alle welt 1205 September/Oktober Vorschau

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alle welt September/Oktober 2012 . www.missio.at Quellen des Lebens Kirche hilft in Tansania Kindheit im Müll Bildungsarbeit in Sri Lanka „Auch Europa hat Schuld“ Patriarch Gregorios III. über die Situation in Syrien DAS MAGAZIN DER PÄPSTLICHEN MISSIONSWERKE

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Die alle welt September/Oktober Vorschau.

Transcript of alle welt 1205 September/Oktober Vorschau

alleweltSeptember/Oktober 2012 . www.missio.at

Quellen des LebensKirche hilft in TansaniaKindheit im MüllBildungsarbeit in Sri Lanka„Auch Europa hat Schuld“ Patriarch Gregorios III. über die Situation in Syrien

DAS MAGAZIN DER PÄPSTLICHEN MISSIONSWERKE

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ist ...

Missio. Menschen dienen. Gott geben.

... eine päpstliche Einrichtung, die unter dem Namen „Päpstliche Missionswerke“ in mehr als 150 Ländern vertreten ist. Missio – die Päpstlichen Missionswerke in Österreich wollen Menschen im christlichen Geist bilden. Sie helfen in den ärmsten Ländern der Welt mit Nahrung, Zugang zu Bildung und mit Gottes Wort.

Der größte Teil der Christen lebt heute in den so genannten „Ländern des Südens“. Missio ist eine materielle und spirituelle Brücke zwischen Nord und Süd: Zahlreiche Ver an staltungen und Publi kationen wecken das Interesse am Leben unserer Schwestern und Brüder in aller Welt und das Bewusstsein unserer gegenseitigen Verantwortung.

Den Christen in den Ländern des Südens fehlen vor allem finanzielle Mittel für ihre pastoralen und sozialen Aufgaben. Mit der jährlichen welt weiten Kirchensammlung am Weltmissions-Sonntag im Oktober werden die 1.100 ärmsten Diözesen der Welt unterstützt. Die Päpstlichen Missionswerke gewährleisten in in ternationaler Ab sprache eine gerechte Verteilung der Mittel. Eine weitere Kirchen-sammlung „Für Priester aus allen Völkern“ am 6. Jänner ermöglicht die Ausbildung von Priestern in den Ländern des Südens. Darüber hinaus unterstützt Mis sio jährlich eine Vielzahl an Projekten in Afrika, Latein amerika und Asien.

� missio lebt und arbeitet mit den katholischen Ortskirchen in Afrika, Lateinamerika und Asien.

� missio unterstützt die Kirche bei der Verkündigung der Frohen Botschaft und bei ihrem Einsatz für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung.

� missio lädt ein zu einem Leben des Gebetes, des Teilens und der Solidarität.�U2_Editorial_0512.indd 2 13.08.12 15:57

Editorial ! 5/2012

Am 10. Oktober 2012 beginnt das von Papst Benedikt XVI. aus-gerufene „Jahr des Glaubens“. Es fällt zusammen mit dem 50-jährigen Jubiläum des Zweiten Vatikanischen Konzils und dem Erscheinen des „Katechismus der Katholischen Kirche“ vor genau 20 Jahren. Das ist natürlich kein Zufall. Eines der zentralen Dokumente des jüngsten Konzils, die dogmatische Konstitution über die Kirche, „Lumen Gentium“, weist auf den Kern des Konzils hin: „Christus ist das Licht der Völker.“ Das ist unser Glaube. Was für die meisten Christen bis vor wenigen Jahren ausdrücklicher oder stillschweigend akzeptierter Kompass ihres Lebens war, ist durch ständige, hämmernde In-Frage-Stellung durch die Massenmedien und manche Theologen weich geklopft. Wer hat uns im Glauben gestärkt? Wir alle brauchen ja diese Stärkung im Glauben, denn niemand hat den Glauben aus sich selbst heraus und ist so stark, dass er keine Wegbegleiter bräuchte. Diese Wegbegleiter haben die unterschiedlichsten Namen und Gesichter: Es sind Arbeits-NROOHJHQ��5HOLJLRQVOHKUHU��2UGHQVVFKZHVWHUQ��3ÁHJHU��(OWHUQ��)UHXQGH��Bischöfe. Sie alle sagen uns, wie die Apostel dem abwesenden Apostel Thomas nach der ersten Erscheinung des Herrn im verschlossenen Abendmahlsaal begeistert: „Wir haben den Herrn gesehen!“ Ich erinnere mich noch gut an Ed und Lin aus Portland, Oregon in den USA. Jung verheiratet, waren sie mit ihrem neu geborenen Robert nach Tirol gekommen, um Gebetsgruppen zu gründen. Fast zwei Jahre ihres jungen Familienlebens haben sie in Tirol von ihrer Erfahrung Jesu durch den Heiligen Geist erzählt. Sie haben uns „missioniert“. Bis heute weiß ich, dass ihr Glaubenszeugnis meinen Glauben gestärkt hat. Sicherlich sind auch Glaubenswissen und Glaubensbildung wichtig, aber ich würde sie mit Gefäßen vergleichen, in denen wir unseren Glauben tragen. Sie sind nicht selbst unser Glaube. Der Glaube ist der tiefe Eindruck, den eine Begegnung mit dem Mensch gewordenen Gott, mit Christus in uns hinterlässt, er ist die Flamme, die nach einer solchen Begegnung mit der Liebe in und aus uns leuchtet. Jemand hat einmal gesagt: „Nicht die Asche vergangenen Glaubens, sondern die Glut, das Feuer der Liebe heute müssen wir weitergeben“. Christus ist nicht die Asche des Glaubens vergangener Generationen, Er ist allezeit und darum auch heute das Licht der Völker. Heute, im Jahr des Glaubens, das zu einem Jahr des Lichtes für alle Völker werden kann. Beten wir an diesem Weltmissionssonntag um diesen Glauben und um viele Zeugen der Liebe bei uns und in den Missionen. Denn jeder Mensch, der Christus in seinem Leben erfährt, wird unbedingt anderen davon erzählen wollen, das heißt er „bezeugt“, dass Christus wirkt. Jesus sagt das schon voraus: „Ihr werdet meine Zeugen sein, … bis an die Enden der Erde“. Danke auch für Ihr materielles Zeugnis dieser Liebe in der Kollekte für die jüngsten Diözesen unserer Welt!

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Ein Mädchen trinkt aus einer frischen Wasserleitung in Tansania: Das Plakat zum Weltmissions-Sonntag hat tiefe Bedeutung. Der Aufbau der Kirche versorgt die Menschen in den 1.100 ärmsten Diözesen materiell und spirituell.

Monsignore Dr. Leo-M. MaasburgNationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke

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PATER LEOS BLOGIn seinen Videoblogs auf der Webseite von Missio beschäftigt sich Msgr.Maasburg mit aktuellen Themen und den großen spirituellen Themen – knapp und auf den Punkt gebracht.

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Quellen des LebensKirche hilft in TansaniaKindheit im MüllBildungsarbeit in Sri Lanka„Auch Europa hat Schuld“ Patriarch Gregorios III. über die Situation in Syrien

DAS MAGAZIN DER PÄPSTLICHEN MISSIONSWERKE

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Inhalt ! 5/2012

28 28 ABENTEUER MISSIONDer gebürtige Vorarl-berger Hugo Ölz erlebte während seines ehrenamtlichen Einsatzes in Nigeria einen Albtraum: ein Überfall in der Nacht.

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32 WELTKIRCHEMehr als 200 Meter türmt sich der Müllberg in der Bloemendhal Road in Sri Lankas Hauptstadt hoch. Stella lebt mit ihrer Familie an dessen Fuß.

38 REISENOTIZENSie sind eine der berühmtesten Ethnien: Die Massai leben in Kenia und Tansania und haben sich viele Traditionen bewahrt.

14 14 TANSANIADas Missio-Team (r.) mit den Projektpartnern in Tansania: Die Titel-Reportage handelt vom diesjährigen Beispielland zum Weltmissions-Sonntag und der wichtigen Arbeit der Kirche vor Ort.

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24 24 GUSTOPassend zum Bei-spielland Tansania: afrikanisches Cous-Cous mit dem teuersten Gewürz der Welt.

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03 Editorial04–05 Inhalt42–43 Leserbriefe Impressum Rätsel

06–07 Ein Augenblick Kirchenbau in Tansania: Massai errichten gerade den Dachstuhl ihrer neuen Kapelle. 08–09 Kontinente Neuigkeiten aus der Welt kirche: Vatikan, arabische Halbinsel und China.

10–11 Gedankensplitter Der ehemalige päpstliche Nuntius in Wien, Erzbischof Edmond Farhad, schreibt über die Situation in Nordafrika und den vermeint- lichen arabischen Frühling.

12–13 Mission Österreich Über die Sammlung zum Weltmissions-Sonntag, eine Vorarlberger Schulaktion und die Pilgerfahrt nach Lyon.

14–21 Thema: Beschneidung Im diesjährigen Beispielland zum Weltmissions-Sonntag setzt sich die Kirche besonders für junge Mädchen ein und unterstützt sie gegen die weit verbreitete Genitalverstümmelung.

22–23 Kraft der Stille Beten verändert die Welt, heißt es. Und schafft Ruhe im Alltagstress.

24–25 Gusto Das teuerste Gewürz der Welt ist für dieses Rezept gerade noch leistbar – und einen Versuch wert!

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3226–27 Gehört – Gesehen Bücher- und DVD-Tipps, aktuelle Ausstellungen.

28–29 Abenteuer Mission Hugo Ölz über seine Erlebnisse mit vermeintlichen Boko Haram-Kämpfern in Nigeria und warum Gebet immer hilft.

30–31 Interview Patriarch Gregorios III. Laham, Oberhaupt der melkitischen Kirche über die Situation in Syrien und die Bedeutung des Konfliktes für die arabische und westliche Welt.

32–37 Reportage Weltkirche Die Hauptstadt von Sri Lanka droht im Müll zu ersticken. Während die Kinder des Viertels, in dem ein 200 Meter hoher Müllberg steht, im katholischen Zentrum für eine bessere Zukunft lernen, fristen noch immer tausende Familien ihr Dasein am Fuße des stinkenden Koloses.

38–39 Reisenotizen Kaum ein anderer afrikanischer Stamm ist so berühmt wie die Massai. Mit ihren prächtigen Gewändern und alten Traditionen.

40–41 Serie: Steirer auf Mission Pater Johannes Lechner erzählt diesmal von seinen Erlebnissen in Newark, USA.

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Text MARIE CZERNIN und MONIKA SCHWARZER Fotos ERNST ZERCHE

Das Thema ! Beschneidung

Mama Regina und ihr Team von Frauen klären Mädchen und Eltern über die Folgen der Beschneidung auf und eröffnen neue Lösungswege.

In Tansania, dem diesjährigen Missio-Beispielland zum Weltmissions-Sonntag ist weibliche Genitalverstümmelung weit verbreitet. Durch zahlreiche Projekte und Aufklärungs-arbeit versucht die Kirche vor Ort zu helfen. Ein Schlüssel dabei sind christliche Riten, die die örtliche Kultur ernst nehmen.

„Stoppt die Verstümmelung!“

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Bhoke sträubt sich mit Händen und Füßen, während Rhobi sie am Boden fest um-klammert und ihr die Augen zuhält. Das achtjährige Mäd-chen aus Tansania soll das Ri-tual der Genitalverstümme-lung (auf Englisch: Femal Ge-nital Mutilation, FGM) über sich ergehen lassen. Die Dorfäl-testen und Familienangehöri-gen des Stammes der Kuria tanzen jubelnd um das am Bo-

den liegende Mädchen herum, während sich die Beschneide-rin mit einer scharfen Rasier-klinge Bhoke nähert. In der Hand hält sie eine Plastik-schüssel voller Mehl. Damit soll nach dem Eingriff, der ohne Betäubung gemacht wird, die offene Wunde bedeckt wer-den, um Infektionen zu ver-meiden. Im Mehl liegt eine rote Blume. Sie erinnert an die verletzte Weiblichkeit des jun-

Sie hat Angst. gen Mädchens. Die Verwand-ten und Dorfältesten freuen sich, dass Bhoke durch diesen Initiationsritus nun in das hei-ratsfähige Alter eintritt.

Diesmal ist die Szene jedoch nur gespielt. Regina Mukama, von ihren Schützlingen liebe-voll Mama Regina genannt, hat mit jungen Frauen ein klei-nes Theaterstück eingeübt. Sie führt damit den Menschen vor Augen, wie brutal und grau-

„Ohne das Angebot eines Übergangsritus in der Kirche kann FGM nicht abgeschafft werden.“

Bischof Michael

Das Thema ! Beschneidung

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Junge Frauen vollziehen während der Liturgie in der Kirche einen Ersatzritus (gr. Bild). Mama Regina klärt die Dorfältesten über die Gefahren von FGM auf (u.). Eine Landkarte zeigt die Verbreitung von FGM in Afrika (l. u.)

sam diese alte, aus dem antiken Ägypten stammende Tradition ist.

„Stop FGM!“Schauplatz des Geschehens

ist die Pfarre Masango im Nordosten Tansanias, die zur Diözese Musoma gehört. Der dortige Bischof Michael Mson-ganzila hat in seiner Diözese eine Kampagne zur Beendi-gung der weiblichen Genital-verstümmelung gestartet: „Stop FGM!“, liest man auf Plakaten, T-Shirts und auf di-versen Schultafeln in der gan-zen Region. Mama Regina, die in der Diözese mit Frauenthe-men beauftragt wurde, leitet das Projekt. Mit ihrem Team von jungen Frauen leisten sie in Schulen und Pfarrgemeinde-zentren eine wichtige Aufklä-rungsarbeit und zeigen, dass FGM gegen die Menschenrech-

Das ostafrikanische Land gehört zwar zu den politisch stabilsten Staaten Afrikas, doch wirtschaftlich gesehen ist es auch eines der ärmsten Länder der Welt. Mit knapp 45 Millionen Einwohnern weist Tansania ein starkes Bevölke-rungswachstum auf. Dabei sind rund 44 Prozent der Menschen unter 15 Jahre. Rund 60.000 Menschen sterben jährlich an den Folgen der Malaria, was auch die häufigste Todesursache bei Kindern ist. Neben Malaria ist die hohe HIV-Infektionsrate von 6,5 Prozent das größte gesundheitliche Problem Tansanias.

Tansania!

te der Frau verstößt. Doch nur sehr schwer lässt sich FGM in Tansania und anderen Ländern Afrikas ausmerzen. Immer noch ist sie ein fester Bestand-teil einer uralten afrikanischen Kultur, die vor allem in Nord-ost-, Ost- und Westafrika ver-wurzelt ist.

Bei dem Ritual werden die äußerlichen weiblichen Geni-talien teilweise oder ganz ent-fernt und die Schamlippen bis auf eine kleine Öffnung zuge-näht. Einerseits gewinnen die Männer durch diesen Initiati-onsritus eine größere Kontrolle über die weibliche Sexualität und verhindern dadurch, dass ihre Frau untreu wird. Neben diesem Aspekt spielen auch kulturelle Traditionen eine Rolle: Die Umgestaltung der weiblichen Genitalien ent-spricht im afrikanischen Raum einem weitverbreiteten Schön-

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heitsideal. Dabei nimmt auch der Mythos der „Reinigung“ des weiblichen Körpers durch die Beschneidung einen wich-tigen Platz ein. Denn erst nachdem ein Mädchen dieses Ritual über sich ergehen ließ, gilt sie in manchen Gesell-schaften als vollwertige Frau. Unbeschnittene Frauen werden hingegen als „schmutzig“ und schlichtweg als heiratsunfähig angesehen.

Wenn Mama Regina vor jungen Frauen über das Thema FGM spricht, dann erklärt sie ihnen, dass ihr Körper nicht „schmutzig“, sondern – so wie er ist – von Gott wunderschön

geschaffen wurde. Er ist eine Offenbarung Gottes und dürfe daher nicht verstümmelt wer-den. Sie vermittelt den Mäd-chen ein gesundes Selbstwert-gefühl und beruft sich dabei auf den seligen Papst Johannes Paul II., der in seiner „Theolo-gie des Leibes“ von der Würde und Schönheit des menschli-chen Körpers spricht.

Von Gott geliebt„Die Mädchen erfahren,

dass sie von Gott geliebt sind und lernen, ihren Körper zu schätzen und ihn zu schützen“, erzählt Mama Regina, die mit Bischof Msonganzila gemein-

In Tansania sind rund 20 Millionen Frauen Opfer der weiblichen Genitalverstümmelung (FGM) geworden. Diese Praxis ist zwar illegal, jedoch gerade auch hier wie in anderen afrikanischen Ländern weit verbreitet. Dabei werden die meisten Frauen bereits im frühen Kindesalter beschnitten. In der Regel wird die Beschneidung ohne Betäubung und oft nur mit Rasierklingen oder Glasscherben durchgeführt. Es kommt daher häufig zu Infektionen und auch zu Blutvergiftungen. Viele Mädchen sterben an den Folgen eines solchen Eingriffs. .

Weibliche Genitalverstümmelung – FGM

sam das Programm zur Beendi-gung von FGM erarbeitet hat. „Wir begannen 2008 mit ei-nem Heim für Mädchen, die dort während der kritischen Zeit der Beschneidung Zu-flucht finden.“ Das Heim ist an die örtliche Schule angeschlos-sen, denn die Vermittlung von Bildung ist die Hauptwaffe ge-gen FGM. Die Mädchen blei-ben drei Monate dort, bis die akute Gefahr vorüber ist. Bevor sie die Heimreise antreten, nehmen die Mädchen an einer kirchlichen Feier – einer Art von Ersatzritus – teil. „Ohne das liturgische Angebot eines alternativen Übergangsritus

Kinder spielen die Szene der Be-schneidung junger Frauen nach (o.) Bischof Michael Msonganzila spricht mit den Dorfältesten über die Auswirkungen von FGM (l.o.).

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Das Thema ! Beschneidung

„Wichtig ist, die Dorfältesten und die Beschneiderin in die Aufklärungsarbeit miteinzubeziehen.“

Bischof Michael

!

kann FGM nicht abgeschafft werden. Davon ist unser Bi-schof überzeugt“, erläutert Re-gina Mukama. Sie weiß auch, wie wichtig es ist, die Eltern, Dorfältesten und sogar die Be-schneiderinnen in diese kirchli-che Aufklärungsarbeit mit-einzubeziehen. Zum Abschluss bekommt jedes Mädchen ein Geschenk und ein Zertifikat, das bestätigt, dass sie auch ohne die Durchführung von FGM den Schritt ins Frausein gemacht haben.

Danach folgt die schwie-rigste Phase für die Mädchen: die Wiedereingliederung in die Gesellschaft und in ihre Fami-

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Das Thema ! Beschneidung

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In der Frauen-kooperative

besuchen Frauen einen Nähkurs

(gr. Bild), entwerfen Schmuck (r.) oder

stellen auch Särge her (r. o.).

lien. „Leider werden die Mäd-chen oft gesellschaftlich geäch-tet und bleiben auch in ihren Familien isoliert.“ Mama Regi-na weiß, wovon sie spricht. Sie selbst war bereits mit 34 Jah-ren Witwe und musste sich mit ihren sechs Kindern alleine durchs Leben schlagen. Die Fa-milie ihres verstorbenen Man-nes erhob Anspruch auf ihr Haus, ihre kärglichen Erspar-nisse und dazu noch auf ihre Kinder. Niemand stand ihr da-mals zur Seite. Doch sie kämpf-te erfolgreich um ihre Kinder. Heute spricht Mama Regina

an. Die Frauen können sich auch auf Schmuckdesign spezia-lisieren. Eine andere Gruppe stellt Särge her, die wegen der hohen Sterblichkeit in Tansania dringend gebraucht werden. „Wir bündelten unser Geld und fingen an, Kredite zu zwei Pro-zent Zinsen für die Bildung un-serer Kinder zu vergeben. Eine fundierte Bildung ist schließ-lich das Wertvollste, was wir unseren Kindern mit auf den Lebensweg geben können.“

Seit 1993 arbeitet Regina Mukama nun bereits als Frau-enbeauftragte für die Diözese

„Ich gründete eine Kooperative für Frauen, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen.“

“Mama Regina

!nicht nur mit Stolz von der gu-ten Ausbildung, die sie ihren sechs Kindern ermöglichen konnte. „Vor einigen Jahren gründete ich auch eine Koope-rative für Frauen, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen und überholte Traditionen unserer Kultur ablehnen.“

Frauenkooperative Die Frauenkooperative be-

gann mit dem Anbau von Obst und Gemüse und einer Hühner-zucht, womit sie sich ein eige-nes Einkommen schaffte. Heute bietet Mama Regina Nähkurse

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AFRIKAAFRIKATansaniaTansania

200 kmN

Mwanza

DIÖZESEMUSOMA

Musoma

Mbeya

Tanga

Kilimandscharo

Dodoma

BURUNDI

RUANDA

UGANDA

KENIA

MOSAMBIK

MALAWI

SAMBIA

ZAIRE

T A N S A N I A

Daressalam

Malawi-see

Tanganjika-see Rukwa-

see

Victoria-see

Die Bildungsarbeit in Österreich ist ein wichtiger Auftrag von Missio. Unterlagen zur Gestaltung von Schul- und Gruppenstunden zum Weltmissions-Sonntag

fi nden Sie kostenlos zum Download unter:

www.missiothek.at

Weltweit sind mindestens 150 Millionen Mädchen Opfer von weiblicher Genitalverstümmelung. In Tansania hat sich die Regierung dazu verpfl ichtet, die Verbreitung von FGM durch Kampagnen und Aufklärungsangebote einzudämmen. Allerdings übte das Parlament Kritik an der Regierung, da sie nur zögerlich bei der Bestrafung von Beschneiderinnen vorgehe. Neben verschiedenen NGOs engagiert sich vor allem die Kirche in Tansania erfolgreich im Kampf gegen FGM.

Aufklärung und Kampagnen

! Missio hilft

Tansania steht dieses Jahr im Mittelpunkt des Weltmissions-Sonntags. Die Päpstlichen Missionswerke werden am 21. Oktober 2012 in allen Pfarren Österreichs die größte Solidari-tätsaktion der Welt starten, um den in Not geratenen Menschen in den ärmsten Diözesen der Welt zu helfen. Mit der diesjährigen Kollekte wird auch der Aufbau der Kirche in Tansania unterstützt. Gäste wie Mama Regina oder Father Willibald Maningi werden aus

diesem Grund in Österreich auf der WMS-Tour 2012 über die schwierigen Herausforderungen ihres Landes berichten und über den wichtigen Dienst, den kirchliche Mitarbeiter vor Ort leisten, sei es im Bereich der Bildung, des Gesundheitswesen wie auch in der Seelsorge.

Mit der Sammlung zum Welt-missions-Sonntag kann Missio die Grundversorgung der Menschen in den ärmsten Ortskirchen gewährleisten. Ein wichtiger Beitrag ist das Gebet für die Mission, das sich gerade am Weltmissions-Sonntag wie

eine „spirituelle Allianz“ über alle Kontinente hinweg ausbrei-ten und die Missionare in ihrer Tätigkeit der Verbreitung des christlichen Glaubens befl ügeln soll. Jedes Jahr entstehen zehn neue Diözesen in der Welt. Die Kirche wächst weiter und braucht Unterstützung, vor allem dort,wo der Same des Glaubens noch jung ist. Eine Milliarde Katholiken, die an diesem Tag die Allerärmsten durch Gebet und Spenden unterstützen, setzen so ein Zeichen, das Leben verändert. Am Beispiel des ostafrikanischen Landes wird das besonders deutlich. !

Musoma. Mit einem Team von Frauen organisiert sie Work-shops zu Fragen der Entwick-lungshilfe und Aufklärungs-kampagnen zum Thema HIV und FGM. Trotz vieler Rück-schläge blickt Mama Regina heute zufrieden auf ihr Leben zurück: „Ich erkannte, dass mein Leben ein Kreuz sein würde. Aber ich lernte auch, es mit ganzem Herzen zu tragen, denn ich wusste, dass Jesus mich nicht in Stich lässt.“ !

!

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! Reisenotizen

Die meisten der 140.000 in Tansania lebenden Massai bevölkern als Halb-nomaden die Steppe der Serengeti.

Auch wenn ihr Alltag immer mehr von der modernen Sesshaftigkeit geprägt ist, so behalten einzelne Clans doch noch ihre

nomadische Lebensweise weitgehend bei.

Notiert von MARIE CZERNIN

In Tansania ist Malaria weit verbreitet. Etwa 60.000 Tansa-nier sterben jedes Jahr an den Folgen einer Malaria-Erkrankung. Auch für Reisende besteht ein hohes Infektions-risiko. Malaria wird von der Anophelesmücke verbreitet. Daher sollte man in Tansania immer auch ein Moskitonetz dabei haben.

Was man immer dabeihaben sollte:

Moskitonetz

Ein Kopf- und Hals-schmuck aus silbernen Ornamenten und bunten Perlen, große Ohrringe und breite Lederarm-bänder sind typisch für das am Fuße des Kilimand-scharo lebende Volk.

Traditionell gekleidete Massai tragen einen Shouka-Umhang, die Frauen meist in rot. Die Männer halten einen Stock oder ein kleines Schwert in der Hand.

Factbox

Bevölkerung: Tansania weist ein starkes Bevölkerungswachstum auf. Bei einer Bevölkerungsan-zahl von 41 Millionen Einwoh-nern sind in etwa 44 Prozent der Menschen unter 15 Jahre alt.Fläche: 945.097 km2

Währung: Tansania-SchillingPolitik: Tansania erlangte 1961 die Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich. Seit 1964 ist Tansania eine Präsidial-republik. Der Staatspräsident wird auf fünf Jahre gewählt. Er bestimmt die Politik und ernennt den Premierminister sowie die anderen Minister des Kabinetts. 1992 wurde das Mehrparteiensystem einge-führt. Die ersten demokrati-schen Wahlen fanden 1995 statt.

TANSANIA

MASSAI-SPRACHEDie Massai sprechen die so genannte Maa-Sprache, die zur Familie der nilotischen Sprachen gehört. Sie stammt aus dem Niltal, vorwiegend aus dem Sudan. Heute sprechen viele Massai auch Swahili.

MaisbreiMais ist zum Grundnahrungsmittel

der Massai geworden. Aus ihm wird der Maisbrei, Ugali genannt, hergestellt. Früher haben sich die Massai vor allem von Fleisch, Milch und dem Blut der Kuh ernährt. Heute essen sie auch Reis, Kartoffeln oder Kohl. Fo

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kleines Schwert in der Hand.

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Ein Kopf- und Hals-schmuck aus silbernen Ornamenten und bunten

MaisbreiMais ist zum Grundnahrungsmittel

Bei den Massai

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KirchenbauSeitdem sich die Massai in Dörfern

niedergelassen haben, bauen sie neben den Lehmhütten auch Steinhäuser und Steinkirchen. Die neue Bauart erlernten sie von den Missionaren, die vor 150 Jahren nach Tansania kamen. Erst errichteten sie Krankenhäuser und Schulen für das Nomadenvolk. Allmählich entstanden auch die ersten Kirchen. Heute helfen die Massai gerne beim Bau einer neuen Kirche mit.

„Wir müssen die Grenzen zwischen Völkern, Ethnien, Religionen zur Universalität der Liebe Gottes hin öffnen.”

Papst Benedikt XVI. (Ansprache während der Bischofssynode für Afrika am 5. Oktober 2009)

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Die Hütten der Massai sind aus in sich verstrebten Holzpfosten, getrockneten Kuhdung und Lehm hergestellt.

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setzen sich für den Erhalt ihrer alten Kultur ein.“

Bildung und KulturWie viele indigene Kulturen werden

auch die Massai von der modernen Lebenswelt ausgegrenzt und diskrimiert. Die wenigsten von ihnen haben Zugang zu einer Ausbildung. Auch politisch können sie sich nicht organisieren. Ihr Lebensumfeld wird aufgrund der Eingrenzung ihres Territoriums in Reservate immer kleiner. Das darauf befi ndliche Land ist oft unfruchtbar. Dennoch gehen einige Massai heute dem traditionell verpönten Ackerbau nach. Sie befürchten allerdings, ihre alte Lebensweise aufgrund von Anpassungen an die moderne Welt zu verlieren.

Krieger und HirtenDie Massai sind ursprünglich ein nomadisches Krieger- und Hirtenvolk. Sie wanderten entlang des Nils aus dem südlichen Sudan bis nach Tansania und brachten Kenntnisse über die Viehzucht mit. Heute lehnen die meisten Massai den Ackerbau ab. Sie leben vor allem von der Rinderzucht. Ihre Kultur befi ndet sich gerade im Umbruch vom Nomaden-Dasein zu einem sesshaften Leben.

diskriminiert. Vor allem die Missionare„Die Massai wurden über Jahrzehnte

!

Die Hütten der Massai sind aus in sich verstrebten Holzpfosten,

Krieger und HirtenDie Massai sind ursprünglich ein nomadisches Krieger- und Hirtenvolk. Sie wanderten entlang des Nils aus dem südlichen Sudan bis nach Tansania und brachten Kenntnisse über die Viehzucht mit. Heute lehnen die meisten Massai den Ackerbau ab. Sie leben vor allem von der Rinderzucht. Ihre Kultur befi ndet sich gerade im Umbruch vom Nomaden-Dasein zu einem sesshaften Leben.

Bildung und Kultur

Immer mehr Massai schicken zumindest eines ihrer Kinder zur Schule. Während des Unterrichts tragen die jungen Massai westliche Kleidung und Turnschuhe.

„Wir müssen die Grenzen zwischen „Wir müssen die Grenzen zwischen

auch die Massai von der modernen Lebenswelt ausgegrenzt und diskrimiert. Die wenigsten von ihnen haben Zugang zu einer Ausbildung. Auch politisch können sie sich nicht organisieren. Ihr Lebensumfeld wird aufgrund der Eingrenzung ihres Territoriums in Reservate immer kleiner. Das darauf befi ndliche Land ist oft unfruchtbar. Dennoch gehen einige Massai heute dem traditionell verpönten Ackerbau nach. Sie befürchten allerdings, ihre alte Lebensweise aufgrund von Anpassungen an die moderne Welt zu verlieren.

Seitdem sich die Massai in Dörfern niedergelassen haben, bauen sie neben

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ich möchte folgende Materialien zum Weltmissions-Sonntag 2012 und „alle welt“ Probe-Exemplare zur Bewerbung bestellen:

JA,

1. Kirchen-Spendenboxen ___2. WMS-Plakat, DIN A3 ___3. WMS-Bodenplakat ___4. alle welt-Probe-Exemplare ___5. alle welt-Abo (12,- Euro) ___

Mein Name

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Den Bezug von alle welt können Sie jederzeit – auch formlos (z. B. per Telefon 01 / 513 77 22) – beenden. Das Abo verlängert sich automatisch am Ende eines Jahres, um ein weiteres Jahr. Hier angeführte Preise verstehen sich inklusive 20% MwSt. und Versand. Angebot gültig bis 31. 12. 2012. www.missio.at/WMS

Empfänger: Sollte sich Ihre Adresse geändert haben oder unvollständig sein, dann teilen Sie uns dies bitte telefonisch, per Fax, E-Mail oder auf dem Postweg mit, damit wir Sie auch in Zukunft erreichen können!

Blindtext wird in Managua, der Hauptstadt Nicara-

guas landen. Dort wird es dann erstmals Pater

Rodolfo French, seinen Reisebegleiter treffen. Aber

im Flugzeug verschaffen sie sich schon mal einen

Überlick über die Reisestationen. Anhand der Symbole kannst du gut ihren Weg durch Nicaragua

und somit auch durch dieses Magazin verfolgen.

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WeltMissions-Sonntag

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15.06.12 11:06

Bitte senden Sie mir die Artikel an unten stehende Adresse.

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Werben Sie mit uns für den Weltmissions-Sonntag. Gerne senden wir Ihnen unser Plakat und Kirchen-Spendenboxen zu.

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Senden Sie uns bitte den ausgefüllten Coupon an: Missio, Seilerstätte 12, 1015 Wien

Oder rufen Sie uns an: Tel (01) 513 77 22 (Fax: DW 60)Oder bestellen Sie per E-Mail: [email protected]

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WeltMissions-Sonntag

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