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3 / 13 k 14402 IM FOKUS: DATENVERARBEITUNG IM FOKUS Koha – Bibliothekssystem und Freie Software mit internationaler Community IM FOKUS KAI – Der Katalog ist tot, es lebe der Katalog! DENKANSTÖSSE Modernes Image – Der Schlüssel zum Erfolg bei Jugendlichen INNOVATIONEN Antworten auf die wichtigsten Fragen zu den neuen Grundsätzen für die Bibliotheksförderung in NRW INNOVATIONEN Experten für das Lesen – Ein Netzwerk zur Entwicklung der Leseförderung KONZEPTE Insolvenz drohte: Die Neuausrich- tung der Stadtbibliothek Gütersloh GmbH KONZEPTE »Alles richtig gemacht?« Ein Jahr Stadtbibliothek, Stadtarchiv und Landesge- schichtliche Bibliothek in Bielefeld ENTDECKUNGEN Von belgischen Sammlungen und Sammlern – 5. Reise der Kölnischen Bibliotheksgesellschaft

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IM FOKUS: DATENVERARBEITUNG IM FOKUS Koha – Bibliothekssystem und Freie Software mit internationaler Community IM FOKUS KAI – Der Katalog ist tot, es lebe der Katalog! DENKANSTÖSSE Modernes Image – Der Schlüssel zum Erfolg bei Jugendlichen INNOVATIONEN Antworten auf die wichtigsten Fragen zu den neuen Grundsätzen für die Bibliotheksförderung in NRW

INNOVATIONEN Experten für das Lesen – Ein Netzwerk zur Entwicklung der Leseförderung KONZEPTE Insolvenz drohte: Die Neuausrich-tung der Stadtbibliothek Gütersloh GmbH KONZEPTE »Alles richtig gemacht?« Ein Jahr Stadtbibliothek, Stadtarchiv und Landesge-schichtliche Bibliothek in Bielefeld ENTDECKUNGEN Von belgischen Sammlungen und Sammlern – 5. Reise der Kölnischen Bibliotheksgesellschaft

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anZeIge

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EDITORIAL

Liebe Leserinnen und Leser von ProLibris,

Informationstechnik in Bibliotheken – ein unendliches Thema. Seit vielen Jahren sind Bibliotheken ohne Da-tenverarbeitung nicht mehr denkbar. Dabei umfassen sie längst mehr als nur die Kernprozesse wie Erwer-bung, Katalogisierung und Ausleihe. Die Nutzererwar-tungen steigen vielmehr mit dem Medienwandel in der Gesellschaft rasant an. Permanent aktualisierte Daten von externen Anbietern müssen sofort in die biblio-thekseigenen Angebote eingebunden und über Twitter, Facebook und andere Kommunikationskanäle für ver-schiedene, insbesondere auch mobile Geräte weiterver-breitet werden. Die Vernetzung der Systeme unterein-ander erfordert die Zusammenarbeit vieler Hersteller. Dass die einschlägig bekannten Akteure auf dem Bi- bliotheksmarkt diese anbieten, ist hinlänglich be-kannt. Aber gerade für kleine und mittlere Bibliothe-ken mit begrenzten Ressourcen werden Open-Source-Lösungen immer attraktiver. Der Themenschwerpunkt dieses Heftes beschäftigt sich daher mit einigen neu-en Entwicklungen aus diesem Bereich, sowohl für Bi-bliotheksverwaltungssysteme als auch für Portale und Dokumentenserver (Repositorien). »Think global and act local!« Sie kommen zumeist aus Übersee und ver-breiten sich schnell. »Koha« ist Maori und bedeutet Ge-schenk – lesen Sie, was uns die Neuseeländer schenken wollen, und wer hier vor Ort in NRW dieses Geschenk annimmt. »KAI« hingegen stammt ursprünglich aus den USA und fand eine neue Heimat in Südwestfalen.

In unserer regelmäßigen Kolumne »Neues vom Alten Buch« können Sie sich umfassend über den Fortschritt der Digitalisierung informieren. Aber auch die Bestands- erhaltung im Alltag jenseits von Digitalisierung und Co beschäftigt die Fachleute im Land. Einen Blick über die Grenzen hinweg ins Nachbarland Belgien hat die Kölni-sche Bibliotheksgesellschaft geworfen. Die europäische Buch- und Einbandkultur zeigt eine andere, emotional

berührende Bibliothekswelt, wie sie seit Jahrhunderten besteht und auch heute noch die Menschen begeistert.

Die Faszination fürs Buch und das Lesen wecken will die Stiftung Lesen. Sie startet im Herbst mit über 800 Bibliotheken eine Leseförderinitiative für Dreijährige. NRW ist natürlich mit dabei. Fünfzehn Bibliothekarin-nen haben sich in einem sogenannten Blended-Lear-ning-Angebot des ZBIW zu »Expertinnen für das Lesen« weitergebildet. Sie haben gemeinsam entwickelt und gelernt, mit welchen Methoden man auch in Koope-ration mit anderen Bildungspartnern erfolgreich Lese-förderung betreiben kann. Kinder für die Bibliothek zu gewinnen ist das eine; sie aber auch über das Jugend-alter hinaus an die Einrichtung zu binden, ist ein ande-res Thema. Bekanntermaßen gibt es einen »Leseknick« in der Pubertät. Was sind die Ursachen dafür, und wie kann man diesen entgegenwirken? Ein Leipziger For-schungsprojekt widmete sich diesem Thema, dessen Erkenntnisse für die strategische Ausrichtung und die tägliche Arbeit in den Bibliotheken nutzbringend sein können.

Einen ganz entscheidenden Einfluß hat dabei das The-ma Bibliotheksbau und -einrichtung. Ein Jahr Erfah-rung spricht aus dem Bielefelder Bericht nach dem räumlichen Zusammenschluss von Bibliothek, Archiv und Kulturamt zu einem neuen kommunalen Informa-tionszentrum, das sich auf den Weg zum »Third Place« gemacht hat.

Aus dem Verband des Landes Nordrhein-Westfalen kommt eine traurige Mitteilung. Der langjährige Direk-tor und ehemalige Vorsitzende des vbnw, Dr. Hans-Joa-chim Kuhlmann, verstarb 93-jährig. Sein Nachfolger im Amt und ehemaliger Mitherausgeber dieser Zeitschrift, Reinhard Brenner, erinnert an ihn.

ANDREA STÜHN Mitherausgeberin ProLibris

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INHALTSVERZEICHNIS / 3/13

prolibrisMitteilungsblatt hrsg. vom Verband der Bibliotheken des Landes Nordrhein-Westfalen e.V. und den Bezirksregierungen, Dez. 48.08 – Öffentliche Bibliotheken * V. i. S. d. P.: Harald Pilzer, Vorsitzender des vbnw. * issn 1430-7235 * Jahrgang 18, Heft 3-2013

abonnementbestellungen, reklamationen, adressenänderungenDruckerei Peter Pomp, Jasmin Kikillis

t 02041 /747120 * f 02041 /747160 * m [email protected]

Der Preis für ein Jahresabonnement der Zeitschrift ProLibris beträgt 30 Euro (einschließlich Mehrwertsteuer und Versandkosten); jedes weitere Abonnement kostet

20 Euro im Jahr. Der Preis des Einzelheftes beträgt 7,50 Euro. Der Preis für ein Auslandsabonnement beträgt 40 Euro (einschließlich Mehrwertsteuer und Versandkos-

ten). Das Abonnement ist kündbar zum 31. Oktober des laufenden Jahres.

Bei namentlich gezeichneten Artikeln liegt die inhaltliche Verantwortung beim Ver- fasser bzw. der Verfasserin.© vbnw und Bezirksregierungen, Dez. 48.08 –

Öffentliche Bibliotheken. Alle Rechte vorbehalten; Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung. Fotos wurden, wenn nicht anders angegeben, von der entsprechenden Bibliothek zur Verfügung gestellt. Links werden bei Erstellung des

Heftes geprüft.

autorenhinweise1. ProLibris veröffentlicht in der Regel Originalbeiträge. Bis zum Erscheinungstermin soll-

ten diese nicht anderweitig veröffentlicht werden. Jede ProLibris-Ausgabe wird zeitver-setzt auf der vbnw-Homepage veröffentlicht. Mit dem Überlassen ihres Printbeitrags er-klären sich Autorinnen und Autoren mit der digitalen Veröffentlichung einverstanden.

2. Formalia › Texte werden in neuer deutscher Rechtschreibung abgefasst (Duden 25. Aufl. 2009) › Bei der ersten Möglichkeit in einem Text wird die maskuline und feminine Personenbe- zeichnungen gewählt. Im Folgenden wird das generische Maskulinum verwendet, um eine bessere Lesbarkeit zu gewährleisten. Gemeint sind aber immer beide Geschlechter. › Längere Beiträge sind mit Zwischenüberschriften zu versehen. › Abkürzungen im Text sind zu vermeiden bzw. bei der ersten Nennung aufzulösen. › Zitationsstellen sind im laufenden Text zu belegen. › Inhaltliche Beiträge sollen 20.000 Zeichen incl. Leerzeichen in einer unformatier-ten Word-Datei nicht überschreiten (ohne Abbildungen). Jedem Beitrag sollte ein Abstract in deutscher Sprache mit max. 500 Zeichen beigefügt werden. › Abbildungen sind sehr erwünscht und sollten mindestens 300 (besser 600) dpi-Auflö-sung haben (raw-, jpg-, gif-, tif-Format). Die Abbildungen sind durchzunummerieren und mit Bildunterschriften unter Angabe der abgebildeten Personen sowie der Recht-einhaberin bzw. des Rechteinhabers zu versehen, ggf. ist eine Abdruckgenehmigung beizufügen. Platzierungswünsche im Text sollten dort kenntlich gemacht werden. › Die Autorin oder der Autor stellt sich mit vollem Namen, Titel sowie ggf. mit Position und Anschrift der Institution vor. Für längere Beiträge wird ein Foto erbeten.

3. Die Redaktion behält sich kleinere Korrekturen und Kürzungen vor, grundlegende Än-derungen sind nur im Einverständnis mit der Autorin oder dem Autor möglich.

4. Nach Erscheinen erhalten Autorin oder Autor ein Belegexemplar.5. Redaktionsschluss für die Hefte ist jeweils 6 Wochen vor dem Erscheinungstermin:

der 15. 02. für Heft 1, der 15. 05. für Heft 2, der 15. 08. für Heft 3 und der 15. 11. für Heft 4.

Mit Ihrer Hilfe kann ProLibris noch attraktiver werden! Senden Sie uns Ihre Artikel, Ihre Anregungen, Ihre Kritik.

herausgebergremiumIrmgard Harmann-Schütz

Dr. Alwin Müller-Jerina Andrea Stühn

layoutNieschlag + Wentrup, Münster

redaktion und anzeigenSusanne Larisch t 02102 /70 54 19 m [email protected]

druck und verlagDruckerei und Verlag Peter Pomp, Bottrop

IMPRESSUM

DENKANSTÖSSE 100 Modernes Image – Der Schlüssel

zum Erfolg bei Jugendlichen Kerstin Keller-Loibl, Professorin an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur in Leipzig, befragte junge Menschen zu ihren Vorstellungen von Bibliotheken.

IM FOKUS: DATENVERARBEITUNG

104 Koha – Bibliothekssystem und Freie Software mit internationaler Community Das integrierte Bibliothekssystem Koha ist eine Freie Open Source Soft-ware und wird weltweit in über 2.200 Einrichtungen eingesetzt. In Nord-rhein-Westfalen wird die Bibliothek der Hochschule Hamm-Lippstadt Koha als erste nutzen.

107 Der Katalog ist tot, es lebe der Katalog! Im April 2013 hat die Bibliothek der Fachhochschule Südwestfalen mit KAI einen neuen Katalog vorgestellt. KAI ist ein suchmaschinenbasierter Kata-log auf Open-Source-Basis.

111Netzwerkerinnen unter sich: Die »Experten für das Lesen«

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KONZEPTE

116 Insolvenz drohte: Die Neuausrich-tung der Stadtbibliothek Gütersloh GmbH Der Spardruck wuchs, nichts ging mehr. Die Bibliothek reagierte mit ei-nem Workshop, in dem sie die Frakti-onen bat, sich für Handlungsschwer-punkte zu entscheiden.

120 »Alles richtig gemacht?« Ein Jahr Stadtbibliothek, Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek in Bielefeld Was hat sich bewährt? Was überzeugte weniger? Resümee nach gut einem Be-triebsjahr des neuen kommunalen In-formationszentrums Bielefeld.

ENTDECKUNGEN

124 Von belgischen Sammlungen und Sammlern – 5. Reise der Kölner Bibliotheksgesellschaft

128 Kolumne: Neues vom Alten Buch Die Universitäts- und Landesbibliothek Bonn hat die Digitalisierung der Kor-respondenz August Wilhelm Schlegels fertiggestellt.

KURZ & KNAPP

134 Eindrücke von der Bildungsmesse didacta 2013 in Köln

135 Fortbildung »Schimmelbefall an Bibliotheksgut«

136 »Lesestart« – Das Projekt in den Öffentlichen Bibliotheken in Nord-rhein-Westfalen

137 François Villon – Dichter und Vaga-bund (1431–1463) Illustrierte Ausgaben aus den deutsch-sprachigen Ländern

138 Personalie: Zum Tod Hans-Joachim Kuhlmanns, ein unvollständiger Nachruf

141 Meldungen

AUSBLICKHeft 4-2013IM FOKUS »Verbandsarbeit«

Das Titelfoto zeigt Marketing-Postkarten für den neuen Katalog KAI der Fachhochschule Südwestfalen.

110 Umstieg auf OPUS 4 – gelungene Migration des Dokumentenservers Die Hochschulbibliothek der Fach-hochschule Aachen ist seit Anfang des Jahres als eine der ersten Anwendun-gen in NRW auf OPUS 4 produktiv.

INNOVATIONEN

111 Experten für das Lesen – Ein Netzwerk zur Entwicklung der Leseförderung Gudrun Marci-Boehncke, Professo-rin an der TU Dortmund, berichtet von ihren Erfahrungen mit der Blended-Learning-Einheit zum Thema »Lese-förderung«, die vom ZBIW der Fach-hochschule Köln als Zertifikatskurs angeboten wird.

114 Antworten auf die wichtigsten Fragen zu den neuen Grundsätzen für die Bibliotheksförderung

128  Das Pfingstwunder (Hand-schrift der ULB Düsseldorf)124 Besondere Einblicke erfreu-

ten die Reisenden in Belgien.120 Edle Möblierung zeichnet die Bielefelder Bibliothek aus.

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Aus Studien ist bekannt, dass es hinsichtlich der Bibliotheksnut-zung in Deutschland ein Altersgefälle gibt. Der größte Einschnitt in der Bibliotheksnutzung scheint im Übergang vom Kindes- zum Ju-gendalter zu liegen. Während 57 Prozent der 12- bis 13-Jährigen, die zumindest selten lesen, Bücher ausleihen, sind es bei den 14- bis 15-Jährigen nur noch 42 Prozent.(1) Laut JIM-Studie 2012 nut-zen nur 16 Prozent der 12- bis 19-Jährigen alle 14 Tage das Ange-bot einer Bibliothek.(2) Diese Zahlen wiegen umso schwerer, wenn man sich bewusst macht, dass das Jugendalter die wichtigste Zeit der Aneignung der Welt und der Ausbildung von Images ist.

Empirische Untersuchungen, die eine verlässliche Auskunft über die Ursachen für den Rückgang der Bibliotheksnutzung im Jugend-alter geben, liegen nicht vor. Der sogenannte »Leseknick«, der einen Rückgang der Lesehäufigkeit und Lesemenge insbesondere bei Jun-gen in der Pubertät markiert, ist sicherlich ein wesentlicher Grund. Im Jugendalter verändert sich das Freizeit- und Medienverhalten; Computer und Internet sind für Jugendliche die wichtigsten Me-dien. Diese Erklärungsmuster reichen aber nicht aus, denn auch Jugendliche, die weiterhin lesen, besuchen nicht mehr ihre Schul-, Gemeinde- oder Stadtbibliothek. Sie kaufen sich die Bücher lieber oder leihen sie von Freunden aus. Hier spielt das Bibliotheksimage eine entscheidende Rolle.

Um genauer zu erfahren, wie Jugendliche Bibliotheken heute sehen, welche Erfahrungen sie gemacht haben und wie diese ihr Biblio-theksbild bestimmen, wurden in einem umfangreichen Forschungs-

MODERNES IMAGE – DER SCHLÜSSEL ZUM ERFOLG BEI JUGENDLICHEN

KERSTIN KELLER-LOIBLHochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK)

projekt 1.440 Jugendliche im Alter von 12 bis 19 Jahren über das Soziale Netzwerk »SchülerVZ« nach ihren Ansichten und Meinun-gen über Bibliotheken befragt. Parallel dazu fanden 34 Gruppen-interviews mit über 100 Jugendlichen derselben Altersspanne in Schulen und Freizeitzentren statt. Das Forschungsprojekt wurde von der Verfasserin an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig in den Jahren 2010 bis 2012 durchgeführt. Die um-fangreichen empirischen Daten und deren Auswertung liegen pub-liziert vor.(3)

WIE KANN MAN IMAGE MESSEN? Das Image von Bibliotheken wird nicht nur von Kenntnissen, Er-fahrungen und Meinungen geprägt, sondern auch von Erwartun-gen, Ansprüchen und Wünschen. Image kann als »Ganzheit der Wahrnehmungen, Vorstellungen, Ideen und Gefühle, die eine Per-son – oder eine Mehrzahl von Personen – von irgendeiner Gegeben-heit besitzt«(4), definiert werden. Als Untersuchungsmethode wurde deshalb eine Kombination aus Online-Befragung und Gruppenin-terview gewählt.

Die quantitative Untersuchung erlaubt, die heterogene Zielgruppe nach soziodemographischen und themenrelevanten Aspekten wie Freizeit- und Medieninteressen, Leseintensität oder Bibliotheksnut-zung zu segmentieren. Die qualitative Methode ermöglicht, sub-jektive Meinungen und Einstellungen zu erheben. Dem explorati-ven Charakter der Studie trugen Gruppeninterviews in besonderer Weise Rechnung. In solchen Interviews können psychische Sperren durchbrochen werden, und sie spiegeln gesellschaftliche Diskur-se, weil unterschiedliche Gruppenmeinungen evident werden, und sich zugleich beobachten lässt, wie Bibliotheksimages im Gruppen-prozess entstehen und verhandelt werden. Unterschieden wurde dabei zwischen dem Ist- und dem Sollzustand, also zwischen ei-nem vorhandenen Bild von einer Bibliothek und einem erwünsch-ten Image.

Wie werden Bibliotheken in einer veränderten Medienlandschaft zu Beginn des 21. Jahrhunderts wahrgenommen? Welches Image haben Bibliotheken bei der heranwachsenden Generation, 

und wie sieht deren Wunschbibliothek aus? Beeinflusst das Image die Nutzung bzw. Nichtnutzung von Bibliotheken im Jugendalter? Diese Fragen waren Anlass, bei der Zielgruppe der 12- bis 

19-Jährigen genauer nachzuforschen.

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Doch was sollen Jugendliche über Bibliotheken erzählen, wenn sie noch nie in einer Bibliothek waren und auch kein Interesse am Bi-bliotheksbesuch haben? Um lebhafte Diskussionen anzustoßen, ka-men in den Gruppeninterviews 30 großformatige Fotografien zum Einsatz, auf denen verschiedene Einrichtungsszenarien von Biblio-theken, Medien, Personal, unterschiedliche Nutzeraktivitäten und verschiedene Ausstattungselemente wie beispielsweise Regale oder ein Snackautomat zu sehen waren. Die Jugendlichen hatten die Aufgabe, aus dieser Fotokollektion jeweils 15 Fotos zu wählen, die einerseits den Ist-Zustand und andererseits ihre Wunschbibliothek beschreiben. Mit der Begründung der jeweiligen Fotoauswahl wa-ren Gefühle, Einstellungen, Erfahrungen, Erwartungen und Mei-nungen verknüpft, die in ihrer Gesamtheit und Komplexität das Image von Bibliotheken konstituieren.

VORHANDENES BILD UND ERWÜNSCHTES IMAGEDie Untersuchungsergebnisse lassen gravierende Unterschiede zwischen dem vorhandenen Bild von einer Bibliothek und einem erwünschten Image erkennen. Wenn Jugendliche an Bibliotheken denken, sehen sie Regale und Bücher. »Typisch für die Bibliothek ist, dass da viele Bücher sind.« Die acht meistgewählten Bilder zur Beschreibung des Ist-Zustandes zeigen allesamt Regale. Bibliothe-ken werden von Jugendlichen relativ einseitig als Orte des Lernens und der Bücher wahrgenommen. Sie sind in erster Linie Lernor-te, keine Freizeitorte. Je nachdem, ob dies den eigenen Bedürfnis-sen und Erwartungen entspricht, wird die Bibliothek angenommen oder abgelehnt, das Image positiv oder negativ bewertet.

Fragt man dann nach der Wunschbibliothek dieser Jugendlichen, so wird eine Bibliothek mit »Wohlfühl-Flair« beschrieben, in der man seine Freizeit allein oder mit Freunden verbringen kann. Fotos von Regalen, gerade in klassischer Anordnung, werden von den Ju-gendlichen für die Wunschbibliothek kaum ausgewählt. Sehr wich-tig ist den Jugendlichen die Aufenthaltsqualität. Sie wünschen sich einen eigenen Raum oder Bereich in der Bibliothek, »der nicht mit Regalen und Büchern vollgestopft ist« und der Möglichkeiten für soziale Kontakte bietet. Möglichkeiten zum Essen und Trinken und Sitzecken, die nicht aus konventionellen Stuhl-Tisch-Kombinatio-nen bestehen, komplettieren das Wunschbild. Bücher gehören ganz selbstverständlich zur Wunschbibliothek, aber auch alle anderen Medien, die Jugendliche in ihrem Alltag nutzen. So wünschen sich zum Beispiel viele Jugendliche – insbesondere Jungen – ein aktuel-les Angebot an Videospielen.

Die ausgewählten Fotos zur Wunschbibliothek sind zudem geprägt von einem modernen oder besonderen Äußeren. Stylisch und mo-dern soll die Bibliothek sein, aber trotzdem gemütlich. Das visuel-le Erscheinungsbild einer Bibliothek prägt das Image entscheidend. Für die befragten Jugendlichen war es sehr wichtig, dass sie sich in

der Bibliothek wohlfühlen. Fast alle Jugendlichen wollen nicht nur Medien ausleihen, sondern sich länger in der Bibliothek aufhalten: die vielfältigen Medien vor Ort nutzen, Musik hören oder selber machen, lesen und spielen. Neue Veranstaltungsformate, darun-ter auch innovative und jugendgemäße Formen der Leseförderung werden begrüßt. Hier zeigt sich sehr deutlich, dass ein modernes multimediales Medienangebot und eine hohe Aufenthaltsqualität das Image entscheidend verbessern könnten.

Jugendliche legen sehr viel Wert auf die eigene Selbstinszenierung; nur was zum eigenen Image passt, wird auch angenommen. Insbe-sondere bei ihrer Freizeitgestaltung wollen sie sich selbst verwirkli-chen und gehen ungern Kompromisse ein. Wenn die Bibliothek als Institution bei Jugendlichen einen schlechten Ruf hat, kann sie mit anderen Freizeitangeboten nicht konkurrieren.

IMAGE BEI NICHTNUTZERN UND NUTZERN Der größte Unterschied in der Bewertung des Images von Biblio-theken besteht zwischen Nutzerinnen und Nutzern bzw. Nichtnut-zern. Eine der insgesamt 27 Fragen der Online-Erhebung lautete: »Was für ein Image (welchen Ruf) haben Bibliotheken?« Das Bi-bliotheksimage sollte durch die Vergabe einer Schulnote direkt be-wertet werden. Bei Bibliotheksnutzern liegt die Durchschnittsnote bei 2,5 und ist damit um eine ganze Note besser als bei den Nicht-nutzern, die eine 3,5 vergeben. Sehr gute und gute Noten verteilen mehrheitlich die Bibliotheksbenutzer, während die eher negativen Bewertungen von den Nichtnutzern stammen. Die Note »ungenü-gend« wird ausschließlich von Nichtnutzern vergeben. Nur im Mit-telbereich nähert sich die Bewertung des Bibliotheksimages zwi-schen Nutzern und Nichtnutzern an: Jeweils ein knappes Drittel bewertet das Image mit der Note »befriedigend«.

Weitere Aufschlüsse über das Bibliotheksbild von Nutzern und Nichtnutzern liefert die Bewertung von vorgegebenen Meinungen. In Abbildung 2 sind die Einschätzungen der Nichtnutzer und Nut-zer gegenübergestellt.

Nutzer und Nichtnutzer von Bibliotheken sind sich bei einer Aussa-ge vollkommen einig: Die Bibliothek ist eine Bildungseinrichtung. Mit 99 Prozent (Nutzer) und 95 Prozent (Nichtnutzer) stimmen beide Gruppen dieser Aussage voll und ganz oder teilweise zu, wo-bei sich jeweils die reichliche Hälfte für die volle Zustimmung ent-scheidet.

Bei allen anderen Aussagen lassen sich Differenzen zwischen Nut-zern und Nichtnutzern feststellen. In der unterschiedlichen Bewer-tung der Aussage, Bibliotheken seien »verstaubte Bücherhallen«, wird ein wesentlicher Unterschied in der Wahrnehmung von Bi-bliotheken erkennbar, der eng mit der Bewertung »veraltet« oder

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»nicht veraltet« sowie der Einstellung zum Buch und zum Lesen verknüpft ist: 87 Prozent der Nutzer von Bibliotheken nehmen Bi-bliotheken nicht als veraltet wahr und können der Aussage von den »verstaubten Bücherhallen« dementsprechend auch nicht zu-stimmen. Bei den Nichtnutzern sieht dies nur eine reichliche Hälf-te so. Ein knappes Drittel stimmt der Aussage, Bibliotheken seien »verstaubte Bücherhallen«, teilweise zu, 15 Prozent voll und ganz. Auch in der Bewertung der Aktualität der Medien gibt es Unter-schiede: Während 46 Prozent der Bibliotheksnutzer der Meinung ist, dass man in Bibliotheken aktuelle Medi-en findet, glaubt dies nur knapp ein Viertel der Nichtnutzer. Unterschiedlich wird auch das Bibliotheksbild »attraktiver Freizeitort« bewertet. 83 Prozent der Nichtnutzer kön-nen der Aussage, dass Bibliotheken attrak-tive Freizeitorte seien, gar nicht zustimmen. Aber auch die Bibliotheksnutzer sehen die Bibliothek nicht primär als attraktiven Frei-zeitort: Nur neun Prozent können dieser Aussage voll und ganz zustimmen, 38 Pro-zent sehen dies hingegen nicht so.

Die Bibliothek wird somit mehrheitlich nicht als ein attraktiver Freizeitort, son-dern als eine Bildungseinrichtung wahrge-nommen. Allerdings wird dieses primäre Bibliotheksbild von den Jugendlichen un-terschiedlich bewertet: Von den meisten Nutzern werden Bibliotheken – eben weil sie Bücher anbieten und Bildungseinrich-tungen sind – als nützlich eingeschätzt und positiv bewertet. Bibliotheken sind für sie ruhige Ort zum Lernen und nach wie vor wichtig. Genau dies können für Nichtnutzer Gründe sein, die Bi-bliothek unattraktiv zu empfinden und sie als »langweilig und un-interessant« einzuschätzen. Bibliotheken erscheinen ihnen gerade wegen ihres Buchangebotes veraltet und in Zeiten des Internets nicht mehr so wichtig. Nur ein Drittel der Nichtnutzer kann der Aussage, dass die Bibliothek »nach wie vor wichtig« sei, voll und ganz zustimmen, bei den Nutzern sind dies drei Viertel. Ein reich-liches Viertel der Nichtnutzer ist zudem der Überzeugung, dass Bi-bliotheken »nicht mehr notwendig« seien, während dies nur drei Prozent der Bibliotheksnutzer so sehen.

WAS NÜTZT NUTZERZUFRIEDENHEIT?Dass die Nutzer von Bibliotheken unter den befragten Jugendli-chen ein überwiegend positives Bibliotheksbild haben, ist ein er-freuliches, aber kaum überraschendes Umfrageergebnis. Die Nut-zerzufriedenheit der befragten Jugendlichen war in der Studie

insgesamt sehr hoch, vor allem dann, wenn die Bibliothek häufig genutzt wird. Nutzerzufriedenheit und ein positives Image hängen eng zusammen.

Aber was nützt Nutzerzufriedenheit, wenn Öffentliche Bibliothe-ken die meisten Jugendlichen gar nicht mit ihren Angeboten errei-chen? Das Bestehen einer Wechselwirkung zwischen Negativimage und Nichtnutzung von Bibliotheken konnte die Studie ebenfalls nachweisen. Gerade bei den jugendlichen Nichtnutzern und den

lesefernen Heranwachsenden war meist auch ein negatives Bibliotheksimage vor-herrschend. Diese Befragten nehmen Bi- bliotheken als»Leihstellen für Bücher« und »Orte des Lernens« wahr und sehen für sich keine relevanten Nutzungsmotive.

Computer und Internet werden lieber zu Hause genutzt. Laut JIM-Studie 2012 sind alle Haushalte, in denen 12- bis 19-Jährige aufwachsen, mit einem Computer/Laptop ausgestattet, 98 Prozent dieser Haushal-te verfügen über einen Internetzugang.(6)

Die Nutzung von Computer und Internet ist daher für die meisten Jugendlichen kein Grund, die Bibliothek aufzusuchen. Wei-tere beliebte Medien wie beispielsweise aktuelle Konsolenspiele sind meistens in Bibliotheken nicht vorhanden. Ein aktuel-les, zeitgemäßes Medienangebot und ein Image der Bibliothek als attraktiver Frei-zeitort sind daher wesentliche Faktoren für die Entwicklung eines positiven Biblio- theksimages bei jugendlichen Nichtnut-

zern. Gerade für Jugendliche, die keine Bibliotheken nutzen, ist die Aufenthaltsqualität von entscheidender Bedeutung, ob sie die Einrichtung aufsuchen oder nicht. Für sie steht nicht die Buchaus-leihe im Vordergrund, sondern die Bibliothek als moderner Aufent-halts- und Erlebnisort.

Jugendliche wissen oft wenig über Bibliotheken, vor allem dann, wenn sie diese selbst nicht nutzen. Klischees und Stereotype be-stimmen dann nicht selten ihr Bibliotheksbild. Da sich die Kenntnis von Bibliotheken und deren Nutzung entscheidend auf die Bewer-tung des Images auswirkt, müssen neue Wege gegangen werden, Jugendliche zu erreichen. Bei den meisten Jugendlichen ist die Imagebewertung maßgeblich durch die eigene Beobachtung und den unmittelbaren Kontakt mit ihrer Schulbibliothek geprägt. Die Schulbibliothek ist nicht selten die einzige Bibliothek, die Heran-wachsende kennenlernen. Schulbibliotheken attraktiv zu gestal-ten, ist damit eine wesentliche Voraussetzung für eine Imagebil-

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DENKANSTÖSSE / 3/13

Abb. 1: Imagenote bei Nichtnutzern und Nutzern, alle Befragten (N=1.440).(5)

Nichtnutzer Nutzer

sehr gut

gut

befriedigend

ausreichend

mangelhaft

ungenügend

4020 30100Prozent

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dung im positiven Sinne. Zudem sollten Jugendliche nicht nur über die Schule angesprochen werden, sondern auch im Freizeitbereich. Dies lässt sich sowohl durch die Nutzung von Social-Media-Ange-boten als auch durch eine enge Kooperation mit Freizeitzentren oder anderen jugendaffinen Einrichtungen realisieren. Lebenssti-le und Freizeitgestaltung sind im Jugendalter stark von der jewei-ligen jugendkulturellen Ausrichtung des Freundeskreises geprägt. Während im Kindesalter das Elternhaus einen entscheidenden Ein-fluss auf die Bibliothekssozialisation hat, sind im Jugendalter die Einstellung und das Verhalten der Freunde und deren Sicht auf Bi-bliotheken eine wesentliche Einflussgröße dafür, ob Bibliotheken (wieder) genutzt werden oder nicht.

BEDÜRFNISSE JUGENDLICHER ERNST NEHMENJugendliche sind eine wichtige Zielgruppe, wenn Bibliotheken in einer veränderten Medien- und Informationslandschaft Bestand haben sollen. Jugendliche, die gern und viel lesen, sind mit dem Bibliotheksangebot zwar zufrieden und bewerten das Image positiv, aber es zeichnet sich auch die Tendenz ab, dass sich ein Teil der Le-ser im Jugendalter von der Bibliothek auch aufgrund eines eher ne-gativ wahrgenommenen Images verabschiedet. Hinzu kommt, dass viele Jugendliche, die nicht gern lesen, die Bibliothek aufgrund des wahrgenommenen Images als Ort der Bücher meiden.(8) Die Ju-gendphase zeichnet sich durch eine hohe Differenzierung in den Lebensumständen, -stilen und medialen Prägungen und Einstel-lungen aus. Es wird daher immer wichtiger, die Wünsche und Be-dürfnisse von Jugendlichen mit unterschiedlichen Freizeitinteres-sen und (medialen) Prägungen in der Angebotspalette Öffentlicher Bibliotheken zu berücksichtigen.

Ein Wunsch wurde in den Gruppeninterviews besonders deutlich: Jugendliche wollen als Zielgruppe ernst genommen werden. Sie

wollen nicht nur als Schüler angesprochen werden, sondern sich auch in ihren Freizeitpräferenzen und Medienvorlieben bestätigt sehen. Dies kann man am besten durch Partizipation erreichen: Ak-tualisierungen des Bestands und neue Dienstleistungen können mit Jugendlichen besprochen, Veranstaltungen gemeinsam mit ih-nen geplant, durchgeführt und bewertet werden. Jugendliche stel-len sich »ihre« Bibliothek als modernen Erlebnis- und Kommuni-kationsort vor, der neben Raum zum Lernen auch Möglichkeiten jugendgemäßer Freizeitgestaltung bietet. Wenn sich Bibliotheken hier in Zukunft offen und dynamisch präsentieren, dürfte sich ihr Image mittel- und langfristig verbessern.

ENDNOTEN

1 Vgl. Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (Hrsg.): JIM-Studie 2011,

Jugend, Information, (Multi-)Media. Basisstudie zum Medienumgang 12- bis 19-Jähri-

ger in Deutschland. Stuttgart 2011, S. 29

2 Vgl. Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (Hrsg.): JIM-Studie 2012,

Jugend, Information, (Multi-)Media. Basisstudie zum Medienumgang 12- bis 19-Jähri-

ger in Deutschland. Stuttgart 2012, S. 9

3 Keller-Loibl, Kerstin: Das Image von Bibliotheken bei Jugendlichen. Empirische Befunde

und Konsequenzen für Bibliotheken. Bad Honnef 2012, 252 S.

4 Kleining, Gerhard: Image. In: Bernsdorf, Wilhelm u. a. (Hrsg.): Wörterbuch der Sozio-

logie. 2. neubearb. u. erw. Ausg., Stuttgart 1969, S. 444

5 Vgl. Endnote 3, S. 75

6 Vgl. Endnote 3, S. 77

7 Vgl. Endnote 2, S. 31

8 Siehe zum Zusammenhang von Leseaffinität, Bibliotheksnutzung und Imagebewertung

die ausführlichen Untersuchungsergebnisse in Keller-Loibl: Das Image von Bibliothe-

ken. V. a. Kap. 3.3.

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Abb. 2: Welcher Aussage würdest Du voll und ganz, teilweise oder gar nicht zustimmen? „Bibliotheken sind / haben… “, Nichtnutzer und Nut-zer, alle Befragten (N=1.440).(7)

Prozent

Nutzer Nichtnutzer

Bildungseinrichtungen

verstaubte Bücherhallen

aktuelle Medien

nicht mehr notwendig

attraktive Freizeitorte

ruhiger Ort zum Lernen langweilig und uninteressant

nach wie vor wichtig

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stimme voll zu stimme teilweise zu stimme gar nicht zu

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Während Koha in Deutschland erst in den letzten Jahren an Bekanntheit und Bedeu-tung gewonnen hat, hat das integrierte Bi-bliothekssystem von der anderen Seite der Welt mittlerweile nicht nur einen weiten Weg, sondern auch eine lange und erfolg-reiche Entwicklung hinter sich.

VON NEUSEELAND IN DIE WELTUrsprünglich programmiert wurde die Soft-ware für den Horowhenua Library Trust (HLT), der die Bibliotheken in der Region Horowhenua, Neuseeland, betreibt. Auf-grund zu erwartender Probleme mit der dort eingesetzten Software durch den Jahr-tausendwechsel (Y2K) wurde ein neues Bi-bliothekssystem ausgeschrieben. Da keines der angebotenen Systeme die Anforderun-

KOHA – BIBLIOTHEKSSYSTEM UND FREIE SOFTWARE MIT INTERNATIONALER COMMUNITY

KATRIN FISCHERBibliotheksservice-Zentrum Baden-Württemberg

gen erfüllte, entschied man sich, einen an-deren Weg zu gehen. So wurde 1999 die Web-Entwicklungsfirma Katipo Commu-nications Ltd beauftragt, eine Bibliotheks-software für die Bibliotheken neu zu ent-wickeln. Innerhalb von wenigen Monaten wurde die Software dann soweit fertig ge-stellt, dass HLT im Januar 2000 mit dem System live gehen konnte. Noch im selben Jahr wurde die Software als Open Source für den freien Download im Internet zur Verfügung gestellt und bereits im ersten Monat über 368 Mal heruntergeladen.(1)

Heute ist Koha weltweit in Bibliotheken unterschiedlichster Größe und Ausrich-tung im Einsatz. So verzeichnet Marshall Breedings internationales Bibliotheksver-zeichnis lib-web-cats aktuell über 2.200 Einträge, wobei vermutlich viele Instal-lationen noch nicht verzeichnet sind.(2) Einige Beispiele sind das Northeast Kansas Library System (NEKLS)(3), ein Konsortium mit etwa 50 Bibliotheken in einer gemein-samen Installation, die Aix Marseille Uni-versité(4) mit rund 70.000 Studenten sowie die Nationalbibliotheken der Philippinen(5),

Das integrierte Bibliothekssystem Koha ist Freie und Open Source Software und wird weltweit in über 2.200 Einrichtungen unterschiedlichster Größe und Ausrichtung eingesetzt. Auch in Deutsch-land wachsen die Zahl der Anwender und das Interesse an Open-Source-Lösungen für Bibliotheken stetig. Die Entwicklung liegt dabei in den Händen einer internationalen Community aus Support-Dienstleistern und Anwendern. Als erste Hochschulbibliothek in Nordrhein-Westfalen wird die der Hochschule Hamm-Lippstadt Koha nutzen.

von Malawi(6) und Venezuela(7). Die Anzahl der Anwender steigt mit jedem Jahr weiter-hin kontinuierlich an.

… UND NACH DEUTSCHLANDWährend nicht ganz auszuschließen ist, dass Koha zuvor in Deutschland im Ein-satz war, beginnt für das Bibliotheksser-vice-Zentrum Baden-Württemberg (BSZ) die Koha-Geschichte mit der Hochschu-le für Jüdische Studien Heidelberg (HfJS), welche Ende 2008 auf der Suche nach ei-nem geeigneten Bibliothekssystem mit dem BSZ in Kontakt trat. Wichtige Anforderun-gen waren hierbei die korrekte Darstellung der im Südwestdeutschen Bibliotheksver-bund (SWB) originalschriftlich katalogi-sierten Titeldaten im OPAC, die Unterstüt-zung von Selbstverbuchung über RFID und ein möglichst geringer technischer Betreu-ungsaufwand vor Ort.

Das BSZ konnte hier mit dem Bibliotheks-system Koha eine geeignete Software an-bieten und übernimmt darüber hinaus auch das Hosting und den Support des Biblio-

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thekssystems. Durch den Betrieb nach dem Modell Software-as-a-Service und die Be-dienung der bibliothekarischen Oberfläche über den Browser sinkt der technische Be-treuungsaufwand vor Ort auf ein Minimum. Das komplett webbasierte Bibliothekssys-tem verfügt über alle einschlägigen Mo-dule eines integrierten Bibliothekssystems und einen leistungsstarken OPAC mit zahl-reichen Funktionen und Anpassungsmög-lichkeiten. Zu den Neuerungen der letz-ten Version zählt auch ein neues Template, das durch Responsive Design besonders die Darstellung auf mobilen Geräten besser un-terstützt.

Mittlerweile ist die HfJS seit gut vier Jah-ren mit Koha in Betrieb und setzt neben OPAC, Ausleihe, Katalogisierung und Sta-tistik seit 2011 auch die Module Erwerbung und Zeitschriftenverwaltung ein. Der An-schluss an den SWB-Verbund erfolgt über die MARC21-Exportschnittstelle des Ver-bundes in Form eines voll automatisierten nächtlichen Datenimports, der durch die Downloadmöglichkeit innerhalb der An-wendung über Z39.50 ergänzt wird.(8)

Seit der Umstellung der HfJS ist die Anzahl der vom BSZ betreuten Koha-Installatio-nen auf zwölf angewachsen: zwei weitere Hochschulen, zwei Forschungsbibliotheken der Leibniz-Gemeinschaft, fünf Staatliche Seminare für Didaktik und Lehrerbildung und eine Spezialbibliothek. Diese Bibliothe-ken nutzen eine Standardversion von Koha mit einigen sehr wenigen Anpassungen. Hinzu kommt die Rechercheoberfläche für die Bibliotheca Laureshamensis, der virtu-ell wieder zusammengeführten Klosterbi- bliothek Lorsch.(9) Für dieses Projekt wur-den insbesondere die Recherche-Optionen, Detailansichten und Trefferlisten auf die speziellen Anforderungen von Handschrif-ten hin angepasst. Alle Bibliotheken sind SWB-Verbundteilnehmer.(10)

FREIE SOFTWAREDoch was unterscheidet dieses Bibliotheks-system nun von den anderen auf dem deut-schen Markt eingeführten Produkten? Koha ist Freie Software, lizenziert unter der GNU General Public License.(11) Die Lizenz ga-rantiert dabei die Einhaltung der vier Frei-heiten, welche Freie Software definieren. Diese sind die Software nutzen, untersu-chen, anpassen, kopieren und weiterver-breiten zu können.(12)

Für die Bibliothek bedeutet dies konkret, dass die Software jederzeit frei aus dem In-

ternet heruntergeladen, installiert, getes-tet und verwendet werden kann. Sind Än-derungen, Erweiterungen oder Korrekturen erforderlich, die nicht über die bisherigen Konfigurationsmöglichkeiten abgebildet werden können, kann die Software verän-dert und auf die eigenen Bedürfnisse ange-passt werden. Ganz im Sinn Freier Software ist es dann auch, diese Änderungen wiede-rum in die Gemeinschaft, die Community, zurückzugeben, so dass weitere Anwender von diesen profitieren können. Und auch für die Bibliothek ist dies von Vorteil, denn so können andere die eigene Arbeit weiter verbessern, und man selbst erzeugt nicht eine eigene Variante der Software, welche zukünftige Updates erschweren würde.

Die Idee Freier Software spiegelt sich da-bei auch in der Bedeutung des Wortes Koha wieder – so ist Koha in der Sprache der Māori ein »Geschenk«, welches aber durch-aus mit einer gewissen Erwartungshaltung verknüpft ist.

EIGENBETRIEB ODER OUTSOURCING?Während Koha von jeder Einrichtung mit entsprechender technischer Ausstattung auf eigenen Servern betrieben werden kann, können Koha-spezifische Dienstleistungen auch von weltweit ca. 40 Support-Dienst-leistern eingekauft werden. Das Angebot geht dabei von vollständig gehosteten und

Der Altbau der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg wurde 2009 um einen Anbau erweitert.

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betreuten Lösungen über Entwicklungsauf-träge bis hin zu Schulungen und Beratungs-dienstleistungen. In Deutschland bietet das BSZ ein umfassendes Dienstleistungspa-ket nach dem Modell Software-as-a-Service (SaaS), Schulungen und Beratungen für in-teressierte Bibliotheken an.

Die Möglichkeit, Dienstleistungen von un-terschiedlichen Anbietern zu beziehen und diese auch miteinander zu kombinie-ren, ist einer der wesentlichen Unterschie-de zu den meisten proprietären Systemen. Zwischen den Dienstleistern entsteht da-bei aber nicht nur eine Konkurrenzsitua-tion, sondern es besteht gleichzeitig auch ein gemeinsames Interesse an der erfolg-reichen Weiterentwicklung des Produktes. Schließlich entstehen Möglichkeiten, sich gegenseitig zu ergänzen und zusammenzu-arbeiten. So bilden die Anwender, welche die Weiterentwicklung wesentlich durch das Sponsoring neuer Features beeinflus-sen, eine lebendige internationale Commu-nity. Um eine kooperative Entwicklung zu ermöglichen, haben sich Richtlinien und Workflows etabliert, die durch verschiede-ne Entwicklungs- und Kommunikations-werkzeuge ergänzt werden.

ZWEI NEUE VERSIONEN PRO JAHRSo erscheinen neue Versionen von Koha in einem halbjährlichen Rhythmus, begleitet von monatlichen Updates mit Fehlerkor-rekturen für alle gepflegten älteren Versio-nen. Für jedes der halbjährlichen Feature-Releases wird von der Community ein Release-Team gewählt, dessen Vertreter be-stimmte Aufgaben innerhalb des Release-Zyklus übernehmen.(13) Die wichtigste Rol-le kommt dem Release Manager zu, der als Einziger Änderungen in den Quellcode für die nächste Version übernehmen kann. Be-reits veröffentlichte Versionen werden von Release Maintainern gepflegt, die Fehler-korrekturen und kleine Verbesserungen in monatlichen Releases veröffentlichen. Alle Änderungen, Erweiterungen und Fehler-korrekturen durchlaufen dabei zunächst einen zweistufigen Qualitätssicherungs-

prozess. Jede Ände-rung muss hierfür zunächst von einem an der Program-mierung unbeteilig-tem Dritten getestet und »abgezeichnet« werden. Erst nach diesem Schritt wird der Programmcode nochmals von ei-nem Mitglied des Quality Assurance Teams getestet und auf Einhaltung der Programmierricht-linien, der Coding Guidelines, überprüft. Weitere Rollen sind unter anderem der Translation Manager, der sich um den Betrieb der Übersetzungs-plattform und die Betreuung der Überset-zer kümmert, sowie der Documentation Manager, welcher die Online-Dokumentati-on für die einzelnen Versionen aktualisiert und pflegt.(14) Die Hauptkommunikations-kanäle umfassen dabei neben einer frei zu-gänglichen Fehlerdatenbank(15), ein Wiki(16), diverse Mailinglisten(17) sowie IRC-Chat. Durch die weltweite Verteilung der Ent-wickler über mehrere Zeitzonen herrscht mit Ausnahme der Wochenenden rund um die Uhr ein reger Betrieb. So flossen in das letzte Koha-Release 3.12 im Mai 2013 ins-gesamt 1.470 Patches mit etwa 21 neuen Funktionen, 160 Verbesserungen und 440 Fehlerkorrekturen von immerhin 66 Ent-wicklern ein.(18)

AUSBLICKWährend Koha sich rasant weiter entwi-ckelt und bereits auf die nächste Version 3.14 zusteuert, die im November 2013 ver-öffentlicht werden wird, bewegt sich auch beim BSZ zurzeit in Sachen Koha eini-ges. So konnte Mitte Juli die Evangelische Hochschule Freiburg in Betrieb gehen, die von BIBDIA auf Koha migriert wurde. Hin-zu kamen Ende September die Bibliothe-ken des Zentrums für Wissensmanagement der neu gegründeten Hochschule Hamm-

Lippstadt, die damit als erste Hochschulbi- bliotheken in Nordrhein-Westfalen Koha einsetzen. Dieses Projekt umfasst den An-schluss von Koha an die Online-Fernlei-he, die Anbindung an das Active Directory der Hochschule sowie mit BOSS eine RDS-Oberfläche auf Grundlage von Vufind, die ebenfalls vom BSZ entwickelt und betrie-ben wird.

ENDNOTEN

1 Joann Ransom, Chris Cormack, Rosalie Blake: How

hard can it be? Developing in Open Source. In:

Code4Lib Journal Issue 7, 2009-06-26. http://

journal.code4lib.org/articles/1638

2 www.librarytechnology.org/lwc-processquery.pl?ILS=Koha

3 www.nekls.org

4 www.univ-amu.fr

5 http://koha.nlp.gov.ph

6 www.catalogue.mw

7 http://sisbiv.bnv.gob.ve

8 http://hfjs.bsz-bw.de

9 http://hs-lorsch.bsz-bw.de

10 https://wiki.bsz-bw.de/doku.php?id=

l-team:koha:referenzen:start

11 www.gnu.de/documents/gpl.de.html

12 www.gnu.org/philosophy/free-sw

13 http://koha-community.org/

release-team-koha-3-14-code-pi-elected

14 http://translate.koha-community.org

15 http://bugs.koha-community.org

16 http://wiki.koha-community.org

17 http://koha-community.org/support/koha-mailing-lists

18 http://koha-community.org/koha-3-12-0-released

Startseite der webbasierten Koha-Dienstoberfläche

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Startseite der webbasierten Koha-DienstoberflächeOPAC nicht umsetzbar gewesen waren. Für etwaige Modifikatio-nen sollten Kenntnisse von PHP, Java Script sowie HTML/CSS vor-handen sein. Weiterhin sprechen die geringen Hardwareanforde-rungen von Vufind für die Wahl des Open-Source-Produkts. Das Produktivsystem KAI der Bibliothek der FH Südwestfalen wird der-zeit auf einer virtuellen Maschine mit 2 GB Arbeitsspeicher, 20 GB Festplattenspeicher sowie einem Prozessor betrieben.

Für Bibliotheken, die über Bestände unterschiedlicher Herkunft verfügen, liefert die Vufind-Software die Möglichkeit, Metadaten mittels OAI-Protokoll einzubinden. Der Mehrwert für Nutzerin-nen und Nutzer ist in erster Linie die Recherchemöglichkeit der Be-stände in einem Portal und damit die Vermeidung von »Portal-Hop-ping«. Das bedeutet, dass im Integrierten Bibliothekssystem (ILS)

DER KATALOG IST TOT, ES LEBE DER KATALOG!

CHRISTIAN DABROWSKIHochschulbibliothek der Fachhochschule Südwestfalen, Hagen

Er ist der Zugang zu allen Schätzen der Bibliothek: der Online-Katalog. Im April 2013 hat die  Bibliothek der Fachhochschule (FH) Südwestfalen ihren Nutzern einen neuen Katalog vorgestellt: 

KAI – Katalog und Information. In der Bibliothekslandschaft der Fachhochschulen in Nordrhein-Westfalen ist der Katalog eine Premiere, denn er ist der erste suchmaschinenbasierte 

Katalog auf Open-Source-Basis.

KAI ist auf Basis der Open-Source-Software (OSS) Vufind entstan-den, die von der Villanova University in den USA mit Hilfe von zahlreichen internationalen Partnern aus dem Bibliothekswesen entwickelt wurde. Vufind wird weltweit von über 90 Bibliotheken eingesetzt, darunter Institutionen wie die Nationalbibliotheken von Irland und Australien sowie die Yale University Library. Auch in Deutschland hat Vufind eine starke Community, die mittlerweile jährlich ein Anwendertreffen organisiert.(1)

WARUM VUFIND?Die Entscheidung für die Vufind-Software begründet sich unter an-derem mit der Verfügbarkeit als kostenlose OSS. Ein Vergleich mit Angeboten kommerzieller Anbieter zeigt eine immense Ressourcen-ersparnis – vor allem aus finanzieller Sicht, da keine fortlaufenden Lizenzgebühren für das Produkt anfallen. Allerdings können sich laufende Kosten aus den zum Betrieb notwendigen Schnittstellen sowie dem Hosting von Virtuellen Servern ergeben. Aus personel-ler Sicht ergibt sich ein vergleichbarer Aufwand: Erfahrungsbe-richte zeigen, dass die Lizenzierung einer kommerziellen Software stets sehr viel Anpassungsbedarf seitens der Bibliothek nach sich zieht. Diese Arbeit wurde von der Bibliothek der FH Südwestfalen vor der Einführung von KAI ebenfalls geleistet.

Die Quelloffenheit der Vufind-Software erleichterte die Anpassung der Portal-Software erheblich. Dadurch waren viele am System ge-wünschte Anpassungen überhaupt erst möglich, die im früheren

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vorhandene Medien, Werke vom Hochschulschriftenserver sowie lizenzierte elektronische Inhalte von Verlagen oder aggregierten Indices unter einer Oberfläche vereint werden können. Selbst die Einbindung von Patron-Driven-Acquisition-Daten ist möglich. Letz-teres möchte die Bibliothek der FH Südwestfalen 2014 realisieren.

AUS NUTZERSICHTIm Vergleich zum früheren OPAC bietet KAI eine sehr übersicht-liche und intuitiv bedienbare Benutzeroberfläche. Die Recherche bietet dank eingesetzter Suchmaschinentechnologie eine facettier-te Suche: Dabei kann die abgeschickte Suchanfrage im Nachhinein modifiziert werden. Dies erfolgt durch Facetten (auch Drill-Downs genannt), die es ermöglichen, eine Treffermenge nach bestimm-

ten Kriterien herunterzubrechen. Die verwendeten Facetten wer-den aus den gelieferten Metadaten gebildet: zum Beispiel Sprache, Format, Erscheinungsjahr, Verfasser oder auch dem Standort auf dem Campus. Problemlos war auch die Implementierung einiger im früheren OPAC genutzter Services wie den Karlsruher Literatur-empfehlungsdienst Bibtip.

Funktionen des Web 2.0 sind in KAI integriert: Der Nutzer kann Medien in Listen verwalten (Benutzerkonto), taggen und kommen-tieren. Metadaten können natürlich auch weiterverarbeitet wer-den: Neben der Druck-Funktion sowie dem Versand des Titels per Mail steht auch der Export zu Literaturverwaltungsprogrammen wie Citavi, RefWorks, BibTech oder Zotero zur Verfügung.

Eine für Dozenten interessante Funktion ist die Veröffentlichung in KAI erstellter Literaturlisten, die direkt auf die empfohlenen Titel verlinken. Studierende können auf diese Weise empfohlene Medien direkt im Katalog einsehen, bestellen beziehungsweise vormerken oder – wenn es sich um einen elektronischen Text handelt – unmit-telbar darauf zugreifen. Somit können diese Literaturlisten als Se-mesterapparat fungieren, selbst wenn das verwendete Bibliotheks-system solch eine Funktionalität nicht anbietet.

DES KAISERS NEUE KLEIDERUm KAI besser vermarkten zu können, haben die Entwickler der Bibliothek der FH Südwestfalen für die Namensfindung einen Ideenwettbewerb unter den Bibliotheksmitarbeiterinnen ausge-rufen. Es sollte ein eingängiger Name sein, möglichst mit Akro-nymcharakter. Der Wettbewerb brachte nicht nur zahlreiche Na-mensvorschläge hervor, sondern schuf zugleich auch eine größere Akzeptanz der neuen Software unter den Kolleginnen. Die Na-menspatronin von KAI wurde mit einem Buchgutschein gekürt. In Zusammenarbeit mit der Pressestelle wurden Poster und Postkar-ten entworfen, die an alle Mitarbeiter der Hochschule per Haus-post verschickt wurden. Weitere Plakate und Poster wurden in den Bibliotheksräumen aufgestellt.

Vor dem Start wurden Schulungen mit dem Bibliothekspersonal durchgeführt, die viel Feedback und Verbesserungsvorschläge her-vorgebracht haben. Die meisten Anregungen konnten noch vor dem Produktivstart umgesetzt werden. Weitere Schulungen sind im Rahmen der Bibliothekskommission angefragt worden: Künf-tig wird Personal aus den Fachbereichen der FH Südwestfalen am neuen Katalog geschult. Zuletzt wurde der E-Learning-Bereich in-klusive der Video-Tutorials an KAI angepasst. Um die Filmeinheiten ansprechender zu gestalten, wurden diese mit freundlicher Unter-stützung der Redaktion im Tonstudio des Bochumer Campusradios »ct das radio« vertont.

Marketing-Postkarte für KAI

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Der neue Katalog KAI wurde den Nutzern in einer Beta-Version am 15. April präsentiert. Die Beta-Phase wird durch ein Logo gekenn-zeichnet. Dies hat eher einen psychologischen Charakter, da Nut-zer während Beta-Phasen Fehler eher verzeihen und bereiter sind, dazu ihr Feedback abzugeben.

AUFWAND DER INSTALLATIONFür die Installation muss ein virtueller Server bereitgestellt werden. Im Fall der Bibliothek der FH Südwestfalen hat sich diesbezüglich eine Zusammenarbeit mit der hochschuleigenen Datenverarbei-tungszentrale ergeben, die die notwendige IT-Infrastruktur bereit-stellt. Die Installation der Vufind-Software selbst ist in wenigen Mi-nuten abgeschlossen. Die eigentliche Arbeit fängt erst danach an. Die Optik des Katalogs lässt sich zügig mittels CSS-Modifikation an die eigenen Bedürfnisse und damit auch an die Corporate-De-sign-Vorgaben der Hochschule anpassen. Die Einbindung der bi-bliografischen Daten kann an beliebiger Stelle im Katalog über die verwendeten Templates erweitert werden. Auf diese Weise kann allen lokalen Sonderbedürfnissen entsprochen werden. Teilweise konnten so-gar Schwachstellen des früheren OPACs behoben werden: Bei Bandti-teln von mehrbändigen Werken hat der frühere OPAC teilweise keinen Titel angezeigt, durch den Suchmaschinenindex und die Verknüpfung der Titeldaten via IDs konnte das in KAI behoben werden.

Ein Teil der Informationen wird in KAI live aus dem ILS geladen, zum Beispiel die Verfügbarkeitsanzeige oder Daten des Benutzerkontos. Die-se Kommunikation verläuft über Schnittstellen: Im Fall der Bibliothek der FH Südwestfalen kommuniziert KAI mit dem Integrierten Biblio-

thekssystem Aleph 500 der Firma Exlibris über eine RESTful-API so-wie den X-Server. Der Datenfluss zwischen beiden Systemen wird über einen Treiber gesteuert, also ein Übersetzungsscript auf PHP-Basis. Ist solch ein Treiber für das eigene ILS vorhanden, müssen lediglich die gewünschten Anpassungen bzw. Einstellungen erfolgen. Viele Anpas-sungen können im Vorfeld in einer ini-Datei vorgenommen werden, für neue Funktionen muss man das PHP-Script verändern. Interessant ist, dass die Vufind-Software Treiber für die gängigsten ILS bei der Instal-lation mitliefert.

Die Projektdauer für den neuen Katalog KAI der Bibliothek der FH Süd-westfalen betrug etwa ein Jahr. In der Zeit arbeiteten zwei Personen etwa zwei bis drei Stunden täglich an KAI. Vor dem Launch wurden die Arbeitsphasen natürlich intensiviert. Diverse Funktionalitäten werden weiter verbessert, hierbei handelt es sich aber um Dinge, die für den bi-bliothekarischen Betrieb nicht kritisch sind.

LUST AUF MEHR?Wer sich selbst ein Bild von KAI machen möchte, kann dies unter http:/v/kai.fh-swf.de tun. Anregungen und Kommentare sind herzlich willkommen.

ENDNOTE

1 Mehr dazu unter http://vufind.org

So informiert KAI seine Nutzer.

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Seit Anfang 2013 ist die Hochschulbiblio-thek der FH Aachen als eine der ersten An-wendungen in Nordrhein-Westfalen auf OPUS 4 produktiv. OPUS 4 ist eine Web-anwendung basierend auf den Open-Sour-ce-Komponenten PHP, MySQL, Apache und Solr.

PROBLEM MIT DUBLETTENBisher bot die FH Aachen ihren Mitgliedern auch schon die Möglichkeit, wissenschaft-liche Texte über den Online-Publikations-Server OPUS zu veröffentlichen. Die bisher eingesetzte Version konnte allerdings nicht für die Veröffentlichungslisten der Profes-sorinnen und Professoren genutzt werden. OPUS verlangte für jeden bibliografischen Nachweis ein dazugehöriges Dokument. Für den Nachweis der Veröffentlichungen wurde eine eigene Liste mit PHP-Skripten und einer SQL-Datenbank im Hintergrund programmiert. Für jede Person wurde ein eigener Eintrag erzeugt, der von den Wis-senschaftlern in ihre Homepage eingebun-den werden konnte. Nachteilig war, dass bei Mehrverfasserschriften Dubletten er-zeugt wurden, und die Reihenfolge der Au-toren jeweils anpasst werden musste. Der Verfasser, in dessen Liste das Werk erschei-nen sollte, wurde immer als erster Autor behandelt. Die Datenbank aller Veröffent-lichungen konnte aus Nutzersicht weder recherchiert noch sortiert werden. Fra-gen nach der Anzahl der Veröffentlichun-gen nach bestimmten Fachbereichen oder Forschergruppen konnten mit Datenbank-abfragen auf Administratoren-Ebene be-antwortet werden, blieben aber der End-nutzersicht vorenthalten. Es gab also viele

UMSTIEG AUF OPUS 4 – GELUNGENE MIGRATION DES DOKUMENTENSERVERS ANNEGRET BAADE-KELISHANI, HARALD POPKE, KLAUS THORMANN, Hochschulbibliothek der FH Aachen

Gründe, die die Hochschulbibliothek der FH Aachen ermutigt haben, die vertraute Umgebung zu verlassen und auf OPUS 4 zu wechseln.

Nach der Installation und der Grundkonfi-guration von OPUS 4 konnten die aus der bisherigen OPUS-3-Installation entladenen Daten und Volltexte erfolgreich importiert werden. Direkt im Anschluss wurden sie in Solr für den Suchmaschinenzugriff in-dexiert. Für den Import der Daten aus der Veröffentlichungsliste waren mehr Vorar-beiten erforderlich. Zunächst mussten noch im alten System alle angelegten Dubletten entfernt werden. Anschließend wurden die Daten in ein selbst entwickeltes Exportfor-mat entladen, mit dem in OPUS 4 vorhan-denen Metadatenimport in das neue Sys-tem überführt und dann in Solr indexiert.

Damit die Daten weiterhin wie gewohnt auf der Homepage der Wissenschaftler als Ver-öffentlichungsliste angezeigt werden kön-nen, musste ein Exportformat aus OPUS 4 geschrieben werden. Der große Vorteil ge-genüber dem alten System liegt darin, dass nun alle Veröffentlichungen eines Wissen-schaftlers gleich behandelt werden. Unab-hängig davon, ob es einen Volltext in OPUS gibt oder ob es sich um einen reinen bibliogra-fischen Nachweis handelt, erfolgt auf jeden Fall ein Nach-weis in der persön-lichen Veröffentli-chungsliste, die auf der Homepage au-tomatisch verlinkt wird, und zwar chronologisch ab-

steigend sortiert. In der OPUS 4-Oberflä-che stehen hingegen alle Funktionen zur Verfügung, die ein suchmaschinenbasiertes System ausmachen, nämlich Suchen und Browsen mit anschließender Einschrän-kung der Suchergebnisse nach Facetten wie Autor, Erscheinungsjahr, Dokumenttyp, Sprache, Schlagworten und Fachbereichen sowie nach der Unterscheidung, ob ein Volltext in OPUS vorhanden ist oder nicht. Die Möglichkeit, eigene Veröffentlichungen selbst einzupflegen, bieten wir zurzeit be-wusst nicht an, um einen einheitlichen bi-bliografischen Standard halten zu können.

TREFFER IN BIBTEXNatürlich gibt es auch noch offene Wün-sche: So soll zum Beispiel die bereits vor-handene Möglichkeit, Treffer in bibtex zu exportieren, noch passgenauer an die Be-dürfnisse der Wissenschaftler angepasst werden. Dabei soll insbesondere auch der Export von ganzen Listen – sei es für einzel-ne Autoren oder auch bezogen auf Fachbe-reiche oder Institute – ermöglicht werden.

So stellt sich Opus 4 dem Nutzer dar.

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Halbzeit im »Zertifikatskurs Leseförde-rung«, einer berufsbegleitenden Weiter-bildung des ZBIW in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Familie, Kinder, Ju-gend, Kultur und Sport.(1) Der Austausch im Diskussionsforum Moodle ist intensiv; hier ein Ausschnitt:

Moodle » Foren » Diskussionsfo-rum für alle » Medienbox Zoo

Liebe Kolleginnen,in einer unserer letzten Lern-einheiten hatte jemand die ge-niale Idee einer separaten Me-dienbox zum Thema Zoo und damit

EXPERTEN FÜR DAS LESENEIN NETZWERK ZUR ENTWICKLUNGDER LESEFÖRDERUNG

GUDRUN MARCI-BOEHNCKETU Dortmund –Institut für deutsche Sprache und Literatur

zur Vorbereitung auf den Del-fin 4-Test. Ich habe diese Idee sofort aufgegriffen und un-sere Box ist fertig! Ich füge der Mail das Inhaltsverzeichnis bei. Wenn also jemand von Euch die Box auch anschaffen möchte, könnt Ihr Euch die Buchauswahl u. U. sparen. Sommerliche Grüße

Re: Moodle » Foren » Diskussi-onsforum für alle » Medienbox Zoo

Es bleiben noch alle so traditi-onell bei »primären, sekundären, tertiären« Medien. In den Ki-tas ist heute auch schon Inter-net. Was halten Sie von »Blinde Kuh« und dem Hinweis auf »Zoo-tiere«? Wenn man nach »für Kids sortieren« ordnet, findet man auch Seiten für Vorschulkinder.

LuL wissen das oft nicht. Eine Linkliste wäre also auch noch eine medienaktuelle Möglichkeit. Kitas sollen Medien, auch Com-puter, aktiv einbeziehen! Oder schauen Sie auch mal bei »Frag Finn« oder anderen Suchmaschi-nen für Kinder ... Herzlich, und immer wieder begeistert von Ih-ren Aktivitäten auf der Platt-form.

Re: Re: Moodle » Foren » Dis-kussionsforum für alle » Medi-enbox Zoo

Danke für die Tipps! Ich versu-che mal, eine Linkliste für alle zu machen.

Re: Moodle » Foren » Diskussi-onsforum für alle » Medienbox Zoo

Hallo, bei Onilo gibt es zum Thema Zootiere auch ein Bilder-buch »Als das Nilpferd Sehnsucht hatte«. Eine Teilversion kann man sich kostenlos anschauen!

Dieser »echte« Ausschnitt aus der aktuellen Arbeit in der Blended-Learning-Einheit (2)

»Experten für das Lesen«, die seit Früh-jahr 2013 als Zertifikatskurs im Weiterbil-dungsangebot des ZBIW der Fachhochschu-le Köln angesiedelt ist, zeigt – fast im Stil von Daniel Glattauers E-Mail-Roman »Gut gegen Nordwind« – was man gegen Einzel-gängerfrust in Bibliotheken tun kann: 15 Teilnehmerinnen sind bei der Fortbildung

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für Literaturpädagogik und -didaktik da-bei. Wöchentlich gehen über die gemeinsa-me Arbeitsplattform Moodle nicht nur die Lernaufgaben aus und ein, sondern auch diverse Planungen, von Materialsammlun-gen über Konzeptionen zu Bibliotheksfüh-rungen (aufgehängt an den »Tributen von Panem«), der gemeinsamen Suche nach originellen Namen für naturwissenschaftli-che Leseförderangebote mit Experimenten (extra für Jungen) bis hin zum Luftmachen von kollektivem Ärger über Sparmaßnah-men und gemeinsamen Aufmunterungen von Kolleginnen.

Bereits 2011 wurde »Experten für das Le-sen« von der Medienberatung NRW in Zu-sammenarbeit mit dem Ministerium für Fa-milie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW als Blended-Learning-Fortbil-dung erprobt. Die fachliche Begleitung des Kurses lag von Beginn an bei Prof. Dr. Gud-run Marci-Boehncke, TU Dortmund – Insti-tut für deutsche Sprache und Literatur. Die berufsbegleitende Qualifizierung für Be-schäftigte Öffentlicher Bibliotheken öffnet den Blick für jugendliche Medienwelten, lesedidaktische Forschung und kompetente Kommunikation mit den Bildungspartnern. Die positiven Erfahrungen der Projektpha-

se führten zum Zertifikatskurs »Experten für das Lesen«. Der erste startete Mitte Ap-ril und wird im Februar 2014 enden.

DRITTE RUNDE „EXPERTEN“Jetzt stand die dritte Runde des Kurses an, bei der Bibliotheksmitarbeiterinnen – we-sentlich gestützt auf Selbstlernmaterialien, aber auch persönlich beraten vom Lei-tungsduo in insgesamt vier Präsenztermi-nen – Neues erfahren über Leseforschung und Lesedidaktik, darüber, wie Lehrer und Erzieherinnen ihre Bildungsangebote pla-nen, wo man gemeinsam Ideen sammelt, was man seitens der Bibliotheken unter-nehmen kann, um Bildungskooperationen mit Schulen, Kitas und Seniorenheimen zu verbessern, entsprechend zu vermarkten und zu evaluieren. Zwischen 25 und Mitte 50 Jahre sind die Teilnehmerinnen alt, ei-nige Mitarbeiterinnen, andere in Leitungs-funktion. Beim ersten Treffen in Dortmund waren alle gespannt, ein wenig skeptisch, aber auch voller Eifer. »Wir müssen was verändern in unserem Alltag, sonst braucht uns bald keiner mehr, wir können dicht ma-chen als Bibliothek. Und lesen können die Kids dann eben auch nur noch rudimentär«, hieß es.

Die Frauen haben viel Power, die erste an-derthalbtägige Präsenzphase im Jugendgäs-tehaus Adolph Kolping in Dortmund dient nicht nur dem gegenseitigen Kennenlernen, sondern es wird gleich gearbeitet. Denn es soll sich lohnen: Ich möchte, dass alle mit einem selbstproduzierten Film nach Hau-se fahren. Puh – die meisten schauen da eher ungläubig. Mitgebracht haben sie di-gitale Fotos ihrer Bibliotheken, und da-mit ging’s dann an die Arbeit. Ein Film von rund drei Minuten Länge sollte es werden. Titel: »Deutschland sucht die Superbiblio-thek«, ja, ganz triviale Formate … aber es wurde richtig lustig. Mit wenigen Handgrif-fen wurden Bilder digital vergrößert, zu-geschnitten, mit Sprechblasen versehen, mit Musik unterlegt, der Blick für das Be-sondere der eigenen Bibliothek geschärft. Eine aus den Produktionsteams in Dreier-gruppen war immer mutig oder brachte schon Erfahrungen mit. Bei einer Teilneh-merin gab es zum Beispiel immer »Hüh-ner« in Zwischenschnitten; einfach nur ein Gag – die Gruppe hatte wirklich Spaß – und machte abends »Überstunden«, freiwillig, weil’s witzig war, mit den Kolleginnen zu-sammen diese fünf kleinen Filme zu produ-zieren. Alle wurden am nächsten Morgen gemeinsam angeschaut: Voller Stolz waren

Hier wird intensiv gearbeitet: Gudrun Marci-Boehncke (linkes Foto ganz rechts) und Teilnehmerinnen der Fortbildung.

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sie, diejenigen, die sonst in erster Linie mit Büchern arbeiteten. Auch wenn das, was sie hier die anderthalb Tage in Dortmund gemacht hatten, auf den ersten Blick doch gar nicht so viel mit Literaturpädagogik zu tun hatte … könnte man meinen.

AM ANFANG WAR DER FILM!Doch, hatte es! Auf der Basis einer qualita-tiven Studie zu Angebot und Kommunikati-onsstrukturen in drei deutschen Bibliothe-ken und aufbauend auf den Erfahrungen der beiden ersten Durchläufe von »Exper-ten für das Lesen« ist uns »Selbstwirksam-keit« als Erfahrung in der Einheit besonders wichtig: Wenn wir Leseförderung moderni-sieren wollen, vor allem auch medial mo-dernisieren wollen, dann müssen diejeni-gen, die diese Leseförderung machen sollen, selbst erlebt haben, wie schön es ist, kre-ativ mit digitalen Medien zu arbeiten.(3) Ein Film ist eine solche kreative Möglich-keit; die Lernplattform eine weitere, aller-dings eher »arbeitsorientierte«. Deshalb: Am Anfang war der Film! Und ein Vortrag über den »erweiterten Textbegriff«. Ziem-lich harte Kost, fanden einige Teilnehmerin-nen, nicht unverständlich zwar, aber eine Perspektive, die eher neu war. Das musste

man erst mal verdauen. Die Erfahrungen mit dem eigenen Film halfen dabei weiter. Nach anderthalb gemeinsamen Tagen fuh-ren alle guten Mutes nach Hause. Man war vorbereitet, die Arbeit mit der Plattform konnte losgehen.

Ja, und damit haben die Teilnehmerinnen uns als Leitungsteam wirklich überrascht: Wie schnell Informationen getauscht wer-den und Synergien entstehen: Da staunen wir auch als Betreuer, ja, werden sogar mit-gerissen in den Planungseifer. Man kann sicher nicht immer garantieren, dass sol-che Gruppenprozesse entstehen, aber diese Gruppe ist einfach ideal zusammengesetzt und motiviert sich permanent. Inzwischen sind auch Lehramtsstudenten der TU Dort-mund an Bibliotheken vermittelt worden, wo sie kostenfrei Förderangebote (z.B. Hör-spiel-Workshop) durchführen, und man en-gagiert sich bei Projektausschreibungen.

EIN NEUES LEHR- UND LERNERLEBNISSommerpause – die erste Hälfte ist ge-schafft. Das zweite Präsenztreffen im Juni half mit, die Fortbildungsstruktur selbst zu modifizieren. Ein Prozess, bei dem alle Sei-ten voneinander lernen.

Nach mehr als zehn Jah-ren Lehrerfahrung – in Hochschulen und Schulen, Lehrerweiterbildung, Er-zieherinnenweiterbildung, Weiterbildung von ehren-amtlichen Kräften und von Bibliotheksmitarbeitern – kann ich sagen, dass die-se Art der Lernplattform-arbeit eine völlig andere Form der Wissensverbrei-tung darstellt als traditio-neller Unterricht. Die zeit-liche Souveränität, die verschiedenen Arbeitsfor-mate, der extrem intensi-ve, direkte Rückmeldungs-kanal zwischen Lernenden

und Lehrenden ermöglicht eine Reflexi-on und Entwicklung, die in traditionellen Lernformen eher nicht stattfindet. Die Gruppe wird unglaublich stark, das gemeinsame Arbeiten über einen länge-ren Zeitraum schweißt zusammen. Das er-lebt man nicht unbedingt immer, aber im-mer öfter. Zumindest mit denjenigen, die sich auf das Format einlassen, schafft man so gemeinsam ein neues Lehr- und Lerner-lebnis. Eine tolle Crew, die sich nicht un-terkriegen lässt und – soviel ist schon nach der Hälfte des Kurses deutlich – eine wirk-lich neue Generation von »Expertinnen für das Lesen« darstellt. Mit Spaß fürs Lesen in allen Medien.

Man kann sich freuen: Das ZBIW wird in den nächsten Jahren sein Angebot an Zer-tifikatskursen sowohl für Öffentliche als auch für Wissenschaftliche Bibliotheken ausbauen!

ENDNOTEN

1 www.fbi.fh-koeln.de/zbiw/ExpertenfuerdasLesen2013.pdf

2 Blended Learning verknüpft die Vorteile von Präsenzveran-

staltungen mit denen von E-Learning.

3 Vgl. Rose, Stefanie: Bibliothek, Medien, Lesen. Von der

Buchausleihe zur Leseförderung. Lesedidaktische Kom-

petenzen von Bibliotheken im Selbst- und Fremdbild.

Eine empirische Studie zu Angebot und Nachfrage außer-

schulischer Leseförderung in Öffentlichen Bibliotheken

unter lesedidaktischer Perspektive. Diss. Dortmund 2013

Marci-Boehncke, Gudrun; Hellenschmidt, Anja: Exper-

ten für das Lesen. Blended Learning für Bibliotheka-

rInnen und Lehrkräfte. Ein Online-Angebot und seine

Akzeptanz. In: Nicolas Apostolopoulos u. a. (Hrsg.):

GML� 2012. Von der Innovation zur Nachhaltigkeit.

Münster u. a. 2012, S. 414; s. http://www.gml-2012.

de/tagungsband/Tagungsband_GML2012_web.pdf

Marci-Boehncke, Gudrun; Hellenschmidt, Anja: Ex-

perten für das Lesen. Evaluation eines Blended-

Learning-Angebots für Bibliothekarinnen und Biblio-

thekare. Vorteile, Chancen und Grenzen. In: Csanyi,

Gottfried u. a. (Hrsg.): Digitale Medien. Werkzeuge

für exzellente Forschung und Lehre. Münster 2012,

S. 276-279; s. www.waxmann.com/?eID=texte&pdf=

2741Volltext.pdf&typ=zusatztext

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ANTWORTEN AUF DIE WICHTIGSTEN FRAGEN ZU DEN

NEUEN GRUNDSÄTZEN FÜR DIE BIBLIOTHEKSFÖRDERUNG

BEATE MÖLLERSMinisterium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW

Warum gibt es neue Fördergrundsätze?

Insgesamt haben sich Fördergrundsätze als Grundlage einer trans-parenten und begründeten Bibliotheksförderung sehr bewährt. Sie definieren die bibliothekspolitischen Ziele des Landes und regeln die Voraussetzungen für eine Förderung. Nach vierzehn Jahren wa-ren aber eine Überprüfung und eine Aktualisierung unbedingt not-wendig. Nicht zuletzt hat die im Auftrag des Kulturausschusses des Landtags 2009 erarbeitete Bestandserhebung zur Situation des Bi-bliothekswesens in NRW Anlass für eine Überarbeitung geboten.

Was ist neu?

Förderziele: Zugang zu digitalen Informationen, Kooperation und Vernetzung, Stärkung der Lese- und Medienkompetenz, Verbesse-rung der Bibliotheksversorgung im ländlichen Raum, Qualifizie-rung – die Themen liegen auf der Hand und sind daher keine Über-raschung. Im Vergleich zu den »alten« Fördergrundsätzen sind sie konkreter formuliert und stärker an den Anforderungen der moder-nen Informationswelt ausgerichtet.

Gegenstand der Förderung: Wie bisher können Bibliotheken selbst Projekte entwickeln und dafür Fördermittel beantragen. Neu ist, dass das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und

Sport des Landes (MFKJKS) nun zusätzlich auch Förderprogram-me ausschreibt, an denen sich die Bibliotheken beteiligen können.

Förderprogramme tragen zum einen dazu bei, bestimmte Schwer-punkte zu forcieren oder strukturelle Defizite abzubauen. Mit dem neuen Förderprogramm »Digitale Zukunft« zum Beispiel reagiert das Ministerium konkret auf einen Befund der Bestandserhebung von 2009: Damals wurde in vielen Bibliotheken eine veraltete und/oder unzureichende technische Ausstattung festgestellt. Damit sind die Bibliotheken für die Herausforderungen der modernen Infor-mationswelt nicht gerüstet. Hier versucht das Land Nordrhein-Westfalen die Bibliotheken mit seinen Fördermöglichkeiten gezielt zu unterstützen.

Förderprogramme sollen aber auch das Verfahren für die Bibliothe-ken erleichtern, indem diese nicht mehr immer wieder selbst Pro-jekte entwickeln und konzipieren müssen, sondern sich auch an ei-nem bereits vorbereiteten Programm beteiligen können.

Höhe der Förderung: Grundsätzlich bleibt es zwar dabei, dass bis zu 60 Prozent der Gesamtkosten förderfähig sind. Bei Kommunen mit Haushaltssicherungskonzept ist aber jetzt eine Förderung bis 80 Prozent möglich. Außerdem können im Rahmen von Förderpro-grammen andere Sätze festgelegt werden.

Förderung für ehrenamtlich geleitete Büchereien: Einige Förder-programme werden künftig auch für ehrenamtlich geleitete Büche-reien zugänglich sein. Das gilt zunächst für das Förderprogramm »Leseförderung« und das Förderprogramm »Verbesserung der Bi-bliotheksversorgung im ländlichen Raum«.

Im Juni 2013 hat die Landesregierung ihre neuen Grundsätze für die Bibliotheksförderung veröf-fentlicht. Sie lösen die bisherigen Fördergrundsätze ab, die seit 1999 in Kraft waren. Der folgende Beitrag versucht, auf einige Fragen, die in den Wochen nach der Veröffentlichung häufig gestellt 

wurden, erste Antworten zu geben.

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Was ist der Unterschied zwischen Fördergrundsätzen und Förderprogrammen?

Die Fördergrundsätze sind das generelle Regelwerk für die Biblio-theksförderung. Sie definieren die Förderziele, benennen die Vor-aussetzungen für eine Förderung und beschreiben das Antrags-verfahren. Mit Hilfe von Förderprogrammen setzt das Land selbst inhaltliche Schwerpunkte, die entweder landesweit oder als Modell gefördert werden sollen. Bibliotheken, die sich an einem Förder-programm beteiligen wollen, müssen nicht selbst ein Projekt ent-wickeln, sind aber gehalten, die Vorgaben des Förderprogramms zu beachten. Derzeit sind vier Förderprogramme vorgesehen: »Ver-besserung der Bibliotheksangebote im ländlichen Raum«, »Auf dem Weg in eine digitale Zukunft«, »Lernort Bibliothek« und »Leseför-derung«. Die Förderprogramme finden sich ebenso wie die Förder-grundsätze auf der Website des Kulturministeriums und auf den Websites der Bezirksregierungen.(1)

Gibt es weiterhin Kriterien für die Förderfähigkeit, zum Bei-spiel fachliche Leitung, Wochenöffnungsstunden und ange-messene Ausstattung?

Ja, diese Kriterien gibt es in den Fördergrundsätzen weiterhin. Sie orientieren sich allerdings nicht mehr an den bekannten Biblio-theksstufen (Bibliotheken 1. und 2. Stufe und Mittelpunktbiblio-theken). Stattdessen sind jetzt Förderkriterien für Bibliotheken in Kommunen mit weniger als 100.000 Einwohnern und in Kommu-nen mit mehr als 100.000 Einwohnern definiert.

Gibt es weiterhin die Bagatellgrenze von 5.000 Euro ?

Ja, die reduzierte Bagatellgrenze von 5.000 Euro Fördersumme gilt für kommunale Antragsteller weiterhin. Für nichtkommunale An-tragsteller (z. B. die Kirchen) gilt eine Bagatellgrenze von 2.000 Euro Fördersumme.

Fließen alle Fördermittel in die neuen Förderprogramme oder können weiterhin auch individuelle Projekte beantragt werden?

Auch individuelle Projekte können weiterhin gefördert werden. Da jedoch noch keine Erfahrungen vorliegen, ob die Bibliotheken sich an Förderprogrammen beteiligen, oder ob sie auch in Zukunft eher individuelle Projekte beantragen werden, ist im Moment noch nicht absehbar, wie sich die Mittel auf die beiden Bereiche verteilen wer-den.

Wenn eine Bibliothek im Rahmen eines Förderprogramms Landesmittel beantragt, muss sie dann alle in dem Programm genannten Maßnahmen umsetzen?

In den einzelnen Förderprogrammen ist genau festgelegt, welche Bausteine verbindlich umzusetzen und welche freiwillig sind. Mög-lich ist auch, dass eine Bibliothek über die im Förderprogramm ge-nannten Bausteine hinaus Maßnahmen mitbeantragt, wenn dies für eine erfolgreiche Projektumsetzung notwendig oder sinnvoll ist.

Wer entscheidet über die Förderung bzw. wie werden die För-dergelder verteilt?

Die Entscheidung über die Förderung trifft weiterhin das zustän-dige Fachreferat im Ministerium. Es tut dies wie bisher in enger Abstimmung und im Einvernehmen mit den Bezirksregierungen. Die Fachstellen in den Bezirksregierungen bleiben die zentrale An-sprechstelle für die Beantragung von Projekten bzw. für die Teilnah-me an Förderprogrammen.

AUSBLICKDas Kulturministerium hat die Fördergrundsätze und Förderpro-gramme intensiv mit den Fachstellen in den Bezirksregierungen diskutiert, entwickelt und mit dem Vorstand des vbnw abgestimmt. Vor allem der Umgang mit Förderprogrammen in der Bibliotheks-förderung ist aber für alle Beteiligten neu. Es werden daher sicher weitere Fragen auftauchen, die die Bezirksregierungen gern beant-worten. Konstruktive, auch kritische Rückmeldungen aus den Bi-bliotheken sind ausdrücklich erwünscht und werden in die Weiter-entwicklung der Bibliotheksförderung einbezogen.

ENDNOTE

1 www.mfkjks.nrw.de

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INSOLVENZ DROHTE: DIE NEUAUSRICHTUNG DER STADTBIBLIOTHEK GÜTERSLOH GMBH

Die Ausgangslage war nicht gut: In den Jahren 2009 und 2010 wurde der Haus-halt der Stadt Gütersloh konsolidiert, um die Haushaltssicherung zu vermeiden. Als freiwillige Leistung stand die Stadtbibliothek dabei besonders im Fokus. 2010 beschloss die politische Mehrheit, den jährlichen Betriebskostenzuschuss für die Stadtbibliothek bis 2013 um 430.200 Euro zu kürzen, ab 2014 sollte er um weite-re 312.900 Euro gesenkt werden. Der Stadtbibliothek drohten somit jährliche Ein-sparungen in Höhe von insgesamt 39,5 Prozent. 

Stabi(le) Verhältnisse (Bürgermeisterin Maria Unger und der Geschäftsbereichsleiter für Bildung, Jugend, Familie undSoziales Joachim Martensmeier)

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Die erste Sparstufe setzten wir auch tat-sächlich so um. Die Personalstellen und den Medienetat mussten wir um jeweils 20 Prozent kürzen, viele weitere größere und kleinere Einsparungen kamen hinzu. Wir stellten auch die geplante energetische Sa-nierung sowie die Renovierung der Kinder- und Elternbibliothek zurück.

Die Umsetzung der zweiten Sparstufe ab 2014 hätte allerdings zur Insolvenz der Stadtbibliothek Gütersloh GmbH geführt. Nachdem die Entscheidung von der Poli-tik immer wieder verschoben worden war, wurde 2012 ein Workshop mit Vertretern aller Fraktionen durchgeführt, um die Zu-kunft der Stadtbibliothek zu sichern. Un-terstützt wurde die Stadtbibliothek dabei von Andreas Mittrowann von der ekz.bib-liotheksservice GmbH und von Meinhard Motzko vom PraxisInstitut in Bremen.

Wie viele Öffentliche Bibliotheken hatte die Bibliothek in den vergangenen Jahren ihre inhaltliche Ausrichtung weitgehend selber bestimmt und diese Linie dann von der Po-litik absegnen lassen. In diesem Workshop wurde der Spieß umgedreht: Die Fraktio-nen sollten sich für Handlungsschwerpunk-te entscheiden. Und das war ihre Wahl:

› Angebote für Kinder › Angebote in Schulbibliotheken › Bibliothek als Ort › Online-Angebote › Drittmittel

Dies bestätigte erfreulicherweise weitge-hend den Kurs, den die Bibliothek selbst in den Jahren zuvor eingeschlagen hatte. Seit dem Workshop können wir uns nun aber auf die Politik berufen, wenn wir diese Li-

PETRA IMWINKELRIEDStadtbibliothek Gütersloh

nie weiterführen, und unsere Angebote und Dienstleistungen konsequent danach ausrichten. Auf Grundlage der Ergebnisse aus dem Workshop nahm der Rat der Stadt Gütersloh im Januar 2013 die zweite Spar-stufe ab 2014 zurück. Die Insolvenz der Stadtbibliothek Gütersloh GmbH ist damit abgewendet.

Im Folgenden werden ein paar Einblicke in aktuelle Projekte gegeben, die exempla- risch für die inhaltliche Fokussierung der Stadtbibliothek stehen.

ANGEBOTE FÜR KINDERDie Leseförderung liegt sowohl uns als auch der Politik sehr am Herzen. Es ist des-halb besonders erfreulich, dass die Bertels-mann Stiftung zum ersten Mal seit gut zehn Jahren wieder ein Projekt finanziert. Bei »Schritt für Schritt – Buchstabenfit« entwi-ckelt das Team der Kinder- und Elternbiblio- thek gemeinsam mit einer eigens für das Projekt befristet eingestellten Erzieherin Module für Grundschulklassen, die aufein-ander aufbauen und die einen spielerischen Zugang zum Lesen ermöglichen. Wir set-zen dabei jeweils die Leseratte Ricco, eine Handpuppe, ein, die sich als wichtige Iden-tifikationsfigur für die Kinder erwiesen hat.

Im Gegenzug wurden die Veranstaltungsan-gebote eingestellt, die das Team der Kinder- und Elternbibliothek bis dahin nachmit-tags für Kinder von drei bis sieben Jahren angeboten hatte. Es lesen allerdings wei-terhin das ganze Jahr über Ehrenamtliche Geschichten auf Deutsch, Türkisch oder Aramäisch vor – die Vorlesetermine auf Deutsch finden inzwischen vermehrt sams-tags statt.

Dank finanzieller Unterstützung der Bür-gerstiftung konnte in der Kinderbibliothek ein Gaming-Bereich eingerichtet werden, der durch Informations- und Weiterbil-dungsveranstaltungen für Eltern und Mul-tiplikatoren ergänzt wird. Die Bibliothek arbeitet dabei eng mit der Jugendschutzbe-

auftragten der Stadt Gütersloh zusammen. Diese ist selber Gamerin, kennt aber natür-lich auch die Vorbehalte und Ängste der El-tern.

ANGEBOTE IN SCHULBIBLIOTHEKENGütersloh verfügt als eine von wenigen Kommunen in Nordrhein-Westfalen über Schulbibliotheken in neun weiterführen-den Schulen, die von bibliothekarischem Fachpersonal aus der Stadtbibliothek gelei-tet werden. Die Schulbibliotheken werden allerdings von der Politik immer wieder in Frage gestellt. Eine drohende Schließung konnten wir zuletzt 2010 abwenden. 2013 wird allerdings auch in diesem Bereich eine 80%-Stelle eingespart. Eigentlich sollte noch eine weitere Stelle abgebaut werden, doch gelang es den Schulen, eine Gegen-finanzierung auf die Beine zu stellen. Die Zentrale der Stadtbibliothek beteiligt sich mit 10.000 Euro aus dem Medienetat am Erhalt dieser Stelle, der deutlich größere Teil wird von den Schulen finanziert.

Bücher machen das Leben bunt.

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BIBLIOTHEK ALS ORTWir haben das große Glück, eine von acht Bibliotheken zu sein, die seit 2009 am Pro-jekt »Lernort Bibliothek« des Landes teil-nehmen konnte. Dieses Projekt hat der Bi-bliothek einen enormen Innovationsschub verliehen. Um mehr Platz für informelles und individuelles Lernen zu schaffen, ha-ben wir den physischen Medienbestand verkleinert und einen Bereich im zweiten Obergeschoss freigeräumt. Hier steht nun die Q-thek mit dem Leuchtobjekt und ei-nem Multitouch-Screen als markante Er-kennungszeichen. Außerdem gibt es modu-lare Möbel, die verschiedene Lernbereiche schaffen. Es gab auch vorher schon viele Ar-beitsplätze im Haus, aber die Q-thek hat die Bibliothek als Ort noch einmal deutlich auf-gewertet. 2012 stiegen die Besucherzahlen dementsprechend um rund 10 Prozent. Wir nutzen die Q-thek für Gaming-Events wie z. B. die Teilnahme an der Deutsch-Ameri-kanischen Gaming Liga, vor allem aber auch für Einführungen in un-sere Online-Angebote. Die Veran-staltungen sind kostenfrei, Teil-nehmer müssen sich auch nicht anmelden. Die Kunden bringen häufig ihre eigenen E-Book-Reader oder Tablets mit und beteiligen sich gern aktiv an den Veranstaltungen. Die Hemmschwelle scheint in der Q-thek erfreulicherweise niedri-ger zu sein als in klassischen Schu-lungsräumen.

Gleich neben der Q-thek vermietet die Bibliothek seit 2011 zwei Räu-me an die Fachhochschule Biele-feld, deren Studienort in Gütersloh weder über eine Bibliothek noch über Plätze zum Lernen verfügt. Die Studierenden nutzen gern die Infrastruktur der Stadtbibliothek wie das WLAN oder das Lesecafe und bekommen darüber hinaus ei-nen Bibliotheksausweis der Stadt-bibliothek Gütersloh, der von der FH bezahlt wird. Sie können sich auch kostenlos Bücher aus der Bi-

bliothek der FH Bielefeld in die Stadtbiblio-thek bestellen.

ONLINE-ANGEBOTEBereits seit 2008 bietet die Stadtbibliothek Gütersloh die eAusleihe an. 2012 trat sie dem neuen Verbund der owl-eAusleihe bei. Dazu passend können Kunden verschiede-ne E-Book-Reader vor Ort testen. Seit Juli 2013 werden zehn Sony-Reader ausgelie-hen, zehn weitere Tolinos kommen noch dazu. Die Stadtbibliothek ist eine von 24 Bibliotheken in NRW, die seit 2012 im On-line-Katalog LibraryThing for Libraries ein-setzen. Kunden haben damit die Möglich-keit, Bücher zu rezensieren, zu bewerten und weiterzuempfehlen. Seit Sommer 2013 ist sie bei der Digitalen Bibliothek (DigiBib) mit dabei, die insbesondere in Schulbiblio-theken das Online-Angebot erweitern soll. Im Rahmen des Lernort-Projekts haben un-

sere Mitarbeiter ein modulares Schulungs-programm im Bereich Social Media/Ga-ming durchlaufen. Wir sind seitdem bei Facebook, Twitter und Delicious aktiv und betreiben einen eigenen Blog sowie ein in-ternes Wiki. Wir verfügen damit auch im Online-Bereich über einen direkten Draht zu unseren Kunden und Partnern.

Beim Lernort-Projekt hat die Bibliothek an einem Empfehlungskatalog für den Aufbau von Online-Angeboten und Online-Servi-ces in Öffentlichen Bibliotheken mitgear-beitet.Die Empfehlungen sind auch Richt-schnur für unsere Arbeit. Wir unterstützen insbesondere die Forderung, dass 20 Pro-zent der Arbeitszeit aller Beschäftigten für Online-Aktivitäten aufgewendet werden soll. Bei uns sind als erster Schritt schon einmal alle Mitarbeiterinnen und Mitarbei-ter an der Umsetzung der Social-Media-Ak-tivitäten beteiligt. Je nach Interesse schrei-

ben sie eher Beiträge, sammeln im Netz Ideen oder werkeln an den Plattformen. Die Leitung kümmert sich um die Rahmen-bedingungen und um rechtli-che Fragen.

Bei der Personalqualifizierung liegt natürlich auch ein beson-derer Fokus auf den Bereichen Social Media, Gaming sowie auf dem Umgang mit Smart-phones, Tablets und E-Book-Readern. Wir haben deshalb auch sehr gern am Angebot »MobiDig« teilgenommen, das von den Dezernaten 48.08 der Bezirksregierungen angeboten wird. In diesem Rahmen konn-ten einen Monat lang verschie-dene mobile Endgeräte getestet werden. Die Konsequenz dar-aus? Wir haben nun selbst vier verschiedene Tablets gekauft und ein Mitarbeiter-WLAN ein-gerichtet, damit wir mit den Geräten weiter arbeiten kön-nen.

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DRITTMITTELAlle obengenannten Projekte wurden und werden teilweise oder komplett durch Dritt-mittel finanziert. Um bei den Landesprojek-ten den Eigenanteil aufzubringen, haben wir mit Unterstützung unseres Förderver-eins unsere Artothek verkauft, die in den letzten Jahren kaum noch genutzt worden und entsprechend verstaubt war. Der Erlös lag bei über 30.000 Euro. Damit wir trotz des massiven Stellenabbaus genügend per-sonelle Kapazitäten für die inhaltliche Wei-terentwicklung zur Verfügung haben, üben wir strenge Aufgabenkritik aus.

Aufgaben wie die EDV-Betreuung sowie die Medienauswahl und -bearbeitung sind zu großen Teilen outgesourct. Neben der ekz stellen inzwischen auch die lokalen inhaber-geführten Buchhandlungen maßgeschnei-derte Standing-Order-Angebote zusammen und liefern die Medien bereits foliiert. An-dere Aufgaben haben wir gestrichen, weil

sie nicht mehr zu den Schwerpunkten der Bibliothek gehören. So bieten wir für Er-wachsene keine Lesungen mehr an, stellen unsere Räumlichkeiten aber zur Verfügung, falls jemand von außen die Organisation übernimmt. Die Veranstaltungen für Seni-oren stehen gerade auf dem Prüfstand. Das neue Angebot »Dialog in Deutsch« für Mig-ranten, das wir von den Bücherhallen Ham-burg übernehmen durften, setzen wir nur um, weil es eine externe ehrenamtliche Pro-jektleitung gibt, und weil die Bürgerstiftung die Finanzierung übernimmt.

Im Gegenzug werden personelle Ressour-cen vermehrt im Online-Bereich eingesetzt oder sichern die Weiterführung von Leis-tungen über das jeweilige Projektende hi-naus. So wechselt zum Beispiel eine Stelle vom Team Erwachsene in das Team Kin-der- und Elternbibliothek, um das Projekt »Schritt für Schritt – Buchstabenfit« lang-fristig abzusichern.

IMAGEKAMPAGNE „MEINUNGSBILDER“Die Fotos in diesem Beitrag stammen von der Imagekampagne »Meinungsbilder«, bei der sich Kunden mit kurzen Statements zur Stadtbibliothek fotografieren ließen. Sie hatten bei der Wahl der Statements kom-plett freie Hand. Die entstandenen Mei-nungsbilder spiegeln aber wunderbar die vielfältige Nutzung der Stadtbibliothek wie-der. Veröffentlicht wurden diese Bilder un-ter anderem in der Willkommensbroschü-re, mit der Neukunden geworben werden, und in einer Vorlage für die Politik, die den Jahresabschluss und den Lagebericht der Stadtbibliothek Gütersloh GmbH 2011 enthielt.

ENDNOTEN

1 Siehe http://bit.ly/YAz9uj

2 Z. B. http://ger23mobilethings.wordpress.com

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„ALLES RICHTIG GEMACHT?“ EIN JAHR STADTBIBLIOTHEK, STADT-

ARCHIV UND LANDESGESCHICHTLICHE BIBLIOTHEK IN BIELEFELD

»Alles richtig gemacht!« lautete die spontane Äußerung eines kompetenten Kollegen nach einem Rundgang durch die neue Zentralbibliothek der Stadtbibliothek Bielefeld am Neumarkt. Sind wir am Ende der Geschichte angekommen, und ab jetzt heißt es »verwalten statt gestalten«? Wir wollen hier mit der gebotenen Kürze einige Aspekte und Fragen baulicher und betrieblicher Art des neuen kommunalen Informationszentrums aus Zentralbibliothek, Stadtarchiv und Landesgeschichtlicher Bibliothek beleuchten, wie sie sich nach gut einem Betriebsjahr seit März 2012 ergeben haben.(1)

Über die eigene Bibliothek zu schreiben, ist ein gewagtes Unterfan-gen. Immer ist damit die Beurteilung des eigenen Handelns und das des Bibliotheksteams verbunden. Zuviel Abträgliches wäre ein Eingeständnis eigener Versäumnisse, zuviel des Guten käme der berühmt-berüchtigten »ultimativen Lobhudelei« gleich. Der Mittel-weg bleibt der goldene Ausweg, so er sich denn überzeugend dar-stellen lässt. Mit anderen Worten, der Autor ist befangen und zu-gleich überzeugt.

HARALD PILZERStadtbibliothek Bielefeld

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Da die bereits organisatorisch verbundenen Institute »Stadtbiblio-thek« und »Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek« am Neumarkt nunmehr auch örtlich zusammengeführt wurden und ihre »oberirdischen« Angebote wie Bestände, (Archiv-)Lesesaal, Ausstellungsflächen usw. auch räumlich integriert präsentieren, er-gibt sich der erwünschte Effekt, beide »Gedächtnisinstitutionen« unter einem Dach erleben zu können. Hinzu kommen die Ange-bote des ebenfalls im Haus residierenden Kulturamtes mit seiner »Kommunalen Galerie« und seinen Programmreihen, die im von al-len zu nutzenden Veranstaltungssaal durchgeführt werden. Über-haupt haben sich die Veranstaltungs- und Tagungsräume für die unterschiedlichen Formate als sehr wirkungsvoll erwiesen: die un-mittelbar an den Buchbereich anschließende Literaturbühne im Erdgeschoss mit bis zu 300 Plätzen, ein Seminarraum im 1. Ober-geschoss (OG) mit 25 Plätzen, das »ClickCenter« für computerge-stützte Schulungen oder ähnliches im 1. OG mit 25 bis 30 Plätzen, ein (teilbarer) Veranstaltungssaal mit 199 Plätzen im 2. OG. Hin-zu kommt eine Ausstellungsfläche mit rund 100 Quadratmetern für hauseigene und fremde Ausstellungen. Alle diese Flächen und Räu-me werden von »Akteuren der Bürger- und Stadtgesellschaft« wie Initiativen, Vereinen und Verbänden genutzt – ein von vornherein intendierter Aspekt eines dialogorientierten »Bürgerhauses«. Die sich für die Bibliothek daraus ergebenden Herausforderungen be-stehen in einem möglichst professionellen Veranstaltungsmanage-ment, für das eigentlich die personellen Kapazitäten fehlen.

DIE „PERFEKTIONIERTE AUSLEIHBIBLIOTHEK“Zu den sensibelsten Bereichen öffentlicher Gebäude zählt in der Regel der Eingangsbereich. Er sollte auf den ersten Blick »überzeu-gen« und einen Empfangsbereich oder ein Foyer definieren – keine den klassischen Kontrollzwängen geschuldete Bibliotheksschleuse, klar strukturiert und aufgeräumt wirken, Großzügigkeit vermitteln und einen einladenden und anregenden Einblick in den Innenraum ermöglichen. So unsere Intention. Zudem sollten hier und angren-zend alle, oder zumindest die wichtigsten Selbstbedienungsfunkti-onen der Ausleihbibliothek erreichbar sein und zwar konzentriert und präsent, aber nicht dominierend – RFID-gestützte Rückga-be und Entleihung mit Kontofunktionen, Kassenautomaten mit EC-Funktion, 24-Stunden-Rückgabeautomat, Flyer-Auslage, In-fo-Screens, interaktives Gebäude-Navigationssystem, Münzkopie-rer. Hinzu kommt ein personalgestützter Service, denn Maschinen sind häufig nicht selbsterklärend. Die mündlich gegebene Orientie-rungsinformation ist nach wie vor eine willkommene und erwarte-te Dienstleistung Öffentlicher Bibliotheken. Also kein vollständiger Verzicht auf die klassische Schaltersituation, aber kein Medienver-buchungstresen und weniger als die umfassende Bibliotheksaus-kunft und -beratung, sondern die Idee einer Verteilstation für an-fragende Kundinnen und Kunden, für schnelle Auskünfte, für einen freundlichen Empfang und Hilfestellung an den Maschinen und am

Ein Jahr mindestens benötige man, um die Funktionsfähigkeit ei-nes Neubaus oder eines doch wesentlich umgestalteten Gebäudes, das in einigen Bereichen in den Zustand eines Rohbaus zurückver-wandelt worden war, prüfen zu können, lautet eine Faustformel aus dem Baubereich. Laienhaft könnte man dies so fassen, dass ein Gebäude die unterschiedlichen äußeren Bedingungen der vier Jahreszeiten mit ihren spezifischen Anforderungen bestehen muss. Welche Baumängel treten auf? Erfüllt die Gebäudetechnik ihren Zweck? Funktionieren die Netze? Stellen sich die Abläufe des Bi-bliotheksbetriebes so ein, wie sie intendiert waren? Sind Raum-organisation und Flächenzuweisung stimmig? Werden die neuen Nutzungsmöglichkeiten und Angebote wahr- und angenommen?

Kritischen Einwendungen zum Trotz, die dem neuen Standort, ob-gleich in Bielefeld in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof und zwei Stadtbahnhaltestellen gelegen, eine zu weite Entfernung vom eigentlichen Bielefelder Stadtzentrum attestierten, erfährt das neue Haus eine sehr gute Akzeptanz seitens des Publikums.

Misst man den neuen Standort an den zahlenmäßigen Ergebnis-sen, die bei gleichgebliebenen Aufwendungen für konventionelle und digitale Medien seit März 2012 in den Dimensionen »Besucher, Entleihungen, Veranstaltungen« und »hausinterne Internetsessi-ons« erzielt worden sind, so haben sich hier deutliche Zugewinne ergeben. Die neue Bibliothek funktioniert. Rund 30.000 monatli-che Besuche, rund 100.000 Entleihungen pro Monat, rund 500 Ver-anstaltungen und Führungen in den ersten zehn Betriebsmonaten des Jahres 2012 und rund 30.000 Internetsessions an den Biblio-thekscomputern illustrieren diese Einschätzung.

Man kann von einer durchaus stimmigen Ensembleleistung spre-chen, zu der die verschiedensten Faktoren positiv beitragen. Bleibt noch die Einzelkritik, die wiederum nicht zu parzelliert ausfallen, sondern sich auf einige Aspekte beschränken soll.

DER STANDORT: „KOMMUNALER, KULTURELLER ANKER“ Verfolgt man die Standortentscheidungen für neue Öffentliche Bibliotheken, so ergibt sich nicht selten der Befund, dass sich da-mit klare stadträumliche und auf die Stadtentwicklung bezogene Erwartungen verknüpfen. Die Bibliothek möge als Frequenzbrin-ger eine Aufwertung eines bestimmten Stadtraumes bewirken, ihr Publikum möge eine deutliche Belebung des Stadtquartiers herbeiführen. Auch in Bielefeld ist dies so und diese Erwartun-gen haben sich durchaus erfüllt. Die Ansiedelung kombinierter öffentlicher, kommunaler Dienste im städtebaulichen Entwick-lungsgebiet »Nördliche Innenstadt« setzt neue Schwerpunkte im Stadtraum und im Stadtquartier. Die einer Bibliothek attribuierten Eigenschaften wie Wertorientierung, Beständigkeit und Traditio-nalismus spielen in der Außenwahrnehmung eine große Rolle.

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interaktiven Gebäudenavigationssystem. Zudem: kein Beratungs-gespräche oder ausufernde Diskussionen über Höhe und Anlass et-waiger Gebühren, sondern Weitervermittlung an den im 1.OG ge-legenen zentralen Informations- und Kundenservice. In der Praxis ist dies häufig eine Frage der verbalen und nonverbalen Kommuni-kationstechnik und -strategie.

Zu berichten ist noch von einer baulichen Nachbesserung in die-ser Zone. Vermutlich hatten alle Beteiligten die klimatischen Ver-hältnisse im Eingangsbereich unterschätzt. So stellten sich im langen Winter 2012/13 wegen des sich nach Westen öffnen-den Haupteingangs recht schnell unangenehme Zugluftbelas-tungen ein, und dies trotz zweier Automatiktüren und mehrerer Wärmeradiatoren im Windfang. Auch ein nachträglich eingebau-tes, dankenswerterweise unscheinbares, weil in der Decke ver-senktes Türluftschleieraggregat schaffte keine ausreichende Ab-hilfe. Erst die Korrektur beziehungsweise die Angleichung der durch die Umluftanlage ab- und zugeführten Luftmenge besei-tigte den Kern des Übels. Der durch diese Anlage erzeugte Unter-druck im Gebäude hatte die störenden Luftbewegungen ausgelöst.

TREFFPUNKT BIBLIOTHEK VERBINDET WORK & LEISUREDie »perfektionierte Ausleihbibliothek« war und ist sicher noch für eine gewisse Zeit eine technisch und betriebswirtschaftlich sinnvol-le Zielprojektion. Sie ist notwendig, aber nicht hinreichend. Wer sich über Tablet und Smartphone informiert, wer seine Texte am

Bildschirm liest und seine Dokumente in der Cloud speichert, ist als Informationssuchender auf die analoge, dreidimensionale Welt der Bibliotheken nicht angewiesen. Und dennoch erfreuen sich die-se Orte großer Akzeptanz, wenn sie Arbeit und Freizeit, Lernen und Entspannen miteinander verbinden. Die klassische intellektuelle Einzelarbeit ist sicherlich nicht obsolet geworden, aber daneben haben sich neue Muster kollaborativen Arbeitens und Lernens ent-wickelt, die als konstitutiv für die gegenwärtigen und kommenden Lerngenerationen gelten können. Wir haben deshalb in der neuen Zentralbibliothek zahlreiche Arbeitsmöglichkeiten und Arbeitsplät-ze geschaffen; rund 60 stehen als Computerarbeitsplätze zur Ver-fügung, das Haus ist zudem mit einem für eingetragene Leser kos-tenfrei nutzbaren W-LAN ausgestattet. Die Arbeitsbereiche sind im Buchbereich verstreut, als Einzelplätze nutzbar, aber auch für die Gruppenarbeit – wenn die dabei erzeugten Gesprächsgeräusche nicht zu intensiv sind. Drei separate »Lernboxen«, also Räume für Klein- und Kleinstgruppen, bieten wir an. Dies sind zu wenige, wie wir schon nach kurzer Zeit festgestellt haben, ja schon fast antizi-piert hatten. Auch ein separater Multimedia- oder Gaming-Raum fehlt, bislang auch die inzwischen obligate E-Book-Lounge. Das erste hielten wir zunächst für entbehrlich, da alle Bibliotheks-PCs multimedial genutzt werden können und Kopfhörer heute zu den Gütern des täglichen Bedarfs zählen. Auch stehen mit den Lernbo-xen Räume zu Verfügung, in denen Kunden ihre Laptops multime-dial nutzen können. Das zweite ist in Planung. Der Bedarf ist da, unser Anspruch auch. Wir wissen: »Papier ist Vinyl« und das »Regal ist für den Nostalgiker«.(2)

Neben »work« also auch »leisure« – Arbeit und Lernen, Freizeit und Entspannung. Beidem waren die Öffentlichen Bibliotheken immer zugewandt. Aber sie schickten ihre Leser mit den Lernmaterialien und den Freizeitmedien nach Hause. Wenn nun aber die Öffentli-chen Bibliotheken zu Orten der Kommunikation, zum »Treffpunkt Bibliothek« werden, dann sind damit Folgerungen verbunden, die abgefedert werden müssen. Wie die konzentrierte Einzelarbeit mit der verbalen Unterhaltung nebenan aussöhnen? Wie können wir die Öffentlichen Bibliotheken so gestalten, dass sich die Dimensio-nen Lernen und Arbeiten, Kommunizieren und Konsumieren nicht gegenseitig boykottieren oder aufheben, sondern lebenswert und liebenswert ergänzen? Die »Loungisierung« der Öffentlichen Bi-bliothek im Sinne einer durchaus auch der Entspannung dienenden Aufenthaltsqualität ist ein zu gestaltender Trend.(3) Dem eher frei-zeitorientierten Aufenthalt sind in der neuen Bibliothek verschiede-ne, mit bequemen Sitzmöbeln ausgestattete Bereiche vorbehalten, so z. B. bei den Publikumszeitschriften oder in der regalfreien Lese-zone, die sich auf der Südseite des Gebäudes mit bodentiefer Glas-front zum Neumarkt hin öffnet. Die Nutzung der Bibliotheks-PCs ist sowieso eine Mischung aus Arbeit und Freizeit. Auch das in vielen Umfragen zur Qualitätsverbesserung von Bibliotheken geforderte »Literaturcafé« hat im November 2012 den Betrieb aufgenommen.

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WIE VERHALTE ICH MICH IN EINER BIBLIOTHEK?So ergeben sich in der neuen Zentralbibliothek genauso wie in vie-len anderen Bibliotheken auch regelmäßig und verhaltensabhängig Situationen, in denen sich Nutzungen überlagern und unterschied-liche Kundenerwartungen und Bibliotheksregelungen abgewogen werden müssen. Nicht nur im Bereich der Teen-Bibliothek mit den eigentlich obligaten Geräuschproblemen und den üblichen Erschei-nungen im Zusammenhang mit »Essen und Trinken« ist dies viru-lent, da sich diese Phänomene eben nicht spannungsfrei auf die eher freizeitorientierten »Lümmelzonen« mit ihren »Fatboys« be-schränken, sondern auch in den Arbeitsbereichen aktuell sind. Wer gemeinsam arbeitet, lernt und diskutiert und nebenher trinkt und isst, ist eine mögliche »Störungsquelle«. Wir haben das »Kinder-zimmer«, in dem auch die zahlreichen Gruppen aus den Kinder-tagesstätten oder Grundschulen vespern können; wir haben aber abgesehen vom kostenpflichtigen, gleichwohl von der Bibliothek aus zu erreichenden Café, keine klaren Lösungen in Sachen »Es-sen und Trinken« außer das Prinzip der Duldung für den eigent-lichen Bibliotheksbereich, ob nun beim Lernen oder beim Schmö-kern.(4) Derzeit verwischen sich eben in der Öffentlichen Bibliothek die Grenzen zwischen Arbeit und Lernen, Freizeit, Erholung und Entspannung auch in ihrer räumlichen Separierung und in der Aus-formung angemessenen oder unangemessenen Verhaltens.

Die Idee des »third place«, des dritten Ortes neben Arbeitsplatz und Familie, ist als Ort der Entspannung und der zweckfreien Kom-munikation von Ray Oldenburg, einem amerikanischen Stadtsozio-

logen, systematisch beschrieben und als dringend erforderlich für funktionierende Gemeinschaften und durchaus in Sorge um die mangelnde Kommunikation der amerikanischen Gesellschaft pro-pagiert worden.(5) Das, was dort über Cafés, Buchläden und ande-re Orte eher zwangslosen Zusammentreffens gesagt worden ist, ist bereits für die Bibliotheken reklamiert worden.(6) Diese Idee kann der Öffentlichen Bibliothek eine neue Facette hinzufügen, und wir haben versucht, Lösungen zu entwickeln. Zugleich hat auch dieses Konzept einen Prozesscharakter. Neue Handlungsfelder und fertige Lösungen fallen nicht vom Himmel; sie erfordern eine schrittweise Evolution der Häuser und eine Annäherung an neue Gewohnheiten und mögliche Chancen.

ENDNOTEN1 Siehe hierzu: Harald Pilzer: „Neuer Raum für mehr Wissen!“

Die Zentralbibliothek, das Stadtarchiv und die Landesgeschichtliche Bibliothek in Bielefeld unter einem Dach vereint. In: BUB 64 (2012) 09, S.612-616. – Klaus-G. Loest: (geprüft 5-2013) Die Stadtbibliothek als Lounge. In: Büchereiperspektiven 2013, H.1, S.8-9 (geprüft 5-2013)

2 Vgl. Richard Kämmerlings: Papier ist Vinyl. (2009) http://www.faz.net/aktuell/ feuilleton/medienevolution-papier-ist-vinyl-1769459.html

3 Warum nicht für die älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger ein Fernseh- zimmer einrichten? Das dachten sich die Kolleginnen und Kollegen der Bibliothèque Paul-Aimé-Paiement in Quebec-Charlesbourg. Und sie sind womöglich nicht die einzigen.

4 Die Benutzungsordnung ist eindeutig, sie schließt »Essen und Trinken« in der Bibliothek aus.

5 Ray Oldenburg: The Great Good Place. Cambridge, MA, 1999. Siehe auch Robert D. Putnam

6 Siehe auch Robert D. Putnam: Bowling alone. The Collapse and Revival of American Community. New York 2000

Die Ansprüche an die ÖB als »third place« sind im Wandel begriffen. Das spiegelt sich nicht zuletzt in der Möblierung neuer Häuser wieder.

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VON BELGISCHEN SAMMLUNGEN UND SAMMLERN 5. REISE DER KÖLNISCHENBIBLIOTHEKSGESELLSCHAFT

JEAN-MARIE REDINGLuxemburgischer Bibliothekarverband (ALBAD)

Die Kölnische Bibliotheksgesellschaft (KBG) mit ihrem »Studienkreis Buchkultur«, der seit der Selbstauflösung der Bibliophilen-Gesellschaft Köln (1930–2010) ab 2011 die bibliophile Tradition der Domstadt wei-terführt, bot Anfang Juni 2013 ihre fünfte Bibliotheksreise seit 2007 an. Insgesamt 27 Mitglieder folgten der Einladung zum Be-such belgischer Städte, die historisch und kulturgeschichtlich für Köln von besonderer Relevanz sind. Stationen der Exkursion, die von einem dreiköpfigen Vorbereitungsteam – Prof. Dr. Wolfgang Schmitz, Direktor der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln (USB), André Welters, Fachreferent für An-glistik und Geographie an der USB, Isolde Dumke, Bibliotheksleiterin i. R. der ehema-ligen Evangelischen Bibliothek Köln (jetzt in der USB)) – geplant und begleitet wurde, waren die Städte Löwen, Brüssel (Stand-quartier), Antwerpen und Lüttich.

LÖWENAuf der Fahrt nach Löwen wuchs unse-re ohnehin schon große Neugier auf das

Kommende noch beträchtlich durch Prof. Schmitz’ sachkundige Erläuterungen über den Beitrag Belgiens zur europäischen Buchkultur generell und speziell zum bur-gundischen Einfluss auf die flämische Buchmalerei, z. B. die stilistischen Verän-derungen in den Stundenbüchern. In der Zentralbibliothek (ZB) der »Katholieken Universiteit Leuven« (KULeuven) empfin-gen uns mit großer Herzlichkeit Étienne D’hondt, Direktor emeritus der Maurits-Sabbe-Bibliothek (Theologische Fakultät der KULeuven), und Mark Derez, Forscher am Universitätsarchiv. In dessen histori-schem Abriss der ZB berührte uns beson-ders das tragische Geschick, das diese erst-

rangige Wissenschaftseinrichtung durch deutsche Truppen erfahren hatte: die prak-tisch komplette Gebäude- und Bestandsver-nichtung zu Beginn des Ersten Weltkriegs und der neuerliche beinahe Totalverlust 1940 des in einer gigantischen internatio- nalen Hilfsaktion zwischen den beiden Weltkriegen geleisteten Wiederaufbaus. Be-sonders stolz ist die Bibliothek, zu deren Bestandsausbau auch heute Schenkungen von Büchern und Sammlungen erheblich beitragen, nächst dem Vatikan die größte Sammlung an Nachschlagewerken über ka-tholische Manuskripte zu besitzen. Ein Be-such des Preziosen-Museums beendete die-se intensive und freimütige Besichtigung.

Mit Etienne D’hondt in der Rara-Abteilung der Theologischen Bibliothek in LöwenFo

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Voll sprühenden Humors führte am Nach-mittag Étienne D’hondt durch »seine« Maurits-Sabbe-Bibliothek. Die 1979 auf der Grundlage der Jesuitenbibliothek ge-gründete und nach dem 1989 emeritier-ten belgischen Theologen und ihrem Pro-motor Mautits Sabbe benannte Bibliothek der Theologischen Fakultät der KULeu-ven, gehört mit ihren 1.3 Millionen Bän-den aus Theologie, Religionswissenschaft und Randgebieten zu den weltweit größ-ten Bibliotheken ihrer Art. Die alte Abtei-lung der staatlich anerkannten »Erbgut«-Bi-bliothek zählt 200.000 seltene Drucke vor 1800/1801, 702 Inkunabeln, ca. 2.000 Post- inkunabeln, zehntausende von Drucken des 16. bis 18. Jahrhunderts, dazu 1.200 Hand-schriften. Bibliophiler Höhepunkt war der Besuch der Rara-Abteilung, deren Drucke häufig aus dem Bestand bayerischer Jesu-itenbibliotheken stammen. Besonders faszi-niert haben die originalgetreu aufgestellten 5.000 Bände der Bibliothek des Kardinals Thomas Philippe d’Alsace (1679–1759). Extra für die Kölner Reisegruppe wurde aus dem Panzerschrank eine »Rarité des rari-

tés« geholt: die Anjou-Bibel, das königliche Geschenk zur Hochzeit des Andreas von Ungarn (†1345) mit Johanna von Anjou. Bibliophiles Extrageschenk an uns: Ohne Handschuhe durften wir in diesem Kleinod blättern, konnten taktiles Empfinden und optischen Glanz der blattgoldverzierten Mi-niaturen zu einem unvergesslichen ästhe-tischen Gesamteindruck verschmelzen las-sen.

Diese beeindruckenden Rundgänge be-schloss ein äußerst liebenswürdiger Emp-fang u. a. durch Leo Kenis, den Leiter des historischen Zentrums der Theologischen Fakultät der KULeuven und wissenschaftli-cher Bibliothekar, sowie Stefan Gradmann, gerade gewählter neuer UB-Direktor.

BRÜSSELNach Bezug unseres Brüsseler Standquar-tiers und einer fröhlichen abendlichen Vor-stellungsrunde starteten wir am Folgetag zur Besichtigung der 1983 von Michel Wit-tock gegründeten Bibliotheca Wittockia-

na in der Brüsseler Randgemeinde Wolu-we-Saint-Pierre/Sint-Pieters-Woluwe. Der berühmte Sammler selbst empfing uns zu-sammen mit seinem ehemaligen Klassen-kameraden (und KBG-Mitglied) Dom Régi-nald-Ferdinand Poswick OSB (Ordo Sancti Benedicti), Direktor des »Centre Informa-tique & Bible«, Abtei Maredsous (Nähe Na-mur). Hinzu kam wenig später Michel Wit-tocks befreundeter Einbandkunst-Meister August Kulche. Beide warfen sich in einem höchst amüsanten Pro- und- Contra-Duett mit sichtlichem Vergnügen die Bälle zu.

Neben der in Jahrzehnten gewachsenen Einbandsammlung mit atemberaubend schönen Exemplaren von der Renaissance bis zur Moderne bietet die Wittockiana in einem eigens für sie errichteten Gebäude noch andere erstrangige und zum Teil bio-graphiebezogene Kollektionen, etwa den »Fond Lucien Bonaparte«, den »Fond Va-lère-Gille« oder, ein weltweites Unikat, die Sammlung von 500 kostbaren Rasseln von überall her und einen Zeitraum von 4000

In der Bibliothek Wittockiana: Michel Wittock präsentiert

und erzählt.

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Jahren umspannend. 2010 schenkte Mi-chel Wittock seine Sammlung der »Fon-dation Roi Baudouin« mit der Auflage, sie im angestammten Haus zu belassen. Hat-te Wittocks sehr persönliche und leiden-schaftliche Schilderung seines bibliophilen Werdegangs seine Zuhörer schon ordent-lich gepackt, hingen sie diesem »Vollblut-sammler« förmlich an den Lippen, als er den hartnäckigen Tauschhandel um einen Jean-Grolier-Einband aus der Abteibiblio-thek von Maredsous schilderte – wohlge-merkt nicht um des Buches willen, allein wegen des Einbandes! Wie August Kulche vorher schon einmal bemerkt hatte, sind Bucheinbandkunst und Buchkunst eben Zweierlei.

Ein Gang durch die 15.000 Bände zählen-de Forschungsbibliothek zur Einbandkun-de rundete diese hin- und mitreißende Füh-rung ab. Im Namen der KBG überreichte Prof. Schmitz den Ausrichtern dieser ex-quisiten Besichtigung zum Dank ebenfalls – wie anders?! – Buchpräsente. Unsererseits zog jeder beglückt mit einem von Michel Wittock handsignierten Exemplar einer Lu-xusbroschüre über seine einmalige Samm-lung ab.

Das Nachmittagsprogramm sah einen Be-such der »Bibliothèque royale de Bel-gique / Koninklijke Bibliotheek van België« (KBR), der Belgischen Nationalbibliothek, vor. Wohl aufgrund eines Kommunikati-onsfehlers wurden wir leider nicht durch die Nationalbibliothek geführt, sondern al-lein durch ihre sehr professionell angelegte Ausstellung LIBRARIUM, die sich der globa-len Entwicklungsgeschichte von Buch- und Schriftkultur widmet.

Klarer Erkenntnisgewinn einer nach Ende des offiziellen Programms bei warmem Sonnenwetter unternommenen individu-ellen Erkundungstour der Europa-Haupt-stadt: eine »Chimay bleue« ist ganz sicher kein spezieller Einband, ebenso wenig wie »Rochefort 10« keine besondere Schriftty-pe ist!

ANTWERPENAuf der Fahrt nach Antwerpen am 3. Rei-setag führte wiederum Wolfgang Schmitz kompetent und souverän in die Welt des Druckereiwesens am Ende des 16. Jahrhun-derts ein. Zunächst referierte er u. a. über die Coster-Legende, die Bedeutung der Südlichen und Nördlichen Niederlande so-wie des Rheinlandes für Europas Druckerei-en. Danach fokussierte er im Hinblick auf unser erstes Antwerpener Besichtigungsziel den politisch geschickt agierenden Drucker und Verleger Christoph Plantin (ca. 1520–1589), der sowohl für Katholiken, als auch Protestanten druckte, und das spätere Fa-miliengroßunternehmen Plantin-Moretus. Jan Moretus, ein Schwiegersohn Plantins, hatte die 1555 gegründete und seitdem prosperierende Druckerei geerbt.

Die Authentizität des als UNESCO-Welt-kulturerbe registrierten Plantin-Moretus-Museums mit seiner dem Original nach-empfundenen Gartenanlage besticht schlechterdings. Außer der »spanischen Furie« (1576) überstand die Betriebs- und Wohnanlage auch alle weiteren Katastro-phen. Unter Balthasar Moretus I. entstand die erste Plantin’sche Privatbibliothek, die

der befreundete Peter Paul Rubens mit Ge-mälden ausstattete. Dank ihrer vielen ande-ren Einnahmequellen führte die frühzeitig reich gewordene Moretus-Familie den Be-trieb zwar bis 1867 fort, allerdings ohne in seine Modernisierung zu investieren. Beim Verkauf an die Stadt Antwerpen durch Edu-ard Moretus 1876 fand man die (Drucke-rei-)Welt des 16. und 17. Jahrhunderts des-halb räumlich in einzigartiger Weise intakt vor. Neben dem Druckatelier selbst, mit 16 Druckpressen und über 80 Beschäftigten damals die erste industrielle Buchdruckerei, interessieren Bibliophile besonders die qua-si im Originalzustand erhaltene Buchhand-lung, das Korrektorenzimmer und die in einem ehemaligen Kapellenraum eingerich-tete Privatbibliothek. Sie zählt ca. 25.000 Bände und repräsentiert praktisch die Ge-samtproduktion der Plantiniana. Unter den 650 Handschriften befindet sich die Wen-zels-Bibel von 1403. Nach »nur« zwei Stun-den ging’s wieder hinaus ins 21. Jahrhun-dert.

Nach einer nachmittäglichen Intensivfüh-rung durch die schöne Brabanter Altstadt fuhren wir durch alles Gesehene sehr berei-chert zurück nach Brüssel.

Gruppenfoto im Plantin Museum in Antwerpen

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Die antike Buchhandlung im Plantin Museum in Antwerpen

LÜTTICHAm letzten (Rück-)Reisetag bestimmten zwei Punkte unterschiedlicher Art das Be-suchsprogramm der mit Köln historisch und kulturgeschichtlich eng verbundenen Stadt Lüttich. Vormittags besichtigten wir das 2009 eingeweihte museale Ensemb-le »Le Grand Curtius«. Von den sechs dort beheimateten Sammlungen ist die über die religiöse und maasländische Kunst für Bi-bliophile von höchstem Interesse. Die sich im Fürstentum Lüttich unter seinem ers-ten Fürstbischof Notger (bzw. Notker, 972–1008) entwickelnde Architektur- und Kunstblüte prägte bis um 1200 das europä-ische Kulturschaffen entscheidend mit. Das »Notger-Evangeliar« aus dem 9. Jahrhun-dert mit Email des 15. und einem Einband des 19. Jahrhunderts strahlte eine fast ma-gische Faszination aus. Heute sind nur noch etwa 10 Prozent der gesamten maasländi-schen Kunst erhalten. Allein dieser Mini-malanteil weckte jedoch schon den Wunsch nach noch ausgiebigerem Schauen und Ler-nen.

Dieser sehr sachkundigen Führung schloss sich die Begegnung mit der »Société des Bibliophiles liégeois« an, der zweitältesten der drei großen frankophonen Bibliophilen-

vereinigungen Belgiens, die dieses Jahr auf ihr 150-jähriges Bestehen zurückblicken kann. Aus diesem denkwürdigen Anlass hat-te die Gesellschaft die Teilnehmer der KBG-Exkursion zu einem »verre de l’amitié« ein-geladen, um die bestehenden Beziehungen weiter zu vertiefen. Im Beisein von Vizeprä-sident Baron Jacques de Cartier d’Yves und des ehemaligen Vorsitzenden François Pas-quasy skizzierte der amtierende Präsident Emmanuel Joos de ter Beerst in seiner ge-schliffenen Begrüßungsrede nicht nur Tra-dition und stupende Resultate eines nun eineinhalb Jahrhunderte dauernden biblio-philen Engagements, sondern sprach in der zukunftsorientierten Schlusspassage u. a.

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Heute sind nur noch etwa 10 Prozent der

gesamten maasländischen Kunst erhalten. Allein dieser Minimalanteil

weckte jedoch schon den Wunsch nach noch

ausgiebigerem Schauen und Lernen.

auch ausdrücklich die Hoffnung auf eine Mitgliedschaft der KBG in der Lütticher Vereinigung aus. Erfreut und dankbar griff Wolfgang Schmitz in seiner Antwort dieses Angebot auf, und beide Seiten freuten sich ungemein über das vom andern erhaltene »zeichenhafte« Buchgeschenk – Bibliophi-len sind Bücher eben doch noch immer der willkommenste und sprechendste Ausdruck freundschaftlicher Verbundenheit. Diesem offiziellen Teil schloss sich in lockerer At-mosphäre ein ausgiebiger und fruchtbarer individueller Austausch an, den alle offen-sichtlich sehr genossen.

Angesichts des desolaten Wetters beschloss man eine vorgezogene Rückfahrt nach Köln. André Welters, der Hauptreiseleiter, der un-terwegs nie versiegenden Humor bewiesen hatte, tröstete zum Abschluss mit der tref-fenden Bemerkung: »Nach der Bibliotheks-reise ist vor der Bibliotheksreise.« Mit Si-cherheit werden weitere Exkursionen der KBG folgen. Für Vielfalt und Reichtum aller Eindrücke, die wir von dieser Fahrt mitneh-men durften, für die Dinge, die wir ohne persönliche Kontakte und uneigennütziges Engagement vieler Menschen vor Ort so gar nicht hätten geboten bekommen können, sei an dieser Stelle sehr herzlich gedankt.

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›› KOLUMNE: NEUES VOM ALTEN BUCH

ULB BONN: KORRESPONDENZ AUGUST WILHELM SCHLEGELS ISTDIGITALISIERT

›› UNIVERSITÄTS- UND LANDESBIBLIOTHEK MÜNSTER

Die ULB Münster verfügt über eine mehrere tausend Einzelstücke umfassende »Samm-lung Weltkrieg«. Insbesondere die Groß- und Überformate waren in einem kon-servatorisch außerordentlich schlechten Zustand: Vor allem mechanische Beschä-digungen (Risse) und Verklebungen muss-ten dringend restauriert werden. Dies ge-schah in zwei Fachwerkstätten. Außerdem wurde eine eigene Regalanlage für Groß- und Überformate installiert, die den spe-ziellen Bedürfnissen dieser Gattung Rech-nung trägt.

Anfang des Jahres wurde eine neue Vor-tragsreihe »Erlesenes im Lesesaal« etab-liert. In lockerer Folge (einmal pro Quartal) berichten Forscher und Benutzer über die Bestände der ULB, mit denen sie gearbei-tet haben und die sie für ihre Forschungen genutzt haben. In diesem Rahmen las Do-ris Götting aus ihrem Buch »Etzel. Forscher, Abenteurer und Agent. Die Lebensgeschich-te des Mongoleiforschers Hermann Cons-

ten (1878–1957). Berlin: Schwarz 2012« und Sandra Herron (University of Saskat-chewan, Canada) stellte Auszüge aus ihrer noch unpublizierten Dissertation vor und wählte als Vortragsthema: »Catechismus und Betboeklin. Bild und Text im Dienst der katholischen Konfessionalisierung im Bis-tum Münster«.

Großes Interesse fand die Ausstellung »Pflanzenblicke« auf Burg Vischering bei Lüdinghausen (Münsterland), die maßgeb-lich von der ULB Münster mitgestaltet wur-de.(1) Darüber hinaus beteiligten sich die Westfälische Wilhelms-Universität Müns-ter und die ULB Münster mit Vorträgen über Handschriften, Nachlässe und histo-rische Drucke sowie mit Führungen durch die Restaurierungswerkstatt an der Akti-on »Stadt der Wissenschaft« bzw. »Schlau-raum: Münsters Wissen schafft« (sic!).

Es gelang eine wertvolle Neuerwerbung: Der Nachlass des Malers, Zeichners und

Buchillustrators Wilhelm Götting wur-de übernommen. Er enthält zahlreiche Ge-mälde, Zeichnungen, Skizzenbücher dieses nicht nur für Westfalen bedeutenden Künst-lers.

Rund 180 bedeutende Drucke aus der 2. Hälfte des 18. und dem frühen 19. Jahrhun-dert konnten aus der historischen Biblio- thek des Gymnasium Paulinum (gegrün-det in karolingischer Zeit) übernommen werden, darunter auch einige Widmungs-exemplare führender amerikanischer Po-litiker an den ehemaligen Reichskanzler Heinrich Brüning. Dieser wohl bekanntes-te Absolvent des Gymnasiums und Reichs-kanzler von 1930 bis 1932 stand nach seinem erzwungenen Exil in die USA in Kontakt mit zahlreichen Politikern, u. a. mit Herbert Hoover (31. Präsident), Henry Stimson (Außenminister) und Charles Da-wes (Vizepräsident), aber auch mit dem le-gendären Flieger Charles Lindbergh.

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Reinhard Feldmann (ULB Münster) und Dr. Michael Herken-hoff (ULB Bonn) organisierten Anfang Juni 2013 in Bergisch-Gladbach eine ZBIW-Fortbildung zur Altbestandskatalogisie-rung. Über die Ergebnisse der Veranstaltung wird ProLibris berichten. Für das nächste Jahr plant der Arbeitskreis Histo-rische Bestände wiederum in Zusammenarbeit mit dem ZBIW Fortbildungen zur Bestimmung von Einbänden sowie Lese-übungen zur Provenienzenerschließung. Die Termine werden rechtzeitig bekannt gegeben.

MICHAEL HERKENHOFFUniversitäts- und Landesbibliothek Bonn

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›› WISSENSCHAFTLICHE STADTBIBLIOTHEK MAINZ

Die Bibliothek organisierte eine Ausstel-lung zum Thema »Im Buch spielt die Musik. Einblicke in die Musikbestände der Stadt-bibliothek Mainz« (7. Juni bis 21. Septem-ber 2013). Einige der besonderen Schät-ze der Wissenschaftlichen Stadtbibliothek Mainz sind im Bereich der Musik zu finden, so zum Beispiel eine mittelalterliche Musik-handschrift mit St. Galler Neumen, Auto-graphen aus dem Nachlass der Mainzer Lie-dertafel und Beethoven-Briefe. Innerhalb der Sondersammlungen und Autographen bildet die Musik sogar einen Schwerpunkt, gehören hierzu doch das Peter-Corneli-us-Archiv (mit hunderten von Eigenschrif-ten des Mainzer Dichter-Komponisten), die Theaterbibliothek (mit Aufführungsmate-rialien des ehemaligen Stadttheaters) und die Briefe Ludwig van Beethovens an den Musikverlag Schott, die Franz Schott der Bibliothek 1874 vermachte. Auch im his-torischen Buchbestand der Stadtbibliothek sind musikalische Kostbarkeiten enthal-ten. In vielen liturgischen Handschriften aus ehemaligen Klosterbeständen finden

sich Beispiele für mittelalterliche Notati-onsarten. Zum Altbestand gehören aber auch zahlreiche Musikdrucke sowie hand-schriftliche und gedruckte musiktheoreti-sche Abhandlungen. Quellen und Literatur zur Mainzer und rheinhessischen Musikge-schichte werden in der Stadtbibliothek seit über 200 Jahren besonders gesammelt. Zur regionalen Sammlung zählen historische Materialien ebenso wie die aktuelle Ver-lagsproduktion. Eine wichtige Rolle spielen auch die Pflichtexemplare aus den Mainzer Musikverlagen.

Die Stadtbibliothek konnte auf dem Anti-quariatsmarkt das für die Mainzer Biblio-theksgeschichte der französischen Zeit und für die Inkunabelforschung eminent wich-tige Dokument aus der Feder Gotthelf Fi-schers, »Professeur et Bibliothécaire« der Alten Mainzer Universitätsbibliothek mit allen sechs Lieferungen erwerben.(2)  Das Exemplar stammt ausweislich des Exlibris und eines Stempels aus der Sammlung des Schriftsetzers und Frühdruckforschers Gus-

tav Mori (1872–1950). Die erste Lieferung brachte Fischer »bei Eröfnung der Universi-tätsbibliothek zu Mainz« heraus, nachdem er die universitäre Büchersammlung einer ersten ordnenden Sichtung und Systemati-sierung unterzogen hatte. Die in der Ein-leitung enthaltene Aussage »Brauchbarkeit ist meiner Meinung nach der erste Zweck einer Bibliotheck, und diesen erreicht die-selbe nur durch Vollständigkeit und gute Ordnung« hat bis heute nichts von ihrer Richtigkeit verloren.

Bei der zweiten wichtigen Erwerbung han-delt es sich um Richard Wagners »Album-blatt für das Pianoforte Frau Betty Schott gewidmet«.(3)  Betty Schott (1820–1875), die Witwe des Mainzer Musikverlegers Franz Schott (1811–1874), war Pianis-tin und eine frühzeitige Wagner-Verehre-rin. Wagner sah sie als Muse und Gönnerin im Verlag und widmete ihr dieses in ihrem Sterbejahr komponierte Charakterstück, das zugleich sein letztes Klavierwerk war.

Die Digitalisierung handschriftlicher Materialien wird fortgesetzt. Im Rahmen des Dresdener Schlegel-Projekts wurden nicht nur sämtliche im Bestand der ULB Bonn befindlichen Korrespondenzen des berühmten Philologen August Wilhelm Schlegel (1767–1845), sondern auch alle übrigen Dokumente im Bonner Schlegel-Nach-lass sowie in dem seines Testamentsvollstreckers Jakob Lamberz (1779–1864) digitalisiert.(4)

Die ULB Bonn verfügt über einen mittelgroßen Inkunabelbestand von etwas über 1.300 Bänden. Auf Bitten der Bayerischen Staats-bibliothek hat die ULB Bonn aus diesem Bestand alle Unikate und Rarissima katalogisiert, digitalisiert und über ihre Digitalen Samm-lungen online gestellt. Inklusive der mitgebundenen Stücke han-delt es sich um 62 Titel. Alle Digitalisate sind im Inkunabelkatalog INKA sowie im Incunabula Short Title Catalogue (ISTC) nachge-wiesen.(5)

Einen Schwerpunkt der Bonner Digitalisierungsaktivitäten stellt nach wie vor die Zeitungsdigitalisierung dar. Die Onlinestellung der Zeitungen des Bergischen Landes ist abgeschlossen – 2012 sind 200 Mikrofilme digitalisiert und gut 200.000 Images erstellt wor-den. 2013 werden Zeitungen der Regionen Trier und Aachen vom Film digitalisiert, 2014 die niederrheinischen Zeitungen. Mit Stand 1. Juli 2013 sind inzwischen über 80 rheinische Zeitungen über die Digitalen Sammlungen der ULB Bonn online zugänglich.(6)

Die ULB hat in den letzten Jahren wiederholt Alte Drucke von In-stituten der Bonner Universität erhalten, darunter 2008 auch den besonders wertvollen Altbestand des Argelander-Instituts für Ast-ronomie, 2013 wird sie die Alten Drucke des Geographischen In-stituts übernehmen. Dieser enthält u. a. einige wertvolle Atlanten. Der Bestand der ULB ist in diesem Bereich recht dünn, da die Abtei-lung Geographie zu den kriegszerstörten Abteilungen zählt.

›› UNIVERSITÄTS- UND LANDESBIBLIOTHEK BONN

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›› ERZBISCHÖFLICHE DIÖZESAN- UND DOMBIBLIOTHEK KÖLN

Mit mehreren Veranstaltungen feiert das Erzbistum Köln im Jahr 2013 sein 1700-jäh-riges Bestehen: Im Jahr 313 nahm der hl. Maternus, erster namentlich bekannter Bi-schof von Köln, an einer Synode in Rom teil. Mit seiner Nennung als »episcopus Agrippi-nensium« ist die Existenz der Kölner Kirche

erstmals historisch sicher verbürgt. In ih-rer Ausstellung zum Jubiläumsjahr befass-te sich die Diözesanbibliothek vom 5. März bis 13. Juli 2013 mit dem speziellen Thema »Heilige Kölner Bischöfe«. Von Maternus († um 328) bis Engelbert († 1225) wurden neun Bischöfe und Erzbischöfe Kölns offi-ziell als Heilige verehrt. Mit etwa 175 Ex-ponaten, darunter zahlreichen Handschrif-ten und Alten Drucken aus dem eigenen Bestand, wurde das Leben und Wirken die-ser Bischofsheiligen beleuchtet. Besonderer Wert wurde dabei auf die Unterscheidung zwischen der historischen Überlieferung und den Legenden gelegt. Begleitend dazu hielten Bibliotheksdirektor Prof. Dr. Heinz Finger sowie der Kurator der Ausstellung Werner Wessel regelmäßige Abendvorträ-ge.(7)

Der nationale Eucharistische Kongress, der Anfang Juni 2013 stattfand, bot ebenfalls Gelegenheit für eine kleine Sonderausstel-lung. Aus sechs Handschriften und einer

Inkunabel wurde »Mittelalterliche Buch-malerei zur Eucharistie« präsentiert. Die Il-lustrationen, überwiegend aus dem späten Mittelalter, zeigten das letzte Abendmahl, Kanonbilder und Darstellungen der Gre-gorsmesse. Weitere kostbare Handschrif-ten der Bibliothek mit ähnlichen Themen wurden zeitgleich in der Domschatzkam-mer und dem Kunstmuseum Kolumba aus-gestellt.

Auf dem Antiquariatsmarkt erwarb die Bi-bliothek zwei orientalische Handschrif-ten. Bei Cod. 1604 handelt es sich um ein Lektionar der Syrisch-Katholischen Kir-che mit den Evangelientexten für die Sonn- und Feiertage in Garschuni. Die Hand-schrift umfasst ca. 200 Blätter und wurde um 1600 geschrieben. Cod. 1605 ist dage-gen eine äthiopische Sammelhandschrift in Ge'ez und stammt aus dem späten 18. Jahr-hundert. Sie enthält auf 160 Blättern den Psalter, Auszüge aus dem Hohenlied und zwei Marienoffizien. Vermutlich wurde sie im Gottesdienst der äthiopisch-orthodo-xen Kirche verwendet. Bemerkenswert ist die auf Maß gefertigte lederne Tragetasche (»Mahdar«) mit Deckel, die dem Schutz des Holzdeckeleinbands und zum Transport diente.

›› LANDESBIBLIOTHEKSZENTRUM RHEINLAND-PFALZ /

PFÄLZISCHE LANDESBIBLIOTHEK SPEYER

Anfang April 2013 wurde im Rathaus der Stadt Speyer der Ver-trag über die Gründung eines Notfallverbundes in dieser Stadt unterzeichnet. Die Vertragspartner verpflichten sich damit zur gegenseitigen personellen und logistischen Unterstützung im Kata-strophenfall. Oberbürgermeister Dr. Hansjörg Eger hob bei der Un-terzeichnung die in der Domstadt von den einzelnen Institutionen verwahrten bedeutenden Kulturschätze hervor. Neben dem Lan-desbibliothekszentrum nehmen am Notfallverbund das Historische Museum der Pfalz, das Landes- und das Stadtarchiv, die Universi-tät für Verwaltungswissenschaften sowie verschiedene kirchliche

Bibliotheken und Archive teil. Bei der April-Auktion von Stargardt konnte das Landesbibliothekszentrum zwei Rechnungsbücher er-werben, die den in Speyer aufbewahrten schriftlichen Nachlass von Max Slevogt abrunden. Es handelt sich um eigenhändige Auf-zeichnungen des Malers aus den Jahren 1910 bis 1932. Bis zu sei-nem Tod notierte er hier sowohl seine künstlerische Produktion als auch die jeweiligen Verkäufe einschließlich Angaben zu den Käu-fern und den erzielten Preisen. Den Rechnungsbüchern kommt ein außerordentlicher Quellenwert für das künstlerische Werk des Ma-lers und sein Netzwerk zu.

Zu sehen im Rahmen einer Sonderausstellung der Erzbischöflichen Diözesan- und Dombi-bliothek Köln: die Darstellung einer Gregors-messe (Cod. 1117_92v. Stundenbuch Köln, Groß St. Martin, um 1500).

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›› UNIVERSITÄTSBIBLIOTHEK DORTMUND

In zahlreichen Wissenschaftlichen Biblio- theken befinden sich neben dem Alten Buchbestand weitere, mehr oder weni-ger umfangreiche und bedeutende Bestän-de, die aufgrund ihrer zweckmäßigen An-lage, ihres thematischen Bestandes und ihres Umfangs als moderne Sammlungen bezeichnet werden. Diese besitzen nicht nur für Forschung und Lehre einen gewis-sen Quellenwert, sondern gehören mit zum kulturellen, ideellen und materiellen Kapi-tal ihrer Bibliothek. Moderne Sammlungen geben nicht nur Auskunft über Provenien-zen, sondern auch über die Genese der je-weiligen Bibliothek und ihrer Bestandspoli-tik. 2012 hat sich die Bibliotheksdirektion gemeinsam mit dem Rektorat der Techni-schen Universität (TU) Dortmund hinsicht-lich der Neustrukturierung von Zuständig-keiten in der Bibliothek auf die Einrichtung

einer Abteilung »Archive und Sammlun-gen« verständigt. Bis dahin gab es in Dort-mund keine gebündelten Verantwortlich-keiten für die in der UB vorhandenen Archive und Sonderbestände.

Die neue Abteilung umfasst u. a. das seit 2008 existierende Universitätsarchiv der TU Dortmund, vier größere moderne Sammlungen mit jeweils zugehörigem Zeit-schriften- und Archivbestand sowie einige weitere kleinere Sammlungseinheiten.(8)

Mit jeweils 23.000 bzw. 30.000 Buchtiteln, teilweise auch des 16. bis 19. Jahrhun-derts, handelt es sich bei der »Bibliothek der Deutschen Gesellschaft für Eisenbahn-geschichte (DGEG)« und der »Bibliothek der ehemaligen Forschungsstelle Ostmit-teleuropa (FOME)« um die beiden größe-ren Sammlungen, die an der UB Dortmund

betreut werden.(9) Unter den Sonderbe-ständen befindet sich auch die 1977 als erste Einrichtung dieser Art in der Bun-desrepublik Deutschland eingerichtete Spe-zialbibliothek zur Neuen Frauenbewegung (Frauenarchiv Dortmund) mit Buch- und Archivbestand sowie einer derzeit noch nicht erschlossenen thematischen Plakat-sammlung.(10)

Die Abteilung »Archive und Sammlungen« befindet sich im Aufbau. Angesichts der projektierten Kernsanierung des Bi-blio-theksgebäudes in einigen Jahren steht 2013 besonders die bereits im Vorjahr begonne-ne Erstellung von Sammlungskonzepten für die einzelnen Bestände (außer dem Univer-sitätsarchiv) im Fokus.

Im Rahmen der internen systematischen Digitalisierung hat die USB Köln begonnen, ihren Bestand an Königsberger Dissertatio-nen und Universitätsschriften zu scannen; später sollen auch Bres-lauer Schriften folgen. Die vorhandenen Sammlungen sind kom-plett katalogisiert und eignen sich daher gut für eine durchgängige digitale Bearbeitung. Die Papierqualität der meisten Originale ist als schlecht zu bezeichnen; bei den nicht fest gebundenen Drucken gibt es bereits zahlreiche Verluststellen im Papier. Die Kampagne soll einerseits durch Konversion die fragilen Originale schonen und die Texte in Zweitform erhalten. Andererseits soll sie auch die Ver-bundenheit mit den beiden großen östlichen Universitäten und ih-ren Bibliotheken zeigen, die mit Kriegsende untergegangen sind. Die Albertus-Universität Königsberg existierte von 1544 bis 1945. Ihr Archiv wird in der Universität Göttingen geführt. Die Universi-tät Köln hat sich 1951 per Senatsbeschluss verpflichtet, die Tradi-tion der alten Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bres-lau zu pflegen. Seit 2003 existiert eine offizielle Partnerschaft mit der jetzigen polnischen Universität Wrocław.

Der Kölner Bestand an Königsberger Dissertationen und Universi-tätsschriften bis 1945 umfasst etwa 2.000 Stück. Die Sammlung

entstand seit Ende des 19. Jahrhunderts auf der Basis des Hoch-schulschriftentausches. Unter den Verfassern der Schriften finden sich etliche interessante Persönlichkeiten wie zum Beispiel Fritz Milkau (1859–1934), einer der bedeutendsten Vertreter des deut-schen Bibliothekswesens der Vorkriegszeit, oder der Rabbiner Isi-dor Scheftelowitz (1875–1934), der von 1923 bis 1933 Honorar-professor für Indo-Germanische Philologie am Deutschen Seminar, dem Vorläufer des heutigen Instituts für deutsche Sprache und Lite-ratur, an der wiederbegründeten Kölner Universität war. 1933 wur-de Scheftelowitz aufgrund seines jüdischen Glaubens von den Na-tionalsozialisten aus dem Amt getrieben und ging nach Oxford, wo er bereits 1934 verstarb.

Unter den Königsberger Universitätsdrucken finden sich auch eini-ge ältere, so die Pro-Loco-Disputation des Königsberger Professors für Poetik Johann Valentin Pietsch (1690–1733), dessen prominen-tester Schüler Johann Christoph Gottsched war. Sie wurde 1718 bei Reusner in Königsberg gedruckt (Signatur GBXIII3).

›› UNIVERSITÄTS- UND STADTBIBLIOTHEK KÖLN

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›› ULB DÜSSELDORF

Eine der wertvollsten mittelalterlichen Handschrif-ten der ULB Düsseldorf (Signatur Ms. D 9, Ausschnitt s. oben) wurde 2013 aufwendig restauriert. Hierbei handelt es sich um ein sogenanntes Antiphonale, ein liturgisches Buch, das die verschiedenen Gesänge des klösterlichen Stundengebetes enthält und aus dem Dominikanerinnenkloster Paradie-se bei Soest stammt. Gekennzeichnet ist der Kodex vor allem durch seine reichhaltigen Verzierungen, insbesondere bei den An-fangsbuchstaben der Gesänge, den Initia-len. Diese sind mit kleineren Miniaturzeich-nungen am oder im Buchstaben ergänzt und mit Blattgold geschmückt. Die zuvor

durch ihre instabile Bindung und empfindliche Materialität

kaum benutzbare Handschrift steht der Wissenschaft nun wieder

im Original zur Verfügung und ist da- rüber hinaus auch in die Digitalen Samm-

lungen der ULB eingestellt worden.(11)

Die ULB Düsseldorf besitzt knapp 1.000 In-kunabeln. Die Hälfte des Bestandes wur-de bereits digitalisiert und der Redakti-on des internationalen Inkunabelkatalogs (ISTC) der British Library in London gemel-det. Damit stehen die wertvollen Bestände Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern weltweit zur Ansicht zur Verfügung. Da-bei wurden auch die Inhalte der Inkuna-beln (Inhaltsverzeichnisse, Überschriften, Kapitel etc.) erfasst und katalogisiert. Auf diese Weise wird nicht nur die Suche nach einzelnen digitalisierten Werken, sondern auch die Suche in den Texten selbst mög-lich gemacht.

»Knoblauch. Blüht Juni, Juli, weißlich. Hier und da in den Gemüsegärten ange-baut. Vaterland zweifelhaft, Küchenge-wächs. Offizinell.« So beschrieb der Autor des Pflanzenbuchs »Flora von Düsseldorf« den gewöhnlichen Knoblauch, Allium Sa-tivum, im Jahr 1846. »Offizinell« verwies darauf, dass es sich um eine Pflanze han-delte, die als Arzneimittel zugelassen war. Als solche durfte sie in Apotheken benutzt und verkauft werden. Im Rahmen einer Ausstellung an der ULB Düsseldorf wurde der Geschichte des Knoblauchs anhand von Kräuter- und Pflanzenbüchern der »Phar-maziehistorischen Bibliothek Dr. Helmut Vester«, einer der bedeutendsten Sammlun-gen der ULB, nachgegangen. Die Ausstel-lung wurde in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Geschichte der Frühen Neu-zeit der Heinrich-Heine-Universität Düssel-dorf konzipiert und auch wissenschaftlich begleitet.

›› LIPPISCHE LANDESBIBLIOTHEK DETMOLD

Mit der Übernahme der Theologischen Bibliothek der Lippischen Landeskirche im Juni gelangten zwei historische Sammlungen in den Bestand der Lippischen Landesbibliothek, nämlich die Biblio-theken der Pfarrgemeinden Böke (132 Einheiten) und Wöbbel (201 Einheiten): theologische Literatur vor allem des 19. Jahrhunderts, aber auch ältere Bestände. Im Frühjahr gelang es, einige Briefe aus dem lippischen Fürstenhaus sowie des Schriftstellers Ferdinand Freiligrath und des Komponisten Albert Lortzing zu erwerben. Be-merkenswert ist darunter ein bisher unveröffentlichtes Schreiben Lortzings vom 22. Februar 1850 an einen Herrn Schöneck am The-ater in Osnabrück. Lortzing, von Geldsorgen geplagt, kündigt da-rin an, gegen die Aufführung seiner Werke gerichtlich vorgehen zu wollen, sofern er nicht entschädigt würde.

In Detmold war er Geiger und Hofkapellmeister, er war befreun-det mit Johannes Brahms und Clara Schumann, und komponiert hat Carl Louis Bargheer (1831–1902) auch. Trotzdem ist er heu-te weitgehend vergessen. Ein studentisches Projekt des Detmolder

Musikwissenschaftlichen Seminars führte jetzt zur kritischen Neue-dition von Bargheers »Fidelliedern« nach den Materialien aus sei-nem Nachlass (aus dem Bestand der Bibliothek: Signatur Mus-h 1B), veröffentlicht als Druck und online.(12) Die Bibliothek erinnerte aus diesem Anlass mit einer Ausstellung an Bargheer.

Seit Herbst letzten Jahres sind die rund 90 Inkunabeln des Bestan-des in Kurzkatalogisaten elektronisch erfasst; sie sind nun auch im Verbundkatalog suchbar. Zur Digitalisierung stehen derzeit die Handbibliothek der Fürstin Pauline († 1820) und die Schulpro-grammsammlung an.(13)

Zu seinem 65. Geburtstag wurde Detlev Hellfaier, seit 30 Jahren Direktor der Lippischen Landesbibliothek, von Freunden und Weg-gefährten mit einer Festschrift geehrt, die auch für die Leser dieser Kolumne von Interesse sein dürfte: etwa die Hälfte der 25 Beiträge widmet sich historischen Beständen.(14)

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›› STADTBIBLIOTHEK TRIER

›› ULB DÜSSELDORF

PUBLIKATIONENReiner Nolden: Liber aureus Prumiensis. Das Goldene Buch von Prüm (StB Trier Hs 1709) Trier 2013 (Kostbarkeiten der Stadtbibliothek Trier 4)

ENDNOTEN

1 Pflanzenblicke. Ein visueller Dialog. Ausstellung Burg Vischering Lüdinghausen

2 Fischer von Waldheim, Gotthelf: Beschreibung typographischer Seltenheiten und merk-

würdiger Handschriften nebst Beyträgen zur Erfindungsgeschichte der Buchdru-

ckerkunst. Mainz auf Kosten des Verfassers und in Commission in Nürnberg bey

Ioh. Leonh. Sixt. Lechner, 1800 – 1804

3 Wagner, Richard: Albumblatt für das Pianoforte Frau Betty Schott gewidmet (WWV

108). Mainz: Schott, [1876]. Erstausgabe (VN 22134)

4 ULB Bonn: Nachlass Schlegel und Lamberz, http://s2w.hbz-nrw.de/ulbbn/nav/classifica-

tion/2157368

5 Inkunabelkatalog INKA, www.inka.uni-tuebingen.de/; Incunabula Short Title Catalogue,

www.bl.uk/catalogues/istc/index.html

6 ULB Bonn: Zeitungen, http://s2w.hbz-nrw.de/ulbbn/nav/classification/229854

7 Finger, Heinz; Wessel, Werner: Heilige Kölner Bischöfe. Eine Ausstellung der Diözesan-

und Dombibliothek Köln im Jubiläumsjahr 2013. 1700 Jahre Kirche von Köln. Köln

2013 (Libelli Rhenani 44)

8 UB Dortmund: Universitätsarchiv der TU Dortmund, www.ub.tu-dortmund.de/archiv

9 UB Dortmund: Bibliothek der Deutschen Gesellschaft für Eisenbahngeschichte

(DGEG), www.ub.tu-dortmund.de/projekte/dgeg.html; UB Dortmund: Bibliothek

der ehemaligen Forschungsstelle Ostmitteleuropa (FOME), www.ub.tu-dortmund.

de/projekte/fome.html

10 Vgl. Endnote 8

11 ULB Düsseldorf: Digitale Sammlungen, http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/man/con-

tent/titleinfo/2822217

12 Carl Louis Bargheer: Fiedellieder plus. Digitale Edition, www.edirom.de/llb-bargheer

13 LLB Detmold: Schulprogramme, http://s2w.hbz-nrw.de/llb/nav/classification/2133770

14 Halle, Axel u. a. (Hrsg.): Das historische Erbe in der Region. Festschrift für Detlev

Hellfaier. Bielefeld 2013

Das Titelblatt der Königsberger Disputation von Johann Valentin Pietsch von 1718 (GBXIII3), (USB Köln)

Das Arbeiten in Stadtarchiv und -bibliothek wird noch immer durch die Sanierungsarbeiten bestimmt. Nachdem der 2. Bauab-schnitt (Verwaltungstrakt) fast fertig gestellt ist, ist nun in einem 3. Bauabschnitt die Erneuerung und Erweiterung der Schatzkam-mer (Ausstellungsräume) in Angriff genommen worden. Die Bau-leitung hat eine Fertigstellung der Schatzkammer für das Früh-jahr 2014 fest zugesagt. Ab Sommer 2014 soll eine Ausstellung von Zimelien der Stadtbibliothek stattfinden. Ein Katalog dazu mit 100 Highlights, die allerdings nicht alle gleichzeitig gezeigt werden können, ist im Druck und erscheint im Herbst 2013.

In der Digitalisierungswerkstatt werden zurzeit bevorzugt Fremd-aufträge durchgeführt, u. a. für das Bistumsarchiv Luxemburg und für den Trierer »Club Aktiv«, der im Auftrag auswärtiger Ar-chive und Bibliotheken deren Materialien reinigt, in benutzbaren Zustand bringt und auch digitalisieren lässt.

Bei der Katalogisierung der Eberhardsklausener Handschriften hat im Jahr 2013 die Bearbeiterin gewechselt. Das Erschließungs-projekt wird ab September fortgeführt. Anschließend sollten die-se Manuskripte in der eigenen Werkstatt digitalisiert werden.

Die Restaurierungswerkstatt ist nach mehrmonatiger Vakanz ebenfalls Anfang 2013 mit einer diplomierten Restauratorin wie-derbesetzt worden. Der ehemals hohe Restaurierungsetat steht nach einer drastischen Kürzung im vergangenen Jahr wieder in leicht reduzierter Form zur Verfügung. Neben der Restaurie-rungswerkstatt sind zwei weitere freiberufliche Restauratorinnen gelegentlich für die Stadtbibliothek Trier tätig.

Die Magazinsituation für Stadtarchiv und Stadtbibliothek wird trotz (unbefriedigender) Ausweichmagazine in Schulkellern und stillgelegten Schulen langsam katastrophal. Ersatzangebote sind aus diversen Gründen (Klima, Sicherheit, Zugänglichkeit, Dauer der Verfügbarkeit etc.) bislang nicht geeignet. Sinnvolle Alterna-tiven scheitern stets an Geldmangel.

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Wer dieses Treiben zum ersten Mal erlebt, der wundert sich über den steten Strom Rollkoffer ziehender Menschen zwischen Deutzer Bahnhof und Messehalle. Ich erin-nerte mich dann aber an Berichte von Kol-leginnen und Kollegen, das sei die typische Erscheinungsform von Besucherströmen zur didacta. Anders als in Frankfurt zur Buchmesse, wird hier tatsächlich auch ver- und gekauft, vor allem Bücher.

Der dbv-Stand war in Halle 6 – Schule/Hochschule – zu finden, klein, kompakt und im Zusammenspiel mit dbv-Kollegin Britta Wühr und einer studentischen Hilfs-kraft bestens organisiert und von vbnw, der Kommission Bibliothek und Schu-le sowie der LAG (Landesarbeitsgemein-schaft Schulbibliotheken) wechselnd be-setzt. Schriftliche Materialien und eine Bildschirmpräsentation standen zur Verfü-

gung. Der ekz-Stand gleich nebenan war et-was größer, bot etwas mehr zum Anfassen, setzte aber im Wesentlichen ebenso wie der Verbandsstand auf die persönliche Präsenz und die Ansprechbarkeit bei Fragen der vorbeischlendernden Lehrer. Rund zwölf Bibliothekare schwerpunktmäßig aus NRW waren im Einsatz. Die Grippewelle mach-te teilweise aus dem für die Standbetreu-ung geplanten halben Tag auch mal zwei oder drei Tage.

SCHWERPUNKT: SCHULBIBLIOTHEKENDas Messethema Nummer 1 war Sprach- und Leseförderung, das Beratungsthe-ma am Stand schwerpunktmäßig Schulbi- bliotheken. Hier machte sich der sehr un-terschiedliche berufliche Hintergrund der Standbesetzung bemerkbar – schließlich liegt zwischen der Schulbibliothekarischen Arbeitsstelle in Frankfurt und den Koope-rationserfahrungen einer mittelstädtischen Bibliothek mit Schulen vor Ort eine recht große Spannbreite, noch dazu über mehre-re Bundesländer mit unterschiedlichen mi-nisteriellen Länder- und Förderstrukturen. Auch an dieser Stelle wurde deutlich, dass das Thema Schulbibliotheken eine haupt-

EINDRÜCKE VON DER BILDUNGSMESSE DIDACTA 2013 IN KÖLN

amtlich-fachliche koordinierende Stelle im Land braucht. Das Medienzentrum Rhein-land, Teil eines weitläufigen Standes in der gleichen Halle, hat die Bildungspartner-Thematik zwar mit »bespielt«, aber dort sind die Bibliotheken eben ein Thema un-ter vielen.

STANDGESTALTUNG ÜBERDENKENBleibt man beim Thema »Land«, dann ist die Überlegung, an dieser Stelle anzuklop-fen und das Thema »Bibliothekspräsenz und Standgestaltung« gemeinsam neu zu überdenken. Meinen ganz persönlichen di-dacta-Traumstand habe ich durch Zufall in einer Broschüre Leipziger Bibliotheken mit der temporären Schulbibliothek gefunden, die 2011 auf der Leipziger Buchmesse prä-sentiert wurde und ein interdisziplinäres Projekt von Studierenden der Bibliotheks- und Informationswissenschaft und der Ar-chitektur der HTWK Leipzig war.(1)

Bibliotheken auf der didacta – ja, unbe-dingt! Aber als Erlebnis, als Ort des Ge-schehens, zum Schmökern, Lümmeln, Stö-bern, Verweilen und Pausieren; und für die Wissensdurstigen auch mit Vorträgen im Programmteil der didacta. Das erhöht die Wahrnehmung um ein Vielfaches.

Wie es weitergeht mit der didacta-Prä-senz?(2) Der dbv-Vorstand wird noch in die-sem Jahr beraten, nachdem nun die Eva-luation von drei didacta-Präsenzen in Köln, Hannover und Stuttgart abgeschlossen ist. Immerhin reden wir hier über die größte Fachmesse für Lernen und Lehren, die 2013 in Köln rund 97.000 Besucher zählte.

ENDNOTEN

1 Siehe auch www.dieschulbibliothek.de

2 Kurz vor Andruck des Heftes teilte der dbv mit, dass

er sich aus der Förderung der didacta ganz zurück-

ziehen werde. Auf Landesebene muss über ein

weiteres Engagement noch beraten werden.

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Helga Hofmann von der Stadtbibliothek Frankfurt im Beratungsgespräch mit einer Besucherin

GABRIELE BELLOFFStadtbibliothek Bonn

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STEPHANIE MARRAUniversitäts- und Landesbibliothek Münster

Die zerstörerische Kraft von Schimmel als Schädigung von Bibliotheks- und Archiv-gut darf keineswegs als ein singuläres Pro-blem gesehen werden, das durch eine fach-lich vorgenommene Restaurierung oder die Aussonderung kontaminierter Bestände ge-

löst werden kann. Vielmehr muss Schim-melprävention und -bekämpfung bereits vorab integraler Teil einer Bestandserhal-tung als Daueraufgabe in Bibliotheken und Archiven sein. Schon allein deshalb kann

es sich hierbei nur um ein Querschnittsthe-ma handeln, das alle Beschäftigten beider Einrichtungen gleichermaßen interessieren sollte und muss.

Im Umgang mit entsprechenden Schadens-fällen ist weder blinder Aktionismus noch ein verharmlosendes Desinteresse ange-zeigt, wie u. a. eine Fortbildung des ZBIW der Fachhochschule Köln Ende 2012 ein-

drücklich dokumentieren konnte. Mit Reinhard Feld-mann (ULB Münster, Forum Bestandserhaltung) sowie Birgit Geller (LWL-Archi-vamt für Westfalen, Restau-rierungswerkstatt) konnten für diese erstmalig am ZBIW angebotene Fortbildung zwei versierte Fachleute gewonnen werden, die den zahlreichen aus verschiedenen bibliothe-karischen Einrichtungen der Republik stammenden Teil-nehmerinnen und Teilneh-mern einiges an Faktenwissen über die vielfältigen Facetten der Bestandserhaltung so-wie Orientierungshilfen und praktischen Anwendungen der Schadensprävention mit auf den Weg geben konnten.

HALTBARE SPORENSchimmelpilzsporen bleiben dem bloßen Auge verborgen, sie sind jedoch überall vor-

handen und benutzen beispielsweise Staub-partikel und Wasser als Träger, um letztlich am Material (Papier, Bucheinbände, Tex-tilien etc.) ihre zerstörerische Wirkung zu entfalten. Unter ungünstigen klimatischen Bedingungen kann die Keimfähigkeit der Sporen bis zu Jahrzehnten erhalten bleiben. Das Problem – der Schimmel – bleibt folg-lich konstant, die belasteten Bestände stel-len über Jahre hinweg ein Hemmnis für die

FORTBILDUNG „SCHIMMELBEFALL AN BIBLIOTHEKSGUT“

Weiterentwicklung des Bestandes eines Ar-chivs oder einer Bibliothek dar, nicht zu-letzt auch bei fehlenden Möglichkeiten ei-ner Dekontaminierung.

GESUNDHEITLICHE RISIKENDie Fortbildung thematisierte nicht nur dringliche Hinweise auf die auslösenden Faktoren, die biologischen Voraussetzun-gen und das Schädigungspotential von Schimmel, sondern auch die gesundheit-lichen Risiken für die Arbeit mit und die Benutzung von geschädigtem Bibliotheks- und Archivgut. Notwendige Maßnahmen im Rahmen des Arbeitsschutzes für Be-schäftigte, die rechtlichen Grundlagen, aber auch die einzelnen Schritte einer not-wendigen materiellen, organisatorischen und personellen Notfallprävention (Not-fallplan, Verpackungsmaterial und Notfall-boxen, Gründung einer Notfallgruppe etc.) wurden ausführlich angesprochen und in vielen Beispielen praktisch dokumentiert.

Die Diskussionen und die große Resonanz dieses Seminars machten deutlich, dass die Problematik rund um das Thema Schimmel und Bestandserhaltung vielfach in Bibliothe-ken noch immer nicht ausreichend thema-tisiert bzw. angemessen umgesetzt wird.

Weitere Informationen und Literatur

› Forum Bestandserhaltung (ULB Münster) www.uni-muenster.de/Forum-Bestandser-haltung/forum

› Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Dortmund (BAuA) www.baua.de

› Archivreferentenkonferenz (ARK), ARK-Ausschuss „Bestandserhaltung“ www.bundesarchiv.de/fachinformatio-nen/ark/index.html.de

Schimmel zerstört Bestände. Seine Bekämp-fung ist eine Daueraufgabe von Bibliotheken und Archiven.

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ASTRID SCHULZBezirksregierung Köln

Eltern zum Vorlesen motivieren und Kinder fürs Lesen begeistern – die Idee hinter der 2011 gestarteten Initiative »Lesestart – Drei Mei-lensteine für das Lesen« ist ebenso einfach wie effektiv. Um das Vor-lesen in der Familie zu fördern und Kindern frühzeitig Zugänge zu Sprache, Büchern und zum Lesen zu eröffnen, setzt die Leseförder-initiative des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung, die von der Stiftung Lesen durchgeführt wird, auf kostenfreie Lese-start-Sets. Mitte November 2013 startet die zweite Phase des Pro-jekts, in der in Nordrhein-Westfalen die Öffentlichen Bibliotheken eine wesentliche Rolle spielen. Durch sie werden rund 50 Prozent der Dreijährigen und deren Eltern das 2. Lesestart-Set erhalten.

875 kommunale und kirchliche Bi-bliotheken sind in Nordrhein-West-falen angemeldet. Vom 11. bis 13. No- vember werden diese mit den zur Verteilung vorgesehenen Sets be-liefert. Über die konkreten Anlie-fertermine vor Ort informiert die Stiftung Lesen frühzeitig. Jedes Le-sestart-Set enthält ein Bilderbuch, einen Flyer zum Buch, einen Vorle-seratgeber, eine Lesetipp-Broschü-re und das Poster »Abenteuer Kinderbibliothek« des Deutschen Bibliotheksverbands e.V. (dbv) mit dem darin aufgenommenen Le-sestart-Maskottchen, dem Känguru. Die Sets werden den Bibliothe-ken in einer Lieferung zugestellt, falls keine anderen Absprachen bestehen.

Projektziel ist es, möglichst neue Nutzergruppen für die Öffentli-chen Bibliotheken zu gewinnen. Die Angebote zur Leseförderung sollen insbesondere bildungsbenachteiligten Familien näher ge-bracht werden. Für die Bibliotheken ist daher eine gute Vernetzung mit Kindertagesstätten und sonstigen Kinder- und Jugendpflege-einrichtungen vor Ort notwendig. Falls sie noch nicht vorhanden ist, kann das Projekt als Anlass genutzt werden, diese aufzubauen.

Pro Jahr werden im Rahmen des »Lesestart«-Projekts jeweils vier Bilderbuchtitel ausgewählt und in ca. 400.000 Sets über die Öffent-lichen Bibliotheken in der Bundesrepublik verteilt. Für 2013 /2014 sind folgende Titel vorgesehen: »Apfelsaft holen« von Thomas Mül-ler, »Komm, wir gehen in den Kindergarten! – Was ist Was«, »Hen-

riette Bimmelbahn« von James Krüss und »Tschüss, kleines Muffel-monster« von Julia Boehme und Franziska Harvey. Welche der Titel in NRW verteilt werden, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.

Alle Bibliotheken, die sich bis Ende Juli über die Homepage des Projektes bei der Stiftung Lesen angemeldet haben, werden in die-sem Jahr bei der ersten Versandaktion berücksichtigt.(1) Bibliothe-ken, die sich nachträglich anmelden wollen, zum Beispiel weil bei ihnen nach Sets gefragt wurde, können dies noch tun. Allerdings werden sie erst im Frühjahr 2014 mit Sets zur Weitergabe ausge-stattet. Damit die Setübergabe einfach zu realisieren ist, hat die Stiftung Lesen in Rücksprache mit den Länderkoordinatoren einen Leitfaden entwickelt. Dieser ist auf der Projektseite im Bibliotheks-bereich unter dem Titel »Lesestart II vorbereiten und durchfüh-

ren« als Download bereit gestellt. Ebenfalls zum Herunterladen hat die Stiftung Lesen eine Textvorla-ge für die lokale Presse- und Öffent-lichkeitsarbeit entwickelt, die unter dem Titel »Lesestart in unserer Bi-bliothek« aufzurufen ist.

Zur Vorbereitung der 2. Projekt-phase sind in diesem Jahr bundes-weit 120 Seminare vorgesehen, die grundlegend über das Projekt und

Leseförder-Angebote informieren. In NRW konnten bisher 23 sol-cher Seminare durchgeführt werden. Die Seminarunterlagen mit den theoretischen Informationen sind zusätzlich auf der Lesestart-Webseite hinterlegt.

Die 2. Projektphase »Lesestart« wird wissenschaftlich begleitet und evaluiert. Dazu wird das Institut Interval GmbH aus Berlin die Öf-fentlichen Bibliotheken im Frühjahr 2014 befragen. In einigen Städten Nordrhein-Westfalens planen Bibliotheken nach dem 15. November Veranstaltungen zum Auftakt des »Lesestart«-Projekts. Wissenswertes zum Projekt gibt es immer aktuell über die Home-page (u. a. auch Hinweise auf Veranstaltungen), den Newsletter und Länderkoordinatorin Astrid Schulz.(2) 

ENDNOTEN

1 www.lesestart.de

2 [email protected]

„LESESTART“ – DAS PROJEKT IN DEN ÖFFENTLICHEN

BIBLIOTHEKEN IN NORDRHEIN-WESTFALEN

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FRANÇOIS VILLON – DICHTER UND VAGABUND (1431–1463) ILLUSTRIERTE AUSGABEN AUS DEN DEUTSCHSPRACHIGEN LÄNDERN

Anlässlich des 550. Todestages widmete die Universitäts- und Stadtbibliothek (USB) Köln dem französischen Dichter François Villon, dessen dichterisches Oeuvre zu den Schlüsselwerken der französischen Literaturgeschichte zählt, eine Ausstellung mit Illus-trationen zu seinen Werken.

Villons Poesie ist stark autobiographisch geprägt und somit Spie-gel seines unsteten Lebenswandels. Der in Paris geborene Dichter konnte dank der Unterstützung eines Geistlichen, dessen Namen er sogar annahm, an der Universität studieren, schloss sich aber einer kriminellen Vereinigung an, wurde in Raub und Mord ver-wickelt, musste aus Paris fliehen, vagabundierte durch die Lande, machte sich weiterer Vergehen schuldig, wurde mehrmals einge-kerkert und schließlich endgültig aus Paris verbannt.

Seine die Zeitzustände grell beleuchtende Dichtung fand schon zu Villons Lebzeiten reges Interesse, und nach seiner »Wiederentde-ckung« um die Mitte des 19. Jahrhunderts sah man ihn als Vorläu-fer der »poètes maudits« an. Im 20. Jahrhundert feierte man Vil-lon als »Ahnherrn der Liedermacher«, und namhafte Chansonniers vertonten und sangen seine Texte.

Villons turbulentes Leben hat nicht nur in der Belletristik, auf der Bühne und im Film seinen künstlerischen Niederschlag gefunden, auch Bildende Künstler ließen sich von seinem Werk inspirieren. Seit dem späten 19. Jahrhundert brachten französische Verlage nicht nur zahlreiche Textausgaben seiner Dichtungen heraus, son-dern auch mehrere mit Illustrationen versehene Bände.

Im deutschen Sprachraum setzte die Beschäftigung moderner Künstler mit Villons Werk erst ein halbes Jahrhundert später ein – die erste durchgehend illustrierte Ausgabe wurde 1939 publiziert. Während der Kriegsjahre sind in Deutschland keine, aber in der Schweiz gleich vier mit Illustrationen geschmückte Editionen er-schienen. In der Nachkriegszeit haben deutsche Verlage dann in schneller Folge mehrere illustrierte Villon-Ausgaben publiziert.

Insgesamt lassen sich im deutschsprachigen Raum für das 20. Jahrhundert rund dreißig illustrierte Villon-Ausgaben belegen, ge-staltet von Künstlern wie A. Paul Weber, Hans Fronius, Karl Stau-dinger, Hans Grundig, Karl Heinz Hansen-Bahia und Gertrude De-genhardt. Die von einem privaten Sammler konzipierte Ausstellung wurde vom 1. Juli bis zum 30. September 2013 im Foyer der USB gezeigt. Das Plakat wurde mit einem Linolschnitt des Kölner Künst-lers Eduard Prüssen gestaltet. Ein Dokumentationsband ist in Vor-bereitung.

GERNOT GABELUniversitäts- und Stadtbibliothek Köln a. D.

Villon, François: die Ballade vom guten und vom schlechten Lebenswandel.Linolschnitt von Eduard Prüssen (Motiv des Plakats zur Ausstellung)

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ZUM TOD HANS-JOACHIM KUHLMANNS, EIN UNVOLLSTÄNDIGER NACHRUF

REINHARD BRENNERDirektor der Stadtbibliothek Essen a.D.

Wie so mancher seiner Generation konn-te auch Hans-Joachim Kuhlmann, bedingt durch Arbeitsdienst, Wehr- und Kriegs-dienst und anschließende längere Gefan-genschaft, erst spät beginnen, sein Leben aktiv zu gestalten. Geboren am 8. Oktober 1919 in Neukalen im Mecklenburger Land, wuchs er in der zugehörigen Kreisstadt Par-chim auf, ging dort zur Schule und machte Abitur. Die Mecklenburger Landschaft und vor allem seine Heimatstadt Parchim haben ihn geprägt, ihnen blieb er immer verbun-den. Vor allem nach seiner Pensionierung im Jahr 1984 und nach der Wiedervereini-gung war er dort häufiger Gast und nahm, immer auch auf den Spuren seiner Ahnen, regen Anteil an der Entwicklung der ehe-maligen Heimat.

Nach längerer Wartezeit konnte Hans-Joa-chim Kuhlmann sein während der Kriegs-jahre begonnenes Medizinstudium an der Universität Kiel zwar zunächst wieder aufnehmen, verlagerte aber schnell den Schwerpunkt seines Interesses auf die ge-schichtliche Forschung und konzentrierte seine akademische Ausbildung fortan auf mittelalterliche und neuere Geschichte, La-tein, später auf Ur-, Früh- sowie Kunstge-schichte. Dieser Wechsel des Studiums er-möglichte es ihm, nebenher eine Vielzahl von kleineren Studien zu Teilaspekten der schleswig-holsteinischen Lokal- und Lan-desgeschichte zu erstellen und diese vor al-lem auch journalistisch zu verwerten. Eine erfolgreiche Strategie des Überlebens in

schwieriger Zeit, denn die materielle Ba-sis in der unmittelbaren Nachkriegszeit war äußerst schmal. 1954 wurde er mit einer Arbeit über mittelalterliche Siedlungsge-schichte in Schleswig-Holstein von der Uni-versität Kiel mit der Note summa cum lau-de zum Dr. phil. promoviert.

Mit der anschließenden bibliothekarischen Ausbildung von 1954 bis 1956 an der Bü-chereischule Hamburg fand er seine Beru-fung und seine berufliche Orientierung. Als Referent für die Zweigstellen übernahm er in direktem Anschluss eine Stelle bei der Stadtbibliothek Bremen. Bereits 1957 hol-te ihn der Essener Direktor Dr. Carl Jansen als Abteilungsleiter zur Stadtbibliothek Es-sen, die von nun an Basis seines langjäh-rigen und erfolgreichen bibliothekarischen Wirkens wurde. Seit 1964 stellvertretender Direktor, übernahm er 1966 die Leitung der Stadtbibliothek Essen.

Die Nachkriegszeit war bis Ende der 60er Jahre auch im Bibliothekswesen geprägt von einem unbändigen Aufbauwillen. Dies galt vor allem für das Ruhrgebiet, das nach den furchtbaren Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg nach wie vor von Kohle und Stahl geprägt war und daraus damals noch eine gewisse Prosperität ableiten konnte, die aufgrund des industriellen Strukturwan-dels nicht von der erhofften langfristigen Tragweite war.

Dennoch: Unter Hans-Joachim Kuhlmanns aktiver Leitung expandierte das Biblio-thekssystem in ungeahntem Maße. Umfass-te es Ende 1956 neben der Zentralbiblio-thek 14 Zweigstellen, die überwiegend

noch als Thekenbüchereien organisiert waren, so wuchs das Zweigstellennetz bis 1977 auf 23 Stadtteilbibliotheken an, deren Angebote mittlerweile alle frei zugänglich für die Benutzerinnen und Benutzer waren. Ergänzt durch zwei Fahrzeuge der Fahrbi-bliothek sowie von vier Spezialbibliotheken sorgten sie für ein flächendeckendes Biblio-theksnetz in Essen.

Ein Meilenstein der Entwicklung jedoch war die Einführung der elektronischen Da-tenverarbeitung in der Bibliotheksorgani-sation 1973. Zur Anwendung kam das un-ter der Regie der Stadtbücherei Bochum im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft Kommu-naler Datenverarbeitung (AKD) federfüh-rend in Bochum entwickelte integrierte Bi-bliothekssystem BASIS. In der Mitwirkung der Stadtbibliothek Essen an diesem Ge-meinschaftsprojekt mehrerer Ruhrgebiets-bibliotheken sah Hans-Joachim Kuhlmann nicht nur die Chance, die Bibliothek in der Verwaltung der Stadt als modernes inno-vatives Institut stärker zu akzentuieren. Er sah darin auch den richtigen Schritt in die Modernität des Öffentlichen Bibliotheks-wesens, wenngleich sich die vollständige Implementierung des EDV-Systems in der Bibliothek vor allem aus finanziellen Grün-den bis in die späten 80er Jahre hinzog. Er hatte die richtige Weiche gestellt, doch die Fahrt des Zuges ging nur langsam voran.

Als Hans-Joachim Kuhlmann nach Essen kam, war die im Krieg zerstörte Zentral-bibliothek gerade wieder in ihrer früheren Form als Manifestation der »Essener Ein-heitsbücherei« unter der Leitung der Vor-kriegs- und Kriegszeitdirektoren Sulz und

›› PERSONALIE

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Jansen aufgebaut worden, die eine große Wissenschaftliche Magazinbibliothek mit je einer Bibliothek für Erwachsene, Kinder und Jugendliche (jetzt immerhin als Frei-handbibliothek) unter einem Dach und un-ter einer Leitung vereinte. Zwar war dieser frühe Neubau ohne Zweifel ein deutliches Zeichen des Willens der Stadt Essen, die kulturelle und bildungspolitische Infra-struktur nach dem Zusammenbruch und der Zerstörung so schnell wie möglich wie-der aufzubauen. Fachlich jedoch war dies ein Schritt zurück, der die Idee der Pub-lic Library völlig ignorierte, die ja inzwi-schen schon längst auch in den Fachkreisen Deutschlands als zukunftsweisend angese-hen wurde.

Ein gravierender Nachteil zeigte sich schnell: die mit steigender Benutzung zu-nehmende räumliche Enge des Hauses, die modernes rationelles Arbeiten und organi-satorische Optimierungen nur ansatzwei-se ermöglichte. Darüber hinaus war in dem Gebäude, anders als in der Vorkriegszeit, wichtiger Raum durch die Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademie und die Volks-hochschule blockiert, so dass auch dadurch wenig Bewegungsspielraum blieb. Hans-Joachim Kuhlmann wurde nicht müde, auf dieses Problem stadtintern und in der bi-bliothekarischen Öffentlichkeit nachdrück-lich und stetig hinzuweisen. Vielfach hat er versucht, seinen »Überlegungen zur bau-lichen Erweiterung der Essener Zentral-bibliothek«, so der Titel eines seiner ein-

schlägigen Artikel, Gehör und Resonanz zu verschaffen. Mehrere Mal zeichneten sich Möglichkeiten ab, einen Erweiterungsbau oder gar einen kompletten Neubau für die Zentralbibliothek zu realisieren. Doch im-mer wieder setzte der Rat der Stadt kurz-fristig andere Prioritäten. Mit dessen Ent-scheidung für den kostenträchtigen Bau des neuen Opernhauses von Alvar Aal-to wurde klar, dass sich weitere Pläne für eine grundlegende Lösung kurzfristig nicht mehr würden umsetzen lassen.

Dennoch: Anfang der Achtziger Jahre er-gab sich nach dem Auszug der beiden »Un-termieter« die Chance, durch interne Um-baumaßnahmen für die Zentralbibliothek zusammenhängende Räume über mehre-re Etagen hinweg zu schaffen, durch die der Freihandbereich erheblich ausgeweitet werden konnte. Damit war die Möglichkeit gegeben, die schon längst nicht mehr zeit-gemäße Trennung zwischen Wissenschaftli-cher (Magazin-)Bibliothek und Allgemeiner (Freihand-)Bibliothek aufzuheben: Die we-sentlichen Bestände der Sachliteratur, die zuvor ja nur aus Platzmangel in den Ma-gazinen verschwunden waren, sowie die Bestände der früheren Britisch-Amerikani-schen Bibliothek wurden in den vorhande-nen Freihandbestand integriert und gleich-zeitig das Angebot der Musikbibliothek auf Freihandpräsentation umgestellt. Mit die-ser Neukonzeption konnten der Bevölke-rung immerhin 130.000 Medieneinheiten frei zugänglich angeboten werden, was bei

einer Präsentationsfläche von 1.250 Quad-ratmetern nur bei äußerst enger Regalauf-stellung möglich war.

Mit der Eröffnung der umgebauten Zen-tralbibliothek, die von der Essener Bevöl-kerung trotz aller weiterhin existierenden Defizite begeistert angenommen wurde, hatte sich die Idee der »Essener Einheitsbi-bliothek« überlebt. Für Hans-Joachim Kuh-lmann war dies zwar nicht die Erfüllung aller seiner Bemühungen um eine moder-ne Zentralbibliothek. Doch er sah darin zu-mindest den wegweisenden Schritt in die richtige Richtung. Denn in die Umbaupha-se fiel überraschend die Entscheidung des Stadtrates für einen kompletten Neubau der Zentralbibliothek im Neubaukomplex Gildehof, mit dem in den Folgejahren sei-ne Vorstellungen einer modernen Öffentli-chen Bibliothek weitgehend erfüllt werden konnten. Auch nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst im Herbst 1984 nahm er regen Anteil an der baulichen und konzeptionellen Entwicklung der neuen Bi-bliothek und war natürlich Ehrengast bei der Eröffnung 1989.

So erfolgreich er sich um den Ausbau des Bibliotheksnetzes bemühte, so sehr war er doch bereits seit Ende der Siebziger Jahre gezwungen, immer wieder Verteidigungs-strategien gegen städtische Sparmaßnah-men zu entwickeln. Erste Kürzungen von Öffnungszeiten im Zweigstellenbereich und die Einführung von Benutzungsgebüh-

Hans-Joachim Kuhlmann in „seiner“ Bibliothek, hier mit dem stellvertretenden Leiter der Stadtbibliothek Essen Harald Pfeiffer

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ren konnte er jedoch nicht verhindern. Und die Bemühungen um einen ausreichenden Erwerbungsetat gehörten in Essen schon immer zu den unerfreulichen Pflichten der Direktoren. Die großen kommenden Ein-schnitte ins Bibliotheksnetz blieben ihm während seiner Dienstzeit erspart.

Es gehörte zum beruflichen Selbstverständ-nis von Hans-Joachim Kuhlmann, sich aktiv in überörtliche Diskussionen einzubringen und sich in Berufsverbänden zu engagieren. Er sah dies als Pflicht an, aber es macht ihm auch Spaß und war für ihn ein willkomme-ner Ausgleich zum manchmal mühsamen Geschäft vor Ort. Eine glückliche Verbin-dung, die dazu beitrug, dass er sich gera-de in diesen Funktionen immer wieder be-sonders bewähren und auszeichnen konnte. So war er u. a. von 1967 bis 1970 Vorsit-zender des Vereins der Bibliothekare an Öf-fentlichen Bibliotheken e.V. (VBB), 1972 bis 1975 der Arbeitsgemeinschaft der Groß-stadtbibliotheken in NRW, 1975 bis 1978 des Verbandes der Bibliotheken des Landes Nordrhein-Westfalen e.V. (vbnw) und 1980 bis 1983 des Deutschen Bibliotheksverban-des e.V. (dbv). Mehrfach war er mit diesen Funktionen Präsident der Deutschen Biblio-thekskonferenz und vertrat als solcher das deutsche Bibliothekswesen häufig bei den Weltkongressen des Internationalen Ver-bandes der bibliothekarischen Verbände und Institutionen (IFLA). Zahlreiche Fach-gremien und Kommissionen konnten auf seine verlässliche Mitarbeit zählen.

Seine Haltung und seine besonderen Fähig-keiten in der überregionalen Zusammenar-beit hat sein Freund Johannes Schultheis im Vorwort des ausschließlich dem Ausschei-den von Hans-Joachim Kuhlmann aus dem Berufsleben gewidmeten Heft 34 (1984) des Mitteilungsblattes des vbnw sehr tref-fend beschrieben: »Die Bereitschaft zum Einsatz, zäher Fleiß und die Einsicht, daß es notwendig ist, sich zu engagieren, mit diesen Eigenschaften bist Du sicher tref-fend charakterisiert. Doch sind es darüber hinaus bestimmte Fähigkeiten, die Dich zur

Mitwirkung oder Führung in zahlreichen Gremien qualifizieren. Hervorstechend ist die unbeirrbare Zähigkeit, mit der Du Ver-handlungen zu führen verstehst. Dabei ist Dein Durchsetzungsvermögen begründet in einer auf Toleranz bedachten Freundlich-keit und Verbindlichkeit. In schwierigen Si-tuationen spielst Du beide Möglichkeiten gekonnt aus, das Insistieren auf grundsätz-lichen Positionen so gut wie die Suche nach dem Ausgleich.«

Von 1967 bis 1971 war Hans-Joachim Kuhl-mann Mitherausgeber von »Buch und Bi-bliothek« und seit 1977 als Vertreter des Öffentlichen Bibliothekswesens der Fach-zeitschrift »Bibliothek. Forschung und Pra-xis«. Darüber hinaus trug er mit zahlrei-chen Artikeln auf vielfältige Weise zur Fachdiskussion bei. Mit drei bemerkens-werten Auftragsgutachten nahm er we-sentlichen Einfluss auf die Entwicklung dreier Großstadtbibliotheksysteme und un-termauerte damit seinen exzellenten fach-lichen Ruf. Seine Fähigkeiten als Historiker konnte er 1989 mit einer ausführlichen Ge-schichte des »Vereins der Bibliothekare an Öffentlichen Bibliotheken« (VBB) und 1992 mit dem Titel «Bibliothekare, Bibliotheken, ekz« über »Die Beziehungen zwischen der ekz und den Verbänden des Öffentlichen Bibliothekswesens bis zur Absprache über die Lektoratskooperation« im fachlichen Kontext unter Beweis stellen.

Diese Arbeiten weisen darauf hin, dass Hans-Joachim Kuhlmann seine Pensionie-rung keineswegs als Abschluss seiner be-ruflichen Mitwirkung betrachtete. Er nahm weiterhin regen Anteil an der Entwick-lung des Bibliothekswesens. Sein Rat war nach wie vor lebhaft gefragt, und so war es nicht verwunderlich, dass er sich nach sei-ner Pensionierung zehn Jahre lang erneut im Vorstand des VBB/BIB engagierte. Nicht zuletzt aufgrund seiner mecklenburgischen Herkunft, aber auch unter staatspolitischen und fachlichen Aspekten sah er es als sei-ne Pflicht an, nach der Wiedervereinigung bei der Annäherung der ost- und westdeut-

schen Bibliothekslandschaften aktiv mitzu-wirken. Er hat dies sehr leidenschaftlich ge-tan und eine Fülle von Kontakten geknüpft und gepflegt und damit beigetragen, die zunächst nicht zu leugnenden gegenseiti-gen Vorbehalte zwischen Ost und West zü-gig abzubauen. Am 7. Juni 1995 ernannte ihn der Berufsverband Information Biblio-thek (BIB) zum Ehrenvorsitzenden.

In dieser Zeit hatte er auch die Aufgabe übernommen, kommende bibliothekari-sche Führungskräfte aus Ost und West im gemeinsamen Seminar der Bertelsmann Stiftung und des vbnw in Gütersloh für ihre Aufgaben zu motivieren und zu begeistern. Sein Talent und seine Freude, mit jungen Kolleginnen und Kollegen umzugehen und ihnen sein breites Fachwissen uneitel wei-terzugeben, bewährten sich auch hier in be-merkenswerter Weise.

Für seine großen Verdienste um die Ent-wicklung des Bibliothekswesens in Deutsch-land wurde Hans-Joachim Kuhlmann 1984 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande und als bislang erster und einziger Biblio-thekar 1990 mit dem Verdienstorden des Landes NRW ausgezeichnet.

Er war fast achtzig Jahre alt, als er sei-ne jahrzehntelange Heimat Essen und das Ruhrgebiet verließ, um in Nürnberg nahe der legendären Burg seinen Altersruhesitz zu finden. Die berufliche Nähe und die lie-bevolle Fürsorge seiner so überaus aktiven Ehefrau Eva Homrighausen (Direktorin der Stadtbibliothek Nürnberg bis 2010) hielten ihn geistig jung und halfen ihm, die körper-lichen Gebrechen, die das zunehmende Al-ter mit sich brachte, leichter zu ertragen. Wer sein Leben über viele Jahre begleiten durfte, wird den Eindruck nicht verbergen können, dass die Nürnberger Zeit für ihn eine sehr glückliche war.

Hans-Joachim Kuhlmann starb am 28. Ap-ril diesen Jahres im Alter von 93 Jahren.

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CHRISTIN ARENSMedienberatung NRW

Am 27. November 2013 wird die Medien-beratung NRW erneut zahlreiche Bildungs-akteure im Kongresszentrum der Dortmun-der Westfalenhallen begrüßen. Im Fokus des diesjährigen Bildungspartnerkongres-ses stehen he-terogene Lern-gruppen und Schulkooperati-onen. Schulmi-nisterin Sylvia Löhrmann er-öffnet den Kon-gress.

Seit 2005 ver-anstaltet die Medienberatung NRW im zweijährigen Turnus den »Bildungspart-nerkongress«, ein Zusammentreffen von Bildungsakteuren aus dem Bereich der Schulkooperationen mit außerschulischen Partnern in den Kommunen. In diesem Jahr geht der Kongress unter dem Titel »Vielfalt.

Nutzen.« in die 5. Runde. Neben neuen in-haltlichen Impulsen, etwa zur Förderung von Lese- und Lernkompetenzen, präsen-tiert er erfolgreiche Modelle systematischer Zusammenarbeit von Schulen mit ihren au-ßerschulischen Partnern. Der inhaltliche Schwerpunkt liegt dabei auf den vielfälti-gen Möglichkeiten, die sich aus diesen Ko-operationen für die Arbeit mit heterogenen

Lerngruppen ergeben. Zahlreiche praxisna-he Präsentationen und Arbeitsforen laden zum Input und Austausch ein. Hauptredner Prof. Dr. Andreas Helmke von der Univer-sität Koblenz-Landau referiert zum Thema »Vielfältige Lernvoraussetzungen – vielfäl-tige Lernangebote!«. Darüber hinaus bie-

tet das Programm weitere Vorträge, eine moderierte Talkrunde mit Vertretern aus Wissenschaft und Praxis, vielfältige Kul-turbeiträge sowie eine ganztägige Fachaus-stellung.

Bibliothekarinnen und Bibliothekare erwar-tet Neues aus den Bereichen Leseförderung, Recherche oder Medienkompetenz. Semi-

nare wie »Startklar für den Medienpass NRW«, »Hörbuchlesen« oder »Leseförderung mit Wi-kis« geben Einblicke in aktuelle Handlungs-felder der Kooperation mit Schulen. Darüber hinaus bietet der Kon-gress Möglichkeit zu Austausch und Vernet-

zung mit Kollegen, Lehrern sowie Partnern aus den Kommunen.

Informationen und Anmeldung unter: www.bildungspartner.schulministerium.nrw.de

›› „VIELFALT. NUTZEN.“ – MEDIENBERATUNG NRW LÄDT ZUM 5. BILDUNGSPARTNER-KONGRESS

›› MELDUNGEN

Nach der Entscheidung des Rates der Stadt Köln vom 18. Juli 2013, dass die Kunst- und Museumsbibliothek (KMB) nicht mit in den Neubau am Eifelwall zieht, verbleibt die KMB in ihren bisherigen Räumlichkei-ten. Gleichzeitig haben sich die Parteien der Stadt Köln für den Erhalt der KMB ausge-sprochen und den Auftrag erteilt, die mit der Universität verabredete Zusammenar-

beit zwischen der Universitätsbibliothek und der KMB zu realisieren. Hierfür soll bis Ende des Jahres eine Kooperationsverein-barung zur Unterschriftsreife gebracht wer-den. Parallel wird eine gemeinsame Arbeits-gruppe ein Leitbild zur wissenschaftlichen Zusammenarbeit für eine »Zentralbiblio-thek für Kunst und Kunstgeschichte« for-mulieren. Der vbnw hatte in einem Schrei-

ben u. a. an Oberbürgermeister Jürgen Roters für den Erhalt der KMB und ihren Einzug in den Neubau plädiert, damit die wertvollen, seit mehr als 150 Jahren auf-gebauten Bestände der Bibliothek in zeitge-mäßer und adäquater Form der Öffentlich-keit zugänglich gemacht werden können.

›› KUNST- UND MUSEUMSBIBLIOTHEK KÖLN: ENGERE ZUSAMMENARBEIT MIT DER UNIVERSITÄTSBIBLIOTHEK GEPLANT

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›› KATALOGISIERUNGSEXPERTEN TRAFEN SICH ZUM RDA-WORKSHOP

Anfang Juli 2013 fand ein vom ZBIW or-ganisierter Workshop zum neuen interna-tionalen Standard für die Formalerschlie-ßung von Medien »Resource Description and Access« (RDA) in der Fachhochschu-le Köln statt. Das Interesse am Thema war größer als erwartet: Insgesamt 115 Katalo-gisierungsexperten aus Wissenschaftlichen und Öffentlichen Bibliotheken kamen nach Köln, um an der Veranstaltung mit Heidrun Wiesenmüller, Professorin an der Hoch-schule für Medien in Stuttgart und ausge-wiesene Expertin für Medienerschließung, teilzunehmen und sich aus erster Hand über Inhalt und Aufbau der RDA zu infor-mieren. Darüber hinaus boten die Work-shop-Anteile der Veranstaltung den Teil-nehmenden eine gute Gelegenheit, bereits aktiv mit dem Regelwerk zu arbeiten und Fragestellungen zu diskutieren.

Die Veranstaltung wurde per Videotechnik mitgeschnitten, um auch weiteren Interes-sierten die Inhalte zugänglich machen zu können. Das Video ist über die Webseiten des ZBIW abrufbar. (1)

Weitere Fortbildungsveranstaltungen zum Thema RDA bietet das ZBIW noch in die-sem Jahr an: Bei den im November 2013

an drei Standorten in NRW (Universitätsbi-bliothek Paderborn, Fachhochschule Köln, Universitätsbibliothek Wuppertal) stattfin-denden halbtägigen Informationsveranstal-tungen werden die Teilnehmenden u. a. die Möglichkeit haben, mehr über die Arbeit der vom Standardisierungsausschuss einbe-rufenen Arbeitsgemeinschaft RDA zu erfah-ren. Informationen zu den Veranstaltungen und zur Anmeldung erhalten Interessierte über die Webseiten des ZBIW.(2) 

Die Dozentin des RDA-Workshops Prof. Hei-drun Wiesenmüller (2. von rechts) mit der Leiterin des ZBIW, Prof. Dr. Ursula Georgy (rechts) und Teilnehmerinnen der Veranstal-tung

ENDNOTEN

1 www.fbi.fh-koeln.de/zbiw/zbiw-publikationen.htm

2 http://zbiw.fh-koeln.de

Foto

: ZBI

W, F

H K

öln

Die Situation der Bibliotheks-Förderverei-ne stand auf der Tagesordnung der vbnw-Vorstandssitzung Anfang September in Dortmund. Zu Gast war Dr. Ronald Schnei-der, ehrenamtlicher Koordinator der »AG der Freundeskreise im dbv«, sowie Dag-mar Callenius-Meuß (Hamm) aus dem Vor-stand und Martin Wagener (Rhede), Mit-glied der AG. Dr. Schneider berichtete über die Vorgeschichte des Zusammenschlusses von Bibliotheks-Freundeskreisen unter dem Dach des dbv seit 2005 sowie von den ers-ten Arbeitstagungen der deutschen Biblio-theks-Freundeskreise in Köln 2012 und in

Leipzig 2013. Dort war der Wunsch geäu-ßert worden, einen Erfahrungsaustausch und die Planung gemeinsamer Aktivitä-ten auch auf regionaler Ebene zu realisie-ren. Daher plant die AG der Freundeskrei-se für März 2014 zunächst in Bayern und danach in NRW ein entsprechendes Treffen. Dr. Schneider, der lange Jahre als Leiter der Stadtbibliothek Oberhausen tätig war und bestens mit der bibliothekarischen Szenerie vertraut ist, möchte die Freundeskreise in NRW miteinander in Kontakt bringen, um über einen möglichst kontinuierlichen Er-fahrungsaustausch die Lobbyarbeit vor Ort

schlagkräftiger, das Fundraising kreativer und die Mitgliedergewinnung auf Dauer er-folgreicher zu machen. Der vbnw-Vorstand hat seine Unterstützung zugesagt. 115 der bundesweit 440 Fördervereine arbeiten zurzeit in NRW. Sie sollen im März/Ap-ril 2014 eine Einladung zum 1. nordrhein-westfälischen Arbeitstreffen der Freundes-kreise erhalten.

›› AG DER FREUNDESKREISE WILL REGIONALES NETZ IN NRW STÄRKEN

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Der für Stadtbibliotheken untypisch umfangreiche und wertvol-le historische Altbestand einschließlich des Handschriftenbestan-des der Stadtbibliothek Aachen stellt ein Vermächtnis dar, welches in Wissenschaftskreisen hohe Anerkennung findet. Die Bewahrung des Fundus der 1831 gegründeten Wissenschaftlichen Bibliothek und die Fortführung der Erschließung dieser Quelle für histori-sche, auch stadtgeschichtliche Forschungen erfordern begleitende Dienstleistungen. Digitalisierung ist ein wichtiges Instrument der Veröffentlichung von Reproduktionen alter Drucke und Handschrif-ten geworden. Die bereits bei der Vorstellung der »Maßnahmen und Projekte zur Entwicklung der Stadtbibliothek Aachen zu ei-nem Bücher- und Medienzentrum des 21. Jahrhunderts« im Kul-turausschuss am 22.11.2011 skizzierte Digitalisierungsstrategie in Kooperation mit der Deutschen Digitalen Bibliothek (DDB) und Europeana setzt personelle und finanzielle Ressourcen voraus. Die Einbindung der Bestände der Stadtbibliothek in entsprechende In-itiativen ist zwar wünschenswert, aber ohne entsprechende Res-sourcen nicht realisierbar. Der Förderverein der Bibliothek hat der Bibliothek jetzt einen professionellen Buchscanner geschenkt, der seit Anfang Juli 2013 im Echtbetrieb im Einsatz ist und auch Lese-rinnen und Lesern kostenlos zur Verfügung steht. Diese Schenkung stellt einen bedeutenden Meilenstein für die schonende Bereitstel-lung wertvoller Altbestandstitel oder nachgefragter Aachen-Be-stände dar. Manfred Sawallich, Stadtbibliothek Aachen

›› EIN BUCHSCANNER FÜR DIE STADTBIBLIOTHEK AACHEN

Fünf Bibliotheken testen zurzeit BiblioFreak, eine Aufmerksam-keitskampagne für Öffentliche Bibliotheken. Mit BiblioFreak ent-wickelt OCLC zusammen mit der ekz, einem internationalen Team von Bibliotheken, dem dbv und dem Büchereiverband Österreich (BVÖ) eine deutschsprachige Version der in den USA erfolgreichen Kampagne »Geek the Library« für Österreich, die Schweiz und Deutschland. Die Stadtbibliotheken Baselland (CH), Graz (A), Le-verkusen, Mettmann und Sömmerda testen BiblioFreak zum Teil seit Juli 2013 sechs Monate lang. Anschließend wird überprüft, ob es mit BiblioFreak gelingt, Aufmerksamkeit zu gewinnen, Interes-se für die Bibliothek zu wecken und einen Beitrag für ein moder-nes Image zu leisten. Im Rahmen von BiblioFreak sammeln Biblio- theksteams u. a. über Webseite und Facebook, welche Passionen Menschen haben, und helfen ihnen mit ihren Angeboten, »diesen Freak zu leben«. Bei Erfolg soll die Kampagne ab Frühjahr 2014 den Öffentlichen Bibliotheken zur Verfügung stehen.

›› BIBLIOFREAK WIRD IN METTMANN UND LEVERKUSEN BIS FEBRUAR 2014 GETESTET

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Eine coole Idee kommt, wie u. a. der Nachrichtenservice Westfalen meldet, aus dem Siegerland. Dort betreibt die Gemeinde Hilchen-bach Recycling einmal anders und bietet ihren Bürgerinnen und Bürgern Bücher in drei ausrangierten Kühlschränken an. Der Geis-tesblitz zu dieser Form der Literatur-Aufbewahrung traf Mitarbei-ter des Betriebshofs, die den Auftrag hatten, öffentliche Bücherre-gale zu bauen. »Warum nicht Sperrmüll-Kühlschränke nutzen? Die

sind schön dicht, die Bücher bleiben garantiert trocken«, dachten sie und überzeugten mit diesem Argument alle Zweifler. Nun darf jeder Hilchenbacher, der möchte, gut gekühlte Literatur aus dem »Bücher-kühl-schrank« mit nach Hause nehmen. Wo er sie da wohl unterbringt?

LITERATUR GEKÜHLT

Die Bibliotheken in NRW sind leistungsstark, innovativ und da-mit nicht von ungefähr die meistbesuchten Kultureinrichtungen im Land. Um ihre Angebote und Leistungen attraktiv der Öffentlich-keit zu präsentieren, hat der Verband der Bibliotheken seinen Web-auftritt zeitgemäß aktualisiert. Unter dem neuen Logo »Bibliothe-kenNRW« entwickelte ihn die Münsteraner Agentur Nieschlag & Wentrup in Anlehnung an das gelungene, seit Anfang 2012 genutz-te Layout der Verbandszeitschrift ProLibris. Verband und Bibliothe-kenNRW werden künftig unter der Webadresse www.bibliotheken-nrw.de zu finden sein. Wer die alte Adresse www.vbnw.de eingibt, wird ebenfalls die BibliothekenNRW-Seite öffnen.

Der Verband präsentiert auf der neuen Webseite seine politischen Positionen und Argumente für eine positive und notwendige Wei-

terentwicklung der Bibliothekslandschaft sowie seine Angebote für die NRW-Bibliotheken (u. a. ProLibris, Newsletter, »Nacht der Bibliotheken«). Die für die fachliche Arbeit unverzichtbaren Ar-beitsgemeinschaften der verschiedenen Sparten finden hier ihre Plattform. Eine Übersichtskarte wird die Vielschichtigkeit der Bi-bliothekslandschaft in Nordrhein-Westfalen verdeutlichen. Im Mit-telpunkt aber stehen die Leistungen und aktuellen, zukunftswei-senden Angebote der Bibliotheken, wie die digitale Ausleihe, das Lernort-Projekt, die Digibib oder die Teaching Library der Wissen-schaftlichen Bibliotheken.

Der neue Webauftritt wird pünktlich zur Mitgliederversammlung freigeschaltet, zu der der Verband für Freitag, 11. Oktober, in den Landtag in Düsseldorf eingeladen hat. Zum thematischen Schwer-punkt der Versammlung »The right to e-read« wird Klaus-Peter Böttger, Präsident der European Bureau of Library, Information and Documentation Associations (EBLIDA), referieren. Über die recht-lichen Aspekte informiert Oliver Hinte, Vorsitzender der dbv-Kom-mission Recht.

›› NEUER WEBAUFTRITT ZUR MITGLIEDERVERSAMMLUNG FREIGESCHALTET

›› BIBLIOTHEKSKONFERENZ WILL ANSTÖSSE FÜR GEMEINSAME STRATEGIE VON LAND, KOMMUNEN UND BIBLIOTHEKEN GEBEN

Die Frage »Bibliothek – quo vadis?« wird in regelmäßigen Abstän-den gestellt. Jetzt aber haben sich das Ministerium für Familie, Kin-der, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW und der Verband der Bibliotheken darauf verständigt, über die Weiterentwicklung der Bibliothekslandschaft und Aspekte einer gemeinsamen Biblio-theksstrategie zu diskutieren. Zu diesem Zweck laden sie für den 15. Januar 2014 erstmalig zu einer Bibliothekskonferenz ins Düs-seldorfer Ministerium ein. Die Konferenz verfolgt das Ziel, Anstoß

zu einer von Land und Kommunen gemeinsam getragenen Biblio-theksstrategie zu geben. Zielgruppe sind die für die Bibliotheken zuständigen Mitarbeiter der Kommunalverwaltungen und die Kul-turpolitiker des Landes und der Kommunen. Weitere Informatio-nen folgen.

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