6. Sinfoniekonzert

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Messiaen – Weber – Tschaikowsky 6. sinfonie- konzert

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Messiaen – Weber – Tschaikowsky

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6. Sinfoniekonzert

Sonntag, 15. März 2015, 11.00 UhrMontag, 16. März 2015, 20.00 UhrStaatstheater Darmstadt, Großes Haus

Olivier Messiaen (1908-1992)L´Ascension. Quatre Méditations Symphoniques (1932)

1. Majesté du Christ demandant sa gloire à son Père (Majestät Christi, der seinen Vater um seine Verherrlichung bittet) – 2. Alléluias sereins d’une âme qui désire le ciel – (Frohe Allelujas einer Seele, die den Himmel er-sehnt) – 3. Alléluia sur la trompette, Alléluia sur la cymbal (Alleluja auf der Trompete, Alleluja auf der Zimbel) – 4. Prière du Christ montant vers son Père (Gebet Christi, der zum Vater auffährt)

Carl Maria von Weber (1786-1826)Konzert für Klarinette und Orchester Nr. 1 f-Moll op. 73 (1811)1. Allegro 2. Adagio ma non troppo 3. Rondo: Allegretto

Pause

Peter Iljitsch Tschaikowsky (1840-1893)Sinfonie Nr. 5 e-Moll op. 64 (1888)Andante. Allegro con anima – 2. Andante cantabile, con alcuna licenza. 3. Valse. Allegro moderato – 4. Finale. Andante maestoso

Das Staatsorchester DarmstadtKlarinette Sabine MeyerDirigent Dirk Kaftan

Aus rechtlichen Gründen sind Ton-und Bildaufnahmen nicht gestattet.

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„Die Sprache der Musik ist voller Geheimnisse.“

Carl Maria von Weber

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Man kann Messiaen mit Recht als d e n spirituellen Komponisten unter den Musikern des 20. Jahrhunderts bezeichnen. Zeit seines Leben Orga-nist an der Kirche „La Trinité“ in Paris, die das Viertel der alten Oper dominiert, nutzte er Passagen aus der Bibel, Hymnen, Psalmen und Hei-ligenlenden wie in seiner Oper „Saint Francoise d’Assise“. Dabei ist er kein katholischer Reaktionär – im Gegenteil. Seine Musik schöpft Inspi-ration aus mehreren Quellen. Da sind die Klangfarben der großen Kir-chenorgeln in den imposanten Räumen, da sind die Farben und Bilder (die er auch in den Kirchenfenstern gesehen haben mag). Man lese nur seinen Text zu den „Couleur de la cité céleste“ (Farben der himmlischen Stadt, und man erkennt, wie Messiaen in Klängen und Farben dachte, was bei ihm keine naive Synästhesie ist. Hier – so modern sein Werk anmuten mag – steht er in direkter Tradition zum französischen Impres-sionismus. Messiaen hatte das einzigartige Talent 700 Vogelrufe unter-scheiden zu können. Das schlug sich nicht nur in seinem Werk „Catalogue des Oiseaux“, sondern in vielen melodischen und rhythmischen Formen seiner Musik nieder. Nicht zuletzt studierte er die Takt-Muster des indi-schen Raga, Zahlenmystik des Mittelalters und Musik der Gregorianik. Messiaen gilt als Erfinder der Musik des Serialismus (der durch die Darmstädter Ferienkurse zum prägenden System der Musik der 50er Jahre wurde). Er hatte in „Mode de valeurs et d’insités“ zum ersten Mal alle Parameter eines Werkes, also Tonhöhe, Dauer, Rhythmus und Dyna-mik den Regeln der 12-Ton-Methode unterworfen (nicht nur die Melo-dik wie Arnold Schönberg und seine Schüler). Hochkomplexe Struktur in sinnlichen Klängen wäre vielleicht die Zusammenfassung für sein Werk.

„L’ Ascension“, komponiert 1932/33, wurde im Februar 1935 in Paris unter der Leitung von Robert Siohan uraufgeführt. Eine Orgelfassung entstand erst 1934 nach der Orchesterfassung. Das Orchesterstück machte schnell die Runde in den Konzertsälen der Welt: Charles Münch und Pierre Monteux dirigierten es in den 40er Jahren, 1947 setzt es Sergej Kousewitzki für das Sommerfestival in Tanglewood in mit dem Boston Symphony

Orchestra auf das Programm, wo „L’ Ascension“ vor 15.000 Menschen gespielt wurde. Damit ist „L’ Ascension“ bis heute eines der meistaufge-führten Werke Messiaens. Die Überschriften aus der Partitur sprechen für sich. Im ersten Satz heißt es: „Majesté du Christ demandant sa gloire à son Pére.“ Und im Untertitel: „Vater, die Stunde ist gekommen, um Deinen Sohn zu verherrlichen, nachdem Dein Sohn Dich verherrlicht hat“. Nach dem Text des Johannes-Evangeliums (Kapitel 17) schreibt Messiaen hier einen sehr eigenen ruhi-gen Blechbläsersatz, aus dem die Solo-Trompete gelegentlich mit einer nach oben weisenden Melodie-Linie hervortritt. Die Tempovorschrift ist: „Sehr langsam und majestätisch“. Harmonisch ist das nicht Dur, nicht Moll, aber auch nicht atonal, es sind orgelähnliche Klänge, wie nicht von dieser Welt. Der „Alleluja“-Ruf ist eine alte, aus den Psalmen entwickelte Gebets-Floskel, die schon in der frühchristlichen Kirche verbreitet war. „Alléluias sereins d'une âme qui désire le ciel.“ Es sind die Allelujas einer Seele, die den Himmel erwartet. Aus der Auferstehungsmesse zitiert Messiaen den Text: „Wir bitten Dich Gott, dass wir im Himmel im Geist leben“. Nach den Blechbläsern des ersten Satzes stehen hier die Holzbläser im Vordergrund, die (homorythmisch) eine Melodie intonieren, die an einen mittelalterlichen Alleluja-Ruf erinnert. Der Satz ist gegliedert durch dieses einleitende Tutti der Holzbläser und den Wechsel zu Kantilenen einzelner Instrumente wie Englisch Horn, Klarinette und Flöte. Es sind Variationen, die einander folgen, die letzte davon mit Trillern und Flageolett-Tönen der Streicher begleitet, was den Ende des Satzes in eine besonders Licht taucht. „Alléluia sur la trompette, alléluia sur la cymbale.“ Der dritte Satz hat einen Untertitel aus den Psalmen: „Der Herr ist aufge-stiegen zum Ton der Trompete, Völker schlagt in die Hände vor Freude“. Nach einer langen Einleitung der Trompeten steigert sich der Satz zu einem großen farbenreichen Tutti. Der vierte und letzte Satz ist ein eher stiller Satz der Streicher: Messiaen schreibt als Tempobezeichnung: „ Extrem langsam, ergriffen und feierlich. „Das Gebet des Christus, der zum Vater auffährt“ ist in modalen Klänge gesetzt. Messiaen vollzieht in

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der Instrumentation eine Bewegung nach oben. Von den tiefen Registern des Blech, über die Holzbläser zu den Streichern im letzten Satz. Nach dem 17. Kapitel des Johannes-Evangeliums heißt es im Untertitel der Noten: „Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Sie gehörten dir und du hast sie mir gegeben, und sie haben an deinem Wort festgehalten.“

Um den Freischütz von Carl Maria von Weber entsteht eine richtiger „Hype“ (wie man heute sagen würde). 1821 in Berlin aus der Taufe gehoben, ist das Werk sofort in aller Munde. In einem Umfeld, in dem die National-Romantiker eine deutsche Einheit herbeisehnen, wird Webers „ Freischütz“ „endlich“ zum lang erwarteten Typus der „deutschen Oper“, deren Erfolg natürlich sofort auch die Spötter auf den Plan ruft. So schreibt Heine eine hübsche Glosse über den „Freischütz“-Wahn.

Wohl kaum einem zweiten Komponisten des 19. Jahrhunderts ist sein Erfolg so zum Verhängnis geworden wie Carl Maria von Weber. Der Blick auf sein Gesamtwerk ist bis heute vom Bild des deutschen Patrioten ver-stellt. Dabei hat der Komponist mit eher schwächlicher Konstitution, der bereits in jungen Jahren an Tuberkulose erkrankte, in seinem nur vier Jahrzehnte währenden Künstlerleben zahllose Beweise dafür erbracht, dass er ein Mann mit vielen Talenten war: als gefeierter Konzertpianist bereiste er halb Europa; mit kaum 18 Jahren revolutionierte er als Kapell-meister in Breslau den Opernspielplan und reformierte die Probenarbeit des Orchesters; dem literarischen Zug seiner Zeit huldigte er mit dem (unvollendet gebliebenen) Roman „Tonkünstlers Leben“ ebenso wie mit seinen von unbestechlichem Sachverstand diktierten Musikkritiken; und er komponierte etliche Bühnenstücke, sakrale und sinfonische Werke, Lieder sowie Klavier- und Kammermusik, so dass sich sein kompositori-sches Œuvre auf über dreihundert Werke summiert. (A. Oppermnan) Webers Theater-Erfolg viel nicht vom Himmel. Der Vater dirigierte eine Theatertruppe, und der 12 jährige Carl Maria schriebt das Stückchen „Die

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Macht der Liebe und des Weins“. Schon die zweite Oper, „Das Waldmäd-chen“ (das Werk eines 13jährigen) wurde aufgeführt, die dritte, „Peter Schmoll“, kam 1803 heraus, und so ging es weiter über Werke wie „ Rübezahl“, „Silvana“ und „Abu Hassan“. Noch in Darmstadt hatte Weber 1811 die Arbeit an seinem Singspiel „Abu Hassan“ abgeschlossen. Das orientalisch kostümierte Spiel aus Märchenzeiten wurde am 4. Juni 1811 in München uraufgeführt, wo bereits zuvor der Klarinettist Heinrich Joseph Bärmann bei einem Konzert im Hoftheater Webers „Concertino für Klari-nette und Orchester“ aus der Taufe gehoben hatte. „Seine drei Konzert-werke für Klarinette schrieb Weber also zehn Jahre vor dem Freischütz, 1811 in München“, bemerkt Julia Jahnke. „Der Soloklarinettist der Münchner Hofkapelle, Heinrich Bärmann, spielte Webers „Concertino“ unter der Leitung des Komponisten im Hofkonzert, was den bayerischen König Max Joseph so sehr beeindruckte, dass er zwei große Klarinettenkonzerte bei Weber bestellte“. Mit wahrem Feuereifer komponierte Weber inner-halb weniger Wochen die beiden Werke und widmete sie Bärmann, was wohl nicht nur auf die freundschaftliche Verbundenheit der beiden Künstler zurückzuführen ist, sondern auch den Anteil des Klarinettisten an der Komposition der Stücke erahnen lässt. In genauer Kenntnis der Möglichkeiten und Grenzen des Instruments schrieb Weber hier brillante, besonders in den temperamentvollen Finalrondos hochvirtuose Konzert-musik. Verglichen mit den Virtuosen-Komponisten seiner Zeit verliert er sich jedoch nicht in Virtuosität, sondern stellt die Komposition immer in den Dienst des Ausdrucks und der musikalischen Entwicklung. Weber setzt auf dunkle Klangfarben und formale Besonderheiten. Wie aus einer anderen Welt erklingt nach einer Generalpause ein dreistimmiger Hörner satz, vor dem sich die Kantilene des Soloinstruments entfaltet. Das dunkle Timbre und eine schlichte Melodik scheinen in den kaum dreißig Takten mit rezitativischen Elementen beinahe eine kleine Opern-Szene heraufzubeschwören, bevor drei Bläserakkorde mit gezupftem Echo in den Streichern die Wiederaufnahme des Anfangs ankündigen. Das ist die Aura des „Freischütz“. Gerade in den kantablen Mittelsätzen gibt Weber

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dem Solisten jede Gelegenheit, seine „Beredsamkeit“ auf dem Instrument unter Beweis zu stellen. Schließlich unterschied sich Bärmann nach Mei-nung der Zeitgenossen von seinen zahlreichen Kollegen vor allem durch seinen „himmlisch geschmackvollen Vortrag“ und wurde als „Rubini der Klarinette“ sogar mit einem der größten Sänger in einem Atemzug ge-nannt (Annette Oppermann). Nur Bärmann selbst konnte das Konzert zehn Jahre lang aufführen. Erst nach dem großen Erfolg des „Freischütz" ging das Klarinettenkonzert in den Druck und stand damit allen Musi-kern offen. Weber kann neben E. T. A. Hoffmann als einer der ersten musikalische Vertreter jenes romantischen Ideals eines Universalkünstlers angesehen werden. Der ebenso umtriebige wie vielseitig gebildete Inter-pret, Komponist, Dirigent und Musikschriftsteller wurde so zum großen Vorbild von Richard Wagner und Hector Berlioz, bevor ihn die Nachwelt auf den Komponisten des „Freischütz“ reduzierte. Weber war auch inso-fern auf der Höhe seiner Zeit, als er sich der neuen Öffentlichkeit, die der Musik im bürgerlichen Konzertleben des 19. Jahrhunderts zuteil wurde, mit Interesse zuwandte.

Das sehr prägnante Eingangsthema, das bedächtig schreitend die Sinfonie eröffnet, durchzieht das ganze Werk Es ist recht kurz, wird in dunklen Klängen von der Klarinette vorgetragen. Die Musik scheint eingefroren zu sein, bis sich aus ein dramatisches und effektvolles Allegro entwickelt. Es ist die typische Themenbildung von Tschaikowsky: er schreibt kurz, gut fassliche, zwei-oder viertaktige Phrasen, die oft wiederholt werden. Dra-matische Spannung erreicht Tschaikowsky durch den Wechsel von Stim-mungen und der Instrumentation. Und seine Orchesterbehandlung ist delikat, an französischem Klangsinn geschult. Aus diesen kurztaktigen Phrasen baut er zuweilen lange Melodiebögen, in denen die durch harmo-nische Rückungen oder durch den Wechsel von lauten und leisen Passa-gen dramatische Spannung erzeugt wird. Die Melodien, hier vor allem in Horn und Klarinette, prägen auch den zweiten Satz, ein sehr sangliches Andante. „Valse“ heißt der dritte Satz, der kein wildes Scherzo ist, son-

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dern ein eher ruhiger Walzer mit einem Thema, das sich ebenfalls aus dem Grundmotiv ableiten lässt. Durch Wechsel zwischen dem Walzer mit schnellen Streicherpassagen lehnt sich Tschaikowsky an das klassische Formmodell von Menuett und Trio an. Im Finale ist das Haupthema hör-bar nach Dur gewendet. Es ist ein grandioses Ende. Nicht nur diese Sinfonie traf der Vorwurf, Kitsch zu sein. Und solcherlei Vorwürfe mag Tschaikowsky mit seinen Programm-Notizen zum Werk noch befeuert haben: „Introduktion. Völlige Ergebung in das Schicksal oder, was dasselbe ist, in den unergründlichen Ratschluss der Vorsehung. – Allegro: Murren, Zweifel, Klagen, Vorwürfe.“ Zum zweiten Satz fragt er sich „ob er sich „dem Glauben in die Arme werfen“, das Hornsolo nennt er „Lichtstrahl“. Das kann man auch als autobiographische Skizze miss-verstehen. Und sicher haben viele diese Äußerungen den angemessenen Blick auf Tschaikowskys Werk – vor allem hierzulande – bis vor 40 Jahren gründlich verstellt. Als sich Tschaikowsky nach seiner ersten erfolgrei-chen Konzertreise ins Ausland, bei der er unter anderem auch Beziehun-gen zu Arthur Nikisch und Gustav Mahler, den nachmaligen berühmten Tschaikowsky-Dirigenten, angeknüpft hatte, im Frühjahr 1888 ins ländli-che Frolowskoje zu neuem Schaffen zurückzog, schrieb er in sein Notiz-buch: „Ich bin endlich dabei, aus meinem stumpf gewordenen Hirn unter großen Schwierigkeiten eine neue Symphonie herauszuquetschen.“ Um diese Zeit tauchten noch andere Projekte auf, wie die Komposition .von Puschkins „Pique Dame“ als Oper und eine Bühnenmusik zu „Hamlet“, aus der später die Ouvertüre des Dramas werden sollte. Durch die Be-schäftigung mit diesem Stoff erhielt Tschaikowsky starke Anregungen bei der Komposition seiner fünften Sinfonie, die bereits Ende August im Particell vollendet war. Mit künstlerischer Genugtuung schrieb er an Frau von Meck: „Meine Symphonie ist fertig, und es scheint, sie ist mir nicht misslungen.“ Ein Ballettsujet „Dornröschen“, das ihm das Bolschoi-Theater damals zur Vertonung übersandte, gefiel ihm sehr, doch wollte sich Tschaikowsky durch keine weiteren Arbeiten bei der Vollendung seiner Sinfonie ablenken lassen. In Kamenka vollendete er die Instrumentation

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des Werks. Die Partitur sandte Tschaikowsky an seinen Lieblingsschüler Tanejew, der sich bisher trotz der Verehrung und Bewunderung für sei-nen Lehrer vor kritischen Einwänden nicht gescheut hatte. Tanejew war von der Sinfonie begeistert. Typisch für Tschaikowskys Stimmungswandel ist seine Reaktion darauf: „Tanejew ist vollkommen hingerissen von der Symphonie, und ich hielt sie für unnütz“, schrieb er. Die Uraufführung fand unter der Leitung ihres Komponisten am 17. November 1888 in Sankt Petersburg (zusammen mit dem zweiten Klavierkonzert) statt. Die Sinfonie ist Theodor Avé-Lallemant gewidmet. Attila Csampai bemerkt: „War es nur die „starke Bildhaftigkeit und Assoziationsfülle von Tschaikowskys Musik“, die es für Kritiker in die Nähe der Kolportage rückte?“ Komposi-torisch-formal ist die Fünfte ein korrekt gearbeitetes viersätziges Instru-mentalstück, eine der am stärksten durchgeformten Arbeiten überhaupt, der Kopfsatz das Muster eines nach allen klassischen Regeln ausgeführten Sonatensatzes. Das ganze Werk wirkt wie aus einem Guss, fernab von jedem akademischen Schematismus. Tschaikowsky-Biograph Richard Stein würdigte zu Recht die innere Zusammengehörigkeit aller Themen und Motive, die zwingende Logik der gesamten Entwicklung und das Festhalten an einer Grundstimmung, einer nicht weichlich-wehmütigen, sondern herb-stolzen Resignation. „Die spezifische Haltung der Musik ist ein lyrisches Element, das der Melodie, der Szenerie, den Vorzug gibt gegenüber der traditionellen dramatischen Sinfoniekonzeption: Die Vor-führhaltung der klassischen Sinfonik muss in diesen Sätzen der Erzählung Tschaikowsky weichen. Die dramatisch-leidvolle Gegenwart der Ecksätze wird hier für kurze Zeit von schönen Erinnerungen an vergangene, teils hoffnungsvoll-beschauliche (zweiter Satz), teils angenehm-heitere (dritter Satz) Situationen überlagert – wenngleich auch hier das unerbittliche Schicksalsmotiv sich mehrmals in den schönen Traum der Vergangenheit drohend einmischt.“

Gernot Wojnarowicz

6. Kammerkonzert: SaxophonquintettDonnerstag, 19. März 2015, 20.00 Uhr | Kleines HausWerke von u. a. Leonard Bernstein, Wolfgang Amadeus Mozart und Gioacchino Rossini Alliage Saxophon-Quintett

Sonderkonzert – PassionskonzertSamstag, 28. März 2015, 20.00 Uhr | Kirche St. LudwigSonntag, 29. März 2015, 20.00 Uhr | Kirche St. LudwigJohann Sebastian Bach: Johannes-PassionOlivier Messiaen: „Quatuor pour la fin du temps“ (Ausschnitte)chor des Musikvereins Darmstadt e.VMit Daniel behle, Anke Krabbe, young Doo Park, Marlene Lichtenberg, Lucas Singer und Thomas MehnertDirigent Will humburg

7. Kammerkonzert: Klavier Solo16. April 2015, 20.00 Uhr | Kleines HausWerke von Franz Schubert, Anton Webern, Robert Schumann und Ludwig van BeethovenKlavier Martin helmchen

7. Sinfoniekonzert: 70 Jahre Ende II. WeltkriegSonntag, 10. Mai 2015, 11.00 Uhr | Großes HausMontag, 11. Mai 2015| Großes HausWerke von Siegfried Matthus, Mauricio Kagel, Viktor Ullmann und Ludwig van Beethovenchor des Musikvereins Darmstadt e.VSprecher christian KlischatDirigent Will humburg

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Sabine Meyer Sabine Meyer gehört weltweit zu den renommiertesten Solisten. Ihr ist es zu verdanken, dass die Klarinette, oft als Soloinstrument unterschätzt, das Konzertpodium zurückerobert hat. In Crailsheim geboren, schlug Sabine Meyer nach Studien in Stuttgart bei Otto Hermann und in Hannover bei Hans Deinzer zunächst die Orchesterlaufbahn ein und wurde Mitglied des Sinfonieorchesters des Bayerischen Rundfunks. Es folgte ein Engage-ment als Solo-Klarinettistin bei den Berliner Philharmonikern, welches sie jedoch bald aufgab, da sie zunehmend als Solistin gefragt wurde. In mehr als dreißig Jahren führten sie ungezählte Konzerte sowie Rundfunk- und Fernsehauftritte in alle Musikzentren Europas sowie nach Brasilien, Israel, Kanada, China und Australien, nach Japan und in die USA. Sabine Meyer feierte Erfolge als Solistin bei mehr als dreihundert Orchestern im In- und Ausland. Sie gastierte bei allen bedeutenden Orchestern in

Deutschland und wurde von den führenden Orchestern der Welt enga-giert, so z.B. von den Wiener Philharmonikern, vom Chicago Symphony Orchestra, vom London Philharmonic Orchestra, vom NHK Symphony Orchestra Tokyo, den Berliner Philharmonikern, von den Radio-Sinfo-nieorchestern in Wien, Basel, Warschau, Prag und Budapest sowie von zahlreichen anderen Klangkörpern.Sabine Meyers besondere Zuneigung gehört der Kammermusik, wobei sie Wert auf eine langfristige, kontinuierliche Zusammenarbeit legt. In vielfältigen Zusammensetzungen hat sie unter anderem mit Künstlern wie Heinrich Schiff, Gidon Kremer, Oleg Maisenberg, Leif Ove Andsnes, Fazil Say, Martin Helmchen, Juliane Banse, dem „Hagen Quartett“, dem „Tokyo String Quartet“ sowie dem „Modigliani Quartett“ musiziert. 1983 gründete sie mit ihrem Ehemann Reiner Wehle und ihrem Bruder Wolfgang Meyer das „Trio di Clarone“. Fast vergessene Original-Kompo-sitionen Mozarts sowie bedeutende Werke der Gegenwart bilden das Repertoire, erweitert durch außergewöhnliche Programme, mehrfach in Zusammenarbeit mit dem Jazzklarinettisten Michael Riessler. Im solisti-schen wie im kammermusikalischen Bereich setzt Sabine Meyer sich immer wieder für zeitgenössische Musik ein – so wurden ihr Werke von Jean Françaix, Edison Denissov, Harald Genzmer, Toshio Hosokawa, Niccolo Castiglioni, Manfred Trojahn, Aribert Reimann, Peter Eötvös und Oscar Bianchi gewidmet.Sabine Meyer hat zahlreiche CDs bei EMI Classics herausgebracht, es gibt aber auch Aufnahmen für die Deutsche Grammophon, für Sony sowie für Avi-music. Das Repertoire reicht von der Vorklassik bis hin zu zeitgenös-sischen Kompositionen und umfasst alle wichtigen Werke für Klarinette. Neben der achtmaligen Auszeichnung mit dem „Echo Klassik“ ist Sabine Meyer Trägerin des „Niedersachsen-Preises“, des „Brahms Preises“, des „Praetorius Musikpreises Niedersachsen“. Sie ist Mitglied der „Akademie der Künste Hamburg“ und erhielt den französischen Verdienstorden „Chevalier des Arts et des Lettres“. Seit 1993 hat Sabine Meyer eine Professur an der Hochschule für Musik in Lübeck inne.

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Dirk KaftanDer Dirigent Dirk Kaftan verbindet in seiner Arbeit intensiven Einsatz für das Grazer Philharmonische Orchester und die Grazer Oper, wohin er 2013 als Chefdirigent berufen wurde, mit einer regen Gastier-Tätigkeit, die ihn zu renommierten Orchestern im In-und Ausland führt. Bereits in seinen ersten beiden Spielzeiten als Chefdirigent der Grazer Oper konnte er nicht nur durch erfolgreiche Opernproduktionen („Zauberflöte“, „Jenufa“, „Tosca“) sondern auch durch besondere Konzerte und Gastspiele (Janacek Festival Brünn, Taiwan Arts Festival, Musikverein Wien) Auf-merksamkeit erregen. Außerdem setzt er sich unermüdlich für die Ju-gendarbeit ein. Von 2009 bis 2014 war Dirk Kaftan Generalmusikdirektor der Stadt Augsburg. Zahlreiche interkulturelle, unkonventionelle Sonder-konzerte und Musikvermittlungsansätze haben das Theater und die Augs-burger Philharmoniker in dieser Zeit stärker mit dem Publikum und der

Gesellschaft verwachsen lassen. Für seine Arbeit als Operndirigent wurde Dirk Kaftan in den vergangenen Jahren mehrfach von der Fachzeitschrift „Opernwelt“ in der Rubrik Dirigent des Jahres nominiert.Dirk Kaftan wuchs in der Eifel auf. Schon früh gehörte Musik zu seinem Leben: Als Trompeter und Pianist war er vielseitig musikalisch aktiv. Nach Klavierunterricht trat er 1990, erst 18-jährig, seine erste Stelle als Korrepetitor am Stadttheater Trier an. Anschließend absolvierte er an der Musikhochschule Detmold ein Tonmeister-Studium und ein Dirigierstu-dium bei Joachim Harder und Karl-Heinz Bloemecke. Schon während seines Studiums arbeitete er als Korrepetitor am Theater Bielefeld, dann als 2. Kapellmeister in Münster und erwarb sich so sein dirigentisches Handwerk samt einem breiten Repertoire. Sehr prägend war für ihn eine Begegnung mit dem Orquestra Simon Bolívar, dem Nationalen Jugend-orchester Venezuelas, auf einer Konzertreise durch das Land. Als erster Kapellmeister wirkte er in Bielefeld sowie an den Opernhäusern Dort-mund und Graz. 2008 leitete Dirk Kaftan die Wiederaufnahme des „Frei-schütz“ an der Deutschen Oper Berlin, darauf „Il Trovatore“, „Tosca“ und „Die Lustige Witwe“ an der Semperoper Dresden. Außerdem dirigierte er u.a. an der Komischen Oper Berlin, an den Theatern Bonn, Mannheim, Montpellier, Innsbruck, St. Gallen, Freiburg, am Teatro Bellini Catania und am Teatro Principal (Palma de Mallorca). Nachdem er erfolgreich mit der „Fledermaus“ 2010 in Wien debütiert hatte, wurde im Herbst 2012 seine Neueinstudierung von Mozarts „Hochzeit des Figaro“ in der Regie von Marco Arturo Marelli an der Volksoper Wien von Publikum und Kritik begeistert aufgenommen. Als Konzertdirigent arbeitete mit zahlrei-chen Orchestern in Deutschland und Österreich zusammen. Im August 2013 gab Dirk Kaftan in Taipeh sein Asien-Debut mit „Schwanensee“ und dem Staatsorchester von Taiwan. Es folgte eine Einladung zusammen mit den Grazer Philharmonikern zum renommierten Musikfestival nach Tainan/Taiwan. Soeben wurde Dirk Kaftan mit dem „Karl-Böhm-Inter-pretationspries“ des Landes Steiermark geehrt.

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6. SinfoniekonzertDas Staatsorchester Darmstadt

Erste ViolinenSarah Müller-feser, Makiko Sano, Horst Willand, Jane Sage, Theodor Breidenbach, Gyula Vadasz, Susanne Apfel, Antje reichert, Miho Hasegawa, Astrid Mäurer, Sachiko Kobayashi, Johanna fuchs, Izabela Pochylczuk- Grether*

Zweite ViolinenSorin capatina, emre Tamer, Sylvia Schade christiane Dierk, Martin Lehmann, Almuth Luick, Saskia hiersche, Karolin Kosa, Anne-Christiane Wetzel, Doris Drehwald*, Alexander Jergens*

ViolenKlaus Jürgen Opitz, Tomoko Yamasaki, Uta König, Barbara Walz,Zenep Tamey, Anja Beck, Daniel Ibáñez Garcia, Ari Kanemaki, friederike ragg*

Violoncelli Michael Veit, Kanghao feng, Albrecht fiedler, Sabine Schlesier, friederike Eisenberg, Alev Akcos, Kathrin Heintze*

KontrabässeStefan Kammer, Balasz Orban, friedhelm-Maria Daweke, Johannes Knirsch, Thomas Keim*

HarfeMarianne bouillot

FlötenMareile Dahme, Danielle Schwarz, Kornelia Hagel-Höfele

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OboenSebastian röthig, Dieter Groth und Anna Maria Hampel

KlarinettenMichael Schmidt, David Wolf, Philipp bruns

FagotteHans-Jürgen Höfele, Klaus Holtorp, Jan Schmitz

Hörnerfilipe Abreu, Christiane Bigalke, Juliane Baucke, ralf rosorius

TrompetenManfred bockschweiger, Tobias Winbeck, Michael Schmeisser

Posaunenchristian Künkel, bernhard Schlesier, Markus Wagemann

Tubaeberhard Stockinger

Pauken und SchlagzeugBerthold Anhalt, Christian Gutgsell, Jürgen Jäger, Jeremias Petersen*

Stand der Besetzung: 11.3.2015 * = Gäste

GMD Will humburg Orchesterdirektion und KonzertdramaturgieGernot Wojnarowicz Orchesterbüro Magnus bastian GMD BüroPetra Michels Notenbibliothek Hie-Jeong Byun Orchesterwarte Matthias Häußler, Willi rau, Olaf Heinrichsen

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freundeskreis Sinfoniekonzerte Darmstadt e.V. Liebe Musikfreunde, der Freundeskreis leistet einen wesentlichen Beitrag dazu, den Sinfoniekonzerten am Staatstheater Darmstadt eine besondere Attraktivität zu verleihen. Er verdankt seine Gründung im Jahre 1989 einer Anregung von Herrn Drewanz, dem damaligen GMD, und er hat sich seitdem unentbehrlich gemacht. Höhepunkt der Spielzeit 2014/2015 war aus unserer Sicht das von uns geförderte Jubiläumskonzert am 16.11.2014. Außerdem ermöglichen wir in dieser Spielzeit Konzerte mit Sabine Meyer und Frank Peter Zimmermann. Zeigen auch Sie Kunstverstand und Initiative! Werden Sie Mitglied im Freundeskreis Sinfoniekonzerte Darmstadt e.V. Wir freuen uns auf Sie!Anfragen und informationenGeschäftsführerin Karin Exner, Marienhöhe 5, 64297 DarmstadtTel. 06151.537165 [email protected] Vorsitzender Dr. Karl H. Hamsch

Wir danken dem blumenstudio Petra Kalbfuss für die blumenspende.

IMPrESSUMSpielzeit 2014 | 15, Programmheft Nr. 32 Herausgeber: Staatstheater DarmstadtGeorg-Büchner-Platz 1, 64283 Darmstadt, Telefon 06 15 1 . 28 11-1Intendant: Karsten WiegandGeschäftsführender Direktor: Jürgen Pelzredaktion und Texte: Gernot Wojnarowicz fotos: KünstleragenturenSollte es uns nicht gelungen sein, die Inhaber aller Urheberrechte ausfindig zumachen, bitten wir die Urheber, sich bei uns zu meldenGestalterisches Konzept: sweetwater | holst, DarmstadtAusführung: Philipp MöllerHerstellung: Drach Print Media, Darmstadt

„Die Inspiration ist ein solcher Besucher, der nicht immer bei der ersten Einladung erscheint.“

Peter Iljitsch Tschaikowsky

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