Agrarforschungschweiz, Heft 10, Oktober 2013

44
AGRAR FORSCHUNG SCHWEIZ Oktober 2013 | Heft 10 Agroscope | BLW | HAFL | AGRIDEA | ETH Zürich Pflanzenbau Weissklee und Wiesenrispengras erneut geprüft Seite 416 Pflanzenbau Serie ProfiCrops: Wissenstransfer im Schweizer Gemüsebau Seite 432 Kurzbericht Tête de Moine AOP: eine neue Kultur für den Herkunftsnachweis Seite 448

description

 

Transcript of Agrarforschungschweiz, Heft 10, Oktober 2013

AgrArforschung schweiz

O k t o b e r 2 0 1 3 | H e f t 1 0

Ag

rosc

op

e |

BLW

| H

AFL

| A

GR

IDE

A |

ETH

rich

Pflanzenbau Weissklee und Wiesenrispengras erneut geprüft Seite 416

Pflanzenbau Serie ProfiCrops: Wissenstransfer im Schweizer Gemüsebau Seite 432

Kurzbericht Tête de Moine AOP: eine neue Kultur für den Herkunftsnachweis Seite 448

ImpressumAgrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse ist die Zeitschrift der landwirtschaftlichen Forschung von Agroscope und ihren Partnern. Die Zeitschrift erscheint auf Deutsch und Französisch. Sie richtet sich an Fachpersonen aus Forschung, Industrie, Lehre, Beratung und Politik, an kantonale und eidgenös sische Ämter und weitere Fachinteressierte.

HerausgeberinAgroscope

Partnerb Agroscope (Forschungsanstalten Agroscope Changins-Wädenswil ACW;

Agroscope Liebefeld-Posieux und Schweizerisches Nationalgestüt ALP-Haras; Agroscope Reckenholz-Tänikon ART), www.agroscope.ch

b Bundesamt für Landwirtschaft BLW, Bern, www.blw.chb Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL, Zollikofen, www.hafl.chb Beratungszentrale AGRIDEA, Lindau und Lausanne, www.agridea.ch b Eidgenössische Technische Hochschule ETH Zürich,

Departement für Umweltsystemwissenschaften, www.usys.ethz.ch

Redaktion Andrea Leuenberger-Minger, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agro nomique Suisse, Forschungs anstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP Postfach 64, 1725 Posieux, Tel. +41 26 407 72 21 Fax +41 26 407 73 00, E-Mail: [email protected]

Judith Auer, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW Postfach 1012, 1260 Nyon 1, E-Mail: [email protected]

Redaktionsteam Vorsitz: Jean-Philippe Mayor (Direktor ACW), Sibylle Willi (ACW), Evelyne Fasnacht (ALP-Haras), Erika Meili (ART), Karin Bovigny-Ackermann (BLW), Beat Huber-Eicher (HAFL), Esther Weiss (AGRIDEA), Brigitte Dorn (ETH Zürich).

AbonnementPreiseZeitschrift: CHF 61.–* (Ausland + CHF 20.– Portokosten),inkl. MWSt. und Versandkosten, Online: CHF 61.–** reduzierter Tarif siehe: www.agrarforschungschweiz.ch

AdresseNicole Boschung, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP Postfach 64, 1725 Posieux, E-Mail: [email protected], Fax +41 26 407 73 00

AdressänderungenE-Mail: [email protected], Fax +41 31 325 50 58

Internet www.agrarforschungschweiz.chwww.rechercheagronomiquesuisse.ch

ISSN infosISSN 1663-7852 (Print)ISSN 1663-7909 (Internet)Schlüsseltitel: Agrarforschung SchweizAbgekürzter Schlüsseltitel: Agrarforsch. Schweiz

© Copyright Agroscope. Nachdruck von Artikeln gestattet, bei Quellenangabe und Zustellung eines Belegexemplars an die Redaktion.

Erfasst in: Web of Science, CAB Abstracts, AGRIS

415 Editorial

Pflanzenbau

416 Weissklee und Wiesenrispengras erneut geprüft Daniel Suter, Hansueli Hirschi, Rainer Frick und

Philippe Aebi

Pflanzenbau

424 Empfindlichkeit der Kartoffel gegenüber der durch Dickeya spp. verursachten Stängelfäule

Jérémie Rouffiange et al.

Pflanzenbau – Serie ProfiCrops

432 Wissenstransfer im Schweizer Gemüsebau

Robert Baur, Simone Fähndrich, Brigitte Baur

und Thomas Wieland

Kurzbericht – Serie ProfiCrops

440 Forschen für einen nachhaltigen Schweizer Obstbau trotz Feuerbrand

Esther Bravin

Kurzbericht

444 Rasche Entwicklung neuer Diagnostik­werk zeuge für die Landwirtschaft

Christophe Debonneville, Jean­Sébastien

Reynard, Olivier Schumpp und Santiago Schaerer

Kurzbericht

448 Tête de Moine AOP: eine neue Kultur für den Herkunftsnachweis

John Haldemann et al.

451 Porträt

452 Aktuell

455 Veranstaltungen

InhaltOktober 2013 | Heft 10

Landwirtschaftliche Erzeugnisse mit geschützter Ursprungsbezeichnung (GUB/AOP) wie Tête de Moine- Käse erzielen auf dem Markt als traditionell hergestellte Produkte einen Mehrwert. Forschende von Agroscope haben auf der Basis von Markerbakterien eine Methode entwickelt, um die Herkunft des Tête de Moine AOP nach-zuweisen. (Foto: Olivier Bloch, ALP-Haras)

Editorial

415Agrarforschung Schweiz 4 (10): 415, 2013

Liebe Leserin, lieber Leser

Als Max Frisch 1979 seine Erzählung «Der Mensch erscheint im Holozän»

veröffentlichte, ahnte er kaum, dass ebendieses geologische Zeitalter im

Begriff ist zu Ende zu gehen. Auch wenn der Titel naturwissenschaftlich

gesehen falsch ist, hat er doch in Bezug auf den modernen Menschen seine

Richtigkeit: Das Holozän – ein relativ warmer und klimatisch stabiler Zeit­

raum von 10 000 bis 12 000 Jahren – hat die günstigen Rahmenbedingungen

für die kulturgeschichtliche Entwicklung geschaffen, die den heutigen Men­

schen prägen.

Doch in den letzten 200 Jahren ist der Mensch zunehmend selber zu

einem geologischen Faktor geworden: Ein neues Zeitalter, das Anthropozän

hat begonnen. Die immer deutlicher werdenden Folgen des menschlichen

Wirkens auf Klima und Ökosystem sind uns allen bekannt. Gemäss Paul J.

Crutzen, Athmosphärenforscher und Nobelpreisträger, der massgeblich den

Begriff Anthropozän geprägt hat, kann das neue Zeitalter – bislang – in drei

Phasen unterteilt werden. Die erste Phase von zirka 1800 bis 1945, also im

Wesentlichen das Industriezeitalter umfassend, steht für den sich verbreiten­

den Einsatz von fossilen Brennstoffen. Bis 1945 stieg die CO2­Konzentration

bereits auf ein Mass an, das die statistische Variation während des Holozäns

bei Weitem überstieg. In der zweiten Phase, die von 1945 bis – wie Crutzen

erwartet – zirka 2015 dauern wird und die er «The Great Acceleration» nennt,

nimmt die Dynamik des menschlichen Einflusses auf die Umwelt dramatisch

zu. Typisch für diese Phase ist, dass ein Umdenken beim Einzelnen wie auch

bei den zentralen Entscheidungsträgern in Wirtschaft und Politik nur zöger­

lich beginnt, und Anstrengungen, um auf internationaler Ebene Lösungen

zu finden, nur mit sehr bescheidenem Erfolg gesegnet sind.

Dass die Menschheit für die nächsten Tausende wenn nicht für die nächs­

ten Millionen Jahre ein wichtiger geologischer Einflussfaktor bleiben wird,

ist unbestritten. Die grosse Frage für die dritte Phase des Anthropozän ist

jedoch, welche Rolle der Mensch in Zukunft dabei übernimmt. Die Entwick­

lung von international anerkannten, wirkungsvollen Strategien, um das

menschliche Handeln und das globale Ökosystem in eine nachhaltige Balance

zu bringen, ist eine der grössten politischen und wissenschaftlichen Heraus­

forderungen überhaupt. Und da sich langsam die Erkenntnis durchsetzt, dass

herkömmliche Denkansätze, etwa zur Reduktion des CO2­Ausstosses, wohl

zu wenig schnell wirken werden, um für den Menschen schwerwiegende

Folgen des Klimawandels noch rechtzeitig abwenden zu können, werden

immer mehr Wege diskutiert, wie in Zukunft aktiv in das globale Klimage­

schehen eingegriffen werden kann. Diese unter dem Begriff Geo­Enginee­

ring zusammengefassten Ansätze haben in der Regel das Bremsen der Klima­

erwärmung, den Abbau der CO2­Konzentration oder die Verhinderung der

Übersäuerung der Meere zum Ziel.

Wir stehen in dieser Entwicklung noch ganz am Anfang und es ist zu

hoffen, dass der Mensch seine Fähigkeiten dazu einsetzen wird, seine Rolle

als «geologischer Faktor» in Zukunft verantwortungsbewusst wahrzuneh­

men. Einer auf nationaler wie internationaler Ebene erfolgreichen Agrarfor­

schung wird in diesem Zusammenhang eine grosse Bedeutung zukommen.

Paul Steffen, Leiter Agroscope Reckenholz-Tänikon ART

Anthropozän – ein neues Zeitalter

416 Agrarforschung Schweiz 4 (10): 416–423, 2013

P f l a n z e n b a u

E i n l e i t u n g

Weissklee: wertvoll und ausdauernd

In häufig genutzten Wiesen hält sich auf Dauer nur eine

Kleeart: der Weissklee (Trifolium repens L.). Aufgrund

seiner Wuchsform werden beim Mähen lediglich die

Blattspreiten und Blattstiele entfernt. Der Stengel

wächst als Kriechtrieb unversehrt am Boden weiter.

Diese Kriechtriebe (Abb. 1) ermöglichen es dem Weiss­

klee, sich nach Störeinwirkung wie Mahd, Verbiss oder

Tritt rasch zu regenerieren, entstandene Lücken sofort

zu schliessen und, ausser mit der Verbreitung durch

Samen, sich auch vegetativ zu vermehren. Diese Regene­

rationsfähigkeit macht den Weissklee zur idealen Klee­

art für Weiden.

Der Weissklee bildet bei sämtlichen dreijährigen

und längerdauernden Klee­Gras­Mischungen des

Standardmischungssystems vom zweiten Hauptnut­

zungsjahr an das Rückgrat für den Kleeanteil im

Bestand (Suter et al. 2012b). Er erfüllt dabei eine wich­

tige Funktion, weil Mischungen aus Klee und Gras

gegenüber Gräserreinsaaten grosse Vorteile bieten

(Finn et al. 2013, Nyfeler et al. 2009). Da, wie bereits

erwähnt, nur Blattspreiten und Blattstiele des Weiss­

klees geerntet werden, sind Bestände mit Weissklee

wegen der mehr oder weniger gleichbleibenden Qua­

lität des Ernteguts nutzungselastischer als Bestände

mit Rotklee oder Luzerne. Der Weissklee besitzt die

interessante Eigenschaft, seine Blattstiele strecken zu

können, um die Blattspreiten in Bestandesschichten zu

platzieren, in welchen mehr Licht vorhanden ist. Er

kann sogar die Blattspreiten in Richtung des einfallen­

den Lichtes drehen (Marcuvitz und Turkington 2000).

Trotz dieser Eigenschaften sollten Bestände mit Weiss­

klee häufig genutzt werden, damit sie gegenüber

rasch aufwachsenden Konkurrenten bestehen können

(Winkler 1984). Aus demselben Grunde muss die erste

Nutzung im Jahr früh erfolgen, wenn der Weissklee im

Bestand erhalten oder gar gefördert werden soll.

Ideal für den Weissklee sind frische, nährstoffrei­

che Böden. Anhaltende Trockenheit erträgt der Weiss­

klee wegen seines oberflächlichen Wurzelwerks

schlecht. Der Düngerbedarf beschränkt sich in der

Regel auf die Elemente P, K und Mg. Als Leguminose

bezieht der Weissklee den benötigten Stickstoff mit

Hilfe der Rhizobien aus der Luft. Nicht nur der Weiss­

klee profitiert von diesem Stickstoff, sondern auch die

anderen Pflanzen im Bestand (Nyfeler et al. 2011).

Somit benötigen Gras­Weissklee­Mischungen weniger

Stickstoffdünger als reine Grasbestände.

Der Weissklee erträgt starke Kahlfröste schlecht.

Unter langdauernden Schneedecken wird er, abhängig

von der Sorte, mehr oder weniger stark vom Kleekrebs

Daniel Suter1, Hansueli Hirschi1, Rainer Frick2 und Philippe Aebi2

1Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, 8046 Zürich2Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 1260 Nyon 1

Auskünfte: Daniel Suter, E-Mail: [email protected], Tel. +41 44 377 72 79

Weissklee und Wiesenrispengras erneut geprüft

Abb. 1 | Weissklee (Trifolium repens) und Wiesenrispengras (Poa pratensis). Zeichnung aus dem Buch «Wiesen- und Alpenpflanzen» von Walter Dietl und Manuel Jorquera, Österreichischer Agrarver-lag, Leopoldsdorf, 4. Auflage 2012. (Zeichnungen: Manuel Jorquera, Zürich. Alle Rechte vor behalten. Copyright: AGFF, Zürich. Mit freundlicher Genehmigung der AGFF.)

Weissklee und Wiesenrispengras erneut geprüft | Pflanzenbau

417

Zusa

mm

enfa

ssu

ng

Agrarforschung Schweiz 4 (10): 416–423, 2013

In den Jahren 2010 bis 2012 führten die

Forschungsanstalten Agroscope Reckenholz-

Tänikon ART und Agroscope Changins-

Wädenswil ACW Versuche mit 20 Sorten

Weissklee und zwölf Sorten Wiesenrispen-

gras durch. Beim Weissklee waren zehn

davon Neuzüchtungen, beim Wiesenrispen-

gras waren es acht. Beurteilt wurden die

Jugendentwicklung, die Güte des Bestandes

(allgemeiner Eindruck, Bestandesdichte,

Nachwuchsvermögen), die Toleranz gegen-

über Wintereinflüssen, die Krankheitsresis-

tenz gegenüber Blattkrankheiten, die

Ausdauer (Güte am Ende des letzten Ver-

suchsjahres) sowie die Anbaueignung für

höhere Lagen. Beim Weissklee wurde zudem

der Gehalt an blausäureabspaltenden

Glykosiden beurteilt und beim Wiesenrispen-

gras der Gehalt an verdaulicher organischer

Substanz. Vier Neuzüchtungen von Weissklee,

nämlich «CW 0905», «CW 0904», «TR 0505»

und «TR 0705», und drei beim Wiesenrispen-

gras, «PP 0515», «PP 0425» und «Varenzo 5»,

erbrachten für eine Empfehlung genügende

Leistungen. Leider fehlt bei allen noch das

Bestehen der sogenannten Registerprüfung,

damit sie empfohlen werden dürfen. Auf-

grund der Ergebnisse werden die bisher

empfohlenen Weisskleesorten «Vysocan»

und «Seminole» sowie die Wiesenrispengras-

sorte «Tommy» nicht mehr empfohlen.

(Sclerotinia trifoliorum) befallen (Michel et al. 2000).

Diese Pilzkrankheit kann die Ausdauer einer Klee­

pflanze bedeutend vermindern. Weisskleepflanzen

enthalten oft bedeutende Mengen an cyanogenen

Glykosiden, aus welchen mit Hilfe pflanzeneigener

oder im Pansen vorhandener Enzyme Blausäure freige­

setzt werden kann. Damit verbunden ist eine mögliche

Gefährdung der Tiergesundheit. Deshalb werden nur

Sorten in den Sortenempfehlungen berücksichtigt,

deren Gehalt an cyanogenen Glykosiden nicht signifi­

kant über demjenigen der Referenzsorte «Sonja» liegt.

Zwei Weissklee-Typen für Standardmischungen

•• Mittel­ bis kleinblättrige Sorten (Hollandicum­Typ):

Sorten dieser Form bleiben eher klein, aber in der

Regel nicht so klein wie der Wildtypus (forma

sylvestris). Sie eignen sich bestens für die Weidenut­

zung. Manche Sorten dieses Typs sind im Sommer

sehr blühfreudig.

•• Grossblättrige Sorten (hauptsächlich Ladino­Typ,

synonym Giganteum­Typ): Sie sind hochwachsend und

ertragreich und eignen sich eher für die Schnittnut­

zung. Ihre Blühneigung im Sommer ist verhältnismäs­

sig gering. Grossblättrige Sorten, vor allem des

Ladino­Typs, weisen häufig deutlich niedrigere

Gehalte an cyanogenen Glykosiden auf als mittel­ bis

kleinblättrige Sorten. Mittlerweile sind auch gross­

blättrige Sorten erhältlich, die nicht eindeutig dem

Ladino­Typ zugeordnet werden können.

Wiesenrispengras: langsamer Start

Was bei den Kleearten der Weissklee, ist bei den Gräser­

arten das Wiesenrispengras (Poa pratensis L.). Es gehört

zu den ausdauerndsten Arten unter intensiver Nutzung

und ist, zusammen mit dem Englischen Raigras (Lolium

perenne L.), das typische Gras ertragreicher Mähweiden

und Weiden. Es ersetzt dieses vollständig unter weniger

günstigen Wachstumsbedingungen oder wenn dieses

mit der Zeit aus dem Bestand verschwunden ist. Wie der

Weissklee kann sich das Wiesenrispengras mittels Kriech­

trieben im Bestand erhalten. Diese sind jedoch im

Gegensatz zum Weissklee als unterirdische Rhizome aus­

gebildet. Das Wiesenrispengras entwickelt sich nach

dem Keimen der Saat nur sehr zögerlich – unabhängig

davon, ob die Keimung künstlich beschleunigt worden

ist oder nicht. Bis es sich richtig etabliert hat, kann deut­

lich mehr als ein Jahr vergehen. Im Mischbestand können

konkurrenzstarke Partnerpflanzen wie das Knaulgras

(Nösberger und Moser 1988) oder der Wiesenfuchs­

schwanz (Lehmann 1995) das Wiesenrispengras in seiner

Jugendentwicklung stark hemmen. Behindert wird vor

allem die Bildung der Ausläufer. Es dauert in diesem Fall

bedeutend länger, bis sich ein entsprechender Anteil

Wiesenrispengras im Bestand etabliert hat. Voll entwi­

ckelte Bestände von Wiesenrispengras bilden einen dich­

ten, trittfähigen Rasen. Einmal entstandene Lücken wer­

den dank Ausläufern rasch wieder geschlossen, was es

Unkräutern erschwert, sich anzusiedeln. Diese Eigen­

schaft kommt auch in Mischbeständen zur Geltung. Es

hat deshalb in längerdauernden Mischungen eine wich­

tige Funktion (Suter et al. 2012b).Das Wiesenrispengras besitzt eine bessere Trocken­

heitstoleranz als beispielsweise das Englische Raigras und

wächst unter vielfältigen klimatischen Bedingungen. Es

erträgt Kälte und langdauernde Schneedecken gut. Das

Wiesenrispengras kann intensiv genutzt werden. Da es

bis zu einem gewissen Grad schattentolerant ist, ist es

auch für die Mahd geeignet. Nicht zu tiefes Mähen ist für

die Ausdauer dabei förderlich. Das Ertragspotenzial

erreicht nicht ganz dasjenige des Englischen Raigrases

Pflanzenbau | Weissklee und Wiesenrispengras erneut geprüft

418 Agrarforschung Schweiz 4 (10): 416–423, 2013

und wird nur ausgeschöpft, wenn genügend Nährstoffe

vorhanden sind und das Wasser nicht zu knapp ist. Zwi­

schen den Sorten gibt es beträchtliche Unterschiede in

der Resistenz gegen Rostpilze, welche vor allem die

Schmackhaftigkeit des Futters vermindern (Michel et al.

2000). Die Rostanfälligkeit ist aber bei allen Sorten mehr

oder weniger hoch. Eine weitere häufig auftretende

Krankheit ist Drechslera, die gewisse Einbussen an

Schmackhaftigkeit und Futterertrag bewirken kann.

Da für die Futtererzeugung vor allem die Blattmasse

von Bedeutung ist, haben agronomisch interessante Sor­

ten des Wiesenrispengrases ein niedriges Stengel/Blatt­

Verhältnis. Der geringe Anteil an blütentragenden Trie­

ben hat jedoch einen schwachen Samenertrag je Hektare

zur Folge. Diese schlechte Vermehrbarkeit macht die

Saatgutproduktion oft unwirtschaftlich. Deshalb ist das

Angebot an guten Sorten stark begrenzt und deren

Saatgut ist bedeutend teurer als dasjenige von stengel­

reichen, futterbaulich schlecht geeigneten Varietäten.

Trotzdem lohnt es sich, «teurere» Qualitätssorten einzu­

setzen. Denn die sind auf Grund ihres höheren futter­

baulichen Wertes auf die Dauer kostengünstiger.

M a t e r i a l u n d M e t h o d e n

Im Feldversuch geprüft

Die Forschungsanstalten Agroscope Reckenholz­Tänikon

ART und Agroscope Changins­Wädenswil ACW prüften

in den Jahren 2010 bis 2012 insgesamt 20 Sorten von

Weissklee und zwölf Sorten von Wiesenrispengras. Von

den Weisskleesorten waren zehn Neuzüchtungen, die

Abb. 2 | Sortenversuch mit Weissklee im Frühlingsaufwuchs. Sorte «CW 0904»: Dichte, ebenmässige Bestände, ohne Beeinträchtigung durch Krankheiten, sind der Grundstein für einen hohen Ertrag. (Foto: ART)

Ort, KantonHöhe

(m ü. M.)Saatdatum Weissklee Wiesenrispengras

Wiederholungen Ertragserhebungen Wiederholungen Ertragserhebungen

Reinsaat1 Mischungen2 2011 2012 Reinsaat3 Mischungen4 2011 2012

Changins, VD 430 16/04/2010 3 – 4 – 3* – 4 3

Reckenholz, ZH 440 17/04/2010 4 – 5 5 4 – 5 5

Seebach, ZH 440 19/04/2010 – 3 – – – 3 – –

Oensingen, SO 460 16/04/2010 4 4 5 5 4 3 5 5

Ellighausen, TG 520 13/04/2010 3 3 5 5 – –

26/08/2010 1 – 5 5 4 3 5 5

Goumoëns, VD 630 15/04/2010 3 3 5 5 3 – 4 4

La Frêtaz, VD 1200 28/04/2010 3 – – – 3 2 – –

Maran, GR 1850 10/05/2011 – – – – 3 – – –* + 1 Wiederholung für die Frühreifeerhebung1 Reinsaaten: 150 g/100 m2 Weissklee (Sorte «Sonja» als Standard für die Saatmenge)2 Mischungen: 50 g/100 m2 Weissklee (Sorte «Sonja» als Standard für die Saatmenge) + 100 g/100 m2 Knaulgras «Pizza»3 Reinsaaten: 200 g/100 m2 Wiesenrispengras (Sorte «Nixe» als Standard für die Saatmenge)4 Mischungen: 150 g/100 m2 Wiesenrispengras (Sorte «Nixe» als Standard für die Saatmenge) + 25 g/100 m2 Weissklee, grossblättrig «Seminole» + 15 g/100 m2 Weissklee,

kleinblättrig «Sonja»

Tab. 1 | Orte und Daten der im Jahre 2012 abgeschlossenen Sortenversuche mit Weissklee und Wiesenrispengras

Weissklee und Wiesenrispengras erneut geprüft | Pflanzenbau

419Agrarforschung Schweiz 4 (10): 416–423, 2013

schen Methode (Suter et al. 2013) in Noten umgewan­

delt. Beim Weissklee wurde zudem der Gehalt an

blausäureabspaltenden Glykosiden mit einer auf derje­

nigen von Pulss (1962) aufbauenden Methode gemessen.

Das analysierte Pflanzenmaterial stammte aus Stichpro­

ben am Standort Reckenholz, die im zweiten bezie­

hungsweise dritten Versuchsjahr in drei Wiederholun­

gen gezogen worden waren.

Beim Wiesenrispengras wurden im Labor die Werte für

den Anteil der verdaulichen organischen Substanz (VOS)

im Futter ermittelt. Die Gehalte waren mit der sogenann­

ten Nahinfrarot­Reflexionsspektroskopie (Norris et al.

1976) gemessen und die Messwerte mit der Pansensaftme­

thode nach Tilley und Terry (1963) validiert worden. Das

Pflanzenmaterial stammte aus Stichproben, die am Stand­

ort Reckenholz im ersten, zweiten und dritten Aufwuchs

des zweiten Versuchsjahres jeweils an drei Wiederholun­

gen gezogen worden waren. Die VOS­Gehalte wurden auf

dieselbe Weise wie der Ertrag in Noten umgerechnet.

erstmalig in den Feldversuchen auf ihre Anbauwürdig­

keit überprüft worden waren. Beim Wiesenrispengras

waren es deren acht.

In den an sieben beziehungsweise acht Orten durch­

geführten Versuchen mit Weissklee respektive Wiesen­

rispengras wurden die Beobachtungen nach einer neun­

stufigen Notenskala vorgenommen, wobei eine Eins die

beste und eine Neun die schlechteste Note bezeichnet.

Als Beobachtungsflächen dienten Reinsaaten in Klein­

parzellen von 1,5 × 6,0 Metern. Zu den Beobachtungen

gehörten die Jugendentwicklung, die Güte des Bestan­

des (allgemeiner Eindruck, Bestandesdichte, Nachwuchs­

vermögen), die Toleranz gegenüber Wintereinflüssen,

die Krankheitsresistenz gegenüber Blattkrankheiten,

die Ausdauer (Güte am Ende des letzten Versuchsjahres)

sowie die Anbaueignung für höhere Lagen (Güte an den

Versuchsstandorten über 900 m ü. M.). Die im Feld

gemessenen Werte des Trockensubstanzertrages wur­

den zu Jahreserträgen addiert und mittels einer statisti­

Sortenname Ertrag1 Güte* Jugendent-wicklung

Konkurrenz-kraft

Ausdauer*Resistenzen/Toleranzen: Anbaueignung

für höhere LagenIndexwert

Wintereinflüsse* Blattkrankheiten*

Mittel- bis kleinblättrige Sorten

1 Pepsi 5,0 3,1 3,8 4,9 3,4 4,4 2,0 3,6 3,61

2 Rabbani 4,8 3,0 3,4 5,0 3,4 4,8 2,5 3,1 3,64

3 Sonja 5,6 3,0 3,3 5,0 3,4 4,7 2,5 3,8 3,74

4 Hebe 5,4 3,3 3,6 5,1 3,8 4,7 2,2 3,6 3,80

5 Tasman 5,3 3,1 3,8 4,7 3,3 5,0 2,7 4,3 3,85

6 Vysocan 4,8 3,4 3,7 5,0 4,5 5,3 2,6 3,2 4,01

Mittel (Standard) 5,2 3,2 3,6 4,9 3,6 4,8 2,4 3,6 3,78

7 AberPearl 5,4 3,1 3,6 5,1 2,6 4,8 1,8 3,2 3,50

8 AberAce 5,3 3,4 3,7 5,2 3,1 5,2 2,1 3,8 3,81

9 ZE-JP-1 5,2 3,1 3,5 5,1 3,7 5,2 2,7 3,7 3,90

10 Numuniai 6,0 3,5 3,4 5,2 4,4 5,1 2,9 3,1 4,15

Grossblättrige Sorten

11 Apis 4,3 2,7 3,4 4,6 2,8 4,8 2,6 3,1 3,43

12 Bombus 4,3 2,7 3,7 4,5 2,8 5,3 3,1 3,8 3,67

13 Fiona 4,8 3,0 3,7 4,7 3,3 4,8 3,3 3,5 3,78

14 Seminole 6,0 4,0 4,5 5,0 4,8 6,1 4,0 4,6 4,83

Mittel (Standard) 4,8 3,1 3,8 4,7 3,4 5,3 3,2 3,7 3,93

15 CW 0905 3,8 2,4 3,2 4,5 2,5 4,9 2,7 3,2 3,31

16 CW 0904 4,0 2,7 3,3 4,6 2,5 5,2 3,1 3,7 3,54

17 TR 0505 4,4 2,7 3,5 4,4 3,2 4,8 3,0 3,4 3,60

18 TR 0705 4,8 2,8 4,1 4,6 2,9 4,5 2,9 3,4 3,61

19 Giga 5,0 3,2 3,3 4,5 4,0 5,0 2,6 3,8 3,85

20 Florida 5,7 3,9 3,9 5,0 3,9 6,0 3,4 4,7 4,48

Fettschrift bei Sortenname = bisher empfohlene Sorten

Notenskala: 1 = sehr hoch bzw. gut; 9 = sehr niedrig bzw. schlecht1 Ertragsnoten von 5 Versuchsstandorten mit je 4 bzw. 5 Erhebungen 2011 und von 4 Versuchsstandorten mit 5 Erhebungen 2012*Hauptmerkmal mit doppelter Gewichtung

Tab. 2 | Weissklee: Ergebnisse der Ertragserhebungen und Bonitierungen in den Jahren 2010 bis 2012

Pflanzenbau | Weissklee und Wiesenrispengras erneut geprüft

420 Agrarforschung Schweiz 4 (10): 416–423, 2013

Gesamtbeurteilung mittels Index

Zur Gesamtbeurteilung einer Sorte diente ein aus den

Noten aller erfassten Merkmale gemittelter Indexwert.

Dabei zählten beim Weissklee die Güte, die Ausdauer,

die Toleranz gegenüber Wintereinflüssen sowie die Resis­

tenz gegen Blattkrankheiten doppelt. Beim Wiesenris­

pengras erhielten die Güte, die Konkurrenzkraft, die

Ausdauer, die Resistenz gegen Blattkrankheiten sowie

die Anbaueignung in höheren Lagen doppeltes Gewicht.

Damit eine Sorte neu in die «Liste der empfohlenen

Sorten von Futterpflanzen» (Suter et al. 2012a) aufge­

nommen werden kann, muss ihr Indexwert den Mittel­

wert der Indices der mitgeprüften bisher empfohlenen

Sorten (Standard) um mindestens 0,20 Indexpunkte

unterschreiten (geringerer Wert = besser). Hingegen ver­

liert eine bis anhin empfohlene Sorte ihre Empfehlung

und wird aus der Liste gestrichen, wenn ihr Indexwert

SortennamePotentiell freisetzbares HCN

(mg/kg TS)% von Sonja

Mittel- bis kleinblättrige Sorten

1 Pepsi 327 70

2 Rabbani 402 86

3 Sonja 463 100

4 Hebe 427 92

5 Tasman 338 73

6 Vysocan 170 36

7 AberPearl 906 195*

8 AberAce 637 137

9 ZE-JP-1 600 129

10 Numuniai 141 30

Grossblättrige Sorten

11 Apis 505 109

12 Bombus 348 75

13 Fiona 59 12

14 Seminole 469 101

15 CW 0905 397 85

16 CW 0904 471 101

17 TR 0505 255 55

18 TR 0705 323 69

19 Giga 15 3

20 Florida 310 66

Fettschrift bei Sortenname = bisher empfohlene Sorten*Sorten, welche «Sonja» im HCN-Gehalt signifikant übertreffen, können nicht emp-

fohlen werden (n = 120; P < 0,05; Tukey-HSD)

Tab. 3 | Weissklee: Potentieller Gehalt an Blausäure (HCN)

Konkurrenzkraft wichtig für Mischungen

Da in der Schweiz Klee­ und Gräserarten fast ausnahms­

los als Mischungen gesät werden, ist die Beurteilung der

Konkurrenzkraft einer Sorte wichtig. Dazu wurden beim

Weissklee, zusätzlich zu den Reinsaaten, Versuche mit

einfachen Gemengen angelegt, in welchen die zu prü­

fenden Sorten sich gegen Knaulgras behaupten mussten.

Beim Wiesenrispengras wurde als Mischungspartner

Weissklee eingesetzt. Aus dem vor dem Schnitt erhobe­

nen Anteil der zu prüfenden Sorte am Gesamtertrag des

Bestandes wurden die Noten für die Konkurrenzkraft

nach folgender Formel berechnet:

Konkurrenzkraft = 9 – 0,08 × Ertragsanteil %.

Basierend auf Beobachtungen zur Blattgrösse wurden

die Weisskleesorten mittels Clusteranalyse in zwei Grup­

pen eingeteilt. Weitere Angaben zu Versuchsorten, Saat

und Anzahl Ertragserhebungen können der Tabelle 1

entnommen werden.

Sortenname Antragsteller Kategorie1

Mittel- bis kleinblättrige Sorten

1 Pepsi DLF-Trifolium, DK 1

2 Rabbani DLF-Trifolium, DK 1

3 Sonja Svalöf-Weibull, SE 1

4 Hebe Svalöf-Weibull, SE 1

5 Tasman Barenbrug, NL 1

6 Vysocan Agrogen, CZ 2/3

7 AberPearl Germinal Holdings, GB 4

8 AberAce Germinal Holdings, GB 3

9 ZE-JP-1 NPZ-Lembke, DE 3

10 Numuniai Agrolitpa, LT 3

Grossblättrige Sorten

11 Apis DSP, CH 1

12 Bombus DSP, CH 1

13 Fiona DSP, CH 1

14 Seminole Cal West, US 2/3

15 CW 0905 Cal West, US 1*

16 CW 0904 Cal West, US 1*

17 TR 0505 DSP, CH 1*

18 TR 0705 DSP, CH 1*

19 Giga Jouffray-Drillaud, FR 3

20 Florida Allied Seed, US 3

Fettschrift bei Sortenname = bisher empfohlene Sorten

Tab. 4 | Weissklee: Geprüfte Sorten und Kategorieeinteilung

1 Kategorieeinteilung der Sorten aufgrund der Ergebnisse aus den Versuchen: Kategorie 1: In der Schweiz in der «Liste der empfohlenen Sorten von Futter-

pflanzen» geführtKategorie 1*: Kann erst nach Erfüllen der für die Handelbarkeit in der Schweiz ge-

setzlich festgelegten Kriterien empfohlen werden (siehe Saat- und Pflanzgut-Verordnung des EVD, SR 916.151.1)

Kategorie 2/3: Sorte vom 1. Januar 2016 an nicht mehr empfohlen Kategorie 3: Nicht empfohlen. Zeichnet sich weder durch gute noch durch

schlechte Eigenschaften ausKategorie 4: Nicht empfohlen. Eignet sich nicht für den Anbau in der Schweiz

Weissklee und Wiesenrispengras erneut geprüft | Pflanzenbau

421Agrarforschung Schweiz 4 (10): 416–423, 2013

sen erzielte «CW 0905» den zweitbesten beziehungs­

weise drittbesten Wert. Die drei Neuzüchtungen «CW

0904», «TR 0505» und «TR 0705» aus den USA bezie­

hungsweise der Schweiz erwiesen sich alle als in etwa

gleich stark. Ihre Indices waren um mehr als 0,30 Punkte

besser als der Standard. «CW 0904» überzeugte mit einer

sehr guten Ausdauer und mit den jeweils zweitbesten

Ergebnissen in Ertrag, Güte und Jugendentwicklung.

Neben überdurchschnittlich guten Leistungen in Ertrag

und Güte tat sich «TR 0505» mit der besten Konkurrenz­

kraft des Versuches und vielversprechenden Werten für

um mehr als 0,20 Punkte über demjenigen des Standards

zu liegen kommt (höherer Wert = schlechter). Ausser­

dem kann eine Sorte nicht empfohlen werden, wenn sie

in einem wichtigen Einzelmerkmal den Mittelwert des

Standards um 1,50 Punkte oder mehr überschreitet.

Zudem werden beim Weissklee Sorten nur berücksich­

tigt, wenn der Gehalt an blausäureabspaltenden Glyko­

siden statistisch (P < 0,05) nicht höher ist als derjenige

der Referenzsorte «Sonja».

R e s u l t a t e u n d D i s k u s s i o n

Vier leistungsfähige grossblättrige Neuzüchtungen

Während bei den mittel­ bis kleinblättrigen Sorten die

Neuzüchtung «AberPearl» trotz hervorragender agro­

nomischer Eigenschaften (Tab. 2) aufgrund ihres hohen

Gehaltes an blausäureabspaltenden Glykosiden (Tab. 3)

für eine Empfehlung nicht in Frage kommt, erfüllen von

den sechs geprüften grossblättrigen Neuzüchtungen

deren vier die in der Prüfung festgelegten Anforderun­

gen für eine Empfehlung (Tab. 4). Allen voran glänzte

«CW 0905» aus den USA mit einem hervorragenden

Gesamtergebnis (Tab. 2). Sie übertraf den Standard um

mehr als 0,60 Punkte und lag im Ertrag, der Güte, der

Jugendentwicklung und der Ausdauer auf dem ersten

Platz aller geprüften grossblättrigen Sorten. In der Kon­

kurrenzkraft und der Anbaueignung für höhere Lagen

belegte sie Platz zwei und in der Resistenz gegen Blatt­

krankheiten und der Toleranz gegenüber Wintereinflüs­

Sortenname Ertrag1* Güte*Jugendent-wicklung

Konkurrenz-kraft*

Ausdauer*

Resistenzen/Toleranzen:

VOS2Anbaueignung

für höhere Lagen*

Index-wertWinter-

einflüsseBlattkrank-

heiten*

1 Nixe 3,2 2,5 5,3 4,6 2,7 4,0 3,9 4,3 3,2 3,59

2 Likollo 3,6 2,6 5,2 4,6 2,5 4,0 3,9 5,3 3,5 3,71

3 Lato 2,6 3,0 4,4 4,1 3,2 4,2 5,2 3,7 3,6 3,71

4 Tommy 4,0 3,4 5,8 5,0 2,7 4,7 4,5 6,7 4,3 4,34

Mittel (Standard) 3,4 2,9 5,2 4,6 2,8 4,2 4,4 5,0 3,6 3,84

5 PP 0515 2,5 2,6 4,3 4,0 2,7 3,9 4,2 3,7 3,7 3,41

6 PP 0425 3,1 3,0 4,6 3,7 2,4 4,7 4,3 3,7 4,1 3,61

7 Varenzo 5 3,2 2,5 4,8 4,7 2,5 4,0 4,3 4,7 3,3 3,64

8 Rhenus (ST 250) 4,8 3,5 5,3 4,8 3,3 4,4 5,1 4,7 4,1 4,37

9 Hekate (LL HZ 39) 6,4 3,4 4,6 5,6 3,3 4,4 5,5 5,7 3,6 4,70

10 Helios (LL HZ 38) 6,6 3,6 5,0 5,5 3,4 4,5 6,3 5,7 3,9 4,92

11 Europa 7,5 5,4 5,5 6,3 5,6 4,7 6,7 2,3 4,6 5,66

12 Mercury 8,7 6,1 6,6 6,4 5,9 6,0 4,8 9,0 6,1 6,52

Fettschrift bei Sortenname = bisher empfohlene Sorten

Notenskala: 1 = sehr hoch bzw. gut; 9 = sehr niedrig bzw. schlecht1 Ertragsnoten von 5 Versuchsstandorten mit je 4 bzw. 5 Erhebungen 2011 und 3 bis 5 Erhebungen 20122 VOS = Verdauliche organische Substanz: Mittel von 2 Terminen im Jahre 2011 und einem Termin im Jahre 2012, Standort Reckenholz*Hauptmerkmal mit doppelter Gewichtung

Tab. 5 | Wiesenrispengras: Ergebnisse der Ertragserhebungen und Bonitierungen in den Jahren 2010 bis 2012

Abb. 3 | Wiesenrispengras entwickelt sich zwar langsam, bildet in der Folge jedoch sehr dichte Bestände. Leider sind viele Sorten sehr anfällig auf Rostkrankheiten, was an den starken Verfärbungen im Bestand leicht zu sehen ist. (Foto: ART)

422

Pflanzenbau | Weissklee und Wiesenrispengras erneut geprüft

Agrarforschung Schweiz 4 (10): 416–423, 2013

die Anbaueignung in höheren Lagen hervor. «TR 0705»

zeigte ebenfalls achtbare Ergebnisse, sowohl mit dem

drittbesten Wert in der Güte als auch mit der besten

Toleranz gegenüber Wintereinflüssen und einer guten

Resistenz gegen Blattkrankheiten. Leider können die vier

beschriebenen Neuzüchtungen erst empfohlen werden,

wenn sie auch in Verkehr gebracht werden dürfen. Die

dazu notwendigen positiven Ergebnisse der im Ausland

durchgeführten sogenannten Registerprüfung (Tests auf

Unterscheidbarkeit von anderen Sorten, Homogenität im

Erscheinungsbild und Beständigkeit der Sortenmerk­

male) liegen bislang noch nicht vor.

Die beiden bis anhin empfohlenen Sorten, «Vysocan»

aus dem mittel­ bis kleinblättrigen Sortiment und «Semi­

nole» aus dem grossblättrigen Sortiment, können auf­

grund ihrer Ergebnisse nicht weiter in der «Liste der

empfohlenen Sorten von Futterpflanzen» geführt wer­

den (Tab 4). Sie dürfen deshalb nur noch bis Ende 2015

als «empfohlene Sorte» verwendet werden.

Drei vielversprechende neue Wiesenrispengräser

Unter den geprüften Neuzüchtungen fallen «PP 0515»,

«PP 0425» und «Varenzo 5», allesamt aus der Schweiz,

durch ihre herausragenden Leistungen auf (Tab. 5). «PP

0515» glänzte durch Bestnoten beim Ertrag, der Jugend­

entwicklung und der Toleranz gegen Wintereinflüsse. In

der Konkurrenzkraft und der VOS belegte sie Rang 2

und ihre Güte des Bestandes war die drittbeste aller

geprüften Sorten, ebenso ihre Resistenz gegen Blatt­

krankheiten. Dies führte zum besten Index des ganzen

Versuches, womit «PP 0515» um 0,18 Punkte besser war

als «Nixe», die beste der bereits empfohlenen Sorten.

Die beiden anderen der oben erwähnten Neuzüch­

tungen belegten in der Konkurrenzkraft und der Aus­

dauer den ersten Rang («PP 0425») beziehungsweise in

der Güte des Bestandes («Varenzo 5»). Sie reihten sich

insgesamt knapp hinter «Nixe» ein und erfüllen wie «PP

0515» mit ihren um mindestens 0,20 Punkte besseren

Indices als der Standard die agronomischen Anforderun­

gen für eine Empfehlung. Leider erfüllen alle drei Neu­

züchtungen die rechtlichen Voraussetzungen für ein

Inverkehrbringen und somit für eine Aufnahme in die

empfehlende Sortenliste noch nicht (Tab. 6). Denn die

dazu notwendigen positiven Ergebnisse der Registerprü­

fung liegen noch nicht vor. Es bleibt zu hoffen, dass dies

demnächst der Fall sein wird, damit die Vermehrung von

Saatgut dieser Sorten baldmöglichst in Angriff genom­

men werden kann.Die bis anhin empfohlene Sorte «Tommy» wird auf­

grund ihrer Ergebnisse nach über zwanzig Jahren aus der

«Liste der empfohlenen Sorten von Futterpflanzen»

gestrichen (Tab. 6). Diese Sorte darf deshalb nur noch bis

Ende 2015 als «empfohlene Sorte» in den Standardmi­

schungen von Agroscope und anderen Mischungen, die

auch das AGFF­Gütezeichen tragen, eingesetzt werden.�n

Sortenname Antragsteller Frühreife-Index1 Kategorie2

1 Nixe SZ-Steinach, DE 51b 1

2 Likollo Euro Grass, DE 51b 1

3 Lato SZ-Steinach, DE 52a 1

4 Tommy DLF-Trifolium, DK 52b 2/3

5 PP 0515 DSP, CH 53a 1*

6 PP 0425 DSP, CH 51b 1*

7 Varenzo 5 DSP, CH 51b 1*

8 Rhenus (ST 250) SZ-Steinach, DE 53a 3

9 Hekate (LL HZ 39) Životice, CZ 52b 4

10 Helios (LL HZ 38) Životice, CZ 53a 4

11 Europa Freudenberger, DE 52a 4

12 Mercury Freudenberger, DE 51b 4

Fettschrift bei Sortenname = bisher empfohlene Sorten1 Frühreife-Index: Die erste Ziffer bezeichnet den Monat, die zweite Ziffer die Dekade; a bezeichnet die erste, b die zweite Hälfte der Dekade. Beispiel: 51b = 06.-10. Mai2 Kategorieeinteilung der Sorten aufgrund der Ergebnisse aus den Versuchen:

Kategorie 1: In der Schweiz in der «Liste der empfohlenen Sorten von Futterpflanzen» geführt

Kategorie 1*: Kann erst nach Erfüllen der für die Handelbarkeit in der Schweiz gesetzlich festgelegten Kriterien empfohlen werden (siehe Saat und Pflanzgut-Verordnung des

EVD, SR 916.151.1)

Kategorie 2/3: Sorte vom 1. Januar 2016 an nicht mehr empfohlen

Kategorie 3: Nicht empfohlen. Zeichnet sich weder durch gute noch durch schlechte Eigenschaften aus

Kategorie 4: Nicht empfohlen. Eignet sich nicht für den Anbau in der Schweiz

Tab. 6 | Wiesenrispengras: Geprüfte Sorten, Frühreife-Index und Kategorieeinteilung

423

Weissklee und Wiesenrispengras erneut geprüft | Pflanzenbau

Ria

ssu

nto

Sum

mar

y

Agrarforschung Schweiz 4 (10): 416–423, 2013

Literatur ▪ Finn J.A., Kirwan L., J. Connolly et al., 2013. Ecosystem function enhan-ced by combining four functional types of plant species in intensively ma-naged grassland mixtures: a 3-year continental-scale field experiment. Journal of Applied Ecology 50, 365–375.

▪ Lehmann J., 1995. Wie lässt sich das Wiesenrispengras fördern? Agrarforschung 2 (2), 53–56.

▪ Markuvitz S. & Turkington R., 2000. Differential effects of light quality, provided by different neighbours, on the growth and morphology of Trifolium repens L. (white clover). Oecologia 125, 293–300.

▪ Michel V., Schori A., Mosimann E., Lehmann J., Boller B. & Schubiger F., 2000. Krankheiten der Futtergräser und Futterleguminosen. Agrarforschung 7 (2), I–XII.

▪ Norris K.H., Barnes R.F., Moore J.E. & Shenk J.S., 1976. Predicting forage quality by infrared reflectance spectroscopy. Journal of Animal Science 43, 889–897.

▪ Nösberger J. & Moser St., 1988. Die Wiesenrispe – ein förderungswürdi-ges Gras der Naturwiesen. Landwirtschaft Schweiz 1 (2), 89–91.

▪ Nyfeler D., Huguenin-Elie O., Suter M., Frossard E., Connolly J. & Lüscher A., 2009. Strong mixture effects among four species in fertilized agricul-tural grassland led to persistent and consistent transgressive overyiel-ding. Journal of Applied Ecology 46, 683–691.

▪ Nyfeler D., Huguenin-Elie O., Suter M., Frossard E. & Lüscher A., 2011. Grass-legume mixtures can yield more nitrogen than legume pure stands due to mutual stimulation of nitrogen uptake from symbiotic and non- symbiotic sources. Agriculture, Ecosystems and Environment 140, 155–163.

▪ Pulss G., 1962. Untersuchungen zur Isolierung und Bestimmung von Blausäure in pflanzlichem Material. Zeitschrift für analytische Chemie 190, 402–409.

▪ Schubiger F. X., Lehmann J., Daccord R., Arrigo Y., Jeangros B. und Scehovic J., 2001. Nährwert von Wiesenpflanzen: Verdaulichkeit. Agrarforschung 8 (9), 354–359.

▪ Suter D., Hirschi H.U., Frick R. & Aebi P., 2013. Knaulgras: Prüfergebnisse von 31 Sorten. Agrarforschung Schweiz 4 (7/8) 324–329.

▪ Suter D., Hirschi H.U., Frick R. & Bertossa M., 2012a. Liste der empfohle-nen Sorten von Futterpflanzen 2013–2014. Agrarforschung Schweiz 3 (10), 1–8.

▪ Suter D., Rosenberg E., Mosimann E. & Frick R., 2012b. Standardmischun-gen für den Futterbau: Revision 2013–2016. Agrarforschung Schweiz 3 (10), 1–12.

▪ Tilley J. & Terry R., 1963. A two stage technique for the in vitro digestion of forage crops. Journal of the British Grassland Society 18, 104–111.

▪ Winkler L., 1984. Wachstum und Entwicklung von Weissklee (Trifolium repens L.) in verschieden bewirtschafteten Naturwiesen. Diss. ETH, Zürich.

Trifoglio bianco e poa pratense

Tra il 2010 e il 2012 le Stazioni di ricerca

Agroscope Reckenholz-Tänikon ART e

Agroscope Changins-Wädenswil ACW hanno

condotto esperimenti con 20 varietà di

trifoglio bianco e 12 di poa pratense. Per

quanto riguarda il trifoglio bianco vi erano

10 novità varietali, per la poa pratense 8.

Sono stati valutati la precocità, l'aspetto

generale (impressione generale, densità di

popolamento, facoltà di ricaccio), l'idoneità

allo svernamento, la resistenza a malattie

fogliari, la persistenza (aspetto alla fine

dell’ultimo anno di esperimento) nonché

l'idoneità alla coltivazione ad alta quota.

Inoltre per il trifoglio bianco è stato valutato

il tenore di glicosidi cianogenetici e per la

poa pratense il tenore di sostanza organica

digeribile. Quattro novità varietali di

trifoglio bianco, ovvero «CW 0905»,

«CW 0904», «TR 0505» e «TR 0705», e tre di

poa pratense, «PP 0515», «PP 0425» e

«Varenzo 5», hanno fornito prestazioni

sufficienti per costituire un riferimento.

Purtroppo a tutte manca ancora il cosiddetto

test DUS (Distinguibilità, Uniformità e

Stabilità) per poter essere raccomandate.

Sulla base dei risultati non sono più racco-

mandate le finora consigliate varietà di

trifoglio bianco «Vysocan» e «Seminole»

nonché la varietà di poa pratense «Tommy».

White clover and smooth-stalked meadow-grass

retested

From 2010 to 2012, the Agroscope Reckenholz-

Tänikon ART and Agroscope Changins-Wädenswil

ACW research stations conducted experiments with

20 varieties of white clover and 12 of smooth-stalked

meadow-grass. Ten of the white clover and eight of

the meadow-grass varieties were new cultivars.

Juvenile development, vigour (general impression,

stand density, regenerative capacity), winter-hardi-

ness, resistance to leaf diseases, persistence (quality

at the end of the final test year) and suitability for

cultivation at higher altitudes were assessed. In

addition, the content of cyanogenic glycosides of the

white clover and the content of digestible organic

matter of the meadow-grass were assessed. Four

new white-clover cultivars, viz., «CW 0905»,

«CW 0904», «TR 0505» and «TR 0705», and three

meadow-grass cultivars – «PP 0515», «PP 0425» and

«Varenzo 5» – performed sufficiently well to earn

recommendation. Unfortunately all these varieties

have yet to pass the DUS test which will allow their

recommendation. Based on the results, recommenda-

tions have been withdrawn for the previously

recommended white clover varieties «Vysocan» and

«Seminole», as well as for the meadow-grass variety

«Tommy».

Key words: Trifolium repens, white clover, Poa

pratensis, smooth-stalked meadow-grass, variety

testing, yield, disease resistance.

424 Agrarforschung Schweiz 4 (10): 424–431, 2013

E i n l e i t u n g

Die pektinolytischen Bakterien, welche die Kartoffel

befallen, sind für zahlreiche Krankheiten sowohl im Feld

wie auch im Lager verantwortlich. Diese Bakterien gehö­

ren zu den Gattungen Pectobacterium und Dickeya. Bei

der Kartoffel unterscheidet man grundsätzlich vier

pathogene Arten: Pectobacterium atrosepticum, Pecto-

bacterium carotovorum, Dickeya dianthicola und

‘Dickeya solani’ (Toth et al. 2011). ‘Dickeya solani’ wird

zwischen Anführungszeichen aufgeführt, da dieser

Name von der Wissenschaft noch nicht offiziell bestätigt

worden ist (Toth et al. 2011). Ihre Verbreitung wird im

Wesentlichen von den Umweltbedingungen (Tempera­

turansprüche) und der Anwesenheit oder dem Fehlen

empfindlicher Wirte wie etwa der Kartoffel bestimmt.

P.  atrosepticum kommt in Regionen mit gemässigten

Temperaturen vor. Die Entwicklung dieser Art verläuft

optimal im Temperaturbereich zwischen 15 °C und 25 °C.

P. carotovorum gedeiht hingegen in einem weiteren

Temperaturbereich von 20 °C bis 40 °C. Die Dickeya­Arten

stammen aus subtropisch­tropischen Klimaregionen oder

aus einem warmen gemässigten Klima. Das Temperatur­

optimum dieser Arten liegt zwischen 25 °C und 40 °C,

und so können sich Krankheitssymptome während heis­

sen Perioden in gemässigten Klimaregionen Westeuro­

pas entwickeln (Hélias und Gaucher 2007; Pasco et al.

2005). Unterschiedliche Populationsentwicklungen gibt

es überdies auch in Abhängigkeit von der Umgebungs­

feuchtigkeit. Diese Populationen treten in trockenen

Böden global schwach auf, sind hingegen unter feuchten

Bedingungen oder in bewässerten Böden stark vertreten

(Pérembelon und Lowe 1974). Die an oberirdischen Pflan­

zenteilen verursachten Symptome von Dickeya spp.

unterscheiden sich von jenen, die durch P. atrosepticum

verursacht werden (Toth et al. 2011). P. carotovorum ver­

ursacht üblicherweise keine Symptome an oberirdischen

Pflanzenteilen (Bartz et Kelman 1984), es sei denn, es lie­

gen aussergewöhnliche Bedingungen vor wie zum Bei­

spiel nach Hagelschlägen (persönliche Beobachtungen),

oder beim Auftreten von virulenten Stämmen (Johan

Van Vaerenbergh, persönliche Mitteilung).

Empfindlichkeit der Kartoffel gegenüber der durch Dickeya spp. verursachten StängelfäuleJérémie Rouffiange1, David Gerardin2, Isabelle Kellenberger3, Santiago Schaerer3 und Brice Dupuis3

1Institut supérieur industriel agronomique Huy-Gembloux, 4500 Huy, Belgien2UFR PEPS, Université de Haute Alsace, 68000 Colmar, Frankreich3Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 1260 Nyon, Schweiz

Auskünfte: Brice Dupuis, E-Mail: [email protected], Tel. +41 22 363 47 48

P f l a n z e n b a u

Abb. 1 | Gesamtansicht des Versuches über die Aggressivität der Isolate von Dickeya spp. (Foto: J. Rouffiange)

425

Zusa

mm

enfa

ssu

ng

Agrarforschung Schweiz 4 (10): 424–431, 2013

Empfindlichkeit der Kartoffel gegenüber der durch Dickeya spp. verursachten Stängelfäule | Pflanzenbau

Dickeya dianthicola und 'D. solani' sind die

Bakterien, welche bei der Kartoffelproduktion in

der Schweiz am meisten Probleme verursachen. Sie

lösen an den Stängeln (oberirdische Triebe)

Fäulnissymptome aus, was mit dem allgemein

üblichen Begriff der Schwarzbeinigkeit umschrie-

ben wird. Die vorliegende Studie verfolgt zwei

Hauptziele: einerseits soll die Empfindlichkeit der

Sorten Agria, Victoria, Charlotte, Innovator, Arinda

und Lady Claire gegenüber Dickeya spp. geprüft

werden, andererseits soll die Aggressivität von je

drei Isolaten von D. dianthicola und von 'D. solani'

gegenüber der Sorte Agria geprüft werden. Für

diese Untersuchungen wurden Topfversuche im

Gewächshaus angelegt. Die Sorte Agria scheint in

Bezug auf die Schwarz beinigkeit anfälliger zu sein

als die übrigen geprüften Sorten. Die aggressivsten

Isolate von 'D. solani' sind nicht virulenter als die

aggressivsten Isolate von D.dianthicola. Die

Aggressivität der Isolate von D. dianthicola scheint

variabler zu sein als jene von 'D. solani'. Schliesslich

scheinen die Isolate von Dickeya spp. wichtiger für

das Risiko der Entstehung von Schwarzbeinigkeit

zu sein als die Sorte. In der Tat entwickelt die

empfindlichste Sorte sechs Mal mehr Symptome als

die unempfindlichste Sorte, während jedoch das

aggressivste Isolat vierzig Mal mehr Symptome

hervorruft als das am wenigsten aggressive Isolat.

Bei Infektionen durch Dickeya spp. können die Fäulnis-

symptome an höher gelegenen Pflanzenteilen auftreten,

während die Basis der Stängel gesund bleibt (Abb.  2;

Laurila et al. 2010). Die typischen oberirdischen Symp­

tome, welche von P. atrosepticum herrühren, sind was-

sergetränkte Läsionen mit einer dunkelbraunen Fäulnis

auf den untersten Abschnitten der Stängel (Abb. 3; Lau­

rila et al. 2010). Allerdings sind diese Symptome recht

variabel und die Identifizierung des Krankheitserregers

erfordert eine Untersuchung im Labor. Unter trockenen

Bedingungen löst Dickeya spp. weniger Stängelfäulnis

aus als P. atrosepticum. Im Gegensatz dazu löst bei

erhöhten Temperaturen Dickeya spp. mehr Fäulnis auf

den Knollen aus, welche sich aber nicht systemisch auf

die Stolonen und die Stängel ausbreitet (Toth et al. 2011).

Auf 718 Proben kranker Pflanzen, die in der Schweiz von

1986 bis 2010 untersucht wurden (Stängel und Knollen),

isolierte man im Mittel 66% Dickeya­Arten und 34%

Pectobacterium­Arten (Cazelles und Schwaerzel 1992;

Dupuis et al. 2010). Die vorliegende Studie befasst sich

daher mit den oberirdischen Symptomen, welche durch

Dickeya spp. verursacht werden.

Ist das Bakterium in der Mutterknolle vorhanden,

kann es direkt in die Stängel, in die Stolonen und in die

Tochterknollen transportiert werden, und dies mittels

des Saftstromes in den Gefässen, angetrieben von der

Evapotranspiration (Czajkowski et al. 2010). Falls das

Inokulum im Boden vorhanden ist, können infizierende

Abb. 2 | Symptome hervorgerufen durch Dickeya spp. (Photo: G. Riot)

Abb. 3 | Symptome hervorgerufen durch Pectobac-terium atrosepticum. (Photo: B. Dupuis)

426 Agrarforschung Schweiz 4 (10): 424–431, 2013

Pflanzenbau | Empfindlichkeit der Kartoffel gegenüber der durch Dickeya spp. verursachten Stängelfäule

Bakterien auch über die Wurzeln eintreten und via das

Gefäßsystem der Pflanze in die Stängel transportiert

werden (Czajkowski et al. 2009; Helias et al. 2000a,

2000b). In einer ersten Phase können hauptsächlich

unter trockenen Bedingungen Welkesymptome sowie

Chlorosen des Blattwerkes auftreten (Czajkowski et al.

2010; Laurila et al. 2010). Man geht davon aus, dass die

Bakterien das Gefäßsystem der Pflanze verstopfen. In

einer zweiten Phase, sofern feuchte Bedingungen herr­

schen, können sich die Symptome zu Fäulnis der Stängel

weiterentwickeln, was sich in einem Zerfall der Leitbün­

delgewebe durch die pektinolytischen Enzyme der Bak­

terien äussert (Czajkowski et al. 2010; Laurila et al. 2010).

Verschiedene Hypothesen versuchen die unterschiedli­

che Symptomausprägung der Schwarzbeinigkeit bei den

diversen Sorten zu erklären. Eine erste Hypothese geht

davon aus, dass diese Unterschiede auf einer Suberinein­lagerung in den Lentizellen der Mutterknolle beruht

(Suberin = pflanzliches Biopolymer, das in den Zellwän­

den eingelagert ist). Diese Lentizellen sind die Eintritts­

pforten für die durch Dickeya spp. ausgelösten Infektio­

nen (Pérembelon und Lowe 1974; Scott et al. 1996). Diese

Eintrittspforten weisen mehrere Zellschichten auf, die

mit Suberin imprägniert sind. Die Dicke dieser Zellschich­

ten, welche wie Barrieren gegen das Eindringen von Bak­

terien wirken, ist von Sorte zu Sorte unterschiedlich

(Scott et al. 1996). Es ist bewiesen worden, dass die Akti­

vität der pektinolytischen Enzyme vom Grad der Vereste­

rung der Pektine in den Zellwänden abhängt (Pagel und

Heitefuss 1990), wobei sich der Veresterungsgrad von

Sorte zu Sorte verändern kann (McMillan et al. 1993).

Auch eine bedeutsame Menge von Kalziumpektat in den

Zellwänden oder eine geringe Konzentration von freien

Kalziumionen könnten die unterschiedliche Anfälligkeit

der Sorten erklären (McGuire und Kelman 1984; Pagel

und Heitefuss 1990). Schliesslich könnten die Unter­

schiede in der Sortenanfälligkeit auch mit einer unter­

schiedlichen Produktion von Proteaseninhibitoren und

Phytoalexinen in den Stängeln im Zusammenhang ste­

hen (Yang et al. 1992). Auch wenn die Resistenzmecha­

nismen bekannt sind, gibt es bis heute wenig Daten zur

Anfälligkeit der Sorten gegenüber Dickeya spp. in Bezug

auf die Entwicklung oberirdischer Symptome (Toth et al.

2011). Unterschiede in der Aggressivität der Isolate sind

auch beobachtet worden. Im Allgemeinen verursacht ‘D.

solani’ die gewichtigeren Schäden als D. dianthicola (Toth

et al. 2011). Die Entwicklung von ‘D. solani’ kann sowohl

bei tiefen wie bei hohen Temperaturen (>39 °C) ablaufen,

und die optimale Wachstumstemperatur ist höher als

jene von D. dianthicola (Czajkowski et al. 2012; Tsror et al.

2009). Im Rahmen eine Projektes zur integrierten Bekämp­

fung der Schwarzbeinigkeit (Information im Kasten)

Konzept der integrierten Bekämpfung der

pektinolytischen Bakterien in der Kartoffel-

produktion.

Im Rahmen eines internationalen Projektes

(2010–2014) wird ein Konzept der integrierten

Bekämpfung von Dickeya spp, Pectobacterium

carotovorum subsp. carotovorum und Pecto-

bacterium atrosepticum entwickelt. Dieses

Projekt wird von der Kommission für Techno-

logie und Innovation KTI unterstützt.

Ziele des Projektes:

• Entwicklung einer Standardanalysen-

methode zur Feststellung latenter Infekti-

onen der Knollen während des Zertifizie-

rungsprozesses der Kartoffelpflanzgut.

• Identifizierung und Quantifizierung der

hauptsächlichen Faktoren, die für die Konta-

minierung von Kartoffelposten verantwort-

lich sind.

• Entwicklung eines integrierten Bekämp-

fungskonzeptes in Zusammenarbeit mit al-

len Vertretern aus den verschiedenen Berei-

chen der Kartoffelbranche.

Partner des Projektes:

• Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmit-

telwissenschaften HAFL, Zollikofen (Leitung

des Projektes in der Schweiz)

• Agroscope Changins-Wädenswil ACW,

Changins

• BIOREBA AG, Reinach

• Swisssem, Dachorganisation der Saatgut-

vermehrer für die ganze Schweiz

• Swisspatat, Branchenorganisation der

Kartoffelwirtschaft

• Institut National de la Recherche Agrono-

mique INRA, Rennes (Leitung des Projektes

in Frankreich)

• Interprofessionelle Nationale Gruppierung

für Samen und Pflanzen (Groupement Natio-

nal Interprofessionnel des Semences et

plants – GNIS)

• Nationale Vereinigung der Produzenten von

Kartoffelpflanzen (Fédération Nationale des

Producteurs de Plants de Pomme de Terre –

FN3PT)

427Agrarforschung Schweiz 4 (10): 424–431, 2013

Empfindlichkeit der Kartoffel gegenüber der durch Dickeya spp. verursachten Stängelfäule | Pflanzenbau

Die Inokulation der Knollen läuft während 48 h in

vier Etappen ab: Eintauchen in Wasser während zwei

Stunden, Öffnen der Lentizellen während 22 Stunden

(Relative Luftfeuchtigkeit nah bei 100 % und 25 °C), Ein­

tauchen in die Bakteriensuspension während zwölf

Stunden und anschliessendes Trocknen während zwölf

Stunden. Diese Methode hat den Vorteil, dass eine

grosse Zahl von Knollen in relativ kurzer Zeit inokuliert

werden kann. Ab Beginn des sichtbaren Auftretens von

Symptomen der Schwarzbeinigkeit werden wöchentlich

zwei Beobachtungen vorgenommen. Bei jeder Beobach­

tung wird der Anteil infizierter Stängel als prozentuelle

Häufigkeit berechnet. Schliesslich wird die Fläche unter

der Kurve berechnet (Bonierbale et al. 2007), welche die

Entwicklung der Krankheit aufzeichnet (AUDPC.rel). Wir

haben die Winkeltransformation verwendet, damit die

Prozentangaben zum Anteil infizierter Triebe die Bedin­

gungen erfüllen, um eine Varianzanalyse durchführen

zu können (ANOVA) (Dagnelie 1975). Für die statistische

Analyse wurde das Softwarepaket Statistica verwendet

(Statsoft, Tulsa, USA). Für jeden Versuch wurde eine

zwei­faktorielle Varianzanalyse (ANOVA) vorgenommen.

Der erste Faktor entspricht der Wiederholung des Versu­

ches über die Zeit. Der zweite Faktor entspricht der Sorte

im ersten Versuch und dem Isolat von Dickeya spp. im

zweiten Versuch. Die Interaktion zwischen den beiden

Faktoren wurde auch geprüft. Falls sich ein signifikanter

Unterschied (p<0,05) ergab, wurde zusätzlich ein Test

nach Newman und Keuls durchgeführt (Vergleich von

Mittelwerten).

R e s u l t a t e

Versuch A: Sortenempfindlichkeit

Die Pflanzen in den Kontrolltöpfen entwickelten keine

Stängelfäule. Dies belegt, dass die für die Versuche ver­

haben wir uns auf die Bedeutung der Interaktion Pflanze–

Krankheitserreger konzentriert sowie auf die Sortenan­

fälligkeit der Kartoffel bei Infektion durch diverse Bakte­

rienisolate. Im ersten Teil dieser Studie wird versucht,

allfällige Unterschiede in der Anfälligkeit der wichtigsten

in der Schweiz angebauten Kartoffelsorten herauszuar­

beiten. Der zweite Teil der Studie befasst sich mit der

Aggressivität mehrerer Isolate von Dickeya spp. gegen­

über der Sorte Agria, welche die in der Schweiz am häu­

figsten angebaute Sorte ist (Swisspatat 2013).

M a t e r i a l u n d M e t h o d e n

Es wurden zwei verschiedene Versuche durchgeführt.

Der erste Versuch (A) befasste sich mit der Anfälligkeit

von sechs Sorten: Agria, Victoria, Charlotte, Innovator,

Arinda und Lady Claire. Dieser Versuch wurde im

Gewächshaus durchgeführt und zweimal wiederholt

(Versuch A1 und A2). Von jeder Sorte wurden zwanzig

Knollen inokuliert. Die Inokulation erfolgte durch Ein­

tauchen in eine Bakteriensuspension mit einer Konzent­

ration von 106 kbE/ml (koloniebildende Einheit) mit dem

Isolat Dickeya dianthicola 8823. Anschliessend wurde

jede Knolle in einen Topf gepflanzt. Für jede Sorte stan­

den 20 Kontrollpflanzen zur Verfügung, welche in Was­

ser eingetaucht wurden.

Der zweite Versuch (B) befasst sich mit der Aggressi­

vität der Dickeya spp. Isolate. Für diesen Versuch wurden

sechs Bakterienisolate auf der Kartoffelsorte Agria in

einer Kozentration von 106 kbE/ml getestet; Dickeya

dianthicola 980, Dickeya dianthicola 8823, Dickeya dian-

thicola 12, ‘Dickeya solani’ 2222, ‘Dickeya solani’ 05026

und ‘Dickeya solani’ 07044. Dieser Versuch wurde eben­

falls zweimal im Gewächshaus durchgeführt (Versuch B1

und B2). Für jedes Isolat sowie für die Kontrolle standen

je 20 Töpfe zur Verfügung (Abb. 1).

Abb. 4 | Entwicklung des Anteils infizierter Stängel mit Symptomen von Fäulnis in den Versuchen A1 und A2, in welchen die Anfälligkeit der Sorten gegenüber Dickeya spp. geprüft wurde.

0 5

10 15 20 25 30 35 40 45

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23

Ante

il in

fizie

rter

Stä

ngel

(%)

Tage seit dem Auflaufen

A1

0

5

10

15

20

25

30

35

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20

Ante

il in

fizie

rter

Stä

ngel

(%)

Tage seit dem Auflaufen

Arinda Innovator Charlotte Victoria Agria

A2

0 5

10 15 20 25 30 35 40 45

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23

Ante

il in

fizie

rter

Stä

ngel

(%)

Tage seit dem Auflaufen

A1

0

5

10

15

20

25

30

35

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20

Ante

il in

fizie

rter

Stä

ngel

(%)

Tage seit dem Auflaufen

Arinda Innovator Charlotte Victoria Agria

A2

428 Agrarforschung Schweiz 4 (10): 424–431, 2013

Pflanzenbau | Empfindlichkeit der Kartoffel gegenüber der durch Dickeya spp. verursachten Stängelfäule

wendeten Knollen gesund waren und die Entwicklung

von Krankheitssymptomen aufgrund natürlicher Infekti­

onen ausgeschlossen war. Aufgrund der Analyse der Flä­

che unter der Entwicklungskurve der Krankheit (AUDPC.

rel: Abb. 4) konnten zwischen den Sorten keine Unter­

schiede (p>0,05) in der Anfälligkeit festgestellt werden.

Dies bedeutet, dass über die gesamte Dauer des Versu­

ches betrachtet die Unterschiede in der Symptomausbil­

dung bei den Sorten zu gering waren, um entdeckt zu

werden. Beobachtet man jedoch die Kurven der Sympto­

mentwicklung entlang der Zeitachse (Abb. 4), stellt man

fest, dass einige Sorten die Symptome spät ausbilden.

Dies ist insbesondere bei Agria im Versuch A2 der Fall

(Abb. 4). Diese späte Entwicklung der Symptome hat

wenig Einfluss auf die Fläche unter der Kurve (AUPDC.

rel), aber sie führt zu wichtigen Unterschieden zwischen

den Sorten gegen Ende des Versuches. Daher treten die

grössten Abweichungen zwischen der anfälligsten und

der am wenigsten anfälligen Sorte am letzten Beobach­

tungstag auf (Abb. 5) 23 Tage nach dem Auflaufen im

Versuch A1 beziehungsweise 20 Tage nach dem Auflau­

fen im Versuch A2. Der Statistiktest ANOVA, der an die­

sen Daten vorgenommen wurde, erlaubt es, Unter­

schiede in der Anfälligkeit zwischen den Sorten

herauszuarbeiten (p<0,001). Hingegen wurden zwischen

dem Versuch und den geprüften Sorten keinerlei Inter­

aktionen festgestellt (p>0,05).

Arinda mit 6,1% Anteil infizierter Stängel erwies sich

als sechs Mal weniger anfällig als Agria mit 37,4% Anteil

infizierter Stängel. Zwischen diesen beiden Extremen lie­

gen Charlotte (16,6% infizierte Stängel), Lady Claire

(17,3%), Innovator (22,6%) und Victoria (27,7%) (Abb. 5).

Versuch B: Aggressivität der Isolate

Untersucht man die Daten von AUDPC.rel, so stellt man

einen Unterschied in der Aggressivität der geprüften Iso­

late von Dickeya spp. fest (p<0,001). Indessen trat zwi­

schen der Sorte und der Wiederholung des Versuches

eine Interaktion auf (p<0,001). Es scheint, dass das Isolat

D. dianthicola 8823 für diese Interaktion verantwortlich

ist, denn wird es vom ANOVA-Test ausgeschlossen, ver-

schwindet die Interaktion (p>0,05). Dieses Isolat hat in

der Tat signifikant weniger Symptome im Versuch B1

erzeugt als im Versuch B2 (Abb. 6). Ursache für den

beobachteten Unterschied könnte eine schlechte Aufbe­

wahrung der Probe des verwendeten Stammes im Ver­

such B1 sein. Dieses Isolat wurde daher für die statisti­

sche Analyse nicht weiter berücksichtigt.

Wenn man, wie im Versuch zur Sortenanfälligkeit,

die Daten analysiert für welche die Abweichungen zwi­

schen den Isolaten am grössten sind (15 Tage nach dem

Auflaufen), so beobachtet man ebenfalls signifikante

Unterschiede zwischen den Isolaten (p<0,001). Die Iso­

late D. dianthicola 980, ‘D. solani’ 2222 und D. dianthi-cola 05026 sind weniger aggressiv als die Isolate ‘D. solani’

07044 und D. dianthicola 12 (Abb. 7). Der Unterschied in

der Aggressivität zwischen den Isolaten derselben Art ist

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90

100

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15

Ante

il in

fzie

rter

Stä

ngel

(%)

Tage seit dem Auflaufen

KontrolleD. dianthicola 980 ‘D. solani’ 2222 ‘D. solani’ 05026 ‘D. solani’ 07044 D. dianthicola 12 D. dianthicola 8823

B2

0 5

10 15 20 25 30 35 40 45

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15

Ante

il in

fzie

rter

Stä

ngel

(%)

Tage seit dem Auflaufen

B1

Abb. 6 | Versuch B1 und B2: Entwicklung der Befallshäufigkeit von Schwarzbeinigkeit auf oberirdischen Trieben, hervorgerufen durch die verschiedenen geprüften Isolate.

0 5

10 15 20 25 30 35 40 45 50

Arinda Charlotte Lady Claire Innovator Victoria Agria

Ante

il in

fizie

rter

Stä

ngel

(%)

a

c

bc

ab ab ab

Abb. 5 | Am Ende des Versuches festgestellte Häufigkeit infizierter Stängeln bei den verschiedenen Sorten (Mittelwerte der Versuche A1 und A2). Als Mass für die Streuung ist der Standardfehler als T-Balken über den Säulen eingezeichnet. Statistisch gesicherte Unterschiede sind durch unterschiedliche Kleinbuchstaben gekennzeichnet.

429Agrarforschung Schweiz 4 (10): 424–431, 2013

Empfindlichkeit der Kartoffel gegenüber der durch Dickeya spp. verursachten Stängelfäule | Pflanzenbau

thicola. Tatsächlich finden sich unter den aggressivsten

Stämmen in unseren Versuchen Isolate von D. dianthi-

cola und von ‘D. solani’. Andererseits beobachtet man

bei den Isolaten von D. dianthicola eine grössere Varia­

bilität als bei den Isolaten von ‘D. solani’. Dieser Unter­

schied mag sich damit erklären, dass ‘D. solani’ im Ver­

halten einen «klonalen» Eindruck macht, das heisst eine

eingeschränktere genetische Variabilität aufweist als

dies bei D. dianthiocola der Fall ist (Bourget 2012; Czaj­

kowski et al. 2012; Pritchard et al. 2012). Diese bei den

Isolaten von D. dianthicola beobachtete höhere geneti­

sche Variabilität könnte auch die Gene betreffen, wel­

che bei den Entwicklungsmechanismen der Fäulnissymp­

tome mitspielen. Dies könnte die beobachteten, nicht

unerheblichen Unterschiede in der Aggressivität erklä­

ren. Vergleicht man schliesslich die Resultate aus den

Versuchen zur Sortenanfälligkeit und zur Aggressivität

der Isolate, so stellt man fest, dass die Unterschiede in

der Aggressivität zwischen den Isolaten wesentlich wich­

tiger sind als die Anfälligkeitsunterschiede zwischen den

Sorten. Betrachtet man die maximal erhaltenen Häufig­

keiten (%) an Stängelfäulnis, so zeigen sich bei der an­

fälligsten Sorte sechsmal mehr Stängelsymptome als bei

der robustesten Sorte. Das aggressivste Isolat indessen

führt zu 40 Mal mehr Symptomen auf den Stängeln als

das am wenigsten aggressive Isolat. Dies deutet darauf

hin, dass das sortenbedingte Risiko für Krankheitssymp­

tomentwicklung tiefer ist als jenes, das durch das Bakte­

rienisolat bedingt ist. Aus der vorliegenden Studie leiten

sich neue Fragen und Aspekte ab. Es wäre wichtig zu

grösser für die Isolate von D. dianthicola (D. dianthicola

12 ist 40 mal aggressiver als D. dianthicola 980) als jener

für die Isolate von ‘D. solani’ (‘D. solani’ 07044 ist sechs­

mal aggressiver als ‘D. solani’ 2222).

D i s k u s s i o n

Diese Studie hat aufgezeigt, dass es Unterschiede in der

Sortenanfälligkeit gegenüber der Schwarzbeinigkeit

gibt, welche durch Dickeya spp. hervorgerufen wird. Die

gegenüber dieser Krankheit anfälligste Sorte dürfte

zugleich auch die in der Schweiz am häufigsten ange­

baute Sorte sein. 2012 wurde auf 22 % der Kartoffelan­

baufläche die zum Frittieren geeignete Sorte Agria kul­

tiviert. Victoria und Innovator, die sich ebenfalls zum

Frittieren eignen, belegten 6 % respektive 7 % der Kar­

toffelanbaufläche in der Schweiz. Während Innovator

weniger anfällig scheint als Agria (40 % weniger infi­

zierte Stängel), erweist sich Victoria als ebenso anfällig.

Die Sorten Charlotte und Lady Claire rangieren in unse­

ren Versuchen unter den am wenigsten anfälligen Sor­

ten. Charlotte ist die führende festfleischige Sorte in der

Schweiz. Sie wird auf 14 % der Anbaufläche kultiviert.

Lady Claire ist die erste Sorte des Typs «Chips» mit einem

Anteil an der Anbaufläche von 4 % (Hebeisen et al. 2012;

Swisspatat 2013). Die Versuche haben auch gezeigt, dass

es Unterschiede in der Aggressivität der Isolate von

Dickeya spp. gibt. Im Gegensatz zur Literatur (Toth et al.

2011) fanden wir, dass die Isolate von ‘D. solani’ nicht

systematisch virulenter waren als die Isolate von D. dian-

0

10

20

30

40

50

60

70

D. dianthicola 980 ‘D. solani’ 2222 ‘D. solani’ 05026 ‘D. solani’ 07044 D. dianthicola 12

Ante

il in

fizie

rter

Stä

ngel

(%)

a

ab

b

c c

Abb. 7 | Am Ende des Versuches festgestellte Häufigkeit infizierter Stängel bei Infektion durch diverse Isolate (Mittelwerte der Versuche B1 und B2). Als Mass für die Streuung ist der Stan-dardfehler als T-Balken über den Säulen eingezeichnet. Statistisch gesicherte Unterschiede sind durch unterschiedliche Kleinbuchstaben gekennzeichnet.

430 Agrarforschung Schweiz 4 (10): 424–431, 2013

Pflanzenbau | Empfindlichkeit der Kartoffel gegenüber der durch Dickeya spp. verursachten Stängelfäule

Literatur ▪ Bartz J. & Kelman A., 1984. Infiltration of lenticels of potato tubers by Erwinia carotovora pv. carotovora under hydrostatic pressure in relation to bacterial soft rot. The American Phytopathological Society 69 (1), 69–74.

▪ Bonierbale M., de Haan S. & Forbes A., 2007. Procedures for standard evaluation trials of advanced potato clones. An International Coopera-tors' Guide. I. P. C. (CIP). International Potato Center (CIP), Lima. 126 S.

▪ Bourget D., 2012. Pectobactérium et Dickeya: Un point européen sur l'évolution des souches. Potato Planet Mai 2012.

▪ Cazelles O. & Schwaerzel R., 1992. Enquête sur les bactérioses causées par Erwinia dans les cultures de plants de pommes de terre en Suisse romande. Revue suisse Agric. 24 (4), 215–218.

▪ Czajkowski R., van Veen J. A. & van der Wolf J. M., 2009. New biovar 3 Dickeya spp. strain (syn. Erwinia chrysanthemi) as a causative agent of blackleg in seed potato in Europe. Phytopathology 99 (6), 134–142.

▪ Czajkowski R., de Boer W. J., Velvis H. & van der Wolf J. M., 2010. Systemic Colonization of Potato Plants by a Soilborne, Green Fluorescent Protein-Tagged Strain of Dickeya sp Biovar 3. Phytopathology 100 (2), 134–142.

▪ Czajkowski R., de Boer W. J., Van der Zouwen P. S., Kastelein P., Jafra S., De Haan E. G., Van den Bovenkamp G. W. & Van der Wolf J. M., 2012. Virulence of Dickeya solani en Dickeya dianthicola biovar-1 end -7 strains on potato (Solanum tuberosum). Plant Pathology 62, 597–610.

▪ Dagnelie P., 1975. Théorie et méthodes statistiques. Band 2. Les Presses Agronomiques de Gembloux ASBL, Gembloux. 363 p.

▪ Dupuis B., Schaerer S., Gilliand H. & Cazelles O. (2010) The Dickeya and Pectobacterium situation in Switzerland. in Dickeya Workshop, in Emme-loord, The Netherlands.

▪ Hebeisen T., Ballmer T., Musa T., Torche J. M. & Schwarzel R., 2013. Schweizerische Sortenliste für Kartoffeln 2013. Agrarforschung Schweiz 3 (11–12), 1–8.

▪ Helias V., Andrivon D. & Jouan B., 2000a. Development of symptoms caused by Erwinia carotovora ssp atroseptica under field conditions and their effects on the yield of individual potato plants. Plant Pathology 49 (1), 23–32.

▪ Helias V., Andrivon D. & Jouan B., 2000b. Internal colonization pathways of potato plants by Erwinia carotovora ssp atroseptica. Plant Pathology 49 (1), 33–42.

▪ Hélias V. & Gaucher D., 2007. Erwinia, un risque phytosanitaire toujours d'actualité. La pomme de terre française März 2007.

▪ Laurila J., Hannukkala A., Nykyri J., Pasanen M., Helias V., Garlant L. & Pirhonen M., 2010. Symptoms and yield reduction caused by Dickeya spp. strains isolated from potato and river water in Finland. European Journal of Plant Pathology 126 (2), 249–262.

▪ McGuire G. & Kelman A., 1984. Reduced severity of Erwinia soft rot in pota-to tubers with increased calcium content. Phytopathology 74, 1250–1256.

▪ McMillan G. P., Hedley D., Fyffe L. & Perombelon M. C. M., 1993. Potato resistance to soft rot Erwinias is related to cell-wall pectin esterification. Physiological and Molecular Plant Pathology 42 (4), 279–289.

▪ Pagel W. & Heitefuss R., 1990. Enzyme activities in soft rot pathogenesis of potato tubers - Effects of calcium, pH and degree of pectin esterifica-tion on the activities of polygalacturonase and pectate lyase. Physiologi-cal and Molecular Plant Pathology 37 (1), 9–25.

▪ Pasco C., Andrivon D., Bozec M. & Ellisseche D., 2005. Pourritures molles dues aux Erwinia. Pomme de Terre Magazine September 2005.

▪ Pérembelon M. C. M. & Lowe R., 1974. Studies on the initiation of bacteri-al soft rot in potato tubers. Potato Research 18, 64–82.

▪ Pritchard L., Humphris S., Saddler G., Parkinson N. M., Bertrand V., Elphinstone J. G. & Toth I. K., 2013. Detection of phytopathogens of the genus Dickeya using a PCR primer prediction pipeline for draft bacterial genome sequences. Plant Pathology 62 (3), 587–596.

▪ Scott R. I., Chard J.M., Hocart M.J., Lennard J.H. & Graham D.C., 1996. Penetration of potato tuber lenticels by bacteria in relation to biological control of blackleg disease. Potato Research 39, 333–344.

▪ Swisspatat (2013) Flächenaufteilung nach Sorten 2012. Zugang: http://www.kartoffel.ch [8. Juli 2013].

▪ Toth I. K., van der Wolf J. M., Saddler G., Lojkowska E., Helias V., Pirhonen M., Tsror L. & Elphinstone J. G., 2011. Dickeya species: an emerging prob-lem for potato production in Europe. Plant Pathology 60 (3), 385–399.

▪ Tsror L., Erlich O., Lebiush S., Hazanovsky M., Zig U., Slawiak M., Grabe G., van der Wolf J.M. & van de Haar J. J., 2009. Assessment of recent out-breaks of Dickeya sp (syn. Erwinia chrysanthemi) slow wilt in potato crops in Israel. European Journal of Plant Pathology 123 (3), 311–320.

▪ Yang Z., Cramer C. L. & Lacy G. H., 1992. Erwinia carotovora subsp. carotovora pectic enzymes - Inplanta gene activation and roles in soft rot pathogenesis. Molecular Plant-Microbe Interactions 5 (1), 104–112.

wissen, ob die Reaktion der Sorten und der Isolate unter

Feldbedingungen gleich ausfallen würde wie in der prä­

sentierten Gewächshausstudie. Ebenso wäre es interes­

sant zu bestimmen, ob zwischen Sorte und Aggressivität

des Isolats eine Interaktion besteht. Die oben dargestell­

ten Resultate erlauben es, die guten Sorten und die bes­

ten Kandidaten von Isolaten zu bestimmen, we dlche für

solche Interaktionsstudien geeignet wären.

S c h l u s s f o l g e r u n g

Es ist selbstredend, dass nicht der Produzent den Typ

von Bakterienisolat auswählt, der seine Pflanzen konta­

miniert. Der Produzent hat jedoch einen gewissen Ein­

fluss auf die Wahl der Kartoffelsorte, die er anbaut. Er

kann also das Risiko einer Aberkennung seiner Kartof­

felkultur beim Expertenbesuch minimieren, in dem er

bei der Sortenwahl die Empfindlichkeit gegenüber der

Schwarzbeinigkeit, welche durch Dickeya spp. hervor­

gerufen wird, berücksichtigt. Falls die Resultate, wel­

che in Feldversuchen erzielt werden, mit jenen aus den

Gewächshausversuchen vergleichbar sind, könnten

letztere eine schnellere und billigere Alternative dar­

stellen, um die Anfälligkeit der Sorten gegenüber

Dickeya spp. zu prüfen.� n

Dank

Die Autoren sind folgenden Organisationen zu grossem Dank verpflichtet: Swiss-sem, Swisspatat, Bioreba und der Kommission für Technologie und Innovation, welche zur Finanzierung dieser Studie beigetragen haben. Unser Dank gilt auch Andreas Keiser und Patrice de Werra von der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) Zollikofen für ihre beratenden Kommentare bei der Abfassung dieser Publikation.

431

Ria

ssu

nto

Sum

mar

y

Agrarforschung Schweiz 4 (10): 424–431, 2013

Empfindlichkeit der Kartoffel gegenüber der durch Dickeya spp. verursachten Stängelfäule | Pflanzenbau

Potato susceptibility to aerial stem rot

caused by Dickeya spp.

Dickeya dianthicola and 'Dickeya

solani' are the most problematic

bacteria in the Swiss seed-potato

production. They are responsible for

aerial stem rot symptoms in the field,

usually named «blackleg». This study

has two main objectives. On the one

hand, to study the susceptibility of five

cultivars, namely Agria, Victoria,

Charlotte, Innovator, Arinda and Lady

Claire, to Dickeya spp. On the other

hand, to study the aggressiveness of

three D. dianthicola and 3 'D. solani'

isolates on the cultivar Agria. Trials

using plants in pots were managed in

the greenhouse to achieve both

objectives. Agria appears to be the

most susceptible cultivar to Dickeya

spp. The most virulent 'D. solani' are

not more aggressive than the most

virulent D. dianthicola isolates tested.

The aggressiveness of the D. dian-

thicola isolates seems to be more

variable compared to that of the 'D.

solani' isolates. Finally, the risk of

developing stem rots appears to be

more closely correlated to the isolate

used than to the cultivar tested.

Indeed, the most susceptible cultivar

presents a six-fold increase in symp-

toms, compared to the least suscepti-

ble one, while the most aggressive

isolate causes a 40-fold increase in

symptoms, compared to the least

aggressive one.

Key words: Dickeya, blackleg, potato,

aerial stem rot, Pectobacterium.

Sensibilità della patata ai marciumi

dello stelo provocati da Dickeya spp.

Dickeya dianthicola e ‘Dickeya solani’

sono i batteri che causano la maggior

parte dei problemi nella produzione di

piante di patate in Svizzera. Essi

provocano in campo dei sintomi di

marciumi aerei degli steli comune-

mente chiamati gambe nere. Lo studio

qui presentato ha due obiettivi

principali: da un lato studiare la

sensibilità a Dickeya spp. delle varietà

Agria, Victoria, Charlotte, Innovator,

Arinda e lady Claire e dall’altro di

studiare l’aggressività di tre isolati di

D. dianthicola e di tre isolati di

‘D. solani’ sulla varietà Agria. A questo

scopo si sono condotte delle prove in

vaso sotto serra. La varietà Agria

sembra essere più sensibile allo

sviluppo di marciume degli steli delle

altre varietà testate. Gli isolati più

aggressivi di ‘D. solani’ non risultano

essere più virulenti di quelli più

aggressivi testati di D. dianthicola.

Infine, il rischio di sviluppo di sintomi

sugli steli legati agli isolati di Dickeya

spp. sembra più importante di quello

legato alla varietà. In effetti, la varietà

più sensibile sviluppa sei volte più

sintomi della varietà meno sensibile,

mentre l’isolato più aggressivo

sviluppa 40 volte più sintomi dell’iso-

lato meno aggressivo.

432 Agrarforschung Schweiz 4 (10): 432–439, 2013

E i n l e i t u n g

Die Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit eines Betriebes

oder Wirtschaftszweigs erfordert hohe unternehmeri­

sche Fähigkeiten und eine ausgeprägte Offenheit

gegenüber Innovationen (Gielen et al. 2003). Das bedeu­

tet für Schweizer Landwirtschaftsbetriebe auch die Mög­

lichkeit, neues Wissen betreffend Anbau von Kulturen,

Absatz der Ernten, Kosten, sowie Rahmenbedingungen

und Richtlinien für die Produktion zu erwerben und zu

nutzen. Zu viele, nicht aufeinander abgestimmte Infor­

mationskanäle können eine Behinderung für die Wis­

sensempfänger sein. Für Gemüsebaubetriebe gilt dies in

besonderem Mass wegen der grossen Vielfalt von Kultu­

ren, der oft hohen Technisierung und der vielfältigen

und sich besonders rasch verändernden Rahmenbedin­

gungen, die für die Produktion und den Absatz von

Frischprodukten gelten. Das Wissen über Absatzmärkte

hat deshalb eine grosse Bedeutung, weil nur ein gerin­

ger Anteil des Einkommens auf staatlichen Beiträgen

basiert. Der Gemüsebau ist in der Schweiz stark aufge­

gliedert, sowohl geografisch, mit Anbauregionen prak­

tisch in allen Landesteilen, als auch bezüglich Betriebs­

strukturen, Absatzkanälen und betriebsspezifischen

Schwerpunkten im Anbau (Möhring et al. 2012). Vogler

und Baur (2011) haben bereits aufgezeigt, dass unter

solchen Bedingungen sowohl der Aufbau von professio­

nellen Netzwerken als auch ein wirkungsvoller Transfer

von Informationen aus Forschung und Beratung zu den

Gemüsebaubetrieben eine Herausforderung ist.

Der Wissenstransfer im Schweizer Gemüsebau ist

stark segmentiert (Alföldi et al. 2003). Die Anbieter von

Wissen koordinieren ihr Angebot teilweise, indem sie

zum Beispiel Tagungen gemeinsam organisieren. Sie ste­

Fachtagungen werden von Gemüseproduzenten für die Vermittlung von Wissen als sehr wichtig ein-geschätzt und erlauben den Austausch mit Branchenkollegen.

Robert Baur1, Simone Fähndrich1, Brigitte Baur1 und Thomas Wieland2

1Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 8820 Wädenswil2Schweizerische Zentralstelle für Gemüsebau und Spezialkulturen SZG, 3425 Koppigen

Auskünfte: Robert Baur, E-Mail: [email protected], Tel. +41 44 783 63 33

Wissenstransfer im Schweizer Gemüsebau

P f l a n z e n b a u

Serie ProfiCrops

433Agrarforschung Schweiz 4 (10): 432–439, 2013

Zusa

mm

enfa

ssu

ng

Eine im Jahr 2010 durchgeführte Auswertung

einer schriftlichen Umfrage analysierte den

Wissenstransfer im Schweizer Gemüsebau

und die Bedeutung der Wissensquellen in

den Fachgebieten Produktionstechnik, Markt

und Betriebswirtschaft für Gemüsebaube-

triebe. 226 Fragebögen von Gemüsebaube-

trieben und Beratern wurden analysiert. Es

zeigte sich, dass eigenes Hintergrundwissen

von den Betrieben als sehr wichtig einge-

schätzt wurde. Sehr hoch ist auch die

Bedeutung von Wissen, das aus personali-

sierter Wissensvermittlung (Beratung) oder

aus Tagungsangeboten stammt. In keinem

der abgefragten Fachgebiete sah eine

Mehrheit der an der Umfrage Teilnehmenden

bedeutende Defizite an verfügbarem Wissen.

Knapp die Hälfte wünscht sich allerdings eine

verbesserte Vermittlung des Wissens über

den Kanal Internet oder in Form von elektro-

nischen Datenträgern. Die Umfrageresultate

dienen als Grundlage für eine bessere

Koordination und Ausrichtung des Wissen-

stransfers für den Schweizer Gemüsebau.

Wissenstransfer im Schweizer Gemüsebau | Pflanzenbau

hen aber bezüglich Sichtbarkeit bei den Leistungsbezü­

gern auch in Konkurrenz zueinander.

Im Rahmen von ProfiGemüse CH, einem integrier­

ten Projekt des Agroscope­Forschungsprogramms Pro­

fiCrops, wurde untersucht, wie die Aufnahme und

Umsetzung des von den ProfiGemüseCH­Partnern ver­

mittelten Wissens in der Praxis verbessert werden kann.

Dazu wurde 2010 eine Umfrage zur Nutzung von Wis­

sen im Gemüsebau durchgeführt. Erste Ergebnisse die­

ser Umfrage haben gezeigt, dass weiterhin eine Nach­

frage nach Informationen in gedruckter Form besteht,

gleichzeitig aber der Bedarf an elektronisch abrufba­

ren Informationen zunimmt (Vogler et al. 2012, Vogler

und Baur 2011).

M e t h o d e

Der Fragebogen wurde gemeinsam mit den an ProfiGe­

müse CH beteiligten Partnern1 vorbereitet. Er wurde

in  die Abfrage von Strukturdaten wie zum Beispiel

Betriebsgrösse, sowie in drei Fragen mit Unterfragen

gegliedert:

1. «Woher beziehen Sie Ihr Fachwissen und Ihre Infor-

mationen zu den Bereichen Produktionstechnik,

Markt und Betriebswirtschaft, und wie wichtig sind für

Sie persönlich die folgenden Informationsquellen bei

der Beschaffung von Informationen für diese The-

men.» Antworten als Wertung in einer Skala von 4

(sehr wichtig) bis 1 (unwichtig).

2. «Für welches Thema besteht Ihrer Meinung nach ein

Defizit an verfügbaren Informationen?» Die Antwor­

ten bestanden aus Auswahllisten mit der Möglichkeit,

eine oder mehrere Optionen anzukreuzen.

3. «Wo sehen Sie Verbesserungsmöglichkeiten beim

Informationsangebot, so dass Ihr Nutzen höher ist?»

Auswahllisten wie in Frage 2. Die Teilnehmenden

konnten dabei vorgegebene Verbesserungsvorschläge

ankreuzen oder eigene Vorschläge formulieren.

Ergänzende Erläuterungen konnten jeweils nach den

Fragen angefügt werden. Die Begriffe Information und

Wissen wurden gemäss der gängigen Interpretation

verwendet, wonach Information sich auf einzelne Fak­

ten bezieht und Wissen auf vernetzte Information unter

Einbezug des Kontextes.

Die Fragebögen wurden im November 2010 via kanto­

nale Fachstellen für Gemüsebau an 1432 von den Fach­

stellen ausgewählte Gemüsebaubetriebe und Beratende

in allen Kantonen mit Gemüsebau verschickt..

Mit 206 Antworten von Betrieben und 20 von Bera­

tern wurde eine Rücklaufquote von 16,5 % erreicht, mit

grossen Unterschieden von Kanton zu Kanton. So ant­

worteten zum Beispiel 3,7 % der angeschriebenen

Betriebe im Kanton Bern, 18,9 % im Kanton Aargau und

51,4 % im Tessin. Die Antworten stammten von 90 Betrie­

ben, die nur Freilandgemüse anbauten, 109 Betrieben

mit Freiland und Gewächshausanbau und sieben Betrie­

ben mit ausschliesslich Gewächshausanbau. Die Ant­

worten wurden nach diesen Kategorien strukturiert

aus gewertet. Bezüglich Betriebsgrösse wurden die teil­

nehmenden Betriebe in drei Klassen eingeteilt, wobei

die Klassengrenzen so gewählt wurden, dass die Klassen

nach Einschätzung der am Design der Umfrage beteilig­

ten Projektpartner den empirischen Begriffen «Klein­

betrieb», «Mittlerer Familienbetrieb» und «Grossbe­

trieb» entsprechen (Tab. 1).

1Partner von ProfiGemüse CH sind die Fachstellen für Gemüsebau der Kantone TG, ZH, AG, VS, FR, das Inforama Ins, Agridea, Agroscope, die Schweizerische Zentral-stelle für Gemüsebau und Spezialkulturen (SZG) und der Verband Schweizer Gemüseproduzenten (VSGP).

Pflanzenbau | Wissenstransfer im Schweizer Gemüsebau

434 Agrarforschung Schweiz 4 (10): 432–439, 2013

ten. Insgesamt waren die Antworten nur wenig von den

verschiedenen Betriebskategorien (Tab. 1) abhängig. Die

Bedeutung, welche die Produzenten ihrem eigenen

Fachwissen und demjenigen ihrer Branchenkollegen im

Bereich Pflanzenschutz und Düngung beimessen, ist

gross (Abb. 1). In den Bereichen Produktionstechnik und

Betriebswirtschaft wird das eigene Fachwissen klar

höher gewichtet, als das Wissen, das aus externen Quel­

len verfügbar ist (Kategorien 2 und 3 in Tabelle 2).

Die Antworten geben den Anbietern von Wissen

Hinweise auf die relative Einschätzung ihres Angebotes.

So ist zum Beispiel die Bewilligungssituation für Pflan­

zenschutzmittel im Gemüsebau komplex. Kantonale

Fachstellen sowie Agroscope betreiben viel Aufwand,

um die Produzenten bezüglich korrekter Anwendung

von Pflanzenschutzmitteln zu sensibilisieren. Die Resul­

tate der Umfrage zeigen nun, dass Informationen der

Firmenberater zum Thema Pflanzenschutz und Dün­

gung eine gleich grosse oder grössere Wichtigkeit haben

als die Informationen der Fachstellen und jene von

Agroscope (Abb. 1). Dies deutet darauf hin, dass die

Beratung der Pflanzenschutzmittelfirmen in Bezug auf

Schutz der Kulturen und Vermeidung von Fehlanwen­

dungen als zuverlässig wahrgenommen wird. Im Weite­

ren zeigt Abbildung 2, dass Informationen der kantona­

len Fachstellen und von Agroscope bezüglich Maschinen,

Geräte und Infrastruktur als unwichtig eingeschätzt wer­

den. Da diese Institutionen nur punktuell Informationen

zu diesem Thema anbieten, ist diese Einschätzung nach­

vollziehbar.

Insgesamt ergaben die Antworten, dass Gemüsebau­

betriebe vor allem bezüglich Produktionstechnik dem

betriebsintern verfügbaren Wissen und dem Wissen von

2Um den Text leicht lesbar zu halten, wird in Bezug auf die Teilnehmenden an der Umfrage ausschliesslich die männliche Form verwendet. Die Formulare wurden anonym beantwortet und analysiert.

Kategorie(empirische Umschrei-bung)

Gesamte Produktionsfläche1

Anzahl Betriebe

Anteil aller Betriebe

Klein(Kleinbetriebe, Markt-fahrer, Zulieferer regio-nale Gastronomie)

< 2 ha 60 29,1 %

Mittel(Zulieferer für Plattformbetriebe)

≥ 2 – 19 ha 98 47,6 %

Gross(oft Plattformbetriebe, eigene Lager- und Auf-bereitungsinfrastruktur)

> 19 ha 48 23,3 %

Tab. 1 | Differenzierung der 206 teilnehmenden Betriebe nach Grösse der Anbaufläche.

1Summe Freiland und Gewächshaus

R e s u l t a t e

Bedeutung der Kanäle im Wissenstransfer

Informationen, respektive Wissen wird über verschie­

dene Kanäle vermittelt. Damit verfügen Nutzer2 diesbe­

züglich über verschiedene Quellen. Die für den Gemüse­

bau relevanten Quellen sind in Tabelle 2 aufgelistet. Zur

Bedeutung dieser Quellen für die Gemüseproduzenten

wurde die Frage 1 gestellt (siehe Methode). Dabei

umfasste der Bereich Produktionstechnik mehrere The­

men, zum Beispiel Kulturführung Freiland und Gewächs­

haus; Düngung und Pflanzenschutz; Maschinen, Geräte

und Infrastruktur; Produktionsrichtlinien und ­vorschrif­

Abb. 1 | Bedeutung unterschiedlicher Quellen, die mit einer Zuordnung zu den Kategorien 1 – 4 (siehe Tabelle 2) gekennzeichnet sind, für Fachwissen und Informationen zum Thema Pflanzen-schutz und Düngung. Resultate für alle 206 Betriebe. Die durchschnittliche Balkenlänge (Summe aller Farben) entspricht 76,5 %, da für jede Quelle ein Anzahl Anworten keine Angabe enthielt.

selbst bezahlter Kulturberater 3

Regionale Beratungsorganisation 3

Freies Internet (Google etc.) 2

Website Agroscope 2

Fachzeitschriften Ausland 2

Website, Newsletter Fachstellen/Firmen 2

Zeitschrift «der Gemüsebau» 2

Agroscope Bulletin «GemüsebauInfo» 3

Fachberater kant. Fachstellen 3

Firmenberater 3

Fachtagungen 4

Diskussion mit Branchenkollegen 1

Eigenes Wissen und Erfahrungen 1

% Nennungen

wichtig

sehr wichtig

eher unwichtig

unwichtig

Wissenstransfer im Schweizer Gemüsebau | Pflanzenbau

435Agrarforschung Schweiz 4 (10): 432–439, 2013

Kategorie Typ Wissensquelle In Umfrage zur Auswahl

1

Hintergrundwissen:• Betriebsintern verfügbar• Nicht kurzfristig zu beeinflussen• Intuition als Faktor

• Eigenes Wissen und Erfahrungen• Eigene Erhebungen, Berechnungen• Diskussion mit Branchenkollegen

2

Unidirektional vermitteltes Wissen:• Print-, Digitalquellen• Bring- und/oder Holprinzip• Einwegkommunikation• Ohne soziale Interaktion• Individuelle Wahl des Zeitpunktes der Akquisition • Wissen ist nach Akquisition mittel- und langfristig

verfügbar

• Schweizer Fachzeitschrift «Der Gemüsebau»• Fachzeitschriften Ausland• Agroscope Bulletin «Gemüsebau Info GBI»• Website Agroscope• Information von Kant. Fachstellen (Website, Newsletter)• Website, Newsletter Firmen• Freies Internet (Google etc.)• Information durch den Abnehmer der Ware• Bulletin, Marktinformation VSGP1 (Branchenverband)• Preisbulletin Gemüsebörsen (Handelsplattform)• Bulletins Swissmip.ch / SZG2 (offizielle Brancheninformation zu Preisen und

Abnahmekonditionen)• Informationen AGRIDEA• Informationen ART• SZG-Informationen zu Produktionskosten

3

Personalisierte Wissensvermittlung• Persönliche Kontakte mit externen Wissensvermittlern• (zeitlich begrenzt verfügbar)• Termine beeinflussbar• Reziproke Interaktion

• Firmenberater• Fachberater Kant. Fachstellen• Regionale Beratungsorganisation• Selbst bezahlter Kulturberater• Treuhandstelle, Buchhalter

4

Personalisierte Vermittlung von vorgefertigtem WissenKombination von Kategorie 1, 2, 3• An vorgegebene Termine gebunden• Beschränkt möglich: reziproke Interaktion

• Fachtagungen• Kurse, Seminare

1Verband Schweizer Gemüseproduzenten2Schweizerische Zentralstelle für Gemüsebau

Tab. 2 | Die im Fragebogen zur Auswahl aufgelisteten Wissensquellen für Schweizer Gemüseproduzenten können folgendermassen katego-risiert werden:

Abb. 2 | Bedeutung unterschiedlicher Quellen, die mit einer Zuordnung zu den Kategorien 1 – 4 (siehe Tabelle 2) gekennzeichnet sind, für Fachwissen und Informationen zum Thema Maschinen, Geräte und Infrastruktur. Resultate für alle 206 Betriebe. Die durchschnitt-liche Balkenlänge (Summe aller Farben) entspricht 73,4 %, da für jede Quelle ein Anzahl Anworten keine Angabe enthielt.

selbst bezahlter Kulturberater 3

Website Agroscope 2

Regionale Beratungsorganisation 3

Fachberater Kant. Fachstellen 3

Website, Newsletter Fachstellen/Firmen 2

Firmenberater 3

Zeitschrift «Der Gemüsebau» 2

Freies Internet (Google etc.) 2

Fachzeitschriften Ausland 2

Fachtagungen 4

Diskussion mit Branchenkollegen 1

Eigenes Wissen und Erfahrungen 1

% Nennungen

wichtig

sehr wichtig

eher unwichtig

unwichtig

Pflanzenbau | Wissenstransfer im Schweizer Gemüsebau

436 Agrarforschung Schweiz 4 (10): 432–439, 2013

Branchenkollegen sehr viel Gewicht beimessen. Daraus

kann abgeleitet werden, dass der Berufsausbildung viel

Bedeutung zukommt, wenn es darum geht, neues Wis­

sen auf den Gemüsebaubetrieben zu verankern. Im Wei­

teren ergaben die Resultate, dass das über Print­ oder

Digitalquellen verbreitete Wissen (Kategorie 2 in Tab. 2)

im Vergleich zur Wissensvermittlung im persönlichen

Kontakt (Kategorie 1 in Tab. 2) als weniger wichtig ein­

geschätzt wurde. Dies deutet darauf hin, dass in einer

Zeit mit einem breiten, auf mehreren Kanälen verfügba­

ren Angebot an Wissen die direkte Beratung, sei dies

durch kantonale Fachstellen oder Firmen, grosse Bedeu­

tung behält. Es zeigte sich ausserdem, dass Tagungen

generell als wichtig eingeschätzt werden. Dies ist inso­

fern bemerkenswert, als in den letzten Jahren die Teil­

nehmerzahl an Tagungen für Gemüseproduzenten stag­

niert oder abnimmt. Mit den Erkenntnissen aus dieser

Umfrage kann dies so interpretiert werden, dass Tagun­

gen grundsätzlich als wichtig eingeschätzt werden, die

Zeit dafür aber nur limitiert eingesetzt werden kann,

oder dass die Tagungen zeitlich und örtlich nicht optimal

platziert sind.

Informationsdefizite der Gemüsebaubetriebe

Die Ergebnisse zu allen Fachbereichen, aufgeteilt nach

den Betriebskategorien sind in Tabelle 3 zusammenge­

fasst. Es fällt auf, dass zu keinem Thema eine Mehrheit

der Umfrageteilnehmer ein Informationsdefizit meldet.

Im Fachbereich Produktionstechnik nehmen hinsichtlich

Kulturberatung für Freilandkulturen insgesamt 31,4 %

aller Betriebe ein Defizit wahr, für Gewächshauskulturen

nur 18,4 %. Beim Pflanzenschutz und, zumindest bei

mittleren und grossen Betrieben, bei der Düngung

wünscht ein beträchtlicher Teil der Produzenten mehr

Informationen. Grosse Betriebe nehmen eher ein Defizit

an verfügbarem Wissen wahr als kleine. Aus den Resul­

taten geht nicht hervor, ob dies darauf zurückzuführen

ist, dass grosse Betriebe für ihre Entscheidungen gene­

rell stärker auf neues Wissen und aktuelle Informatio­

nen zurückgreifen als kleine, oder ob das vermittelte

Wissen den Bedürfnissen grosser Betriebe weniger ent­

gegen kommt. Bezüglich der Themen zum Fachbereich

Markt werden je nach Betriebskategorie unterschiedli­

che Informationsdefizite wahrgenommen (Tab. 3). Eine

bedarfsgerechte Versorgung der Betriebe mit Informati­

onen und Wissen ist aber umso schwieriger, je unter­

schiedlicher die Bedürfnisse sind. Tendenziell bestehen

für die Fachbereiche Markt und Betriebswirtschaft mit

zunehmender Betriebsgrössere grössere Informations­

defizite. Besonders auffällig ist, dass jeweils über 40%

der grossen Betriebe sowohl in Bezug auf Produktions­

kosten als auch bezüglich Informationen zu ausländi­

schen Märkten einen Mangel an Informationen melden.

Aus den ergänzenden Bemerkungen der Befragten geht

weiter hervor, dass teilweise auch Betriebe, welche nach

Richtlinien des Biolandbaus produzieren, in den Berei­

chen Produktionstechnik und Betriebswirtschaft über zu

wenig Informationen verfügen.

Verbesserungsmöglichkeiten beim Informationsangebot

Die Resultate zeigen klar, dass Verbesserungen primär

beim Angebot an Informationen in digitaler Form

gewünscht werden (Tab. 4). Insgesamt 48,1 % der

Betriebe wünschen ein zentrales, nach Themen struktu­

riertes Internetportal. Mehr als ein Drittel der Betriebe

würde ein verbessertes Angebot an Wissen auf Daten­

trägern begrüssen. Verschiedene Befragte äusserten

zudem den Wunsch nach besserer Koordination des

Angebotes der verschiedenen Anbieter. Die als mangel­

haft wahrgenommene Übersichtlichkeit des Angebotes

kann mit ein Grund dafür sein, dass Internetangebote

als Kanäle für die Wissensvermittlung gemäss den Abbil­

dungen 1 bis 3 nicht zu den wichtigsten zählen.). Berater

schätzten in ihren Antworten die Verbesserungsmög­

lichkeiten sehr ähnlich ein wie die Produzenten (Tab. 5).

% Nennungen

Fläche< 2 ha(n=60)

Fläche> 2 bis 19ha

(n=98)

Fläche> 19 ha(n=48)

Prod

ukti

onst

echn

ik

Kulturberatung Freiland 25,0 31,6 37,5

Kulturberatung Gewächshaus 15,0 21,4 18,8

Saatgut, Sorten, Jungpflanzen 25,0 28,6 14,6

Düngung 18,3 27,6 33,3

Pflanzenschutz 25,0 30,6 29,2

Maschinen, Geräte, Infrastruktur 10,0 21,4 22,9

Produktionsrichtlinien 15,0 20,4 27,1

Mittelwert % Nennungen 19,0 25,9 26,2

Mar

kt

Preise, Richtpreise 30,0 23,5 18,8

Angebot, Nachfrage 16,7 31,6 33,3

Abnehmer 11,7 18,4 22,9

Qualitätsanforderung 11,7 7,1 18,8

Ausländische Märkte 8,3 17,3 45,8

Mittelwert % Nennungen 15,7 19,6 27,9

Betr

iebs

wir

tsch

aft

Betriebsorganisation 8,3 17,3 18,8

Unternehmensführung 10,0 24,5 20,8

Arbeitswirtschaft 8,3 16,3 10,4

Produktionskosten 20,0 24,5 41,7

Personalrekrutierung, -führung 8,3 26,5 20,8

Ausländische Arbeitskräfte 10,0 23,5 22,9

Mittelwert % Nennungen 10,8 22,1 22,6

Tab. 3 | Informationsdefizite in den Fachbereichen Produktions-technik, Markt, Betriebswirtschaft – Resultate der drei Betriebska-tegorien nach Tabelle 1. Für eine bessere Übersichtlichkeit sind Werte ≥ 25 % blau hinterlegt.

Wissenstransfer im Schweizer Gemüsebau | Pflanzenbau

437Agrarforschung Schweiz 4 (10): 432–439, 2013

sei. Es brauche nicht ein grösseres Angebot, sondern

eine Strukturierung und Bündelung. Als Vorbild wurde

mehrfach Hortigate (www.hortigate.de), die deutsche

Internetplattform für Wissensvermittlung im Gartenbau

genannt. Weil die Zeit, welche auf den Gemüsebaubetrie­

ben für die Beschaffung von Wissen zur Verfügung steht,

heute knapp und unter Druck ist, sei eine Optimierung

des Angebotes notwendig. Um die Effektivität der Wis­

sensvermittlung zu steigern, müssten die Anbieter von

Wissen gemeinsam diese Aufgabe wahrnehmen. Unklar

ist allerdings, ob diesbezüglich die Führungsrolle von den

Branchenverbänden, der Offizialberatung oder von der

Forschung (Agroscope) wahrgenommen werden soll.

Die Resultate unterstreichen die wichtige Rolle der

personalisierten Wissensvermittlung durch die Beratung.

Obwohl bei der Offizialberatung der Kantone in den

letzten Jahren die für persönliche Beratung verfügbaren

Ressourcen gekürzt wurden, sieht eine klare Mehrheit

der Betriebe noch keinen Verbesserungsbedarf. Bei einer

zukünftigen Optimierung des Ressourceneinsatzes für

Da sie in ihrer Funktion Informationen erwerben, aufbe­

reiten und über verschiedene Kanäle an die Produzen­

ten weitergeben, werden sie bei der Umsetzung der Ver­

besserungen eine zentrale Rolle spielen.

Obwohl Fachtagungen zu den wichtigsten Kanälen

für Wissensvermittlung zählen (Abb. 1 und 2), wünschen

nur wenige Befragte eine Ausweitung des Angebotes.

Verbesserungen im Tagungsangebot müssten also eher

in qualitativer als in quantitativer Hinsicht erfolgen. Bei

den als wichtig bezeichneten Kategorien «Förderung

des Wissensaustausches unter den Betrieben» und «ein­

zelbetriebliche Beratung» (Abb. 1 und 2) sehen jeweils

weniger als ein Viertel der Antwortenden Verbesse­

rungsbedarf.

Schlussfolgerungen und Empfehlungen

In den Begleitkommentaren zur Umfrage wurde festge­

stellt, dass die grösste Herausforderung bei der Beschaf­

fung von Wissen die Bewältigung der Informationsflut

Vorgegebene Auswahl an Verbesserungsmöglichkeiten

% Nennungen

Fläche<2 ha(n=60)

Fäche>2 bis 19 ha

(n=98)

Fläche> 19 ha(n=48)

Themengebündeltes und -strukturiertes Informationsangebot über ein Internetportal 38,3 56,1 43,8

Themengebündeltes Informationsangebot in gedruckter Form (z.B. Dossier, Ordner) 20,0 20,4 10,4

Mehr Informationsaustausch unter den Betrieben 20,0 22,4 16,7

Themengebündeltes Informationsangebot in digitaler Form (z.B. CD, Mail) 28,3 33,7 43,8

Mehr Fachtagungen zu Einzelthemen 10,0 12,2 8,3

Grösseres Angebot einzelbetrieblicher Beratung 18,3 21,4 29,2

Mittelwert % Nennungen 22,5 27,7 25,4

Tab. 4 | Verbesserungsmöglichkeiten beim Informationsangebot – Vergleich der drei Betriebskategorien nach Tabelle 1. Für eine bessere Übersichtlichkeit sind Werte ≥ 25 % blau hinterlegt.

Abb. 3 | Bedeutung unterschiedlicher Quellen, die mit einer Zuordnung zu den Kategorien 1 – 4 (siehe Tabelle 2) gekennzeichnet sind, für Fachwissen und Informationen zum Thema Produktionskosten. Resultate für alle 206 Betriebe. Die durchschnittliche Balkenlänge (Summe aller Farben) entspricht 70,0 %, da für jede Quelle ein Anzahl Anworten keine Angabe enthielt.

Freies Internet

InformationenART

Informationen AGRIDEA

Fachzeitschriften Ausland

Information Kant. Fachstellen

Treuhandstelle, Buchhalter

Kurse, Seminare

Zeitschrift «Der Gemüsebau»

Produktionskosten Db-Kalkulation VSGP, SZG

Diskussion mit Branchenkollegen

Eigene Erhebungen, Berechnungen

% Nennungen

wichtig sehr wichtig eher unwichtig unwichtig

438

Agrarforschung Schweiz 4 (10): 432–439, 2013

Pflanzenbau | Wissenstransfer im Schweizer Gemüsebau

den Wissenstransfer soll aber nicht ausser Acht gelassen

werden, dass der interaktive Kontakt zwischen For­

schung, Beratung und Produktion sowohl von Beratern

als auch von Produzenten zu den wichtigsten Formen

der Wissensvermittlung gezählt werden. In Deutschland

hat der Abbau der Offizialberatung und die vermehrte

Erhebung von Gebühren für Beratungsleistungen dazu

geführt, dass privatwirtschaftliche Angebote einen gros­

sen Teil der Beratung übernehmen konnten, weil von

Seiten der Betriebe die Nachfrage nach Beratung vor­

handen ist, selbst, wenn diese eingekauft werden muss

(Dirksmeyer 2009).

In Bezug auf Tagungen und Veranstaltungen hat

ProfiGemüse CH einen ersten Schritt in die richtige Rich­

tung getan, indem die Partner einen zentralen Bran­

chenkalender geschaffen haben (Wieland 2010), der zur

besseren Koordination von Veranstaltungen der Bran­

che dienen soll. Zusätzlich wurde ein Konzept erstellt,

wie in Zukunft jährlich unter der Leitung der SZG das

Angebot an Fachtagungen auf nationaler und regiona­

ler Ebene für das Folgejahr koordiniert werden soll.Um den Wissenstransfer im Schweizer Gemüsebau

weiter zu verbessern, braucht es koordinierte Anstren­

gungen aller Akteure, auch von Agroscope. Die detaillier­

ten Ergebnisse der Umfrage, die in einem bei Agroscope

verfügbaren Bericht vorliegen, bilden für eine Diskussion

des weiteren Vorgehens eine gute Grundlage. n

Tab. 5 | Verbesserungsmöglichkeiten beim Informationsangebot – Vergleich der Angaben der Betriebe mit jenen der Berater. Bei der Beantwortung der Frage waren Mehrfachnennungen möglich.

ProfiCrops

Das Forschungsprogramm ProfiCrops

(www. proficrops.ch) von Agroscope hat zum

Ziel, die Konkurrenzfähigkeit des schweizeri-

schen Pflanzenbaus in einem zunehmend libe-

ralisierten Umfeld zu garantieren. Zugleich soll

das Vertrauen der Konsumenten in die Schwei-

zer Produkte gestärkt werden. Die bei Projekt-

beginn gesetzten Ziele sind eine effizientere

Produktion, eine Verbesserung der Innovation

und eine Erhöhung des Mehrwertes, die Stär-

kung des Vertrauens der Konsumenten sowie

die Anpassung der Rahmenbedingungen. Die-

se Aspekte waren Gegenstand interdisziplinä-

rer Forschung in Form der vier Module Effizi-

enz, Innovation, Konsumenten und Rahmenbe-

dingungen sowie der integrierten und assozi-

ierten Projekte Feuerbrand, ProfiVar, ProfiGe-

müse CH, Zusammenarbeit beim Fruchtwech-

sel, ProfiViti, WIN4 und FUI.

Eine Serie von Artikeln, die in der Agrarfor-

schung Schweiz unter dem Überbegriff «Profi-

Crops» publiziert worden sind, hat die Verbrei-

tung von Resultaten und Lösungen ermöglicht,

welche der Erhaltung der Wettbewerbsfähig-

keit der pflanzlichen Produktion in der Schweiz

dienen. Diese Resultate und Lösungen sind bei-

spielhaft. Ein Synthesebericht wird ab Anfang

2014 zur Verfügung stehen.

Der Artikel «Wissenstransfer im Schweizer

Gemüsebau», welcher dem integrierten Projekt

ProfiGemüse CH* entstammt, stellt eine konkre-

te Initiative einer intensivierten Koordination

zur Weitergabe von Kenntnissen im Rahmen ei-

ner Branche dar.

Der Artikel zeigt das Bedürfnis auf, den Infor-

mationsfluss zu koordinieren, und er weist

auch auf die Bedeutung der Netzwerke für die

Weiterleitung der Erkenntnisse hin. Diese

Kenntnisse sind sehr wichtig, da sie den Produ-

zenten erlauben, im Rahmen dieses speziell dy-

namischen Sektors innovativ zu sein. *http://www.agroscope.admin.ch/profi-

crops/05372/index.html?lang=fr

Vorgegebene Auswahl an Verbes-serungsmöglichkeiten

% Nennungen Betriebe

% Nennungen Berater

Themengebündeltes und -strukturier-tes Informationsangebot über ein Internetportal

48,1 42,9

Themengebündeltes Informations-angebot in gedruckter Form (z.B. Dossier, Ordner)

18,0 23,8

Mehr Informationsaustausch unter den Betrieben

20,4 19,0

Themengebündeltes Informationsan-gebot in digitaler Form (z.B. CD, Mail)

34,5 38,1

Mehr Fachtagungen zu Einzelthemen 10,7 0,0

Grösseres Angebot einzelbetrieblicher Beratung

22,3 9,5

439Agrarforschung Schweiz 4 (10): 432–439, 2013

R

iass

un

to

Sum

mar

y

▪ Vogler U. & Baur R. 2011. ProfiGemüse CH – ein neues Netzwerk als inte-griertes Projekt von ProfiCrops. Agrarforschung Schweiz 2, 470–475.

▪ Vogler U., Fähndrich S., Crole-Rees A. & Baur R. 2012. Gemüseproduzen-ten wünschen bessere Informationen. Der Gemüsebau/Le Maraîcher 4/2012, 29.

▪ Wieland T. 2010. Novum: Zentraler Veranstaltungskalender für die Schweizer Gemüsebaubranche im Internet. Medienmitteilung 08.11.2010. Schweizerische Zentralstelle für Gemüsebau und Spezialkulturen.

Literatur ▪ Alföldi T., Weidmann G., Schmid O. & Niggli U. 2003. Herausforderungen für den Wissenstransfer in der Schweiz. Zugang: http://orgprints.org/525/1/alfoeldi-t-herausforderung-wissenstransfer-schweiz-2003.pdf.

▪ Dirksmeyer W. 2009. Exkurs: Beratungsstrukturen im Produktionsgarten-bau. Landbauforschung Sonderheft 330, 163–167.

▪ Gielen P.M., Hoeve A. & Nieuwenhuis L.F.M. 2003. Learning entrepre-neurs: learning and innovation in small companies. European Educational Research Journal 2, 90–106.

▪ Möhring A., Mack G. & Willersinn C. 2012. Gemüseanbau – Modellierung der Heterogenität und Intensität. Agrarforschung Schweiz 3, 382–389.

Wissenstransfer im Schweizer Gemüsebau | Pflanzenbau

Knowledge dissemination in the Swiss

vegetable production

A survey on knowledge dissemination

in the vegetable sector and on infor-

mation sources used by vegetable

farms was conducted in 2010. 226

questionnaires returned by growers

and advisors were analyzed. Informa-

tion domains were: technical aspects of

production, market access and farm

economics. Results show that growers

attached a high value to their own

basic knowledge and information

transferred through inter-farm per-

sonal contacts. In addition, knowledge

available from advisory services or

acquired at information days for

farmers was also considered to be of

major importance. Most of the growers

do not recognize relevant gaps in the

available knowledge in any of the

covered domains. However, half of

them wish an improvement in the

electronic dissemination pathways

such as internet or other media. The

results of this survey will help to focus

and improve knowledge dissemination

within the Swiss horticultural sector.

Key words: knowledge dissemination,

vegetable production, survey, Profi-

Crops.

Transfer di conoscenze nell’ambito

dell’orticoltura svizzera

Un’inchiesta condotta nel 2010 ha

analizzato il transfer di conoscenze

nell’ambito dell’orticoltura svizzera

attraverso 226 risposte scritte. E’ stata

registrata l’importanza delle fonti di

conoscenza nei settori della tecnica di

produzione, mercato e gestione

aziendale delle aziende orticole. Si è

dimostrato che la propria conoscenza

di base delle aziende è valutata più

importante di quelle acquisite tramite

consulenza o giornate informative. La

maggior parte dei partecipanti all’in-

chiesta non ha percepito in nessuno

dei settori intervistati delle carenze

significative di conoscenze disponibili.

Tuttavia, quasi la metà dei partecipanti

desidera un miglioramento nello

scambio di conoscenze attraverso

internet o sotto forma di banche dati

elettroniche. I risultati di quest’inchie-

sta possono servire come base per un

migliore coordinamento e orienta-

mento del transfer di conoscenze per

l’orticoltura svizzera.

Bildlegende

440

Serie ProfiCrops

Am 2. Juli 2013 führte die Forschungsanstalt Agro-

scope an der Eidgenössischen Technischen Hochschule

Zürich (ETH) eine Veranstaltung zum Abschluss des

Integrierten Projektes (IP) Feuerbrand durch. Die Ver-

anstaltung wurde im Rahmen des Forschungspro-

gramms ProfiCrops von Anna Crole-Rees (Leiterin von

ProfiCrops) mit Eduard Holliger (Koordinator IP Feuer-

brand) organisiert (Abb. 1). Es nahmen rund sechzig

Gäste aus Forschung, Branche und Praxis aus der gan-

zen Schweiz teil.

Motion von Nationalrat Walter Müller

Das Projekt wurde von der Forschungsanstalt Agro­

scope Changins­Wädenswil ACW als Reaktion auf das

verheerende Feuerbrandjahr 2007 initiiert. Dank der

Motion Müller konnten für die Obstbauforschung

zusätzliche Mittel (0,5 Mio. Franken pro Jahr für vier

Jahre) eingesetzt werden.

Mit IP­Feuerbrand konnten die Aktivitäten von Agro­

scope und zahlreichen Partnern (Tab. 1) unter einem

Dach vereint werden. Synergien konnten besser genutzt

K u r z b e r i c h t

Agrarforschung Schweiz 4 (10): 440–443, 2013

Esther Bravin

Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 8820 Wädenswil

Auskünfte: Esther Bravin, E-Mail: [email protected], Tel. +41 44 783 62 44

Forschen für einen nachhaltigen Schweizer Obstbau trotz Feuerbrand

Feuerbrand: eine gravierende Krankheit, die man bewältigen muss (Symptome bei Gala).

441

Zusa

mm

enfa

ssu

ng

werden. Die hohe fachliche Kompetenz im Rahmen des

IP­Feuerbrand hat andere Institutionen zur Finanzierung

(Tab. 1) zusätzlicher Projekte veranlasst.

Eduard Holliger, stellte das Ziel des Projektes vor:

Konkurrenz­ und Zukunftsfähigkeit des Schweizer Obst­

baus mit einer nachhaltigen Prävention und Bekämp­

fung des Feuerbrandes sichern. «Dieses Ziel kann erreicht

werden, wenn der Feuerbranderreger besser verstanden

und diagnostiziert wird und geeignete Massnahmen für

die Bekämpfung und Regulierung des Feuerbrandes ent­

wickelt werden«, so Holliger. Als Beitrag zur Lösung des

akuten Feuerbrandproblems wurden Forschung und

Kooperation in den Bereichen Diagnostik, Genomik und

Züchtung verstärkt.

Resultate für Forschung und Praxis

Obwohl die Forschung im Obstbau oft lange Fristen

braucht, um nachhaltig wirksame Resultate zu erarbei­

ten, sind nach nur sechs Jahren hochwertige und praxis­

relevante Resultate für den Schweizer Obstbau entstan­

den:

•• Feuerbrand­Schnelltest für die Diagnose im Feld

•• Genom des Erregers entschlüsselt

•• Molekulare Charakterisierung der Isolate

•• Erkenntnisse zu feuerbrandrobusten Apfelunterlagen

•• Übersicht der Feuerbrandanfälligkeit vieler Kernobst­

sorten

•• Robuste Apfelsorte Ladina in Pilotanlagen in der

Praxis

Brion Duffy, Bakteriologe bei Agroscope, hat im Jahre

2011 mit seinem Team das Genom des Feuerbrander­

regers Erwinia amylovora entschlüsselt und stellte Ergeb­

nisse vor. Mit molekularbiologischen Methoden kann

eine allenfalls auftretende Resistenz des Bakteriums

gegen Streptomycin identifiziert werden. Mit angepass­

ten Bekämpfungsstrategien werden Resistenzen vermie­

den. Dank EaAgriStrip (Feuerbrand­Schnelltest) können

die Fachstellen einfach, rasch und zuverlässig Feuer­

brandbakterien direkt in der Obstanlage nachweisen.

Die Kombination von EaAgriStrip und Blüteninfektions­

prognosemodell Marybliyt hilft bei der optimierten

Anwendung von Bekämpfungsmethoden. Verschie­

denste Bakterienprodukte mit Bacillus subtilis, Pseudo-

monas fluorescens oder Pantoea agglomerans oder

Hefen wurden gegen Feuerbrand getestet. Für Duffy

bleibt die Unterstützung der Koexistenz zwischen Hoch­

stamm und Erwerbsobstbau ein wichtiges Ziel der Feuer­

brand­Forschung. Markus Kellerhals, Obstzüchter bei

Agroscope, stellte umfassende Ergebnisse zur Feuer­

brandanfälligkeit von Sorten und Zuchtmaterial vor und

den wichtigen Durchbruch mit robusten Sorten wie bei­

Forschen für einen nachhaltigen Schweizer Obstbau trotz Feuerbrand | Kurzbericht

Agrarforschung Schweiz 4 (10): 440–443, 2013

ProfiCrops

Das Forschungsprogramm ProfiCrops (www.

proficrops.ch) von Agroscope hat zum Ziel,

die Konkurrenzfähigkeit des schweizerischen

Pflanzenbaus in einem zunehmend liberali-

sierten Umfeld zu garantieren. Zugleich soll

das Vertrauen der Konsumenten in die Schwei-

zer Produkte gestärkt werden. Die bei Projekt-

beginn gesetzten Ziele sind eine effizientere

Produktion, eine Verbesserung der Innovation

und eine Erhöhung des Mehrwertes, die Stär-

kung des Vertrauens der Konsumenten sowie

die Anpassung der Rahmenbedingungen.

Diese Aspekte waren Gegenstand interdiszi-

plinärer Forschung in Form der vier Module

Effizienz, Innovation, Konsumenten und Rah-

menbedingungen sowie der integrierten und

assoziierten Projekte Feuerbrand, ProfiVar,

Profi-Gemüse CH, Zusammenarbeit bei den

Fruchtfolgen, ProfiViti, WIN4 und FUI.

Eine Serie von Artikeln, die in der Agrar-

forschung Schweiz unter dem Überbegriff

«ProfiCrops» publiziert worden sind, hat die

Verbreitung von Resultaten und Lösungen

ermöglicht, welche der Erhaltung der Wettbe-

werbsfähigkeit der pflanzlichen Produktion in

der Schweiz dienen. Diese Resultate und Lö-

sungen sind beispielhaft. Ein Synthesebericht

wird ab Anfang 2014 zur Verfügung stehen.

Der Artikel «Forschen für einen nachhaltigen

Schweizer Obstbau trotz Feuerbrand», der mit

dem Projekt Feuerbrand verbunden ist, stellt

ausführlich die herausragendsten Resultate

des Projektes dar, welche dank einer gut un-

terstützten und interdisziplinären Forschung

erzielt worden sind.

442

Agrarforschung Schweiz 4 (10): 440–443, 2013

Kurzbericht | Forschen für einen nachhaltigen Schweizer Obstbau trotz Feuerbrand

spielsweise Ladina. Jennifer Gassmann von Agroscope

präsentierte Resultate aus dem Bereich der Obstgenres­

sourcen. Über 200 alte Sorten wurden auf Feuerbrand­

anfälligkeit geprüft. Einige Sorten wie Alant, Enterprise,

Rubinola und Dalinette zeigen ermutigende Resultate.

Es gibt aber noch über 1700 Sorten in der Schweiz, die

noch nicht getestet wurden. Sarah Perren von Agro­

scope zeigte Resultate über die Feuerbrandanfälligkeit

nach künstlicher Inokulation der Blüten. Bei der Blüten­

inokulation (Feldversuch) schneiden nicht alle Sorten

gleich ab wie bei der Triebinokulation im Gewächshaus,

was die Notwendigkeit beider Tests belegt.

Feuerbrand in der Politik

In den letzten zwanzig Jahren haben Bund und Kantone

über 100 Millionen Franken für phytosanitäre Massnah­

men im Bereich Feuerbrand ausgegeben, so Hans Dreyer

vom Bundesamt für Landwirtschaft. Diese Massnahmen

und der Einsatz von Streptomycin sind nicht unumstrit­

ten. Der Motion von Nationalrätin Maya Graf fehlten vor

zwei Jahren zur Annahme nur drei Stimmen. Sie forderte

eine radikale Änderung der Feuerbrandstrategie. Ob­

wohl das IP Feuerbrand zu Ende geht, gibt es für Georg

Bregy, Direktor des Schweizer Obstverbands, und David

Szalatnay von der Fachstelle Obstbau Strickhof weiter­

hin grossen Forschungsbedarf in:

•• Alternativen zu Streptomycin

•• Kenntnisse zum Erreger und der Epidemiologie

•• Züchtung robuster Sorten und längerfristiger Erhalt

der Robustheit

•• Akzeptanz robusterer Sorten auf dem Markt (Marktof­

fensive)

•• Kommunikation zum Thema Feuerbrand

Feuerbrand-Management

Vor mehr als zehn Jahren sind Praxis, Beratung und For­

schung in der Schweiz in Anbetracht der zunehmenden

Verbreitung des Feuerbranderregers davon abgekom­

men, den Feuerbranderreger durch verschiedene Mass­

nahmen von Anbaugebieten fernhalten zu wollen: Es

geht nun um die Eindämmung des Feuerbranderregers

Partnerinstitutionen Finanzierungsorgane

Agroscope Agroscope

Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) Bundesamt für Landwirtschaft (BLW)

Forschungsinstitut für Biologischen Landbau (FiBL) Bundesamt für Umwelt (BAFU)

Fruture CAVO-Stiftung

Institut national de la recherche agronomique (INRA – Frankreich) Eidgenössische Fachkommission für biologische Sicherheit (EFBS)

Julius Kühn-Institut (JKI – Deutschland) Eidgenössische Technische Hochschule (ETH)

Kantonale Fachstellen: Aargau, Luzern, St. Gallen, Thurgau und Zürich EU Rahmenprogramm für Forschung

Kompetenzzentrum Obstbau-Bodensee (KOB – Deutschland) EUPHRESCO (EU)

Lubera European Cooperation in Science and Technology (COST)

Mabritec Fructus

Universität Genf (UNIGE) Interreg IV

Universität Hohenheim (Deutschland) Kantonale Fachstellen: Aargau, Luzern, St. Gallen, Thurgau und Zürich

Universität Konstanz (Deutschland) Kommission für Technologie und Innovation (KTI)

Varicom Quality Juice Foundation

Schweizerischer Nationalfonds (SNF)

Tab. 1 | IP Feuerbrand: Partnerinstitutionen und Finanzierungsorgane (alphabetisch)

443

Forschen für einen nachhaltigen Schweizer Obstbau trotz Feuerbrand | Kurzbericht

Agrarforschung Schweiz 4 (10): 440–443, 2013

Auszüge des Artikels wurden bereits in der Schweizer

Zeitschrift für Obst­ und Weinbau (SZOW) vom 2. August

2013 (15. Ausgabe 2013) veröffentlicht. n

Abb. 1 | An der Schlussveranstaltung des Integrierten Projektes Feuerbrand nahmen gut sechzig Vertreterinnen und Vertreter aus Forschung, Branche und Praxis teil.

Mehr Informationen zur Feuerbrandforschung bei Agroscope: www.feuerbrand.chProgramm und Präsentationen von IP Feuerbrand: http://www.agroscope.admin.ch/proficrops/05416/07157/index.html?lang=de

und den Schutz der Obstanlagen vor Infektionen durch

Bekämpfungs­ und Regulierungsmassnahmen. Man

spricht also nicht mehr von Feuerbrandbekämpfung. Die

Devise ist jetzt Feuerbrandmanagement. Die Obstbau­

praxis muss mit Unterstützung von Forschung und Bera­

tung trotz Feuerbrand auch in Zukunft, mit akzeptablen

Rahmenbedingungen, nachhaltig Obst produzieren.

Wissenschaftlicher Workshop

Die Schlussveranstaltung IP­Feuerbrand hat den 13. ISHS

Feuerbrand­Workshop (www.fireblight2013.org) an der

ETH in Zürich eine optimale Verbindung von Praxis und

Wissenschaft ermöglicht. Der Workshop wurde von

Agroscope und ETH Zürich organisiert, und es konnten

sich 120 Forschende aus der ganzen Welt zum Thema

Feuerbrand austauschen.

Die rege Teilnahme der Expertinnen und Experten

und die Grosszügigkeit der Schweizer Sponsoren an der

Tagung zeigen das Engagement der Akteure und die

Bedeutung der Schweiz in der weltweiten Feuerbrand­

Forschung.

444 Agrarforschung Schweiz 4 (10): 444–447, 2013

Angesichts des stetigen Auftretens neuer Krankheiten

sowie neuer Stämme von Viren, Bakterien oder Pilzen

müssen rasch und kostengünstig neue Diagnostikme-

thoden entwickelt werden. Die «Phagen–Display»

genannte Methode ermöglicht die schnelle und verläss-

liche Isolierung neuer Antikörper. Dies erlaubt es, ein

breites Spektrum von Zielorganismen bei Pflanzen-

krankheiten, im Veterinärwesen oder im Lebensmittel-

bereich zu analysieren. Ein nachfolgend dargestelltes

Beispiel eines Zielorganismus ist das Virus, welches die

viröse Kleinfrüchtigkeit der Kirsche hervorruft.

Der hohe Stand der Landwirtschaft in der Schweiz

beruht zu einem grossen Teil auf der Wissenschaft und

der technischen Innovation. Im Gebiet des Pflanzen­

schutzes trägt die wissenschaftliche Entwicklung in

massgebender Weise dazu bei, dass schnelle und präzise

Diagnostikmethoden für Infektionskrankheiten verfüg­

bar werden, welche die Wahl der wirksamsten Bekämp­

fungsstrategien ermöglichen.

Die Entdeckung der Methode zum immunologischen

Nachweis mittels ELISA (Enzyme Linked Immunosorbent

Assay; Abb. 1) und deren Anwendung für die Diagnose

von kultivierten Pflanzen (Clark und Adams 1977) waren

wegweisende Etappen. Seit mehr als dreissig Jahren

wird die Qualität bei der Zertifizierung diverser wichti­

ger Kulturpflanzen (Gugerli 1978), die in der Schweiz

erzeugt und verkauft werden, durch die Anwendung

dieser Methode gewährleistet.

Die Intensivierung des globalen Austausches von

Pflanzenmaterial, die Zunahme der Gesetzgebung und

der Kontrollen sowie das Auftreten neuer Krankheiten

Christophe Debonneville, Jean-Sébastien Reynard, Olivier Schumpp und Santiago Schaerer

Station de recherche Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 1260 Nyon, Schweiz

Auskünfte: Christophe Debonneville, E-Mail: [email protected], Tel. +41 22 363 43 71

Rasche Entwicklung neuer Diagnostik­werkzeuge für die Landwirtschaft

K u r z b e r i c h t

Isolierung von Antikörpern, welche mit Phagen-Display ausgewählt wurden.

Rasche Entwicklung neuer Diagnostik werkzeuge für die Landwirtschaft | Kurzbericht

445Agrarforschung Schweiz 4 (10): 444–447, 2013

hat zu einer rasanten Zunahme der Bedürfnisse nach

neuen Diagnostikwerkzeugen geführt. Die immunologi­

sche Diagnostik vom Typ ELISA und die Immunochroma­

tographie sind die am meisten verwendeten Methoden.

Im Vergleich zu den Methoden der molekularen Diag­

nostik, welche auf der genetischen Einmaligkeit der

pathogenen Stämme beruht, ist die immunologische

Analyse billiger und kann von Nicht­Spezialisten wie Ein­

zelpersonen oder Produzenten verwendet werden (De

Boer und Lopez 2012). Aus denselben Gründen kommt

der immunologischen Analyse für die Bearbeitung der

grossen Zahl von Proben, welche bei der Zertifizierung

von Pflanzenmaterial anfällt, beträchtliche Bedeutung

zu. Die immunologische Diagnostik in der Landwirt­

schaft beruht auf der Erzeugung spezifischer Antikörper,

deren Einsatz dem Nachweis von Krankheitserregern

dient. Bei Agroscope entwickelt die Gruppe Virologie

und Phytoplasmologie ständig neue Antikörper für den

Nachweis auftretender oder neuer Krankheiten, welche

die Kulturen in der Schweiz befallen.

A

B

sekundärer Antikörper

primärer Antikörper

Virus

Enzym-konjugierter Antikörper

Virus

Beschichtungsantikörper

Farbindikator

Farbindikator

Abb. 1 | Schematische Darstellung der Methode ELISA.A: ELISA «indirekt»: das Virus wird auf einer stabilen Oberfläche festgehalten, danach wird ein primärer Antikörper verwendet, um das Virus zu detektieren. Ein angehängter, sekundärer Antikörper erlaubt das Erkennen der Proben (Änderung der Farbe bei den positiven Proben). B: ELISA «Sandwich Doppelantikörper» (DAS): Der Beschichtungsantikörper wird auf einer soliden Un-terlage festgehalten, danach wird die Probe angesetzt. Ein damit verbundener Enzym-konjugierter An-tikörper erlaubt es, die Proben zu identifizieren (Änderung der Farbe bei den positiven Proben).

Antikörperfragmente (AkF)

genetische Information

Exposition

Waschen

Eluieren

Titration, Amplifikation, Lagerung

Phagenbank(3,109 Klone)

Anrei

cherung

Abb. 2 | A: Partikel filamentöser Phagen, welche modifizierte DNA enthalten. Dies erlaubt die Expression des Anti-körperfragmentes in Relation zu seiner Oberfläche (Genotyp gebunden an den Phänotyp)B: Zyklus der Selektion – Amplifikation des «Phagen-Display». Das gesuchte Ziel wird auf einer soliden Oberfläche festgehalten und danach gegenüber der Phagenbank exponiert. Nach der Waschung werden die Phagen, die sich ans Ziel angelagert haben, eluiert, titriert und verstärkt. Nach zwei bis vier Selektionszyklen werden die Antikörperfrag-mente in Bezug auf die zu untersuchenden Eigenschaften analysiert.

A B

Antikörperfragmente (AkF)

genetische Information

Exposition

Waschen

Eluieren

Titration, Amplifikation, Lagerung

Phagenbank(3,109 Klone)

Anrei

cherung

Kurzbericht | Rasche Entwicklung neuer Diagnostik werkzeuge für die Landwirtschaft

446 Agrarforschung Schweiz 4 (10): 444–447, 2013

Die sogenannte «Phagen­Display»­Technik, die nachste­

hend vorgestellt wird, kommt üblicherweise in der thera­

peutischen und diagnostischen Medizin zum Einsatz.

Indem diese Technik an die Bedürfnisse der Landwirtschaft

angepasst wird, gelingt es rasch und preiswert neue, hoch

spezifische, monoklonale Antikörper zu erzeugen.

Die Technik des «Phagen–Display»

Die Entwicklung eines neuen monoklonalen Antikörpers

ist ein komplexer Prozess.

Bisher wurden mehrere Methoden erfolgreich einge­

setzt, insbesondere die Erzeugung von Hybridomzellen

und die «Phagen­Display»­Technik. Mit der letztgenann­

ten Technik werden exogene Peptide (in unserem Falle

ein Antikörperfragment oder AkF) an die Oberfläche

eines faserförmigen Bakteriophagen angebracht,

wodurch verschiedene Zielorganismen angepeilt wer­

den können (Abb. 2a). Dies erlaubt in vitro die natürli­

che Selektion von Immunoglobulinen. Ausgangspunkt

ist üblicherweise eine grosse, stark diversifizierte Band­

breite von Phagenpartikeln (genannt Bank, welche 106

bis 1010 verschiedene Kandidaten enthält). Dieses breit­

gefächerte Angebot wird dem zu untersuchenden Ziel­

organismus entgegen gestellt, damit jene Kandidaten

identifiziert und isoliert werden können, die sich daran

ankoppeln (Abb. 2b). Die Phagen, welche die AkF erzeu­

gen, werden in dieser Weise isoliert und anschliessend

vermehrt sowie erneut gegen denselben Zielorganismus

selektioniert. Nach zwei bis vier Selektions­ und Vermeh­

rungszyklen werden die Kandidaten auf die gesuchte

Aktivität hin geprüft, wobei hautpsächlich die ELISA­

Methode angewendet wird. Diese Strategie, welche auf

der Selektion beruht, ist deutlich schlagkräftiger als eine

Strategie, welche auf der klassischen Selektion (unter

Verwendung von Zellkulturen) beruht, welche mehr

zeitlichen und materiellen Aufwand erfordert. Es kön­

nen 106 bis 1010 verschiedene Kandidaten dem Selekti­

onsprozess unterworfen werden, eine Zahl, die unmög­

lich mit der Zellkultivierung gemäss der traditionellen

Methode erreichbar wäre. Die Verbindung von Phäno­

typ (Antikörperfragmente an der Phagenoberfläche

exprimiert) und Genotyp (DNA durch den Phagen

kodiert) erlaubt einen raschen Zugriff auf die selektio­

nierten Molekülsequenzen. Dank dieser effizienten

Methode kann ein spezifischer Phage in der Original­

bank selektioniert werden. Der Zugang zur genetischen

Information ermöglicht auch einen nachfolgenden Opti­

mierungsschritt in dem beispielsweise ein DNA­Abschnitt

an bestimmten Stellen durch gezielte Mutagenese mani­

puliert wird. Damit wird die Affinität der ausgewählten

Antikörperfragmente verbessert. Beispiele von mono­

klonalen Antikörpern, die dank dieser Technik entwi­

ckelt wurden, gibt es in der Medizin (Geyer et al. 2012;

Hairul Bahara et al. 2013) sowie in der Pflanzenvirologie

(Ziegler et al. 1995).

Abb. 3 | Gesunde Kirschen (links) und von viröser Kleinfrüchtigkeit befallene Kirschen (rechts). (Foto: ACW).

Rasche Entwicklung neuer Diagnostik werkzeuge für die Landwirtschaft | Kurzbericht

447Agrarforschung Schweiz 4 (10): 444–447, 2013

S c h l u s s f o l g e r u n g e n

Die Technik des «Phagen–Display» ist nicht nur schnell

und billig, sie eröffnet auch ein weites Spektrum von

Anwendungen bei der Entwicklung diagnostischer

Werkzeuge für die Landwirtschaft. Es ist nicht mehr

nötig, dass man Krankheitserreger anreichern und rei­

nigen kann, da es jetzt möglich ist, ein Protein des in

vitro erzeugten Zielorganismus zu verwenden. Die

Technik kann somit nicht nur in der Virologie eingesetzt

werden, sondern auch in der Bakteriologie und der

Phytoplasmologie (zum Beispiel bei der phytoplasma­

bedingten Vergilbungskrankheit der Rebe). Es sei daran

erinnert, dass Phytoplasmen Organismen sind, die nicht

ex vivo (ausserhalb des Lebendigen) kultiviert werden

können. Die «Phagen­Display»­Technik ermöglicht

auch die Isolierung eines Antkörpers, der gegen ein

Toxin oder eine ganz andere Zielsubstanz mit poten­

zieller Anwesenheit in Lebensmitteln gerichtet ist. Es ist

theoretisch möglich, einen Antikörper gegen irgend

eine Zielsubstanz oder einen Zielorganismus zu erhal­

ten, was diese Technik zu einem bemerkenswert schlag­

kräftigen Werkzeug macht. n

Die viröse Kleinfrüchtigkeit der Kirsche

Die viröse Kleinfrüchtigkeit der Kirsche ist eine kom­

plexe und noch wenig bekannte Krankheit, die mit meh­

reren faserartigen Viren der Famillie der Closteroviridae

(Hadidi et al. 2011) in Verbindung gebracht wird. Diese

Viruskrankheit verringert bei befallenen Bäumen die

Qualität der zu erntenden Früchte in erheblichem Masse.

Anfällige Sorten erzeugen kleine, farblose, fade Kir­

schen, welche unverkäuflich sind (Abb. 3). Ein vorzeiti­

ges, herbstliches Verfärben des Blattwerkes und eine

Verringerung der Wuchskraft der Bäume sind weitere

Symptome der Krankheit. Die Krankheit wird beim

Pfropfen sowie durch natürliche Vektoren wie Schild­

läuse übertragen. Die Krankheit ist allein anhand der

Symptome schwierig zu diagnostizieren. Die Indizierung,

die erlaubt Krankheiten virösen Ursprungs nachzuwei­

sen, stellt das klassische diagnostische Hilfsmittel dar,

was jedoch jahrelange Studien erfordert. Es ist daher

unabdingbar, über zuverlässige und schnelle diagnosti­

sche Werkzeuge zu verfügen, damit wirksam gegen

diese Krankheit vorgegangen werden kann. Mit Hilfe

der Phagen–Display­Technik werden gegenwärtig Anti­

körper erzeugt, damit ein schneller und spezifischer

Nachweistest für diese Krankheit entwickelt werden

kann. Es sind bereits mehrere Antikörperfragmente

selektioniert worden, welche das Eiweiss der Virusum­

hüllung erkennen können (Abb. 4). Die Entwicklung

eines ELISA­Tests mit diesem neuen Antikörper wird die

Diagnose dieser Krankheit beschleunigen und die Kennt­

nisse zur virösen Kleinfrüchtigkeit der Kirsche in der

Schweiz verbessern.

Literatur ▪ Clark M. F. & Adams A. N., 1977. Characteristics of the microplate method of enzyme-linked immunosorbent assay for the detection of plant viruses. Journal of General Virology 34, 475–483.

▪ De Boer S. H. & Lopez M. M., 2012. New grower-friendly methods for plant pathogen monitoring. Annual Review of Phytopathology 50, 197–218.

▪ Engvall E. & Perlmann P, 1971. Enzyme-linked immunosorbent assay (ELISA). Quantitative assay of immunoglobulin G. Immunochemistry 8, 871–874.

▪ Geyer C. R., McCafferty J., Dubel S., Bradbury A. R. & Sidhu S. S., 2012. Recombinant antibodies and in vitro selection technologies. Methods Mol Biol 901, 11–32.

▪ Gugerli P., 1978. Detection of 2 Potato Viruses by Enzyme-Linked Immu-nosorbent Assay (Elisa). Phytopathologische Zeitschrift-Journal of Phyto-pathology 92, 51–56.

▪ Hadidi A., Barba M., Candresse T. & Jelkmann W., 2011. Virus and virus-like diseases of pome and stone fruits. American Phytopathological Soci-ety. 429 p.

▪ Hairul Bahara N. H., Tye G. J., Choong Y. S., Ong E. B., Ismail A. & Lim T. S., 2013. Phage display antibodies for diagnostic applications. Biologicals 41, 209–216.

▪ Ziegler A., Torrance L., Macintosh S. M., Cowan G. H. & Mayo M. A., 1995. Cucumber mosaic cucumovirus antibodies from a synthetic phage display library. Virology 214, 235–238.

Abb. 4 | Resultate eines ELISA-Tests mit mehreren Antikörperfrag-menten (AkF), welche mit «Phagen-Display» isoliert wurden. AkF 1 erkennt spezifisch das Virus, welches die viröse Kleinfrüchtigkeit der Kirsche hervorruft. AkF 2 und AkF 3 erkennen das Virus jedoch nicht. AkF 1 könnte als Basis für die Entwicklung eines Diagnostik-testes dienen, welcher erlauben würde die viröse Kleinfrüchtigkeit der Kirsche nachzuweisen.

0

100

200

300

400

500

600

700

800

900

AkF 1 + virus AkF 2 + virus AkF 3 + virus

Opt

isch

e Di

chte

(mO

D)

448 Agrarforschung Schweiz 4 (10): 448–450, 2013

Landwirtschaftliche Erzeugnisse mit geschützter Ur-

sprungsbezeichnung (GUB/AOP) erzielen auf dem

Markt als traditionell hergestellte Produkte mit geogra-

fisch definierter Herkunft einen Mehrwert. Es kommt

aber immer wieder vor, dass AOP-Produkte kopiert

werden. Agroscope Liebefeld hat eine Methode entwi-

ckelt, mit der über die eingesetzten Kulturen die Her-

kunft des Tête de Moine AOP nachgewiesen werden

kann. Die Kultur für den Herkunftsnachweis ist seit

Januar 2013 im Einsatz.

Den Tête de Moine­Käsern entgehen jedes Jahr Einnah­

men aufgrund von gefälschtem, nicht nach den strengen

Richtlinien des AOP­Pflichtenhefts hergestellten Käse,

welcher illegal auf den Markt gelangt. Um dagegen

anzukämpfen und um die Konsumenten vor Täuschung

zu schützen, hat Agroscope ein neues Verfahren mit

molekularbiologischen Methoden entwickelt, das effizi­

ent und kostengünstig ist. Das Prinzip des Verfahrens

besteht darin, mit Hilfe von molekularbiologischen

Methoden Bakterien nachzuweisen, die während der

Herstellung des Käses als Kultur zugegeben wurden. Der

Nachweis der Bakterien erfolgt über die Analyse ihres

Erbguts (Eugster et al. 2013; Eugster et al. 2011). Analog

eines Vaterschaftstests können die sogenannten «Mar­

kerbakterien» in einem Stück reifen Tête de Moine AOP

nachgewiesen werden (World Intellectual Property Orga­

nization, 2011).

Hohe, langjährige Kompetenz im Bereich Kulturenent-

wicklung im Liebefeld

Die Entwicklung von Kulturen für den Herkunftsnach­

weis begann vor etwa zehn Jahren und wurde in einem

zwölfköpfigen Team vorangetrieben. 2006 wurden AOP­

John Haldemann, Hélène Berthoud, Alexandra Roetschi, Ueli von Ah, Deborah Rollier und Elisabeth Eugster,

Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP-Haras, 3003 Bern, Schweiz

Auskünfte: John Haldemann, E-Mail: [email protected], Tel. +41 31 323 43 34

Tête de Moine AOP: eine neue Kultur für den Herkunftsnachweis

K u r z b e r i c h t

Abb. 1 | Beim Vergleich der Schnittbilder der Tête de Moine-Proben aus dem Praxisver-such gibt es keine Auffälligkeiten zwischen der Kontrolle (oben links) und den Versuchs-käsen.

Tête de Moine AOP: eine neue Kultur für den Herkunftsnachweis | Kurzbericht

449Agrarforschung Schweiz 4 (10): 448–450, 2013

Kulturen für den Gruyère und 2011 die Herkunftsnach­

weiskulturen für den Emmentaler AOP lanciert. Da

Agroscope diese Kulturen exklusiv nur an Betriebe in der

Schweiz verkauft, ist der Nachweis der darin enthalte­

nen Stämme ein sicherer Indikator dafür, dass der Käse

tatsächlich in der Schweiz hergestellt wurde. Weitere

Sortenorganisationen – darunter auch die Sortenorgani­

sation Tête de Moine – erteilten Agroscope daraufhin

ebenfalls ein Mandat für die Entwicklung von Kulturen

für den Herkunftsnachweis in Käse.

Dazu musste zuerst nach geeigneten Bakterien

gesucht werden, die natürlicherweise im Käse vorkom­

men, die Käseherstellung überleben und die auch nach

einer Reifungszeit von drei und sechs Monaten noch

nachgewiesen werden können. Zudem dürfen solche

Kulturen keinen Einfluss auf das Aussehen und die orga­

noleptischen Eigenschaften des Käses haben. In der

Agroscope­Stammsammlung, die etwa 13 000 Bakterien­

isolate umfasst, konnten schnell geeignete Bakterien

gefunden werden.

Die Wahl fiel auf Milchsäurebakterien, die aus dem

Ursprungsgebiet des Tête de Moine stammen und die, in

sehr kleiner Zahl zugesetzt, nach sechs Monaten Rei­

fungszeit im konsumreifen Käse sowie in Rosetten nach­

gewiesen werden können. In einem weiteren Schritt

ging es darum, unter diesen Milchsäurebakterien geeig­

nete Stämme zu finden, die sich anhand stammspezifi­

scher Sequenzen durch molekularbiologische Methoden

nachweisen lassen.

Aufwändige Versuchsreihen

Die ausgewählten Milchsäurebakterien wurden sowohl

im Labor als auch in der Praxis auf ihre Tauglichkeit

geprüft. Die Stämme A, B und C wurden für Anwen­

dungstests im Pilot Plant und in der Praxis ausgewählt.

Im Folgenden sind die Ergebnisse aus zwei Versuchen

dargestellt. Die ausgewählten Markerbakterien können

je nach Dosierung den Gehalt an freien Aminosäuren

sowie den pH­Wert und die Gasbildung im Käse beein­

flussen. Mit zunehmender Dosierung der Herkunfts­

Zugabe KbE/ml

Stamm A Zugabe KbE/ml

Stamm B Zugabe KbE/ml

Stamm C

1 M 3 M 6 M 1 M 3 M 6 M 1 M 3 M 6 M

ohne 103 – – – 103 – – –

ohne 104 + + + ohne

ohne 104 + + + ohne

ohne ohne 104 – – –

ohne ohne 105 –/+ + –/+

102 + + + 105 + + + 103 – – –

102 + + + 105 + + + 104 – – –

Tab. 1 | Spezifische Nachweisbarkeit von drei Markerbakterien in Tête de Moine (Pilot-Plant-Versuch)

+: positiver Nachweis: Kopien pro Reaktion liegt über 104

–: negativer Nachweis: Kopien pro Reaktion liegen unter 103

+/-: kein eindeutiges Ergebnis: Kopien pro Reaktion liegen zwischen 103 und 104

VarianteTotal FAS (OPA)

mmol/kgTotal FAS (HPLC)

mg/kgTotal fl. FSmmol/kg

Citronensäuremmol/kg

pH-Wert biogene Aminemg/kg–

Kontrolle 196,7 21 383 15,7 5,5 5,68 599

ABC 216,7 na 17,9 5 5,7 na

AB 201,7 21 925 17,3 5,2 5,7 524

AC 191,5 na 14,8 5,6 5,64 na

ohne 196,7 21 383 15,7 5,5 5,68 599

mit 203 21 925 16,6 5,3 5,68 524

t-Test ns ns ns ns ns ns

Tab. 2 | Mittelwerte (n=7) der Ergebnisse der chemischen Untersuchung nach 100 Tagen Lagerung

na: nicht analysiertns: nicht signifikant

Kurzbericht | Tête de Moine AOP: eine neue Kultur für den Herkunftsnachweis

450 Agrarforschung Schweiz 4 (10): 448–450, 2013

nachweiskultur nehmen der Gehalt an freien Aminosäu­

ren (gemessen mit der OPA­Methode) und der pH­Wert

zu (Tab. 2). Dies bedeutet, dass das Gleichgewicht zwi­

schen Nachweisbarkeit der Markerbakterien und deren

Einfluss auf die Käsequalität optimiert werden muss.

In einem Pilot­Plant­Versuch wurden die drei Markerbak­

terien (Stamm A, B und C) in unterschiedlicher Konzent­

ration – allein oder in Kombination – eingesetzt. Stamm

A konnte bei einer Animpfmenge im Kessi von 102 KbE/

ml im Käse über die gesamte Reifungsdauer nachgewie­

sen werden (Tab. 1). Bei Stamm B ist die Nachweisbarkeit

im Käse ab einer Zugabemenge von 104 KbE/ml Kessi­

milch gewährleistet. Eine Zugabemenge von 105 KbE/ml

ist wirtschaftlich nicht interessant, weshalb Stamm C als

Kultur für den Herkunftsnachweis nicht in Frage kam.

Der Effekt der ausgewählten Markerbakterien auf

die organoleptischen Eigenschaften im konsumreifen

Käse wurde in mehreren Praxisversuchen untersucht.

Insbesondere der pH­Verlauf, die Bildung von freien

Aminosäuren, die Bildung von biogenen Aminen sowie

die Gasbildung wurden genau beobachtet. In Tabelle 2

sind die Ergebnisse der chemischen Untersuchung der

Tête de Moine­Käse im Alter von 100 Tagen dargestellt.

An diesem Versuch nahmen sieben (der insgesamt acht)

Tête de Moine­Käsereien teil; die Zugabemenge in die

Kessimilch betrug bei der Variante ABC 102 KbE/ml für

den Stamm A sowie 103 KbE/ml für den Stamm B und

Stamm C; bei der Variante AB 102 KbE/ml für Stamm A

sowie 5×104 KbE/ml für den Stamm B; bei Variante AC

102 KbE/ml für Stamm A sowie 105 KbE/ml für Stamm C.

In der Molekularbiologie konnten die beiden

Stämme A und B in allen Proben nachgewiesen werden.

Wie bereits in den Pilot­Plant­Versuchen beobachtet,

erwies sich der Stamm C auch im Praxisversuch als

schlecht nachweisbar. Die Auswertung der Käseproben

aus dem Labor mit Hilfe eines t­Tests ergab keine signifi­

kanten Unterschiede zwischen den Proben, die mit Mar­

kerbakterien hergestellt wurden und der Kontrolle

(Abb.  1). Die Variation über die sieben Käsereien war

grösser als der Effekt der Markerbakterienzugabe.

Beim Vergleich der Schnittbilder der Kontrolle (ohne

Markerbakterien) mit den Versuchskäsen konnte in

Bezug auf die Lochbildung kein Unterschied festgestellt

werden (Abb. 1).

Standardisierte Versandkultur

Zur gleichen Zeit wurde auch der Herstellprozess für die

Produktion einer standardisierten lyophilisierten Kultur

(Abb. 2) in der Agroscope­Kulturenproduktion im Liebe­

feld entwickelt. Die fertige CCO­TdM (culture pour la

certification d‘origine) wird seit dem 1. Januar 2013 alle

drei Monate an die Tête de Moine AOP­Käsereien ver­

schickt. Können die zugesetzten Milchsäurebakterien im

untersuchten Käse (als Schnittkäse oder als Rosette)

nicht nachgewiesen werden, ist davon auszugehen, dass

es sich um ein Imitat handelt. n

Literatur ▪ Eugster E., Wechsler D. & Von Ah U. Keine Nachsicht mehr mit Emmen-taler Fälschern, dmz 2/2013.

▪ Eugster E., Guggenbühl B. & Wechsler D. Käsefälschern geht es nun an den Kragen. Lebensmittel-Technologie 4/2011.

▪ World Intellectual Property Organization, Authentication method of dairy products, WO 2011/039359 A2, 7. April 2011

Abb. 2 | Versandkultur CCO-TdM.

451Agrarforschung Schweiz 4 (10): 451, 2013

P o r t r ä t

«Ich bin sehr neugierig. Die Komplexität des Lebens zu

verstehen und zu erforschen, fasziniert mich», begründet

Elisabeth Eugster (Jahrgang 1966) ihren Entscheid, For­

scherin zu werden. Ein Ereignis, an das sie sich als Forsche­

rin besonders gerne erinnert, ist das grosse Echo, das die

Herkunftsnachweiskulturen sowohl in der Milchbranche

als auch in den Medien auslösten. «Das zeigt, wie wichtig

unsere Arbeit ist.» Überhaupt liegen ihr die Schweizer

Landwirtschaftserzeugnisse – und vorweg der traditio­

nelle Käse – sehr am Herzen. «Ich wünschte mir, dass auf

der ganzen Welt noch mehr Menschen Schweizer Käse

wegen seiner hervorragenden Qualität essen würden.»

Nach dem Gymnasium in St. Gallen studierte Elisa­

beth Eugster an der ETH­Zürich Lebensmittelwissen­

schaften. Ihre erste Anstellung führte sie für vier Jahre

zu Lipton­Sais in die Produktentwicklung und Qualitäts­

sicherung. Von 1995 bis 2003 unterrichtete sie als

Dozentin für Milchwirtschaft an der Schweizerischen

Hochschule für Landwirtschaft (heute HAFL) in Zolli­

kofen BE. Gleichzeitig arbeitete sie an der Forschungs­

anstalt für Milchwirtschaft (damals FAM, heute ALP­

Haras) in Liebefeld in der Sektion Molkereitechnologie.

In ihrem Forschungsprojekt beschäftigte sie sich mit den

Emulgatoreigenschaften der Milchproteine; daraus ent­

stand ihre Doktorarbeit «Adsorptionsverhalten der

Milchproteine an Phasengrenzflächen». «Dann bekam

ich meine Kinder, Patrick 1998 und Lea 2001», erzählt

sie. Hochschwanger absolvierte sie die Dissertationsprü­

fung. Bis 2003 beschränkte sich ihre berufliche Tätigkeit

auf den Unterricht. Ab 2003 leitete sie im Jobsharing die

Forschungsgruppe Kulturen, Biodiversität und Terroir.

«So konnte ich Familie und Beruf gut meistern», freut

sie sich.

Ab dem 1. Januar 2014 schreibt Elisabeth Eugster an

einem neuen Kapitel in ihrer beruflichen Karriere: Sie

übernimmt bei Agroscope die Leitung des Forschungs­

bereichs tierische Lebensmittel. Die Verarbeitung der

landwirtschaftlichen Rohstoffe Milch und Fleisch, die

Lebensmittelsicherheit und ­qualität, die Kulturenent­

wicklung und ­produktion für fermentierte Milch­ und

Fleischprodukte, die Sensorik, die Ernährungsphysiolo­

gie und – nicht zu vergessen – der Wissenstransfer und

die Beratung stehen in diesem Forschungsbereich im

Mittelpunkt. Ihr oberstes Ziel: «Das neue Institut für

Lebensmittelwissenschaften zum Fliegen bringen.» Die

Zusammenarbeit mit den drei anderen Agroscope­Insti­

tuten, die Aufrechterhaltung des engen Bezugs zur Pra­

xis sowie Mitarbeitende, die Spass an ihrer Tätigkeit

haben, heissen ihre weiteren Ziele.

Was tut die Forscherin, die in der Stadt Zürich lebt

und in Liebefeld arbeitet, wenn sie nicht forscht? – Da ist

ihre Familie. Hinzu kommt ihr grosses Bedürfnis, sich in

der freien Natur zu bewegen: Wandern, Skitouren,

Schwimmen, Fahrradfahren, «meine Fitness ist mir wich­

tig». Und da war diesen Sommer auch noch ihr Projekt

Auszeit: Drei Monate, verbrachte sie auf der Alp Mal­

schüel im St. Galler Rheintal und war für die Produktion

des Ziegenkäses verantwortlich. Selber Käse herzustel­

len, war für sie nichts Neues: Bereits in ihrer Studienzeit

arbeitete sie während vier Monaten als Praktikantin in

einer Appenzeller Käserei. Zusammen mit einem Hirten,

einer Zusennerin und einer weiteren Hilfskraft küm­

merte sie sich von Juni bis September um 260 Ziegen.

Während sie auf der Alp war, blieb ihre Familie zu Hause;

erst in den Sommerferien kamen ihr Ehemann und ihre

Kinder zu ihr auf den Berg. Elisabeth Eugster: «Ich hatte

schon etwas Heimweh!»

Christine Caron-Wickli, Agroscope Liebefeld-Posieux ALP-Haras

Elisabeth Eugster:«Ich bin Forscherin, weil ich sehr neugierig bin»

452

A k t u e l l

Agrarforschung Schweiz 4 (10): 452–455, 2013

N e u e P u b l i k a t i o n e n

ART-Bericht 763

Die Gemeine Rispe (Poa trivialis) ist eine konkurren

starke Pflanze, die mit ihren Ausläufern Bestandeslücken

besiedelt und andere Pflanzen unterdrückt. Dieses Gras

besitzt nur ein geringes Ertragspotenzial und führt zu

bedeutenden Mindererträgen im Futterbau. Übersteigt

der Anteil 20 % des Futters, wird dieses wegen des muf­

figen Geruchs und der verminderten Schmackhaftigkeit

vom Rindvieh weniger gern gefressen. In zwei Versuch

serien in der Schweiz und in Österreich wurden unter­

schiedliche Massnahmen untersucht, um die Gemeine

Rispe in Wiesen einzudämmen. Die Massnahmen unter­

schieden sich in ihrer Intensität (sanft/intensiv) und Häu­

figkeit (jährlich/ einmalig). Die sanfte Massnahme, eine

Kombination aus frühjährlicher Wiesenpflege und Über­

saat, konnte selbst nach vierjähriger Wiederholung kein

befriedigendes Ergebnis liefern. Dagegen reagierte die

Gemeine Rispe empfindlicher auf das spätsommerliche

intensive Ausstriegeln. Ein Vergleich verschiedener Strie­

gelarten zeigt, dass enge Strichabstände und hoher Zin­

kendruck zu einer besseren Wirkung führen. Durch

mehrmaliges Striegeln werden kurzfristig über 70 % der

Bodenoberfläche offen gelegt. Aufgrund des hohen

Aufwandes für mehrmaliges Striegeln, Schwaden sowie

des nötigen Abtransportes von 17 bis 40 t Striegelgut

pro Hektar, kann dieses intensive Verfahren nur als ein­

malige Sanierung empfohlen werden.

Joachim Sauter und Roy Latsch, ART

ART-Bericht 763

Eindämmung der Gemeinen Rispe

Lücken führen zum Erfolg

Autoren

Joachim Sauter und Roy Latsch,Agroscope, 8356 Ettenhausen,SchweizAlfred Pöllinger, Lehr- und For-schungszentrum LFZ, RaumbergGumpenstein, 8952 Irdning,ÖsterreichAuskünfte: Joachim Sauter, E-Mail:[email protected], Tel. +41 52 368 31 31

Impressum

Herausgeber:Forschungsanstalt AgroscopeReckenholz-Tänikon ARTTänikon, CH-8356 Ettenhausen,Redaktion: Etel Keller,ART

Die ART-Berichte/Rapports ARTerscheinen in rund 20 Nummernpro Jahr. JahresabonnementFr. 60.–. Bestellung von Abonne-ments und Einzelnummern:ART, Bibliothek, 8356 EttenhausenT +41 (0)52 368 31 31F +41 (0)52 365 11 [email protected]: www.agroscope.ch

ISSN 1661-7568

März 2013

Die Gemeine Rispe (Poa trivialis) ist einekonkurrenzstarke Pflanze, die mit ihrenAusläufern Bestandeslücken besiedelt undandere Pflanzen unterdrückt. Dieses Grasbesitzt nur ein geringes Ertragspotenzialund führt zu bedeutenden Mindererträ-gen im Futterbau. Übersteigt der Anteil20% des Futters, wird dieses wegen desmuffigen Geruchs und der vermindertenSchmackhaftigkeit vom Rindvieh wenigergern gefressen.In zwei Versuchsserien in der Schweiz undin Österreich wurden unterschiedlicheMassnahmen untersucht, um die GemeineRispe in Wiesen einzudämmen. Die Mass-nahmen unterschieden sich in ihrer Inten-sität (sanft/intensiv) und Häufigkeit (jähr-lich/einmalig). Die sanfte Massnahme,

eine Kombination aus frühjährlicher Wie-senpflege und Übersaat, konnte selbstnach vierjähriger Wiederholung keinbefriedigendes Ergebnis liefern. Dagegenreagierte die Gemeine Rispe empfindlicherauf das spätsommerliche intensive Aus-striegeln. Ein Vergleich verschiedenerStriegelarten zeigt, dass enge Strichab-stände und hoher Zinkendruck zu einerbesseren Wirkung führen. Durch mehrma-liges Striegeln werden kurzfristig über70% der Bodenoberfläche offen gelegt.Aufgrund des hohen Aufwandes für mehr-maliges Striegeln, Schwaden sowie desnötigen Abtransportes von 17 bis 40 tStriegelgut pro Hektar, kann dieses inten-sive Verfahren nur als einmalige Sanierungempfohlen werden.

Eine frühjährlicheWiesenpflege dient in erster Linie demEinebnen derWiesen. (Foto: J. Sauter)

Eindämmung der Gemeinen Rispe

453

A k t u e l l

Agrarforschung Schweiz 4 (10): 452–455, 2013

ART-Bericht 764

Die Blackenbekämpfung im Biolandbau ist eine zeitrau­

bende und anstrengende Arbeit. Neben dem Einsam­

meln der Samenstängel lässt sich die Wiesenblacke nur

durch Ausstechen mit dem Blackeneisen zurückdrängen.

Diese Handarbeit kann in Nebenzeiten des Betriebes

erledigt werden. Da diese Arbeit jedoch mühsam ist,

kämpfen viele Betriebe mit einem hohen Blackenbesatz,

was zu bedeutenden Einbussen beim Ertrag und der Fut­

terqualität führt. Ein neues Verfahren zur Bio­Blacken­

bekämpfung arbeitet mit Heisswasser. In Vergleich zum

Blackeneisen bringt es eine höhere Flächenleistung und

eine geringere körperliche Belastung mit sich. Das Ver­

fahren ist mittlerweile so weit ausgereift, dass die Ein­

führung in die Praxis ansteht.

Roy Latsch und Joachim Sauter, ART

Impressum

Herausgeber:Forschungsanstalt AgroscopeReckenholz-Tänikon ARTTänikon, CH-8356 Ettenhausen,Redaktion: Etel Keller,ART

Die ART-Berichte/Rapports ARTerscheinen in rund 20 Nummernpro Jahr. JahresabonnementFr. 60.–. Bestellung von Abonne-ments und Einzelnummern:ART, Bibliothek, 8356 EttenhausenT +41 (0)52 368 31 31F +41 (0)52 365 11 [email protected]: www.agroscope.ch

ISSN 1661-7568

ART-Bericht 764

Bio-Blackenbekämpfung –Heisswasser öffnet neue Perspektiven

Autoren

Roy Latsch, Joachim Sauter

Juni 2013

Die Blackenbekämpfung im Biolandbauist eine zeitraubende und anstrengendeArbeit. Neben dem Einsammeln derSamenstängel lässt sich die Wiesenblackenur durch Ausstechen mit dem Blackenei-sen zurückdrängen. Diese Handarbeitkann in Nebenzeiten des Betriebes erle-digt werden. Da diese Arbeit jedochmühsam ist, kämpfen viele Betriebe miteinem hohen Blackenbesatz, was zu

bedeutenden Einbussen beim Ertrag undder Futterqualität führt. Ein neues Ver-fahren zur Bio-Blackenbekämpfung arbei-tet mit Heisswasser.In Vergleich zum Blackeneisen bringt eseine höhere Flächenleistung und einegeringere körperliche Belastung mit sich.Das Verfahren ist mittlerweile so weitausgereift, dass die Einführung in die Pra-xis ansteht.

Optimierung des Heisswasserverfahrens zur Bio-Blackenbekämpfung.

Bio-Blackenbekämpfung –Heisswasser öffnet neue Perspektiven

454

www.agroscope.admin.ch/medienmitteilungen

Aktuell

N e u e P u b l i k a t i o n e n

Agrarforschung Schweiz 4 (10): 452–455, 2013

M e d i e n m i t t e i l u n g e n

20.09.2013 Neue Pilzkrankheit entblättert Apfelbäume Im Jahr 2010 wurde in der Ostschweiz bei einzelnen unbe­

handelten Apfelbäumen vor der Ernte ein starker Blattfall

beobachtet. Forscher von Agroscope konnten nachweisen,

dass die bei uns bisher nicht bekannte Pilzkrankheit Mars­

sonina den Blattfall verursachte. Die Apfelkrankheit brei­

tet sich seither aus. Viele unbehandelte Apfelbäume in

Hausgärten und Wiesen zeigen in diesem Jahr bereits

Mitte September einen starken Blattverlust.

05.09.2013 Landwirtschaftliche Einkommen 2012 tiefer Hauptsächlich wegen tieferen Erträgen im Pflanzenbau

haben die landwirtschaftlichen Einkommen der Refe­

renzbetriebe 2012 gegenüber dem Vorjahr um 5,9 Pro­

zent abgenommen. Sie betrugen im Mittel 56 000 Fran­

ken je Betrieb. Demgegenüber stieg der Arbeitsverdienst

je Vollzeit­Familienarbeitskraft im Vergleich zu 2011

leicht auf 43 700 Franken. Diese unterschiedliche Ent­

wicklung ist auf den stark sinkenden Zinsanspruch für

das Eigenkapital bei der Berechnung des Arbeitsver­

dienstes zurückzuführen.

03.09.2013 Zeitbudgeterhebung in der Landwirtschaft: Starker Rückgang der Haushaltarbeit Ein Arbeitstag von Bäuerinnen ist seit 1974 zwar kürzer,

aber zum Teil intensiver, anspruchsvoller und vielfältiger

geworden. Tätigkeiten im Haushalt und auf dem Betrieb

werden heute rascher als früher erledigt, während für

Erziehung und ausserbetriebliche Erwerbsarbeit mehr

Zeit eingesetzt wird. Besonders gefordert sind Betriebs­

leiterinnen: Im Haushalt erhalten sie von ihren Partnern

in der Regel wenig Unterstützung. Dies zeigt eine Erhe­

bung von Agroscope auf 223 bäuerlichen Familienbe­

trieben der ganzen Schweiz.

www.agroscope.admin.ch/medienmitteilungen

ALP aktuell 46

Bei der Beschreibung der

sensorischen Eigenschaf­

ten eines Produkts und

der Erstellung von senso­

rischen Profilen, wie es in

der Produktentwicklung,

Produktion oder in der

Qualitätskontrolle zur Anwendung kommen kann, wer­

den häufig hedonisch gefärbte Begriffe (Beispiele: ange­

nehm, gut, schlecht), allgemeine und unklare Begriffe

(harmonisch, rein, typisch) oder intensitätsbezogene

Begriffe (ausgewogen) verwendet. Diese Begriffe sind

schwer zu definieren, was zu deren unterschiedlichem

Gebrauch innerhalb der Prüfergruppe und weiter zu

ALP aktuell

Standardisierte sensorische Sprachefür die Beurteilung von TrockenfleischMerkblatt für die Praxis

Nr. 46 | 2013

Autoren

Patrizia PiccinaliJessika MessadeneAgroscopeLiebefeld-Posieux ALP-HarasSchwarzenburgstrasse 161CH-3003 [email protected]

Bei der Beschreibung der sensorischenEigenschaften eines Produkts und derErstellung von sensorischen Profilen, wie esin der Produktentwicklung, Produktionoder in der Qualitätskontrolle zur Anwen-dung kommen kann, werden häufig hedo-nisch gefärbte Begriffe (Beispiele: ange-nehm, gut, schlecht), allgemeine undunklare Begriffe (harmonisch, rein, typisch)oder intensitätsbezogene Begriffe (ausge-wogen) verwendet. Diese Begriffe sindschwer zu definieren, was zu deren unter-schiedlichem Gebrauch innerhalb der Prü-fergruppe und weiter zu mangelnder Über-einstimmung bei der Beschreibung/Beurteilung führen kann. Um dem entge-gen zu wirken, ist es von Vorteil, ein defi-niertes Vokabular einzusetzen. Dabei ist eswichtig, dass die an der Prüfung teilneh-menden Personen das gewählte Vokabularverstehen, sich die entsprechenden Begriffeeinprägen und diese schliesslich einheitlich

anwenden. Um dieses Ziel zu erreichen, istes empfehlenswert, spezifische Definitio-nen und/oder Referenzen für jeden ausge-wählten Begriff festzulegen. Aufgrund dersystematischen Vorgehensweise bei derEntwicklung des Vokabulars spricht manvon einer „standardisierten sensorischenSprache“.

Das vorliegende Merkblatt stellt eine stan-dardisierte Sprache für die Beschreibungvon Trockenfleisch vor, die als Hilfsmittel inder Praxis benutzt werden kann. Es enthält:

• Deskriptoren für Aussehen, Geruch,Textur und Flavour

• Definitionen und/oder Referenzen fürjeden Deskriptor

• Empfehlungen für die Vorgehensweisebeim Testen

ALP

Impressum

Herausgeber:AgroscopeLiebefeld-Posieux ALP-Haraswww.agroscope.ch

Redaktion:Christine Caron-Wickli, Agroscope

Gestaltung:RMG Design, Fribourg

Druck:Tanner Druck AG,Langnau im Emmental

Copyright:Nachdruck, auch auszugsweise,bei Quellenangabe und Zustellungeines Belegexemplars an dieHerausgeberin gestattet.

ISSN 1660-7570

alp actuel 46_all.indd 1 18.09.13 16:20

Standardisierte sensorische Sprachefür die Beurteilung von Trockenfleisch

mangelnder Übereinstimmung bei der Beschreibung/

Beurteilung führen kann. Um dem entgegen zu wirken,

ist es von Vorteil, ein definiertes Vokabular einzusetzen.

Dabei ist es wichtig, dass die an der Prüfung teilnehmen­

den Personen das gewählte Vokabular verstehen, sich

die entsprechenden Begriffe einprägen und diese

schliesslich einheitlich anwenden. Um dieses Ziel zu

erreichen, ist es empfehlenswert, spezifische Definitio­

nen und/oder Referenzen für jeden ausgewählten

Begriff festzulegen. Aufgrund der systematischen Vor­

gehensweise bei der Entwicklung des Vokabulars spricht

man von einer «standardisierten sensorischen Sprache».

Patrizia Piccinali und Jessika Messadene

Agroscope Liebefeld-Posieux ALP-Haras

455

Informationen: www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen

Aktuell

Agrarforschung Schweiz 4 (10): 452–455, 2013

V e r a n s t a l t u n g e n

Informationen: www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen

I n t e r n e t l i n k s

Forschung zu Feuerbrand

www.feuerbrand.ch

Feuerbrand ist eine meldepflichtige Pflanzenkrankheit,

die durch Bakterien verursacht wird. Auf der Webseite

findet man alles zur Feuerbrandforschung bei Agroscope

und wichtige Links und Publikationen zu Feuerbrand­

projekten.

November 2013

05. – 06.11.2013Weiterbildungskurs für BaufachleuteAgroscope Reckenholz­Tänikon ARTEttenhausen

21.11.2013Fachtagung NAP-PGREL15 Jahre Nationaler AktionsplanDie Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt – Wo stehen wir heute?BLW und Schweizerische Kommission zur Erhaltung der KulturpflanzenInforama Rütti, ZollikofenInformationen: www.cpc­skek.ch

Januar 2014

18.01.2014Infotag HAFLHochschule für Agrar­, Forst­ und Lebensmittel­wissenschaftenZollikofenInformationen: www.hafl.bfh.ch

21. – 24.01.2014Agroscope an der AgrovinaMartigny

23.01.2014Nachhaltigkeitstagung 2014«Wasser in der Landwirtschaft – heute und in Zukunft»AgroscopeAgroscope, 8046 Zürich

V o r s c h a u

November–Dezember 2013 / Heft 11–12

Erdmandelgras ist ein invasiver Neophyt, der sich in den letzten zwei Jahrzehnten in der Schweiz stark verbreitet hat. Einmal an-gesiedelt, lässt sich das gefürchtete Ackerunkraut nur mit grossem Aufwand bekämpfen. (Foto: Carole Parodi, ACW)

V o r s c h a u

•• Erdmandelgras (Cyperus esculentus L.): die aktuelle

Situation in der Schweiz Christian Bohren und

Judith Wirth, ACW

•• Ausführungsbestimmungen der Agrarpolitik

2014­2017, Thomas Meier, BLW

•• Einfluss der Wasserverfügbarkeit auf die Futterproduk­

tion im Ackerbau, Eric Mosimann et al., ACW

•• Auswirkungen einer ausgeprägten Sommertrocken­

periode auf eine montane Dauerweide im Jura,

Marco Meisser et al., ACW

•• Abdrift – Reduzierende Massnahmen im Praxisversuch,

Simon Schweizer et al., ACW und Zürcher Hochschule

für Angewandte Wissenschaften ZAHW

•• Schweizerische Sortenliste für Kartoffeln 2014,

Thomas Hebeisen et al., ART und ACW

Dienstag/Mittwoch, 5./6. November 2013

Weiterbildungskurs für Baufachleute WBK2013Gemeinsame Tagung der ALB-CH, AGRIDEA, Agroscope und suissemelio

Themen• Agrarpolitik 2014–2017 – die wichtigsten Fakten• Moderne Stallbaukonzepte für Milchvieh in Bayern• Konfliktmanagement bei landwirtschaftlichenNeubauten

• Stallklima und Emissionen• Dürrfutterverfahren• Workshop zu aktuellen Stallbaukonzepten

TagungsorteGemeindezentrum Aadorf,CH-8355 Aadorf TGund Agroscope, Tänikon,CH-8356 Ettenhausen TG

Detailprogrammwww.agroscope.ch/veranstaltungen

Aktuelle Forschungsergebnisse

für Beratung und Praxis:

Agrarforschung Schweiz publiziert 10-mal

im Jahr Forschungsergebnisse über

Pflanzenbau, Nutztiere, Agrarwirtschaft,

Landtechnik, Lebensmittel, Umwelt und

Gesellschaft.

Agrarforschung ist auch online verfügbar

unter: www.agrarforschungschweiz.ch

Bestellen Sie jetzt Ihre Gratisausgabe!

AGrArForSchUNGSchweiz

rechercheAGroNomiqUeSUiSSe

Talon einsenden an:redaktion Agrarforschung Schweiz, Forschungsanstalt AgroscopeLiebefeld-Posieux ALP-haras, Postfach 64, 1725 PosieuxTel. +41 26 407 72 21, Fax +41 26 407 73 00e-mail: [email protected] | www.agrarforschungschweiz.ch

Name/Firma

Vorname

Strasse/Nr

PLZ/Ort

Beruf

E-Mail

Datum

Unterschrift

Agrarforschung Schweiz/RechercheAgronomique Suisse ist die zeitschrift

der landwirtschaftlichen Forschung von

Agroscope und ihren Partnern. Partner der

zeitschrift sind das Bundesamt für Landwirt-

schaft, die hochschule für Agrar-, Forst- und

Lebensmittelwissenschaft hAFL, die Bera-

tungszentralen AGriDeA, die eidgenössische

Technische hochschule eTh zürich, Departe-

ment für Umweltsystemwissenschaften und

Agroscope, die gleichzeitig herausgeberin der

zeitschrift ist.

Die zeitschrift erscheint in Deutsch und Fran-

zösisch. Sie richtet sich an Fachpersonen aus

Forschung, industrie, Lehre, Beratung

und Politik, an kantonale und eidgenössische

Ämter und an weitere Fachinteressierte.