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münchner münchner Innenstadt Innenstadt 8/2006 Das Magazin für Freizeit, Kultur und Shopping

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münchnermünchner 8/2006 Das Magazin für Freizeit, Kultur und Shopping InnenstadtInnenstadt Wir möchten Sie mit unserer neuen Ausgabe, in dieser rasanten und kurzlebigen Zeit zur Ruhe kommen lassen und Sie wieder zu einem Rückblick in unsere Münchner Geschichte und zum Spaziergang durch unsere schöne Münchner Innenstadt einla- den. Nehmen Sie sich einfach etwas Zeit und genießen Sie unser Magazin. InnenstadtInnenstadt münchner münchner münchnermünchner 8/2006 Das Magazin für Freizeit, Kultur und Shopping

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m ü n c h n e rm ü n c h n e rInnenstadtInnenstadt8/2006 Das Magazin für Freizeit, Kultur und Shopping

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ein bisher ereignisreiches Jahr kommt allmählich wiederzur Ruhe. Die erfolgreiche Fußballweltmeisterschaft, inder sich die Nation endlich wieder gefunden hat, derBesuch unseres Papstes Benedikt XVI., der die Herzenhöher schlagen ließ und unsere traditionelle Wiesn.

Wir möchten Sie mit unserer neuenAusgabe, in dieser rasanten und kurzlebigenZeit zur Ruhe kommen lassen und Sie wiederzu einem Rückblick in unsere MünchnerGeschichte und zum Spaziergang durchunsere schöne Münchner Innenstadt einla-den. Nehmen Sie sich einfach etwas Zeit undgenießen Sie unser Magazin.

Noch eine Nachricht an alle Besteller derSonderedition 2005. Die Sonderedition wirdEnde Oktober versandt. Wir bitten um Entschuldigung,aber die Aufbereitung der umfangreichen Daten hat dochetwas länger gedauert als wir gedacht haben.

PS: Die 9. Ausgabe der „Münchner-Innenstadt“ erscheintMitte Januar 2007.

3münchnerInnenstadtInnenstadtmünchner

m ü n c h n e rm ü n c h n e rInnenstadtInnenstadt8/2006 Das Magazin für Freizeit, Kultur und Shopping

Editorial

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München und seine Klöster

ussten Sie es ?

4 münchnerInnenstadt

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24 2828

König Ludwig II.König Ludwig II.Münchner-Innenstadt-BrunnenMünchner-Innenstadt-Brunnen

WWBesonderheiten aus dem Münchner Stadtleben

und ihre Herkunft

Münchner Straßen und Plätze

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münchnerInnenstadt

münchnerInnenstadt

8/Oktober 2006

6München und seine Klöster

8Wussten Sie es ?

Besonderheiten aus dem Münchner Stadtleben

12Münchner Straßen

11Bayrischkurs

20Kardinal M. Faulhaber

24Münchner-Innenstadt-Brunnen

Wittelsbacher Brunnen

28König Ludwig II. von Bayern

21Die Geschichte des Maßkruges

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Impressum

Herausgeber:Mario SchmidbauerSedanstraße 1481667 Münchene-mail: [email protected]

Verlag und Redaktion:sms-schmidbauer GbRSedanstraße 1481667 MünchenT 089-480 68 68-6F 089-480 68 68-7e-mail:[email protected]ünchner-innenstadt.com

Gesamtherstellung und Anzeigen:sms-schmidbauer GbRSedanstraße 1481667 MünchenT 089-480 68 68-6F 089-480 68 68-7e-mail:[email protected]

Grafik, Design und Foto:studio liebhartBreisacher Straße 381667 MünchenT 089-45 99 438 -19F 089-45 99 438 -50e-mail:[email protected]

Foto und Text:L a n d e s h a u p t s t a d t - M ü n c h e n ,Stadtarchiv München, MünchnerStadtmuseum, Haus der Bayer-ischen Geschichte, Herbert undPhilipp Liebhart, Bea Burkhardt,Petra Perle.

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Der Artikel Klöster in Münchenbeschäftigt sich mit den existieren-den und aufgelösten Klöstern inder bayerischen LandeshauptstadtMünchen. München wurde durchHerzog Heinrich den Löwen imJahr 1158 gegründet. Später Sitzdes Teil-Herzogtum Bayern-Mün-chen ist München seit 1505 alleini-ge Hauptstadt Bayerns.

München galt auf Grund seiner vie-len Sakralbauten sowie der hohenZahl an Geistlichen und Ordens-leuten im 16. und 17. Jahrhundertals "deutsches Rom". Mit der durchMaximilian Joseph von Montgelasab 1803 durchgeführten Säkulari-sation fand das reiche Ordenslebenin München ihr vorläufiges Ende.Zahlreiche Klöster wurden aufge-löst, das Vermögen der Klöster ent-eignet. So verheerend im einzelnendie Maßnahmen für die Klösterwaren, so waren sie doch Grund-lage für die Emanzipation derKirche vom Staat. Sie gaben derKirche und den Klöstern ihre innereFreiheit zurück. Es folgte eine inner-kirchliche, theologische Neubesin-nung. Schon unter König Ludwig I.wurde durch die Errichtung neuerund die Wiederherstellung alterKlöster die Tradition des geistlichenLebens neu belebt.

Existierende katholische Klösterund Kollegien

Abtei St. Bonifaz

Die Abtei St. Bonifaz in München istein Benediktinerkloster im Rangeiner Abtei. Das Kloster wurde 1835vom bayrischen König Ludwig I.gegründet, der durch die Einricht-ung neuer Klöster die Tradition desgeistlichen Lebens neu belebenwollte. 1850 konnte das Kloster fei-erlich eingeweiht werden.St. Bonifaz liegt in der Stadt, wasfür ein Benediktinerkloster eherungewöhnlich ist. Zur materiellenVersorgung der Mönche kaufte

Ludwig I. das 1803 säkularisierteKloster Andechs einschließlich derzugehörigen landwirtschaftlichenFlächen und schenkte es der Abtei;Andechs ist heute ein von St.Bonifaz abhängiges Priorat.

Barmherzige Schwestern vom Hl.Vinzenz von Paul

Nach Verhandlungen zwischen derStadt und dem Mutterhaus derBarmherzigen Schwestern in Straß-burg wurde 1832 eine neue Ge-meinschaft am Allgemeinen Kran-kenhaus in der Nähe des Sendlin-ger Tors gegründet, wo auch heutenoch das Mutterhaus der Barmher-zigen Schwestern untergebrachtist.

Kloster der Englischen FräuleinMünchen

Das Maria Immaculata geweihteKloster wurde 1627 durch MariaWard gegründet; es wurde 1809 imZuge der Säkularisierung aufgelöst,später aber wieder hergestellt. Diebeiden Kapellen wurden exsekriert,im Klostergebäude im Paradeiser-haus waren später das Innenmini-sterium und von 1826 bis 1944 diePolizeidirektion untergebracht. Heu-te sind keine Spuren dieses Gebäu-des mehr vorhanden. Orden undKirche sind heute in StadtteilNymphenburg angesiedelt.

Kloster Sankt Kajetan München

Das St. Kajetan und Maria Himmel-fahrt geweihte Theatiner-Klosterwurde 1662 durch Kurfürst Ferdi-nand Maria von Bayern gegründet;es wurde 1801 im Zuge der Säku-larisierung aufgelöst. 1839 wurdeein Kollegiatstift in den Gebäudenuntergebracht. Dieses wurde spätersuspendiert, aber nicht aufgeho-ben. 1935 zogen Dominikaner in dieGebäude ein, die seit 1954 auch ander Theatinerkirche wirken.

Kloster St. Anna MünchenDas St. Anna geweihte Klosterwurde 1727 durch Bewohner derMünchner Vorstadt Lehel gegrün-det; es wurde im Zuge der Säku-larisierung aufgelöst. 1807 erfolgtedie vollständige Räumung desKlosters, in dem 1808 eine Kaserneeingerichtet wurde. Die Klosterkir-che diente einer neugegründetenPfarrei als Pfarrkirche. 1827 zogenFranziskaner in die Gebäude ein,dort ist das Provinzialat der 1825entstandenen Bayerischen Franzis-kanerprovinz untergebracht.

Aufgelöste katholische Klöster

E l i s a b e t h i n e r i n n e n k l o s t e rMünchen

Das den Heiligen Fünf Wundengeweihte Kloster wurde 1754 durchMaria Amalia von Habsburg, Witwedes Kurfürsten Karl Albrecht vonBayern gegründet; es wurde 1809im Zuge der Säkularisierung aufge-löst. Die Klostergebäude wurdenabgerissen und an ihrer Stelle1907/10 die Poliklinik erbaut. DieKirche wurde ab 1823 vom Spitalzum Hlg. Geist und nach dessenVerlegung Anfang des 20. Jahr-hunderts von der Augen- und derPoliklinik als Krankenhauskirchegenutzt.

Kapuzinerkloster München

Das St. Anton geweihte Kapuziner-Kloster wurde 1600 gegründet; eswurde 1802 im Zuge der Säkulari-sierung aufgelöst. Klostergebäudeund Kirche, am heutigen Lenbach-platz gelegen, wurden abgebro-chen.

Karmelitenkloster München

Das Unbeschuhte Karmeliten-Klo-ster wurde 1629 durch KurfürstMaximilian I. von Bayern gegrün-det; es wurde 1802 im Zuge derSäkularisierung aufgelöst. Die

München und seine Klö

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Patres wurden zum Absterben inein Absterbekloster nach Straubingversetzt. In den Räumen des Klo-sters wurden ein Gymnasium undLyzeum untergebracht. Die Kirchewurde "entklöstert", die Kloster-gruft geleert.

Karmelitinnenkloster München

Das der Heiligen Dreifaltigkeitgeweihte Kloster der Unbeschuh-ten Karmelitinnen wurde 1711durch Kaiserin Eleonora, WitweKaiser Leopolds I. gegründet; eswurde 1802 im Zuge der Säkulari-sierung aufgelöst. In die Kloster-gebäude zog nach 1802 das Kur-fürstliche Pfand- und Leihhaus ein.Der Großteil der Gebäude in derheutigen Rochusstraße wurde 1877abgerissen.

Kloster Heilig Geist München

Das ursprünglich St. Katharina,

später dem Heiligen Geist geweihteKloster der Chorherren vom Hl.Geist wurde 1251 durch Otto II. demErlauchten, Herzog von Bayerngegründet. Zwischen 1330 und1332 verschwindet der Orden. Vonden mittelalterlichen Gebäuden istheute nichts mehr erhalten.

Kloster Sankt Elisabeth München

Das St. Elisabeth geweihte Servit-innen-Kloster wurde 1715 durchTherese Kunigunde von Polen, Fraudes Kurfürsten Maximilian II.Emanuel von Bayern gegründet; eswurde 1803 im Zuge der Säkulari-sierung aufgelöst. Das Spital, dasunter Leitung des Klosters stand,wurde bereits 1800 aufgehoben.1803 erfolgte die Aufhebung desKlosters, die Nonnen lebten aberzunächst weiter zusammen. Kircheund Kloster wurden 1945 völlig zer-stört, später aber wieder aufgebaut.

Kloster Sankt Maximilian München

Das St. Maximilian geweihte Klo-ster der Barmherzigen Brüderwurde 1750 durch Kurfürst Maxi-milian III. Joseph von Bayern undGraf Max Emanuel von Perusagegründet; es wurde 1809 im Zugeder Säkularisierung aufgelöst. DasKloster wurde zusammen mit demElisabetherinnenkloster in ein "All-gemeines Krankenhaus" umgewan-delt. Später wurden Klosterge-bäude und Kirche abgebrochen.

Kloster Unserer Lieben Frau

Das Unserer Lieben Frau geweihteKollegiatstift wurde 1493 durchAlbrecht IV. den Weisen, Herzogvon Bayern gegründet; es wurde1803 im Zuge der Säkularisierungaufgelöst. Der Silberschatz desStifts wurde bereits 1800 konfis-ziert. 1817 wurde die FrauenkircheMetropolitankirche.

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ussten Sie es ?

alentin und Liesl Karlstadt gastieren in Berlin7. Januar: Das Komiker- und Volkssängerpaar Karl Valentin und Liesl Karlstadt verließ München für einigeZeit, um ein Engagement in Berlin anzutreten. Um den Münchnern den Trennungsschmerz zu erleichtern

veranstaltete die Direktion des Apollo-Theaters deshalb eine "Abschiedswoche", in der die beiden ihr Bravourstück"Der Firmling" spielten.

19281928

ans Carossa21. Januar: Die Stadt München beschloss, den Münchner Arzt und Dichter Hans Carossa mit einem (mit3.000 Mark dotierten) Dichterpreis zu ehren. Die Entscheidung der Preisrichter war einstimmig.

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hrysanthemenball 192824. Januar: "Zu Gunsten des Säuglingsheims an der Lachnerstraße findet im Deutschen Theater derChrysanthemenball statt, der zu einem der glänzendsten Feste des Münchner Faschings gezählt werden darf.

Das finanzielle Ergebnis des Balles ist gut."

ünchens 1. öffentlicher Parkplatz7. Februar: "Die Verkehrsabteilung der Polizeidirektion hat den ersten offiziellen Parkplatz für hinterstelltePrivatautos auf der Straße geschaffen, der durch eine weiße Standscheibe mit dem roten Buchstaben "P"

gekennzeichnet ist. Der Platz befindet sich am nördlichen Teil des Marienplatzes längs der Gehbahn beim Rathausvom Fischbrunnen bis zur Turmeinfahrt des Rathauses."

auerbruchs Abschiedsvorlesung10. Februar: "Geheimrat Universitätsprofessor Dr. Sauerbruch hält im Großen Hörsaal der ChirurgischenKlinik, der bis auf den letzten Platz besetzt ist, seine letzte Münchner Vorlesung, bei der dem Gelehrten stür-

mische Beweise der Verehrung zuteil werden."

Besonderheiten

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ünchner Fasching 20. Februar: Beim Faschingstreiben am Rosenmontag kam es "abends gegen 10 Uhr in der Kaufingerstraßezu sehr starken Menschenansammlungen, die allmählich den Straßenverkehr völlig lahm legen". Inmitten

der Menschenmenge betätigte sich Pöbel: "Er belästigt hauptsächlich Frauen, bringt eine Menge Straßenbahnzügezum Halten, beschimpft und bespuckt die Straßenbahnbeamten, zieht die Kontaktstangen der Triebwagen herun-ter. Berittene Polizei räumt gegen 11 Uhr die Straße und stellt die Ordnung wieder her."

ünchner Fasching 21. Februar: "Zum ersten Mal steht das Maskentreiben im Zeichen der stark fortgeschrittenenAutomobilisierung der Hauptstadt. Geschmückte Autos und Motorräder bringen Maskierte und

Unmaskierte zu Tausenden zum Stadtzentrum."

eleuchtete Hausnummern empfohlen2. März: Der Chronist berichtet: Die Allgemeine Zeitung gibt bekannt, dass in München eine „Gesellschaft fürbeleuchtete Hausnummern“ existiert, die sich „Numefax“ nennt und seit dem Jahr 1925 450 Häuser mit

leuchtenden Nummern versehen hat. Die Stromkosten für diese Beleuchtung, die von den Behörden empfohlenwird, sollen 96 Pfennig im Monat betragen."

ermann Leitensdorfer wird Stadtbaurat12. März: "Die Frage des Nachfolgers des in den Ruhestand tretenden städtischen Baudirektors GeheimratProf. Dr. Grässel fand nun nach langen geheimen Beratungen und vielem überflüssigen Rätselraten in der

Öffentlichkeit durch Beschluss des Personalsenats des Stadtrats ihre endgültige Lösung. Als Nachfolger undLeiter der Abt. I. des Hochbauamtes wurde Hermann Leitensdorfer bestimmt." Leitenstorfer baute u. a. 1927-29Münchens erstes Hochhaus, das sog. „Technische Rathaus" an der Blumenstraße.

tädtisches Wohnungsbauprogramm in der Diskussion14. März: "Der städtische Wohnungsausschuss beschäftigt sich zum ersten Mal mit der Denkschrift des der-zeitigen Leiters des Wohnungsamtes, Stadtrat Preis, in der in großzügiger Weise ein Bauprogramm für die

nächsten 30 Jahre aufgestellt ist. Es sollen in diesen Jahren 12.000 Wohnungen gebaut werden. Oberbürgermeis-ter Scharnagl bezeichnet den Weg als zweifellos richtig. Bedenken äußert der Finanzreferent Pfeifer. Ihm liegt einezu radikale Verpflichtung der Stadt vor, wenn sie sich auf 30 Jahre festlegt, ohne Garantien für die entsprechen-den Einnahmen zu haben."

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aus dem Münchner Stadtleben

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Petra Perle´s Bayrischkurs II der Wirtin vomTurmstüberl im Valentin-Karlstadt-Musäum

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Wann und wie sie zu ihren Namen kamen.

Genau genommen sind Straßen und Plätze ja nur anonymerRaum zwischen Häuserzeilen. Charakter und Stil bekommen sieerst, wenn Menschen ihnen Namen geben. Dabei könnte dieBezeichnung von diesem Gässchen und jenem Sträßchen in vielenFällen einen historischen Roman erzählen. Hier verweist der Nameauf ein altes Rittergeschlecht. Dort standen die Vips unterschied-lichster Epochen Pate.

und ihre Herkunft

Münchner Straßen und Plätze

*1956: Franz Beer (1659-1726), bedeutenderBarockbaumeister, leitete den Bau von etwa 50 Kirchen und Klöstern.

*vor 1894: Zur Erinnerung an die Bestürmung derdamaligen türkischen Festung Belgrad (1688)durch Kurfürst Max Emanuel von Bayern.

*1883: Michael Adam von Bergmann (1733-1783),Stadtoberrichter und Bürgermeister in München.Verfasser der „Beurkundeten GeschichteMünchen“.

*1906: Herzöge von Pfalz-Birkenfeld, pfälzischeNebenlinie des Hauses Wittelsbach.

*vor 1894: Schloß Biederstein, einstiger Edelsitzdes Freiherrn von Stengel, dann Witwensitz derKönigin Karoline von Bayern und Sitz bayerischerHerzöge, 1934 abgebrochen.

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*1894: Friedrich Bürklein (1813-1872), Kgl. Ober-bau- und Generaldirektionsrat, Erbauer des Mün-chner Bahnhofs, des Regierungsgebäudes und desMaximilianeums.

*1920: Dr. von Brunner (1844-1919), GeheimerHofrat, rechtskundiger 2. Bürgermeister, Inhaberder Goldenen Bürgermedaille der Stadt München.

*1900: Melchior Bruggsperger, Münchner Bürgerund Bader, legte 1614 durch eine Stiftung denGrund zum heutigen St. Josephsspital.

*1826: Brienne-le-Château, Stadt in Frankreich, woBlücher 1814 unter Mithilfe bayerischer TruppenNapoleon besiegte.

*1962: Johann Friedrich August Borsig (1804-1854), Pionier des Eisenbahnbaus, dessen Büsteim Ehrensaal des deutschen Museums steht.

*1910: Costa Bozzaris, griechischer Freiheits-kämpfer, Mitglied der Deputation, die 1832 PrinzOtto von Bayern den griechischen Königsthronanbot.

*1947: Johann Jakob Bräutigam (1790-1868).Obermaler der Kgl. Bayer. Porzellanmanufaktur.

*1920: Dr. Wilhelm Ritter von Borscht (1857-1943),Kgl. Geheimrat, rechtskundiger 1.Bürgermeister,Inhaber der Goldenen Bürgermedaille und Ehren-bürger der Stadt München.

*1956: Sigismund Rudolf Blochmann (1784-1871),Erfinder, Mathematiker, Chemiker, Physiker, Mit-arbeiter Reichenbachs, verdient um die Einführungder Gasbeleuchtung.

*1954: Franz Anton Bustelli (1723-1763), berühm-ter Tessiner Modelleur und Plastiker der Nymphen-burger Porzellanmanufaktur.

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Michael v. Faulhaber, Kardinalerz-bischof von München-Freising

wurde am 5. März 1869 inKlosterheidenfeld als Sohn eines

Bäckermeisters geboren. NachTheologiestudium und Priesterlauf-bahn lehrte er ab 1903 alttesta-mentliche Exegese in Straßburg,wurde 1911 Bischof von Speyerund 1917 Erzbischof von München-Freising. 1921 stieg er zum Kardinalauf.

Als Monarchist stand er derWeimarer Demokratie reserviertgegenüber und suchte im DrittenReich zunächst einen Mittelwegzwischen Zustimmung und Ablehn-

ung zu finden. Kurz vor Weihnach-ten 1933 bewies Faulhaber Mut, alser in mehreren Predigten demNationalsozialismus die Wertvor-stellungen der Bibel entgegenhieltund die Prinzipien der rassischenToleranz und Humanität verteidigte.1934 ließ er die Predigten unterdem Titel Judentum, Christentum,Germanentum, Adventspredigtenveröffentlichen. In der Folgezeit ver-

urteilte der Kardinal den Rassen-hass des öfteren als “giftigesUnkraut” im Wesen des deutschenVolkes. Während des Pogroms vom9. November 1938 (“Reichskristall-nacht”) stellte er dem OberrabbinerMünchens einen Lastwagen zurRettung von Kultgegenständen zurVerfügung, unterließ aber, wie dieanderen deutschen Bischöfe, jedenöffentlichen Protest. Während Faul-haber vehement gegen zahlreicheVerletzungen des zwischen demNS-Regime und der Kirche abge-schlossenen Reichskonkordats pro-testierte, unterstützte er die NS-Außenpolitik beim AnschlussÖsterreichs und des Sudentenlan-des. Im Jahre 1939 feierte er die

“wunderbare Errettung” Hitlers vordem Attentat Georg Elsners . Am aktiven Widerstand gegenHitler wollte er sich nicht beteiligenund soll 1944 anlässlich einesGestapo-Verhörs sogar den Inhalt

vertraulicher Gespräche mit Wider-standskämpfern verraten haben.

Seine Kritiker loben sein mutigesEintreten für die Belange der katho-lischen Kirche, halten aber die

Versuche, ihn zum Helden desKampfes gegen den Nationalsozia-lismus hochzustilisieren, für über-trieben.

Michael v. Faulhaber starb am12.7.1952 in München.

münchnerInnenstadt

MICHAEL VON FAULHABER

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22 münchnerInnenstadt

Ein Maßkrug ist ein TrinkgefäßEr fasst das Volumen einer Maß(die Maß, mit kurzem a, bairischeMundart, auf Schwäbisch dasMaß), was 1,069 Liter entspricht

(siehe hierzu Reinheitsgebot). Übli-cherweise wird der Maßkrug insbe-sondere in Bayern und Österreichfür Bier und Biermischgetränke wie

Radler oder Schneemaß verwen-det. Die früher üblichen tönernenMaßkrüge (auch als „Keferloher“bekannt) wurden Ende 19. / Anfang20. Jahrhundert zunehmend gegengläserne ausgetauscht. In Frankenund unter Kennern wird jedoch

immer noch der tönerne Maßkrugbevorzugt, da in diesem das Bierlänger kühl bleibt. Allerdings er-kennt man in ihnen auch nicht auf

den ersten Blick, ob korrekt einge-schenkt wurde. Wird in Bayernnach einer Maß („Oa Mass!“, wenndie Anzahl betont wird, ansonsten„a Mass!“) verlangt, gilt es alsselbstverständlich, dass es sich umeine Maß Bier handelt.

Besonders bekannt ist der Oktober-fest-Maßkrug, der für das Münch-ner Oktoberfest jährlich neu gestal-tet wird. Das Entwenden vonMaßkrügen auf der „Wiesn“ istselbstverständlich strafbar. Er gilt

jedoch manchen als Trophäe, vonder im Jahr 2003 von den Ord-nungskräften 195.000 Stück wiedersichergestellt wurden.

Die traditionellen tönernen Maß-krüge können zusätzlich mit einemZinndeckel versehen sein. Um die-sen besser befestigen zu können,befindet sich am Henkel des Kruges

immer eine Einkerbung, auch wennder Krug gar keinen Deckel besitzt.Dieses Gestaltungsmerkmal siehtman sogar noch bei den neuerenMaßkrügen aus Glas. Es handeltsich jedoch nicht – wie oft behaup-

tet – um eine Sollbruchstelle, umdie Verletzungsgefahr bei Schläg-ereien zu verringern.

Maßkrüge und ihre Geschichte

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Das zünftigste Museum Münchens

Vierzig Jahre lang gärte die Ideedem Lieblingsgetränk der Münch-ner, dem Bier, und seiner legen-dären Verherrlichung, dem Okto-berfest, endlich ein Museum zu

widmen. Sogar ein Verein „Münch-ner Oktoberfestmuseum“ wurde1976 eigens dafür gegründet. Doches fand sich in all den Jahren keinegeeignete Lokalität. Der lang gehegte Wunsch erfüllte

sich erst dank der gemeinnützigenEdith-Haberland-Wagner-Stiftung,die ein standesgemäßes Gebäudefür das Museum kaufte und derStadt übergab. OberbürgermeisterUde eröffnete schließlich am 7.September 2005 das MünchnerBier- und Oktoberfestmuseum ineinem der ältesten Bürgerhäuserder Stadt aus dem Jahre 1327. Freunde des Gerstensaftes könnenin der Sterneckerstraße 2 im Tal,dort wo einst das Brauerviertel derStadt lag, die Geschichte des Bieresverfolgen. Nicht nur Erinnerungs-stücke von den einst mächtigenBierbaronen, wertvolle Bierkrügeoder technische Errungenschaften

der Bierbraukunst sind zu sehen,sondern der Besucher erfährt auchallerlei Wissenswertes rund um dasGrundnahrungsmittel Nummer 1der Münchner. Zum Beispiel woherdie Maß kommt und wie derBierdeckel unter den Krug kam;dabei geht es natürlich nicht immerganz bierernst zu.Das Museum des Oktoberfestes istmit seinen faszinierenden Expo-naten in einem eigenen Stockwerkuntergebracht, um die fast 200Jahre währende Tradition gebühr-end zu würdigen. Was als Vermäh-lungsfest des Königs Ludwig des I.

im Jahre 1810 begann, entwickeltesich zum größten Volksfest der Weltund lockt mittlerweile Millionenvon Menschen aus aller Welt nachMünchen. Vor dem Wiesngang undüber das ganze Jahr hindurch, kön-nen die Touristen - und die Mün-chner selbstverständlich auch - indieses Kleinod der Bierkulturge-schichte einkehren. Zudem wartet im Erdgeschoss einBierstüberl ab 17 Uhr auf die dursti-gen Museumsgäste und alle, die aneinem berufenen Ort dem Bier dieEhre erweisen möchten.

Zunftlade

Bedienung

Alte Volksfestfahne

Bier und Oktoberfest Museum

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Dieser wunderschöne MünchnerBrunnen im Brunnenhof der Resi-denz wurde um 1600 von HubertGerhard zum Schmuck des PalaisFerdinand am Rindermarkt ge-schaffen. Erst 1611 erfolgte danndie Umsiedlung und Aufstellung imBrunnenhof der Residenz. Das Be-cken aus Muschelkalk und Ab-bacher Sandstein ist heute nochoriginal, die Bronzefiguren sindNachgüsse. Die krönende Figurstellt Otto von Wittelsbach dar.Diese Figur wurde bereits 1593 fürdas Grabmal von Wilhelm V. gegos-sen. Hans Kumper ergänzt dieMittelsäule 1623 durch die Attributeder Kaiserwürde, des Kurhutes, derAmtskette und dem Wappen mit sti-lisiertem M für Maximilian undeinem E für seine Gattin Elisabethvon Lothringen.

Das gleiche Monogramm befindetsich auf der Standarte des Resi-denzturmes.Am Beckenrand befinden sichWassergötter die für die viergroßen Flüsse Bayerns, Isar, Lech,Donau und Inn stehen. Die aufrechtstehenden Gottheiten symbolisie-ren Feuer, Wasser, Luft und Erde.

Der Wittelsbacher Brunnen

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Dazwischen befinden sich Tritonen-putten und kämpfende Tiere. DieserBrunnen ist sowohl tags als auchnachts einen Besuch wert.

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Wenn man heute durch Münchengeht, findet man Denkmäler zahl-reicher Wittelsbacher oder entspre-chende Straßenzüge, die den Na-men des jeweiligen Herrschers tra-gen. Bei König Ludwig II, dem soge-nannten Märchenkönig, ist das an-ders. Lediglich eine Skulptur amMünchner Rathaus erinnert an denKönig und natürlich seine Grab-stätte in der St. Michaelskirche inder Münchner Innenstadt. Sonsthat seine Regierungszeit keinerleiErinnerung in seiner Residenzstadtgefunden. Aber warum ist das so,warum wird der König überall ver-ehrt, finden sich in Bayern zahlrei-che Denkmäler und Gedenkstätten,aber München tut so, als ob es die-sen König gar nicht gegeben hätte.In München wurde Ludwig II gebo-ren, und hier hat er auch seine letz-te Ruhestatt gefunden. Eine weitereVerbindung gibt es nicht. Münchenwar für den König lediglich eineLast.Ranken sich um den Tod Ludwig II.zahlreiche Geschichten und My-then, so ist schon der Tag seinerGeburt der 25. August 1845 mitMerkwürdigkeiten verbunden. Auchsein Großvater König Ludwig I.,damals noch in Amt und Würden,feiert an diesem Tag Geburtstag.Gerüchte erzählen jedenfalls, dassLudwig eigentlich schon am vorhe-rigen Tag geboren worden sei, manaber lediglich den offiziellen Ge-burtstag auf den folgenden Tag ver-schoben habe, um seinem Groß-vater eine Freude zu machen.101Kanonenschüsse verkünden dieGeburt Ludwig Friedrich Wilhelms.Ludwig ist in den ersten Lebens-jahren häufig krank und wird dem-entsprechend verwöhnt. Als 1848König Ludwig überraschend zu-rücktritt, wird sein Sohn MaximilianKönig. Der 2 jährige Ludwig wirdzum Kronprinzen. Das Bewusstseinüber diese Rolle scheint schon in

sehr jungen Jahren ziemlich ausge-prägt gewesen zu sein, aber spezielldurch Generalmajor Graf TheodorBrasselet de la Rosee, der die Er-ziehung ab dem 7. Lebensjahr über-nimmt, wird das übertriebene Sel-bstgefühl des jungen Kronprinzengefördert. Ludwigs Beziehung zuseinen Eltern war schwierig, seinenVater sah er zwar täglich beim Früh-stück und Abendessen, aber diegemeinsamen Stunden waren nichtgeprägt von väterlicher Zuneigung,der Vater reichte seinen beidenSöhnen lediglich die Hand zumGruß, und der ewig kränkelnde,puritanische Vater war kein Vorbildfür Ludwig. Die seltenen Spazier-gänge im Englischen Garten verlie-fen häufig „sprachlos“. Ludwigbeklagt sich später darüber, dassihn sein Vater stets von oben herabbehandelt habe. Seine Mutter ach-tete der Prinz, wie er selbst spätereinmal feststellte in ihrer Rolle als

Königin, als Mutter bedeutete sieihm kaum etwas, als Mensch warsie ihm völlig wesensfremd. EineFrau, sehr einfach und naturver-bunden im Denken, aber keines-wegs kunst- oder literaturbegeistert

KÖNIG LUDWIG II.

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wie ihr Sohn. Hier trafen Enthusi-asmus und Phantasie auf Pragma-tismus und äußerste Nüchternheit.Die einzig familiäre BezugspersonLudwigs war sein 3 Jahre jüngererBruder Otto, ein lebendiges undheiteres Kind im Gegensatz zuLudwig, der eher scheu war.Da der Vater den Umgang seinerKinder mit „nichtadeligen Men-schen“ ablehnte, wurden jeweilsam Sonntag adelige Spielkamer-aden eingeladen, damit die Kinderden Umgang mit Gleichaltrigen ler-nen sollten, aber ohne elterlichesVorbild hatten die Prinzen kaumErfahrung in ihrem sozialen Verhal-ten. Bereits bei den kindlichenSpielen zeigte sich das egozentri-sche Verhalten Ludwigs, der stetsfür sich die 1. Rolle wünschte. Ge-schah das nicht, versuchte er diesmit Gewalt durchzusetzen. So hätteer beinahe bei einem Spiel inBerchtesgaden seinen Bruder erd-rosselt, als der nicht gehorchenwollte und war nur mit Gewalt da-von abzubringen, seinen „ungehor-samen Vasall“ loszulassen,. Als erdaraufhin von seinem ohnehin sehrstrengen Vater hart bestraft wurde,mied er Zeit seines Lebens Berch-tesgaden als einen unangenehmenOrt, eine Verhaltensweise, die er imLauf seines Lebens immer wiederpraktiziert hat. Menschen und Ortemit negativen Erlebnissen oder Ge-fühlen verbunden, mied er. Konntedie Wirklichkeit seine Vorstellungennicht erfüllen, suchte er sich neueOrte oder erschuf sich eine künstli-che Wirklichkeit, eine eigene Reali-tät, die er später dann in seinenSchlossbauten umsetzte.Bereits in jungen Jahren war derPrinz fasziniert von der deutschenSagenwelt und klassischer Litera-tur. Der jährliche Sommerurlaubder königlichen Familie in Hohen-schwangau und die Erlebnisse inder bayerischen Bergwelt, die ihm

König Ludwig II. (1845-1886) – Ein Märchenkönig?

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seine Mutter, eine begeisterte Wan-derin, näherbrachte, fördern diePhantasien des Kronprinzen. Be-sonders gefallen ihm die nächtli-chen Wanderungen, bei denen erseine Traumvorstellungen voll ent-falten kann .Die musikalische Umsetzung seiner

Traumwelt bietet ihm die Begeg-nung mit Richard Wagner, dem erbis zu dessen Tod eng verbundenbleibt. „1861, im Alter von 16Jahren erlebt Ludwig seine ersteOper und von da liest er mit großerBegeisterung die Textbücher Wag-ners . Seine Bewunderung für die-sen Mann ist grenzenlos. RichtigeFreunde hat der Kronprinz nicht.Geprägt von seiner Kindheit undJugend findet er nur schwer Kon-takt zu anderen Menschen. „Er be-wundert Schauspieler und Künstlerund versucht hier, soziale Kontakteaufzubauen. Meistens waren dieseFreundschaften aber nur von kurzerDauer, weil Ludwig schnell die Ge-duld verlor, wenn der von ihm Be-wunderte nicht genau das tat, wasder König erwartete. Die Freund-schaft mit Richard Wagner stelltehier eine Ausnahme dar, denn ihmhielt er trotz aller Probleme dieTreue. Frauen spielten in seinemLeben eine untergeordnete Rolle.Die einzige Seelenverwandte , dieer wohl besaß, war Elisabeth, Kai-serin von Österreich. Mit ihr fühlteer sich wesensverwandt, beide em-pfanden das Hofzeremoniell undöffentliche Veranstaltungen alsQual und beide entflohen dieserVerantwortung. Häufig trafen sichbeide am Starnberger See, inPossenhofen, auf der Roseninseloder in Schloss Berg.

Völlig überraschend jedoch kam1867 die Verlobung mit derSchwester Elisabeths, mit Prinz-essin Sophie. Auch die Hochzeits-vorbereitungen wirkten überstürzt.Eine Gedenkmünze wurde geprägt,eine Hochzeitskutsche für 1 MillionGulden in Auftrag gegeben – siesteht heute im Schloss Nymphen-burg, der festgesetzte Hochzeits-termin allerdings wurde ständigverschoben und letztendlich wurdedie Verlobung nach 9 Monaten wie-der gelöst. Die Verbindung zwi-schen den beiden Verlobten warohnehin äußerst merkwürdig. Lud-wig nannte Sophie nur „Elsa“ undsich selbst bezeichnete er als„Heinrich“, er sah die Verlobungwohl eher als eine Parallelwelt zurOper Lohengrin von Richard Wag-ner. Geliebt hat er Sophie wohlnicht. Zu Beginn der Verlobungschrieb er „ Sollte es überhauptmöglich sein, dass eine Frau michglücklich machen kann, so wäre siedie Einzige und keine Andere“, spä-ter, als die Verlobung längst gelöstwar, schrieb er „Gott sei gedankt,nicht ging das Entsetzliche in Erfül-lung.“Im März 1864 stirbt völlig überra-schend sein Vater, König Max II.,und Ludwig wird mit 18 Jahrenbayerischer König, Die Regierungs-geschäfte überfordern den jungenKönig völlig, noch dazu, da er kei-nen entsprechenden Berater an sei-ner Seite hatte. Er ist dem höfi-schen und europäischen Ränke-spiel völlig schutzlos ausgeliefert.Die politische Bedeutung Ludwigsist gering. Zwar hatten seine Unter-tanen große Hoffnungen in den jun-gen Monarchen gesetzt, aber als esum wirklich bedeutende politischeEntscheidungen ging, floh derKönig aus seiner Residenzstadt.1866 und 1870 sind die Schicksals-jahre des bayerischen Königtums.Jeweils stehen Kriegsentscheidun-gen an, jeweils wird der König ge-zwungen, die Mobilmachungen zuunterschreiben. Ludwig, dem Kriegsein ganzes Leben lang verhasstwar, flieht vor den Konsequenzen.Als seine Truppen 1866 in den Kriegziehen, ist der König nicht dabei, erfährt lieber zur Geburtstagsfeier

von Richard Wagner an den Vier-waldstätter See. Als Ergebnis die-ses Krieges muss Bayern, das aufder Seite Habsburgs gestandenhatte, 30 Millionen Gulden zahlen.Schwerwiegendere Folgen jedochhat ein geheimes Bündnis mitPreußen. Dieser Bündnisfall tritt1870 ein, Ludwig will diesen Kriegnicht, aber er ist machtlos. Am 15.71870 unterschreibt er die Mobil-machung. Während der Krieg tobt,ist er für seine Minister nicht er-reichbar, er hat München verlassen.Der preußische Gesandte schreibt,„König Ludwig ist stündlich „imGeist“ bei uns, bei seinen bravenTruppen, „sein Körper duselt inBerg.“ Der Sieger dieses Krieges istFriedrich Wilhelm von Preußen. Erlässt sich zum Deutschen Kaiserkrönen. Ludwig weigert sich, dieProklamation zu unterschreibenund zur Krönung nach Versailles zureisen, stattdessen schickt er seinenBruder Otto, der vom preußischenGlanz und Gloria ganz entsetzt ist.Die Gründung des deutschen Kai-serreichs bedeutet das Ende derabsoluten Souveränität des bayeri-schen Königreiches.Der König, dem die von Preußen in-

struierten Intriganten an seinemHof ohnehin schon das Leben zurQual gemacht haben und die ihnbereits zu diesem Zeitpunkt als gei-stig verwirrt bezeichnen, zieht dieKonsequenzen. Er verlässt Münch-en und widmet sich zunehmend derMusik und seiner Bautätigkeit. Hierin der illusionären Welt fühlt sichLudwig II. wohl, keiner bedroht ihn,hier ist der Märchenkönig glücklich.„Ein Rätsel will ich bleiben, mir undden anderen“, hat er einmal ge-sagt, mehr dazu im folgenden Heft.