Alfred Nobel und die Entdeckung des Dynamits unter ... · vergehen, bis er einen...

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1 Alfred Nobel und die Entdeckung des Dynamits unter besonderer Berücksichtigung von ethischen Belangen in der Naturwissenschaft Eine Jahresarbeit von Patrick Brückner Schule: Freiherr-vom-Stein-Schule, Hessisch Lichtenau Fach: Chemie Fachlehrer: Frau Dieterich Ort: Hessisch Lichtenau Datum: 13.04.2012

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Alfred Nobel und die Entdeckung des Dynamits unter besonderer Berücksichtigung von ethischen

Belangen in der Naturwissenschaft

Eine Jahresarbeit von Patrick Brückner Schule: Freiherr-vom-Stein-Schule, Hessisch Lichtenau Fach: Chemie Fachlehrer: Frau Dieterich Ort: Hessisch Lichtenau Datum: 13.04.2012

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort....................................................................................................... 3 Von der Entdeckung des Dynamits und Alfred Nobel................................ 3 Nitroglycerin und Dynamit Chemische Explosionen …................................................................5 Rohstoffe und Herstellung Nitroglycerin und Dynamit ................... 6 Chemische Herstellung ….................................................................12 Eigenschaften................................................................................... 14 Nobels Vermächtnis und Gedanken Auswirkungen des Dynamits und des Lebens Nobelstiftung ….......15 Moralischer Konflikt …....................................................................17 Nachwort …...............................................................................................19

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Vorwort

Dynamit. Ich bin mir sicher, jeder hat schon mal davon gehört oder davon gesprochen. Aber was ist

eigentlich Dynamit und wo kommt es her? Wie wird es hergestellt? An diesen Fragen scheitern die

meisten Menschen. Der Nobelpreis in der Kategorie.... geht an ….. . Diesen Satz haben die meisten

auch schon mal gehört. Aber wer genau verbirgt sich eigentlich hinter dem Namen Alfred Nobel?

Ein skrupelloser Industriemagnat oder ein Gönner und Förderer der Wissenschaft ? Wer war der

Mann, der die Nobelpreise stiftete und vor allem warum? Wieso gibt es einen Nobelpreis für

Frieden, wo doch die anderen für wissenschaftliche Bereiche sind – abgesehen von dem für

Literatur, welches eine Leidenschaft Nobels war? All diese Fragen möchte ich, soweit es möglich

ist, versuchen zu klären.

Die Erfindung des Dynamits und die Geschichte von Alfred Nobel

Alfred Nobel wurde 1833, als Sohn von Immanuel Nobel, in Stockholm geboren. Sein Vater, der

ebenfalls Ingenieur war, ging im selben Jahr Bankrott.1 Die Familie zog nach Russland, um dort für

die Zaren Seeminen und anderes Kriegsgerät zu entwickeln und zu bauen. Nobel wurde aufgrund

der guten wirtschaftlichen Lage auf eine Reise durch Europa geschickt, um sein Studium

voranzutreiben. Als der Krimkrieg ausbrach, holte sein Vater ihn allerdings wieder nach Russland,

damit er ihn in den Fabriken unterstützen konnte. Die Russen verloren den Krieg und der Vater

musste erneut Bankrott anmelden.2 Nobel lernte auf seinen Reisen das Nitroglycerin kennen.

Aufgrund des ausgebrochenen Krieges konnte er allerdings nicht weiter daran forschen. Nachdem

die Familie wieder in Schweden war, fühlte Nobel sich verpflichtet für diese zu sorgen und

intensivierte seine Forschungen am „Wundersprengstoff“.3 Es sollte allerdings noch eine ganze Zeit

vergehen, bis er einen handhabungssicheren Sprengstoff, das Dynamit, erfunden hatte. Der Stoff,

den er mit dem Nitroglycerin vermischte, nennt man Kieselgur. 4 Das Dynamit von Nobel wird aus

diesem Grund auch als Gurdynamit bezeichnet. Entdeckt hatte das Nitroglycerin schon 1846 der

Turiner Chemiker Ascanio Sobrero (1812 bis 1888).5 Allerdings gelang es dem Turiner Forscher

zeit seines Lebens nicht, seine Entdeckung aus Glycerin, Salpetersäure, Schwefelsäure und Oleum

unter Kontrolle zu bringen So war er bis zu seinem Tode durch Narben fehlgeschlagener

Experimente in seinem Gesicht gezeichnet. Es war auch für Nobel nicht ungefährlich, ein

verkaufsfähiges Produkt zu entwickeln. So musste auch er viele Rückschläge während seiner

1 Vgl. http://www.nobelprize.org/alfred_nobel/biographical/timeline/ 2 Vgl. http://terra-x.zdf.de/ZDFde/inhalt/6/0,1872,3987334,00.ht ml 3 Vgl. http://terra-x.zdf.de/ZDFde/inhalt/6/0,1872,3987334,00.ht ml 4 Vgl. Meyer - Lexikon der Explosivs toffe 5 Auflage 1979 S. 111

5 Vgl.http://www.planet-wissen.de/natur_technik/erfindungen/sprengstoff/index.jsp

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Forschungen ertragen. Nobel verlor im Jahre 1864 bei Experimenten auf seinem Stockholmer

Anwesen sogar seinen eigenen Bruder. Die Stadt Stockholm verbot ihm aus diesem Grunde das

weitere Experimentieren mit Sprengstoffen in bebauten Gebieten. Er musste sich aus diesem Anlass

einen neuen Ort für seine Experimente suchen.6 Zuerst forschte er auf einem Kahn vor den Toren

der Stadt weiter. Durch seine Erfindung der Initialzündung7 schien es erst einmal so, als ob er die

unkontrollierbare Wucht des Nitroglycerins gezähmt hätte. Seine Kombination eines Zünders aus

Knallquecksilber und Nitroglycerin nannte er Sprengöl. Jedoch, nachdem auch seine kleine Fabrik

auf dem Wasser explodierte, konnte er in Schweden nicht mehr richtig Fuß fassen. So begann er

neue Produktionsstandorte zu suchen und wurde unter anderem in Deutschland fündig. Der

weltgewandte Unternehmer gründete deshalb am 21.06.1865 in Hamburg die Firma Alfred Nobel &

Co.8 Diese Fabrik stand auf dem Gelände des heutigen Atomkraftwerks Krümmel. Allerdings

dauerte es auch hier nicht lange, bis sich das erste Unglück ereignete. Schon im Mai desselben

Jahres flog ein Teil der neuen Fabrik in die Luft und auch in anderen Gegenden der Welt wurden

immer wieder Explosionen durch den unsachgemäßen Umgang mit dem Nitroglycerin ausgelöst.

Da Nobel Angst hatte, dass seine Sprengölproduktion verboten werden könnte, suchte er fieberhaft

nach Methoden, wie man Nitroglycerin stoßfest machen könnte. Einer Anekdote nach soll sich die

Lösung durch Zufall ergeben haben, nachdem eine Verpackung Nitroglycerin leckte und in den sie

einbettenden Kieselgur geflossen sei. So soll ein formbares Gemisch entstanden sein, welches

stoßresistent gewesen war. Nobel allerdings bestreitet diese Darstellung jedoch in mehreren Briefen

vehement.9 Er hatte einen Stoff gefunden, der in seinen Ausgangsmaterialien sehr günstig war, da

Glycerin als Nebenprodukt der Seifenindustrie anfällt und Kieselgur in der Nähe seine Fabrik in

Hamburg abzubauen war. Er versetzte drei Teile Nitroglycerin mit einem Teil Kieselgur und gab

dazu noch etwas Soda. Dadurch hatte er einen Sprengstoff der fünfmal stärker war als das bisher

benutzte Schwarzpulver, welches auch noch sehr schwer zu lagern war. Dem Siegeszug der

industriellen Sprengung stand nun nichts mehr im Wege. Der neu entstandene Stoff hatte jedoch

einen Nachteil gegenüber dem reinen Nitroglycerin. Durch den beigemischten Kieselgur verlor es

einen Teil seiner Sprengkraft. Der Zufall soll Nobel an dieser Stelle erneut weitergeholfen haben.

Als er sich bei der Arbeit in den Finger geschnitten hatte, verband er diesen mit Kollodium.

Nachdem er nach einigen Stunden wieder aufgestanden war, stellte er in seinem Labor fest, dass der

Äther des Kollodiums verdunstet war und eine geleeartige Maße übrigblieb. Er soll auf die Idee

gekommen sein, diese mit seinem Nitroglycerin zu vermischen. Herauskam das ultimative

6 Vgl. http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/4986/knall_auf_knall.ht ml 7 Vgl. http://www.nobelprize.org/alfred_nobel/biographical/articles/life-work/nitrodyn.html 8 Vgl. http://www.geschichte-s-h.de/vonabisz/dynamit.htm 9 Vgl. http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/4986/knall_auf_knall.ht ml

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Sprengmittel der damaligen Zeit: die Sprenggelatine.10

So wurde Nobel aufgrund der bereits eingesetzten Industrialisierung und der damit verbunden

Nachfrage an Sprengmitteln schnell zu einem der reichsten Männer seiner Zeit.

Chemische Explosionen

Bevor man tiefer in die Materie des Dynamits einsteigt, muss man sich klarmachen, was eigentlich

eine Explosion ist und wieso das Ganze so interessant bzw. gefährlich ist.

Unter einer Explosion versteht man einen Vorgang, während dem in kurzer Zeit Temperatur und

Druck enorm ansteigt. 11 Das grundlegende Prinzip einer Explosion ist, dass ein Stoff in seine

Bestandteile zerfällt und dabei große Mengen an Energie freisetzt.

Da nur die chemischen Explosionen dieser Arbeit zweckdienlich sind, werde ich mich auch nur auf

diese beschränken und die physikalische Explosion nicht weiter betrachten. Es gibt zwei Arten der

chemischen Explosion. Zum einen die Wärmeexplosion: Hier kann die Temperatur, die bei der

Reaktion entsteht, nicht schnell genug abgeführt werden und es entsteht somit eine Überhitzung, die

zur Explosion führen kann. Die andere Art ist die Kettenverzweigungsexplosion: Bei dieser

Reaktion finden weniger Abbruchreaktionen als Kettenverzweigungen statt, so dass die Zahl der

Radikalen sprunghaft ansteigt und somit Druck und Hitze entwickelt wird. Gemeinsam haben diese

beiden Reaktionen, dass mit ihnen eine starke Druck- und Temperatursteigerung einhergeht.12

Allerdings gibt es hier auch nochmals eine Unterscheidung zwischen Explosionen und

Detonationen. Eine Explosion wird als Detonation niedriger Klasse bewertet.

Auf beide Arten trifft aber zu, dass die im Material vorhandene Energie in mechanische Energie

umgewandelt wird in Form von Hitze und Druck. Diese Reaktion läuft unter der eigentlichen

Schallgeschwindigkeit des Materials ab.

Bei einer Detonation wird davon ausgegangen, dass die Ausbreitung der Druckwelle schneller ist

als die der Schallgeschwindigkeit innerhalb des Sprengstoffs .13 In der Fachliteratur wird allerdings

nicht immer eine klare Trennung zwischen Explosion und Detonation durchgeführt, d.h. es ist

schwierig, eine klare Trennung zwischen diesen beiden Begriffen zu machen.14 Köhler hat eine

gute allgemeingehaltene Definition geliefert:

„Explosionsfähige Stoffe sind feste, flüssige und gasförmige Stoffe, oder Stoffgemische in einem

metastabilen Zustand, die einer schnellen chemischen Reaktion ohne Hinzutreten von weiteren

10 Vgl. http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/4986/knall_auf_knall.ht ml 11

Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Explos ion 12 Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Explos ion#Chemische_Explosionen 13 Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Detonation 14

Vgl. http://www.chids .de/dachs/wiss_hausarbeiten/Sprengstoffe_OHNE_ANLEITUNGEN_Austing.pdf

6

Reaktionspartnern, z. B. Luft-Sauerstoff, fähig sind.”15

Dieses Zitat führt uns zum Ablauf von chemischen Explosionen. Neben den genannten Faktoren

spielen Thermie und kinetische Energie eine wichtige Rolle beim Starten von Explosionen. Um eine

Explosion auszulösen, muss mehr Energie zugeführt werden, als der Stoff als jeweilige

Stabilitätsschwelle besitzt.16 Dies ist unter anderem durch die oben genannten Vorgänge möglich.

Ein besonders Beispiel für das Überschreiten der Stabilitätsschwelle ist die Explosion von

Nitroglycerin. Es benötigt im Gegensatz zu anderen Sprengstoffen keine Luft, mit der es reagieren

kann, da es sein Oxidationsmittel in sich trägt.17 Somit trägt sich die Explosion selbst und kann sehr

stark sein, da genügend Sauerstoffatome zur Verfügung stehen, um eine starke Explosion

hervorzurufen.18

Rohstoffe und Herstellung von Nitroglycerin

Wie schon erwähnt, sind für die Herstellung von Dynamit mehrere chemische Stoffe vonnöten. So

wird Nitroglycerin, Kieselgur und Soda gebraucht. Das am schwersten herzustellende, aber auch

der wichtigste Stoff ist das Nitroglycerin. Die Ausgangsstoffe sind Glycerin, Salpetersäure,

Schwefelsäure und Oleum.19 Für die Qualität von Nitroglycerin ist die Reinheit des Glycerins von

entscheidender Bedeutung. Glycerin fällt bei der Hydrolose von Fetten an, jedoch ist es auch

möglich, es gezielt herzustellen, beispielsweise durch die Vergärung von Zuckern. Allerdings sind

diese Glycerine nicht so gut geeignet wie die, die aus Hydrolose gewonnen werden, da sie einige

Nebenprodukte enthalten, welche die weitere Verarbeitung erschweren. Es gibt mehrere

Herstellungsmethoden von Nitroglycerin.20 Ich werde mich allerdings auf eine ältere Methode und

die Methode von Nobel beschränken.

Bei den älteren primitiven Methoden handelt es sich um eine einfache Vermengung der oben

genannten Stoffe. Man schüttete Glycerin einfach in einen gusseisernen Behälter und kühlte diesen

von außen mit Wasser und Eis. Nach Beendigung der Nitrierung wurde das Gemisch in einen

Steinzeugbehälter geschüttet und anschließend ausgewaschen und abgeschöpft.21

Dieses System war nur für die Herstellung kleinerer Mengen geeignet, da die entstehende Wärme

nicht korrekt abgeleitet werden konnte und somit die Gefahr einer Zersetzung bestand. Nobel

ersann eine neue, wesentlich komplexere Apparatur, mit der er in der Lage war, größere Mengen

15

Zit iert aus: Köh ler & Meyer, 1998, S. 125

16 Vgl. Sprengstoffe, Arne Heidle 1993

17 Vgl. http://www.che mieunterricht.de/dc2/kampfst/exp losiv.htm 18 Vgl. http://www.fvss.de/assets/media/jahresarbeiten/chemie/sprengstoffe.pdf 19 Vgl. Che mie und Technlogie der Exp los ivstoffe Bd 2 S.64 20 Vgl. Che mie und Technlogie der Exp los ivstoffe Bd 2 S. 64 ff 21 Vgl. Che mie und Technlogie der Exp los ivstoffe Bd 2 S. 64 ff

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seines Sprengöls herzustellen. Nobels Erfindung nutzte zur Kühlung Rohre mit Wasser, durch die

die entstehende Wärme abgeleitet werden konnte. Durch eine Rohrleitung wurden ½ oder 2/3 der

Mischsäure eingelassen. Anschließend wurde Druckluft in die Apparatur eingelassen. Erst danach

wurde durch einen Meister das Glycerin durch eine andere Rohrleitung hinzugegeben. Dieser

konnte bei höheren Temperaturen den Zufluss des Glycerins stoppen, um so eine Explosion zu

vermeiden.22

Durch Lüftungsventile in der Decke der Apparatur konnten saure Dämpfe und die zum Rühren

verwendete Druckluft entweichen. Zum Rühren des Gemisches war bewusst Druckluft verwendet

worden, , da bei der Verwendung von Rührlöffeln oder ähnlichem durch die entstehende Reibung

die Gefahr einer Explosion bestand.23 Im Anschluss an die Nitrierung wurde das Gemisch durch

einen Hahn abgelassen und in einen Scheider geleitet. Dieser war meistens ein in den Boden

eingelassener Behälter aus Bleiblech, der mit Gucklöchern und Abflussrohren versehen war. Es

waren mehrere Hähne angebracht für Säurereste und Nitroglycerin sowie ein Hahn, der in den

Sicherheitsbottich führte. Wenn man verschiedene Phasen erkennen konnte, wurde das

Nitroglycerin durch den Hahn abgelassen und anschließend in die Wäsche gegeben.24

25

Für den Prozess der Scheidung, so wird die Phase der Flüssigkeitentrennung genannt, gibt es

nochmals unterschiedliche Methoden, die eben diesen beschleunigen. Die Trennung der Phasen darf

im Normalfall nicht länger als 20 bis 30 Minuten dauern, da sonst die dauerhafte Berührung mit

Abfallsäure zum Zerfall des Nitroglycerins führen kann. Das Verfahren werde ich beispielhaft an

der Vorgehensweise der Rheinischen Dynamitfabrik, Opladen erläutern.

22 Vgl. Che mie und Technlogie der Exp los ivstoffe Bd 2 S. 66 23 Vgl. Che mie und Technlogie der Exp los ivstoffe Bd 2 S. 66 24 Vgl. Che mie und Technlogie der Exp los ivstoffe Bd 2 S.65 ff 25 Abbildung aus Chemie und Technlogie der Explosivstoffe Bd 2 S.65

8

Man fand heraus, dass das Mittel, was die Scheidung beschleunigte, offenbar Siliciumtertrafluorid

(SiF4) ist. Durch die Reaktion entstanden Bläschen, ähnlich wie bei Wasser mit Kohlensäure, die

das Nitroglycerin an die Oberfläche trugen. Diese Entdeckung führte zu einem Patent, welches die

Zugabe von Natriumfluorid und Siliciumdioxyd vorschlug. Die entsprechende chemische

Reaktionsgleichung ist hier aufgeführt.

4 NaF +SiO2+2 h2SO4 → 2 Na2SO4 +2H2O + SiF426

Bei diesem Verfahren lässt man die Abfallsäure auch in die vorbereiteten Behälter fließen.

Der Prozess der Nitroglycerinherstellung ist an dieser Stelle noch nicht abgeschlossen. Das

Nitroglycerin, das nach der Scheidung vorhanden ist, hat immer noch einen Säureanteil von

10 %, welcher für eine weitere Verarbeitung viel zu hoch ist, da so weiterhin die Gefahr einer

Zersetzung besteht. 27

Wie auch bei der Herstellung gibt es wieder verschiedene Methoden zur Reinigung, jedoch werde

ich mich wieder auf die Methode beschränken, die auch Nobel wählte. Der Waschvorgang an sich

ist um einiges sicherer als der Vorgang der Herstellung. Im ersten Schritt wird das Nitroglycerin mit

ca. 15 Grad kaltem Wasser gewaschen; so lassen sich die gröbsten Verunreinigungen entfernen.

Die restlichen Säuren zu lösen ist allerdings wesentlich aufwendiger. Man erreicht dies durch

Zugabe einer verdünnten Natriumlösung (2-4 %) und Wasser bei einer Temperatur von 60-70 Grad.

Durch Zugabe dieser Lösung dampfen die Säuren aus. Aus diesem Grund wird die Wäsche in einem

getrennten Gebäude durchgeführt, da sonst die Gefahr bestehen würde, dass saure Dämpfe das in

der Nitrierung befindliche Gemisch zur Explosion bringen könnten.28

Die am meisten verwendete Waschvorrichtung hatte mehrere getrennte Zuläufe, über die man den

Zufluss von Wasser und Lauge steuern konnte. Auch hier wurde wieder auf Druckluft

zurückgegriffen, da sonst wiederum die Gefahr einer Explosion bestanden hätte. Bei dieser

Apparatur wurde schon ein Gummischlauch eingesetzt, da sich der in früheren

Herstellungsverfahren eingesetzte Hahn als Risikofaktor herausgestellt hatte. Nitroglycerin

überschreitet zwar nicht die zugelassenen Richtwerte von 360 N 29, da es im Reibetest bis 360 N

keine Reaktion zeigte 30, jedoch sind Fälle bekannt, bei denen auch durch weniger Reibung

Nitroglycerin explodierte, da raue Oberflächen die Explosionsgefahr drastisch erhöhen. Dies führt

26 Vgl. Che mie und Technlogie der Exp los ivstoffe Bd 2 S.50 27 Vgl. Che mie und Technlogie der Exp los ivstoffe Bd 2 S. 50 28 Vgl. Che mie und Technlogie der Exp los ivstoffe Bd 2 S. 51 29 Richtlinie 92/69/EWG der Europäischen Kommission

30 Vgl. Meyer - Lexikon der Explos ivs toffe 5 Auflage 1979 S. 197

9

dazu, dass für die komplette Herstellung immer sehr reines Wasser verwandt wird, da sonst das

Risiko von Kalkablagerungen besteht, welche auch eine sehr raue Oberfläche besitzen und

Nitroglycerin zur Explosion bringen können.

Versuche haben zusätzlich ergeben, dass es von Vorteil ist, wenn die Apparatur einen sehr großen

Durchmesser hat, da so die Scheidung schneller von statten gehen kann als bei Scheidungen in

Gefäßen mit kleinem Durchmesser. 31

32

Aber wie transportiert man diesen gefährlichen Stoff eigentlich innerhalb einer Fabrik, wo es durch

unsachgemäße Behandlung schnell zu einer verheerenden Kette von Explosionen kommen kann?

Für dieses Problem ersannen sich die Ingenieure mehrere Lösungen. Der Transport per Hand kam

nicht infrage, da dieser zu viele Risikofaktoren in sich barg wie Stolpern, Ausrutschen o.ä. Ich

werde an dieser Stelle zwei Lösungen genauer erläutern. 33

Eine Möglichkeit besteht darin, die Leitungen, in welchen das Dynamit fließt, mehrfach

anzuwinkeln, da so bei einer möglichen Explosion die Detonationswelle nicht ungehindert

fortschreiten kann und somit ein Abbruch der Explosion stattfindet. Eine andere Möglichkeit zum

Unterbrechen der Reaktion ist das Einsetzen mehrerer Wasserbehälter in die Leitungen. Das

durchfließende Nitroglycerin würde sich am Boden des Behälters absetzen und durch einen Siphon

31 Vgl. Che mie und Technlogie der Exp los ivstoffe Bd 2 S. 53 32 Abbildung aus Che mie und Technlogie der Exp losivs toffe Bd 2 S.52 33 Vgl. Che mie und Technlogie der Exp los ivstoffe Bd 2 S. 58

10

abfließen. Im Falle einer Explosion wäre dann in diesem Bottich ein wirkungsvoller Schutz gegen

das weitere Ausbreiten der Explosion installiert.34

35

An dieser Stelle sei noch einmal darauf hingewiesen, dass es sich hier nur um Maßnahmen handelt,

die wirken, wenn es im Prinzip schon zu spät ist. Dies zeigt nochmals die Gefährlichkeit auf, mit

der die Arbeiter konfrontiert sind. Um es nochmals zu verdeutlichen: Nitroglycerin explodiert bei

einer Gewichtseinwirkung von ca. 0,5 J 36

Ich habe bisher ausführlich über die Verarbeitung des Nitroglycerins gesprochen; jedoch werden die

Abfallprodukte wie Säuren und Waschwässer auch weiterhin verwendet, da diese auch einen

gewissen Anteil an Nitroglycerin besitzen. Die Waschwässer werden in einer abgeschrägten

Apparatur mit einer Sodalösung vermischt. Das Wasser hat nach der Behandlung eine neutrale oder

schwachsaure Reaktion. Das Nitroglycerin setzt sich währenddessen am Boden der Apparatur ab

und kann mit einem Gummischlauch abgelassen werden. Durch diesen Vorgang entsteht ca. 1 % der

Gesamtproduktion. 37

34 Vgl. Chemie und Technlogie der Explosivs toffe Bd 2 S. 57 f

35 Abbildung aus Chemie und Technlogie der Explosivstoffe Bd 2 S. 57 36

Vgl. Meyer - Lexikon der Exp los ivstoffe 5 Auflage 1979 S 197

37 Vgl. Che mie und Technlogie der Exp los ivstoffe Bd 2 S. 60

11

38

Die Abfallsäuren, die bei der Produktion anfallen, enthalten auch einen nicht unerheblichen Teil

Nitroglycerin. Sie bestehen aus folgenden Komponenten: 1. Nitroglycerin 2. Dinitroglycerin 3.

gemischte Ester der Schwefelsäure und Salpetersäure. Die veresterten Säuren reagieren leicht

miteinander und lassen so zusätzlich neues Nitroglycerin entstehen. Die Trennung der Stoffe erfolgt

in einem separierten Gebäude, da gerade bei hohen Außentemperaturen,39 Nitroglycerin schneller

zur Reaktion neigt. Da die Scheidung des Gemisches unter normalen Umständen auch noch sehr

lange dauert, entsteht so eine weitere schwer zu kalkulierende Risikoquelle. Aber auch die vom

Nitroglycerin befreite Abfallsäure ist nicht hundertprozentig handhabungssicher, da durch nicht

reagierte Ester immer die Möglichkeit einer Nitroglycerin Ausscheidung besteht. Die Säuren

werden deswegen im Anschluss noch in mehreren Verfahren gereinigt.

Die Veresterung der Abfallsäuren macht 2 % der Gesamtproduktion an Nitroglycerin aus.

Nitroglycerin als einzelner Stoff war, wie oben schon erwähnt, viel zu schwierig zu handhaben. Aus

diesem Grund wird es im abschließenden Schritt mit 1 Teil Kieselgur auf 3 Teile Nitroglycerin

vermischt.

Kieselgur besteht zum Großteil aus nicht kristallinem Siliciumdioxid. Es ist durch das Absterben

von Algen in kieselsäurehaltigen Seen entstanden.40 Durch die poröse Struktur des Kieselgurs wird

die Stoßempfindlichkeit stark herabgesetzt und man kann es nun lagern.41

Hier nochmals ein komplettes Schema des Herstellungsvorganges des Nitroglycerins.

38 Abbildung aus Che mie und Technlogie der Exp losivs toffe Bd 2 S.59 39 Vgl. aus Che mie und Technlogie der Explosivstoffe Bd 2 S.51

40 Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Kieselgur 41

Vgl. Meyer - Lexikon der Exp losivstoffe 5 Auflage 1979 S.111

12

42

Chemisch Herstellung

Bisher habe ich über den Herstellungsprozess als solchen gesprochen. Doch betrachten wir nun

einmal den Herstellungsprozess auf der chemischen Ebene. Nitroglycerin entsteht wie schon

beschrieben aus dem Veresterungsmechanismus von Glycerin, Salpetersäure, Schwefelsäure und

Oleum (einer Form der Schwefelsäure). 43 Man spricht bei diesem Vorgang von einer Nitrierung;

allerdings wäre die korrekte Bezeichnung Veresterung. Irritierenderweise verwendet man den

Namen Nitroglycerin, obwohl Nitro eigentlich auf eine Stickstoffgruppe am Kohlenstoff hinweisen

würde44.

Dies ist jedoch nicht der Fall, da wie bei einer Veresterung üblich an dem Kohlenstoff des Glycerins

ein Sauerstoff gebunden ist. Glycerintris(nitrat) wäre die exakte Bezeichnung. Sollte man nur

Salpetersäure für die Nitrierung verwenden, so würde nur Glycerinsäure ohne Sprengwirkung

entstehen.45

Bei der Nitrierung von Glycerin (Veresterung) findet das gleiche Reaktionsschema wie bei der

normalen Veresterung Anwendung. Die Reaktion benötigt ein saures Milieu; hierfür ist die

Schwefelsäure maßgeblich verantwortlich. Deswegen wird die Schwefelsäure als Nitriersäure

bezeichnet. 46

42 Abbildung aus Chemie und Technlogie der Explosivstoffe Bd 2 S.66 43 Vgl. Che mie und Technlogie der Exp los ivstoffe Bd 2 S.64 f 44

Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Nitroglycerin

45 Vgl. http://www.seilnacht.com/Che mie/ch_glyce.htm

46 Vgl. http://www.seilnacht.co m/Chemie/ch_glyce.htm

13

47

Ich möchte den Veresterungsmechanismus am Beispiel einer OH Gruppe des Glycerins erläutern.

Im ersten Schritt bindet sich ein H+ Ion aus der Nitriersäure an das mit einer Doppelbindung mit

dem Stickstoff gebunden Sauerstoffatom der Salpetersäure. Dadurch entsteht eine mesomere

Grenzstruktur, welche der Säure eine positive Ladung am Alkylrest gibt. 48

Im nächsten Schritt beginnt ein nukleophiler Angriff des Sauerstoffatoms des Alkohols, da dieses

über vier freie Elektronen verfügt, und eine leicht negative Partialladung hat. Durch diesen Angriff

haben sich die beiden Moleküle zu einem Ion verbunden.

49

Aufgrund der einzelnen Elektronegativitäten trennt sich allerdings im Anschluss gleich ein

47 http://de.wikipedia.org/wiki/Veresterung bearbeitet mit Openoffice 3.2 48 http://de.wikipedia.org/wiki/Veresterung bearbeitet mit Openoffice 3.2 49 http://de.wikipedia.org/wiki/Veresterung bearbeitet mit Openoffice 3.2

O N

O N

O O O N N N

O N O

N N

O

+

N O

14

Wassermolekül ab, da das Sauerstoffatom der Säure positiv geladen ist und somit die

Elektronenbindung zum Stickstoff aufbrechen kann. Da das Ganze eine Gleichgewichtsreaktion ist,

spaltet sich im letzten Schritt noch das zu Beginn benötigte H+ Ion wieder ab.

50

Durch Isotopenmarkierung konnte dieser Vorgang bewiesen werden. 51

Da Glycerin ein dreiwertiger-Alkohol ist, findet diese Reaktion dreimal statt. Das Endprodukt

dieser Reaktionsmechanismen ist das Nitroglycerin.

52

Eigenschaften Nitroglycerin

Ich werde mich bei der Beschreibung von chemischen Eigenschaften nur auf Nitroglycerin

beschränken, da es allein für die Sprengwirkung von Dynamit verantwortlich ist.

Nitroglycerin zeichnet sich durch sehr viele interessante Eigenschaften aus.

Nitroglycerin ist in reinem Zustand ölig, klar und farblos. Meistens hat es jedoch eine leicht

gelbliche Farbe, da die Verunreinigungen der Ausgangsstoffe erheblich zur Verfärbung beitragen.

Nitroglycerin kommt in zwei verschieden Formen vor, die sich im Schmelzpunkt und in der

kristallinen Struktur unterscheiden. Die labile Form hat einen Erstarrungspunkt bei ca. 1.9 Grad, die

stabile Form hingegen einen von ca. 13 Grad. Die labile Form besitzt die Möglichkeit, durch

Zugabe von bestimmten Stoffen in die stabile Form überzugehen. In Wasser ist Nitroglycerin

50 http://de.wikipedia.org/wiki/Veresterung bearbeitet mit Openoffice 3.2 51 Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Veresterung

52 Abbildung aus http://de.wikipedia.org/wiki/Nitroglycerin

O N O N O

N

Strukturformel Nitroglycerin

15

schlecht löslich, da es keinen hydrophilen Alkylrest gibt; es löst sich jedoch in organischen

Lösungsmittel sehr gut. Mit Reduktionsmitteln wie Zinn mit Salzsäure o.ä. bildet sich wieder

Nitroglycerin, was die Behauptung bestätigt, dass keine Nitrogruppe direkt am Kohlenstoff

gebunden ist. Bei Temperaturen um die 70 Grad zerfällt Nitroglycerin schon mit hoher

Geschwindigkeit, jedoch ist der Zerfall kleinerer Mengen nicht bedeutsam; bei großen Mengen in

abgeschlossenen Räumen kann der Zerfall und die damit einhergehenden Dämpfe eine

Drucksteigerung verursachen, welche zu einem massiven Zerfall und somit zu einer Explosion

führen können. 53

Der explosive Zerfall des Nitroglycerins wird in der Regel durch folgende Gleichung angegeben:

4C3H5(ONO3) → 12Co2 + 10 H2O + 6 N2 + O2

Die Explosionswärme liegt bei 1485 kcal/kg, das Gasvolumen bei 715,7l/kg, die

Explosionstemperatur bei 3158 C. Nach NAOUM. Andere Forscher fanden ähnliche Werte heraus.

Nur in der Zusammensetzung der Gase wurden sehr unterschiedliche Werte entdeckt. Dies soll

jedoch auf dem unregelmäßigen Zerfall von Nitroglycerin beruhen. Da Nitroglycerin überaus

stoßempfindlich ist, wurden mehrere Versuche angestellt, um dies zu testen. Nobel wies nach, dass

die labile Form etwas unempfindlicher ist als die stabile und dass kristallines Nitroglycerin nicht so

schlagempfindlich ist wie Nitroglycerin in liquider Form. Allerdings ist ein Gemisch flüssiger und

kristalliner Arten empfindlicher als die beiden Stoffe einzeln, da man davon ausgeht, dass das

flüssige Nitroglycerin sich so leichter an einer rauen Oberfläche reibt, d.h. den Kristallen. Auch

gegen andere mechanische Impulse ist Nitroglycerin sehr anfällig, sowie auch gegen Reibungen.

An sich ist Nitroglycerin nicht sehr feuerempfindlich. Es wird als schwierig empfunden,

Nitroglycerin anzuzünden; wenn es jedoch erst einmal brennt, brennt es mit Leichtigkeit weiter. Das

Brennen beschränkt sich nur auf einen lokalen Zerfall und greift nicht auf andere Schichten über.

Sollte man aber versuchen, die gleiche Stelle nochmals zu entzünden, kann es auch sofort zur

Detonation kommen.54

Die Initiierfähigkeit wird durch das Vermischen mit Kieselgur zum Gurdynamit wesentlich besser,

da diese Verbindung, im Gegensatz zum flüssigen Nitroglycerin Luft einschließen und somit eine

größere Sprengwirkung erzielen kann.

Die Detonationsgeschwindigkeit von flüssigen Nitroglycerin ist sehr breit gefächert. So erreicht sie

bei Versuchen 1000 m/s, kann aber auch 8000m/s erreichen. Diese Unterschiede beruhen auf der

Initationswirkung. Bei kristallinen Nitroglycerin ist die Geschwindigkeit dagegen mit ca. 8000 m/s

relativ konstant.

53 Vgl.Che mie und Technlogie der Explosivs toffe Bd 2 S.20 ff 54 Vgl.Che mie und Technlogie der Explosivs toffe Bd 2 S. 34 ff

16

Nitroglycerin besitzt eine starke physiologische Wirkung. Schon Sorbrero erkannte, dass

Nitroglycerin eine stark gefäßerweiternde Wirkung hat. Aus diesem Grund kommt es aber auch bei

der Behandlung von Herzinsuffizienzen vor. Als Nebenwirkungen treten allerdings auch häufig u.

a. Kopfschmerzen und Hitzegefühle auf. 55

Auswirkungen

Nobels Erfindung hatte unglaubliche Auswirkungen. Nicht das Nitroglycerin an sich – dieses

wurde wie schon beschrieben nicht von ihm entdeckt – aber das Ermöglichen gewaltiger und

kontrollierter Sprengungen. Zum einen wurden der Bergbau und die gesamte Bauwirtschaft

revolutioniert. Auf der anderen Seite allerdings wurde seine Erfindung auch missbraucht. So starb

beispielsweise Zar Alexander bei einer Kutschfahrt durch Sankt Petersburg bei einer von

Dynamitarden56,- so nannte man die Männer der Arbeiterklasse, welche mit Sprengstoffanschlägen

Angst und Schrecken verbreiteten – verursachten Explosion. Nobel dachte eigentlich, dass seine

Erfindung Krieg für immer verhindern würde, doch er irrte sich. Er sagte: "Ich würde gerne ein

Mittel oder eine Maschine von so schrecklicher massenvernichtender Wirkung erfinden, dass Krieg

dadurch für immer unmöglich gemacht würde."57 Doch musste er sich eingestehen, dass sein

Wunsch nicht in Erfüllung ging. Seine Erfindung hinterließ sogar noch mehr Tote und

Verstümmelte auf den Schlachtfeldern dieser Welt, als es vorher gab. Besonders zum Tragen kam

sie im Deutsch-Französischen Krieg. Allerdings wären ohne seine Erfindungen Bauten wie die des

Panamakanals oder des Gotthardtunnels unmöglich gewesen, da nur so genügend Erde und Gestein

bewegt werden konnte.58 Aber auch die Industrielle Revolution wäre niemals so schnell voran

gekommen, da der Hunger nach Kohle und Erzen nur so zu befriedigen war. Auch die riesigen

Eisenbahnstrecken in Deutschland, die im Laufe der Industriellen Revolution angelegt worden

waren, wären ohne die Sprengkraft von gezähmten Nitroglycerin nicht möglich gewesen. Zuletzt

wurde auf der Basis von Nitroglycerin noch das Ballistit entwickelt, welches als das beste

rauchfreie Schießpulver der damaligen Zeit bezeichnet wird.

55

Vgl. wikipedia./nitroglycerin

56 Vgl.http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/4986/kna ll_auf_knall.html 57 Vgl. http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/4986/knall_auf_knall.ht ml 58 Vgl.http://www.youtube.com/watch?v=MAk-GCTNpQM

17

59

Zusammenfassend ist zu sagen, dass Nobels Erfindungen unsere moderne Welt, wie wir sie kennen,

erst möglich gemacht haben –– mit all ihren Vorteilen, aber auch mit all ihrem durch Krieg

verursachten Leid.

Indirekt hatte die Erfindung des Dynamits auch noch andere Auswirkungen. Durch den

gesammelten Reichtum, und da Nobel keine direkten Nachkommen hatte, wurde es möglich den

heutzutage als wichtigsten Wissenschaftspreis bekannten Nobelpreis zu stiften. Der Preis wird seit

1901 vergeben.60 Der Abstand des Todes und der ersten Preisverleihung beruht darauf, dass man mit

der Regelung Nobels in seinem Testament nicht einverstanden war. So verfügte er nicht nur, dass

seine Familie nichts erben sollte, sondern auch, dass Skandinavier keinen Vorteil bei der Vergabe

erhalten sollten. Auch war es ein politisch hochbrisantes Thema, dass der Friedensnobelpreis in

Oslo vergeben werden sollte, da sich die Schwedisch-Norwegische Union schon im

Auflösungsprozess befand61 Der Friedensnobelpreis ist der am meisten diskutierte Nobelpreis, da

Verleihungen selten ohne Widersprüche enden. So wird nach heutiger Auffassung, der

Friedensnobelpreis an Henry Kissinger und Le Duc Tho kritisiert, da das Friedensabkommen von

Vietnam, für viele Historiker sehr fragwürdig ist.

Auswirkung haben diese Preise insofern, dass sie mit die ersten Preise waren, die Wissenschaftler

auszeichneten die von ihren Erfindungen und Endteckungen nicht leben konnten , da sie nur

Grundlagenforschungen betrieben. Seine Preise führen somit zu einer besseren Finanzierung der

Wissenschaft und dienen so dem Fortschritt der Menschheit

Moralischer Konflikt

Aber wie dachte Nobel eigentlich über die Folgen seiner Erfindungen? War er ein skrupelloser

Geschäftsmann oder ein Erfinder zum Wohle der Menschheit?

Fakt ist: Er schuf mit Ballistit einen ausschließlich für den Militärgebrauch benötigten Sprengstoff,

der modernere Waffentechnologien wie Maschinengewehre erst ermöglichte.62 Er entwickelte und

forschte auch noch an anderen Kampfmitteln. Zentrum seiner Unternehmungen für militärische

59 Abbildung aus Abbildung aus http://de.wikipedia.org/wiki/Nitroglycerin 60

Vgl.http://www.nobelprize.org/nobel_prizes/about/ 61 Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Nobelpreis 62

Vgl.http://www.youtube.com/watch?v=MAk-GCTNpQM

Bertha von Suttner

Die Nobelpreismedallie

18

Zwecke war das schwedische Bofors63. War er also nun der skrupellose Erfinder und wenn ja,

warum sollte er einen Nobelpreis für Frieden und Völkerverständigung stiften? 64

Nobel traf im Jahre 1876 Bertha von Suttner, welche kurze Zeit bei ihm als Sekretärin arbeitete.

Nobel verliebte sich in sie, jedoch kehrte sie nach kurzer Zeit nach Österreich zurück und heiratete

den Grafen von Suttner.65 Dies wird oft als einer der Gründe angeführt, warum Nobel kinderlos

blieb. Nichtsdestotrotz hatte der Kontakt mit Suttner eine tiefen Eindruck bei ihm hinterlassen. So

sprach Nobel 1891 davon, dass seine Erfindungen Kriege unmöglich machen würden. „Meine

Fabriken werden vielleicht dem Krieg noch früher ein Ende machen als Ihre Kongresse. An dem

Tag, wo zwei Armeekorps sich gegenseitig in einer Sekunde vernichten können, werden wohl

alle zivilisierten Nationen vor einem Krieg zurückschaudern und ihre Truppen verabschieden.“ 66 Nobel verstarb vor dem ersten Weltkrieg und konnte so nicht mehr erleben, wie falsch seine

Vermutung war. Nobel äußerte sich selten zu der Verwendung seiner Erfindungen; allerdings sagte

er seinem Neffen, dass er der Meinung sei, ein Wissenschaftler sei nicht verantwortlich dafür, wie

die Menschheit seine Erfindung nutze, ob nun zum Guten oder zum Bösen. 67 Testamentarisch legte

Nobel fest, dass mit seinem Vermögen ein Preis gestiftet werden sollte. Interessant ist die auch

Auswahl der Kategorien für die Nobelpreise. So war ein Physik und Chemie Nobelpreis fast

naheliegend, da Nobel diesen Wissenschaftszweigen seinen Reichtum verdankte; für die Literatur

interessierte er sich schon sein Leben lang ebenso für die Medizin.68 Die Bemühungen für Frieden

scheinen ihm doch mehr am Herzen gelegen haben, als man es zu Lebzeiten hätten vermuten

können69, da er sich ja nie für die militärische Nutzung seiner Erfindung und dem dadurch

verursachten Leid verantwortlich gefühlt hat. Der rege Briefkontakt mit Bertha von Suttner wird

von vielen als der Grund angesehen warum er letztendlich doch auch einen Preis für Frieden

stiftete.70 Allerdings ist niemals klar geworden, warum er die Aufgabe dem norwegischen Parlament

zubilligte. Darüber gibt es nur einige Spekulationen.71 Zusammenfassend kann man Nobel doch als

Pazifisten bezeichnen, der mit seinen Erfindungen Kriege unmöglich machen wollte und zumindest

nach seiner Auffassung immer dem Wohle der Menschheit gedient hatte.

63 Vgl.http://www.nobelprize.org/alfred_nobel/biographical/articles/tagil/ 64 Abbildung aus httpupload.wikimedia.orgwikipediaco mmonsthumbcc9Bertha-von-Suttner-1906.jpg220px-Bertha-

von-Suttner-1906.jpg 65 Vgl.http://www.sueddeutsche.de/wissen/kurzbiographie-alfred-nobel-1.541623 66 zitiert aus .http://www.ekritik .de/html/das_erbe_von_alfred_bernhard_n1.html 67 Vgl.http://www.nobelprize.org/alfred_nobel/biographical/articles/tagil/ 68 Vgl.http://www.planet-wissen.de/politik_geschichte/persoenlichkeiten/alfred_nobel/index.jsp 69 Vgl.http://www.nobelprize.org/alfred_nobel/biographical/articles/tagil/ 70 Vgl.http://nobelpeaceprize.org/en_GB/a lfred-nobel/ 71 Vgl.http://de.wikipedia.org/wiki/Friedensnobelpreis

19

Nachwort

Aber was ist mit der Ethik in den Naturwissenschaften des 21. Jahrhunderts? Oder wo hört die

wissenschaftliche Freiheit auf? Wo muss die Menschheit Grenzen setzen?

Ist es vertretbar das wir Schafe klonen oder Menschen? Das sind weiterführende Fragen, die sich

ergeben, wenn man die Auswirkungen von Nobels Erfindungen und die mit ihnen verbundenen

moralischen Konflikte auf die heutige Zeit überträgt.

Ethik in der Wissenschaft ist seit der Erfindung der Atombombe immer präsenter geworden.

Einstein hielt eine Rede nach dem Abwurf der Atombombe auf Hiroshima, in der er darauf verwies,

dass er in der gleichen Situation wie Nobel stecke .72 Er legte die Grundlage für die schrecklichste

Waffe, die die Menschheit bis heute erfunden hat. Heutzutage steht allerdings nicht mehr die

Waffenforschung, sondern eher die biologischen Disziplinen im Mittelpunkt der Ethik. 73 Was in

den Medien immer wieder für Diskussionen sorgt ist die Gentechnik in Lebensmitteln. In der Ethik

wird oft auf ein Eigenrecht der Natur verwiesen. Die Ausstattung von Organismen sei somit ein

Schutzgut, an welchem der Mensch keine Eingriffe durchführen dürfe. Allerdings wird dem

entgegengehalten, dass der Mensch Bereiche für sich urbar machen muss, um überhaupt eine

Lebenschance zu haben. Dies stellt nach Meinung vieler ja auch schon einen Eingriff in die Natur

da, wird aber trotzdem toleriert. Letztendlich wird argumentiert, dass nach dem Herrschaftsauftrag

der Bibel, dem Menschen sogar geboten ist, in die Natur einzugreifen, da er Bewahrer und

Herrscher ist und somit für sie zu sorgen hat. 74

Man kann somit behaupten, dass ethische Diskussionen heutzutage viel präsenter in den

Naturwissenschaften sind. Der Schwerpunkt ist zwar von Waffentechnologie zu Biotechnologie

gewechselt, allerdings sind durch Medien, wie das Internet, mehr Menschen den je über das aktuelle

Weltgeschehen informiert und können dazu auch etwas beitragen. Somit ergibt sich heute eine sehr

breite Überwachung der Forschung und der damit verbundenen Veränderungen im menschlichen

Zusammenleben.

Ethische Maßstäbe in der Wissenschaft einzufordern ist schwieriger, als es auf den ersten Blick

scheint. Wer entscheidet eigentlich, was gut und was schlecht ist? Alfred Nobel ist für mich eher ein

Gönner der Wissenschaft und der Forschung als ein skrupelloser Geschäftemacher. Er hat ungewollt

durch seine Erfindung viel Leid über die Menschen gebracht trotz seiner gut gemeinten, wenn auch

naiven Absicht, eine Waffe zu bauen, die einen Krieg unmöglich macht. Selbst in Zeiten von

Atombomben werden immer noch Kriege ausgefochten, obwohl das Potential besteht, sogar die

ganze Menschheit in wenigen Stunden zu vernichten. Ethik in der Naturwissenschaft ist immer im

72 Vgl.http://www.nobelprize.org/alfred_nobel/biographical/articles/tagil/ 73 Vgl.http://www.drze.de/im-blickpunkt 74 Vgl.http://www.drze.de/im-blickpunkt/gmf/ethische-aspekte

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Wandel. Ist ein Physiker ein moralisch verwerflicher Mensch, nur weil er die Grundlage für immer

stärkere Waffen gelegt hat? Ich denke nicht. Das gleiche gilt in der Biologie oder anderen

Disziplinen, die Grenzen des uns bisher Bekannten überschreiten. Ich halte nur Versuche mit

Lebewesen, welche über ein Selbstbewusstsein verfügen, für fragwürdig. Nichtsdestotrotz müssen

wir uns weiterentwickeln. Ethische Richtlinien passen sich immer der Zeit an. Wären in der frühen

Neuzeit nicht die engen Regeln der Kirche überschritten worden, so hätte ich diesen Text nicht

schreiben können. Deshalb ist es unsere Pflicht, uns behutsam nach vorne zu tasten, nicht um jeden

Preis, aber doch stetig, damit wir das Leben auf diesem Planeten ein Stück besser machen können.

21

Literaturverzeichnis

Meyer - Lexikon der Explosivstoffe 5 Auflage 1979

Professor Tadeus Urbanski Chemie und Technlogie der Explosivstoffe Bd 2, Veb Deutscher

Verlag für Grundstoffindustrie, 1963

Explosivstoffe J.Köhler Rudolf Meyer, Axel Homburg 1998

Arne Heidle, Facharbeit Schule, 1993

Internetquellen

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http://de.wikipedia.org/wiki/Explosion#Chemische_Explosionen

http://de.wikipedia.org/wiki/Detonation http://www.che mieunterricht.de/dc2/kampfst/exp losiv.htm

http://www.fvss.de/assets/media/jahresarbeiten/chemie/sprengstoffe.pdf http://de.wikipedia.org/wiki/Kieselgur http://de.wikipedia.org/wiki/Veresterung

http://www.seilnacht.com/Chemie/ch_glyce.htmVgl.

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22

http://www.ekritik.de/html/das_erbe_von_alfred_bernhard_n1.html

http://www.nobelprize.org/alfred_nobel/biographical/articles/tagil/

http://www.planetwissen.de/politik_geschichte/persoenlichkeiten/alfred_nobel/index.jspVgl.http://nobelpeaceprize.org/

en_GB/alfred-nobel/

Vgl.http://de.wikipedia.org/wiki/Friedensnobelpreis

Vgl.http://www.drze.de/im-blickpunktVgl.http://www.drze.de/im-blickpunkt/gmf/ethische-aspekte

Bildverzeichnis

Bild 1 Chemie und Technlogie der Explosivstoffe Bd 2 S.65

Bild 2 Chemie und Technlogie der Explosivstoffe Bd 2 S.52

Bild 3 Chemie und Technlogie der Explosivstoffe Bd 2 S. 57

Bild 4 Chemie und Technlogie der Explosivstoffe Bd 2 S.59

Bild 5 Chemie und Technlogie der Explosivstoffe Bd 2 S.66

Bild 6 http://de.wikipedia.org/wiki/Veresterung bearbeitet mit Openoffice 3.2

Bild 7 http://de.wikipedia.org/wiki/Veresterung bearbeitet mit Openoffice 3.2

Bild 8 http://de.wikipedia.org/wiki/Veresterung bearbeitet mit Openoffice 3.2

Bild 9 http://de.wikipedia.org/wiki/Veresterung bearbeitet mit Openoffice 3.2

Bild 10 Abbildung aus http://de.wikipedia.org/wiki/Nitroglycerin

Bild 11 http://de.wikipedia.org/wiki/Nitroglycerin

Bild 12 httpupload.wikimedia.orgwikipediacommonsthumbcc9Bertha-von-Suttner-1906.jpg220px-

Bertha-von-Suttner-1906.jpg