capital.29 This issue would bedebated by friars through subsequent cen-turies, and some would formulate a mostcreative response, one that foreshadows to-day’s microfinance institutions and impactinvestment.

Franciscan microfinance institutionscreated social value

Bernardino da Siena (1380-1444) was aleader in the Observant reform of the Fran-ciscan friars in the 1400s.30 This movementrevived a strict practice of Franciscan lifeand tied it to public preaching across north-ern Italy. The Observants, rigorous in their

practice of poverty, set out to reform the or-der and society. Their passionate preachingexemplified Franciscan social engagementin the 15th century, and provided another oc-casion for the friars to present their practiceof poverty as a template to instruct thebroader church. Bernardino preached on awide range of social and religious ills, butthe ethical dimensions of trade, entrepre-neurship, and money were of considerableinterest.31 He taught a justification of andlimitations on private property, the necessi-ty of trade and ethical guidelines for thosein business, and the problem of value andthe determination of just price. Bernardinocopied entire paragraphs from Olivi’s writ-ings, yet also developed and applied a philo-sophical approach reflecting the values ofthe Observant Franciscans.

Bernardino provided practical moral guid-ance to merchants so that they could besaved. He described three kinds of entrepre-neurial activities that provided a positiveservice to a community:

1. Emerging industries that process raw ma-terials into usable goods.

2. Import/export businesses that move prod-ucts from one area to another, undertak-ing expense and risk.

3. Retail businesses preserve and storegoods, and then sell them in appropriatequantities to individual consumers.32

For Bernardino, the functions of the mer-chant (manufacture, transport, distribution)in service of society were socially useful be-

28 Todeschini Giacomo, Franciscan Wealth, 119.29 Todeschini Giacomo, Franciscan Wealth, 119.30 For an overview of his economic teaching, see de Roover Raymond, San Bernardino.31 His preaching is recorded in De evangelio aeterno (On the eternal gospel), a work composed of 65 sermons. These are model sermons, in

Latin, to be used by others as the basis for popular preaching in the vernacular. Fourteen of these, devoted to economics, are in a subsec-tion titled Tratatus de contractibus (Treatise on contracts), although it covers virtually all economic issues of the era.

32 de Roover, San Bernardino, 16-17. de Roover states this categorization follows Scotus, but does not provide a reference.

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cause they added value to a community, al-though individuals might sin in the process.Bernardino’s practical business ethics builtupon Olivi’s efforts to redeem the merchant.He described the vocation of merchants ascreating value for a community, so long asone observed ethical limits. In a simplisticsense, we can trace the evolution of thoughtacross the middle ages from: merchantscould not be saved, to they might be saved,to if they provided a positive service to so-ciety and observed moral principles, theywould be saved. Bernardino and the Obser-vant reform conveyed legitimacy to whatwould later be named entrepreneurship, con-tingent upon the merchant abiding by ethicalnorms.

In the late fifteenth century, the ObservantFranciscans took this value-creation ap-proach a step further to provide a positiveproposal for access to credit, and in theprocess, revolutionized the church’s think-ing about usury.33 The ban on usury had theeffect of deterring people from makingloans. In reality, of course, the wealthy andpowerful accessed credit, but the poor couldnot.34 The Observant friars questioned theblanket prohibition on loans. They lookedfor practical exceptions to explain howtraders could handle money and exchangefunds without engaging in usury. In a gen-eral sense, the early Medieval understand-ing of usury as a blanket prohibition onloans with interest had given way to a pro-

hibition on unjust rates of interest, which ledto much debate about how to apply the prin-ciple of justice in economic life.

The Observant Franciscans developed apractical alternative to usury in the form ofmicrocredit institutions: the montes pietatis(literally, “mountains of piety,” referring tofinancial contributions by the faithful to startthe institution). These fused religious devo-tion with a communal institution to provideloans with minimal interest to the poor.35

The economic philosophy that spawned themontes transformed European thinkingabout usury, credit, and capital.

The first monte was created in Perugia in1462. Bernardino da Feltre (1439-1494)popularized the montes, founding more than30 in the northern Italian peninsula.36 Themontes were founded as part of public, mul-ti-day preaching campaigns carried out bythe friars of the Observant reform. Theycombined religious processions, preachingin town squares to solicit donations to fundthe montes, and the formation of a commit-tee to assess the requests for loans. The fri-ars deployed images of the suffering Jesus,the “Man of Sorrows,” to evoke God’spathos for humanity and to encourage themto express their religious devotion by mak-ing donations to fund the local monte. Bydrawing on the “Man of Sorrows” image,the friars inspired popular devotion to JesusChrist, cultivated feelings of empathy, and

33 The diversity and evolution of understanding of the meaning and application of usury is beyond the scope of this article. For background,see Noonan John T., The Scholastic Analysis of Usury, Boston: Harvard University Press, 1957 and Todeschini Giacomo, Franciscan Eco-nomics.

34 Because they were considered outside the Christian community, Jewish moneylenders were free from the prohibition on usury. Thesemoneylenders made loans at rates of 40% or even 80%, which incurred resentment. Observant economic thought, including that ofBernardino da Siena, is entangled with anti-Jewish attitudes and preaching by Franciscans and others, which would be an aspect of ourtradition we do not want to retrieve. See Cohen Jeremy, The Friars and the Jews: The Evolution of Medieval Anti-Semitism, Ithaca: CornellUniversity Press, 1982 and McMichael and Myers, Friars and Jews in the Middle Ages.

35 For an overview of the montes, see Puglisi Catherine R. and Barcham William L., Bernardino da Feltre, the Monte di Pietà and the Man ofSorrows: Activist, Microcredit and Logo, in: Artibus et Historiae 29 (2008) 35-63.

36 Bazzichi Oreste, Il Paradosso Francescano Tra Povertà e Società di Mercato: Dai Monti di Pietà Alle Nuove Frontiere Etico-Sociali DelCredito, Effatà. 2011.

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37 See Parsons Ansgar OFM, Economic Significance of the Montes Pietatis, in: Franciscan Studies 22 (1941) 3-28.

inspired generosity. The fusion of images ofthe suffering of Jesus with economic hard-ship of those who are poor prompted reli-gious devotion expressed though an eco-nomic act. The montes were overseen bycommittees of municipal leaders, lay Fran-ciscans, and Franciscan friars. The religiousdevotion and public ethical practice were in-divisible.

Montes operated like a hybrid of what wewould recognize as a pawnshop and a com-munity credit union. They depended upondonations for initial capital, and then madesmall loans secured by personal possessionsfunctioning as collateral. Their loanscharged an interest rate between 4% and12%. The decision to charge interest was nottaken lightly. Bernardino da Feltre stated itwould be a better and more religious act tomake loans at zero interest, but stated thatexperience taught that this was infeasible.More than 66 Observant Franciscan friarswere involved in founding montes 1463-1515.37 These institutions continued in var-ious forms in Italy, Spain, and Latin Ameri-ca for centuries.

The montes were institutional expressions ofa practical Franciscan economic philosophyinspired by the passion of Jesus Christ. Theirestablishment and social impact changed theway that the church and society thoughtabout money, loans, and capital. Usury hadbeen understood as a blanket ban on thecharging of interest, but these FranciscanFriars saw the value of creating an excep-tion that provided the poor access to capital,inspired by the compassion of Jesus. Theyrecognized that they could provide econom-ic opportunity for poor by providing afford-

able loans, without breaking the usury pro-hibition, and then defended the montes as apractical and ethical approach. The friarschanged the nature of the public conversa-tion about credit from “no” to “how couldordinary people access affordable loans toimprove the material condition of theirlives?”

Retrieving Franciscan philosophy to inspire social value creation today

This essay presented socially-engaged Fran-ciscan philosophers who brought Franciscanthought to bear on their own societies. It de-scribed how they applied lessons from theirlived experience as Franciscans to matterseconomic and political, and demonstratedthe degree to which Franciscan philosophersengaged the markets of their societies. Theydeployed practical intelligence and wisdomto articulate a positive contribution thatChristians could make to civic life. We maydraw out several lessons from these exam-ples that can guide our approach to engagingthe economic needs of contemporary socie-ty.

First, Franciscan philosophy moves frommoral critique to positive proposal for socialvalue creation. These men criticized the eth-ical failings in markets and society, but theywere not content with that. They listenedvery carefully to lay people working in theeconomy, to their struggles and concerns,and then drew from their Franciscan tradi-tion to propose new ways of thinking, newways of organizing society and its institu-tions. Bernardino da Siena did not limit hispreaching to criticism of unethical econom-

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ic behavior; he outlined how entrepreneurialactivity created value for a community.Bernardino da Feltre was not content topreach against usury; he and his fellow Ob-servants created positive alternatives to ad-dress human economic needs.

Today, Catholics and people of faith candraw inspiration from this approach by com-plimenting advocacy for just social struc-tures with initiatives that create social val-ue, especially for the poor and disadvan-taged. Social entrepreneurship is particularlywell suited for this emphasis on social valuecreation. Rather than relying on charitableaid or government initiatives, social entre-preneurship creates opportunities for thepoor to create local economies, and to de-velop their own moral agency in society.

Second, Franciscan economic philosophyproposes the use of money, commerce, andfinance to create social value. St. Franciswas opposed to holding and using money,and he instructed his followers in this, re-sulting in innumerable debates. However,when Franciscan philosophers encounteredthe needs of their contemporary society, theydid not restrict themselves to the instructionsthat Francis gave his brothers. Rather, theyfocused on the ethical principles of the spir-it of fraternity, the obligation to meet thematerial needs of others, and the importanceof designing institutions that fulfill thesevalues. This illustrates the ethical imagina-tion and moral creativity that marks Fran-ciscan economic philosophy. Public advo-cacy for justice is important, but so too areworking models that embody ethical princi-ples.

Today Catholics and people of faith candraw inspiration from the historical Francis-can economic vision and its institutions toparticipate in the creative use of economicsto foster the common good. The contempo-rary social enterprise and impact investmentmovement provides an ideal vehicle for thepursuit of social value creation. This paperhas illustrated the importance of advocacyin the political realm, but that ethical cri-tique is not sufficient. This does not, by it-self, create social value. The Franciscan ap-proach to economics holds out ethical stan-dards that we can use to evaluate severalcontemporary approaches to entrepreneur-ship and investment. Many people of faithtoday evaluate the ethics of commerce withthe ethical guidelines approximating the tencommandments: so long as one does noharm to others, the activity is ethically ac-ceptable. Likewise, ethical approaches to in-vestment have generally deployed “negativescreens,” meaning that economic activitiesdeemed morally objectionable are precludedfrom engagement. To these approaches, wecan counterpropose “social value creation”as a positive ethical criteria. How does anenterprise or an investment create measura-ble social value? How much more credibleour advocacy in society could be if it weremarried to practical examples of social val-ue. For example, could faith communitieslaunch and support social enterprises? Couldfaith communities lead society toward animpact investment approach for all invest-ment?

Third, the innovations in economic philoso-phy in these examples required close col-laboration between Franciscan Friars and

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laity. It may be helpful to think of this col-laboration as in the spirit of “encounter” asarticulated by Pope Francis, since each par-ty brought expertise from lived experience.The friars brought their spirituality, andmoral and theological training, while mer-chants and civic leaders drew on their prac-tical experience in leading social institu-tions. The ethical teachings and innovativeinstitutional expressions thereof were thefruit of this dialogue.

From these examples we can draw inspira-tion, wisdom and ethical guidance. Specificanswers to our contemporary challenges donot lie in the past, but by better understand-ing our Christian and Franciscan traditions,we can engage our brothers and sisters –young or old, lay or religious, Christian orjust socially conscious – in our efforts toeradicate poverty and protect the planet.

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Money as a medium of exchange

When I use money in my everyday life, Iusually do so as a matter of course, withoutgiving much thought to the meaning andpurpose of my actions or to possible prob-lems. I would like to own a product, for ex-ample, an article of clothing, and proceed topay the given price for it. Or I require a cer-tain service, such as getting a repair done bya tradesperson, and pay for it at the agreedrate. In this case, money is fulfilling its orig-inal purpose: to be a medium of exchange. Itsimplifies barter transactions, because it is aneutral means of payment that can be ex-changed for anything, thus making me inde-pendent of whatever the other person hap-pens to need at the moment. That person canuse the amount he or she has received fromme for exchanges with other business part-ners. It is a system of mutual trust based onall parties recognising this medium of ex-change. When I pay with money in every-day life, I am using the most universal andeffective system of mutual trust that has everbeen invented.

Money as a means of hoarding

Things become more complicated with thequestions „How can I increase my moneyand how can I ensure that enough money isavailable to me in the future?“ The conven-

tional small saver would take his money tothe bank or savings bank and deposit it in asavings account. In return, he would receiveinterest that was high enough to exceed therate of inflation. As a result, the moneywould continually increase. Whether oursaver was always aware of the system be-hind it, I venture to doubt. The fact that thebank proceeded to lend out that money forhigher interest rates may have been some-thing he was aware of, but what he was pre-sumably not aware of was that the interesttaken by the bank is factored into the prod-ucts for consumers. Nor is he likely to havegiven much thought to what it means ethi-cally when money diverges from its originalpurpose of being a circular medium of ex-change, and then „works“ as a dormantmeans for hoarding, thus becoming an endin itself. However, this, too, ultimately in-volves a system of trust. The granter of cred-it – stemming from the Latin term credere =to believe – lends his money in faith andtrust in order to have it returned at a profit.

Redistribution from the poor to the rich

The objective of money accumulation hasled to massive inflation in the financial sec-tor. As various studies have shown (such asthat by Thomas Piketty), the accumulationof capital leads to ever greater inequalitiesin society. This is due to the fact that the pro-

Can there be a right system within the

wrong system?

Ethical investments from a Franciscan perspective

Stefan Federbusch OFM

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ductivity rate from labour averages 1.5 per-cent, but the return on capital is 6 percent.To put it bluntly: if you have money, thedeck is stacked in your favour. Whoever hascapital has power. Cooperation becomescosting. Everything becomes a commodityand is given a price. Money as a commodi-ty in combination with private property, asan end in itself, leads sociologically and psy-chologically to individualisation and to amore or less deeply divided of society. Pos-sessing money as a means of hoarding leadsto asymmetrical relationships and to redis-tribution from the poor to the rich.

In the meantime, the interest system hascompletely changed, including even nega-tive interest rates. A new question beingasked is whether there is still a financial in-vestment that is profitable at all. This alsoapplies to the religious orders, which arecontinuously decreasing in numbers. Thismeans less income, as the number of sistersand brothers still working is massively de-creasing, while at the same time there arehigh expenses for members in need of care.In order to guarantee retirement provision,the corresponding reserves prescribed by thestate are required, usually in the millions.Unless the available capital is invested in re-al estate, it should be invested in financialassets in the form of shares and securities.The multitude of today’s investment formshas become inscrutable for laypersons (andapparently even for experts). All that can beseen is that large parts of the financial mar-ket have completely decoupled themselvesfrom the real economy and are leading a lifeof their own. In fractions of a millisecond,computers, i.e., algorithms, ensure thatevery smallest advantage is exploited to turnmoney into even more money. To put itmore pointedly: the financial world is nolonger there to support the economy with fi-

nancial capital, but rather, the economy hasbecome a slave to the capital market. Theprofits are not received by those who gener-ate them (for example, the employees), butby the company’s shareholders. This leadsto such paradoxical developments that, in(profitable) companies, employees are be-ing made redundant in order to increase thedividends, the distributions to shareholders.From an ethical point of view, this is not on-ly a highly questionable, but also an unac-ceptable, process.

Capitalism driven by the financial market

If we look at this from the meta-level, wequickly realise that the process described isnot a one-off mishap on the part of an indi-vidual, but is simply the sense and purposeinherent in the system. The current financialsystem is the engine of the current econom-ic system known as capitalism. This is basedon the factors of competition, stinginess,greed, selfishness, ruthlessness and irre-sponsibility. The aim of doing business is fi-nancial gain. The compulsion to grow is in-herent in capitalism. Its negative conse-quences can be felt everywhere. Theeconomic consequences: abuse of power,formation of cartels by global conglomer-ates and elimination of competition, ex-ploitative working conditions via relocationto low-wage countries. The environmentalfactors: climate change with simultaneousexorbitant resource consumption along withthe decline in biodiversity. The social fac-tors: increasing inequality between the richand the poor, neglecting basic needs, hungerdue to the numerous natural disasters result-ing from climate change, increasing socialtensions, and an increase in the number of

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refugees. The political factors: the decline invalues, the subordination of politics to theeconomy and the financial world, the rise of(right-wing) nationalism, and the threat todemocracy... to name just a few.

Is there a right system within the wrongsystem?

Given these facts, we must allow ourselvesto ask the heretical question: Can there be aright life within a wrong life? Can there bea right system within the wrong system?Can there be an ethical domain within a sys-tem that is unethical in principal? This ques-tion only makes sense, of course, for thosewho share the preceding premise. Anyonewho thinks our economic and financial sys-tem is fair and the best of all possible worldswill not be able or willing to accept this crit-ical objection. The term „ethical invest-ments“ suggests that this ethical domain ex-ists. It also implies, as a flip side, that equal-ly unethical financial investments exist. So,am I engaging in morally correct conductwhen I invest in ethical investments? Thatdoes seem to be the case within the system:if I only invest my money in areas that meetecological, social and cultural requirements;if I follow exclusion criteria and thus avoidareas in which there are massive humanrights violations and environmental destruc-tion; if I follow the „best-in-class“ principleand always give preference within a catego-ry to the investment properties that bestmeet the sustainability criteria. But, onceagain, there is the question: Can there be aright system within the wrong system? Do Inot have to question the system as a matterof principle in order to make an ethical andmoral assessment?

Money as donkey droppings

At this point, we would like to refer to ourfounder, Francis of Assisi (1181–1226). Todiscreetly sweep him under the rug as acrackpot and fantasist, who, in any case, hasno idea about the matter, would not help atthis point. At best, it would be to prema-turely remove the thorn we have been stuckwith. After all, this „madman“ made ab-solute poverty the practical foundation of hislifestyle – in addition to taking the Gospelas his orientation from a substantive pointof view. For him, this included a radical banon money. In the rules of the order, he stip-ulates that money should not be given morevalue than stones. No brother should everdare to touch a coin (exception: to get ne-cessities for sick brothers). If a brothertouches money, Francis’ demand is that hecarry the coin outside in his mouth and placeit in donkey droppings. Faeces and moneyare to be afforded the same estimation ofvalue. The brothers are to flee from it likefrom the devil incarnate. Just as for Francisthe leper becomes God’s sacrament, for him,money is the devil’s anti-sacrament. Just ashe venerates the Eucharist, he rejects moneywith this same determination as a sign of ar-rogance and greed. He contrasts the diabol-ical dynamics of gathering and hoardingwith the divine dynamics of letting go andbecoming poor. His creditor was God, towhom he returned everything with praiseand thanks. His credo (credit) was to serveGod and not the idol of money, to entrusthimself completely to Him, and not to relyon possessions, which can make one pos-sessed. Francis had observed all too wellwhat wealth leads to in his father, as a new-ly rich cloth merchant. Thus, he departedfrom the developing capitalist world of theemerging bourgeoisie and lived a contrast-

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ing programme: a counter-model that wassustained by the values of Jesus and hisGood News.

The wind is quickly taken out of this (his-torical) cross-referencing argument in that,for a long time now, we Franciscans havebeen far from living without money; on thecontrary, we have good incomes and corre-sponding reserves. The attitude towardsmoney has also changed in our „mendicantorder“, and we are no longer a counter mod-el, but rather a part of the system. Even ifwe leave unanswered the question of the ac-tual poverty of Jesus and leave out the strug-gle around poverty historically, the point re-mains as to what the socially critical posi-tions of Jesus mean for us as people whoclaim to follow Him as Christians.

„This economy kills“

Let us now jump from Francis then to Fran-cis now. For the Pope, our capitalist eco-nomic system is an „economy that kills“ be-cause it excludes people and, as a throw-away culture, treats them like rubbish. Thequestion of doing business is (for him) aquestion of faith. „Just as the commandment‘Thou shalt not kill’ sets a clear limit in or-der to safeguard the value of human life, to-day we also have to say ‘thou shalt not’ toan economy of exclusion and inequality,“ hewrites in his encyclical, Evangelii gaudium(53). Pope Francis puts this „no“ on thesame level as the divine commandments,and with the prohibition against killing. Aneconomy that kills is an ungodly system.The „no“ to such a system is a command-ment for Christians! No to an economy ofexclusion – no to the idolatry of money – noto money that rules instead of serves – no tothe social inequality that creates violence. It

could not be specified more clearly, norcould the demand be more clear!

Status confessionis

In this regard, the Pope is in harmony withother Christian churches. In 1997, theWorld Alliance of Reformed Churches(WARC) declared the assessment of theeconomy to be a status confessionis, i.e., aconfessional situation in which the Churchmust clearly say yes or no if it does not wantto lose its Church. This was also acceptedby the World Council of Churches (WCC)at its Harare assembly in 1998 and 2000,and also by the Lutheran World Federa-tion (LWF). The WCC followed up withseveral documents and decisions at the 10thAssembly in Busan in 2013.

In the so-called Bogor statement, it states:

„We recognise the fatal interdependence ofthe global financial, socio-economic, cli-matic and ecological crises, which, in manyplaces in the world, are linked to the suffer-ing of people and their struggle to live. Far-reaching market liberalisation, deregulationand unrestricted privatisation of goods andservices exploits the whole of creation, de-stroys social programmes and services, andopens up seemingly limitless productiongrowth to economic markets across borders.Uncontrolled financial flows are destabilis-ing the economy in a growing number ofcountries worldwide. The various aspects ofclimate, environmental, financial and debtcrises are interdependent and mutually rein-forcing. We can no longer address them asseparate.“ (10)

The (2nd) mission statement is even clear-er:

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„We affirm that the economy of God isbased on the values of love and justice forall and that the mission of conversion op-poses idolatry in the free market economy.Economic globalisation has replaced theGod of life with mammon, the god of freemarket capitalism, who claims the power tosave the world for himself through hoardingexcessive wealth and prosperity.“ (108)

Finally, a São Paulo Declaration has beenadopted, the result of a 2012 conference offour ecumenical organisations: WCC, LWF,WARC and the Council for World Mission(CWM). It states:

„We reject an economic order based on ex-cessive consumption and greed, and we areaware of how much neo-liberal capitalismpsychologically seduces us into wanting toown more and more. By contrast, we sub-scribe to the Christian and Buddhist conceptof an economy of frugality, which calls forrestraint (Luke 12:13-21).“

All major Christian churches have thus re-jected imperial capitalism for theologicalreasons. In various contexts, Pope Francishas repeatedly spoken of the „tyranny of themarket,“ the „imperialism of money,“ „eco-nomic and financial terrorism,“ and the„idolatry of money.“ Shortly after his elec-tion as Pope, Francis said in mid-May of2013: „We have created new idols. The wor-ship of the Golden Calf from ancient timeshas found a new and heartless image in thefetishism of money and in the dictatorshipof the economy, without a human face andwithout real human purpose...“ His analysisfinds its conclusion in the fourfold no thatthe Pope pronounces in his encyclical Evan-gelii gaudium: No to an economy of exclu-sion – no to the idolatry of money – no tomoney that rules instead of serves – no tothe social inequality that creates violence.

The Vatican document on the financialworld

That money and the economy must serveman and not vice versa is also expressed inthe document „Oeconomicae et pecuniari-ae quaestiones“, which the Congregationfor the Doctrine of the Faith publishedwith a view to the financial world in 2018.The last horizon always has to be the com-mon good. In politics and economics, ethicsare required that are based on freedom,truth, justice and solidarity. The documentidentifies concrete failures and how to over-come them: supranational regulation of thefinancial system based on solidarity, a sepa-ration of commercial banks and investmentcompanies, a commitment by companies tosocial responsibility towards the communi-ties concerned as „stakeholders“ and not on-ly towards their shareholders, the establish-ment of ethical committees for lending, aban on speculation with risky securities, aban on speculative derivatives, etc. Particu-larly dangerous for the common good areshadow banks, offshore operations, system-atic tax avoidance and evasion, and moneylaundering. However, it is also about „criti-cal and responsible control of consumptionand saving behaviour... Our choice must befor goods that have been produced in an eth-ically worthy manner.“

For example, the mission statement de-clares: „Economic globalisation has re-placed the God of life with mammon, thegod of free market capitalism, who claimsthe power to save the world for himselfthrough hoarding excessive wealth and pros-perity.“ (108) All major Christian Churcheshave thus rejected imperial capitalism fortheological reasons.

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The social document of the Churches

The social document of the Catholic andProtestant Church in Germany from Feb-ruary 2014 propagates the model of a socialand ecological market economy as the bestway to cope with social and ecological prob-lems. The Churches emphasise the primacyof political policy over the economy, advo-cating that framework conditions for theeconomy be consistently designed in thesense of an orientation towards the commongood. Money must perform the function ofservice and capital must be coupled with thereal economy. So far so good. The problemis the adherence to the growth model. Thesocial document is committed to „develop-ment paths that decouple economic growthfrom further increases in resource and envi-ronmental consumption and curb the dan-gers of climate change.“ On the one hand,this decoupling is an illusion, and, on theother hand, it is not about avoiding furtherincreases, but about a massive reduction inconsumption of resources! The social doc-ument conceals the necessary changes andconsequences for each individual and forour society as a whole. In this sense, I see itis a trivialisation and as a missed opportuni-ty for us as Christians to newly question ourvalues.

The question remains as to why the Church-es have clearly not put forward a uniformposition for specific practice, despite allthese official documents. This could be be-cause the Catholic perspective is based onthe social doctrine. This is based on a de-fensive attitude towards socialism. The keypoint, according to Ulrich Duchrow, was toaccept the basic structure of capital as pri-vate ownership of the means of productionand wage labour, but to assert and practical-ly support the priority of labour over capi-

tal. This takes the guiding concept of sub-sidiarity, my private property and the mar-ket as a basis, which is then only supple-mented by the secondary guiding concept ofsolidarity. Accordingly, it is a question of in-fluencing capitalism ethically, but not ofovercoming it. Pope Francis has favouredmore of a liberation-theological approach,which gives priority to solidarity. In view ofthe balance of power in the Roman CatholicChurch, however, he shied away from aclear systemic critique, with the result thathis texts waffle on this issue.

Are ethical investments unethical?

If I stay within the system, then ethical in-vestments are a morally sound solution.However, when I look at the system as such,I find, as explained above, that it has manycomponents in its essential features and ef-fects that are anything but morally accept-able.

Perhaps you do not want to go as far as Gar-ry Leech, who calls capitalism „global geno-cide,“ or Jean Ziegler, who calls it „a crimeagainst humanity.“ However, an increasingnumber of people are criticising a financial,economic and social system that is charac-terised by structural greed and the destruc-tion of livelihoods. It is about the compre-hensive culture of life, about the vision of asustainable economy that benefits everyone.Today this is being discussed under the term„The Great Transformation“. The objectiveis economic, social and political systemsthat are socially just and climate-friendly,sustainable, and therefore of use to life. Inhis opening address at the Ecumenical As-sembly in May 2014 in Mainz, GeikoMüller-Fahrenholz repeatedly referenced StFrancis. „The Great Transformation requires

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that we as Christian men and women makea firm commitment to a Franciscan way oflife. I see our mission in this, as a church,and especially as a religious order. The In-dian writer and political activist ArundhatiRoy writes: „Another world is not only pos-sible, she is on her way. On a quiet day, I canhear her breathing.“

Are ethical investments part of this other,transformed world, or are they unethical? Inmy opinion, engaging in them at least entailsleaving things at step 1, that of an internalsystemic analysis, and neglecting step 2, thatof undertaking a fundamental analysis of theentire system of capitalism. For me, thatwould mean being blind in one eye. To patourselves as a Franciscan order on the backabout how great we are at investing ourmoney ethically is not enough, and consti-tutes a cynical attitude towards those who,as disposable waste, are victims of the sys-

tem from which we profit (generate profit)and at whose expense we live. To point thisout again and again is what I view as beingthe central mission of a Franciscan institu-tion like the Missionszentrale that is con-cerned with creating a better world for all byvirtue of the preferential option for the poor.

In 2012 the WCC asked: „How can we de-feat the spirit of the market?“ As an order,we are part of the capitalist economy. We arepart of capitalism as driven by the financialmarkets. To hammer this point home: Dowe, in fact, want to defeat the spirit of themarket?

Book suggestion: Stefan Federbusch, Nach-haltig wirtschaften – gerecht teilen (Fran-ziskanische Akzente Band 8), Echter Verlag,Würzburg 2015

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In order for ethical and sustainable criteria tobe taken into account in investment deci-sions, it is necessary to break through theanonymity of the financial markets with re-gard to such issues and to create the neces-sary transparency. The aim is to present thecompanies and investment opportunitieswhere responsible investors can invest theirmoney with as „good a conscience“ as pos-sible, i.e., on the basis of sound ethical cri-teria. – With this aspiration, the template fora catalogue of criteria for rating the ethicalsustainability of companies and invest-ments, the Frankfurt-Hohenheim Guidelines(FHG)1, was published in 1997 by the inter-disciplinary, Ethical-Ecological Rating proj-ect group (EER).

The range and volume of sustainable in-vestments has been steadily increasing formany years now. The significance of sus-tainability in investment decisions is grow-ing, and the answer to the question of howsustainability along with the sustainabilityperformance of companies can be measuredis becoming increasingly relevant, and hasby no means arrived at a conclusion – evenmore than 20 years after publication of theFHG.

I. The Frankfurt-Hohenheim Guidelines

Criteria: natural, social and culturalcompatibility

The publication of the FHG presented acomprehensive catalogue of criteria, basedon theory and methodology, for the ethicaland ecological rating of companies and in-vestments and provided a differentiated, the-oretical foundation for the predominantlypractice-oriented approaches that had exist-ed until then that does not just operate withrelatively arbitrary so-called „pass or failcriteria“.

The guidelines seek to present potentiallyrelevant testing aspects for ethical and eco-logical ratings as thoroughly as possible, i.e.,for evaluation of companies and capital in-vestments according to ethical and ecologi-cal criteria.2 Starting from a normative un-derstanding of sustainability, the FHG arebased on the three rating dimensions of cul-tural, social and nature compatibility, whichare further specified in almost 800 sub-cri-teria. The universal goal linking these threedimensions of cultural, social and naturecompatibility is that of securing the survivalof human beings and our shared world forevolving in community with the whole ofcreation (= bio-survival security).3

1 Hoffmann Johannes, Ott Konrad, Scherhorn Gerhard (eds.), Ethische Kriterien für die Bewertung von Unternehmen – Frankfurt-Hohenheimer Leitfaden, Frankfurt/M. 1997.

2 In addition to companies and products, sustainability ratings also specifically rate countries (= country rating). However, for reasons offocus, the present text deals in particular with the rating of companies.

3 Hoffmann Johannes, Zur Bedeutung der Kulturverträglichkeit, in: Hoffmann Johannes, Ott Konrad, Scherhorn Gerhard (eds.) 1997, 263-319; here: 290f.

The Rating Process: From the

Frankfurt-Hohenheim Guidelines

to sustainability rating

Claudia Döpfner

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While the criteria for the rating dimensionof environmental compatibility in the con-text of eco-ratings, eco-audits and eco-in-vestment products, etc., had to a degree al-ready been available in a quite differentiat-ed form, in the FHG – in addition to thesystematisation and even more detailed for-mulation of environmental compatibility –the criteria of social compatibility, whichhad largely been neglected until then, werecarefully worked out.

However, the rating dimension of culturalcompatibility, developed for the first time inthe FHG, broke new ground. Differentiatingthis dimension raised considerable opera-tionalisation problems, and the cultural di-mension is still given rather secondary con-sideration in the sustainability rating and inthe sustainability debate as a whole.

The rating dimension of cultural compati-bility is based on an understanding of cul-ture as an overarching concept of life that isultimately decisive for the members of a so-ciety. Correspondingly, indispensable pre-requisites for economic activity are also tobe found in the external area of the eco-nomic system: in the life-world’s culturalknowledge of order and its normative con-tent. Business enterprises therefore operatenot only in a legal and economic, but espe-cially also in a cultural context of basicmoral convictions that are indispensable foreconomic and social interaction. Economicactivity is functionally dependent on gener-al recognition of moral values, such as fair-ness, responsibility, truthfulness, trust, trans-parency, solidarity (despite competition),etc. These values cannot be generated by theeconomic system itself. However, they canbe supported and promoted by appropriate

entrepreneurial business conduct, or evenundermined, damaged or, in extreme cases,destroyed.4

Accordingly, a company can only be classi-fied as culturally compatible if it acts in ac-cordance with the moral values of the re-spective society and does not, for example,exploit low environmental and/or socialstandards abroad for the production or saleof products.

Implementation: Corporate Responsibility Rating

In order to implement the FHG on the mar-ket, it was first necessary to develop an op-erational sustainability rating concept fromthe comprehensive catalogue of criteria.This was also driven forward by the EERproject group, in very close cooperation withthe Munich-based eco-rating agency oekomGmbH, which has been operating on themarket since 1993. The jointly developedCorporate Responsibility Rating (CRR)measures and evaluates the responsibility ofcompanies towards the natural environment(= Environmental Rating), towards societyand cultures, and towards the people affect-ed by corporate activities (= Social CulturalRating). This means that during implemen-tation, two equivalent rating componentswere then developed from the three ratingdimensions of nature, social and culturalcompatibility that were originally formulat-ed in the guidelines: the Environmental Rat-ing and the Social Cultural Rating. This two-way breakdown resulted from the fact thatthe criteria of social and cultural compati-bility partially overlap in the FHG. At thesame time, due to the complexity of the rat-ing dimension of cultural compatibility, it

4 Cf. Hoffmann Johannes, Ott Konrad, Scherhorn Gerhard (eds.), Ethische Kriterien, 91f.

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was initially only possible to develop a fewmeasurable and rateable indicators.

First application: a pilot study facilitat-ed by religious orders

The CRR was applied for the first time in2000 as part of a pilot study that was large-ly facilitated and financed by religious or-ders. One the one hand, the aim of this studywas to test the rating concept in practice. Onthe other hand, in a first trial, there was tobe a clear filtering out of companies inwhich church investors, but also other insti-tutional and private responsible investors,can invest their money ethically and sus-tainably in the form of fixed-interest securi-ties and shares.

In order to obtain the necessary informationon the investment forms, habits and volumesof ecclesiastical institutional investors,eleven German religious orders disclosedtheir investment portfolios to the EER proj-ect group and to oekom. On this basis, in afirst trial of the CRR, around 170 companiesfrom various industries were identified andrated by oekom in terms of their environ-mental and socio-cultural performance. Thefirst rating results of these companies in-cluded in the pilot study were presented tothe public in September 2000, and at thesame time the portfolios of the participatingreligious orders began to be restructured ac-cordingly. This was the first step towardsundertaking company ratings on the basis ofthe ethically normative sustainability con-cept formulated in the FHG for enabling thesubstantiation of ethical and sustainable in-vestments.

II. Sustainability ratings: relevance, limits, requirements

The pioneers of the early days, such asoekom – although imug, in particular,should not go unmentioned at this point forthe German-speaking world – have becomeglobally active rating agencies whose data-bases cover thousands of issuers.

Sustainability rating providers present in-formation services on the sustainability per-formance of companies. To this end, theycollect information concerning sustainabili-ty data and sustainability measures fromcompanies at regular intervals, measuringand rating them against a wide range of cri-teria and indicators. It is particularly thisregular querying of companies’ sustainabil-ity data5 by the agencies that has led to a sig-nificant increase in the transparency of suchdata and in its quality over the years. De-pending on the rating approach, raters re-ceive their information from the annual orsustainability reports, often supplementedby (sector-specific) standardised question-naires. In addition to the data provided bythe company itself, external research sourcessuch as data from NGOs or publicly acces-sible news portals may also be used. Thisenables the company’s own information tobe confirmed or critically questioned. As arule, the rating evaluation is followed by adialogue with the rated companies beforethe rating is published, again depending onthe rating approach, during which addition-al information may be provided if necessary.

The data collected by sustainability ratingagencies and the sustainability ratings basedon this data serve, in particular, as a basis for

5 For some years now, these have mostly been summarised under the heading ESG: environmental (E) and social (S) aspects, as well asthose of (corporate) governance (G).

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the decisions investors make, and thus alsoinfluence the supply of sustainable financialproducts. At the same time, however, theycan also produce effects in the company un-der review itself. This is because the sus-tainability ratings provide information onthe degree to which „sustainability“ hasbeen achieved and indicate potential for im-provement. They thus provide an earlywarning system for identifying relevant,company-related sustainability aspects.Comparative standards are created for entireindustries.

The enables promotion of developments to-wards sustainability. Companies that con-sistently take sustainability criteria into ac-count reduce reputation and performancerisks and attain decisive competitive advan-tages.

However, the design options of these ratingsand the criteria applied in each case are verydiverse, because the multidimensionality ofthe concept of sustainability allows for awide range of design options. Positive andnegative criteria are applied, along with ex-clusion criteria and tolerance limits, whichform the basis for individually compiled in-dividual ratings and aggregated „finalscores“. As a result, such ratings can turn outvery differently and differ greatly in termsof their significance and quality. However,this complexity is at bottom not a weakness,but rather a strength of the „concept of sus-tainability“, which evolves through socialdiscourse and allows for a variety of differ-ent, but by no means arbitrary approaches.

In the course of the „mainstreaming of sus-tainability“, the market for sustainabilityservices has changed considerably in recentyears, producing a large number of differentproviders of sustainability ratings and sus-tainability information. On the one hand, a

concentration process has taken place at rat-ing agencies via numerous takeovers andmergers. Since 2018, for example, oekomhas been part of the US International Share-holder Inc., and imug (with Vigeo EIRIS)has been part of Moody’s Investors Servicesince 2019. The market is dominated by sev-eral large providers, including, for example,MSCI ESG Ratings, RobecoSAM and Sus-tainalytics. On the other hand – encouragedby the ongoing expansion of sustainabilityreporting (cf. also the EU NFI Directive)and new technologies – new providers haveestablished themselves on the market, suchas traditional providers of financial marketinformation who now also offer sustainabil-ity data on companies, such as Bloombergand Thomson Reuters. In addition, a num-ber of „special agencies“ have emerged inrecent years, such as Ethos Services,RepRisk or Trucost, which focus on indi-vidual aspects of sustainability, such as cli-mate change, etc.

Since sustainability has been taken up by anincreasing number of conventional, global-ly active players and has also been accordedever greater importance in politics and reg-ulation, the topic has taken on a whole newdynamic. This development can generallybe assessed as positive: in the meantime,„sustainability“ has become an indispensa-ble concept.

At the same time, this has led to an orienta-tion towards primarily economic-risk-basedsustainability ratings, which must be viewedcritically on the basis of the original, nor-mative concept of sustainability. As sensibleand correct as it may be, especially from abusiness point of view, to take into accountthose sustainability criteria which are eco-nomically profitable or which are consid-ered to be economically relevant, this re-

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ductive approach must be viewed criticallyfrom a social, ecological and also a longer-term business perspective. This perspectiveallows sustainability aspects to be disre-garded in companies which (initially) haveno direct financial impact, or which are con-sidered negligible. As a consequence, acompany that is involved in corruption orenvironmental violations, for example,could act in accordance with a risk-basedunderstanding of sustainability, whereby therisk of „uncovering“ these misdemeanoursis estimated to be lower than the profits orreduced costs that can be expected as a re-sult.

The potential of sustainability ratings as anearly warning indicator and important driv-er for entrepreneurial innovation can onlyunfold if these ratings provide comprehen-sive coverage and a high level of investiga-tive depth with regard to sustainability top-ics and indicators that go beyond narrowlydefined entrepreneurial risks. Only such „in-dependent“ sustainability ratings can reflectimportant signals and information for com-panies with regard to sustainability issuesand identify potential for improvement –and thus, ultimately, also contribute to ad-vancing sustainable development.

III. Summary and outlook

In summary, it can be said that measuringthe sustainability performance of a companyis a very complex process in which there isno „one true path“, meaning that competi-tion among the providers of sustainabilityratings makes perfect sense. However, thisalso means that the assessments of individ-ual sustainability rating agencies sometimesdiffer (significantly).

New technologies and advancing regulationare likely to change the way data is collect-ed and processed in the future. Much of thedata will be standardised and publicly avail-able. However, due to the complexity of thetopic, it can be assumed that no uniform rat-ing standard will prevail in the future. Thecomplexity of the topic and the heterogene-ity of the ideas with respect to the content ofsustainability hinder the standardisation ofthese ratings.

Investors, too, have differing values, objec-tives and differing ideas regarding the con-cept of sustainability and deliberately resortto selected rating methods, although the jus-tified desire for better comparability of re-search and rating approaches and the hopefor a clear definition of sustainability is re-peatedly expressed.

Despite the need to interpret the concept ofsustainability and the resulting differencesin the content and methodological ap-proaches of the various providers, this mustnot lead to sustainability ratings being sub-ject to the suspicion of subjectivity and ar-bitrariness. After all, the intent of ratings, in-cluding in the area of sustainability, is pre-cisely that of reducing informationasymmetries. Regardless of how the variousrating methodologies present themselves indetail, certain quality criteria must be met,such as independence/objectivity, accuracy,verifiability and transparency: transparencyregarding the orientation of the respectiveapproaches of the rating agencies; regardingwhat requirements, understanding of sus-tainability, and objective the providers ofsustainability ratings are operating with; andregarding what is focused on and what de-liberate limits are being chosen. In this re-spect, the rating providers are obliged toprovide relevant information in a „transpar-

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ent“ manner, such that it is possible for usersof the ratings to establish comparability be-tween the different approaches, despite theheterogeneity.

At the same time, it is appropriate for theuser to responsibly apply the various ratingapproaches. There should be critical exami-nation with respect to the providers that areundertaking sustainability ratings. Not allsustainability rating providers are able toprovide responsible investors with a sub-stantiated sustainability basis for their in-vestment decisions.

Sustainability is not arbitrary; rather, fromits original intention, it is an ethically nor-mative concept, as formulated in the Frank-furt-Hohenheim Guidelines with the threeoverarching rating dimensions of nature, so-cial and cultural compatibility. Based onsuch a value-based understanding of sus-tainability, ratings can make an importantcontribution to promoting sustainable de-velopments. Since the 1990s, the first sus-tainability rating agencies have done pio-neering work and strongly promoted themarket for sustainable financial investments.Even if more and more corporate sustain-ability data is available and retrievable in astandardised form in the future, especially

from large, listed companies, this will leadto changes, but will likely not replace thesustainability rating services. One importanttask, among others, could continue to be rat-ing the sustainability performance of smalland medium-sized enterprises. Critical ex-amination of the content and independentrating of the data provided by companiesthemselves, along with reflection on and fur-ther development of the relevant sustain-ability criteria and indicators to be exam-ined, must also be carried out by independ-ent parties. – Similar to the increasinglystrong focus on the impact of sustainable in-vestment products, the overarching questionof impact could in future also be givengreater consideration in the sustainabilityrating: What contribution does a companyactually make to sustainable development?Might it even be more likely that a compa-ny is against that objective? In particular, theoverarching rating dimension of culturalcompatibility developed in the FHG canprovide important impetus here. To achievethis, however, the special challenge of oper-ationalising cultural compatibility, which isnecessary for consistent application in thecourse of rating sustainability, would againhave to be intensively addressed.

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The importance of sustainable investmentsas a topic has grown enormously in recentyears. There are many reasons for this. Thesignificant increase in the visibility of thistopic in the media has resulted in growingdemand from investors. The topic is alsobeing promoted by the regulator, amongother things by the EU Commission’s in-troduction of a uniform classification sys-tem for environmentally sustainable eco-nomic activities (the so-called taxonomy)or the EU regulation on sustainability-relat-ed disclosure requirements in the financialservices sector.

However, the companies themselves alsorecognise that they can create long-termcompetitive advantages through sustainablemanagement, for example a positive image,better customer loyalty and employee re-cruitment, as well as cost reductions via eco-nomical use of resources.

The concept of the terrAssisi Aktien I AMI

Ampega Investment GmbH launched twoinvestment funds together with the Mission-szentrale der Franziskaner in 2009, the ter-rAssisi Aktien and the terrAssisi Renten,which are managed strictly according to sus-tainability criteria.

There is still no uniform approach to the top-

ic of sustainable investments. Harmonisa-tion would be desirable but is difficult toachieve in practice because it is an emotion-al issue where every investor wants to havehis or her ideas or values taken into account.Ampega’s approach is strongly influencedby the ethical values of the Missionszentraleder Franziskaner.

The family of terrAssisi funds is charac-terised by a direct impact in the sense of thephilosophy of the Missionszentrale derFranziskaner. Part of the funds’ managementfee goes to aid projects around the world.

The investment process

How Ampega proceeds in specifics whenselecting individual securities is presentedhere using the example of the globally in-vesting terrAssisi Aktien public equity fund.

Ampega works together with the ratingagency ISS ESG (formerly oekom ResearchAG) during the investment process. ISSESG is one of the leading providers for thesustainability rating of companies. In total,the investment process consists of threesteps. The first two steps reflect the non-fi-nancial sustainability approach, while thethird step involves fundamental rating crite-ria according to which the companies are fi-nally selected for the portfolio.

Sustainable investment – A practice re-

port based on the example of the mutual

fund terrAssisi Aktien I AMI

Sebastian Riefe

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Overview of the investment process

Total securities universe

1. Step Positive criteria

(absolute best-in-class)

2. Step Exclusion criteria

Fundeamental selection

3. Step Portfolio construction

Source: Author`s own illustration

Step 1: Positive criteria

The positive criteria are also referred to asthe absolute best-in-class approach. This in-volves filtering out those companies from aglobal investment universe that have a par-ticularly positive influence on the dimen-sions of ESG. In this context, E stands forEnvironmental, S for Social and G for Gov-ernance. All companies that meet a mini-mum rating in their sector receive the so-called „prime“ status from ISS ESG. Thesemay be invested in terrAssisi Aktien. Itshould be emphasised that the intent is toaward companies for particularly good per-formance. This is meant to create incentivesfor encouraging companies to improve theirsustainability rating. The absolute best-in-class approach is characterised by a certainminimum standard for companies. Thegreater the influence of a sector on envi-ronmental, social and governance issues,the higher the requirements are. For exam-ple, companies from the energy or raw ma-terials sectors are subject to higher require-ments than companies from the softwaresector.

Step 2: Exclusion criteria

In a second step, exclusion criteria are de-fined together with the Missionszentrale derFranziskaner to ensure that investments arenot made in controversial business areas orbusiness practices that contradict the valuesof the Missionszentrale der Franziskaner.Ampega takes a very strict approach in thisregard. For example, all fossil fuel produc-ers and companies active in the productionor trade of arms are excluded. An overviewof business areas in which investments maynot be made is shown in the following chart:

Source: Author’s own illustration

In the case of controversial business areas, itis possible to take minimal thresholds intoaccount. This option makes sense for busi-ness areas that do not belong to the corecompetence of the companies and thereforeonly account for a very small share ofturnover in the corresponding areas. Atelecommunications company that supportsexpensive telephone hotlines and thereforewould have to be excluded under the criteri-on „gambling“ may thus still be included inthe fund.

terr Assisi Aktien I AMI

✘ Nuclear Power✘ Chlorinated Hydrocarbons✘ Embryonic Research✘ Fossil Fuels✘ Gambling✘ GMOs✘ Pesticides✘ Pornography✘ Military✘ Tobacco✘ Animal Testing

Ethically controversialbusiness areas

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Besides the controversial business areas,there are also controversial business prac-tices that lead to exclusion in the fund:

Source: Author’s own illustration

The main causes of exclusion for controver-sial business practices are labour law andhuman rights violations, although contro-versial business practices are also common.These especially include corruption, alongwith accounting, tax, and competition of-fences. As soon as an official breach of theexclusion criteria occurs, the company con-cerned will be sold from the fund within twomonths. The report on the occurrence of vi-olations is provided monthly by ISS ESG.

In summary, it must be stated that in recentyears companies have recognised the im-portance of sustainable economic activity,and that their performance is improvingslowly but steadily, meaning that a greaternumber of companies have achieved„prime“ status. Unfortunately, the same can-not be said for controversial business prac-tices. Violations still occur very frequently,perpetrated even by companies that other-wise have a good sustainability rating.

Step 3: Basic selection and portfolio con-struction

In order to construct a portfolio from thesustainability universe developed in the firsttwo steps, investments are only made in

companies that also demonstrate high qual-ity in financial analysis. This is based on thedividend and growth strategies.

Fixed criteria apply to the selection of secu-rities for both strategies. While the dividendstrategy places particular emphasis on sta-ble dividends in addition to an attractive div-idend yield, the growth strategy focuses onincreasing profits and high dividend growth.

Source: Author’s own illustration

Each company is given a score. The compa-nies with the best scores are invested in.Both strategies result in different sectoralpriorities due to the different approaches.The dividend strategy includes many com-panies from the industrial and insurance sec-tors, while the growth strategy focuses onthe technology and healthcare sectors. Inthis respect, this approach achieves a highdegree of diversification in the fund. Fur-thermore, the fund’s development tends toeven out, in that both strategies develop dif-ferently in different market phases.

Development and risk

Now that it has been demonstrated how theAmpega selection process works over thecourse of three different steps from a globalequity universe comprising over 6,000 com-panies, the question arises as to whether a

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✘ Labour Rihgts Controversies✘Child labour✘Controversial Environmental Practices✘Business Malpractice✘Human Rights Controversies

Ethically controversial business practices

❖ Dividend Yield

❖ Dividend Growth

❖ Dividend Continuity

❖ Payout Ratio

❖ Dividend Free Cash Flow Cover

❖ Debt Ratio

Dividend strategy selection criteria

❖ Profit Stability

❖ Earnings Growth

❖ Dividend Growth

❖ Dividend Continuity

❖ Payout Ratio

❖ Free Cash Flow Cover

❖ Debt Ratio

Growth strategyselection criteria

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1 Cf. ESG & Corporate Financial Performance: Mapping the global landscape, December 2015.

sustainable investment performs better orworse than conventional investments interms of return and risk aspects. A meta-analysis of studies conducted by the Uni-versity of Hamburg in 2015, in which morethan 2,000 studies on sustainability wereevaluated, came to the conclusion that a pos-itive correlation between returns and ESGwas found in about two thirds of all studies.Moreover, in more than 90% of these stud-ies no disadvantage arose for sustainable in-vestments in comparison to conventionalproducts.1

Another aspect is the generally lower riskfor companies with a good sustainability rat-ing. Companies that perform poorly in theE, S and G areas are much more susceptibleto controversial incidents that can have amajor negative impact on business develop-ment.

The terrAssisi Aktien equity fund achievedan annual performance of +11.1% in the pe-riod from 30 April 2009 (launch date) to 15June 2020. The fund thus occupies a lead-ing position among global equity funds.Over this period, the worst annual perform-ance was -11.3% (2011), and the best was+32.7% (2019).

Investment horizon

Just as every private investor should have along-term time horizon in mind when in-vesting in equities, Ampega attaches partic-ular importance to the long-term nature offund investments. The allocated securities inthe terrAssisi Aktien equity fund are main-tained for many years unless criteria are vi-olated. Here, too, the fund management seesa link to the issue of sustainability, whichdevelops its impact over a long period oftime.

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The Intergovernmental Science-Policy Plat-form on Biodiversity and Ecosystem Servic-es (IPBES), also known as the World Biodi-versity Council, has existed since 2012. InMay 2019, the Bonn-based UN organisa-tion, whose task is to provide scientific pol-icy advice regarding the sustainable use andconservation of biological diversity andecosystem services, published the world’smost comprehensive study to date on theglobal status of biodiversity. This term cov-ers both the diversity within and betweenspecies, and also the diversity of ecosys-tems.1

The study demonstrates how the state of na-ture, and thus also its ability to fulfil vitalfunctions for humans, is continuing to dete-riorate worldwide. While more food, ener-gy and materials than ever are accessible topeople in most parts of the world today, theWorld Biodiversity Council states that thisis increasingly at the expense of nature’s ca-pacity to continue to meet this demand in thefuture.2

Overexploitation of nature: the maindrivers

IPBES has identified changes in land andsea use, direct exploitation of plants and an-

imals, climate change, environmental pollu-tion, and the invasion of alien species as thefive main drivers of this development. Thesedrivers are in turn determined by social val-ues and behaviours, including productionand consumption patterns, other dynamicsand trends, and technological innovations.3

According to the World Biodiversity Coun-cil, around a quarter of all recorded plantsand animals are currently under threat. Nat-ural ecosystems have declined by 47 percentrelative to the earliest available estimates,and global wild mammal biomass has de-creased by 82 percent compared to previoustimes.4

Despite the seemingly gloomy outlook ofthis situation, IPBES is giving cause forhope: its report states that it is not too late totake countermeasures. However, this is un-der the condition that immediate transfor-mative change is undertaken.5 As a commit-tee whose task is to provide scientific poli-cy advice, IPBES is at least clearly takingthe public sector into consideration in mak-ing this demand – and the latter does see it-self as having an obligation, or, at least, so itseems to the European Commission.

1 Cf. IPBES (2019), p. 12.2 Ibid.3 Ibid, p. 14.

Diversity as a PrincipleInternational sustainable finance debates, transparency, and challenges with respect to investments in the protection of nature

Gesa Vögele

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Changes in land use and soil degradationlead to high financial losses

In any case, that is what is suggested by theirbiodiversity strategy, which was publishedin May of 2020. This strategy not only de-velops an ambitious package of initiatives,but also provides economic arguments:since the end of the 1990s, the world has lostecosystem services worth trillions of eurosas a result of land use changes and soildegradation. Over half of global GDP is de-pendent upon nature. The construction in-dustry, agriculture and the food sector areparticularly vulnerable.6

The EU Commission has estimated the fi-nancing needs of the biodiversity strategyobjectives to be at least 20 billion euros peryear. These funds would have to be raisedby both the public and the private sectors.7 Itis here, at the latest, where the EU ActionPlan on Financing Sustainable Growth8,published in spring 2018, comes into play,and especially the classification system itcontains for sustainable economic activities.

This so-called taxonomy is primarily in-tended to redirect financial flows into sus-tainable investments. To this end, it classi-fies economic activities according towhether they contribute significantly to atleast one of its six environmental objectives9

while not substantially damaging the otherenvironmental objectives – i.e., meetingDNSH criteria10 – and also complying withminimum social standards.

While the economic activities for the firsttwo environmental objectives – ClimateChange Mitigation and Climate ChangeAdaptation – have largely already been pre-pared as proposals by a special group of ex-perts – the Technical Expert Group on Sus-tainable Finance (TEG) – such work is stillpending for the other four objectives. Thisalso includes the environmental objective ofProtection and Restoration of Biodiversityand Ecosystems. According to current plans,the taxonomy should be completely avail-able by the end of 2021, so that11 it can thenbe continually updated and further devel-oped.

From taxonomy to a more sustainableeconomy

How can the taxonomy help to redirect cap-ital flows towards sustainability? Its purposeis primarily to establish a common languagebetween the most diverse of actors – in-vestors, insurance companies, banks, assetmanagers, supervisory authorities, industryand civil society – thus providing clarity re-garding the sustainable uses into whichfunds should flow. And it can lead to trans-parency in this respect. Both are associatedwith challenges, some of which will be con-sidered below.

In order to initially position the taxonomyas a reference work in the interests of a com-mon language, it must enjoy the broadest

4 Ibid, p. 25.5 Ibid, p. 18.6 Cf. EU Commission (2020), p. 2 and p. 17.7 Ibid, p. 17.8 See EU Commission (2018). 9 The six environmental objectives are as follows: Climate Change Mitigation; Climate Change Adaptation; Sustainable Use and Protection

of Water and Marine Resources; Transition to a Circular Economy; Pollution Prevention and Control; and Protection and Restoration ofBiodiversity and Ecosystems. Cf. Official Journal of the EU (2020), p. 31.

10 DNSH stands for Do No Significant Harm.11 Cf. TEG (2020).

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possible acceptance. In addition to other as-pects, this also addresses the global level.After all, neither the financial nor the realeconomy operate exclusively within the bor-ders of countries or local authorities.

14 percent of listed companies have theirheadquarters in the EU

This circumstance has, for example, prompt-ed the German fund association BVI, in astatement from September 2020, to demandthat the reporting obligations resulting fromthe Taxonomy Regulation be extended tocompanies which, although not based in theEU, are financed by shares or bonds on lo-cal capital markets. According to BVI, only7,000 of the 50,000 listed companies world-wide have their headquarters in the EU.12

However, this issue is still more fundamen-tal: How can the taxonomy-linked objectiveof facilitating a better and more practical un-derstanding of sustainable economic activi-ty succeed beyond the EU’s borders?

The first step would be to clarify what thepossible barriers are to accessing the taxon-omy for non-EU companies. Here difficul-ties could arise where, for example, limitvalues are set by EU regulations. In addi-tion, reporting on sustainability that is de-veloped or designed in different ways, forexample, by companies from developingand emerging countries, may need to be metwith pragmatic solutions.

China as a pioneer of green taxonomies

Another issue is the compatibility of differ-ent classification systems, in that sustain-ability taxonomies are by no means an in-vention of the EU. China introduced a defi-nition for green loans back in 2013 and aclassification system for green bonds in2015.13 Other countries, such as Canada andGreat Britain, are also focusing on this is-sue. The International Organization forStandardization (ISO) is also working on astandard for sustainable finance. In this con-text, there is talk of a global green taxono-my.14

This issue is on the radar of both the EUCommission and the TEG. In that vein, thelatter has included principles in its final tax-onomy report that are meant to assist withinternational harmonisation. It encouragesthe formulation of clear environmental goalsand the use of industry classifications.15

The EU itself is promoting multilateral ex-change within the International Platform onSustainable Finance (IPSF), which it found-ed in 2019 together with Argentina, Canada,Chile, China, India, Kenya and Morocco,and which now also includes Indonesia,New Zealand, Norway, Singapore andSwitzerland. The most recent member is theRepublic of Senegal.16 However, the IPSF ismissing the world’s largest economy: theUSA.

12 Cf. BVI (2020). 13 Cf. NGSF (2019), p. 34. 14 Cf. Responsible Investor (2019).15 TEG (2020), p. 53. 16 IPSF (2020).

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The international sustainable finance debate, with a focus on environmentalissues

The wording with respect to the IPSF’s ob-jectives and issues suggests that the focus isexclusively on the ecological side of sus-tainable finance.17 In its Action Plan for Fi-nancing Sustainable Growth, the EuropeanCommission announced that it would usethis as a basis for future discussions in in-ternational bodies whenever approaches tothe sustainability-oriented management ofthe financial system18 were on the table. And– despite a clear focus on climate change –the initiative package does at least includesocial and human rights issues.

For example, the taxonomy requires thatminimum social standards are observed,which, in turn, relate, among other things, tothe UN Guiding Principles on Business andHuman Rights and the OECD Guidelines forMultinational Enterprises. Such issues arelikely to become increasingly important infuture EU policy on sustainable finance. Forexample, it can be expected that the ecolog-ically sustainable taxonomy will be comple-mented by a socially sustainable taxonomy.This suggestion is not only contained in thefinal taxonomy report.19 The Commissionalso formulated clear questions in this di-rection during the already completed con-sultation on the new EU Sustainable FinanceStrategy announced for December 2020.Moreover, implementation would be possi-ble from a practical perspective. This is clear

not least from a proposal of the Südwind In-stitute.20

Extended reporting requirements forcompanies

Creating transparency is the second centralfunction of the EU classification system.According to the Taxonomy Regulation,which was published in its final version inthe Official Journal of the EU in June 2020,companies that are required to report underthe CSR Directive must disclose informa-tion about their taxonomy compatibility. Theshare of sales of products and services thatare attributable to sustainable economic ac-tivities in line with the taxonomy must bestated, along with the corresponding sharesof capital expenditure or, if applicable, op-erating expenses.21

The exact implementation is to be regulatedby delegated legal acts, which are currentlybeing drafted. The TEG has formulatedmore precise ideas in this regard. For exam-ple, that companies should list the sharesseparately for each of the six individual en-vironmental objectives. They also suggestindicating the proportion of economic activ-ities that are not sustainable according to thetaxonomy, but which meet the DNSH crite-ria.22

This could be linked to the initiation of re-porting on unsustainable economic activi-ties, which may be covered by a future

17 See EU Commission (2019). 18 EU Commission (2018), p. 17. 19 TEG (2020), p. 51. 20 Cf. Südwind (2020).21 Cf. Official Journal of the EU (2020), p. 31. 22 Cf. Official Journal of the EU (2020), p. 31 and TEG (2020), p. 35 ff.

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23 Ibid.24 CRIC (2020), p. 3 ff.

brown or red classification system. It is alsoconsidered likely that such a taxonomy willexist in addition to the socially sustainabletaxonomy.

Disclosure in accordance with the Taxonomy Regulation for financial companies

The disclosure obligations for financialcompanies relate to pre-contractual infor-mation and regular reports for environmen-tally sustainable investments and for finan-cial products that are advertised with eco-logical features. There must be disclosure ofhow and to what extent the taxonomy is be-ing applied and to which environmental ob-jectives the investments contribute. In addi-tion, the percentage of investments in tax-onomy-compatible activities must bedisclosed. There is a call for explanationsthat aid classification, for example, regard-ing activities that entail becoming engagedin companies that are not or are less com-patible with the taxonomy. In addition, forall financial products that do not fall into theabove two categories, it is necessary to dis-close that they do not meet the EU criteriafor environmentally sustainable economicactivities.23

So, what exactly can such transparencyachieve? Ideally, it is an incentive for com-panies to increase the proportion of sustain-able economic activities and to reduce thenon-sustainable activities. This scenario canbe similarly applied to financial actors andtheir offerings. So, in theory, it is quite sim-

ple, clear and plausible – but what obstaclesmay arise in practice?

Lessons learned from implementing the CSR Directive

Experience from the CSR Directive with re-spect to disclosure findings shows, amongother things, that there is either no, or inad-equate reporting, on many issues, that com-parability between companies and withinany particular company remains difficult,and that a lot of pieces of information – es-pecially key figures – are difficult to under-stand without receiving an explanation as tohow they fit within the overall, specificcompany context. Moreover, the ability tofind the relevant information, and the sheerabundance of it, often remain challenges.

For these and other reasons, the EuropeanCommission has announced a revision ofthe CSR Directive. Discussions includewhether and to what extent the informationshould be verified externally and how bet-ter comparability and comprehensibility canbe achieved, for example, through standard-isation and clearer guidelines. A sustainabil-ity database that can be used free of chargeis also under discussion.24

Currently less under discussion, however,are requirements for financial companies,such as pension funds, life insurance com-panies or banks, to disclose portfolio lists –analogous to existing reporting obligations,such as those for mutual funds in Germany.And yet, it would be possible to implementthis with little effort, which at the same time

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would make it easier for investors to receivea clear picture of the respective provider’sunderstanding of sustainability.

Biodiversity and sustainable finance

A list of economic activities that contributeto the environmental goal of protecting andrestoring biodiversity and ecosystems willbe included in the taxonomy by the end of2021 at the earliest. Its suitability in that re-spect will thus only be borne out in a fewyears. However, this should not prevent con-sideration of biodiversity and sustainable fi-nance. At least two aspects should betouched on briefly.

Interestingly, the policy recommendationsand analyses of the World BiodiversityCouncil bear a particularly strong relation tosocial aspects. For example, a connection isevident between biodiversity and individualUN sustainability objectives, such as endingpoverty and ending hunger, or having cleanwater and sanitation.25 The IPBES has iden-tified some central factors for the requiredtransformative change, including the devel-opment of diverse visions of a good life, thereduction of inequalities, and a fair and in-clusive approach to environmental protec-tion.26 The perspective of biodiversity thusadds another facet to the question of how fara focus on ecologically sustainable chal-lenges is expedient.

Finance Watch brings another aspect into thedebate. The NGO, based in Brussels, isamong the editors of one of the biodiversityand finance studies that have come out re-

cently. In its May 2020 publication, Nature’sReturn, Finance Watch discusses the factthat many nature-related projects have nosource of income. After all, nature oftenbenefits from the absence of economic ac-tivities, the report points out.27

The NGO therefore explicitly addresses thelimits of private financing in the context ofnature conservation and biodiversity and atthe same time recommends making betteruse of the possibilities within these limits.For example, supporting companies inadapting processes to make them sustainablehas proven to be feasible. The NGO alsodeals with combined public–private financ-ing models, so-called blended finance con-cepts. The EU already offers opportunitiesin that regard, but they have barely beenadopted so far.28

Nevertheless, the final conclusion is that pri-vate investments with a focus on biodiversi-ty and nature conservation are at best a par-tial solution. Consequently, the NGO em-phasises the importance of public financing– for which the EU taxonomy also offersguidance – and names other mechanisms,such as tax incentives or the promotion ofenvironmentally friendly economic prac-tices. Finance Watch also points out thatlarge sums of money are still being used tosubsidise environmentally harmful econom-ic activities.29

Three conclusions

A three-fold conclusion can be drawn fromthe preceding considerations:

25 These are the UN Sustainable Development Goals 1, 2 and 6. Cf. also IPBES (2019), p. 36.26 Ibid p. 40.27 Finance Watch (2020), p. 4.28 Ibid p. 4 ff.29 Ibid.

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1. Bringing social issues into the inter-national debate: A global sustainable fi-nance debate that is limited to the eco-logically sustainable perspective wouldmiss crucial opportunities. The subjectof biodiversity alone makes evident howclosely the various dimensions of sus-tainability are linked. In addition to moretechnical issues, such as the harmonisa-tion and compatibility of different tax-onomies, there must also be engagementwith debates regarding content and val-ues, which can specifically be linked tosocial and human rights issues. The UNsustainability objectives within theframework of the 2030 Agenda providea suitable framework for this.

2. Strengthening transparency and con-textualising information: Reportingobligations do not constitute a sure-firesuccess; they require a clear frameworkand sufficient contextualisation in orderto facilitate comprehensibility and com-parability without bulldozing diversity.Revision of the CSR Directive thereforeoffers a great opportunity to take deci-sive steps further – including with re-spect to the taxonomy. With a view to fi-nancial companies, a major increase intransparency could be achieved withoutmuch effort if the disclosure obligationsof specific investments were considered.

3. Reflecting on the limits of sustainableinvestments: Private financing for sus-tainability in general, and for the protec-tion of nature and biodiversity in partic-ular, has great potential, but also has itslimits. On the one hand, further devel-

opments are possible in this area, for ex-ample, by achieving more clarity re-garding how companies can reduce en-vironmentally harmful behaviour, orwith respect to how blended financeconcepts can be better and more widelyused. Overall, however, it seems impor-tant to further raise awareness that sus-tainable investment is just one – albeit amore important – building block amongothers towards achieving sustainabilityobjectives, such as the protection of na-ture and biodiversity.

Outlook: diversity as a principle, including for the financial sector itself

Anyone dealing with biodiversity quicklylearns that it is a basic prerequisite for re-silience and thus, ultimately, for human sur-vival. An example: the intensity of domesti-cated plant and animal species diversity isdirectly related to the resistance of manyagricultural systems to pests, pathogens andclimate change.30

Thus, it is hardly surprising if diversity issaid to have a positive effect in other areastoo – for example, with regard to the com-position of teams or committees. A recentstudy has shown that this way of thinkingcan also reasonably apply in the context ofthe financial system. A DIW discussion pa-per published in May 2020 shows that insti-tutional diversity in the banking sector is avaluable precautionary buffer against the ef-fects of crises and external shocks, and that,conversely, increasing concentration and

30 Cf. IPBES (2019), p. .

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uniformity are unlikely to lead to greater re-silience of the European banking systems.31

It can thus be concluded that the financialsector would, in all likelihood, be well ad-vised to adopt a diverse approach internally,institutionally and in terms of substantiveaspects. Naturally, this also includes biodi-versity. It is therefore good news that thistopic is increasingly being put on the sus-tainable finance agenda and that initiativessuch as the Task Force on Nature-RelatedFinancial Disclosures have been estab-lished.

Not only the financial sector, but also allother relevant actors, including the public,should therefore follow the UN Biodiversi-ty Conference, which will take place inKunming, China, in the second quarter ofnext year, just as closely as the UN ClimateChange Conference, which will be held inGlasgow, Scotland, in November 2021. Ide-ally, awareness of the importance of theseissues is mutually reinforcing – just as bothare interrelated.

31 Cf. Vgl. Baum F.C., Forti Grazzini C., Schäfer D., Institutional Diversity in Domestic Banking Sectors and Bank Stability: A Cross-CountryStudy. DIW Berlin Discussion Paper No. 1869, 2020.

References

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Autoren

Dr. Karin Bassler ist Pfarrerin der württembergischen Landeskirche und Dipl. Kauffrau.Seit 1999 ist sie mit dem Thema ethisch-nachhaltiges Investment befasst. 2005 wurde siemit einer Arbeit über „Finanzmanagement als Chance kirchlichen Lernens“ an derUniversität Göttingen promoviert. Seit Oktober 2012 ist sie als Koordinatorin undGeschäftsführerin beim Arbeitskreis Kirchlicher Investoren in der evangelischen Kirche inDeutschland tätig. Zuvor war sie Hochschulpfarrerin in Stuttgart-Hohenheim undReferentin für Finanzmarktordnung und ethische Geldanlagen bei „Brot für die Welt“. Sieist seit 2019 Mitglied im CRIC-Vorstand.

Dr. Claudia Döpfner studierte, nach einer Ausbildung zur Bankkauffrau, Theologie,Kunstgeschichte und Rechtsphilosophie an der Universität in Frankfurt / Main. Seit 2011ist sie Teil der Geschäftsführung des Corporate Responsibility Interface Center (CRIC)e.V., dem sie seit Gründung im Jahr 2000 als Mitglied angehört.

Stefan Federbusch OFM ist Leiter des franziskanischen Exerzitienhauses in Hofheim,Redaktionsleiter der Zeitschriften Franziskaner und Tauwetter sowie Autor von aktuellenBeiträgen zu Gesellschafts- und Kirchenfragen.

Prof. Dr. Johannes B. Freyer OFM, vormals Rektor der Päpstlichen UniversitätAntonianum in Rom ist theologischer Referent der Missionszentrale der Franziskaner undlehrt als ‚Visiting Professor‘ der University of San Diego, Kalifornien, an der FranciscanSchool of Theology Systematische und Franziskanische Theologie.

Dr. Klaus Gabriel ist Sozial- und Wirtschaftsethiker sowie Unternehmensberater. Nachberuflichen Stationen in der Finanzwirtschaft und am Institut für Sozialethik derkatholisch-theologischen Fakultät der Universität Wien promovierte er im Jahr 2007 zumThema „Nachhaltigkeit am Finanzmarkt“. Seit 2011 ist er selbständig tätig. Klaus Gabrielberät institutionelle Investoren und Unternehmen in Hinblick auf Ethik und Nachhaltigkeit,unterrichtet an Universitäten und in Bildungseinrichtungen, ist Initiator und Co-Leiter desLehrgangs Geld & Ethik, arbeitet als Gutachter und ist Mitglied der Geschäftsführung vonCRIC e.V. - Verein zur Förderung von Ethik und Nachhaltigkeit bei der Geldanlage.

Sebastian Riefe ist Senior Portfolio Manager des Ampega Asset Management und seit2009 Portfolio-Manager des Fonds terrAssisi Aktien. Er ist ausgebildeter Bank- undDiplomkaufmann, sowie Certified International Investment Analyst (CIIA).

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Gesa Vögele ist seit Juli 2017 Mitglied der Geschäftsführung bei CRIC. Zuvor war sieüber sieben Jahre beim FNG tätig – einem Fachverband für nachhaltige Geldanlagen, derhauptsächlich die Anbieterseite repräsentiert. Zu ihren dortigen Schwerpunkten zählten diePresse- und Öffentlichkeitsarbeit, politisches Lobbying sowie Projekte in den BereichenTransparenz- und Qualitätssiegel, Weiterbildung und Marktstudien. Vorherige beruflicheStationen von Gesa Vögele umfassen außerdem die Redaktion eines Fachverlages sowiedie wissenschaftliche und zuvor studentische Mitarbeit in Forschungseinrichtungen.Bereits zum Ende ihres Studiums befasste sie sich bei einer Nichtregierungsorganisationmit sozial-verantwortlichen bzw. ethisch-nachhaltigen Geldanlagen. Gesa Vögele istDiplom-Volkswirtin und ausgebildete Fachredakteurin.

Prof. Dr. Keith D. Warner OFM ist an der Universität Santa Clara, Kalifornien, MillerCenter for Social Entrepreneurship, Leitender Direktor für Bildung und Aktionsforschung.Er verfügt über einen PhD in: Environmental Studies, UC Santa Cruz, 2004; einenMagister of Arts in: Theology, Franciscan School of Theology/Graduate TheologicalUnion, 1996, sowie einen Baccholar of Arts in: Geography and Environmental Studies,San Francisco State University, 1991.

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Bisher erschienene Titel der Grünen Schriftenreihe

Die seit 1979 erschienenen Hefte unserer Grünen Schriftenreihe haben wir nach Stich-worten sortiert. Sie sind per Post, Telefon oder E-Mail bestellbar über die Missionszentraleder FranziskanerPostfach 20 09 53, 53139 BonnTelefon: 02 28 / 9 53 54-0, E-Mail: [email protected]

BefreiungstheologieNr. 1, Leonardo Boff OFM, PUEBLAS HERAUSFORDERUNG AN DIE FRANZISKANERNr. 5, Bernhardino Leers OFM, KIRCHLICHE BASISGEMEINDEN (vergriffen)Nr. 6, L. Boff OFM/U. Zankanella, KIRCHLICHE BASISGEMEINDEN IM DIALOGNr. 14, Honorio Rito OFM, THEOLOGIE DER BEFREIUNG – Eine kritische Wertungaus franziskanischer SichtNr. 27, Alosio Lorscheider, Paulo Evaristo Arns, Leonardo und Clodovis Boff, BEFREIUNGUND THEOLOGIE – Beiträge zur aktuellen DiskussionNr. 30, Kardinal Paulo Evaristo Arns, VOLK GOTTES VON SAO PAULO – Auf demWeg zu seiner BefreiungNr. 31, Dom Valfredo Tepe, Clodovis und Leonardo Boff, ROM UND DIE BEFREIUNGSTHEOLOGIE – Schritte zur Verständigung (vergriffen)Nr. 43, ENDE EINER HOFFNUNG – Dokumentation des Konfliktes um das CLAR–Pro-jekt „Wort und Leben”Nr. 57, ARBEITERPASTORAL – Gottes befreiende BotschaftNr. 62, ANNÄHERUNG AN DIE ANDEREN – Befreiungstheologische SommerschuleNr. 71, QUO VADIS, KIRCHE IN AMERIKA? – Römische Bischofssynode – Hoffnungenund EnttäuschungenNr. 82, HOFFNUNGSTRÄGER BASISGEMEINDEN – Das 10. Treffen der brasiliani-schen Basisgemeinden im Juli 2000 (vergriffen)Nr. 89, WENN LEBEN, GLAUBEN UND DENKEN EINS SIND ... – Befreiungstheolo-gie aktuell (vergriffen)Nr. 94, „LÖSE DIE FESSELN VON DEINEM HALS” (Jes 52,2) – Das Exodus– Motivals Leitfaden für eine BibelwerkstattNr. 96, OSCAR ARNULFO ROMERO – Zum 25. Jahrestag seiner Ermordung. “Anti–imperiale”Nr. 97, „IHR KÖNNT NICHT GOTT DIENEN UND DEM KAPITAL” – LateinamerikanischeNr. 104, „UNVERFÄLSCHT – Befreiungstheologische Passagen aus der Originalfassungdes Aparecida-Dokuments“ (vergriffen)Nr. 105, „DISPUT – Die Armen in der Theologie?“Nr. 108, Enrique Rosner/Missionszentrale der Franziskaner (Hg.), Leonidas Proaño, Bi-schof der Indios Prophet Lateinamerikas

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Bewahrung der SchöpfungNr. 3, Englischsprachige Konferenz der Franziskaner, FRANZISKUS UND DER NEUEMATERIALISMUS – Eine franziskanische Antwort auf die UmweltkriseNr. 26, Jan Groot Wassink, FRANZISKANISCHE BRUDERSCHAFT IN NATUR UNDGESELLSCHAFT – Ausweg aus den Irrwegen einer wissenschaftlich–technischen Kultur(vergriffen)Nr. 38, UMKEHR ZUM LEBEN – Franziskanische Positionen zur atomaren BedrohungNr. 46, UNSERE MUTTER ERDE – LEBENSRAUM FÜR ALLENr. 50, INDIO–FRANZISKANISCHE UTOPIEN – Zur Strategie des ÜberlebensNr. 65, MUTTER ERDE – NEUE ERDE – Reflexionen und Texte aus LateinamerikaNr. 70, WENN LEBEN VERFÜGBAR WIRD – Überbevölkerung, Geburtenkontrolle undandere FragenNr. 103, STÖRENFRIED – Bischof Cappios prophetischer EinspruchNr. 111, DAS BUCH DER SCHÖPFUNG LESEN – Die Natur zwischen Mystik und MissbrauchNr. 118, Schwester Wasser

EvangelisierungNr. 8, Claudio Schneider OFM, FRANZISKANISCHE GEMEINSCHAFTEN: EINDIENST AN DER KIRCHENr. 11, Hermann Schalück OFM, SENSIBILITÄT UND SOLIDARITÄT – Impulse zurfranziskanischen EvangelisationNr. 19, Ordensrat OFM, DAS EVANGELIUM FORDERT UNS HERAUS – Überlegungenzur Evangelisierung in Bahia 1983Nr. 21, DAS LEBEN TEILEN – Franziskanischer Dialog in AsienNr. 24, Anselm Moons OFM, EVANGELISIERUNG ALS LERNPROZESS – Auswertungund DokumentationNr. 29, Kilian Holland OFM, AFRIKAS DILEMMA – Betteln oder das eigene Brot backenNr. 33, Andreas Müller (Hrsg.), EVANGELISIERUNG FÜR EINE NEUE MENSCHHEITUND EINE NEUE GESELLSCHAFT – Internationaler Missionsrat der Franziskaner, NairobiNr. 37, WORT UND LEBEN – 500 Jahre Evangelisierung Lateinamerikas, Umkehr undNeubesinnungNr. 39, DAS WORT BERUFT DAS GOTTESVOLK – Erste Etappe des Projektes “Wortund Leben” der lateinamerikanischen Ordensleute (vergriffen)Nr. 42, 1992 KEIN GRUND ZUM FEIERN – Die Kirche und die Eroberung eines Konti-nentsNr. 44, DEIN WORT IST LEBEN – Bibelmeditationen Iateinamerikanischer Ordensleute(vergriffen)Nr. 45, 500 JAHRE INDIOWIDERSTAND – 500 Jahre Evangelisierung in LateinamerikaNr. 47, DEIN WORT IST LEBEN / 2 – Bibelmeditationen lateinamerikanischer OrdensleuteNr. 48, 500 JAHRE: 1492 – 1992Nr. 49, 1492 – 1992, 500 JAHRE – Gold und Gott

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Nr. 51, P. Enrique Rosner, Missionszentrale der Franziskaner (Hrsg.), NACH 500 JAHREN– NEUENTDECKUNG AMERIKAS – Zeugnisse vom Indio–Widerstand Nr. 52, DEIN WORT IST LEBEN /3 – Bibelmeditationen lateinamerikanischer Ordensleu-te (vergriffen)Nr. 53, DEIN WORT IST LEBEN /3 (2. Teil) – Bibelmeditationen lateinamerikanischerOrdensleuteNr. 54, DEIN WORT IST LEBEN /3 (3. Teil) – Bibelmeditationen IateinamerikanischerOrdensleuteNr. 55, SANTO DOMINGO 1992 – IV. Generalversammlung der LateinamerikanischenBischofskonferenz,Nr. 64, FRANZISKANISCHE SPIRITUALITÄT UND EVANGELISATION – Dokumen-te der XIV. UCLAFNr. 79, 500 JAHRE BRASILIEN – Für die “Entdeckten eine schlimme Entdeckung”Nr. 83, AUF DEM WEG ZU EINER INDISCHEN KIRCHE – Facetten einer StudienreiseNr. 92, PFINGSTEN STATT BABEL – Zur Mystik und Spiritualität im WeltsozialforumNr. 102, BISCHOFSVERSAMMLUNG APARECIDA 2007 – Neues Pfingsten oder alteGleise?

Franz und Klara von AssisiNr. 17, Anton Rotzetter OFMCap, IMPULSE FÜR EINE FRIEDENSSTRATEGIE BEIFRANZ VON ASSISINr. 22, FRANZ VON ASSISI IM KONTEXT DER KULTURENNr. 56, 800 JAHRE KLARA – Die weibliche Wurzel der franziskanischen FamilieNr. 87, Franziskus der ScharniermenschNr. 101, CLARA, ELISABETH, AGNES – Franziskanische Frauen schreiben Geschichte(vergriffen)

FranziskanerordenNr. 7, Vinzenz Bohne OFM, FRANZISKANISCHE JUGEND, BrasilienNr. 12, FRANZISKANER IN VIETNAMNr. 23, DIE ZEICHEN DER ZEIT – Standortbestimmung für einen OrdenNr. 25, STREIFLICHTER – Franzikaner auf neuen WegenNr. 63, FRANZISKANER IM OSTEN – Verantwortung für eine neue Wirklichkeit

FriedenNr. 41, AKTIVE GEWALTFREIHEIT – Eine franziskanische InitiativeNr. 61, BURUNDI – Paradies im Untergang?Nr. 68, SPIRITUALITÄT DER GEWALTFREIHEIT – Eine Grundpflicht des franziskani-schenNr. 69, AUSWEG AUS DEM TRAUMA – Bosnien und Kroatien zwischen Machtpolitikund GlaubenskampfNr. 85, FÜR FRIEDEN UND DIALOG DER RELIGIONEN – Das Engagement der Fran-ziskaner

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S. 1-158 Inhalt_Layout 1 27.11.20 08:47 Seite 156

Page 157:  · 2021. 1. 13. · 2 Impressum Heft 120, Dezember 2020 Herausgeber: Missionszentrale der Franziskaner e.V. V.i.S.d.P.: P. Matthias Maier OFM ISSN: 1618-9264 Redaktion und Anschrift

Nr. 90, Gewaltfrei mit Franziskus – gewaltfrei durch FranziskusNr. 98, EUROPA FRANZISKANISCH BEWEGEN

GerechtigkeitNr. 18, ZWISCHEN ANSPRUCH UND WIRKLICHKEIT – Franziskanische MenschenstellenNr. 32, DEN HUNGERNDEN DAS LAND – Die Kirche Brasiliens im Konflikt um dieLandreformNr. 35, INTERNATIONALE VERSCHULDUNGSKRISENr. 40, BERGPREDIGT ODER SACHZWÄNGE – Theologische Anfragen an die Eigen-gesetzlichkeitNr. 66, NEOLIBERALISMUS – Das neue Kreuz des SüdensNr. 67, MENSCHENRECHTE – Unsere Anwaltfunktion für die EntrechtetenNr. 74, IM „GNADENJAHR“ 2000 – Initiativen und Kampagnen für einen Schuldenerlasszur JahrtausendwendeNr. 75, WOHNUNG, NAHRUNG, BILDUNG – ... wirtschaftliche, soziale und kulturelleMenschenrechte schützen!Nr. 80, DAS ERLASSJAHR 2000 DARF NICHT STERBEN – Plädoyer aus dem SüdenNr. 81, COLLOQUIUM 2000 – Glaubensgemeinschaften und soziale Bewegungen imStreitmit der GlobalisierungNr. 84, VERSCHWUNDEN IN ARGENTINIEN – Neue Wege gegen Straflosigkeit undVergessenNr. 86, „PORTO ALEGRE” IN AFRIKA – Alternativen zur neoliberalen Globalisierung imSüdlichen AfrikaNr. 88, VISION UND WIDERSTAND IM GLOBALISIERUNGSPROZESSNr. 91, BÜNDNIS GEGEN HUNGER – Brasiliens Kampf gegen Hunger und VerelendungNr. 93, GRUNDLEGENDE RECHTE INDIGENER VÖLKER STÄRKEN: BEITRITTZURILO–KONVENTION 169! – Materialien zur Kampagne in DeutschlandNr. 95, VERTRIEBEN IM EIGENEN LAND – Demokratische Sicherheit” in KolumbienNr. 107, FÜR EINEN GERECHTEN UMGANG MIT GELDNr. 110, INVESTMENTETHISCHE GRUNDFRAGENNr. 113, INVESTMENTETHISCHE GRUNDFRAGEN – Teil 2Nr. 114, Manuel Diaz Mateoz, GERECHTIGKEIT, DIE AUS DEM GLAUBEN ENT-SPRINGTNr. 115, ENTWICKLUNG: NACHHALTIG FÜR WEN?

Interreligiöser DialogNr. 20, MIT ANDEREN AUGEN SEHEN – Erfahrungen und Impulse zum ReligionsdialogNr. 60, P. Enrique Rosner, Missionszentrale der Franziskaner (Hrsg.), DER TRAUM VONEINER INDIANISCHEN KIRCHE – Versuch einer lnkulturation

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Page 158:  · 2021. 1. 13. · 2 Impressum Heft 120, Dezember 2020 Herausgeber: Missionszentrale der Franziskaner e.V. V.i.S.d.P.: P. Matthias Maier OFM ISSN: 1618-9264 Redaktion und Anschrift

Nr. 73, DIALOG DER RELIGIONEN – Wege zur Wahrheit (vergriffen)Nr. 76, INTERRELIGIÖSE BASISGEMEINDEN IM INDISCHEN KONTEXT (vergrif-fen)NR. 78, INTERRELIGIÖSER DIALOG IN INDIEN (vergriffen)Nr. 85, FÜR FRIEDEN UND DIALOG DER RELIGIONEN – Das Engagement der Fran-ziskanerNr. 99, DAS EINE GEHEIMNIS UND DIE VIELEN RELIGIONEN (vergriffen)Nr. 100, ZUM DIALOG BERUFEN – Jubiläumsausgabe zum franziskanischen Auftrag inunserer ZeitNr. 109, DER EINE GEIST UND DIE VIELZAHL DER RELIGIONENNr. 112, DEM GLAUBEN RAUM GEBEN – Religionen anhand ihrer Gotteshäuser erklärtNr. 116, DER DRAHT ZU GOTT, Gebet in den abrahamitischen Religionen

MissionNr. 2, Andreas Müller OFM, 10 JAHRE MISSIONSZENTRALE DER FRANZISKANERNr. 4, KOMM HERÜBER UND HILF UNS – Franziskanische Predigten zur Dialogmissi-onNr. 9, Killian Holland OFM, MIT DEN MASSAI UNTERWEGSNr. 10, Anselm Moons OFM, FRANZISKANISCHE SENDUNG HEUTE – Skizzen zumgewandelten MissionsverständnisNr. 13, Peter Amendt OFM, DEM EVANGELIUM HEUTE BEGEGNEN – Notizen vomMissionskongreß in Mainz/Juni 1981Nr. 15, DEN AUFBRUCH WAGEN – Die missionarische Herausforderung der Franziska-ner heuteNr. 16, SCHWESTERN OHNE KLOSTERMAUERN – Franziskanerinnen inmitten derArmenNr. 28, Karl Möhring OFM, MISSIONSLAND DEUTSCH–LAND – Erfahrungen und Re-flexionenNr. 34, DIE ARMEN HABEN MICH BEKEHRT – Porträt des Erzbischofs von FortalezaKardinal Aloisio Lorscheider (vergriffen)Nr. 58, DER FRANZISKANISCHE MISSIONSAUFTRAG IN EINER VERÄNDERTENWELT – Erinnerung und ErneuerungNr. 59, DIE SUCHE NACH GANZHEIT – Die feminine Dimension des franziskanisch–missionarischen CharismasNr. 77, 30 JAHRE MISSIONSZENTRALE DER RANZISKANER: Mit den Armen Unter-wegsNr. 106, HERAUSFORDERUNG CHINANr. 119, FRAGE NICHT; WIE WIR DIE WELT BEKEHREN! Praktische und theologi-sche Herausforderungen an eine christliche Entwicklungszusammenarbeit

ÖkumeneNr. 36, FRANZISKANER IN SKANDINAVIEN – Öffnung zur ÖkumeneNr. 72, DIE NEUEN HEILSBRINGER – Ein Beitrag zur Sektenproblematik

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