75 Jahre Schullandheim .inHoisdorf

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75 Jahre Schullandheim . in Hoisdorf Festschrift zum Jubiläum 1922 -1997 Verein der Freunde des Albrecht-Thaer-Gymnasiums (Schullandheim Hoisdorf) e.V.

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75 JahreSchullandheim

.in Hoisdorf

Festschrift zum Jubiläum

1922 -1997

Verein der Freunde des Albrecht-Thaer-Gymnasiums (Schullandheim Hoisdorf) e.V.

IMPRESSUM

Herausgeber

Verein der Freunde des Albrecht-Thaer-GymnasiumsWegenkamp 3,

22527 Hamburg,Tel.: 5473 06-0

Spendenkonto:

Nr.7492702bei Bank fiir Sozialwirtschaf~Hannover

Bankleitzahl 251 205 J0

Redaktion(in. illphabetischer,-Polge)

Carsten Großmann,Olof Gutowski,HeJga Reichelt,Peter Reichelt,

Horst Rlttmüller(V.i.S.d.P.),

Dr. Detlev Stoltenberg,Ursula Ziegeler-Schulz,

AutorinneulAutoren

siehe Inhaltsverzeichnis

Hinze & SachseEmilienstraße 14.,

20259 Hamburg

Auflage

1000 Exemplare

Bitte beachten Siedie Anzeigen unserer Inserenten

\1\.-

7S JAHRE SCHULLANDHEIM HOISDORF

VORWORT 1Von Horst Rittmüller, Verwalter des Schullandheims

GRUßWORTE

ZUM 75. GEBURTSTAG •••.•.•....••••.••••••.....•.•••.•.•.......•.•••.••••.••.....•••••••••••.••••••....•.•.•.•••....••••.•••••.••••..•.......•. 5

von Wolfgang Necke!, Ehrenvorsitzender des Verbandes deutscher Schullandheime und ehern. Landesschulrat

ANERKENNUNG UND BEIFALL .•••........•.•.•.•...........••..••.•.••••.••....••.••.............••.•.•.••.•••.......•.••......••..••••... 7

Von Claus-Peter eramer, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Hamburger Schullandheime e.V.

ZUM JUBILÄUM 9

von Wolfgang Raap, 1. Vorsitzender des Vereins der Freunde des Albrecht-Thaer-Gymnasiums (SchullandheimHoisdorf) e.V.

DAS ATH UND SEIN SCHULLANDHEIM HEUTE ..•.•.•.•.......•.••.••.•........•••.••.•.•.•....•.••••.••.•••••.....•.......•• 11

von Birgit Niedlich, Schulleiterin am ATh

UNSER VIELFÄLTIGES SCHULLANDHEIM ODER HOISDORF AUS SICHT VON ELTERN••.•.....•..••••• 15

Von Helga Reichelt, Elternratsvorsitzende am ATh,und Peter Reichelt, ehern. Vorsitzender des Vereins der Freunde des Albrecht-Thaer-Gymnasiums(Schullandheim Hoisdorf) e.V.

HERZLICHES WILKOMMEN 17

von Dieter Schippmann, Bürgermeister von Hoisdorf

HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH 19

von der S.V. Holsatia

CHRONIK und HISTORIE

KENNZEICHNENDE JAHRESDATEN AUS DEM WERDEGANG DES SCHULLANDHEIMS 21

von Horst Rittmüller, Verwalter des Schullandheims

DER PEEMÖLLER-HOF 27

von Adolf Christen, ehern. Lehrer in Hamburg, Gründer des Stormarnschen Dorfmuseums, ehern. Chronist vonHoisdorf

EIN TRADITIONSHAUS MIT BEWEGTER GESCHICHTE 29

Von Klaus Kruse, Geschäftsführer und Leiter der pädagogischen Arbeitsstelle des Verbandes deutscherSchullandheime,und Tobias Mittag, Autor der Examensarbeit mit dem Thema: Zur Geschichte der deutschen Schullandheimbe­wegung von den Anfängen in der Weimarer Republik bis zur Zeit nach dem zweiten Weltkrieg unter besondererBerücksichtigung Heinrich Sahrhages

DR. HEINRICH SAHRHAGE 35

von Dr. Detlev Stoltenberg, ehern. Schulleiter des ATh

HOISDORF WÄHREND DER LUFTANGRIFFE AUF HAMBURG 1943 45

von auo Sahrhage, ehern. Lehrer arn ATh, ehern. Geschäftsführer des Verbandes deutscher Schullandheime,ehern. Geschäftsführer des Schulvereins, ehern. Heimvater in Hoisdorf

Festschrift

75 JAHRE SCHULLANDHEIM HOlSDORF

MENSCHEN IM SCHULLANDHEIM

Aus DER GEBURTSSTUNDE DES SCHULHEIMS...................••.•.•..•.•..•.......•.............•.............••.•••.•.•••• 47

von Dr. Arno Meschkat, Schüler der Klasse Dr. Heinrich Sahrhages (Abiturjahrgang 1926), Biologe bei der.fAO(UNO) - zuständig für die Entwicklung der Fischerei in Südamerika und Afrika, Mitglied der S.V. Holsatia

ERINNERUNGEN AN HorSDORF ................••.•.••.•...............••.••..•••••.•.•.••......•..•.............................•...... 51

von Joachim Junge, ehern. Lehrer am ATh, ehern. 1. Vorsitzender des Schulvereins

RÜCKBLICK AUF ÜBER 30 JAHRE AUFENTHALTE IN HorSDORF••.•...•...•...................•...••.••.....••.••..• 53

von Götz Donandt, ehern. Lehrer arn ATh, ehern. Schulleiter des Gynasiums Stellingen, ehern. Hauptseminarlei­ter

BAUER SELLHORNS ÄPFEL....•.••.•.••.•........•.••.••••......••••.••.........•.••••.•.••.•.........•••.•.••.•••...............•..••.•••.. 54

von Dr. Wolfdieter Lenck, ehern. Schüler am ATh, Abiturjahrgang 1956, Chemiker bei Beiersdorf(Forschung/Entwicklung tesa), Vorsitzender der S.V. Holsatia

INTERVIEW MIT FRAU UND HERRN VORPAHL.•.......••••••............•.••••••.•..•••..............•.•..•.•••••.•....•...... 57

von Usern Ziegeler, Lehrerin und Koordinatorin am ATh

HorSDORF ODER DIE ERINNERUNGEN EINES SCHÜLERS.•......••••.•••.........•.•.•.••••.•............•••.•.•••.•••.. 59

von Sebastian Reinhardt, Mitglied des Schulsprechertearns arn ATh

KINDER AUS TSCHERNOBYL ZUR ERHOLUNG IM SCHULLANDHEIM 61

von Helga Reichelt, Elternratsvorsitzende am ATh,und Peter Reichelt, ehern. Vorsitzender des Vereins der Freunde des Albrecht-Thaer-Gymnasiums(Schullandheim Hoisdorl) e.V.

50 JAHRE HorSDORF IM SPIEGEL DER GÄSTEBÜCHER ••••...•.••.••••.•.......•.•.•.•.•.•......•.••.•.......••••••.•..... 65

von Joachim Junge, ehern. Lehrer am ATh, ehern. 1. Vorsitzender des Schulvereins

VERSCHIEDENES

LITERARISCHE REISE DURCH STORMARN ...•..•••......••••.••....•.•.•..•.....•••.......•••........•••.•..•......•••.••.••.•••. 67

von Joachim Wergin, ehern. Beamter der Zollverwaltung in Hamburg, Mitarbeiter im Stormarnschen Dorfmuse­um, Archivar des Amtes Siek, Vorsitzender des Stormarner Schriftstellerkreises

EIN GEMEINNüTZIGER BESCHÄFTIGUNGSTRÄGER STELLT SICH VOR ••.••..•.•......•............•.••.••...•.. 71

von Wilfried Büntzly, Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit bei Arbeit und Lernen Harnburg GmbH (alh)

DIE .S.V. HOLSATIA STELLT SICH VOR .....•.••........••••.•••..•................•.•.•.•.......................•.•••..........•••• 73

VOn DL Wolfdieter Lenck, ehern. Schüler arn ATh, Abiturjahrgang 1956, Chemiker bei Beiersdorf(Forschung/Entwicklung tesa), Vorsitzender der S.V. Holsatia

Festschrift -------------------

75 JAHRE SCHULLANDHEIM HOlSDORF

Festschrift

75 JAHRE SCHULLANDHEIM HOlSDORF

Vorwort

von Horst Rittmüller

Wie es sich gehört, erscheintzum 75-jährigen Jubiläum un­seres Schullandheims eine Fest­schrift. Und es gibt dazu Anlaßgenug.

Mag das Schullandheim "Hol­stentor" auch nicht das erstesein, das als solches in Deutsch­land gegründet wurde, so ist esmeines Wissens jedoch dasälteste in seiner herkömmlichenGestaltung in unserem Landnoch erhaltene, also nicht daserste, jedoch das älteste.

Nicht nur das, es ist aufs engstemit einem Manne verbunden,der "der exponierteste Vertreterder deutschen Schullandheim­bewegung, nicht nur in Ham­burg, sondern in ganz Deutsch­land war", wie Tobias Mittag inseiner Examensarbeit mit demThema "Zur Geschichte derdeutschen Schullandheimbewe­gung von den Anfängen in derWeimarer Republik bis zur Zeitnach dem zweiten Weltkriegunter besonderer Berücksichti­gung Heiruich Sahrhages" aufSeite 3 schreibt, nämlich mit Dr.Heinrich Sahrhage. ( In dieserFestschrift findet sich auch einArtikel von Klaus Kruse undTobias Mittag zur Geschichteunseres Schullandheims. )

Sicherlich ist Sahrhages Wirkenaus heutiger Sicht kritisch zusehen, denn er hat nicht nur dieSchullandheimbewegung auchwährend des ]\iationalsozialis­mus in entscheidender Funkti­on vertreten, sondern war auchals Gausachbearbeiter für dieKinderlandverschickung inHamburg tätig, bekleidete alsomaßgebliche Posten in dieserZeit. Das setzte sicherlich auchLinientreue voraus. Zwar hat

sich die Schullandheimbewe­gung vehement gegen die Ein­vernahme durch die Hitlerju­gend gewehrt, hat sich aberauch zum Teil durch vorausei­lenden Gehorsam der damali­gen Führung angedient, um zuprosperieren. Andererseits hatHeinrich Sahrhage große Arbeitfür unser Heim und die Schul­landheimbewegung geleistet.Ohne ihn gäbe es unser Heimnicht und vielleicht auch einigeandere Heime nicht oder nichtmehr.

Vielleicht ist es aber auch ver­messen, versehen mit der"Gnade der späten Geburt",über Sahrhage aus heutigerSicht zu richten. Deshalb habenwir Sahrhage im Artikel vonDr. Stoltenberg vornehmlichselbst zu Wort kommen lassen.Wir sind uns der Problematikdessen bewußt, tun dies jedoch,damit sich ein jeder selbst einBild machen kann. Auch mitden unbequemen Punkten derVergangenheit muß man sichauseinandersetzen. Dies gebie­tet die historische Aufrichtig­keit.

Die reiche Tradition unseresHeims bietet jedoch überwie­gend positive Rückblicke. Ge­boren wurde es 1922 als Aus­fluß der damaligen Kulturkritikund der damit verbundenenReformpädagogik. Die Inhu­manität, der Stumpfsinn undder Leistungsdruck der Indu­striegesellschaft der Jahrhun­dertwende und die Hinwen­dung der Menschen zum Ma­teriellen, zu Pomp und Kitsch,mißfiel insbesondere der da­maligen Jugend. In der Schulewandte man sich gegen dieeinseitige Betonung des Kogni-

tiven, die Vernachlässigung desSchöpferischen. Die Reformpä­dagogen propagierten Natur­verbundenheit, Persönlichkeits­bildung, Primat der Erziehunggegenüber der Wissensvermitt­lung, Gemeinschaftserlebnis,geistige Selbsttätigkeit, Unter­richtsform des Erlebens, prakti­sches Arbeiten, Schulwerkstät­ten.

Betrachtet man die heute ak­tuelle Diskussion in den Schu­len und insbesonqere unsereGedanken zur Bildung desProfils unserer Schule, so hörtman Begriffe wie ökologischesDenken, ganzheitliche Erzie­hung, Sozialpraktikum nachaußen und innen, Teamarbeit,Interaktion, Realbegegnung,eigenständiges Erarbeiten vonInhalten, offener Unterricht,außerschulische Lernorte, Pro­jektunterricht, Handlungsorien­tierung, Hinführung auf dasBerufsleben (ITB). Ich meine,dies alles ist bereits im Satzzuvor zu lesen gewesen.

Sicherlich waren die Reform­pädagogen für ihre Zeit fort­schrittlich. Es verwundert nicht,daß das staatliche Schulsystemden pädagogischen Stand vonvor 1933 nicht über den Natio­nalsozialismus hinweg rettenkonnte.

Heute - mehr als 50 Jahre nachdem zweiten Weltkrieg - sinddie Zielsetzungen fortschrittli­cher Pädagogen - wenn auchmit anderen Begrifflichkeiten ­ähnlich denen der Reformpäd­agogen, aus welchen herausu.a. die Schullandheimbewe­gung entstand. Ein Heim wieunseres eignet sich in vielfälti­ger Form zur Umsetzung dieser

Festschrift ~ _ Seite 1

75 JAHRE SCHULLANDHEIM HOlSDORF

Diese Festschrift gibt U.a. dieErlebnisse mehrerer Generatio­

nen von Schülern,Lehrern und EI­tern wieder, diesie während ihrerAufenthalte inHoisdorf hatten.Offenbar bleibtdie Erumerungdaran bis ins hoheAlter wach. Auchdiese Tatsachezeigt die nachhal­tige Wirkung vonSchullandheim­aufenthalten. Be­sonders erwäh­nenswert ist derBeitrag von Dr.Arno Meschkat, in

felhaft ein außerschulischerLernort, der sich hervorragendfür Projektunterricht eignet, dadie gesamte Klasse über mehre­re Tage beisammen ist undeinzelne Gruppen sich zur Ar­beit zurückziehen körmen.Auch bietet eine Klassenfahrt .auf Schritt und Tritt Realbe­gegnung in vielfältigster Weise.Und daß sich in der Naturökologisches Bewußtsein eherbildet als in der Stadt, stehtwohl auch außer Frage.

Ein Schullandheim ist unzwei-

für das zukünftige Berufslebenvermitteln.

Schullandheimaufenthalte sindein optimales soziales Erfah­rungsfeld, derm aufgrund deszeitlichen, räumlichen undpersönlichen Aufeinanderan­gewiesenseins kommt dabeidem Umgang miteinander einebesondere Bedeutung zu. Dadie Schule in steigendem Maßeerzieherisch tätig werden muß,bieten sich zum Einüben sozia­len Handelns Klassenreisen an.

Ziele und könntesomit ein heraus-ragender Be-standteil desProfils unsererSchule werden ­ein unverzichtba­rer Eckpfeiler,um Ansprücheder pädagogi­schen Diskussionin entsprechendeTaten münden zulassen.

Denn das Ge­meulschaftserlebnis, die gemein­same Bewälti­gung realer Pro­bleme in dazuherausfordernder Umgebungist geradezu prädestiniert zurSchulung der Teamfähigkeit,die die heutige Gesellschaft vonihren Mitgliedern fordert undein geeignetes Gegenmittel zurKompensation der allenthalbenbeklagten zunehmenden Indi­vidualisierung. Nicht zum Spaßschicken Industrieunternehmenihre Führungskräfte für teuresGeld zu erlebnispädagogischenAufenthalten. Durch mehrKlassenfahrten geeigneten In­halts körmte die Schule einewichtige Schlüsselqualifikation

Seite 2 Festschrift _

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dem der Autor die Atmosphärezur Zeit der Heimgründungaufleben läßt. Der Klassenlehrervon Herrn Dr. Meschkat warnämlich Heinrich Sahrhage,und so kam er in den Genußdes wohl ersten Arbeitseinsat­zes, den ATh-Schüler in Hois­dorf leisteten, noch vor derEinweihung 1922. Bei ihmmöchte ich mich besondersherzlich bedanken, da er sichnoch im Alter von nunmehr 89Jahren a11 die Schreibmaschinegesetzt hat, um seinen Beitragzur Festschrift zu leisten. MeinDank geht aber auch an alleanderen Autoren. In jedemArtikel steckt eine Menge Ar­beit.

Ein Schullandheim kann sichüber eine solch lange Zeit nurdann halten, wenn sich inlmerwieder Menschen finden, diemit viel Einsatz an Arbeit undEnergie den Betrieb gewährlei­sten. Dies gilt insbesondere fürdie Heimeltern. Ihnen gilt meinbesonderer Dank. Mit demEhepaar Vorpahl haben wir1992 ein ideales Heimeltern­paar gefunden, das umsichtigund gewandt im Umgang mit

den Lehrern und anderen Be­treuern ist und stets ein offenesOhr für die Probleme der Kin­der und Jugendlichen hat, unddas rund um die Uhr. Beidesind in Küche, Häusern unddem großen Gelände währendder Belegungszeit fast rastlostätig. Die jetzige Umbruchzeitder Sanierung des Reetdach­hauses ist für Familie Vorpahlmit vielen Unannehmlichkeitenverbunden. Trotzdem wollenbeide mit dem Heim dieseDurststrecke überstehen. Zualledem gehören starke Nervenund eine große Liebe zum Be­ruf. Hoffentlich bleiben sie unsnoch lange als Heimeltern er­halten.

Dank gebührt auch allen vor­herigen Heimverwaltern. Dabeihervorzuheben ist Herr HeinzZietz. Er übernahm das Heimals es diesem schlecht ging undführte es unter großem persön­lichen Einsatz durch schwierigeZeiten. Dazu gehärt viel Idea­lismus.

Zahlreiche Schüler, Eltern undLehrer haben in den vergange­nen 75 Jahren ehrenamtliche

Arbeit am und für das Heimgeleistet. Das beginnt bei demArbeitseinsatz in Hoisdorf undendet (nicht) mit den Vorberei­tungen dieser 75-Jahr Feier.

Mein besonderer Dank gilto den Mitgliedern des Schul­

vereins, insbesondere demamtierenden VorsitzendenHerrn Wolfgang Raap sowieseinem Vorgänger, HerrnKarl-Heinz Siemssen für ihraußerordentliches Engage­ment für das Schulland­heim,

o der jetzigen Schulleiterin,Frau Birgit Niedlich und ih­rem Vorgänger, Herrn Dr.Detlev Stoltenberg für ihrestets offenen Ohren, welU1 esum Hoisdorf geht,

(I meinen Tutanden des Abi­tur-Jahrgangs 1993 für meh­rere intensive Arbeitseinsät-ze,

o den jetzigen 11. Klassen undHerrn Konrad Otto für dasAusräumen des Reetdach­hauses in Vorbereitung derGrundinstandsetzung,

o den Besuchern des alljährli­chen Jour-Fixe, die dadurchihrer Verbundenheit mit

Fcstscllrifl ~_._~.. Seite 3

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Festschrift _

unserem Heim Ausdruckverleihen, insbesondere denMitgliedern der S.V. Holsa­tia "in Treue fest",

o der ArbeitsgemeinschaftHamburger Schullandhei­me, insbesondere dem er­sten Vorsitzenden Claus­Peter eramer, der mir stetsmit Rat und Tat zur Seitesteht,

• dem Verband DeutscherSchullandheime, insbeson­dere dem Geschäftsführer,Herrn Klaus Kruse, für dieBereitstellung von Archiv­material aus vielerlei Anlaßund Frau CharJotte Seedorfund dem Ehrenvorsitzen­den, Herrn Wolfgang Nek­kel, für ihre Unterstützung.

Ohne die Hilfe von Behördenund Institutionen wäre es auchnicht gegangen. Dank an:• die Hamburger Schulbehör­

de, insbesondere HerrnDetlef Asmus,

• das Amt Siek und den Bür­germeister von Hoisdorf,Herrn Dieter Schippmannfür die Sanierung des Tei­ches,

• die untere Denkmalschutz­behörde des Kreises Stor­man, insbesondere Herrnvon Helmigs, für Rat undTat bei der Sanierung desReetdachhauses,

• die Hamburger Behörde fürArbeit, Gesundheit und So­ziales, insbesondere FrauUrsula Iseler für die Befür­wortung der Sanierung desReetdachhauses durch denBeschäftigungsträger "Ar­beit und Lernen HamburgGmbH",

G "Arbeit und Lernen Harn­burg" I insbesondere dieHerren Klaus Quitsdorf undHans-I-I. Hirsch, daß sieguten Mutes bleiben, ob­wohl sie mit immer neuenSchäden am Reetdachhauskonfrontiert werden und

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von einer Ohnmacht in dieandere fallen.

Weiterhin möchte ich mich" bei allen Handwerkern, die

bei uns in den letzten Jahrentätig waren für die gedeih­liche Zusammenarbeit

GI bei den Einwohnern vonHaisdorf insbesondere un­seren direkten Nachbarn,den Familien Seilliorn undMaluche, für das geduldigeErtragen des Lärms, der nuneinmal entsteht, wenn vieleKinder beisammen sind,

• und bei den Inserenten fürdie Finanzierung dieserFestschrift

bedanken.

Auch das Zustandekommendieser Festschrift war nur mög­lich durch besonderes Engage­ment und Einsatz in der Frei­zeit und an Wochenenden. Fürihre tatkräftige Unterstützungnoch einmal mein besondererDank an• Helga und Peter Reichelt

(Redaktion und Layout),• De. Detlev Stoltenberg (Re­

daktion, Sichtung von Ar­chivmaterial),

• Ursula Ziegeler-Schulz (Be­ratung, Textverarbeitung),

• meine Partnerin CharlotteGravcnhorst (Beratung, Re­daktion, Textverarbeitung)

• Olof Gutowski (Textver­arbeitung)

• Carsten Großmann (tech­nische Beratung)

Zur Zeit erfolgt die Renovie­rung unseres Reetdachhausesdurch "Arbeit und LernenHamburg". Das Ausmaß derSchäden am Haus zeigte sicherst bei näherer Betrachtung.Außerdem erließ das Bauamt inBad Oldesloe umfangreicheBrandschutzaufIagen, so daßdas ursprünglich angedachteVolumen der Sanierung weitüberschritten wird. 20 Prozentder Sachmittel (ca. 80.000 DM)müssen vom Bauherrn selbstaufgebracht werden.

Die Bauzeit wird sich von da­her auf ca. zweieinhalb Jahreverlängern, so daß sich auchdie Kosten für den Unterhalt indieser Zeit gegenüber unsererursprünglichen Planung erheb­lich vergrößern - kurz gesagt,wir benötigen dringend Geldzur Überbrückung dieser wirt­schaftlich schwierigen Situati­on.

Jede Spende ist uns willkom­men!

(Spendenkonto 7492702 bei derBank für Sozialwirtschaft, Han­nover - BLZ 251 20510).

Hoffen wir gemeinsam, daß wirim Jahre 1999 unser dann frischrenoviertes Heim wieder eröff­nen können und uns zur Ein­weihungsfeier in Hoisdorf wie­dersehen.

75 JAHRE SCHULLANDHEIM IIOISDORE

Zum 75. Geburtstag

DOn Wal/gang Neckel

Es begann im Jahre 1919. Dr.Heinrich Sahrhage, seit 1916Lehrer an der Oberrealschulevor dem Holstentor, fuhr imFrühjahr mit Schülern mehrereTage nach Niendorf an die Ost­see. Als die Schulfahrt im Jahredarauf in die Heide führte, warder Gedanke entstanden: DieSchule muß ein eigenes Heimhaben, draußen in der Natur.Und das in einer Zeit wenigeJahre nach dem zweiten Welt­krieg. Trotz eines gewissenwirtschaftlichen Aufschwungsin Deutschland gab es vieleArbeitslose, das Suchen nachneuer politischer Ordnungbrachte immer wieder neueKonflikte, die Geldentwertungnahm von Tag zu Tag zu. ImJanuar 1921 kommen Elternund Lehrer der Oberrealschulevor denl Holstentor zusammen.Sahrhage und seine Schülerberich ten von ihren Erlebnissenund spontan wird der Verein"Schulheim OberrealschuleHolstentor" gegründet. Das Zieldieses Vereins ist die Gründungeines schuleigenen Schulland­heimes. Schon Anfang 1922 istdas Ziel erreicht. Der Schul­verein übernimmt vom Ham­burger Jugendverband das alteHaus in Hoisdorf. Es wurde mitnicht einmal 100.000 Mark barbezahlt.

Lehrer und Schüler renoviertendas Haus Tag für Tag, oft bis indie Nacht hinein wurde gear­beitet. Allen beispielhaft voran:Dr. Sahrhage. Am Himmel­fahrtstag 1922 war es soweit:Das Schullandheim Hoisdorfwurde eingeweiht. Alle Eltern,Lehrer und Schüler nahmen ander Feier teil. Es war ein großerTag für die Schule und für Dr.Sahrhage.

Seitdem sind das Schulheimund Dr. Heinrich Sahrhage, jasogar die Geschichte alle Deut­schen Schullandheime, unlös­bar miteinander verbunden, Dr,Sahrhage bleibt dem Haus, dasheute seinen Namen trägt, biszu seinem Tode 1969 verbun­den.

Wer zählt die vielen tausendKinder und Jugendlichen, diebis heute in Hoisdorf gelernt,gespielt und Freude gehabthaben? Wer zählt die Tage und

Nächte, die für Lehrerinnenund Lehrer Arbeit, Fürsorgeund Hilfe für die Kinder gewe­sen sind? Wer spricht von de­nen, die in den vergangenenJahrzehnten immer wieder eh­renamtlich mitgeholfen haben,den "Beh·ieb" des Schulland­heimes sicherzusteIIen? DieZahl derer, die sich um Schul­landheime kümmern, ist gerin­ger geworden. Die Möglichkei­ten für jedermann, die Natur inaller Welt jederzeit erreichen zukönnen und die individuellenAnsprüche haben Sinn undAufga be von Klassenfahrten inein Schullandheim verändert.Und das ist auch gut so, denn

das Verhalten der Menschen inunserer Gesellschaft ist einanderes geworden als es vorJahrzehnten gewesen ist. Undso sind immer 'wieder neueWege gesucht und gefundenworden. Wenn in der Zukunftjede Schule in Hamburg ihreigenes "pädagogisches Schul­programm 'I zu erarbeiten haben\vhd, dann bin ich sicher, daßdas Schullandheim Hoisdorfein wichtiger Akzent im Kon­zept sein wird.

Für den Vorstand des Verban­des Deutscher Schullandheimeund dessen Vorsitzenden lIorstAye gratuliere ich dem Schul­landheim Hoisdorf zum 75.Geburtstag. Allen Mitarbeitern,Mitstreitern und Freunden desAlbrecht-Thaer-Gymnasiumsdanke ich und wünsche, dat5nach Abschluß der Renovie­rung das I-laus für weitereJahrzehnte für viele Kinder undJugendliche pädagogisch als Er­gänzung zum Unterricht imKlassenraum genutzt wird: \Versich bemüht, die VVelt in ihrerVielfalt zu begreifen, der kannsinnvoll in Hoisdorf damit be­ginnen.

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75 JAHRE SCHULLANDHEIM HOlSDORF

Anerkennung und Beifall

von Claus-Feier emmer

Das 75jährige Bestehen desSchullandheimes Holstentorwird begangen. Das hört sichnach einem fast unendlichenZeitraum an. Genau betrachtetentspricht er aber nur etwa

o dem Lebensalter eines Men­schen

oder Lebensarheitszeit zweierStudienräte

o zweieinhalb Generationen(l oder weniger als zehn gym­

nasialen Schülerlaufbahnen.

So gesehen ist es also nichtsBesonderes, auf 75 Jahre zu­rückzublicken. Aber es gibtnoch andere Perspektiven.

Es haben sich über diese Zeitehrenamtlich Tätige aus denKreisen der Schülerinnen undSchüler, der Eltern und derLehrerschaft gefunden, die esauf sich genommen haben, mitviel Engagement und Einsatzdie vielfältigen Tätigkeiten, dienotwendig sind, ein Schulland­heim zu führen und zu erhal­ten, zu übernehmen.

Die lange Zeit der erfolgreichenArbeit, der Einsatz aller Betei­ligten und deren Mut zu Inno­vationen finden mit Sicherheitbei allen Kennern der Schul­landheimszene bundesweit An­erkennung und Beifall.

Der Vorstand der Arbeits­gemeinschaft spricht dem Ver-

ein der Freunde des Albrecht­Thaer-Gymnasiums seine An­erkelillung für die langjährigeund erfolgreiche Schulland­heimarbeit aus und wünschtihm auch für die nächsten Jalu­zehnte ein im wesentlichen vonpositiven Erfahrungen und Re­aktionen bestimmtes Arbeiten.

Ihnen ist es über diesen Zeit­raU111 gelungen, nicht nur denBestand des SchullandheimesHolstentor zu sichern, sondernes zu einer sehr bekannten undgern besuchten lVfitgliedsein­richhlng in der Arbeitsgemein­schaH Schulland-

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neurrairr Orrpadmng mtl.vvv

1V A.Hcn.L> 1923 1M SCHULGEBÄUDE AM HOLSTENTOR

Seite 8 ~~__.~.~ Festschrift _

75 J;\HRE SCIIULL;\NDIIEIM HOlSDORF

Zum Jubiläum

VOll WOlfgang Raap

Vor 75 Jal1rcn am Himmel­fahrtstag 1922 wurde dasSchullandheim unseres Vereinseröffnet. Spenden und Darle­hen von Eltern und Freundenermöglichten den Kauf des Hei­mes. In all den Jahrzehnten istviel für die Erhaltung des Hei­mes getan worden.

Die Erhaltung des ältesten

Schullandheimes Deutschlandsist nur möglich gewesen, weiles immer ausreichend Schüler,Eltern, Lehrer und Göm1er ge­geben hat, die sich für denVerein eingesetzt haben. Ichhabe bereits in den Jahren von1951 bis 1955 Ferienaufenthaltein Hoisdorf verleben dürfen.Ich hoffe, daß das Heim auch inZukunft Begegnungsstätte für

viele junge Menschen semwird. Wenn die jetzt al}.stehen­den Sanierungsarbeiten vollen­det sind, können wir zuver­sichtlich in die nächsten Jahr­zehnte sehen. Ich wünsche demVerein, daß man im Jahr 2022schreiben wird: " Wir habenweiterhin das älteste Schulland­heim Deutschlands.

Fl'stschrift Seite 9

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75 JAHRE SCHULLANDHEIM ]-]OI5DORF

Das ATH und sein Schullandheim heute

von Birgit Niedlich

Anfang April 1994 trat ich mei­nen Dienst als neue Schulleite­rin des Albrecht-Thaer-Gymna­slums an und erhielt schonwenige Tage später die Einla­dung zu einer Fahrradtour:Jour fixe in Hoisdorf' Nichtsonderlich trainiert für eineRadtour von mehr als 40 (oder50 77) km, aber beruhigt durchden Gedanken, unauffällig inder Gesellschaft von jüngerenSchülern und gleichaltrigen El­tern zu radeln, dieauch nicht auf eineTour de France vor­bereitet waren, sagteich zu. Leider sagtenfast alle anderen ab,so daß sich eine inti­me Dreiergruppefand: unsere Koordi­natorin Frau Ziegeler(gestählt durch ihrentäglichen Schulwegper Rad) und derfrisch pensionierte(und bereits gut er­holte) ehemaligeSchulleiter Herr Dr.Stoltenberg. Nun gut,tapfer machte auchich mich mit auf denWeg. Es wurde einewunderschöne Rad-tour beistrahlendem Sormenschein, unddank zweier ausgiebiger Pau­sen war auch ich keineswegserschöpft als wir am frühenNachmittag das Schullandheimerreichten. Kaffee und frischerButterkuchen belohnten uns fürdie Anstrengung. Und dortwaren dann auch Kollegen,Schüler, Eltern und Ehemalige ­weit vveniger zwar als ich er­wartet hatte, aber zum Glückdoch deutlich mehr als auf dcrFahrradtour.. Nach dCl11 ab­sch liefScnden gi.:~l11einsa menGrillabcnd stellte sich mir aber

doch die Frage: was bedeutetdas Schullandheim eigentlichfür die Schulgemeinde des AI­brecht-Thaer-Gymna-siums?

Nach dem 1. Weltkrieg habensozialpädagogische Gründe zur"Schulheimbewegung" geführt."Um der unterernährten Jugendder Schulgemeinde (aus demBezirk Neustadt - SI. Pauli ­Hafen) helfen, ihr Erholungbieten zu können, gründeten

Eltern und Schüler den "Ge­meinnützigen Verein Schul­heim Oberschule Holstentore.V." Aus Mitgliedsbeiträgen,Spenden, Verlosungen, Auffüh­rungen ,vurden Mittel aufge­bracht, mit denen bedürftigeKinder unterstützt wurden, sodaß alle Schüler einmal im Jahrein Landheim besuchen konn­ten. Als erstc höhere Schule inHamburg hatte die Oberreal­schule vor dem IIolstentor 1921damit begonnen, alle Klassenmit ihren Lehrern für vier \Vo­ehen in ein Schullandheim rei­sen zu lassen. Schon ein Jahr

Festschrift

später konntc der Verein denWunsch seiner Mitgliedei· erfül­len, ein eigenes Schullandheimzu besitzen. II Soweit die Chro­nik. Und heute?

Es ist heute nicht mehr die Er­füllung aller Wünsche, eineReise nach Hoisdorf zu ma­chen. Kinder und Jugendlichesind es häufig gewohnt, mitihren Eltern oder mit anderenJugendlichen in ferne Gegen-

den zu reisen und fremde Län­der kennenzulernen, in denendas Meer blau ist und die Son­ne immer scheint. Auch Klas­senreisen haben sich geändert,Oberstufenreisen unserer Schü­ler führen meist ins Ausland.Die Welt ist kleiner geworden.

Ich gönne unseren Schülernihre schönen, erlcbnisreichenReisen und hoffe nicht, daß diesozialen Verhältnisse sich wie­der so ändern, daß dies fürviele nicht mehr möglich seinwird. Erste Anzeichen sindallerdings für uns alle unüber-

11

75 JAHRE SCIIULLANDI-IEIM HOlSDORF

sehbar und für einige bereitsschmerzlich spürbar.

Und doch hat Hoisdorf el1lebesondere Bedeutung: es istunser Schullandheim! Dies istein Gedanke, der erst langsamin den letzten Jallfen \viedermehr in das Be\vußtsein derSchüler und Lehrer gerückt istund der sicher noch mehr ver~

ankert werden muß. Die Leh~

rerkonferenz hat beschlossen,dag möglichst jede neue 5.Klasse in ihrem ersten Jahr amAlbrecht-Thaer-Gymnasiurn füreinige Tage nach Hoisdorf fährtund so das Schullandheimgleich zu Beginn ihrer Schulzeitbei uns kennenlernt. In denvergangenen Jahren sind ver­einzelt auch Klassen der Mit­telstufe dorthin gefahren, Ober­stufenschüler zu bestimmtenKursen und Seminaren. DasOrchester hat dort Konzertpro­ben abgehalten, ehemaligeSchüler ihr Jubiläumstreffenveranstaltet, Kinder aus St.Petersburg und aus Tscherno­byl haben sich dort unter unse­rer Betreuung erholt, die Kanti­nenmütter sind dorthin einge­laden worden. In diesem Jahrhat dort zum ersten Mal einzweitägiges Seminar des Schü­lerrats stattgefunden, das - sohaben wir es uns ganz fest vor­genommen - eine feste Einrich­

tung werden solL Eine ganzfeste Einrichtrmg ist natürlich ­der Name sagt es schon - derbereits oben erwähnte Jour fixe,der jedes Jahr Anfang Maistattfindet und zu dem alleSchüler, Eltern und Lehrerherzlich eingeladen sind. Esdürfen wirklich gern noch mehrkommen!

Das Schullandheim ist alsoanders als früher, aber dafürauf vielfältige Weise in dasSchulleben des ATHs einge­bunden. Wir haben Möglichkei­ten, um die andere Schulen uns

Seite 12

beneiden - das höre ich Immerwieder - und wir sollten sienoch mehr nutzen! Allerdingsbereitet ein solches I-leim na­türlich auch Kosten und IvIühe.Unser Heim kann ganzjährigbelegt \verden, und es ist auchgut ausgebucht, aber es kanntrotzdem nicht kostendeckendarbeiten. Der Überschuß, derjedes Jahr aus der Be1egungerwirtschaftet wird, wird drin­gend für die vielen nohvendi­gen kleineren Ausbesserungs­arbeiten und Anschaffungenbenötigt Größere Renovierun­gen \verden - mühsam er­kämpft - von der Schulbehörde

Festschrift _

oder der ArbeitsgemeinschaftHam burger Schullandheime,gelegentlich auch von Spendernfinanziert.

VVie die in diesem Jahr begon­nene Sanierung des Haupthau­ses enden wird, steht noch inden Sternen.. Leider auch,wann sie enden \vird... In! Au­genblick kann das Heim garnicht belegt werden, d. h. wirhaben auch keine Einnahmen.Die Renovierung wird sehrteuer, da das Haus unter Denk­malschutz steht. Wir freuen unsdaher über jede Spende, und seisie noch so kleinil

75 JAHRE SCHULLANDHEIM HOlSDORF

Aber mit Geld allein ist es nichtgetan. \Nichtig sind vor allemauch Menschen, die sich für dasHeim einsetzen und mit demHerzen dabei sind. Und dahaben wir 1991 mit unseremKollegen Horst Rittmüller einentotal engagierten, nie zu ent­mutigenden Heimverwalterund 1992 mit Petra und Joa­chim Vorpahl einsatzfreudigeund zupackende Heimelternfür Haisdorf gefunden. Was fürein Glück! Herr Rithnüllerkämpft unermüdlich um Geldund um die Wertschätzung desHeimes, gegen Bürokratie undandere widrige Umstände. KeinGesprächsanlaß ist ihm zu ge­ring, um nicht noch auf Hois­dorf hinzuweisen, und denliebevollen Spott der Kollegenerträgt er mit Gelassenheit - somuß es wohl auch sein, wennman erfolgreich sein will. Ein­mal pro Jahr ruft er zu einemArbeitstreffen für Schüler, El­tern und Lehrer auf. Dabeiwerden RäUlll€ gereinigt, Mö­bel und Türen repariert, Wändegestrichen, das Gelände gesäu­bert - die Arbeit hört nie aufund tatkräftige Helfer werden

immer benötigt! Es dürfen auchgern mehr als 15 Leute zusam­menkommen... Eine große Hilfewaren in den vergangenenJahren Tutanden, die Bödenentrümpelt, Kopfbäume ge­köpft und den Teich gesäuberthaben - Arbeit, die ansttengendwar, aber auch Spaß brachte.Und der jetzige Jahrgang 11 hatdas Haupthaus leergeräumt,damit überhaupt die Renovie­rungsarbeiten beginnen kön­nen. Auch auf diese Weise be­kommen die Schüler des ATHseinen Bezug zu ihren Schul­landheim! Herr Vorpahl ersetztin Hoisdorf in den meistenFällen den Handwerker! Er istäußerst kreativ und hat vieleneue Ideen, um die Attraktivi­tät des Heimes zu steigern. DieVerbesserung des kleinenSwimmingpools, der Ausbauder Tischtennisanlage, derFahrradverleih sind sein Werk.Er ist nimmermüde im Hausund auf dem Gelände tätig.Frau Vorpahl sorgt für dasleibliche Wohl der Gäste unddafür, daß die Kasse stimmt ­beides mindestens genausowichtig! Wir hoffen sehr, daß

sie uns noch lange verbundenbleiben und elie schwierige Zeitder Sanierung ohne allzu großepersönliche Einschränkungenüberstehen können. Wenn dasSchullandheim Hoisdorf in vor­aussichtlich 2 Jahren grund­überholt, aber doch mit demCharme des alten Bauernhauseswieder für die Schule zur Ver­fügung steht, dann wollen wirnoch mehr versuchen, es wie­der einzubinden in das Schul­leben am Albrecht-Thaer-Gym­nasium. Es ist ein Schatz, dennicht jede Schule hat, und es isteinfach wunderschön dort!Vielleicht kann es bei der Neu­eröffnung dann so sein, wie esschon in der Chronik über dieEinweihungsfeier 1922 steht:"Sämtliche Klassen kamen aufeiner Sternwanderung mit ih­ren Lehrern nach Haisdorf. DieElternschaft erschien nahezuvollzählig. Es wurde ein großerJubel und Trubel; dazu spieltedie Dorfmusik."

Statt einer Sternwanderungwäre natürlich auch eine Fahr­radtour denkbar...

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75 JAHRE SCHULLANDl-IEliVI HOlSDORF

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'Hn Me (f!ternfd)nft ber \tl)aer Obmealjeljulc!

btltni!Jm lil!l "'"mllll'mll1tdl<.

(l;r f'tl a , ,ine 'in~eillid)t mo"atll1l!l~

J!\lllltb. 'u 0d)ii1tr unh ed)ii1etitt"erfilgt. a 5ug,ttbl)'tbergm unh €id)u~cint' unb liieilt tt ble €irl)ltI,n, Wir ncl)men ,bat oll, ltufm 3Ullgen gern lll1b 10iUIg l'l,g Dvjer Dnn l~"'u 'l:aldj,ng,lb !Ubring", unb bitt,n Oie (fiteru Um l~'t l,eunbUd), Ul1le,flü!lllttg.

Unf~t(' gut befud;tc- ,f)nuptuttfamm(ung om 7, Wehmut 1934 "e1gte eine tuue Q5erlHtltbcnl]eitDon (l'1t"nQaus uuh E'id)uk in hem !l\el11iilI'" um hie b'jtmögHd)e (l'r,i,l)ullg uni",r ;Jug'"h.'!Jas 6ct)llHt1ubl)dm Rann unb miU 3lt jcintm ~eiC haau beitragcl1! roUIensjlarne, ge-fultbc,l)eil11otb'lOuilte (l)lellid)cn ön hilhen, hle lid) iü' molk llnh "tant il111Cllid)it llemntroo,Ud) iiil)!en.Slno 110'" b,"tid), 0d)nhuejen I,gt b" 0r1)ullnllhl)eimben"glulg uUcrgrö[lie iB'bettlUllg bei.

.lIiu &..,.1<* IItli llUl!» bl, :ji:~".t ~b't..~I'dl"l. I>U<, •• Iiml"",~b", .!Ii@ßl!II'"ll>lob,...", i~•• l1i!ll"'~ IIn<fj Il)oi~bo~ lU ,(1)1<1..".

(l'. gilt ",l)t,jcltig mO'io,gc iU, hI, \linnnöIeruug ber \Rei[ell ÖU treff"'. WI, "Innem bol)" bleIXI"m bdugHd) ou bic in bCll .jjüllh,n Il),,, eöl)'" 6,jInhHd)cu ,!illll,li"riOU. ;JllsbcionberetuUnel! lid) ,bicjt'uigm \tItern 311t ~rnuBung 'ber 0po:rfw:rten llerpjUcfJtet fiiIj1cn, me1dJe, lPäteruotinlls lMd)iiff' ou. unl",r llut"[tiitung5~oiie braurl)cu. mui je 5 meidIsma,~ 0pnrgclb,n"ld)es bis 4 Wod),n on, b" 9leif' tingelol)U Hf, gibt es bdtn11ntfid) dtlC 6potpriimie nOn50 'llfennig. Wer 0110 Di, ooli, 0nmll1c fparl, lul)lt IHr 14 S:og, ftott m,m 23.-- nur ill911 25,50.SlI' 0pa,~utl'" gelten uud) fiit Me Ql)a11herju~rim unh J.!aub~eimnus!nnidi' her ll11terf'~llnhm

unb 'q)rimcn. Wenn her ertjiHtt iJ1öriJifdJeu tHc läd}ü[fQttliif3t ober allSe Qnbeutt ,61tünben an ',onmeif' nid)! t,Uml)ll1<ll ka11u, wIrb hn$ elllg,.ni)lt, $,Ib Iclbiloerjliinblid) ludidmitait'l, 'lI1i, ltUernmilffen n11$ InUl)di,n,l1l1fe, Ölel I" mtirl)c11. haflk'i11 ;}ung, aus jiunn3i,Ii,u (j)tliuhen 3U ~anf' bl,ibt.

•!OIf 4h~altultg Itil,m~ b fur lllt~e!J1ii!Jmltll lIidor anb•••t ~n,-gab.u 60~ ßl\IlIIg.m , b.~ '~9~llllililiig~1I ~ilgll~6libd"'lig.,

WUrl) bi'f' tutrben mit .jjilfc ber €il,m, ",ten in mouaUid)", ;Rntm eIug'3a~H. :Dief. ~",.

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m,ittr 311 ""Idien. tlIjt a(ierbittgs ein, bdriid)lIirl), 911,l)r.rbel~ labORmIr i.~t um (l;in lle bitt,u. '

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1. Q3orfi!icnot[ bes ~t[dn 6oJuUjehl1.

(llntttfdtri~)

Seite 14 _ Festschrift

75 JAHRE SCHULLANDHEIM llOISDORF

Unser vielfältiges Schullandheim oder Hoisdorf aus Sicht von Eltern

von Helga und Peler Reichelt

11l1g :

hierbei um die Werbeschrift füreine Beauty-Farm, ein Training­seenter für verschiedensteSportarten oder um die Rah­menbedingungen für einÜberlebensb'aining auf demBauernhof?

Natürlich nicht, denn die Über­schrift hafs schon verraten: Esist die kurze Beschreibung un­seres Schullandheims in Hois­dorf, der noch die kindgerech­ten Spielgeräte wie Kletterge­rüst, Wippe, Schaukel undBaumelseil hinzugefügt werdenkÖlmten. Außerdem fehlt derBeschreibung auch noch derwichtige Hinweis auf die aus­gezeichnete Betreuung durchdie Heimeltern Joachim undPeb'a Vorpah!. Sie leisten einenganz entscheidenden Beib'agzum Ausbau und zur Pflegedieses kleinen Paradieses vorden Toren Hamburgs.

Über die einleitend genanntenBetätigungsmöglichkeiten wis­sen die Schüler und Lehrersicher viele Geschichten zuerzählen, die über die üblichenSchullandheim-Verkommnisse

wie z. B. Nachtwanderungendraußen oder auch drinnen(zwischen Jungen- und Mäd­chenzimmern) hinausgehen. Inwelchem anderen Schulland­heim kann man schon in derTenne eine heiße Disco-Partyfeiern? Mit Schülern sind übri­gens durchaus auch jene derMittel- und Oberstufen ge­meint, die im Rahmen vonProjektaktivitäten oder Tutan­dentreffen dort dem Schulalltagentfliehen.

lieh fehlt auch er nicht - derBadepooI. Diese IdyIIe wirdgekrönt durch das unter Denk­malschutz stehende Hauptge­bäude, dessen Grundstein imJahre 1856 gelegt wurde unddem auch das Storchennest aufseinem großen Reetdach nichtfehlt.

Wovon ist hier die Rede ? Istdas ein Auszug aus einem Ur­laubsprospekt ? Handelt es sich

In unmittelbarer Nähe Feld,Wald und Wiesen, die zu kur­zen Spazier- aber auch zu län­geren Erkundungsgängen wiegeschaffen sind, auf dem Ge­lände zwischen altern Baumbe­stand finden sich ein kleinerTeich, Grillplätze, eine Köhler­hütte, der Schuppen für dieVerleihfahrräder, überdachteTischtennisplatten, ein großerFußbaIIplatz mit Kuhtribüne,ein BasketbaIlfeld und - natür-

um f1'dtlall, ~cm 10. $frt\ll(m 19$$abenb5 20 Hf)r im elaal her E5cf)ule.

1. .frnJ~ta~t~il!ifld):urldtct'.tlr~~t:"nopcyn :..5tbukimucum.tifh"

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4!hthl&UUg ,ur.tttt:nbJ:t'~nmmfuulJ 11Cblt

nuf1J:t'ot'~f:ntt 11;aluptbet:Jnmmfungbes \l3mins ,,6d)nU)elm .l:JbetrCalfd)nle .1}olftcntor ~. \l3."

\Velche Gelegenheiten aberhaben nun Eltern selbst, Ein­drücke bei einem Aufenthalt in

Festschrift Seite 15

75 JAHRE SCHULLANDHEIM HOlSDORF

Hoisdorf zu sanulleln "? Um esvorwegzunehmen auch soeinige.

Zunächst ist da das Jour-Fix zunennen, das jedes Jahr imFrühling veranstaltet wird undbei dem sich Schüler, Lehrer,Ehemalige, Freunde des AThoder wer sonst eine Beziehungzum Heim hat treffen. Beimgemeinsamen Kaffeetrinken inder Tenne lernt man sichschnell kennen und kann seinenKlönschnack bei einem gemein­samen Spaziergang durch dennahegelegenen Wald fortsetzen.Der Tag klingt nach demabendlichen Grillen mit einem"Danz op de Deel" aus.

Eine weitere Gelegenheit zumSammeln eigener netter Erleb­nisse bietet sich bei den ein- biszweimal im Jahr von HerrnRittmüller organisierten Arbeit­seinsätzen. Dabei werden ne­ben Maler- und Tapezierarbei­ten auch diverse Arbeiten anfrischer Luft angeboten. DaArbeit hungrig macht, ist fürgemeinsame Mahlzeiten natür­lich auch gesorgt.

Eine ganz besondere Gelegen­heit, zu beobachten wie wohlsich Kinder in Hoisdorf fühlen,gab es im Oktober 1996 für eineReihe von Eltern, die den Erho­lungsaufenthalt von knapp 20Kindern aus Tschernobyl be-

gleiteten. Die kleinen Gästewaren ca. zwei Wochen langdort untergebracht und habendabei in vollen Zügen die Vor­züge unseres Schullandheimesgenießen können - ein unver­geßliches Erlebnis für alle Be­teiligten.

Wir hoffen, daß uns unserschönes Schullandheim erhal­ten bleibt und unter der enga­gierten und liebevollen Leitungvon Herrn Rittmüller undFamilie Vorpahl weiterhin eineStätte der Begegnung und derOrt für viele Erlebnisse bleibt.

In diesem Sinne - auf die näch­sten 75 Jahre'

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Seite 16 Festschrift _

75 JAHRE SCHULLANDHEIM HOlSDORF

Ein herzliches Willkommen

von Die/er Sclzipprnann

Liebe Freunde, Förderer undGäste des SchullandheimsHolstentor,

ein herzliches Willkommen inder Gemeinde Hoisdorf und dieherzlichsten Glückwünschezum 75-jährigen Bestehen desSchullandheims.

Viele von Ihnen, die mit demSchullandheim seit Jahren,vielleicht schon seit Jahrzehntenverbunden sind, sind auch mitder Gemeinde Haisdorf ver­bunden und tragen so zumgegenseitigen Verstehen derProblematik Stadt/Dorf bei.Habe ich doch des öfteren ehe­malige Schüler HamburgerGymnasien kennengelernt, diesich an die Ferienzeit in Hois­dorf gerne erinnert und so ei­nen positiven Eindruck unsererGemeinde nach außen getragen

haben.Meine besondere Hochachtungund Bewunderung gilt denaktiven Mitgliedern des "Ver­eins der Freunde des Albrecht­Thaer-Gymnasiums (Schulland­heim Hoisdorf) e.V.", die jetztschon über 75 Jahre lang inschwierigsten Zeiten nicht nurden Heimbetrieb aufrechterhal­ten, sondern auch die erhebli­chen Geldmittel für die Erhal­tung und Unterhaltung derGebäude aufgebracht haben.Gehört doch das Schullandheimneben unserem Dorfrnuseumzu den ältesten Bauernhäusernin Hoisdorf, die noch heute mitihrem Reetdach und wunder­schönem Fachwerk das Dorf­bild prägen.

An dieser Stelle möchte ichauch meinen Dank an die Lehr­kräfte und Betreuer der Schul-

klassen und Jugendgruppenaussprechen, die es sich nichtnehmen lassen, unser DOl'fmu­seum regelmäßig mit ihrenGruppen zu besuchen.

Der Festveranstaltung wünscheich einen guten Verlauf, demSchullandheim (weIches dem­nächst in neuem Glanz er­strahlt) wünsche ich auch inZukunft eine hohe Auslastungdurch unsere Jugend und demVerein der Freunde des Schul­landheims wünsche ich nichtnur genügend Helfer, sondernauch die nötigen finanziellenMittel, die für den weiteren,erfolgreichen Betrieb des Heimsnotwendig sind.

Mit freundlichen GrüßenIhr

Dieter Schippmann

17

75 JAHRE SCHULLANDHEIM HCJISDORF

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75) MIRE SCHULLANDHEIM HOlSDORF

Herzlichen Glückwunsch

von S. V. Holsatia

Die S.V. Holsatia beglück­wünscht den Vorstand desSchulvereins zum 75-jährigenBestehen des SchullandheimesHolstentor und wünscht demHaus eine glückliche Zukunft.

Das Schullandheim als päd­agogisches Werk Dr. HeinrichSahrhages hat im Verlaufe sei­ner Geschichte manche Verän­derungen erfahren, und diesewaren nicht nur äußerliche.

Es war Dr. Heinrich SahrhagesIdee, den Schülern des AI­brecht-Thaer-Gymnasiums eineMöglichkeit zu schaffen, we­nigstens einmal im Jahr derEnge der Großstadt zu entflie­hen und in freier Nahir einen

gemeinschaftsfördernden Un­terricht zu erleben. Das dörfli­che Umfeld und die vierzehn­tägige Wohngemeinschaftwurden für Schüler und Lehrerein prägendes Erlebnis.

In der Kriegszeit bot das Reet­dachhaus Unterschlupf fürbombengefährdete Kinder, inden nachfolgend beschwerli­chen Verhältnissen übernahmes die Funktion eines Erho­lungsheimes für bedürftige,ausgehungerte Schüler.

Das Anwachsen der Großstadtüber seine Grenzen hinaushatte die Idylle bald eingeholtund seinen Freizeitwert ge­schmälert.

Die Anforderungen stiegen,noch schneller aber die Kostenfür den Erhalt und die not­wendige Umgestaltnng auf dieErfordernisse der Koedukationund gewachsene Ansprüche andie sanitären und kochtechni­schen Einrichtnngen.

Daß dieses Heim erhalten undfortentwickelt werden konnte,ist das Verdienst des freiwilli­gen Arbeitseinsatzes einzelner.Denen soll gedankt werden,damit sie nicht müde werden,dem Haus eine glückliche Zu­kunft zu ermöglichen.

Die in der Holsatia vereinigtenEhemaligen des Albrecht­Thaer-Gymnasiums

l~l'stschrifl Seite 19

75 JAHRE SCHULLANDHEIM HOlSDORF

Verein Schulheim Oberrealschule Holstentor E. V.1't.1st"chcckkolllö; Hambmg Nt. 5i.140; Dr, A,-Vbrl

Dr. H. Sahrllage, 1.lIeimwart

Seite 20 Festschrift

75 JAHRE SCHULLANDHEIM HOlSDORF

Kennzeichnende Jahresdaten aus dem Werdegang des Schulland­heims

von Horst Rittmüller

1921 Gründung des Schulver­eins am 25. Januar. ErsteKlassenreisen in die Kin­derheime Wernerwald,Duhnen und Vogelko­je/Sylt.

1922 Erwerb des Bau­ernhauses in Hois­dorf, Umfangrei­che Instandsetzungdurch Selbsthilfemit Eltern, Lehrernund Schülern undLeitung von HerrnDr. Sahrhage.Zahlreiche Sach­spenden. FeierlicheEinweihung amHimmelfahrtstag.Schulleiter HerrProf. Dr. Thedens,Heimleiter Hein­rich Sahrhage (bis1932), Wirtschaf­terin Frau Herrmann(gest. 1922).

1923 Bedrohung durch Teue­rung und Inflation. Pfle­ge von Garten und Viehdurch Herrn Kar! Möh­ring, Wirtschafterin FrauBornheim..

1924 Das"Rentenmarkwunder"rettet die Wirtschaft.Fräulein Gertrud Nie­meyer übernimmt dieWirtschaftsleitung desHeims.

1925 Ausbau des Oberge­schosses, Vergrößerungder Küche, Einrichtungdes \A/aschraums.

1926 Das Strohdach wird neu­gedeckt. (Gründung derSchulzeitung "Holsten­tarwarte").

1927 Erwerb der Kate. Ausbau

nach Kampf mit demWohnungsamt.

1928 Ankauf der Spielwiese.Herausgabe der Storma­ner Heimatshefte.

1929 Neue Betten, Matrazenund Wolldecken.

1930 Vertiefung des Brunnens,Erneuerung von Pumpe,Wasser- und Sielleitung.

1931 Erneute Bedrohungdurch die allgemeineWirtschaftskrise. (23%der Eltern sind erwerbs­los).

1932 Wirtschaftsleiterin wirdFrau Friedel Kebe, ihrzur Seite stehen derHeimwart Herr ErichSchefe (bis 1936) und der

Büroleiter Herr OttoSahrhage. Intensivierungdes Gartenzauns durchNeuanlage des unterenGartens, Schweine- undSchafhaltung. Ausbau

des Heimwart-Zim-ll1crs.

1933 Die politische Neuord­nung wirkt sich auch imHeim aus. Die Ferienfür­sorge geht in die Händeder NSV über. Verlegungder großen Abwasserlei­tung durch eine Ferien­gruppe. Schulleiter: HerrDr. Bruno Peyn.

1934 Bau eines Kleinkaliber­schießstandes und Ent­schlammung desMatschteiches mit Schü­lerarbeitsgruppen unterLeitung von Herrn Sche­fe und Herrn Dr. Isberg.

1935 Errichtung eines Schup­pens für 60 Fahrräder.Fertigstellung desSchießstands. Ausbau ei­nes neuen Schülerschlaf-

Fl'.slschrift _ Seite 21

75 JAI-IRE SCHULLANDHEIM HOlSDORF

raums. Außerdem 30neue Schülerschränke.

1936 Umstellung der Verwal­tung und Wirtschaftsfüh­rung. Heimelternpaarwerden Herr GustavReese und Frau, Heimlei­ter Heinrich Sahrhage.

1937 Die Küche erhält Heiß­wasserkessel und mo­derne Brotschneidema­schine.

1938 Alle Zimmer und Möbelwerden gestrichen, dieMatrazen erneuert, imWaschraum sechs Fuß­waschbecken eingebaut

1939 Umlegung der Wasserlei­tung, Neugestaltung desKellers. Ausbruch desKrieges.

1940 Splitterschutzwand vorder Grotdör. Normale

Klassenbelegung. ImHerbst Beginn der Kin­derlandverschicku ng.

19411942 Neben wenigen Klassen

Aufnahme von Kinder­tagesheimen, NSV-Feri­engruppen, HJ-Lagernund NSLB-Schulungen.

1943 Bombenkatastrophe überHamburg. Aufnahmevon Ausgebombten,Sammlung der Schülervor der Verlegung derSchule in das KLV-LagerWindberg, Mitterfels.Heimelternpaar werdenHerr Otto Sahrhage undFrau.

1944 Beschlagnahme desHeims zugunsten des Ju­gendamtes. Belegung mitKleinkindern. Schule ge­schlossen. Oberstufestellt Flakhelfer. Im HeimNeuanstrich fast aller

Zimmer mit Hilfe vonFlaksoldaten.

1945 Mit Kriegsende besetzenenglische Truppen I-lois­dorf, schonen aber dasHeim. Aufnahme unsererSchüler nach Rückkehraus der KLV· bis zumWiederbeginn der Schu­le. Kate von Flüchtlingenbesetzt. Schulleiter: HerrDr. Winter.

1946 Küche erhält Terrazzo­fußboden. Wieder nor­male Belegung mit Klas­sen. Am Himmelfahrts­tag erstmals "Tag derSchulgemeinde". ImWinter Belegung mit be-sonders erholungsbe-dürftigen LehrkräftenHamburger Schulen.

1947 Hungerrationen werdendurch Schulspeisung unddörfliche Zuwendungen

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Seite 22 Festschrift

75 JAHRE SCHULLANDHEIM HOlSDORF

Das Heimgelände

Küche undEßsaal1979 fertiggestellt

Kateca. 1830 erbaut1926 erW rben

Festschrift

Haupthaus1856 erbaut1922 erworben

Lütt-Huus1963 eingeweiht

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75 JAHRE SCHULLANDHEIM I IOISDORF

DACHDECKER-FACHBETRIEB

ReetdacharbeitenDächer @ Fassaden • Abdichtungen

75 JAHRE SCHULLANDHEIM HOlSDORF

wesentlichverbessert. ImWinter noch­mals Lehrer­fürsorge.

1948 Beschaffungdes Küchen­motors, derelektrischenKartoffel­schälmaschi­ne und einesElektrohockerkochers.Währungsre­form entwer­tet das gesam­te Barvermö­gen. SchnelleHilfe aus der Schulge­meinde.

1949 Wiederinstandsetzungder Kate (Giebelwände,hmenausstattung). ImWinter Gastklassen.Schulleiter: Herr Th.Wulle.

1950 Normalisierung derKlassenbelegungen.

1951 Neubau eines Feue-rungsschuppens. Umbaudes Außenaborts. Repa­ratur des Strohdachs.Neuverlegung der elek­trischen Leitung im Erd­geschoß.

1952 Heimelternpaar werdenHerr Willi Merkens undFrau. Regulierung desMatschteiches. Schieß­standgelände wird ein­geebnet.

1956 Das Heim erhält denNamen "Heinrich-Sahrhage-Haus" .

1959 Einführung der Koedu­kation im Ath.

19621963 Bau und Einweihung des

Mädchenhauses

1969 Tod Dr. Sahrhages, Ge­schäftsführer HerrSchuller, HeimverwalterHerr Kuhlmann, Durch­führung folgender Er­neuerungen (bis 1972):Austausch des altenTennentores durch einzweiflügeliges weißesTOf, Moderniserung derHeimelternwohnung,Austausch der Holzfen­ster durch Kunststoffen­ster an der Straßenfront,Erneuerung des Katen­daches, Erweiterung der

Elektroinstallation 1mAltbau, Austausch derMatrazen durch Schaum­stoffmatratzen, Anschaf­fung von 40 neuen Bett­gestellen, 120 Stühlenund 24 Gruppentischenfür die Tenne und dieArbeitsräume.

1972 50jähriges Jubiläum,Heimverwalter Herr LeoMiksch, HeimeItern dasEhepaar Rauprisch.

FL'slschrift _

1975 Schaffung der baulichenVoraussetzungen für dieDurchführung von Bio­logie-Projekten.

1979 Einweihung des Biolo­giezentrurns.

1980 Übernahme des Schul­landheims Haisdorf alsPachtheim durch die Ar­beitsgemeinschaft Ham­burger Schullandheimefür 10 Jahre. Verwaltungund Betreuung desHeims durch HerrnHeinz Zietz, HeimelternIngrid und Lothar Axel.

1981 Heimeltern Marie undDieter Borchardt

1982 Die 1930 erworbeneKoppel wird an die Fir­ma Bruss verkauft, Um­bau des 1979 eingeweih­ten Biologiezenhmlls zueiner modern eingerich­teten Küche mit Spei­seraum, Einbau einesDuschraums sowie einesAufentshaltsraums mitKamin in der Kate, In­stallierung einer Zentral­heizung im Haupthaus.

25

75 JAHRE SCHULLANDII,<:JiVI JIOISDORF

1987 Heimeltern das EhepaarBenecke.

1985 Heimeltern Karin undKlaus Schmidt.

schuppen und eineÜberdachung zwischenLütt-Huus und Kate.

1997 75 jähriges Jubiläum,Schließung des Heimsfür voraussichtlich 2-3Jahre, Beginn der denk­malschutzgerechtenGrundinstandsetzungdes Reetdachhausesdurch den gemeinnützi­gen Beschäftigungsträger"Arbeit und LernenHamburg GmbH"

1996 Die zweite IJälfte derKate wird renoviert. Boh­rung eines Brunnens zurkostengünstigen 'vVasser-versorgung für denSwimming-Pool, Ent-schlammung desMatschteichs durch dieGemeinde Hoisdorf,Durchführung eines Er­holungsurlaubs für Kin­der aus TschernobyI inZusammenarbeit mit denEltern der Schule.

TANZSCHULE

MiT FUN &FEELING

Der "Verein ausländischeArbeitnehmer e.V./I ausHamburg WiIl1elmsburgbaut eine Sandkiste undein Klettergerüst und er­neuert die maroden Kel­lerfenster im Lütt-Huus,Frau Birgit Niedlichübernimmt die Schullei­hmg.

1995 Der Verein "Ausländi­sche Arbeitnehmer e.V."baut einen Fahrrad-

des oberenim Reet-

RenovierungStockwerksdachhaus.

1992 Das Ehepaar Petra undJoachim Vorpahl über­nimmt die Bewirtschaf­tung des Heims.

1991 Übernahme der Heim­verwaltung durch HerrnHorst Rittmüller, Erset­zung der nicht mehr be­triebssicheren Gas-Öfenim Lütt-Huus durch einemoderne Gas-Zentral­heizung.

1990

Hoheluftchaussee 3820253 Hamburg . Telefon 420 45 45

1993 Eine Seite der Kate wirdin traditioneller Lehm­bauweise und mit Einbauvon Holz-Kastenfensternsaniert und der Bodender Kate wird tieferge­legt.

1994 Anschaffung neuerDeckbetten und Matra­zenschoner, Installierungvon Duschkabinen inzwei Lehrerzimmern.

Neue Kurse: JanuarAprilAugustOktober

Seite 26 Fl'shchrifl .~ .. _

75 JAHRE SCHULLANDHEIM HOISDORI"

Der Peemöller-Hof

von Adolj Christen

Zur Hundertjahrfeier des altenHeimgebälldes (1956) hielt RektorAdolf ChristeIl die Festrede. Wirentnehmen ihr die folgenden zweiAbschnitte (HolsteIlzuarte Nr. ]9vom November ]956):

Im jahre 1855 verheerte eineFeuersbrunst die Mitte unseresDorfes. Unter den niederge­brannten Häusern befand sichauch dieses Haus, das zu derHofstelJe des Bauernvogts Bart­hold PeemölJer, dessen Namenoch auf dem Torbalken IhresHeims zu lesen ist, gehörte. Imnächsten jahre ließ er es wiederaufbauen. Der PeemöllerscheHof ist seinerzeit \vahrschein­lieh der größte des Dorfes ge­wesen, \Nissen wir doch (.icd~ derheutige Thesdorfesche Besitz zuFürstenhorst einmal mit zu derSchulzenstelle gehörh~. Daß in

den alten Urkunden imInerwieder die PeemölJers als Bau­ernvägte genannt werden, lagdaran, daß es hier in Stormarnoft Brauch war, daß das Schul­zenamt an einen bestimmtenHof gebunden war, also sich ineiner Familie vererbte. In demersten Buch der HoisdorferTotengilde aus dem jahre 1742wird unter den tlInteressenten"(Mitglieder) als erster jochimPeemöller genannt, \voraus zuschließen ist, daß er der dama­lige Bauernvogt war. In seinemKrughaus fanden die regelmä­ßigen Zusammenkünfte derGilde statt.

I-Ioisdorf ist jahrhundertelangeins der reichsten und größtenBauerndörfer der Umgegendgewesen und ist es ja heutenoch. Im jahre 1841 zählte

Festschrift

Großhansdorf- Schmalenbecknur 261, Siek 319, Großensee419, Lüljensee 582, Hoisdorfjedoch 693, im jahre 1855 so­gar 709 Einwohner. Darauserhellt die besondere Bedeu­hmg des Schulzenamtes gerade

in unserm Orte. Was gehörtenicht alles zu seinen Dienstob­liegenheiten i Er hatte für einegewissenhafte Durchführungder Anordnungen des Amt­mannes zu Trabt Sorge zu tra­gen, die Hebungen (Steuern)nach dort abzuführen, über dasEigentum der Dorfschaft, dieLändereien, Wege, Gräben une!Siele die Aufsicht zu führen,strafbare l-Iandlungen der Ob­rigkeit zu melden, die Dorfge­meinde nach außen zu vertre­ten, die Dorfversammlungeneinzuberufen und die Buern­sprak so heiHt die Versamm-

75 JAHRE SCIIULLANDHElivl HOlSDORF

501 ORIGINAL

lung der Hufner, die alleineteilllahmeberechtigt \varen ab­zuhalten. Diese Bauernsprache- heute würde sie wohl Ge­meindevertretung genannt \ver­den - \var eine aus alter ger­manischer Zeit überkommeneecht demokratische Einrich­tung, abgesehen davon, daßnicht alle Dorfbewohner, zumBeispiel die landlosen Insten,die Einlieger, nicht teilnehmen

durften. Der Bauernvogt ist hiernur Vollstrecker des Volkswil­lens, der durch Abstimmungfestgestellt wird. Beliebte Ver­handlungspunkte waren u. a.die Gewährung der Niederlas­sungsgenehmigung für zuzie­hende Fremde, die Zulassungvon AnbauernsteIlen, den 50­

genarulten Ausbauten, außer­halb des eigentlichen Dorfes,die Wahl der Nacht- und Flur-

EidelstedtCENTERW 5708808

wächter und von der sogenann­ten Verkoppelung in jedemJahre die Verteilung genossen­schaftlich zu bewirtschaftendenDorfflur auf die einzelnen Bau­ern. Der Dorfschulze bekleidetesein Amt lebenslänglich undverwaltete es inl wesentlichenehrenamtlich. Wohl bezog erein bescheidenes Jahresgehaltvon 18 Thalern, erhielt Depu­tatholz frei geliefert und war

von den Hand­diensten befreit,die sonst jedeHufensteIle aufdem Amtshofe zuTrittau zu leistenhatte. Auch hatteer einen größerenAnteil an der Ge­meinheit, dersogenannten All­mende. Er kOlmtemehr Vieh auf dieDorfweiden trei­ben, als es densonstigen Bauerngestattet war.Auch hatte er dieKruggerechtsame.Sie ist später vondem Großvaterdes GastwirtsHarms, der imHause des heuti­gen Schulheimsab 1867 als Päch­ter eine Hökerei

und Gastwirt-schaft betrieb,erworben worden,bis dieser nachder Aufteilungder Engelhard-sehen Hufe eineigenes Gebäudefür beide Gewer­bebetriebe er­,"varb.

Seite 28 . ~~--~--_ .._._... _._- Ft'stschriH ~ .. _

75 JAHRE SCHULLANDHEIM HOlSDORF

Ein Traditionshaus mit bewegter Geschichte

von Klaus Kruse und Tobias Mittag

Das Schullandheim Haisdorf isteines der ältesten Schulland­heime Deutschlands.

Als schuleigenes Schulland­heim der Oberrealschule vordem Halstentor - dem heutigenAlbrecht-Thaer-Gymnasiumin Hamburg besteht es seit1922.

Doch bereits einige Jahre vor­her wurde dieses Haus auchschon für Aufenthalte vonSchülern genutzt: Das alte Bau­ernhaus, das zur Hofstelle desBauernvogtes Barthold Pee­möller gehörte und 1857 neuerrichtet worden war, erlebtenoch vor dem Er­sten WeltkriegSchüler aus Ham­burg.

An dieser Stelle seian einige Stationendes HoisdorferSchullandheims er­innert; Stationen,die ähnlich vieleSchullandheimedurchliefen.

Im Juli 1911 erwar­ben drei Hambur­ger Lehrer - Aman­dus Fahrenkrug,Curt Zeidler undWaldemar Lange ­III Hoisdorf einekleine strohgedeckte Kate. Ausdem anfänglich privaten Un­ternehmen wurde bald eins der"Pädagogischen Vereinigungvon 1905" in Hamburg. Dahermietete man im Frühjahr 1912ein größeres Bauernhaus - denPeemöllerschen Hof. Mit die­sem Bauernhaus in Hoisdorfglaubte man, das richtige Hausam richtigen Ort für seine

Zwecke gefunden zu haben:11 Unser Ideal ist ein Ferienauf­enthalt weniger Kinder einerKlassen zusammen mit ihremLehrer weit außerhalb derStadt, allein in einem Dorfe."(Lange, 1912, in Päd. Reform) 3Gruppen von je 10 Kindernkonnten in dem HoisdorferHaus sich aufhalten - Ineist anden Wochenenden und in denFerien. Doch schon bald bekamman auf dem PeemöllerschenHof Schwierigkeiten; auch die­ses Haus war schon wieder zuklein für die vielen Gruppen,die nach Haisdorf wollten. Au­ßerdem wurde die Pädagogi­sche Vereinigung vom Schäfer

Bohnhoff zum 1. April 1913ausgemietet. So suchte mansich ein neues Haus mitGrundstück und fand es imgleichen Ort in der Nähe. Am 1.Oktober 1913 fand das Weihe­fest für das neue I-feim"Junghorst" statt.

Weil die Gründung des Hois­dorfer I-leimes auf dem Gelän-

de der PeemällerschenHofstelle mit der ausdrückli­chen Absicht erfolgte, darinrein erzieherische Arbeit zuleisten, ist später mehHachbetont worden, daß diesesHoisdorfer Heim somit dieWiege des SChullandheimge­dankens sei. Für Hamburg magdas sicherlich zutreffen, auchwenn es nicht den Charakterdes schuleigenen Schulland­heimes, sondern den Typ desSarnrnelheinlcs repräsentiert,delm es stand allen SchulenHamburgs offen. Richtig istsicherlich auch, daß man diePädagogische Vereinigung von1905 zu den entscheidenden

Vorläufern der Wander- undSchullandheimbewegung inHamburg zählen muß. Dochfür das Reichsgebiet läßt sichnaclnveisen, dag es auch ananderen Stellen des ReichesVorläufer der Schullandheim­bewegung gegeben hat, die sichunabhängig voneinander ent­wickelt haben, 'wie man späterfeststellte.

Festschrjft _ _ ~ __ _ ~..~ __.. ~ . 29

75 JAHRE SCHULL.ANDHEIM HOlSDORF

Vor der Übernahme durch den"Verein Schulheim Oberreal­schule Holstentor" gehörte dasBauernhaus der ehemaligenPeemöllerschen HofsteIle dem"Hamburger jugendverband",der es zugunsten des Ausbauesder bisherigen Barackenkoloniein Puan Klent auf Sylt im jahre1922 verkaufte.

Die Idee zum Erwerb einesschuleigenen Schullandheimesentwickelte sich an der Ober­realschule vor dem Holstentorin den jahren unmittelbar nachdem Ersten Weltkrieg. Insbe­sondere die jungen "Lehramts­kandidaten" (unter ihnen Hein­rich Sahrhage) zogen mit ihrenKlassen hinaus. Beeinflußt vonStrömungen der Reformpäd­agogik und jugendbewegungbegannen sie "Erziehung undUnterricht außerhalb derSchule" zu praktizieren. Z.B.unternahm der junge Sahrhagedie erste Fahrt mit Übernach­tungen mit seinen Schülern zuPfingsten 1919. Ein Vater stelltesein Sommerhaus in Niendorfan der Ostsee zur Verfügung.Für vier Tage mußte sich dieKlasse, versorgt durch mitge­nommene Lebensmittel, ZUlll

erstenmal selbst verpflegen.

Im januar des folgenden Jahresunternahm man eine siebentä­gige Klassenfahrt in das Heide­haus Horst des HamburgerSchwimnlvereins Stern.

Sahrhage, der von seinenSchülern Reisetagebücher anle­gen ließ, benutzte diese, um ineiner Elternversammlung am25. januar 1921 für entspre­chende Aufenthalte aller Klas­sen der Schule in Heimen ein­zutreten. Noch in derselbenVeranstaltung wurde der am01.05.1921 amtlich eingetrageneVerein "Schulheim Oberreal­schule Holstentor" gegründet.Bereits in diesem Jahr war einefast hundertprozentige Mit-

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gliedschaft der Eltern erreicht.Ständig wurde - unter Einbe­ziehung der Schüler - auf ver­schiedenen Treffen und Ver­sammlungen weiter versucht,die Elternschaft und auch dieSchüler über die Idee einesSchullandheimes zu informie­ren und dafür zu begeistern.

Ab Ostern 1921 begannen er­neut Klassenreisen zu vier ver­schiedenen angemieteten Häu­sern. Die Folge all der zum Teilauch von negativer Kritik be­gleiteten Erfahrungen der Rei­sen war der einstimmige Be­schluß einer außerordentlichenLehrerkonferenz, Schulland­heimbestrebungen zu fördern.Dieser Anerkennung des päda­gogischen Wertes der Schul­landheimidee im Herbst 1921folgte im November ein 'Aufrufzur Gründung eines Eigenhei­mes'. Sahrhage war seither umein eigenes Haus bemüht.

Eine Gemeinschaft innerhalbder Schule zu bilden war dieGrundvoraussetzung für dieErfüllung des Wunsches nacheinem Schullandheim.

Durch seine Beziehungen zumHamburger Jugendverband er­fuhr Sahrhage von dem geplan­ten Verkauf ihres HeimesHoisdorf. Die Besichtigung des

1856 erbauten Schulzenhofes inHoisdorf zeigte, daß noch vielArbeit im Inneren investiertwerden müßte, obwohl dassel­be Haus ja bereits von Gruppenund Schulklassen genutzt wor­den war..

Im Anschluß an eine Versamm­lung der Eigenheimgemein­schaft am 28. Februar 1922wurde mit deren einstimmigerZustimmung das Bauernhausin Hoisdorf erworben. DerKaufpreis von 80.000 Reichs­mark, der sich, bedingt durchdie Inflation, als äußerst gering

Festschrift ~__..

herausstellen saUte, wurde barbezahlt.

Neben den Lehrern \vurdenauch Schüler bei der Renovie­rung zur tatkräftigen Hilfe her­angezogen. Die praktische Mit­arbeit der Schüler - eine werk­tätige Erziehung im Ausgl~ich

zur wissenschaftlichen Schule ­galt für das Schullandheim alsAufgabe.

Himmelfahrt 1922 wurde dasSchullandheim der Oberreal­schule Holstentor eingeweiht.Alle Lehrer, alle Schüler unddie meisten Eltern kamen aufeinem Sternmarsch nach Hois­dorf, um dort zu feiern.

Die Inflation der WeimarerRepn blik konnte durch dieUnterstützung von vielen Sei­ten insofern aufgefangen wer­den, als daß das Heim für nureine Woche kurzzeitig ge­schlossen werden mußte. Diesauch zu einer Zeit, in der dasgesamte Verpflegungsgeldschon am nächsten Tag nichtmehr für das Mittagessenreichte.Mit der Zeit wurde dasSchullandheim immer weiterum- und ausgebaut Die KIas­senaufenthalte in Hoisdorfgehörten für die Oberrealschulevor dem Holstentor schon bald

der Normalität an.

Als sich im Oktober 1925 aufEinladung des Zenh'alinstitutsfür Erziehung und Unterricht inBerlin Vertreter von schulland­heimähnlichen Einrichtungenaus 40 deutschen Städten erst­malig zu einer Tagung ver­sammelten, weilte unter Ihnenauch Heinrich Sahrhage für dasSchullandheim Hoisdorf. Beidieser Gelegenheit hielt Hein­rich Sahrhage eine vielbeachte­te Rede.

Seither ist der langjährige Leiterund Förderer des Schulland-

75 JAHRE SCHULLANDHEIM HOlSDORF

heimes Hoisdorf besondersverbunden mit der AG Ham­burger Schullandheime e. V.und dem Reichsbund der deut­schen Schullandheime e. V. /Verband Deutscher Schulland­heime e. V.. Fast 50 Jahre en­gagierte sich Heinrich Sahrhagean der Spitze der Schulland­heimbewegung.

Im Oktober 1928 fand in Ham­burg die erste, rein vom Reichs­bund der deutschen Schulland­heime e. V. veranstaltete Ta­gung statt. Eine Besichtigungdes Hoisdorfer Schulland­heimes wurde von den Besu­chern mit Interesse wahrge­nommen. (Siehe Foto)

Schullandheimverein eine Sat­zungsänderung vorgenommen,die dem Führerprinzip ent­sprach und den Schulleiter Dr.Peyn zum neuen Vorsitzendenmachte.

Lag die Durchführung derSchullandheimaufenthalte amAnfang noch sehr in der Handder einzelnen Lehrer, wurdenspäter im Sinne der national­sozialistischen Erziehung auchGeländesport- und Wehrerzie­hungsübungen in Hoisdorfdurchgeführt. Im Rahmen derWehrsporterziehung kamenauch im wöchentlichen Wechsel3 - 4 Klassen für einen Tag nachHoisdorf, um dort - in dem

Herbst 1940 in Hoisdorf kleine­re Luftschutzvorbereitungengetroffen wurden, begann inHamburg die 'Erweiterte Kin­derlandverschickung' . In dendrei darauffolgenden Jahrengingen all die Schüler, die nichtdurch die KLV nach Bayernoder Ungarn verschickt waren,mit ihren Klassen regelmäßignach Hoisdorf. Durch die'Operation Gomorrha' wurdeHoisdorf, wie das ganze Ham­burger Umland Ende Juli 1943von Flüchtlingen über­schwemmt. Im Schullandheimwurden ausgebombte und vorden Luftangriffen fliehendeHamburger untergebracht.

Als Folge der nationalsoziali­stischen Machtübernahmebegann eine Gleichschaltungauf allen Ebenen - auch auf derEbene der Schulen und derSchullandheime. Bereits Im

Jahre 1933 wurde für den

eigens erbauten Kleinkaliber­schießstand - Schießübungenabzuhalten.

Bis 1940 wurde der Schulland­heimbetrieb trotz des Kriegesweitgehend fortgeführt. Als im

Die Schulen in Hamburg "varenmittlerweile geschlossen. Nurdie Oberstufen \\'urden zumTeil noch unterrichtet. Daherkam ]944 lediglich eine Ober­klasse nach Hoisdorf. Die Il1I?i­ste Zeit des Jahres bis Kriegs-

___________________________~________ Festschrift 31

75 JAHRE SCHULLANDHEIM HOlSDORF

ende im Mai 1945 diente dasSchullandheim der Kleinkin­derfürsorge.

Nach dem Ende des ZweitenWeltkrieges setzten sich Hein­rich Sahrhage und sein BruderOtto für eine baldmöglieheWiederinbetriebnahme desSchullandheimes Hoisdorf ein.Bereits am 14. Juli 1945 wurdeder Ferienbetrieb im Schulland­heim mit einer Sammelgruppeerholungsbedürftiger Kinderaufgenommen. Von nun ankonnte das SchullandheimHoisdorf wieder hergerichtetund kontinuierlich belegt wer­den.

In den Zielsetzungen undPrinzipien der Schullandheim­arbeit knüpfte man zunächst andie Grundsätze und Vorstel­lungen aus der Weimarer Zeitan. Eine Bewältigung der Er­fahrungen während des Natio­nalsozialismus fand kaum statt.

Grundlage der Schullandheim­arbeit war es, in enger Zusam­menarbeit zwischen Eltern,

Lehrern und Schülern dasSchullandheim zu erhalten, umdie eigenen Schulkinder ergän­zend zu den Maßnahmen in derSchule durch Schullandhei­maufenthalte pädagogisch zufördern, sie die Gemeinschaftinnerhalb der Klasse erleben zulassen, ergänzende Hilfestel­lung in der kindlichen Soziali­sation zu leisten und neue Un­terrichtsinhalte und -prinzipienzu erarbeiten und zu erproben.In diesem Sinne wurden alscharakteristische Elemente derSchullandheimpädagogik fol­gende Prinzipien und Aspektehervorgehoben: das Einübensozialer Verhaltensweisen imRahmen der Gemeinschafts­und Gruppenerziehung, Lernensowohl als individueller alsauch sozialer Prozeß, Erarbei­tung epochaler Themen, dasSammeln von Material als em­pirische Basis unterrichtlicherVorhaben, Unterricht im Freien,das natürliche Lernen, die ori­ginale Begegnung mit denLernobjekten, die Betonungindividueller und gruppen­schöpferischer Fähigkeiten.

Im "Verein SchullandheimHoisdorf e.V." hatte Dr. Hein­rich Sahrhage bis zu seinemTode 1969 den Vorsitz, den erseit Kriegsende einnahm. Dasfünfzigjährige Bestehen "sei­nes" Schullandheimes konnteer dann nicht mehr erleben.Später wurde das Schulland­heim Hoisdorf auch nach ihmbenannt: das "Dr.Heinrich­Sahrhage-Haus" .

Das 50-jährige Jubiläum desSchullandheimes Hoisdorf warauch Anlaß, über die zukünfti­ge Nutzung intensiver nachzu­denken. 1971/1972 wurde ander Schule eine "ArbeitsgruppeHoisdorf" gebildet, zu deneninsbesondere die Herren Brink­mann, Kuhlmann, Miksch undTempel gehörten. Auch derHamburger Schulbehörde un­terbreiteten sie ihr neues Nut­zungskonzept: Das Schulland­heim als solches sollte bestehenbleiben, aber gleichzeitig solltees zu einer naturwissenschaftli­chen Außenstation der AI­brecht-Thaer-Schule ausgebautwerden, in der die 5./6. Klassen- auch anderer Schulen - ausge-

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75 JAlIRE ,SCHULLANDI-IEIIYII-IOI,SDORF

fallenen ßiologie- und Geogra­phieunterricht in zwei- bis drei­wöchigen Intensivkursen nach­holen können - natürlich er­gänzt und aufgelockert durchverschiedene andere Aktivitä­ten, besonders Spiel und Sport.Die Schulbehörde stützte diesesKonzept so nicht.

Auf der anderen Seite warendie oben genannten Personenvon ihrer Idee sehr überzeugt;eignete sich das SchullandheimHoisdorf doch hervorragendfür besondere Formen des Un­terrichts in den Fächern Biolo­gie und Geographie, und siebemühten sich nach Realisie­rungsmöglichkeiten - zunächstum die Erstellung eines Gebäu­des mit entsprechender Aus­stattung.

Da in diesen Jahren der Ver­band Deutscher Schullandhei­me e.V. auf Bundesebene ab1973 den Modellversuch"Projektarbeit im Schulland­heim" mit finanzieller Förde­rung des Bundesministeriumsfür Bildung und Wissenschaftinitiiert hatte, stellte man für

die Durchführung von "Biolo­gie-Projekten im SchullandheimHoisdorf" Anträge auf finan­zielle Unterstützung für denUmbau des Stallgebäudes mit 3Unterrichts- und Mehrzweck­räumen und deren Ausstattungfür naturwissenschaftliche Vor­haben.

Das Anliegen der "Hoisdorfer"entsprach den Überlegungen,die der Gesamtkonzeption desModellversuchs zugrundelag:Die Schullandheime sollten imRahmen des ModellversuchsAnregungen und Materialienfür Projekte erarbeiten underproben, um sich so mit ihrempädagogischen Angebot zuprofilieren.

Aufgrund der besonderen päd­agogischen Situation imSchullandheim bietet ein Auf­enthalt im Schullandheim viel­fältige Möglichkeiten und Be­dingungen, Unterrichtsprojektezu initiieren, zu planen unddurchzuführen. Ohne Zeit­druck, und ohne "Gongschlag"können die gesammelten Erfah­rungen zlisammengefaßt, ge-

ordnet verglichen, kritisiertund zu anderen Erfahrungen inBeziehung gesetzt werden, da­mit so die Bedeutung dessenerkannt werden kann, was man"getan" oder "erfahren" hat.Daher lassen sich Arbeitsvor­haben/Projekte, für die in derSchule wegen des obligatori­schen Fachunterrichts und derwenigen, kurzen Unterrichts­stunden oft nicht genügendZeit vorhanden ist, günstigerwährend eines Schullandheim­aufenthaltes durchführen.

Der Schullandheimaufenthaltermöglicht dabei außerdemgünstige Voraussetzungen, so­ziales Lernen der Schü­ler/ innen und Lehrer/innen zufördern. Das ganztägige Zu­sammenleben und -arbeitenmotiviert zu intensiver Kom­munikation, Kooperation undIntegration. Das Schullandheimist in dieseul Sinnen ein idealer"schulischer Lernort außerhalbder Schule/des Klassenzim­mers", wo biologische, geogra­plüsche, historische, ökonomi­sche, politische und soziologi­sche - ganz allgemein standort-

Festschrift Seite 33

"

75 JAHRE SCHULLANDHEIM HOlSDORF

typische Objekte an Interessegewinnen, weil sie für denSchüler anschaulich erlebbarsind und Lernen durch Han­deln und Erfahrungen möglichist.Das Schullandheim Haisdorfeignete sich besonders gut fürProjekte zur Biologie, und sowurden 1975 und 1976 imRahmen des o.g. Modellver­suchs die baulichen und aus­stattungsmäßigen Vorausset­zungen für die Durchführungvon Biologie-Projekten geschaf­fen. Es gelang den Initiatorenjedoch nicht, die notwendigenschul- und bildungspolitischenRahmenbedingungen herzustel­len, und so zogen sie sich ent­täuscht aus der Schullandheim­arbeit für Hoisdorf zurück.

Es schien so, als wenn dasSchullandheim Hoisdorf - einechtes Traditionsheim und engmit dem Namen HeinrichSahrhages verbunden - aufge­geben werden müßte. Im Kol­legium des Albrecht-Thaer­Gymnasiums fand sich nie­mand mehr, der in der Vereins­und Geschäftsführung aktivtätig werden wollte.

In dieser schwierigen Situationschaltete sich Hans-DietrichErdmann als Vorsitzender derArbeitsgemeinschaft Hambur­ger Schullandheime e.V.(Arge)ein und erreichte, daß die Argedas Schullandheim als Pacht­heim übernahm - für zunächstzehn Jahre. Heinz Zietz über­nahm im Auftrage der Arge dieVerwaltung und Betreuung desHeimes. In Verbindung mit derGeschäftsstelle der Arge erfolg­te die Belegung für alle interes­sierten Klassen und Gruppenaus Hamburg und Umgebung.Engagiert setzte sich HeinzZietz für die Erhaltung desHauses ein. Bei Umbaumaß­nahmen gewann er häufig auchkleine Cruppen von Schülern,

und an den alten Gebäudenwurden immer wieder Erneue­rungsarbeiten durchgeführt. Soüberstand Hoisdorf dies sehrschwierige Zeit.

In bezug auf die pädagogischeNutzung des Schullandheimesist Anfang der achtziger Jahredie Idee, das SchullandheimHoisdorf als Stätte in naturna­her Umgebung für Projekte,Unterricht, Studien, Seminareund Tagungen im Rahmeneiner "Außenstelle" für Biologieund Umwelterziehung vonHamburger Schulen zu nutzen,von dem ehemaligen Albrecht­Thaer-Schüler Herbert Holl­mann neu belebt und weiter­verfolgt worden (siehe Grün­dungsschrift des "Förderver­eins SchulbiologiezentrumHamburg e.V. 1983). Die Kraftder Gründungsmitglieder desSchulbiologiezentrums Ham­burg reichte aber nicht aus,auch hier aktiv zu werden,sondern sie mußten sich dochmehr auf ihr eigentliches An­liegen konzentrieren: die Er­richtung des "Zentrums fürSchulbiologie und Umwelter­ziehung in Hamburg". Jedochsind aufgrund der Beratungenund Diskussionen viele Anre­gungen für den später vomVerband Deutscher Schulland­heime e.V. begonnenen Mo­dellversuch "Umwelterziehung

im Schullandheim" ( ab 1988)entwickelt worden, die sich fürviele andere Schullandheimesehr fruchtbar erwiesen haben,

Anfang der neunziger Jahrefühlte sich ein Teil des Kollegi­ums des Albrecht-Thaer-Gym­nasiums" für "ihr" Schulland­heim wieder mehr verantwort­lich. Als "Heimleiter" über­nahm 1991 Horst Rittrnüller dieGeschäftsführung für dasSchullandheim Hoisdorf des"Vereins der Freunde des AI­brecht-Thaer-Gymnasiums" ,

um in Anknüpfung an diealten Verbindungen zwischender Schule und dem Schulland­heim eine Neubelebung herbei­zuführen. Seinem Engagementverdanken wir es insbesondere,daß 1997 ein weiteres Jubiläumgefeiert werden kann.

Himmelfahrt 1997 besteht dasSchullandheim Hoisdorf seit 75Jahren. Das ist ein besonderesEreignis. Dazu gratulieren wirganz herzlich dem Träger desSchullandheimes.

Doch auch ein Traditionshauskalill sich nicht der Ruhe hin­geben, zumal wenn Kinder undJugendliche als Gäste immerwieder ins Haus kommen. Soerlebt Hoisdorf zur Zeit wiedereine Umbruchsituation.

Baulich soll es von Grund auferneuert werden. Die Beschäf­tigungsgesellschaft "Arbeitenund Lernen" - ein Motto, dasergänzt durch das Wort"Leben" - auch grundlegendfür die Schullandheimarbeit ist- baut Hoisdorf um.Ist das auch die Gelegenheit,darüber nachzudenken, fürHoisdorf sowohl im pädagogi­schen wie im ökonOlnischenBereich neue Wege zu gehenund sich für die Zukunft zurüsten?

Wir sind davon überzeugt, daßdas Schullandheim Hoisdorfauch im neuen Jahrtausendweiterhin für Schullandheim­aufenthalte von schulischenGruppen zur Verfügung steht,welill wirtschaftliche Rahmen­bedingungen gegeben, päda­gogische Impulse vorhandensind und das SchullandheimHoisdorf als Gemeinschafts­werk von Schülern/ innen, Leh­rern/ innen, Eltern, von Ehe­maligen und von Schulland­heimbegeisterten begriffen\vird.

Seite 34 Festschrift. _

75 JAHRE SCHULLANDHEIM HOlSDORF

Dr. Heinrich Sahrhage

VOll Dr. Dellev Stoltenberg

Heinn'ch Sahrhage (links), aHo Sahrhage (Tcchts)

Vorbemerkung

Von der Gründung des Heimes1922 bis zu seinem Tode 1969hat Dr. Heinrich Sahrhage sei­nem Schullandheim seine gan­ze, schier unerschöpfliche Kraftgewidmet. Es ist sein Lebens­werk. Darüber hinaus hat ersich hohe Verdienste um dieSchullandheimbewegung er­worben und bis zuletzt leitendeFunktionen innegehabt. UnserSchullandheim trägt zu Rechtseit dem 2. September 1956seinen Namen. Er war durch­drungen von der Idee, dergroßstädtischen jugend in derwirtschaftlichen Not nach dem1. Weltkrieg körperliche Erho­lung auf dem Lande und seeli­sche Gesundung im Naturlebenzu ermöglichen. - Sein Wirkenist verschiedentlich gewürdigtworden. Man liest von der ihmeigenen Begeisterungsfähigkeit,seiner mitreißenden Unwider­stehlichkeit, seiner beneidens­werten Energie und uner­schöpflichen Arbeitskraft, sei­nem erfindungsreichen Organi­sationstalent und seinem listen­reichen Geschick bei der not­wendigen Geldbeschaffung. Erkonnte auch sehr unbequemwerden und neigte zu Tempe­ramentsausbrüchen, besannsich aber immer im Interesseseiner ureigensten Ziele.

Wie es bei so starken, Wi­derspruch nur schwer dulden­den Persönlichkeiten oft derFall ist: Sie hinterlassen einWerk - ein Erbe, das verpflich­tet, in einer total gewandeltenVVelt zur Bürde wird und nurbewahrt werden kann, wennsich immer noch Kolleginnen

und Kollegen finden, die sichmit Herz, Verstand und Ge­schick für seine Erhaltung ein­setzen, und zwar nicht mehrvorwiegend als für viele Schü­ler einzige Erholungsmöglich­keit. Fast alle Klassen der AI­brecht-Thaer-Oberrealschulegingen damals jahr für jahr 2bis 4 Wochen hinaus! Inzwi­schen besuchen das Schulland­heim in der Regele nur noch dieUnterstufenklassen kaum mehrals eine Woche, abgesehen vonanderen kurzen Aufenthalteneinzelner Gruppen,

Der Einsatz geht auch heuteweit über das hinaus, was dafürzur Entlastung gewährt wird.Großer Dank gebührt deshalbin dieser Festschrift nicht weni­ger HORST RITTMÜLLEIV Erhat in der Stunde der Not vor ?Jahren das Heft in seine festenHände genommen. Seiner Ini­tiative verdanken \vir die be­vorstehende Totalsanierung desI-Ieill1es und wünschen ihmgutes Gelingen.

Daten zur Biographie'

21. April 1892 als Sohn einesVerwaltungsangesteIIten inHamburg geboren.

1911 Abitur in der Oberreal­schule St. Georg,

Studium der Naturwissenschaf­ten an der Kieler Universitätin acht Semestern

1915 Promotion über "Bodenprotozoen in der KielerBucht"

Ab 1.4.1916 Lehrer an derOberrealschule vor demHolstentore bis zur Pensio­nierung

1921 Gründung des VereinsSchulheim OberrealschuleHolstentor

1 Zusammengestellt nach TobiasMittag: Zur Geschichte der deut­schen ScllUl1andheimbewegungvon den Anhingen in der \Veit11a~

rer Republik bis zur Zeit nach demZweiten \Veltkrieg unter besonde­rer BCliicksichtigung HeinrichSahrhagcs, Staatsexamensarbeit,Ilamburg 1994

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Statt einer neuerlichenWürdigung solI in dieser Fest­schriit Heinrich Sahrhage selbstzu Worte kommen, Die ausge­wählten Selbstzeugnisse stam­men aus zwei seiner Veröffent-lichungen: DASSCHULLANDHEIM EINEPÄDAGOGISCHE TAT, zuerstals Rundfunkvortrag konzipiert

und 1925 erstmalig ge-

druckt, und: VOMWERDEN UNDWIRKEN UNSERESSCHULLANDHEIMES;veröffentlicht zuerst inder SchulzeitungHOLSTENWARTE 1938und 1939.

Selbstzeugnisse

nossen waren. N

1.5.1937 Eintritt in die NSDAPwie viele Lehrer zu diesemZeitpunkt

Okt. 1940 KLV-Schulinspektorfür Hamburg(Kinderlandverschickung)

6.9.1945 Wiedereinsetzung alsLehrer durch Senator Lan­dahl und die Militärregie­rung

29.4.1947 Rückstuiung vomOberstudiem:at zum Studien-rat wegen seiner"nationalistischen Haltungals Leiter der KLV währenddes Krieges"

ca. 1956 Erneute Ernennungzum Oberstudienrat und40jähriges Dienstjubiläum

1956 das Schullandheim erhältden Namen Dr. HeinrichSahrhage Heim

Am 23.5.1969 verstirbt HeinrichSahrhage

schläge, welche Formulare indiesem oder jenem Fall zuverwenden und in welchemSchrank und Fach sie zu fin­den seien, in welcher Reihen­folge man veriahren und wasman vermeiden müsse, umKonflikten aus dem Wege zugehen.Heinrich Sahrhage hat im

Lauie seines Lebens viele Eh­rungen und Auszeichnungeneriahren. Das Schullandheimin Hoisdori wurde nach ihmbenannt, und in Nachschla­gewerken und pädagogi­schen Schriiten iindet manseinen Namen. Für alle die­jenigen aber, die ihn persön­lich gekannt haben, bedari eskeines äußeren Anlasses, sichseiner zu erinnern: HeinrichSahrhage gehört zu denMenschen, die man nichtvergißt".

1.5.1933 Mitglied des national­sozialistischen Lehrerbundes

28.6.1934 Gau-Sachbearbeiterfür Schullandheime "Vonden 30 am 1. Januar 1937 be­setzten Stellen als Gausach­bearbeiter der GauhauptsteI­le iür Erziehung und Unter­richt in Hamburg, warSahrhage einer von iünfAmtsinhabern, die zu die­sem Zeitpunkt entgegen derEmpiehlung keine Parteige-

Es sind historischeZeugnisse, Sie müssenaus ihrer Zeit herausverstanden werden. Siezeigen, was damals nachdenl verlorenen Krieg'fort.schrittliche Pädago­gen' bewegte. Die Ideen

,-~~ ~-",--,- -'---"- -,- -,--,-,-_-,----J der Jugendbewegung

1922 Kauf des Bauernhauses inHoisdorf

1925 Vorsitz der Arbeitsge­meinschaft Ha mburgerSchullandheime e.V. ein Jahrnach der Gründung bis zuseinem Tode (kurze Unter­brechung nach dem 2. Welt­krieg)

1925 Vorstandsmitglied desReichsbundes der deutschenSchullandheime e.v.

1927 Gründung der Schulzei-tung HOLSTENTORWARTE(später Holstenwarte)Schriftleiter bis zu seinemTode. Der damalige Schullei­ter, Herr Dr. Wilgalis,schreibt in der Holstenwarte1972: " Am 21. April 1969, anseinem 77. Geburtstag, habeich Heinrich Sahrhage zumletzten Mal gesehen. Obwohlschon seit Monaten wegeneines schweren, unheilbarenLeidens an sein Bett geies­seit, unterhielt er sich heitermit den vielen Gratulanten,die den weiten Weg nachWellingsbüttel nicht ge­scheut hatten. Doch bald bater darum, mit einigen Besu­chern noch allein Problemezu besprechen, die dieSchullandheime und ihreVerwaltung betraien. SeinGeist war völlig klar: Bis insDetail hinein gab er Rat-

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vor 1914 wirkten nach undbefruchteten die reformpäd­agogischen Bestrebungen, de­ren integraler Bestandteil dieSchullandheimbewegung ist:die Erziehung des ganzen Men­schen ('Kopf und Bauch'), derProjektgedanke seien hervor­gehoben. Vieles ist hochaktuell.

Wir sollten uns nicht scheu­en, auch problematische Äuße­rungen Sahrhages aus der Na­zizeit zu dokumentieren, um zuzeigen, wie ein so idealistischgesinnter und tatkräftigerMann zum unkritischen Mitläu­fer wird. Er sah offensichtlichim Nationalsozialismus diefolgerichtige Weiterentwick­lung der Jugendbewegung undbemerkte nicht deren Pervertie­rung. Verführerisch wird auchgewesen sein, endlich die volleAnerkennung und Förderung ­nicht zuletzt auch durch finan-

zielle Mittel - für seine Schul­landheime gefunden zu haben.So wurde er womöglich derGefangene seiner eigenenIdeale.

Wir wissen es heute besser undsollten uns hüten, vorschnellden Stab über ilm zu brechen.Er blieb ein Mann der Tat undHilfe für die Jugendlichen. Dasbewies er auch als hochgelobterOrganisator der Kinderland­verschickung für ganz Ham­burg, selbst über den Zusam­menbruch hinaus bei derschwierigen Rückführung

Textauszüge von Dr. HeinrichSahrhage

Von Werden und Wirken un­seres Schullandheims(im folgenden Auszüge auseinem Sonderdruck 1940)Der Schullandheimgedanke

aber lag in der Luft, - bessergesagt: er war zeitgebunden.Spontan brach er sich an man­cher Schule in Hamburg undim Reiche Bahn, ohne daß dieeine von der anderen wußte.Auch wir arbeiteten ohneVorbild, allein geleitet von derpädagogischen Idee, die Jugendzurückzuführen aufs Land, dieüberspitzte großstädtische Zi­vilisation zeitweise zu unter­brechen, ihre verderblichenEinflüsse nicht nur in gesund­heitlicher, sondern auch in cha­rakterlicher Hinsicht auszu­schalten, eine Erziehung durchund für die Gemeinschaft auf­zubauen und den Unterrichtauf eigene produktive Arbeitumzustellen. Vieles geschahzunächst noch unbewußt, undes ist uns eigentlich erst heuteso recht klar geworden, wietriebsicher wir damals denKampf aufnahmen für eine

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wahrhaft deutsche Erziehung.Gewiß wurde in erster Linie dieNotwendigkeit einer planmäßi­gen Erholungsfürsorge in derNachkriegszeit betont undschossen hierfür damals diegemeinnützigen Kinderheimewie Pilze aus der Erde. Aberdiese suchten ihre kleinen Gästenach ärztlichen Gesichtspunk­ten aus, entzogen sie der Schuleund machten dieser gar Vor­würfe, als ob ihr "unhygie­nisches Milieu" Schuld sei amRückgang der Volksgesundheit.Das ständige Gehen und Kom­men in den Klassen war demgemeinsamen Unterricht sehrhinderlich. So griffen die Schu­len gewissermaßen zur Selbst­hilfe, wenn sie beschlossen, anStelle der vielfachen Einzelver­schickungen der Schüler lieberdie ganzen Klassen in Heimereisen zu lassen und mit dergesundheitlichen zugleich eineerzieherische Aufgabe zu ver­binden.

Am 25. Januar 1921 fand imFestsaal der Schule die denk­würdige ElternversammJungstatt, der ich aus den Reisetage­büchern meiner Klasse vorlas

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und anschließend die Möglich­keiten der umfassenden Benut­zung der Hamburger Kinder­heime für entsprechende Auf­enthalte aller Klassen derSchule vortrug. Mit einhelligerBegeisterung wurde der "Ver­ein Schullandheim Oberreal­schule Holstentor" gegründet,welchem auf den im Umlaufgegebenen Listen sofort 129Eltern beitraten. Lehrer Kröckeerläuterte den Entwurf derSatzungen, welche sogleichangenommen wurden. Am 1.April 1921 fand bereits dieamtsgerichtliche Eintragung alsne.V.n statt. Inzwischen setztedie Arbeit mit Vollkraft ein. Eswurden gedruckte Rundschrei­ben und Beitrittserklärungendurch die Klassenlehrer an dieEltern verteilt und in Kürzederen fast 100prozentige Mit­gliedschaft erreicht. die Höheder Beiträge bestimmte jedesElternpaar nach seinem Ein­kommen selbst, und für be-

dürftige Schüler wurden vonvornherein Zuschüsse für dieKlassenreisen in Aussicht ge­stellt..

Festschrift

Trotz mannigfacher Kritik imeinzelnen, die gar nicht aus­bleiben konnte und durfte,wenn man aus seinen Fehlernlernen will, beschloß die Leh­rerkonferenz im Herbst 1921 inbesonderer Sitzung einstimmigin Erkenntnis des pädagogi­schen Wertes der Schulheim­bestrebungen, sie weiter tat­kräftig zu fördern. Man warsich aber auch klar darüber,daß diese nur in einem eigenenHeim sich voll auswirken kön­nen. Und zwar muß dieses,wenn es als wahrhaftes Schul­heim mehr der Erziehung alsder Erholung dienen soll, ingrößerer Nähe der Stadt liegen,damit es jederzeit leicht er­reichbar ist...

Ich habe alle Hoffnung, unserZiel recht bald erreicht zu se­hen. Ein Aufruf zur Zeichnungzinsfreier Darlehen für ein Ei­genheim erbrachte bereitsschöne Erfolge, und unser Ver­

mögen wächstvon Monat zuMonat. So wollenwir uns in Hois­dorf ankaufen, inecht ländlicherGegend, unddoch nur wenigeStunden von derStadt. Ein stattli­ches strohgedeck­tes Bauernhauswird unser seinund soll nunzweckentspre­chend eingerich­tet werden. Diegroße Diele istvon einer Zim­merflucht umge­ben, an beidenSchmalseiten be­findet sich ein

Obergeschoß. Es steht auf eige­nem Grund und Boden, ist mitStall, Acker und Garten ver­bunden, bietet also beste Ent­wicklungsmöglichkeiten. Dochmit Zukunftsträumen gebe ich

75 JAHRE SCHULLANDHEIM HOlSDORF

mich nicht gern ab. Über's Jahr\verden wir sehen, was sich haterreichen lassen. Dann berichteich weiter. Daß es vorwärtsgehe mit der Schulheimidee, beiuns in Hamburg und im weite­ren deutschen Vaterland, zumWohle unserer jungen Genera­tion, zum Nutzen der- Nation,das muß der Wunsch jedeswahrhaften Pädagogen sein' ..Der Erfolg des Aufrufs über­stieg alle Erwartungen. DieDarlehenszeichnungen zuzüg­lich der Spenden, welche allejungen mit rasch hergestelltenSammellisten bei Verwandtenund Bekannten aufbrachten,verdoppelte unser Vermögen,so daß wir den ganzen Kauf­preis (80.000 Mark) bar auszah­len konnten und uns überdiesin Hoisdorf bei den zunächstmißtrauischen Nachbarn, Liefe­ranten und Handwerkerndurch prompte Bezahlungengut einführten. Zugleich ström­ten die im Aufruf erbetenenSachlieferungen in Hülle undFülle herbei, lagerten auf demLichthof der Schule, bis sievermehrt um mancherlei Ein­käufe, wie Lebensmittel, Werk­zeug und 60 Matratzen, aneinem regnerischen Sonntagmit dem Lastzug eines Vatersnach Hoisdorf gebracht wur­den. Stolz saß ich mit einigenSchülern auf der so hochge­packten Fuhre, daß wir unter­wegs Mühe hatten, unter denBrücken bez. Telegraphendräh­ten durchzukommen. MeineFrau nähte derweilen Küchen­wäsche, Gardinen und Kissen..

Am Himmelfahrtstage 1922wurde das Schullandheim fei­erlich eingeweiht. SämtlicheKlassen kamen auf emerSternwanderung mit ihren Leh­rern nach Hoisdorf. Die Eltern­schaft erschien nahezu vollzäh­lig. Es wurde ein großer jubelund Trubel; dazu spielte dieDorfmusik. Herr Dr. Thedens,der als Schu Heiter Professor

Doenner abgelöst hatte, hieltdie Festrede vor der großenDielentür: "Durch Fleiß undOrdnung zur Freiheit soll dieSchullandheimarbeit unserejungen führen; Liebe zu Natur,Heimat und Vaterland sei ihroberstes Ziel!" ..

Leider setzte gar bald die fort­schreitende Inflation jedemVerbesserungsstreben ein vor­läufiges ZieL ja, wir hatten alleMühe, unser junges Werk amLeben zu halten. Das von denSchülern zu zahlende Kostgeldstieg von Monat zu Monat, imApril 1922 betrug es 30 Mark,im Mai 35, im juni 40, im juli45, im August 60, im September100 Mark je Tag und Kopf!Dabei war eine Wirtschaftsfüh­rung überhaupt nur möglichdurch das hausfrauliehe Ge­schick von Frau Hermann(welche ihre Aufgabe mit einemeinzigen Mädchen meisterte),durch bescheidene Ansprücheder Gäste (welche das alltägli­che Eintopfessen in Kummenserviert bekamen), und schließ­lich durch unsere zweckmäßigeZusammenarbeit mit einigenGroßlieferanten unter den Vä­tern, welche Fleisch vomSchlachthof, Gemüse vomDeichtormarkt, Butter vomKühlhaus lieferten (wobei ichregelmäßig mit einigen jungen

die Sachen auf dem Buckelnach Hoisdorf schleppte). DasKriegsversorgungsamt lieferteauf unsere Rechnung demDorfbäcker Doose das Mehl;dafür trocknete letzterer inseinem Backofen unsere Rübenund ÄpfeL Die Hoisdorfer Bau­ern halfen uns, wo sie kOlli1ten;insbesondere versorgte unsschon damals Peter Griern mitMilch frisch von der Weide.Gehungert haben wir nicht.Aber als der Sommer vorbeiwar, war auch unsere liebeFrau Hermann am Ende ihrer

F<.'slschrifl

Kräfte. Sie starb im Oktober anKrebs...

Ganz plötzlich über Nacht kamdas Rentenmarkwunder, unddie Inflation war vorbei. Nunmerkten wir erst, wie arm wireigentlich waren und buchtenden Saldo unserer Wirtschaftsckasse von 18 883 357 759 104Mark mit 18,88 RM als Vortragauf das jahr 1924. Aber der Mutder Schulgemeinschaft warnicht gebrochen. Schnell flossenneue Gelder. Die Hauptver­sammlung setzte den Mit­gliedsbeitrag auf 1 RM imQuartal, das Kostgeld auf 2 RMfür jeden Verpflegungstag fest..

In den eben genannten Zahlenwarfen die kommenden Ereig­nisse ihren Schatten voraus. Diejahre nach der Inflation brach­ten nur eine wirtschaftlicheScheinblüte, und die Eltern­schaft gerade unserer Schuleaus Innenstadt-Hafen-St. Pauligeriet in eine immer ungünsti­gere soziale Lage. Wie berich­tet, zahlten schon im 2. Halb­jahr 1928 nur 66 von 488 Schü­lern volles Schulgeld; die Zahlfiel dann 1931 auf ein Dutzend.Selbst der nationalsozialistischeWiederaufbau wirkte sich beiuns nur langsam aus: nach deramtlichen Schulgeldliste derKultur- und Schulbehörde 1936

hatten wir nur 10% Vollzahler,aber 66% Teilzahler und 24%Nichtzahler gegenüber demDurchschnitt aller hamburgi­sehen höheren Schulen von 22%Vollzahlern, 66% Teilzahlernund 12% Nichtzahlern vonSchulgeld. Unsere Schule hatalso halb soviel Vollzahler unddoppelt soviel Freistellen alsder Durchschnitt; damit kenn­zeichnet sich die besondereNotlage unseres Bezirks. Alssehr aufschlußreiches Doku­ment möge hier eine Liste derBerufe der Väter U/lserer Sellli'lervom Stande Michaelis 19.31 nhge­druckt Sc/li:

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75 JAHRE SCI-IULLANDHEllvl HOlSDORF

" _-,,- - ...........•......... - ,

1. Arbeiter und Gesellen~......, 71=.15,~.o/c>:

?:fril'~t/\llgestellte.*,111"'24,~o/c>:

}:Selbst~Yl4ige.l.i~Yl41uerJ(el:,~8"'10,~o/c>:

..~:.§eJbst~114ige..[(leiYlgeluer~etrei~e!14e , 68"'..~5,Oo/c>.,

.S.:..~elbst~Yldige.[«(lu.jlell.te.... . , 1~ .."' 4Jo/c>.:6. Untere und mittlere Beamte 61 = 13,4% :

..............................................................................,.!- , .

7. Höhere Beamte """ 5 = 1.1 %:................ , :

ß:F..re.ie?erLlfe()JIYle.a~at!:e!rzis.c~eßild.I!Ylg , 30 = 6,6%9. Freie Berufe mit akademischer Bildung 2 = 0,4 %

:iÖ:wit;;;~;;;W~;;~~;R~;;;t;~~; ...., 39 = 8,6%

: 11. Ld;;d;;;;~i~ •••••••••••••.••·•.••••••• ···..•···•• ··•••.•.•·•••.·•. ··••·•••.•••·•••·•. ·•·.•.••.•• :·· 1.'" O!.?o/c>.!

*) Davon erwerbslos 42 Väter, d.h. 10% der Gesamtelternschaft oder 23% der Gruppen 1 und 2)

Man kann die Albrecht-Thaer­Schule also ganz gewiß keineStandesschule nennen. Diesoziale Schichtung unserer El­ternschaft rückt die Bedeutungder Gemeinschaflsleistung imSchulheim Hoisdorf erst soganz ins rechte Licht. Sie hatauch die deutsche Wirtschafts­katastrophe überstanden undselbst in den schlimmsten Jah­ren 1931/32 sämtliche Klassenhinausgeschickt und keinenJungen aus Mangel an Mittelnzu Hause gelassen! Allerdingswaren besondere Maßnahmenerforderlich. Wir senkten dasKostgeld und erhöhten dieZuschüsse; letztere brachtenwir durch Spendensammlun­gen bei Freunden und Gönnern,Opfergroschen in den Klassenund eine Wohlfahrtslotterie..

Mit dem 30. Januar 1933 tratder Wendepunkt in der deut­schen Wirtschaftskrise ein.Adolf Hitler wurde Kanzlerund Führer des Reiches. NeuesVertrauen wuchs wie überallim Lande so auch bei uns undkam bei der feierlichen Flag­genhissung am "Tag der Schul­gemeinde" in Hoisdorf zumAusdruck. Unsere Schule ge­wann einen bedeutenden Zu­wachs durch die Übernahmeder Anton-Ree-Schule. Schullei­ter wurde .. dann Dr. Bruno

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Penn. Er betrat unser Schul­heim zum ersten Male in denSommerferien zum Besucheiner Austauschgruppe spani­scher Schüler, welche diesmalaus Barcelona wie vor einigenJahren aus Madrid karn, um mitunseren Jungen sprachlicheund kulturelle Beziehungen zupflegen. Die Schullandheimar­beit erfuhr durch Dr. Penn so­fort tatkräftige Unterstützung,und als die Landesschulbehör­de eine politische Gleichschal­tung aller Schullandheime ver­langte, stellten wir unsere Sat­zungen auf das Führerprinzipum und machten den Schullei­ter zum Vorsitzenden kraftseines Amtes. Mich berief erzum Geschäftsführer, Carl Bie­lenberg zum Kassenwart undErich Schefe zum Heimwart..

Ihre [der Schullandheimbewe­gung] drei Wurzeln sind nichtvoneinander zu trennen undauch nicht isoliert zu betrach­ten. Die Schullandheimarbeit istweder Erholungsfürsorge, nochWohlfahrtspflege, noch Unter­richtsaufgabe. Es ist keines vonallem, weil sie alles in einem ist.Sie dient der Gesundheit derKinder nicht durch Ferienidylleund süßes Nichtstun, sonderndurch gesteigerten Lebens­rhythmus in gleichgestimmterKameradschaft, durch sportli-

Festschrift _

che Ertüchtigung, Gewöhnungan geregelte Körperpflege undErziehung zur hygienischenLebensführung. Sie dient dersozialen Wohlfahrt durch Un­terstellung aller Kinder aus denunterschiedlichsten häuslichenVerhältnissen unter gleicheLebensbedingungen und Ge­setze, ohne Rücksicht auf Standund Vermögen der Eltern,durch Erziehung zur Einord­nung in eine geführte Gemein­schaft. Sie dient der geistigenAuflockerung durch Öffnungder jugendlichen Herzen undSinne für die Wunder der Na­tur, die Schönheit der Land­schaft, die Eigenart der boden­ständigen Bevölkerung, durchErziehung zur Heimatbewuß­theit und vaterlandsliebendeSchullandheimarbeit erfaßt denganzen jungen Menschen undbemüht sich um seine allseitigeAusbildung mit all seinen An­lagen und Fähigkeiten, erprobtund erhärtet diese zugleich imDienst für die Gemeinschaft,erhöht den Willen zur Leistungund zur Verantwortung, stähltden Charakter. Sie bringt Leh­rer und Schüler in das Ver­hältnis von Führer und Gefolg­schaft und läßt damit auf demGrunde wahrer Autorität eingegenseitiges Vertrauen entste-

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75 JAHRE SCHULLANDHEIM IIOISDORF

hen, daß die Vorbedingung füralle erzieherischen Erfolge ist.

Mit der größten Tatkraft setztesich auch das Hauptamt fürErzieher der NSDAP für denSchullandheimgedankpn einund brachte wiederholt unmiß­verständlich zum Ausdruck,daß das Schullandheim einKernstück des nationalsoziali­stischen deutschen Schulwe­sens zu bilden habe. So heißt esin einem Aufruf des Reichswal­ters Gauleiter Fritz Wächtler(Bayreuth) folgendermaßen:"Die Schule des Dritten Reichesist ohne das Schullandheimnicht zu denken. Es ist ein We­sensbestandteil der nationalso­zialistischen Erziehung. Eineungeheure Fülle vonneuen unterrichtli­chen Möglichkeitenerschließt das Erlebenim Schullandheim:aus Blut und Boden,Bauerntum undDorfheimat, aus Fest­und Feiertagsgestal­tung, aus Natur- undMenschenschaffenerwachsen vieleMöglichkeiten zurSchulung des ju­gendlichen Geistes.Mögen bald in allenTeilen Deutschlandsneue Schullandheimeerstehen, vor alleman den Grenzen desReiches als Trutzbur­gen friedliebendendeutschen Kulturwillens. Ichwünsche und hoffe, daß in ab­sehbarer Zeit kein Schulkinddie Schule verläßt, ohne dasErlebnis des Schul-landheimsgehabt zu haben." Und als der/\nhaltische Staats-minister A.heyberg über die in seinemLande bereits zur· unmittelba­ren staatlichen Aufgabe gewor­dene Schullandheimarbeit anden Führer selbst berichtete,Ltußertc sich dieser erfreut undanerkennend darüber.

So sind wir sicher, Im

Schullandheim den rechtenWeg der deutschen Erziehungzu beschreiten. Dieses Bewußt­sein, seit 1921 im Schulland­heim der Albrecht-Thaer­Schule zu Hoisdorf in einemSinne gearbeitet zu haben, dergerade heute beim Wiederauf­bau unseres Vaterlandes sotatkräftig bejaht wird, mag derschönste Lohn und Dank füralle Mitarbeiter sein. Zugleichbietet es Gewähr dafür, daßunser Werk weiter blühe,wachse und gedeihe zur Ehreder deutschen Schule und zumWohle der deutschen Jugend.Das Schullandheim - einepädagogische Tat, Ausgabe

1966/67 - Auszüge:

Seit dem ersten Weltkriege sindin allen Teilen Deutschlandsaus dem Bestreben fortschritt­lich gesinnter Lehrer und op­ferwilliger Eltern der verschie­denartigsten Schulen die soge­nannten "Schullandheime" ent­standen, um zu helfen, die ver­städterte und einseitig gebildeteJugend zurückzuführen zurLandverbundenheit, zur hei­matlichen Natur und zum bo-

denständigen Volkstum. DerName "Schullandheim" bedeu­tet ein pädagogisches Pro­gramm: die städtische Schuleverlegt ihre Klassen unter Füh­rung der Lehrer in regelmäßi­gem Wechsel vorübergehendaufs Land, um ihnen ein Heimmit frohem und gesundemGemeinschaftsleben zu berei­ten, worin die Kinder nicht nurunterrichtet, sondern zu ganzenMenschen erzogen werden.Geistige, seelische und körper­liche Ertüchtigung durch eineauf unmittelbare Erlebnisse,eigene Anschauung undselbsttätige Arbeit gegründete"Freiluftschule", die über dasWissen hinaus zum Wollen undKönnen führt, - das ist das Bil-

dungs- und Erziehungsmitteldes deutschen Schullandheims.Und hygienische Lebensfüh­rung, kameradschaftlicherGeist, soziales Verantwor-tungsgefühl, staatsbürgerlicheGesinnung und tiefempfundeneVaterlandsliebe sind seine Zie­le ....

Die(se) gemeinsame Verannuort­lichkeit 1lI1d Milnrbeit in derOrganisation und Verwalhmgschlingt natürlich ein festes Bnlld

Seite 42 Fl'sbchrift _

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1//1/ Sc/lilIe /flld Hall;:;, Sie erfor­dert weitgehende Anpassunganeinander, pädagogische Ge­sinnungsgemeinschaft, Ver­ständigung über Ziele, Wegeund Kräfte der Erziehung.Auch ein sozialer Geist wird sichin solcher Elternschaft durch­setzen, indem die Einsicht indie Verbundenheit aller Kinderin der Schule wächsi. Es genügtja nicht, für Gründung undBetrieb des SchullandheimsGeld und Arbeitskraft aufzu­bringen, sondern es erhebt sichauch die Sorge U111 die bedürftigenMitschüler, deren Eltern Reiseund Kostgeld nicht aufzubrin­gen imstande sind.Heute gehört ja in allen Schulendie Elternschaft den verschie­denartigsten Ständen an, undder für die Kinder notwendigesoziale Ausgleich kann sich nir­gends besser als im Schulland­heim vollziehen, wo sie alleunter gleichen Verhältnissenund Gesetzen, einige Wochenmiteinander leben sollen.

Die gute Kost wird durch denkräftigen Einfluß der Naturergänzt, und den gibt es sogarumsonsi. Für die Eltern stehtdie gesundheitliche Fürsorge fürihre Kinder durch den Land-

aufenthalt zumeist an ersterStelle. Das ist auch insofernrichtig, als die Kinder in derGroßstad t niemals den günsti­gen Stand ihrer Entwicklungerreichen, und ein gesunderGeist kann nur in einem gesun­den Körper wohnen. Doch die"Erholung" ist keineswegs im­mer durch Wägen und Messenbestimmbar, sie äußert s'ichaber stets in einem gesteigertenLebensrhythmus und Kraftge­fühl, in einer vorher nicht vor­handenen Leistungsfähigkeitauch für die Verstandesarbeitin der Schule. Nach den Aus­führungen eines Hygienikersund Schularztes auf der Berli­ner Tagung wird diese Artwirklicher Erholung viel mehrals durch private Sommerfri­schen mit ihrem süßen Nichts­tun durch den Schullandheim­aufenthalt und seine starkenReize geförderi. Dadurch, daßwir die ganzen Klassen insSchullandheim schicken, Jahrfür Jahr immer wieder, aber zuverschiedenen Jahreszeiten,nicht nur die schwächlichenund sichtbar gesundheitlichgefährdeten Kinder, sondernauch die scheinbar gesunden.treiben wir im Schullandheimeine nachweislich äußerst er-

folgreiche Vorsorge. Es ist bes­ser, die Gesundheit zu ahal ten,als körperliche Zusammenbrü­che nachträglich zu reparieren ..

Wichtig ist, daß im Schulland­heim der Klassenlehrer selbst, derdie Kinder meist jahrelangkennt, neue eigenartige Einblik­ke darin bekomnlt, wie ihreWesensart und Leistungen inder Schule zum großen Teilkörperlich bedingt werden. Solernt er sie richtiger beurteilenund individueller behandeln.Auch erkern1t er viel leichter alsin der Schule besondere Begabun­gen und Charaktereigenschaften,kann Einfluß darauf gewinnenund sie für das Leben in derKlasse nutzbar machen. Aufdem festen Grunde gegenseiti­gen Vertrauens wandelt sichseine "Vorgesetzten"-Stellungzu einer mehr freundschaftli­chen und kameradschaftlichen.Und auch die Kinder unter sichgewinnen ein neues Verh/iltniszueinander. Es ist ja bekannt,daß die verantwortlichen Er­zieher, Eltern und Lehrer, inden Mitschülern der Kindereine Menge unverantwortlicherMiterzieher haben. Deren Ein­fluß nur zum Guten zu wen­den, ist in der Klasse nicht im-

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75 JAHRE SCHULLANDHEIM HOISllORF

mer möglich, \vohl aber imSchullandheim, \Vo die Lebens­gemeinschaft eine viel engereist. Hier venvächst die KlassegewissermaGen zu einer großenFamilie. Und namentlich Einzel­kinder lernen hier geschwister­lich denken und fühlen. Gegen­seitiges Verständnis l Anpas­sung an andere Lebensge­wohnheiten und Gepflogenhei­ten, an andere Anschauungenund Denkweisen ergibt sich mitNaturnotvvendigkeit. Gemein­schaft bedeutet ja nicht unbe­dingte Bindung an und durchandere, sondern auch Aner­kennung der persönlichen Be­sonderheit anderer. Und zu cha­raktervollen Persönlichkeitensollen doch unsere Kinder er­zogen werden. Immerhin be­dingt die gemeinsame Lebens­führung im Schullandheimunter einer Hausordnung mitbestimmt geordneter Tagesein­teilung einen Gemeinschaftsgeist,der die eigene Selbstsucht zu­rückdrängt...

Da gibt es eine praktische Ziel­setzung und eine gefühlsbeton­te Zusammenarbeit an einemgemeinsamen Werk. Reparatu­ren für alle Handwerker sindlaufend vorhanden. Auch darfman den Schülern die Anre­gungen zu neuen Arbeitenüberlassen sowie Vorschläge zuderen Ausführung. Wir habendie Jungen herangezogen zuTischlerarbeiten aller Art, sogarzu Fußbodenreparaturen undzur Herstellung eines Latten­zauns nebst Anfertigung derTür dazu. Als im Garten 16Bänke und 8 Tische aufzustel­len waren, mußte der Bodenerst planiert und die Flächevermessen werden. Alljährlichhaben wir in unserm Bauern­haus gemalt, Wände und Dek­ken, Türen und Möbel, teils mitKalk-, teils mit Ölfarben. DieJungen merkten bald, daß jegli-

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ches Handwerk seine Lehrehabe. Allerdings grämten siedie Blasen an den I-länden in­folge ungeschickter Handha­bung des Pinsels 'lucHiger als dasTreiben des Emaillelacks an derHaustür, die schließlich ausge­hängt und acht Tage waage­recht zum Trocknen hingelegtwurde, um dann doch abge­kratzt und von Grund auf neubearbeitet zu werden. DabeiwiII ich gleich betonen, daßSchülerarbeit durchweg unrentabelist und dem Heimverwaltermehr Ärger bringt als Geldspart. Und doch ist sie päda­gogisch so wertvoll, selbstwenn die Jungen nur lernen wieman es nicht machen soll. So be­kommen sie Achtung vor derArbeit anderer Berufsschichten.Wie wichtig ist das gerade auchfür Schüler einer höherenSchule, die im allgemeinenkeine Handwerker ausbildet!Ohne soziales Verständnis gibt eskeine Volksgemeinschaft! ..

Das alles kann zu einem regel­rechten Unterricht im Schulland­heim führen. Nicht mit demüblichen Vortrag des Lehrersund dem Frage- und Antwort­spiel mit seinen Schülern, son­dern in neuer freier Methode, diedem Lemwillen freiwillig begeg­net. Ein Beispiel möge das zei­gen. Der Lehrer stellt seinerKlasse als Schullandheimauf­

gabe das Ziel hin, sie sollen "dasLeben des Dorfes" erforschen. Erteilt sie in Gruppen von 4-5Schülern und betraut jede mitganz bestimmten Erkundigun­gen. Eine soll über die"Bewohner" berichten undfreundet sich mit dem Gemein­devorsteher und dem Pastor an.Die andere erhält durch Ver­mittlung des SchulmeistersEinblick in die dörflichen"Schulverhälhüsse". Eine dritteGruppe nimmt mit einfachenHilfsmitteln einen Plan desDorfes auf, eine vierte ver-

Festschrift

gleicht die Bauart der Häuser.\1Vieder andere Schülergruppensehen sich beim "selbständigenLandwirt" und beim"Landarbeiter" um, evenhiellauch auf dem Gutshof oder aufder staatlichen Domäne, wenneine in der Nähe ist. WeiterBeobachtungen können in denHandwerksstätten der Tischler,Stellmacher, Schmied und Bäk­ker gemacht werden. Zu be­stimmten Zeiten versammeltsich die ganze Klasse zu Berich­ten und gemeinsamen Bespre­chungen über den Stand dereinzelnen Erkundigungen undzur KlarsteIlung von Fragen,die dann wieder neue Anregun­gen zu weiteren Forschungengeben. Arbeitseifer und Wiß­begierde der Schüler ist herzer­frischend, der Lehrer tritt be­wußt zurück und beschränktsich auf die Sichtung, Zusam­menfassung und Vergleichungder Ergebnisse. Er ist wirklichLeiter einer Arbeitsgemein­schaft. In dieser Art Unterrichtverwirklicht sich ein wesentli­ches Stück Arbeitsschule. Eswird selbständiges Denken undkritisches Nachprüfen gepflegt,man kommt los vom Buchwis­sen und seiner mehr oder we­niger gedankenlosen Nachbete­rei ...

Es sollen nicht mehr im stun­denplanmäßigen Wechsel alleFächer zugleich zu Wort kom­men, dafür aber kann ein einzi­ges Stoffgebiet oder Problem imZusammenhang über einenlängeren Zeitraum hinweg be­handelt werden. Und nichtmehr wird ein bestimmtes"Pensum lf von ferne her an dieSchüler herangebracht, sondernsie gehen selbst zu den Dingenund forschen. Die Schiilerarbeitwird verselbständigt und ouf pro­duktive Tätigkeit umgestellt..

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Hoisdorf während der Luftangriffe auf Hamburg 1943

von Olto Sahrhage

Der Schriftsteller Ralf Hochhuthversuchte 1Il der TragödieSOLDATEN den ÜberlegungenW. Clll/rehills nachzugehen, dieihn bewogenl den 11 Feuerstur11lGomorrha in Hamburg zu entfa­chen.Der' Schriftsteller Hans ErichNossack beschrieb die Bombardie­rll11g Hamburgs ünUNTERGANG (suhrkamp texte9). Er befand sich in jenen Juli­Nächten in einer Hütte in derNähe von Horst bei Maschen.Am 17. Juli 1943 fuhren OttoSahrhage und seine Frau zur Be­aufsichtigung einer Feriengruppehinaus nach Hoisdorj Über dieLuftangriffe auf Hmnburg berich­tete er (gekürzt und gestrafft wie·dergegeben):

Im Heim herrschte tiefe Ruhe,und alles lag imersten festen Schlaf,Ich hatte mich inmeinem Buch fest­gelesen, hörte aberbald das schwachvon Hamburg her·übertönendeWarnsignal, ehelaut und deutlichdie Sirenen vonAhrensburg undGroßhansdorffolgten. Gleich dar­auf setzte das Ab·wehrfeuer der Flakein, Inzwischenwaren alle Mäd­chen aufgestandenund hatten sich auEder Diele versammelt, die wir jaals splittersicheren Schutzraumbenutzen konnten. Der Blick inRichtung Hamburg ließ unserschauerl1. Schon konnten wirin langer Front die Brände se­hen. Ununtt~rbrochen hörtenwir das Motorengebrumm der

Flugzeuge und die Detonationder Bomben. Nach etwa 90Minuten trat Ruhe ein, und wirkOlU1ten das Bett wieder aufsu­chen. Am anderen Morgen eswar Sonntag wollte es unsscheinen, als ob die Sonne dasAufstehen vergessen hätte. VonHamburg her zogen die dickenRauchschwaden der Brändeund ließen uns den blauenHimmel des Sommertages nurahnen. Die Sonne stand wie imWinter als blutrote Scheibehinter braungelbem Gewölk.Den Tag verbrachten wir alle ingroßer Ungewißheit Ausflüglerwie sonst des Soru1tags kamennicht durch das Dorf. Die Tele­fonverbindung nach Hamburgwar unterbrochen. Am Nach­mittag endlich hatten sich die

Schwaden verzogen. Da setztein Hamburg der Tagangriff ein,und der Abwehrkampf zog sichüber unser Dorf hinweg nachOsten zu. \Nir sahen die Feind­flugzeuge in riesiger Höhe,sahen die Jäger und beobachte­ten mehrere Abschüsse. AmSpätnachmittag fuhr ich dann

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nach Schmalenbeck hinüber,um zu versuchen, eine Telefon­verbindung mit Hamburg zubekommen. Aber auch von dortwar das nicht möglich. AmBahnhof in Großhansdorf be­gegneten mir die ersten Flücht­linge aus der Stadt. Ihnen stan­den die Schrecken der Nachtnoch in den Gesichtern. Als ichim Heim wieder anlangte, wa­ren auch dort inzwischen zahl­reiche ausgebombte Hambur­ger eingetroffen Durch Zu­sammenrücken und Umlegun­gen schaffte ich freie Betten.Immer mehr Hamburger trafenein, darunter verschiedeneehemalige und jetzige Schülermit ihren Angehörigen, die teilsim Schullandheim, teils in dergegenüberliegenden Jugend-

herberge untergebracht \-verdenkonnten. In der Nacht vom 27.Zum 28. Juli holten die Bomberzum nächsten Schlag aus. Beidiesem Angriff flogen die vonOsten kommenden Flugzeugeüber Hoisdorf hinweg underfüllten die Luft mit dröhnen­dem Motorengeräusch. V\'ieder

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schaft wieder zu sammeln. Dasgraue Haus am Holstentorhatte nicht nur selbst beträchtli­chen Schaden genommen, son­dern war durch die Wehrmachtbeschlagnahmt, so daß keinSchulbetrieb möglich war. Dafüllte unser Schullandheim dieLücke aus und nahm alle er­reichbaren Schüler der unterenvier Klassen auf. Morgens gabes stundenplanmäßigen Unter­richt, nachmittags wurde inHaus, Hof und Garten gearbei­tet. Sport und Spiel ließen dieJungen die Schrecken der An-

griffsnächtevergessen. Zwi­schendurch liefunsere Werbungfür die Verschik­kung allerSchüler der Al­brecht-Thaer­Schule in einesichere Gegend.Das KlosterWindberg inNiederbayernkonnten wirallen Eltern alsgute Unterkunftihrer Jungen fürden Winter emp­fehlen.

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fen. Dann fuhr er zu den Flak­türmen auf dem Heiligengeist­feld, um sich zu überzeugen,daß unseren dort als Luftwaf­fenhelier tätigen Schülern keinLeid geschehen war. In einerschweren Gewitternacht folgteein weiterer Luftangriff. Dabeiging ein abgeschossener vier­motoriger Bomber in der Nähevon Hoisdorf brennend nieder.Nachdem dann allmählich dasLeben in Hamburg wieder inGang gekommen war, began­nen wir durch Rundschreibenan die Eltern unsere Schüler-

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dauerte der Kampf an­derthalb Stunden, undwieder sahen wir baldden glutroten Feuer­schein über Hambul'g-Die Einschläge derBomben erschüttertenden Boden so sehr, daßauch im Schulheim alleTüren und Feuster klap­perten. In dieser Nachthatten besonders dieöstlichen Stadtteile lei-den müssen. Am Vor­mittag trafen die erstenFlüchtlinge ein. Als derZustrom auch amAbend noch anhielt,wurden die Scheunenim Dorf mit Strohlagernhergerichtet. Auch inder Kate unseres Schul-heims konnten wir mit über­zähligen Matratzen nochNachtlager beschaffen Im RotenZimmer betteten wir die Ver­wundeten und Verbrannten,die von der Ärztin behandeltund verbunden wurden. DieBomber unternahmen einenweiteren schweren Nachtan­griff auf Hamburg. Gleich nachderen Abdrehen fuhr meinBruder auf dem Fahrrad nachHamburg, um in Wandsbek beiden Löscharbeiten und derBergung Verschütteter zu hel-

5eite46 _ Festschrift _

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Aus der Geburtsstunde des Schulheims

von Dr. Arno Meschkat

Ich bin Holsate, also ehemaligerSchüler der alten Thaer - Ober­realschule vor dem Holstentor.Zu der von Herrn Rittmüllergeplanten Festschrift anläßlichdes jubiläums des Schulland­heims Halstentor in Hoisdorfmöchte ich hiermit beitragen.Ich besitze keinerlei Aufzeich­nungen und bitte es mir nach­zusehen, falls ich vielleichtgelegentlich, etwa bei Datencct, irren sollte,

Wir waren Flüchtlinge aus dem1. Weltkrieg, kamen aus Dir­schau in Westpreußen. Ich warder mittlere von drei schul­pflichtigen Söhnen meiner EI­tern und 12 jahre alt. In derSchule waren wir,weil nur wenigeFlüchtlinge nachHamburg hinein­gelassen wurden,ein Novum, vonder Lehrerschaftteils als Fremd­körper, teils alsneue, pädagogi­sche Aufgabebald fühlbar wi-derwillig, baldwillig aufge-nomUlen. In derSchülerge­meinschaft warenwir erstmalAußenseiter,wurden wegenunseres Dialektsgehänselt. UnsereAltersgenossenn1Il81i~rUnkßBnt:rns der geogra~

phisehen Gegebenheiten"Sachsen". Unsere Rangord­nung in der Jungengemein­schaft mußten wir uns in denunserem Alter üblichen Range­leien erkämpfen. Wir kamen ineinen damals wie noch zu Kai-

sers Zeiten normalen Schulbe­trieb, in den sich anbahnendeNeuerungen wie Ferienver­schickungen, Landaufenthalteerst langsam einführten. Anein Heim auf dem Lande, ge­wissermaßen ein zweitesSchulhaus mit Schulbetrieb undInternat"Abfüt-terung" dachteniemand.

Nach dem verlorenen Kriegwar auch die Schulgemeindevon einern pessimistischenNachkriegssyndrom erfaßt.Schwarzseher sagten wirt­schaftliche Unordnung voraus.Haushalte "hamster-ten" legtenheimliche Vorräte an wie imKriege. Es gab noch Lebensmit-

telkarten, aber man hörte vonFällen, wo man "nichts mehrdarauf kriegen" konnte. In denSchulen erklärte ein Schularzt(eine Neuerung !) viele von unsStadtschülern für unterernährt.Es entstanden die Ferienver­schickungen der Stadtkinder

aufs Land, erst einzeln in Gast­familien, dann in Gruppen beiUnterbringung in jugendher­bergen.- Es entstand die"Schulspeisung", eine Beliefe­rung der Schulen mit warmenEssen während der Schulzeit.­Für die"große Pause" wurdenmehrere Mi1chkannen mit Ha­ferflocken-Milchsuppe oderÄhnlichem zur Verteilung andie Kinder geliefert, von denenjedes seine Kumme oder Schüs­sel nebst Löffel in der Schuleaufbewahrte.

Nach längeren Ferienaufentllal­ten auf dem Lande wurdenLandaufenthalte ganzer Klas­sen mit Unterricht versucht. Für

die Nalunvissenschaften, be­sonders in der Biologie, botensich neue pädagogische Mög­lichkeiten durch den Unterrichtin der freien Natur. (leh schrei­be das, um in Erinnerung zurufen, dag die Schulheimideenicht irgendwie "von selbst"

Festschrift _._ ~ ~ ., 47__________.x"ce

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entstanden sondern in einembestimmten Klima gewachsenist in einer Situation der politi­schen und wirtschaftlichenSchwäche, gewissermaßen alsSelbsthilfe.) Das Hauptproblemschien für die Organisatorendie Unterkunft zu sein, solangedie Schulen keine eigenen Ein­richtungen außerhalb ihrerSchulgebäude hatten. Da muß­ten bestehende Häuser vonanderwärts angernietet werden,wie nicht voll genutzte Gebäu­de von Jugendverbänden undVereinen und früheren Wehr­machtseinrichtungen, die nachdem Krieg frei geworden wa­ren.

So wurde mein erster Schul­heimaufenthalt mit Unterrichtin Duhnen bei Cuxhaven ineine Barackenkolonie gelegt,die die Wehrmacht für denersten Weltkrieg im"Wernerwald" angeblich fürdie versteckte Unterbringungvon Wehrmachtseinheiten zurVerteidigung der Flußmün­dungen gegen befürchteteFeindangriffe gegen die Ha­fenstädte Harnburg und Bre­men errichtet hatte. Diese"Hilfskasernen" wurden nachdem Krieg nicht mehr ge­braucht und konnten ander­weitig verwendet werden, z.B.als Jugendherbergen. Als solchewaren Sie nicht ausgelastet undwurden als Schullandheime

vergeben. Auf diese Weise ka­men wir also in den dichtenWernerwald. An der offenenKüste standen noch Kanonenund wenig weiter südlich, füruns gesperrt, die riesigen Luft­schiffhallen für die Luftschif­fangriffe auf London, die nuram Anfang des Krieges statt­fanden und aufhörten, als dieenglische Abwehr die Flughöheder Zeppeline erreichte.

Am Holstentor wurde die Ideedes Landaufenthaltes ganzerKlassen mit Lehrern, besondersvon Junglehrern - ihr Wortfüh­rer war Dr. Sahrhage - vertre­ten. Er war mein Klassenlehrer.Unsere Klasse hatte mancheSchaffung einer EIternvertre­tung, die als Träger für einenSchulbetrieb auf dem Landegebraucht wurde, hergebenmüssen. (Vervielfältigungsgerä­te gab es noch kaum, wenig­stens nicht in den Schulen) .. DieEltern, die nicht zu den EItern­versammlungen karnen, muß­ten durch "Rund-schreiben"erreicht werden, die haupt­sächlich wir, Dr. SahrhagesKlasse, fertigten. Die Eltern­abende häuften sich. Schließlichwar es soweit: Es gab eine EI­ternvereinigung und bald auchein "Schulheim" in Hoisdorf,das von einer solchen Vereini­gung wirtschaftlich und juri­stisch getragen wurde.

Die Vorgeschichte des Hausesin Hoisdorf ist in anderen Bei­trägen geschildert worden. Eshatte als "Jugendherberge"gedient. Die jugendlichen Nut­zer hatten wenig für seine Er­haltung und Pflege getan. Be­vor es für unsere Schule erwor­ben wurde, hatte es wohl aucheine Weile leer gestanden. Je­denfalls war es verwohnt undmußte erst einmal wieder be­wohnbar gemacht werden. Daswar nicht in Wochenendbesu­chen, ja nicht einmal in denFerien möglich. Handwerkerwaren zu teuer,

Als erstmal durch ein kleinesVorkommando unter Dr. Sahr­hage die Küche benutzbar ge­macht worden war, die ersteNotunterkunft für eine Heim­leiterin, ein Raum für einenLehrer brauchbar gemachtworden waren, zogen 5 Kna­ben, 3 Tertianer, zu denen ichgehörte, und 2 Untersekunda­ner sowie die vorgesehene"Schlummermutter", FrauHerrmann, die Sie bekochensollte, ein. In den Ferien warauch noch Dr. Sahrhage dabei.Der mußte in der Schulzeit inHarnburg unterrichten. Wirfünf ff Arbeits-männer" warenvom Unterricht dort befreit undblieben in Hoisdorf. Dr. Sahr­hage ließ sich sagen, was dieanderen in Unterricht gehabt

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75 JAHRE SCHULLANDHEIM HOlSDORF

Schularbeiten. Dann fuhr er ­angeblich der erste Studienratin Hamburg mit Auto - nachHaisdorf und unterrichtete uns,die Sekundaner und Tertianergesondert, in allen Fächern, dennaturwissenschaftlichen undden beiden Fremdsprachen. Erwar Naturwissenschaftler. So­gar wo "Turnen" im Stunden-

plan lag, mußten wie "hüpfen",Freiübungen machen. Wirdurften auf keinem Gebiet zu­rückbleiben und taten es auchnicht.

In Haisdorf wurde gereinigt,repariert, angestrichen usw. Dawurde das schadhafte Reetdachin Angriff genommen. Das warSache ausgebildeter Handwer­ker, nicht für uns Jungens. Wirmußten aber den Handwerkerndie Reetbündel zutragen, frei­händig auf einer auf die Dach­fläche gelegten Leiter, wie aufeiner Treppe, ein überlangesReetbündel auf der Schulter,vom Wind wie eine Wetterfah­ne gedreht. Das war abenteuer­lich genug, forderte den Turner.Die große Diele verlangte vorallem nach Erstansh·ich des

gewaltigen Deckengebälks, daseinmal ausgelegt worden war,eine ganze Ernte zu tragen,aber nicht angestrichen wordenwar. Wahrscheinlich hatten dieErbauer des Bauernhauses ge­glaubt, daß die massive Deckeauch ohne Anstrich dauerhaftsei, da Sie ja unter dem solidenDach nicht der Witterung aus-

gesetzt war. So pinselte denneines Tages einer unsererMannschaft mit nacktem Ober­körper, mit Karbolineum­Sommersprossen und einigenLinien vom gleichen Stoff, dievon dem erstmals gebrauchtenQuast den nackten Arm durchdie Achselhöhle über denBrustkorb sich in der Gürtelli­nie in der Hose verlaufend an,rittlings auf der Doppelleiterreitend, das Gesicht nach oben.Wegen der gefährdeten Augenwar es ein Brillenträger. Ichkam dafür nicht in Frage. Esgab genug andere Arbeit. Wäh­rend das Haus leer gestandenhatte, hatten Schadstifter sehrviele Scheiben eingeworfen.Wir hängten die Fenster aus,entfernten Glassplitter undKittreste säuberten den Fenster-

falz. Herr Prof. Dörmer derLeiterder Chemie am HOlsten­tOf, der mit dem Glasschnei­dediamanten umgehen konnte,kam aus Hamburg, um dieScheiben zuzuschneiden, diewir mit Glaserstiften einsetztenund verkitteten, fertig zumAnstrich. Mir war die Sorge umdie Anstrichfarben anvertraut

Die kleineren Räumesollten mit Wasserfar­be (Leimfarbe) gestri­chen wer-den. Tape­ten waren zu teuer.Der Verkäufer hatteuns geraten, wievielFarbe wir in wievielLiter Wasser hinein­rühren sollten undwieviel Leimpulver,damit die Farbe sichauch hielt. Daß daauch ein mehrfachesan Kreide hineinge­hörte, wenn die Wän­de hell und freundlichwirken sollten, hatteer nicht besonderserwähnt. Er hatte ge­nug Kreide eingepacktund die hatten wirdem Anstrich derDecke vorbehalten.

Wenn wir nun die Wände nlitdem Quast aus dem Eimer zufärben suchten, wirkte das Er­gebnis zuerst nur IJ naß", Dannmußte man es eben mehrfach

tun. Das erste Zimmer sollteblaßrosa werden. Als die Farbenach etwa 2 Tagen getrocknetwar, hatte das Zimmer tiefblut­rote Wände, das zweite er­schien fast indigo-blau und dasdritte dunkel-tannengrün. Eswaren wahre Schreckenskam­mern, unmöglich Sie in diesenTönen als Schlaf- oder Wohn­raum zu benutzen. Sie wurdennicht wieder abgewaschen, aberwir hatten gelernt. Wir misch­ten jetzt Kreide zum Aufhellenbei, bemalten eine Probeflächein einem erst später vorgesehe­nen Zimmer und

Festschrift . _ Seite 49

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liegen Sie trocknen. Die folgen­den Leimfarbenanstriche \-VIH­

den besser bis gu t. Bei denHolzflächen, Türen und Fen­stern gelang der Ölfarbanstrichproblemlos, zumal wir die ÖI­und Lackfarben fertig in Dosenbekommen hatten. Betten, Ti­sche und Stühle waren von denVorbesitzenden des Hausesvorhanden. Was da hölzernwar, wurde in den Anstreich­plan einbezogen, Matratzenwurden geklopft und gebürstet.

In der Diele hatte die Heimlei­tung der Schule lange, über­mannshohe Schränke einbauenlassen, die in zahlreiche, schul­terbreite, hochformatige Fächermit Tür und Schloß aufgeteiltwaren, so daß jeder Junge imHeim sein eigenes Schrankfach

für Schlechtwetterkleidung,Reservewäsche usw. habenkonnte. Sie waren in Rohholzgewissermaßen als Möbel auf­gestellt und wurden in schö­nem Ultramarinblau gestrichen.So machten Sie die ursprüng­lich etwas triste Diele zu einemrecht schmucken Raum. ErsoIIte noch schöner werden. Injede Schranktür sollte etwa inAugenhöhe ein ovales Feld mitbunter Bauernmalerei eingefügtwerden. Die guten Zeichnerunter den Schülern hatten Ent­würfe dafür gemacht. Aus un­serer Klasse war eine großeZahl für gut befunden wordenund zur Ausführung ausge­sucht. Inzwischen war es Win­ter geworden und unser An­streichkommando war ausHoisdorf zurückgezogen und

wieder in den Schuldienst inte­griert worden. Als dann Sieg­fried Gruber, Waldemar Ohleund ich in den Osterferien nachHoisdorf kamen, um unsereEntwürfe auszuführen, hattejede Schranktür bereits ihrSchmuckfeld. Ohne daß wirSchüler gefragt worden wären,hatte ein Mitglied des Lehter­kollegiums, das nicht in unsererKlasse unterrichtete, ein Dr.Paterna, eigenen Schmuck inunserer Form auf die Schrank­türen gemalt. Es war eine wah­re Bereicherung der Diele,wenn wir auch behaupteten,daß unsere Entwürfe bessergewesen wären. Wir warensehr enttäuscht.

Seite 50 Festschrift ~~ _

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Erinnerungen an Hoisdorf

von Joachim Junge

schaftsgymnasialen Zweig. DasKollegium wurde durch zweitüchtige WiSo-Lehrer verstärkt,die ihre Aufgabe - wie dieSchüler meinten - nach derDevise flimmer druff, immerdruff nach Methode Zembol­Huff" hervorragend erfüllten.

Der Schulbesuch von Schüle­rinnen bedingte sowohl amIIHolstentor" wie auch im Heimbauliche Veränderungen. Sowar anfänglich in der Schuleweder ein geeigneter "Ladies'rest-room" noch ein Spiegelvorhanden, und das Praktikumin Hoisdorf, daß Dr. Stolten­berg und ich 1960 mit zwei ll.Klassen durchführten, verlang­te auf diesem Gebiet viel Im­provisation. Doch auch hierwußte Dr. Sahrhage sofort Rat,machte bei Hamburger Lotto­gesellschaften flugs 100.000 DMlocker, und das "Mädchen-

Unvergessen ist das jährlich imMai durchgeführte "Kinder­grün" für die zahlreichen Kin­des des Kollegiums, bei demsattsam bekannte Kinderspielewie Sackhüpfen, Eierlaufen undÄhnliches durchgeführt wur­den, während sich ihre Eltern ­nach dem obligaten Tauziehender Väter - in der Tenne beiKaffe und (S)Topfkuchen un­terhielten.

Unvergessen ist auch dasSchlachtfest im Dezember, zudem die im Heim gemästetenSchweine Wellfleisch, Blut undLeberwurst reichlich lieferten.Daß dabei der nötige Alkohol­spiegel erreicht wurde, warAufgabe der Schul- und Heim­leitung, die diese stets (oft mehrals) zufriedenstellend löste.

1959 bekam die Schule mit derKoedukation auch einen wirt-

Das 75-jährige Bestehen desSchullandheims möchte ichzum Anlaß nehmen, um einigeErinnerungen an das Heimniederzuschreiben.

Dr. Sahrhage warein glänzenderOrganisator, hat­te viele Beziehun­gen, die er zumWohle des Heimseinsetzen konnte

und tat viel für L-,:..:.-~--.::.....:::::':"":'.:...._~-,_:""' .Jden Zusammen-hall des Kollegi­ums.

Ich kam 1953 an die Schule,blieb 28 Jahre und habe in die­ser Zeit nicht nur auf Klassen­reisen viel mit dem Heim zutun gehabt. Dr. Sahrhagescheuchte uns junge Schlipse(Freund Becker und mich) fastjedes Jahr für 14 Tage ins Heim,um die wirtschaftlich nötigedurchgehende Belegung sicher­zustellen und um die Klassenmit Hoisdorf, dem Leben derBauern, den Aufgaben der Ge­meindeverwaltung, der Feuer­wehr, der Arbeit des Dorf­schmiedes, der Kirche in Siekund - last not least - mit demHainholz vertraut zu machen.Dabei wurde die Gewichtungder Aufgaben und Möglichkei­ten jeweils derKlassenstufe an­gepaßt. (Einerunserer Schüler injener Zeit soll,auch aufgrundeiniger "Ehren-runden", acht Mal14 Tage im Heimgewesen sein).

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75 JAHRE SCHULLANDHEIM HOlSDORF

haus" konnte 1961 gebaut undeingc\veih t werden.

für mich war die neue päd­agogische Situation etwas un­gewohnt, und ich meinte, beider üblichen Nachtwanderungdurch das Hainholz höllischaufpassen zu müssen, was zufolgendem Vers führte: "Stattmit Angelika ging Horststramm mit Herrn Junge durchden Forst."

In den 6Der Jahren ging ich mitden 12, und 13. Klassen gern indie Kate. Dort wurde darm inder Adventszeit bei einer Feu­erzangenbowle am Kamin Jul­klapp gefeiert. Anonym"geRilkte" Gedichte wurdenverlesen, anonyme Geschenkewurden verteilt, das Holz imKamin knackte, knisterte undglühte wie die Wangen derfröhlichen Runde, die Bowle tatihr übriges - kurz, die Stim­mung war auch auf dem Heim­weg in der U-Bahn bestens,

Die 70er Jahre waren eineschwierige Zeit für das I"Ieim.Ungeeignete Heimeltern,schlecht geführte Klassen nag­ten erheblich an der Substanz.Immer unansehnlicher wurdendie an den Wänden zerkratztenund beschmierten Schlafräumc.Auch ein von den "Holsaten",die die Farbe und Tapeten stif­teten, den Eltern, Schülern undLehrers gemeinsamer Versuch,das Heim an zwei Wochenen­den zu renovieren, half kaumüber die allgemeine Miserehinweg. Schweren Herzens ka­men Schul- und Heimleitungzu dem Entschluß, dem sanftenDruck der Gemeinde, die umArbeitsplätze fürchtete, undden Expansionswünschen dernahen Firma Bruss nachzuge­ben und ein Teil des Geländesan sie zu verkaufen. Mir wargar nicht wohl, als ich denScheck über 100,000 DM, diefür die Sanierung und Erweite­rung des Heim dringend ge­braucht wurden, in der Hand

hielt.

Nun soll in den nächsten dreiJahren das Millionending, dievölliger Erneuerung des IIeimsdurchgeführt werden, !eh kannnur von Herzen wünschen, daßdanach wieder Schüler undLehrer ins Heim kommen, diein einer veränderten Welt undunter anderen pädagogischenVoraussetzungen ehvas vonden Ideen und der Einsatzfreu­de seines Gründers überneh­men - auch nach 75 Jahren,

Mit folgenden Versen möchteich meine Rückschau schließen:

Wenn ich heut hoisdorfgenesenkonnte jene Zeit durchleuchten,dann sich meine Augen feuchtenlind man könnte darin lesen:Lebendes, GebliebenesSchullandheim, wir lieben es,Schade wär's, wär's nicht gewesell

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Rückblick auf über 30 Jahre Aufenthalte in Hoisdorf

von Götz Oonandt

In meinem ersten Lehrerjahr beiATH - 1964 - hatte ich mit mei­ner frisch übernommenen 7.Klasse (30 Schüler und 12Schülerinnen) ins Schulheimnach Hoisdorf zu gehen. Daswar so üblich. Genaue Anwei­sungen gab's von der geheimenKommandozentrale der Sahr­hagebrüder im Keller. Merk­würdigerweise kam bei mir nieFurcht auf, daß es Problemegeben könnte. Die hat es dannauch nie gegeben während 15Heimaufenthalten mit unter­schiedliehsten Gruppen. Esmuß also so etwas wie einenGenius Loci geben!

Bleibende Eindrücke blieben.Nachtwanderungen im Hois­dorfer Wald und um den Hois­dorfer See, Tierbeobachtungenmit Herrn Tempel, Fußballtur­niere auf der "Hoppelwiesell

,

Schnitz-Segelboot-Regatten aufdem kleinen Teich, unzähligeRallyes und Geländespiele undabends mühsame Versuche, dieüber 80 Schüler - alle imHaupthaus untergebracht - zurRuhe zu bringen, was stets miteinem Absacker im kleinenLehrerzimmer an der Dieleendete.

1965 hatten WIr im Rahmeneines regelmäßigen Austau­sches eine 8. Klasse einer Wie­ner Hauptschule zu Gast. Dasumfangreiche Besichtigungs­programm (v.a. Lüneburg, Lü­beck, St. Peter) stammte wiedervon Herrn Sa!1rhage. MeineSchüler und ich waren aber ammeisten beeindruckt von denkaiserlich-österreichischen Er­ziehungs- und Strafmethoden:statt Abendessen in der Ecke

der Diele stehen und die Wandanstarren, 50 mal Frau Oberleh­rerin schriftlich um Entschuldi­gung bitten ete. Wir hattenschon damals das Gefühl:Hoisdorf und solche Methoden,das sind zwei verschiedeneWelten.

Anfang der 70er Jahre veran­stalteten Herr Schuller und ichmit unseren zwei 12. Klasseneine IlFaust-WochelI. 8 Arbeits­gruppen bearbeiteten unter­schiedliche Aspekte, die sichaus dem Unterricht ergebenhatten und berichteten an­schließend über ihre Ergebnis­se. Wir hatten nie gedacht, daßKonzentration und Lust eineWoche anhalten würden. Aberes ging - und wie! Auch das isteben möglich in Hoisdorf

Als Verbindungslehrer der neueingeführten SMV (Schülermit­verantwortung nannte sich dasdamals und wurde vom dama­ligen Schulleiter, Herrn Dr. Wil­galis, recht mißtrauisch betrach­tet) habe ich damals mehrereWochenendtagungen für dieKlassensprecher zusammen mitden Schulsprechern ausgerich­tet. Themen waren Entwurfeiner Hausordnung, Pausen­ordnung, Mitsprache der Schü­ler in Gremien und Konferen­zen, Rauchen. Auch hier ent­stand - häufig abends vormKamin - eine konzentrierte unddoch lockere Arbeitsatrnosphä­re.

Am Gymnasium Stellingen wares üblich, daß die 5. Klassennach Hoisdorf gingen. Ob esGewohnheit war oder einfachEinsicht, daß dort die Keimzelle

aller Klassemeisen lag, weiß ichnicht. Jedenfalls war in Hois­dorf fast alles machbar, wennman nur ernsthaft wollte Imersten Jahr waren alle drei 5.Klassen gleichzeitig dort mit 98Schüler, und 6 Lehrern, aller­dings unter Zuhilfenahme einesamerikanischen Armeezeltes.Herr Kuhlmann war damalsVerwalter des Heims und alle 6Kollegen waren jung und rundum die Uhr einsatzbereit."Abschlaffen" gab's nur abendsspät bei Glühwein in Lehrer­zimmer an der Tenne.Während meiner Zeit alsHauptseminarleiter (1984 bis95) bin ich viermal in Hoisdorfund einmal im Haus Emsengewesen. Dort war es viel kom­fortabler, wärmer und gepfleg­ter Dafür aber fehlte die typi­sche Schullandheimatrnosphä­re, diese Mischung aus Freiheit,viel Raum, der Möglichkeit,allein sein zu können und derNotwendigkeit, gemeinsam zuleben, der Muße zu Betrach­tungen und der Aufforderungzu Aktivitäten. Man konnte mitReferendargruppen Klassemei­sen und Lehrerrollen dabei

wunderbar durchspielen undgleichzeitig selbst eine Grup­pemeise erleben.

Es gab während meiner langenHoisdorf-Zeit immer Problememit der Feuchtigkeit, mit derHeizung in der Diele und mitden Sanitäranlagen. Es gabUngeziefer und jede MengeErkältungen - aber es gab nieunlösbare Probleme erzieheri­scher At. Genius Loci - derGeist der Jugendbewegungwirkt immer noch.

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Bauer SellhorTIs Äpfel

von Dr. Wolfdieter Lenck

Eine Hoisdorf-GeschichteDie Klasse 8a spielt "surrealistisches" Theater

Im Herbst 1951 waren wir mitunserem Klassenlehrer, HerrnDr. Heiniein, und unseremKunsterzieher, Herrn E. Hoeh­ne, im Schullandheim Hoisdorf.

Zum besseren Verständnis mußich vorausschicken, daß zuunserer Zeit zum Abschlußeines Hoisdorfaufenthaltes vonjeder Klasse In der Diele ein"Bunter Abend" veranstaltetwurde. Alle Hoisdorfer wurdeneingeladen. Sie kamen gern undfolgten den Darbietungen nichtnur mit regern Interesse, sieunterstützten das Spiel auchmit munteren Kommentarenund amüsierten sich köstlich.Damals wurden die Menschennoch nicht vorn Fernsehen inAnspruch genommen. Für unsSchüler war dieses ein An­sporn, unsere schauspieleri­schen Fähigkeiten zu üben undlustige Hoisdorfer Begebenhei­ten im Spiel darzustellen.Wer dabei seinen Lehrer be­sonders gut imitieren kormte,spielte die Hauptrolle.

Es war die Zeit der reifen Äp­fel. Besonders die im Gartendes Bauern Sellhorn hatten esuns angetan.

Wir überlegten nicht lange, wasdiesmal als schauspielerischesEreignis den Spielplan bestim­men sollte, es hatte sich geradeereignet.

So kam ein Stegreif-Theater­stück zustande, an dem dieKlasse geschlossen mitwirkte.

Wir hatten gerade ThorntonWilders "Unsere kleine Stadt"gesehen. Wir waren sehr beein­druckt davon, wie ohne groß­artiges Bühnenbild"surrealistisches" Theater ganzin der Phantasie des Publikumszum "schillernden Ereignis"werden kann. Der Verzicht aufgrandiose Utensilien kam unswegen unserer bescheidenenMittel sehr entgegen.

Die Dorfbewohner waren we­niger bewandert in dieser mo­dernen Dramaturgie. Ganzgefahrlos war unser Plan alsonicht. Aber mit einem geschicktoperierenden Sprecher, HarmBeyer, und einem erblich ge­prägten Peter Voscherau, dermit übermäßig ausstaffierterLeibesfülle den Bauern Sellhornlebensnah darstellte, brauchtendie übrigen nur noch in ihrerRolle aufzugehen oder so intel­ligent dreinzureden, wie sie estäglich taten. Ein Stegreifstückläßt es zu, jeden Gag und dieDramatik ständig auszufeilen.Jede Idee wurde geprüft, ver­worfen, verbessert bis zur"Vollkommenheit". Und wermwir bei den Proben Mühe hat­ten, ernst zu bleiben, mußteauch ein wohlwollendes Publi­kum mitgerissen werden.

1. Akt

Ort der Handlung: der Mas­senstall, kurz vor dem Schla­fengehen. Ausgebreitete Lakenbestimmen das Bild. Sehrschwache Beleuchtnng, totale

Stille. Der Schlafsaal füllt sichlangsam.

Alle Jungen im Nachthemd.

Graul erscheint als erster, legtsich Ins Bett, das heißt auf dennackten Boden und deckt sichmit dem Laken zu. Er ist derartigste. Gleichfeld folgt ruhig,Sette schon etwas bewegter,Freitag kommt laut pfeifend.Lulli kommt gesprungen, Wei­demann hinterdrein mit einemgroßen Glas Wasser, das erSette über den Kopf gießt. Eswird sehr laut. Die anfänglicheBalgerei zwischen den letztenbeiden zieht andere mit hinein.Die große Rauferei ist leicht zuspielen und wirkt echt.

Freitag beendet den Streit. Erstimmt die Klassenhymne:"Ring the Bell of Jazz" an. Allestimmen ein bis auf Graul, erwirbt für das deutsche Volks­lied. Er singt: Am Brunnen vordem Tore. Er ist der beste Sän­ger der Klasse. Künstlerischvollendet erfüllt seine Sopran­stimme die Diele.

Dr. HeInIeIn tritt auf, er lobt diebrave Klasse, zieht eine Tüteaus der Tasche und verteilt mitfreundlichen Worten über dasSandmännchen und die liebenEngelchen Bonbons, damit dielieben Kinderchen ganz schnellentschlummern sollen, ummorgen wieder emsig wie dieBienchen wandern zu können.

Zwei leere Betten fallen auf. Wosind Oldenbnrg nnd Egerer?

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75 JAHRE SCIIULLANDl-lEIM HOlSDORF

Die SlIppe VOll hellte Mittag läßtsie nuf einem gewissen ÖrtchenvcnucilclI!

Na schölI. Gute Nacht.Licht geht aus,

Stille.

Graul: Wer zieht da al1 meinerDecke'

Schwaches Licht geht an. Diebeiden Nachzügler erscheinen,das vorgehaltene Hemd vollerÄpfel, die sie über den Bodenrollen lassen.

Es wird wieder sehr lebendig.

Otto Jung als Heimleiter OttoSahrhage tritt in den Saal,knipst das große Licht an. Alleschlafen und lassen ein un­wirkliches Schnarchen ertönen.Otto hebt sich einen Apfel auf,der ihm entgegenrollt, beißtlaut schmatzend hinein undtritt ab.

Eine verschlafene Stimme hin­ter ihm her: Oller Hehler!Taschenlampen blitzen auf.Einer spielt den heiligen Geist.Es wird wieder laut. Vom Lärmherbeigerufen, erscheint Her­zog als Hoehne. Er ist sehr auf­gebracht, spannt seine Hosen­träger und läßt sie klatschendzurückschnappen:

Ein Witz darf ja mal fallen, aberdas Jodeln und das Äpfelscllmei­ßen, das verbitte ich mir. Olden­burg, ich will dich überhaupt nichtbestrafen, aber ich kann diesesGrinsen nicht mehr sehen. DreiJahre sehe ich mir das schon mitan. NiulnI dein Bett und leg dichvor die Tür.

Während Hoehne nochschimpft, verabschiedet sicheiner Ililch dem anderen es seisehr eilig wegen der Suppe.

Als der Raum leer ist, stolpertHoehne dem letzten schimp­fend hinterdrein.

2. AktIn der Diele.

Dr. HeinIein schreitet mit einergroßen Wanderkarte auf undab.

Eine erfrischende Wanderungüber Siek, Hainholz und Für­stenkaten macht zwanzig Ki­lometer. Das ist zu wenig. DieBurschen müssen abends müdeins Bett fallen. Also doch nochzusätzlich über Großensee, das

sind 30 Kilometer, das wärewohl angemessener.

Hoelme: Guten Morgen, HerrDoktor. Hatten Sie eine guteNacllt?

Dr. HeinIein: Ja, danke. Und Sieebenso?

Hoehne: Leider nein. Wäre esIhnen recht, wenn wir die Zimmertauschten. Ich meine, so umnittel­bar ncbell dem MasscHsfall, ichhabe die ganz Nacht kein Augezugemacht.

Festschrift

Dr. Heinjein: Ja, Herr Kollege.wenn ich die Augen nicht zuma­che, kann ich auch nicht schlafen.

Hoehne: Na ja, und was Ilabcn Siefür heute geplant?

Dr. HeinIein: Wir werden wan­dern, ich werde dabei die Beson­derheiten der hiesigen Natur erklä­ren und durch forscllen Gangvermeiden, daß alle wie die Hor­nocllsen durch die Umgebungschlurfen.

Hoehne: Icll wollte Ileute eigent­lich die Vorderansicllt des Schul­heüns weiterzeicl1nen lassen, ge­stenz gab es große Schwierigkeiten.Die einen zeichneten cwen

schmalbrüstigen Hochbau wie ausdem Gängeviertel, die anderen eineflache, weitausladende Flugzeug­Ilalle. Mit dem Peekllaken balancie­rend, mußte icll den Schülerndemonstrieren, daß die Höhe genaueineinhallnl1al in die Breite geht.

Aufgebracht und voller Zorneilt Peter Voscherau auf dieBühne.

Bauer Sellhorn: Meine ÄpJCI.meine schönen Äpfel ..

Große Auseinandersetzung.Meille Schüler stchlcJI /licllt, .

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75 JAHRE SCHULLANDHEIM HOlSDORF

Die Klasse erscheint.

INcr war das?

Alle.

Dr. Heiniein: Minscll, Millsch,i\1illsch! Det is viWcht '11 SchietlIIit euch. lek saclz ja, aber bitte­SChÖIl, also WI:r war dett?

Endlich werden zwei vorzitiert.Bauer Sellhorn will sofort unddirekt bestr·afen. Die beidenLehrer geraten mit ihm insHandgemenge.

Dr. HeinIein: Die kriegen jetzteine ordentliche Strafarbeit. Ihrkönnt lIIal aus dem Lateinbuch vonPlagemann das Kapitel 6 absellrei­ben und übersetzen oder besserübersetzen und abschreiben. Nein,ihr könnt gleich beides machen.

Bauer Sellhorn: So ein Quatschist doch keine Strafe. Die sollen beimir die Jauchekuhle entleeren hel­fen.

Dr. HeinIein: Herr Sellhorn, Siesind kein Pädagoge.

Bauer Sellhorn: Was bin ichnicht? Ich bin vielleicht mehrPädadingsbumms als Sie glanbe,l.Diese Lümmel sollen noch tage­lang übel riechen.

Dr. HeinIein: Nee, nee. Theo

Wulle und die Eltern, oder besserbeide, sollen einen geharnischtenBrieferhalten.

Hoehne: Vielleicht könnte manmit einer ernstlichen Ermahnungrnehr erreichen.

3. Akt.In der Kate

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Der dritte Akt behandelte, wiesich die Klasse bemühte, denBrief an den Direktor zu ver­hindern. Es wurde eine origina­le oder besser eine originelleLateinstunde vorgetragen.

Dr. Heiniein: Zweite Person Ph/­ral, Plusqumnperfekt, Passiv von"lieben lt

Aber die Klasse hatte sich zumStreik entschlossen.

Auch die Besten der Klasseerreichten keine Begnadigung.HeinIein wendete sich der Tafelzu und murmelte pausenlos"Dett is villicht een Schiet mitef/ch lt

• Graul mußte ein neuesStück Kreide holen, kam end­lich mit einem Kreidestummelwieder: Mehr war da nicht.

Dr. HeinIein: Also bitteschön, ichkann auch anders und so!überhaupt red ich so viel an Euchvorbei, worüber ihr euch wundernkönntet. Egerer, du schickst mirmal dein'n Vatern in die Schule,damit er mal sieht, wie sich seinlieber Sohn so überhanpt alles undso. Aber schick mir nicht deineMutter, da werde ich bloß wiederschwach wegen ihrer vorzüglichenWindbeutel. (Vater Egerer hatteeine Bäckerei und Konditorei.)

Nun hatte er sich in seinem

gerechten Zorn selbst einge­kreist.

DL Heiniein: Zu unserer Zeit wardas alles ganz anders. Wir warenein kaiserliches Internat, da warenKinder aus zum Teil sehr gutemHause. Da kalll so was nicht vor,das heißt wir hatten da einen, dennannten wir inmlcr Sargnagel, der

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kOHnte schon mit 12 rü_'htig rau­chen. Der taugte auch nichts. Aberwenn wir mit dem zusammenehvas ausheckten, wurden wir nieenvischt. Beim Äppclklmm SChOll

gar lzicht.

Gleichfeld halblaut:Da lag ja auch kein Bauer

zoie Scllhonl aufder Lauer!

Dr. I-Ieinlein: Mensch. Gleichfeld,du kannst ja richtig dichten undso. Und ich denk immer, du bistauch nur so ein phlegmatischerStumpfbock, der die ganze Ro­mantik verschlafen hat. Na schön,wo hatten wir uns zuletzt, ach ja,also bitte schön, ich will nochdurchkommen.

Heiniein verharrt einen Au­genblick und fragt dann nach­denklich:

Aber eiHS ist mir seilleierhafi,was macht der Sellhorn Hachtseigentlich i1'n Garten?

Ende.

Das Publikum war begeistert.Das Lachen vorn echten BauernSellhorn übertönte alle anderen.

Der Friede im Dorf war wie­derhergestellt.

Die Leute von Albrecht Thaerhatten gelernt, wie ein Thea­

terstück ausgedacht werdenmuß, damit Spannung undDramatik zu ihrer "Vollen­dung" entwickelt werden.

Und einer hat das tatsächlichaufgeschrieben und damit derNachwelt erhalten.

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Interview mit Herrn und Frau Vorpahl

VOll Uschi Ziege/er

Sie sind seit Januar 1992 dieneuen Hein1eltern imSchullandheim des AlbrechtThaer Gymnasiums. Was habenSie vorher gemacht?

Wir [varen 15 Jahre lang Heimel­tern in einem Heim in PÖlcJlOW beiRostock. Es Ionr ein Schulungs­wut Erlwlwzgshei11l, das wegen1111geklärter Eigen tU11lsverhiil fnisse/lach der Wiedervereinigung nicht'weiterlaufen konnte. Wir hattcndort sowohl Kinder und Jugendli­che als auch Envacllsene zu Gast.

Wie gefällt Ihnen die Arbeit imSchulheim?

Bisher gut. Wir haben immer alsEhepaar zusammengearbeitet; sindein eingespieltes Team. 1m Notfallhelfen auch unsere Töchter malaus.Besonders hervorheben möchtenwir die positive Zusammenarbeitmit Herrn Rittmüller. Mit ihmkann man wirklich alles regeln, sodaß es zu einer wirklich guten

Atmosphäre und Kooperationgekommen ist.

Wie sind Ihre Arbeitszeiten?Haben Sie überhaupt mal Fei­erabend?

Es gibt eigentlich keine Arbeitszei­tell. Manchmal geht die Arbeit bisin den Abend, und auf ei/lenzGrundstück wie diesem gibt esimmer etwas zu tUH. Andererseitsgibt es auch mal ein paar Tage, andenen das Heim nicht belegt ist, sodaß wenigstens einer von uns maleinen freien Tag hat.

Ist es nicht sehr anstrengend,immer lärmende Schüler umsich zu haben und sich ständigauf wechselnde Gruppen ein­stellen zu müssen?

Ja. Aber man muß bedenken, daßKinder eben Kinder sind und sichaustoben müssen. Damit könnenwir leben, und auf 'wechselndeGruppen haben wir uns auch inunserem früheren Heim einstellen

müssen.

KÖlU1en auch Einzelpersonen,z.ll. Familien, in Hoisdorf einenAufenthalt buchen?

Nein. Die Räwnlichkeiten in die­sem Heim eignen sich nur fürGruppen. Wenn aber mehrereFamilien als Gruppe zusammenwohnen wollen, so ist das selbst­verständlich möglich.

Was wünschen Sie sich vonIhren Besuchern am dringend­sten?

Sie sollen sich wohl fühlen bei uns.Von den Betreuern würden wiruns gelegentlich mehr Vemntwor­tungsbevmßtsein wünschen. Man­che kommen hierher, lasseH dieKinder laufen und betrachten ihrenAufenthalt als eine Art Urlaub, indem sie fiir nichts verantwortlichsind.Wir haben aber auch schOll vielesehr gute Gruppenleiter hier ge­habt, die mit dCH Kindern 'wirklich

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choa5 lllltcnlOl1l11lClI !tahcll, Allre­glllIgell gabeil usw. Es ist ebensehr unterschiedlich.Es ist fiir HIlS allch sehr cnttäu­5cllcHd, IueWl die Kinder sich imgcge/Ifiberlicgenden Laden mitCola, Chips uud SüjJigkeiten ver­sorgen, dies 111 sich hineinstopfenIIIld dann zu den Mahlzeiten kei­lIen Hunger habe/I. Für jemanden,der mit Liebe gekocht hat, kann esauf die Dauer eine sehr frustrie­rende Erfahrung sein, den größtenTeil des Essens wegwerfen Zll

müssen.Erfahrungsgemäß schmeckt denSclzz"ilerinnell und Schülern unserEssen el1va ab dem dritteil Tagprima, wenll sie Ilämlich ihr Ta-

sc!tellgeld allsgegebelI habell.

Welche Altersgruppe haben Sieam liebsten im Heim?

Die ganz Kleinell, also Vor- lindGrulldsclziiler. Sic sind so spontanund fröhlich.Wir könnten uns aber auch vorstel­len, daß das Heim viel stärkergenutzt v)erden könnte von Grup­pen der Schule, die hier Projektedurchführen, 2.B. Jntensivkurse,ein Orchestcrwochenende oder einMa/kurs.

Was würden Sie gern ändernim Heinl?

Es ist nntür/iel, eine GeleIfrage,aber wir hätten sehr gern helle,freundliche Tapeten in den Schlaf­räumen. Die Zinnncr sind z. T.durch die umstehenden Bäumesehr dunkel, da würden hellel!\1ände einen viel besseren Ein­druck machen. Überhaupt gibt esInl Schullandheim jede MengeArbeit, die eine Fal1u"lie allein nichtbewältigen kann.Es wäre schön, wenn VOll denEltern und Lehrern des Gyul1lasi­ums em paar mehr bereit wären,hier zu helfen.

Vielen Dank'

Lange St e 26 a .. 19258Tel. 038847 / 5 65 00Fax 038847 / 5 65 01

endorf

Seite 58 ..... Festschrift

75 JAHRE SCHULLANDHEIM HOlSDORF

Hoisdorf oder die Erinnerungen eines Schülers

von Sebastian Reinhardt

Was bedeutet uns Pennäler dasSchullandheim Hoisdorf ? Die­ser Ort ist für die Schüler der 5.Klassen der erste Abschnitteines Reifungsprozesses ihrerSchullaufbahn mit gewiß blei­benden Erinnerungen, Wie wardas denn damals bei uns ?Wenn ich heute, kurz vor demAbitur, an diese Momente imLeben Rückschau halte, sehntman sich förmlich danach, die­se "ach so lehrreiche" Zeit nochein zweites Mal zu erleben; wiewir uns damals mit den öffent­lichen Verkehrsmitteln mit Sackund Pack, vollgestopft mit Lek­kereien für die "unendlich lan­ge" I aber dennoch anlüsanteFahrt, Meter für Meter demZiele näherten. Vor jeder Grup­penbewegung kam man in denGenuß der Zählkunst der be­gleitenden Klassenlehrer, dieoffensichtlich Schwierigkeitenhatten, die berühmten Durch-

zählungen der umherlaufen­den, aufgeregten und zappeli­gen Racker durchzuführen.Komischerweise fehlte jedesmalirgend jemand, der aber beidem erneuten Zählen dochwieder aufgefunden wurde.

Dalill stand man vor diesemgigantischen grünen Tor, wel­ches uns die Tür für eine Wo­che Spaß, Erfahrung, Überra­schungen und, trotz der anwe­senden Lehrer, weit öffnete.Wäre da nicht dieses viel um­strittene Mittagessen gewesen.Tag für Tag wurde man mitdiesen ach so gesunden Nah­rungsmitteln konfrontiert. ZumAusgleich dieser Malzeitenging man schließlich doch zudem kleinen "Tante-Emma­Laden", wo man noch eine guteInvestitionsmöglichkeit für dasmitgebrachte Taschengeld,rund 15 DM, fand. Die prakti-

sehe Komponente des späterenWirtschaftsunterricht wurdeuns hier kundgetan, "learningby doing".

Was lernten wir noch? Auf denobligatorischen HHRs, Hois­dorf-"Horst"-Rallyes, wurdeuns die Selbständigkeit beige­bracht. Selbstverständlich warimmer eine Gruppe bis in dieAbendstunden verschwundenund lllußte gesucht werden,während die "Übrigen" mitdem anderen Lehrer vor Sorgevöllig aufgeregt waren. Soschnell die Aufregung kam,legte sie sich auch wieder, bisspätestens die erste Nachtwan­derung in Angriff genommenwurde, bei der sich sogar HerrRittmüller nicht mehr in derLage befand, uns den richtigenWeg durch das Dickicht undGehölz zum liebgewonnenenSchullandheim zu weisen (bis

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heute wissen \vir nicht, ob unsHerr Rittmüller in dieser Sacheeinen Bären aufbinden wollteoder nicht, seine Rolle spielte erzumindest besser als mancherHollywoodstar).Die Angst noch in den Knochenspürend, erblickte man nachgeraumer Zeit das große, hellerleuchtete, Schutz und Wärmespendende Bauernhaus, dasuns mit a11 seiner Nostalgie undseinen Abenteuern verzauberte.Abenteuer. Ja diese Reise warwirklich ein Abenteuer. Beijeder Rettungsaktion von die­sem großen, umgefallenenBaum in der Mitte desMatschteiches wurde unsereKlasse immer ein Stück mehrzur Einheit, die uns später denKlassenzusammenhalt brachte.Neid zwischen den Schülerngab es schon, zumal wenn derselbst gebastelte Drachen sichnicht wirklich vom Boden löste,während andere schon längstdem See oder den Bäumen dieZerstörung ihres so liebevollgebastelten Drachen überließen,die durch die Unerreichbarkeitoft die ganze Nacht in der Kälteausharren mußten. Ja, ja, dieNächte. Sie waren eigentlichdas Spannendste auf der Klas­senreisen. Diese lange, knar­rende Treppe, die nach oben indie Schlafgemächer führte.I,echts vom Flur die Zimmerder Jungen, gegenüber die derMädchen, das waren schöneAussichten. Doch wie nunnacht., zu den Mädels, man warja schließlich von beiden Seiteneingekesselt von nie-müde-zu­kriegenden Lehrern. Wirkonnten noch so leise über denquietschenden Boden schlei­chen, die Lehrer mußten ein-

fach einen"Alleshörer" gekaufthaben. Wenn es einern dennochgelang, zu den Mädchendurchzukommen, standen siewie vom Himmel kommend inder Tür und baten erst rechtfreundlich, dann aber dochschon ehvas genervt um Rück­zug. Der Blick zur Uhr: 04:00,aber dies sollte eine langeNacht für alle beteiligten wer­den. Die ständigen Ermahnun­gen" Ab in Eure Zimmer" oder"Jetzt ist hier ein für allemalRuhe angesagt, die anderenschlafen schon" wurden einfachüberhört, da sowieso jeder ir­gendwie gerade "unterwegs"war und nach dem lauten Ge­brüll eh keiner mehr seine Ruhefinden konnte. V"enn einerglaubt, durch diese anstren­genden Nächte wurden wir imLaufe der Woche ruhiger, dermuß belehrt werden. Die erstenlauten Wörter fielen schon absechs Uhr morgens, die Lehrermägen uns dieses verzeihen,und endeten in einem Chaos.Ruhig wurden wir erst, nach­dem wir alle nach drei Tagenvon Heiserkeit befallen waren.Dies war natürlich kein Hin­dernis, unsere Energie undunseren Aktivitätsdrang vollund ganz auszuüben. Am Endeeiner solchen Reise waren wiralle traurig und erschöpft. Manlernte die Mitschüler erst durchsolche Klassenreisen richtigkennen und gewann den einenoder die eine lieb.

Was ist davon heute noch ge­blieben ? Alles, aber am mei­sten die Erinnerung an dieseZeit, mit all dem Unfug undQuatsch, den wir "fabriziert"haben. Wenn ich heute auf-

grund eines Schülerratssemi­nars, weIches zwei Tage inHoisdorf stattfand, den Wegzum Schullandheim mit demAuto zurücklege, so ärgert mansich über die zu schnell vorbei­gezogene Zeit (man hätte dochdie öffentlichen Verkehrsmittelnehmen sollen). Steht man vordem nun "kleiner gewordenen"grünen Tor, so schwirren dieErinnerungen III Scharrendurch den Kopf mit all denBildern der erlebten Aktivitä­ten. Ich gehe in das Holzhaus,sehe diese knarrende Treppe,diese nun viel zu kleinen Stühleund Tische; gehe hinaus, umdie Ecke, der Duft des so heißgeliebten Mittagessens steigtmir in die Nase, ich gehe weiterden damals so langen Weg zumSee. Dort angekommen sehe ichuns auf diesem Baum turnen,damals. Heute - der erste Ver­such, auf diesen Baum zu klet­tern, scheiterte, er war nichtmehr da. Es sah alles so andersaus. Die Perspektive stimmteeinfach nicht mehr. Man hatüber die ganzen Jahre ein biß­ehen den Bezug zumSchullandheim verloren, dochdort angekommen, erinnertman sich gut und gerne daran.Vielleicht werden eines Tagesunsere Kinder nach einer Wo­che anstrengender Klassenreisezurück nach Hause kommenund uns von ihren Erlebnissenund Erfahrungen erzählen, wiesie sie in il1fem Schullandheimerlebt haben. Wenn wir an­schließend unsere Anekdotenhervorzaubern, so denken wirbestimmt wieder an UnserSchullandheim In Hoisdorfzurück.

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75 JAHRE SCHULLANDHEIM HOlSDORF

Kinder aus Tschernobyl zur Erholung im Schullandheim

von Helga und Peter Reicllelt

Am 26. April 1986 ereignetesich der bisher folgenreichsteVorfall in der über 50jährigenGeschichte der Kernenergie­nutzung, der dem ukrainischenOrt Tschernobyl zu traurigerBerühmtheit verhalf und unterdessen Folgen noch immer un­zählige Familien, insbesondereKinder, zu leiden haben. ImFrühjahr 1996 wurde der inzwi­schen 10 Jahre zurückliegendenKatastrophe in Block 4 durcheine Reihe von Aktionen ge­dacht. Unserere Schule veran­staltete im Mai 96 ein Sponso­renlauf, der über DM 20.000.­an Spendengeldern erbrachte.Diese wurden nach längerenÜberlegungen Frau HiltrudSchröder zur Verwendung fürKinder aus Tschernobyl über­geben Wir hoffen, daß dieseSpende in vollem Umfang ihrerBestimmung zugeführt werdenkormte, dCIU1 zwischenzeitlichhaben einige Eltern unserer

Schule einen kleinen Einblick indie Notwendigkeit von rIilfs­maßnahmen nehmen können.In der damaligen Diskussiondarüber, wie die Spende mög­lichst direkt betroffenen Kin­dern aus Tschernobyl zugutekommen könne, wurde auchdie Kinder-Luftbrücke e.Y.(Luftbrücke) ins Gespräch ge­bracht.. die von der Schauspie­lerin Witta Fahl ins Leben geru­fen wurde und engagiert vonihr geleitet wird.

Der so mit der Luftbrücke ent­standene Kontakt konnte ineine direkte Hilfe umgesetztwerden, indem die Organisati­on auf ihre Kosten eine Gruppevon Tschernobyl-Kindern inunser Schullandheim nachHoisdorf holte, wo Ihnen in derZeit vom 9.10. bis 20.10.96 einErholungsurlaub ermöglichtwurde.

Daran anschließend verbrach­ten die kleinen Gäste im Altervon 8 bis 12 Jahren eine weitereWoche in ATh-Familien, wo sieliebevoll aufgenommen Wur­

den. Diese Zeit hat zu einerintensiven Beziehung zwischenden Kindern und ihren Gast­familien geführt, die für alleBeteiligten ein unvergesslichesErlebnis bleiben wird.

Nachdem durch Herrn Rittmül­ler geklärt war, ob dasSchullandheim in der vorgese­henen Zeit zur Verfügung ste­hen würde und die Zusage derLuftbrücke vorlag, die Kostenfür die Reise und den Aufent­halt in Hoisdorf zu überneh­men, wurden bereits inl Junierste Planungen und Vorberei­tungen getroffen. Dazu zähltendie Anwerbung von Gasteltern,ein Informationsabend über dieArbeit der Luftbrücke durchWitta Fohl und ihre rechte

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Hand Frau Ingeborg Schefflersowie ein (Gast-) Elternabendzur gemeinsamen Vorberei­tung. Auf diesem Elternabendwurde z.B. besprochen, welcheATh-Eltern(teile) wie lange denAufenthalt, der in die Herbst­ferien fiel, vor Ort in Hoisdorfbegleiten und mitgestaltenwollten und kÖlmten.

Im Vordergrund des Aufenthal­tes sollte Erholung stehen, dennalle waren sich darüber einig,daß man den Kindern mit ei­nem strammen Sight-Seeing­Programm keinen Gefallen tunwürde. Trotzdem wurde erfolg­reich versucht, einige Ausflüge- möglichst gesponsert - zuorganisieren, die den Kindernein paar schöne Erinnerungenan ihren Urlaubsort bescherensollten. Neben der Programm­gestaltung war die Finanzie­rung weiterer Kosten wie z.ß.Fahr- und Eintrittsgelder, An-

denken oder "mal'n Eis essen"ein weiterer wichtiger Punkt,den es zu regeln galt. Zu die­sem Zweck hatten wir in allenKlassen Sammeldosen aufge­stellt, über die der größte Teilunseres Budgets zusammen­kam. Parallel dazu wurdenauch Sachspenden eingewor­ben, die zum Basteln, Luftbal­lon steigen lassen, FuJ5ballspielen, zur Körperpflege undund und geeignet waren.Am Ende wies die Sponsoren­liste über 30 Einträge auf, indenen sich Privatpersonenebenso fanden wie Firmen undöffentliche Einrichtungen. So­gar für medizinische Betreuungwar gesorgt. Das war wirklicheine großartige Unterstützung.

Die Ankunft rückte näher undam Tag der deutschen Einheittraf man sich in Hoisdorf, umdie notwendigen Vorbereitun­gen zu treffen. Es mußten Bet-

ten bezogen, gespendete Ruck­säcke mit Sponsorengaben ge­packt werden, vorbereiteteNamensschilder in deutscherund kyrillischer Schrift warenzu befestigen und eine Vielzahlanderer Dinge war zu tun.Dank bisher verborgener Talen­te konnte auch ein Bettlakenmit großen kyrillischen Buch­staben verziert werden, die ein"Herzlich Willkommen" (00­bro Poshalowa) verhießen.

Die Ankunft, die zunächst fürden 7. Oktober geplant war,sich jedoch wegen einigerSchwierigkeiten mit der deut­schen Botschaft in Kiew verzö­gerte, erfolgte am Nachmittagdes 9. Oktober. Nach etwa30stündiger Busfahrt standenuns 17 Kinder und eine Be­treuerm gegenüber. Wir ver­suchten herauszufinden wel­ches Kind zu welchem Namengehörte und brachten die Gäste

,•

\Nieder ein Jahr, in dem die kleinen grauenZellen einiges dazugelernt haben. Und dank

McDonald's haben auch die lieben Geschmacks­nerven ein paar 'NertvoUe Erfahrungen

gesammelt. Und das, olme sich besondersanzustrengen. SchJ,icßlich war unser Lehrplan

nicht nur ausgeprochcnabv!cchsiungsreich, sondern

auch besonders locker.E~!h-;;f lVLcDonald15 Restau:t'tD.:fJ.t

in. Ha!t'llnlKgJ'jlxlS cty',''dS ,mdctD

KoUau5t:raBe 25, Hcsiauranl

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samt Gepäck in ihre Zimmer.Erste Ideen, die Kinder an­schliessend in den Essensaaloder gar zu einem kleinenAusflug einzuladen, ließen wirfallen, noch bevor Sie ausge­sprochen "varen. Das war dierichtige Entscheidung, dem1 sokonnten die Kinder selbst ih­rem individuellen Drang nachRuhe, Bewegung, Gelände­oder Rucksackerkundung oderwas immer sie wollten nachge­ben.

In den folgenden 11 Tagenstand wie schon erwähntschwerpunktinäßig Erholungund freies Spiel auf dem Planmit folgenden Ausnahmen. Am14. stand eine Hafenrundfahrtauf dem Programm, die sichnoch zusätzlich dadurch ge­lohnt hatte, weil eine freundli­che ältere Dame sich zu einerspontanen Geldspende ent­schloß, nachdem sie erfahrenhatte, was für eine Gruppe mrda über den Weg gelaufen war.Drei Tage später fuhr morgensum 9 ein gecharterter Bus inHaisdorf mit dem Ziel Eekholtab, um den dortigen Wildparkzu erreichen. Nachdem dieTour durch den - immer wiederinteressanten - Park und dasMittagessen hinter uns lagen,jeder Trampolin gesprungenwar und aUe Ziegen gestreicheltworden waren, konfrontiertenwir den Busfahrer mit derspontanen Idee, daß man dieRückfahrt nach Hoisdorf dochauch über Scharbeutz führenkönne. Gesagt getan. Nie wer­den wir das IJ Ahh" und"Oohh" vergessen, das durchden Bus ging, als die meistender Kinder zum '2l'stenmal inihrem Leben soooviel \Nassersahen - selbiges stieg einem beidiesem Erlebnis in die Augen.Als weitere "Programmpunkte"in diesem Zeitraum sollen hierauch die beiden Grillabende am12. und 19. nicht unerwähntbleiben, die allen, die daran

teilnehmen konnten, nicht nurwegen des gemü tlichen Lager­feuers sicher in guter Erinne­rung geblieben sind.

Am Nachmittag des 20. Okto­ber gaben sich unsere Gästenun in die Obhut ihrer Gast­familien - Abschied von Hois­dorf und Familie Vorpahl, diesich in wirklich rührender Wei­se um das Wohl der Gäste ver­dient gemacht hatte.

Für die letzte Woche war, ne­ben der morgentlichen Zu­sammenkunft im ATh, die u.a.auch zu einem Besuch bei Ha­genbeck genutzt wurde,"Hamburg in Familie" vorge­sehen - mit zwei Ausnahmen.Die erste Ausnahme führte anden Alsteranleger, von wo einSchiff der Alsterflotte - für einpaar Hamburger leider einenMoment zu früh - zu einer Ka­nalfahrt alsteraufwärts ablegte.Ausnahme Nummer zwei hin­terließ den Eindruck, daß dieserProgrammpunkt für viele derTschernobyl-Kinder der absolu­te Höhepunkt war - ein Besuchder Halstentherme in Kalten­kirchen. Der hatte den Kindernso gut gefallen, daß die beglei­tenden Gasteltern sich kurzer­hand entschlossen, den Besuchin diesem schönen Freizeitbadnoch um eine gute Stunde zu

verlängern.

Bleibt noch nachzutragen, daßein weiterer wohlgesonnenerSponsor den Erholungsaufent··halt tatkräftig unterstützt hatte

Petrus! Er hatte fast aus­nahmslos für "Sahnewetter"gesorgt.

Am 27. Oktober kam - viel zuschnell - die Zeit Abschied zunehmen. Auf dem Parkplatzunserer Schule hatten sich alleGastfamilien mit ihren ukraini­schen Pflegekindern eingefun­den. Dort stand der Bus, der siein ihre Heimat zuriickbringen

sollte. Nachdem man mit etli­chen Umarmungen Abschiedgenommen hatte, stiegen unse­re Gäste ein und als der Busvom Parkplatz rollte, flossenreichlich Tränen.

Was ist geblieben? Viele wun­derbare Erinnerungen und eineganz besondere Erfahrung.Post, die wir von den Familienaus der Ukraine erhalten, be­legt, daß dieses auch für unserekleinen Gäste gilt. In diesenBriefen wird uns u.a. geschil­dert, wie das Leben dort auchheute noch durch die schreckli­che Katastrophe beeinflusstwird.

Alle Beteiligten haben dazubeigetragen, daß diese wun­derbare Aktion in dieser Formstattfinden konnte und wirwünschen uns, daß wir ge­meinsam mit der Kinder­Luftbrücke e.V. ein weiteresMal Kindern einen Erholungs­aufenthalt in Hamburg ermög­lichen können.

Für diesen Zweck haben wirdas Restguthaben aus denSpendengeldern auf einemSparkonto geparkt, wo es zwi­schenzeitlich bereits Zuwachsdurch Eimlahmen eines Standsvom Weihnachtc;basar erhaltenhat.

Wer diese Absicht unterstützenmöchte, kann das durch eineSpende auf das Konto desSchulvereins unter dem Stich­wort "Tschernobyl" tun. Mitdem Stichwort"Tschernobyl/Sanierung" ver­sehen, ·wird die Hälfte des Be­trages für die Restaurierungs­arbeiten verwendet.

Die Kontonummer bei der Bankfür Soziahvirtschaft in Hanno­ver (Bankleitzahl 251 205 10)lautet 749 27 00.

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. f l' f I. I. 1· .

€<EM€.t~VERWALTUNC DER HANSESTADT HAlvIBURC

SQ1ULVERWALTUNG Hamburg t dan 25~ Oktober 1945

Bescheinigung - Gertif1cate.

Da. Schullandheim "Ho1etentor" in Hoi.dorf, Vielell.B der

Albreaht Thae~-Sohule, Obersohule für. Jungen gohört, wi?d von

der Hamburger Sohulvarwaltung beaU!eiehtigt. Als Kinderheim wird-mafUr die Erholung, die ErziohUng und den Unterri~ht der fÜlm'Durger

Jugend dringer~igebrsucht und, 8011 fUr andore Z'''eok& nicht in

:ll1~pruCh geI101l1l'Oan~erden. DB.>ee,nfchtneizhar lot, bleibt dasHeim im WinhrgeachloBBen, wird aber im Frtlhjahr sofert wieder

mit Kindernh.logt. DU, Ij"mburgcr SchulverwaHung ißt für jede

Hilf.. sehr dankbar.

The aohool-country-home "Holetentor" a;; Hoioiorf, bolonging to the

ilbreoht Thaer Sohule, asocondnrY-3chool i'ar boys r i8 u.nder theBuperviaion of the Bamburg BOard o.f Education. It JtJ ureunt.1y

11.,~~~~;fO"th@Fe~Feat~onfth~Q~Ucation,and,th~ in9t~~ur.tion of

Hamburg'B pupil. and will not be '.tsad for other purpOS08, ]ocause

it oannot bo hoatad the horne ie ~lo"ed in winter, b'J.t c·'lildren will

be sant. therm immediately in a..ring. Board of Eduoation· '/Ioo1d very

muoh lIlppreoiate a.n,y aa9iatanoe in thia matter.

" t;l.t In.'.4..:~'. ~'""",.",', ,.",.', ",',',­•

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Senli~QrJL~lter der Schul verwalttmg(president of tee Board c:f iducai;ion).

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50 Jahre Hoisdorf im Spiegel der Gästebücher

von Joachim Junge

Die Lektüre der 5 Gästebücher,in denen die 50 Jahre der Ge­schichte des Heimes abzulesensind, ist eine kurzweilige Be­schäftigung, stellen diese Bändeden Duft des kleinen, engenSchapps im Aufenthaltsraumder Lehrer um sich verbreitendnicht nur eine Chronik desHeimes, sondern der ereignis­reichen letzten fünf Jahrzehntedar.

Sicher, der Dank an die Heirn­leitung für Unterkunft undVerpflegung, die Freude oderder Ärger über das Wetter,die Erinnerung an Wande­rungen und Bezichtigungenan Spiele im Hainholz oderam Matschteich füllen vieleSeiten in Form von launi­gen Versen und Zeichnun­gen.

Öffnen wir die Bücher je­doch, um die Eintragungenim 10., 20., 25., 30., 40. Jahrnach der Heimgründung zulesen, dann erleben wir einStück lebendiger Zeitge­schichte.

So finden wir in einem Ar­tikel des "Hamburger Frem­denblatt" vom 4. 5. 1932 mitder Überschrift "10 JahreSc.hulheim in Hoisdorfll

unter anderem folgende Zeilen,die uns an die damalige Ar­beits-Iosigkeit und Wirtschafts­krise erinnern:"Auf Grund der wirtschaftli­chen Notlage v.ird es manchenEltern heute besonders schwer­fallen selbst das geringe Kost­geld für die Kinder aufzubrin­gen, darum ist es besonders zubegrü8en, da8 es der Verwal­tung des Schulheims in Hois­dorf noch möglich ist, Minder­bemittelten und Bedürftigen

Unterstützung in irgendeinerForm zu gewähren. lI

Und 10 Jahre später, im Kriege,als sich die Angriffe der Bom­berverbände auf Deutschlandverstärkten, heißt es: ... trotzder Fliegerangriffe, die in derletzten Zeit Norddeutschlandbedrohen und angesichts dergespannten Luftlage werdenunsere EItern und Angehörigendoch gesagt haben: "Gut, daßunsere Jungens in Hoisdorfsind!!!

Ohne Hinweis auf eine Feierzum 25. Gründungstage desHeimes sind die Eintragungendes Jahres 1947. Wie sehr aberdas Heim in jenen 11 Hunger­jahren" nach dem Kriege be­gehrt war, beweisen nicht nurdie Lehrer und Schüler, diedankbar waren, eine Zeitlangden Trümmern der Stadt ent­ronnen zu sein, sondern auchder F. C. SI. Pauli, der sich mitseinen damals bekannten Spie­lern aus dem Dresdner SC eine

Woche im Heim auf seinI'entscheidendes Spiel um dieNorddeutsche Meisterschaft"vorbereitete.

Wenige Wochen später inspi­ziert dann ein weiteres Zei­chen der Zeit als Vertreter eierBesatzungsmacht My. Ellis,Education Contra!, das Heim.Es mu8 ihm gut gefallen haben,denn er schreibt ins Gästebuch:"I am delighted with yourquaint old hause. 1 envy theboys and teachers who are for­tunate enough to spend a fort-

night, and I return to Hamburgvery reluctantly.11 "Normalell

Zeiten sind wohl erst wieder1952 eingetreten. Das 30jährigeBestehen wird gefeiert, und ineinem vom Dr. HeinIein ge­reimten Gedicht mit dem TitelIIFreude an Hoisdorfi' heißt esu.a.:

Wohl 30 lange Jahre sind ver­gangen, und jedes Jahr hat neu­es Glück gebracht.

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I\tIit frohem Mut hat einer ange­fangen am Landheim Freudeuns entfacht..

Wieder 10 Jahre später könnenwir aus den Aufzeichnungenden Wandel unserer Schuledurch die Einführung der Ko­edukation und des wirtschafts­gymnasialen Zweiges erkerulenDas IFMädchenhaus 'l mußtegebaut werden, dieWorte 1I Praktikum 11

oder "Arbeitsge­meinschaft" ersetzenhäufig das bisherübliche Wort 'I Heim­Aufenthalt"

Wie wird es heute,50 Jahre nach derGründung des Hei­mes weitergehen?Wird das Bemühender Kollegen, mHoisdorf eine natur­kundliche Station zuschaffen erfolgreichsein ? Werden dieSchwierigkeiten, ge­eignete Heimeltern,Lehrer und Mitar­beiter zu finden aufdie Dauer behobenwerden?

Vieles hat sich inden letzten 50 Jahrenin der Schule undum die Schule her­um gewandelt. Ichmeine aber, daß jeneSätze, die zum 10.Jahrestage derHeimgründung imI'Fremdenblatt ll zulesen waren, auchheute noch gültigund eine Verpflich­tung für die gesam­te Schulgemeindesind: "Draußen infreier Natur sindzahllose Möglichkei-ten für den Unter-richt gegeben, be-sonders auf die pro-duktive Tätigkeit

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wird der Schüler umgestellt.Was ihm in frischer Lebendig­keit nahetritt, haftet nachherum so tiefer. Aber auch dieSchüler verbinden sich im Frei­en in freundschaftlich kame­radschaftlicher Art viel eher mitdem Lehrer, und der Lehrerselbst erkennt erst draußenbesondere Begabungen seinerSchüler und lernt sie dadurch

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richtiger beurteilen und behan­deln, selbst die Jugend untersich lernt sich verstehen und anZusammenarbeit gewöhnen. II

Aufrichtigen und herzlichenDank an alle, die in dem ver­gangenen halben Jahrhundertam Schullandheim Hoisdorfmitgearbeitet haben!

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Literarische Reise durch Stormarn

von ]oachim Wergin

Schleswig-Holstein liegt zwi­schen zwei Meeren, Stormarnzwischen zwei Großstädten,hier Nord- und Ostsee, dortHamburg und Lübeck. Gilt dasLand gemeinhin aber auchgehässig als landwirtschaftlicheSchönheit, in dem die Kuh diehöchste Erhebung ist, so hältman den kleinen Kreis für einStück Speckgürtel und eineSchlafburg für die Großstädter,die sich vom täglichen Kampfum Erfolg und Gewinn ausru­hen.

Daß auf diesem Boden Kunst,Kultur, Literatur gedeihen kön­nen, erscheint zumindest zwei­felhaft, und doch gibt es einelange Tradition, insbesondereauch in der Literatur, derenSpuren von dem Sand der Ge­schichte und dem Staub derVergessenheit ein wenig befreitwerden sollen. Dabei ist dieSchicht bis auf den Grund, biszu den ältesten Artefakten, denExponaten aus der Steinzeit ­um im Bild zu bleiben - ganzschön dick. Es sind immerhinum die 400 Jahre zu durchsto­ßen bis man auf HeinrichRantzau trifft, der sich 1570 einHerrenhaus im storrnarnschenNütschau bauen ließ. Er wareigentlich kein Dichter, sondernein Universalgenie, Staatsmann,Gutsherr, Minister des Königs,Humanist mit umfassenderBildung, der Literatur anregteund selber Verse von klassi­scher Schönheit schrieb. DieLandschaft, real oder imaginär,spielt darin keine Rolle, es warnicht die Zeit, die lieblichenFlußniederungen der Traveoder die sanft gewellten Hügelder eiszeitlichen Grundmorä­nenlandschaft zu besingen. Dastat 200 Jahre später auch Mat-

thias Claudius nicht. In dergefühlvollen Zeit zwischenBarockjRokkoko und Klassi­zismus war Naturdichtungnicht seine Sache, er schriebüber den Menschen, seineFreunden und Leiden, denGlauben und die Zweifel, abernicht über die Landschaft zwi­schen Reinfeld und Wandsbek.Das war dann erst noch einmal50 Jahre später auch einemgroßen Dichter vorbehalten,Detlev von Liliencrol1, einMann, der lange verkannt war,der erst im Alter Anerkennungfand. Er war Soldat, ein Kämp­fer und Haudegen, der kräftige,männliche und markante Verseschrieb, der aber genauso einNaturlyriker voller zarterEmpfindungen sein konnte.Sein Hauptwerk ist "Poggfred",ein kunterbuntes Epos in demStormarn, seine Landschaft,seine Menschen, Adlige undBauern, reich und arm, edelund roh, eine abenteuerlicherund skurrile Rolle spielen.Poggfred ist plattdeutsch undheißt Froschfrieden, und jedermag sich nun seinen Teil beidieser Wortschöpfung denken.

Zum Motto und regelrecht ge­flügelten Wort wurde der aufStormarn gemünzte Vers:

In Stormarn bin ich: Poggfredliegt nicht fern,nicht allzufern der Grafschaft.­Das Wappen Stormarns ist derwilde Schwan,der den gezackten Halsringträgt als Zier.Die Hauptstadt Stormarns,Hamburg, ging voran:

die Stormarn schwuren auf denSchwan den Eidund den Walküren war derSchwan geweiht.

In seinem biographischen Ro­man 11 Leben und Lüge" denktsich Liliencron als stormarn­sehen Adligen auf seinem Her­rensitz Tangbüttel. Und so be­zeichnend wie der Romanntelfür ihn ist, so ist auch der kaumverschleierte Name"Tangbüttel" leicht als Tang­stedt zu lokalisieren. In Tang­stedt ist der Dichter häufiger zuBesuch bei dem GutsherrnFreiherr von Ohlendorff gewe­sen. Das 1947 abgebrannte Her­renhaus hat er ganz realistischbeschrieben als ein IlaItes, wei­ßes Schloß mit dicken Mauernund zwei mehreckigen, efeu­überzogenen Halbtürmenrechts und links vom Eingang".In diesem Roman steht auchsein Ausspruch über die AI­ster:" Jeder in Hamburg Gebo­rene müßte verpflichtet sein,wenigstens einmal in seinemLeben hinzugehen, um dort mitübereinandergeschlagenenArmen seine tiefe Verbeugungzu machen vor der heiligenQuelle, der die erlauchte Re­publik il1ren schönstenSchmuck zu danken hat. ll

• Dieseverehrungswürdige Quelle liegtzwar im Kreis Segeberg, aberein ganzes Stück des Alsterflus­ses liegt auf Stormarner Gebiet,und so könnte die Mahnungdes Dichters auch für alle Stor­marner gelten Sie ist übrigensziemlich leicht mit öffentlichenVerkehrsmitteln zu erreichen,liegt im Ortsteil Rhen vonHenstedt-Ulzburg, ein bißehenversteckt, verschwiegen undklein, und ob es sich gelohnthat, sollte man am besten nacheinem Besuch entscheiden.

Manches Stück StormarnerLandschaft hat Hans Friedrich

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ßlunck in seinen Sagen undMärchen beschrieben. DerDichter ist in Hamburg gebo­ren, hat aber von 1919 bis 1931in Vierbergen bei Ahrensburgund in Hoisdorf gelebt. In sei­nem zweibändigen Lebensbe­richt "Licht auf den Zügeln" hater sich sehr schön über seineWohnungen in Stormarn geäu­ßert. Als 23jähriger hatte inVierbergen in "einem zerfalle­nen Häuschen, in das es vonoben hineinregnete und durchdas unten der Sand wehtelI,seine IlDichtung ihren Gartengefunden". Sein Haus lag aufeiner "Höhe aus alten Glet­schergeschieben über demStädtchen Ahrensburg. VornFenster streifte der Blick überlangsam abfallende Felder aufden weiten Wald des GrafenSchimmelmarm, zur Seite öffne­te sich aus Wildnis eine vonhundert Geheimnissen über­wachsene, stachlichte Sandkuh­le, in deren Tiefe ein kleinerTeich lag, deren Hänge vonFindlingen überstreut waren,als hätten Riesen hier eineSchlacht zu Ende gekämpft. Allmeine späteren Geschichtenvorn Unhold, der die armenMenschen in seinen verwun­schenen Krug lockt, nahmenvon hier ihren AnfanglI. Inzwi­schen ist aus diesem Idyll eineVillenstraße geworden, aber dieBlick über die weiten Felder ist

noch zu ahnen.

1925 konnte er sich aus demErlös seiner Bücher ein Haus inHoisdorf bauen, das auf einerWaldwiese lag und das er nachseiner Frau Emma, die er gera­de geheiratet hatte, nannte. DasHaus steht in der Kastanienal­lee und ist noch immer dasletzte in der Straße, von wo esdann in die weiten Felder über­geht.

Einen literarischen Schlußpunktzu einem Bogen, der bei Mat­thias Claudius beginnt, setzt

Herrmann Claudius, der Uren­kel des "Wandsbeker Boten". Erhat viele Jahre bis zu seinemTode 1980 in 102. Lebensjahr inGrönwohld gelebt. Am Anfangseines umfangreichen Werkessteht das Gedicht "De grateMichel", auf den Brand desGotteshauses am 3. Juli 1906,eine sehr persönliche Hymneauf das Hamburger Wahrzei­chen.

Nu noch düsse lütte Streckund denn sünd wi an uns Eck,ach, mien Harnborg stolt unschöön,

denn war ik die weddersehnun den Groten Michel!..

Wie der Urahn hat auch I-Iern­mann Claudius über den Men­schen, sein Fühlen und seinDenken, sein Leben und seinSterben geschrieben, aber auchüber Natur und Technik, Dorfund Großstadt, und er hat seineLyrik, die Erzählungen über­wiegend seinem heimischenUmfeld, also Harnburg, Hum-melsbüttel, Stormarn undGrönwohld entlehnt seineDichterstube in dem kleinenHaus in dem großen Garten am

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Rande der Hahnheide bei Trit­ta u bot einen freien Blick:

Über der buchenen Wendel­treppein meiner gelben Kammermit Tisch und Stuhl..Und durch das Giebelfensterweit der Waldund Bau bei Baum,in mirerst Gestalt und Gewalt -und Wanderwolken drüber­hin,....

Über Stormarn, Grönwohld,das Land, den Wald, überBäume, seinen Garten, dieBlumen und die Menschen hier,hat er manches geschrieben. EinAuszug aus einem GedichtI1Stormarn li kann nur anregen,sich einmal mit dem Werk vonHermann Claudius zu beschäf­tigen. Seine Frau Gisela verwal­tet das Werk vortrefflich, undin den Sammlungen des Stor­marnschen Dorfmuseums inHaisdorf kann man einigesüber den Dichter erfahren.

Wie ich es vor Jahren nichtgekannt,liegt Stormarn täglich mir vormeinen Blicken,ein gut bestelltes, freies Bauern­land.Dazu der Wald, wie er sichwolkenweitetund stumm und dunkel in denAbend sinkt,im Tau der Nacht zum Morgensich bereitet.Es wogt das Roggenfeid imWestenwind,als kämen heimlich Hände, eszu segnen.Daß meine Augen noch sogläubig sind! ..

Auch heute IIGroßell in der lite­ratur haben in Stormarn ge­wohnt und über das Land ge-

schrieben. Den OstpreußenSiegfried Lenz aus Lyck in Ma­suren hatte es nach dem Kriegeine kurze Zeit nach Bargtehei­de verschlagen. Seine kleineErzählung "Waldgänge" schil­dert humorvoll und freundlichbelächelnd ein Experiment, dasim Wald zwischen Bargteheideund Tremsbüttel spielt.

Arno Sunninski, ebenfalls Ost­preuße, ist als Flüchtlingskindin Trittau untergekommen. Indem Roman IIKudenow, oderan fremden Wassern weinen 11

schreibt er über die Zeit, aller­dings verschlüsselt, und manmuß sich schon von dem Dich­ter hineinnehmen lassen, umdas Land und die Menschen zuerkennen. IIHör mal zu, mienJungII, sagte Bauer Kack, Illerndu erst ordentlich HolsteinerPlatt snacken. Dann kannstauch bei uns bleiben. II

Sehr kurz, bissig und resignie­rend schreibt der gerade ver­storbene Wolfgang Koeppenüber das Reinfeld von MatthiasClaudius, die Revolution 1918,das Dritte Reich, das Karpfen­fest, bis zu den Unverbesserli­chen der Nachkriegszeit.

Über seine Kindheit in Reinbekschreibt Georges Arthur Gold­schmidt. Es sind schlimme Er­

innerungen an die beginnendeJudenverfolgung in den dreißi­ger Jahren. Der heute in ParisLebende schreibt die Erinne­rungen so scheinbar ungeord­net auf, wie sie ihm wieder insGedächtnis steigen; so in Glin­de, Friedrichsruh, einen Box­kampf von Max Schmeling undnatürlich Reinbek.

Auch Stonnarner Schriftsteller,Mitglieder des StormarnerSchriftstellerkreises, haben über

Stormarn, ihr Zuhause, ihreHeimat geschrieben. Ein Ge­dicht von Karl-Otto Detlow ausBrunsbek (Langelohe) mag amSchluß stehen als Beispiel füralle Bemühungen, zeitgemäß,kompetent in der Sache und imStil zu schreiben:Sommer in StormarnDichtbesiedelt das Land daswirStormarn nennen Seine Gewer­begebietegleichen Forts in der Wüste SieverteidigenSteueraufkommen schießen ausallen Rohrenund wenn Bilanz gemacht wirdist immer nochGeld übrig die Festung auszu­bauen Hier regiertder Erfolg und nur jene dieseine Marke aufdie Brust geheftet haben sichdem Wachstumverpflichten weil nur er Fort­schritt heißtfühlen sich wohl in diesemdichtbesiedeltenLand mit seinen Ost undWestringen die ihreSchlingen um Biotope legenund sie langsamerwürgen und über allem dieSonne in diesemSomnler in Stormarn Kanülleam StraßenrandKorbblütler laut Schmeil undangeblich mit

weißem Blütenkranz MangelsFedern zum Kiele-schneiden nehm ich den Halmdes Lieschgrasesund schreibe säuberlich alswäre es die ersteSeite eines neuen Schulheftesauf den hartenBelag des Feldweges-:

DIES IST DER SOMMER INSTORMARN

und doch kann es keiner lesen.

Festschrift Sei te 69

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75 JAHRE SCHULLANDHEIM HOlSDORF

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Seite 70 Feslschrift ~ _

75 IAHRE SCHULLANDHEIM HOlSDORF

Ein gemeinnütziger Beschäftigungsträger stellt sich vor

DOll Wilfried Biintzly

Arbeit und Lernen HamburgGmbH wurde 1983 auf Anre­gung der Bürgerschaft der Frei­en und Hansestadt Hamburggegründet, um arbeitslosenBauhandwerkern die Möglich­keit zu bieten, durch Weiter­qualifikation während der Pro­duktion eine neue Chance inder freien Wirtschaft zu be­kommen. Als Träger diesersozialen, bildungs- und wirt­schaftspolitischen Maßnahmekonnten das Berufsfortbil-dungswerk GemeinnützigeBildungseinrichtung des Deut­schen Gewerkschaftsbundes(bfw) und die Arbeiterwohl­fahrt, Landesverband Harnburge.V., gewonnen werden.

Ohne die Behörde für Arbeit,Jugend und Soziales - heuteBehörde für Arbeit, Gesundheitund Soziales - die mit fach­kundiger Hilfe und großemEngagement alle Beteiligtenermutigt hatte, wäre alh nichtdort, wo sie heute ist: Ein Un­ternehmen, dessen Reputationdie Grenzen Hamburgs weitüberschreitet.

Voraussetzung für jedes Bau­vorhaben von alh ist die nachdem Arbeitsförderungsgesetzgeforderte Zusätzlichkeit. Dieseist dann gegeben, wenn es sichzwar um eine Aufgabe im öf­fentlichen Interesse handelt,diese aber nicht zu den Pflicht­aufgaben des Staates oder einesanderen öffentlichen Trägersgehört.

Ein Beirat, der von Arbeitsamt,der BAGS, den Bezirken undder Wirtschaft besetzt wird,wacht darüber, daß eine Kon­kurrenz zu Betrieben des ErstenArbeitsmarkts nicht entsteht.

Bei den Objekten handelt essich um öffentliche Gebäude,die ohne ABM keiner neuenNutzung zugeführt werdenkönnten oder deren Renovie­rung auf nicht absehbare Zeitzurückgestellt werden müßte,weil die Renovierung zwarwünschenswert, aber nichtunabweisbar eine staatlichePflichtaufgabe wäre. Die Zieleder Gesellschaft sind nebendem qualitativ hochwertigenErstellen von Bauleistung weitgesteckt: Die Mitarbeiter sollendie Notwendigkeit mängelfrei­er Arbeit erkennen können,unterschiedliche Berufserfah­rung wird berücksichtigt unddas persönliche Interesse aneiner Qualifizierung gefördert.Gute Zusammenarbeit undfachübergreifende Informationwird angestrebt, so daß auchdurch die Verbesserung vonsozialer Kompetenz die Ver­mittlungsfähigkeit verbessertwerden soll. Mitarbeiter, dieanschließend wieder arbeitsloswerden, sollen so vorbereitetsein, daß sie für Weiterbildungmotiviert sind. Diesen Zielenentsprechend besteht ein abge­

stuftes Weiter- und Ausbil­dungsraster, das den indivi­duellen Voraussetzungen undBedürfnissen der MitarbeiterRechnung trägt. Da alh soge­nanntes schlüsselfertiges Bauenanbietet, können Handwerkerin allen Baugewerken beschäf­tigt werden. Die praktischeUmsetzung hängt freilich da­von ab, welche Kräfte das Ar­beit.,amt zuweist.

Dieses Konzept des parallelenArbeitens und. Lernens ist auf­gegangen, die Vermittlungszif­fern der alh-Beschäftigten kön­nen sich sehen lassen. Von der

Aufnahme der Geschäftstätig­keit an war es Ziel der Ge­schäftsführung, die Zahl derStamm-Mitarbeiter zu begren­zen und auch Anleiterfunktio­nen über ABM- oder LKZ­Stellen (Lohnkostenzuschußmit sinkendem Arbeitsamtan­teil) zu besetzen. Die Zahl derStamm-Mitarbeiter hat sich inzwölf Jahren VOn sieben auf nur19 erhöht, die der AB­Beschäftigten hat sich verfünf­facht.

In diesem Konzept nimmt dieArbeit der Sozialpädagogeneinen breiten Raulll ein. Sieordnet sich in den berufsbil­denden Charakter der Maß­nahme ein und ist eine unter­stützende, probleminterven­tionistische und keine thera­peutische Einrichtung. Die So­zialpädagogen sind in die ge­samte Arbeit integriert, wirkenbei Personalentscheidungen mitund werden vor arbeitsrechtli­chen Maßnahmen gehört.

Viele Menschen, die in jahre­lange Arbeitslosigkeit gestoßenwerden, leiden nach einiger

Zeit an Krankheiten oder ver­fallen in Depressionen, da nurdie wenigsten in der Lage sind,strukturell bedingte Arbeitslo­sigkeit nicht zumindest teilwei­se als individuell verschuldetesSchicksal zu begreifen. Kon­sumeinbußen, meist verbundenmit Schulden, führen zusam­men mit dem Abbau desSelbstwertgefühls zu Spannun­gen innerhalb der Familie. Dro­genkonsull1, soziale Isolationund soziales Absinken sindhäufig weitere Folgen. Arbeits­beschaffungsmaßnahmen sollenhier stabilisierend wirken.

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75 JAHRE SCHULLANDHEIM HOlSDORF

Die Veränderungen der ABM­Bedingungen und der Wirt­schaftsentwicklung der vergan­genen Jahre haben bei alh zuAnpassungs- und Neuorientie­rungsprozessen geführt. Sowurden Gelder aus dem Regio­nalfonds der EuropäischenGemeinschaft eingeworben, umdenkmalgeschützte Objekte zurestaurieren, eine Arbeitsge­meinschaft mit einer Dombau­hütte eingegangen und in derPartnerstadt Hamburgs, Dres­den, eine Schwesterfirma un­terstützt. Auf diese Weisekonnte der Bereich der Techni­schen Denkmalpflege intensi­viert werden.

Arbeit und Lernen ist heute inder Lage, sich in der Qualitätder Bauausführung mit demErsten Arbeitsmarkt zu messen.Die Gesellschaft erhielt 1989einen ersten Preis für diedenkmalgerechte Wiederher­stellung einer Fassade, wurde1993 und 1996 mit je einer an­erkennenden Erwähnung ge­ehrt und wurde Ende 1996 mitder "Silbernen Halbkugel",dem höchsten Preis ausge­zeichnet, den das DeutscheNationalkomitee für Denkmal­schutz vergeben kann. DerPreis ging an aih für die her­ausragende, innovative Ver­bindung von ABM und Denk-

malschutz. alh hat von bisher200 fertiggestellten Bauvorha­ben an 26 Objekten im Bereichdes Denkmalschutzes gearbei­tet.

Wenn alh nun damit beginnt,das Schullandheim in Haisdorfzu restaurieren, so können sichdie Mitarbeiter auf die Kompe­tenz der Bauleiter und Meisterverlassen. Der vorläufige Be­fund stellte mehr Schäden festals ursprünglich angenommen.denkmalgerechte Restaurationwird aber auch hier, wenn­gleich mit verändertem Zeitho­rizont stattfinden können.

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Seite 72 Festschrift _

75 '_HULLANDHEIM HOlSDORF

Die S. V. HOLSATIA stellt sich vor

von Dr. Wol/dieter Lende

Die HOLSATIA ist ein Freun­deskreis von Ehemaligen desAlbrecht-Thaer-Gymnasiums.

Am 22. August 1899 gründetenfünf Primaner die HOLSATIAals "wissenschaftlichen Schü­lerverein". Der Name steht fürden damaligen Ort der Schule"Vor dem Holstentor" .

Zwei Ideen bewegten dieGründer:Die Schule hatte sie zu einerGemeinschaft geprägt, die mitdem Abitur nicht vergessensein sollte_ Die unterschiedli­chen Berufswege, sei es dasauswärtige Studium oder diekaufmännische Tätigkeit inÜbersee, immer gab es für diealten Freunde Interessantes zuberichten.

Ein Stammlokal und ein mo­natlicher Jour fixe wurden fest­geschrieben, damit ein Zusam­mentteffen ohne große Vorbe­reitung gelang.

So wurde der Kern der Zu­sammenkünfte ein Vortragwissenschaftlichen oder allge­meinen Inhalts, dem sich eineDiskussion mit gemütlichemBeisammensein anschloß. Die

Grenzen zwischen geistvollerTiefe und geistreichem Höhen­flug verwischten sich dabeiallzuleicht. So entwickelte sichein Freundschaftsband um dieunterschiedlichen Altersstufen.

Prof. Dr. Albrecht Thaer ge­nehmigte die Statuten. Die Öf­fentlichkeit des Vereins und dieInitiative der Mitglieder zuaußerschulischen Aktivitätengefielen ihm.

Manche Pädagogen betrachte­ten das Treiben mit Argwohn,der Versammlungsort nötigezum Bierttinken, andere setztensich dazu. Theodor Wulle undDr. Heinrich Sahrhage warenMitglieder der HOLSATIA.

Nicht nur Frohsinn wurde ge­meinsam gepflegt. Es gab ge­nügend schicksalsträchtige undtraurige Anlässe, wo sich dieHOLSATIA mit Beistand undBeileid bewähren mußte. Be­sonders in den chaotischenZuständen zweier Weltkriegeerwiesen sich die Verbindun­gen zum Freundeskreis alswertvoll.

Das Ziel der HOLSATIA ist es,die über die gemeinsame Schul-

h'stschrift

zeit entwickelten Freundschaf­ten und die Kontakte zur altenSchule weiterhin zu pflegen.Dieses sind sehr persönlicheInhalte. Deshalb haben Weltan­schauungen, Interessenvertre­tungen und politische Über­zeugungen bei uns nur wenigGewicht. Andererseits ist esaber auch mitunter amüsantund auch hilfreich, wenn ehe­malige "Banknachbarn" ge­standene "Persönlichkeiten" I

die sich in ihrem Berufslebenmit der Aura der Unfehlbarkeitumgeben haben, an ihre schonin der Jugend gezeigte Unvoll­kommenheit erllulern.

Mit etwas Humor kaml es jederbei uns aushalten.

Selbstverständlich haben wirbereits vor mehr als 20 Jahrendie Koedukation eingeführt.Auch Mitglieder des Kollegi­ums sind als Gäste willkom­men.

Wir treffen uns an jedem 2.Donnerstag des Monats imRestaurant "Klinker", Schlank­reye 69 um 20.00 Uhr.

Mit freundlichem GrußWolfdietel' Lenck!

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