Afrika – die Wiege der Menschheit - dfg.de · Frühmenschen(Homo erectus) (Abb. 3) in Afrika...

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Einleitung Bis heute ist das Wissen um die Menschwerdung lü- ckenhaft. Nur einige tausend Hominiden-Funde geben Antwort auf die Fragen: wo und wann lebte der letzte gemeinsame Vorfahre der Menschen und der Menschenaffen und wo befand sich die Wiege der Menschheit? Die heutige Fundlage gibt nur eine schlüssige Antwort auf diese Fragen: in Afrika. Bereits Charles Darwin vertrat die Annahme, dass der Ursprung der Menschen dort zu suchen sei, wo bis heute un- sere biologisch engsten Verwandten, die Schimpansen, leben. Es war Darwin jedoch nicht vergönnt, seine Annah- me bestätigt zu sehen, denn bis zum ersten Fund eines Australopithecus im südlichen Afrika und zur Erkennt- nis, dass es sich hierbei um „echte“ Vormenschen han- delte, war es noch ein weiter Weg, der über das Nean- dertal bei Mettmann weiter nach Indonesien verlief: Mit der Endeckung des weit über eine Million Jahre alten Pithecanthropus erectus auf Java durch Eugène Dubois (1891), wanderte die Wiege der Menschheit zum Ende des vorletzten Jahrhunderts zunächst von Europa nach Südostasien – um am Anfang des 20. Jahr- hunderts mit der Fälschung von Piltdown, nach Europa zurückzukehren (Schrenk & Müller 2005). Der politisch motivierte Versuch, den Ursprung des Menschen nach England zu verlegen („Piltdown Skull“, siehe unten) scheiterte jedoch kläglich. Ende 1924 hatten Stein- brucharbeiter am Südrand der Kalahari einen fossilen Kinderschädel geborgen, der vom Johannesburger Ana- tomieprofessor Raymond Dart unter der Bezeichnung Australopithecus africanus (afrikanischer Südaffe) der skeptischen Fachwelt vorgestellt wurde (Dart 1925). Das rund zwei Millionen Jahre alte Fossil (Abb. 1) be- stach vor allem durch die tiefe Lage des Foramen mag- num, der Austrittsstelle des Rückenmarks aus dem Schädel – ein Zeichen dafür, dass der aufrechte Gang bereits entwickelt war. Das Gehirn war jedoch nicht größer als bei Schimpansen und die Eckzähne waren im Gegensatz zu Menschenaffen stark verkleinert. Diese anatomischen Merkmale der Vormenschen, damals noch in direktem Widerspruch zur herrschenden Lehrmeinung und dem gefälschten „Piltdown Skull“, haben sich in den vergangen Jahrzehnten durch eine große Anzahl weiterer Funde im südlichen, östlichen und westlichen Afrika bestätigt. Mit jedem neuen Fund nimmt die Wahrscheinlichkeit zu, dass die Wiege der Hominiden (Gattungen Sahelanthropus, Orrorin, Ardi- pithecus) (Abb. 2), der Vormenschen (Gattung Austra- lopithecus) der Urmenschen (Gattung Homo) und der Frühmenschen (Homo erectus) (Abb. 3) in Afrika stand. Heute geht es in der Paläoanthropologie, der Lehre vom „Alten Menschen“, jedoch nicht nur um die Existenz al- ter Knochen – Klimaforschung und die Anwendung neuer Untersuchungstechniken nimmt einen immer größer werdenden Raum ein in der Forschung um das einzigartige Säugetier „Mensch“ (Bromage & Schrenk 1999). Frühe Forschungsgeschichte in Afrika Lange Zeit wurde das so genannte Taung-Baby von ein- flussreichen Anthropologen als Schimpansen-Kind an- gesehen. Kaum ein Wissenschaftler wollte die Vorfah- ren des Menschen in Afrika vermuten – ein solches Fos- sil hätte man eher in Asien erwartet. Einer glaubte allerdings an die These Darts. Der umtriebige Paläonto- loge Robert Broom war einer der wenigen bedeutenden Wissenschaftler, der die Dartsche Hypothese, es han- dele sich bei dem Fund um die Entdeckung eines Vor- Abb. 1 Der Grandseigneur der südafrika- nischen Paläoanthropologie, Phillip Tobias, mit dem 1924 ent- deckten „Taung Baby“, dem ersten vormenschlichen Fossil aus Afrika (Foto: S. Müller). Frühe Forschungsgeschichte in Afrika 7 1 Afrika – die Wiege der Menschheit Friedemann Schrenk & Stephanie Müller Forschungsinstitut Senckenberg, Senckenberganlage 25, D-60325 Frankfurt/Main Roots_Umbruch AK 15.5. 24.05.2006 12:10 Uhr Seite 7

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Einleitung

Bis heute ist das Wissen um die Menschwerdung lü-ckenhaft. Nur einige tausend Hominiden-Funde gebenAntwort auf die Fragen: wo und wann lebte der letzte gemeinsame Vorfahre der Menschen und der Menschenaffen und wo befand sich die Wiege der Menschheit? Die heutige Fundlage gibt nur eineschlüssige Antwort auf diese Fragen: in Afrika. BereitsCharles Darwin vertrat die Annahme, dass der Ursprungder Menschen dort zu suchen sei, wo bis heute un-sere biologisch engsten Verwandten, die Schimpansen,leben.

Es war Darwin jedoch nicht vergönnt, seine Annah-me bestätigt zu sehen, denn bis zum ersten Fund einesAustralopithecus im südlichen Afrika und zur Erkennt-nis, dass es sich hierbei um „echte“ Vormenschen han-delte, war es noch ein weiter Weg, der über das Nean-dertal bei Mettmann weiter nach Indonesien verlief:Mit der Endeckung des weit über eine Million Jahre alten Pithecanthropus erectus auf Java durch EugèneDubois (1891), wanderte die Wiege der Menschheitzum Ende des vorletzten Jahrhunderts zunächst vonEuropa nach Südostasien – um am Anfang des 20. Jahr-hunderts mit der Fälschung von Piltdown, nach Europazurückzukehren (Schrenk & Müller 2005). Der politischmotivierte Versuch, den Ursprung des Menschen nachEngland zu verlegen („Piltdown Skull“, siehe unten)scheiterte jedoch kläglich. Ende 1924 hatten Stein-brucharbeiter am Südrand der Kalahari einen fossilenKinderschädel geborgen, der vom Johannesburger Ana-tomieprofessor Raymond Dart unter der BezeichnungAustralopithecus africanus (afrikanischer Südaffe) derskeptischen Fachwelt vorgestellt wurde (Dart 1925).Das rund zwei Millionen Jahre alte Fossil (Abb. 1) be-stach vor allem durch die tiefe Lage des Foramen mag-

num, der Austrittsstelle des Rückenmarks aus demSchädel – ein Zeichen dafür, dass der aufrechte Gangbereits entwickelt war. Das Gehirn war jedoch nichtgrößer als bei Schimpansen und die Eckzähne waren imGegensatz zu Menschenaffen stark verkleinert.

Diese anatomischen Merkmale der Vormenschen,damals noch in direktem Widerspruch zur herrschendenLehrmeinung und dem gefälschten „Piltdown Skull“,haben sich in den vergangen Jahrzehnten durch einegroße Anzahl weiterer Funde im südlichen, östlichenund westlichen Afrika bestätigt. Mit jedem neuen Fundnimmt die Wahrscheinlichkeit zu, dass die Wiege derHominiden (Gattungen Sahelanthropus, Orrorin, Ardi-pithecus) (Abb. 2), der Vormenschen (Gattung Austra-lopithecus) der Urmenschen (Gattung Homo) und derFrühmenschen (Homo erectus) (Abb. 3) in Afrika stand.Heute geht es in der Paläoanthropologie, der Lehre vom„Alten Menschen“, jedoch nicht nur um die Existenz al-ter Knochen – Klimaforschung und die Anwendungneuer Untersuchungstechniken nimmt einen immergrößer werdenden Raum ein in der Forschung um daseinzigartige Säugetier „Mensch“ (Bromage & Schrenk1999).

Frühe Forschungsgeschichte in Afrika

Lange Zeit wurde das so genannte Taung-Baby von ein-flussreichen Anthropologen als Schimpansen-Kind an-gesehen. Kaum ein Wissenschaftler wollte die Vorfah-ren des Menschen in Afrika vermuten – ein solches Fos-sil hätte man eher in Asien erwartet. Einer glaubteallerdings an die These Darts. Der umtriebige Paläonto-loge Robert Broom war einer der wenigen bedeutendenWissenschaftler, der die Dartsche Hypothese, es han-dele sich bei dem Fund um die Entdeckung eines Vor-

Abb. 1Der Grandseigneur der südafrika-nischen Paläoanthropologie,Phillip Tobias, mit dem 1924 ent-deckten „Taung Baby“, dem erstenvormenschlichen Fossil aus Afrika (Foto: S. Müller).

Frühe Forschungsgeschichte in Afrika 7

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Afrika – die Wiege der Menschheit

Friedemann Schrenk & Stephanie Müller

Forschungsinstitut Senckenberg, Senckenberganlage 25, D-60325 Frankfurt/Main

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fahren des Menschen, über Jahre hinweg unterstützte.Er fand in einer Höhle bei Sterkfontein in Südafrika,rund 50 Kilometer südwestlich von Johannesburg, erst-mals einen Schädel, der von einem erwachsenen Aus-tralopithecinen stammte. Bis heute wurden allein inSterkfontein durch Phillip Tobias und seinem Teammehr als 500 Überreste von Australopithecinen gebor-gen, kürzlich sogar ein zu fast 100 Prozent vollständi-ges Skelett eines Vormenschen inklusive Schädel (Clar-ke 1998). In Sichtweite von Sterkfontein liegen dieHöhlen von Kromdraai und Swartkrans. In Kromdraaigelang Robert Broom (1936) ein zweiter großer Coup:Er zeigte, dass es unter den Australopithecinen einenzweiten Typus gab, der wesentlich robuster war, als dieFunde von Sterkfontein. Seine Hypothese, nach der dieVormenschen in eine auf vegetarische Nahrung spezi-alisierte robuste und in eine allesfressende grazile Liniegetrennt waren, hat sich durch viele weitere Funde bisheute bestätigt.

Neben Südafrika waren es auch die ostafrikani-schen Fundstellen, die die Paläoanthropologenwelt inAtem hielten (Abb. 3). Seit Beginn der dreißiger Jahrewar Louis Leakey hier auf der Suche nach Zeugnissender Existenz menschlicher Vorfahren. Es war jedoch sei-ne Ehefrau Mary, der schließlich 1959 der entschei-dende Hominiden-Fund in der Olduvai Gorge in Tansa-nia gelang. Mit dem Schädel des „Nussknacker-Men-schen” (Leakey 1959), der mit wissenschaftlichem Na-men Zinjanthropous boisei genannt wurde, begann imöstlichen und nordöstlichen Afrika eine außergewöhn-liche Serie von Hominiden-Funden. In den gleichenSchichten wurde 1964 die damals älteste Art der Gat-tung Homo – H. habilis – gefunden (Leakey et al. 1964).Eine weitere weltbekannte Fundstelle ist das 1935 vonLouis und Mary Leakey entdeckte Laetoli, Tansania. DerEthnologe Ludwig Kohl-Larsen fand dort 1939 ein

Oberkieferfragment mit zwei Zähnen, das heute in Tü-bingen aufbewahrt und zu Australopithecus afarensisgezählt wird. Eine der wichtigsten Entdeckungen derpaläoanthropologischen Forschung gelang Mary Lea-keys Team 1978 mit der Entdeckung der berühmtenFußabdrücken von Australopithecinen aus Laetoli (Lea-key & Hay 1979). Sie belegen, dass der aufrechte Gangder Vormenschen bereits vor circa 3,6 Millionen Jahrenvoll entwickelt war.

Die Forschungsarbeiten von Richard Leakey, demSohn von Louis und Mary, am östlichen Ufer des Tur-kana Sees in Kenia erbrachten seit 1972 mehr als 120Schädelfragmente, Zähne und Skeletteile vor allem von robusten Australopithecinen und Angehörigen derGattung Homo (Leakey 1973). Durch das „Koobi ForaResearch Project“ wurde die Turkana-Region zur bisheute bestuntersuchten Hominidenfundregion Afrikas(Wood 1991). Auch Meave Leakey, die Frau von RichardLeakey, und ihr Team entdeckten 1994 und 1995 inKanapoi am Westufer des Turkana-Sees mehrere vierMillionen Jahre alten Unter- und Oberkiefer sowieEinzelzähne von Hominiden, die als Australopithecusanamensis bezeichnet wurden (Leakey et al. 1995).

Einen Wettlauf der besonderen Art lieferten sich dieHominidenjäger in Kenia mit den Kollegen in Äthiopien.Dort hatte eine amerikanisch-französische Expe-dition unter Leitung von Donald Johanson und YvesCoppens im November 1974 das Skelett einer zusam-men mit den Fossilien aus Laetoli als Australopithecusafarensis beschriebenen Art – die berühmte „Lucy“ –gefunden (Johanson & Taieb 1978). Die Paläoanthro-pologie der siebziger und achtziger Jahre des letztenJahrhunderts war geprägt durch immer wieder neueSensationsmeldungen des ältesten oder ersten Vor-menschen aus einer der beiden Fundregionen. Auch inÄthiopien kommen bis zum heutigen Tag vor allem aus

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Abb. 2Ursprüngliche und heutige Verbrei-tung des afrikanischen tropischenRegenwalds und Fundstellen frü-hester Hominiden im Ober-Miozän:nordwestliche Peripherie: Sahe-lanthropus tchadensis (6–7 Millio-nen Jahre): Toros-Menalla, Tschad; nordöstliche Peripherie: Ardipithe-cus kadabba (5,2–5,8 MillionenJahre): Middle Awash, Äthiopien;östliche Peripherie: Orrorin tuge-nensis (6 Millionen Jahre): Lukeino,Kenia.

Abb. 3Wichtige Hominiden-Fundstellenim Plio-Pleistozän AfrikasFundorte geographischer Variantender Vormenschen (Ardipithecus,Australopithecus, Kenyanthropus):westliches Afrika: Australopithecusbahrelgazali (3,5–3,2 MillionenJahre): Bahr el gazal, Tschad; öst-liches Afrika: Australopithecus anamensis (4,2–3,8 Millionen Jah-re): Kanapoi, Allia Bay, Kenia); Ke-nyanthropus platyops (3,3 Mil-lio-nen Jahre): Lomekwi, Kenia; Australopithecus afarensis (3,7–2,9Millionen Jahre): Laetoli, Tansania;

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dem Gebiet des Middle Awash und angrenzender Re-gionen spektakuläre Funde, die ältesten sind heute überfünf Millionen Jahre alt.

Wie alles begann: der Ursprung des aufrechten Gangs

Wenn es demnach keine Zweifel daran gibt, dass dieWiege der Menschheit in Afrika stand, so bleibt dochdie Frage: wo in Afrika? Hierzu meldete sich der Grand-seigneur der südafrikanischen Paläoanthropologie,Phillip Tobias, mit der Ansicht zu Wort: „the birth of thehominids was a pan-African phenomenon. The uncove-ring of those birth-stages requires a pan-African ap-proach, free of regional or territorial preconceptionsand predilections." (Tobias 1980). Obwohl die Fossil-überlieferung naturgemäß lückenhaft bleiben muss, istdie geographische Position der Fundstellen in der Tatein wichtiger Ansatz um über große Zusammenhängenachzudenken und mindestens ebenso bedeutend, wiedie Chronologie, also die Datierung der Funde und ihreanatomische Beschaffenheit. Mit seiner Aussage be-wies Phillip Tobias Weitblick: die von ihm vertretene

pan-afrikanische Sichtweise hat sich durch die Fundeder jüngsten Zeit, die gleichzeitig die geologisch ältes-ten sind, eindrucksvoll bestätigt

In den sechs Millionen Jahre alten Schichten Ke-nias wurde zum Beginn des neuen Millenniums der auf-recht gehende „Millenium Mensch“ (Orrorin tugenen-sis) entdeckt (Senut et al. 2001). Kurz darauf kamen inÄthiopien bis 5,8 Millionen Jahre alte Funde von Ardi-pithecus kedabba zum Vorschein (Haile-Selassie 2001).Diese unerwarteten Belege aus der Anfangszeit derVormenschen bekamen kurz darauf spektakulären Zu-wachs: Michel Brunet und das Team der Mission „Palé-oanthropologique Franco Tchadienne" entdeck-ten diemit knapp sieben Millionen Jahren bislang ältesten Ho-minidenreste (Sahelanthropus tchadensis) im Tschad-becken (Brunet et al. 2002). (Abb. 2, 7).

Die verwandtschaftlichen Beziehungen zwischendiesen frühesten Vorfahren im Hominiden-Stammbaumsind unklar. Auch wenn die Finder beispielsweise denTschad-Fund aufgrund seines hohen Alters für das langgesuchte „missing link“ halten, so beweist dieser beivergleichender Betrachtung mit den anderen Fundenwahrscheinlich das Gegenteil: es gab nicht das eine„missing link“. Sondern viel wahrscheinlicher ist eine

nordöstliches Afrika: Ardipithecusramidus (4,4 Millionen Jahre): Aramis, Gona, Äthiopien; Austra-lopithecus afarensis (3,7–2,9 Mil-lionen Jahre: Hadar, Maka, Äthio-pien; Australopithecus garhi (ca.2,5 Millionen Jahre): Bouri, Äthio-pien; südliches Afrika: Australopi-thecus africanus (3–2 MillionenJahre): Taung, Sterkfontein, Maka-pansgat, Gladysvale, Südafrika). Fundorte der robusten Australo-pithecinen (Gattung Paranthropus):Paranthropus aethiopicus (2,6–2,3Millionen Jahre): Omo, Äthioipen,Lomekwi, Kenia; Paranthropusboisei (2,5–1,1 Millionen Jahre): Olduvai Gorge, Peninj, Tansania,Koobi Fora, Kenia, Omo, Konso,Äthiopien, Malema, Malawi; Pa-ranthropus robustus (1,8–1,3 Milli-onen Jahre): Kromdraai, Swart-krans, Drimolen, Südafrika.Fundorte der Ur-und Frühmenschenin Afrika: Homo rudolfensis (2,5–1,8 Millionen Jahre): Uraha, Mala-wi, Chemeron, Koobi Fora, Kenia,Olduvai, Tansania, Omo, Äthiopien;Homo habilis (2,1–1,5 MillionenJahre): Koobi Fora, Kenia, Olduvai,Tansania, Swartkrans, Südafrika;Homo ergaster (früher Homo erec-tus) (2–1,5 Millionen Jahre): Nario-kotome, Koobi Fora, Kenia, Konso,Äthiopien; Homo erectus (1,5 Milli-onen bis 500000 Jahre): Swart-krans, Südafrika, Olduvai, Makuyu-ni, Tansania, Kanam, Kenia, Yayo,Tschad, Ternfine, Algerien, Omo,Melka Kunturé, Äthiopien.Fundorte des frühen Homo sapiensin Afrika: früher archaischer Homosapiens (ca. 500 000–250 000 Jahre): Kabwe, Sambia, Saldanha,Südafrika, Ndutu, Eyasi, Tansania,Bodo, Äthiopien, Sidi Aderrahman,Marokko; später archaischer Homosapiens (ca. 250 000–160 000 Jahre): Florisbad, Südafrika, EliyeSprings, West Turkana, Kenia, Laetoli, Tansania, Jebel Irhoud, Marokko; moderner Homo sapiens(seit ca. 160000 Jahren): Herto,Äthiopien, Border Cave, Klasies River Mouth, Südafrika, Omo,/Kibish, Äthiopien.

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Verflechtung unterschiedlicher geographischer Varian-ten der ersten Vormenschen in Zeit und Raum entlangder Grenzen des tropischen Regenwaldes.

Verständlich wird dieser früheste Abschnitt derMenschwerdung, wenn man die Entwicklung des Kli-mas und der Lebensräume, vor allem des großen Re-genwaldgebietes betrachtet, das sich vor 10 MillionenJahren von der West- bis zur Ostküste Afrikas erstreck-te. Die Verbreitung der afrikanischen Menschenaffenwar ursprünglich auf diesen Bereich im tropischen Afri-ka begrenzt, bis im Mittel- bis Spät-Eozän, vor zehn bisacht Millionen Jahren eine globale Abkühlung zu einerstarken Abnahme der ehemals großen Waldgebieteführte (Abb. 2). Aufgrund des aufsteigenden ostafrika-nischen Grabensystems kam es auch zu regionalen Kli-maveränderungen, die die Auswirkungen der globalenKimaabkühlung lokal noch verstärkten (Pickford 1991).

Vor circa acht bis sieben Millionen Jahren bestandim östlichen Afrika ein hoher Anteil an offenen Gras-gebieten (Cerling et al. 1991). Die Verschiebung dertropischen Waldgebiete begünstigte das Entstehen vonBaumsavannen und eine stärkere Diversität der Le-bensräume (Andrews 1981). Menschenaffenpopulatio-nen siedelten daher an der Peripherie des Regenwaldesin Busch- und Flusslandschaften. Diese „Uferzonen-Habitate“ waren das ideale Entstehungsgebiet für denaufrechten Gang (Niemitz 2001). Bei einer geographi-schen Ausdehnung von wenigstens fünf Millionen Qua-dratkilometern ist es jedoch unwahrscheinlich, dass nureine einzige Form des aufrechten Gangs entstand. Viel-mehr ist anzunehmen, dass sich unterschiedliche geo-graphische Varianten frühester zweibeiniger Vormen-schen entwickelten. Diese Annahme wird durch die dreiältesten Funde bestätigt (Schrenk et al. 2004).

Die erste pan-afrikanische Verbreitung der Hominiden: Australopithecinen

Der erstmals 1924 aus dem südlichen Afrika beschrie-bene Vormenschengattung Australopithecus (Südaffe)werden heute fünf Arten zugeordnet (Abb. 7), die in we-sentlichen anatomischen und Verhaltensmerkmalenübereinstimmen (vgl. Tab. 1).

Als am Beginn des Pliozäns die saisonalen Trocken-zeiten länger und ausgeprägter wurden, bot die sichentwickelnde baumbestandene Savanne neue Lebens-räume. Bei den hier lebenden Populationen der frühenVormenschen lag der Selektionsvorteil in der Weiter-entwicklung des aufrechten Gangs hin zum „Gehen“ zurÜberwindung der ausgedehnten baumlosen Zwischen-gebiete (Jablonski et al. 1993). Der Nahrungserwerbdürfte relativ unspezialisiert gewesen sein: Früchte,Beeren, Nüsse, Samen, Sprösslinge, Knospen und Pilzestanden den Vormenschen zur Verfügung. Aber auchkleine Reptilien, Jungvögel, Eier, Weichtiere, Insektenund kleine Säugetiere standen, je nach Jahreszeit, aufdem vormenschlichen Speiseplan.

10 Afrika – die Wiege der Menschheit

Abb. 4Klimaabhängige Migrationen derfrühen Hominiden in Afrika.

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Tabelle 1: Wichtige Merkmale der Australopithecinen im Vergleich zur Gattung Homo.

Australopithecus Homo(ca. 4,5–1 Millionen Jahre) (seit 2,5 Millionen Jahren)

Gehirngröße vergleichbar mit Größer und immer Menschenaffen mehr zunehmend

Werkzeugkultur keine Vorhanden

Nahrungsverarbeitung auf Backenzähne Backenzähne verlieren angewiesen an Bedeutung

Fortbewegung zweibeinig und kletternd dauernd zweibeinig

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Die Vormenschen behielten eine enge Verbindungzu den breiten Uferzonen-Habitaten bei, die sich seitcirca vier Millionen Jahren stark ausbreiteten. Be-sonders war dies der Fall in gemäßigteren Klimaten amäußersten Rand des Verbreitungsgebietes. Durch pas-sive Migration entstanden so schließlich mehrere geo-graphische Varianten der Australopithecinen, zunächstim nordöstlichen und westlichen Afrika, und – bis voretwas mehr als drei Millionen Jahren – auch im süd-lichen Afrika (Abb. 4):

Die verwandtschaftlichen Beziehungen zwischendiesen Vormenschen-Varianten sind umstritten, da diemorphologischen Unterschiede zum Teil beträchtlichsind. So war vielleicht der aufrechte Gang bei dem frü-heren Australopithecus anamensis – im Gegensatz zuAustralopithecus afarensis – schon voll entwickelt.Australopithecus anamensis unterscheidet sich jedochdeutlich von dem etwas älteren Ardipithecus ramidus,zugleich jedoch auch vom späteren Australopithecusafarensis. Die Zahnreihen im Ober- und Unterkiefer sindfast parallel angeordnet. Die Eckzähne des Unterkiefersstehen schräg zur Kaufläche und sind wie die Molarensehr groß. Australopithecus afarensis war – wie dasSkelett von „Lucy“ zeigt, circa 30 bis 50 kg schwer undungefähr 1,20 m groß. Die Backenzähne sind deutlichgrößer als bei (heutigen) Schimpansen ähnlicher Kör-pergröße zu erwarten wäre. Dies lässt auf die Verarbei-tung relativ grober Nahrung schließen. Aus der Anato-mie der Schulterblätter und der Arme kann man folgern,dass eine gewisse Fähigkeit zum Klettern und zur vier-beinigen Fortbewegung noch vorhanden war. Allerdingswurden die Füße nicht, wie beim modernen Menschennach vorne abgerollt, sondern es wurden leicht rotie-rende Bewegungen im Hüft- und im Kniegelenk aus-geführt. Australopithecus bahrelgazali unterscheidetsich sowohl von Australopithecus anamensis als auch

von Australopithecus afarensis: Der Unterkiefer weistzusammen mit menschenähnlichen Merkmalen der Backenzähne auf eine zumindest potenzielle Ur-sprungsgruppe für die Gattung Homo hin. Aber auchAustralopithecus garhi von der Fundstelle Bouri, Äthio-pien (Asfaw 1999), könnte dem Ursprung der GattungHomo nahe stehen. Jedoch wird auch Kenyanthropusplatyops, bei dem es sich ebenfalls um eine geogra-phische Australopithecinen-Variante handeln dürfte,mit dem Ursprung von Homo rudolfensis in Verbindunggebracht (Leakey et al. 2001)

Interessant ist die weitere Entwicklung von Aus-tralopithecus africanus im südlichen Afrika, denn voretwa 2,8 Milionen Jahren begann eine weitere Abküh-lungsphase. Diese führte im südlichen Afrika zu einerAusdehnung des offenen Graslandes und hatte einenordwärts gerichtete Ausbreitungstendenz von Faunenzur Folge. Es stellten sich Jahreszeitenextreme ein, undviele Organismen behielten ihre Vorliebe für schwachejahreszeitliche Änderungen und dadurch bei, dass sieäquatorwärts wanderten. Darunter waren auch Popu-lationen von Australopithecus africanus, die sich ent-lang des Uferzonen-Korridors nach Norden ausbreite-ten (Abb. 4). Hierbei war die Selektion auf Flexibilitätdes Verhaltens ausgerichtet. Es entstand Homo habilis,der sich vor circa 2,2 Millionen Jahren als Allesfresseretablierte und sich durch die Entwicklung einer Werk-zeugkultur gezielt Vorteile bei der Nahrungsbeschaf-fung sichern und damit vermutlich Habitatgrenzenleichter überwinden konnte.

Homo habilis (s. u.) stammt somit von Australopi-thecus africanus des südlichen Afrika ab, scheint aberfür den weiteren Verlauf der Entwicklung der GattungHomo von untergeordneter Bedeutung gewesen zusein. Denn bereits vor circa 2,5 Millionen Jahren hattesich im östlichen Afrika der bis dahin – von geographi-

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Abb. 5Hominiden-Fundstelle Malema,Nord-Malawi.

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schen Varianten abgesehen – einheitliche Hominiden-stamm der Australopithecinen in zwei Linien aufge-spalten: die Koexistenz dieser zwei Linien ist vor rundzwei Millionen Jahren aus der Olduvai Gorge (Tansania),aus Koobi Fora (Kenia) und aus Konso (Äthiopien) be-kannt. Der älteste Nachweis hierfür (2,6–2,4 MillionenJahre) stammt aus Nord-Malawi (Schrenk & Bromage1999). Die eine Linie führt zu Homo sapiens, die an-dere starb mit den robusten Australopithecinen vorcirca einer Million Jahre aus (Abb. 7).

Das Schicksal der Nussknackermenschen:Paranthropus

Allen robusten Australopithecinen, die im Allgemeinenzur Gattung Paranthropus zusammengefasst werden,sind wesentliche Merkmale in der Konstruktion desSchädels und der Bezahnung gemeinsam: der Ge-sichtsschädel ist sehr breit. Die Jochbögen sind sehrkräftig und weit ausladend. Am auffälligsten ist aller-dings die Ausbildung eines Scheitelkammes an derOberseite des Schädels aufgrund stark vergrößerterseitlicher Kaumuskulatur. Diese Merkmale und auch diemegadonte Bezahnung deuten darauf hin, dass vor al-lem harte und grobe pflanzliche Nahrung, zum BeispielSamen und harte Pflanzenfasern zerkaut wurden.

Funde von Paranthropus aethiopicus und Paranth-ropus boisei sind aus dem Zeitraum zwischen 2,5 und2,3 Millionen Jahren bekannt. Der Schädel mit der In-ventarnummer KNM-WT 17000 (National Museums ofKenya) besitzt den größten und massivsten Scheitel-kamm, der je bei Hominiden gefunden wurde. Ein „Bo-ne Bed“ mit tausenden von Knochenfragmenten, zu-sammengespült auf engstem Platz, befindet sich inNord-Malawi beim Dorf Malema (Abb. 5). Durch das

Abtragen von insgesamt 1800 Tonnen Gestein wurdeein Knochenbett freigelegt, das 1996 einen besonderenHominidenfund bereit hielt: das Fragment des Oberkie-fers eines robusten Australopithecinen der Art Paran-thropus boisei, mit 2,5 Millionen Jahren Alter die geo-logisch ältesten Reste dieser Art (Kullmer et al. 1999).Durch die zahlreichen Tierfunde konnte das Lebensum-feld unserer Urahnen rekonstruiert und mit neuen Tech-niken wie 3-D-Vermessung von fossilen Zähnen sogarein Blick auf den Speiseplan unserer Vorfahren gewor-fen werden. Die robusten Nussknackermenschen wei-sen im Zahnschmelz der Backenzähne Furchen und Kerben auf, die bei der Zermalung von Pflanzen, die immer mit der Aufnahme von harten Partikeln wie etwa Quarzteilchen verbunden ist, entstehen können(Abb. 6). Unter den zahlreichen Funden von robustenAustralopithecinen, ist besonders bemerkenswert einfast vollständiger Schädel aus Drimolen, einer neuenFundstelle in Südafrika. Zumindest für Paranthropusrobustus ist nachzuweisen, dass sie Knochenwerkzeugezum Ausgraben unterirdischer pflanzlicher Speicher-organe wie Knollen und Wurzeln benutzten (Brain et al.1988).

Die robusten Australopithecinen, hielten Verbin-dung zu den früchtereichen wasserführenden Zonen,besonders während den Trockenzeiten. Ihnen gingwahrscheinlich nie die ursprüngliche Verbindung zuden geschlosseneren Habitaten ihres Lebensraumesverloren (Shipman & Harris 1988), da dieser „Wohn-raum“ nach wie vor Schutz, Schlafplätze und ein ge-wisses Maß an Nahrung bereithielt. Die Nussknacker-menschen starben vor circa einer Million Jahren aus –wahrscheinlich nicht wegen Konkurrenz mit den Früh-menschen (Homo erectus, s.u.), sondern mit anderenspezialisierten Pflanzenfressern wie Antilopen undSchweinen.

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Abb. 6Zahnschmelz von RC 911 Paranth-ropus robustus.

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Der für die Nussknackermenschen charakteristischemassive Schädelbau entstand im Zusammenhang mitder erwähnten Phase zunehmender Trockenheit in Afri-ka vor circa 2,8 und 2,5 Millionen Jahren. Die offenenLebensräume mit einem höheren Anteil an hartfaseri-gen und hartschaligen Pflanzen dehnten sich aus, dieverbleibenden Flussauewälder wurden schmaler. DerSelektionsdruck dieser Habitatveränderung erhöhte dieChancen für Säugetiere mit großen Mahlzähnen, diesich das härtere Nahrungsangebot der Savannen er-schließen konnten. Dies galt für frühe Hominiden eben-so wie für zahlreiche andere afrikanische Säugetiere,zum Beispiel Antilopen, vor circa 2,5 Millionen Jahren(Turner & Wood 1993). Dieser Druck war groß genug,um eine Aufspaltung der Australopithecinen in die Gat-tungen Paranthropus und Homo vor ungefähr 2,5 Milli-onen Jahren hervorzurufen (Abb. 7).

Der Beginn der Kultur: die Gattung Homo

Bislang wurden in Afrika fast 200 Hominidenfragmen-te gefunden, die im weitesten Sinne zu den frühestenNachweisen der Gattung Homo zu rechnen sind, unddie etwa 40 Individuen repräsentieren.

Bei den frühesten Urmenschen der Gattung Homosind zwei Gruppen zu unterscheiden, die anhand Fun-den aus Koobi Fora (Kenia) definiert wurden: Grund-typus der Homo habilis-ähnlichen Formen ist der Schä-del KNM-ER 1813, die zweite Gruppe wird von demSchädel KNM-ER 1470 als Homo rudolfensis (Alexeev1986) repräsentiert. Verwirrend ist die Vermischung von Australopithecinen und Homo -Merkmale bei bei-den Menschenformen. Während Homo rudolfensis eineher ursprüngliches Gebiss aufweist, dafür aber im Be-wegungsapparat schonHomo-ähnlich erscheint, zeigt

Homo habilis mit reduzierten Zahnwurzeln ein fort-schrittlicheres Gebiss, ist aber im Skelettbau eher denMenschenaffen ähnlich als den Menschen.

Das bislang älteste Fundstück eines Angehörigen derGattung Mensch stammt aus Uraha im Karonga DistriktNord-Malawis (Schrenk et al. 1993). Der 2,5 MillionenJahre alte Unterkiefer UR 501 (UR steht für den FundortUraha, Cultural & Museum Centre Karonga, Malawi) eines Homo rudolfensis schloss mit seiner Entdeckungdurch das Team des „Hominid Corridor Research Projects– HCRP“, eine Fundlücke zwischen den Hominidenfund-stellen Ost- und Südafrikas. Die Fundstelle liegt amnordwestlichen Ufer des Malawisees und damit inmit-ten des noch heute aktiven Afrikanischen Grabenbruchs,der voller Überraschungen und Fossilien steckt. Als Sen-kungszone verläuft er von Jordanien durch das RoteMeer, weiter durch Nordost- und Ostafrika und schließ-lich bis an seine südlichste Stelle zum Malawi-Rift. An der Fundstelle Malema, circa 60 km nördlich von Uraha, wurden, wie bereits erwähnt, auch Reste derNussknackermenschen (Paranthropus boisei) gefunden.

Aus der Gleichzeitigkeit der Entstehung der robus-ten Nussknacker-Menschen und der Gattung Homo(Abb. 7) ergeben sich spannende Fragen: ist dieseGleichzeitigkeit nur Zufall oder Notwendigkeit auf-grund ökologischer Rahmenbedingungen? Gab es zurEntwicklung der megadonten Zähne der robusten Aus-tralopithecinen eine Alternative? Es musste eine gege-ben haben, wie sonst liesse sich das Aussterben derNussknackermenschen und das Überleben der GattungHomo erklären? Diese Alternative muss der Beginn derWerkzeugkultur gewesen sein, deren Anfänge ebenfalls– wie die der Gattung Homo – 2,5 Millionen Jahre altsind. Östlich der Hominidenfundstellen von Hadar inÄthiopien bei Gona, wurden sehr ursprüngliche Geröll-werkzeuge entdeckt, die circa 2,6 Millionen Jahre alt

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Abb. 7Chronologie der Hominiden aufbiogeographischer Grundlage.

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sind (Harris 1986). Auch Funde am Westufer des Turk-ana-Sees bestätigen, dass vor circa 2,5 Millionen Jah-ren die ersten Werkzeugkulturen etabliert waren.

Die Benutzung von Steinwerkzeugen zum Hämmernharter Nahrung zeigte bald Vorteile in unvorstellbaremAusmaß: zufällig entstehende scharfkantige Abschlägewurden als Schneidewerkzeuge eingesetzt: eine Revo-lution in der Fleischbearbeitung und der Zerlegung vonKadavern. Die sich entwickelnde Werkzeugkultur über-deckte die Auswirkungen des Klimawechsels so lange,bis Homo rudolfensis andere Nahrungsquellen besserals jede andere Hominidenart jemals zuvor nutzenkonnte. Unter dem Druck der Umweltveränderungen zujeder Zeit war es eben gerade die Fähigkeit der Homi-niden zu kulturellem Verhalten, die die Gattung Homoentstehen ließ. Im Gegensatz zu den robusten Vormen-schen legten unsere Vorfahren eine größere Flexibilitätdes Verhaltens an den Tag – eine Entwicklung die letzt-lich auch zu einem größeren und leistungsfähigerenGehirn führte.

Eines der einschneidendsten Ereignisse in der Ge-schichte der Menschwerdung war also der Beginn derAbkoppelung aus Umweltabhängigkeiten vor circa 2,5Millionen Jahren. Die zunehmende Unabhängigkeit vomLebensraum führte allerdings auch zu zunehmenderAbhängigkeit von den dazu benutzten Werkzeugen – bisheute ein charakteristisches Merkmal der Menschen.

Die ersten Frühmenschen: Homo erectus

Vor ungefähr zwei Millionen Jahren (Abb. 7) begann inAfrika die Entwicklung zu Hominidentypen mit kräfti-gerem und größerem Skelett und massivem Knochen-bau im Schädel, den typischen Merkmalen von Homoerectus. Gegenüber Homo rudolfensis zeigen sich bei

Homo erectus Körpermerkmale, die eine progressiveEntwicklung andeuten. Hierzu gehört vor allem die Ver-größerung des Hirnschädelvolumens, die Veränderungder Proportionen des Hirn- und Gesichtsschädels undeine rundlicheren Zahnbogenform. Kennzeichnend sindauch eine recht niedrige Stirn und die Ausbildung vonkräftigen Augenüberwülsten, über deren Funktion manbis heute rätselt. Vor allem die Bein- und Fußknochenwaren sehr kräftig ausgebildet. Dies lässt darauf schließen, dass Homo erectus hohe Kraft und Ausdau-er beim Tragen von Material und Nahrung zu denWohnorten aufbrachte. Ausdauernd war Homo erectusauch bei einer speziellen Art der Fortbewegung: erst-mals in der Evolution der Menschen sind anatomischeMerkmale überliefert, die zeigen, dass nicht nur ge-gangen, sondern gerannt werden konnte (Bramble &Lieberman 2004).

Bei Homo erectus ist eine Zunahme des Gehirnvo-lumens feststellbar. Es betrug bei den ältesten Schädeln(knapp zwei Millionen Jahre alt) circa 800–900 ccm.Vor einer Million Jahre wurden Werte von ungefähr900–1000 ccm erreicht und vor einer halben MillionJahre Werte von über 1100–1200 ccm. Sowohl die Fähigkeit, das Feuer zu nutzen, als auch entwickelteJagdtechniken waren wichtige Voraussetzungen, Afri-ka zu verlassen. Möglicherweise war die Jagd eineTriebkraft, um in entfernteren Gebieten nach Beute zusuchen und den Lebensbereich langsam auszudehnen.Die ältesten Nachweise der Besiedlung Javas und Chi-nas gehen bis circa 1,8 Millionen Jahre zurück. In Süd-spanien (Orçe) wird ein ebenso hohes Alter vermutet,ebenso in Dmanisi, Georgien. Vor über zwei MillionenJahren verließ demnach der frühe Homo erectus (bzw.Homo ergaster) oder ein später Homo rudolfensis zum ersten Mal den afrikanischen Kontinent (Abb. 4). Möglicherweise ist auch Homo floresiensis, der bis vor

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Abb. 8Menschheitsgeschichte zum Anfassen: das Cultural & MuseumCentre Karonga (a) macht erst-mals Natur- und Kulturgeschichtein Malawi, in der Wiege derMenschheit zugänglich (b), undführt zu einem neuen afrikani-schen Geschichtsverständnis. (Fotos: S. Müller).

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18 000 Jahren auf der indonesischen Insel Flores über-lebt hat (Brown et al. 2005), ein direkter Nachfahre die-ser ersten afrikanischen Auswanderers.

Wir sind alle Afrikaner: der Ursprung der modernen Menschen

Während sich in Europa die Neandertaler entwickelten,entstanden in Afrika vor ungefähr 500 000 bis 250 000Jahren die ersten Vorfahren der modernen Menschen(Abb. 7). Frühe archaische Homo sapiens-Formen, re-präsentiert durch den Schädel von Bodo aus Äthiopien,den Schädel vom Ndutu See westlich von OlduvaiGorge, Tansania, den Kabwe-Schädel aus Sambia, dieFunde aus dem marokkanischen Salé und dem tansa-nischen Eyasi, sind in diesem Zeithorizont von angesie-delt. Weitere Übergangsformen aus der Zeit um250 000 bis 150 000 Jahren wurden im südafrikani-schen Florisbad, in Eliye Springs in Kenia, im tansani-schen Laetoli und in Jebel Irhoud in Marokko gefunden.Nach Fundlage und Schädelmerkmalen lassen sich inAfrika drei Entwicklungsstufen zum modernen Men-schen unterscheiden (Abb. 3).

Geologisch ältester Repräsentant des modernenHomo sapiens ist der auf ein Alter von 160000 Jahre ge-schätzte Mann aus Herto, dessen Schädel zusammenmit zwei weiteren modernen Menschen im Afar Drei-eck Äthiopiens gefunden wurde (White et al. 2003).Weitere Fossilien unserer frühen modernen Vorfahrenstammen aus Südafrika. Die Funde bei Klasies RiverMouth und Border Cave weisen ein Alter von 100 000und 150 000 Jahre auf. Ein Skelett des modernen Men-schen, das auf 130 000 Jahre vor heute datiert wurde,stammt aus der Kibish-Formation im Omo-Tal Süd-äthiopiens.

Wer auch immer die Menschen waren, die damalsbereits Europa besiedelten – sie alle waren abhängigvom wechselnden Klima der Eiszeiten. Die modernenMenschen jedoch, die sich in Afrika zur gleichen Zeitentwickelte, genossen einen kleinen Vorteil – das Kli-ma. Homo sapiens war gewissermaßen ein echter „Sun-nyboy“, verwöhnt von einem warmen Klima, das Floraund Fauna des gesamten Kontinents seit langem präg-te. Bereits als die Vorfahren des Homo sapiens in Afri-ka auftraten trafen sie auf eine seit Millionen Jahren inihren Grundzügen unveränderte Tier- und Pflanzen-welt.

Die fossilen Knochen der modernen Menschen ausAfrika sprechen aufgrund ihrer Fundlage eine eindeu-tige Sprache: In Afrika entstanden spätestens vor160 000 Jahren die ersten modernen Menschen, diedann vor 120 000 Jahren im Nahen Osten in der Le-vante zu finden sind. Die Fossilien aus Qafzeh beiNazareth im nördlichen Israel und Skhul bei Haifa,deren Alter mittels radiometrischen Datierungen auf120 000–100 000 beziehungsweise 100 000–80 000Jahre bestimmt wurden, sind bislang die ältesten Nach-weise für die Auswanderung der modernen Menschenaus Afrika. Sowohl die afrikanischen als auch die israe-lischen Homo sapiens-Funde stützen eine Theorie, dieals „Out of Africa“-Hypothese bezeichnet wird.

Ein multiregionaler Ursprung der modernen Men-schen scheint dagegen unwahrscheinlich, wie moleku-largenetische Daten vor allem aus DNS-Sequenzen vonMitochondrien (mtDNS) moderner Menschen zeigen.Mitochondrien sind Zell-Organellen, die nur von derMutter vererbt werden. Daher spiegelt die genetischeVariation von mtDNS die Geschichte der Frauen widerund gibt Aufschluss über die „molekulare Eva“, also dieFrau, auf welche alle heute existierenden mtDNs-Vari-anten zurückgehen, wenn man den Mutationsprozess

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zurückverfolgt. Es zeigte sich, dass sie in Afrika gelebthaben muss, da in Stammbäumen, die aus den mtDNS-Sequenzen erstellt wurden, afrikanische Varianten amnächsten zur Wurzel zu finden sind. Sequenz-Varian-ten, die außerhalb Afrikas vorkommen, finden sich auchin Afrikanerinnen, während dies umgekehrt nicht derFall ist. Eine Region im Genom, die sich als Gegenstückzur mtDNS anbietet, ist das Y-Chromosom. Da es aus-schließlich vom Vater an die Söhne weitervererbt wird,spiegelt es die Geschichte der Männer wider. Auch dieältesten Linien von Y-Chromosomen basieren auf einemafrikanischen Ursprung.

Paläoanthropologie: Chancen für ein neues afrikanisches Geschichtsverständnis

Wie schon bei der Fundgeschichte der Vormenschen,Urmenschen und Frühmenschen, liegen auch im Falldes modernen Menschen dessen Ursprungsgebiet unddie Zentren paläoanthropologischer Forschung geogra-phisch weit auseinander; bestimmend waren zu vielenZeiten politische Ideologien, die Afrika vielleicht nochals Wiege der Vormenschen, aber keineswegs als Wie-ge des modernen Menschen gelten lassen konnten. Mitzunehmender Verbesserung der Fundlage wird jedochimmer klarer: Wir sind alle Afrikaner.

Die Kontinuität der Benutzung von Werkzeugenangefangen mit den ersten Steinwerkzeugen vor 2,5Millionen Jahren bis hin zu hoch differenzierten Kom-munikationssystemen, Computern, Autos und Mobiliarist bis heute das verbindende Element der Evolution desmodernen Menschen. Doch ist es das wirklich? Die sogenannten „Länder des Südens“, allen voran der Konti-nent, auf dem einst die Wiege der Menschheit stand,nehmen an der zunehmenden Technisierung der Welt

des modernen Menschen schon lange nicht mehr teil.„Erfand“ Homo erectus das Feuer noch auf dem„schwarzen Kontinent“, so zog er bereits eineinhalbMillionen Jahre nach der Erfindung des ersten Stein-werkzeuges von dannen und eroberte Asien, Europaund später die ganze Welt. Wir Europäer, mit Zugang zu den Wohlstandsinformationsquellen wie Internet,Radio und Fernsehen, gehen heute davon aus, dassdieses für die Menschheit so wichtige Wissen um deneigenen Ursprung, teilbar ist. Teilbar mit allen Nach-kommen unserer afrikanischen Vorfahren. Doch geradein Afrika, ist es schlecht bestellt um beides – den Fort-schritt durch die Erfindungen des Menschen und dasWissen um seine genuine Herkunft. Daher vermittelnwir dieses Wissen auch gezielt dort, wo es mit unsererGeschichte angefangen hat (Schrenk & Bromage 2002).Mit der Gründung eines Kultur- und Museumszentrumsam Ort paläoanthropologischer Ausgrabungen in Ka-ronga, Nord-Malawi versuchen wir den Dialog überNatur- und Kulturgeschichte innerhalb Afrikas, derWiege der Menschheit, anzuregen (Abb. 8 a, b). Diesträgt indirekt zur Verbreiterung des gesellschaftlichenDiskurses über Geschichte, Gegenwart und Zukunftregionaler Entwicklung bei und führt zu einem neuenafrikanischen Geschichtsverständnis, einem wesent-lichen Schlüssel zur Stärkung von regionaler politischerEntwicklung von Homo sapiens in der Wiege derMenschheit.

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Titel übersetzt auf Englisch

XXXXXXXXXXXXXXXXXXXZusammenfassung, kann kurz

seinXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXusw.

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