6 30 Hannover.pptx [Schreibgeschützt]...BGH 7. 8.2013 XII ZB 559/11 § 1631b BGB: Fixierung mdj....

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30.06.2015 1 Trends in der Weiterentwicklung und Versorgungsplanung der KJPP 30.06.2015 Hannover J. M. Fegert, Ulm Offenlegung möglicher Interessenkonflikte In den letzten 5 Jahren hatte der Autor (Arbeitsgruppenleiter) – Forschungsförderung von EU, DFG, BMG, BMBF, BMFSFJ, Ländersozialministerien, Landesstiftung BaWü, Päpstliche Universität Gregoriana, Caritas, CJD – Reisebeihilfen, Vortragshonorare, Veranstaltungs- und Ausbildungs-Sponsoring von DFG, AACAP, NIMH/NIH, EU, Goethe Institut, Pro Helvetia, Shire, Fachverbände und Universitäten sowie Ministerien – Keine industriegesponserten Vortragsreihen, „speakers bureau“ – Klinische Prüfungen und Beratertätigkeit für Servier, BMBF, Lundbeck – Mindestens jährliche Erklärung zu conflicts of interest gegenüber der DGKJP und AACAP wegen Komissionsmitgliedschaft – Kein Aktienbesitz , keine Beteiligungen an Pharmafirmen, Mehrheitseigner 3Li

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  • 30.06.2015

    1

    Trends in der Weiterentwicklung und Versorgungsplanung der KJPP

    30.06.2015 Hannover

    J. M. Fegert, Ulm

    Offenlegung möglicher Interessenkonflikte

    In den letzten 5 Jahren hatte der Autor (Arbeitsgruppenleiter)

    – Forschungsförderung von EU, DFG, BMG, BMBF, BMFSFJ,Ländersozialministerien, Landesstiftung BaWü, PäpstlicheUniversität Gregoriana, Caritas, CJD

    – Reisebeihilfen, Vortragshonorare, Veranstaltungs- undAusbildungs-Sponsoring von DFG, AACAP, NIMH/NIH, EU,Goethe Institut, Pro Helvetia, Shire, Fachverbände undUniversitäten sowie Ministerien

    – Keine industriegesponserten Vortragsreihen, „speakersbureau“

    – Klinische Prüfungen und Beratertätigkeit für Servier, BMBF,Lundbeck

    – Mindestens jährliche Erklärung zu conflicts of interestgegenüber der DGKJP und AACAP wegenKomissionsmitgliedschaft

    – Kein Aktienbesitz , keine Beteiligungen an Pharmafirmen,Mehrheitseigner 3Li

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    Proportionale Verteilung der Geldgeber

    Industrie1%

    Stiftungen21%

    Bundesmittel + DFG56%

    EU15%

    Länderministerien7%

    DRITTMITTELEINNAHMEN KJPP ULM 2013 NACH GELDGEBER 

    Gliederung• Einleitung Spezifika der Kinder- und

    Jugendpsychiatrie mit Blick auf Versorgungsplanung; Entwicklungstrends

    • Paradoxon: Demographie und Morbiditätsentwicklung, Krankenhaushäufigkeiten

    • Versorgungsrealitäten• Entgeltdebatte und Reformstau• Continuum of care• Schnittstelle Jugendhilfe und KJPP• Inklusive Lösung

    – Schulbegleitung als Beispiel• Fazit

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    Warum fachspezifische Psychiatrieplanung für Kinder-und Jugendliche

    • UN KRK; UN Behindertenrechtskonvention• Andere personelle Voraussetzungen nach Psych PV

    reflektieren Anspruch auf Krankenbehandlung und Erziehung

    • KJPP eigener Facharzt, Entwicklungsspezialist– Andere Morbidität: Entwicklungsverläufe, häufig

    erster Kontakt mit Hilfesystem• Andere Schnittstellen und Kooperationspartner

    – Z.B. Eingliederungshilfe SGB VIII– Schule

    • Andere rechtliche Voraussetzungen (z.B. Zwang; off label use; Schutz vor Übergriffen, Schutzkonzepte)

    • Andere Bedeutung der Familie, der Eltern

    BGH 7. 8.2013 XII ZB 559/11 § 1631b BGB: Fixierung mdj. Kinder ist keine Unterbringung

    Entscheidung des BGH wurde bei der aktuellen Debatte um die Reform der Psych KGs vielerorts nicht berücksichtigt

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    Runder Tisch „Sexueller Kindesmissbrauch“ 2010‐2011

    Bedarf einer flächendeckenden Qualifizierung von medizinischen und pädagogischem Personal 

    Etablierung präventiver Strukturen 

    Erkennen von sexuellem Missbrauch

    Umgang mit Verdachtsfällen 

    Unterstützung von Betroffenen

    Ergebnisse Auseinandersetzung mit der Problematik „Sexueller Kindesmissbrauch“ zur Zeit des runden Tisches

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    Missbrauch im medizinisch-therapeutischen Setting

    Qualitative Auswertungen der Dynamiken sexuellen Missbrauchs im medizinisch-therapeutischen Setting:

    • Missbrauch in anderem Kontext und erneuter Missbrauch durch Therapeut/ Arzt/ Psychotherapeut/ Pflegepersonal/ Klinikseelsorger/ Klinikschullehrer etc.

    • Abhängigkeit vom Therapeuten bzw. Pflege- und Erziehungsdienst oder Furcht vor Realisierung von Drohungen

    • Missbrauch von Tätern als Teil der Therapie dargestellt• Folgen:

    – massive Beziehungsstörungen– Psychische Störungen

    • Forderungen:– Aufklärung– Beschwerdemanagement Systeme in Kliniken– Ansprechpartner/Netzwerke– Spezielle Therapien zur Aufarbeitung

    Mehr-Ebenen-Strategie der Prävention Implementierung von Mindeststandards

    1. Vorlage eines verbindlichen Schutzkonzeptes 2. Durchführung einer einrichtungsinternen Analyse zu

    arbeitsfeldspezifischen Gefährdungspotentialen und Gelegenheitsstrukturen

    3. Bereitstellung eines internen und externen Beschwerdeverfahrens

    4. Notfallplan für Verdachtsfälle5. Hinzuziehung eines/einer externen Beraters/Beraterin

    Verdachtsfällen (z.B. Fachkraft für Kinderschutz)6. Entwicklung eines Dokumentationswesens für Verdachtsfälle7. Themenspezifische Fortbildungsmaßnahmen für

    MitarbeiterInnen durch externe Fachkräfte8. Prüfung polizeilicher Führungszeugnisse 9. Aufarbeitung und konstruktive Fehlerbearbeitung

    im Sinne der Prävention und Rehabilitierungsmaßnahmen

    (Unterarbeitsgruppe I des Runden Tisches Kindesmissbrauch)

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    Entsprechend der UN-Kinderrechtskonvention sind die Rechte von Mädchen und Jungenauf institutioneller Ebene verankert

    Ohne Möglichkeit diese einzufordern, bleiben Regeln und Rechte wirkungslos

    Niederschwellige Beschwerdesysteme für Kinder

    Freisprechanlage zum Patientenfürsprecher und zu den umliegenden Jugendämtern in der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie in Ulm

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    Information

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    Projekt „Ich bin sicher!“

    Ein interdisziplinäres Verbundprojekt der 3 Standorte Universität Hildesheim, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/ Psychotherapie des Universitätsklinikums Ulm und Hochschule Landshut; gefördert vom BMBF im Rahmen der Förderlinie „Sexuelle Gewalt in pädagogischen Kontexten“

    – Studienrelevante Kontexte: Heime, Internate und Kliniken

    – Zielgruppen:• Kinder und Jugendliche (K/J) von 11 bzw.

    14 bis 18 Jahren, in stationärer Unterbringung

    • Betreuungspersonen (BP), keine Leitungsfunktion

    – Studiendesign: Methodenkombination• Qualitative Gruppendiskussionen vor Ort

    • Quantitative Online-Befragung

    „Ich bin sicher!“ – Schutzkonzepte aus der Sicht von Jugendlichen und Betreuungspersonen

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    Kinderpsychiatrie „von innen“ multidisziplinär

    – Nach PsychPV arbeiten in der Kinder- und Jugendpsychiatrie folgende Berufsgruppen zusammen:

    – Ärzte– Psychologen– Pädagogen– Sozialpädagogen– Sonderpädagogen– Sozialarbeiter– Ergotherapeuten– Musiktherapeuten– Kunsttherapeuten– Krankengymnasten und Bewegungstherapeuten– andere Kreativtherapeuten– sowie im Pflege- und Erziehungsdienst, Krankenpflegeberufe,

    Heilerziehungspfleger und Erzieher

    – Außerhalb PsychPV– Hausmeister, Verwaltung etc.– Lehrer in der Klinikschule

    Expertise 2002 Niedersachsen

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    Schnittstellen und Interdisziplinarität

    Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie ist ein Fach mit vielen Schnittstellen:

    1. Schnittstellen innerhalb des Gesundheitswesens

    - zur Grundversorgung (Pädiatrie, Allgemeinmedizin)

    - zu Psychologischen Psychotherapeuten und Kinder- und

    Jugendlichenpsychotherapeuten

    - zur Erwachsenenpsychiatrie (Transition)- zur Psychosomatik

    - zum öffentlichen Gesundheitsdienst

    - zur Arbeitsmedizin und Sportmedizin

    - etc.

    Schnittstellen und Interdisziplinarität

    2. Schnittstellen mit anderen Systemen

    - SGB VIII (Jugendhilfe, insbesondere § 35 a SGB VIII)

    Inklusionsdebatte, „große Lösung“, Unterstützung bei

    Teilhabebeeinträchtigung für alle Kinder und Jugendlichen

    - SGB XII (Sozialhilfe, insbesondere bei

    Mehrfachbehinderung)

    - Zukünftiges SGB XIV (Soziales Entschädigungsrecht;

    jetzt OEG, insbesondere bei Traumafolgestörungen bei

    Kindern und Jugendlichen als Verbrechensopfer)

    - Schnittstelle zur Arbeitsagentur

    - Schnittstelle zur Schule

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    Beginn und Verlauf psychischer Störungen

    Age of onset of mental disorders: A review of recent literature(Kessler, Amminger, Aguilar‐Gaxiola et al. 2007) Median and inter‐quartile range (IQR; 25th–75th percentiles):• Phobien (7–14, IQR: 4–20)

    • Impulskontrollstörung (7–15, IQR: 4–35)

    • Andere Angststörungen (25–53, IQR: 15–75),

    • Affektive Störungen (25–45, IQR: 17–65)

    • Substanzabusus/Sucht (18–29, IQR: 16–43)

    Fast die Hälfte aller psychischen Störungen beginnt in Pubertät, ¾ bis Mitte Zwanzig

    (Mega-) Trends mit Bedeutung fürVersorgungsplanung

    • Demographie• Morbiditätsentwicklung• Krankenhaushäufigkeiten• Entgeltdebatte und Reformstau• Sektorenübergreifende

    Versorgung und Inklusionsdebatte• Schnittstellenarbeit

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    Gliederung• Einleitung Spezifika der Kinder- und

    Jugendpsychiatrie mit Blick auf Versorgungsplanung; Entwicklungstrends

    • Paradoxon: Demographie und Morbiditätsentwicklung, Krankenhaushäufigkeiten

    • Versorgungsrealitäten• Entgeltdebatte und Reformstau• Continuum of care• Schnittstelle Jugendhilfe und KJPP• Inklusive Lösung

    – Schulbegleitung als Beispiel• Fazit

    Bevölkerungsentwicklung: Abnahme Gesamtbevölkerung, aber Veränderungen nicht primär bei Minderjährigen

    Statistisches Bundesamt 2014/Zensus 2011: •insgesamt 1,5 Mio. Menschen weniger als zuvor angenommen

    •Abnahme überwiegend bei den mittleren Jahrgängen

    Statistisches Bundesamt 2013:• stabile Geburtenziffer

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    Veränderungen:

    Zunahme der Bevölkerung mit Migrationshintergrund: •+ 3,8 % •eigene Migration + 3,6 %

    •deutlicher Geburtenüberschuss gegenüber Einheimischen 

    •= besonders hoher Anteil an Personen mit Migrationshintergrund bei unter 18jährigen 

    Kinder mit Migrationshintergrund:30 % Armutsrisiko vs. 12,9 % allgemein

    Aus:Fuhr 2012.Daten des Mikrozensus 2010;Hrsg. Stat. Bundesamt Risikokumulation

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    Ergebnisse KIGGS 2014 Prävalenz: gleichbleibend 20,2 % sind auffällig

    Hölling et al. 2014

    High-risk Populationen

    Bella Studie (Ravens ‐Sieberer2006) und RKI KIGGS‐Survey (2006, 2007) bestätigen englische Befunde (Meltzer et al. 2001): • doppeltes Risiko bei Alleinerziehen (OR:2,09)

    • aktuelle Familienkonflikte (OR: 4,97)

    • Konflikte in der Familie der Eltern (OR: 2,02‐3,89) 

    • Unzufriedenheit in der Partnerschaft (OR: 2,75) 

    Die Risiken zu erkranken sind auch abhängig vom SES, KiGGSWelle1: Zusammenhang hat sich in den letzten Jahren nicht verändert (Höllinget al. 2014)•unterste vs. oberste Sozialschicht: 

    Risiko für Hyperaktivität x 3,2

    Dissozialität x 4,7

    Ängste x 1,7

    Risiko für psychische Erkrankung steigt mit mehreren Belastungen• bei 3 Risiken 30,7%

    • bei 4 Risiken 47,7% aller betroffenen Kinder 

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    BELLA-Studie (2014)

    Neue Ergebnisse (Ravens‐Sieberer et al 2014, e‐pub):

    • 74 % der untersuchten 2.862 Kinder/Jugendlichen 7‐17 J

    blieben über 6 Jahre symptomfrei.

    • 16 % remittierten

    • 3 % persistierende psych. Störungen

    • 64 % behandelt

    • 7 % akute oder rezidivierende psych. Störungen

    • 33 % behandelt

    Ergebnisse KIGGS 2014SES: eher (noch) höhere Prävalenz in unterer Schicht

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    Niedriger SES:signifikant ggü. höheren benachteiligt und emotional verschlechtert

    Hölling et al. 2014

    Zusatzrisiko: Einelternfamilie und Stieffamilie

    Rattay et al 2014

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    Exklusion ist teuer (EU Grünbuch)

    Abb.: Langzeitkosten psychischer Gesundheitsprobleme, umgerechnet auf Euro zum Preisniveau 2002 (Scott, Knapp, Henderson & Maughan,2001. Umrechnung in Euro durch David McDaid, Mental Health Economics European Network).Quelle: Scott, S., Knapp, M., Henderson, J. & Maughan, J. (2001). Financial costs of social exclusion. Follow-up study of anti-social children into adulthood. British Medical Journal, 323, 191-196.

    Krankenhaushäufigkeiten von 2003-2012

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    ErgebnisseKrankenhaushäufigkeiten von 2003-2012

    • Untersucht wurden Daten der Krankenhäuser im Bundesgebiet

    • Zeitraum: 2003-2012

    • Statistische Mittel: Regressionsanalyse und t-Test

    • Daten wurden nach Altersgruppen getrennt 0-bis 15-Jährige (Kinder)

    15-bis 20-Jährige

    20-bis 25-Jährige

    deutliche Zunahme F-Diagnosen in den Altersgruppen der 0-bis 15-Jährigen sowie der 15-bis unter 25-Jährigen

    Jugendliche / junge Erwachsene

    Krankenhaushäufigkeiten – KinderAltersverteilung der F-Diagnosen nach Jahren

    • Anstieg der F-Diagnosen bei 0- bis 15-Jährigen• Anstieg sowohl bei Jungen als auch bei Mädchen festzustellen

    Plener, Paul L. ; Straub, J. ; Fegert, Jörg.. ;Keller Ferdinand. (2015) Nervenheilkunde, Vol.34(1), pp.18‐23.

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    Krankenhaushäufigkeiten – KinderVeränderung in den einzelnen Diagnosen (F9 differenziert)

    • Schizophrenie gleichbleibend häufig diagnostiziert

    • Abnahme bei organischen psychischenStörungen, Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen sowie Intelligenzstörungen

    )Nervenheilkunde, Vol.34(1), pp.18-23.

    Deutlichste Zunahme bei Störungen bedingt durch psychotrope Substanzen, affektiven Störungen, neurotischen, Belastungs- und somatoformen Störungen sowie Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn der Kindheit und Jugend

    Krankenhaushäufigkeiten – KinderVeränderung in den einzelnen Diagnosen (F9 differenziert)

    • Abnahme bei Störungen des Sozialverhaltens, anderen Verhaltens- und emotionale Störungen sowie psychische Störungen ohne nähere Angaben

    Plener, Paul L. et al. Nervenheilkunde, Vol.34(1), pp.18-23.

    Zunahme bei hyperkinetischen Störungen, kombinierten Störungen Sozialverhalten und Emotionen, emotionalen Störungen des Kindesalters, Störungen sozialer Funktionen und Tic-Störungen

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    Krankenhaushäufigkeiten – KinderVeränderung nach Bundesländern

    Signifikanter Anstiegder  im Krankenhaus wegen psychischer Erkrankungen behandelten Kinder und Jugendlichen in allen Bundesländern außer in Bremen, Saarland, Sachsen‐Anhalt und Schleswig‐HolsteinPlener, Paul L. ; Straub, Joanna. ; Fegert, Jörg.M. ; Keller, Ferdinand. (2015) Nervenheilkunde, Vol.34(1), pp. 18-23.

    Krankenhaushäufigkeiten – Jugendliche und junge ErwachseneVeränderung in den einzelnen Diagnosen

    • Deutlichste Zunahme bei Störungen durch psychotrope Substanzen, affektiven Störungen, neurotischen, Belastungs- und somatoformen Störungen, Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen sowie Verhaltens-und emotionalen Störungen mit Beginn der Kindheit und Jugend

    • Abnahme bei Schizophrenie

    Plener, P. L., Groschwitz, R. C., Franke, C., Fegert, J. M. & Freyberger, H. J. . Die stationäre psychiatrische Versorgung Adoleszenter in Deutschland. Zeitschrift für Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie, 63 (3), 2015, 1‐6. 

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    • Krankenhaushäufigkeiten – Jugendliche und junge ErwachsenenVeränderung nach BundesländernAnstieg psychischer Erkrankungen15- bis unter 25-Jährige: Anstieg in allen Bundesländern

    Kein signifikanter Anstieg bei 20 bis 25- Jährigen in Bremen, Brandenburg, Hessen, Saarland, Sachsen- Anhalt und Schleswig-Holstein

    Plener, P. L., Groschwitz, R. C., Franke, C., Fegert, J. M. & Freyberger, H. J. Die stationäre psychiatrische Versorgung Adoleszenter in Deutschland. Zeitschrift für Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie, 63 (3), 2015, 1-6.

    Krankenhaushäufigkeiten – Jugendliche vs junge Erwachsene: Vergleich zwischen den Altersgruppen

    •Signifikante Zunahme in den meisten F‐Kategorien 

    •Signifikante Abnahme bei Schizophrenie 

    •Entwicklungs‐störungen sowie Verhaltens‐ und emotionale Störungen bei 20‐ bis unter 25‐Jähren deutlich seltener diagnostiziertPlener, P. L., Groschwitz, R. C., Franke, C., Fegert, J. M. & Freyberger, H. J. Die stationäre psychiatrische Versorgung Adoleszenter in Deutschland. 

    Zeitschrift für Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie, 63 (3), 2015, 1‐6. 

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    Gliederung• Einleitung Spezifika der Kinder- und

    Jugendpsychiatrie mit Blick auf Versorgungsplanung; Entwicklungstrends

    • Paradoxon: Demographie und Morbiditätsentwicklung, Krankenhaushäufigkeiten

    • Versorgungsrealitäten• Entgeltdebatte und Reformstau• Continuum of care• Schnittstelle Jugendhilfe und KJPP• Inklusive Lösung

    – Schulbegleitung als Beispiel• Fazit

    Versorgung in der KJPP in Deutschland

    Versorgungsdiskrepanzen:

    • 1:8 zwischen Bundesländern stationär,

    • 1:16 zwischen Kreisen ambulant

    • erst in Entwicklung begriffene ambulante Bedarfsplanung

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    Analyse Vertragsarztsystemlt. Bertelsmann-Stiftung

    • ÜberdurchschnittlicheWerte (Ärzte und KJPths) nur in den Universitäts‐ und Großstädten (bis zu 150 Spezialisten pro 100.000!)

    • Bei Weglassen der 20 Kreisemit Extremwertennoch

    Schwankungen um Faktor 16,6 in der BRD

    • Bundesdurchschnitt: etwa 29 Spezialisten auf 100.000 EW

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    Versorgungssituation: bisherige ErgebnisseBMZ KJPP vollstationär 2013: Schwankungen um Faktor 3,6

    Land

    BettenKJPP2013   1)

    Veränderunggegenüber2010

    Einwohner< 18 J 2)

    Zu‐oder Abnahme seit Vorjahr

    BMZ 2013 (Betten/10.000 EW< 18)

    BMZ 2005 (GMK‐Bericht2007) 3)

    BaWü 599 +32 1.818.120 + 3,29 2,62Bayern 623 +104 2.083.447 + 2,99 1,74Berlin** 200 +35 523.649 + 3,82 2,85Brandenburg 211 = 354.593 + 5,95 5,61Bremen 50 = 99.340 + 5,03 4,51Hamburg 148 +21 276.826 + 5,35 3,57Hessen 526 +66 998.724 ‐ 5,26 3,63Mecklenburg‐Vorpommern 184 +10 225.586 + 8,16 6,89Niedersachsen 655 +33 1.314.059 ‐ 4,99 3,92NRW 1.160 +32 2.917.733 ‐ 3,98 3,06Rheinland‐Pfalz 270 +70 644.863 ‐ 4,19 2,27Saarland 49 +3 142.197 ‐ 3,45 2,50Sachsen 382 +21 578.758 + 6,60 5,88Sachsen‐Anhalt 331 ‐2 299.988 + 11,03 8,74Schleswig‐Holstein 254 +5 465.036 ‐ 5,46 4,31Thüringen 299 +30 300.565 + 9,95 7,07

    Bund 5.941 13.043.484 ‐12.066 4,55 4,32

    ** Berlin hat zusätzlich ein tagesklinisches Angebot i.V. 1:

    1.Statistisches Bundesamt: Grunddaten der Krankenhäuser, Fachserie 12 Reihe 6.1 für 2013;

    2.Statistisches Bundesamt: Bevölkerungsstatistik zum 31.12. 2013; Vorausrechnung nach Mikrozensus 2011;

    3.Tabellenanhang zum Bericht „Psychiatrie in Deutschland –Strukturen, Leistungen, Perspektiven“ der AG Psychiatrie der Obersten Landesgesundheitsbehörden an die Gesundheitsministerkonferenz 2012

    sowieeigene Berechnungen

    Seit Psych-PV deutlicher Bettenabbau undLeistungsverdichtung KJPP

    1991 1995 2005 2013 1991‐2013

    Veränd.

    Fallzahl 20.108 23.302 37.699 55.633 +277 %

    Verweildauer

    Tage126,3 63,4 43,2 36,2 ‐ 71 %

    Berechnungs/‐Beleg.tage

    2.539.894 1.478.07

    6

    1.626.719 2.011564 ‐ 21 %

    Betten, aufgest.

    8.316 4.858 4.921 5.941* ‐ 29 %

    Quelle: Stat.Bundesamt, Jahresberichte Fachserie 12. Reihe 6, und eig. Berechnungen*= Zuwachs bedingt durch moderaten Ausbau a) ortsnaher Einrichtungen sowie Nachbesserungen im Bereich unterversorgter Gebieteund b) spezieller Angebote wie z.B. für die Suchtbehandlung Jugendlicher

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    Vergleich KJPP vs. EPP stationäre Versorgung Versorgungsgebiete

    Kinder und Jugendliche von 5 bis 18 Jahren• 15% der Bevölkerung, versorgt durch• 9,9% der stationären psychiatrischenKrankenhausbetten

    5.941 KJPP vs. 54.433 EPP Betten vollstationär

    142 KJPP Fachabteilungen i.V. zu 405 EPPAbteilungen/Kliniken:• Pflichtversorgungsgebiete durchschnittlich 2,9

    mal so groß

    (real: größer, da keine Satellitenbildung wiein EPP möglich)

    Fazit: Probleme in der stationären Versorgung

    Mehr Patienten in kürzerer Zeit:

    • Bettenabbau bereits vollzogen (ohne „heimlichen“ Ausbau von Forensik oder Reha oder Psychosomatik)

    • Fallverdichtung bei inzwischen sehr kurzer VWD

    Multimodale Therapie mit Psychotherapie und Soziotherapie und ICF-Orientierung (Schule!) Hauptbestandteil der stationären KJPP

    Strukturqualitätsvorgaben nach Ablösung von Psych PV

    • Neu notwendig analog einer Leitlinie auf S2k-Niveau

    • nicht durchgehend erfüllt

    • zu niedrig angesetzt: hinsichtlich der Implementierung wissenschaftlicher Ergebnisse (Psychotherapie, Psychopharmakotherapie, Vernetzung) in klinische Arbeit besteht vermutlich Notwendigkeit der Modifikation von Strukturqualitätsvorgaben: zu niedrig angesetzt

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    Gliederung• Einleitung Spezifika der Kinder- und

    Jugendpsychiatrie mit Blick auf Versorgungsplanung; Entwicklungstrends

    • Paradoxon: Demographie und Morbiditätsentwicklung, Krankenhaushäufigkeiten

    • Versorgungsrealitäten• Entgeltdebatte und Reformstau• Continuum of care• Schnittstelle Jugendhilfe und KJPP• Inklusive Lösung

    – Schulbegleitung als Beispiel• Fazit

    Zuspitzung der Entgelt Diskussion durch Ersatzvornahme durch das BMG:massive Proteste praktisch aller Fachverbände, incl. Angehörigen und Patientenvertreter

    (abweichend: neutral vermittelnd: APK; dezent dafür: BPthK)

    • in 3 Tagen mehr als 32.000 Unterschriften gegen PEPP• dem BMG parallel zur letzten Anhörung am 12.11.2012 übergeben

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    Einführung des neuen Entgeltsystems nach dem KHRG: Strukturqualität bewahren

    Budgetneutrale Phase

    Wegfall der Psych-PVKonvergenzphase

    frei

    will

    ig

    frei

    will

    ig

    verp

    flich

    tend

    verp

    flich

    tend

    10 % Konvergenzquote

    1 %

    Obe

    rgre

    nze 15 %

    1,5 % 15 %

    2 % 20 %2,5 % 20 %

    3 % Landesbasis-entgeltwert

    2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024?Neue Strukturqualitätsmaßstäbe durch GBA

    5

    Einführung des neuen Entgeltsystems : Ausgangspunkt 100% Psych-PV

    Personalqualität

    Budgetneutrale Phase Konvergenzphase

    100% Psych-PV?

    100% Psych-PV

    frei

    will

    ig

    frei

    will

    ig

    verp

    flich

    tend

    verp

    flich

    tend

    10 % Konvergenzquote

    1 %

    Obe

    rgre

    nze

    1,5 %15 %

    2 %

    15 %

    2,5 %20 %

    3 %20 %

    Klare Verschlechterung

    Landesbasis-entgeltwert

    2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024

    t6

  • 30.06.2015

    29

    Einführung des neuen Entgeltsystems : Strukturqualität bewahren

    Budgetneutrale Phase Konvergenzphase

    100% 10 % Konvergenzquote

    Lohnsteigerung Und KonvergenzδOrientierungswert

    frei

    will

    ig

    frei

    will

    ig

    verp

    flich

    tend

    verp

    flich

    tend

    1 %

    Obe

    rgre

    nze

    1,5 %15 %

    2 %

    15 %

    2,5 %

    20 %

    3 %20 %

    Landesbasis-entgeltwert

    2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024

    t7

    Modellvorhaben sind in der Kinder- und Jugendpsychiatrie besonders notwendig

    10

    • Im Ausland hat sich in der Kinder- und Jugendpsychiatrie mittlerweile eine differenzierte Versorgungskette mit aufsuchenden Behandlungsansätzen etc. entwickelt. In Deutschland ist aufwendige intensive Behandlung immer noch an das um Mitternacht belegte Bett oder den Tagesklinikplatz gebunden.

  • 30.06.2015

    30

    Nur 2 sog. Modelle entstehen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie

    Modellparagraph § 64b SGB V sah die Entwicklung von Modellen in jedem Bundesland, unter besonderer Berücksichtigung der Kinder- und Jugendpsychiatrie vor.§ 64b SGB V Modellvorhaben zur Versorgung psychisch kranker Menschen(1)Gegenstand von Modellvorhaben nach § 63 Absatz 1 oder 2 kann auch die

    Weiterentwicklung der Versorgung psychisch kranker Menschen sein, die auf eine Verbesserung der Patientenversorgung oder der sektorenübergreifenden Leistungserbringung ausgerichtet ist, einschließlich der komplexen psychiatrischen Behandlung im häuslichen Umfeld. In jedem Land soll unter besonderer Berücksichtigung der Kinder- und Jugendpsychiatrie mindestens ein Modellvorhaben nach Satz 1 durchgeführt werden; dabei kann ein Modellvorhaben auf mehrere Länder erstreckt werden. Eine bestehende Verpflichtung der Leistungserbringer zur Versorgung bleibt unberührt. § 63 Absatz 3 ist für Modellvorhaben nach Satz 1 mit der Maßgabe anzuwenden, dass von den Vorgaben der §§ 295, 300, 301 und 302 sowie des § 17d Absatz 9 des Krankenhausfinanzierungsgesetzes nicht abgewichen werden darf. § 63 Absatz 5 Satz 1 gilt nicht. Die Meldung nach Absatz 3 Satz 2 hat vor der Vereinbarung zu erfolgen.

  • 30.06.2015

    31

    Neue Ansätze zum home treatment und aufsuchenden intensiven Behandlungsansätzen

    Aufsuchende Behandlungsangebote in Heimeinrichtungen (BMBF und von Krankenkassen gefördertes Projekt)

    Ulmer Heimkinderinterventionsstudie

    Ähnliche Ansätze könnten auch z. B. in Schulen für Erziehungshilfe, generell in Schulen oder in Pflegefamilien realisiert werden: Inklusion wird aufsuchende Behandlung in der Schule noch notwendiger machen

    Projekt Schulbegleitung Inklusion (Baden-Württemberg Stiftung) soeben begonnen April 2013

    Projekt Bezuhg (Versorgungsforschung Ba-Wü)

    MST und MST CAN

  • 30.06.2015

    32

    KJP Ulm

    KJP Weissenau

    KJP Lüneburg

    Praxis Dr. Hoehne

    Praxis Dr. Crasemann

    Kontrolleinrichtungen

    Interventionseinrichtungen

    Design: case-flow

    n=781Screening

    TAUn=336

    Implementierung des Liaison-Service

    n=288

    6 Monate

    TAUn=231

    FOLLOW

    UP

    1

    Fortsetzung desLiaison-Service

    n=215

    6 Monate

    FOLLOW

    UP

    2

    ausgeschlossen=> n=157

    einge-schlossenn=624

    Lost for follow-up: n=178

    Lost for follow-up: n=50

  • 30.06.2015

    33

    Stationäre Behandlungstage

    2,47

    1,3

    0,5

    0,75

    1

    1,25

    1,5

    1,75

    2

    2,25

    2,5

    2,75

    Behandlungstage pro Personin 12 Monaten

    KGIG

  • 30.06.2015

    34

    Child Psychiatric Home-Based TreatmentHome-Based Multi Systemic Therapy (Henggeler 1998,2002)

    Multiple Wirknachweise vor allem in Bezug auf Störungen des Sozialverhaltens in unterschiedlichen Ländern und Settings (z.B. USA, Norwegen, Schweiz)

    Cochrane Review MST Littell 8 Studien erfüllen Einschlusskriterien ( Delinquenz) : inkonsistente Ergebnisse im Gegensatz zu anderen (nicht unabhängigen) Reviews

    Bislang Anträge in Deutschland nicht realisiert wegen ressortüberschreitender Finanzierung

    Gliederung• Einleitung Spezifika der Kinder- und

    Jugendpsychiatrie mit Blick auf Versorgungsplanung; Entwicklungstrends

    • Paradoxon: Demographie und Morbiditätsentwicklung, Krankenhaushäufigkeiten

    • Versorgungsrealitäten• Entgeltdebatte und Reformstau• Continuum of care• Schnittstelle Jugendhilfe und KJPP• Inklusive Lösung

    – Schulbegleitung als Beispiel• Fazit

  • 30.06.2015

    35

    Continuum of CareAACAP 2008

    Praxis oder Ambulanz (Institutsambulanz)

    Intensives Case Management (kombinierte psychiatrische, medizinische, rechtliche und soziale Hilfen) community based

    Home-based treatment services

    Family support services

    day treatment program

    Tagesklinik = partial hospitalisation

    Emergency/Crisis services

    Hospital treatment (Vollstationäre Behandlung)

  • 30.06.2015

    36

    Schulbasierte Intervention

    In den USA erhalten 70 % - 80 % aller Kinder, die Interventionen zur Förderung der seelischen Gesundheit erhalten, diese in der Schule (Hoagwood K. et al. 2001)

    Rones, M. und Hoagwood, K. 2000 School-Based Mental Health Services: A Research Review

    - 47 Studien zeigen, dass es eine Reihe von Programmengibt, die positive Einflüsse auf emotionale und Verhaltensprobleme haben

  • 30.06.2015

    37

    Gliederung• Einleitung Spezifika der Kinder- und

    Jugendpsychiatrie mit Blick auf Versorgungsplanung; Entwicklungstrends

    • Paradoxon: Demographie und Morbiditätsentwicklung, Krankenhaushäufigkeiten

    • Versorgungsrealitäten• Entgeltdebatte und Reformstau• Continuum of care• Schnittstelle Jugendhilfe und KJPP• Inklusive Lösung

    – Schulbegleitung als Beispiel• Fazit

  • 30.06.2015

    38

    13. Kinder- und Jugendbericht… ausgewählte zentrale Erkenntnisse:

    Der Hilfebedarf wird häufig aus einer Angebots-und Institutionenlogik heraus formuliert und nicht vom Bedarf des Kindes oder Jugendlichen.

    Die Praxis der Leistungsträger ist durch Abgrenzungen und Zuständigkeitsverweis zwischen Sozialhilfe und Jugendhilfe (und auch Krankenkassen) geprägt. Komplexleistungen und Mischfinanzierungen spielen kaum eine Rolle.

    Es entstehen an den Schnittstellen der Systeme „Verschiebebahnhöfe“ und bisweilen „schwarze Löcher“.

    Themenschwerpunkt Kindheit und Entwicklung zur Schnittstelle KJPP und Kinder- und Jugendhilfe

  • 30.06.2015

    39

    Schnittstelle Jugendhilfe – Kinder- und Jugendpsychiatrie

    Vor Einführung des Kinder- und Jugendhilfegesetzes Streit um „Verhaltensauffälligkeiten“. Zuständigkeit der Jugendhilfe vs. Zuständigkeit der Kinder- und Jugendpsychiatrie

    „Drehtüreffekte“, insbesondere bei HeimkindernMit der Einführung des Kinder- und Jugendhilfegesetztes 1990

    zunächst Debatte um große Lösung, dann Realisierung der kleinen Lösung. Zuständigkeit der Jugendhilfe für die Kinder und Jugendlichen mit seelischer Behinderung.

    Aktuell wieder Debatte um Umsetzung einer inklusiven Lösung im Kindes- und Jugendalter (13. Kinder- und Jugendbericht und positive Stellungnahme der damaligen Bundesregierung). Verzögerung in der letzten Legislaturperiode.

    Bereich Schule mit ganz unterschiedlichen Lösungen in einzelnen Bundesländern Treiber der Inklusionsdebatte

    PEPP Entgeltreform in der Psychiatrie verhindert kreative sektorübergreifende Versorgungsmodelle im natürlichen Milieu

    Hochrisikokonstellationen, die bei der Versorgungsplanung besonders zu berücksichtigen sind -Beispiele

    • Kinder in institutioneller Erziehung[Dölitzsch C, Fegert JM, Künster A, Kölch M, Schmeck K, Schmid M (2014).Mehrfachdiagnosen bei Schweizer Heimjugendlichen. Kindheit und Entwicklung, 23 (3),140‐150

    Schmid M, Dölitzsch C, Perez T, Jenkel N, Schmeck K, Kölch M, Fegert JM (2014). Welche Faktoren beeinflussen Abbrüche in der Heimerziehung– welche Bedeutung haben limitierte prosoziale Fertigkeiten? Kindheit und Entwicklung 23(3), 161‐72]

    • Frühe Vernachlässigung,Misshandlung,Missbrauch

    • Kinder psychisch kranker Eltern• Über die Hälfte der Eltern schätzen Kinder als 

    behandlungsbedürftig ein, aber ca. 25% der

    Kinder erhalten spezielle Hilfe

    [Schmid & Kölch 2007, Kölch M, Ziegenhain U, Fegert JM (Hrsg.) (2014). Kinder psychisch kranker Eltern ‐ Herausforderungen für eine interdisziplinäre Kooperation in Betreuung und Versorgung]

  • 30.06.2015

    40

    Gliederung• Einleitung Spezifika der Kinder- und

    Jugendpsychiatrie mit Blick auf Versorgungsplanung; Entwicklungstrends

    • Paradoxon: Demographie und Morbiditätsentwicklung, Krankenhaushäufigkeiten

    • Versorgungsrealitäten• Entgeltdebatte und Reformstau• Continuum of care• Schnittstelle Jugendhilfe und KJPP• Inklusive Lösung

    – Schulbegleitung als Beispiel• Fazit

  • 30.06.2015

    41

    Inklusion ein wichtiges Thema für Jugendhilfe und Jugendpsychiatrie

    interdisziplinäres Querschnittsthema welches viele betroffene Familien und viele spezialisierte Institutionen angeht

    Veränderung von Schule und Einrichtungen der Jugendhilfe ebenso notwendig wie sektorübergreifende Behandlung im Milieu

    Neue normative Grundlage für die systemübergreifende Unterstützung der Teilhabe erforderlich

    Integration versus Inklusion

    Artikel 3 UN-Behindertenrechtskonvention „volle und wirksame Teilhabe an der Gesellschaft und Einbeziehung in die Gesellschaft“,

    Diversity Ansatz: „Achtung der Unterschiedlichkeit von Menschen mit Behinderung und die Akzeptanz dieser Menschen als Teil der menschlichen Vielfalt und der Menschheit“

  • 30.06.2015

    42

    Inklusive Lösung für die Eingliederungshilfe bei Kindern und Jugendlichen

    Thema „sozialrechtliche Zuordnung von Kindern mit Behinderung“ ist

    eine alte Diskussion:

    „Große Lösung“ (Zuständigkeit der Kinder- und Jugendhilfe für alle

    Kinder und Jugendliche) ist 1990 mit dem SGB VIII insbesondere an

    zwei Schwierigkeiten gescheitert: Vorbehalte der

    Betroffenenverbände (Angst vor einer

    Leistungsverschlechterung sowie einer

    Sozialpädagogisierung von Problemen) und die Aufteilung

    zwischen örtlichen und überörtlichen Trägern

    SGB VIII = Umsetzung der kleinen Lösung: Leistungen für seelisch

    behinderte Kinder und Jugendliche (§ 35a SGB VIII) ist angesichts

    der Inklusionsdebatte nicht mehr zeitgemäß

    Inklusion

    Gleichstellung mit anderen Behinderten

    Grppe der behinderten Erwachsenen

    Kinder

    KJHG

    SGB VIII

    Behinderung und Teilhabe

    SGB IX

    Hilfen für behinderte oder von Behinderung bedrohte Kinder

    Auf dem Weg zur großen Lösung?

    u

    Problem der Zuordnung der Kindermit Mehrfachbehinderungen

  • 30.06.2015

    43

    Schulbegleiter: neue Hilfeform oder Lückenbüser?

    Schulbegleiter helfen bei:

    •Verhaltensauffälligkeiten,

    • Kommunikation im Unterricht

    • Vernetzung zwischen Eltern und Schule

    • der Alltagsbewältigung (Arbeitsstrukturierung)

    • Lernhilfe (wobei sie keine Hilfslehrer sind!)

    • notwendiger Pflege und medizinischer Versorgung (vor allem bei Körperbehinderungen)

    • Stress- und Emotionsregulation

  • 30.06.2015

    44

    Onlinebefragung von insgesamt 3.553 Schulen

    - Anzahl der eingesetzten (SB)

    - Einsatzort (Schulart, Klassenstufe) der SB

    Rückantwort (per Mail, Fax, postalisch oder telefonisch)

    erhalten von 1.696 (47,7%) Schulen

    Davon gaben 592 Schulen (34,9%) an, mindestens einen SB zu

    haben.

    Befragung aller allgemein bildenden Schulen in Baden-Württemberg

  • 30.06.2015

    45

    Projekt der Baden-Württemberg Stiftung

    Vorläufige Daten des Inklusionsprojekts

    •Ca. jedes 241. Kind hat einen SB

    •In ca. 65% der Schulen gibt es einen SB

    •Die meisten SB sind in den ersten Klassen; Abnahme der Anzahl SB je Zunahme der Klassenstufe

    Prozentuale Verteilung der SB je Schulform

    Prozentuale Verteilung der Behinderungen/Beeinträchtigungender Kinder/Jugendlichen die SB erhalten

    Projekt der Baden-Württemberg Stiftung

  • 30.06.2015

    46

    Prozentuale Verteilung der Störungen von Kindern/Jugendlichen mit seelischer Behinderung die SB erhalten

    Projekt der Baden-Württemberg Stiftung zur Inklusion

    Fazit

    Die „schwierigsten“ Kinder brauchen komplexe Hilfen aus unterschiedlichen SystemenAufsuchende Modelle sind ermutigend und gewährleisten die störungsspezifische Versorgung von mehr Jugendlichen

    Wesentliche Schnittstellen Gesundheitswesen zu:Jugendhilfe,Schule,Arbeit

    Inklusion und Neudefinition der sozialrechtlichen Schnittstellen durch inklusive Lösung, erfordert neue Modelle der Zusammenarbeit

    Trotz des demographischen Wandels größere Behandlungsnachfrage, Zunahme von Krisen

    Bestandswahrung und inhaltliche Aktualisierung bei der Strukturqualität der Versorgung: Planung der stationären Versorgung muss Verdichtung, Notfallanteil und spezifische Morbiditätsentwicklung berücksichtigen

  • 30.06.2015

    47

    „Es gibt keine großen Entdeckungenund Fortschritte, solange es noch ein unglückliches Kind auf Erden gibt.“

    Albert Einstein* 1889 Ulm

    Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

    Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie / Psychotherapie des Universitätsklinikums Ulm

    Steinhövelstraße 589075 Ulm

    www.uniklinik-ulm.de/kjpp

    Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. Jörg M. Fegert