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111 3. TROCKENHEIT, BRÄNDE UND DÜRREN 3.1 Dürre und Hunger in Ostafrika Lisa Krause & Udo Schickhoff W enige Wetterextreme richten so große ökologische und ökonomische Schäden an wie Dürren, un- ter denen jedes Jahr Millionen von Menschen zu leiden haben. Eine der am stärksten betroffenen Regionen mit der Folge von Hungersnöten und Konflikten ist Ostafrika, wobei die Region ebenso mit verheerenden Überschwemmungen zu kämpfen hat (Kap. 3.1). Aber auch in Europa gibt es gerade in den letzten Jahrzehnten häufig Dürren, die eine abnehmende Tendenz im Nordosten und einen zunehmenden Trend im Südwesten zeigen (Kap. 3.2). In dem ohnehin sommertrockenen mediterranen Raum wird sich nach Modellsimulationen dieser Trend bis hin zu extremer Trockenheit fortsetzen (Kap. 3.3). In dem be- völkerungsreichsten Land der Erde, in China, ist zwar bisher kein Trend zu stärkeren Dürren erkennbar, könnte sich aber bis zum Ende des Jahrhunderts mit gravierenden Folgen für die Landwirtschaft ergeben (Kap. 3.4). In einigen Regionen wie in Kalifornien oder im Mittelmeerraum stellen Dürren zusammen mit hohen Temperaturen und starker Verdunstung einen wichtigen Antrieb für Waldbrände dar (Kap. 3.5). Und in manchen Gebieten wie in Afrika und Mittelasien kommt es zu Wechselwirkungen zwischen Dürren und Desertifikationsprozessen, die sich vor allem für die Landwirtschaft verheerend auswirken (Kap. 3.6). Dürre und Hunger in Ostafrika: Die Verfügbarkeit der überlebenswichtigen Ressourcen Wasser und Nah- rung ist in den Ländern Ostafrikas durch lang anhaltende Dürren bedroht. Der fortschreitende Klima- wandel hat zu einer Zunahme von Dürren und zu einer Verschärfung der ohnehin schwierigen Lebensbe- dingungen der einheimischen Bevölkerung geführt. In den letzten 17 Jahren kam es am Horn von Afrika nahezu jährlich zu Dürren mit darauffolgenden Hungerkrisen. Aufgrund politischer, wirtschaftlicher und sich ändernder klimatischer Bedingungen leiden heute über 50 Mio. Menschen in Ostafrika unter Hunger. Drought and hunger in East Africa: Recurrent drought events in East African countries have strong adverse ef- fects on resource availability and food security. Continued climate change has increased the frequency of drought events and aggravated already difficult living conditions of local people. The Horn of Africa experienced droughts and subsequent food crises almost every year within the past 17 years. Political, economic and climate change conditions have resulted in more than 50 million people in East Africa suffering from hunger or malnutrition. W ährend sich die Vereinten Nationen in ihren Sus- tainable Development Goals das Ziel gesetzt haben, bis zum Jahr 2030 den Hunger auf der Welt zu beenden (UN 2015), steigt die Anzahl der von Hunger betroffenen Personen in Ostafrika wie auch weltweit weiter an. Ein einzelner Auslöser von Nahrungsmit- telkrisen lässt sich nicht identifizieren. Vielmehr findet man in Ostafrika neben der klimatischen Disposition einen komplexen Konfliktherd mit vielen Akteuren vor, welcher mit der globalisierten Weltwirtschaft ver- knüpft ist. Viele Länder Ostafrikas sind zudem geprägt von Terrormilizen, schwacher Regierungsführung, im- perialistischen Eingriffen, Vertreibung und Flucht. Bei labiler Nahrungsmittelversorgung verschärfen Dürren die schwierige Lebenssituation der Menschen weiter, so dass die Möglichkeiten zur Bewältigung von Hunger- krisen und zur Anpassung an klimatische Extremereig- nisse stark eingeschränkt sind. Hilfe gibt es, allerdings ist diese aufgrund mangelnder finanzieller Ressourcen, Korruption und Gewalt gegen Helfer häufig ineffizient. Geographie Ostafrikas Die United Nations Statistikabteilung (UN 2018) diffe- renziert die geographische Region Ostafrika in 22 Län- der und Gebiete (Abb. 3.1-1). Abb. 3.1-1: Die geographische Region Ostafrika, dar- gestellt in rworldmap (South 2011), ohne das Britische Territorium im Indischen Ozean und nur teilweise mit den Inseln der Französischen Südgebiete. Äthiopien (ETH), Burundi (BDI), Djibouti (DJI), Eritrea (ERI), Kenia (KEN), Die Komoren (COM), Madagaskar (MDG), Malawi (MWI), Mauritius (MUS), Mayotte (MYT), Mosambik (MOZ), Rwanda (RWA), Sambia (ZMB), die Seychellen (SYC), Sim- babwe (ZWE), Somalia (SOM), der Südsudan (SSD), Ugan- da (UGA) und die Vereinigte Republik Tansania (TZA). Aus Lozán et al (2018): Warnsignal Klima - Extremereignisse. Wissenschaftliche Auswertungen, Hamburg. Für weitere Artikel siehe Website "Wissenschaftler informieren direkt": www.warnsignal-klima.de

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3. TROCKENHEIT, BRÄNDE UND DÜRREN

3.1 Dürre und Hunger in Ostafrika LisaKrause&UdoSchickhoff

Wenige Wetterextreme richten so große ökologische und ökonomische Schäden an wie Dürren, un-ter denen jedes Jahr Millionen von Menschen zu leiden haben. Eine der am stärksten betroffenen

Regionen mit der Folge von Hungersnöten und Konflikten ist Ostafrika, wobei die Region ebenso mit verheerenden Überschwemmungen zu kämpfen hat (Kap. 3.1). Aber auch in Europa gibt es gerade in den letzten Jahrzehnten häufig Dürren, die eine abnehmende Tendenz im Nordosten und einen zunehmenden Trend im Südwesten zeigen (Kap. 3.2). In dem ohnehin sommertrockenen mediterranen Raum wird sich nach Modellsimulationen dieser Trend bis hin zu extremer Trockenheit fortsetzen (Kap. 3.3). In dem be-völkerungsreichsten Land der Erde, in China, ist zwar bisher kein Trend zu stärkeren Dürren erkennbar, könnte sich aber bis zum Ende des Jahrhunderts mit gravierenden Folgen für die Landwirtschaft ergeben (Kap. 3.4). In einigen Regionen wie in Kalifornien oder im Mittelmeerraum stellen Dürren zusammen mit hohen Temperaturen und starker Verdunstung einen wichtigen Antrieb für Waldbrände dar (Kap. 3.5). Und in manchen Gebieten wie in Afrika und Mittelasien kommt es zu Wechselwirkungen zwischen Dürren und Desertifikationsprozessen, die sich vor allem für die Landwirtschaft verheerend auswirken (Kap. 3.6).

Dürre und Hunger in Ostafrika: Die Verfügbarkeit der überlebenswichtigen Ressourcen Wasser und Nah-rung ist in den Ländern Ostafrikas durch lang anhaltende Dürren bedroht. Der fortschreitende Klima-wandel hat zu einer Zunahme von Dürren und zu einer Verschärfung der ohnehin schwierigen Lebensbe-dingungen der einheimischen Bevölkerung geführt. In den letzten 17 Jahren kam es am Horn von Afrika nahezu jährlich zu Dürren mit darauffolgenden Hungerkrisen. Aufgrund politischer, wirtschaftlicher und sich ändernder klimatischer Bedingungen leiden heute über 50 Mio. Menschen in Ostafrika unter Hunger.Drought and hunger in East Africa: Recurrent drought events in East African countries have strong adverse ef-fects on resource availability and food security. Continued climate change has increased the frequency of drought events and aggravated already difficult living conditions of local people. The Horn of Africa experienced droughts and subsequent food crises almost every year within the past 17 years. Political, economic and climate change conditions have resulted in more than 50 million people in East Africa suffering from hunger or malnutrition.

Während sich die Vereinten Nationen in ihren Sus-tainable Development Goals das Ziel gesetzt

haben, bis zum Jahr 2030 den Hunger auf der Welt zu beenden (UN 2015), steigt die Anzahl der von Hunger betroffenen Personen in Ostafrika wie auch weltweit weiter an. Ein einzelner Auslöser von Nahrungsmit-telkrisen lässt sich nicht identifizieren. Vielmehr findet man in Ostafrika neben der klimatischen Disposition

einen komplexen Konfliktherd mit vielen Akteuren vor, welcher mit der globalisierten Weltwirtschaft ver-knüpft ist. Viele Länder Ostafrikas sind zudem geprägt von Terrormilizen, schwacher Regierungsführung, im-perialistischen Eingriffen, Vertreibung und Flucht. Bei labiler Nahrungsmittelversorgung verschärfen Dürren die schwierige Lebenssituation der Menschen weiter, so dass die Möglichkeiten zur Bewältigung von Hunger-krisen und zur Anpassung an klimatische Extremereig-nisse stark eingeschränkt sind. Hilfe gibt es, allerdings ist diese aufgrund mangelnder finanzieller Ressourcen, Korruption und Gewalt gegen Helfer häufig ineffizient.

Geographie OstafrikasDie United Nations Statistikabteilung (UN 2018) diffe-renziert die geographische Region Ostafrika in 22 Län-der und Gebiete (Abb. 3.1-1).

Abb. 3.1-1: Die geographische Region Ostafrika, dar-gestellt in rworldmap (South 2011), ohne das Britische Territorium im Indischen Ozean und nur teilweise mit den Inseln der Französischen Südgebiete. Äthiopien (ETH), Burundi (BDI), Djibouti (DJI), Eritrea (ERI), Kenia (KEN), Die Komoren (COM), Madagaskar (MDG), Malawi (MWI), Mauritius (MUS), Mayotte (MYT), Mosambik (MOZ), Rwanda (RWA), Sambia (ZMB), die Seychellen (SYC), Sim-babwe (ZWE), Somalia (SOM), der Südsudan (SSD), Ugan-da (UGA) und die Vereinigte Republik Tansania (TZA).

Aus Lozán et al (2018): Warnsignal Klima - Extremereignisse. Wissenschaftliche Auswertungen, Hamburg.Für weitere Artikel siehe Website "Wissenschaftler informieren direkt": www.warnsignal-klima.de

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3.1 LisaKrause&UdoSchickhoff

Nahezu alle Länder Ostafrikas zählen zu den am we-nigsten entwickelten Ländern der Erde mit sehr geringem Bruttonationaleinkommen pro Kopf (unter 992 US-$ pro Jahr im Dreijahresschnitt), hoher wirtschaftlicher Vulne-rabilität und geringem Humankapital (UNCTAD 2018).

Klimatisch betrachtet erstreckt sich die Region Ost-afrika über die wechselfeuchten äußeren und immer-feuchten inneren Tropen. Aufgrund der klimatischen An-omalie im äquatorialen Kernraum Ostafrikas gehen die Jahresniederschläge bereits im nördlichen Kenia auf unter 200 mm zurück, so dass weite Gebiete von Trocken- und Dornsavannen sowie Halbwüsten eingenommen werden. Über den Jahresgang des Niederschlags lassen sich un-terschiedlich lang andauernde Regen- und Trockenzeiten differenzieren. Während einer Trockenzeit übertrifft die potentielle Evaporation die Niederschlagshöhe.

DürreEine Dürre ist eine langanhaltende Trockenperiode, die ein hydrologisches Ungleichgewicht bewirkt und bei Fauna, Flora und dem Menschen zu Wassermangeler-scheinungen führen kann. In den (Sub-)Tropen äußert sich eine Dürre zum Beispiel dadurch, dass die Tro-ckenzeiten nicht mehr durch Regenzeiten abgelöst wer-den. Eine Megadürre ist noch tiefgreifender und kann zehn Jahre oder länger andauern. Dürren können aus unterschiedlicher Perspektive definiert werden (nach FAO 2013: 1, IPCC 2014: 1763):

Meteorologisch: Ein Zeitraum mit ungewöhnlichem Niederschlagsdefizit, abweichend von langfristigen Normalwerten.

Landwirtschaftlich: Wenn die Bodenfeuchte im Wur-zelbereich für Feldfrüchte während einer bestimmten Zeit (z.B. der Vegetationsperiode) ungenügend ist und der Boden das Niederschlagsdefizit nicht ausgleichen kann – folgt typischerweise auf eine meteo rologische Dürre, jedoch vor einer hydrologischen Dürre.

Hydrologisch: Abfluss, See- oder Grundwasserpegel liegen unterhalb üblicher Messwerte.

Sozio-ökonomisch: Wenn Elemente der zuvor ge-nannten Kategorien eine Auswirkung auf mensch-liche Aktivitäten haben.

Die Frage, ob zunehmend auftretende Dürren als Ex-tremereignisse aufzufassen sind, geht über die meteo-rologisch-statistische Betrachtungsweise hinaus und hängt davon ab, ob der Begriff ‚Extremereignis‘ nur auf die zugrunde liegenden meteorologischen Phäno-mene (Easterling et al. 2000; Jentsch et al. 2007), zusätzlich auf naturräumliche Folgewirkungen (Castle et al. 2014), oder auch auf das gesamte Spektrum an sozio-ökonomischen und ökologischen Auswirkungen (Bohle 2009) bezogen wird wie auch in diesem Bei-trag (vgl. Lavell et al. 2012).

Wie extrem die Auswirkungen einer Dürre sind, hängt unter anderem von sozio-ökonomischen Fak-toren wie Exposition, Vulnerabilität und Anpassungs-fähigkeit ab. In diesem Zusammenhang wird der Be-griff relative Dürre verwendet (Kravitz 2017), wenn bestimmte soziale, politische und ökonomische Situa-tionen die Auswirkungen von Zeiträumen mit Nie-derschlagsdefiziten verschärfen oder die Chancen der Anpassung an solche Trockenperioden verringern. Eine relative Dürre kann zum Beispiel gegeben sein, wenn die Wasserressourcen einer Region bereits übernutzt sind und sich eine auftretende Trockenperiode dann schneller negativ auf die Lebensqualität der dort leben-den und wirtschaftenden Bevölkerung auswirkt als das bei nachhaltig genutzten Wasserquellen der Fall wäre, die auch bei länger anhaltenden Niederschlagsdefiziten noch ausreichend Wasser liefern können. Die Übernut-zung von Wasserressourcen in Ostafrika wird zweifel-los zunehmen, teilweise bedingt durch die Umstellung auf eine wasserintensivere Agrarwirtschaft, vor allem aber aufgrund des Bevölkerungsszenarios. Die erwar-tete starke Bevölkerungszunahme wird voraussichtlich dazu führen, dass im Jahr 2080 in Ostafrika etwa die Hälfte der Bevölkerung von Wassermangel betroffen sein wird (selbst ohne den Klimawandel zu berück-sichtigen), und dass einem Großteil der afrikanischen Bevölkerung weniger als 70% der heutigen erneuer-baren Grundwasserressourcen zur Verfügung stehen wird (Gosling & Arnell 2016; Döll & Herbert 2018).

Abb. 3.1-2: Zeitreihe von großen Dürreereignissen in Ostafrika zwischen 1390 und heute. Quelle: Daten aus Ver-schuren et al. (2000: 413) und Huber (2017).

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Abb. 3.1-5: Räumlicher und zeitlicher Verlauf des Dürre-Indexes in Ostafrika zwischen März 2015 und November 2016. Erklärung der Kreise im Text. Dargestellt im African Flood and Drought Monitor (Princeton University 2018).

Abb. 3.1-4: Anzahl von Dürren zwischen 1964 und 2016 in Ostafrika. Quelle: Daten aus Guha-Sapir (2018).

weit die meisten Dürren in den ostafrikanischen Län-dern (132 Dürren), gefolgt vom Westen (79 D.), Süden (36 D.), der Mitte (27 D.) und dem Norden des Konti-nents (19 D.) (Guha-Sapir 2018). In Ostafrika gibt es vor allem am Horn, d.h. in Äthiopien, Kenia und Soma-lia, viele Dürren. In den südlich angrenzenden Ländern Tansania und Mosambik ist die Anzahl ebenfalls hoch (Abb. 3.1-3). Die meisten Dürreereignisse seit 1964 traten zwischen 1996 und heute in der Region auf, in jährlicher Auflösung stechen die Jahre 2005 und 2008 mit zehn bzw. neun Dürren heraus (Abb. 3.1-4).

Mit dem Jahresverlauf des Bodenfeuchte-Dür-re-Indexes (Abb. 3.1-5) wird die Schwere einer Dür-re anhand der relativen Bodenfeuchte charakterisiert (Sheffield et al. 2014: 868). Niedrige Werte, die auf

Dürreereignisse in OstafrikaDie folgende Grafik greift einige der katastrophalen Dürreereignisse und nachfolgende Hungerkrisen Ost-afrikas in zeitlicher Abfolge auf (Abb. 3.1-2).

Zwischen 1960 und 2018 ereigneten sich afrika-

Abb. 3.1-3: Anzahl von Dürren in den ostafrikanischen Ländern zwischen 1964 und 2016 (ohne Südsudan). Quel-le: Daten aus Guha-Sapir (2018).

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(MSC 2018), fällt auf, dass vornehmlich in Gebieten mit sehr geringen oder sehr starken Niederschlägen zwischen 1989 und 2014 viele Konflikte aufgetreten sind. Der Zusammenhang zwischen Klimawandel und Konflikten ist allerdings sehr komplex und umfasst in der Regel verschiedene Zwischenebenen wie veränderte Verfügbarkeit von Ressourcen, Migration oder Nah-rungsmittelunsicherheit (Schilling & Krause 2018). Eine Dürre kann die Interaktion von Menschen erhöhen. Es kann einerseits zu mehr Kooperationen kommen, zum Beispiel, wenn es um die Aufteilung von Wasser-ressourcen geht. Andererseits kann die Dürre auch zu verstärkten Konflikten um Wasserquellen führen, ins-besondere in agrarwirtschaftlich abhängigen Gebieten,

Abb. 3.1-6: Direkte und indirekte Auswirkungen einer Dürre. Quelle: FAO (2013), erweitert.

Dürre-Verhältnisse hindeuten, sind in rot, Werte mit ho-her Bodenfeuchte in dunkelgrün dargestellt. Ostafrika war im dargestellten Zeitraum zwischen 2015 und 2016 von einem starken El Niño-Phänomen betroffen. Diese Klimavariabilität tritt im Abstand von zwei bis sieben Jahren in unterschiedlicher Intensität auf.

Ab Juni 2015 waren in Teilen Äthiopiens, Djibou-tis, Eritreas, Somalias und des Südsudans die Verhält-nisse trockener als durchschnittlich (orange umkreist). Der übliche saisonale (Belg und Meher) Niederschlag von März bis Oktober war gering oder blieb ganz aus. Es folgte eine weitere Trockenperiode. Die Boden-feuchte war daraufhin für Ackerbau und Beweidung zu gering. Nach Monaten der Dürre folgten je nach Region zwischen Mai und September 2016 Starkniederschläge und Fluten (blau umkreist). Eine ähnliche Situation ist auch zwischen Juli und September 2015 in Uganda und im Südwesten Kenias zu erkennen (rot umkreist), wo der El Niño schon ab Oktober feuchtere Verhält-nisse mit sich brachte. In Mosambik, Mali, Simbabwe und Madagaskar führte die langanhaltende, extreme Trockenheit ebenfalls zu niedriger Bodenfeuchte und Ernteausfällen. Zeitgleich kam es zu überdurchschnitt-lich starken Niederschlägen und Überschwemmungen während der saisonalen Regenzeit in benachbarten Regionen im Südsudan, in Äthiopien und vor allem in Somalia (dunkelgrün umkreist).

Was sind die Auswirkungen einer Dürre?Langanhaltende Trockenheit kann verschiedenste di-rekte und indirekte Auswirkungen haben, die in vielen Fällen zudem miteinander verknüpft sind (Abb. 3.1-6):

Die ökonomischen Schäden einer Dürre sind vor allem in Entwicklungsländern und agrarwirtschaftlich abhängigen Gebieten (sehr) hoch. In den am wenigsten entwickelten Ländern Afrikas ist darüber hinaus das Risiko, an einer Dürrekatastrophe zu sterben, sehr hoch (Dilley et al. 2005: 67).

Wird der Palmer Drought Severity Index mit ver-gangenen Konflikten geringer Intensität überlagert

Abb. 3.1-7: Anteil der unterernährten Personen an der je-weiligen Gesamtbevölkerung. Verlauf zwischen 2000 und 2016. Quelle: Daten aus FAO et al. (2017: 6).

3.1 LisaKrause&UdoSchickhoff

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die von Armut geprägt und in denen Menschen politisch ausgeschlossen sind (von Uexkull et al. 2016: 1).

HungerIn Hungergebieten ist ein Anteil der dort lebenden Be-völkerung häufig oder ständig unterernährt. Die diesem Anteil zur Verfügung stehende Nahrung ist unzurei-chend, um den täglichen, für ein gesundes und aktives Leben notwendigen Energiebedarf decken zu können. Um Hungergebiete klassifizieren zu können, wurde die fünf Stufen umfassende Integrated Food Security Pha-se Classification (IPC) erstellt (IPC Global Partners 2008):1. Generelle Ernährungssicherheit <3% der Men-

schen sind unterernährt. 2. Moderate Ernährungssicherheit >3% aber <10%

der Menschen sind unterernährt.3. Akute Ernährungs- und Lebensunterhaltskrise 10-

15% der Menschen sind unterernährt.4. Humanitärer Notfall >15% der Menschen sind un-

terernährt. 5. Hungersnot/ Humanitäre Katastrophe >30% der

Menschen sind unterernährt.Hauptbezugspunkte für die Einteilung sind die Brutto-sterblichkeitsrate, die akute Mangel-/Unterernährung, der Grad der körperlichen Ausgewachsenheit, der Zu-gang zu Nahrung und die Nahrungsmittelverfügbarkeit, die Nahrungsmittelvielfalt, der Zugang zu Wasser und die Wasserverfügbarkeit, die Gefährdungen, die zivile Sicherheit, die Vermögenswerte der Lebensgrundlage, die Bewältigungsstrategien, Armut und Vertreibung, Krankheiten sowie strukturelle Hindernisse der Ernäh-rungssicherheit.

Wo treten Hungerkrisen in Afrika auf?In allen afrikanischen Regionen sind Menschen von Hunger betroffen, wie die Darstellung des Anteils un-terernährter Personen an der jeweiligen Gesamtbevöl-kerung für die Regionen Afrikas und der Welt verdeut-

licht (Abb. 3.1-7). Die Regionen südliches, nördliches und westliches Afrika weisen Werte auf, die in etwa je-nen des Welthungers entsprechen oder darunter liegen. Ende 2016 betrug der Anteil unterernährter Personen an der Weltbevölkerung 11%. Betrachtet man die ge-samte Region Subsahara, liegen die Werte mit 22,7% deutlich höher als der weltweite Schnitt. Im mittleren Afrika sind mehr als 25% betroffen, und an der Spitze steht Ostafrika, wo über ein Drittel der Bevölkerung unterernährt ist. Weltweit und in allen Regionen Afri-kas (bis auf den Norden) steigt die Zahl an unterer-nährten Personen seit 2014 erneut an.

In Ostafrika befinden sich allein in Äthiopien knapp 10 Mio. Menschen in einer akuten Ernährungs- oder Lebensunterhaltskrise, es folgen Malawi, der Südsudan und Simbabwe (Abb. 3.1-8). Relativ gesehen lebt im südlichen Madagaskar und in Malawi fast die Hälfte der dortigen Bevölkerung in IPC Phase 3 oder höher. Im Südsudan, in Simbabwe und in Swasiland sind es 40%. Ernährungssicherer sind Tansania und Uganda, wobei jedoch auch dort 400.000 Menschen in Ernäh-rungsunsicherheit leben.

Was sind die Ursachen von Hunger?Hunger entsteht, wenn ein Element der Nahrungssi-cherheit instabil ist. Das kann die Nahrungsmittelver-fügbarkeit, der -zugang, die -verwendung/-anwendung oder die -stabilität sein. Die Hauptursachen für eine Unbeständigkeit sind in den meisten Fällen bewaffnete Konflikte, politische Krisen oder Naturkatastrophen. Zu letzteren zählen in Ostafrika vor allem Dürren und Überschwemmungen. In ausgeprägten El Niño-Jahren sind Äthiopien und Somalia massiven Dürren ausge-setzt (Diekkrüger & Giertz 2018), mit weitreichenden Auswirkungen auf die Nahrungsmittelproduktion (Iizumi et al. 2014). Ein Beispiel ist die El Niño-Kli-mavariabilität 2015/2016 (vgl. Abb. 3.1-5). Diese brachte stellenweise (extreme) Trockenheit und Hitze oder Feuchtigkeit mit sich. Ähnlich stark war auch der El Niño im Jahr 1997/98 ausgeprägt, welcher für das äquatoriale Ostafrika feuchtere und für Südostafrika trockenere Bedingungen als normal induzierte (Prin-ceton University 2018). Die Dürreperiode in 2015/16 führte in Äthiopien zu großem Hunger. Viehhirten ver-loren durch den Wassermangel teilweise ihre komplette Herde und damit ihre Existenzgrundlage. Ackerbauern mussten ihre Felder unbewirtschaftet lassen oder der Ernteertrag war gering. Diese fehlenden Nahrungsmit-tel konnten auch mit der Ernte im Folgejahr (2016/17) nicht ausgeglichen werden, da weitere Witterungsex-treme folgten. In vielen Gebieten musste der humanitäre Notfall (IPC Phase 4) oder die humanitäre Krise (IPC Phase 3) ausgerufen werden. In südlichen Regionen

Abb. 3.1-8: Ostafrikanische Länder mit der Ernährungs-sicherheit in IPC Phase 3 und höher. Quelle: Daten aus FSIN (2017: 21).

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wie Madagaskar kam es ebenfalls zu Wasserknappheit und begrenztem Zugang zu Nahrung. Andernorts ver-ursachte El Niño Starkniederschläge und Überschwem-mungen, wodurch der Ackerbau eingeschränkt war und sich (Cholera-)Epidemien schneller verbreiten konnten (z.B. in Mosambik). Überschwemmungen erschweren zudem den Zugang zu Hilfeleistungen, z.B. zu materi-ellen Gütern, welche mancherorts bereits Mangelware sind und teilweise zweckentfremdet gehandelt werden.

Von klimatischen Extremereignissen betroffen sind überwiegend arme Kleinbauern, Hirtenvölker und No-maden, die vom jährlichen Ertrag substanziell abhän-gig sind. Die Anzahl an Personen, welche in extremer Armut leben, also mit weniger als 1,9 $ pro Tag aus-kommen müssen, ist in den Entwicklungsländern und den am wenigsten entwickelten Ländern Ostafrikas sehr hoch. In Madagaskar und Burundi sind es knapp 80%, in Malawi über 70%, in Mosambik, Sambia und Rwanda über 60%. In Tansania und dem Südsudan lebt fast die Hälfte der Bevölkerung in extremer Armut, in Äthiopien sind es ein Drittel (World Bank 2018).

Der zweite Hauptauslöser für Ernährungsunsicher-heit sind Konflikte – um Land, Wasser, Lebenskultur, Macht und Öl. In den Ländern Somalia und Südsudan führten die bis heute andauernden Kriege zu extre-mer Nahrungsmittelknappheit und Unsicherheit. 2017 musste im Südsudan gebietsweise die Hungersnot aus-gerufen werden. Solch eine humanitäre Katastrophe gab es zuletzt in Somalia 2011. Nach Angaben des Food Security Information Network (2017: 14) wur-

den 2016 in Somalia 2,1 Mio. Menschen vertrieben, im Südsudan über 3 Mio. Fruchtbare Felder werden nicht mehr bestellt und es kommt in dieser Zeit zu einem Produktionsdefizit in der Landwirtschaft. Es stehen weniger Nahrungsmittel zur Verfügung, Lebensmitte-limporte sind notwendig, die Lebensmittelpreise stei-gen an. Die Konflikte bewirken zudem, dass Märkte physisch unerreichbar werden. Es kommt zu unterbro-chenen Handelsströmen, instabilen Märkten und zur Inflation (Extrembeispiel Südsudan).

Weitere Ursachen für Nahrungsmittelkrisen kön-nen (Tier-)Seuchen und (Pflanzen-)Krankheiten sein. Beispielsweise verschärften bei der Extremwetterlage 2016 die Vogelgrippe, Schweinegrippe und der afrika-nische Armeewurm (Spodoptera exempta) in Uganda und Kenia die Ernährungssituation zusätzlich. In Bu-rundi tragen heutzutage (anthropogen verursachte) Umweltveränderungen wie Desertifikation, Bodenero-sion oder Grundwasserabsenkung verstärkt zur Unsi-cherheit bei. Die Situation im Südsudan ist ähnlich, hier kommt es zudem durch unsachgemäß entsorgte Bohr-schlämme und andere Nebenprodukte der Ölindustrie zu Wasser- und Bodenverschmutzung und zur Degra-dierung der zur Verhinderung von Hunger notwendigen Ressourcen. Diese Probleme haben langwierige Folgen und bleiben auf absehbare Zeit ungelöst (FSIN 2017: 35). Zudem fehlt es an finanziellen Investitionen und Knowhow vor allem in der kleinbäuerlichen Nahrungs-mittel-Landwirtschaft.

Hunger ist ein komplexes, durch eine Verkettung mehrerer Faktoren ausgelöstes Ereignis. Diese Ver-knüpfungen können auf lokaler und globaler Ebene vorhanden sein. Einige ostafrikanische Länder sind von globalen Märkten abhängig. Dazu gehört auch Djibouti, welches 90% seiner Nahrungsmittel impor-

Abb. 3.1-9: Verlauf des FAO Food Price Index von De-zember 2005 bis Mai 2011. Der Basiswert von 100 ergibt sich aus der Referenzperiode 2002 bis 2004. Eine rot ge-strichelte Linie stellt den Beginn eines hungerbedingten Aufstands dar. In Klammern ist die Zahl der Todesopfer im jeweiligen Land angegeben. Die blaue Linie markiert das Datum eines Hinweises der Autoren dieser Grafik an die US-Regierung zum Zusammenhang zwischen Nahrungs-mittel-preisen und sozialem Unfrieden.Quelle: Verändert nach Lagi et al. (2011: 3).

Abb. 3.1-10: Temperaturentwicklung [°C] zwischen 1880 und 2100 unter verschiedenen Klimaszenarien für Ostafri-ka (20°12‘N, 30°50‘O). Die Referenzjahre zwischen 1940 (zuvor diskontinuierliche Stationsdaten) und 1981 (anthro-pogene Auswirkungen deutlich erkennbar) bilden die Basisli-nie. Quelle: AR5-CMIP5-Daten, dargestellt in KNMI (2018).

3.1 LisaKrause&UdoSchickhoff

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tieren muss (WFP 2018). Stieg der Weltmarktpreis für Lebensmittel zum Beispiel durch große klimatische Extremereignisse an, kam es in der Vergangenheit zu Hungersnöten und Hungeraufständen (Abb. 3.1-9). Zu erkennen ist ab Juni 2010 ein steiler Anstieg des Welt-marktpreises, hauptsächlich ausgelöst durch eine große Dürre mit Waldbrandereignissen in Russland zwischen Juni und September 2010, wodurch Russland kein Ge-treide mehr exportieren konnte. Zeitgleich zerstörten Überschwemmungen Getreidereserven in Pakistan, Starkniederschläge führten zu Ernteausfällen in Aus-tralien, und eine prognostizierte Dürre zwang China im November 2010 zum massenhaften Ankauf von Getrei-de. Es folgte die Hungersnot in Somalia, 2011/12 die Hungerkrise am Horn von Afrika und weitere Aufstän-de in Libyen, Ägypten, Syrien und Jemen.

Ausblick: Klimawandel und zukünftige Dürren und HungerkrisenDer über die letzten Jahrzehnte gemessene signifikante Anstieg der Mitteltemperaturen in Ostafrika wird sich im 21. Jahrhundert fortsetzen, je nach Szenario um 1 bis 5 °C (Abb. 3.1-10; Elshamy et al. 2009; Niang et al. 2014). Vermehrtes Auftreten von Hitzewellen und verstärkte Evapotranspiration sind die unmittelbare Folge. Die Erwärmung der letzten Dekaden ging ein-her mit zurückgehenden Niederschlägen in der langen Regenzeit März bis Mai und im Sommer (Lyon & De-witt 2012; Williams et al. 2012). Ab der Mitte des 21. Jahrhunderts werden höhere Niederschläge im Herbst und Frühjahr erwartet (Niang et al. 2014), das zukünf-tige Niederschlagsgeschehen ist jedoch räumlich und saisonal differenziert. Regionale Klimamodelle sagen für Äthiopien, Uganda, Kenia und den Südsudan einen

Niederschlagsrückgang im Spätsommer und teilweise auch im Frühjahr voraus (Patricola & Cook 2011; Cook & Vizy 2013). Die Frequenz von Dürreereig-nissen (wie auch von Starkniederschlägen) hat in den letzten 30-60 Jahren zugenommen, was auf die fortge-setzte Erwärmung des »Indo-Pacific Warm Pool« zu-rückgeführt wird (Williams & Funk 2011). Der Trend zu häufigeren Dürreereignissen und assoziierten Hun-gerkrisen wird sich in den nächsten Jahrzehnten fortset-zen, Dürren wie auch Extremniederschläge sind zudem durch das regelmäßige El Niño-Phänomen zu erwarten.

Die landwirtschaftlichen Produktionssysteme Ost-afrika gehören zu den vulnerabelsten weltweit. Länger anhaltende Trockenheit in der für den Anbau von Feld-früchten so wichtigen Wachstumsperiode von März bis Mai (lange Regenzeit) wird auch zukünftig maßgeblich zur Nahrungsmittelunsicherheit beitragen. Der Klima-wandel wird sich überwiegend negativ auf die landwirt-schaftlichen Erträge auswirken, eine Ertragssteigerung wird lediglich für den Maisanbau in höheren Lagen erwartet (Abb. 3.1-11; Thornton et al. 2009). Bei un-günstiger werdenden Anbauverhältnissen wird sich der Anteil des Ackerbaus an der Nahrungsmittelproduk-tion zugunsten der Viehwirtschaft verringern (Jones & Thornton 2009). Nichtklimatische Faktoren wie Konflikte und Nahrungsmittelpreise haben vor allem bei niedrigen bis mittleren Emissionsszenarien und in zeitnahen (bis Mitte des Jahrhunderts) Simulationen einen hohen Einfluss auf die Ernährungssicherung. Bei hohen Emissionsszenarien und längeren Zeitspannen überwiegen dagegen die Einflüsse klimatischer Verän-derungen oder haben in etwa gleichrangige Bedeutung (Brown et al. 2015: 7).

Bei gerechter globaler Verteilung könnten alle Menschen ausreichend ernährt werden, die Agrarpro-duktion muss in den nächsten Jahrzehnten allerdings erheblich gesteigert werden, um die weltweit steigende Nachfrage nach Nahrungsmitteln decken zu können (FAO et al. 2015). Im Jahr 2018 drohen in Ostafrika erneut Hungersnot und eine Vielzahl von Hungerflücht-lingen (Fews Net 2017: 2). In Äthiopien und im Süd-sudan werden 5 bis 7 Mio. Menschen auf Nahrungs-mittelhilfe angewiesen sein, in Somalia zwischen 3 und 4, und in Uganda und Kenia jeweils zwischen 1 und 3 Mio.. Die Bewältigungs- und Anpassungskapazitäten besonders verwundbarer Bevölkerungsgruppen reichen angesichts häufiger auftretender Dürre- und Hunger-krisen bei weitem nicht aus. Internationale Organisa-tionen der Entwicklungszusammenarbeit leisten über Nahrungsmittelnothilfe, soziale Transferleistungen wie z.B. einkommensfördernde Maßnahmen oder den Wie-deraufbau landwirtschaftlicher Produktionsgrundlagen unverzichtbare Unterstützung. Das Ziel der Vereinten

Abb. 3.1-11: Prognostizierte Auswirkung des Klimawan-dels auf den Getreideertrag in Subsahara-Afrika bis 2080 (% Veränderung zu 2000). Verwendet wurde das Had-CM3-Modell und das IPCC-SRES-A2-Szenario. Quelle: Verändert nach Ahlenius (2009).

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Kontakt:B. Sc. Lisa Krause ([email protected])Prof. Dr. Udo Schickhoff ([email protected])Institut für Geographie - KlimaCampus HamburgUniversität Hamburg

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Nationen, den weltweiten Hunger bis 2030 zu beenden, ist jedoch eine Mammutaufgabe, für die darüber hinaus enorme finanzielle Mittel aufgewendet werden müssen. Die FAO schätzt den Bedarf auf jährlich zusätzlich 265 Milliarden US$ (FAO et al. 2015: iv). Den politischen Willen vorausgesetzt, wäre die Weltgemeinschaft ohne weiteres in der Lage, diese Mittel aufzubringen.

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