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MEIKE BITTRICHER, JOBST FRANKE, EVA MENDE & MARTINA SCHULZ STEFANIE BÖHM & MARIANNE HILGER SARAH KEUCH & TATYANA YAKIMOVICH Der Einfluss von Numeralia auf den Numerus der kaukasischen Sprache Urum (1-4) Die Realisierung und Verwendung des Akkusativs im Urum (5-9) Phonetic alternations of [e] in words of Russian and Turkish origins in Caucasian Urum (11-18) corpus studies in Urum a-ling

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EVA MENDE &MARTINA SCHULZ

STEFANIE BÖHM &MARIANNE HILGER

SARAH KEUCH &TATYANA

YAKIMOVICH

Der Einfluss von Numeraliaauf den Numerus derkaukasischen Sprache Urum(1-4)

Die Realisierung undVerwendung des Akkusativsim Urum (5-9)

Phonetic alternations of [e] inwords of Russian and Turkishorigins in Caucasian Urum(11-18)

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UNIVERSITY OF BIELEFELD · M.A. LINGUISTICS · SS 2011 · COURSE: COMPARATIVE GRAMMAR

Der Einfluss von Numeralia auf den Numerus der kaukasischen Sprache Urum

Meike Bittricher, Jobst Franke, Eva Mende, Martina Schulz

University of Bielefeld, Bielefeld, Germany [email protected], [email protected],

[email protected], [email protected]

Abstract Numerals have a direct impact on the usage of the plural form of the accompanying noun. The following article addresses this issue for the language Urum. First, general aspects of plur-al formation in Urum are introduced and its numerals are de-fined and categorized. Then, the influence of numerals on the number of nouns is exemplarily described for some selected languages. In the following empirical part, the hypothesis that in the context of numerals Urum nouns tend to be used in sin-gular, is tested by presenting and analyzing selected examples from the corpus. Index terms: numerals, numerus, cardinal, plural, singular

1. Einleitung Das Paper beginnt mit einer Vorstellung der Sprache Urum und deren Pluralmarkierung. Anschließend werden eine all-gemeine Erläuterung von Numeralia und ihr Einfluss auf die Verwendung des Numerus in ausgewählten Beispielsprachen gegeben.

Die Minderheitensprache Urum wird von einer griechischen Population im Bereich des kleinen Kaukasus gesprochen, die ursprünglich in der östlichen Türkei (Kars) lebte. Die kauka-sische Region zeichnet sich besonders durch eine starke sprachliche Vielfalt aus. Es handelt sich dabei um eine bedroh-te Sprache, denn im Jahr 2006 wurden nur noch 1500 Sprecher verzeichnet. In den letzten Jahren haben viele Muttersprachler die traditionellen Dörfer verlassen und sind vor allem nach Griechenland emigriert. Urum wurde vor allem durch die türk-ische, die russische und die georgische Sprache beeinflusst. Gleichzeitig konnten die angestammten Sprachen aber in einer annähernd ursprünglichen Form weiterhin bestehen, da die Sprecher aufgrund der erschwerten geografischen Situation in den verschiedenen Gemeinschaften isoliert blieben.

In diesem Artikel wird die Markierung des Numerus an den Nomina untersucht, wobei besonders der Sonderfall im Zu-sammenhang mit Numeralia betrachtet werden soll. Ebenso wie im Türkischen wird der Plural im Urum mit Hilfe des Suffixes –lAr am Nomen markiert. Entsprechend der kleinen Vokalharmonie des Türkischen passt sich das Pluralsuffix harmonisch an den Vokal des Stammes an. Demnach ergibt sich für einen vorderen Vokal im Stamm die Silbe –ler und für einen hinteren Vokal die Silbe –lar [1]. Es gibt kein Singu-larsuffix. Um ein einzelnes Objekt zu beschreiben, wird der unveränderte Stamm des Wortes verwendet. Um die Verständ-lichkeit zu erleichtern, wird im Folgenden, wenn von der un-markierten Form des Numerus die Rede ist, der Terminus „Singular“ gebraucht.

Tabelle 1. Pluralbildung in Urum. Wort Singular Plural dog it it-ler

horse at at-lar road yol yol-lar

2. Numeralia und Numerus Numeralia dienen der Umschreibung von Zahlen und Rela-tionen bezüglich Anzahl, Abfolge, Häufigkeit und Teilbarkeit.

In [2] findet man folgende Unterscheidung der Arten von Numeralia:

(1) Kardinalia (Grundzahlwörter): drei Meter, vier Mädchen

(2) Ordinalia (Ordnungszahlwörter): der fünfte Läufer

(3) Multiplikativa a. Wiederholungszahlwörter: fünfmal b. Vervielfältigungszahlwörter: zweifach

(4) Distributiva (Verteilungszahlwörter): Deutsch kennt diese Wortform nicht, stattdessen Umschreibung mit „je“ je drei Bücher

(5) Partitiva (Bruchzahlen): ein Drittel, ein Sechstel

Bezüglich der Klassifizierung von Numeralia ist sich die lin-guistische Wissenschaft nicht einig. So werten manche Lingu-isten die Numeralia als eigene Wortart. Viele rechnen sie aber, je nach Verwendung, den Pronomen, Adjektiven oder Nomen zu. So besitzen Ordinalia laut [3] eine große Übereinstimmung mit superlativisch markierten Adjektiven („the third Japanese runner in this race“ vs. „the youngest runner in this race“).

Unbestimmte Numeralia (Quantifier) gehören zu den De-terminierern (auch Determinative oder Artikelwörter). Für dieses Projekt sind insbesondere die Indefinitpronomina inter-essant, welche auf etwas hinweisen, das hinsichtlich seiner Zahl unbestimmt ist. Hierzu gehören zum Beispiel die Wörter einige, viel(e) oder alle. Laut [3], teilen besonders Ordinalia und Quantifier bestimmte Eigenschaften und gehören somit zur gleichen Klasse.

Neben den Indefinitpronomina liegt der Fokus dieser Studie auf den Kardinalia, wobei die Kardinalzahl eins ausgelassen wird, da sie keinen Plural beschreibt.

In den folgenden Abschnitten werden die Numeralia von fünf ausgewählten Sprachen (Deutsch, Englisch, Russisch, Türk-isch, Georgisch) und deren Besonderheiten vorgestellt. Sie dienen als Hilfe, um die Einflüsse der Numeralia auf den Nu-merus in Urum zu erläutern. In verschiedenen Sprachen ist die Pluralisierung des Nomens im Kontext von Numeralia, die auf

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eine Menge referieren, obligatorisch. Im Deutschen und Eng-lischen ist dieser Fall zu beobachten, wie die Beispiele (6) und (7) zeigen.

Beispiel:

(6) Deutsch: Apfel – drei Äpfel (7) Englisch: baby – two babies

Für Urum sind die Sprachen Russisch, Türkisch und Georg-isch relevant, da sie einen erheblichen Einfluss auf die unter-suchte Sprache aufweisen. Die wesentlichen und interessanten Unterschiede werden im Folgenden vorgestellt.

Bis auf wenige Ausnahmen, gibt es für die meisten russischen Wörter eine Singular- und eine Pluralform. Die Grundzahlen werden im Russischen dekliniert. Diese Deklination ist aber nicht einheitlich. Die Zahl один (eins) hat drei Formen: männlich, weiblich, sächlich. Die Zahlen zwei bis vier bilden wiederum eine eigene Deklinationsgruppe und unterscheiden nur zwischen zwei Formen: männlich/sächlich und weiblich. Zusätzlich muss beachtet werden, dass nach der Zahl eins das Substantiv im Nominativ Singular folgt. Nach den Zahlen zwei bis vier steht das folgende Substantiv im Genitiv Singular und nach allen Zahlen ab fünf der Genitiv Plural. Die Zahlen sechs bis 20 sowie 30 werden wie die Zahl fünf dekliniert. Wie 50 werden die Zahlwörter 60, 70 und 80 dekliniert [4]. Diese Beispiele dienen der Übersicht und dürfen nicht als voll-ständig angesehen werden.

Beispiele aus [5]:

(8) ein Haus ein Buch один дом одиá книга

(9) sieben Häuser drei Bücher семь домов три книги

(10) einundzwanzig Häuser einundzwanzig Bücher двадцать один дом двадцать однa книгa

(11) zweiunddreißig Häuser vierundvierzig Bücher тридцать два дoма сорок четыре книги

Bei zusammengesetzten Zahlen entscheidet das letzte Wort über das Nomen. Vgl. Beispiel (8) und (10) mit Beispiel (11). Im Deutschen ist es vergleichbar mit „1001 Nacht“ und nicht „1001 Nächte“ [6]. Daher heißt es bei (10) wörtlich „zwanzig und ein Haus“, während es bei (11) „dreißig und zwei Häuser“ heißt.

Nach unbestimmten Zahlwörtern (viele, einige) im Nominativ oder Akkusativ, steht das Substantiv im Genitiv Plural [4].

Beispiele:

(12) Einige Monate Ein Monat несколько месяцев один месяц

(13) Wenige Zuschauer Ein Zuschauer мало зрителей один зритель (wörtl.: wenig Zuschauer)

Im Türkischen gibt es Zählnomina und Pronomina, die mit dem Deutschen Gemeinsamkeiten aufweisen. Das türkische Nomen hat kein grammatikalisches Geschlecht und keinen be-stimmten Artikel. In der Grundform fungiert das Wort als No-minativ, Singular bzw. Plural. Der unbestimmte Artikel wird durch bir (eins) ausgedrückt. Der Plural wird durch das Suffix –ler bzw. –lar (unter Beachtung der Vokalharmonie) ausge-drückt und wird bei der Mehrzahl verwendet. Bei einer Nomen-Zahlwort-Kombination wird hingegen auf das Plural-morphem verzichtet (siehe Tabelle 3) [6].

Tabelle 3. Beispiel des Türkischen. [6] Türkisch Deutsch ev Haus/das Haus/Häuser bir ev ein Haus evler die Häuser üç ev drei Häuser (drei Haus) çok sayıda ev viele Häuser (viele Haus) bazı evler einige Häuser tüm evler alle Häuser

Nach unbestimmten Zahlwörtern wird im Türkischen bei viel/e der Singular verwendet. Dagegen wird bei einige/alle der Plural verwendet.

Es gibt auch Ausnahmen wie die beiden folgenden Beispiele (14) und (15) zeigen, wenn es sich auf allgemeingültige Fest-legungen bezieht:

(14) Ali Baba ve kırk haramiler = Ali Baba und die vierzig Räuber

(15) üç silahşorlar = Die drei Musketiere [7]

Im Georgischen sind die Zahlen von 20 bis 99 nach dem Vige-simalsystem aufgebaut. Die Zahlen lauten beispielsweise „zwanzig-und-zehn“ (30), „zwanzig-und-elf“ (31), „zweimal-zwanzig-und-fünfzehn“ (55), „dreimal-zwanzig (60), etc. Für den Numerus gilt aber eine ähnliche Regel wie für das Türk-ische.

Nach Zahlwörtern (auch unbestimmten, z.B. viele, zahlreiche, einige, etc.) folgt das Nomen im Singular (z.B.: „Vier Haus“). Handelt es sich um ein Subjekt, steht das Prädikat auch im Singular (z.B.: „Es kam viel Gast“). Auch bei Lebensmitteln folgt das Wort im Singular, wenn mehrere Teile gemeint sind.

Wenn es sich um ein unbelebtes Subjekt handelt, benutzt man das Prädikat im Singular (vgl. [8]).

(16) Wo sind die Bücher? (wörtl.: Wo ist die Bücher?) სად არის წიგნები? (sad aris ts'ignebi?)

(17) Wo sind die Nachbarn? სად არიან მეზობლები? (sad arian mezoblebi?)

Das folgende Nomen steht aber im Singular, wenn zuvor ein Zahlwort steht (vgl. [8]).

Beispiele:

(18) 1 Student ერთი სტუდენტი (erti st'udent'i)

(19) 11 Studenten (wörtl.: 11 Student) თერთმეტი სტუდენტი (tertmet'i st'udent'i)

(20) 23 Studenten (wörtl.: 23 Student) ოცდასამი სტუდენტი (otsdasami st'udent'i)

3. Empirischer Teil Im nachstehenden Teil wird die Bildung des Numerus im Zu-sammenhang mit Numeralia in Urum genau untersucht. Zu-nächst erfolgt die Vorstellung der Hypothese, die anschließend durch Beispiele belegt wird. Die Ergebnisse werden im darauf folgenden Teil zusammengetragen.

Für die Fragestellung wurden sämtliche Plural-Items aus dem Satz- und Textkorpus des Urum Documentation Projekts be-trachtet, die in Zusammenhang mit einem Numeral standen. Die Analyse bezieht sich auf folgende Numeralia: many, some/several, all, few und die Kardinalzahlen 2-100.

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Der Einfluss von Numeralia auf den Numerus der kaukasischen Sprache Urum

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Hypothese: Im Urum gibt es eine starke Tendenz, den Nume-rus im Zusammenhang mit Numeralia im Singular zu bilden.

Die nachfolgenden tabellarisch dargestellten Beispiele für die Bildung des Numerus bei Numeralia dienen der Veranschau-lichung und zeigen lediglich einen Ausschnitt der analysierten Items.

Tabelle 4. Beispiele des Numerus. Urum Numeral Übersetzung

Singular Plural many things choɣ ish many blankets choɣ yorɣan many ate chiles choɣ edi

bibyar many these children_of

choɣi ushaxlardan

many

many bad things choɣ qyoti ishlyar

several hours birɣach saat several days birɣach

gyun

some/ several

some families birɣach semyalar

all children ap ushaxlar all all urum (people) ap urumlar few blankets az yorɣan few hair az sach children few ushaxlar az

few

deer few marallar az two boys iqi oɣlan two girls iqi ɣɯz five or six neighbours

besh alti gonshi

Kardi-nalia

three baskets uch karzinkasi

Die Bildung des Numerus im Zusammenhang mit den Nume-ralia „many“, sowie „several/some“ (hierfür wird in Urum das selbe Wort verwendet) und „few“ weist einige Variationen, aber eine Tendenz zur Singularnutzung auf. „All“ erfordert immer die Pluralbildung. Die Kardinalzahlen ziehen immer den Singular nach sich.

Bei einem untersuchten Korpus von 64 Beispielitems ließen sich für die zuvor erwähnten Numeralia die folgenden Er-gebnisse feststellen:

Tabelle 5. Ergebnisse des Numerus. Anzahl (n) Prozent (%) Singular 51 79,69 Plural 13 20,31 Total 64 100

Es zeigt sich insgesamt eine starke Tendenz zur Verwendung des Singulars in Verbindung mit Numeralia.

4. Diskussion Im folgenden Teil werden die ermittelten Ergebnisse inter-pretiert.

Am eindeutigsten zeigt sich die Verwendung des Singulars in Verbindung mit vorangestellten Kardinalzahlen. Hier konnten keine Ausnahmen gefunden werden. Es zeigen sich diesbe-züglich Ähnlichkeiten zur türkischen Ursprungssprache und auch zum Georgischen. Ein zusätzliches Pluralsuffix am Nomen scheint redundant, da das Zahlwort eindeutig auf eine

Menge referiert. Im Gegensatz zum Russischen, wird in Urum nicht ab der Zahl fünf der Plural verwendet.

Das unbestimmte Numeral „all“ kann sowohl vor als auch nach dem Nomen stehen. Es konnte eine Tendenz für die Plu-ralbildung ermittelt werden, allerdings ergab der vorliegende Datensatz hierfür nur wenige Beispiele, sodass eine Gene-ralisierung in diesem Punkt nicht möglich ist. Sinngemäß wurden aber auch häufig für „all“ die Determinierer „each“ und „every“ genutzt, die sich jedoch nur auf ein einzelnen Ob-jekt beziehen, sodass die Verwendung von „all“ in diesem Kontext den Singular nach sich zog. Die Aussage, dass das Numeral „all“ ein Pluralsuffix erfordert bezieht sich demnach nur auf den Determinierer, der dem deutschen Wort „alle“ entspricht. Die Vermutung liegt nahe, dass gemäß des All-quantors der Plural notwendig ist, um auszudrücken, dass der beschriebene Sachverhalt universell für alle Objekte gilt.

Die Position des Numerals „few“ ist ebenfalls variabel. Steht es vor dem Zielnomen, wird tendenziell der Singular verwen-det, steht es dahinter, der Plural.

(21) Marallar az gyoryunierlyar bu meshyada. Deer few seen_are this bush_in. „Von den Rehen, wenig wurde gesehen.“

Im Beispiel (21) steht das Numeral nach dem Nomen,das im Plural ausgedrückt wird. Eine mögliche Erklärung für die Ver-wendung des Plurals und die Nachstellung des Numerals wäre, dass das Numeral „few“ zwar semantisch auf das Nomen „deer“ referiert, es aber syntaktisch losgelöst zu sein scheint. Das Numeral ist hier keine Subkonstituente der Nominal-phrase „deer few“, sondern eine selbstständige Konstituente, die ko-referent mit der Konstituente „deer“ ist. „Few“ bezieht sich somit nicht direkt auf das Nomen.

Weiterhin fällt auf, dass, sobald Wörter zwischen Numeral und Nomen stehen, das Nomen häufig mit dem Pluralsuffix markiert wird (siehe Beispiel (22)). Eventuell handelt es sich um ein Kongruenz-Phänomen. Dieses kann wegen der gering-en Datengrundlage nicht bestätigt werden.

(22) “choɣ qyoti ishlyar”

“many bad things”

Es zeigt sich insgesamt im Urum eine Tendenz für die ein-deutige Präferenz des Singulars bei konkreten Numeralia und die der Pluralverwendung für unbestimmte Numeralia. Corbett [9] weist darauf hin, dass die Pluralmarkierung in einer Phrase mit einem Numeral in vielen Sprachen nicht erforderlich ist. Er nennt beispielsweise die ungarische Sprache. Corbett er-wähnt allerdings auch Sprachen, in denen sowohl der Singular als auch der Plural in Zusammenhang mit einem Numeral ver-wendet wird, abhängig vom sprachlichen Kontext und einigen komplexen Regeln. Dies sei vor allem in den slawischen Sprachen zu beobachten. Im Urum scheint eine ähnliche Opti-onalität zu bestehen. Die geringe Datenmenge lässt an dieser Stelle aber kein definitives Urteil und keine klare Begründung zu. Für künftige Studien, die sich mit dem Numerus im Urum befassen, ist es ratsam, diesem Phänomen weiter nachzugehen.

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5. Schlussfolgerung Die Hypothese, dass der Numerus im Zusammenhang mit Numeralia in Urum tendenziell im Singular verwendet wird, wurde belegt. Hierfür gab es speziell für die Kardinalzahlen eine deutliche Evidenz. Dies lässt die Vermutung zu, dass in Urum die vorherige Nennung einer Kardinalzahl ausreicht, um den Plural auszudrücken. Eine weitere Pluralmarkierung am Nomen scheint hiermit redundant. Da aber in Verbindung mit unbestimmten Numeralia auch die Verwendung von Plural-formen beobachtet werden konnte, kann geschlussfolgert werden, dass die Pluralmarkierung am Nomen fakultativ ist und unter Umständen nur dann gebraucht wird, wenn diese Information für deren Übermittlung dringend erforderlich ist. Die Ausnahmen sollten für deutlichere Ergebnisse genauer analysiert werden, um die Verwendung des Plurals und die Gründe hierfür aufdecken zu können.

6. Referenzen [1] Verhoeven, E. (2011): Vowel harmony and noun inflection in

Caucasian Urum. Manuscript. University of Bremen.

[2] Wiese, Heike (1997): Zahl und Numerale: Eine Untersuchung zur Korrelation konzeptueller und sprachlicher Strukturen. Berlin, Akademie Verlag.

[3] Wiese, Heike (2003): Numbers, Language and the Human Mind. Cambridge UP.

[4] Denisova, E. (2005): Russisch Grammatik, München, Compact Verlag.

[5] Lektorenkollektiv der Karl – Marx – Universität Leipzig (1977): Leitfaden der russischen Grammatik, 11. Auflage, Leipzig, VEB Verlag Enzyklopädie Leipzig.

[6] Jansky, H. (1986): Lehrbuch der türkischen Sprache, 11. Auflage, Wiesbaden, Harrassowitz Verlag

[7] Lewis, G. L. (2000): Turkish Grammar, 2. Ed., New York, Oxford University Press.

[8] Abuladze, L., Ludden, A. (2006): Lehrbuch der georgischen Sprache, Hamburg, Helmut Buske Verlag GmbH.

[9] Corbett, G. G. (2004): Number, Cambridge University Press.

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UNIVERSITY OF BIELEFELD · M.A. LINGUISTICS · SS 2011 · COURSE: COMPARATIVE GRAMMAR

Die Realisierung und Verwendung des Akkusativs im Urum

Stefanie Böhm, Marianne Hilger

University of Bielefeld, Bielefeld, Germany [email protected], [email protected]

Abstract This paper investigates the realisation and application of the accusative in Urum. On the basis of the Turkish grammar we have constructed several hypotheses about the accusative marking in Urum which will be examined on a corpus of naturalistic texts. We will find out that the accusative marking of direct objects which precede the verb directly is optional, whereas the marking of direct objects which are modified by a demonstrative determiner, of those which do not precede the verb directly and of pronouns is obligatory. Taking everything into consideration our results corroborate the assumption that the accusative marking in Urum is determined by the definiteness of an object. Index Terms: application of the accusative marker, the role of definiteness, pronouns, possessive noun phrase, preverbal direct object, contextual definiteness

1. Einleitung Türkisch und Urum gehören zur Familie der Turksprachen und sind sogenannte agglutinierende Sprachen. Das heißt, sowohl im Türkischen als auch im Urum wird jede Bedeutungseinheit durch ein einzelnes Affix ausgedrückt. Der Akkusativ wird folglich in beiden Sprachen jeweils durch ein bestimmtes Morphem realisiert. Eine weitere Gemeinsamkeit beider Sprachen ist die Nichtexistenz eines definiten Artikels. Die Definit- bzw. Indefinitheit eines Substantivs muss somit aus dem Kontext erschlossen werden.

Dieser Artikel untersucht die Realisierung und Verwendung des Akkusativs im Urum mit Hilfe der türkischen Grammatik. Im Anschluss an die Einleitung befasst sich Abschnitt 2 zunächst mit der morphologischen Realisierung des Akkusativs in den beiden Sprachen Türkisch und Urum. Die Verwendung des Akkusativs, die den Hauptteil der empirischen Arbeit beinhaltet, wird in Abschnitt 3 behandelt. Hier werden zunächst die wichtigsten Regeln, die der Verwendung des Akkusativs im Türkischen zu Grunde liegen, anhand von Beispielen anschaulich erläutert. Auf Grundlage der türkischen Grammatik werden Hypothesen über die Verwendung des Akkusativs im Urum formuliert, die im weiteren Verlauf des Artikels in einem Korpus von naturalistischen Texten überprüft werden. Die Ergebnisse der Untersuchung werden im Anschluss an die Korpusanalyse hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Forschungsfrage diskutiert und interpretiert.

2. Die Realisierung des Akkusativs In diesem Teil der Arbeit wird zunächst die morphologische Realisierung des Akkusativs im Türkischen und im Anschluss daran die Realisierung des Akkusativs im Urum vorgestellt.

2.1. Türkisch Grammatische Funktionen werden im Türkischen durch Suffixe ausgedrückt. Das Türkische unterscheidet dabei zwei Grundformen: Suffixe mit dem Vokal –e und Suffixe mit dem Vokal –i, siehe [1]. Der Akkusativ wird im Türkischen durch das Morphem –i realisiert und gehört somit zur zweiten Gruppe türkischer Suffixe, siehe [1].

Tabelle 1. Grundformen der türkischen Suffixe

Suffixe mit -e Suffixe mit -i -ler -li -mek -di -de -i

Eine Besonderheit der türkischen Sprache ist das Prinzip der Vokalharmonie, siehe [1]. Die acht türkischen Vokale (i, e, ü, ö, ı, a, u, o) werden in helle (i, e, ü, ö) und dunkle Vokale (ı, a, u, o) klassifiziert. Türkischstämmige Wörter enthalten immer nur Vokale einer Gruppe, d. h. entweder ausschließlich helle oder ausschließlich dunkle Vokale. Sobald ein Suffix an ein Wort angehängt wird, muss dessen Vokal daher, nach den Regeln der Vokalharmonie, dem Vokal der letzten Silbe des Grundwortes angeglichen werden, siehe [1]. Man unterscheidet im Türkischen zwischen der kleinen (zweiförmigen) Vokalharmonie, welche beispielsweise bei der Bildung von Pluralsuffixen berücksichtigt werden muss und für die Fragestellung in diesem Artikel daher weniger interessant ist, und der großen (vierförmigen) Vokalharmonie, siehe [2]. Letzterer unterliegen sowohl die Personal- und Possessivsuffixe als auch die Kasussuffixe des Genitivs und Akkusativs. Die Anpassung des Akkusativmorphems –i erfolgt somit nach den Regeln der großen Vokalharmonie, siehe [2]. Bei Wörtern, deren Stamm auf einem Vokal enden (z. B. su ‚Wasser‘), muss vor dem Akkusativsuffix zusätzlich der Halbvokal -y- eingefügt werden um den Hiatus zu vermeiden, siehe [2].

Tabelle 2. Vokalharmonie des türk. Akkusativsuffixes

Vokal Vorsilbe

Vokal Endung Beispiele Glossierung

e i i ev-i Haus-AKK ö ü ü küçüğ-ü klein-AKK a ı ı saray-ı Palast-AKK o u u su-y-u Wasser-ø-AKK

2.2. Urum Im Urum wird der Kasus Akkusativ ebenfalls durch das Morphem –i realisiert. Im Unterschied zum Türkischen bedarf es bei der Verwendung des Akkusativsuffixes allerdings

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keiner Anpassung an eine Vokalharmonie, sodass der Akkusativ im Urum unabhängig von dem Vokal der Vorsilbe ausschließlich durch –i realisiert wird, siehe [3].

3. Die Verwendung des Akkusativs In diesem Abschnitts werden zunächst die grundlegenden Regeln der Verwendung des Akkusativs im Türkischen vorgestellt. Auf Grundlage dieser werden anschließend Hypothesen über die Verwendung des Akkusativs im Urum formuliert, welche anhand eines Korpus von naturalistischen Texten überprüft werden.

3.1. Grundlagen Der Akkusativ im Türkischen kennzeichnet das direkte Objekt eines Satzes, siehe [1]. Im Gegensatz zum Deutschen ist die Markierung eines Akkusativobjektes in der türkischen Sprache allerdings nicht in jedem Fall verpflichtend, siehe [4]. Im Türkischen kann das direkte Objekt eines Satzes unmarkiert bleiben, wenn es unmittelbar vor dem Verb, d. h. in direkter präverbaler Satzposition, steht. Das Setzen bzw. Weglassen des Akkusativsuffixes ist unter diesen Umständen optional und dient zur Signalisierung von Definit- bzw. Indefinitheit, siehe (1) bzw. (2). Der Akkusativ wird nachfolgend in allen Beispielen durch Fettdruck hervorgehoben.

(1) Kedi fare-yi yer. Katze Maus frisst ‚Die Katze frisst die Maus.’ (definit), [4]

(2) Kedi fare yer. Katze Maus frisst ‚Die Katze frisst eine Maus.’ (indefinit), ‚Katzen fressen Mäuse.’ (generisch), [4]

Indefinite Akkusativobjekte dürfen allerdings nur in präverbaler Satzposition unmarkiert bleiben. Sobald sich die Position des Objektes im Satz verändert, d. h. der Akkusativ postverbal bzw. nicht mehr unmittelbar präverbal verwendet wird, wird die Markierung obligatorisch, siehe (3), (4):

(3) Fare-yi kedi yer. Maus Katze frisst, [4]

(4) Kedi yer fare-yi. Katze frisst Maus, [4]

Definite Akkusativobjekte werden im Türkischen, unabhängig von ihrer Position im Satz, immer markiert, siehe [4]. Da es im Türkischen keinen definiten Artikel muss die Definitheit eines Akkusativobjektes entweder aus dem Kontext erschlossen werden oder auf andere Weise, beispielsweise durch die Verwendung von Demonstrativa, kenntlich gemacht werden, siehe (5).

(5) bu gazete-yi çikarmak zor bir iş ‘to publish this newspaper is a hard job‘, [5]

Steht eine Genetivkonstruktion in der Position eines direkten Objektes, schließt sich eine Akkusativmarkierung an das zweite Element der Konstruktion an, siehe [4]. Genitivkonstruktionen bestehen im Türkischen aus der Reihenfolge eines Besitzers und eines von ihm Besessenen. Die Genitivmarkierung erhält der Besitzer, während der Besessene mit einer Possessivendung markiert wird. An letztere kann sich bei Bedarf eine Akkusativmarkierung anfügen, siehe (6).

(6) [Hasan-ın kitab-ın] –ı oku -du -m Hasan-Gen. book-3.sg. -ACC read-Past -1.sg. ‘I read Hasan’s book‘, [5]

In den indogermanischen Sprachen wird die Verwendung des Akkusativs des Weiteren von bestimmten Präpositionen regiert. Im Türkischen wird die Funktion von Präpositionen durch Kasus-Suffixe, bzw. durch Postpositionen, die einen bestimmten Kasus verlangen, übernommen, siehe [6]. Interessanterweise gibt es im Türkischen nur wenige Postpositionen, die den Akkusativ bedingen, siehe [7]. Laut [6] sind takiben bzw. seltener müteakip (‚im Anschluss an‘) und aşkın (‚über‘) die einzigen türkischen Postpositionen, die einen Akkusativ fordern, siehe (7), (8).

(7) akşam yemeğin-i takiben ‚im Anschluss an das Abendessen‘, [7]

(8) elli-yi aşkın bir hanım ‚eine Dame über fünfzig‘, [7]

3.2. Hypothesen Das Ziel dieses Artikels ist, die Forschungsfrage, ob die Verwendung des Akkusativs im Urum gemäß den Gesetzmäßigkeiten des Türkischen erfolgt, zu überprüfen. Basierend auf den Regeln der türkischen Grammatik lassen sich bezüglich der Markierung der Akkusativobjekte im Urum folgende Hypothesen formulieren: Wenn die Verwendung des Akkusativs gemäß den Regeln des Türkischen erfolgt, dann… a) …müssen definite Akkusativobjekte markiert werden. b) …ist die Markierung bei Akkusativobjekten in präverbaler

Satzposition fakultativ. c) …müssen Akkusativobjekte, die nicht direkt vor dem Verb

stehen, markiert werden. d) …ist die Markierung von Pronomen obligatorisch, da sie

auf bereits eingeführte Personen/Objekte referieren. e) …wird der Akkusativmarker im Verlauf eines Textes

häufiger verwendet als am Anfang, da einmal eingeführte Objekte im Textverlauf als bekannt vorausgesetzt werden können.

f) …muss das Besessene in Genitivkonstruktionen, die als direktes Objekt fungieren, als Akkusativ markiert werden.

3.3. Methode Die oben genannten Hypothesen werden im Folgenden in einem Korpus von verschiedenen Erzählungen einheimischer Sprecher des Urums zum Thema „Traditional activity“, die von einer Muttersprachlerin orthografisch transkribiert und in die englische Sprache übersetzt wurden, untersucht, siehe [8].

Alle Hypothesen werden hinsichtlich ihrer Richtigkeit geprüft und mit exemplarischen Beispielen aus dem Korpus belegt bzw. gegebenenfalls widerlegt. Die ausgewählten Beispiele stehen stellvertretend für die Gesamtergebnisse der Untersuchung, die im Rahmen dieser Ausarbeitung nicht vollständig präsentiert werden können.

3.4. Ergebnisse Hypothese (a): Definite Akkusativobjekte müssen markiert werden. Da es im Urum keinen definiten Artikel gibt, der die Definitheit eines Objektes indiziert, wurde zur Überprüfung der Hypothese (a) im Korpus gezielt nach Akkusativobjekten, denen das Demonstrativpronomen o (engl. ‚that‘) vorangestellt ist, gesucht. Die Beispiele (9) und (10) zeigen, dass die

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Die Realisierung und Verwendung des Akkusativs im Urum

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Akkusativmarkierung von Demonstrativphrasen, unabhängig von der Position des Objektes im Satz (präverbal in (9) und postverbal in (10)) obligatorisch ist. Die Hypothese, dass definite Akkusativobjekte in der urumischen Sprache markiert werden müssen, kann durch die Untersuchung der Demonstrativphrasen im Urum insgesamt bestätigt werden. Beispiele:

(9) sora o syudi chɯɣardierɯx ichyari gyotyurierɯx then that milk take_we inside take_we

‘Then we take that milk and take it inside the house.’

(10) syuzierɯx o syudi percolate_we that milk

‘We percolate that milk.’ Hypothese (b): Die Markierung bei Akkusativobjekten, die in der präverbalen Satzposition stehen, ist fakultativ. Für die Untersuchung der zweiten Hypothese wurde im Textkorpus nach Sätzen gesucht, in denen das Akkusativobjekt vor dem Verb steht. Bei der Analyse wurden sowohl Beispiele gefunden, in denen das Akkusativobjekt gekennzeichnet wurde (siehe (11), (12), (13)), als auch Beispiele, in denen das Akkusativobjekt nicht spezifisch markiert wurde (siehe (14), (15), (16)), wodurch die Optionalität des Akkusativsuffixes bei Objekten in präverbaler Position belegt wird. Das Verb wird in allen Beispielsätzen durch Unterstreichung kenntlich gemacht. Beispiele: unmarkierter Akkusativ

(11) nu tsalkada iqityavyur peinɯr edierdɯlyar iqi well tsalka_in two_way cheese make_they two

‘Well in Tsalka they make cheese in two ways.‘ (12) srazu peinɯr etmyax olur. immediately cheese make can ‘You can immediately make cheese.‘ (13) soram maya tyoqierɯm then whey pour_i ‘Then I put the whey into it.‘ Beispiele: markierter Akkusativ

(14) torbai ɣoier ustyunya sack put_she above

‘She puts the sack up.’ (15) peinɯri ɣoierɯx onun ichɯnya cheese put_we its inside ‘We put the cheese in it.‘ (16) syudi tyoqierɯx ɣazanɯn ichɯnya milk pour_we pot in ‘Then we pour the milk into a pot.’ Es ist auffällig, dass vor allem Akkusativobjekte, die am Anfang eines Satzes stehen, von den urumischen Muttersprachlern markiert werden. Diese Erkenntnis legt die Vermutung nahe, dass der Kontrast zwischen Akkusativ- und Nullmarkierung mit der Definitheit eines Objektes zu tun haben könnte. Diese Annahme lässt sich anhand von Beobachtungsdaten jedoch nicht endgültig klären.

Hypothese (c): Akkusativobjekte, die nicht unmittelbar vor dem Verb stehen, müssen markiert werden. Nachdem sich die zweite Hypothese als wahr herausgestellt hat, soll anschließend überprüft werden, wie sich Akkusativobjekte verhalten, die nicht in der präverbalen Satzposition stehen. Bei der Untersuchung des Korpus wurde nach Sätzen gesucht, in denen das direkte Objekt nicht unmittelbar vor dem Verb steht. Die Ergebnisse zeigen, dass Akkusativobjekte sowohl in postverbaler (siehe (17)) als auch in nicht unmittelbar präverbaler Satzposition (siehe (18)) immer mit dem Akkusativmorphem markiert werden. Beispiele:

(17) gidien qoma, alien sui go_you cowshed, take water

‘You go to the cowshed, take the water.’ (18) syujyugyuni biryaz chyaqien, soradan tyoqien shein

ichɯnya torbanɯn ichɯnya serum little take_you then pour_you this inside sack_’s

inside ‘You take the serum a bit then you pour it into a sack or something.’

Hypothese (d): Die Markierung von Pronomen ist obligatorisch, da sie auf bereits eingeführte Personen/Objekte referieren.

Pronomen stehen, wie es der Name sagt, für ein Nomen. Besteht zwischen dem Referenten und dem Pronomen eine anaphorische Beziehung, steht das Pronomen zwangsläufig für ein definites Objekt. Die Akkusativmarkierung am Pronomen wird somit obligatorisch. Dies kann in den Daten ausnahmslos bestätigt werden. Die für diese Annahme relevanten Wörter sind in den Beispielen fett gedruckt. Beispiel: Einführung des Objektes

(19) sora bir yarɯm saat yox, igirmi minuttan sora, ottuz minuttan sora ,uje peinir, syud mayalanier

then one half_an hour no, twenty minutes after, 30 minutes after, already cheese, milk thickens ‘Then half an hour no, in twenty minutes, in thirteen minutes, cheese already, milk thickens.’

Beispiel: Erneutes Referieren auf das Objekt mittels Pronomen

(20) sora oni qyasier ɣarɯm, ambelya papalam, ishtem, yarier ɣazanɯn ichɯnda then it cuts wife_my, so asunder, well, divides pot in ‘Then my wife cuts it, so asunder, well, divides it in the pot.’

Hypothese (e): Der Akkusativmarker wird im Verlauf eines Textes häufiger verwendet als am Anfang, da einmal eingeführte Objekte im Textverlauf als bekannt vorausgesetzt werden können.

Die untersuchten Daten bestehen aus Erläuterungen über die Produktionsweise von Käse. Dieses Erzählthema hat zum Charakter, dass sich der Sprecher im Laufe der Erzählung immer wieder auf schon eingeführte Objekte bezieht um den Handlungsstrang zu flechten. Da definite Objekte im Akkusativ einen Marker erhalten und die Objekte nach ihrer Einführung als definit verstanden werden, erhöht sich die Häufigkeit des Auftretens des Akkusativmarkers, je weiter die Erzählung fortschreitet. Dies kann an den Daten beobachtet

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Stefanie Böhm und Marianne Hilger

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werden. Nach der oben beschriebenen Logik, lassen sich einige Sätze finden, wie folgt: Beispiel:

(21) bir yarɯm saattan soram syud azɯrlanier, qyasien oni sheinyan, qyasien qyasqiinyan, soramda doldurien o syudi formanɯn ichɯnya one half hour after milk preparing, cut_you it it_with, cut_you knife_with, then fill that milk shape into ‘After about half an hour of milk preparing, you cut it with, you cut it with the a knife, then fill that milk into shape.’

Dies ist nicht mit dem Phänomen zu verwechseln, dass der Sprecher mal über den Käse in seiner Erzählung, mal über Käse im Allgemeinen spricht und dadurch den Begriff ‚Käse‘ auch nach definit wieder indefinit nutzt. Die folgenden zwei Sätze sind zusammen als ein Beispiel zu lesen. Sie stammen von dem gleichen Sprecher und folgen in seiner Erzählung aufeinander. In dem ersten Satz versieht er das Wort ‚Käse‘ mit einem Akkusativmarker, da es sich um den Käse handelt, der in seiner Geschichte zu Erklärungszwecken fiktiv produziert wird, und dadurch bestimmt ist, siehe (22). Im darauf folgenden Satz spricht er nicht mehr über diesen bestimmten Käse, sondern über Käse im Allgemeinen, mit dessen Produktion er Geld verdient, und nutzt den Begriff ohne Akkusativmarkierung, siehe (23). Obwohl der Verlauf des Textes im zweiten Satz weiter fortgeschritten ist, entfällt der Akkusativmarker an dem Wort ‚Käse‘, da sich dieses nicht auf das Objekt aus dem ersten Satz bezieht. Solche Beispiele widersprechen somit nicht der Hypothese, dass die Akkusativmarkierungen im Verlauf des Textes durch das Wiederaufgreifen von schon eingeführten Objekten zunehmen.

Beispiel:

(22) soram o postyunyun ichɯnya ɣoierdɯlyar o peinɯri duzlierdɯlyar ɣoerlyar dya baɣlierlyar then that skin_’s inside_to put_they that cheese salt_added_they put_they and tie_they ‘Then they put the cheese into that skin and they added salt and tied it.’

(23) shindi biz biryaz o ishi utyurdyux etmierɯx byaierɯx ɣolailɯɣya, onuchyun qi biz shindi peinɯr edierɯx biryaz choɣ, satierɯx i etim onnan ɣazanierɯx biryaz pul now we little that thing lost_we make_don’t_we look_we easiness_to because that we now cheese make_we little more sell_we and that_with that_with earn_we little money ‘Now we don’t do it anymore, we make it easily, because we make more cheese now, we sell it and earn money.’

Hypothese (f): Das Besessene muss in Genitivkonstruktionen, die als direktes Objekt fungieren, als Akkusativ markiert werden.

Im Türkischen drückt der Genitiv Besitzverhältnisse oder Zugehörigkeiten zu einem Bezugswort aus. Grammatikschreiber sind sich uneinig, ob der Genitiv als Fall einzuordnen sei, was aber für die weitere Analyse nicht von Wichtigkeit sein dürfte. Genitivkonstruktionen bilden sich nach der Reihenfolge “Besitzer – Besessenes”. Das Besessene wird dadurch zum Kopf der Konstruktion und erhält eine Possessivendung, die nach Person- und Numeruseigenschaften

des Besitzers variiert. Der Besitzer wird mit einer Genitivendung versehen. Im Urum verhält es sich weitgehend genauso. Das Genitiv- und das Possessivsuffix sind fett gedruckt. Beispiel:

(24) o syudyun otravasi gyaler adama that milk_’s poison goes man_to

‘A man can be poisoned.’

Das Suffix -si darf nicht mit einer Akkusativendung verwechselt werden. Es handelt sich hierbei um die Possessivendung in der 3. Person Singular. Wenn die Genitivkonstruktion die Funktion eines direkten Objektes erhält, schließt sich eine Akkusativmarkierung an das Besessene an. Die Genitiv-, Possessiv- und Akkusativsuffixe sind fett gedruckt. Beispiele:

(25) inyagɯn myamyalyarɯni yaxierɯx cow_’s udders_its wash_we ‘We wash cow’s udders.’

(26) formanɯn ichɯndya o syuzyulier, alier gyandi forma, formanɯn, peinɯr alier formanɯn formasɯni shape inside it comes_out, takes own shape, shape’s, cheese takes shape’s shape ‘In the shape it comes out, the cheese takes on the shape’s shape.’

Der Fall, dass die Akkusativmarkierung nicht overt sei, obwohl die Genitivkonstruktion als direktes Objekt fungiert, ist in den untersuchten Daten nie der Fall gewesen. Möglicherweise wird eine solche Genitivkonstruktion häufiger als bestimmt verstanden, da man das Besessene in der Konstruktion durch den Verweis auf den Besitzer spezifiziert.

4. Diskussion Trotz des nur geringen Datensatzes, der im Rahmen dieses Artikels untersucht werden konnte, ließen sich durch die Formulierung gezielter Hypothesen und der Hinzuziehung aufschlussreicher, grammatischer Konstruktionen sowie der Kontexte verschiedene Feststellungen über die Verwendung der Akkusativmarkierung machen. Untersuchungen ergaben, dass die Definitheit beim Auftreten eines Akkusativsuffixes scheinbar eine Rolle spielt. Diese Vermutung haben wir an verschiedenen Phrasentypen überprüft und festgestellt, dass das Setzen des Akkusativsuffixes bei präverbalen Objektphrasen fakultativ ist, die Markierung des Akkusativs bei Pronomen und Demonstrativa, so wie bei direkten Objekten, die postverbal bzw. nicht unmittelbar präverbal positioniert sind, ist hingegen verbindlich. Einen weiteren Hinweis auf die Rolle der Definitheit lieferte die steigende Anzahl der Markierungen im Verlauf einer Erzählung. Auffällig war außerdem, dass Genitivkonstruktionen eine starke Tendenz aufweisen, einen Marker zu erhalten. In wiefern dieser obligatorisch ist, müsste mittels eines größeren Korpus und Befragungen von urumischen Muttersprachlern bezüglich der Grammatikalität von Genitivkonstruktionen ohne Akkusativmarkierung analysiert werden.

5. Fazit Das Ziel dieses Artikels war es die Realisierung und Verwendung des Akkusativs im Urum mit Hilfe geeigneter Hypothesen, die auf Grundlage der türkischen Grammatik

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Die Realisierung und Verwendung des Akkusativs im Urum

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formuliert wurden, in einem Korpus von naturalistischen Texten zu überprüfen. Die empirische Untersuchung des Korpus hat gezeigt, dass sich alle Hypothesen hinsichtlich der Verwendung des Akkusativs im Urum bestätigt haben. Die Ergebnisse der Analyse legen ferner die Vermutung nahe, dass das Vorkommen der Akkusativmarkierung im Urum mit der Definitheit bzw. Spezifizität eines direkten Objektes zu tun hat. Diese Frage lässt sich anhand von Beobachtungsdaten jedoch nicht endgültig klären. Da im Rahmen dieser Arbeit zudem nur ein kleiner Teil des urumischen Korpus untersucht werden konnte, sollten daher vor allem Aspekte, wie die Notwendigkeit eines Akkusativmarkers bei Genitivkonstruktionen und insbesondere die Frage, inwiefern die Rolle der Definit-/ bzw. Indefinitheit eines Objektes sich auf die Markierung des Akkusativs aufwirkt, anhand größerer Korpora und mit der Hilfe von urumischen Muttersprachlern, weiter untersucht werden, um eindeutige Evidenz für die gewonnen Ergebnisse zu haben.

6. Danksagung Bei der Erstellung dieses Papers sind wir Herrn Prof. Dr. Stavros Skopeteas zu großem Dank verpflichtet, denn ohne seine wertvollen Ratschläge, Ideen und Anmerkungen hätten wir die für die erfolgreiche Analyse erforderliche Präzision in der Erarbeitung unserer Hypothesen nicht erreicht. Weiterhin danken wir all unseren Kommilitonen, insbesondere Emrah Turan und Kristin Nahrmann, die uns mit ihrer Kritik auf das türkische Genitivsuffix aufmerksam machten und nicht zuletzt Thi Diem Kieu Vu und Isabelle Vonberg, die uns weitere Anregungen zur besseren Darstellung unserer Ergebnisse gaben.

7. Referenzen [1] Çak¸r, Hasan (2007): Pons-Grammatik kurz & bündig Türkisch.

Einfach, verständlich, übersichtlich [mit ausführlichem Stichwortregister]. Aufl. A1, [Nachdr.]. Barcelona: Klett Sprachen.

[2] Göksel, Asl¸; Kerslake, Celia (2005): Turkish. A comprehensive grammar. London: Routledge (Routledge comprehensive grammars).

[3] Verhoeven, Elisabeth (2011): Vowel harmony and noun inflection in Caucasian Urum. Online verfügbar unter: http://urum.lili.uni-bielefeld.de/download/docs/uum-harmony.pdf, zuletzt geprüft am 28.06.2011.

[4] Wagner, Christian (2003): Artikel im Grammatikunterricht unter Berücksichtigung der Erstsprache Türkisch. Online verfügbar unter: http://home.edo.uni-dortmund.de/~hoffmann/PDF/Hausarbeit_wagner.pdf, zuletzt geprüft am 28.06.2011.

[5] Kornfilt, Jaklin (2003): Turkish. Transf. to digital print. London: Routledge (Descriptive grammars).

[6] Lewis, Geoffrey L. (1991): Turkish grammar. Oxford: Oxford Univ. Press.

[7] Ersen-Rasch, Margarete I. (2009): Türkische Grammatik. Für Anfänger und Fortgeschrittene. 4. Aufl. Ismaning: Hueber.

[8] Skopeteas, Stavros; Moisidi, Violeta (2011): Texts. Urum Narrative Collection. Online verfügbar unter: http://urum.lili.uni-bielefeld.de/download/docs/uum-text.pdf, zuletzt geprüft am 28.06.2011.

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UNIVERSITY OF BIELEFELD · M.SC. LINGUISTICS · SS 2011 · COURSE: COMPARATIVE GRAMMAR

Phonetic alternations of [e] in words of Russian and Turkish origins in Caucasian Urum

Sarah Keuch, Tatyana Yakimovich

University of Bielefeld, Bielefeld, Germany [email protected], [email protected]

Abstract

The article covers the subject of phonetic alterations in the realizations of vowel [e] in the words of Russian and Turkish origin in Caucasian Urum. The research is based on vowel formant measurements. It is shown that differentiations in stress and type of syllable do not produce an impact on the realization of [e] in Urum. However, the realization of [e] in words of Turkish and Russian origin does vary in the characteristic of frontness and backness. Vowels in words of Turkish origin are pronounced more front than in words of Russian origin.

Index Terms: phonetic alteration, vowel realization, contact languages, Urum, formant.

1. Introduction

The present study is dedicated to phonetic alterations in the realizations of vowel [e] in Caucasian Urum. The goal of the study is to discover the factors that affect the realization of the front vowel, examine the impact of stress and the type of syllable. Another question the study addresses is whether different realizations of [e] in Urum vary in the words of Russian and Turkish origin. The research is based on the measurements of formant values for each occurrence of the phoneme within the selected items of Urum lexicon, see [1]. Audio files and other Urum data used for this study are taken from the Urum documentation project [2].

2. Preliminaries

2.1. Urum Caucasian Urum, not to be confused with the Urum language spoken in Ukraine (also known as Greek-Tatar) and the Urum language spoken in Turkey, is a language spoken by a minority Greek population in Georgia. Their population decreased from 30.800 in 1979 to about only 1500 in 2006 because of numerous emigrations of mainly younger people to bigger Georgian cities or to Greece. For that reason research on this language is of a major importance as the cultural heritage Caucasian Urum will extinct within the next few decades.

The Urum people stem from a Greek population that was originally situated in the east of Turkey. At the beginning of the 19th century they moved to Caucasus and therefore their language has been influenced by Russian, Georgian and occasionally even Armenian and Pontic Greek [2].

2.2. Vowel formants Formants are a peak of energy caused by the resonant frequencies of the vocal tract. They vary according to the positioning of the tongue in relation to the rest of the articulators during the articulation of vowels. Vowels have three distinct features, namely the height of the tongue, the backness of articulation and rounding of the lips.

The first formant, F1, defines the height of the tongue. The higher the tongue is positioned, the lower F1 value will be. Thus, open vowels (low vowels in the vowel quadrilateral) have high F1 frequencies while closed vowels (high in the vowel quadrilateral) have low F1 frequencies. The second formant, F2, corresponds to vowel frontness/backness. Back vowels have low F2 frequencies while front vowels have high F2 frequencies. The terms low, high, front and back refer to the articulatory description of vowels i.e. positions of the tongue that are reflected in the vowel quadrilateral. The low and high frequencies of the formants reflect acoustical measures – that is why a low vowel can have a high formant frequency [3].

2.3. Outline of the article The relevant properties of the vowel system of the contact languages at issue are presented in section 3. Section 4 explains the methodology of the study. The results are presented in section 5 with a final conclusion being drawn in chapter 6.

3. Contact languages at issue

In the following subsections we observe some aspects of Russian and Turkish phonology to be able to trace the influence or phonetic heritage of these languages back to Urum due to them being contact languages.

3.1. Russian Russian sound system has five basic vowel sounds in stressed position: /i/, /e/, /a/, /o/, /u/. In unstressed position this inventory is reduced to 3-2 vowel sounds depending on palatalization of the preceding consonants. There are two degrees of vowel reduction (further VR) occurring in unstressed position. The first degree is associated with the first pretonic syllable i.e. a syllable immediately preceding the stressed syllable and is considered to be less severe than the second degree. The second degree of reduction takes place in all other unstressed syllables [6].

After non-palatalized consonants, in the first pretonic syllable, vowels neutralize as in (1)a, and in other unstressed syllables as in (1)b. See Figure 1 [6, 8].

Figure 1: Stressed and unstressed vowel inventories of Russian

[6, 8].

After palatalized consonants, all vowels neutralize to [i] except for /u/. See Figure 2 [8].

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12 Sarah Keuch and Tatyana Yakimovich

/ i /

/ e /

/ a /

/ o /

/ u /

Figure 2: Unstressed vowel inventory after palatalized

consonants in Russian.

Russian [e] is a half-close, front, unrounded vowel, occurring in stressed position only, always followed by a soft consonant. The vowel has two allophones, namely mid [ɛ̝] and open-mid [ɛ]. Both allophones are found in stressed position only and are never followed by a palatalized or soft consonant. [ɛ̝] occurs only after palatalized consonants while [ɛ] takes the initial position in a word or follows a hard or non-palatalized consonant [9].

Being the object of the current study, the realization of vowel [e] not surfacing in an unstressed position after both palatalized and non-palatalized consonants in Russian is of a particular interest. The question arises whether it is possible to detect this phenomenon in Urum in the words of Russian origin.

Taking into account F1 and F2 measurements of Russian [e], according to V. Kouznetsov [5], after palatalized consonants (prevailing in our study) F1 and F2 comprise around 450 and 2200Hz, after non-palatalized consonants - about 500 and 1700Hz respectively. As far as Russian [i] is concerned, F1 and F2 values comprise 350 and 2300Hz accordingly.

3.2. Turkish Turkish has a total number of eight vowels that can occur at the beginning or at the end of words and between consonants.

The vowel under consideration in this study [e] is a low, front and unrounded one that in Turkish has two other allophones beside [e], namely the lowered [ε] and [æ], which is an open- mid, front vowel.

While [æ] occurs in front of /l/, /m/, /n/ and /r/, [ε] occurs only at the end of words. [e] is used in every other instance. In some words where /e/ appears in front of /l/, /m/ and /n/, /e/ can be pronounced as [e] or as well [æ].

Long vowels only occur in borrowed words from Persian or Arabic. These long vowels derived either from long vowels in the original language or from a glottal stop preceded by a vowel. While the first variation is sometimes realized by a circumflex (´), the latter is usually indicated as two vowels [4].

4. Methodology

Based on the data provided by the Urum documentation project (see [1, 2]), we compiled a list of words of Russian and Turkish origin containing vowel [e]. Further, the words were grouped by speaker and condition i.e. the position of the vowel in a word: a) stressed, open syllable; b) stressed, closed syllable; c) unstressed, open syllable; d) unstressed, closed syllable.

The two factors, stress and type of syllable, were chosen for analysis as they are known to affect the quality of vowels. For example in Russian, as discussed in section 3.1, it is stress while in English, alongside with stress, it is also the type of syllable.

Using Praat software, F1 and F2 values were extracted for each sample of the vowel. F1 and F2 values were measured by

taking the mean values of an interval of the vowel, excluding the edges that might be influenced by the preceding consonant. Based on the fact that in Russian in an unstressed position vowel [e] changes to [i] (as discussed in 3.1), it made sense to provide additional F1 and F2 measurements for vowel [i] to be compared with F1 and F2 of an unstressed [e] on the matter of their similarity. Finally, the average F1 and F2 measurements per condition for the words of Russian and Turkish origin were calculated.

For the words of Turkish origin, a total number of 16 realizations were investigated. Half of these examples come from stressed syllables and unstressed syllables. In each case, one half is taken from open syllables, while the other half stems from closed ones. For each of these four categories (stressed/open, unstressed/open, stressed/closed, unstressed/ closed), each native speaker provided four examples.

For Urum words of Russian origin containing [e], 32 tokens in total were examined (2 words per vowel/condition * 4 conditions * 4 speakers). Additionally, for vowel [i], 16 tokens were examined (1 word per vowel/condition * 4 conditions * 4 speakers) .

5. Results

5.1. [e] in the words of Russian origin As far as the peaks of the measurements among all four speakers are concerned, the highest and lowest F1 make up 630 and 356 Hz respectively, demonstrating a significant diversity of realizations, as well as the highest and lowest F2 measurements (2211Hz, 1374Hz).

It is also noticeable, that when immediately preceded by consonant [r], in both stressed and unstressed positions, [e] tends to become more open and back as compared to other consonant environments, which means being closer to the realization of [e] in Russian after non-palatalized consonants.

Table 1 presents the average measurements of formant values in our sample (see the detailed list of measurements in the Appendix, Table 3; this data is plotted in Figures 3 to 6 for each speaker separately). Each mean value is the average of 8 measurements (2 different words, produced by 4 different native speakers). A comparison of the values in Table 1 reveals that the vowel quality is not substantially influenced by the examined factors. When comparing the average F1 and F2 measurements of unstressed [e] with that of [i], we may say that neutralization of [e] in unstressed position does not take place in Urum words of Russian origin (see Table 1a). This is the general tendency of the data. However, we were able to detect single cases in which the vowel quality differs in the pretonic and posttonic positions, as predicted by the Russian pattern, see section 3.1. Such examples are the realization of the first mid front vowel of the word naseko’moe by speakers 2 and 3, as well as the realization of mid front vowel in the third syllable of the word uve’renni by speaker 2. Apart from these isolated exceptions, we generally observe that the phonetic realization of the mid vowel [e] in Russian words by Urum speakers is not substantially influenced by stress.

Table 1: Average formant values of [e] in the words of Russian origin

Position F1 F2 Stressed, open 431 1831 Stressed, closed 473 1938 Unstressed, open 439 1908 Unstressed, closed 432 1931

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Phonetic alternations of [e] in words of Russian and Turkish origins 13

Table 1a: Average formant values of [i] in the words of Russian origin

Position F1 F2 Stressed, open 368 2013 Stressed, closed 377 2013 Unstressed, open 341 2042 Unstressed, closed 401 2195

5.2. Urum words of Turkish origin The lowest values for both F1 and F2 were measured in unstressed open syllables. This means that [e] in unstressed open syllables is pronounced with relatively rounded lips and the tongue held relatively high (looking at a vowel trapezoid it is clear that the realization of the phoneme [e] here is closer to [ɭ]).

The highest values for [e] in words of Turkish origin came from unstressed closed syllables. The sound is produced relatively at the front of the oral cavity and the lips are less rounded.

The F1 and F2 average values for stressed open syllables are only slightly higher than those for unstressed open syllables. While the average F1 value for stressed closed syllables is the second highest value in our research, the F2 value is the second lowest one, but only two points below the value for stressed open syllables (see Table 3).

Table 2: Average formant values of [e] in the words of Turkish origin.

Position F1 F2 Stressed, open 410 2113 Stressed, closed 427 2111 Unstressed, open 406 2084 Unstressed, closed 458 2211

While the lowest F1 value that was measured was 341 Hz, the highest F1 value reached the number of 488 Hz. This makes the difference of 147 Hz. For the F2 value, the lowest value was measured at 1634 Hz and the highest F2 appeared at 2437. This makes the difference of 803 Hz.

In a study by Sila Ay, Ozgur Aydin and Iclal Ergenc [3], the average F1 measured in Turkish words uttered by Turkish native speakers was 580 Hz. Compared to the average F1 of 430 Hz in Urum words of Turkish origin, [e] in original Turkish words is pronounced with the tongue held relatively low. The results for the F2 value, however, were comparatively similar as they differ in 30 points only (2100 Hz for originally Turkish words and 2130 Hz for Urum words of Turkish origin).

5.3. Discussion When comparing the obtained average formant measurements of [e] in the words of Russian and Turkish origin, one can recognize the deviation in F1 values as negligible (14 HZ) as opposed to F2 values where the difference comprises 228 Hz. When considering the highest and lowest F2 points, the lowest F2 value (1374 Hz) comes from a word of Russian origin while the highest (2437 Hz) – from a word of Turkish origin. This leads us to the conclusion that [e] in the words of Turkish origin tends to be more front than in Urum Russian origin words while front vowels have high F2 frequencies. See Figure 12 in the Appendix.

6. Conclusion

Returning to the questions posed at the beginning of this article, we may conclude that stress and type of syllable produce no significant impact on the realization of [e] in

Urum. What does affect the realization of [e] is the presence of preceding [r], [e] becoming more open and back.

It is now also possible to state that realizations of [e] do vary in the words of Russian and Turkish origin mainly on the subject of frontness/backness of the vowel. It is vividly seen that the vowel tends to be more front in the words of Turkish origin, which also corresponds to the way it is pronounced in Turkish. The measurements of [e] in the words of Russian origin show the tendency of the vowel to acquire the qualities of Russian [e] following non-palatalized consonants (backness) which can possibly be explained by the absence of consonant palatalization in Urum as compared to that of Russian.

7. References [1] Urum lexicon, Urum Documentation Project, online:

http://urum.lili.uni-bielefeld.de/download/docs/uum-lexicon.pdf [2] Urum documentation project. Online: http://urum.dyndns.org,

accessed on August 3rd 2011. [3] Lodge, K. A critical introduction to phonetics, London.

Continuum, 41- 228, 2009. [4] Aslı Göksel, Celia Kerslake. Turkish: a comprehensive grammar.

Routledge, 10- 11. 2005 [5] Sila Ay, Ozgur Aydin, Iclal Ergenc, Essays on Turkish linguistics:

proceedings of the 14th International Conference on Turkish Linguistics, August 6-8, 2008, Wiesbaden, Harrassowitz Verlag, 3- 9, 2009.

[6] Barnes, Jonathan 2004, Phonetics and Phonology in Russian Unstressed Vowel Reduction: A Study in Hyperarticulation Accessed online: http://www.bu.edu/linguistics/UG/barnes/Barnes%20VR%20final%20draft.pdf.

[7] V. Kouznetsov, Spectral dynamics and classification of Russian vowels. Paper presented at the XI Session of the Russian Acoustical Society, Moscow, November 19-23, 2001. Accessed online: http://www.akin.ru/Docs/Rao/Ses11/s14.PDF

[8] Jaye Padgett, Russian vowel reduction and dispersion theory. Phonological Studies 7, Kaitakusha, Tokyo, pp. 81-96. Accessed online: http://people.ucsc.edu/~padgett/locker/kobepaper.pdf

[9] Jones, D. and Ward, D. The Phonetics of Russian. Cambridge University Press, Cambridge, 1969

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Appendix

Table 3: F1 and F2 measurements of [e] in the words of Russian origin

Speaker Stress Syllable Word Formant 1 Formant 2

1 stressed open uverenni 437 2035

krepost 501 1508

closed atvetchik 469 2054

leska 499 2149

unstressed open samnenie 657 2032

podazrevaet 463 1908

closed podazrevaet 484 2211

uverenni 486 1634 2 stressed open uverenni 393 2010 pepel 396 1959 closed frikadelki 411 2040 leska 411 2036 unstressed open strela 380 1931 nasekomoe 356 1970 closed pepel 390 1925 uverenni 387 2118 3 stressed open uverenni 411 2091 krepost 420 1949 closed instrument 565 1770 leska 394 1880 unstressed open strela 415 1816 nasekomoe 385 2118 closed veslo 400 1975 uverenni 410 2167 4 stressed open uverenni 435 1374 krepost 457 1724 closed instrument 630 1920 leska 411 1660 unstressed open samnenie 401 1941 podazrevaet 456 1551 closed mechtatedier 425 1800 uverenni 475 1622

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Phonetic alternations of [e] in words of Russian and Turkish origins 15

Figure 3: F1 and F2 in a stressed, open syllable position (2 words per speaker)

Figure 4: F1 and F2 in a stressed, closed syllable position (2 words per speaker)

Figure 5: F1 and F2 in an unstressed, open syllable position (2 words per speaker)

Figure 6: F1 and F2 in an unstressed, closed syllable position (2 words per speaker)

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16 Sarah Keuch and Tatyana Yakimovich

Table 5: F1 and F2 measurements of [i] in the words of Russian origin

Speaker Stress Syllable Word Formant 1 Formant 2

1 stressed open dalina 423 2230

closed materik 468 2196

unstressed open gusenitsa 398 2425

closed atvetchik 476 2412

2 stressed open maslina 317 1821 closed materik 360 2077 unstressed open frikadelki 286 2155 closed pestik 343 2093

3 stressed open dalina 380 2208 closed materik 336 1931 unstressed open sinyak 381 2219 closed instrument 405 2344 4 stressed open dalina 353 1796 closed materik 347 1848 unstressed open sinyak 301 2169 closed instrument 382 1933

Figure 7: Average F1, F2 values for [e] and [i]

Table 7: F1, F2 measurements of [e] in the words of Turkish origin

Speaker Stress Syllable Word Formant 1 Formant 2

1 stressed open gechi 488 2437

closed uruset 461 2300

unstressed open mechya 453 2265

closed ater 584 2247

2 stressed open gechi 341 2407 closed sechqi 430 2304 unstressed open naxIledier 379 2175 closed engIlmyax 430 2157

3 stressed open beli 416 1975 closed sechqi 416 2004 unstressed open gerIqi 409 2002 closed engIlmyax 424 2256

4 stressed open beli 395 1634 closed peshkir 403 1836 unstressed open mechya 386 1896 closed engIlmyax 396 2186

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Phonetic alternations of [e] in words of Russian and Turkish origins 17

Figure 8: F1 and F2 in a stressed, closed syllable position

Figure 9: F1 and F2 in a stressed, open syllable position

Figure 10: F1 and F2 in an unstressed, open syllable position

Figure 11: F1 and F2 in an unstressed, closed syllable position

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18 Sarah Keuch and Tatyana Yakimovich

Figure 12: Average F1 and F2 in comparison for words of Russian vs. words of Turkish origin.