Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

60
AGRAR FORSCHUNG SCHWEIZ Juni 2013 | Heft 6 Agroscope | BLW | HAFL | AGRIDEA | ETH Zürich Nutztiere Melkroboter in der Käsereimilchproduktion mit Verbesserungspotenzial Seite 256 Gesellschaft Serie AlpFUTUR: Funktionen der Alpwirtschaft aus Sicht der Bevölkerung Seite 272 Kurzbericht Rehkitzrettung Seite 302

description

 

Transcript of Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

Page 1: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

AgrArforschung schweiz

J u n i 2 0 1 3 | H e f t 6

Ag

rosc

op

e |

BLW

| H

AFL

| A

GR

IDE

A |

ETH

rich

Nutztiere Melkroboter in der Käsereimilchproduktion mit Verbesserungspotenzial Seite 256

Gesellschaft Serie AlpFUTUR: Funktionen der Alpwirtschaft aus Sicht der Bevölkerung Seite 272

Kurzbericht Rehkitzrettung Seite 302

Page 2: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

ImpressumAgrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse ist die Zeitschrift der landwirtschaftlichen Forschung von Agroscope und ihren Partnern. Die Zeitschrift erscheint auf Deutsch und Französisch. Sie richtet sich an Fachpersonen aus Forschung, Industrie, Lehre, Beratung und Politik, an kantonale und eidgenös sische Ämter und weitere Fachinteressierte.

HerausgeberinAgroscope

Partnerb Agroscope (Forschungsanstalten Agroscope Changins-Wädenswil ACW;

Agroscope Liebefeld-Posieux und Schweizerisches Nationalgestüt ALP-Haras; Agroscope Reckenholz-Tänikon ART), www.agroscope.ch

b Bundesamt für Landwirtschaft BLW, Bern, www.blw.chb Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL, Zollikofen, www.hafl.chb Beratungszentrale AGRIDEA, Lindau und Lausanne, www.agridea.ch b Eidgenössische Technische Hochschule ETH Zürich,

Departement für Umweltsystemwissenschaften, www.usys.ethz.ch

Redaktion Andrea Leuenberger-Minger, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agro nomique Suisse, Forschungs anstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP Postfach 64, 1725 Posieux, Tel. +41 26 407 72 21 Fax +41 26 407 73 00, E-Mail: [email protected]

Judith Auer, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW Postfach 1012, 1260 Nyon 1, E-Mail: [email protected]

Redaktionsteam Vorsitz: Jean-Philippe Mayor (Direktor ACW), Sibylle Willi (ACW), Evelyne Fasnacht (ALP-Haras), Etel Keller-Doroszlai (ART), Karin Bovigny-Ackermann (BLW), Beat Huber-Eicher (HAFL), Esther Weiss (AGRIDEA), Brigitte Dorn (ETH Zürich).

AbonnementPreiseZeitschrift: CHF 61.–* (Ausland + CHF 20.– Portokosten),inkl. MWSt. und Versandkosten, Online: CHF 61.–** reduzierter Tarif siehe: www.agrarforschungschweiz.ch

AdresseNicole Boschung, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP Postfach 64, 1725 Posieux, Tel. +41 26 407 72 21 Fax +41 26 407 73 00, E-Mail: [email protected]

AdressänderungenE-Mail: [email protected], Fax +41 31 325 50 58

Internet www.agrarforschungschweiz.chwww.rechercheagronomiquesuisse.ch

ISSN infosISSN 1663-7852 (Print)ISSN 1663-7909 (Internet)Schlüsseltitel: Agrarforschung SchweizAbgekürzter Schlüsseltitel: Agrarforsch. Schweiz

© Copyright Agroscope. Nachdruck von Artikeln gestattet, bei Quellenangabe und Zustellung eines Belegexemplars an die Redaktion.

Erfasst in: Web of Science, CAB Abstracts, AGRIS

Forscher von Agroscope haben die Milchqualität von Betrieben mit automatischem Melksystem und solchen mit Melkstand verglichen. Die Melkroboterbetriebe fallen durch grosse Unter-schiede in der Milchqualität auf. (Foto: Agroscope)

255 Editorial

Nutztiere

256 Melkroboter in der Käsereimilchproduktion mit Verbesserungspotenzial Ernst Jakob, Daniel Goy, John Haldemann und

René Badertscher

Nutztiere

264 Heu oder Haylage in der Pferdefütterung im Vergleich Johanna Besier, Brigitte Strickler, Ruedi von

Niederhäusern und Ueli Wyss

Gesellschaft – Serie AlpFUTUR

272 Funktionen der Alpwirtschaft aus Sicht der Bevölkerung

Xenia Junge und Marcel Hunziker

Umwelt – Serie AlpFUTUR

280 Modellierte Wiederbewaldung im Jahr 2021 und Artenvielfalt im Sömmerungsgebiet Beatrice Schüpbach, Thomas Walter,

Gabriela Hofer und Felix Herzog

Pflanzenbau

288 Anfälligkeit der Kartoffel auf Nassfäule hervorgerufen durch Dickeya spp. David Gerardin et al.

Pflanzenbau

296 Alexandriner- und Inkarnatklee: Ergebnisse der Sortenversuche 2010 bis 2012

Rainer Frick, Eric Mosimann, Daniel Suter und

Hansueli Hirschi

Kurzbericht

302 Rehkitzrettung

Nicole Berger

306 Porträt

307 Aktuell

311 Veranstaltungen

Sortenliste

Beilage Liste der empfohlenen Getreidesorten für die Ernte 2014

Jürg Hiltbrunner et al.

InhaltJuni 2013 | Heft 6

Page 3: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

Editorial

255Agrarforschung Schweiz 4 (6): 255, 2013

Neue Herausforderungen – neue Forschungsstruktur: Agroscope

Liebe Leserin, lieber Leser

Neben der Herausforderung, die exponentiell wachsende Weltbevölkerung

zu ernähren, ergeben sich als Folge der globalen Erwärmung unweigerlich

bedeutende Schwankungen in der landwirtschaftlichen Produktion, was zu-

sätzliche Probleme mit sich bringt. Zudem führen die Finanzspekulationen

bei den landwirtschaftlichen Grunderzeugnissen zu vermehrter Instabilität

der Kurse. Wir brauchen somit produktive Landwirte, die mit den Wetterrisi-

ken, den auftretenden Pflanzenkrankheiten, den Preisschwankungen und

mit den Grenzen des heutigen Wissens umgehen können. Wir müssen daher

Systeme entwerfen können, welche es den vielen wichtigen Partnern* der

Agroindustrie und des Lebensmittelsektors ermöglichen, sich auf technischer

und ökonomischer Ebene auszutauschen.

Zentralisierung oder Dezentralisierung

Die für die schweizerische Forschung Verantwortlichen müssen hierzu Rah-

menbedingungen schaffen, welche den vier Instituten von Agroscope erlau-

ben, die Erwartungen der Gesellschaft und die Bedürfnisse der verschiede-

nen Branchen der Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie heute und

morgen zu erfüllen.

Es geht somit darum, die Arbeitsabläufe quer durch alle Bereiche von

Agroscope zu standardisieren und gleichzeitig die Besonderheiten jedes Ins-

tituts zu fördern. Soll also zentralisiert oder dezentralisiert werden? Das ist

die Kernfrage von Agroscope! Es ist klar, dass jede Einheit, die sich klare Ziele

setzt, eine zentrale Koordination benötigt. Diese muss die allgemeine Rich-

tung definieren und sicherstellen, dass die Untereinheiten diese einhalten

und zur Verwirklichung der gemeinsamen Ziele beitragen.

Gewisse Abläufe werden also in Zukunft zentralisiert werden: Erarbeiten

der Forschungsprogramme, Auftritt und Kommunikation, Investitionen,

Anschaffungen und Verwaltung von Drittmitteln, Budgetplanung und

Arbeitsreglemente. Es wurden intensive Gespräche über die Art der Harmo-

nisierung geführt. In den letzten Jahren haben wir darin viel Erfahrung

gesammelt, und dies in einem grossen und geografisch weit gestreuten

Unternehmen. Von allen Abläufen werden wir die erfolgreichsten aufneh-

men und im Rahmen des Möglichen für Agroscope verallgemeinern. Es ist

jedoch klar, dass die wichtigen Entscheide nicht allein von der zentralen

Koordinationsstelle aus getroffen werden können, da dieser die entspre-

chenden Informationen und die Zeit fehlen. Die effiziente Organisation von

Agroscope muss daher die Vorteile der Dezentralisation, nämlich Flexibilität

und Bereitstellung der Ressourcen, mit jenen der Zentralisierung für die

nötige Kohärenz verbinden. Es muss somit eine gemeinschaftliche Unterneh-

menskultur erarbeitet werden. Welches ist die konstruktivste Art der Zusam-

menarbeit? Wie können wir im gesamten Bereich Agroscope den Dialog för-

dern? Welche Unternehmensphilosophie möchten wir entwickeln? Die

leitenden Organe von Agroscope sind diese vielen Fragen gezielt angegan-

gen und sie freuen sich auf die Umsetzung mit Hilfe aller Mitarbeiterinnen

und Mitarbeiter – jetzt schon ein grosses Dankeschön an alle.

Jean-Philippe Mayor, Direktor Agroscope ACW

«Begegnen wir der Zeit,

wie sie kommt und sich

ändert». Shakespeare

*Schweizerische und ausländische Hoch-schulen, das FIBL und ausländische landwirt-schaftliche Forschungsanstalten, Grossver-teiler wie Migros, COOP, Fenaco, Lebensmitteltechnologiefirmen wie Nestlé und die Agrochemie in Basel, etc.

Page 4: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

256 Agrarforschung Schweiz 4 (6): 256–263, 2013

Kuh im Melkroboter Astronaut A3 vom Lely. (Foto: ALP-Haras)

E i n l e i t u n g

Der Einfluss des automatisierten Melkens (AMS) auf die

Milchqualität wurde in vielen Studien untersucht. Diese

zeigen übereinstimmend, dass die AMS-Milch wesentlich

höhere Gehalte an freien Fettsäuren aufweist (Pomiès et

al. 1998; Klungel et al. 2000; Slaghuis et al. 2004; Wiking

et. al. 2006). Verschiedene Autoren konnten zeigen, dass

der Gehalt an freien Fettsäuren stark von der Melk-

frequenz abhängt (Jellema 1986; Slaghuis et al. 2004;

Wiking et al. 2006). Und diese ist in AMS-Betrieben

höher ist als Betrieben mit zwei festen Melkzeiten pro

Tag. Hinsichtlich der bakteriologischen Qualität der

Milch stellten frühere Studien einen negativen Einfluss

des AMS fest (Pomiès et al. 1998; Klungel et al. 2000;

Rasmussen et al. 2002). Häni (2008) untersuchte den Ein-

fluss des Melksystems auf die Qualität von silofreier

Käsereimilch, die für die Herstellung von Gruyère AOC

bestimmt war. Milch aus Betrieben mit AMS und solche

mit Rohrmelkanalage wiesen signifikant höhere Keim-

zahlen und kürzere Methylenblau-Reduktionszeiten auf

als die Milch aus Melkständen. Im Vergleich zur letzteren

Ernst Jakob, Daniel Goy, John Haldemann und René Badertscher

Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP-Haras, 3002 Bern, Schweiz

Auskünfte: Ernst Jakob, E-Mail: [email protected], Tel. +41 31 323 81 45

Melkroboter in der Käsereimilchproduktion mit Verbesserungspotenzial

N u t z t i e r e

Page 5: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

Melkroboter in der Käsereimilchproduktion mit Verbesserungspotenzial | Nutztiere

257

Zusa

mm

enfa

ssu

ng

Agrarforschung Schweiz 4 (6): 256–263, 2013

Die Milchqualität von zehn Betrieben mit

automatischem Melksystem (AMS-Betriebe)

und von acht Betrieben mit Melkstand

(MS-Betriebe) wurde verglichen. Sommer,

Herbst und Winter wurde von jedem Betrieb

monatlich einmal eine Probe der Abendmilch

sowie eine Probe der Milch des folgenden

Morgens erhoben. Die Proben wurden

hinsichtlich der Gehalte an Fett, Protein,

somatischen Zellen und freier Buttersäure

sowie der Zahl aerober mesophiler Keime,

psychrotropher Keime und anaerober Sporen

untersucht. Weitere Prüfparameter waren

der Gefrierpunkt, die Titrationsazidität nach

elf Stunden. bei 38 °C und die Methylen blau-

Reduktionszeit nach elf Stunden Vorbebrü-

tung bei 32 °C (MBRT). Bezüglich aller

Prüfparameter ausser Fett und anaerober

Sporen unterschieden sich die Mittelwerte

von AMS- und MS-Betrieben signifikant

(P < 0,05). Die Milch der AMS-Betriebe zeigte

signifikant kürzere MBRT (38,0 vs. 47,3 min;

P < 0,001) höhere Titrationsazidität (14,5 vs.

11,4 °SH; P < 0,001), leicht höhere Zahl aerober mesophiler Keime (6800 vs. 6000 kbE/

ml; P < 0,001) und deutliche höhere Gehalte

an freier Buttersäure (0,107 vs. 0,061 mmol/L;

P < 0,001). Bei allen Kriterien ausser freie

Buttersäure war der Einfluss des Produzen-

ten grösser als jener der Melktechnik.

enthielt AMS-Milch ausserdem dreimal mehr freie But-

tersäure. Die Käsereimilch produzierenden AMS-Betriebe

wurden darauf angewiesen, die Zwischenmelkzeiten

nach unten auf acht Stunden zu begrenzen. Ziel der vor-

liegenden Arbeit war zu untersuchen, ob die Limitierung

der Zwischenmelkzeit und allfällige Verbesserungen

bezüglich Technik und Management zu einer Verbesse-

rung der Milchqualität führen.

M a t e r i a l u n d M e t h o d e n

Betriebe

Für den Versuch wurden neun Milchproduktions be-

triebe mit AMS im Produktionsgebiet von Gruyère AOC

ausgewählt. Hinzu kam ein AMS-Betrieb, dessen Milch

zu Emmentaler AOC verarbeitet wird. Die Gruppe der

AMS-Betriebe bestand somit aus zehn Betrieben verteilt

auf zehn Käsereigenossenschaften. Acht Betriebe mit

Melkstand aus dem Kreis derselben Genossenschaften

bildeten die Vergleichsgruppe. In zwei Genossenschaf-

ten gab es keinen Betrieb mit Melkstand. In der AMS-

Gruppe waren Melksysteme von nur zwei Herstellern

(viermal Lely und sechsmal DeLaval) vertreten, in der

Melkstandgruppe waren es Systeme fünf verschiedener

Hersteller (DeLaval, GEA, SAC, Surge, Westfalia).

Milchproben

Während der Versuchsperiode von sieben Monaten (Juli

bis Januar) wurde je Betrieb monatlich je eine Abend-

und eine Morgenmilchprobe gefasst. Die Probenahme

erfolgte in der Käserei, wo die Milchproduzenten ihre

Milch zweimal täglich ablieferten. Die Milchproben wur-

den sofort auf < 5 °C gekühlt, innert vier Stunden ins

Labor gebracht und für die verschiedenen Analysen ali-

quotiert. Die für die Bestimmung der freien Fettsäuren

vorgesehenen Probenaliquote wurden eingefroren und

bis zur Analyse bei –20 °C gelagert.

Milchanalytik

Die Gehalte an Fett, Protein sowie der Gefrierpunkt wur-

den infrarotspektroskopisch gemessen (MilkoScan FT;

FOSS, DK-3400 Hillerød). Mittels fluoreszenzoptischer

Zählung wurden die Zahl somatischer Zellen (Fossomatic

FC; FOSS, DK-3400 Hillerød) und die aerobe mesophile

Keimzahl bestimmt (BactoScan FC 150; FOSS, DK-3400

Hillerød). Kulturelle mikrobiologische Analysen umfass-

ten die Zählung der psychrotrophen Keime (Plate Count

Agar mit 0,1% Magermilchpulver; Inkubation bei

6,5 °C/10 d) sowie der Buttersäuresporen (MPN-Methode

mit Bryant-Burkey-Medium; Inkubation bei 37 °C/7 d).

Der Säuregrad nach elf Stunden. bei 38 °C und die vorbe-

brütete Methylenblau-Reduktaseprobe wurden gemäss

Page 6: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

Nutztiere | Melkroboter in der Käsereimilchproduktion mit Verbesserungspotenzial

258 Agrarforschung Schweiz 4 (6): 256–263, 2013

dem Handbuch von Fromarte (Anonymus 2010)

bestimmt. Die freie Buttersäure wurde jeweils in der fri-

schen Milchprobe gemessen sowie nach 24 Std. Lage-

rung der Milch bei 20 °C (Konservierung mit Bronopol).

Dazu wurde die salzsaure Probe mit Ethanol verestert

(1 ml Milch + 0,2 ml HCl 2,87 M + 0,2 ml Ethanol; Inkuba-

tion bei 95 °C während 3 min.) und mittels Headspace-

Gaschromatographie analysiert (Badertscher 2009).

Die statistische Auswertung erfolgte mittels Varianzana-

lyse (General Linear Model, SYSTAT Version 12) nach

dem Model Y = m + α + β + γ + δ(γ) + ε, wobei m = Mittel-

wert, α = Einfluss Saison (Sommer/Herbst/Winter), β =

Einfluss Melkzeit (Morgen/Abend), γ = Einfluss Melksys-

tem (AMS/Melkstand), δ(γ) Einfluss des Betriebes inner-

halb der Melksystem-Gruppe, ε = Reststreuung. Mit

einem erweiterten Modell wurden Interaktionen zwi-

schen den Faktoren Saison, Melkzeit und Melksystem

geprüft. Interaktionen zeigten sich zwischen den Fakto-

ren Melkzeit und Melksystem, und zwar bezüglich Fett-

gehalt, Zellzahl und freier Buttersäure (C4 0 Std), so dass

hier das Modell Y = m + α + β + γ + δ(γ) + β×γ + ε zur

Anwendung kam.

R e s u l t a t e

Bei den meisten Qualitätsparametern der Milch war die

Streuung innerhalb der Gruppe der Melkstandbetriebe

tendenziell kleiner als in der Gruppe AMS. Als die klar

wichtigste Streuungsursache erwies sich der Faktor

Betrieb, der einen hoch signifikanten Einfluss auf alle

untersuchten Qualitätsparameter hatte (Tab. 1). Die Jah-

reszeit beeinflusste erwartungsgemäss die Gehalte an

Fett, Protein und somatischen Zellen (SCC) sowie die

Keimflora der Milch. Die Gehalte an Fett, Protein und

psychrotrophen Keimen lagen im Winter höher als im

Sommer, die Zellzahl und die aerobe mesophile Keim-

zahl (AMK) dagegen tiefer. Im Winter zeigten die bei

38 °C bebrüteten Milchproben zudem allgemein tiefere

Säuregrade und damit eine weniger aktive Säuerungs-

flora als die Proben von Sommer und Herbst. Auch die

Fetthydrolyse zeigte sich stark saisonabhängig: Von

Sommer bis Winter nahm der Gehalt der Milch an freier

Buttersäure um rund 30 % ab, was sich mit den Beobach-

tungen von Chazal & Chilliard (1986) über die Saisonab-

hängigkeit der freien Fettsäuren in der Milch deckt.

Einflussfaktor Saison Melkzeit Betrieb MelksystemLSM(1) LSM(1)

EinheitenAMS Melkstand

Prüfparameter

Fett ** */*** (2) *** n. s. 4,001 4,066 g/100g

Protein *** n. s. *** * 3,334 3,374 g/100g

Gefrierpunkt n. s. * *** * –0,522 –0,524 °C

Zellzahl (SCC) *** n. s/* (2) *** ** 5,222 5,141 log Zellen/ml

Keimzahl (AMK) *** n. s. *** *** 3,835 3,777 log kbE/ml

Psychrotrophe Keime *** n. s. *** * 2,046 1,821 log kbE/ml

Buttersäuresporen * n. s. *** n. s. 2,004 2,021 log kbE/ml

Vorbebrütete Reduktaseprobe n. s. * *** *** 38,0 47,3 min

Säuregrad 11 Std./38 °C n. s. * *** *** 14,5 11,4 °SH

Freie Buttersäure 0 Std. (C4 0 Std.) *** n. s./** (2) *** *** 83 49 μmol/l

Freie Buttersäure 24 Std. (C4 24 Std.) *** n. s. *** *** 107 61 μmol/l

Zunahme freie Buttersäure * n. s. *** *** 24 13 μmol/l

(1)LSM = least square means(2)Interaktionen zwischen Melkzeit und Melksystem (Signifikanz innerhalb der Betriebsgruppen AMS/Melkstand)

n. s. = Die Mittelwerte unterscheiden sich nicht signifikant (P ≥ 0,05); * = P < 0,05; ** = P < 0,01; *** = P < 0,001

Tab. 1 | Varianzanalyse aller Qualitätsparameter der Milch (N = 201)

Page 7: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

Melkroboter in der Käsereimilchproduktion mit Verbesserungspotenzial | Nutztiere

259Agrarforschung Schweiz 4 (6): 256–263, 2013

der Betriebe war bei allen Parametern wesentlich grös-

ser als jener des Melksystems, ausser bei der freien But-

tersäure (C4 0 Std. und C4 24 Std.), wo der Einfluss des

Melksystems grösser war.

Die Schweizer Käsereien, welche Rohmilchkäse her-

stellen, beurteilen die hygienische Qualität der eingelie-

ferten Milch in erster Linie anhand der Methylenblau-

Reduktionszeit nach elf Stunden Vorbebrütung der

Milchproben bei 32 °C und anhand des Säuregrades nach

elf Stunden Vorbebrütung bei 38 °C. Sowohl AMS- als

auch Melkstandbetriebe erfüllten die Anforderungen im

Methylenblau-Reduktionstest (t > 15 min) mehrheitlich.

In zwei AMS-Betrieben lag der Medianwert jedoch nahe

der Beanstandungsgrenze (Abb. 1). Weniger befriedi-

gend war die Situation bezüglich des Säuregrades der

Milch, der ein Mass für die Aktivität säurebildender Keime

in der Rohmilch ist. Bei drei der zehn AMS-Betriebe über-

schritten mindestens 75 % der Milcheinlieferungen den

höchstzulässigen Säuregrad von 15 °SH (Abb. 2). Fünf

AMS-Betriebe waren aber bezüglich des Säuregrades der

Milch vergleichbar mit den allgemein gut abschneiden-

den Melkstandbetrieben.

Die aerobe mesophile Keimzahl der Milch lag, von

Ausreissern abgesehen, in beiden Betriebsgruppen im

Rahmen der gesetzlichen Anforderungen (Abb. 3). Der

für Herstellung von Rohmilchkäse empfohlene Höchst-

Die Melkzeit hatte insgesamt einen geringen Einfluss

auf die Zusammensetzung der Milch. Allerdings war der

Einfluss auf den Fettgehalt, die Zellzahl und die Konzen-

tration der freien Buttersäure in der frischen Milch

(C4 0 Std.) signifikant vom Melksystem abhängig (Tab. 1).

In der AMS-Gruppe variierten Zellzahl und Buttersäure-

werte tageszeitlich nicht signifikant, und der durch-

schnittliche Fettgehalt der Morgenmilch lag um

0,12 g/100 g höher als in der Abendmilch (P < 0,05). In

der Melkstand-Gruppe lag der Fettgehalt der Abend-

milch um 0,37 g/100 g höher als in der Morgenmilch

(P< 0,0001), ebenso die Zellzahl (5,174 vs. 5,109 log

Zellen/ml; P < 0,05) und die freie Buttersäure (56 vs.

42 μmol/L; P < 0,01). Höhere Fettgehalte und Zellzahlen

in der Abendmilch von zweimal täglich gemolkenen

Herden wurden auch von anderen Autoren beobachtet

(Quist et al. 2008). Die höheren Buttersäuregehalte in

der Abendmilch aus den Melkständen erklären sich

zumindest teilweise durch die um 13 Std. längere Lage-

rung der Milchproben im Vergleich zu den Proben der

Morgenmilch. Bei den AMS-Betrieben, in denen es keine

fixen Melkzeiten gab, war dieser Effekt nicht messbar.

Signifikante Unterschiede zwischen den Betriebs-

gruppen AMS und Melkstand zeigten sich bei allen

untersuchten Parametern ausser dem Fettgehalt und

dem Gehalt an Buttersäuresporen (Tab. 1). Der Einfluss

101

102 11 21 22 31 32 41 42 51 52 61 62 71 81 82 91 92

Betrieb

0

20

40

60

80

Redu

ktio

nsze

it [m

in]

AMS-Betriebe

101

102 11 21 22 31 32 41 42 51 52 61 62 71 81 82 91 92

Betrieb

0

20

40

60

80

Redu

ktio

nsze

it [m

in]

Melkstand-Betriebe

Abb. 1 | Methylenblau-Reduktionstest der Milch nach elf Stunden Vorbebrütung bei 32 °C. Der schattierte Bereich markiert den Sollbereich (> 15 min). Die Rechtecke markieren den 50-%-Interquartil-Bereich (IB) mit zentraler Median-Linie, die Striche nach oben den Bereich 1. Quartil + 1,5 × IB, die Striche nach unten den Bereich 3. Quartil – 1,5 × IB. Sterne markieren Extremwerte.

Page 8: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

Nutztiere | Melkroboter in der Käsereimilchproduktion mit Verbesserungspotenzial

260 Agrarforschung Schweiz 4 (6): 256–263, 2013

wert von < 10 000 kbE/ml, dessen Unterschreitung teil-

weise mit einer Qualitätsprämie belohnt wird, wurde

von vielen Betrieben gut eingehalten. Nur bei zwei

AMS-Betrieben waren die Keimzahlen in der Mehrzahl

der Proben höher.

Die festgestellten Unterschiede zwischen den

Betriebsgruppen bezüglich der Zahl somatischer Zellen

in der Milch waren gering, aber gleichwohl statistisch

signifikant (P < 0,01). Die grössten Unterschiede zwi-

schen AMS und Melkstand zeigten sich in der Milch im

Gehalt an freier Buttersäure, und dies sowohl in den fri-

schen als auch in den 24 h gelagerten Proben (Tab. 1 und

Abb. 4). Die Milch aus den AMS-Betrieben enthielt im

Durchschnitt rund 1,8 mal mehr freie Buttersäure als die

Milch der Melkstandbetriebe. Bei sechs der zehn AMS-

Betriebe wurde der von Agroscope empfohlene Höchst-

wert von 105 μmol/L freier Buttersäure (C4 24 Std.) bei

rund 50 % der untersuchten Milchlieferungen über-

schritten. Ein AMS-Betrieb zeigte allerdings durchwegs

einwandfreie Buttersäurewerte, die vergleichbar mit

dem Durchschnitt der Betriebe mit Melkstand waren.

D i s k u s s i o n

Ähnlich wie die im Jahr 2006 durchgeführte Studie (Häni

2008) zeigte auch die vorliegende Untersuchung, dass die

Milch der AMS-Betriebe bezüglich der in der Käsereipra-

xis wichtigen mikrobiologisch-hygienischen Qualitätskri-

terien (Methylenblau-Reduktionszeit und Säuregrad der

Milch nach Inkubation während elf Stunden.) schlechter

abschneidet als die Milch aus Betrieben mit Melkstand. In

der Milch der AMS-Betriebe fand Häni (2008) durch-

schnittlich 14 500 KbE/ml aerobe mesophile Keime gegen-

über 4 600 KbE/ml in der Milch aus Melkständen (geome-

trische Mittelwerte), was die Beobachtungen anderer

Autoren (Pomiès et al. 1998; Klungel et al. 2000; Rasmus-

sen et al. 2002) bestätigte. Die hier gefundenen geomet-

rischen Mittelwerte liegen bei 6800 für die AMS-Betriebe

beziehungsweise bei 6000 KbE/ml auf den Betrieben mit

Melkstand. Ein derart geringer Unterschied ist aus Sicht

der Käsereipraxis ohne Bedeutung. Bedeutend ist jedoch

die Tatsache, dass einige Betriebe mit AMS recht häufig

ungenügende Ergebnisse zeigten (Abb. 2 und 3).

101

102 11 21 22 31 32 41 42 51 52 61 62 71 81 82 91 92

Betrieb

0

10

20

30

40

Säur

egra

d 11

h/38

°C [°

SH]

AMS-Betriebe

101

102 11 21 22 31 32 41 42 51 52 61 62 71 81 82 91 92

Betrieb

0

10

20

30

40

Säur

egra

d 11

h/38

°C [°

SH]

Melkstand-Betriebe

Abb. 2 | Säuregrad der Milch nach elf Stunden Vorbebrütung bei 38 °C. Der grüne Bereich markiert den Sollbereich (< 15 °SH). Die Recht-ecke markieren den 50-%-Interquartil-Bereich (IB) mit Median-Linie, die Striche nach oben markieren den Bereich 1. Quartil + 1,5 x IB, die Striche nach unten den Bereich 3. Quartil – 1,5 × IB. Sterne markieren Extremwerte mit einer Abweichung vom Median > 1,5 × IB, Kreise Ext-remwerte mit einer Abweichung vom Median > 3,0 × IB.

Page 9: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

Melkroboter in der Käsereimilchproduktion mit Verbesserungspotenzial | Nutztiere

261Agrarforschung Schweiz 4 (6): 256–263, 2013

101

102 11 21 22 31 32 41 42 51 52 61 62 71 81 82 91 92

Betrieb

3

4

5

6

AMS-Betriebe

101

102 11 21 22 31 32 41 42 51 52 61 62 71 81 82 91 92

Betrieb

3

4

5

6

Keim

zahl

[log

KbE

/mL]

Melkstand-Betriebe

Keim

zahl

[log

KbE

/ml]

Abb. 3 | Aerobe mesophile Keimzahl der Milch. Der grüne Bereich markiert den für die Herstellung von Rohmilchkäse empfohlenen Bereich (< 10 000 kbE/ml), der gelbe Bereich die Anforderungen gemäss Verordnung über die Hygiene in der Milchproduktion von ≤ 80 000 kbE/ml (Anonymus 2013). Die Rechtecke markieren den 50-%-Interquartil-Bereich (IB) mit Median-Linie, die Striche nach oben den Bereich 1. Quar-til + 1,5 × IB, die Striche nach unten den Bereich 3. Quartil — 1,5 × IB. Sterne markieren Extremwerte mit einer Abweichung vom Median >1,5 × IB, Kreise Extremwerte mit einer Abweichung vom Median >3,0 × IB.

101

102 11 21 22 31 32 41 42 51 52 61 62 71 81 82 91 92

Betrieb

0

100

200

300

C4 2

4 h

[um

ol/L

]

AMS-Betriebe

101

102 11 21 22 31 32 41 42 51 52 61 62 71 81 82 91 92

Betrieb

0

100

200

300

C4 2

4 h

[um

ol/L

]

Melkstand-Betriebe

Abb. 4 | Freie Buttersäure nach 24 Std. in der mit Bronopol konservierten Milch. Der grüne Bereich markiert den von Agroscope empfohlene Sollbereich für Käsereimilch (< 105 μmol/L). Die Rechtecke markieren den 50-%-Interquartil-Bereich (IB) mit Median-Linie, die Striche nach oben den Bereich 1. Quartil + 1,5 ×IB, die Striche nach unten den Bereich 3. Quartil – 1,5 × IB. Sterne markieren Extremwerte mit einer Ab-weichung vom Median > 1,5 × IB.

Page 10: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

262

Nutztiere | Melkroboter in der Käsereimilchproduktion mit Verbesserungspotenzial

Agrarforschung Schweiz 4 (6): 256–263, 2013

Zum Einfluss von AMS auf die Eutergesundheit bezie-

hungsweise die somatische Zellzahl in der Milch liegen

wenige und widersprüchliche Ergebnisse vor: Während

Klungel et al. (2000) keinen Einfluss feststellen konnten,

beobachteten Rasmussen et al. (2002) einen Anstieg

der Zellzahl nach Umstellung auf AMS. Die AMS-

Betriebe der vorliegenden Studie wiesen nur gering-

fügig höhere Zellzahlen in der Milch auf als die Melk-

stand-Betriebe (Tab. 1).

Der in vielen Studien nachgewiesene Anstieg der

freien Fettsäuren in der Milch nach Installation eines

AMS (Pomiès et al. 1998; Klungel et al. 2000; Slaghuis et

al. 2004; Wiking et al. 2006) ist in erster Linie durch die

kürzeren Melkintervalle bedingt (Slaghuis et al. 2004;

Wiking et al. 2006). Die in der Studie von Häni (2008)

involvierten AMS-Betriebe beachteten dies noch nicht.

Erst im Jahre 2008 wurden die Käsereimilch produzie-

renden AMS-Betriebe angewiesen, Zwischenmelkzeiten

von mindestens acht Stunden zu gewährleisten. Tatsäch-

lich sind Gehalte an freier Buttersäure in der Milch der

AMS-Betriebe in dieser Studie deutlich tiefer als in Stu-

die von Häni (2008), wo die Werte der AMS-Milch im

Durchschnitt 3,5 mal höher waren als in der Milch aus

Melkständen. In der vorliegenden Studie wurden in der

AMS-Milch noch 1,75 mal höhere Werte gefunden, was

immer noch eine erhebliche Differenz darstellt. Um die

Fettspaltung in der AMS-Milch weiter zu reduzieren,

müssten die minimalen Zwischenmelkzeiten weiter

angehoben werden. Wie Slaghuis und Mitarbeiter (2004)

gezeigt haben, sinkt der Gehalt der Milch an freien Fett-

säuren bei einer Verlängerung der Zwischenmelkzeit

von acht auf zwölf Stunden um rund 40 %.

Die gegenüber der Studie von 2006 (Häni 2008) fest-

gestellte qualitative Verbesserung der Milch der AMS-

Betriebe ist wahrscheinlich auch durch technische Ver-

besserungen der AMS zustande gekommen. Insgesamt

erwies sich der Einfluss des Melksystems auf die Milch-

qualität als deutlich geringer als der Einfluss des Betriebs.

In dieser Studie waren drei der zehn AMS-Betriebe

gegenüber dem Durchschnitt der Melkstandbetriebe in

allen Milchqualitätsmerkmalen weitgehend ebenbürtig.

Die Feststellung, dass die Ergebnisse der Milchprüfung in

der Gruppe der AMS-Betriebe stärker streuen als in der

Melkstandgruppe, deutet darauf hin, dass AMS teilweise

unter nicht optimalen Bedingungen betrieben oder

ungenügend überwacht werden.

S c h l u s s f o l g e r u n g e n

•• Insgesamt ist der Einfluss des Melksystems auf die

Milchqualität deutlich geringer als der Betriebs-

einfluss.

•• Im Vergleich zur 2006 durchgeführten Studie (Häni

2008) hat sich die Qualität der mit AMS gemolkenen

Käsereimilch bezüglich der Keimzahl und der freien

Fettsäuren deutlich verbessert.

•• Trotz der 2008 eingeführten Begrenzung der Zwischen-

melkzeiten auf mindestens acht Stunden zeigt AMS-

Milch im Durchschnitt immer noch eine doppelt so

starke Fettspaltung wie die Milch aus Melkständen.

Hersteller von Rohmilchkäse sind gut beraten, die Milch

aus AMS-Betrieben diesbezüglich zu überwachen.

•• Die generell gute Milchqualität bei drei von zehn

Betrieben mit AMS zeigt, dass die Melkroboter

technisch und in der Anwendung weiter gereift sind.

•• Die Feststellung, dass die Milchqualität in der Gruppe

der AMS-Betriebe stärker streuten als in der Melk-

standgruppe, deutet aber darauf hin, dass AMS

teilweise unter nicht optimalen Bedingungen betrie-

ben oder ungenügend überwacht werden. n

Page 11: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

263

Melkroboter in der Käsereimilchproduktion mit Verbesserungspotenzial | Nutztiere

Ria

ssu

nto

Sum

mar

y

Agrarforschung Schweiz 4 (6): 256–263, 2013

Automatic milking systems in cheese milk

production: potential for improvements

The quality of milk produced by ten farms with

an automatic milking system (AMS) and eight

farms with a milking parlour (MP) was compared.

On each farm, two milk samples – one of

evening milk and one taken the following

morning were taken monthly in summer, autumn

and winter. The samples were analysed for fat,

protein, somatic cells, free butyric acid, aerobic

mesophilic germs, psychrotrophic germs and

anaerobic spores. Other test parameters were

freezing point (FP) as well as titratable acidity

and methylene blue reduction time after pre-

incubation for 11h at 38 °C and 32 °C respec-

tively. Mean values for AMS and MP milk were

significantly different for all parameters except

fat and AS (P<0.05). Milk from AMS farms had

significantly shorter methylene blue reduction

time (38,0 vs. 47,3 min; P<0,001), higher titrat-

able acidity (14,5 vs. 11,4 °SH; P<0,001) and

slightly higher counts for aerobic mesophilic

germs (6800 vs. 6000 kbE/mL; P<0,001). Levels of

free butyric acid were much higher in AMS milk

than in MP milk (0,107 vs. 0,061 mmol/L;

P<0,001). For all parameters except free butyric

acid, farm-to-farm variations were more impor-

tant than variations between the milking

systems.

Key words: automatic milking, season, milk

quality, aerobic mesophilic germs, somatic cell

count, lipolysis, free fatty acids.

Robot di mungitura nella produzione lattifera

con un potenziale di miglioramentoÈ stata confrontata la qualità del latte di dieci

aziende dotate di un sistema di mungitura

automatica (aziende AMA) con otto aziende

dotate di sala di mungitura (aziende SM).

Durante l’estate, l’autunno e l’inverno è stato

prelevato in ogni azienda, una volta al mese un

campione di latte della mungitura serale e uno

del mattino seguente. I campioni sono stati

analizzati per quanto riguarda il tenore in grassi,

proteine, cellule somatiche e acido butirrico

libero, nonché il numero di germi aerobi mesofili,

germi psicrotrofi e spore anaerobiche. Ulteriori

parametri di esame erano il punto di congela-

mento, l'acidità di titolazione dopo 11 ore a

38 °C e il tempo di riduzione del blu di metilene

dopo 11 ore di incubazione a 32 °C. Per quanto

riguarda tutti i parametri esaminati, a eccezione

dei grassi e delle spore anaerobiche, i valori medi

delle aziende AMA e SM si differenziano in

modo significativo (P<0,05). Il latte delle aziende

AMA ha mostrato un tempo di riduzione del blu

di metilene notevolmente inferiore (38,0 vs.

47,3 min; P<0,001), maggiore acidità di titola-

zione (14,5 vs. 11,4 °SH; P<0,001), un numero di

germi aerobi mesofili leggermente più elevato

(6800 vs. 6000 kbE/mL; P<0,001) e tenori di acido

butirrico libero nettamente superiori (0,107 vs.

0,061 mmol/L; P<0,001). Per tutti i criteri, a

eccezione dell’acido butirrico libero, l'influenza

dei produttori è stata maggiore di quella

esercitata dalla tecnica di mungitura.

▪ Pomiès D., Vimal T., Bony J. & Coulon J.B., 1998. Mise en place d’un robot de traites dans une ferme expérimentale: premiers résultats obtenus à l’INRA. Rencontres autour des recherches sur les ruminants No 5, Paris F (02/12/1998), no 5, 335–338. ISBN 2-84148-029-1.

▪ Quist M. A., LeBlanc S. J., Hand K.J., Lazenby D., Miglior F. & Kelton D. F., 2008. Milking-to-milking variability for milk yield, fat and protein per-centage, and somatic cell count. J. of Dairy Science 91 (9) 3412–23.

▪ Rasmussen M. D., Bjerring M., P. Justesen P. & Jepsen L., 2002. Milk qua-lity on Danish farms with automatic milking systems. J. of Dairy Science 85, 2869–2878.

▪ Slaghuis B., de Jong O., Bos K., Verstappen-Boerekamp J. & Ferwerda-van Zonneveld R., 2004. Milk quality on farms with an automatic milking system. Free fatty acids and automatic milking systems. Forschungs-bericht zum EU-Projekt QLK5-2000-31006. Zugang: www.automaticmil-king.nl [19. März 2013].

▪ Wiking L., Nielsen J. H, Båvius A.-K., Edvardsson A. & Svennersten-Sjaun-ja K., 2006. Impact of Milking Frequencies on the Level of Free Fatty Acids in Milk, Fat Globule Size, and Fatty Acid Composition. J. of Dairy Science 89, 1004–1009.

Literatur ▪ Anonymus, 2010. QM Fromarte (Stand vom 7.4.2010). Fromarte, Gurten-gasse 6, 3001 Bern.

▪ Anonymus, 2013. Verordnung des EDI vom 23. November 2005 über die Hygiene bei der Milchproduktion (Stand am 1. Januar 2013). SR-Nummer 916.351.021.1. Zugang: www.admin.ch/ch/d/sr/c916_351_021_1.html.

▪ Badertscher R., 2009. Flüchtige Carbonsäuren in Milch, direkt Head-space. Methode ALP Nr. 4176 (nicht publiziert). Agroscope Liebefeld-Po-sieux ALP, CH-3003 Bern.

▪ Chazal M. P., Chilliard Y., 1986. Effect of stage of lactation, stage of preg-nancy, milk yield and herd management on seasonal variation in sponta-neous lipolysis in bovine milk. J. of Dairy Research 53 (4) 529–538.

▪ Häni J.-P., 2008. Influence des installations de traite automatique (robots de traite) sur la fromageabilité du lait à Gruyère AOC. Versuchsbericht Agroscope Liebefeld-Posieux. ALP interne 379, 22.04.2008.

▪ Jellema A., 1986. Some factors affecting the susceptibility of raw cow milk to lipolysis. Milchwissenschaft 41, 553–558.

▪ Klungel G. H., Slaghuis B. A. & Hogeveen H., 2000. The Effect of the int-roduction of automatic milk systems on milk quality. J. of Dairy Science 83, 1998–2003.

Page 12: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

264 Agrarforschung Schweiz 4 (6): 264–271, 2013

Ob Heu oder Haylage besser geeignet ist bei der Pferdefütterung, wird bei den Pferdehaltern kontrovers diskutiert.

E i n l e i t u n g

Die Herstellung von Heu ist für die Pferdefütterung die

traditionelle Methode, um Futter lagerfähig zu machen

(Müller und Uden 2007). In Skandinavien und Zentral-

europa wurde jedoch in den letzten Jahren im Pferdebe-

reich Heu immer mehr durch Silage oder Haylage ersetzt

(Schwarz et al. 2005; Müller 2012). Haylage unterscheidet

sich von der konventionellen Silage durch ihren höheren

TS-Gehalt. Nach Allen et al. (2011) hat eine Haylage einen

TS-Gehalt über 50 %; nach Kalzendorf und Thaysen (2011)

wird für Haylage ein TS-Gehalt von 45 bis 60 % empfoh-

len. In der Praxis weist Haylage oft TS-Gehalte von über

60 % auf (Nater et al. 2007; Rathjen 2012).

Die Herstellung von Heu von guter Qualität ist nicht

nur abhängig von der Qualität des Ausgangsmaterials,

sondern auch von den Witterungsbedingungen. Die oft

während der Ernte herrschenden unbeständigen Wet-

terverhältnisse sind für die Herstellung von qualitativ

hochwertigem Heu kritisch, denn sie können zu hohen

Nährstoffverlusten und einer schlechten mikrobiologi-

schen Qualität führen. Heu sollte bei der Einlagerung

Johanna Besier1, Brigitte Strickler1, Ruedi von Niederhäusern1 und Ueli Wyss2

1Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP-Haras, 1580 Avenches, Schweiz2Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP-Haras, 1725 Posieux, Schweiz

Auskünfte: Ueli Wyss, E-Mail: [email protected], Tel +41 26 407 72 14

Heu oder Haylage in der Pferdefütterung im Vergleich

N u t z t i e r e

Page 13: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

Heu oder Haylage in der Pferdefütterung im Vergleich | Nutztiere

265

Zusa

mm

enfa

ssu

ng

Agrarforschung Schweiz 4 (6): 264–271, 2013

In der Praxis wird im Pferdebereich immer

mehr Heu durch Haylage ersetzt. 2011

wurde in Avenches VD Heu und Haylage

aus einem italienischen Raigras- und einem

Gräsermisch-Bestand, der sich aus zehn

Gräserarten und Luzerne zusammensetzte,

hergestellt. Die Konservierungseigenschaf-

ten, die Nährwerte und die mikrobiologi-

sche Qualität des Futters wurden im

Hinblick auf die Pferdefütterung bewertet.

Das Raigras wies im Vergleich zur Mischung

tiefere Rohasche-, Rohprotein-, Rohfaser-

und verdauliche Rohproteingehalte sowie

höhere Zucker- und Fruktangehalte auf.

Raigras enthält mehr an verdaulicher

Energie Pferd, die anhand der Nährstoffe

geschätzt wurde, als die Mischung.

Die Konservierungsart Haylage oder Heu

wirkte sich signifikant auf den Rohprotein-

gehalt, das verdauliche Rohprotein und den

Fruktangehalt aus. Dabei waren das

Rohprotein und das verdauliche Rohprotein

im Heu tiefer als in der Haylage; der

Fruktangehalt war hingegen höher. Grosse

Unterschiede gab es bei der mikrobiologi-

schen Qualität der Haylage und des Heus.

Das Heu war beim Pressen nicht genügend

trocken (TS < 82 %) und wies deshalb nach

der Lagerung einen hohen Schimmelpilzbe-

fall auf. Im vorliegenden Vergleich wurde

aufgrund der tieferen Fruktangehalte und

des geringeren Schimmelpilzbefalls die

Haylage für die Pferde als vorteilhafter als

das Heu bewertet.

einen TS-Gehalt von mindestens 85 % aufweisen, um der

Schimmelpilzbildung vorzubeugen und um es dadurch

auch vor einer Futtererwärmung zu bewahren (Gregory

et al. 1963; Meyer 1986).

Die Vorteile der Haylage gegenüber dem Heu lie-

gen darin, dass die Trocknungsdauer auf dem Feld ver-

kürzt und dadurch das Wetterrisiko vermindert werden

kann. Zudem stellte Vandenput et al. (1997) fest, dass

die in Folie verpackte Haylage im Vergleich zum Heu

signifikant geringere Mengen an Schimmelpilzen auf-

wies. Die höhere Staubkonzentrationen im Heu wird

häufig verantwortlich gemacht für Atemwegserkran-

kungen bei Pferden. Haylage kann deshalb präventiv

zur Vermeidung dieser Krankheiten eingesetzt werden

(Müller 2012).

Inwieweit es Unterschiede bei den Inhaltsstoffen und

der mikrobiologischen Qualität von Haylage und Heu

gibt, die mit dem gleichen Ausgangsmaterial und zum

gleichen Zeitpunkt hergestellt wurden, sollte in einem

Versuch abgeklärt werden. Zudem stellt sich auch die

Frage, ob sich ein reiner Raigrasbestand, der mehr Zucker

und Fruktan aufweist, im Vergleich zu einem Mischbe-

stand besser konservieren lässt.

Im Rahmen einer Masterarbeit wurden Heu und

Haylage aus einem italienischen Raigras-Bestand und

einer Gräsermischung mit wenig Luzerne hergestellt

und die Konservierungseigenschaften, die Nährwerte

und die mikrobiologische Qualität des Futters im Hin-

blick auf die Pferdefütterung bewertet.

Abb. 1 | Oft wird Raigras in der Pferdfütterung verwendet, doch Raigras weist hohe Zucker- und speziell Fruktangehalte auf.

Page 14: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

Nutztiere | Heu oder Haylage in der Pferdefütterung im Vergleich

266 Agrarforschung Schweiz 4 (6): 264–271, 2013

M a t e r i a l u n d M e t h o d e n

In Avenches wurde 2010 einerseits italienisches Raigras

(Lolium multiflorum) der Sorte Ellire mit 50 kg Saat-

gut/ ha im Drillsaatverfahren angesät (Abb. 1). Anderer-

seits wurde eine Gräsermischung mit Luzerne (Medicago

sativa), die vom Hersteller als spezielles Pferdefutter

beworben wurde, mit 38 kg Saatgut/ha im Drillsaatver-

fahren angesät. Die Zusammensetzung der Mischung

und die ausgesäten Teilmengen sind in Tabelle 1 aufge-

führt.

Das Futter vom ersten Aufwuchs wurde sowohl als

Haylage als auch als Heu konserviert. Das Gras wurde am

23. Mai 2011 gemäht und stand zu diesem Zeitpunkt

grösstenteils im Stadium 6 «Blüte». Nach zweitägiger

Feldliegezeit mit ein- beziehungsweise zweimaligem

Zetten pro Tag bei der Haylage beziehungsweise beim

Heu wurden die Haylageballen am Mittag und die Heu-

ballen am Abend hergestellt.

Die Haylage wurde in Quaderballen im Format

170 × 120 × 70 cm gepresst und anschliessend mit Folie

(neun Lagen) eingewickelt. Haylageballen mit Raigras

wogen 460 kg und wiesen einen TS-Gehalt von 66,2 %

auf. Die daraus ermittelte Pressdichte ergab 213 kg

TS/ m3. Haylageballen der Gräsermischung wogen 485 kg

und wiesen einen TS-Gehalt von 71,8 % auf. Dies ergab

eine Pressdichte von 243 kg TS/m3.

Pflanzenartausgesäte Menge in

kg/ha

Italienisches Raigras (Lolium multiflorum) (Oryx) 3,8

Englisches Raigrass (Lolium perenne) (Alligator) 3,0

Knaulgras (Dactylis glomerata) (Pizza) 3,8

Rotschwingel (Festuca rubra) (Echo) 3,4

Wiesenschwingel (Festuca pratensis) (Preval) 7,6

Wiesen-Lieschgras (Phleum pratense) (Anjo) 2,3

Wiesenfuchsschwanz (Alopecurus pratensis) (Vulpera MS) 0,8

Wiesen-Rispe (Poa pratensis) (Lato) 1,5

Wiesen-Kammgras (Cynosurus cristatus) (Cresta) 1,1

Gewöhnlicher Glatthafer (Arrhenaterum elatius) (Arone). 6,8

Luzerne (Medicago sativa) (Sanditi-Dormal) 3,8

Total 38,0

Tab. 1 | Zusammensetzung der Gräsermischung mit Luzerne

Abb. 2 | Mit der sensorischen Beurteilung kann die Qualität des Futters gut eingeschätzt werden.

Page 15: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

Heu oder Haylage in der Pferdefütterung im Vergleich | Nutztiere

267Agrarforschung Schweiz 4 (6): 264–271, 2013

und Gärsäuren analysiert und auch das Futter sensorisch

beurteilt (Abb. 2). Im Weiteren wurden in den geöffne-

ten Haylageballen nach sieben Tagen nochmals Proben

zur Bestimmung der Inhaltsstoffe, der Gärparameter

und der mikrobiologischen Qualität gezogen. In der

Periode Januar/Februar, wo die Ballen geöffnet wurden,

herrschten Aussentemperaturen von -11 °C bis 2 °C.

Die Inhaltsstoffe wurden mit Hilfe von NIRS

bestimmt. Die Nährwerte des Futters im Hinblick auf

die Pferdefütterung wurden nach den Angaben von

Zeyner et al. (2010) berechnet. Die statistische Auswer-

tung erfolgte mit einer Varianzanalyse (Programm

SYSTAT 12).

Das Heu wurde in Rundballen gepresst. Die Rundballen

hatten einen Durchmesser von 150 cm und eine Höhe

von 120 cm. Ballen des Raigras-Heus wogen nach der

Lagerung 232 kg und hatten einen TS-Gehalt von 84,3 %.

Die daraus ermittelte Pressdichte ergab 92 kg TS/m3.

Heuballen der Gräsermischung wogen nach der Lage-

rung 221 kg und hatten einen TS-Gehalt von 82,8 %. Die

errechnete Pressdichte ergab 86 kg TS/m3.

Bei der Einlagerung im Mai 2011 und nach der

Lagerung im Januar/Februar 2012 wurden Proben zur

Bestimmung der Inhaltsstoffe und der mikrobiologi-

schen Qualität gezogen. Darüber hinaus wurden in

den Haylageproben nach der Lagerung die pH-Werte

Raigras MischungSD

Signifikanz

Haylage Heu Haylage Heu K1 F2 K*F3

TS, % 67,2 76,6 76,0 81,5 2,23 *** ** n.s.

Rohasche, g/kg TS 66 58 71 74 4,9 n.s. * n.s.

Rohprotein, g/kg TS 54 42 66 59 4,8 n.s. * n.s.

Rohfaser, g/kg TS 288 282 325 332 21,6 n.s. * n.s.

Rohfett, g/kg TS 20 17 20 18 1,7 n.s. n.s. n.s.

Zucker, g/kg TS 230 267 180 185 23,5 n.s. * n.s.

Fruktan, g/kg TS 113 162 80 89 17,1 n.s. * n.s.

VRP, g/kg TS 23 10 34 27 5,0 n.s. * n.s.

VEP, MJ/kg TS 9,0 9,2 8,3 8,0 0,51 n.s. n.s. n.s.

Nitrat, g/kg TS 0,03 0,07 0,22 0,37 0,252 n.s. n.s. n.s.

Pufferkapazität, g/kg TS 41 33 38 39 2,7 n.s. n.s. n.s.

Vergärbarkeitskoeffizient 112 142 114 120 8,2 * n.s. n.s.

Tab. 2 | Inhaltsstoffe des Futters bei der Einlagerung (Haylage und Heu n=2)

Raigras Mischung SD

Signifikanz

Haylage Heu Haylage Heu K1 F2 K*F3

TS, % 66,2 84,3 71,8 82,8 3,35 *** n.s. n.s.

Rohasche, g/kg TS 78 68 84 82 5,8 n.s. * n.s.

Rohprotein, g/kg TS 53 41 71 61 6,4 * ** n.s.

Rohfaser, g/kg TS 302 294 322 336 13,8 n.s. ** n.s.

Rohfett, g/kg TS 17 18 19 18 1,5 n.s. n.s. n.s.

Zucker, g/kg TS 246 242 189 187 21,5 n.s. ** n.s.

Fruktan, g/kg TS 95 139 61 79 12,1 ** *** n.s.

VRP, g/kg TS 21 9 40 29 6,6 * ** n.s.

VEP, MJ/kg TS 8,5 8,8 8,1 7,8 0,29 n.s. ** n.s.

SD: Standardabweichung

TS: Trockensubstanz; VRP: verdauliches Rohprotein; VEP: verdauliche Energie Pferd1beschreibt die Konservierungsart des Futters (K)2beschreibt das Futter (F)3beschreibt die Interaktion zwischen K und F

Signifikanz: n.s.: nicht signifikant; * p < 0,05; ** p < 0,01; *** p < 0,001

Tab. 3 | Inhaltsstoffe des Futters nach der Lagerung (Haylage n=4, Heu n=2)

Page 16: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

Nutztiere | Heu oder Haylage in der Pferdefütterung im Vergleich

268 Agrarforschung Schweiz 4 (6): 264–271, 2013

R e s u l t a t e u n d D i s k u s s i o n

Inhaltsstoffe und Nährwerte beim Pressen

Beim Pressen wies die Haylage mit dem Raigras einen

TS-Gehalt von 67,2 % und mit der Mischung von 76,0 %

auf. Das Heu wurde mit TS-Gehalten von 76,6 % (Rai-

gras) beziehungsweise 81,5 % (Mischung) gepresst.

Diese TS-Gehalte sind für eine unproblematische Lage-

rung zu gering, wie die mikrobiologischen Untersuchun-

gen nach der Lagerung auch gezeigt haben.

Bei den meisten Inhaltsstoffen gab es zum Zeitpunkt

der Einlagerung keine signifikanten Unterschiede zwi-

schen Haylage und Heu (Tab. 2). Unterschiede gab es

hingegen beim Rohasche-, Rohprotein-, Rohfaser-,

Zucker- und Fruktangehalt zwischen dem Raigras und

der Mischung. Dabei waren die Rohasche-, Rohprotein-

Rohfaser- und Nitratgehalte beim Raigras tiefer als bei

der Mischung. Höher waren beim Raigras die Zucker-

und Fruktangehalte sowie die verdauliche Energie Pferd.

Die sehr tiefen Rohprotein- und Nitratgehalte sind

dadurch erklärbar, dass der Frühling sehr trocken war

und der N-Dünger von den Pflanzen nicht aufgenom-

men werden konnte.Beim Parameter Pufferkapazität, der für die Siliereignung

wichtig ist, gab es keine signifikanten Unterschiede zwi-

schen dem Raigras und der Mischung. Die Vergärbarkeits-

koeffizienten (VK) waren beim Heu im Vergleich zur

Haylage sowohl beim Raigras als auch bei der Mischung,

bedingt durch die höheren TS-Gehalte, höher. Generell

gilt Futter mit VK-Werten über 45 als leicht silierbar

(Jänike 2011). Nach Kalzendorf und Thaysen (2011) hinge-

gen sind TS-Gehalte von über 60 % zu vermeiden, damit

noch ein Mindestmass an Gäraktivitäten stattfinden kann.

Inhaltsstoffe und Nährwerte im gelagerten Futter

Nach der Lagerung wiesen die beiden Haylagevarian-

ten Raigras und Mischung TS-Gehalte von 66,2 und

71,8 % auf. Beim Raigras waren diese Werte um

1,0 %-Punkte tiefer als bei der Einlagerung. Bei der

Mischung waren die Werte nach der Lagerung um

4,2 %-Punkte tiefer. Beim Heu wurden TS-Gehalte von

84,5 und 82,8 % festgestellt. Hier trocknete das Raigras

während der Lagerung noch nach, es war um

7,7 %-Punkte trockener. Bei der Mischung waren die

Werte nur leicht höher, nämlich um 1,3 %-Punkte höher

als bei der Einlagerung.

Die Konservierungsart Haylage oder Heu wirkte sich

signifikant auf den Rohproteingehalt, das verdauliche

Rohprotein und den Fruktangehalt aus (Tab. 3). Dabei

war das Rohprotein und das verdauliche Rohprotein im

Heu tiefer als in der Haylage. Der Fruktangehalt war im

Heu jedoch höher. Keine Auswirkungen hatte die Kon-

servierungsart hingegen auf den Zuckergehalt. Das Fut-

ter dürfte für eine intensive Gärung und einen Zuckerab-

bau zu trocken gewesen sein.

Wie schon beim Pressen gab es nach der Lagerung mit

Ausnahme des Rohfettgehaltes signifikante Unter-

schiede bei den Inhaltsstoffen zwischen dem Raigras

und der Mischung. Das Raigras wies im Vergleich zur

Mischung tiefere Rohasche-, Rohprotein-, Rohfaser-

und verdauliche Rohproteingehalte sowie höhere

Zucker- und Fruktangehalte und mehr verdauliche

Energie Pferd auf.

Werden die Werte bei der Einlagerung mit den Wer-

ten nach der Lagerung verglichen, dann waren die Roh-

protein-, Rohfett- und Zuckergehalte praktisch identisch.

Eine Zunahme gab es bei der Rohasche und beim Raigras

bei der Rohfaser. Abgenommen haben die Fruktange-

halte und die verdauliche Energie Pferd. Während der

sieben-tägigen offenen Lagerung der Ballen gab es

keine signifikanten Veränderungen der Inhaltsstoffe.

Kontroverse Diskussion um Fruktane

Die Fruktane werden in der Pferdefütterung zum Teil

kontrovers diskutiert. Nach Kalzendorf und Thaysen

(2011) sollten sie einen Wert von 50 g in der TS nicht

Raigras Mischung SD

Signifikanz

Haylage Heu Haylage Heu K1 F2 K*F3

Bakterien, log KBE/g 3,9 5,1 4,4 6,6 0,79 ** n.s n.s.

Schimmel, log KBE/g 3,4 7,0 3,1 6,2 0,94 *** n.s. n.s.

Hefen, log KBE/g 1,8 3,8 2,1 4,0 0,49 *** n.s. n.s.

SD: Standardabweichung; KBE: Koloniebildende Einheit 1beschreibt die Konservierungsart des Futters (K)2beschreibt das Futter (F)3beschreibt die Interaktion zwischen K und F

Signifikanz: n.s.: nicht signifikant; * p < 0,05; ** p < 0,01; *** p < 0,001

Tab. 4 | Mikrobiologische Qualität der Haylage und dem Heu nach der Lagerung (Haylage n=4, Heu n=2)

Page 17: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

Heu oder Haylage in der Pferdefütterung im Vergleich | Nutztiere

269Agrarforschung Schweiz 4 (6): 264–271, 2013

pilzen lagen die Werte hingegen mehr als 10mal über

den VDLUFA-Orientierungswerten (Stufe IV). Dies be-

deutet, dass das Heu als verdorben eingestuft werden

muss. Es stellt sich die Frage, welche Werte das Heu auf-

gewiesen hätte, wäre es bei der Einlagerung mit genü-

gend hohen TS-Gehalten eingelagert worden.

Bei den beiden Haylages, lagen die Werte für die

mesophilen Bakterien und die Hefen in der Stufe I nach

den Orientierungswerten für Grassilagen. Bei den Schim-

melpilzen lag die Hälfte der Werte in der Stufe I (nor-

mal), die andere Hälfte in der Stufe II (leicht erhöht). Es

muss noch erwähnt werden, dass die Orientierungs-

werte für die Silagen der Stufe I bedeutend tiefer sind

als diejenigen für Heu der gleichen Stufe. Keine signifi-

kanten Unterschiede hinsichtlich dieser drei Keimgrup-

pen gab es zwischen dem Raigras und der Mischung.

Während der siebentägigen offenen Lagerung der

Haylageballen konnten nur bei den mesophilen aeroben

Bakterien sowohl beim Raigras als auch bei der Mischung

eine Zunahme festgestellt werden (Tab. 5). Bei den

Schimmelpilzen und Hefen gab es keine signifikanten

überschreiten, da zu hohe Fruktangehalte zu Hufrehe

führen können. Im vorliegenden Fall lagen die Werte

sowohl bei der Haylage als auch beim Heu über diesem

Wert. Die Werte waren beim Heu mit Werten von 139

(Raigras) und 79 (Mischung) jeweils höher als bei der

Haylage mit Werten von 95 (Raigras) und 61 (Mischung).

Nach Warren (2013) werden Hufrehen von einer Vielzahl

von Faktoren beeinflusst. Dabei spielen neben Frukta-

nen und Stärke auch eine generelle Nährstoffüberver-

sorgung eine wichtige Rolle.

Mikrobiologische Qualität unterschiedlich

In Bezug auf die mikrobiologische Qualität gab es

sowohl bei den aeroben mesophilen Bakterien als auch

bei den Schimmelpilzen und Hefen signifikante Unter-

schiede zwischen der Haylage und dem Heu (Tab. 4). Das

Heu wies in allen Fällen deutlich höhere Werte auf als

die Haylage. Bei den aeroben mesophilen Bakterien und

bei den Hefen befanden sich die Werte nach den

VDLUFA-Orientierungswerten in der Stufe I, was als nor-

mal bezeichnet wird (VDLUFA 2012). Bei den Schimmel-

Raigras Mischung SD

Signifikanz

Tag 0 Tag 7 Tag 0 Tag 7 F1 T2 F*T3

Bakterien, log KBE/g 3,9 4,6 4,4 5,3 0,73 n.s * n.s

Schimmel, log KBE/g 3,4 3,2 3,1 3,7 0,81 n.s. n.s. n.s.

Hefen, log KBE/g 1,8 2,3 2,1 3,6 1,18 n.s. n.s. n.s.

SD: Standardabweichung; KBE: Koloniebildende Einheit 1beschreibt das Futter (F)2beschreibt den Einfluss vom Lufteinfluss (T)3beschreibt die Interaktion zwischen F und T

Signifikanz: n.s.: nicht signifikant; * p < 0,05; ** p < 0,01; *** p < 0,001

Tab. 5 | Mikrobiologische Qualität der Haylage nach der 7-tägigen Lagerung (Haylage n=4)

Raigras MischungSD

Signifikanz

Tag 0 Tag 7 Tag 0 Tag 7 F1 T2 F*T3

TS, % 66,2 69,1 71,8 74,9 4,13 * n.s. n.s.

pH 5,6 5,6 5,5 5,6 0,13 n.s. n.s. n.s.

Milchsäure, g/kg TS 2,0 1,9 2,4 2,3 0,61 n.s. n.s. n.s.

Essigsäure, g/kg TS 0,5 0,5 0,7 0,8 0,12 ** n.s. n.s.

Propionsäure, g/kg TS 1,7 2,0 2,7 2,7 0,81 n.s. n.s. n.s.

Ethanol, g/kg TS 18,8 4,1 5,8 1,0 3,47 *** *** *

NH3-N/N total, % 2,8 3,6 2,8 3,0 0,86 n.s. n.s. n.s.

SD: Standardabweichung; TS: Trockensubstanz; NH3-N/N total: Ammoniakstickstoffanteil am Gesamtstickstoff1beschreibt das Futter (F)2beschreibt den Einfluss vom Lufteinfluss (T)3beschreibt die Interaktion zwischen F und T

Signifikanz: n.s.: nicht signifikant; * p < 0,05; ** p < 0,01; *** p < 0,001

Tab. 6 | Gärparameter der Haylage direkt nach dem Öffnen der Ballen und nach der 7-tägigen Lagerung (n=4)

Page 18: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

270

Nutztiere | Heu oder Haylage in der Pferdefütterung im Vergleich

Agrarforschung Schweiz 4 (6): 264–271, 2013

Unterschiede. Dies dürfte vermutlich an den sehr tiefen

Aussentemperaturen, die im Januar und Februar herrsch-

ten, gelegen haben.

Geringe Gärung in beiden Haylages

Bei den beiden Haylages – Raigras als auch Mischung –

fand nur eine geringe Gärung statt, und es wurde nur

wenig Milchsäure gebildet (Tab. 6). Dies dürfte vor allem

auf die hohen TS-Gehalte zurückzuführen sein. Dement-

sprechend wiesen die Haylages pH-Werte von 5,5 bezie-

hungsweise 5,6 auf. Werte im ähnlichen Bereich konn-

ten auch in den Untersuchungen von Wyss et al. (2010)

festgestellt werden.

Bei der Essigsäure traten zwar signifikante Unter-

schiede zwischen dem Raigras und der Mischung auf,

insgesamt sind die Essigsäuregehalte aber sehr tief. In

beiden Haylages wurden auch geringe Gehalte an Propi-

onsäure festgestellt. Buttersäure konnte hingegen in

keiner Haylage ermittelt werden.

Unterschiede gab es beim Ethanolgehalt zwischen den

beiden Futterarten. Im Raigras wurde trotz einem ähnli-

chen Hefekeimbesatz mehr Ethanol gebildet. Der

Ammoniakstickstoffanteil am Gesamtstickstoff war mit

Werten unter 5 % insgesamt sehr tief.

Während der siebentägigen offenen Lagerung der

Haylageballen wurden die Gärsäuren nicht abgebaut,

und der pH-Wert blieb stabil. Einzig beim Ethanol nah-

men die Werte deutlich ab. In Versuchen von Wyss et al.

(2010), wo die geöffneten Ballen während 14 Tagen

gelagert wurden, verflüchtigte sich nach dem Öffnen

der Ballen auch nur der Ethanol.

S c h l u s s f o l g e r u n g e n

•• Die Konservierungseignung zur Herstellung von

Haylage war sowohl für das italienische Raigras als

auch für die Gräsermischung mit Luzerne gut.

•• Das italienische Raigras wies sowohl bei der Einlage-

rung als auch nach der Lagerung höhere Zucker- und

Fruktangehalte auf als die Mischung.

•• Während der Lagerung wurde das Fruktan in der

Haylage stärker abgebaut als beim Heu.

•• Die mikrobiologische Qualität war beim Heu schlech-

ter als bei der Haylage. Dies ist in erster Linie darauf

zurückzuführen, dass das Heu beim Pressen nicht

genügend trocken war.

•• Im vorliegenden Vergleich hatten die beiden Haylages

tiefere Fruktangehalte und eine bessere mikrobiologi-

sche Qualität als das Heu, was als vorteilhaft für die

Pferde bewertet wird. n

Page 19: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

271

Heu oder Haylage in der Pferdefütterung im Vergleich | Nutztiere

Ria

ssu

nto

Sum

mar

y

Agrarforschung Schweiz 4 (6): 264–271, 2013

Literatur ▪ Allen V.G., Batello C., Berretta E.J., Hodgson J., Kothmann M., Li X., McIvor J., Milne J., Morris C., Peeters A. & Sanderson M., 2011. An inter-national terminology for grazing lands and grazing animals. Grass and Forage Science 66, 2–28.

▪ Gregory P.H., Lacey M.E., Festenstein G.N. & Skinner F.A., 1963. Microbi-al and biochemical changes during the moulding of hay. Journal of Gene-ral Microbiology 33 (1), 147–174.

▪ Kalzendorf C. & Thaysen J., 2011. Ziele der Graskonservatqualität in der Pferdefütterung. In Praxishandbuch Futter- und Substratkonservierung. DLG-Verlang, Frankfurt, 416 S.

▪ Jänicke H., 2011. Grobfutter- und Substraterzeugung. In: Praxishandbuch Futter- und Substratkonservierung. DLG-Verlang, Frankfurt, 416 S.

▪ Meyer H., 1986. Pferdefütterung. Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg. 205 S.

▪ Müller, C.E. & Udén, P., 2007. Preference of horses for grass conserved as hay, haylage or silage. Animal Feed Science and Technology 132, 66–78.

▪ Müller C.E., 2012. Feeding silage and haylage to horses. Proceedings of the XVI International Silage Conference, Hämeenlinna, Finland, 42–53.

▪ Nater S., Wanner M. & Wichert B., 2007. Nährstoffgehalte und Eignung des Grundfutters zur Pferdefütterung: Eine Erhebung unter schweizeri-schen Bedingungen. Schweiz. Arch. Tierheilkunde 149 (3), 103–109.

▪ Rathjen P. 2012. Untersuchung zur Herstellung und Trockensubstanzge-halt von Pferdehaylage in der Schweiz. Bachelorarbeit Hochschule für Agrar-, Forst-, und Lebensmittelwissenschaften HAFL, 73 S.

▪ Schwarz F., Sliwinski H., Schuster M. & Rosenberger E., 2005. Variation in the nutrient composition of different feedstuffs for horses. Pferdeheil-kunde 21, 9–10.

▪ Vandenput S., Istasse L., Nicks B. & Lekeux P., 1997. Airborne dust and aeroallergen concentrations in different sources of feed and bedding for horses. Veterinary Quarterly 19 (4), 154–158.

▪ VDLUFA, 2012. Keimgehalte an Bakterien, Hefen, Schimmel- und Schwär-zepilzen. Methodenbuch III, Die chemische Untersuchung von Futtermit-teln, 8. Ergänzungslieferung 2012.

▪ Warren L., 2013. Feeding the Laminitic Horse. Equus caballus. The Journal of Equine Well-Being. Zugang: http://www.ecmagazine.net/vol7_3/feedinglaminitichorses.htm [02.04.2013].

▪ Wyss U., Klein R., Mund K., von Niederhäusern R., Strickler B. & Wichert B., 2010. Stabilität von Silagen für Pferde bei der Fütterung. Agrarfor-schung Schweiz 1 (9), 314–319.

▪ Zeyner A., Schüler C. & Kienzle E., 2010. The development of a ME-system for energy evaluation in horses. Proc. Soc. Nutr. Physiol. 19, 54.

Hay or haylage for horses: a comparison

In horse diets, hay is getting more and more

replaced by haylage. In 2011, hay and haylage

were produced in Avenches VD from an Italian

ryegrass as well as from a mixture, which

contained ten grasses and alfalfa. The conserva-

tion properties, the nutritional values and the

microbiological quality of the feed were evalu-

ated with regard to the feeding of horses. In

comparison to the mixture, the ryegrass showed

lower crude ash, crude protein, crude fiber and

digestible crude protein contents, but higher

sugar and fructan contents and more digestible

energy for horses, which was estimated on the

basis of the nutritional values.

The conservation systems either hay or haylage,

had a significant effect on the crude protein, the

digestible crude protein and fructan contents.

The crude protein and digestible crude protein in

the hay were lower than in the haylage; how-

ever, the fructan contents were higher. There

were considerable differences in the microbio-

logical quality of hay and haylage. The hay was

not dry enough at baling (DM-content < 82 %)

and therefore, the hay had a high mould

infestation after the storage period. In this

comparison, haylage proved to be more advanta-

geous than hay for horses due to lower fructan

contents and the lower mould infestation.

Key words: hay, haylage, fermentation quality,

microbiological quality, nutritional values.

Confronto tra fieno o fieno-silo nel foraggia-

mento dei cavalli

Nella pratica, il fieno silo sta sostituendo sempre

più l’uso del fieno. Ad Avenches sono stati prodotti

nel 2011 fieno e fieno-silo da loglio italico e da una

miscela composta da 10 varietà di graminacee ed

erba medica.Successivamente sono state valutate,

dal profilo del foraggiamento dei cavalli, le

proprietà di conservazioneivalori nutritivi, come

pure la e qualità microbiologica del foraggio.

Il loglio, rispetto alla miscela, presentava tenori in

cenere grezza, proteina grezza, fibra grezza e

proteina grezza digeribile inferiori e dei tenori in

zucchero e fruttooligosaccaridi superiori, oltre a

contenere più nutrienti digeribili per il cavallo

Il tipo di conservazione fieno-silo o fieno risultava

incidere in maniera significativa sul tenore in

proteina grezza, sulla proteina grezza digeribile e

sul tenore in fruttooligosaccaridi. Il tenore in

proteina grezza e in proteina grezza digeribile nel

fieno era inferiore rispetto al fieno-silo. La concen-

trazione di fruttooligosaccaridi, invece, era supe-

riore. Notevoli differenze sono emerse in relazione

alla qualità microbiologica del fieno-silo e del fieno.

Quest'ultimo alla pressatura non era sufficiente-

mente essiccato (SS < 82 %) e di conseguenza

presentava dopo lo stoccaggio un'elevata forma-

zione di muffa. Nel presente confronto, considerato

il tenore in fruttooligosaccaridi più basso e la

minore formazione di muffa, il fieno-silo è stato

valutato più vantaggioso per i cavalli rispetto al

fieno.

Page 20: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

272

Serie AlpFUTUR

Agrarforschung Schweiz 4 (6): 272–279, 2013

E i n l e i t u n g

Die Alpwirtschaft prägt die Schweizer Kulturlandschaft

im Sömmerungsgebiet und wird als eine noch stark tra-

ditionell anmutende Wirtschaftsweise, häufig als Ver-

sinnbildlichung für ein idyllisches Leben sowie als Sym-

bol für die Schweizer Identität herangezogen. Ihr wird

daher ein hoher gesellschaftlicher Wert und eine identi-

tätsprägende Funktion für die Schweizer Bevölkerung

zugeschrieben. Aufgrund des Agrarstrukturwandels

zieht sich die Landwirtschaft jedoch teilweise aus der

Bewirtschaftung der Alpweiden zurück. Ein Rückgang

der Alpwirtschaft und damit die Verbuschung und Wie-

derbewaldung ehemals genutzter Alpweiden sind eine

Folge davon (Baur et al. 2007).

Darüber, wie sich Veränderungen der Alpwirtschaft

und der damit verbundenen Landschaft in sozio-kultu-

reller Hinsicht auswirken, ist wenig bekannt. Es wird

jedoch vermutet, dass die traditionsverhaftete und die

Eigenart der Alpenlandschaft prägende Alpwirtschaft

Xenia Junge1 und Marcel Hunziker1

1Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL, 8903 Birmensdorf

Auskünfte: Xenia Junge, E-Mail: [email protected], Tel. + 41 44 739 24 84

Funktionen der Alpwirtschaft aus Sicht der Bevölkerung

G e s e l l s c h a f t

Serie AlpFUTUR

Touristen auf einer Alp im Diemtigtal. (Foto: Xenia Junge, WSL)

Page 21: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

273Agrarforschung Schweiz 4 (6): 272–279, 2013

Funktionen der Alpwirtschaft aus Sicht der Bevölkerung | Gesellschaft

Zusa

mm

enfa

ssu

ng

Die Alpwirtschaft prägt die Schweizer Kultur-

landschaft im Sömmerungsgebiet. Ihr wird als

eine noch traditionell anmutende Wirtschafts-

weise ein hoher kultureller Wert und eine

identitätsprägende Funktion für die Schweizer

Bevölkerung zugeschrieben.

Um zu untersuchen, welche Funktionen der

Alpwirtschaft von verschiedenen Anspruchs-

gruppen in der Bevölkerung geschätzt werden

und inwiefern die Alpwirtschaft identitätsstif-

tend ist, wurden Touristinnen und Touristen

sowie Bewohnerinnen und Bewohner im

AlpFUTUR-Fallstudiengebiet Diemtigtal

befragt und zudem eine gesamtschweizeri-

sche Befragung durchgeführt. Landschafts-

pflege, vor allem zum Erhalt der Artenvielfalt

und für Erholungszwecke, sowie die alpwirt-

schaftliche Produktion werden hoch gewich-

tet. Etwas weniger wichtig sind alptouristi-

sche Angebote. Bewohnerinnen und

-bewohner des Berggebietes gewichten alle

Funktionen höher und identifizieren sich

stärker mit der Alpwirtschaft.

Diese Studie bietet Grundlagen für die auch

im Sömmerungsgebiet geplanten, an gesell-

schaftlichen Bedürfnissen orientierten

Landschaftsqualitätsbeiträge.

für die Identität der lokalen Bevölkerung im Berggebiet

und auch der Schweizer Bevölkerung von besonderer

Bedeutung sei (z. B. Schermer und Kirchengast 2006,

Schütz 2010). Zwar werden das Brauchtum und andere

kulturelle Aspekte der Alpwirtschaft in der volkskundli-

chen Literatur beschrieben (Maeder und Kruker 1983,

Niederer 1996), doch ist ihre heutige Bedeutung für die

Schweizer Gesellschaft (z.B. als identitätsstiftender Fak-

tor) noch wenig untersucht, und sie finden auch im

Landwirtschaftsartikel (Art. 104 BV) keine Erwähnung.

Auch fehlen Kenntnisse über die Bedürfnisse der

Bevölkerung hinsichtlich gemeinwirtschaftlicher Leis-

tungen der Alpwirtschaft wie die Erhaltung der Kultur-

landschaft und der Biodiversität im Sömmerungsgebiet.

Die Direktzahlungen, die die gemeinwirtschaftlichen

Funktionen der Landwirtschaft abgelten, sollen in

Zukunft jedoch noch konsequenter und zielgerichteter

an gesellschaftlichen Bedürfnissen orientiert sein als bis-

her, auch im Sömmerungsgebiet (Lanz et al. 2010).

Im AlpFUTUR-Teilprojekt 15 «Gesellschaft»1 haben

wir daher untersucht, wie verschiedene Funktionen der

Alpwirtschaft (z.B. ökologische, ökonomische, kultu-

relle) aus Sicht der Bevölkerung gewichtet werden und

welche Rolle die Alpwirtschaft für die Identität der

Schweizer Bevölkerung respektive der lokalen Bevölke-

rung im Berggebiet spielt. Des Weiteren war von Inter-

esse, wie sich die Ansichten verschiedener Anspruchs-

gruppen (allgemeine Schweizer Bevölkerung, Touristen,

lokale Bevölkerung) voneinander unterscheiden.

M e t h o d e n

Befragung

Um die oben gestellten Fragen zu beantworten, wurden

zwei schriftliche Befragungen im AlpFUTUR-Fallstudien-

gebiet Diemtigtal und eine schweizweite Befragung

durchgeführt. Als Erhebungsinstrument wurde ein stan-

dardisierter Fragebogen verwendet. Um den Fragebo-

gen zu entwickeln, wurden neben Literaturanalysen leit-

fadengestützte Experteninterviews und vertiefende

qualitative Interviews mit Vertretern verschiedener

Anspruchsgruppen im Diemtigtal durchgeführt.

Im Herbst 2010 wurden 117 Touristinnen und Touristen

in verschiedenen (Alp-)Restaurants im Diemtigtal

befragt. Im Frühjahr 2011 wurden an alle Haushalte der

Gemeinde Diemtigen 920 Fragebögen per Postversand

verschickt. Insgesamt wurden 273 ausgefüllte Fragebö-

gen zurückgeschickt (Rücklauf 30 %). Die schweizweite

Befragung wurde im Spätsommer 2011 online durchge-

1Dieses Forschungsprojekt wurde vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) finanziell unterstützt.

Page 22: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

Gesellschaft | Funktionen der Alpwirtschaft aus Sicht der Bevölkerung

274 Agrarforschung Schweiz 4 (6): 272–279, 2013

führt. Insgesamt nahmen 1526 Personen teil. Dafür wur-

den je hälftig die für die Schweiz repräsentativen Online-

Panels der Umfrageinstitute LINK und Panelbiz genutzt.

Als soziodemographische Variablen wurden Alter,

Geschlecht, Bildungsstand, Wohnort und Sprachregion

sowie der Bezug zur Alp- und Landwirtschaft und zum

Berggebiet erfasst.

Auswertung

Um Zusammenhänge zwischen den Variablen der einzel-

nen Frageblöcke zu erkennen, wurden Faktorenanalysen

durchgeführt. Durch dieses Verfahren werden Var iablen,

die untereinander stark korrelieren, zu übergeordneten

Dimensionen (Faktoren) zusammenzufasst. Durch die

übergeordneten Dimensionen sollen die beobachteten

Zusammenhänge zwischen den Variablen möglichst gut

zusammenfassend erklärt werden. Für Mittelwertverglei-

che zwischen den Anspruchsgruppen wurden Varianzana-

lysen mit Post-Hoc-Mehrfachvergleichen durchgeführt.

R e s u l t a t e

Funktionen der Alpwirtschaft

Nahezu alle im Fragebogen genannten Funktionen der

Alpwirtschaft werden sowohl von der Schweizer Bevöl-

kerung als auch von den Touristinnen und Touristen und

der lokalen Bevölkerung im Diemtigtal als mindestens

eher wichtig eingestuft, wobei die Bewohnerinnen und

Bewohner des Tals allen und die Touristinnen und Touris-

ten nahezu allen Funktionen eine höhere Wichtigkeit

beimessen als die Schweizer Bevölkerung (Abb. 1). Die

einzelnen Funktionen wurden in Abbildung 1 den drei

Dimensionen «Produktion», «Erhaltung von Landschaft,

Natur und Kultur» und «Tourismus» zugeordnet. Diese

thematische Zuordnung ist durch eine Faktorenanalyse

abgestützt, auf die in diesem Artikel nicht weiter einge-

gangen wird (Junge und Hunziker 2013).

Für die Schweizer Bevölkerung am wichtigsten ist

die übergeordnete Dimension «Erhaltung von Land-

CH<B***, T<B**

CH<B***, CH<T***

CH<B***, CH<T**

CH<B***, T<B***

CH<B***, CH<T***, T<B(*)

CH<B***, T<B**

1

2

3"

4

Zusätzliche Weideflächen für dieTalbetriebe

Erhaltung der Alpwirtschaft alsWirtschaftssektor

Offenhaltung der Landschaft

Erhaltung und Förderung derArtenvielfalt

Schutz des Siedlungsgebietes vorNaturgefahren

Bewahrung der Alpwirtschaft alsKulturgut

Erhalt der Kulturlandschaft alsErholungsraum

Einblick in den Alpbetrieb: z.B. Schaukäsen

Einblick ins Älplerleben: Mitarbeitenfür Gäste

Gelebtes Brauchtum durchtraditionelle Anlässe

Touristische Nebennutzung einesAlpbetriebs

Direktverkauf Alp-Produkte✝

Sicherung der Nahrungsmittelproduktion

(Krisenzeiten)

Herstellung von Käse direkt auf der Alp

Produktion von Milch, Käse undFleisch

Erzeugung gesunder Produkte

Naturnahe, wenig technisierteLandwirtschaft

Welche Funktionen der Alpwirtschaft sind aus Ihrer Sicht wichtig?

Schweiz (CH)

Touristen Diemtgital (T)

Bewohner Diemtigtal (B)

Erhaltung von Landschaft,

Natur und Kultur Pr

oduk

tion

Tourismus

CH<T **, CH<B***, T<B*

CH<B***, T<B**

CH<B***, T<B(*)

CH<B***, CH<T***

CH<B***, T<B*** CH<B***

CH<B***, T<B***

CH<B***, CH<T***

CH<B***, T<B**

CH<B***, CH<T***

CH<B***, CH<T**

CH<B***, T<B***

CH<B***, CH<T***, T<B(*)

CH<B***, T<B**

1

2

3"

4

Zusätzliche Weideflächen für dieTalbetriebe

Erhaltung der Alpwirtschaft alsWirtschaftssektor

Offenhaltung der Landschaft

Erhaltung und Förderung derArtenvielfalt

Schutz des Siedlungsgebietes vorNaturgefahren

Bewahrung der Alpwirtschaft alsKulturgut

Erhalt der Kulturlandschaft alsErholungsraum

Einblick in den Alpbetrieb: z.B. Schaukäsen

Einblick ins Älplerleben: Mitarbeitenfür Gäste

Gelebtes Brauchtum durchtraditionelle Anlässe

Touristische Nebennutzung einesAlpbetriebs

Direktverkauf Alp-Produkte✝

Sicherung der Nahrungsmittelproduktion

(Krisenzeiten)

Herstellung von Käse direkt auf der Alp

Produktion von Milch, Käse undFleisch

Erzeugung gesunder Produkte

Naturnahe, wenig technisierteLandwirtschaft

Welche Funktionen der Alpwirtschaft sind aus Ihrer Sicht wichtig?

Schweiz (CH)

Touristen Diemtgital (T)

Bewohner Diemtigtal (B)

Erhaltung von Landschaft,

Natur und Kultur

Prod

uktio

n

Tourismus

CH<T **, CH<B***, T<B*

CH<B***, T<B**

CH<B***, T<B(*)

CH<B***, CH<T***

CH<B***, T<B*** CH<B***

CH<B***, T<B***

CH<B***, CH<T***

Abb. 1 | Funktionen der Alpwirtschaft und ihre mittlere Gewichtung aus Sicht der Schweizer Bevölkerung, Touristen im Diemtigtal und der Bewohner im Diemtigtal. Skalenwerte: 1= unwichtig, 2 = eher unwichtig, 3 = eher wichtig, 4 = wichtig. Gruppenunterschiede sind in grau angegeben ((*) p < 0,10, * p < 0,05, ** p < 0,01, *** p < 0,001).

Die einzelnen Items des Fragebogens wurden übergeordneten Dimensionen zugeordnet (gelb umkreist). Die Formulierung der Items ist in der Abbildung zum Teil gekürzt.

✝wurde nur in der schweizweiten Befragung in den Fragebogen aufgenommen.

Page 23: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

Funktionen der Alpwirtschaft aus Sicht der Bevölkerung | Gesellschaft

275Agrarforschung Schweiz 4 (6): 272–279, 2013

schaft, Natur und Kultur» mit Erhaltung der Artenviel-

falt als eine der wichtigsten Funktionen, gefolgt von

der landwirtschaftlichen Produktionsfunktion der Alp-

wirtschaft. Etwas weniger wichtig sind touristische

Angebote. Der Diemtigtaler Bevölkerung sind vor allem

die ökonomischen Funktionen wichtiger, aber auch die

Offenhaltung der Landschaft und die Erhaltung der

Artenvielfalt. Touristen liegen meist zwischen der

Schweizer und der Diemtigtaler Bevölkerung, jedoch

finden sie die alptouristischen Angebote am unwich-

tigsten, wohingegen sie den Erhalt der Kulturland-

schaft als Erholungsraum am wichtigsten finden.

Im Gegensatz zur mehrheitlich hohen Gewichtung

der alpwirtschaftlichen Funktionen spielt die Alpwirt-

schaft bei einem Besuch in den Bergen eine vergleichs-

weise untergeordnete Rolle: Naturerfahrung, Szenerie

und Artenvielfalt sind sowohl der allgemeinen Bevölke-

rung als auch den Touristeninnen und Touristen wichti-

ger als alpwirtschaftliche Aspekte (Abb. 2).

Die Alpwirtschaft als identitätsstiftendende Funktion

Die Alpwirtschaft ist typisch für die Schweiz und ist

damit ein prägendes Element der Schweizer Typizität

oder Eigenart. Sowohl die Diemtigtaler Bevölkerung als

auch die allgemeine Schweizer Bevölkerung stimmen

1 2 3 4

Älpler sehen

Kühe sehen

Alpprodukte kaufen

Erschliessung (Bergbahn, ...)

Wildtiere sehen

Bewegung

Fernab vom Alltag

Blütenreiche Wiesen und Weiden

Bergszenerie

Aussicht

Naturerfahrung

Wenn Sie in die Berge gehen, was ist Ihnen da wichtig?

Schweiz Touristen Diemtigtal

***

**

*

***

*

Abb. 2 | Aspekte, die den Befragten wichtig sind, wenn sie in die Berge gehen. Die mittlere Gewichtung der Schweizer Bevölkerung ist rot und die der Touristen im Diemtigtal blau abgebildet. Skalenwerte: 1 = unwichtig, 2 = eher unwichtig, 3 = eher wichtig, 4 = wichtig.

Signifikanzniveau: *p < 0,05, ** p <0,01, *** p < 0,001

den Aussagen «die Alpwirtschaft gehört zur Schweiz»

und «Alpweiden und Alphütten sind einfach typisch

Schweiz» in hohem Masse zu (Mittelwert Schweiz: 4,48

respektive 4,05, Mittelwert Bevölkerung Diemtigtal:

4,88 respektive 4,68 auf einer 5er Skala; 1= trifft nicht zu

5= trifft zu; Touristen im Diemtigtal wurden zu dieser

Frage nicht befragt).

Um Zusammenhänge zwischen einzelnen Variablen,

die die identitätsstiftenden Funktionen der Alpwirt-

schaft beschreiben, zu erkennen, wurden Faktorenana-

lysen durchgeführt. Dabei wurden die übergeordneten

Dimensionen «die Alpwirtschaft prägt die persönliche

Identität» (Faktor 1) und «die Alpwirtschaft prägt die

Eigenart der Schweiz, respektive ein Gefühl der Schwei-

zer Kollektividentität» (Faktor 2) gebildet (Tab. 1).

Für die Bewohnerinnen und Bewohner des Diemtig-

tals ist vor allem die Dimension «die Alpwirtschaft prägt

die persönliche Identität», aber auch die Dimension «die

Alpwirtschaft prägt die Eigenart der Schweiz» von grös-

serer Bedeutung als für die Schweizer Bevölkerung

(Abb. 3). Ein Index, der pro Faktor einen Mittelwert über

alle Variablen mit einer Faktorladung über 0,5 (Tab.1)

angibt, zeigt, dass die allgemeine Schweizer Bevölkerung

sich mit der Alpwirtschaft auf persönlicher Ebene nur

durchschnittlich identifiziert, jedoch eher zustimmt, dass

Page 24: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

Gesellschaft | Funktionen der Alpwirtschaft aus Sicht der Bevölkerung

276 Agrarforschung Schweiz 4 (6): 272–279, 2013

die Alpwirtschaft die Schweizer Eigenart prägt (Abb. 3).

Auch äussert sich in der allgemeinen Bevölkerung ein

Gefühl der Schweizer Kollektividentität, die sich durch

die Faktorladungen Heimatgefühl und Stolz auf die Alp-

wirtschaft in der Dimension «Eigenart» äussert (Tab. 1).

D i s k u s s i o n

Die für die Bevölkerung wichtigsten alpwirtschaftlichen

Funktionen sind die Erhaltung der Artenvielfalt, die

Offenhaltung der Landschaft für Erholungszwecke und

die alpwirtschaftliche Produktion. Dies deckt sich mit

Erwartungen und Präferenzen der Bevölkerung an die

Landwirtschaft als Ganzes. Ökologie, Erholungsräume

und Nahrungsmittelproduktion sind Themen, die für die

Bevölkerung einen hohen Stellenwert haben (Huber et

al. 2007) und artenreiche Agrarlandschaften werden

gegenüber artenarmen bevorzugt (Junge et al. 2011).

Bezüglich Produktion werden in der vorliegenden Stu-

die im Besonderen qualitativ hochwertige (gesunde)

Produkte und alpspezifische Produktionsverfahren

(Käsen direkt auf der Alp) geschätzt. Auch Böni und

Seidl (2012) zeigen, dass Alpprodukte, allen voran der

Alpkäse, beliebt sind und dass besonderer Wert auf

wertvolle Inhaltstoffe und die Produktionsverfahren

(Handarbeit, «Natürlichkeit») gelegt wird.

Etwas weniger wichtig in der vorliegenden Studie sind

kulturelle und soziale Aspekte der Alpwirtschaft wie

touristische Angebote oder traditionelle Anlässe. Die

alptouristischen Angebote werden allerdings nicht als

unwichtig, sondern im Vergleich zu den «klassischen»

Funktionen der Alpwirtschaft (Produktion und Land-

schaftspflege) als weniger wichtig eingestuft, vor allem

von den Touristeninnen und Touristen im Diemtigtal.

Touristische Angebote gewinnen jedoch als wirtschaftli-

ches Standbein an Bedeutung in der Alpwirtschaft. Kon-

sumentenbefragungen von Böni und Seidl (2012) zei-

gen eine steigende Nachfrage an alptouristischen

Angeboten; jedoch sollten diese einfach und authen-

tisch sein. Aus touristischer Sicht wichtiger scheint nach

unseren Ergebnissen jedoch die Alplandschaft zu sein:

Die Landschafts- und Naturerfahrung ist bei einem

Besuch in den Bergen wichtiger als der Kontakt zur Alp-

wirtschaft, und der Erhalt der Kulturlandschaft als Erho-

lungsraum ist für die Touristinnen und Touristen eine

der wichtigsten alpwirtschaftlichen Funktionen.

Die Diemtigtaler Bevölkerung gewichtet nicht nur

Produktionsfunktionen, sondern auch touristische

Funktionen – vermutlich ebenfalls aus ökonomischer

Sicht – höher. Dass Aspekte der lokalen Ökonomie für

Einheimische eine höhere Bedeutung haben als für Aus-

wärtige stellen auch Kianicka et al. (2006) fest. Die Alp-

wirtschaft ist für viele Bewohnerinnen und Bewohner

des Berggebietes Teil ihrer Existenzgrundlage - entwe-

der direkt für Alpbewirtschafter oder indirekt als

Betriebszweig, der mit anderen Betriebszweigen ver-

bunden ist. Doch neben der Produktion ist für die Diem-

tigtaler Bevölkerung auch die Multifunktionalität der

Alpwirtschaft im Vergleich zur Schweizer Bevölkerung

und den Touristinnen und Touristen wichtiger: Die

Offenhaltung der Landschaft, im Besonderen die Erhal-

tung der Artenvielfalt, werden von der Diemtigtaler

Bevölkerung am höchsten bewertet. Der ökologische

und ästhetische Wert der artenreichen Alpweiden ist im

Bewusstsein der lokalen Bevölkerung verankert und

wird als «Produkt» der Alpwirtschaft angesehen, auf

das man stolz ist, wie aus den qualitativen Interviews

der lokalen Vertreter während der Voruntersuchungen

hervorgegangen ist.

Die Gewichtungen der Touristinnen und Touristen

liegen meist zwischen jenen der lokalen und jenen der

Schweizer Bevölkerung, teils decken sie sich aber auch

mit jenen der lokalen oder Schweizer Bevölkerung. Die

Touristen haben durch ihren Besuch einer Alpregion

eine persönliche Beziehung zur Region und damit auch

zur Alplandschaft und Alpwirtschaft. Dadurch kann sich

ihre Sichtweise derjenigen der lokalen Bevölkerung

annähern; dennoch können touristische Interessen

1 2 3 4 5

Eigenart Schweiz

Persönliche Identität

Schweiz Bewohner Diemtigtal

***

***

Abb. 3 | Index für die mittlere Bedeutung der Dimensionen «Alp-wirtschaft prägt die persönliche Identität» und «Alpwirtschaft prägt die Eigenart der Schweiz». Die Mittelwerte wurden für Varia-blen mit Faktorladung über 0,5 berechnet. Skalenwerte: 1 = trifft nicht zu, 2 = trifft eher nicht zu, 3 = weder noch, 4 = trifft

eher zu, 5 = trifft zu. Signifikanzniveau: *** p < 0,001

Page 25: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

Funktionen der Alpwirtschaft aus Sicht der Bevölkerung | Gesellschaft

277Agrarforschung Schweiz 4 (6): 272–279, 2013

ihre Ortsverbundenheit und durch ökonomische Interes-

sen einen stärkeren Bezug und ein stärkeres Zugehörig-

keitsgefühl zur Alpwirtschaft. Dieses Zugehörigkeitsge-

fühl spielt bei der Bildung und Stabilisierung lokaler und

persönlicher Identität eine wichtige Rolle (Twigger-Ross

und Uzzell 1996, Kianicka et al. 2006).

S c h l u s s f o l g e r u n g e n

Mit der per 2014 beschlossenen Weiterentwicklung der

Agrarpolitik sollen die Direktzahlungen noch konsequen-

ter auf die gesellschaftlichen Bedürfnisse ausgerichtet

werden. Die in diesem Zusammenhang auch für das Söm-

merungsgebiet vorgesehenen Landschaftsqualitäts- und

Biodiversitätsbeiträge orientieren sich gemäss unseren

Ergebnissen an aktuellen gesellschaftlichen Bedürfnissen.

sowie eine weiterhin bestehende Distanz zur Region

auch zu einer gesamtschweizerischen Sichtweise führen

(Kianicka et al. 2004).

Die Identifikation mit der Alpwirtschaft auf persönli-

cher Ebene scheint für die allgemeine Bevölkerung eine

eher nebensächliche Rolle zu spielen, jedoch weckt die

Alpwirtschaft ein Schweizer «Wir-Gefühl». Die Alpwirt-

schaft als Kulturgut und als oft noch stark traditionell

und ursprünglich anmutende Wirtschaftsform kann als

Heimatsymbol ein prägendes Element lokaler oder auch

nationaler Identität darstellen (Kianicka et al. 2006,

Schermer und Kirchengast 2006, Kirchengast 2008, Wal-

ter 2009, Schütz 2010). In der vorliegenden Studie iden-

tifiziert sich die lokale Bevölkerung deutlich stärker mit

der Alpwirtschaft als die Schweizer Bevölkerung. Bewoh-

nerinnen und Bewohner des Berggebietes haben durch

Identitätsstiftende Funktion der AlpwirtschaftFaktor 1

«Persönliche Identität»Faktor 2

«Eigenart Schweiz»

Die Alpwirtschaft prägt meine Lebenseinstellung 0,832

Die Alpwirtschaft bedeutet mir sehr viel 0,796 0,324

Die Alpwirtschaft prägt meine Persönlichkeit 0,796

Ich empfinde ein starkes Zugehörigkeitsgefühl zur Alpwirtschaft 0,748 0,356

Wenn die Alpwirtschaft aufgegeben würde, würde ein wichtiger Teil von mir verloren gehen 0,737

Die Alpwirtschaft fasziniert mich 0,605 0,441

Durch Kindheitserlebnisse auf der Alp fühle ich mich mit der Alpwirtschaft verbunden. 0,592 0,339

Wenn die Alpwirtschaft aufgegeben würde, würde mich das sehr verunsichern 0,577

Alpweiden und Alphütten sind einfach «typisch Schweiz» 0,813

Die Alpwirtschaft gehört zur Schweiz 0,794

Der Anblick von Alpweiden löst in mir ein Heimatgefühl aus1 0,451 0,669

Die Alpwirtschaft prägt mein Heimat gefühl 0,547 0,654

Ich bin stolz auf die Alpwirtschaft in der Schweiz / im Diemtigtal 0,476 0,579

Eigenwert 4,84 3,15

Varianz (%) 37,3 24,2

1wurde aufgrund der höheren Faktorladung auf Faktor 2 nur für den Index «Eigenart» verwendet.

Tab. 1 | Korrelationskoeffizienten für den Zusammenhang zwischen Aspekten, die eine identitätsstiftende Funktion der Alpwirtschaft wie-dergeben und zwei Faktoren, die in einer Faktoren analyse extrahiert wurden. Je höher die Korrelation der Variablen mit dem Faktor ist (Faktorladung), desto mehr trägt sie zur Erklärung des Faktors bei. Nur Korrelationen über 0,3 sind abgebildet. Erklärte Gesamtvarianz = 61,5 %; Rotationsmethode: Varimax

Page 26: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

278 Agrarforschung Schweiz 4 (6): 272–279, 2013

Gesellschaft | Funktionen der Alpwirtschaft aus Sicht der Bevölkerung

Die Landschaft im Sömmerungsgebiet hat für die Schwei-

zer Bevölkerung einen höheren Stellenwert als alptouris-

tische Angebote. Auch identifiziert sich die Schweizer

Bevölkerung auf persönlicher Ebene nur unwesentlich

mit der Alpwirtschaft. Dennoch prägt die Alpwirtschaft

die Schweizer Eigenart und ein Gefühl der Schweizer Kol-

lektividentität. Die «Swissness» der Alpwirtschaft und

ebenso die eher hohe Gewichtung aller alpwirtschaftli-

chen Funktionen deutet auf einen ideellen Wert der Alp-

wirtschaft hin, der durch Bilder, Symbole und Werbe-

Sujets, die eine «heile Welt unserer Vorfahren»

suggerieren, geprägt ist (Kirchengast 2008, Schütz 2010).

Dies könnte ein weiterer Grund sein, weshalb alptouris-

tische Angebote, die möglicherweise nicht dem typi-

schen Bild einer traditionell landwirtschaftlich gepräg-

ten Alpwirtschaft entsprechen, einen niedrigeren

Stellenwert haben. Für den Tourismus wäre es daher

wichtig, den aus gesamtschweizerischer Sicht authenti-

schen Charakter der Alpwirtschaft bei alptouristischen

Angeboten zu bewahren.

Die hohe Gewichtung der alpwirtschaftlichen Produktion

weist auf ein Wertschöpfungspotenzial von Alpproduk-

ten hin, das in Zukunft an Bedeutung gewinnen könnte;

eine Tendenz, die auch in einer Studie zu Alpprodukten

festgestellt wurde (Böni und Seidl 2012). Alpbetriebe

können über ihre Wertschöpfung einen Beitrag zur Regi-

onalentwicklung leisten. n

www.alpfutur.ch

Befragungssituation auf einer Alp im Diemtigtal. (Foto: Xenia Junge, WSL)

Page 27: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

279Agrarforschung Schweiz 4 (6): 272–279, 2013

Funktionen der Alpwirtschaft aus Sicht der Bevölkerung | Gesellschaft

Ria

ssu

nto

Sum

mar

y

Literatur ▪ Aigner S. & Egger G., 2010. Tourismus – ein wirtschaftliches Standbein für die Almwirtschaft in Österreich. Jahrbuch des Vereins zum Schutz der Bergwelt (München), 74./75. Jahrgang. S. 17–28.

▪ Baur P., Müller P. & Herzog F., 2007. Alpweiden im Wandel. Agrarfor-schung 14 (6), 254–259.

▪ Böni R. & Seidl I., 2012. Alpprodukte und Alpdienstleistungen: Ergebnis-se einer Nachfrageerhebung bei Konsumenten und einer Befragung von Käsehändlern. Bericht aus dem AlpFUTUR Teilprojekt 10 «Alpprodukte – Untersuchung bestehender Märkte und Identifikation von Innovationen und ihrer Potenziale» WSL, Birmensdorf. 61 S.2

▪ Huber R., Haller Th., Weber M. & Lehmann B., 2007. Land(wirt)schaft 2020: Was erwartet die Gesellschaft? Agrarforschung 14 (9), 406–411.

▪ Junge X. & Hunziker M., 2013. Gesellschaftliche Ansprüche an die Alp-wirtschaft und Alplandschaft. Schlussbericht AlpFUTUR-Teilprojekt 15 «Gesellschaft». Eidg. Forschungsanstalt WSL, Birmensdorf.2

▪ Junge X., Lindemann-Matthies P., Hunziker M. & Schüpbach B., 2011. Aesthetic preferences of non-farmers and farmers for different land-use types and proportions of ecological compensation areas in the Swiss lowlands. Biological Conservation 144, 1430–1440.

▪ Kianicka S., Gehring K., Buchecker M. & Hunziker M., 2004. Wie authen-tisch ist die Schweizer Alpenlandschaft für uns? Bündner Monatsblatt 2004 (2), 196–210.

▪ Kianicka S., Buchecker M., Hunziker M. & Müller-Böker U., 2006 Locals’ and Tourists’ Sense of Place. Mountain Research and Development 26 (1), 55–63.

▪ Kirchengast C., 2008. Über Almen – zwischen Agrikultur und Trashkultur. Innsbruck University Press, Innsbruck, 138 S.

▪ Lanz S., Barth L., Hofer C. & Vogel S., 2010. Weiterentwicklung des Direktzahlungssystems. Agrarforschung Schweiz 1 (1), 10–17.

▪ Maeder, H. & Kruker, R., 1983. Hirten und Herden. Walter-Verlag, Olten. 211 S.

▪ Niederer A., 1993. Alpine Alltagskultur zwischen Beharrung und Wandel. Haupt Verlag, Bern. 518 S.

▪ Schermer M. & Kirchengast C., 2006. Perspektiven für die Berglandwirt-schaft. In: alpine space - man & environment, vol. 1: Die Alpen im Jahr 2020 (Eds. R. Psenner, R. Lackner). Innsbruck University Press, Innsbruck. S. 41-55.

▪ Schütz M., 2010. Die Alp als Ort der Gegenkultur. Lizentiatsarbeit, Universität Basel. 129 S.

▪ Twigger-Ross C.L., Uzzel D.L., 1996. Place and identity processes. Journal of Environmental Psychology 16, 205–220.

▪ Walter F., 2009. Die Alpen und die schweizerische Identität (Kap. 5.2). In: Alpen (Ed. J.-F. Bergier). Historisches Lexikon der Schweiz. http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D8569.php [18.3.2013].

2Diese Publikationen sind unter www.alpfutur.ch/publikationen verfügbar

Functions of alpine farming from the perspec-

tive of the Swiss public

Alpine summer farming shapes the cultural

landscape in the Alps. Since this form of

agriculture still has a very traditional appear-

ance, a high cultural value and identity-

forming aspects are attributed to alpine

farming. To investigate which functions of

alpine farming are valued by different

stakeholders and to what extent alpine

farming is identity-forming, questionnaire

surveys with tourists as well as residents of

the AlpFUTUR case-study area Diemtigtal and

a Swiss-wide online-survey have been

conducted. The production function of alpine

farming as well as landscape management,

especially for the conservation of species

diversity and for recreation, received high

importance ratings, whereas alp-touristic

offers are slightly less important. Mountain

residents put more importance on all func-

tions of alpine farming and identify them-

selves more strongly with alpine farming.

This study offers a basis for society-oriented

landscape quality payments, which will be

introduced in the alpine pasturing area as

well.

Key words: multifunctionality of alpine

summer farming, society, public goods, Swiss

identity, cultural landscape.

Le funzioni dell'economia alpestre dal punto

di vista della popolazioneIl paesaggio antropico delle zone di

estivazione alpine è caratterizzato dall’eco-

nomia alpestre. Essendo una forma d’eco-

nomia tradizionale, gran parte della

popolazione svizzera ne attribuisce un

alto valore culturale e una forte capacità

d’identificazione.

Per poter esaminare quali funzioni dell’eco-

nomia alpestre sono apprezzate da diversi

gruppi d’interesse nella popolazione e in che

misura essa favorisce l’identità si è condotta

un’inchiesta, rappresentativa presso turisti

e popolazione residente nella regione di

studio «Diemtigtal» del progetto AlpFUTUR.

Lo studio ha evidenziato la maggiore

importanza attribuita ai prodotti alpestri

e alla funzione di tutela del paesaggio, in

particolare per la conservazione della

biodiversità e per scopi ricreativi, mentre

risulta meno importante l’aspetto

agrituristico.I risultati dell’inchiesta dimo-

strano anche che i residenti della zona di

montagna danno più importanza a tutte le

funzioni e si identificano maggiormente con

l’economia alpestre. Questo studio fornisce

una base conoscitiva per la prevista introdu-

zione di contributi per la qualità del paesag-

gio nelle zone di estivazione.

Page 28: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

Bildlegende

280 Agrarforschung Schweiz 4 (6): 280–287, 2013

U m w e l t

E i n l e i t u n g

Der Strukturwandel in der Berglandwirtschaft führte in

den letzten Jahrzehnten zu Vergandung und Wiederbe-

waldung. In der Schweiz nahm die Waldfläche zwischen

1880 und 2000 um 21 % oder 1940 km2 zu (Ginzler et al.

2011). Vergandung und Wiederbewaldung sind Phäno-

mene, welche die gesamten Alpen betreffen. Eine Ana-

lyse der Landschaftsentwicklung in den Alpen über die

letzten 150 Jahre zeigt jedoch grosse Unterschiede zwi-

schen den einzelnen Staaten des Alpenbogens in Bezug

auf den Anteil der Brachflächen. Der Brachanteil liegt

zwischen 20 und 70 % der landwirtschaftlich genutzten

Flächen (Tasser 2007; Zimmermann et al. 2010). Die Folge

davon ist in vielen Fällen Wiederbewaldung mit negati-

ven Auswirkungen wie Bodenversauerung und Abnahme

der Artenvielfalt (Tasser und Tappeiner 2007). Auf der

Basis von Szenarien wurde kleinräumig auch die zukünf-

tige Landschaftsentwicklung für das Stubaital (Tappei-

Beatrice Schüpbach, Thomas Walter, Gabriela Hofer und Felix Herzog

Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, 8046 Zürich, Schweiz

Auskünfte: Beatrice Schüpbach, E-Mail: [email protected], Tel. +41 377 73 28

Modellierte Wiederbewaldung im Jahr 2021 und Artenvielfalt im Sömmerungsgebiet

Serie AlpFUTUR

Abb. 1 | Wiederbewaldung im Val Cama. (Foto: ART)

Page 29: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

281Agrarforschung Schweiz 4 (6): 280–287, 2013

Modellierte Wiederbewaldung im Jahr 2021 und Artenvielfalt im Sömmerungsgebiet | Umwelt

Zusa

mm

enfa

ssu

ng

Im Rahmen des Verbundprojektes AlpFUTUR

wurde der Einfluss der Wiederbewaldung auf

die Artenvielfalt im Sömmerungsgebiet

untersucht. Eine Auswertung der Ziel- und

Leitarten der Umweltziele Landwirtschaft

(UZL-Arten) für das Sömmerungsgebiet zeigt,

dass alle Regionen des Juras und der Alpen

für die Erhaltung der UZL-Arten gleichermas-

sen wichtig sind. Basierend auf einem Modell

mit Wahrscheinlichkeiten zu Landnutzungs-

änderung wurde die Wiederbewaldung bis

2021 modelliert. In den «Nördlichen Zent-

ralalpen», im Tessin und in Teilen Graubün-

dens beträgt der Anteil der Wiederbewal-

dung bis zu 50 %. Für die Erhaltung der

UZL-Arten ist zentral, dass lokal die von

Nutzungsaufgabe und Wiederbewaldung

bedrohten artenreichen Flächen ermittelt

werden und mit einem angepassten Nut-

zungskonzept deren Offenhaltung sicherge-

stellt wird. Im Jura und in den «Westlichen

Nordalpen» beträgt der modellierte Anteil

der Wiederbewaldung lediglich zwischen

1 und 5 %. Hier gilt es, auf artenreichen

Flächen eine extensive Nutzung zu gewähr-

leisten, da Intensivierung die UZL-Arten

ebenso bedroht wie Nutzungsaufgebe und

Wiederbewaldung.

ner et al. 2006) und die Landschaft Davos (Gret-Regamey

et al. 2008) modelliert. Rutherford et al. (2008) haben

Wahrscheinlichkeiten für Landnutzungsäderungen in

den Schweizer Alpen modelliert. Die Wahrscheinlichkeit

der Wiederbewaldung ist dabei ein Aspekt.Das AlpFUTUR-Teilprojekt «Biodiversität und Land-

schaft» baut auf diesem gesamtschweizerischen Modell

auf und modelliert die potenzielle Wiederbewaldung

im Jura und in den Alpen bis 2021. Der vorliegende Bei-

trag erörtert die voraussichtlichen Auswirkungen dieser

Wiederbewaldung auf Ziel- und Leitarten der Land-

wirtschaft.

D a t e n g r u n d l a g e n u n d M e t h o d e n

Bezugseinheiten

Sowohl das Vorkommen der UZL-Arten als auch das Auf-

treten der Wiederbewaldung sind räumlich heterogen

über den Alpenraum verteilte Phänomene. Dies macht

eine Abgrenzung von Bezugseinheiten notwendig. Im

Rahmen des Projektes «Operationalisierung der Umwelt-

ziele Landwirtschaft» (Walter et al. 2013) wurden Subre-

gionen auf Grund von Landschaftstypen, Höhenstufen,

Klimabedingungen und modelliertem Artenvorkommen

abgegrenzt. Diese wurden zur Beurteilung der Bedeu-

tung der Arten im Sömmerungsgebiet herangezogen.

Die Abgrenzung der Subregionen ist in Abbildung 2 dar-

gestellt. Bei der Auswertung der modellierten Wieder-

Abb. 2 | Abgrenzung der Bezugseinheiten zur Auswertung der UZL-Arten: Originale Subregionen. Die Nummerierung der Subregionen (SR) entspricht derjenigen in Tabelle 2.

Legende

SR 1.8SR 2.1SR 2.2

SR 2.3SR 2.4SR 2.5

SR 2.6SR 2.7SR 3.1

SR 3.2SR 3.3SR 3.4

SR 4.1SR 4.2SR 5.3

Übrige Subregionen

Gebiete zwischen 1000 und 2000 m. ü. M

0 25 50 100 km

Page 30: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

Umwelt | Modellierte Wiederbewaldung im Jahr 2021 und Artenvielfalt im Sömmerungsgebiet

282 Agrarforschung Schweiz 4 (6): 280–287, 2013

bewaldung zeigte sich, dass diese Abgrenzung der

heterogen auftretenden Wiederbewaldung nicht

gerecht wird. Das Problem waren insbesondere Sub-

regionen, die aus mehreren räumlich getrennten Poly-

gonen bestanden, was in einigen Fällen die durch-

schnittliche Wiederbewaldung der Subregion verzerrte.

Deshalb wurden die Subregionen in Einzelpolygone

aufgetrennt und diese als Bezugseinheiten verwendet.

Zur Interpretation der Resultate bezüglich Wiederbe-

waldung wurden benachbarte Einzelpolygone der

Subregionen, mit ähnlicher Tendenz zu Wiederbewal-

dung wieder zusammengefasst (Schüpbach et al. 2012).

Abbildung  3 zeigt die Abgrenzung der gruppierten

Einzelpolygone der Subregionen. Im Nachfolgenden

werden diese «gruppierte Einzelpolygone» genannt.

Zur Abschätzung der Auswirkungen der Wiederbewal-

dung auf die UZL-Arten, müssten eigentlich die model-

lierten potenziellen Verbreitungsgebiete der UZL-

Arten mit der Wiederbewaldung überlagert werden

und zum Beispiel ausgewertet werden, welcher Anteil

der potenziell in den Subregionen vorkommenden

Arten von Wiederbewaldung betroffen ist. Die Model-

lierung des potenziellen Verbreitungsgebietes der ein-

zelnen UZL-Arten lässt aber diese Vorgehensweise

nicht zu (Schüpbach et al. 2012), weil sie lediglich auf

Funddaten von nach 1990 basiert. Regionen mit wenig

oder keinen Funddaten aus dieser Zeitperiode würden

unterschätzt.

Ziel- und Leitarten Landwirtschaft

Für die Operationalisierung der «Umweltziele Landwirt-

schaft» (BAFU und BLW 2008; Walter et al. 2013) wurde

für 15 Artengruppen das potenzielle Verbreitungsgebiet

modelliert und es wurden die ökologischen Bedürfnisse

und die Verantwortung der Subregion für die einzelne Art

in einer Datenbank erfasst. Dabei bedeutet «Verantwor-

tung der Subregion» für eine UZL-Art, dass das potenzielle

Verbreitungsgebiet der UZL-Art entweder mindestens

10 % Anteil an der Subregion hat, oder dass der Flächen-

anteil des potenziellen Verbreitungsgebietes in der Subre-

gion mindestens 5 % des gesamtschweizerischen poten-

ziellen Verbreitungsgebietes der UZL-Art beträgt (Walter

et al. 2013). Von den 15 Artengruppen wurden für die

vorliegende Studie die sechs im Sömmerungsgebiet arten-

reichsten Gruppen berücksichtigt: Gefässpflanzen, Flech-

ten, Moose, Pilze, Schmetterlinge und Heuschrecken

(Schüpbach et al. 2012; Walter et al. 2013).

Aus der Datenbank wurden alle Arten mit montaner

und subalpiner Verbreitung ermittelt (Gesamtpotenzial)

sowie die Zahl der Arten mit montaner und subalpiner

Abb. 3 | Abgrenzung der Bezugseinheiten zur Auswertung der Wiederbewaldung: Einzelpolygone der Subregionen gruppiert. Die Bezeichnung der gruppierten Polygone entspricht jener in den Abbildungen 4 und 5.

LegendeRegionen gruppiert:

Hohe AlpenHohe Lagen im Faltenjura

Nördliche Bündner AlpenNördliche ZentralalpenSüdliche Bündner Alpen

Südliches TessinTallagen im WallisTessiner Alpen 0 25 50 100 km

WallisWestliche Nordalpen Westliche Randalpen und Alpentäler

Zentrale Randalpen und AlpentälerÖstliche NordalpenÖstliche Randalpen und AlpentälerÜbrige Gebiete

Page 31: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

Modellierte Wiederbewaldung im Jahr 2021 und Artenvielfalt im Sömmerungsgebiet | Umwelt

283Agrarforschung Schweiz 4 (6): 280–287, 2013

der Sömmerungsflächen erstellt. Dazu wurde die

modellierte Wiederbewaldung mit den oben beschrie-

benen Einzelpolygonen der Subregionen und dem

Digitalen Höhenmodell (DHM25 ©Eidg. Vermessungs-

direktion, DV002207.1) überlagert. Anschliessend

wurde für jedes Einzelpolygon der Anteil Wiederbe-

waldung berechnet.

R e s u l t a t e

Ziel- und Leitarten Landwirtschaft

Tabelle 2 zeigt, dass viele Subregionen einen beträchtli-

chen Anteil Sömmerungsgebiet haben. Ausserdem bieten

sie alle für eine grosse Zahl an UZL-Arten Lebensraum

(Gesamtpotenzial zwischen 642 und 1028 Arten). Für rund

die Hälfte dieser Arten tragen die jeweiligen Subregionen

hohe Verantwortung (244 bis 672 Arten). Die Verteilung

der Grösse der Subregionen, ihres Sömmerungsgebietsan-

teils und ihrer Artenzahlen zeigt, dass eine Priorisierung

der Subregionen auf Grund der Arten deshalb kaum mög-

lich ist. In grossen Subregionen finden sich nicht unbe-

dingt mehr Arten als in kleinen Subregionen. Ein im Ver-

gleich zu einer anderen Subregion hohes Gesamtpotenzial

bedeutet nicht unbedingt, dass auch die Zahl der Arten,

für welche die Subregion hohe Verantwortung trägt höher

ist und umgekehrt. Für die Erhaltung der UZL-Arten

braucht es alle Regionen gleichermassen.

Geht man davon aus, dass die einzelnen UZL-Arten

mehr oder weniger gleichmässig über die Subregionen,

in welchen sie vorkommen, verteilt sind, sagt der Anteil

der Wiederbewaldung direkt etwas über die Gefähr-

dung der UZL-Arten durch Wiederbewaldung aus. Es

gibt jedoch auch viele UZL-Arten mit punktueller Ver-

breitung. Im nachfolgenden Kapitel sind die Verteilung

der Wiederbewaldung und ihre Auswirkungen auf die

UZL-Arten beschrieben.

Modellierte Wiederbewaldung

Auswertungen der modellierten Wiederbewaldung mit

der Arealstatistik 2004/09 haben gezeigt, dass die Wie-

derbewaldung gemäss Modell (originale Änderungs-

Verbreitung, für welche die Region eine hohe Verant-

wortung hat. Mit der Einschränkung auf die montane

und subalpine Stufe wurde sichergestellt, dass die

berücksichtigten UZL-Arten im Sömmerungsgebiet vor-

kommen. Mit diesen Auswertungen wurde abgeklärt,

ob die Subregionen bezüglich Gesamtpotenzial und Ver-

antwortung im Sömmerungsgebiet alle gleich wichtig

sind, oder ob es grosse Unterschiede zwischen den Regi-

onen gibt.

Modellierte Wiederbewaldung

Im Projekt WaSAlp (Baur 2004) wurde ein umfassendes

Modell zur Wahrscheinlichkeit von Landnutzungsände-

rungen (sowohl Intensivierung wie Extensivierung)

erstellt. Es basiert auf den beobachteten Landnutzungs-

änderungen zwischen der Arealstatistik 1979/85 und der

Arealstatistik 1992/97 sowie Daten zu Bodeneigenschaf-

ten, Klima, Relief und Distanzen zu Strassen und Siedlun-

gen (Rutherford et al. 2008). Für die vorliegende Studie

wurden die Teile, welche die Wiederbewaldung beschrei-

ben (Landnutzungsänderungen von «extensiv» oder

«intensiv genutzter Wiese» zu «Verbuschung», «Offe-

nem Wald» oder «Geschlossenem Wald») verwendet

und zu einem Datensatz aggregiert. Dieser Datensatz

enthält für jede Wiederbewaldungskategorie («Verbu-

schung», «Offener Wald» und «Geschlossener Wald»),

die Rasterzellen mit der höchsten Wahrscheinlichkeit für

eine Landnutzungsänderung gemäss dem ursprüngli-

chen Modell von Rutherford et al. (2008). Diese Zellen

wurden gemäss der Änderungsrate der einzelnen Land-

nutzungskategorien (siehe Tabelle 1) extrahiert. Der

entstandene Datensatz beschreibt die Wahrscheinlich-

keit der Wiederbewaldung bis 2009. Dieser Datensatz

wurde mit Hilfe der bis Herbst 2012 vorhandenen Daten

der Arealstatistik 2004/09 auf seine Qualität überprüft. Anschliessend wurde unter Berücksichtigung der

doppelten Änderungsrate (Tab. 1) die Wiederbewal-

dung für das Jahr 2021 modelliert. Daraus wurde der

Anteil der Wiederbewaldung an den Einzelpolygonen

im Sömmerungsgebiet (zwischen 1000 und 2000 m ü.

M). berechnet sowie eine Zeitreihe der Entwicklung

Änderung zu: Verbuscht [%] Offener Wald [%] Geschlossener Wald [%]

Ursprüngliche Nutzung

Intensiv genutzte Wiese 0,11 0,25 0,13

extensiv genutzte Wiese 1,60 0,63 0,27

Verbuscht 3,9 8,70

Offener Wald 7,60

Tab. 1 | Änderungsraten der verschiedenen Landnutzungskategorien zwischen der Arealstatistik 1979/85 und 1992/97 als Basis zur Model-lierung der Wiederbewaldung

Page 32: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

Umwelt | Modellierte Wiederbewaldung im Jahr 2021 und Artenvielfalt im Sömmerungsgebiet

284 Agrarforschung Schweiz 4 (6): 280–287, 2013

rate) in der Höhenstufe zwischen 1000 und 2000 m ü. M.,

der für das Sömmerungsgebiet relevanten Höhenstufe,

die Wiederbewaldung tendenziell überschätzt. Dies gilt

insbesondere für die modellierte «Verbuschung» (Schüp-

bach et al. 2012).

Abbildung 4 zeigt die Anteile der modellierten Wie-

derbewaldung bis 2021 (doppelte Änderungsrate) in

den «gruppierten Einzelpolygonen». Die «Wiederbewal-

dung insgesamt» (oben links) wird durch den «Geschlos-

senen Wald» (oben rechts) dominiert. Dieser kommt im

gesamten Alpenraum und auch im Jura vor, wobei die

Anteile generell im südlichen und im östlichen Teil der

Alpen höher als im nordwestlichen Teil oder im Jura. In

den «Nördlichen Zentralalpen», in den «Tessiner Alpen»,

im Oberengadin, Bergell, Puschlav und in Teilen der

«Nördlichen Bündner Alpen» («gruppierte Einzelpoly-

gone‘», Abb. 3) ist die Wiederbewaldung am höchsten –

im Extremfall bis über 50 % (dabei handelt es sich aller-

dings um ein kleines Einzelpolygon). Die Aufteilung in

«Verbuschung» «Offener Wald» und «Geschlossener

Wald» gibt für den Artenschutz zusätzliche Information.

Während der «Geschlossene Wald» den auf offenes

Grasland spezialisierten UZL-Arten keinen geeigneten

Lebensraum bietet, ist dies bei «Verbuschung» und

«Offenem Wald» noch bedingt der Fall. So zeigen zwei

Studien, dass die Artenvielfalt bei mässiger Verbuschung

UZL Grossregion UZL Subregion (SR)

Potenzial montan oder

subalpin [Anzahl Arten]

Anz. Arten, für welche die Region hohe Verantwor-tung trägt (montan oder

subalpin)

Fläche Gesamt- region [km2]

Anteil Sömme-rungsgebiet

gemäss LW-Zonenplan

[%]

Mittelland, tiefe Lagen im Jura Chablais (SR 1.8) 763 394 142 1

AlpenBerglandschaften der nördlichen

Randalpen (Klippen zone) und mit-telhohe Nord alpen (SR 2.1)

980 491 4121 80

AlpenHohe Nordalpen, Faulhorn, Titlis,

Clariden, Kärpf, Tödi, Pizol, mittlere Bündner Alpen (SR 2.2)

770 304 3167 96

AlpenHohe Zentralalpen, westliche und nördliche Walliser Alpen (SR 2.3)

962 350 3328 97

AlpenHohe Engadiner Alpen

(SR 2.4)642 268 2119 93

Alpen Unterengadin, Val Müstair (SR 2.5) 694 424 928 84

AlpenBergell, Puschlav, mittlere Lagen

der Tessiner Alpen (SR 2.6)

863 405 1826 74

Alpen Südöstliche Walliser Alpen (SR 2.7) 761 244 1265 99

Hoher westlicher Jura, tiefe Lagen in den Alpen

Molassehügelland, nördliche Al-pentäler (SR 3.1)

974 399 3806 13

Hoher westlicher Jura, tiefe Lagen in den Alpen

Tallagen des Vorderrhein, Hinter-rhein u. der Landquart (SR 3.2)

813 445 811 13

Hoher westlicher Jura, tiefe Lagen in den Alpen

Molassebergland, Rigi, Sihlsee, Speer, Hochalp (SR 3.3)

659 271 682 48

Hoher westlicher Jura, tiefe Lagen in den Alpen

Hohe Lagen im Faltenjura (SR 3.4)

811 468 1127 44

Tiefe Lagen im Wallis Tallagen im Wallis (SR 4.1) 1022 672 843 4

Tiefe Lagen im Wallis Talflanken im Wallis (SR 4.2) 1028 589 1230 61

Südlicher Alpenrand Südliches Tessin (SR 5.3) 674 459 268 1

Tab. 2 | Subregionen der höheren Lagen in den Alpen und im Jura mit ihrem Gesamtpotenzial an Umwelt Ziel- und Leitarten für die Land-wirtschaft (UZL), ihrer Verantwortung für diese Arten sowie dem Anteil des Sömmerungsgebietes an der Gesamtfläche der Subregion. Berücksichtigte Artengruppen: Gefässpflanzen, Flechten, Moose, Pilze, Tagfalter, Heuschrecken. Die Namen und Nummern der Subregionen entsprechen derjenigen in Walter et al. (2013)

Page 33: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

Modellierte Wiederbewaldung im Jahr 2021 und Artenvielfalt im Sömmerungsgebiet | Umwelt

285Agrarforschung Schweiz 4 (6): 280–287, 2013

che von 1979/85 schon kleiner ist als der prognostizierte

Anteil von 2021. Hier hat das Modell die Wiederbewal-

dung in Bezug auf die Sömmerungsweiden unterschätzt.

D i s k u s s i o n

Die Wahl der Bezugseinheiten ist für die Bearbeitung die-

ses Themas der zentrale Punkt. Da die Wiederbewaldung

ein heterogenes Phänomen ist, darf die Bezugseinheit für

deren Auswertung nicht zu gross sein und sollte sich ins-

besondere nicht über mehrere, räumlich getrennte Poly-

gone erstrecken. Die Bezugseinheiten der UZL-Arten wie-

derum müssen der Ausbreitung und den ökologischen

Bedürfnissen der Arten gerecht werden. Eine weitere Ein-

schränkung ist die Begrenzung auf die Höhenstufe 1000

bis 2000 m ü. M. Die jüngste Auswertung des Bundesam-

tes für Statistik zeigt, dass der grösste Zuwachs der Wald-

fläche zwischen 1992/97 und 2004/09 auf der Höhenstufe

zwischen 2200 und 2400 m ü. M. stattfand (BFS 2012).

Dies erklärt auch, warum in gewissen Regionen die Söm-

merungsflächen schon 2004/09 stärker von Wiederbewal-

dung betroffen waren als gemäss Modell vorhergesagt.

S c h l u s s f o l g e r u n g e n

Die Ergebnisse zeigen, dass Wiederbewaldung sowohl

im Jura wie im gesamten Alpenraum bis 2021 zuneh-

men wird. Allerdings sind die regionale Unterschiede

sogar höher sein kann als ohne Verbuschung (Koch et al.

2012; Walter et al. 2007). Das bedeutet allerdings, dass

die Verbuschung kontrolliert werden muss. Gemäss

Modellierung findet Verbuschung vor allem in den

«Nördlichen Zentralalpen«, in den «Tessiner Alpen» und

in Teilen der «Nördlichen Bündner Alpen» statt, mit

Anteilen zwischen 1 bis 5 %, im Extremfall bis 10 %. Die

Ausbreitung des «Offenen Waldes» konzentriert sich auf

die «Tessiner Alpen», das Bergell und das Oberengadin,

sowie auf einzelne Teile der «Nördlichen Bündner Alpen»

(Anteile 1 bis 5 %). Auch hier kann eine kontrollierte Ent-

wicklung des «Offenen Waldes» einen Teil der UZL-

Arten vielleicht erhalten.

Abbildung 5 zeigt die Entwicklung der Sömmerungs-

weiden zwischen 1979/85 und 2004/09 sowie die Prog-

nose für 2021 als Anteil der Fläche der Sömmerungswei-

den gemäss Arealstatistik 1979/85. Die Ergebnisse sind

aufgeschlüsselt nach den «gruppierten Einzelpolygo-

nen» (Abb. 3). Hier zeigt sich wiederum das räumlich

heterogene Bild: In einigen Fällen nimmt der Anteil an

der Fläche von 1979/85 wie erwartet kontinuierlich ab.

In anderen Fällen («Hohe Lagen im Faltenjura», «Zent-

rale Randalpen» und Alpentäler» oder «Westliche Rand-

alpen und Alpentäler») nimmt er zwischen 1992/97 und

2004/09 wieder zu. In den «Westlichen Nordalpen», den

«Nördlichen Bündner Alpen», im «Südlichen Tessin», den

«Tessiner Alpen» und den «Tallagen im Wallis» ist der in

der Arealstatistik 2004/09 beobachtete Anteil an der Flä-

Abb. 4 | Anteile von Wiederbewaldung, «Geschlossenem Wald», «Verbuschung» und «Offenem Wald» an der Fläche zwischen 1000 und 2000 m ü. M der Einzelpolygone.

Wiederbewaldung insgesamt Geschlossener Wald

Verbuschung Offener Wald

LegendeAnteil von Wiederbewaldungbetroffene Fläche

< 1 %

>= 1 % – 5 %

>= 5 % – 10 %

>= 10 % – 20 %

>= 20 % – 50 %

>= 50 %

Unter 1000 oder über 2000 m.ü.M

0 25 50 100

Page 34: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

286 Agrarforschung Schweiz 4 (6): 280–287, 2013

Umwelt | Modellierte Wiederbewaldung im Jahr 2021 und Artenvielfalt im Sömmerungsgebiet

gross: Gemäss Modell werden die höchsten Anteile an

Wiederbewaldung in den «Nördlichen Zentralalpen»,

im «Tessin» und in Teilen des Kanton Graubünden (Ber-

gell, Oberengadin, Puschlav und Teile Nordbündens)

erwartet.

Auch wenn die zur Verfügung stehenden Daten die

eigentlich erforderliche Überlagerung und Bilanzierung

von Arten und Wiederbewaldung nicht zuliess, kann

man für die Ziel- und Leitarten der Landwirtschaft aus

den vorliegenden Resultaten doch zwei Schlüsse ziehen:

Zum einen kommen Ziel- und Leitarten der Landwirt-

schaft in allen Regionen in grosser Zahl vor, so dass alle

Regionen für die Erhaltung der UZL-Arten und die Errei-

chung der Umweltziele wichtig sind. Zum anderen ist

Wiederbewaldung nicht in allen Regionen gleichermas-

sen ein drängendes Problem. In Regionen mit hohem

modellierten Wiederbewaldungsanteil (Tessin, Zentrale

Nordalpen, Graubünden) ist der Offenhaltung grössere

Beachtung zu schenken. Flächendeckende Wiederbe-

waldung führt nicht nur zu Kulturlandverlust, sondern

auch zu einem Verlust an Arten- und Landschaftsvielfalt

und ist deshalb zu vermeiden (Tasser und Tappeiner

2007). Deshalb sind in diesen Regionen lokal diejenigen

artenreichen Flächen zu eruieren, die von Nutzungsauf-

gabe und Wiederbewaldung stark betroffen sind. Für

diese Flächen ist ein angepasstes Nutzungskonzept zu

erarbeiten.

Demgegenüber ist den von Wiederbewaldung wenig

betroffenen Gebieten («Westlichen Nordalpen» und

«Jura») die Erhaltung einer extensiven Nutzung insbe-

sondere auf den artenreichen Flächen vorrangig, wäh-

rend «Offenhaltung» eine eher untergeordnete Rolle

spielt. Intensivierung wirkt sich auf die Mehrzahl der

UZL-Arten genauso negativ aus wie eine Nutzungsauf-

gabe. Walter et al. (2013) haben gezeigt, dass neben der

Tal- und Hügelzone auch in der Bergzone I und II der vor-

geschlagene Soll-Anteil an artenreichen Flächen nicht

erreicht wird. Wenn die in der Bergzone III und IV sowie im Söm-

merungsgebiet noch in genügendem Mass vorhande-

nen Flächen mit UZL-Qualität erhalten werden sollen,

sind entsprechende Anstrengungen notwendig. Schlei-

chende Intensivierung ist ebenso zu unterbinden wie

unkontrollierte Vergandung. Entsprechende Anreize

werden von der Agrarpolitik gesetzt, indem zukünftig

auch im Sömmerungsgebiet Biodiversitätsförderflächen

angemeldet werden können. Es wird sich zeigen, ob

diese Massnahme dazu beiträgt, die Umweltziele Land-

wirtschaft zu erreichen. � n

www.alpfutur.ch

Dank

Die Studie ist Teil des Teilprojektes 5 «Landschaft» von AlpFUTUR und wurde durch Armasuisse Immobilien, der Sophie und Karl Binding Stiftung, der Ricola AG und den Kanton Graubünden finanziell unterstützt.

50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100

Hohe Lagen im Faltenjura

Zentrale Randalpen und Alpentäler

Westliche Randalpen und Alpentäler

Östliche Nordalpen

Östliche Randalpen und Alpentäler

Westliche Nordalpen

Hohe Alpen

Nördliche Zentralalpen

Nördliche Bündner Alpen

Wallis

Tessiner Alpen

Südliches Tessin

Tallagen im Wallis

Anteil Prognose 2021 Anteil 2009 Anteil 1997

Abb. 5 | Entwicklung der Fläche der Sömmerungsweiden gemäss Arealstatistik 1979/85, 1992/97 und 2004/09 sowie der Prognose für 2021 gemäss der modellierten Wiederbewaldung als Anteil der Fläche von 979/85. Einzelpolygone gruppiert; die Fläche von 1979/85 entspricht 100 %.

Page 35: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

287Agrarforschung Schweiz 4 (6): 280–287, 2013

▪ Tappeiner U., Tasser E., Leitinger G. & Tappeiner G., 2006. Landnutzung in den Alpen: historische Entwicklung und zukünftige Szenarien. In: Die Alpen im Jahr 2020 (Ed. R. Psenner und R. Lackner). innsbruck university press, Innsbruck,

▪ Tasser E., 2007. Vom Wandel der Bergbäuerlichen Kulturlandschaft. In: Bergwelt im Wandel (Ed. F. W. Merlin, S. Hellebart und M. Machatschek). Verlag des Kärntner Landesarchiv, Klagenfurt, 48−59.

▪ Tasser E. & Tappeiner U., 2007. Wenn der Bauer mäht ... Ökologische Fol-gen von Landnutzungsänderungen. Ländlicher Raum Online Fachzeit-schrift des Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, 1−13.

▪ Walter T., Grünig A., Schüpbach B. & Schmid W., 2007. Indicators to pre-dict quality of low intensity granzing areas in Switzerland. Grassland sceince in Europe 12, 259−262.

▪ Walter T., Eggenberg S., Gonseth Y., Fivaz F., Hedinger C., Hofer G., Klie-ber-Kühne A., Richner N., Schneider K., Szerencsits E. & Wolf S., 2013. Operationalisierung der Umweltziele Landwirtschaft; Bereich Ziel- und Leitarten, Lebensräume (OPAL). ART-Schriftenreihe 18, Forschungsan-stalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART.

▪ Zimmermann P., Tasser E., Leitinger G. & Tappeiner U., 2010. Effects of land-use and land-cover pattern on landscape-scale biodiversity in the European Alps. Agriculture, Ecosystems & Environment 139 (1−2), 13−22.

Literatur ▪ BAFU & BLW (2008). Umweltziele Landwirtschaft. Bern: Bundesamt für Umwelt BAFU und Bundesamt für Landwirtschaft BLW.

▪ Baur P., 2004. Die Landwirtschaft geht − der Wald kommt. Montagna 4, 12−14.

▪ BFS (2012). Die Waldausbreitung in den Alpen. In BFS aktuell, Raum und Umwelt, Raumnutzung und Landschaft: Bundesamt für Statistik BFS.

▪ Ginzler C., Brändli U.B. & Hägeli M., 2011. Waldflächenentwicklung der letzten 120 Jahre in der Schweiz. Schweizerische Zeitschrift für Forst-wesen 162 (9), 377−343.

▪ Gret-Regamey A., Bebi P., Bishop I.D. & Schmid W.A., 2008. Linking GIS-based models to value ecosystem services in an Alpine region. Journal of Environmental Management 89 (3), 197−208.

▪ Koch B., Giovanettina S., Schmid S., Bischof S. & Hofer G., 2012. Quali-tätsindikatoren für die Biodiversität im Sömmerungsgebiet. Zürich: Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART.

▪ Rutherford G.N., Bebi P., Edwards P.J. & Zimmermann N.E., 2008. Asses-sing land-use statistics to model land cover change in a mountainous landscape in the European Alps. Ecological Modelling 212 (3−4), 460−471.

▪ Schüpbach B., Hofer G. & Walter T., 2012. Schlussbericht aus dem AlpFUTUR-Teilprojekt 5 «Qualität», Teil Landschaft. (revidierte Version vom 30. 5. 2013). http://www.alpfutur.ch/qualitaet.php?l=1.

Ria

ssu

nto

Sum

mar

y

Modellierte Wiederbewaldung im Jahr 2021 und Artenvielfalt im Sömmerungsgebiet | Umwelt

Delineati l'avanzamento del bosco nel 2021 e la

biodiversità nella regione d'estivazione

Nell'ambito del progetto collettivo AlpFUTUR è

stato analizzato l'influsso dell'avanzamento del

bosco sulla biodiversità nella regione d'estiva-

zione. Una valutazione delle specie bersaglio e

faro degli obiettivi ambientali nell'agricoltura

(specie degli OAA) per la regione d'estivazione

mostra che tutte le regioni del Giura e dell'arco

alpino sono importanti per il mantenimento

delle specie degli OAA. Sulla base di un modello

probabilistico di modifiche dell'utilizzo dei

terreni è stato delineato l'avanzamento del

bosco fino al 2021. Nelle «Alpi centro-settentrio-

nali», in Ticino e in parte dei Grigioni la quota

dell'avanzamento del bosco arriva fino al 50 per

cento. Per la salvaguardia delle specie degli

OAA è fondamentale che a livello locale siano

individuate le superfici ricche di specie minac-

ciate dalla cessazione della gestione e dall'avan-

zamento del bosco e sia garantita la loro

preservazione con un piano di utilizzazione

adeguato. Nel Giura e nelle «Alpi nord-occiden-

tali» la quota dell'avanzamento del bosco

stimata si aggira soltanto tra l'1 e il 5 per cento.

Si tratta pertanto di garantire un'utilizzazione

estensiva sulle superfici ricche di specie, in

quanto l'intensificazione minaccia le specie

degli OAA allo stesso modo della cessazione

della gestione e dell'avanzamento del bosco.

Modelled forest regrowth in 2021 and biodiversity

in alpine summer pastures

The influence of forest regrowth on biodiversity in

alpine summer pastures was investigated as part of

the joint research project AlpFUTUR. An evaluation

of the target and indicator species of the

agriculture-related environmental objectives

(AEO species) for the alpine summer pastures

shows that all regions of the Jura and the Alps are

of equal importance for the conservation of AEO

species. Forest regrowth up to 2021 was estimated

on the basis of a model describing probabilities of

land-use change. In the «North-Central Alps», the

Tessin and parts of Graubünden, the percentage of

forest regrowth can be as high as 50 %. For the

conservation of AEO species, it is crucial for the

species-rich meadows and pastures threatened by

abandonment and forest regrowth to be identified

locally, and for a locally adapted land-use concept

to ensure that they remain under agricultural

management. In the Jura mountains and in the

«Northwestern Alps», the percentage of modelled

forest regrowth is only between 1 and 5 %. Here, it

is important to ensure extensive (i.e. low-input)

land use on species-rich land, since intensification

threatens the AEO species as much as abandon-

ment and forest regrowth.

Key words: forest re-growth, impact on species,

Swiss Alps, summer pastures, Swiss land-use

statistics, modeling.

Page 36: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

288 Agrarforschung Schweiz 4 (6): 288–295, 2013

E i n l e i t u n g

Bakterien der Gattung Erwinia können verschiedene

Krankheiten der Kartoffel verursachen. Dazu zählen

Fäulnisse des Stängels, welche Schwarzbeinigkeit

genannt werden, und Fäulnisse der Knollen, die als Nass-

fäulen bezeichnet werden. Die Symptome der Schwarz-

beinigkeit reichen, in Abhängigkeit der klimatischen

Bedingungen, von einer Nassfäule bis zu einer Trocken-

fäule der Stängel, während die Knollen im Feld und bei

der Lagerung von Nassfäulen befallen werden (Helias,

2008). Jüngste taxonomische Arbeiten haben zu einer

Neugestaltung der Nomenklatur der für diese Symp-

tome verantwortlichen Pathogene geführt, die von nun

David Gerardin1, Jérémie Rouffiange2, Isabelle Kellenberger3, Santiago Schaerer3 und Brice Dupuis3

1UFR PEPS, Université de Haute Alsace, 68000 Colmar, Frankreich2Institut Supérieur Industriel agronomique Huy-Gembloux, 4500 Huy, Belgien3Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 1260 Nyon, Schweiz

Auskünfte: Brice Dupuis, E-Mail: [email protected], Tel. +41 22 363 47 48

Anfälligkeit der Kartoffel auf Nassfäule hervorgerufen durch Dickeya spp.

P f l a n z e n b a u

Abb. 1 | Entfernen des von der Nassfäule zerstörten Gewebes auf einer Kartoffelscheibe. (Photo: D. Gerardin)

Page 37: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

289

Zusa

mm

enfa

ssu

ng

Agrarforschung Schweiz 4 (6): 288–295, 2013

Anfälligkeit der Kartoffel auf Nassfäule hervorgerufen durch Dickeya spp. | Pflanzenbau

Die Nassfäule auf Kartoffelknollen wird

hervorgerufen durch Bakterien der Arten

Pectobacterium und Dickeya. Auf Grund der

Untersuchung kranker Pflanzen wurden als

häufigste Bakterienarten Dickeya solani und

Dickeya dianthicola in Posten schweizerischer

Kartoffelknollen bestimmt. Zur Ermittlung

von Sortenunterschieden in Bezug auf die

Empfindlichkeit gegenüber der Nassfäule

wurden Labortests durchgeführt. Mit diesen

Tests wurden auch Unterschiede in der

Aggressivität der Isolate von D. dianthicola

und D. solani ermittelt. Es wurden fünf

Kartoffelsorten überprüft, wobei sich zeigte,

dass Agria empfindlicher ist als Annabelle.

Von den fünf getesteten Dickeya-Isolaten

waren die drei Isolate von D. solani virulenter

als die zwei Isolate von D. dianthicola. In

dieser Arbeit werden mehrere Hypothesen

diskutiert, welche diese Unterschiede

erklären könnten. Die Resultate der vorlie-

genden Studie sollten eine Optimierung der

Lagerung von Kartoffeln erlauben, wobei die

Empfindlichkeit der Sorten und die Virulenz

der vorhandenen Bakterienarten zu berück-

sichtigen sind. Damit sollte der Einfluss der

Nassfäule auf die Kartoffeln während der

Lagerung vermindert werden können.

an zwei Gattungen angehören: Pectobacterium, früher

Erwinia carotovora, und Dickeya, früher Erwinia chrys-

anthemi (Helias 2008). Von 1986 bis 2010 wurden in der

Schweiz 718 Proben kranker Stängel und Knollen unter-

sucht. Im Durchschnitt gehörten 66 % der Bakterien zur

Gattung Dickeya und 34 % zu Pectobacterium (Cazelles

et Schwaerzel 1992; Dupuis et al. 2010). Die Dickeya-

Bakterien dringen durch die Lentizellen, die Stolonen

oder durch Verletzungen in die Knollen ein. Infektionen

können auch während der Lagerung auftreten, vor

allem wenn eine kranke Knolle in Kontakt mit einer

gesunden Knolle kommt (Rousselle et al. 1996). Die Bak-

terien können auch in der Knolle in einem latenten

Zustand verharren und sich erst beim Eintreten günsti-

ger Milieubedingungen vermehren (Hélias 2008). Weber

et al. (1996) haben die Mechanismen, welche bei der

Entwicklung von Nassfäulen auftreten, zu einem

Gesamtbild zusammengefasst. Diese Mechanismen sind

in Abbildung 2 dargestellt.

Zuerst bildet das Bakterium pektinolytische Enzyme

(EP), vor allem Pektin abbauende Enzyme und Polygalak-

torunasen (McMillan et al. 1993), welche das polymeri-

sierte Pektin der Kartoffelzellwände in einfache Bau-

steine zerlegen. Die Oligogalakturonate (OGS), welche

bei dieser Entpolymerisierung entstehen, werden vom

Bakterium absorbiert und mittels oligogalakturonischen

Enzymen zu 5-Keto-4-Deoxyuronate (DKI), 2,5-Diketo-

3-Deoxy-Gluconate (DKII) sowie Galacturonsäure (AG)

abgebaut. Die DKI, DKII sowie weitere Produkte, die als

Resultat des Zellwandabbaus entstehen, lösen eine Ket-

tenreaktion aus, welche zu einer Zunahme der EP-Pro-

duktion führt und damit die Virulenz des Bakteriums

erhöht (Yang et al. 1992). Die OGS, welche beim Abbau

des Pektins durch die EP entstehen, lösen bei der Pflanze

gegen diese Infektionen Resistenzmechanismen aus wie

etwa die Erzeugung von Proteasen-Inhibitoren und

anderen Phytoalexinen (Weber et al. 1996).

Einige Arbeiten haben Unterschiede bei der Sorten-

empfindlichkeit gegenüber der Schwarzbeinigkeit im

Feld aufgezeigt (Allefs et al. 1996, Radtke & Rieckmann,

1991). Die Studie von Haynes et al. (1997) hat hingegen

bei Kartoffelscheiben, die künstlich infiziert wurden,

keine Unterschiede der Sortenempfindlichkeit gegen-

über Nassfäulen nachgewiesen. In dieser Studie erweist

es sich als schwierig zu bestimmen, ob fehlende Unter-

schiede in der Sortenempfindlichkeit auf die verwen-

dete Methode zurück zu führen sind, oder ob die getes-

teten Sorten Atlantic, Norchip und Superior der gleichen

Sensibilitätsgruppe angehören. In derselben Studie

wurde die Virulenz von zwei Isolaten von Pectobacte-

rium und einem Isolat von Dickeya bei denselben drei

Sorten verglichen. Bei den überprüften Isolaten konnten

Page 38: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

290 Agrarforschung Schweiz 4 (6): 288–295, 2013

Pflanzenbau | Anfälligkeit der Kartoffel auf Nassfäule hervorgerufen durch Dickeya spp.

keinerlei signifikante Unterschiede in Bezug auf die

Schnelligkeit der Nassfäulenentwicklung auf Kartoffel-

knollenscheiben beobachtet werden. Indessen ist die Art

von Dickeya, die in diesem Test verwendet wurde, nicht

bekannt. Es scheint daher angebracht, die Aggressivität

der beiden Arten von Dickeya, die in der Schweiz vor-

kommen, nämlich Dickeya dianthicola und Dickeya

solani (Dupuis et al., 2010) zu vergleichen. Um das Risiko

der Entwicklung von Lagerfäulen besser zu erfassen,

stellt sich die vorliegende Studie zwei Hauptfragen:

a) Lassen sich Unterschiede in der Empfindlichkeit in

Bezug auf die Fäulnis bei den wichtigsten Kartoffelsor-

ten, die in der Schweiz angebaut werden, nachweisen?

b) Lässt sich bestimmen, ob gewisse Isolate von Dickeya,

die unterschiedlichen Arten angehören, virulenter sind

als andere in Bezug auf die Entwicklung von Nassfäulen.

M a t e r i a l u n d M e t h o d e n

Im Rahmen der vorliegenden Studie wurden zwei Versu-

che durchgeführt.

Im Versuch A wurde die Aggressivität von fünf Isola-

ten von Dickeya auf der Sorte Agria studiert. Für diesen

Versuch wurden zwei Isolate von D. dianthicola und drei

von D. solani ausgewählt, nämlich D. dianthicola 980, D.

dianthicola 8823, D. solani 07044, D. solani 05026 und

D. solani 2222. Im Versuch B wurde die Empfindlichkeit

von fünf Kartoffelsorten studiert: Agria, Victoria, Char-

lotte, Innovator und Annabelle. Diese fünf Sorten wur-

den mit dem Stamm D. dianthicola 8823 inokuliert.

Beide Versuche wurden dreimal wiederholt. Das verwen-

dete Versuchsprotokoll ist jenem von Haynes et al. (1997)

entliehen. Die Knollen wurden oberflächlich sterilisiert

in dem sie in 70 % Ethanol eingetaucht und anschlies-

send kurz durch eine Bunsenbrenner-Flamme gezogen

wurden. Eine etwa 5 mm dicke Scheibe wurde aus der

Mitte der Knolle herausgeschnitten und anschliessend in

eine Petrischale mit 1 ml sterilem Wasser gelegt. Ein

1 cm2 grosses Filterpapier wurde in die Mitte der Scheibe

gelegt, und es wurde eine erste Wägung vorgenommen,

um das Anfangsgewicht festzuhalten. Danach wurden

100 µl einer Bakteriensuspension (107 ufc/ml) auf das Fil-

terpapier aufgebracht. Die Verdünnungen wurden in

einem Phosphatpuffer (PBS) vorgenommen. Die Petri-

schale wurde mit Parafilm verschlossen, um den Gasaus-

tausch zu beschränken, und anschliessend bei 27 °C wäh-

rend 48 Stunden in einem Inkubationsschrank inkubiert.

Am Ende der Inkubationsdauer wurde das durch die

Bakterien verfaulte Gewebe entfernt (Abb. 1). Mit einer

zweiten Wägung wurde das Endgewicht bestimmt und

DKI

DKII

OGS

EP

IP

AG

Stärkekörner

BakteriumKartoffelzelle

Abb. 2 | Schematische Darstellung der einwirkenden Mechanismen beim Befall der Kartoffel durch Dickeya spp. Die hier ver-wendeten Abkürzungen sind im Text erläutert.

Page 39: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

291Agrarforschung Schweiz 4 (6): 288–295, 2013

Anfälligkeit der Kartoffel auf Nassfäule hervorgerufen durch Dickeya spp. | Pflanzenbau

skop bei einer Vergrösserung von 400X (Leica DMLB)

beobachtet. Es wurden Abbildungen (Leica DFC 490)

gemacht, um die Zellwände vermessen zu können. Damit

konnte die Zellwanddicke der verschiedenen Sorten ver-

glichen werden (ANOVA bei Faktor 1).

R e s u l t a t e

Aggressivität der Isolate

Die Resultate aus Versuch A zeigen, dass die Entwick-

lung der Fäulnisprozesse auf den Kartoffelscheiben

höchst unterschiedlich ausfällt (Variationskoeffizient des

Versuches = 60 %). Die als Kontrolle mitgeführten Kar-

toffelscheiben (PBS) zeigten keine Anzeichen von Fäul-

nis, was belegt, dass die verwendeten Knollen gesund

waren. Betrachtet man die Gesamtheit der Versuchswie-

derholungen (Versuch A1, A2 und A3) stellt man Unter-

schiede in der Sensibilität der Isolate fest. Die beiden

Isolate von D. dianthicola sind weniger aggressiv als die

drei Isolate von D. solani (F(4; 485)=98,21; p<0,001).

D.  solani 07044 hat beispielsweise zu einem mittleren

Gewichtsverlust geführt, der etwa viermal grösser war

als jener von D. dianthicola 980. Betrachtet man die

Gesamtheit der Isolate, so war der mittlere Gewichtsver-

lust in der zweiten Versuchswiederholung mit 7,39 g pro

Knollenscheibe höher als in der ersten und dritten Ver-

suchswiederholung. Die erste und dritte Versuchswie-

derholung ergab statistisch identische Resultate mit 5,64

g beziehungsweise 5,27 g (F(2;485) = 31,66; p<0,001).

Schliesslich wurde auch eine Interaktion zwischen den

geprüften Isolaten und der Versuchswiederholung beob-

der Gewichtsverlust berechnet. Dieser Gewichtsverlust

entspricht jenem Teil der Kartoffelscheibe, welcher

durch die Bakterien abgebaut worden ist. Für das Stu-

dium der Aggressivität der Isolate wurden 250 Kartoffel-

scheiben geschnitten. Jedes Isolat wurde auf 40 Schei-

ben geprüft und zehn Scheiben pro Versuch wurden als

nicht-inokulierte Kontrollen mitgeführt. Auf diesen

zehn Scheiben wurde PBS anstelle von Bakteriensuspen-

sion aufgebracht. Für den Versuch zur Sortenresistenz

wurden 50 Kartoffelscheiben pro Sorte geschnitten.

Davon wurden 40 Scheiben inokuliert und zehn dienten

als Kontrolle (PBS wurde aufgebracht anstelle von Bak-

teriensuspension). Bei beiden Versuchen stammte jede

Kartoffelscheibe von einer anderen Knolle. Die statisti-

sche Analyse wurde mit dem Programm STATISTICA

(StatSoft, Tulsa, USA) durchgeführt. Für jeden Versuch

wurde eine zwei-faktorielle Varianzanalyse (ANOVA)

durchgeführt (α=0,05). Der erste Faktor bezieht sich auf

die Wiederholung des Versuches über die Zeit. Der

zweite Faktor bezieht sich auf das Versuchsobjekt, das

heisst auf das Isolat von Dickeya für Versuch A und auf

die Sorte für Versuch B. Schliesslich wurde auch die Inter-

aktion der beiden Faktoren untersucht. Falls für einen

der Faktoren der Studie ein signifikanter Unterschied

nachgewiesen wurde, hat man einen Vergleichstest der

Mittelwerte ausgeführt (Test von Newman und Keuls). In

diesen Versuchen wurde auch die zelluläre Struktur der

Knollen der fünf untersuchten Kartoffelsorten beobach-

tet. Es wurden dazu histologische Schnitte durch das

medulläre Parenchym bei jeweils vier Knollen pro Sorte

vorgenommen. Diese Schnitte wurden unter dem Mikro-

0

2

4

6

8

10

12

14

16

18

D. dianthicola 980 D. dianthicola 8823 D. solani 05026 D. solani 2222 D. solani 07044

Gew

icht

sver

lust

(g)

Versuch A1

Versuch A2

Versuch A3

a

b

b

c c c c

d d d

cd cd cd

e

f

Abb. 3 | Mittlerer Gewichtsverlust von Kartoffelscheiben der Sorte Agria als Folge der Entwicklung von Nassfäule, hervorgerufen durch verschiedene Isolate von Dickeya spp. Als Mass für die Variabilität ist über den Säulen der Standardfehler eingezeichnet und signifikante Unterschiede sind durch unterschiedliche Kleinbuchstaben gekennzeichnet.

Page 40: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

292 Agrarforschung Schweiz 4 (6): 288–295, 2013

Pflanzenbau | Anfälligkeit der Kartoffel auf Nassfäule hervorgerufen durch Dickeya spp.

achtet (F(8; 485) = 9,63; p<0,05). Diese erklärt sich aus der

Tatsache, dass die mit den Isolaten D. dianthicola 980,

D. solani 05026 und D. solani 01044 erhaltenen Resultate

zwischen den Versuchswiederholungen unterschiedlich

ausfielen (Abb. 3).

Empfindlichkeit der Sorten

Die Variabilität war beim Versuch B grösser als beim Ver-

such A (Variationskoeffizient des Versuches = 76 %). Wie

im Versuch A wiesen die nicht-inokulierten Kartoffel-

scheiben (PBS) auch im Versuch B keinen Gewichtsverlust

auf, was belegt, dass die verwendeten Knollen zu Beginn

gesund waren. Betrachtet man die Gesamtheit der Ver-

suchswiederholungen (Versuch B1, B2 und B3) zeigen

sich Unterschiede in der Empfindlichkeit der Sorten (F(4;

559)=27,50; p<0,001) und es können drei Empfindlich-

keitsgruppen unterschieden werden. Die erste Gruppe

umfasst die wenig sensiblen Sorten, nämlich Annabelle

und Innovator. Die entsprechenden mittleren Gewichts-

verluste betrugen 2,59 und 3,19 g pro Knollenscheibe.

Die zweite Gruppe bilden die Sorten Charlotte und

Victoria mit 4,33 g und 4,78g. Agria ist die empfind-

lichste Sorte mit einem mittleren Gewichtsverlust von

5,61 g, was mehr als dem Doppelten der Sorte Annabelle

entspricht. Über alle Sorten betrachtet war der mittlere

Gewichtsverlust in der zweiten Versuchswiederholung

mit 6,20 g pro Knollenscheibe am höchsten, während

der entsprechende Wert in der ersten Versuchswieder-

holung bei 4,06 g lag und bei 2,32 g in der dritten Ver-

suchswiederholung (F(2; 559)=114,59; p<0,001). In die-

sem Versuch wurde eine Interaktion zwischen der Sorte

und der Versuchswiederholung festgestellt (F(8;

559)=3,63; p<0,001). Trotz dieser Interaktion stellt man

fest, dass die Sorte Agria unabhängig vom betrachteten

Versuch signifikant mehr Fäulnis entwickelt als die Sorte

Annabelle (Abb. 4).

Beobachtung unter dem Mikroskop

Bei den einzelnen Sorten wurde eine unterschiedliche

Zellwanddicke beobachtet (F(4; 29) = 5,33; p<0,01). Die

Sorte Victoria wies dünnere Zellwände auf als die ande-

ren geprüften Sorten (Tab. 1).

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

Annabelle Innovator Charlotte Victoria Agria

Gew

icht

sver

lust

(g)

b

b b

b

b b

cd

cd

cd

a

c

cde cde de

e

Versuch B1

Versuch B2

Versuch B3

Abb. 4 | Mittlerer Gewichtsverlust (g) von Kartoffelscheiben bei fünf verschiedenen Sorten auf Grund der Entwicklung von Nassfäule, her-vorgerufen durch D. dianthicola 8823. Die Variabilität wird durch die eingezeichnete Standardabweichung (n=40) dargestellt und signifi-kante Unterscheide werden durch unterschiedliche Kleinbuchstaben über den Säulen angezeigt.

Sorte Dicke der Zellwand (µm)

Victoria 12,5 ± 2,2 a

Agria 15,6 ± 1,9 b

Innovator 16,2 ± 3,3 b

Charlotte 17,3 ± 2,8 b

Annabelle 18,8 ± 2,3 b

Tab. 1 | Mittlere Dicke und Standardabweichung der Zellwände des medullären Parenchyms bei den verschiedenen getesteten Sorten. Statistisch gesicherte Gruppenunterschiede werden durch unter-schiedliche nachgestellte Kleinbuchstaben angegeben (Test von Newman und Keuls).

Page 41: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

293Agrarforschung Schweiz 4 (6): 288–295, 2013

Anfälligkeit der Kartoffel auf Nassfäule hervorgerufen durch Dickeya spp. | Pflanzenbau

Die durchgeführten Versuche haben aufgezeigt, dass

Unterschiede in der Sortenempfindlichkeit gegenüber

der Entwicklung von Nassfäulen, die durch Dickeya

hervorgerufen werden, bestehen. In der Tat hat sich

die Sorte Annabelle im Vergleich zur Sorte Agria

gegenüber diesem Pathogen als weniger empfindlich

erwiesen. Es kommen zwei Hypothesen in Frage, um

diesen Unterschied zu erklären. Die erste Hypothese

besagt, dass die Zellwände der Sorte Agria möglicher-

weise reicher an Pektinen sind als jene der Sorte Anna-

belle. Dies könnte bedeuten, dass beim Abbau der Zell-

wände bei Agria durch die EP des Bakteriums mehr

OGS produziert würden, was den Abbauprozess des

Knollengewebes beschleunigen dürfte. Tatsächlich

konnte in früher durchgeführten Studien auf andern

Sorten gezeigt werden, dass es im Pektingehalt zwi-

schen den Sorten Unterschiede gibt (Potter & McComb,

1957, Tajner-Czopek, 2003, Tajner-Czopek & Figiel,

2003). Die zweite Hypothese geht dahin, dass die Sorte

Annabelle dank einem wirkungsvolleren Resistenzme-

chanismus gegenüber der Infektion mehr IP produziert

als die Sorte Agria.

D i s k u s s i o n

Zwischen den beiden Arten von Dickeya wurde ein

Unterschied in der Virulenz beobachtet. Die Isolate von

D. solani erwiesen sich in der Mehrheit der Fälle als

aggressiver als jene von D. dianthicola. Eine Studie von

Toth et al. (2011) konnte aufzeigen, dass die Temperatur

eine entscheidende Rolle für die Entwicklung der Symp-

tome spielt. Diese Studie belegte, dass D. solani bei

erhöhten Temperaturen aggressiver ist als D. dianthicola.

Es ist daher möglich, dass bei der verwendeten Tempera-

tur in diesen Versuchen (27 °C) die Isolate von D. solani

die kortikalen und medullären Parenchyme schneller

abbauen, dies dank einer intensiveren enzymatischen

Aktivität oder dank einer schnelleren Vermehrung der

Bakterien. Es wurden auch Unterschiede in der Virulenz

innerhalb derselben Bakterienart beobachtet, vor allem

für die Art D. dianthicola. Diese Unterschiede könnten

durch die genetische Vielfalt erklärt werden, welche bei

D. dianthicola ausgeprägter vorliegt als bei D. solani

(Saddler G., Science and Advice for Scottish Agriculture

SASA, persönliche Mitteilung).

Abb. 5 | Histologischer Schnitt durch das medulläre Parenchym der Sorte Victoria (Vergrösserung 400×)

Stärkekorn

Zellwand

Page 42: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

294 Agrarforschung Schweiz 4 (6): 288–295, 2013

Pflanzenbau | Anfälligkeit der Kartoffel auf Nassfäule hervorgerufen durch Dickeya spp.

Zur Überprüfung der ersten Hypothese haben wir die

Zellwanddicken der fünf Sorten im Versuch (Abb. 5) ver-

glichen. Gemäss der Hypothese würden dickere Zell-

wände einen höheren Pektingehalt sowie einen höhe-

ren Gehalt an Zellulosen und Hemizellulosen aufweisen.

Unsere Resultate erlauben jedoch nicht, die erste Hypo-

these zu untermauern, da die Zellwanddicken bei den

Sorten Agria und Annabelle vergleichbar sind (Tab. 1).

Die Sorte Annabelle könnte als Folge einer erhöhten

Produktion von IP und anderen Phytoalexinen weniger

infiziert werden. Diese Hypothese könnte durch eine

vergleichende Studie über die Akkumulation von ARN-

Botenstoffen, die die Phytoalexine codieren, bestätigt

werden (Yang et al.1992).

Die Resultate der vorliegenden Studie basieren auf

Laborversuchen, welche mit Scheiben von Kartoffelknol-

len durchgeführt wurden. Wir können daher die Schluss-

folgerungen nicht auf ganze Knollen übertragen. Wir

können bloss mutmassen, dass die erhaltenen Resultate

ein wirklichkeitsgetreues Abbild der Sortenempfindlich-

keit gegenüber der Fäulnisentwicklung und der Virulenz

der Isolate von Dickeya spp auf Kartoffelknollen wieder-

geben. Auf Grund der Studien zur Verbreitung von

D.  solani, namentlich durch den Handel mit Kartoffel-

knollen (Toth et al. 2011; Cazelles et Schwaerzel 1992),

sind die Auswirkungen insbesondere auf die Entwick-

lung bei der Nassfäule, welche dieses Bakterium auf den

Kartoffelkulturen verursachen kann, beunruhigend.

Diese Auswirkungen könnten durch die globale Klima-

erwärmung noch schwerwiegender werden, da diese die

Entwicklung von Bakterien begünstigt (Toth et al. 2011).

S c h l u s s f o l g e r u n g e n

Im Hinblick auf eine optimale Lagerung wird der Lager-

betreiber die Empfindlichkeit der Sorten und die Viru-

lenz der möglicherweise vorhandenen Bakterienart mit-

berücksichtigen, um das Risiko für das Auftreten von

Nassfäulen zu verringern. Werden beispielsweise zwei

Sorten, bei denen starke Infektionen vermutet werden,

eingelagert, wobei eine empfindlich und die andere we-

niger empfindlich auf Fäulnis ist, kann der Lagerbetrei-

ber die empfindlichere Sorte in erster Priorität für den

baldigen Verkauf bestimmen. n

Dank

Die Autoren bedanken sich bei Swissem, Swisspatat und der Kommission für Techno logie und Innovation CTI, welche diese Studie finanziell unterstützt haben.

Page 43: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

295

Ria

ssu

nto

Sum

mar

y

Anfälligkeit der Kartoffel auf Nassfäule hervorgerufen durch Dickeya spp. | Pflanzenbau

Agrarforschung Schweiz 4 (6): 288–295, 2013

Sensibilità della patata al marciume

molle provocato da Dickeya spp.

I batteri del genere Pectobacterium e

Dickeya sono all’origine dello sviluppo

dei marciumi molli sui tuberi della

patata. In base all’analisi di campioni

prelevati da piante ammalate Dickeya

solani e Dickeya dianthicola risultano

essere le specie più correntemente

rilevate nei lotti di patate svizzeri. Si

sono condotte delle prove in laborato-

rio su fette di patate in modo da

individuare delle differenze di sensibi-

lità varietale allo sviluppo di marciumi

molli e delle differenze di aggressività

tra isolati di D. dianthicola e D. solani.

Sulle 5 varietà di patate confrontate

Agria si è dimostrata più sensibile di

Annabelle. Sui 5 isolati di Dickeya

testati i 3 isolati di D. solani si sono

rivelati in media più virulenti dei

2 isolati di D. dianthicola. In questo

articolo sono discusse diverse ipotesi

miranti a spiegare queste differenze.

I risultati di questo studio dovrebbero

permettere di ottimizzare lo stoccaggio

delle patate tenendo conto della

sensibilità varietale e della virulenza

delle specie batteriche presenti e di

diminuire gli impatti del marciume

molle durante lo stoccaggio.

Literatur ▪ Allefs J., Vandooijeweert W., Prummel W., Keizer L. C. P. & Hoogendoorn J., 1996. Components of partial resistance to potato blackleg caused by pectolytic Erwinia carotovora subsp atroseptica and E-chrysanthemi. In: Plant Pathology 45, 486–96.

▪ Cazelles O. & Schwaerzel R., 1992. Enquête sur les bactérioses causées par Erwinia dans les cultures de plants de pommes de terre en Suisse romande. Revue suisse Agric 24, 215–8.

▪ Dupuis B., Schaerer S., Gilliand H. & Cazelles O. The Dickeya and Pecto-bacterium situation in Switzerland. Proceedings of the Dickeya Work-shop, 2010. Emmeloord, The Netherlands.

▪ Haynes K. G., Potts M. J. E. & Goth R. W., 1997. Evaluation of the reliabi-lity of determining soft rot resistance in potatoes by the tuber slice method. American Potato Journal 74, 265–75.

▪ Helias V., 2008. Pectobacterium spp. and Dickeya spp. on potato: a new nomenclature for Erwinia spp., symptoms, epidemiology and disease pre-vention. In: Cahiers Agricultures 17, 349–54.

▪ Mcmillan G. P., Hedley D., Fyffe L. & Perombelon M. C. M., 1993. Potato resistance to soft-rot Erwinias is related to cell-wall pectin esterification. Physiological and Molecular Plant Pathology 42, 279-89.

▪ Potter A. L. & Mccomb A., 1957. Carbohydrate composition of potatoes. Pectin content. American Journal of Potato Research 34, 342–6.

▪ Radtke W. & Rieckmann W., 1991. Maladies et ravageurs de la pomme de terre. Gelsenkircher-Buer: Th. Mann.

▪ Rousselle P., Robert Y.& Crosnier J. C., 1996. La pomme de terre. INRA, Paris.

▪ Tajner-Czopek A., 2003. Changes of pectic substances concentration in potatoes and French fries and the effect of these substances on the tex-ture of the final product. Nahrung-Food 47, 228–31.

▪ Tajner-Czopek A. & Figiel A., 2003. Effect of the content of potato non-starch polysaccharides (NSP) and lignin on the mechanical properties of french fries. Polish journal of food and nutrition sciences 12/53, 136–40.

▪ Toth I. K., Van Der Wolf J. M., Saddler G. et al., 2011. Dickeya species: an emer-ging problem for potato production in Europe. Plant Pathology 60, 385-99.

▪ Weber J., Olsen O., Wegener C. & Von Wettstein D., 1996. Digalacturona-tes from pectin degradation induce tissue responses against potato soft rot. Physiological and Molecular Plant Pathology 48, 389–401.

▪ Yang Z., Cramer C. L., Lacy G. H., 1992. Erwinia carotovora subsp. caroto-vora pectic enzymes – inplanta gene activation and roles in soft-rot. Molecular Plant-Microbe Interactions 5, 104–12.

Potato susceptibility to soft rot caused

by Dickeya spp.

Soft rot on potato tubers is caused by

bacteria belonging to the genus

Pectobacterium and Dickeya. The most

often detected species in rotting tubers

or plants sampled from Swiss potato

lots are Dickeya dianthicola and

Dickeya solani. Laboratory tests on

tuber slices were set up to determine

differences in cultivar susceptibility

and isolate aggressiveness. Among the

five cultivars tested, Agria was more

susceptible than Annabelle. Among the

five bacterial isolates tested, the

3 D. solani isolates were in most cases

more virulent than the 2 D. dianthicola

isolates. Several hypothesis are

discussed in this article to explain the

differences in cultivar susceptibility

and isolate virulence. The results of

this study should allow an optimiza-

tion of the potato storage, after

considering the susceptibility of a

given cultivar to soft rot development

and the aggressiveness of the Dickeya

specie which infected the lot.

Key words: Dickeya, potato, soft rot,

bacteria, Pectobacterium.

Page 44: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

296 Agrarforschung Schweiz 4 (6): 296–301, 2013

E i n l e i t u n g

Alexandriner- und Inkarnatklee sind schnellwüchsige

und wärmeliebende Futterleguminosen, die aus dem

Mittelmeergebiet stammen. Beide Arten finden haupt-

sächlich im Zwischenfutterbau Verwendung, da sie rasch

auflaufen, den Boden gut decken und eine beachtliche

Wurzelmasse bilden. Während es beim Inkarnatklee bis

jetzt noch keine geprüften Sorten gab, figurieren in der

Liste der empfohlenen Sorten von Futterpflanzen meh-

rere geprüfte Sorten von Alexandrinerklee (Suter et al.

2012a).

Alexandrinerklee

Der Alexandrinerklee (Trifolium alexandrinum L.) ist

eine stattliche, aufrecht wachsende Leguminose, die bis

1 m hoch werden kann (Abb. 1). Im Wuchs ist sie ähnlich

der Luzerne. Die Blüten sind gelb-weiss und stehen in

Köpfen an der Spitze der Triebe. Der Alexandrinerklee

ist eine Pflanze des warmen Klimas, benötigt hohe Keim-

temperaturen (Optimum bei 25 °C) und ist frostempfind-

lich. In rauen Lagen ist sein Anbau daher nicht zu emp-

fehlen. Er bevorzugt eher leichte Böden mit guter

Kalkversorgung. Seine Ansprüche an die Wasserversor-

Rainer Frick1 , Eric Mosimann1, Philippe Aebi1, Daniel Suter2 und Hansueli Hirschi2

1Station de Recherche Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 1260 Nyon, Schweiz2Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, 8046 Zürich, Schweiz

Auskünfte: Rainer Frick, E-Mail: [email protected], Tel. +41 22 363 46 87

Alexandriner- und Inkarnatklee: Ergebnisse der Sortenversuche 2010 bis 2012

P f l a n z e n b a u

Abb. 1 | Der Alexandrinerklee ist eine wichtige Leguminose in raschwüchsigen Mischungen für den Herbst-Zwischenfutterbau, die ein schmackhaftes Futter mit hohem Eiweissgehalt liefern.

Page 45: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

Alexandriner- und Inkarnatklee: Ergebnisse der Sortenversuche 2010 bis 2012 | Pflanzenbau

297

Zusa

mm

enfa

ssu

ng

Agrarforschung Schweiz 4 (6): 296–301, 2013

Die Forschungsanstalten Agroscope Recken-

holz-Tänikon ART und Changins-Wädenswil

ACW prüften von 2010 bis 2012 in Sortenver-

suchen acht Sorten von Alexandrinerklee

und drei Sorten von Inkarnatklee auf ihre

Anbaueignung. Dabei untersuchten wir

folgende Eigenschaften: Ertrag, Jugendent-

wicklung, Bestandesgüte, Konkurrenzkraft,

Ausdauer, Krankheitsresistenz und TS-Gehalt

und beim Inkarnatklee zudem die Überwinte-

rung. Um die Sorten bewerten und miteinan-

der vergleichen zu können, berechneten wir

für jede Sorte einen Indexwert, der dem

Durchschnitt aller erhobenen Parameter

entspricht. Beim Alexandrinerklee wird das

Sortiment der empfohlenen Sorten durch die

Neuzüchtung Bluegold ergänzt. Elite II

dagegen wird ab 2016 nicht mehr empfohlen.

Von den drei geprüften Inkarnatkleesorten

wurde die Neuzüchtung Contea in die Liste

der empfohlenen Sorten aufgenommen. Die

beiden anderen Sorten Clo und Carmina

dürfen noch bis Ende 2015 neben Contea in

Standardmischungen eingesetzt werden.

gung sind hoch (Gujer et al. 1983). In feuchten Jahren

kann der Stängelbrenner (Gloeosporium caulivorum

Kirch.) die Bestände stark dezimieren (Raynal et al. 1989);

(Abb. 2). Die Saat kann in der Zeit von Anfang Mai bis

Mitte August erfolgen, in Mischungen mit Gräsern

bereits von Mitte April an. Im Mai angesäter Alexandri-

nerklee ermöglicht unter günstigen Bedingungen drei

Schnitte. Spätere Saaten liefern geringere Erträge. Im

Sommer durchgeführte Stoppelsaaten ergeben in der

Regel nur noch einen Schnitt mit einem TS-Ertrag von

rund 30 – 40 dt/ha. Die Entwicklungszeit von der Saat

bis  zum ersten Schnitt beträgt als Stoppelfrucht 60 bis

70 Tage. Damit die Seitentriebe nicht zu stark gekröpft

werden und ein guter Wiederaustrieb möglich ist, sollte

der Alexandrinerklee früh, das heisst im Knospensta-

dium, und nicht zu tief geschnitten werden (Nösberger,

1984). Der Alexandrinerklee wird in den einjährigen

Mischungen SM 106 und 108 (Alexandriner-Perserklee-

Raigrasmischungen) sowie in der zweijährigen Mischung

SM 210 verwendet (Suter et al. 2012b). Diese Mischun-

gen bringen hohe Erträge und liefern ein schmackhaftes

Futter, das idealerweise grün verfüttert oder als An-

welksilage konserviert wird.

InkarnatkleeWie der Alexandrinerklee gedeiht auch der Inkarnatklee

(Trifolium incarnatum L.) nur in milden Lagen und erträgt

kaum Fröste (Abb. 3). Milde Herbste, genügend Wärme

und ausreichend Feuchtigkeit sind für seine Entwicklung

notwendig. Er hat stark behaarte Stängel und Blätter,

dunkelrote Blüten und ein ausgeprägtes Wurzelwerk,

das bis zu 60 cm Tiefe reichen kann. Seine Wuchshöhe

beträgt 20 bis maximal 40 cm. Er stellt keine besonderen

Ansprüche an die Bodenart, bevorzugt jedoch eher tief-

Abb. 2 | Bei feuchtem Wetter kann der Stängelbrenner beim Alex-andrinerklee zu grossen Ertragseinbussen führen. Sorten mit einer hohen Resistenz gegen diese Krankheit sind deshalb erwünscht.

Abb. 3 | Der Inkarnatklee findet in Mischungen für den überwin-ternden Zwischenfutterbau (z.B. Landsberger-Gemenge) Verwen-dung. Für ein gehaltreiches Futter sollte er im Frühling spätestens bei Blühbeginn genutzt werden.

Page 46: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

Pflanzenbau | Alexandriner- und Inkarnatklee: Ergebnisse der Sortenversuche 2010 bis 2012

298 Agrarforschung Schweiz 4 (6): 296–301, 2013

gründige Böden mit neutralem pH-Wert (Gujer et al.

1983). Nach der Saat wächst er sehr rasch und die Ent-

wicklungszeit von der Saat bis zur Blüte beträgt rund

60 Tage. Bei rechtzeitiger Aussaat im Spätsommer ermög-

licht er einen Schnitt im Herbst, sowie eine zweite Nut-

zung nach der Überwinterung, danach geht er ein. Der

Inkarnatklee wird in Mischungen für überwinterndes

Zwischenfutter verwendet, so zum Beispiel in der SM 151

(Landsbergergemenge) mit Zottelwicke und Raigras oder

in der SM 155 mit Luzerne und Raigras (Suter et al. 2012b).

Beide Mischungen eignen sich zur Grünfütterung und für

die Silagekonservierung. Mischungen mit Inkarnatklee

müssen im Herbst frühzeitig und nicht zu tief gemäht

werden. Der zweite Schnitt im Frühjahr erfolgt ziemlich

spät und ermöglicht praktisch nur noch den Anbau von

Mais. Der Inkarnatklee ist sehr anfällig für Kleekrebs, was

bei der Fruchtfolgeplanung («Kleemüdigkeit») zu beach-

ten ist. Die Gemenge mit Inkarnatklee entziehen der

nachfolgenden Kultur viel Wasser, was in trockenen Jah-

ren nachteilig sein kann. Die Behaarung der Blätter kann

beim Vieh, besonders bei überreifen Fruchtständen, zu

Verdauungsstörungen führen (Nösberger 1984).

M a t e r i a l u n d M e t h o d e n

In den Jahren 2010 bis 2012 prüften Agroscope Recken-

holz-Tänikon ART und Changins-Wädenswil ACW an

insgesamt sieben Standorten in vergleichenden Sorten-

versuchen acht Sorten Alexandrinerklee und drei Sorten

Inkarnatklee auf ihre Anbaueigenschaften. Die Saaten

erfolgten je nach Standort mehrheitlich im Sommer,

vereinzelt auch im Frühling. Die Tabelle 1 vermittelt

nähere Angaben über Standorte, Saattermine und

Ernte erhebungen.

Die zu prüfenden Sorten säte man in Parzellen von

9 m² Grösse in Reinkultur und in einfacher Mischung mit

Italienisch und Westerwoldisch Raigras. Die Saaten als

Gemenge dienten der Abschätzung der Konkurrenzkraft.

Sowohl die Reinsaaten als auch die Gemenge erhielten

keine N-Düngung. An den Reinbeständen führten wir

Beobachtungen der Jugendentwicklung, der Bestandes-

güte (allgemeiner Eindruck, Bestandesdichte, Nach-

wuchsvermögen), der Resistenz gegen Blattkrankheiten

Anzahl Wiederholungen Ertragserhebungen

Ort (Kanton) Höhe(m.ü.M.)

SaatdatumReinsaat Mischung 2010 2011 2012

TA1 TI2 TA3 TI4 TA TI TA TI TA TI

Changins (VD) 43004/08/201002/08/2011

33

33

33

33

1–

1–

–2

–1

––

––

Reckenholz (ZH) 44017/04/201030/04/2012

44

44

–3

–3

3–

3–

––

––

–3

–1

Seebach (ZH) 440 19/04/2010 – – 3 – – 4 – – – –

Rümlang (ZH) 45006/09/201029/07/2011

44

44

33

33

––

––

–1

11

––

––

Oensingen (SO) 460 16/04/2010 – – – – – 2 – – – –

Ellighausen (TG) 52026/08/201020/08/2011

44

44

33

33

1–

1–

–1

11

––

––

Goumoens (VD) 63010/08/201005/08/2011

33

33

33

33

1–

1–

–2

–1

––

––

Saatdichte:1250 g/a Alexandrinerklee (Standardsorte «Winner»)2300 g/a Inkarnatklee (Standardsorte «Carmina»)3 200 g/a Alexandrinerklee (Standardsorte «Winner»)

+ 100 g/a Ital. Raigras «Ellire»

+ 100 g/a Westerwoldisches Raigras «Primora»4 120 g/a Inkarnatklee (Standardsorte «Carmina»)

+ 100 g/a Ital. Raigras «Ellire»

+ 100 g/a Westerwoldisches Raigras «Primora»

Tab. 1 | Orte und Daten der 2012 abgeschlossenen Sortenversuche mit Alexandriner (TA) - und Inkarnatklee (TI)

Nr. Sortenname Antragsteller Kategorie1

1 Tigri Mediterranea, IT 1

2 Sacromonte CRA-FLC, IT 1

3 Winner Freudenberger, DE 1

4 Miriam Sumeran, IT 1

5 Elite II Seedmark, AU 2/3

6 Tabor* Agridera, IL 1

7 Bluegold Ferri, IT 1

8 Alex Continental, IT 3

Fettschrift bei Sortenname = bisher empfohlene Sorten*Einschnittige Sorte

1Kategorieeinteilung der Sorten aufgrund der Ergebnisse aus den Versuchen:

Kategorie 1:

In der Schweiz in der «Liste der empfohlenen Sorten von Futterpflanzen» geführt

Kategorie 2/3:

Sorte vom 1. Januar 2016 an nicht mehr empfohlen

Kategorie 3:

Nicht empfohlen. Zeichnet sich weder durch gute noch durch schlechte Eigenschaf-

ten aus

Tab. 2 | Sortenprüfung mit Alexandrinerklee: Kategorieneinteilung der geprüften Sorten

Page 47: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

Alexandriner- und Inkarnatklee: Ergebnisse der Sortenversuche 2010 bis 2012 | Pflanzenbau

299Agrarforschung Schweiz 4 (6): 296–301, 2013

R e s u l t a t e

Beim Alexandrinerklee wurden sechs bereits empfoh-

lene Sorten sowie zwei Neuzüchtungen (Bluegold und

Alex) geprüft (Tab. 2). Beide Neuzüchtungen sind italie-

nischer Herkunft. Tabor ist die einzige einschnittige

Sorte, alle anderen geprüften Sorten sind mehrschnittig

und ermöglichen bei der Saat im Frühjahr (Ganzjahres-

anlagen) drei Schnitte, wobei im letzten Schnitt nur

noch ein bescheidener Ertrag resultiert. Aufgrund seiner

Einschnittigkeit wurde Tabor bezüglich Ausdauer nicht

beurteilt. Auch die Bonitur des Befalls durch den Stän-

gelbrenner war bei Tabor nicht möglich, da diese Krank-

heit nur in den Anlagen mit Frühjahrssaat und erst im

Herbst auftrat (Standort Reckenholz im Jahre 2010). Für

Tabor musste aus diesen Gründen ein separater Index

ermittelt werden, um eine Beurteilung und Klassierung

vornehmen zu können.

(Inkarnatklee) beziehungsweise Stängelbrenner (Alexan-

drinerklee), der Überwinterung und der Ausdauer durch.

Als weiteres Kriterium dienten die TS-Gehalte des Ernte-

gutes, da beim Zwischenfutter tiefe TS-Gehalte Probleme

bei der Fütterung und Konservierung verursachen kön-

nen. Für die Bonituren verwendete man eine neunstu-

fige Notenskala, wobei die Eins die beste und die neun

die schlechteste Note darstellt. Um das Ertragspotential

in die gleiche Bewertung einbeziehen zu können, wur-

den die TS-Erträge einer Varianzanalyse unterzogen und

mit Hilfe statistischer Methoden in Noten umgerechnet.

Dabei unterscheidet man zwischen dem Ertrag des ersten

Schnittes und dem Gesamtertrag.

Der Durchschnitt aller geprüften Merkmale ergibt

den sogenannten Index, anhand dessen sich die verschie-

denen Sorten untereinander vergleichen lassen. Beim

Alexandrinerklee werden dabei der Ertrag, die Güte, die

Ausdauer und die Resistenz gegen den Stängelbrenner

doppelt, alle übrigen Kriterien einfach gewichtet. Beim

Inkarnatklee erhielten der Ertrag, die Güte und die Resis-

tenz gegen Blattkrankheiten doppeltes Gewicht. Eine

neue Sorte kann empfohlen werden, wenn ihr Index den

Mittelwert der mit geprüften Standardsorten um min-

destens 0,20 Indexpunkte unterschreitet (tieferer Wert =

besser). Eine bis anhin empfohlene Sorte wird aus der

Liste der empfohlenen Sorten von Futterpflanzen gestri-

chen, wenn ihr Index denjenigen des Standards um mehr

als 0,20 Punkte übertrifft. Da beim Inkarnatklee erstmals

eine Sortenprüfung durchgeführt wurde und somit für

die Bewertung der Sorten kein eigentlicher Standard

ermittelt werden konnte, verwendete man den Mittel-

wert der drei Indizes als Vergleichswert.

Nr. SorteErtrag ers-ter Schnitt*

Gesamt- ertrag1* Güte* Jugendent-

wicklungKonkur-

renzkraftAus-

dauer*Resistenz gegen Stängelbrenner*

TS- Gehalt

Index

1 Tigri 4,8 4,3 3,0 3,8 5,1 4,8 3,3 3,9 4,08

2 Sacromonte 4,6 4,4 2,8 3,9 5,1 4,8 3,8 5,4 4,24

3 Winner 5,2 4,7 3,1 4,3 5,5 5,0 3,3 4,8 4,39

4 Miriam 5,2 5,2 3,1 4,2 5,3 4,9 4,0 4,9 4,55

5 Elite II 5,1 4,9 3,6 5,3 5,9 4,5 4,4 5,0 4,71

Mittel (Standard) 5,0 4,7 3,1 4,3 5,4 4,8 3,7 4,8 4,39

6 Tabor*** 4,0 5,5 3,0 3,0 5,0 ** ** 4,7 4,17***

7 Bluegold 4,7 4,2 3,2 4,4 5,7 4,2 2,4 5,2 4,04

8 Alex 6,3 5,5 3,3 4,4 5,2 5,0 4,4 6,0 4,97

Fettschrift bei Sortenname = bisher empfohlene Sorten

Notenskala: 1 = sehr hoch bzw. gut; 5 = mittel; 9 = sehr niedrig bzw. schlecht1Ertragsnoten von 4 Versuchsstandorten mit je 1 bis 3 Erhebungen 2010 und 1 bzw. 2 Erhebungen 2011 sowie von 1 Standort mit 3 Erhebungen 2012

* Hauptmerkmal mit doppelter Gewichtung

** keine Beobachtung möglich

*** einschnittige Sorte, Mittel (Standard): 4,41

Tab. 3 | Sortenversuche mit Alexandrinerklee: Ergebnisse der Ertragserhebungen und Bonitierungen der Jahre 2010 bis 2012

Nr. Sortenname Antragsteller Kategorie1

1 Contea Continental, IT 1

2 Clo Ferri, IT 3*

3 Carmina Carneau, FR 3*

Fettschrift bei Sortenname = bisher empfohlene Sorten

1Kategorieeinteilung der Sorten aufgrund der Ergebnisse aus den Versuchen:

Kategorie 1:

In der Schweiz in der «Liste der empfohlenen Sorten von Futterpflanzen» geführt

Kategorie 3:

Nicht empfohlen. Zeichnet sich weder durch gute noch durch schlechte Eigenschaften aus*Kann noch bis bis 31. Dezember 2015 an Stelle von «Contea» eingesetzt werden

Tab. 4 | Sortenprüfung mit Inkarnatklee: Kategorieneinteilung der geprüften Sorten

Page 48: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

300

Pflanzenbau | Alexandriner- und Inkarnatklee: Ergebnisse der Sortenversuche 2010 bis 2012

Agrarforschung Schweiz 4 (6): 296–301, 2013

Den besten Index erreichte die Neuzüchtung Bluegold

(Tab. 3). Sie lieferte nicht nur den besten Gesamtertrag,

sondern überzeugte auch durch gute Noten für die

Resistenz gegen den Stängelbrenner, die Ausdauer und

die Güte. Weniger vorteilhaft schnitt Bluegold hinsicht-

lich Jugendentwicklung, Konkurrenzkraft und TS-Gehalt

ab. Da diese Eigenschaften bei der Gesamtbewertung

nur einfach gewichtet werden, erzielte die Sorte den-

noch einen Index, der die Aufnahme in die Liste der

empfohlenen Sorten ermöglicht. Für die zweite geprüfte

Neuzüchtung, die Sorte Alex, fielen die Ergebnisse dage-

gen ungenügend aus. Deren Index liegt weit über dem

Wert des Standards und kann deshalb nicht neu empfoh-

len werden. Unter den bereits empfohlenen Sorten

erzielte die Sorte Tigri den besten Index. Die Sorte ist in

allen Eigenschaften gut. Hervorzuheben sind die gute

Ertragsleistung und die hohen TS-Werte. Auch Sacro-

monte weist eine gute Ertragsleistung auf und erzielte

die besten Werte für die Bestandesgüte. Nachteilig sind

dagegen die vergleichsweise tiefen TS-Gehalte. Tabor

konnte als einschnittige Sorte nicht mit den anderen

Sorten verglichen werden. Ihr Index von 4,17 wurde an

einem Standard gemessen, bei welchem die Ausdauer

und Resistenz gegen den Stängelbrenner nicht berück-

sichtig wird. Seine Vorzüge hat Tabor vor allem in der

Ertragsleistung des ersten Aufwuchses. Aber auch in der

Güte und der Jugendentwicklung schneidet er gut ab.

Tabor ist, ähnlich wie die Sorte Winner, hochwachsend

und weist deshalb eine eher schlechte Standfestigkeit

auf. Die Sorte Elite II erreichte den für eine Empfehlung

erforderlichen Gesamtindex nicht mehr und wird des-

halb von der Liste der empfohlenen Sorten gestrichen.

Beim Inkarnatklee waren drei Sorten in der Prüfung:

Contea, Clo und Carmina (Tab. 4). Da diese Sorten noch

keine Empfehlung haben, dient der Mittelwert der

Indexwerte der drei geprüften Sorten als Vergleichsbasis.

Die Sorte Contea schnitt in fast allen Eigenschaften

deutlich besser ab als die beiden anderen Sorten (Tab. 5).

Insbesondere beim Ertrag, der Güte, der Jugendentwick-

lung, aber auch bei der Konkurrenzkraft, der Ausdauer

und dem TS-Gehalt lag Contea deutlich vorne. Nur be-

züglich Winterhärte und Resistenz gegen Blattkrankhei-

ten war die Sorte vergleichsweise schlecht. Aufgrund der

Ergebnisse wird Contea neu in die Liste der empfohle-

nen Sorten aufgenommen. Sie ersetzt in Zukunft die bei-

den Sorten Clo und Carmina. Ab 2016 darf in Standard-

mischungen mit Inkarnatklee nur noch Contea

verwendet werden.

S c h l u s s f o l g e r u n g e n

Aufgrund der Ergebnisse der Sortenprüfung mit Alexan-

driner- und Inkarnatklee der Jahre 2010 bis 2012 wird

die Liste der empfohlenen Sorten von Futterpflanzen

durch folgende Neuerungen ergänzt:

•• Alexandrinerklee: Die bisher empfohlene Sorte Elite II

verliert ab 1. Januar 2016 ihre Empfehlung und wird

durch die neue Sorte Bluegold ersetzt.

•• Inkarnatklee: Von den drei erstmals geprüften Sorten

wird Contea neu in die Liste der empfohlenen Sorten

aufgenommen. Die zur Zeit im Handel verwendeten

Sorten Clo und Carmina dürfen anstelle von Contea in

Standardmischungen noch bis am 31. Dezember 2015

eingesetzt werden. � n

Nr. SorteErtrag erster

Schnitt*Gesamt-ertrag1* Güte* Jugendent-

wicklungKonkurrenz-

kraftAus-

dauer

Toleranzen/ Resistenzen TS-

GehaltIndex

Winter-einflüsse

Blattkrank-heiten*

1 Contea 2,6 2,8 3,6 1,8 6,1 5,7 6,4 5,1 4,6 3,94

2 Clo 5,5 5,8 4,0 3,1 6,8 6,8 5,4 4,3 5,4 5,07

3 Carmina 7,1 6,8 4,8 4,5 6,8 5,8 4,6 3,5 5,0 5,48

Mittel (Standard)** 5,1 5,1 4,1 3,1 6,6 6,1 5,5 4,3 5,0 4,83

Notenskala: 1 = sehr hoch bzw. gut; 5 = mittel; 9 = sehr niedrig bzw. schlecht1Ertragsnoten von 6 Versuchsstandorten mit je 1 bis 4 Erhebungen 2010 und 1 Erhebung 2011 sowie von 1 Standort mit 1 Erhebung 2012*Hauptmerkmal mit doppelter Gewichtung**Standard entspricht dem Mittel der drei geprüften Sorten, da noch keine empfohlenen Sorten vorliegen

Tab. 5 | Sortenversuche mit Inkarnatklee: Ergebnisse der Ertragserhebungen und Bonitierungen der Jahre 2010 bis 2012

Page 49: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

301

Alexandriner- und Inkarnatklee: Ergebnisse der Sortenversuche 2010 bis 2012 | Pflanzenbau

Ria

ssu

nto

Sum

mar

y

Trifoglio alessandrino e incarnato:

Risultati delle prove varietali da 2010 a

2012

Le Stazioni di ricerca Agroscope

Reckenholz-Tänikon ART e Changins-

Wädenswil ACW tramite delle prove

varietali hanno esaminato le attitudini

di coltura di otto varietà di trifoglio

alessandrino e tre varietà di trifoglio

incarnato. Sono state appurate

seguenti caratteristiche: produttività,

vigore giovanile, bontà della cotica,

concorrenzialità, persistenza, e

resistenza alle malattie e allo sverna-

mento e contenuto di sostanza secca.

Per valutare e comparare le varietà è

stato calcolato un indice per ogni

varietà che corrisponde alla media di

tutti parametri analizzati. Per il

trifoglio alessandrino la lista delle

varietà consigliate viene completata

con la varietà Bluegold, mentre la

varietà Elite II sarà stralciata dal 2016.

Tra le tre varietà di trifoglio incarnato è

la nuova selezione Contea che viene

aggiunta alla lista delle varietà

consigliate. Le altre due varietà Clo e

Carmina possono essere utilizzate fino

alla fine 2015 al posto di Contea.

Agrarforschung Schweiz 4 (6): 296–301, 2013

Literatur ▪ Gujer H., Rotacher A., Röthlisberger K. & Studer H., 1983. Pflanzen unse-rer Wiesen und Weiden. Landwirtschaftliche Lehrmittelzentrale LMZ, Zollikofen, 16–19.

▪ Nösberger J., 1984. Futterbau I – Unterlagen zur Vorlesung, Institut für Pflanzenbau, ETH-Zürich, 91.

▪ Raynal G., Gondran J., Bournoville R. & Courtillot M., 1989. Ennemis et maladies des prairies. Institut national de la Recherche agronomique INRA éd. Paris, 109-110.

▪ Suter D., Hirschi H.U., Frick R. & Bertossa M., 2012a. Liste der empfohle-nen Sorten von Futterpflanzen 2013–2014. Agrarforschung Schweiz 3 (10), 1–8.

▪ Suter D., Rosenberg E., Mosimann E. & Frick R., 2012b. Standardmischun-gen für den Futterbau: Revision 2013–2016. Agrarforschung Schweiz 3 (10), 1–12.

Berseem clover and Crimson clover

variety trials (2010-2012)

From 2010 through 2012, the Agro-

scope Reckenholz-Tänikon ART and

Agroscope Changins-Wädenswil ACW

research stations tested in total eight

varieties of Berseem clover and three

varieties of Crimson clover in compara-

tive variety trials at seven experimen-

tal sites. All varieties were grown in

pure stands and in mixture with

grasses. The parameters assessed were

dry matter yield, juvenile develop-

ment, vigour, competitive ability,

persistence, resistance to leaf diseases

and winter conditions and dry matter

content. For each variety, an index-

value based on field measurements

and observations was calculated,

allowing an accurate comparison of

the varieties. According to the results,

one new variety of Berseem clover

(Bluegold) will be added to the «List of

recommended varieties of forage

plants». The previously recommended

variety Elite II has been disqualified.

With Crimson clover, one of the three

breeds tested (Contea) reached the

index-value required for recommenda-

tion. The two other varieties Clo and

Carmina will not be recommended, but

can still be used in standard mixtures

until the end of 2015.

Key words: Trifolium alexandrinum L.,

Trifolium incarnatum L., variety test,

list of recommended varieties.

Page 50: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

302 Agrarforschung Schweiz 4 (6): 302–305, 2013

Nicole Berger, Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL, 3052 Zollikofen, Schweiz

Auskünfte: Nicole Berger, [email protected], Tel. +41 31 910 22 29

Rehkitzrettung

In der Schweiz sterben jährlich mehrere tausend Reh-

kitze bei der Grasernte. Die herkömmlichen Methoden

zur Rettung von Rehkitzen sind nicht immer erfolgreich.

Im Rahmen eines Forschungsprojektes der Hochschule

für Agrar-, Forst und Lebensmittelwissenschaften HAFL

wurde nach technischen Lösungen gesucht um das Lei-

den der Kitze und die Abgänge von Nutztieren durch

Kadaverteile im Futter zu verhindern.

Rehe (Capreolus capreolus) setzen ihre Kitze bevorzugt

von Mitte April bis Mitte Juli in Wiesen. Meist handelt es

sich um Zwillingsgeburten. Die Neugeborenen suchen

sich unabhängig voneinander einen Platz in der Wiese

(Stubbe 2008). Während den ersten zwei bis drei Lebens-

wochen verfügen sie über einen Drückinstinkt (Abb. 1)

und ducken sich bei Gefahr flach auf den Boden statt zu

flüchten. Zudem sind sie dank ihrer Fellfarbe in Wiesen

K u r z b e r i c h t

Abb. 1 | Ein fast zwei Wochen altes Rehkitz drückt sich bei Gefahr flach auf den Boden statt zu flüchten. Dieser Instinkt wird den Tieren bei der Grünlandmahd zum Verhängnis. (Foto: Walter Berger)

Page 51: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

Rehkitzrettung | Kurzbericht

303Agrarforschung Schweiz 4 (6): 302–305, 2013

perfekt getarnt und werden zusätzlich von ihren Müt-

tern äusserst sauber und geruchlos gehalten. Selbst von

Fressfeinden mit guten Nasen (Fuchs, Hund, Luchs) kön-

nen sie so nicht aufgespürt werden (Menzel 2007). Im

gleichen Zeitraum werden die Wiesen gemäht. So

kommt es zu Unfällen, bei denen die Rehkitze durch die

Mähwerke getötet oder verstümmelt werden.

Herkömmliche Methoden

Die Anstrengungen von Seiten der Jäger und Landwirte

sind gross, die Jungtiere vor der Mahd ausfindig zu

machen oder zu vertreiben. Dazu verblenden und verwit-

tern sie die Felder, indem sie auffällige Fahnen aufstellen

und unangenehme Gerüche in den Feldern ausbringen.

Es wird auch gezielt nach den Kitzen gesucht, indem

Menschenketten mit und ohne Hunde die Felder durch-

kämmen. Viele Kitze können so gerettet werden und

dennoch sind die Bemühungen nicht immer erfolgreich.

Zur Vermeidung dieser Unfälle mit den negativen

Folgen wurde an der Hochschule für Agrar-, Forst- und

Lebensmittelwissenschaften (HAFL) ein Projekt zur

Detektion und Rettung von Rehkitzen in Grasbeständen

durchgeführt. Am Projekt beteiligt waren auch das

Departement Technik und Informatik der BFH in Burg-

dorf, das Institut für Geodäsie und Photogrammetrie

(IGP) der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich

(ETHZ) und das Bundesamt für Umwelt (BAFU).

Verhalten der Rehe

Die unterschiedliche Wirksamkeit von Massnahmen wie

Verblenden und Verwittern könnte durch das individu-

elle Angstverhalten der Rehe erklärt werden. Während

die mutigen Rehe nach dem Fahnenstellen noch am sel-

ben Abend ihre Kitze aus dem Bestand führen, trauen

sich die ängstlicheren erst nach zwei bis drei Tagen in

den Bestand hinein. Wenn sich in der Wiese anschlies-

send nichts weiter tut, kehren die mutigen Rehe nach

ein bis zwei Tagen wieder zurück (Jarnemo 2002). Um

das Verblenden sicher anwenden zu können, müsste das

Angstverhalten der Tiere bekannt sein.

Im Rahmen der Projektarbeit konnte festgestellt

werden, dass das genaue und ausdauernde Beobachten

der Felder die sicherste, wenn auch eine sehr aufwän-

dige Methode war, um Rehkitze in einem Bestand auszu-

machen. Wurde ein Kitz gesetzt, war die Geiss häufiger

auf diesen Flächen anzutreffen. Auch stand die Geiss

längere Zeit (mehrere Minuten) am selben Ort, um ihr

Kitz zu säugen und zu säubern. Dabei war zu beachten,

dass Rehgeissen nicht jedes Jahr zur gleichen Zeit und

am gleichen Ort setzten. Dies erschwert die Vorhersage

der kritischen Gebiete und Zeitpunkte. Zusätzlich wur-

den Rehkitze an Orten gefunden, wo noch nie zuvor sol-

che gesichtet worden waren. Somit mussten und müssen

nach wie vor alle zu mähenden Flächen aufwändig

abgesucht werden.

High-Tech-Suche aus der Luft

Die wirkungsvollste Methode, Rehkitze in hohen Gras-

beständen zu detektieren waren Thermalkameras auf

Multikoptern (Abb. 2). Dabei wurden die zu mähenden

Wiesen mit dem Fluggerät in einer Höhe von 50 Metern

(Tab. 1) und einem Kamerawinkel von 28° (horizontal) x

21°(vertikal) systematisch (Autopilot) abgesucht. Mit

einem zweiachsigen Kameragestell wurde die Kamera

Abb. 2 | Quadrokopter mit zweiachsigem Kameragestell und Ther-malkamera beim Einsatz für die Rehkitzsuche. (Foto: Nicole Berger)

Flughöhe Sichtbedingungen

100 m Sehr gut Dünner, stehender BestandKeine Sonne, kühle Temperaturen

50 m

Normal Überwiegend stehender BestandSicht fast bis zum BodenKeine/wenig Sonne, eher kühl

30-40m Schlecht Sehr dichter und/oder liegender Bestandsonnig und warm

Nicht mehr fliegen

Zu schlecht Viele offene Erdstellen (> 18°C) oderdürres Gras im BestandDirekte Sonne und warm

Tab. 1 | Die Flughöhe ist abhängig von der Temperatur, der Sonneneinstrahlung und den Eigenschaften des Bestandes

Page 52: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

Kurzbericht | Rehkitzrettung

304 Agrarforschung Schweiz 4 (6): 302–305, 2013

senkrecht nach unten ausgerichtete. Das aufgenom-

mene Thermal-Video wurde in Echtzeit via Funk auf

Bildschirme am Boden übertragen und von der Ret-

tungsperson interpretiert. Kitze waren aufgrund ihrer

Körpertemperatur (Abb. 3) als helle Flecken auf dem

Thermalfilm sichtbar. Wurde ein solcher Wärmepunkt

erkannt, konnte die momentane Position des Multikop-

ters per Knopfdruck auf dem Laptop gespeichert wer-

den. Diese gespeicherten Koordinaten wurden im

Anschluss gezielt angeflogen und der Multikopter darü-

ber in Schwebe gehalten. Die Retterin oder der Retter

gelangte mit Hilfe eines zweiten Bildschirms, auf dem

sie oder er sich selbst ebenfalls als hellen Wärmepunkt

erkannte, zum Rehkitz. Mit dieser Methode wurden im

Rehkitzprojekt an 26 Suchtagen auf 14 von 100 Feldern

21 Kitze, zehn Rehe und ein junger Hase gefunden. Im

Anschluss an die Suche wurde zwölfmal gemäht und

zuvor alle Kitze detektiert. Der Vorteil, dieses Verfahrens

war, dass die Kitze nicht lange gesucht, sondern einfach

und rasch aufgefunden und anschliessend gerettet wer-

den konnten.

Die Kosten eines solchen Systems betragen rund

25 000.– Franken. Zusammen mit einem Lohn für die

Arbeit entspricht dies einem Preis von 140.– CHF pro Feld.

Die Flächenleistung pro Feld (ca. 2 ha) beträgt mit Vor-

bereitung Detektion und Rettung 20 bis 30 Minuten, auf

grossen, zusammenhängenden Flächen nur 7,5 Minuten.

Damit können mit dieser Methode drei- bis viermal so

viele Flächen abgesucht werden wie mit dem ebenfalls

sehr wirkungsvollen, handgetragenen und mit Infrarot-

sensoren ausgerüsteten ISA-Wildretter (Abb. 4). Der Vor-

teil dieses Gerätes besteht darin, dass die Personen mit

ihm direkt im Feld unterwegs sind und somit sofort kon-

trollieren können, ob es sich bei einem Alarm um ein

Rehkitz oder um ähnlich warme Objekte wie von der

Sonne aufgewärmten Steine, Ameisen- oder Mäusehau-

fen oder dürres Gras handelt.

Rettungsstrategien

Durch den Einsatz der neuen Technik bei der Rehkitzsu-

che konnten neue Erkenntnisse bezüglich des Rehver-

haltens gewonnen werden. So wurde beobachtet, dass

auch erwachsene Tiere in den Feldern ruhen. Wiesen

dienen somit Jung- und Alttieren als Lebensraum. Weiter

wurde erkannt, dass sich Rehkitze bei Starkregen unter

das schützende Blätterdach der Bäume zurückziehen.

Das Anmähen der Felder am Waldrand nach Regen kann

somit tote Rehkitze zur Folge haben.

Im Rahmen des Projekts wurde neu erkannt, dass je

nach Alter der Rehkitze zwei Rettungsstrategien nötig

sind (Abb. 5). So bedürfen auch die älteren Rehkitze,

welche bereits vor Gefahr flüchten, der Rettung, da sie

sich noch auf ihre gute Tarnung verlassen. Es waren also

diese Rehkitze, die im letzten Moment noch aufspran-

gen um zu flüchten und dann von den Mähwerken ver-

stümmelt wurden. Die jungen Rehkitze mit Drückins-

tinkt blieben liegen, wurden überfahren und waren in

der Regel sofort tot.

Rehkitze anfassen?

Bei der Rettung kommen die jungen sich drückenden

Rehkitze mit Menschen in Kontakt. Dabei besteht die

Möglichkeit, dass die Kitze ihre Geruchlosigkeit verlie-

ren. Die Gefahr, von ihren Müttern verstossen zu werden,

besteht laut Hespeler (2006) nicht. Ein möglichst natürli-

cher Geruch ist trotzdem überlebenswichtig für die Kitze,

Abb. 3 | Im Thermalbild eines sich drückenden und eingerollten Rehkitzes sind die Augen und die Stellen am wärmsten wo sich der Kopf an den Körper schmiegt. (Quelle: Nicole Berger)

Abb. 4 | Ein getragener ISA-Wildretter mit Infrarotsensoren hilft Rehkitze sicher in Wiesen aufzuspüren. (Foto: Nicole Berger)

Page 53: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

Rehkitzrettung | Kurzbericht

305Agrarforschung Schweiz 4 (6): 302–305, 2013

die Position der Rehkitze in den Wiesen auf 2–3 m

Radius genau berechnen. Diese Koordinaten können

dann mit einem einfachen Hand-GPS-Gerät aufgesucht

werden. Um die perfekt getarnten Kitze vor Ort schnell

und sicher auffinden zu können, wurde zusätzlich ein

Handsuchgerät ähnlich einem Metalldetektor konstru-

iert. Das Ortungssystem sowie das Handdetektionsgerät

befinden sich noch im Vorprototypenstadium und sollen

in einem Folgeprojekt bis zur Serienreife weiter entwi-

ckelt werden. n

da sie sonst nicht mehr vor Fressfeinden geschützt sind

(Hess 2012). Am sichersten ist es, die Hände gründlich

mit Erde und frisch ausgerissenem Gras einzureiben und

zusätzlich den direkten Kontakt mit den Kitzen zu ver-

meiden, indem mit Grasbüscheln zugefasst wird.

Ausblick

Die Thermaltechnik ist grundsätzlich sehr gut geeignet

zur Rehkitzrettung. Es stellte sich heraus, dass sie am

besten bei kühlen Temperaturen und in Abwesenheit

der Sonne funktionierte. Am sichersten und auch plan-

bar war die Suche von 5.00 bis 8.30 Uhr am Morgen.

Die zukünftige flächendeckende Suche soll durch

koordiniert arbeitende Suchteams sichergestellt werden.

Im Moment werden an der HAFL Projekte für deren Aus-

bildung und die Anschaffung der Systeme vorbereitet.

Die kurze Zeitspanne in welcher gesucht werden

kann, schränkt die Flächenleistung der Methode ein. Aus

diesem Grund und zur Reduktion der Kosten sollen Früh-

warnsysteme entwickelt werden, welche Wiesen mit

effektivem Rehkitzbestand ausweisen. Damit können

sechs von sieben Feldern ausgeschlossen werden, auf

denen sich keine Rehkitze aufhalten.

Im Rahmen des Projektes wurde ausserdem ein auto-

matisches Ortungssystem für die Detektion von Rehkit-

zen in Wiesenbeständen entwickelt. Dieses System kann

Literatur ▪ Hespeler B., 2006. Die Kitze kommen … . DJZ 5/2006, 41-43. ▪ Hess S., 2012. Den Rehkitzen auf der Spur. Neue Zuger Zeitung, 26.05.2012. Zugang: www.zugerzeitung.ch [26.05.2012].

▪ Jarnemo A., 2002. Roe deer Capreolus capreolus fawns and mowing – mortality rates and countermeasures. Wildl. Biol. 8, 211–218.

▪ Menzel K., 2007. Hege und Bejagung des Rehwildes. Franckh-Kosmos, Stuttgart, S. 17, 18, 37/139.

▪ Stubbe C., 2008. Rehwild. Franckh-Kosmos, Stuttgart, S. 171–177/391.

Schrittge-schwindigkeit

fahren(noch testen)

Vor Mäherher laufen

FlüchtendesKitz

Später mähen(verwittern und

verblenden)

Am Fundort(Markierungfür Traktor-

lenker)

In Kistefixieren

In anderenBestand legen

AmWaldrand

Sofort mähenAufpassen, dasses nicht zurück-

läuft

ZweiRettungsstrategien

Sichdrückendes

Kitz

In denWald drücken

Abb. 5 | Es bedarf zweier unterschiedlicher Rettungsstrategien: eine für sich drückende junge Rehkitze und eine für flüchtende ältere Rehkitze.

Page 54: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

306

P o r t r ä t

Agrarforschung Schweiz 4 (6): 306, 2013

Stefan Lauber: Urban und doch der alpinen Zone verschrieben

Wir treffen uns an der ETH, das Faltrad blieb vor der Tür.

Stefan Lauber schält sich aus der Montur eines mobilen,

urbanen Menschen: Er legt den Rucksack ab und zieht

die Regenhose aus. «Mein mit Velo und Bahn kombinier-

ter Arbeitsweg zwischen der WSL in Birmensdorf und

dem Wohnort Luzern ist mein Fitnesstraining», entschul-

digt er sich kurz, «denn für Sport bleibt neben Familie

und Beruf sonst kaum Zeit». Er zückt den Laptop – das

mobile Office wird manifest.

Die Endphase des Verbundprojektes verlange ihm als

Ko-Leiter und Koordinator von AlpFUTUR neben der

aktiven Beteiligung an der Erziehung seiner beiden Kin-

der im Vorschulalter zeitlich und organisatorisch viel ab,

erklärt er, zumal seine Frau wie er in einem 70 %-Pensum

als Programmleiterin arbeite. Zurzeit würde die deut-

sche Version des Synthesebuches verfasst und verschie-

dene weitere Publikationen und Umsetzungsarbeiten

seien auch noch am Laufen, erklärt er mit sichtlicher

Freude an dieser Projektphase. Eine französische und

italienische Version der Synthese folgten später.

Verbundprojekt von A bis Z «AlpFUTUR war ein eigentliches Bottom-Up-Forschungs-

projekt: Nachdem Stakeholder zu den möglichen For-

schungsfragen im Sömmerungsgebiet befragt worden

waren, wurde ein Forschungsprogramm entworfen. Dann

folgten konkrete Projektskizzen und wir begannen mit

der Suche nach der Finanzierung», blickt Lauber zurück.

«Die Akquise der Finanzen wäre ohne eigene Webseite

(www.alpfutur.ch) kaum möglich gewesen», ist sich der

Ingenieur Agronom nachträglich sicher, «diese Seite ist

für uns aber auch ein wichtiges Instrument zur Sichtbar-

machung der Fortschritte und Resultate.» Für den erfolg-

reichen Projektverlauf sei schliesslich auch die gute

Zusammenarbeit im Team entscheidend gewesen. 2013

und 2014 folgen nun in Zusammenarbeit mit Agridea

zahlreiche Umsetzungsveranstaltungen in allen beteilig-

ten Regionen. «Und dann gibt es im Sommer 2014 mit

allen Beteiligten ein Abschlussfest», freut sich Stefan Lau-

ber über diese Aussicht, «denn AlpFUTUR konnte nur

dank ihnen und ihrem motivierten Einsatz gelingen.»

Mit Projektmanagement den Fächer weiter geöffnet

Er selbst, meint Stefan Lauber, habe mit dieser Arbeit

das Thema seiner Dissertation im Bereich Umwelt- und

Ressourcenökonomie1, die er im Rahmen des Nationa-

len Forschungsprogramms NFP 48 bei Agroscope in Täni-

kon schrieb, auf fachlicher Ebene weiterziehen können.

«Die Alpen sind eine der grössten natürlichen Ressour-

cen der Schweiz», ergänzt er, und ihre Nutzung sei eine

sehr spannende agrar- aber auch gesellschaftspolitische

Frage; dafür habe er sich schon früh in seinem Werde-

gang interessiert. «Mit dem Forschungsmanagement

konnte ich mich innerhalb meines Forschungsthemas an

einer spannenden Schnittstelle zwischen Organisation

und Forschung bewegen», meint Lauber.

In der Freizeit bewegt sich Stefan Lauber auf Berg-

wanderungen mit seiner Familie immer wieder in der

alpinen Zone. «Nur Klettern kommt für mich nach den

vielen Arbeitsstunden am Computer nicht in Frage»,

führt er aus, denn dann brauche er Weitsicht und Hori-

zont an Stelle einer weiteren vertikalen Wand vor dem

Kopf.

Etel Keller-Doroszlai, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-

Tänikon ART, 8046 Zürich

1Agrarstrukturwandel im Berggebiet: Ein agentenbasiertes, räumlich explizites Agrarstruktur- und Landnutzungsmodell für zwei Regionen Mittelbündens. ART-Schriftenreihe 2 (2006), Agroscope, Ettenhausen.

Page 55: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

307

A k t u e l l

Aktuell

Agrarforschung Schweiz 4 (6): 307–311, 2013

Pflanzenschutzmittel in der Landwirt-schaft

> Landwirtschaft> Umwelt-Vollzug2013

> Pflanzenschutzmittel in der Landwirtschaft

Ein Modul der Vollzugshilfe Umweltschutz in der Landwirtschaft

Ein Modul der Vollzugshilfe Umweltschutz in der Land-

wirtschaft

Diese Vollzugshilfe erläutert die gesetzlichen Grundla-

gen im Gewässer- und Umweltschutz, im Chemikalien-

recht sowie teilweise im Landwirtschaftsrecht, die beim

Umgang mit Pflanzenschutzmitteln auf dem Landwirt-

schaftsbetrieb massgebend sind. Sie konkretisiert unbe-

stimmte Rechtsbegriffe insbesondere im Hinblick auf die

Lagerung und Anwendung von Pflanzenschutzmitteln

sowie die Reinigung der Spritzgeräte. Die Vollzugshilfe

richtet sich in erster Linie an die Vollzugsbehörden sowie

an landwirtschaftliche Beraterinnen und Berater.

Christian Leu, Bundesamt für Umwelt BAFU

Ruth Badertscher, Bundesamt für Landwirtschaft BLW

Die Vollzugshilfe «Pflanzenschutzmittel in der Landwirtschaft» wird nur

elektronisch veröffentlicht. Download: www.bafu.admin.ch/UV-1312-D

Bodenbakterien: wirksame Helfer im Kampf gegen Krankheiten im Kartoffelbau

An der jährlichen Tagung des Arbeitskreises «Biologi-

sche Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten» der Deut-

schen Phytomedizinischen Gesellschaft trafen sich über

30 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Wit-

zenhausen, Deutschland.

Verschiedene Aspekte der biologischen Krankheits-

bekämpfung wurden diskutiert, mit starkem Fokus auf

das Potenzial von Bodenbakterien für die Regulierung

von wichtigen Kartoffelkrankheiten, wie der Kraut-

fäule, der Schleimkrankheit oder der Wurzeltöter-

krankheit. Die an dieser Tagung vorgestellten positiven

Effekte, die mit dem Einsatz von verschiedenen Bakte-

rien (Pseudomonas- oder Bacillus-Arten) erzielt wurden,

lassen hoffen, dass wir in Zukunft durch ein besseres

Verständnis der Wechselwirkungen zwischen Schad-

und Nutzorganismen nützliche Bakterienarten im

Boden selektiv fördern oder gezielt inokulieren könn-

ten, um Pflanzenkrankheiten im biologischen Anbau

effizient und nachhaltig zu regulieren.

Laure Weisskopf, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon

ART

Page 56: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

308 Agrarforschung Schweiz 4 (6): 307–311, 2013

Aktuell

N e u e P u b l i k a t i o n e n

sowie Lebensräume definiert. Diese Qualität wird fortan

Umweltziele Landwirtschafts- Qualität, kurz UZL-Quali-

tät, genannt. In einem zweiten Schritt wurde abge-

schätzt, wie gross der aktuell vorha dene Anteil an

Flächen mit UZL-Qualität in den verschiedenen landwirt-

schaftlichen Zonen und den fünf Hauptregionen ist. In

einem weiteren Schritt wurden Zielgrössen vorgeschla-

gen. Diese orientieren sich an Fallbeispielen von Vernet-

zungsprojekten und verschiedenen, bereits veröffent-

lichten Studien. In den Bergzonen III und IV sowie im

Sömmerungsgebiet sind heute noch ausreichend Flä-

chen mit UZL-Qualität vorhanden. Es zeigt sich aber ein

Defizit an Flächen mit UZL-Qualität im Talgebiet und in

den Bergzonen I und II. Mit den aktuell ausgewiesenen

ökologischen Ausgleichsflächen werden die Soll-Anteile

quantitativ beinahe erreicht. Um die qualitativen Defi-

zite zu beheben und die vorgeschlagenen Soll-Werte zu

erreichen, bedarf es einer Verdreifachung des Anteils an

Flächen mit UZL-Qualität in diesen landwirtschaftlichen

Zonen – insbesondere beim ökologischen Ausgleich im

Ackerbau. Um die Artenvielfalt zu fördern, bedarf es

darüber hinaus in allen Regionen spezifische Förder-

massnahmen für Zielarten und national hoch prioritäre

Leitarten. Dabei orientiere man sich an den Priorisierun-

gen der National Prioritären Arten. Für 24 Subregionen

werden zudem Schwerpunkte der zu erhaltenden und

fördernden Lebensräume gegeben und es wird beispiel-

haft erwähnt, für welche Ziel- und Leitarten sie von

Bedeutung sind.

Thomas Walter et al., ART

Operationalisierung derUmweltziele LandwirtschaftBereich Ziel- und Leitarten, Lebensräume(OPAL)

Autorschaft:

Thomas Walter, Stefan Eggenberg, Yves Gonseth, Fabien Fivaz,

Christian Hedinger, Gabriela Hofer, Andrea Klieber-Kühne, Nina Richner,

Karin Schneider, Erich Szerencsits, Sebastian Wolf

ART-Schriftenreihe 18 | Januar 2013

Operationalisierung derUmweltziele LandwirtschaftBereich Ziel- und Leitarten, Lebensräume (OPAL)

ART-Schriftenreihe 18

Im Jahr 2008 haben das Bundesamt für Umwelt BAFU

und das Bundesamt für Landwirtschaft BLW Umweltziele

für die Landwirtschaft formuliert. Um diese Ziele im

Bereich «Arten und Lebensräume» weiter zu konkreti-

sieren ist eine Quantifizierung und Regionalisierung

erforderlich. Deshalb werden in dieser Schrift quantita-

tive und qualitative Zielgrössen für die verschiedenen

landwirtschaftlichen Zonen und Regionen vorgeschla-

gen, die anhand von Verbreitungspotenzialen der Ziel-

und Leitarten abgegrenzt wurden. Dazu wurden in

einem ersten Schritt unter Berücksichtigung der beste-

henden Instrumente, wie beispielsweise der nationalen

Inventare und der Öko-Qualitätsverordnung, Qualitäts-

kriterien für Flächen und Regionen auf der Basis der

gemäss BAFU und BLW zu fördernden Ziel- und Leitarten

Page 57: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

309Agrarforschung Schweiz 4 (6): 307–311, 2013

Aktuell

ART-Bericht 757

Aufgrund des ausgeprä ten Sozialverhaltens und der

Konkurrenz beim Fressen ist der Fressplatz bei Ziegen

ein Bereich im Stall, in dem es oft zu Auseinanderset-

zungen kommt. Dies kann sich insbesondere bei der

Haltung von Ziegen in kleinen Beständen negativ auf

das Wohlbefinden und die Leistung der Tiere auswir-

ken. Zwei an der Forschungsanstalt Agroscope Recken-

holz-Tänikon ART durchgeführte Experimente unter-

suchten die Eignung verschiedener Fressgittertypen

und die Bedeutung von Fressblenden in Situationen mit

und ohne Fixierung am Fressgitter. Die Verhaltensbeob-

achtungen fanden an Gruppen mit behornten und

hornlosen Tieren statt. Ziel der Untersuchungen war es,

die Gestaltung des Fressplatzes zu optimieren, um Aus-

einandersetzungen zu minimieren und rangtiefen Zie-

gen den Zugang zum Futter zu erleichtern. Die Ergeb-

nisse belegen, dass sich Palisadenfressgitter hierfür

unabhängig von der Behornung am besten eignen.

Fressblenden wirken sich positiv auf das Verhalten der

Ziegen aus, wenn diese beim Fressen fixiert werden.

Aufgrund der Verletzungsgefahr ist der Einsatz von

Fressblenden besonders bei behornten Ziegen zu emp-

fehlen.

Nina M. Keil, ART,

Sandra Hilfiker und Edna Hillmann, ETH Zürich,

Eva Nordmann und Susanne Waiblinger, Veterinärmedizinische

Universität Wien

Impressum

Herausgeber:Forschungsanstalt AgroscopeReckenholz-Tänikon ARTTänikon, CH-8356 Ettenhausen,Redaktion: Etel Keller,ART

Die ART-Berichte/Rapports ARTerscheinen in rund 20 Nummernpro Jahr. JahresabonnementFr. 60.–. Bestellung von Abonne-ments und Einzelnummern:ART, Bibliothek, 8356 EttenhausenT +41 (0)52 368 31 31F +41 (0)52 365 11 [email protected]: www.agroscope.ch

ISSN 1661-7568

ART-Bericht 757

Gestaltung des Fressplatzes für Ziegen

Palisadenfressgitter, Fressblenden und ein angepasstes Fütterungsmanagementmindern

Auseinandersetzungen

Autorinnen

Nina M. Keil, Bundesamt fürVeterinärwesen, Zentrum fürtiergerechte Haltung:Wiederkäuer und Schweine,ART,CH−8356 Ettenhausen,E-Mail: [email protected]

Sandra Hilfiker und Edna Hill-mann,Verhalten, Gesundheit &Tierwohl, ETH, CH–8092 Zürich

Eva Nordmann und SusanneWaiblinger, VeterinärmedizinischeUniversitätWien, Institut fürTierhaltung und Tierschutz,AT−1210Wien

Oktober 2012

Aufgrund des ausgeprägten Sozialverhal-tens und der Konkurrenz beim Fressen istder Fressplatz bei Ziegen ein Bereich imStall, in dem es oft zu Auseinandersetzun-gen kommt. Dies kann sich insbesonderebei der Haltung von Ziegen in kleinenBeständen negativ auf das Wohlbefindenund die Leistung der Tiere auswirken.Zwei an der Forschungsanstalt AgroscopeReckenholz-Tänikon ART durchgeführteExperimente untersuchten die Eignungverschiedener Fressgittertypen und dieBedeutung von Fressblenden in Situatio-nen mit und ohne Fixierung am Fressgit-ter. Die Verhaltensbeobachtungen fanden

an Gruppen mit behornten und hornlosenTieren statt. Ziel der Untersuchungen wares, die Gestaltung des Fressplatzes zu opti-mieren, um Auseinandersetzungen zuminimieren und rangtiefen Ziegen denZugang zum Futter zu erleichtern. DieErgebnisse belegen, dass sich Palisaden-fressgitter hierfür unabhängig von derBehornung am besten eignen. Fressblen-den wirken sich positiv auf das Verhaltender Ziegen aus, wenn diese beim Fressenfixiert werden. Aufgrund der Verletzungs-gefahr ist der Einsatz von Fressblendenbesonders bei behornten Ziegen zu emp-fehlen.

Abb. 1: Ein für die Ziegenhaltung geeignetes Fressgitter muss klar unterteilte Fressplätzehaben und möglichst einfaches Aus- und Einfädeln erlauben.

Gestaltung des Fressplatzes für Ziegen

Page 58: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

310

M e d i e n m i t t e i l u n g e n

www.agroscope.admin.ch/medienmitteilungen

Aktuell

M e d i e n m i t t e i l u n g e n

Agrarforschung Schweiz 4 (6): 307–311, 2013

31.05.2013Grosses Interesse am Bachelor-Studium in Bio logischer Landwirtschaft – Lehre profitiert von anwendungsorientierter ForschungDie ersten Studierenden der neuen Bachelor-Vertie-

fungsrichtung «Biologische Landwirtschaft und Hortikul-

tur» im Studium Umweltingenieurwesen an der ZHAW

Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ste-

hen vor dem Abschluss. Das praxisbezogene Studium

zeichnet sich durch die Nähe zu zahlreichen Akteuren in

Praxis und Forschung aus. Bei Agroscope eigneten sich

die Studierenden ihr Know-how im Bio-Acker- und Bio-

Futterbau an.

30.05.2013Winterverluste bei den Bienenvölkern: Imker/-innen können aufatmenNach den katastrophalen Verlusten im Winter 2011/2012

fehlt nach dem vergangenen Winter rund jedes vierte

Bienenvolk für die Frühlingstracht. Dies entspricht etwa

dem langjährige Durchschnitt. Das Problem Winterster-

ben ist aber nach wie vor ungelöst.

27.05.2013 Bedroht eine neue Gerstenkrankheit den Weizen?Seit den Neunziger Jahren haben die Sprenkelnekrosen

der Gerste immer mehr an Bedeutung zugenommen.

Diese Blattflecken sind unter anderem das Resultat einer

neuen Gerstenkrankheit, die durch den Erreger Ramula-

ria collo-cygni verursacht werden. Dieser Pilz wurde von

Agroscope nachgewiesen. Dank einer von Agroscope

entwickelten molekularen Nachweismethode konnte

der Pilz 2012 auf den Blättern von verschiedenen Som-

merweizensorten gefunden und identifiziert werden.

Wiederholt sich die Geschichte der Gerstenkrankheit auf

dem Weizen? Und wird der Pilz über das Saatgut über-

tragen?

16.05.2013 Später Kartoffelanbau: Welches sind die Risiken? Diesen Frühling verzögerte der anhaltende Regen den

Kartoffelanbau im Schnitt um 3 bis 4 Wochen. Auf eini-

gen Parzellen mit schwierigen Bedingungen wird der

Anbau vermutlich erst im Juni erfolgen, was äusserst

ungewöhnlich ist. Eine späte Pflanzung ist physiologi-

schen, phytosanitären und klimatischen Risiken ausge-

setzt, was sich auf den Ernteertrag auswirken dürfte.

Agroscope stellt Informationen über die diesbezügliche

Anfälligkeit der verschiedenen Sorten bereit. Bei günsti-

gen Anbau- und Erntebedingungen in diesem Jahr

könnten sich die Folgen des schlechten Starts in Grenzen

halten. Das Angebot an Frühsorten wird jedoch vermut-

lich geschmälert, insbesondere zu Beginn der neuen Ver-

kaufskampagne.

13.05.2013 Rotschwingel – eine stressresistente Pflanze für die Weide Der Rotschwingel ist ein kleines, in fast all unseren Regi-

onen angesiedeltes Gras. Er zeichnet sich durch seine

überdurchschnittliche Stressresistenz aus. Es ist daher

kaum verwunderlich, dass er in zahlreichen Rasen- und

Wiesenmischungen enthalten ist. Agroscope enthüllt

nun das Geheimnis um diese unscheinbare Pflanze, die

massgeblich für stabile Weideerträge sorgt.

07.05.2013Aktuelle Information zu Kraut- und Knollenfäule via Smartphone – 25 Jahre PhytoPRE Kartoffelproduzenten in der Schweiz haben dank der

neuen PhytoPRE WebApp via Smartphone Zugang zu

Informationen bezüglich Kraut- und Knollenfäule, die

mehrmals täglich aktualisiert werden. Abrufbar sind

eine Befallskarte, die Haupt-infektions- und Sporulati-

onsperioden (HISP), das regionale Infektionsrisiko so-wie

verschiedene Pflanzenschutz-Bulletins. Die Entwicklung

des Warn- und Prognosesystems PhytoPRE wurde im Jahr

1988 gestartet. Seitdem hat es zahlreiche Verbesserun-

gen gegeben und zu diesem Jubiläum bietet Agroscope

für die laufende Saison den Smartphone-Service kosten-

los an.

www.agroscope.admin.ch/medienmitteilungen

Page 59: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

311

Informationen: www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen

Aktuell

Agrarforschung Schweiz 4 (6): 307–311, 2013

V e r a n s t a l t u n g e n

Informationen: www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen

I n t e r n e t l i n k s

Agrarpolitik 2014–2017

www.focus-ap-pa.ch

Die Plattform «Focus AP-PA.ch» stellt den Multiplika-

torinnen und Multiplikatoren in der Landwirtschaft und

im ländlichen Raum Informationen aus erster Hand,

Unterlagen und Arbeitsinstrumente zur Verfügung, die

die Umsetzung der Agrarpolitik 2014-2017 erleichtern.

Juni 2013

19. – 20.06.2013Agrartechniktage TänikonAgroscope Reckenholz-Tänikon ARTEttenhausen

Juli 2013

02. – 05.07.2013ISHS Fireblight 2013Agroscope Changins-Wädenswil ACW und ETH ZürichETH Zürich

August 2013

23.08.2013InfoTag Medizinal- und AromapflanzenAgroscope Changins-Wädenswil ACWAttiswil BE

29.08.2013AGFF-StrickhoftagungAgroscope ART, AGFFStrickhof, Eschikon, 8315 Lindau

September 2013

05.09.2013Informationstagung AgrarökonomieAgroscope Reckenholz-Tänikon ARTEttenhausen

Oktober 2013

01.10.2013AlpFUTUR - wissenschaftliche SchlusstagungAlpFUTUR Verbund (Agroscope, WSL)Schüpfheim LU

02.10.20137. ÖkobilanzplattformAgroscope

V o r s c h a u

Juli–August 2013 / Heft 7–8

Die Roggenproduktion in der Schweiz hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Forschende von Agroscope untersuchen die Mahl- und Backqualität von Roggen sorten, damit besser auf die Anforderungen der Verwender von Roggen eingegangen werden kann. (Foto: Agroscope)

V o r s c h a u

•• Backqualität von Roggen in der Schweiz, Cécile

Brabant et al., ACW

•• Knaulgras: Prüfergebnisse von 31 Sorten,

Daniel Suter et al., ART und ACW

•• Zwanzig Jahre Sortenversuche mit Silomais in der

Schweiz, Alice Baux und Jürg Hiltbrunner, ACW und

ART

•• Einfluss der Maissorte und des Entwicklungsstadiums

auf die aerobe Stabilität, Ueli Wyss und Yves Arrigo,

ALP-Haras

•• Serie Proficrops: Der HOLL-Raps in der Schweiz: vom

Testanbau zur grossflächigen Produktion, Alice Baux

et al., ACW

•• Mikroorganismen – Bestandteil zukünftiger

Düngungssysteme, Antonia Maria Müller et al.,

ETH Zürich

•• Mastleistung, Schlachtkörper- und Fleischqualität

verschiedener Masthybridlinien, Cédric Hoffmann

et al., Micarna SA und Stiftung Aviforum

•• Masthybridlinien: Benutzung des Aussenklimabe-

reichs, Einstreuqualität und Gefieder, Cédric Hoff-

mann et al., Micarna SA und Stiftung Aviforum

Page 60: Agrarforschungschweiz Heft 6, Juni 2013

www.alpfutur.ch

Aktuelle Forschungsergebnisse

für Beratung und Praxis:

Agrarforschung Schweiz publiziert 10-mal

im Jahr Forschungsergebnisse über

Pflanzenbau, Nutztiere, Agrarwirtschaft,

Landtechnik, Lebensmittel, Umwelt und

Gesellschaft.

Agrarforschung ist auch online verfügbar

unter: www.agrarforschungschweiz.ch

Bestellen Sie jetzt Ihre Gratisausgabe!

AGrArForSchUNGSchweiz

rechercheAGroNomiqUeSUiSSe

Talon einsenden an:redaktion Agrarforschung Schweiz, Forschungsanstalt AgroscopeLiebefeld-Posieux ALP-haras, Postfach 64, 1725 PosieuxTel. +41 26 407 72 21, Fax +41 26 407 73 00e-mail: [email protected] | www.agrarforschungschweiz.ch

Name/Firma

Vorname

Strasse/Nr

PLZ/Ort

Beruf

E-Mail

Datum

Unterschrift

Agrarforschung Schweiz/RechercheAgronomique Suisse ist die zeitschrift

der landwirtschaftlichen Forschung von

Agroscope und ihren Partnern. Partner der

zeitschrift sind das Bundesamt für Landwirt-

schaft, die hochschule für Agrar-, Forst- und

Lebensmittelwissenschaft hAFL, die Bera-

tungszentralen AGriDeA, die eidgenössische

Technische hochschule eTh zürich, Departe-

ment für Umweltsystemwissenschaften und

Agroscope, die gleichzeitig herausgeberin der

zeitschrift ist.

Die zeitschrift erscheint in Deutsch und Fran-

zösisch. Sie richtet sich an Fachpersonen aus

Forschung, industrie, Lehre, Beratung

und Politik, an kantonale und eidgenössische

Ämter und an weitere Fachinteressierte.