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  • Maalot Blserquintett

    9.kammer-konzert

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    9. Kammerkonzert

    Donnerstag, 18. Juni 2015, 20.00 UhrStaatstheater Darmstadt, Kleines Haus

    Denn wir lieben, uns mit allen mglichen Meistern zu unterhalten; mit den alten und modernen.

    Wolfgang Amadeus Mozart

  • Wolfgang Amadeus Mozart (17561791) Cos fan tutte oder Die Schule der Liebenden. Dramma giocoso in zwei Akten von Lorenzo Da Ponte (1789)fr Blserquintett bearbeitet von Ulf-Guido Schfer

    Ouvertura Una Bella SerenataSento, o Dio, che questo piedeSoave sia il ventoUn aura amorosaCome scoglio. Immoto resta

    Ludwig van Beethoven (17701827)Die Geschpfe des Prometheus op. 43 (1801)fr Blserquintett bearbeitet von Ulf-Guido Schfer

    Adagio Allegro con brioAllegro vivaceAllegro moltoPastorale AllegroAndante Adagio AllegroAllegro con brio

    Pause

    Gyrgy Ligeti (19232006)Sechs Bagatellen nach Musica Ricercata fr Blserquintett (1953)

    Allegro con spirito Rubato. Lamentoso Allegro grazioso Presto ruvido Adagio. Mesto (Bla Bartk in memoriam)Molto vivace. Capriccioso

    Felix Mendelssohn Bartholdy (18091847)Ein Sommernachtstraum op. 61 (1843) fr Blserquintett bearbeitet von Ulf-Guido Schfer

    IntermezzoAuftritt der HandwerkerElfenmarschLied und ElfenchorTrauermarschScherzoNotturnoRpeltanz

    Maalot Blserquintett

    Flte Stephanie Winker Oboe Christian Wetzel Klarinette Ulf-Guido Schfer Horn Sibylle MahniFagott Volker Tessmann

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    Sind Frauen treu? Die jungen, heibltigen Soldaten Ferrando und Guglielmo schwren darauf: Dorabella und Fiordiligi, unsere geliebten Gt-tinnen, wrden uns nie betrgen. Der erfahrene Don Alfonso behauptet das Gegenteil. Schnell ist eine Wette geschlossen und die beiden Hitzkpfe whnen sich schon als Sieger. Fiordiligi und Dorabella schwelgen in Liebestrumen. Indessen hat sich Alfonso eine Intrige ausgedacht, um die Treue auf den Prfstand zu stellen: Das Schlachtfeld rufe die Helden! Nach einem vorgetuschten Abschied unter Trnen und Treueschwren sollen Ferrando und Guglielmo als Fremde verkleidet wiederkehren, um sich nun unerkannt den zurckgelassenen Geliebten nhern zu knnen. Natrlich schn ber Kreuz, der eine die Dame des anderen. Das Zimmer-mdchen Despina, in Sachen Mnner rundherum erfahren, erklrt sich gerne bereit, die komischen Fremden in ihrem Werben zu untersttzen. So knnen ihre Herrinnen endlich mal etwas ber das wirkliche Leben lernen! Doch sie haben fr die sen Worte der Fremden kein Ohr, vielmehr geben sich ganz dem Trennungsschmerz hin. Weder geballte Mnnlich-keit noch zarter Liebeshauch knnen den Felsen der Treue zum Einsturz bringen Ferrando und Guglielmo haben es ja gleich gewut!

    Doch Alfonso treibt das Spiel weiter. Beinahe kann ein durch Gift vorge-tuschter Doppelselbstmord die Herzen der Damen erweichen. Dank der als Arzt verkleideten Despina genesen die Mnner glcklicherweise schnell. Doch nun verlangen sie einen Kuss. Groe Emprung bei den Damen. Also alles vergebens? Despina und Alfonso aber wissen: Oft wandelt sich Zorn in Liebesglut.

    2. Akt. Despina findet nun deutlichere Worte und erteilt den Mdchen eine Nachhilfestunde von Frau zu Frau. Dies scheint endlich zu wirken. Sich ein wenig zu amsieren, kann ja nicht verboten sein. Also werden die Mnner verteilt. Beim romantischen Treffen im Garten geben Alfonso und Despina zunchst Starthilfe, dann sind die Paare sich selbst ber-lassen. Dorabella fllt es nicht schwer, die anfangs verklemmte Situation

    zu meistern. Schon ist sie fr Guglielmo Feuer und Flamme. Fiordiligi bereitet Ferrando dagegen grere Schwierigkeiten. Doch auch ihre Gefhle beginnen sich zu verwirren. Unterdessen berichtet Guglielmo von seinem zweifelhaften Erfolg: Frauen sind untreu, Dorabella hat den Beweis dafr geliefert. Dies strzt Ferrando in grte Verzweiflung. Seine ehemalige Geliebte, die Treulose, will er aus seinem Herzen verbannen und sich nun erst recht an Fiordiligi heranmachen. Diese, um nicht fremder Verfhrung zu erliegen, hat soeben beschlossen, ihrem Geliebten aufs Schlachtfeld zu folgen. Gerade noch rechtzeitig gelingt es Ferrando, Fiordiligis Standhaf-tigkeit ins Wanken zu bringen. Alfonso hatte also Recht: So machen es alle (Frauen?).

    Beethoven: Sprechende MusikBeethoven hat zwar nur eine Oper geschrieben, aber eine Vielzahl anderer dramatischer Kompositionen: Tnze, zwei Ballette, mehrere Ouvertren und Schauspielmusiken, zwei groe Kantaten und ein Oratorium ein umfangreiches Opus, das als solches jedoch kaum wahrgenommen wird, weil es zu viel Divergierendes enthlt: Musik hchst unterschiedlichen Anspruchs, zentrale Werke wie die Coriolan-Ouvertre und die Egmont-Musik, ausgesprochene Gelegenheitskompositionen wie die Ruinen von Athen, vokale und instrumentale Gattungen sind versammelt. Gemeinsam ist ihnen allen, dass die Musik nicht nur fr sich selbst spricht, sondern einen Bezug zu einem anderen Medium herstellt zu einem Gesangstext, zu einem dramatischen Sujet oder zu einer szenischen Aktion. Sie erfindet daher ihre Gestaltungsformen, ihren Gehalt und ihre Sprache nicht allein aus ihren eigenen Gesetzen, sondern auch aus den auermusikalischen Impulsen. Anders die Situation in dramatischen Kompositionen, denn sie haben einen eindeutigen Bedeutungshintergrund, ein Programm, auf das sie zu beziehen sind. Ihr Sujet ist ein Schlssel fr die Verstndigung zwi-schen Werk und Hrer. Unglcklicherweise ist dieser Schlssel jedoch oft verloren gegangen (Geschpfe des Prometheus) oder er ist nicht praktikabel (Egmont-Musik) oder das Sujet war zeitgebunden und ist nicht mehr aktualisierbar (Ruinen von Athen).

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    Das Ballett Die Geschpfe des Prometheus wurde im Mrz 1801 im Hofburgtheater in Wien uraufgefhrt. Die Handlung stammte von Salvatore Vigano (17691821), der pantomimische Bewegungsformen propagierte und dadurch einen Richtungsstreit ausgelst hat. Vigan0 erfand zu seinen Balletten nicht nur das Sujet, sondern stellte in der Regel auch die Musik selbst zusammen, wobei er sich auch als Komponist bettigte. Das Prometheus-Ballett ist offenbar sein einziges Werk, zu dem nur ein Komponist originale und zusammenhngende Musik geschrieben hat. Die Zusammenarbeit zwischen Beethoven und Vigano muss also sehr eng gewesen sein.

    Die Handlung schpft aus drei verschiedenen Quellen; Die Hauptfigur, Prometheus, ist der Sohn eines Titanen, der Zeus das Feuer raubt und es zu den Menschen bringt. In der antiken Mythologie wird er zur Strafe an einen Felsen geschmiedet; ein Adler hackt ihm die Leber aus, die nachts immer wieder nachwchst. Eine in der Aufklrung verbreitete Erzhlung des Mythos macht Prometheus nicht nur zum Wohltter der Menschen, sondern zu deren Schpfer. Er formt sie aus Ton und belebt sie durch das Feuer. Prometheus wird dadurch selbst zum Gott und in der beginnenden Romantik zur Symbiose von Herrscher, Schpfer und Knstler. Dadurch war die Figur prdestiniert fr die Bestimmung, in der Prometheus mit dem modernen Heilsbringer Napoleon identifiziert wird.

    Viganos Libretto hat sich nicht erhalten. Die Gliederung geht zwar aus den authentischen Quellen zu Beethovens Musik hervor, aber die Handlung lsst sich nur mhsam und fragmentarisch aus einer Vorlagen (einem italienischen Freiheitsgedicht von Vincenzo Monti) und aus einem Bericht in einer frhen Biographie ber Vigano rekonstruieren: Die Geschpfe des Prometheus erwachen zum Leben und er fhrt sie zum Parnass, damit ihnen die Gtter Verstand, Vernunft und Kunstsinn geben. Die Kinder danken Prometheus, doch Melpomene klagt ihn an, dass er sie als Sterbliche erschaffen hat und ersticht ihr. Pan holt ihn ins Leben zurck (Pastorale). Mit einem groen Tanz-Fest endet das Ballett.

    Bla Bartk in memoriam hat der Ungar Gyrgy Ligeti die fnfte seiner Bagatellen fr Blserquintett genannt. Alle sechs Stcke sind im Geiste Bartks und Strawinskys entworfen. Ausgehend von den volksmusi-kalischen Prinzipien Bartks versuchte der junge Ligeti 1953, aus dem beschrnkten Tonvorrat, den Wiederholungsformeln und rhythmischen Mustern ungarischer Bauernmusik Stcke von uerster Prgnanz zu formen (ursprnglich als Teil des Klavierzyklus Musica ricercata).Auch in der Bogenform schloss er sich an bartksche Prinzipien an. Die erste und sechste Bagatelle fungieren als schnelle Eckstze, Nr. II und V als langsame Intermezzi, wobei Nr. II das ungarische Tempo rubato verwen-det, dem man auch bei Bartk begegnet, whrend Nr. V eine von Bartk inspirierte Klagemelodie der Flte ber stockende Akkorde stellt. Die beiden Mittelstze bilden ein Gegensatzpaar aus Scherzi: Nr. IV als Allegretto grazioso, walzerhaft ruhig und singend, mit gedmpftem Fagott und weichen Klangfarben; Nr. V als unbndiges Presto ruvido aus quasi gemeielten Akkorden im 7/8-Takt.

    Als Ligeti diese Stcke im September 1956, nach dem Ungarn-Aufstand, in seiner Heimat vorstellte, wurde das Finale zum Stein des Anstoes. Als zu dissonant verboten die Kulturfunktionre diese Hommage an Bartk und Strawinsky, whrend man dem wenig spter nach Deutschland emigrierten Komponisten im Westen eben diese Anlehnung an Klassiker der Moderne als epigonal vorwarf. So ideologisch erstarrt waren die Fronten auch im Kalten Krieg der Musik in den 50er Jahren. Heute sind die Sechs Bagatellen lngst zum Klassiker des modernen Blserquintett-Repertoires avanciert.

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    Musik ist von Felix Mendelssohn Bartholdy zum Teil von ihm selbst bear-beitet worden: z. B. seine Sinfonien, seine Oratorien und natrlich auch die berhmte Schauspielmusik zu Shakespeares Ein Sommernachtstraum, die 1843 entstand, nachdem Mendelssohn bereits 1826 eine Ouvertre hierzu geschrieben hatte. Adaptionen von Bhnenwerken fr eine andere Besetzung zeigen hufig neue Qualitten der Musik. Oft muss aus der umfangreichen Musik eine Auswahl getroffen werden, wobei die ber-nahme von Liedern und Chren i