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3 A1 Neue Normen für die Bauwerksabdichtung: Wichtige Änderungen bei Dachabdichtungen sowie bei Abdichtungen erdberührter Bauteile Matthias Zöller Prof. Dipl.-Ing. Matthias Zöller Architekturbüro Zöller Pfalzgrafenstr. 31, 67434 Neustadt a. d. Weinstraße Architekturstudium an der Universität Karlsruhe (TH). Tätig als Architekt und ö.b.u.v. Sachverständiger für Schäden an Gebäuden im eigenen Architektur- und Sachverständigenbüro. Honorarprofessor für Bauschadensfragen am Karlsruher Institut für Technologie (Universität Karlsruhe). Tätig am Aachener Institut für Bauschadensforschung und angewandte Bauphysik (AIBau gGmbH) und hier Leiter der systematischen Bauschadensforschung. Leitung der Aachener Bausach- verständigentage; Referent im Masterstudiengang Altbauinstandsetzung an der Universität in Karlsruhe. Mitarbeit in Fachgremien, die sich mit Regelwerken der Abdichtungstechniken beschäftigen. Autor von Fachveröffentlichungen, Mither- ausgeber und Autor der Bausachverständigenberichte und Fachbeiträge in den Pu- blikationen „IBR Immobilien- & Baurecht“ und der „Baurechtlichen und -techni- schen Themensammlung“. Bauphysik-Kalender 2018: Feuchteschutz und Bauwerksabdichtung. Herausgegeben von Nabil A. Fouad © 2018 Ernst & Sohn GmbH & Co. KG.Published 2018 by Ernst & Sohn GmbH & Co. KG.

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A1 Neue Normen für die Bauwerksabdichtung:Wichtige Änderungen bei Dachabdichtungensowie bei Abdichtungen erdberührter BauteileMatthias Zöller

Prof. Dipl.-Ing. Matthias ZöllerArchitekturbüro ZöllerPfalzgrafenstr. 31, 67434 Neustadt a. d. Weinstraße

Architekturstudium an der Universität Karlsruhe (TH). Tätig als Architekt undö.b.u.v. Sachverständiger für Schäden an Gebäuden im eigenen Architektur- undSachverständigenbüro. Honorarprofessor für Bauschadensfragen am KarlsruherInstitut für Technologie (Universität Karlsruhe). Tätig am Aachener Institut fürBauschadensforschung und angewandte Bauphysik (AIBau gGmbH) und hierLeiter der systematischen Bauschadensforschung. Leitung der Aachener Bausach-verständigentage; Referent im Masterstudiengang Altbauinstandsetzung an derUniversität in Karlsruhe. Mitarbeit in Fachgremien, die sich mit Regelwerken derAbdichtungstechniken beschäftigen. Autor von Fachveröffentlichungen, Mither-ausgeber und Autor der Bausachverständigenberichte und Fachbeiträge in den Pu-blikationen „IBR Immobilien- & Baurecht“ und der „Baurechtlichen und -techni-schen Themensammlung“.

Bauphysik-Kalender 2018: Feuchteschutz und Bauwerksabdichtung. Herausgegeben von Nabil A. Fouad© 2018 Ernst & Sohn GmbH & Co. KG. Published 2018 by Ernst & Sohn GmbH & Co. KG.

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4 A 1 Wichtige Änderungen bei Dachabdichtungen sowie bei Abdichtungen erdberührter Bauteile

Inhaltsverzeichnis

1 Neugliederung der Abdichtungsnormen 51.1 Flachdachabdichtungen: DIN 18531 [3] 51.2 Abdichtungen befahrener Verkehrsflächen aus

Beton: DIN 18532 [4] 51.3 Abdichtung von erdberührten Bauteilen:

DIN 18533 [5] 51.4 Abdichtung von Innenräumen: DIN 18534 [6] 51.5 Abdichtung von Behältern und Becken:

DIN 18535 [7] 5

2 Flachdachabdichtungen 62.1 Anwendungsklassen 62.2 Beanspruchungs- und Eigenschaftsklassen 62.3 Streitthema Gefälle 62.3.1 Beispiel 72.3.2 Planungsvorgabe 72.3.3 Bedeutung von Gefälle ist relativ 72.4 Verbraucherrelevante Kriterien der

Qualitätsklassen 82.4.1 Problem Unterläufigkeit der Dachabdichtung 82.4.2 Zuverlässigkeitsmaßnahmen gegen Folgen der

Unterläufigkeit 82.4.2.1 Abschottungen 82.4.2.2 Stationäre Feuchteüberwachung 82.4.2.3 Mobile Leckortungssysteme 92.4.2.4 Keine Unterläufigkeit durch vollflächige

Verklebung 92.4.2.5 Verbund Abdichtungen mit FLK 112.4.2.6 Wärmeschutz bei vollflächig verklebten

Dachaufbauten 112.4.2.7 Neigung des gesamten Dachquerschnitts 112.5 Hinweise zur Dachentwässerung 112.6 Hinweise zur Lagesicherung 132.7 Hinweise zu Anschlüssen 15

3 Erdberührte Bauteile 153.1 Grundsatz für Planung und Bewertung 153.2 Voruntersuchungen 163.3 Entstehungsarten 163.4 Regelfall gering durchlässiger Baugrund oberhalb

des Bemessungswasserstands 173.5 Wassereinwirkungsklassen 183.5.1 Bodenfeuchte und nicht drückendes Sickerwasser in

stark durchlässigem Baugrund(Wassereinwirkungsklasse W1.1-E) 18

3.5.2 Bodenfeuchte und nicht drückendes Sickerwasser inschwach durchlässigem Baugrund(Wassereinwirkungsklasse W1.2-E) 19

3.5.3 Druckwasser (Wassereinwirkungsklasse W2-E) 193.5.4 Wassereinwirkungsklasse W3-E 203.5.5 Wassereinwirkungsklasse W4-E 20

3.6 Raumnutzungsklassen 213.7 Grundsatz Vermeidung unnötig hoher

Einwirkungen 213.8 Kellerlichtschächte und Außentreppen bei

Druckwasser 223.9 Abdichtung von Außenwandflächen mit

kunststoffmodifizierten Bitumendick-beschichtungen (KMB bzw. PMBC) 22

3.9.1 Stoff 223.9.2 Untergrund 223.9.3 Verarbeitung 233.9.4 Schutzschichten 233.10 Abdichtung von Außenwandflächen mit

Bahnen 233.11 Bodenflächen oberhalb des

Bemessungswasserstands 243.11.1 Wassereinwirkungsklasse W1-E 243.11.2 Wassereinwirkungsklasse W2-E 243.11.3 Möglichst keine Grundleitungen unter

Bodenplatten 243.12 Maßnahmen gegen Feuchtigkeit von innen 253.13 Abdichtungsdetails 263.13.1 Übergänge von PMBC auf

WU-Betonkonstruktionen 263.13.2 Übergänge von Bahnen auf

WU-Betonkonstruktionen 263.13.3 Sockelabdichtungen 273.13.4 Querschnittsabdichtungen 28

4 Dränmaßnahmen 294.1 Vorflut 294.2 Flächendränungen unter Bodenplatten 294.3 Flächendränungen vor Außenwänden 304.4 Dränleitungen 314.5 Kontrollschächte und Vorflut 314.6 Wechselwirkung Dränwasser und Baugrund 31

5 Literatur 32

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Neugliederung der Abdichtungsnormen 5

1 Neugliederung derAbdichtungsnormen

Während Abdichtungen an und in Bauwerken bis Juni2017 in der DIN 18195 [1] (für nicht genutzte Dach-flächen in DIN 18531) beschrieben waren, wurden siemit Herausgabe der Normenreihe DIN 18531 ff. im Ju-li 2017 vollständig neu normiert. Das ist sinnvoll, dasich gegenüber der Erstfassung derDIN 18195 aus demJahre 1983, die zum damaligen Zeitpunkt drei Vorgän-gernormen zusammenfasste, die Abdichtungstechnikfür die verschiedenen Aufgabenbereiche grundlegendgeändert hat. Während es vor einem halben Jahrhun-dert üblich war, mit einer Abdichtungsbauart (mit Ab-dichtungsbahnen) die Aufgaben im erdberührten Be-reich, auf Dächern, in Innenräumen bis zu Zisternenoder Schwimmbecken zu bewältigen, haben sich seit-dem die Abdichtungstechniken stark verändert.DIN 18195 [2] ist als einteilige Norm (mit Bei-blatt) gleichzeitig mit den Abdichtungsnormen neuerschienen, die ausschließlich Begriffe für die ReiheDIN 18531 ff. erläutert.

1.1 Flachdachabdichtungen: DIN 18531 [3]

Die bereits bestehende Norm für Flachdachabdichtun-gen nicht genutzter Dächer DIN 18531 wurde um dieAbdichtungsbauweisen genutzterDächer erweitert. Sieerhielt zudem einen weiteren Normenteil, der sich mitAbdichtungen von Balkonen und anderen vergleichba-ren Flächen beschäftigt, unter denen keine Innenräu-me liegen.

1.2 Abdichtungen befahrener Verkehrsflächenaus Beton: DIN 18532 [4]

Parkhäuser und andere befahrene Verkehrsflächen ausBeton werden ebenfalls nicht mit Abdichtungsbah-nen für die Bauwerksabdichtung geschützt. Insbeson-dere bei diesen Aufgaben haben sich zwei Schutzzie-le herausgebildet; der Bauwerksschutz und der Bau-teilschutz. Der Bauwerksschutz zielt auf die Nutzungeines Bauwerks oder eines Gebäudes ab, der Bauteil-schutz auf die Dauerhaftigkeit dessen einzelner Tei-le. Der Bauwerkschutz zielt auf die Nutzbarkeit ab,sodass z. B. Autos in Parkhäusern abgestellt werdenkönnen, ohne dass diese durch von der Decke abtrop-fendes und kalkhaltiges Wasser nachhaltig geschädigtwerden. Beim Bauteilschutz geht es bei dieser Art vonBauwerken vornehmlich um den Schutz gegen chlo-ridinduzierte Korrosion, der üblicherweise nach denKriterien der Instandsetzungsrichtlinie des DeutschenAusschusses für Stahlbeton bzw. dem Merkblatt desDeutschen Beton und Bautechnikvereins geplant undausgeführt wird. DIN 18532 beschäftigt sich mit bei-den Kriterien, regelt aber vornehmlich Abdichtungen,beschreibt aber andere Bauweisen, die die Funktionvon Abdichtungen ersetzen können.

1.3 Abdichtung von erdberührten Bauteilen:DIN 18533 [5]

Bei den erdberührten Bauteilen haben sich ebenfallsdie Techniken geändert. Klassische schwarze Wannenim Druckwasser, bei denen die Abdichtungsschichtdie erdberührten Bauteile an Wänden und Bodenplat-ten umhüllen, gibt es so gut wie nicht mehr. WennUntergeschosse abgedichtet werden, beschränkte sichdas ganz überwiegend auf Wände. Dann sind Abdich-tungen an wasserundurchlässige Betonbauteile anzu-schließen. Zwar sind die Übergänge vonAbdichtungenauf diese Bauteile nicht nur in der neuen DIN 18533,sondern bereits in der Vorgängernorm DIN 18195-9seitMai 2010 enthalten, dennochweisen die beiden, fürden Schutz gegen von außen einwirkende Feuchtigkeitund drückendesWasser an erdberührtenBauteilen, we-sentlichen Regelwerke noch immer nicht nur geringfü-gige Unterschiede auf. So sind die Begriffe hinsichtlichder Beanspruchungen unterschiedlich, die Klassifizie-rungen unterscheiden sich, die Einwirkungen werdennach verschiedenen Kriterien festgelegt. Hier bestehtHandlungsbedarf, damit Planer und Verarbeiter, dieAnwender dieser Regeln, nicht für die eine Sache sichmit zwei unterschiedlichen Systemen befassen müssen.

1.4 Abdichtung von Innenräumen: DIN 18534 [6]

So ist es in Innenräumen seit langem nicht mehr üb-lich, ausschließlich Bahnen für die Bauwerksabdich-tung einzusetzen, weil z. B. die darauf liegenden Be-lagsschichten bestimmungsgemäß ständig nass sindund sich daraus sowohl Einschränkungen der Dau-erhaftigkeit als auch hygienische Probleme ergeben.DIN 18534 greift heute übliche und bereits bewähr-te Systeme auf. Sie regelt diese in insgesamt sechsNormenteilen, wobei neben den zuvor bereits gere-gelten Abdichtungsbauweisen mit Abdichtungsbah-nen unter lastverteilenden Schichten und Abdichtun-gen mit Gussasphalt nun auch alle Abdichtungen imVerbund mit Fliesen und Plattenbelägen (AIV) gere-gelt sind. Verbundabdichtungen sind aber nicht nurmit flüssig zu verarbeitenden Systemen (AIV-F, gere-gelt in den 18534-3), sondern auch mit bahnenförmi-gen (AIV-B, DIN 18534-5) und mit plattenförmigenSystemen (AIV-P, DIN 18534-6) möglich.

1.5 Abdichtung von Behältern und Becken:DIN 18535 [7]

Auch bei Behältern sind bahnenförmige Abdichtungs-bauweisen eher selten geworden. Insbesondere beiSchwimmbecken, bei denen durch geänderte Gestal-tungsvorstellungen die Geometrien komplizierter ge-worden sind, haben sich die Anforderungen an die Ab-dichtungstechnik nicht nur aus hygienischen Gründendeutlich geändert. Z. B. lassen sich Bahnen auf aus ge-stalterischen Gründen unebenen Untergründen nichtmehr verarbeiten. Hier haben sich berechtigterweise

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6 A 1 Wichtige Änderungen bei Dachabdichtungen sowie bei Abdichtungen erdberührter Bauteile

flüssig zu verarbeitende Systeme durchgesetzt. Diese inDIN 18535 geregelten Abdichtungen können im Ver-bund mit Belägen verarbeitet werden, sodass keine di-cken Bauteilschichten mehr ständig vonWasser durch-strömt sind.

2 Flachdachabdichtungen

Bislang waren Flachdachabdichtungen nicht genutzterDächer in der DIN 18531 geregelt, die von genutztenDächern (z. B. unter Dachterrassen oder intensiv be-grünten Dachaufbauten) in DIN 18195-5. Deren Re-gelungsbereich wurde in der DIN 18531 integriert, so-dass nunmehr eine Norm alle Flachdachabdichtungenbeschreibt. Da aber nicht nur Dächer über genutztenInnenräumenAbdichtungen erhalten können, sondernauch Flächen unter denen nicht genutzte Räume oderAußenbereiche (bei auskragenden Platten) liegen, wur-de ein eigener Teil 5 für Balkone, Loggien und Lauben-gänge geschaffen.Diese Flächen werden aber nicht immer gleichartigwie Dächer abgedichtet, sondern auch aus anderenKonstruktionen hergestellt. So sind z. B. bei Balko-nen Stahlbetonfertigelemente, Metallkonstruktionenmit Betonbelagsplatten oder Holzroste ohne Abdich-tung üblich. Genauso haben sich Abdichtungen imVerbund mit Fliesen- oder Plattenbelägen als alleini-ge Abdichtungsmaßnahmen ohne Abdichtungen eta-bliert, welche Anforderungen an Abdichtungen übergenutzten Räumen erfüllen.

2.1 Anwendungsklassen

Gegenüber der Vorgängernorm wurden an den Qua-litätsklassen, die jetzt Anwendungsklassen und nichtmehr Anwendungskategorien heißen, inhaltlich nichtsWesentliches geändert. Die Anwendungsklasse K1steht nach wie vor für den qualitativ nicht minderwer-tigen, sondern üblichen Standard. AnwendungsklasseK2 wird als höherwertig beschrieben. Auch sind dieStandards für Kriterien der Zuordnung grundsätzlichgleich geblieben, ebenso hat sich an den Anforderun-gen an die Stoffe in der Zuordnung zu den beidenKlas-sen inhaltlich nichts Wesentliches geändert. Neu istaber die Zuordnung von Stoffen zu Qualitätsklassenbei genutzten Dächern, die aufgrund anderer Einwir-kungen nicht gleichzusetzen sind mit denen nicht ge-nutzter Dächer.

2.2 Beanspruchungs- und Eigenschaftsklassen

Vor mehr als zehn Jahren standen allgemein und inDIN 18195 Teil 5 bis zuletzt die Auswahlkriterien ad-ditiv nebeneinander. Es wurde teilweise lediglich nach(hohen und mäßigen) Beanspruchungen differenziert.Mit Erscheinen der DIN 18531 im November 2005wurden erstmalig Beanspruchungsklassen hinsichtlich

thermischer undmechanischer Einwirkungen gebildet.Eine Unterscheidung nach Wassereinwirkung ist anDächern wenig sinnvoll, weil diese jeweils gleichartigdurch Regen oder Schnee beansprucht sind.Den Beanspruchungsklassen wurden jeweilige Eigen-schaftsklassen der Stoffe gegenübergestellt. Allerdingshat sich herausgestellt, dass bei Kunststoffdachbah-nen keine sinnvolle Differenzierung möglich war, alleDachbahnen wurden und werden der qualitativ hoch-wertigen Eigenschaftsklasse E1 zugeordnet. Auch beiBitumen werden für Decklagen Polymerbitumenbah-nen gefordert, die der Eigenschaftsklasse E1 entspre-chen. Oxidationsbitumenbahnen werden den Eigen-schaftsklassen E2 bzw. E3 zugeordnet. Bahnen der Ei-genschaftsklasse E4 zählen nicht als Abdichtungsla-gen.Die stoffliche Differenzierung erfolgt nur in Abhän-gigkeit der Anwendungsklassen. InAnwendungsklasseK1 werden die üblichen Anforderungen gestellt. Da-bei gilt für Kunststoffdachbahnen die übliche Dicke,während fürK2 in vielen Fällen zusätzliche Dicken vonoft 0,3 mm gefordert werden. Für flüssig zu verarbei-tende, faserverstärkte Kunststoffabdichtungen (FLK)gibt es ebenfalls meistens diese Differenzierung. Da-bei ist unter praktischen Bedingungen fragwürdig, wieein Handwerker, der erst vor Ort unter Baustellenbe-dingungen die Abdichtungsschicht herstellt, nach sol-chen Kriterien differenzieren kann. Solche feinen Di-ckendifferenzen sind unter industriellen Produktions-bedingungen möglich, aber kaum bei der handwerkli-chen Einzelanfertigung.Bei Bitumenbahnen sind in K1 auch einlagige Ausfüh-rungen mit Bahnen der Eigenschaftsklasse E1 (Poly-merbitumenbahnen) möglich, die für die einlagige Ver-legung vorgesehen sind. In K2 werden zwei Lagen sol-cher Bahnen gefordert.Für alle Flachdachabdichtungsschichten werden fürdie Planung Neigungen von 2% verlangt. In K1kann diese Planungsanforderung unterschritten wer-den, wenn der Stoffaufwand nach K2 gewählt wird –der sich allerdings in einigen Fällen nicht von dem derK1 unterscheidet.Die qualitativ über dem (guten) Standard liegende An-wendungsklasse K2 erfordert somit den höheren Stoff-aufwand und eine Gefällegebung in den Flächen von2% sowie eine von 1% in Kehlbereichen. Diese Ab-weichung ist sinnvoll, weil bei 2% geneigten Flächendie Kehlenmathematisch nur 1,4% geneigt sind. In K1gilt diese Regel nicht, weil dann der Aufwand nach K2möglich ist.

2.3 Streitthema Gefälle

Zurzeit ist die Anforderung eines Gefälles von 2%auf die Planungsphase beschränkt, weil am gebautenDach Unterschreitungen wegen unvermeidlichen De-ckendurchbiegungen, zulässigen und unvermeidbarenUnebenheiten sowie konstruktiv oder stofflich beding-te Höhenversätze zu erwarten sind. Die Empfehlung in

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Flachdachabdichtungen 7

Bild 1. Wasserlachen auf einer Abdichtung einer Dachterrasse

Anwendungsklasse K1 der DIN 18531 zur Planung ei-nes Gefälles von 2% bzw. in K2 als unbedingt formu-lierte Planungsanforderung relativieren sich dadurch.

2.3.1 Beispiel

DieAbdichtung einerDachterrasse ist ohneGefälle ge-plant worden. Durch kleinere Unebenheiten und Hö-henversprünge an den Nähten der Bitumendachbah-nen haben sich auf der Abdichtung kleinere Wasserla-chen mit einer Tiefe von weniger als 1 cm und in Teil-stellen von bis zu 2 cm gebildet (Bild 1).

2.3.2 Planungsvorgabe

Flachdachabdichtungen genutzter Dächer waren bisJuli 2017 in DIN 18195-5 [8] geregelt. Während ent-gegen vielfach geäußerter Meinungen DIN 18195-5(mit Ausnahme bei Stoffanforderungen an Bitu-menbahnen) keine 2%-Regelung enthielt, stellt dieaktuelle DIN 18531, die nun auch Abdichtungengenutzter Dächer regelt, Planungsanforderungen inAbhängigkeit der Anwendungsklasse. Bei der jetzigenRegelung stellen sich folgende Fragen: Müssen Ab-dichtungen nicht unabhängig vom Gefälle dicht sein?KönnenGefällegebungen Löcher in Abdichtungen tat-sächlich kompensieren? Kommt es bei Abdichtungentatsächlich auf einen Wasserdruck im Zentimeterbe-reich an, wenn die Abdichtungenmit mehrerenMeternWassersäule geprüft werden?

2.3.3 Bedeutung von Gefälle ist relativ

Sicherlich hängt die dauerhafte Gebrauchstauglichkeitin manchen Konstellationen davon ab, ob sich lang-anhaltend Wasser auf der Abdichtung sammelt. Wenn(dichte!) Abdichtungen einschließlich deren Nahtfü-gungen mikrobenbeständig sind und sich ein hydro-statischer Druck erst ab mehreren MeternWassersäuleauswirkt, sind Abdichtungen als Regelungsgegenstandder Normen unabhängig von der Frage einer Gefälle-gebung dauerhaft gebrauchstauglich.Nicht in derNorm geregelt sind andere Schichten, etwaBeläge. Wenn sich stehendes Wasser weder auf die Be-

lagsschichten noch sonst negativ auswirken kann, gibtes keinen technischen (sondern höchstens einen juris-tischen) Grund, zwingend ein Gefälle zu planen undauszuführen. Es kommt auf den Einzelfall an, der derAnforderung an eine grundsätzliche Gefällegebung re-lativiert. In den meisten Fällen werden Terrassenbelä-ge auch ohneGefällegebung derAbdichtung dauerhaftgebrauchstauglich sein. Dann sollten z. B. Lagerhöl-zer von Belägen nicht aus feuchteempfindlichen Stof-fen bestehen – nur fault Holz unter Belägen auch aufAbdichtungen mit Gefälle.Die Planungsanforderung eines Gefälles von 2% istnur eine von mehreren möglichen Maßnahmen, gro-ße und tiefe Pfützen zu vermeiden und für einen aus-reichenden Wasserabfluss von der Abdichtung zu sor-gen. Genauso gut können z. B. Abläufe an natürlichenTiefpunkten von Deckenflächen angeordnet oder dieFließstrecken durch eine häufigere Anzahl von De-ckenabläufen kurz gehalten werden. Zuvor ist aber dieFrage zu stellen, ob sich auf eineDachabdichtung stau-endes Wasser überhaupt negativ auswirken kann. Istdies zu verneinen, sind weder eine Gefällegebung nochandere Maßnahmen erforderlich, durch die Wasser zü-gig abgeleitet wird.Deutlich wird dies bei den Anforderungen an Abdich-tungen unter intensiv begrünten Dachflächen. Die-se Abdichtungen sind nicht oder nur unter sehr ho-hem Aufwand zugänglich. Eventuelle Leckstellen las-sen sich deswegen nicht (ausreichend sicher) auffinden.Solche Abdichtungen sollen aber gefällelos hergestelltwerden, damit den Pflanzen Niederschlagswasser überlange Zeit zur Verfügung steht. In nicht zugänglichenBereichen sollen aber Abdichtungen besonders zuver-lässig sein – bei Lecks sind Reparaturen häufig nichtmöglich, weswegen nicht selten auch nur kleine Feh-ler oder Beschädigungen zum Austausch des gesamtenDachaufbaus führen. Da die Abdichtungsnorm (nur)Abdichtungsschichten regelt, besteht folgender Wider-spruch:Warum sollen in Situationenmit besonders ho-hen Anforderungen an die Zuverlässigkeit gefälleloseAbdichtungen hergestellt werden, wenn in anderen Si-tuationen, wo diese einfacher zugänglich sind, Abdich-tungen annähernd zwingendmit einemGefälle geplantwerden müssen?Dieses Beispiel zeigt deutlich, dass stärkere Gefälle-gebungen mit pfützenfreien Abdichtungen die Zuver-lässigkeit dann erhöhen können, wenn Löcher in Ab-dichtungen vorhanden sein sollten – nur müssen Ab-dichtungen unabhängig vom Gefälle dicht sein. Einweiterer Vorteil von Gefällegebungen besteht bei Ab-dichtungen, die entweder in der Fläche und oder anNahtfügungen durch langstehendes Wasser geschädigtwerden können, etwa dann, wenn Klebemassen anNähten nicht mikrobenbeständig sein sollten. Ansons-ten sind andere Kriterien hinsichtlich der dauerhaftenZuverlässigkeit von Dachabdichtungen wichtiger alsdie Frage von Gefälle.

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8 A 1 Wichtige Änderungen bei Dachabdichtungen sowie bei Abdichtungen erdberührter Bauteile

2.4 Verbraucherrelevante Kriterien derQualitätsklassen

Die vorher erläuterte Systematik führt dazu, dass inbeiden Klassen K1 und K2 das Gefälle des gebautenDachs weniger als 2% (bis zu 0% einschließlich klei-nerer Gegengefällestrecken) sein darf. Was aber hat einGebäudeeigentümer von einer Angabe auf Papier, dienicht umsetzbar ist? Die Planungsvorgabe eines Gefäl-les mit 2% kann lediglich als Maßnahme zur Vermei-dung von großen Gegengefällestrecken und damit derVermeidung von sehr großen und tiefen Pfützen die-nen.Nicht nur in der jetzigen Ausgabe der DIN 18531ist der Hinweis aufgenommen, dass pfützenfreie Dä-cher mit 5% Neigung geplant werden sollten. Die-se gibt es bereits seit langem in anderen Regelwer-ken, die für Flachdächer maßgeblich sind, etwa derFlachdachrichtlinie [9]. Eine 5%ige Neigung kann aberzu nicht unerheblichen Nachteilen führen, etwa dereingeschränkten Nutzbarkeit von Dachterrassenbelä-gen, Problemen bei Höhenlagen anschließender Bau-teile z. B. Dachterrassentürschwellen sowie Mehrauf-wendungen für gegebenenfalls höhere Stockwerkshö-hen, gefällegebende Schichten oder Entwässerungs-systemen.Da in beiden Anwendungsklassen K1 und K2 am ge-bautenDach kein 2%iges Gefälle erwartet werden darf,wenn ein solches geplant wird, beschränkt sich derUnterschied zwischen den Anwendungsklassen auf dieStoffanforderung – insofern DIN 18531 überhaupt un-terschiedliche Anforderungen in den jeweiligen Klas-sen stellt.Der Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhand-werks (ZVDH) hat beobachtet, dass häufig der (hö-here) Stoffaufwand nach K2 betrieben wird. Wennaber in vielen Fällen der höhere Stoffaufwand be-trieben wird und die Frage des Gefälles relativ ist,ist auch der Wegfall von Anwendungsklassen in derneuen Flachdachrichtlinie nachvollziehbar. Die Gefäl-leanforderung fällt als Qualitätsmerkmal aus. Dahersind die Kriterien der Qualitätsdifferenzierung neu zudiskutieren, die sich zurzeit auf die stofflichen Anfor-derungen beschränken. Es bleibt zu diskutieren, obdie Zuverlässigkeit, Dauerhaftigkeit und andere Quali-tätskriterien von Abdichtungen tatsächlich vomGefäl-le abhängen, wenn diese ohnehin dauerhaft dicht seinmüssen.Aus den Widersprüchen zwischen den beiden Regel-werken, die für Flachdachabdichtungen herangezogenwerden, erwächst für Anwender, Planer und Ausfüh-rende die Aufgabe, verantwortungsvoll die für die je-weilige Situation richtige Lösung unter Berücksich-tigung der Dauerhaftigkeitskriterien und Wirtschaft-lichkeitsüberlegungen zu finden und festzulegen. Wieaber und nach welchen Kriterien können Flachdach-abdichtungen geplant und ausgeführt werden, so-dass diese dauerhaft zuverlässig und gebrauchstauglichsind?

Bild 2. Problemkreis Hinter-/Unterläufigkeit: Bei einzelnenFehlstellen in jeweils mehreren Lagen, die in Verbindung ste-hen, kann eine Abtropfstelle im Innenraum aufgrund der in-neren Sickerwege und nicht einer verursachenden Stelle in derAbdichtung zugeordnet werden.

2.4.1 Problem Unterläufigkeit der Dachabdichtung

Die Hauptursache des schlechten Rufs von Flachdä-chern liegt im Problem, eine Abtropfstelle im Innen-raumnicht unmittelbar einer verursachenden Leckstel-le in der Abdichtung zuordnen zu können, solange derDachaufbau hinterläufig gestaltet ist (Bild 2).

2.4.2 Zuverlässigkeitsmaßnahmen gegen Folgender Unterläufigkeit

Zur Vermeidung der Folgen von Leckstellen könnenentweder bereits in der Planung prophylaktische Maß-nahmen vorgesehen werden oder, bei eventuellen späte-ren Lecks, verschiedenartige Leckortungssysteme ein-gesetzt werden.

2.4.2.1 Abschottungen

Bei wasserdurchlässigen Dämmschichten mit Dampf-sperren kann die Dachfläche durch Abschottungen desDämmstoffquerschnitts in kleinere Felder unterteiltwerden, um bei eventuellen Leckstellen zu vermeiden,dass der gesamte Dachaufbau durchfeuchtet wird. Ab-schottungen sind vorzugeben und nach der Ausfüh-rung zu dokumentieren. Abschottungen des Dämm-stoffquerschnitts sind aber nur schadensbegrenzendeMaßnahmen. Sie helfen nicht, Schäden grundsätzlichzu vermeiden. Die Wirkungsweise von Abschottungenhängt stark von der Ausführungssorgfalt des jeweiligenHandwerkers ab und lassen sich während der Bauzeitnicht überprüfen.

2.4.2.2 Stationäre Feuchteüberwachung

Dauerhaft installierte, elektronische Leckortungssyste-me mit busgesteuerten Feuchtesensoren sind nur sinn-voll, wenn sie dauerhaft über Jahre hinweg den Feuch-tezustand der Dachflächen überprüfen und nicht erst

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Flachdachabdichtungen 9

a) b)

Bild 3. Funktionsprinzip von mehrlagig ausgeführten und vollflächig miteinander verbundenen Dichtungsschichten. Fehlstellenin einzelnen Schichten führen zur Wasserdurchlässigkeit der Abdichtung (a) und bleiben ohne Auswirkung, solange kein Wasserzwischen den Abdichtungsschichten fließen kann (b).

aktiviert werden, wenn es zu Abtropfstellen im Innen-bereich kommt. Zu diesem Zeitpunkt wird bereits eingrößerer Teil der Dachfläche so stark durchfeuchtetsein, dass eine Leckortung mithilfe solcher elektroni-schen Systeme nicht mehr möglich ist. Ein weitererNachteil solcher Systeme besteht darin, dass sie ledig-lich den Feuchtigkeitsgehalt im Dachaufbau feststel-len können, aber nicht die eigentliche schadensverursa-chende Leckstelle. Wenn sich durch Unterläufigkeitenim Dachaufbau Wasser nicht im Bereich einer Leck-stelle, sondern an einer Tiefstelle des Dachuntergrundssammelt, können auch weite Strecken zwischen Leckund Wasseransammlungen liegen. Gleiches gilt für imDachaufbau eingebaute Feuchtesensoren, die nicht anein Bussystem angeschlossen sind, sondern durch Ra-dar beim Begehen der Dachflächen ausgelesen werden.

2.4.2.3 Mobile Leckortungssysteme

Vorhandene Löcher können unter bestimmten Voraus-setzungen mit einem Spürgas (Tracergas, ein Gemischaus z. B. Stickstoff undWasserstoff), das unter die Ab-dichtung geblasen wird und an Leckstellen die Abdich-tungsschicht durchdringt, aufgefunden werden.Mobile elektronische Systeme basieren auf dem Prin-zip eines geringeren elektrischen Widerstands an Stel-len von Lecks in der Abdichtungsschicht, wozu so-wohl auf der Abdichtungsschicht, als auch darunterelektrisch leitfähige Materialien vorhanden sein müs-sen. Auf der Abdichtungsschicht genügt ein Feuch-tigkeitsfilm, darunter entweder (im Schadensfall) imDachaufbau stehendes Wasser oder, zur Unterstüt-zung von prophylaktischer Leckortung bei z. B. Ab-nahmen, elektrisch leitfähige Vliese oder feine Metall-gitter aus nicht korrodierendem Stahl. Nach diesemPrinzip wird eine flächig anliegende elektrische Span-nung unter der Dachabdichtung und Messsonden her-gestellt, ummit diesen auf der Dachfläche die Lage vonelektrisch leitfähigen Verbindungen durch die Abdich-tungsschicht hindurch und damit die Lage von Lecksfestzustellen.Flutungen von Dachflächen zur Überprüfung derDichtheit sind nicht zu empfehlen, weil sie nur dannsinnvoll sind, wenn die Dachfläche auch tatsächlichdicht ist. Sind aber Lecks vorhanden, können Schädendurch die Untersuchung selbst in Form von Durch-

Bild 4. Fehlstellen in der Abdichtung bleiben ohneAuswirkung, solange kein Wasser zwischen dieser undeinem wasserundurchlässigen Untergrund sickern kann.

feuchtungen des Dachaufbaus oder gar in Innenräu-men sein. Untersuchungen sollen aber nicht zu solchenSchäden führen.

2.4.2.4 Keine Unterläufigkeit durch vollflächigeVerklebung

AnFlachdachabdichtungen können sich besonders ho-heAnforderungen an die Zuverlässigkeit ergeben, etwadann, wenn die Dachabdichtung nur unter sehr hohemAufwand zugänglich sein sollte oder die Nutzung derunter derDachfläche liegendenRäumemit einem über-durchschnittlichen Sicherheitsgrad vorNiederschlägengeschützt werden müssen. Das kann z. B. bei Museen,Archiven oder Produktionen von hochwertigen Gü-tern der Fall sein, wenn entweder Schäden an einge-lagerten Gegenständen sicher zu vermeiden sind oderNutzungsunterbrechungen zu hohen Schadensfolgenführen können.Die Zuverlässigkeit einer Abdichtung sollte daherdurch schadensvermeidende Konzepte erhöht werden,bei denenmögliche Fehler in der Abdichtung sich nichtoder nur unwesentlich auswirken. Dazu zählen Kon-zepte, bei denen aus der Lage von eventuellen Abtropf-stellen im Innenraum auf die der schadensverursachen-den Leckstelle in der Abdichtung geschlossen werdenkann. Bei mehrlagigen Abdichtungssystemen kann dieZuverlässigkeit nur durch vollflächiges Verbinden dereinzelnen Lagen erzielt werden (Bild 3).Diese Eigenschaft kann auf die Verbindung derAbdichtung zum Untergrund übertragen werden,Deckenkonstruktionen aus Stahlbeton können zumFeuchteschutz beitragen (Bild 4).

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Nabil A. Fouad: Bauphysik-Kalender — 2018/2/22 — Seite 10 — le-tex

10 A 1 Wichtige Änderungen bei Dachabdichtungen sowie bei Abdichtungen erdberührter Bauteile

Bild 5. Verlegung von Bitumenbahnen im Gießverfahren,hier auf einer Stahlbetondecke

Konstruktionsbeton weist bereits wasserundurchlässi-ge Eigenschaften auf mit Ausnahme an Rissen, Fugen,Durchdringungen oder vergleichbare Stellen, an denenWasser die Decke durchdringen kann. Wenn Abdich-tungssysteme so festmit Beton verbunden werden, dasssichkeinWasser zwischenUntergrundundAbdichtungverteilen kann, werden sich Fehlstellen nur auswirken,wenn sie über Rissen oder anderen wasserführendenStellen der Stahlbetondecke liegen. In solchen Fällenkann die Abtropfstelle im Innenraum unmittelbar derschadensverursachenden Fehlstelle in der Abdichtungzugeordnet werden, diese ist damit auffindbar.Die einfache Lokalisierbarkeit von Fehlstellen ist ei-ne wichtige Voraussetzung für die Zuverlässigkeit ei-nes Flachdachs, da Leckstellen mit geringem Aufwandbeseitigt werden können und nicht unter Einsatz auf-wendiger Verfahren geortet werden müssen. Nicht sel-ten verbleibt anschließend dennoch die Unsicherheit,nicht alle Fehlstellen gefunden zu haben. In den meis-ten Fällen aber werden Fehlstellen in Verbundabdich-tungen zu keinen Schäden führen, da unter Löchern inder Abdichtung der Feuchteschutz durch den an die-sen Stellen wasserundurchlässigen Beton übernommenwird.Verbundabdichtungen können durch flächiges Auf-schmelzen von Bitumenbahnen ausgeführt werden,wobei aber die Hohlstellenfreiheit sehr stark von derAusführungssorgfalt des jeweiligen Handwerkers ab-hängt. Besser ist das Gießverfahren geeignet, bei demheiß-flüssige Bitumenmasse auf die Stahlbetondeckeaufgegossen wird und in die Bitumenbahnen blasenfreieingerollt wird (Bild 5).Für adhäsive Verbindungen von Abdichtungen auskunststoffmodifizierten Bitumendickbeschichtungen(KMB) und wasserundurchlässigem Beton fordernDIN 18531 [3] und die Flachdachrichtlinie [9] den Be-tonuntergrund mechanisch abtragend vorzubereiten,z. B. durch Fräsen, Strahlen oder Schleifen.Durch mechanisch abtragende Vorbehandlung mitEntfernung der Zementleimschicht kann der Sickerwegdurch die Bodenanschlussfuge bei WU-Wänden weit-

Bild 6. Links auf diesem Foto ist die Oberfläche einer Stahl-betondecke mit Zementleimschicht (Betonschlämme) zusehen, durch die Wasser sickern kann. Im rechten Bildteil istdiese (durch Strahlen) entfernt, das Korngerüst des Betonsist freigelegt.

gehend vermieden sowie eine nichtunterläufige Verbin-dung zwischen Abdichtung und Beton hergestellt wer-den. Diese Maßnahmen können zur Erhöhung der Zu-verlässigkeit und Verringerung der Sickerfähigkeit inder Ebene zwischen Abdichtung und Beton auf De-ckenflächen übertragen werden. Durch die mechanischabtragende Vorbehandlung derOberflächen von Stahl-betondecken werden Verbundabdichtungen noch zu-verlässiger, weil der Sickerwiderstand zwischen Ab-dichtung und Untergrund erhöht wird. Bei Decken-platten kann die Oberfläche durch Sand- oder Kugel-strahlen bearbeitet werden, wobei beim Sandstrahlenmit großen Staubbelastungen und Lärm zu rechnenist. Dagegen hat sich das Schleifen der Oberfläche mitdiamantbestückten Scheiben und direkter Staubabsau-gung bewährt. Dieses Verfahren ist schneller und weni-ger (umwelt-) belastend.Vor der Verarbeitung von Abdichtungen soll der Un-tergrund ausreichend trocken sein. Tauwasser sollnicht vorhanden sein, da dieses durch wärmebeding-teWasserdampfentwicklung denVerbund stören kann.Die vorbehandelte Stahlbetondecke soll grundiert odermit einem Voranstrich versehen werden, um den Un-tergrund zu verfestigen sowie kleinste Unebenheitenzu füllen und damit die Klebefläche zwischen Bitumenund Beton zu vergrößern (Bild 7).

Problem: Trennschicht durch WasserdampfAnforderungen an die Haftzugfestigkeit des Unter-grunds und die dazu notwendigen Maßnahmen wur-den bereits erläutert. Allerdings haben sich Schadens-fälle gehäuft, bei denen die Verbundwirkung nicht aufeine unzureichende Festigkeit der Untergrundoberflä-che zurückzuführen war, sondern durch eine Trennungin Ebene der Grundierung. Dieser Sachverhalt ist zur-zeit noch nicht ausreichend erforscht. Es besteht aberdie Vermutung, dass die bitumensortenabhängig zwi-schen 150 °C und 210 °C zu verarbeitende Heißbitu-

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Nabil A. Fouad: Bauphysik-Kalender — 2018/2/22 — Seite 11 — le-tex

Flachdachabdichtungen 11

a) b) c)

Bild 7. Klebemasse haftet nur auf den Kuppen, füllt aber nicht die (mikrofeinen) Täler der Oberfläche des Untergrunds (a). Die nied-rig-viskose und damit flüssigere Grundierung füllt die Täler (b), sodass die flüssig aufzubringende Abdichtung eine deutlich größereVerbindungsfläche zum Untergrund aufweist, damit der Haftverbund größer und die Gefahr der Unterläufigkeit kleiner wird (c).

menmasse beim Gießen restliche, flüssige Feuchtig-keit imUntergrund, entweder in den oberflächennahenSchichten des Betons oder bei sogenannten lösemittel-armen oder -freien Voranstrichen unter einer Trock-nungshaut verbliebene Restfeuchte, verdampft und soeine trennende Gasschicht bildet. Neben der Trocken-heit des Untergrunds sind nach jetzigem Kenntnis-stand daher (entgegen Anforderungen aus Umwelt-schutzgründen) zur Sicherstellung der Dauerhaftigkeitdurch vollflächigen Verbund, lösemittelhaltige Voran-striche zu empfehlen. Bei diesen wurde die Problema-tik der flächigen Trennung nicht festgestellt, wie sie beiden, aus Umweltschutzgründen zu empfehlenden lö-semittelarmen oder lösemittelfreien Voranstrichen auf-treten können.Den Verbund der im Gießverfahren verarbeiteten Bi-tumenverbundabdichtungen sollten zu Beginn sowiekontinuierlich während der Arbeiten jeweils durch An-haftprüfungen getestet werden. Dazu wird ein Bahn-stück im Gießverfahren eingerollt und nach einer Ab-kühlphase wieder zurückgerollt. Bei einem gutenHaft-verbund ist eine größere Anstrengung für das Rückrol-len erforderlich. Meistens liegt die Trennebene nicht inder Klebeschicht, sondern innerhalb der Bitumenbah-nen zwischen Bitumen und Verstärkungseinlage.

2.4.2.5 Verbund Abdichtungen mit FLK

Prinzipiell lassen sich Verbundabdichtungen auchdurch flüssig zu verarbeitende Abdichtungssystemeherstellen, wobei die Anforderungen an die klimati-schen Bedingungen vor und während der Verarbei-tung, an die Trockenheit des Untergrundes und an dieAusführungssorgfalt höher sind als bei Verfahren mitHeißbitumen.

2.4.2.6 Wärmeschutz bei vollflächig verklebtenDachaufbauten

Der Wärmeschutz bei Verbundabdichtungen kanndurch geeignete extrudierte Hartschaum-Dämmplat-ten auf der Seite der Wasserbeanspruchung der Ab-dichtung erreicht werden, den sogenannten Umkehr-dächern.Soll die Dämmung unter der Abdichtung liegen, kön-nenDämmplatten in denDachaufbau mit hitzebestän-digen Dämmplatten eingegossen bzw. eingeschwemmtwerden.Dafür sind Schaumglasplatten undDuroplast-Platten aus Polyurethan geeignet, die jeweils auch alsGefälledämmplatten erhältlich sind. Bei diesen Kom-

paktdächern werden auf die in Heißbitumen einge-gossenen Dämmplatten Bitumenbahnen im Gießver-fahren verlegt. Da aber längere Sickerwege aufgrundmöglicherweise nicht vollständig gefüllter Fugen zwi-schen den Dämmplatten nicht ganz vermeidbar sind,sollten zur Erhöhung der Zuverlässigkeit Kompakt-dächer mit Verbundabdichtungen kombiniert werden.Dann ist zumindest die Dachabdichtung zuverlässigdicht, auch wenn kleinere Fehlstellen zu Feuchtigkeits-ansammlungen in der Dämmung führen können.

2.4.2.7 Neigung des gesamten Dachquerschnitts

Bei Industriegebäuden mit Leichtdachkonstruktionensind Dachflächen häufig vergleichsweise stark geneigt,sodass sich Wasser im Dachaufbau nur in eine Rich-tung zur Traufe verteilt und deswegen schadensver-ursachende Leckstellen mit vergleichsweise geringemAufwand feststellbar sind. Auch solche Maßnahmenerhöhen den Zuverlässigkeitsgrad durch Auffindbar-keit von Leckstellen. Allerdings setzt dieses Systemvoraus, dass im Dachquerschnitt sich sammelndesWasser an der Traufe sichtbar wird. So sind in Dächernvon Industriegebäuden häufig raumseitig der Wärme-dämmung nur Dampfsperren verlegt, die nicht was-serdicht sein müssen. Wenn auf diesen an der TraufeWasser steht, wird es innen sichtbar. Wenn auch sol-che Wassereintritte nutzungsbedingt oder aus anderenGründen unerwünscht sein sollten, können Alternati-ven festgelegt werden, etwa Sensoren im Traufbereichoder die Leckwasserausleitung an bestimmten Stellen.

2.5 Hinweise zur Dachentwässerung

Mittlerweile ist (zum Glück) allgemein bekannt, dassJahrhundertregenereignisse leider auch in Abständenvon 5–10 Jahren auftreten können. Da die Entwäs-serungssysteme diese meist doppelten Niederschlags-mengen nicht aufnehmen können, müssen Dächer sobeschaffen sein, dass entweder die (zusätzliche) Nie-derschlagsmenge schadensfrei über Notablauf- oder-überlaufsysteme abgeleitet wird (Regelfall) oder diezusätzliche Menge auf der Dachfläche so lange gespei-chert wird, bis dasAblaufsystem nach demStarkregen-ereignis das zusätzlicheWasser ableiten kann (Ausnah-mefall).Die Notentwässerungssysteme bieten gegenüber derWasserspeicherung auf der Dachfläche den erhebli-chen Vorteil, dass sie auch bei Verstopfungen des

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Nabil A. Fouad: Bauphysik-Kalender — 2018/2/22 — Seite 12 — le-tex

12 A 1 Wichtige Änderungen bei Dachabdichtungen sowie bei Abdichtungen erdberührter Bauteile

Hauptablaufsystems Wasser schadensfrei ableiten unddabei indizieren, dass das für den Normalfall gedach-te Entwässerungssystem nicht funktioniert. Wenn ausWasserspeiern der Fassade eines Notentwässerungs-systems Wasser ausläuft, wird auch ohne Begehen derDachfläche klar, dass Handlungsbedarf besteht. DaherkönnenWasserspeier nicht durch zusätzliche Hauptab-läufe ersetzt werden, wie das früher der Fall war. Manmerkte nämlich nicht, wenn ein Ablauf verstopft war,da ein weiterer dessen Aufgabe übernahm und die Pro-bleme erst entdeckt wurden, wenn es zu spät war undsich auf der Dachfläche stauendes Wasser zu (z. T. er-heblichen) Schäden führte.Inmanchen Situationen lassen sichNotentwässerungs-systeme nicht installieren. Dazu zählen Gebäudefassa-den, die unmittelbar an der zu einem privaten Nach-barn liegenden Grundstücksgrenze stehen. Dem (pri-vaten) Nachbarn ist nicht zuzumuten, dass Wasseraus der Notentwässerung auf sein Grundstück geleitetwird. Weitere Ausnahmesituationen sind denkbar, et-wa innenliegende Dachterrassenflächen unterhalb derRückstauebene. Der nach DIN 1986-100 [10] rechne-risch anzusetzende Starkregen bewirkt auf gefällelosenAbdichtungen eine Stauhöhe zwischen 1,5 und 2,5 cm.Diese vergleichsweise geringen Wassermengen lassensich schadensfrei zurückhalten, bis der Abfluss sie wie-der aufnehmen kann. Probleme entstehen daher nurbei geneigten Dachabdichtungen großer Dachflächen,auf denen sich der Starkregen innerhalb der Bemes-sungszeit von 5 Minuten auch deutlich höher stauenkann. Bei diesen müssen, wenn mit dem Prinzip derWasserzurückhaltung gearbeitet wird, die zusätzlichenWassermengen bei der Stauhöhe und bei der Dach-tragwerkslast berücksichtigt werden. Bei nicht geneig-ten Dachflächen spielen die geringen Stauhöhen keineRolle. Bei diesen kommt der Nebenfunktion der Was-serableitung bei Ausfall der Hauptabläufe die wesentli-che Rolle zu, um auch dann Schäden bei z. B. längeremLandregen zu vermeiden.Wenig beachtet sind allerdings Probleme bei gemein-samen Entwässerungen unterschiedlich hoher Dach-flächen. Wenn z. B. Balkone oder Dachterrassen anFallrohre höher liegender Dachflächen angeschlossenwerden sollen, besteht die Gefahr, dass bei Verstop-fungen Niederschlagswasser der höheren Dachflächendurch das gemeinsame Entwässerungssystem auf dieBalkone gelangen und dort Schäden verursachen kann.Das bedeutet nicht, dass für jede Dachfläche ein ei-genes Entwässerungssystem erforderlich wird. Aller-dings sollten solche Anschlüsse nicht ohne Sicherungs-maßnahmen ausgeführt werden. Die Entwässerungs-norm [10] differenziert nach den Möglichkeiten, dasssich durch das Entwässerungssystem auf die Balkon-fläche ergießendes Wasser über freie Ränder schadens-frei ablaufen kann und fordert dazu, dass mindestensdie Hälfte der Freiflächenumfassung diesen Überlaufzulässt. Ob diese Pauschale immer zutrifft oder obauch kleinere Anteile eine schadensfreie Ableitung er-möglichen, ist im Einzelfall zu prüfen. Wenn Entwäs-

Bild 8. Blick von oben in einen Wasserfangkasten, der zurFassade nicht wasserdicht ausgebildet ist. Wenn Wasser sichim Kasten staut und ggf. überläuft, dringt es in das Wärme-dämmverbundsystem ein. Daher sollen die Seiten zur Fassadeeinschließlich einer Aufkantung über dem Kasten abgedichtetwerden.

serungssysteme getrennt geführt werden, sollten die-se erst nach einer Entspannungsöffnung zusammen-kommen, sodass Rückstau im Entwässerungssysteman z. B. offenen Bodenabläufen austreten kann und soein weiterer Rückstau entgegen der Fließrichtung ver-miedenwird. Solche Entspannungsöffnungen sind aberauch an den unmittelbaren Anschlussstellen der Bal-konentwässerung durch oben offeneWasserfangkästenmöglich, deren Oberkanten (unter Berücksichtigungeines Sicherheitsabstands für den dynamischen Rück-stau) tiefer liegen als die Höhenlage, z. B. der Oberkan-te der Abdichtung des Balkons oder der Dachterrasse.Wasserfangkästen werden aus diesem Grund mittler-weile häufig angebracht. Leider wird aber dabei regel-mäßig nicht berücksichtigt, dass die Kästen innensei-tig wasserdicht sein müssen und nicht mit einer offenenRückseite unmittelbar an Fassaden angebracht werdendürfen (Bild 8).Abläufe benötigen bis zur maximalen Ablaufkapa-zität eine Überstauhöhe die vom Ablaufdurchmes-ser und dem Ablaufsystem abhängt. Bei Freispiegel-entwässerungen ist über Stauhöhen von 3,5 (<DN100)bzw. 4,5 cm zu rechnen, bei Druckentwässerungen mit5,5 cm. Notüberläufe dürfen erst oberhalb der Über-stauhöhe angeordnet werden, wobei es auf die Höhen-differenz zwischen den Ablaufsystemen ankommt undnicht auf eine unmittelbar vor einem Notüberlauf an-geordneten Aufkantung. Daraus ergibt sich, dass Not-überläufe höher als Abläufe anzuordnen sind und diejeweilige Überstauhöhe zu berücksichtigen ist. Dach-terrassentürschwellen oder andere, zu schützende auf-gehende Bauteile dürfen sich nicht in diesen Höhenbe-reichen befinden, da sonst Stauwasser in das Gebäudeeindringen kann.Bei in Bild 9 ersichtlichem Beispiel herrscht akuterHandlungsbedarf: Bei der dargestellten Terrasse liegt

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Nabil A. Fouad: Bauphysik-Kalender — 2018/2/22 — Seite 13 — le-tex

Flachdachabdichtungen 13

Bild 9. Die Abläufe sind höher als die Dachterrassentür-schwelle angeordnet.

schon der Hauptablauf höher als die niveaugleicheDachterrassentürschwelle, der Notüberlauf noch dar-über. Daraus ergibt sich ein erhebliches Risiko vonWasserschäden im Gebäude, wenn stärkere Regener-eignisse zur Überflutung des Dachterrassenbelags füh-ren. Hier mussten sowohl Hauptablauf, als auch Not-überlauf in die Ebene der Dachabdichtung umgesetztwerden, sodass die Überstauhöhen in Belagsebene lie-gen.

2.6 Hinweise zur Lagesicherung

Dachaufbauten mit Abdichtungen können zur Lage-sicherung gegen Windsogeinwirkungen entweder me-chanisch befestigt, mit Auflast versehen oder in allenSchichten verklebt werden. Auch ist eine Kombinationdieser Bauweisen möglich. Die Fachregeln des Dach-deckerhandwerks, die vomZVDH(Zentralverband desDeutschen Dachdeckerhandwerks, Köln) herausgege-ben werden, beschreiben die Berechnungsgrundlagensowie pauschalierte Annahmen für Lagesicherungssys-teme bei Dächern bis Gebäudehöhen von 25 m. Häu-fig werden aber Einzelberechnungen von Tragwerks-planern oder von Dachbahnenherstellern vorgenom-men.Während mechanische Systeme oder Auflast z. B. mitKies gut ausgeführt und überwacht werden können,bestehen bei Verklebungen grundsätzlich Probleme, dieeine besondere Sorgfalt bei der Verarbeitung erfor-dern (siehe Bilder 10 und 11). Neben der ausreichen-den Menge und richtigen Anordnung von Klebemas-sen muss sichergestellt werden, dass insbesondere di-ckere und damit steifereDämmplatten eine ausreichen-de Kontaktfläche erreichen. Das ist für Verarbeiternicht immer kontrollierbar, da die Klebefläche nur un-ter Zerstörung durch Aufnehmen der Platte sichtbarwird. Dann aber kann kein erneuterKlebeverbund her-gestellt werden (Bild 12).

Bild 10. Nach einem Winder-eignis mit Luftgeschwindigkeitenvon 150 km/h wurde diese Dach-abdichtung schwer beschädigt.Allerdings war der Dachaufbaufehlerhaft verklebt worden.

Bild 11. Im linken Bildbereichwurde der Dachaufbau mecha-nisch befestigt und blieb unbe-schädigt, während die Abdichtungim Bereich der Verklebung wegge-rissen worden war (rechts).

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14 A 1 Wichtige Änderungen bei Dachabdichtungen sowie bei Abdichtungen erdberührter Bauteile

Bild 12. Auf die Dampfsperre war eine ausreichendeMenge von Kleber aufgetragen worden. Allerdings hatten dieEPS Dämmplatten nur zu einem sehr kleinen Anteil Kontaktzum Kleber. Zu einem Anteil von ca. 90 % blieb beimVerlegen der Platte ein Spalt zwischen deren Unterseite und derKleberoberfläche.

Die frisch verlegte Platte darf ebenfalls nicht began-gen werden, da diese sich herunterdrückt und beim an-schließenden Hochgehen die Klebeebene aufreißt.Bei verklebten Dachaufbauten mit Bitumenbahnenwerden zum thermischen Schutz von den häufig ver-wendeten thermoplastischen Kunststoffdämmplattenauf diesen eine Kaltselbstklebebahn (KSK-Bahnen)

verlegt, auf die weitere Bitumenbahnen flächig auf-geschweißt werden. Die Verklebung dieser KSK-Bah-nen mit oberen Lagen der Dämmplatten ist dann sehrviel besser als die darunterliegenden Verklebungen mitKlebemassen aus z. B. Polyurethan-Klebemassenstrei-fen, wenn diese nicht sehr sorgfältig verarbeitet wer-den. Hartschäume können nach dem Verlegen nochimmer etwas schrumpfen, auch wenn diese bereits ab-gelagert waren. Diese restlichen Schrumpfverkürzun-genwirken sich nicht aus, wenn sich diese in den jeweili-gen Plattenfugen abbauen können. Wird aber die obereDämmlage mit derKSK-Bahn zu einer über die gesam-te Dachfläche reichenden Platte zusammengeklebt, ad-dieren sich die Schrumpfkräfte in der gleichen Größeauf, solange nicht die daraus resultierenden Scherbe-wegungen über eine gute Verklebung in allen Ebenen indenUntergrund abgeleitet werden kann. Ist die Verkle-bung aber schwächer als die addierte Schrumpfspan-nung, können die Verklebungen in den unteren Ebenendes Dachaufbaus aufreißen (Bild 14), sodass die Wind-sogsicherung zumindest in den Randbereichen solcherDächer ganz entfällt – dort aber sind die Windeinwir-kungen am höchsten. Bemerkbar machen sich solcheProbleme durch z. B. Zerrfalten zwischen der Abdich-tung und den Randbereichen sowie Spaltenbildungenzwischen den Dämmplatten und den Randaufkantun-gen (Bild 13).Lagesicherungen durch Klebemassen sind wegen dereingeschränkten Möglichkeit der Qualitätskontrolle(für Verarbeiter und Bauüberwacher) weniger zuver-

a) b)

Bild 13. Falten der Dachbahnen am Rand (a) und breite Spalte zwischen Dämmung und Dachrand (b)

Bild 14. Ursachenprinzip dieses Schadens-bilds: Durch die Überlagerung der besserenVerklebung in der oberen Ebene und unzu-reichenden in den darunterliegenden Grenz-flächen, addieren sich die Schrumpfkräfteder Dämmplatten auf, die zu geringe untereVerklebung versagt, wodurch am Rand brei-te Spalten entstehen und die Lagesicherungin diesen Bereichen ganz entfällt.

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Erdberührte Bauteile 15

lässig als mechanische Sicherung oder Auflast. Dasheißt nicht, dass sie nicht möglich sind, sie erfordernaber eine erhöhte Sorgfalt bei Ausführung und Über-wachung. Das gilt nicht für im Gieß- oder Schmelz-verfahren verarbeitete Bahnen oder Kaltselbstklebe-bahnen (eine jeweils fehlerfreie Verarbeitung vorausge-setzt).

2.7 Hinweise zu Anschlüssen

Sowohl in der Planung als auch bei der Ausführungwerden regelmäßig Regelwerksanforderungen bezüg-lich der Einhaltung von Abständen zwischen Durch-dringungen untereinander und zu Rändern unter-schritten. Das Gleiche gilt für Aufkantungshöhen. DasAachener Institut für Bauschadensforschung (AIBau)hat zu Anschlüssen und niveaugleichen Türschwel-len Forschungsberichte veröffentlicht, die (kostenfrei)unter aibau.de als pdf-Dateien erhältlich sind. Auchbei den Regelwerken haben sich mittlerweile Ände-rungen ergeben, die der Praxis entgegenkommen. So-wohl DIN 18531 [3] und DIN 18533 [5] als auch dieFlachdachrichtlinie [9] beschreiben Ansätze, nach de-nen z. B. niveaugleiche Türschwellen geplant und aus-geführt werden können, ohne allerdings diese umfas-send und abschließend zu regeln. Sie werden als Son-derkonstruktion beschrieben. Dieser Begriff ist nichtmit einem erhöhten Risiko gleichzusetzen, sondern alsSynonym zu verstehen, dass keine abschließende Re-gelung erfolgt und dass auf den konkreten Einzelfallbezogen weitergehende Festlegungen zu Einwirkung,Planung und Ausführung erforderlich werden.Seit einigen Jahren haben sich neben den seit Jahr-zehnten bewährten Bitumendachbahnen und Kunst-stoffdachbahnen auch Flüssigabdichtungssysteme derGruppe FLK (faserverstärkte, flüssig zu verarbeitendeKunststoffdachabdichtungen) eingeführt. Allerdingsbeschränkt sich eine breite Anwendung dieser Syste-me auf die Ausführung von Details, also Anschlüs-se von Dachbahnen an Durchdringungen und aufge-hende Bauteile. Randabstände können bei mit FLKadhäsiv ausgeführten Anschlüssen gegenüber solchenmit Bahnen erheblich geringer ausfallen. Auch hierzuhat das AIBau geforscht und Ergebnisse zur Dauer-haftigkeit einschließlich Empfehlungen veröffentlicht,die dieHerstellerangaben und grundsätzlichenHinwei-se in den Regelwerken ergänzen.

3 Erdberührte Bauteile

Die Abdichtungen von erdberührten Bauteilen sind inder Reihe der DIN 18533 [5] geregelt. In Teil 1 werdendie grundsätzlichen Festlegungen getroffen. Die Verar-beitung von Stoffen bestimmter Bauweisen oder Bau-arten sind in den Teilen 2 und 3 enthalten.Die in den Abdichtungsnormen geregelten bah-nenförmigen Stoffe beziehen sich auf DIN SPEC

20000-202 [11]. Allerdings werden zur Vereinfachungwesentliche Anforderungen der übergeordneten euro-päischen Regelwerke in den Normenteilen zitiert. DieAbdichtungsnormen gelten nicht für Bauteile die was-serundurchlässig sind. Sie gelten daher auch nichtfür Bodenplatten, die von sich aus einen Schutz ent-weder gegen Bodenfeuchte oder gegen drückendesWasser bieten. Für solche Betonbauteile enthält dieWU-Richtlinie [12] maßgebliche Hinweise. Wie be-reits beschrieben, werden in den Abdichtungsregelnnicht umfassend, sondern nur beispielhaft beschriebe-ne Verfahren als Sonderlösungen oder Sonderkonstruk-tion bezeichnet. Diese Begriffe bedeuten nicht erhöhteRisiken, sondern sind Synonym für Konstruktionen,die nicht abschließend geregelt sind. Regelwerke sol-len Hilfestellungen zur Vermeidung von Schäden ge-ben, können aber keine Detailplanung ersetzen. Diesesoll sich mit den zu erwartenden Einwirkungen wäh-rend der Nutzungsdauer auseinandersetzen. So kön-nen Vorschläge aus Regelwerken übernommen, aberauch von diesen abgewichen werden. Ziel ist die unein-geschränkte Gebrauchstauglichkeit, die Verwendungs-eignung, ohne die Wirtschaftlichkeit zu vergessen.Im Gebäudebestand ist DIN 18533 (Teil 1 in DIN18533-1 [5]) nur anzuwenden, wenn die darin geregel-ten Verfahren angewendet werden können. Damit sindVernunftsaspekte gemeint, denn Normen sollen nichtals Selbstzweck angewendet werden müssen. Beispiel:Das nachträgliche Einfügen einer Abdichtung unter ei-ner bestehenden Bodenplatte ist mit einem sehr großenAufwand verbunden. Alternativmaßnahmen, die denFeuchtigkeitsschutz für die Nutzung ebenfalls sichernkönnen, sollen damit ermöglicht werden.Bauwerksabdichtungen sind nach ihrem Einbau für ei-neWartung oder Instandsetzung nur schwer oder nichtzugänglich. Die Regeln der Abdichtungstechnik zie-len insbesondere für den erdberührten Bereich auf ei-ne dauerhaft hohe Zuverlässigkeit ab. Deswegen sindAnforderungen an Stoffe imHinblick aufRissüberbrü-ckungseigenschaften, an Schichtdicken und Lagenzahlsehr hoch. Genauso wird ein relativ hoher Aufwandan Verwahrungen, die Qualität des Untergrundes, dieKontrolle und den Schutz der Abdichtungen gefordert.

3.1 Grundsatz für Planung und Bewertung

Fehler bei der Ausführung von Abdichtungen sindzwar eine häufige Schadensursache – Schwächen derPlanung der abzudichtenden Bauteile provozieren aberebenso Risiken, z. B. verwinkelte Untergründe, häufigeMaterialwechsel, ungünstige Lagen von Dehnungsfu-gen oder Durchdringungen.Die Normen haben den Grundsatz, dass nicht nur dieAbdichtung, sondern auch der Untergrund einschließ-lichallerdazugehörendenBauteileundderenGeometri-en wesentlich zur dauerhaften Dichtheit beitragen. DieNormenrichten sichnicht nurandieAusführendenvonAbdichtungen, sondern auch an die, die das BauwerkunddieAbdichtungplanen.Damitwird zumAusdruck

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16 A 1 Wichtige Änderungen bei Dachabdichtungen sowie bei Abdichtungen erdberührter Bauteile

gebracht, dass den Anwendern die Pflicht auferlegt ist,nicht stur die in den Normen beschriebenen Verfahrenumzusetzen, sondern (eigen-) verantwortlich zu han-deln. Das bedeutet aber, dass im Nachhinein den An-wendern diese für den konkreten Einzelfall notwendigeEntscheidung zuzugestehen ist, normative Festlegun-gen zu konkretisieren oder sogar von diesen abzuwei-chen,umdenWerkerfolg inseinenvielfältigenAspekteneinschließlichWirtschaftlichkeitsbetrachtungensicher-zustellen. Selbstverständlich befreit das nicht von ein-zelvertraglichen Verpflichtungen, aber auch bei diesenmuss der Werkerfolg sichergestellt werden.Die Abdichtungsnorm kann für Planung und Aus-führung beachtet werden (beschrieben in Teil 1 vonDIN 18533). Sie benennt als Anwendungsbereich nichtdie Bewertung des bereits Vorhandenen. Sie schließt ih-re Anwendbarkeit in der Bauwerkserhaltung und derBaudenkmalpflege sogar grundsätzlich aus. Die in derNorm beschriebenen Verfahren können aber auch imBestand angewendet werden, wo dies sinnvoll mög-lich ist. Die Norm versteht sich auch hier als Hilfezum Werkerfolg. Bei der Prüfung des Bestands, wozuunter technischen Aspekten nicht zwischen einem ge-rade erbrachten Werk und einem Altbestand zu unter-scheiden ist, soll sich der Prüfende mit dem Vorhan-denen auseinandersetzen und abschätzen, ob die kon-krete Bauweise unter Berücksichtigung zukünftigerEinwirkungen dauerhaft gebrauchstauglich ist. Einesolche Vorgehensweise erfordert Sachverstand. Sie istaber erforderlich und geht weit über den bloßen Ver-gleich mit Regelwerksfestlegungen hinaus. Der Sach-verstand wird aber auch bei Planung und Anwendunggefordert, denn die Norm legt zwar Vieles fest, gibtaber keine Garantie, dass sich derWerkerfolg auch ein-stellen wird.Man neigt gerne dazu, Abweichungen von norma-tiven Vorschlägen zu dramatisieren mit der Begrün-dung, dass die Baubeteiligten schließlich die normati-ven Festlegungen hätten beachten können und damitauch müssen. Das ist aber ein juristischer Akt und hatnichts mit einer technischen Bewertung zu tun. Letzte-re soll sich ausschließlich mit dem konkreten Sachver-halt beschäftigen. Durch Varianten können juristischeEntscheidungen vorbereitet werden. Dabei sollen auchVarianten aufgezeigt werden, mit denen eine vergleich-bareDauerhaftigkeit erzielt werden kann (insofern die-se nicht bereits gegeben ist) und eventuelle Abweichun-gen vom Regelwerk kompensiert werden können.

3.2 Voruntersuchungen

Auf eine Untersuchung der tatsächlich zu erwarten-den Wassereinwirkung an den erdberührten Bautei-len könnte verzichtet werden, wenn von vornhereingegen die höchste denkbare Wassereinwirkung – al-so Druckwasser – aufwendig abgedichtet wird. Aberselbst das wird bei einer Hochwassergefährdung nichtausreichen. Dann sind nämlich nicht nur die Bauteile

unterhalb der Geländeoberkante zu schützen, sondernauch die im Hochwasserbereich.Die Abdichtungsnorm legt neue Maßstäbe zur Festle-gung des Bemessungswasserstands fest. Dieser bemisstsich nicht nur nach bisherigen Höchstständen (z. B. in-nerhalb der letzten 30 Jahre), sondern auch nach denzukünftig zu erwartenden Wasserständen im ErdreichundoberhalbdesGeländes.Dazusindwasserstandsver-ändernde Einflussfaktoren zu ermitteln. Dazu zählen:– Abschalten von Trinkwassergewinnungsanlagen,– Instandsetzung oder Neuverlegungen von öffent-

lichen Kanälen, die zuvor wegen UndichtheitenGrundwasser ableiteten und Pegel absenkten – voreinigen Jahrzehnten wurden öffentliche Kanäle in„Sumpfgebieten“ sogar mit Begleitdränungen verse-hen, die im Rahmen von Arbeiten an der öffentli-chen Kanalisation beseitigt werden,

– abzusehende Änderungen des Grundwasserflussesdurch geplante unterirdische Bauwerke,

– ober- oder unterirdische Versickerungseinrichtun-gen,

– Pumpstationen oder andere Faktoren.Einzelheiten sind im BWK Merkblatt M 8 [13] be-schrieben, dessen Beachtung normativ gefordert wird.Damit ist zu klären, ob mit Druckwasser aus Grund-oder Hochwasser zu rechnen sein wird, ob die erdbe-rührten Bauteile damit unter oder über dem Bemes-sungswasserstand liegen. Einmalige kurzzeitige Beob-achtungen aus Baugrunderkundungen geben nur beisehr eindeutigen Situationen eine verlässliche Beur-teilungsgrundlage, z. B. bei einem sehr weit unter derGebäudesohle liegenden Grundwasserspiegel. Je nachgeologischer Situation sowie der Dichte der Pegelmess-stellen und deren Entfernung können die häufig lang-fristigen Messungen z. B. den Wasserwirtschaftsäm-tern brauchbare Informationen liefern. Allerdings kön-nen beispielsweise geologische Verwerfungen selbst beinah amBaugrundstück liegendenMessstellen stark ab-weichende Ganglinien bewirken und damit verlässli-che Prognosen für den Gebäudestandort verhindern.Die Klärung der tatsächlich zu erwartenden Wasser-einwirkung sollte einem Geoingenieur überlassen wer-den. Allerdings obliegt die Plausibilitätsprüfung seinerAussagen den Planern, die im Rahmen ihres Wissens-stands die Angaben von Fachgutachten zu überprüfenhaben. Nur bei einfachen Bauaufgaben in Baugebie-ten mit verlässlich bekannter Situation kann auf dieUntersuchung des Baugrunds verzichtet werden. Pla-ner sollten sich aber bewusst sein, dass Schäden infol-ge von unterlassenen Baugrunderkundungen als Pla-nungsfehler bewertet werden könnten, auch wenn sienur auf die Erkundungsnotwendigkeit hinweisen müs-sen, nicht aber selbst zu untersuchen haben.

3.3 Entstehungsarten

An Dächern ist eine Differenzierung nach Wasserein-wirkung nicht sinnvoll möglich, da alle bewittertenDächer gleichartig durch Niederschlagswasser, Wind,

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Erdberührte Bauteile 17

Sonne, Schnee und Temperaturschwankungen bean-sprucht sind. Unterhalb der Geländeoberkante kannaber nach der Intensität der Wassereinwirkung diffe-renziert werden. Dazu hat DIN 18533 [5] in Teil 1Wassereinwirkungsklassen definiert, die die Beanspru-chung verschiedener Wasserformen aus dem Erd-reich auf die Abdichtung regeln. Die zurückgezogeneDIN 18195 hatte den Abdichtungsaufwand noch nachder Entstehungsart differenziert. Dieser Gedanke wur-de weitgehend nicht übernommen, da der erforderli-cheWiderstand der Abdichtung nur vomWasserdruckabhängt, aber nicht davon, wo dieser herkommt. Den-noch lässt sich die Entstehungsart nicht ausblenden.Auch die neue Abdichtungsnorm differenziert nochimmer danach und nennt diese Situationen. Daher istes sinnvoll, zunächst auf die jeweilige Entstehungsarteinzugehen, bevor die Wassereinwirkungsklassen be-handelt werden (siehe Tabelle 1).Unter Berücksichtigung der weiteren normativenBestimmungen kann drückendes Sickerwasser aus-schließlich durch Sickerwasser in durchlässigerenSchichten über geringer durchlässigen Schichten ent-stehen. Dabei bleibt DIN 18533 bei der vereinfachtenSichtweise, die von derDurchlässigkeit des Bodens vonk > 10–4 m/s abhängt.Nach wie vor nicht berücksichtigt sind Schichten-folgen sowie die in der DurchlässigkeitsprüfnormDIN 18130 [14] vorhandenen Differenzierungen nachfünf StufenderDurchlässigkeit. Obdrückendes Sicker-wasser entsteht, ist neben der tatsächlich in den ver-füllten Arbeitsraum eindringenden Wassermenge ins-besondere eine Frage der Abfolge der relativen Durch-lässigkeiten der übereinander liegenden Schichten. Sokann selbst in schwach durchlässigem Baugrund keinDruckwasser durch Sickerwasser entstehen, wenn dar-über noch geringer durchlässige Schichten liegen oderder Arbeitsraum mit z. B. einem „Lehmschlag“ odergering durchlässigen Belagsschichten aus z. B. übli-chen Pflasterbelägen abgedeckt ist. Unter diesen As-pekten erscheinen Kiesrandstreifen in neuem Licht,insbesondere dann, wenn vor Außenwänden durchläs-sige Schutzschichten aus z. B. Noppenbahnen gestelltwerden. Wird dagegen auf einen Kiesstreifen verzich-tet undwerden nicht strukturierte Schutzschichten ver-wendet, ist die Wassereinwirkung an den erdberühr-ten Bauteilen oberhalb des Bemessungswasserstandsregelmäßig wesentlich geringer als die nach normativerFestlegung.Während der Bauphase kann in die noch offene Bau-grube schnell Niederschlagswasser von der Gelände-oberfläche eindringen. Zusätzlich fließt von auf demGelände gelagerten Erdmassen Wasser in den Arbeits-raum, da deren Oberflächen zur Baugrube geneigtsind. Ist aber der Arbeitsraum verfüllt und (nach Vor-gabe DIN 18533-1 Abschnitt 8 Vermeidung unnö-tig hoher Einwirkungen) die Geländeoberfläche neigtsich vom Gebäude weg, wird die in den Arbeitsraumeindringende Niederschlagsmenge erheblich reduziertbzw. gegen null gehen.

3.4 Regelfall gering durchlässiger Baugrundoberhalb des Bemessungswasserstands

Untersuchungen der Wohnungswirtschaft [15] hattenzum Ergebnis, dass in 15 Prozent der Ein- und Zwei-familienhausbauvorhaben Druckwasser durch Grund-oder Schichtenwasser vorliegt. In ebenfalls nur 15 Pro-zent liegt Bodenfeuchte an der Unterseite von Boden-platten sowie zusätzlich nicht drückendes Sickerwasseran Wänden vor. Das ist in Situationen der Fall, wennder Baugrund stark durchlässig ist und der Abstandzum Bemessungswasserstand ausreichend groß ist. Dieneue DIN 18533 fordert einen Abstand von 50 cm zwi-schen Höhenlage der Abdichtung zum Bemessungs-wasserstand.In den anderen 70 Prozent liegt der Bemessungswasser-stand ausreichend tief unter der Gründung, der Bau-grund ist aber nach DIN 18533 als schwach durchläs-sig einzustufen. Die Norm sieht für diese Fälle eine un-ter der Bodenplatte angeordnete, druckwasserhalten-de Abdichtung vor, die wasserdicht an die Abdichtungaußerhalb der erdberührten Wände anzuschließen ist.Das gilt selbstverständlich nur dann, solange nicht dieAlternative in Erwägung gezogenwird, auf Abdichtun-gen ganz zu verzichten und anstelle dessen wasserun-durchlässige Betonkonstruktionen auszuführen.Der Verzicht der Untersuchung zur tatsächlichenWas-sereinwirkung führtmeistens zu unwirtschaftlichen Er-gebnissen. Unterhalb von Gebäuden ist alleine durchdie Tatsache, dass der Baugrund schwach durchlässigist, trotz ausreichendem Abstand zum Grundwassernach den Festlegungen von einem Staudruck auszuge-hen, der sich aus dem theoretisch möglichenWasseran-stau zwischen Geländeoberfläche und der Unterkantedes Gebäudes errechnet. Das führt – neben den Maß-nahmen gegenDruckwasser – zu einem rechnerisch an-zusetzenden Auftrieb, der aufwendige Bodenplatten-konstruktionen zur Folge hat. Schon bei geringen Ein-bindetiefen eines Untergeschosses unterhalb der Ober-kante des Geländes von mehr als einem halben Meteroder bei geringer Bauwerksauflast, ist der hydrostati-sche Druck bei der Bemessung der Bodenplatte zu be-rücksichtigen. Sind aber tatsächlich Boden- undWand-bauteile gegen den hohenWasserdruck abzudichten so-wie gegen Auftrieb statisch zu bemessen?Zur Bestimmung der angemessenen Abdichtungsbau-art und Bemessung von Bodenplatten sind die Feststel-lung der Bodenart, der Geländeform und des Bemes-sungswasserstands nötig. DIN 18533 lässt die Zuord-nung der Wassereinwirkung für den konkreten Einzel-fall zu, die nach Einzelflächen differenziert, und fordertnicht pauschal die angeführten Beispiele zur Wasser-einwirkung auf Grundlage allgemeiner Annahmen. InFällen in denen schwach durchlässiger Baugrund ober-halb des Bemessungswasserstands vorliegt, kann situa-tionsabhängig festgelegt werden, an welchen Bauteil-flächen tatsächlich mit Druckwasser durch Stauwasser,oder mit nur geringerer Wassereinwirkung zu rechnenist.

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18 A 1 Wichtige Änderungen bei Dachabdichtungen sowie bei Abdichtungen erdberührter Bauteile

Tabelle 1. Wassereinwirkung nach Entstehungsart

Sickerwasser

→ wird als das Niederschlagswasser verstanden, das auf dem verfüllten Arbeitsraumniedergeht und in der Verfüllung versickert. Hinzu kommt der von aufgehenden Fassadenablaufende Schlagregen.

Oberflächenwasser

→ versteht sich als Niederschlagswasser, das auf einer (auch größeren) umgebendenFläche gelangt und durch eine Gefällegebung zum Objekt auf der Geländeoberflächehinläuft. Dazu ist anzumerken, dass die DIN 18533-1 in Abschnitt 8 Maßnahmen fordert,dass Oberflächenwasser nicht auf den Gebäudesockel einwirkt.

Schichtenwasser

→ ist Niederschlagswasser, das auf einer größeren umgebenden Fläche niedergeht, sichin durchlässigere Schichten über geringer durchlässigen Schichten staut und im Erdreich(annähernd) parallel zur Geländeoberfläche zum Gebäude in Abhängigkeit derDurchlässigkeit sickert oder fließt.

Grundwasser

→ entsteht wie Schichtenwasser. Bei Grundwasser wird nach Stockwerken differenziert,da sich in der oberen Erdkruste häufig durchlässige und schwachdurchlässige Schichtenabwechseln. Schichtenwasser kann als Grundwasser im oberen Stockwerk bezeichnetwerden. Eine Differenzierung zwischen diesen beiden Einwirkungsarten ist nicht sinnvollmöglich, auch eine nach zuströmender Menge nicht, weil das von der tatsächlichenDurchlässigkeit der wasserführenden Schicht abhängt.

Stauwasser oder Drückendes Sickerwasser

→ kann durch im Erdreich sickerndes Wasser über geringer durchlässigen Schichtenentstehen. Im Gegensatz zu Schichten- oder Grundwasser ist die Wassermenge gering, dasie sich ausschließlich aus Sickerwasser speist, das Oberflächenwasser ausschließen soll.

3.5 Wassereinwirkungsklassen

Der größte Unterschied zwischen den vorherigen nor-mativen Regelungen und den neuen Festlegungen be-steht in den Klassifizierungen, insbesondere in dernach der Wassereinwirkung. Die Wassereinwirkungs-klassen sind leichter verständlich als die bisherigen Zu-ordnungen nach Beanspruchungen, die in unterschied-lichen Abschnitten verschiedener Normenteile zu fin-den waren.

3.5.1 Bodenfeuchte und nicht drückendesSickerwasser in stark durchlässigemBaugrund (Wassereinwirkungsklasse W1.1-E)

Die geringste Wassereinwirkungsklasse W1.1-E ausBodenfeuchte (an Bodenplatten und erdberührtenWänden) und nicht drückendem Sickerwasser (an erd-berührtenWänden) liegt (nach normativer Festlegung)nur vor, wenn die abzudichtende Fläche oberhalb desBemessungswasserstands liegt und derBaugrund – und

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Erdberührte Bauteile 19

auch das Verfüllmaterial des Arbeitsraums – aus starkdurchlässigem Boden besteht (DIN 18533 fordert ei-ne Durchlässigkeit > 10−4 m/s). Davon kann bei Sandund sandigen Kiesen ohne Schluffanteile ausgegangenwerden. Der Abstand der Abdichtungsschicht zumBe-messungswasserstandmussmindestens50cmbetragen.Diese Anforderung entspricht der bisherigen 30 cm-Abstandsregel, die vonUnterkantederBodenplatte an-zusetzen war. Ausgehend von 20 cm dicken Bodenplat-ten ist das Anforderungsniveau gleich, da die Summeaus diesen beiden Höhenmaßen 50 cm beträgt.Da die Norm Abdichtungen regelt und nicht andereBauteile, war die Bezugnahme auf die Unterkante derBodenplatte nicht logisch. Bei einer dickeren Boden-platte musste in Grenzfällen gegen Druckwasser ab-gedichtet werden, während bei dünneren Bodenplat-ten ein Schutz gegen Bodenfeuchte ausreichte. Beson-ders wenig gut nachvollziehbar war dies bei Bodenplat-tenverstärkungen, sodass in Grenzfällen Teilbereicheder Bodenplatte von unten gegen Druckwasser abzu-dichten waren und in anderen Bereichen eine einfacheMaßnahme auf der Bodenplatte genügte. Da aber dieSituation auf der Bodenplatte nicht von den Stoffenweit unter der Bodenplatte abhängt, war diese Festle-gung auch in dieser Hinsicht nicht richtig.

3.5.2 Bodenfeuchte und nicht drückendesSickerwasser in schwach durchlässigemBaugrund (Wassereinwirkungsklasse W1.2-E)

Von der geringsten Wassereinwirkung an den sonstgegen Druckwasser zu schützenden Bauteilen kannoberhalb des Bemessungswasserstands auch ausgegan-gen werden, wenn bei schwach durchlässigen Böden(z.B. Lehm, Schluff, Ton, aber auch schon Sandenmit Schluffanteilen) eine dauerhaft funktionsfähigeDränung nach DIN 4095 [16] das sonst theoretischmögliche Stauwasser ableitet (Wassereinwirkungsklas-se W1.2-E).Dabei bildet mittlerweile das größte Problem die Ent-sorgung des Dränwassers. Dieses darf regelmäßig nichtmehr in die öffentliche Kanalisation abgeleitet werden,obwohl es sich nicht um Grund- oder Schichtenwasserhandelt, sondern ausschließlich um Sickerwasser unddamit um verzögert abgeleitetes, auf den verfüllten Ar-beitsraum eines Geländes auftreffendes Niederschlags-wasser. Wenn aber kein Grundwasser, Schichtenwasseroder aus einer größeren Umgebung über die Gelän-deoberfläche zumGebäudesockel strömendes Oberflä-chenwasser ansteht, sondern nur Niederschlagswasserin kleinen Mengen sickert und das schon üblicherwei-se nicht an denWandfuß gelangen kann, bedeutet das,dass Dränanlagen, die unter zulässigen Rahmenbedin-gungen errichtet werden, trocken bleiben.Wenn Dränanlagen errichtet werden, sollen sienach der gegenwärtigen Regelwerksituation so di-mensioniert werden, dass vergleichsweise große Was-sermengen aus Sickerwasser, Oberflächenwasser undSchichtenwasser abgeleitet werden können.Manmerkt

schnell, dass die Rahmenbedingungen für Dränan-lagen aus einer Zeit stammen, in der es üblich war,nicht nur das Sickerwasser abzuleiten, sondern auchSchichtenwasser und Oberflächenwasser. Wozu wer-den Dränanlagen noch gebraucht, wenn sie – nach denVoraussetzungen der neuen Abdichtungsnorm errich-tet – dauerhaft trocken bleiben? Sicher nicht für denRegelfall, wohl aber für Ausnahmen. Diese sind aberso speziell, dass normative Festlegungen nicht sinnvollsind. Daher ist die Situation der Wassereinwirkungs-klasse W1.2-E kritisch zu hinterfragen.Da dauerhaft funktionierende Dränanlagen nach denAnforderungen der DIN 4095 [16] sowohl bei der Er-richtung als auch beim Betrieb aufwendig sind und Be-triebsrisiken bergen, auch planmäßig zu berücksichti-gendes Dränwasser kaum noch entsorgt werden kann,sind genauere Untersuchungen und Planungsüberle-gung erforderlich, um die tatsächlich zu erwartendeWassereinwirkung an erdberührten Bauteilen abzu-schätzen. Wie bereits beschrieben, kann nach den Ein-wirkungen an Bodenplatten und denen an erdberühr-ten Außenwänden differenziert werden. Nur darf dannnicht durch unglückliche Umstände zumindest in Teil-bereichen Druckwasser unter Bodenplatten durch Si-ckerwasser entstehen.

3.5.3 Druckwasser (WassereinwirkungsklasseW2-E)

Eine Differenzierung der Wassereinwirkung nach derEntstehungsart ist grundsätzlich nicht sinnvoll, da diephysikalischen Eigenschaften des Wassers und die An-forderungen an die Abdichtung nicht davon abhän-gen woher das Wasser stammt, sondern ob und wiestark es einen Druck ausübt. Die frühere Unterschei-dung nach der Entstehungsart, also nach Druckwasserdurch Stauwasser und Grund- oder Schichtenwasser,wurde deswegen weitgehend aufgehoben.Grundsätzlich darf aber nur Druckwasser aus Stau-wasser durch eine Dränung abgemindert werden,nicht aber Druckwasser durch Schichtenwasser oderGrundwasser. Dränungen sind nur bei Sickerwasserin schwach durchlässigem Baugrund oberhalb desBemessungswasserstands (aus Grund- oder Schich-tenwasser) zulässig. Daher ist auch zukünftig eineDifferenzierung nach der Entstehungsart notwendig.Dabei ist es eine verantwortungsvolle Entscheidung,festzulegen, welche Einwirkung an Bodenplatten tat-sächlich vorliegt oder ob Stauwasser zur Vermeidungvon Druckwasser durch eine Dränung abgeleitet wer-den darf – insofern keine Maßnahmen ergriffen wer-den, die Druckwasser aus Sickerwasser sicher vermei-den. Kommen die Untersuchungen zu den Verhält-nissen im Baugrund zum Ergebnis, dass entweder mitGrund-, Schichten- oder mit nicht zu dränendem, drü-ckendem Sickerwasser zu rechnen ist, kann nach derDruckwasserintensität unterschieden werden.Bei einer mäßigen Einwirkung bis 3 m (Wassereinwir-kungsklasse W2.1-E; Druckwasser mit 3 mWassersäu-

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20 A 1 Wichtige Änderungen bei Dachabdichtungen sowie bei Abdichtungen erdberührter Bauteile

le durch Grund- oder Hochwasser; Einbautiefen bis3 m bei gering durchlässigem Baugrund oberhalb desBemessungswasserstands) können flüssig zu verarbei-tende Abdichtungen aus kunststoffmodifizierten Bitu-mendickbeschichtungen (KMB) gewählt werden. An-merkung: Die Bezeichnung wird wegen europäischerStoffnormen in Englisch ausgedrückt, daher heißendiese Abdichtungsstoffe nun PMBCPolymerModifiedBituminious thick Coatings.Bei höherenWasserdrücken als 3 mwerden in derWas-sereinwirkungsklasse W2.2-E mehrlagige Bitumen-bahnenabdichtungen oder Kunststoffbahnen zwischenSchutzlagen erforderlich – wenn nicht auf wasserun-durchlässige Stahlbetonbauteile zurückgegriffen wird.

3.5.4 Wassereinwirkungsklasse W3-E

Die Wassereinwirkungsklasse W3-E beschreibt Ab-dichtungen auf erdüberschüttetenDecken von z. B. un-terirdischen Tiefgaragen. Dabei dürfen sich die Anfor-derungen an diese Abdichtungen von denen an andereDächer, die in der Norm für Dachabdichtungen vongenutzten und nicht genutzten Dächern DIN 18531 [3]oder von befahrenen Verkehrsflächen aus Beton nachDIN 18532 [4] nicht wesentlich unterscheiden. Den-noch obliegt es den Anwendern, die Abdichtungsbau-art nach der jeweils höchsten Einwirkung festzulegen,die wegen unterschiedlicher Nutzungen nicht zwin-gend gleich sind.

3.5.5 Wassereinwirkungsklasse W4-E

Sockel und Wandfußpunktabdichtungen: Klasse W4-Ebeschreibt die oberen Ränder von Abdichtungen erd-berührter Wände, die Sockelzonen. Diese werden alsein Bereich definiert, der von 20 cm unter OberkanteGelände bis 30 cm über Oberkante Gelände reicht.Mauerquerschnittsabdichtungen: In Wassereinwir-kungsklasse W4-E sind auch Mauerquerschnittsab-dichtungen geregelt. Dabei ist zu unterscheiden nachAbdichtungen, die an der Rückseite von schlagregen-beanspruchtem Verblendmauerwerk von oben kom-mendes Wasser an den Fußpunkten nach außen lei-ten (Fußpunktabdichtungen) und nach Mauerquer-schnittsabdichtungen, die innerhalb von (tragenden)Wandquerschnitten gegen von unten einwirkende, ka-pillar aufsteigende Feuchtigkeit schützen sollen.Fußpunktabdichtungen zweischaliger Wände sind Ge-genstand desNationalenAnhangs zuEurocode (EC) 6,Teil 2 [17, 18]. Diese Abdichtungen werden in derAbdichtungsnorm nur unter dem Gesichtspunkt desoberen Abschlusses von Wandabdichtungen geregelt,nicht aber unter denen, die in EC6-2 NA enthaltensind.Mauerquerschnittsabdichtungen können nicht gegenvon unten einwirkendes, drückendes Wasser schützen,da dieses die Abdichtungen umfließen würde. In W2-Eist die Abdichtung an den Außenseiten von Bodenplat-ten undWänden auszuführen. Dann entfällt die Anfor-derung an Abdichtungen auf Bodenplatten oder unterWänden.

Auf der Bodenplatte angeordnete Abdichtungen kön-nen ausschließlich gegen kapillar aufsteigende Feuch-tigkeit wirken. Dazu genügen bereits Trennungen vonKapillaren, die Wasser transportieren könnten, da derkapillare Wassertransport eine Wechselwirkung derelektrostatischen Eigenschaften der Wassermoleküleund der Kapillarwandungen ist. Die daraus resultie-rende Wechselwirkung bzw. Kraft, die Wasser unab-hängig von der Schwerkrafteinwirkung transportiert,wird durch Meniskeln beschrieben. An den Enden vonKapillaren endet auch der kapillare Transport, aus Ka-pillaren kann kapillar transportiertesWasser nicht aus-treten und Pfützen bilden.Die normative Festlegung zu Mauerquerschnittsab-dichtungen zum Schutz gegen aufsteigende Feuch-tigkeit beruht auf der Annahme, dass Beton gegen-über Wasser kapillaraktiv ist. In der ersten Hälfte des20. Jahrhunderts, dem Zeitraum, in dem Festlegun-gen zuMauerquerschnittsabdichtungen getroffen wur-den, hatten Mauersteine und Beton ähnliche kapilla-re Leitfähigkeiten. Natürlich kann Mauerwerk durchKapillarwasser feucht werden. Heutiger Konstrukti-onsbeton weist aber regelmäßig gegenüber Wasser kei-ne nennenswerte Kapillarität auf und lässt bei übli-chen Bauteildicken keinen kapillaren Wassertransportzu. Wenn aber nicht mit aufsteigender Feuchtigkeitdurch von außen einwirkende Bodenfeuchte zu rech-nen ist, sind Mauerquerschnittsabdichtungen nicht er-forderlich. Sie werden in den meisten Fällen nur einge-setzt, weil „man es immer schon so macht“ – und weilsie in der Abdichtungsnorm beschrieben sind. Das sollaber nicht dazu verleiten, nicht notwendige Maßnah-men im Nachhinein zu fordern. Wenn z. B. feuchtig-keitsempfindliche Stoffe in Wandaufbauten oder Fuß-bodenschichten so eingebaut werden, dass lang anhal-tend einwirkende Baufeuchte aus dem Beton der Bo-denplatte Schäden hervorrufen kann, ist der Schutzgegen Baufeuchte nötig – allerdings unabhängig vonder äußeren Wassereinwirkung. Mauerquerschnittsab-dichtungen können auch sinnvoll sein, um übermäßi-ge Feuchte im Mauerwerk durch Nässe zu reduzieren,die während der Bauzeit in die Baustelle gelangt. Aberweder Baufeuchte, noch Tagwasser sind Regelungs-gegenstand der Abdichtungsnorm, die ausschließlichAbdichtungen gegen von außen einwirkendes Was-ser regelt. Gegen aufsteigende Feuchtigkeit gedach-teMauerquerschnittsabdichtungen undAbdichtungenauf Bodenplatten sind auch formal nicht erforderlich,wenn die Abdichtung auf der Feuchtigkeitseinwirkungzugewandten Seite, nämlich außerhalb des Bauwerks,angeordnet wird. Sie sind nach DIN 18533-1 nur inVerbindung mit Wassereinwirkungsklasse W1-E undAbdichtungen auf der Bodenplatte anzuwenden.WennMauerquerschnittsabdichtungen auf Bodenplatten un-ter technischen Aspekten in den meisten Fällen nichterforderlich sind, aber dennoch häufig eingebaut wer-den, dienen sie (nur) der Streitvermeidung. Eine techni-sche Notwendigkeit gibt es aber meist nicht. Zur Nach-weisbarkeit sollten Querschnittsabdichtungen so aus-geführt werden, dass sie bei späteren Untersuchungen

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Erdberührte Bauteile 21

nachvollzogen werden können. Werden mineralischeDichtungsschlämmen verwendet, sollten diese einge-färbt werden.

3.6 Raumnutzungsklassen

DIN 18533 unterscheidet nach der Nutzung von Räu-men, die von erdberührten Bauteilen umfasst sind.WennAbdichtungen aber dicht sind und gegen von au-ßen einwirkendes Wasser schützen, ist ihr Beitrag ge-leistet. Dichter als dicht geht nicht. Dennoch differen-ziert die Norm nach dem Aufwand mit der Begrün-dung, dass die Zuverlässigkeit der Dichtheit von derArt der Nutzung abhängen kann.Raumnutzungsklasse RN1-E gilt für Räume mit ge-ringer Anforderung an die Trockenheit der Raumluft,z. B. offene Werk-, Lagerhallen oder Garagengebäude.Auf eine Abdichtung der Bodenfläche kann verzich-tet werden, Wasser aus dem Erdreich darf in geringemUmfang und nur gasförmig in Form vonWasserdampfin die Innenräume gelangen und so Einfluss auf denFeuchtegehalt der Raumluft nehmen.Bereits inRaumnutzungsklasse RN2-EmüssenAbdich-tungen (vollständig) dicht sein. Wasser im Erdreichdarf sich nicht auf die Situation in Innenräumen aus-wirken. Es gelten übliche Anforderungen an die Tro-ckenheit der Raumluft und die Zuverlässigkeit derAbdichtungsbauart, beispielsweise fürAufenthaltsräu-me oder Räume zur Lagerung von feuchteempfind-lichen Gütern, wozu auch Abstellräume in Unterge-schossen vonWohngebäuden zählen. Schon dafür kön-nen Zusatzmaßnahmen erforderlich werden, die für dieRN3-E vorzusehen sind.Aus Zuverlässigkeitüberlegungen werden bei Raum-nutzungsklasse RN3-E höhere Anforderungen an Ab-dichtungsschichten gestellt. Dazu zählen z. B. Archivevon Rathäusern o. ä, Museen oder Produktionsräumehochwertiger Güter, bei denen nicht nur Feuchtigkeitschaden kann, sondern auch instandsetzungsbedingteProduktionsunterbrechungen zu erheblichen (finanzi-ellen) Schadensfolgen führen können.Andere Ursachen, die auf die Feuchtigkeit in RäumenEinfluss nehmen, werden als Hinweis angeführt. Da-zu zählt z. B. Lüften im Sommerhalbjahr, wenn war-me und feuchte Luft in kühlere Untergeschosse gelangtund beim Abkühlen die relative Feuchtigkeit der Luftsteigen kann. InRäumen in denen feuchteempfindlicheGüter gelagert werden, sind zusätzliche Maßnahmenfür die Trockenheit zu empfehlen, die auch die Schim-melpilzfreiheit sichern. Dazu zählen z. B. (raumseitigangeordneter) Wärmeschutz, die Beheizung und/oderdie Belüftung zu geeigneten Zeiträumen oder die Ent-feuchtung der Raumluft.

3.7 Grundsatz Vermeidung unnötig hoherEinwirkungen

Die Abdichtungsnorm weist drauf hin, dass Ober-flächenwasser, also Niederschlagswasser, das auf ei-ner größeren Fläche um das Gebäude niederregnet

Bild 15. Bei einer Neigung der Geländeoberfläche zumGebäude besteht das Risiko von Überflutung der Sockelzoneund Wasserschäden durch über Türschwellen eindringendesOberflächenwasser.

Bild 16. Gefälle zum Gebäude ist möglichst zu vermeiden.Auf Bergseiten kann ein Gegengefälle, gegebenenfalls mitSeitenneigung, von der Bergseite kommendes Wasser um dasGebäude umleiten.

und aufgrund der Geländeneigung zum Gebäude hinfließt, durchMaßnahmen vomGebäudesockel und da-mit vom verfüllten Arbeitsraum fernzuhalten ist. Dazukönnen muldenförmige Geländeoberflächen oder an-dere Maßnahmen, die an der Geländeoberfläche ab-laufendesWasser vomGebäudesockel weg und um dasGebäude herumleiten, geeignet sein.Lichtschächte, Lichthöfe und außen liegende Treppen-abgänge oder vergleichbare Geländeabsenkungen dür-fen nicht so gestaltet sein, dass aus der UmgebungOberflächenwasser in diese gelangen und Schäden imGebäude verursachen kann. Dazu sind deren Rändergegenüber dem umliegenden Gelände höher liegendauszuführen. Selbstverständlich könnten (außerhalbder normativen Regelungen) alternativ die Außenwän-de einschließlich Fenster druckwasserdicht ausgebildetwerden.Entwässerungen aus Regenfallleitungen sollten nichtoffen an Sockelzonen enden. In der Nähe von Tü-ren, insbesondere mit niveaugleichen Schwellen, dür-fen keine offenen Ausleitungen von Regenfallleitungenliegen, wenn durch Spritzwasser oderWasseranstau beiz. B. Schnee und von oben kommendem Schmelzwas-ser zu Schäden im Gebäudeinnern führen können.Versickerungseinrichtungen dürfen die Wassereinwir-kung auf erdberührte Bauteile nicht erhöhen, wenn de-renAbdichtung nicht gegenDruckwasser ausgelegt ist.

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22 A 1 Wichtige Änderungen bei Dachabdichtungen sowie bei Abdichtungen erdberührter Bauteile

3.8 Kellerlichtschächte und Außentreppen beiDruckwasser

Die zurückgezogene Abdichtungsnorm DIN 18195forderte, dass Kellerlichtschächte sowie bewitterte Au-ßentreppen bei Druckwassereinwirkung wasserdichtan das Gebäude anzuschließen sind und Nieder-schlagswasser aus dem Schacht bzw. von der Treppen-oberfläche sowie dem unteren Podest durch ein rück-stausicheres Entwässerungssystem abzuleiten ist. Dain vielen Fällen Lichtschächte und Außentreppen un-terhalb der Rückstauebene liegen, müssten Entwäs-serungssysteme mit Pumpen, die unterbrechungsfreifunktionieren müssen, Niederschlagswasser ableiten.Weiterhin sollte zur Vermeidung unnötiger Risikendurch Wassereinleitung von außen in das Gebäude diePumpe nicht imGebäude, sondern außerhalb in einemSchacht angeordnet sein. Diese Lösung ist nicht nurbei Herstellung und Instandhaltung kostenintensiv, siebirgt auch Betriebsrisiken, falls nur eines der Teile nichtfunktionieren sollte.Im Gegensatz dazu lässt die jetzige Abdichtungsnormzu, dass durch z. B. Geländegestaltung (das ist eine oh-nehin erforderliche Maßnahme, siehe vorher) und Ab-deckungen Niederschläge nicht in Schächte oder aufTreppen gelangen können. Dann kann auf eine Ent-wässerung verzichtet werden. Damit finden die inzwi-schen häufigen Lösungen von Kellerlichtschachtabde-ckungen aus transluzenten Stoffen Berücksichtigung,die zu Lüftungszwecken auf Abstand zur Oberkantedes Lichtschachts montiert werden. Selbstverständlichkann auf solche Anbauten in der Untergeschossebe-ne ganz verzichtet werden, häufig sind sie gar nichterforderlich. Durch Kellerlichtschächte gelangt nichtviel Licht in die Untergeschossräume und für Lüf-tungen existieren effizientere Lösungen. Außentrep-pen alleine für den Transport von z. B. Gartengerätenoder Rasenmähern sind in den meisten Situationen mitDruckwasser durch Sickerwasser oder Schichten- bzw.Grundwasser vor erdberührten Außenwänden häufigso aufwendig, dass kleinere Nebengebäude günstigersind.

3.9 Abdichtung von Außenwandflächen mitkunststoffmodifizierten Bitumendick-beschichtungen (KMB bzw. PMBC)

Erdberührte Wände werden seit Jahrzehnten mit flüs-sig zu verarbeitenden, kunststoffmodifizierten Bitu-mendickbeschichtungen (KMB oder PMBC (PolymerModified Bituminious thick Coatings)) bei gutem Er-folg abgedichtet. Undichtheiten beruhen in der Re-gel auf Fehlern bei Vorbehandlung und Ausführung.Dazu zählt neben unzureichender Untergrundvorbe-reitung oder zu dünnen Schichten insbesondere derfehlerhafte Umgang mit dem fertigen Abdichtungssys-tem. Wenn der Arbeitsraum zu früh verfüllt wird, so-lange die Abdichtungsschicht noch nicht durchgehendvernetzt ist oder zur Verfüllung ungeeignetes Material

ohne Schutzschichten eingesetzt wird, besteht die Ge-fahr von Fehlstellen oder gar flächigem Versagen.Hautförmige Abdichtungen erdberührter Bauteile be-schränken sich seit vielen Jahren auf Wände. BeiDruckwassereinwirkung werden nur in Ausnahme-fällen Abdichtungen unter Bodenplatten ausgeführt.Anstelle dessen werden Bodenplatten aus wasserun-durchlässigen Betonkonstruktionen gewählt. Klassi-sche schwarze Wannen in diesem Sinne gibt es nichtmehr, bei denen Abdichtungsschichten die erdberühr-ten Bauteile wannenartig umhüllen. Dagegen werdenAbdichtungen vor Wänden üblicherweise an wasser-undurchlässige Betonkonstruktionen angeschlossen.Diese Übergänge müssen bei Druckwasser dauerhaftdicht und nicht hinterläufig sein. Da diese Stellen spä-ter entweder nicht oder nur mit hohem Aufwand zu-gänglich sind, ist der geforderte Aufwand für Abdich-tungen und die Übergänge hoch.

3.9.1 Stoff

Bei Polymer Modified Bituminious thick Coatings(PMBC) handelt es sich um kunststoffmodifizierte,ein- oder zweikomponentige Massen auf der Basis vonBitumenemulsionen. Emulsionen bestehen aus denbeiden sich gegenseitig abweisenden Flüssigkeiten Bi-tumen und Wasser. Durch Abgabe des trennendenWassers vernetzen sich die Bitumenkolloide (sehrkleine Bitumentröpfchen), wodurch eine wasserdich-te Schicht entsteht. Dazu wird ein Teil des Wassersvom Untergrund aufgenommen, der andere Teil dif-fundiert nach außen und verdunstet dort. Dieser Vor-gang wird „Brechen“ genannt. Die Trocknung hängtstark vom Feuchtegehalt des Untergrunds und denAustrocknungsbedingungen, dem Klima im Arbeits-raum vor der Wand ab. Die Durchtrocknungsdauerkann deshalb deutlich variieren.

3.9.2 Untergrund

Unterputze und egalisierende Kratzspachtelungensind in der Regel nicht erforderlich, sondern nur, wennMauerwerk mit kleineren Steinformaten uneben undmit größeren Lücken vermauert sind. Sonst sind heu-tige Mauerwerkswandflächen üblicherweise aus grö-ßeren Planelementen vermauert, bei denen nur ver-einzelte Lücken und Fehlstellen bestehen. Nicht ver-schlossene Vertiefungen von über 5 mm Tiefe (z. B. anMörteltaschen), über 5 mm breite Stoß- und Lagerfu-gen und Ausbrüche sind mit Mörtel zu schließen.Konvexe Kanten des Mauerwerks sind abzuschrägen(zu fasen), damit die flüssig zu verarbeitende Abdich-tung nicht an scharfen Kanten mit der Kelle beim Ver-arbeiten auf null ausgedrückt wird. Kehlen sollen ge-rundet sein. Bei flexiblen Stoffen können Kehlen mitkleineren Radien als von 4 cm hergestellt werden. Ins-besondere bei flüssig zu verarbeitenden Systemen wirddie Abdichtung nicht auf Biegung beansprucht, da die-se erst vor Ort hergestellt wird und sich so an den Un-tergrund anpasst. Die Radien sollten klein sein und bei

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Bitumendickbeschichtungen keine größere Rundungals 2 cm haben, um Probleme bei der Durchtrocknungzu vermeiden. Mit der Ausrundung soll erreicht wer-den, dass die Abdichtung an der Kehle bei der Verar-beitung nicht versehentlich mit der Kelle durchtrenntwird.Untergründe von Abdichtungen müssen frostfrei undtrocken sein, trennende Substanzen oder Schmutz ist(in Abhängigkeit der Einwirkungsklasse) zu entfernen.Einige PMBC sind auf einem durch Voranstrich vorbe-reiteten Untergrund zu verarbeiten.Bei der geringen Wassereinwirkungsklasse W1-E sindMaßnahmen zur Vermeidung derUnterläufigkeit nichtunbedingt notwendig, aber zu empfehlen, damit auchdiese nicht unterläufig und somit bei nicht absehbarenauch nur geringen Druckwasserbildungen zuverlässi-ger sind.

3.9.3 Verarbeitung

PMBC ist in mindestens zwei Arbeitsgängen zu ver-arbeiten. Der Auftrag kann in der WassereinwirkungKlasse W1-E frisch in frisch erfolgen, die Trocken-schichtdicke muss mindestens 3 mm betragen. Bei derhöheren Einwirkung der Klasse W2.1-E beträgt diegeforderte Trockenschichtdicke 4 mm, Abdichtungensind zweilagig zu verarbeiten. Dazu wird die erste Ab-dichtungslage aufgetragen, die zweite darf erst nachDurchtrocknung der ersten Lage verarbeitet werden.Auf diese Schichtdicken sind jeweils Zuschläge für ver-arbeitungsbedingte Schwankungen sowie dem Mehr-verbrauch für die Egalisierung des Untergrunds hin-zuzurechnen. Letztere kann entfallen, wenn der Unter-grund bereits zuvor geebnet wurde. Die Zuschläge soll-ten vom Hersteller angegeben werden. Ebenso solltenHersteller Angaben zum Dickenschwund machen, da-mit dieser durch Mehrschichtdicken ausgeglichen wer-den kann. Insofern keine Angaben vorliegen, sollte einDickenzuschlag von 25 Prozent zur Mindesttrocken-schichtdicke addiert werden. Die Trockenschichtdickedarf an keiner Stelle der Fläche doppelt so dick seinwie die Mindesttrockenschichtdicke zuzüglich des Di-ckenzuschlags. Wenn flüssig zu verarbeitende Abdich-tungen zu dick sind, besteht die Gefahr, dass sie in die-sen Teilbereichen nicht vollständig durchtrocknen undnach dem Verfüllen des Arbeitsraums versagen könn-ten. Die Schichtdicke soll während der Verarbeitungim frischen Zustand durch Messung der Nassschicht-dicke (mindestens 20 Messungen je Ausführungsob-jekt bzw. mindestens 20 Messungen je 100 m2) kon-trolliert werden. Dazu werden Messlehren angeboten.Zusätzlich sollen im Bereich von Durchdringungen,an Übergängen sowie Anschlüssen Schichtdicken ge-messen werden. Weiterhin soll durch den Materialver-brauch im Bezug zur Fläche die mittlere Schichtdickegeprüft werden. Bis zum Erreichen der Regenfestig-keit ist die Abdichtungsschicht vor Regeneinwirkungzu schützen. Wassereinwirkungen und Frost sind biszur Durchtrocknung auszuschließen.

3.9.4 Schutzschichten

Schutzschichten dürfen erst angebracht und Arbeits-räume verfüllt werden, wenn die PMBC durchgetrock-net ist. Wegen unvermeidlichen Dickenschwankungensowie klimaabhängigen Trocknungsgeschwindigkeitenkann kein fester Zeitraum für die Durchtrocknung an-gegeben werden. Sie kann z. B. an einer Referenzpro-be (ein in der Baugrube gelagerter Mauerstein) durchSchnittprüfungen festgestellt werden. Auch sind Prü-fungen an der Stirnfläche von Bodenplatten unterhalbder Fläche möglich, die für die Überlappung des Über-gangs notwendig ist.Die durchgetrocknete Schicht ist durch eine Schutz-schicht gegen mechanische Beschädigung zu schützen.Diese kann z. B. aus Dämmplatten einer Perimeter-dämmung bestehen. Bei strukturierten Schutzlagen,z. B. Noppenbahnen, erhöht sich der Flächendruck, dader Erddruck nicht über dieGesamtfläche, sondern nurüber den anliegenden Teil der Bahn auf die Abdichtungübertragen wird – das Beschädigungsrisiko steigt, so-lange nicht zwischen solchen Bahnen und der Abdich-tung eine drucklastverteilende Schutzschicht angeord-net wird. Allerdings verbleiben erhöhte Druckspan-nungen auch bei z. B. ausreichend dicken und damitlastverteilenden Vliesen. Diese tragen aber dazu bei,dass bei der Verdichtung der Arbeitsraumauffüllungdie möglicherweise nach unten geschobenen Schutzla-gen die Abdichtung nicht beschädigen. Günstiger sindplattenförmige Werkstoffe. Die Beschädigungsgefahrist bei dickeren Platten mit weicheren, sich dem Un-tergrund anpassenden Oberflächen am geringsten.

3.10 Abdichtung von Außenwandflächen mitBahnen

Wenn die Wartezeiten bis zur Durchtrocknung oderFrost- und Niederschlagsempfindlichkeit von frischerPMBC den Bauablauf verzögern könnten, sind bah-nenförmige Abdichtungen möglich. DIN 18533 führtfür die Wassereinwirkungsklasse W1-E auch an derBaustelle gut zu verarbeitende Kaltselbstklebebahnenauf.Bahnen sind wegen der industriellen Produktiongleichmäßig dick und müssen nicht erst an der Wandin der Baugrube vernetzen. Sie sind robust und bereitsunmittelbar nach der Verlegung uneingeschränkt ge-brauchstauglich. Bei ausreichendem Problembewusst-sein sowie sorgfältigem Arbeiten lassen sich mit Bah-nen dauerhaft zuverlässige Lösungen realisieren. Siehaben aber den Nachteil, dass Fehlstellen an Näh-ten, Durchdringungen und an den Anschlüssen an an-dere Bauteile bei der Verarbeitung entstehen können,die von außen nicht immer bemerkbar sind. Sie er-fordern daher eine hohe Qualifikation der Ausführen-den, die an allen Stellen sorgfältig arbeiten müssen.Der größte Nachteil besteht aber im hohen Aufwandbei den Übergängen auf wasserundurchlässige Beton-konstruktionen (siehe Abschnitt 3.13.2), die bei Beach-

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24 A 1 Wichtige Änderungen bei Dachabdichtungen sowie bei Abdichtungen erdberührter Bauteile

tung der normativen Anforderungen die Anwendungvon Bahnen bei einer Druckwassereinwirkung infragestellt.

3.11 Bodenflächen oberhalb desBemessungswasserstands

3.11.1 Wassereinwirkungsklasse W1-E

Wenn der Baugrund stark wasserdurchlässig ist unddie Gründung oberhalb des Bemessungswasserstandsliegt, wirkt auf die Unterseite der Bodenplatte aus-schließlich Bodenfeuchte als Kapillarwasser ein.Auf eine Abdichtung kann bei Wassereinwirkungs-klasse W1-E und Raumnutzungsklasse RN1-E ganzverzichtet werden, wenn unterhalb der Bodenplatteals kapillarbrechende Maßnahme eine 15 cm dickeSchüttung aus kapillarbrechenden Stoffen (Sand oh-ne Schluffanteile, Kies oder Schotter) angeordnet wird.Allerdings leitet üblicherweise schon der Beton der Bo-denplatte Wasser nicht kapillar und ist so mindestensgleichwertig zu einer Schüttung unterhalb der Platte.Angenommen der Beton der Bodenplatte sei kapillarleitend, kann in W1-E und RN2-E auf der Boden-platte eine Abdichtung verlegt werden. In Wasserein-wirkungsklasse W1.1-E können Estrichbahnen (EB)verwendet werden. Dazu werden Polymerbitumenbah-nen mit Aluminiumverbundeinlage von 0,9 mm Dickegefordert. Solche Bahnen sind in Wassereinwirkungs-klasse W1.2-E (schwach durchlässiger Baugrund ober-halb des Bemessungswasserstands in Verbindung mitDränlagen) nicht zulässig, weil unterstellt wird, dassDränanlagen nicht ausreichend zuverlässig seien. Sindsie das, liegt an der Oberseite der Bodenplatte die glei-che Einwirkung wie bei KlasseW1.1-E vor. Insofern istdie Festlegung unter technischen Aspekten nicht voll-ständig nachvollziehbar, weil bei eventuellem Ausfallder Dränung und einer anzunehmenden Stauwasser-bildung Wasser von außen durch die nicht druckwas-serdichteAbdichtung in dasGebäude innen eindringenund, unabhängig von der Qualität der auf der Boden-platte verlegten Abdichtung, Wasserschäden verursa-chen kann.

3.11.2 Wassereinwirkungsklasse W2-E

Wassereinwirkungsklasse W2-E beschreibt die Druck-wassereinwirkung an die Außenseiten von erdberühr-ten Wand- und Bodenflächen. Dabei wird augen-scheinlich nicht nach diesen Flächen differenziert.DIN 18533 hat sich davon gelöst, den Abdichtungs-aufwand nach der Entstehungsart, also der Herkunftder Wassereinwirkung, zu differenzieren. Für die Ein-wirkung auf eine Abdichtung ist das richtig. Für dieAbdichtung ist es gleich, ob es sich um Stauwasseroder Schichten- bzw. Grundwasser handelt. Dennochverbleibt ein wesentlicher Unterschied: Ausschließlichdrückendes Sickerwasser (früher: zeitweise anstehen-des Stauwasser) darf durch Dränanlagen zur geringe-ren Wassereinwirkung „nicht drückendes Sickerwas-

ser und Bodenfeuchte“ reduziert werden, nicht aberSchichtenwasser oder Grundwasser. Die bereits be-schriebenen, normativ geforderten Maßnahmen gegenunnötig hohe Einwirkungen sorgen aber für denRegel-fall für so geringe Einwirkungen, dass bis anDränanla-gen auch in gering durchlässigem Baugrund kein freiesSickerwasser kommt, das Druckwasser erzeugen könn-te – solange kein Oberflächen- oder Schichtenwasseransteht. Gegen ersteres ist das Gelände so zu gestalten,dass Oberflächenwasser gar nicht erst an die Sockelzo-ne und damit nicht an den verfüllten Arbeitsraum ge-langt. Schichtenwasser ist mit Grundwasser des oberenGrundwasserstockwerks gleichzusetzen und darf nichtgedränt werden. Daraus ergeben sich die in Tabelle 2dargestellten Konstellationen bzgl. der Einwirkungenan erdberührte Wandflächen und die Unterseiten vonBodenplatten.Selbstverständlich ist an Flächen mit Druckwasserein-wirkung eine geeignete Abdichtung anzuordnen. AnFlächen aber, an denen nur Bodenfeuchte und damitnur eine kapillare Wassereinwirkung vorliegt, ist dasnicht so. Das bedeutet nicht, dass nicht auch diese Flä-chen abgedichtet werden können, sie müssen aber un-ter bestimmten Voraussetzungen nicht gleichartig wieerdberührte Wände geschützt werden.Die Entscheidung, an welcher Fläche welche Wasser-einwirkung vorliegt, ist eine verantwortungsvolle Auf-gabe und unter der Berücksichtigung möglicher hand-werklicher Unvollkommenheiten sowie des Umstandszu treffen, dass nach Fertigstellung des Gebäudes undwährend der Nutzung weder Wände, noch Unterseitenvon Bodenplatten zugänglich sind. Andererseits soll ei-ne zu hohe Anforderung, die in konkreten Fällen nichtrealistisch ist, nicht dazu führen, dass Gebäude mitsehr hohemAufwand nachträglich gegen Druckwassergeschützt werdenmüssen, wo dies nicht erforderlich ist.Über die tatsächliche Durchlässigkeit von Baugrundund daraus zu ziehenden Schlussfolgerungen zur Was-sereinwirkung auf erdberührte Bauteile hat ProfessorDr.Wolfgang Krajewski bei den Aachener Bausachver-ständigen Tagen 2017 referiert. [19]

3.11.3 Möglichst keine Grundleitungen unterBodenplatten

In Tabelle 2 ist dargestellt, wann sich unter Bodenplat-ten Druckwasser aus Sickerwasser bilden kann. Ne-ben demRisiko von partieller Druckwassereinwirkungschon durch kleine Sickerwassermengen entlang vonin durchlässigem Material gebetteten Grundleitungenbesteht die Gefahr von Druckwasser bei Fehlstelleninsbesondere bei Grundleitungen, die Niederschlags-wasser von Dächern ableiten, aber auch bei Rückstauaus dem Kanalnetz. Daher sollten Sammelleitungeninnerhalb von Untergeschossen und durch deren Au-ßenwände geführt werden, nicht aber unter Bodenplat-ten. Die Gefahr von Schäden an in Erdreich verlegtenAbwasserleitungen ist durch die Verdichtung des um-gebenden Erdreichs auch bei richtiger Bettung größer

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Erdberührte Bauteile 25

Tabelle 2. Tatsächliche Einwirkungen an Bodenplatten

Stauwasser = Druckwasser unter Bodenplatten, Bedingungen:

Hydraulische Verbindungen vom Bereich vor den Wänden zu dem Bereich unterBodenplatten und die (geringe!) Menge des Sickerwassers staut sich auf einem sehrgering durchlässigen Baugrund.Bei partiell in durchlässigem Material gebetteten Grundleitungen kann sich dieseSituation um die Leitungen und an Durchdringungen durch Bodenplatten einstellen!

Stauwasser ≠ Druckwasser unter Bodenplatten, Bedingungen:

Wenn keine hydraulische Verbindungen von den Bereichen vor den Wänden zu den unterBodenplatten bestehen.

Wenn das Sickerwasser unter der Bodenplatte versickert, gleichsam einer Rigole.(Dabei darf die Formstabilität des Untergrunds durch die Wassereinwirkung nichtbeeinträchtigt werden)!

Es befinden sich keine wasserquerleitenden Schichten unter der Bodenplatte.

als bei der Verlegung in Innenräumen. Schadhafte Lei-tungen unter Bodenplatten sind für Instandsetzungennur unter hohem Aufwand mit Durchbrechen der Bo-denplatte und gegebenfalls mit Teilabbruch von daraufstehenden Wänden zugänglich. Grundleitungen soll-ten daher grundsätzlich auf ein unvermeidbares Min-destmaß beschränkt werden, etwa als Verbindung un-tergeschossiger Bodenabläufe in Pumpensümpfe.

3.12 Maßnahmen gegen Feuchtigkeit von innen

Die Norm regelt keine Maßnahmen gegen Feuchtig-keit von innen oder aus dem Bauteil, sie gibt aber Hin-weise.Das Carrier-Diagramm (Willis Haviland Carrier) gibtden Zusammenhang zwischen der Temperatur undder Kapazität von Luft an, Wasser in Gasform (Was-

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26 A 1 Wichtige Änderungen bei Dachabdichtungen sowie bei Abdichtungen erdberührter Bauteile

serdampf) aufzunehmen. Mit steigender Temperatursteigt auch die Wasserdampfkapazität. Bei gleichblei-bendemWasserdampfgehalt und sich ändernden Tem-peraturen ändert sich damit die relative Luftfeuchte,die das Verhältnis zwischen vorhandenem und demaufnehmbaren Wasserdampf beschreibt. Bekannt istder darauf resultierende Effekt bei Tauwasserbildungauf kühlen Gegenständen, die aus dem Kühlschrankgenommen werden. An deren Oberflächen ist die Luftso kalt, dass die in ihr enthaltene gasförmige Feuchtig-keit zu Tauwasser kondensiert. Das hat z. B. zur Fol-ge, dass bei sommerlichem Lüften warme und rela-tiv trockene Außenluft in kühlen Untergeschossen zuTauwasser führen kann. Damit können insbesondereim Sommerhalbjahr Untergeschosse von innen feuchtwerden. Zumindest steigt die Gefahr von Schimmel-pilzbildungen, da Mikroben sich auf in Untergeschos-sen häufig anzutreffenden Untergründen mit einer re-lativen Luftfeuchtigkeit von 80% begnügen.Bei einer Raumnutzung die eine trockene Raumlufterfordert, sollte Feuchtigkeitsbildung aus z. B. Tau-wasser bei sommerlichem Lüften vermieden werden.DIN 18533-1 enthält beispielhaft Hinweise zu Maß-nahmen, die nicht im Zusammenhang mit der Abdich-tung stehen, z. B. Wärmedämmung, Beheizung, Belüf-tung der Räume oder Raumlufttrocknung. Diese Hin-weise sind Hilfestellung zur Vermeidung von Schäden,die nicht auf die Abdichtung zurückgeführt werdenkönnen.

3.13 Abdichtungsdetails

3.13.1 Übergänge von PMBC aufWU-Betonkonstruktionen

Bei geringer Wassereinwirkung der Klasse W1-E ge-nügt es, die Abdichtungsschicht aus PMBC an derStirnfläche der Bodenplatte um 10 cm nach untenzu führen. Dabei muss (nur) die Abdichtungsschichtdurchgehend dicht sein. Dazu gehört auch, dass anvorstehenden (konvexen) Kanten der Untergrund ab-zuschrägen (zu fasen) ist undKehlen zu runden sind. Indieser geringen Einwirkungsklasse müssen keine Maß-nahmen gegen dieUnterläufigkeit getroffenwerden, danicht drückendes Sickerwasser an der senkrechten Flä-che ohne Staudruck abläuft und so nicht unter den„Regenschirm“ läuft. Aus Zuverlässigkeitsüberlegun-gen können aber auch bei der geringen Wassereinwir-kungsklasse die folgend erläuterten Maßnahmen aus-geführt werden, die bei der WassereinwirkungsklasseW2-E erforderlich sind.Seit Jahrzehnten werden PMBC auf Wandflächen andie Stirnflächen von Bodenplatten angeschlossen, ohnedass sie sich vom Grundsatz her systematisch ablösen.Adhäsive Übergänge haben den grundsätzlichen Vor-teil, Ungleichmäßigkeiten des Untergrunds besser aus-gleichen zu können als Klemmkonstruktionen mit lan-gen und ebenen Stahlschienen. Die Dichtheit an Über-gängen gegen Druckwasser ist bei Systemen, bei denen

die Klebemassen schon die Abdichtung bilden, ver-gleichsweise einfach und damit zuverlässig herstellbar.Für den festen, nicht unterläufigen Verbund zwischenAbdichtung und Beton ist der Untergrund mecha-nisch abtragend vorzubehandeln, z. B. durch Schlei-fen, Strahlen oder Fräsen. Der Untergrund muss aus-reichend trocken sein und in Abhängigkeit des Pro-dukts ein Voranstrich oder eine Grundierung erhal-ten. Die Abdichtungsnorm lässt eine Vorbehandlungdes Untergrunds mit einer mineralischen Dichtschläm-me (MDS) nur in Wassereinwirkungsklasse W1-E zu,nicht aber inW2-E, weil unterstellt wird, dass bei even-tuellen Rissen in der Bodenplatte die MDS bricht unddurch BrücheWasser sickern könnte. Deswegen soll dieflüssig zu verarbeitende Abdichtung unmittelbar aufdem Beton aufgetragen werden. Praktisch spricht abernichts gegen eine Untergrundvorbehandlung mit einerMDS, wenn der Untergrund nach dem Auftragen riss-frei bleibt oder vorhandene Risse nach der Verarbei-tung derMDS sich nur sehr wenig aufweiten. Anschlie-ßend ist dieAbdichtung in durchgehender Schichtmin-destens 15 cm an der Stirnfläche der Bodenplatte nachunten zu führen. Dieser Aufwand ist zwar hoch, aberangesichts der Tatsache, dass die Stellen entweder nichtoder nur mit hohem Aufwand für eine Instandhaltungzugänglich sind, zu rechtfertigen.Lage des Übergangs: DIN 18533 sieht den Übergangausschließlich an der senkrechten Stirnfläche der Bo-denplatte vor. Unter technischen Aspekten gibt es aberkeinen Grund, eine nicht unterläufige, fest anhaftendePMBC auch an anderen Betonoberflächen gleichartiganzuschließen. Es gibt daher keine technische Notwen-digkeit, an z. B. weit vorstehenden Bodenplatten dieAbdichtung über weite Strecken nach außen zu führen,nur um sie dann an der senkrechten Fläche anzuschlie-ßen. Haftet die Abdichtung an der Oberfläche fest anund ist nicht hinterläufig, spielt es keine Rolle, ob derÜbergang senkrecht oder waagrecht liegt.Genauso kann der Übergang an einer höher liegen-den Stelle sein, wenn z. B. aus Zuverlässigkeitsgrün-den im Druckwasser der untere Teil von Außenwän-den aus wasserundurchlässiger Betonkonstruktion er-stellt wird und nur darüber liegende Teile aus z. B. Kos-tengründen gemauert werden. Dieser Fall ist normativnicht vorgesehen, selbstverständlich ist aber auch hierein Übergang im Bereich der Wand möglich.

3.13.2 Übergänge von Bahnen aufWU-Betonkonstruktionen

An Übergängen auf wasserundurchlässigen Beton-bauteilen schließt die Abdichtungsnorm adhäsiveVerbindungen für Bitumenbahnen aus, sie fordertKlemmkonstruktionen. Diese aber sind hinsichtlichMaterial und Verarbeitung sehr aufwendig. Los-flanschkonstruktionen sind 6 mm dicke und 6 cm brei-te Stahlschienen, die mit Gewindeschrauben M 12in Abständen zwischen 7,5 und 15 cm eine aus-reichend dicke Abdichtung aus mehreren Bitumen-

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Erdberührte Bauteile 27

lagen so fest an den Untergrund anpassen, dassalleine durch den Klemmdruck Dichtheit entsteht.DIN 18533 fordert darüber hinaus im Hochbau un-übliche Los-/Festflanschkonstruktionen, bei denen einFestflansch in den Beton wasserundurchlässig einbeto-niert wird. Alternativ kann ein doppelt breiter Fest-flansch mit einem zweiseitigen Anschluss hergestelltwerden, an den an der einen Seite die Abdichtungs-bahn derWandmit einemLosflansch eingeklemmt undan der anderen Seite ein mit dem Beton wasserun-durchlässig verbundenes Fugenband ebenfalls mit ei-nem Losflansch wasserdicht angeschlossen wird. Die-se Detailausbildungen stammen aus dem Tiefbau, al-so bei Bauwerken wie Brücken oder Tunnelanlagen.Bei diesen wirken sich üblicherweise kleinere Leck-stellen nicht wesentlich aus, weil mit kleineren Men-gen von Leckwasser gerechnet wird und Vorkehrun-gen dagegen getroffen werden. Im Hochbau dagegenwird erwartet, dass solche Anschlüsse vollständig dichtsind und kein restliches Leckwasser eindringt. Daskann aber schon an kleinen wasserführenden Fehlstel-len zwischen den Stößen der Stahlschienen oder anUn-ebenheiten an z. B. Stößen von Schalplatten oder ähn-lichem passieren. Adhäsive Verbindungen haben dieseProbleme nicht, weil die Dichtheit über die Klebeflä-che zwischen Abdichtung und Untergrund hergestelltwird. Da aber industriell vorgefertigte Bahnen grund-sätzlich nicht mit dem gleichen Zuverlässigkeitsgradan senkrechten Wandflächen nichtunterläufig herge-stellt werden können, ist diese Art vonÜbergängen denflüssig zu verarbeitenden Abdichtungen vorbehalten.Überwiegend aus diesem Grund haben PMBC Vortei-le, auch wenn bei besonders sorgfältigen Arbeiten eineadhäsive Verbindung im gleichen Zuverlässigkeitsgradmöglich sein sollte wie auf waagrechten Untergründen,auf denenBitumenbahnen imGieß- undEinrollverfah-ren verarbeitet werden können.Kunststoffbahnen für die Bauwerksabdichtung kön-nen einfach an wasserundurchlässige Bauteile ange-schlossen werden, wenn in diese materialkompatible,außenliegende Fugenbänder eingelassen sind, an diedie Abdichtungsbahnen im Schweißverfahren ange-schlossen werden können. Selbstverständlich ist auchhier sorgfältiges Arbeiten erforderlich, insbesonderedürfen an Nahtfügungen keine Lücken im Bereich derÜberlappungsansätze verbleiben, durch die Wasser si-ckern könnte.

3.13.3 Sockelabdichtungen

Der obere Rand vonAbdichtungen erdberührterWän-de ist in Klasse W4-E geregelt.Abdichtung lassen sich sehr einfach hinter Bekleidun-gen – von außen nicht sichtbar – amVerlegeuntergrundhochführen. Das geht auf der Außenseite von tragen-den Wänden, die außenseitig durch Wärmedämmver-bundsysteme verdeckt werden. Genauso kann die Ab-dichtung hinter einer Verblendschale an der Außensei-te der hinteren Wandschale hochgeführt werden.

Die Sockelzone umfasst den Bereich der Fassade ober-halb der Geländeoberkante und einen 20 cm breitenStreifen darunter. Damit können Abdichtungsschich-ten der Sockelzone an darunter fortführende Abdich-tungen angeschlossen werden. Die Übergänge von inder Sockelzone möglichen Stoffen an darunter nichtzulässige Stoffe (z. B. faserverstärkte, flüssig zu ver-arbeitende Kunststoffabdichtung FLK) können damitunterhalb des Geländeanschlusses liegen.Grundsätzlich sieht die Norm die Verarbeitung vonAbdichtungsschichten auf festen, mineralischen Un-tergründen vor, lässt aber die Verarbeitung auf Dämm-stoffen zu, die z. B. an Stirnflächen von Decken ein-betoniert sind. Dennoch kann die Sockelabdichtungauch auf nichtmassivenUntergründen ausgeführt wer-den [20] – es handelt sie aber dann um Lösungen, dienicht in der Norm beschrieben sind.Der obere Abdichtungsrand der Sockelzone soll 30 cmoberhalb des Geländes geplant werden, damit im End-zustand, also nach Fertigstellung der Außenanlagen,eine Höhe von 15 cm erreicht wird. Oberhalb des Ge-ländes darf aber die Abdichtung entfallen, wenn inder Sockelzone ausreichend wasserabweisende Bautei-le verwendet werden und wenn die Abdichtung amoberen Rand nicht hinterlaufen werden kann. Die-se Formulierung ist offen, sie stellt auf die dauer-hafte Gebrauchstauglichkeit von Anschlüssen ab, dienicht über die Geländeoberkante aufgekantet wer-den können oder aus z. B. optischen Gründen nichtsollen.Für niveaugleiche Türschwellen sprechen die Abdich-tungsnormen eine Reihe von Empfehlungen aus, umFeuchtigkeitsschäden in Innenräumen zu verhindern,ohne Details abschließend zu regeln. NiveaugleicheAnschlüsse werden als Sonderkonstruktion bezeichnet.Dieser Begriff bedeutet aber kein erhöhtes Risiko, son-dern weist lediglich auf die nicht abschließende Rege-lung hin. Wenn an niveaugleichen Türschwellen derFeuchtigkeitsschutz sichergestellt werden kann, gibt eskeinen vernünftigen Grund, neben Türen eine Aufkan-tungshöhe von 15 cm zu fordern, wenn dort durch ähn-licheMaßnahmen wie an den Türen der Feuchtigkeits-schutz auch erzielt werden kann.Wer will schon an bo-dentiefen Gläsern eine Abdichtung 15 cm hochführen?Die Gefahr von Schäden ist geringer, da bei Festver-glasungen z. B. keine bewegliche Fuge zwischen Tür-rahmen und Schwellenprofil vorhanden ist. Niveau-gleiche Anschlüsse der Abdichtung können ausgeführtwerden, wenn besonderes Augenmerk auf die Detail-lierung gelegt wird.DIN 18533 regelt nicht Fußpunktabdichtungen vonzweischaligem Mauerwerk, sondern nur die Abdich-tung zum Bauwerks- und Bauteilschutz, also die Ab-dichtung, die das Bauwerk gegen von außen einwir-kende Feuchtigkeit schützt. Die heutige gebräuchlicheAbdichtungsbauart mit PMBC ist unter bzw. in lastab-leitenden Mauerwerkswänden nicht zulässig. Die Ab-dichtung der erdberührten Außenwand darf aber un-terVerblendmauerwerksschalen, die nur sich selbst tra-

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28 A 1 Wichtige Änderungen bei Dachabdichtungen sowie bei Abdichtungen erdberührter Bauteile

gen, hindurchgeführt und an der Außenseite der in-neren Wandschale aufgekantet werden. Damit werdenRisiken durch den Wechsel von Abdichtungsbauartenvermieden.Bei zweischaligem Mauerwerk mit Verblendern ausZiegelsteinen kann die (nur zum Schutz der Verblend-schale gegebenenfalls erforderliche) Fußpunktabdich-tung sowohl oberhalb der Geländeoberkante, in de-ren Höhe als auch unterhalb ausgeführt werden. Al-lerdings sollten die Mauerwerksbereiche unterhalb derGeländeoberkante zuverlässig gegen Druckwasser ge-schützt werden, um Schäden durch Ausblühungenoberhalb der Geländeoberkante durch Kapillarwasserzu vermeiden. Bei Kalksandsteinverblendmauerwerksollten die Steinreihen der Sockelzone in Bereichen, beidenen mit Tausalz zu rechnen ist (z. B. an Gehwegen),außenseitig abgedichtet werden, um durch Salz ausge-löste Gefügeschäden zu vermeiden. Diese Mauerstein-reihen können entweder bekleidet, oder, bei geeigne-tenAbdichtungen ausmineralischenDichtschlämmen,verputzt werden.

3.13.4 Querschnittsabdichtungen

Querschnittsabdichtungen können unter und bzw. oderauf der ersten Steinreihe verlegt werden. Meistenswird aber gefordert, dass auch die erste Steinreihe tro-cken ist. Deswegen sollen, unter der Annahme, dassdie Unterseiten von Wänden durch Kapillarwasserbeansprucht werden, Mauerquerschnittsabdichtungenunter der ersten Steinreihe aufsteigende Feuchtigkeitverhindern. Wenn dieses Ziel erreicht wird, ist kei-ne Abdichtung auf der ersten Steinreihe erforderlich.Die äußere Wandabdichtung sowie, falls vorhanden,die Fußbodenabdichtung sollen an die Querschnittsab-dichtung herangeführt bzw. verklebt werden. Ziel dabeiist, kapillaraktive Feuchtigkeitsbrücken zu vermeiden.Dazu genügt aber die Trennung von eventuellen Kapil-laren, weswegen Mauerquerschnittsabdichtungen mitangrenzenden Abdichtungen auf Bodenplatten nichtwasserdicht verbunden sein müssen.Die gesamte Wand einschließlich der unteren Steinrei-he soll gegen Nässe geschützt werden, sodass die Quer-schnittsabdichtung unmittelbar auf der Bodenplatteanzuordnen ist. Auf der Bodenplatte fließendes Was-ser kann aber die erste Steinreihe seitlich benetzen unddeswegen durchfeuchten. Das lässt sich mit horizon-tal angeordneten Abdichtungen nicht vermeiden. Aufder ersten Steinreihe angeordnete Mauerquerschnitts-abdichtungen können durch Niederschlagsereignissewährend der Bauzeit zurückgehende Durchfeuchtun-gen vonWänden auf die erste Steinreihe beschränken –aber bereits das kann problematisch sein. Grundsätz-lich sind Mauerquerschnittsabdichtung aber nur er-forderlich, wenn der Untergrund feucht sein könnte.Heute üblicher Konstruktionsbeton hat aber bei übli-chen Bauteildicken gegenüber Wasser keine kapillareLeitfähigkeit. Wenn der Untergrund nicht durch au-ßen einwirkendes Wasser aus dem Boden feucht wer-

den kann, sind unter technischen Aspekten auch keineMauerquerschnittsabdichtungen gegen von außen ein-wirkende Feuchtigkeit – Regelungsgegenstand der Ab-dichtungsnorm – notwendig. Sie werden in der Praxishäufig nur eingesetzt, weil sie sich in den letzten Jahr-zehnten durchgesetzt haben, auch ohne technischeNotwendigkeit. Sie sind zur Streitvermeidung zu emp-fehlen, solange nicht über die jeweils konkrete Situa-tion und Bedingungen, mithin die Physik, aufgeklärtwird.

Bahnenförmige Querschnittsabdichtungen

Außenwände müssen unter bestimmten Bedingungen(z. B. bei erdberührten Außenwänden großer Längen,ohne aussteifende Innenwände und geringer Auflast,wie es beispielsweise bei eingeschossigen Holzhäusernrealisiert wird) senkrecht zur Wandfläche einwirken-de Kräfte (Querkräfte) übertragen können. In solchenEinbausituationen dürfen Querschnittsabdichtungenkeine Gleitschichten bilden. DIN 18533 listet in Teil 2Bahnen auf, die nach denKriterien der Querkraftüber-tragung sortiert sind. Dabei weist das Kürzel Q aufquerkraftübertragende und das Kürzel nQ auf nichtquerkraftübertragende Eigenschaften.Vollflächig aufgeklebte Bahnen und solche mit werk-seitig aufgebrachten Klebeschichten (Schweißbahnenund Kaltselbstklebebahnen) sind ungeeignet, weil dieKlebeschicht eine Gleitebene bilden kann. Bewährthaben sich Bitumendachbahnen mit Rohfilzeinlage(R 500). Eine Bahn G 200 DD hat nur geringe quer-kraftübertragende Eigenschaften und ist daher nichtgrundsätzlich geeignet. Die alleinige Nennung dieserBahn in VOB/C DIN 18336 [21] hat nur kalkulatori-sche Gründe. Diese Norm verfolgt nicht in erster Liniedas Ziel, anerkannte Regel der Technik zu sein, son-dern ist als Teil eines Vertragswerks Preisrecht.Seit Jahren werden Mauersperrbahnen als Quer-schnittsabdichtung verwendet, die hinsichtlich desWerkstoffs und der Bahnendicke erheblich von den ge-normten Bahnen abweichen. Die Prüfkriterien sind inden europäischen Stoffnormen DIN EN 14909 [22]und DIN EN 14967 [23] festgelegt. Die Anwendungs-norm DIN SPEC 20000-202 [11] stellt schärfere An-forderungen. Die Auflagerfläche der Bahnen ist ab-zugleichen, sodass eine waagerechte Fläche ohne fürdie Bahnen schädigende Unebenheiten entsteht. DieBahnen dürfen nicht flächig auf Stoß aufgeklebt wer-den. Die Lagen sollen sich mindestens 20 cm über-decken und können an den Überdeckungen verklebtwerden.

Schlämmen als Querschnittsabdichtung

Ebenfalls seit langem als Querschnittsabdichtung ver-wendet und mittlerweile auch genormt, sind flüssi-ge Abdichtungsstoffe. Dazu zählen u. a. mineralischeDichtungsschlämmen (MDS). Kunststoffmodifizierte,rissüberbrückende Dichtungsschlämme sind in der La-ge, Rissweitenänderungen von 0,2 bis 0,4 mm zu über-

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Dränmaßnahmen 29

brücken. Dabei zählen (wie bei allen Stoffen) nur Riss-aufweitungen, die auf die Abdichtung einwirken underst nach der Verarbeitung derselben entstehen. Dievorhandene Rissbreite bei der Verarbeitung spielt da-her keine Rolle, sondern nur nachträglich auftretendeRissbreiten oder nachträgliche Aufweitung bereits vor-handener Risse.Querschnittsabdichtungen aus Schlämmen haben diegleich hohe Querkraftübertragung wie Mauerwerksla-gerfugen. Zur Reduzierung der Fehlstellengefahr sindein mindestens zweilagiger Auftrag und eine Schichtdi-cke von mindestens 2 mm erforderlich. Jeweils unter-schiedliche Farbgebungen der Abdichtungsschichtenerleichtern die Kontrolle während der Ausführung. Sofällt dem Verarbeiter sofort auf, wenn eine der Schich-ten nicht ausreichend dick ist oder gar Fehlstellen auf-weist.

Detailausbildung der Querschnittsabdichtungen

Soll dieQuerschnittsabdichtunganbahnenförmigeBo-den- bzw. Wandabdichtungen anschließen, kann dieAbdichtung jeweils circa 10 cm über die Wandober-fläche hinausragen, um den Abdichtungsrand überlap-pendmit den flächigen Bahnenabdichtungen zu verkle-ben.Dasistabernichtzwingenderforderlich,esgenügenMaßnahmen, die eine kapillare Verbindung zwischenden Bauteilen unterhalb und oberhalb der Abdich-tungsebene verhindern. Deswegen fordert dieNorm al-ternativ zur Verklebung lediglich das Heranführen vonAbdichtungen an die Querschnittsabdichtung.Bei über der ersten Steinreihe angeordneten Bahnensollte darauf geachtet werden, dass die Querschnitts-abdichtung bis zur Außenoberfläche des Putzes reicht,da sonst im Bereich des Putzes Feuchtebrücken ent-stehen können. Selbstverständlich ist bei dieser Aus-bildung mit feuchten Putzoberflächen unterhalb derQuerschnittsabdichtung zu rechnen, ebenso wirken dieStirnflächen von Abdichtungen in der Wandoberflä-che optisch störend. Üblicherweise müssen auch ersteSteinreihen trocken sein, sodass eine Querschnittsab-dichtung darauf nichts nützt. Daher ist zu empfehlen,diese Ausbildung ganz zu vermeiden.Innenwände stehenmeist auf durchbetonierten Boden-platten. Der Abdichtungsaufwand an der Aufstands-fläche ist von den Eigenschaften der Bodenplatte undder Feuchtigkeitsempfindlichkeit der auf ihr liegendenBauteile abhängig. Bei Bodenplatten die Wasser ka-pillar leiten können sindMauerquerschnittsabdichtun-gen erforderlich. Wenn sich die Wassereinwirkung aufKapillarität beschränkt, wird diese bereits durch Kon-struktionsbeton unter demMauerwerk verhindert, so-dass häufig zumindest gegen von außen einwirkendesWasser oder Feuchtigkeit keine Querschnittsabdich-tung erforderlich ist. Unabhängig davon können Maß-nahmen gegen im Beton enthaltene Baufeuchte sinn-voll sein.

4 Dränmaßnahmen

Dränungen müssen zuverlässig sein, damit sie dauer-haft (das bedeutet über die Zeitdauer der Nutzbar-keit einer Abdichtung) Druckwasser durch Sickerwas-ser von den nicht gegen Druckwasser widerstehendenBauteilen fernhalten.Dränanlagen erdberührter Bauteile sollen nachDIN 4095 [16] aus Flächendränen vor den zu schüt-zenden Wandflächen, aus in Filterpaketen verlegtenDränleitungen, die das in die Flächendränschichten si-ckernde Wasser sammeln, aus Kontrollvorrichtungenund einer Vorflut, die das anfallende Wasser ableitet,bestehen.

4.1 Vorflut

Zunächst ist zu klären, ob eine Vorflut zur Verfügungsteht. Die meisten Gemeinden nehmen kein Dränwas-ser zur Ableitung in das öffentliche Abwassersysteman – obwohl es sich nur um verzögert abgegebenes Nie-derschlagswasser handelt, das auf den verfüllten Ar-beitsraum niedergeht.Dränanlagen sind nach normativer Festlegung nur inErwägung zu ziehen, wenn derBaugrund gering durch-lässig ist. Dann ist auch die Versickerung des Drän-wassers vor Ort meist nicht einfach möglich. Durchunterirdische Versickerungseinrichtungen kann wegengeringer Grundstücksgrößen i. d.R. die normativ ab-zuleitende Wassermenge nicht versickern. Dann kann(allerdings nur unter Berücksichtigung der unrealis-tisch hohen anzunehmendenWassermengen) imDrän-systemWasser rückstauen und eine Wassereinwirkungerzeugen, die durch die Dränung vermieden werdensollte. Praktisch wird aber bei Beachtung der auf-gezeigten Rahmenbedingungen nur sehr wenig oderüberhaupt kein Wasser über Dränsysteme abgeleitet.Regeldränungen die nach heutigen Kriterien Wasseraufnehmen können sind deswegen einerseits überflüs-sig, andererseits sind keine Schäden durch Rückstauaus einer unterirdischen Versickerungseinrichtung (ausz. B. einem Sickerschacht oder einer Rigole) zu be-fürchten.Dränungen scheiden wegen der Schwierigkeit bei derVorflut in vielen Bausituationen bereits von vorneher-ein aus.

4.2 Flächendränungen unter Bodenplatten

DIN 4095 gibt vor, dass Bodenplatten untersei-tig durch Flächendränungen gegen Druckwasser ge-schützt werden sollen.Allerdings kann unter Bodenplatten unter den Vor-aussetzungen, unter denen Dränanlagen errichtet wer-den dürfen, kein Druckwasser entstehen. Das könntenur sein, wenn sich unter Bodenplatten Quellen befin-den. Diese können sich bei geologischen Verwerfun-gen wasserführender, gut durchlässiger Schichten übergeringdurchlässigen Schichten unter Bodenplatten bil-

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30 A 1 Wichtige Änderungen bei Dachabdichtungen sowie bei Abdichtungen erdberührter Bauteile

den, die an der Bauwerkssohle angeschnitten werden.Da es sich aber dann nicht um Sickerwasser, sondernum Schichtenwasser handelt, darf dies nicht als Regel-fall ohne behördliche Genehmigung durch Dränanla-gen abgeleitet werden.Auch kann bei undichten, niederschlagswasserfüh-renden Grundleitungen unterhalb von BodenplattenDruckwasser entstehen, das aber ebenfalls nicht regu-lär in Dränanlagen abgeleitet werden darf.Tatsächlich leiten vorhandene Dränanlagen kein Stau-wasser ab, sondern nur Druckwasser durch Schichten-wasser, das in besonderen Ausnahmefällen, aber nicht(mehr) als Regelfall zu „Bodenfeuchte“ und „nichtdrückendes Sickerwasser“ reduziert werden darf. Dasgilt sowohl für die Wassereinwirkung an Wänden, alsauch für Quellen (durch Schichtenwasser) unter Bo-denplatten.Selbstverständlich dürfen Dränanlagen nicht dazu ge-nutzt werden, eventuelle Undichtheiten von Grundlei-tungen unter Gebäuden auszugleichen und dort aus-tretendes Wasser aufzunehmen. Das gilt insbesonderefür eventuell undichte Schmutzwassergrundleitungen,aber auch für Regenwasserleitungen, aus denen großeMengen Niederschlagswasser austreten können.Flächendränungen unterhalb von Gebäuden sind fürreguläre Fälle daher nicht erforderlich. Sie dürfen nurin Sonderfällen Schichtenwasser ableiten. Flächendrä-nungen unter der Bodenplatte können daher regelmä-ßig entfallen, da im seitlichen Arbeitsraum möglicher-weise aufstauendes Wasser nicht unter die Bodenplattegelangen kann. Spätestens der (auf richtiger Höhe an-geordnete) Ringdrän verhindert das. Wenn z. B. Strei-fenfundamente der Außenwände unmittelbar im anste-hendenBoden gegründet werden, bleibt dasWasser vordenFundamentenundkommtnichtunterdasGebäude.Dränmaßnahmen vor Kelleraußenwänden müssen da-her – entgegen der normativen Festlegung – nicht regel-mäßig,sondernhöchstensinAusnahmefällenmitDrän-maßnahmenunter derBodenplatte kombiniertwerden.

4.3 Flächendränungen vor Außenwänden

Dränschichten vor erdberührten Außenwänden sollenfolgende Anforderungen erfüllen:– Sie sollen seitlich auf dieWand einwirkendesWasser

staufrei an den Fußpunkt ableiten.– Sie sollen dauerhaft sickerfähig bleiben und sind

deswegen so zu schützen, dass keine Bodenfeinteiledie Hohlräume der Dränschicht zusetzen.

– Sie dürfen durch seitlichen Erddruck auch bei üb-lichen Verkehrslasten auf der Geländeoberflächenicht so deformiert werden, dass sie nicht mehr ge-brauchstauglich sind.

– Unnötig hohe Wassereinwirkungen sind zu ver-meiden. Dazu sollen Flächendränungen nicht biszur Geländeoberfläche geführt werden, damit keinüber die Geländeoberfläche fließendes Wasser in dieDränanlage gelangt. Die Erdabdeckung vor demGebäude über dem verfüllten Arbeitsraum soll mit

ein Gefälle vom Gebäude weg angelegt und mitschwach durchlässigem Material oder einem Be-lag abgedeckt werden, um möglichst wenig Nieder-schlagswasser in den Boden abzuleiten.

Die an die Dränleitungen gelangende Wassermengesoll also gering gehalten werden. Dem stehen die übli-chen Kiesstreifen an den Sockelzonen entgegen, durchdie Niederschlagswasser von oben rasch in den Bau-grund sickert und aus dem Kiesstreifen über den Flä-chendrän vor der Wand schnell bis zum Ringdrän ab-geleitet wird. Wenn aber der Arbeitsraum mit einemgeringdurchlässigen Material abgedeckt undmit einemGefälle vom Gebäude weg angelegt wird, ist zwar dieWassereinwirkung in der Sockelzone geringfügig hö-her, die an die Bauwerksabdichtung gelangende Was-sermenge aber erheblich geringer.Grundsätzlich können als Dränschichten Schüttungenverwendet werden (z.B. Mischfilterschüttungen ausKies-Sandmischungen ohne schluffige oder gar tonigeFeinbestandteile). Die Abdichtungsnorm fordert aller-dings Schutzschichten auf der dem Verarbeitungsun-tergrund abgewandten Seite der Abdichtung. Bei derVerwendung von Schüttungen alsDränschicht sind un-mittelbar vor der Abdichtung zunächst Schutzschich-ten aufzustellen, wozu z. B. Perimeterdämmplatten ge-eignet sind.WennDränschichten auch Schutzschichten für die Ab-dichtung der Kelleraußenwand sind und unmittelbarvor der Abdichtung angeordnet werden, müssen sieso beschaffen sein, dass sie die Abdichtung nicht be-schädigen. Flächendräne vor Kellerwänden bestehenaus matten- oder plattenförmigen Bauteilen, ggf. aberauch aus Dränsteinen. Bei letzteren soll das Beschä-digungsrisiko der Abdichtung durch eine Schutzlage,z. B. ein Vlies, gering gehalten werden. Häufig sinddie Dränschichten selbst nicht filterfest, d. h., dasssich Erdbestandteile in die Dränschichten einmischen.Dann sind sie beispielsweise mit Vliesen als Geotextil-bahnen abzudecken.Bei Außenwänden aus nicht wärmedämmendem Mau-erwerk mit Wärmeschutzanforderungen sind Perime-terdämmschichten üblich. Diese übernehmen zusätz-lich die Aufgabe der Schutzschicht und – bei besonde-rer Profilierungmit außenseitiger Vliesabdeckung – derDrän- und Filterschicht.Noppenbahnen können als Teil von Dränsystemenverwendet werden, wobei diese gebäudeseitig einGleitvlies erhalten, damit sich im Arbeitsraum setzen-des Erdreich keine Kräfte über die Noppenbahn aufdie Abdichtung ausübt, die diese beschädigen kön-nen. Auf der Seite zum Erdreich werden üblicherwei-se Filtervliese notwendig, um die Hohlräume zwischenden nach außen gerichteten Noppen dauerhaft frei-und damit sickerfähig zu halten. Ohne diese beidenBeschichtungen durch Vliese sind Noppenbahnen alsFlächendrän nicht geeignet. Als Schutz- oder Trennla-ge bergen sie Risiken durch erhöhte Perforationsgefahrder Abdichtung, da sich der seitliche Erddruck durchdie strukturierte Bahn auf kleinere Flächen konzen-

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Dränmaßnahmen 31

triert und dadurch die Abdichtung leichter beschädigtwird als bei nicht strukturierten Trennlagen.

4.4 Dränleitungen

Das Ringdränrohr wird meist in Grobkies (8/16) ver-legt, der gegen den anstehenden Boden filterfest aus-zubilden ist. Dazu wird ein Filtervlies verwendet, dasan die Filtervliesschichten der Flächendränung an-schließt. Dränrohre dürfen nicht unmittelbar in Vlieseeingewickelt werden, da diese sich mit der Zeit zuset-zen können. Dann kann das Dränwasser nicht mehraus der Dränschicht in das Dränrohr gelangen.Der Kies um Dränleitungen sollte stark durchlässigsein. Allerdings wird die Durchlässigkeit nur in senk-rechter Sickerrichtung bestimmt, nicht in waagrechter.Sowohl auf Deckenflächen, als auch an den Gebäude-gründungen kann Wasser nur durch den geringen vek-toriellen Anteil der Erdanziehungskraft, dem hydrau-lischen Gefälle, strömen. Dem steht der Fließwider-stand aufgrund der Adhäsion von Wasser im Kies ent-gegen. Um Stauwasser im Kies zu vermeiden, werdenzur Verringerung des Fließwiderstands Dränleitungeneingesetzt. Diese müssen nicht die Anforderungen angeschlossene Grundleitungen erfüllen. Um den Was-serzutritt aus dem Filterpaket zu ermöglichen, werdenentweder allseitig oder zumindest in der oberen Hälftegelochte Rohre verwendet.Zur Vermeidung von Schmutzablagerungen kleinerMengen von unvermeidlich eingeschwemmten Fein-bestandteilen auf den Sohlen der Dränrohre, soll-ten größere Gegengefällestrecken vermieden werden.DIN 4095 sieht ein Mindestgefälle von (nur) 0,5% vor.Damit werden große Höhendifferenzen zwischen demHoch- und dem Tiefpunkt vermieden, was in der Regelzu unwirtschaftlich hohen Streifenfundamenten unterden Bodenplatten führte. Diese geringe Gefällegebungist bei Stangenware einfacher sicherzustellen als beifür die landwirtschaftliche Dränung (oder Bewässe-rung) vorgesehene Rollenware mit Endlosdränschläu-chen, die nicht mit gleichmäßigem Gefälle verlegt wer-den können.Das Dränrohr kann seine Schutzfunktion nur erfül-len, wenn es tiefer als die gegen Druckwasser zu schüt-zenden Bauteile liegt. Die Rohrsohle sollte am Hoch-punkt mindestens 0,2 m unter der Bauteilhöhe liegen,die zu schützen ist. In der Regel handelt es sich da-bei um die Höhe der Oberfläche der Rohbodenplat-te. Um Setzungsschäden zu vermeiden, darf der Rohr-graben andererseits nicht tiefer als die Fundament-sohle liegen, es sei denn, der Rohrgraben liegt außer-halb des Druckausbreitungsbereichs der Fundamen-te. Um Streifenfundamente zu vermeiden, können un-tere Wandbereiche mit den heute üblichen Verfahrenohne großen Mehraufwand gegen Druckwasser abge-dichtet werden, sodass Anlagen auch vor Wänden aus-geführt werden können. Dann aber liegt der Bereichdarunter imDruckwasser. D. h. aber nicht, dass deswe-gen auch die Unterseite von Bodenplatten zwangsläu-

fig durch Druckwasser beansprucht wird und dagegenzu schützen ist (siehe Abschnitt 3.11), sondern nur beiungünstigen Kombinationen. Will man aber mit Drän-anlagen in jedem Fall (in Situationen oberhalb des Be-messungswasserstands) Druckwasser unter Bodenplat-ten vermeiden, müssen Ringdräne unterhalb der Un-terkante von Bodenplatten verlegt werden.

4.5 Kontrollschächte und Vorflut

Bei Richtungswechseln – also in der Regel an den Ge-bäudeecken – und beiDränlängen über 50m sindKon-troll- und Spülmöglichkeiten vorzusehen, die üblicher-weise aus PVC-Standrohren bestehen. Allerdings kanndie Anzahl von Spül- und Kontrollschächten bei heu-tigen Hochdruckspülschläuchen sowie Inspektionska-meras, die auch bei Kanalanlagen eingesetzt werden,reduziert werden. Sie müssen nicht wie früher, als dieLeitungen mit Spiegeln inspiziert wurden, an jedemRichtungswechsel angeordnet werden. Leitungen sindmit Biegeradien zu verlegen, sodass die Inspektions-oder Spülschläuche an den Richtungswechseln durch-geführt werden können.DieÜbergabestelle zur Vorflut sollte als Schacht mit ei-nem für die Zugänglichkeit ausreichendem Durchmes-ser von mindestens 1 m hergestellt werden.Grundsätzlich ist auf die Rückstausicherheit des Drän-systems zu achten. Dränleitungen dürfen nicht unmit-telbar an Grundleitungen unterhalb der Rückstauebe-ne angeschlossen werden, da sonst die Gefahr vonRückstauereignissen besteht und dadurch eine Was-sereinwirkung provoziert wird, die durch Dränanlagenvermieden werden soll. Rückstauklappen sind zwargrundsätzlich denkbar, laufen aber Gefahr, im Laufeder Jahre zumBeispiel wegen Verschmutzungen auszu-fallen und sind deswegen nicht zu empfehlen. Pumpen-sümpfe sind regelmäßig mit Hebeanlagen zu versehen,die unterbrechungsfrei arbeiten müssen. Sie sind alsogegebenenfalls mit zweizügigen Hebeanlagen, Alarm-geber und Stromversorgung auszustatten.

4.6 Wechselwirkung Dränwasser und Baugrund

Wie bereits ausgeführt, soll die durch Dränanlagenabzuleitende Wassermenge möglichst gering gehaltenwerden. Dabei geht es nicht nur umdie Begrenzung derWassermenge in die Vorflut, sondern auch um die Ge-fahr der Wechselwirkung zwischenWasser und der Be-schaffenheit des Bodenmaterials unter der Gründung.Dränungen werden regelmäßig in gering durchlässi-gem Baugrund vorgesehen, der feinkörnig und damitgegen wechselnde Wassergehalte nur bedingt formbe-ständig ist. Es ist allgemein bekannt, dass lehmigerBoden matschig wird, wenn Wasser zugeleitet wird.Das passiert auch am unteren Ende einer Wand mitDränung, da der Ringdrän Wasser nur ableitet, abernicht absaugt. In horizontaler Richtung wird Wasserüberwiegend durch das hydraulische Gefälle gegen denDurchdringungswiderstand desKieses sickern können,

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32 A 1 Wichtige Änderungen bei Dachabdichtungen sowie bei Abdichtungen erdberührter Bauteile

sodass unterhalb von Dränleitungen mit stehendemWasser zu rechnen ist (solange Niederschlagswasserüber Flächendräne vor den Außenwänden an derenFußpunkte gelangt).Wenn Wasser bis unter die lastableitende Gründunggelangt, kann dort feinkörniger Boden aufweichen.Liegt zwischen der Unterkante derGründung und demfeinkörnigen Boden grobkörniges Material, z. B. Kies,und ist dieser nicht durch ein Geotextil vom Boden ge-trennt, kann aufgeweichter Boden in die Hohlräumedes Kieses ausweichen.Daher sollte auch der Aspekt derWechselwirkung undder Formbeständigkeit des Bodens unter Beachtungder durch die Dränung zugeleiteten Wassermenge be-rücksichtigt werden. Ob die in DIN 4095 geforderteMaßnahme, den Drängraben nicht tiefer als die Fun-damentsohle zu legen, genügt, hängt von der zufließen-den Wassermenge ab. Ist diese gering, reicht das aus.Bei (unzulässigerweise) größeren Mengen durch Ober-flächenwasser und Schichtenwasser besteht aber dieGefahr, dass das Erdreich auch unterhalb der Grün-dung aufweicht. Um sicher zu gehen, sollten Drängrä-ben nicht nur nicht tiefer als Fundamentsohlen liegen,sondern höher, damit vor den Fundamenten ein Puf-fer für Feuchtigkeit verbleibt. EntgegenDIN 4095 kön-nen Dränleitungen auch höher als die Bodenplatte ge-legt werden (sieheAbschnitt 4.4). Auch dadurch erhöhtsich die Sicherheit gegenWechselwirkungen aus Sicker-wasser und aufweichendem Boden unter einer Grün-dung. Dann relativiert sich die Bedeutung von Drän-anlagen. Diese können aber noch immer sinnvoll sein,wenn z. B. Fensteröffnungen in Untergeschossen vorStauwasser geschützt werden sollen.Bei umlaufendenGräben, die unterhalb der Brüstungs-höhe bleiben, können alternativ zur Dränung Boden-abläufe eingesetzt werden, die Niederschlagswasser un-mittelbar aufnehmen und ableiten. Dann beschränktsich eine mögliche Stauwassereinwirkung auf den Be-reich unterhalb des Gebäudes – es besteht dann keinUnterschied mehr zu Situation mit Dränanlagen.Zusammenfassend ist festzuhalten, dass Dränanlagenin denmeisten Fällen nicht erforderlich sind. Selbst un-ter normativen Gesichtspunkten ist der Aufwand füreine druckwasserhaltende Abdichtung häufig erheb-lich geringer als der für Dränanlagen nach DIN 4095.Bodenflächen oberhalb des Bemessungswasserstandswerden auch bei schwach durchlässigen Baugrund re-gelmäßig nicht durch Druckwasser beansprucht (sieheAbschnitt 3.11). Durch Dränanlagen können bei un-zureichendem Schutz gegen die Wechselwirkung zuge-leiteten Wassers mit dem Baugrund erhebliche Schä-den entstehen. Flächendränungen vorWänden könnenWasser schnell an die schwächste Stelle des Gebäudesleiten, denWandfußpunkt, und sollten daher entwederentfallen oder zumindest nicht bis zur Geländeoberflä-che reichen.

5 Literatur

[1] DIN 18195-5:2011-12 (2011) Bauwerksabdichtungen,Abdichtungen gegen nichtdrückendes Wasser auf Deckenflä-chen und in Nassräumen; Bemessung und Ausführung (10Teile), Beuth, Berlin.

[2] DIN 18195:2017-07 (2017) Abdichtung von Bauwer-ken – Begriffe, Beuth, Berlin.

[3] DIN18531:2017-07 (2017)Abdichtung vonDächern so-wie von Balkonen, Loggien und Laubengängen (5 Teile),Beuth, Berlin.

[4] DIN18532:2017-07 (2017)Abdichtung von befahrbarenVerkehrsflächen aus Beton (6 Teile), Beuth, Berlin.

[5] DIN 18533:2017-07 (2017) Abdichtung von erdberühr-ten Bauteilen, Beuth, Berlin.

[6] DIN 18534:2017-07/08 (2017) Abdichtung von Innen-räumen (6 Teile), Beuth, Berlin.

[7] DIN 18535:2017-07 (2017) Abdichtung von Behälternund Becken (3 Teile), Beuth, Berlin.

[8] DIN 18195-5:2011-12 (2011) Bauwerksabdichtungen,Abdichtungen gegen nichtdrückendes Wasser auf Decken-flächen und in Nassräumen; Bemessung und Ausführung,Beuth, Berlin.

[9] Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhand-werks – Fachverband Dach-, Wand- und Abdichtungs-technik e. V. und Hauptverband der Deutschen Bau-industrie e. V. – Bundesfachabteilung Bauwerksabdich-tung (Hrsg.) Deutsches Dachdeckerhandwerk – Regelwerk.Fachregel für Abdichtungen – Flachdachrichtlinie, AusgabeDezember 2016, Verlagsgesellschaft Rudolf Müller, Köln.

[10] DIN 1986-100:2016-12 (2016) Entwässerungsanlagenfür Gebäude und Grundstücke – Teil 100: Bestimmungen inVerbindung mit DIN EN 752 und DIN EN 12056, Beuth,Berlin.

[11] DINSPEC20000-202:2016-03 (2016)Anwendung vonBauprodukten in Bauwerken – Teil 202: Anwendungsnormfür Abdichtungsbahnen nach Europäischen Produktnormenzur Verwendung als Abdichtung von erdberührten Bautei-len, von Innenräumen und von Behältern und Becken, Beuth,Berlin.

[12] Deutscher Ausschuss für Stahlbeton im DeutschenInstitut für Normung e. V. (2006) DAfStb-Richtlinie Was-serundurchlässige Bauwerke aus Beton (WU-Richtlinie),Ausgabe November 2003, Erläuterungen zur DAfStb-Richtlinie; Schriftenreihe Heft 555, Beuth Verlag, Berlin.

[13] Bund der Ingenieure für Wasserwirtschaft, Abfall-wirtschaft und Kulturbau – (BWK) e.V. BWK Merk-blatt M8 Ermittlung des Bemessungsgrundwasserstandesfür Bauwerksabdichtungen, Sindelfingen/Aachen.

[14] DIN 18130-1:1998-05 (1998) Baugrund, Untersu-chung von Bodenproben. Bestimmung des Wasserdurchläs-sigkeitsbeiwerts Teil 1: Laborversuche, Beuth, Berlin.

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Nabil A. Fouad: Bauphysik-Kalender — 2018/2/22 — Seite 33 — le-tex

Literatur 33

[15] Erhebung des Bundesverband Deutscher Fertigbaue.V. (BDF) zu 110.000 Ein- und Zweifamilienwohnhäuser.

[16] DIN 4095:1990-6 (1990) Dränung zum Schutz bauli-cher Anlagen, Planung, Bemessung und Ausführung, Beuth,Berlin.

[17] DIN EN 1996-2:2010-12 (2010) Eurocode 6: Bemes-sung und Konstruktion von Mauerwerksbauten – Teil 2:Planung, Auswahl der Baustoffe und Ausführung von Mau-erwerk, Deutsche Fassung EN 1996-2:2006 + AC:2009,Beuth, Berlin.

[18] DIN EN 1996-2/NA:2012-01 (2012) Nationaler An-hang – National festgelegte Parameter – Eurocode 6: Be-messung und Konstruktion von Mauerwerksbauten – Teil 2:Planung, Auswahl der Baustoffe und Ausführung von Mau-erwerk, Beuth, Berlin.

[19] Krajewski, W. (2017) Welche Wassereinwirkung liegttatsächlich an der Unterseite von Bodenplatten in gering

durchlässigem Baugrund vor? Aachener Bausachverständi-gentage 2017.

[20] Sous, S.; Wilmes, K.; Zöller, M. (2016) Dauerhaftig-keit von Abdichtungen auf nicht-massiven Untergründen imSockelbereich. Forschungsbericht AIBau Aachener Insti-tut für Bauschadensforschung gGmbH, www.aibau.de.

[21] DIN 18336:2016-09 (2016) VOB Vergabe- und Ver-tragsordnung für Bauleistungen – Teil C: Allgemeine Tech-nische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) –Ab-dichtungsarbeiten, Beuth, Berlin.

[22] DIN EN 14909:2012-07 (2012) Abdichtungsbahnen –Kunststoff- und Elastomer-Mauersperrbahnen – Definitio-nen und Eigenschaften, Beuth, Berlin.

[23] DIN EN 14967:2006-08 (2006) Abdichtungsbahnen –Bitumen-Mauersperrbahnen –Definitionen und Eigenschaf-ten, Beuth, Berlin.

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