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Pecten analis (Zona alba) Cutis (perianale Haut) Anus Junctio anorectalis Ampulla recti Plica transversa recti media (klinisch: Kohlrausch-Falte) Peritoneum parietale Fascia superior diaphragmatis pelvis M. levator ani Fascia inferior diaphragmatis pelvis Pars profunda Pars superficialis Pars subcutanea Sinus anales Linea anocutanea Columnae anales Plexus venosus subcutaneus „M. corrugator ani“ (klinisch) M. sphincter ani internus Corpus caver- nosum recti Plica transversa recti inferior Stratum longitudinale Stratum circulare Plica transversa recti superior Peritonealüberzug des Rectum Tunica muscularis M. sphincter ani externus Canalis analis Valvulae anales Schünke, Schulte, Schumacher: Prometheus (ISBN 3131395311), © 2005 Georg Thieme Verlag A Rectum und Analkanal (Canalis analis): Innenrelief und Wandaufbau Ansicht von ventral, gesamte Rektumvorderwand durch Frontalschnitt entfernt. Statt der Plicae semilunares coli enthält das Rectum drei kon- stante Plicae transversae recti. Der Endabschnitt des Magen-Darm- Traktes wird anhand einer im Schleimhautrelief erkennbaren Linie (Li- nea anorectalis) in zwei Abschnitte unterteilt*: • Ampulla recti: kaudalster Teil des Mastdarms zwischen Plica trans- versa recti media (Kohlrausch-Falte) und Junctio anorectalis. Die Am- pulle ist der dehnbarste Teil des Rectum. Die Kohlrausch-Falte, die von rechts und dorsal in das Rectum ragt ist ca. 6–7 cm vom Anus entfernt und mit dem tastenden Finger gerade noch zu erreichen. Rektumtumoren, die unterhalb der Kohlrausch-Falte liegen, können daher evtl. getastet werden. • Canalis analis: entwicklungsgeschichtlich ein Derivat des Beckenbo- dens, liegt unterhalb der Junctio anorectalis und endet unten mit dem Anus. Um den Analkanal legen sich die Mm. sphincter ani internus und externus sowie der M. levator ani. Das Corpus cavernosum recti ist ein Schwellkörper mit arteriellem Zufluss. Muskulatur und Schwellkörper bilden zusammen mit anderen Strukturen das Kontinenzorgan (s. C), das einen gasdichten Verschluss des Rectum gewährleistet. Das Peri- toneum überzieht das Rectum seitlich und an seiner Vorderwand bis etwa zur Höhe der mittleren Plica transversa recti. * Unter klinisch-funktionellen Gesichtspunkten, aber durchaus auch unter anatomisch-funktionellen Aspekten (Gefäß- und Nervenver- sorgung, Lymphdrainage) kann der Canalis analis als unterster Ab- schnitt dem Rectum zugerechnet werden. Die Junctio anorectalis trennt dann gleichsam zwei Rektumabschnitte, die (obere) Ampulla recti und den (unteren) Canalis analis. 198 Abdomen und Becken 2. Organe 2.11 Dickdarm: Rectum, Wandaufbau und Defäkationsmechanismus

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Pecten analis(Zona alba) Cutis

(perianale Haut)Anus

Junctio anorectalis

Ampulla recti

Plica transversarecti media

(klinisch:Kohlrausch-Falte)

Peritoneumparietale

Fascia superiordiaphragmatis pelvis

M. levator ani

Fascia inferiordiaphragmatis pelvis

Parsprofunda

Parssuperficialis

Parssubcutanea

Sinus anales

Lineaanocutanea

Columnae anales

Plexus venosussubcutaneus

„M. corrugator ani“(klinisch)

M. sphincterani internus

Corpus caver-nosum recti

Plica transversarecti inferior

Stratumlongitudinale

Stratumcirculare

Plica transversarecti superior

Peritonealüberzugdes Rectum

Tunicamuscularis

M. sphincterani externus

Canalis analis

Valvulae anales

Schünke, Schulte, Schumacher: Prometheus (ISBN 3131395311), © 2005 Georg Thieme Verlag

A Rectum und Analkanal (Canalis analis): Innenrelief und Wandaufbau

Ansicht von ventral, gesamte Rektumvorderwand durch Frontalschnitt entfernt. Statt der Plicae semilunares coli enthält das Rectum drei kon-stante Plicae transversae recti. Der Endabschnitt des Magen-Darm-Traktes wird anhand einer im Schleimhautrelief erkennbaren Linie (Li-nea anorectalis) in zwei Abschnitte unterteilt*:

• Ampulla recti: kaudalster Teil des Mastdarms zwischen Plica trans-versa recti media (Kohlrausch-Falte) und Junctio anorectalis. Die Am-pulle ist der dehnbarste Teil des Rectum. Die Kohlrausch-Falte, die von rechts und dorsal in das Rectum ragt ist ca. 6 –7 cm vom Anus entfernt und mit dem tastenden Finger gerade noch zu erreichen. Rektumtumoren, die unterhalb der Kohlrausch-Falte liegen, können daher evtl. getastet werden.

• Canalis analis: entwicklungsgeschichtlich ein Derivat des Beckenbo-dens, liegt unterhalb der Junctio anorectalis und endet unten mit dem Anus. Um den Analkanal legen sich die Mm. sphincter ani internus und externus sowie der M. levator ani. Das Corpus cavernosum recti ist ein Schwellkörper mit arteriellem Zufluss. Muskulatur und Schwellkörper bilden zusammen mit anderen Strukturen das Kontinenzorgan (s. C), das einen gasdichten Verschluss des Rectum gewährleistet. Das Peri-toneum überzieht das Rectum seitlich und an seiner Vorderwand bis etwa zur Höhe der mittleren Plica transversa recti.

* Unter klinisch-funktionellen Gesichtspunkten, aber durchaus auch unter anatomisch-funktionellen Aspekten (Gefäß- und Nervenver-sorgung, Lymphdrainage) kann der Canalis analis als unterster Ab-schnitt dem Rectum zugerechnet werden. Die Junctio anorectalis trennt dann gleichsam zwei Rektumabschnitte, die (obere) Ampulla recti und den (unteren) Canalis analis.

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Abdomen und Becken 2. Organe

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perianale Haut

Zona cutanea

Pecten analis

Zonacolumnalis

Ampulla recti

Junctioanorectalis

Lineaanocutanea

Lineapectinata

Schünke, Schulte, Schumacher: Prometheus (ISBN 3131395311), © 2005 Georg Thieme Verlag

Das Kontinenzorgan dient dem gasdich-ten Verschluss des Rectum und besteht aus dem dehnbaren Hohlorgan sowie vaskulären und muskulären (s. S. 200 u. 201) Verschluss-mechanismen einschließlich ihrer nervalen Steuerung. Diese angiomuskulären Ver-schlussmechanismen sind in ein sog. kon-struktiv enges Segment eingebaut, das durch die Enge und Knickung (Flexura perinealis) des Canalis analis entsteht:

• dehnbares Hohlorgan:– Rectum mit seinen Dehnungs-

rezeptoren v. a. in der Ampulla recti (viszerosensible Innervation),

– Anus (After) mit dehnbarer Haut im Canalis analis (somatosensible Inner-vation);

• muskulärer Verschluss:– M. sphincter ani internus (viszero-

motorische Innervation),– M. sphincter ani externus (somato-

motorische Innervation),– M. levator ani, insbesondere M. pubo-

rectalis (somatomotorische Innerva-tion);

• vaskulärer Verschluss:– Corpus cavernosum recti (ein perma-

nent gefüllter Schwellkörper, der nur zur Entleerung des Rectum abschwillt);

• nervale Steuerung:– viszerales und somatisches Nerven-

system (v. a. aus S 2– 4) mit Nn. splanchnici pelvici, N. pudendus und den Plexus rectales.

Hohlorgan, Verschlussmechanismen und nervale Steuerung (s. S. 201) arbeiten bei der Defäkation folgendermaßen zusammen:

† Füllung der Ampulla recti † Erregung lokaler Dehnungsrezeptoren

in der Ampullenwand † Stuhldrang † Kontraktion der rektalen Längsmuskula-

tur und damit Verkürzung des Mastdarms † Erschlaffen der Analsphinkteren (damit

verbesserter Blutabstrom aus dem Cor-pus cavernosum recti mit Abschwellung) und des M. puborectalis

† Weitung des Canalis analis und Stre-ckung des Rectum

Zusätzlich wird die Defäkation durch eine Erhöhung des intraabdominellen Druckes mittels Bauchpresse unterstützt. Das Steue-rungszentrum für die Defäkation liegt im Sa-kralmark in den Segmenten S 2– 4. Defäka-tion und Stuhlkontinenz unterliegen nach dem Kleinkindalter (mit dem „Sauberwer-den“) auch einer zentralnervösen, willkürli-chen Kontrolle.

B Epithelverhältnisse des Analkanals (nach Lüllmann-Rauch)

Der Analkanal ist der letzte Abschnitt des Ver-dauungskanals. Er lässt sich anhand des Epi-thels in drei „Stockwerke“ unterteilen, die ge-wissermaßen einen Übergang des Epithels vom Rektumepithel (oberhalb des Analkanals) zur äußeren perianalen Haut (unterhalb des Analkanals) vermitteln. Die drei Stockwerke des Canalis analis sind durch zwei diskrete Li-nien getrennt, die den Epithelübergang mar-kieren.Beachte: Der Pecten analis erscheint weißlich (= Zona alba), da hier die Schleimhaut durch

Anteil Grenze Epithel

Rectum Dickdarmepithel mit Becherzellen und Krypten

Junctio anorectalis(früher: Linea ano-rectalis)

Canalis analis mit drei „Stockwerken“

• Zona columnalis mehrschichtiges, unverhorntes Plattenepithel

Linea pectinata

• Pecten analis* (Zona alba)

mehrschichtiges, unverhorntes Plattenepithel

Linea anocutanea

• Zona cutanea* mehrschichtiges, verhorntes Plattenepithel mit Talgdrüsen

Perianale Haut(Cutis; pigmentiert)

mehrschichtiges, verhorntes Plattenepithel, Talgdrüsen, Haare, Schweißdrüsen

* Die Oberflächen von Pecten analis und Zona cutanea werden zusammen auch als „Anoderm“ bezeichnet

C Aufbau des Kontinenzorgans und Defäkationsmechanismus

Bindegewebe sehr fest mit dem M. sphincter ani internus verwachsen ist. Er hat zahlreiche Dehnungs- und Schmerzrezeptoren (Reflex-zone für Kontinenz und Defäkation). Direkt oberhalb der Linea pectinata münden (nicht bei jedem Menschen vorhandene) Gll. anales (Proktodealdrüsen) in den Analkanal, v. a. im dorsalen Bereich. Sie können vereitern (Abs-zesse) und bei Durchbruch des Eiters nach au-ßen sog. Analfisteln bilden, die oft chirurgisch behandelt werden müssen. Diese Analfisteln können sich bis zur äußeren Haut ausbreiten.

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