34. Jahrgang, Nummer 3/2004 D Z UNIVERSITÄT ZÜRICH unijournal00000000-086d-f41b-0000... ·...

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Von Markus Binder Alles ist gut, bis jetzt. Die Universität Zü- rich ist in einer Anfang Jahr publizier- ten Studie der Schanghaier Jiao-Tong- Universität weltweit auf Rang 45 klas- siert, europaweit gehört sie zu den Top Ten. Das gesamte Schweizerische For- schungssystem ist ausgezeichnet. Ge- messen am Wirkungsgrad wissen- schaftlicher Publikationen (die relative Anzahl der Zitierungen einer Publika- tion) liegt die Schweiz auf Platz drei, hin- ter den USA und den Niederlanden. Das hat das Zentrum für Wissenschafts- und Technologiestudien (Cest) errechnet. Trotzdem sind Wolken am universi- tären Himmel sichtbar geworden, nicht nur in Zürich, nicht nur in der Schweiz, nein, in ganz Europa. Männiglich macht sich Sorgen, wie in Zukunft inter- national konkurrenzfähige Hochschu- len finanziert werden sollen. In Zeiten, da dem Staat das Geld fehlt oder weg- gespart wird. In Zeiten, da immer mehr Studierende an die Hochschulen kom- men. Um elf Prozent hat seit 1995 die Zahl der Studierenden in der Schweiz zugenommen. Weil im gleichen Zei- traum die Zahl der Professoren nur um vier Prozent zugenommen hat, sind die Betreuungsverhältnisse prekär gewor- den. Eine Geschichtsprofessorin be- treut in der Schweiz 120 Hauptfachstu- dierende, ein Psychologieprofessor 170. Von der Publizistik ganz zu schweigen. Ein Betreuungsverhältnis von 1 zu 40 fände der Bundesrat wünschenswert. Ein Wunschtraum. Einig sind sich alle, dass etwas geschehen muss. Woher aber mehr Geld nehmen? Andere Länder zahlen mehr In der Schweiz finanziert der Staat die Hochschulen. Von den 4,6 Milliarden Franken im Jahr 2002 zahlten der Bund knapp 50 Prozent, die Kantone knapp 40 Prozent und der Nationalfonds 7 Pro- zent. Die Studierenden trugen rund 2 Prozent bei. 1990 hat die Schweiz mit 3 Prozent des Bruttoinlandprodukts für Bildung noch mehr ausgegeben als je- des andere OECD-Industrieland. Heute liegt die Schweiz mit 2,5 Prozent auf Rang 7. Teuerungsbereinigt sanken die Mittel für die Bildung in den letzten zehn Jahren um 17 Prozent. Der Bundes- rat möchte zwar mehr Geld für die Bil- dung und Forschung locker machen, kann aber nicht alleine entscheiden. Und die Privatwirtschaft? Rund 250 Millionen steuert sie an die Hochschul- kosten bei (6 Prozent), vor allem die Pharmaindustrie, Tendenz steigend. An der Universität Zürich waren es im Jahr 2002 immerhin 4,7 Prozent (39 Millio- nen Franken) des Budgets. Studierende zur Kasse bitten Ein Dauerbrenner ist die Debatte um höhere Studiengebühren. Hans-Ulrich Doerig, Verwaltungsrat der Credit- Suisse Group und Universitätsrat der Uni Zürich hat letztes Jahr ausgerech- net, dass die Schweizer Hochschulen in den Genuss von zusätzlichen 500 Milli- onen Franken kämen, wenn die Stu- diengebühren auf 5000 Franken pro Jahr erhöht würden. Damit könnten dann 800 zusätzliche Professorinnen und Professoren angestellt werden, vornehmlich in den Engpassfächern der Geistes- und Sozialwissenschaften. Wie wird die Gebührenfrage in un- seren Nachbarländern gehandhabt? In Deutschland durften bisher keine Stu- diengebühren erhoben werden. Doch wegen der Finanzknappheit wird in- tensiv über Einführung von Gebühren unijournal D IE Z EITUNG DER U NIVERSITÄT Z ÜRICH 34. Jahrgang, Nummer 3/2004 Inhalt Wer bezahlt die Wissenschaft? Spitzenforschung hat ihren Preis. In ganz Europa, auch in der Schweiz, steht die Hochschulfinanzierung zur Debatte. (Bild Frank Brüderli) Der globale Wettbewerb im Wissenschaftsbereich verschärft sich, das Klima wird rauer. Wer an der Spitze mithalten will, braucht entsprechende finanziel- le Mittel. Doch woher nehmen? Fortsetzung auf Seite 2 Aktuell Keine Panik: Das Niveau der Universität Zürich ist nicht gefährdet, sagt Rektor Hans Weder 2 Das Ende der Familie Feuerstein: UBS- Habilitationspreis für eine Studie über das Medienverhalten von Kindern 2 Dies academicus: Die Kette des Rektors und ihre Geschichte 3 Deutsch pauken: Intensivkurse für Fremd- sprachige werden rege benutzt 4 Abgehoben speisen: Das geplante Restaurant im Uni-Turm 4 Euros aus Brüssel: Schweizer For- schungsprojekte von der EU finanziert 5 Uni-Fernsehen: United Visions feiert Geburtstag 5 Porträt Italienfreund: Christoph Riedweg wird Di- rektor des Istituto Svizzero in Rom 7 Postmodern morden: Über einen Cam- pusroman von Thea Dorn 7 Wissen Im Grenzbereich: Seit zehn Jahren gibt es den Lehrstuhl für Naturheilkunde 8 Publikumsmagnet: Das Niederweninger Mammut wird zurzeit im Paläontologischen Museum ausgestellt 8 Alumni Bilanz: Marie Theres Fögen über ihre Zeit als Beiratsmitglied des FAN 15 Letzte Wissensfrage: Gibt es Katzen, die an Diabetes leiden? 16 Kulturschock: Marie Holde aus Kopen- hagen über ihre Erlebnisse in Zürich 16 Service Publikationen 6, Professuren 6 Veranstaltungen 10/11, Applaus 6/13

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Von Markus Binder

Alles ist gut, bis jetzt. Die Universität Zü-rich ist in einer Anfang Jahr publizier-ten Studie der Schanghaier Jiao-Tong-Universität weltweit auf Rang 45 klas-siert, europaweit gehört sie zu den TopTen. Das gesamte Schweizerische For-schungssystem ist ausgezeichnet. Ge-messen am Wirkungsgrad wissen-schaftlicher Publikationen (die relativeAnzahl der Zitierungen einer Publika-tion) liegt die Schweiz auf Platz drei, hin-ter den USA und den Niederlanden. Dashat das Zentrum für Wissenschafts- undTechnologiestudien (Cest) errechnet.

Trotzdem sind Wolken am universi-tären Himmel sichtbar geworden, nichtnur in Zürich, nicht nur in der Schweiz,nein, in ganz Europa. Männiglichmacht sich Sorgen, wie in Zukunft inter-national konkurrenzfähige Hochschu-len finanziert werden sollen. In Zeiten,da dem Staat das Geld fehlt oder weg-gespart wird. In Zeiten, da immer mehr

Studierende an die Hochschulen kom-men. Um elf Prozent hat seit 1995 dieZahl der Studierenden in der Schweizzugenommen. Weil im gleichen Zei-traum die Zahl der Professoren nur umvier Prozent zugenommen hat, sind dieBetreuungsverhältnisse prekär gewor-den. Eine Geschichtsprofessorin be-treut in der Schweiz 120 Hauptfachstu-dierende, ein Psychologieprofessor 170.Von der Publizistik ganz zu schweigen.Ein Betreuungsverhältnis von 1 zu 40fände der Bundesrat wünschenswert.Ein Wunschtraum. Einig sind sich alle,dass etwas geschehen muss. Woher abermehr Geld nehmen?

Andere Länder zahlen mehrIn der Schweiz finanziert der Staat dieHochschulen. Von den 4,6 MilliardenFranken im Jahr 2002 zahlten der Bundknapp 50 Prozent, die Kantone knapp40 Prozent und der Nationalfonds 7 Pro-zent. Die Studierenden trugen rund 2 Prozent bei. 1990 hat die Schweiz mit3 Prozent des Bruttoinlandprodukts fürBildung noch mehr ausgegeben als je-des andere OECD-Industrieland. Heuteliegt die Schweiz mit 2,5 Prozent aufRang 7. Teuerungsbereinigt sanken dieMittel für die Bildung in den letztenzehn Jahren um 17 Prozent. Der Bundes-rat möchte zwar mehr Geld für die Bil-

dung und Forschung locker machen,kann aber nicht alleine entscheiden.

Und die Privatwirtschaft? Rund 250Millionen steuert sie an die Hochschul-kosten bei (6 Prozent), vor allem diePharmaindustrie, Tendenz steigend. Ander Universität Zürich waren es im Jahr2002 immerhin 4,7 Prozent (39 Millio-nen Franken) des Budgets.

Studierende zur Kasse bittenEin Dauerbrenner ist die Debatte umhöhere Studiengebühren. Hans-UlrichDoerig, Verwaltungsrat der Credit-Suisse Group und Universitätsrat derUni Zürich hat letztes Jahr ausgerech-net, dass die Schweizer Hochschulen inden Genuss von zusätzlichen 500 Milli-onen Franken kämen, wenn die Stu-diengebühren auf 5000 Franken proJahr erhöht würden. Damit könntendann 800 zusätzliche Professorinnenund Professoren angestellt werden,vornehmlich in den Engpassfächern derGeistes- und Sozialwissenschaften.

Wie wird die Gebührenfrage in un-seren Nachbarländern gehandhabt? InDeutschland durften bisher keine Stu-diengebühren erhoben werden. Dochwegen der Finanzknappheit wird in-tensiv über Einführung von Gebühren

unijournalDIE ZEITUNG DER UNIVERSITÄT ZÜRICH

34. Jahrgang, Nummer 3/2004

Inhalt

Wer bezahlt die Wissenschaft?Spitzenforschung hat ihren Preis. In ganz Europa, auch in der Schweiz, steht die Hochschulfinanzierung zur Debatte. (Bild Frank Brüderli)

Der globale Wettbewerb imWissenschaftsbereich verschärftsich, das Klima wird rauer. Weran der Spitze mithalten will,braucht entsprechende finanziel-le Mittel. Doch woher nehmen?

Fortsetzung auf Seite 2

AktuellKeine Panik: Das Niveau der UniversitätZürich ist nicht gefährdet, sagt RektorHans Weder 2Das Ende der Familie Feuerstein: UBS-Habilitationspreis für eine Studie über das Medienverhalten von Kindern 2Dies academicus: Die Kette des Rektorsund ihre Geschichte 3Deutsch pauken: Intensivkurse für Fremd-sprachige werden rege benutzt 4Abgehoben speisen: Das geplante Restaurant im Uni-Turm 4

Euros aus Brüssel: Schweizer For-schungsprojekte von der EU finanziert 5Uni-Fernsehen: United Visions feiert Geburtstag 5

PorträtItalienfreund: Christoph Riedweg wird Di-rektor des Istituto Svizzero in Rom 7Postmodern morden: Über einen Cam-pusroman von Thea Dorn 7

WissenIm Grenzbereich: Seit zehn Jahren gibtes den Lehrstuhl für Naturheilkunde 8Publikumsmagnet: Das NiederweningerMammut wird zurzeit im PaläontologischenMuseum ausgestellt 8

AlumniBilanz: Marie Theres Fögen über ihre Zeit als Beiratsmitglied des FAN 15

LetzteWissensfrage: Gibt es Katzen, die an Diabetes leiden? 16

Kulturschock: Marie Holde aus Kopen-hagen über ihre Erlebnisse in Zürich 16

ServicePublikationen 6, Professuren 6

Veranstaltungen 10/11, Applaus 6/13

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Die Mittel, die der Universität Zürich zurVerfügung stehen, garantierten weiter-hin ein hohes wissenschaftliches Niveau,sagt Prof. Hans Weder auf Nachfrage desunijournals. Eine Erhöhung der Stu-diengebühren stehe nicht zur Debatte.

unijournal: Wie schätzen Sie die Möglich-keiten ein, dass sich die Privatwirtschaft fi-nanziell noch stärker für die Universitätenengagiert?Hans Weder: Nicht schlecht. Wenn In-stitute gute Arbeit leisten, werden sie oftauch von der Wirtschaft unterstützt.Weniger wahrscheinlich ist, dass dieWirtschaft die alleinige Finanzierungganzer Institute übernimmt. Man darfnicht die ganze Hoffnung auf die Wirt-schaft setzen. Deshalb rechnen wir imBudget für die kommenden Jahre nur miteinem moderaten Anstieg der Drittmit-

AKTUELL / DIES ACADEMICUS2 10. Mai 2004 ■ unijournal 3 ⁄ 04

REKTOR HANS WEDER ZUM THEMA: WER BEZAHLT DIE WISSENSCHAFT?

Weder: «Wir können das Niveau halten »diskutiert. Auch die Studierenden sinddafür, falls das Geld der jeweiligenHochschule zugute kommt. DasBundesverfassungsgericht in Karlsruhewird demnächst über die Klagen vonsechs von der CDU geführten Bundes-länder entscheiden, welche fordern,Gebühren erheben zu dürfen. Im repu-blikanischen Frankreich gibt es eben-falls keine Semestergebühren. Im Landder Égalité ist das Studium trotzdemnicht gratis, denn die Einschreibe- undPrüfungsgebühren steigen stetig. InÖsterreich sind vor zweieinhalb JahrenSemestergebühren eingeführt worden.Glücklich ist damit aber fast niemand.Die Studierenden bemängeln, dass dieUniversitäten deswegen nicht bessergeworden seien, und die Universitätenkritisieren den Verwaltungsaufwand,der fast die ganzen 363,36 Euro pro Se-mester verschlinge.

Der Trend zeigt also: Die Studieren-den werden stärker zur Kasse gebeten.Womit sich die Frage stellt, wie höhereGebühren sozial ausgestaltet werdenkönnen. Doerig fordert mehr Stipen-dien vom Staat sowie Darlehen, dieinnerhalb von 10 Jahren zurückgezahltwerden müssten. Doch je höher die Ge-bühren, desto stärker wird der Mittel-stand belastet, weil er nicht stipendien-berechtigt ist. Also Darlehen? Niemandstartet gerne mit einem Schuldenbergins Berufsleben. Ausserdem könntenwirtschaftlich weniger verheissungs-volle Studienrichtungen zum Luxuswerden. Spannend ist der Vorschlag,den Betrag an das zukünftige Einkom-men zu koppeln. Damit wird niemandbestraft, der zum Beispiel nach demEthnologiestudium halbtags in einemMuseum arbeitet.

Wesentlich mehr zahlen die Studie-renden auch an Eliteuniversitäten, wie

Fortsetzung von Seite 1

sie etwa Bundeskanzler Gerhard Schrö-der Anfang Jahr gefordert hat. Oderkürzlich die Denkfabrik «Avenir Suisse».

Eliteuniversitäten gefordertIhre Idee: Zuoberst sollen zwei bis dreiglobale Hochschulen für Spitzenfor-schung und englische Doktorarbeitensorgen, in der Mitte einige Hochschu-len auf dem europäischen Parkett derBachelor- und Masterabschlüsse mit-mischen, zuunterst sind schliesslich dienationalen Hochschulen, wo nicht ge-forscht und nur der Bachelor angebo-ten wird. Die Unis würden dann wie inden USA selber entscheiden, wen sieaufnehmen (Numerus clausus) und wieviel sie verlangen wollen. Unklar ist, wiedie staatlichen Gelder verteilt und die

tel. Doch wenn wir die jetzt angelaufeneEntwicklung von fachlichen Schwer-punkten vorantreiben, ist nicht auszu-schliessen, dass die Mittel für die For-schungskooperation substanziell wach-sen werden.

Was halten Sie von der Idee, in der SchweizEliteuniversitäten ins Leben zu rufen?Das halte ich für kompletten Nonsens.

Wird man die Studiengebühren erhöhenmüssen?Das ist kein Thema. Der Kantonsrat hatbeschlossen, die Studiengebühren nichtzu erhöhen, also gilt das auch.

Wie weit sollte man mit interuniversitärenKooperationen gehen? Nur so weit, als sie uns und den andernnützen. Kooperationen dürfen kein

News■ Zentrale Dienste Die Zentrale Uni-versitätsverwaltung hat einen neuenNamen: Ab sofort heisst sie «ZentraleDienste der Universität Zürich». Diesgab Rektor Prof. Hans Weder am Diesacademicus bekannt. Damit solle deut-lich werden, dass die Verwaltung keinSelbstzweck sei und schlank bleibenmüsse. Sie habe einzig und allein dieAufgabe, das Kerngeschäft der Wissen-schaft zu unterstützen. Weder würdig-te die Leistungen der Zentralen Dienste,die man normalerweise dann am we-nigsten wahrnehme, wenn sie gut ar-beiteten.

■ Neuer Studiengang Ab Oktober 2004bietet die Universität Zürich einen inder Schweiz einmaligen Studiengang inWirtschaftschemie an. Der integrierteStudiengang bietet eine berufsbezoge-ne Kombination aus natur- und wirt-schaftswissenschaftlicher Ausbildung.

■ Zulassungsbeschränkungen Der Re-gierungsrat des Kantons Zürich hatauch für das Studienjahr 2004/2005 ei-ne Zulassungsbeschränkung zum Me-dizinstudium angeordnet. Neben derHuman- und Veterinärmedizin ist da-von erstmals auch die Zahnmedizin be-troffen. Die Zahl der Studienplätze ander Medizinischen Fakultät beträgt 250(davon 50 Plätze für die Zahnmedizin),an der Vetsuisse-Fakultät 90.

«Seit ich Vater bin, muss ich gewisse me-dienpädagogische Empfehlungen, vondenen ich theoretisch überzeugt war,‹überarbeiten›», erzählt der Publizistik-wissenschaftler Daniel Süss mit selbst-ironischem Unterton. Zum Beispiel dieerzieherische Knacknuss Fernsehschau-en: Diesbezüglich hätte er seine 4- und5-jährigen Töchter am liebsten bis zumKindergarten abstinent gehalten. DieAttraktion der Flimmerkiste war jedochso stark, dass die Kleinen schon am Mor-

UBS-HABILITATIONSPREIS FÜR DANIEL SÜSS

Gute Zeiten für Pokemon, schlechte für Lassiegen gucken wollten. Die Lösung desklassischen Konflikts lag dann darin,dass die Eltern geeignete Kindervideosauswählen und diese vor dem Abend-essen «freigeben».

Seine Habilitation hat Daniel Süssüber die «Mediensozialisation von Kin-dern und Jugendlichen» geschrieben,seinen Vortrag zum Erlangen der Venialegendi hielt er über «Nutzung und Wir-kung von Soap Operas». Für seine Ar-beit wurde er am Dies academicus mitdem UBS-Habilitationspreis (10’000Franken) geehrt. Süss ist Privatdozentan der Universität Zürich und seit dreiJahren Professor an der Hochschule fürAngewandte Psychologie, Zürich. DasFazit seiner bisherigen Forschertätig-keit: «Heute haben Kinder und Jugend-liche sowohl mehr Möglichkeiten, sichaus dem breiten Medienangebot einpersönliches ‹Menü› zusammenstellen,als auch mehr Risiken, auf problemati-sche Angebote zu stossen.» Die Aufga-be der Eltern wird deshalb darin beste-hen, den Kindern und Jugendlichen zuhelfen, medienkompetent zu werdenund selbst als Vorbild zu wirken.

Schon in den Siebzigern waren Me-dien bedeutend für Kinder. Am wichtigs-ten ist nach wie vor das Fernsehen, es hat

Wünscht sich medienkompetente Kinder: Publizistik-wissenschaftler Prof. Daniel Süss. (Bild F. Brüderli)

sich als Leitmedium gehalten. Doch heu-te begeistern sich nicht mehr alle für dasGleiche (für Lassie oder die Familie Feu-erstein). Multimediaverbunde bieten diegleiche Geschichte auf unterschied-lichen Medien an (Buch, Film, Video,DVD, Computerspiel). Die Jugendlichenpicken sich ihre Lieblinge selbst heraus.Da ist Pokemon nicht gleich Pokemonund Manga nicht gleich Manga. Allseitsbeliebt sind Teenager-Soap-Operas, allekennen die US-Soaps «Beverly Hills90210» und «Melrose Place».

Heute suchen sich Jugendliche meistihren eigenen Weg, wie sie mit Medienumgehen wollen (Selbstsozialisation),und Gleichaltrige werden schneller prä-gend für den Medienumgang. Auch dieSchulen spielen eine wichtigere Rolle alsfrüher. Bei Jungs sind in den letzten Jah-ren die Computerspiele wichtig gewor-den, Mädchen stehen eher aufs Handy.In vielen Vater-Sohn-Beziehungen istder Computer in den Vordergrund ge-rückt. Mädchen dagegen ziehen oft dasgemeinsame Fernsehschauen vor.

Brigitte Blöchlinger ist unipublic-Redaktorin und langweilt sich vor

dem Fernseher. Ihre 9-monatige Tochterist fasziniert vom Telefonbeantworter.

Studierenden ausgesucht würden. Un-klar ist auch, was mit jenen Fächern ge-schehen würde, deren Marktfaktor ge-ring ist. Klar ist, dass die Gebühren vielhöher wären als heute. Harvard zum Bei-spiel finanziert sich zur Hälfte über Ge-bühren von 32’000 Franken jährlich.Dank Stipendien und Darlehen ist derAnteil der sozial schwächeren Schich-ten unter den Uniabsolventen in denUSA deutlich höher als in Europa. DieBildungschancen sind in den USA abernicht generell besser, weil die Qualitätder Schulen stark variiert. Nur die Spit-zenhochschulen stechen nämlich dieEuropäischen Unis aus, der grosse Restder US-Hochschulen ist Mittelmass.

Wie sieht es aus mit internen Ein-sparungen durch Kooperationen? Sie

existieren bereits, so arbeiten Bern, Frei-burg und Neuenburg in Erdwissen-schaften und Jus zusammen. Damit aberdie zwei ETHs, die 10 Universitäten unddie 7 Fachhochschulen in der Schweizsich dichter vernetzen können, brauchtes bessere Strukturen. Ende 2007 läuftdas Universitätsförderungsgesetz aus.Zurzeit wird ein neues Hochschulrah-mengesetz vorbereitet. Ein Vorschlagder Projektgruppe des Bundes unterStaatssekretär Charles Kleiber wird dem-nächst erwartet. Wie in der föderalisti-schen Bildungsschweiz die Hochschu-len finanziert und gesteuert werden sol-len, muss letztlich die Politik entschei-den.

Selbstzweck sein, und die betroffenen In-stitute müssen damit einverstandensein. Institute, die mit anderen Univer-sitäten zusammenarbeiten wollen, wer-den darin von uns unterstützt.

Kann die Universität Zürich mit den beste-henden finanziellen Mitteln ihr hohes Ni-veau halten?Ja, das kann sie. Natürlich, wenn wir sogut finanziert würden wie die ETH, könn-ten wir noch ein paar Zacken zulegen.Aber wenn die Planung der nächsten vierJahre, die davon ausgeht, dass wir jedesJahr etwas mehr Geld bekommen, auf-rechterhalten wird, dann können wir un-ser Niveau halten und vielleicht sogarnoch etwas verbessern. gut, nic

Markus Binder ist freier Journalist.

Das vollständige Interview mit Rektor Prof.Hans Weder im nächsten unimagazin.

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tion behandelt die Rolle des ge-samtwirtschaftlichen Konsums aus

einer neuen Perspektive. Die Arbeit gehtvon der grundlegenden Beobachtungaus, dass die Nachfragestruktur der Kon-sumenten mit ihrem Einkommen än-dert. Dies bedeutet, dass es einen syste-matischen Zusammenhang zwischenaggregierter Nachfragestruktur, der Hö-he und der Verteilung des Volksein-kommens gibt.

HabilitationspreiseErstmals wurde dieses Jahr der Habili-tationspreis der Walter und GertrudSiegenthaler Stiftung verliehen. Er geht

an PD Dr. med.Michael Zaugg. Erist Oberarzt am Insti-tut für Anästhesiolo-gie am Universitäts-Spital Zürich. Ausge-zeichnet wurde er fürseine Arbeit zumThema «Periopera-tive Cardioprotec-

tion against Catecholamine-inducedToxicity». Den UBS-Habilitationspreiserhielt Daniel Süss (siehe Seite 2).

unicom

Sieben neue Ehrendoktoren wurden am diesjährigen Dies academicus ernannt. Von links:Prof. Kurt Mislow und Prof. Jürg M. Fröhlich, Ehrendoktoren der Mathematisch-natur-

wissenschaftlichen Fakultät; Prof. Kurt Benirschke, Ehrendoktor der Vetsuisse-Fakultät; Prof. Hans Weder, Rektor; Prof. Guy Gedalyahu Stroumsa, Ehrendoktor

der Theologischen Fakultät; Prof. Herbert L. DuPont, M.D., Prof. Hans-Joachim Freund und Prof. Andrew McMichael, M.D., Ehrendoktoren der

Medizinischen Fakultät. Ausführlicheres zu den Ehren-doktoren lesen Sie auf www.unipublic.unizh.ch

(Bild Frank Brüderli)

DIES ACADEMICUS 310. Mai 2004 ■ unijournal 3 ⁄ 04

Ehre, Gold, Wahrhaftigkeit

Sie ist das auffälligste, das prachtvollsteRequisit an jeder Dies-Feier: die Kettedes Rektors. Ein halbes Kilogrammbringt sie auf die Waage, 18 Karat Goldund 8 Gramm Silber stecken darin. DerAnhänger des Mittelstücks stellt Karlden Grossen dar. Nach der Legende sollKarl in Zürich die Stiftsschule gegrün-det haben. Deshalb bürgerte sich für siedie Bezeichnung Schola Carolina ein.Die farbigen acht Wappen beziehen sichauf acht bedeutende Zürcher Persön-lichkeiten: Huldrych Zwingli, HeinrichBullinger, Johann Heinrich Hottinger,Johann Caspar Bluntschli, Johann Ja-kob Scheuchzer, Johann Jakob Bodmer,Conrad Gessner und Johann Caspar vonOrelli.

Die Kette des Rektors Wo aber liegen eigentlich die Ursprün-ge dieses prachtvollen Juwels? Seit 1883war in Zürich immer wieder über dieEinführung einer Rektoren-Amtstracht,wie sie an ausländischen Universitätengebräuchlich ist, debattiert worden.Mitte der Fünfzigerjahre wurde eine sol-che Tracht nach langem Hin und Hertatsächlich angeschafft. Sie wurde aberkaum je getragen – im Gegensatz zurKette, die 1957 ein anonymes Mitglieddes Zürcher Hochschulvereins gestiftethatte. Der für damalige Verhältnissestolze Preis von 10’000 Franken wurdedafür entrichtet. Gefertigt wurde sie vonKarl O. Dietschky, Meister in der Gold-schmied AG U. Sauter in Basel.

unicom

Michael Zaugg

Am regnerischen 29. April1833 fand die offizielle Grün-dungsfeier der Universität statt. All-jährlich erinnert seither der Dies aca-demicus an dieses Ereignis, auch diesesJahr wieder. In festlichem Rahmen hieltHans Weder am 24. April in seiner Rek-toratsrede ein Plädoyer für die «Wahr-haftigkeit in der Wissenschaft». «Wis-senschaft», sagte er, «hat dann einenWert, wenn sie zur Verbesserung derVerhältnisse beiträgt und Probleme zulösen hilft. Das kann sie nur, wenn siedie wahren Verhältnisse erkennt unddie Probleme wahrhaftig beschreibt.Mit der Wahrhaftigkeit steht demnachnichts Geringeres auf dem Spiel als derWert des – immerhin nicht ganz kos-tenlosen – Unternehmens Wissen-schaft.»

Als Vertreterin des Mittelbaus mach-te anschliessend Karin Pühringer, Päsi-dentin VAUZ, auf die Anliegen ihresStandes aufmerksam. Unter anderemäusserte sie den Wunsch, dass die Mit-bestimmung in allen Gremien und aufallen Ebenen gelebtes Recht werde.

Jahrespreise der FakultätenAuf Antrag der Fakultäten verlieh dasPreisinstitut der Universität Zürich wiejedes Jahr am Dies academicus Preise fürhervorragende wissenschaftliche Arbei-ten oder Dissertationen von Studieren-den und Doktorierenden. Insgesamtwurden sieben Preise vergeben:Stefan Gruden, Theologische Fakultät,erhielt einen Jahrespreis für seineLizenziatsarbeit «Zuwendende Anteil-nahme im Spannungsfeld von Bürger-tugend und christlicher Liebe. Eintheologischer Versuch». Die Arbeit gehtder Frage nach, welche Bürgertugendenfür den Bestand einer freiheitlichenGesellschaft erforderlich sind. Sie leisteteinen scharfsinnigen und subtilen Bei-trag zum Verständnis der Bedeutung derchristlichen Kirchen für den sozialenZusammenhalt moderner pluralisti-scher Gesellschaften.Michael Hermann und Heiri Leu-thold, Mathematisch-naturwissen-schaftliche Fakultät, erhielten einen

Jah-respreis für den «Atlasder politischenLandschaften – Einweltanschauliches Porträtder Schweiz». Auf der Basis von fast200 eidgenössischen Volksabstim-mungen werden in diesem Atlas diewichtigsten politischen Grundkon-flikte aufgedeckt – und mit ihnen dieregionalen Unterschiede von Einstel-lungen, Werten und Mentalitäten. DerAtlas zeichnet eine facettenreiche men-tale Topografie der zahlreichen kultu-rellen Grenzen und Gegensätze derSchweiz.Sebastian Hoffmann, PhilosophischeFakultät, erhielt einen Jahrespreis fürseine Dissertation «English ComplexPrepositions: Theory and Use. A Corpus-based Study». Die von Sebastian Hoff-mann vorgelegte Dissertation ist die bis-her umfangreichste Studie zum Themader komplexen Präpositionen im Engli-schen.Georg Stüssi, Medizinische Fakultät, er-hielt einen Preis für seine Dissertation«Das ABO System in der Transplanta-tionsmedizin». Die Dissertation er-forscht ABO-Antikörper, die gegen Kar-bohydratmoleküle auf der Zelloberflä-che einer ganzen Reihe von Körperzel-len gerichtet sind. ABO-Antikörper spie-len eine wichtige Rolle in der Trans-plantationsmedizin.Daniela Turnherr, Rechtswissen-schaftliche Fakultät, erhielt einen Preisfür ihre Dissertation «Öffentlichkeitund Geheimhaltung von Umweltinfor-mationen». Auf dem Gebiet der Um-weltverwaltung besteht wegen des en-gen Bezugs zwischen dem Zustand derUmwelt und der Lebensqualität ein be-sonderes Informationsbedürfnis.Wichtige Impulse für die Schaffung ver-stärkter Transparenz gehen in neuererZeit vom Umweltvölkerrecht aus, ins-besondere von der Aarhus-Konvention,

dieim Okt-

ober 2001 inKraft trat. Die Dis-

sertation analysiert diekomplexe Thematik aus

staats- und völkerrechtlicher Sicht.Hartmut Egger, Wirtschaftswis-senschaftliche Fakultät, erhielt ei-

nen Preis für seine Dissertation «Out-sourcing in a Global World». Die Dis-

sertation analysiert die Konsequenzenvon internationalem Outsourcing. The-matisiert werden unter anderem mög-liche Lohneffekte von internationalemOutsourcing im Rahmen traditionellerAussenhandelsmodelle, die Bedeutungvon internationalem Standortwettbe-werb sowie die Rolle öffentlicher Infra-strukturmassnahmen für die Attrakti-vität eines Landes als Standort vonIntermediärgüterproduktion. Reto Föllmi, Wirtschaftswissenschaft-liche Fakultät, erhielt einen Preis für sei-ne Dissertation «Consumption Structu-re and Macroeconomics». Die Disserta-

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AKTUELL4 10. Mai 2004 ■ unijournal 3 ⁄ 04

DEUTSCH-INTENSIVKURSE AM SPRACHENZENTRUM

Es weint der Biber in der Winternacht

Von Monika Ambauen

Seit bald 25 Jahren gibt es für Studie-rende die Möglichkeit, an den ZürcherHochschulen Deutsch als Fremdspra-che (DaF) zu lernen. DaF-Kurse anzu-bieten, gehört heute zu einer der Kern-aufgaben des Sprachenzentrums. DieInstitution beider Hochschulen siehtsich nicht in Konkurrenz zu kommer-ziellen Sprachkurs-Anbietern, sondernkonzentriert sich mit seinen Kursen aufuniversitäre Ansprüche. Die Niveauein-teilung orientiert sich am EuropäischenReferenzrahmen. Gute Deutschkennt-nisse werden bei den Teilnehmern be-reits vorausgesetzt.

Intensiv und integrativDie Deutsch-Intensivkurse in den Se-mesterferien werden zweimal pro Jahr,jeweils kurz vor Semesterbeginn, durch-geführt. Im Herbst melden sich jeweilsüber zweihundert, im Frühling gegenhundert Studierende für Kurse auf demSprachniveau B an. Die Leitung obliegtdrei bis fünf Dozierenden, die von vierbis acht Assistierenden unterstützt wer-den.

Der Intensivkurs bietet den Studie-renden die Möglichkeit, sich währendzwei oder drei Wochen (insgesamt 60Lektionen) intensiv und auf universitä-rem Niveau mit der deutschen Spracheauseinander zu setzen. Nina Holms,Gaststudentin aus Finnland, ist von derWichtigkeit dieser Kompaktkurse über-zeugt: «Für viele Gaststudierende be-deutet der Intensivkurs unmittelbar vor

Semesterbeginn die ideale Vorbereitungauf das Semester. Man kann sich dannwährend des Semesters besser auf die In-halte konzentrieren.» Ohne denDeutsch-Intensivkurs hätte sie den Ein-stieg ins Studium nie so rasch gefunden,betont die Pädagogikstudentin. Daskonzentrierte Deutschlernen habe esihr ermöglicht, sich mehr und mehr vonihrer Muttersprache zu lösen. Auch derKontakt zu anderen Studierenden habeihr geholfen, sich in Zürich einzuleben.

Im diesjährigen Frühjahrskurs be-stand der Unterricht morgens aus derRepetition von Grammatik, der Vertie-fung des Wortschatzes sowie der münd-lichen und schriftlichen Auseinander-setzung mit vorgegebenen Themen undTexten in Gruppen. Nachmittags stan-den acht verschiedene Workshops zurAuswahl. Toni Vovko, Bundesstipendi-at aus Slowenien, stellte beispielsweiseim Workshop «Theatrale Improvisa-tion» sein schauspielerisches Talent aufdie Probe: «Die Spontaneität im Spielliess uns unsere Sprachhemmungenvöllig vergessen.»

In der Schreibwerkstatt, ein weiteresWorkshopangebot, hatten die Studie-renden Gelegenheit, ihre Deutsch-kenntnisse im Verfassen verschiedenerTexte auszubauen. Ob Erlebnisbericht,Bildbeschreibung oder Thesenpapier,die Studierenden machten eifrig mit. Ei-nige wagten sich sogar an das an-spruchsvolle Genre der Lyrik und dich-teten sanfte Verse wie «Deine Augensind wie die Winternacht, so dunkel, tiefund satt» oder «Ich weine wie ein Biber,weil du mich verlassen hast.»

Individuelle BedürfnisseDie fremdsprachigen Studierenden se-hen sich je nach Muttersprache vor ganzunterschiedliche Schwierigkeiten ge-stellt. Es gibt aber auch Eigenheiten derdeutschen Sprache – beispielsweise dasausgeklügelte System der Deklination –,die allen Mühe bereiten. Der Frontal-

Viele Angehörige von Universitätund ETH studieren, forschenund leben in einem sprachlichenUmfeld, das sie sich erst erobernmüssen. Den Einstieg erleichtertihnen das hochschulspezifischeAngebot an Deutschkursen desSprachenzentrums.

unterricht bezieht sich deshalb stärkerauf allgemeine Aspekte, während in denGruppenarbeiten und den Workshopsauf die Fragen und individuellen Be-dürfnisse eingegangen wird. Dafür ste-

hen den Dozierenden die Assistieren-den zur Seite. Bei Letzteren handelt essich um Germanistikstudierende, die inden Nachmittags-Workshops auchselbstständig unterrichten. Damit kön-nen sie im Unterrichtsbereich «Deutschfür Fremdsprachige» Erfahrungen sam-meln.

Gemischtes PublikumFür den diesjährigen Frühjahrskurs kon-zipierten die drei DaF-Dozierenden Dr.Ueli Bachmann, M.A. Sabine Schillingund lic. phil. I Claudio Consani ge-meinsam einen Reader und stellten einGrammatikkompendium aus verschie-denen Lehrbüchern zusammen. «Wirgeben das Gerüst vor, an das sich die Do-zierenden halten können; die Ausge-staltung des Unterrichts ist dann jedemselbst überlassen», erklärt der Fach-schaftsleiter für Deutsch als Fremdspra-che, Ueli Bachmann.

Als positive Unterrichtserfahrungspricht M.A. Sabine Schilling die ausser-gewöhnliche Gruppenkonstellationan: «Sie schafft Gesprächssituationen,die einmalig sind und die sonst so nicht

entstehen könnten». Claudio Consanistieg als Assistent bei den Deutschkur-sen an der ETH ein. Heute blickt er aufeine langjährige Erfahrung zurück. Ihmist wichtig, den Unterricht auf univer-sitärem Niveau zu halten: «Wenn die er-zieherischen Aspekte, die beim Volks-schulunterricht wichtig sind, wegfal-len, kann man sich ganz auf die Inhal-te konzentrieren.» Ueli Bachmannwiederum hebt die spezielle Mischungdes Publikums hervor, die sich aus derVerbindung verschiedener Nationalitä-ten und Studienfächer ergibt. «Es han-delt sich um mutige und interessanteLeute, die im Ausland studieren», meintder DaF-Fachschaftsleiter. Diese Vielfaltim Unterricht fruchtbar werden zu las-sen, erachtet er als die grosse didakti-sche Herausforderung.

BAUTEN

Abgehoben speisen: Im Hauptgebäude entsteht ein Turmrestaurant

Die letzte Bauetappe der Gesamtsanie-rung des Kollegiengebäudes 1 steht be-vor. Im März dieses Jahres bewilligte derRegierungsrat dafür 36'386'000 Fran-ken. Die Renovationsarbeiten des vonden Architekten Curiel und Moser ent-worfenen,1911 bis 1914 erstellten Baus

dauern vom 5. Juli 2004 bis voraus-sichtlich Ende Oktober 2006 .

Drei Sanierungs- und Umbauetap-pen fanden zwischen 1994 und 2002 be-reits statt. Das Projekt der bevorstehen-den vierten Etappe umfasst den gesam-ten Turmbereich vom 3. Untergeschoss

(B) bis zum 11. Obergeschoss (R) sowiedie Erneuerung des Lichthofs und derEingangsfoyers Seite Rämistrasse undKünstlergasse. Das Treppenhaus vom 3.(H) bis zum 11. Geschoss (R) wird neuin einer an der Nordwestecke angeord-neten Kernzone integriert, die auch dieNassbereiche und Steigzonen enthält.Acht Hörsäle werden vollständig er-neuert und audiovisuell den heutigenAnforderungen angepasst.

Im 3. und 4. Geschoss (H/J) werdendie Arbeitsräume für das PhonetischeLaboratorium und das Phonogrammar-chiv eingerichtet. In den beiden darü-ber liegenden Geschossen sind Arbeits-plätze für Studierende sowie ein be-dientes Buffet für die Abgabe von Ge-tränken und Zwischenverpflegung vor-gesehen. Im 7. und 8. Geschoss (M/N)ist ein Turmrestaurant mit zwei Mehr-zweckräumen als Begegnungszentrumfür die Mitarbeitenden der Universität

geplant. Zudem wird hier die Durch-führung von geschlossenen Veranstal-tungen und kleinen Blockseminarienermöglicht. Das gemeinsam mit derETHZ betriebene Sprachenzentrumwird im 9. Stock (P) eine definitive Blei-be erhalten. Im 10. Stock und im Dach-geschoss (Q/R) werden sich Haustech-nikanlagen, ein Raum der Stille und dasMoser-Archiv befinden. Parallel dazuwerden die Unterrichtsräume der 1. bis3. Bauetappe jeweils während den Se-mesterferien audiovisuell nachgerüstet.

Der Abbruch des alten Treppenhau-ses und von fünf aus statischen Grün-den vollständig zu erneuernden Deckenwird von Anfang Juli 2004 bis Ende Fe-bruar 2005 mit erheblichen, leider nichtvermeidbaren Lärmemmissionen ver-bunden sein.

Raymond Bandle, Mitarbeiter der Abtei-lung Bauten und Räume

Mit Mosaiksteinchen spielerisch die Struktur der deutschen Sprache erfassen: In-tensivkurs mit Dozent Dr. Ueli Bachmann. (Bild Monika Ambauen)

Modell des geplanten Restaurants im 7. und 8. Stock des Uni-Turms.

Monika Ambauen assistierte an den DaF-In-tensivkursen im Frühling 2004.

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5 JAHRE UNITED VISIONS

Die Uni-Glotze«Auf dem Handy fernsehen!» – Wasnach dem abgegriffenen Werbesloganeines Mobilfunkanbieters klingt, setzteein studentischer Verein in die Tat um:United Visions, das Hochschulfernse-hen Zürich, feierte im April mit einemApéro seinen fünften Geburtstag undbot dabei den Gästen die Gelegenheit,einen kurzen Film – zwar noch etwasruckelig – auf dem Handy anzusehen.

Startschuss beim KochenZwei Studenten hatten 1998 beim Ko-chen die Idee, wie der soziale Kontaktzwischen Studentinnen und Studentender beiden Zürcher Hochschulen ver-stärkt werden könnte: mit einem Hoch-schulfernsehen. Zwar war bald klar, dassdies aus finanziellen Gründen nur alsWeb-TV möglich ist, trotzdem nahmensie die Sache an die Hand: Im April 1999gründeten sie einen Verein und wurdenbei den Verwaltungen von Universitätund ETH vorstellig. Dort stiess das Pro-jekt auf offene Ohren und auf spenda-ble Geldbörsen. Rund ein halbes Jahrspäter war der erste Fernsehbeitrag on-line zugänglich

Pia Guggenbühl ist seit drei Jahrenbei United Visions aktiv und amtieren-de Präsidentin des Vereins. Die Studen-tin der Politikwissenschaften ist für dasHochschulfernsehen als Journalistinund als Leiterin der Abteilung Kommu-nikation tätig. Der grosse Zeitaufwandlohnt sich für sie: «Durch meine Tätig-keit bei United Visions habe ich enormviel Neues gelernt. Ich konnte poten-zielle Berufsfelder kennen lernen undpersönliches Networking betreiben.»Neben Guggenbühl nutzen rund zwan-zig Angehörige beider Hochschulen dieMöglichkeit, bei United Visions Erfah-rungen zu sammeln – sei dies als Infor-matiker, als Kameramann und Cutter,als Journalist oder als PR-Fachfrau. «Wirkönnen natürlich nicht vollprofessio-nell arbeiten, denn neben dem Studiumhaben die United-Visions-Mitgliedernur begrenzt Zeit. Aber wir haben dieChance, fast alles zu realisieren, was wirwollen – und das macht Spass», sagtGuggenbühl.

Ziel ist ein Beitrag pro WocheDoch ein Problem hat das Campus-TV:Kaum jemand an den Hochschulenkennt es. Guggenbühl hofft aber, dassdie aktuelle Plakatkampagne daran et-was ändert. Ausserdem sollen schonbald per E-Mail und SMS Hinweise aufneue Beiträge verschickt werden. DasZiel ist es, einen Beitrag pro Woche zuveröffentlichen – bei einem Aufwandvon etwa zwei Tagen unbezahlter Arbeitnicht immer einfach.

Natürlich würde United Visions sei-ne Beiträge gerne bei einem Fernseh-sender zeigen. Mit TV3 war man in Ver-handlung, als dieses geschlossen wurde,und ZüriPlus blieb auf der Strecke, be-vor überhaupt Kontakt aufgenommenwerden konnte. Doch Guggenbühl gibtnicht auf: «Wir verfolgen die Sache wei-ter», sagt sie. Schon bald wird in derMensa ein tonloser Trailer über die Bild-schirme flackern. Bis United Visions aufdem Handy zu sehen ist, wird es aller-dings noch einige Zeit dauern.

Lukas Mäder, freier Journalist

AKTUELL 510. Mai 2004 ■ unijournal 3 ⁄ 04

Von Sabine Witt

Seit die Schweiz an den Forschungspro-grammen der EU teilnehmen kann,klinken sich hiesige Wissenschaftlerin-nen und Wissenschaftler zunehmendin Forschungsprojekte mit übernatio-nalen Dimensionen ein. Die EU ergänztmit einem zusätzlichen Drittmitteltopfdie nationale Forschungsförderung desSchweizerischen Nationalfonds. Dabeigeht es nicht ums Geld allein. «Ent-scheidend ist die Vernetzung mit der eu-ropäischen Spitzenforschung», sagtAgatha Keller, die als Co-Leiterin vonEuresearch Zürich den Forschendenhilft, die administrativen Hürden vorBrüssel zu überwinden.

Forschungsstandort profitiertSchon seit 1992 können sich SchweizerForschende an EU-weit durchgeführtenProjekten innerhalb der auf 4 Jahre an-gelegten Rahmenprogramme für For-schung und Entwicklung der EU betei-ligen. Sie durften aber nicht als admi-nistrative Koordinatoren amten. Das isterst seit dem 1. Januar 2004 möglich.Wer nun ein EU-Projekt koordiniert, istoffiziell Ansprechpartner von Brüssel.Davon profitiert auch der Forschungs-standort Schweiz, weil die entspre-chenden Personen direkten Kontaktnach Brüssel haben, Einblicke in diestrategische Planung gewinnen, mitre-den und letztlich die Forschung mit-steuern können. Diese Möglichkeitenwaren der Schweiz bisher verwehrt.

Das 2003 gestartete 6. Rahmenpro-gramm (Gesamtbudget 17,3 MilliardenEuro) hat neben der Koordinations-möglichkeit zwei weitere wesentlicheNeuerungen für die Schweizer For-schenden gebracht. Vorher waren sievon Infrastrukturprojekten teilweiseausgeschlossen, womit zum Beispielgrenzüberschreitende Archiv-, Biblio-theks- oder Datenbankprojekte ermög-licht wurden. Neuerdings wird auch derZugang zu schweizerischen Infrastruk-turen von der EU gefördert.

Ein grosser Gewinn für die Nach-wuchs- und Exzellenzförderung ist zwei-tens die Öffnung der Marie-Curie-Mo-bilitäts-Aktionen für die Schweiz. Dieseumfassen Stipendien für Gastinstitutio-nen und individuelle Stipendien. EineBesonderheit sind finanzielle Anreizefür die Rückkehr und berufliche Wieder-eingliederung. Denn oft wird mit Sti-pendien nicht nur die Mobilität geför-dert, sondern auch der Brain-Drain.

Anmeldungen noch möglichIm 5. Rahmenprogramm war die Zahlder bewilligten Uni-Zürich-Projektekontinuierlich gestiegen, von 20 imJahr 2000 auf 84 im Jahr 2003. Inner-halb des neuen, 6. Rahmenprogramms,das bis 2006 läuft und für weitere An-träge offen ist, sind bisher 20 Projekte

FINANZIERUNG VON FORSCHUNGSPROJEKTEN

Schöpfen aus EU-Töpfen

bewilligt worden, an denen For-schungsgruppen der Universität Zürichbeteiligt sind – vorwiegend aus den Be-reichen Life Sciences und Informa-tionstechnologien.

Dass wenig geistes- und sozialwis-senschaftliche Projekte beantragt wur-den, hatte nicht zuletzt mit den Schwer-punkten (Prioritäten) des vorangegan-genen Rahmenprogramms zu tun. Im 6. Rahmenprogramm ist nun neben derPriorität 7 («Bürger und modernes Re-gieren in einer Wissensgesellschaft»),das vor allem sozialwissenschaftlicheForschung anspricht, neu die explizitauf Politikforschung orientierte Prio-rität 8 ins Programm aufgenommenworden – wenn auch mit 80 MillionenEuro erheblich niedriger dotiert als dieübrigen Prioritäten. Die Prioritäten 1 bis6 sind hingegen vorwiegend naturwis-senschaftlich ausgerichtet.

Direkte Zahlungen von BrüsselGegenwärtig nehmen die noch im Jahr2003 bewilligten Projekte ihre Arbeitauf. Wegen der umständlichen Rege-lung, dass die EU zwar über die Förde-rung der Projekte entschied, das Bundes-amt für Bildung und Wissenschaft(BBW) die Schweizer Projekte aber sel-ber zahlen musste und dafür zu wenigGeld budgetiert hatte, ist es zu Verzöge-rungen bei den Vertragsabschlüssen mitdem BBW gekommen. Ab 2004 gehtdann das an die EU gezahlte Geld vonBrüssel aus direkt an die Projekte.

Die EU-Rahmenprogramme ermög-lichen Forschungsprojekte, die in dernationalen Dimension nicht vorstell-bar wären. Ein solches, im April 2004gestartetes Projekt ist PACE (Pro-

Links: www.euresearch.ethz.ch Unter www.unizh.ch/forschung/forschungs-projekte/drittmittel.html findet sich eine Li-ste mit allen EU-Projekten, an denen Ange-hörige der Universität Zürich beteiligt sind.Die Angaben für das 6. Rahmenprogramm werden im Sommer2004 aufgeschaltet.Informationsveranstaltung: «Wie finanziereich meine Forschung? Europäische Rahmen-programme: die alternative Quelle zum Nationalfonds». 25. Mai 2004, 18.15–19.45 Uhr. ETH Zentrum HG D 7.1

Sabine Witt ist Journalistin.

grammable Artificial Cell Evolution). 15Forschungsgruppen aus Europa, Ameri-ka und eine aus Zürich versuchen ge-meinsam, programmierbare künstlicheZellen zu erzeugen. Die Zürcher For-schenden unter der Leitung von Profes-sor Rolf Pfeifer sind führend auf dem Ge-biet der künstlichen Intelligenz; das bio-chemische Know-how zur Herstellungder künstlichen Zellkomponentenmüssen andere beisteuern. Der finan-zielle Umfang des Projekts ist erheblich:Die 8,5 Millionen Euro für das vier Jah-re laufende Projekt übernimmt mehr-heitlich die EU, der Schweizer Beitragbeträgt rund eine Million Franken.

Euresearch Zürich unterstützt For-schende von Universität und ETH Zü-rich in allen Belangen, die den Projekt-verlauf betreffen. Das Büro steht mit dennationalen Kontaktpersonen für dieeinzelnen Programm-Pioritäten in Bernund mit dem Schweizer Verbindungs-büro in Brüssel, Swisscore, in engemKontakt und verfügt so über die ak-tuellsten Informationen zu den EU-Rahmenprogrammen.

Schwein gehabt: Auch für Schweizer Labore gibt es Euros aus Brüssel. (Bild Frank Brüderli)

In Sachen Forschungsförderungist die Schweiz seit Jahresbeginndem EU-Raum näher gerückt:Schweizer Wissenschaftler dürfen jetzt offiziell EU-Projektekoordinieren.

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6 10. Mai 2004 ■ unijournal 3 ⁄ 04PROFESSUREN

■ Patrick Labarthe, geboren 1953, studierte an der Université de Tou-louse-Le Mirail und erlangte dort 1975 das Licence de Lettres classi-ques. 1976 erhielt er den Maîtrise in französischer Literatur und 1977den C.A.P.E.S. théorique et pratique de Lettres Classiques, 1985 Agré-gation und schliesslich 1989 den D.E.A. in Französischer Literatur ander Université Paris IV (Sorbonne). Zwischen 1979 und 1997 unter-richtete er an verschiedenen Gymnasien. Von 1990 bis 1994 war erLehrbeauftragter an der Sorbonne. 1996 promovierte er dort. 1997wurde er zum Maître de conférences an der Université de Lyon II er-nannt. 1998 bis 2000 lehrte er an derselben Universität als Maître deconférences titulaire. Seit 2000 ist Patrick Labarthe in der Funktionals Maître de conférences auch an der Université Paris III-Sorbonnetätig. Sein Forschungsschwerpunkt ist Baudelaires Dichtung.

■ Andreas Thier, geboren 1963, studierte Geschichts- und Rechts-wissenschaften an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und ander Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München. Im Anschlussdaran nahm er das Referendariat beim Oberlandesgericht in Mün-chen in Angriff, welches er 1994 mit dem zweiten Juristischen Staats-examen abschloss. Ab 1992 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiteram Institut für Deutsche und Bayerische Rechtsgeschichte an derUniversität München tätig. Nach seiner Promotion 1997 erfolgte2001/2002 seine Habilitation an der LMU. Seit 2003 war er an derWestfälischen Wilhelms-Universität Münster als Professor für Bür-gerliches Recht und Deutsche Rechtsgeschichte tätig. Der rechtshis-torische Forschungsbereich von Andreas Thier umfasst die Fachge-biete Kirchenrechts-, Verfassungs- und Wirtschaftsrechtsgeschichte.

■ Wolfgang Ernst, geboren 1956, studierte an den Universitäten Bonnund Frankfurt/Main Rechtswissenschaften. Auf seine Promovierungfolgte ein Studienaufenthalt an der «Yale Law School», den er mitdem LL.M. abschloss. Anschliessend absolvierte er den JuristischenVorbereitungsdienst des Landes Nordrhein-Westfalen, bevor er 1985die zweite Juristische Staatsprüfung ablegte. 1986 übernahm er eineAssistenztätigkeit am Institut für Römisches Recht der UniversitätBonn, wo er 1989 auch habilitiert wurde. Von 1990 bis 2000 war erOrdentlicher Professor für Römisches und Bürgerliches Recht an derUniversität Tübingen. Seit 2000 hatte er den Lehrstuhl für Zivilrechtan der Universität Bonn inne, dort war er auch Mitdirektor des In-stituts für Römisches Recht und Vergleichende Rechtsgeschichte.2002/2003 war er als Arthur Goodhart Visiting Professor Mitglied derJuristischen Fakultät der Universität Cambridge.

■ Daniel Kübler, geboren 1969, studierte an der Universität Lausan-ne Politikwissenschaft. Von 1993 bis 2003 war er wissenschaftlicherMitarbeiter am Institut de recherche sur l'environnement construitder ETH Lausanne, unterbrochen von einem Gastaufenthalt an derUniversität Montpellier (1996/97) im Rahmen eines Nationalfonds-stipendiums. Daneben war er 1994 bis 1996 Lehrassistent an der Uni-versität Lausanne. 1998 wurde er dort promoviert. Von 1998 bis 2000war er wissenschaftlicher Mitarbeiter der Professur für Forstpolitikund Forstökonomik der ETHZ, von 2000 bis 2003 wissenschaftlicherMitarbeiter am Institut für Politikwissenschaft der Universität Zü-rich. Seit 2003 ist er Post-doc-Stipendiat des Nationalfonds und Gast-wissenschaftler am Lehrstuhl für Innenpolitik und öffentliche Ver-waltung der Universität Konstanz. Daniel Kübler beschäftigt sich mitStadtentwicklung sowie gesundheitspolitischen Themen.

Andreas ThierPatrick Labarthe

Daniel Kübler

Ordentlicher Professor für Römisches Rechtund PrivatrechtAmtsantritt: 1. März 2004

Wolfgang Ernst

Assistenzprofessor für Politikwissenschaftmit besonderer Berücksichtigung derschweizerischen PolitikAmtsantritt: 1. März 2004

Ausserordentlicher Professor für NeuereFranzösische LiteraturAmtsantritt: 1. Mai 2004

Ordentlicher Professor für Rechtsgeschich-te, Kirchenrecht und Rechtstheorie in Ver-bindung mit PrivatrechtAmtsantritt: 1. April 2004

Die Universität Zürich liess als erste Uni-versität im deutschsprachigen Raum Frau-en zum Studium zu. So wurde die Limmat-stadt im 19. Jahrhundert zu einem Treff-punkt intellektueller Frauen aus Europa,Russland und den USA: Ricarda Huch, Ro-sa Luxemburg und eben Emilie Kempin-Spyri studierten unter anderem hier.

Der Mut, den es damals für ein Studiumbrauchte, half Emilie Kempin-Spyri nur be-dingt weiter. Zwar promovierte sie magnacum laude und habilitierte sich, doch dasAnwaltspatent wurde ihr verweigert, weilsie eine Frau war. Ihr Habilitationsgesuchlöste heftige Grundsatzdiskussionen überdie generelle Lehrbefähigung der Frauenaus. «Ausnahmsweise» erhielt sie die Venialegendi und wurde damit zur ersten Privat-dozentin an der Universität Zürich und zurersten habilitierten Juristin der Schweiz.Doch nach diesem Erfolg fingen die Schwie-rigkeiten mit der gesellschaftlichen Akzep-tanz erst an. Da ihre Vorlesungen schlechtbesucht waren, gab sie die Dozentur auf undübersiedelte 1895 ohne Familie nach Ber-

lin. Vier Jahre später erlitt sie einen Ner-venzusammenbruch, von dem sie sichnicht mehr erholte. 1901 starb sie in der Ir-renanstalt Friedmatt bei Basel.

Wie viele andere historische Frauenfigu-ren konnte auch Emilie Kempin-Spyri zuLebzeiten nicht von ihrer Pionierrolle pro-fitieren. Sie kämpfte gegen gesellschaftlicheBeschränkungen, die stärker waren als ihreindividuelle Durchsetzungskraft. Die habi-litierte Juristin bereitete damit nachfolgen-den Generationen den Weg, zahlte dafür je-doch einen hohen Preis.

150 Jahre nachdem sie auf die Welt ge-kommen ist, wird Emilie Kempin-Spyri nunöffentliche Anerkennung zuteil. Die Ge-sellschaft zu Fraumünster und die Uni-Frauenstelle enthüllten am Sechseläuten-Montag eine von der Gesellschaft gestifte-te Ehrentafel.

Brigitte Blöchlinger, Redaktorin unipublicund Journalistin BR

Applaus■ Simon Philipp Hoerstrup, Privatdo-zent für Chirurgie, wurde für seine For-schung im Bereich «tissue engineering»der ZKB-Pionierpreis verliehen.

■ Jürgen Oelkers, Ordentlicher Pro-fessor für Allgemeine Pädagogik, wur-de der Hans-Aebli-Anerkennungspreis2004 verliehen.

■ Gregor Zünd, Privatdozent für Chirurgie, speziell Herz- und Gefässchi-rurgie, wurde für seine Forschung imBereich «tissue engineering» der ZKB-Pionierpreis verliehen.

Publikationen■ Wolfgang Portmann (OrdentlicherProfessor für Privat- und Arbeitsrecht)und J-F. Stöckli: Kollektives Arbeits-recht – Mit einem Anhang zum Öffent-lichen Arbeitsrecht. Verlag SchulthessJuristische Medien, Zürich/Basel/Genf, 2004

■ Hans-Christoph Steinhausen (Ordentlicher Professor für Kinder- undJugendpsychiatrie): Seelische Störun-gen im Kindes- und Jugendalter. 2. Auf-lage, Klett-Cotta, Stuttgart, 2004

■ Conrad Meyer (Ordentlicher Profes-sor für Betriebswirtschaftslehre am In-stitut für Rechnungswesen und Control-ling) und Dieter Pfaff (OrdentlicherProfessor für Betriebswirtschaftslehream selben Institut) (Hrsg.): Finanz- undRechnungswesen. WEKA Verlag AG,Schweiz, 2004

■ Jürgen Seidel (Privatdozent für Neu-ere Kirchengeschichte): Mit Klang undGloria. Die Glocken und ihre Spracheim Zentrum der reformierten KircheLeimbach. Dreamis Verlag Zürich,2004

Gastprofessuren■ Prof. Dr. Peter Bossaerts vom Ca-lifornia Institute of Technology, Pasade-na, California, USA. Vom 15. bis 30.April 2004 lehrte er am Institut für Em-pirische Wirtschaftsforschung

■ Prof. Dr. Werner Hildenbrand vonder Universität Bonn. Vom 19. April bis7. Mai 2004 lehrte er am Institut fürEmpirische Wirtschaftsforschung

■ Prof. Dr. John-Christopher Spen-der von der State-University of NewYork (SUNY), USA. Vom 1. bis 30. April2004 lehrte er am Institut für Organi-sation und Unternehmenstheorien

■ Prof. Dr. Janos Szabad von derUniversity of Szeged, Szeged, Buda-pest. Vom 1. April bis 30. September2004 lehrt er am Zoologischen Institut

Altersrücktritte■ Prof. Dr. Therese Fuhrer, Ordentli-che Professorin für Klassische Philolo-gie, insbesondere Latein

■ Prof. Dr. Philipp U. Heitz, Ordent-licher Professor für pathologische Ana-tomie

Todesfälle■ Prof. Dr. Hans-Ulrich Buff, emeri-tierter Professor für Chirurgie, verstor-ben am 27. März 2004 in seinem 92.Altersjahr. 1952 Habilitation an derUniversität Zürich, von 1961 bis zu sei-nem Altersrücktritt 1984 Ordinarius

■ Prof. Dr. Hans-Joachim Hoffmann-Nowotny, emeritierter Professor fürSoziologie, verstorben am 16. März2004 in seinem 70. Altersjahr. 1973Habilitation an der Universität Zürich,1974 Ernennung zum Extraordinarius.Von 1975 bis zu seinem Altersrücktritt2001 Ordinarius

POSTUME EHRUNG VON EMILIE KEMPIN-SPYRI

Eine Tafel für die erste Dozentin an der Universität Zürich

Späte öffentliche Anerkennung: EmilieKempin-Spyri, die erste Dozentin an derUniversität Zürich. (Bild zVg)

Impressum: unijournal ■ Die Zeitung der Universität Zürich, Nr. 3, Mai 2004 ■ Herausgegeben von der Universitätsleitung der Universität Zürich durch unicommunication, Schönberggasse 15a, 8001 Zürich. Telefon 01 634 44 30.Fax 01 634 23 46 E-Mail: unijournal@unicom. unizh.ch ■ Leitung: Dr. Heini Ringger ■ Redaktion: David Werner (wev), Sascha Renner (sar) ■ Redaktionelle Mitarbeit: Marita Fuchs ■ Layout: Frank Brüderli ■ Illustrationen: RomanaSemadeni ■ Korrektorat: Beat Zaugg ■ Sekretariat: Beat Mühlemann ■ Druck: Schwegler AG, Zürich ■ Auflage: 11’000 Exemplare ■ Erscheint sechsmal jährlich ■ Inserate: Kretz AG, General-Wille-Strasse 147, 8706 Feldmeilen,Tel. 01 925 50 60, Fax 01 925 50 77, [email protected] ■ Die Redaktion behält sich die sinnwahrende Kürzung von Artikeln und das Einsetzen von Titeln vor. Nicht ausdrücklich gekennzeichnete Artikel müssen nicht unbe-dingt die Meinung des Rektorats wiedergeben. Das «unijournal» als pdf-Datei: www.unicom.unizh.ch/journal

Den ungekürzten Artikel lesen Sie unterwww.unipublic.unizh.ch/magazin/wirt-schaft/2004/1199/

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PORTRÄT 710. Mai 2004 ■ unijournal 3 ⁄ 04

Haben Sie sich auch schon mal insge-heim gefragt, wie denn das fragmen-tierte Selbst aussehen könnte, das vonden postmodernen Philosophen postu-liert wird? Die Krimiautorin Thea Dornführt eine ziemlich konkrete Variantevor: Feinsäuberlich in 54 Portionen zer-legt, liegt ein Philosophieprofessor et-was bluttriefend zwar, aber genau inrichtiger Grösse in 54 Gefrierbeuteln in

den Postfächern des PhilosophischenInstituts an einer Berliner Universität.Das ist die Eingangsszene von TheaDorns Roman «Berliner Aufklärung».Kein schöner Mord. Aber ein echter. Fürsolch blutrünstige Szenen ist die Krimi-autorin mit philosophischem Hinter-grund berüchtigt (auf den sie mit demhübschen Pseudonym scherzhaft ver-weist, in dem sie auf den PhilosophenTheodor W. Adorno anspielt).

Thea Dorn ist eine skrupellose Auto-rin. Nicht nur was die Vereinnahmungphilosophisch besetzter (Eigen-)Namenangeht. Der grausige Mord, der am An-fang ihres 1995 erschienenen Erstlingssteht, wird von einer hardboiled womanaufgeklärt. Anja Abakowitz – die auchmal einen Mann vermöbelt, wenn esdenn der Wahrheitsfindung dient – hatihr Philosophiestudium irgendwannaufgegeben, führt jetzt eine philosophi-sche Beratungsstelle und fährt – in zer-schlissenen Jeans und Cowboystiefeln –einen schnellen Mercedes. Der zerstük-kelte Philosopohieprofessor vermag siezwar noch nicht aus der Ruhe zu brin-gen. Nachdem aber ihre Freundin undInstitutsleiterin Rebecca Lux unter

CAMPUSROMAN VON THEA DORN

In 54 Gefrierbeuteln ein zersägter Philosoph

Warm scheint die Sonne auf die Ter-rasse der lauschigen Villa Tanneck,dem Sitz des Klassisch-Philologi-

schen Seminars der Universität Zürich an derRämistrasse 68. Christoph Riedweg klemmt diedunklen Sonnengläser an seine Brille und rührtin der Kaffeetasse: eine mediterrane Szene undgleichzeitig ein Zeichen für die Zukunft. Chris-toph Riedweg ist Gräzist und seit 1996 Ordi-narius für Klassische Philologie an der Univer-sität Zürich. Vor kurzem wurde der 46-Jährigezum Direktor des Istituto Svizzero in Rom ge-wählt. Im Frühjahr 2005 wird er nun als neuerHausherr in die wunderschöne Villa Marainiam Abhang des römischen Pincio einziehenund dort vier Jahre lang als Wissenschaftler undin einem gewissen Sinne auch als SchweizerKulturbotschafter in Italien wirken. Seit 1949bietet das Istituto Svizzero Kunstschaffendenund Wissenschaftlern die Gelegenheit, eineZeit lang konzentriert und in einem inspirie-renden Umfeld zu arbeiten. Auch ChristophRiedweg wird in Rom viel und ohne Lehrver-pflichtung forschen – sein Thema: Interkultu-relle Übertragungsphänomene in Literatur undReligionsphilosophie. Es scheint optimal zu ei-ner Institution zu passen, die sich der Kulturund der Kulturvermittlung verschrieben hat.

Christoph Riedweg ist ein Verehrer der Ita-lianità, der locker-kultivierten, temperament-voll-südlichen Lebensart. Und wenn man ihn im Gesprächerlebt – offen, kommunikativ, unkompliziert –, so glaubtman ihm dieses Bekenntnis zum mediterranen Lebensge-fühl gern. Die Identifikation jedoch hat ihre Grenzen. Irri-tierend empfindet Riedweg die aktuelle Polit-Kultur im süd-lichen Nachbarland. «Die Situation in Italien ist äussert be-denklich, die eigennützige Handlungsweise von PremierBerlusconi toll-dreist», sagt er. Die politische Entwicklungerinnert den Altphilologen an Zerfallsformen der Demo-kratie, wie sie bereits Platon beschrieben hat.

Aktuelle Politik und antike Denker – für Christoph Ried-weg zwei Dinge, die sich nicht ausschliessen, im Gegenteil.Der Antikenforscher widerspricht dem Klischee des welt-

abgewandten Wissenschaftlers ohne Bodenhaftung völlig.«Ich hätte mir immer auch vorstellen können, aktiver in diePolitik einzusteigen», sagt Riedweg. Er ist davon überzeugt,dass man auch für das «bonum commune», für das Ge-meinwesen, denken und handeln muss und nicht nur fürsich selbst. Gerade dieses Bewusstsein sei aber heute nichten vogue. Es liege im Trend, vor allem das eigene Gärtleinzu hegen und zu pflegen, kritisiert Riedweg. Und so steigter selbst – etwa für bildungspolitische Fragen, die ihm be-sonders unter den Nägeln brennen – auch immer wieder alsengagierter Gesprächspartner auf Podien. Er diskutiert überdie aktuelle Situation in den Geisteswissenschaften und de-battiert über Nutzen und Nachteile der Bologna-Reform.

Mordverdacht gerät und etwas spätermit einem Brieföffner in der Brust totaufgefunden wird, schreitet sie zur Tat.Anja hat nämlich eine Kaution für ihreFreundin hinterlegt, die sie jetzt, wo sietot ist und deren Tod nicht aufgeklärt ist,nicht mehr zurückerhält. Mit allerlei un-lauteren Methoden beginnt sie zu re-cherchieren und sticht ins Intrigennestdes Philosophischen Instituts.

Allerdings braucht sie eine ganzeWeile, bis sie merkt, dass dort ein ge-fährlicher Übermensch umgeht. Leiderhat Anja in ihrem Studium zu wenig ge-nau Nietzsche gelesen, und so begibt siesich erst mal auf Holzwege und befragtden Professor für Existenzphilosophiezu seiner Theorie. Erst nachdem sie dieDoppelmoral des Professors entdeckt,der tagsüber einen auf Heidegger machtund nachts in Sexclubs geht, um am Wo-chenende in seinem Landhaus die bei-den Seiten zu versöhnen, geht Anjalangsam die Morgenröte auf. In Berlingeht das Böse um. Doch nicht dass dietoughe Schöne etwas gegen das Bösehätte. Das Gute an den Bösen ist näm-lich, dass sie – in der moralischen Welt– erpressbar sind.

Thea Dorn: Berliner Aufklärung. RotbuchVerlag, 1995 (Originalausgabe, 23.80 Fran-ken) bzw. Goldmann Verlag, 2002 (als Taschenbuch, 14.60 Franken).

«Unibelesene» empfehlen an dieser StelleRomane oder Erzählungen, die sich inirgendeiner Weise auf Universität, Campusoder Hochschule beziehen. Falls Sie kürz-lich auf ein solches Buch gestossen sindund es im «unijournal» besprechen möch-ten, wenden Sie sich an die Redaktion über:[email protected]

Roger Nickl, freier Journalist und Redaktor des Unimagazins

Am Ende des Romans macht sich Anjaauf eine schöne Reise in ihrem schnel-len Mercedes. Den Fall hat sie gelöst, dieLösung behält sie aber für sich. Gegeneine hübsche Summe, versteht sich.Und so hat sich die Welt doch noch zumGuten gewendet. Für Anja.

PS. Wenn Sie mal wieder in Nietz-sches «Zarathustra» lesen und gerade ei-ne Konzentrationsschwäche habensollten, kann ein grausiger Krimi Wun-der tun. Eine Nacht lang Thea Dorn undman wird sich nach Nietzsche sehnen.Dieser nämlich ist doch noch ein Stückgnadenloser.

Simona Ryser

Bedenklich wäre aus seiner Sicht, wenn dielaufende Restrukturierung der Hochschulstu-diengänge in reformerische Gleichmachereimünden würde: «Mit der Ökonomisierung desBildungsbetriebs werden wertvolle Lokalkul-turen in den einzelnen Disziplinen zerstört»,meint der Altphilologe. Gerade die Pluralitätvon Traditionen und Perspektiven sieht Ried-weg aber als eine der Stärken der Geis-teswissenschaften.

Der Blick auf kulturelle Vielfalt ist auch inseiner Forschungsarbeit zentral. «Kultur ist einAmalgam verschiedenster Einflüsse», sagtRiedweg. Diese Verschmelzung etwa von jü-disch-christlichen und heidnischen philoso-phischen Denkansätzen in der Antike ist einerder Arbeitsschwerpunkte des Wissenschaftlers.Im Augenblick beschäftigt er sich mit dem um-fangreichen Werk «Gegen Julian» von Kyrill(ca. 380–444 n.Chr.). Der damalige Erzbischofvon Alexandrien versucht darin, die Kritik desrömischen Kaisers Julian am ChristentumPunkt für Punkt zu entkräften.

Dieses Forschungsthema wird Riedweg inRom weiter vertiefen. Daneben hat er bereitsverschiedene Symposien geplant – beispiels-weise zum Thema «Religiöse Identitäten imKonflikt» oder zu Longins Traktat über das Er-habene, an dem auch Künstlerinnen undKünstler teilnehmen sollen. Bis er jedoch im

nächsten Frühling die Koffer packen kann, gibt es hier inZürich noch einiges zu tun. Zuerst gilt es nun vor allem je-manden zu finden, der den Griechischprofessor währendseiner vierjährigen Abwesenheit in Zürich vertritt. Eben-falls geregelt werden muss die Nachfolge von Lateinpro-fessorin Therese Fuhrer. Erst dann kann es losgehen Rich-tung Süden. Christoph Riedweg freut sich schon jetzt dar-auf. Die Skitouren, die der Kulturwissenschaftler so gernezum Ausgleich macht, wird er dann allerdings für einigeZeit auf Eis legen müssen. Und wie es sich im Römer Smogjoggen lässt, gilt es erst noch zu erproben.

GROSSE UN(I)BEKANNTE

Gräzist mit Hang zur Italianità

Wird als Schweizer Kulturbotschafter in Italien wirken: Der Gräzist Prof. ChristophRiedweg, designierter Direktor des Istituto Svizzero in Rom. (Bild Roger Nickl)

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Von Sascha Renner

Staunen wird, wer derzeit durch dieGänge des Paläontologischen Museumsgeht. Denn was sich da seit einigen Ta-gen am Boden zwischen zwei Vitrinenausbreitet, sieht höchst beeindruckendaus: eine Ansammlung mächtiger Kno-chen, alle in tiefes Braun getaucht undin ihrer vollen Plastizität erhalten. Ge-rade so, als hätten sich die Aasfresser

eben erst daran gütlich getan. Allerdingshängt nicht Leichengestank, sondernder Geruch von Kunstharz in der Luft.Er verrät, dass es sich dabei um einenfrisch konservierten Skelettrest handelt.Noch bis vor einem Jahr lag er in einerTorfschicht in vier Meter Tiefe begra-ben. Ungestört während mindestens35'000 Jahren.

Knochen an der BaggerschaufelBis an jenem 2. Juli 2003 die Schaufelvon Thomas Maag plötzlich auf etwasHartes stösst. Der Baggerführer ist gera-de dabei, im Zürcherischen Niederwe-ningen einen Graben für die Kanalisa-tion einer Überbauung auszuheben. Ersteigt aus seiner Führerkabine undschaut sich die Sache genauer an. Waser dann aus dem dunklen Torf zieht, ver-setzt selbst den gestandenen Bauarbei-ter in Aufregung. Ein riesiger Backen-zahn und ein grosses Stück Knochenkommen nacheinander zum Vorschein.Maag vermutet sofort, dass es sich umdie Reste eines Mammuts handelnkönnte.

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Wenig später trifft Dr. Heinz Furrer aufder Fundstelle ein. Der Konservator amPaläontologischen Museum der Uni-versität Zürich bestätigt Maags Vermu-tung und identifiziert die Skelettteileumgehend als die Überreste eines«Mammuthus primigenius», eines eis-zeitlichen Wollhaarmammuts. EineSensation bahnt sich an, scheint das Tierdoch ausserordentlich gut und relativvollständig erhalten zu sein. Eile ist je-doch geboten: Lediglich drei Wochenräumt die Bauleitung den Paläontolo-gen und Archäologen für die Bergungdes Eiszeitelefanten ein.

Hitze, Regen, ZeitdruckIn Windeseile bietet Furrer alle verfüg-baren Mitarbeiter für die Notgrabungauf. Unter der Leitung von Markus Heb-eisen, Präparator am Paläontologischen

Museum, wird am folgenden Wochen-ende Tag und Nacht gearbeitet. So gibtder Torf nach und nach seine Jahrtau-sende alten Schätze preis: Hals- undRückenwirbel, Extremitäten, Teile desBeckens, Rippen und Teile von zweimächtigen Stosszähnen. «Währendsechzig Stunden verliessen wir die Bau-grube nicht», erinnert sich Hebeisen andie strapaziösen Bergungsarbeiten, diebei hochsommerlichen Temperaturenund heftigen abendlichen Gewitternvonstatten gingen. «Eine solche Aus-grabung ist zweifellos ein Höhepunktim Leben eines Präparators», erklärt erdie Verve, mit der sich die gesamteEquipe ans Werk machte. Als besondersmotivierend, ja geradezu rührend emp-fand Hebeisen die Unterstützung durchdie Dorfbevölkerung. «Sie drängten sichan der Fundstelle und versorgten unsmit Kaffee, Fleischplatten und gele-gentlich einem Schnaps.»

Obwohl sich das Skelett schliesslichals weniger vollständig als erhofft er-wies, handelt es sich dabei um eine be-deutende Entdeckung, wie Konservator

INTERDISZIPLINÄRES FORSCHUNGSOBJEKT AM PALÄONTOLOGISCHEN MUSEUM DER UNIVERSITÄ

Mammut-Backenzä

Von Paula Lanfranconi

«Mir ging es wie vielen Deutschen, diein die Schweiz kommen», sagt ReinhardSaller in seinem gemütlichen Bayerisch,«man fühlt sich mit riesigen Ansprü-chen konfrontiert und fragt sich, obman ihnen in fachlicher, zeitlicher undaufgabenmässiger Hinsicht überhauptgerecht werden kann.» In der Natur-heilkunde präsentierte sich die Situa-

tion besonders diffizil: Die Zürcher Re-gierung hatte diesen ersten naturheil-kundlichen Lehrstuhl an einer Schwei-zer Hochschule 1990 nur auf Druck desVolkes bewilligt. 50 Bewerbungen gin-gen ein.

Wohlwollende NeugierdeAuf den deutschen Internisten mit Spe-zialisierung auf Pflanzenheilkunde hat-te die Fakultät nicht gerade gewartet.«Am Anfang», erinnert sich der heute56-jährige Saller, «wurde ich argwöh-nisch beobachtet. Aber es gab auchwohlwollende Neugierde.» Seine Habi-litation galt pharmakologischen undnaturheilkundlichen Behandlungsan-sätzen beim Zytostatika-induzierten Er-brechen, ein klassisches Mischthemazwischen Schul- und Komplementär-medizin, welches es Saller leichtermachte, die Sprache seiner schulmedi-zinischen Kollegen zu sprechen.

Doch die Aufgabe war noch heikelgenug, denn zur Ausstattung des Lehr-stuhls gehören gerade mal anderthalbStellen. Und das in der Komplementär-medizin, die sich in Hunderte von Be-reichen auffächert. Mit solchen Mini-ressourcen also hatte Saller sein Fach ander Universität zu institutionalisieren;er hat Forschung zu betreiben, Studie-rende zu betreuen und Patienten zu ver-sorgen. Das Schwierige sei, genug Dritt-mittel zusammenzukriegen, denn nie-mand lasse sich auf eine Stelle ein, dienur für ein halbes Jahr gesichert sei. In-zwischen kann Saller sieben Teilzeit-mitarbeitende finanzieren, muss bei derGeldsuche aber immer darauf achten,nicht von den Naturheilkundefirmenabhängig zu werden.

Als erste Schweizer Universitäterhielt Zürich am 1. Mai 1994einen Lehrstuhl für Naturheil-kunde. Für Professor ReinhardSaller waren diese zehn Jahrenicht immer einfach.

WIS

10 JAHRE LEHRSTUHL FÜR NATURHEILKUNDE

Viel Arbeit und (zu) wenig GeldReinhard Sallers Forschungsschwer-punkt sind Heilpflanzen. Beim Johan-niskraut – einer Pflanze gegen leichteund mittelschwere Depressionen – gehtes zum Beispiel darum, die unterschied-liche Wirkungsweise von Extrakten ausFrischpflanzen, Trockenpflanzen, aberauch in Tee- oder in alkoholischer Formzu erforschen. Von Verhältnissen wie inden USA, wo im Bereich Naturheilkun-de momentan eine gewaltige For-schungswelle laufe, kann Saller indesnur träumen. «Dort», sagt er, «hat mangenug Mittel, um formal exzellente Stu-dien zu machen, aber es kommt wenigdabei heraus, weil, wie im Fall der Echi-nacea, die verwendete Dosierung klar zutief war.»

Inzwischen fühlt sich der Bayer in Zü-rich «deutlich stärker in eine Art Main-stream-Medizin eingebunden» als nochvor zehn Jahren. Den Studierendenallerdings wird das Interesse an der Na-turheilkunde nicht gerade leicht ge-macht, denn Sallers Vorlesungen findenimmer noch zu Randzeiten statt. «Umdie spezifisch naturheilkundliche Sicht-weise von Gesundheit und Krankheitbesser in meine Tätigkeit einzubringen,bräuchten wir zwei bis drei verlässlichfinanzierte Stellen mehr.» Saller fürch-tet indes, dass die naturheilkundlicheForschung in Zukunft noch stärker hin-ter den Lifesciences zurückzustehen ha-be. «Nicht zum Nutzen der Patienten!»

Im Spitalalltag, bei der Beratung vonOnkologiepatienten, kann Saller seinenaturheilkundliche Sichtweise einbrin-gen. Die Bevölkerung ist ihm «eine ge-wisse Verpflichtung». Er hat nicht ver-gessen, dass es «das Volk» war, das denLehrstuhl gewünscht hatte. Saller hatlange Wartelisten. Viele Patienten kom-men mit Stapeln von Internetausdru-cken und wollen wissen, welche Heils-versprechen denn überhaupt etwas tau-gen. Und sie sind dankbar, nicht nur alsKranke wahrgenommen zu werden,sondern auch als Menschen mit vielengesunden Anteilen, die es zu stärken gilt.«Wenn die Körperausscheidung wiederfunktioniert», stellt Saller fest, «kann dasauch Heilungsenergien mobilisieren.»

Faszinierender GrenzbereichIn seinen Sprechstunden bekommt derPhytospezialist andere Dinge zu hörenals seine schulmedizinischen Kollegen,auch Vertrauliches, über das die Leutesonst mit niemandem reden können.Oft wird er auch mit der Frage des geis-tigen Heilens konfrontiert. «Man muss»,sagt Saller, «davon ausgehen, dass eingrösserer Teil der tumorkranken Patien-ten solche Wege geht.» Dieses Unkon-ventionelle, Grenzüberschreitende, zudem auch der Kontakt zu Schweizer Hei-lerpersönlichkeiten gehört, fasziniertSaller sichtlich.

Welches sind seine wichtigsten Er-kenntnisse aus zehn Zürcher Jahren?«Zum einen: Dass es möglich und nötigist, ein so schillerndes und trotzdem fun-diertes Gebiet wie die Naturheilkundein der modernen Medizin zu vertreten.Und zum andern: Man muss von der ers-ten Sekunde an für eine stärkere Aus-stattung solcher Stellen kämpfen.» Undda, sagt Saller, habe er sich wohl zu be-scheiden gegeben.

Paula Lanfranconi ist freie Jounalistin.

Das Paläontologische Museumder Universität Zürich ist um ei-nen Publikumsmagneten reicher:ein eiszeitliches Mammut, dasim letzten Sommer in Niederwe-ningen geborgen wurde. Die wissenschaftliche Auswertungdes Fundes ist in vollem Gang.

Das Niederweninger Mammut, wie es während einer wärmeren Phase der letztenEiszeit durch das Zürcher Wehntal gezogen sein könnte. (Bild Pavel Major)

Vertritt die Naturheilkunde am Universi-tätsSpital Zürich: Professor ReinhardSaller. (Bild Frank Brüderli)

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sekten beschäftigt. Diese Verfahren er-lauben es, ein detailliertes Bild der na-turräumlichen Gegebenheiten zu er-stellen und so die Umweltbedingungenzu rekonstruieren, unter denen umher-streifende Mammutherden im Wehntallebten. Anderseits erhofft man sich da-von Aufschluss über das genaue Alterder Niederweninger Funde. Frühere Da-tierungsversuche gingen weit ausein-ander. Zwei zusätzliche Altersbestim-mungen nach der C14-Methode an derETH Zürich und nach der Lumineszenz-Methode an der Universität Bern sollenKlarheit verschaffen.

Ergiebiges «Mammutloch»Bereits jetzt lässt sich allerdings ausma-len, wie das Wehntal zu Lebzeiten desEiszeitriesen ausgesehen hat. Wo sichheute Einfamiliensiedlungen in dieLandschaft fressen, breitete sich damalsweites Grasland aus, die so genannteMammutsteppe, die grosse Teile der eis-freien Gebiete der nördlichen Halbku-gel überzog. Am Fuss der Lägern wuch-sen Birken und Tannen. Ein weitesFlachmoor säumte die Ufer des verlan-denden Wehntalersees. Dieser tücki-sche Morast wurde für viele Tiere zurtödlichen Falle, so auch für das Nieder-weninger Mammut. Möglicherweiseblieb es im Sumpf stecken und konntesich nicht mehr aus eigener Kraft be-freien.

Dass dies kein Einzelfall war, belegt ei-ne nicht minder bedeutende Entde-ckung, die sich nur wenige hundert Me-ter entfernt ereignete. Im Sommer 1890stiessen Arbeiter beim Bau der Eisen-bahnlinie ins Wehntal auf die Knochengleich mehrerer Mammut-Individuen.Das Niederweninger «Mammutloch»gilt seither als die reichhaltigste Fund-stelle der Schweiz. Wertvolle Informa-tionen gingen damals jedoch verloren,weil man es unterliess, den Kontext zudokumentieren. Licht ins Dunkel er-hofft man sich nun vom jüngsten Fund,der vermutlich aus derselben Torf-schicht stammt.

Dass er der Nachwelt erhalten bleibt,ist dem schnellen Reagieren der Uni-versität zu verdanken. Ein Sonderkredit

Furrer erklärt. Mammutfunde sind inder Schweiz zwar keineswegs selten, siesind aber fast immer sehr fragmentär.Meist werden einzelne Knochen undZähne oder Bruchstücke davon in eis-

10. Mai 2004 ■ unijournal 3 ⁄ 04

Sascha Renner ist Redaktor des unijournalsund freier Journalist.

zeitlichen Schottern gefunden. Die Fun-de aus diesen Flussablagerungen wur-den vom Wasser häufig über grosseStrecken transportiert und dabei aus-einander gerissen. Zusammenhängen-de Skelettteile hingegen sind ausserhalbder Permafrostgebiete Sibiriens einegrosse Rarität.

Einmalig ist aber auch die Tatsache,so Furrer weiter, dass sich das Mammutan derselben Stelle befand, an der eswährend einer wärmeren Phase der letz-ten Eiszeit verendet war. Weder geolo-gische Umwälzungen noch die Erosionstörten seine Grabesruhe. Es ist dieserintakte Fundzusammenhang, auf densich nun das Forschungsinteresse derinterdisziplinären Gruppe von Fach-leuten richtet. «Der Boden ist voller Res-te von Moosen, Pollen, Hölzern und Kä-fern, die Rückschlüsse erlauben aufmehrere zehntausend Jahre Klimage-schichte, ein reichhaltiges Archiv, daszur Umwelt dieses Mammuts gehört»,schwärmt Furrer.

Im Torfsumpf verendetDie Untersuchungen sind zurzeit in vol-lem Gang. Während sich Dr. ChristianeJacquat vom Institut für Pflanzenbiolo-gie der Universität Zürich um die Aus-wertung der archäobotanischen Restekümmert, sind Wissenschaftler in Inns-bruck und Birmingham mit der Analy-se der Pollen, Sporen und fossilen In-

Zähne, die den Fachmann begeistern: Dr. Heinz Furrer, Konservator am PaläontologischenMuseum der Universität Zürich, begutachtet die ausgeprägten Lamellen, die Aufschluss über dieArt und das Alter des Tieres geben. (Bild Sascha Renner)

in der Höhe von 30'000 Franken er-laubte es, den Skelettrest durch einenexternen Präparator konservieren zulassen. Dabei wurde die Feuchtigkeit imKnochen durch eine Polyester-Mi-schung ersetzt und dadurch der natür-liche Zerfallsprozess gestoppt. So ist esnun möglich, dass das Publikum denEiszeitzeugen im Museum aus nächsterNähe erleben kann. Bis Ende Jahr wirdder Fund dort ausgestellt sein. In dieserZeitspanne erfolgt auch seine wissen-schaftliche Beschreibung. Davon er-hofft man sich Aufschluss über das Al-ter und das Geschlecht des Tieres. Be-reits fest steht, so Dr. Winand Brink-mann vom Paläontologischen Institut,dass es sich um ein grosses Exemplar miteiner Schulterhöhe von gegen dreiein-halb Metern handelt. Besonders genauachten die Spezialisten auf etwaige Krat-zer an den Knochen. Erweisen sie sichnämlich als Frass- oder Schlachtspuren,so lassen sie Rückschlüsse auf das da-malige Ökosystem und die Anwesen-heit von Menschen zu.

Museum am FundortNach wie vor ungebrochen ist die Be-geisterung der Niederweninger Bevöl-kerung für ihren ältesten «Bürger».Schon kurz nach seiner Entdeckung wardeshalb klar: Das langhaarige Rüsseltiersollte sein eigenes Museum bekommen.Das Mammutfieber erfasste Behörden

und private Geldgeber gleichermassen,so dass die Pläne dafür schon weit fort-geschritten sind. Das Museum, einzweckmässiger Pavillon, soll 2005 denBetrieb aufnehmen. Die Universität Zü-rich wird den Skelettrest als Dauerleih-gabe nach Niederweningen geben, woer in der ursprünglichen Fundlage prä-sentiert wird. Ausserdem soll die Re-konstruktion eines lebensgrossen Mam-mutskeletts dem Vorstellungsvermö-gen der Besucherinnen und Besucherauf die Sprünge helfen. Bis es aber soweit ist, wird das PaläontologischeMuseum in Zürich der Pilgerort aller Urzeitfans sein.

Nichts für Lehnstuhlgelehrte: Die Ausgrabung erfordert vollen Körpereinsatz. (BildAndreas Mäder, Kantonsarchäologie Zürich)

Präparator Markus Hebeisen birgt den ausgezeichneterhaltenen Schienbeinknochen des linken Unter-schenkels. (Bild Andreas Mäder)

ÄT ZÜRICH

ähne, so gross wie Turnschuhe

SSEN

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uniagenda11.5.04 – 21.6.04

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Geistes- und Sozialwissenschaften

17. Mai Wirtschaftliche Gewalt Dr. S. Murmann, Dr. M.Schefczyk. Theologisches Seminar, Kirchgasse 9,Hörsaal 200, 20.00 Uhr17. Mai Einstieg in E-Learning – Neue Technologien imHochschulunterricht einsetzen Mehrere Referierende.Uni Zürich Zentrum, Rämistr. 71, Hörsaal 321, 16.15 Uhr18. Mai Simulation animiert. Aber wie animiert manSimulationen? Dr. Kurt Hanselmann, Dr. ChristophFuchs. Uni Zürich Zentrum, Rämistr. 71, Hörsaal 312,12.15 Uhr18. Mai Oszillation zwischen Fiktion und NichtfiktionProf. Dr. Margrit Tröhler, Prof. Dr. Jörg Huber.Soziologisches Institut, Rämistr. 69, Hörsaal SOC 106, 18.00 Uhr21. Mai Neuroscience of the Aging Mind Prof. Dr.Denise Park. Psychologisches Institut, Attenhoferstr. 9,Raum 109, 1. Stock, 16.15 Uhr24. Mai Regulative und gesetzliche Herausforderungenfür CH Banken - was hat das mit IT zu tun? ThomasKohler. ETH-Zürich Hauptgebäude, Rämistrasse 101,Raum HG D 7.1, 17.15 Uhr25. Mai Qualität und Nachhaltigkeit im E-Learning.Erfahrungen und Empfehlungen Dr. Christa Stocker. UniZürich Zentrum, Rämistr. 71, Hörsaal 312, 12.15 Uhr25. Mai Bewegte Körper. Über das Verhältnis vonästhetischer Praxis und Film Lic. phil. Gesa Ziemer.Soziologisches Institut, Rämistr. 69, Hörsaal SOC 106,18.00 Uhr26. Mai Gedächtnistraining – Effekte einesStrategietrainings für 50- bis 70-Jährige Yves Bellon.Uni Zürich Zentrum, Rämistr. 71, HS 321, 16.00 Uhr1. Juni Organisationale Aspekte des E-Learning. Wieverändert sich das Lehren und Lernen? Dr. Sven Grund.Uni Zürich Zentrum, Rämistr. 71, Hörsaal 312, 15.00Uhr1. Juni «Anchor men» in der Renaissance. Maler alsAugenzeugen Prof. Dr. Bernd Roeck. Hörsaal SOC 106,Soziologisches Institut, Rämistr. 69, 18.00 Uhr4. Juni Minderheitenrechte in der EU: Chancen undRisiken für die Demokratisierung der Union MichaelBühler. HS 153, Uni Zürich Zentrum, Rämistr. 71, 9.15 Uhr7. Juni Macht und Ohnmacht der Politik PD Dr. U.Marti, Dr. C. Kaufmann. Theologisches Seminar,Kirchgasse, Hörsaal 200, 20.00 Uhr7. Juni Lästiger Spam und effiziente Filter SandroHollenstein. ETH-Zürich Hauptgebäude, Rämistrasse101, Raum HG D 7.1, 17.15 Uhr

8. Juni Zusammen lernen, arbeiten, forschen.Kollaboratives Lernen im Netz und SeminarraumLic. iur. Roger Müller. Hörsaal 312, Uni Zürich Zentrum,Rämistr. 71, 12.15 Uhr8. Juni Kriegsbilderbücher. Blättern in der AtrocityExhibition Dr. Tom Holert. Soziologisches Institut,Rämistr. 69, Hörsaal SOC 106, 18.00 Uhr9. Juni Reasoning in Natural Language Norbert Fuchs.Uni Zürich Irchel, Winterthurerstr. 190, Institut fürInformatik, H-25, 17.15 Uhr10. Juni Zum Verhältnis von Allgemeiner Pädagogik undSozialpädagogik. Systemtheoretische Überlegungen inerziehungswissenschaftlicher Absicht Prof. Dr. VolkerKraft. Uni Zürich Zentrum, Rämistr. 71, Hörsaal K02-F-152, 18.00 Uhr11. Juni Europäisierung der Öffentlichkeit alsLegitimitätsbedingungen der EU Prof. Dr. HanspeterKriesi, Margrit Jochum, Anke Tresch. Uni Zürich Zentrum,Rämistr. 71, Hörsaal 153, 9.15 Uhr12. Juni Klassiker der Kinder- und Jugendliteratur immedialen Transfer Workshop der Abteilung EuropäischeVolksliteratur der Universität Zürich mit mehrerenReferierenden. Volkskundliches Seminar, Wiesenstrasse 7/9, 1. Stock 9.15 Uhr14. Juni Die Ausgrabungen in Nora (Sardinien) und dieForschungen der Universität Mailand Prof. Dr. GiorgioBejor. Archäologisches Institut, Hörsaal 8 (EG), Rämistr.73, 20.15 Uhr15. Juni Gestaltung multimedialer Lernräume. RealeLernumgebungen virtuell erweitern Dr. Björn Theise. UniZürich Zentrum, Rämistr. 71, Hörsaal 312, 12.15 Uhr15. Juni Bilder als Werkzeuge – Filme, die arbeiten.Industriefilme und die Sichtbarkeit von Herstellung Prof.Dr. Vinzenz Hediger. Soziologisches Institut, Rämistr. 69,Hörsaal SOC 106, 18.00 Uhr

Medizin und Naturwissenschaften

17. Mai Berufliche Gratifikationen als salutogeneRessourcen – sozialepidemiologische Befunde undFolgerungen für die Praxis Prof. Dr. phil. JohannesSiegrist. Psychiatrische Poliklinik, Culmannstr. 8, GrosserKursraum, 11.15 Uhr24. Mai Sinnfindung und personale Ressourcen – einBeitrag aus der Existenzanalyse Dr. med. Alfried Längle.Psychiatrische Poliklinik, Culmannstr. 8, GrosserKursraum, 11.15 Uhr27. Mai Wandlungen des Naturverständnisses Urs LeoGantenbein. Uni Zürich Zentrum, Rämistrasse 71,Hörsaal 401, 4. Stock, 12.30 Uhr27. Mai Laser-Anwendungen in der Frauenheilkunde:Die Indikationen Mehrere Referierende.UniversitätsSpital Zürich, Grosser Hörsaal Nord 1, 15.00Uhr

27. Mai Identitätsentwicklung zwischen Pluralismusund Globalisierung Prof. Dr. med. H. Herzka.Psychiatrische Universitätsklinik, Militärstr. 8,Konferenzraum 300, 13.00 Uhr1. Juni Fluoreszenzdiagnostik und PhotodynamischeTherapie in der Dermatologie Dr. R.-M. Szeimies.UniversitätsSpital Zürich, Kursraum Nord I, C 307, 17.00Uhr3. Juni Die bakteriologischen Forschungen desPathologen Erwin Klebs, Dr. Michael Geiges, Dr. UrsulaBuchegger. Uni Zürich Zentrum, Hörsaal 401, 12.30 Uhr3. Juni Hämatologische Probleme des NeugeborenenMehrere Referierende. UniversitätsSpital, GrosserHörsaal Nord 1, 15.00 Uhr3. Juni Krisengipfel: Aussicht oder Abgrund?Perspektiven zum Handeln Dr. med. P. Hauser.Psychiatrische Universitätsklinik, Militärstr. 8,Konferenzraum 300, 13.00 Uhr7. Juni Visualisierung von Leiden als therapeutischerProzess PD Dr. med. Stefan Büchi. PsychiatrischePoliklinik, Culmannstr. 8, Grosser Kursraum, 11.15 Uhr9. Juni Bau und Leben der Dreilapper – Biologie derTrilobiten Dr. Christian Klug. Paläontologisches Museum,Karl-Schmid-Str. 4, Hörsaal K02 E 72, 19.15 Uhr10. Juni Die Frauenheilkunde am Kantonsspital AarauWilly Stoll. Uni Zürich Zentrum, Rämistr. 71, Hörsaal401, 4. Stock, 12.30 Uhr10. Juni Die Plazenta – Jungbrunnen des 21.Jahrhunderts? Mehrere Referierende. UniversitätsSpital,Grosser Hörsaal Nord 1, 15.00 Uhr10. Juni Krise und Krisenintervention aus Sicht derSeelsorge R. Angst. Psychiatrische Universitätsklinik,Militärstr. 8, Konferenzraum 300, 13.00 Uhr14. Juni Wenn Kinder erzählen... – NarrativeFähigkeiten und psychische Entwicklung Prof. Dr. med.Kai von Klitzing. Grosser Kursraum, PsychiatrischePoliklinik, Culmannstr. 8, 11.15 Uhr15. Juni Von der USZ-Bibliothek zum neuenMedizinischen Lernzentrum der Universität Zürich AnnaSchlosser. UniversitätsSpital, Kursraum Nord I, C 307,17.00 Uhr17. Juni George M. Beard, Paul Dubois, Otto Veraguth:Konzepte der Neurasthenie zwischen 1880 und 1910Sonja Furger. Uni Zürich Zentrum, Rämistr. 71, Hörsaal401, 12.30 Uhr17. Juni Von der Schuldfrage zur Fehlerkultur in derMedizin Abschiedsvorlesung von Prof. Dr. med. U. Haller.UniversitätsSpital, Grosser Hörsaal Nord 1, 17.00 Uhr17. Juni Offene Tür der ForschungsabteilungGynäkologie UniversitätsSpital, DepartementFrauenheilkunde, 13.00 Uhr17. Juni Mad, bad or sad – Krisenintervention bei

Ein Schweizer am Hofe Meneliks

Seine Geschichte klingt wie aus dem Reich der Mythenund Märchen. Wären da nicht dieses gewaltige fotografi-sche Werk und eine 610 Objekte umfassende ethnografi-sche Sammlung, die vom abenteuerlichen Leben des Al-fred Ilg (1854–1916) zeugen. Der Schweizer folgte dem Rufdes damaligen Königs von Schoa und späteren Kaisers vonÄthiopien, Menilek II., der ausländische Handwerker undTechniker an den Hof berief. Bis Ende der 1880er Jahre warIlg als Ingenieur, technischer Berater und Architekt tätig.Sein ehrgeizigstes Projekt war der Bau der Eisenbahn vonDjibouti nach Addis Ababa. Seit Beginn der 1890er Jahrenwurde Ilg immer mehr zum politischen Berater des Kai-sers, der ihn 1897 zum «Staatsrat im Range einer Exzel-lenz» ernannte.Die Sonderausstellung zu Ehren des 150. Geburtstages Ilgsgewährt nicht nur Einblick in das Leben dieser ausserge-wöhnlichen Persönlichkeit, sondern nimmt die Besuche-rinnen und Besucher auch mit auf eine spannende Reiseins christliche Äthiopien, in ein Land, das ungeheuer reichan kulturellen Schätzen ist. unicom

Die Ausstellung im Völkerkundemuseum der UniversitätZürich, Pelikanstrasse 40, dauert bis 8. Mai 2005. Öff-nungszeiten: Di–Fr 10–13 und 14–17 Uhr, Sa 14–17 Uhr,So 11–17 Uhr. Website: www.musethno.unizh.ch

Eric Hobsbawn gilt als einer der wichtigsten Histori-ker der Gegenwart. Sein erfolgreichstes Werk, «DasZeitalter der Extreme», wurde in 37 Sprachen über-setzt. Für seine Analyse der Geschichte des 20. Jahr-hunderts wurde der 87-Jährige letztes Jahr mit demBalzan-Preis geehrt. Die Internationale Balzan Stiftungverleiht jährlich vier Preise à 1 Million Franken fürwissenschaftliche und kulturelle Leistungen.

Am 16. Juni 2004 bietet sich die seltene Gelegenheit,Eric Hobsbawn an der Universität Zürich live zu erle-ben. Das Gespräch führt Klara Obermüller. UniversitätZürich Zentrum, Aula, 19.00 Uhr.

Kaiser Menelik als siegreicher Herrscher mit Löwen-haarkrone, Umhang und Zepter. (Bild VKMZ)

Der renommierte Historiker Eric Hobsbawn spricht ander Universität Zürich. (Bild zVg)

Hobsbawn liveMit der Sonderausstellung «Prunk und Pracht amHofe Meneliks – Alfred Ilgs Äthiopien um 1900» ent-führt das Völkerkundemuseum der Universität Zü-rich ins christliche Äthiopien.

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Menschen mit Substanzabhängigkeit Dr. med. R.Oppliger. Psychiatrische Universitätsklinik, Militärstr. 8,Konferenzraum 300, 13.00 Uhr19. Juni Physik in der Medizin Prof. Dr. K. Hepp, Dr. M.Mrochen, Prof. Dr. U. Aebi. ETH-Hauptgebäude, Rämistr.101, Hörsaal F5, 9.00 Uhr21. Juni Mindfulness based therapies – neuer Wein inalten Schläuchen? PD Dr. med. Martin Bohus.Psychiatrische Poliklinik, Culmannstr. 8, GrosserKursraum, 11.15 Uhr

Vortragsreihen

Interdisziplinäre Vorlesungsreihe des Zentrums für Gerontologie «Menschliche Langlebigkeit:Bedingungen und Folgen»

12. Mai Das «biblische Alter»: Theologisches zurLanglebigkeit Prof. Ralph Kunz. Uni Zürich Zentrum,Rämistr. 71, Hörsaal F-121, 17.15 Uhr26. Mai Pflegebedürftigkeit im hohen Alter PD AlbertWettstein. Uni Zürich Zentrum, Rämistr. 71, Hörsaal F-121, 17.15 Uhr9. Juni Ernährung und Langlebigkeit PD Dr. med. PaoloSuter. Uni Zürich Zentrum, Rämistr. 71, Hörsaal F-121,17.15 UhrWissenschaftshistorisches Kolloquium Universität/ETH «Formen des Erkennens I: sammeln, ordnen,begreifen»

12. Mai Das verschleierte Wortbildnis – Schriftform undlexikalische Ordnung im alten Chinesischen Prof.Robert Gassmann. Uni Zürich Zentrum, Rämistr. 71,Hörsaal 101, 17.15 Uhr26. Mai Verzweigungen, Gabelungen, Dezimalstellen –Potenz und Grenzen einer enzyklopädischenOrdnungstechnik von Porphyrios bis Melvil Dewey Prof.Paul Michel. Uni Zürich Zentrum, Rämistr. 71, Hörsaal101, 17.15 Uhr9. Juni Mit seinen Beständen rechnen –Wissenschaftliche Sammlungen und institutionellerWandel an der ETH Andrea Westermann. Uni ZürichZentrum, Rämistr. 71, Hörsaal 101, 17.15 Uhr16. Juni Die Entdeckung und Ordnung der geologischenZeit Prof. Helmut Weissert. Uni Zürich Zentrum, Rämistr.71, Hörsaal 101, 17.15 UhrWas ist das – die Hochschule? Bologna und dieFolgen. Zur aktuellen Universitätsreformdebatte

13. Mai Wozu noch Matura? Über die Strukturen desBildungssystems in Zeiten von «life long learning» undZulassungskonkurrenz Prof. Dr. Rolf Dubs, UniversitätSt.Gallen, Prof. Dr. Christoph Riedweg, Universität Zürich.Uni Zürich Zentrum, Rämistr. 71, Hörsaal 180, 18.15

Das vollständige Veranstaltungsangebot der Universität Zürichfinden Sie in der online-Agenda unter www.agenda.unizh.ch.

Uhr27. Mai Über Gebühren, Studienfinanzierung und indivi-duelle Studiengestaltung im neuen Umfeld Dr. Hans-Ulrich Doerig, Universitätsrat Zürich, Dr. CharlesStirnimann, Erziehungsdepartement Basel-Stadt. UniZürich Zentrum, Rämistr. 71, Hörsaal 180, 18.15 Uhr10. Juni «Artes liberales» oder: Weshalb die Geistes-,Kultur- und Sozialwissenschaften so wichtig, kosten-günstig und widerspenstig sind Prof. Dr. Otfried Höffe,Universität Tübingen, Prof. Dr. Angelika Linke, UniversitätZürich. Uni Zürich Zentrum, Rämistr. 71, Hörsaal 180,18.15 Uhr17. Juni Geld, Geist, (Fach-)Hochschule und Akademie.Über die Notwendigkeit, Ausbildung und Forschung zuorganisieren, aber die Freiheit von Wissenschaft undLehre zu wahren Prof. Dr. Jürgen Mittelstrass, UniversitätKonstanz, Prof. Dr. Richard R. Ernst, ETH Zürich. UniZürich Zentrum, Rämistr. 71, Hörsaal 180, 18.15 UhrZürcher Ausspracheabende für Rechtsgeschichte

8. Juni Walter von Coutances und die Anfänge der anglo-normannischen Rechtswissenschaft Prof. Dr. Dr. h.c.mult. Peter Landau. Cafeteria, Freiestr. 36, 18.15 UhrVeranstaltungen des Schweizerischen Instituts fürAuslandforschung

2. Juni Der Terrorismus als Herausforderung für dasVölkerrecht Prof. Dr. Dres. h.c. Jochen Frowein. Uni ZürichZentrum, Rämistr. 71, Hörsaal 180, 18.15 Uhr8. Juni Humanitäre Tätigkeit in Konfliktsituationenheute: Rahmenbedingungen und Herausforderungen Dr.Jakob Kellenberger. Uni Zürich Zentrum, Rämistr. 71,Aula, 18.15 Uhr

Antrittsvorlesungen

15. Mai Individuelles Gesundheitsmanagement alsmoderne Naturheilkunde. Von der passiven zur aktivenBürgerrolle in Gesundheit und Krankheit PD Dr. DieterMelchart. Uni Zürich Zentrum, Rämistr. 71, Aula, 10.00Uhr15. Mai Bildgebung in der Neurochirurgie: Einsichtenund Ausblicke PD Dr. René L. Bernays. Uni ZürichZentrum, Rämistr. 71, Aula, 11.10 Uhr17. Mai Erfolgreiches Management: Diagnostik undEntwicklung relevanter Fähigkeiten Prof Dr. MartinKleinmann. Uni Zürich Zentrum, Rämistr. 71, Aula, 17.00Uhr17. Mai Physik der Elementarteilchen: Konzepte undMethoden Prof. Dr. Thomas Gehrmann. Uni ZürichZentrum, Rämistr. 71, Aula, 18.15 Uhr17. Mai Irrten sich die Pharaonen? Die Bedeutung vonInzucht in der Evolutions- und Naturschutzbiologie Prof.Dr. Lukas Keller. Uni Zürich Zentrum, Rämistr. 71, Aula,19.30 Uhr22. Mai Zur Pathogenese kutaner T-Zell Lymphome PDDr. Andreas Häffner. Uni Zürich Zentrum, Rämistr. 71,Aula, 10.00 Uhr22. Mai AIDS bei Tieren und was der Mensch davon ler-nen kann PD Dr. Regina Hofmann-Lehmann. Uni ZürichZentrum, Rämistr. 71, Aula, 11.10 Uhr

24. Mai Visible Religion oder «unsichtbare Religion»?

Skizzen für ein religionswissenschaftlichesForschungsprogramm Prof. Dr. Christoph Uehlinger. UniZürich Zentrum, Rämistr. 71, Aula, 17.00 Uhr24. Mai Gebaute Ordnung. Stadtvorstellungen undPlanung im Mittelalter PD Dr. Martina Stercken. UniZürich Zentrum, Rämistr. 71, Aula, 18.15 Uhr5. Juni Neue Wege ins Hirn – Viren als TransportmittelPD Dr. Markus U. Ehrengruber. Uni Zürich Zentrum,Rämistr. 71, Aula, 10.00 Uhr5. Juni Vom Gen zum Veitstanz – Hereditäre Chorea-Syndrome PD Dr. Hans H. Jung. Uni Zürich Zentrum,Rämistr. 71, Aula, 11.10 Uhr7. Juni Interventionelle Radiologie – von derRöntgendiagnose zum bildgesteuerten Eingriff PD Dr.Thomas Pfammatter. Uni Zürich Zentrum, Rämistr. 71,Aula, 19.30 Uhr7. Juni Embryonale Stammzellen und Klonen – washaben wir von Dolly gelernt? PD Dr. Birgit Ledermann.Uni Zürich Zentrum, Rämistr. 71, Aula, 18.15 Uhr7. Juni Aktives Hören – von Schwingungen zuMolekülen und zurück PD Dr. Martin Göpfert. Uni ZürichZentrum, Rämistr. 71, Aula, 17.00 Uhr12. Juni Die Lebendorganspende – zwischen Not desKranken und Risiko des Gesunden PD Dr. MarkusWeber. Uni Zürich Zentrum, Rämistr. 71, Aula, 10.00 Uhr12. Juni Atmung im Schlaf – Luftweg mit TurbulenzenPD Dr. Robert Thurnheer. Uni Zürich Zentrum, Rämistr.71, Aula, 11.10 Uhr14. Juni Viel Wind um dünne Luft: Wie ZellenSauerstoffmangel messen Prof. Dr. Roland H. Wenger.Uni Zürich Zentrum, Rämistr. 71, Aula, 19.30 Uhr14. Juni «Kurtze Anleitung zum Studium der Historie»Anregungen des 18. Jahrhunderts, Kommentare des21. Jahrhunderts Prof. Dr. Francisca Loetz. Uni ZürichZentrum, Rämistr. 71, Aula, 17.00 Uhr14. Juni Beurteilen Manager ihre eigene Führungs-kompetenz richtig? Prof. Dr. Klaus Jonas. Uni ZürichZentrum, Rämistr. 71, Aula, 18.15 Uhr19. Juni Transkriptionsfaktoren: Schlüsselelemente bei der Entstehung hämatologischer Tumoren PD Dr.Andreas Himmelmann. Uni Zürich Zentrum, Rämistr. 71,Aula, 11.10 Uhr19. Juni «Asiens Atem ist jenseits». Zur historischenPoetik der Grenze Prof. Dr. Karl Wagner. Uni ZürichZentrum, Rämistr. 71, Aula, 10.00 Uhr21. Juni Tatsächlich Recht haben Prof. Dr. PaulOberhammer. Uni Zürich Zentrum, Rämistr. 71, Aula,18.15 Uhr21. Juni Die Latenz von HIV als virale Überlebens-strategie PD Dr. Marek Fischer. Uni Zürich Zentrum,Rämistr. 71, Aula, 19.30 Uhr21. Juni Antibiotika gegen Fliegen, Würmer undEinzeller: Neu entdeckte Angriffsziele in eukaryotischenZellen PD Dr. Alexander Mathis. Uni Zürich Zentrum,Rämistr. 71, Aula, 17.00 Uhr

www.agenda.unizh.ch

See mit vielen Seiten

Goethe und Conrad Ferdinand Meyer haben ihn besun-gen, und auch heute übt der Zürichsee eine ungebroche-ne Faszination aus. Vor allem in der wärmeren Jahreshälftezieht die 87 Quadratkilometer grosse Wasserfläche zwi-schen Zürich und Schmerikon die Menschen an. Zum Gril-lieren, Relaxen, Segeln. Oder zum ungetrübten Badever-gnüngen im sauberen und klaren Nass. Dies war nicht im-mer so. Mit der Industrialisierung in der ersten Hälfte des

20. Jahrhunderts wurde der Zürichsee zunehmend mitAbwässern verschmutzt. Dies führte dazu, dass im Som-mer 1964 in 10 Meter Tiefe fast völlige Dunkelheitherrschte – ein trauriger Tiefpunkt. Mit dem Bau vonKläranlagen verbesserte sich die Situation zusehends.Zum Vorteil nicht nur der Menschen, sondern auch derzahlreichen Tierarten, die heute im und um den Zü-richsee leben.Die Artenvielfalt und die Veränderungen des Zürichseesim Wandel der Zeit stehen im Zentrum der Sonderaus-stellung «Zürichsee» im Zoologischen Museum der Uni-versität Zürich. Sie bietet die Gelegenheit, Vertrautes neuzu entdecken. In fünf Aquarien werden wirbellose Tieredes Zürichsees vorgestellt – etwa Schnecken, Muscheln,Würmer, Insektenlarven, Schwämme oder Moostier-chen. Ein spezielles Augenmerk der Ausstellung gilt demFlussbarsch. Die Biologie des Egli wird von einem wis-senschaftlichen Team des Zoologischen Museums seiteinigen Jahren intensiv erforscht. Ein weiterer Schwer-punkt der Zürichseeausstellung gilt der Veränderung desGewässers in den vergangenen Jahrzehnten. Eine Serievon Interviews mit Menschen, die sich mit dem Zürich-see auseinander setzen, beleuchtet seine Entwicklungaus unterschiedlichen Perspektiven. So erlaubt die ak-tuelle Ausstellung vielseitige Annäherungen an einender faszinierendsten Lebensräume in der Region. unicom

Die Ausstellung «Zürichsee» im Zoologischen Museumder Universität Zürich, Karl-Schmid-Strasse 4, dauert bis31. Oktober. Öffnungszeiten: Di–Fr 9–17 Uhr, Sa und So10–16 Uhr. Website: www.unizh.ch/zoolmus

Nach der Ablage von bis zu 100’000 Eiern liegt das Egli-Weibchen erschöpft auf dem Seegrund. (Bild Zoologi-sches Museum der Universität Zürich)

«Forschung direkt!»Bakterien räumen mit dem Zivilisationsmüll auf, Ato-me spielen Fussball, und die Show der fluoreszieren-den Neuronen begeistert die Zuschauer. – Was nachAusschnitten eines Science-Fiction-Films klingen mag,ist in der Tat Teil der Laborrealität der Mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Zü-rich. Eine Realität, die mit unserem Alltag enger ver-woben ist, als es auf den ersten Blick scheint.Der Event «Forschung direkt! Erleben, Staunen, Erfah-ren» macht die Forschung der Mathematisch-natur-wissenschaftlichen Fakultät für ein breites Publikumzum Erlebnis. In über fünfzig Live-Shows, multimedi-alen Installationen und Specials wird Unsichtbaressichtbar und Reisen durch Raum und Zeit möglich. Fürden Durchblick sorgen stündliche Führungen, Demo-vorlesungen sowie ein Kinder- und Jugendprogramm.

«Forschung direkt!» findet am Wochenende vom 5.und 6. Juni 2004 jeweils von 10-18 Uhr im Lichthofder Universität Zürich Irchel statt. Das Tagesprogrammentnehmen Sie www.mnf.unizh.ch/forschung-direkt

Der Lichthof der Universität Irchel verwandelt sich ineinen multimedialen Erlebnisraum. (Bild Marisa Gras-si)

Seit bald 40 Jahren untersuchen Studierende undDozierende des Zoologischen Museums der Uni-versität Zürich die Tierwelt des Zürichsees. Jetztöffnet eine Sonderausstellung sowohl ein Fensterin den See als auch zur Forschung unter Wasser.

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APPLAUS 1310. Mai 2004 ■ unijournal 3 ⁄ 04

Von Marita Fuchs

Hart gearbeitet haben die Zürcher Stu-dierenden, um beim «Willem C. VisMoot Court», einem Gericht für hypo-thetische Streitfälle, zu bestehen. DerAufwand hat sich für Thomas Albert,Marija Djordjevic, Stefan Günther, So-nia Hausherr und Florian Utz gelohnt,haben sie doch für ihre hieb- und stich-feste Klageschrift den ersten Preis ge-wonnen.

Der «Willem C. Vis Moot Court» istein Wettbewerb, in dem sich angehen-de Juristinnen und Juristen in der an-waltlichen Tätigkeit üben können. Siebearbeiten fiktive Streitfälle aus derSicht der jeweiligen Parteien. Im geradebeendeten Wettbewerb simulierten dieStudierenden ein Schiedsverfahren

Christoph Schumacher

Weniger essen erhöht die Wahrschein-lichkeit, lange zu leben. Diese alltags-taugliche Erkenntnis ist nur eines derResultate aus dem ForschungsgebietErnst Hafens. Der Zürcher Forscheruntersucht die Zusammenhänge vonWachstum und Alterung anhand einesModellorganismus. Als solcher dientdie Taufliege Drosophila. Rund dreiViertel der menschlichen Gene, die mitKrankheiten assoziiert sind, sind auchbei der Drosophila vorhanden.

Fokus auf Wachstumsgene Das Team um Ernst Hafen richtete dieAufmerksamkeit nun auf diejenigenGene, die für Prozesse des Wachstumsverantwortlich sind. Rund 15'000 Geneuntersuchte die Gruppe und konnteschliesslich 50 Gene bestimmen, wel-che für das Wachstum eine Rolle spie-len. Das erste Wachstumsgen wurde1997 entdeckt und erhielt den spre-chenden Namen Chico. Die Fliegen mitChico-Gendefekt sind kleiner gewach-sen, wobei einerseits weniger Körper-

zellen pro Organ vorhanden sind undandererseits die einzelnen Zellen auchkleiner sind.

Die Gensequenz des Chico-Gens ver-glichen die Forscher mit den bereits vor-handenen Sequenzen in der Genom-Datenbank. Es zeigte sich, dass dieselbeSequenz auch in anderen Organismenvorkommt. Auch beim Menschen exi-stiert dieses Gen, es ist unter dem Na-men Insulin-Rezeptor-Substrat (IRS) be-kannt. IRS ist ein Element in der Ketteder Insulinverarbeitung. Ist dieses Gendefekt, wird das Insulin nicht mehr rich-tig verarbeitet. Die Zuckerkrankheit Di-abetes Typ 2 basiert auf einem solchenDefekt.

Die Insulinverarbeitung und dasWachstum hängen also eng miteinan-der zusammen. Auch das Gegenteil, dieunkontrollierte Aktivierung der Insu-linkaskade, ist fatal: Ein unnatürlichesund ungebremstes Zellwachstum ist dieFolge: Es entsteht Krebs.

Friss die Hälfte!Eine weitere Erkenntnis aus Hafens For-schung ist im Volksmund schon seitlängerem als Appell bekannt: Friss dieHälfte! Tatsächlich hat die Forschunggezeigt, dass Organismen unter weni-ger Nahrung signifikant länger leben.Auch Organismen mit einem Defekt inder Insulin-Rezeptor-Kette haben eineerhöhte Lebenserwartung. Grund da-für ist ein Schutzprogramm in den Zel-len, das bei einem geringeren Insulin-signal aktiviert wird. Es bremst den Al-terungsprozess der Zellen und verhilftdem Organismus so zu einem längerenLeben.

Wie erreichen wir ein höheresAlter? Es sind viele Faktoren,unter anderem genetische, sagtErnst Hafen, Professor am Zoo-logischen Institut der Univer-sität Zürich und diesjähriger Otto-Nägeli-Preisträger der Bonizzi-Theler-Stiftung. Der mit200'000 Franken dotierte Preisgilt als einer der wichtigstenSchweizer Wissenschaftspreise.

Dr. Kurt Müller, Präsident der Bonizzi-Theler-Stiftung, überreicht Ernst Hafen (links) den Otto-Nä-geli-Preis. (Bild: Christoph Schumacher)

ERNST HAFEN MIT RENOMMIERTEM OTTO-NÄGELI-PREIS GEEHRT

Weniger Essen verlängert das Leben

Zum Schluss präsentierte Hafen nochein etwas skurriles Forschungsresultateines Kollegen der Harvard University.Der amerikanische Forscher David Sin-clair hatte herausgefunden, dass einechemische Substanz namens Resvera-trol das Leben von Hefezellen verlän-gert. Dieselbe Substanz scheint auchden Alterungsprozess von Fliegen undWürmern zu verlangsamen.

Resveratrol ist eine pflanzliche Sub-stanz, die unter anderem in Rotwein

Den ungekürzten Artikel lesen Sie auf «unipublic»: www.unipublic.unizh.ch/maga-zin/wirtschaft/2004/1220/Marita Fuchs ist Mitarbeiterin von unicom.

zum Wiener Kaufrecht und zur inter-nationalen Schiedsgerichtsbarkeit. ImOktober 2003 erhielten die Studieren-den ihre Aufgabenstellung. Nun galt es,eine stichhaltige Klageschrift zu verfas-sen und sie bis Dezember dem Wettbe-werbsteam der New York University vor-zulegen. Gleichzeitig erhielt die Züri-cher Gruppe die Klageschrift einerGruppe von der University of Ottawaund musste auf diese Klageschrift dieentsprechende Klageantwort verfassen.Im April fand dann in Wien die münd-liche Verhandlung in englischer Spra-che statt. Dabei zählt jeweils nicht nurdie rechtliche Argumentation, sondernauch, ob die Beteiligten gewinnend auf-treten und die Fragen souverän beant-worten konnten. Eine unabhängigeJury aus drei erfahrenen Professorenund Anwälten vergibt dabei die ent-scheidenden Punkte.

Ein juristisches Rollenspiel Konkret ging es um den Wettstreitzweier fiktiver Firmen: Die eine kauftevon der anderen Verpackungsmaschi-nen, um damit Salz abzufüllen. Dabeikorrodierten die Maschinen sehrschnell. Die eingeklagte Firma über-nahm aber keine Verantwortung für die

Die Applausliste finden Sie auf Seite 6.

Christoph Schumacher ist freier Fotograf,Journalist und Mitarbeiter von unicom.

Schäden. Als Begründung nannte sie, eshätte vorher bekannt sein müssen, dassSalz damit abgepackt werden soll.

Als Arbeitsgrundlage erhielten dieStudierenden nur «Original»-Doku-mente, zum Beispiel die Korrespon-denzbriefe der Firmen und Gutachten.Um eine Klageschrift zu schreiben, mus-sten die Studierenden in die Rolle einesAnwalts schlüpfen. So wurden sie ge-zwungen, praxisnah zu arbeiten.Ausserdem mussten die Teams danachdie Gegenposition einnehmen und ei-ne Klageantwort verfassen. Dies erfor-derte eine hohe Flexibilität.

Dieses Verfahren unterscheidet sichvon der üblichen Vorgehensweise in derjuristischen Ausbildung: Nicht dieSichtweise des Richters, der die «richti-ge» Lösung zu einem Sachverhalt fin-den muss, wird eingenommen, sonderndie Perspektive des Anwalts, der denvorgegebenen Sachverhalt juristischkorrekt, aber im Sinne seines Mandan-ten bewerten muss. Das parteiische Ar-gumentieren steht im Vordergrund.

Unter der Leitung von ProfessorinClaire Huguenin, Professor Daniel Girs-berger und Urs Weber-Stecher und ge-coacht von Michael Feit, Michael Hoch-strasser und Dorothee Schramm erfuh-

Bei einem internationalen Wett-bewerb in Wien wurde das «Me-morandum for Claimant» vonfünf Studierenden der JuristischenFakultät ausgezeichnet. Eine Jury beurteilte ihre Klageschriftgemeinsam mit derjenigen vonHeidelberg als beste unter 136teilnehmenden Universitäten.

DER ERSTE PREIS BEIM «WILLEM C. VIS MOOT COURT» GEHT AN DAS TEAM DER UNIVERSITÄT ZÜRICH

Jus-Studierende der Uni Zürich klagen am besten

vorkommt. Es sind besonders die säu-erlichen Trauben aus kälteren Klimage-bieten, die besonders viel Resveratrolenthalten.

So darf also vermutet werden, dassgelegentliche intrakorporale Applika-tion des bacchantischen Getränksdurchaus Gutes bewirken kann.

ren die Züricher Studierenden sehr vielUnterstützung. Vorbereitend wurdeschon in Sommersemester 2003 das Se-minar «Moot Court im Kaufrecht» an-geboten. Die fünf Studierenden, dieschliesslich ausgewählt wurden, um inWien teilzunehmen, sind auch von Zür-cher Anwaltskanzleien unterstützt wor-den. Sie konnten Testläufe für Plädoy-ers abhalten und lernen, wie man juri-stisch ausgewogen argumentiert undsich gleichzeitig gut präsentiert.

Völkerverständigung möglichCoach Michael Feit erwähnt noch einenganz anderen Aspekt der Arbeit: Das Zu-sammentreffen mit anderen Studieren-den aus verschiedenen Ländern sei sehrinteressant gewesen. Die Teams, mit de-nen sie sich im Rahmen der Plädoyersmessen durften, stammten aus Bopal,London, New York und Ottawa. «Manlernt eine andere Kultur kennen und er-fährt, dass Konflikte lösbar sind», sagtFeit. «Völkerverständigung ist zwar eingrosses Wort, wird im Kleinen hier abergreifbar.»

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ALUMNI 1510. Mai 2004 ■ unijournal 3 ⁄ 04

Von Verena Tunger

Wie hiessen noch gleich die Ausstel-lungen, die kürzlich im Landesmu-seum, im Kunsthaus und im MuseumRietberg gezeigt wurden? In meinervom FAN (Fonds zur Förderung des aka-demischen Nachwuchses) unterstütz-ten sprachwissenschaftlichen Disserta-tion habe ich 800 solcher Titel unter-sucht. Allerdings auf Französisch: DieAusstellungen fanden in einer Zeit-spanne von drei Jahren in 89 verschie-denen Westschweizer Museen statt.

Die Werbung im öffentlichen Raumund in Zeitungen lässt darauf schlies-sen, dass Wechselausstellungen boo-men. Und tatsächlich: Sie sind sogarsehr gut besucht! Aktuelle Museums-studien belegen, dass temporäre Aus-stellungen für den Besucheransturm imMuseum eine zentrale Rolle spielen.Was aber hat es mit den Titeln auf sich? «Quand la Haute Couture sort sesgriffes», «Papa – Maman», «Gauguin»,«Ferments en folie» … Es sind oft die Ti-tel, die uns auf Plakaten, Flyern oder inKulturagenden in Worte gefasste erste

Interview Lukas Mäder

unijournal: Sie betonen, dass Sie von derFunktion als Beiratsmitglied nicht zurück-treten, sondern dass ihre Amtszeit zu Endegeht. Die Arbeit hat Ihnen anscheinendgrossen Spass gemacht.Fögen: Ja, es war eine Erweiterung desSpektrums. Man sieht, was heutzutagewissenschaftlich in der jüngeren Gene-ration passiert. Ich musste sehr weitüber die eigenen Fächergrenzen hinausarbeiten, um mich mit den unterschied-lichen Themen vertraut zu machen.

Die Aufgabe des Beirats ist es, Unterstüt-zungsgesuche zu beurteilen. Wie sah daskonkret aus?Wir haben die Gesuche nach Kompe-tenzen, Interessen und Fächern aufge-teilt. Zu den Unterlagen gehörten dieProjektskizze und zwei Stellungnah-men von Fachbetreuern. Das Gesuchwurde in der Sitzung, von denen es inder Regel zwei pro Jahr gibt, vorgestelltund zur Annahme oder Ablehnung

empfohlen. Manchmal wurde über einGesuch sehr heftig diskutiert.

Wen will der FAN unterstützen?Begabten wissenschaftlichen Nach-wuchs, der irgendwie mit Zürich zu tunhat. Das heisst natürlich nicht, dass dieLeute in Zürich bleiben sollen. Wir ha-ben bevorzugt Zürcher Studienabgän-ger im Ausland gefördert, um denStandort Zürich durch Leute zu bele-ben, die vorübergehend ins Ausland ge-hen. Wir haben auch immer darauf ge-achtet, ob die Chance besteht, dass dieGesuchsteller in die akademische Lauf-bahn eintreten. Bei manchen schien esso, dass eine eindeutig berufsorientier-te Qualifikation für die Wirtschaft an-gestrebt wird. Da war nicht einmal derGedanke da, man könne auch in dieLehre gehen.

Gefördert werden soll interessante, neueForschung. Gibt es Qualitätsmerkmaledafür?Das ist ganz schwierig zu umreissen. Kri-terien sind Innovation, originelles Den-ken, Kompetenz. Diese Kriterien sindnatürlich schwer überprüfbar. Ein for-males Kriterium ist, dass wir gerne ei-nen Summa-Abschluss haben. Aber esgibt auch Leute mit Summa-Abschluss,die unsäglich langweilig sind, bei denenich sagen muss, zwar ein hervorragen-der Abschluss, aber das Projekt ist ja sokleinkariert.

Spielt bei diesen Kriterien auch die Erfah-rung als Professorin mit hinein?Ja, das braucht ein bisschen Gespür.Deshalb führte ich ganz gerne ein per-sönliches Gespräch mit den Gesuch-stellern. Dabei habe ich häufig bessergemerkt, was an wissenschaftlichemTemperament, an Breite des Interessesvorhanden ist.

Der FAN will nach eigenen AngabenSchwerpunkte setzen. Wie sehen diese aus?Wir wollen unser Geld nicht zerstü-ckeln, sondern auch mal sagen, hier isteine Lücke, die die Universität im Mo-ment nicht schliessen kann. Eine sol-che Entscheidung war, im Bereich der

Die Professorin am Rechtswis-senschaftlichen Institut, MarieTheres Fögen, war Beiratsmit-glied des Fonds zur Förderungdes akademischen Nachwuchses(FAN). Nach ihrer sechsjährigenTätigkeit zieht sie eine positiveBilanz.

Schätzt den Blick über die Fachgrenzen hinaus:Professorin Marie Theres Fögen. (Bild Lukas Mäder)

ZUM ENDE DER AMTSZEIT VON MARIE THERES FÖGEN ALS FAN-BEIRATSMITGLIED

«Eine Erweiterung des Spektrums»

Informationen geben. Diese ausseror-dentlich kurzen Texte wollen uns –meist in Kombination mit Bildern – ei-nen Ausstellungsbesuch schmackhaftmachen.

Zu Beginn meiner Recherchen kon-taktierte ich alle Westschweizer Mu-seen, die Wechselausstellungen organi-sieren, und sammelte jegliche Doku-mente, auf denen sie angekündigt wur-den. Bald stapelten sich Flyer, Vernissa-geneinladungen und Plakate. Schnellbemerkte ich, dass ein und dieselbe Aus-stellung auf zwei Dokumenten ver-schieden heissen kann. Ich war also miteiner Textsorte konfrontiert, die sichdurch Varianz, aber auch Instabilitätauszeichnet, denn Ausstellungstitelwerden selten erinnert und auch nichtkatalogisiert. Ganz im Gegenteil etwa zuFilm-, Bücher- oder Bildertiteln, die inBibliografien und Katalogen eingetra-gen werden und so «überleben».

Titelforschung? Ein seltenes Arbeits-feld. Während sich in den 80er Jahrenmehrere Linguistinnen und Linguistenmit Titeln verschiedener Medien befass-ten (Buch, Film, Presse), gehören Titelheute nicht gerade zum meist unter-suchten Gegenstand der Sprachwissen-schaft. In Paris fand ich jedoch einenGleichgesinnten. Professor BernardBosredon befasst sich mit Namen allerArt, besonders auch mit Titeln vonKunstwerken. 2002 leitete er zudem dieDoktorandenschule für französischeSprachwissenschaft an der Université de

Lukas Mäder ist freischaffender Journalist.

Der Vorstand des Zürcher Universitäts-vereins (ZUNIV) hat an seiner Sitzungvom 23. März 2004 folgende Beiträgebewilligt:• Romanisches Seminar: 3500 Franken

an Tagung «Die Rede von der Armut»• Pädagogisches Institut: 3000 Fran-

ken an Symposium «Schule wohin?Schulentwicklung und Qualitäts-sicherung im 21. Jahrhundert»

• Paläontologisches Institut und Mu-seum: 4000 Franken an Publikation«So kam der Fisch auf den Berg»

• Geografisches Institut: 4000 Fran-ken an Ausstellungsprojekt «Macht und Kraft der Bilder. Wie für Nach-haltigkeit argumentiert wird»

• Institut für Mathematik: 2000 Fran-ken an Symposium «NonlinearElliptic and Parabolic Problems:A Special Tribute to the Work ofHerbert Amann»

• FS&S – Forschungsbereich Schul-qualität & Schulentwicklung: 580 Franken für Inserat in der Zeitschrift FS&S aktuell

• Akademischer Sportverband Zürich:4000 Franken an SOLA-Stafette 2004

• Pädagogisches Institut: 10’000 Fran-ken für Aufbau der Kinder-Univer-sität

Bis Ende März 2004 wurden total 49'780Franken bewilligt.

la Sorbonne Nouvelle. Ein Zusatzsti-pendium des FAN ermöglichte mir ei-nen äusserst horizonterweiternden ein-jährigen Forschungsaufenthalt in die-ser bestens organisierten Institution.

Es ist erstaunlich, was uns Minitextewie Ausstellungstitel alles mitzuteilenhaben – oder eben auch nicht. Manmacht sich automatisch Vorstellungendavon, was einen in der betreffendenAusstellung erwarten könnte. Titel sug-gerieren Bilder. Das Herzstück meinerArbeit befasst sich denn auch mit der Fra-ge, wie diese Bilder zu Stande kommen.

Es ist ausserdem erstaunlich, dasssich die Titel, trotz ihrer Kürze, nicht analle potenziellen Rezipienten gleicher-massen richten. Ausstellungstitel tra-gen oft nicht zur heute vielfach gefor-derten Demokratisierung des Museumsbei. Wortwahl und Formulierungenschliessen oft im Voraus gewisse Lese-rinnen und Leser aus. In diesem Sinnerichtet sich meine Dissertation nichtnur an Sprachwissenschaftlerinnenund Sprachwissenschaftler, sondernauch an die Verantwortlichen in denMuseen, denen sie Anregungen bietet,worauf bei der Betitelung von Ausstel-lungen geachtet werden kann. Die Ar-beit «L’exposition temporaire à traversson titre. Analyse linguistique d’un dis-cours info-publicitaire» wird dieses Jahrpubliziert, zusammen mit einer CD-Rom, auf der die Werbedokumente,denen die Titel entnommen wurden,eingesehen werden können.

Zürcher Universitätsverein (ZUNIV)Silvia Nett, Sekretariat, [email protected],www.zuniv.unizh.ch

VergabungenLINGUISTISCHE STUDIE ÜBER AUSSTELLUNGSTITEL

Minitexte, die Bände sprechen

Zoologie eine Professur zu unterstützen.Wir hätten dasselbe gerne wieder ge-macht für ein Programm «SemitischeSprachen und Kulturen». Leider gelanges nicht, weil wir im Moment das Geldfür eine Anschubfinanzierung über dreiJahre nicht garantieren können.

Die finanzielle Lage ist nicht so gut.Sie ist ein bisschen lau. Es wird viel ge-macht, wie neulich der Alumnitag. DerVorsitzende des ZUNIV geht – um esdeutlich zu sagen – Klinken putzen beiBanken und anderen Unternehmen.Aber die Spendierfreudigkeit hat auchihre Grenzen, je nach Wirtschaftslage.Doch ganz ohne Geld stehen wir nichtda. Wir haben noch ein paar schöne Pro-jekte laufen.

Sie üben verschiedene Nebentätigkeitenaus, wie die Arbeit im Beirat des FAN einewar. Was reizt Sie daran?Die Beiratstätigkeit war deshalb so inte-ressant, weil sie die Fachgrenzen spreng-te. Ich bin wirklich gerne Juristin. Aberauf Dauer wird das einfach zu langwei-lig, wenn man nicht noch etwas ande-res hat. Das ist der Grund, weshalb ichsolche Nebentätigkeiten, natürlich un-bezahlt, gerne mache: Dass einem umHimmelswillen als Juristin das Lebennicht zu langweilig wird.

Welche Botschaften vermittelnAusstellungstitel, und wie wir-ken sie beim Publikum? DiesenFragen geht Verena Tunger inihrer vom FAN unterstütztenDissertation nach. Im unijour-nal berichtet sie darüber.

Page 16: 34. Jahrgang, Nummer 3/2004 D Z UNIVERSITÄT ZÜRICH unijournal00000000-086d-f41b-0000... · 2018-06-12 · Alumni Bilanz: Marie Theres Fögen über ihre Zeit als Beiratsmitglied

LETZTE16 10. Mai 2004 ■ unijournal 3 ⁄ 04

Von Marie Holde

Der Gong erklingt, die Studierenden imHörsaal klopfen auf den Tisch, eine wei-tere Vorlesung an der Uni Zürich ist zuEnde. Alles ganz gewöhnlich? Für michnicht. Warum man hier klopft stattklatscht, hat mir bisher noch niemanderklären können. Noch mehr als das Ge-klopfe überraschte mich der Gong amEnde der Vorlesungen. In Dänemarksind Uni und Pünktlichkeit ziemlich un-vereinbar. Gongs oder Glocken kenntman bloss in der Grundschule. Bei unsist eine Veranstaltung fertig, wenn dieDozentin oder der Dozent mit seinemVortrag fertig ist. In Zürich dagegen wirdPünktlichkeit erwartet.

In Dänemark sagen wir normaler-weise «pünktlich wie ein Deutscher».Das ist nicht besonders präzis – viel bes-ser wäre «pünktlich wie ein Schweizer».Wo sonst kann man die Uhr nach derAnkunft des Zuges stellen? Wo sonstwird um Verständnis gebeten, weil einTram fünf Minuten Verspätung hat? Soein Service ist den dänischen öffent-lichen Verkehrsmitteln fremd.

Auch die Organisation an der Uni ist per-fekt. Nur meine Stundenpläne sind esnicht. Manchmal habe ich Vorlesungenvon 9 bis 4 ohne Pause. Wann isst manda? Hungrige Studierende sind keine ef-fizienten Studierenden...

Auch die Art und Weise, wie man sichhier auf Vorlesungen vorbereitet, ist an-ders als bei uns. In Kopenhagen sindVorlesungen darauf eingerichtet, dassdie Studierenden vorbereitet sind.Durchschnittlich sind jeweils 100 Sei-ten Text im Voraus zu lesen. Das er-leichtert dann die Diskussionen wäh-rend der Vorlesung. Hier sind die Lese-

pensen, die im Voraus zu bewältigensind, viel kleiner – wenn es überhauptetwas vorzubereiten gibt.

Meinen anfänglichen Kulturschockhabe ich überwunden – dank der Hilfs-bereitschaft, auf die ich hier gestossenbin. Ich weiss, dass viele Zürcher fest da-von überzeugt sind, sie seien verschlos-sen und kalt. Meine Erfahrungen hiersind ganz anders. Jedes Mal, wenn ichein bisschen verloren aussehe, fragtmich sofort jemand, ob ich Hilfe brau-che (und ich bin keine Blondine). InDänemark müsste ich wochenlang aufsolch eine Geste warten.

Ja, sie können, und zwar sogar recht oft: Es wird ge-schätzt, dass knapp eine von hundert Katzen, die demTierarzt vorgeführt wird, an Zuckerkrankheit leidet.Diabetes mellitus ist damit die häufigste Hormoner-

krankung dieser Tierart. Beim Menschen hat die Erkran-kung in den letzten Jahrzehnten wegen veränderter Le-bensbedingungen (Bewegungsmangel und Überernäh-rung) sehr stark zugenommen; momentan leiden wahr-scheinlich etwa 150 Millionen Menschen darunter. AufGrund der ähnlichen Entstehungsmechanismen ist zu be-fürchten, dass die Erkrankung auch bei Katzen zunehmendhäufiger auftreten wird.

Beim Menschen unterscheidet man zwei Hauptformendieser Erkrankung, den so genannten Jugenddiabetes (Typ1) und den Altersdiabetes (Typ 2). Obwohl die klinischenSymptome beider Formen ähnlich sein können, unter-scheiden sie sich hinsichtlich ihrer Ursachen stark. DemJugenddiabetes liegt eine Zerstörung der Insulin-produ-zierenden Zellen durch das körpereigene Abwehrsystemzu Grunde, während die Störungen beim Altersdiabetesvielfältig und noch nicht in allen Details geklärt sind. DerTerminus «Altersdiabetes» entspricht übrigens nicht mehrden Tatsachen, denn auch Kinder leiden heutzutage oftunter dem Typ 2 Diabetes. Ob zu hoher Zuckerkonsum ansich schon das Risiko für die Entwicklung der Zucker-krankheit erhöht, ist nach wie vor nicht zweifelsfrei ge-klärt. Man weiss aber: Übergewicht ist ein wichtiger Risi-kofaktor, und dies erklärt auch die rasante Zunahme die-ser Krankheit in westlichen Gesellschaften. In gewissenGegenden leiden bereits deutlich mehr als zehn Prozentder Bevölkerung unter Diabetes.

Aus Sicht der tierärztlichen Praxis ist Diabetes vor al-lem bei Hund und Katze von Bedeutung. Der Diabetesbeim Hund ist dem Typ 1 Diabetes sehr ähnlich. Dagegen

türliche Nahrung von Katzen, enthalten vor allem Fettund Protein. Kommerzielles Katzenfutter weist dem-gegenüber oft einen relativ hohen Kohlenhydratanteil (biszu fünfzig Prozent) auf. Kürzlich durchgeführte Untersu-chungen haben gezeigt, dass sich dies negativ auf denStoffwechsel bei Katzen auswirken kann.

Diabetische Katzen und Menschen mit Typ 2 Diabeteszeigen sehr ähnliche Krankheitsbilder: Erstens kommt esin beiden Fällen zu einer Störung der Freisetzung von In-sulin aus den so genannten B-Zellen der Bauchspeichel-drüse. Zweitens werden sowohl die Katze als auch derMensch Insulin-resistent. Insulin senkt normalerweise denBlutzuckerspiegel und fördert die Verwertung von Zuckerund anderen Nährstoffen in den Körpergeweben. DieseProzesse sind beim Diabetes gestört. Drittens treten beiMensch und Katze typische Ablagerungen in der Bauch-speicheldrüse auf, das Insel-Amyloid. Diese Ablagerungenscheinen daran beteiligt zu sein, dass sich die Erkrankungohne Behandlung meist progressiv verschlimmert. Das In-sel-Amyloid entsteht lokal unter gewissen Bedingungenaus einem weiteren Hormon, das die B-Zellen der Bauch-speicheldrüse synthetisieren, dem so genannten Amylin.Beim Primaten, also auch bei Menschen, sowie bei der Kat-ze weist das Amylin eine Struktur auf, die Bildung solcherAblagerungen begünstigt, während dies bei anderen Tier-arten nicht der Fall ist. Dies ist offensichtlich ein Grunddafür, dass Diabetes in Form des Typ 2 Diabetes ausser beiMensch, Primaten und Katzen kaum vorkommt.

entsprechen die meisten Fälle des Diabetes bei der Katze vonden Ursachen und dem Verlauf her dem Typ 2 Diabetes desMenschen. Bei Katzen entwickeln sich die ersten Krank-heitssymptome (erhöhter Durst, vermehrter Harnabsatz,Gewichtsverlust) typischerweise im mittleren Alter. Etwaachtzig Prozent der Katzen mit Diabetes, die wir am Tier-spital Zürich in den letzten Jahren behandelt haben, sindälter als 7 Jahre. Männliche Katzen sind dreimal häufigerbetroffen als weibliche. Diese Geschlechterverteilung äh-nelt der Situation beim Menschen, zumindest wenn manMänner und Frauen bis zum durchschnittlichen Alter be-rücksichtigt, bei dem bei Frauen die Menopause auftritt. Undwie beim Menschen ist auch bei Katzen Übergewicht einzentraler Risikofaktor. Dicke Katzen erkranken viel häufigerals normalgewichtige. Sechzig Prozent der von uns betreu-ten diabetischen Katzen sind übergewichtig! Mäuse, die na-

Stimmt es, dass ..... . A U C H KAT Z E N Z U C K E R K R A N K W E R D E N K Ö N N E N?

ANTWORT : THOMAS LUTZ

Illustration Romana Semadeni

BLICK VON AUSSEN

Ein seltsamer Brauch: Klopfen statt klatschen

Kulturschock überwunden: Austauschstudentin Marie Holde. (Bild Frank Brüderli)

Zu Semesterbeginn wechselte diedänische PolitologiestudentinMarie Holde von Kopenhagennach Zürich. Vom anfänglichenKulturschock hat sie sich erholt.Ein Bericht über ihre erstenEindrücke.

Thomas Lutz ist Privatdozent am Institut für Veterinärphysiolo-gie. Zusammen mit Prof. Claudia Reusch, Leiterin der Klinik fürKleintiermedizin in Zürich, leitet er ein Forschungsprojekt zum«Diabetes mellitus bei Katzen». Ziel ist die Weiterentwick-lungder heute oft sehr mühsamen und vom Ergebnis her oft ungenü-genden Behandlungsstrategien.

Neulich leistete ich mir den Luxus undging in ein türkisches Bad. Abschaltenvom hektischen Berufsleben, Eintau-chen in orientalische Stimmung – eineStunde Ferien erhoffte ich mir.

Ein türkisches Bad, Hamam, bestehtaus diversen Räumen mit so exotischenNamen wie Sicaklik, Kese oder Halvet.Nach ordnungsgemässem Aufwärmen –fünfzehn Minuten Sogukluk – setzte ichmich ins Bingül, den heissesten Raum,um Wärme, Dampf und Ruhe in mei-nen Körper eindringen zu lassen. EineDreiergruppe Jugendlicher hatte aberandere Bedürfnisse. Angeregt diskutier-ten sie ihre WG-Probleme.

Ich ging mich etwas im Wasser ab-kühlen und kehrte in die Hitze zurück,als die drei ihre Probleme gelöst hatten.Nach kurzer Zeit gesellte sich eine wei-tere Dreiergruppe zu mir, welche baldfeststellte, dass es «oben heisser ist». Diedrei stellten sich auf die Bänke und be-gannen wegen der Hitze zu husten.

Ich sass in einem sechs Quadratme-ter grossen Raum, umringt von drei ste-henden, hustenden Leuten. Ich verzogmich in den Camekan, den Ruheraum.Dort plätscherte leise ein Brunnen, ent-spannende Musik rieselte durch denRaum und ein Paar räkelte sich genüss-lich auf einer Ruhebank. Ich legte michhin und las, dass die «Goldenen Ha-mam-Regeln» darum bitten, «auf dasAustauschen jeglicher Zärtlichkeiten zuverzichten».

Thomas Poppenwimmer

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