A/D-Wandler Audiomat Maestro 2 Musikmeister D · 2019. 10. 17. · Der Audiomat Maestro 2 kann mit...

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  • Die Firma Audiomat wurde im Jahre 1986von den Brüdern Denis und NorbertClarisse gegründet und ist in LaDestrousse (Frankreich) ansässig; denkt man sicheinen rechtsläufigen Halbkreis zwischen Aix-en-Provence und Marseille, liegt dieser Ort etwa aufdessen halbem Wege. Audiomat zählt hierzulande- zumindest noch - zu den weniger bekanntenHerstellern. Dies wird sich ebenso hoffentlich wiehöchstwahrscheinlich ändern, nachdem ArndRischmüller, bekannt unter seinem KürzelH.E.A.R., den Vertrieb übernommen hat: derMann verfügt über das sprichwörtliche „Händ-chen“, vormals unter Exoten rangierende Pro-dukte bekanntzumachen, deren Qualitäten insBewußtsein jener zu rücken, die gemeinhin mitdem Begriff „Endverbraucher“ apostrophiertwerden. Letzterer wird bestens bedient und erhält- um zum konkreten Fall zu kommen - ein Gerät,nach dem er schon lange suchte. Das ist nicht ein-fach so dahingesagt. Wir alle wissen um die heuti-gentags industriell gängigen Fabrikationsprakti-ken: je höher die Stückzahl, desto (gewinntech-nisch betrachtet) besser, je billiger, desto mehrBreitenwirkung. Massenproduktion von Billig-

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    kram ... defekt, wegwerfen, neu kaufen - ad infini-tum, soll heißen: Irgendwann erkennt zuweilenauch der „Geiz-ist-geil“-Infizierte, daß wirklicheQualität nicht im Sekundentakt in Dünnblech ge-stanzt und gedengelt werden kann, besinnt sichauf handwerkliche Traditionen und steht den Son-derangeboten als Folge gewisser Denkvorgängezunehmend skeptisch gegenüber. Wunschvor-stellung? Nein: In Zeiten medial herbeigeredeterKrisen gewinnen Qualitätsprodukte zunehmendihre Käufer - und danken dies mit jenem Habitus,den die Schnäppchenpreisangebote niemals bietenkönnen. Auslöser für diese längliche Vorrede istder A/D-Wandler Audiomat „Maestro 2“. Er ver-eint alle positiven Attribute in sich, die sorgsameHandarbeit und überlegte Konstruktion erzeugen,ist kein Massenartikel, sondern ... halt, langsam,das ist zwei kurze separate Kapitel wert:

    Zitat... aus des Gerätes Betriebsanleitung: „Alle Bau-teile werden auf ihre Qualität hinsichtlich Klangund Haltbarkeit geprüft. Prototypen werden sehrlange ‚mit den eigenen Ohren getestet’ und kom-men erst nach sechs bis vierundzwanzig Monaten

    A/D-Wandler Audiomat Maestro 2

    Musikmeister

    Gefällige Schlichtheit von außen...

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    auf den Markt. Es gibt wenige Modellwechsel.Audiomat leistet sich den Luxus, keine neuen Mo-delle und hohe Stückzahlen aus betriebswirt-schaftlichen Gründen zu kreieren. Jedes Audio-mat-Gerät wird von Anfang bis Ende von einerPerson in Südfrankreich gefertigt und ist einkunsthandwerkliches Einzelstück.“Über die beiden letzten Worte stolperte ich zu-nächst: Papier ist geduldig, schreiben kann manviel und wonach der Sinn steht...

    BestätigungNachdem ich das beträchtliche 15 Kilo schwereGerät ausgepackt hatte, faszinierte mich die unge-mein stabile und massive Bauweise des 44 x 13 x36 Zentimeter (B x H x T) messenden Gehäuses;eine solide, zehn Millimeter starke, gefräste Front-platte aus naturfarben belassenem Leichtmetallmit der Anfaßqualität hochwertiger Seide, die prä-zise Vertiefung, in welcher die beiden Umschalter„Coax/Optical“ und „AES“ sowie die blauenLEDs „Lock“ und „On“ untergebracht sind - Mu-sterbeispiel penibler Bauweise und logischerBedienbarkeit. Kein Firlefanz, Praxisorientierungpur. Drei massive, aus dem Vollen gedrehte und

    verchromte Spikes (exakt passende, vergoldeteUnterlegscheiben sind beigefügt) markieren denBlickfang der Unterseite, auf der zahlreiche Inbus-schrauben umfängliche inwendige Bauteilemen-gen erahnen lassen. Die Akribie findet ihre Fort-setzung in den gleichfalls absolut maßhaltig gefrä-sten Leichtmetall-Seitenwangen und der oberenAbdeckplatte; auch hier diese seidige Attitüde.Rückseitig finden sich Ein- und Ausgänge sowohlin asymmetrischer Schaltung (WBT-Cinchbuchsenund Toslink) als auch symmetrisch in Form vonXLR-Armaturen.Kunsthandwerk ... ihre Bestätigung findet die beierstem Hinlesen kühne Behauptung folglich be-reits im äußeren Erscheinungsbild des AudiomatMaestro 2, wobei die Benennung „Maestro“ mitjedem Blick aufs Gerät sinnfälliger erscheint.Außen also „hui“ - und innen? Nach Abnahme deroberen Deckplatte war ich perplex, „geplättet“,„gebügelt“ und was unsere Sprache an Regional-vokabular für positiv staunenmachende Eindrückesonst noch in petto hat. Kunsthandwerk ... diezweite und finale Bestätigung der Behauptung -die sich mithin als sachliche Aussage erweist - lie-fert der innere Aufbau des Maestro: Sämtliche

    ...und immer wieder interessant: Das Geräte-Innenleben

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    elektrischen und elektronischen Teile präsentierensich in wahrhaft begeisternder Verarbeitung, mitäußerster Genauigkeit ausgerichtet, wie per Lineal,Winkelmesser und Zirkel justiert. Und wirkte esnicht etwas überzogen, würde ich weiters meinenEindruck, es bestünde zudem eine farblicheAbstimmung, detailliert in Worte fassen... LangerRede kurzer Sinn: Die Verarbeitung des AudiomatMaestro 2 setzt nicht nur Maßstäbe, der Begriff„Kunsthandwerk“ erweist sich als völlig richtig,trifft den Punkt, beschreibt schlicht und ergrei-fend die Realität. Ein Lehrstück sorgfältigsterKonstruktion und Bauweise - damit scheint mirdieses Produkt punktgenau definiert; weitere Dar-stellungen können schreibarbeitsersparenderweiseentfallen.

    TechnikMan hat an alles gedacht. Sogar daran, daß ein aus-gelagertes Netzteil sämtliche Streufeldprobleme ápriori löst. Dieses separate Netzteil (mit integrier-tem Netz-Wippschalter und den Abmessungen11 x 6 x 23 cm in Breite x Höhe x Tiefe), dessenVerbindung mit dem Wandler über ein ausgangs-seitig fest montiertes Kabel - mit fünfpoligemXLR-Stecker am anderen Ende - erfolgt, zeigt diegleiche Verarbeitungsqualität ... und besitzt rechterhebliches Gewicht, was redaktionsintern zurFrage führte, ob das Teil womöglich mit Blei aus-gegossen sei. Wieder sachlich werdend bleibt dieSchlußfolgerung, auch hier solidester und damitschwer wiegender Technik gegenüberzustehen.Das beigelegte Netzkabel leitet den Strom, den-noch scheint es mir für Anwendungen im Haus-haltsgerätebereich besser geeignet zu sein. Wäh-rend der Einspielzeit (mehr dazu weiter unten)reicht es aus, doch Betreiber des Maestro solltenzum konzentrierten Musikhören ihrem Schmuck-stück auf jeden Fall ein adäquates Kabel gönnen.

    Der Audiomat Maestro 2 kann mit drei Quel-lengeräten Kontakt aufnehmen, nämlich jeweilsvia XLR, Cinch oder Lichtwellenleiter, wobei derToslink-Anschluß der Klasse dieses Wandlersnicht entspricht. Ein profesioneller AT&T-Verbin-der wäre wünschenswert, wofern man das Signalauf optischem Wege übertragen möchte. In mei-nem Falle kam natürlich die symmetrischeVerbindung zum Einsatz, an welcher überwiegend

    der CD-Player EMT 981 sowie alternativ, mit ent-sprechenden Testbändern, der DAT-RecorderTASCAM DA-30 Mk II betrieben wurde. Dasging zwar mit mehreren Umsteckaktionen von-statten, was ich gleichwohl einer elegant umschalt-baren Cinch-Verbindung (für das zweite Gerät)vorzog - auf diese Weise nämlich fanden beideSignallieferanten identische Bedingungen vor, wasder Wahrheitsfindung gewiß dienlich war (und ist).Ausgangsseitig fanden ebenfalls die symmetri-schen Anschlüsse Verwendung.Im edlen Gehäuse des Maestro agiert nicht weni-ger edle Technik. Der interne Wandlertyp verar-beitet Signale im 24-Bit-Modus bis zu 192 kHz.Als Demodulator setzt Audiomat den Crystal CS8416 ein, das Digitalfilter stammt von Burr-Brownund hört auf den Namen PCM 1794. In der analo-gen Sektion arbeiten zwölf bipolare Transistorenin reiner Class-A-Schaltung - und auch seitens derStromversorgung zeigt sich kein „Spardenken“: 2x 680.000 Mikrofarad Kapazität bedürfen keinerDiskussion.Da gerade elektrische Dinge in Rede stehen: DieAusgangsspannung beträgt 2,7 Volt, bereitgestelltvon einer leistungsfähigen Treiberstufe, welcheohne weiteres auch lange Kabelstrecken ohneKlangeinbußen akzeptiert. Jedoch erscheinen diegenannten 2,7 Volt etwas hoch; um Lautstärke-gleichheit mit anderem Digitalgerät zu erzielen,mußte ich die beiden mit dem Maestro belegtenMischpulteingänge um einige dB zurücknehmen.Im HiFi-Anwendungsfall besteht somit die Ge-fahr, daß eingangsempfindliche Vorverstärker mitreduziertem Lautstärke-Regelbereich reagieren.Meines Erachtens wäre es besser, wenn der Audio-mat Maestro mit geringerer Ausgangsspannungdaherkäme. Sicher dürfte es kein Problem sein,diese Thematik mit Hersteller und Vertrieb imBedarfsfalle abzuklären.

    EinspielzeitWie alle Audiomat-Produkte benötigt auch dieserWandler eine nicht unbeträchtliche Einspielzeit.Erwerber desselben sollten sich also in Geduldfassen - ich sehe da gewisse Parallelen zu den vor-züglichen französischen Weinen, die gleichfallsihre Reifezeit benötigen. „Frisch aus der Kiste“bietet der Maestro - um im schönen Vergleich zubleiben - den Charme bekömmlichen Tafelweins,

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    entwickelt sich schließlich im Laufe von bis zu 150Betriebsstunden sukzessive zum edlen Tropfen fürden kundigen Genießer. Voilá! Das Gerät sollteständig am Netz verbleiben, wobei das Einspielenwechselweise mit Tonsignalen und „Labezeiten“am Strom erfolgt. Ideal erscheint es, für derleiZwecke einen Billig-Player („Verbrauchsmaterial“sozusagen) vorzuhalten, der im Dauer-Repeat dieElektronik des Wandlers warmelt. Nach einerNacht in diesem Modus gönnt man dem MaestroRuhe, beläßt ihn jedoch, wie gesagt, am Netz, hörteinige CDs, wiederholt den Vorgang, staunt überden zunehmenden Reifegrad, spielt dieses Spielmehrere Tage - und am Schluß steht ein Wandlerim Hörraum, der Vergleiche nicht nur nicht zuscheuen braucht, sondern vielmehr Maßstäbe setztund bei jeder Hörsitzung das gute Gefühl erzeugt,die richtige Kaufentscheidung getroffen zu haben.

    Netzstrom... ist selten so rein wie der sprichwörtliche Ge-birgsbach. In den meisten Fällen - Ferndiagnosensind unmöglich, am Ausprobieren kommt mannicht vorbei - wird ein Netzfilter die reproduktivenErgebnisse verbessern. Natürlich dürfen von Fil-tern keine plakativen Wundertaten erwartet wer-den; in aller Regel liegt der Steigerungsbetrag, ver-anschaulichend als Zahlenwert dargestellt, im Be-reich ein bis fünf Prozent. Es kann auch vorkom-men, daß sich gar nichts tut (weder positiv nochnegativ), oder die Verbesserung liegt sogar aufhöherem Niveau. Hier spielen etwelche örtlichenGegebenheiten eine Rolle, weshalb eben stets indi-viduell vorzugehen ist. In meinem Falle quittierteder Maestro die Vorschaltung eines Filters durchSteigerungen im Gesamtklangbild, die sich mit Be-grifflichkeiten wie „feinziselierter“, „ruhigererDurchzeichnung“ und „exakter aufgelöster Bin-nenstruktur“ in etwa umreißen lassen. Um Dyna-mikverluste bei Verwendung eines Filters zu ver-meiden, sollte man ein solches einsetzen, dessenBelastbarkeit mindestens um den Faktor 3 höherliegt als die tatsächliche Stromaufnahme des ange-schlossenen Gerätes. Warum? Weiß ich nicht, rei-ner Erfahrungswert, dessen Richtigkeit sich imLaufe vieler Jahre immer wieder erwies - theoreti-sche Überlegungen scheinen angesichts der diver-sen Filtertechnologien und evt. deren Kombi-nationen wenig sinnvoll: die Hauptsache für den

    privaten Anwender ist der Effekt. Der AudiomatMaestro 2 erweist sich als echter Franzose und da-mit als Genießer, soll heißen: bei sauberer Strom-versorgung belohnt er den Zuhörer mit nochmalsgesteigerter Reproduktionsqualität. Und darumgeht es doch letzten Endes, denn Musik ist:

    Das Maß aller DingeFür Leser, die meine Vorgehensweise (und auchmusikalischen Vorlieben) noch nicht kennen, seikurz erwähnt, daß gerade Alte Musik (9. bis 16. Jh)aufgrund ihrer Instrumentierung sowie fragilenDifferenzierungen jedwedes Gerät extrem fordert.Wie geht der Audiomat Maestro mit ihr um? ImPlayer rotiert Teldec 8.44015 „Minnesang undSpruchdichtung“, die am Schluß einige Takes ausder zuvor erschienenen, vorzüglichen LP „Musikder Spielleute“ enthält. Diese passen thematischnicht recht mit den Minneliedern zusammen, die„Spielleute“ nämlich waren zuvörderst „Angestell-te“ zu Geld und Ansehen gelangter Troubadours,jener fahrenden Sänger der Languedoc (ca. 12. Jh);später schufen sie auch eigene Melodien mit un-verwechselbaren Ausdrucksformen. Von letztge-nannten finden wir auf dieser CD einige wenige.Lassen wir musikgeschichtliche Belange außen vorund hören die wundervoll gespielten („Studio derFrühen Musik“, Ltg.: Thomas Binkley) und aufge-nommenen Instrumentalwerke. Besonders Titel19 „Estampie“ zeigt sich aussagefähig: Die inpolyphones Geschehen integrierten heiklenGlöckchenanschläge, bei denen es gilt, direktesAuftreffen des Schlegels und streifenden Anschlagzu unterscheiden, stellen für den AudiomatMaestro 2 kein Problem dar. Mit jener erstklassi-gen Aufnahme fällt allerdings noch mehr auf:Bemerkenswert scheint mir speziell der „roteFaden“, den dieser Wandler aufzeigt: Die Musikerklingt im vorbildhaft nachgezeichneten Aufnah-meraum, dessen Größe vollinhaltlich rüber-kommt; und Größe bedeutet letztlich auch, daßtiefe Frequenzen, von denen es hier genügendgibt, leicht und frei entfaltet auf den Hörer „zurol-len“. Maestros Reproduktion steht auf solider Ba-sis, baut sich von unten her auf und erreichtbruchlos jene Regionen, in denen Helle und Fein-heit, Ziselierung und Mikrokosmos gefordert undvon ihm erfüllt werden - so macht MusikhörenFreude.

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    Noch einmal kurz zu den scheinbar simpel zu re-produzierenden Glöckchen: Ungemein schnelleinschwingend, muß der sich bildende Ton (bzw.Klang) vom Wandler umgesetzt werden - hierbeidifferenziert er leichtfüßig die genannten verschie-denen Anschlagsmodalitäten. In der Gesamtheitbeweist Audiomats Produkt bereits jetzt seine All-round-Fähigkeiten. Dennoch ein weiterer wieder-gabetechnischer „Härtefall“:„Ancient Turkish Music in Europe“ - unter die-sem Titel stellt Hungaroton auf der CD 12560-2osmanische Musik aus dem 16. bis 18. Jahrhundertvor. Nicht gerade leicht goutierbare, gleichwohlfaszinierende und vorzüglich dargebotene Werkein kongenialer Aufnahmequalität. Im Titel 3 er-klingen drei Tänze aus dem Linus-Manuskript,welche dem Equipment allerhand abverlangen -tiefe, wuchtige Schläge auf der Vasentrommel(Tombak), die etwas näselnde türkische Fidel (Ke-man) - abermals die Spannweite von „Tiefkeller-baß“ bis hin zu höchsten Höhen -, die nachgeradeerschreckend dynamische Doppelrohrflöte unddas vielgestaltige Schlagwerk ... Klangbad pur. Ti-tel 7 („Panagyric on Pasha Osmán“) setzt noch ei-niges drauf: Tonmeister Endre Radányi hält dasBühnenzentrum frei für den Sänger, dessen mar-kante Stimme in realer „Mannshöhe“ erschallt,links und rechts von typischen Instrumenten be-gleitet. Zuweilen wird rechts hinter dem Sänger ei-ne Art Gong angeschlagen, dessen Ein- und Aus-schwingen sowie die „bronzefarbene Attitüde“ inbeeindruckender Weise ebenso darstellt werdenwie seine Schallenergetik.Mit dieser exzellenten Aufnahme zeigt sich sehrdeutlich, daß der Maestro keine Limitierungen ein-bringt. Da vom Tonträger vorgegeben, zeichnet erferner „near perfect“ die Relationen Vorne/Hin-ten (Axialortung), die heikle räumliche Oben/Un-ten-Ortung, selbstredend Links und Rechts und,schwieriger, auch die tontechnische Überbreitekommt sauber zu Gehör. Etliche Instrumente (jenach Titel verschiedene) stehen weit rechts oderlinks außerhalb der Basis, werden an ihren ton-technisch bedingten Standorten real dokumentiert- nicht nur tonal, sondern auch perkussiv. Letzte-res bedeutet, an konkretem Beispiel festgemacht:Die Frequenzzusammensetzung der beim An-schlagen einer Tombak entstehenden Töne rüber-bringen, das stellt kein großes Problem dar. Die

    Tombak jedoch spürbar, anfaßbar und greifbar zureproduzieren - das kann beileibe nicht jedes Ge-rät. Wenn dieses ungemein variable Idiophonnicht nur zu hören ist, sondern gewissermaßenBauchdecke und Zwerchfell massiert, dann habenwir es mit livenaher Wiedergabe zu tun. Die Bei-spiele ließen sich fortsetzen, kurz lediglich nochdieses: Wenn eine Santur nur „tönt“ - nun ja ...fühlt man sie jedoch im Gehörgang, auf demTrommelfell, bringt sie die Luft des Hörraumeszum Schwingen - dann ist es das, was ich „Per-kussivität“ nenne: Nicht nur hör-, sondern auchspürbare Reproduktion. In der Summe gestaltetsich solches bei der Santur besonders schwierig, daderen Korpus mit bis zu 110 Metallsaiten be-spannt ist, die mit zwei Hartholzhämmerchen - oftin Trillerform - angeschlagen werden; impulstech-nisch betrachtet, das wohl am schwierigsten aufzu-nehmende und wiederzugebende Instrumentüberhaupt, zumal es in höchstem Maße korrekteDarstellung seiner binnendynamischen Strukturenfordert, soll die Wiedergabe jene Echtheitsan-mutung erreichen, welche vom Audiomat Maestrosouverän erreicht wird.Zwecks Absicherung obiger Auslassungen nochkurz zur CD „Danses Anciennes de Hongrie“,HMF 90.1003. Das Clemencic-Consort spielt Lie-der und Tänze aus Ungarn und Transylvanien des17. Jahrhunderts. „Otödik Tancz“ heißt der Titel 1- vermutlich haben sie soetwas noch nie gehört:über die gesamte Bogenlänge „gesägte“ Fiedel-töne, eine Mischung aus Ländler und Walzer - einherrlicher Spaß! Beschreiben? Unmöglich. Faszi-nierend auch take 7: „Ritka“ - es erklingt ein virtu-os „geklöppeltes“ Xylophon. Und der AudiomatMaestro überzeugt wiederum mit seiner Musikaliätund Präzision: Die schnellen, gleichwohl weich ge-rundeten Impulse der Klanghölzer erfahren vor-bildgerechte Darstellung. Was nicht leicht ist: Demharten Anschlag folgt ein kurzer „peak“ mit hellenObertönen, der rasch abebbt und sehr kurz undweich „aussingt“. Dies darzustellen, erfordert be-trächtliche Fähigkeiten der Elektronik; Über-schwinger nämlich würden das Typische des hiergespielten Xylophons verwischen. Nichts derglei-chen geschieht beim Maestro - er bleibt unbeirrtam Ball.An und für sich ist mit obigen Darstellungen allesgesagt, dennoch möchte ich drei weitere CDs und

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    deren Eigenschaften nennen, notieren, wie derAudiomat sie reproduziert, denn sie gehören seitvielen Jahren bei mir zur Sparte

    Lieblingsmusik„Sur les ailes du condor“, CD ARION ARN64060, - ihr warmes, volltöniges Klangbild verzau-bert und versetzt den Hörer in das südamerikani-sche Andenhochland. Hier zeichnet der Maestroin beeindruckender Weise nicht nur die teils sehrschwer reproduzierbaren Instrumente, er brilliertdarüber hinaus mit der Fähigkeit, im Titel 2 (Lla-ma del Altiplano) die Kena rechts vom rechtenLautsprecher in realer Stehhöhe abzubilden, vonwo sie mit ihrem heftigen „affettuoso“ auf dieOhren des Zuhörers drückt - in völlig vorbildge-treuer Weise, denn gerade diese kleine aufschnitt-lose Kerbflöte kann „ganz schön ätzend“ klingen,wofern sie eben druckvoll gespielt wird.Stichwort „Stimme“: Die phantastische argentini-sche Sängerin Mercedes Sosa (CD „Todavía Can-tamos“, Tropical Music 680.919) stellt das franzö-sischen Prachtexemplar derart greifbar, livehaftund mit tonaler Autorität in den Hörraum, daß,wofern innerer Zugang zu ihren Liedern besteht,jenes schwer zu beschreibende Dabeisein-Gefühlaufkeimt...Wer „Stimme“ sagt, muß die von Mireille Raseh-nárimalalanúru, verewigt auf „Madagascar“ (CDWorld Network 55.835), gehört haben! Unglaub-lich, welche Dynamik die malagassische Sängerinin „Aza Izy Izay“ entwickelt, mit welcher Leich-tigkeit sie sich von sanfter Weichheit in metallisch-harte Ausbrüche steigert! Faszinierend, wie eben-so leicht und mühelos der Audiomat Maestro 2dem zu folgen vermag, das scheinbar selbstver-ständlich den Ohren serviert. Und da Vocales inRede steht: Der Titel „Metimety“, in welchem dieMänner der Gruppe Lolo Sy Ny Tariny einen ra-santen, stark an weiland Ladysmith Black Mom-bazo gemahnenden Sprechgesang hinlegen, ihreprächtigen, tiefen und ausdrucksstarken, kraftvol-len Stimmen, wie sie wohl nur Afrikaner besitzen,den Hörer in den Bann ziehen, beweist neuerlichdie Fähigkeiten dieses ungewöhnlichen Wandlers.

    SchlußbemerkungSelbstverständlich habe ich mit dem Audiomat inden Wochen, die er bei mir zu Gast war, auch E-

    Musik (vulgo: Klassik) gehört, und das nicht zuknapp; gleiches gilt für auf DAT kopierte Eigen-aufnahmen, die der Richtungsfindung dienten.Danebengeratene Aufnahmen (eigene wie fremde)stellt der Maestro ungeschönt dar und dokumen-tiert damit sein rundum ehrliches Reproduk-tionsverhalten.Daß ich meine Beurteilung hauptsächlich an denoben näher beschriebenen tonalen Ereignissenfestmache, hat eine tiefgründende Ursache: Diesevon gewiß etlichen Lesern als „unüblich“ betrach-teten Klänge stellen für mich keine Exotica dar, siesind mir geläufiger als jede andere Musikform.Dies gilt für Weltmusik und insbesondere hinsicht-lich südamerikanischer Musik; nicht zuletzt wegeneigener Live-Aufzeichnungen auch vor Ort, inmehreren Hochlandstädten von Perú, ist sie meine„musikalische Heimat“ und vertrautes Geschehen.Und nur mit Wohlbekanntem und Verstandenemläßt sich zuverlässig urteilen. Damit soll nun genuggesagt sein, weshalb ich Ihnen abschließend ratenmöchte, dieses Produkt selbst in Ohrenschein zunehmen.

    WINFRIED DUNKEL

    InformationD/A-Wandler Audiomat Maestro 2Preis: ca. 6.500 EuroHersteller: Audiomat S.A.R.L.270, Chemin du RegageF-13112 La DestrousseVertriebH.E.A.R. GmbHInnocentiastraße 23D-20144 HamburgTel.: 040-41355882Fax: 040-41355884E-Mail: [email protected]: www.h-e-a-r.de

    Auf den Punkt gebrachtDer Audiomat Maestro 2 hat sich als ein rundum stimmiger D/A-Wandler erwie-

    sen, mit dem Musik jeglicher Provenienz ohne jed-wedes Fragezeichen zum Hörgenuß gerät. Sicher,der Preis ist nicht ohne, doch, so behaupte ichkonsequent, dieses Gerät ist jeden Cent davonwert. Folglich kann am Ende nur die klareEmpfehlung stehen!