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Prof. Dr. Wandinger 1. Grundbelastungsarten TM 2 1.4-1 06.04.16 4. Torsion Die Belastung eines Balkens durch ein Moment um die x- Achse wird als Torsion bezeichnet. Das Torsionsmoment M x resultiert aus einer über den Querschnitt verteilten Schubspannung. Für Kreis- und Kreisringquerschnitte kann die Verteilung der Schubspannung einfach ermittelt werden. Im Folgenden werden kreiszylindrische Wellen mit kon- stantem oder nur schwach veränderlichem Radius be- trachtet. Sie werden z. B. bei Antriebswellen verwendet, die zur Übertragung von Drehmomenten eingesetzt werden.

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06.04.16

4. Torsion

● Die Belastung eines Balkens durch ein Moment um die x-Achse wird als Torsion bezeichnet.

● Das Torsionsmoment Mx resultiert aus einer über den Querschnitt verteilten Schubspannung.

● Für Kreis- und Kreisringquerschnitte kann die Verteilung der Schubspannung einfach ermittelt werden.

● Im Folgenden werden kreiszylindrische Wellen mit kon-stantem oder nur schwach veränderlichem Radius be-trachtet.

● Sie werden z. B. bei Antriebswellen verwendet, die zur Übertragung von Drehmomenten eingesetzt werden.

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4. Torsion

● Beispiel: Antriebsstrang

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4. Torsion

4.1 Spannungsermittlung

4.2 Beispiele

4.3 Zulässige Spannung

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4.1 Spannungsermittlung

● Kinematik:

– Die Querschnitte drehen sich um die x-Achse, ohne dabei ihre Form zu ändern.

– Es tritt keine Verschiebung in x-Richtung auf.

AB

A'B'

x

Mx

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4.1 Spannungsermittlung

● Scherung:

– Der Querschnitt an der Stelle x verdreht sich um den Winkel θ.

– Der Querschnitt an der Stelle x + dx verdreht sich um den Winkel θ + dθ.

– Aus der Zeichnung kann abgelesen wer-den:

r

dx

x

P

P' Q

Q'

θ

γ

γ dx=r d θ

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4.1 Spannungsermittlung

– Daraus folgt für die Sche-rung:

– Die Ableitung dθ/dx wird als Verdrillung bezeich-net.

γ=r d θ

dx

● Schubspannung:

– Mit dem Materialgesetz folgt für die Schubspan-nung:

τ=G γ=G r d θ

dx

ττ

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4.1 Spannungsermittlung

– Das resultierende Moment der Schubspannung ist gleich dem Torsionsmoment:

– Mit dem Torsionsträgheitsmoment

gilt:

– Die Größe GIT wird als Torsionssteifigkeit bezeichnet.

r

τ

z

y

R

dA

M x=∫A

r τ dA=G d θ

dx ∫Ar 2 dA

I T=∫A

r2 dA

M x=G I Td θ

dx

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4.1 Spannungsermittlung

– Mit

folgt für die Schubspannung:

– Die maximale Schubspannung tritt für r = R auf:

– Dabei ist WT das Torsionswiderstandsmoment.

d θ

dx=

M x

G I T

τ=M x

I T

r

τmax=M x

I T

R=M x

W T

mit W T=I T

R

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4.1 Spannungsermittlung

● Verdrehung:

– Der Winkel, um den sich zwei Querschnitte an den Stellen xA und xB gegeneinander verdrehen, berechnet sich zu

– Bei konstantem Torsionsmoment und konstanter Torsions-steifigkeit gilt:

Δθ=θB−θA=∫x A

x B

d θdx

dx=∫xA

xB M x

G I T

dx

θB−θA=M x LAB

G I T

mit LAB=xB−xA

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4.1 Spannungsermittlung

● Torsionsträgheitsmoment:

– Kreisquerschnitt:

– Kreisringquerschnitt:

R

r

dA

dA=2 π r dr

I T=∫A

r2 dA=2 π∫0

R

r3 dr=12

π R4

W T=12

π R3

I T=12

π ( Ra4−R i

4 ) , W T=12

πRa

( Ra4−Ri

4 )

Ra

Ri

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4.1 Spannungsermittlung

– Beim Kreis und beim Kreisring stimmt das Torsionsträg-heitsmoment mit dem polaren Flächenträgheitsmoment überein. Das polare Flächenträgheitsmoment ist ein geome-trischer Kennwert des Querschnitts.

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4.1 Spannungsermittlung

● Allgemeine Querschnitte:

– Bei einem allgemeinen Querschnitt stimmt das Torsions-trägheitsmoment nicht mit dem polaren Flächenträgheits-moment überein.

– Zusätzlich tritt eine Verschiebung in x-Richtung auf, die als Verwölbung bezeichnet wird.

– Die Formeln für die Schubspannung und die Verdrillung gel-ten weiterhin.

– Torsionsträgheitsmoment und Torsionswiderstandsmoment sind jedoch komplizierter zu berechnen.

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4.2 Beispiele

● Konische Welle

– Die abgebildete konische Antriebswelle mit Kreis-querschnitt wird durch das Antriebsmoment Mx belastet.

– Gegeben:

● Abmessungen L und r0

● Schubmodul G● Antriebsmoment Mx

2r0

r0

L 3L L

Mx

A B C DMx

x

– Gesucht:● Maximale Schubspan-

nung● Verdrehungen relativ zu

Querschnitt A

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4.2 Beispiele

– Das Torsionsmoment ist in jedem Querschnitt gleich und hat den Wert Mx .

– Größte Schubspannung:● Die größte Schubspannung tritt im Abschnitt CD auf.● Mit dem Torsionswiderstandsmoment

gilt:

W TCD

=12

π r 03

τmax=M x

W TCD =

2 M x

π r03

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4.2 Beispiele

– Verdrehungen:● Torsionsträgheitsmomente:

● Querschnitt B:

I TAB

=12

π (2 r0 )4=8π r 0

4 , I TCD

=12

π r 04

I TBC

( x )=12

π(2 r0−r 0

3 L( x−L ))

4

=π r0

4

162 (7−xL )

4

θB=M x L

G I TAB =

M x L

8π r04 G

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4.2 Beispiele

● Querschnitt C:

● Querschnitt D:

θC=θB+∫xB

xC

d θ

dxdx=θB+∫

L

4 L M x

G I TBC

( x )dx

=θB+162 M x

π r04 G

∫L

4 Ldx

(7−x /L )4=θB+

162 M x

π r04 G [ L

31

(7−x /L )3 ]x=L

x=4 L

=M x L

8π r 04 G

+2⋅33 M x L

π r04 G ( 1

33−1

(2⋅3)3 )=

M x L

π r 04 G ( 1

8+

148 )=15

8M x L

π r 04 G

θD=θC+M x L

G I TCD =

M x L

π r04 G (15

8+2)=31

8M x L

π r04 G

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4.2 Beispiele

● Radsatz

– Die beiden Räder A und C sind durch Hohlwellen mit der starren Antriebsschei-be B verbunden.

– Gegeben:

● Abmessungen L1< L2 und D

● Antriebsmoment MB

● Zulässige Spannung τzul

D

L1

L2

A B CMB

– Gesucht:

● Verhältnis IT1/IT2 so, dass beide Räder das gleiche Moment übertragen

● Innendurchmesser d1 und d2

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4.2 Beispiele

– Momentengleichgewicht:

– Torsionsmoment:● Abschnitt AB (Gleichgewicht für linke Teilachse):

● Abschnitt BC (Gleichgewicht für rechte Teilachse):

L1

L2

A B CMB

MA

MA

x

∑ M x=0 :−2 M A+M B=0

→ M A=12

M B

M x 1=M A

M x 2=−M A

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4.2 Beispiele

– Verträglichkeitsbedingung:● Es tritt keine Verdrehung von Rad C relativ zu Rad A auf:

– Innendurchmesser:● Die größere Schubspannung tritt im Abschnitt AB auf:

0=M x 1 L1

G I T 1

+M x 2 L2

G I T 2

=M A

G ( L1

I T 1

−L2

I T 2) →

I T 1

I T 2

=L1

L2

τ zul≥M A

W T 1

=M B

2Dπ

16D4

−d14 =

M B D

D4−d1

4

τ zul ( D4−d1

4 )≥ 8π M B D → d1≤

4√D4−

M B Dτ zul

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4.2 Beispiele

● Aus folgt

und daraus:

L1

L2

=I T 1

I T 2

=D4

−d14

D4−d2

4

L1

L2(D4

−d 24 )=D4

−d14

d24=D4−

L2

L1(D4−d1

4 )=L2

L1

d14+(1−

L2

L1)D4

→ d 2=4√ L2

L1

d14+(1− L2

L1)D4

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4.3 Zulässige Spannung

● Duktile Werkstoffe:

– Bei duktilen Werkstoffen kann Fließen oder Bruch auftreten.

– Mit dem Torsionsmoment MxF bei Fließbeginn und dem Tor-sionsmoment MxB bei Bruch wird eine Torsionsfließgrenze und eine Torsionsfestigkeit definiert:

● Torsionsfließgrenze:

● Torsionsfestigkeit:

τtF=M xF

W T

=12

Re

τtB=M xB

W T

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4.3 Zulässige Spannung

● Spröde Werkstoffe:

– Bei spröden Werkstoffen kann nur Versagen durch Bruch auftreten.

– Die Torsionsfestigkeit τtB entspricht der Zugfestigkeit Rm .

● Sicherheit und zulässige Spannung:

– Gegen Fließen:

– Gegen Bruch:

S F=τtFτ , τzul=

τ tF

S F

S B=τ tBτ , τ zul=

τtB

S B

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4.3 Zulässige Spannung

– Anhaltswerte für die Sicherheit bei Torsionsbeanspruchung:

Werkstoffart Versagensart Sicherheit

duktil Fließen 1,2 - 2,0

Bruch 2,0 - 4,0

spröde Bruch 4,0 - 9,0