Analyse der Blitzaktivitäten in Luxemburg (2013)
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Analyse der Blitzaktivitäten in Luxemburg im Jahr 2013
Luca Mathias
Student an der Universität zu Köln
B.Sc. Geophysik und Meteorologie
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Funktionsweise von LINET
3. Analyse
a. Erdblitze
b. Wolkenblitze
c. Verteilung der Blitze
d. Stromstärke
e. Fallstudie: 19./20. Juni 2013
4. Diskussion
5. Zusammenfassung
6. Anhang
a. Datentabelle
b. Lexikon
c. Quellenverzeichnis
27.07.2013 / © Luc Pesch
2
1. Einleitung
In diesem Artikel werden die Blitzaktivitäten, die in Luxemburg im Jahr 2013 aufgetreten sind, umfassend analysiert. Die
Verteilung der Blitztypen sowie die maximalen Stromstärken stehen im Mittelpunkt dieser Analyse. Desweiteren wird die
teils extreme Blitzaktivität am 19. und 20. Juni 2013 in einer speziellen Fallstudie genauer untersucht. Ein Vergleich der
Ergebnisse mit berechneten Werten aus der amerikanischen Fachliteratur wird im Abschnitt der “Diskussion” erfolgen. Im
Anhang werden auch alle wichtigen Definitionen in einem Lexikon sowie die Daten anhand einer Tabelle aufgeführt.
Analysiert wurden nur die Tage an denen eine signifikante Anzahl von Blitzen (> 5) über luxemburgischem Boden
registriert wurde und daraus resultierten insgesamt 31 Tage. Das analysierte Gebiet umfasst ganz Luxemburg sowie
kleinere Teile von den belgischen, deutschen und französischen Grenzregionen (Abb.1) und die gesamte Fläche
beträgt somit ca. 5600 km2. Als Datenquelle fungiert die nowcast GmbH, welche mit ihrer professionellen Messtechnik
sehr zuverlässige Daten liefert.
Abb.1 / © nowcast GmbH
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2. Funktionsweise LINET
„LINET misst die elektromagnetische Strahlung, die Blitze aussenden. Die Messung erfolgt durch hochempfindliche
Sensoren, die in einem Abstand von etwa 150 bis 250 km über das Messgebiet verteilt sind. Da sich die
elektromagnetische Strahlung der Blitze mit Lichtgeschwindigkeit ausbreitet, erreicht sie die Sensoren zu
unterschiedlichen Zeitpunkten. Wenngleich der Unterschied nur Mikrosekunden (µs) beträgt, ist eine exakte Berechnung
des ursprünglichen Emissionsorts des Blitzes möglich. Dafür werden die gemessenen Daten jedes einzelnen Sensors über
das Internet an einen zentralen Server gesendet. Der Server berechnet für alle gemessenen Blitze die exakte
geografische Position (die sog. „Peilung“) und speichert sie in
einer Datenbank ab. Die Ergebnisse stehen dem Kunden in
Echtzeit zur Verfügung. Dieses Messverfahren wird als „Time of
Arrival” Verfahren bezeichnet. […]
Die Hardware von LINET setzt sich im Wesentlichen aus zwei
Modulen zusammen: Den Messstationen und einem zentralen
Server. Die Messstationen, bestehend aus einer Feldantenne,
einem GPS-Empfänger und einem Feldprozessor, werden im zu
überwachenden Gebiet mit einer Baseline von etwa 150 bis 250
km (Empfehlung) aufgestellt. […] Bisher war die Messung von
Wolkenblitzen nur mit extrem aufwändigen und teuren
Hochfrequenz-Messsystemen (VHF/HF) möglich. Hinzu kommt,
dass die Sensoren in einem Hochfrequenz-Messnetz aus physikalischen Gründen einen deutlich geringeren Abstand
zueinander aufweisen müssen, denn hochfrequente Strahlung wird in der Atmosphäre schnell gedämpft. Damit ist eine
großflächige Abdeckung nur schwer realisierbar.
19.06.2013 / © Felix Reuter
4
nowcast hat ein Verfahren entwickelt (patentiert), mit dem die zuverlässige Identifizierung von Wolkenblitzen auch im
Niederfrequenzbereich möglich ist. Darüber hinaus kann LINET auch die exakte Höhe des Wolkenblitzes bestimmen – bei
einem mittleren Sensorabstand von rund 200 km. […]
Wolkenblitze treten auf, wenn sich genügend starke gegenpolige Ladungszentren in einer Gewitterwolke gebildet
haben. Demzufolge geht die an den Blitzmessantennen empfangene Strahlung
von einem Bereich aus, welcher sich viele Kilometer über dem Erdboden in der
Wolke befindet. Daher verlängert sich die Signallaufzeit von Wolkenblitzen vom
Emissionsort in der Wolke bis zur Antenne. Ein Bodenblitz, welcher bei gleicher
2D-Position sehr bodennah abstrahlt, erreicht die Antenne hingegen schneller.
Dieser Unterschied in der Signallaufzeit ist zwar gering, lässt sich aber bei
ausreichend präziser Konzeption aller beteiligten Komponenten des
Messsystems mit Hilfe des patentierten Verfahrens zuverlässig erfassen. Die
Sensordistanzen sollten für eine zuverlässige Höhenermittlung innerhalb von
150-250 km liegen. Diese Bedingungen sind in alle Kernbereichen des
europäischen LINET-Messnetzes der nowcast GmbH erfüllt. […]
Die mittlere Abweichung bei der Lokalisierung von Blitzen im LINET-Messnetz liegt bei weniger als 150 Metern. Die
Berechnung des geographischen Orts eines Blitzes birgt aus physikalischen Gründen eine unvermeidbare Unschärfe.
Ungeachtet der Tatsache, dass jeder Blitz auch eine gewisse Ausdehnung hat, wird bei Bodenblitzen der Punkt der
Fangentladung gemessen, der sich rund 100 Meter über dem Boden befindet. Durch geschickte Anpassung zahlreicher
Parameter ist es nowcast gelungen, die Lokalisierungsgenauigkeit im Kerngebiet (fast ganz Europa) auf einen mittleren
Fehler von weniger als 150 Metern zu perfektionieren. Dieser Wert wird regelmäßig über den Vergleich mit bestätigten
Einschlägen in Türmen, deren geographische Position bekannt ist, überprüft und bestätigt.“ [1]
Unterschiedliche Emissionshöhe der niederfrequenten elektromagnetischen Strahlung bei Erd- (links) und
Wolkenblitz (rechts) / © nowcast GmbH
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3. Analyse
a. Erdblitze (CG)
In Abb. 2 ist die Anzahl der Erdblitze der einzelnen Gewittertage logarithmisch aufgetragen. Insgesamt wurden
fast 16.000 Erdblitze registriert und davon ca. 98% während der Gewittersaison (Anfang April bis Ende September).
Darüber hinaus traten ungefähr 50% der gesamten Erdblitze am 19. und 20. Juni 2013 während einer schweren
Unwetterlage auf (siehe Fallstudie auf Seite 12).
Abb. 2 / © Luca Mathias
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.10
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.12
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Cloud-to-Ground Lightning 2013
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b. Wolkenblitze (IC)
In Abb. 3 ist die Anzahl der Wolkenblitze der einzelnen Gewittertage logarithmisch aufgetragen. Summa summarum
wurden 17.300 Wolkenblitze über dem analysierten Gebiet gemessen und davon ca. 99% während der
Gewittersaison. Desweiteren trat ein Großteil der registrierten Wolkenblitze wiederum am 19. und 20. Juni 2013 auf,
und zwar sagenhafte 79% der totalen Anzahl (siehe Fallstudie auf Seite 12).
Abb. 3 / © Luca Mathias
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Intra/Inter-Cloud Lightning 2013
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c. Verteilung der Blitze
Alles in allem wurden im Jahr 2013 über 33.000 Blitze über Luxemburg und den angrenzenden Regionen registriert
(Abb. 4). Der Schwerpunkt der Blitzaktivität lag gemäß den Erwartungen mit ca. 92% während den Sommermonaten
Juni, Juli und August.
Abb. 4 / © Luca Mathias
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100
1000
10000
100000
< 5
117
< 5
106
1834
23469
4384 2839
267 229
< 5
17
Total number of lightning flashes: 33262
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Wenn man nun die Anzahl der Erd- und Wolkenblitze grafisch übereinander legt (Abb. 5), erkennt man, dass an 25
von 31 Gewittertagen der Anteil der Erdblitze dominierte. Im Gegensatz dazu spiegelte sich diese Dominanz
jedoch nicht in der jährlichen Verteilung wieder, denn bei der jährlichen Betrachtung überwog der Anteil der
Wolkenblitze leicht den Anteil der Erdblitze (Abb.6). Die Ursache für dieses leicht paradoxe Gesamtbild waren
logischerweise die Gewitter mit ihren teils extremen elektrischen Aktivitäten, welche am 19. und 20. Juni 2013 über
die Großregion hinweg zogen.
Abb. 5 / © Luca Mathias
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1000
10000
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28
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09
.09
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IC CG Total Flashes
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Gesamte Anzahl an gemessenen Blitzen: 33262
- davon Erdblitze: 15935 (48%)
- davon Wolkenblitze: 17327 (52%)
Anhand dieser Daten kann man jetzt das Verhältnis zwischen der Anzahl der Wolken- zur Anzahl der Erdblitze
berechnen. Generell wird dieses Verhältnis folgendermaßen definiert: ⁄ (wobei
und ).
Da die Analyse beider Blitztypen über eine identische Fläche von ca. 5600 km2 erfolgte, ergibt sich:
IC 52%
CG 48%
Stroke Distribution 2013
Abb. 6 / © Luca Mathias
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Desweiteren kann man natürlich auch die jährliche Erdblitzdichte bzw. den keraunischen Pegel bestimmen, indem
man die Anzahl der Erdblitze durch die Fläche (≈ 5600 km2) teilt:
Analog für die Wolkenblitze folgt:
Bei dieser Methode muss man jedoch beachten, dass für die Berechnung der jeweiligen Dichten eine homogene
Verteilung der Blitze über der analysierten Fläche vorausgesetzt werden muss. In der Realität ist diese Homogenität
keinesfalls vorhanden, denn eine Blitzdichte kann räumlich sehr stark variieren. Somit handelt es sich bei den obigen
Ergebnissen um über eine Fläche gemittelte Näherungen.
d. Stromstärke
In Abb. 7 wurden die maximal gemessenen Stromstärken einzelner Blitze, die während den jeweiligen Gewittertagen
aufgetreten sind, aufgetragen. Im Mittel betrug die höchste Stromstärke ungefähr 108.000 Ampere. Es folgt eine
Auflistung der prozentualen Anteile der verschiedenen Stromstärkebereiche:
- 0 kA < I < 100 kA: 55%
- 100 kA < I < 200 kA: 39%
- I > 200 kA: 6%
(wobei I = Stromstärke und kA = 1000 Ampere)
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Im Allgemeinen könnte man die Stromstärken über 150 kA Blitzen mit positiver Polarität zuordnen. An dieser Stelle
muss jedoch auf eine tiefgründigere Betrachtung des Verhältnisses zwischen Stromstärke und Polarität verzichtet
werden.
Ist es überhaupt möglich Blitze als Energiegewinnung zu nutzen? Bei einem Blitz tritt zwar eine sehr hohe Stromstärke
auf, aber nur für eine sehr kurze Zeit. Die Entladungszeit liegt im Bereich von Tausendstel Sekunden und das ist im
Verhältnis zu anderen Formen der Energiegewinnung extrem wenig. Darüber hinaus sind Blitzeinschläge wenig
vorhersehbar und sie treten sehr unregelmäßig auf. Kondensatoren, die solch extrem hohe Blitzspannungen von
einigen 10 Millionen Volt aushalten, wären technisch nur sehr schwierig herzustellen und der Gleichstrom aus dem
Kondensator wäre nicht transformierbar. [2]
Abb. 7 / © Luca Mathias
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93
130
59
188
133
225
63
80
277
66
126
147
181
161
116
42
79
139
41 34
46
170
56
96
196
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48 52 53
0
50
100
150
200
250
300
Max
. Cu
rre
nt
[kA
]
12
e. Fallstudie: 19./20. Juni 2013
In diesem Abschnitt wird anfangs die Ausgangswetterlage untersucht, die zu diesem extremen Wetterereignis geführt
hat. Dabei werden auch kurz die thermodynamischen Parameter angesprochen, um dann schließlich die heftigen
Blitzaktivitäten gründlich zu analysieren.
i. Synoptische Situation
Am 19. Juni 2013 um 12 UTC (Abb. 8 + 9) lagen weite Teile Mitteleuropas auf der Vorderseite eines Langwellentrogs, so
dass ein meridional geprägtes Zirkulationsmuster vorherrschte. Der Langwellentrog, welcher sich vom Nordatlantik bis
nach Nordafrika erstreckte, neigte zu einem Cut-Off-Prozess und konnte sich jedoch im weiteren Verlauf nur kurzzeitig
von der Höhenströmung abschnüren. Im südlichen Teil des Troges befand sich ein abgeschlossenes Höhentief über den
Pyrenäen, das vom Polarjet umströmt wurde und am Boden an ein Tief über der Biskaya gekoppelt war. Mittels einer
südlichen Höhenströmung wurde massiv feucht-heiße Luftmassen subtropischen Ursprungs bis nach Dänemark advehiert
und da sich der an den Tagen zuvor wetterbestimmende flache Höhenrücken nach Osten verlagerte, geriet die
Großregion zunehmend unter zyklonalen Einfluss.
Darüber hinaus generierte eine Tiefdruckrinne über Nordfrankreich eine der Kaltfront vorlaufenden Konvergenzlinie
anhand des Zusammenströmens der energiereichen Luftmassen in bodennahen Luftschichten. Daher signalisierten die
numerischen Wettermodelle auch starke Vertikalbewegungen in diesem Bereich und daraus resultierte eine signifikante
konvektive Aktivität, die am Anfang der Nacht auf den 20. Juni Luxemburg erreichte.
Bis zum 20. Juni 2013 um 18 UTC (Abb. 10 + 11) zog das zum Langwellentrog korrespondierende Höhentief von den
Pyrenäen in Richtung Westfrankreich. Dabei bildete sich an der östlichen Flanke des Troges ein kurzwelliger Anteil über
dem Osten Frankreichs aus. Das Bodentief befand sich nun ungefähr zwischen der Südküste Englands und der
Nordwestküste Frankreichs, und dessen Kaltfront näherte sich im Laufe des Nachmittags der Großregion.
13
Abb. 8: 500 hPa Karte / © wetter3 Abb. 9: Bodenanalyse vom DWD / © wetter3
Diese lag frontogenetisch günstig unterhalb der Vorderseite des kurzwelligen Randtrogs, so dass sie starken Antrieb in
Form von Hebung durch Höhendivergenz erhielt und dementsprechend ziemlich wetteraktiv war. Zwischen 20h00 und
21h20 MESZ zog die Kaltfront über Luxemburg hinweg und brachte somit den Luftmassenwechsel von Südwest nach
Nordost. Zwar war zu diesem Zeitpunkt ein Teil der Energie durch die vorangegangenen Gewitter schon verbraucht,
dennoch reichte es an der Front mit der vorhandenen Dynamik für kräftige Gewitter mit teils starken linearen
Windereignissen (Trier 104 km/h).
14
Abb. 10: 500 hPa Karte / © wetter3 Abb. 11: Bodenanalyse vom DWD / © wetter3
ii. Thermodynamische Umgebung
Als Referenz werden an dieser Stelle die Daten des Radiosondenaufstiegs vom 19.06.2013 um 18 UTC in Idar-Oberstein
(Rheinland-Pfalz) verwendet. [3] In Abb. 12 ist das dazu gehörige thermodynamische Diagramm dargestellt. Die rechte
schwarze Zustandskurve ist der Temperaturverlauf und die linke der Taupunktverlauf. Rechts neben dem Diagramm sind
die Windpfeile für die entsprechenden Höhen angegeben.
Nun folgt eine Auflistung der wichtigsten Parameter:
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Bodentemperatur: 30,4°C
Bodentaupunkt: 18,4°C
850 hPa Temperatur: 19,6°C
850 hPa pseudopotentielle Temperatur: 71°C
Luftmassentyp: (maritime) Tropikluft (mT/xT)
Lifted Index: -6°C starke Instabilität
Mixed-Layer CAPE: 2000 bis 2500 J/kg sehr starke Instabilität
Mixed-Layer CIN: -55 J/kg mäßige konvektive Hemmung
Höhe der Tropopause: 12,2 km (200 hPa)
Höhe des „Nullauftriebs“: 12,5 km (190 hPa)
konvektives Überschießen möglich
Hebungskondensationsniveau: 1900 bis 2000 m (804 hPa)
Ausfällbares Niederschlagswasser (PWAT): 32,33 mm
Im Höhenbereich zwischen dem Boden- und 800 hPa Niveau war die Troposphäre trockenindifferent geschichtet, d.h.
ein Luftpaket hat beim Aufsteigen und beim Absinken die gleiche Temperatur wie die umgebende Luft oder seine
vertikale Temperaturänderung ist genau so groß wie die der Umgebungsluft.
Zwischen dem 700 hPa und dem 200 hPa Niveau war eine bedingt labile Schichtung vorhanden, d.h. hier bildet eine
Temperaturschichtung der Atmosphäre die Grundlage, die genau so aussieht, dass sie in Bezug auf einen
trockenadiabatischen Aufstieg stabil ist, jedoch bei einem feuchtadiabatischen labil. Setzt keine Kondensation ein,
dann passiert gar nichts. Setzt jedoch Wolkenbildung erst einmal ein, dann wachsen diese Wolken rasch zu Gewittern
Abb. 12 / © University of Wyoming
16
heran, da die Atmosphäre in Bezug auf feuchtadiabatische Aufstiege labil geschichtet ist. Somit erweist sich dieses
vertikale Profil der Troposphäre als latent labil.
Summa summarum waren günstige synoptische und thermodynamische Bedingungen für die Entwicklung
unwetterartiger Konvektion gegeben.
iii. Verifikation
Im Nordosten Frankreichs entwickelten sich am 19. Juni gegen 18 Uhr MESZ die ersten kräftigen Gewitter, die dann recht
langsam mit einer Geschwindigkeit von 18 bis 22 km/h in eine nordöstliche Richtung weiter zogen. Die erste
Gewitteraktivität in Luxemburg begann gegen 22 Uhr 30 MESZ nahe der französischen Grenze im Raum Beles und
endete am 20. Juni gegen 00 Uhr 30 MESZ nahe der deutschen Grenze im Raum Weiswampach. Zwischen 02 und 08 Uhr
MESZ zogen dann weitere teils heftige Gewitter über weite Teiles des Landes, so dass eigentlich keine Region von
konvektiven Aktivitäten verschont blieb.
An dieser Stelle der Analyse wird nun der Schwerpunkt auf das erste Nachtgewitter gelegt. Auffällig war die teils
chaotische und doch kompakte merhzellige Struktur des Unwetters, welches innerhalb von 2 Stunden mit einer Südwest-
Nordost-Verlagerung über das Land zog. In Abb. 13 ist die Zugbahn des Gewitters dargestellt.
Abb. 13 / © WetterMaps, Stepmap
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Das unwetterartigste Element dieses Gewitters war die extreme Blitzintensität, wie man sie z.B. aus den tropischen
Regionen kennt. In Abb. 14 ist der zeitliche Verlauf der elektrischen Aktvitäten dieses konvektiven Ereignisses mit
minütlicher Auflösung dargestellt: die graue Linie ist die totale Anzahl an Blitzen, die blaue Linie die Anzahl der
Wolkenblitze und die dunkelgelbe Linie die Anzahl der Erdlbitze. Im Zeitraum von 23 Uhr 25 bis 23 Uhr 45 MESZ wurde eine
maximale Frequenz von ca. 250 Blitzen (Erd- und Wolkenblitze) pro Minute erreicht, also ca. 4 Blitze pro Sekunde. Man
stellt fest, dass während dieser Zeit das Gewitter seine höchste Intensität erreicht hatte und die Blitzaktivität in/zwischen
den konvektiven Wolken um ein Vielfaches höher war als zwischen dem Erdboden und den Wolken. Diese recht große
Differenz nahm im weiteren Verlauf jedoch wieder ab. In Abb. 15 ist jeder einzelne Blitz, der zwischen dem 19.06. um 00
UTC und dem 20.06. um 00 UTC über Luxemburg aufgetreten ist, dargestellt (rot = Erdblitz, grün = Wolkenblitz), wobei die
Blitzdichte lokal sehr beachtlich war.
In der Regel könnte man dieses Unwetter als Stroboskopgewitter bezeichnen, die nur in hochenergetischen Luftmassen
entstehen können.
Abb. 14 / © LINET view, nowcast GmbH
19
In Abb. 16 sind nun die Blitzaktivitäten zwischen dem 20.06. um 00 UTC und dem 21.06. um 00 UTC dargestellt. Diese sind
aus den präfrontalen Gewitter des Vormittags (Abb. 17, 00 bis 12 UTC) und aus den frontalen Gewittern des (späten)
Abends (Abb. 18, 12 bis 00 UTC) hervorgegangen.
Abb. 17 / © LINET view, nowcast GmbH
Abb. 18 / © LINET view, nowcast GmbH
20
Im Allgemeinen besaß die gewittrige Kaltfront eine nicht so extrem hohe elektrische Aktivität wie die vorgelagerte
Konvergenzlinie, da diese schon die vorhandene latente Energie zum größten Teil verbraucht hatte. Summa summarum
wurden am 19. Juni 9.417 Blitze registriert und am 20. Juni 12.652 Blitze. Daraus ergeben sich insgesamt 22.069 Blitze, die
innerhalb von 48 Stunden über dem luxemburgischem Gebiet aufgetreten sind.
19.06.2013 / © Luca Mathias
21
4. Diskussion
An dieser Stelle werden nun die Ergebnisse aus dem Abschnitt 3.c mit den Werten aus der Fachliteratur [4] (basierend auf
empirische Formeln) verglichen. In diesem Artikel wird jeder Tag, an dem eine signifikante Anzahl von Blitzen ( > 5) über
luxemburgischem Boden aufgetreten ist, als Gewittertag bezichnet.
Gewittertage in Luxemburg im Jahr 2013:
Die folgende Formel ist der zuverlässigste Ausdruck zu Berechnung der jährlichen Erdblitzdichte und basiert auf der
Regressionsgleichung über den Logarithmus des 5-Jahres-Mittelwerts von (gemessen von Blitzdetektoren an 62 Orten
in Südafrika) und dem Logarithmus des Werts (gemessen von den jeweiligen Wetterstationen):
Prentice und Mackerras (1977) kamen nach Beobachtung von 29 Gewitterfällen auf folgende Gleichung für die
Beziehung zwischen Erd- und Wolkenblitzdichte:
( )
Mit (geographische Breite Luxemburgs) ergibt sich:
Daraus folgt für die jährliche Wolkenblitzdichte:
Auch bei diesen theoretischen Ergebnissen gilt die Annahme einer homogenen Verteilung der Blitzaktivität.
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Erdblitzdichte Ng [km-2 yr-1] Wolkenblitzdichte Nc [km-2 yr-1] Quotient z
Experimentell 2,85 3,09 1,09
Theoretisch 2,93 6,71 2,29 Bemerkung: die theoretischen Werte wurden im Skript mit „*“ angegeben.
Wenn man nun die experimentellen und theoretische Resultate vergleicht, erkennt man eine relativ gute
Übereinstimmung der Erdblitzdichte. Somit könnte die empirische Gleichung aus der Fachliteratur von Rakov und Uman
(2003) eine gute Näherung sein um die jährliche Erdblitzaktivität abschätzen zu können.
Im Gegensatz dazu stimmen die beiden Resultate der Wolkenblitzdichte in keinster Weise überein, da der theoretische
Wert mehr als das Doppelte des experimentellen Werts beträgt. Dies führt dann auch direrkt zu komplett verschiedenen
Werten beim Quotienten bzw. beim Verhältnis zwischen den beiden Blitzdichten.
Im Allgemeinen wird ein sehr hoher Anteil an Wolkenblitzen beobachtet, wenn die Distanz zwischen dem Untergrund
und den Hauptladungszentren der Gewitterwolke relativ groß ist. Dieser Umstand führt über erhöhtem Gelände generell
auch zu einem höheren Erdblitzanteil. Darüber hinaus fand van der Velde (2000) in einer Studie von Sommergewittern
heraus, dass bei den meisten konvektiven Zelle die maximale Intensität der Erd- und Wolkenblitze zeitgleich auftraten,
jedoch bei gleichzeitig stark variierendem relativem Verhältnis. Generell hängt das Verhältnis zwischen der Anzahl der
Wolken- zur Anzahl der Erdblitze im Wesentlichen von geographischer Breite, Wolkenhöhe, Temperaturschichtung,
Jahreszeit, Entwicklungsstadium, Gewittertyp und anderen Faktoren ab.
Folglich ist die empirische Formel des Blitzdichtequotienten höchstwahrscheinlich nicht besonders gut geeignet um die
Wolkenblitzdichte zu nähern.
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5. Zusammenfassung
Die Analyse der Blitzdaten aus dem Jahr 2013 ergab, dass der Anteil der Wolkenblitze leicht über dem der Erdlbitze lag.
Insgesamt wurden über 33.000 Blitze über Luxemburg und den angrenzenden Regionen registriert, davon eine große
Mehrheit innerhalb von 2 Tagen im Juni. Darüber hinaus betrug die höchste gemessene Stromstärke 277.000 Ampere
und im Mittel lag die maximale Stromstärke bei ca. 108.000 Ampere. Der Schwerpunkt der elektrischen Aktivitäten lag
gemäß den Erwartungen während dem meteorologischen Sommer (Juni, Juli und August).
Die berechneten Blitzdichten (unter Voraussetzung einer
homogenen Verteilung) entsprachen nur teils den
theoretischen Werten aus der Fachliteratur. Dies ist
darauf zurückzuführen, dass die Blitzaktivität während
eines Gewitters sehr variabel ist, d.h. sie hängt von
mehreren meteorologischen Faktoren ab: Art des
Gewitters, vertikale Temperatur- und Feuchteschichtung
der Troposphäre, Höhe der Wolkenuntergrenze bzw. -
obergrenze, synoptische Situation, Jahreszeit,
Topographie, etc...
Im Allgemeinen konnte nur eine geringfügig kleinere Erd-
als Wolkenblitzdichte festgestellt werden.
24.08.2013 / © Tristan Sulzberger
24
6. Anhang
a. Datentabelle
Date Max. Current [kA] IC CG Total Flashes
05.02. 73 30 87 117
12.04. 93 27 79 106
07.05. 130 112 439 551
15.05. 59 5 19 24
23.05. 188 6 22 28
28.05. 133 249 982 1231
08.06. 225 430 858 1288
09.06. 63 25 87 112
19.06. 80 6554 2863 9417
20.06. 277 7193 5459 12652
02.07. 66 23 50 73
22.07. 126 672 980 1652
23.07. 147 180 281 461
24.07. 181 234 1075 1309
26.07. 161 47 206 253
27.07. 116 123 388 511
28.07. 42 22 38 60
29.07. 79 15 50 65
03.08. 139 719 987 1706
05.08. 41 28 17 45
06.08. 34 6 16 22
12.08. 46 21 42 63
24.08. 170 374 629 1003
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b. Lexikon
925 / 850 / 700 / 500 / 300 hPa-Niveaus: Druckflächen in 787 / 1460 / 3100 / 5579 / 9176 Metern Höhe über dem
Meeresspiegel (mittlere Werte).
Adiabatisch: kein thermischer Kontakt/Austausch mit der Umgebung.
Advektion: Warmluftzufuhr (WLA) oder Kaltluftzufuhr (KLA), meteorologisch meist für das Heranführen von
Luftmassen verwendet (horizontale Bewegung).
Ausfällbares Niederschlagswasser (eng. precipitable water, PWAT): Maß für den Gesamtgehalt atmosphärischen
Wassers in einer Luftsäule, die sich vom Erdboden bis zur Atmosphärenobergrenze erstreckt. Es wird ausgedrückt
als fiktiver bzw. maximal erreichbarer Niederschlag in mm (oder cm) Niederschlagshöhe.
Blitz: Bei Blitzen unterscheidet man Wolken- und Erdblitze. Für die Auslösung eines Blitzes müssen sich sehr hohe
Feldspannungen von mehreren Millionen Volt pro Meter aufbauen. Der Ablauf einer Blitzentladung gliedert sich
wie folgt:
o Zunächst erfolgt die Bildung eines Blitzkanals. Dazu dient eine sogenannte Vorentladung.
o Der Kanal wird schrittweise auf einer meist zick-zack-artig verlaufenden Bahn fortgeführt. Handelt es sich um
einen Erdblitz, so wächst dem sich bildenden Blitzkanal bei ausreichender Annäherung zum Erdboden
aufgrund der Influenz eine negative Fangladung entgegen.
07.09. 56 13 2 15
08.09. 96 52 68 120
09.09. 196 76 34 110
11.09. 59 6 16 22
05.10. 118 18 12 30
14.10. 48 5 28 33
22.10. 52 61 105 166
05.12. 53 1 16 17
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o Nachdem sich die beiden Blitzkanalteile getroffen haben, ist eine leitende Verbindung erstellt und es
kommt zum Stromfluss, der den eigentlichen Blitzschlag bewirkt. Die Hauptentladung hat meist eine Dauer
von nur wenigen hundert Mikrosekunden. Sie wird im zeitlichen Abstand von nur wenigen Mikrosekunden
von bis zu 40 Teilentladungen gefolgt. In dieser kurzen Zeit wird die Luft in Blitzkanal auf Temperaturen von
30.000 Grad Celsius erhitzt. Dadurch dehnt sie sich explosionsartig aus, was den Donner (Schallwellen) zur
Folge hat.
CAPE (Convective Available Potential Energy): Diese Größe stellt ein Energiemaß für den Auftrieb in der
Troposphäre dar (in J/kg) und steht in Zusammenhang mit konvektiven Umlagerungen. Je höher die CAPE-Werte
sind, desto größer ist das Potential für starke/explosionsartige Konvektionsentwicklung (Quellwolkenbildung bis hin
zur Gewitterwolke, die bis zu 14 Kilometer vertikal in die Atmosphäre reichen kann). Wir müssen hier von Potential
sprechen, denn ob tatsächlich Konvektion ausgelöst wird, hängt von weiteren physikalischen Parametern ab. Die
Größe CAPE verwenden wir Meteorologen für die Einschätzung, ob in einer bestimmten Luftmasse die Möglichkeit
für Gewitter bzw. Schwergewitter besteht. MLCAPE (mixed layer CAPE) wird vom Boden aus aufintegriert,
allerdings werden als Ausgangsdaten die mittleren Temperatur- und Feuchtewerte der unteren 100 hPa als
Startwert für die Hebungskurve zur Berechnung von MLCAPE verwendet.
CIN (Convective Inhibition/dt. Konvektionshemmung): ist in der Meteorologie die Energie, die ein Luftpaket
überwinden muss, um das Level of Free Convection (LFC) zu erreichen, d.h. selbständig weiter aufzusteigen. Sie ist
ein Maß für die Schichtungsstabilität der Atmosphäre und wird in der Dimension Joule pro Kilogramm (J/kg)
angegeben.
Cut-Off: Hierzu müssen wir die 500 hPa-Druckfläche betrachten, in der die sogenannten "Isohypsen", sprich Linien
gleicher geopotentiellen Höhe dargestellt werden. Ein Cut-Off-Prozess beschreibt nichts anderes, als dass ein
langgestreckter Höhentrog an seiner Südseite sprichwörtlich abgeschnürt und zu einem eigenständigen Höhentief
mit angereicherter Kaltluft wird, das sich mit abgeschlossenen Isohypsen in den Höhenwetterkarten zeigt. Nach
der vollständigen Abschnürung wird das Cut-Off-Tief von der generellen Luftdruckverteilung, zum Beispiel von
kräftigen Antizyklonen, in seiner Verlagerung gesteuert. Es kann aber auch ein Kaltlufttropfen (isolierte Gebiete
relativ kalter Luft in der mittleren und oberen Troposphäre) entstehen und im Gegensatz zu einem Cut-Off-Tief
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findet man bei Kaltlufttropfen in den unteren Schichten, also insbesondere am Boden, keine abgeschlossenen
Isobaren, allenfalls eine geringfügige Deformation des Isobarenfeldes.
EL (Equilibrium Level/dt. Gleichgewichtsniveau, Nullauftrieb): In einem thermodynamischen Diagramm das
Niveau über dem Level of Free Convection (LFC), bei dem die Temperatur eines aufsteigenden Luftpaketes
wieder der Temperatur der Umgebung entspricht. Die Höhe des EL ist die Höhe, bei der Gewitteraufwinde nicht
weiter aufwärts beschleunigen. Daher repräsentiert er in guter Näherung die Höhe der zu erwartenden (oder
bereits entstandenen) Wolkenobergrenzen. Allerdings können starke Aufwinde das Luftpaket über den EL heben
bevor es stoppt, was zu Obergrenzen oberhalb des EL führt. Das EL hat nichts mit der Tropopause zu tun!
Geopotential: ist das Potential der Schwerkraft, gemessen in der Meteorologie durch die Hubarbeit, die
notwendig ist, um eine Masseneinheit in der Breite ϕ von Normalnull auf die Höhe z zu bringen.
Konvektion: Allgemein der Transport von Wärme und Feuchtigkeit durch die Bewegung eines Fluids. In der
Metereologie beschreibt der Ausdruck speziell den vertikalen Transport von Wärme und Feuchtigkeit. Die Begriffe
"Konvektion" und "Gewitter" werden oft gleichbedeutend verwendet, obwohl Gewitter nur eine Form von
Konvektion darstellen. Im Umkehrschluß ist Konvektion jedoch nicht immer durch Wolken erkennbar. Erscheint sie
ohne Wolkenbildung, wird sie Trockenkonvektion genannt - analog heißt der sichtbare Prozess Feuchtkonvektion.
Konvergenzlinie: Zwei unterschiedliche Windfelder, die meist auch unterschiedlich temperiert sind, da sie aus
unterschiedlichen Regionen kommen können, bewegen sich horizontal aufeinander zu. Dort, wo sie sich treffen,
können sie nur in eine Richtung ausweichen, nämlich nach oben, also in die Vertikale. Man spricht, da dies nicht
durch eine einzige Wolke geschieht sondern über mehrere Hunderte von Kilometern durch viele
zusammenhängende Wolken von einer "Konvergenz" oder einer "Konvergenzlinie". Je stärker die
Temperaturgegensätze und je größer der Windrichtungsunterschied sind, desto kräftiger entwickelt sich die
Konvergenz. Meist gehen dabei in einem schmalen Streifen kräftige oder schauerartige und gewittrige
Niederschläge nieder. Durch die abrupte Änderung der Windrichtung (Windsprung) sind auch kräftige Böen
möglich, die wiederum in der Sturmvorhersage Bedeutung haben. Neben dieser Richtungskonvergenz existiert
aber auch noch die Geschwindigkeitskonvergenz, d.h. eine Veränderung der Windgeschwindigkeit in der
28
Strömung: eine schnelle Windströmung trifft auf eine langsamere, vorlaufende Windströmung, wodurch Hebung
verursacht werden kann.
Labilität/Stabilität: Man betrachtet in der Meteorologie zwei Typen von Schichtungen: Die stabile und die labile
Schichtung der Luft. Bei stabilen Verhältnissen weht der horizontale Wind gleichmäßig. Warme Luft (eine
Warmfront) stabilisiert die Luftschichtung. Zunächst klingt das als Widerspruch zu dem, was bisher geschildert
wurde: Warme Luft ist leicht und steigt auf (Konvektion). Doch liegt am Boden kalte Luft und die kalte Luft soll
durch warme Luft ersetzt werden, arbeitet sich die warme Luft in Form langsamen und gleichmäßigen Aufgleitens
von oben herab bis zum Boden vor. Eine Warmfront geht dabei meist mit gleichmäßigem Landregen einher, somit
kann dabei auch kein Höhenwind heruntergemischt werden, da es kaum Austauschvorgänge zwischen den
verschiedenen Luftschichten gibt. Labilität beschreibt hingegen das Ungleichgewicht der Luft. In einer labil
geschichteten Luftmasse ist der vertikale Austausch erleichtert, es kommt zu stärkeren Auf- und Abwinden als in
stabil geschichteter Luft, die Neigung zu Konvektion in Form von Schauern und Gewittern nimmt zu. Das Maß der
Labilität ist daher eines der wichtigsten Merkmale in der Konvektions- und nicht zuletzt in der Sturmprognose.
Langwellentrog: Ein Trog in der vorherrschenden westlichen Höhenströmung, der durch große Längenausdehnung
und (gewöhnlich) lange Lebensdauer gekennzeichnet ist. Es existieren nicht mehr als etwa fünf Langwellentröge
gleichzeitig in der nördlichen Hemisphäre. Ihre Position und Stärke bestimmen allgemeine Wetterbedingungen
(z.B. warm/kalt, nass/trocken) für Tage, Wochen oder Monate. Kleinere Störungen (z.B. Kurzwellentröge) bewegen
sich typischerweise schneller durch die breite Strömung eines Langwellentroges und verursachen kurzzeitigere
Wetteränderungen (ein Tag oder weniger).
LCL (Lifted Condensation Level/dt. Hebungskondensationsniveau): Das LCL wird verwendet um die Höhe der
Wolkenbasis zu ermitteln, wenn die Konvektion durch Hebung an Fronten oder Bergen ausgelöst wird.
LFC (Level of Free Convection): Ab dieser Höhe kann das aufsteigende Luftpaket ohne Energie von außen bis zum
EL aufsteigen. Das LFC befindet sich in der Höhe, wo das aufsteigende Luftpaket die Temperaturkurve in Richtung
wärmer schneidet. Bei stabiler Schichtung kann das nie vorkommen.
Lifted Index (LI): Ein allgemeines Maß für die Labilität der Atmosphäre. Sein Wert wird ermittelt, indem man die
Temperatur errechnet, die bodennahe Luft hätte, wenn sie in eine höhere Schicht (gewöhnlich 500 hPa-Fläche)
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angehoben würde und das Ergebnis mit der tatsächlichen Temperatur dieser Schicht vergleicht. Negative Werte
zeigen Labilität - je negativer, desto labiler ist die Luftschichtung und umso stärker sind die zu erwartenden
Aufwinde in sich entwickelnden Gewittern. Allerdings gibt es keine "magischen Werte" oder Grenzwerte des LI
unterhalb derer mit Gewissheit Unwetter drohen.
Pseudopotentielle Temperatur: Die Temperatur, die ein Luftpaket hätte, wenn
a) es bis zur Sättigung angehoben würde, dann
b) der gesamte Wasserdampf auskondensiert wäre, und
c) es adiabatisch (ohne Wärme- oder Massentransfer) auf ein Druckniveau von 1000 hPa zurückgeführt würde.
Theta-E steht in direktem Zusammenhang mit der Wärmemenge in einem Luftpaket. Daher ist es zur Diagnose der
atmosphärischen Labilität von Nutzen.
Taupunkt: Temperatur, auf welche ein Luftpaket abgekühlt werden muss, damit die relative Feuchte 100%
beträgt.
Trocken-/feuchtadiabatische Abkühlung/Erwärmung: Es gibt zwei Arten von Abkühlung (oder Erwärmung; im
Folgenden wird nur von Abkühlung gesprochen): Die trockenadiabatische und die feuchtadiabatische: Bei der
trockenen Abkühlung sinkt die Temperatur um 1°C pro 100 Meter. Trocken bedeutet, dass die Luft mit Feuchtigkeit
nicht gesättigt ist, also die relative Luftfeuchtigkeit zwischen 0 und 99 % beträgt. Ist die Luft mit Feuchtigkeit
gesättigt (relative Feuchtigkeit 100 %), kühlt sie sich nur noch rund 0,5°C pro 100 Meter ab (dieser Wert schwankt je
nach dem tatsächlichen Wasserdampfgehalt). Der Übergang zu trocken- und feuchtadiabatischer Abkühlung ist
in der Natur fließender, als hier dargestellt.
Tropopause: trennt die Troposphäre und die Stratosphäre. Ihre Höhe ist abhängig von der geographischen Breite
(in den mittleren Breiten etwa 12 km). Sie ist aber auch auf einem Breitenkreis veränderlich, da die Tropopause in
der Kaltluft tiefer liegt als in der Warmluft.
Troposphäre: unterhalb der Tropopause liegende Schicht der Atmosphäre, in der sich die meteorologischen
Erscheinungen (Fronten, Wolken, Gewitter, Niederschläge) abspielen und somit das Wetter bestimmen. Die
durchschnittliche Temperaturabnahme mit der Höhe beträgt in der Troposphäre 0,65°C pro 100 m.
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c. Quellenverzeichnis
http://www.top-wetter.de/lexikon/
http://www.unwetterzentrale.de/uwz/335.html
http://www.wetteronline.de/
http://www.wetter3.de/
http://www.stepmap.de/
https://linetview.nowcast.de/europe/pages/index.html
[1] https://www.nowcast.de/de/technologie.html
[2] http://www.wissenschaft-im-dialog.de/aus-der-forschung/wieso/detail/article/ist-es-technisch-moeglich-blitze-zur-
energiegewinnung-zu-nutzen.html
[3] http://weather.uwyo.edu/upperair/sounding.html
[4] Rakov V./Uman M.: Lightning. Physics and Effects. Cambridge University Press, 2010.
Zuletzt aktualisiert: 10.03.2014