AHK-Zielmarktanalyse: „Biogas & Biomasse Kenia“
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ZIELMARKTANALYSE
BIOGAS & BIOMASSE KENIA Mit Profilen der Marktakteure www.export-erneuerbare.de
www.exportinitiative.bmwi.de (A)
Impressum
Herausgeber AHK Kenia, Riverside Drive, Mews Building P.O. Box 19016, 00100 Nairobi/ Kenya Stand 15.05.2014 Druck Mai 2014 Gestaltung und Produktion AHK Kenia Redaktion Dr. Georgia Badelt
1
Inhalt
Zusammenfassung 3
1. Überblick über den Energiesektor 9
1.1 Allgemeine Landesinformationen 9
1.2 Energiemix 10
1.3 Entwicklung des Stromangebots und der -nachfrage 10
1.4 Die Rolle erneuerbarer Energien und von „Waste-to-Energy“ 11
1.5. Relevante Akteurslandschaft 13
1.5.1. Akteure im Energie-/ Stromsektor 13
1.5.2. Weitere Akteure 15
2. Regulativer Rahmen für Energie aus Biogas/ Biomasse 17
2.1 Stromtarife 17
2.2. Einspeisetarife (Feed-in-Tariffs, FIT) 19
2.3 Stromabnahmevertrag (PPA) 20
2.4 Energie-Richtlinien 21
2.5 Überarbeitung des regulatorischen Rahmens 21
3. Bioenergie-Potential in ausgewählten Sub-Sektoren 23
3.1 Sisalfarmen 25
3.2. Blumenfarmen 28
3.3. Gemüse- und Obstfarmen und -industrie 32
3.4. Kaffeefarmen und – industrie 36
3.5. Viehzucht und Fleischproduktion 40
3.6. Kommunale Abfälle 45
2
4. Installierte Systeme und Projekte in der Durchführung 48
4.1. Kleine Biogas-Projekte 48
4.2. Kommerzielle Bioenergie-Projekte 49
4.2.1 Kilifi 49
4.2.2. Simbi Roses 50
4.2.3 PJ Dave Flowers 51
4.2.4. Teita 51
4.2.5. Delmonte 52
4.2.6. Olivado 53
4.2.7. Vegpro 54
4.2.8. Finlays 55
4.2.9. Biomasse-Kraftwerk Baringo 55
5. Engagement und Positionierung der deutschen Unternehmen 57
6. Profile der Marktakteure 63
7. Bibliographie und Quellen 69
3
Zusammenfassung
Angesichts der großen Bedeutung des landwirtschaftlichen Sektors für die kenianische Volkswirtschaft (24% des BIP;
65% der Exporterlöse etc.) und des Wachstums der Städte fallen ungeheure Mengen organischer Abfälle an
(landwirtschaftliche Abfälle, Siedlungsabfälle), die energetisch genutzt werden können.
Sub-Sektor Potenzial
Sisalfarmen 96% der Agaveblätter sind Abfall (60% Nassabfall, 36% Festabfälle/ Pulpe) 95% der Sisalfaser-Produktion erfolgt durch 10 führende Sisalfirmen mit Groß-
Plantagen Bei einer Produktion von jährlich knapp 28.000 MT fallen und entsprechende rd.
700.000 Tonnen Festabfällen können über anaerobe Fermentation ca. 90 GWh Strom erzeugt werden.
Bei einer Vollauslastung (d.h. 8000 h) bedeutet das eine Leistung von fast 12 MW Fallstudie Alphega: 80% des Strombedarfs kann durch Strom aus Biogas (allein
auf Basis der Pulpe) gedeckt werden Vorteilhaft für Wirtschaftlichkeit: Sisalfarmen arbeiten oft 350 Tage/ Jahr;
Sisalverarbeitende Maschinen (Dekortikator im wesentlichen) sind ca. 10 h/Tag kontinuierlich im Betrieb
Eine Biogasanlage (Sisalfarm Kilifi) mit einer Leistung von 150 kW ist seit gut 5 Jahren im Betrieb, wird aber nur zu 60% ausgelastet.
Blumenfarmen
Industrie ist einer der wichtigster Devisenbringer: Export von knapp 125.000 Tonnen Blumen/ Jahr (2013)
Relativ stabiles Wachstum von ca. 1% Jahr (dies auch Prognose für die nächsten 5 Jahre)
Ca. 150 größere registrierte Blumenfarmen; 50% davon in internationalen Händen; Blumenfarmen bilden regionale Cluster (z.B. Naivasha, Nakuru, Isinya, Thika etc.)
Durch anaerobe Vergärung der Blumenfestabfälle lassen sich landesweit lediglich 8 GWh Strom erzeugen; bei 8000 Vollaststunden bedeutet dies ein Kapazität von 1 MW
Eine Gesamtbetrachtung wie auch Untersuchung einzelner Fälle zeigt: Nur 10% des Strombedarfes kann mit Strom aus Blumenabfällen (AD) gedeckt werden; in anderen Fällen wurde aber eine mögliche Fraktion von 50% berechnet
2 Pilotprojekte (60 kW und 100 kW) sind im Betrieb
Gemüse- und Obstfarmen Produktion 2012: 6,1 Mio. Tonnen Gemüse, 5,3 Mio. Tonnen Obst Hohe Wachstumsraten: Grüner Mais, Bohnen; Mango (vervierfacht !! zwischen
2011-2012) Mit 65.000 Tonnen Obst wird doppelt so viel verarbeitet als beim Gemüse (ca
30.000 Tonnen) Trend zur Konzentration besonders bei Gemüsefarmen: Anteil von Kleinfarmer
nur 30%; führende Farmen sind: Vegpro, AAA Growers, East Africa Growers, KHE Bei ausgewählten Gemüsefarmen: 16-17% Abfall --; kann nur geringen Anteil des
Strombedarfs decken Herausforderung auch: Abfälle fallen teils bei Farmen, teils beim zentralen
Packhaus an Allerdings: Nutzung der Abfälle aus dem Maisanbau scheint sich zu lohnen –
Vegpro-Projekt Auch bei Biogas aus Mangoproduktion und –verarbeitung: mit 7% relativ geringer
Anteil des Abfalls (Mangoschalen) an Frucht
Kaffeeindustrie Produktion: 48.000 Tonnen (2013) Struktur: zumeist Kleinfarmer, organisiert in Kooperative; nur 9 integrierte
4
Kaffeeunternehmen, die auch Kaffee mahlen Ausgewählte Kaffeefarmen: zwar hoher Abfallanteil an frischen Kaffeekirschen
(Pulpa: 50%), aber Strombedarf der meisten Farmen, die nur den ersten Verarbeitungsprozess machen (Pulping), nicht hoch
Wirtschaftlichkeit von Biogas-Anlagen durch starke Saisonalität eingeschränkt (max. 7 Monate Verarbeitung)
Fleischproduktion Nur Bruchteile des Viehs wird in den offiziellen Schlachthöfen und –häusern geschlachtet (ca. 28% des Rindfleisches); viele Schlachthöfe sind nur 50-70% ausgelastet
Biogasanlage zur Stromerzeugung im größten Schlachthaus KMC lohnt sich wirtschaftlich nicht , da Verkauf von Fleisch- und Knochenmehl als Tierfutter viel attraktiver ist; hingegen Biogasanlage zur Dampferzeugung sehr interessant: Amortisationszeit von 1,1 Jahren
Die meisten Schlachthäuser haben nur relativ geringen Strombedarf, z.B. 15 kW bei 100 Rindern + 200-300 Ziegen/ Tag –in einigen Fällen haben Berechnungen ergeben, dass mit Biogas aus Schlachtabfällen mehr Strom erzeugt werden könnte, als gebraucht wird.
Kommunales Abfallwesen
(Nairobi)
2.500 Tonnen gesammelter Abfälle/ Tag; Sammlungsrate 33% Rd. 50% der Abfälle sind organisch Sammlung: Ca. 120 lizensierte private Abfallunternehmen, NGOs, städtisches
Umweltamt Stromerzeugungspotenzial: 31 MW Biomasse-Kraftwerk ist aktuell geplant von einer deutschen Firma (70-75 MW) :
Zum kontinuierlichen Betrieb und zur Vollauslastung sind 37% aller gesammelten Abfälle Nairobis nötig
Quelle: German Energy Desk/ Badelt (2014)
Abb. 1: Theoretisches Stromerzeugungs-Potenzial (mit AD)
Das tatsächliche, für deutsche Unternehmen
relevante Potenzial weicht in einigen Sub-
Sektoren erheblich vom theoretischen Potenzial
ab, das auf Basis der jeweiligen Produktion
landesweit kalkuliert wurde. Dies ist besonders
beim Gemüse der Fall: Denn das Gemüse, das
besonders auf großen Farmen angebaut und
verarbeitet wird, sind u.a. Erbsen und Bohnen,
die in Bezug auf die Gesamtgemüseproduktion
nur einen sehr kleinen Anteil haben, nämlich
4,4% bzw. 1,4%. Die Hälfte der Gemüse-
produktion sind Kartoffeln, die weniger von den
großen Farmen angebaut werden. Zudem ist der
Quelle: German Energy Desk/ Badelt (2014)
Anteil der organischen Trockenmasse von Gemüsesorte zu Gemüsesorte sehr unterschiedlich und man kann kaum mit
einem Wert, der die Situation einer Farm wiedergibt, das Biogaspotenzial des gesamten Sub-Sektors berechnen.
Primär wird die Stromerzeugung mit Biogas und Biomasse als ein Weg gesehen, um den Bezug von Strom aus dem Netz
zum Teil zu substituieren, der zum einen relativ teuer ist (17 KES für kommerzielle Kunden, die mehr als 15.000 kWh
verbrauchen und den Strom aus dem 415V-Netz ziehen; 19,96 KES für kommerzielle Kunden auf 11 kV Ebene) und zum
anderen hohe Spannungsschwankungen aufweist. Aufgrund häufiger Stromausfälle betreiben die meisten gewerblichen
Verbraucher Dieselgeneratoren, mit denen sich Strom zu erzeugen lässt. Mit Biogas-Anlagen, die regelmäßig Strom
produzieren können – ganz im Vergleich zu Solar PV und Wind – lassen sich besonders diese Kosten natürlich
reduzieren.
31,8
17,9
11,6
11,4
5,4
1
0 10 20 30 40
MSW (NBO)
Gemüse
Sisal
Fleischproduktion
Kaffee
Blumen
5
Über den Eigenverbrauch hinaus lohnt sich laut der meisten Experten die Stromerzeugung mit Biogas und Biomasse
allerdings kaum, da der Einspeisetarif von 10 USCent in das Netz als unzureichend bewertet wird. Dessen ungeachtet
sind aber einige größere Projekte gegenwärtig in der Entwicklung und teils bereits im Bau (2-5 MW), die weit über den
Eigenverbrauch Strom erzeugen werden. Geplant ist die Einspeisung in das Netz; erwogen wird aber auch die direkte
Lieferung eines Teils des Stroms zu benachbarten Energieverbrauchern. Hier wird mit der
Energieregulierungskommission der Stromtarif ausgehandelt, wobei dieser wahrscheinlich dem Stromtarif von KPLC
entsprechen wird, was für den Erzeuger mit Abstand attraktiver ist als der Einspeisetarif. Das Pilotprojekt hat große
Bedeutung: Denn wird tatsächlich direkt an Nachbarn zu einem attraktiven Tarif geliefert werden können, dann ist das
Modell besonders für die Sektoren Kaffee und Schlachthäuser relevant, wo tendenziell mit dem Abfall mehr Strom
erzeugt werden kann, als benötigt wird.
In einigen Sektoren erschwert die Saisonalität der Ernten die Wirtschaftlichkeit von Biogasanlagen: Dies ist bei Kaffee
und bei Obst wie Mango der Fall. Hier muss jeweils nach Möglichkeiten gesucht werden, den Abfall aus der
Kaffeeverarbeitung und der Fleischproduktion mit anderem Abfall zu mischen, um eine ganzjährige Auslastung der
Anlagen sicherzustellen.
Verhältnis pot.
Stromerzeugung aus
Methangas1/ Strombedarf
Saisonalität Größe einer einzelnen
Anlage
Kritische Anzahl
pot. Kunden
Sisal 1 + + +/- Blumen 1 + +/- ++ Kaffee 1 - - - Gemüse 1
(ohne Mais)
+ +/- +
Obst (Mango) 1 - +/- - Fleisch 1 + - - Quelle: German Energy Desk/ Badelt (2014)
Für deutsche Anbieter ist Kenia kein neuer Markt: Agrikomp und AKUT sind seit vielen Jahren bereits im Markt
tätig. Die Tatsache, dass es deutsche Unternehmen waren, die die ersten kommerziellen Biogasanlage u.a. in Kilifi
installiert haben, macht sie zu „Pionieren“ und verschafft deutschen Anbietern eigentlich einen Vorsprung, der nicht
verspielt werden sollte.
Die Markteintritts- und –bearbeitungsstrategie sollte jeweils unter Berücksichtigung der lokalen
Herausforderungen in den einzelnen Marktsegmenten entwickelt werden: Die Projekte, die bereits abgeschlossen wurden
oder noch in der Planung/Umsetzung sind zeigen, dass deutsche Unternehmen im Prinzip nur Chancen haben, wenn sie
bereit sind, ihre Lösungen an den Markt anzupassen, teils zu lokalisieren und auch zu vereinfachen.
Zudem können deutsche Unternehmen natürlich erfolgreich sein, wenn sie bereit sind, einen zusätzlichen Mehrwert zu
bieten. Dies kann beispielsweise in Form von Aus- und Fortbildung von lokalen Akteuren und durch Unterstützung der
Kunden bei der Finanzierung der Anlage (Geberfinanzierung, Kreditlinien, Equity-Fonds, deutsche
Exportkreditfinanzierung, ESCO-Ansatz etc.) erfolgen. Solche Projekte, die über das eigentliche Kerngeschäft des
deutschen Unternehmens hinausgehen, können in Kooperation mit deutschen Institutionen der
Entwicklungszusammenarbeit durchgeführt werden (GIZ, DEG and Sequa), z.B. im Rahmen von develoPPP.de.
1 Methangasertrag hängt ab von: Anteil Frischmasse an Produkt, Anteil Trockenmasse an Frischmasse; Anteil
Organik; Methangehalt im Biogas
6
Abkürzungsverzeichnis
AD Anaerobic digestion
BIP Bruttoinlandsprodukt
BMWI Bundesministerium für Wirtschaft
BMBF Bundesministerium für Bildung und Forschung
CBO Community-Based Organization
DBFZ Deutsches Biomasse Forschungs-Zentrum
DEG Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH
EE Eneuerbare Energien
ERC Energy Regulatory Commission
ESCO Energy service Company
FIT Feed-in-Tarif/ Einspeisetarif
EU Europäische Union
FM Frischmasse
FPEAK Fresh Produce Exporters Association Kenya
GIZ Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit
IRR Internal Rate of Return
JICA Japanese International Cooperation Agency
KAM Kenya Association of Manufacturers
KFC Kenya Flower Council
KMC Kenya Meat Commission
KPLC Kenya Power Lighting Company
MW MegaWatt
MT Metric Ton
NGO Non-Gouvernmental Organization
PPA Power Purchase Agreement
PV Photovoltaik
REA Rural Electrification Agency
TS Trockensubstanz
oTS Organische Trockensubstanz
UNEP United Nations Environmental Programme
WB Weltbank
ZIM Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand
Währung
Kenya Shilling Exchange Rates Mai 2014
1 Kshs = 1,16 US$Cent
1 Kshs = 0,85 €Cent
7
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Wesentliche Wirtschaftssektoren Kenias
Tabelle 2: Strom-Mix
Tabelle 3: Stromgestehungskosten (pro Technologie)
Tabelle 4: Ausbau der Kapazitäten
Tabelle 5: Stromtarife
Tabelle 6: Auswirkungen der jüngsten Tarifanpassung auf die Endtarife
Tabelle 7: Einspeisetarife
Tabelle 8: Antragsprozess zur Einspeisung
Tabelle 9: Methangas-Ertrag durch anaerobe Fermentierung ausgewählter Festabfälle
Tabelle 10: Potenzial Biogas und Stromproduktion im Sisalsektor
Tabelle 11: Fallstudie Alphega: Potenzial Biogas und Stromproduktion
Tabelle 12: Potenzial Biogas und Stromproduktion im Blumensektor
Tabelle 13: Schätzung des Stromverbrauchs im kenianischen Blumensektor
Tabelle 14: Fallstudie Shalimar/ East Africa Growers: Potenzial Biogas und Stromproduktion
Tabelle 15: Gemüse-Produktion in Kenia, nach Gemüsearten (in `000 MT)
Tabelle 16: Obst-Produktion in Kenia, nach Obstarten
Tabelle 17: Potenzial Biogas und Stromproduktion im Gemüsesektor
Tabelle 18: Fallstudie AAA Growers (gesamt): Potenzial Biogas und Stromproduktion
Tabelle 19: Fallstudie Organic Growers & Packers: Potenzial Biogas und Stromproduktion
Tabelle 20: Potenzial Biogas und Stromproduktion im Kaffeesektor
Tabelle 21: Fallstudie Hill Farm: Potenzial Biogas und Stromproduktion
Tabelle 22: Viehbestand, 2012
Tabelle 23: Tierprodukte, 2012
Tabelle 24: Schlachthöfe („abattoir“)
Tabelle 25: Potenzial Biogas und Stromproduktion in der Fleischproduktion
Tabelle 26: Kenya Meat Commission: Potenzial Biogas
Tabelle 27: Zusammensetzung der städtischen Abfälle in Nairobi (in %)
Tabelle 28: Methangaspotenzial MSW/ Nairobi
Tabelle 29: Biogasanlage Schlachthaus Dagoretti
Tabelle 30: Fallbeispiel Sisalfarm TEITA
Tabelle 31: Biogasanlage bei Del-Monte
Tabelle 32: Fallbeispiel OLIVADO
Tabelle 33: Deutsche Unternehmen und ihr Engagement in Kenia
Tabelle 34: Quellen zur Finanzierung von Bioenergieprojekten
Tabelle 35: Empfohlene Vorgehensweise (Exportkredit-Finanzierung)
Tabelle 36: Deutsche Deckungspolitik für Kenia
8
Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Theoretisches Stromerzeugungs-Potenzial (mit AD)
Abbildung 2: Primärenergieverbrauch
Abbildung 3: Installierte Stromerzeugungskapazitäten, 2013
Abbildung 4: Akteurslandschaft
Abbildung 5: Entwicklung des BIP im landwirtschaftlichen Sektor
Abbildung 6: Entwicklung der Sisalfaser-Produktion
Abbildung 7: Sisalfaser-Produktion führender Sisalfarmen, 2013
Abbildung 8: Produktionsanteile der führenden Sisalfarmen
Abbildung 9: Kenias Blumenexporte
Abbildung 10: Kenias Blumenindustrie
Abbildung 11: Stromlast einer Blumenfarm
Abbildung 12: Anteile der Sub-Sektoren an der wertmässigen Hortikultur-Produktion
Abbildung 13: Gemüse – und Obstproduktion
Abbildung 14: Export Gemüse und Obstproduktion
Abbildung 15: Entwicklung der städischen Bevölkerung, Kenia
9
1. Überblick über den Energiesektor
1.1 Allgemeine Landesinformationen
Die Republik Kenia liegt in Ostafrika, an der Küste des Indischen Ozeans. Mit einer Gesamtfläche von 582,646 km2 liegt
Kenia am Äquator und befindet sich zwischen dem 34° E und 42° E Längengrad und dem 5,5° N und 5° S Breitengrad.
Die Nachbarstaaten Kenias sind Somalia im Osten, Äthiopien
im Norden, Süd Sudan im Nordwesten, Uganda im Westen und
Tansania im Süden.
Die Hauptstadt Nairobi ist das politische und wirtschaftliche
Zentrum und fungiert als Drehkreuz für
Finanzdienstleistungen, internationale Unternehmen und
Geberorganisationen, die in Ostafrika ansässig sind.
Die Gesamteinwohnerzahl umfasst über 41 Millionen, wobei
32,7% der Bevölkerung in urbanen und 67,3% in ländlichen
Gebieten zu finden sind. Mit einem BIP von 41,18 Milliarden
USD im Jahr 2012 (dies entspricht einem Wachstum von 4,6%
im Jahr 2012) und einem erwarteten Wachstum von 6,2% im
Jahr 2014 ist Kenia die stärkste Volkswirtschaft Ostafrikas. Das
BNE pro Kopf betrug im Jahr 2011 820 USD. Dazu trugen u.a.
eine stabile makroökonomische Umgebung, ein Anstieg der
Inlandsnachfrage, ein maßvoller Kreditanstieg und ein liberaler
Markt mit wenig Einfluss seitens der Regierung bei. Den
größten Wirtschaftsbeitrag leisten die Sektoren Landwirtschaft,
Tourismus, Industrie und Produktion.
Tabelle 1: Die am stärksten zum
Wachstum Kenias beitragenden
Sektoren
Die Land- und Forstwirtschaft ist mit 24%
Anteil am kenianischen Bruttoinlandsprodukt
der wichtigste Sektor für das Land,
wenngleich der Anteil seit 2007 um 3
Prozentpunkte gesunken ist. Bemerkenswert
ist, dass die Landwirtschaft über die
weiterverarbeitende Industrie und
Dienstleitungen wie Transportwesen letztlich
weitere 27% zum BIP beiträgt. Die Bedeutung des Sektors zeigt sich auch darin, dass er mit 65% zu den Exporterlösen
beiträgt.
Quelle: GTAI/ Peter Schmitz, Wirtschaftsdaten kompakt 2013
Hauptsektoren Beitrag zum
BIP 2011 (%)
Wachstum 2012
(%)
Land- und
Forstwirtschaft
24 3,8
Groß- und Einzelhandel 10 6,4
Transport und
Kommunikation
10,6 4,0
Produzierendes Gewerbe 9,4 3,1
Finanzdienstleitungen 6,4 6,5
Baugewerbe 4,1 4,8
10
1.2 Energiemix
Die gesamte Energieversorgung basiert hauptsächlich auf der Nutzung von Biomasse, die einen Anteil von 68% am
Primärenergieverbrauch ausmacht.
Die aktuelle Stromerzeugungskapazität beläuft sich auf 1.664 MW (September 2013). Die mit Wasserkraft erzeugte
Energie hat hieran einen Anteil von 46%. Thermische Kraftwerke spielen die zweitwichtigste Rolle (37%) und umfassen
auch Notstromanlagen, die mit Schweröl/Diesel befeuert werden. Diese temporären Erzeugungsanlagen haben eine
Kapazität von rund 120 MW.
Quelle: Ministry of Energy, Least Cost Power Development Plan, März 2011; Ministry of Energy, 5000 + MW 2016,
Investment prospectus 2013-2016, Juni 2013
Tabelle 2: Strommix 2013
Technologie Installierte Kapazität
(in MW)
Wasserkraft 810
Geothermie 209
Thermische Erzeugung
Davon Notstromaggregate
643
(120)
Wind 5,1
Kraft-Wärme-Kopplung 26
GESAMT 1693
Quelle: Kenya Ministry of Energy, 5000 + MW 2016, Investment prospectus 2013-2016, Juni 2013
Die Spitzenlast beläuft sich auf rund 1354 MW (Juni 2013).
1.3. Entwicklung des Stromangebots und der -nachfrage
Die “Kenya Vision 2030”zielt darauf ab, Kenia auf das Niveaus eines „Middle-Income”-Staates bis 2030 zu heben. Um
dieses Ziel zu erreichen, wird ein jährliches Wachstum des BIP von 10% angestrebt. Verschiedene Großprojekte wurden
in Verbindung mit diesem Ziel entwickelt, die mit hoher Wahrscheinlichkeit ein signifikantes Wachstums der
Energienachfrage nach sich ziehen.
11
Im Zeitraum 2004/05 – 2012/2013 ist die Nachfrage bzw. Stromproduktion von 5347 GWh auf 8087 GWh gestiegen, was
einer durchschnittlichen Zunahme von 18,9% pro Jahr entspricht. In der gleichen Zeit ist die Spitzenlast von 899 auf
1354 MW angewachsen.
Im Zusammenhang mit dem “Least Cost Power Development Plan” von 2011 wurde eine detaillierte Prognose der
Energienachfrage erstellt. Dieser Plan sieht eine Steigerung der Elektrizitätsnachfrage um 11,9% (im Falle eines
niedrigen Wirtschaftswachstums) bis zu 15,3% (im Falle eines hohen Wirtschaftswachstums) pro Jahr bis 2030 voraus.
Dies bedeutet, dass die aktuelle Stromproduktion um 7.670 GWh auf 77.307 GWh (im Falle eines niedrigen
Wirtschaftswachstums) gesteigert werden muss2. Im Falle eines mittleren Wirtschaftswachstums muss die
Stromproduktion sogar auf 103.518 GWh erhöht werden3. Laut Hochrechnungen wird die Spitzenlast im Jahr 2015 bei
3.400 MW, im Jahr 2017 bereits bei 5.359 MW und bei 15.000 MW im Jahr 2030 liegen. Um diese steigende Nachfrage
bedienen zu können, muss die installierte Kapazität bis 2030 schrittweise auf 19.200 MW ausgebaut werden. Neben der
Erweiterung der eigenen Kapazitäten plant Kenia die gestiegene Energienachfrage durch die Verbindung mit den
Stromnetzen der Nachbarstaaten bzw. durch entsprechenden Stromimport zu decken. So wird zum Bsp. die Verbindung
mit Äthiopien (Äthiopien entwickelt aktuell seine Ressourcen im Bereich der Wasserkraft) die Energieverfügbarkeit in
Kenia steigern.
Die wesentlichen Treiber der steigenden Energienachfrage sind wie folgt:
Wirtschaftswachstum: im Schnitt 9% nach 2015 (im Falle eines mittleren Wachstums)
Voranschreitende ländliche Elektrifizierung: Gesamtelektrifizierungsrate von 88% bis 2030 (im Falle eines
mittleren Wachstums), aktuell wird diese Rate auf 28,9% geschätzt
Prestigeprojekte des “Kenya Vision 2030”-Plans, dazu gehört z.B. der ICT Park mit einem geschätzten
Energiebedarf von rund 3000 GWh pro Jahr, die Eisen- und Stahlindustrie in Meru mit einem Bedarf von 2000
GWh, der zweite Container-Terminal und der zollfreie Hafen in Mombasa (750 GWh)
Nach Reduzierung der technischen und nicht-technischen Verluste um 4% in der Periode 2002-2010, betragen diese
immer noch 16% (3,5% im Übertragungsnetz und 12,5% im Verteilungsnetz).
Die unterdrückte Nachfrage, die sich in Stromausfällen und Lastabschaltungen äußert, wurde im Jahr 2012 auf rund 80
MW oder 25 GWh geschätzt; bis 2015 soll diese Lücke jedoch geschlossen werden.
Angesichts der steigenden Nachfrage plant die Regierung, im Zeitraum 2013-2016 5000 zusätzliche MW zu
installieren und damit die Gesamtkapazität zur Stromerzeugung von 1.664 MW auf leicht über 6.700 MW zu
erweitern. Biomasse spielt hierbei nur eine untergeordnete Rolle und soll 18 MW dazu beitragen.
1.4 Die Rolle erneuerbarer Energien
Betrachtet man die gesamte Bandbreite erneuerbarer Energien, spielen diese eine wichtige und in Zukunft sogar an
Bedeutung gewinnende Rolle bei der Energieversorgung in Kenia. Der hohe Anteil an Wasserkraft (fast 50% am
Energiemix) macht das Energieangebot anfällig gegenüber der saisonbedingten Wasserknappheit. Zudem ist der Preis für
Diesel, mit dem die Notstromanlagen befeuert werden, besonders in trockenen Perioden stark gestiegen und führt zu
einer Verteuerung der Stromerzeugung4.
2 Nach der Meinung vieler Analysten sind diese Zahlen zu hoch. 3 Unter Berücksichtigung einer unterdrückten Nachfrage und von technischen/nicht-technischen Verlusten. 4 Der aktuelle Preis für Diesel beträgt 99.16 KSH (1.14 USD); im Oktober 2012 betrug der Preis sogar 106.11 KSH (1.22
USD); im September 2011 lag der Preis bei 108.17 KSH (1.25 USD).
12
Dementsprechend wird den erneuerbaren Energien, die zum Teil eine kostengünstige Variante darstellen, zunehmend
Aufmerksamkeit gewidmet. Laut der detaillierten Analyse aus dem Jahr 2011 sind Erdwärme- und Windenergie die
kostengünstigsten Varianten der Energieversorgung (Grundlast):
Tabelle 3: Stromgestehungskosten (nach Technologien)
Technologie Lastfaktor (%)
Gestehungskosten
(UScent/kWh), 8%
Diskontsatz
Gestehungskosten
(UScent/kWh), 12%
Diskontsatz
Geothermie 93 6,9 9,2
Wind 40 9,2 12,26
Nuklear 85 10,2 14,5
Wasserkraft
(Niedrige Fallhöhe)
60 10,9 15,1
GT-Erdgas 55 11,3 12,0
Kohle 73 12,7 14,9
Wasserkraft (hohe
Fallhöhe, z.B. Mutonga)
60 13,1 18,1
Quelle: Republic of Kenya/ Ministry of Energy, Least Cost Power Development Plan, March 2011
Unter Berücksichtigung dieser Gestehungskosten für die einzelnen Technologien sollen im Rahmen des 5000+ MW-
Plans der Regierung (2013-2016) durch Ausbau von Stromerzeugungskapazitäten die Strom-Gestehungskosten von
derzeit 11,3 auf 7,41 USCent gesenkt werden. Experten halten dies jedoch für nicht realisierbar.
Tabelle 4: Ausbau der Kapazitäten, 2013-2016 (5000+MW)
Technologie Installierte Kapazität
(September 2013)
Geplanter Zubau
(2013-2016)
Gesamtkapazität,
2016
Wasserkraft 770 24 794
Thermisch 622 250 432
Geothermie 241 1646 1887
Wind 5 630 635
Kohle 0 1920 1920
Erdgas 0 1050 1050
KWK (Biomasse) 26 18 44
Quelle: Ministry of Energy and Petroleum, 5000+ MW 2016, Investment Prospectus 2013-2016, Juni 2013
Die soll zum einen durch Ausbau der Geothermie (+ 1646 MW) und der Windkraft (+630 MW) erreicht werden.
Angesichts der relativ niedrigen Gestehungskosten von Geothermie wird die Erschließung geothermischer Ressourcen
systematisch gefördert: Das Geothermie-Potential wird auf 10 GW geschätzt; bis 2030 sollen die
Stromerzeugungskapazitäten in Höhe von 5,5 GW installiert sein (aktuell: 241 MW). Windenergie wird als
zweitgünstigste Option betrachtet und soll ebenfalls enorm ausgebaut werden, von momentan 5,1 MW auf 3 GW bis 2030
(auf 2 GW bis 2022).
Solar PV wurde bislang hauptsächlich als angemessene und kosteneffektive Option zur Elektrifizierung netzferner
Gegenden betrachtet. Aktuell haben rund 30% der gesamten Bevölkerung Zugang zum Stromnetz, wobei diese Rate für
die ländliche Bevölkerung weit niedriger liegt.
13
In der Vergangenheit wurden „stand-alone“-Systeme für Häuser (Solar Home Systems -SHS) und für öffentliche
Einrichtungen (Schulen, Gesundheitszentren, Verwaltungsgebäude, etc.) gefördert. Entsprechend dem “Least Cost
Development”-Plan (LCPDP, 2011), wurde, basierend auf den Kennzahlen der US EIA, angenommen, dass die
Gestehungskosten von Solar PV-Strom zwischen 12,3 USCent/kWh und 22,2 USCent/kWh liegen, abhängig vom
Auslastungsfaktor (15-25%).
Solar PV spielt zwar im 5000+MW-Plan keine Rolle und wird nicht erwähnt, aber dessen ungeachtet wird Sonnenenergie
zunehmend Bedeutung beigemessen, u.a. auch im Zusammenhang mit kleinen Inselnetzen und sogar in Bezug auf die
Anbindung an das öffentliche Stromnetz. So wird ein von China finanzierter 50 MW Solar –Park in Garissa errichtet –
kürzlich hat die REA per Ausschreibung um Interessenbekundungen für die Bauüberwachung gebeten. Darüber hinaus
zeigen industrielle, netzgebundene Stromverbraucher (z.B. Blumenfarmen) immer mehr Interesse an Solar PV, aber
hauptsächlich um Netzstrom zu substituieren und weniger um in das Netz einzuspeisen, da die Einspeisetarif nicht
unbedingt attraktiv sind.
Das Regierungsziel besteht darin, 500 MW Erzeugungskapazitäten auf Basis von Solar PV bis 2030 zu errichten und
mindestens 300.000 SHS zu installieren. Bis 2022 sollen sich die Kapazitäten von Solar PV auf 200 MW belaufen und es
sollen mindestens 200.000 SHS installiert werden.
Mit Blick auf Bioenergie ist anzumerken, dass Biomasse einen Anteil von 68% am Primärenergieverbrauch hat.
Allerdings wird Feuerholz und Holzkohle sowie weitere Biomasse i.d.R. nur einfach verbrannt, was oft mit erheblichen
negativen Auswirkungen auf die Gesundheit einhergeht. Zudem sind die Wälder durch die intensive Nutzung von
Feuerholz bedroht. So soll verstärkt mit Biogas und Biomasse Strom erzeugt werden:
• Die kenianische Regierung will durch Public-Private-Partnership-Modelle zusammen mit dem Privatsektor bis 2017
mindestens 200 MWel zusätzlich aus Biomasse erzeugen.
• Die Erzeugung von 800 MWel bis 2022 basierend auf Bagasse und Agrarreststoffen und 1200 MWel bis 2030 sollen
unterstützt werden.
• Pilotprogramme sollen unternommen werden um mindestens 50 MWel aus Siedlungsabfällen bis 2017 zu erzeugen,
100 MWel bis 2022 und 300 MWel bis 2030.
Insgesamt sollen laut National Energy Policy Draft 2014 kurz- und mittelfristig kleine und mittlere Biogas-Anlagen
gefördert werden: Im Rahmen der „Biogas for better Life“-Initiative für Afrika sollen in Kenia bis 2017 5000 Bio-Digester
installiert werden, bis 2022 6500 und bis 2030 schliesslich 10.000. Zudem soll die Versorgung von öffentlichen
Einrichtungen wie Schulen, Gefängnisse, Hospitäler mit Biogas-Anlagen fortgesetzt werden. Um die Möglichkeiten einer
Versorgung der ländlichen Bevölkerung mit abgefülltem Biogas zu prüfen, soll zeitnah eine umfassende Studie erstellt
werden. Kurzfristig sollen zudem Trainings zu Biogas-Technologie durchgeführt und Guidelines für Biogas Kontraktoren
und Techniker erarbeitet werden. Langfristig ist auch die Förderung von grösseren Biogasanlagen vorgesehen.
1.5 Relevante Akteurslandschaft 1.5.1. Akteure im Energie-/Stromsektor
Entsprechend der Energieverordnung Nr. 12 aus dem Jahr 2006 wurde der Energiesektor umstrukturiert, um mehr
Akteure einzubeziehen. Das bedeutet z.B., dass die Erzeugung von der Übertragung und der Verteilung getrennt wurde.
Abbildung 4 zeigt die aktuelle Akteurslandschaft.
Ministry of Energy and Petroleum (MoEP) - Energieministerium: Verantwortlich für Energiepolitik und
allgemeine Strategieentwicklung
14
Energy Regulatory Commission (ERC)- Energieregulierungskommission: Regulative Funktion, inkl. der
Koordination der indikativen Energieplanung, der Tarifbestimmung und dem Monitoring sowie der Durchsetzung von
Sektorregularien.
Geothermal Development Company (GDC): Dieses Unternehmen ist ein sog. „Government Special Purpose
Vehicle“ (SPV), verantwortlich für die Erforschung geothermaler Felder, für die Durchführung von Bohrungen zur
Erkundung und Produktion, Entwicklung und Management von Dampffeldern und Abschließen von Verträgen für die
Abnahme von Dampf durch Investoren von Kraftwerken.
Abbildung 4: Akteurslandschaft im Stromsektor
Quelle: Ministry of Energy/ Eng. Kiva (2013), Vortrag im Nov. 2013, Nairobi (zur Verfügung gestelot im März 2014)
Rural Electrification Authority (REA): Mandat für die Implementierung des Programms für die ländliche
Elektrifizierung. REA wurde im Juli 2007 in gegründet.
Kenya Electricity Generating Company (KenGen): Hauptakteur in der Generierung von Strom mit einer
Kapazität von 1,180.7 MW (rund 72% des gesamten Marktes). Eine Ausweitung der Kapazität auf 1541.5 MW ist bis 2014
geplant.
Kenya Power and Lighting Company (KPLC): Hauptabnehmer im Stromsektor. Das Unternehmen kauft Strom
von allen Stromerzeugern auf Basis von Stronmabmahmverträgen, um diese weiterzuleiten, zu verteilen und die
Endverbraucher zu beliefern.
15
Independent Power Producers (IPPs): Private Investoren im Stromsektor, die auf Basis von
Stromabnahmeverträgen in das Netz einspeisen. Dazu gehören IberAfrica, Tsavo, Or-Power, Rabai, Imenti und Mumias.
Zusammen haben sie einen Anteil von rund 28% an der gesamten installierten Kapazität des Landes.
Kenya Electricity Transmission Company (KETRACO): Staatsunternehmen mit den Aufgaben der Planung, dem
Design, dem Bau, dem Besitz, der Betreibung und Instandhaltung neuer Hochspannungsleitungen (132 kV und mehr).
Das Unternehmen soll das Rückgrat des nationalen Übertragungsnetzes und des regionalen Verbundnetzes sein.
Im Zuge der neuen Verfassung wurde Kenia in 47 Counties aufgeteilt, sodass nun zwei Regierungsebenen vorhanden
sind. Jede Ebene hat eine eigene Legislative und Exekutive. Im Energiesektor wird nachwievor die nationale Regierung
für die Energiepolitik zuständig sein, während die County Regierungen für die Planung und Entwicklung innerhalb ihrer
jeweiligen Körperschaft verantwortlich sind. Für die Counties bedeutet dies, dass sie die Aufgabe haben, regelmäßig den
Energiestatus zu erfassen, Potenziale zur Stromerzeugung zu bewerten und Strategien zu entwickeln, um diese Potenziale
zu erschließen. Während die Vergabe der Hauptlizenzen bei der nationalen Regierung liegt, übernehmen die Counties
ebenfalls einige Lizenzvergaben, wie z.B. Kleine Stromerzeugungsanlagen auf Basis von Solar PV und Windkraft
Lieferanten von solaren Warmwasser-Aufbereitern und Solar-PV-Systemen
Techniker im Bereich der Solarsystem-Installationen
Kleinere Kohle- und Biomasseproduzenten
Es wird eine mehrjährige Übergangsperiode geben, um auf County-Ebene die notwendigen Kapazitäten aufbauen und
Verteilung von Funktionen und Aufgaben zu klären.
1.5.2. Weitere Akteure
Mit Blick auf die energetische Nutzung von landwirtschaftlichen und kommunalen Abfällen sind natürlich auch Akteure
aus dem Agrarsektor und dem Abfallwesen von Relevanz.
Ministry of Agriculture, Livestock and Fisheries – Landwirtschaftsministerium: Verantwortlich für
Politikgestaltung in der kenianischen Landwirtschaft. Die wesentlichen Abteilungen sind: (1) Crops, (2) Agro-Business,
(3) Training, (4) Politik und (5) Forschung und Engineering.
Kenya Sisal Board: 1946 gegründet, staatliche Gesellschaft unter dem Landwirtschaftsministerium hauptsächlich zur
Regulierung der Sisalproduktion. Aktivitäten umfassen die Vergabe von Lizenzen, Inspektionen (vor allem im Hafen von
Mombasa vor Versendung der Sisalfasern) und Unterstützung bei der Vermarktung von Sisalfaser. Inzwischen agiert das
Sisal-Board über sein ursprüngliches Mandat hinaus und hat insgesamt das Ziel der Förderung der Effizienz und
Nachhaltigkeit in der kenianischen Sisalproduktion im Auge. So hat sich das Sisal Board das Ziel gesetzt, die Realisierung
von Biogas-Pilotprojekten auf Sisalfarmen zu fördern.
Kenya Coffee Board: Als para-staatliche Institution ist es das regulatorische Organ der kenianischen Kaffee-Industrie
und ist dem Landwirtschaftsministerium untergeordnet. Das Kenya Coffee Board erarbeitet Richtlinien und ist
massgeblich in die Politikgestaltung involviert. Es ist mitunter zuständig für die Vergabe von Lizenzen entlang der
gesamten Wertschöpfungsklette: Anbau, Verarbeitung, Vertrieb, Vermarktung. Darüber hinaus stellt das Board
Beratungsleitungen in Bezug auf „Good Practices“ für Anbau und Verarbeitung zur Verfügung.
Coffee Development Fund (CDF): Entwicklungsfonds mit Finanzierungsangeboten für Akteure der Kaffeeindustrie
in Kenia (z.B. Kredite, Eigenkapitalbeteiligungen): Der Fund, der ausschließlich vom öffentlichen Haushalt gespeist wird,
umfasst gegenwärtig 1,7 Mrd. KSH (ca. 14 Mio. €); Kredite werden zu konzessionären Bedingungen (z.B. Zinsrate von
10%) gegeben. Schwerpunkte sind allerdings weniger die maschinelle Ausrüstung für die Verarbeitung als vielmehr
Investitionen in die Steigerung der Ertragsrate beim Anbau (60% der Kredite fliessen in solche Investitionen). Das
16
Kreditvolumen liegt bei bis zu 200 Mio. KSH (ca. 170.000 €). Der CDF versucht sein Mandat auszuweiten, indem er vor
allem das Training der Kaffeefarmer fördert.
Kenya Flower Council (KFC): 1996 gegründete, freiwillige Vereinigung unabhängiger Blumenproduzenten und –
exporteure. Plattform zur Repräsentanz, Förderung und Überwachung der Marktakteure im Bereich Garten- und
Blumenbau. Mehr als 50% aller registrierten Blumenfarmen sind beim KFC Mitglied. Um die Wettbewerbsfähigkeit der
Farmen angesichts der Anfordrungen der internationalen Käufer (z.B. in Bezug auf Einhaltung von Umwelt- und
Sozialstandards) zu sichern, hat der Kenya Flower Council einen „Code of Conduct“ mit einem entsprechenden
Auditierungs- und Zertifizierungswesen eingeführt. Der „Code of Practice“ und die entsprechende Zertifizierung von
Farmen ist inzwischen international anerkannt.
Fresh Produce Exporters Association of Kenya (FPEAK): 1975 gegründeter Handelsverband, der Kenias Bauern,
Exporteure und andere Dienstleister der Hortikultur vereint und deren Interessen repräsentiert. FPEAK unterstützt die
Marktakteure bei der Einführung und Einhaltung internationaler Standards, die ökologische Einordnung der Hortikultur
in Kenias Wirtschaft, steigert den Bekanntheitsgrad und entwickelt neue Marktchancen für die Akteure.
Kenya Horticulture Council: Anlaufstelle für lokale Bauern und Exporteure der Hortikultur. Organisation, die die
Wirksamkeit der Industrie fördert, eine verbesserte Ressourcennutzung und gesteigerte Qualitätssicherung im
Lieferdienst erzielt. Enge Zusammenarbeit mit FPEAK.
Nairobi City Council (NCC): the body that has the primary responsibility for the provision and regulation of Solid
Waste Management (SWM) services to the city of Nairobi. NCC delivers its SWM services through the Department of
Environment (DoE) under the cleansing section, one of its three units.
17
2. Regulativer Rahmen für Energie aus Biogas und
Biomasse
2.1 Stromtarife
Grundsätzlich spiegeln die Strompreise Kenias die Preise wider. Sie werden in Abhängigkeit von den Treibstoffpreisen,
von den Wechselkursberichtigungen5 und der Inflation gesetzt.
Zusätzlich zu dem Basistarif und diesen Anpassungen müssen die Endverbraucher Steuern, Abgaben oder Gebühren
zahlen, die Endpreis enthalten sind:
- MwSt von 12% auf die feste Gebühr, auf den Verbrauch, auf die Devisenanpassung und auf die Kosten für den
Brennstoff
- „Rural Electrification Programme“ - Gebühr (REP) von 5% auf den Tarif für den Stromverbrauch
- „Energy Regulatory Commission”-Gebühr (ERC) von 3 KEScents/kWh.
Die Regelung zur Kalkulation der Tarife kann von der Webseite der Energieregulierungs-Kommission (ERC)
heruntergeladen werden: http://www.erc.go.ke/ctariff.pdf.
Nachdem eine Überarbeitung der Tarife mehrere Jahre verschleppt worden war, wurden die Tarife im Januar 2014 für
fast alle Verbraucher (mit Ausnahme der Haushalte mit einem Verbrauch bis zu 50 kWh pro Monat und andere
Kleinverbraucher) um 8 bis fast 13% erhöht.
5 Eine Vielzahl von Faktoren, die auf die Kosten der Stromerzeugung einwirken, werden von der Fluktuation der
Wechselkurse beeinflusst, wie z.B. von Kreditrückzahlungen für einige Projekte im Strombereich, die in
ausländischer Währung bezahlt werden müssen.
18
Tabelle 5: Stromtarife (Basistarife)
Verbraucher-
kategorie Definition Fixed charge Energy charge Demand charge
DC
Haushalte,
240/ 415 V
< 15.000 kWh
120 KSH
2,50 KSH/ kWh
(0 – 50 kWh)
11,62 KSH/ kWh
(51 – 1500 kWh)
19,57 KSH
(mehr als 1500
KWh)
SC
Keine Haushalte / Gewerbe,
240/ 415 V
< 15.000 kWh
150 KSH 12 KSH/ kWh
CI 1
Kommerzielle, industrielle
Kunden
415 V
Mehr als 15.000 kWh
2000 KSH 8,70 KSH/ kWh 800 KSH/ kVA
CI 2
Kommerzielle, industrielle
Kunden
11 kV
4500 KSH 7,50 KSH/ kWh 520 KSH/ kVA
CI 3
Kommerzielle, industrielle
Kunden
33 kV
5500 KSH 7,00 KSH/ kWh 270 KSH/ kVA
CI 4
Kommerzielle, industrielle
Kunden
66 kV
6500 KSH 6,80 KSH/ kWh 220 KSH/ kVA
CI 5
Kommerzielle, industrielle
Kunden
132 kV
17.000 KSH 6,60 KSH/kWh 220 KSH/ kVA
Quelle: ERC, Gazette Notice 281, 17.Januar 2014
Berücksichtigt man zusätzlich die Gebühren und Steuer, so ergeben sich im Rahmen einer Simulation, die die
Energieregulierungskommission vorgenommen und Ende November 2013 präsentiert hat, folgende Endtarife:
Tabelle 6: Auswirkungen der jüngsten Tarifanpassung auf die Endtarife
Verbraucherkategorie Simulierter Endtarif
(KES)
Simulierter Endtarif
(USCent)
Tarif –Veränderung
(in %)
DC, 0 – 50 kWh 15,06 -7,9
DC, 51 – 1500 kWh 15,77 6,8
DC, > 1500 kWh 24,57 3,0
SC 21,91 -2,5
CI 1 19,96 12,8
CI 2 17,02 10,6
CI 3 015,78 8,2
CI 4 015,25 8,1
CI 5 15,14 7,9
Durchschnitt 17,99 5,2%
Quelle: ERC/ Dr. Frederick Nyang, Media Briefing, 19th November 2013
19
Demnach sind die Endtarife um durchschnittlich 5% gestiegen. Besonders betroffen sind die kommerziellen und
industriellen Verbraucher (CI 1 + CI 2), die Strom auf der Spannungsebene 415 und 11 kV entnehmen und einen um
12,8% bzw. 10,6% höheren Strompreis zahlen müssen.
Entsprechend der geplanten Senkung der durchschnittlich Strom-Gestehungskosten, die mit dem Ausbau der
Kapazitäten erzielt werden soll, sollen allmählich die Stromtarife wieder gesenkt werden. Eine erste Senkung wurde im
Dezember 2013 für Juli 2014 angekündigt, wonach die Endtarife um durchschnittlich 10% reduziert werden sollen. Eine
weitere Senkung um durchschnittlich 6,4% (der Endtarife) ist für den Juli 2015 vorgesehen. Experten haben allerdings
Zweifel, ob dies tatsächlich geschehen wird (Stand Mai 2014)
2.2 Einspeisetarife (Feed-in-Tariffs, FIT) Einspeisetarife für Strom aus erneuerbaren Energien wurden im März 2008 eingeführt, überarbeitet im Januar 2010 und
im Dezember 2012 nochmals aktualisiert. Die Einspeiseregelung erlaubt Erzeugern Strom (auf Basis von EE) an den
Netzbetreiber KPLC zu fixen Tarifen über eine ebenfalls feste Laufzeit zu verkaufen; die Tarife variieren je nach
Technologie (Tabelle 6).
Tabelle 7: Einspeisetarife
Technologie Erzeugungskapazität,
in MW 2012
(2010)
Tarif, 2012
UScent/ kWh
Tarif, 2010
UScent/ kWh
< 10 MW 10 MW
< 10 MW 10 MW
Wind 0,5 – 10
(0,5 – 100)
10,1 – 50 11 11 12
Solar PV 0,5 – 10
(0,5 – 10)
10,1 – 40 (Solar
grid)
12 (Grid)
20 (Off-Grid)
12 20 (firm power)
10 (Non-firm)
Biomasse 0,5 – 10
(0,5 – 100)
10 8 (Firm power)
6 (Non-firm)
Biogas 0,2 – 10
(0,5 – 100)
10 8 (Firm power)
6 (Non-firm)
Geothermal 35 – 70 (1 - 75)
8,8 8,5
Quelle: Ministry of Energy, Feed-in-Tariff Policy, 2nd Revision December 2012
Inflation wird durch einen variablen Teil (für Biomasse und Biogas 15%) des Einspeisetarifs ausgeglichen. Das
wesentliche Prinzip, das der Kalkulation der Einspeisetarife zugrunde liegt, ist dass Tarife die Erzeugungskosten
reflektieren sollen zuzüglich einer angemessenen Gewinnmarge. Zudem sollen die Tarife die langfristigen Grenzkosten
der Stromerzeugung nicht überschreiten, die laut „Least Cost Power Development Plan“ von 2011 12 UScent/ kWh
betragen. Abweichend von diesen Prinzipien beträgt der Tarif für die Einspeisung von Strom aus Solar PV in Inselnetze
20 UScent/ kWh. Solar PV wird vor allem als Technologie zur Stromversorgung netzferner Gebiete und zur Einspeisung
in Inselnetze gesehen, die bislang noch hauptsächlich Dieselstationen umfassen und entsprechend hohe
Gestehungskosten aufweisen.
Während der Einspeisetarif für Windkraft recht attraktiv ist, wird unter den meisten Experten die Meinung vertreten,
dass der Tarif von 10 UScent für die Einspeisung von Strom aus Biogas in das öffentliche zu niedrig ist. Im Rahmen der
DBFZ Studie wurden für Biogas-Anlagen in der Grössenordnung 50 – 250 KW die Stromproduktionskosten mit 18,05
bis 12,52 USD/ kWh angegeben; für grössere Anlagen liegen die Kosten gemäß derselben Studie bei 9 – 10 USD/ kWh.
Demnach ist der Einspeisetarif von 10 USCent nicht ausreichend, um eine Investition attraktiv zu machen.
20
Die Einspeisetarife für Strom aus Biogas gelten für 20 Jahre nach Inbetriebnahme der Anlagen. Die Tarife sind unter
keinen Umständen mehr verhandelbar: Die letzten Einspeiseregelungen (vor Dezember 2012) definierten maximale
Einspeisetarife, so dass der Netzbetreiber immer wieder versucht hat, die Tarife zu verhandeln und zu reduzieren.
Weitere wesentliche Kennzeichen der Einspeiseregelung sind wie folgt: Der Abnehmer garantiert die Aufnahme des Stroms
Die Anschlusskosten, einschließlich der Kosten für Bau und/ oder Modernisierung von Übertragungs- und
Verteilungsleitungen, Umspannwerke und entsprechender Ausrüstung, sind vom Projektentwickler zu tragen
Der Abnehmer bzw. Netzbetreiber wälzt 70% der Einspeisetarife auf die Stromkunden ab (bzw. 85% der
Einspeisetarife für Strom aus Solar PV in Inselnetze)
Für Strom aus Projekten bis 10 MW kommt ein standardisierter Stromabnahmevertrag (PPA) zur Anwendung;
für größere Anlagen wird der standardisierte Vertrag als Verhandlungsbasis genommen.
Spätestens alle 3 Jahre wird die Einspeiseregelung überarbeitet; alle diese Änderungen werden nur für alle
solche Anlagen angewandt, die nach der Veröffentlichung der jeweiligen Regelung entwickelt werden.
Folgende Tabelle zeigt den Antragsprozess im Rahmen der Einspeiseregelung:
Tabelle 8: Antragsprozess zur Einspeisung
Aktivität Verantwortlich Zeit
Vorab-Durchführbarkeitsstudie durchführen Antragsteller
Absichtserklärung & Antrag auf Einspeisung dem
Energieministerium unterbreiten
Antragsteller
Prüfung der Absichtserklärung; Bewilligung für 3 Jahre
oder Ablehnung
FIT Komitee 3 Monate
Durchführbarkeitsstudie durchführen Antragsteller bis zu 12 Monate
Prüfung der Durchführbarkeitsstudie; Anerkennung des
Projektes im Rahmen der Einspeiseregelung
FIT Komitee 3 Monate
Netzanschlußstudie durchführen Antragsteller
Anerkennung der Netzanschlußstudie FIT Komitee
Projektfinanzierung strukturieren & standardisierten
Stromabnahmevertrag unterbreiten
Antragsteller
Abschluss des Stromabnahmevertrags (PPA) Antragsteller/
Netzbetreiber
4 Monate
Projektfinanzierung abschließen
Generalunternehmen unter Vertrag nehmen, Bau,
Inbetriebnahme
1 – 3 Jahre
Quelle: Ministry of Energy, Feed-in Tariff Policy, Application and Implementation Guidelines, Dezember 2012
Ein wesentlicher Bestandteil der Einspeiseregelung ist die Netzanschlußstudie, die der Projektentwickler durchführen
muss. Dabei müssen die Netzrichtlinien und im Fall kleiner Stromerzeuger (bis 10 MW) die Richtlinien zum
Netzanschluss berücksichtigt werden, die zusammen mit dem standardisierten Stromabnahmevertrag im Dezember 2012
eingeführt worden sind.
2.3 Stromabnahmevertrag (PPA)
Zur Reduzierung der Transaktionskosten, die mit der Verhandlung eines Stromabnahmevertrags verbunden sind, wurde
für Anlagen bis 10 MW ein standardisierter Vertrag erarbeitet. Dieser ist technologie-neutral und findet u.a. bei
Biogasanlagen Anwendung.
21
Wesentliche Merkmale sind wie folgt: Es gibt kein Wettbewerbsverfahren für Standorte und Ressourcen; es gibt das Prinzip: „Wer zuerst kommt, malt
zuerst“.
Die Anlagen sind fest “eingebettet”, d.h. das nationale Kontrollzentrum verfügt nicht über die Zuschaltung der
Anlagen.
Anlagen sind an das Verteilungsnetz (Spannungsebenen der Verteilung) angeschlossen
Stromabnahmeverträge werden mit Projekten geschlossen, die technisch und wirtschaftlich funktionsfähig sind,
die Anforderungen des Netzanschlusses erfüllen und in der Lage sind, alle rechtlichen und regulativen
Genehmigungen sowie eine angemessene Finanzierung sicherzustellen.
Außerdem wurde in den Stromabnahmevertrag eine sog. „step-in“ Klausel aufgenommen, womit die PPA bankfähig
geworden sind.
2.4 Energie-Richtlinien Über die Einspeisetarife und den standardisierten Stromabnahmevertrag hinaus sind vor allem die Energie-
Management-Regularien für die Entwicklung des Bioenergie-Marktes im kommerziellen und industriellen Bereich
relevant.
Energiemanagement Vorschrift, 2012
Mit dieser Vorschrift wird das Ziel verfolgt, die Energieeffizienz in industriellen und kommerziellen Sektoren sowie in
institutionellen Einrichtungen zu steigern. Schwerpunkt liegt auf Energieeinsparung; aber erneuerbare Energien werden
als eine Option zur Steigerung der Energieeffizienz betrachtet. Abgesehen davon, soll die Vorschrift das Bewußtsein für
Energie und in diesem Zusammenhang sicherlich auch das Interesse an Solar PV und Windkraft steigern.
Wesentliche Merkmale der Vorschrift sind wie folgt: Für alle Einrichtungen sind Energieaudits alle 3 Jahre verpflichtend; Energieaudits sind entsprechend den
“Guidelines for the energy audit report” durchzuführen
Audits sind von lizensierten Energieauditoren durchzuführen
Um als Energieauditor lizensiert zu werden, muss der Bewerber Mindestqualifikationen akademischer Art und in
Bezug auf Erfahrungen nachweisen (wie in der Vorschrift definiert)
Innerhalb von 6 Monaten nach dem Audit muss der Regulierungskommission ein “Energy Investment Plan”
vorgelegt werden, d.h. ein Plan mit definierten Investitionsmaßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz für die
nächsten 3 Jahre
Die Einrichtung muss mindestens 50% der empfohlenen Energie-Einsparmaßnahmen durchführen; ein jährlicher
Bericht muss den Fortschritt bei der Umsetzung der Maßnahmen dokumentieren (entsprechend den „Guidelines for
implementation report“)
Die Regulierungskommission oder ein von ihr bestellter Agent darf ein Audit zur Überprüfung durchführen.
2.5 Überarbeitung des regulatorischen Rahmens
Es gibt derzeit 2 Projekte der Energieregulierungskommission (ERC) zur weiteren Entwicklung des regulativen Rahmens:
(1) Im Kontext eines Projektes der EU (EUEI PDF), ist beabsichtigt,
Richtlinien für Netzanschlussstudien
“Net-Metering/ electricity banking” Regularien auszuarbeiten.
Die Richtlinien für Net-Metering sind natürlich für die weitere Entwicklung vor allem des kommerziellen Marktes für
Solar PV von größter Bedeutung. Hervorzuheben ist, dass das Net-Metering bereits mit dem neuen Energiegesetz 2012
eingeführt worden ist (par. 157):
22
“A consumer who owns a renewable electrical energy generator of a capacity not exceeding 1 MW may apply to enter into
a net-metering system agreement…with a distribution licensee or retailer…”
Das Net-Metering erlaubt, den Energiefluss in beide Richtungen zu messen, so dass der Strom, der von dem
Erneuerbaren Energien-System ans Netz geliefert wird mit dem Strom, den der Verbraucher aus dem Netz entnimmt,
verrechnet werden kann; der Betreiber der Erneuerbaren Energien-Anlage zahlt lediglich für den Netto-Strombezug.
Biogas/ Biomasse Installationen machen zwar noch nicht viel Sinn, um auf Basis des definierten Einspeisetarifs (10
USCent) in das öffentliche Netz einzuspeisen; der Tarif wird von vielen als nicht ausreichend bewertet. Aber mit Blick auf
den Endtarif in Höhe von 20-25 USCent/ kWh ist es durchaus wirtschaftlich, den Strombezug aus dem Netz teilweise
durch Eigenerzeugung auf Basis von Biogas/ Biomasse-Systemen zu ersetzen, die Gestehungskosten zwischen 19 und 12
UScent/ kWh (50 – 250 kW) bzw. 10-9 USCent (500 -1000 kW) aufweisen.
Regularien für das Net-Metering werden anhand von 3 konkreten Projekten erarbeitet: Während 2 Systeme bereits
installiert sind und mit dem Netz gekoppelt sind (Anlage im SOS-Kinderdorf Mombasa und Dachanlage auf dem UNEP-
Gebäude in Nairobi), wird 1 System bei der Strathmore Universität installiert.
(2) Die International Finance Corporation (IFC) unterstützt die ERC, Regularien zur Netzdurchleitung (sogenanntes
Power-Wheeling) zu entwickeln: Laut Energiegesetz ist die Stromlieferung eines unabhängigen Stromerzeugers zu
konkreten Endabnehmern erlaubt, was natürlich die Durchleitung des Strom durch das öffentliche Netz erfordert.
Hierfür müssen entsprechend Durchleitungsgebühren festgelegt bzw. zunächst Formeln zu deren Festlegung definiert
werden. Schwerpunkt der Studie, die gegenwärtig erstellt wird, sind die Erfassung der Netzkosten vor allem auf den
Spannungsebenen 33-132 kV.
23
3. Bioenergie-Potenziale in ausgewählten Sub-
Sektoren
Potenziale zur Energiegewinnung ergeben sich grundsätzlich aus landwirtschaftlichen und kommunalen organischen
Abfällen.
Der Landwirtschaftssektor ist mit einem Anteil von 24% am nationalen BIP Kenias größter, eigenständiger Sektor. Zu
berücksichtigen ist, dass er indirekt weitere 27 % des landesweiten Einkommens generiert, z.B. im Dienstleistungssektor
durch entsprechende wirtschaftliche Verbindungen in den Bereich Logistik/ Transport. Seine Bedeutung erlangt der
Sektor auch aufgrund seines Beitrags von 65% zu den Exporterlösen. Last but not least: 80% der kenianischen
Bevölkerung hängen mit ihrem Lebensunterhalt von der Landwirtschaft ab.
Abbildung 5: Entwicklung des BIP im landwirtschaftlichen Sektor
Quelle: Kenya National Bureau of Statistics, Statistical Release, 2013
Die wirtschaftliche Leistung des Sektors hat in den letzten 20 Jahren abgenommen, was vor allem auf von der Regierung
in den 80ger Jahren eingeführte strukturelle Veränderungsprogramme, mit Maßnahmen im Bezug auf öffentliches
finanzielles Management, Marketing und öffentliche Tarifierung, zurückzuführen ist. Außerdem haben ein
unvorteilhaftes makro- ökonomisches Umfeld sowie Marktversagen durch voreilige Liberalisierung , schlechte Steuerung
in landwirtschaftlich unterstützenden Insitutionen sowie eine übermäßige Abhängigkeit von Wetterverhältnissen zu einer
reduzierten Effektivität des landwirtschaftlichen Sektors geführt. Des Weiteren können infektiöse Keime starke Schäden
anrichten, wie beispielsweise die „lethal maize necrosis disease“, die 2012 ca. 60 000 Ha von Mais befiel und
Produktionsschäden zwischen 10% und 60% hinterließ. Das Ausbleiben von Regen kann ebenfalls negative
Auswirkungen auf die Land- und Viehwirtschaft haben, wie bsp. im 3. Quartal 2012, als die anhalltende Dürre und damit
einhergehende Vertrocknung von Weideland zum Tod vieler Kühe und Ziegen führte.
Seit einigen Jahren nimmt die Produktion wieder zu, insbesondere das Jahr 2012 war mit einer Wachstumsrate von
3,8% deutlich erfolgreicher als die vorangegangen (Wachstumsreate 2011: 1,5%). Dies lässt sich sowohl auf gute
Wetterverhältnisse zurückführen als auch auf verbesserte staatliche Reformen im Sektor, insbesondere rechtliche und
institutionelle Reformen, höhere Mittelzuweisungen und verbesserter Zugang zu Düngemitteln und Saatgut.
24
Die Biogas- und Methangaspotenziale aus der anaeroben Fermentierung von landwirtschaftlichen und städtischen
Abfällen ist im Rahmen einer Studie des DBFZ (Deutsches Biomasse Forschungs-Zentrums) im Auftrag der GIZ im Jahr
2010 zusammengetsellt worden. Folgende Tabelle gibt einen Überblick über den Anteil des Trockenabfalls und der
organischen Abfälle ausgewählter Substrate sowie die Gaserträge, die sich durch anaerobe Fermantation dieser (Fest-)
Abfälle erzielen lassen. Diese Werte sind die Grundlage, auf deren Basis sich berechnen lässt, wieviel Strom oder Wärme
mit den Substraten letztlich erzeugt werden kann.
Tabelle 9: Methangas-Ertrag durch anaerobe Fermentierung ausgewählter Festabfälle
Substrat TS (in %
von FM)
Organik
(% an TS)
Biogas
(m3/ Tonne
Organik-oTS)
Methangehalt
(in %)
Methan
(m3/ oTS)
Methangas
(m3/Tonne
Substrat)
Kaffee-Pulpa 20 93 390 63 244 45
Blumenabfall 27 92 360 55 201 54
Teeabfälle 78 97 358 55 200 159
Sisal-Pulpe 12 85 523 60 330 37
Alte Agavepflanzen 29 93 611 60 368 103
Ananas-Festabfälle 15 96 610 58 358 52
Schweinedung 23 83 514 64 335 66
Dung, Hühner 25 73 435 63 277 54
Gemüse-Abfälle 13 83 525 55 295 39
Zuckerfilterkuchen 25 70 475 55 262 47
Kommunale
Abfälle NBO
45 60 398 64 260 85
Quelle: DBFZ/ Elmar Fischer et al (2010), Agro-Industrial Biogas in Kenya, 2010, S. 11
So lassen sich je nach Abfall zwischen 37 m3 (Sisal-Pulpe) und 159 m3 (Teeabfälle) Methangas produzieren. Hiernach
würde sich lohnen, sich den Tee-Sektor genauer anzuschauen; aber die Angaben für die Teeabfälle beziehen sich auf die
Abfälle aus der Instanttee-Produktion von der Fa. Finlays, die die einzige ist, die Instant-Tee in Kenia produziert. Die
Abfallsituation auf den etlichen Teeplantagen und –fabriken ist im Vergleich zur Teeinstant-Produktion völlig anders und
es fällt kaum Abfall an, da die von den Teefarmen gelieferten Blätter getrocknet und verpackt werden und schließlich in
den Verkauf gehen. Daher ist die Teeindustrie bei dieser vorliegenden Studie nicht weiter betrachtet worden; es wurden
lediglich Informationen zu der Biogasanlage, die zur Zeit bei Finlays am Standort der Instant-Teeproduktion errichtet
wird, gesammelt und aufgearbeitet.
Zudem wurde das Biogas- und Methangaspotenzial lediglich auf Basis der Festabfälle berechnet.Zwar können auch
Abwässer aus den Verarbeitungsprozessen in den jeweiligen Sub-Sektoren für die anaerobe Fermentation genutzt
werden. Aber da die Energiedichte sehr niedrig ist, ist im Rahmen dieser Studie darauf verzichtet worden, die Abwässer
mit zu berücksichtigen.
Nachfolgende Betrachtung einzelner Sub-Sektoren soll jeweils zum einen einen Überblick über die Produktion und die
Struktur geben; zum anderen wird das Biogas- und Stromerzeugungspotenzial in den Sektoren in Bezug auf das jeweilige
landesweite Festabfallaufkommen berechnet ebenso wie anhand kleiner Fallstudien beleuchtet.
25
3.1 Sisalfarmen
Sisalproduktion und Sektorstruktur
In Kenia wird Sisal traditionell bereits seit 1920 angebaut. Nachdem die weltweite Produktion mit der aufkommenden
Synthetikindustrie zurückgegangen war, hat die Sisalproduktion in den letzten Jahren wieder deutlich zugelegt. Eine der
wesentlichen Ursachen ist, dass Sisal wiederverwertbar ist und daher im Zuge der Umstellung auf umweltfreundliche
Produkte wieder verstärkt Einsatz findet.
Nach einem Hoch im Jahr 1963 ist die Anzahl der Farmen von 54 auf 10 bestehende Produzenten im Jahr 2013
zurückgegangen. Diese sind in privatwirtschaftlicher Hand und fokussieren ausschließlich auf den Anbau der
Agavepflanze. Einige wenige Farmen, wie z.B. Vipingo und Alphega Estate, bauen auch andere Erzeugnisse an, u.a.
Augen- und Helmbohnen sowie Baumwolle.
Die Sisalfaser-Produktion der 10 Sisalfarmen betrug in 2012 knapp 26.000 MT, die auf einer Fläche von 40.000 ha
gewonnen werden. Gegenüber 2008 hat die jährliche Produktion eine Steigerung von 23% zu verzeichnen. Darüber
hinaus gibt es noch etliche klein-Farmen, die allerdings auf einer Fläche von ca, 4.000 ha lediglich 1212,4 MT, d.h. 4,3%
der Gesamtfaserproduktion Kenias, produzieren. Die marginale Rolle der Kleinfarmen hat sich in den letzten Jahren
nicht merklich geändert; der Anteil der großen Sisalplantagen betrug in den letzten 5 Jahren immer über 90%.
Box 1: Basisinformationen zu Sisal (Agave sisalana)
Die Sisalpflanze ist eine einkeimblättrige Pflanze, die zur Familie der
Agavengewächse gehört. Es gibt sie mit oder ohne Stamm, der eine
Höhe von 40 bis 100 cm erreicht. Darauf bildet sich eine Rosette mit
bis zu 2m langen und 8 bis 15 cm breiten fleischigen Blättern. Eine
ausgewachsene Pflanze kann einen Durchmesser bis zu 2m erreichen.
Die Agave wird zwischen 6 und 12 Jahre alt und stirbt nach ihrer ersten
Blütezeit. Sie vermehrt sich ungeschlechtlich und bildet vor ihrem Tod
Brustknospen, die abfallen und zu neuen Pflanzen heranwachsen.
Quelle: http://www.safari-afrika.de/html/sisal.html QQuelle
Sisal wächst am besten unter trockenen klimatischen Bedingungen und braucht eine durchschnittliche Temperatur
zwischen 27 und 32°C (Mindesttemperatur 16°C). Er reagiert empfindlich auf große Temperaturschwankungen und
benötigt ausreichend Niederschlag und gute Nährstoffversorgung. Am häufigsten findet man die Pflanze in Brasilien,
sie wird aber auch in Mexiko, Kenia, Tansania, Madagaskar, China, Venezuela, Haiti und Kuba angebaut.
Jede Pflanze hat 210 bis 250 Blätter., in denen sich jeweils 1000 bis 1200 Faserstränge befinden. Die Fasern sind
sehr hart und werden im Gegensatz zu Weichfasern wie Baumwolle, Hanf oder Jute zur Verarbeitung von groben
Garnen genutzt. Bei der Ernte werden die Blätter dicht am Stamm abgeschnitten und anschließend in einem sog.
“Dekortikator” maschinell aufbereitet. Hierbei wird das Blattgewebe entfernt. Die so gewonnenen Fasern müssen
sorgfältig gewaschen werden, um die anhaftenden Gewebe zu entfernen. Sonst werden die Fasern fleckig. Danach
werden die Fasern auf Trockengestellen ausgebreitet und in der Sonne getrocknet. Dabei werden die Fasern
gebleicht. Durch "Bürsten" (Abklopfen) werden nach dem vollständigen Trocknen die steifen Fasern wieder
geschmeidig gemacht, gestreckt und Kurzfasern entfernt. Anschließend werden die Fasern unter hohem Druck in
Ballen verpackt und evtl. verschickt
Sisalfasern nutzt man vor allem zur Herstellung von Garnen, Seilen, Teppichen, Fischernetzen oder als Füllstoff von
Matrazen und anderen Möbelstoffen oder Poliermittel.
26
Abbildung 6: Entwicklung der Sisalfaser-Produktion
Quelle: German Energy Desk/ Badelt (2014), Persönliches Interview mit der CEO des Sisal Board, Mrs. Naomi , Februar
2014
Mit einer jährlichen Produktion von 19.000 Tonnen (Stand 2013, eigene Angaben) ist die kenianische
Unternehmensgruppe REA Vipingo Plantations Limited der größte Sisal Produzent Afrikas. Das in Nairobi ansässige und
an der Nairobi Stock Exchange gelistete Unternehmen ist Muttergesellschaft der kenianischen Farmen Vipingo Estate
(ca. 30km nördlich von Mombasa) und Dwa Estate Ltd in Kibwezi (ca. 200 km südlich von Nairobi) und hält vier weitere
Sisalfarmen in Tansania sowie eine tansanische Spinnerei und ein Warenlager in Mombasa.
Abbildung 7: Sisalfaser-Produktion führender Sisalfarmen, 2013
Quelle: German Energy Desk/ Badelt (2014), Persönliches Interview mit der CEO des Sisal Board, Mrs. Naomi , Februar
2014
REA und DWA zusammen produzieren in Kenia 45% der 26.000 MT und sind damit die größten Produzenten in Kenia,
gefolgt von TEITA mit einem Anteil an der Jahresproduktion von 35%. Das Unternehmen verarbeitet Sisal in seiner
eigenen Fabrik in Nairobi und exportiert die Ware vor allem nach Afrika, Südostasien, Osteuropa und Ost Asien.
Gemessen an der Anbaufläche ist TEITA sogar die grösste Plantage in Kenia, mit 9.642 ha (REA mit den Plantagen
Vipingo und DWA hat 7.500 ha).
27
Abbildung 8: Produktionsanteile der führenden Sisalfarmen
Quelle: German Energy Desk/ Badelt (2014), Persönliches Interview mit der CEO des Sisal Board Kenya Mrs. Naomi,
Februar 2014
Biogas- und Strompotenzial
Die Sisalproduktion generiert große Abfallmengen: Nur 3-4% der Agaveblätter sind die verwertbaren Fasern, während
96% Abfall ist, davon ca. 60% Nassabfall (Wasser) und 36% Festabfälle von den Blätterresten. Mit anderen Worten: Bei
der Produktion von 1 Tonne Sisalfaser fallen 25 Tonnen Festabfälle (Pulpe) und 100 m3 Nassabfälle/ Abwasser an.
Mit Blick auf die Gesamt-Faserproduktion Kenias von 27.866 MT (im Jahr 2012) belaufen sich die dabei entstehenden
Festabfälle auf 696.650 Tonnen und die Nassabfälle/ Abwasser auf 2,8 Mio. m3. Auf Basis einer Studie des DBFZ (im
Auftrag der GIZ) von 2010, in deren Rahmen die Biogaspotenziale verschiedener Substrate untersucht wurden, lässt sich
das gesamte Potenzial für Biogas und entsprechende Stromerzeugung im Sisalsektor wie folgt berechnen:
Tabelle 10: Potenzial Biogas und Stromproduktion im Sisalsektor
Potenziale Annahmen
Methangas 25.776.050 m3/ Jahr 37m3 Methan/ Tonne Sisalpulpe;
696.650 Tonnen Sisalpulpe Kenia
Stromproduktion 77.328.150 – 92.793.780 kWh 10 kWh Gesamtenergie/ m3 Methan;
Effizienz von 30-36% bei
Stromproduktion
Stromerzeugungskapazität 11 - 11,6 MW 7000-8000 Volllast-Stunden/ Jahr
Quelle: German Energy Desk, Badelt (2014), Eigene Berechnungen auf Basis von von Basiswerten von DBFZ/ Elmar
Fischer et al (2010)
Das Sisal Board Kenya, die Regulierungs- bzw. Aufsichtsbehörde des Sektors, möchte den Einsatz Erneuerbarer Energien
auf Sisalfarmen fördern.
Im Rahmen der Recherche besuchte Sisalfarmen, wie zum Beispiel Alphega, zeigen sich bzgl. Biogas sehr interessiert: Die
Farm gehört der Moi-Familie; es werden täglich 32.000 Bündel Agavenblätter geerntet (entspricht ca. 864.000 Blätter),
was einen Faser-Ertrag von 1612 Tonnen im Jahr 2013 ergab. Wie nachfolgende Tabelle zeigt, können mit dem Abfall, der
bei der Extraktion der Faser entsteht, 4,5 Mio. kWH – 5,3 Mio. kWh Strom pro Jahr erzeugt werden.
28
Tabelle 11: Fallstudie Alphega: Potenzial Biogas und Stromproduktion
Potenziale Annahmen/Basiswerte
Sisalpulpe 40.300 Tonnen/ Jahr 2013 25 Tonnen Pulpe/ Tonne Sisalfaser;
1612 Tonnen Faserproduktion in 2013
Methan gas 1.491.100 m3/ Jahr 2013 37m3 Methan/ Tonne Sisalpulpe;
40.300 Sisalpulpe Alphega
Stromproduktion 4.473.300 – 5.367.960 kwH/ Jahr
(12.780 – 15.337 kWh/ Tag)
10 kWh Gesamtenergie/ m3 Methan;
Effizienz von 30-36% bei
Stromproduktion;
350 production days/ year
Stromerzeugungskapazität 639 kW – 670 kW 7000-8000 Volllast-Stunden/ Jahr
Quelle: German Energy Desk, Badelt (2014), Eigene Berechnungen auf Basis von Erhebungen bei Alphega und von
Basiswerten DBFZ/ Elmar Fischer et al (2010)
Bei einer maximalen Last von 800 kW könnten damit entsprechend annähernd 80% des Strombedarfs durch
energetische Nutzung der Festabfälle bei der Sisalproduktion gedeckt werden.
Zum Stromverbrauch tragen vor allem die sog. „Decorticator“ bei, bei denen das Blattgewebe bzw. die Fasern vom
restlichen Blatt getrennt werden. Bei Alphega sind 3 dieser Maschinen mit einer Kapazität von 194 KW 10 Stunden/ Tag
parallel im Einsatz. Das anschliessende Bürsten der Fasern erfolgt durch 8 parallel laufende Maschinen von jeweils 15
kW, die täglich 8 Stunden in Betrieb sind. Ein weiterer Stromverbraucher sind die Pumpen: 3 Pumpen mit der Kapazität
von 100 kW, 40 kW und 80 kW.
Alphega wurde bereits von der Sosian Energy Company, einem lokalen Projektentwickler für Erneuerbare Energie-
Projekte, beraten. Eine Durchführbarkeitsstudie prüfte die Installation einer 1-2 MW Biogasanlage, für Eigenverbrauch
ebenso wie für die Einspeisung in das Netz.
Chancen und Hürden
Bei der Sisalproduktion fallen große Abfallmengen ab; nur 4 % der Blätter sind Fasern. Der Fall Alphega zeigt, dass 80%
des Strombedarfs gedeckt werden könnten. Berücksichtigt man, dass der Ertrag pro Hektar reifer Agavepflanze bei
Alphega im Vergleich zu anderen großen Plantagen recht niedrig ist (0,75 Tonnen im Vergleich zu 1,78 Tonnen bei REA
und 1 Tonne bei TEITA), kann dieser Stromdeckungsbeitrag noch höher liegen. Zudem lässt sich die Biogas-Produktion
noch steigern durch Verwendung der alten Sisalpflanzen: Der Methanertrag pro Tonne Frischmasse ist mit 103 m3 recht
hoch, was dem hohen Anteil von 93% der Organik and der Trockenmasse geschuldet ist.
Von Vorteil ist, dass die Sisalproduktion durchgängig über das gesamte Jahr stattfindet – im Unterschied zu saisonaler
Ernte wie im Fall des Kaffeeanbaus. Dies ermöglicht eine gleichmässige Auslastung der Energieanlagen, was sich
natürlich positiv auf deren Wirtschaftlichkeit auswirkt. Günstig ist auch, dass sich die Sisalproduktion im wesentlichen
auf große, private Farmen verteilt, die entsprechend guten Zugang zu Finanzen (u.a. Krediten) haben sollten.
3.2 Blumenfarmen
Blumenproduktion und Sektorstruktur
Der Blumensektor hat zwar nur einen Anteil von 1,6% am BIP Kenias, aber er spielt für die Wirtschaft des Landes als
einer der wichtigsten Devisenbringer eine Schlüsselrolle: Fast die gesamte Produktion wird exportiert, vor allem in
europäische Länder wie Niederlande und Großbritannien; 38% aller Rosen, die in Europa gekauft werden, haben
29
kenianischen Ursprung. Kenia erzielt mit seinen Blumenexporten Einnahmen in Höhe von rund 1 Milliarde USD
Devisen.
Die Blumenindustrie Kenias hat sich vor allem zwischen 1988 und 2009 stark entwickelt, wie auch Abbildung X zeigt.
Seitdem ist das Wachstum abgeflacht, mit jährlichen Wachstumsraten zwischen 1 -2%. In 2013 wurden 124.858 Tonnen
Blumen exportiert, ein Plus von 1,1% gegenüber dem Vorjahr. Ähnlich wird sich der Sektor auch in den nächsten 5 Jahren
entwickeln: Für diesen Zeitraum wird ein Wachstum der weitweiten Nachfrage nach Blumen von 5% prognostiziert.
Abbildung 9: Kenias Blumenexporte
Quelle: German Energy desk/ Badelt (2014), zusammengestellt auf Basis von Informationen auf der Website des Kenya
Flower Council, http://www.kenyaflowercouncil.org/index.php/2013-03-24-08-12-08/floriculture-in-kenya
Der Sektor zieht immer noch neue Investoren an, sowohl ausländische als auch inländische. Relativ solide Infrastruktur,
günstiges Klima ebenso wie recht produktive lokale Arbeitskräfte sind die am meisten genannten Gründe. Ausserdem
gibt es etliche bestehende Farmen, die die Anbaufläche für Blumen auszuweiten planen, wie Gespräche mit einigen
Farmen ergeben haben. Dessen ungeachtet kämpfen die Farmen gegenwärtig (Stand April 2014) mit Cash Flow-
Problemen, die sich aus F0rderungen in Höhe von annähernd 300 Mio. € aus der Mehrwertsteuer-Rückerstattung
ergeben, mit der die Kenya Revenue Authority stark in Verzug ist.
Abbildung 10: Kenias Blumenindustrie
Quelle: Economic Review of Agriculture 2013, MoA
30
Mehr als die Hälfte der Blumen sind Rosen. In Deutschland strammt mittlerweile jede dritte Valentinsrose aus Kenia. In
2012 wurden insgesamt 83.990 MT Rosen auf einer Fläche von 2.164 ha geerntet; die Hälfte der Rosen wachsen in der
Gegend von Naivasha und Nakuru, beides Regionen mit einem jeweils großen Süsswassersee. Weitere Anbaugebiete sind
die Regionen Mt Kenya, Nairobi, Thika, Kiamu, Athi River, Kajiado, Kitale, Nakuru, Kericho, Nyandarua, Trans Nzoia,
Uasin Gishu und im östlichen Kenyia die Region Timau. In Gebieten wie Naivasha und Nakuru sind die Farmen recht
stark untereinander vernetzt, was von Technologieanbietern bei der Verbreitung ihrer Lösungen genutzt werden kann
bzw. sollte.
Insgesamt gibt es in Kenia ca. 150 registrierte Blumenfarmen, davon sind 50% (d.h. genau 72) Mitglied beim Kenya
Flower Council. Ca. 50% der Blumenfarmen befinden sich in internationaler Hand, die meisten Besitzer stammen aus
den Niederlanden und Großbritannien, sowie nachrangig aus Israel und Südamerika. Daneben gibt es tausende von
kleinen „outgrowers“. Nach Angabe des Kenya Flower Council sind ca. inzwischen eine halbe Millionen Menschen in der
Blumenindustrie tätig.
Angesichts der Bedeutung des Sektors für die kenianische Volkswirtschaft wird viel getan, um international
wettbewerbsfähig zu sein. Viele Blumenfarmen müssen Anforderungen besonders von europäischen Käufern an eine
saubere, „grüne“ Lieferkette, einschließlich der Einhaltung von sozialen und umweltfreundlichen Standards, gerecht
werden. Daher hat der Kenya Flower Council einen „Code of Conduct“ mit einem entsprechenden Auditierungs- und
Zertifizierungswesen eingeführt. Der vom Kenya Flower Council (KFC) eingeführte „Code of Practice“ und die
entsprechende Zertifizierung von Farmen ist inzwischen international anerkannt; laut diesem Verhaltenskodex werden
regelmäßig u.a. das Human Ressource Management (Sozialstandards), die Hygieneverhältnisse, landwirtschaftliche
Praktiken, Produkt-Qualitätsmanagement, Umweltfreundlichkeit etc. überprüft.
Die Blumenfarmen haben hohe Management-Standards erreicht und bewegen sich auf recht hohem technischem Niveau;
viele nutzen computergesteuerte Tröpfchen-Bewässerung und Belüftungssysteme für ihre Treibhäuser, Dünger-
Recycling-Systeme, Abwasserbehandlungsanlagen etc. Mehr und mehr Blumenfarmen erwägen auch, in erneuerbare
Energien zu investieren. Auf 2 Rosenfarmen (Simbi Roses und P.J. Dave) wurden Biogasanlagen mit einer Kapazität von
60 bzw. 100 kW als Pilotprojekt und auch mit Bezuschussung durch die kenianische Regierung installiert; seit 2 Jahren
zeigen Rosenfarmen zunehmendes Interesse an Solar PV: Uhru (72 kW), Tambuzi (60 kW), Timaflor und Olij (100 kW)
haben in entsprechende Systeme investiert.
Biogas- und Strompotenziale
Aus einer Tonne volatile solids lassen sich 360 m3 Biogas bzw. 201 m3 Methangas erzeugen, laut DBFZ-Studie. In der
Annahme, dass eine Tonne frischen Blumenabfalls 24,8% volatile solids enthält, kann man also 54 m3 Methangas mit 1
Tonne Blumenabfall erzeugen6. Erfahrungen zeigen, dass sich der Abfall auf ca. ein Drittel der exportierten Blumen
beläuft.
Auf dieser Basis lässt sich das Potenzial für Methangas und Strom für den kenianischen Blumensektor wie folgt
berechnen:
Tabelle 12: Potenzial Biogas und Stromproduktion im Blumensektor
Potenziale Annahmen
Methangas 2.224.962 m3/ Jahr 54m3 Methan/ Tonne Blumenabfall;
124.858 Tonnen Blumenexporte (im Jahr
2013); ca. 33% davon Abfall (41.203 Tonnen)
Stromproduktion 6.674.886 – 8.009.863 kwH/ Jahr 10 kWh Gesamtenergie/ m3 Methan;
Effizienz von 30-36% bei Stromproduktion
Stromerzeugungskapazität 950 kW - 1 MW 7000-8000 Volllast-Stunden/ Jahr
Quelle: German Energy Desk, Badelt (2014), Eigene Berechnungen auf Basis von Basiswerten von DBFZ/ Elmar Fischer
et al (2010)
6 Die Pilotanlagen bei Simbi Roses und PJ Dave ergeben hingegen, dass aus 1 Tonne Abfall lediglich 60-80 m3
Biogas, d.h. 33 -45 m3 Methangas erzeugt werden.
31
Die Zahlen zeigen bereits, dass das Potenzial relativ begrenzt ist und damit offenbar nur der Netzstrom für einzelne,
ausgewählte stromverbrauchende Anlagen wie Pumpen substituiert werden kann, aber bei weitem nicht der Bedarf
ganzer Farmen gedeckt werden kann. Auf den gesamten Stromverbrauch im Blumensektor bezogen, der auf ca. 70 Mio.
kWh geschätzt wird, können max. 10% des Verbrauchs mit Strom aus Biogas gedeckt werden:
Tabelle 13: Schätzung des Stromverbrauchs im kenianischen Blumensektor
Parameter Annahmen
Blumenstämme/ Jahr 730 Mio. / Jahr Blumenfarmen in der Region Naivasha
produzieren durchschnittlich 1 Mio.
Stämme/ Tag;
Das sind max. 50% der landesweiten
Produktion
Spezifische r Stromverbrauch 100 kWh/ 1000 Stämme Laut Energieaudits in einzelnen
Blumenfarmen
Landesweiter Stromverbrauch im
Blumensektor
73 Mio. kWh
Quelle: German Energy Desk, Badelt (2014)
Diese Schlussfolgerung ergibt sich auch bei der Betrachtung einzelner Blumenfarmen:
Die Shalimar Flower Ltd. gehört zu einer der führenden Hortikultur-Firmen in Kenia, East Africa Growers. Shalimar baut
auf 30 ha Rosen an; auf weiteren 70-80 ha wird Gemüse angebaut. Der monatliche Rosenertrag beläuft sich auf ca
250.000 Stämme.
Tabelle 14: Fallstudie Shalimar/ East Africa Growers: Potenzial Biogas und Stromproduktion
Potenziale Annahmen/Basiswerte
Blumenabfall 60 Tonnen/ Monat Laut Aussage des Farm-Manager 2
Tonnen/ Tag
Biogas 3.240 m3/ Monat
38.880 m3/ Jahr
54m3 Methan/ Tonne Blumenabfall;
Stromproduktion 116.640 – 139.968 kWh/ Jahr
(9.720 – 11.664 kWh/ Monat)
10 kWh Gesamtenergie/ m3 Methan;
Effizienz von 30-36% bei
Stromproduktion
Quelle: German Energy Desk, Badelt (2014): Eigene Berechnungen auf Basis von Erhebungen bei SHALIMAR und von
Basiswerten der DBFZ-Studie
Betrachtet man den monatlichen Stromverbrauch der Blumenfarm zum Beispiel im Monat März in Höhe von 75.651 kWh
(laut Stromrechnung für den genannten Monat) reicht der Abfall aus den Rosen aus, um 10-15% des Strombedarfs zu
decken. Bricht man die Daten noch weiter runter, können täglich bis zu knapp 400 kWh erzeugt werden – dies reicht aus,
um 4-5 Stunden Pumpen mit einer Last von 90 KW zu betreiben. Der Strombedarf einer Blumenfarm in der
Grössenordnung von Shalimar ist in Abbildung 11 dargestellt.
Angesichts der grundsätzlich geringen
Verlässlichkeit der Angaben, die sowohl in
Interviews von den Gesprächspartnern als auch im
Rahmen von Energieaudit-Reports gemacht werden,
wurden mehrere Blumenfarmen betrachtet. Die
Farm Kisima in der Nähe von Timau in der Mt.
Kenia, die die gleiche Blumenabfallmenge angibt
(d.h. 2 Tonnen/ Tag) hat einen durchschnittlichen
monatlichen Stromverbrauch von 23.835 kWh
(entspricht knapp 800 kWH pro Tag), was lediglich
Green Houses 39%
Pumps 17%
Pre-cool store 3%
Final storages 8%
Lamps Fluos 4%
box sulfur burners
20%
Various power 9%
Abbildung 11: Stromlast einer
Blumenfarm
32
Quelle: GIZ, Sungrowers- Harnessing the renewable energy potential in the Kenyan Flower Industry, May 2014, S. 11f.
30% des Shalimar-Verbrauchs sind7. Das bedeutet, dass mit den 400 kWh, die sich aus 2 Tonnen Blumenabfall
generieren lassen, die Hälfte des Tages-Stromverbrauchs gedeckt werden kann – eine wesentlich bessere Bilanz, die es
durchaus lohnenswert erscheinen lässt, vor allem die Wirtschaftlichkeit einer Investition in eine Biogasanlage zu prüfen.
Chancen und Hürden
Laut Energie-Auditreports und eigenen Angaben der Farmen ist die spezifische Energieintensität pro 1000 Rosen-Stengel
sehr unterschiedlich von Farm zu Farm, z.B. zwischen 9 kWh (Terrasol), 16 kWh (Xpressions), 20 kWh (KISIMA) und 98
kWh (anonymisierter Report). Ursache dafür liegt im Wesentlichen am nötigen Pumpenaufwand für die
Wasserversorgung und der Wasseraufbereitung. Dies hat natürlich Auswirkungen auf den Anteil des Strombedarfs, der
durch Strom auf Basis von Biogas erzeugt werden kann. Wie die Fallbeispiele zeigen, variiert die Fraktion zwischen 10-
50%.
Vorteilhaft ist, dass Blumenfarmen grundsätzlich als finanzstark betrachtet werden können, die relativ guten Zugang
auch zu Fremdkapital haben sollten, nicht zuletzt da sie ihre Einnahmen in Devisen erwirtschaften und somit Zugang zu
den zinsgünstigeren Krediten in Fremdwährung (USD/ EURO) haben. Die relevante Klientel sind dabei natürlich die
großen Farmen, z.B. mit Anbauflächen zwischen 15 – 50 ha. Dies sind u.a. die 72 Blumenfarmen, die beim Kenya Flower
Council Mitglied sind.
Die Blumenfarmen sind eine interessante Klientel, auch weil sie wegen der Anforderungen der Importländer and eine
„grüne Lieferkette“ tendenziell an umweltfreundlichen Energiequellen interessiert sein sollten. Natürlich müssen die sich
auch wirtschaftlich rechnen, wobei eine „Grüne-Prämie“ sicherlich eingerechnet werden kann.
Eine Hürde ist, dass die Sammlung der Abfälle logistisch relativ aufwendig ist.
3.3 Gemüse- und Obstfarmen und -industrie
Gemüse- und Obstproduktion und Sektorstruktur
Gemüse und Obst machen den Großteil des Hortikultur-Sektors aus , der wiederum mit 21% zu den landwirtschaftlichen
Exporten beiträgt. Führende Exportprodukte sind Brechbohnen und Zuckerschoten; Exportfrüchte sind vor allem
Mangos, Avocados und Passionsfrüchte. Der gesamte Sektor, einschliesslich also auch der Blumen, wächst mit 20%
jährlich und ist damit der dynamischste Sektor in der kenianischen Landwirtschaft.
Abbildung 12: Anteile der Sub-Sektoren an der wertmässigen Hortikultur-Produktion
Quelle: HCDA/ Ministry of Agriculture, Horticulture validated report, 2012
7 Befremdlich ist, dass KISIMA einen Rosenertrag von 40.000 Stämmen pro Tag hat (und damit fast 5-mal mehr
Stengel produziert) als auf der Farm Shalimar auf einer fast doppelten Anbaufläche.
33
Wertmässig wie auch von der Produktion hat der Gemüse-Subsektor mit 48% den größten Anteil am Hortikultur-Sektor:
in 2012, wurden 6,1 Millionen Tonnen Gemüse produziert; die Gesamtproduktion im Hortikultur-Sektor betrug 12,6
Millionen Tonnen (s. Abbildung X). Im Vergleich zum Blumensektor, ist der Exportanteil bei Gemüse und Obst relativ
gering: Nur 2,2% des Gemüse werden exportiert. Die Exportrate beim Obst beträgt 2,1%. (im Jahr 2012)
Quelle: HCDA/ Ministry of Agriculture, Horticulture validated report, 2012
Die Gemüseproduktion ist zwischen 2010 und 2012 um 14% auf 6,1 Mio. MT angestiegen. Kartoffeln, Tomaten, Kohl,
Süßkartoffeln und Grünkohl allein machen hiervon 89% aus.
Tabelle 15: Gemüse-Produktion in Kenia, nach Gemüsearten (in `000 MT)
2010 2012 Wachstum
2012/2011
Kartoffeln 2.725 2.915 + 23,3%
Kohl 761 684 +14,6%
Tomaten 375 397 -1%
Süßkartoffeln 311 365 +21,7%
Grünkohl 354 367 +6,1%
Erbsen (Garden peas) 108 234 +134%
Grüner Mais 4 111 +2200%
Karotten 69 95 +30,1%
Brechbohnen 37 44 +10%
Stangenbohnen 5 31 +675%
Butternut 7 21 +200%
Süßer Pfeffer 6 17 +183%
TOTAL 4.660 5.313 + 14% Quelle: HCDA/ Ministry of Agriculture, Horticulture Validated Report 2012
Von den 134.000 Tonnen Gemüseexporten sind 23% verarbeitetes Gemüse verarbeitet.
Die Obstproduktion hat sich im Zeitraum 2010 – 2012 fast verdoppelt, von 2.848.028 MET auf 5.236.365 MET.
Besonders hierzu beigetragen hat der Produktionszuwachs bei den Mango: Während in 2010 noch 593.499 MET lediglich
geerntet wurden, waren es im Jahr 2012 2.781.706 MET. Das sind fast 50% der gesamten Obstproduktion.
34
Tabelle 16: Obst-Produktion in Kenia, nach Obstarten
2010 2011 2012 Wachstum
2012/2011
Mango 593.499 636.535 2.781.706 +337%
Bananen 1.253.494 1.197.988 1.394.412 +16,4%
Ananas 328.219 371.310 465.938 +25,5%
Avocado 202.294 201.478 186.292 -7,6%
PawPaw 98.144 118.372 117.903 -0,4%
Orangen 101.853 125.531 98.342 -21,7%
Melone 57.400 66.196 86.833 +31,2%
Passionsfrucht 104.437 122.362 37.634 -69,3%
TOTAL 2.768.435 2.848.028 5.236.365 +83,9% Quelle: HCDA/ Ministry of Agriculture, Horticulture Validated Report 2012
Laut FPEAK gab es eine Konzentration bei den Gemüsefarmen und –produzenten: Hatten die Kleinfarmer bis vor 2
Jahren noch einen Anteil von 70%, ist dieser Anteil auf 30% gesunken. Gemüsefarmen unter 10 ha gibt es immer
weniger. Große Farmen wie East Africa Growers (EAC) ziehen vor, mit „outgrowers“ mit einer Anbaufläche von 10 ha
zusammenzuarbeiten. Grund dafür ist, dass sich bei grösseren leichter internationale Standards – genannt wird vor allem
die Höchstmengen für Pestizidrückstände MRL - einführen lassen.
Führende Gemüsefarmen sind: East Africa Growers (insgesamt 250 MT Produktion/ Woche in der Hochsaison), Vegpro,
AAA Growers mit 30 MT/ Tag auf einer Fläche von 650 ha und KHE (Kenya Horticulture Exporters).
Biogas- und Strompotenziale
Laut DBFZ-Studie können mit einer Tonne Gemüse-Frischabfall 39 m3 Methangas erzeugt werden. Dieser Ertrag ist
relativ klein im Vergleich zu anderem Substrat (z.B. Ananasabfall oder Kommunalabfälle), obgleich mit einer Tonne
volatile solid 295 m3 Methangas produziert werden kann, was höher ist als die Vergleichswerte für volatile solids von
Ananasabfällen, Blumenabfällen und Kommunalabfällen. Grund ist der geringe Anteil der volatile solids an den
Frischabfällen, nämlich, 10,8% (im Vergleich Blumenabfall: 24,9%, Ananas: 14%, Kommunalabfälle 27%). Zu bedenken
ist allerdings, dass der Methangas-Ertragswert von 39 m3 lediglich auf der Substratsanalyse einer einzelnen Gemüsefarm
beruht und daher nicht als Durchschnittswert für die Gesamtabfallmenge bei der Gemüseproduktion gesehen werden
kann.
Die Abfallmenge pro Tonne Gemüse ist sehr schwer zu erfassen: Eine der führenden Gemüsefarmen Kenias, AAA
Growers beziffert seinen Abfall mit 5 MT bei einer Gesamtproduktion von 30 MT. Demnach liegt der Anteil von Abfall am
Produkt 16,7%. Nimmt man die 39 m3 Methangas pro Tonne Frischabfall – ungeachtet der Unterschiede bei den
verschiedenen Gemüsesorten – lässt sich das Biogas/ Methangas- und Stromerzeugungspotenzial mit Gemüseabfällen
wie folgt berechnen:
Tabelle 17: Potenzial Biogas und Stromproduktion im Gemüsesektor
Potenziale Annahmen
Abfallmenge 1.018.700 Tonnen Abfall Repräsentative Gemüsefarm in Kenia, AAA: 5MT bei
einer Gesamtproduktion 30 MT/ Tag, d.h. 16,7%
6,1 Mio. Tonnen Gemüseproduktion in 2012
Methangas 39.729.300 m3/ Jahr 39m3 Methan/ Tonne Gemüse-Frischabfall;
1.018.700 Tonnen Abfall
Stromproduktion 119.187.900 – 143.025.480 kwH/
Jahr(326.542 – 391.850 kWh/ day)
10 kWh Gesamtenergie/ m3 Methan;
Effizienz von 30-36% bei Stromproduktion
Stromerzeugungska
pazität
17 MW – 17,9 MW 7000-8000 Volllast-Stunden/ Jahr
35
Quelle: German Energy Desk, Badelt (2014): Eigene Berechnungen auf Basis von Basiswerten DBFZ/ Elmar Fischer et al
(2010)
Hier ist natürlich zu berücksichtigen, dass die Abfälle recht dezentral anfallen: Zum einen werden „schlechte“ Produkte
teils auf den Farmen aussortiert, wobei ein Großteil des Gemüse von kleineren „outgrowers“ angebaut und geerntet wird.
Zum anderen fällt Abfall bei der Verpackung an (Fein-Aussortierung, Abschneiden von unnötigem Grünzeug etc.), die
aber meistens in Packhäusern in Nairobi geschieht. Demnach ist die Kapazität von 17-18 MW sehr theoretisch und soll
nur ein Gefühl für das Potenzial geben.
Umso wichtiger ist es, auf die Situation einzelner (grösserer) Farmen zu werfen. Die Großfarmen, die eine relevante
Kundengruppe deutscher Unternehmen darstellt, bauen vor allem Bohnen, Erbsen, Kohl/ Broccoli und Salat an, die aber
nur einen sehr geringen Anteil an der Gesamtgemüseproduktion ausmachen: So wurden im Jahr 2012 lediglich 1.126
Tonnen Broccoli und 1.580 Tonnen Salat produziert.
Tabelle 18: Fallstudie AAA Growers (gesamt): Potenzial Biogas und Stromproduktion
Potenziale Annahmen/Basiswerte
Gemüse-Frischabfälle 5 MT/ Tag (4,92 Tons) http://www.arthaplatform.com/casestudies/36/aaa-
growers-farming/
Methangas 191 m3/ Tag 39 m3/ tons Gemüse-Frischabfall;
Stromproduktion 573 – 687,6 kWh/ Tag 10 kWh Gesamtenergie/ m3 Methan;
Effizienz von 30-36% bei Stromproduktion
Quelle: German Energy Desk, Badelt (2014), Eigene Berechnungen auf Basis von Erhebungen bei AAA Growers und von
Basiswerten DBFZ/ Elmar Fischer et al (2010)
Zu berücksichtigen ist , dass der angegebene Abfall von 5 MT auf 4 verschiedenen Farmen mit einer Gesamtanbaufläche
von 650 ha anfällt, die hunderte Kilometer voneinander entfernt sind. Daher stellt sich die Frage, ob eine Biogasanlage
auf einer einzelnen Farm Sinn macht.
Die grösste Farm bei Nyahuru (Simba Farm) baut Gemüse auf 380 ha an, was 58% der Gesamtfläche entspricht. Laut
Aussage des Farm-Managers fallen täglich 4 Tonnen Abfall dabei an. Auf Basis obiger Annahmen lassen sich damit knapp
561 kWh/ Tag Strom mit dem Methangas aus den Gemüse-Frischabfällen produzieren.
Shalimar mit einer Anbaufläche von 70-80 ha Gemüse gibt den Abfall mit 0,6 Tonnen/ Tag an, was ziemlich genau im
Verhältnis zu den Angaben von AAA Growers steht. Shalimar kann knapp 100 kWh/ Tag mit Methangas erzeugen, was
einem Stromverbrauch der Gemüsefarm von 2500 kWh/ Tag (im März 2014) gegenübersteht.
Die Beispiele zeigen, dass nur ein relativ kleiner Bruchteil des Strombedarfs mit einer Biogasanlage gedeckt werden
könnte.
In der Obstproduktion wurde vor allem die Mango-Verarbeitung betrachtet. Von Interesse sind zum Beispiel die
Firmen „Organic Growers & Packers“ und Kevian:
Organic Growers and Packers bauen derzeit Verarbeitungskapazitäten für 150-200 Tonnen Obst pro Tag, d.h. konkret
entweder 150 Tonnen Mango oder 225 Tonnen Bananen; die Verarbeitung beider Früchte mit derselben Anlage erfolgen.
Laut Angabe der Firma fallen pro Tonne Frischobst 25% (Mango) bzw. 50% (Bananen) Abfall an. Mangoabfälle umfassen
vor allem Stein (seed) und Schale (peel); die Anteile der einzelnen Abfallarten an der frischen Frucht variieren sehr stark
je nach Mangosorte: Schalen haben demnach einen Anteil von 7-24% Anteil am Gewicht der frischen Frucht, der Stein
ein Anteil zwischen 20-60!. Für die Fermentierung eignen sich die Mangoschalen.
36
Demnach ergibt sich folgendes Biogas- und Stromproduktionspotenzial:
Tabelle 19: Fallstudie Organic Growers & Packers: Potenzial Biogas und Stromproduktion
Potenziale Annahmen/Basiswerte
Abfallmenge, Mangoschalen
(peels)
10,5 Tonnen/ Tag Konservativ: 7% der Frischfrucht ist Schale;
Verarbeitung von 150 Tonnen Mango/ Tag
Organische Abfälle 1,34 Tonnen/ Tag Lt. Einem deutschen Planungsbüro: 15%
Trockenabfall, 85% des Trockenabfalls ist Organik
Biogas 669 m3/ Tag
Laut dt. Planungsbüro: 500 m3 Biogas/ Tonne
Organik (Erfahrungswert aus Anlage in Indien)
Methangas 401,4 m3/ Tag Methangehalt:
bei zweistufigem System: 60%
Stromproduktion 1.445 kWh/ Tag 10 kWh Gesamtenergie/ m3 Methan;
Effizienz von 30-36% bei Stromproduktion
Quelle: German Energy Desk, Badelt (2014), Eigene Berechnungen auf Basis von Erhebungen bei Organic Growers und
von Basiswerten von DBFZ/ Elmar Fischer et al (2010)
Der Strombedarf wird mit einer Last von bis zu 600 KW angegeben. Das heisst, dass der Strom, der sich mit dem
täglichen Abfall erzeugen lässt, nur ausreicht, um 2 ,5 Stunden am Tag den gesamten Bedarf zu decken. Abgesehen von
der Nutzung des Biogases zur Stromproduktion stellt sich besonders bei fruchtverarbeitenden Betrieben die Frage, ob das
Biogas nicht direkt zur Produktion von Wärme und Dampf genutzt werden kann, z.B. im Prozess der Sterilisierung.
Chancen und Hürden
Zentrale Frage, wo konzentrierte Abfälle anfallen und dort auch zugleich ein entsprechender Strombedarf besteht.
Fallbeispiele zeigen, dass i.d.R. nur ein Bruchteil des Strombedarfs mit Strom aus Methangas gedeckt werden kann. Die
gilt sowohl für Gemüseframen als auch für die Obstverarbeitung (Mango). Das Bild wandelt sich allerdings, wenn die
Gemüseabfälle mit Abfällen aus dem Maisanbau (Baby-Corn) gemischt werden, wie das Projekt bei Vegpro zeigt.
Erschwerend kommt hinzu, dass besonders bei der Gemüseproduktion die Abfälle sehr dezentral anfallen; bei der
Obstproduktion ist das Problem, dass Obst wie Mango sehr saisonal geerntet wird, was die Wirtschaftlichkeit erheblich
beeinträchtigt.
Erwartungsvoll wird man das Projekt bei Vegpro verfolgen. Verläuft dies erfolgreich, wird es eine große Signalwirkung
auf die anderen großen Gemüsefarmen haben, sofern die Möglichkeit besteht, auch Abfälle aus dem Maisanbau zu
nutzen. Potenziale in der Obstverarbeitung sind insgesamt als gering zu bewerten, vor allem da es nur sehr wenige
Obstverarbeitungsfirmen gibt.
3.4 Kaffeefarmen und –industrie
Kaffeeproduktion und Sektorstruktur
Kenia ist Produzent hochwertigen Kaffees; es wird fast ausschliesslich der ARABICA angebaut, der auf einer Höhe von
1400-2100 m auf reichhaltigem vulkanischen Boden wächst. Obgleich der heimische Konsum langsam zunimmt, werden
noch 94% des Kaffees exportiert. Hauptabnehmer sind vor allem Deutschland (26% der kenianischen Kaffeeexporte) und
Belgien (20%), gefolgt von Schweden (14%) und den USA 811%). Im weltweiten Vergleich spielt Kenia allerdings als
Kaffeeproduzenten mengenmäßig eine relativ geringe Rolle und liegt mit seiner Jahresproduktion weit hinter Brasilien
(42,5 Mio. 60 Kg Säcke), Vietnam (15 Mio. Säcke9, Kolumbien (11,6 Mio.) und sogar Uganda (2,5 Mio. Säcke).
37
Für Kenia aber ist der Kaffee einer der wichtigsten Exportgüter, wenngleich der Anteil von Kaffee an den wertmäßigen
Exporten gegenüber Hortikultur und Tee in den 90er Jahren drastisch gesunken ist. Zu „Hochzeiten“ hatte Kaffee teils
einen Anteil von 40%; im Zeitraum von 2005-2009 sank dieser auf 6% (Hortikultur: 34%, Tee 32%). Im Marketing-Jahr
2012/2013 (beginnt immer im Oktober) wurden 800.000 60 kg Säcke produziert; laut Prognose der amerikanischen FAS
(Foreign Agricultural Services) wird im laufenden Jahr (0ktober 2013 – September 2014) aber mit einer Steigerung der
Produktion um 50.000 Säcke gerechnet (6,3%).
Ein Grund für den Aufwärtstrend ist der steigende Kaffee-Preis auf dem Weltmarkt: Laut FAO erholt sich der
Kaffeepreise seit 2002 wieder, besonders seit 2010 – nach einem drastischen Fall von 1700-1800 USD/ mt (1986) auf
300-350 USD/ mt (2002), mit einer Erholungsphase zwischen 1992 und 1996; inzwischen hat der Kaffeepreise wieder
ein Niveau von 1200 USD/ mt (2011) erreicht.
Die Wirtschaftlichkeit der Kaffeeproduktion in Kenia ist dessen ungeachtet durch die relativ geringe Produktivität
beeinträchtigt: Während die internationale Bestmarke für den Ertrag pro Kaffee-Busch bei 30-40 kg Kaffeekirschen/
Jahr liegt, liegt der durchschnittliche Ertrag in Kenia bei 2 kg. Eine Ursache ist, dass die Kaffeekirschen in Kenia noch
vollständig per Hand gepflückt werden: Geländeform und Bepflanzung der Plantagen lassen den Einsatz von
Erntemaschinen nicht zu.
Ausserdem trägt die duale Struktur des Sektor zur geringen Produktivität bei: Das Gros des Kaffees wird von 600.000-
700.000 Kleinfarmern angebaut; daneben gibt es ca. 50 grössere Kaffeeplantagen mit jeweils mehr als 50 ha. Der Ertrag
der Kleinfarmer ist bei weitem niedriger als auf den Plantagen, was am intensiveren Einsatz von Bewässerungssystemen,
Dünger, Pestiziden, Herbiziden und Pilzvernichtungsmitteln liegt.
Die Kleinfarmer sind in Kooperativen organisiert (ca. 1000-3000 Kleinfarmer pro Kooperative), die die Kaffeekirschen
mit Pulpen verarbeiten und dann trocknen. Eine der größten Kooperativen ist zum Beispiel Othaya, die 280 Tonnen
Box 2: Basisinformationen zur Kaffeeverarbeitung
Eine reife gepflückte Kaffeekirsche besteht zu hohem Anteil aus
Wasser. Den Kern bildet die Kaffeebohne; diese wird umschlossen
von einem Silberhäutchen und einem Pergamenthäutchen
(Pergamino), das wiederum von einer feinen Schleimschicht
umgeben ist. Umschlossen wird diese von dem Fruchtfleisch der
Kaffeekirsche (Pulpe), das ca. 40-50% der gesamten Frucht
ausmacht.
Nur 14-20 % des Gesamtgewichts von frisch geerntetem Kaffee kann Quelle: http://www.g-wie
gastro.de/images/kaffeekirsche.jpg
konsumiert werden.
Es gibt 3 Arten zur Verarbeitung der Kaffeekirschen: Die (1) trockene Aufbereitung, (nasse Aufbereitung und (3)
halbtrockene Aufbereitung. In Kenia kommt i.d.R. die nasse Aufbereitung zum Einsatz.
Bei der nassen Aufbereitung wird eine spezielle Maschine, der sogenannte Pulper, genutzt, um das Fruchtfleisch von
der Kaffeebohne abzutrennen. Kaffeebohnen sollten innerhalb von 12 Stunden, spätestens 24h nach Ernte zur
Nassaufbereitung gelangen, um den Gärungsprozess zu verhindern. Nachdem die Pulpe abgelöst wurde, werden die
entpulpten Kaffeebohnen in einem Wasserbecken gelagert, in dem sie einen Gärungsprozess durchlaufen und die am
Pergamenthäutchen haftenden Restbestände gelöst werden. Nach dieser Fermentation werden die Bohnen noch
einmal gewaschen und anschließend ebenfalls auf ca. 12% Feuchtigkeit getrocknet. Der Trocknungsprozess an
speziellen Trockenplätzen dauert weitere 10 bis 15 Tage.
38
Kaffee produzieren; 15.000 Mitglieder bzw. kleinere Farmbetriebe liefern die Kaffeekirschen, die in 19 „Pulping“-
Stationen verarbeitet werden. Die Kooperative betreibt eine eigene Mühle.
Grössere Kaffee Farmen sind z.B. SASINI, KOFINAF und KIBUBUTI. Einige große Farmen mahlen auch den Kaffee und
sind somit vollständig integrierte Kaffeeunternehmen. Es gibt insgesamt nur 9 Unternehmen, die den Kaffee mahlen, d.h.
die meisten Farmen beschränken sich auf das „Pulping“ und liefern dann die getrockneten Kaffeebohnen an die Mühlen.
Obwohl die Farmen inzwischen ihren Kaffee direkt an Kunden/ Käufer vertreiben dürfen, werden noch 95% des Kaffees
über Marketing-Agenten auf der Auktion verkauft. Damit sind die Farmen den teils recht starken Preisschwankungen
ausgesetzt, woraus sich Unsicherheiten bzg. Einkommen ergeben. Der Coffee Development Fund verfolgt daher das Ziel,
das Wissen der Farmer über ihren eigenen Kaffee zu verbessern, so dass sie in die Lage kommen, auf direktem Weg den
Kaffee zu vertreiben und damit feste Preise zu erzielen. Mit Blick auf die Einkommenssituation der Kaffeeindustrie
kommt erschwerend dazu, dass nicht kontinuierlich geerntet werden kann: Es gibt 2 Ernten – die Haupternte ist
zwischen September und Dezember (4 Monate); die Zweiternte ist April bis Juni (3 Monate).
Mit Blick auf Anlagen zur Abfallverwertung sind grössere Farmen und Kooperativen und besonders natürlich die großen
Plantagen von Interesse.
Biogas- und Strompotenziale
Die trockene Kaffeebohne, die gemahlen werden kann, macht lediglich 14%8 des Gewichts einer frisch geernteten
Kaffeekirsche aus; der Rest ist Abfall.
Abfälle, die sich zur anaerobischen Gärung und somit zur Biogas-Erzeugung eignen, sind bei der Kaffeeproduktion
hauptsächlich die Pulpa: Diese macht laut Aussage kenianischer Kaffeefarmen rd. 50% des Gewichts der frischen
Kaffeekirsche aus. Daneben fällt der Fruchtschleim an, der von der nassen Kaffeebohne bei der Fermentation des
entpulpten Kaffees abgelöst und abgewaschen wird. Er ist schliesslich Teil des Abwassers, das ebenfalls energetisch
genutzt werden kann.
Ausgehend von einer Produktion von ca. 800.000 Säcken (à 60 kg), also 48.000 Tonnen, beläuft sich die Menge
geernteter Kaffee-Kirschen auf ca. 336.000 Tonnen
Tabelle 20: Potenzial Biogas und Stromproduktion im Kaffeesektor
Potenziale Annahmen
Pulpa-Menge 168.000 Tonnen/ Jahr Pulpa: Bis zu 50% Gewicht der frischen
Kaffeekirsche;
Produktion Kenia: 48.000 Tonnen/
Jahr; Ernte 336.000 Tonnen Kaffee-
Kirschen
Methangas 7.560.000 m3/ Jahr Laut DBFZ-Studie 45m3 Methan/
Tonne Frisch-Abfall bzw. Pulpa;
Stromproduktion 22.680.000– 27.216.000 kwH/
Jahr
(129.600 kWh/ day)
10 kWh Gesamtenergie/ m3 Methan;
Effizienz von 30-36% bei
Stromproduktion
Stromerzeugungskapazität 5,4 MW Ca 5000 Volllast-Stunden/ Jahr
(bei 7 Monaten Verarbeitung geernteter
Kaffeekirschen)
Quelle: German Energy Desk, Badelt (2014), Eigene Berechnungen
8 Aussage lokaler Kaffeefarmen. In der Literatur wird der Anteil der trockenen Kaffeebohne an der Kaffeekirsche
mit 21% angegeben, vgl. z.B. M.Hofmann et al., Vergärung von Pulpa aus der Kaffee-Produktion, Mai 2003, S. 7.
39
Damit lassen sich 7,5 Mio. m3 Methangas und letztlich max. 27 Mio. kWh erzeugen. Legt man Zahlen des DBFZ
zugrunde, wonach die Produktion 1 Tonne Kaffee mit 2,15 Tonnen Pulpa einhergeht, fallen 103.200 Tonnen Pula pro
Jahr an. Damit lassen sich knapp 17 Mio. KWh Strom erzeugen.
Von Bedeutung für deutsche Biogas-Anlagenbauer sind primär die grösseren Plantagen. Auf Empfehlung des Kenya
Coffee Board wurde die Hill Farm besucht, die Kaffee auf 324 ha anbaut und eine der ersten Kaffeeprozenten war (seit
1900). Sie gehört der Diäzöse Nyeri und baut auf weiteren1000 ha Hortikultur-Produkte und Reise an ebenso wie sie
auch Viehzucht betreibt. Darüber hinaus gehören verschiedene Einrichtungen wie ein Krankenhaus, eine Journalismus-
Schule zur Farm.
Tabelle 21: Fallstudie Hill Farm: Potenzial Biogas und Stromproduktion
Potenziale Annahmen/Basiswerte
Kaffeeproduktion/ Jahr 344 Tonnen (2013)
Verarbeitung Kaffeekirschen 2408 Tonnen (2013) 1 Tonne Kaffee wird aus 7 Tonnen
frischen Kaffeekirschen gewonnen
Pulpa 1204 Tonnen/ Jahr Pulpa: Bis zu 50% Gewicht der frischen
Kaffeekirsche, laut Hill Farm
Methangas 54.180 m3/ Jahr Laut DBFZ-Studie 45m3 Methan/
Tonne Frisch-Abfall bzw. Pulpa;
Stromproduktion 162.540 – 195.048 kWh/ Jahr
(über 7 Monate verteilt);
27.864 kWh/ Monat
1.393 kWh/ Tag (bei 20 Tagen/
Monat)
10 kWh Gesamtenergie/ m3 Methan;
Effizienz von 30-36% bei
Stromproduktion;
Die Pulper sind 5 Tage/ Woche und 6
Stunden/ Tag in Betrieb –d.h. ca. 120
stunden/ Monat
Quelle: German Energy Desk, Badelt (2014), Eigene Berechnungen auf Basis von Erhebungen bei Hill Harm und auf
Basis von Annahmen von DBFZ/ Elmar Fischer et al (2010)
Die Hill Farm hat in den Ernte-Monaten einen Stromverbrauch von ca. 3600 kWh, d.h. ca. 180 kWh/ Tag; in den
anderen Monaten wird höchstens ein Drittel des Stroms verbraucht. Demnach kann mit dem Abfall die 7-fache Menge
Strom generiert werden, die auf der Farm verbraucht wird. Anzumerken ist, dass die Hill Farm bislang nur entpulpt und
die trockenen Kaffeebohnen dann an Central Coffee Millers liefert; aber sie erwägt, in eine Kaffeemühle zu investieren (15
Mio. KSH), sobald sie die Lizenz zum direkten Vertrieb des Kaffees erworben haben und sie damit mit Käufern feste Preis
aushandeln können. Damit würde der Strombedarf auch steigen, wobei immer noch ein großer Teil an eventuell andere
Verbraucher der Farm und der Diäzöse geliefert werden könnten, bestenfalls über power wheeling.
Die Investition in eine Biogasanlage müßte sich primär aus der Einsparung von Netzstrom amortisieren; inwieweit
Dünger (teilweise) durch die Verwendung der Gülle, die auch dem Vergärungsprozess resultiert, müßte analysiert
werden. Gegenwärtig belaufen sich die Stromkosten in Monaten der Hochsaison auf ca. 75.000 KSH/ Monat (20,8 KSH/
kWh); in Monaten ohne Kaffeeernte beläuft sich die monatliche Stromrechnung auf 15.000 – 25.000 KSH, d.h. max. ein
Drittel. Bei einer Erntezeit von ca. 6 Monaten (laut Aussage der Hill Farm) ergeben sich Gesamtstromkosten von
maximal 600.000 KSH / Jahr.
Auf der Basis der monatlichen Stromkosten wird eine maximale Last von 27 kW (Hochsaison) und 7-8 kW (Nebensaison)
geschätzt. Die zusätzliche Last von 20 kW in der Hochsaison wird durch den Einsatz der Pulper hauptsächlich verursacht.
Eine stark vereinfachte Berechnung der Amortisationszeit ergibt, dass bei Investitionskosten von 2.500 USD/ KW auf der
einen Seite und den gegenwärtigen Strompreisen sowie der möglichen Substituierung von Netzstrom auf der anderen
Seite die Attraktivität einer Biogasanlage recht eingeschränkt ist: Sie wäre erst nach 11 Jahren amortisiert. Dabei sind
40
Betriebskosten, etwaige Finanzierungskosten etc. noch nicht berücksichtigt. Die pay-back Periode liesse sich allerdings
reduzieren, wenn die Biogasanlage in der Kaffee-Low-Season mit anderem Substrat aus der Diäzöse gefüttert werden
könnte – was angesichts des weiteren landwirtschaftlichen Anbaus der Hill Farm denkbar erscheint.
Chancen und Hürden
Insgesamt kann festgehalten werden, dass die Kaffeeindustrie ein sehr saisonales Geschäft ist. Dies bedeutet zum einen,
dass die Wirtschaftlichkeit einer Anlage beeinträchtigt wird und zum anderen ist der Zugang der Kaffeefarmen zu
Fremdkapital recht erschwert, auch weil die Kaffeepreise stark schwanken und daher die Einnahmen nur schwer
vorhersagbar sind.
Ganz davon abgesehen ist der Stromverbrauch selbst der größeren Farmen – wie am Beispiel der Hill Farm aufgezeigt –
relativ gering und daher für viele Anlagenbauer aus Deutschland, die ihr Knowhow und ihre Technologien tendenziell bei
grösseren Anlagen in Wert setzen können, nicht sehr attraktiv. Allerdings werden Kaffeefarmen interessant, sofern
Anlagen mit Hilfe anderen Substrats über das gesamte Jahr ausgelastet werden können und zudem über den Eigen-
Stromverbrauch Strom produziert und an umliegende Verbraucher (wie im Fall der Diäzöse) verkauft werden kann; Das
Beispiel Hill Farm ebenso wie erste Berechnungen für auch andere Kaffeefarmen haben ergeben, dass i.d.R. mit dem
verfügbaren Abfall weit über den Bedarf hinaus Strom erzeugt werden kann.
Da es ein enormes Potential für 20 kW Anlagen im Kaffeesektor gibt, könnten standardisierte Containerlösungen eine
Option für den kenianischen Markt darstellen.
3.5 Viehzucht und Fleischproduktion
Viehbestand, Fleischproduktion und Sektorstruktur
Tabelle 22: Viehbestand, 2012
Im Jahr 2012 haben 4,2 Mio. Kühe 3,1 Mrd. kg Milch
produziert; ausserdem wurden 4 Mrd. kg Rindfleisch bei
einem Rinder-Viehbestand von 12,3 Mio. produziert.
Dies sind aktuelle Zahlen, die vom Ministerium für
Livestock zur Verfügung gestellt wurden; allerdings wird
auch eingeräumt, dass die Viehbestände ebenso wie die
Produktion von Tierprodukten i.d. R. weit unterschätzt
werden, vor allem da es schwer ist, die Bestände der
Kleinbauern und Wanderhirten zu erfassen.
Neuesten Zahlen zufolge trägt die Viehzucht ca. 10% des
kenianischen BIP bei; der Anteil an der
landwirtschaftlichen Produktion wird mit 40-45% beziffert.
Quelle: German Energy Desk/ Badelt (2014), auf Basis von
Tabellen des Ministry of Livestock, von Robin Mbae
zur Verfügung gestellt (March 2014)
Der Anteil der Tierprodukte an den landwirtschaftlichen Exporten beläuft sich auf 30%.
Tierart Anzahl
Milchkühe 4.158.378
Rinderkühe 12.297.571
Schafe 15.503.201
Ziegen 21.327.777
Schweine 380.481
Geflügel 34.420.693
Esel 1.343.605
Kamele 2.824.732
Kaninchen 723.401
Bienenstöcke 1.725.452
Strauss 6.073
41
Tabelle 23: Tierprodukte, 2012
Kuhmilch und Rindfleisch sind mit Abstand die wichtigsten
Produkte, gefolgt von Hammelfleisch und Geflügelfleisch.
Ein Großteil geht aber in den direkten Konsum, für den die
Kleinbauern und Hirten Vieh züchten und halten. Es wird
geschätzt, dass 80% der Rinder von den kleinen
Viehzüchtern gehalten wird. Zu berücksichtigen ist, dass
der Viehbestand der Kleinviehzüchter (einschl. Nomaden)
Quelle: German Energy Desk/ Badelt (2014) , auf Basis von
Tabellen des Ministry of Livestock, von Robin Mbae
zur Verfügung gestellt (March 2014)
sehr anfällig für Dürren und Überflutungen ist; es kommt hier gelegentlich zum Verlust einiger Tiere, aber auch ganzer
Herden.
Große Farmen und Ranches mit Rinderzucht sind u.a. in heutigen Tier-Reservaten (wildlife conservancies) zu finden:
Nachdem die kenianische Regierung im Jahr 1977 ein Jagdverbot ausgesprochen hatte und die Rinderhaltung
entsprechend schwieriger wurde (geringere Produktivität, höhere Kosten) und zugleich der Bestand von Rhinos zum
Beispiel drastisch abnahm, sahen viele traditionelle Rinderfarmen wie Ol Pejeta und Solio in den 80 er Jahren ihre
Chance darin, neben der Rinderhaltung in den Schutz von Tieren zu investieren und richteten entsprechend
Naturschutzgebiete ein. Einnahmen erzielen sie durch die Tourismus, der mit den Reservaten einhergeht. Da allerdings
der Tourismus sehr anfällig für externe Ereignisse ist und es entsprechend riskant wäre, nur auf die Einnahmen aus dem
Tourismus zu setzen, werden nachwievor Rinder gehalten. Die Ol Pejeta Ranch konzentriert sich inzwischen
hauptsächlich auf die Zucht von hochwertigen Boran-Rindern. Jährlich werden 1600 Rinder auf dem eigenen Schlachthof
geschlachtet. Der gesamte Viehbestand umfasst ca. 7000 Rinder. Ein anderes Beispiel für große Tierfarmen ist „Quality
Kakuzi products“. Das Unternehmen, das zur Kakuzi-Gruppe gehört, hält 4.407 Rinder auf 2.511 ha und hat ausserdem
einen eigenen Schlachthof und 2 Milchfarmen.
Die Zahl der Ranches wird mit 454 beziffert; die meisten sind sog. Gruppen-Ranches, auf denen Herden privater
Viehhalter gefüttert und auf das Schlachten vorbereitet werden. Etliche Ranches sind auch in Händen von Kooperativen,
die das Vieh von Händlern kaufen, hochpeppeln und dann zum Schlachten verkaufen.
Insgesamt gibt es 14 Schlachthöfe, 7 davon haben die Lizenz zum Export. Dies sind sog. Integrierte Schlachthäuser, die
ihr eigenes Vieh haben und zudem das Fleisch meistens verarbeiten. Darüber hinaus gibt es natürlich etliche einfache
Schlachthäuser, mindestens 1 pro Provinz. ZU nennen sind u.a.: Kakuzi Ltd (beef) in Thika, Kenchic Ltd (poultry) in
Nairobi, and Ol Pejeta Ranching Ltd (beef and sheep) in Nanyuki.
Produkt Menge (in Tonnen)
Kuhmilch 3.049.432
Rindfleisch 4.038.755
Hammelfleisch 846.954
Schweinefleisch 20.054
Geflügelfleisch 242.586
42
Tabelle 24: Schlachthöfe („abattoir“)
Quelle:USAID, End Market Analysis of Kenyan Livestock and Meat, March 2012; S. 29f.
Bis auf KMC sind alle Schlachthöfe (abattoir) privatwirtschaftlich. Einige werden von Kooperativen geführt, wie z.B. das
in Kiserian, das von einer Vereinigung von 16 Viehhaltern und – händlern betrieben wird.
Über diese offiziellen Häuser hinaus wird ein Großteil des Schlachtviehs zuhause oder bei nicht lizensierten Metzgern
geschlachtet: Der Anteil des Viehs, das auf diese Weise unter das Messer kommt, wird mit 94% des lokalen Marktes für
Schaf- und Ziegenfleisch bzw. 72% des Rindfleisches angegeben. Demnach wird nur ein sehr geringer Teil in den
offiziellen Schlachthöfen geschlachtet. Deren Kapazitäten sind in der Regel nicht voll ausgelastet: So hat KMC, der größte
Schlachthof, das Potenzial für 40 Tonnen Fleisch pro Woche; es bearbeitet aber nur 10 Tonnen im Durchschnitt.
Ähnlich wie in der Fleischproduktion wird nur ein geringer Anteil der Milch von großen Farmen produziert: 2008 wurde
dieser Anteil mit 20 % beziffert; 80% stammen von kleinen und mittleren Milchfarmen. Die michverarbeitende Industrie
beklagt Mängel in der Milchsammlung und dass etliche Farmer einen Teil ihrer Milch „über den Zaun“ verkaufen, statt
ihren Verpflichtungen aus den Verträgen, die oft mit den abnehmenden Industrien geschlossen werden, nachzukommen.
In vielen Gebieten wird die Abendmilch nicht mehr gesammelt und je nach Wetterverhältnissen, besonders in der
Regenzeit, wird ein Teil der Milch ebensowenig nicht regelmäßig gesammelt. So wird versucht, die Infrastruktur zur
Schlachthof Standort Kapazität Vieh Betriebs-Status
(März 2012)
Lizensierte Schlachthöfe (abattoir)ohne Exportlizenz
Njiru Nairobi 100 Rinder/ Tag
Dagoretti Nairobi 400 Rinder/ Tag Rinder, Schafe,
ZIegen
50-80%
Mlolongo Athi River 15 Kamele/ Tag Kamele Geschlossen
Mariakani Mombasa 50 Rinder/ Tag Rinder
Bisil Kajiado 50 Rinder/ Tag Rinder, Schafe,
Ziegen
Kiserian Kajiado 50-100 Rinder/ Tag,
200 Schafe/ Ziegen/
Tag
3000 Rinder/ Jahr,
3600 Ziegen/ Jahr,
4200 Schafe/ Jahr
50-65%
Ongata Kajiado 30 Rinder/ Tag Schafe, Ziegen Wird geschlossen
Schlachthöfe (abattoir) mit Exportlizenz
KMC Athi River Athi River 1000 Rinder; 1200
Schafe und Ziegen
im 3-Schichtbetrieb
1000 Rinder/
Woche; 1000 Schafe
und Ziegen/ Tag
KMC Mombasa Mombasa 300 Rinder 150 Rinder/ Tag;
100 Schafe/ Woche;
100 Ziegen/ Woche
Hurlingham/ Quality
Meat Packers
Nairobi 50 Rinder
Halal Ngong 250 Rinder Geschlossen
New Mombasa
Mnangoni
Mariakani 120 Rinder geschlossen
Farmers Choice Nairobi 300 Schweine
Choice Meats Nairobi 150 Rinder, 200
Schafe & Ziegen/
Tag
70 Rinder/ Tag, 55
Schafe &
Ziegen/Tag
43
Milchsammlung kontinuierlich zu verbessern, indem man mehr dezentrale Sammelpunkte und Kühllager einrichtet. Im
Rahmen eines Kooperationsprojektes mit HIVOs wird getestet, inwieweit sich auf den Farmen selbst kleine Kühllager
installieren lassen, die mit Biogas betrieben werden können.
Laut einer Studie aus dem Jahr 2009 waren 30 milchverarbeitende Unternehmen aktiv. Allerdings sind die großen Player
vor allem: NewKCC, Brookside, Spinknit und Githunguri.
Biogas- und Strompotenziale
Von der gesamten Fleischproduktion ist vor allem die Schlachtmenge in den offiziellen Schlachthöfen und
Schlachthäusern relevant: im Jahr 2009 wurden 2.057.000 Rinder geschlachtet und 5.716.000 Schafe & Ziegen. Die
Durchführbarkeitsstudie für KMC hat gezeigt, dass mit 100 Rindern und 200-300 Schafen und Ziegen ca. 4 Tonnen
anfallen, d.h. für 1 Rind und 2-3 Schafe/ Ziegen 40 kg. Rechnet man diese Zahlen auf die o.g. offizielle
Schlachtmenge hoch, so ergeben sich als Abfallmenge, die in den Schlachthöfen anfallen, 82.280 Tonnen/
Jahr.
Tabelle 25: Potenzial Biogas und Stromproduktion in der Fleischproduktion
Potenziale Annahmen
Abfallmenge
(Festabfälle)
82.280 Tonnen/ Jahr 2.057.000 Rinder/ Jahr geschlachtet; 5.716.000
Schafe / Ziegen;
1 Rind ü 2-3 Schafe/ Ziegen ergeben 40 kg Abfall
Methangas 5.936.502 m3/ Jahr Mit 200 kg Abfall lassen sich 40 m3 Biogas erzeugen
(Erfahrung aus Dagoretti Schlachthaus), d.h. 200 m3
Biogas/ Tonne.bzw. 120 m3 Methangas/ Tonne –
scheint aber sehr hoch; konservativer lt. Business
plan für Dagoretti: 6,36 Tonnen Festabfälle ergeben
705 m3 Biogas, d.h. 111 m3 Gas/ Tonne bzw.
72,15 m3 Methangas/ Tonne
Stromproduktion 17.809.506– 21.371.407
kwH/ Jahr
(57.081 – 68.498 kWh/ day)
10 kWh Gesamtenergie/ m3 Methan;
Effizienz von 30-36% bei Stromproduktion;
Betrieb des Schlachthauses ca. 312 Tage bzw. 6 Tage/
Woche (Erfahrungswert KMC)
Stromerzeugungskapazität 11,4 MW bei ca. 6 Stunden/ Tag Betriebszeit
(Erfahrungswert von Dagoretti)
Quelle: German Energy Desk, Badelt (2014): Eigene Berechnungen
Damit lassen sich auf Basis von Erfahrungswerten des Dagoretti Schlachthauses bis knapp 69.000 kWh generieren. Bei
einer Betriebszeit von 6 Stunden/ Tag und 6 Tage/ Woche bedeutet dies eine Stromerzeugungskapazität von insgesamt
11,4 MW.
In 2010 wurde von der deutschen Firma AKUT eine Vorstudie für eine Biogasanlage für Kenya Meat Commission
Schlachthof erstellt. KMC ist, wie bereits erwähnt, Kenias größter Schlachthof mit einer Kapazität von 1000 Rindern und
1200 Schafen & Ziegen/ Tag. Allerdings sind die Kapazitäten nicht ausgelastet, wie die Zahlen in der Tabelle zeigen.
44
Tabelle 26: Kenya Meat Commission: Potenzial Biogas
Die Vorstudie war darauf ausgerichtet
zu prüfen, inwieweit das Biogas zum
Ersetzen des Kesseloels genutzt werden
kann, das für die Erzeugung von Dampf
zur Sterilisierung des abgelehnten
Fleisches und der Überbleibsel sowie
für den Schlachtprozess selbst benötigt
wird.
Demnach lassen sich mit den täglichen
Abfällen (ca. 21.000 Tonnen) jährlich
rd. 138.480 L Kesselöl substituieren,
das sind 10,1 % des gesamten
Ölverbrauchs zur Dampferzeugung. Die
anderen 90% des Kesselöls lassen sich
durch die Nutzung des anfallenden
Quelle: German Energy Desk/ Badelt (2014), Persönliches Gespräch mit
Kenya Meat Commission und Ministry of Livestock, March 2014
Talgs ersetzen, der normalerweise an die Hersteller chemischer Reinigungsmittel verkauft wird. Die
Wirtschaftlichkeitsrechnung hat ergeben, dass sich die Investition in eine Biogasanlage (21,7 Mio. KSH, d.h. knapp
200.000 €) zur Dampferzeugung bereits nach 1,1, Jahren amortisiert hat. Die Investition in eine Biogasanlage, um auch
den eigenen Strombedarf zu decken (rd. 8000 kWh/ Tag), machte lt. Vorstudie von AKUT allerdings wirtschaftlich
keinen Sinn. Begründung: Der Verkauf von Fleisch- und Knochenmehl als Tierfutter ist wirtschaftlich attraktiver als die
Nutzung in einer Biogasanlage. Mit den 21 Tonnen Abfall/ Tag würden sich ca. 2.300 kWh generieren lassen.
In den kleineren Schlachthäusern, wie zum Beispiel Maai Mahiu, werden je nach Saison 30-40 Kühe/ Tag geschlachtet.
Dabei fallen 10-20 kg/ Rind Abfall an. Hiermit lassen sich wiederum ca. 130 kWh Strom pro Tag erzeugen. Der
Strombedarf dieser Schlachthäuser ist aber sehr gering: Maai Mahiu zahlt lediglich 4500 KSH/ Monat. Bei einem Tarif
von 21 KSH werden also nur 215 kWh Strom monatlich verbraucht.
Chancen und Hürden
Mit Blick auf Chancen für deutsche Technologieanbieter stellt sich die Frage nach der Zahl von Schlachthöfen mit einem
sigfikanten Verarbeitungskapazitäten. Um eine Biogas-Anlage mit der Kapazität von 200-300 kW betreiben zu können,
bedarf es eines Abfallvolumens von ca. 1000 Kuehen und 2000-3000 Ziegen.
Falls die Erarbeitungskapazität eines Schlachthofes nicht so groß ist, kann eventuell die Errichtug einer Anlage mit einem
Gasertrag über den eigenen Bedarf hinaus wirtschaftlich sein, wenn überschuessiges Gas entsprechend verkauft werden
kann. Die Einspeisung in das Netz, wie bereits mehrfach erwähnt, ist nicht attraktiv, aber es kann an Hotels oder sogar
Haushalte geliefert werden und eventuell sogar für den Transport genutzt werden:
Das Schlachthaus Keekonyokee in Kiserian mit einer Biogas-Kapazität von 250 m3 und einem zusätzlichen
Gasspeichtertank von 200 m3; der Generator hat die Kapazität von 20 kVA, womit bei einer Betriebsdauer des
Schlachthofes von 6-7 Stunden/ Tag ca. 115 kWh erzeugt werden.Demgegenüber können aber mit den 450 m3 Biogas gut
1000 kWh produziert werden, was also den Bedarf weit übertrifft. Daher verkauft der Schlachthof das Biogas in
„verpackter“ Form an groessere lokale Institutionen. Seit 2011 verfolgt das Schlachthaus in Kiserian den PLan, das Biogas
auch an Haushalte zu verkaufen und hat dafür einen Gas Container entwickelt.
Potenziale
Slaughter activity 500 cattle
1000 shoats
Abfallmengen 21.000 kg/ Tag
5.000 kg/ Tag (Kuhdung)
11.000 kg/ Tag (Pouch Dung)
5.000 kg/ Tag Blut
Methangas 640 m3/ Tag (d.h. 30,5 m3/ Tonne)
(1.198.080 m3/ Jahr bei 6 Tagen/ Woche
und 312 Tagen/ Jahr)
Ersetzen von Kesseloel zur
Dampferzeugung
138.480 L/ Jahr (ca. 10%)
45
3.6. Kommunale Abfälle
Neben der Landwirtschaft findet man in Kenia außerdem hohes Potential für Energiegewinnung aus Siedlungsabfällen.
Parallel zur allgemeinen afrikanischen Situation, bilden den mit Abstand größten Bevölkerungsteil Kenias die Bewohner
in ländlichen Gebieten. Nur 30% der Bevölkerung wohnen zurzeit in Städten, es gibt jedoch einen starken Trend zur
Urbanisierung. Prognosen zeigen, dass sich Kenias Einwohnerzahl bis 2045 verdoppeln wird, die Anzahl von
Stadtbewohnern soll sich dabei vervierfachen. 2033 soll die Halbzeit erreicht sein, wenn sich voraussichtliche die Hälfte
aller Kenianer in Städten angesiedelt hat.
Abbildung 15: Entwicklung der städtischen Bevölkerung, Kenia
Quelle: Weltbank, http://blogs.worldbank.org/africacan/why-do-kenyans-want-to-live-in-cities
Abfallmengen, Abfallstruktur und Abfallmanagement
Laut einer Studie von JICA von 2010 fallen täglich in Nairobi 4.016 Tonnen Festabfälle an. Die Sammelrate beläuft sich
auf 33%; lediglich 3,7 % der Abfälle werden wiederverwendet oder recycelt. Das bedeutet, dass rd. 2.500 Tonnen nicht
gesammelt bzw. wiederverwendet/ recycelt werden. Sie werden entweder verbrannt und irgendwo illegal abgeworfen. Es
gibt in Nairobi ca. 70 illegale, wilde Deponien. Die einzige offizielle Deponie Nairobis, Dandora, ist inzwischen an die
Grenzen ihrer Kapazität gestossen.
Laut Entwurf für ein Integriertes Abfallmanagement, der in Kooperation mit der UNEP entwickelt wurde, setzt sich die
Stadt Nairobi das Ziel, bis 2015 den Anteil illegaler Sammlung und Deponierung von 65% auf 40% (2015) bzw. 10% im
Jahr 2020 zu reduzieren.
Mit steigendem Einkommen und damit einhergehenden Veränderungen im Kaufverhalten und in der produzierenden
Industrie hat sich über die Jahre die Zusammensetzung des städtischen Abfalls verändert.
Tabelle 27: Zusammensetzung der städtischen Abfälle in Nairobi (in %)
Abfallart 1985 2009
(laut UNEP)
Organische Abfälle 78 50,9
Papier 10,2 17,5
Plastik 4,1 16,1
Glas 3,8 2,0
Metalle 1,9 2,0
Sonstiges 2 11,4
Quelle: Solid Waste Management in Nairobi/ A. Kasozi et al (2010): A Situation Analysis, Report for City Council of
Nairobi, 2010
46
Mit steigendem Einkommen verändert sich der Lebensstil und es werden zunehmend verpackte Waren gekauft.
Entsprechend nimmt der Anteil von Papier und Plastik zu, während der Anteil organischer Abfälle sinkt.
Das städtische Abfallwesen ist aufgrund mehrerer Akteursgruppen recht komplex, aber zugleich wenig koordiniert, so
dass das Management der städtischen Abfälle als relativ schwach bewertet werden kann: Was die Akteure anbelangt, so
sind neben dem Stadtrat und dem für das Abfallwesen zuständigen kommunalen Umweltamt etliche NGOs und
Community-Based Organizations (CBOs) ebenso wie privatwirtschaftliche Akteure insbesondere in die Sammlung der
Abfälle involviert. Zum Zeitpunkt der JICA-Studie (2010) hatten 120 Privatunternehmen die Lizenz zum Sammeln von
Abfall. Darüber hinaus gab es mehr als 140 informale Unternehmen, die eine Rolle im Abfallwesen gespielt haben.
Untersuchungen haben ergeben, dass die Kosten der städtisch-öffentlichen Müllsammlung im Vergleich zu den anderen
genannten Akteuren mit Abstand am hoechsten sind, gefolgt von den privaten Unternehmen. Die Gebühren für die
Müllsammlung durch CBOs sind am niedrigsten, so dass sie vor allem in Gegenden mit Niedrig-Einkommen-Haushalten
die Abfälle sammeln.
Biogas- und Strompotenziale
Ausgehend von 2.500 Tonnen/ Tag gesammelter kommunaler Abfälle, lassen sich damit 212.500 m3 Methangas
produzieren. Über ein Jahr betrachtet sind dies: 912.500 Tonnen Abfall bzw. 77.562.500 m3 Methangas. Dem liegen
folgende Werte zugrunde:
Tabelle 28: Methangaspotenzial MSW/ Nairobi
Damit lassen sich 765.oo0 m3 kWh erzeugen; bei einer Volllast
von 24 Stunden bedeutet dies eine installierte
Anlagenkapazität von 31,8 MW.
Es gibt seit Jahren mehrfache Versuche, die kommunalen
Abfälle energetisch zu nutzen. Aktuell plant eine deutsche
Firma ein Biomasse-Kraft mit der Leistung von 70-75 MW.
Hierzu muss die Verfügbarkeit von 340.560 t Biomasse mit
einem kalorischen Gehalt von mindestens 20 MJ/ kg
sichergestellt sein, das sind 37% aller in Nairobi gesammelten
Abfälle. Um der Wirtschaftlichkeit willen muss täglich rd. 1
Tonne Abfall geliefert werden, so dass das Kraftwerk auf der
Basis von 24/7 betrieben werden kann.
Quelle: German Energy Desk, Badelt (2014):
Eigene Berechnungen auf Basis von Basiswerten DBFZ/ Elmar Fischer et al (2010)
Verwertet werden kann jeder organische Abfall ebenso wie Reststoffe und jede Biomasse. Nachdem in einer Sortieranlage
die eisenhaltigen Metalle zunächst getrennt und der Restmüll zerkleinert und zermalmt werden, sollen die Abfälle in
einem Reaktor thermisch zersetzt (sog. Pyrolysis-Prozess); dabei werden rund 40.000 m3 Synthese-Gas pro Stunde
produziert. Der Strom, der sich damit generieren lässt – entweder über Verbrennung des Gases oder Gasturbinen -, soll
in das KPLC Netz eingespeist werden. Bei Volllast lassen sich 613 MWh produzieren. Das Gesamtinvestitionsvolumen
beläuft sich auf knapp 250 Mio. €.
Die Wirtschaftlichkeit der Anlage hängt ganz wesentlich von der kontinuierlichen Lieferung des Rohmaterials (mit einem
Mindest-kalorischen Gehalt) ab. Zu berücksichtigen ist, dass ein Großteil der organischen Abfälle bislang als Dünger
genutzt wird. Daher wird erwogen, über einen privatwirtschaftlichen (deutschen) Partner, im Joint Venture mit dem
Stadtrat Nairobi, die Sammlung und Trennung zu organisieren.
Das Projekt befindet sich aber noch nicht in der Umsetzung. Eine Durchführbarkeitsstudie wurde bereits abgeschlossen
und liegt dem Stadtrat vor.
Auch in anderen Städten Kenias versucht man, das Abfallmanagement zu verbessern:
Anteil Trockenabfall an
Frischabfall (in %)
45
Anteil volatile solid an
Trockenabfällen (in %)
60
Biogas-Potential
(m3/ Tonne VS)
398
Methangehalt des Biogas
(in %)
64
Methangas/ Tonne
Frischabfall (m3/ Tonne)
85
47
In Mombasa wird das Zement-Unternehmen Bamburi städtische Abfälle nutzen, um im Vergleich zum Strom aus dem
Netz und zu Dieselstrom günstigere Energie zu erzeugen. In 2012 hatte Bamburi 29 Mio. USD, das entsprach fast 30%
seiner gesamten Kosten, für Energie ausgegeben. Mit dem städtischen Abfall will Bamburi Brennstoffe für seine
Zementherstellung generieren. Mit der Stadtregierung von Mombasa wurde bereits entsprechend ein Vertrag
geschlossen. Der Brennstoff soll durch Zermalmung und Entwässerung von Kommunalabfällen produziert werden.
Eine von DANIDA finanzierte Studie zeigt, dass Mombasa mit seiner fast 1 Mio. Bevölkerung täglich 750 Tonnen Abfall
verursacht; davon wird weniger als die Hälfte gesammelt und zu den Deponien Kibarani und Mwakirunge transportiert.
48
4. Installierte Systeme und Projekte in der
Durchführung
4.1. Kleine Biogas-Projekte
SNV
Im Rahmen des „Africa Biogas Partnership Program“ wurden in Kenya von SNV bereits 12.000 Digestor installiert,
wovon 60.000 Kenianer profitieren. In der angelaufenen 2. Phase des Programms (2014 – 2017) sollen weltweit 100.000
der kleinen Biogasnlagen errichtet werden. Die Kleinst-Anlagen kosten rd. 600 € und produzieren 1-5 m3 Biogas/ Tag,
auf Basis von Kuhdung als Substrat. Das Potenzial in Kenia für die kleinen Biogas-Digestor wird auf insgesamt 200.000
geschätzt.
REHAU
Biogasanlagen für Kleinfarmer führt zur Zeit auch die Firma REHAU aus Deutschland in Kenia ein: Die Anlagen sind so
klein und kompakt, dass sie leicht transportiert werden können (z.B. per Motorrad) und von einem Arbeiter binnen 1-2
Tagen installiert werden können. Sie werden lediglich 40 cm in den Boden eingelassen (im Vergleich zu oftmals einem
Aushub von 3 m; die Grube wird mit einer schwarzen Folie (inzwischen aus leicht zu entsorgenden Polyethanol-Folie). Im
Ergebnis setzt die FEtmentation früher ein ein und verläuft relativ schnell. Im VERgleich zu den klassischen kleinen
Biogasanlagen wird das Substrat konsequenter durchfermentiert. Das Gas-Speichervolumen beträgt 1 m3. Täglich
werden der Dubg von 1-2 Kühen (12-14 kg) mit entsprechender Menge Wasser dem System zugeführt. Die Kosten liegen
bei ca 350 €.
4 Testanlagen sind im Westen Kenias im Betrieb (2 Familien, 1 Schule, 1 VErwlatungsgebäude). Eine
Entwicklungspartnerschaft mit der DEG soll nun die Markteinführung vorantreiben. In Kooperation mit dem
AgroScience Institut aus Rheinland Pfklaz und der Kenyatta Universität wird eine Werkstätte eingerichtet, die in die Lage
versetzt werden soll, die Biogas-Anlagen eigenständig zu bauen; die Basismaterialien wie die Folie von Rehau aus
Deutschland.
GIZ
Biogasanlagen wurden auch im Rahmen eines umfassenden Landwirtschaftsoprogramms implementiert, das von 2008 –
2011 von der GIZ durchgeführt wurde: Es zielte u.a. darauf ab, Kapazitäten zum Bau kleinerer Biogasanlagen in Kenia
aufzubauen. Adressaten waren hauptsächlich kleine und mittlere Viehhalter sowie kleine und mittlere landwirtschaftliche
Betriebe. Ziel war, mindestens 350 Biogasanlagen zu installieren und damit knapp 7000 Leute mit Gas oder Strom zu
versorgen, beispielsweise zum Kochen, zur Beleuchtung und evtl sogar für Kleingewerbe.
Das Ergebnis des Programms ist beachtlich: Weit über die Zielmarke hinaus wurden bis September 2011 812 Biogas-
Anlagen installiert, die meisten in der Grössenordnung12 m3 (350 Anlagen), 16 m3 (250 Systeme), 24 m3 oder 32 m3
Biogas liegen. Hierfür wird der Dung von 3-10 Kühen benötigt. 769 bzw. 95% der Systeme wurden in Haushalten
errichtet; die restlichen 5% sind in Bildungseinrichtungen (Schulen, Colleges) gebaut worden. 10 Anlagen waren grösser
(80-250 m3). Im Zusammenhang mit der Errichtung der Anlagen wurden Biogas-Firmen und Techniker trainiert. Zudem
wurden für 10 verschiedene Anlagengrössen Designs für die Fermenter erarbeitet. Die Erfahrung zeigt, dass sich
angesichts der gestiegenen und immer noch steigenden Energiekosten das Investment in die Biogasanlagen nach 0,6 –
2,5 Jahren amortisiert hat. Die Anlagen wurden zwar zu rd. 25% der Kosten subventioniert, aber Umfragen haben
ergeben, dass die Kunden inzwischen willig sind, auch ohne Zuschüsse in die Systeme zu investieren.
Ein Beispiel einer mittleren Anlage ist die Biogas-Anlage , die im Schlachthaus Dagoretti installiert worden ist:
49
Tabelle 29: Biogasanlage Schlachthaus Dagoretti
Mit den Schlachtabfällen lassen sich
täglich 90- 108 kWh Strom erzeugen.
Dies entspricht weitgehend dem
gesamten Strombedarf: Der
Schlachthof hat eine Last von ca, 15 kW
und Betriebszeiten sind im Prinzip auf
ca. 6 -7 Stunden (4 am – 11 am)
beschränkt.
Zum Sc hlachthof gehören noch weitere
3 weitere Schlachthaeuser und es wird
eine Ausweitung der bestehenden
Anlage erwogen, so dass die Abfälle des
gesamten Schlachthofes energetisch
Quelle: German Energy Desk/ Badelt (2014), Eigene Berechnungen
verwendet werden können.
Mit Blick auf Chancen für deutsche Technologieanbieter stellt sich die Frage nach der Zahl von Schlachthöfen mit einem
sigfikanten Verarbeitungskapazitäten. Um eine Biogas-Anlage mit der Kapazität von 200-300 kW betreiben zu können,
bedarf es eines Abfallvolumens von ca. 1000 Kuehen und 2000-3000 Ziegen.
Falls die Erarbeitungskapazität eines Schlachthofes nicht so groß ist, kann eventuell die Errichtug einer Anlage mit einem
Gasertrag über den eigenen Bedarf hinaus wirtschaftlich sein, wenn überschuessiges Gas entsprechend verkauft werden
kann. Die Einspeisung in das Netz, wie bereits mehrfach erwähnt, ist nicht attraktiv, aber es kann an Hotels oder sogar
Haushalte geliefert werden und eventuell sogar für den Transport genutzt werden: Das Schlachthaus Keekonyokee in
Kiserian mit einer Biogas-Kapazität von 250 m3 und einem zusätzlichen Gasspeichtertank von 200 m3; der Generator
hat die Kapazität von 20 kVA, womit bei einer Betriebsdauer des Schlachthofes von 6-7 Stunden/ Tag ca. 115 kWh erzeugt
werden.Demgegenüber können aber mit den 450 m3 Biogas gut 1000 kWh produziert werden, was also den Bedarf weit
übertrifft. Daher verkauft der Schlachthof das Biogas in „verpackter“ Form an groessere lokale Institutionen. Seit 2011
verfolgt das Schlachthaus in Kiserian den Plan, das Biogas auch an Haushalte zu verkaufen und hat dafür einen Gas
Container entwickelt.
4.2. Kommerzielle Projekte 4.2.1. Kilifi
Kilifi ist die kleinste Sisalplantagen, mit 441 Anbaufläche und einer jährlichen Produktion von 372 Tonnen Sisalfaser. Seit
bereits 2007 produziert eine Biogasanlage Strom und Wärme. Ausgangssituation war, dass Kilifi hohe Energiekosten
hatte und zwar 0,1575 – 0,185 €/ kWh für Strom aus dem Netz oder – im Fall von Stromausfällen, die relativ oft auftraten
– 0,25 – 0,42 €/ kWh für Diesel. Mit (berechneten) Gestehungskosten von 0,16 €/ kWh bot sich Strom aus Biogas als
eine preislich wettbewbsfähige Alternative dar.
Die Anlage ist zwar auf 150 KWel ausgelegt; ausgelastet sind aber nur 90 kW. Das Substrat setzt sich zum einen aus
Sisalabfällen (2,4 Tonnen/ Tag) und Dung von rund 200 Kühen (1,6 Tonnen/ Tag) zusammen. Der Vorteil ist nicht nur,
dass Strom aus dem Netz substituiert wird, sondern auch die Kosten für organischen Dünger (2.500 KSH/ Trockene
Tonne) teilweise eingespart wird.
Schlüsseldaten
Verarbeitungs-Kapazität 100 Kuehe/ Tag
200-300 Ziegen/ Tag
Abfallmenge 4 Tonnen Festabfälle/ Tag (u.a. Abfälle aus
Magen);
40 m3 Abwasser & Blut/ Tag
(Kopf, Hufen und Häute werden verkauft)
Biogas
Methangas
40 m3/ Tag ;
Ca. 25-30 m3/ Tag
Stromproduktion 90 - 108 kWh (bei 36% Effizienz)
50
Der Stromverbrauch belief sich in 2009 und 2010 auf jeweils 450.000 kWh; mit der Anlage werden weniger als 200.000
kWh generiert, womit also weniger als 50% des Bedarfs gedeckt werden kann. Mit den derzeitigen 2 Generatoren, jeweils
50 kWel, liessen sich 800.000 kWh produzieren. Die Anlage wird nicht voll ausgelastet, weil das Substrat manuell und
nicht systematisch gesammelt wird. Zudem würde eine höhere Stromproduktion bedeuten, dass die Sisalfram eine Power
Factor-Penale entrichten muesste.
Und eine Produktion über den Eigenbedarf hinaus macht bei einem Netzeinspeisetarif von 10 USCent nicht
wirtschaftliche Sinn: Eine Durchführbarkeitsstudie für eine Ausweitung der Anlage auf 230 kW (also zusätzlicher Einsatz
eines Generators mit der Kapazität von 80 kW) hat ergeben, dass ein Einspeisetarif von mind. 11,87 UScent/ kWh nötig
wäre, um die laufenden Kosten zu deceken (einschliesslich Abschreibung der Anlage). Um einen ausreichenden Equity
Internal Rate-of-Return von mind. 18% zu erzielen und eine Amortisationszeit von weniger als 7 Jahren, müßte
eingespeister Strom sogar mit 14 USCent/ kWh vergütet werden.
Eine Ausweitung der Biogasproduktion lohnt sich bei dem derzeitigen Einspeisetarif von 10 USCent/ kWh also kaum.
Durchführungsbestimmungen für „power wheeling“, wonach KILIFI umliegende Nachbarschaften mit dem
überschuessigen Strom zu einem evtl. höheren Tarif als dem gueltigen Netzeinspeisetarif versorgen könnte, sind noch
nicht in Kraft.
4.2.2. Simbi Roses
Simbi Roses hat im Mai 2013 in eine 55 kW Biogas-Anlage investiert, wobei 66,5% der Kosten von der Regierung
bezuschusst worden sind.
Simbi Roses ist eine Farm mit 24ha Anbaufläche für Rosen. Rund 280 Tonnen Rosen (140.000 Stämme/ Tag) werden
jährlich produziert. Nach Angaben des Farmmangers fallen dabei täglich ca. 2 Tonnen Abfall an. Allerdings werden als
Substrat für die Biogasanlage lediglich 600 kg Abfall genutzt, wobei es sogar viele Monate wie Juni 2013 gab, in denen
lediglich 360 kg/ Tag eingebracht wurden. In Zeiten mit geringem Rosenabfall, wird Kaffepulpa als Co-Substrat genutzt,
der ebenfalls auf der Farm angebaut wird. Mit 600 kg lassen sich 42 m3 Gas erzeugen und damit letztlich 151 kWh.
Damit wiederum lassen sich die Pumpen (2 x 22 kW) 3 Stunden betreiben. Im Januar 2014 wurden auf Basis von 9,4
Tonnen Abfall 652,73 m3 Biogas erzeugt (Simbi Roses rechnet ca. 70 m3 pro Tonne Abfall9), womit 1.077 kWh (bei einer
Effizienz von 30%) generiert werden können. Gegenüber dem gesamten monatlichen Stromverbrauch im gleichen Monat
in Höhe von 11.826 kWh konnten also knapp 10% des Strombedarfs mit der Biogasanlage gedeckt werden. Mit dem
gesamten Abfall von 2 Tonnen/ Tag liessen sich 4200 m3 Biogas bzw. 2310 m3 Methangas produzieren, was eine
Stromerzeugung von 6.930 kWh/ Monat erlaubt und einer Bedarfsdeckung von 59% entspräche.
Letztlich ist die 55 kW also Anlage sehr gering ausgelastet. Der Biogasgenerator wird lediglich 2-3h pro Tag genutzt um
Pumpen anzutreiben. Theoretisch (bei 8000 Vollaststunden) liessen sich damit 440.000 kWh/ Jahr bzw. 36.666 kWh/
Monat erzeugen; der Jahresstromverbrauch von Simbi Roses ist aber nur ca. 140.000 kWh (31,8% gegenüber
Volllaststunden). Zudem reicht der tägliche Abfall (2 Tonnen) nur aus, um den Strombedarf der Farm bestenfalls zu 59%
zu decken. Hieraus ergibt sich eine Auslastung der Anlage von lediglich 19%, was sich natürlich entsprechend
negativ auf die Wirtschaftlichkeit auswirkt; nach Ausage der Farm selbst wird die Anlage sogar nur bis zu maximal 15%
ausgelastet
Die Wirtschaftlichkeit des Projekts wird auch angezweifelt, da die Investitionskosten mit 18 Mio. KSH (d.h. mehr als
3200 USD/ kW) laut Aussagen von Experten viel zu hoch ausgefallen sind. Zu Beginn war mit 12 Mio. KSH gerechnet
worden. Wäre das Projekt ohne öffentliche Beteiligung/ Subventionierung durchegführt worden, hätten 20-40% der
Kosten, vor allem bei den Bauarbeiten (die von Kenias Regierung finanziert wurden und daher öffentlich ausgeschrieben
9 Laut DBFZ-Studie beläüft sich der Biogasertrag von 1 Tonnen Blumenabfall 89 m3.
51
und vergeben wurden) eingespart werden können, so die Aussage der Ingenieure, die in die Entwicklung und
Durchführung des Projektes involviert waren.
4.2.3. PJ Dave Flowers
PJ Dave Flowers hat im Oktober 2013 eine 100 kW Biogas-Anlage installiert, die ebenfalls von der kenianischen
Regierung zu 66,5% finanziert wurde.
Die Farm liegt 100 km südlich von Nairobi in Kajiado County und hat eine Anbaufläche von über 85 ha. Bei der
Produktion fallen täglich rund 5-6 Tonnen nutzbarer Abfall an, doch wird davon derzeit nur ca. eine halbe Tonne
verwendet. Im Vergleich zu Simbi Roses verarbeitet die Biogasanlage neben Blumenresten auch Kuhdung, vefügt aber
über keine seperate Hydrolyse Stufe. Über 300 Kühe produzieren hier täglich circa 400-500 kg Dung, der komplett fuer
die Biogasproduktion verwendet wird.
Die Anlage hat eine Fermenter-Kapazität von 400 m3 und eine Gaskammer-Kapazität von 167 m3. Der von der Anlage
generierte Strom wird lediglich für den Eigenverbrauch verwendet um drei Tiefpumpen mit einer Gesamtkapazität von
87kW zu versorgen.
4.2.4. Teita
TEITA ist mit einer Sisalfaser- Produktion 7.499 Tonnen (im Jahr 2013) auf einer Fläche von insgesamt 9.642 ha (davon
7471 ha „Mature“) die größte Plantage in Kenia.
Die angestrebte Kapazität zur Stromerzeugung aus Biogas ist 1 MW; Substrat sind die Abfälle der Blätter (nur 4%
sind Faser). Darüber hinaus ist die Errichtung eines Biomassekraftwerks von 8 MW geplant, bei dem die Stämme
der alten Sisalpflanzen genutzt werden sollen.
Das Investitionsvolumen beläuft sich auf 4 Mio. USD für die Biogasanlage und die Stromerzeugungseinheit sowie 1,5 Mio.
USD/ MW für das Biomassekraftwerk, insgesmat rechnet man mit Kosten von 22 Mio. USD. 50% davon sollen mit
Eigenkapital finanziert werden. Die Durchführbarkeitsstudie hat ergeben, dass die Biogas-Anlage eine Amortisationszeit
von ca. 4-4,5 Jahren hat.
Tabelle 30: Fallbeispiel Sisalfarm TEITA
Potenziale Annahmen
Abfallmenge (Pulpe) 64.491 Tonnen (Blattabfall,
Pulpe)
35% der Sisalblätter ist Abfall, 4% des Blattes ist die
Faser ; Gesamt-Faserproduktion (2013) 7.499 Ton
Methangas 2.386.167 m3/ Jahr 37m3 Methan/ Tonne Pulpe;
1.018.700 Tonnen Abfall
Stromproduktion 8.590.201 kwH/ Jahr
10 kWh Gesamtenergie/ m3 Methan;
Effizienz 36% bei Stromproduktion
Stromerzeugungskapazität
(auf Basis von Pulpe)
1,1 MW Bei 8000 Volllast-Stunden/ Jahr
Dampferzeugung ( aus
Verbrennung alter Sisalpflanzen)
424.000 Tonnen/ Jahr 1 Tonne von Trockenabfall aus den alten
Sisalpflanzen kann 4 Tonnen Dampf erzeugen,
106.000 Tonnen Trockenabfall aus alten Pflanzen
Stromerzeugung
(Dampfturbine)
84.800.000 kWh/ Jahr Mit 4 Tonnen Dampf können 800 kWh
Strom erzeugt werden
Stromerzeugungskapazität ,
auf Basis von alten Sisalpflanzen
10,6 MW Bei 8000 Volllast-Stunden/ Jahr
Quelle: German Energy Desk/ Badelt (2014); Eigene Berechnungen auf Basis von Interviews und Werten des DBFZ/
Elmar Fischer et al (2010)
52
Mit den 8.5 Millionen kWh aus der Sisalpulple allein lassen sich allemal der Strombedarf der Plantage in Höhe von ca.
2,6 Millionen kWh decken. Eine Auslegung der Biogasanlage auf 1 MW bedeutet, dass 20% des damit erzeugten Stroms
selbst genutzt werden und die anderen 80% in das Netz eingespeist werden.
Eine Alternative wird darin gesehen, 5000 Verbraucher im Teita Distrikt mit Strom zu versorgen, nämlich 3500
Haushalte (mit jeweils 190 kWh/ Monat) und 1500 gewerbliche Kunden (mit jeweils 2200 kWh/ Monat), die zusammen
ca. 48 Mio. kWh/ Jahr verbrauchen. Die Verbraucher würden nicht nur mit dem Strom aus der Biogas-Anlage versorgt
werden, sondern vor allem auch aus dem Strom, der mit der Verbrennung der alten Sisalpflanzen gewonnen wird.
Zur Zeit des Interviews mit dem Consultant stand die Durchführbarkeitsstudie kurz vor Abschluss; ein PPA mit KPLC
war entsprechend noch nicht geschlossen.
4.2.5. Del Monte
Del Monte Kenya, eine Tochtergesellschaft der amerikanischen Del Monte Food Inc., ist ein führendes obstverarbeitendes
Unternehmen in Kenia. Bislang konzentriert sich die Firma auf den Anbau von Ananas und die Herstellung von Ananas-
Konserven sowie Fruchtsäften – und konzentraten. In 2011 erwirtschaftete Del Monte Kenya 4,5 Milliarden KES; ca.
6000 Arbeiter sind bei der Firma beschäftigt.
Del Monte verarbeitet jährlich 230.000 Tonnen Ananas; die Verarbeitungskapazität pro Tag beläuft sich auf 1500
Tonnen. Laut Angaben des Produktionsleiters sind rund 50% der jährlichen Verarbeitungsmenge organischer Abfall, d.h.
ca. 115.000 Tonnen. Dies umfasst Abfall, der auf den Feldern abfällt, ebenso wie den Abfall aus dem
Verarbeitungsprozess.
Es ist geplant, eine Biogasanlage zu errichten mit folgenden Eckdaten:
Tabelle 31: Biogasanlage bei Del-Monte
Das notwendige Investment beläuft sich auf ca. 20 Mio. USD.
Energieerzeugung gehört natürlich nicht zum Kerngeschäft von
Del Monte und daher wird ein Geschäftsmodell angestrebt, bei
dem eine dritte Partei bzw. eine Projektgesellschaft die Investition
tätigt, die Anlage betreibt und den Strom sowie das Gas (zur
Dampferzeugung) an Del Monte verkauft.
Zur Zeit des Interviews war noch offen, inwieweit sich Del Monte
mit Anteilen an der Projektgesellschaft beteiligt. Ebenso war die
Finanzierung noch nicht vollständig geklärt. Fest steht aber, dass
der deutsche Technologielieferant agriKomp mit Eigenkapital
reingeht. Gespräche werden gegenwärtig mit anderen
potenziellen Eigenkapitalgebern wie Equity-Funds und möglichen
Kreditgebern geführt.
Die Wirtschaftlichkeit der Anlage ergibt sich daraus, dass der
Strom aus Biogas den Netzstrom und das restliche Biogas zum
Teil Kessel- Öl substituieren wird: Jährlich verbraucht Del Monte
ca. 12 Mio. kWh, was bei einem Tarif von 15-17 KSH/ kWh
Stromkosten in Höhe von 180 Mio. – 204 Mio. KSH ( 1,47 - 1,67
Mio. €) pro Jahr bedeutet. Überschüsse, die vorwiegend am
Wochenende auftreten werden, sollen ins Netz zum Einspeisetarif
von 10 UScent/kWh eingespeist werden.
Biogasmenge 21,8 Mio m3/ year
System 4 Digestors,
2 Post-digestors
Biogas-Nutzung 15,8 m3 Biogas für
Stromerzeugung;
6 m3 für Kessel zur
Dampferzeugung
Stromerzeugungs-
kapazität
5 MWel (5
Generatoren à 1
MW)
Stromverbrauch 44% zum
Eigenverbrauch;
46% zur Einspeisung
in das Stromnetz;
10% Eigenverbrauch
Biogasanlage
Quelle: German Energy Desk/ Badelt (2014),
Interview mit Produktionsleiter, Februar 2014
53
4.2.6. Olivado
Olivado ist ein Avocado-Öl-Hersteller in Kenia, der jährlich rund 4.500 Tonnen Avocados verarbeitet. Davon sind 89%
Abfall (4.005 Tonnen/ Jahr), der gegen Gebühren entsorgt wird. Ein einjähriger Test mit einer kleinen
Versuchsanlage hat gezeigt, dass sich eine Biogasanlage von 250 kW innerhalb von 3 Jahren amortisiert.
Tabelle 32: Fallbeispiel OLIVADO
Potenziale Annahmen
Abfallmenge (Frischmasse) 22 Tonnen/ Tag
Bei 40 Tonnen Verarbeitung:
35,6 Tonnen/ Tag
Lt. Biogas-Firma:
Verarbeitung von 25 Tonnen/ Tag
Abfall: 89% der Avocado
Erweiterung Verarbeitungskapazität auf
40 Tonnen/ Tag
Organischer Trocken-Abfall Bei 25 Tonnen Verarbeitung:
3,3 Tonnen/ Tag
Bei 40 Tonnen Verarbeitung:
5,34 Tonnen/ Tag
15 % des Frischabfalls ist organischer
Trockenabfall
Biogas-Produktion Bei 3,3, Tonnen Trockenabfall:
1.320 m3/ Tag
Bei 5,34 Tonnen:
2.136 m3/ Tag
Mit 1 Tonne dry matter Abfall lassen
sich 400 m3 Biogas produzieren
Methangas Bei 1.320 m3 Biogas
792 m3/ Tag
Bei 2.136 m3 Biogas:
1.281 m3/ Tag
60% Methangasanteil an Biogas
Stromproduktion (kWh)
Bei 792 m3 Methangas:
2.851 kWh/ Tag
Bei 1.281 m3 Methangas:
4.611 kWh/ Tag
9,97 kWh per 1m3 CH4; 36% efficiency
Quelle: German Energy Desk/ Badelt (2014), Interview mit Hannes Muntingh v. Biogas Energy Solutions
Die Anlage soll darauf ausgelegt sein, den Strombedarf des avocado-verarbeitenden Unternehmens vollständig zu decken.
Anfangs sollte die Grösse der Anlage 250 kW sein. Da Olivado seine Verarbeitungskapazität von 25 Tonnen auf 40
Tonnen ausbaut, wird auch die Biogasanlage entsprechend grösser ausgelegt.
Die Vorteile einer Biogas-Anlage ist nicht nur, dass die Ausgaben für den Strom aus dem öffentlichen Netz gespart
werden, sondern auch dass die Gülle aus dem Vergärungsprozess als Dünger an die Farmer verkauft werden kann (der
günstiger ist als der teure chemische Dünger). Ausserdem soll die Abwärme für die Avocado-Verarbeitung genutzt
werden. Die Wirtschaftlichkeit hängt .a. von der Auslastung ab: Dank der Verarbeitung von Avocados auch aus Tansania,
fällt Abfall 11 Monate pro Jahr an, was eine relativ kontinuierliche Auslastung der Anlage erlaubt. Die Einspeisung von
Strom in das Netz ist aus Sicht von Olivado nicht attraktiv; aber es wird erwogen, überschüssiges Gas zu nutzen, um die
Lastwagenflotte damit zu versorgen.
Insgesamt wird mit einer Amortisationszeit von 3 Jahren gerechnet.
54
4.2.7. Vegpro
Vegpro ist führender Gemüseexporteur in Ostafrika und unter den TOP 5- Rosenproduzenten.
Gemüse wird u.a. in Naivasha auf einer Fläche von 700 ha und am Mt. Longonot auf weiteren 200 ha angebaut.
Wöchentlich werden 250 Tonnen Gemüse für den Export verarbeitet und verpackt. Der Großteil stammt von den eigenen
Farmen (knapp 60%), 15%-20% von 3 großen „Outgrowers“ und weitere 15% -20% von Kleinfarmern. Die wesentlichen
Gemüsesorten, die angebaut und exportiert werden sind: Brechbohnen (mit einem Anteil von (30%), Stangenbohnen,
Broccoli, Frühlingszwiebeln und Baby-Mais.
Der dabei entstehende Abfall soll der 2 MW-Biogas-Anlage zugeführt werden. Die tägliche Abfallmenge für die Anlage
wird mit 50.000 Tonnen/ Jahr beziffert. Die Abfälle vom Baby-Mais soll den Großteil des Substrats ausmachen,
nämlich rund 40%. Neben Gemüseabfall wird auch Blumenabfall genutzt.
Die Biogasanlage ist auf einen zweistufigen Prozess ausgelegt: In 2 Vorbehältern mit einem Fassungsvermögen von
jeweils 750 m3 wird der Abfall für einen Tag zunächst aufgenommen, um unter Zugabe von Wasser gespalten zu werden
(Hydrolyse). Danach wird das Substrat in den Fermenter mit einem Volumen von 5.600 m3 gepumpt, wo es 15 Tage gärt.
Die Biogas-Haube kann 4.000 m3 fassen. Die Reststoffe werden in einen Tank von wiederum 750 m3 geleitet.
Die Stromerzeugugskapazität der Anlage beläuft sich auf 2 MW. Damit soll zum einen der Strombedarf der Vegpro Farm
gedeckt werden (knapp 1 MW), der sich vor allem auf die Pumpen verteilt: Mit 4 x 100 hp Pumpen wird Wasser aus dem
nahegelegenden See Naivasha in2 Lagunen gepumpt; weitere 4 x 125 hp Pumpen versorgen dann die Felder mit dem
Lagunenwasser . Die Pumpen laufen i.d. R. 24 Stunden/ 7 Tage. Darüber hinaus sollen benachbarte Farmen (Finalys) mit
dem Strom versorgt werden und ein Teil in das Netz von KPLC eingespeist werden, zu einem Tarif von 10 USCent.
Die Biogas-Anlage wird Von der Firma BIOJOULE als Energielieferant betrieben; der Strom wird an Vegpro auf Basis
eines Abnahmevertrags verkauft. BIOJOULE ist ein Joint Venture aus TROPICAL POWER, einem EPC (UK) und
VEGPRO. Damit ist VEGPRO letztlich Mit-Anteilseigner am Biogas-Kraftwerk. Dies erhöht natürlich die
Wahrscheinlichkeit einer zuverlässigen, kontinuierlichen Versorgung mit den Farmabfällen – eine der kritischsten
Voraussetzungen für die Wirtschaftlichkeit einer Biogasanlage. Der Abfall wird von VEGPRO gratis an das Bio-Kraftwerk
geliefert; dafür erhält die Farm die flüssigen Gärreste als Biodünger.
Die Wirtschaftlichkeit der 2 MW Anlage hängt davon ab, dass es BIOJOULE gelingt, einen Teil des produzierten Stroms
direkt an weitere Verbraucher wie z.B. Finlays in der Nachbarschaft zu verkaufen. Ein solcher Direktverkauf durch
unabhängige Stromerzeuger an Verbraucher, die an das KPLC Netz angebunden sind, ist bislang noch nicht gemacht
worden. Damit hat das Projekt von BIOJOULE Pilotcharakter. Die Energie-Regulierungskommission hat offenbar bereits
den Direktverkauf genehmigt; allerdings muss noch Einigkeit über den Stromtarif erzielt werden. Der Tarif soll im
Prinzip dem KPLC Tarif entsprechen. Frage ist, ob dies auch die Gebühren, die im KPLC Tarif normalerweise enthalten
sind, umfassen muss. Auf jeden Fall wird es aber für BIOJOULE attraktiver sein, Strom an andere Verbraucher direkt zu
verkaufen, statt in das Netz für 10 USCent/kWh einzuspeisen. Davon abgesehen wird die Wirstchaftlichkeit noch
verbessert, indem die Abwärme aus der Stromerzeugung zur Erwärmung des Substrats in den Hydrolyse-Tanks wie auch
im Fermenter genutzt wird.
Laut Geschäftsführer von BIOJOULE wird für die Investition von 6,5 Mio. USD/ MW (also 13 Mio. USD
Gesamtinvestition) mit einer Amortisationszeit von 5- 5,5 Jahren und einem IRR von 25% gerechnet.
55
4.2.8. Finlays
Finlays ist in Kenia hauptsächlich Teeproduzent (Anbaufläche von 6000 ha), hat aber auch große Blumenfarmen. Am
Standort Kericho wird aus Teeblättern Instant-Tee hergestellt – Finlays ist weltweit der größte Produzent von Instanttee,
der vor 40 Jahren als erster mit diesem Geschäft begonnen hat.
Mit einer Vorlaufzeit von 3-4 Jahren ist seit wenigen Wochen eine Biogasanlage mit der Kapazität von 180 kWel im
Betrieb. Täglich werden 26 Tonnen Abfall einem Fermenter zugeführt. Damit werden ca. 1000 m3 Biogas erzeugt, das
entspricht ca. 550 m3 Methangas. Der Fermenter hat ein Fassungsvermögen von 1800 m3 Biogas.
Laut DBFZ ist das Biogas-Potenzial sowie das Methangas-Potenzial des organischen Trockenabfalls von Tee im Vergleich
zu allen anderen untersuchten Abfällen mit 358 m3/ Tonne oTS am geringsten; allerdings hat der Teeblatt-Abfall mit
75% den höchsten Anteil organischen Trockenabfalls an Frischabfällen, so dass das Methangaspotenzial pro Tonne
Frischabfall im Vergleich sogar am grössten ist (159 m3/ Tonne Frischmasse).
Das Substrat wurde über 2 Jahre in einem Testreaktor untersucht, nicht zuletzt um den Gasertrag zu erfassen. Um eine
optimale Nährstoffversorgung im Fermenter zu erreichen, werden verschiedene Abfälle gemischt: Der Abfall aus der
Instant-Tee-Produktion macht mind. 50% des Substrats aus; der Rest sind vor allem Abfälle aus dem Rosenanbau und zu
einem geringen Anteil auch der Abfall aus Sammelgruben menschlicher Fäkalien. In der gegenwärtigen Anlaufphase, in
dem die Anlage befüllt werden muss, wird auch Kuhmist als Substrat genommen.
Die relativ lange Vorlaufzeit von 3-4 Jahren war nicht nur notwendig, um die Substrate zu untersuchen, sondern auch um
die Anlage an die lokalen Gegebenheiten anzupassen. Laut dem deutschen Anlagenbauer AKUT war dies die grösste
Herausforderung. So hat man aufgrund der dreifach hohen Zementkosten in Kenia/ Kericho beschlossen, auf die
klassischen Tanks mit Rührwerk zu verzichten. Stattdessen wurde eine Lagune angelegt, um die eine 2-Meter hohe
einfache Betonwand errichtet wurde, auf die das Tragluftdach zur Gaserfassung montiert wurde. Die Durchmischung
erfolgt schliesslich dadurch, dass das Substrat in einen Wärmetauscher gepumpt und schliesslich wieder in den
Fermenter zurückgesprüht wird. Diese vereinfachte Konstruktion erleichtert auch die Wartung der Anlage. Anpassungen
sind auch erforderlich, weil das Netz sich als recht instabil herausgestellt hat –
90-95% der Anlage wurde mit deutscher Technologie gebaut: Der Kraftwerksblock wurde in vor-installierter Form von
Dreyer & Bosse geliefert; die Pumpen stammen von der Wangen GmbH.
Der Strombedarf von Finlays/ Kericho beläuft sich zwar auch mehrere MW, so dass mit den 180 KW nur einen Bruchteil
davon gedeckt werden kann; aber in noch 3 geplanten Ausbauphasen soll die Biogasanlage auf eine Gesamtkapazität von
700 kW erweitert werden, die Strom aus 120 Tonnen Abfall erzeugen soll.
4.2.9. Biomassekraftwerk in Baringo
Als IPP hat die Firma Cummins Cogeneration Kenya Ltd, ein Joint Venture aus Cummins Cogeneration Ltd (UK), (40%)
und Gentec Energy PLc (60%), ein 10 MW Biomasse-Kraftwerk mit Vergasungstechnologie errichtet. Cummins ist ein
etablierter Anbieter von Stromgeneratoren und Stromerzeugungssystemen; Gentec ist ein EPC mit mehr als 10 Jahren
Erfahrung bei der Entwicklung und Errichtung von Kraftwerken (Gaskraftwerke, Bioethanol-Produktionsstätten etc.).
Das Projekt in Baringo ist das erste und soll der Auftakt zu einer Reihe weiterer Biomasse-Projekte sein. Die Biomasse ist
Mathenge, ein Gras, das in trockenen und semi-ariden Gebieten in den 70er und 80er Jahren zur Bekämpfung der
Bodenerosion angepflanzt wurde. Inzwischen bedroht das Gras die Lebensgrundlage vieler Farmer und Viehzüchter:
Mathenge ist eine aggressive Pflanze, die sich rasant ausbreitet und Ackerland verdrängt. Das Vieh erkrankt oder stirbt
sogar zum Teil, wenn es die Früchte („pod“) der Pflanze ißt und sich an den extrem scharfen Dornen verletzt.
Die energetische Nutzung der Mathenge-Pflanze ist daher für viele von Nutzen: Zum einen können mit der Ernte der
Pflanze Acker- und Viehland wieder „zurückerobert“ werden und die aggressive Ausbreitung der Pflanze eingedämmt
werden. Außerdem wird der Bevölkerung eine Einkommensquelle erschlossen, da das Biomasse-Kraftwerk für die
56
Sammlung und den Transport der Mathenge –Pflanze bezahlt: Um die kontinuierliche Lieferung von Mathenge
sicherzustellen, ist Cummins Verträge mit 8 CBOs (Community-based Organizations) eingegangen, die wiederum mit
rund 2.500 Farmern aus tendenziell stark marginalisierten Gebieten zusammenarbeiten. Dabei werden die CBOs und die
Farmer von Cummins trainiert und unterstützt, die Mathenge-Pflanze zu ernten und zu transportieren. Die Farmer
bringen die Mathenge zu den Sammelstellen der 8 CBOs, werden auf Basis des Gewichts dafür bezahlt; und die CBOs
liefern die gesammelten Mathengepflanzen an das Kraftwerk.
Insgesamt werden täglich 220 Tonnen Mathenge im Kraftwerk verarbeitet (75.000 Tonnen/ Jahr). Bevor die
Biomasse einem Vergaser zugeführt wird, muss sie bearbeitet werden, um den optimalen Feuchtigkeitsgehalt (ca. 10%)
und die optimale Dichte zu erlangen (durch Pressen, Brikettierung): Die Stämme der Mathenge werden geschnitzelt und
die Blätter zusammen mit den Dornen werden brikettiert. Im Vergaser/ Reaktor wird die Biomasse thermisch zersetzt
(sog. Pyrolysis-Prozess); dabei wird die Biomasse auf 600-800 Grad erhitzt. Das Produkt ist Syngas, das nach intensiver
Reinigung schliesslich zur Stromerzeugung genutzt wird.
Die Biomasse aus Mathenge hat mit 4.000 Kilo-Kalorien/ kg einen hohen kalorischen Wert: 1 kWh Strom lässt sich mit
0,85 kg Mathenge Biomasse erzeugen.
Auf Basis des Einspeisetarifs von 10 USCent/ kWh wird eine Amortisationszeit von 5-6 Jahren erwartet. Die
Investitionskosten beliefen sich laut des Geschäftsführers von Cummins Cogeneration Kenya Ltd. auf 2,6 Mio. USD/
MW. 70% der Investition wurden fremdfinanziert (Equity Bank); da KPLC den eingespeisten Strom in USD zahlt, konnte
Cummins Kenya die günstigeren Fremdwährungs-Kredite erhalten.
Der unabhängige Stromerzeuger hofft, dass der Einspeisetarif im Laufe der Zeit angehoben wird, denn die variablen
Kosten des Kraftwerksbetreibers steigen jährlich 2-3% (u.a. Preis für Mathenge).Damit das Projekt wirtschaftlich ist,
werden die Nebenprodukte in Wert gesetzt: Die anfallende Biokohle, die 10% der Biomasse ausmacht, kann z.B. als
Dünger zur Rekultivierung fruchtbarer Böden eingesetzt oder in der Industrie zur Wasserreinigung genutzt werden.
Cummins verkauft die anfallende Biokohle z.B. an die pharmazeutische Industrie; die entstehende Wärme kann
beispielsweise für Kühlhäuser genutzt werden.
Cummins plant derzeit 7 weitere Biomasse-Kraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 60-70 MW, 5 davon in Kenia.
57
5. Engagement und Positionierung der deutschen
Unternehmen
Der Bioenergie-/ Biogas-Markt in Kenia ist kein vollkommen neuer, auch wenn sich die Branche in einigen
Marktsegmenten noch nicht voll entfaltet hat. Es gibt bereits einige deutsche Unternehmen mit Engagement auf dem
Markt (siehe Tabelle XX). von diesen Firmen wurden die ersten kommerziellen Anlagen errichtet, z.B. bei
Schlachthäusern und auf einer Sisalfarm. Auch die erste Anlage über 1 MW wird von einem deutschen Anlagenbauer
gebaut.
Tabelle 33: Deutsche Unternehmen und ihr Engagement in Kenia
Firma Engagement
AKUT Seit > 20 Jahre Ingenieurbüro für Umwelttechnik in den Arbeitsgebiete Bereichen: Biogas und Nahwärmesysteme, Abwassertechnik, technischer Umweltschutz für Industrie und Gewerbe etc. Bereits seit vielen Jahren in Kenia tätig, vor allem im Zusammenhang mit dem landwirtschaftlichen Programm der GIZ: Durchführbarkeitsstudien für Biogas-Anlagen für Schlachthäuser; Planung und Errichtung der 180 KWel Biogas-Anlage für Finlays/ Kericho; Hauptsubstrat Teeblattabfälle aus der Instanttee-Produktion
AgriKomp Planungsunternehmen, Turnkey-Unternehmen und Komponentenlieferant, spezialisiert auf Biogasanlagen; 350 MA; hat bislang 600 Anlagen in der Grössenordnung zwischen 30 kW – 20 MW errichtet. Kenia : Joint Venture BIOPOWER (51% lokale Firma, weitere Partner im JV die deutsche Fa. Schnell Zündstrahlmotoren) Errichtung der ersten Anlage (150 kW) auf der Sisalfarm Kilifi; Errichtung der 5 MW Biogasanlage für Del Monte in Planung
Snow Leopard Spezialisiert auf Biogasanlagen mit zweistufigem Prozess und mit speziellen Einsatzstoffen wie Pferdemist, Weintrester, Kälbermist, oder lignocellulosehaltige Substrate Enge Kooperation mit Partnern, u.a. Hersteller von Rührwerken und von Anlagensteuertechnik Kenia: Überwacht als Contractor den Bau der 2 MW-Biogasanlage für Vegpro/ Biojoule und berät zum Anlagendesign; kleine Biogasanlagen mit 10 kW in einem Flüchtlingslager
REHAU System- und Serviceanbieter polymerbasierter Lösungen in den Bereichen Bau, Automotive und Industrie; Im Biogasbereich: Fermenter-Beheizungssysteme, Rohre für effizienten Wärmetransport; für Lagunen-Biogasanlagen: schwarze Polyethanol-Folie Kenia: Installation von 4 kleinen Pilot-Biogasanlagen (ca. 1 m3 Biogas-Speichervolumen jeweils); Entwicklungspartnerschaft mit DEG soll bei Roll-out unterstützen
Quelle: German Energy Desk/ Badelt (2014)
58
Damit haben die deutschen Firmen einen „Pionier-Vorteil“, den sie ausspielen sollten.
Allerdings haben deutsche Bioenergie-Unternehmen nur eine Chance, wenn sie bereit sind, ihre Anlagenkonzepte an den
lokalen Markt anzupassen. Dies gilt besonders für das Segment der kleinen und mittleren kommerziellen Projekte (bis zu
ca. 700 kW), das zukünftig das für deutsche Firmen größte Segment sein wird. Denn das Potenzial für Großanlagen (1
MW und grösser) ist relativ begrenzt, da es nur eine überschaubare Anzahl von Großfarmen mit entsprechend großem
Abfallvolumen gibt.
Mit zunehmendem Interesse des kommerziellen Sektors (z.B. grössere kenianische Farmen und Industrie) werden auch
die internationalen Wettbewerber auf den Markt aufmerksam: Chinesische Firmen haben die Biogasanlage bei der
Blumenfarm P.J. Dave errichtet, nachdem dem Kunden das vorgeschlagene Vorgehen deutscher Unternehmen
(Substratanalyse etc.) zu langwierig und kompliziert schien.
Es gibt Platz für alle auf dem Markt - dennoch besteht die Notwendigkeit, zum einen Bewußtsein für Qualität zu schaffen
und sich vor allem flexibel zu verhalten.
Strategische Ansätze der deutschen Unternehmen können wie folgt sein:
Produkte entwickeln, die den spezifischen Bedürfnissen des ostafrikanischen Marktes entsprechen.
Produkte werden nicht adäquat gegenüber Kunden vermarktet, die langlebige und wartungsarme Lösungen
brauchen. Die Anpassung von Produkten und Geschäftskonzepten wird von deutschen Programmen wie dem
CLIENT-Programm des BMBF und dem ZIM (Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand) des BMWI gefördert.
“Einen Unterschied machen”, speziellen Mehrwert für den Kunden schaffen.
Nutzen aus dem guten Ruf Deutschlands “Made in Germany” ziehen und die Vorteile von
Qualität in Wert setzen: Viele deutsche Produkte sind nicht preisgünstig, aber ihren höheren Preis wert. Es
sollten sich diejenigen Marktsegmente ausgesucht werden, in denen die Vorteile besonders in Wert gesetzt
werden können und von den Kunden geschätzt werden. Zudem sollten die Unternehmen in der Lage sein, den
Qualitätsvorteil dem Kunden gegenüber klar in monetärem Wert zu kalkulieren bzw. die konkreten Nachteile
von Anlagen geringerer Qualität aufzuzeigen. Längere Garantiezeiten können Ausdruck der höheren Qualität
sein.
Einen Beitrag zur Schulung und Ausbildung leisten: Die Effizienz einer Anlage hängt nicht nur davon ab
, wie diese ausgestaltet und gebaut wurde, sondern auch wie sie dann betrieben wird, besonders in Bezug auf die
Einbringung von Substrat und die Überwachung des Fermentierungsprozesses. Personal des Kunden und
Anlagenbetreibers muss entsprechende geschult werden. Im Interesse des Anlagenbauers ist es, durch Schulung
lokalen Betriebspersonals die Qualität des Betriebs und Effizienz der Anlage sicherzustellen. Um die
Errichtungskosten zu reduzieren, ist es zudem wichtig, mittelfristig lokale Partnerfirmen (z.B. für Bauarbeiten)
zu stärken und zu trainieren. Dies ist besonders mit Blick auf eine systematische Markterschliessung über 1-2
Pilotprojekte hinaus wichtig.
Deutsche Firmen können Schulungen im Zusammenhang mit einzelnen Projekten geben; sie können aber auch
in Kooperation mit AHK und GIZ sowie lokalen Akteuren/ Multiplikatoren Trainings und Schulungen für einen
grösseren Kreis von potenziellen Kunden und Partnern anbieten, um darüber letztlich auch Nachfrage zu
generieren und geeignete lokale Partner zu finden.
Nach Marktnische suchen: In Kenia gibt es etliche Abfälle, die recht speziell sind. Hierzu zählen zum Beispiel
Abfälle aus der Kaffee- und Sisalverarbeitung. Sofern es gelingt, ein Pilotprojekt mit solch speziellem Substrat zu
errichten, kann Know-how aufgebaut werden, das dem Anlagenbauer einen Wettbewerbsvorteil verschafft. Denn
Zusammensetzung des Substrats (z.B. Mischung mit anderen Abfällen zur Steigerung des Biogas-bzw.
Methangehalts) und die Anpassung des Anlagendesigns an das Substrat etc. sind wichtige Einflussfaktoren für
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die Wirtschaftlichkeit der Anlage.
Nicht nur ein Produkt oder eine Lösung anbieten, sondern ein Geschäftsmodell: Eine der
entscheidenden Herausforderungen in Kenia ist die Finanzierung der anfänglichen Investitionskosten. Natürlich
sind hier auch ESCO-Modelle attraktiv, weil die Kunden in diesem Fall nur die laufenden Betriebskosten tragen,
während die Investitionen von Energie-Dienstleistungsunternehmen übernommen werden.
Als ESCO sind allerdings entsprechende Stromabnahmeverträge zu schliessen, die im Vorfeld der Genehmigung
durch die Energieregulierungskommission bedürfen. In diesem Prozess kann vor allem die GIZ unterstützen, die
die kenianische Regierung in Bezug auf Stromtarife in dezentralen Energiesystemen berät (Stromtarife in
Inselnetzen, Net-Metering etc.).
Den Kunden beim Zugang zur Finanzierung unterstützen: Dies ist der wichtigste Erfolgsfaktor, sich auf
dem Markt zu behaupten. Deutsche Unternehmen sollten sich über die verfügbaren Mittel informieren, die
Kunden mit Eigen- und Fremdkapitalgebern in Verbindung bringen und sie auch in der Kommunikation sowie
Akquisition von Geldern aktiv unterstützen. Die folgende Tabelle umfasst einige der relevanten Fonds:
Tabelle 34: Quellen zur Finanzierung von Bioenergieprojekten
Agentur/ Projekt Art des Projekts oder Firma
Beschreibung der Projektaktivitäten
African Enterprise Challenge Fund
Projekt-basierte Interventionen
Regionales Privatsektor-Programm; unterstützt private Unternehmen, in innovative Lösungen auf Basis Erneuerbarer Energien zu investieren, die den Zugang zu Energien verbessern. Das Projekt erhält Unterstützung von einer Vielzahl von Gebern und veranstaltet regelmäßig regionale Wettbewerbe für private Firmen. Kredite werden de facto zinsfrei gegeben. Anforderungskriterium ist u.a., dass ein Projekt an der Schnittstelle erneuerbare Energien, Innovation (auch im Sinn innovatives Geschäftsmodell), „access to Energy“ angesiedelt ist.
AFD/KAM RTAP Kreditlinie 30Mio $ AFD Programm für den Privatsektor, zur Finanzierung (zinsgünstige Darlehen) von Investitionen in Energieeffizienz und erneuerbare Energien. Kredite werden von der Partnerbank Coop zu konzessionären Bedingungen (Zinsen) zur Verfügung gestellt. AFD/ KAM prüft im Groben technische und finanzielle Durchführbarkeit, bevor Projektvorschläge an die Partnerbanken weitergeleitet werden. 2. Phase beginnt im Juni 2014.
Cooperative Bank Finanzinstitution Lokale Bank, kenianische Kooperativen sind Mit-Anteilseigner. Partnerbank für die Durchleitung der AFD-Kreditlinie
Equity Bank Finanzinstitution Kenianische Bank mit einem Portfolio von Investitionen in erneuerbare Energien, finanziert z.B. das Biogas-Projekt von Vegpro/ BIOJOULE
IFC Climate Investment Center
Geberprojekt (WB)
Inkubatoren-Zentrum: Projekt will kleine kenianische Unternehmen bei der Kommerzialisierung „grüner“ Innovationen unterstützen: Unterstützung bei der Entwicklung von Geschäftsplänen und –modellen, Coaching, kleinere Zuschüssen und Beteiligung durch Eigenkapital-Fonds
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Agentur/ Projekt Art des Projekts oder
Firma
Beschreibung der Projektaktivitäten
responsAbility Equity-Fond für „Grüne Energie“ Ostafrika (in Entstehung)
Ziel: 40-60 Mio $, Investitionen in innovative Energie-Unternehmen und in Projekte der Erneuerbaren Energien
„First closure“: Mai 2014
Eigenkapital-Beitrag von durchschnittlich 2-4 Mio.$ , rund 25% des jeweiligen Gesamt-Projektvolumens
bis jetzt sind keine Biogas-Projekte unter den Projekten
Fond ist aber offen für Biogas-Projekte, z. B. Beitrag von Eigenkapital für ESCOs, die in Biogas-Anlage investieren und Strom an Kunden liefern
GIZ Geber-Projekt Die GIZ hat im Rahmen ihres Landwirtschaftsprojektes im Bereich Biogas über 800 kleine Biogas-Anlagen errichtet (hauptsächlich Haushalte/ Kleinstfarmen, Schlachthäuser, soziale Einrichtungen) und in diese Zusammenhang kleine lokale Bau- und Installationsbetriebe geschult. Im laufenden Landwirtschaftsprogramm werden in ausgewählten Sub-Sektoren (z.B. Passionsfrüchte) lokale Wertschöpfungsketten gestärkt. Entsprechende Netzwerke zu lokalen Betrieben können genutzt werden. Geplant ist gegenwärtig ein Projekt, in deren Rahmen (mittlere) landwirtschaftliche Biogas-Anlagen gefördert werden sollen, z. B. Anlagen für Milchfarmen mit 50 – 150 Kühen (80-300 m3 Faulraumvolumen). Dabei sollen keine Investitionszuschüsse gegeben werden, sondern auf Basis tatsächlich erzeugten Stroms ein Teil der Gestehungskosten bezuschusst werden („results-based financing“) – Ex-Post Finanzierung.
Quelle: German Energy Desk/ Badelt (2014)
Mit deutscher Finanzierung kommen: Exportkredite (einschließlich Abdeckung) sind eines der wichtigsten
Finanzierungsinstrumente, das deutsche Unternehmen und vor allem die Verantwortlichen von
Geschäftsentwicklung und Vertrieb sehr gut kennen sollten. Die Abdeckung bietet Schutz gegen Zahlungsausfälle
und andere Geschäftsrisiken (z.B. Insolvenz) sowie politische Risiken (z.B. kriegerische Ereignisse). Die
kreditgebende Bank fungiert als Versicherungsnehmer. Euler Hermes Deutschland AG und
PricewaterhouseCoopers verwalten die offiziellen Exportkreditgarantien im Auftrag der Bundesregierung. Euler
Hermes fungiert als führender Partner in diesem Konsortium.
Im Gegensatz zu einem Lieferantenkredit hat der Exportkredit den Vorteil, dass die kreditgebende Bank die
Bedingungen mit dem Kreditnehmer (ausländische Käufer oder Bank) verhandelt. Die deutschen
Lieferanten sollten bereits frühzeitig eine kreditgebende Bank (z.B. Hausbank) bitten, einen
vorläufigen finanziellen Vorschlag vorzubereiten, den der deutsche Anbieter zusammen mit dem
technischen Vorschlag zu Gesprächen mit dem (potenziellen) Käufer mitnehmen kann. Das spart Zeit und erhöht
deutlich das Interesse der Kunden. Amerikanische oder chinesische Import-Export Banken sind sehr schnell und
in der Regel folgt der Kunde dem Ansatz „Wer-zuerst-kommt-wird belohnt“. Die folgende Tabelle zeigt die
empfohlene Vorgehensweise:
61
Tabelle 35: Empfohlene Vorgehensweise (Exportkredit-Finanzierung)
Aktivität
Verantwortung
Grobe Informationen über das Projekt sammeln, z.B.: • Gesamtes Auftragsvolumen • Potenzielle Kunden (privat oder öffentlich; falls privat : evt. schon Bilanz /
Jahresbericht) • …....
Lieferant (kann von lokalen Partnern oder der Deutschen Handelskammer unterstützt werden)
Zusammen mit der potenziellen kreditgebenden Bank Prüfung der Förderungswürdigkeit des Projekts / der Bestellung für die Export-Kredits (und entsprechender Abdeckung) Grobe Schätzung der Bedingungen (Kreditlaufzeit, Zinssatz, Versicherungsprämie etc.)
Lieferant mit kreditgebender Bank; Kreditgebende Bank mit Euler Hermes (für die Abdeckung)
Erstes Treffen mit dem potenziellen Kunden, technische Präsentationen (zusammen mit den vorläufigen Informationen über die Finanzierungsmöglichkeit)
Anbieter/ Käufer
Ausführliche Projektbeschreibung und weitere erforderliche Informationen, die für den technischen und finanziellen Vorschlag erforderlich sind, einfordern
Lieferant (falls erforderlich ggf. mit Unterstützung der Deutschen Handelskammer im Zielland)
Dem Kunden den detaillierten technischen und finanziellen Vorschlag vorlegen
Lieferant
Follow-up
Lieferant
Verhandlung und Abschluss des Darlehensvertrags zwischen kreditgebender Bank und Kunden
Kreditbank/ Käufer
Abschluss des Export-Vertrages
Lieferant/ Käufer
Bewerbung um Kreditversicherung
Kreditbank
Quelle: German Energy Desk/ Badelt (2014)
Die Deckungspolitik (einschliesslich Prämie für Versicherung) unterscheidet sich von Land zu Land und hängt
von der Risikokategorie des jeweiligen Landes ab. Kenia ist in der Kategorie 6.
Tabelle 36: Deutsche Deckungspolitik für Kenia
Parameter / Kategorie
Beschreibung
Kurzfristige Kredite
Es gibt keine formalen Einschränkungen für eine Abdeckung
Mittel-/ langfristig Kleinere, devisenbringende Transaktionen können von Fall-zu-Fall gedeckt werden
Sicherheiten Zusatzsicherheiten sind normalerweise nicht erforderlich
Länderrisiko-Kategorie
6
Source: http://www.agaportal.de/en/aga/deckungspolitik.html
Es gibt keine klare Definition von "kleineren" Transaktionen” (aus Erfahrung geschätzt: kleiner als 10 Mio. €).
Das bedeutet nicht, dass die Abdeckung von Transaktionen mit höheren Volumen nicht möglich ist. Aber dies
wird wahrscheinlich komplizierter und erfordert mehr Argumentation. Die Grundzüge der Deckungs-Politik
werden durch einen Interministeriellen Ausschuss (IMA) festgelegt und im Falle höherer Transaktionsvolumina
62
kann es vielleicht eine Hilfe sein, das Bundesministerium für Wirtschaft (BMWi), das die leitende Funktion hat,
zu kontaktieren.
Die Versicherungsprämie wird unter Berücksichtigung der Risikokategorie des Landes und der Kreditlaufzeit des
Kredits berechnet, d.h. sie wird von Fall zu Fall berechnet. Der Zinssatz des Kredits wird nach der CIRR
(Commercial Interest Reference Rate) der OECD festgelegt. Wichtige Voraussetzung eines deutschen Export-
Kredits und der Kredit-Abdeckung ist, dass in der Regel 70% des Auftragsvolumens ursprünglich aus
Deutschland zu kommen hat (mit entsprechendem Ursprungszeugnis). Komponenten, die von
Tochtergesellschaften eines deutschen Unternehmens im Ausland hergestellt werden, werden nicht als Teil des
„German Content“ berücksichtigt.
Die Nachfrage formen: Energie aus Biogas und Biomasse sind relativ innovative Lösungen für Kenia/
Ostafrika. Durch Informationskampagnen, Schulungen und Pilotprojekte kann die Nachfrage nach
entsprechenden Anlagen generiert werden.
Abgesehen davon, können deutsche Unternehmen die Nachfrage durch einen Beitrag zur Politikberatung
generieren: Sie können sich beteiligen, indem sie den Politik-Dialog mit lokalen Partnern aktiv
unterstützen. Ein weiterer Kanal, der bereits erwähnt wurde, ist die Aus- und Fortbildung der Akteure
im öffentlichen und privaten Sektor. In diesem Zusammenhang können sie mit strategischen Partnern
wie KAM ((Kenya Association of Manufacturers) and KEREA (Kenya Renewable Energy
Association) zusammenarbeiten.
Sorgfältige Auswahl lokaler Partner (z.B. für Montage und Service sowie für Vertrieb/
Geschäftsentwicklung)
Akzeptieren, dass die Erschließung der afrikanischen Märkte Zeit und Geduld erfordert: Dies
bedeutet, dass Unternehmen zunächst in den Aufbau von Netzwerken und Kontakten sowie die Entwicklung eines
angemessenen Geschäftsmodells investieren müssen, ohne dass schon nach 1 Jahr Einnahmen zu erwarten sind.
Fokussierung auf ein Marktsegment: Nicht alles gleichzeitig angehen.
63
6. Profile der Marktakteure
Institution/
Unternehmen
Kurzbeschreibung Ansprechpartner Kontaktdetails
Öffentliche / Staatliche Akteure
Ministry of Energy Regierung Energieministerium Eng. Isaac Kiva. Director RE Dept.
Renewable Energy department
E-Mail: [email protected]
Tel.: +254 20 310 112
Tel.: +254 20 535 3664
www.kilimo.go.ke
Rural
Electrification
Authority
Regierungsbehörde für ländliche
Elektrifizierung. Verwaltung von ländlichen
Elektrifizierungsprojekten. Netzgebunden und
netzentfernt.
James Murithi,
Renewable Energy department
Tel.: +254 725 607728
KPLC (Kenya
Power and
Lighting
Company)
Staatliche Aktiengesellschaft, die die
Übertragung, Verteilung und den Verkauf von
Strom in ganz Kenia verantwortet
Henry Gichungi, Chief Engineer in
charge of Off-Grid power stations
Tel.: +254 95551 / +254 703070707 / +254
732170170
http://www.kplc.co.ke
Ministry of
Agriculture,
Livestock and
Fishing
J. M. Gitau, Ass. Director
Wilson A Song, Agricultural
Secretary
Julius Kiptarus, Director of
Livestock Production
E-Mail: [email protected]
Tel.: +254 20 271 8870 / +254 2725723
Tel.: +254 20 2722637/601, +254 20 2721003
E-Mail: [email protected]
Energy
Regulatory
Commission
Regierung, Energieregulierungsbehörde,
Energieregulierung, Preisgestaltung
Pavel Robert Oimeke, Director
Renewable Energy
Tel.: +254 20 284 7000/200
Fax: +254 20 2717603
Mobil: +254 722 200947/734-414333
E-Mail: [email protected]
www.erc.go.ke
www.renewableenergy.go.ke
Ministry of
Agriculture
Bibiana M. Walela, Assistant
Director of Agriculture
Johnson Irungu Waithaka, Director
of Agriculture – Crops Management
Mobil: +254 723 775336 / +254 733 696819
E-Mail: [email protected]
Tel.: +254 20 2718870
Fax: +254 20 2710183
64
Mobil: +254 722 325917/ +254 733 513 063
Nairobi City
County
Leah Oyake – Ombis, Director of
Environment, Expert in
Environmetal Innovations, Policy
formulation & Waste Management
Tel.: +254 20 222 6372/ +254 20 207 3846
Mobil: +254 714 040 631
http://www.nairobi.go.ke/
Potenzielle Kunden verschiedener Sub- Sektoren
Uhuru Flowers
Ltd
Blumenfarm Ivan Freeman [email protected]
Tel.: +254 713889574 / +254 722863252
Zena Roses Ltd Blumenfarm Rakesh M. Kuttaiah, G.Manager [email protected]
Tel.: +254 721452593, +254 724631299
Kevian Kenya
Ltd.
Etablierter mittelständischer Hersteller von
Fruchtsäften, in erster Linie Mangos,
Tomaten, Karotten, Ananas und
Passionsfrüchte.
Richard Kimani Rugendo,
Managing Director
Tel.: +254 20 202 4492/ +254 20 239 1040/1
Mobil: +254 722 398 802/ +254 733 944 483
E-Mail: [email protected]
www.keviankenya.com
Tropical Farm
Management
Kenya
Unternehmen der Neumann Kaffee Gruppe,
das in ganz Ostafrika Dienstleistungen zum
Management von Kaffee- und Teeplantagen
anbietet
Jeremy Hulme, Managing Director Tel.: +254 20 230 742/ 230 7421
Mobil: +254 737 6677 77/ 718 50 3905
E-Mail: [email protected]
www.tropicalke.co.ke
Simbi Roses Ltd. Rosenfarm in Thika (ca. 1 Stunde von
Nairobi)
Jefferson Kingi Karue, General
Manager
Tel.: +254 20 252 8416/ +254 770 200055
Mobil: +254 733 771 652/ +254 722 489 882
E-Mail: [email protected]
http://www.simbiroses.com
Kenya Meat
Commission
Kenias größter fleischverarbeitender Betrieb
(Kapazität: 1.000 bis 1.500 Tiere pro Tag)
James Twenda, Af. Managing
Commissioner
Tel.: +254045-6626041/2/5
Mobil: +254 721 363 357
www.kenyameat.co.ke
New Kenya Co-
operative
Creameries Ltd.
Kenias größtes Unternehmen zur
Weiterverarbeitung und Vermarktung von
Milchprodukten
Dr. Kikirui Arap Lang’at, Managing
Director
Tel.: +254 020 398 0000
Mobil: +254 703 478469
E-Mail: [email protected]
www.newkcc.co.ke
AAA Growers Ltd. Exportunternehmen von Gemüse, Gewürzen
und Rosen
Ariff Shamji, Managing Director Tel.: +254 20 445 970/1/2/3/4
Mobil: +254 722 513453
E-Mail: [email protected]
www.aaagrowers.co.ke
P.J. Dave Flowers Eine der führenden Anbau- und Dave P. Hitesch Tel.: +254 732 205 577
65
Group Exportgruppen von Blumen/ Rosen in Kenia Tel: +254 721 242674
E-Mail: [email protected],
http://www.pjdave.com/
Sunripe Ltd. Anbauer, Verarbeiter und Exporteur von
Gemüse und Obst
Hasit Shah, Managing Director Tel.: +254 71 440 8766 / +254 20 822879 /
822948 / 822518 / 356 0566
E-Mail: [email protected],
www.sunripe.co.ke
Kisima Flowers Blumenfarm Martin Dyer Tel.: +254 722 593 911 / +254 722475758
Mobil: +254 727 534640E-mail: :
www.kisimafoundation.org
Othaya Coffee
Estate
James Ndegwa Tel.: +254 720 404184
Nyeri Hill Farm,
Coffee Estate
Kaffeefarm in Nyeri Jospeh Tel.: +254 733 769 534 / +254202243
VegPro Produzent und Anbauer von Blumen,
Feldfrüchten und Gemüse
Mr. Dipesh Devraj Tel.: +254 20 822 831/2/4
www.vegpro-group.com
Kakuzi Ltd. Produzent, Verarbeter und Vermarkter von
Tea, Avocados, Nüssen und Viehzucht
Richard Collins, Chief Executive
Operations
Tel: +254 60 2033012
www.kakuzi.co.ke
Teita Estate Ltd.
(TEL)
Eine der weltweit größten Sisalfarmen Tel.: +254-20-551607
www.teitaestate.co.ke
East African
Growers
Eine der größten Gruppen im Bereich
Blumenfarmen
Peeush Mahajan, CEO Tel.: +254 20-822017/25/29/34
[email protected], [email protected]
www.eaga.co.ke
Shalimar Flowers
K Ltd (East
African Growers)
Blumenfarm der East African Growers
Gruppe in Naivasha
Mr. Anbarasan Tel: +254 733 604 890/ +254 733 604890
E-Mail: [email protected]
http://www.eaga.co.ke/thegroup.htm
Mahee East
African Growers
Blumenfarm der East African Growers
Gruppe
Mr Senthil Tel.: +254 734 018 883
E-Mail: [email protected]
http://www.eaga.co.ke/thegroup.htm
Potenzielle Geschäftspartner (für Installation, after- sales- servies, etc.)
66
Biogas Energy
Solutions Ltd.
Anbieter von Lösungen zur nachhaltigen
Energiegewinnung
Hannes Muntingh Tel.: +254 738 560026
http://www.biogasafrica.com
Biojoule Kenya
Ltd.
Unabhängiger Stromerzeuger,
Tochtergesellschaft des britischen
Unternehmens Biojoule
Johnnie Mc Millan, Managing
Director
Tel: +254 714 408 766
E-Mail: [email protected]
www.biojoule.com
Pipal Dienstleister zur Beratung von
Projektfinanzierung von Erneuerbaren
Energie – Projekten und Agribusiness
Farid Mohamed, Director Tel.: +254 20 374 2552/ 374 4973 / +254 20
374 0687
Mobil: +254 774 157 469 / +254 722 200 779/
+254 733 768841
E-Mail: [email protected]
www.pipal.com
Bio Power
Systems Ltd
Anbieter zur Technologieentwicklung und –
verbreitung von Stromgenerierung und
Abfallwirtschaft
Peter Gichohi, Project’s Engineer Mobil: +254 722 62 234/ +254 738 220 584
E-Mail: [email protected]
www.biopowerkenya.com
Pine Power Ltd. Produzent von nachhaltigen Biokraftstoffen C.D. Wilson, Director Tel.: +254 20 355 8170
Mobil: +254 733 925740/ +254 722 412924
E-Mail: [email protected]
www.biopower.co.ke
Sosian Energy
Ltd.
Projektentwicklungsgesellschaft für
erneuerbare Energien, interessiert an
Partnerschaften, Konsortien, Joint-Ventures
Lemayian Kimojino, Director Tel.: +254 706 376 727
E-Mail: [email protected]
www.sosianenergy.com
Biogas
International Ltd. /
Flexibiogas
Beschaffung, Bau, Koordination von
Ingenieursleistungen
Alfred Kiptoo, Business Manager Tel.: +254 722 700 530/ +254 705 921 611
E-Mail: [email protected] /
www.biogas.co.ke
Reecon
(Renewable
Energy
Engineering
Contractors)
Auftragnehmer von Ingenieursleistungen im
Bereich Biogastechnologie und
Abfallwirtschaft
Mr. Wycliffe Nabutota Musungu,
John Maina
Tel.: +254 711 5025 79
E-Mail: [email protected]
Umande Zivilgesellschaft, die in Nairobi und Kisumu
die Stromgewinnung aus Siedlingsabfällen
unterstützt (mit Fokus auf Slums)
Josiah Omotto, Managing Trustee Tel.: +254 20 8079001 / +254 772 092 343
E-Mail: [email protected]
www.umande.org
Multiplikatoren und andere Akteure
Kenya Nicht- Regierungs- Organisations zur Charles Muchunku , Chairman Tel.: +254 20 201 4401 / +254 715116738
67
Renewable
Energy
Association
(KEREA)
Unterstützung der Entwicklung und
Ausweitung von Erneuerbaren Energien in
Kenia
Aisha Abdulaziz [email protected], [email protected],
kerea.org
Coffee Board Regulierungsbehörde Miss Isabella Nkonge, MD Tel.:+254 20 2270000
www.coffeeboardkenya.co.ke
Coffee
Development
Fund
Financier für Kaffeefarmen in Kenia Nancy Chelangat Cheruiyot,
Financial Manager/ Acting
Management Trustee
Tel.: +254 20 221 0806 – 7/9/12
Mobil: +254 724 569 697
E-Mail: [email protected]
www.codf.co.ke
Horticultural
Crops
Development
Authority
Regulierungsbehörde Dr. Alfred Serem, Managing
Director
Anne Gikonyo, GM Marketing
Tel.: +254 722 651 812 / +254 20 884696
/+254 20 3597356
Kenya Flower
Council
Verband der unabhägigen Blumen
Produzenten und Exporteure
Jane Ngige, CEO
+254 720 692 477
+254 733 639 523
FPEAK, Fresh
Produce
Exporters
Association of
Kenya
Verband der Produzenten und Exporteure in
der Hortikultur- Industrie
Stephan Mbithi Tel: +254 20 4451488
Tel: +254 20 4450442
Mobil: +254 722 716 956
E-Mail: [email protected],
www.fpeak.org
Kenya
Association of
Manufacturers
(KAM)
Dienstleister für die Verarbeitende Industrie Jeff Murage, Mary Kiema [email protected]
Tel.: +254 20 3746022 / +254 722 201368 /
+254 70 661 2384 / +254 73 4646005 / +254
7202 61149
Mary kiemakam.co.ke
Tel.: +254 722 628896
SNV Niederländische Beratungsorganisation,
Bietet Beratungsdienstleistung und
Ausarbeitung von Konzepten.
Harm Duiker, Country Director Tel.: +254 20 3873656/ 3876115
Mobil: +254 733 969157
E-Mail: [email protected]
www.snvworld.org
Climate
Investment
IFC Programm, das grüne Start-up-
Unternehmen in Kenia unterstützt. Bietet
Patrick Kimathi Muguna +254 (0)703 034 000
kenyacic.org
68
Center (CIC) einen landespezifischen Ansatz zum
Klimawandel und unterstützt die Regierung
Kenias in seinen Vorhaben „Greening Kenya“
und „Vision 2030“.
Food and
Agriculture
Organisation of
the United
Nations
Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation
der Vereinten Nationen
Mr. Luca Alinovi [email protected]
+254 20 7625920
www.fao.org
GIZ Privatsektorförderung in der Landwirtschaft
und Biogasanlagen
Andrea Bahm (Promotion of Private
Secotr Development in Agriculture),
Reimund Hoffmann (Energizing
Development)
Kenya Sisal
Board
Regulierungsbehörde Naomi Njeri Kamau, Ag. Managing
Director
Tel.: +254 20 224 8919/ +254 20224 5556
Fax: +254 20 224 0091
Mobil: +254 722 218 365
E-Mail: [email protected]
Kenya
Horticulture
Council
Effektivitäts- und Effizienzsteigerung des
Ressourcenverbrauchs und des
Zustelldienstes in der Gartenbauindustrie.
Tel.: +254-726-949695
CO- operative
bank of Kenya
Finanzinstitut, lokale Partnerbank der AfD-
Kreditlinie
Reuben Kipkurui
Tel.: +254 722 783 249
ResponsAbility
Investor
konzentriert sich
auf BOP und
erneuerbaren
Energien
Equity Fund Renewable Energy Brian Kelly, Renewable Energy [email protected]
tel.:+254 (0) 731 094 778
Agence Française
de
Développement
AFD
Entwicklungsbank mit Schwerpunkt auf
erneuerbare Energien, Biogas
Yves Terracol, Manager [email protected]
Tel.: +254 20 271 84 52/7
USAID Bilaterale Hilfsorganisation mit Agribusiness
Projekt und Schwerpunkt Biogas
Tel.: +254-20-862-2000
69
KAPITEL (OPTIONAL)
7. Bibliographie und Quellen 1) GTAI/ Peter Schmitz, Wirtschaftsdaten kompakt 2013
2) DBFZ, Elmar Fischer et al., Agro-Industrial Biogas in Kenya, 2010
3) ESD, “Kenya Energy Atlas, Energy for Sustainable Development Africa, 2008.”
4) ERC, “The Energy (Energy Management) Regulation, 2012.” Legal Notice No.10. 28th Sept. 2012.
5) ERC, “Application to Energy Regulatory Commission (ERC) for Approval of Proposed Electricity Tariffs and Tariff
Structure.” Daily Nation 21st Feb. 2013: 38-39.
6) ERC, Gazzette Notice 281, 17.01.2014
7) ERC/ Dr. Frederick Nyang, Media Briefing, 19th November 2013
8) KPLC, “Annual Report and Financial Statements 2011/2012.” 30th June 2012.
9) Ministry of Energy, “The Energy Act, 2006”
10) Ministry of Energy, “National Energy Policy-Fourth Draft-2014”
11) Republic of Kenya/ Ministry of Energy, Least Cost Power Development Plan, March 2011
12) Ministry of Energy, 5000 + MW 2016, Investment prospectus 2013-2016
13) Waiguru, Anne. “Economic Survey 3013 Highlights, Kenya National Bureau of Statistics, 2013.”
14) Ministry of Energy.,“Feed –in-Tariffs Policy for Wind,Biomass,Small Hydro,Geothermal,Biogas and Solar.”Dec.2012:
2nd rev.
15) KPLC, “Standardised PPA for Small Renewable Energy Generators( Less than and including 10 MW)”, December
2012
16) Ministry of Energy. “Connection Guidelines for Small Scale Renewable Generating Plant.” Dec 2012
17) Ministry of Energy. “Feed –in-Tariffs Policy for Wind, Biomass, Small Hydro, Geothermal, Biogas and
Solar.”Jan.2010: 1st rev..
18) Ministry of Energy, Feed-in-Tariff Policy, Application and Implementation Guidelines, Dezember 2012
19) HCDA/ Ministry of Agriculture, Horticulture validated report, 2012
20) USAID, End Market Analysis of Kenyan Livestock and Meat, March 2012
21) Solid Waste Management in Nairobi/ A. Kasozi et al (2010): A Situation Analysis, Report for City Council of Nairobi,
2010
22) GIZ, Sungrowers- Harnessing the renewable energy potential in the Kenyan Flower Industry, May 2014
23) Expertengespräche
Energy Regulatory Commission (ERC), Mr. Pavel Oimeke
Ministry of Agriculture, Livestock and Fishing, J.M. Gitau and Robin Mbae
Ministry of Agriculture, Bibiana Walela
Kenya Renewable Energy Association (KEREA), Charles Muchunku
Kenya Association of Manufacturers (KAM), Jeff Murage
Fresh Produce Exporters Association of Kenya (FPEAK), Stephan Mbithi
Horticultural Crops Development Authority, Dr. Alfred Serem
Coffee Board Kenya, Isabella Nkonge
Coffee Development Fund, Nancy Chelangat
Kenya flower Council, Jane Ngige
Kenya Sisal Board, Naomi Njeri Kamau
Kenya Sugar Board
SNV, Harm Duiker
GIZ, Reimund Hoffmann
GIZ, Andrea Brahm
Biogas Energy Solutions, Hannes Mutingh
Biojoule Kenya, Johnnie Mc Millan
Pipal, Farid Mohamed
Biopower systems, Peter Gichohi
Pine Power Ltd., C.D. Wilson
AKUT, Hr. Reinhard Müller
70
KAPITEL (OPTIONAL)
Rehau, Ernst Otto Zippel
ResponsAbility Equity Fund, Joseph Nganga
Shalimar Flowers K Ltd (East African Growers), Mr. Anbarasan
Tropical Farm Management Kenya, Jeremy Hulme
Kenya Meat Commission, James Twenda
AAA Growers, Ariff Shamji
Simbi Roses, Jefferson Kingi
P.J.Dave
Kisima Flowers, Martin Dyer
Othaya Coffee Estate, james Ndegwa
Nyeri Hill Farm, Mr. Joseph
East African Growers, Peeush Mahajan
Mahee East Africa Growers, Mr. Shenthil
Sunripe Ltd., Hasit Shah
Vegpro, Dipesh Devraj
Delmonte, Wayne Cook
Bidco, Girendra Dingh
Organic Growers & Packers
Cummins, Mr. Yash