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Adrian Brown und David lasocki Blockflotenbauer der Renaissance, Teil 3 Die Famine Rauch Ganassi hinterlieB uns einen Hinweis auf den Ruf verschiedener Hersteller. Auf den stilisier- ten Blockfloten seiner Grifftab ellen brachte er drei verschiedene Herstellerzeichen an: einen GroBbuchstaben B, ein groBes A in dreifacher Ausfuhrung sowie ein dreiblattriges Kleeblatt mit nach rechts zeigendem Stiel. Das erste Zei- chen sorgte fur einige Verwirrung unter Wis- senschaftlern, da uns keine Instrumente mit dieser Kennzeichnung erhalten sind. Zumin- dest ab dem 17. Jahrhundert wurden einzelne GroBbuchstaben jedoch - nicht zwingend aus- schlieBlich - mit Nurnberger Herstellern in Verbindung gebracht. Es ist daher vielleicht be- deutsam, dass die zwei ubrigen Herstellerzei- chen mit deutschen Herstellern identifiziert werden konnen. Ein doppeltes dreiblattriges Kleeblatt mit nach rechts weisendem Stiel fin- det sich auf zwei Blockfloten (erweiterte Bass- blockflote, Munchen; Bassettblockflote, Salz- burg) mit der Gravur "Hans Rauch von Schratt" auf den Ringen. Das Munchner Instrument tragt die Gravur im oberen Bereich der Fontanelle, das Salzburger auf der Kappe. Das Salzburger Instrument tragt auf dem unte- ren Ring der Fontanelle auBerdem die Gravur "Ihesvs Maria Anna 1535". Die Jahreszahl ent- spricht dem Veroffentlichungsjahr von Ga- nassis Abhandlung. Rauch gehorte zu einer Pfeifenmacherdynastie, die im bayrischen Dorfchen Schrattenbach von 1460 bis 1595 belegt ist. Ein Instrumentenbauer namens Hans heiratete 1490 und verstarb 1526. Bei unserem Hans handelt es sich also vermut- lich urn seinen Sohn. Bei seinem Besuch in Ant- werpen 1772 fand Charles Burney im Handels- haus Oostershuis "zwischen dreiBig und vier- zig" Blockfloten mit dem Namen "Casper Rauchs Scrattenbach ... , eingraviert in einen Messingring oder ein Messingschild, das die meisten dieser Instrumente umschloss." 1 Die beiden erhaltenen Instrumente dieser Samm- lung sind jedoch nur mit dem doppelten nach Adrian Brown wuchs im englischen Haslemere auf, einem Ort, der in Blockfloten- kreisen bekannt ist, wegen der dort 1919 gegrundeten Dolmetsch- Werkstatten. Er stu- dierte in den fruhen 1980er Jahren Instrumentenbau am "London College of Furniture" und spezialisierte sich dort bei Ken Collins auf die Herstellung von Blockfloten. Seitdem ist er freiberuflich tatig als Hersteller handgcfertigter Blockfloten. In den letzten 13 Jahren hat er sich intensiv der Erforschung und Vermessung originaler Renaissanceblock- f10ten gewidmet, mit dem Ziel, samtliche Instrumente dieser Epoche zu erfassen und der J wissenschaftlichen Arbeit zuganglich zu machen. Adrian Brown ist Autor vicler Ver- -W ", ,' offentlichungen zu diesem Thema und hat, unter anderem, in Zusammenarbeit mit dem "Kunsthistorischen Museum Wien" einen umfassenden Katalog der dortigen Sammlung herausgegeben. David Lasocki, Musikbibliothekar an der Indiana University (USA), schreibt tiber Holzblasinstrumente, ihre Geschichte, ihr Repertoire und ihre Aufftihrungspraxis. Er hat die Veroffentlichung der Sachbeitrage zum Utrechter Symposium 2003 abgeschlossen und schreibt nun ein Buch tiber die Blockflote (ftir Yale University Press) sowie eine Monographie tiber das Jazz-Ensemble Astral Project aus New Orleans. 482 TIBIA 312007

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Adrian Brown und David lasocki

Blockflotenbauer der Renaissance Teil 3

Die Famine Rauch

Ganassi hinterlieB uns einen Hinweis auf den Ruf verschiedener Hersteller Auf den stilisiershyten Blockfloten seiner Griff tab ellen brachte er drei verschiedene Herstellerzeichen an einen GroBbuchstaben B ein groBes A in dreifacher Ausfuhrung sowie ein dreiblattriges Kleeblatt mit nach rechts zeigendem Stiel Das erste Zeishychen sorgte fur einige Verwirrung unter Wisshysenschaftlern da uns keine Instrumente mit dieser Kennzeichnung erhalten sind Zuminshydest ab dem 17 Jahrhundert wurden einzelne GroBbuchstaben jedoch - nicht zwingend ausshyschlieBlich - mit Nurnberger Herstellern in Verbindung gebracht Es ist daher vielleicht beshydeutsam dass die zwei ubrigen Herstellerzeishychen mit deutschen Herstellern identifiziert werden konnen Ein doppeltes dreiblattriges Kleeblatt mit nach rechts weisendem Stiel finshydet sich auf zwei Blockfloten (erweiterte Bassshyblockflote Munchen Bassettblockflote Salzshyburg) mit der Gravur Hans Rauch von

Schratt auf den Ringen Das Munchner Instrument tragt die Gravur im oberen Bereich der Fontanelle das Salzburger auf der Kappe Das Salzburger Instrument tragt auf dem unteshyren Ring der Fontanelle auBerdem die Gravur Ihesvs Maria Anna 1535 Die Jahreszahl entshyspricht dem Veroffentlichungsjahr von Gashynassis Abhandlung

Rauch gehorte zu einer Pfeifenmacherdynastie die im bayrischen Dorfchen Schrattenbach von 1460 bis 1595 belegt ist Ein Instrumentenbauer namens Hans heiratete 1490 und verstarb 1526 Bei unserem Hans handelt es sich also vermutshylich urn seinen Sohn Bei seinem Besuch in Antshywerpen 1772 fand Charles Burney im Handelsshyhaus Oostershuis zwischen dreiBig und viershyzig Blockfloten mit dem Namen Casper Rauchs Scrattenbach eingraviert in einen Messingring oder ein Messingschild das die meisten dieser Instrumente umschloss 1 Die beiden erhaltenen Instrumente dieser Sammshylung sind jedoch nur mit dem doppelten nach

Adrian Brown wuchs im englischen Haslemere auf einem Ort der in Blockflotenshykreisen bekannt ist wegen der dort 1919 gegrundeten Dolmetsch-Werkstatten Er stushydierte in den fruhen 1980er Jahren Instrumentenbau am London College of Furniture

J ~raquo und spezialisierte sich dort bei Ken Collins auf die Herstellung von Blockfloten Seitdem ist er freiberuflich tatig als Hersteller handgcfertigter Blockfloten In den letzten 13

~~ Jahren hat er sich intensiv der Erforschung und Vermessung originaler Renaissanceblockshyf10ten gewidmet mit dem Ziel samtliche Instrumente dieser Epoche zu erfassen und der

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wissenschaftlichen Arbeit zuganglich zu machen Adrian Brown ist Autor vicler Vershy-W

offentlichungen zu diesem Thema und hat unter anderem in Zusammenarbeit mit dem ~1 Kunsthistorischen Museum Wien einen umfassenden Katalog der dortigen Sammlung herausgegeben

David Lasocki Musikbibliothekar an der Indiana University (USA) schreibt tiber Holzblasinstrumente ihre Geschichte ihr Repertoire und ihre Aufftihrungspraxis Er hat die Veroffentlichung der Sachbeitrage zum Utrechter Symposium 2003 abgeschlossen und schreibt nun ein Buch tiber die Blockflote (ftir Yale University Press) sowie eine Monographie tiber das Jazz-Ensemble Astral Project aus New Orleans

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rechts weisenden weise wurden ihre Bohrungen in manchen Kleeblatt gekennshy Fallen teilweise mit einem Bohrstab gefertigt zeichnet Vershy anstatt mit einem geschmiedeten Raumer mutlich sind die welches die gangigere Praxis zur Herstellung namentragenden sich verjiingender Bohrungen war Die Messingringe abshy GroBen der meisten Rauch-Blockfloten passhygefallen und vershy sen in das Quinten-Schema beginnend yom schwunden Dber Casper Rauch als Instrumenshytenbauer liegen uns keine weiteren Dokumente vor Allerdings wird ein Mann dieses Namens im Jahre 1540 in den ortlichen Archiven von Kempten erwahnt Die Annahme scheint vershyniinftig dass aIle nach rechts weisenden dreishyblattrigen Kleeblatter aus den Werkstatten der Familie Rauch stammten Neben den mit Rauchs N amen versehenen Instrumenten und den Saulenblockfloten umfassen die erhaltenen Blockfloten den oben erwahnten riesigen ershyweiterten Bass aus Antwerpen fiinf Basse (2 Briissel 1 Miinchen 2 Verona) fiinf Bassettshyblockfloten (2 Meran 1 Modena 1 Niirnberg 1 Paris) und eine Tenorblockpoundlote (Rom) Anhand biographischen Materials iiber diese Werkstatt kann man diese Blockfloten unter Vorbehalt auf das friihe 16 Jahrhunshydert datieren Einige wenige Blockfloten (CelIe Paris und Wien) tragen ein einzelnes dreiblattriges Kleeblatt das moglicherweise

F als GroBbass Die Saulenblockfloten sind ebenfalls im Quintabstand gebaut wenn auch in anderer Stimmung AuBerdem sind die beishyden groBten InstrumentengroBen wie oben erwahnt erweitert und weisen eine Doppelshybohrung nach Art eines Dulzians auf

Die Familie Schnitzer

Ganassis zweites Herstellerzeichen das groBe A gehort zur Familie Schnitzer die in Miinshychen und Niirnberg arbeitete Urspriinglich stand das A fiir Albrecht (gest 1524125) den

derselben Werkstatt zuzuordnen ist

Die erweiterten Bassblockfloten und Saulenshypoundloten sind oft mit sauber gravierten und vershygoldeten Metallteilen aufwandig verziert Beide Instrumententypen stell en mit ihren ausgekliishygelten handwerklich sauber gearbeiteten Klapshypensystemen und komplizierten Bohrungsshyprofilen Beispiele fiir den raffinierten Gebrauch des damals technisch Moglichen dar Die Bohrungen von Rauch sind oft in Kammern unterteilt bzw an bestimmten Punkten ausgeshyhohlt vermutlich urn Problemen mit Stimmung und Tonstabilitat entgegenzuwirken Beim erweiterten GroBbass in Antwerpen wurden sogar zusatzliche Holzstiicke in den Schallshybecher geleimt urn eine gewisse Ungenauigkeit im Obertonspektrum des Klangs auszugleishychen die andernfalls vielleicht zu Problemen mit den tiefen Tonen gefiihrt hatte Moglichershy

ersten bekannten Instrumentenbauer in der Familie der in Augsburg zur Welt kam und irgendwann vor 1490 nach Miinchen zog Albrechts Sohne Sigmund I (gest 1557) und Mathes (ca 1500-1553) waren ebenfalls zu Gashynassis Lebzeiten tatig Sie wurden beide in Miinchen geboren und zogen 1503 bzw 1522 nach Niirnberg Der Niirnberger Lehrer Joshyhann Neudorfer veroffentlichte 1547 eine umshyfangreiche Studie iiber die Kiinstler und Werkshyleute seiner Heimatstadt darin eine Bioshygraphie Sigmunds unter der Dberschrift pfeishyfenmacher und Stadtpfeifer Er merkte an ist dieser Schnitzer nicht allein auf flotischen Pfeifen sondern auch auf der Zwerchpfeifen und Posaunen kiinstlich aber iiber das alles ist im Pfeifenmachen dieser Zeit meines Wissens Niemand iiber ihm sonderlich aber in grossen iibermassigen Pfeifen rein zu drehen dieselben

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J wie dann zu Rom und allentshyhalben in Italien auch Frankreich und hie auf dem Rathhaus seine Arbeit genugsame Beweishysung geben2 Naturlich konnte Neudorfers Loblied auf Sigmund auch seiner Vorliebe fur Nurnberg zu verdanken sein 1539 erwarb der Rat der Stadt Nurnberg von Sigmund Schalshymeien und Blockfloten (einen grossen pumshy

ein vagant [Bass] 2 thenor und 2 discant auch ein groB futer floten darin 10 pfeyffen und 3 klain pumhart)3 sowie Floten und Zinshyken von Mathes Albrecht hatte zwei weitere Sohne im Holzblasinstrumentenbau-Gewerbe Hans 1 (ca 1486-1565) der als Flotenmacher bezeichnet wird und moglicherweise auf die Instrumente der Flotenfamilie spezialisiert war und Arsazius (gest 1557) Jeder der beiden bekam wiederum einen Sohn der Instrumenshy

Hans II (ca 1530-1601) erhielt 1566 fur ain neues fueder zwerchpfeiffen 3 taler und von den alten flotshyten ze possern 12 f14 Der Sohn von Hans 1 Veit (tatig 1540-1555) erlangte 1555 ein kaisershyliches Privileg urn die Familienzeichen A und AA vor Eilschung zu schutz en der Nachfolshyger des verstorbenen Mathes J org hatte gerade den Rat der Stadt Nurnberg gebracht ihm die Verwendung des Herstellershyzeichens AA zu gestatten da es sich bei der Herstellung von Holzblasinstrumenten urn eine freie (d h nicht regulierte) Kunst handle In seinem Brief an Kaiser Karl V weist Veit darauf hin dass Albrecht und Hans 1 das Zeichen A und Sigmund und Arsazius das Zeishychen AA verwendeten (Wir diirfen davon ausshygehen dass Mathes letzteres ebenfalls benutzshyte) Eine Seitenlinie der Familie Schnitzer kam im Blechblasinstrumentenbau sogar zu noch groBerem Ruhm

Die Mehrzahl der erhaltenen Instrumente mit dem Zeichen AA sind BassettgroBen schweig 2 Brussel Kopenhagen Kunsthistoshyrisches Museum Wien Wiener Gesellschaft der Musikfreunde [derzeit im Kunsthistorischen Museum zu sehen]) und ein interessantes Trio aus Bass Bassett und Tenor in Meran Die Basshysette sind sehr ahnlich gebaut ihre Tonlocher

sind bei jedem Instrument an der gleichen Stelle Auch ihre Bohrungen sind ahnlich

und folgen eher dem zylindrischen Profil als dem konischen mit weiter ausschwingendem Schall stuck Leider ist keine der grossen ubershymassigen Pfeifen erhalten fur die Sigmund beshyruhmt war

Die Schnitzer-Instrumente konnen oft unter Verwendung der von Ganassi vorgeschlagenen Griffe im hohen einen erweiterten onumfang hervorbringen Die erhaltenen Inshy

strumentengroBen scheinen sich in ein Quinshytenschema zu fugen das wie im FaIle der mit dem doppelten Kleeblatt gekennzeichneten Blockfloten mit dem F beginnt Allerdinis ist von der Familie Schnitzer kein GroBbass ten Wiederum weisen biographische Gegebenshyheiten und die Eigenschaften der Blockfloten auf die erste Halfte des hunderts als Entstehungszeitraum hin

Die Gebriider Hess

Ein ahnlicher Fall von Protektion Bartholomeus (1515-1585) und

Hessen) vor die als Stadtpfeifer in Bresshytatig waren U rsprunglich stammten sie aus

der osterreichischen Steiermark Kaiser Ferdishynand 1 verlieh ihnen im 1553 ein Privileg (erneuert 1560) das sie in Bohmen und angrenshyzenden Gebieten vor Falschungen von instrushymenta von Holcz unnd messen zum pfeiffen unnd plasen als Pusaunen Trometten Schalshymeien Fletten Krombhornen Rauschpfeiffen schweizer Pfeiffen Tamrlin kleinen und groBen und dergleichen5 schutzen sollte Instrumentenverkaufe der Gebriider Hess konnen wir bis in we it entfernte Orte wie Leipzig Stuttgart und Graz nachvollziehen Leider sind nach unserem derzeitigen Wissensshystand keine Instrumente erhalten geblieben Leider haben auch die Sammlungen Viel Feiner lieblicher Stucklein und Etlicher gutter teutshyscher und polnischer Tentz die die Bruder 1555 in Breslau veroffentlichten nur teilweise uberlebt (ein Stimmbuch fehlt jeweils)

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Die Famine Bassano

Aus welchen Grunden auch immer Ganassi die drei genannten Zeichen auswahlte er beruckshysichtigte doch offensichtlich keines von einem venezianischen Hersteller Eine der dort ansas-

I nstrumentenbauerfamilien genoss unter Zeitgenossen einen ausgezeichneten Ruf Ein Buch uber die Stadt Bassano 1577 von dem venezianischen Doktor Lorenzo Marucini vershyoffentlicht enthielt einen Satz uber Jeronimo Bassano I (gest 1539 oder 1546) den Vater

Bruder die 153940 nach England ausshywanderten (Der Satz enthalt einige Mehrshydeutigkeiten die hier fur die Nachwelt erhalten bleiben) Maestro Gieronymo genannt il Piva Erfinder cines neuen Bassblasinstrumenshytes hervorragender piaro und im Dienste des Dogen von Venedig tatig hatte drei Musikershysohne die er selbst ausgebildet hatte die sich zusammen mit ihrem Vater von einem hohen Gehalt und ehrenvoller SteHung zur Konigin von England locken licHen und seine I ihre beshysondere Meisterschaft lag auch in der Blockshyflotenherstellung wei I diese [Blockfloten] mit seinemihrem Zeichen bei Musikern so groHe Wertschatzung genieHen dass sie wenn man sie auftreiben kann sehr teuer sind 6 Marucini unterlaufen einige grundsatzliche Fehler in

- auf die Bassanos Jeronimo hatte sechs Sohne und nicht drei es gibt keinen Beleg fur seine Obersiedlung nach England und schlieHshylich wanderten seine Sohne wahrend der Herrshyschaft Heinrichs VIII aus des Vaters von Ko-

Elisabeth Es scheint allerdings keinen zu geben an seinen Aussagen uber den

damaligen Ruf der von den Bassanos hergestellshyten Blockfloten zu zweifeln oder daran dass sie ein oder mehrere bestimmte Herstellerzeichen verwendeten (Obrigens konnte es sich bei dem neuen Bassblasinstrument das er erfunden haben solI durchaus urn den Dulzian handeln)

1m Jahre 1559 schlossen wie wir gesehen haben drei Mitglieder der Pifferi des Dogen

mit Jacomo einem der Sohne Jacomos Schwiegersohn Santo

Griti uber die Lieferung von Instrumenten abo

Weiterhin wissen wir dass die Bassanos in London irgendwann vor 1566 Blockfloten an Raymund Fugger lieferten 1567 an die Katheshydrale von Ciudad Rodrigo sowie an die Katheshydrale von Huesca irgendwann vor 16267 Die Folge der bekannten Instrumentenbauer des Londoner Familienzweiges die ihren Lebensshyunterhalt vorwiegend als Spieler von Holzblasshyinstrumenten verdienten beginnt mit

1574) der imJahre 1538 zum koniglichen L--gtteller diverser Instrumente ernannt worshy

den war und auf den vermutlich die Mehrzahl der in der Inventarliste Heinrichs VIII genannshyten Holzblasinstrumente zuruckgehen Sein altester Bruder Alvise (gest 1554) unterhielt 1545 ein Arbeitshaus sowie ein Wohnhaus im Familienwohnsitz dem ehemaligen Monchsshykloster The Charterhouse Ein weiterer Brushyder John (gest 1570) fUhrte gemeinsam mit

in Venedig ein bruderliches Untershynehmen Giulio Ongaro vermutet dass Jacoshymo als Agent seiner Bruder in Venedig tatig war und sie mit Instrumenten und vermutlich ebenso mit Musik zum Gebrauch in London vielleicht auch zum Weiterverkauf in England versorgte 8 Da sich mindestens drei in der Inshystrumentenherstellung tatige Bruder in England aufhielten und nur einer in Venedig (wo der Verkauf vermutlich besser lief) konnte der Handel durchaus auch weitgehend anders herum stattgefunden haben

Das Mitglied der zweiten BassanoshyGeneration in England das unzweifelhaft im Instrumentenbau tatig war war Arthur

der seinem Sohn Anthony II (1579shy1658) aIle meine Instrumente Werkzeuge und Zubehor das man zur Kunst der Instrumentenshyherstellung benotigt hinterlieK Anthony konnte durchaus der Schopfer jener sehr Hen Instrumente gewesen sein die in Mersennes Harmonie universelle (1636) abshy

waren mit dem Zusatz sie seien einem unserer Konige aus England geschickt worden

David Lasockis auf gewichtige Indizienbeweise gestutzte Theorie wonach es sich bei den Her-

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stellerzeichen der Familie Bassano urn Varishyanten des Zeichens (moglicherweise auch HIERS s u) handelte ist mittlerweile weithin akzevtiert Das Zeichen wurde ursprunglich

Paar Hasenpfoten gehalten Lasocki vershymutete jedoch dass es sich urn cine stilisierte Darstellung des Seiden spinners handelt der auch im Wappen der Bassanos zu finden ist Dber 150 Holzblasinstrumente mit -Zeichen sind erhalten geblieben darunter Zinken

ulziane Floten Schalmeien und nicht wenishyals 50 Blockfloten Maggie Lyndon-Jones die verschiedenen Varianten des Zeichens in

18 Typengruppen sowie einige nicht klassifishyzierbare Einzelformen eingeteilt Das Original nach dem Alec Loretto und Fred Morgan die moderne Ganassi -Blockflote gestaltet haben ist eine Altblockflote des Typs A (Kunsthistorishysches Museum Wien SAM 135 markiert auf dem Schallbecher) Markierungen des Typs A befinden sich auf Instrumenten in Basel Bologna Brus-

Nurnberg Verona und Wien Man beachte dass SAM 135 vermutlich kein Soloinstrument oder auch nur das hochste Instrument eines Enshysembles war sondern urspriinglich Teil eines Consorts aus Tenorblockflote zwei Altblockshyfloten und einer Sopranblockflote Das Futteral hierfur ist erhalten (SAM 171) Die oben zitiershyte Bcstellung aus Genua verlangt das Doppelte dieser Kombination Tenor- vier Alt- und zwei Sopranblockfloten in ungeshyfahr gleicher Stimmung (mezzo punta) Beide Consorts hatten in unser FCCG-Schema mit dem Tenor als Bassstimme gepasst

In der Bestellung aus Genua wird genauer ausshygefiihrt AIle oben genannten Instrumente sollten aus recht festem gut abgelagertem Holz

und vor aHem ordentlich zu machen konnte

man sich in Venedig an Gianetto da Bassano oder an den Gerolamo der Instrumente oder an Francesco Fabretti und Bruder wenden weil

sie sich alle hochst kunstvoll auf diese Instrushymente verstehen 9 Bei Gerolamo konnte es sich nicht urn Jeronimo handeln dcnn der Patriarch des venezianischen Zweiges der Fashymilie Bassano war bereits ca 50 Jahre tot VieHeicht handelt es sich urn Hieronimo de Ii flauti den Armando Fiabane nach Aussage in venezianischen Dokumenten aus der zweiten Halfte des 16 Jahrhunderts entshydeckt hat 10 Der Name Gianetto ist bisher in keinem anderen Dokument uber die Familie Bassano aufgetaucht insofern konnte es sich urn eine Koseform fur den bekannten Komposhynisten und aktiven Musiker Giovanni handeln Dieser war Sohn eines Instrumentenbauers

aber bisher selbst nicht als Hersteller Una1HHbull Die Gebruder Fabretti sind ansonsten bisher nicht bekannt

Die mit gekennzeichneten Instrumente sind meistens Meisterstucke unter den erhaltenen Blockfloten Es sind wohlproportioshynierte Instrumente die in ihrer Bautechnik vieshylen anderen Originalinstrumenten uberlegen sind Ihre Bohrungen sind besser definiert und logisch konzipiert die Tonlocher standardisiert und oft in einem Aufwarts- oder Abwartsshywinkel zur Bohrung (unterschnitten) was dem Spieler das erleichtert Die Kappen sind insofern auf die Instrumente stimmt als ihr Innenraum die Grof1e des so entshystandenen Luftreservoirs vorgibt was zu einem besseren Klang und verbesserter Kontrolle uber das Instrument fuhrt Die Windungen und die Locher im Innern der zeugen von ahnshylicher Meisterschaft Eine Verjiingung den Innenraum der Kappe bremst das stromen der Luft in die Blockflotc und rcdushyziert Problemc bezuglich der Stabilitat der Anshysprache

Die -Blockfloten sind aus verschiedensten Holzern gefertigt Die verschiedenen gruppen des Herstellerzeichens weisen oft auch feine Unterschiede in der Herstellung auf vershyschieden geformte Aufschnitte Tonlochboh-

Klappenstile etc legen die Vermutung dass die Instrumente aus verschiedenen

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Herstellergenerationen oder Werkstatten stamshymen Dieses Argument wird von jungsten Forschungen der Accademia Filarmonica in Verona gestutzt Dort wurden bei den shyBlockfloten - den Dberlebenden dreier Blockflotenensembles - drei verschiedene Hershystellungsweisen sowie drei leicht unterschiedlishyche Stimmungen festgesteIlt 11

Das Zeichen vom G findet sich auf einem GroBbass in F Bassen in B und vier Bassetten in f die ungefahr auf mezzo punta gestimmt sind Sie sind die einzigen erhaltenen von 22 Blockfloten die die Accademia im Jahre 1548 von Paolo Naldi erwarb die aber anscheishynend bereits vier Jahre zuvor dort deponiert wurden12 Der GroBbass und die erweiterte Bassettblockflote vom Zeichentyp A zahlen zu den am besten erhaltenen Renaissanceblockshyfloten und gehorten anscheinend zu einem von zwei Futteralen mit 10 bzw 11 Blockfloten die die Accademia zwischen 1562 und 1569 ershywarb13 Ihre Stirnmung Eegt etwa 30 Cent unter mezzo punta (Das zweite Futteral enthielt vershymutlich die beiden erhaltenen Basse mit den doppelten Kleeblattern)

Andererseits kann man die Bass- und die Basshysettblockflote vom Zeichentyp H getrost zu den schlechtesten der erhaltenen Instrumente zahshylen Ihre Stimmung liegt ca 50 Cent uber mezzo punta Sie scheinen zu dem schwarzen Etui mit neun Blockfloten mit einem gebogenen Anblasrohr aus Blech fur den dolzaina der als Bass dient zu gehoren den die Accademia zwischen 1585 und 1628 erwarb14 Das spate Datum lasst einen Niedergang der Instrumenshytenbaukunst der Familie Bassano vermuten (Die Identitat des dolzaina in dieser Invenshytarliste ist unklar obwohl Praetorius in der Tat ein Dulzian fur die Bassstimme empfiehlt wenn ein Blockflotenconsort mit einem Ensemble anderer Instrumente zusammen spielt In dieshysem FaIle ware eine Bassblockflote zu schwach)

Die meisten Blockfloten mit dem -Zeichen passen in unser zweites Tonhohen-GroBenshySystem mit Bass in B Bassett in f Tenor in ct

und Alt in gl Diese Inshystrumente reprasentieren zweifellos eine lange Zeit des Instrumentenbaus von 1540 oder fruher bis zum Ende des derts und daruber hinaus

Hieronymus

Neunundzwanzig erhaltene Holzblasinstrushymente tragen die Zeichen HIEROS HIERS oder HIES darunter 16 Blockfloten (wie auch

Zinken Krummhorner und Dulziane) Die Zeichen stelshylen vermutlich Abkurzungen des Namens Hieronymus

(der lateinischen Entsprechung des Namens Jeronimo) dar Originalblockfloten befinden sich ausschlieBlich im Wiener Kunsthistorishyschen Museum im Muzeul de Istorie Sibiu und in der Biblioteca Capitolare von Verona Die beiden Instrumentensatze in Wien tragen vershyschiedene Versionen des Zeichens Zwei Basshysettblockfloten drei Tenorblockfloten und eine Altblockflote tragen das Zeichen HIER S (Anmerkungen zum erhaltenen Futteral s wahrend eine Grogbassblockflote drei Bassshyblockfloten und zwei Bassettblockfloten das Zeichen HIES tragen Die kurzlich in Sibiu entshydeckten GroBbassblockflote Bassblockflote und Bassettblockflote tragen das Zeichen HIER S15 Die einzelne Bassettblockflote in Verona ist mit dem Zeichen HIER S- versehen

Die Instrumente gleicher GroBe sind in hohem Mage verschieshyden Die Tenorblockfloten stamshy

men zwar offenbar aus dem gleichen Ensemb weisen jedoch groBe Unterschiede hinsichtlich der Platzierung der Tonlocher sowie der Bohshyrungsprofile auf Das auBere Erscheinungsbild aller dieser Blockfloten ist im Vergleich zur Eleganz der Blockfloten von Rauch oder der Blockfloten mit dem -Zeichen eher derb oder rustikal Ihre Tonlocher sind gerade gebohrt und lassen die Raffinesse der Instrumente mit dem -Zeichen vollipound vermissen Ihre Anblas-

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rohre und Klappenmechanismen sind ver und bei der Form und Gestaltung ihrer Kappen scheint stark experimentiert worden zu sein Die InstrumentengroBen sind wiederum in Quinten angeordnet ausgehend von F Das weniger perfekte AuBere konnte auf Jeronimo Bassano als Hersteller hindeuten der im fruhen 16 Jahrhundert war Hieronimo de Ii flaushyti aus dem spateren 16 Jahrhundert scheint als U rheber weniger wahrscheinlich Der uns nicht

bekannte Gerolamo degli instrumentilaquo der 1592 in der Bestellung aus Genua erwahnt wird scheint als Urheber weniger wahrscheinlich

ANMERKUNGEN

1 Charles Burney The Present State of Music in Gershymany The Netherlands and United Provinces 2 Auf Bd 1 London 1775 S 41-43 2 Des Johann Neudorfer Schreib- und Rechenmeisters zu Numberg Nachrichten von Kunstlem und WerkLeuten dashyselbst aus dem Jahre 1547 nebst der Fortsetzung des Anshydreas Gulden nach den Handschriften und mit Anmershykungen hrsg von G W K Lochner Wien 1875 S 171 3 Ekkehard Nickel Der HoLzblasinstrumentenbau in der Freien Reichsstadt Numberg Miinchen 1971 S 59 4 ebd S 67 5 Paul Netd Aus aLten Prager Almanach hrsg (Instrumente aus Holz und zum Pfeifen und Blasen wie Posaunen Trompeten Schalmeien Blockshyflaten Krummhorncr Zinken Rauschpfeifen Schweishyzer Pfeifen sowie kleine und groGe latJQIptelitn 6 Siehe Alessio Ruffatti La famiglia net documenti archivi di Bassano del Grappa in Musica e (1998) S 351 7 zur Familie Bassano s David Lasocki mit Roger Prior The Bassanos Venetian Musicians and Instrument

in 1531-1665 Aldershot 1995 Giulio Ongaro New Documents on the Bassano

Family in Early Music 20 (1992) S 411 9 Tutti Ie detti instrumenti siano di piuttosto massiccio secco e non fresco di tuono soprattutto e per averli in tutta perfezione si potra far capo a a Gianetto da Bassano 0 vero Gerolamo degli instrushymenti 0 Francesco Fabretti e frateHi perche tutti sono molto di questi instrumenti Rosa Moretti e costume a Genova tra cinqueshycento e seicento Genua 1992 S 20 10 Siehe Angelo Zaniol The Recorders of the Middle

and Renaissance in Continuo 7 Nr 2 (Dez deutsche Version in Tibia 21988 (S 73-83) S

Browns Beobachtungen bei einer Forschungsshyreise nach Verona im Juli 2003 12 Marco Di Pasquale Gli strumenti musicaLi dellAccademia Filarmonica di Verona un approccio documentario in Ilj1auto dolce Nr 16-17 (Okt 1987shy

1988) S 8 12 ebda S 8

14 ebda 15 Siehe Janos Bali Vier kaum beach tete Renaissanceshyblockj1oten in TIBIA 22007 S 419-425

Teil 4 erscheint in Tibia 412007

Dieser Artikel erschien in englischer Sprache in der Zeitschrift American Recorder (Miirz 2001) wwwamericanrecorderorg

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rechts weisenden weise wurden ihre Bohrungen in manchen Kleeblatt gekennshy Fallen teilweise mit einem Bohrstab gefertigt zeichnet Vershy anstatt mit einem geschmiedeten Raumer mutlich sind die welches die gangigere Praxis zur Herstellung namentragenden sich verjiingender Bohrungen war Die Messingringe abshy GroBen der meisten Rauch-Blockfloten passhygefallen und vershy sen in das Quinten-Schema beginnend yom schwunden Dber Casper Rauch als Instrumenshytenbauer liegen uns keine weiteren Dokumente vor Allerdings wird ein Mann dieses Namens im Jahre 1540 in den ortlichen Archiven von Kempten erwahnt Die Annahme scheint vershyniinftig dass aIle nach rechts weisenden dreishyblattrigen Kleeblatter aus den Werkstatten der Familie Rauch stammten Neben den mit Rauchs N amen versehenen Instrumenten und den Saulenblockfloten umfassen die erhaltenen Blockfloten den oben erwahnten riesigen ershyweiterten Bass aus Antwerpen fiinf Basse (2 Briissel 1 Miinchen 2 Verona) fiinf Bassettshyblockfloten (2 Meran 1 Modena 1 Niirnberg 1 Paris) und eine Tenorblockpoundlote (Rom) Anhand biographischen Materials iiber diese Werkstatt kann man diese Blockfloten unter Vorbehalt auf das friihe 16 Jahrhunshydert datieren Einige wenige Blockfloten (CelIe Paris und Wien) tragen ein einzelnes dreiblattriges Kleeblatt das moglicherweise

F als GroBbass Die Saulenblockfloten sind ebenfalls im Quintabstand gebaut wenn auch in anderer Stimmung AuBerdem sind die beishyden groBten InstrumentengroBen wie oben erwahnt erweitert und weisen eine Doppelshybohrung nach Art eines Dulzians auf

Die Familie Schnitzer

Ganassis zweites Herstellerzeichen das groBe A gehort zur Familie Schnitzer die in Miinshychen und Niirnberg arbeitete Urspriinglich stand das A fiir Albrecht (gest 1524125) den

derselben Werkstatt zuzuordnen ist

Die erweiterten Bassblockfloten und Saulenshypoundloten sind oft mit sauber gravierten und vershygoldeten Metallteilen aufwandig verziert Beide Instrumententypen stell en mit ihren ausgekliishygelten handwerklich sauber gearbeiteten Klapshypensystemen und komplizierten Bohrungsshyprofilen Beispiele fiir den raffinierten Gebrauch des damals technisch Moglichen dar Die Bohrungen von Rauch sind oft in Kammern unterteilt bzw an bestimmten Punkten ausgeshyhohlt vermutlich urn Problemen mit Stimmung und Tonstabilitat entgegenzuwirken Beim erweiterten GroBbass in Antwerpen wurden sogar zusatzliche Holzstiicke in den Schallshybecher geleimt urn eine gewisse Ungenauigkeit im Obertonspektrum des Klangs auszugleishychen die andernfalls vielleicht zu Problemen mit den tiefen Tonen gefiihrt hatte Moglichershy

ersten bekannten Instrumentenbauer in der Familie der in Augsburg zur Welt kam und irgendwann vor 1490 nach Miinchen zog Albrechts Sohne Sigmund I (gest 1557) und Mathes (ca 1500-1553) waren ebenfalls zu Gashynassis Lebzeiten tatig Sie wurden beide in Miinchen geboren und zogen 1503 bzw 1522 nach Niirnberg Der Niirnberger Lehrer Joshyhann Neudorfer veroffentlichte 1547 eine umshyfangreiche Studie iiber die Kiinstler und Werkshyleute seiner Heimatstadt darin eine Bioshygraphie Sigmunds unter der Dberschrift pfeishyfenmacher und Stadtpfeifer Er merkte an ist dieser Schnitzer nicht allein auf flotischen Pfeifen sondern auch auf der Zwerchpfeifen und Posaunen kiinstlich aber iiber das alles ist im Pfeifenmachen dieser Zeit meines Wissens Niemand iiber ihm sonderlich aber in grossen iibermassigen Pfeifen rein zu drehen dieselben

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J wie dann zu Rom und allentshyhalben in Italien auch Frankreich und hie auf dem Rathhaus seine Arbeit genugsame Beweishysung geben2 Naturlich konnte Neudorfers Loblied auf Sigmund auch seiner Vorliebe fur Nurnberg zu verdanken sein 1539 erwarb der Rat der Stadt Nurnberg von Sigmund Schalshymeien und Blockfloten (einen grossen pumshy

ein vagant [Bass] 2 thenor und 2 discant auch ein groB futer floten darin 10 pfeyffen und 3 klain pumhart)3 sowie Floten und Zinshyken von Mathes Albrecht hatte zwei weitere Sohne im Holzblasinstrumentenbau-Gewerbe Hans 1 (ca 1486-1565) der als Flotenmacher bezeichnet wird und moglicherweise auf die Instrumente der Flotenfamilie spezialisiert war und Arsazius (gest 1557) Jeder der beiden bekam wiederum einen Sohn der Instrumenshy

Hans II (ca 1530-1601) erhielt 1566 fur ain neues fueder zwerchpfeiffen 3 taler und von den alten flotshyten ze possern 12 f14 Der Sohn von Hans 1 Veit (tatig 1540-1555) erlangte 1555 ein kaisershyliches Privileg urn die Familienzeichen A und AA vor Eilschung zu schutz en der Nachfolshyger des verstorbenen Mathes J org hatte gerade den Rat der Stadt Nurnberg gebracht ihm die Verwendung des Herstellershyzeichens AA zu gestatten da es sich bei der Herstellung von Holzblasinstrumenten urn eine freie (d h nicht regulierte) Kunst handle In seinem Brief an Kaiser Karl V weist Veit darauf hin dass Albrecht und Hans 1 das Zeichen A und Sigmund und Arsazius das Zeishychen AA verwendeten (Wir diirfen davon ausshygehen dass Mathes letzteres ebenfalls benutzshyte) Eine Seitenlinie der Familie Schnitzer kam im Blechblasinstrumentenbau sogar zu noch groBerem Ruhm

Die Mehrzahl der erhaltenen Instrumente mit dem Zeichen AA sind BassettgroBen schweig 2 Brussel Kopenhagen Kunsthistoshyrisches Museum Wien Wiener Gesellschaft der Musikfreunde [derzeit im Kunsthistorischen Museum zu sehen]) und ein interessantes Trio aus Bass Bassett und Tenor in Meran Die Basshysette sind sehr ahnlich gebaut ihre Tonlocher

sind bei jedem Instrument an der gleichen Stelle Auch ihre Bohrungen sind ahnlich

und folgen eher dem zylindrischen Profil als dem konischen mit weiter ausschwingendem Schall stuck Leider ist keine der grossen ubershymassigen Pfeifen erhalten fur die Sigmund beshyruhmt war

Die Schnitzer-Instrumente konnen oft unter Verwendung der von Ganassi vorgeschlagenen Griffe im hohen einen erweiterten onumfang hervorbringen Die erhaltenen Inshy

strumentengroBen scheinen sich in ein Quinshytenschema zu fugen das wie im FaIle der mit dem doppelten Kleeblatt gekennzeichneten Blockfloten mit dem F beginnt Allerdinis ist von der Familie Schnitzer kein GroBbass ten Wiederum weisen biographische Gegebenshyheiten und die Eigenschaften der Blockfloten auf die erste Halfte des hunderts als Entstehungszeitraum hin

Die Gebriider Hess

Ein ahnlicher Fall von Protektion Bartholomeus (1515-1585) und

Hessen) vor die als Stadtpfeifer in Bresshytatig waren U rsprunglich stammten sie aus

der osterreichischen Steiermark Kaiser Ferdishynand 1 verlieh ihnen im 1553 ein Privileg (erneuert 1560) das sie in Bohmen und angrenshyzenden Gebieten vor Falschungen von instrushymenta von Holcz unnd messen zum pfeiffen unnd plasen als Pusaunen Trometten Schalshymeien Fletten Krombhornen Rauschpfeiffen schweizer Pfeiffen Tamrlin kleinen und groBen und dergleichen5 schutzen sollte Instrumentenverkaufe der Gebriider Hess konnen wir bis in we it entfernte Orte wie Leipzig Stuttgart und Graz nachvollziehen Leider sind nach unserem derzeitigen Wissensshystand keine Instrumente erhalten geblieben Leider haben auch die Sammlungen Viel Feiner lieblicher Stucklein und Etlicher gutter teutshyscher und polnischer Tentz die die Bruder 1555 in Breslau veroffentlichten nur teilweise uberlebt (ein Stimmbuch fehlt jeweils)

484 TIBIA 312007

Die Famine Bassano

Aus welchen Grunden auch immer Ganassi die drei genannten Zeichen auswahlte er beruckshysichtigte doch offensichtlich keines von einem venezianischen Hersteller Eine der dort ansas-

I nstrumentenbauerfamilien genoss unter Zeitgenossen einen ausgezeichneten Ruf Ein Buch uber die Stadt Bassano 1577 von dem venezianischen Doktor Lorenzo Marucini vershyoffentlicht enthielt einen Satz uber Jeronimo Bassano I (gest 1539 oder 1546) den Vater

Bruder die 153940 nach England ausshywanderten (Der Satz enthalt einige Mehrshydeutigkeiten die hier fur die Nachwelt erhalten bleiben) Maestro Gieronymo genannt il Piva Erfinder cines neuen Bassblasinstrumenshytes hervorragender piaro und im Dienste des Dogen von Venedig tatig hatte drei Musikershysohne die er selbst ausgebildet hatte die sich zusammen mit ihrem Vater von einem hohen Gehalt und ehrenvoller SteHung zur Konigin von England locken licHen und seine I ihre beshysondere Meisterschaft lag auch in der Blockshyflotenherstellung wei I diese [Blockfloten] mit seinemihrem Zeichen bei Musikern so groHe Wertschatzung genieHen dass sie wenn man sie auftreiben kann sehr teuer sind 6 Marucini unterlaufen einige grundsatzliche Fehler in

- auf die Bassanos Jeronimo hatte sechs Sohne und nicht drei es gibt keinen Beleg fur seine Obersiedlung nach England und schlieHshylich wanderten seine Sohne wahrend der Herrshyschaft Heinrichs VIII aus des Vaters von Ko-

Elisabeth Es scheint allerdings keinen zu geben an seinen Aussagen uber den

damaligen Ruf der von den Bassanos hergestellshyten Blockfloten zu zweifeln oder daran dass sie ein oder mehrere bestimmte Herstellerzeichen verwendeten (Obrigens konnte es sich bei dem neuen Bassblasinstrument das er erfunden haben solI durchaus urn den Dulzian handeln)

1m Jahre 1559 schlossen wie wir gesehen haben drei Mitglieder der Pifferi des Dogen

mit Jacomo einem der Sohne Jacomos Schwiegersohn Santo

Griti uber die Lieferung von Instrumenten abo

Weiterhin wissen wir dass die Bassanos in London irgendwann vor 1566 Blockfloten an Raymund Fugger lieferten 1567 an die Katheshydrale von Ciudad Rodrigo sowie an die Katheshydrale von Huesca irgendwann vor 16267 Die Folge der bekannten Instrumentenbauer des Londoner Familienzweiges die ihren Lebensshyunterhalt vorwiegend als Spieler von Holzblasshyinstrumenten verdienten beginnt mit

1574) der imJahre 1538 zum koniglichen L--gtteller diverser Instrumente ernannt worshy

den war und auf den vermutlich die Mehrzahl der in der Inventarliste Heinrichs VIII genannshyten Holzblasinstrumente zuruckgehen Sein altester Bruder Alvise (gest 1554) unterhielt 1545 ein Arbeitshaus sowie ein Wohnhaus im Familienwohnsitz dem ehemaligen Monchsshykloster The Charterhouse Ein weiterer Brushyder John (gest 1570) fUhrte gemeinsam mit

in Venedig ein bruderliches Untershynehmen Giulio Ongaro vermutet dass Jacoshymo als Agent seiner Bruder in Venedig tatig war und sie mit Instrumenten und vermutlich ebenso mit Musik zum Gebrauch in London vielleicht auch zum Weiterverkauf in England versorgte 8 Da sich mindestens drei in der Inshystrumentenherstellung tatige Bruder in England aufhielten und nur einer in Venedig (wo der Verkauf vermutlich besser lief) konnte der Handel durchaus auch weitgehend anders herum stattgefunden haben

Das Mitglied der zweiten BassanoshyGeneration in England das unzweifelhaft im Instrumentenbau tatig war war Arthur

der seinem Sohn Anthony II (1579shy1658) aIle meine Instrumente Werkzeuge und Zubehor das man zur Kunst der Instrumentenshyherstellung benotigt hinterlieK Anthony konnte durchaus der Schopfer jener sehr Hen Instrumente gewesen sein die in Mersennes Harmonie universelle (1636) abshy

waren mit dem Zusatz sie seien einem unserer Konige aus England geschickt worden

David Lasockis auf gewichtige Indizienbeweise gestutzte Theorie wonach es sich bei den Her-

TIBIA 485

stellerzeichen der Familie Bassano urn Varishyanten des Zeichens (moglicherweise auch HIERS s u) handelte ist mittlerweile weithin akzevtiert Das Zeichen wurde ursprunglich

Paar Hasenpfoten gehalten Lasocki vershymutete jedoch dass es sich urn cine stilisierte Darstellung des Seiden spinners handelt der auch im Wappen der Bassanos zu finden ist Dber 150 Holzblasinstrumente mit -Zeichen sind erhalten geblieben darunter Zinken

ulziane Floten Schalmeien und nicht wenishyals 50 Blockfloten Maggie Lyndon-Jones die verschiedenen Varianten des Zeichens in

18 Typengruppen sowie einige nicht klassifishyzierbare Einzelformen eingeteilt Das Original nach dem Alec Loretto und Fred Morgan die moderne Ganassi -Blockflote gestaltet haben ist eine Altblockflote des Typs A (Kunsthistorishysches Museum Wien SAM 135 markiert auf dem Schallbecher) Markierungen des Typs A befinden sich auf Instrumenten in Basel Bologna Brus-

Nurnberg Verona und Wien Man beachte dass SAM 135 vermutlich kein Soloinstrument oder auch nur das hochste Instrument eines Enshysembles war sondern urspriinglich Teil eines Consorts aus Tenorblockflote zwei Altblockshyfloten und einer Sopranblockflote Das Futteral hierfur ist erhalten (SAM 171) Die oben zitiershyte Bcstellung aus Genua verlangt das Doppelte dieser Kombination Tenor- vier Alt- und zwei Sopranblockfloten in ungeshyfahr gleicher Stimmung (mezzo punta) Beide Consorts hatten in unser FCCG-Schema mit dem Tenor als Bassstimme gepasst

In der Bestellung aus Genua wird genauer ausshygefiihrt AIle oben genannten Instrumente sollten aus recht festem gut abgelagertem Holz

und vor aHem ordentlich zu machen konnte

man sich in Venedig an Gianetto da Bassano oder an den Gerolamo der Instrumente oder an Francesco Fabretti und Bruder wenden weil

sie sich alle hochst kunstvoll auf diese Instrushymente verstehen 9 Bei Gerolamo konnte es sich nicht urn Jeronimo handeln dcnn der Patriarch des venezianischen Zweiges der Fashymilie Bassano war bereits ca 50 Jahre tot VieHeicht handelt es sich urn Hieronimo de Ii flauti den Armando Fiabane nach Aussage in venezianischen Dokumenten aus der zweiten Halfte des 16 Jahrhunderts entshydeckt hat 10 Der Name Gianetto ist bisher in keinem anderen Dokument uber die Familie Bassano aufgetaucht insofern konnte es sich urn eine Koseform fur den bekannten Komposhynisten und aktiven Musiker Giovanni handeln Dieser war Sohn eines Instrumentenbauers

aber bisher selbst nicht als Hersteller Una1HHbull Die Gebruder Fabretti sind ansonsten bisher nicht bekannt

Die mit gekennzeichneten Instrumente sind meistens Meisterstucke unter den erhaltenen Blockfloten Es sind wohlproportioshynierte Instrumente die in ihrer Bautechnik vieshylen anderen Originalinstrumenten uberlegen sind Ihre Bohrungen sind besser definiert und logisch konzipiert die Tonlocher standardisiert und oft in einem Aufwarts- oder Abwartsshywinkel zur Bohrung (unterschnitten) was dem Spieler das erleichtert Die Kappen sind insofern auf die Instrumente stimmt als ihr Innenraum die Grof1e des so entshystandenen Luftreservoirs vorgibt was zu einem besseren Klang und verbesserter Kontrolle uber das Instrument fuhrt Die Windungen und die Locher im Innern der zeugen von ahnshylicher Meisterschaft Eine Verjiingung den Innenraum der Kappe bremst das stromen der Luft in die Blockflotc und rcdushyziert Problemc bezuglich der Stabilitat der Anshysprache

Die -Blockfloten sind aus verschiedensten Holzern gefertigt Die verschiedenen gruppen des Herstellerzeichens weisen oft auch feine Unterschiede in der Herstellung auf vershyschieden geformte Aufschnitte Tonlochboh-

Klappenstile etc legen die Vermutung dass die Instrumente aus verschiedenen

486 TIBIA 32007

Herstellergenerationen oder Werkstatten stamshymen Dieses Argument wird von jungsten Forschungen der Accademia Filarmonica in Verona gestutzt Dort wurden bei den shyBlockfloten - den Dberlebenden dreier Blockflotenensembles - drei verschiedene Hershystellungsweisen sowie drei leicht unterschiedlishyche Stimmungen festgesteIlt 11

Das Zeichen vom G findet sich auf einem GroBbass in F Bassen in B und vier Bassetten in f die ungefahr auf mezzo punta gestimmt sind Sie sind die einzigen erhaltenen von 22 Blockfloten die die Accademia im Jahre 1548 von Paolo Naldi erwarb die aber anscheishynend bereits vier Jahre zuvor dort deponiert wurden12 Der GroBbass und die erweiterte Bassettblockflote vom Zeichentyp A zahlen zu den am besten erhaltenen Renaissanceblockshyfloten und gehorten anscheinend zu einem von zwei Futteralen mit 10 bzw 11 Blockfloten die die Accademia zwischen 1562 und 1569 ershywarb13 Ihre Stirnmung Eegt etwa 30 Cent unter mezzo punta (Das zweite Futteral enthielt vershymutlich die beiden erhaltenen Basse mit den doppelten Kleeblattern)

Andererseits kann man die Bass- und die Basshysettblockflote vom Zeichentyp H getrost zu den schlechtesten der erhaltenen Instrumente zahshylen Ihre Stimmung liegt ca 50 Cent uber mezzo punta Sie scheinen zu dem schwarzen Etui mit neun Blockfloten mit einem gebogenen Anblasrohr aus Blech fur den dolzaina der als Bass dient zu gehoren den die Accademia zwischen 1585 und 1628 erwarb14 Das spate Datum lasst einen Niedergang der Instrumenshytenbaukunst der Familie Bassano vermuten (Die Identitat des dolzaina in dieser Invenshytarliste ist unklar obwohl Praetorius in der Tat ein Dulzian fur die Bassstimme empfiehlt wenn ein Blockflotenconsort mit einem Ensemble anderer Instrumente zusammen spielt In dieshysem FaIle ware eine Bassblockflote zu schwach)

Die meisten Blockfloten mit dem -Zeichen passen in unser zweites Tonhohen-GroBenshySystem mit Bass in B Bassett in f Tenor in ct

und Alt in gl Diese Inshystrumente reprasentieren zweifellos eine lange Zeit des Instrumentenbaus von 1540 oder fruher bis zum Ende des derts und daruber hinaus

Hieronymus

Neunundzwanzig erhaltene Holzblasinstrushymente tragen die Zeichen HIEROS HIERS oder HIES darunter 16 Blockfloten (wie auch

Zinken Krummhorner und Dulziane) Die Zeichen stelshylen vermutlich Abkurzungen des Namens Hieronymus

(der lateinischen Entsprechung des Namens Jeronimo) dar Originalblockfloten befinden sich ausschlieBlich im Wiener Kunsthistorishyschen Museum im Muzeul de Istorie Sibiu und in der Biblioteca Capitolare von Verona Die beiden Instrumentensatze in Wien tragen vershyschiedene Versionen des Zeichens Zwei Basshysettblockfloten drei Tenorblockfloten und eine Altblockflote tragen das Zeichen HIER S (Anmerkungen zum erhaltenen Futteral s wahrend eine Grogbassblockflote drei Bassshyblockfloten und zwei Bassettblockfloten das Zeichen HIES tragen Die kurzlich in Sibiu entshydeckten GroBbassblockflote Bassblockflote und Bassettblockflote tragen das Zeichen HIER S15 Die einzelne Bassettblockflote in Verona ist mit dem Zeichen HIER S- versehen

Die Instrumente gleicher GroBe sind in hohem Mage verschieshyden Die Tenorblockfloten stamshy

men zwar offenbar aus dem gleichen Ensemb weisen jedoch groBe Unterschiede hinsichtlich der Platzierung der Tonlocher sowie der Bohshyrungsprofile auf Das auBere Erscheinungsbild aller dieser Blockfloten ist im Vergleich zur Eleganz der Blockfloten von Rauch oder der Blockfloten mit dem -Zeichen eher derb oder rustikal Ihre Tonlocher sind gerade gebohrt und lassen die Raffinesse der Instrumente mit dem -Zeichen vollipound vermissen Ihre Anblas-

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Ihr Spezialist fUr Instrumente der Alten Musik

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rohre und Klappenmechanismen sind ver und bei der Form und Gestaltung ihrer Kappen scheint stark experimentiert worden zu sein Die InstrumentengroBen sind wiederum in Quinten angeordnet ausgehend von F Das weniger perfekte AuBere konnte auf Jeronimo Bassano als Hersteller hindeuten der im fruhen 16 Jahrhundert war Hieronimo de Ii flaushyti aus dem spateren 16 Jahrhundert scheint als U rheber weniger wahrscheinlich Der uns nicht

bekannte Gerolamo degli instrumentilaquo der 1592 in der Bestellung aus Genua erwahnt wird scheint als Urheber weniger wahrscheinlich

ANMERKUNGEN

1 Charles Burney The Present State of Music in Gershymany The Netherlands and United Provinces 2 Auf Bd 1 London 1775 S 41-43 2 Des Johann Neudorfer Schreib- und Rechenmeisters zu Numberg Nachrichten von Kunstlem und WerkLeuten dashyselbst aus dem Jahre 1547 nebst der Fortsetzung des Anshydreas Gulden nach den Handschriften und mit Anmershykungen hrsg von G W K Lochner Wien 1875 S 171 3 Ekkehard Nickel Der HoLzblasinstrumentenbau in der Freien Reichsstadt Numberg Miinchen 1971 S 59 4 ebd S 67 5 Paul Netd Aus aLten Prager Almanach hrsg (Instrumente aus Holz und zum Pfeifen und Blasen wie Posaunen Trompeten Schalmeien Blockshyflaten Krummhorncr Zinken Rauschpfeifen Schweishyzer Pfeifen sowie kleine und groGe latJQIptelitn 6 Siehe Alessio Ruffatti La famiglia net documenti archivi di Bassano del Grappa in Musica e (1998) S 351 7 zur Familie Bassano s David Lasocki mit Roger Prior The Bassanos Venetian Musicians and Instrument

in 1531-1665 Aldershot 1995 Giulio Ongaro New Documents on the Bassano

Family in Early Music 20 (1992) S 411 9 Tutti Ie detti instrumenti siano di piuttosto massiccio secco e non fresco di tuono soprattutto e per averli in tutta perfezione si potra far capo a a Gianetto da Bassano 0 vero Gerolamo degli instrushymenti 0 Francesco Fabretti e frateHi perche tutti sono molto di questi instrumenti Rosa Moretti e costume a Genova tra cinqueshycento e seicento Genua 1992 S 20 10 Siehe Angelo Zaniol The Recorders of the Middle

and Renaissance in Continuo 7 Nr 2 (Dez deutsche Version in Tibia 21988 (S 73-83) S

Browns Beobachtungen bei einer Forschungsshyreise nach Verona im Juli 2003 12 Marco Di Pasquale Gli strumenti musicaLi dellAccademia Filarmonica di Verona un approccio documentario in Ilj1auto dolce Nr 16-17 (Okt 1987shy

1988) S 8 12 ebda S 8

14 ebda 15 Siehe Janos Bali Vier kaum beach tete Renaissanceshyblockj1oten in TIBIA 22007 S 419-425

Teil 4 erscheint in Tibia 412007

Dieser Artikel erschien in englischer Sprache in der Zeitschrift American Recorder (Miirz 2001) wwwamericanrecorderorg

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0

Page 3: Adrian Brown und David lasocki Blockflotenbauer der ...music.instantharmony.net/TIB-3-2007.pdf · und folgen eher dem zylindrischen Profil als dem konischen, mit weiter ausschwingendem

J wie dann zu Rom und allentshyhalben in Italien auch Frankreich und hie auf dem Rathhaus seine Arbeit genugsame Beweishysung geben2 Naturlich konnte Neudorfers Loblied auf Sigmund auch seiner Vorliebe fur Nurnberg zu verdanken sein 1539 erwarb der Rat der Stadt Nurnberg von Sigmund Schalshymeien und Blockfloten (einen grossen pumshy

ein vagant [Bass] 2 thenor und 2 discant auch ein groB futer floten darin 10 pfeyffen und 3 klain pumhart)3 sowie Floten und Zinshyken von Mathes Albrecht hatte zwei weitere Sohne im Holzblasinstrumentenbau-Gewerbe Hans 1 (ca 1486-1565) der als Flotenmacher bezeichnet wird und moglicherweise auf die Instrumente der Flotenfamilie spezialisiert war und Arsazius (gest 1557) Jeder der beiden bekam wiederum einen Sohn der Instrumenshy

Hans II (ca 1530-1601) erhielt 1566 fur ain neues fueder zwerchpfeiffen 3 taler und von den alten flotshyten ze possern 12 f14 Der Sohn von Hans 1 Veit (tatig 1540-1555) erlangte 1555 ein kaisershyliches Privileg urn die Familienzeichen A und AA vor Eilschung zu schutz en der Nachfolshyger des verstorbenen Mathes J org hatte gerade den Rat der Stadt Nurnberg gebracht ihm die Verwendung des Herstellershyzeichens AA zu gestatten da es sich bei der Herstellung von Holzblasinstrumenten urn eine freie (d h nicht regulierte) Kunst handle In seinem Brief an Kaiser Karl V weist Veit darauf hin dass Albrecht und Hans 1 das Zeichen A und Sigmund und Arsazius das Zeishychen AA verwendeten (Wir diirfen davon ausshygehen dass Mathes letzteres ebenfalls benutzshyte) Eine Seitenlinie der Familie Schnitzer kam im Blechblasinstrumentenbau sogar zu noch groBerem Ruhm

Die Mehrzahl der erhaltenen Instrumente mit dem Zeichen AA sind BassettgroBen schweig 2 Brussel Kopenhagen Kunsthistoshyrisches Museum Wien Wiener Gesellschaft der Musikfreunde [derzeit im Kunsthistorischen Museum zu sehen]) und ein interessantes Trio aus Bass Bassett und Tenor in Meran Die Basshysette sind sehr ahnlich gebaut ihre Tonlocher

sind bei jedem Instrument an der gleichen Stelle Auch ihre Bohrungen sind ahnlich

und folgen eher dem zylindrischen Profil als dem konischen mit weiter ausschwingendem Schall stuck Leider ist keine der grossen ubershymassigen Pfeifen erhalten fur die Sigmund beshyruhmt war

Die Schnitzer-Instrumente konnen oft unter Verwendung der von Ganassi vorgeschlagenen Griffe im hohen einen erweiterten onumfang hervorbringen Die erhaltenen Inshy

strumentengroBen scheinen sich in ein Quinshytenschema zu fugen das wie im FaIle der mit dem doppelten Kleeblatt gekennzeichneten Blockfloten mit dem F beginnt Allerdinis ist von der Familie Schnitzer kein GroBbass ten Wiederum weisen biographische Gegebenshyheiten und die Eigenschaften der Blockfloten auf die erste Halfte des hunderts als Entstehungszeitraum hin

Die Gebriider Hess

Ein ahnlicher Fall von Protektion Bartholomeus (1515-1585) und

Hessen) vor die als Stadtpfeifer in Bresshytatig waren U rsprunglich stammten sie aus

der osterreichischen Steiermark Kaiser Ferdishynand 1 verlieh ihnen im 1553 ein Privileg (erneuert 1560) das sie in Bohmen und angrenshyzenden Gebieten vor Falschungen von instrushymenta von Holcz unnd messen zum pfeiffen unnd plasen als Pusaunen Trometten Schalshymeien Fletten Krombhornen Rauschpfeiffen schweizer Pfeiffen Tamrlin kleinen und groBen und dergleichen5 schutzen sollte Instrumentenverkaufe der Gebriider Hess konnen wir bis in we it entfernte Orte wie Leipzig Stuttgart und Graz nachvollziehen Leider sind nach unserem derzeitigen Wissensshystand keine Instrumente erhalten geblieben Leider haben auch die Sammlungen Viel Feiner lieblicher Stucklein und Etlicher gutter teutshyscher und polnischer Tentz die die Bruder 1555 in Breslau veroffentlichten nur teilweise uberlebt (ein Stimmbuch fehlt jeweils)

484 TIBIA 312007

Die Famine Bassano

Aus welchen Grunden auch immer Ganassi die drei genannten Zeichen auswahlte er beruckshysichtigte doch offensichtlich keines von einem venezianischen Hersteller Eine der dort ansas-

I nstrumentenbauerfamilien genoss unter Zeitgenossen einen ausgezeichneten Ruf Ein Buch uber die Stadt Bassano 1577 von dem venezianischen Doktor Lorenzo Marucini vershyoffentlicht enthielt einen Satz uber Jeronimo Bassano I (gest 1539 oder 1546) den Vater

Bruder die 153940 nach England ausshywanderten (Der Satz enthalt einige Mehrshydeutigkeiten die hier fur die Nachwelt erhalten bleiben) Maestro Gieronymo genannt il Piva Erfinder cines neuen Bassblasinstrumenshytes hervorragender piaro und im Dienste des Dogen von Venedig tatig hatte drei Musikershysohne die er selbst ausgebildet hatte die sich zusammen mit ihrem Vater von einem hohen Gehalt und ehrenvoller SteHung zur Konigin von England locken licHen und seine I ihre beshysondere Meisterschaft lag auch in der Blockshyflotenherstellung wei I diese [Blockfloten] mit seinemihrem Zeichen bei Musikern so groHe Wertschatzung genieHen dass sie wenn man sie auftreiben kann sehr teuer sind 6 Marucini unterlaufen einige grundsatzliche Fehler in

- auf die Bassanos Jeronimo hatte sechs Sohne und nicht drei es gibt keinen Beleg fur seine Obersiedlung nach England und schlieHshylich wanderten seine Sohne wahrend der Herrshyschaft Heinrichs VIII aus des Vaters von Ko-

Elisabeth Es scheint allerdings keinen zu geben an seinen Aussagen uber den

damaligen Ruf der von den Bassanos hergestellshyten Blockfloten zu zweifeln oder daran dass sie ein oder mehrere bestimmte Herstellerzeichen verwendeten (Obrigens konnte es sich bei dem neuen Bassblasinstrument das er erfunden haben solI durchaus urn den Dulzian handeln)

1m Jahre 1559 schlossen wie wir gesehen haben drei Mitglieder der Pifferi des Dogen

mit Jacomo einem der Sohne Jacomos Schwiegersohn Santo

Griti uber die Lieferung von Instrumenten abo

Weiterhin wissen wir dass die Bassanos in London irgendwann vor 1566 Blockfloten an Raymund Fugger lieferten 1567 an die Katheshydrale von Ciudad Rodrigo sowie an die Katheshydrale von Huesca irgendwann vor 16267 Die Folge der bekannten Instrumentenbauer des Londoner Familienzweiges die ihren Lebensshyunterhalt vorwiegend als Spieler von Holzblasshyinstrumenten verdienten beginnt mit

1574) der imJahre 1538 zum koniglichen L--gtteller diverser Instrumente ernannt worshy

den war und auf den vermutlich die Mehrzahl der in der Inventarliste Heinrichs VIII genannshyten Holzblasinstrumente zuruckgehen Sein altester Bruder Alvise (gest 1554) unterhielt 1545 ein Arbeitshaus sowie ein Wohnhaus im Familienwohnsitz dem ehemaligen Monchsshykloster The Charterhouse Ein weiterer Brushyder John (gest 1570) fUhrte gemeinsam mit

in Venedig ein bruderliches Untershynehmen Giulio Ongaro vermutet dass Jacoshymo als Agent seiner Bruder in Venedig tatig war und sie mit Instrumenten und vermutlich ebenso mit Musik zum Gebrauch in London vielleicht auch zum Weiterverkauf in England versorgte 8 Da sich mindestens drei in der Inshystrumentenherstellung tatige Bruder in England aufhielten und nur einer in Venedig (wo der Verkauf vermutlich besser lief) konnte der Handel durchaus auch weitgehend anders herum stattgefunden haben

Das Mitglied der zweiten BassanoshyGeneration in England das unzweifelhaft im Instrumentenbau tatig war war Arthur

der seinem Sohn Anthony II (1579shy1658) aIle meine Instrumente Werkzeuge und Zubehor das man zur Kunst der Instrumentenshyherstellung benotigt hinterlieK Anthony konnte durchaus der Schopfer jener sehr Hen Instrumente gewesen sein die in Mersennes Harmonie universelle (1636) abshy

waren mit dem Zusatz sie seien einem unserer Konige aus England geschickt worden

David Lasockis auf gewichtige Indizienbeweise gestutzte Theorie wonach es sich bei den Her-

TIBIA 485

stellerzeichen der Familie Bassano urn Varishyanten des Zeichens (moglicherweise auch HIERS s u) handelte ist mittlerweile weithin akzevtiert Das Zeichen wurde ursprunglich

Paar Hasenpfoten gehalten Lasocki vershymutete jedoch dass es sich urn cine stilisierte Darstellung des Seiden spinners handelt der auch im Wappen der Bassanos zu finden ist Dber 150 Holzblasinstrumente mit -Zeichen sind erhalten geblieben darunter Zinken

ulziane Floten Schalmeien und nicht wenishyals 50 Blockfloten Maggie Lyndon-Jones die verschiedenen Varianten des Zeichens in

18 Typengruppen sowie einige nicht klassifishyzierbare Einzelformen eingeteilt Das Original nach dem Alec Loretto und Fred Morgan die moderne Ganassi -Blockflote gestaltet haben ist eine Altblockflote des Typs A (Kunsthistorishysches Museum Wien SAM 135 markiert auf dem Schallbecher) Markierungen des Typs A befinden sich auf Instrumenten in Basel Bologna Brus-

Nurnberg Verona und Wien Man beachte dass SAM 135 vermutlich kein Soloinstrument oder auch nur das hochste Instrument eines Enshysembles war sondern urspriinglich Teil eines Consorts aus Tenorblockflote zwei Altblockshyfloten und einer Sopranblockflote Das Futteral hierfur ist erhalten (SAM 171) Die oben zitiershyte Bcstellung aus Genua verlangt das Doppelte dieser Kombination Tenor- vier Alt- und zwei Sopranblockfloten in ungeshyfahr gleicher Stimmung (mezzo punta) Beide Consorts hatten in unser FCCG-Schema mit dem Tenor als Bassstimme gepasst

In der Bestellung aus Genua wird genauer ausshygefiihrt AIle oben genannten Instrumente sollten aus recht festem gut abgelagertem Holz

und vor aHem ordentlich zu machen konnte

man sich in Venedig an Gianetto da Bassano oder an den Gerolamo der Instrumente oder an Francesco Fabretti und Bruder wenden weil

sie sich alle hochst kunstvoll auf diese Instrushymente verstehen 9 Bei Gerolamo konnte es sich nicht urn Jeronimo handeln dcnn der Patriarch des venezianischen Zweiges der Fashymilie Bassano war bereits ca 50 Jahre tot VieHeicht handelt es sich urn Hieronimo de Ii flauti den Armando Fiabane nach Aussage in venezianischen Dokumenten aus der zweiten Halfte des 16 Jahrhunderts entshydeckt hat 10 Der Name Gianetto ist bisher in keinem anderen Dokument uber die Familie Bassano aufgetaucht insofern konnte es sich urn eine Koseform fur den bekannten Komposhynisten und aktiven Musiker Giovanni handeln Dieser war Sohn eines Instrumentenbauers

aber bisher selbst nicht als Hersteller Una1HHbull Die Gebruder Fabretti sind ansonsten bisher nicht bekannt

Die mit gekennzeichneten Instrumente sind meistens Meisterstucke unter den erhaltenen Blockfloten Es sind wohlproportioshynierte Instrumente die in ihrer Bautechnik vieshylen anderen Originalinstrumenten uberlegen sind Ihre Bohrungen sind besser definiert und logisch konzipiert die Tonlocher standardisiert und oft in einem Aufwarts- oder Abwartsshywinkel zur Bohrung (unterschnitten) was dem Spieler das erleichtert Die Kappen sind insofern auf die Instrumente stimmt als ihr Innenraum die Grof1e des so entshystandenen Luftreservoirs vorgibt was zu einem besseren Klang und verbesserter Kontrolle uber das Instrument fuhrt Die Windungen und die Locher im Innern der zeugen von ahnshylicher Meisterschaft Eine Verjiingung den Innenraum der Kappe bremst das stromen der Luft in die Blockflotc und rcdushyziert Problemc bezuglich der Stabilitat der Anshysprache

Die -Blockfloten sind aus verschiedensten Holzern gefertigt Die verschiedenen gruppen des Herstellerzeichens weisen oft auch feine Unterschiede in der Herstellung auf vershyschieden geformte Aufschnitte Tonlochboh-

Klappenstile etc legen die Vermutung dass die Instrumente aus verschiedenen

486 TIBIA 32007

Herstellergenerationen oder Werkstatten stamshymen Dieses Argument wird von jungsten Forschungen der Accademia Filarmonica in Verona gestutzt Dort wurden bei den shyBlockfloten - den Dberlebenden dreier Blockflotenensembles - drei verschiedene Hershystellungsweisen sowie drei leicht unterschiedlishyche Stimmungen festgesteIlt 11

Das Zeichen vom G findet sich auf einem GroBbass in F Bassen in B und vier Bassetten in f die ungefahr auf mezzo punta gestimmt sind Sie sind die einzigen erhaltenen von 22 Blockfloten die die Accademia im Jahre 1548 von Paolo Naldi erwarb die aber anscheishynend bereits vier Jahre zuvor dort deponiert wurden12 Der GroBbass und die erweiterte Bassettblockflote vom Zeichentyp A zahlen zu den am besten erhaltenen Renaissanceblockshyfloten und gehorten anscheinend zu einem von zwei Futteralen mit 10 bzw 11 Blockfloten die die Accademia zwischen 1562 und 1569 ershywarb13 Ihre Stirnmung Eegt etwa 30 Cent unter mezzo punta (Das zweite Futteral enthielt vershymutlich die beiden erhaltenen Basse mit den doppelten Kleeblattern)

Andererseits kann man die Bass- und die Basshysettblockflote vom Zeichentyp H getrost zu den schlechtesten der erhaltenen Instrumente zahshylen Ihre Stimmung liegt ca 50 Cent uber mezzo punta Sie scheinen zu dem schwarzen Etui mit neun Blockfloten mit einem gebogenen Anblasrohr aus Blech fur den dolzaina der als Bass dient zu gehoren den die Accademia zwischen 1585 und 1628 erwarb14 Das spate Datum lasst einen Niedergang der Instrumenshytenbaukunst der Familie Bassano vermuten (Die Identitat des dolzaina in dieser Invenshytarliste ist unklar obwohl Praetorius in der Tat ein Dulzian fur die Bassstimme empfiehlt wenn ein Blockflotenconsort mit einem Ensemble anderer Instrumente zusammen spielt In dieshysem FaIle ware eine Bassblockflote zu schwach)

Die meisten Blockfloten mit dem -Zeichen passen in unser zweites Tonhohen-GroBenshySystem mit Bass in B Bassett in f Tenor in ct

und Alt in gl Diese Inshystrumente reprasentieren zweifellos eine lange Zeit des Instrumentenbaus von 1540 oder fruher bis zum Ende des derts und daruber hinaus

Hieronymus

Neunundzwanzig erhaltene Holzblasinstrushymente tragen die Zeichen HIEROS HIERS oder HIES darunter 16 Blockfloten (wie auch

Zinken Krummhorner und Dulziane) Die Zeichen stelshylen vermutlich Abkurzungen des Namens Hieronymus

(der lateinischen Entsprechung des Namens Jeronimo) dar Originalblockfloten befinden sich ausschlieBlich im Wiener Kunsthistorishyschen Museum im Muzeul de Istorie Sibiu und in der Biblioteca Capitolare von Verona Die beiden Instrumentensatze in Wien tragen vershyschiedene Versionen des Zeichens Zwei Basshysettblockfloten drei Tenorblockfloten und eine Altblockflote tragen das Zeichen HIER S (Anmerkungen zum erhaltenen Futteral s wahrend eine Grogbassblockflote drei Bassshyblockfloten und zwei Bassettblockfloten das Zeichen HIES tragen Die kurzlich in Sibiu entshydeckten GroBbassblockflote Bassblockflote und Bassettblockflote tragen das Zeichen HIER S15 Die einzelne Bassettblockflote in Verona ist mit dem Zeichen HIER S- versehen

Die Instrumente gleicher GroBe sind in hohem Mage verschieshyden Die Tenorblockfloten stamshy

men zwar offenbar aus dem gleichen Ensemb weisen jedoch groBe Unterschiede hinsichtlich der Platzierung der Tonlocher sowie der Bohshyrungsprofile auf Das auBere Erscheinungsbild aller dieser Blockfloten ist im Vergleich zur Eleganz der Blockfloten von Rauch oder der Blockfloten mit dem -Zeichen eher derb oder rustikal Ihre Tonlocher sind gerade gebohrt und lassen die Raffinesse der Instrumente mit dem -Zeichen vollipound vermissen Ihre Anblas-

TIBIA 312007 487

Ihr Spezialist fUr Instrumente der Alten Musik

VERSANDSERVICE

i~1t1

FordeN Sit unsereI FarJ141alog I (f100) l1li Oller illjormlerett ~I) l- $Ie rich im illleNeI ltScil23

The Early Music Shop 38 Manningham lane Bradford West Yorkshire England SO I lEA Website httpwwwe-m-~(om Email saleseariymsdemoncouk

i gatipoundiampO

rohre und Klappenmechanismen sind ver und bei der Form und Gestaltung ihrer Kappen scheint stark experimentiert worden zu sein Die InstrumentengroBen sind wiederum in Quinten angeordnet ausgehend von F Das weniger perfekte AuBere konnte auf Jeronimo Bassano als Hersteller hindeuten der im fruhen 16 Jahrhundert war Hieronimo de Ii flaushyti aus dem spateren 16 Jahrhundert scheint als U rheber weniger wahrscheinlich Der uns nicht

bekannte Gerolamo degli instrumentilaquo der 1592 in der Bestellung aus Genua erwahnt wird scheint als Urheber weniger wahrscheinlich

ANMERKUNGEN

1 Charles Burney The Present State of Music in Gershymany The Netherlands and United Provinces 2 Auf Bd 1 London 1775 S 41-43 2 Des Johann Neudorfer Schreib- und Rechenmeisters zu Numberg Nachrichten von Kunstlem und WerkLeuten dashyselbst aus dem Jahre 1547 nebst der Fortsetzung des Anshydreas Gulden nach den Handschriften und mit Anmershykungen hrsg von G W K Lochner Wien 1875 S 171 3 Ekkehard Nickel Der HoLzblasinstrumentenbau in der Freien Reichsstadt Numberg Miinchen 1971 S 59 4 ebd S 67 5 Paul Netd Aus aLten Prager Almanach hrsg (Instrumente aus Holz und zum Pfeifen und Blasen wie Posaunen Trompeten Schalmeien Blockshyflaten Krummhorncr Zinken Rauschpfeifen Schweishyzer Pfeifen sowie kleine und groGe latJQIptelitn 6 Siehe Alessio Ruffatti La famiglia net documenti archivi di Bassano del Grappa in Musica e (1998) S 351 7 zur Familie Bassano s David Lasocki mit Roger Prior The Bassanos Venetian Musicians and Instrument

in 1531-1665 Aldershot 1995 Giulio Ongaro New Documents on the Bassano

Family in Early Music 20 (1992) S 411 9 Tutti Ie detti instrumenti siano di piuttosto massiccio secco e non fresco di tuono soprattutto e per averli in tutta perfezione si potra far capo a a Gianetto da Bassano 0 vero Gerolamo degli instrushymenti 0 Francesco Fabretti e frateHi perche tutti sono molto di questi instrumenti Rosa Moretti e costume a Genova tra cinqueshycento e seicento Genua 1992 S 20 10 Siehe Angelo Zaniol The Recorders of the Middle

and Renaissance in Continuo 7 Nr 2 (Dez deutsche Version in Tibia 21988 (S 73-83) S

Browns Beobachtungen bei einer Forschungsshyreise nach Verona im Juli 2003 12 Marco Di Pasquale Gli strumenti musicaLi dellAccademia Filarmonica di Verona un approccio documentario in Ilj1auto dolce Nr 16-17 (Okt 1987shy

1988) S 8 12 ebda S 8

14 ebda 15 Siehe Janos Bali Vier kaum beach tete Renaissanceshyblockj1oten in TIBIA 22007 S 419-425

Teil 4 erscheint in Tibia 412007

Dieser Artikel erschien in englischer Sprache in der Zeitschrift American Recorder (Miirz 2001) wwwamericanrecorderorg

TIBIA 32007 488

0

Page 4: Adrian Brown und David lasocki Blockflotenbauer der ...music.instantharmony.net/TIB-3-2007.pdf · und folgen eher dem zylindrischen Profil als dem konischen, mit weiter ausschwingendem

Die Famine Bassano

Aus welchen Grunden auch immer Ganassi die drei genannten Zeichen auswahlte er beruckshysichtigte doch offensichtlich keines von einem venezianischen Hersteller Eine der dort ansas-

I nstrumentenbauerfamilien genoss unter Zeitgenossen einen ausgezeichneten Ruf Ein Buch uber die Stadt Bassano 1577 von dem venezianischen Doktor Lorenzo Marucini vershyoffentlicht enthielt einen Satz uber Jeronimo Bassano I (gest 1539 oder 1546) den Vater

Bruder die 153940 nach England ausshywanderten (Der Satz enthalt einige Mehrshydeutigkeiten die hier fur die Nachwelt erhalten bleiben) Maestro Gieronymo genannt il Piva Erfinder cines neuen Bassblasinstrumenshytes hervorragender piaro und im Dienste des Dogen von Venedig tatig hatte drei Musikershysohne die er selbst ausgebildet hatte die sich zusammen mit ihrem Vater von einem hohen Gehalt und ehrenvoller SteHung zur Konigin von England locken licHen und seine I ihre beshysondere Meisterschaft lag auch in der Blockshyflotenherstellung wei I diese [Blockfloten] mit seinemihrem Zeichen bei Musikern so groHe Wertschatzung genieHen dass sie wenn man sie auftreiben kann sehr teuer sind 6 Marucini unterlaufen einige grundsatzliche Fehler in

- auf die Bassanos Jeronimo hatte sechs Sohne und nicht drei es gibt keinen Beleg fur seine Obersiedlung nach England und schlieHshylich wanderten seine Sohne wahrend der Herrshyschaft Heinrichs VIII aus des Vaters von Ko-

Elisabeth Es scheint allerdings keinen zu geben an seinen Aussagen uber den

damaligen Ruf der von den Bassanos hergestellshyten Blockfloten zu zweifeln oder daran dass sie ein oder mehrere bestimmte Herstellerzeichen verwendeten (Obrigens konnte es sich bei dem neuen Bassblasinstrument das er erfunden haben solI durchaus urn den Dulzian handeln)

1m Jahre 1559 schlossen wie wir gesehen haben drei Mitglieder der Pifferi des Dogen

mit Jacomo einem der Sohne Jacomos Schwiegersohn Santo

Griti uber die Lieferung von Instrumenten abo

Weiterhin wissen wir dass die Bassanos in London irgendwann vor 1566 Blockfloten an Raymund Fugger lieferten 1567 an die Katheshydrale von Ciudad Rodrigo sowie an die Katheshydrale von Huesca irgendwann vor 16267 Die Folge der bekannten Instrumentenbauer des Londoner Familienzweiges die ihren Lebensshyunterhalt vorwiegend als Spieler von Holzblasshyinstrumenten verdienten beginnt mit

1574) der imJahre 1538 zum koniglichen L--gtteller diverser Instrumente ernannt worshy

den war und auf den vermutlich die Mehrzahl der in der Inventarliste Heinrichs VIII genannshyten Holzblasinstrumente zuruckgehen Sein altester Bruder Alvise (gest 1554) unterhielt 1545 ein Arbeitshaus sowie ein Wohnhaus im Familienwohnsitz dem ehemaligen Monchsshykloster The Charterhouse Ein weiterer Brushyder John (gest 1570) fUhrte gemeinsam mit

in Venedig ein bruderliches Untershynehmen Giulio Ongaro vermutet dass Jacoshymo als Agent seiner Bruder in Venedig tatig war und sie mit Instrumenten und vermutlich ebenso mit Musik zum Gebrauch in London vielleicht auch zum Weiterverkauf in England versorgte 8 Da sich mindestens drei in der Inshystrumentenherstellung tatige Bruder in England aufhielten und nur einer in Venedig (wo der Verkauf vermutlich besser lief) konnte der Handel durchaus auch weitgehend anders herum stattgefunden haben

Das Mitglied der zweiten BassanoshyGeneration in England das unzweifelhaft im Instrumentenbau tatig war war Arthur

der seinem Sohn Anthony II (1579shy1658) aIle meine Instrumente Werkzeuge und Zubehor das man zur Kunst der Instrumentenshyherstellung benotigt hinterlieK Anthony konnte durchaus der Schopfer jener sehr Hen Instrumente gewesen sein die in Mersennes Harmonie universelle (1636) abshy

waren mit dem Zusatz sie seien einem unserer Konige aus England geschickt worden

David Lasockis auf gewichtige Indizienbeweise gestutzte Theorie wonach es sich bei den Her-

TIBIA 485

stellerzeichen der Familie Bassano urn Varishyanten des Zeichens (moglicherweise auch HIERS s u) handelte ist mittlerweile weithin akzevtiert Das Zeichen wurde ursprunglich

Paar Hasenpfoten gehalten Lasocki vershymutete jedoch dass es sich urn cine stilisierte Darstellung des Seiden spinners handelt der auch im Wappen der Bassanos zu finden ist Dber 150 Holzblasinstrumente mit -Zeichen sind erhalten geblieben darunter Zinken

ulziane Floten Schalmeien und nicht wenishyals 50 Blockfloten Maggie Lyndon-Jones die verschiedenen Varianten des Zeichens in

18 Typengruppen sowie einige nicht klassifishyzierbare Einzelformen eingeteilt Das Original nach dem Alec Loretto und Fred Morgan die moderne Ganassi -Blockflote gestaltet haben ist eine Altblockflote des Typs A (Kunsthistorishysches Museum Wien SAM 135 markiert auf dem Schallbecher) Markierungen des Typs A befinden sich auf Instrumenten in Basel Bologna Brus-

Nurnberg Verona und Wien Man beachte dass SAM 135 vermutlich kein Soloinstrument oder auch nur das hochste Instrument eines Enshysembles war sondern urspriinglich Teil eines Consorts aus Tenorblockflote zwei Altblockshyfloten und einer Sopranblockflote Das Futteral hierfur ist erhalten (SAM 171) Die oben zitiershyte Bcstellung aus Genua verlangt das Doppelte dieser Kombination Tenor- vier Alt- und zwei Sopranblockfloten in ungeshyfahr gleicher Stimmung (mezzo punta) Beide Consorts hatten in unser FCCG-Schema mit dem Tenor als Bassstimme gepasst

In der Bestellung aus Genua wird genauer ausshygefiihrt AIle oben genannten Instrumente sollten aus recht festem gut abgelagertem Holz

und vor aHem ordentlich zu machen konnte

man sich in Venedig an Gianetto da Bassano oder an den Gerolamo der Instrumente oder an Francesco Fabretti und Bruder wenden weil

sie sich alle hochst kunstvoll auf diese Instrushymente verstehen 9 Bei Gerolamo konnte es sich nicht urn Jeronimo handeln dcnn der Patriarch des venezianischen Zweiges der Fashymilie Bassano war bereits ca 50 Jahre tot VieHeicht handelt es sich urn Hieronimo de Ii flauti den Armando Fiabane nach Aussage in venezianischen Dokumenten aus der zweiten Halfte des 16 Jahrhunderts entshydeckt hat 10 Der Name Gianetto ist bisher in keinem anderen Dokument uber die Familie Bassano aufgetaucht insofern konnte es sich urn eine Koseform fur den bekannten Komposhynisten und aktiven Musiker Giovanni handeln Dieser war Sohn eines Instrumentenbauers

aber bisher selbst nicht als Hersteller Una1HHbull Die Gebruder Fabretti sind ansonsten bisher nicht bekannt

Die mit gekennzeichneten Instrumente sind meistens Meisterstucke unter den erhaltenen Blockfloten Es sind wohlproportioshynierte Instrumente die in ihrer Bautechnik vieshylen anderen Originalinstrumenten uberlegen sind Ihre Bohrungen sind besser definiert und logisch konzipiert die Tonlocher standardisiert und oft in einem Aufwarts- oder Abwartsshywinkel zur Bohrung (unterschnitten) was dem Spieler das erleichtert Die Kappen sind insofern auf die Instrumente stimmt als ihr Innenraum die Grof1e des so entshystandenen Luftreservoirs vorgibt was zu einem besseren Klang und verbesserter Kontrolle uber das Instrument fuhrt Die Windungen und die Locher im Innern der zeugen von ahnshylicher Meisterschaft Eine Verjiingung den Innenraum der Kappe bremst das stromen der Luft in die Blockflotc und rcdushyziert Problemc bezuglich der Stabilitat der Anshysprache

Die -Blockfloten sind aus verschiedensten Holzern gefertigt Die verschiedenen gruppen des Herstellerzeichens weisen oft auch feine Unterschiede in der Herstellung auf vershyschieden geformte Aufschnitte Tonlochboh-

Klappenstile etc legen die Vermutung dass die Instrumente aus verschiedenen

486 TIBIA 32007

Herstellergenerationen oder Werkstatten stamshymen Dieses Argument wird von jungsten Forschungen der Accademia Filarmonica in Verona gestutzt Dort wurden bei den shyBlockfloten - den Dberlebenden dreier Blockflotenensembles - drei verschiedene Hershystellungsweisen sowie drei leicht unterschiedlishyche Stimmungen festgesteIlt 11

Das Zeichen vom G findet sich auf einem GroBbass in F Bassen in B und vier Bassetten in f die ungefahr auf mezzo punta gestimmt sind Sie sind die einzigen erhaltenen von 22 Blockfloten die die Accademia im Jahre 1548 von Paolo Naldi erwarb die aber anscheishynend bereits vier Jahre zuvor dort deponiert wurden12 Der GroBbass und die erweiterte Bassettblockflote vom Zeichentyp A zahlen zu den am besten erhaltenen Renaissanceblockshyfloten und gehorten anscheinend zu einem von zwei Futteralen mit 10 bzw 11 Blockfloten die die Accademia zwischen 1562 und 1569 ershywarb13 Ihre Stirnmung Eegt etwa 30 Cent unter mezzo punta (Das zweite Futteral enthielt vershymutlich die beiden erhaltenen Basse mit den doppelten Kleeblattern)

Andererseits kann man die Bass- und die Basshysettblockflote vom Zeichentyp H getrost zu den schlechtesten der erhaltenen Instrumente zahshylen Ihre Stimmung liegt ca 50 Cent uber mezzo punta Sie scheinen zu dem schwarzen Etui mit neun Blockfloten mit einem gebogenen Anblasrohr aus Blech fur den dolzaina der als Bass dient zu gehoren den die Accademia zwischen 1585 und 1628 erwarb14 Das spate Datum lasst einen Niedergang der Instrumenshytenbaukunst der Familie Bassano vermuten (Die Identitat des dolzaina in dieser Invenshytarliste ist unklar obwohl Praetorius in der Tat ein Dulzian fur die Bassstimme empfiehlt wenn ein Blockflotenconsort mit einem Ensemble anderer Instrumente zusammen spielt In dieshysem FaIle ware eine Bassblockflote zu schwach)

Die meisten Blockfloten mit dem -Zeichen passen in unser zweites Tonhohen-GroBenshySystem mit Bass in B Bassett in f Tenor in ct

und Alt in gl Diese Inshystrumente reprasentieren zweifellos eine lange Zeit des Instrumentenbaus von 1540 oder fruher bis zum Ende des derts und daruber hinaus

Hieronymus

Neunundzwanzig erhaltene Holzblasinstrushymente tragen die Zeichen HIEROS HIERS oder HIES darunter 16 Blockfloten (wie auch

Zinken Krummhorner und Dulziane) Die Zeichen stelshylen vermutlich Abkurzungen des Namens Hieronymus

(der lateinischen Entsprechung des Namens Jeronimo) dar Originalblockfloten befinden sich ausschlieBlich im Wiener Kunsthistorishyschen Museum im Muzeul de Istorie Sibiu und in der Biblioteca Capitolare von Verona Die beiden Instrumentensatze in Wien tragen vershyschiedene Versionen des Zeichens Zwei Basshysettblockfloten drei Tenorblockfloten und eine Altblockflote tragen das Zeichen HIER S (Anmerkungen zum erhaltenen Futteral s wahrend eine Grogbassblockflote drei Bassshyblockfloten und zwei Bassettblockfloten das Zeichen HIES tragen Die kurzlich in Sibiu entshydeckten GroBbassblockflote Bassblockflote und Bassettblockflote tragen das Zeichen HIER S15 Die einzelne Bassettblockflote in Verona ist mit dem Zeichen HIER S- versehen

Die Instrumente gleicher GroBe sind in hohem Mage verschieshyden Die Tenorblockfloten stamshy

men zwar offenbar aus dem gleichen Ensemb weisen jedoch groBe Unterschiede hinsichtlich der Platzierung der Tonlocher sowie der Bohshyrungsprofile auf Das auBere Erscheinungsbild aller dieser Blockfloten ist im Vergleich zur Eleganz der Blockfloten von Rauch oder der Blockfloten mit dem -Zeichen eher derb oder rustikal Ihre Tonlocher sind gerade gebohrt und lassen die Raffinesse der Instrumente mit dem -Zeichen vollipound vermissen Ihre Anblas-

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bekannte Gerolamo degli instrumentilaquo der 1592 in der Bestellung aus Genua erwahnt wird scheint als Urheber weniger wahrscheinlich

ANMERKUNGEN

1 Charles Burney The Present State of Music in Gershymany The Netherlands and United Provinces 2 Auf Bd 1 London 1775 S 41-43 2 Des Johann Neudorfer Schreib- und Rechenmeisters zu Numberg Nachrichten von Kunstlem und WerkLeuten dashyselbst aus dem Jahre 1547 nebst der Fortsetzung des Anshydreas Gulden nach den Handschriften und mit Anmershykungen hrsg von G W K Lochner Wien 1875 S 171 3 Ekkehard Nickel Der HoLzblasinstrumentenbau in der Freien Reichsstadt Numberg Miinchen 1971 S 59 4 ebd S 67 5 Paul Netd Aus aLten Prager Almanach hrsg (Instrumente aus Holz und zum Pfeifen und Blasen wie Posaunen Trompeten Schalmeien Blockshyflaten Krummhorncr Zinken Rauschpfeifen Schweishyzer Pfeifen sowie kleine und groGe latJQIptelitn 6 Siehe Alessio Ruffatti La famiglia net documenti archivi di Bassano del Grappa in Musica e (1998) S 351 7 zur Familie Bassano s David Lasocki mit Roger Prior The Bassanos Venetian Musicians and Instrument

in 1531-1665 Aldershot 1995 Giulio Ongaro New Documents on the Bassano

Family in Early Music 20 (1992) S 411 9 Tutti Ie detti instrumenti siano di piuttosto massiccio secco e non fresco di tuono soprattutto e per averli in tutta perfezione si potra far capo a a Gianetto da Bassano 0 vero Gerolamo degli instrushymenti 0 Francesco Fabretti e frateHi perche tutti sono molto di questi instrumenti Rosa Moretti e costume a Genova tra cinqueshycento e seicento Genua 1992 S 20 10 Siehe Angelo Zaniol The Recorders of the Middle

and Renaissance in Continuo 7 Nr 2 (Dez deutsche Version in Tibia 21988 (S 73-83) S

Browns Beobachtungen bei einer Forschungsshyreise nach Verona im Juli 2003 12 Marco Di Pasquale Gli strumenti musicaLi dellAccademia Filarmonica di Verona un approccio documentario in Ilj1auto dolce Nr 16-17 (Okt 1987shy

1988) S 8 12 ebda S 8

14 ebda 15 Siehe Janos Bali Vier kaum beach tete Renaissanceshyblockj1oten in TIBIA 22007 S 419-425

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Page 5: Adrian Brown und David lasocki Blockflotenbauer der ...music.instantharmony.net/TIB-3-2007.pdf · und folgen eher dem zylindrischen Profil als dem konischen, mit weiter ausschwingendem

stellerzeichen der Familie Bassano urn Varishyanten des Zeichens (moglicherweise auch HIERS s u) handelte ist mittlerweile weithin akzevtiert Das Zeichen wurde ursprunglich

Paar Hasenpfoten gehalten Lasocki vershymutete jedoch dass es sich urn cine stilisierte Darstellung des Seiden spinners handelt der auch im Wappen der Bassanos zu finden ist Dber 150 Holzblasinstrumente mit -Zeichen sind erhalten geblieben darunter Zinken

ulziane Floten Schalmeien und nicht wenishyals 50 Blockfloten Maggie Lyndon-Jones die verschiedenen Varianten des Zeichens in

18 Typengruppen sowie einige nicht klassifishyzierbare Einzelformen eingeteilt Das Original nach dem Alec Loretto und Fred Morgan die moderne Ganassi -Blockflote gestaltet haben ist eine Altblockflote des Typs A (Kunsthistorishysches Museum Wien SAM 135 markiert auf dem Schallbecher) Markierungen des Typs A befinden sich auf Instrumenten in Basel Bologna Brus-

Nurnberg Verona und Wien Man beachte dass SAM 135 vermutlich kein Soloinstrument oder auch nur das hochste Instrument eines Enshysembles war sondern urspriinglich Teil eines Consorts aus Tenorblockflote zwei Altblockshyfloten und einer Sopranblockflote Das Futteral hierfur ist erhalten (SAM 171) Die oben zitiershyte Bcstellung aus Genua verlangt das Doppelte dieser Kombination Tenor- vier Alt- und zwei Sopranblockfloten in ungeshyfahr gleicher Stimmung (mezzo punta) Beide Consorts hatten in unser FCCG-Schema mit dem Tenor als Bassstimme gepasst

In der Bestellung aus Genua wird genauer ausshygefiihrt AIle oben genannten Instrumente sollten aus recht festem gut abgelagertem Holz

und vor aHem ordentlich zu machen konnte

man sich in Venedig an Gianetto da Bassano oder an den Gerolamo der Instrumente oder an Francesco Fabretti und Bruder wenden weil

sie sich alle hochst kunstvoll auf diese Instrushymente verstehen 9 Bei Gerolamo konnte es sich nicht urn Jeronimo handeln dcnn der Patriarch des venezianischen Zweiges der Fashymilie Bassano war bereits ca 50 Jahre tot VieHeicht handelt es sich urn Hieronimo de Ii flauti den Armando Fiabane nach Aussage in venezianischen Dokumenten aus der zweiten Halfte des 16 Jahrhunderts entshydeckt hat 10 Der Name Gianetto ist bisher in keinem anderen Dokument uber die Familie Bassano aufgetaucht insofern konnte es sich urn eine Koseform fur den bekannten Komposhynisten und aktiven Musiker Giovanni handeln Dieser war Sohn eines Instrumentenbauers

aber bisher selbst nicht als Hersteller Una1HHbull Die Gebruder Fabretti sind ansonsten bisher nicht bekannt

Die mit gekennzeichneten Instrumente sind meistens Meisterstucke unter den erhaltenen Blockfloten Es sind wohlproportioshynierte Instrumente die in ihrer Bautechnik vieshylen anderen Originalinstrumenten uberlegen sind Ihre Bohrungen sind besser definiert und logisch konzipiert die Tonlocher standardisiert und oft in einem Aufwarts- oder Abwartsshywinkel zur Bohrung (unterschnitten) was dem Spieler das erleichtert Die Kappen sind insofern auf die Instrumente stimmt als ihr Innenraum die Grof1e des so entshystandenen Luftreservoirs vorgibt was zu einem besseren Klang und verbesserter Kontrolle uber das Instrument fuhrt Die Windungen und die Locher im Innern der zeugen von ahnshylicher Meisterschaft Eine Verjiingung den Innenraum der Kappe bremst das stromen der Luft in die Blockflotc und rcdushyziert Problemc bezuglich der Stabilitat der Anshysprache

Die -Blockfloten sind aus verschiedensten Holzern gefertigt Die verschiedenen gruppen des Herstellerzeichens weisen oft auch feine Unterschiede in der Herstellung auf vershyschieden geformte Aufschnitte Tonlochboh-

Klappenstile etc legen die Vermutung dass die Instrumente aus verschiedenen

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Herstellergenerationen oder Werkstatten stamshymen Dieses Argument wird von jungsten Forschungen der Accademia Filarmonica in Verona gestutzt Dort wurden bei den shyBlockfloten - den Dberlebenden dreier Blockflotenensembles - drei verschiedene Hershystellungsweisen sowie drei leicht unterschiedlishyche Stimmungen festgesteIlt 11

Das Zeichen vom G findet sich auf einem GroBbass in F Bassen in B und vier Bassetten in f die ungefahr auf mezzo punta gestimmt sind Sie sind die einzigen erhaltenen von 22 Blockfloten die die Accademia im Jahre 1548 von Paolo Naldi erwarb die aber anscheishynend bereits vier Jahre zuvor dort deponiert wurden12 Der GroBbass und die erweiterte Bassettblockflote vom Zeichentyp A zahlen zu den am besten erhaltenen Renaissanceblockshyfloten und gehorten anscheinend zu einem von zwei Futteralen mit 10 bzw 11 Blockfloten die die Accademia zwischen 1562 und 1569 ershywarb13 Ihre Stirnmung Eegt etwa 30 Cent unter mezzo punta (Das zweite Futteral enthielt vershymutlich die beiden erhaltenen Basse mit den doppelten Kleeblattern)

Andererseits kann man die Bass- und die Basshysettblockflote vom Zeichentyp H getrost zu den schlechtesten der erhaltenen Instrumente zahshylen Ihre Stimmung liegt ca 50 Cent uber mezzo punta Sie scheinen zu dem schwarzen Etui mit neun Blockfloten mit einem gebogenen Anblasrohr aus Blech fur den dolzaina der als Bass dient zu gehoren den die Accademia zwischen 1585 und 1628 erwarb14 Das spate Datum lasst einen Niedergang der Instrumenshytenbaukunst der Familie Bassano vermuten (Die Identitat des dolzaina in dieser Invenshytarliste ist unklar obwohl Praetorius in der Tat ein Dulzian fur die Bassstimme empfiehlt wenn ein Blockflotenconsort mit einem Ensemble anderer Instrumente zusammen spielt In dieshysem FaIle ware eine Bassblockflote zu schwach)

Die meisten Blockfloten mit dem -Zeichen passen in unser zweites Tonhohen-GroBenshySystem mit Bass in B Bassett in f Tenor in ct

und Alt in gl Diese Inshystrumente reprasentieren zweifellos eine lange Zeit des Instrumentenbaus von 1540 oder fruher bis zum Ende des derts und daruber hinaus

Hieronymus

Neunundzwanzig erhaltene Holzblasinstrushymente tragen die Zeichen HIEROS HIERS oder HIES darunter 16 Blockfloten (wie auch

Zinken Krummhorner und Dulziane) Die Zeichen stelshylen vermutlich Abkurzungen des Namens Hieronymus

(der lateinischen Entsprechung des Namens Jeronimo) dar Originalblockfloten befinden sich ausschlieBlich im Wiener Kunsthistorishyschen Museum im Muzeul de Istorie Sibiu und in der Biblioteca Capitolare von Verona Die beiden Instrumentensatze in Wien tragen vershyschiedene Versionen des Zeichens Zwei Basshysettblockfloten drei Tenorblockfloten und eine Altblockflote tragen das Zeichen HIER S (Anmerkungen zum erhaltenen Futteral s wahrend eine Grogbassblockflote drei Bassshyblockfloten und zwei Bassettblockfloten das Zeichen HIES tragen Die kurzlich in Sibiu entshydeckten GroBbassblockflote Bassblockflote und Bassettblockflote tragen das Zeichen HIER S15 Die einzelne Bassettblockflote in Verona ist mit dem Zeichen HIER S- versehen

Die Instrumente gleicher GroBe sind in hohem Mage verschieshyden Die Tenorblockfloten stamshy

men zwar offenbar aus dem gleichen Ensemb weisen jedoch groBe Unterschiede hinsichtlich der Platzierung der Tonlocher sowie der Bohshyrungsprofile auf Das auBere Erscheinungsbild aller dieser Blockfloten ist im Vergleich zur Eleganz der Blockfloten von Rauch oder der Blockfloten mit dem -Zeichen eher derb oder rustikal Ihre Tonlocher sind gerade gebohrt und lassen die Raffinesse der Instrumente mit dem -Zeichen vollipound vermissen Ihre Anblas-

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bekannte Gerolamo degli instrumentilaquo der 1592 in der Bestellung aus Genua erwahnt wird scheint als Urheber weniger wahrscheinlich

ANMERKUNGEN

1 Charles Burney The Present State of Music in Gershymany The Netherlands and United Provinces 2 Auf Bd 1 London 1775 S 41-43 2 Des Johann Neudorfer Schreib- und Rechenmeisters zu Numberg Nachrichten von Kunstlem und WerkLeuten dashyselbst aus dem Jahre 1547 nebst der Fortsetzung des Anshydreas Gulden nach den Handschriften und mit Anmershykungen hrsg von G W K Lochner Wien 1875 S 171 3 Ekkehard Nickel Der HoLzblasinstrumentenbau in der Freien Reichsstadt Numberg Miinchen 1971 S 59 4 ebd S 67 5 Paul Netd Aus aLten Prager Almanach hrsg (Instrumente aus Holz und zum Pfeifen und Blasen wie Posaunen Trompeten Schalmeien Blockshyflaten Krummhorncr Zinken Rauschpfeifen Schweishyzer Pfeifen sowie kleine und groGe latJQIptelitn 6 Siehe Alessio Ruffatti La famiglia net documenti archivi di Bassano del Grappa in Musica e (1998) S 351 7 zur Familie Bassano s David Lasocki mit Roger Prior The Bassanos Venetian Musicians and Instrument

in 1531-1665 Aldershot 1995 Giulio Ongaro New Documents on the Bassano

Family in Early Music 20 (1992) S 411 9 Tutti Ie detti instrumenti siano di piuttosto massiccio secco e non fresco di tuono soprattutto e per averli in tutta perfezione si potra far capo a a Gianetto da Bassano 0 vero Gerolamo degli instrushymenti 0 Francesco Fabretti e frateHi perche tutti sono molto di questi instrumenti Rosa Moretti e costume a Genova tra cinqueshycento e seicento Genua 1992 S 20 10 Siehe Angelo Zaniol The Recorders of the Middle

and Renaissance in Continuo 7 Nr 2 (Dez deutsche Version in Tibia 21988 (S 73-83) S

Browns Beobachtungen bei einer Forschungsshyreise nach Verona im Juli 2003 12 Marco Di Pasquale Gli strumenti musicaLi dellAccademia Filarmonica di Verona un approccio documentario in Ilj1auto dolce Nr 16-17 (Okt 1987shy

1988) S 8 12 ebda S 8

14 ebda 15 Siehe Janos Bali Vier kaum beach tete Renaissanceshyblockj1oten in TIBIA 22007 S 419-425

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Page 6: Adrian Brown und David lasocki Blockflotenbauer der ...music.instantharmony.net/TIB-3-2007.pdf · und folgen eher dem zylindrischen Profil als dem konischen, mit weiter ausschwingendem

Herstellergenerationen oder Werkstatten stamshymen Dieses Argument wird von jungsten Forschungen der Accademia Filarmonica in Verona gestutzt Dort wurden bei den shyBlockfloten - den Dberlebenden dreier Blockflotenensembles - drei verschiedene Hershystellungsweisen sowie drei leicht unterschiedlishyche Stimmungen festgesteIlt 11

Das Zeichen vom G findet sich auf einem GroBbass in F Bassen in B und vier Bassetten in f die ungefahr auf mezzo punta gestimmt sind Sie sind die einzigen erhaltenen von 22 Blockfloten die die Accademia im Jahre 1548 von Paolo Naldi erwarb die aber anscheishynend bereits vier Jahre zuvor dort deponiert wurden12 Der GroBbass und die erweiterte Bassettblockflote vom Zeichentyp A zahlen zu den am besten erhaltenen Renaissanceblockshyfloten und gehorten anscheinend zu einem von zwei Futteralen mit 10 bzw 11 Blockfloten die die Accademia zwischen 1562 und 1569 ershywarb13 Ihre Stirnmung Eegt etwa 30 Cent unter mezzo punta (Das zweite Futteral enthielt vershymutlich die beiden erhaltenen Basse mit den doppelten Kleeblattern)

Andererseits kann man die Bass- und die Basshysettblockflote vom Zeichentyp H getrost zu den schlechtesten der erhaltenen Instrumente zahshylen Ihre Stimmung liegt ca 50 Cent uber mezzo punta Sie scheinen zu dem schwarzen Etui mit neun Blockfloten mit einem gebogenen Anblasrohr aus Blech fur den dolzaina der als Bass dient zu gehoren den die Accademia zwischen 1585 und 1628 erwarb14 Das spate Datum lasst einen Niedergang der Instrumenshytenbaukunst der Familie Bassano vermuten (Die Identitat des dolzaina in dieser Invenshytarliste ist unklar obwohl Praetorius in der Tat ein Dulzian fur die Bassstimme empfiehlt wenn ein Blockflotenconsort mit einem Ensemble anderer Instrumente zusammen spielt In dieshysem FaIle ware eine Bassblockflote zu schwach)

Die meisten Blockfloten mit dem -Zeichen passen in unser zweites Tonhohen-GroBenshySystem mit Bass in B Bassett in f Tenor in ct

und Alt in gl Diese Inshystrumente reprasentieren zweifellos eine lange Zeit des Instrumentenbaus von 1540 oder fruher bis zum Ende des derts und daruber hinaus

Hieronymus

Neunundzwanzig erhaltene Holzblasinstrushymente tragen die Zeichen HIEROS HIERS oder HIES darunter 16 Blockfloten (wie auch

Zinken Krummhorner und Dulziane) Die Zeichen stelshylen vermutlich Abkurzungen des Namens Hieronymus

(der lateinischen Entsprechung des Namens Jeronimo) dar Originalblockfloten befinden sich ausschlieBlich im Wiener Kunsthistorishyschen Museum im Muzeul de Istorie Sibiu und in der Biblioteca Capitolare von Verona Die beiden Instrumentensatze in Wien tragen vershyschiedene Versionen des Zeichens Zwei Basshysettblockfloten drei Tenorblockfloten und eine Altblockflote tragen das Zeichen HIER S (Anmerkungen zum erhaltenen Futteral s wahrend eine Grogbassblockflote drei Bassshyblockfloten und zwei Bassettblockfloten das Zeichen HIES tragen Die kurzlich in Sibiu entshydeckten GroBbassblockflote Bassblockflote und Bassettblockflote tragen das Zeichen HIER S15 Die einzelne Bassettblockflote in Verona ist mit dem Zeichen HIER S- versehen

Die Instrumente gleicher GroBe sind in hohem Mage verschieshyden Die Tenorblockfloten stamshy

men zwar offenbar aus dem gleichen Ensemb weisen jedoch groBe Unterschiede hinsichtlich der Platzierung der Tonlocher sowie der Bohshyrungsprofile auf Das auBere Erscheinungsbild aller dieser Blockfloten ist im Vergleich zur Eleganz der Blockfloten von Rauch oder der Blockfloten mit dem -Zeichen eher derb oder rustikal Ihre Tonlocher sind gerade gebohrt und lassen die Raffinesse der Instrumente mit dem -Zeichen vollipound vermissen Ihre Anblas-

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Ihr Spezialist fUr Instrumente der Alten Musik

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The Early Music Shop 38 Manningham lane Bradford West Yorkshire England SO I lEA Website httpwwwe-m-~(om Email saleseariymsdemoncouk

i gatipoundiampO

rohre und Klappenmechanismen sind ver und bei der Form und Gestaltung ihrer Kappen scheint stark experimentiert worden zu sein Die InstrumentengroBen sind wiederum in Quinten angeordnet ausgehend von F Das weniger perfekte AuBere konnte auf Jeronimo Bassano als Hersteller hindeuten der im fruhen 16 Jahrhundert war Hieronimo de Ii flaushyti aus dem spateren 16 Jahrhundert scheint als U rheber weniger wahrscheinlich Der uns nicht

bekannte Gerolamo degli instrumentilaquo der 1592 in der Bestellung aus Genua erwahnt wird scheint als Urheber weniger wahrscheinlich

ANMERKUNGEN

1 Charles Burney The Present State of Music in Gershymany The Netherlands and United Provinces 2 Auf Bd 1 London 1775 S 41-43 2 Des Johann Neudorfer Schreib- und Rechenmeisters zu Numberg Nachrichten von Kunstlem und WerkLeuten dashyselbst aus dem Jahre 1547 nebst der Fortsetzung des Anshydreas Gulden nach den Handschriften und mit Anmershykungen hrsg von G W K Lochner Wien 1875 S 171 3 Ekkehard Nickel Der HoLzblasinstrumentenbau in der Freien Reichsstadt Numberg Miinchen 1971 S 59 4 ebd S 67 5 Paul Netd Aus aLten Prager Almanach hrsg (Instrumente aus Holz und zum Pfeifen und Blasen wie Posaunen Trompeten Schalmeien Blockshyflaten Krummhorncr Zinken Rauschpfeifen Schweishyzer Pfeifen sowie kleine und groGe latJQIptelitn 6 Siehe Alessio Ruffatti La famiglia net documenti archivi di Bassano del Grappa in Musica e (1998) S 351 7 zur Familie Bassano s David Lasocki mit Roger Prior The Bassanos Venetian Musicians and Instrument

in 1531-1665 Aldershot 1995 Giulio Ongaro New Documents on the Bassano

Family in Early Music 20 (1992) S 411 9 Tutti Ie detti instrumenti siano di piuttosto massiccio secco e non fresco di tuono soprattutto e per averli in tutta perfezione si potra far capo a a Gianetto da Bassano 0 vero Gerolamo degli instrushymenti 0 Francesco Fabretti e frateHi perche tutti sono molto di questi instrumenti Rosa Moretti e costume a Genova tra cinqueshycento e seicento Genua 1992 S 20 10 Siehe Angelo Zaniol The Recorders of the Middle

and Renaissance in Continuo 7 Nr 2 (Dez deutsche Version in Tibia 21988 (S 73-83) S

Browns Beobachtungen bei einer Forschungsshyreise nach Verona im Juli 2003 12 Marco Di Pasquale Gli strumenti musicaLi dellAccademia Filarmonica di Verona un approccio documentario in Ilj1auto dolce Nr 16-17 (Okt 1987shy

1988) S 8 12 ebda S 8

14 ebda 15 Siehe Janos Bali Vier kaum beach tete Renaissanceshyblockj1oten in TIBIA 22007 S 419-425

Teil 4 erscheint in Tibia 412007

Dieser Artikel erschien in englischer Sprache in der Zeitschrift American Recorder (Miirz 2001) wwwamericanrecorderorg

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bekannte Gerolamo degli instrumentilaquo der 1592 in der Bestellung aus Genua erwahnt wird scheint als Urheber weniger wahrscheinlich

ANMERKUNGEN

1 Charles Burney The Present State of Music in Gershymany The Netherlands and United Provinces 2 Auf Bd 1 London 1775 S 41-43 2 Des Johann Neudorfer Schreib- und Rechenmeisters zu Numberg Nachrichten von Kunstlem und WerkLeuten dashyselbst aus dem Jahre 1547 nebst der Fortsetzung des Anshydreas Gulden nach den Handschriften und mit Anmershykungen hrsg von G W K Lochner Wien 1875 S 171 3 Ekkehard Nickel Der HoLzblasinstrumentenbau in der Freien Reichsstadt Numberg Miinchen 1971 S 59 4 ebd S 67 5 Paul Netd Aus aLten Prager Almanach hrsg (Instrumente aus Holz und zum Pfeifen und Blasen wie Posaunen Trompeten Schalmeien Blockshyflaten Krummhorncr Zinken Rauschpfeifen Schweishyzer Pfeifen sowie kleine und groGe latJQIptelitn 6 Siehe Alessio Ruffatti La famiglia net documenti archivi di Bassano del Grappa in Musica e (1998) S 351 7 zur Familie Bassano s David Lasocki mit Roger Prior The Bassanos Venetian Musicians and Instrument

in 1531-1665 Aldershot 1995 Giulio Ongaro New Documents on the Bassano

Family in Early Music 20 (1992) S 411 9 Tutti Ie detti instrumenti siano di piuttosto massiccio secco e non fresco di tuono soprattutto e per averli in tutta perfezione si potra far capo a a Gianetto da Bassano 0 vero Gerolamo degli instrushymenti 0 Francesco Fabretti e frateHi perche tutti sono molto di questi instrumenti Rosa Moretti e costume a Genova tra cinqueshycento e seicento Genua 1992 S 20 10 Siehe Angelo Zaniol The Recorders of the Middle

and Renaissance in Continuo 7 Nr 2 (Dez deutsche Version in Tibia 21988 (S 73-83) S

Browns Beobachtungen bei einer Forschungsshyreise nach Verona im Juli 2003 12 Marco Di Pasquale Gli strumenti musicaLi dellAccademia Filarmonica di Verona un approccio documentario in Ilj1auto dolce Nr 16-17 (Okt 1987shy

1988) S 8 12 ebda S 8

14 ebda 15 Siehe Janos Bali Vier kaum beach tete Renaissanceshyblockj1oten in TIBIA 22007 S 419-425

Teil 4 erscheint in Tibia 412007

Dieser Artikel erschien in englischer Sprache in der Zeitschrift American Recorder (Miirz 2001) wwwamericanrecorderorg

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