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Welche Voraussetzungen für eine sprachsensitive Schule? RITA FRANCESCHINI FREIE UNIVERSITÄT BOZEN 1 Abschlusstagung “Umbrüche gestalten”, Schloss Herrenhausen, Hannover, 2.-3.2.2017

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Welche Voraussetzungen

für eine sprachsensitive

Schule?

RITA FRANCESCHINI

FREIE UNIVERSITÄT BOZEN

1Abschlusstagung “Umbrüche gestalten”, Schloss Herrenhausen, Hannover, 2.-3.2.2017

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Rahmenbedingungen

Umgang mit sprachlicher Heterogenität

auf schulorganisatorischer Ebene

bei der Umsetzung auf didaktischer Ebene

in der Aus- und Weiterbildung

2

Schule

didaktische Umsetzung Aus- und Weiterbildung

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Projekt „Sprachaufmerksamkeit und Sprachenforderung an der Grundschule

J. W. v. Goethe/Bozen“

auf Wunsch der Goethe-Schule selbst begonnen 2012

Beginn der wissenschaftlichen Longitudinalstudie und Begleitung 2013

Abschluss: November 2016

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äußerer Anstoß

vor Projektbeginn gab es in der Goethe-Schule Ganztagsklassen,

die besonders viele Kinder mit einer anderen Sprache als Deutsch

besuchten

Heterogenität in den Klassen steigt an (gefühlt und gemessen) —>

Sorge um das Niveau

Fakten: 2011 betrug in Südtirol der Anteil der ansigenAusla nderInnen 7,8 %

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Es wirkten gemeinsam im Projekt mit:

Schulleitung

Lehrpersonen

BIB-Bereich Innovation und Beratung des deutschen Schulamtes,

Bozen

Uni Bozen: Kompetenzzentrum Sprachen und Fakultät für

Bildungswissenschaften

Eltern und Schulrat

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Zusammenhang zwischen

Mehrsprachigkeit, sprachliche Kompetenz

und schulische Integration

3 Ebenen, die bei jedem Projekt zusammenwirken sollten:

1. strukturbezogene Schulentwicklung

2. wissenschaftliche Begleitung

3. Professionalisierung der Lehrerschaft

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Ziel des Goethe-Projekts

mit einem Konzept strukturelle und inhaltliche Veränderungen zu

verzahnen

eine integrative und auf Nachhaltigkeit bedachte Entwicklung

aller Schülergruppen in Gang setzen

die Förderung der deutschen Sprache hatte eine besondere

Bedeutung

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A Title of Part 1 of the presentation

B Title of Part 2 of the presentation

C Title of Part 3 of the presentation

“Die optimale Förderung der Schulsprache Deutsch für alle Kinder

durch geeignete sprachdidaktische und organisatorische

Angebote erreichen.“

durch:

• innerschulische Strukturreformen, die zu einem natürlichen

Austausch zwischen den Schülergruppen führen (bspw. peer

learning)

• inhaltlich-didaktische Maßnahmen, die Sprachlernprozesse

befördern

Gemeinsames Ziel des

Schulentwicklungsprojektes

gemeinsam an einer Steuergruppensitzung formuliert

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Erste Maßnahme: strukturbezogen

Verhältnis von ca. 70%-30% von

Kinder mit vorwiegend

deutschsprachigem Hintergrund

und Kinder mit anderem

Sprachhintergrund

Kinder mit Nachmittagsunterricht:

Zusammenfassung in einer

gemeinsamen Gruppe

räumliche Nähe der

Jahrgangsklassen: kurze Wege

zwischen den Lehrpersonen,

gemeinsame Vorbereitung

....—> peer learning

....—> individuelle Förderung

....—> Qualitätssicherung

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2. Maßnahme: Arbeit an der Haltung

Elterninformation und

Elternweiterbildung

Lehrerfortbildung

Einbindung der Pionier-Lehrer in

die wissenschaftliche Arbeit

—> Informationsabende

—> Veranstaltungen in der

Schule mit allen Lehrpersonen

—> Gruppe

‚Wissenschaftliches Team‘

Treffen an der Uni

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Wertehaltung

Sensibilisierung der Lehrerschaft für Diversität (beginnend beim Eigenerleben, bspw. durch gemalte Sprachbiografien)

Wertschätzende Haltung an Kinder vermitteln

reflexive Haltung zum eigenen Tun

Partizipation an der Analysearbeit

Pflege der Kontakte: Schulleitung, Eltern, Behörden

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wissenschaftlicher Standpunkt

Orientierung an der Interaktion: als Ort des Austausches und des

Spracherwerbs

alle Varietäten des Kindes: Repertoire erfassen

alle Personen sind auf ihre Weise multikompetent

Kompetenz steht im Zentrum (nicht Inkompetenz oder Defizit):

sog. Potentialitätenansatz

datenbasiertes Vorgehen: möglichst unterschiedliche Daten

sammeln, um ein umfassendes Bild zu haben

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A Title of Part 1 of the presentation

B Title of Part 2 of the presentation

C Title of Part 3 of the presentation

Prinzipien der wissenschaftlichen Begleitung

• Zirkulation der Erkenntnisse in der Lehrerschaft durch

Partizipation an der Analysearbeit der Daten

• Verantwortung an Multiplikatoren übergeben

• enge Kommunikation/Reflexion des Ablaufs mit

Schulleitung/Behörden/Eltern

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C Title of Part 3 of the

presentation

.

Multimethodisches Vorgehen: Datensätze

1. Standardisierte

Sprachstandserhebung mit

LiseDaz®-Test(s. Tracy 2008)

• quantitative Analyse

• Fokus auf grammatische

Formen und Förderbedarf

bei den ‚Pionieren‘:

• in allen drei 1. Klassen von 2013: N=

66

• in denselben Klassen ein Jahr

danach: N=24 (d.h. bei Fokus- und

Vergleichskindern)

bei nachfolgenden 1.u.2. Klassen:

• bei allen Kindern

• im 2. Jahr bei Kindern mit Förderbedarf

2. Freies Sprachinterview

mit Erzählanteilen

• qualitative, teils

quantitative Analysen

• Fokus auf Fähigkeiten im

Gespräch

bei den ‚Pionieren‘:

• in allen drei 1. Klassen von 2013: N=

66

• in denselben Klassen ein Jahr

danach: N=24 (d.h. bei Fokus- und

Vergleichskindern)

• idem. dann im 3. Jahr (Januar 2016)

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B Title of Part 2 of the presentation

C Title of Part 3 of the presentation

3. Jährliche Videoaufnahme

einer Unterrichtseinheit

(Teil-) Transkription einer Unterrichtseinheit:

Interaktion, Lesen und Schreiben zu einem

Kinderbuch

• in den 3 Pionierklassen

1. Klasse: 2013/2014

2. Klasse: 2003/20143. Klasse: 2016

4. Schriftliche Schülertexte

(zum Lesegegenstand von

Punkt 3)

Textanalyse einzelner Sprachbeispiele in

den Pionierklassen

5. Logbücher freie Beobachtungen der Lehrpersonen

zur Steigerung der Reflexionsschleifen

6. Didaktische Parameter mit

Analyseraster

Analysen der Lehrpersonen an de

Erzählinterviews): Unterstützung des

„Forschenden Arbeitens“ der

Lehrpersonen, Reflexionsschleifen zur

Sprachentwicklung im wissenschaftlichen

Team und in der schulinternen Fortbildung

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A Title of Part 1 of the presentation

B Title of Part 2 of the presentation

C Title of Part 3 of the presentation

Exemplarische Auswahl von 4 Kindern

l

Einige Beispiele zu unserem

Vorgehen:Quantitative und qualitative Daten

L1

Kind 25 nicht Deutsch Knabe

Kind 47 nicht Deutsch Mädchen

Kind 23 Deutsch Mädchen

Kind 34 Deutsch Knabe

Quelle für alle folgenden Folien: Franceschini, R./Saxalber A. (2017 i.Dr.),„Zum

Zusammenhang von Mehrsprachigkeit, sprachlicher Kompetenz und

schulischer Integration“, in: DU - Deutschunterricht, Sonderheft (hg. von Eva

Neuland).

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Förderbedarf: Vergleich der 4 Beispielkinder

nach einem Jahr (gemäß LiSe-DaZ®-Test)

L1-Nicht Deutsch Kind 25 Kind 471. Klasse 2. Klasse 1. Klasse 2. Klasse

Sprachverständnis der Verbbedeutung — — — —

von W-Fragen —

von Negation —

Satzklammer

Subjekt-Verb-Kongruenz — —

Wortklassen Präposition — — — —

Fokuspartikeln — — — —

Vollverben — — — —

Modal- und Hilfsverben — — —

Konjunktionen — — —

Kasus —

L1 Deutsch Kind 23 Kind 341. Klasse 2. Klasse 1. Klasse 2. Klasse

Wortklassen Präposition — — — —

Fokuspartikeln — — — —

Vollverben — — — —

Modal- und Hilfsverben — — — —

Konjunktionen — — —

Kasus — — —

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Aus den Erzählinterviews:1. Entwicklung des Wortmenge

Tabelle 1: Entwicklung der Anzahl Worteinheiten (nach

Transkriptionssystem ELAN) von vier exemplarischen Kindern mit und ohne

L1 Deutsch (in absoluten Zahlen)

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Aus den Erzählinterviews: 2. Entwicklung des Wortschatzreichtums:

Nomen

Tabelle 2: Wortschatzreichtum Nomen: Type-token-Verhältnis der Nomen in den Erzählinterviews: Vergleich 1. und 2. Schuljahr 2 Fokuskinder (25, 47), 2

Vergleichskinder (23, 34) (Type/Token-Verhältnis*100)

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Aus den Erzählinterviews: 3. Entwicklung des Wortschatzreichtums:

Verben

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Tabelle 3: Wortschatzreichtum Verben: Type-token-Verhältnis der Verben in denErzählinterviews: Vergleich 1. und 2. Schuljahr in den Erzählinterviews

(Type/Token-Verhältnis*100); 2 Fokuskinder (25, 47), 2 Vergleichskinder (23, 34)

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Definition: Selbstreparaturen

(oder: Selbstkorrekturen)

Die Selbstreparatur ist eine selbstinitiierte sprachliche Reparatur des

Kindes in seiner Rede, welche durch eine Unterbrechung, manchmal

zusätzlich durch einen Einschubmarkiert wird und dem dann ein

Reparationsversuch folgt.

Sie können sich beziehen auf die

- formale Mikroebene beziehen

- lexikalische-semantische Ebene

- inhaltliche Abfolge

- den Textzusammenhang

- unterstellten Intentionen des Gesprächspartners

- Einschätzung der Redesituation.

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Metasprachliche Äußerungen:

Definition

Wir verstehen hier unter metasprachlichen Äußerungen in sehr

weitem Sinne reflektierende sprachliche Äußerungen eines Kindes zu

den getroffenen Benennungen, der inhaltlichen Abfolge eines

Geschehens, zu Gefühlen und Entscheidungen usw., ebenso zu

formalen Aspekten (z.B. Syntax, Morphologie, Phonologie) oder zur

Redesituation bzw. zum Kommunikationsvorgang selbst.

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Selbstkorrekturen und Metakommunikative

Äußerungen im Vergleich nach 1 Jahr(aus den Erzählinterviews)

0

2

4

6

8

10

12

14

1.

Schuljahr

2.

Schuljahr

1.

Schuljahr

2.

Schuljahr

1.

Schuljahr

2.

Schuljahr

1.

Schuljahr

2.

Schuljahr

Kind 25 L1 nicht DT Kind 47 L1 nicht-DT Kind 23 L1 DT Kind 34 L1 DT

Selbstreparaturen

Metakommunikative Äusserungen

numerische AuszählungKind 25 L1 nicht DT

Kind 47 L1 nicht DT Kind 23 L1 DT

Kind 34 L1 DT

1. Schuljahr 2. Schuljahr 1. Schuljahr 2. Schuljahr 1. Schuljahr 2. Schuljahr 1. Schuljahr 2. Schuljahr

Selbstreparaturen 4 7 2 12 5 10 6 7

Metakommunikative Äusserungen 2 12 2 5 2 12 1 6

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1. Klasse

Int.: und was macht die mama so?

S 25: äh äh albaten mit die computer albeitn mit der computer

2. Klasse

S 25: und wo is ähm liegt (oder lischt?) äh lesen

Int.: ja sie liest....

S 25: ähm schi ähm aufn Schiff gef a äh

S 47: die große schwest meine große Schwester die große

Selbstkorrekturen in den Erzählinterviews im

Vergleich nach einem Jahr (aus den Erzählinterviews)

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1. Klasse

S 23: die große ist eine, ein mädchen (...)

S 23: <Zelte>: den letzten hat die patin, meine patin geschlafen

S 34: dann haben wir o…alm gruppen aufgeteilt (...)

2. Klasse

S 23: ja, früher wenn wir weißhorn gegangen sind wir gehen, sind

da jedes jahr im sommer weißhorn gegangen

S 23: (...)und mein Bruder weil er zu klein war sind dann

ru...unten geblieben

Selbstkorrekturen in den Erzählinterviews

im Vergleich nach einem Jahr(auch aus den Erzählinterviews)

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Klasse 1

S 25: äh gen i mh weil weiß nimmer wie ich heiß

Interviewer: wie heißt denn der kleine?

S 47: woaß i neta

Interviewer: und bekommt sie besuch von anderen puppen? ab und zu?

S 47: (...) weiß ich nicht

Klasse 2

S 25: neben ahm wie heißt das land? ähm aahh milano

S 47: und dann ist die Papi gekommen mit dem äh (x) ein Bub, die

ist englisch und dann hat etwas gesagt – ich weiß nicht

mehr

Metakommnunikative Äußerungen in den

Erzählinterviews im Vergleich nach einem Jahr(Schüler 25, 47, L1 nicht DT-L1)

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Klasse 2

Interviewer: ah das sind die dolomiten kennst du die?

S 34: ah, ja, ja vom Wort her schon

S 23: und da wartet, da isch, da glaub ich steht die mama von

einem

S 23: das ... äh ... ge ... geht glaub ich von dem picknick geht

glaub ich gerade wieder

Metakommunikative Äußerungen in den

Erzählinterviews im Vergleich nach einem Jahr(Schüler 23, 34 L1 DT)

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Kind 26 Parameter Beispiel Lernzielbereich Didaktische Maßnahme

Bsp. 1 Variation “wenn ich ihm eppes

sagen will”

Wortschatzbereich Dialekt-Standard

bearbeiten; Unterschied

mündlich/schriftlich

Bsp. 2 Reparaturhand-

lung/

Selbstkorrektur

“italienisch kann

ich kann das noch

gar nicht so gut”

- -

Bsp. 3 fortgeschrittene

Formen

Interviewer: ”was

ist das anders?”

Kind 26: “irgendwie

anderes”

Formen der

Adverbien

mit Wiederaufnahme der

korrekten Form reagieren

Bsp. 4 Verbstellung

Nebensatz

“wenn mein Papi

spricht

Italienisch”

V-Endung im

Nebensatz

Vorlesen, schriftliche

Übungen mit wenn…

Arbeit mit den Lehrpersonen im

wissenschaftlichen Team: Anwendung der

‚didaktischen Parameter‘ (Beispiel: Kind 26)

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11 Thesen für eine sprachsensible Schule

These 1 Integriertes Sprachenkonzept

These 2 Allgemeine Wertehaltung

These 3 Sprachliche Herkunft als Respektsmoment

Schulentwicklung und didaktische Maßnahmen werden von der gesamten Schulgemeinschaft getragen und bauen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen auf

Qualifikation von Lehrpersonen sind so zu gestalten, dass kulturelle Sensibilität sowie Wertschätzung zentrale Elemente bilden

Das Nicht-Beachten von Sprachen, mit denen ein Kind in Kontakt steht (Dialekt eingeschlossen) respektiert die Herkunfts-und Familienkultur nicht.

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These 0: Idealerweise: Impuls zur Innovation aus der Schule heraus

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11 Thesen für eine sprachsensible Schule

These 4 Heterogenität

als bestimmendes

Merkmal

These 5 Lernen in einer

vielfältigen

Kommunikation

These 6 Lernfortschritte

sind individuell

Keine engen, gar künstlichen Kategorien

schaffen, die der Individualität der Kinder

nicht gerecht werden. Inklusion bedeutet

nicht, Differenzen wegzudenken.

Die Klasse/Schule bildet einen

gemeinsamen Kommunikationsraum. Kinder

lernen auch von Kindern (peer-learning).

(Organisatorisch: Sitzordnung, Gruppenarbeit,

erleichterte Teambildung aller Lehrpersonen

durch räumliche Nähe.)

Tests sind dann nützlich, wenn sie den

individuellen Förderbedarf freilegen,

welcher in didaktische Maßnahmen

umgesetzt werden kann

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11 Thesen für eine sprachsensible Schule

These 7

differenzierende

Lehrformen

These 8 Eltern

einbeziehen

These 9

Zusammenarbeit der

Institutionen

untereinander

Die unterschiedlichen Geschwindigkeiten

im Spracherwerb müssen einen

Niederschlag in der Schulpraxis haben.

Die Schule auch als Ort für die Eltern

gestalten.

Sprachkompetenz der Eltern fördern.

Lehrpersonen und Entscheidungsträger soll

sich über Erfahrungen und Entwicklungen im

In- und Ausland austauschen

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11 Thesen für eine sprachsensible Schule

These 10 Ausbildung

der Lehrpersonen zu

Spracherwerb (L1, L2)

These 11 Partnerschaft

Schule-Universität

Die Ausbildung in DAZ vorantreiben und die

Qualität von Deutschkursen überprüfen,

samt interkulturellen Bezugsthemen.

Ausbildung für MediatorInnen einrichten

Der Beitrag der Forschung zur

Schulentwicklung systematisch, in einer

Partnerschaft, entwickeln.

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These 12 Jedes gelungene Projekt sollte eine nachhaltige Strategie haben.

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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

... und Dank an

alle Kinder und Lehrpersonen

die Schulleitung der Goethe Schule, Bozen

das deutsche Schulamt, Bozen

den Bereich Beratung und Innovation (BIB), Bozen

die Transkribentinnen und Mitdenkenden

Förderung:

Bildungswissenschaftliche Fakultät und Kompetenzzentrum Sprachen der Freien Universität Bozen

Schweizerischer Nationalfonds

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Franceschini, R. (2013), „Die Entwicklung dreisprachiger Schreibkompetenzen: Resultate aus den ladinischsprachigen Tälern Südtirols“, in: J. Erfurt, T. Leichsering, R. Streb (Hgg.), Mehrsprachigkeit und Mehrschriftigkeit, OBST-Osnabrücker Beiträge zur Sprachtheorie, 83: 57-78.

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