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1 9. Ausgabe 4. Mai 2017 INDUSTRIE 4.0 www.i40-magazin.de Bildungsoffensive gefordert Seite 6 TECHNIK // ARBEITSWELT // GESELLSCHAFT Weitere Themen: - HMI 2017 S. 4 - Einstieg in das IoT S. 5 - Leitfaden für I4.0 S. 8 - I4.0 und Produktion S.13 Von der Idee in die Praxis Seite 10 Das Ohr am Netz Seite 11 abonnieren abmelden Oliver Bending,CEO bei Matrix42 Die Auswirkungen der Digitalisierung betreffen nicht nur Industrie- und Pro- duktionsunternehmen – auch der Ar- beitsplatz im Büro wird sich zukünftig verändern. Mehr Smartness am Arbeitsplatz durch IoT Randnotiz... Neben vielen Bedenken kann das auch viele Annehmlichkeiten mit sich bringen – z.B. ein angenehmes Licht zum Arbeiten oder Arbeitsplätze, die sich automatisch auf die Bedürfnisse der Arbeitnehmer einstellen können. Welche Möglichkeiten und Heraus- forderungen ein solches Smart Office noch in petto hat, erläutert Oliver Bending, CEO bei Matrix42, in seinem Gastkommentar mit dem Titel ‘Mehr Smartness am Arbeitsplatz durch IoT’. Den Kommentar finden Sie auf Seite 9. D er Umsatz mit Industrie-4.0-Lösungen soll laut dem Digitalverband Bitkom im laufen- den Jahr um mehr als ein Fünftel (21 Pro- zent) auf 5,9Mrd.steigen. Demnach verzeichnet der deutsche Markt für Hardware, Software und IT-Services für Industrie 4.0 in diesem Jahr erneut einen rasanten Anstieg im zweistelligen Bereich, nachdem das Plus bereits im Vorjahr 20 Prozent betragen hatte. Für 2018 wird im Gesamtmarkt für Industrie 4.0 ein Zuwachs von mehr als 22 Pro- zent auf 7,2Mrd.erwartet. Somit beschleunigt sich das Wachstum trotz des bereits erreichten hohen Niveaus weiter. „Industrie 4.0 ist ein echter I4.0: Umsatz steigt auf 7Mrd.Wirtschaftstreiber. Die Digitalisierung der indus- triellen Produktion ist das Wachstumsthema schlechthin“, sagte Bitkom-Präsidiumsmitglied Winfried Holz bei der Vorstellung der aktuellen Marktzahlen im Rahmen einer Pressekonferenz auf der Hannover Messe. „Die Zahlen und die vol- len Auftragsbücher der Industrieunternehmen zei- gen die Potentiale der Digitalisierung in den Fabri- ken.“ Die stärkste Nachfragesteigerung ist im Ma- schinen- und Anlagenbau zu verzeichnen. Die Umsätze mit Industrie-4.0-Lösungen betrugen 2016 bereits 1,2Mrd.und legen in diesem Jahr voraussichtlich um 23 Prozent auf 1,5Mrd.zu. „Im Maschinen- und Anlagenbau können die Un- ternehmen auf eine große Menge an Daten zu- rückgreifen, um effizienter zu produzieren, etwa auf Betriebs-, Zustands- und Umfelddaten. Zudem können die eigenen Produkte mit Industrie-4.0- Technologien ausgestattet werden, um so bei- spielsweise neue Dienstleistungen anzubieten“, sagte Holz. Mehr zum wachsenden Umsatz mit Indus- trie-4-Lösungen lesen Sie auf Seite 4. Künstliche Intelligenz als Wachstumsmotor D iese Zahlen würden einem zusätzlichen jährlichen Wachstum von 0,25 Prozent- punkten oder 10Mrd.entsprechen. Angetrieben werde das Wachstum durch eine höhere Produktivität bei gleichzeitiger Schaf- fung neuer, wertschöpfender Tätigkeitsfelder. Für die Analyse wurden u.a. die acht wesentli- chen Anwendungsfelder von künstlicher Intelli- genz für die deutsche Industrie analysiert, die Unternehmen als Startpunkt für die Nutzung von KI dienen können. „Angesichts der demo- graphischen Entwicklung ist die Produktivitäts- steigerung durch künstliche Intelligenz ein ent- scheidender Faktor für die deutsche Wirt- schaft“, erläutert Harald Bauer, Seniorpartner im Frankfurter Büro von McKinsey. Zunehmender Einsatz durch Durchbrüche in der Technologie „Nicht nur volkswirtschaftlich, auch aus Sicht der Unternehmen verspricht KI Vorteile: Sie gibt Mitarbeitern die Möglichkeit, sich ständig wie- derholende oder gefährliche Arbeiten an Com- puter und Roboter abzugeben und sich auf wertschöpfende und interessante Aufgaben zu konzentrieren.“ Der zunehmende Einsatz künst- licher Intelligenz basiert auf Durchbrüchen in der Technologie. Selbstlernende Algorithmen sorgen beispielsweise dafür, dass Computer Bil- der immer besser erkennen und einordnen kön- nen: Lag die Fehlerrate bei computergestützter Bilderkennung 2010 noch bei 28 Prozent, waren es 2016 weniger als fünf Prozent. Die Anwendungsfelder Fertigung, Geschäftspro- zesse sowie Produkte und Services seien laut der Studie für die deutsche Industrie von beson- derer Bedeutung. (mst/McKinsey & Company Inc.) Künstliche Intelligenz (KI) kann zum Wachstumsmotor für die deutsche Industrie werden: Bis 2030 könnte das Bruttoinlandspro- dukt durch den frühen und konsequenten Einsatz von intelligenten Robotern und selbstlernenden Computern um bis zu vier Prozent oder umgerechnet 160Mrd.höher liegen als ohne den Einsatz von KI. Das geht aus einer Studie der Unternehmensbe- ratung McKinsey hervor. Bild: Bitkom e.V.

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9. Ausgabe 4. Mai 2017 INDUSTRIE 4.0 www.i40-magazin.de

Bildungsoffensivegefordert Seite 6

TECHNIK // ARBEITSWELT // GESELLSCHAFT

Weitere Themen:

- HMI 2017 S. 4

- Einstieg in das IoT S. 5

- Leitfaden für I4.0 S. 8

- I4.0 und Produktion S.13

Von der Idee in die Praxis Seite 10

Das Ohr am Netz Seite 11

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Oliver Bending,CEObei Matrix42

Die Auswirkungen der Digitalisierungbetreffen nicht nur Industrie- und Pro-duktionsunternehmen – auch der Ar-beitsplatz im Büro wird sich zukünftigverändern.

Mehr Smartnessam Arbeitsplatzdurch IoT

Randnotiz...

Neben vielen Bedenken kann das auch vieleAnnehmlichkeiten mit sich bringen – z.B.ein angenehmes Licht zum Arbeiten oderArbeitsplätze, die sich automatisch auf dieBedürfnisse der Arbeitnehmer einstellenkönnen. Welche Möglichkeiten und Heraus-forderungen ein solches Smart Office nochin petto hat, erläutert Oliver Bending, CEObei Matrix42, in seinem Gastkommentar mitdem Titel ‘Mehr Smartness am Arbeitsplatzdurch IoT’. Den Kommentar finden Sie aufSeite 9.

Der Umsatz mit Industrie-4.0-Lösungen solllaut dem Digitalverband Bitkom im laufen-den Jahr um mehr als ein Fünftel (21 Pro-

zent) auf 5,9Mrd.€ steigen. Demnach verzeichnetder deutsche Markt für Hardware, Software undIT-Services für Industrie 4.0 in diesem Jahr erneuteinen rasanten Anstieg im zweistelligen Bereich,nachdem das Plus bereits im Vorjahr 20 Prozentbetragen hatte. Für 2018 wird im Gesamtmarktfür Industrie 4.0 ein Zuwachs von mehr als 22 Pro-zent auf 7,2Mrd.€ erwartet. Somit beschleunigtsich das Wachstum trotz des bereits erreichtenhohen Niveaus weiter. „Industrie 4.0 ist ein echter

I4.0: Umsatz steigt auf 7Mrd.€Wirtschaftstreiber. Die Digitalisierung der indus-triellen Produktion ist das Wachstumsthemaschlechthin“, sagte Bitkom-PräsidiumsmitgliedWinfried Holz bei der Vorstellung der aktuellenMarktzahlen im Rahmen einer Pressekonferenzauf der Hannover Messe. „Die Zahlen und die vol-len Auftragsbücher der Industrieunternehmen zei-gen die Potentiale der Digitalisierung in den Fabri-ken.“ Die stärkste Nachfragesteigerung ist im Ma-schinen- und Anlagenbau zu verzeichnen. DieUmsätze mit Industrie-4.0-Lösungen betrugen2016 bereits 1,2Mrd.€ und legen in diesem Jahrvoraussichtlich um 23 Prozent auf 1,5Mrd.€ zu.„Im Maschinen- und Anlagenbau können die Un-ternehmen auf eine große Menge an Daten zu-rückgreifen, um effizienter zu produzieren, etwaauf Betriebs-, Zustands- und Umfelddaten. Zudemkönnen die eigenen Produkte mit Industrie-4.0-Technologien ausgestattet werden, um so bei-spielsweise neue Dienstleistungen anzubieten“,sagte Holz. Mehr zum wachsenden Umsatz mit Indus-trie-4-Lösungen lesen Sie auf Seite 4.

Künstliche Intelligenz als Wachstumsmotor

Diese Zahlen würden einem zusätzlichenjährlichen Wachstum von 0,25 Prozent-punkten oder 10Mrd.€ entsprechen.

Angetrieben werde das Wachstum durch einehöhere Produktivität bei gleichzeitiger Schaf-fung neuer, wertschöpfender Tätigkeitsfelder.Für die Analyse wurden u.a. die acht wesentli-chen Anwendungsfelder von künstlicher Intelli-genz für die deutsche Industrie analysiert, dieUnternehmen als Startpunkt für die Nutzungvon KI dienen können. „Angesichts der demo-graphischen Entwicklung ist die Produktivitäts-steigerung durch künstliche Intelligenz ein ent-

scheidender Faktor für die deutsche Wirt-schaft“, erläutert Harald Bauer, Seniorpartnerim Frankfurter Büro von McKinsey.

Zunehmender Einsatz durch Durchbrüche in der Technologie

„Nicht nur volkswirtschaftlich, auch aus Sichtder Unternehmen verspricht KI Vorteile: Sie gibtMitarbeitern die Möglichkeit, sich ständig wie-derholende oder gefährliche Arbeiten an Com-puter und Roboter abzugeben und sich aufwertschöpfende und interessante Aufgaben zu

konzentrieren.“ Der zunehmende Einsatz künst-licher Intelligenz basiert auf Durchbrüchen inder Technologie. Selbstlernende Algorithmensorgen beispielsweise dafür, dass Computer Bil-der immer besser erkennen und einordnen kön-nen: Lag die Fehlerrate bei computergestützterBilderkennung 2010 noch bei 28 Prozent,waren es 2016 weniger als fünf Prozent. DieAnwendungsfelder Fertigung, Geschäftspro-zesse sowie Produkte und Services seien lautder Studie für die deutsche Industrie von beson-derer Bedeutung.

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Künstliche Intelligenz (KI) kann zum Wachstumsmotor für die deutsche Industrie werden: Bis 2030 könnte das Bruttoinlandspro-dukt durch den frühen und konsequenten Einsatz von intelligenten Robotern und selbstlernenden Computern um bis zu vierProzent oder umgerechnet 160Mrd.€ höher liegen als ohne den Einsatz von KI. Das geht aus einer Studie der Unternehmensbe-ratung McKinsey hervor.

Bild: Bitkom e.V.

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VDE: Neue Sicherheits-plattform für den Mittelstand

53 Prozent der VDE-Mitgliedsunternehmenund Hochschulen sind laut aktuellem VDE TecReport 2017 bereits Opfer einer Cyberattackegewesen. Die Bedrohungen reichen von Sys-tem- und Produktionsausfällen über Fehlfunk-tionen mit Unfallfolgen bis zur Industriespio-nage und Sabotage. Der Mittelstand verfüge oftnicht über die Ressourcen für eigene CERTs(Computer Emergency Response Teams). Dortsetzt Cert@VDE an, die erste Plattform zurKoordination von IT-Security-Problemen imBereich Industrieautomation. Die Plattformbietet Herstellern, Integratoren, Anlagenbauernund Betreibern aus der Industrieautomationauf einer anonymen Plattform die Möglichkeitzum intensiven und vertrauensvollen Informa-tionsaustausch und unterstützt bei der Verbes-serung der Cybersecurity im Rahmen einesnichtkommerziellen CERT. (mst/VDE e.V.)

Schub durch künstliche Intelligenz

Machine Learning sorgt dafür, dass Soft-ware und Informatik immer stärker zummaßgeblichen Innovationstreiber im Ma-schinenbau werden. Auf Beschluss des Vor-standes des Fachverbands Software und Di-gitalisierung will der VDMA das Themanun in einem eigenen Arbeitskreis weitervorantreiben. Designierter Sprecher des Ar-beitskreises ist Matthias Dietel, Focal PointIndustrie 4.0, IBM im Fachverbands-Vor-stand. „In unserer Studie ‘Machine Lear-ning 2030‘ spielten Ausbildung, Datenho-heit aber auch ethische Fragen eine großeRolle. Wir haben Handlungsempfehlungenan Unternehmen, Politik und Forschunggegeben, die durch den Arbeitskreis nunweiter präzisiert und implementiert wer-den“, erklärt Eric Maiser, Leiter VDMAFuture Business. Rainer Glatz, Geschäfts-führer von VDMA Software und Digitali-sierung betont: „Wir geben jetzt weiter Gas,das Thema ist reif. Nachdem wir in denletzten Jahren Industrie 4.0 im Maschinen-bau und im VDMA etabliert haben, müssenwir nun auch die Potenziale für MachineLearning erschließen. Entscheidend ist hier-bei, dass wir Anbieter und Anwender zu-sammenbringen und die Nutzung von Ma-chine Learning im industriellen Umfeld inden Mittelpunkt stellen.“(mst/VDMA e.V.)

Das geht aus der Studie ‘Digitalisierungindustrieller Wertschöpfung – Transfor-mationsansätze für KMU’ des Instituts

für Innovation und Technik im VDI/VDE Innova-tion und Technik im Auftrag des Bundesminis-teriums für Wirtschaft und Energie (BMWi)hervor.

Veränderung der Wertschöpfungs-Prozesse

Die Digitalisierung, Vernetzung und Automati-sierung von Produktionssystemen löst weitrei-chende Veränderungen industrieller Wert-schöpfungs-Prozesse aus. Deren zukünftigeGestaltung stelle eine der wesentlichen He-rausforderungen für den mittelfristigen Erfolgder deutschen Wirtschaft dar. Obwohl bereitseinschlägige Erfolgsgeschichten des digitalenWandels sichtbar seien, würden sich viele KMUnoch in einer frühen Phase befinden, in dernoch viel Raum für strategische Potentialedurch die Digitalisierung der Geschäftsprozessevorhanden sei.

Bewusstsein für Veränderungen ist vorhanden

Insgesamt zeige die Studie, dass bei den be-fragten Unternehmen das Bewusstsein und dieOffenheit für umfassende Veränderungen undneue technologische Trends vorhanden sind.Neue digitale Technologien und der Einflussder Kunden werden als wesentliche Treiber fürdie Änderung von Wertschöpfungsprozessen

Die Digitalisierung ist Chefsache

und für zukünftige Geschäftsmodelle erkannt.Birgit Buchholz, Mitautorin der Studie sagt:„Die frühen Anwender neuer digitaler Techno-logien haben in Produktion, Logistik und Ver-trieb bereits Effizienzgewinne erzielt. Sie er-warten durch die zunehmende Digitalisierungnoch mehr. Weiteren Auftrieb werden eine Op-timierung der Unterstützungsprozesse wie or-ganisatorische Innovationen, Vernetzung undKooperation oder auch Datenanalytik undneue servicebasierte Geschäftsmodelle brin-gen.“

Nachhaltige und zukunftsfähigeStrukturen schaffen 

Um die Chancen der Digitalisierung adäquatzu nutzen und sich mit ihren Geschäftsmodel-len in dynamischen Märkten behaupten zukönnen, müssten Unternehmen in ihren Wert-schöpfungsprozessen nachhaltige und zu-kunftsfähige Strukturen schaffen. Erfolgsfakto-ren seien insbesondere die Öffnung für neuePartnerstrukturen und Kooperationen sowiedie Kundeneinbindung über digitale Technolo-gien in einzelne Prozessschritte der Wertschöp-fung. Die Umsetzung der Digitalisierungsstra-tegie sei dabei Chefsache und sollte neben derEntwicklung und dem Einsatz neuer Technolo-gien auch organisatorische Innovationen undInvestitionen in Qualifikation und Kompeten-zen der Mitarbeiter umfassen. Die Studiewurde im Rahmen der Begleitforschung zumBMWi-Technologieprogramm ‘Autonomik fürIndustrie 4.0’ erstellt. (mst/BMWi) �

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Die große Chance der Digitalisierung liegt für kleine und mittelständische Unter-nehmen (KMU) entweder in der individuellen und flexiblen Anpassung ihrer Pro-dukte oder in der Erschließung neuer Geschäftsbereiche im Kontext von produkt-bezogenen und datenbasierten Services.

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In Stahlwerken erschweren Staub, Vibrationen und extrem hohe Temperaturen Menschen und technischen Komponenten die Arbeit. Industrielle Kommunikationsnetzwerke von Siemens sorgen selbst unter extremsten Umgebungsbedingungen für reibungslose Prozesse und höchste Qualität des geschmolzenen Stahls. Wenn Ihre Kommunikationsnetzwerke für alle Herausfor-derungen gerüstet sind, dann dank der einzigartigen Netzwerk-kompetenz von Siemens.

siemens.de/industrielle-netzwerke

In Stahlwerken braucht es einen kühlen Kopf.Und Kommunika tionsnetzwerke, die sich durch nichts stören lassen. Das ist Ingenuity for life.

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Insgesamt waren 225.000 Besucher in Han-nover zu Gast – im Vergleichsjahr 2015waren es noch 217.000. 75.000 kamen

dabei aus dem Ausland. „Das gab es in der 70-jährigen Geschichte der Hannover Messe nochnie“, sagte Köckler. Der größte Teil ausländi-schen Messe-Besucher kam aus China mit9.000 Besuchern.

Cobots im Rampenlicht

Die sogenannten Cobots standen besondersim Rampenlicht. Sie werden die Arbeitsweisein der Fabrik fundamental verändern. DurchVernetzung, künstliche Intelligenz, neuartigeSensoren und intuitive Bedienung können sieunmittelbar mit dem Menschen zusammenar-

beiten, selbst-ständig lernenund sich ge-genseitig An-w e i s u n g e ngeben. Stan-den in denvergangenen Jahren noch einzelne Sensorenzur Vernetzung der Maschinen im Mittelpunkt,waren in diesem Jahr die Plattformlösungendas Hauptthema. Seit dem vergangenen Jahrpräsentieren sich junge Unternehmen im Be-reich ‘Young Tech Enterprises’ mit potenziellenInvestoren, Kunden und Partnern. Mehr als150 Startups kamen zusammen. Aus demPartnerland Polen präsentierten sich 200 Aus-steller in Hannover. Ab dem nächsten Jahr fu-

sioniert die Industrial Automation mit der Mo-tion, Drive & Automation (MDA) – beides Leit-messen innerhalb der HMI. Sie treten fortanunter dem neuen Namen ‘Integrated Automa-tion, Motion & Drives’ (IAMD) an. Außerdemwird ab 2018 die Intralogistik-Messe Cematalle zwei Jahre parallel zur Hannover Messeausgerichtet. Die Hannover Messe 2018 läuftvom 23. bis 27. April. Das Partnerland ist dannMexiko. (mst/Deutsche Messe AG) �

„ Unternehmen vernetzen sich“Hannover Messe 2017

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Die nächsten sieben Digital Hubs stehen fest.Ausgewählt wurden die Städte: Köln, Dres-den/Leipzig, Karlsruhe, Stuttgart, Ludwigsha-fen/Mannheim, Potsdam und Nürnberg/Er-langen. Darmstadt soll zudem den FinTechHub in Frankfurt um den Schwerpunkt Cy-bersecurity verstärken. In den Hubs vernetzensich Start-ups, Wirtschaft und Wissenschaft,um gemeinsam digitale Innovationen zu schaf-fen. Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zy-pries sagte: „Ich freue mich, dass unsere Digi-tal-Hub-Initiative so großes Interesse geweckthat. Wir konnten unter erstklassigen Bewer-bungen sieben hervorragende, neue DigitalHubs auswählen. In Deutschland gibt es viel-leicht kein Silicon Valley, dafür aber viele ex-zellente Valleys mit eigenen Stärken. Die aus-gewählten Städte stehen für Branchenschwer-punkte, von Chemie über Gesundheit bis zurKünstlichen Intelligenz, ihre Initiativen werdendem Gründerstandort Deutschland Aufwindgeben.“ Ziel der Initiative ist es, die einzelnenStandorte durch eine Hub Agency untereinan-der besser zu vernetzen. Insgesamt gibt es nunzwölf Hubs in der Digital-Hub-Initiative des BMWi. (mst/BMWi)

Zypries: Sieben neue DigitalHubs ausgewählt

Auch der Automobilbau ist ein starker Treiber fürIndustrie 4.0 und verzeichnete mit 1Mrd.€ diezweithöchsten Industrie-4.0-Ausgaben im vergan-genen Jahr.

Automotive steigt um 20 Prozent

In diesem Jahr sollen die Ausgaben im Bereich Au-tomotive laut Prognose um 20 Prozent auf1,2Mrd.€ zulegen. Schaut man sich die verschie-denen Industrie-4.0-Marktsegmente Software,Hardware und IT-Services an, so profitiert der Soft-warebereich am stärksten von den Nachfrageim-pulsen. Zu Software zählen etwa Betriebssysteme,Tools, Anwendungen und Anbietermodelle wieSoftware-as-a-Service (SaaS). Die Umsätze mit

Software im Industrie-4.0-Markt steigern sich von787Mio.€ im Jahr 2015 auf 1,2Mrd.€ im Jahr2017. Für 2018 wird ein weiterer Anstieg um 24Prozent auf 1,5Mrd.€ prognostiziert. Das größteSegment sind derzeit die IT-Services. 2015 wurdein diesem Bereich ein Umsatz von 2,4Mrd.€ er-zielt, 2016 stieg er um 21 Prozent auf 2,9Mrd.€.2017 wird ein Plus von 22 Prozent auf 3,6Mrd.€vorausgesagt. Bis 2018 sollen die Umsätze mit IT-Dienstleistungen um weitere 24 Prozent anstei-gen. Einen weitaus kleineren Anteil am Gesamt-volumen hat die Hardware, also Sensoren, Server,Speicher, Netzwerke und andere Geräte für die In-dustrie 4.0. Ihr Anteil lag 2015 bei 868Mio.€ undwächst bis 2018 voraussichtlich auf 1,3Mrd.€.

(mst/Bitkom e.V.) �

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Steigerung in allen Bereichen...Fortsetzung von Seite 1

Mehr Besucher, mehr Internationalität, mehr Lösun-gen: So lasse sich die Hannover Messe 2017 zusam-menfassen, sagte Dr. Jochen Köckler (2.v.r.), Mitglieddes Vorstands der Deutschen Messe, im Rahmen derAbschluss-Pressekonferenz.

Der Umsatz mit Industrie-4.0-Lösungen hat in den vergangenen Jahren einen rasanten Anstieg erlebt und auchin diesem Jahr sowie im nächsten Jahr soll er laut Bitkom weiter ansteigen.

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Das Besondere: Die Ergonomiebe-wertung erfolgt in Echtzeit undbasiert ausschließlich auf Kame-

radaten. Das System verzichtet gänzlichauf Marker sowie Sensoren und nutztausschließlich 3D-Kameras, um Körperund Hände zu erfassen. Zudem soll dieneue Technologie Bewegungen direktanalysieren und bewerten. Auch das istmit bisherigen Systemen nicht möglich.Um zu beurteilen, wie ergonomisch dieBewegungsabläufe sind, muss anschließend einExperte die Aufnahmen auswerten. Das ist teuerfür die Unternehmen und ungünstig für die Ar-beiter, die dadurch tage- oder wochenlang aufFeedback warten müssen. Das neue Kamerasys-tem soll die Bewegungen automatisch analysie-ren – und zwar in Echtzeit. Dabei erkennt esnicht nur unergonomische Bewegungen, son-

dern bietet auch Alternativen an. So erhalten dieArbeiter direktes Feedback. „Wir entwickeln einmobiles System. Sobald sich ein Mitarbeiter dierichtigen Bewegungsabläufe angewöhnt hat,können die Kameras wieder abgebaut und aneinem anderen Montage-Arbeitsplatz genutztwerden“, sagt Sebastian Brede, Projektleiter am IPH. (mst/IPH) �

Mit der Kamera gegen Rückenschmerzen

Falsche Bewegungen am Arbeitsplatz können krank machen. Um dem vorzubeugen, ent-wickeln Wissenschaftler des Instituts für Integrierte Produktion Hannover (IPH) eine 3D-Kamera, die Bewegungsabläufe erfasst und ungesunde Körperhaltungen korrigiert.

Plattform Industrie 4.0: Unterstützung des

Mittelstandes

In den Bereichen Standardisierung, IT-Sicher-heit und Unterstützung des Mittelstandes habedie Plattform Industrie 4.0 gute Fortschritte er-zielt. Im Rahmen der Hannover Messe wurdendie Ergebnisse und Handlungsempfehlungender Plattform vorgestellt. Präsentiert wurdenneue Angebote, die insbesondere die Industrie-4.0-Umsetzung kleiner und mittlerer Unterneh-men unterstützen. Die Leitung der Plattformblickte zudem nach vorne – dabei stehen Lö-sungsansätze bei den Schlüsselthemen IT-Si-cherheit und Standardisierung im Vordergrund,die mit internationalen Partnern erarbeitet wer-den. Zudem soll das ReferenzarchitekturmodellRami 4.0 in die Praxis überführt und interna-tional verbreitet werden. Gemeinsam mit demIndustrial Internet Consortium (IIC) wurde aufder Messe das Exponat ‘Interoperable Trust-worthy Global Security Solution’ präsentiert,das zeigen soll, wie trotz verschiedener Sicher-heitsumfelder, eine integrative und sichere IT-Lösung für die Kommunikation über Unter-nehmensgrenzen hinweg funktionieren kann.Zusammen mit der japanischen Robot Revolu-tion Initiative veröffentlichte die Plattform be-reits zur Cebit ein programmatisches Papier zuSicherheitsfragen. (mst/BMWi)

BDI: Digitalisierung durchmehr Investitionen in

Bildung fördern

Der Präsident des Bundesverbandes derDeutschen Industrie (BDI), Dieter Kempf,warnte anlässlich des Tags der Arbeit vorrückwärtsgewandter Politik und forderte alleParteien auf, sich im Wahlkampf stärker mitden Chancen für junge Menschen zu be-schäftigen: „Statt Rente mit 63 brauchen wirzielgerichtete Investitionen in Bildung, Aus-und Weiterbildung entlang den Anforderun-gen der Digitalisierung. Dazu zählen auchflexiblere Beschäftigungsformen, die Arbeit-nehmern Vorteile bringen und Arbeitsplätzesicherer machen“, sagte er. „Die Politik inBund und Ländern müsse sich darauf ein-stellen, dass die digitale Transformation un-sere Arbeitswelt fundamental verändernwerde, erklärte Kempf. Die Vermittlung vondigitalen Kompetenzen müsse integraler Be-standteil in der Aus-, Fort und Weiterbildungvon Lehrerinnen und Lehrern sein, forderteKempf. Auf allen Stufen des deutschen Bil-dungssystems bestehe erheblicher Verbesse-rungsbedarf. (mst/BDI e.V.)

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Unter anderem sollen Unternehmen mit derSoftware-as-a-Service-Lösung ‘IoT Central’IoT-Lösungen schneller entwickelt und be-

reitstgestellt werden können, indem die Komple-xität reduziert wird. Ausgewiesene Cloud-Exper-tise ist für die Arbeit mit dem Konfigurationsser-vice somit nicht mehr nötig. Mit der Auslieferungwill Microsoft in den kommenden Monaten be-ginnen. Des Weiteren steht mit ‘Azure IoT SuiteConnected Factory’ eine vorkonfigurierte Indus-trie-4.0-Lösung für die Verbindung der Microsoft-Cloud zu Geräten, die mit OPC UA und OPCClassic arbeiten, zur Verfügung. Über OPC UA

können Unternehmen ihre Maschinen und Ge-räte über die Cloud vernetzen und zentral steu-ern. Die Lösungen bauen auf die Cloud-Con-nectivity-Lösung auf, die Microsoft bereits aufder Hannover Messe 2016 vorgestellt hat. DieKomponenten dieser Verbindung wurden seit-dem in Zusammenarbeit mit der OPC Founda-tion als Cross-Platform- und Open-Source-Lö-sung auf GitHub veröffentlicht. Mit ‘Azure TimeSeries Insights’ steht außerdem ein Clouddienst

für das Speichern, Abfragen und Visualisieren vonZeitreihenanalysen mit Azure zur Verfügung. Die-ser spürt z.B. in Börsenkursen Anomalien auf. Da-rüber hinaus bietet Azure ‘Stream Analytics (ASA)on Eedge Devices’ Unternehmen die Möglichkeit,Stream-Analysen in nahezu Echtzeit auch danndurchzuführen, wenn die Konnektivität in dieCloud limitiert ist. Weiterhin unterstützt ‘AzureIoT’ ab sofort die industrieweiten Standards De-vice Identity Composition Engine (DICE) undHardware-Sicherheitsmodul (Hardware SecurityModule, HSM).

(mst/Microsoft Deutschland GmbH) �

Einstieg in das Internet der DingeNeue Services von Microsoft

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Microsoft hat sein Angebot für IoT-Services erweitert und will Unternehmen so denEinstieg in das IoT sowie die Entwicklung eigener IoT-Lösungen erleichtern.

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Hochschulabsolventen und Young Professio-nals in der Elektro- und Informationstech-nik haben gute Berufschancen. Das zeigt

der VDE-Tec-Report 2017, eine Umfrage unterden 1.300 VDE-Mitgliedunternehmen und Hoch-schulen der Elektro- und Informationstechnik desTechnologieverbandes VDE. 92 Prozent der Be-

fragten sind von den Karriereperspek-tiven von Elektroingenieuren und IT-Ex-perten überzeugt. Fast ebenso viele er-warten, dass der Trend zu New Mobi-lity, Smart Grids, Smart Cities sowie In-dustrie 4.0 den Bedarf an Elektroinge-nieuren und IT-Experten weiter erhö-hen (89 Prozent) und der internatio-nale Wettbewerb um Fachkräfte derElektro- und Informationstechnik sichweiter verschärfen (91 Prozent) wird.

83 Prozent rechnen darüber hinaus damit, dassder Anteil der Elektroingenieure und IT-Experten inUnternehmen weiter wachsen wird.

Fachkräfte für F&E, Engineering und Software gesucht

Doch das Berufsbild wandelt sich und erfordertneue, interdisziplinäre Ansätze. Dass Unterneh-men ihren Bedarf an Ingenieuren und Informati-kern in den nächsten Jahren ohne Probleme aus-reichend decken können, glauben daher nur neunProzent. Gesucht werden laut der Studie Elektroin-genieure. Engpässe beim wissenschaftlichen Nach-wuchs in der Elektrotechnik an Hochschulen be-klagen 60 Prozent aller Befragten und sogar 75Prozent der Hochschulen. (mst/VDE e.V.) �

VDE: Digitaler Wandel durch Bildungsoffensive

Bild: VDE Verband der Elektrotechnik

Laut der Studie der Hochschule Karlsruheund des Fraunhofer-Instituts für System-und Innovationsforschung ISI, die vom VDI

in Auftrag gegeben wurde, gaben im Jahr2015 etwa drei Prozent der Unternehmen an,Rückverlagerungen durchzuführen – bezogenauf das gesamte deutsche verarbeitende Ge-werbe seien dies 500 bis 550 Rückverlagerun-gen pro Jahr. Gleichzeitig blieben die Verlage-rungen mit ca. neun Prozent der befragten In-dustriebetriebe seit 2009 auf einem gleichblei-benden Niveau. Deutlich gewandelt hat sich

laut Studie das Bild bezüglich der Herkunftsre-gionen von Rückverlagerungen. Die meistenRückverlagerungen kommen nun zu 32 Pro-zent aus den ‘alten’ EU-Kernstaaten (EU 15).Dies sei ein Anstieg um immerhin 23 Prozent-punkte seit dem Jahr 2009. In der Digitalisie-

VDI: Digitalisierung bringt die Produktion zurückVerlagerungen bleiben auf gleichem Niveau

Bild: Erhebung: Modernisierung der Produktion 2015 (Fraunhofer ISI)

Neben der wachsenden Anzahl an benö-tigten hochqualifizierten Ingenieuren fürdie digitale Zukunft von Industrie 4.0 bisElektromobilität, wandelt sich auch dasgeforderte Know-how. Die VDE-Mitglieds-unternehmen sehen beide Punkte alsgrößte Hürde auf dem Weg zur erfolgrei-chen digitalen Transformation und forderneine digitale Bildungsoffensive.

Im Rahmen der Hannover Messe hatVDI-Direktor Ralph Appel eine Studie zuden Auswirkungen der Digitalisierungauf den Produktionsstandort Deutsch-land vorgestellt. Demnach wirkt sich derEinsatz von Digitalisierungstechnolo-gien positiv auf die Rückverlagerungder Produktion nach Deutschland aus.

Online-Ju-RAMI 4.0: Unterstützung bei der juristi-

schen Einordnung

Die Vernetzung in der Industrie 4.0 wirftauch Fragen nach dem rechtlichen Rahmenvon intelligenten Maschinen und Systemenauf. In dem vom Bundesministerium fürWirtschaft und Energie (BMWi) geförder-ten Technologieprogramm ‘Autonomik fürIndustrie 4.0’ hat die Begleitforschungdaher in Zusammenarbeit mit Eric Hilgen-dorf von der Universität Würzburg dieerste Online-Version des juristischen Refe-renzmodells für die Industrie 4.0 erstellt.Mit ‘Ju-RAMI 4.0’ sollen auch juristischeLaien eine Orientierung dabei erhalten, wel-che juristischen Rahmenbedingungen sie beitechnischen Entwicklungs- und Produkti-onsprozessen beachten müssen. Das Refe-renzmodell soll es ermöglichen, rechtlicheRisikobereiche, Schädigungen und Gefähr-dungen über den gesamten, vernetztenWertschöpfungsprozess einzuordnen. Eswerden Beispiele aus der Rechtsprechungbenannt und erläutert sowie exemplarischjuristische Fallanalysen im Detail durchge-führt. Aus der Risikoanalyse werden Hand-lungsempfehlungen abgeleitet. Am Endeeines jeden Risikobereichs finden die Nut-zer die wesentlichen Rechtsgebiete, die eszu berücksichtigen gilt. (mst/BMWi)

rung ‘fortgeschrittene’ Betriebe verlagernzudem zehnmal häufiger Teile ihrer Produktionwieder nach Deutschland zurück als die Be-triebe, die in der Produktion keine Digitalisie-rungstechnologien nutzen.

(mst/VDI e.V.) �

Laut einer Studie des VDE haben drei Prozent der Unternehmen angegeben, die Produktion zurück nach Deutsch-land zu verlagern. Dies entspricht etwa 500 bis 550 Betrieben.

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Die unter Beteiligung von Consol ent-standene Multi-Client-Studie ‘Industrie4.0’ beruht auf der Befragung von 339

IT-Verantwortlichen in der DACH-Region. Ge-genwärtig stuft rund ein Drittel von ihnen (36Prozent) die Relevanz von Industrie 4.0 als‘hoch’ und ‘sehr hoch’ ein. Nicht überraschendsei laut Studie, dass vor allem große Unterneh-men mit mehr als 1.000 Mitarbeitern sich mitder Thematik befassen (44 Prozent). Das Inte-resse der Fachbereiche Produktion, Fertigungund Konstruktion an dem Thema sei entgegenaller Erwartungen unterdurchschnittlich, dennnur zwei Prozent der Befragten betrachten dieRelevanz von Industrie 4.0 aktuell als ‘sehrhoch’ und nur 20 Prozent als ‘hoch’. Auch beider Einschätzung der künftigen Bedeutung vonIndustrie 4.0 liegen diese Fachabteilungen weitunter dem Durchschnitt: Nur 53 Prozent be-werten sie als ‘wichtig’ oder ‘sehr wichtig’,während die Gesamtheit der Befragten denStellenwert des Themas mit 65 Prozent stärkergewichtet.

Gigantisches Potenzial

Tatsächlich berge Industrie 4.0 ein gigantischesPotenzial, denn im globalen Wettbewerb rei-chen klassische Produktionsprozesse nicht

mehr aus; für Unternehmen aller Branchen seies in Zukunft imperativ, Kosten zu senken, dieTime-to-Market zu verbessern, die Agilität zuerhöhen, Prozesse zu beschleunigen und Kun-den stärker in den Mittelpunkt zu stellen. Die-ser Kraftakt setzte die Integration der IT in dieindustrielle Produktion voraus, wobei moderneTechnologien wie Big Data, IoT und Analyticseine zentrale Rolle spielen.

Unternehmen bestätigen Erfolg

Die Unternehmen, die Industrie-4.0-Projektebereits umgesetzt haben, bestätigen den Erfolgdieser Integration: Ein hoher Anteil von 91Pro-zent ist mit den Ergebnissen ‘sehr zufrieden’(21 Prozent), ‘zufrieden’ (45 Prozent) oder‘eher zufrieden’ (25 Prozent).

Produktion mit Handlungsbedarf

Um fit für die vierte industrielle Revolution zuwerden, sehen 56 Prozent der Befragten dengrößten Handlungsbedarf in den BereichenProduktion, Fertigung und Konstruktion. Aller-dings denken 44 Prozent, dass ihre aktuelle IT-Infrastruktur die Herausforderungen nichtmeistern kann, die die Industrie 4.0 an siestellt. Und ein weiterer Aspekt spielt eine wich-

tige Rolle bei der Modernisierung der IT: dieVerbesserung der Sicherheit. 48 Prozent derbefragten IT-Verantwortlichen befürchten Ha-cker- und DDoS-Angriffe auf ihre Systeme,damit einhergehende Produktionseinbußenoder -ausfälle (30 Prozent), Industriespionage(30 Prozent) sowie den Verlust der Wettbe-werbsfähigkeit (26 Prozent).

Fehlendes Know-how

Ein weiteres Hindernis bei der Umsetzung vonIndustrie-4.0-Projekten ist das fehlende Know-how der eigenen Mitarbeiter: 21 Prozent derBefragten sehen darin die größte organisatori-sche Herausforderung. Als zweitgrößte Hürdewird die Umstrukturierung der Unternehmens-organisation gesehen (18 Prozent). Unabhän-gig von diesen Herausforderungen spielen dieIT-Abteilungen im Gros der Unternehmen diefederführende Rolle, wenn es um Industrie 4.0geht. So hat in 73 Prozent der Firmen der IT-Leiter, der CIO oder der IT-Vorstand den Hutbei der Modernisierung der Produktion auf. InGroßunternehmen liegt dieser Wert sogar bei95 Prozent. Kaum ein Unternehmen werdelaut IDG die Industrie 4.0 eigenständig umset-zen können: Die Zusammenarbeit mit einemexternen Dienstleister liegt nahe. TechnischesKnow-how steht bei 46 Prozent der Befragtendabei an erster Stelle. Für 40 Prozent spieltVertrauen in den Partner eine große Rolle, für36 Prozent ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.Zudem legen 32 Prozent großen Wert auf Pro-zess-Know-how und Branchenkompetenz.

„ Nicht auf lange Bank schieben“

„Von Sicherheitsbedenken und fehlenden Si-cherheitsstandards über mangelndes Mitarbei-ter-Know-how bis hin zur Notwendigkeit, dieUnternehmensorganisation anzupassen, gibtes viele Hürden, um Industrie 4.0 umzuset-zen“, erklärt Henning von Kielpinski, LeiterBusiness Development bei Consol Software inMünchen. „Dennoch können es sich Unterneh-men angesichts des wachsenden Drucks imglobalen Wettbewerb kaum leisten, das Projektauf die lange Bank zu schieben, denn Kosten-senkung und Agilität sind essenziell, um lang-fristig am Markt zu bestehen. Industrie-4.0-Projekte und moderne Technologien wie IoT,Big Data und Analytics sind dafür die Voraus-setzung.“

(mst/IDG Communications Media AG) �

Industrie 4.0 nimmt langsam Konturen anIDG-Studie: Durchbruch erst in einigen Jahren

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Eine Studie von IDG Research Services bestätigt: Industrie 4.0 gewinnt an Bedeu-tung. Die Relevanz werde in einem Drittel der Betriebe als ‘hoch’ eingestuft. Aller-dings rechnet der Marktforscher erst in einigen Jahren mit einem Durchbruch.Zudem gibt es Bereiche, bei denen die Erwartungen unterdurchschnittlich seien.

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Der ‘Industrie 4.0 Maturity Index’ beruht aufeinem mehrdimensionalen Reifegradmo-dell: Anhand dessen können Unternehmen

ihren Status Quo analysieren und ihre Industrie-4.0-Strategie ableiten. Der Index entstand ineinem interdisziplinären Konsortium aus For-schungseinrichtungen und Unternehmen unterdem Dach von Acatech und unter der Federfüh-rung des FIR an der RWTH Aachen. Zeitgleichwurde das ‘Industrie 4.0 Maturity Center’ in Aa-chen gegründet. Es soll Unternehmen bei der An-wendung des Index beraten und bündelt als of-fene und neutrale Plattform die Nachfolgeaktivi-

täten. „Es herrscht Auf-bruchsstimmung. Das Ziel-bild der Industrie 4.0 wird

von vielen geteilt und international sehr nachge-fragt. Unternehmen suchen nun ihre individuelleUmsetzungsstrategie. Unser Industrie 4.0 MaturityIndex gibt ihnen dafür neutrale, frei verfügbareAnalyseinstrumente an die Hand. Mit dem Indus-trie 4.0 Maturity Center entsteht eine Anlaufstellefür alle, die diesen Leitfaden nutzen wollen“,sagte Acatech-Präsident Henning Kagermann.

Leitfaden und Fallbeispiele

Der ‘Industrie 4.0 Maturity Index’ betrachtet Un-ternehmen aus technologischer, organisatorischer

und kultureller Perspektive. Sechs Entwicklungsstu-fen sollen zeigen, wie Daten im Unternehmen ge-wonnen, analysiert und nutzbar gemacht werdenkönnen.

Fallbeispiele als Unterstützung

Fallbeispiele zeigen, wie der Index den Wandelzum Industrie-4.0-Unternehmen unterstützt: EinUnternehmen reduziert Maschinenausfälle, indemes die beteiligten Geräte vernetzt,  so dass mögli-che Wartungsbedarfe früh angezeigt werden. EinTechnologiekonzern spart durch einen digitalenLeitstand Zeit und Kosten, indem er digitale Pro-zesse in der Produktentwicklung verknüpft.

(mst/Acatech e.V.) �

Praxisorientierter Leitfaden für UnternehmenDer ‘Industrie 4.0 Maturity Index’ von Acatech

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Obwohl zwei Drittel aller Befragten die dis-ruptiven Auswirkungen der Digitalisie-rung im eigenen Unternehmen spüren,

gaben die Hälfte der Automobil- und 60 Prozentder Maschinen- und Anlagenbauunternehmenan, dass Investitionen in diesem Bereich bishernicht ausreichend in ihrer Unternehmensstrategieberücksichtigt würden. Weiterhin sei eine großeMehrheit der befragten Industrieunternehmen (94Prozent) überzeugt, dass digitale Technologienund das industrielle Internet der Dinge (IIoT) ihrGeschäft radikal verändern werden.

Mangel an Kompetenzen

Jedoch mangele es an entsprechenden Kompe-tenzen in denjenigen Bereichen, die immer stärkervom Einsatz digitaler Technologien abhängig sind,so die Studie weiter. 95 Prozent der im Automo-bilbau und der Zulieferindustrie sowie im Maschi-

nen- und Anlagenbau befragten Unternehmensind überzeugt, dass es entweder entscheidendoder zumindestens von großer Bedeutung sei, Ge-schäftsmodelle rund um ‘Products-as-a-Service’aufzubauen. Jedoch sehen sich nur eine von zehnAutomobilfirmen und jeder fünfte Maschinen-und Anlagenbauer für diesen Schritt gut vorberei-tet.

Konsequenzen drohen

Welche Konsequenzen ausbleibende Investitionenin digitale Technologien für das Unternehmenser-gebnis nach sich ziehen könnten, zeigt die Studie‘Innovation-Driven Growth’. So sollten führendeUnternehmen sich nicht allein darauf konzentrie-ren, ihre Produkte oder Dienstleistungen weiter zuverbessern. Stattdessen sollten sie Innovationenmit dem Ziel entwickeln, differenzierte Kundener-lebnisse zu ermöglichen. Die im Rahmen der

‘Technology Vision 2017’ befragten Unternehmensehen mit der Künstlichen Intelligenz (KI) eineneue Ära des Computerzeitalters erreicht. Die Un-ternehmen erwarten, dass Künstliche Intelligenzdie Art und Weise, in der sie Informationen überihre Kunden generieren und mit diesen interagie-ren, revolutionieren wird. Die befragten Unterneh-men der Automobilindustrie wollen ihre Investi-tionen in KI in den nächsten drei Jahren vor allemauf die Bereiche ‚ Deep Learning’ und Videoana-lyse fokussieren. Im Gegensatz dazu liegen die In-vestitionsschwerpunkte der Maschinen- und An-lagenbauer bei der KI auf den Bereichen Prozess-automatisierung durch Roboter und dem maschi-nellen Sehen. Zwar sei die KI laut Studie eineSchlüsseltechnologie für den geschäftlichen Erfolgin der heutigen digitalen Wirtschaft, doch sehensich Industrieunternehmen bei der Umsetzungvon KI-Anwendungen mit einer Vielzahl an He-rausforderungen konfrontiert. (mst/Accenture) �

Mehr digitale Investitionen nötigAccenture-Studie: Verlust von Marktanteilen droht

Viele Unternehmen zögern mit dem Aufbruch in die Industrie 4.0,weil ihnen ein handfester Leitfaden fehlt. Die Deutsche Akademie derTechnikwissenschaften (Acatech) hat daher im Rahmen der HannoverMesse den ‘Industrie 4.0 Maturity Index’ vorgestellt. Entlang einessechsstufigen Reifegradmodells soll dieser eine Richtschnur für Un-ternehmen bilden, die ihre individuelle Roadmap entwickeln möch-ten. Ein neu gegründetes ‘Industrie 4.0 Maturity Center’ unterstütztUnternehmen bei der Anwendung des Indexes.

Viele Industrieunternehmen investieren laut einer Studie von Accenture zu wenig in digitale Technologien und drohen dadurchMarktanteile zu verlieren. Im Rahmen der Studie ‘Accenture Technology Vision 2017‘ wurden 102 Führungskräfte in der Automo-bilindustrie und 562 Führungskräfte im Maschinen- und Anlagenbau weltweit befragt.

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Auch wenn momentan häufig eherdie Auswirkungen dieses Entwick-lungsschubs auf die Industrie- und

Produktionsunternehmen im Fokus der Dis-kussion stehen – eins ist klar: Das Internetder Dinge wird auch den Büro-Arbeitsplatzgravierend verändern.

Gefahr oder Zuwachs an Arbeitsqualität?

Die Art, wie wir arbeiten, verändert sichderzeit massiv – getrieben durch die inter-nationale Zusammenarbeit, die Mobilitätder Mitarbeiter und deren Anspruch aufmehr Flexibilität sowie durch die damit ein-hergehende Veränderung der organisatori-schen Strukturen und der Unternehmens-prozesse. Die Angst, das Internet of Thingswürde den Arbeitsplatz so verändern, dassMitarbeiter gezwungenermaßen ihre ge-wohnte Arbeitsweise anpassen müssten, istaus meiner Sicht unbegründet. Diese Anpassungpassiert längst – die Mitarbeiter selbst sind einerder zentralen Motoren dafür, weil sie die techno-logischen Möglichkeiten nicht nur privat, sondernauch beruflich nutzen möchten. Die Möglichkei-ten, die das Internet of Things eröffnet, führeneher dazu, dass der Arbeitsplatz sich künftig besseran den Bedürfnissen der Mitarbeiter ausrichtet. IoTwird es Mitarbeitern ermöglichen, ihren Work-space noch individueller und flexibler zu gestaltenund durch automatisierte Prozesse Zeit zu sparenund so auch Produktivität zu gewinnen.

Heizung, Beleuchtung, Konferenzsys-teme, Bürostuhl, etc.

Beispiele für diese Erleichterungen sind etwa dieMöglichkeit, sich in Echtzeit einen Überblicküber aktuell genutzte Meetingräume und Ar-beitsplätze verschaffen zu können, automatischeingestellte Heizungen und angehende Beleuch-tung, sobald das Büro betreten wird. Auch einBürostuhl, der sich nach der Erfassung der Kör-permaße automatisch ergonomisch passendausrichtet, ist keine unvorstellbare Zukunftsmu-sik. Genauso wenig wie eine automatisierte Rol-ladensteuerung, Telefonanlagen, die alle Konfe-renzteilnehmer selbst anwählen und in den Callholen, sobald der Termin ansteht. Und natürlich

geht es auch darum, dass die mit Sensoren undAktoren ausgestatteten und über das Internetvernetzten Geräte im Sinne einer PredictiveMaintenance selbst bekannt geben, wenn siegewartet werden müssen, Ersatzteile benötigenoder Material, z.B. Druckertoner, nachgefülltwerden soll.

Das Smart Office ist überall

Weiter gefasst, nicht nur die klassischen Büro-räumlichkeiten selbst betrachtet, sind künftigprinzipiell sämtliche Geräte mit Display als Ar-beitsgeräte nutzbar, vom Fernseher über dasDisplay im Auto bis hin zum Bildschirm amKühlschrank und an der vernetzten Kleidung(Stichwort Smart Clothing, Wearables). Das IoTwird den Arbeitsplatz also noch deutlich stär-ker erweitern als es mit heutigen Mobilgerätensowieso schon möglich ist. Für die Mitarbeitergeht mit den Möglichkeiten des Internet ofThings mehr Flexibilität und Produktivität ein-her. Unternehmen, die die Daten der vernetz-ten Geräte auswerten, können durch gezielteVeränderungen Effizienzsteigerungen, z.B. beider Auslastung von Meetingräumen, herbei-führen und so die Kosten senken. Sie könnendie Nutzung der Geräte erfassen und damitden Ressourceneinsatz besser steuern.

Herausforderungen: Manage-ment und Sicherheit

Damit einher geht die Frage nach der Ver-waltung all der vernetzten Geräte und derSicherheit. Jedes dieser Geräte läuft miteinem Betriebssystem, muss gemäß denUnternehmensanforderungen organisiertund verwaltet sowie mit Updates versorgtwerden, muss den rechtlichen Rahmenbe-dingungen entsprechen und vor allemauch (Daten-) Sicherheit gewährleisten. Fürden Endbenutzer stellt sich die Frage derVerwaltung genauso wie für die IT. Wieverbinden sich all die Geräte mit demUser? Die Antwort ist wiederum ein mobi-les Gerät, z.B. ein Tablet, das als ‘Fernbe-dienung’ dient. Die IT wiederum benötigtein Managementtool bzw. ein Workflow-Modellierungstool, um diesen erweitertenWorkspace für die Mitarbeiter bereitstellenzu können. Und nicht zuletzt ist das Thema

der Sicherheit die wichtigste zu beantwortendeFrage. Neun von zehn deutschen Unternehmensehen laut VDE Trendreport die IT-Sicherheit als er-folgskritisch für IoT und Industrie 4.0 und damitauch als größte Barriere für die Ausbreitung des In-ternets der Dinge.

Standardisierung nötig

Voraussetzung, um Verwaltung und Sicherheitzufriedenstellend lösen zu können, ist ein Stan-dard für das Internet of Things. Derzeit nimmtzwar die Anzahl der Internet-of-Things-Lösungenin den verschiedensten Bereichen – Office, Indus-trie, Home, Health Care, etc. – ständig zu, einStandard für die Kommunikation und den über-greifenden Datenaustausch fehlt aber noch. DerInternet of Things Council, ein Gremium aus For-schern, Beratern und Schulungsanbietern, setztfür die Entwicklung eines innovativen, techni-schen Standards auf einen kollaborativen Weg,wie er etwa im Open-Source-Bereich schon er-folgreich ist. Es gibt also noch viel Diskussions-,Entscheidungs- und Handlungsbedarf. Auch beiMatrix42 sollen die Vorteile des IoT ausgeschöpftwerden. Wir sehen uns auch diesbezüglich unse-rem Motto ‘Smarter Workspace – Better Life’ ver-pflichtet und werden daher an entsprechendenLösungen arbeiten. �

Mehr Smartness am Arbeitsplatz durch IoTGastkommentar von Oliver Bending, CEO bei Matrix42

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Ende 2016 gab es laut Gartner 6,4Mrd. vernetzte Dinge. McKinsey prognostiziert, dass das Internet der Dinge bis 2025 einenweltweiten, wirtschaftlichen Mehrwert von bis zu 11Bio.US$ oder rund 11 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung schaffenkann. Die überwiegende Mehrheit (72 Prozent) der Mitglieder des VDE ist, den Ergebnissen des VDE Trendreports 2016 entspre-chend, überzeugt, dass das Internet der Dinge in zehn Jahren konkret da ist.

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Einige zentrale Fragestellungen der produzie-renden Unternehmen zu Industrie 4.0 lauten:Wie kann man innerhalb kürzester Zeit eine

Fertigungsstraße einrichten und umstellen? Undwie lassen sich neue Produkte maschinell in kleins-ten Losgrößen fertigen? Im Endergebnis geht esauch darum, die Arbeitsplätze in einem Hochlohn-land wie Deutschland langfristig zu erhalten.Darum ist die Entwicklung von praxistauglichenSzenarien für Industrie 4.0 so wichtig. ERP-An-wendungen wie etwa proALPHA spielen beim In-dustrie-4.0-Konzept eine zentrale Rolle: Als digita-les Rückgrat der Unternehmens-IT verbinden siedie verschiedenen Datenströme aus Maschinen,Systemen und Unternehmensbereichen. ERP ko-ordiniert Prozesse, taktet kurzfristige Änderungenein oder bereitet relevante Informationen aus derFertigung entscheidungsorientiert auf. Darauf ba-sierend entstehen neuartige Industrie-4.0-Lösun-gen. Forschungskooperationen bieten den Raum,um neue Ideen vorab zu testen.

SmartFactoryKL: Industrie-4.0-Ideenauf dem Prüfstand

Die herstellerunabhängige Technologie-InitiativeSmartFactoryKL betreibt am Deutschen For-schungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI)in Kaiserslautern eine industrietaugliche Anlage.Dabei handelt es sich um eine Art ‘Sandbox’, mit

der Anlagenteile, Steuerungselemente und Kom-ponenten unterschiedlicher Hersteller getestetwerden können. Ziel ist es, allgemeingültige Stan-dards für smarte Fabriken zu entwickeln. Alle Sze-narien der SmartFactoryKL werden nach Kosten-Nutzen-Aspekten betrachtet und müssen sich imPraxisbetrieb beweisen. Auf der Anlage wird bei-spielhaft ein Produkt gefertigt: Ein kundenspezi-fisch individualisierbares Visitenkartenetui, bei demDeckelfarbe, Lasergravur und Inlay variabel sind.Auch Zusätze können bestellt und an das Etuimontiert werden. Das Etui trägt über einen RFID-Tag dabei alle Informationen mit sich und weistdie Produktionsmodule an. Die Produktionssteue-rung läuft zentral über das proALPHA ERP undden Produktkonfigurator. Über Webservices lassensich individuelle Produkte bestellen und die Auf-träge an die Produktion übermitteln. Der Kundekann dabei von jedem Ort aus bestellen und inEchtzeit verfolgen, auf welcher Produktionsstufesich seine Visitenkartenetuis befinden.

Industrie-4.0-Lösungen vom Mittel-stand für den Mittelstand

Die Smart Electronic Factory (SEF) entwickelt In-dustrie-4.0-fähige Lösungen für die Anforderun-gen des Mittelstandes. Der Verein ist ein Zusam-menschluss aus Software- und Industrieunterneh-men mit Nähe zur Elektronikindustrie. Zu den

Gründungsmitgliedern gehören neben der Tech-nischen Hochschule Mittelhessen die limtronikGmbH und auch proALPHA. Der Verein betreibt inLimburg Lahn die deutschlandweit einzige De-monstrationsplattform, die Industrie-4.0-Szenarienund -Anwendungen unter realen Produktionsbe-dingungen entwickelt und erprobt. Entscheidendsind bei allen Demo-Cases der Praxisbezug unddie Wirtschaftlichkeit für den Mittelstand. Die Test-anlage ist die offizielle Industrie-4.0-Plattform fürdeutsche Verbände und Industrie-Gewerkschaf-ten. proALPHA ERP bildet dabei das zentraleSteuerungselement und digitalisiert, visualisiertund optimiert die Prozesse.

Von der Echtzeit-Lokalisierung zur di-gitalen Produktionsanlage

Das Center Enterprise Resource Planning (CERP) istein forschungsorientierter Interessenverbund. Dortarbeiten proALPHA sowie weitere ERP- und Indus-trie-4.0-Spezialisten eng mit der Rheinisch-West-fälischen Technischen Hochschule Aachen zusam-men – insbesondere mit dem dortigen ClusterSmart Logistik und dem Forschungsinstitut für Ra-tionalisierung (FIR). Das FIR betreibt auf demCampus eine Demo-Fabrik, die reale Güter fertigtund Industrie-4.0-Szenarien entwickelt. Ein Bei-spiel für ein über alle Produktionsstufen hinwegvernetztes Industrie-4.0-System ist der gemeinsammit proALPHA und weiteren Partnern entwickelteneue Logistik-Demonstrator. Auch dort arbeitetdas ERP-System als digitale Steuerungszentrale.Der Logistik-Demonstrator zeigt in Echtzeit undunternehmensübergreifend von jedem Ort aus,wo sich ein Auftrag innerhalb der Wertschöp-fungskette befindet. Dazu erfassen Sensoren undTags Daten zu Aufenthaltsort und Fertigungsstatusdes jeweiligen Werkstücks und übermitteln sie andas ERP-System. Auf Monitoren sehen Besuchersofort den aktuellen Stand des jeweiligen Auf-trags. So ist es für Unternehmen möglich, bei un-erwarteten Ereignissen schnell einzugreifen.

Industrie 4.0 – mehr als nur Theorie

Dass Industrie 4.0 längst nicht nur ein Thema fürKooperationen zwischen Wissenschaft und Praxisist, zeigen die zahlreichen Unternehmen, die In-dustrie 4.0 bereits nutzen. Forschungskooperatio-nen bieten die Möglichkeit, weitere Szenarien zuerproben und neue Ideen zu entwickeln. �

Von der Idee bis zur wirtschaftlichen PraxisPraxistaugliche Lösung durch Fosrchungskooperationen

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Verschiedene Industrie-4.0-Lösungensind in den Produktionshallen bereits imEinsatz. So sichert der Elektrodrahther-steller Schwering & Hasse durch auto-matische Auswertung der Fertigungs-messdaten die Qualität trotz hoher Pro-duktionsgeschwindigkeit. Bei der Hydro-technik GmbH widerum kommuniziertein intelligenter Bestückungsautomat di-rekt mit dem ERP-System von proALPHA.Seitdem werden Fehlbestände und Pro-duktionsverzögerungen vermieden, wasdie Liefertermintreue auf über 95 Pro-zent erhöht hat. Doch Industrie-4.0-Sze-narien sind komplex. UnterschiedlicheBlickwinkel und Perspektiven erleichternihre Entwicklung. Deshalb engagiert sichproALPHA in verschiedenen Forschungs-kooperationen zu Industrie 4.0. Diese er-arbeiten praxistaugliche und wirtschaft-lich tragfähige Industrie-4.0-Lösungenfür die intelligente Fabrik und testen sieauf Herz und Nieren.

Autor: Michael Finkler,Business Development,proALPHA Business Solutions GmbH www.proalpha.de

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Das Familienunternehmen ist einer der größ-ten Baumaschinenhersteller der Welt.Neben Kränen und Bagger für Erdbewe-

gungen, Mining und maritime Zwecke gehörenu.a. auch Hausgeräte und Hotels zum Portfolio.Weltweit sind mehr als 41.000 Beschäftigte für dasUnternehmen tätig. Verschiedenen Analysen zu-folge gehört Liebherr auch zu den sichtbarsten Un-ternehmen im Social Web. Zuletzt listete das SocialMedia Ranking der Industrieplattform Induux dieUnternehmens-Gruppe auf dem bundesweit drit-ten Platz im Jahr 2017. Das B2B-Ranking beobach-tet Kanäle wie Facebook, Twitter oder Youtube ge-nauso wie LinkedIn, Flickr oder Instagram. Alleinauf Facebook hat Liebherr Construction mehr als338.000 Freunde. Dazu kommen die Haushaltsge-räteabteilung mit weiteren 172.000 sowie LiebherrMaritime mit fast 15.000 Freunden. Der Youtube-Kanal hat weitere 41.000 Abonnenten. Das belieb-teste Video der Firmengruppe wurde hier fast vierMillionen Mal geklickt. Dazu ist die Firmen-Gruppeauch bei Twitter (8.800 Follower) und Instagram(22.100 Abonnenten) aktiv.

Suche nach Monitoring-Tool

Aufgrund dieser Verankerung in den sozialen Netz-werken ist es kein Wunder, dass sich das Suchvo-lumen nach dem Keyword ‘Liebherr’ schon Ende2013 im Vergleich zum Vorjahr vervierfacht hatte.Das ist auf der einen Seite sehr erfreulich, bietetaber auch offene Flanken: „Wir stellen Hunderteverschiedene Produkte her“, sagt Tobias Ilg, Social

Media Manager im Bereich Unternehmenskom-munikation. „Will man all diese Modelle einschließ-lich eventueller Schreibfehler als Keywords verfol-gen, um mögliche Herausforderungen aufzude-cken, ist das eine riesige Aufgabe. Unsere Monito-ring-Systeme konnten dies schlichtweg nicht leis-ten.“

Keine E-Mail-Ketten mehr

Um auf Kundenanfragen, auf konkrete Problemeoder gar auf drohende Shitstorms unmittelbar rea-gieren und diese mit bereits vorhandenen Informa-tionen verknüpfen zu können, setzt Liebherr nacheiner ausführlichen Evaluationsphase daher auf Mi-crosoft Social Engagement (MSE), einem Social Lis-tening Tool von Dynamics CRM. Statt wie früherwenig effiziente E-Mail-Ketten, in denen Screen-shots von einer Abteilung an eine andere weiter-geleitet wurden, nutzt Liebherr dabei die Aufga-benverteilung und das Labeling in MSE, über dasStatusmeldungen und Anfragen getrackt und di-rekt über einen persönlichen Stream an die rele-vanten Kontakte verteilt sowie geprüft und beant-wortet werden können – ohne Zeitverlust und Pro-bleme mit Schnittstellen. Das Unternehmen ver-knüpft mit der Link-to-CRM-Funktion die überMSE gewonnenen Informationen zudem direkt mitseinem CRM-System und dort mit dem entspre-chenden Kunden oder Produkt. So bleibt der zu-ständige Key Account Manager auf dem aktuells-ten Stand. Schließlich baut das Unternehmen überdie Verknüpfung von MSE mit vorhandenen CRM-

und Collaboration-Systemen auch an einem um-fassenden Social-Knowledge-Netzwerk für die ge-samte Firmengruppe. Auf dieses Netzwerk könneneinzelne Abteilungen und Divisionen wie Sales, Af-tersales und Marketing zugreifen – in unterschied-lichem Umfang, der sich aus dem inhaltlichenBezug der Abteilung zu den Social-Media-Informa-tionen des Unternehmens ableitet.

Vorschläge in Stunden

„Da wir langfristig alle Systeme miteinander ver-binden werden, können wir schnell und effektivauf Kunden-Feedback reagieren. Wir wissen sofort,welche Produkte ein Kunde besitzt und wo sichder nächstgelegene Servicepartner befindet. Inner-halb weniger Stunden können wir dann mit einemkonkreten Lösungsvorschlag aufwarten“, sagt Ilg.Dabei wird Wert darauf gelegt, in dieser Kommu-nikation individuelle Antworten zu geben, dennStandardprobleme, die sich in Standardprozessenabbilden lassen, gibt es hier nicht. MSE hilft der Fir-men-Gruppe dabei, die Kommunikation als Zwei-Wege-Disziplin zu gestalten und dabei nahezusämtliche Facetten des Unternehmens einzubezie-hen. „Das System heißt Social Engagement, undwir geben uns nicht mit der reinen Beobachtungsozialer Netzwerke zufrieden. Für uns ist es ein So-cial-Customer-Relationship-Management-System;es ist die Zukunft von CRM.“ Da das Team die Per-formance des Unternehmens in sozialen Medienkontinuierlich überwacht und vom Teamleiter biszum Geschäftsführer kommuniziert, hat sich einmessbarer Wandel vollzogen, wie Tobias Ilg schil-dert.

Mehr Kundennähe

Das Feedback der Kunden fließt auch direkt indie Produktforschung und -entwicklung ein: Sostartete der B2C-Bereich beispielsweise auf derBasis der Social-Media-Erkenntnisse die ‘Designyour Fridge’-Aktion, an deren Ende farblich neugestaltete Kühlschränke standen. Auch im B2B-Bereich gibt es Beispiele für die Veredelung vonProdukten, etwa über die veränderte Positionvon Griffen an Türen von Hafenmobilkranenoder bei der Nutzung von Color-Verglasung beibestimmten Krantypen. �

Das Ohr am NetzMit Microsoft Social Engagement gegen Shitstorms

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Um ihre vielfältigen Kontakte in den sozialen Netzwerken zu pflegen und auf even-tuelle Shitstorms schnell und effizient reagieren zu können, setzt die Liebherr Fir-mengruppe auf Social Engagement mit Microsoft Dynamics CRM.

Autorin: Masa Matejic,Service Cluster Team Lead,Microsoft Deutschland GmbHwww.microsoft.com/de-de/dynamics365/home

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Was für die Füh-rung eines erfolg-reichen Unter-

nehmens vor ‘Industrie 4.0’galt, das gilt mehr denn jefür die Weichenstellung imDigitalisierungsprozess: OhneVisionen und eine Strategiesind Ziele nicht zu erreichen.Doch ein Blick in die Praxiszeigt, dass in der aktuellenSituation des wachsendenMarktdrucks längst nicht alleProduktionsunternehmenganzheitlich und langfristigdenken und bei ihren Pla-nungen wesentliche Faktorenvernachlässigen. Eine Grund-problematik ergibt sich ausder Tatsache, dass die Anfor-derungen an das Digitalisie-rungsprogramm eines Betriebs häufig entwederaus der Fertigung oder aus dem Business als Stell-vertreter des Marktes kommen. Die notwendige,umfassende Perspektive fehlt. Ist der Treiber bei-spielsweise die Produktion, besteht das Risiko,dass die Aktivitäten auf der Werkstattebene, bzw.bei einem Manufacturing-Execution-System (MES)und dessen Anbindung an ein Enterprise-Re-source-Planning (ERP)-System enden. In diesemSzenario wird am Ende – überspitzt dargestellt –gemessen was die Technik hergibt, die Daten wer-den zentral bereitgestellt und die IT-Systeme tref-fen alle möglichen Entscheidungen in einem voll-automatisierten Regelkreis. Damit einher gehengroße Erwartungen an enorme Produktivitätsstei-gerungen und Qualitätsverbesserungen, diedurchaus realisiert werden können. Der er-wünschte Effekt kann ohne gleichzeitige Absatz-erhöhungen, beispielsweise durch die Erschlie-ßung neuer Märkte, jedoch gar nicht eintreten.

Denker unter sich

Stammen die Digitalisierungsinitiativen hingegenvom Business, sozusagen als Stellvertreter desMarktes und der Kunden, besteht die Gefahr, dassdas Vorhaben vom Internet-of-Things (IoT) mitsämtlichen, ungefilterten Strömungen und durchdie Wünsche des Marktes getrieben wird. Dabeigeraten alle möglichen Techniken und Szenarienin den Fokus, die nicht selten in Piloten getestetwerden. In diesem Szenario fehlt wiederum vorallem auch die Berücksichtigung des innerbetrieb-

lichen Status quo der technischen Entwicklungund der aktuell genutzten und nutzbaren Mög-lichkeiten. Hier versäumen die Verantwortlichenim Definitionsprozess der Anforderungen undZiele den Blick nach innen und den (rechtzeitigen)Einbezug der Fertigung. Eine zusätzliche Schwä-che dieser „theoretischen Denkmodelle vom grü-nen Tisch“ ist, dass sie aufgrund der fehlenden,umfassenden Akzeptanz in den Hierarchieebenenversanden.

Hand in Hand

Hieraus ergibt sich nur eine Schlussfolgerung, dieso simpel wie wirkungsvoll ist: Die Anforderungenan eine Digitalisierungsstrategie müssen von allenFachabteilungen eines Unternehmens gemeinsamdefiniert werden. Hierfür empfehlen Experten vonBeratungshäusern, wie etwa von der ExpertplaceNetworks Group AG, das Management eines Pro-gramms unter der zentralen Leitung der Ge-schäftsführung oder eines CIOs. Aus den Anfor-derungen sind dann konkrete Ziele abzuleiten,wobei die Vorgabe der Rahmenparameter und dieDefinition des ‘Erfolgs’ aus dem Business undnicht aus der Fertigung stammen sollte. Die Erfah-rung zeigt, dass sich Unternehmensstrategen min-destens Fragen wie: Welche Märkte bedienenwir?, Welche Märkte wollen wir zukünftig bedie-nen?, Eröffnen sich durch die Digitalisierung neueMärkte?, Ist unser Geschäftsmodell weiter tragfä-hig oder ausbaufähig?, Sind gravierende Verände-rungen erforderlich und auch möglich?, Wie und

wo können das Internet-of-Things und die Digitalisierungder Supply Chain (inklusiveinterner Prozessketten) beider Erschließung der neuenMärkte und der Absicherungvon Marktanteilen nützlichsein?, Was macht der Mit-wettbewerb?, stellen sollten.Aus der Beantwortung dieserFragen kann das Manage-ment ablesen, an welchendigitalen Stellschrauben un-bedingt gedreht werdenmuss, und wo möglicher-weise sogar eine Vorreiter-rolle möglich und sinnvollwäre. Zur umfassenden Stra-tegie zählt schließlich auchder Einbezug der Kundenund die Überprüfung, was

für deren digitale Anbindung an die Prozesskettennotwendig ist. Dies umfasst auch die Überlegung,welche Daten möglicherweise einen Wettbe-werbsvorteil verschaffen und wie diese erfasst, ge-speichert und verarbeitet werden können. Im letz-ten Schritt folgt die notwendige Verknüpfung derstrategischen Ansätze mit den Ergebnissen ausrein technischen Analysen und Projekten und dieAbleitung weiterer Anforderungen.

Fazit: Nur mit Strategie handeln!

Digitalisierung im Sinne von Industrie 4.0 brauchteine strategische, ganzheitliche und langfristiggedachte Herangehensweise. Gerade Produkti-onsunternehmen dürfen nicht der Versuchungerliegen, ihren digitalen Wandel durch die eineoder andere Abteilung lenken zu lassen. Ein Al-leingang klammert grundlegende, unternehme-rische Zusammenhänge aus und birgt folglichgroße Gefahren, die einem Unternehmen auflange Sicht teuer zu stehen kommen könnenund im schlimmsten Fall seine Existenz bedrohen.Erst im Schulterschluss aller Unternehmensberei-che kann der Weg zu einem digitalen Unterneh-men erfolgreich beschritten werden und langfris-tig von Erfolg gekrönt sein. �

Digitalisierung mit Strategie Denker und Praktiker im Schulterschluss

Einen Anfang bei der Digitalisierung in der eigenen Organisation zu findenfällt oft schwer – vor allem aus Angst, sich durch eine falsche Entscheidungder Chancen zu berauben, die die digitale Transformation mit sich bringt. Dererste Schritt muss auf einer Strategie beruhen, die eine zukunftsweisendeAntwort gibt auf die Frage, wo will ich hin mit meiner Organisation? Die Artder Annäherung an die unumgängliche Digitale Transformation entscheidetüber Erfolg oder Misserfolg und damit über die Zukunft jedes Unternehmens.

Autor: Volker Altwasser,Senior Management Consultant,Expertplace Networks Group AG,www.expertplace.de

Bild: Expertplace Networks Group AG

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9. Ausgabe 4. Mai 2017 INDUSTRIE 4.0 www.i40-magazin.de

Dies mag vor allem an Verständnisproble-men liegen, die in diesem Zusammen-hang offenbar nach wie vor bestehen:

Handelt es sich wirklich um eine echte Revolu-tion oder nicht vielmehr um eine beschleunigteEvolution? Geht es um vernetzte Produkte, ver-netzte Prozesse oder um beides? Müssen dieProduktionsverantwortlichen auf eine unterneh-mensweite Industrie-4.0-Strategie warten oderkönnen sie sofort starten?

Revolution vs. Evolution

Als Anfang der 90er-Jahre das CIM-Konzept(Computer Integrated Manufacturing) entwi-ckelt wurde, diskutierte man, ob Menschen inder Fabrik komplett durch CAx-Elemente er-setzbar seien. Dieser Ansatz wurde zwar nicht

umgesetzt, die CIM-Elemente allerdings schon– wie etwa CAD-Systeme und daraus abgelei-tete CNC-Programmierung. Industrie 4.0 be-deutet jedoch nicht, dass ab sofort jedesWerkstück mit jeder Maschine kommunizierenmuss. Sondern es geht darum, die technischenMöglichkeiten von Netzwerken und Sensorenkonsequent zu nutzen; das galt vor 20 Jahrengenauso wie heute. Der Unterschied ist, dassder Preis für die Technik seitdem deutlich ge-sunken ist. Trotzdem besteht in vielen Unter-nehmen eine große Anzahl von Medienbrü-chen innerhalb des Auftragsabwicklungspro-zesses weiter fort – auch aus diesem Grundgilt Excel leider noch immer als das am weites-ten verbreitete Fertigungsplanungstool. Neubei der Industrie 4.0 sind vor allem zwei As-pekte: erstens die Dynamik der technischen

Entwicklung. Und zweitens die Erkenntnis,dass die Vernetzungseffekte nicht nur additivwirken, sondern zunehmend auch multiplika-tiv. Vorgelagerte Prozesse lassen sich durchNutzung der Daten von Folgeprozessen ver-bessern (Big Data). Um von diesem multiplika-tiven Effekt zu profitieren, bedarf es einesdurchgängigen Digitalisierungskonzepts. An-sonsten überlässt man es dem Zufall, ob es inder Zukunft multiplikative Effekte oder nur ad-ditive Effekte gibt.

Produkt vs. Prozess

Insbesondere durch die Vermischung der Be-grifflichkeiten Industrie 4.0 und IoT entstehtder Eindruck, sowohl das Produkt als auch derProzess müssten vernetzt sein. Dabei handelt

Fokus statt Komplexität Industrie 4.0 in der Produktion umsetzen

Die digitale Transformation der Industrie 4.0 lässt sich nicht mehr in die Zukunft verschieben. Während einige Unternehmen dasThema Digitalisierung bereits aktiv vorantreiben, verharren andere in Unentschlossenheit oder gehen unstrukturiert vor. So hat-ten z.B. vor etwas mehr als einem Jahr noch über drei Viertel der in einer Branchenstudie befragten Maschinen- und Anlagen-bauer keine systematischen Schritte in diese Richtung unternommen (Lichtblau, K. et. al.: Industrie 4.0 Readiness, 2015).

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es sich jedoch um zwei verschiedene Themen:ein smartes Produkt kann durchaus manuellgefertigt werden – und mit einem durchgän-gig vernetzten Prozess sind auch konventio-nelle Produkte herstellbar. Der Oberbegriff lau-tet in beiden Fällen Digitalisierung. Für diemeisten Produktionsverantwortlichen stehendie vernetzten Produktionsprozesse mit smar-ten Produktionsmitteln im Fokus, wobei dievernetzte Fabrik zur Smart Factory wird.

Strategie abwarten oder sofort starten?

Idealerweise entwickelt ein Unternehmen, ab-geleitet von der Gesamtstrategie, eine durch-gängige Digitalisierungsstrategie. Diese be-zieht sich zum einen auf die zukünftige Rolleder smarten Produkte und zum anderen aufdie smarte Wertschöpfungskette (Abb. 1).

Das Ende des magischen Dreiecks

Doch auch ohne diesen unternehmensweitenSchritt kann die Produktion starten: etwa damit,eine produktionsbezogene Digitalisierungsstra-tegie zu entwickeln. Denn das grundsätzlicheZiel der Produktion – das magische Dreieck ausKosten, Qualität und Zeit zu beherrschen – wirdnicht nur weiter fortbestehen, es wird sich sogarverschärfen. Schließlich spielt das Thema Zeit inForm von hoher Flexibilität zukünftig eine grö-ßere Rolle: Losgröße 1 gewinnt an Bedeutung,um die individuellen Kundenwünsche befriedi-gen zu können. Zudem wird die Kostentranspa-renz auf allen Ebenen durch das Internet weiterzunehmen. Außerdem verbreiten sich durch diestärkere Vernetzung der Kunden kritische Infor-mationen wie etwa zu Qualitätsthemen in kür-zester Zeit. Über diese Aspekte hinaus bietet dieDigitalisierung Chancen, bestehende und zu-künftige Herausforderungen in der Fertigungs-industrie zu meistern.

Implementierung Bottom-up vorantreiben

Neben der Planung der smarten Fabrik ausstrategischer Sicht muss die ImplementierungBottom-up vorangetrieben werden: angefan-gen beim durchgängigen und Excel-freien PPS-System, mit sauber gepflegten Daten über einangebundenes MES-System bis hin zu einzel-nen smarten Anwendungen. Denn ohne kor-rekte Daten funktioniert keine smarte Fabrikund ohne umfangreiche Erfahrungen mitsmarten Produktionsmitteln wird eine Top-down-Implementierung zu komplex.

Digitalisierungsscan schafft Klarheit

Unternehmen starten am besten mit einem Di-gitalisierungsscan, also einer Ist-Aufnahme:wo steht das Unternehmen und wo steht die

Produktion in Hinblick auf die Digitalisierung?Dabei sollte man das Thema in die drei Dimen-sionen Voraussetzungen, Systeme und An-wendungen aufteilen, um seiner Komplexitätmit einer Fokussierung auf die wirklich rele-vanten Handlungsfelder zu begegnen (Abb.2). Vor dem eigentlichen Scan wird pro Hand-lungsfeld das Ziel für den untersuchten Be-reich festgelegt. Aus dem sich ergebendenGap zwischen Ziel- und Ist-Wert lässt sich derjeweilige Handlungsbedarf ableiten. Darausentsteht schließlich eine konkrete Roadmap,um die Themen zielgerichtet, priorisiert undstrukturiert voranzutreiben. �

Vor dem eigentlichen Scan wird pro Handlungsfeld das Ziel für den untersuchten Bereich festgelegt. reich festgelegt.

Aus dem sich ergebenden Gap zwischen Ziel- und Ist-Wert lässt sich der jeweilige Handlungsbedarf ableiten

Autor: Joachim Krohn,Principal,ROI Management Consulting AGwww.roi.de

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I m Rahmen des Industrial Internet SummitEnde Februar in Peking hat Henning Banthien,Generalsekretär der Plattform Industrie 4.0,

auf Einladung des chinesischen Ministeriums für

Industrie und Informationstechnologie (MIIT) die

Arbeit des deutschen Netzwerkes vorgestellt

und am High-Level-Panel teilgenommen. ImFokus der Industrial Internet Summit stand die

Digitalisierung der Industrie. Die Veranstaltung

hat gezeigt: Deutschland, die USA und China

treiben die digitalen Transformation mit hoher

Dynamik voran. Nun gelte es, Industrie 4.0 er-

folgreich in die Fläche zu bringen und umzuset-

zen, auch in China. Wie wichtig Deutschland

für China als Partner ist, verdeutlichte die Gäs-

teliste: Neben der Plattform Industrie 4.0 war

bei der Hauptveranstaltung mit dem Industrial

Internet Consortium nur eine weitere ausländi-

sche Organisation zugegen. Organisiert wurde

das Treffen vom MIIT, der China Academy of In-

formation and Communication Technology

sowie der chinesischen Alliance of Industrial In-

ternet. Rund 1.000 Vertreter aus Politik, Gesell-

schaft und Industrie waren zusammengekom-

men. Ein Schwerpunkt war die Forschung und

Entwicklung von Schlüsseltechnologien im Be-

reich des IoT. Darüber hinaus wurden Möglich-

keiten eines gemeinsamen, länderübergreifen-

Plattform Industrie 4.0 zu Gast in China

Bild: CAICT

6. Ausgabe 23. März 2017

INDUSTRIE 4.0

www.i40-magazin.de

Aus- und Weiter-bildung mit Lego-Education Seite 12

TECHNIK // ARBEITSWELT // GESELLSCHAFT

WWeeiitteerree TThheemmeenn::- VDE-UmfrageS.2- IT-Standort Deutschland S.6- Veränderte Arbeitswelt S.7- Carsharing Apps S.15Die Digitalisierungdes Handwerksschreitet voran Seite 8

Mit Licht in das Internet der DingeSeite 14

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Marco Steber,Redaktion

US-Forscher haben mittels eines On-line-Rollenspiels Rückschlüsse auf dasmenschliche Verhalten im Falle desWeltuntergangs gezogen.

Das Ende ist nah −zumindest virtuell gesehen

Randnotiz...

Dazu wurden 270Mio. Datensätze des SpielsArcheAge ausgewertet, bei dem vor dem ei-gentlichen Release alle Spielfortschritte derBeta-Testphase gelöscht wurden (HardWipe).Zu Grunde lag den Forschern der SinnspruchMartin Luthers: „Auch wenn ich wüsste, dassmorgen die Welt zugrunde geht, würde ichheute noch einen Apfelbaum pflanzen“. Ganzso positiv war das Verhalten der Spieler jedochnicht. Sie gingen sich allerdings auch nicht ge-genseitig an die Gurgel. Vielmehr hörten Spie-ler damit auf ihre Charaktere zu verbessern,sondern widmeten sich eher den sozialen As-pekten des Spiels – sie verbrachten mehr Zeitmiteinander und taten sich zusammen, um ge-meinsam Hochlevel-Quests zu lösen. So hatteam Ende dann auch das ‘Ende’ der virtuellenWelt noch etwas Positives.

den Vorgehens bezüglich Standards, IT-Sicher-

heit und Rechte am geistigen Eigentum erörtert.

Für einen Praxisbezug sorgten die Industrie-4.0-

Best-Practice-Beispiele.(mst/BMWi) �

Acatech-Präsident Henning Kagermannhat gemeinsam mit Reimund Neuge-bauer, Co-Vorsitzender des Hightech-

Forums und Präsident der Fraunhofer-Gesell-

schaft, auf der Cebit den Bericht des Fachfo-

rums Autonome Systeme an Bundeskanzlerin

Angela Merkel und Bundesforschungsministerin

Johanna Wanka übergeben. Der Bericht analy-

siert die Chancen Deutschlands und möchte

zugleich die gesellschaftliche Debatte anstoßen.

Über 60 Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft

und Zivilgesellschaft haben innerhalb des Fach-

forums Autonome Systeme umsetzungsorien-

tierte Empfehlungen erarbeitet. Bundesfor-

schungsministerin Johanna Wanka kündigte ein

Autonome Systeme: Bericht desHightech-Forums übergeben

Bild: Fraunhofer

Zukunftsprojekt zum Thema an. Darin greift die

Bundesregierung gesellschaftliche und techno-

logische Entwicklungen auf und formuliert kon-

krete forschungs- und innovationspolitische

Leitbilder. Aufgrund seiner Stärken in den Be-

reichen Künstliche Intelligenz, Industrieautoma-

tisierung, Sensorsysteme und Mechatronik

kann Deutschland dem Bericht zufolge zumLeitanbieter autonomer Systeme auf dem Welt-

markt werden. Die Entwicklung autonomer

Systeme erfordere eine moderne, vielfältige In-

dustriestruktur – eine Stärke, die Deutschland

mit seinem erfolgreichen Mittelstand und einer

Vielzahl relevanter Anbieter mitbringe. Aller-

dings müssen Mittelständler und Start-ups so

früh und so breit wie möglich eingebunden

werden. Die Experten des Fachforums Auto-

nome Systeme konzentrieren sich in ihrem Be-

richt auf vier zentrale Anwendungsbereiche: die

industrielle Produktion, den Straßen- und Schie-

nenverkehr, das Smart Home sowie den Einsatz

autonomer Systeme in menschenfeindlicher

Umgebung. Für diese Bereiche haben sie tech-

nologische Voraussetzungen, Rahmenbedin-

gungen und gesellschaftliche Herausforderun-

gen analysiert. (mst/Acatech e.V.) �

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Technik / Arbeitswelt / Gesellschaftim INDUSTRIE 4.0-MAGAZIN

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Die Digitalisierung der Kommunikation im Mittelstand

9. Ausgabe 4. Mai 2017 INDUSTRIE 4.0

Der Leitfaden ‘Interoperabilität im Referenzarchitekturmodell Industrie 4.0 (RAMI4.0)’ des Bitkom richtet sich an Entscheider und Fachleute, die sich mit der Umset-zung von Industrie 4.0 in ihren Unternehmen befassen. Zielsetzung ist es, den Un-ternehmen Mut zu machen, die initialen Schritte ihrer Reise zu Industrie 4.0 zugehen und Wege aufzuzeigen, wie die wahrgenommenen Hürden methodisch ge-meistert werden können. Der Leitfaden beschäftigt sich praxisorientiert mit einerder Grundvoraussetzungen zur Realisierung von Industrie 4.0. Es wurden elf UseCases bewertet. In der weiteren Auswertung wurden diese aggregiert und im Refe-renzarchitekturmodell Industrie 4.0 verortet.

www.bitkom.org

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Das Fachbuch informiert über die Herausforderungen, die im Zuge von Industrie 4.0entstehen. Neueste Entwicklungen und Trends werden aufgezeigt. Es gibt einenÜberblick über Industrie 4.0 und ähnliche internationale Aktivitäten – mit neuenAspekten und aktualisierten Beiträgen. Wie kann das Ziel der ‘intelligenten Fabrik’erreicht werden? Welche Auswirkungen hat die ‘Informatisierung der Wertschöp-fungskette’ auf Unternehmen, Prozesse und Supply Chain? Das Buch will diese Fra-gen beantworten. Es stellt die wichtigsten Bestandteile und wesentliche Aspektedes Gesamtkonzepts vor und beantwortet die Frage, wie ‘intelligente’ Produkte pro-duziert werden können.

www.vde-verlag.de

Industrie 4.0 im internationalen Kontext

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ImpressumIndustrie 4.0-MagazinTechnik-Dokumentations-Verlag GmbH®TeDo Verlag GmbHPostfach 214035009 Marburg Tel.: 06421/3086-0, Fax: 06421/3086-280E-Mail: [email protected]: www.i40-magazin.de

Lieferanschrift:TeDo Verlag GmbHZu den Sandbeeten 235043 Marburg

Verleger & Herausgeber:Dipl.-Ing. Jamil Al-Badri †Dipl.-Statist. B. Al-Scheikly (V.i.S.d.P.)

Redaktion:Kai Binder (Chefredakteur, kbn),Mathis Bayerdörfer (Redakteur, mby),Patrick C. Prather (Redakteur, ppr),Dominic Heitz (Redakteur, dom),Marco Steber (Redaktion, mst)

Anzeigen:Markus Lehnert (Anzeigenleitung)Christoph Kirschenmann

Grafik & Satz:Verena Vornam, Melissa Hoffmann, Moritz Klös

Bankverbindung:Sparkasse Marburg/BiedenkopfBLZ: 53350000 Konto: 1037305320IBAN: DE 83 5335 0000 1037 3053 20SWIFT-BIC: HELADEF1MAR

Geschäftszeiten:Mo. bis Do. von 8:00 bis 18:00 UhrFr. von 8:00 bis 16:00 Uhr

Hinweise:Applikationsberichte, Praxisbeispiele, Schaltungen,Listings und Manuskripte werden von der Redak-tion gerne angenommen. Sämtliche Veröffentli-chungen im Industrie 4.0-Magazin erfolgen ohneBerücksichtigung eines eventuellen Patentschut-zes. Warennamen werden ohne Gewährleistungeiner freien Verwendung benutzt. Alle im Industrie4.0-Magazin erschienenen Beiträge sind urheber-rechtlich geschützt. Reproduktionen, gleich wel-cher Art, sind nur mit schriftlicher Genehmigungdes TeDo-Verlages erlaubt. Für unverlangt einge-sandte Manuskripte u.Ä. übernehmen wir keineHaftung. Namentlich nicht gekennzeichnete Bei-träge sind Veröffentlichungen der Redaktion.Haftungsausschluss: Für die Richtigkeit undBrauchbarkeit der veröffentlichten Beiträge über-nimmt der Verlag keine Haftung.

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Beim ersten G20 Digitalministertreffen inDüsseldorf ist es gelungen, eine Ministerer-klärung sowie ein Arbeitsprogramm (Road-

map) mit elf Handlungsfeldern und ambitioniertenZielen zur Digitalisierung für die kommendenJahre zu definieren. „Alle Länder haben die deut-sche Initiative, die Digitalisierung zu einem G20-Thema zu machen, sehr begrüßt. Die Gruppe derG20, die für zwei Drittel der Weltbevölkerung und90 Prozent des BIPs weltweit steht, hat erstmalszum Thema Digitalisierung beraten. Es ist uns ge-lungen, ein gemeinsames Verständnis darüber zuentwickeln, welche Handlungsfelder in der welt-weiten Digitalisierung in den kommenden Jahrenbesprochen und gemeinsam vorangebracht wer-den müssen. Die Beschlüsse zum Arbeitspro-

gramm und die Vereinbarung, in der folgendenargentinischen G20-Präsidentschaft darauf aufzu-bauen, sind ein großer Erfolg. Wir haben in derRoadmap elf klare Handlungsfelder definiert undvereinbart, ein schnelles Internet für alle bis 2025zu schaffen. Mit den vereinbarten Grundsätzenzum Thema Handel ist es gelungenen, in denwichtigsten Industrienationen offene Märkte undmultilaterale Kooperation zu stärken und damiteinen Beitrag zu einem fairen Handelssystem zuschaffen. Von dieser G20-Digitalministerkonferenzgeht das Signal aus, dass wir die digitale Revolu-tion zum Nutzen aller gemeinsam gestalten wol-len“, sagte Bundeswirtschaftsministerin Zypries.Die G20-Digitalminister haben in Düsseldorf eineErklärung und ein Arbeitsprogramm beschlossen.Es werden elf zentrale Digital-Politikfelder identifi-ziert sowie ein konkreter Fahrplan für die weitereArbeit der G20 vereinbart. Wichtige Themen sindvor allem ein schnelles ‘Internet für Alle’ bis 2025,inklusives Wachstum und mehr Beschäftigungdurch Digitalen Handel, die Verständigung zurFestlegung gemeinsamer und offener internatio-naler technischer Standards, das Bekenntnis zu le-benslanger digitaler Bildung und das Ziel den digi-talen Gender Gap zu überwinden. (mst/BMWi) �

G20-Digitalministertreffen: Fahrplan für digitale Leitlinien

Bild: ©

BMWi/M

aurice Weiss

8. Ausgabe 20. April 2017 INDUSTRIE 4.0 www.i40-magazin.de

BrickerBot bedroht zahlreicheIoT-Geräte Seite 8

TECHNIK // ARBEITSWELT // GESELLSCHAFT

WWeeiitteerree TThheemmeenn::

- ITK-Benchmark S.2

- Arbeitszeitmodelle S.5

- 3D-Druck S.8

- Produktneuheiten S.15

Deep Learning –die Fabrik der Zukuft Seite 6

Traditionsunter-nehmen trifft aufStart-up Seite 12

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Marco Steber,Redaktion

Das Cybersecurity-Unternehmen Rad-ware hat eine neue Art von Cyberat-tacke entdeckt, hinter der mehr alsnur Zerstörungswut stecken könnte.

Ein Bot, Sie alle zu erziehen?

Randnotiz...

Der BrickerBot (Seite 8) legt schlecht gesi-cherte IoT-Geräte lahm, und zwar so, dasssich die Wiederherstellung des Gerätes invielen Fällen gar nicht mehr lohnt. Wasgenau dahinter steckt ist noch unklar – eskönnte mehr sein als nur ‘Bock auf Zerstö-rung’. Um auf die Geräte zuzugreifen, nutztder Bot eine Username/Password-Kombina-tion, die in vielen Geräten als Standard hin-terlegt ist. Könnte es also sein, dass die An-greifer mit der Attacke dem Hersteller einenHinweis geben wollen? Ist der BrickerBotam Ende ein Bot, um sie alle zu erziehen? Eswäre denkbar, dass die Angreifer eigentlichnur sagen wollen „Leute, schützt eure Ge-räte besser“, denn schon mit einer Ände-rung des Standard-Passwortes kann mandem BrickerBot begegnen.

Die Industrie will durch den Einsatz künst-licher Intelligenz (KI) die Produktion wei-ter beschleunigen. Das ist eines der Er-

gebnisse der Potenzialanalyse ‘Künstliche Intelli-genz’ von Sopra Steria Consulting. Demnach set-zen allein im Automotive-Sektor und in der ver-arbeiteten Industrie sechs von zehn Unterneh-men bei der Automatisierung ihrer Fertigungs-prozesse auf KI. Sie versprechen sich schnellereAbläufe und damit spürbare Wettbewerbsvor-teile. Als Jobkiller sehen laut Studie die Entschei-der die neuen Technologien derzeit noch nicht:Mehr als 40 Prozent der Entscheider möchten

Künstliche Intelligenz als Produktionsturbo

Bild: Sopra Steria GmbH

stattdessen ihre Fachkräfte stärker durch Botsund digitale Assistenten unterstützen.

Direkte Interaktion

Das größte Potenzial sehen Unternehmensent-scheider bei intelligenten Automatisierungstech-nologien, die im Unterschied zu vorhandenenTechnologien über Sensorik und Daten flexiblereMaschinensteuerung sowie die direkte Interak-tion zwischen Mensch und Maschine zulassen.Technologien wie ‘Affective Computing’ sind imAutomotive-Sektor deutlich häufiger im Einsatz

als in anderen Branchen. Dabei erkennen und in-terpretieren Maschinen menschliche Gefühlsäu-ßerungen und warnen z.B. bei Müdigkeit vorFehlbedienungen oder Unfällen.

(mst/Sopra Steria GmbH) �

Die nächste Ausgabe des Industrie 4.0-Magazins erscheint am 18.05.2017

Veranstaltungen

Publikationen & AppsPublikationen & Apps

Unter dem Motto ‘Digitalisierung meets IT Security – Intelligent und si-cher vernetzt in die Zukunft’ werden auf der Cybics im Rahmen einer IT-Sicherheitskonferenz und einer Schulung vom 28. bis 29. Juni in BochumPotentiale und Möglichkeiten aufgezeigt und Wirtschaftlichkeit, Normenund Standards diskutiert. Bis zum 19. Mai haben Sie die Möglichkeit, sichein Early Bird Ticket zu sichern. Die Schulung ist bei Anmeldung inklusive.

www.cybics.de

4. Cybics

Unter dem Motto ‘Technology networks Processes’ diskutieren Fachre-ferenten auf dem 18. Kongress der Mess- und Automationstechnik, wel-che Anforderungen, Mehrwerte und Entwicklungen, insbesondere imHinblick auf die digitale Vernetzung, die Branche zukünftig erwarten.Die Automation 2017 findet am 27. und 28. Juni im Kongresshaus inBaden Baden statt. Die Top-Themen des Kongresses sind u.a. Effizienz-steigerung in der Projektierung automatisierter Anlagen und die Kom-munikationsinfrastruktur für zukünftige Automatisierungssysteme.

www.vdi-wissensforum.de

Automation 2017

Page 16: 9. Ausgabe 4. Mai2017 INDUSTRIE 4.0 ...Die Hannover Messe 2018 läuft vom 23. bis 27. April. Das Partnerland ist dann Mexiko. (mst/Deutsche Messe AG) „Unternehmen vernetzen sich“

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9. Ausgabe 4. Mai 2017 INDUSTRIE 4.0 www.i40-magazin.de

Die Anzahl der Studienanfängerinnen in In-formatikstudiengängen ist innerhalb vonvier Jahren um mehr als ein Drittel (36 Pro-zent) gestiegen. 2015 entschieden sich8.519 Frauen für ein Informatikstudium.2011 waren es nur 6.274. Dennoch sindFrauen in den 1.700 IT-nahen Studiengän-gen weiter deutlich unterrepräsentiert. DerFrauenanteil beträgt knapp ein Viertel (23

Prozent). Das berichtet der DigitalverbandBitkom. Die Zahl der Erstsemester in Infor-matikstudiengängen ist nach Angaben desStatistischen Bundesamtes im Jahr 2015auf 37.219 gestiegen, darunter 8.519Frauen. Der Frauenanteil beträgt damitrund 23 Prozent (2014: 22 Prozent). In denvergangenen Jahren ist der Wert nur leichtgestiegen.

Informatik: Ein Drittel mehr Studienanfängerinnen

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Die Grafik aus der Präsentation des Bit-kom, die im Rahmen der Hannover Messestattfand, zeigt die Hemmnisse im Einsatzvon Industrie-4.0-Anwenungen. Demnachsieht die Mehrheit (75 Prozent) die hohenInvestitionskosten als Hauptproblem. Mit

etwas Abstand folgen die Anforderungenan den Datenschutz (55 Prozent) sowieder Mangel an Fachkräften (53 Prozent).38 Prozent sehen die Störanfälligkeit derSysteme als Hemmnis für den Einsatz vonI4.0-Anwendungen.

Hemmnisse der Industrtie 4.0

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Die Grafik aus der Bitkom-Pressekonfe-renz, die der Digitalverband im Rahmender Hannover Messe abgehalten hat,zeigt, welche Branchen die Industrie 4.0vorantreiben. Demnach verzeichnete derMaschinen- und Anlagenbau im Zeitraum2016/2017 ein Umsatzwachstum von 23,2

Prozent auf insgesamt 1,5Mrd.€.�Miteinem Wachstum von 21,9 (817Mio.€�)sowie 20,1 Prozent (1,2Mrd.€�)  folgendarauf die Elektro- sowie die Automobilin-dustrie. Mit einem Plus von 17,1 Prozent(424Mio.€) folgt die Metallbranche aufdem fünften Rang.

Treiber der Industrie 4.0 nach Branchen

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Zahlenfutter

Die Grafik aus der VDI-Präsentation imRahmen der Hannover Messe zeigt, beiwem digitale Technologien bereits genutztbzw. die Nutzung bis 2018 geplant ist.Unterteilt ist die Grafik in die drei FelderDigitale Managementsysteme, DrahtloseMensch-Maschine-Kommunikation undCPS-nahe Prozesse. Im ersten Bereich nut-

zen 67 Prozent bereits Softwaresystemezur Produktionsplanung und -steuerung.Digitale Visualisierung (Drahtlose Mensch-Maschine-Kommunikation) wird von 33Prozent genutzt, zehn Prozent planen denEinsatz bis 2018. Im Bereich CPS-nahe Pro-zesse nutzen 31 Prozent den digitalen Da-tenaustausch mit Kunden und Lieferanten.

Nutzung Digitaler Technologien

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