Abiturprüfung Niedersachsen - Latein gA/eA · Livius, ab urbe condita, erste Dekade...

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Page 2: Abiturprüfung Niedersachsen - Latein gA/eA · Livius, ab urbe condita, erste Dekade Kulturkompetenz Sie … • stellen die römische Frühzeit bis zur frühen Republik in Grundzügen

Inhaltsverzeichnis Vorwort

Stichwortverzeichnis

Hinweise und Tipps zum Zentralabitur (Profil A)

1 Ablauf der Prüfung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I 2 Inhalte und Leitthemen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II 3 Aufgabenarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . V 4 Arbeitsanweisungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VI 5 Hinweise zur Bearbeitung der Übersetzungsaufgabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XI 6 Aufgaben in diesem Buch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XII 7 Basisautor Ovid: Leben und Werk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XIII 8 Basisautor Seneca: Leben und Werk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XV 9 Basisautor Livius: Leben und Werk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XVI 10 Stilmittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XVIII

Übungsaufgaben

Leitthema: Römische Liebesdichtung Übungsaufgabe 1: Ovid, Amores 1, 6, 1– 8. 15 – 26 (GA) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Übungsaufgabe 2: Ovid, Amores 1, 5 (EA) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

Leitthema: Umgang mit der Zeit und Freizeit Übungsaufgabe 3: Seneca, Epistulae morales 51, 2. 4 – 6 (GA) . . . . . . . . . . . . . . . 15 Übungsaufgabe 4: Seneca, Epistulae morales 101, 4b – 8 a (EA) . . . . . . . . . . . . . 20

Leitthema: Römische Geschichte an Persönlichkeiten Übungsaufgabe 5: Livius, 2, 5, 5 – 9 (GA) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Übungsaufgabe 6: Livius, 2, 32, 5 –12 (EA) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32

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Original-Abituraufgaben

Grundlegendes Anforderungsniveau 2012 Aufgabe I: Seneca, De providentia 6, 5 b – 8 a . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . GA 2012-1 Aufgabe II: Text A: Sallust, Coniuratio Catilinae 23, 1– 4

Text B: Ovid, Amores 2, 12, 1– 8 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . GA 2012-6

Erhöhtes Anforderungsniveau 2012 Aufgabe I: Sallust, Coniuratio Catilinae 53, 3 – 54, 6 . . . . . . . . . . . . . . . . . . EA 2012-1 Aufgabe II: Properz 2, 5, 1–10. 15 f. 19 – 30

Zusatztext: Seneca, Epistulae morales 18, 15 . . . . . . . . . . . . . EA 2012-8

Grundlegendes Anforderungsniveau 2013 Aufgabe I: Livius, Ab urbe condita 7, 9, 7–10, 4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . GA 2013-1 Aufgabe II: Ovid, Amores 1, 2, 19 – 36 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . GA 2013-6

Erhöhtes Anforderungsniveau 2013 Aufgabe I: Livius, Ab urbe condita 4, 28 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EA 2013-1 Aufgabe II: Ovid, Amores 3, 6, 1 – 24; 83 / 84 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EA 2013-7

Grundlegendes Anforderungsniveau 2014 Aufgabe I: Cicero, De re publica 1, 54 –1, 55; 1, 64

Zusatztext: Livius, Ab urbe condita 1, 49, 1– 2 a, 4 / 5 . . . . . GA 2014-1 Aufgabe II: Vergil, Aeneis 1, 378 – 392, 401 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . GA 2014-7

Erhöhtes Anforderungsniveau 2014 Aufgabe I: Cicero, De legibus 3, 2 – 5a . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EA 2014-1 Aufgabe II: Vergil, Aeneis 4, 416 – 440

Zusatztext: Livius, Ab urbe condita, 13, 6 –11 . . . . . . . . . . . . EA 2014-8

Grundlegendes Anforderungsniveau 2015 Aufgabe I: Sallust, Catilina 51, 27 – 35 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . GA 2015-1 Aufgabe II: Vergil, Aeneis 6, 648 – 702 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . GA 2015-6

Erhöhtes Anforderungsniveau 2015 Aufgabe I: Sallust, Epistulae 2, 13, 1– 8 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EA 2015-1 Aufgabe II: Vergil, Aeneis 4, 560 – 582 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EA 2015-8

Grundlegendes Anforderungsniveau 2016 Aufgabe I: Lactanz, De ira dei, 9, 1 – 2; 4 – 5 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . GA 2016-1 Aufgabe II: Ovid, Metamorphoses 2, 572 – 588 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . GA 2016-6

Erhöhtes Anforderungsniveau 2016 Aufgabe I: Cicero, Natura deorum 1, 3 – 4a . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EA 2016-1 Aufgabe II: Ovid, Metamorphoses 6, 42 – 47a; 129 – 145 . . . . . . . . . . . . . . EA 2016-8

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Grundlegendes Anforderungsniveau 2017 Aufgabe I: Cicero, Phillippicae 5, 24 b – 25 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . GA 2017-1 Aufgabe II: Ovid, Metamorphoses X 126 – 142 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . GA 2017-6

Erhöhtes Anforderungsniveau 2017 Aufgabe I: Seneca, Epistulae morales 118, 10 – 14 a . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EA 2017-1 Aufgabe II: Ovid, Metamorphoses XI 773 b – 795. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EA 2017-8

Grundlegendes Anforderungsniveau 2018 Aufgabe I: Tacitus, Historiae 3, 71–72 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . GA 2018-1 Aufgabe II: Ovid, Amores 3, 14, 28 – 46 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . GA 2018-7

Erhöhtes Anforderungsniveau 2018 Aufgabe I: Seneca, Epistulae morales 7, 31– 35 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EA 2018-1 Aufgabe II: Ovid, Ars Amatoria II 511– 534 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EA 2018-8

Autoren Wulf Brendel: Hinweise, Basisautor Livius Redaktion: Basisautor Seneca Frank Lüngen: Übungsaufgaben, Basisautor Ovid Ruppert May: Abituraufgaben 2012 – 2018 (Lösungen) Markus Häberle: Basisautor Ovid – Amores, Ars amatoria Jeweils im Herbst erscheinen die neuen Ausgaben der Abiturprüfungsaufgaben mit Lösungen.

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Vorwort Liebe Schülerin, lieber Schüler, der vorliegende Band unterstützt Sie bei Ihrer effektiven Vorbereitung auf die schriftli-che Abiturprüfung.

Das einführende Kapitel „Hinweise und Tipps zum Zentralabitur“ gibt Ihnen wert-volle Informationen zum Ablauf des Zentralabiturs 2019 sowie leicht umsetzbare, kon-krete Tipps, die Ihnen bei Ihrer Vorbereitung und beim Verfassen der Klausuren hel-fen. Hier wird Ihnen das Spektrum der prüfungsrelevanten Leitthemen vorgestellt. Erläuterungen zu den Arbeitsanweisungen (Operatoren) sowie Wissenswertes zu den Basisautoren und wichtigen Stilmitteln ergänzen diesen Abschnitt.

Der zweite Teil des Buches enthält Übungsaufgaben, die entsprechend den Vorgaben für das zentrale Abitur in Latein konzipiert sind und sich alle auf die Leitthemen des Prüfungsjahres 2019 beziehen. Mithilfe der Übungsaufgaben können Sie sowohl Ihre im Unterricht erworbenen Kenntnisse wieder auffrischen als auch die Bearbeitung von Aufgaben unter Prüfungsbedingungen trainieren und optimieren.

Im dritten Teil folgen die Original-Prüfungsaufgaben der Jahre 2012 – 2018.

Zu jeder Übungs- und Original-Prüfungsaufgabe finden Sie nicht nur ausführliche Lö-sungsvorschläge, sondern auch konkrete Bearbeitungshinweise, die Ihnen eine ge-zielte Vorgehensweise bei der Beantwortung der einzelnen Aufgaben vermitteln.

Ein Stichwortverzeichnis erleichtert Ihnen die gezielte Nutzung dieses Bandes und ermöglicht Ihnen einen schnellen Zugriff auf zentrale Sachverhalte.

Sollten nach dem Erscheinen dieses Bandes noch einschlägige Änderungen in der Abi-turprüfung 2019 vom Niedersächsischen Kultusministerium bekannt gegeben werden, finden Sie aktuelle Informationen dazu im Internet unter www.stark-verlag.de/pruefung-aktuell.

Verlag und Autoren wünschen Ihnen eine gute Vorbereitungsphase und viel Erfolg in der Abiturprüfung!

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I

Hinweise und Tipps zum Zentralabitur (Profil A)

1 Ablauf der Prüfung

In der Abiturprüfung Latein werden Ihnen zwei Abiturprüfungsaufgaben zur Auswahl gegeben, aus denen Sie sich eine zur Bearbeitung aussuchen. Beim erhöhten Anforderungsniveau werden Ihnen zwei Vorschläge vorgelegt, wo-bei der eine Vorschlag stets einen Prosatext (Gewichtung Übersetzung / Interpretation: 2 : 1) enthält, der andere entweder einen Text aus der Dichtung (Gewichtung 1 : 1) oder eine Kombination aus Prosa und Dichtung (Gewichtung 2 : 1). Beim grundlegenden Anforderungsniveau ist ebenfalls mindestens einer der beiden Vorschläge ein Prosatext (Gewichtung 2 : 1). Der andere Vorschlag enthält entweder auch einen Prosatext (Gewichtung 2 : 1) oder einen Text aus der Dichtung (Gewichtung 1 : 1).

1.1 Bearbeitungszeit Vor der Bearbeitungszeit von 300 Minuten (erhöhtes Anforderungsniveau) bzw. 220 Mi-nuten (grundlegendes Anforderungsniveau) haben Sie 20 Minuten Zeit, um einen der beiden Vorschläge auszuwählen. In dieser Zeit werden Ihnen die Texte sinnbetonend (bei Dichtung nicht metrisch) vorgelesen. Nutzen Sie dies, um z. B. Quantitäten und Wort- bzw. Sinnblöcke zu markieren.

1.2 Erlaubte Hilfsmittel

Als Hilfsmittel dürfen Sie ein geeignetes lateinisch-deutsches Wörterbuch verwenden. Sollte bereits in der Qualifikationsphase ein entsprechendes elektronisches Wörter-buch benutzt worden sein und allen Schülern ein solches während der Prüfung zur Verfügung stehen, dann darf auch dieses zum Einsatz kommen. Falls Ihr Wörterbuch mit einer zusätzlichen Speicherkarte ausgestattet ist, muss diese vor der Prüfung ent-fernt werden.

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II

2 Inhalte und Leitthemen

2.1 Inhalte

Die normierenden Grundlagen für das Lateinabitur sind die Einheitlichen Prüfungsan-forderungen in der Abiturprüfung Latein (EPA) sowie das Kerncurriculum des Faches Latein. Zusätzlich zu den verbindlichen Basiskompetenzen sollen Sie in der Qualifi-kationsphase themenspezifische Kompetenzen erwerben. Dafür werden Ihnen im Profil A (Latein als fortgeführte Pflicht-, Wahlpflicht- bzw. Wahlfremdsprache) vier Leitthemen vorgegeben, die den vier Gegenstandsbereichen der Qualifikationsphase entnommen sind: A: Sprache – Literatur B: Gesellschaft – Kultur C: Politik – Geschichte D: Philosophie – Religion

2.2 Leitthemen

Die Leitthemen, deren Abfolge genau vorgegeben ist, sind so angelegt, dass sie im Unterricht sowohl auf erhöhtem Anforderungsniveau als auch auf grundlegendem An-forderungsniveau anwendbar sind. Eine exemplarische Lektüreauswahl zu den einzel-nen Autoren und Werken gibt es nicht. Die Leitthemen für das Profil A im Abitur 2019 sind:

Römische Liebesdichtung

(Gegenstandsbereich A) Ovid, Amores

Kulturkompetenz Sie … • stellen die Politik und Literatur der augusteischen Zeit in Grundzügen dar, insbe-

sondere die Sittengesetzgebung des Augustus. • charakterisieren das Verhältnis der zeitgenössischen Literaten zu Augustus. • erläutern Liebe und Leben des poeta / amator als zentrales Thema der römischen

Liebesdichtung: – Konzentration auf das Fühlen und Denken des Individuums (Subjektivität), – Darstellung des eigenen (fiktiven) Liebeslebens mit seinen Höhen und Tiefen.

Textkompetenz Sie … • weisen gattungsspezifische Merkmale der römischen Liebeselegie nach:

– Subjektivität der Darstellung (Ich-Perspektive des poeta / amator, lyrisches Ich), – Verwendung typischer Charaktere (u. a. Kupplerin, reicher Nebenbuhler) bzw.

typischer Motive (exclusus amator / Paraklausithyron; dura puella) • deuten mythologische Anspielungen.

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III

• untersuchen Abweichungen von tradierten römischen Normen bzw. Umdeutungen tradierter römischer Normen: – Geringschätzung gesellschaftlich anerkannter Ziele, z. B. politischen oder mili-

tärischen Ruhms, gesellschaftlichen Rangs und Reichtums, – Abkehr von tradierten Tugenden in ihrer staatstragenden Ausprägung, – Empfindung der Liebe als Sklavendienst (servitium amoris) bzw. Kriegsdienst

(militia amoris).

Umgang mit der Zeit und der Freizeit

(Gegenstandsbereich B) Seneca, Epistulae morales

Kulturkompetenz Sie … • beschreiben den Tagesablauf von Angehörigen unterschiedlicher sozialer Schichten

im antiken Rom. • beschreiben die Freizeitgestaltung der Massen im antiken Rom nach Seneca (z. B.

im Amphitheater oder Circus). • vergleichen Senecas philosophisch begründete Vorstellung von negotium, occupa-

tio und otium mit weiteren antiken sowie modernen Vorstellungen zum Umgang mit der Zeit.

Textkompetenz Sie … • untersuchen Senecas pointierten Stakkatostil:

– brevitas (Parataxe, Asyndeton, Ellipse, kurze Kola), – Eindringlichkeit (Pointen, Paradoxa, Sentenzen, Anaphern) – antithetische Ausdrucksweise, oft verstärkt durch Asyndeton, Parallelismus,

Chiasmus • arbeiten Senecas Auffassung zu negotium, occupatio, labor und otium heraus. • weisen nach, dass das otium nicht nur der Erweiterung intellektueller, sondern auch

sozialer Kompetenzen dient. • weisen verschiedene Formen von „Ruhe“ (u. a. silentium, quies) sowie von „Arbeit“

(im positiven Sinn: u. a. virtuti laborare; studium; im negativen Sinn: u. a. laborare opinionibus falsis; lassitudo) nach.

Sprachkompetenz Sie … • identifizieren sprachliche Eigenheiten, insbesondere:

– Relativsätze als Subjekt bzw. Objekt, – Häufung von Pronomina, – oportet, necesse est, licet, malle oft mit Konjunktiv ohne ut, – abrupter Subjektswechsel, z. B.: In homine quid est optimum? Ratio. Hac ante-

cedit (sc. homo) animalia.

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IV

Römische Geschichte an Persönlichkeiten

(Gegenstandsbereich C) Livius, ab urbe condita, erste Dekade

Kulturkompetenz Sie … • stellen die römische Frühzeit bis zur frühen Republik in Grundzügen dar, • benennen Charakteristika der Geschichtsschreibung des Livius:

– annalistisches Prinzip – Dramatisierung – Idealisierung der Frühzeit,

• erläutern die Vorbildfunktion, die Livius den Heldentaten Einzelner zumisst.

Textkompetenz Sie … • analysieren Texte im Hinblick auf Charakteristika der livianischen Geschichts-

schreibung, • untersuchen Texte auf Techniken der Personenstilisierung, • arbeiten zentrale römische Wertbegriffe (u. a. honor, gloria, moderatio, fortitudo,

virtus, pietas) heraus und deuten diese.

Römische Staatsphilosophie

(Gegenstandsbereich D) Cicero, de re publica

Kulturkompetenz Sie … • nennen zentrale Aspekte der ciceronianischen Staatstheorie:

– Definition des Staates und Theorie der Staatsentstehung, – Charakteristika der drei grundlegenden Verfassungsformen in ihrer guten und

ihrer schlechten Ausprägung, – systemimmanente Gefahren der Grundformen der Verfassung, – die Entartung der Grundverfassungen und den Kreislauf der Verfassungen, – die Mischverfassung und deren Vorrangstellung; Rom als Muster der Mischver-

fassung. • vergleichen Ciceros Staatstheorie mit modernen Staatsformen.

Textkompetenz Sie … • analysieren Form- und Stilmerkmale des philosophischen Dialogs: fiktiver Dialog

(1./2. Person; Vokativ; direkte und indirekte Fragen). • arbeiten zentrale Begriffe der ciceronianischen Staatstheorie heraus und deuten

diese.

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EA 2018-1

Niedersachsen Latein � Abiturprüfung 2018 Erhöhtes Anforderungsniveau � Aufgabe I

Übersetzungstext

Seneca erörtert die Rolle der Vernunft:

Quidquid vera ratio commendat, solidum et aeternum est, firmat animum attollitque semper futurum in excelso. Illa, quae temere laudantur et vulgi sententia bona sunt, inflant inanibus laetos. Rursus ea, quae timentur tamquam mala, iniciunt formidinem mentibus et illas non aliter quam animalia specie periculi agitant. Utraque ergo res sine causa animum et diffundit et mordet. Nec illa gaudio nec haec metu digna est. 5

Sola ratio inmutabilis et iudicii tenax est. Non enim servit, sed imperat sensibus. Ratio rationi par est, sicut rectum recto; ergo et virtus virtuti. Nihil enim aliud est virtus quam recta ratio. Omnes virtutes rationes sunt. Rationes sunt, si rectae sunt. Si rectae sunt, et pares sunt. Tamquam viri boni omnes pares sunt, qua boni sunt. Sed habent differentias aetatis: 10

Alius senior est, alius iunior. Habent corporis: Alius formosus, alius deformis est. Habent fortunae: Ille dives, hic pauper est, ille gratiosus, potens, urbibus notus et populis, hic ignotus plerisque et obscurus. Sed per illud, quo boni sunt, pares sunt. De bonis ac malis sensus non iudicat. Quid utile sit, quid inutile, ignorat. Non potest ferre sententiam, nisi in rem praesentem perductus est. Nec futuri providus est nec 15

praeteriti memor. Quid sit consequens, nescit. Ratio ergo arbitra est bonorum ac malorum. (204 Wörter)

Hilfen Z. 1 commendare, commendo – empfehlen attollere, attollo – emporheben, hochheben Z. 2 futurus (a, um) in excelso – damit er/sie/es in der Höhe bleiben wird temere (Adv.) – ohne nachzudenken, unbedacht Z. 3 inflare (inflo) inanibus laetos – die Menschen mit leerer Freude erfüllen Z. 4 illas – Nimmt mentibus wieder auf. species (speciei f.) periculi – der Anblick von Gefahr utraque – Nom. Sg. f. zu uterque Z. 5 diffundere, diffundo – ablenken, zerstreuen dignus, a, um m. Abl. – einer Sache würdig, einer Sache wert Z. 6 iudicii tenax (tenacis) – konstant im Urteil Z. 8 / 9 rationes, rationum f. – hier: Erscheinungsformen der Vernunft Z. 10 tamquam (Adv.) – hier: ebenso qua – insoweit, insofern Z. 11 corporis – lesen Sie: (differentias) corporis Z. 12 fortunae – lesen Sie: (differentias) fortunae Z. 15 ferre sententiam – ein Urteil abgeben in rem praesentem perducere (perduco, perduxi, perductum) – in eine unmittelbar

gegebene Lage versetzen futuri providus (a, um) – fähig, die Zukunft zu sehen Z. 16 consequens, consequentis n. – hier: das Resultat einer Handlung arbitra, ae f. – Richterin

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EA 2018-2

Aufgabenstellung

I. Übersetzung

Übersetzen Sie den anliegenden lateinischen Text in angemessenes Deutsch.

II. Interpretation

1. Arbeiten Sie aus dem Text heraus, worin Seneca die Vorzüge der Vernunft für die Menschen sieht.

2. Erläutern Sie ausgehend vom Text den Stellenwert von Affekten und äußeren Gü-tern im stoischen Denken.

3. Nennen Sie fünf verschiedene sprachlich-stilistische Mittel, die im Text vorkom-men, und erklären Sie deren Funktion im Textzusammenhang.

4. Stellen Sie den Lebensentwurf eines elegischen amator dar und erläutern Sie, wie ein Stoiker diesen Lebensentwurf vermutlich beurteilt hätte.

Lösungsvorschlag

I. Übersetzung

Was auch immer die wahre Vernunft empfiehlt, ist beständig und ewig, stärkt den Geist und hebt ihn empor, damit er immer in der Höhe bleiben wird. Jenes, was unbedacht gelobt wird und nach Meinung des Volkes gut ist, erfüllt die Menschen mit leerer Freude. Wiederum das, was wie ein Übel gefürchtet wird, fügt dem Geist Angst zu und versetzt ihn in Unruhe, nicht anders als Tiere beim Anblick von Gefahr. Beides also lenkt den Geist ohne Grund ab und zernagt ihn. Weder ist jenes der Freude noch dieses der Furcht wert. Allein die Vernunft ist unveränderlich und konstant im Urteil. Nicht nämlich ist sie Sklavin, sondern sie befiehlt den Sinnen. Die Vernunft ist der Vernunft gleich wie das Richtige dem Richtigen; also auch die sittliche Vollkommen-heit der sittlichen Vollkommenheit. Nichts anderes nämlich ist die sittliche Voll-kommenheit als die rechte Vernunft. Alle Formen von sittlicher Vollkommenheit sind Erscheinungsformen der Vernunft. Erscheinungsformen der Vernunft sind sie, wenn sie richtig sind. Wenn sie richtig sind, sind sie auch gleich. Ebenso sind gute Männer alle gleich, insofern sie gut sind. Doch sie haben Altersunter-schiede (wörtlich: Unterschiede des Alters): Der eine ist älter, der andere jünger. Sie haben unterschiedliche Körper: Der eine ist wohlgeformt, der andere aus der Form geraten. Sie haben unterschiedliche Schicksale (wörtlich: Unterschiede des Schick-sals): Jener ist reich, dieser arm, jener einflussreich, mächtig, Städten und Völkern be-kannt, dieser den meisten unbekannt und ruhmlos. Aber durch jenes, worin sie gut sind, sind sie gleich. Über Gutes und Schlechtes urteilt nicht die Sinneswahrnehmung. Was nützlich ist, was unnütz, weiß sie nicht. Nicht kann sie ein Urteil abgeben, außer wenn sie in eine unmittelbar gegebene Lage versetzt wurde. Sie ist weder fähig, die Zukunft

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EA 2018-3

zu sehen, noch erinnert sie sich an Vergangenes. Was das Resultat einer Handlung ist, weiß sie nicht. Die Vernunft also ist Richterin über Gut und Böse. Sen. epist. 7, 31– 35

II. Interpretation

1.

Anforderungsbereich: II, Bewertungsfaktor: 1

Markieren Sie im Text alle Stellen, an denen das Wort ratio Subjekt ist, und er-stellen Sie auf einem Konzeptblatt eine Auflistung aller Leistungen der Vernunft. Achten Sie dabei auch darauf, was im Unterschied dazu Sinne nicht leisten können. Nun legen Sie nach einer kurzen Einleitung die Leistungen und Vorzüge der Vernunft für den Menschen mit den entsprechenden Textbelegen dar.

Für Seneca als einen Vertreter der Stoa ist die Vernunft (Z. 1: ratio) eines der Schlüsselelemente, die die Qualität des Lebens maßgeblich beeinflussen, sofern sich das Handeln der Menschen von der Vernunft leiten lässt. • Hat der Mensch auf seinem Weg zur Glückseligkeit die Bindung seines Geistes an

die Vernunft erreicht, fördert das die Fähigkeit, beständig (Z. 1: solidum et aeter-num) verantwortungsvoll und moralisch korrekt (Z. 7– 9: Ratio rationi par est, sicut rectum recto … Rationes sunt, si rectae sunt.) zu handeln.

• Ein weiterer Vorzug, sein Handeln an der Vernunft auszurichten, ist die daraus re-sultierende Stärkung und Unerschütterlichkeit des Geistes (Z. 1: firmat ani-mum). Orientiert man sich bei seinen Entscheidungen an der Vernunft, so handelt man weitsichtig und überlegt (Z. 2 / 3: Illa, quae temere laudantur … inflant inani-bus laetos.).

• Durch den Einsatz der Vernunft besteht für den Menschen keine Gefahr, sich wie unvernünftige Lebewesen oder gar Tiere (Z. 4: non aliter quam animalia) in Emo-tionen zu verstricken (Z. 2 – 4: Illa … inflant inanibus laetos … ea … iniciunt formidinem mentibus) und – bedingt durch das komplexe Zusammenspiel der Emo-tionen – nicht wieder herauszukommen (Z. 4 /5: Utraque ergo res … animum et diffundit et mordet.).

• Die Vernunft aber ist den Emotionen überlegen und kann regulierend wirken: Sie ist ihnen nicht unterworfen und lässt der Macht des Gefühls keinen freien Lauf (Z. 7: Non … servit, sed imperat sensibus.).

• Frei von Emotionen und nur durch die Vernunft ist der Mensch in der Lage, bei seinen Überlegungen Gutes von Bösem zu trennen, um dann abwägen zu können, welche die – rational und moralisch betrachtet – beste Handlungsalternative ist (Z. 16 /17: Ratio … arbitra est bonorum ac malorum.); so kann er – losgelöst und frei von allen äußeren Gütern (vgl. Z. 10 –13: adiaphora) – die sittliche Voll-kommenheit (Z. 7/8: … ergo et virtus virtuti. Nihil enim aliud est virtus quam recta ratio.) erreichen.

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EA 2018-4

2.

Anforderungsbereich: II – III, Bewertungsfaktor: 1

Markieren Sie im Text die Stellen, wo von Gefühlen (Z. 2 – 5) und von den adia-phora (Z. 10 –13) die Rede ist. Notieren Sie die Kerngedanken auf Ihrem Konzept-blatt. Nun erläutern Sie auf Basis Ihrer im Unterricht erworbenen Kenntnisse über die stoische Affekten- und Güterlehre den Stellenwert der Affekte und äußeren (Schein-)Güter (adiaphora) im stoischen Denken. Nehmen Sie dabei Bezug zum Text, sofern dies möglich ist.

Auf dem Weg zur Vervollkommnung seines vernunftbegabten Geistes und dement-sprechend zur Glückseligkeit wird der Mensch laut stoischem Denken von Affekten und äußeren Gütern behindert. Letztere sind neben körperlichen Gütern (z. B. Ge-sundheit, schönes Aussehen, Körpergröße, sportliche Fitness) allesamt Scheingüter, die aufgrund ihrer Vergänglichkeit dem Menschen nicht frei verfügbar sind und des-halb nichts zur sittlichen Vervollkommnung (Z. 8: virtus), zum höchsten Gut (sum-mum bonum), zur wahren Glückseligkeit (eudaimonia) beitragen; deshalb muss ihnen als bedeutungslosen adiaphora absolute Gleichgültigkeit zukommen. Folglich ist es nicht maßgeblich, welche äußeren Merkmale einem durch fortuna zuteilwurden oder welche berufliche Laufbahn man eingeschlagen hat; auch ist es belanglos, ob man große materielle Werte besitzt oder minimalistisch lebt; da diese Faktoren dem Leben auch wieder entschwinden können, beeinflussen sie nicht die jedem Menschen verfüg-bare Möglichkeit, mittels der Vernunft als Proprium des Menschen und als einzig wahrhaftiger Instanz (Z. 6: Sola ratio inmutabilis et iudicii tenax est; Z. 16: Ratio ergo arbitra est …) ein glückliches Leben zu führen (beate vivere). Vielmehr liegt das stoische Glück in der apatheia, also dem Freisein von Affekten. Denn Affekte verwirren den Geist (Z. 3 /4: iniciunt formidinem mentibus) und er-schweren es ihm somit, rational zu denken und zu handeln (Z. 5: animum … diffundit et mordet). Neben dem Außerachtlassen äußerer Güter ist es also ebenso notwendig, nicht affektgeleitet, d. h. von Gefühlen und Emotionen gesteuert, zu handeln, damit sich der vernunftbegabte Geist in seiner stoischen Gelassenheit und Ruhe (tranquilli-tas animi) voll entfalten kann.

3.

Anforderungsbereich: I – II, Bewertungsfaktor: 1

Notieren Sie sich schon bei der Übersetzung die Ihnen auffallenden Stilmittel am Rande der Textvorlage. Stilmittel haben immer eine Funktion: Sie dienen dazu, wichtigen Inhalt auch formal hervorzuheben. Es kommt also darauf an, das Zu-sammenwirken von Inhalt und Form herauszuarbeiten. Anstatt alle im Text ver-wendeten Stilmittel aufzuzählen, ist es wichtig, an fünf Stellen exemplarisch zu erläutern, wie die Kernaussagen durch Stilmittel akzentuiert werden. Der folgende Lösungsvorschlag enthält mehr als die geforderten fünf Beispiele.

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EA 2018-5

Seneca unterstützt stets seine inhaltlichen Aussagen, vor allem an entscheidenden Stellen, mit sprachlich-stilistischen Mitteln und verstärkt somit die Wirkung dieser Aussagen: • Der Textabschnitt beginnt schon mit einem Paukenschlag: Durch ein Trikolon mit

Klimax (Z. 1/ 2: solidum et aeternum est, firmat animum attollitque semper futurum in excelso) werden die Leistungen der Vernunft durch das letzte Glied beinahe in göttliche Sphären gehoben. Verstärkt wird die immense Bedeutung der Vernunft durch das Hendiadyoin solidum … aeternum … animum (Z. 1).

• Mit einem Parallelismus (Z. 2 – 4: Illa, quae …, inflant inanibus laetos. Rursus ea, quae …, iniciunt formidinem mentibus …), kombiniert mit einer Antithese (Z. 2 /3: laudantur et … bona sunt … timentur … mala), will Seneca verdeutlichen, dass es gleichermaßen unsinnig, unüberlegt und unvernünftig ist, wenn ungebildete Men-schen (Z. 2: vulgi sententia) unreflektiert etwas loben oder sich vor etwas fürchten.

• Die starke Metapher diffundit et mordet (Z. 5) führt jedem aufmerksamen Leser bildlich vor Augen, wie der Geist durch Affekte förmlich zerfleischt wird.

• Ein weiterer Parallelismus (Z. 5: Nec illa gaudio nec haec metu …) pointiert die Sinnlosigkeit des Verhaltens von Menschen, sich unvernünftig zu freuen oder zu ängstigen.

• Eine Antithese (Z. 7: Non enim servit, sed imperat sensibus.) betont die Vorrang-stellung der Vernunft vor den Sinnen, die der Vernunft folgen müssen, um ein affektfreies und glückliches Leben zu garantieren.

• Gleich drei Stilmittel, Parallelismus, Polyptoton (Z. 7/ 8: Ratio rationi … rectum recto … virtus virtuti.) und Trikolon (Z. 7/ 8: Ratio rationi par est, sicut rectum recto; ergo et virtus virtuti), gebraucht Seneca, um die Gleichwertigkeit vernünfti-ger, richtiger und sittlich wertvoller Entscheidungen zu veranschaulichen.

• Die exponiert gestellte Alliteration am Ende des Satzes (Z. 8: recta ratio) weist noch einmal auf die überragende Stellung der Vernunft hin, die identisch ist mit der virtus, dem summum bonum der stoischen Lehre.

• Mit einem Parallelismus (Z. 11/12: Alius senior est, alius iunior. Habent corporis: Alius formosus, alius deformis est. Habent fortunae …) werden die äußeren Güter (adiaphora) parallel hintereinander gleichgestellt, um so deutlich zu machen, dass sie gleichermaßen irrelevant sind, um das stoische Glück zu erreichen.

• Die verschiedenen adiaphora werden zudem antithetisch formuliert (Z. 11/12: senior – iunior; formosus – deformis; dives – pauper), sodass beim Leser der Ein-druck entsteht, dass diese Merkmale für den animus und die virtus eines Mannes bedeutungslos sind, unabhängig davon, wie stark sie bei ihm ausgeprägt sind.

• Noch weiter verstärkt wird dieser Eindruck durch das asyndetische Trikolon mit dem Gesetz der wachsenden Glieder und Klimax (Z. 12 /13: gratiosus, potens, urbibus notus). Solch ein Mann scheint unfassbar stark von fortuna gesegnet zu sein, aber dennoch macht ihn dies nicht zu einem besseren Menschen, weil diese Scheingüter eben so vergänglich sind.

• Seneca steigert die Prägnanz seiner Worte weiter durch eine Ellipse des Wortes differentias vor corporis (Z. 11). So entsteht der Eindruck, es gäbe keine Eigen-schaft, die ein Mann haben könnte, die Einfluss auf seinen animus hat.