Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in...

59
Guido Bartelt Dr. oec. HSG Wiedenstrasse 26 8505 Pfyn Tel./Fax 052 765 27 91 Natel 079 421 24 48 [email protected] Sekretariat St. Leonhard-Strasse 31 9000 St. Gallen Tf 071 228 80 95 Fax 071 228 80 99 [email protected] www.bbp-beratung.ch Partner Ludwig Bapst Guido Bartelt Paul Baartmans Hans Fischer Jakob Weilenmann Bartelt, Bapst & Partner Berater im Gesundheits- und Heimwesen Alterskonzept Gemeinde Binningen Schlussbericht zuhanden des Gemeinderates Projektgruppe Alterskonzept Binningen Guido Bartelt, bbp Januar 2012

Transcript of Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in...

Page 1: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Guido Bartelt Dr. oec. HSG Wiedenstrasse 26 8505 Pfyn Tel./Fax 052 765 27 91 Natel 079 421 24 48 [email protected]

Sekretariat St. Leonhard-Strasse 31 9000 St. Gallen Tf 071 228 80 95 Fax 071 228 80 99 [email protected] www.bbp-beratung.ch Partner Ludwig Bapst Guido Bartelt Paul Baartmans Hans Fischer Jakob Weilenmann

Bartelt, Bapst & Partner Berater im Gesundheits- und Heimwesen

Alterskonzept

Gemeinde Binningen

Schlussbericht

zuhanden des Gemeinderates

Projektgruppe Alterskonzept Binningen

Guido Bartelt, bbp

Januar 2012

Page 2: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite I

Inhaltsverzeichnis

1. Auftrag und Vorgehen ------------------------------------------------------------------------------------ 1

2. Rechtliche Grundlagen ----------------------------------------------------------------------------------- 4

3. Ausgangslage - Ist-Situation ---------------------------------------------------------------------------- 8

3.1 Soziokulturelle, aktivierende und kirchliche Angebote --------------------------------------- 8

3.2 Beratung ---------------------------------------------------------------------------------------------- 10

3.3 Hilfen zu Hause ------------------------------------------------------------------------------------- 10

3.4 Wohnen im Alter ------------------------------------------------------------------------------------ 12

3.5 Stationäre Angebote ------------------------------------------------------------------------------- 13

3.6 Finanzielle Leistungen der Gemeinde --------------------------------------------------------- 14

4. Ergebnisse der Befragungen ------------------------------------------------------------------------- 15

4.1 Bevölkerungsbefragung zum Alterskonzept 2010 ------------------------------------------ 15

4.2 Beurteilung der Ist-Situation durch die in der Altersarbeit Tätigen ---------------------- 27

5. Entwicklungen, Trends --------------------------------------------------------------------------------- 29

5.1 Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsperspektive --------------------------------- 29

5.2 Trends ------------------------------------------------------------------------------------------------- 31

6. Übergreifende Ziele der Alterspolitik --------------------------------------------------------------- 33

7. Massnahmenentwicklung in Schwerpunktbereichen ----------------------------------------- 35

7.1 Wohnen im Alter ------------------------------------------------------------------------------------ 35

7.2 Prävention im Alter --------------------------------------------------------------------------------- 39

7.3 Stärkung der Hilfe und Pflege durch Angehörige ------------------------------------------- 40

7.4 Ausbau - Optimierung der ambulanten Hilfe ------------------------------------------------- 44

7.5 Stationäre Pflege und Betreuung --------------------------------------------------------------- 46

7.6 Mobilitätsbedürfnisse und Sicherheit----------------------------------------------------------- 46

7.7 Optimierung der Information --------------------------------------------------------------------- 47

7.8 Koordination im Bereich der Altersarbeit ------------------------------------------------------ 48

8. Anträge der Projektgruppe ---------------------------------------------------------------------------- 51

9. Massnahmenkatalog ------------------------------------------------------------------------------------- 52

Bibliographie --------------------------------------------------------------------------------------------------- 56

Page 3: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 1

1. Auftrag und Vorgehen

Das bestehende Alterskonzept der Gemeinde Binningen stammt aus dem Jahre 1990 (Gemeinde Binningen - Kommission Betagtenkonzept, 1990). Wesentliche An-liegen wurden zwischenzeitlich umgesetzt oder sind in Realisierung (Alternative Pfle-gemodelle / Pflegewohngruppen, Tagesstätte, Neubau Schlossacker). Inzwischen sind die verwendeten Grundlagen veraltet und die im Grossen und Ganzen nach wie vor gültigen Ziele der Altersarbeit bedürfen einer Überprüfung. Zudem haben sich verschiedene gesetzliche Rahmenbedingungen verändert: Auf Bundesebene trat auf den 1.1. 2011 die Verordnung zur Umsetzung der neuen Pfle-gefinanzierung in Kraft, welche insbesondere Neuerungen für die Finanzierung der Spitex, der Alters- und Pflegeheime sowie der Akut- und Übergangspflege bringt. Auf den 1.1.2006 ist das kantonale Gesetz über die Betreuung und Pflege im Alter (GeBPA) und am 1.1. 2009 ist ein neues Gesundheitsgesetz in Kraft getreten, wel-ches die Aufgaben der Gemeinden im Gesundheits- und Altersbereich präzisiert (vgl. hinten Abschnitt 2 Seite 4f). Angesichts der zahlreichen Veränderungen und der verschiedenen Verpflichtungen der Gemeinde im Bereich Alter, Pflege und Betreuung ist die Überarbeitung des Al-terskonzeptes, welches eine Gesamtschau erstellt, den Koordinationsbedarf aufzeigt und wiederum die mittelfristigen Ziele und Massnahmen aufzeigt, angezeigt und dringlich. Der Gemeinderat beauftragte deshalb im Herbst 2009 die Firma bbp-Berater im Ge-sundheits- und Heimwesen zusammen mit einer einzusetzenden breit abgestützten Projektgruppe unter der Leitung von Gemeinderätin Heidi Ernst, eine grundlegende Überarbeitung des Alterskonzeptes vorzunehmen. Die Projektziele wurden wie folgt definiert: Erarbeitung eines neuen Alterskonzeptes für die Gemeinde Binningen, welches - einen Überblick über die Ist-Situation der Betagtenbetreuung in der Gemeinde gibt

und allfällige Problemsituationen aufnimmt,

- aufgrund der zu erwartenden Entwicklung der Bevölkerung den künftigen Bedarf im ambulanten und stationären Bereich aufzeigt,

- mögliche Varianten für die Deckung des Bedarfs erarbeitet und beurteilt,

- Ziele für die Alterspolitik in der Gemeinde erarbeitet,

- Massnahmen in den Bereichen Prävention/Aktivierung, Wohnformen im Alter, am-bulante und stationäre Betreuung, Koordination/Entwicklung vorschlägt,

- das Bewusstsein für Altersfragen in der Gemeinde und das Engagement von den und für die Betagten in der Gemeinde erhöht.

Page 4: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 2

Die Arbeiten am Alterskonzept wurden von einer Projektgruppe begleitet, die sich wie folgt zusammensetzte:

Abbildung 1: Projektgruppe Alterskonzept

Heidi Ernst, Gemeinderätin, Vorsitz* Guido Bartelt, bbp-Berater im Gesundheits- und Heimwesen, Projektleitung* Elsi Arnold, Vertretung Angehörige Ruth Buser, Spitex Zentrum Binningen Carlo Mati, Präsident Spitex Binningen* Sibylle Schatz , Tagesstätte für Betagte und Behinderte Ursula Wüthrich, Stiftung Alters- und Pflegeheime Binningen Pia Glaser, Stiftung Alterssiedlung Schlossacker Susanna Probst, Verein Pflegewohnungen Paul Rudin, Senioren Wohngenossenschaft Waldeck Patrick Schaub, Privatärzte Ernst Zbinden, SeniorInnen für SeniorInnen Fredi Vogelsanger, Ev.-ref. Kirchgemeinde, Stelle für Altersarbeit und Soziales Brigitte Wiggli, Abteilungsleiterin Soziale Dienste/Gesundheit* Sabine Währen, Pro Senectute beider Basel Mathias Jäggi, Röm.-kath. Pfarramt, Altersbereich Peter Fankhauser, Seniorenverein * Mitglieder des Steuerungsausschusses

Das Vorgehen umfasste im Wesentlichen folgende Schritte: Projektvorbereitung - Definitive Bestimmung der Projektorganisation und Terminplanung - Sichtung der vorhandenen Unterlagen und Materialien - Vorbereitung von Erhebungen - Start-Sitzung der Projektgruppe Ist-Analyse, Standortbestimmung - Angebotsdaten der Heime in der Region

- Aufnahme der Strukturen und Angebote im Bereich Aktivierung und Prävention

- Aufnahme der Situation im Spitexbereich

- Aufnahme der aktuellen Bevölkerungsdaten

- Aktuelle Platzierung von Einwohner/innen der Gemeinde Binningen in Heimen

- Durchführung einer Befragung bei der 55-jährigen und älteren Bevölkerung in der Gemeinde auf der Basis eines Fragebogens

Page 5: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 3

Die Projektgruppe diskutierte die Ergebnisse der Ist-Analyse an einem ersten Work-shop und legte Schwerpunktbereiche für die weitere Bearbeitung fest (vgl. Abschnitt 7, Seite 35).

Die Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung und die ausgewählten Schwerpunktbe-reiche als Grundlage für die Weiterarbeit der Projektgruppe wurden im Mai 2011 dem Gemeinderat präsentiert und von diesem in zustimmendem Sinne zur Kenntnis ge-nommen. In weiteren Workshops der Projektgruppe wurden folgende Themen bearbeitet:

- Wichtige Trends im Altersbereich

- Generelle Ziele der Alterspolitik

- Massnahmen in Schwerpunktbereichen

o Wohnen im Alter o Entlastung von pflegenden Angehörigen o Information und Koordination o Prävention im Alter o Optimierung der ambulanten Hilfe o Mobilitätsbedürfnisse

Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt und in der Schlusssitzung vom 9. Januar 2012 zuhanden des Gemeinderates verabschiedet.

Page 6: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 4

2. Rechtliche Grundlagen

Im Kanton Basel-Landschaft spielen die Gemeinden eine zentrale Rolle in der Betreuung und Pflege im Alter. Sie sind die Hauptakteure in der Alterspolitik. Gemäss dem Gesetz über die Betreuung und Pflege im Alter (GeBPA) vom 20. Oktober 2005 sind die Aufgaben der Gemeinden wie folgt festgelegt: Generelle Aufgaben der Gemeinden (§ 4 GeBPA) a. Sie erstellen für ihre Einwohnerinnen und Einwohner ein Konzept zur Betreuung

und Pflege im Alter; b. sie sorgen auf der Basis der kantonalen Grundlagen für eine ausreichende ambu-

lante und stationäre Betreuungs- und Pflegestruktur im Alter für ihre Einwohnerin-nen und Einwohner;

c. sie stellen die Koordination in den Bereichen der Betreuung und Pflege im Alter auf Stufe Gemeinde sicher;

d. sie berücksichtigen die Anliegen der mit diesem Gesetz angesprochenen Perso-nengruppe;

e. sie regeln für alle stationären Alters- und Pflegeeinrichtungen gemeinsam die Qualitätskontrolle und legen die für die Durchführung der Kontrollen zuständige Organisation fest.

Spezielle Aufgaben der Gemeinden (§ 5 GeBPA)

a. Sie stehen für Auskünfte in Altersfragen zur Verfügung und stellen die diesbezüg-liche Information sicher;

b. sie leisten bei Bedarf Beiträge an ihre Einwohnerinnen und Einwohner in den Al-ters- und Pflegeeinrichtungen der Pflegeheimliste sowie in weiteren anerkannten Einrichtungen;

c. sie leisten ihren Einwohnerinnen und Einwohnern bei Bedarf Beiträge an die Kos-ten der Betreuung in anderen Betreuungs- oder Pflegeeinrichtungen, soweit das Gemeinderecht das vorsieht;

d. sie schliessen mit den Alters- und Pflegeeinrichtungen auf ihrem Gemeindege-biet, deren Bedarf sie bejaht haben, eine Leistungsvereinbarung ab;

e. sie beteiligen sich durch eine vom Verband Basellandschaftlicher Gemeinden be-stimmte Vertretung an den Tarifverhandlungen mit den Krankenversicherern;

f. sie schulen die Auskunftspersonen für Altersfragen. Der Kanton erfüllt in der Betreuung und Pflege im Alter eine beratende und koordi-nierende Funktion. Er hat insbesondere folgende Aufgaben (§ 3 GeBPA): - Er stellt die geriatrische Behandlung in den Kantonsspitälern und in der Kantona-

len Psychiatrischen Klinik sowie den psychogeriatrischen Konsiliardienst sicher; - er stellt demografische und fachliche Grundlagen für die Alters- und Pflegeeinrich-

tungen bereit; - er leistet Investitionsbeiträge an Alters- und Pflegeheime, sofern diese bedarfsge-

recht sind; - er übt die gesundheitspolizeiliche Aufsicht über die Alters- und Pflegeheime aus; - er leistet Beiträge an Kurse in der Grundpflege und beteiligt sich personell an der

Schulung von kommunalen Auskunftspersonen für Altersfragen.

Page 7: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 5

Die Aufgaben der Gemeinden im Spitexbereich sind im kantonalen Gesundheits-gesetz (§ 79 GesG) im Wesentlichen wie folgt festgelegt:

1 Die Gemeinden stellen die Koordination und das Angebot der spitalexternen Haus- und Krankenpflege (Spitex) sicher. Sie tragen die daraus entstehenden Kosten nach Abzug der Beiträge Dritter und eines angemessenen Anteils der Leistungsbezüger.

2 Das Spitex-Angebot umfasst mindestens die Leistungen, welche durch die Sozial-versicherungen als Pflichtleistungen vergütet werden, die erforderlichen Hauswirt-schaftsleistungen, die Betreuungsangebote, die Mahlzeitendienste sowie die Tages- und Nachtangebote.

3 Der Regierungsrat erlässt unter Mitwirkung der Gemeinden die erforderlichen Stan-dards für eine kantonsweit einheitliche Qualitätssicherung. Er kann diesbezüglich bereits bestehende Qualitätsstandards von Fachorganisationen als verbindlich erklä-ren. Grundsätzlich erfolgt die Finanzierung der Kosten im Alters- und Pflegeheim wie folgt (vgl. dazu auch Homepage des Verbandes Baselbieter Alters-, Pflege- und Betreuungseinrichtungen www.bap-bl.ch, Finanzierung):

a. Hotelleriekosten (Zimmermiete, Reinigung, Wäsche, Mahlzeiten, Hauswartung etc.): vom Bewohner/von der Bewohnerin zu tragen

b. Betreuungskosten (Leistungen der Pflege und Betreuung, welche nicht von der Krankenkasse übernommen werden): vom Bewohner/von der Bewohnerin zu tragen

c. Pflege und Betreuungskosten gemäss KVG: von der Krankenkasse, der öf-fentlichen Hand zu tragen, Selbstbehalt der Bewohner/innen (siehe Pflegefi-nanzierung)

Mit der neuen Pflegefinanzierung gemäss KVG haben sich die Rahmenbedingun-gen auf den 1.1.2011 für die stationäre Pflege in Alters- und Pflegeheimen und auch für die Spitex geändert, wobei derzeit im Kanton Basel-Landschaft noch Übergangs-regelungen in Kraft sind. Der Kanton Basel-Landschaft sieht folgende Umsetzung der neuen Pflegefinanzierung vor: - Die Gemeinden tragen die Restkosten der Pflege (vom Kanton festgelegte Norm-

kosten abzüglich Beiträge der Versicherer, abzüglich Beiträge der Bewoh-ner/innen bzw. der Spitex-Klientinnen und -Klienten.

- Der Beitrag der Spitex-Klientinnen und -Klienten wird auf 10 Prozent des höchs-ten Beitrages der Krankenversicherer beschränkt.

Aufgrund einer Zeitstudie haben Kanton, Gemeinden und der Verband Baselbieter Alters- und Pflegeheime sich auf eine Anpassung der Normkosten geeinigt und damit die bis zu diesem Datum geltende Übergangsregelung abgelöst. Die Pflegenormkos-ten für Leistungen gemäss KVG (ohne Betreuung und Hotellerie) wurden dabei auf Fr. 52.74 pro Stunde festgelegt. Die ab 1.1.2012 geltenden Beiträge der einzelnen Kostenträger sind aus der folgenden Tabelle ersichtlich:

Page 8: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 6

Tabelle 1: Beiträge der Kostenträger gemäss neuer Pflegefinanzierung BL für Aufenthalte in stationären Einrichtungen gemäss kantonaler Pfle-geheimliste pro Tag

Quelle: RRB 37.0772 vom 20. Dezember 2011; Schreiben der Volkswirtschafts- und Ge-sundheitsdirektion an die Gemeinden vom 5.11. 2011

Der Beitrag der Bewohner/innen für die Pflegekosten im Heimen ist damit auf Fr. 21.60 pro Tag beschränkt. Diese müssen aber wie oben dargelegt für die Hotellerie-kosten (Einerzimmer im Langmatten - Zentrum für Wohnen und Pflege z.B. Fr. 122.-- pro Tag) sowie für Betreuungskosten (im Langmatten je nach Pflegestufe Fr. 22.-- bis Fr. 139.-- pro Tag) aufkommen. Falls dazu ihre eigenen Mittel nicht ausreichen, können Ergänzungsleistungen bean-tragt werden, welche für Alters- und Pflegeheime auf der kantonalen Pflegeheimliste die Taxen für Pflege, Betreuung und Unterkunft anrechnen. Durch die Neuregelung der Pflegefinanzierung und die neuen gesetzlichen Beiträge der Gemeinden ergibt sich gegenüber der aktuellen Situation für die Bewohner/innen von Al-ters- und Pflegeheimen insgesamt in der Regel eine spürbare finanzielle Ent-lastung. Im Spitex-Bereich gelten vorderhand die bisherigen Tarife und Regelungen (keine Kostenbeteiligung durch Klient/in): Massnahmen nach Art. 7 Abs. 2 KLV pro 5 Min. pro Stunde Abklärung und Beratung: Fr. 6.21 Fr. 74.50 Untersuchung und Behandlung Fr. 5.79 Fr. 69.50 Grundpflege einfach/stabil Fr. 4.00 Fr. 48.00 Grundpflege komplex/instabil Fr. 5.79 Fr. 69.50 Die Ansätze der noch umzusetzenden gesamtschweizerisch gültigen Pflegefinanzie-rung betragen bei der Spitex Fr. 79.80 Franken für Abklärung und Beratung, 65.40 Franken für Untersuchung und Behandlung und 54.69 für Grundpflege.

Pflegestufe Minuten gemäss

KLV

Beitrag

Versicherer

Beitrag

Bewohner

Beitrag

Gemeinde

Total Pflege-

normkosten

Pflegestufe 1 a. bis 20 9.00Fr. 8.60Fr. -Fr. 17.60Fr.

Pflegestufe 2 b. 21 bis 40 18.00Fr. 8.40Fr. -Fr. 26.40Fr.

Pflegestufe 3 c. 41 bis 60 27.00Fr. 17.00Fr. -Fr. 44.00Fr.

Pflegestufe 4 d. 61 bis 80 36.00Fr. 21.60Fr. 4.00Fr. 61.60Fr.

Pflegestufe 5 e. 81 bis 100 45.00Fr. 21.60Fr. 12.60Fr. 79.20Fr.

Pflegestufe 6 f. 101 bis 120 54.00Fr. 21.60Fr. 21.20Fr. 96.80Fr.

Pflegestufe 7 g. 121 bis 140 63.00Fr. 21.60Fr. 29.80Fr. 114.40Fr.

Pflegestufe 8 h. 141 bis 160 72.00Fr. 21.60Fr. 38.40Fr. 132.00Fr.

Pflegestufe 9 i. 161 bis 180 81.00Fr. 21.60Fr. 47.00Fr. 149.60Fr.

Pflegestufe 10 j. 181 bis 200 90.00Fr. 21.60Fr. 55.60Fr. 167.20Fr.

Pflegestufe 11 k. 201 bis 220 99.00Fr. 21.60Fr. 64.20Fr. 184.80Fr.

Pflegestufe 12 l. 220 und mehr 108.00Fr. 21.60Fr. 72.80Fr. 202.40Fr.

Page 9: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 7

Der Selbstbehalt für die Spitex-Klientinnen und -klienten beträgt gemäss KVG maxi-mal 20%, im Kanton Baselland mit der Umsetzung der Pflegefinanzierung voraus-sichtlich 10%. Damit ergibt sich für die Klientinnen und Klienten der Spitex mit der Umsetzung der neuen Pflegefinanzierung eine Mehrbelastung. Für die Akut- und Übergangspflege wurden spezielle Tarife ausgehandelt, welche ab 2012 angewendet werden: Pauschaltarif Krankenversicherer: Fr. 58.00, entspricht 45% der Vollkosten, Kanton 55%, entspricht Fr. 70.90 ,Total Fr. 128.90 pro Stunde. Auf Gemeindeebene sieht das Legislaturprogramm des Gemeinderates Binningen 2008-2012 in der Produktegruppe Gesundheit folgende Schwerpunkte vor:

- die Realisierung des zweiten Alters- und Pflegeheims Schlossacker

- die Erarbeitung eines zeitgemässen Alterskonzepts, an welchem sich die An-gebote im Seniorenbereich ausrichten. Zudem sollen die Altersinstitutionen untereinander koordiniert und vorhandene Synergien genutzt werden. Ange-strebt wird auch eine (überkommunale) Informationsstelle für das Alter an ei-ner neutralen Stelle.

Die Gemeinde hat im Weiteren mit verschiedenen Institutionen im Altersbereich Ver-einbarungen getroffen. Diese werden in Abschnitt 3 Ausgangslage - Ist-Situation dargestellt.

Page 10: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 8

3. Ausgangslage - Ist-Situation

Im folgenden Abschnitt werden die bestehenden Angebote beschrieben, die mittels eines Fragebogens und teilweise im Rahmen von Interviews erfasst wurden.

3.1 Soziokulturelle, aktivierende und kirchliche Angebote

Der Seniorenverein Binningen zählt per Ende 2009 479 Mitglieder und bietet ein attraktives Jahresprogramm an: Jeden Mittwoch (mit einigen Ausnahmen) findet im Kronenmattsaal ein Spielnachmittag statt. Jährlich werden 2-3 Ausflüge, 2 Wande-rungen und 2 Jass-Turniere angeboten. Zudem werden individuell Besuche und Ge-burtstagsgratulationen durchgeführt. Der Grossteil der Mitglieder (rund 73%) stammt aus Binningen, die übrigen aus Basel, Bottmingen und diversen anderen Gemein-den. Vorstand und Helfer arbeiten ehrenamtlich. Das Katholische Pfarramt ist zuständig für die beiden Gemeinden Binningen und Bottmingen. Neben der allgemeinen Seelsorge dienen eine Reihe von Angeboten speziell für ältere Menschen der sozialen Kontaktpflege und der Begleitung: - Altersausflüge (jährlich ein ganz- und ein halbtägiger Ausflug, offen für alle) - Altersnachmittage mit kulinarischem und kulturellem Programm, inkl. Fahrdienst

(ca. 9 pro Jahr) - Spezielle Gottesdienste (2 pro Jahr) - Seniorenferien (jährlich, 10 Tage, ökumenisch) - Spitalbesuche - Sterbe- und Trauerbegleitung - Geburtstagsbesuche - Strickgruppe Älteren Menschen stehen auch die Sozialberatung des Pfarreisozialdienstes sowie die zahlreichen übrigen Anlässe der Kirchgemeinde zur Verfügung. Die Altersarbeit wird von verschiedenen Stellen ausgeführt und entspricht etwa einem Pensum von 65%. Zudem sind ehrenamtliche Helfer für die Altersnachmittage, die Seniorenferien, im Rahmen der Besuchergruppe und im Spital ("Bettenschieben") tätig. Die Evang.-ref. Kirchgemeinde Binningen-Bottmingen bietet neben der allgemei-nen Seelsorge speziell für ältere Menschen folgende Angebote: - Altersausflüge 2 pro Jahr plus weitere Exkursionen - Altersnachmittage 5 pro Jahr - davon einer ökumenisch - Mittagsclub Schlossacker (zweimal wöchentliches Mittagessen in der Alterssied-

lung Schlossacker, ökumenisch - geselliges Beisammensein) - Besuche bei Jubilaren bei runden Geburtstagen ab dem 80. Altersjahr - Projektarbeit, Erwachsenenbildungskurse Zudem stehen den Mitgliedern der evang.- ref. Kirche die Sozialberatung sowie di-verse Anlässe für alle Generationen offen. Für die Altersarbeit stehen ein Sozialdia-kon mit einem Anstellungspensum von 100% sowie diverse freiwillige Mitarbei-ter/innen zur Verfügung.

Page 11: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 9

Die Tagesstätte Schlossacker bietet an drei Tagen pro Woche für maximal 8 Per-sonen eine aktivierende Tagesgestaltung und Betreuung an. Ziel ist es, älteren Men-schen durch eine aktivierende Betreuung Abwechslung zu bieten, die Selbständigkeit für das Leben zu Hause zu fördern und die Angehörigen zu entlasten. Trägerin ist die Gemeinde Binningen (2.15 Stellen), der Kostenbeitrag pro Tag beträgt Fr. 70.-- bzw. Fr. 110.-- für auswärtige Gäste. Die Auslastung in den letzten drei Jahren lag bei rund 6.5 Personen pro Tag. An zwei Nachmittagen pro Woche bietet die Gemeinde Binningen in den gleichen Räumlichkeiten die Aktivierung Schlossacker an. Die von ca. 12 Personen vorwie-gend aus der Alterssiedlung besuchte Aktivierung ist kostenlos. Das Angebot um-fasst handwerkliche, gestalterische, spielerische und gemeinschaftsfördernde Be-schäftigung. Die Betreuung erfolgt durch jeweils zwei Mitarbeiter/innen (0.34 Stellen). Der Verein "SeniorInnen für SeniorInnen Hilfen im Alltag" wurde im Jahre 2000 gegründet. Er besteht aus rund 300 Mitgliedern und bezweckt die Vermittlung von diversen Dienstleistungen für Seniorinnen und Senioren, Langzeitkranken und Be-hinderten aller Altersstufen. 2009 wurden über 3500 Einsatzstunden geleistet, vor-wiegend Hausarbeit (ca. 70%), Begleitung (13%) und Gartenarbeit (9%) sowie Fahr-dienst, Schreibarbeiten und Reparaturen. Die Kosten für die Inanspruchnahme von Leistungen betragen je nach Kategorie pro Stunde zwischen Fr. 19.-- für Fahrdienste, Begleitung etc., Fr. 29.-- für Haushaltsar-beiten und Fr. 35.-- für Gartenarbeiten. Die Helferinnen und Helfer erhalten eine Ent-schädigung von Fr. 15.-- bis Fr. 24.-- pro Stunde. Der Verein wird von der katholischen und der reformierten Kirchgemeinde finanziell unterstützt und erhält keine Beiträge der Gemeinde Binningen mehr. Die ursprüngli-che Idee der Unterstützung von Seniorinnen und Senioren der 4. Generation (80-Jährige und Ältere) durch jüngere Seniorinnen und Senioren nach dem Selbsthilfe-gedanken musste zugunsten des Einsatzes von jüngeren Hilfskräften teilweise relati-viert werden. Im Bildungs-, Kurs- und Sportbereich steht das breite Angebot der Pro Senectute beider Basel in den Bereichen

- Bildung und Kultur (Führungen & Vorträge, Sprachen; Computer & Technik; Kreativität) sowie

- Sport & Wellness (Krafttraining, Bewegung & Gymnastik, Spiele, Tanz, Was-sersport; Laufsport & Wandern etc.)

zur Verfügung (gemäss Website www.bb.pro-senectute.ch). Gemäss Leistungsbericht der Pro Senectute beider Basel nahmen 2010 220 Perso-nen aus Binningen an solchen Kursen teil.

Page 12: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 10

3.2 Beratung

Die Pro Senectute beider Basel berät ältere Personen aus Binningen im Rahmen einer Leistungsvereinbarung in Altersfragen kostenlos. Im Jahre 2010 wurden rund 460 Stunden für die Sozialberatung aufgewendet. Zudem führt die Pro Senectute auch Treuhandschaften (6 Personen) und unterstützt ältere Menschen bei der Steu-ererklärung (66 Fälle). Die Leistungsvereinbarung, welche noch bis Ende 2011 gültig war, muss neu ausgehandelt werden. Die Sozialen Dienste der Gemeinde Binningen beraten ältere Personen im freiwil-ligen Bereich nur in Einzelfällen, in der Regel auch nur, um sie an die Pro Senectute zu überweisen. Hingegen werden ältere Personen mit vormundschaftlichen Mass-nahmen und solche, welche Sozialhilfe beziehen, von den Sozialen Diensten bera-ten. Dabei wird in spezifischen Altersfragen die Zusammenarbeit mit Pro Senectute bzw. anderen Anbietern von Dienstleistungen im Altersbereich gesucht.

3.3 Hilfen zu Hause

Gemäss der Leistungsvereinbarung mit der Gemeinde Binningen aus dem Jahre 2006 bietet die Spitex Binningen folgende Leistungen an:

Krankenpflegeleistungen gemäss Art. 7 KLV (Abklärung und Beratung, Be-handlungspflege, Grundpflege, psychogeriatrische Pflege und Beratung)

Hauspflege/Haushilfe

übrige Dienstleistungen wie Vermittlung von Krankenmobilien und weitere Dienstleistungen, Information, Ambulatorium, Betreuung zur Entlastung von Angehörigen, Kontaktbesuche, Versorgung verstorbener Spitex-Klientinnen und -klienten.

Krankenpflegeleistungen werden an 7 Tagen der Woche von 07:00 bis 22:00 er-bracht. Für bestehende Klientinnen und Klienten wird individuell vorübergehend bei terminalen Situationen ein Pikettdienst angeboten, und es werden auch Nachteinsät-ze geleistet. Die hauswirtschaftlichen Leistungen werden werktags von 07:00 bis 17:00 erbracht, das Sekretariat ist werktags bis 16:00 während den Bürozeiten ge-öffnet. Weitere Dienstleistungen, insbesondere Mahlzeitendienst, Kinderspitex und Mittags-tisch werden vermittelt. Es besteht auch eine Zusammenarbeit mit der Spitexpress Basel für Notfallsituationen, mit der Kinderspitex Nordwestschweiz und der SEOP Baselland. Vermehrt findet auch eine Zusammenarbeit mit privaten Anbietern statt, vor allem im hauswirtschaftlichen Bereich.

Page 13: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 11

Die folgende Tabelle zeigt die Entwicklung der Spitex Binningen in den letzten Jah-ren:

Tabelle 2: Entwicklung Spitex Binningen 2005 - 2010

2005 2006 2007 2008 2009 2010

Ver-

änderung

05-10

Pflege KLV 11'706 12'981 13'493 17'247 16'536 18'715 59.9%

Hauswirtschaftliche Leistungen 6'653 6'461 6'473 6'714 5'570 5'736 -13.8%

Total verrechnete Stunden 1) 18'359 19'442 19'966 24'090 22'106 24'451 33.2%

Vollzeitstellen 29.5 30.0 29.4 27.3 25.5 25.3 -14.2%1 ) inkl. weitere Spitexleistungen

Die starke Entwicklung bei den pflegerischen Leistungen gemäss KLV, welche bis auf den üblichen Selbstbehalt von den Krankenversicherern übernommen wurden, ist einerseits auf eine Überprüfung der Verrechnungspraxis im Rahmen der Effizienz-bemühungen, anderseits aber vor allem auf den zunehmenden Bedarf zurückzufüh-ren.

Die aktuelle Leistungsvereinbarung sieht einen Budgetbeitrag der Gemeinde an die Spitex Binningen vor, welcher so zu bemessen ist, dass der Auftragnehmerin grund-sätzlich eine ausgeglichene Rechnung ermöglicht wird. Im Weiteren bestehen Vereinbarungen für die Erbringung von überkommunalen Leistungen mit der Spitalexternen Onkologiepflege, dem Roten Kreuz und Curavis, welche die Gemeinde je nach geleisteten Stunden mit rund Fr. 40'000.-- pro Jahr entschädigt.

Im hauswirtschaftlichen Bereich bietet wie vorne erwähnt auch SeniorInnen für Se-niorInnen Hilfen im Alltag an.

Die Pro Senectute beider Basel leistet Einsätze insbesondere im Reinigungsbe-reich und bei Umzügen (ca. 1400 Stunden).

Page 14: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 12

3.4 Wohnen im Alter

Im Alterswohnbereich bestehen Angebote der Stiftung Alterssiedlung Schlossacker und der Seniorenwohngenossenschaft Waldeck. Die Alterssiedlung Schlossacker ist eine gemeinnützige Stiftung, welche von der evangelisch-reformierten Kirchgemeinde gegründet wurde und den Bau und Betrieb einer Alterssiedlung mit günstigen Wohnungen bezweckt. Die Alterssiedlung Schlossacker bietet 7 Ein-Zimmer-, 26 Zwei-Zimmer- und 3 Drei-Zimmerwohnungen an. Die 36 Wohnungen waren gemäss Umfrage im Herbst 2010 alle belegt und insgesamt lebten 46 Personen in der Siedlung, davon 44 aus Binnin-gen. Das Durchschnittsalter beträgt 82.5 Jahre. Es bestand eine Warteliste mit 5 dringlichen und ca. 30 vorsorglichen Anmeldungen. Die Wohnungspreise betragen je nach Wohnungsgrösse zwischen Fr. 835.-- und 1260.-- plus Fr. 235.-- bis Fr. 270.-- Nebenkosten (Stand 2011). Die Basisfinanzie-rung ist durch ein kostenloses Baurecht (evang.- ref. Kirchgemeinde) und ein unver-zinsliches nicht zu amortisierendes Darlehen der Gemeinde Binningen sichergestellt. Die Siedlungsleitung wird durch eine halbtags anwesende Leiterin (60% Stelle) wahrgenommen. Diese übernimmt die Organisation der Betreuung und der Aktivitä-ten und steht den Mieterinnen und Mietern auch als Ansprechperson zur Verfügung. Damit entsprechen die Wohnungen teilweise dem Konzept des betreuten Wohnens. In den Räumlichkeiten der Alterssiedlung befindet sich ebenfalls die Tagesstätte Schlossacker und hier werden auch die Aktivierung Schlossacker und der Mittags-club angeboten. Die Seniorenwohngenossenschaft Waldeck hat rund 250 Mitglieder und bietet insgesamt an zwei Standorten (Bottmingerstrasse und Schafmatt) 30 2-2.5-Zimmerwohnungen, 26 3-Zimmerwohnungen und 2 4-Zimmerwohnungen an. Am Stichtag Ende April 2010 waren alle Wohnungen belegt. Insgesamt lebten 76 Perso-nen in den Wohnungen der Genossenschaft, davon stammen 55 aus der Gemeinde Binningen. Die dringliche Warteliste umfasste gemäss Angaben der Genossenschaft 62 Personen. Die Bewohner/innen können wie die übrigen Einwohner/innen die Leis-tungen der Spitex Binningen in Anspruch nehmen. Zudem besteht gegen Anmeldung die Möglichkeit, im nahegelegenen Langmatten - Zentrum für Wohnen und Pflege das Mittag- bzw. Nachtessen einzunehmen. Die Genossenschaft bietet an beiden Standorten monatliche Zusammenkünfte an (Unterhaltung, Kultur, gemeinsames Es-sen etc.). Die Wohnungspreise für eine 2-2.5-Zimmerwohnung inkl. Nebenkosten je nach Grösse und Standort betragen zwischen Fr. 1190.-- und 1650.-- und für eine 3-Zimmerwohnung zwischen Fr. 1890.-- und 2380.-- (Stand 2011). Zudem haben Mieter/innen einen Pflichtbeitrag in Form eines unverzinslichen Anteil-scheins zu leisten (z. B. Fr. 20'000.-- für 2-Zimmerwohnung, Fr. 30-35'000.-- für Drei-zimmerwohnung).

Page 15: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 13

Die Nyfag AG bietet an der Brückenstrasse 19 und an der Oberwilerstrasse 11 al-tersgerechte Wohnungen an (schwellenlose 2-Zimmer- und einige 3-Zimmerwohnungen, je nach Grösse in einem Preissegment von Fr. 1400.-- bis Fr. 2300.-- inkl. Nebenkosten (Stand 2011). Bis auf zwei Ausnahmen sind die Wohnun-gen mit Betagten, vor allem verwitweten Frauen, besetzt. Eine Warteliste besteht nicht, in den oberen Preisklassen gibt es manchmal Belegungsschwierigkeiten.

3.5 Stationäre Angebote

Die Stiftung Alters- und Pflegeheime Binningen bietet aktuell im Langmatten - Zentrum für Wohnen und Pflege - 85 Einzelzimmer, 8 Doppelzimmer und ein Ferien-zimmer an. Am Stichtag Ende April 2010 waren von den 102 Plätzen 101 belegt. Die Auslastung war auch im Jahre 2009 hoch (über 98 %), was praktisch einer Voll-Auslastung entspricht. Es besteht eine grössere dringliche Warteliste. Die Stiftung ist auch Trägerin des neuen Zentrums Schlossacker. Am 16. Januar 2011 stimmten die Binningerinnen und Binninger dem Anteil der Gemeinde Binnin-gen am Investitionsbeitrag für die Erstellung dieses Zentrums mit 72 Plätzen zu. Im Zentrum Schlossacker sind auch Räumlichkeiten für die Spitex, die Tagesstätte und weitere Dienstleistungen vorgesehen. Die Eröffnung ist auf April 2013 geplant. Weite-re Informationen zum Bauprojekt und zum aktuellen Stand der Arbeiten finden sich auf der Homepage der Stiftung und der Gemeinde. Da nach Fertigstellung des neuen Zentrums am Standort Langmatten im Rahmen von grundlegenden Sanierungs-massnahmen Doppelzimmer in Einzelzimmer umgewandelt und Einzelzimmer ohne Nasszelle aufgehoben werden, stehen dannzumal noch 92 Plätze (statt 102 wie ak-tuell) zur Verfügung. Der Verein Pflegewohnungen Binningen führt an 4 Standorten 5 Pflegewohnungen (je 4-9 Plätze) mit insgesamt 37 Plätzen (inkl. 1 Ferienplatz). Auch die Pflegewoh-nungen waren am Stichtag voll belegt und die Jahresauslastung 2009 lag bei fast 99%. Damit stehen ab dem Jahr 2013 insgesamt rund 200 Alters- und Pflegeheimplätze zur Verfügung.

Page 16: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 14

3.6 Finanzielle Leistungen der Gemeinde

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über das finanzielle Engagement der Ge-meinde Binningen im Altersbereich:

Tabelle 3: Überblick über wiederkehrende finanzielle Aufwände der Gemein-de im Altersbereich

Beschreibung der Ausgabe Gemäss Budget 2011 in Franken, wenn nicht anders angegeben

Bemerkungen

Gemeindebeitrag an die Spitex Binningen

Fr. 1'660000.--

Überkommunale Spitex-Organisationen

Fr. 40'000.-- 2010, z.B. spitalexterne On-kologiepflege SEOP, SRK, Curavis

Tagesstätte Schlossacker Fr. 200'000.-- Bruttoaufwand ca. Fr. 250'00.--, Erträge ca. Fr. 50'000.--

Aktivierung Schlossacker

In Beträgen Tagesstätte ent-halten

Wird bis Ende 2013 wie bis-her weitergeführt.

Pro Senectute Fr. 42'500.-- Leistungsvereinbarung neu auszuhandeln

Beiträge an Heimbewoh-ner/innen

Fr. 10'000.-- 2010, wenn EL nicht aus-reicht

Defizitgarantie Entlas-tungsbetten

Fr. 10'000.-- 2010, Langmatten Zentrum für Wohnen und Pflege, Ver-ein Pflegewohnungen

Beiträge neue Pflegefinan-zierung

Fr. 30'000.-- Erstes Halbjahr 2011 Fr. 70'000.-- ausgerichtet

Beiträge der Gemeinde an die EL im Rahmen des Fi-nanzausgleichs

ca. Fr. 2'300'000 Gemäss Budget 2008 Fr. 4.1 Mio. EL AHV und IV, davon ca. 55% für EL zur AHV

Nicht enthalten sind in der Tabelle einmalige Investitionsbeiträge bzw. die entspre-chenden Kapitalkosten für Verzinsung und Abschreibungen.

Page 17: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 15

4. Ergebnisse der Befragungen

4.1 Bevölkerungsbefragung zum Alterskonzept 2010

Von den insgesamt 5325 an alle 55-jährigen und älteren Einwohner/innen verschick-ten Fragebogen wurden 1864 retourniert und konnten ausgewertet werden. Der Rücklauf beträgt demnach 35.3% und darf als gut bezeichnet werden. Die altersspe-zifische Repräsentativität ist weitgehend gegeben, hingegen wird davon ausgegan-gen, dass bildungsnahe, finanziell besser gestellte sowie selbständigere Personen den Fragebogen häufiger beantwortet haben. Diese Faktoren wurden bei der Aus-wertung soweit erforderlich explizit berücksichtigt. Von den Antwortenden sind 28.4% 55-64-jährig, über die Hälfte (52.6%) 65-79-jährig und 18.9% 80-jährig und älter. 54.5% der Antwortenden sind Frauen, was dem grös-seren Anteil des weiblichen Geschlechts in den oberen Alterskategorien entspricht. Die Mehrheit der Antwortenden ist verheiratet. Rund 12% der 65-74-jährigen Antwor-tenden und 35% der 80-jährigen und älteren sind teilweise oder mehrheitlich auf Hilfe angewiesen. Wohnsituation und Wohnwünsche Deutlich über die Hälfte der Antwortenden wohnt aktuell in einer Eigentumswohnung oder im eigenen Haus. Im Quervergleich ist der Anteil derjenigen, welche in einem eigenen Haus, in einer eigenen Wohnung wohnen, und damit die Eigentumsquote eher tief. Die 65-Jährigen und Älteren leben am häufigsten mit dem/der Ehe-/Lebenspartner/in zusammen. Rund 40% der 80-Jährigen und Älteren leben alleine. Generationen-übergreifende Wohnsituationen sind relativ selten.

0.0%

10.0%

20.0%

30.0%

40.0%

50.0%

60.0%

70.0%

80.0%

niem

and,

w

ohne

alle

ine

Ehep

artn

er/i

n,

Lebe

nspa

rtne

r/in

Toch

ter u

nd /

oder

Soh

n

Toch

ter /

Soh

nm

it Fa

mili

e

ande

reA

ngeh

örig

e

Freu

nde

/Be

kann

te

ande

re,

näm

lich

Wer wohnt sonst noch im gleichen Haushalt?(Mehrfachnennungen möglich)

unter 65 Jahren

65 bis 79

80 und älter

Page 18: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 16

Im Hinblick auf das Alter („wenn Sie vielleicht nicht mehr so rüstig sind wie jetzt“) fin-den noch rund 83% der Befragten, dass ihre jetzige Wohnsituation ideal bzw. im Grossen und Ganzen zweckmässig ist. Rund 17% sehen Schwierigkeiten bzw. be-urteilen die gegenwärtige Wohnsituation im Hinblick auf das Alter als teilweise oder sehr unzweckmässig.

In Binningen wird die Wohnsituation im Hinblick auf das Alter eher besser beurteilt als in anderen Gemeinden, in denen ähnliche Befragungen durchgeführt wurden.

Am häufigsten werden bauliche Hindernisse, vor allem Treppen, fehlender Lift, fehlende Rollstuhlgängigkeit etc. genannt.

Am zweithäufigsten werden Schwierigkeiten mit der Erreichbarkeit von Läden des täglichen Bedarfs und anderen wichtigen Angeboten (Arzt, Apotheke etc.) genannt, insbesondere die Distanz zu Einkaufsläden, die dabei zu bewältigenden Höhenunterschiede und die Erforderlichkeit eines Autos für den Einkauf.

Am dritthäufigsten werden Probleme im Zusammenhang mit der Nutzung des öffentlichen Verkehrs angesprochen (Distanz zum öffentlichen Verkehrsanbin-dungspunkt und Verbindungsqualität).

Im Weiteren bieten auch die Grösse der aktuell bewohnten Liegenschaft und der mit Haus und Garten verbundene zu hohe Aufwand zunehmend Schwierigkei-ten.

Die Antworten auf die Frage nach den bevorzugten Wohnformen im Alter zeigen deutlich eine klare Präferenz für die selbständige Wohnform in der angestammten Wohnumgebung:

0.0%

10.0%

20.0%

30.0%

40.0%

50.0%

60.0%

Jetz

ige(

s), a

nder

e(s)

H

aus /

Woh

nung

Woh

ngem

eins

chaf

tm

it 4

bis

5 B

etag

ten

Bei K

inde

rnod

er V

erw

andt

en

in b

etre

uter

Pf

lege

woh

ngru

ppe

in A

lter

swoh

nung

In b

etre

uter

Alt

ersw

ohnu

ng(m

it S

ervi

ces)

In e

inem

Alt

ers

-und

Pfle

gehe

im

And

eres

, näm

lich

Bevorzugte Wohnform (wenn auf Hilfe angewiesen)

unter 65 Jahren

65 bis 79

80 und älter

Gesamt

Page 19: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 17

Die jetzige Wohnung, das jetzige Haus wird auch wenn man auf Hilfe angewiesen ist, am häufigsten als gewünschte Wohnform betrachtet. Als Alternative bei Hilfs- und Pflegebedürftigkeit werden vor allem Formen des betreuten Wohnens (mit Services) bevorzugt. Das Angebot an Alterswohnmöglichkeiten und vor allem das Angebot an günsti-gen Alterswohnungen wird in der Gemeinde Binningen von rund 85% bzw. über 90% der Antwortenden als eher knapp bis sehr knapp bezeichnet. Es ist deshalb nicht weiter erstaunlich, dass Verbesserungshinweise am häufigsten den Alterswohnbereich betreffen. Generell wollen die Befragten mehr geeigneten Wohnraum für die Älteren, wobei häufig auch auf die finanziellen Dimensionen ("günstige Wohnungen") und auf die Verfügbarkeit von Dienstleistungen hingewiesen wird. 8% der Antwortenden (immerhin 106 Personen) und damit überdurchschnittlich viele, geben an, sich schon jetzt für eine Alterswohnung zu interessieren. Damit wird bei knapp beurteiltem Angebot ein erheblicher Zusatzbedarf sichtbar.

Die Frage nach den Wohnpräferenzen bei Alterswohnungen zeigt in der Tendenz den Wunsch nach einer Durchmischung zwischen Älteren und Jüngeren. Der Erwar-tung von anderen Mitbewohner/innen Unterstützung zu erhalten, steht eine Bereit-schaft, auch solche geben zu wollen, gegenüber. Interessant ist, dass mit zuneh-mendem Alter der Befragten das Interesse an einer Durchmischung, Kontakten und Anlässen dem Wunsch nach vermehrtem Ungestörtsein weicht.

12.1%8.4%

5.0%8.0%

0.0%

10.0%

20.0%

30.0%

40.0%

50.0%

60.0%

70.0%

80.0%

80 und älter 65 bis 79 unter 65 Jahren Gesamt

Interesse Alterswohnung

ja, ich interessiere mich jetzt schon

im Moment kein Interesse, kommt aber später für mich in Frage

nein, für mich kommt eine Alterswohnung eher nicht in Frage

Page 20: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 18

Umgebungsfaktoren Von den Umgebungsfaktoren wird die Erschliessung mit dem öffentlichen Verkehr auf Gemeindegebiet insgesamt am besten beurteilt (fast 85% sehr gut/gut). Eine Auswertung nach Quartieren zeigt aber Unterschiede auf (Zentrum, Schafmat-ten/Mühle, Kernmatt und Gorenmatten gut/sehr gut; Meiriacker, Muldenacker, Hölzli, Klosteracker und vor allem Bruderholz weniger als gut). Trotz der generell guten Beurteilung wird bei den Textantworten zu gewünschten Veränderungen am zweithäufigsten auf Verbesserungen im Bereich des öffentli-chen Verkehrs hingewiesen. Genannt werden bessere Verbindungen zwischen West- und Ost-Plateau, zu Kirche, Friedhof, Naherholungsgebiet Bruderholz, wobei als konkrete Möglichkeiten ein Ortsbus, Ruftaxi oder andere Linienführungen ange-führt werden. Von den übrigen Umgebungsfaktoren werden die Einkaufsmöglichkeiten ebenfalls noch von mehr als drei Vierteln als gut bzw. sehr gut beurteilt. Die Gestaltung von Wegen, öffentlichen Anlagen und Gebäuden für Gehbehinderte wird am schlechtes-ten, mehrheitlich aber immer noch als gut bis sehr gut beurteilt. Weitere Hinweise betreffen den Wunsch nach einer Verbesserung der Verkehrssi-cherheit (Strassenübergänge, vermehrte Kontrolle der Einhaltung von Tempolimiten etc.) und Verbesserungen für Gehbehinderte und Rollstuhlfahrer (Trottoirab-schrägungen an Randsteinen, zu schmale Trottoirs, Beläge, Gestaltung Kronenplatz etc.). Zudem werden auf den Spazierwegen sowie bei den Bushaltestellen Sitzbänke gewünscht. Moniert wird der Fluglärm und generell wird eine Reduktion des Verkehrs und mehr Grün- bzw. Parkanlagen gewünscht. Soziales Engagement Das Ausmass an geleisteter Freiwilligenarbeit ist im Quervergleich mit andern Ge-meinden, in denen solche Erhebungen durchgeführt wurden, in Binningen über-durchschnittlich hoch. Mehr als ein Drittel der 65-79-Jährigen geben an, bereits jetzt Freiwilligenarbeit zu leisten, und die Bereitschaft, das nach Aufgabe der Berufs-tätigkeit zu tun, ist bei den unter 65-Jährigen hoch (41%). Die 80-Jährigen und Älteren sind vor allem freiwillig tätig, indem sie andere Betagte besuchen oder sich bei der Betreuung von Enkelkindern engagieren. Auch bei den 65-79-Jährigen liegt ein Schwerpunkt bei der Betreuung von Enkelkindern, viele en-gagieren sich aber auch in einem Vereinsvorstand. Bei den unter 65-Jährigen bildet das Engagement in Vereinsvorständen mit 34 % der Nennungen den Schwerpunkt und ein Viertel der befragten 55-64-Jährigen geben an, eine hilfs- und pflegebedürfti-ge Person zu betreuen. Das zeitliche Ausmass der geleisteten Freiwilligenarbeit ist beachtlich und bei den 65-79-Jährigen am grössten. Eine Hochrechnung des zeitlichen Engagements der Antwortenden auf die gesamt Bevölkerungsgruppe der 55-Jährigen und Älteren er-gäbe ein Vergleichsvolumen von über 150 Stellen.

Page 21: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 19

Sorgen der Befragten

Obwohl es vielen älteren Personen gut geht, kann im Alter doch eine Reihe von Problemlagen entstehen, welche die Befragten beschäftigen: Die Antworten der 65-Jährigen und Älteren auf die offene Frage, worüber man sich stark aufgeregt habe bzw. was immer wieder gewaltig störe, zeigen wenig altersspe-zifische Besonderheiten. An erster Stelle stehen Beeinträchtigungen durch Lärm, insbesondere durch den Fluglärm. Viele Hinweise betreffen die Verschmutzung und Verunstaltungen des öffentlichen Raums (Littering, Vandalismus, herumliegende Ab-fälle, Sprayer etc.), Ärgernisse über die Politik generell oder einzelne Projekte (Schlossmauer, Ausgabenpolitik, Steuergelder, Sozialabbau) sowie den Verkehr und die Sicherheit. Der Gedanke, in ein Heim eintreten zu müssen, macht fast einem Viertel der Antwor-tenden vielfach Angst. Ebenso beschäftigen folgende Problemlagen häufig einen er-heblichen Teil der Antwortenden: Die Sorge, den Heimaufenthalt bezahlen zu kön-nen, die Sorge, überhaupt einen Platz zu finden, die Sorge, ohne Lebenspartner den Alltag bewältigen zu können, und generell die Sorge um die eigene Gesundheit. Hingegen scheinen die Gestaltung der freien Zeit, das Fehlen von Gesprächspart-nern, der Wunsch nach mehr Kontakten zu den Angehörigen die Befragten eher sel-ten zu beschäftigen. Finanzielle Situation Der überwiegende Teil der Befragten beurteilt die finanzielle Situation im Rentenalter als gut oder sehr gut. Rund 10% geben an, nur über knappe bzw. sehr knappe Mittel zu verfügen. Dieses positive Resultat ist allerdings vorsichtig zu interpretieren, da bildungsnahe und damit einkommensstärkere Schichten die Befragung häufiger be-antwortet haben dürften. Der Anteil an Personen, welche knappe oder sehr knappe finanzielle Verhältnisse angeben, liegt in anderen Gemeinden, in denen ähnliche Er-hebungen durchgeführt wurden, zwischen 14.3 und 16.3%. Gesamtschweizerisch liegt der Anteil der Betagten mit geringen finanziellen Res-sourcen je nach Definition und Untersuchung um 10-15%. (Wanner & Gabadinho, 2008; Höpflinger, 1997). Gemäss einer von Pro Senectute Schweiz in Auftrag gege-benen Studie (Pilgram & Seifert, 2009) verfügt gesamtschweizerisch rund ein Drittel der Pensionierten noch immer ausschliesslich über Einkünfte aus der AHV und die Quote der Ergänzungsleistungsbezüger im AHV-Alter liegt seit Jahren bei zwölf Pro-zent. Insgesamt kann davon ausgegangen werden, dass die finanzielle Situation im Ren-tenalter für die Binninger insgesamt eher besser ist. Allerdings gibt es grössere Unterschiede, vor allem im Hinblick auf den Zivilstand und das Geschlecht. Geschieden/getrennt Lebende und Frauen beurteilen ihre finanzielle Lage im Rentenalter deutlich schlechter, Verheiratete besser.

Page 22: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 20

Dienstleistungen und Angebote im Alter Die in Binningen vorhandenen Angebote für Ältere werden mehrheitlich als "gut" und "sehr gut" beurteilt. Am besten werden die ambulanten Dienste (im Durchschnitt et-was besser als gut) beurteilt, während die übrigen Angebote zwischen genügend und gut eingestuft werden, am schlechtesten schneidet die Gesundheitsförde-rung/Prävention ab.

Die Befragten finden ein breites Angebot an Dienstleistungen für ihr Leben im Al-ter wichtig: Als wichtig bis sehr wichtig bewertet werden die Krankenpflege zu Hause, die Haushilfe/Hauspflege, der Reinigungsdienst, der Mahlzeitendienst, der Einkaufs-dienst, der Fahrdienst, Entlastungsdienste für Angehörige (siehe Graphik nächste Seite). Zudem werden vereinzelt noch eine Reihe von weiteren Dienstleistungswün-schen genannt wie Beratung/Beistand in administrativen Arbeiten, Regelung der Be-erdigung, Gartenarbeiten, Steuererklärungen, Coiffeur, Taxidienste, Hilfe im Umgang mit elektronischen Geräten/Computer; weitere gesellige Anlässe (Tanzen, Musizie-ren, Basteln, Singen, Spielen - nicht nur Jassen) und Organisation/Begleitung von kulturellen Anlässen sowie Unterstützung bei der Haltung von Haustieren (z.B. Spa-ziergänge mit Hunden). 95.1 % der Befragten, mit steigendem Alter in der Tendenz mehr, haben einen Hausarzt. Sowohl die Hausbesuche wie auch eine gute Erreichbarkeit der Praxis sind für über 95% der Befragten wichtig oder sehr wichtig.

86.1%

61.8% 59.2% 58.7%54.6% 55.7%

0.0%

10.0%

20.0%

30.0%

40.0%

50.0%

60.0%

70.0%

80.0%

90.0%

100.0%

Am

bu

lan

te D

ien

ste

wie

Sp

itex

Entl

astu

ngsa

nge

bo

tefü

r A

nge

rige

Ku

rs-u

nd

B

ild

un

gsan

geb

ot

An

geb

ot i

m B

ere

ich

Frei

zeit

gest

altu

ng

Ges

un

dh

eits

förd

eru

ng,

Pr

även

tio

n

Ber

atu

ng

in F

rage

nru

nd

um

s A

lter

Beurteilung des Angebots für Ältere in Binningen

sehr gut /gut Genügend, schlecht, sehr schlecht

Page 23: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 21

In Bezug auf präventive Massnahmen geben die Befragten an, in den relevanten Präventionsdimensionen bereits jetzt viel zu tun (86% achten auf gute Ernährung, 70% sind zweimal oder mehr pro Woche körperlich aktiv, 83% rauchen nicht und 65% machen Check-ups beim Arzt). Dieses Ergebnis entspricht in den Grössenord-nungen den gesamtschweizerischen Erkenntnissen der Schweizerischen Gesund-heitsbefragungen, wobei der Anteil der Tabak konsumierenden in Binningen höher und das Ernährungsverhalten optimistischer angegeben wird. Insgesamt über die Hälfte ist der Meinung, dass das vorhandene Angebot an präven-tiven Massnahmen genügt, bei den 80-Jährigen und Älteren steigt dieser Anteil gar auf rund 70%. Diese altersspezifische Abnahme der Beurteilung des Nutzens weite-rer präventiver Massnahmen könnte darauf hindeuten, dass mit zunehmendem Alter eine "Investition" in präventive Massnahmen als nicht mehr wirksam betrachtet wird. Sie könnte aber auch ein Anzeichen sein, dass die jüngere Generation diesen As-pekten mehr Beachtung schenken wird. Immerhin wünschen 25% zusätzliche Ange-bote im Alterssportbereich und 20% Informationsveranstaltungen zu präventiven Themen. Die Erkenntnis des Nutzens bzw. die Bereitschaft zu weiteren präven-tiven Anstrengungen scheint noch wenig etabliert.

1 1.5 2 2.5 3

Krankenpflege zu Hause

Haushilfe/Hauspflege

Reinigungsdienst

Mahlzeitendienst

Einkaufsdienst

Mittagstisch

Fahrdienst

Besuchsdienst

Administrative Dienste /Unterstützung

Entlastungsangebot für Angehörige

Gesprächsgruppe für pflegende Angehörige

Beratung in Altersfragen

Beratung in Finanzfragen

Altersnachmittage

Altersturnen/Alterssport

Gedächtnistraining

Bildungs- und Kursangebote

Organisierte Ausflüge und Wanderungen

Ferienwochen für Senior/innen

Jassnachmittag für Senior/innen

Bibel-/Gesprächsgruppe

Wichtigkeit von Angeboten" jetzt oder wenn Sie einmal älter sind"

1 unwichtig

2 wichtig3 sehr wichtig

Page 24: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 22

Bei der Inanspruchnahme von ambulanten Dienstleistungen lagen die Kranken-pflegeleistungen an der Spitze: Rund 7.7 % der Antwortenden nahmen im letzen Jahr Krankenpflegeleistungen der Spitex in Anspruch, die 80-Jährigen und Älteren mit 18.4% mehr als viermal häufiger als die unter 65-Jährigen. Neben den Spitex- Kernleistungen (Krankenpflege, Haushilfe/Familienpflege) werden die übrigen ambu-lanten Leistungen nur von Wenigen beansprucht. Rund 82.3% haben überhaupt kei-ne der genannten ambulanten Dienstleistungen in Anspruch genommen. Grundsätzlich ist die Zufriedenheit derjenigen, welche im letzten Jahr Leistungen beanspruchten, im Vergleich zu den üblicherweise hohen Anteilen an sehr Zufriede-nen oder Zufriedenen eher tief. Mit Ausnahme bei der Pro Senectute liegen die An-teile der nur teilweise oder nicht Zufriedenen bei über 15%. Vor allem beim Mahlzei-tendienst und bei der Spitex/Haushilfe/Familienhilfe zeigen sich unbefriedigende Er-gebnisse. Allerdings ist diese Beurteilung aufgrund der geringen Zahl der Antworten-den zu relativieren. Die eher spärlichen Texthinweise auf qualitative Mängel betreffen die häufig wechselnden Personen, ungünstige oder wechselnde Einsatzzeiten, bei der Haushilfe die Beschränkung auf ein minimales Leistungspaket sowie eine kom-plizierte administrative Abwicklung.

40.60%36.70%

29.20%

52.90%55.60%

41.70%

54.00%

0.00%

10.00%

20.00%

30.00%

40.00%

50.00%

60.00%

70.00%

Spit

ex-K

ran

ken

pfl

ege

Spit

ex-H

aush

ilfe/

Fam

ilien

hilf

e

Mah

lzei

ten

die

nst

Ein

kau

fsd

ien

st

Fah

rdie

nst

für

Sen

iore

n

Kra

nke

nm

ob

ilien

/H

ilfsm

itte

l

Ber

atu

ngs

die

nst

P

ro S

enec

tute

Zufriedenheit mit ambulanten Dienstleistungen

sehr zufrieden zufrieden teilweise zufrieden nicht zufrieden

Page 25: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 23

Die stationären Einrichtungen in der Gemeinde Binningen werden insgesamt recht gut beurteilt. Von mehr als 80% der Antwortenden als "sehr gut" oder "gut" werden beim Langmatten - Zentrum für Wohnen und Pflege der Wohnkomfort, die Pflege und Betreuung sowie die Aktivierung beurteilt. Bei den Pflegewohngruppen sind es die Pflege und Betreuung sowie die Lage, welche besonders positiv gewertet werden. Bei beiden Einrichtungen wird das Preis-Leistungsverhältnis von über 40% der Ant-wortenden als durchschnittlich oder schlechter angesehen. Die Bereitschaft, in ein Heim ausserhalb der Gemeinde Binningen zu ziehen, ist im Quervergleich, wahrscheinlich bedingt durch relativ geringe Distanzen, hoch. Am häufigsten genannt werden Bachgraben Allschwil, Tertianum St. Jakob und Dreilin-den Oberwil. Pflegende Angehörige Die insgesamt von pflegenden Angehörigen geleistete Hilfe ist umfangmässig be-achtlich. 28% der unter 65-Jährigen und noch rund 20% der 80-Jährigen und Älteren haben in den letzten 12 Monaten eine hilfs- und pflegebedürftige Person auf freiwilli-ger Basis betreut oder gepflegt. Am häufigsten wird psychosoziale Unterstützung und Gesellschaft als Inhalt der Hilfe angegeben. Rund ein Drittel leistet Hilfe im Haushalt und bei den Aktivitäten des täglichen Lebens und bei über einem Viertel beträgt das Wochenpensum mehr als 10 Stunden. In 10% der Situationen handelt es sich um eine 24-h-Präsenz. Eine effektive Unterstützung und Entlastung von pflegenden Angehörigen ist ein im-mer wieder geäussertes Postulat. Auf die Frage, ob die pflegenden Angehörigen ge-nügend Unterstützung aus dem professionellen Umfeld erhalten hätten, geben rund 35% der pflegenden Angehörigen an, benötigte Leistungen nur teilweise oder gar nicht zu erhalten. Damit wird ein deutlicher Bedarf im Bereich der vermehrten Unterstützung bzw. Entlastung von pflegenden Angehörigen sichtbar. Information über Angebote Die Information über Angebote und Dienstleistungen für Ältere wird noch von einer Mehrheit als gut oder sehr gut beurteilt. Mit rund 40% der Beurteilungen unter dem Wert „gut“ wird hier allerdings eine Problematik sichtbar. Die Angebote von verschiedenen im Altersbereich tätigen Institutionen (SeniorInnen für SeniorInnen, Seniorenverein, Evang.-ref. Kirchgemeinde, Röm.-kath. Kirchge-meinde, Graue Panther, Mittagsclub Schlossacker) sind schlecht bekannt.

Page 26: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 24

In den Textantworten erwähnte Verbesserungsmöglichkeiten betreffen am häufigsten die Bereitstellung einer schriftlichen Übersicht über Angebote und Kontaktinformatio-nen (Flyer, Broschüre, Merkblatt, Verzeichnis, jährliche Info etc.). Am zweithäufigsten wird eine Veröffentlichung in der Lokalpresse (Binninger Anzeiger) genannt. An drit-ter Stelle folgen persönliche Information der Rentnerinnen und Rentner (per Brief/Post, an speziellen Veranstaltungen oder auch durch Besuche) und der Wunsch nach einer zentralen Anlauf-/ Informationsstelle. Mit zunehmendem Alter wird ein Unterstützungsbedarf bei der Beschaffung der erforderlichen Informationen sichtbar. Während bei den unter 65-Jährigen lediglich 2.6% bei der Beschaffung von Informationen Unterstützungsbedarf angeben, sind es bei den 80-Jährigen und Älteren rund 16%. Gleichzeitig steigt der Anteil derjenigen, welche wissen, wohin sie sich wenden können, mit zunehmendem Alter an. Diejenigen, die wissen, wohin Sie sich wenden würden, wenn sie Dienstleistungen beanspruchen wollen, geben am häufigsten die Spitex als Ansprechstelle für die In-anspruchnahme von Dienstleistungen an.

0.00%

10.00%

20.00%

30.00%

40.00%

50.00%

60.00%

sehr gut gut genügend ungenügend schlecht

Wie beurteilen Sie die Information über Angebote und Dienstleistungen für Ältere in der Gemeinde Binningen?

unter 65 Jahren 65 bis 79 80 und älter Gesamt

Page 27: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 25

Auf die Frage, welche Varianten für die Sicherstellung des künftig noch steigen-den Bedarfs in der Pflege und Betreuung von älteren Menschen die Gemeinde wäh-len sollte, zeigt sich folgendes Bild:

In erster Linie sollte in den Augen der Antwortenden das ambulante Angebot geför-dert werden. Dabei wird nochmals deutlich der Wunsch, so lange wie möglich zu Hause unterstützt zu werden, zum Ausdruck gebracht. Das Alters- und Pflegeheim wird mehr und mehr als letzte Möglichkeit "wenn es sein muss" gewählt (Höpflinger, 2009). Entsprechend den bereits erwähnten Ergebnissen zum Alterswohnbereich soll in zweiter Linie der Alterswohnungsbau gefördert werden, wobei eine klare Präfe-renz für Wohnen mit Services zum Ausdruck kommt. Am Schluss des Fragebogens hatten die Befragten die Gelegenheit, sich zu positi-ven Aspekten der Situation der älteren Menschen in Binningen und zu Verbesse-rungsmöglichkeiten zu äussern. Dabei zeigten sich folgende Schwerpunkte:

- Am häufigsten wird die für das Alter gute Lage und Infrastruktur der Gemeinde erwähnt (Nähe zu Basel, öffentlicher Verkehr, Naherholung, Einkaufsmöglich-keiten etc.).

- Am zweithäufigsten wird der Gemeindeführung Vertrauen bzw. Anerkennung dafür ausgesprochen, dass sie sich Gedanken zur Altersarbeit macht, Interes-se zeigt, einen freundlichen Umgang mit älteren Menschen pflegt und eine solche Umfrage durchführt.

- Positive Nennungen betreffen auch das Alters- und Pflegeheim, den Neubau Schlossacker, die Pflegewohngruppen und die Tagesstätte, das vielfältige An-

68.50%

40.50%

67.80%

34.30%

8.30%

0.00%

10.00%

20.00%

30.00%

40.00%

50.00%

60.00%

70.00%

80.00%

da

s a

mb

ula

nte

An

geb

ot

förd

ern

un

d d

ie

Spit

exd

ien

ste

we

ite

r a

usb

au

en

.

zusä

tzli

che

A

lte

rsw

oh

nu

nge

n

be

reit

ste

lle

n

Alt

ers

wo

hn

un

gen

mit

Se

rvic

ele

istu

nge

n

be

reit

ste

lle

n

zusä

tzli

che

Alt

ers

-un

d

Pfl

ege

he

imp

ätz

e

be

reit

ste

lle

n

An

de

res,

bit

te m

ögl

ich

st g

ut

be

sch

reib

en

Beurteilung von Alternativen für die künftige Entwicklung (Mehrfachantworten)

unter 65 Jahren

66 bis 79

80 und älter

Gesamt

Page 28: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 26

gebot im Bereich der Aktivierung, das Spitexangebot sowie die bestehenden Alterswohnungen.

- Auch das Engagement der Kirchen, der Seniorenorganisationen, der Wohn-baugenossenschaften wird explizit positiv erwähnt.

Bei den Verbesserungsvorschlägen zeigen sich im Wesentlichen die bereits vorne aufgezeigten Schwerpunkte: Am häufigsten wollen die Befragten mehr geeigneten günstigen Wohnraum für die Älteren, wobei auch die Verfügbarkeit von Dienstleistungen (Wohnen mit Services) wichtig ist. Fast gleich häufig werden Verbesserungen im Bereich des öffentlichen Verkehrs (Ortsbus, Ruftaxi, Fahrdienst, Verbindungen zum Friedhof etc.) angespro-chen. Ein dritter Schwerpunkt betrifft den Wunsch nach vermehrter Information. Konkrete Angaben zielen auf eine bessere Verfügbarkeit von schriftlichen Informati-onen, Informationen über die Presse, aber auch Anlaufstellen, welche bei Bedarf Auskunft erteilen. Dem Wunsch entsprechend, möglichst lange im gewohnten Umfeld verbleiben zu können, wird ein Ausbau bzw. eine Verbesserung der Dienstleistungen für zu Hau-se Lebende angesprochen (mehr Spitex, eine "gute" Spitex, weitere Dienste und Hilfen im Haushalt, mehr Personal und Zeit). Etwas weniger häufig werden auch ein Ausbau bzw. Verbesserungen im Heimangebot gefordert. Weitere Nennungen betreffen

- finanzielle Aspekte (Bezahlbar- und Finanzierbarkeit der Leistungen, Hinweise auf vermehrten Unterstützungsbedarf etc.)

- die Förderung von sozialen Kontakten (Besuche, Spazieren, Treffpunkte, akti-vierende Angebote etc.)

- das Zusammenleben zwischen den Generationen, Durchmischung Alt-Jung, - vermehrte Hindernisfreiheit im öffentlichen Bereich - die Förderung der Freiwilligenarbeit, insbesondere auch die bessere Unter-

stützung der in diesem Bereich tätigen Organisationen (wie SeniorInnen für SeniorInnen, Mittagsclub etc.)

- Verbesserungen der Sicherheit für Betagte (Verkehr und Schutz vor Verbre-chen und Gewalt)

- Reduktion des (Flug-)Lärms Genannt werden auch verschiedene allgemeine Grundsätze wie Freundlichkeit und Respekt gegenüber den Älteren, der Wunsch nach einem Alter in Würde, das Einge-hen auf die individuelle Situationen der Betagten, die Aufrechterhaltung der Selbst-bestimmung, aber auch die Eigenverantwortung.

Page 29: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 27

4.2 Beurteilung der Ist-Situation durch die in der Altersarbeit Tätigen

Die Beurteilung des bestehenden Angebots aus der Sicht der in der Altersarbeit Täti-gen zeigt ein klares Bild. Das Angebot an Alterswohnungen und das Angebot an Heimplätzen wird eindeutig als zu knapp beurteilt, das Kurs- und Bildungsangebot hingegen als ausreichend. Das ambulante Angebot liegt in der Beurteilung zwischen ausreichend und zu knapp.

Graphik 1: Beurteilung des Angebots für Betagte aus der Sicht der in der Altersarbeit Tätigen

Aus der Sicht der in der Altersarbeit Tätigen werden folgende Lücken bzw. Schwachstellen bzw. Verbesserungsvorschläge genannt: Umfeld

günstige (öffentliche) Transportmöglichkeiten in der Gemeinde, insbesondere auf den Friedhof

Sicherheit für Betagte

Prävention /Aktivierung

Fehlen eines Stammtisches im Sinne eines Treffpunktes für Jedermann oder eines Alterscafés

Präventive Angebote, z.B. präventive Hausbesuche

Keine generationsübergreifende Projekte

Vermehrt lokales Bildungsangebot

1

1.2

1.4

1.6

1.8

2

2.2

2.4

2.6

2.8

3

Kurs- und Bildungsangebot

Veranstaltungen ambulantes Angebot

Alterswohnungen Heimplätze

1 = grosse Angebot, eher zuviel2 = ausreichendes Angebot

3 = zu knappes, ungenügendes Angebot

Page 30: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 28

Wohnen im Alter

Fehlen von alternativen Wohnformen wie betreute Wohngruppen, Alterswohn-gemeinschaften

Zu wenig Alterswohnungen zu erschwinglichem Preis Ambulante und teilstationäre Angebote

(Niederschwellige) Unterstützung, um möglichst lange autonom zu leben

Fehlen bzw. zu geringer Ausbau an Angeboten der psychosozialen Betreuung (neue Angebote „Wegbegleitung“, Begleit- / Besuchsdienste), kein Raum für zwischenmenschliche Begegnung in der häuslichen Pflege infolge Zeitdruck

Angebote für Demente

Zu geringe Nutzung von gerontopsychiatrischen Konsilien für demente Be-wohner/innen in Alters- und Pflegeheimen (insbesondere seitens der Hausärz-te)

Fehlen bzw. zu geringes Angebot an Tages- und Nachtplätzen

Zu geringes Dienstleistungsangebot für Bewohner/innen in Alterswohnungen („betreutes Wohnen“, Notfalldienst)

Betreuung, Beratung von Angehörigen, fehlende Entschädigung von pflegen-den Angehörigen

Ausbau der Spitex-Betreuung, insbesondere zu Nacht- und Wochenendzeiten

Mahlzeitendienst mit Frischmahlzeiten

Kurzfristig verfügbare Angebote in Notsituationen

Information / Koordination / Finanzen

Fehlen einer fachlich kompetenten Anlauf-/Informations-/Auskunfts-/Koordinationsstelle für Auskünfte/Hilfestellungen bei Problemen im Alter

Keine abgestimmte Behandlungskette in der Pflege und Behandlung infolge „Gärtchendenkens“ verschiedener Institutionen, mangelnde Vernetzung der einzelnen Institutionen, mangelnde Koordination/Schnittstellen, gesamtes An-gebot Pflege und Betreuung aus einer Hand, Runder Tisch

Fehlende Bereitschaft seitens der Gemeinde, in Lücken zu investieren

Regionale Sichtweise / Koordination Aufgrund der Analyse der Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung und der Umfrage bei den in der Altersarbeit tätigen Organisationen in Binningen wurden in der Folge Prioritäten gesetzt und Schwerpunktbereiche für die Weiterbearbeitung bestimmt (vgl. dazu Kapitel 7, S. 35ff).

Page 31: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 29

5. Entwicklungen, Trends

5.1 Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsperspektive

Die folgende Tabelle zeigt die Entwicklung der Bevölkerung der Gemeinde Binningen in den letzten 10 Jahren.

Tabelle 4: Entwicklung der Bevölkerung von Binningen 2000 bis 2010

Jahr Total 0-6 7-14 15-19 20-29 30-39 40-49 50-64 65-79 80+ 65+ in %

80+ in %

2000 13848 795 1050 604 1441 2260 1916 2957 2093 732 20.4% 5.3%

2001 13887 803 1019 629 1445 2221 1957 2918 2129 766 20.8% 5.5%

2002 14408 852 1060 666 1562 2305 2061 2956 2159 787 20.4% 5.5%

2003 14334 833 1045 649 1490 2245 2173 2917 2199 783 20.8% 5.5%

2004 14364 832 1023 658 1464 2159 2237 2972 2221 798 21.0% 5.6%

2005 14400 848 997 660 1483 2112 2261 2928 2307 804 21.6% 5.6%

2006 14384 834 1006 628 1491 2026 2323 2894 2332 850 22.1% 5.9%

2007 14407 847 957 648 1481 2001 2317 2859 2429 868 22.9% 6.0%

2008 14533 882 972 626 1504 1953 2388 2819 2457 932 23.3% 6.4%

2009 14763 934 971 631 1529 2006 2434 2815 2503 940 23.3% 6.4%

2010 14783 951 974 649 1474 1996 2392 2864 2496 987 23.6% 6.7%

Quelle: www.statistik.bl.ch/stabl_data/stabl_bv/index.php

Die Entwicklung zeigt eine stetige Zunahme des Anteils der 65-Jährigen und Älteren wie auch der 80-Jährigen und Älteren. Mit einem Anteil von 23.6% (65+) bzw. 6.7% (80+) liegt die Gemeinde Binningen deutlich über dem Durchschnitt des Kantons Ba-sel-Landschaft (19.0% und 4.9%).

Tabelle 5: Wanderungen nach Alter 1999-2009 - Gemeinde Binningen

Tabelle 5 zeigt die Wanderungen nach Fünfjahresaltersklassen. In den oberen drei Altersklassen ist der Wanderungssaldo negativ. In der Gruppe der 50-64-Jährigen sowie der 65-79-Jährigen dürfte es sich vor allem um Personen handeln, welche sich nach Abschluss der beruflichen Phase örtlich nochmals neu orientieren. Rund die Hälfte davon sind Ausländer, welche wahrscheinlich in ihre Heimatländer zurück-wandern. Bei den 80-Jährigen und Älteren ist der negative Wanderungssaldo even-

Fünfjahres-

klasse

Zuzüge

Total

Zuzüge

Schweizer

Zuzüge

Ausländer

Wegzüge

Total

Wegzüge

Schweizer

Wegzüge

Ausländer

Wanderungs-

saldo Total

Wanderungs-

saldo

Schweizer

Wanderungs-

saldo

Ausländer

Total 12 192 7 619 4 573 11 571 7 891 3 680 621 -272 893

0 - 6 950 580 370 926 629 297 24 -49 73

7 - 14 545 299 246 568 344 224 -23 -45 22

15 - 19 387 240 147 412 301 111 -25 -61 36

20 - 29 3 386 2 187 1 199 2 939 2 112 827 447 75 372

30 - 39 3 575 2 039 1 536 3 216 2 076 1 140 359 -37 396

40 - 49 1 780 1 060 720 1 773 1 142 631 7 -82 89

50 - 64 1 096 812 284 1 225 878 347 -129 -66 -63

65 - 79 405 342 63 413 319 94 -8 23 -31

80 + 68 60 8 99 90 9 -31 -30 -1

Page 32: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 30

tuell damit zu erklären, dass altersgerechte Wohnungsangebote in Binningen eher knapp sind. Wie wird sich die Bevölkerung von Binningen künftig weiterentwickeln? Das Bundesamt für Statistik geht nach wie vor davon aus, dass noch ein beträchtli-ches Potential zur Ausdehnung der Lebenserwartung, vor allem im Alter über 60 Jah-ren, besteht. Bei den neuesten Szenarien wird für das Trendszenario (A-00-2005) bei den Männern eine Steigerung der Lebenserwartung bei Geburt von 2004 bis ins Jahr 2050 von rund 78.6 auf 85.0 und bei den Frauen von rund 83.7 auf rund 89.5 Jahre erwartet (Kohli et al., 2006). Das Bundesamt für Statistik veröffentlicht auch kantonale Perspektiven, welche auf den gleichen Annahmen wie die gesamtschweizerischen Szenarien beruhen. In unseren Perspektiven gehen wir jeweils von demjenigen Szenario aus, welches die effektive Entwicklung 1990/2010 besser prognostizierte, im vorliegenden Fall wird das neueste gesamtschweizerische Szenario A-00-2010 verwendet. Zudem ist anzumerken, dass Wanderungen unberücksichtigt bleiben. Dies ist aber deshalb gut vertretbar, weil die Wanderungsintensität in den für uns relevanten obe-ren Altersschichten gering ist (Landolt, 1998). 1

Tabelle 6: Bevölkerungsperspektive Gemeinde Binningen (2010 effektiv, Szenario 2010 A-00-2010)

Quelle: Bundesamt für Statistik, Volkszählung 1990, 2000; Amt für Statistik BL 2005/2010, eigene Berechnung

Fazit: Die Bevölkerungsperspektive zeigt, dass die Zahl der 80-Jährigen und Älteren in Binningen nochmals ansteigen wird, bis ins Jahr 2030 um über 50%.

1 Eine ältere nicht veröffentlichte Perspektive des Statistischen Amtes Basel-Landschaft im Zusammenhang mit

der Pflegebettenplanung aus dem Jahre 1998 rechnet mit einer tieferen Entwicklung, welche aber aufgrund der

neuen kantonalen Szenarien des Bundes (AR-00 2010) das zu erwartende Wachstum deutlich unterschätzen

dürfte.

1990 2000 2005 2010 2015 2020 2025 2030

65+ 2304 2853 3111 3483 3719 3805 3955 4208

Index 2010=100 % 66.1 81.9 89.3 100.0 106.8 109.3 113.5 120.8

80+ 530 733 804 987 1159 1336 1498 1600

Index 2010=100 % 53.7 74.3 81.5 100.0 117.4 135.4 151.7 162.1

Page 33: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 31

5.2 Trends

Als Grundlage für das Alterskonzept Binningen wird von folgenden Entwicklungen ausgegangen:

Weitere Zunahme der 65-Jährigen und der 80-Jährigen und Älteren in der Ge-meinde Binningen; es ist sowohl absolut als auch anteilsmässig, vor allem bei den 80-Jährigen und Älteren, noch ein erhebliches Wachstum zu erwarten (vgl. Tabel-le 6, Seite 30)

Es kann davon ausgegangen werden, dass die Lebenserwartung auch künftig noch steigen wird. Gesamtschweizerisch beträgt die mittlere Lebenserwartung im Alter von 65 bereits heute bei den Frauen 22 Jahre und bei den Männern 18.7 Jahre (vgl. Tabelle 7). Die Zeit nach der Pensionierung ist damit ein durchschnitt-lich rund zwei Jahrzehnte dauernder Lebensabschnitt, der vielfältige Potentiale eröffnet.

Tabelle 7: Entwicklung der Lebenserwartung (CH)

Quellen: 1) Höpflinger (2009, S. 13); 2) Bundesamt für Statistik, Lebenserwartung nach Alter 1981-2008; 3) Kohli (2006, S. 20), Szenario A_00_2005

Die Frage, ob mit der zusätzlichen Lebenserwartung auch die Zahl der behinde-rungsfreien Jahre ansteigt, wurde in der Vergangenheit verschiedentlich unter-sucht. Obwohl sich teilweise auch kritische Stimmen in Bezug auf die Auswirkun-gen von lebensstilbedingten gesundheitlichen Schäden melden, kann davon aus-gegangen werden, dass die künftigen älteren Menschen tendenziell gesünder sind und pro Altersgruppe auch weniger Personen in den Aktivitäten des tägli-chen Lebens eingeschränkt sind oder das Ausmass der Einschränkungen gerin-ger ist.

Dies ist teilweise auch auf ein vermehrtes Erkennen der Bedeutung von präventi-ven Verhaltensweisen auch im Alter zurückzuführen. Allerdings bestehen im Be-reich der Prävention im Alter noch erhebliche unausgeschöpfte Potentiale.

Mit den "Babyboomers" kommt eine Generation mit veränderten Vorstellungen und Ansprüchen ins Alter. Höpflinger (Perrig Chiello & Höpflinger, 2009) spricht von einer „stille(n) Revolution des dritten Lebensabschnitts“ (aktives Altern, wirt-

1) 2) 2) 2) 3)

1958-1963 1981 2000 2008 2050

Männer

- bei Geburt 68.7 72.4 76.9 79.7 85

- mit 65 Jahren 14.3 17 18.7 22.5

- mit 80 Jahren 4.1 6.2 7.4 8.3

Frauen

- bei Geburt 74.1 79.2 82.6 84.4 89.5

- mit 65 Jahren 18.2 20.7 22.0 25.5

- mit 80 Jahren 6.1 7.6 9.1 10.0

Page 34: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 32

schaftlich abgesichertes Alter mit individuellen Freiheiten, Selbstentfaltung – Selbstbestimmung – Selbständigkeit, anspruchsvoller und wählerischer in Le-bens- und Konsumbedürfnissen, Alter als Lebensphase sozialer Verpflichtung).

Die Bedeutung der modernen Kommunikationsmittel (Email, Internet, Telemedizi-nische Angebote etc.) wird künftig auch für die ältere Generation zunehmen.

Der Trend "ambulant vor stationär" bleibt bestehen. Die Mehrzahl der älteren Menschen will auch bei Hilfs- und Pflegebedürftigkeit zu Hause im gewohnten Umfeld unterstützt werden. Das Alters- und Pflegeheim wird zunehmend nur noch als Wohn- und Lebensort im Alter gewählt, "wenn es sein muss" [vgl. Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung und auch Höpflinger (2009)].

Die Zahl von Menschen mit einer dementiellen Erkrankung wird weiter zunehmen und kognitive Einschränkungen werden vermehrt zum Grund für einen Alters- und Pflegeheimaufenthalt.

Mit der Einführung der Fallpauschalen (DRGs im Jahre 2012) werden sich die Spitalaufenthalte nochmals verkürzen. Raschere Entlassungen vom Spital nach Hause sind vor allem für ältere Menschen belastend und schaffen zusätzliche Un-terstützungsbedürfnisse im Rahmen der Übergangspflege.

Die Einführung der neuen Pflegefinanzierung per 1.1.2011 verändert die Finan-zierung für Alters- und Pflegeheime und für Spitex-Organisationen. Die konkreten Auswirkungen sind derzeit noch nicht in allen Teilen absehbar.

Die familiale Unterstützung wird mittelfristig etwa gleich bleiben und erst später abnehmen.

Es wird davon ausgegangen, dass das Engagement für Freiwilligenarbeit eher im Sinken begriffen ist. Allerdings gibt es je nach Bildungshintergrund Unterschiede. Vor allem Personen aus höheren Bildungsschichten suchen in der nachberufli-chen Phase nochmals ein Engagement.

Die finanzielle Situation der Rentnerinnen und Rentner wird sich tendenziell - un-ter der Voraussetzung der künftigen Finanzierbarkeit der derzeit vorhandenen Sozialversicherungssysteme - im Durchschnitt künftig noch verbessern, da der Anteil der BVG-Versicherten, welche mit vollen Beitragsjahren ins AHV-Alter ein-treten, noch zunehmen wird. Allerdings wird auch erwartet, dass die Einkom-mens- und Vermögensunterschiede vor allem zulasten der mittleren Kategorien zunehmen werden.

Page 35: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 33

6. Übergreifende Ziele der Alterspolitik

Das Betagtenkonzept 1990 hat bereits "Ziele für die Betagtenarbeit" formuliert, wel-che im Wesentlichen auch für die Zukunft noch relevant sind. Die Projektgruppe hat darauf aufbauend die Ziele für das neue Alterskonzept diskutiert und wie folgt festge-legt:

Ältere Menschen sollen selbst bestimmen können, wie sie ihr Leben im Alter ges-talten und verbringen wollen. Das setzt Wahlmöglichkeiten und Wahlfreiheiten auch bei Hilfs- und Pflegebedürftigkeit voraus und erfordert die Respektierung ih-res Willens am Ende des Lebens.

Die künftige Alterspolitik der Gemeinde Binningen muss die Individualität der Be-dürfnisse der älteren Menschen noch vermehrt berücksichtigen.

Ältere Menschen sollen auch im Alter in ein soziales Umfeld und in das Leben in der Gemeinde integriert bleiben. Das gelingt am besten, wenn das jahrelange so-ziale Umfeld auch im Alter erhalten wird und Unterstützungsangebote dezentral erbracht werden.

Älteren Menschen sollen attraktive Betätigungsfelder offen stehen. Sie leisten damit auch einen gesellschaftlichen Beitrag zur Solidarität zwischen den Genera-tionen und innerhalb der eigenen Generation.

Die Aufrechterhaltung der körperlichen und geistigen Selbstständigkeit ist ein zentrales Anliegen der Älteren und ein wichtiges Ziel der Alterspolitik. Der Stel-lenwert von präventiven und gesundheitsfördernden Massnahmen für ein Alter in guter körperlicher und seelischer Gesundheit soll auf allen Ebenen, insbesondere auch von den Älteren selbst, vermehrt erkannt und in entsprechende Verhaltens-weisen umgesetzt werden.

Die Gemeinde Binningen übernimmt eine Gesamtverantwortung für ein insgesamt ausreichendes, bedürfnisgerechtes und koordiniertes Angebot für ältere Men-schen. Sie ist gesetzlich für die Sicherstellung des stationären und ambulanten Pflege- und Betreuungsangebots sowie für dessen Koordination zuständig. In der Umsetzung dieses gesetzlichen Leistungsauftrages stützt sich die Gemeinde möglichst auf private (gemeinnützige) Anbieter und schliesst mit ihnen Leistungs-vereinbarungen ab. Im freiwilligen Leistungsbereich wird sie tätig, wenn Selbsthil-fe, familiäre Unterstützung und Angebote von privaten Organisationen nicht aus-reichen.

Älteren Menschen steht ein auf ihre Bedürfnisse ausgerichtetes, qualitativ gutes und bezahlbares Angebot an medizinischen und pflegerischen Leistungen sowie Alltagshilfen zur Verfügung.

Die Hilfen sollen ganzheitlich ausgerichtet werden, indem neben der fachlichen Professionalität die sozialen Dimensionen mit einbezogen werden und das Ange-bot gegenüber dem Betagten koordiniert erbracht wird.

Page 36: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 34

Das verfügbare Angebot wird im Sinne einer insgesamt effizienten Leistungs-erbringung koordiniert. Zudem werden ältere Personen, welche nicht mehr in der Lage sind, sich in der Vielfalt der Angebote zu orientieren und über kein entspre-chendes Umfeld verfügen, im Rahmen eines Case-Managements mit einer klaren Bezugsperson unterstützt.

Page 37: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 35

7. Massnahmenentwicklung in Schwerpunktbereichen

Aufgrund der Ist-Analyse, der Beurteilung der aktuellen Situation sowie der erwarte-ten künftigen Entwicklungen hat die Projektgruppe Schwerpunktbereiche für die wei-tere Bearbeitung festgelegt, in denen Vorschläge für Massnahmen entwickelt wur-den. Diese Schwerpunktbereiche werden im Folgenden dargestellt. Dabei wird zu Beginn die jeweilige Ausgangslage kurz rekapituliert. Anschliessend werden die zu erreichenden spezifischen Ziele und Massnahmen vorgestellt.

7.1 Wohnen im Alter

Ist-Situation - Gemäss Bevölkerungsumfrage besteht ein deutlicher zusätzlicher Bedarf an Al-

terswohnungen, vor allem für betreutes Wohnen. Das bestehende Angebot an Al-terswohnungen wird als knapp bis sehr knapp beurteilt. In der Bevölkerungsbe-fragung geben über 100 Personen an, sich schon jetzt für eine Alterswohnung zu interessieren. Rund 67.8% der Befragten sind der Meinung, dass in der Gemein-de zur Abdeckung künftiger Bedürfnisse zusätzliche Alterswohnungen mit Servi-ces bereitgestellt werden sollten. Die Schaffung von zusätzlichem Wohnraum für ältere Menschen ist der am häufigsten genannte Verbesserungsvorschlag in den Textantworten der befragten Bevölkerung.

- Auch die in der Altersarbeit Tätigen beurteilen das vorhandene Angebot an Al-terswohnungen als zu knapp.

- Die bestehenden Angebote der Alterssiedlung Schlossacker und der Wohnbau-genossenschaft Waldeck sind voll ausgelastet und es bestehen grössere Warte-listen.

- Die Nyfag AG bietet ebenfalls altersgerechte Wohnungen an, welche bis auf zwei Ausnahmen mit Betagten, vor allem verwitweten Frauen, besetzt sind. Eine War-teliste besteht nicht, in den oberen Preisklassen gibt es manchmal Belegungs-schwierigkeiten.

- Die Verwendung von Richtwerten ist im Bereich der Alterswohnungen weniger gut etabliert als im Alters- und Pflegeheimbereich. Ein zuweilen verwendeter Richt-wert geht von einem Bedarf an Alterswohnungen von 4% der 65-Jährigen und Äl-teren aus. Für das Jahr 2015 entspräche das einem Bedarf von rund 150 Woh-nungen, effektiv vorhanden sind ca. 130, wenn auch die privaten Wohnungen der Nyfag AG voll mitgerechnet werden. Der Richtwert berücksichtigt aber nicht, dass mit der Form des betreuten Wohnens ein Zusatzbedarf für Alterswohnraum ent-steht, weil ein Teil der stationäre Pflege neu in betreuten Alterswohnungen ge-leistet wird.

Page 38: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 36

- Obwohl ein Teil der Alterswohnungen der Genossenschaft Waldeck direkt neben dem Langmatten - Zentrum für Wohnen und Pflege liegt, ist das betreute Wohnen noch wenig ausgeprägt.

- Mit der Nähe zum künftigen Alterszentrum Schlossacker verändern sich für die Alterssiedlung Schlossacker die Voraussetzungen für die Umsetzung eines Kon-zepts des betreuten Wohnens.

- Gemäss Baurechtsreglement der Gemeinde Binningen vom 13. November 1995 besteht die Möglichkeit der Gewährung eines Baurechtes für Wohnprojekte im öf-fentlichen Interesse, zum Beispiel für Alterswohnungen.

Ziele und Massnahmen Die Gemeinde Binningen sorgt für eine konsequente Umsetzung des Behinder-tengleichstellungsgesetzes und unterstützt darüber hinaus im Rahmen der Bauordnung bzw. des Baubewilligungsverfahrens den hindernisfreien, an-passbaren Wohnungsbau gemäss SIA Norm 500. Ziel ist es, im Rahmen des privaten Wohnungsbaus vermehrt baulich geeigneten Wohnraum für Betagte zur Verfügung zu stellen. Bauliche Hindernisse sind immer noch wichtige Ursachen dafür, dass eine bestehen-de Wohnsituation im Alter unzweckmässig wird. Dies ist vor allem auch deshalb be-dauerlich, weil mit einer entsprechenden Planung bei Neubauten diese Hindernisse in der Regel mit sehr geringen oder gar keinen Mehrkosten vermieden werden kön-nen (Schweizerische Fachstelle für behindertengerechtes Bauen, 2004). Mit der SIA Norm 500 (Manser et al., 2009; Kommission SIA 500, 2009) besteht eine klare Richtlinie betreffend der hindernisfreien, anpassbaren Gestaltung von "Bauten mit Wohnungen". Konkret werden zwei Massnahmen vorgeschlagen:

- In der Bauordnung der Gemeinde Binningen ist festzulegen, dass die Richtli-nie SIA 500 für Bauten mit Wohnungen (S. 30-34) für alle Um- und Neubauten verbindlich anzuwenden ist.

- Minimal sollen im Rahmen des Baubewilligungsverfahrens die Einhaltung die-ser Richtlinie geprüft und zuhanden der Bauherrschaft entsprechende Emp-fehlungen abgegeben werden.

Das bestehende Angebot im Alterswohnbereich in der Nähe der stationären Einrichtungen soll vermehrt als betreutes Alterswohnangebot (Wohnen mit Services) ausgestaltet werden.

Page 39: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 37

Das Konzept des betreuten Wohnens unterscheidet sich vom üblichen Alterswohnbe-reich durch folgende Punkte: - Es besteht ein verbindlich definiertes minimales Dienstleistungs-Angebot, wel-

ches über eine Grundpauschale (als Zusatz zu den Mietkosten) finanziert wird. Minimal werden in der Regel folgende Leistungen angeboten:

o 24-Stunden-Notruf mit Intervention durch fachlich geeignetes Pflegeperso-nal

o begrenzte Hilfe bei vorübergehender Erkrankung o Ansprechperson im Hause oder in unmittelbarer Umgebung (Information,

Organisation von weiteren Unterstützungsmassnahmen etc.) o Teilnahme an Aktivitäten o Lebenszeichenkontrolle.

- Angebot von weiteren Dienstleistungen, z.B. Mittagstisch, Wäschereinigung, an-

dere hauswirtschaftliche und pflegerische Leistungen, nach Bedarf zu festgeleg-ten Konditionen.

Die Erbringung der Dienstleistungen, insbesondere auch der Vorhalteleistungen, kann dann wirtschaftlich erfolgen, wenn ein Alters- und Pflegeheim in unmittelbarer Nähe gelegen ist und Synergien genutzt werden können. Dies ist für die Wohnbau-genossenschaft Waldeck sowie künftig für die Alterssiedlung Schlossacker der Fall. Im Vordergrund für ein Konzept des betreuten Wohnens stehen deshalb diese bei-den Standorte. Grundsätzlich können Dienstleistungen des betreuten Wohnens auch ohne Anbindung an eine stationäre Einheit wirtschaftlich erbracht werden, wenn die Zahl der bedienten Wohnungen gross ist. Die Vertreter/innen der Alterssiedlung Schlossacker, der Wohnbaugenossenschaft Waldeck sowie der Stiftung Alters- und Pflegeheime Binningen werden eingeladen, detailliertere Konzepte zur Ausgestaltung des betreuten Wohnens in den nahegele-genen Alterswohnungen (Leistungsinhalte Basispaket, Tarife, Leistungserbringer, Finanzierung und Umsetzung) zu erarbeiten und umzusetzen. In der Gemeinde Binningen sollen zusätzlich mindestens ca. 30 weitere günsti-ge Alterswohnungen bereit gestellt werden. In der Umsetzung dieses Anliegens sind folgende Punkte zu klären: - Mögliche Standorte und deren Eignung

Ein wesentliches Problem bei der Umsetzung dieser Forderung ist die Standort-frage. Wo in der Gemeinde Binningen gibt es noch Grundstücke, welche sich für ein solches Vorhaben eignen würden (möglichst noch zentral gelegen, Nähe zu Alters- und Pflegeheim oder ähnlicher Infrastruktur von Vorteil)?

- Trägerschaft In erster Linie kommen für die Bereitstellung von zusätzlichen Alterswohnungen die bestehenden Trägerschaften in Frage (Stiftung Alterssiedlung Schlossacker, Wohnbaugenossenschaft Waldeck). Andere Lösungen und eventuell ein privates Investment sind denkbar.

Page 40: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 38

Die bestehenden Trägerschaften werden aufgefordert, Erweiterungen ihres Angebots an geeigneten Standorten zu prüfen. Die Gemeinde Binningen unterstützt die beste-henden Trägerschaften, aber auch private Interessenten in der Bereitstellung von zusätzlichen Alterswohnungen, indem sie diese Interessen im Rahmen der Ortspla-nung einbringt, geeignete eigene Grundstücke anbietet, private Grundstückbesitzer über das öffentliche Interesse informiert und bei Bedarf zur Sicherstellung von preis-günstigen Angeboten bei gemeinnützigen Bauvorhaben eine finanzielle Unterstüt-zung prüft.

Page 41: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 39

7.2 Prävention im Alter

Ist-Situation - Verschiedene Untersuchungen zeigen ein hohes Potential von präventiven An-

strengungen auch im Alter. Es wird davon ausgegangen, dass die Verminderung bestehender Defizite im Präventionsbereich den Anteil behinderungsfreier Le-bensjahre bei älteren und alten Menschen in einem kostenrelevanten Ausmass senken würde (Blozik et al., 2007). Die Herausforderung besteht vor allem darin, Interventionen zu finden, welche präventives Verhalten der Älteren nachhaltig fördern können. Verschiedene Ansätze wie präventive Hausbesuche (Bouman et al., 2008) oder Gesundheitsfragebogen (Harari et al., 2008) erwiesen sich als we-nig effektiv (vgl. auch Regierungsrat BL, 2010; Regierungsrat BL, 2010).

- In der Bevölkerungsbefragung wird präventiven Interventionen eine eher geringe

Bedeutung zugemessen. - Auch auf kantonaler Ebene gewinnt die Gesundheitsförderung im Alter an Bedeu-

tung. Wichtigstes Ziel ist es, die Eigenständigkeit der älteren Menschen zu stär-ken, deren Gesundheit zu fördern und so die Lebensqualität zu verbessern. Die Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion verfolgt mit der Gesundheitsförderung Baselland dieses Ziel auf mehreren Ebenen:

- Sie unterstützt die Gemeinden mit einer Bestandesaufnahme der Angebote und arbeitet mit den wichtigen Akteurinnen und Akteuren im Gesundheits- und Altersbereich zusammen.

- Sie führt eigene kantonale Projekte durch.

- Sie beteiligt sich an überkantonalen Projekten wie "Best Practice Gesundheits-förderung im Alter". Mit diesem Projekt sind wichtige Grundlagen zur Umset-zung von Gesundheitsförderung erarbeitet worden (z.B. Bewegungsförderung, Sturzprophylaxe).

- Mit dem Angebot der Pro Senectute beider Basel besteht eine breite Auswahl an Möglichkeiten zu körperlicher und geistiger Betätigung.

- In der Gemeinde Binningen sind Bestrebungen für einen intergenerationellen Be-

wegungspark sowie das Projekt Piazza, welches Begegnungen zwischen ver-schiedenen Generationen ermöglichen und fördern soll, im Gange.

Ziele und Massnahmen Im Bereich der Gesundheitsförderung und der Prävention besteht noch ein we-sentliches nicht ausgeschöpftes Potential. Die Gemeinde Binningen fördert präventive Anstrengungen, welche dazu beitragen, Pflegebedürftigkeit im Alter zu vermeiden, zu vermindern oder zu verzögern.

Page 42: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 40

Die Gemeinde unterstützt jährlich ein Projekt, ein Vorhaben oder eine Aktivität im Bereich der Prävention im Alter mit einem Beitrag. Sie ist bereit, sich an innovativen Projekten des Kantons in diesem Bereich zu beteiligen.

7.3 Stärkung der Hilfe und Pflege durch Angehörige

Ist-Situation - In der Bevölkerungsbefragung geben 23% der Befragten (rund 390 Personen) an,

in den letzten 12 Monaten eine hilfs- und pflegebedürftige Person im Umfeld be-treut oder gepflegt zu haben. Davon leistet rund ein Drittel Hilfe bei den Aktivitä-ten des täglichen Lebens wie Ankleiden, Körperpflege, Baden, Essen, Fortbewe-gung. Hochgerechnet auf die Gesamtbevölkerung kann davon ausgegangen werden, dass in der Gemeinde Binningen rund 300-400 pflegende Angehörige tä-tig sind, von denen etwa 16% 20 Stunden und mehr pro Woche engagiert sind.

- Ebenfalls gemäss Bevölkerungsbefragung geben rund 35% an, aus ihrer Sicht

benötigte Unterstützung aus dem professionellen Umfeld nur teilweise oder gar nicht erhalten zu haben.

- Die Angehörigen übernehmen eine wichtige Funktion in der Pflege und Betreu-

ung. Ohne ihren Einsatz wären die Beanspruchung der ambulanten und stationä-ren Angebote deutlich höher und die Kostenfolgen für die öffentliche Hand be-trächtlich.

- Es ist bekannt, dass pflegende Angehörige oft an ihre physischen und psychi-

schen Leistungsgrenzen stossen und selbst gesundheitlich Schaden nehmen. Entsprechend einer neueren Studie im Auftrag des Spitex Verbandes Schweiz in-vestieren die pflegenden Angehörigen weit mehr Zeit in die Pflege, als sie eigent-lich wünschen, beurteilen ihre eigene Gesundheit deutlich schlechter als der Durchschnitt und hätten gemäss Einschätzung der Spitex-Mitarbeiter/innen drin-gend eine Entlastung und Auszeit nötig (Perrig Chiello et al., 2010, Executive Summary, S. 2).

- Eine Befragung der Angehörigen der Klientinnen und Klienten der Spitex Binnin-

gen (35 Antwortende von rund 180 Angeschriebenen) zeigte bei rund zwei Drit-teln eine subjektiv hohe emotionale, physische und psychische Belastung auf. Ei-ne Hauptsorge ist, wer die Betreuung bei einem Ausfall der pflegenden Person übernimmt. Für die Befragten sind vor allem die Verfügbarkeit der Spitex auch im Notfall, ein vermehrtes Eingehen auf die Situation der pflegenden Angehörigen (Akzeptanz, Annehmen von Kritik und Anregungen) sowie Entlastungsangebote (Ferien-, Notfallbett) wichtig.

- Die Bewältigung des aktuellen und künftig noch steigenden Hilfs- und Pflegebe-

darfs ist ohne ein primäres Engagement der Angehörigen, in erster Linie der Partnerinnen und Partner, kaum möglich.

Page 43: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 41

- Die Befragung durch die Spitex Binningen hat aber auch gezeigt, dass eine wert-schätzende Kultur der Zusammenarbeit sowie Beratung und Unterstützung der pflegenden Angehörigen seitens der Spitex zur emotionalen und psychologischen Entlastung beitragen könnte.

Ziele und Massnahmen Die Aufrechterhaltung und Förderung der Pflege- und Betreuungsbereitschaft der Angehörigen ist aus sozialer, personeller und wirtschaftlicher Sicht ein Gebot der Stunde. Dazu sind vor allem geeignete und flexible Entlastungsmög-lichkeiten sowie eine wertschätzende Kultur der Anerkennung und der Zu-sammenarbeit mit den Angehörigen erforderlich. Die Gemeinde Binningen sorgt für ein flexibles, gut zugängliches und er-schwingliches Beratungs- und Entlastungsangebot für pflegende Angehörige Ausarbeiten eines Angehörigenkonzeptes durch die Spitex Die Spitex Binningen wird aufgefordert, ein Angehörigenkonzept auszuarbeiten, wel-ches aufzeigt,

- welche Werthaltungen für einen wertschätzenden, emotional unterstützenden Umgang mit den pflegenden Angehörigen wichtig sind, und wie diese in der täglichen Arbeit eingebracht werden können

- wie das System der Bezugsperson/Bezugspflege zu optimieren und zu ergän-

zen ist, damit den Angehörigen eine professionelle Anlaufstelle zur Verfügung steht, an die sie sich vertrauensvoll wenden können und die sie auch in fachli-cher Hinsicht berät und unterstützt

- welche Schulungs- / Informationsgefässe speziell für die pflegenden Angehö-

rigen angeboten werden sollen - welche unterstützenden Prozesse beim plötzlichen Ausfall der pflegenden

Person zum Tragen kommen sollen und dieser eine Sicherheit betreffend der Fortführung des Pflegeverhältnisses bieten

- welche Schulungen und Weiterbildungen das Spitexpersonal benötigt, um seine Aufgaben als Bezugspersonen den pflegenden Angehörigen gegenüber professionell und sozial kompetent wahrnehmen zu können

- welche Kooperationsmöglichkeiten mit anderen Organisationen (z.B. SRK,

SeniorInnen für SeniorInnen, Tagesstätte) bestehen.

Page 44: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 42

Entlastung zu Hause Verschiedene Organisationen bieten Entlastung von pflegenden Angehörigen (z.B. Rotes Kreuz BL auch nachts, derzeit Fr. 38.-- pro Stunde). Die Spitex Binningen verschafft sich einen detaillierten Überblick über bestehende Entlastungsangebote für Angehörige zu Hause und deren Leistungen. Sie informiert die pflegenden Angehörigen über solche Dienstleistungen und vermittelt sie. Ferien- und Entlastungsbetten Derzeit stehen im Alters- und Pflegeheim Langmatten - Zentrum für Wohnen und Pflege und beim Verein Pflegewohnungen je ein Ferien- bzw. Entlastungsbett zur Verfügung. Dieses Angebot ist zu gering. Anzustreben sind ca. 4 Plätze, 3 in den Alters- und Pflegeheimen und 1 bei den Pflegewohnungen. Diese möblierten Zimmer sind aus-schliesslich für temporäre Aufenthalte zur Verfügung zu stellen und im Leistungsan-gebot explizit aufzuführen. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht sind Ferien- und Entlastungsplätze aufgrund der systembedingt geringeren Auslastung für die Träger nicht attraktiv. Gerade bei einem knappen stationären Angebot und entsprechendem Belegungsdruck ist deren Auf-rechterhaltung nicht selbstverständlich. Die Verpflichtung zur Führung der entspre-chenden Anzahl von Ferien- und Entlastungsbetten soll deshalb in den Leistungs-vereinbarungen festgehalten werden. Dabei ist auch die Entschädigungsfrage zu re-geln. Tagesstätte Schlossacker Die Tagesstätte ist ein wichtiges Entlastungsangebot. Geplant ist, sie in das neue Schlossacker - Zentrum für Wohnen und Pflege zu integrieren und der Stiftung Al-ters- und Pflegeheime Binningen zu unterstellen. Es wird vorgeschlagen, das Ange-bot Tagesstätte auf diesen Zeitpunkt hin wie folgt zu erweitern:

o Tagesplätze für maximal ca. 12 Tagesgäste o Öffnungszeit: 5 Tage pro Woche o Versuchsphase für ein Angebot Nachtentlastung während 1 Jahr o Breite Information und Bekanntmachung des Angebots, auch ausserhalb

der Gemeinde Binningen. Auch die Aktivierung Schlossacker soll im Sinne eines für interne und externe Teil-nehmer/innen offenes Angebot weitergeführt werden. Welche neuen Aspekte durch den Zusammenschluss des Spitexvereins Binningen mit dem Spitexverein Allschwil-Schönenbuch, welcher auch eine Tagesstätte führt, zu berücksichtigen sind, muss noch geklärt werden.

Page 45: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 43

Finanzielles Entgelt Verschiedene Gemeinden im Kanton Basel-Landschaft leisten Pflegekostenbeiträge an pflegende Angehörige. Die Gemeinde Allschwil zum Beispiel richtet bei einem Pflegebedarf von mindestens 1.5 h pro Tag einen Beitrag von Fr. 25.-- pro Tag aus, im Jahre 2009 rund Fr. 280'000.--, davon Fr. 188'000.-- für 28 pflegebedürftige Seni-orinnen und Senioren. Anstelle der Einführung eines finanziellen Entgeltes sollen finanzielle Beiträge an die Inanspruchnahme von Entlastungsangeboten vorgesehen werden: Pflegende Angehörige haben einen Anspruch auf finanzielle Beiträge an Entlastungsangebote

a. in Abhängigkeit der von ihnen geleisteten Pflegeintensität und nach einer gewis-sen Dauer des Pflegeverhältnisses

b. nach Ausschöpfung von anderen Finanzierungsquellen im Sinne einer Restfinan-zierung mit einem maximalen Betrag pro Tag und

c. für eine bestimmte Entlastungsdauer (Anzahl Tage pro Jahr). Damit könnte die Gemeinde die pflegenden Angehörigen sehr gezielt unterstützen und gleichzeitig zur Inanspruchnahme von Entlastungsangeboten motivieren.

Page 46: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 44

7.4 Ausbau - Optimierung der ambulanten Hilfe

Ist-Situation - Das Leistungsangebot der Spitex entspricht mit einem Abenddienst bis 22'00,

einem Pikettdienst /Nachtdienst in vorübergehenden Situationen (insbesondere für terminale Patientinnen und Patienten) und Notfalleinsätzen im Zusammenar-beit mit der Spitexpress Basel den heutigen Anforderungen.

- Bei den hauswirtschaftlichen Leistungen zeigt sich eine rückläufige Tendenz, wel-

che im wesentlichen auf die Ausrichtung dieser Leistungen auf Überbrückungs-phasen bzw. bei medizinisch/psychiatrischer Indikation und das Herunterfahren typischer Haushalthilfeeinsätze (wöchentliche Reinigung) zurückzuführen ist.

- Klassische Haushilfeeinsätze (Reinigung, Kochen, Wäsche, Einkaufen etc.) wer-

den neben der Spitex vor allem vom Verein SeniorInnen für SeniorInnen erbracht und machen dort rund 70% der geleisteten Stunden aus. Der Verein operiert weitgehend auf nebenamtlicher und freiwilliger Basis und erhält keine finanziellen Beiträge der Evang.-ref. Kirchgemeinde und der Gemeinde Binningen mehr.

- Die Bevölkerungsbefragung zeigte Hinweise auf qualitative Mängel beim Mahlzei-tendienst und bei der Haushilfe.

- Die Spitex Binningen bereitet derzeit eine enge Kooperation mit der Spitex

Allschwil-Schönenbuch vor. Die bestehenden Stützpunkte in Binningen und in Allschwil bleiben erhalten. Mit diesem Vorhaben soll einer effizienten Leistungs-erbringung insbesondere auch im Hinblick auf künftig zu erwartende Entwicklun-gen im Spitexbereich ( steigende Ansprüche, DRGs, neue Pflegefinanzierung, Spezialisierung von Spitexleistungen, erhöhte Anforderungen an die Flexibilität, Anforderungen an das Personalmanagement bei zunehmender Personalknapp-heit) Rechnung getragen werden.

- Die künftige demographische Entwicklung bei einem gleichzeitig knapp bleiben-den Angebot im stationären Bereich lässt eine weitere Zunahme der Nachfrage nach Spitexleistungen erwarten.

- Mit der Einführung der DRGs und der Akut- und Übergangspflege, welche im Rahmen der Pflegefinanzierung neu geregelt wurde, wird ein Anstieg von kurzfris-tigen und pflegerisch anspruchvollen Einsätzen durch die Spitex erwartet.

Ziele und Massnahmen Entsprechend dem Wunsch der meisten älteren Menschen, auch bei Hilfs- und Pflegebedürftigkeit zu Hause unterstützt zu werden, soll in der Gemeinde Bin-ningen ein leistungsfähiges Angebot an ambulanten Hilfen in guter Qualität zur Verfügung stehen (Krankenpflege, Hauswirtschaft/Haushilfe, Mahlzeiten, Fahr-dienste, Einkaufsdienst, Case Management).

Page 47: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 45

Das bestehende ambulante Angebot soll in folgenden Dimensionen optimiert wer-den: - Stärkung des Angebots im hauswirtschaftlichen Bereich Variante A: Aufbau eines Haushilfeteams bei der Spitex, welches auf länger dauern-de Haushilfeeinsätze mit einer gegenüber den Klientinnen und Klienten hohen per-sonellen Konstanz ausgerichtet ist, Übernahme der entsprechenden Einsätze von SeniorInnen für SeniorInnen, enge Koordination mit den übrigen Leistungen der Se-niorInnen für SeniorInnen. Variante B: Stärkung des bestehenden Haushilfeangebots bei SeniorInnen für Senio-rInnen in Richtung des Aufbaus einer professionellen Einsatzleitung, Leistungsauf-trag und Mitfinanzierung durch Gemeinde, enge Koordination mit der Spitex. Die Projektgruppe schlägt vor, das hauswirtschaftliche Leistungsangebot künftig bei der Spitex Binningen zu verstärken und die Koordination zu den SeniorInnen für Se-niorInnen sicherzustellen. Damit bringt die Gemeinde auch zum Ausdruck, dass sie das Selbsthilfe-Engagement der Seniorinnen und Senioren als einen wertvollen Bestandteil der Al-tersangebote in der Gemeinde beurteilt. - Aufbau eines Case Managements bei der Spitex Eine wirksame ambulante Leistungserbringung, welche Hilfs- und Pflegebedürftigen erlaubt, möglichst lange und unter Einbezug der Unterstützungsmöglichkeiten aus dem Umfeld in der vertrauten häuslichen Umgebung zu verbleiben, setzt oft einen koordinierten Einsatz von verschiedenen ambulanten Leistungen sowie die Regelung von weiteren finanziellen und sozialen Fragen voraus. Vor allem für die Gruppe von fragilen hochaltrigen und oftmals allein lebenden Personen wird eine Unterstützung im Sinne eines begleitenden Case Managements, welches nach dem Grundsatz "Al-les aus einer Hand" die verschiedenen Leistungserbringer fallspezifisch koordiniert und für die Klientin/den Klienten eine verbindliche Kontaktperson gewährleistet, wich-tig. Die Spitex Binningen wird eingeladen, für die Umsetzung eines derartigen Caseman-gements zuhanden des Gemeinderates ein Konzept zu erarbeiten, welches Zielpub-likum, Prozesse, erforderliche Ressourcen und Finanzierung aufzeigt. - Verbesserungen Mahlzeitendienst Der Auftrag für die Sicherstellung des Mahlzeitendienstes liegt bei der Spitex. In Bin-ningen soll ein Mahlzeitendienst auf der Basis von Frischmahlzeiten zur Verfügung stehen. Dabei sollen für die Verteilung Fahrer und Fahrerinnen auf freiwilliger ehren-amtlicher Basis eingesetzt werden.

Page 48: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 46

7.5 Stationäre Pflege und Betreuung

Ist-Situation - Im Kanton Basel-Landschaft werden für die Planung der Pflegeheimplätze keine

offiziellen Richtwerte publiziert. Im Jahr 2010 standen 2659 Plätze für 14045 80-Jährige und Ältere zur Verfügung, was einer Bettendichte von rund 19% ent-spricht.

- Im schweizerischen Quervergleich liegt die Bettendichte bei rund 26% der 80-jährigen und Älteren. Mit 19% liegt der Kantons BL im untersten Bereich.

- Nach der Eröffnung des Alterszentrums Schlossacker stehen ab 2012 rund 200 Alters- und Pflegeheimplätze zur Verfügung.

- Aber auch mit dem tiefen Bedarfswert von 19% gerechnet, ergibt sich bereits ab

dem Jahr 2015 ein aufgrund der Bevölkerungsentwicklung steigendes Bettendefi-zit, welches bis ins Jahr 2020 bereits auf rund 50 Plätze ansteigt.

Ziele und Massnahmen Der künftig aufgrund der demographischen Entwicklung auch mit einer kon-servativen Einschätzung noch erheblich wachsende Bedarf an Langzeitplätzen soll rechtzeitig gedeckt werden. Zur Deckung dieses Bedarfs sollen betreute Wohnformen (vgl. oben Abschnitt 7.1, Seite 35) gefördert und das Angebot an Pflegewohngruppen noch erweitert werden.

7.6 Mobilitätsbedürfnisse und Sicherheit

Ist-Situation - Obwohl insgesamt der öffentliche Verkehr in Binningen in der Bevölkerungsbefra-

gung gut bewertet wurde, zeigt die Auswertung häufig Hinweise auf spezielle Problemlagen im Mobilitätsbereich. Aufgrund dieses Ergebnisses sollten die Mög-lichkeiten von Verbesserungen im Bereich Mobilität / Verkehrssicherheit geprüft werden.

- Die Bestrebungen für einen Ortsbus in Binningen wurden durch die Kommission Ortsbus kürzlich mit negativem Ergebnis geprüft, derzeit werden Überlegungen in Richtung eines Ruf-Taxis angestellt (vgl. Abschlussbericht des Komitees betref-fend Überlegungen für einen Ortsbus- oder Shuttelbetrieb in Binningen, 6. De-zember 2011).

Ebenso sind verschiedentlich Hinweise auf Problemlagen im Bereich der Verkehrssi-cherheit und auch der allgemeinen Sicherheit für ältere Menschen in der Gemeinde vorhanden.

Page 49: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 47

Ziele und Massnahmen - Die Projektgruppe Alterskonzept unterstützt die Bestrebungen, in Binningen mit

einem Ruf-Taxi bestehende Problemlagen gerade für ältere Personen zu lösen.

- Um den diversen Problemlagen und Hinweisen im Bereich der Verkehrssicherheit sowie der Mobilitätshindernisse für gehbehinderte Personen nachzugehen, wird der Einsatz einer Arbeitsgruppe unter Leitung der Bauverwaltung vorgeschlagen, in der Seniorinnen und Senioren direkt vertreten sind. Auftrag der Arbeitsgruppe ist es, konkrete Vorschläge für die Verbesserung der Verkehrssicherheit und der Mobilität für Gehbehinderte zu entwickeln.

7.7 Optimierung der Information

Ist-Situation

- Die Befragung zeigte, dass die Information der älteren Menschen in der Ge-meinde Binningen verbesserungsbedürftig ist.

- Die derzeitige Broschüre "Angebote für Seniorinnen und Senioren in Binnin-gen" ist nicht mehr aktuell.

Ziele und Massnahmen Die Gemeinde Binningen sorgt für eine auf die Bedürfnisse der Seniorinnen und Senioren zugeschnittene aktualisierte Information über Angebote und de-ren Inanspruchnahme. - Broschüre Angebote für Ältere in der Gemeinde Binningen Die Gemeinde Binningen publiziert eine jährlich aktualisierte Broschüre, welche alle altersspezifischen Angebote in der Gemeinde enthält und deren Inhalte, die Kontakt-personen und Angaben zur Kontaktaufnahme enthält. Die Inhalte der Broschüre können auch über das Internet abgerufen werden. Zudem soll eine Vernetzung mit der Homepage des Netzwerks Alters-Angebote Leimental (NAAL) erfolgen. - Information über laufende Veranstaltungen / Angebote Die Gemeinde informiert auf ihrer Homepage und im Binninger Anzeiger über Veran-staltungen, Aktivitäten und Anlässe für Seniorinnen und Senioren. - Regionale zentrale telefonische Anlaufstelle Die Projektgruppe hat sich mit verschiedenen Möglichkeiten der Organisation der Informationsfunktion auseinandergesetzt (dezentral über bisherige Träger wie Pro Senectute, Spitex, Gemeinde mit klaren Leistungsaufträgen; Zentrale Kontakt- und Informationsstelle in Binningen; Zentrale Kontakt- und Informationsstelle in Binningen

Page 50: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 48

mit zusätzlichen Aufgaben z.B. im Freiwilligenbereich, Regionale Kontakt- und In-formationsstelle). Das Netzwerk Alters-Angebote Leimental (NAAL) plant den Aufbau einer Beratungs-, Informations- und Koordinationstelle für das Leimental (BIKO). Dabei handelt es sich um eine zentrale telefonische Anlaufstelle, welche rund um die Uhr Hilfs-, Informati-ons- und Beratungswünsche entgegennimmt, in einfachen Fällen direkt beantwortet, in klaren Fällen an die zuständige Institution und bei komplexeren Fällen an ein ne-benamtliches Team weiterleitet, das die weitere Bearbeitung übernimmt. Vorgesehen ist ein Pilotbetrieb von 3 Jahren, welcher durch Sponsorengelder bereits finanziert ist. Die Projektgruppe schlägt vor, sich nach Vorliegen des definitiven Konzeptes und der Konditionen der Zusammenarbeit an diesem dreijährigen Pilotbetrieb zu beteiligen und aufgrund der Evaluationsergebnisse über eine dauerhafte Beteiligung zu ent-scheiden.

7.8 Koordination im Bereich der Altersarbeit

Ist-Situation - In der Altersarbeit in der Gemeinde Binningen ist eine Vielzahl von Organisatio-

nen tätig, welche teilweise gleiche, teilweise aber auch spezialisierte Angebote erbringen. Damit stellen sich zwei Problemlagen: Einerseits fehlt eine abgestimm-te Behandlungskette in der Pflege und Betreuung mit der Konsequenz, dass das Zusammensuchen der erforderlichen Angebote und deren Koordination den Klientinnen und Klienten übertragen werden. Viele brauchen dazu aber Unterstüt-zung, die ihnen über ein Case Management angeboten werden könnte (vgl. oben 7.4, Seite 44ff).

- Die zweite Problemlage entsteht aus der fehlenden Koordination der Angebote selbst und der Schnittstellen der Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Organisationen. Dieser Tatbestand wird oftmals als „Gärtchendenken“ bzw. man-gelnde Vernetzung zwischen den in der Altersarbeit tätigen Organisationen be-schrieben. In diesem Punkt geht es vor allem um die Frage, wie die Angebote der verschiedenen Organisationen besser auf einander abgestimmt werden können bzw. wie die Zusammenarbeit im konkreten Einzelfall zugunsten der Klienten besser koordiniert werden kann (Schnittstellenoptimierung). Da es sich allesamt um selbständige Institutionen handelt, stellt sich damit die Frage, welche gemein-samen Gremien erforderlich sind und wer die Koordinationsaufgabe übernimmt.

- Die Zuständigkeiten für die Altersarbeit in der Gemeinde sind geregelt (Gemein-

derat Geschäftskreis Gesundheit und auf Verwaltungsebene die Sozialen Diens-te, Aufgaben: Koordination von Angeboten im Gesundheits- bzw. Altersbereich; Ausrichtung von Gemeindebeiträgen an bedürftige Personen in Pflegeeinrichtun-gen).

Page 51: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 49

- Die verfügbaren Kapazitäten für den Altersbereich sind knapp, eine eigentliche Fachstelle für Altersfragen fehlt.

- Ebenso fehlt ein offizielles Gremium, welches die in der Altersarbeit in der Ge-

meinde Tätigen koordiniert. Ziele und Massnahmen Die Gemeinde Binningen stellt die erforderlichen Ressourcen und Strukturen bereit, welche für die Planung, Vorbereitung und das Controlling der Aufgaben der Gemeinde im Altersbereich sowie die Koordination der in der Altersarbeit Tätigen sicherstellt. Koordination der in der Altersarbeit Tätigen, Kommission für Altersfragen Es wird vorgeschlagen, für die Koordination der verschiedenen in der Altersarbeit tätigen Organisationen sowie auch für die Umsetzung der diversen Massnahmen des vorliegenden Alterskonzeptes neu eine Kommission für Altersfragen einzusetzen: Aufgaben

- Die Kommission berät den Gemeinderat im Bereich Altersfragen.

- Sie setzt sich dafür ein, dass Binningen für ältere Menschen ein attraktiver Wohn-ort bleibt.

- Sie evaluiert und schlägt Massnahmen zur Erreichung der im Alterskonzept for-mulierten Ziele der Alterspolitik der Gemeinde Binningen vor.

- Sie begleitet und fördert die Umsetzung des Alterskonzepts.

- Sie analysiert demographische und gesellschaftliche Veränderungsprozesse und prüft, inwieweit diese Anpassungen und Weiterentwicklungen des Alterskonzepts erfordern.

- Sie fördert die Koordination und die Zusammenarbeit der in der Altersarbeit in Binningen tätigen Organisationen und Gruppen.

- Sie führt jährlich eine Veranstaltung mit allen in der Altersarbeit engagierten Or-ganisationen durch, die der gegenseitigen Information und Koordination dient.

- Sie verfasst jährlich zu Handen des Gemeinderats einen Altersbericht, zusammen mit ihren Anträgen.

Zusammensetzung Zuständiges Gemeinderatsmitglied (Vorsitz); 7 – 9 Mitglieder aus den im Altersbe-reich tätigen Organisationen; Fachstelle für Altersarbeit bzw. die in der Verwaltung für Altersfragen zuständige Person

Page 52: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 50

Fachstelle für Altersfragen Auf Verwaltungsebene soll eine Fachstelle für Altersfragen mit einem ca. 50% Pen-sum gebildet werden, wobei zu prüfen ist, welcher Anteil davon durch Umorganisati-on bzw. neu zu schaffen ist. Der Fachstelle sollen folgende Aufgaben zugewiesen werden:

- Management der Leistungsvereinbarungen (Ausarbeiten von Leistungsvereinba-rungen, Controlling, periodische Anpassungen)

- Budgetierung und Controlling der Gemeindebeiträge im Rahmen der neuen Pfle-gefinanzierung

- Sicherstellung der Informationsaufgaben der Gemeinde im Altersbereich (Home-page, Broschüre, Kontakte NAAL)

- Ansprechperson für Bürgerinnen und Bürger in speziellen, nicht durch die Aus-kunftsstellen oder Leistungsanbieter abgedeckten Fragen

- Beratung des Gemeinderates und der Kommission für Altersfragen im Altersbe-reich, Vorbereitung sämtlicher Geschäfte im Zusammenhang mit der ambulanten und stationären Versorgung

- Vertretung der Gemeinde in kantonalen Gremien, welche sich mit Altersfragen befassen

- Koordination der in der Altersarbeit in der Gemeinde Binningen tätigen Institutio-nen und Personen (Kontaktpflege, Organisation der jährlichen Treffen), An-sprechperson in der Verwaltung für die in der Altersarbeit tätigen Institutionen

- Information des zuständigen Gemeinderats/der zuständigen Gemeinderätin, des Gemeinderates und der Fachkommission für Altersfragen über Entwicklungen und Neuerungen im Altersbereich

- Umsetzung des Alterskonzeptes und laufende Evaluation der Massnahmen in Zusammenarbeit mit der Alterskommission

Mit einer Kommission und einer Fachstelle für Altersfragen können die Umsetzung des Alterskonzeptes, die Koordination und Zusammenarbeit aller Beteiligten, der Einsatz der finanziellen Mittel im Altersbereich und eine hohe Qualität der Angebote optimiert und sichergestellt werden.

Page 53: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 51

8. Anträge der Projektgruppe

Die Projektgruppe beantragt dem Gemeinderat, - vom vorliegenden Alterskonzept in zustimmendem Sinne Kenntnis zu nehmen, - die zuständige Gemeinderätin Geschäftsbereich Alter und Gesundheit zu beauf-

tragen, o die Umsetzung der vorgeschlagenen Massnahmen zusammen mit der einzu-

setzenden Fachkommission für Altersfragen an die Hand zu nehmen und

o dem Gemeinderat zur Umsetzung der vorgeschlagenen Massnahmen in sei-nem Kompetenzbereich die erforderlichen Detailanträge zu unterbreiten,

- dem Einwohnerrat den Bericht zur Kenntnis zu bringen und - die Bevölkerung über die Inhalte des Alterskonzeptes in geeigneter Form zu in-

formieren.

Page 54: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Massnahmenkatalog Seite 52

9. Massnahmenkatalog

Nr. Massnahmenbeschrieb Zuständigkeit Termin

Wohnen im Alter

(1) In der Bauordnung der Gemeinde Binningen ist festzulegen, dass die Richtlinie SIA 500 für Bauten mit Wohnungen (S. 30-34) für alle Um- und Neubauten verbindlich anzu-wenden ist. Minimal sollen im Rahmen des Baubewilligungsverfahrens die Einhaltung dieser Richtlinie geprüft und zuhanden der Bauherrschaft entsprechende Empfehlungen abgegeben werden.

Gemeinde Binningen

(2) Erarbeitung eines detaillierten Konzeptes zur Ausgestaltung des betreuten Wohnens in Alterswohnungen in der Nähe von stationären Einheiten (Leistungsinhalte Basispaket, weitere Leistungen nach Bedarf, Tarife, Leistungserbringer, Finanzierung, Prospekte) Umsetzung des Angebots für Alterswohnungen Bottmingerstrasse und Alterssiedlung Schlossacker.

Alterssiedlung Schloss-acker, Wohnbaugenos-senschaft Waldeck, Stif-tung Alters- und Pflege-

heime Binningen

(3) Prüfen der Erstellung von weiteren Alterswohnungen an geeigneten Standorten

Alterssiedlung Schloss-acker, Wohnbaugenos-

senschaft Waldeck

(4) Unterstützung der bestehenden Trägerschaften und privater Interessenten in der Be-reitstellung von zusätzlichen Alterswohnungen im Rahmen der Ortsplanung, durch An-bieten von geeigneten eigenen Grundstücken und Liegenschaften, durch Information von privaten Grundstückbesitzern sowie bei Bedarf durch finanzielle Beiträge zur Si-cherstellung von preisgünstigen Angeboten.

Gemeinde Binningen

Prävention

(5) Die Kommission für Altersfragen erarbeitet Kriterien für zu fördernde präventive Projek-te im Altersbereich und stellt dem Gemeinderat Antrag.

Kommission für Alters-fragen

Page 55: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Massnahmenkatalog Seite 53

Nr. Massnahmenbeschrieb Zuständigkeit Termin

Stärkung der Hilfe und Pflege durch Angehörige

(6) Die Spitex Binningen wird aufgefordert, ein Angehörigenkonzept auszuarbeiten, wel-ches aufzeigt,

- welche Werthaltungen für einen wertschätzenden, emotional unterstützenden Umgang mit den pflegenden Angehörigen wichtig sind und wie diese in der tägli-chen Arbeit eingebracht werden können

- wie das System der Bezugsperson/Bezugspflege zu optimieren und zu ergänzen ist

- welche Schulungs- / Informationsgefässe speziell für die pflegenden Angehöri-gen angeboten werden sollen

- welche unterstützenden Prozesse beim plötzlichen Ausfall der pflegenden Per-son zum Tragen kommen sollen und dieser eine Sicherheit betreffend der Fort-führung des Pflegeverhältnisses bieten

- welche Schulungen und Weiterbildungen das Spitexpersonal benötigt um seine Aufgaben als Bezugspersonen den pflegenden Angehörigen gegenüber profes-sionell und sozial kompetent wahrnehmen zu können

- welche Kooperationsmöglichkeiten mit anderen Organisationen bestehen

Spitex Binningen

(7) Die Spitex Binningen verschafft sich einen umfassenden Überblick über bestehende Entlastungsangebote für Angehörige zu Hause, informiert die pflegenden Angehörigen über solche Dienstleistungen und vermittelt sie.

Spitex Binningen

(8) Die Gemeinde verpflichtet die stationären Leistungsanbieter in den Leistungsvereinba-rungen zur Führung von insgesamt 4 Ferienplätzen/temporären Plätzen und regelt die Entschädigungsfrage.

Gemeinde Binningen Stationäre Anbieter

(9) Weiterführung und Erweiterung des Angebots der Tagesstätte Schlossacker und eines aktivierenden Angebots für Heimbewohner/innen und externe Gäste; Anpassung der Leistungsvereinbarung soweit erforderlich; Einbezug neuer Aspekte durch Zusammen-schluss Spitex Binningen mit Spitex Allschwil-Schönenbuch mit eigener Tagesstätte

Stiftung Alters- und Pfle-geheime Binningen

Gemeinde Binningen

Page 56: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Massnahmenkatalog Seite 54

Nr. Massnahmenbeschrieb Zuständigkeit Termin

(10) Ausarbeiten eines Reglements "Subsidiäre finanzielle Beiträge an Entlastungsangebote für pflegende Angehörige" zuhanden des Gemeinderates, welches Anspruch, Höhe der Beiträge und Modalitäten der Inanspruchnahme regelt.

Kommission für Alters-fragen

Fachstelle für Altersfra-gen

Optimierung der ambulanten Hilfe

(11) Die Spitex Binningen wird beauftragt, ein leistungsfähiges und kostengünstiges Haus-halthilfeangebot aufzubauen und eine enge Koordination mit SeniorInnen für SeniorIn-nen zu gewährleisten.

Spitex Binningen

(12) Die Spitex Binningen wird eingeladen, für die Umsetzung eines Case Managements zuhanden des Gemeinderates ein Konzept zu erarbeiten, welches Zielpublikum, Pro-zesse, erforderliche Ressourcen und Finanzierung aufzeigt.

Spitex Binningen

(13) Aufbau eines Mahlzeitendienstes auf der Basis von Frischmahlzeiten mit Verteilung durch freiwillige Fahrer/innen.

Spitex Binningen

Stationäre Angebote

(14) Der Verein Pflegewohnungen Binningen wird eingeladen, sein Angebot an Pflegewohn-gruppen zu erweitern.

Verein Pflegewohnungen Binningen

Mobilitätsbedürfnisse und der Verkehrssicherheit

(15) Prüfen der Einführung eines Ruf-Taxis, insbesonders zur Lösung der in der Befragung Alterskonzept sichtbaren Mobilitätsprobleme der älteren Menschen.

Kommission Ortsbus

(16) Einsatz einer Arbeitsgruppe mit Seniorinnen und Senioren unter Leitung der Bauverwal-tung mit dem Ziel, zuhanden des Gemeinderates konkrete Vorschläge für die Verbesse-rung der Verkehrssicherheit und der Mobilität für Gehbehinderte zu entwickeln.

Gemeinde Binningen

Page 57: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Massnahmenkatalog Seite 55

Nr. Massnahmenbeschrieb Zuständigkeit Termin

Optimierung der Information

(17) Die Gemeinde Binningen publiziert eine jährlich aktualisierte Broschüre, welche alle altersspezifischen Angebote in der Gemeinde und deren Inhalte, die Kontaktpersonen und Angaben zur Kontaktaufnahme enthält (zusätzlich zur Zusammenstellung NAAL). Die Inhalte der Broschüre können auch über das Internet abgerufen werden und sind vernetzt mit der Homepage NAAL.

Fachstelle für Altersfra-gen

Kommission für Alters-fragen

(18) Die Gemeinde informiert auf ihrer Homepage und im Binninger Anzeiger über Veran-staltungen, Aktivitäten und Anlässe für Seniorinnen und Senioren.

Fachstelle für Altersfra-gen

(19) Die Gemeinde Binningen beteiligt sich am dreijährigen Pilotbetrieb BIKO (NAAL), evalu-iert die Ergebnisse und entscheidet darauf aufbauend über eine Weiterführung.

Gemeinde Binningen

Koordination im Bereich Altersarbeit

(20) Einsetzen einer Fachkommission für Altersfragen

Gemeinde Binningen

(21) Erweiterung der Kapazitäten für den Bereich Altersfragen auf Verwaltungsebene und Bezeichnung des Aufgabengebietes "Fachstelle für Altersarbeit"

Gemeinde Binningen

Page 58: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 56

Bibliographie

1. Blozik, E., Meyer, K., Simmet, A., Gillmann, G., Bass, A., and Stuck, A. E.

(2007). Gesundheitsförderung und Prävention im Alter in der Schweiz - Ergebnisse aus dem Gesundheitsprofil-Projekt. Neuchâtel: Schweizerisches Gesundheitsobservatorium

2. Bouman, A., van, R. E., Nelemans, P., Kempen, G. I. & Knipschild, P. (2008). Effects of intensive home visiting programs for older people with poor health status: a systematic review. BMC Health Serv Res, 874

3. Gemeinde Binningen - Kommission Betagtenkonzept (1990). Betagtenkonzept. Binnigen: Kommisionsbericht

4. Harari, D. et al. (2008). Promotion of health in older people: a randomised controlled trial of health risk appraisal in British general practice. Age Ageing, 37(5), 565-571.

5. Höpflinger, F. (1997). Zur Entwicklung der Armut und des Armutsrisikos bei zukünftigen Rentnerinnen und Rentner (Fachublikation Pro Senectute 1): Pro Senecute

6. Höpflinger, F. (2009). Age Report 2009 - Einblicke und Ausblicke zum Wohnen im Alter. Zürich: Seismo Verlag

7. Kohli, R., Bläuer-Herrmann, A, and Babel, J. (2006). Szenarien zur Bevölkerungsentwicklung in der Schweiz 2005-2050. Neuchâtel: Bundesamt für Statistik BFS

8. Kommission SIA 500 (2009). Hindernisfreie Bauten SIA 500:2009. Zürich: Schweizerischer Ingenieur- und Architektenverein

9. Landolt, M. (1998). Wohnstandortswechsel im Alter - Ein Beitrag zur Altersforschung. Intercura, 605-16.

10. Manser, J. A., Bertels, E., and Stamm, A. (2009). Richtlinie für Behinderten- und Altersgerechte Wohnbauten - Wohnungsbau hindernisfrei - anpassbar. Zürich: Schweizerische Fachstelle für behindertengerechtes Bauen

11. Perrig Chiello, P. & Höpflinger, F. (2009). Die Babyboomer Eine Generation revolutioniert das Alter . Zürich: Verlag Neue Zürcher Zeitung

12. Perrig Chiello, P., Höpflinger, F., and Schnegg, B. (2010). SwissAgeCare-2010 -

Forschungsprojekt im Auftrag von Spitex-Schweiz. Bern: Spitex Verband Schweiz

13. Pilgram, A. and Seifert, K. (2009). Leben mit wenig Spielraum - Altersarmut in der Schweiz. Zürich: Pro Senectute Schweiz

Page 59: Alterskonzept Gemeinde Binningen · Der vorliegende Schlussbericht wurde von der Projektgruppe in zwei weiteren Workshops beraten, anschliessend durch den externen Berater bereinigt

Gemeinde Binningen Alterskonzept Seite 57

14. Regierungsrat BL (2010). Abschlussbericht Pilotprojekt "Gesund altern" Vorlage an den Landrat. http://www.baselland.ch/fileadmin/baselland/files/docs/parl-lk/vorlagen/2010/2010-062.pdf

15. Schweizerische Fachstelle für behindertengerechtes Bauen (2004). Hindernisfrei in Franken und Rappen - Wieviel kostet hindernisfreies Bauen in der Schweiz? Zürich

16. Wanner, P. & Gabadinho, A. (2008). Die wirtschaftliche Situation von Erwerbstätigen und Personen im Ruhestand - Forschungsbericht Nr. 1/08 . Bern: Bundesamt für Sozialversicherung