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IG MEDIEN NRW 50 Jahre Mediengewerkschaft in Nordrhein-Westfalen 1947–1997 Ausgewählte Dokumente Edition IG Medien NRW

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50 Jahre Mediengewerkschaftin Nordrhein-Westfalen1947–1997

Ausgewählte Dokumente

Edition IG Medien NRW

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Herausgeber: Industriegewerkschaft Medien, Druck und Papier, Publizistik und Kunst,Landesbezirk Nordrhein-Westfalen, Hohenzollernring 85–87, 50672 Köln,Telefon: (02 21) 951496-0, Telefax: (02 21) 528195Verantwortlich für den Inhalt: Franz KersjesDruck: Druck- und Verlagshaus Bitter, Recklinghausen

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Vorwort

Keine Utopie ohne Erinnerungund ohne Vergangenheit keine ZukunftOskar Negt

Am Ende einer Epoche

Der gewerkschaftliche Neubeginn nach 12Jahren Naziherrschaft entwickelte sich bereitswenige Monate nach Ende des 2. Weltkrie-ges im Jahre 1945 unter größten Schwie-rigkeiten. Die Besatzungsmächte erlaubtendie Gründung gewerkschaftlicher Vereini-gungen zunächst nur auf örtlicher Ebene.Im Gegensatz zu den Richtungsgewerk-schaften vor 1933 führte die Vereinigungaller Berufsgruppen in einer Einheitsge-werkschaft für das graphische Gewerbe unddie Papierverarbeitung am 8. und 9. Mai1947 in Mülheim-Speldorf zur Gründungder Industriegewerkschaft Druck und Papierin Nordrhein-Westfalen. Als die aus dem gemeinsamen Wider-standskampf gegen den Faschismus gebo-renen Einheitsgewerkschaften entstanden,gingen sowohl die Gewerkschaften wie auchdie Arbeiterparteien davon aus, daß einedemokratische Neuordnung der Wirtschaftnotwendig sei. Dem Kapitalismus, der dasverbrecherische Hitlerregime hervorgebrachtund die Menschen in den 2. Weltkrieggestürzt hatte, wurde in Deutschland keinePerspektive mehr gegeben. Noch im Jahre1949, als die Restauration des Kapitalismusin den Westzonen schon eingesetzt hatte, for-derten die wirtschaftspolitischen Grundsätzedes DGB eine antikapitalistische Wirtschafts-form. Grundpfeiler dieser Wirtschaftsdemo-kratie sollten sein: »Mitbestimmung der orga-nisierten Arbeitnehmer in allen personellen,wirtschaftlichen und sozialen Fragen derWirtschaftsführung und Wirtschaftsgestal-tung«, volkswirtschaftliche Planung unter Mit-bestimmung der Gewerkschaften und »Über-

führung der Schlüsselindustrien in Gemein-eigentum, insbesondere des Bergbaus, derEisen- und Stahlindustrie, der Großchemie,der Energiewirtschaft, der wichtigsten Ver-kehrseinrichtungen und der Kreditinstitute«.Aber schon in den Auseinandersetzungen umdas Betriebsverfassungsgesetz 1952 mußtendie Gewerkschaften eine schwere Nieder-lage hinnehmen. Im Mai 1952 fandenunzählige Protestkundgebungen und Demon-strationen und am 28. und 29. Mai einzweitägiger Zeitungsstreik statt. Von den674 Tageszeitungen konnten nur etwa 35erscheinen. Trotz dieser massiven Aktionen,die nicht mehr vergleichbar mit der Bewe-gung um den Erhalt der paritätischen Mit-bestimmung im Montanbereich waren,wurde am 19. Juni 1952 das Betriebsver-fassungsgesetz verabschiedet. In diesemneuen Betriebsverfassungsgesetz konnte vonMitbestimmung der Arbeitnehmer nicht dieRede sein. Es setzte die gesamte Arbeit desBetriebsrates unter das Gebot der vertrau-ensvollen Zusammenarbeit mit dem Unter-nehmer. Mitbestimmungsrechte bestandennur in sozialen Angelegenheiten. Es warden Gewerkschaften nicht gelungen, außer-halb des Montan-Bereiches die paritätischeMitbestimmung durchzusetzen.In den anderen beiden Kernforderungen –Sozialisierung und wirtschaftliche Planung –war überhaupt kein Erfolg erzielt worden. Inder Zeit des kalten Krieges war auch aneine Verwirklichung solcher Forderungenkaum zu denken.Spätestens jetzt war deutlich geworden, daßdie Gewerkschaften nicht in der Lage waren,jene Rolle im neuen Staat einzunehmen, dieHans Böckler ihnen 1945 zugeschriebenhatte: Sie sollten die Kraft sein bei der wirt-schaftlichen Umgestaltung zu einer sozialenDemokratie. Aus dieser Niederlage und ausallen vorherigen sowie aus der deutlichenVerschiebung der Kräfteverhältnisse zu Gun-sten der Unternehmer und Besitzenden zogendie Gewerkschaften die Konsequenz, sichnur auf Erfolg versprechende Arbeitsfelder zubegeben, um wieder das Gesetz des Han-delns an sich zu ziehen. Das Ziel war: Unterden gegebenen Bedingungen Beschränkungauf solche Nahziele, die durch eigene Krafterreichbar sind.

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Im Mittelpunkt der gewerkschaftlichen Akti-vitäten stand die Lohnfrage. Gegen den erbit-terten Widerstand der Unternehmer und ihrerVerbände konnten die Einkommen und dieArbeitsbedingungen für die Arbeitnehmer/innen durch Flächentarifverträge erheblichverbessert werden. Die Durchsetzungsfähig-keit der abhängig Beschäftigten entwickeltesich in den zahlreichen ökonomischen undsozialen Auseinandersetzungen im wesent-lichen aus der gemeinsamen Arbeitserfah-rung im Produktionsprozeß. Die gewerk-schaftliche Kraft entstand häufig durch diegemeinsame Arbeit an einem Produkt. Ander Herstellung einer farbigen Drucksachewaren zum Beispiel zahlreiche Facharbeiterbeteiligt: der graphische Zeichner, der Posi-tivretuscheur, der Schriftsetzer, der Reprofo-tograf, der Klischeeätzer, der Nachschneider,der Drucker, der Buchbinder. Sie warendurch die Arbeit aufeinander angewiesen.Der Zusammenhalt setzte sich oft über denbetrieblichen Alltag in der Freizeit fort. Dergewerkschaftliche Organisationsgrad lagbei den Facharbeitern im graphischenGewerbe bei weit über 70%! Die IG Druckund Papier war über lange Zeit in vielenbetrieblichen und tarifpolitischen Auseinan-dersetzungen stark durch die Konfliktbereit-schaft und das große Engagement der Mehr-zahl ihrer Mitglieder. Vor allem in denZeitungsbetrieben waren die Maschinenset-zer die entscheidende Kraft. Mit der Einführung neuer Techniken Endeder 60er Jahre änderte sich die Arbeitssi-tuation in vielen Betrieben und Branchenspürbar. Vor allem hat die Ablösung desBleisatzes durch den Fotosatz zum Wandelvom grafischen Gewerbe zur Druckindustriebeigetragen. Die sozialen Auseinander-setzungen wurden härter. In dem berühmtenArbeitskampf in der Druckindustrie zur Siche-rung von Arbeitsplätzen bei der Einführungund Anwendung rechnergesteuerter Textsy-steme im Frühjahr 1978 ist das besondersdeutlich geworden. Die Mitglieder und Funktionäre/Funktionä-rinnen im Landesbezirk Nordrhein-Westfalenunserer Gewerkschaft haben in den ver-gangenen fünf Jahrzehnten viele wichtigeAnregungen und Initiativen in die Gewerk-schaftsarbeit eingebracht. Es waren zahl-

reiche tarifpolitische, organisationspolitischeund bildungspolitische Ideen und Maßnah-men, mit denen die Politik der Gesamt-organisation entscheidend beeinflußt undgeprägt wurde. Die Kolleginnen und Kolle-gen aus Nordrhein-Westfalen haben sich invielen Kämpfen – zum Beispiel gegen dieNotstandsgesetzgebung, gegen die Aus-sperrung, gegen Rassismus, Rechtsradika-lismus und Fremdenfeindlichkeit, für Friedenund Abrüstung, für die Abschaffung vonFrauenlöhnen – beispielhaft eingesetzt. Dar-über hinaus wurden wichtige Tarifkämpfe inNordrhein-Westfalen entschieden. Ein mar-kantes Beispiel dafür war die Aktion»Federblitz«, die im Jahre 1966 erstmalsTarifverträge für unsere Mitglieder in denRedaktionen von Tageszeitungen ermög-lichte. Auch für unsere Kolleginnen und Kol-legen in der Papier, Pappe und Kunststoffeverarbeitenden Industrie, in den Buch- undZeitschriftenverlagen und in den kommerzi-ellen Rundfunkbetrieben, vor allem beimLokalfunk, wurde die Tariffähigkeit unsererGewerkschaft in Nordrhein-Westfalen durch-gesetzt.Die Entwicklung zur Mediengewerkschafthat weit vor dem Zusammenschluß mit denVerbänden der Gewerkschaft Kunst im Jahre1989 begonnen. Seit dem Jahre 1951 wardie IG Druck und Papier auch die Gewerk-schaft der Journalistinnen und Journalisten.Der spätere Ministerpräsident Heinz Kühngehörte von Anfang an zu den profiliertestenVertretern unserer Berufsgruppe, die imZusammenwirken mit allen an der Herstellungvon Zeitungen und Zeitschriften Beschäftig-ten die Tradition von »Standesorganisatio-nen« überwinden wollten. Mit dem kooperativen Beitritt des Verban-des deutsches Schriftsteller zur IG Druck undPapier konstituierte sich zum 1.1.1974 eineneue Berufsgruppe in unserer Gewerkschaft.In Nordrhein-Westfalen hat sich seitdem einesehr konstruktive Zusammenarbeit entwickelt.Die Unabhängigkeit der Autorinnen undAutoren in der Fachgruppe Literatur ist durchden gewerkschaftlichen Schutz und die Ver-bundenheit mit den gewerkschaftlichen Zie-len gestärkt worden.Die Vereinigung der IG Druck und Papier mitden Verbänden der Gewerkschaft Kunst war

Vorwort

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die erste große Reform in der Nachkriegs-geschichte der deutschen Gewerkschaften.Der Verständigungsprozeß auf dem Wegzur Industriegewerkschaft Medien, Druckund Papier, Publizistik und Kunst war schwie-rig und erstreckte sich über etwa zehn Jahre.Viele Impulse, aber auch kritische Einwändeund Vorschläge aus dem Landesbezirk Nord-rhein-Westfalen der beteiligten Organisa-tionen haben zum Zusammenschluß beige-tragen. Die Erfahrungen sind auch in deranstehenden Diskussion über die Zukunfts-fähigkeit der Gewerkschaften zu berück-sichtigen.Die deutschen Gewerkschaften verstandensich in den vergangenen fünf Jahrzehnten alsOrdnungsfaktor und Gegenmacht. Auf derGrundlage einer »sozialen« Marktwirtschafthaben sie, oft unfreiwillig, die gesellschaft-lichen Verhältnisse stabilisiert. Die herr-schende Wirtschaftsweise war aber nur imWechselspiel mit materieller Sicherheit, sozia-len Rechten und Demokratie überlebens-fähig. Mit dem Ende der Systemkonkurrenzzwischen Ost und West Ende der 80er Jahreund den Globalisierungsstrategien des Kapi-tals ist eine Situation entstanden, die als exi-stentielle Bedrohung für unsere gesell-schaftliche Entwicklung erkannt werden muß. Wirtschaft, Gewerkschaften und Gesellschaftbefinden sich am Ende des 20. Jahrhun-derts in einer dramatischen Umbruchsitua-tion. Die Digitalisierung von Texten, Bildernund Tönen sowie die Möglichkeiten von Mul-timedia-Anwendungen führen zu neuen Bran-chenstrukturen und Produktionsbedingungen.Betroffen davon sind vor allem die Druckin-dustrie und der Rundfunkbereich. Arbeitsan-forderungen und berufliche Qualifikationenstehen in einem tiefgreifenden Wandel.Nichts bleibt mehr so wie es war. Die Epo-che industriell geprägter Arbeits- und Lebens-bedingungen geht zu Ende.Globalisierung ist ein anderes Wort für Klas-senkampf von oben. Konzerne, Banken,Aktionäre, die Reichen in unserem Land, ver-abschieden sich von ihren Verpflichtungengegenüber Staat und Gesellschaft. Mit derDebatte über den Standort Deutschlandwurde bereits vor Jahren die Politik des So-zialabbaus eingeleitet. Inzwischen werdentagtäglich Belegschaften und Betriebsräte

mit der Androhung von Entlassungen undBetriebsschließungen gezwungen, auf Tarif-rechte und Sozialleistungen zu verzichten.Tarifflucht und Deregulierung führen zu einererheblichen Verschlechterung der Arbeits-bedingungen für die Arbeitnehmerinnen undArbeitnehmer und verschärfen die Konkur-renz zwischen den Betrieben. Politiker undArbeitgeberfunktionäre werden immer drei-ster und verlangen, »die Macht der Gewerk-schaften einzuschränken«. Die Massenar-beitslosigkeit hat Nachkriegsrekorde erreicht.Hiobsbotschaften am Arbeitsmarkt gelten alsSiegesmeldungen für Aktionäre.Die Gewerkschaften stehen vor gewaltigenAufgaben. Mit Debatten über Organisati-onsreformen, Kooperationen oder Fusionenmit anderen Gewerkschaften ist die Zukunftallerdings nicht zu bewältigen. Organisa-tionen sind lediglich Mittel zum Zweck! DieZiele müssen klar sein! Es geht nicht nur umdie Erhaltung und Schaffung von Arbeits-plätzen. Es geht auch nicht nur um den So-zialstaat. Es geht vielmehr um die politischeFreiheit und Demokratie in Europa! Wie läßtsich soziale Gerechtigkeit durchsetzen? Wieschaffen wir Grundlagen für einen solidari-schen Individualismus, wie ihn dieses Landhistorisch noch nicht gekannt hat? Wie kön-nen neue Bündnisse geschmiedet werden,zum Beispiel staatliche Politik und Gewerk-schaften gegen das neue kapitalistischeRaubrittertum?Die Gewerkschaften müssen sich aus denDebatten der Vergangenheit lösen. Für dieZukunft ist eine Neuorientierung auf die rea-len Bedürfnisse und Erwartungen der arbei-tenden Menschen erforderlich. Obwohl dieKämpfe um tariflichen Schutz in vielen Betrie-ben und Regionen auch weiterhin geführtwerden müssen, sind gewerkschaftliche Initia-tiven und Einflußnahmen zur politischenGestaltung der Lebensbedingungen verstärkterforderlich. Der Kampf um soziale Gerech-tigkeit, politische Freiheitsrechte und demo-kratische Verhältnisse muß eine neue Dimen-sion erfahren.

Franz Kersjes

Vorwort

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Die IG Medien konnte im Landesbezirk Nord-rhein-Westfalen am 31. Dezember 1996insgesamt 46143 Mitglieder verzeichnen.28,3% davon sind Frauen. 4509 (9,8%)Kolleginnen und Kollegen sind im Alters-ruhestand und 4244 (9,2%) Mitgliederwaren zu diesem Zeitpunkt arbeitslos.

Die Mitglieder verteilen sich auf die Fach-gruppen wie folgt:

Druckindustrie und Verlage 24472Papier- und Kunststoffverarbeitung 10456Rundfunk, Film,audiovisuelle Medien 4179Journalismus 4148Literatur 552Bildende Kunst 309Darstellende Kunst 244Musik 1777

In den zehn Büros der IG Medien in Nord-rhein-Westfalen sind insgesamt 52 Ver-waltungsangestellte und gewählte Gewerk-schaftssekretäre/-sekretärinnen tätig. Die IGMedien NRW gliedert sich in sieben Bezir-ke. Für die Betreuung der Mitglieder imöffentlich-rechtlichen Rundfunk existierenzwei Geschäftsstellen (Westdeutscher Rund-funk und Deutsche Welle/Deutschlandfunk).

Bezirk Bergisch-Land, 2904 MitgliederBezirkssekretär: Theo FrankenOrtsvereine: Remscheid, Solingen, Velbert, Wuppertal

Bezirk Mittelrhein, 12958 MitgliederBezirkssekretäre: Martin Burkhard, BerndFiegler, Dieter HaasOrtsvereine: Aachen, Bergisch Gladbach, Bonn, Düren,Gummersbach, Jülich, Köln, Linnich, Sieg-burg, Stolberg

Bezirk Münsterland, 2976 MitgliederBezirkssekretär: Peter HunkeOrtsvereine: Ahaus, Beckum, Bocholt, Coesfeld, Ems-detten, Lengerich, Münster, Rheine, Telgte,Vreden, Werne

Bezirk Niederrhein, 6248 MitgliederBezirkssekretär: Gregor Bodenbenner, Bezirkssekretärin: Elisabeth SchwarzOrtsvereine: Düsseldorf, Geldern, Krefeld, Mönchen-gladbach, Moers, Neuss Viersen

Bezirk Ostwestfalen, 9606 MitgliederBezirkssekretäre: Ottmar Bürgel, Dirk Toepper, Willi VogtOrtsvereine: Bielefeld, Bünde, Gütersloh, Halle, Her-ford, Hoevelhof, Höxter, Lübbecke, Min-den, Oeynhausen, Paderborn, PreußischOldendorf

Bezirk Ruhr, 4798 MitgliederBezirkssekretär: Herbert SpeemannsOrtsvereine: Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Mülheim,Oberhausen

Bezirk Westliches Westfalen, 6102 Mit-gliederBezirkssekretäre: Eberhard Lux, Dieter SeifertOrtsvereine: Ahlen, Arnsberg, Bochum, Dortmund,Fredeburg, Fröndenberg, Gevelsberg,Hagen, Hamm, Hattingen, Herne, Iser-lohn, Lippstadt, Lüdenscheid, Oelde, Recklinghausen, Siegen, Soest, Unna,Wattenscheid

Die IG Medien im Jahr 1997

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Die IG Medien NRW im Jahr 1997

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Landesbezirkskonferenz 1995 inMünster: Mitglieder des Landes-bezirksvorstandes nach derWahl; v.l.n.r. untere Reihe: ErichFinke, darüber Ibrahim Isik,Linda Krolage, Klaus Dohne, Dieter Haas, Julia Roll-Tholfus,Monika Ophey, Franz Kersjes,Werner Nieding; obere Reihe:Lorenz Mueller-Morenius, PeterHunke, Katrin Stengel, NorbertThom, Mechthild Frenking-Uhde,Eckard Kussinger, KonstantinFox, Paul-Günther Wülfrath,Jutta Klebon, Henrik Ulatowski,Frauke Menze, Alexander vonCube und Günter Isemeyer.Foto: Joachim Hilpert

Landesbezirksvorstand

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Landesbezirksvorstand

VorsitzenderFranz Kersjes

Stellvertretende VorsitzendeKonstantin Fox, Norbert Thom

Beisitzer/innen aus den BezirkenBezirk Bergisch-Land Werner Nieding, Paul-Günter WülfrathBezirk Mittelrhein Dieter Haas, Dieter Jansen, Julia Roll-TholfusBezirk Münsterland Peter Hunke, Mechthild Frenking-UhdeBezirk Niederrhein Monika Ophey, Herbert SpeemannsBezirk Ostwestfalen Erich Finke, Gerd Heine, Frauke MenzeBezirk Ruhr Klaus Boente, Karl Heinz KemperBezirk Westliches Westfalen Linda Krolage, Katrin Stengel

Beisitzer/innen der FachgruppenDruckindustrie und Verlage Klaus DohnePapier- und Kunststoffverarbeitung Ibrahim IsikRFAV-Medien Alexander von CubeJournalismus Peter Schröder-MetzLiteratur Karin Hempel-SoosBildende Kunst Lorenz Mueller-MoreniusDarstellende Kunst Christina HeimannMusik Eckhard Kussinger

Beisitzer/innen der PersonengruppenJugend N.N.Frauen Christel RoseAngestellte Ingrid HeßSenioren Heinz PeltzArbeitslosenbeauftrage Carla Meyer

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I. Die Organisation ist Mittel zum Zweck

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Die Organisation ist Mittel zum Zweck

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Der Aufbau der deutschen Gewerkschaftenbegann im Jahre 1945 unter großen Schwie-rigkeiten. Die Aufteilung Deutschlands in vierverschiedene Zonen gab auch zunächst derGewerkschaftsbewegung das Gesicht, daanfänglich nur eine Gliederung auf örtlicheroder bezirklicher Ebene möglich war. In die-ser Situation bewährten sich erneut derOpfermut und die organisatorische Fähigkeitunserer alten Funktionäre, die aus demNichts heraus eine Gewerkschaftsbewegungschufen, der mit dem Einschluß der West-berliner Organisationen heute im Bundes-gebiet weit über fünf Millionen schaffendeMenschen angehören.Es gab bei der Gründung der Gewerk-schaften gar keine Meinungsverschieden-heit, daß ihr Aufbau nur auf demokratischerGrundlage möglich war, und die Unabhän-gigkeit vom Staat, von den Unternehmernund – im Gegensatz zu den Richtungsge-werkschaften vor 1933 – auch von den poli-tischen Parteien und Konfessionen gesichertwerden mußte. Nach dem völligen Zusam-menbruch kam es darauf an, bei den arbei-tenden Menschen den erforderlichen Reso-nanzboden zu schaffen, der die Gründungstarker und umfassender Organisationenermöglichte. Die Gewerkschaften haben ausden politischen und sozialen Fehlern derVergangenheit gelernt. Eine einheitlicheGewerkschaftsbewegung, die alle Arbeit-nehmer vereinigt, ist deshalb die Vorausset-zung für eine fruchtbringende gewerk-schaftliche Arbeit.Die Gewerkschaften vertreten zwar die sozia-len, wirtschaftlichen und kulturellen Belan-ge der arbeitenden Menschen, aber dieseAuseinandersetzungen wachsen über dieallgemeine wirtschaftliche Ebene weit hinaus.Die gesamte staatliche Rechtsordnung stehtin fortwährender Wechselbeziehung zurWirtschaft, und eine bestimmte wirtschaftli-che Entwicklung verlangt auch eine Berück-

sichtigung durch gesetzliche Maßnahmen. Esist absolut falsch, wenn man annimmt, daßder Staat im sozialen Leben eine unterge-ordnete Rolle spiele und nur der Wirtschaftzu dienen habe. Im Gegenteil, die staatlicheInitiative und die Gesetzgebung haben diewirtschaftlichen Vorgänge sehr oft entschei-dend beeinflußt. Die Gewerkschaften könnendaher nicht beiseite stehen, wenn wirt-schaftliche, sozialpolitische oder kulturelleProbleme ihren gesetzlichen Niederschlagfinden. In diesem Sinne sind die Gewerk-schaften durchaus politisch und auch an derpolitischen Arbeit des Staates sehr stark inter-essiert.Der Aufbau der deutschen Gewerkschafts-bewegung ist eine einzigartige organisato-rische Leistung, die gleichzeitig der weiterenEntwicklung der Wirtschaft in jeder WeiseRechnung trug. Es wurde eine neue organi-satorische Form geschaffen, die in der Indu-striegewerkschaft ihren äußeren sichtbarenAusdruck gefunden hat. So ist auch die Indu-striegewerkschaft Druck und Papier das Spie-gelbild einer bestimmten ökonomischen Ent-wicklung. Die Gewerkschaften stehen heutevor bedeutenden wirtschaftlichen Problemen,die über den Aufgabenkreis eines kleinenBerufsverbandes weit hinausgewachsen sind.Ein wirtschaftliches Unternehmen umfaßtheute in der Regel Angehörige der ver-schiedensten Berufszweige, die durch vielegemeinsame Interessen verbunden sind.Diese Belange können nicht von einflußlosenBerufsverbänden vertreten werden. Die orga-nisatorische Entwicklung ist weitergegangenund endete mit der Realisierung der altengewerkschaftlichen Forderung auf Schaffungvon Industriegewerkschaften. Im übrigen sinddie Arbeitgeber ebenfalls auf der Grundla-ge gemeinsamer Wirtschaftszweige orga-nisiert. Diese wirtschaftliche und organisa-torische Entwicklung kann nicht übersehenwerden. Die Gewerkschaften haben daraus

Entstehung der Einheitsgewerkschaft

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ihre Folgerungen gezogen. Deshalb hat sichauch unser Verbandstag in München gleich-zeitig mit dem trizonalen Zusammenschlußaller Verbände des graphischen Gewerbesund der Papierverarbeitung für die Form derIndustriegewerkschaft entschieden. Damitwurde bewußt der enge berufliche Rahmengesprengt und eine schlagkräftige Organi-sation geschaffen, die alle Arbeitenden desgraphischen Gewerbes, der Papierverar-beitung und zum Teil auch noch der Papier-erzeugung in sich vereinigt.Die organisatorische Entwicklung unsererlndustriegewerkschaft Druck und Papier spie-gelt die vielfältigen Schwierigkeiten wider,die bisher der gewerkschaftlichen Arbeitständig erwuchsen. Die Militärregierungender einzelnen Zonen vertraten die Auffas-sung, daß eine zentrale Steuerung dergewerkschaftlichen Arbeit unzweckmäßigsei, und gestatteten zunächst nur eine Tätig-keit auf örtlicher Grundlage. Trotzdem wurdebereits das verwirklicht, was viele Kollegin-nen und Kollegen schon lange vor der soge-nannten Machtübernahme erstrebten, näm-lich die Vereinigung aller Berufsgruppen ineiner einzigen Gewerkschaft. Die verschie-denartige organisatorische Entwicklung inden einzelnen Zonen führte auch zu unter-schiedlichen Ergebnissen in der organisato-rischen Abgrenzung. In der britischen Zonewurden im wesentlichen nur das graphischeGewerbe und die Papierverarbeitungzusammengeschlossen, während in der ame-rikanischen und zu einem erheblichen Teilauch in der französischen Zone gleichzeitigdie papiererzeugende Industrie in den Orga-nisationsbereich unserer Gewerkschaft ein-bezogen wurde. In den Ländern der US-Zone vollzog sich imHerbst 1946 der Zusammenschluß der ört-lichen Verbände zu Landesgewerkschaften.Damit wurde die Gewerkschaftsarbeit aufeine höhere Ebene gestellt. Das ermöglich-te in beschränktem Umfange eine zentrale-re Arbeit unserer Organisation und die Über-windung lokaler Interessen zugunsten einerallgemein breiteren sozialen Entwicklung.Der anfangs geradezu hermetische Abschlußder einzelnen Zonen führte auch zu einerunterschiedlichen Auffassung hinsichtlich derAbgrenzung der einzelnen Organisationen.

In der britischen Zone fanden sich bereits imNovember 1946 die Vertreter der Gewerk-schaft Graphisches Gewerbe und Papier-verarbeitung zu einer gemeinsamen Konfe-renz zusammen. Es wurde beschlossen, zurGründung einer gemeinsamen Organisationam 1. und 2. März 1947 einen gemeinsa-men Verbandstag abzuhalten. Am 12. und13. Juni 1947 trafen sich die Vertreter dereinzelnen Industriegewerkschaften des gra-phischen Gewerbes und der Papierverar-beitung erstmalig zu einer interzonalen Kon-ferenz in Berlin. Den Vertretern der fran-zösischen Zone wurde die Teilnahme nichtgestattet. Die Konferenz beschäftigte sich inerster Linie mit dem organisatorischen Standin den einzelnen Ländern und Zonen sowiemit der internationalen Zusammenarbeit undder Schaffung einer Arbeitsgemeinschaft.Die Tagung erörterte ferner auch das Ver-hältnis zur graphischen Internationale, nahmStellung zu der Bildung der Unternehmer-verbände und diskutierte über Lohn- undTariffragen. Das Resultat der Konferenz fandAusdruck in einer Entschließung. Sie beton-te den Willen, die gewerkschaftliche Arbeitauf der Grundlage der Einheit fortzuführen.Die Vertreter der Industriegewerkschaft desgraphischen Gewerbes und der Papierver-arbeitung versicherten, für dieses Ziel alleKräfte einzusetzen. Es ist nicht die Schuld derdeutschen Arbeitnehmer – vor allem nichtder westdeutschen Gewerkschaften –, wenndie politische Entwicklung bisher eine Rea-lisierung dieser Willenskundgebung verhin-derte. Die politischen Schwierigkeiten, dieeiner Einigung der deutschen Gewerk-schaftsbewegung und damit auch demZusammenschluß der Arbeitnehmer des gra-phischen Gewerbes und der Papierverar-beitung noch im Wege stehen, sind bekannt.Die internationale Spannung hat sich nachdem deutschen Zusammenbruch keineswegsverändert, sondern an Ausdehnung undSchärfe zugenommen. Die westdeutschenGewerkschaften werden auch in Zukunft aufden Zusammenschluß aller arbeitenden Men-schen drängen. Aber es ist selbstverständlich,daß diese Einigung nur auf demokratischerGrundlage erfolgen kann, denn freie undunabhängige Gewerkschaften können sichnur in einem demokratischen Staat ent-

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wickeln. Der negative Ausgang der inter-zonalen Konferenz bestärkte die westdeut-schen graphischen Gewerkschaften in derAuffassung, daß es noch sehr lange Zeitdauern würde, ehe an einen Zusammen-schluß über alle Zonengrenzen hinweg zudenken ist. Es wurde daher zunächst eine tri-zonale Zusammenarbeit angeregt. In dieserRichtung lagen auch die Beschlüsse der Vor-stände der einzelnen Gewerkschaftsorgani-sationen. Auf allen Konferenzen der gra-phischen Gewerkschaften und der Papier-verarbeitung kam immer wieder zumAusdruck, daß trotz der trizonalen Vereini-gung auch die Zusammenarbeit mit den ost-deutschen Gewerkschaften weiter gefördertwerden müsse, denn das letzte Ziel unsererArbeit ist die Bildung der einzigen deutschenGewerkschaft, in der alle arbeitenden Men-schen des graphischen Gewerbes und derpapierverarbeitenden Industrie ihre gewerk-schaftliche Heimat finden. Ganz abgesehenvon unserer Organisation waren auch dieübrigen westdeutschen Gewerkschaften nichtin der Lage, die Grundlage einer gemein-samen Arbeit mit den Gewerkschaften derOstzone zu finden. Die erste Tagung derGewerkschaftsbewegung aller vier Besat-zungszonen Deutschlands fand im Novem-ber 1946 in Mainz statt. Eine Reihe weite-rer Konferenzen schloß sich an. Es war derwesentliche Beratungsgegenstand dieserTagungen, die Basis zu finden, auf der einZusammenschluß aller zonalen Verbändevorgenommen werden könnte. Dabei tratenin der Auffassung über die Gewerkschafts-bewegung sehr starke Gegensätze hervor,denn die Vertreter Westdeutschlands warennicht bereit, die Unabhängigkeit ihrerOrganisationen aufzugeben. Nach der Ver-hängung der Blockade über Westberlinwaren die Beziehungen zwischen den ost-deutschen Gewerkschaften und den Orga-nisationen der Westzonen besondersgespannt. Die Teilnahme eines Vertreters derinzwischen gebildeten UnabhängigenGewerkschaftsorganisation (UGO) an einerwestdeutschen Gewerkschaftskonferenz imAugust 1948 führte zum Abbruch aller for-mellen Verbindungen und Beziehungen zwi-schen den Gewerkschaften Westdeutsch-lands und denen der Ostzone.

Die wirtschaftliche Vereinigung der ameri-kanischen und der britischen Zone und dieGründung eines deutschen Zweizonenwirt-schaftsrates erforderte eine enge Zusam-menarbeit zwischen den Gewerkschaftender einzelnen Zonen. Deshalb wurde imOktober 1947 ein Zweizonen-Gewerk-schaftsrat mit einem ständigen Sekretariatin Frankfurt am Main gebildet. Im Mai 1948wählte man einen ständigen Ausschuß, dersich mit der Frage des trizonalen Zusam-menschlusses aller westdeutschen Gewerk-schaften beschäftigen sollte. Dieser Ausschußarbeitete mit den Vertretern der Gewerk-schaften der französischen Zone sehr engzusammen. Bis zum Herbst 1948 waren diePläne für eine einheitliche und gemeinsameGewerkschaftsbewegung in Westdeutsch-land in großen Umrissen ausgearbeitet. Beiden Vorarbeiten wurde Vorsorge getroffen,daß auch den Arbeitnehmern der französi-schen Zone der Beitritt zur neuen westdeut-schen Gewerkschaftsbewegung ermöglichtwerden konnte. Dieser Prozeß war EndeSeptember 1949 praktisch abgeschlossen.Nach der im Sommer 1949 beschlossenenAuflösung der Gewerkschaftsbünde in derbritischen Zone und in den süddeutschenLändern und Zonen war der Weg frei zurGründung des Deutschen Gewerkschafts-bundes. Am 12. Oktober 1949 fanden sichdie Vertreter der Gewerkschaften des Bun-desgebietes in München zusammen undbeschlossen, den Deutschen Gewerkschafts-bund zu gründen. Die Schwierigkeiten be-züglich der Abgrenzung der Organisati-onsgebiete der einzelnen Gewerkschaftenkonnten auch auf dem Gründungskongreß inMünchen nicht bis in alle Einzelheiten gelöstwerden. In den Satzungen wurde festgelegt,daß sich der Deutsche Gewerkschaftsbundauf demokratischen Grundsätzen aufbautund seine Unabhängigkeit gegenüber denpolitischen Parteien, den kirchlichen Orga-nisationen, den Arbeitgebern und auchgegenüber dem Staat zu wahren hat.

(Auszug aus dem Geschäftsbericht des Zen-tralvorstandes der IG Druck und Papier von derGründung bis zum 30. Juni 1950)

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Unsere Gewerkschaft hatte im Jahre 1945ihre Vorläufer wohl in allen größeren Orten.In Nordrhein-Westfalen fand man sich zuerstin der Einheitsgewerkschaft zusammen, uminnerhalb derselben eine eigene Industrie-gruppe zu bilden. Davon spricht eine Zusam-menkunft der Kölner Kollegen am 5. Sep-tember 1945, die sich unter der Bezeich-nung Einheitsgewerkschaft, Gruppegraphisches Gewerbe, einen eigenen Vor-stand gab. Unser jetziger Zentralvorsitzen-der, Christian Fette, im Jahre 1933 zweiterGauvorsteher von Rheinland-Westfalen imVerband der Deutschen Buchdrucker, über-nahm den Vorsitz.Wie schwer es war, unter den obwaltendenVerhältnissen zur Bildung einer neuenGewerkschaft zu kommen, sei nur ange-deutet. Durch den Zusammenbruch des Nazi-reiches waren Verwaltung und Gesetzge-bung in die Hände der Besatzungsmächteübergegangen. Die Bewegungsfreiheit jedeseinzelnen Staatsbürgers war gehemmt durchverhängte, am frühen Abend einsetzendeSperrstunden, nach denen sich niemandmehr außerhalb seiner Wohnung aufhaltendurfte. Versammlungsverbote machtenBetriebs- oder Gewerkschaftsversammlun-gen unmöglich. Die Auflösung der NS-Ver-trauensräte machte in betrieblichen Über-einkünften die Bestellung von Sprechern derBelegschaft notwendig, um im Betrieb eineInteressentenvertretung zu besitzen. Erst dieEnde des Jahres 1945 und Anfang 1946 ein-tretende Lockerung der drakonischen Maß-nahmen ließ die gewerkschaftliche Organi-sationsarbeit anlaufen.Im Januar 1946 forderte die Militärregie-rung die Auflösung der Einheitsgewerkschaft,gab aber im Februar desselben Jahres ihreZustimmung zur Bildung des Industriever-bandes Druck und Graphik unter bestimmtenBedingungen. Schon im März 1946 konnteKollege Fette bekanntgeben, daß die Geneh-

migung vorliege, für Nordrhein den Zusam-menschluß unseres Industrieverbandes durch-zuführen. Es wurden folgende Bezirksverei-ne gegründet: Aachen, Bonn, Duisburg, Düs-seldorf, Essen, Köln, Krefeld, Wesel undWuppertal. Am 11. April 1946 fand in Kölndie erste Delegiertenkonferenz statt, an der44 Kollegen teilnahmen. Alle Fragen überden Organisationsaufbau, Vorstand undauch den Namen unserer Gewerkschaft wur-den zurückgestellt bis zum ersten Ver-bandstag, der dann am 19. und 20. Juli1946 in Düsseldorf stattfand. Der vorgeleg-te Satzungsentwurf kam zur Annahme, alsSitz der Verbandsleitung wurde Kölnbestimmt und Kollege Fette als Vorsitzenderbestätigt.Durch die Teilnahme von Vertretern aus Nord-mark, Niedersachsen und Westfalen an die-sem Verbandstag ergab sich die Möglichkeiteiner engeren Aussprache, die zu einemzonalen Treffen im November 1946 in Bie-lefeld führte. Hierbei wurde auch entspre-chend dem Organisationskatalog des vor-läufigen Deutschen Gewerkschaftsbundesder britischen Zone der Name neu festgelegtin Industriegewerkschaft Graphisches Gewer-be und Papierverarbeitung, wobei Nord-rhein-Westfalen zu einem Bezirk zusam-mengeschlossen wurde.Anfang März 1947 trafen sich erstmaligunsere Delegierten auf einem Zonenver-bandstag in Oldenburg. Seine hohe Bedeu-tung liegt im Zusammenschluß der Bezirkevon Nordrhein-Westfalen, Nordmark undNiedersachsen zu einem Zonenverband miteinem Zonenvorstand.Die Ergebnisse des Zonenverbandstages vonOldenburg machten die Abhaltung einerBezirkskonferenz von Nordrhein-Westfalenerforderlich. Dieselbe fand am 8. und 9.Mai 1947 in Mülheim-Speldorf statt. Dortwurden die neun Unterbezirke, in die sichder Bezirk aufteilte, in groben Zügen fest-

Gründung der Industriegewerkschaft Druck und Papier

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gelegt. Ferner erfolgte die Neuwahl des Vor-standes, die Christian Fette als ersten undHans Schlömer als zweiten Vorsitzendenbestätigte. Vor allem wurde auf dieserTagung das Jugendproblem erörtert undWege zur praktischen Arbeit aufgezeigt.Am 5. Juni 1947 fand eine Zusammenkunftder Unterbezirksvorstände in den Atlan-tiksälen in Köln statt, wobei die Unterbezir-ke ihre genaue Abgrenzung erhielten. Dabeistellte sich heraus, daß der Unterbezirk Gel-senkirchen als zehnter aus den UnterbezirkenMünster und Dortmund herausgelöst werdenmußte, was auch im Laufe des Jahres erfolg-te. Auf der ersten zonalen Jugendtagung inCelle im Juli 1947 wurden die Richtlinien zurJugendarbeit herausgegeben. Ihr folgte am30. Oktober desselben Jahres die Tagungder Jugendleiter des Bezirkes Nordrhein-Westfalen in Dortmund unter dem Vorsitzvon Fritz Burgmer, Köln. Am 15. Januar

1948 wurde zur Erörterung von Gewerk-schaftsfragen eine Funktionärstagung in Kölndurchgeführt.Der Zonenvorstand beschloß in einer Sitzungvom 6. April 1948 in Bremen, zur zukünfti-gen Organisationsform auf einem außeror-dentlichen Verbandstag Stellung zu nehmen.Derselbe war vorgesehen für die Tage vom7. bis 9. Juli in Bremen. Aber die Verhand-lungen für den trizonalen Zusammenschlußwaren inzwischen schon so weit vorge-schritten, daß derselbe bereits in Münchenstattfinden sollte.Die erste Gesamtmeldung für Nordrhein-Westfalen am 30. April 1947 wies 15 724Mitglieder nach, bis zum Ende des Jahres1947 waren es schon 18 266. Die Auf-wärtsentwicklung hielt bis zum Ende des Jah-res 1948 an, so daß wir am 31. Dezember23 122 Mitglieder zählen konnten. Die Zahlvon 27830 Mitgliedern am Ende des Jahres

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Gründung der IG Druck undPapier Nordrhein-Westfalen am 8. und 9. Mai 1947 in Mülheim-Speldorf.Foto: Hans Berben

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1949 zeugt davon, daß die Aufwärtsent-wicklung unseres Mitgliederstandes immernoch im Fluß ist. Diese 27 830 Mitglieder tei-len sich auf in 19163 Arbeiter und 1477Angestellte, 6705 Arbeiterinnen und 485weibliche Angestellte. Interessant ist, daß inder Gesamtzahl 1924 männliche und 659weibliche Mitglieder unter 18 Jahren ent-halten sind, also 10 Prozent. Allerdings sindin dieser Gesamtzahl auch 1959 Mitglie-der enthalten, die das 65. Lebensjahr bereitsüberschritten haben. Davon waren am 31.Dezember 1949 etwa 1400 unterstützteInvaliden. Trotzdem können wir nicht voneiner Überalterung unseres Gewerbes spre-chen, da das Durchschnittsalter bei etwa 38Jahren liegt, und eine weitere Verjüngungfestzustellen ist.Um unsere Industriegewerkschaft zu einerFamilie auszubauen, in der sich alle ihreGlieder sicher geborgen fühlten, mußte vorallen Dingen dafür gesorgt werden, daß dieJugend nach dem gewerkschaftlichen Vaku-um von 1933 bis 1945, geistigen Anschlußan gewerkschaftliches Denken gewann. Aufden Erfolg der wenigen hinter uns liegendenJahre können wir befriedigt zurücksehen.Aber geborgen sollte sich nicht nur unsereJugend fühlen, sondern jedes einzelne Mit-glied mußte auch über Rechtsschutz und Ver-tretung wirtschaftlicher Interessen hinaus dieGewißheit haben, im Rahmen unserer finan-ziellen Möglichkeiten in persönlichen Not-fällen unsere Hilfe zu finden.Zwölf Jahre Stillstand gewerkschaftlicherOrganisationsarbeit und Tarifpolitik warenaufzuholen. Seit 1933 hatte sich in tarifpo-litischer Beziehung nichts verbessert. Die teil-weise chaotische Regelung der arbeits-rechtlichen Verhältnisse der vor 1933schlecht gewerkschaftlich organisierten Arbei-terschaft in einzelnen Gewerbezweigen blieberhalten. Das letztere war im besonderenMaße im Bereich der Papierverarbeitungder Fall.Der Abschluß von Reichstarifen für Lohn-empfänger im gesamten graphischen Gewer-be vor 1933 ließ für dieses Gewerbe bei Auf-nahme der Gewerkschaftsarbeit im Jahre1946 geordnete Lohn- und Manteltarife vor-finden. Das Gesamtgebiet der Papierverar-beitung, handwerkliche Buchbindereien,

Licht- und Photopausereien, handwerklichePhotographie usw. repräsentierte ein ein-zigartiges tarifliches Chaos. Mit geringenAusnahmen war das Tarifgefüge der letzte-ren unbekannt. Die Tarifträger der Arbeit-geberseite mußten erst ermittelt werden.Außerordentlich erschwerend wirkte die Tat-sache, daß sich mit dem Zusammenbruchdes Nazireiches auch alle Arbeitgeberor-ganisationen aufgelöst hatten. Erst die Tech-nische Instruktion Nr. 12 der britischenMilitärregierung über die Errichtung vonWirtschaftsverbänden vom 23. August 1946in Verbindung mit einer Verordnung des Zen-tralamtes für Wirtschaft in der britischenZone vom 28. November 1946 gab dieMöglichkeit zu neuem arbeitgeberseitigemZusammenschluß und deren Vertretungs-vollmacht zum Abschluß von Lohn- undArbeitsbedingungen mit den Gewerkschaf-ten.In unserer lndustriegewerkschaft wurden alsErbe der Vergangenheit die Tarife folgen-der Berufsgewerkschaften übernommen:Verband der Deutschen Buchdrucker, Gu-tenberg-Bund, Verband der Lithographen,Steindrucker und verwandter Berufe (Sene-felder-Bund), Verband der Buchbinder undPapierverarbeiter Deutschlands, GraphischerZentralverband und Verband der graphi-schen Hilfsarbeiter und -arbeiterinnenDeutschlands. Darüber hinaus bestandeneine Reihe bezirklicher Angestelltentarifeund besonders in der Papierverarbeitungeine Unzahl regionaler und Spartentarife.Über diese besaßen wir keine Unterlagen. Inmühseliger Kleinarbeit mußten alle die fürunser Gaugebiet vorhandenen Tarife fest-gestellt und gesammelt werden. Auf diesenVoraussetzungen bauten sich die ersten Maß-nahmen der Interessenvertretung aller beiuns zusammengeschlossenen Arbeitnehmerauf. Die Wirkungen des nazistischen Lohn-stops setzten unseren Maßnahmen insofernGrenzen, als bis Anfang des Jahres 1948nur die bereits bestehenden Lohntarife ver-öffentlicht und die wichtigsten Bestimmun-gen der Manteltarife wieder in Erinnerunggebracht werden konnten Unsere Organi-sation wachte darüber, daß diese, sowiealle arbeitsgesetzlichen Bestimmungen aufdas peinlichste eingehalten wurden. Dabei

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wurde nicht versäumt, vorsorglich aus derZeit entstehende Tariffragen zu beraten undfür die kommende Zeit vorzubereiten.Mit dem Kontrollratsgesetz Nr. 22 vom 10.April 1946 wurde wieder die Möglichkeitzur Errichtung von Betriebsräten gegebenund hierdurch erst die offizielle Einflußnah-me der Industriegewerkschaft in den Betrie-ben möglich. Artikel VI b dieses Gesetzesmachte auch möglich, mit den Arbeitgeber-verbänden Fühlung aufzunehmen, um zueiner Musterbetriebsvereinbarung über dieStellung der Betriebsräte zu kommen. Der 24.Juli 1947 brachte eine zwischen dem Ver-band der graphischen Betriebe und unsererIndustriegewerkschaft abgeschlossene Mu-sterbetriebsvereinbarung, die in der Folgezeitin fast allen graphischen Betrieben ihren Ein-zug hielt. Mit der Arbeitsgemeinschaft derPapier und Pappe verarbeitenden Industriewurde ebenfalls Ende 1947 eine Musterbe-triebsvereinbarung abgeschlossen, welche inden papierverarbeitenden Betrieben unse-res Gaugebietes ebenfalls zur Einführunggelangte, hier und dort nicht ohne Anwen-dung gewerkschaftlichen Druckes. Am 4.Februar 1948 wurde eine weitere Muster-betriebsvereinbarung mit dem Nordwest-deutschen Zeitungsverlegerverein vereinbartund gleichzeitig der erste Manteltarifvertragder Nachkriegszeit von unserer Industriege-werkschaft für Angestellte der Zeitungsver-lage in der britischen Zone abgeschlossen.Durch die Fortdauer des NS-Lohnstopgeset-zes in der vollen Ausübung gewerkschaftli-cher Wirksamkeit gehemmt, brachte für unse-ren gewerkschaftlichen Einsatz erst die vonder britischen Militärregierung am 28. April1948 verkündete Direktive Nr. 40 be-schränkte Entfaltungsmöglichkeiten. Am 13.Mai 1948 wurden durch ein Abkommen diegeltenden Tariflöhne für das graphischeGewerbe ab 1. Mai 1948 um 16,5 Prozenterhöht und gleichzeitig die für dieses Gewer-be bestehende Tarifordnung bezüglich derUrlaubsbestimmungen abgeändert. DerUrlaubsanspruch erhöhte sich damit für dasJahr 1948 von bisher 6 bis 12 Arbeitstagenauf 12 bis 21 Arbeitstage im Urlaubsjahr.Auch für die kaufmännischen Angestelltendes graphischen Gewerbes wurde ausBilligkeitsgründen von Arbeitgeberseite eine

15prozentige Gehaltserhöhung für Gehälterbis 300,– DM zugestanden. Erst am 5. Okto-ber 1948 gelang der Abschluß einer Tarif-vereinbarung, welche sämtliche Gehälterder Tarifordnung für das graphische Gewer-be für Westfalen-Niederrhein um 15 Prozenterhöhte. Kurze Zeit später wurden auch dieLöhne der Minderentlohnten an den Min-destsatz von 0,50 DM je Stunde herange-führt.Am 28. Juli 1948 wurde auch für die Papier-verarbeitung mit Wirkung vom 1. Juli eine15prozentige Erhöhung der bestehendenTariflöhne erreicht und die Löhne der Min-derentlohnten an den Mindestsatz von 0,50DM je Stunde herangebracht. Das im Zusam-menhang mit diesen Verhandlungen getrof-fene Urlaubsabkommen für das Jahr 1948legte einen Urlaub von 12 bis 17 Arbeitsta-gen fest.Mit dem Tage der Währungsreform, dem20. Juni 1948, wendete sich die sozialeLage aller Arbeitnehmer, insbesondere aberder Kolleginnen und Kollegen unserer Indu-strie, zum Besseren. Das rapide Ansteigender Preise in den folgenden Monaten, erfolg-lose Proteste der Gewerkschaftsbewegung,machten drastischeres Vorgehen erforder-lich.Um etwa die gleiche Zeit, am 3. November1948, wurde für das Vereinigte Wirt-schaftsgebiet (britische und amerikanischeBesatzungszone) das Gesetz zur Aufhebungdes Lohnstops in Kraft gesetzt. Nun war derWeg für die volle Entfaltung gewerkschaftli-cher Wirksamkeit freigegeben und diegewerkschaftliche Tarifhoheit wiederherge-stellt. Alle bisher von uns abgeschlossenenAbkommen wurden nun Tarifrecht. Die Auf-hebung des Lohnstops wurde zur Veranlas-sung genommen, alle bestehenden Lohn-und Gehaltstarife zum 31. Dezember 1948aufzukündigen. Schon am 23. November1948 wurde für die Lohnempfänger des gra-phischen Gewerbes die Zahlung einer ein-maligen Wirtschaftsbeihilfe vereinbart, wel-che für Jugendliche bis 16 Jahre und Lehr-linge 15,– DM, für Ledige 25,– DM und fürVerheiratete 40,– DM betrug unter Beibe-haltung der gegebenen Tariflöhne. Am 7.Dezember 1948 wurde diese Wirtschafts-beihilfe durch unseren Gau auch auf die

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kaufmännischen und technischen Angestell-ten des Landes Nordrhein-Westfalen ausge-dehnt.

Nach dem Münchener Verbandstag

Die Londoner Konferenz der Außenministerzerschlug alle Hoffnungen auf eine politi-sche Bereinigung, die unser Leben auf eineneue Grundlage gestellt hätte. Die graphi-schen Verbände standen daher vor der Not-wendigkeit, anstelle des Reichsverbandstageseinen Verbandstag für die Westzonen ein-zuberufen und wenigstens den Zusammen-schluß der graphischen Industriegewerk-schaften in Westdeutschland herbeizuführen.So kam es zum trizonalen Verbandstag inMünchen und damit zum Zusammenschlußin den Westzonen. Es war eine vielfältigeund mannigfache Arbeit, die zu dem Wen-depunkt der organisatorischen Arbeit führte.Die tägliche und nüchterne Kleinarbeit, dieunsichtbar für den Außenstehenden gelei-stet werden muß, wird sehr häufig überse-hen. Aber sie ist notwendig, um den großenorganisatorischen Rahmen zu schaffen, derunsere Industriegewerkschaft Druck undPapier umspannt.Der erste trizonale Verbandstag der graphi-schen Gewerkschaften der Westzonen nahmin eingehenden Beratungen zu allen orga-nisatorischen, wirtschaftlichen, sozialen undtarifpolitischen Fragen Stellung. Er schufgleichzeitig durch die Gründung derIndustriegewerkschaft Druck und Papier fürdas gesamte Bundesgebiet die Grundlagenfür den gemeinsamen Zusammenschluß allerArbeitnehmer des graphischen Gewerbes,der Papierverarbeitung und der Papierer-zeugung in den gemischten Betrieben. Mitdiesem Verbandstag wurde ein neuerAbschnitt in der Geschichte unserer Gewerk-schaftsarbeit eingeleitet. Die Aufsplitterung inverschiedene Organisationen wurde been-det. Der Verbandstag bekannte sich nacheingehender Erörterung aller Probleme mitgroßer Stimmenmehrheit zum Zusammen-schluß auf trizonaler Grundlage.Auf dem Münchener Verbandstag wurdenferner die Satzungen der Industriegewerk-

schaft Druck und Papier beschlossen unddie tarifpolitische Situation beraten. Einwesentlicher Punkt der Besprechungen wardie Bestimmung des Sitzes und die Wahldes Zentralvorstandes. Die Beratungen desVerbandstages endeten trotz der mit allerOffenheit ausgetragenen Meinungsver-schiedenheiten mit dem einmütigen Bekennt-nis zu gemeinsamer gewerkschaftlicherArbeit, zu dem Aufbau und Ausbau unsererOrganisation.Der trizonale Zusammenschluß der graphi-schen Verbände erforderte auch eine zen-trale Leitung. Die Wahl des Zentralvorstandesergab folgendes Resultat: 1. VorsitzenderChristian Fette, 2. Vorsitzender Heinrich Han-sen, Kassierer Josef Kürten, geschäfts-führender Sekretär Adolf Müller. Als Sitz desZentralvorstandes wurde Stuttgart bestimmt.Der Verbandstag faßte ferner den Beschluß,die Stelle des Redakteurs für unser Zentral-organ »Druck und Papier« auszuschreibenund die endgültige Wahl dem Zentralvor-stand und den Gauvorstehern zu überlas-sen. Nach Sichtung der eingegangenenBewerbungen wurden einige Kollegen aus-gesucht und aufgefordert, einen Aufsatz überden Manteltarif für das graphische Gewer-be, der damals gerade zur Diskussion stand,einzureichen. Nach Prüfung der eingegan-genen Arbeiten wurde von diesen Kollegennach persönlicher Vorstellung der in dieengere Wahl gekommenen Bewerber Kol-lege Willi Hilbig am 28. Mai 1949 ein-stimmig als Redakteur des Zentralorgansgewählt.

(Aus dem Geschäftsbericht des Zentralvor-standes der IG Druck und Papier mit einemÜberblick der einzelnen Gaue von der Grün-dung bis zum 30. Juni 1950)

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Nach dem Münchener Verbandstag ergabsich die Notwendigkeit, im Gauvorstanddurch das Ausscheiden des Kollegen Fetteeine Umstellung vorzunehmen. Die Gau-konferenz am 13. Februar 1949 berief denbisherigen stellvertretenden GauvorsteherHans Schlömer zum Gauvorsteher. Zum stell-vertretenden Gauvorsteher wurde KollegeHans Biebler, Düsseldorf, zum GaukassiererKollege Willy Heydthausen, Krefeld, ge-wählt.Die besondere wirtschaftliche Struktur desGaugebietes stellte an die praktische Ge-werkschaftsarbeit ganz besondere Anfor-derungen. Die von der Schwerindustrie aus-strahlenden Wirkungen beeinflussen nichtnur die Wirtschaft des gesamten Bundesge-bietes, sondern auch die konjunkturellen Ver-hältnisse im graphischen Gewerbe und derPapierverarbeitung. Trotz allgemein wach-sender Arbeitslosigkeit stieg im Jahre 1949die Gesamtbeschäftigtenziffer insgesamt umetwa drei Prozent. Im graphischen Gewerbeund in der Papierverarbeitung sind außerflukturierenden Kräften kaum Arbeitslose vor-handen. An der Erhöhung der Beschäftig-tenziffer in Nordrhein-Westfalen hatten diePapierverarbeitung und das graphischeGewerbe großen Anteil. Die Beschäftig-tenziffer stieg im Jahre 1949 in der Papier-verarbeitung um etwa 35 Prozent an, imgraphischen Gewerbe um etwa 20 Prozent.Der Mitgliederstand unseres Gaues erhöhtesich im gleichen Zeitraum um rund 23 Pro-zent, eine zwar befriedigende, aber nochnicht restlos zufriedenstellende Zunahme derMitgliedschaft.Der Mitgliederstand unserer Gewerkschaft imLande Nordrhein-Westfalen betrug am 1.Januar 1949 insgesamt 23122, bis zum31. Dezember 1949 stieg er auf 27830an. Diese Entwicklung setzte sich auch imersten Halbjahr 1950 fort. Am 30. Juni 1950wurde die Zahl von 30000 Mitgliedern über-

schritten. Dies bedeutet in eineinhalb Jah-ren einen Zugang von 30 Prozent. Es konn-te hierbei die Beobachtung gemacht wer-den, daß der Mitgliederzugang besondersin den Zeiten lohnpolitischer und tariflicherSpannungen, also in den Tagen besondersharter Auseinandersetzungen mit den Arbeit-geberverbänden, teilweise sprunghaft an-stieg. Die Erfolge wurden durch Herausga-be von Flugblättern und Werbeschriften unter-strichen und damit die Werbearbeit unsererFunktionäre nachdrücklich unterstützt.Die 30000 Mitglieder verteilen sich auf 112Ortsvereine in zehn Bezirken, worunter sicheine Reihe Ortsvereine mit 2000 bis über4000 Mitgliedern befinden. Wenn schondie Zahl der Ortsvereine klarmacht, daßdurch Referentengestellung für die führen-den Funktionäre des Gaues fast keinWochenende ungenutzt blieb, so war dochunsere größte Sorge, aus unserer Industrie-gewerkschaft eine große Familie zu bilden,die sich auf Gedeih und Verderben mitein-ander verbunden fühlte. Hier mußte, derStruktur unserer Industriegewerkschaft ent-sprechend, nicht nur eine umfassende sozi-alpolitische, sondern auch eine erheblicheinnerorganisatorische Tätigkeit entwickeltwerden.Das Durchschnittsalter unserer Mitgliederbeträgt 37,6 Jahre. Es zeigt sich die Ten-denz zu weiterer Verjüngung. In der Zahl vonüber 30000 Mitgliedern sind etwa 2500Jugendliche bis zu 18 Jahren enthalten, wei-ter etwa 6100 Frauen. Diese Zahlenbestimmten die organisatorische Arbeit desJahres 1949/50. Es war unser Ziel, unsereMitglieder zu gewerkschaftlichem Denkenzu erziehen und ihre demokratisch-schöpfe-rische Mitwirkung im Rahmen der gewerk-schaftlichen Arbeit unseres Gaues zu errei-chen. Die größten Ortsvereine legten schonkurz nach ihrer Wiederentstehung dasGewicht auf die Erfassung der Jugendlichen,

Gewerkschaftlicher Aufbau in Nordrhein-Westfalen

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um dem jugendlichen Betätigungsdrang inunserer Gewerkschaft den Weg zu ebnen. ImJahre 1949 wurden unsere jungen Kolle-ginnen und Kollegen überörtlich zusam-mengeführt, und zwar im Rahmen der Bezir-ke. Diese Bezirksjugendtreffen stärkten beiunserer Jugend das Gefühl der Zusammen-gehörigkeit und vertieften die Erkenntnis,daß unsere gewerkschaftliche Familie weitüber örtliche Bindungen hinausreicht. Dabeilernten wir selbst die geistig regsamsten jun-gen Gewerkschaftsmitglieder kennen. DieBezirksjugendtreffen erfüllten die Jugendar-beit mit neuem Leben. Dieser Umstand, sowiedie weitgehende Unterstützung durch denGauvorstand, führte bei der Gesamtzahl von112 Ortsvereinen zur aktiven Arbeit von 60selbständigen Jugendgruppen. Darüber hin-aus bestehen 20 Jugendgruppen, die sich nurmit Bildungsarbeit beschäftigen. Es wurden1949/50 über die Gruppenarbeit hinausvon 35 Gruppen Urlaubsfahrten von mehr alsacht Tagen durchgeführt. Fünf Jugend-funktionärskonferenzen dienten dem Erfah-rungsaustausch im Rahmen unseres Gaues.Der Erfolg der Jugendarbeit unseres Gauesist zufriedenstellend. Das gewerkschaftspo-litische Vakuum in der geistigen Haltungunserer Jugend beginnt sich aufzufüllen. Diegrößte Sorge, nämlich die Gewinnung einestatkräftigen Nachwuchses an Funktionären,ist für unseren Gau behoben.Nach vielen erfolglosen Versuchen, die weib-lichen Mitglieder unseres Gaues für die selb-ständige Frauenarbeit und Vertretung ihrerInteressen zu gewinnen, zeichneten sich imOrtsverein Bielefeld im Jahre 1948 die erstenErfolge ab. Dort konnte schon im Mai 1948eine Frauenschulung mit 25 Teilnehmerinnendurchgeführt werden. Heute wird in achtFrauengruppen selbständig gearbeitet,während bei neun weiteren Ortsvereinengute Anfänge festzustellen sind. Im erstenHalbjahr 1950 wurden zwei dreitägige Frau-enschulungen in zwei Bezirken durchgeführt,darüber hinaus zwei Arbeitstagungen aufGaubasis. Es kann dabei festgestellt werden,daß sich unsere Kolleginnen allmählich aufihre gewerkschaftliche Kraft besinnen.In unserer Industriegewerkschaft sollen sichaber nicht nur unsere Jugend und unsereFrauen geborgen fühlen. Jedes einzelne Mit-

glied mußte über den Rechtsschutz und dieVertretung wirtschaftlicher Interessen hinausdie Gewißheit haben, im Rahmen unsererfinanziellen Möglichkeiten in persönlichenNotfällen unsere Hilfe zu finden. DiesemZiele haben wir dadurch Rechnung getragen,daß wir fast allen an uns gestellten Anträgenauf Notstandsunterstützung so großzügigwie möglich entsprachen. Darüber hinauswurden von unserem Gau die satzungs-gemäßen Unterstützungen an Invaliden vom1. Juli 1949 und die Unterstützungen in Ster-befällen zur Auszahlung gebracht. Nach-stehende Aufstellung spiegelt die gewerk-schaftlichen Leistungen im Rahmen desGaues Nordrhein-Westfalen vom Tage derWährungsreform bis 31. Dezember 1949wider (einschließlich Leistungen der Ge-samtorganisation):

Sonder- und Notstandsunterstützungen DM 23000Invalidenunterstützung ab 1. Juli 1949 DM 43000Sterbegeld DM 23000

DM 89000

Für Kampfmaßnahmen im Gau Nordrhein-Westfalen 1949 an Streik und Gemaß-regeltenunterstützung brauchte nur ein Betragvon rund 13 700 DM aufgewendet werden,während eine Summe von 42,50 DM anRechtsschutzkosten bestätigt, daß nur einverschwindend geringer Teil der von unsgeführten Arbeitsgerichtsprozesse verloren-ging. Zu den Unterstützungen ist noch zubemerken, daß volle Einmütigkeit über einenweiteren Ausbau des Unterstützungswesensbesteht. Die Industriegewerkschaft Druck undPapier muß Schirm und Schutz in allenLebenslagen werden.Die Hauptaufgabe der gewerkschaftlichenArbeit war jedoch für den Gau Nordrhein-Westfalen die Lösung der ihm im Rahmen dergesetzlichen und satzungsgemäßen Mög-lichkeiten erwachsenden sozialpolitischenProbleme. Welch ungeheure Menge anArbeit und Tatkraft zur Erfüllung dieser Auf-gaben erforderlich war, soll hier nicht auf-gezeigt werden.Über 25 Prozent der Gesamtmitgliedschaftunserer Industriegewerkschaft repräsentie-

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rend, stützte der Gau Nordrhein-Westfalenden Zentralvorstand vom ersten Tage desJahres 1949 an, nicht allein finanziell, son-dern trug auch zu allen tarifpolitischen Erfol-gen, soweit sie der Zuständigkeit der Gesamt-organisation unterstanden, durch seinen Ein-fluß wesentlich bei. Die lohnpolitischenAuseinandersetzungen des Jahres 1949 wur-den bis zum Heidelberger Abkommen vom30. März 1949 zur Unterstützung der For-derungen der Gesamtorganisation nach-drücklichst geführt. Spontane Verweigerungungesetzlicher Überstunden, Einschränkungder Leistungen und das Ergebnis der Urab-stimmung, mit 87 Prozent aller MitgliederNordrhein-Westfalens auch durch Kampf fürdie Durchsetzung unserer gewerkschaftlichenLohnforderungen einzutreten, haben zu dentarifpolitischen Erfolgen beigetragen. Aufallen Gauvorsteherkonferenzen und Tarif-verhandlungen nahm der Gau Nordrhein-Westfalen durch seinen Gauvorsteher wesent-lichen Einfluß auf die tarifpolitische Lage.Durch die besondere Struktur des LandesNordrhein-Westfalen entstanden aber überdie tarifpolitische Wirksamkeit der Gesamt-organisation hinaus für unseren Gau tariflicheAufgaben ganz besonderer Natur, die gelöstwerden mußten.Das Heidelberger Abkommen machte fürunser Gaugebiet Nordrhein-Westfalen unse-re gewerkschaftliche Arbeit insoweit erfor-derlich, da unser Gau nach dem Tarifver-tragsgesetz als Tarifträger für Bezirks- bzw.

Landestarife in Frage kam. Am 27. April1949 wurden die Tarifgehälter der kauf-männischen Angestellten des graphischenGewerbes mit Wirkung ab 1. März 1949um 15 Prozent erhöht, und ebenso die Erzie-hungsbeihilfen für kaufmännische Lehrlinge.Diese Regelung konnte jedoch nur eine vor-läufige sein, da für das Land Nordrhein-Westfalen ein einheitlicher Mantel- undGehaltstarif für die kaufmännischen Ange-stellten nicht bestand. Tarifliche Rechtsnormenbestanden nur für die RegierungsbezirkeDüsseldorf, Arnsberg, Minden und Münsterdurch eine Tarifordnung des Reichstreuhän-ders der Arbeit für das WirtschaftsgebietWestfalen-Niederrhein vom 3. Mai 1940.Diese Tatsache machte die Vorbereitungeines neuen Manteltarifvertrages und neuerzeitgemäßer Gehaltsgrundlagen zwingenderforderlich. Da für die technischen An-gestellten des graphischen Gewerbes über-haupt keine kollektive Regelung der Arbeits-verhältnisse und Gehaltsbedingungenbestand, mußten sie in die vorzubereiten-den Tarife einbezogen werden. Diese geplan-te Ordnung der tariflichen Verhältnisse für dieAngestellten unseres Gaues führte erst imDezember 1949 zu dem erfolgreichen Ab-schluß eines neuen Manteltarifes, auf denspäter eingegangen werden soll.Die Vereinbarung des Heidelberger Abkom-mens übertrug die Festlegung der Ortsklas-sen auf Länderebene. Die besondere Wirt-schaftsstruktur des Gaues Nordrhein-West-

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Delegierte des Gautages der IG Druck und Papier NRW imJahre 1950 in Essen

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falen machte das zu einer außerordentlichschwierigen Aufgabe. Während für denBereich Nordrhein ein tragbares Ergebnisgefunden werden konnte, verliefen zwei Ver-handlungen für Westfalen ergebnislos, sodaß das Zentrale Schiedsgericht angerufenwerden mußte. Von Unternehmerseite wurdefür die Orte Detmold, Paderborn, Unna,Lüdenscheid, Dülmen, Berleburg, Münster,Hamm, Lünen und Kamen, abweichend vonderen bisherigem Lokalzuschlag, die Her-abstufung in die nächste Ortsklasse bean-tragt. Für die Orte Bielefeld, Gütersloh, Len-gerich, Herford, Salzuflen-Schötmar, Lage,Soest und Castrop-Rauxel wurde unserer-seits eine höhere Ortsklasse gefordert. Am11. November 1949 traf das ZentraleSchiedsgericht in Offenbach in dieser Ange-legenheit eine Entscheidung, die keinesfallszu unserer Zufriedenheit ausfiel, die abernunmehr infolge der Rechtswirkung diesesSchiedsverfahrens zum tariflichen Rechtwurde. In einigen Fällen wurde den Wün-schen der Unternehmer entsprochen, ande-rerseits wurde in gleichem Umfang auch denberechtigten gewerkschaftlichen Forderun-gen unseres Gaues Rechnung getragen. Alsbesonders bedauerlich wurde die Einstufungder Stadt Münster in Ortsklasse II empfunden.Am 2. Dezember 1949 wurde durch unse-ren Gau in Düsseldorf für das Land Nord-rhein-Westfalen ein Manteltarif für kauf-männische und technische Angestellte desgraphischen Gewerbes abgeschlossen. DieErgänzung dieses Manteltarifvertrages durcheinen neuen Gehaltstarif konnte allerdings imJahre 1949 nicht mehr vorgenommen wer-den und wurde für 1950 vorgesehen. DieRechtsnormen des Manteltarifes traten aberschon am 1. Januar 1950 in Kraft. Die Ver-handlungen über den Gehaltstarif verzö-gerten sich jedoch durch den Umstand, daßdie Unternehmervertreter des graphischenGewerbes im Februar 1950 erklärten, denAbschluß eines Mantel- und Gehaltstarifes fürdie Angestellten des graphischen Gewerbesauf Bundesebene vornehmen zu wollen.Unser Gau hatte nicht die Absicht, diesenBeratungen vorzugreifen und durch Abschlußeines Gehaltstarifes für Nordrhein-Westfa-len vollendete Tatsachen zu schaffen. Erstdas Scheitern der Verhandlungen für das

Bundesgebiet brachte für unseren Tarifraumden Abschluß eines neuen Gehaltstarifes am24. Mai 1950. Mit dem 1. Juni 1950 tratendamit Gehaltssätze in Kraft, welche vor allemdie nach der bisherigen Tarifordnung beste-henden Benachteiligungen der jüngeren kauf-männischen Angestellten beseitigten. Für diegrößere Gruppe derselben traten gegenüberder bisherigen Gehaltsregelung Erhöhungenvon rund 51⁄2 bis 121⁄2 Prozent, je nach demLebensalter, ein. Mit diesem Abschluß wurdedie für die Angestellten des graphischenGewerbes bestehende Tarifordnung desReichstreuhänders der Arbeit für das Wirt-schaftsgebiet Westfalen-Niederrhein vom 3.Mai 1940 in vollem Umfange außer Kraftgesetzt.Während sich im graphischen Gewerbe dietarifliche Entwicklung organisch vollzog,waren bei den vielen Arbeitgeberverbän-den in der Papierverarbeitung außeror-dentlich große Widerstände zu beseitigen,um zu einer neuen Tarifgestaltung zu kom-men. Durch die Aufsplitterung der gesamtenPapierverarbeitung in Dutzende von Tarif-trägern war es außerordentlich schwer, dieseunter einen Hut zu bringen, um wenigstenseinen einheitlichen Manteltarif schaffen zukönnen. Die lohntariflichen Regelungen soll-ten einer Unzahl von Einzelverhandlungenvorbehalten bleiben.Für den Bereich Westfalen konnte im Dezem-ber 1948 statt einer Lohnerhöhung nur eineWirtschaftsbeihilfe vereinbart werden. Not-wendig wurden am 19. April 1949 in Bie-lefeld Verhandlungen über eine Lohner-höhung in diesem Bereich für die Papier undPappe verarbeitende Industrie. Das hiergetroffene Abkommen sah eine 15prozenti-ge Erhöhung der Tariflöhne und eine gleichefür die Kostgeldsätze der gewerblichen Lehr-linge vor. Am 27. April 1949 wurden gleich-falls die Tarifgehälter der kaufmännischenund technischen Angestellten dieser Indu-strie mit Wirkung vom 1. März um 15 Pro-zent aufgebessert, während am 9. Mai 1949neue Urlaubsbedingungen von 10 bis 16Arbeitstagen für dieselbe Arbeitnehmer-gruppe festgelegt werden konnten. Alle diesegewerkschaftlichen Bemühungen um eineden Verhältnissen Rechnung tragende Lohn-erhöhung für unsere gesamten Kolleginnen

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und Kollegen in der Papierverarbeitung konn-ten nur Stückwerk bleiben, solange nichteine Vereinheitlichung der vielen Betriebs-,Orts- und Regionallohntarife erfolgte.Von den unter den APV-Manteltarif fallen-den Tarifvertragskontrahenten zeigten derBund Deutscher Buchbinderinnungen undder Fachverband Lampenschirmindustrieimmerhin sozialpolitische Aufgeschlossen-heit. Für das Land Nordrhein-Westfalen konn-te für die Lampenschirmindustrie ein Lohntarifmit vier Ortsklassen abgeschlossen werden,der in seinen Sätzen denen des Gaues Nord-mark entsprach. In diesen Lohntarif wurdenalle Arbeitnehmer bis zum vollendeten 18.Lebensjahr einbezogen.Nichts lag als gewerkschaftliche Aufgabenäher, als nach Abschluß eines einheitlichenLohntarifes für das graphische Gewerbe imBundesgebiet nunmehr auch eine Neuord-nung der gesamten Lohntarife der Papier-verarbeitung anzustreben. Das Beharrungs-vermögen der kleinen, in dieser Arbeitsge-meinschaft vereinigten Arbeitgeberverbände,im Rahmen dieser als Tarifträger ihre Tarif-hoheit zu erhalten, war jedoch durch keineVernunftsgründe zu erschüttern. Hier mußtealso regional gehandelt und zugepackt wer-den. Der Schwerpunkt lag im Bereiche Nord-rhein, wo unserem Gau neun Tarifträgergegenüberstanden, während in Westfalen

nur ein Arbeitgeberverband als Tarifträgerder Papier- und Pappeverarbeitung vorhan-den war. Aus dem Bereich unseres Gaueskam auch von den Arbeitgebern der größteWiderstand gegen großräumige Lohnrege-lungen der Arbeitsgemeinschaft. Aus dieserSituation ergab sich von selbst, daß im RaumNordrhein, am Punkte des stärksten Wider-standes, gewerkschaftliche Kraftentfaltungwirksam werden mußte. Für Nordrhein wieauch für Westfalen waren vorsorglich sämt-liche Lohntarife der Papier- und Pappever-arbeitung zum 31. Oktober 1949 aufge-kündigt worden. Die erwartete Reaktion derUnternehmer trat ein. Sie verzögerten dienotwendigen Verhandlungen. Diese Tatsacherief Ende 1949 örtliche spontane Aktionenhervor, über die bereits an anderer Stelleberichtet wurde.In der Zeit vom 2. Dezember 1949 bis 5. Januar 1950 konnten mit neun Arbeit-gebervereinigungen der Papierverarbeitungvollständig neue, in ihren Grundzügen ein-heitliche Lohntarife nach unseren Entwürfenvereinbart werden. Der große Wurf wargelungen, sämtliche Buchbinder der Papier-verarbeitung in ihren Tariflöhnen auf die Lohn-höhe des graphischen Lohntarifs zu bringenund darüber hinaus einen sozialen Aufbauder gesamten Lohnstruktur in der Papierver-arbeitung zu erreichen. Das unbestrittene Ver-

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IG MEDIENNRW

Gauvorstand der IG Druck undPapier NRW im Jahre 1951. In der Mitte der erste Vorsit-zende Hans Schlömer und linksdaneben der zweite VorsitzendeHans Biebler.

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dienst des Gaues Nordrhein-Westfalen ist es,für unsere gesamte Industriegewerkschaftbahnbrechend wirksam gewesen zu sein.Dieser Anfang gab allen anderen Gauendie Möglichkeit, gleiche Lohntarife im Bereichihrer Zuständigkeit zu vereinbaren. Auch fürunsere Kolleginnen und Kollegen in derPapierverarbeitung sind nun einheitlicheGrundlagen für ihr Arbeitsverhältnis gege-ben, auf denen sich aufbauen läßt. Die Ord-nung aller Lohnverhältnisse in der Papier-verarbeitung erfüllte den Gauvorstand mitnicht geringer Sorge. Ihre Lösung wurdejedoch erleichtert durch die Unterstützungdes Zentralvorstandes, der die gesamteMacht unserer Organisation in die Waag-schale eines etwaigen Großkampfes zu wer-fen gewillt war.Trotz der großen Aufgaben wurde keine derübernommenen Funktionen der gewerkschaft-lichen Breitenarbeit versäumt und unser Ein-fluß im Rahmen des Landesbezirksvorstandesdes DGB zur Geltung gebracht, im Landes-bezirksausschuß für Arbeits- und Sozialrecht,im Landesbezirksfrauenausschuß, darüberhinaus aber auch im Beratungsausschuß desLandesarbeitsamtes und dessen Nebenaus-schüssen.Aus der Fülle der vorhandenen Probleme seinoch die Mitwirkung unseres Gaues im Zen-tralen Fachausschuß herausgegriffen. Dashervorragendste Ergebnis dieser Arbeit ist dieSchaffung einer Rechtsgrundlage für dasgesamte Ausbildungswesen im graphischenGewerbe.Die finanzielle Beteiligung unseres Gauesan der Büchergilde Gutenberg machte auchdort die Wahrnehmung von Gesellschafter-pflichten erforderlich. Dies stellt wiederumunter Beweis, daß gewerkschaftlich nichtnur materielle, sondern auch kulturelle Arbeitgeleistet wird.Die Aufgabe eines Berichtes im Rahmen desGaues Nordrhein-Westfalen kann es nichtsein, die Entwicklungsphasen aller unserergewerkschaftlichen Aufgaben aufzuzeigen.Es mag deshalb genügen, wenn im Vorste-henden die Ergebnisse herausgestellt wur-den. Mit der Problematik aller organisatori-schen und gewerkschaftlichen Aufgabenbeschäftigten sich in der Berichtszeit achtGauarbeitstagungen und 27 Gauvorstands-

sitzungen. Von tiefstem, ernstem Wollengetragen, wirkten die vom Ortsverein Kölngestellten Gauvorstandsmitglieder in dan-kenswerter Weise an den Erfolgen des Jah-res 1949 mit.Von den acht Gauen unserer Industriege-werkschaft stellt der Gau Nordrhein-West-falen zur Zeit den zahlenmäßig stärkstenGau der Gesamtorganisation mit über30000 Mitgliedern. Trotz dieser Stärke lie-gen im Lande Nordrhein-Westfalen nachden Statistiken noch große Kraftreserven fürunsere Industriegewerkschaft verborgen. Anstatistisch nachgewiesenen Arbeitskräftenbeschäftigen die Industrien Druck und Papier-verarbeitung über 40000 Arbeitskräfte.Unser Wille ist, auch die restlichen 10000,die zumeist in ländlichen Betrieben derPapierverarbeitung verborgen sind, für diegewerkschaftliche Arbeit zu gewinnen. ImGau Nordrhein-Westfalen kennen wir kei-nen gewerkschaftlichen Föderalismus, son-dern sehen in allem Wollen und Wirken nurdas Wohl des großen Ganzen der Indu-striegewerkschaft Druck und Papier.

(Aus dem Geschäftsbericht des Zentralvor-standes der IG Druck und Papier mit einemÜberblick der einzelnen Gaue von der Grün-dung bis zum 30. Juni 1950)

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IG MEDIENNRW

Dienstag, 8. November, um 20 Uhr imVortragssaal des Gewerkschaftshauses

Buch und Film

Einführung in den nach dem gleich-namigen Roman von John Steinbeck

gedrehten, mit hervorragenden Preisenausgezeichneten Film

Früchte des Zorns

der am Mittwoch, 9. November, undDonnerstag, 10. November, jeweils um 18 und 20.15 Uhr im Filmsaal

des HdT läuft.Unkostenbeitrag für die Filmveran-

staltung 0,40 DM – Karten in unseremBüro Marktstraße 10.

(Mitteilungen der IG Druck und PapierBezirk Bielefeld, 10/1955)

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1. Trizonaler Verbandstag der Graphischen Industriegewerkschaften(1948)

In München tagten in der Zeit vom 29. 11.bis 1. 12. 1948 die Delegierten aller Indu-striegewerkschaften des Graphischen Gewer-bes, der Papierverarbeitung und -erzeugungaus den drei Westzonen. Die wichtigstenTagesordnungspunkte waren die Stellung-nahme zum Zusammenschluß der Graphi-schen Industriegewerkschaften der Westzo-nen und die Beratung der tarifpolitischenSituation sowie die Beschlußfassung überdie neuen Satzungen und die Bestimmungdes Sitzes und Wahl des Zentralvorstandes.In der Frage des Zusammenschlusses wurdeneben dem Referat des Kollegen Thoma,Hamburg, ein Koreferat des Kollegen Fette,Köln, entgegengenommen. Das Für undWider kam ausgiebig zur Erörterung, einigwaren sich alle Redner in dem Ziel der mög-lichst baldigen Wiederherstellung der Reichs-gewerkschaft. Über den Weg zu diesem Zielgingen die Meinungen auseinander. Schließ-lich wurde in geheimer Abstimmung mit 82gegen 52 Stimmen der sofortige Zusam-menschluß einer einheitlichen Westgewerk-schaft beschlossen. Die nachfolgend bera-tenen und beschlossenen Satzungen legtendas Fundament für den weiteren Aufbau undsollen am 1. Januar 1949 in Kraft treten. Vondiesem Zeitpunkt an fallen die Bezeich-nungen »Ländergewerkschaften« in der ame-rikanischen Zone, »Ländervereinigungen«in der französischen Zone und »Bezirke« inder britischen Zone fort und tritt an deren Stel-le die vor 1933 allgemein gebräuchlicheBezeichnung »Gau«. Die Vorsitzenden führenden Namen »Gauvorsteher«. Als Sitz desZentralvorstandes wurde Stuttgart bestimmt.Die in geheimer Abstimmung durchgeführtenWahlen zum Zentralvorstand ergaben fol-gendes Resultat:

1. Vorsitzender: Christian Fette bisher Bezirksleiter von Nordrhein-Westfalen.

2. Vorsitzender: Heinrich Hansenbisher 2. Vorsitzenderdes Bezirks Nordmark.

Kassierer: Josef Kürtenbisher Bezirkskassierer von Nordrhein-Westfalen.

Sekretär: Adolf Müller bisher Geschäftsführer der Landesgewerkschaft Bayern.

Die Stelle eines Redakteurs für die neueGewerkschaftszeitung mit dem Titel »Druckund Papier« soll in der Gewerkschaftspres-se ausgeschrieben werden und wurde dieendgültige Wahl dem Zentralvorstand in Ver-bindung mit den Gauvorstehern übertragen.Zu diesen hauptamtlich gewählten Vor-standsmitgliedern werden am Sitzort desVerbandes 7 ehrenamtlich tätige Beisitzergewählt. Es ist vorgesehen, daß bei dieserWahl die verschiedenen Berufsgruppensowie die weiblichen Mitglieder und Jugend-liche berücksichtigt werden.

Gestrichen

wurden aus der Mitgliederliste des Ortsvereins Bielefeld der Chemigraph

Karl Henze, Brackwede, Kamp-straße 10, und die Repro-Fotografen Hugo Jansky, Bielefeld, Ehlentruper

Weg 61, und Günter Huhn, Bielefeld,Am Schildhof 8, alle drei beschäftigt

bei der Klischeeanstalt Busch, wegen nicht ordnungemäßer Beitragszahlung entsprechend

ihrem Verdienst.

(Mitteilungen des Bezirks Bielefeld der IGDruck und Papier, April 1950)

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Die Tätigkeit des Zentralvorstandes über-wacht ein aus 7 Mitglieder bestehenderZentralausschuß, dessen Sitz nach Münchenverlegt wurde und der vom Münchener Orts-verein zu wählen ist. Dieser Zentralausschußhat auch Beschwerden ausgeschlossenerMitglieder zu prüfen und zu entscheidenund ist berechtigt, Revision der Zentralkassevorzunehmen.Einen breiten Raum der Verhandlungen nahmder Punkt »Die tarifpolitische Situation« ein,zu dem Kollege Thoma, Hamburg, ein ein-gehendes Referat hielt. Die Ausspracheerstreckt sich der Wichtigkeit und regen Teil-nahme wegen bis in die späten Abendstun-den.Ein angenommener Antrag verpflichtet denZentralvorstand, trotz des trizonalen Zu-sammenschlusses die vorläufig noch losenBindungen zu unseren Kollegen in der Ost-zone enger zu knüpfen mit dem endgülti-gen Ziel des organisatorischen Zusammen-schlusses.Durch die Teilnahme des Vertreters unsererinternationalen Bruderorganisationen wurdedie bisher lose Bindung fester gestaltet. Esbestand beiderseitig der Wunsch, in Erin-nerung an die Zeit vor 1933 baldmöglichstwieder in einer einheitlichen Internationa-len vereint zu sein. Es war der Wille, daß derVorstand die hierfür erforderlichen Schritteeinleitet.Ferner wurden dem Zentralvorstand Anträgeüberwiesen in Abwehr gewerkschaftsfeind-licher Propaganda und gegen die Zulassungdemokratisch getarnter Presse-Erzeugnissemit nationalsozialistischem Geist. In Verbin-dung hiermit wurde in einem Antrag dieAufmerksamkeit auf die Lizenzerteilung anZeitungen gelenkt und vom Zentralvorstandgefordert, die Interessen unserer Mitgliederbesonders in den mittleren und kleinerenStädten nachdrücklich zu vertreten.Ein Antrag betr. »Sozialpolitik« bringt zumAusdruck, daß nach mehr als 3 Jahren nachdem Zusammenbruch immer noch festzu-stellen ist, daß die Organe der Versiche-rungsträger nach dem Führer-Prinzip geleitetwerden. Vorstände und Gewerkschaftsratsollen Schritte unternehmen, um das Mitbe-stimmungsrecht der Versicherten wiederher-zustellen.

Alle vorliegenden Anträge betr. »Beitrags-festsetzung« und »Einführung von Unterstüt-zungen« wurden mangels entsprechenderUnterlagen zur nochmaligen Überprüfungund Erledigung dem Vorstand überwiesen.Dieser hat den Auftrag, im Einvernehmenmit den Gauvorstehern die endgültige Rege-lung durchzuführen.Abschließend kann gesagt werden, trotzWiderstreit der Meinungen zu den wichtig-

Achtung! Auskunftserteilung

§ 6, Ziffer 5 der Satzung der IG Druckund Papier verpflichtet unsere

Mitglieder dahingehend:

Bei jedem Arbeitsplatzwechsel ist beim zuständigen Ortsverein vorher

Auskunft einzuholen.

Wer dieser Verpflichtung nicht nach-kommt, verstößt gegen die Satzung und

hat alle daraus entstehenden Folgenselbst zu tragen. Die Ortsvereine wer-den angewiesen, in ihren Veröffent-

lichungen oder Mitgliederversammlun-gen immer wieder auf diese Bestimmun-

gen unserer Satzung hinzuweisen.Nur die Befolgung unserer Satzung

schafft die erforderliche Disziplin, undnur Disziplin ist die Grundlage jedes

gewerkschaftlichen Erfolgs.Die Auskunftserteilung muß so gehaltensein, daß der Auskunfteinholende weiß,wie in der betr. Firma die Lohnverhältnis-se gestaltet sind. Es ist bei der Auskunftder niedrigste und höchste Lohnsatz fürdie in Frage kommende Berufsgruppeoder Sparte anzugeben. Keineswegs

darf die Auskunft die zu fordernde Lohn-höhe vorschreiben.

Es ist Sache des Bewerbers, innerhalbder angegebenen Lohnhöhe den Lohn

selbst zu vereinbaren. Da die Aus-kunftserteilung sich verschiedentlich

nicht an diese Grundsätze hält, weisenwir die Auskunftserteiler darauf hin, um

Komplikationen zu verhindern.

(Mitteilungsblatt der IG Druck und PapierNRW 18/1949)

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sten Tagesordnungspunkten, wurde von allenRednern in gewohnter, gewerkschaftlicherDisziplin hervorgehoben, daß sie sich wider-spruchslos den gefaßten Beschlüssen desVerbandstages als höchste Instanz unsererGewerkschaft unterwerfen.

Von diesem guten Geist beseelt wird sichdas alte Sprichwort erfüllen:»Einig im Wollen – stark im Vollbringen.«

(Mitteilungsblatt der IG Druck und Papier NRW19/1948)

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Graphischer Gesangverein Bielefeld in der Industriegewerkschaft Druck und Papier

Chor-Konzert

Liedertafel Typographia Hannover · Leitung Heinz HenningBielefelder Kinderchor · Leitung Friedrich Oberschelp

Graphischer Gesangverein Bielefeld · Leitung Fritz WesterfrölkeRudolf-Oetker-Halle

Sonnabend, 7. Oktober, 19 Uhr, Eintritt DM 1,10 u. 1,65

Wenn der Graphische Gesangverein Bielefeld am 7. Oktober in der Oetker-Halle wie-der mit einer Großveranstaltung an die Öffentlichkeit tritt, so will er damit versuchen, andie vergangenen Zeiten anzuknüpfen, in denen fast jedes Jahr ein großes Konzert in ver-schiedenster Form den Berufskollegen dargeboten wurde. Der Chor hatte sich damals beson-ders auch in Fachkreisen einen Ruf erarbeitet, von dem er heute noch zehrt. Leider ist dieSängerzahl im »Graphischen« weit noch nicht wieder so, daß ein Konzertprogramm auseigenen Kräften gestaltet werden kann. So haben die Vereinsleitung und die IG Druck undPapier den Kollegengesangverein Typographia Hannover nach Bielefeld eingeladen, umin der Oetker-Halle ein auserlesenes volkstümliches Programm darzubieten. Die stattlicheSängerschar aus Hannover – etwa 100 Sänger – wird in diesem Konzert neben heite-ren Madrigalen aus dem 16. und 17. Jahrhundert und heiteren ausländischen Volkslie-dern in neuzeitlicher Bearbeitung auch einige Werke von Alfred Koerppen, einem jungenKomponisten aus Hannover, zu Gehör bringen. Ferner wirken vier hannoversche Solistenmit. Pressestimmen aus Hannover sagen: »Die Programmgestaltung zeichnete eine vor-bildliche Verbindung von traditioneller und neuzeitlicher Werkauswahl aus. Diese ziel-bewußte Pflege von Chören lebender Komponisten ist das Verdienst des jungen DirigentenHeinz Hennig. Der fein abgestimmte Chor bestach durch Klangschönheit, starke Geschlos-senheit und ausgezeichnete, technisch gut ausgefüllte Vortragsart ... Das Interessantestewaren die Volkslieder für Männerchor und Klavier, gesetzt von Alfred Koerppen. Ein jun-ger Komponist mit dem Talent und den Persönlichkeitswerten Alfred Koerppens wird sei-nen Weg machen. Diese ganz unalltäglichen Stücke an Sänger heranzutragen, heißt einemusikalische Erziehungsarbeit leisten.« Aufgeteilt wird das Programm durch die Mitwir-kung des Bielefelder Kinderchors, dessen verdienstvoller Leiter Friedrich Oberschelp seitJahren Ehrenmitglied des Graphischen Gesangvereins ist. Im Rahmen der chorischen Lei-stungen der »Typographia Hannover« und des Bielefelder Kinderchors wird der »Gra-phische« trotz seiner zur Zeit noch kleinen Sängerschar ebenfalls mitwirken. Das Programmist also vielgestaltig und bestimmt abwechslungsreich.Möge die Mühe und Arbeit des Graphischen Gesangvereins durch ein volles Hausbelohnt werden und ein Ansporn sein für die Aufwärtsentwicklung des Vereins. Mögendarum auch als Nachwirkung dieses Konzerts recht viele sangesfreudige Kollegen allerBerufsgruppen des graphischen Gewerbes in Bielefeld den Weg finden zu den Übungs-stunden des Gesangvereins. Die schlichten Weisen des schönen deutschen Liedes helfenzur Selbstbesinnung und sind ein Schlüssel zu allen wirklichen Werten des Lebens. Fr.W.

(Mitteilungen des Bezirks Bielefeld der IG Druck und Papier, September 1950)

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Wenn Ihr dieses Rundschreiben erhaltet, istPfingsten vorbei! Ihr habt am Pfingstsonn-tag und Pfingstmontag in der Regel keineTageszeitung erhalten. Das sind zwei Tage.Habt Ihr dann wenigstens am Dienstag mor-gen in der Zeitung gelesen, daß die Öffent-lichkeit, daß die Abonnenten durch dasNichterscheinen der Tageszeitung verge-waltigt worden sind? Habt Ihr irgendwogelesen, daß das Nichterscheinen der Tages-zeitung nach Christi-Himmelfahrt oder jetztam Tage nach Fronleichnam eine Verge-waltigung der Öffentlichkeit, eine Verge-waltigung der Abonnenten bedeutet? Neh-men in diesen Fällen unsere Herren VerlegerRücksicht auf den kleinen Mann, der alsAbonnent seine Zeitung haben will? Neh-men unsere Herren Verleger hier Rücksichtauf die Wünsche der Öffentlichkeit, auchan solchen Tagen informiert zu werden überGeschehnisse in Politik, Wirtschaft oderSport?Es muß gesagt werden, daß hier ganz klareine Vergewaltigung vorliegt aus reingewinnsüchtigen Motiven. Man will einfachdie teuren Druckkosten, die durch notwen-dige Feiertagsarbeit entstehen, einsparen,trotzdem tarifvertraglich gesichert ist, daßdiese Arbeiten ausgeführt werden können.Es kann kein Einwand damit erhoben wer-den, man wolle die Feiertage heiligen; dennam zweiten Oster-, Pfingst- und Weih-nachtstag und auch an jedem Sonntag läßtman an den Tageszeitungen arbeiten.Aber wenn durch notwendige gewerk-schaftliche Maßnahmen einmal keine Tages-zeitung erscheint, dann ist alles ein Verbre-chen am Volk, dann ist das eine Vergewal-tigung, dann ruft man die Regierung an,dann bedient man sich der Polizei, um jäm-merliche »Notzeitungen« herzustellen.Unter dem Schutze der Polizei verließendann auch diese »Notzeitungen« denBetrieb, wobei die Polizei eine gesetzwidri-

ge Handlung begünstigte. Denn eine Reihedieser »Notzeitungen« enthielt kein Impres-sum, das gesetzlich vorgeschrieben ist.Anstatt daß nun die Polizei ihrer Pflicht nach-kam, diese Zeitungen zu beschlagnahmen,hat sie die Herausgabe sogar noch begün-stigt. Fürwahr ein Kuriosum. Wir werden esuns noch überlegen müssen, ob wir gegendie Polizei wegen Begünstigung unerlaubterHandlungen vorgehen werden.Wenn wir es uns recht überlegen, so habendiese »Notzeitungen« unser Wollen nur nochunterstützt. Denn gerade durch sie sind brei-teste Kreise der Landbevölkerung auf unse-ren Kampf um das Betriebsverfassungsge-setz erst aufmerksam gemacht worden.Genaue Überlegungen werden angestellt,wie wir uns den Mitgliedern unserer IGgegenüber verhalten, die die Herausgabedieser »Notzeitungen« begünstigten.Daß unser gewerkschaftlicher Kampf einganzer Erfolg war, das bestätigt uns unsereGegenseite. Daran ändern auch nichts diepaar »Notzeitungen« und »Käseblättchen«,die hier und da erschienen sind.Unseren Kollegen, die sich in den Dienstdieser Protestaktion des Deutschen Gewerk-schaftsbundes stellten, gebührt der Dank derGewerkschaftsbewegung. Insbesonderedankt allen Funktionären und an der Protest-aktion beteiligten Kollegen für ihre vorbild-liche Haltung und Geschlossenheit die Indu-striegewerkschaft Druck und Papier!

(Mitteilungsblatt der IG Druck und Papier NRW9/1952)

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Zur Situation (Zeitungsstreik 1952)

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»In der gestrigen Vorstandssitzung hat derGauvorstand von der Gründung Eures Unter-nehmens ›Graphisches Jugendheim e.V. Bie-lefeld‹ Kenntnis genommen. Er bewundertEuren Mut und Euren Unternehmungsgeist,die Planung eines Jugend-, Wander- undFerienheimes in die Tat umzusetzen. Aller-dings …« Es folgen reichlich Bedenken, dieder Gauvorstand damals, am 5. März 1952,beim Bezirk Bielefeld anzumelden hatte.Diese Bedenken waren sicherlich nicht leichtzu ignorieren, doch die Bielefelder Kolle-gen hielten an ihrem Vorhaben fest.Dem Schreiben des Gauvorstandes voraus-gegangen waren seit Juni 1951, als zumersten mal in einer Sitzung des Ortsvereins-vorstandes von Bielefeld die Idee zum Baueines Jugendheimes erwähnt wurde und die-ses Vorhaben sofort breite Zustimmung fand,etliche Diskussionen und Planungen, bis esAnfang 1952 zu konkreten Beschlüssen kam.Zur Erlangung der Rechtsfähigkeit inGrundbuchangelegenheiten erwies sich dieGründung eines Vereins als zweckmäßig.So wurde am 3. Januar die Gründung desVereins »Graphisches Jugendheim« mit Sitzin Bielefeld beschlossen. Am 8. Januar 1952wurde dieser Verein ins Bielefelder Vereins-register eingetragen. Am 9. Januar schloßder Verein vor dem Amtsgericht in Lage mitdem Bauern Emil Schulte aus Hörste einenErbbaurechtsvertrag, der ihm für 99 Jahredas Nutzungsrecht »über und unter der Erde«des fast 20 Morgen großen Geländes inHörste, am Kamm des Teutoburger Waldes,in der Nähe der Dörenschlucht, sicherte(inzwischen ist das Gelände in Eigentumunserer Organisation übergegangen). Diebeschlußgebende Delegiertenversammlungdes Ortsvereins Bielefeld stellte sich am 24.Januar hinter die Beschlüsse des Vorstandesund faßte außerdem den Beschluß, dem Ver-ein aus Anlaß des 75jährigen Ortsvereins-jubiläums 10000,– DM für die Schaffung

eines Jugend- und Ferienheimes zu stiften. Aufbesondere, sonst bei Jubiläen übliche Ver-anstaltungen, wurde bewußt verzichtet. Esbestand die Überzeugung, dem lebendigenWollen unserer Gewerkschaft durch denBeginn eines bedeutenden Gemeinschafts-werkes mehr Ausdruck zu geben als etwadurch einige Festveranstaltungen. Der Gau-vorstand bewilligte später das Doppelte undder Zentralvorstand das Dreifache des Betra-ges.Die Zusage eines Bielefelder graphischenBetriebes, dem Verein eine nicht mehrbenötigte Blechbaracke zu überlassen, führ-te zunächst zur Errichtung eines vorläufigenJugendheimes. Am 16. März 1952 began-nen die Arbeiten zur Errichtung dieses klei-nen Heimes, wie es später im Sprachge-brauch genannt wurde. Außerdem legtenKollegen Wasserleitungen, planierten einenPlatz für Zeltlager, bauten eine Wasch- undToilettenanlage sowie eine provisorischeKüche aus Balkenbrettern und Dachpappe.Junge Tischler aus Lemgo halfen mit ihremFachwissen. Daneben sah man oftmals älte-re Kollegen, die als »Spezialisten« für man-che Arbeit geschätzt waren und sich selbst-los zur Verfügung stellten. Beendet warendie Arbeiten am vorläufigen Jugendheimnoch nicht, als die ersten drei Zeltlagerperi-oden mit jungen Kolleginnen und Kollegenaus den Bezirken Dortmund, Hagen, Düs-seldorf sowie aus den Ortsvereinen desBezirks Bielefeld durchgeführt wurden, aberselbst das Provisorium fand viele Werber fürdas Vorhaben der Bielefelder in Hörste. Wei-tergeführt wurden die Arbeiten im Herbst1952 und im Frühjahr 1953. Als dann imSommer 1953 wieder Jugendliche aus demgraphischen Gewerbe und der Papier undPappe verarbeitenden Industrie zu neuenZeltlagergemeinschaften in Hörste eintrafen,präsentierte sich ihnen ein vorläufigesJugendheim, welches weit mehr als eine

Ein Bezirk mit Wagemut/»Bergheim Hörste« entsteht

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Behelfseinrichtung darstellte. Die Statistikerermittelten für 1952 3326 und für 19533125 freiwillig von fast 200 Kolleginnenund Kollegen (auch am großen Haus) gelei-stete Arbeitsstunden. Dieses vorläufigeJugendheim – ursprünglich war geplant, esnach Fertigstellung des großen Hauses wie-der abzureißen – wurde schnell, und zwarfür mehr als zwei Jahrzehnte, eine beliebteStätte für Feiertags- und Wochenendaufent-halte vor allem der Bielefelder GraphischenJugend, ehe es ein Schattendasein führte. Seit1990, im Rahmen einer Arbeitsbeschaf-fungsmaßnahme generalüberholt, erstrahltes wieder in altem Glanze.In der Zeit, als noch an der Fertigstellung deskleinen Heimes gearbeitet wurde, leisteteder Vorstand des Vereins »GraphischesJugendheim« gleichzeitig alle Vorarbeiten,um mit den Bauarbeiten am eigentlichenHeim, dem großen Haus, beginnen zu kön-nen. Eines Tages begann dann die Flut dergestellten Anträge auf Zuschüsse dieerwünschte Wirkung zu zeigen. Die erstenGeldmittel wurden zugesagt. Das Land,umliegende Kreise und Gemeinden, derGau, einige Ortsvereine, der Zentralvor-stand, das waren die wesentlichen Förderer.Aber auch der Erlös aus dem Verkauf vonBausteinen war in die Finanzierung einbe-zogen. Anfängliche Sympathien der Unter-

nehmer des graphisches Gewerbes warenallerdings nach dem großen Streik im Dezem-ber 1952 wie weggeblasen. Dem Baube-ginn im Mai 1953, der Grundsteinlegung am27. Juni folgte schon am 24. September dasRichtfest und damit der Abschluß eineswesentlichen Bauabschnittes. Jetzt konnte eskeine Unterbrechung mehr geben. Genauso wie die Pläne für die Gestaltung und Nut-zung des Heimes im Laufe der Zeit wuchsenund sich änderten, genau so verschobensich die ursprünglichen Vorstellungen überdie Gesamtdauer der Bautätigkeit. Es warbald keine Rede mehr von mehreren, umJahre auseinanderliegenden Bauabschnit-ten. Nach vielen gründlichen Verhandlun-gen stellte der Zentralvorstand endgültig dieFinanzierung sicher. Das gesamte Projektwurde seiner Vermögensverwaltung über-tragen.In den Tagen vom 5.–7. Juni 1954 (Pfingsten)sah das »Bergheim Hörste« – eine Mit-gliederversammlung des Vereins »Graphi-sches Jugendheim« hatte diese Namensge-bung beschlossen – seine ersten Gäste anläß-lich eines Jugendgruppentreffens und erlebtesomit seine inoffizielle Einweihung.Am 17. Juli 1954 erfolgte die offizielle Ein-weihung. Die Bielefelder konnten auf dasGeschaffene stolz sein. Dies würdigte aus-drücklich der Vorsitzender der Industrie-gewerkschaft Druck und Papier, KollegeHeinrich Hansen, dessen Name das Heim inspäteren Jahren erhalten sollte, bei seinerEröffnungsansprache. Der Vertreter des DGB-Landesbezirkes hob besonders die Bedeu-tung der örtlichen Initiative und die freiwilli-ge Mitarbeit vieler junger und älterer Kolle-gen bei der Entstehung des Hauses hervor.Gerade die sichtbare Begeisterung, dieserEinsatz auf der unteren Ebene, haben die Ent-scheidungen bei der Vergabe der Landes-mittel günstig beeinflußt. Seine Worte bedeu-teten eine nachträgliche Bestätigung derRichtigkeit des Weges, den die geistigenVäter des Projektes gewählt hatten.Mit der offiziellen Einweihung des Hauseswaren vom Verein »Graphisches Jugend-heim« e.V., Bielefeld, sämtliche noch beste-henden Befugnisse über das »Bergheim Hör-ste« auf den Heimleiter bzw. den Zentral-vorstand übergegangen. Nicht allen an der

Heinrich Hollmann, zweiter Lan-desbezirksvorsitzender der IGDruck und Papier in Nordrhein-Westfalen von 1965 bis 1983

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Entstehung des Hauses Beteiligten aus demBezirk Bielefeld war dies angenehm. Beiihnen paarten sich Stolz über das Geschaf-fene mit Verbitterung über verlorenen Ein-fluß. Nachdem jedoch die finanzielle Betei-ligung des Zentralvorstandes weit über einenormale Hilfe hinausgegangen war, mußteletztlich im Bezirk Bielefeld Verständnis dafüraufgebracht werden, daß der Zentralvor-stand als das für die gesamte Mitgliedschaftverantwortliche Organ unserer Organisationdie alleinige Entscheidungsbefugnis überdas Haus beanspruchte. Dafür blickten inden folgenden Jahren die Bielefelder oft aufein Haus, das größer und schöner gewordenund somit auch für die eigenen Bedürfnissehinausgewachsen war, als alle Initiatorenzunächst geplant hatten. Aus rechtlichenGründen – vor allem wegen der gewährtenöffentlichen Mittel – blieb der Verein nochviele Jahre bestehen. In Verbindung mit eineraußerordentlichen und über viele Jahreanhaltenden aktiven Jugendarbeit im Orts-verein Bielefeld bezog sich sein Wirken aufden Ursprung der Tätigkeiten in Hörste: aufdas vorläufige Jugendheim im Sprachge-brauch: auf das kleine Heim bzw. dieBaracke.Das »Bergheim Hörste« – inzwischen heißtes »Heinrich-Hansen-Haus« – ist uns trotzvieler Schwierigkeiten nicht nur erhaltengeblieben, sondern mehrfach noch ver-größert worden. Wer heute, mehr als 40Jahr nach seiner Inbetriebnahme die schöneAnlage sieht und die Ursprünge der Entste-hung nicht kennt, wird kaum erahnen, mit

welchem Wagemut und mit welchem Idea-lismus der Bau geplant und in Angriff genom-men wurde und wieviel Freizeit zur Selbsthilfevon vielen Kolleginnen und Kollegen ausden Ortsvereinen des damaligen BezirksBielefeld geopfert wurde, um zur Vollendungdes Werkes beizutragen. Aber gerade dieArt der Entstehung der Anlage fordert nichtnur dazu auf, ihre Erhaltung zu sichern, son-dern verpflichtet in besonderem Maße dazu.

Heinrich Hollmann

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INDUSTRIEGEWERKSCHAFT DRUCK UND PAPIER – ORTSVEREIN BIELEFELD

MORGENFEIER

aus Anlaß des zehnjährigen Bestehens des Ortsvereins Bielefeld am Sonntag, dem 13. November 1955, 10,30 Uhr, im Theater am Alten Markt

mit Festansprache von Werner Hansen, dem Vorsitzenden des Landesbezirks Nordrhein-Westfalen im DGB, und Aufführung des Festspiels

»WIR SCHAFFEN ALLE HAND IN HAND« von Bruno Schönlank

Eintrittskarten in beschränkter Anzahl über die Vertrauensleute

(Mitteilungen der IG Druck und Papier Bezirk Bielefeld, 10/1955)

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Es braucht noch erwachsene Helfer

Mancher Kollege wird lachen, ungläubigoder auch zornig mit dem Kopf schütteln,wenn er hört, daß Redakteure und freie Jour-nalisten – denn um diese handelt es sich beider jüngsten, siebenten Berufsgruppe unse-rer IG – gewerkschaftliche Kinder sind, unddaß die Setzer, Korrektoren, Hilfsarbeiterusw. mithelfen sollen, gute Gewerkschafteraus ihnen zu machen.Natürlich sind nicht alle Journalisten gewerk-schaftliche Analphabeten. Es wäre schlimm,wenn das von Redakteuren gesagt werdenmüßte, die selbst Gewerkschaftszeitungenredigieren. Auch sonst gibt es hier und daRedakteure und freie Mitarbeiter, die mitgewerkschaftlichen Fragen vertraut sind.Aber sie bilden die Ausnahme, und es ist lei-der eine Tatsache, daß viele Journalistennoch geradezu einen Schreck bekommen,wenn man ihnen die Notwendigkeit ihrergewerkschaftlichen Organisierung klarzu-machen versucht. Dabei hätten die meisteneine starke gewerkschaftliche Vertretung bit-ter nötig. Es gibt zwar Spitzengehälter, überderen Berechtigung man geteilter Meinungsein kann. Das Gros der Journalisten, auchfest angestellter Redakteure, erhält aber trotzangespanntester Tätigkeit, ohne Begrenzungder täglichen Arbeitszeit und bei größtengeistigen Anforderungen äußerst schlechteGehälter und Zeilenhonorare. Manche kom-men, obwohl sie tüchtig sind, kaum auf einedurchschnittliche Monatseinnahme von 200Mark.Man sollte auch meinen, Journalisten müßtenan der Erörterung gemeinsamer Berufsfra-gen, Presse- und Rundfunkgesetz und son-stiger aktueller Fragen, über die sie zu schrei-ben haben, ein Interesse haben. Aber – esist nicht so, oder sie wissen sich dafür keineZeit zu verschaffen, obwohl reges geistiges

Leben ohne echten vielseitigen Meinungs-austausch nicht denkbar ist und gerade vomJournalisten verlangt werden muß.Es war ein Versäumnis, daß bei Bildung derGewerkschaftsbünde der einzelnen Zonennicht sofort auch an eine gewerkschaftlicheErfassung der Journalisten gedacht worden ist.Das lag mit daran, daß dem Gewerkschafts-aufbau viele Schwierigkeiten im Weg unddaher andere Fragen im Vordergrund stan-den. Es fehlte auch die Tradition einer Jour-nalistengewerkschaft, denn vor 1933 standenVereinigungen der Journalisten außerhalbder Gewerkschaftsbewegung. In der IG Druckund Papier organisierten sich nach 1945zwar manche Redakteure, die von früher hermit der Gewerkschaftsbewegung verbundenwaren. Aber sie blieben zunächst Einzelmit-glieder, es kam noch zu keiner Berufsgrup-penbildung. Das wiederum hängt damitzusammen, daß nach 1945 der Zeitungs-aufbau alle ihre Gedanken in Anspruch nahm,und daß zunächst bei der individuellen Fest-setzung ihrer Gehälter befriedigende Ver-einbarungen zustandekamen. Man suchtenach Redakteuren, das heutige Überange-bot war noch nicht vorhanden.Dann bildeten sich in einzelnen LandesteilenJournalistenverbände außerhalb der Gewerk-schaftsbewegung – in alter Tradition als»Standesorganisation«. Diese Landesver-bände wurden zu einem »Deutschen Jour-nalistenverband« (DJV) zusammengeschlos-sen. Aber in dieser Organisation ist dieFrage der regelmäßigen Beitragszahlungnoch heute nicht in Ordnung, und zumAbschluß eines Manteltarifvertrages mit den Verlegern kam der DJV erst, als unsereBerufsgruppe in der IG Druck und Papierkonstituiert war und man plötzlich einegewerkschaftliche Konkurrenz spürte. ZurDurchsetzung der Einhaltung der Mantelta-rifvertragsbestimmungen reichte die Kraftdes DJV außerdem auch nicht aus.

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Das jüngste Kind unserer IG

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Die zentrale Leitung unserer Berufsgruppeerstrebte eine gewerkschaftliche Vereinigungaller Journalisten im Rahmen des DGB. Sieist bisher nicht zustandegekommen. Im DJVsetzte sich der Widerstand gewerkschafts-feindlicher Journalisten durch. Lediglich eineZusammenarbeit in Berufsfragen wurde aufeiner DJV-Jahreskonferenz in Bonn beschlos-sen.Selbst von Journalisten, die an gewerk-schaftsfreundlichen Zeitungen tätig sind,konnten wir beim Versuch ihrer Werbunghören: Erst wollen wir Taten sehen. Das heißt,zuerst soll die Gewerkschaft gute Arbeits-bedingungen und Gehälter für uns durch-setzen, dann werden wir eventuell auch Mit-glied. Oder es wurde sogar gesagt: Für dieBeiträge, die wir bei Euch zahlen sollen,können wir uns ja jeden Monat ein neuesHemd kaufen! Eine solche Einstellung beiLeuten, die eigentlich am ehesten den Zusam-menhang von individuellen Lebensbedin-gungen, sozialen Verhältnissen und eigenerAktivität betreffs der Gestaltung der sozialenVerhältnissen erkennen sollten, gibt uns Ver-anlassung, von »Kindern und gewerkschaft-lichen Analphabeten« zu sprechen. Es istdaher auch verständlich, daß gewerkschaft-lich geschultere Setzer usw. oftmals einewenig hohe Meinung von den Redakteurenhaben.Aber damit ist die Frage nicht erledigt. Wirstehen vor einer Aufgabe, die genau sogelöst werden muß, wie am Anfang derGewerkschaftsbewegung von Einzelnenunter nicht leichteren Bedingungen als heuteschließlich erfolgreiche Pionierarbeit getanworden ist. Wir wissen zum Beispiel auch,daß es der Gewerkschaft Erziehung-Wis-senschaft, die kürzlich einen imposantenKongreß für Nordrhein-Westfalen in Kölnabgehalten hat, trotz kaum minder schwie-riger Anfangssituation durch zähe Arbeitihrer leitenden Funktionäre gelungen ist, diegrößte Lehrerorganisation in NRW zu wer-den. Es ist ihr gelungen, alle Sparten vomSchulrat und Oberstudienrat oder Direktor biszum Volksschullehrer zusammenzuschwei-ßen, obwohl das vor 1933 nie möglich war.Die Wichtigkeit der gewerkschaftlichen Erfas-sung der Journalisten liegt auf der Hand.Wir brauchen nur an den Streik im graphi-

schen Gewerbe zu denken. Wieviel besserwäre es, wenn bei einer solchen Aktion auchdie Redakteure von der Berechtigung undNotwendigkeit solcher Aktionen überzeugtwären, wenn sie sich solidarisch fühlten,anstatt hinterher durch ihre Schreibweise dieUnternehmer und die gesamte Öffentlichkeitin entgegengesetztem Sinne zu unterrichten!Oder denken wir daran, wieviel Falsches,Mißverstandenes, über gewerkschaftlicheAngelegenheiten geschrieben wird – nichtimmer aus Feindschaft, sondern auch ausUnkenntnis. So schwer die Aufgabe ist, sokönnen wir uns doch nicht an ihr vorbei-drücken. Es ist eine Aufgabe nicht nur immateriellen Interesse dieser Arbeitnehmer-Sparte, sondern im Interesse der gesamtenArbeitnehmerbewegung. Es ist nicht einzu-sehen, warum mit Hilfe der Journalisten, diesich bei uns bereits zusammengefundenhaben, und der gesamten IG nicht schließlichdoch Erfolge zu verzeichnen sein könnten.Unsere Berufsgruppenleitung für das Bun-desgebiet und unsere Leitung für Nordrhein-Westfalen geben sich alle Mühe, lebens-fähige, sich ausweitende Berufsgruppen beiallen Ortsvereinen der IG zu bilden. In man-chen Orten haben wir noch keine Berufs-gruppe und damit auch keine Vertretung imVorstand des Ortsvereins, obwohl mehrereRedakteure und Journalisten Mitglied der IG

Heinz Kühn, Bundesvorsitzenderder Deutschen Journalisten-Unionin der IG Druck und Papier undspäter Ministerpräsident vonNordrhein-Westfalen

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sind. In manchen Orten muß noch der Mannbzw. die Frau gefunden werden, die sich imBewußtsein von der Bedeutung dieser Auf-gabe mit zäher Energie die Zusammenfas-sung der Journalisten in der Berufsgruppeangelegen sein lassen. Im Mai findet eineZusammenkunft der aktivsten Vertreter in denverschiedenen Orten Nordrhein-Westfalensund aus sonstigen norddeutschen Gebietenstatt, die diese Aufgaben vorantreiben soll.Des ungeachtet richten wir an alle Ortsver-eine die Bitte:Helft mit, das jüngste Kind unserer IG großund stark zu machen!Werbt unter den Redakteuren in den Drucke-reien, in denen Ihr beschäftigt seid!

Helft, daß Berufsgruppenversammlungenund die Wahl eines aktiven Berufsgruppen-vorstandes zustandekommenlBehandelt die Fragen in den Ortsvereins-vorständen und helft laufend nach, wo dasnotwendig Ist.Vermittelt dem Gauvorstand der IG bzw.unserer Berufsgruppenvertretung im Gau-vorstand Adressen, Erfahrungen, Hinweise,was in Eurem Wirkungsbereich in Bezug aufJournalistenfragen beachtenswert ist.

(Mitteilungsblatt der IG Druck und Papier NRW6/1953)

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Neue Aufgabe für Kollegen Heinz Kühn

Die Bundeskonferenz der Berufsgruppe der Journalisten in der IG Druck und Papierfand vom 14.–16. Oktober im Haus Königstein statt. Zum neuen Vorsitzenden der

Berufsgruppe der Journalisten wurde Bundestagsabgeordneter Kollege Heinz Kühn,Köln-Raderthal, zu stellv. Vorsitzenden Kollege Hans Hoischen, Dortmund, und Ph. Pless, Frankfurt, und als Beisitzer Kollege Willi Hanke, Bielefeld, gewählt.

Der bisherige 1. Vorsitzende der Berufsgruppe, Chefredakteur i. R. Kollege August Enderle, Köln, wurde in Anbetracht seiner Verdienste einstimmig

zum Ehrenvorsitzenden gewählt.

(Mitteilungsblatt der IG Druck und Papier NRW vom 26.11.1957)

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Jetzt gehört auch der Gautag 1959, der vom26. bis 28. Juni 1959 stattfand, derGeschichte an. Einleitend ging ihm eine Pres-se- und Rundfunkkonferenz voraus, die amDienstag, dem 23. Juni, im altehrwürdigenRatskeller in Münster stattfand. Zu dieser Kon-ferenz ist einiges zu sagen: Verstärkt wird dieÖffentlichkeit und hiermit die »ÖffentlicheMeinung« beeinflußt durch Äußerungen vonRegierungsmitgliedern, durch Inserate in Zei-tungen und Zeitschriften, durch Verlautba-rungen der Unternehmerpresse, ja durch per-sönliche Beeinflussung am Arbeitsplatz, daßalle Verhältnisse für die schaffenden Men-schen hier in der Bundesrepublik in besterOrdnung seien. Wenn irgendwo Mißständeauftreten, wenn wirtschaftliche Schwierig-keiten entstehen, dann sind das dieselbenOrgane, die dafür die Schuld den Gewerk-schaften zuschieben. Bei der Unterschätzungder Wichtigkeit der »öffentlichen Meinung«gerade in unseren Reihen stehen wir oftgenug als die Sündenböcke da und wun-dern uns, daß die »öffentliche Meinung«gegen uns ist. (Wir werden es noch zur Genü-ge erfahren, wenn wir jetzt wieder in dieAuseinandersetzung um den Lohn eintreten.)Hierin Änderung zu schaffen, soll unseredringendste Aufgabe sein.Mit tatkräftiger Unterstützung unserer Kolle-gen vom Fach, der Journalisten (KollegenHoischen, Klassen und Dr. Rediger), fandunser Gautag durch diese Presse- undRundfunkkonferenz ein Echo, wie wir essonst nicht gewöhnt sind. Wir müssen es derPresse und auch dem Rundfunk bestätigen,daß sie in einer objektiven Art zu allemGeschehen Stellung genommen haben.Auch das Fernsehen, dessen Minuten so kost-bar sind, konnte durch das Bemühen derdrei Journalisten-Kollegen für unsere Tagunginteressiert werden. Wer am Samstagabendin der Sendung »Hier und Heute« den Aus-schnitt aus unserer Tagung gesehen hat, muß

zugeben, daß hier wichtige Breitenwirkungfür die gesamte Gewerkschaftsbewegungerzielt wurde, wenn auch nur beschränktauf den Raum Nordrhein-Westfalen. DerGautag wurde am Freitagmorgen pünktlichum 11.00 Uhr eröffnet. Nach einem künst-lerisch vollendet vorgetragenen Musikstückvon Robert Schumann durch das MünsterscheStreichquartett konnte unser erster Gauvor-steher eine Reihe Ehrengäste begrüßen: denVertreter der gastlichen Stadt Münster, Rats-herrn Pohlmeier, den Vertreter des Landes-bezirkes des Deutschen Gewerkschaftsbun-des, Peter Michels, den Vertreter des Kreis-ausschusses Münster, Werner Hettwer, denVertreter unserer gemeinwirtschaftlichen Ein-richtungen, Kollegen Jung, unseren Zentral-vorsitzenden Heinrich Hansen, unseren Zen-tralkassierer Josef Kürten und als lieben, treu-en Gast unseren ehemaligen Gauvorsteherund Zentral- und DGB-Vorsitzenden ChristianFette.Nach feierlichem Ausklang begann dieArbeit der 81 Delegierten (zwei fehlten ent-schuldigt). Zum gedruckt vorliegenden Ge-schäftsbericht und den mündlichen Ergän-zungen wurde lebhaft diskutiert. Manchenguten Ratschlag konnte der Gauvorstandentgegennehmen. Er fand dabei aber auchdie Würdigung seiner geleisteten Arbeit.Der Kassenbericht, durch einen vereidigtenWirtschaftsprüfer besiegelt, wurde positivaufgenommen, da unser neuer Gaukassierer,Kollege Hans Wagner, eine übersichtlicheDreijahresabrechnung vorlegen konnte.Unserem Zentralvorsitzenden hatten wir einheikles Thema gestellt: »Tarifpolitik aus derSicht des Zentralvorstandes«. Hier in unseremLande, wo die Meinungen über die bisheri-ge Tarifpolitik seit Jahren hart aufeinander-stoßen, war gerade die Erörterung diesesThemas dringend notwendig. Wenn HeinrichHansen begreiflicher- und auch berechtig-terweise die bisherige Tarifpolitik verteidig-

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Gautag 1959 in Münster/Westfalen

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te, da sie höchsten Charakter innergewerk-schaftlicher Solidarität beinhaltet, so konnteer in der anschließenden Diskussion Beiträ-ge entgegennehmen, die von anderen Vor-aussetzungen zur künftigen Lohnpolitik aus-gingen. Es zeigte sich so deutlich das Be-mühen unserer Kollegen, beizutragen, dasanscheinend festgefahrene Schiff unsererLohnpolitik wieder flottzumachen.Die zur Tarifpolitik gestellten Anträge wurdenzum größten Teil an den Gewerkschaftstagweitergeleitet, zum kleineren Teil dem Zentral-und Gauvorstand zur Weiterleitung an dieTarifkommissionen als Material überwiesen.Überraschend viele Anträge waren zurSatzungsänderung eingebracht. Die Antrags-prüfungskommission brachte, sich hauptsäch-lich an einer geschlossenen Vorlage desBezirkstages Dortmund orientierend, einenumfassenden Antrag zu den §§ 13 bis 25ein, der bei einer Stimmenthaltung ange-nommen wurde. Er beinhaltet nicht nur einebreitere Verantwortung im Bereich der mitt-leren und unteren Ebene, sondern ergibtauch, nach hoffentlich erfolgender Annahmedurch den Gewerkschaftstag, im Gau- undZentralvorstand eine ganz andere Zusam-mensetzung der ehrenamtlichen Beisitzer.Wenn wir nur das Wichtigste erwähnen wol-len, so zählt hierzu auch ein Initiativantragdes Delegierten Hans Tabat, der gegen dreiStimmen angenommen wurde. Dieser Antragsetzt einen Ausschuß auf Gauebene ein, derbevollmächtigt ist, eine neue Bezirkseintei-lung vorzunehmen und sich daraus erge-bende personelle Ergänzungen auf der Gau-bzw. Bezirksebene zu beschließen. Da hierdie Finanzen eine große Rolle spielen, hatder Ausschuß weiter den Auftrag, die sinn-volle Verwendung der zur Verfügung ste-henden Mittel zu beraten und evtl. zubeschließen. Verantwortlich ist dieser Aus-schuß dem nächsten Gautag. Nachstehendder Wortlaut dieses wichtigen Antrages:

»Es wird ein Gau-Organisationsausschußberufen. Derselbe besteht aus 23 Mitglie-dern. Ihm gehören an: der 1. und 2. Gau-vorsteher, der Gaukassierer, die Bezirksvor-sitzenden und die Bezirkssekretäre; Bezirkeohne eigenen Bezirkssekretär werden durchden 2. Vorsitzenden vertreten.

Diesem Organisationsausschuß obliegen fol-gende Aufgaben:1. Unmittelbar nach dem Gewerkschaftstag

die von diesem evtl. gefaßten satzungs-ändernden Beschlüsse zu den §§ 13 – 25zu überprüfen und Maßnahmen zubeschließen, die sicherstellen, daß dievom Gautag für notwendig erachtetenorganisatorischen Veränderungen undpersonellen Ergänzungen im Gau Nord-rhein-Westfalen wirksam werden;

2. die gegenwärtige Bezirkseinteilung unddie Aufgabenbereiche der Bezirksse-kretäre zu überprüfen und Maßnahmen zubeschließen, die sicherstellen, daß Bezir-ke und Aufgabenbereiche für Vorständeund Sekretäre geschaffen werden, dieden finanziellen Möglichkeiten entspre-chen und eine intensive Betreuung derOrtsvereine und Werbung neuer Mitglie-der ermöglichen;

3. die finanziellen Verhältnisse des Gauesund die Bedürfnisse der Bezirke zu über-prüfen und Maßnahmen zu beschließen,die einen wirkungsvollen Einsatz der Gau-und Bezirksmittel gewährleisten.

Der Gautag überträgt dem Gau-Organisa-tionsausschuß die Vollmachten zur Durch-führung obiger Aufgaben, die an sich demGautag zustehen. Die vom Gau-Organisa-tionsausschuß gefaßten Beschlüsse sind fürden Gauvorstand verbindlich, wenn sie mit2⁄3-Mehrheit gefaßt wurden. Alle mit einfacherMehrheit gefaßten Beschlüsse gelten als Emp-fehlungen an den Gauvorstand.Der Gau-Organisationsausschuß hat überalle von ihm beratenen Gegenstände undüber alle von ihm beschlossenen Maßnah-men dem nächsten Gautag einen umfas-senden Bericht zu erstatten. Die ihm über-tragenen Vollmachten erlöschen nach derStellungnahme und Bestätigung durch dennächsten Gautag.«

Auf der gleichen Ebene liegt ein angenom-mener Antrag des Bezirkes Düsseldorf, daßsich der Gauvorstand eine Geschäftsord-nung zu geben hat, die auch von diesemAusschuß erarbeitet wird.Viel diskutiert wurde bereits im Vorwegesowohl auf der Orts- als auch auf der Bezirks-ebene das Problem unserer Beiträge und

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der Unterstützungen. Hierzu lagen derAntragsprüfungskommission (Kollegen Kor-then, Blumenberg, Hollmann, Kempkes, Wer-ner) eine Anzahl Anträge aus allen Bereichenvor. Mit bewundernswertem Mut trat sie füreine geringfügig geänderte Vorlage desBezirkes Bielefeld ein, die in ihrer Strukturnicht nur der Gegenwart Rechnung trägt,sondern auch der nächsten Zukunft. JederDelegierte wußte, daß sie auf einem Gautagnicht so ausdiskutiert werden konnte. Ein sol-cher Antrag bedarf einer großen Mehrheit.Dazu kam die Erfahrung des letzten Gewerk-schaftstages, wo ein Antrag unseres Gauesfast gleichen Inhaltes der Ablehnung verfiel.Aus der Situation heraus stellten Delegiertedes Bezirkes Dortmund den Initiativantrag,die gesamten Anträge zu der Frage derBeiträge und der Unterstützungen an denZentralvorstand als Material zum Gewerk-schaftstag weiterzuleiten. Nach Einbringeneiner weiteren Initiativentschließung unseresGauvorstehers in derselben Sache und im sel-ben Sinne zog Dortmund seinen Antragzurück. Die Abstimmung ergab gegen fünfStimmen Annahme der Initiativentschließung.Nachstehend der Wortlaut:»Der Gautag Nordrhein-Westfalen erwar-tet, daß der Zentralvorstand den Delegierten

zum Gewerkschaftstag eine Übersicht überdie Kassenverhältnisse vorlegt und sich klardazu äußert, ob unsere Beitragsstaffelungnoch in einem ordentlichen Verhältnis zuden veränderten Einkommen steht. Da derGautag Nordrhein-Westfalen der Meinungist, daß hier eine Änderung notwendig ist,erwartet er einen Änderungsantrag des Zen-tralvorstandes zum Gewerkschaftstag.Auch das gesamte Unterstützungswesen istnach Auffassung des Gautages Nordrhein-Westfalen zu überprüfen; zumindest ist eineReform der Kranken- und Invalidenunterstüt-zung dringend notwendig. Daher wird auchhierzu ein Änderungsantrag des Zentralvor-standes zum Gewerkschaftstag erwartet.Die auf den einzelnen Bezirkstagen desGaues Nordrhein-Westfalen angenomme-nen Anträge zu den §§ 11 und 12 sowieden ›Ausführungsbestimmungen über Beiträ-ge und Unterstützungen‹ sind nach Auffas-sung des Gautages Nordrhein-Westfalen mitein brauchbares Material für den Zentral-vorstand zur Erstellung der oben gewünsch-ten Änderungsvorschläge. Sie werden alsAnlage dem Zentralvorstand überwiesen.«Eine weitere Entschließung ist an den Zen-tralvorstand und den Bundestag gerichtet,den von Bundestagsabgeordneten gestell-

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INDUSTRIEGEWERKSCHAFT DRUCK UND PAPIERBezirk Bielefeld

Zyklus der Schaffenden

KLINGENDE HEIMAT

Mitwirkende: Zupfvereinigung »Niedersachsen« Bielefeld – Graph. GesangvereinBielefeld – Verbindende Worte: Günter Kind (Stadttheater Bielefeld)

Nach der Veranstaltung in der Oetkerhalle Gemeinschaftsfahrt zum »Rütli«.Dortselbst ab 20 Uhr

KOLLEGIALES BEZIRKSTREFFENder Mitglieder und Freunde unserer Gewerkschaft

Unterhaltung und Tanz mit der Kapelle Strothmann

Eintrittskarten für beide Veranstaltungen u.d. Gemeinschaftsfahrt zum »Rütli« zum Preise v. 1,50 und 2 DM bei d. Mitgliedern d. Vereine, im Büro d. Industriegewerk-

schaft Druck und Papier, Blfd., Markstr. 10, u.b.d. Ortsvereinsvorständen

(Mitteilungen der IG Druck und Papier Bezirk Bielefeld, 9/10 1954)

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ten Änderungsantrag zum nordrhein-west-fälischen Hausarbeitstagsgesetz abzulehnenund dieses Gesetz nicht zu verschlechtern.Nach Erledigung der Anträge und Entschlie-ßungen schritt man zur Wahl des Geschäfts-führenden Gauvorstandes. Durch die unlieb-samen Vorkommnisse im vergangenen Jahrewar diese Wahl stark überschattet. Sie führ-te schließlich doch dazu, daß der bisherigeGeschäftsführende Gauvorstand erneut mitdem Vertrauen ausgestattet wurde, um seineArbeit weiter tun zu können.Als Gaufrauenleiterin wurde Helga Tölle undals Gaujugendleiter Hans-Joachim Frenzelgewählt.Die Revisionskommission besteht aus denKollegen Dieter Blumenberg, Köln, Rudi Eil-hoff, Dortmund, und Helmut Kammann,Essen. Sie bürgt sachlich für eine gute Durch-führung ihrer Aufgabe.

Die Mandatsprüfungskommission (Hans Wil-bert, Karl-Heinz Wieners, Paul Beuschold)hatte diesmal eine leichte Arbeit. Sie konn-te alle Mandate für gültig erklären. Siebetätigte sich auch als Wahlkommission.An dieser Stelle sei nochmals Dank gesagtall den Kolleginnen und Kollegen, die inKommissionen oder im Büro ihre Pflicht getanhaben. Aber besonderen Dank den Kollegendes Ortsvereins Münster, an ihrer SpitzeReinhold Schmidt, die rastlos tätig waren, umdiesem Gautag auch nach außen ein wür-diges Gesicht zu geben, aber auch jedemDelegierten mit Rat und Tat zur Seite standen.Als Tagungsort für den nächsten Gautagwurde Aachen vorgeschlagen.

(Mitteilungsblatt der IG Druck und Papier NRW10/1959)

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Unter dieser Überschrift veröffentlichte die»Münstersche Zeitung« Nr. 234 vom 10.10. 1959 eine sehr objektive Betrachtungzum Thema Studienkommission für die Ver-hältnisse in Mitteldeutschland, die wir unse-ren Kolleginnen und Kollegen wiedergeben:Schon einmal – vor drei Jahren – stand dieIG Druck und Papier im grellen Licht öffent-licher Kritik, als sie auf ihrem IV. Gewerk-schaftstag in Frankfurt in der damaligen Ent-schließung Nr. 1 die Bildung einer Kom-mission zum Studium der Verhältnisse derDDR forderte und durchsetzte. Da sie mitder Durchführung dieses Beschlusses durchihren Zentralvorstand nicht ganz einver-standen war, beschloß sie nun auf dem V.Gewerkschaftstag mit größerer Mehrheit inihrer Entschließung Nr. 1 erneut die Bildungdieser Kommission, die unverzüglich mitihrer Arbeit beginnen soll.Auch diesmal wieder hallte ein keineswegsimmer freundliches Echo. Es muß aberbemerkt und festgestellt werden, daß dienamentlich in Parteipressediensten und mehroder weniger offiziösen Verlautbarungenangesetzte Kritik vielfach von Mißverständ-nissen, Halbwissen und auch Garnichtken-nen der Zusammenhänge und Umstände desZustandekommens dieser Entschließung aus-gehen und damit zu Fehlbeurteilungen kom-men müssen. Zugegeben, man kann denBeschluß des Gewerkschaftstages kritisie-ren, dann muß die Kritik aber auch begrün-det und zutreffend sein und natürlich vonder Kenntnis der Tatsachen ausgehen. Waswill die Entschließung Nr. 1, was soll sieund weshalb wurde sie gefaßt?Was sie will, ist leicht gesagt, wenn mansich an den Wortlaut hält, der »durch dieMühlen der Antragskommission gegangenist, der dort stilistisch und auch sonst sogemacht worden ist, daß eigentlich alleGiftzähne ausgebrochen sind, daß nichtsmit ihm passieren kann«. So die treffende

Charakterisierung eines Delegierten. In derEntschließung wird nicht verkannt, daß dieDurchführung der Frankfurter Entschließungerhebliche Schwierigkeiten bereitet hat. Trotz-dem war man jedoch der Auffassung, daßder Auftrag an den Zentralvorstand fortbe-steht, eine »Studienkommission zur Prüfungder Verhältnisse der DDR in sozialpolitischer,technischer, betriebsorganisatorischer undtariflicher Beziehung einzusetzen«. Das und nichts anderes ist der Wortlaut, das undnicht mehr und nicht weniger will die Ent-schließung.Schwieriger ist schon die Frage zu beant-worten, was die Entschließung oder viel-mehr, was die zu bildende Studienkommis-sion soll. Darüber wogte das Wort- undDebattengefecht nahezu zwei Tage in Han-nover. Einig war man sich darin, daß diemenschlichen Verbindungen über die Tren-nungslinie der Zonengrenze hinweg nichtverkümmern und abreißen dürfen, daß mansie pflegen und verstärken solle, daß vorallem dabei auch die Gemeinsamkeit desBerufes mittätig sein solle, diese Verbindun-gen aufrechtzuerhalten. Nicht einig aberwar man sich über die Art und Weise, wiedies nun geschehen soll. Jeder Versuch einerKontaktnahme der Kommission muß zwangs-läufig bei den Organisationen des FDGBlanden, eine freie Reise in der Zone, einunkontrolliertes Sprechen mit den Kollegenin den Betrieben, ein rein technisches, sozi-alpolitisches oder betriebsorganisatorischesGespräch kann es nicht geben, weil alles indas von drüben geforderte und eben deshalbunumgängliche politische Gespräch ein-münden müßte. Damit aber verfehle manSinn und Auftrag der Kommission, diemenschliche Bindungen und Verbindungenfördern und erstellen solle.Das war die Meinung der einen. Anderesagten, man solle es doch erst einmal ver-suchen hinüberzufahren, dann werde man ja

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Eine hart umstrittene Entschließung (1959)

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sehen, ob es so sei, wie man befürchte. Eslagen sogar Zusagen freien Sichbewegenund Freiredenkönnens vom FDGB vor. DenVerfechtern der Entschließung aus dieserBegründung heraus kam es darauf an, dieEntschließung unter allen Umständen durch-zubringen. Sie nutzten geschickt die ausganz anderen Beweggründen bekundeteBereitschaft aus und zogen guten Willenund ehrliches Wollen der anderen in den»Strudel und Wirbel der politisch-ideologi-schen Auseinandersetzungen«. DerMehrheitsbeschluß ist keineswegs als Siegdieser Gruppe oder gar als Kontaktbereit-schaft im Sinne,der SED und des FDGB zubewerten. Man sprach von Kontakten mitden Menschen drüben und von der Pflichtzum Brückenschlag zwischen Menschen glei-chen Berufes, aber man sprach in den glei-chen Vokabeln von verschiedenen Dingen. Esist zweifellos schwer, nur aus dem gefaßtenBeschluß heraus zu einem klaren und allenUmständen gerecht werdenden Urteil zukommen, das kann man nur, wenn man die-ser heißen, unerbittlichen und manchmal tur-bulenten Redeschlacht von Anfang bis Endebeiwohnen konnte und das Für und Wider,aber auch all das, was zwischen diesen bei-den Kräften spielte und mitsprach, sorgfältigsondierte und gegeneinander abwägte.Damit stellt sich die Frage nach dem Warumund Weshalb der Entschließung. Nun, einesist schon gesagt: Man war vergrämt undverärgert über die Laxheit und vermischendeUnklarheit, mit der der Zentralvorstand dieFrankfurter Entschließung gehandhabt hatte,bis die damalige Kommission ihren Auftragals undurchführbar zurückgab und sich auf-löste. Das war sicherlich ein Grund, der dieJa-Stimmen so beträchtlich gegenüber Frank-furt steigerte. Man ist überhaupt manchmalrecht unsanft mit seinem Vorstand in Han-nover umgegangen. Nicht minder auch mitdem DGB und seinem Vorsitzenden WillyRichter, der nur mit einigen Kunstkniffen vomVersammlungsleiter ans Rednerpult gebrachtwerden konnte, von wo er dann die Kollegenvergeblich gegen die Entschließung Nr. 1beschwor. Hier liegt auch einer der Gründe,den manchen zur Annahme der Ent-schließung bewog: Man war böse darüber,daß man mit der Vorwegnahme einer zwei-

ten Entschließung den Gewerkschaftstagpraktisch festgelegt hatte: Diese zweite Ent-schließung billigte ausdrücklich und vollinhaltlich zwei Anträge des DGB-Bun-deskongresses von Stuttgart, in dem zwarauch menschliche Kontakte gefordert, in demaber jegliche Kontakte mit Organisationender SED, des FDGB, der FDJ usw. verbotenwerden. Ja, mehr noch, in Stuttgart hatteman mit großen Mehrheiten den DGB-Bun-desvorstand mit dem gleichen Auftrag aus-gerüstet, wie man es nun in Hannover mit sei-ner IG-Kommission zu tun entschlossen war.Richter wies, wie gesagt vergeblich, aufdiese drohende Zweigleisigkeit hin. Erbeschwor aber glühende Kohlen auf seinHaupt, als er den Primat des DGB gegenüberder IG ausspielen und die IG zum Ein-schwenken auf die beschlossene StuttgarterMarschroute überreden wollte. All diese ansich unwägsamen, einer ernsthaften sachli-chen Prüfung kaum standhaltenden Neben-dinge häuften sich zu dem dann beachtlichenJa zu der Entschließung Nr. 1. Hinzu kamennatürlich mit ausschlaggebender Kraft dieBeweggründe, die in der zweitägigen Dis-kussion sichtbar wurden und die ebenfallsaus verschiedenen Quellen kommend zueinem breiten Fluß zusammenströmten. Abereben die Tatsache, daß die Entschließung Nr.2 die IG Druck und Papier an die Stuttgar-ter Beschlüsse bindet, auch die Tatsache,daß im gesamten Wortlaut, der EntschließungNr. 1 nicht das Wort »Kontakte« vorkommtoder gar von einem Studium der Verhältnis-se in der DDR, sondern nur von einem Stu-dium der Verhältnisse der DDR die Rede istund vieles andere mehr noch lassen die Ver-mutung fast zur Gewißheit werden, daß dasSchicksal der hannoverschen Entschließungnicht unähnlich dem der Frankfurter sein wird.Auch Herbert Wehner, der Vorsitzende desBundestagsausschusses für gesamtdeutscheFragen, der der Redeschlacht von Beginnbis zum Ende beiwohnte, hält die Ent-schließung nicht für realisierbar.Trotzdem: Die zweitägige Debatte hat –abgesehen von den eindeutig politisch-ideo-logisch ausgerichteten Beiträgen – dochbewiesen, daß das Bewußtsein der Verant-wortung für die Überwindung der tragischenSpaltung unseres Volkes und Vaterlandes

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lebendig und vorhanden ist. Minister Lemmersagte bei einem Journalisten-Rundgespräch,das anläßlich des Gewerkschaftstages vonder Berufsgruppe Journalisten in Hannoverdurchgeführt wurde, es sei ihm lieber, manstritte sich über Wege und Methoden derWiedervereinigung, als daß man nicht mehrüber sie rede und sie durch Schweigen töte.Der im Wortlaut festumrissene Auftrag derKommission hat darüber hinaus ohne Zwei-fel seinen Wert und seine volle Berechtigung:Wir müssen uns Gedanken über dasmachen, was drüben mit den deutschen Men-

schen vorgeht, was mit ihnen geschieht, wirmüssen die sich vollziehenden und mehrnoch die sich entwickelnden Tatsachen nichtnur zur Kenntnis nehmen, sondern gründ-lichst studieren. Wie sonst wollten wir unse-re Sache verteidigen und rechtfertigen kön-nen, wenn wir so an der Wirklichkeit umuns herum vorbeileben wollten.

Dr. Fritz Rediger

(Mitteilungsblatt der IG Druck und Papier NRW16/1959)

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Bei der Änderung des § 3 der Satzung aufdem Gewerkschaftstag 1968 in Koblenzspielte bei den Antragstellern sicherlich auchdie Überlegung mit, dadurch eine Neuglie-derung der Berufsgruppen und Sparten ein-zuleiten.Nach einer im März 1969 stattgefundenenArbeitstagung des GeschäftsführendenHauptvorstandes, der Bundesberufsgruppen-und Bundessparten-Vorsitzenden und denacht Vorsitzenden der Landesbezirke warman sich weitestgehend darin einig, daßdie technische Entwicklung im Bereich der IGDruck und Papier die Bildung umfassenderOrganisationsreformen innerhalb der beruf-lichen Gliederung nicht nur rechtfertige, son-dern ganz einfach erforderlich mache.Der Landesbezirksvorstand griff dann eineEmpfehlung aus dieser Arbeitstagung aufund lud im September 1969 die Landesbe-zirksvorsitzenden der Berufsgruppen undSparten und je zwei weitere Vorstandsmit-glieder zu einer Tagung nach Köln ein. Aufder Tagesordnung stand nur ein Punkt:»Neugliederung der Berufsgruppen undSparten nach § 3 der neuen Satzung unterBerücksichtigung des § 25«.Klar erkennbar war die Zustimmung allerTeilnehmer, zunächst auf der OV-Ebene Kor-rekturen im Sinne einer satzungsgemäßenNeugliederung der beruflichen Geltungsbe-reiche vornehmen zu lassen. Einstimmigwurde die Empfehlung verabschiedet, diebestehenden Berufsgruppen »Flachdruck,Chemigrafie und übrige Bildherstellung« inden Ortsvereinen sich auflösen zu lassen.Eine Neugründung der separaten Sparte»Bildherstellung«, einmündend in die Berufs-gruppe Druckform-Herstellung und die einerSparte »Flachdruck« in der BerufsgruppeDruck sei die logische Konsequenz. Dernächste Schritt könne dann die Neuwahlder Berufsgruppenvorstände Druckform-Her-stellung und Druck sein.

Nach diesem Auftakt rechnete der LB-Vor-stand damit, bis zum 15. November 1969Meldungen von vollzogenen Umgestaltun-gen der Berufsgruppen und Sparten auf ört-licher Ebene zu erhalten. Der Vorstand sahsich getäuscht. Nur sehr zögernd – undimmer wieder vom LB-Vorstand dazu ange-halten – stiegen die Vertreter der örtlichenSpartenvorstände in die Materie ein. DieBefürchtung, als Sparte in Jahrzehntengewachsene und für richtig erkannte Eigen-ständigkeiten zu verlieren, war dafür aus-schlaggebend.Eine zeitlich dann sehr glücklich liegendeWelle von satzungsgemäßen Spartenkonfe-renzen auf Landesbezirksebene zu Anfangdes Jahres 1970 gab die Möglichkeit, die mitdem § 3 der Satzung aufgeworfenen Pro-bleme noch einmal sehr eingehend zu dis-kutieren. Der erste und der zweite Vorsit-zende des Landesbezirks referierten jeweilszum Thema: »Wie soll die weitere Sparten-arbeit aussehen?« und regten damit zu wei-terem Nachdenken an.Gleichsam als Abschluß einer schöpferischenDenkpause wurde dann vom Landesbezirkim September 1970 zu einer Konferenz mitSpartenvertretern der Berufsgruppen Druck-form-Herstellung und Druck eingeladen. AlleSparten waren vertreten: Handsetzer –Maschinensetzer – Korrektoren – Stereoty-peure – Bildhersteller – Buchdruck – Flach-druck – Tiefdruck. Nach sehr eingehenderDiskussion, zum Teil in den beiden Berufs-gruppen getrennt, wurde abschließend einegemeinsame Entschließung verabschiedet:

1. Im Landesbezirk Nordrhein-Westfalen wer-den die beiden Berufsgruppen Druckform-Herstellung und Druck jeweils einen Lan-desbezirks-Berufsgruppen-Vorstand bil-den. Der Vorstand wird sich aus je zweiVertretern der bestehenden Landesbe-zirkssparten zusammensetzen.

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Neuordnung der Berufsgruppen und Sparten (1969)

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2. Die konstituierende Sitzung der beidenBerufsgruppen-Vorstände auf Landesebe-ne wird in Kürze erfolgen.

3. Das Organisationsschema des geschäfts-führenden Hauptvorstandes wird ein-stimmig abgelehnt.

Schon Ende Oktober 1970 wurde dieserBeschluß durch die Berufsgruppe Druckform-Herstellung realisiert. Vom LB-Vorstand ein-geladen, delegierten alle Vorstände der Spar-ten auf Landesebene Vertreter, die zumAbschluß der Tagung einen Berufsgruppen-Vorstand Druckform-Herstellung wählten:1. Vors. Franz Kersjes, Köln, Sparte Bild-herstellung, 2. Vors. Erwin Gehrmann, Düs-seldorf, Sparte Handsetzer, SchriftführerHeinz Pater, Köln, Sparte Maschinensetzer,Beisitzer: Herbert Biermann, Dortmund, Spar-te Korrektoren, Günther Brüß, Köln, SparteBildherstellung, Klaus Burghard, Brackwe-de, Sparte Stereotypeure, Fritz Hilsmann,Hamm, Sparte Stereotypeure, Heinz Peltz,Essen, Sparte Korrektoren, Hermann Türnau,Essen, Sparte Handsetzer, Günter Wester-feld, Hagen, Sparte Maschinensetzer.Dieser Vorstand hat sich inzwischen einselbstgestelltes Arbeitsprogramm gegeben:

1. Durchführung von Bildungsmaßnahmenzur fachlichen und gewerkschaftspoliti-schen Weiterbildung.

2. Koordinieren der tarif-, gesellschafts- undberufspolitischen Vorschläge aus denSparten und Bildung von Ausschüssen.

3. Zusammenarbeit mit den Betriebsrätenbei allen fachlichen Fragen, die sich ausder innerbetrieblichen Umsetzung erge-ben.

4. Mitarbeit bei allen Fragen der beruflichenAus- und Weiterbildung.

5. Mitarbeit auf allen Ebenen der Organi-sation und im DGB.

Gleiche Ansätze, gleiche Bestrebungen sindauch für die Berufsgruppe Druck zu regi-strieren. Ihr Vorstand auf Landesebene setztsich wie folgt zusammen:1. Vors. Karl Nolden, Köln, Sparte Buch-druck, 2. Vors. Rudi Witte, Bielefeld, Spar-te Buchdruck, Kassierer Paul Holz, Köln,Sparte Buchdruck, Beisitzer: Helmut Herzog,

Essen, Sparte Buchdruck, Herbert Haas,Essen, Sparte Tiefdruck, Hans Sistig, Köln,Sparte Rotationer.Beide Vorstände sehen es als Nahziel an,durch gemeinsame Bildungsaufgaben einbesseres Verständnis der Facharbeiter unter-einander zu fördern. Sie wollen bei allenFragen der Sparten und Berufsgruppen-tätigkeit gerne mit Rat und Tat zur Verfügungstehen. Selbstverständlich gehört dazu auchdie Unterstützung einzelner Veranstaltungenin den Bezirken oder Ortsvereinen.

(9. Tätigkeitsbericht der IG Druck und PapierNRW)

Leonhard Mahlein, Bundes-vorsitzender der IG Druck undPapier von 1968 bis 1983Foto: Udo Hoffmann

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Der Außerordentliche Gewerkschaftstag fäll-te am 23. Oktober in Koblenz eine für denfinanziellen Bestand unserer Industriege-werkschaft bedeutsame Entscheidung. Mit-glieder, welche ab 1. Januar 1970 wegenVollendung des 65. Lebensjahres aus demArbeitsleben ausscheiden, erhalten statt derbisherigen Invalidenunterstützung ein ein-maliges Treuegeld in Höhe von 25 Prozentder seit dem 1. Juli 1948 eingezahltenGesamtbeiträge. Für anrechenbare Mit-gliedsjahre vor 1933 wird zusätzlich proJahr ein Betrag von 10,– DM gezahlt. Die-ses Treuegeld erhalten ebenfalls, soweit keinArbeitseinkommen erzielt wird, die Emp-fänger von vorgezogenem Altersruhegeldbzw. Berufs- oder Erwerbsunfähige. Die bis31. Dezember 1969 gewährte Invaliden-und Altersunterstützung wird ab 1. Januar1970 mit einer generellen Kürzung von 50Prozent weitergezahlt.Mit dem vorstehenden Beschluß wurde dervon der Unterstützungskommission erarbei-tete Vorschlag (siehe »druck und papier«Nr. 9 vom 5. Mai 1969 sowie Nr. 18 vom8. September 1969) angenommen, jedochmit der Maßgabe, daß eine Kürzung derweiterlaufenden Invaliden- und Altersunter-stützung unter 10,– DM nicht erfolgen darf.Die Delegierten des AußerordentlichenGewerkschaftstages haben sich die Ent-scheidung nicht leicht gemacht. Sie fiel erstnach stundenlangen Diskussionen, dannjedoch mit großer Mehrheit. Alle Delegierten,auch die verhältnismäßig wenigen, dieglaubten, ihre Stimme dem Vorschlag derUnterstützungskommission nicht geben zukönnen, waren sich einig darin, daß zurGesundung der Finanzen unserer Industrie-gewerkschaft sofortige Einsparungen eineunbedingte Notwendigkeit geworden sind.Und diese Einsparungen sind nun einmalfast nur im Unterstützungsbereich möglich.Mit dem Beschluß des Außerordentlichen

Gewerkschaftstages wurde grundsätzlichden Bestrebungen entsprochen, die bereitsdurch Anträge auf unserem im vergange-nen Jahre stattgefundenen Landesbezirkstageingeleitet waren. Nach einem Antrag unse-res Landesbezirkes sollte es jedoch nur nochein Treuegeld geben und die bisherigenEmpfänger von Invaliden- und Altersunter-stützung entsprechend abgefunden werden.Für die Mitglieder unseres Landesbezirkesdürfte der Beschluß also keine Überraschungbedeuten, zumal publizistisch wie auch inzahlreichen Versammlungen die Finanz-situation unserer Industriegewerkschaft aus-führlich behandelt wurde. Wenn dennochhier oder da Unzufriedenheit geäußert wird,möge man dabei beachten, daß schließlichnicht ungestraft mehr Geld ausgegeben wer-den kann als eingenommen wird. Dies aberist 1968 bereits geschehen. Wir brauchenalle, ob Kritiker oder Befürworter desBeschlusses, eine starke Industriegewerk-schaft Druck und Papier.

(Mitteilungen der IG Druck und Papier NRW11/1969)

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Die Entscheidung ist gefallen (1969)

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Gestützt auf die Empfehlungen der soge-nannten 27er-Kommission (benannt nachdem Antrag Nr. 27 des 9. Ordentlichen Lan-desbezirkstages 1968 in Köln) beschloß der10. Ordentliche Landesbezirkstag 1971eine neue Bezirkseinteilung. Nach alter Rege-lung bestanden im Landesbezirk neun Bezir-ke, in denen fünf Bezirks- und sechs Orts-vereinssekretäre, insgesamt also elf Sekretä-re, tätig waren. Seit der Neuregelung, die,von Ausnahmen abgesehen, ab 1. Juli 1971wirksam wurde, gliedert sich der Landesbe-zirk in die nachstehend aufgeführten elfBezirke mit insgesamt 112 Ortsvereinen:

Bezirk Bergisch-Land, Bezirkssekretär: Horst Krumbiegel.Ortsvereine: Remscheid, Solingen,Velbert, Wuppertal (4)

Bezirk Bielefeld, Bezirkssekretär: MaxSpecht. Ortsvereine: Bielefeld,Oerlinghausen (2)

Bezirk Dortmund, Bezirkssekretär: GustavKorthen. Ortsvereine: Ahlen,Bochum, Castrop-Rauxel, Dort-mund, Fröndenberg, Hamm, Hat-tingen, Herne, Lippstadt, Lünen,Oelde, Recklinghausen, Soest,Unna, Wanne-Eickel, Watten-scheid, Witten (17)

Bezirk Düsseldorf, Bezirkssekretär: PeterPetschat. Ortsvereine: Düsseldorf,Hösel, Mettmann, Neuss (4)

Bezirk Essen, Bezirkssekretär: HelmutKarnath. Ortsvereine: Bottrop, Buer,Dinslaken, Duisburg, Emmerich,Essen, Gelsenkirchen, Mülheim,Oberhausen, Wesel (10)

Bezirk Köln-Bonn, Bezirkssekretär: DieterBlumenberg. Ortsvereine: Bonn-Bad Godesberg, Köln (2)

Bezirk Mittelrhein, Bezirkssekretär: PaulBresgen. Ortsvereine: Aachen,Bergisch-Gladbach, Düren,Eschweiler, Gummersbach, Heins-berg, Jülich, Linnich, Lohmar,Opladen, Ründeroth, Schleiden,Siegburg, Stolberg (14)

Bezirk Münsterland, Bezirkssekretär: PaulSchmidt. Ortsvereine: Ahaus,Beckum, Bocholt, Coesfeld, Dül-men, Lengerich, Lüdinghausen,Münster, Rheine, Telgte, Vreden,Warendorf, Werne (13)

Bezirk Niederrhein, Bezirkssekretär: Horst Hanke. Ortsvereine: Geldern,Goch, Kempen, Kevelaer, Kleve,Krefeld, Mönchengladbach, Moers,Rheydt, Viersen (10)

Bezirk Ostwestfalen, Bezirkssekretär: Hel-mut Westerwelle. Ortsvereine:Bünde, Detmold, Geseke, Güters-loh, Halle, Herford, Hövelhof,Höxter, Lage, Lemgo, Lübbecke I,Lübbecke II, Minden, Oeynhausen,Paderborn, Preußisch-Oldendorf,Rietberg, Salzuflen, Südhemmern,Versmold, Vlotho, Warburg (22)

Bezirk Südwestfalen, Bezirkssekretär: MaxEngelmann, ab 1. November1972: Eugen Nölle. Ortsvereine:Altena, Arnsberg, Berleburg, Frede-burg, Gevelsberg, Hagen, lserlohn,Lüdenscheid, Neheim-Hüsten, Olpe,Plettenberg, Schwelm, Siegen (13)

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Neue Bezirkseinteilung (1971)

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Durch die Neugliederung bedingt, wurdenin einigen Bezirken neue Bezirksvorständegewählt.Mit der Neugliederung wurde die bisherigeFunktion Ortsvereinssekretär abgeschafft.Erst dadurch war es möglich, ohne Einstel-lung weiterer Sekretäre jedem Bezirk einenSekretär zuzuordnen. Zur ordnungsgemäßenErledigung administrativer Arbeiten wurdejedoch beschlossen, in einigen Bezirkennoch Verwaltungsangestellte einzustellen.Den Anstoß zu der neuen Bezirkseinteilunggab ein Antrag auf dem 9. OrdentlichenLandesbezirkstag, wonach die Möglichkeitzur Wahl der Bezirkssekretäre von den jewei-ligen Bezirkstagen geschaffen werden sollte.Das war bei der Zuständigkeit eines Bezirks-sekretärs für mehrere Bezirke nicht möglich.Der Geschäftsführende Landesbezirksvor-stand sah eine Neugliederung jedoch nieallein unter dem vorstehend erwähntenGesichtspunkt. Ihm kam es insbesondere aufeine bessere Aktivierung der Gewerk-schaftsarbeit insgesamt an, die u.a. durchschlechte Kompetenzbegrenzungsmöglich-keiten zwischen Bezirks- und Ortsvereins-sekretären erschwert war, vor allem aberdurch das nur Mitbetreuen sogenannterZweitbezirke.

Die Anzahl der Ortsvereine, die Anzahl dervorhandenen Betriebe, die Anzahl der Mit-glieder wie auch die räumliche Ausdehnungwaren bei der Zuordnung der Ortsvereine zuden einzelnen Bezirken untereinander zugewichten und auszulosen. Bei der Beurtei-lung der jetzigen Bezirkseinteilung in ihrenGrenzen und in der Zugehörigkeit der Orts-vereine zu den einzelnen Bezirken sind Zwei-fel natürlich nicht auszuschließen, ob diebeste Lösung gefunden wurde. Nach zwei-einhalb Jahren Neugliederung mit derZuständigkeit eines Bezirkssekretärs für einenBezirk kann jedoch im allgemeinen gesagtwerden: sie war ein Erfolg. Das beweisennicht nur die steigenden Mitgliederzahlenin allen Bezirken, sondern das beweisenauch mannigfache andere Aktivitäten aufden verschiedensten Gebieten unserer Orga-nisationsarbeit und: unser Landesbezirk isttransparenter geworden. Auch dieser Neben-effekt sollte nicht unterschätzt werden.

(10. Tätigkeitsbericht der IG Druck und PapierNRW)

Verabschiedung des KollegenHans Tabat (Mitte), lange ZeitSekretär des Bezirks Bielefeldder IG Druck und Papier, am 28. 6. 1969, links Fritz Gent(Landesbezirksvorsitzender) undrechts Helmut Westerwelle,Bezirkssekretär und Nachfolgervon Hans Tabat.

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Der 9. Ordentliche Gewerkschaftstag inNürnberg 1971 verabschiedete zum Pro-blem des Anschlusses des Verbandesdeutscher Schriftsteller (VS) folgende Ent-schließung (Auszug):»Der 9. Ordentliche Gewerkschaftstag derIG Druck und Papier nimmt mit InteresseKenntnis von der Diskussion im Verbanddeutscher Schriftsteller (VS) um den Anschlußan eine DGB-Gewerkschaft. Die IG Druckund Papier teilt die Auffassung vieler Mit-glieder des VS, daß es auch für freischaf-fende Autoren einer festen gewerkschaftli-chen Organisation bedarf, um sozialpoliti-sche und wirtschaftliche Forderungendurchzusetzen und die Bedingungen derAbhängigkeit von Verlagen, Funkanstaltenund anderen Auftraggebern im Medienbe-reich erträglicher zu gestalten. Die Dele-gierten des Gewerkschaftstages billigen dieGespräche, die vom Hauptvorstand der IGDruck und Papier mit Beauftragten des VSüber die organisatorischen Möglichkeiteneines Beitritts des VS zur Gewerkschaftgeführt worden sind. Weitere Gesprächesollen ebenso offen und aufgeschlossengeführt werden.Dem Erweiterten Vorstand wird vom 9.Ordentlichen Gewerkschaftstag die Voll-macht erteilt, einem Antrag des Verbandesdeutscher Schriftsteller auf Aufnahme in dieIndustriegewerkschaft Druck und Papierzustimmen zu können. Über die geeigneteForm der Aufnahme entscheidet der Erwei-terte Vorstand ebenfalls.«Der Beschluß des Hamburger Schriftsteller-kongresses im Januar 1973, den Anschlußdes Verbandes deutscher Schriftsteller andie IG Druck und Papier zu vollziehen, fandin der Öffentlichkeit große Beachtung undwurde von unserer Organisation sehr posi-tiv gewertet. Der Erweiterte Vorstand bestätig-te den kooperativen Beitritt des VS in die IGDruck und Papier. Es wurde vereinbart, daß

die Mitglieder des VS sich zum 1. 1. 1974als Berufsgruppe Schriftsteller in unsererOrganisation konstituieren sollen. Eine ent-sprechende Geschäftsordnung wurde vonden zuständigen Organen bereits im März1973 verabschiedet. Die Landesbezirke wur-den aufgefordert, durch rechtzeitige Kon-takte mit den regionalen Organen des VS dienotwendigen Sachfragen abzuklären.In unserem Landesbezirk fand am 9. August1973 ein erstes Gespräch zwischen unseremGeschäftsführenden Landesbezirksvorstandund dem Landesvorstand des Verbandesdeutscher Schriftsteller in Nordrhein-West-falen statt. Die Begegnung diente der Kontakt-aufnahme zwischen den Vorständen der bei-den Organisationen zur Vorbereitung derIntegration des VS in die IG Druck undPapier. In einer weiteren Zusammenkunft am5. November 1973, die zwischen denhauptamtlichen Funktionären des Landes-bezirkes NRW und den Mitgliedern des Lan-desvorstandes des Verbandes deutscherSchriftsteller in Köln stattfand, wurden nähe-re Einzelheiten über die Zusammenarbeitmit den Schriftstellerkollegen in unserem Lan-desbezirk vereinbart. Für die Übergangs-zeit von einem Jahr (1974) wurde von denGesprächsteilnehmern ein Regulativ für diezukünftige Arbeit des VS in unserem Lan-desbezirk erarbeitet. Die notwendigen Sat-zungsänderungen wird der bevorstehendeGewerkschaftstag in Hamburg zu beschlie-ßen haben.Der Landesbezirksvorstand begrüßte denBeitritt des Verbandes deutscher Schriftstellerund billigte einstimmig die getroffenen Ver-einbarungen. Auf die gewerkschaftspoliti-sche Bedeutung des Beitritts im Hinblick aufdas Ziel Mediengewerkschaft wurde vomVorstand betont hingewiesen.Von den Schriftstellerkollegen im Landesver-band NRW des VS wurde auf der letztenOrdentlichen Mitgliederversammlung am 7.

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Anschluß des Verbandes deutscher Schriftsteller (1973)

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und 8. September 1973 in Neuss großesInteresse an einem Beitritt zur IG Druck undPapier bekundet. Ende 1973 hatten von denetwa 340 Mitgliedern des VS in Nordrhein-Westfalen über 180 bereits ihren Eintritt indie IG Druck und Papier erklärt.Damit ist der Beginn eines kollegialen Mit-einanders von Schriftstellern, Setzern,Druckern und Journalisten gegeben. Die Vor-stände des Verbandes deutscher Schriftstel-

ler und der IG Druck und Papier in Nord-rhein-Westfalen haben ein großes Maß anVorarbeit erbracht, um den Zusammenschlußzu ermöglichen und so den eindrucksvollenMehrheitsbeschluß der Delegierten beiderOrganisationen zu realisieren.

(10. Tätigkeitsbericht der IG Druck und PapierNRW)

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Neuordnung der Berufsgruppen- und Spartenarbeit (1975)

Durch den Beschluß unseres 10. Ordentli-chen Gewerkschaftstages 1971 zur Ände-rung des § 25 unserer Satzung ergaben sichfür die Berufsgruppen- und Spartenarbeit inunserer Organisation weitreichende Konse-quenzen. Durch diese Neuregelung wurdedie Bildung von Berufsgruppen sowohl inden Ortsvereinen als auch auf Landesbe-zirks- und Bundesebene erforderlich. DieSpartenarbeit sollte nur noch in den Orts-vereinen erfolgen. Die neue Satzungsbestim-mung betont somit insbesondere die Förde-rung der Berufsgruppenarbeit auf allen Ebe-nen.Von der Durchsetzung dieses Beschlusseswaren die Sparten der BerufsgruppeDruckformherstellung besonders betroffen.Nach den Vorstellungen unseres Hauptvor-standes sollte die vergangene Legislaturpe-riode der Abwicklung und Umstrukturierungnach der neuen Satzung dienen. Auf Ver-anlassung unseres Landesbezirksvorstandeswurde deshalb am 15. März 1975 in Dort-mund eine Konferenz der Spartenvorsitzen-den aus den Ortsvereinen und der Landes-vorstände der Sparten in der BerufsgruppeDruckformherstellung durchgeführt. Alle akti-ven Sparten der Handsetzer, Maschinenset-zer, Korrektoren, Bildhersteller und Stereo-typeure aus unserem Landesbezirk warenausreichend vertreten. In einer sehr positivenund sehr konstruktiven Diskussion betontenalle Spartenvertreter nunmehr auch ihreUnterstützung für die erforderliche Berufs-gruppenarbeit. Der Vorschlag der Maschi-nensetzer zur Bildung eines Landesbezirks-Berufsgruppenvorstandes wurde einstimmiggebilligt. Aus jeder Sparte wurden zwei Ver-treter in den Berufsgruppenvorstand dele-giert.Der Landesbezirksvorstand beschloß, daßdie Vorstände der Landesbezirkssparten zurAbwicklung der Geschäfte bis zu der näch-sten satzungsgemäßen Landesbezirkskonfe-

renz der Berufsgruppe Druckformherstellungim Herbst 1976 im Amt bleiben. Zumindestin den Ortsvereinen, wo Sparten bestehen,sollte innerhalb eines Jahres (bis zum Früh-jahr 1976) die Berufsgruppe Druckformher-stellung gebildet werden. Im Vorstand derörtlichen Berufsgruppe sollten (soweit imOrtsverein vertreten) die Handsetzer, Maschi-nensetzer, Korrektoren, Bildherstellung undStereotypeure mit gleicher Stimmenzahl ver-treten sein. Bestehende Sparten im Ortsver-ein sollten möglichst durch ihren Vorsitzendenim Berufsgruppenvorstand vertreten sein. Dieörtliche Spartenarbeit sollte, wenn möglich,fortgesetzt werden. Bis Ende 1976 konntedann immerhin in elf Ortsvereinen die Grün-dung einer Berufsgruppe Druckformherstel-lung vollzogen bzw. eingeleitet werden.In allen anderen Berufsgruppen vollzogensich keine wesentlichen Veränderungen.Über die Berufsgruppenarbeit wird im ein-zelnen im letzten Teil dieses Tätigkeitsbe-richtes informiert.Mit besonderem Interesse widmete sich derLandesbezirksvorstand im Berichtszeitraumdem Integrationsprozeß unserer Berufs-gruppe Schriftsteller. In zwei Vorstands-sitzungen wurden gemeinsam mit denMitgliedern des Geschäftsführenden VS-Lan-desvorstandes wichtige Fragen der Zu-sammenarbeit erörtert. Dabei konnte fest-gestellt werden, daß die Bemühungen umeine Integration der Schriftsteller in unsereGewerkschaftsorganisation inzwischen weit-gehend abgeschlossen werden konnten. Mitdem gegenwärtigen Stand von 284 VS-Mit-gliedern in unserem Landesbezirk sind nachAuffassung aller Beteiligten »die kühnstenErwartungen übertroffen worden«. Im ehe-mals selbständigen Verband der Schriftstel-ler waren in Nordrhein-Westfalen 312 Auto-ren organisiert. Es kann festgestellt werden,daß die VS-Mitglieder auch wesentlich akti-ver geworden sind. So haben sich z.B. viele

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Schriftsteller während des Arbeitskampfesin der Druckindustrie mit den Betroffenensolidarisiert. Nicht nur in verbalen Solida-ritätsbekundungen, sondern auch durch kon-krete Unterstützung während des Streikshaben viele Schriftsteller intensivere Kon-takte zu unserer Organisation gefunden.Auf Bezirksebene wurde die Zusammenar-beit mit unseren Gremien verstärkt. Inzwi-schen wurden fast in allen Bezirken diegewünschten Bezirkssprecher der Berufs-

gruppe Schriftsteller gewählt. Zur Intensi-vierung der Kontakte mit unseren VS-Mit-gliedern wurde vorgeschlagen, daß der VS-Landesberufsgruppenvorstand NRW Pro-grammangebote für Bildungs- und Wer-bungsveranstaltungen der Ortsvereine undBezirke ausarbeitet und an unsere Gremienweiterleitet.

(11. Tätigkeitsbericht der IG Druck und PapierNRW)

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Im Beschluß des Hauptvorstandes vom 28.Februar 1979 sind die Zielvorstellungen undgeplanten Maßnahmen zur Verbesserungder gewerkschaftlichen Arbeit in derPapierverarbeitung dargelegt. Der konzen-trierte Aufbau von Vertrauenskörpern, dieAktivierung der Betriebsräte und Vertrau-enskörper, die Realisierung des Aktionspro-gramms und die Schwerpunktwerbung durchMitglieder der Vertrauenskörper stehen imMittelpunkt des Aufgabenkatalogs. Speziel-le Schulungskurse vor allem auf der Bezirks-ebene sollen die Bemühungen um die Inten-sivierung der gewerkschaftlichen Betriebs-arbeit unterstützen. Die Tarifverhandlungenüber eine neue Lohnstruktur sollen durch einestarke Beteiligung unserer Mitgliedschaft inder Papierverarbeitung begleitet werden.Ein neuer Informationsdienst des Hauptvor-standes mit dem Titel »Papierverarbeitungaktuell« sollte auf Aktivitäten hinweisen, unddie Berichterstattung in unserem Zentralorganhat sich ausführlicher mit der Situation inder Papierverarbeitung zu beschäftigen.Der Bestand an Arbeitsplätzen in der Papier-verarbeitung, besonders solcher mit geringenQualifikationsanforderungen, ist auch in derZukunft von der technischen Rationalisierungständig bedroht. Deshalb muß in der Tarif-politik die Sicherung der Arbeitsplätze einvorrangiges Ziel sein. Andererseits habenwir ein Heer von Unorganisierten in derPapierverarbeitung, das – gleich den Ange-stellten – ein bedeutendes Mitgliederreservoirdarstellt und unter Umständen auch von exi-stentieller Bedeutung für die zukünftige Ent-wicklung unserer Organisation sein kann.Das waren u.a. auch die Gründe, warum derHauptvorstand nach vielen Beratungen denBeschluß über die Aktivierung der gewerk-schaftlichen Arbeit in der Papierverarbei-tung gefaßt hat.Die Verbesserung der gewerkschaftlichenBetriebsarbeit wird als vorrangiges Ziel ange-

sehen. Betriebsräte stehen einer gewerk-schaftspolitischen Betreuung oft sehr reser-viert gegenüber. Zum Teil gibt es erheblicheVorbehalte, Gewerkschaftsbeauftragte anBetriebsratssitzungen und Betriebsversamm-lungen teilnehmen zu lassen. In einigen Berei-chen wird von den Unternehmern der Part-nerschaftsgedanke stark gepflegt, dort, woes den Kapitalinteressen nicht weh tut, habenBetriebsräte oft weite Spielräume. Ziel dabeiist, die IG Druck und Papier aus dem Betriebheraus zu halten und eine klare Trennungzwischen Betriebsrat und Gewerkschaft zudokumentieren. Nur eine intensive Betreu-ung durch den Ortsverein oder Bezirk,betriebsbezogen oder in Arbeitsgemein-schaften mit Betriebsräten und Vertrauens-leuten anderer Betriebe, kann hier Abhilfeschaffen und zu einer stärkeren Aktivierungbeitragen.Allerdings konnten in den letzten zehn Jah-ren auch organisationspolitische Fortschritteerzielt werden. Die Zahl der Betriebsräte,der Betriebsratsmitglieder und der davonOrganisierten konnte im Bundesgebiet ver-doppelt werden. In vielen Betrieben konntenneue Mitglieder geworben werden und einehöhere tarifliche Eingruppierung durchge-setzt werden. Diese Fakten beweisen, daßauch in der Papierverarbeitung Erfolge erzieltwurden und sich die Verhältnisse verbesserthaben. Sicher ist jedoch auch, daß sich dieOrganisation mit ihren aktiven Mitgliedernund Funktionären auf allen Ebenen in Zukunftnoch stärker und gründlicher um die Pro-bleme der Beschäftigten in der Papierverar-beitung kümmern muß. Stärker und intensi-ver als das teilweise in der Vergangenheit derFall war.Zu diesen Diskussionsergebnissen kam auchunser Landesbezirksvorstand immer wiederin seinen zahlreichen Beratungen über tarif-politische und organisationspolitische Ange-legenheiten aus der Papierverarbeitung. Das

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Aktivierung der gewerkschaftlichen Arbeitin der Papierverarbeitung (1979)

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Aktivierungsprogramm und die beabsich-tigte neue Lohntarifstruktur waren häufigBeratungspunkte in den Vorstandssitzungen.In einigen Arbeitstagungen des Landesbe-zirkes wurden aktuelle Probleme unserergewerkschaftlichen Arbeit mit den Betriebs-räten und Vertrauensleuten aus den Mittel-und Großbetrieben der Papierverarbeitungerörtert.An der zentralen Arbeitstagung für diePapierverarbeitung am 23. und 24. April1979 in Stuttgart nahmen aus unserem Lan-desbezirk insgesamt 24 Betriebsratsmitglie-der und Vertrauensleute teil. Die bestehendenMängel in unserer Arbeit und die vorgeleg-

ten Zukunftsperspektiven wurden außeror-dentlich engagiert diskutiert. Die organisa-tionspolitische Bedeutung der Konferenzwurde auch dadurch unterstrichen, daß alleMitglieder des Geschäftsführenden Haupt-vorstandes an den Beratungen teilnahmen.Der vorgelegte Katalog zur Aktivierung dergewerkschaftlichen Arbeit in der Papierver-arbeitung fand die Zustimmung aller Teil-nehmer und ist nunmehr Auftrag und Prioritätfür die Arbeit aller Organe unserer Organi-sation.

(12. Tätigkeitsbericht der IG Druck und PapierNRW)

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Unser neugewählter Landesbezirksvorstandhat in seiner konstituierenden Sitzung ein-stimmig ein Arbeitsprogramm beschlossen,das einige neue Initiativen zur Verbesserungder gewerkschaftlichen Handlungsfähigkeitund den Ausbau unseres Informationssystemsvorsieht. Wir wollen optimalere Vorausset-zungen für eine aktivere Beteiligung derFunktionsträger und Mitglieder an den Ent-scheidungsprozessen unserer Organisationschaffen, damit wir die Interessen der Arbeit-nehmer zukünftig noch wirksamer durchset-zen können. Insbesondere muß unseregewerkschaftliche Betriebsarbeit und dieOrtsverbandsarbeit mehr an Systematik undKontinuität gewinnen. Dabei sollten wir unsauf die wesentlichen Aufgaben konzentrierenund schädigende Einflüsse auf unsere Arbeitabwehren.Die Geschichte der Arbeiterbewegung lehrtuns, daß die Voraussetzungen zur Bewälti-gung der Konflikte in den Betrieben und inder Gesellschaft in der Überzeugung undim Gefühl der Zusammengehörigkeit begrün-det liegen. Entwickeln konnte sich diese Über-zeugung und dieses Gemeinschaftsgefühlaber nicht nur durch die gemeinsamen Erfah-rungen am Arbeitsplatz, sondern insbeson-dere auch durch intensive Kommunikationnach der Arbeit. Kollegialität und Solida-rität sind nicht theoretisch zu vermitteln. DieGewerkschaft ist aber auch kein Verein zurRegelung der Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Beziehungen. Sie muß auch Hilfen zur Ent-wicklung von menschlichen und politischenFähigkeiten geben, die uns gemeinsam tra-gen, verbinden und uns gesellschaftlich starkwerden lassen.Gewerkschaftliche Arbeit schließt auch diegewerkschaftliche Kulturarbeit mit ein. Dasheißt, wir müssen die Arbeitnehmer befähi-gen, nicht nur die Arbeitsbedingungen zuverbessern, sondern ihr Leben sinnvoller zugestalten. Wir müssen unseren Kolleginnen

und Kollegen helfen, den Weg vom blindenKonsum zur Eigeninitiative zu finden. Wirmüssen Begegnungen fördern, Gemein-samkeiten vermitteln, kulturelle Initiativenunterstützen.Schwerpunkte unserer gemeinsamen Arbeitmüssen sein: Intensivierung der gewerk-schaftlichen Betriebsarbeit; Verstärkung derOrtsvereinsarbeit einschließlich der Berufs-gruppen-, Jugend- und Frauenarbeit; Durch-setzung und Ausbau aller tariflichen undgesetzlichen Ansprüche der Arbeitnehmer;Werbung neuer Mitglieder; betriebsnaheSchulungsmaßnahmen; systematischer Infor-mations- und Erfahrungsaustausch.Der Landesbezirksvorstand erwartet dieuneingeschränkte Unterstützung aller Funk-tionsträger und Gremien und fordert zumgemeinsamen Handeln auf.

(Rundschreiben der IG Druck und Papier NRW4/1980)

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Unsere Arbeit muß effektiver werden!(1980)

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Über Möglichkeiten und Schwerpunkte einerbesseren Zusammenarbeit zwischen derGewerkschaft Kunst und der IG Druck undPapier auf Landesebene wurde bereits ineinem Gespräch zwischen den Mitgliederndes Geschäftsführenden Landesbezirksvor-standes der Gewerkschaft Kunst und unserem1. Landesbezirksvorsitzenden am 13. August1980 ausführlich diskutiert. Übereinstim-mend wurde die Auffassung vertreten, daßdie medienpolitische Entwicklung gemein-same Initiativen erforderlich macht. Außer-dem sollten insbesondere Initiativen zurgewerkschaftlichen Kulturarbeit gemeinsameingeleitet werden. Vereinbart wurdezunächst die Konstituierung einer Arbeits-gemeinschaft Publizistik auf Landesebene.Zu einer wichtigen Begegnung kam es imRahmen einer Klausurtagung unseres Landes-bezirksvorstandes mit dem Landesvorstandder Gewerkschaft Kunst NRW am 24. und25. Oktober 1981 in Hörste. Sehr ausführ-

lich wurde die Struktur und Arbeitsweise bei-der Organisationen diskutiert. Vorbehalteund Bedenken gegenüber der angestrebtenMediengewerkschaft wurden offen und ehr-lich an vielen Detailfragen diskutiert. Grund-sätzlich bestand Übereinstimmung in derAuffassung, daß eine Mediengewerkschaftfür alle beteiligten Organisationen Verbes-serungen bringen muß.Im Berichtszeitraum konnten insbesonderedie Kontakte zum Verband WDR der Rund-funk-Fernseh-Film-Union intensiviert werden.Die Kollegen Kersjes und Thom nahmen anmehreren Sitzungen des RFFU-Verbandsvor-standes teil. In weiteren Gesprächen wur-den die gemeinsamen Probleme mit Vertre-tern der RFFU diskutiert. Auf Beschluß unse-res Landesbezirksvorstandes nimmt seitJanuar 1983 an jeder Vorstandssitzung einVertreter der RFFU teil. Damit wurde einemVorschlag des Kooperationsvertrages ent-sprochen, der zwischen unserer Gewerk-

Mitglieder des Landesbezirksvor-standes der IG Druck und Papier1982. Von links: Rudolf Dreßler,Udo Hautmann, Gustav Korthen,Wolfgang Grünkemeier, HorstHanke, Konstantin Fox, PaulBresgen, Eva Suermann, PaulSchmidt, Heinrich Hollmann,Max Specht, Lutz Pfundner,Henny Dreifuss, Dieter Haas,Horst Krumbiegel, Horst Wisotz-ki, Werner Weber, Norbert Thom,Helmut Karnath, Anton Döpper,Herbert Gärtig, Jürgen Ruhnau,Franz Kersjes, Jochen Formel,Dirk Toepper, Karl-Heinz Sroka

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Auf dem Weg zur Mediengewerkschaft(1980)

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schaft und der RFFU im Oktober 1980 abge-schlossen wurde.Durch Beschluß unseres letzten Gewerk-schaftstages im Jahre 1980 wurde unserHauptvorstand aufgefordert, »sich in inten-siven Gesprächen mit den Vorständen derRFFU und der Gewerkschaft Kunst für dieZusammenführung aller im Bereich derMedienpolitik tätigen Gewerkschaften zueiner einheitlichen, schlagkräftigen Medien-gewerkschaft im DGB einzusetzen«. Ein ent-sprechender Antrag war auch aus unseremLandesbezirk gestellt worden.Im Frühjahr 1981 vereinbarte unser Haupt-vorstand mit dem Hauptvorstand der Rund-funk-Fernseh-Film-Union die Bildung einerKommission zur Vorbereitung der Medienge-werkschaft. Aufgabe dieser Kommission soll-te es sein, zunächst ein Organisations- undSatzungsmodell für eine künftige Medien-und Kulturgewerkschaft im DGB zu erarbei-ten. Neben der IG Druck und Papier und derRFFU ist seit Februar 1982 auch der DeutscheJournalisten-Verband (DJV) an dieser Kom-missionsarbeit beteiligt. Die bisher vorlie-genden Überlegungen wurden u.a. in unse-rem Zentralorgan veröffentlicht. Die Bera-tungen über eine Mediengewerkschaft sindinzwischen in ein entscheidendes Stadiumgeraten. Der Deutsche Journalisten-Verband(DJV) hat sich auf seinem Verbandstag 1982in seinem Grundsatzprogramm erneut füreine Mediengewerkschaft ausgesprochen.Es gibt allerdings in dieser mehr berufsstän-disch geprägten Journalistenorganisationauch erhebliche Widerstände gegen denZusammenschluß in einer Mediengewerk-schaft. Da die Landesverbände im DJV über

eine weitgehende Autonomie verfügen, dürf-te eine Entscheidung außerordentlich er-schwert sein. Ähnlich sieht es in der Gewerk-schaft Kunst aus. Hier hat sich zunächst dieRFFU auf ihrem 12. Ordentlichen Gewerk-schaftstag im November 1982 in Lahnsteinentschieden. Der Beschluß des RFFU-Gewerk-schaftstages sieht vor:

1. Die Forderung nach einer Umwandlungder Kartell-Gewerkschaft Kunst in eineMitgliedergewerkschaft auf ihrem näch-sten außerordentlichen Gewerkschaftstagim Frühjahr 1983;

2. Die Entscheidung, für den Fall, daß sichdie Gewerkschaft Kunst nicht mit dererforderlichen Mehrheit in eine Mitglie-dergewerkschaft umwandeln will, aus derGewerkschaft Kunst auszutreten undgemeinsam mit den übrigen interessiertenGewerkschaften innerhalb der Gewerk-schaft Kunst, mit der IG Druck und Papierund mit dem DJV eine Medien- und Kul-turgewerkschaft im DGB zu bilden.

Der DGB hat inzwischen mit allem Nach-druck darauf hingewiesen, daß er dieseVorgehensweise unterstützt, wobei für denDGB, für die IG Druck und Papier und für dieRFFU die Prioritäten eindeutig sind: Es mußalles versucht werden, die GewerkschaftKunst als Mitgliedergewerkschaft insgesamtin eine Medien- und Kulturgewerkschaft ein-zubringen. Sollte das nicht möglich sein, sokann die RFFU bis zu zwei Jahren als Ein-zelorganisation im DGB verbleiben. Bis zumAblauf dieser Frist sollte allerdings nach Auf-fassung des DGB die Mediengewerkschaft

Teilnehmer des 14. Landes-bezirkstages der IG Druck undPapier NRW 1983 in Dortmund.Erste Reihe von links: HansDiedenhofen, Detlef Hensche,Michael Geuenich, LeonhardMahlein, Günter Samtlebe,Dieter Blumenberg; zweite Reihevon links: Werner Hölschen,Herbert Haas, Günter Brüß, Fritz Gent, Hans Wagner, Peter Petschat Foto: Bohm

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gegründet sein. Unser nächster Gewerk-schaftstag im Oktober 1983 in Nürnbergwird demnach weitreichende Entscheidungenzur Vorbereitung und Gründung der Medien-gewerkschaft treffen müssen.Zur Förderung des notwendigen Verständi-gungs- und Anpassungsprozesses und zurweiteren Intensivierung der Zusammenarbeithat unser Landesbezirksvorstand in seinerSitzung am 9. November 1982 die Bildungeiner Arbeitsgemeinschaft Mediengewerk-schaft auf Landesebene beschlossen. DerBeschluß hat folgenden Wortlaut: »Zur Unter-stützung der Bemühungen auf Bundesebe-ne und zur Vorbereitung einer zukünftigenMediengewerkschaft sollen die beteiligtenGewerkschaften im Landesbezirk NRW eine

Arbeitsgemeinschaft bilden. Grundlage fürdie Zusammenarbeit sind die Vorschlägeder zentralen Kommission Mediengewerk-schaft mit dem Ziel, ausreichende Voraus-setzungen für die Bildung einer Medienge-werkschaft zu schaffen. Als Vertreter desLandesbezirksvorstandes NRW der IG Druckund Papier werden benannt: Franz Kersjes(Stellvertreter Heinrich Hollmann), Konstan-tin Fox (Anton Döpper), Wolfgang Grünke-meier (Werner Weber), Peter Baumöller (Wer-ner Conrad), Volker W. Degener (HerbertSomplatzki).«

(13. Tätigkeitsbericht der IG Druck und PapierNRW)

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Nach der Gründung der IG Medien, Druckund Papier, Publizistik und Kunst auf Bun-desebene am 3. Dezember 1985 in Düs-seldorf konstituierte sich der Erweiterte Lan-desbezirksvorstand NRW am 21. Februar1986 in Dortmund. Nach Ziffer 9.1 derÜbergangssatzung (l. Stufe) unserer neuenOrganisation besteht er aus den Mitgliederndes Landesbezirksvorstandes sowie 20 wei-teren Mitgliedern, deren Mandate entspre-chend der Mitgliederzahl der IG Druck undPapier NRW und der Mitgliedsgewerk-schaften der Gewerkschaft Kunst NRW zuverteilen sind. Beide Organisationen hattensich zuvor darauf verständigt, daß von den20 weiteren Mitgliedern 15 auf die IG Druckund Papier entfallen und fünf auf die Gewerk-schaft Kunst. Desweiteren wurde Einverneh-men hergestellt, daß alle Mitglieder desErweiterten Landesbezirksvorstands der IGMedien, Druck und Papier, Publizistik undKunst persönliche Stellvertreter haben.Der Landesbezirksvorstand besteht aus sechsMitgliedern, die zu gleichen Teilen von derIG Druck und Papier und der GewerkschaftKunst entsandt werden. Nach Ziffer 8.1 derÜbergangssatzung entsendet die IG Druckund Papier die Mitglieder ihres Geschäfts-führenden Landesbezirksvorstands und dieGewerkschaft Kunst entsendet drei Vertreterihres Landesbezirksvorstands. Zum Landes-bezirksvorsitzenden wurde unser KollegeFranz Kersjes und zum stellvertretenden Vor-sitzenden wurde der Kollege Hans Dieden-hofen von der Gewerkschaft Kunst gewählt.Einstimmig wurde vom Erweiterten Landes-bezirksvorstand in seiner ersten Sitzung einArbeitsprogramm und die Bildung von Aus-schüssen für Medienpolitik, Kulturpolitik, Tarif-politik, Gewerkschaftliche Bildungsarbeitund Organisations- und Betriebsarbeitbeschlossen. Den Start in die neue Organi-sation feierten einige hundert Kolleginnenund Kollegen bei einem Fest zum Kennen-

lernen mit guten Vorsätzen noch am glei-chen Abend. Ein einheitliches Auftreten in derMedien- und Kulturpolitik sowie in tariflichenFragen wurde als entscheidende Vorausset-zung zur Bildung einer wirkungsvollenMediengewerkschaft angesehen.

Aktivitäten aufLandesbezirksebene

Im Berichtszeitraum haben insgesamt fünfSitzungen des Erweiterten Landesbezirks-vorstands und 14 Sitzungen des Landesbe-zirksvorstands der IG Medien, Druck undPapier, Publizistik und Kunst NRW stattge-funden. Im Mittelpunkt der Beratungen stan-den wiederholt die Landesmedienpolitik,Schwerpunkte der Tarifpolitik und Organi-sationsfragen im Hinblick auf den endgülti-gen Zusammenschluß zu einer Mitglieder-gewerkschaft. Vielfältig war bereits dasgewerkschaftliche Bildungsangebot, das vomAusschuß für gewerkschaftliche Bildungsar-beit konzipiert wurde. Im Jahre 1987 wurdeninsgesamt 6 Wochenendveranstaltungen alssog. Schnupper-Seminare zu verschiedenenThemen in unserer Bildungsstätte in Hörstedurchgeführt. Auch zwei Wochenseminarewurden in Kooperation mit unserem Institutfür Arbeitnehmerbildung veranstaltet. DerAusschuß Kulturpolitik entwickelte mehrereInitiativen zur Unterstützung von Theater-gruppen und Künstlern. Mit Politikern und Ver-tretern der Landesregierung wurden Ge-spräche über verbesserte Grundsätze undRichtlinien für Wettbewerbe im Bereich derbildenden Kunst geführt. Gute Kontaktehaben sich auch zur Kölner Jazz-House-Initia-tive und zu einer Gruppe türkischer Künst-ler/innen entwickelt.Im Ausschuß Tarifpolitik wurde auf derGrundlage der Empfehlungen des Haupt-vorstandes der Rundfunk-Fernseh-Film-Union

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Umwandlung zur Mediengewerkschaft(1985)

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(RFFU) ein Tarifvertragsentwurf für pri-vatrechtlich organisierte Rundfunkanbietererarbeitet. Absehbar ist, daß mit den Ver-anstaltern lokaler Rundfunkprogramme Ver-handlungen über den Abschluß von Tarif-verträgen geführt werden müssen. Auch mitden Veranstaltern privater landesweiter Rund-funkprogramme wird die IG Medien, Druckund Papier, Publizistik und Kunst erstmaligTarifverhandlungen führen müssen. Im Früh-jahr 1988 hat ein erstes Gespräch mit derGeschäftsleitung von RTL plus in Köln statt-gefunden.Mit einer Auflage von 10000 Exemplarenhat der Landesbezirk im Herbst 1986 einenWerbeprospekt für die IG Medien, Druckund Papier, Publizistik und Kunst in Nord-rhein-Westfalen herausgegeben. Die Druck-sache wurde an alle DGB-Kreise undEinzelgewerkschaften sowie an die Gliede-rungen der IG Druck und Papier und derGewerkschaft Kunst ausgegeben. AufBezirksebene hat sich der gewerkschaftlicheZusammenschluß besonders in Düsseldorfsehr positiv entwickelt. Die gute Zusammen-arbeit hat insbesondere gemeinsame kultur-politische Aktivitäten ermöglicht. In allenBezirken der IG Druck und Papier wurdeninzwischen Übergangsvorstände für die IGMedien gebildet. In einigen Ortsvereinensind aus den ersten Begegnungen zwischenden Kolleginnen und Kollegen der IG Druckund Papier und der Verbände der Gewerk-schaft Kunst gute Kontakte und zumindestteilweise auch eine geregelte Zusammen-arbeit entstanden.Der Geschäftsführende Landesbezirksvor-stand der IG Druck und Papier und dieGeschäftsführenden Verbandsvorstände derRFFU haben in mehreren Gesprächen ein-vernehmlich Regelungen über die künftigeRechtsschutzgewährung für unsere Mitgliederin den Rundfunkbetrieben und über die künf-tige Finanzierung der Arbeit der Betriebs-verbände in der Fachgruppe Rundfunk, Film,Audiovisuelle Medien erreicht. Im Hinblickauf den organisatorischen Zusammenschlußhaben die gemeinsamen Beratungen zu ver-nünftigen Lösungen geführt. Allen Beteiligtenist jedoch klar, daß die Änderung der bis-herigen Strukturen und die Bewältigungneuer Aufgaben auch noch Probleme besche-

ren werden. Die Umwandlung in einegemeinsame Mitgliedergewerkschaft erfor-dert nicht nur guten Willen und zukunfts-weisende Beschlüsse, sondern auch viel Ver-ständnis füreinander und die Bereitschaft zugemeinsamem Handeln.

Schwieriger Einigungsprozeß

Der Zusammenschluß der IG Druck undPapier mit den Verbänden/Organisationender Gewerkschaft Kunst ist die erste großeReform in der Nachkriegsgeschichte derdeutschen Gewerkschaften. Die wirtschaftli-che Entwicklung im Medienbereich und dieAktivitäten der Verleger und privaten Medien-betreiber haben großen Einfluß auf dieBeschäftigungsmöglichkeiten und Arbeits-bedingungen der Arbeitnehmer. Die Ent-scheidung für eine Mediengewerkschaft wardeshalb notwendig und richtig. Aber derVerständigungsprozeß war für die beteilig-ten Gewerkschaften schwierig und lang-wierig. Die jahrelangen Beratungen dergemeinsamen Kommissionen, zwei Außer-ordentliche Gewerkschaftstage der IG Druckund Papier und zahllose Sitzungen und Klau-surtagungen haben zum Teil mühselig erar-beitete Kompromisse möglich gemacht, diesicherlich nicht in jedem Falle befriedigendsind. Besonders schwierig war die Einigungmit der RFFU. In vier Klausurtagungen mitdem Geschäftsführenden Hauptvorstand undden Verbandsvorsitzenden der Rundfunk-Fernseh-Film-Union sowie dem Geschäfts-führenden Hauptvorstand und den Landes-bezirksvorsitzenden der IG Druck und Papierwurden die wesentlichen Meinungsver-schiedenheiten ausgeräumt. Struktur- undPersonalfragen, die Geschäftsordnung fürdie Fachgruppe Rundfunk, Film, Audiovisu-elle Medien und besonders der künftige Mit-gliedsbeitrag standen im Mittelpunkt außer-ordentlich schwieriger Diskussionen. Der imSommer 1988 veröffentlichte neue Sat-zungsentwurf für den endgültigen Zusam-menschluß ab April 1989 ist das Ergebniseines Einigungsprozesses, das im Vertrauenauf die Weiterentwicklung unserer gewerk-schaftlichen Kräfte erreicht wurde.

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Konstituierung der satzungsgemäßen Organe

Die Konstituierung der satzungsgemäßenOrgane in den Ortsvereinen und Bezirkender IG Medien, Druck und Papier, Publizistikund Kunst wird in den meisten Fällen erstnach dem Umwandlungsbeschluß auf demGewerkschaftstag 1989 erfolgen können.In allen Bezirken wurden neben den beste-henden Bezirksvorständen der IG Druck undPapier bereits Bezirksvorstände der IG Me-dien, Druck und Papier, Publizistik und Kunstals Übergangsvorstände gebildet. DieseBezirksvorstände bestehen aus bis zu je fünfMitgliedern der IG Druck und Papier undder Gewerkschaft Kunst. Sie haben die Auf-gabe, die Zusammenarbeit und das Zusam-menwachsen der beteiligten Gewerkschaftenauf Bezirksebene zu fördern, nach demUmwandlungskongreß Ortsvereins-Versamm-lungen und einen Bezirkstag vorzubereitenund durchzuführen, auf denen entsprechen-de Vorstände gewählt werden, bis zur Wahldes neuen Bezirksvorstandes nach dem Über-gang zur Mitgliedergewerkschaft die Auf-gaben des Bezirksvorstandes nach der aufdem Umwandlungskongreß verabschiede-ten Satzung wahrzunehmen.In allen Ortsvereinen unseres Landesbezirksmüssen unmittelbar nach dem Gewerkschafts-tag bis spätestens Ende Juni 1989 Mitglie-derversammlungen durchgeführt werden.Dazu muß der zuständige (Übergangs-)

Bezirksvorstand der IG Medien, Druck undPapier, Publizistik und Kunst formal einla-den. In diesen Versammlungen konstituierensich die Ortsvereine der neuen Gewerkschaftund wählen jeweils einen neuen Ortsver-einsvorstand entsprechend der Satzung. Esmüssen außerdem die Delegierten für denersten Bezirkstag und den ersten Landes-bezirkstag gewählt werden.Die Tätigkeit des Landesbezirksvorstandesder IG Druck und Papier endet durch dieBeschlußfassungen des Gewerkschaftstagesim April 1989. Der bereits bestehende Erwei-terte Landesbezirksvorstand der IG Medien,Druck und Papier, Publizistik und Kunst bleibtauch nach dem Umwandlungskongreß beste-hen. Er hat die Aufgabe, die Zusammenar-beit und das Zusammenwachsen der IGDruck und Papier und der GewerkschaftKunst auf Landesbezirksebene zu fördern,nach dem Umwandlungskongreß einen Lan-desbezirkstag vorzubereiten und durchzu-führen (wahrscheinlich Ende November1989), auf dem ein neuer Landesbezirks-vorstand gewählt wird, und bis zur Wahldes neuen Landesbezirksvorstandes nachder auf dem Umwandlungskongreß verab-schiedeten Satzung die Aufgaben des Lan-desbezirksvorstandes wahrzunehmen.

Konstituierende Sitzung der IGMedien NRW am 21. 2. 1986(Kartellstufe). Von links: JürgenRuhnau, Konstantin Fox, HansDiedenhofen, Peter Wilke, Norbert Thom und Ulrich Steiner. Foto: Bohm

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Personengruppen- undFachgruppenarbeit

Die Personengruppen Frauen und Angestelltekönnen sich entsprechend der Satzung derIG Medien, Druck und Papier, Publizistikund Kunst erst nach der Umwandlung, alsonach dem Gewerkschaftstag 1989, auf allenEbenen bilden. Für die PersonengruppeJugend wird sich nichts ändern.Bereits im Jahre 1988 wurde auf Landesbe-zirksebene die Fachgruppe Druckindustrieund Verlage sowie die Fachgruppe Papier-verarbeitung gebildet. Beim Zusammen-schluß in der Fachgruppe Druckindustrie undVerlage handelt es sich um unsere bisherigenBerufsgruppen Druckformherstellung, Druckund Graphische Hilfskräfte. Alle übrigenFachgruppen werden sich erst nach derUmwandlung konstituieren. Im Septem-ber/Oktober 1989 sollen dann erstmaligLandesbezirkskonferenzen der neugebildetenFachgruppen stattfinden.In mehreren Sitzungen hat sich unser Lan-

desbezirksvorstand mit der zukünftigen Arbeitin der Mediengewerkschaft ausführlichbeschäftigt. Übereinstimmend wurde die Auf-fassung vertreten, daß die Arbeit der Fach-gruppen in die Politik der IG Medien inte-griert sein muß. Das Zusammenwachsen inder neuen Organisation wird nur möglichsein auf der Basis gemeinsamer Ziele undeinheitlichen Handelns. Es wird sicherlicheinige Jahre dauern, bis wir gemeinsam inder Mediengewerkschaft eine optimaleZusammenarbeit und eine breite Basis gegen-seitigem Vertrauens gefunden haben. Im Mit-telpunkt aller unserer Bemühungen muß ste-hen, die Mitglieder zusammenzuführen, vorallen Dingen in den Ortsvereinen, damit Ver-ständigung möglich ist, damit Vertrauen ent-stehen kann, damit sich Solidarität entwickelnkann. Wir wollen eine Gewerkschaft schaf-fen, die kämpfen kann und vom Vertrauenihrer Mitglieder getragen wird.

(15. Tätigkeitsbericht der IG Druck und PapierNRW)

IG Medien Fete 1989 aus Anlaßder Vereinigung von IG Druckund Papier und GewerkschaftKunst in Nordrhein-Westfalen imAlten Wartesaal im Hauptbahn-hof in Köln. Foto: Jürgen Seidel

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Es wird dunkler und kälter mitten im Sommer.Hein, du hast hingeschmissen,Deine Venen und Nerven waren nicht ausStahl.Du hast an allem gelitten und geholfen, selbstda, wo gnadenlose Jagd angesagt war.Mit manchen Ehrungen, die Du über Dichergehen lassen mußtest, haben sich DeineEhrer mehr Ehre angetan als Dir.Und gegen Deine Lobredner von Staatssei-ten und ein paar Aasgeier von der Kritiker-zunft, die Dich zu Lebzeiten nicht mundtotmachen konnten, kannst Du Dich nun nichtmehr wehren.Die Deine Werke nicht lesen,werden Dir ein monumentales Denkmal set-zen.Sie wollen Dich und das Aufrührerische Dei-ner Gedanken einmauern.

Hein, es gibt keinen, der an Deine Stelle tre-ten und Dich ersetzen könnte.Wir sind ärmer geworden.Wir können von Dir lernen: das Richtigeauch zum nicht-opportunen Zeitpunkt zusagen und zu tun. An den Menschen undnicht an Institutionen zu glauben, keiner star-ren Ideologie zu verfallen, den jeweils Mäch-tigen zu mißtrauen.Und wenn wieder Gleichschritt angesagt:zu stolpern, um aus dem Tritt zu kommen.Eher desertieren als zu marschieren.Widerstand leisten!!!Nicht erst, wenn’s zu spät ist in Diktaturen.Leben und Werk nicht zu trennen, so wie Dues vorgelebt, so bist Du nicht tot.

Dienstag, 16. Juli 1985

Günther Wallraff

Foto: René Böll

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Heinrich Böll ist tot (1985)

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Im September 1987 legte der Geschäfts-führende Landesbezirksvorstand ein Diskus-sionspapier mit Vorschlägen für Reformendem Landesbezirksvorstand vor. Es solltekeine umfassende Bestandsaufnahme bzw.Analyse zur gewerkschaftlichen Entwicklungdargestellt werden, sondern beabsichtigt wareine Grundsatzdiskussion über die erkenn-baren Veränderungen der Bedingungen fürunsere alltägliche gewerkschaftliche Arbeitmit den notwendigen Entscheidungen fürorganisatorische Konsequenzen. Es wurdedie Auffassung vertreten, daß unsere Hand-lungsfähigkeit nicht nur von der Einsatzbe-reitschaft unserer Mitglieder abhängt, son-dern auch durch die technische und perso-nelle Ausstattung und die organisatorischeStruktur bestimmt wird. Ziel sollte sein, die Prä-senz unserer Gewerkschaft in den Betriebenzu verbessern, die Effizienz unseres Einsatzeszu erhöhen und den Ansprüchen und Erwar-tungen unserer Mitglieder zu entsprechen.In der Klausurtagung des Landesbezirksvor-standes am 17. und 18.Oktober 1987 inHörste wurden die Reformvorstellungen aus-führlich diskutiert. Zunächst sollte geprüftwerden, welche Themen und Überlegungenweiterentwickelt werden müssen. Überein-stimmung bestand in der Feststellung, daßeine Straffung der Organisation auf Landes-und Bezirksebene und eine Verbesserungder Arbeitsstrukturen erforderlich sind. DerLandesbezirksvorstand faßte den Beschluß,die Vorschläge des Geschäftsführenden Lan-desbezirksvorstands für Reformen unverän-dert als Diskussionsgrundlage des Landes-bezirksvorstands zu übernehmen und in denBezirksvorständen zur Diskussion zu stellen.Es stellte sich jedoch bald heraus, daß vorder Veröffentlichung eine Überarbeitung desReformpapiers notwendig gewesen wäre,weil einige Widersprüche und Mängel inder schriftlichen Darstellung zu Mißver-ständnissen und Bedenken führten.

Die Diskussionsgrundlage des Landesbe-zirksvorstandes für Reformen (»Gewerk-schaftliche Handlungsfähigkeit sichern«) hatin den Ortsvereinen und Bezirken ein leb-haftes Echo gefunden. Einige Vorschlägewurden unterstützt, andere wurden weiter-entwickelt, und teilweise wurden Alternativenvorgelegt. Alle Stellungnahmen wurden in dieDiskussionen des Landesbezirksvorstandeseinbezogen. Die Diskussionsergebnissehaben die Notwendigkeit organisatorischerVerbesserungen in unserem Landesbezirkbestätigt und schaffen eine weitgehendeÜbereinstimmung für einige wesentlicheÄnderungen. Ziel aller Maßnahmen ist, dielnteressenvertretung unserer Mitglieder zuintensivieren und die politische Handlungs-fähigkeit unserer Gewerkschaft sicherzu-stellen.Der Landesbezirksvorstand befaßte sich inseiner Klausurtagung am 26. und 27. März1988 in Hörste nochmals ausführlich mitden verschiedenen Vorschlägen und faßte fol-gende Beschlüsse:

① Zur Neugliederung der Bezirke wird derLandesbezirksvorstand nach den Bezirks-tagen im Herbst 1988 einen Antrag zumnächsten Landesbezirkstag (Januar 1989)stellen. Mit Zustimmung der betroffenenBezirke wird die Zusammenlegung derBezirke Düsseldorf mit Niederrhein, Köln-Bonn mit Mittelrhein, Dortmund mit Süd-westfalen sowie Bielefeld mit Ostwestfalenangestrebt. Darüber hinaus erfolgen keineKorrekturen bei der Zuordnung von Orts-vereinen. Die Neugliederung sollte wiefolgt aussehen:Bezirk Bergisch-Land, Sitz Wuppertal, 4Ortsvereine: Remscheid, Solingen, Vel-bert, WuppertalBezirk Mittelrhein, Sitz Köln, 12 Ortsver-eine: Aachen, Bergisch Gladbach, Bonn,Düren, Gummersbach, Jülich, Köln, Lin-

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Diskussion über Reformen (1987)

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nich, Opladen, Ründeroth, Siegburg, Stol-bergBezirk Münsterland, Sitz Münster,13 Orts-vereine: Ahaus, Beckum, Bocholt, Coes-feld, Dülmen, Emsdetten, Lengerich,Lüdinghausen, Münster, Rheine, Telgte,Vreden, WerneBezirk Niederrhein, Sitz Düsseldorf, 10Ortsvereine: Düsseldorf, Geldern, Kem-pen, Kevelaer, Kleve, Krefeld, Mön-chengladbach, Moers, Neuss, ViersenBezirk Ostwestfalen, Sitz Bielefeld, 17Ortsvereine: Bielefeld, Bünde, Detmold,Geseke, Gütersloh, Herford, Hövelhof,Höxter, Lage, Lübbecke, Minden, Oeyn-hausen, Paderborn, Pr. Oldendorf, Riet-berg, Salzuflen, Halle-VersmoldBezirk Ruhr, Sitz Essen, 5 Ortsvereine:Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Mülheim,OberhausenBezirk Westliches Westfalen, Sitz Dort-mund, 25 Ortsvereine: Ahlen, Arnsberg,Bochum, Castrop-Rauxel, Dortmund, Fre-deburg, Fröndenberg, Gevelsberg,Hagen, Hamm, Hattingen, Herne, Iser-lohn, Lippstadt, Lüdenscheid, Oelde,Olpe, Plettenberg, Recklinghausen, Sie-gen, Soest, Unna, Wanne-Eickel, Wat-tenscheid, WittenDurch Beschluß des nächsten Landesbe-zirkstages (Januar 1989) sollen die neuenBezirke mit dem ersten Bezirkstag in der IG Medien (September/Oktober 1989)ihre politische Arbeit beginnen. Verwal-tungsmäßig müssen die Änderungen biszum Jahresende 1989 vollzogen sein.Die bestehenden Bezirksbüros in Hagenund Mönchengladbach sollen bis späte-stens 31.12.1989 aufgelöst werden.

② Die Rückvergütung für die Bezirke soll ab1. Oktober 1989 nach folgendem Schlüs-sel geregelt werden:Bergisch Land 2,4%; Mittelrhein 1,9%;Münsterland 3,4%; Niederrhein 2,5%;Ostwestfalen 1,9%; Ruhr 2,0%; West-liches Westfalen 2,7%Die Bezirke erhalten ihre Finanzmittel aufder bisherigen Grundlage. Für die Mit-glieder der Fachgruppe Rundfunk, Film,AV-Medien wird lediglich die Hälfte derRückvergütung bereitgestellt, sofern diese

Mitglieder einem Betriebsverband an-gehören (Sonderregelung des Landesbe-zirks zur Finanzierung der Arbeit derBetriebsverbände).

③ Die bestehenden Rückvergütungsregelun-gen für die Ortsvereine bleiben unverän-dert. Für die Mitglieder der FachgruppeRundfunk, Film, AV-Medien wird lediglichdie Hälfte der Rückvergütung bereitge-stellt, sofern diese Mitglieder einemBetriebsverband angehören.

④ Zur Finanzierung außerordentlicher Maß-nahmen und Durchführung von Schwer-punktaktionen wird vom Landesbezirk einSolidaritätsfonds eingerichtet. Er wirdfinanziert durch freiwillige Beiträge derOrtsvereine und Bezirke. Einzelheiten wur-den durch folgenden Beschluß geregelt:

1. Zur Durchführung und Unterstützung vongewerkschaftlichen Aktionen führt der Lan-desbezirk Nordrhein-Westfalen der IGDruck und Papier einen Solidaritätsfonds.Dadurch sollen insbesondere Veranstal-tungen und Maßnahmen im Rahmen vonTarifauseinandersetzungen und politischenAnlässen finanziell unterstützt bzw. ermög-licht werden.

2. Der Solidaritätsfonds wird finanziert durchfreiwillige Beiträge der Ortsvereine undBezirke sowie durch sonstige Spenden.

3. Über die Vergabe von finanziellen Mittelnaus dem Solidaritätsfonds entscheidet derLandesbezirksvorstand. Vorschläge undAnträge können von den Ortsvereinenund Bezirken sowie vom Geschäfts-führenden Landesbezirksvorstand gestelltwerden.

4. Für den Solidaritätsfonds ist ein beson-deres Konto einzurichten. Die Einnahmenund Ausgaben sind regelmäßig von denRevisoren des Landesbezirks zu prüfen.

5. Die personelle Ausstattung der Bezirks-büros und des Landesbezirks wird durcheinen Stellenplan geregelt.Der neue Landesbezirksvorstand der IGMedien, der Ende November 1989 vonden Delegierten des ersten Landesbe-zirkstages der IG Medien NRW gewähltwird, muß noch Ende des Jahres 1989entsprechende Anträge zum neuen Stel-lenplan in der Gesamtorganisation bera-ten und beschließen. Zur Vorbereitung

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IG MEDIENNRW

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dieser Entscheidung legt der Landesbe-zirksvorstand der IG Druck und Papiereinen vorläufigen Entwurf eines Stellen-plans für den Landesbezirk Nordrhein-Westfalen nach der Neugliederung derBezirke vor.Für die hauptamtlichen Funktionsträgerin den Bezirken muß vom jeweiligenBezirksvorstand der vorgesehene Tätig-keitsbereich mit einer konkreten Aufga-benbeschreibung und eindeutigen Zustän-digkeiten beschlossen werden. DieserBeschluß bedarf der Zustimmung des Lan-desbezirksvorstandes.Zur Verbesserung der Arbeit auf Landes-bezirksebene soll ein weiterer Landes-bezirkssekretär in der IG Medien einge-stellt werden. Im Zusammenhang mit dervorgesehenen satzungsgemäßen Erwei-terung des Geschäftsführenden Landes-bezirksvorstandes wird dadurch eine neueGeschäftsverteilung möglich. Für denneuen Landesbezirksvorstand, der aufdem ersten Landesbezirkstag der IG Medi-en, Druck und Papier, Publizistik und KunstNRW Ende November 1989 gewähltwird, wurde der Entwurf eines Geschäfts-verteilungsplanes verabschiedet.

6. Zur Qualifizierung hauptamtlicher Funk-tionsträger stellt der Landesbezirksvor-stand NRW an den Hauptvorstand einenkonkreten Antrag. Es wird erwartet, daßder Hauptvorstand noch im Jahre 1988durch einen entsprechenden Beschluß dieVoraussetzungen zur Aus- und Weiterbil-dung hauptamtlicher Funktionsträgerschafft.

7. Für die Zusammensetzung des zukünftigenLandesbezirksvorstandes der IG Medienwird ein Antrag zum ersten Landesbe-zirkstag der IG Medien NRW EndeNovember 1989 gestellt, der eine aus-reichende Vertretung der Bezirke gewähr-leistet.

8. Dem neuen Landesbezirksvorstand in derIG Medien (Wahl im November 1989)wird empfohlen, einen Ältestenrat für denLandesbezirk Nordrhein-Westfalen zuberufen. Wir sollten vorschlagen, daß zuBeginn einer jeden Legislaturperiode fürdie Dauer von drei Jahren insgesamt fünfKolleginnen und Kollegen in den Älte-

stenrat berufen werden. Diese Kolleginnenund Kollegen sollten regelmäßig alle Pro-tokolle des Landesbezirksvorstandes unddie wichtigsten Publikationen unsererOrganisation erhalten. Sie sollten min-destens einmal im Jahr in einem ausführ-lichen Gespräch mit den Mitgliedern desGeschäftsführenden Landesbezirksvor-standes über wesentliche gewerkschaftli-che Vorgänge unterrichtet werden. Beibesonderen Anlässen sollten die Mitglie-der des Ältestenrats an Sitzungen desLandesbezirksvorstandes und Sekretärs-tagungen teilnehmen können. Die Kom-petenzen und Aufgaben sollten im ein-zelnen durch einen Beschluß des Lan-desbezirksvorstandes geregelt werden.

(15. Tätigkeitsbericht der IG Druck und PapierNRW)

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IG MEDIENNRW

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IG MEDIENNRW

Mit der Volksrevolution im Herbst 1989 hat-ten die Gewerkschaften in der DDR ihrenpolitischen und gesellschaftlichen Einfluß ein-gebüßt. Mit dem Vertrauensverlust bei denMitgliedern entstand für die Gewerkschaftenauch die Ungewißheit über die weitereZukunft. Die verantwortlichen Funktionäreim FDGB hofften zunächst auf Kooperationund spätere Vereinigung mit dem DGB undauf der Ebene der Einzelgewerkschaften.Bereits im Januar 1990 forderte der FDGB-Kongreß ein Gewerkschaftsgesetz, das diegewerkschaftlichen Rechte, das Streikrechtund das Verbot von Aussperrungen in derneuen, gemeinsamen Republik verankernsollte. Nach den Wahlen am 18. März 1990entschied sich die Volkskammer allerdings fürdie Wirtschafts- und Währungsunion ab 1. Juli 1990 und damit gegen einen eigen-ständigen Weg.Bereits Anfang des Jahres 1990 wurde unserLandesbezirksvorstand von unserem Ge-schäftsführenden Hauptvorstand um einGespräch mit Kolleginnen und Kollegen derIG Druck und Papier gebeten. Vom 5. bis 7.Februar 1990 besuchten dann zwei Kolle-ginnen (BGL-Vorsitzende aus Zeitungsbe-trieben in Dresden und Leipzig), die Bezirks-vorsitzende der IG Druck und Papier in Dres-den und der Sekretär des Zentralvorstandesder IG Druck und Papier unseren Landesbe-zirk in Köln. Sehr ausführlich wurde diegewerkschaftliche Situation in der DDR dis-kutiert. Deutlich wurde, daß verläßliche orga-nisatorische Strukturen bei den Gewerk-schaften in der DDR nicht mehr vorhandenwaren. Es fehlte offensichtlich auch der Mutder Funktionäre, mit den Kolleginnen undKollegen in den Betrieben in eine offene Dis-kussion einzutreten. Demgegenüber wurdedas Vertrauen zu den bundesdeutschenGewerkschaften stark betont. Die Notwen-digkeit gewerkschaftlicher Interessenvertre-tung stand grundsätzlich außer Zweifel, weil

vor allem die Zeitungsverleger aus der BRDin Druckereibetrieben und Zeitungsverlagender DDR inzwischen sehr aktiv gewordenwaren. Sie waren eifrig bemüht, die Mehr-heitsanteile an DDR-Zeitungen zu erwerben.Diese Situation erforderte von den beteilig-ten und betroffenen Gewerkschaften rascheAktivitäten. Die betriebliche Interessenver-tretung der Belegschaften mußte neu orga-nisiert werden, weil die Betriebsgewerk-schaftsleitungen zumeist das Vertrauen derBeschäftigten verloren hatten.Unser Landesbezirksvorstand hielt es fürerforderlich, daß wir uns möglichst raschaus eigener Anschauung ein Bild über dietatsächlichen Verhältnisse machten. Die Kol-legen Kersjes und Fox wurden deshalb beauf-tragt, Kontakte zu den Kolleginnen und Kol-legen in Halle und Leipzig aufzunehmen undzu prüfen, wie eine Zusammenarbeit inten-siver werden könnte. Dem Geschäftsführen-den Landesbezirksvorstand wurde die Mög-lichkeit eingeräumt, technische Ausstattun-gen bis zu einem Gesamtwert von 10000,–DM für die Bezirke Halle und Leipzig bereit-zustellen (Tischkopierer, Büromaterialienusw.).Der Besuch in Halle und Leipzig war außer-ordentlich informativ und aufschlußreich. DieBezirksvorsitzenden der IG Druck und Papierhatten zahlreiche Gespräche und Begeg-nungen organisiert, die einen realistischenEinblick in die aktuellen Verhältnisse ermög-lichten. Bei den Betriebsbesuchen im Zei-tungsbetrieb der »Freiheit« in Halle und der»Leipziger Volkszeitung« in Leipzig war dieangestrebte Ablösung der Betriebsgewerk-schaftsleitung durch eine Betriebsratswahlnach dem Betriebsverfassungsgesetz derBRD das herausragende Thema. Von einigenKolleginnen und Kollegen wurde der Vor-gang auch als Ablösung der alten gewerk-schaftlichen Strukturen gesehen. Wir warenbemüht, die notwendige Zusammenarbeit

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Aufbau der IG Medien in der DDR (1990)

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von Betriebsrat und Gewerkschaft deutlich zumachen. In allen Gesprächen wurden wiraufgefordert, den gewerkschaftlichen Neu-anfang mit unseren Mitteln und Möglichkei-ten zu unterstützen.Im März 1990 wurde zwischen den Haupt-vorständen der IG Druck und Papier derDDR und der IG Medien der BRD ein Koope-rationsvertrag und ein Gegenseitigkeitsver-trag abgechlossen. Verabredet wurdenZusammenkünfte zum gegenseitigen lnfor-mations- und Erfahrungsaustausch sowie Bil-dungsveranstaltungen zu übergreifendenThemen, z.B. zu Fragen der gewerkschaftli-chen Betriebsarbeit, der technischen Ent-wicklung und deren Auswirkungen auf dieBeschäftigten. Die IG Medien eröffnete am20. März 1990 ein Kontaktbüro in Berlin(Ost), das folgende Aufgaben übernehmensollte:

1. Informationsvermittlung und Beratung übergewerkschaftliche Interessenvertretung für Gewerkschafter und Verbandsmit-glieder folgender Organisationen:• IG Druck und Papier• Gewerkschaft Kunst, Kultur, Medien• Verband der Journalisten• Schriftstellerverband und weitere künst-

lerische Organisationen2. Vermittlung von Kontakten zwischen

gewerkschaftlichen Betriebsvertretungen,deren Unternehmen Kooperationsabsich-ten haben

3. Beratung der hauptamtlich beschäftigtenKolleginnen und Kollegen der unter 1.genannten Gewerkschaften z.B. in Sat-zungs-, Organisations- oder Tariffragen.

Die IG Druck und Papier und die Gewerk-schaft Kunst, Kultur, Medien beschlossen imMärz 1990 neue Satzungsbestimmungenund ihre Unabhängigkeit vom FDGB. Siehatten die Hoffnung auf einen gewerk-schaftlichen Neuanfang noch nicht aufge-geben. Wie groß allerdings der Vertrau-ensverlust der Gewerkschaften in der DDRwar, erfuhren wir in einer weiteren Zusam-menkunft mit Kolleginnen und Kollegen ausder DDR im April 1990. Der Landesbe-zirksvorstand hatte Kolleginnen und Kollegenaus Halle und Leipzig zu einem Ostertreffen

vom 8. bis 16. April 1990 nach Hörste ein-geladen. Die Bezirksvorsitzenden der IGDruck und Papier hatten die Teilnehmerinnenund Teilnehmer ausgesucht.Immer wieder wurden wir in den Diskussio-nen aufgefordert, durch Hilfe zur Selbsthilfeden Aufbau neuer gewerkschaftlicher Struk-turen zu ermöglichen. Alle Teilnehmerinnenund Teilnehmer dieses Ostertreffens warender Überzeugung, daß nur eine neueGewerkschaft, eine gesamtdeutsche IG Medi-en, Aussicht auf Zustimmung bei den Kolle-ginnen und Kollegen in der Druckindustriehaben würde. Eine ständige Beratung undUnterstützung durch Vertreterinnen und Ver-treter unserer Gewerkschaft wurde von denKolleginnen und Kollegen aus Halle undLeipzig als unverzichtbar angesehen. DieGründung von Ortsvereinen wurde als derrichtige Weg vorgeschlagen. Der Aufbauder IG Medien sollte von unten nach obenund nicht durch eine Vereinigung der beste-henden Organisationen erfolgen. Das Zu-sammenwirken mit den bisherigen Funktio-nären der IG Druck und Papier hätte einengewerkschaftlichen Neuanfang erheblichbehindert und in vielen Betrieben unmög-lich gemacht.Unser neuer Landesbezirkssekretär, KollegeGünter Isemeyer, war im Auftrage desLandesbezirksvorstandes zu Kontaktge-sprächen mit Kolleginnen und Kollegen derGewerkschaft Kunst, Kultur, Medien vom 9. bis 11. April 1990 in Leipzig. Auch seineEindrücke bestätigten die Erfahrung, daßneue gewerkschaftliche Strukturen geschaf-fen werden müssen. Der Zusammenschlußaller Kulturschaffenden in einer IG Medienwurde grundsätzlich begrüßt. Für die Betreu-ung der Mitglieder und zur Entwicklungneuer gewerkschaftlicher Aktivitäten wurdeein großer Handlungsbedarf festgestellt. DieDAG trat bereits seit Jahresbeginn alsKonkurrenzorganisation zu den alten Ge-werkschaften auf und hatte bei der Mitglie-derwerbung erhebliche Erfolge zu ver-zeichnen. Bereits am 15. März 1990 warein DAG-Landesverband Sachsen-Anhalt inMagdeburg gegründet worden. Zum gewerk-schaftlichen Angebot gehörten Abend-seminare zu Themen wie »Tarifautonomie«,»Betriebsverfassungsgesetz«, »Arbeitsrecht«,

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»Unternehmensrecht«, »Soziale Sicherung«und »Gewerkschaftsarbeit im Betrieb«.Unser Hauptvorstand hatte inzwischen denLandesbezirken unserer Gewerkschaft ge-werkschaftliche Betreuungsbereiche im Ge-biet der DDR zugeordnet. Der LandesbezirkNordrhein-Westfalen wurde zuständig fürden Bezirk Leipzig. Unser Geschäftsführen-der Landesbezirksvorstand traf kurzfristigam 18. April 1990 die Entscheidung, zweihauptamtliche Kollegen zunächst für die Zeitvom 7. bis 31. Mai 1990 als Berater nachLeipzig zu schicken. In Abstimmung mit derBezirksvorsitzenden der IG Druck und Papierund dem Sekretär der Gewerkschaft Kunst,Kultur, Medien wurden folgende Aufgabenwahrgenommen:

1. Betriebsbesuche mit Beratung zur gewerk-schaftlichen Betriebsarbeit;Bildung von Betriebs- und Personalräten

2. Durchführung von Abend- und Wochen-end-Veranstaltungen mit aktuellen Themen

3. Herausgabe schriftlicher Informationen4. Aufbau einer Betriebskartei5. Einrichtung von Bürozeiten für Beratungs-

gespräche6. Vorbereitung einer Mitgliederversamm-

lung.

Die Kollegen Günter lsemeyer und DieterBlumenberg (ehemaliger Sekretär der IGDruck und Papier im Bezirk Köln/Bonn) über-nahmen die schwierige Aufgabe, neuesgewerkschaftliches Vertrauen bei denGewerkschaftsmitgliedern herzustellen.Zur technischen Ausstattung des Beratungs-büros stellte unser Landesbezirk die erfor-derlichen Geräte und Materialien zur Ver-fügung. Recht schnell entstand die Erkenntnis,daß unser Beratungsbüro auf Dauer einge-richtet werden mußte. Da fast alle haupt-amtlichen Funktionäre der alten Gewerk-schaften von den Gewerkschaftsmitgliedernabgelehnt wurden, waren unsere Bemühun-gen für einen Neubeginn unverzichtbar.Durch den Abgang der Betriebs-gewerkschaftsleitungen stellte sich auch dasdrängende Problem der Beitragskassierung.Da der Gewerkschaftsbeitrag in der Ver-gangenheit vom FDGB kassiert wurde, undnur er sämtliche Mitgliedsunterlagen ver-

waltete, waren vor Ort auch keinerlei Infor-mationen über die Mitgliedschaften zur Ver-fügung. Ein kollektiver Übertritt zur IG Me-dien war deshalb auch gar nicht möglich.Die Schaffung neuer gewerkschaftlicher Struk-turen war die konsequente Alternative zumZerfall der alten Gewerkschaften. In Abstim-mung mit unserem GeschäftsführendenHauptvorstand wurde von unserem Landes-bezirksvorstand beschlossen, mit eigenenBeitrittsformularen die Mitglieder für die IGMedien zu werben. Dieses Vorgehen im Juni1990 löste teilweise heftige Proteste beiFunktionären der IG Druck und Papier undder Gewerkschaft Kunst, Kultur, Medien inder DDR aus. Die Arbeit unserer Kollegen Ise-meyer und Blumenberg wurde im Juni 1990mit Unterstützung des Kollegen Jürgen Stä-bener (Fachgruppe Musik) aus Dortmundfortgesetzt.Anfang Juli 1990 wurden von allen Lan-desbezirken unserer Gewerkschaft Bera-tungsbüros im gesamten Gebiet der DDReingerichtet. Es wurden nun wie in LeipzigMitglieder für die IG Medien geworben. DieIG Druck und Papier hatte inzwischen ihreAuflösung zum 30.9.1990 beschlossen undihren Mitgliedern den Übertritt zur IG Medienempfohlen. Der Verband der Journalistender DDR hatte seine Auflösung bereits zum30.6.1990 beschlossen. Die GewerkschaftKunst, Kultur, Medien entschloß sich erst imSeptember 1990 zur Auflösung mit der Emp-fehlung an ihre Mitglieder, der IG Medienbeizutreten. In Leipzig konnte Anfang Juli1990 ein Ortsverein der IG Medien durchBeschluß einer Mitgliederversammlunggegründet werden. Erstmals wurde ein Orts-vereinsvorstand gewählt, dessen vierzehnMitglieder aus den Bereichen Druckindu-strie, Verlage, Journalismus, Theater undMusikschulen kamen. Mit unserer Hilfe folg-ten Ortsvereinsgründungen in Grimma,Döbeln, Torgau und Wurzen. Der BezirkLeipzig hatte am 31.12.1990 insgesamt7013 Mitglieder.Unsere Hilfe zur Selbsthilfe wurde mit großemEinsatz bis zum 1. Bezirkstag des BezirksLeipzig am 23. März 1991 fortgesetzt. AbJuli 1990 war der Kollege Udo Hautmann imAuftrage unseres Hauptvorstandes als Bera-ter in Leipzig tätig. Kollege Günter Isemey-

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er kam Ende August 1990 zum Landesbezirknach Köln zurück und Dieter Blumenbergwar nochmals von September bis Dezem-ber 1990 in Leipzig im Einsatz. Darüberhinaus hatte der Hauptvorstand unsererGewerkschaft bis zur Gründung der Bezirkesowohl Verwaltungsangestellte als auch poli-tische Funktionäre, die zuvor bei der IGDruck und Papier und der GewerkschaftKunst, Kultur, Medien beschäftigt waren,befristet übernommen. Mit der Konstituierungder Bezirke der IG Medien in den fünf neuenBundesländern ergaben sich neue Beschäfti-gungsverhältnisse.Die Zusammenarbeit mit den Kolleginnenund Kollegen im Ortsverein und Bezirk Leip-zig war außerordentlich gut. Es gab einenkontinuierlichen Informations- und Mei-nungsaustausch und eine sehr kollegiale undkonkrete Zusammenarbeit. Unser Landesbe-zirksvorstand hat im Rahmen seiner Mög-lichkeiten entscheidend dazu beigetragen,daß auch die technischen und organisatori-schen Voraussetzungen für den gewerk-schaftlichen Neuanfang geschaffen wurden.Vor allem aber wurde der Informations- undErfahrungsaustausch zwischen Kolleginnenund Kollegen im Bezirk Leipzig und in Nord-

rhein-Westfalen unterstützt und gefördert.Dazu einige Beispiele: Im April 1991 hos-pitierte der neugewählte Bezirkssekretär Wer-ner David in unserem Bezirk Mittelrhein undim September 1991 waren zwei neuein-gestellte Verwaltungsangestellte des neuenLandesbezirks Südost (Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen) sowie der für die Finan-zen zuständige Kollege im Geschäfts-führenden Landesbezirksvorstand Südost zurEinarbeitung in unserem Landesbezirksbüro.Regelmäßige Arbeitsbesprechungen undmehrere Schulungsangebote wurden vonunserem Hauptvorstand organisiert. Im Sep-tember 1991 wurde von unserem Landes-bezirk ein Betriebsräte-Seminar mit Kolle-ginnen und Kollegen aus dem Bezirk Leipzigund aus dem Landesbezirk Nordrhein-West-falen in Hörste durchgeführt. Kolleginnenund Kollegen aus Leipzig waren eingeladenzu einer Klausurtagung unseres Landesbe-zirksvorstandes, zu Gesprächen in unseremLandesfrauenausschuß und als Gäste beim1. Landesbezirksjugendtag am 28. Sep-tember 1991 in Dortmund.

(2. Tätigkeitsbericht der IG Medien NRW)

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Mitgliederentwicklung

Die IG Medien NRW hatte im Jahre 1993nach langer Zeit erstmals wieder eine nega-tive Mitgliederbilanz zu verzeichnen. DieMitgliederabgänge sind zwar etwas gerin-ger als im Jahre 1992, aber es fehlen neueMitglieder. Die Anzahl der Neuzugänge hat sich imLandesbezirk NRW innerhalb von zwei Jah-ren fast halbiert. Im Jahre 1991 hatten wirnoch insgesamt 6052 neue Mitgliedergewinnen können; im Jahre 1992 waren es4877 und im Jahre 1993 nur noch 3231Kolleginnen und Kollegen, die ihren Beitrittzur IG Medien erklärten. Die Mitgliederverluste weisen in den letztendrei Jahren keine sehr großen Verände-rungen nach. Im Jahre 1991 waren 3974,im Jahre 1992 waren 4759 und im Jahre1993 waren 4572 Abgänge zu verzeich-nen. Im Vergleich der Zugänge mit den Ab-gängen war der Mitgliederverlust im Jahre1993 mit 1341 Kolleginnen und Kollegenbeträchtlich!

Zugänge Abgänge1991: 6052 3974 + 20781992: 4877 4759 + 1181993: 3231 4572 – 1341

Neue Mitglieder konnten wir in der Ver-gangenheit besonders aus Anlaß von Tarif-auseinandersetzungen gewinnen. DieGewerkschaft hatte traditionell als Schutz-gemeinschaft bei den abhängig Beschäf-tigten in den Betrieben eine große Bedeu-tung. Seitdem sich die Machtverhältnissespürbar zu Gunsten der Unternehmer ver-ändern, der Sozialabbau von den Gewerk-schaften kaum noch aufgehalten werdenkann, ist der Bedeutungsverlust der Gewerk-schaften spürbar. Die Mitgliederentwicklung der IG Medienist vor allem geprägt durch die Verluste bzw.

fehlenden Neuzugänge in den Fachgrup-pen Druckindustrie/Zeitungsverlage undPapier- und Kunststoffverarbeitung. Obwohlseit dem Jahre 1992 mehr als 17000Arbeitsplätze in der Druckindustrie bundes-weit vernichtet worden sind, erklärt der Rück-gang der Beschäftigung nur teilweise unse-re Mitgliederverluste. Es sind vermutlich vorallem die erschwerten Bedingungen für unse-re gewerkschaftliche Betriebsarbeit, die ofteinen geringeren Einfluß unserer Gewerk-schaft zur Folge haben.

Die technische Revolution

Die Mitgliederverluste in der Druckindustrieund in der Papier- und Kunststoffverarbeitungwerden auch in den nächsten Jahren anhal-ten. Die technische Revolution durch die Ein-führung von Digitalisierung und Multimediawird vor allem die grafische Industrie totalverändern. Mit rasender Geschwindigkeitentstehen neue Wettbewerbsbedingungenfür die Betriebe mit enormen Folgen für dieArbeitsplätze. Alle Druckbetriebe sind von diesem Umbruchbetroffen. Experten schätzen, daß z.B. vonden ca. 2300 Reprobetrieben in kürzesterZeit nur ca. 300 überleben werden. Der ge-samte Druckvorstufenbereich wird sich auf-lösen und in Redaktionen, Verlage und Wer-beagenturen integriert. Die Folgen der Digi-talisierung für den Druck und für die Zeitungs-und Zeitschriftenherstellung sind ebenfallsabsehbar. Die neuen Kommunikationstechniken wer-den die Beschäftigungsverhältnisse verän-dern. In den USA ist bereits erkennbar, wiedie multimediale Vernetzung der Welt durchDatenautobahnen und Telekommunikationdie Organisation der Betriebe rationalisierenwird. »Die moderne Welt steht vor einerungeheuren Umwälzung, vor einem unge-

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Aufbruch durch WandelInitiativen zur Organisationsreform (1994)

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heuren Kreativitäts- und Produktivitätssprung.Aber der Job, der sozial und rechtlich abge-sicherte Arbeitsplatz, wird nicht länger Teildieser neuen wirtschaftlichen Realität sein.Zwar wird es auch dann ungeheure Mengenvon Arbeit geben, aber sie wird nicht längerfein säuberlich aufgeteilt und abgepackt alsKästchen im Unternehmensorganigramm auf-geführt werden.« (William Bridges in sei-nem Buch »Job Shift«).

Abbau von Tarifrechten

Seit einigen Jahren ist bereits zu beobachten,daß neue Tarifrechte in den Betrieben oftnicht mehr durchgesetzt werden. Ein Bei-spiel dafür ist sicherlich der erstmalig seitOktober 1990 gültige Tarifvertrag zur För-derung der Fortbildung und Umschulung inder Druckindustrie und in Verlagen von Tages-zeitungen. Im Zusammenhang mit der kon-junkturellen Abschwächung seit Ende 1992kommt hinzu, daß Unternehmer verstärktTarifrechte mißachten und Belegschaften mitder Androhung von Arbeitsplatzverlustenunter Druck setzen. Die Schlagworte vonder Notwendigkeit einer größeren Betriebs-nähe oder der stärkeren Berücksichtigung

betrieblicher und individueller Interessen sig-nalisieren eine Tendenz, die zu einer Abkehrvom umfassenden, flächendeckenden Tarif-vertrag führen kann. Die betriebliche Praxisentspricht oftmals nicht mehr den tariflichenVerpflichtungen. Die Tarifautonomie der Verbände scheint anBedeutung zu verlieren. Über die Schutz-rechte für Arbeitnehmerinnen und Arbeit-nehmer wird zukünftig verstärkt auf derBetriebsebene entschieden. Gesetzgeber(durch tarifliche Öffnungsklauseln) und Recht-sprechung (durch Betonung des Günstig-keitsprinzips) werden zum Bedeutungsverlustvon Flächentarifverträgen beitragen. Zur Bewältigung der betrieblichen Konfliktebrauchen Betriebsräte und Belegschaftenzukünftig eine noch stärkere Unterstützungdurch ihre Gewerkschaft. Der Tarifflucht derUnternehmer durch Austritt aus dem Arbeit-geberverband und/oder Mißachtung beste-hender Tarifnormen muß durch eine energi-sche und glaubwürdige Tarifpolitik der IGMedien begegnet werden. Die notwendi-gen Entscheidungen müssen in enger Abstim-mung mit den betroffenen Mitgliedern vor-bereitet und durchgeführt werden. Die IGMedien muß ihre Bedeutung als Kampf-organisation in den Betrieben erhalten.

Landesbezirkstag 1992 in Biele-feld. Von links: Franz Kersjes,Konstantin Fox und der Vorsit-zende des Bezirks Ostwestfalen,Kollege Wolfgang Grünkemeier. Foto: Veit Mette

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Die sozialen Probleme werden aber nichtnur mit den Mitteln der Tarifpolitik zu bewäl-tigen sein. Es müssen auch neue Wege füreinen Dialog mit den Unternehmern gefun-den werden. Im Bemühen um sozialverträg-liche Lösungen zur Bewältigung wirtschaftli-cher, ökologischer und technologischer Pro-bleme muß sich die IG Medien durchKompetenz und Sachverstand in den Betrie-ben und im politisch-parlamentarischenBereich beteiligen.

Neue Aufgaben

Eine dynamische Entwicklung der Kunst- undMedienmärkte darf auch zukünftig erwartetwerden. Die Anzahl der Beschäftigungsver-hältnisse steigt. Oft werden aber nur befri-stete Arbeitsverhältnisse bzw. arbeitneh-merähnliche Vertragsverhältnisse zur Mitar-beit in konkreten Projekten/Produktionenabgeschlossen. Für die freiberuflich Tätigenbestehen meistens keine Tarifverträge. In die-sen Fällen werden von der zuständigenGewerkschaft vor allem eine kompetente

Beratung beim Abschluß der Arbeitsverträgeund umfassende Informationen zur berufli-chen Orientierung erwartet. Die IG Medien wird sich verstärkt um neueMitglieder in diesen Bereichen bemühenmüssen. Dazu sind überzeugende gewerk-schaftliche Angebote erforderlich. Zur qua-lifizierten Beratung dieses wachsenden Teilsunserer Mitgliedschaft sind kompetenteSekretäre/Sekretärinnen im hauptamtlichenBereich erforderlich. Die neuen und zusätzlichen Aufgaben inder Mitgliederbetreuung werden nur zubewältigen sein, wenn ehrenamtlich tätigeKolleginnen und Kollegen stärker einbezogenwerden (Experten in eigener Sache) und imhauptamtlichen Bereich Arbeitsschwerpunk-te festgelegt werden.

Distanz zur Funktionärs-gewerkschaft

Für jede Gewerkschaft, die in den Betrie-ben ihre wichtigste Verankerung hat, stellensich existentielle Fragen. Es muß vor allem

3. Gewerkschaftstag der IG Medien im Oktober 1995 in Bielefeld. Ein fröhlicher Abendmit den Delegierten des Landesbezirks NRW. Foto: Jürgen Seidel

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geklärt werden, welche gewerkschaftlichenAngebote von Arbeitnehmerinnen und Arbeit-nehmern erwartet werden! Vorhandene Rou-tinen und Erfahrungen von Funktionären rei-chen zur Neuorientierung bei weitem nichtaus. Es macht keinen Sinn, wenn sichGewerkschaftsvorstände und -gremien etwasNeues für die Mitglieder ausdenken. DieMitglieder müssen selbst entscheiden überihre Forderungen und Erwartungen an dieGewerkschaft. Die Gewerkschaftsorgani-sation muß sich danach eine neue Strukturgeben. Die bisherige Organisationsform beruht aufden Prinzipien von »Delegation« und »Stell-vertretung«. Die Mitglieder delegieren ihreInteressen in die Hände von ehren- und haupt-amtlichen Funktionären, die stellvertretendhandeln und die Gewerkschaft nach außenhin repräsentieren. Oft entsteht der Eindruck,daß ohne gewerkschaftliche Funktion keinEinfluß auf die gewerkschaftlichen Entschei-dungen ausgeübt werden kann.Es gab bislang vor allem zwei Mitglieder-gruppen: die einen haben die Wahrneh-mung ihrer Interessen als Lohnabhängige völ-lig dem gewerkschaftlichen Apparat über-tragen und begnügen sich mit dem Kauf desKonsumguts Interessenvertretung durch denMitgliedsbeitrag. Gewissermaßen am ande-ren Pol stehen die Kolleginnen und Kollegen,die sich mit den Zielen der Gewerkschaftenvoll identifizieren und meist überaus intensivin der Gewerkschaft mitarbeiten. Das sinddiejenigen, die häufig Funktionäre werden,vom Vertrauensmann oder der Vertrauens-frau bis zum hauptamtlichen Gewerkschafter. Zahlreiche Kolleginnen und Kollegen möch-ten sich an der Meinungsbildung in denGewerkschaften beteiligen, ohne gleich einMandat übernehmen zu müssen. Sie fühlensich aber oft schlecht informiert und ausge-grenzt, durch Funktionäre bevormundet undan den Entscheidungen nicht beteiligt. DieseDefizite führen auf Dauer zum Glaubwürdig-keitsverlust ihrer Gewerkschaft schlechthin. Die gestörten Kommunikationsbeziehungenzeigen sich in der fehlenden Transparenzund Erfahrbarkeit der Organisation. Für Mit-glieder, die nicht in Betrieben gewerk-schaftlich erreichbar sind, ist das Gefühl derIsolation oft beträchtlich.

Diskussionsvorschläge zur Reform der IG Medien

Ein erster wesentlicher Schritt zur Reformunserer Gewerkschaft wären veränderteOrganisationsstrukturen. Mit einer gründli-chen Überarbeitung unserer Satzung könn-ten die notwendigen Voraussetzungen bereitsdurch Beschlüsse des nächsten Gewerk-schaftstages 1995 geschaffen werden. Weni-ger Vorschriften, dafür mehr Offenheit undGestaltungsmöglichkeiten entsprechend denBedürfnissen unserer Mitglieder könnte dieAkzeptanz unserer Gewerkschaft verbessernhelfen. Die große Mehrzahl der folgenden Diskus-sionsvorschläge zielt auf Veränderungen inden Landesbezirken. Die meisten Überle-gungen könnten schon morgen zumindestausprobiert werden, wenn es die Satzungdenn zuläßt. Dazu könnten notwendigeAnträge bereits zum Landesbezirkstag undGewerkschaftstag 1995 gestellt werden.Geklärt werden müssen auch die Zustän-digkeiten der verschiedenen Organisations-ebenen. Bevor jedoch das Verhältnis zwi-schen Zentrale und Landesebene geklärtwerden kann, müssen vergleichbare Verhält-nisse zwischen den Landesbezirken her-gestellt werden. Das bedeutet, eine Zu-sammenlegung von Landesbezirken mitvergleichbaren Finanz- und Personalaus-stattungen ist unverzichtbar. Die Arbeit derLandesbezirke muß auch zukünftig durchden Hauptvorstand/Bundesvorstand syste-matisch koordiniert werden, allerdings bes-ser als bisher.Die IG Medien wird den gewaltigen Anfor-derungen in der Zukunft nur dann gewachsensein, wenn wesentliche Reformen in allenOrganisationsbereichen durchgesetzt wer-den können. Ein Drängen unserer Mitgliederist kaum zu spüren. Die verantwortlichenehrenamtlichen und hauptamtlichen Funk-tionäre müssen deshalb die Veränderungenaus eigener Kraft und gegen ihre eigenenGewohnheiten und Routinen entwickeln unddurchsetzen. Eine schwierige Aufgabe.

(Beschluß des Landesbezirksvorstandes derIG Medien NRW vom Oktober 1994)

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Seit frühesten Anfängen haben die Gewerk-schaften auf dem Boden internationaler Ver-ständigung und Solidarität gestanden. Durchdie weltpolitische Entwicklung nach 1945,durch das Entstehen von Machtblöcken inWest und Ost, sind Spannungen undGegensätze entstanden, die abzubauen imwohlverstandenen Sinn einer allgemeinenFriedenspolitik auch eine gewerkschaftlicheAufgabe ist.Die Industriegewerkschaft Druck und Papierhat im Rahmen der ihr gegebenen Mög-lichkeiten versucht, abgerissene internatio-nale Verbindungen wieder zu knüpfen unddauerhafte Kontakte herzustellen. So konn-ten in den drei Jahren von 1968 bis 1970Freundschaftsbesuche zu einer Reihe vonGewerkschaftsvorständen in osteuropäischenLändern und zu denen von Israel hergestelltwerden.Auf Initiative des Landesbezirks Nordrhein-Westfalen wurde dabei zum ersten Maleauch ein offizieller Kontakt auf regionalerEbene mit einer UdSSR-Gewerkschaft auf-genommen und durch Besuch und Gegen-besuch von Delegationen eine Atmosphäredes Verstehens geschaffen.Verstärkt durch drei Kollegen aus dem Lan-desbezirk Bayern und einem Vertreter desGeschäftsführenden Hauptvorstandes star-teten im Oktober 1970 die Kollegen Brüß(Ortsverein Köln), Engelmann (OrtsvereinDortmund), und Gent (Landesbezirk) nachKiew, um dort für 10 Tage Gäste des Ukrai-nischen Komitees der Kulturarbeitergewerk-schaft zu sein. Besuche in Charkow undMoskau rundeten ein Bild ab, das nicht in dieallgemeinen Klischeevorstellungen hinein-paßte. Betriebsbesuche, offen geführte Dis-kussionen über Arbeitsbedingungen, Sozial-einrichtungen, Gesundheitsvorsorge undnicht zuletzt über Gewerkschaftsarbeit warenwillkommene Gelegenheiten, sich aus ersterHand zu informieren. Auf beiden Seiten war

die Verständigungsbereitschaft für sichabzeichnende Gegensätze auf Grund derunterschiedlichen Gesellschaftssysteme immergegeben. Absolut einig war man sich in derErkenntnis der Notwendigkeit, alles für einendauerhaften Frieden zu tun.Inzwischen erfolgte Anfang Dezember 1970auch ein Gegenbesuch der sowjetischen Kol-legen in der Bundesrepublik. Sie waren beiihrem zehntägigen Aufenthalt Gäste des Lan-desbezirks Bayern, des Hauptvorstandesund während der letzten vier Tage Eingela-dene unseres Landesbezirkes.In einem inzwischen beim Hauptvorstandeingegangenen Schreiben vom Vorsitzen-den des Zentralkomitees der Gewerkschaftder Kulturschaffenden in der Sowjetunion(die Druckindustrie und die Papierverarbei-tung sind in diese Organisation eingeglie-dert) wird besonders herausgestellt, daß derLeiter der Delegation in einer Präsidiumssit-zung in Moskau einen ausführlichen Berichtüber den Aufenthalt der ukrainischen Dele-gation in der BRD erstattete und dabei vieleinteressante Gespräche und Besichtigungenherausstellte.Da alle Delegationsteilnehmer in ihren Berei-chen wichtige Funktionen bekleiden, kanneine besonders große Verwertbarkeit ihrergewonnenen Eindrücke angenommen wer-den.Zur Delegation gehörten: lwan Krawtschen-ko, Vorsitzender des Ukrainischen Republik-Komitees der Gewerkschaft der Kulturarbei-ter, Leiter der Delegation; Nicolai Badach,Stellvertretender Minister des UkrainischenPresse-Kombinats Kiew; Josef Bey, Direktorder Kiewer Buchfabrik, Mitglied des Bezirks-vorstandes der Kulturarbeiter-Gewerkschaftin Kiew; Witaliy Kotljar, Technischer Inge-nieur, Vorsitzender der Betriebs-Gewerk-schaftsleitung der Kiewer Buchfabrik; NinaGrunsinskaja, Vorsitzende der Betriebs-Gewerkschaftsleitung der Charkower Buch-

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Internationale Kontakte

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fabrik, Mitglied der Bezirksleitung derGewerkschaft der Kulturarbeiter in Char-kow; lwan Gubka, Offsetdrucker in der Char-kower Buchfabrik; Alexander Kuladin,Sekretär der Auslandsabteilung im Zentral-komitee der Kulturarbeiter-Gewerkschaft inMoskau, Dolmetscher.Ebenfalls einen Gegenbesuch abstattend,traf im September 1970 für einen Tag eineaus fünf Personen bestehende israelischeDelegation beim Landesbezirk in Köln ein.Neben der Besichtigung einer modernenTiefdruckerei wurden vor allem Informations-Gespräche mit dem Kölner Ortsvereinsvor-stand von den Israelis begrüßt. Auch hier lie-gen inzwischen Berichte aus Tel Aviv vor,die einen sehr positiven Eindruck ihresDeutschland-Besuches vermitteln. In einemAbschnitt heißt es: »Viele Eindrücke nahmenwir mit uns heim, viele Konsequenzen wer-den wir für unsere Weiterarbeit zu ziehenhaben. Doch scheint mir, daß die Delega-tion als wertvollstes Aktivum die Bereitschaftunserer deutschen Freunde mitbringt, unsbei der Entwicklung unserer Industrie zu hel-fen, uns ihr Wissen zu übermitteln, sei es aufberuflichem, sei es auf organisatorischemGebiet.«

Zur Delegation gehörten: Zwi Assaf, Vorsit-zender des Landesverbandes der Drucker-gewerkschaft, Tel Aviv; Arie Gil, Sekretärdes Landesverbandes; Zheskia Gidalov,Sekretär des Ortsverbandes der Druckerge-werkschaft Jerusalem; Yechiel Neumann, Lei-ter der Plattenherstellung im Offsetdruck;Levin-Epstein, Tel Aviv; Chanoch Livneh, Vor-sitzender der Berufskommission im israeli-schen Wirtschaftsministerium, Tel Aviv.

(9. Tätigkeitsbericht der IG Druck und PapierNRW)

Die guten und freundschaftlichen Kontakteunseres Landesbezirks zur sowjetischen Kul-turarbeitergewerkschaft wurden in denzurückliegenden Jahren fortgesetzt. Im Rah-men des devisenlosen Austausches von Dele-gationen konnten neue Eindrücke und Erfah-rungen gesammelt werden. Die politischeEntwicklung in der Sowjetunion fand dabeiunser besonderes Interesse.Aus Anlaß der DRUPA-Ausstellung in Düs-seldorf hatte unser Landesbezirk in der Zeitvom 9. bis 18. Mai 1986 eine zehnköpfigegeorgische Delegation aus Tbilissi zu Gast.

Besuch einer Delegation aus derUkraine auf Einladung der IG Druck und Papier NRW.

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Bei unserem Gegenbesuch in der Zeit vom30. August bis 10. September 1986 hattenelf Kolleginnen und Kollegen unseres Lan-desbezirks die Gelegenheit, in Moskau, Batu-mi und Tbilissi sich durch zahlreiche Besich-tigungen und Gespräche zu informieren.Mit dem Arbeitsprogramm des Landesbe-zirksvorstandes für diese Legislaturperiodewurde beschlossen, im Jahre 1987 einenAustausch bzw. Besuch von Funktionärenaus der Papierverarbeitung durchzufahren.In der Zeit vom 18. 08. bis 27. 08. 1987waren elf Kolleginnen und Kollegen unseresLandesbezirks auf einer Delegationsreisenach Moskau, Irkutsk und Bratsk. In denGesprächen mit Schriftstellern, Journalistenund Kolleginnen und Kollegen in verschie-denen Betrieben haben wir Leben und Arbeitin Sibirien kennengelernt. Wir haben diegroßen Umweltprobleme ebenso kennen-gelernt wie die großen technischen Leistun-gen in verschiedenen Produktionsbereichen.Besonders die hohe Qualität in der Papier-herstellung wurde uns eindrucksvoll demon-striert. Die engagierten Diskussionen zu denpolitischen Veränderungen haben uns vieleunmittelbare Erkenntnisse vermittelt. Auchbeim Gegenbesuch einer Delegation ausIrkutsk in der Zeit vom 14. bis 23. Septem-ber 1987 konnten wir viele Informationenund Meinungen austauschen. Der Aufent-halt unserer sowjetischen Gäste in unsererHeimvolkshochschule in Hörste, die Betriebs-besuche bei Melitta in Minden, bei Dohseund Küster-Pressedruck in Bielefeld sowiedie zahlreichen persönlichen Kontakte undBegegnungen haben erneut freundschaftlicheBeziehungen entstehen lassen.Bei der Vorbereitung und Durchführung unse-rer Tarifauseinandersetzungen hat sich diegute Zusammenarbeit mit unseren nieder-ländischen Freunden von der GewerkschaftDruk en Papier vorbildlich bewährt. Ein regerInformationsaustausch und die Mitwirkung ingewerkschaftlichen Veranstaltungen hat dieSolidarität gestärkt. Es dürfte den Unterneh-mern der Druckindustrie und der Papierver-arbeitung auch in der Zukunft kaum möglichsein, in einer Arbeitskampfsituation oder beibetrieblichen Konflikten Auftragsverlage-rungen in die Niederlande vorzunehmen.Aus aktuellem Anlaß haben wir auch erstmals

eine Zusammenkunft mit österreichischenKollegen im August 1988 in Köln durchge-führt. Die Beteiligung des WAZ-Konzerns anden beiden größten Tageszeitungen in Öster-reich, der »Kronen-Zeitung« und dem »Ku-rier«, haben uns veranlaßt, insbesondereden Kontakt zwischen den betroffenen Betriebsräten herzustellen. Darüber hinaussind weitere Zusammenkünfte und Seminaregeplant, die auf der Grundlage eines stän-digen lnformationsaustausches die Voraus-setzung für gemeinsames Handeln schaffensollen.Mit Unterstützung unseres Hauptvorstandesund der Hans-Böckler-Stiftung sind interna-tionale Kontakte zwischen den Betriebsrätenim Bertelsmann-Bereich hergestellt worden.Dabei hat sicher allerdings gezeigt, daß dieausländischen Kollegen aus Spanien, Italien,Portugal und Österreich teilweise ein ande-res Verständnis über die Gewerkschafts- undBetriebsratsarbeit haben. Gerade deshalb istes aber notwendig, möglichst regelmäßigZusammenkünfte zu organisieren und einenregelmäßigen lnformationsaustausch zugewährleisten. Unsere internationale Koope-ration soll zukünftig in Zusammenarbeit mitder Europäischen Grafischen Föderation(IGF), fortgeführt werden. Das Hauptzielbesteht darin, die permanenten Auftrags-verlagerungen auch im Falle von nationalenArbeitskämpfen abzuwehren.

(15. Tätigkeitsbericht der IG Druck und PapierNRW)

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Kontinuität war gefragt

Nur vier Vorsitzende in 50 Jahren

Christian Fette · 1946 –1949

Fritz Gent · 1965–1980 Franz Kersjes · seit 1980

Hans Schlömer · 1949–1965

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