Analyse Integrierter Versorgungswege – Pflege, Management ... · Prof. Dr. Heinz J. Janßen - IGP...

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Prof. Dr. Heinz J. Janßen - IGP Hochschule Bremen Roland Becker, M.A. Soz. - IGP Hochschule Bremen Analyse Integrierter Versorgungswege – Pflege, Management und Kosten – 6. Internationale Konferenz Pflege und Pflegewissenschaft „Pflege - innovativ, wissensbasiert, zukunftsweisend“ Nürnberg / Fürth, 25. – 27. September 2007

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  • Prof. Dr. Heinz J. Janßen - IGP Hochschule BremenRoland Becker, M.A. Soz. - IGP Hochschule Bremen

    Analyse Integrierter Versorgungswege – Pflege, Management und Kosten –

    6. Internationale Konferenz Pflege und Pflegewissenschaft

    „Pflege - innovativ, wissensbasiert, zukunftsweisend“

    Nürnberg / Fürth, 25. – 27. September 2007

  • 2© Heinz J. Janßen, Harald Kuhlmann, Roland Becker

    Überblick

    1. Ausgangslage2. IV-Modell3. IV-Projekt Wundversorgung4. IV-Projekt Orthopädie5. Ausblick für die Pflege

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    1. AusgangslageTendenz: Integrierte Versorgung zeigt einen eindeutigen Zuwachs [1]:

    (Quelle: Amelung et al. 2006)

    Forschungsleitende Grundfrage: >> Ist mit IV aber auch ein Gewinn an Qualität verbunden?

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    1. Ausgangslage

    Deswegen:

    Notwendigkeit des wissenschaftlich gestützten Vergleichs (hier: am Beispiel der orthopädischen Versorgung und der Wundversorgung) von Daten der bislangherkömmlichen Versorgung mit Daten der Integrationsversorgung.

    Dabei relevante Forschungsfragen sind:1. Managementanforderungen an integrierte Versorgung2. Zukünftige Herausforderungen für die Pflege? 3. Integriert versorgt = besser versorgt? 4. Zentrale Wirkfaktoren in der Integrierten Versorgung

    Als Hauptziel integrierter Versorgung kann dabei gelten:

    >> Verbesserung im ökonomischen wie qualitativen Sinne!

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    Entwicklungen in der Sozialversicherung:

    Grundsätzlich:Mit dem Gesundheitsmodernisierungsgesetz (GMG, 2005) und dem neuerlichen „Gesetz zur Stärkung des Wettbewerbs in der gesetzlichen Krankenversicherung" (kurz: GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz oder GKV-WSG) haben sich die Rahmenbedingungen für die integrierte Versorgung stark verbessert.

    Änderungen des SGB V:Pflegekassen und zugelassene Pflegeeinrichtungen sind nun als mögliche Vertrags-partner [§ 140b - Verträge zu integrierten Versorgungsformen - Absatz 1] mit aufgenommen.

    Außerdem: Die Anschubfinanzierung für Projekte der Integrierten Versorgung wurde um zwei Jahre bis Ende 2008 verlängert.

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    1. Ausgangslage

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    Dennoch: Skepsis bzgl. der praktischen Umsetzung - Pressestimmen:

    „IV-Versorgung in der Pflege schwer umsetzbar“ [2], insb. wegen Heilberufsausweis (HB A) als Vorraussetzung zur Teilnahme

    „IV-Verträgen in der Pflege fehlt die Finanzierung“ [3], Die Einbeziehung der Pflegeversicherung in die Integrationsversorgung wird zwar grundsätzlich von allenbeteiligten im Gesundheitswesen begrüßt, die Realisierung könnte jedoch daran scheitern, dass es, andersals in der Krankenversicherung, dafür (noch) keine Finanzierung gibt.

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    [2] Quelle: Forum Sozialstation, Ausgabe Juni 2007[3] Quelle: Ärzte Zeitung vom 25.06.2007

    1. Ausgangslage

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    2. IV-Modell

    Facharzt (FA)

    Versorgungs-zentrum (VZ)

    ambulante Pflege (AP)

    Gesundheits-handel (GH)

    Patient

    Kranken-versicherung

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    2. IV-Modell

    Besondere Herausforderung für

    die Pflege im IV-Modell

    Im Folgenden werden nun kurz zwei Projekte vorgestellt, die wir gesundheitsökonomischbegleitet haben:

    1. Wundversorgung2. Orthopädie

    Übergeordnete Netzwerkaufgaben:

    - Entwicklung und Management eines Versorgungsalgorithmus- Kontinuierliche Qualitätssicherung

    Partnerspezifische Netzwerkaufgaben:

    (VZ) - Prozessführerschaft- Vertrag mit Versicherung- Netzwerkmanagement einschl. Fall- und

    Finanzmanagement(FA) - Enge Kooperation mit und kontinuierliche Fort- und Weiterbildung

    über das Versorgungszentrum(GH) - Enge Kooperation mit dem Netzwerk

    - Produktinformation und kontinuierliche Weiterbildung(AP) - Enge Kooperation mit und kontinuierliche Fort- und

    Weiterbildung über das Versorgungszentrum

    Legende:

    VZ = Versorgungszentrum

    FA = Facharzt

    GH = Gesundheitshandel

    AP = Ambulante Pflege

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    • Anamnesebogen• Allg. Patientendaten, vaskuläre Situation, Wundzustand, VAS-Skala

    • Checkliste und Datenkontrolle• Überleitungsbogen

    • beinhaltet z.B. Wundklassifikation, Therapieziele, Schmerzstatus, Empfohlene Wundversorgung, Nahrungsergänzung etc.

    • Sich wiederholende Dokumentationen • z.B. Fotodokumentation, Pflegedokumentation etc.

    • Behandlungskosten• Personal- und Materialkosten

    • Wundfragebogen• Allg. Patientendaten, Lebensqualität (Nottingham Health Profile - NHP), Würzburger

    Wundscore (WWS),

    Anhand dieser Datenbasis sind umfangreiche Analysen möglich

    Dokumentation im Wundzentrum Bremen

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    3. IV-Projekt Wundversorgung

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    Erste Ergebnisse zur Integrierten Versorgung*

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    3. IV-Projekt Wundversorgung

    Mittelwertscore / mögliche Gesamtpunktzahl (bei NHP mit Gewichtung)

    00,10,20,30,40,5

    0,6WWS medizinisch (0-35 Pkt)

    LQ: NHP (0-100 Pkt)

    LQ: WWS (17-85 Pkt)

    NHP: Schmerzen (0-100 Pkt)

    NHP: Soziale Isolation (0-100 Pkt)NHP: Mobilität (0-100 Pkt)

    NHP: Energielevel (0-100 Pkt)

    VAS-Skala

    Heilungsverlauf: Wundgröße (0-15 cm)

    T1: Anfang T2: nach 4 WochenT3: nach 12 Wochen T4: nach 24 WochenN=21

    * Datengrundlage: Patienten aus dem Wundzentrum Bremen 2007

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    Erste Ergebnisse zur Integrierten Versorgung*

    © Heinz J. Janßen, Roland Becker

    3. IV-Projekt Wundversorgung

    Auswertung einzelner Fragen im Zeitverlauf - Nottingham Health Profile (NHP)

    8%

    8%

    0%

    23%

    23%

    23%

    38%

    43%

    14%

    33%

    43%

    33%

    0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45%

    Unerträgliche Schmerzen (NHP4)

    Vergessen Freude zu empfinden (NHP6)

    Überhaupt nicht gehen können (NHP14)

    Nachts meistens w ach (NHP22)

    Ständig Schmerzen (NHP28)

    Leben nicht lebensw ert (NHP32)

    Frage

    Anteil Antwort "Ja" in %

    T1

    T2

    T1: N= 21, T2: N=13

    * Datengrundlage: Patienten aus dem Wundzentrum Bremen 2007

  • 12© Heinz J. Janßen, Harald Kuhlmann, Roland Becker

    Erste Ergebnisse zur Integrierten Versorgung*

    © Heinz J. Janßen, Roland Becker

    3. IV-Projekt Wundversorgung

    Auswertung einzelner Fragen im Zeitverlauf - Würzburger Wundscore (WWS)

    23%

    15%

    23%

    31%

    8%

    8%

    33%

    24%

    57%

    38%

    38%

    33%

    0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%

    Schmerzen im Bereich der Wunde (WWS1)

    Einschränkung des Nachtschlafs (WWS5)

    Einschränkung der tägl. Lebensführung (WWS7)

    Einschränkung der Mobilität (WWS8)

    Leiden unter der Wunde (WWS13)

    Depressiv w egen Wunde (WWS14)

    Frage

    Anteil Antwort "ziemlich" oder "sehr" in %

    T1

    T2

    T1: N= 21, T2: N=13

    * Datengrundlage: Patienten aus dem Wundzentrum Bremen 2007

  • 13© Heinz J. Janßen, Harald Kuhlmann, Roland Becker

    [4] Janßen H.,“Integrationsversorgung und Begleitstudie“, Pflegekongress Bremen 2006; Berechung für die stationäre Versorgung von Ulcus Cruris Patienten.

    Erste Tendenz-Ergebnisse zur Integrierten Versorgung** [4]

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    3. IV-Projekt Wundversorgung

    ** Datengrundlage: BKK Taunus-Patienten aus IV-Versorgung

    Zum Vergleich:

    Durchschnittliche direkte Kosten stationärer Wundbehandlung:

    ⇒ 6.600 € je Patient

    N=200

  • 14© Heinz J. Janßen, Harald Kuhlmann, Roland Becker

    Methodik: Vergleich der Dauer der Abeitsunfähigkeit für Taunus BKK Patienten ohneIntegrationsversorgung („Regulär“) im Vergleich zu Taunus BKK Patienten mitIntegrationsversorgung („IV“) unmittelbar nach entsprechendem Eingriff:

    Kreuzbandplastik: Mittelwerte AU-Dauer "IV" und "Regulär" im Vergleich nach Altersgruppen

    020406080

    100120

    10-19 20-29 30-39 40-49 50-59 Gesamt

    Altersgruppen

    Mitt

    elw

    ert

    Beh

    andl

    ungs

    daue

    r (in

    Tag

    en)

    IV-Mittelwerte Regulär-Mittelwerte

    Verteilung der Eingriffe in der Studie: Kreuzbandplastik (30%), Arthroskopische Schulterdekompression (23%), ArthroskopischeSchulterrekonstruktion (22%), Komplexe Vorfußrekonstruktion(9%), Sonstiges (16 %) (Kreuzbandplastik als Beispiel, die Verteilung bei drei anderen Eingriffen zeigt die gleiche Tendenz!)

    Regulär n=643; Integrativ n=32

    © Heinz J. Janßen, Roland Becker

    Mitte

    lwer

    t AU-

    Daue

    r

    (in T

    agen

    )

    4. IV-Projekt Orthopädie

  • 15© Heinz J. Janßen, Harald Kuhlmann, Roland Becker

    Ergebnisse: » Die mittlere AU Dauer bei Patienten ohne Integrationsvertrag ist 75,8 Tage» Die mittlere AU Dauer bei Patienten mit Integrationsvertrag ist 51,9 Tage

    Kostenberechnung auf Basis der AU-Dauer*:Im Mittel (bei der Annahme einer Gleichverteilung der Patientengruppen) ergabsich ein Ersparnisbetrag von 2.557 € je Patient in der Integrationsversorgung imVergleich zur Regelversorgung, allein aufgrund einer Ersparnis anKrankengeldzahlung (bei der Annahme das die Patienten Anspruch aufKrankengeld haben).

    Hochgerechnet über 1500 Patienten in der Integrationsversorgung (2006) ergibt sichdamit allein mit der Einsparung von Krankengeld eine Reduzierung von 3,8 Mio. €!⇒ Hohes Einsparpotential durch IV,

    aber (zentrale Frage): ist damit auch gleichzeitig eine Verbesserung derVersorgungsqualität verbunden?

    *Begrenzung der Studie: noch relativ geringe Fallzahlen für IV! © Heinz J. Janßen, Roland Becker

    4. IV-Projekt Orthopädie

  • 16© Heinz J. Janßen, Harald Kuhlmann, Roland Becker© Heinz J. Janßen, Roland Becker

    Leistungsprozess Ökonomie desLeistungsprozesses

    Zukünftige Anforderungen für die Pflege: Zwei-Säulenmodell

    Fachlich-medizinisches Wissen

    KosteneffizienzManagement

    Pflege

    A B Hierbei relevante Fragen:

    - Wie ist ein Fall-management zu realisieren?

    - Wie und wo entstehen Kosten?

    - Was ist eine effiziente Dienstleistung?

    Hierbei relevante Fragen:

    - Evidenzfrage

    - Behandlungsstandards

    - Prävention

    5. Ausblick für die Pflege

  • 17© Heinz J. Janßen, Harald Kuhlmann, Roland Becker

    Zukünftige Anforderungen für die Pflege (Fortsetzung):

    insb. Netzwerkmanagement (einschl. Fall- und Finanzmanagement)⇒ ExpertInnenmeinung über zukünftige Handlungsfelder für Pflegeberufe

    (Rangfolge der wichtigsten Nennungen) [5]:

    1. Beratung/Information2. Gesundheitsförderung/Prävention/Rehabilitation3. Management4. Koordination/Vernetzung/Kooperation5. Professionalisierung

    Schlussfolgerungen:Integrierte Versorgung und damit die Handlungsfelder Management und Koordination/Vernetzung/Kooperation gewinnen für die Pflege zunehmend an Bedeutung

    Weitere Untersuchungen zur Bewertung von Qualität und Nutzen sind erforderlich [6]

    © Heinz J. Janßen, Roland Becker

    [5] Vergleich Görres und Böckler 2004[6] Vergleich Augustin (2007) und Lenz (2007)

    5. Ausblick für die Pflege

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    Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

    Institut für Gesundheits- und PflegeökonomieHochschule BremenProf. Dr. Heinz J Janßen, Roland Becker, M.A. Soz. Neustadtswall 30D - 28199 Bremen

    Tel: +49 (0) 421 5905 3788 / 2763Fax: +49 (0) 421 5905 3780Mail: [email protected], [email protected]: www.igp.hs-bremen.de

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    mailto:[email protected]:[email protected]://www.igp.hs-bremen.de/

  • 19© Heinz J. Janßen, Harald Kuhlmann, Roland Becker

    Ausgewählte Auszüge aus Wundfragebogen:

    © Heinz J. Janßen, Roland Becker

    5. Anhang

  • 20© Heinz J. Janßen, Harald Kuhlmann, Roland Becker

    Ausgewählte Auszüge aus Wundfragebogen (Fortsetzung):

    © Heinz J. Janßen, Roland Becker

    5. Anhang

  • 21© Heinz J. Janßen, Harald Kuhlmann, Roland Becker

    Ausgewählte Auszüge aus Wundfragebogen (Fortsetzung):

    © Heinz J. Janßen, Roland Becker

    5. Anhang