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Anderson: "Kognitive Psychologie" 1 Zusammenfassung: ANDERSON : „Kognitive Psychologie“ (N. Klein) Kapitel 1: Die Wissenschaft der Kognition - Kognitive Psychologie => versucht das Wesen der menschlichen Intelligenz und des menschlichen Denkens zu verstehen -> wissenschaftliche Untersuchung der Kognition erst seit den letzen 100 Jahren -> vorherrschend ist heute der ‘Informationsverarbeitungsansatz’ => mit diesem können kognitive Prozesse in eine Abfolge geordneter Phasen zerlegt werden -> jede Phase spiegelt dabei einen wichtigen Schritt in der Verarbeitung kognitiver Informationen wieder -> zu nennen in diesem Zusammenhang: KI-FORSCHUNG - Versuchsbeschreibung: CHASE & ERICSSON: Erweiterung der Gedächtnisspanne nach den Prinzipien der ‘Kognitiven Psychologie’ => Vp kann nach Training (264 Übungssitzungen) 81 zufällig ausgewählte Ziffern ohne einen Fehler heruntersagen - Geschichte der kognitiven Psychologie - Beginn des Interesses: griechische Philosophen (Platon, Aristoteles) - 17., 18. und 19. Jahrhundert: englische Philosophen (Locke, Hume & Mill) = empiristische Sichtweise (=> Wissen ist auf Erfahrung zurückzuführen) -> dagegen: kontinentaleuropäische Philosophen (Descartes, Kant) = nativistische Sichtweise (=> Wissen zum großen Teil angeboren) - als ‘Wissenschaft’ wird die kognitive Psychologie erst seit 100 Jahren betrieben Deutschland: - Beginn der Psychologie als Wissenschaft => etwa 1897, Wilhelm Wundt = erstes psychologisches Labor in Leipzig mit Schwerpunkt Kognitive Psychologie -> Methode: ‘Introspektion’ (=> hochgeübte Beobachter berichteten unter sorgfältig kontrollierten Bedingungen über die Inhalte ihres Bewußtseins -> Beispiel: - Experiment von Mayer und Orth (1901) => ‘freie Assoziation’ der Vpn -> Messung der Assoziationszeit -> Erfahrungsbericht der Vpn über Zeitspanne zw. Reizvorgabe und Antwort) USA: => Introspektionspsychologie nicht hoch angesehen -> ‘The Principles of Psychology’ (William James) -> verlangt wurde eine ‘handlugszentrierte’ Psychologie -> Edward Thorndike: „Lernpsych ologie“ (=> Auswirkungen von Belohnung u. Bestrafung) -> hauptsächliche Forschung an Tieren - um 1920: „behavioristische“ Revolution => John Watson : „Psychologie hat sich ausschließlich mit beobachtbarem Vh zu beschäftigen“ (-> nicht mit geistigen Tätigkeiten, die diesem Vh zugrunde liegen) -> Folge: Zurückdrängen der Kognitiven Psychologie - Wiederbelebung der kognitiven Psychologie - drei wichtige Einflußfaktoren: (1) Informationsverarbeitungsansatz (=> aus psycholog. Arbeitsgestaltung, d.h. der Erforschung menschlicher Fertigkeiten und Leistungen und Informationstheorie = Zweig der Kommunikationspsychologie = Methode zur Analyse der Wissensverarbei- tung) (2) Entwicklungen in den Computerwissenschaften (=> KI-Forschung: NEWELL & SIMON) (3) Linguistik (=> CHOMSKY: Methode zur Analyse der Struktur von Sprache => seit 50’er Jahren: rasche Weiterentwicklung -> 1967: NEISSER: ‘Cognitive Psycholgy’ -> 1970: Gründung der Zeitschrift ‘Cognitive Psychology’ -> 1976: Zeitschrift: ‘Cognitive Science’ - wobei: Unterschied zw. kogn. Psychologie und Kognitionswissensch. beachtet werden sollte

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Anderson: "Kognitive Psychologie" 1

Zusammenfassung: ANDERSON: „Kognitive Psychologie“

(N. Klein)

Kapitel 1: Die Wissenschaft der Kognition

- Kognitive Psychologie

=> versucht das Wesen der menschlichen Intelligenz und des menschlichen Denkens zu verstehen-> wissenschaftliche Untersuchung der Kognition erst seit den letzen 100 Jahren-> vorherrschend ist heute der ‘Informationsverarbeitungsansatz’ => mit diesem können kognitive Prozessein eine Abfolge geordneter Phasen zerlegt werden -> jede Phase spiegelt dabei einen wichtigen Schritt in derVerarbeitung kognitiver Informationen wieder-> zu nennen in diesem Zusammenhang: KI-FORSCHUNG

- Versuchsbeschreibung: CHASE & ERICSSON: Erweiterung der Gedächtnisspanne nach den Prinzipien der‘Kognitiven Psychologie’ => Vp kann nach Training (264 Übungssitzungen) 81 zufällig ausgewählte Ziffernohne einen Fehler heruntersagen

- Geschichte der kognitiven Psychologie

- Beginn des Interesses: griechische Philosophen (Platon, Aristoteles)- 17., 18. und 19. Jahrhundert: englische Philosophen (Locke, Hume & Mill) = empiristische Sichtweise (=>Wissen ist auf Erfahrung zurückzuführen) -> dagegen: kontinentaleuropäische Philosophen (Descartes, Kant) =nativistische Sichtweise (=> Wissen zum großen Teil angeboren)- als ‘Wissenschaft’ wird die kognitive Psychologie erst seit 100 Jahren betriebenDeutschland:- Beginn der Psychologie als Wissenschaft => etwa 1897, Wilhelm Wundt = erstes psychologisches Labor inLeipzig mit Schwerpunkt Kognitive Psychologie -> Methode: ‘Introspektion’ (=> hochgeübte Beobachterberichteten unter sorgfältig kontrollierten Bedingungen über die Inhalte ihres Bewußtseins -> Beispiel:- Experiment von Mayer und Orth (1901) => ‘freie Assoziation’ der Vpn -> Messung der Assoziationszeit ->Erfahrungsbericht der Vpn über Zeitspanne zw. Reizvorgabe und Antwort)USA:=> Introspektionspsychologie nicht hoch angesehen -> ‘The Principles of Psychology’ (William James)-> verlangt wurde eine ‘handlugszentrierte’ Psychologie -> Edward Thorndike: „Lernpsychologie“ (=>Auswirkungen von Belohnung u. Bestrafung) -> hauptsächliche Forschung an Tieren- um 1920: „behavioristische“ Revolution => John Watson: „Psychologie hat sich ausschließlich mitbeobachtbarem Vh zu beschäftigen“ (-> nicht mit geistigen Tätigkeiten, die diesem Vh zugrunde liegen) ->Folge: Zurückdrängen der Kognitiven Psychologie

- Wiederbelebung der kognitiven Psychologie

- drei wichtige Einflußfaktoren:

(1) Informationsverarbeitungsansatz (=> aus psycholog. Arbeitsgestaltung, d.h. der Erforschungmenschlicher Fertigkeiten und Leistungen und Informationstheorie = Zweig der Kommunikationspsychologie =Methode zur Analyse der Wissensverarbei- tung)(2) Entwicklungen in den Computerwissenschaften (=> KI-Forschung: NEWELL & SIMON)(3) Linguistik (=> CHOMSKY: Methode zur Analyse der Struktur von Sprache

=> seit 50’er Jahren: rasche Weiterentwicklung-> 1967: NEISSER: ‘Cognitive Psycholgy’-> 1970: Gründung der Zeitschrift ‘Cognitive Psychology’-> 1976: Zeitschrift: ‘Cognitive Science’- wobei: Unterschied zw. kogn. Psychologie und Kognitionswissensch. beachtet werden sollte

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- Methoden der Kognitiven Psychologie

-> Möglichkeit: Untersuchung des Verhaltens durch seine physiologische Basis -> aber: es bestehen gravierendeexperimentelle Schwierigkeiten-> nützliche Analogie zur detaillierten neuronalen Ebene: COMPUTER -> eine kognitive Theorie sollte wie einComputer sein: sie sollte ein Vh präzise bestimmen, aber mit Begriffen, die abstrakt genug sind, um einenkonzeptuell nachvollziehbaren Rahmen für das Verständnis des Phänomens zu schaffen (z.B. GET-Fkt. derProgrammiersprache LISP) -> dabei: ähnelt das Verhältnis der kognitiven Psychologie zur physiologischenPsychologie dem Verhältnis zw. Computerwissenschaften und Elektrotechnik

- Analyse der Informationsverarbeitung

=> charakteristisch für die Analyse der Informationsverarbeitung ist: die Verfolgung der Abfolge mentalerOperationen und ihrer Ergebnisse (=> Information) beim Ausführen einer best. kognitiven Aufgabe ->Ergebnisse solcher Analysen werden oft in Form von Flußdiagrammen dargestellt

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Kapitel 2: Neuronale Grundlagen der Kognition

1. Neuronale Informationsverarbeitung: wichtigste Gehirnzellen = NEURONEN -> empfangenelektrochemische Signale über Dendriten -> leiten diese über Axone weiter -> Verbndg. zw. Axon undDendrit => Synapse

2. Neuronale Informationsweiterleitung: Information wird in Form einer ständig wechselnden elektochem.Aktivität der Neuronen repräsentiert -> über Synapsen können Neuronen die Aktivität anderer Neuronenerhöhen (Erregung) oder vermindern (Hemmung)

3. Grundlage der Kognition: wird gebildet von der neuronalen Aktivierung innerhalb großerNeuronenverbände -> permanente Gedächtnisinhalte werden über die Veränderung synaptischerVerbindungen zw. den Neuronen kodiert -> Veränderungen bewirken, daß das Aktivierungsmuster einesNeuronenverbandes auch in einem anderen Neoronenverband Aktivierung auslöst

4. Großhirnrinde (= Cortex) => evolutionsgeschichtlich jüngster und am höchsten entwickelter Teil desGehirns -> linke Hälfte des Cortex: ist auf symbolische Verarbeitungsprozesse spezialisiert -> erhältsensorische Information über die rechte Hälfte unserer Umgebung -> rechte Hälfte des Cortex: erhältsensorische Information aus der linken Hälfte der Umgebung -> ist auf die Verarbeitung räumlicher undanderer Wahrnehmungsinhalte spezialisiert

5. Visueller Cortex => Sehrinde des Gehirns => wenn Licht auf die Netzhaut fällt, wird es durch einenphotochemischen Prozeß in neuronale Signale umgewandelt -> über verschied. Bahnen werden die Signalezum visuellen Cortex weitergeleitet

6. Visuelles System => niedriger organisierte Zellen erfassen einfache Muster heller und dunkler Punkte imGesichtsfeld -> auf höheren Ebenen des visuellen Systems werden diese Muster zur Wahrnehmung vonLichtbalken und Konturen kombiniert -> in der Sehrinde gibt es Zellen, die spezifisch auf Hell-Dunkel-Kanten oder Balken einer bestimmten Orientierungsrichtung reagieren (=> Kanten- oder Balken-Detektoren)

7. Computersystem zur Mustererkennung (David Marr) => hat gezeigt, daß sich Begrenzungslinien vonabgebildeten Objekten mathematisch identifizieren lassen, indem Kanten und Balken für jedes Bildelementsymbolisch beschrieben und nach Ähnlichkeit zusammengefügt werden

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Kapitel 3: Wahrnehmung und Aufmerksamkeit

1. Sensorische Speicher (ikonisches und echoisches Gedächtnis) => dorthin gelangen Infos, die vom menschl.Verarbeitungssystem aufgenommen werden -> visuelle Infos = ikonisches Gedächtnis; auditive Infos =echoisches Gedächtnis -> sensorische Speicher können viele Infos für kurze Zeitspannen speichern

2. Aufmerksamkeit => spielt bei der Auswahl von Information für die weitere Verarbeitung eine große Rolle-> ist in ihrer Kapazität sehr begrenzt -> kann nur auf äußerst wenige kognitive Prozesse zugleich gerichtetwerden -> je häufiger man einen Prozeß geübt hat, desto weniger Aufmerksamkeit verlangt er -> schließlichkann er ausgeführt werden, ohne andere kognitive Prozesse zu beeinträchtigen -> hochgeübte, wenigAufmerksamkeit verlangende Prozesse = ‘automatische Prozesse’ -> Prozesse, die Aufmerksamkeitbenötigen = ‘kontrollierte Prozesse’

3. Mustererkennung => zwei verschiedenartige Modelle:(1) Schablonenvergleichsmodell = das Muster wird als Ganzes in einem Schritt mit einer Art vorgegeb.Schablone verglichen(2) Merkmalsanalyse = Komponenten eines Musters werden zunächst einzeln identifiziert und anschließendkombiniert (-> empirische Befunde sprechen eher hierfür !)

4. Gestaltgesetze => bestimmen, wie Merkmale in der Wahrnehmung zu Einheiten organisiert werden ->größere organisierte Einheiten werden manchmal früher erkannt als die Komponenten, aus denen sie sichzusammensetzen

5. Aufmerksamkeit und Mustererkennung => je geläufiger ein Muster, desto weniger Aufmerksamkeit wirdbenötigt

6. Aufwärts- und abwärtsgerichtete Verarbeitungsprozesse => wirken beim Mustererkennen zusammen ->aufwärtsgerichtet = Verwendung sensorischer Informationen -> abwärtsgerichtet = Kontext desMusters und allgemeines Wissen werden für die Erkennung des Musters benutzt

- wichtige Untersuchungen und Experimente:

Sensorisches Gedächtnis => visuelles (ikonisches) + auditives (echoisches) Gedächtnis

=> Aufnahme umfangreicher Informationsmengen -> aber: beachtet und erinnert wird immer nur ein kleiner Teil(!)

=> SPERLING (1960): ‘Experiment zur Kapazität des Gedächtnisses:Einsatz des ‘Teilberichtsverfahrens’ statt des ‘Ganzberichtsverfahrens’

-> Ergebnis: „Je später der Ton nach dem Ende der Reizdarbietung signalisiert, welche Buchstabenzeileberichtet werden soll, desto weniger Buchstaben werden berichtet.“

-> ähnliche Experimente zum Nachweis eines auditiven Gedächtnis = ‘echoisches Gedächtnis’=> Darbietung dreier Folgen aus Zahlen und Buchstaben durch Stereomischung -> wobei jeweils eine Zeilerechts, links oder in der Mitte des Kopfes gesprochen zu sein scheint

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- Aufmerksamkeit und sensorische Informationsverarbeitung

=> Untersuchungen zur geteilten Aufmerksamkeit = ‘Beschattungsaufgabe’:Vpn hören über Kopfhörer simultan 2 Mitteilungen -> sollen eine der Mitteilungen beschatten, d.h.: Wörter derMitteilung sollen nachgesprochen werden -> Vpn sind meistens in der Lage, ihre Aufmerksamkeit auf eine derMitteilungen zu richten u. die andere auszublenden -> von der nichtbeachteten Mitteilung wird nur wenigverarbeitet -> vergl. auch ‘Cocktailpartyeffekt’

- Fazit aus den Untersuchungen: es gelangt umfangreiche Information in das sensorische Gedächtnis, aber nurein kleiner Teil davon wird beachtet und dieser wird später erinnert

- Automatisiertheit

=> Experimente von Schneider & Shiffrin = Vpn erhielten Buchstabe oder Ziffer als Zielreiz -> nach diesemZielreiz sollten sie eine Abfolge von visuellen Anordnungen durchsuchen -> Anordnugen bestehen aus jew. 20verschied. Bildern -> Vpn müssen angeben, ob der Zielreiz in einem der Bilder vorkam -> wobei: Variationzweier Faktoren:(1) BILDUMFANG = einzelnes Bild kann ein, zwei, drei oder vier Zeichen enthalten(2) Beziehung zw. ZIELREIZ und den anderen ZEICHEN = ‘gleiche Kategorie’ vs. ‘verschiedeneKategorien’ (=> Buchstabe vs. Ziffer)

- ERGEBNIS: Bildumfang hat kaum eine Auswirkung auf die Leistung, solange „verschiedene Kategorien“vorliegen, bei „gleichen Kategorien“ verschlechtert sich die Leistung jedoch drastisch mit dem Anstieg desBildumfangs- FAZIT: Entdecken von Ziffern wurde von den Vpn schon vor dem Exp. so gut geübt, daß dieser Prozeßautomatisch geworden ist -> dagegen: Identifikation von Buchstaben unter anderen Buchstaben erfordert‘kontrollierte Verarbeitung’

- Mustererkennen

=> 2 verschiedene Wahrnehmungsmodelle:

(1) Schablonenmodell => Annahme: getreues Netzhautbild des Gegenstandes wird an das Gehirnübermittelt -> dann wird versucht es mit bereits gespeicherten Mustern zur Deckung zu bringen (=Schablonen) -> gilt auch für Buchstabenerkennung -> Problem: Musterekennung beim Abweichen desReizmusters von der Schablone -> Mustereken- nung ist beim Menschen sehr flexibel ->Schablonenvergleich basiert aber auf standar- disiertem System -> spricht gegen Schablonenmodell beimMustererkennen der Men-schen (-> zu starr zur Erklärung menschlichen Mustererkennens !)

(2) Merkmalsanalyse => jeder Reiz wird als Kombination elementarer Merkmale angese- hen, z.B.‘Alphabet’ = horizontale, vertikaleStriche und schräge, gekrümmte Linien

- Vorteile: Merkmale sind einfacher, die Beziehungen zw. ihnen können angegeben werden undErsparnis dadurch, daß nicht für jedes denkbare Muster eigene Schablone und Zahl der Schablonen sichsomit verringert

=> Vh- experimente liefern viele Belege dafür, daß Merkmale als Komponenten des Mustererkennens auftreten, z-B. werden Buchstaben, die viele Merkmale gemeinsam haben (wie C

und G) von Vpn besonders häufig verwechselt

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- Spracherkennen

=> zentrales Problem bei gesprochener Mitteilung: GLIEDERUNG-> Sprache erscheint als fortlaufender Strom von Lauten ohne erkennbare Wortgrenzen (=> ausgenommen dieeigene Sprache, da sie durch ihre Vertrautheit den Schein des Vorhandenseins von Wortgrenzen erweckt ->Probleme ergeben sich auch innerhalb einzelner Wörter (=> Identifikation von Phonemen)

- bisheriges Wissen über Sprachwahrnehmung:

=> SPRACHWAHRNEHMUNG scheint - wie das visuelle Erkennen von Buchstaben - auf Prozessen derMerkmalsanalyse und der Merkmalskombination zu beruhen

- Untersuchung von MILLER & NICELY:=> Vpn hörten Konsonanten zusammen mit Hintergrundrauschen und sollten diese identifizieren -> sie wolltenherausfinden, welche Laute die Vpn am häufigsten miteinander verwechselten -> ERGEBNIS: diejenigenKonsonanten, die sich in nur einem einzigen Merkmal unterscheiden (b-p; d-t) -> in diesem Zusammenhangentscheidend = ‘Zeit des Vokalisationsbeginns’ (=> Vokalisation: Beginn der Schwingung der Stimmlippen imKehlkopf) -> b. stimmlosen Konsonanten 60 msec, b. stimmhaften 0 msec (-> auch: ‘voice onset time) -> Exp.dazu: Lisker & Abramson mit computergenerierten künstlichen Reizen -> Ergebnis: Grenze zw. Wahrnehmungeines stimmhaften bzw. stimmlosen Phonems sehr scharf => ‘kategoriale Wahrnehmung’

- Gestaltgesetze der Organisation in der Wahrnehmung

=> Gesetze bestimmen die Gliederung einer Figur -> von Gestaltgesetzen vorhergeasagte Glieder einer Figurwerden am schnellsten wiedererkannt

=> 4 Gesetze:

(1) Gestaltgesetz der NÄHE => benachbarte Elemente tendieren dazu, sich zusammenzu-schließen

(2) Gestaltgesetz der ÄHNLICHKEIT => Ähnlichkeit in der Waagerechten ist stär-ker als die Nähe in der Senkrechten

(3) Gestaltgesetz des glatten VERLAUFS => z.B. Linie, die best. Punkte verbindet

(4) Gestaltgesetz der GESCHLOSSENHEIT bzw. der GUTEN GESTALT => Wahrnehmung zweierKreise, wobei der vordere den hinteren verdeckt, der demnach eigentlich eine andere Form haben könnte

-> Untersuchung PALMER: ‘Wiedererkennen unbekannter Figuren’

=> Ergebnis: Vpn konnten Teile am schnellsten wiedererkennen, wenn es sich um von Gestaltgesetzenvorhergesagte Glieder handelte -> also: Wiedererkennen hängt entscheidend von der ursprünglichen Gliederungder Figur ab

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-> Untersuchung POMERANZ, SAGER & STOEVER:

=> bestätigte wichtige Aussage der Gestalttheorie, daß das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile, d.h.: einganzes Muster kann schneller erkannt werden als ein Teil davon => Wahrnehmung der Konfiguration anders alsseparate Wahrnehmung der Elemente

- Aufmerksamkeit und Mustererkennen

-> Untersuchung TREISMAN & GELADE=> belegt, daß Aufmerksamkeit erforderlich ist, um bei der Wahrnehmung eines Musters Merkmale zuverbinden durch folgende Ergebnisse:=> die Zeit, die Vpn benötigen, um einen Zielbuchstaben (T) unter anderen Buchstaben (I, Z bzw. I, Y) zuerkennen, hängt vom Bildumfang und davon ab, in welchem Merkmal sich der Zielbuchstabe von von denübrigen Buchstaben unterscheidet

- Geläufigkeit von Mustern

-> Exp. von La Berge:=> Erkennen ungewohnter Muster stellt stellt hohe Anforderungen an die Aufmerksamkeit-> La Berge: Vergleich zw. dem Erkennen eines Satzes geläufiger und ungewohnter Zeichen=> Vpn erhielten jeweils einen Vorreiz und darauffolgend einen Testreiz, der aus dem gleichen oder einem bzw.zwei unerwarteten Elememnten bestand- ERGEBNISSE:

- bei erwartetem Reiz spielt es keine Rolle, ob er geläufig war oder nicht- bei unerwartetem Reiz ergibt sich erheblicher Unterschied in der Schnelligkeit des Urteils -> anderswar das nach Übungsphase (5 Tage jew. 1 Std.)=> insgesamt: „das Verbinden von Merkmalen geläufiger Zeichen verlangt zwar sein Maß anAufmerksamkeit, wobei das Maß bei ungewohnten Mustern viel höher liegt“

- Der Kontext beim Mustererkennen

=> wenn Kontext oder Allgemeinwissen die Wahrnehmung lenken, wird die Verarbeitung als ‘abwärtsgerichtet’bezeichnet, weil allgemeines Wissen auf einer hohen Ebene bestimmt, wie Wahrnehmungseinheiten auf einerniedrigen Ebene interpretiert werden- EXPERIMENTE zum Buchstabenerkennen = REICHER & WHEELER:-> ERGEBNIS: Vpn unterschieden im Kontext von Wörtern besser zw. D und K als bei isolierter Darbietungdieser Buchstaben, obwohl im Wortkontext viermal so viele Buchstaben zu verarbeiten waren =>„Wortüberlegenheitseffekt“- Erklärung: viele komplexe Reize sind redundant -> sie bestehen aus weitaus mehr Merkmalen, als für dasErkennen erfoderlich sind -> schon wenn nur ein Teil der Merkmale vorhanden sind, kann die Wahrnehmungerfolgreich voranschreiten -> der Kontext füllt die fehlenden Merkmale

- McCLELLAND & RUMELHART => ‘Netz zur Mustererkennung’

=> einzelne Merkmale werden hier zu Buchstaben, einzelne Buchstaben zu Wörtern zusammengefügt -> dasNetz hängt stark von Bahnungs- und Hemmungsprozessen ab

Wirkungen eines Satzkontextes

-> Versuch von TULVING, MANDLER & BAUMAL=> ERGEBNIS: ein Zielwort wird bei wachsendem Kontextumfang und zunehmender Darbietungszeit mitimmer größerer Wahrscheinlichkeit richtig identifiziert -> FAZIT: der Satzkontext kann als Hilfe bei derIdentifikation von Wörtern genutzt werden -> ist ein Kontext vorhanden, so brauchen wir dem Wort selbst nichtmehr soviel Information entnehmen, um es zu identifizieren -> anhand des Kontextes lassen sich sogar Wörterergänzen, die im Satz gar nicht vorkommen

- Kontext bei gesprochener Sprache

- WARREN: ‘Phonemergänzungseffekt’

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=> wird ein Buchstabe eines Wortes in einem Satz durch einen reinen Sinuston ersetzt, so erkennen die Vpn dasWort trotzdem und nehmen den Ton nicht mal richtig wahr

- WARREN & WARREN=> Ergänzung eines Wortes in der Mitte eines Satz, wobei erst das Satzende den entscheidenden Kontext enthält

=> FAZIT: es wird deutlich, wie uns der Kontext veranlassen kann, etwas zu hören, das nicht vorhanden ist -> soauch bei:

- MILLER & ISARD: ‘Exp. zur Sprachwahrnehmung’

=> es wurden grammatikalisch normale, annormale und ungrammatikalische Sätze vor dem Hintergrund einesRauschens dargeboten und sollten wiederholt werden-> ERGEBNIS: normale grammatikalische Sätze wurden auf allen Stufen des Signal/Rauschen-Verhältnisseshäufiger korrekt wahrgenommen als die anormalen und diese wiederum häufiger als die ungrammatikalischen

- Kontext beim Erkennen von Gesichtern und Szenen

- Untersuchung von PALMER: im Kontext eines Gesichtes genügt sehr wenig Merkmalsinformation, umGesichtsteile wie Nase, Auge, Ohr oder Lippen zu erkennen -> werden diese Teile isoliert betrachtet, benötigtman zur Identifikation erheblich mehr visuelle Details

- Untersuchung der ‘Wahrnehmung von Gegenständen in unbekannten Szenen’ von BIEDERMANN, GLASS &STACY:

=> auch hier gilt: innerhalb einer geordneten Szene können Vpn einen Gegenstand erheblich schneller undgenauer identifizieren als in einer ungeordneten Szene, d.h. auch bei visuellen Szenen können Vpn den Kontextzur Identifikation heranziehen

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- BIEDERMANN, MEZZANOTTE & RABINOWITZ=> Vpn sprechen bei einem Bild auf Einschränkungen an, die folgenden Regeln unterliegen:

- Verdeckungsregel- Unterlagenregel- Wahrscheinlichkeitsregel- Ortsregel- Regel der gewohnten Größe

=> dabei beeinträchtigen Regelverletzungen nur die Wahrnehmung des einzelnen Gegenstandes, während dieIdentifikation der Szene nicht beeinträchtigt wird

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Kapitel 4: Wahrnehmungsmäßige Wissensrepräsentation

1. Repräsentation von Wissen => in Form von räumlichen Vorstellungsbildern (=> bewahren Informationenüber die Position von Objekten im Raum) oder linearen Ordnungen (=> bewahren Information über dieAbfolge von Ereignissen bzw. Elementen o. Items)

2. Mentale Transformation eines Vorstellungsbildes => z.B. Rotation um 180 Grad -> Vpn stellen sich dabeieine Bewegung des Vorstellungsbildes über die dazwischenliegenden Transformationsschritte vor -> jeumfangreicher die Transformation insges., desto länger brauchen die Vpn, um sie auszuführen

3. Vergleich zweier mentaler Objekte => im Hinblick auf Quantität, z.B. Größe => dabei vollziehen sie einenProzeß, der einem Größenvergleich bei zwei tatsächlich dargebotenen Objekten entspricht

4. Vorstellungsbild scheint nicht einem ‘Bild im Kopf’ zu entsprechen => es unterscheidet sich von einemwirklichen Bild darin, daß es kein exaktes Abbild des Objektes darstellt, verzerrt sein kann und inbedeutungshaltige Bestandteile gegliedert ist

5. Hierarchische Organisation => sowohl bei räumlichen Vorstellungsbildern als auch lineare Ordnungen ->darin treten untergeordnete Vorstellungsbilder oder Teillisten als Einheiten umfassenderer Vorstellungsbilderoder Listen auf

6. Lineare Ordnung => Vpn haben schnelleren Zugang zu den ersten und letzten Elementen und zeigen dieTendenz, sie vom Anfang zum Ende hin abzusuchen -> sie können gößer/kleiner-Relationen bei zweiElementen einer linearen Ordnung um so schneller beurteilen, je weiter diese Elemente auseinanderliegen

- Räumliche und Lineare Repräsentation

- Experiment von SANTA => verdeutlicht die Unterschiede zw. räumlichen und linearen Repräsentationen -> 2 Versuchsbedingungen:(a) geometrische Bedingung (Reizvorlage = geometrische Figur)(b) verbale Bedingung (Reizvorlage = Wörter in Anordnung der geometr. Figur)=> wobei den Vpn anschließend als Folgereiz ein identischer bzw. ein die gleichen Elemente enthaltener Reiz inlinearer Anordnung gezeigt wurde -> Vpn sollten mit „ja“ antworten, wenn der Folgereiz die gleichen Elementewie die Reizvorlage enthielten ungeachtet ihrer räumlichen Anordnung-> entsprechend SANTAS Ausgangshypothesen urteilten die Vpn unter Bedingung (a) schneller beianschließender identischer Anordnung der Reize, während sie unter Bedingung (b) schneller bei einer linearenAnordnung der Reize urteilten -> Begründung: geometrische Objekte werden eher entsprechend ihrerräumlichen Position gespeichert, während andere Informationen, z.B. Wörter in linearer Ordnunggespeichert werden

- Räumliche bzw. Bildhafte Vorstellungen

-> Mentale Rotation => Untersuchung v. Shepard u. Metzler = Darbietung zweidimensionaler Darstellungen vondreidimensionalen Objekten -> Vpn sollten herausfinden, ob die Objekte abgesehen von ihrer räumlichenOrientierung identisch waren -> Vpn gaben an, daß sie zur Beantwortung der Frage eines der Objekte in ihrerVorstellung so lange drehten bis es mit dem anderen zur Deckung kam -> Messung der Reaktionszeit ->ERGEBNIS: jede Zunahme des Drehwinkels führt zu einer proportionalen Erhöhung der benötigtenReaktionszeit -> Hinweis darauf, daß Vpn die Objekte mental in einem dreidimensionalen Raum drehen ->scheinbar Analogon zur realen Rotation

-> weitere Untersuchungen: Cooper & Shepard -> Reizvorlage = Buchstabe R -> Darbietung einer Rotation desBuchstaben selbst oder seines Spiegelbildes -> Vpn sollten feststellen, ob es sich um reguläres R oderspiegelbildliches R handelt -> ERGEBNIS: längste Reaktionszeiten bei Neigung des Buchstaben um 180 Grad -> Vpn scheinen zum Fällen einer Entscheidung den Buchstaben in ihrer Vorstellung in die Senkrechte zubringen (Reaktionszeiten im Vergleich zu vorhergehneder Unters. insges. kürzer -> Komplexität der Reize)

- Weitere Transformationen u. Operationen mit Vorstellungsbildern:

-> Papierfaltungen => SHEPERD & FENG = auseinandergefaltete Würfel m. jew. zwei Pfeilspitzen -> Frage:‘Stoßen Pfeilspitzen beim Zusammenfalten zusammen ?’ -> Möglichkeiten: verschied. Anzahlen benötigterFaltungen bzw. keine Lösung -> aufgezeichnet: benötigte Zeit der Vpn -> ERGEBNIS: Vpn berichteten dieQuadrate in ihrer Vorstellung wieder zusammengafaltet zu haben -> mittl. Reaktionszeiten stimmten Berichtenüberein

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-> Bildprüfen => KOSSLYN, BALL & REISER = benutzten fiktive Landkarte einer Insel, um zu bestimmen,wie die Verarbeitungszeit beim Absuchen des Vorstellungsbildes v. d. Distanz zw. den zu reproduzierendenObjektpositionen abhängt -> Vpn übten so lange m. der Karte, bis sie sie ziemlich genau zeichnen konnten ->Vpn sollten d. Karte dann in ihrer Vorstellung von einem markierten Punkt aus zu einem anderen absuchen ->ERGEBNIS: je weiter die jew. Positionen auseinanderlagen, desto größer war die Reaktionszeit beim Absuchend. mentalen Landkarte -> Operationen scheinen analog zu Bewegung zw. Objekten auf der realen Landkarte zusein

- FAZIT = Wenn Menschen m. mentalen Vorstellungsbildern operieren, scheinen sie Prozesse zu vollziehen, dietatsächlichen Handlungen an realen Objekten analog sind -> offen dabei: inwieweit ein mentalesVorstellungsbild der visuellen Wahrnehmung des Objekts entspricht

- Intefrenzen beim Bildprüfen

-> wichtige Experimente zum Absuchen visueller Vorstellungsbilder v. BROOKS:=> Bsp.: Block F v. gegeb. Anfangspunkt aus in vorgeschriebene Richtung absuchen m. best. Aufgabenstellung,z.B. Eckpunkte klassifizieren, je nachdem, ob sie auf oberster o. unterster Kante des Buchstabenbildes lagen(Antwort: ‘Ja’ oder ‘Nein’) -> andere Bed.: Substantive in einem Satz identifizieren -> Variation derAntwortbedingung f. d. Vp = Handheben f. Antwort oder Zeigebedingung auf einem Arbeitsblatt (‘Y’ oder ‘N’)-> ERGEBNISSE: Vpn benötigten unter d. Bed. „Zeigen auf ‘Y’ o. ‘N’“ weit mehr Zeit f. Buchstabenaufgabeals unter anderen Bed. -> b. Sätzen nicht der Fall -> FAZIT = Konflikt zw. Absuchen des Antwortblattes u.Absuchen eines Vorstellungsbildes = Inteferenz zw. Suchhandlung auf externer Darstellung u. mentalemAbsuchen -> weitere Exp. v. BROOKS = zeigten, daß Konflikt beim Absuchen des Antwortblattes u. d.Vorstellungsbildes räumlich u. nicht per se visuell sind !- BADDELEY & LIEBERMANN = Variationen des Exp. v. BROOKS => stützten die Annahme der räumlichenNatur d. Inteferenzen -> Ergebnisse stützen den Schluß, daß ein Vorstellungsbild ein abstraktes Analogon zueiner räuml. Struktur ist

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- Vergleiche zw. analogen Quantitäten

-> Beurteilungen v. erinnerten Quantitäten => im Gegensatz zur ‘mentalen Rotation’ (= Verarbeitungszeitwächst kontinuierlich m. Umfang d. räuml. Transformation) kann die Reaktionszeit bei zunehmendenDifferenzen auch abnehmen, z.B. b. d. Unterscheidung zweier Objekte => Exp. v. MOYER = Frage: „Was istgrößer Forelle o. Elch bzw. Wolf o. Löwe?“-> wiederum: Vpn scheinen Größe anhand ihrer Vorstellungsbilder zu vergleichen -> außerdem: Schätzung derabsoluten Größen der Tiere -> ERGEBNIS: Beurteilungszeiten umso kürzer, je stärker geschätzte absoluteGrößen voneinander abweichen -> ähnliche Resultate beim Vergleich ‘realer Bildvorlagen’ -> JOHNSON =Beurteilung zweier gleichzeitig dargebotener Linien -> FAZIT: Wahrnehmungsurteile erfordern umso mehrZeit, je ähnlicher die verglichenen Quantitäten sind -> denn: genaue Unterscheidung ist unter diesen Umständenschwieriger -> PAIVIO = Nachweis, daß MOYER’s Ergebnisse auch f. andere Objekte gelten -> HOLYOAK& WALKER = Nachweis ähnlicher Effekte f. mentale Beurteilungen v. Zeitangaben, Temperaturen u.Qualität -> weitere Nachweise auch f. Beurteilung v. Zahlendiffernzen bzw. numerischen Symbolen

-> Beurteilungen v. abstrakten Eigenschaften => beim Vergleich abstrakter Eigenschaften wie z.B. Intelligenzv. Tieren, Wildheit v. Tieren o. dem emotionalen Wert v. Wörtern zeigte sich wiederum ähnliche Distanzwertewie bei erinnerten Quantitäten -> PAIVIO = zwar beziehen sich solche Urteile nicht auf abbildbareEigenschaften, trotzdem ist d. Vorstellungssystem genauso beteiligt wie bei Urteilen über konkrete Quantitäten -> FAZIT wiederum: bildhafte Vorstellungen sind nicht an d. ‘visuelle Modalität’ gebunden, sondern an eineallgemeinere Fähigkeit zur Verarbeitung analoger Informationen -> also: Prozeß des ‘mentalen Vergleichs zw.Eigenschaften insofern abstrakt, als er nicht an best. Wahrnehmungsmodalität gebunden ist

- Vorstellungsbilder vs. „Bilder im Kopf“- Vorstellungsbilder = abstrakt u. nicht an visuelle Eigenschaften gebunden -> Vorstellungsbild ist nicht immergleich Bild -> Vorstellungsbilder können durch allgem. Wissen verzerrt werden -> Vorstellungsbilderanscheinend verformbarer als Abbilder(-> vergl. Unters. v. CARMICHAEL: S. 92)- Hierarchische Struktur v. Vorstellungsbildern=> weitere Unterscheidung zw. Vorstellungsbildern u. materiellen Bildern = Vorstellungsbilder sind inEinzelheiten untergliedert -> vergl. Unters. v. REED: S. 93: geometrische Figuren-> b. komplexen Vorstellungsbbildern kann offenbar ‘Hierarchie v. Einheiten’ auftreten -> vergl. Abb. 4.17, S.94: HAUS = Quadrat + Dreieck -> Vorstellungsbilder v. Quadraten u. Winkeln wiederum aus Einheiten, nämlichLinien zusammengesetzt = ‘chunks’- Mentale Landkarten=> Gedächtnis f. Landkarten scheint bei Vpn gleiche hierarch. Struktur aufzuweisen, wie man sie auch m. räuml.Vorstellungsbildern assoziiert -> vergl. Unters. v. STEVENS & COUPE,S. 94 -> Resultate ihrer Befragungen bezügl. der noramerikanischen Geographie ähneln Resultaten der Unters. v.CARMICHAEL = zeigen erneut enge Verbindung zw. Informationen, die wir aus Vorstellungsbildernbeziehen u. unserem eher allgem. Wissen -> weitere Unters. zeigten, daß das ‘Sich-Verlassen’ aufInformationen ‘höherer Ordnung’, wie z.B. Infos über die Lage best. Gebiete, um Lage bst. Städte daraus zufolgern (= also Lage der Grenzen), zu Fehlurteilen führte

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- Allgemeine Eigenschaften v. Vorstellungsbildern

1. können kontinuierlich variierende Informationen repräsentieren2. auf sie können Operationen angewandt werden, die Analogien zu räuml. Operationen sind3. sind nicht an die visuelle Modalität gebunden, sondern scheinen Teil eines allgemeineren Systems zur

Repräsentation räuml. u. kontinuierlich variiierender Informat. zu sein4. Quantitäten wie Größe sind bei Vorstellungsbildern um so schwieriger zu unterscheiden, je ähnlicher d.

Quantitäten sind5. Vorstellungsbilder sind formbarer u. weniger präzise als Bilder6. Vorstellungsbilder v. komplexen Objekten sind in jew. einzelne Bestandteile untergliedert

- Lineare Ordnungen

=> Vpn lernten Buchstabenreihe: K R T B in Verbindung m. Ziffer, z.B.: 7 -> nach Lernphase Darbietung d.Konsonantenreihe -> Abruf d. m. Konsonatenreihe verbundenen Ziffer -> Variationen u. entsprech.Reaktionszeiten:(a) K R T B 1,55 Sek.(b) K R B T 1,55 Sek.(c) K T B R 1,59 Sek.(d) R K T B 1,59 Sek.(e) T K R B 1,64 Sek.(f) T K B R 1,74 Sek.=> Daten zeigen zwei wesentl. Effekte, die Zugang zu solchen ‘linearen Ordnungen’ im Zusammenhang m. d.Reihenfolge bestimmen:1. Anfangsverankerung = Vpn finden vom Beginn der Reihe her besseren Zugang zur Struktur2. Endverankerung = zwar weniger ausgeprägt, aber Übereinstimmung am Ende der Reihe erweist sich

ebenfalls als vorteilhaft- wichtig: weitere Untersuchungen ergaben, daß es keine Rolle spielt, ob bei der zweiten Darbietung statt Groß-,Kleinbuchstaben dargeboten werden -> d.h. Reihen im Gedächtnis nicht entsprech. einem visuellenVorstellungsbild gespeichert- Sternberg = zeigte schon Bedeutung d. Anfangsverankerung b. linearen Ordnungen in Form v. Ziffernreihen,die gelernt wurden -> auf Prüfziffer hin sollte nächste Ziffer der Reihe genannt werden -> Leistungen beiAnfangsziffern am besten -> daher: Annahme des Durchsuchens der Ziffernreihe von Beginn bis Ende

- Hierarchische Kodierung v. Ordnungen

=> z.B. hierarch. Struktur des Alphabets -> Messung d. Zeit der Nennung eines Buchstabens der auf einendargebotenen Buchstaben folgt -> Nennungszeiten f. jeden Buchstaben des Alphabets -> ERGEBNIS: ebenfallsAnfangsverankerungseffekt = Nennungszeiten am Anfang eines Hauptbestandteils am kürzesten (Bestandteilegeklustert nach engl. Aphabetlied) -> wiederum Absuchen der einzelnen Cluster-> JOHNSON = weitere Belege f. Existenz einer hierarch. Struktur langer Listen -> Darbietung v.Zufallsbuchstabenreihen, bei denen durch unterschiedl. Abstände best. hierarch. Struktur nahegelegt wurde

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Anderson: "Kognitive Psychologie" 14

- Beurteilung linearer Rangordnungen

=> Frage der Beurteilung d. Rangordnung v. Elementen o. Items innerhalb einer Liste, z.B. Frage danach,welcher Buchstabe im Alphabet zuerst kommt: J oder L ?-> Bsp: Vpn lernen:- John ist größer als Fred- Fred ...als Bill- Bill ... Herb- Herb ... Dave- Dave ... Alex=> nachdem Vpn sich d. Paare eingeprägt haben, können sie die Items ihrer Rangordnung nach aufzählen ->Infos dieser Art werden also in Form einer Itemliste gelernt-> Vpn sollen Fragen beantworten wie z.B. Wer ist größer, Dave oder Fred ?=> ERGEBNISSE verschied. Untersuchungen ergaben = Distanzeffekt b. linearen Ordnungen entsprichtDistanzeffekt b. Größenvergleichen anhand v. Vorstellungsbildern (= Paare ohne intervenierende Itemserforderten die längsten Reaktionszeiten)

- FAZIT:• räumliche Vorstellungsbilder u. lineare Ordnungen sind beide Abstraktionen vom ursprünglichen Reiz u. u.

bewahren dessen Struktur nur zum Teil• im räuml. Vorstellungsbild bleibt Position der Objekte im Raum erhalten -> nicht so die MODALITÄT -> d.

lineare Ordnung bewahrt die Abfolge der Objekte -> ebenfalls nicht die MODALITÄT (= Kodierung derAbfolgeinfo über das Hören oder das Lesen)

• sowohl räuml. Vorstellungsbilder als auch lineare Ordnungen können über hierarch. Strukturen kodiertwerden, in denen kleiner Einheiten als ‘Chunks’ innerhalb größerer Einheiten erscheinen

• ähnliche hierarch. Kodierung ist bei Gedächtnisrepräsentationen von bedeutungshaltigem Materialfestzustellen -> scheinbar: kodiert das menschl. Gedächtnis die Welt in Form kleiner, leicht zu verarbeitender„Pakete“ -> Vermutung BROADBENT = menschl. Gehirn kann Information nur in beschränktem Umfanggleichzeitig verarbeiten

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Anderson: "Kognitive Psychologie" 15

KAPITEL 5: Bedeutungsmäßige Wissenrepräsentation

1. Belege für Wichtigkeit bedeutungsmäßiger Wissenspräsentation = Exp., die zeigen, daß d. Gedächtnis f.verbale Kommunikationsinhalte nicht den genauen Wortlaut, sondern lediglich die Bedeutung d. Botschaftbewahrt -> ähnlich Unters. zum Gedächtnis f. ein Bild: weniger visuelle Details als vielmehrbedeutungshaltige Interpretationen des Bildes wird gespeichert

2. Gedächtnis für ein Ereignis enthält anfänglich sowohl verbale als auch visuelle Details -> Infos zu diesenDetails werden jedoch sehr schnell nach der Reizdarbietung vergessen (= innerhalb der ersten Min. danach)

3. Gedächtnis f. Bedeutung ist dauerhafter als das f. Details -> daher: eigene Gedächtnisleistung kannerhöht werden, indem zu lernende nicht-bedeutungshaltige Infos in bedeutungshaltige Form gebracht werden

4. Bedeutung eines Satzes o. Bildes kann als Netzwerk v. Propositionen dargestellt werden -> Propositionenhäufig = Teil hierarch. Strukturen, in denen eine Proposition als Bestandteil einer anderen Proposition auftritt-> propositionale Netzwerke = graphische Form d. ‘assoziativen Verbindungen’ zw. Konzepten

5. Je näher sich Konzepte innerhalb eines propositionalen Netzwerkes sind, desto bessere Stichwörter sindsie f. d. Reproduktion des jew. anderen Wortes -> zu größeren Einheiten kombinierte propositionaleEinheiten = SCHEMATA

6. SCHEMATA sind große, komplexe Wissenseinheiten, die die typischen Eigenschaften v. Mitgliedernallgem. Kategorien kodieren

7. SCHEMATA sind als geordnete Menge v. Leerstellen o. Attributen organisiert -> eine d. Leerstellenspezifiziert Schemata, die höheren Allgemeinheitsgrad aufweisen -> an den anderen Leerstellen werdenSchemata spezifiziert, die untergeordnete Bestandteile definieren-> Möglichkeit: aus direkt verfügbaren Infos nicht direkt verfügbare Infos abzuleiten

8. einzelne Mitglieder natürlicher Kategorien wie Vögel o. Früchte unterscheiden sich im Grad ihrerÜbereinstimmung m. dem SCHEMA f. ihre Kategorie

9. SCHEMATA können stereotype Abfolgen v. Handlungen wie z.B. Besuch eines Restaurants repräsentieren-> solche EREIGNISSCHEMATA werden als SKRIPTE bezeichnet -> SKRIPTE spielen eine wichtigeRolle beim Verstehen v. Geschichten

- Das verbale Gedächtnis

=> Bsp. Exp. v. WANNER: S. 104/105-> ERGEBNIS: deutliche Überlegenheit des Gedächtnisses f. Bedeutungen -> weist darauf hin, daßMenschen normalerweise die Bedeutung einer sprachl. Botschaft erfassen u. sich nicht an ihre wörtlicheFormulierung erinnern -> weiterhin: ist Gedächtnis f. d. Bedeutung davon unabhängig, ob die Vpn vorher einenHinweis erhielten oder nicht -> folglich: gehört es zum normalen Verstehensprozeß, die Bedeutung einerBotschaft zu erfassen -> Gedächtnis f. stilistische Infos weit schlechter als Gedächtnis f. Bedeutung ->obwohl: Erinnerungsleistung f. stilische Merkmale besser, wenn Vpn angewiesen werden auf Reizmaterial zuachten

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Anderson: "Kognitive Psychologie" 16

- Das visuelle Gedächtnis

=> in vielen Sit. ist Gedächtnis f. visuelle Infos besser als f. verbalez.B.: STANDING = Vpn konnten sich an 73 % von 10.000 Bildern erinnern !-> Exp. SHEPARD S. 106 = Wiedererkennungsleistung f. Bilder wesentl höher als für Sätze-> wobei: Vpn sich kaum an genaue visuelle Einzelheiten o. an räuml. Relationen eines Bildes erinnern ->stattdessen: behalten sie eine eher abstrakte Repräsentation, die die Bedeutung des Bildes erfaßt -> wichtigdaher: Unterscheidung zw. Bedeutung eines Bildes u. dem wirklichen Bild -> so demonstrieren mehrereUntersuchungen: Vpn zeigen schlechtere Behaltensleistung b. Bildern, die sie nicht sinnvoll interpretierenkönnen -> schließlich = Vpn scheinen f. d. Bedeutung v. Bildern ein besseres Gedächtnis zu haben als f. d.Bedeutung v. Sätzen, aber: in beiden Fällen haben sie gleichermaßen ein schlechtes Gedächtnis f. Einzelheiten

- Die Behaltensleistung b. wahrnehmungsmäßigem u. bedeutungsmäßigem Wissen

=> es gibt Belege dafür, daß Vpn zunächst wörtliche Infos aus Sätzen u. räuml. Infos aus Bildern kodieren ->dann aber: neigen sie dazu, diese Infos sehr schnell zu vergessen u. es bleiben lediglich die Infos zur Bedeutungerhalten-> klass. Exp. v. POSNER: S. 109: Darbietung zweier Buchstaben unter Variation d. Interstimulusintervalle ->oder ANDERSON: demonstriert gleiches Phänomen im verbalen Bereich -> nach Verzögerungen erinnern sichVpn hauptsächliche an abstrakte Infos -> jedoch: ist es auch nach längerer Zeit noch möglich, sich an konkreteMerkmale d. ursprüngl. Reizes zu erinnern

- Implikationen des guten Bedeutungsgedächtnisses

=> es existieren viele Bsp. mnemonischer (gedächtnisstützender) Techniken, z.B. zur Assoziation sinnloserSilben o. zum Vokabelnlernen (‘Schlüsselwortmethode’) -> so kann sich der lernende Mensch die bessereBehaltensleistung v. bedeutungshaltigen Infos im Gggs. zu bedeutungslosen Infos zu Nutzen machen

- Propositionale Repräsentationen

=> Begriff ist der Logik u. Linguistik entnommen -> bezeichnet die kleinste Bedeutungseinheit, die alsselbständige Behauptung stehen kann -> also: die kleinste Einheit, die sinnvoll als wahr o. falsch beurteiltwerden kann -> am eindeutigsten an sprachl. Material durchzuführen -> Bsp. siehe S. 112/113

- Propositionale Netzwerke

=> Bsp. für propositionale Netzwerke -> siehe S. 114 !-> Darstellung d. Propositionen durch Ellipsen -> diese sind durch beschriftete Pfeile m. ihren Relationen u.Argumenten verbunden -> Propositionen, Relationen u. Argumente werden als Knoten u. d. Pfeile alsVerknüpfungen des Netzwerkes bezeichnet-> d. räuml. Position der Elemente eines Netzwerkes ist f. d. Interpretation völlig irrelevant -> Netzwerk =eine Art Geflecht aus Perlen, die durch Fäden verbunden sind -> wobei: ‘Perlen’ = Knoten u. ‘Fäden’ =Verknüpfungen- wichtig dabei nur: welche Elemente miteinander verbunden sind -> nicht, wo sie liegen !

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- Die hierarchische Organisation v. Propositionen

-> wichtige Gemeinsamkeit zw. Propositionen, räuml. Vorstellungsbildern u. linearen Ordnungen => könneninnerhalb hierarch. Strukturen auf verschied. Ebenen auftreten -> eine Proposition kann als Einheit in eineranderen Proposition enthalten sein

- Proporsitionale Netzwerke als Assoziationsstrukturen

=> Exp. legen nahe: Knoten eines semant. Netzwerkes als Vorstellungen u. die Verknüpfungen zw. den Knotenals Assoziationen zw. diesen Vorstellungen anzusehen -> Bsp. Exp. v. WEISBERG, S. 118

- Abruf aus propostionalen Netzwerken

=> Assoziationsexp. zur Analyse propositionaler Strukturen haben sich als sehr nützlich erwiesen, um zuverstehen, warum Vpn zum Abruf scheinbar ähnlicher Infos aus dem Gedächtnis unterschiedl. Zeiten benötigen -> z.B. Exp. v. COLLNS & QUILLIAN S. 118-> Schlüsse zur Organisation v. Tatsachenaussagen im propositionalen Gedächtnis u. zu ihren Abrufzeiten:1. wenn man einer m. einem Konzept zusammenhängenden Tatsache oft genug begegnet, wird sie bei diesem

Konzept abgespeichert, auch wenn sie innerhalb des Netzwerkes aus einem weiter entfernten Konzeptabgeleitet werden könnte

2. je öfter man einer Tatsache begegnet, desto stärker wird diese Tatsache m. dem Konzept assoziiert -> jestärker Tatsachen m. Konzepten assoziiert sind, desto schneller werden sie verifiziert

3. es dauert relativ lange, Tatsachen zu verifizieren, die nicht direkt bei einem Konzept abgespeichert sind,sondern abgeleitet werden müssen

- SCHEMATA

=> Propositionen eignen sich gut, um kleinere Informationseinheiten zu repräsentieren -> sie versagen jedoch,wenn es um die Repräsentation ganzer Gruppen v. organisierten Informationseinheiten geht -> z.B. unser Wissenzum Konzept ‘HAUS’ umfaßt zahlreiche Propositionen -> jedoch: ist die Struktur der Beziehungen zw. denPropositionen damit nicht erfaßt -> daher: bildet die Repräsentation durch SCHEMATA hier einen alternativenWeg- SCHEMATA = repräsentieren d. Struktur eines Objekts durch eine Struktur v. Leerstellen für ATTRIBUTE,die Werte spezifizieren -> Schemata sind so aufgebaut, daß Schlußfolgerungen über die Konzepte erleichtertwerden -> diese Schlußfolgerungsprozesse müssen die Möglichkeit einschließen, auch Abweichungen Rechnungzu tragen

- Die psychologische Realität v. SCHEMATA

=> Exp. BREWER & TREYENS demonstriert, wie sich SCHEMATA auf Schlußfolgerungsprozesse beimErinnern auswirken -> vergl. S. 121/122 => Einnerungen an einen Ort werden anscheinend stark v. d. SCHEMAbeeinflußt, daß eine Vp für diesen Ort hat

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Anderson: "Kognitive Psychologie" 18

- SCHEMATA als Repräsentation natürlicher Kategorien

=> wichtige Eigenschaft d. SCHEMATA = erlauben auch Unterschiede zw. Gegenständen, die zum selbenSchema passen könnten -> Abstufung v. weniger typischen hin zu typischen Mitgliedern einer Kategorie ->empir. Beleg z.B. d. natürliche Kategorie ‘VÖGEL’, die erwartungsgemäße Struktur eines SCHEMAS aufweist -> vergl. Unters. v. ROSCH: S. 123 => stellte außerdem fest, daß typische Mitglieder o. Exemplare einerKategorie auch hinsichtl. des wahrnehmungsmäßigen Wiedererkennens im Vorteil sind -> und: Menschen habenanscheinend, wenn sie an ein Mitglied einer Kategorie denken, im allgemeinen ein typisches Bsp. dieserKategorie im Sinn -> Probelm häufig: Kategorien haben keine fest vorgegeb. Grenzen -> vergl. auch Exp. v.LABOV -> Grenzen d. Kategorie ‘TASSE’ -> S. 124 -> dabei zeigte sich auch: Urteils-Vh der Vpn verändertsich nicht nur m. Eigenschaften eines Gegenstandes, sondern auch m. d. Kontext, in dem sie den Gegenstanddargeboten bekommen o. sich vorstellen

- EREIGNISSCHEMATA = SKRIPTEN

=> nicht nur Gegenstände u. Begriffe, sondern auch Ereignisse können durch Schemata repräsentiertwerden -> d.h. wir können unser Wissen über stereotype Ereignisse wie Kinobesuche nach einzelnenBestandteilen kodieren, u. d. einzelnen Bestandteile können wiederum in einzelne Teile untergliedert werden (->auch hier: Hierarchie d. Teile)-> ausführliche Forschungsarbeiten z.B. v. SCHANK & ABELSON u. a. = siehe S. 126/127-> ERGEBNIS z.B. b. Reproduktion einer gelesenen Geschichte orientiert sich Vp häufig an Skripten ->Verzerrungen zugunsten allgemeiner Schemata -> scheinen sich stark auf d. Gedächtnis f. Geschichtenauszuwirken-> Skripte können so als wertvolle Grundlage für die Vorhersage fehlender Infos u. f. d. Berichtigung v. Infosdienen- SCHEMATA kodieren Beziehungen gemeinsamen Auftretens zw. Propositionen, räuml. Vorstellungsbildern u.linearen Anordnungen

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KAPITEL 6: Das menschliche Gedächtnis:Grundlegende Konzepte u. Prinzipien

1. Kurzzeitgedächtnis = Fähigkeit, einen begrenzten Umfang v. Informationen in einem speziellenaktivierten Zustand zu halten -> Informationen können nur genutzt werden, wenn sie sich in diesemaktivierten Zustand befinden

2. Geschwindigkeit, mit der Informationen im Kurzzeitgedächtnis verarbeitet werden können, ist eineFunktion ihres Aktivierungsgrades -> der Begriff d. Aktivierung bezieht sich in diesem Zusammenhangauf die begrenzte mentale Kapazität zur Verarbeitung v. Informationen

3. Um Infos zu reproduzieren o. aus dem Langzeitgedächtnis abzurufen, müssen sie zuerst aktiviertwerden -> d. Aktivierung breitet sich aus, ausgehend vom aktivierten Teil des Gedächtnisses, entlangbestehender Verbindungen durch ein langzeitgespeichertes Netzwerk v. Assozationen zu anderen Teilen desGedächtnisses

4. Grad o. Ausmaß d. Aktivierung, die sich im Langzeitgedächtnis ausbreitet, bestimt, wie schnell dieseInformationen betrachtet u. genutzt werden können

5. Grad d. Aktivierung, die auf eine Wissensstruktur entfällt, ist direkt proportional zur Stärke derVerbindung, über die sich d. Aktivierung zur Wissensstruktur hin ausbreitet, u. umgekehrt proportionalzur Zahl miteinander konkurrierender Verbindungen -> nachteiliger Effekt konkurrierenderVerbindungen für die auf jeweils eine Verbindung entfallende Aktivierungsmenge = ‘assoziativeInterferenz’

6. Kodierungsstärke einer Wissenstruktur steigt m. dem Üben dieser Struktur, wobei sich der Übungseffektjedoch m. der Zeit verringert -> der Verlauf dieses Übungseffekts entspricht einer Potenzfunktion

7. Wenn der Aktivierungsgrad einer Wissensstruktur, bedingt durch geringe Kodierungsstärke o. assoziativeInterferenz, gering ist, kommt es bei der Reproduktion zu Ausfällen

8. Leistungen bei Wiedererkennungstests sind normalerweise höher als bei Reproduktionstests -> dieseTatsache zeigt, daß sich Informationen im Langzeitgedächtnis befinden können, auch wenn sie nichtreproduzierbar sind -> Wiedererkennungsfrage ist leichter zu beantworten als Reproduktionsfrage, da sie einegrößere Zahl v. Möglichkeiten (sprich Netzwerkverbindungen) eröffnet, um das Gedächtnis nach dergeforderten Info abzusuchen

9. Kodierungsstärke einer Wissensstruktur fällt m. Behaltensintervall ab -> wobei: Geschwindigkeit desAbfalls sich m. d. Zeit verringert -> Verlauf dieses Vergessensprozesses entspricht einer Potenzfunktion

- Das erste Gedächtnisexperiment

=> EBBINGHAUS, 1885 = Behalten sinnloser Silben im Selbstexperiment -> Messung über Ersparnis beierneutem Lernen (= Ersparnismethode) -> Behaltensleistung fällt m. zunehmendem Behaltensintervall (= Zeitzw. ursprüngl. Lernen u. Reproduktion) ab -> wobei: sich Geschwindigkeit des Vergessens m. d. Zeit allmählichimmer mehr verlangsamt -> zusätzl. Lernzeit wirkt als Schutz des Gedächtnisses vor dem Vergessensprozeß(-> Forschungsarbeiten betrafen grds. das Langzeitgedächtis -> LZG)

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- Das Kurzzzeitgedächtnis (KZG)

=> Übungscharakter des KZG’s demonstriert durch klass. Exp. v. BROWN, PETERSON & PETERSON =Lenrnen v. Konsonantentrigrammen u. gleichzeitiges Rückwärtszählen in Dreierschritten während d.Behaltensintervalls -> Folgerung: Infos gehen sehr schnell verloren, wenn sie nicht memoriert werden können

- KZG = Arbeitsspeicher -> enthält nur solches Wissen, das gerade genutzt wird -> Umfang d. Infos, die wirim KZG halten können, ist grundlegende Begrenzung unserer geistigen Kapazität -> ein mentaler Prozeß kannnicht mehr angemessen funktionieren, wenn das für diesen Prozeß benötigte Wissen nicht im Arbeitsspeicher ist,z.B. kann eine Telefonnummer, auf die wir den Zugriff verlieren nicht gewählt werden -> aber: Messung derKapazität des KZG bisher noch nicht klar -> angemessene Maße müssen noch entwickelt werden !

- CHUNKING

=> grundlegende Frage: ob Infos im KZG an einem anderen mentalen Ort gespeichert sind als im LZG o. eher inverschied. Zuständen am gleichen Ort -> Forschungsergebnisse sprechen für 2. Alternative -> Bsp. f. d. extremeVariabilität beim Umfang des KZG: S. 135 !-> Erklärung nach MILLER = nicht die Anzahl der real im Reiz enthaltenen Einheiten (Buchstaben, Silben,Wörter) bestimmen die Beschränkung f. d. Gedächtnis, sondern die Zahl bedeutungshaltiger ‘Chunks’ !-> Vpn können sich nach MILLER etwa an sieben solcher Chunks erinnern -> die Chunks sind als Einheiten imLZG definiert -> wenn Vpn sich an einen Reiz erinnern, der früheren Reizen ähnelt, so werden die Einheiten desLZG vermutlich in aktivierten Zustand versetzt, in dem sie unmittelbar abgerufen werden können =‘AKTIVIRUNGSPROZEß’

- Abruf aus dem Kurzzeitgedächtnis

=> kein direkter Zugriff auf Inhalte des KZG -> vergl. Unters. v. STERNBERG: Zugriffszeiten f. Infos imKZG -> Zeit für das Wiedererkennen einer Ziffer steigt m. d. Zahl der Items in der pos. Menge (= ursprüngl.gelernte Ziffern) -> je mehr Items eine Vp im Gedächtnis behalten muß, desto länger dauert Zugriff auf jedeseinzelne Item (= eines der stabilsten u. am besten erforschte Phänomen der kogn. Psychologie -> auchBuchstaben, Wörtern, Farben etc.)-> theoret. Deutungen: STERNBERG: ‘Theorie der seriellen Suche’ (=serielles Durchsuchen des KZG nachZiffern) vs.-> ‘Theorie der parallelen Verarbeitung’ = sämtliche Items der pos. Menge werden gleichzeitig m. demPrüfitem verglichen -> Schnelligkeit, mit der die simultanen Vergleiche durchgeführt werden können =Funktion des Aktivierungsgrades des Items -> falls mehrere Items in der pos. Menge muß Aktivierung unterItems aufgeteilt werden (= Aktivierung pro Item verringert sich) -> Geschwindigkeit des Prüfvorgangs sinkt beiwachsender Itemzahl, da auf diese Items ein begrenzter mentaler Energievorrat (= Aktivierung) verteilt werdenmuß

- Das Langzeitgedächtnis

=> Konzept der Aktivierung läßt sich auch auf Abruf aus LZG übertragen -> Infos in LZG normalerweise innicht aktiviertem Zustand -> um sie nutzen zu können, müssen sie zuerst aktiviert werden -> sind die Infosaktiviert, so sind Teil des KZG -> da Aktivierungsprozeß Zeit erfordert, sollten Infos, die sich bereits im KZGbefinden, schneller abgerufen u. reproduziert werden als Infos, die noch im LZG sind -> experimentell bestätigt -> siehe S. 137 unten

- Der Abruf gut bekannter Informationen

=> Exp. v. LOFTUS: S. 138 => untersuchte Zeit, die zum Abruf gut bekannter Infos über Kategorien wie z.B.Obst benötigt wurde -> Vp sollten z.B. Obst m. P nennnen -> Wechsel v. Buchstaben u. Kategorien ->ERGEBNIS = beim zweiten Abfragen einer Kategorie wird wesentl. leichter eine richtige Assoziationreproduziert, solange sich das Gedächtnis zu d. jew. Kategorie noch im aktivierten Zustand des KZG befindet ->m. wachsender Verzögerung läßt Aktivierung jedoch nach, wodurch Abrufzeiten wieder länger werden

- Der Grad des Lernens

=> Material scheint schneller aktivierbar, wenn es besser gelernt u. damit stärker kodiert ist-> Exp. dazu ANDERSON: S. 139 = bes. Interesse bezügl. zweier Variablen: (1) Lernaufwand u. (2)Verzögerung zw. 2 Darbietungen

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- ERGEBNISSE: bei kurzen Testverzögerungen hatte Häufigkeit des Lernens nur sehr geringe Auswirkungenauf d. Wahrnehmungszeit -> nach langer Verzögerung waren Vpn jedoch bei den öfter gelernten Sätzenbeträchtlich schneller-> ÜBUNG hat extrem regelmäßigen u. sehr starken Einfluß auf Gedächtnisabruf -> vergl. Exp. v.ANDERSON: S. 140 unten

- Aktivierungsausbreitung

=> Verdeutlichung anhand der ‘Netzwerktheorie’, z.B. propositionales Netzwerk zum Konzept ‘HUND’ -> istverbunden m. Konzept ‘KNOCHEN’ => Darbietung des Wortes HUND führt also ebenfalls zu Aktivierung derKonzepte in der Umgebung v. ‘HUND’ = BAHNUNG -> experimentell belegt: S. 141 unten-> Begriff d. Aktivierungsausbreitung hat grundlegende Bedeutung f. d. Verständnis des Abrufs aus demLZG -> Ausbreitung d. Aktivierung benötigt Zeit = spiegelt d. Zeit wieder, die f. d. Abruf einerGedächtnisstruktur benötigt wird-> oben genannte Zahl ‘Sieben’ (Kapazität d. KZG) repräsentiert zentralen Fokus der unmittelbarenAufmerksamkeit -> Faktoren wie Aktivierungsausbreitung u. externe Reize führen zu ausgeprägtenAktivierungsschwankungen um diesen Kern -> wobei: der einzelne die Aktivierungsausbreitung nichtvollständig kontrollieren kann = unbewußte ‘assoziative’ Bahnung (!)

- Assoziative Bahnung

=> MEYER & SCHVANEVELDT: klass. Exp. zur ‘assoziativen Bahnung’: S. 143= Vergleich aufeinander bezogener u. nicht aufeinander bezogener & Nicht-Wörter u. Wörter (= Messung d.Reaktionszeiten)= ERGEBNISSE des Exp. implizieren, daß ‘assoziative’ Ausbreitung v. Aktivierung im Gedächtnis dieLesegeschwindigkeit erhöhen kann = Material, das starke ‘assoziative’ Zusammenhänge aufweist kann schnellergelesen werden als unzusammenhängende Wörter-> weiteres Bahnungsexp. RATCLIFF & McKOON: S. 144

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- Interferenz-> Der Fächerungseffekt=> Faktoren, die d. Aktivierungsstärke beeinflussen: z.B.: stärker kodierte Infos werden stärker aktiviert ->weiterer Faktor: Zahl der alternativen Netzwerkpfade, über die sich d. Aktivierung ausbreiten kann -> vergl.Exp. ANDERSON: S. 145=> Exp. verweist wie viele andere Exp. auf ‘begrenzte Kapazität’ beim Prozeß d. Aktivierungsausbreitung -> je mehr Verbindungen von einem Knoten ausgehen, desto weniger Aktivierung wird auf jede einzelne davonentfallen -> also: desto langsamer wird der jew. Aktivierungsprozeß ablaufen = Ansteigen der Reaktionszeit m.wachsender Zahl der m. einem Konzept assoziierten Tatsachen = FÄCHERUNGSEFFEKT-> allgemeiner Begriff f. solche Phänomene = INTERFERNZ => zusätzl. Infos zu einem Konzeptbeeinträchtigen d. Erinnerung an eine ganz best. Info -> Interferenz beeinflußt nicht nur Wiedererkennungszeit,sondern auch eine Reihe anderer Meßgrößen

- Interferenz und Wissensgedächtnis

=> Unters. LEWIS & ANDERSON: S. 147 = Frage, ob Fächerungseffekt auch b. Material nachweisbar, das Vpnbereits vor Exp. kennen=> ERGEBNIS: Vpn brauchten umso länger f. d. Beurteilung einer bereits bekannten Tatsache, je mehr fiktiveAussagen sie dazu gelernt hatten => FAZIT: Interferenzen m. bereits vor dem Exp. bekannten Material

- Interferenz u. Behaltensleistung

=> typisches Interferenzexperiment: S. 148 unten =• EG: lernt Liste A - B, lenrnt Liste A - D -> w. getestet m. Liste A - B• KG: lernt Liste A - B, lernt Liste C - D -> w. getestet m. Liste A - B- ERGEBNIS: KG schneidet im allgemeinen besser ab -> Begründung: weniger Interferenz d. Lernmaterials- wobei: VERGESSEN nicht einem Verschwinden v. Infos aus dem Gedächtnis, sondern eher dem Verlust derFähigkeit, d. Informat. zu aktivieren entspricht

- Reproduzieren vs. Wiedererkennen

=> Menschen können viele Dinge durchaus wiedererkennen, auch wenn sie nicht in der Lage sind, sie zureproduzieren (unterstützt oben angeführte Vergessens-Hypothese)-> Wiedererkennungsaufgabe ist meistens deshalb leichter zu beantworten als Reproduktionsfrage, weil sieder Vp mehr Verbindung bietet, m. deren Hilfe das Gedächtnis abgesucht werden kann -> Erklärung:Annahme v. Vorwärts- u. Rückwärtsassoziationen, die Vpn bei Weidererkennungsaufgaben beide nutzenkönnen, während sie b. Reproduktionsaufgaben nur eine Richtung nutzen können

- Eine mathematische Analyse

=> Bestätigung oben genannter Befunde über Vorwärts u. Rückwärtsassoziationen beim Wiedererkennen m.Hilfe mathematischer Analysen durch WOLFORD: S. 151 ff.

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- Spurenzerfall beim Vergessen

=> Interferenz zwar einer der wichtigsten Ursachen des Vergessens -> jedoch: nicht die einzige Ursache ! ->im Laufe der Zeit vollzieht sich offenbar ein systematischer Gedächtniszerfall -> Großteil v. Untersuchungendazu v. WICKELGREN: S. 153 = Untersuchung v. Wiedererkennungsleistungen bezügl. verschied.Behaltensintervalle: v. 1 Min. bis zu 14 Tagen-> ERGEBNIS: Leistungen verschlechtern sich m. zunehmender Verzögerung systematisch -> wobei:Veränderung b. zunehmneder Verzögerung immer geringer wird -> Vergessenskurven weisen in hohem Maßedie Systematik eines natürlichen (exponentiellen) Zerfalls auf -> beschreiben anscheinend ein Vergessen inAbwesenheit jeder erkennbaren Interferenz -> läßt darauf schließen, daß es nb. Interferenz eineSpurenzerfallskomponente des Vergessens gibt -> dem ganzen scheint kein psycholog., sondern einneuronaler Mechanismus zugrunde zu liegen (vergleichbar m. Verkümmerung v. Muskeln, die nicht gebrauchtwerden !)

- Sind vergessene Gedächtnisinhalte verloren ?

=> Annahme, daß Gedächtnisinhalte niemals vollständig verlorengehen -> d.h. daß vergesseneGedächtnisinhalte noch existieren, jedoch zu schwach sind, um wiederbelebt zu werden -> zu der Annahmepassen bspw. Ergebnisse v. PENFIELD -> vergl. S. 155: ‘neurochirugische Operationen’ b. vollem Bewußtseind. Patienten -> jedoch m. Vorsicht zu behandeln, da nicht überprüfbar !-> angemesseneres Exp. v. NELSON: S. 155 = wies ebenfalls gewisse Erinnerung an Paarassoziationen nach,die Vpn zunächst nicht reproduzieren konnten -> ähnlich d. Ersparnismethode b. EBBINGHAUS

(ANDERSON: ‘Kognitive Psychologie’: N. Klein)

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(ANDERSON: ‘Kognitive Psychologie’: N. Klein)

Kapitel 7: Elaboration und Rekonstruktion des Gedächtnisses

1. werden Informat. gelernt, werden sie häufig durch zusätzl. redundante Informat. elaboriert ->Elaborationen erleichtern Reproduktion, indem sie zusätzliche Abrufwege zur Verfügung stellen u. einenAbruf über Schlußfolgerungen (Inferenzen) u. Rekonstruktionsprozesse ermöglichen

2. Gedächtnis f. eine best. Informat. läßt sich exp. verbessern, wenn die Vp durch best. Manipulationenveranlaßt wird, das Material zusätzlich zu elaborieren

3. Absicht, zu lernen hat keinen Einfluß auf d. Behaltensleistung -> wichtig ist die Art, wie Informat.verarbeitet wird

4. Reproduktionen sind häufig Ergebnis plausibler Schlußfolgerungen auf d. Basis der Informat., an dieman sich noch erinnern kann -> einerseits: Reproduktion durch Inferenz führt häufig dazu, daß sich dieVpn auch an solche Dinge erinnern, die sie ursprüngl. gar nicht gelernt haben -> andererseits: kann Inferenzdazu beitragen, daß das gelernte Material nicht nur in größerem Umfang, sondern auch innerhalb kurzer Zeitabgerufen wird

5. sowohl f. d. Elaboration v. Material beim Lernen als auch f. d. Rekonstruktion des Gelernten beim späterenTest spielen SCHEMATA eine wesentl. Rolle -> durch Anpassung an d. SCHEMATA der Vp kann es zuVerzerrungen b. d. Reproduktion kommen

6. je genauer der Testkontext dem Lernkontext entspricht, desto höher ist d. Gedächtnisleistung -> Effektläßt sich sowohl für äußere Kontexte als auch f. emotionale u. andere innere Kontexte nachweisen -> dasgleiche gilt f. Kontexteinflüsse durch das weitere Lernmaterial

7. wird das Lernmaterial in einem möglichst langen Zeitraum erarbeitet, kann sich dadurch die langfristigeBehaltensleistung verbessern, da sich durch den zeitl. Abstand auch d. Unterschiede zw. den Lernkontextenvergrößern

8. Wirksamkeit v. Lerntechniken wie der PQ4R-Methode (Preview, Question, Read, Reflect, Recite,Review) für das Erarbeiten v. Lehrbüchern beruht darauf, den Text in eine leichter abrufbare Struktur zugliedern, Lerndurchgänge über einen größeren Zeitraum verteilen u. darüber hinaus eine elaborierteVerarbeitung des Textes zu erzwingen

- Elaborationen und deren Netzwerkrepräsentationen

=> ‘elaborierte Strukturen’ = beinhalten Erweiterungen (= Elaborationen) der ursprünglichen Propositionen ->können tiefgreifende Auswirkungen auf das Gedächtnis haben-> naheliegende Annahme: Gedächtnis verbessert sich mit zunehmendem Elaborationsgrad-> 2 Wege: (1) stellen zusätzl. ‘alternative’ Abrufwege für eine Reproduktion zur Verfügung & (2) Ableitungv. Informationen, an die man sich nicht mehr direkt erinnern kann- ‘redundante Elaborationen’ = es werden zusätzl. Infos im Gedächtnis kodiert, die eine größere Anzahl v.Abrufwegen zur Verfügung stellen u. darüber hinaus d. Grundlage bilden, um die zu erinnernden Infos zuerschließen (anders als zusätzl. interferierende Infos, die f. d. Sachverhalt keine Bedeutung haben u. daherinterferieren)

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Anderson: "Kognitive Psychologie" 25

- Der Elaborationsgrad der Verarbeitung

-> repräsentative Untersuchungen.=> zunächst zum ‘Prinzip der Verarbeitungstiefe’ (Fergus CRAIK) = exp. erzeugte Verarbeitungstiefe führt zuzu besseren Gedächtnisleistungen -> wobei: ‘TIEFE’ = intuitiver Begriff, der andeuten soll, wie umfassend dieVp die Bedeutung des zu lernenden Materials verarbeitet haben -> also: Zahl der ELABORATIONEN, die d.Lernende generiert = ‘Elaborationsgrad der Verarbeitung’- Unters. BOBROW & BOWER: S. 161 = Vpn zeigten bessere Reproduktionswerte, wenn sie Sätze selbstzusammenstellen mußten, als wenn sie vorgegebene Sätze lernen mußten -> Erklärung: tiefere Verarbeitung- Experimentiertechniken, die bei den Vpn das Gedächtnis f. dargebotene Sätze verbessern:• Aufforderung der Vpn, sich eine logische Fortsetzung des vorgegeb. Satzes auszudenken• Aufforderung sich die im Satz beschriebene Situation bildhaft vorzustellen- STEIN & BRANSFORD: S. 161 = zeigten, daß selbstproduzierte Elaborationen häufig zu bessererReproduktionsleistung führen als Elaborationen, die v. Experimentatoren vorgegeb. werden (-> allerdingsAbweichungen möglich bei sorgfältiger Auswahl d. Elaborationsbedingungen) -> FAZIT: selbstproduzierteElaborationen sind effektiv, weil sie die individ. Eigenarten f. d. Wissen einer best. Vp wiederspiegeln -> jedochgilt allgemein: ‘ELABORATIONEN’ sind in dem Maße nützlich, in dem sie effektiv die Redundanz erhöhen u.dadurch dazu beitragen können, die zu erinnernde Informat. zu elaborieren- HYDE & JENKINS = Ergebnisse dieser Art nicht auf Sätze beschränkt -> Unters. d. Gedächtnis f. einzelneWörter -> Versuchsbed.: inzidentelles vs. intentionales Lernen ->4 Bedingungen: (1) Angenehmheit einschätzen/intentional lernen, (2) Angenehmheit einschätzen/inzidentelllernen, (3) Buchstaben überprüfen/inetentional lernen, (4) Buchstaben überprüfen/inzidentell lernen-> ERGEBNIS: Hinweise auf tatsächlichen Zweck des Exp., nämlich d. Reproduktion, nur geringen Einfluß aufReproduktionsleistung -> vielmehr: war ausgeprägter Einfluß des Elaborationsgrades nachweisbar = nachEinschätzen der Angenehmheit, was Nachdenken über dessen Bedeutung erfordert, immer bessereReproduktionsleistung !

- Inzidentelles vs. intentionales Lernen

=> entscheidend also nicht d. Absicht zu lernen, sondern die Art d. Verarbeitung des dargebotenen Materials ->Nachweis: Unters. zum Satzgedächtnis v. ANDERSON & BOWER: S. 163

- Nicht bedeutungshaltige Elaborationen

=> neuere Forschungsarbeiten = elaboriertere Verarbeitung entscheidender als Verarbeitung v.bedeutungshaltigerem Material -> SLAMECKA & GRAF: S. 163 = höhere Gedächtnisleistung, wenn VpnReime wie HAUS - MAUS selber produzierten, als wenn sie diese lediglich zum Lesen bekamen -> NELSON =phonemische Verarbeitung unterstützt Gedächtnis besser als semantische -> so auch KOLERS = bessereReproduktionsleistung v. auf dem Kopf stehenden Sätzen

- Textmaterial

=> Unters. v. FRASE: S. 164 = vorstrukturierende Infos vor dem Lesen eines Textes (in Form v. Fragen, diebeim Lesen des Textes beantwortet werden sollen -> AUSUBEL: ‘advance organizers’) brachten b. Vpn inanschließendem Test zu diesen Fragen bessere Ergebnisse

- Reproduktion durch schlußfolgernde Rekonstruktion

=> BRANSFORD, BARCLAY & FRANKS: S. 165 = Exp., das zeigt, auf welche Art Inferenzen zu fehlerhafterReproduktion führen-> andere Unters. SULIN & DOOLING: Carol Harris vs. Helen Keller -Geschichte: S. 166 = wobei: Vpnscheinbar erst während des Tests (eine Wo. nach Lernen des Inhalts) falsche Schlußfolgerungen ziehen ->Gedächtnis f. Textabschnitt verschlechter sich m. der Zeit-> es wird höherer Rekonstruktionsaufwand erforderlich = Wahrsch. fehlerhafter Schlußfolgerungen nimmtzu -> Ausmaß, der durch Interferenzen in die Einnerung eingedrungenen Zusatzinformationen erhöht sich, jeweiter der Testzeitpunkt herausgeschoben wird

- Plausibilität beim Erinnern

=> REDER = vetrat Ansicht, daß viele Gedächtnisleistungen im tägl. Leben nicht auf exakter Reproduktion,sondern auf plausiblen Schlußfolgerungen beruhen -> zeigte m. Hilfe seiner Untersuchungen (S. 167/168),

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Anderson: "Kognitive Psychologie" 26

daß Vpn sich ganz unterschiedlich verhalten, je nachdem, ob sie zu einem möglichst exakten o. aber plausiblenAbruf aufgefordert werden = d. Rekognitionslesitungen (= Urteilszeiten) wurden b. d. Genauigkeitsbedingungm. wachsender Verzögerung immer langsamer -> b. d. Plausibilitätsbedingung dagegen immer schneller-> Erklärung v. REDER: exakte Gedächtnisspuren verblassen allmählich -> Plausibilitätsurteil, das nicht v. best.Gedächtnisspur abhängt, kann dagegen nicht so schnell durch Vergessen beeinträchtigt werden -> bestätigt durchweitere Unters. v. REDER & ROSS: Vergleich des Phänomens m. d. Fächerungseffekt (!)

- Die Interaktion v. Elaboration u. schlußfolgernder Rekonstruktion

=> OWENS, BOWER & BLACK = Unters. S. 169 = konnten bestätigen, daß Vpn bereits während des LernensSchlüsse aus ihren Elaborationen über den Lerninhalt ziehen, um diese Elaborationen zur Verbesserung d.Gedächtnisleitung nutzen zu können-> ähnliche Ergebnisse b. HARRIS anhand der Unters. d. Wirkung v. Werbespots

- Der Gebrauch v. Schemata

-> BARTLETT = fand einige eindrucksvolle Belege f. d. Rolle v. SCHEMATA b. Gedächtnisprozesses m. derGeschichte ‘The War of the Ghosts’ -> S. 171=> Geschichte, die aus völlig anderem Kulturkreis als dem der Vpn kommt -> d.h. nicht kompatibel m. derenSchemata -> BARTLETT ließ d. Geschichte nach unterschiedl. Verzögerungszeiten reproduzieren -> es zeigtensich deutliche Verzerrungen in den reproduzierten Geschichten -> Vpn veränderten d. Geschichte so, daßsie mit ihren eigenen kulturellen Stereotypen übereinstimmte -> d.h. die Vpn machten die Geschichte durchVeränderungen für sich passend

- Organisation und Reproduktion-> Hierarchische Strukturen und andere Organisationsformen:

- BOWER et al. = hierarch. strukturiertes Baumdiagramm b. Exp. zur freien Reproduktion -> Relation zw.Items = kategoriale Unterordnung: S. 175 = Organisations- vs. Zufallsbedingung = Vpn schnitten beiOrganisationsbedingung deutlch besser ab

-> wobei: Reproduktion offenbar an der hierarch. Baumstruktur organisiert -> Erklärung m. Hilfe des‘assoziativen Netzwerkes’ = Vpn d. Organisationsbed. bildeten während d. Lernphase Gedächtnisnetzwerk, daßd. dargebotenen Hierarchie entsprach -> zu diesem Zweck brauchten sie lediglich bereits bestehendeGedächtnisverbindungen auszuarbeiten -> also: weitere wichtige Funktion v. ELABORATIONEN =Gedächtnisinhalte in hierarch. Organisationsform bringen -> dadurch: Strukturierung des Absuchens desGedächtnisses u. effizienterer Abruf von Informat. -> dabei: muß nicht unbedingt strenge ‘kategorialeOrganisation’ verwendet werden, sondern möglich ist z.B. auch ‘assoziative Organisation’ -> vergl. S. 175 unten

- Die Methode der Orte

=> klass. Mnemotechnik -> ebenfalls verbesserte Organisation als Gedächtnishilfe in der Antike weit verbreitet-> dabei: stellt man sich im wesentlichen einen festgelegten, gut bekannten Weg m. einer Abfolge ebenfallsfestgelegter markanter Orte vor -> Bsp. siehe S. 176-> Wirksamkeit der Methode beruht auf zwei wichtigen Prinzipien:(1) erzwingt beim Lernen die Organisation einer ansonsten unorganisierten Liste(2) zwingt zu elaborierterer Verarbeitung, um Verbindungen zw. Orten u. Items herzustellen

- Der Einfluß des Kodierungskontextes

=> Nachweis v. Kodierungseffekten durch SMITH et al. (= fensterloser Raum vs. Raum m. Fenstern) u.GODDEN & BADDELEY (=unter Wasser vs. an Land) : S. 177= jeweil bessere Reproduktionsleistungen bei Reproduktion in der gleichen Umgebung, in der auch gelerntworden war -> d.h. Elemente des Kontextes scheinen m. Gedächtnishalten assoziiert zu werden ->Gedächtnisleistung steigt, wenn Kontextelemente präsent sind-> ähnlich wie gegenständlicher Umgebungskontext BOWER et. al. -> emot. Kontext: S. 178-> verwandtes Phänomen = ‘zustandsabhängiges Lernen’, z.B. alkoholbedingte Zustandsabhängigkeit desGedächtnisses -> ähnlich Marihuana -> vergl. S. 178

- Kodierungsspezifität

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Anderson: "Kognitive Psychologie" 27

=> THOMSON zeigte, daß Gedächtnis v. Kontext abhängt, indem wiederzuerkennendes Item gelernt wurde: S.178/179-> weitere Exp. dazu: TULVING et. al. -> zeigten deutlich, wie stark das Gedächtnis für ein Wort vom Grad derÜbereinstimmung zw. Testkontext u. ursprüngl. Lernkontext abhängen kann -> ‘Prinzip derKodierungsspezifität’ = Wahrsch., für die Reproduktion eines Items hängt davon ab, wie groß die Ähnlichkeitzw. seiner Kodierung zum Zeitpunkt des Tests u. der ursprüngl. Kodierung zum Zeitpunkt des Lernens ist ->wobei: in diesem Zusammenhang d. Reproduktions- sogar besser als die Rekognitionsleistung sein kann

- Kodierungsvariabilität u. Abstandseffekt

=> das Gedächtnis verbessert sich mit wachsenden Abstand zw. den Lernsituationen, auch wenn sich dieserEffekt bei großen Abständen abschwächt -> diesen Einfluß auf die Reproduktionsrate bezeichnet man als‘Abstandseffekt’ -> Abstandseffekt ist extrem stabiles u. markantes Phänomen -> f. viele Arten v.Lernmaterial immer wieder bestätigt

-> Faktoren, die beim Abstandseffekt scheinbar eine Rolle spielen:• z.B. schlechtere Leistungen b. kleineren Abständen aufgrund mangelnder Aufmerksamkeit• oder: Vpn betrachten nochmaliges Lernen nach so kurzer Zeit als unnötig u. ignorieren dargebotenes Wort• ‘Kodierungsvariabilität’ (insbes. f. größere Abstände)= durch veränderten Lernkontext -> Unters. v.

MADIGAN: S. 181 => durch die Vorgabe unterschiedl. Kontextwörter erzwang MADIGAN eineVeränderung des Kodierungskontextes -> Veränderung wirkte sich bei kleinen Abständen bes. deutlich aus,da größere Kontextveränderungen dort normalerweise nicht vorkommen-> Konsequenzen = Lernpensum sollte über möglichst langen Zeitraum verteilt werden -> ist das nichtmöglich, so ist es hilfreich, den Kontext der wiederholten Lerndurchgänge zu variieren(=Kontextvariabilität erhöhen), z.B. an möglichst vielen verschied. Orten lernen (bzw. sich den Stoff unterverschied. Gesichtspunkten aneignen) -> ausschlaggebend dabei: einer der Lernkontexte sollte sich mitTestkontext überschneiden

- schließlich: ‘elaboriert’ wird zu lernende Information durch:• Verbindungen zu bestehendem Wissen• Vorstellungsbilder u. Schlußfolgerungen (Inferenzen)• Merkmale des jew. Kontextes-> Elaborationsprozesse verbessern Gedächtnis auf dreierlei Weise:1. erhöhen Redundanz der Verbindungen zw. den zu erinnernden Informat.2. erzwingen Organisat. der Infos, die zur Steuerung der Abrufprozesse dienen kann3. können Zahl kontextueller Elemente erhöhen, die sich beim Lernen u. beim Test überschneiden

- Die PQ4R-Methode

=> 6 Phasen für das Studium eines Lehrbuchkapitels:1. PREVIEW = Vorausschau => grobe Gliederung des Kapitels nach allgemeinen Themen2. QUESTIONS = Fragen => Fragen zu jew. Abschnitten formulieren z.B. durch Umkehrung der Abschnitt

überschriften3. READ = Lesen => Versuch während des Lesens d. formulierten Fragen zu beantworten4. REFLECT = Nachdenken => Versuch, Text zu verstehen, Bsp. zu finden u. Inhalt m. Vorwissen in

Verbindung zu bringen5. RECITE = Wiedergeben => Wiedergabe der Infos u, Beantwortung d. Fragen -> ggffls. nochmaliges

Nachlesen6. REVIEW = Rückblick => nochmaliges gedankliches Durchgehen des Kapitels

- Vorteile dieser Methode: Verteilen des Lernstoffs auf auf größeren Zeitraum, bewußtmachung der Gliederungdes Stoffes -> wesentlich jedoch: Formulieren u. Beantworten v. Fragen (= tiefere u. elaboriertere Verarbeitungdes Textmaterials !) -> empir. Belege für Wirsamkeit der PQ4R-Methode: S. 184

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Anderson: "Kognitive Psychologie" 28

KAPITEL 8: Problemlösen

1. Deklaratives Wissen bezieht sich auf Tatsachen u. Gegenstände -> Prozedurales Wissen bezieht sichauf die Art, wie kogn. Prozesse ausgeführt werden, insbes. beim Problemlösen

2. Problemlösen = definiert als ein zielgerichtetes Vh -> ursprüngl. Ziel einer Aufgabe wird schrittweiseerreicht, indem d. Aufgabe so lange in Teilaufgaben u. -ziele zerlegt wird, bis ein Teilziel direkt erreichtwerden kann -> geschieht durch Operator, der einen Anfangszustand direkt in einen Zielzustand überführt

3. Problemlösen = interpretierbar als Absuchen eines Problemraumes -> Raum ist durch physikalischeZustände o. Wissenszustände definiert, die jew. beim Lösen eines Problems für eine Person erreichbar sind -> Problemlösen beinhaltet dann, eine Folge v. Operationen zu finden, die den Anfangszustand in denZielzustand, der als Lösung erreicht werden soll, überführen

4. Entscheidung, welche Opertatorfolge beim Lösen eines spez. Problems genutzt wird, beruht i.d.R. aufallgemeinen Methoden des Problemlösens -> Methoden werden als heuristisch bezeichnet, wenn siehäufig, aber nicht notwendig in allen Fällen, zum Erfolg führen

5. Methode der Unterschiedsreduktion = Teilziele werden so gewählt, daß sich der Unterschied zw.erreichtem Zustand u. Zielzustand verringert

6. Mittel-Ziel-Methode des Probelmlösens = Operatoren werden so gewählt, daß sie die Differenzen zw. demjeweils bereits erreichten Zustand u. dem Zielzustand verringern oder den momentanen Zustand sotransformieren, daß die zum Zielzustand führenden Operatoren anwendbar werden

7. Methode der Rückwärtssuche = Ziel wird in Teilziele zerlegt, aus deren Lösungen die Lösung desursprüngl. Zieles logisch folgt

8. Problemlösen durch Analogieschluß = benutzt Struktur einer bekannten Problemlösung als ‘Leitfaden’ zurLösung eines anderen Problems

9. das Wissen, das d. Problemlösen zugrunde liegt, kann formal als Menge v. Produktionen beschriebenwerden, die Handlungen festlegen, mit denen die Zielzustände unter den jew. gegeb. Bedingungenerreichbar sind

10. als Schlüssel zur Lösung eines Problems erweist sich häufig eine operatorengerechte Darstellung, alsoeine Repräsentation des Problems, auf die die zur Lösung führenden Operatoren anwendbar sind ->funktionale Gebundenheit o. Fixierung läßt Probelmlösen scheitern, wenn Person nicht imstande ist, einObjekt in einem veränderten Funktionszusammenhang darzustellen, der für die Lösung genutzt werdenkönnte

11. Art u. Umfang des Wissens, das zum Problemlösen herangezogen werden kann, hängt v. individ. Übungab -> Problemlösen kann erleichtert werden, wenn relevantes Wissen in höherem Maße verfügbargemacht wird -> umgekehrt kann es hinderlich sein, wenn die Verfügbarkeit v. irrelevantem Wissenzunimmt -> man bezeichnet die Auswirkungen, die die Verfügbarkeit v. Wissen im Hinblick auf dasProblemlösen hat, als ‘Einstellungs-effekte’

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- Prozedurales Wissen und Problemlösen

=> klass. Untersuchung zum Probelmlösen z.B. v. KÖHLER m. Affen: S. 188/189-> drei wesentliche Merkmale, die Vh des Affen als Bsp. für Problemlösen kennzeichnen:1. Zielgerichtetheit = Vh ist eindeutig auf ein best. Ziel hin organisiert2. Zerlegung in Teilziele = das eigentliche Ziel wird in Teilaufgaben o. -ziele zerlegt3. Auswahl der Operatoren = Begriff ‘Operator’ bezeichnet Handlung, durch die ein Ziel erreicht werden kann -

> Lösung des Gesamtproblems = Folge aus bekannten Operatoren=> Charakteristika des Problemlösens ändern sich bei wiederholtem Üben

- Der Problemraum-> Zustände im Problemraum:

=> Problemlösen häufig als Absuchen eines Problemraums beschrieben -> Problemraum besteht ausverschied. Problemzuständen -> Situationen des Problemlösenden = Anfangszustand, intermediäre o.Zwischen-Zustände u. Zielzustand -> bei gegeb. Anfangszustand gibt es viele Wege, die man alsProblemlösender wählen kann, um seinen Zustand zu verändern -> Zustände können dabei ‘reale’ Zustände oderaber Wissenszustände sein (Bsp. S. 190/191)

-> Absuchen des Problemraumes:

=> d. verschied. Wissenszustände, die ein Problemlösender erreichen kann, definieren Problem- o.Zustandsraum -> Operatoren beim Problemlösen lassen sich dadurch charakterisieren, daß sie einen Zustanddes Raumes in einen anderen überführen-> Problem besteht darin = mögl. Sequenz v. Zustandsänderungen zu finden, die vom Anfangs- zumZielzustand im Problemraum führt -> Problemraum = vergleichbar m. Labyrinth v. Zuständen -> Problemwird dann anhand eines Suchprozesses gelöst-> Konzeption des Absuchens eines Problemraums v. NEWELL & SIMON entwickelt -> heute beherrschend inkogn. Psychologie u. im KI-Bereich-> also: Problemraum = durch Menge v. Zuständen u. Operatoren f. d. Übergänge zw. den Zuständenbestimmt -> Bsp.: Zahlenlotto als Art Schiebepuzzle: S. 191 ff.-> häufig tauchen b. Diskussionen über d. Problemlösen Suchdiagramme o. Suchbäume auf (= auch Zustands-Handlugs-Bäume genannt)

- Allgemeine Methoden des Problemlösens

=> Theorie des Problemlösens versucht Identifikation d. Prinzipien, die Suchprozeß im Problemraumsteuern => Art wie Vpn ihre Teilziele auswählen, wenn Gesamtziel nicht auf direktem Weg erreichbar ->wichtige Unterscheidung b. Methoden zur Auswahl v. Teilzielen:• ALGORITHMEN = Verfahren, die grantiert zur Lösung eines Problems führen, z.B. Multiplizieren vs.• HEURISTIKEN = Faustregel, die häufig (aber nicht immer) zu einer Lösung führt -> führt häufig schneller

zur Lösung als Algorithmus -> im folgenden beschriebene Problemlösetechniken = alle heuristisch=> Bsp. für Unterschied zw. beiden Methoden = S. 193/194

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- Die Methode der Unterschiedsreduktion

=> bes. bei wenig geläufigen Problemen = Verminderung d. Unterschieds zw. bereits erreichtem Zustand u.Zielzustand -> d.h. der Problemlösende setzt sich als Teilziel, die Differenz zw. diesen Zuständen zu reduzieren-> Bsp. S. 195/196-> beim Problemlösen lassen sich Menschen oft von Ähnlichkeiten leiten = sie wählen Operatoren, dieProblemzustand in einen Zustand überführen, der dem Zielzustand mehr ähnelt als der Anfangszustand -> beiUnterschiedsreduktion ist Arbeit effektiver, wenn Sequenzen als Maße f. Ähnlichkeiten verwendet werden

- Irreführende Ähnlichkeiten

=> Methode, Unterschiede zw. erreichtem Zustand u. Zielzustand auf d. Basis d. Ähnlichkeit zu reduzieren, kannin die Irre führen -> Bsp.: S. 196: Missionare-u.-Kannibalen-Problem bzw. Hobbits-u.-Orcs-Problem oder‘Wasserumfüllaufgabe’: S. 197-> durchgehend beobachtbar = Vpn neigten dazu Zustände herzustellen, die dem Zielzustand ähnelten ->normalerweise ist Ähnlichkeit gute Heuristik -> jedoch: es gibt kritische Fälle, bei denen Ähnlichkeitenirreführend sind

- Die Mittel-Ziel-Analyse

=> differenziertere Methode b. d. Auswahl v. Teilzielen -> ausführliche Unters. der Methode v. NEWELL &SIMON m. Hilfe eines Computersimualtionsprogramms =‘General Problem Solver’ (GPS)-> Bsp.: S. 198 = Dinge werden nach ihrer Funktion klassifiziert -> die Analyse pendelt zw. Zielen,Funktionen u. Mitteln, m. denen Funktionen erfüllt werden können hin u. her -> dabei ist es vorteilhaft zuversuchen, schwierige Unterschiede zu eliminieren, auch wenn dadurch neue, weniger schwierigeUnterschiede entstehen können -> Prozeß sollte wiederholt werden, solange sich damit schwierigeUnterschiede eliminieren lassen -> wichtig: allgem. Merkmal der Analyse besteht darin, größere Ziele inTeilziele zu zerlegen -> Problem wird in eine Reihe v. Unterschieden aufgeteilt u. dann wird versucht, jedenUnterschied zu eliminieren -> es wird nach einem Operator gesucht, der zum Eliminieren eines Unterschiedes v.Bedeutung ist

- Das Turm-von-Hanoi-Problem

=> Veranschaulichung d. ‘Mittel-Ziel-Analyse’ an Turm-v.-Hanoi-Problem: S. 200-> Problem häufig: Vpn haben Schwierigkeiten viele Ziele u. Teilziele abrufbar im KZG zu behalten -> sieverlieren sie damit ‘aus den Augen’

- Rückwärtssuche

=> bei manchen Problemen ist es sinnvoll, vom Ziel ausgehend rückwärts nach einem Lösungsweg zusuchen -> Bsp. S. 203 = Geometrieaufgabe -> entscheidender Schritt bei Rückwärtssuche = anfängliches Zielin Reihe v. Teilzielen zu zerlegen, die Lösung des Gesamtproblems implizieren -> Problem: entsteht, wenneines der Teilziele vehindert, daß ein anderes erreicht wird, d.h. Teilziele nicht unabhängig voneinander sind ->Bsp.: S. 203 = Computerprogramm NOAH

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- Problemlösen durch Analogien

=> dabei wird versucht, d. Lösung eines Problems m. Hilfe der bereits bekannten Lösungsstruktur einesanderen Problems zu finden -> Beispiele: S. 204/205 -> u.a. wiederum Geometrieaufgabe -> Strahelnproblemv. DUNCKER u. analoge Geschichte !-> FAZIT = Analogien können als Richtlinien für das Lösen v. Problemen benutzt werden -> wobei: genauüberlegt werden muß, wie die Analogien richtig zu ziehen sind

- Produktionssysteme: Ein allgemeiner Formalismus beim Problemlösen

=> PRODUKTIONSSYSTEME bestehen aus einer Reihe v. PRODUKTIONEN, die Regeln f. d. Lösung einesProblems gleichkommen -> typische PRODUKTION = Ziel + einige Anwendungstests + Handlung -> Bsp.einer einfachen Produktionsregel:

WENN das Ziel darin besteht, ein Auto mit Schlaggetriebe zu fahrender erste Gang eingelegt istdas Auto schneller als 20 km/h fährt

DANN lege den zweiten Gang ein=> BEDINGUNG (= Ziel & VORAUSSETZUNG) + HANDLUNG- zwei verschied. Arten v. Produktionsregeln:1. bereichsübergreifende Regeln = Problemlösung in uns eher unbekannten Bereichen, z.B. Mittel-Ziel-Analyse

-> vergl. S. 207 = Aufgabe wird durch allgemeinstrategische Produktionen in Teilziele aufgespalten, diewiederum in Teilziele zerlegt werden, bis Teilziele aufgestellt sind, die bereichsspezifischen Regelnentsprechen

2. bereichsspezifische Regeln = z.B. oben genannte Produktionsregel -> nur in Kontext des Autofahrensanwendbar

(z.B. ACT => ‘adaptive control of thought’ -> ANDERSON)

- Repräsentationen-> Bedeutung korrekter Repräsentation:

-> entscheidend ist nicht nur, die richtigen Operatoren zu wählen, sondern auch die Art, wieProblemzustände repräsentiert werden=> bekanntes Bsp., das Bedeutung der Repräsentation beim Problemlösen verdeutlicht= ‘Parkettierung eines unvollständigen Damebretts’ -> S. 208 oder: Problem der ‘27 kubischen Äpfel’ -> S. 209

-> Funktionale Gebundenheit o. Fixierung:

=> ob Lösungen f. best. Probleme gefunden werden, hängt häufig v. d. Fähigkeit d. Person ab, Objekte inder gewohnten Umwelt auf neue Art zu repräsentieren-> typ. exp. Aufgabe = ‘Zwei-Seile-Problem’ v. MAIER -> siehe S. 210-> oder DUNCKER: Kerze + Schachtel m. Reißnägeln -> S. 211

- Einstellungseffekte bzw. ‘Set’-Effekte

=> Menschen können aufgrund früherer Erfahrungen dazu verleitet werden, beim Lösen eines Problemsbest. Operatoren gegenüber anderen vorzuziehen-> z.B. Wasserumfüllproblem v. LUCHINS -> zu beob.: ‘Automatisierung d. Denkvorgänge’-> SAFRENS = Exp. zum Lösen v. Anagrammen -> organisierte vs. nicht-organisierte Listen=> im allgemeinen treten ‘Einstellungseffekte’ dann auf, wenn einige Wissensstrukturen auf Kosten andererzugänglicher werden -> Wissensstrukturen können sowohl prozessual als auch deklarativ sein ->Einstellungseffekte lassen sich z.B. durch Hinweise mildern !

-> Inkubationseffekte:

=> es kommt vor, daß ein schwieriges Problem nach erfolglosen Lösungsversuchen für Stunden, Tage o.Wochen beiseite gelegt wird u. später, nach erneuter Zuwendung relativ schnell gelöst werden kann -> Bsp.:S. 213: Mathematiker Poincaré-> weiteres Bsp.: Exp. v. SILVEIRA: ‘Problem der billigen Halskette’ -> S. 214-> Erklärung v. Inkubationseffekten m. Hilfe v. Einstellungseffekten = bei ihren ersten Versuchen, einProblem zu lösen, verlegen sich die Vpn auf best. Denkansätze f. dieses Problem u. wenden dabei best.Wissensstrukturen an -> ist diese anfängliche Denkeinstellung dem Problem nicht angemessen, so werden siesich während der ges. Bearbeitungszeit m. unangemessenen Lösungsprozeduren aufhalten

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-> aber: Unterbrechungen können auch nachteilig sein, z.B. beim Lösen eines Systems v. Gleichungen m.mehreren Unbekannten

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Kapitel 9: Die Entwicklung von Sachkenntnis

1. Fertigkeiten werden in drei Phasen erlernt: (1) kognitive Phase (=> deklaratives Wissen) =Beschreibung d. Prozedur w. gelernt, (2) assoziative Phase (=> Wissenskompilation -> prozeduralesWissen) = Methode zur Durchführung der fertigkeit w. ausgearbeitet, (3) autonome Phase (=>Automatisierung) = Fertigkeit wird immer schneller u. automatischer

2. Zeit, die man benötigt, um eine Aufgabe auszuführen, ist Potenzfunktion d. Übung, die man auf dieseAufgabe verwendet -> das impliziert = kontinuierliches Üben bringt zeitlich unbegrenzte Vorteile -> wobei:Nutzen f. d. Ausführung d. Aufgabe schon nach kurzer Zeit verschwindend gering wird

3. Faktoren, die Übungseffekte beeinflussen = verteiltes Üben in zeitl. Abständen vergrößert Lerneffekt ->häufig: pos. Transfer zw. verwandten Fertigkeiten -> man erlernt Fertigkeit vielfach besser, wenn manunabhängige Teile getrennt übt -> Vpn lernen schneller, wenn sie im unmittelbaren Feedback auf Fehlerhingewiesen werden

4. Schachmeister sind im allgemeinen nicht intelligenter als durchschnittl. Schachspieler -> sie sindvielmehr durch Übung zu Experten geworden -> sie haben ein besseres Gedächtnis f. Spielstellungen u.haben für Tausende davon passende Analysen u. Zugangsmöglichkeiten im Gedächtnis gespeichert

5. Schüler erwerben Sachkenntnis in Geometrie, indem sie geometrische Schlußregeln in mentaleProzeduren (Produktionen) umwandeln -> dabei werden die Prozeduren so eingestimmt, daß sie anwendbarsind u. es werden vorwärtsgerichtete Inferenzprozeduren für Probleme entwickelt, bei denen kein spezif.Ziel vorgegeb. ist

6. Physikexperten haben gelernt, bei einem Problem von den gegeb. physikal. Größen auszugehen u. d.Lösung durch Vorwärtsschließen abzuleiten, statt v. d. Darstellung d. Aufgabe auszugehen u. rückwärts zuschließen -> Experten können eine Physikaufgabe in Form abstrakter Konzepte repräsentieren, die die jew.Lösungsmethode bereits vorgeben

7. Programmierexperten haben gelernt, Probleme in Form v. abstrakten Konstrukten zu repräsentieren -> sie planen ein Programm zuerst in der Breite u. erst dann in der Tiefe -> sie entwickeln ein besseresGedächtnis f. Programme u. f. Muster u. Strukturen v. Programmen

8. generell scheint die Entwicklung v. Sachkenntnis darauf zu beruhen, daß man Probleme nicht mehrprimär auf der Grundlage v. serieller Verarbeitung u. Deduktion löst, sondern verstärkt dazu übergeht,im Gedächtnis gespeicherte Lösungsmuster abzurufen u. solche Muster zu vergleichen

- Einführung:

- William G. CHASE = zwei Mottos, die das Wesen d. Sachkenntnis u. deren Entwicklung kennzeichnen:1. Ohne Fleiß kein’ Preis!2. Wenn’s hart wird, müssen die Starken dran.

-> HAYES = fand heraus, daß Leistungen b. ‘GENIES’ alle erst nach mind. zehnjähriger Übung u. Erfahrungden Stand eines GENIES erreichten-> Unterschied zw. Anfängern u. Experten nimmt zu, wenn man sich schwierigeren Problemen zuwendet

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- Phasen beim Erwerb von Fertigkeiten

=> 3 Phasen bei der Entwicklung einer Fertigkeit:1. kognitive Phase = Entwicklung der deklarativen Kodierung einer Fertigkeit -> d.h. Speicherung einer

Reihe v. Fakten, die f. d. Fertigkeit v. Bedeutung sind, im Gedächtnis -> Lernende benutzenbereichsübergreifende Verfahren des Problemlösens -> als Orientierungshilfe beim Problemlösen dienenFakten, die sich d. Lernenden in diesem Bereich angeeignet haben -> jedoch: Wissen, das in der kogn. Phaseerworben wird, reicht nicht aus, um eine Tätigkeit fachmännisch auszuführen

2. assoziative Phase = hier geschehen 2 wichtige Dinge: (1) am anfänglichen Verständnis werden nach u. nachFehler entdeckt u. eliminiert & (2) es werden Verbindungen zw. den Elementen verstärkt, dieerforderlich sind, um eine Tätigkeit erfolgreich auszuführen-> prinzipiell ergibt diese Phase eine Prozedur, durch die sich die Fertigkeit ausführen läßt -> deklarativeInformat. werden in prozedurale Form umgewandelt (-> fachmännisches Ausführen einer Tätigkeit wirdv. prozeduralem Wissen gesteuert) -> ERGEBNIS dieser Phase = bereichsspezifische Prozeduren

3. autonome Phase = Prozedur wird immer stärker automatisiert u. läuft imer schneller ab -> Prozedurenwerden immer adäquater = Einstimmen (TUNING)

- Das Potenzgesetz der Übung

=> Bsp. zum Kopfrechnen v. BLACKBURN: S. 220/221-> normalerweise sind d. Leistungssteigerung gewisse Grenzen gesetzt, die von der Leistungsfähigkeit derbeteiligten Muskulatur, vom Alter, der Motivation u. dergleichen bestimmt sind-> aber: es scheint keine kogn. Grenzen f. d. Schnelligkeit zu geben, m. d. eine Fertigkeit ausgeführt werdenkann (-> verg. Bsp. S. 221: Frau in Zigarrenfabrik)-> Potenzfunktion d. Übung = veranschaulicht, daß der Nutzen weiteren Übens rasch abnimmt, auch wennzusätzliches Üben zumindest ein wenig weiterhelfen wird, egal wieviel man schon geübt hat- KOLERS = untersuchte, wie man Fertigkeit zu lesen erwirbt: S. 222 = Ergebnisse ähnlich denen v.BLACKBURN

- Faktoren, die die Übung beeinflussen

=> neben Übung gibt es andere wichtige Einflußfaktoren auf den Erwerb v. Fertigkeiten, z.B.:• wie und unter welchen Umständen geübt wird• verteiltes statt massiertes Lernen -> Bsp.: S. 225 = Morseschrift u. algebraische Regeln

- Transfer der Übung

=> beim Lernen v. Prozeduren treten die gleichen Interferenzeffekte auf, wie man sie b. deklarativemWissen gefunden hat -> Bsp.: S. 225: Nachweis v. Interferenz b. motorischen Fertigkeiten = Flugsimulatorbetätigen u. interpoliertes Lernen gegensätzl. Bewegungen-> derartige Interferenzen werden auch ‘negativer Transfer’ genannt -> bedeutsam, wenn neu erworbeneFertigkeit m. einer gut eingeprägten indirekt in Konflikt gerät -> Bsp.: CONRAD & HULL = Zahlentastatur b.Rechenmaschine vs. Telefon -> ‘neg. Transfer’ beim Übergang v. Telefon- zu Rechenmaschinentastatur- häufiger jedoch = ‘positiver Transfer’ => eine Fertigkeit wirkt sich günstig auf eine andere aus, z.B. Transferb. verschied. Computersystemen zur Textverarbeitung

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- Ganz- u. Teil-Lernmethode

=> Frage, ob Ganz- o. Teil-Lernmethode von größerem Vorteil, abhängig v. mehreren Faktoren, z.B. beimotorische Fertigkeiten ist entscheidend, ob die Teilaufgaben unabhängig sind -> ist das der Fall, sosollten die einzelnen Teile getrennt geübt werden-> Bsp.: KOCH, S. 226: Maschinenschreiben auf zwei verschied. Maschinen-> Empfehlung f. Lehrpläne nach Gagné = im Unterrichtsstoff lassen sich viele Fertigkeiten in Teilfertigkeitenzerlegen, die wiederum in Teilfertigkeiten untergliedert werden können -> untergeordnete Teilfertigkeiten sinddann Grundvoraussetzungen, um Fertigkeiten auf höherem Niveau zu erlernen -> daher: sollten ein pädagogischsinnvoller Unterricht so aufgebaut sein, daß die Teilfertigkeiten in der Hierarchie einzeln unterrrichtetwerden

- Die Kenntnis v. Ergebnissen

=> Vpn lernen Fertigkeiten schneller, wenn sie durch eine Rückmeldung ständig kontrollieren können,inwieweit sie beim Lernen der Fertigkeit m. ihren Versuchen erfolgreich sind o. scheitern -> wichtig dabei:Abstand zw. Handlung u. Feedback -> denn: Handlung sollte aktiv im Gedächtnis behalten werden, damitFeedback v. Nutzen sein kann -> nach Verzögerung verblaßt Erinnerung-> Bsp.. Labyrinthspiel v. LEWIS & ANDERSON: S. 227-> Problem: Methode bei regulärem Schulunterricht kaum nutzbar ! -> mögl. Lösung = Computer alsUnterrichtsmittel (= kogn. Psychologie + KI-Forschung)

- Sachkenntnis im Schachspielen

-> interessanter Unterschied zw. Schachmeistern u. durchschnittl. Schachspielern nach DeGroot => er botSchachmeistern Spielstellungen dar, die nur etwa 5 Sek. zu sehen waren -> Schachmeister waren auch bei sokurzer Darbeitungszeit in der Lage. die Positionen von mehr als 20 Figuren zu rekonstruieren -> schwacheSpieler dagegen = konnten nur Positionen von vier o. fünf Figuren rekonstruieren (= Anzahl stimmt eher m.üblicher Kapazität des KZG überein) -> Erklärung: Schachmeister scheinen ‘chunks’ aus vier o. fünf Figuren zubilden, d.h. sie erinnern sich auch eher an ‘chunks’ als an einzelne Figuren -> allerdings: Effekt zeigt sich nur beiKonfigurationen, die in der Realität häufig vorkommen-> weiter wichtig: es zeigte sich, das eine solches erweitertes LZG nur in den Bereichen zu finden ist, in denenPersonen Experten sind (d.h. bei Schachmeistern eben im Bereich Schach, nicht aber z.B. beiBuchstabentrigrammen)- weitere Unters.: CHASE & SIMON: S. 228/229- NEWELL & SIMON = spekulierten, daß Meister zusätzl. zu den vielen Spielstellungen auch gelernt haben,was jew. zu tun ist -> ählich den WENN-DANN-Produktionen, von denen Schachmeister eine große Anzahlhaben sollten -> Meister sehen die jew. Zugmöglichkeiten effektiver = sie müssen sie sich nicht erst ausdenken -> erklärt warum Schachmeister so gut Blitzschach spielen -> also: Schachexperten haben die Lösungen f. vieleProbleme gespeichert, die Anfänger als neue Probleme lösen müssen -> daher machen sie weniger Fehler u.können sich auf schwierigere Strategien konzentrieren -> aber: um Experten zu sein, müssen sie ungemein vielInfos über das Schachspielen abrufbar haben für das angeborene Intelligenz kein Ersatz ist -> es bedarf alsojahrelanger Spielerfahrung !!!

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Anderson: "Kognitive Psychologie" 36

- Geometrie

=> anders als Schach hat in der Schulgeometrie beträchtlicher Teil der Bevölkerung einige Sachkenntnis

- Der Übergang zum prozeduralen Wissen

=> Unters. eines Schülers: ANDERSON: S. 230/231 = stellte fest, daß Schüler Fähigkeit entwickeln,Sinneinheiten wie Muster zu erkennen -> daklaratives z.B. über einen Kongruenzsatz wird in prozeduralesWissen umgewandelt (-> vergl. auch Produktionsregel S. 231)

- Vorwärtssuche vs. Rückwärtssuche

=> schlußfolgerndes Denken, das von dem ausgeht, was vorgegeben ist, bezeichnet man als Vorwärtssuche- im Gegensatz zur Rückwärtssuche, die vom Zielausgehend rückwärts schließt -> Bsp. f. Rückwärtssuche: S.232-> in der Geometrie scheinen sich Experten v. Anfänger dahingehend unterscheiden, daß sie bei Beweisen instärkerem Ausmaß die Vorwärtssuche verwenden u. dabei weit häufiger die angemessenen Schlüsse wählen-> weiteres Merkmal v. Sachkenntnis in der Geometrie = für die Vorwärtssuche werden Regeln entwickelt, indenen keine spezif. Ziele genannt sind -> Übergang von der Rückwärts- zur Vorwärtssuche = beruht im wesentl.auf Speicherung früherer Erfahrungen im Gedächtnis

- Physik-> Vorwärts- vs. Rückwärtssuche:=> wiederum verwenden Anfänger zur Lösung v. Problemen die Rückwärts-, während Experten d.Vorwärtssuche bevorzugen -> LARKIN: S. 234 = physikal. Grundregeln werden also in genau ungekehrterReihenfolge angewendet -> LARKIN entwickelte Computermodell, das d. Entwicklung simuliert, in derenVerlauf ein Anfänger durch Übung zum Experten wird-> in Bereichen wie Geometrie u. Physik bietet Vorwärtsschließen echte Vorteile -> Vorwärtsschließenmacht Verketten v. Teilzielen überflüssig -> Experten erlernen durch Erfahrung, welche der vielen möglichenVorwärtsschlüsse f. die Lösung letztendlich relevant sind-> Entwicklung v. Sachkenntnis in der Physik demnach abhängig von der Entwicklung differenziertererFähigkeiten, Lösungsmuster zu erkennen

- Problemrepräsentation u. Computerprogrammierung

=> es gibt weiterhin wichtige Entwicklungen hinsichtlich der Art, wie Physikexperten Aufgabenrepräsentieren -> Physik stützt sich auf Prinzipien, die sich aus der Oberflächenstruktur eines Problems nurimplizit folgern lassen -> Experten sind darin geübt, diese impliziten Prinzipien zu erkennen u. Problemeentsprechend zu repräsentieren-> Unters. dazu v. CHI, FELTOVICH & GLASER: S. 236 = Experten besitzen d. Fähigkeit,Oberflächenmerkmale einer Aufgabe m. physikal. Prinzipien in Verbindung zu bringen

-> Computerprogrammierung = um programmieren zu lernen, muß eine Reihe v. neuen Fähigkeitenentwickelt werden -> folgende Merkmale wurden dazu festgestellt: Veränderungen bei derProblemrepräsentation, der Programmentwicklung u. dem Gedächtnis

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Anderson: "Kognitive Psychologie" 37

- Die sprachunabhängige Problemrepräsentation

=> beim Erwerb v. Programmierkenntnissen besteht ein Aspekt darin, eine ‘Sprachunab-hängigkeit’ zuentwickeln, z.B. ‘Iterationen’ => Sequenz v. Instruktionen wird wiederholt ausgeführt -> Anfänger betrachtenIterationen als Bestandteil einer best. Sprache, während Experten sie abstrakt u. unabhängig v. einer best.Sprache verstehen-> Bsp. f. Expertenbeschreibubg: S. 238

- Die Programmentwicklung

=> sowohl Experten als auch Anfänger erstellen Programme m. Hilfe eines abwärtsgerichteten Verfahrens ->siehe Abb. 9.13, S. 239-> abwärtsgerichtetes Verfahren vergleichbar m. Rückwärtssuche b. geometrischen o. physikalischenProblemen -> allerdings gibt es hier keinen Übergang zur Vorwärtssuche -> Sachkenntnis wird in verschied.Bereichen nach unterschiedl. Entwicklungsmustern erworben-> Unterschied zw. Anfängern u. Experten besteht darin, daß sie eine Problemstellung anders ausarbeiten -> Experten tendieren dazu, Problemlösungen zuerst in der Breite zu entwickeln (Anfänger in der Tiefe) ->Experte neigt dazu, eine Ebene eines Entscheidungsbaumes vollständig zu entwickeln, bevor er zur nächstenEbene übergeht -> Anfänger wird versuchen, das erste Problem bis zum untersten Niveau zu entwickeln ->Experte entwickelt also zunächst grundlegenden Plan -> Experten ansatz ist wohlbegründet

-> Das Gedächtnis für Programme

=> weitere Stärke der Experten besteht darin, daß sie ein besseres Gedächtnis f. d. charakteristischen Merkmalev. Computerprogrammen haben -> Exp. dazu: S. 240-> ähnlich wie Schachspieler haben Programmierer Muster o. Schablonen f. verschied. Strukturen einesProgrammes entwickelt -> Entwicklung v. Sachkenntnis = Entwicklung vieler solcher Schablonen, die dann m.Programmierzielen in Zusammenhang gebracht werden können

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Kapitel 10: Schlußfolgerndes Denken

1. in der Forschung zum deduktiven Schließen wurde das menschl. Schlußfolgern häufig m. den Regelneines logischen Systems verglichen -> ein logisches System besteht aus Schlußregeln, die es erlauben, auswahren Prämissen wahre Folgerungen abzuleiten

2. konditionales Schließen = Deduktion (= v. Allgemeinen auf Einzelfall), die Bedingungssätze der ArtWENN A DANN B für Propositionen A und B enthält -> Menschen machen hier Fehler, weil sie dieBedeutung v. WENN falsch interpretiren u. nicht die Schlußregel des MODUS TOLLENS (=verneinende Abtrennungsregel) anwenden -> MODUS TOLLENS erlaubt, ausgehend v. den PrämissenWENN A DANN B und B = falsch -> Schlußfolgerung: A ist falsch

3. Kategorische Syllogismen sind Aufgaben zum schlußfolgernden Denken, die die Quantoren alle, einige,keine und einige nicht enthalten -> VENN-Diagramme, in denen Klassen v. Objekten durch Kreiserepräsentiert werden, können logische Überlegungen über kategorische Syllogismen vereinfachen

4. Menschen machen bei kategorischen Syllogismen viele Fehler, insbes. dadurch, daß sie ungültigeKonklusionen akzeptieren - u. zwar nach einem ganz best. Muster -> dieses Fehlermuster läßt sich teilw.anhand der Atmosphärenhypothese beschreiben -> danach neigen Menschen dazu, Folgerungen, die derPrämisse ähneln, zu akzeptieren

5. Menschen scheinen sich beim Umgang mit kategorischen Syllogismen auf eine Reihe vonProblemlöseheuristiken zu verlassen, die häufig zu recht guten Ergebnissen führen, bei best. kritischenProblemen jedoch Fehler hervorrufen

6. damit ein Argument induktiv wahr ist, muß die Konklusio wahrscheinlich sein, wenn die Prämissen wahrsind -> im Unterschied dazu fordert das Kriterium für deduktive Wahrheit, daß die Konklusio einesArguments sicher sein muß, wenn die Prämissen wahr sind

7. Hypothesenbildung u. Hypothesenprüfung sind die beiden Komponenten, aus denen sich der Prozeß desinduktiven Schließens zusammensetzt

8. bei der Konzeptbildung untersucht man, wie Menschen Hypothesen über die Definition eines Konzeptsbilden, wenn ihnen Beispiele f. dieses Konzept vorgegeb. werden -> eine wichtige Begrenzung menschl.Konzeptbildung beruht darauf, daß alle relevanten Informationen im Auge behalten u. richtig benutztwerden müssen

9. Menschen haben bes. Schwierigkeiten, sich neg. Informationen anzueignen u. zu nutzen, wenn sieHypothesen bilden -> als neg. Informat. bezeichnet man Daten, die nicht mit einer Hypothese vereinbarsind

10. BAYES-THEOREM = beschreibt einen Weg, um eine Hypothese zu bewerten -> dabei wird dieWahrsch. für eine Hypothese - im Lichte neuer Evidenz durch ein empir. bestätigtes Ereignis - auf denneuesten Stand gebracht -> Terminologie: ‘A-Priori-Wahrscheinlichkeit’ = ursprüngl. Wahrsch. dafür,daß eine Hypothese wahr ist & ‘A Posteriori-Wahrsch.’ = die auf den neuesten Stand gebrachte Wahrsch. &‘bedingte Wahrsch.’ = Wahrsch. dafür, daß die gegeb. Hypothese jew. unter der Bedingung wahr ist, daßein best. Ereignis eintritt o. eine andere Hypothese zutrifft

11. von der durch das BAYES-THEOREM vorgeschriebenen Norm weichen Menschen dahingehend ab, daßsie die A-Posteriori-Wahrsch. nicht so radikal ändern, wie sie es eigentlich sollten, u. tendenziell dieInformationen über A-Priori-Wahrsch. ignorieren

12. wenn Menschen d. Wahrsch. für eine bst. Art v. Ereignis nicht direkt beobachten können, versuchen sie,dessen Wahrsch. m. Hilfe verschied. Heuristiken zu schätzen -> diese Heuristiken sind mehrdeutig u.können zu schwerwiegenden Verzerrungen in Wahrsch.-schätzungen führen -> m. d. Anwendungsolcher Heuristiken lassen sich die Abweichungen gegenüber den Wahrsch.-vorhersagen nach dem BAYES-THEOREM schätzen

- Logik und schlußfolgerndes Denken

=> Prozeß, mit dem Menschen logische Argumente bewerten u. entwickeln -> LOGIK = Teildisziplin derPhilosophie u. Mathematik

- Deduktives Schließen

=> deduktives System = bietet Möglichkeit, aus den Prämissen einen Arguments mit Gewißheit auf dieKonklusio zu schließen -> dagegen:- induktives Schließen = Konklusio wird nur m. einer best. Wahrsch. aus den Prämissen abgeleitet- MODUS PONENS = bejahende Abtrennungsregel = WENN A DANN B, bedeutet das B folgt, wenn Agegeben ist- MODUS TOLLENS = verneinende Abtrennungsregel = A impliziert B -> B ist falsch -> bedeutet: A ist falsch

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Anderson: "Kognitive Psychologie" 39

- Ist schlußfolgerndes Denken logisch ?

=> schlußfolgerndes Denken der Menschen enspricht nicht immer den Vorschriften der Logik !-> Menschen begehen Fehler = sie betrachten wahre Konklusionen als ungültig u. halten nicht wahreKonklusionen für gültig => inkorrekte Inferenzregeln-> psycholog. Forschung versucht, Inferenzregeln d. Menschen zu bestimmen, ihre Geltungsbereiche u.Enstehung zu untersuchen-> Menschen gehen schlußfolgerndes Denken als Problemlöseaufgabe an -> sie verfügen über verschied.allgem. Problemlöseoperatoren, die den Status v. Heuristiken haben -> funktionieren in einigen Fällen - inanderen nicht (= logische Fehler !) -> Logiktraining soll bereichsspezifische Operatoren erzeugen, um logischkorrekt schließen zu können -> aber: Operatoren sind bereichsspezifisch, d.h.: Logiker, die in ihrem Fachbereichfehlerlos schlußfolgern, machen im Alltag beim schlußfolgernden Denken durchaus logische Fehler

- Konditionales Schließen

=> bedingtes Schließen -> bezieht sich darauf, wie Menschen schlußfolgern, wenn Implikationen o.konditionale Sätze vorgegeben sind -> Bsp.: S. 246- formalisiert:

WENN A DANN BA tritt eindehalb tritt B einbzw.WENN A DANN BA tritt nicht eindeshalb tritt B nicht ein

-> Exp. v. RIPS & MARCUS: S. 247 = Vpn konnten MODUS PONENS recht erfolgreich anwenden -> derMODUS TOLLENS bereitete ihnen weitaus mehr Schwierigkeiten -> häufiger Fehler hier: ‘Verleugnung desAntecedens der Bedingung’ (= Vorderglied im Konditionalsatz) -> oder: ‘Bejahung der Konsequenz’ (= derFolge oder des Hintergliedes im Konditionalsatz)

- Das Scheitern am MODUS TOLLENS

=> Vpn interpretieren konditionale Prämissen als bikonditionale Prämissen-> aber: Schwierigkeit meim MODUS TOLLENS so nicht erklärbar -> vielmehr:=> Exp. WASON: S. 249 = Karten m. Zahlen u. Buchstaben -> überprüfen der Karten auf best. vorgegeb.Regeln, ohne die Karten zu häufig umzudrehen -> Vpn machten bei der Aufgabe zwei Arten v. Fehlern:(1) sie versuchten weitaus häufiger das Hinterglied im Konditionalsatz zu bestätigen als(2) das es ihnen gelang, den MODUS TOLLENS anzuwenden, um die Folge zu widerlegen u. zu bestimmen, obdie Bedingung ebenfalls widerlegt wurde-> anders: Unters. v. LAIRD, LEGRENZI & LEGRNZI: S. 250 = zeigte, daß es vom Kontext abhängenkann, ob eine Regel wie der MODUS TOLLENS angewandt wird- generell: Unfähigkeit, den MODUS TOLLENS beim Schlußfolgern richtig anzuwenden = Hauptschwächemenschl. Denkens

- Schlußfolgerndes Denken über Quantoren (= alle, einige etc.)-> Der kategorische Syllogismus:=> bzw. nicht-bedingter Syllogismus = bestehen aus Aussagen, die Quantoren wie einige, alle, keine u. einigenicht enthalten-> z.B. Alle A’s sind B’s oder: Einige A’s sind keine B’s etc.- (EULER-) VENN-DIAGRAMM = stellt graphisch dar, wie sich ein solcher kategorischer Satz interpretierenläßt-> kategorialer Syllogismus enthält normalerweise zwei Prämissen u. eine Konklusio

- Die Atmosphärenhypothese

=> WOODWORTH & SELLS = besagt, daß die Quantoren (einige, alle, keine, einige nicht) in den Prämisseneine „Atmosphäre“ schaffen, die die Vpn prädisponiert, Konklusionen m. denselben Quantoren zuakzeptieren -> Konklusionen m. denselben Quantoren (bejahend oder verneinend) werden also bevorzugt -> beigemischten Prämissen wird ‘negierende’ Konklusio bevorzugt -> im weiteren: werden ‘universell’ (bzw.‘partikülär) bejahende o. verneinende Konklusio eher akzeptiert, wenn die Prämissen ‘universell’ (bzw.‘partikulär’) verneinend oder bejahend sind -> wenn eine Prämisse partikulär u. die andere universell bejahend,sollte Vp partikulär bejahende Konklusio bevorzugen

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Anderson: "Kognitive Psychologie" 40

- Die Grenzen der Atmosphärenhypothese

=> Hypothese kann keine umfassende Erklärung sein, sondern lediglich Haupttrends darstellen -> kann vielequalitative Merkmale beschreiben, die sich aus den Daten zur Bewertung der Schlußschemata ergeben -> ist aberoffensichtlich nicht die ganze Wahrgeit -> faßt lediglich Haupttendenz vieler Problemheuristiken deskriptivzusammen, die Vpn bei Schlußschemata anwenden

- Problemlösen und kategorische Syllogismen

=> kategorische Systeme im Sinne des Problemlösens stellen hohe Anforderungen an eine Vp -> es gibt einRepräsentationsproblem insofern, daß Vpn häufig nicht wissen, wie sie einen Zustandsraum für das Problemrepräsentieren sollen, mit denen das Problem gelöst werden kann-> sogar wenn sie wissen, daß es einen Zustandsraum gibt, um das Problem zu repräsentieren, werden sieSchwierigkeiten dabei haben, diesen Raum abzusuchen -> Bsp.: S. 256

- Heuristiken als Fehlerquellen

=> viele Heuristiken, die Vpn zugeschrieben wurden, führen zu „Atmosphären“-Fehlern => wenn das Problemschwierig wird, denken einige Vpn nicht mehr über den Sinn der einzelnen Sätze nach, sondern stützen sicheinfach auf die Quantoren, um die Konklusio zu bewerten => Atmosphärenhypothese -> führt in mehr als 80 %der Fälle zur richtigen Einschätzung, aber eben in 20 % der Fälle nicht !-> ‘Konversionshypothese’ (CHAPMAN & CHAPMAN) = Vpn vereinfachen VENN-Diagramme durchKonversion-> Konversion vereinfacht das Schlußfolgern, macht es aber auch fehlerhafter- weitere Erklärungsmöglichkeiten:-> Vp schafft sich eigene kleine Welt, die den Prämissen genüge tut -> Bsp.: S. 258/259-> Vpn entscheiden sich, nicht mit schwieriger Logik zu operieren, sondern sich probabilistischen Denkenzuzuwenden -> führt ebenfalls zu Atmosphärenfehlern

- Kategorische Syllogismen: ANDERSON: verschied. Personen verwenden unterschiedl. Heuristiken

- Induktives Schließen

=> Bsp. für den Unterschied zw. induktiv wahrscheinlichen u. deduktiv wahren Konklusionen: S. 260 =>wesentl. Merkmal der Induktion = es ist nie sicher, ob dei Konklusio wahr istoder ob nicht irgendeine andereKonklusio m. höherer Wahrsch. zutrifft -> deshalb: ist es oft schwierig, eine induktive Konklusio zu finden ->wenn man mehrere mögliche Konklusionen gefunden hat, läßt sich vielfach nur schwer entscheiden, welchedavon die beste ist -> man unterscheidet zw. HYPOTHESEBBILDUNG u. HYPOTHESENBEWERTUNG

- Hypothesenbildung-> Konzeptidentifikation:=> bzw. Konzeptbildung -> Bsp. für Konzeptbildungsaufgabe: S. 261-> klass. Reihe v. Unters. zur Konzeptidentifikation: BRUNNER; GOODNOW & AUSTIN: S. 262/263 =Anordnung besteht aus Beispielen f. Kombinationen von vier Merkmalen (= Anzahl der Objekte, Anzahl derUmrandungen des Rechtecks, Form u. Farbe), die jew. drei Werte annehmen können (u.a. 3 Farben) -> Vpnwurden aufgefordert, für vorgegeb. Teilmenge aus den Beispielen ein Konzept zu finden, das die Mengebeschreibt: Beispiele S. 263 !!!=> Lösung beinhaltet für Vpn MERKMALSIDENTIFIKATION + REGELLERNEN (z.B. konjunktiv,disjunktiv o. relational)

- 2 Konzeptbildungsstrategien

=> Unters. v. BRUNER et. al.: S. 266 = untersuchten Konzeptbildung m. Hilfe des Rezeptionsparadigmas1. Die ganzheitliche Strategie der Konzeptidentifikation = alle Merkmale des ersten pos. Merkmals werden als

Anfangshypothese aufgenommen -> beim Darbieten der weiteren Beispiele wird jedes Merkmal aus derHypothese eliminiert, das bei einem pos. Bsp. nicht auftritt -> ist relativ einfach, da sie lediglich erfordert,sich an die gegenwärtige Hypothese zu erinnern, während zurückliegende Beispiele vergessen werdenkönnen

2. 3. Die selektive Scanning-Strategie der Konzeptidentifikation = Vpn beginnen mit einer konjunktiven

Hypothese, die mit erstem pos. Bsp. vereinbar war -> diese Hypothese umfaßt irgendeine Untergruppe derMerkmale, die in diesem Bsp. enthalten sind -> folglich: unterscheidet sich die Strategie im ausgangspunkt

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von der ganzheitlichen Strategie, bei der die Vpn alle Merkmale des ersten pos. Beispiels als ihre ersteHypothese übernehmen -> schwieriger, da alle vorangegangenen Reizvorlagen im Gedächtnis behaltenwerden müssen (-> ist vergleichbar m. Ähnlichkeitsheuristik, da Vpn versuchen, Ähnlichkeit zw. der erstenu. der vermuteten Hypothese zu maximieren, inden sie lediglich ein, zwei oder drei Merkmale in dieAnfangshypothese aufnehmen)

- Verwenden von negativen Informationen

=> Vpn haben besondere Schwierigkeiten, neg. Infos angemessen zu berücksichtigen - die Information, daßein Bsp. nicht zu der gesuchten Klasse gehört -> Bsp.: S. 267-> den Vpn ist die informelle Äquivalenz von pos. u. neg. Beispielen nicht bewußt -> sie empfinden es alsschwierig, Beispiele die das Konzept erkennbar verletzen, heranzuziehen, um das Konzept zu identifizieren

- Die Suche nach unvereinbaren Informationen

=> Exp. v. WASON zeigt, daß Vpn neg. Informat. nicht nur schlecht nutzen, sondern auch daran scheitern, neg.Infos zu suchen -> Problem dabei: Vpn beginnen mit zu eng gefaßter Hypothese u. verfehlen die allgemeinererichtige Hypothese -> d. einzige Möglichkeit den Fehler aufzudecken besteht darin, Bsp. auszuprobieren, die dieHypothese nicht bestätigen

- Hypothesenprüfung

=> aus zwei Gründen komplizierter als Konzeptbildung:1. im Hinblick auf die Wahrsch. der Hypothese liegt kompliziertere Situation vor -> Wahrsch. für jede

Hypothese am Anfang nicht wie bei Konzeptbildung gleich -> ungleiche ‘A-Priori-Wahrscheinlichkeiten’2. es gibt keine absoluten Zusammenhänge zw. Hypothesen u. Beobachtungen

- Das BAYES-THEOREM

=> bildet die Grundlage einer Methode, um Hypothesen in Situationen zu testen, in denen die Hypothesen inihrer A-Priori-Wahrsch. variieren und d. Verknüpfung zw. Evidenz u. Hypothese probabilistisch ist- ‘A-Priori-Wahrsch.’ sind Wahrsch. dafür, daß eine Hypotheses wahr ist- ‘A-Posteriori-Wahrsch.’ gibt an, m. welcher Wahrsch. eine Hypothese zutrifft, nachdem Evidenz für einEreignis vorliegt- ‘bedingte Wahrsch.’ liegt dann vor, wenn eine Hypothesenwahrsch. davon abhängt, daß eine best. andereHypothese wahr ist-> Bayes-Theorem beruht auf statist. Analyse v. Wahrsch. => ‘normatives Modell’

- Abweichungen vom Bayes-Theorem

=> Bsp. EDWARDS: S. 272/273 => Vpn benutzen neue Infos, um ihre Schätzungen für verschied.Hypothesenwahrsch. aufeinander abzustimmen -> außerdem: ignorieren sie manchmal A-Priori-Wahrscheinlichkeiten -> Bsp.: KAHNEMANN & TVERSKY: S. 273/274

- Wahrscheinlichkeitsabschätzungen

=> Exp. SHUFORD: S. 275 = Schätzen von Verhältnissen-> Probleme entstehen, wenn Vpn keinen eindeutigen, unverfälschten Zugang zu der entscheideneden Populationhaben -> es treten Verzerrungen in den Wahrsch.-schätzungen auf

- Verfügbarkeit

=> Exp. v. TVERSKY u. KAHNEMANN: S. 276 = Vpn schätzen, daß es mehr Wörter mit k alsAnfangsbuchstabe als mit k als drittem Buchstaben gibt, obwohl es in der englischen Sprache dreimal so vieleWörter mi k an dritter Stelle als mit k als Anfangsbuchstabe gibt=> Wörter sind stärker mit ihrem Anfangsbuchstaben als ihrem dritten Buchstaben assoziiert -> zu erklären istVerfügbarkeitseffekt mit Aktivierungsausbreitung -> breitet sich zu den Wörtern aus, die mit k beginnen !!!

- Ähnlichkeit (Der Monte-Carlo-Effekt)

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Anderson: "Kognitive Psychologie" 42

=> weiteres Bsp. v. T & K: S. 277 = Schätzung der Wahrsch. v. Münzenwerfsequenzen -> Ergebnis: KZKZZKwird wahrsch. eingeschätzt als KKKKKK, obwohl beide gleich wahrsch. sind -> Erklärung liegt in derÄhnlichkeit der ersten Sequenz m. vielen anderen Sequenzen- Monte-Carlo-Effekt = Trugschluß, daß ein Ereignis, daß lange nicht eingetreten ist, in naher Zukunft aufgrundeiner ‘Mittelungsregel’ m. größerer Wahrsch. auftreten wird

(ANDERSON: ‘Kognitive Psychologie’: N. Klein)

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Anderson: "Kognitive Psychologie" 43

(ANDERSON: ‘Kognitive Psychologie’: N. Klein)

Kapitel 11: Sprache: eine Übersicht

1. Linguisten befassen sich mit der Beschreibung unserer linguistischen Kompetenz und verstehen darunterunser abstraktes Wissen über die Struktur von Sprache -> dagegen untersuchen Psychologen diePerformanz, also die Art, wie wir Sprache verwenden

2. Linguisten untersuchen Erklärungen für die Produktivität u. Regelhaftigkeit von Sprache u. für dielingistische Intuition ihrer Benutzer -> Produktivität bedeutet, daß eine unendliche Anzahl korrekterSätze gebildet werden kann -> unter Regelhaftigkeit ist zu verstehen, daß Sätze ein strenges Regelsystemerfüllen müssen, um als Sätze zu gelten -> zu den wichtigen linguistischen Intuitionen gehören dieFähigkeiten, zu umschreiben (Paraphrasierungen) sowie Mehrdeutigkeiten (Ambiguitäten) zubeurteilen

3. die Oberflächenstruktur eines Satzes ist eine hierarch. Analyse des Satzes nach Phrasen u.Phrasenteilen

4. CHROMSKY führte die Transformationsgrammatik ein, um das Regelhafte an der Oberflächenstrukturenverschied. Satzarten zu erklären -> nach CHROMSKY liegen unterschiedl. Sätzen, die Ähnlichesbedeuten, auch ähnliche Tiefenstrukturen zugrunde -> auf diese Tiefenstrukturen werdenTransformationen angewandt, um die Oberflächenstrukturen dieser Sätze zu erzeugen

5. für CHROMSKYS Annahme einer psycholog. Realität der Transformationen gibt es wenig Anhaltspunkte ->neuere linguistische Theorien versuchen, syntaktische Regelhaftigkeiten zu erklären, ohne sich aufTransformationen zu beziehen

6. es wurde länger diskutiert, ob Sprache vom Denken oder umgekehrt Denken von Sprache abhängt oderob beides unanhägig ist -> Diskussion ist noch nicht entschieden, aber die Anzeichen sprechen eher dafür,daß Sprache vom Denken abhängt

7. d. Mensch verfügt als einzige Art über ein Kommunikationssystem, das als eine Sprache bezeichnetwerden kann -> in letzter Zeit wurde versucht, Affen Sprache beizubringen, aber bislang ist es nichtgelungen, den Affen die ges. Möglichkeiten zu vermitteln, die eine Sprache bietet

8. CHROMSKY und andere haben behauptet, Sprache sei ein besonderes System innerhalb der menschl.Kognitionen -> sie begründen das mit Befunden zum Spracherwerb -> dabei behaupten sie, daß es alsCharakteristikum aller natürlichen Sprachen linguistische Universalien gebe, die ein Kind weiß und benutzt,um eine Sprache zu lernen

- Einführung

=> eindruckvollste kogn. Fähigkeit des Menschen ist Gebrauch von Sprache -> Sprache hat mehr als allesandere den gegenwärtigen fortschrittlichen Stand der menschlichen Zivilisation ermöglicht: Speicherung u.Weitergabe von Wissen an nachfolgende Generationen-> 3 allgemeine Aspekte von Sprache:(1) Charakterisierung der Sprachstruktur(2) Bezeihung zw. Sprache und Denken(3) Sprache - eine spezifisch menschliche Fähigkeit

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Anderson: "Kognitive Psychologie" 44

- Die Sprachstruktur-> Produktivität und Regelhaftigkeit:

=> Linguistik konzentriert sich auf zwei Aspekte der menschl. Sprache: Produktivität (= unendliche Anzahlvon Äußerungen möglich) u. Regelhaftigkeit (= bezieht sich darauf, daß diese Äußerungen in vielerlei Hinsichtsystematisch sind)-> Grammatik = Regelsystem, mit dem sich sowohl die Produktivität als auch die Regelhaftigkeit natürlicherSprachen erklären läßt -> sollte alle richtig gebildeten Sätze einer Sprache vorschreiben oder erzeugen könnenund diejenigen Sätze aussortieren, die in der Sprache nicht akzeptiert würden -> Grammatik sollte nicht nurNicht-Sätze zurückweisen, sondern auch Sätze, die Regelverletzungen enthalten -> Bsp.: S. 284 ->Regelverstöße können sein:-> syntaktische Verstöße = Verstöße gegen die Satzstruktur-> Satzanomalien/semantische Verstöße = Nicht-Sätze, in denen die Wörter in der richtigen Form an derrichtigen Stelle stehen, aber keinen Sinn ergeben-> phonologische Verstöße = syntaktisch oder semantisch intakte Sätze, die falsch ausgesprochen werden=> Linguisten brauchen demnach GRAMMATIK, die zur PHONOLOGIE (= den Sprachlauten), zur SYNTAX(= der Sprachstruktur) und zur SEMANTIK (= der Bedeutung) Aussagen macht

- Linguistische Intuition

=> GRAMMATIK soll weiterhin ‘linguistische Intuition’ erklären können, d.h. die Fähigkeit der Sprechereiner Sprache, die Beschaffenheit sprachl. Äußerungen u. ihre Beziehungen zueinander bestimmen können-> oft sind Sprecher dazu in der Lage, ohne zu wissen, wie sie zu ihren Einschätzungen gekommen sind -> dazugehört auch die Fähigkeit zu beurteilen, warum Sätze fehlerhaft gebildet sind (-> z.B. fehlerhafte Syntax vs.mangelnde Sinnhaftigkeit)-> weitere Intuition bezieht sich auf PARAPHRASEN (= Umschreibungen) und AMBIGUITÄT (=Mehrdeutigkeit):(1) strukturelle Ambiguität, z.B. „Er vertrieb den Mann mit dem Hund.“(2) lexikalische Ambiguität, z.B. „Ich gehe zu einer Bank.“

- Kompetenz vs. Performanz

=> d. Art, wie wir Sprache gebrauchen entspricht nicht immer den Vorschriften der linguistischen Theorie-> CHROMSKY = Unterscheidung zw. ‘linguistischer Kompetenz’ (= abstraktes Sprachwissen einer Person)und ‘linguistischer Performanz’ (= konkrete Anwendung dieses Wissens beim Sprechen oder Zuhören) ->Diskussionen bestehen zw. Kompetenztheorie (Linguisten) und Performanztheorie (Psychologen) über denzeitlichen Aspekt beider Prozesse, den hierarch. Aspekt u. die Zugehörigkeit v. Themen zu den verschied.Bereichen

- Formale Grammatikstrukturen-> Die Oberflächenstruktur:=> Oberflächenstruktur eines Satzes = hierarch. Zergliederung des Satzes in Einheiten, die PHRASENgenannt werden -> Bsp.: S. 286/287-> Gliederung eines Satzes wird oft in Form eines umgekehrten Baumdiagramms dargestellt -> siehe S. 287 ->Analyse der Oberflächenstruktur kann Mehrdeutigkeiten deutlich machen

-> Ersetzungsregeln:=> Bezeichnungen für Art der Satzeinheit bzw. Satzkonstituenten, z.B. Nominalphrase, Verbalphrase, Verb,Adjektiv etc. -> m. Hilfe solcher Bezeichnungen lassen sich Ersetzungsregeln bilden, um Sätze zu erzeugen ->werden genutzt, um Grammatik einer Sprache zu formulieren -> Bsp.: Tab. 11.1, S. 289-> ENSEMBLE v. ERSETZUNGSREGELN = GRAMMATIK

-> Transformationen=> Phrasenstrukturgrammatik = Ersetzungsregeln, die Phrasen, aus denen sich ein Satz zusammensetzt,definieren -> jedoch: CHROMSKY = für vollständige Beschreibung einer ‘natürlichen’ Sprache nichtausreichend -> Bsp.: S. 291: Aktiv vs. Passiv-> also: muß zusätzl. zw. Oberflächen- und Tiefenstruktur eines Satzes unterschieden werden-> nach CHROMSKY weist Tiefenstruktur eines Satzes aud d. Phrasen einer tieferliegenden hypothet.Wortkette, die die Bedeutung des Satzes unmittelbar wiederspiegelt, hin -> ein nicht unbedeutender Teil derSprache scheint durch TRANSFORMATIONEN geregelt zu sein = Standardbeispiel Beziehung zw.Aussagesätzen u. Ja/Nein-Fragen -> vergl. S. 292

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Anderson: "Kognitive Psychologie" 45

- Zur psychologischen Realität der Transformationsgrammatik

=> SLOBIN: bekanntes Exp. zur ‘psycholog. Realität v. Transformationen’: S. 293 ff.-> konnte zeigen, daß sich Verarbeitungszeit nicht m. der Zahl der Transformationen verlängerte, sondern warsogar für einen Satz am kürzesten, der die meisten Transformationen umfaßte -> wiederlegte damitCHROMSKY’s Annahme

- Lexikalische Grammatik

=> BRESNAN = geht v. der Annahme aus, daß wir über Regeln verfügen, die eine direkte Verbindung zw.Passivformen u. ihrer Bedeutung ermöglichen -> ohne zwischengeschaltete Transformationen !!! -> dieseRegeln entsprechen also keinen allgemeingültigen Transformationsregeln, sondern beziehen sich mehr aufbest. ‘lexikalische Einheiten’-> neue Überlegungen sind Zeichen dafür, daß die strenge Unterscheidung CHROMSKY’s zw. Kompetenz u.Performanz neu überdacht wird

- Die Beziehung zw. Sprache und Denken-> Der behaviortistische Ansatz:=> John. B. WATSON = Begründer des Behaviorismus -> alles menschl. Tun besteht darin, Responses (=Reizantworten) abzugeben, die auf Stimuli (externe Reize) konditioniert worden waren , d.h. es wirdangenommen, daß der Mensch kein denkendes Vh zeigen kann, wenn kein äußerer Reiz beteiligt ist (z.B. wennRechenaufgaben im Kopf gelöst werden -> WATSON reduzierte diesen wichtigen Bestandteil des Denkens auf‘subvokales Sprechen’ (= Selbstgespräche)-> Überprüfung v. WATSON’s Hypothese durch SMITH et. al. = Entscheidungsexperiment: S. 295 = Denkenwar auch unter Einwirkung v. Curare, d.h. ohne jegliche Muskelaktivität möglich !- häufig wird in Exp. eine Abhängigkeit des Denkens von der Sprache festgestellt -> das kann jedoch eineTäuschung sein, da das Denken nur schwer untersucht werden kann ohne sich der Sprache zu bedienen !

- Die Whorfsche der linguistischen Relativität

=> ‘linguistischer Determinismus’ = Grundsatz, daß Sprache die Art, wie jemand denkt u. die Weltwahrnimmt determiniert u. stark beeinflußt -> dabei wird nicht wie v. WATSON behauptet, Sprache u.Denken gleichgestzt- WHORF = Annahme, daß Unterschiede in Sprachstruktur Einfluß auf Unterschiede im menschl. Denkenhaben-> Unters. dazu bezügl. ‘Farbe’ = im deuteschen bzw. englischen Sprachraum viele Grundfarbenadjektive (->nicht so z.B. bei DANI -> indones. Insel Neuguinea) -> wichtig dabei ‘fokale Farben’ = werden von Vpn bessererinnert -> Bestimmung ‘fokaler Farben’ kann sich entwickelt haben, weil spez. Wörter für diese Farben zurVerfügung stehen -> das hieße, es läge ein Einfluß der Sprache auf das Denken vor- Eleanor ROSCH = bedeutende Untersuchungsreihe über die DANI: S. 297 = stellte fest, daß auch die DANI fürfokale Farben leichter neue Namen lernen konnten als für nicht-fokale Farben -> FAZIT: ungeachtet d.Unterschiede in der sprachl. Terminologie scheinen DANI und englischsprechende Vpn auf die gleiche Art u.Weise zu sehen -> und: die Tatsache, daß in vielen Sprachen für dieselben elf Farben Grundfarbwörterentstanden sind = Bsp. dafür, daß das Denken die Sprache determiniert- weitere Überprüfung der WHORF’schen Hypothese durch CARROLL & CASAGRANDE: S. 297 unten ->wiederum wiederlegt !!!- abschließend = d. Befunde stützen nicht die Hypothese, daß Sprache auf die Art, wie wir denken oder die Weltwahrnehmen, entscheidend einwirkt -> Sprache kann uns zwar beeinflussen, aber ihre Wirkung liegt darin, Ideenmitzuteilen, und nicht darin, die Art der Vorstellungen, die wir gedanklich erfassen können, zu determinieren

- Hängt Sprache vom Denken ab ?

=> zahlreiche Gründe unterstützen die Annahme, daß die Fähigkeit des Menschen zu denken im Laufe einerartspezifischen Entstehungsgeschichte (Phylogenense) früher auftrat als die Fähigkeit, Sprache zu verwenden (->gilt auch f. Ontogenese des Menschen)-> kogn. Psychologie u. verwandte Disziplinen haben etliche Belege dafür gefunden, daß Sprache vomDenken abhängt: S. 298/299-> z.B. gibt es eine linguistische Struktur, die PHRASE, deren Bestimmung es ist, sich einer gedanklichenStruktur, der PROPOSITION, anzupassen -> oder: auch Satzaufbau (= Subjekt am Beginn des Satzes) entsprichtkogn. Vorgängen-> aber: Standpunkt wird keinesfalls allgemein akzeptiert -> vielmehr: wird häufig angenommen, daß Spracheein einzigartiges System sei und sich von allgemeinen gedanklichen Abläufen sehr wohl unterscheide -> Gründe:

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nur Menschen haben Sprache, Spracherwerb erfordert bes. Lernmechanismen & Verstehen u. Produktion v.Sprache = andere Mechanismen als Ausübung kogn. Fähigkeiten

- Sprache - eine spezifisch menschl. Fähigkeit

- Def. von Sprache durch folgende Kriterien:• Bedeutungshaltigkeit und Willkürlichkeit der Einheiten = Einheiten (Wörter) tragen Bedeutungen u.

Beziehung zw. formaler Realisation d. Einheiten u. d. Bedeutung ist willkürlich• Diskretheit = Sprache beinhaltet diskrete Einheiten wie Wörter• Losgelöstheit = Sprache wird ohne jegliche unmittelbar kontrollierenden Reize erzeugt• Produktivität = unendliche Anzahl neuartiger Äußerungen• Wiederholung u. Rekursion = Iteration: am Ende v. Sätzen etwas anfügen bzw. Rekursion: Struktur in

gleichartige Struktur einbetten, um Sätze zu erweitern- Sprechende Affen ?

=> d. Möglichkeit zur Lautbildung unterliegt bei Affen physiolog. Einschränkungen -> ihre manuelleGeschicklichkeit ist jedoch beträchtlich -> daher: Versuch Affen Zeichensprache ((AMESLAN) beizubringen ->Beispiele S. 303 = sehr erfolgreich- so auch Training m. Kunstsprache m. farbigen Plastikformen als Wörter

- Beschränkungen der Affensprache

=> Beispiele (Äußerungen werden nicht länger, viele Wiederholungen von Wörtern, weniger Abwechslung) &Gründe (zu kurze Schulung -> Kinder brauchen mind. 10 Jahre zur Entfaltung) = S. 304

- Sprache - eine spezifisch kognitive Fähigkeit ?

=> Sprache scheint weitgehend von allgemeinen intellektuellen Fähigkeiten abzuhängen - und nichtunabhängig von ihnen zu sein, z.B.: frühreife Kinder = beschleunigte Sprachentwicklung & zurückgebliebeneKinder = rückständige Sprachentwicklung

- Ein kritischer Zeitabschnitt für den Spracherwerb

=> Annahme, daß Kinder eine Sprache am leichtesten innerhalb eines kritischen Zeitabschnitts lernen ->zw. 2 und etwa 11 Jahre, d.h.: ausgerechnet dann, wenn ihre intellektuelle Fähigkeiten noch am wenigstenentwickelt sind -> würde bedeuten, daß sprachl. Fähigkeiten u. Intelligenz nicht miteinander einhergehen- Unters. zur Zweisprachigkeit v. Kindern = jüngere Kinder erwerben neue Sprache nicht schneller, sondern nurin anderem Kontext -> eigentlich lernen ältere Kinder (über 11 J.) schneller als jüngere Kinder (= ausgenommender Phonologie), d.h. Argument der Zweitspracherwerb nicht überzeugend !- Unters. zur Genesung nach traumatischer Aphasie = z.B. Läsion der linken Hemisphäre = Kinder, die einesolche Verletzung vor 11. Lebensjahr haben, haben Chance zu 100%-iger Genesung- Lateralisierung => linke Hemisphäre = sprachl. Funktionen u. andere symbolische u. analytische Prozesse,rechte Hemisphäre = holistische Funktionen wie Kunstverständnis -> mit Pubertät abgeschlossen -> dann nichtmehr in der Lage Funktion der jew. anderen Hemisphäre zu übernehmen -> Spracherwerb hier Abschnitt derneuronalen Entwicklung -> daher: eigenständige kogn. Fähigkeit -> jedoch: neuere Befunde = Lateralisierungbereits zw. 2 und 5 Jahren abgeschlossen -> daher: altersbedingte Abnahme der Rehabilitationsmöglichk. nachAphasie widerlegt ! -> entscheidend scheint vielmehr die Erfahrung als das Alter !-> d.h. beruht auf Enkodierung u. Fähigkeit zur neuronalen Umstrukturierung-> wichtiges Bsp.: Genie: S. 307=> Spracherwerb als biologisch determinierter Entwicklungsabschnitt nicht bestätigt -> daher: fraglich, obSprache einzigartig unter kogn Fähigkeiten

- Sprachliche Universalien

=> CHROMSKY = Spracherwerb liegen bes. Mechanismen zugrunde -> es gibt sprachl. Universalien (=angeborenes Wissen) => diese begrenzen die möglichen Merkmale einer einer natürlichen Sprache und ihrerGrammatik -> hypothetische Sprachen daher nicht lernbar -> untersucht anhand v. künstlichen Sprachen ->fraglich aber: ob sprachl. o. kogn. Universalien !

- Die A-über-A-Beschränkung

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=> Bsp.:(1) Welche Frau traf John, die den Senator kennt ?(2) Welchen Senator traf John, die Frau die kennt ?=> Die ‘A-über-A-Beschränkung’ besagt, daß eine Transformation ein Nomen wie SENATOR nicht versetzenkann, wenn es in einer Wendung eingebettet ist, die ein anderes Nomen - wie FRAU - näher bestimmt

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Kapitel 12: Sprachverstehen

1. Gliederung des Sprachverstehens in drei Stufen:- Wahrnehmung = Überführung eines Schallereignisses in die Repräsentation v. Wörtern-(syntaktische) Analyse = ‘Parsing’ = überführt Wortrepräsentationen in Bedeutungsrepräsentationen- Verwendung = betrifft den Bereich, auf den der Hörer die Bedeutung der Mitteilung bezieht

2. d. Hörer analysiert einen Satz, indem er ihn in Phrasen o. Konstituenten zerlegt u. die Bedeutung jederKonstituente interpretiert -> Prozeß läßt sich modellhaft durch Produktionen darstellen, derenBedingungen Konstituentenmuster beschreiben u. deren Aktionen Bedeutungsinterpretationen imGedächtnis ablegen

3. manchmal analysieren Hörer Sätze, indem sie allein die Bedeutung der Wörter betrachten u. nicht diesyntaktische Information, die durch den Satz übermittelt wird

4. Hörer neigen dazu, bei mehrdeutigen Wendungen nur eine Bedeutungsvariante auszuwählen -> folglichmüssen sie die Wendung erneut analysieren, wenn nachfolgende Informationen zeigen, daß dieursprüngl. Wahl falsch war

5. Hörer kombinieren sowohl syntaktische als auch semantische Hinweise, um einen Satz zu interpretieren6. ein Teil des Verwendungsprozesses besteht darin, die Information im Satz auf Inhalte zu beziehen, die

sich bereits im Gedächtnis befinden -> Sprachen bieten verschied. syntaktische Möglichkeiten, umvorausgesetzte Informationen gegen behauptete Informationen abzusetzen -> vorausgesetzte Informationensind Inhalte, von denen der Sprecher annimmt, daß sie bereits im Gedächtnis des Hörers sind ->behauptete Informationen sind neue Inhalte, die der Sprecher auf die vorausgesetzten Inhalte beziehenmöchte

7. ‘linguistische Einheiten’ wie Textabschnitte werden nach best. Relationen hierarch. gegliedert ->Informationen, die in der Textstruktur auf höherer Ebene liegen, werden gewöhnlich besser erinnert alssolche, die sich in der Textstruktur weiter unten befinden -> Textverständnis hängt entscheidend von derFähigkeit des Rezipienten ab, die hierarchisch höherstehenden, den Text organisierenden Strukturen zuerkennen

8. Erwachsene werden in ihrer Lesefähigkeit normalerweise nicht durch physiologische o.wahrnehmungsbedingte Faktoren eingeschränkt, sondern durch Grenzen beim Sprachverstehen u. beimRegulieren des Lesetempos

- Einleitung

=> Schwierigkeit der KI-Forschung = Umgang m. Sprache beruht auf enormen Maß an wissen u. Intelligenz-> Sprachverstehen einfacher zu untersuchen als Sprachproduktion-> es geht um Aspekte des Sprachverstehens, die sowohl beim Hören als auch beim Lesen beteiligt sind ->Untersuchungen zu grundlegenden Verstehensprozessen können sich entweder auf gesprochenes o.geschriebenes Material beziehen

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- Stufen des Verstehensprozesses:1. wahrnehmungsbezogene Prozesse = akustische o. geschriebene Mitteilung wird ohne weitere Analyse

enkodiert2. strukturelle Analyse bzw. Parsing = Prozeß, durch den die Wörter einer Mitteilung in eine mentale

Repräsentation überführt werden -> stellt zusammengesetzte Bedeutung der Wörter dar-> s.u.3. Verwendung = Hörer/Leser benutzen die mentale Repräsentation der Satzbedeutung -> s.u.=> die 3 Stufen sind z.T. zeitlich geordnet -> können sich jedoch auch teilweise unterscheiden

- 2. Sufe: Die syntaktische Analyse (Parsing)-> Satzmuster:=> Sprache ist nach einer Reihe v. Regeln aufgebaut, die angeben, wie man aus einer jeweiligen Wortkettedie Bedeutung dieser Kette erschließen kann -> Möglichkeit unser Wissen über solche Regeln zurepräsentieren, besteht darin, sie als eine Serie v. Produktionen darzustellen-> Bedingung spezifiziert f. jede Produktion das Wortmuster -> Aktion baut im Gedächtnis die Bedeutung auf,die durch das Muster übermittelt wurde => ‘PARSINGPRODUKTIONEN’ -> Bsp. S. 315-> dabei: kann es aufgrund der großen Mengen an mögl. Mustern in keiner Sprache gelernte Muster für jedeinnerhalb dieser Sprache mögliche Satzstruktur geben !

- Die Verkettung v. Konstituenten

=> Menschen haben gelernt, Teilmuster o. Phrasen v. Sätzen zu verarbeiten u. zu kombinieren o. zu verketten -> Teilmuster entsprechen den Grundphrasen o. Grundeinheiten in d. Oberflächenstruktur eines Satzes =>werden KONSTITUENTEN genannt -> Bsp. S. 317-> wichtig dabei:1. Produktionen zur Sprachverarbeitung suchen nach typischerweise auftretenden Satzmustern o. Konstituenten

wie Nomen - Person - Verb - Objekt2. Produktionen bauen im Gedächtnis die semantischen Interpretationen dieser Muster auf3. Ein ganzer Satz wird durch die Verkettung mehrerer Produktionen verarbeitet, die Muster identifizieren=> Parsingproduktionen analysieren einen Satz also dadurch, daß sie den Ableitungsprozeß eines Satzes durchErsetzungsregeln umkehren, wobei sie die Bedeutung einer jeden Phrase interpretieren

- Zur psycholog. Realität der Konstituentenstruktur

=> Unters. GRAF & TORREY: S. 319 = zeigten, daß das Erkennen der Konstituentenstruktur für diezergliedernde Verarbeitung eines Satzes von Bedeutung ist-> Exp. v. JARVELLA: S. 320 = Ergebnisse spiegeln zwei Effekte wieder:(1) Vpn weisen höchste Erinnerungsleistung bei der letzten Hauptkonstituente auf -> bestätigt somit, daßVpn nur von der letzten Konstituente eine wörtliche Repräsentation speichern(2) Anstieg der Behaltensleistung an der Satzgrenze -> Effekt tritt vielleicht deshalb auf, weil die Personen fürjeden Satz eine andere Bedeutungsstruktur errichten u. nach Beendigung des Satzes die Zugriffsmöglichkeit aufdie Repräsentation seiner Bedeutung verlieren- weiteres Exp. v. CAPLAN: S. 321: Messung der Reaktionszeiten bestätigte die Ergebnisse

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- Die Verwendung syntaktischer Hinweise

=> d. Verwendung syntaktischer Hinweise wie Relativpronomina beschleunigt Verstehen eines Satzes ->Überprufung durch:- HAKES & FOSS: S. 322 = ‘Phonemüberwachung’ -> je schwieriger ein Satz (= durch Weglassen v.Relativpronomina), umso schwerer ist es für eine Vp best. Zielphonem zu entdecken-> Grund: Aufmerksamkeit -> bestätigt !

- Semantische Aspekte-> Semantische Muster:=> d. Hörer benutzt semantische Muster zur Satzerkennung- Unters. bei 2 - 3-jährigen Kindern: Nachspielen der Sätze ‘Die Katze jagt die Maus’ oder ‘Die Maus jagt dieKatze’ => in beiden Fällen wurde der erste Satz nachgespielt -> entspricht dem vorliegenden Wissen über Katzeu. Maus -> weitere Exp.: S. 323- FAZIT = wenn semantisches Prinzip mit einem syntaktischen in Konflikt steht, scheint das semantischePrinzip häufig die Interpretation des Satzes zu bestimmen

- Integration von Syntax und Semantik

=> Exp. zur Fortsetzung unvollständiger Sätze: S. 323 & zur Interpretation v. Wortketten=> es wurde deutlich, daß Hörer zur Interpretation eines Satzes syntaktische u. semantische Hinweisekombinieren -> jedoch kann sich die Bedeutung der Hinweise v. Sprache zu Sprache unterscheiden

- Mehrdeutigkeit

=> permanente Mehrdeutigkeit (z.B. John ging zu der Bank) vs. vorübergehende Mehrdeutigkeit (z.B. The oldtrain the young) -> weitere Bsp.: S. 325-> Mehrdeutigkeiten in natürlichen Sprachen erschweren Entwicklung v. Computerprogrammen- Mechanismen, mit denen Menschen Mehrdeutigkeiten bewältigen:• sie machen ausgiebig von kontextuellen Beschränkungen Gebrauch• Holzwegtheorie der Mehrdeutigkeit = es wird nur jew. eine Bedeutung in Betracht gezogen• Menschen berücksichtigen die Mehrdeutigkeit einer Komponente anscheinend nur während ihrer

Verarbeitung -> danach entscheiden sie sich f. eine best. Interpretation

- Lexikalische Mehrdeutigkeit

=> ‘lexikalische Entscheidungsaufgaben’ => Ergebnis: bei mehrdeutigen Wörtern sind zunächst für einenAugenblick beide Bedeutungen aktiviert -> der Kontext wirkt sich jedoch offensichtlich schnell aus u. zeigt diepassende Bedeutung auf

- 3. Stufe: Verwendung

=> Aufgabe besteht darin, neue Informationen auf alte zu beziehen -> Bsp.: S. 327-> Sätze bestehen meist aus alten u. neuen Infos -> sie müssen in das vorhandene Wissen eingebettet werden ->der Sprecher muß best. Infos voraussetzen, um neues behaupten zu können

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- Vorannahmen vs. Behauptungen

=> Vorannahmen (= vorausgestzte Informationsgehalte) & Behauptungen (= Infos, die Sprecher als neuansehen oder bes. betonen wollen)-> vorasugestzte Infos eher im Subjekt des Satzes enthalten & behauptete Infos eher im Prädikat-> Behauptungen sind akzentuiert- best. Artikel weisen eher auf vorausgestzte Infos hin & unbestimmte Artikel eher auf Behauptungen (= neueInfos)- Beispiele dazu: S. 329

- Belege für eine Unterscheidung zw. Vorannahmen u. Behauptung

=> Pragmatik = Zweig der Linguistik, der sich mit Informationen beschäftigt, die ein Satz über seinenBedeutungsgehalt hinaus im Hinblick auf seine Verwendungsmöglichk. vermittelt-> vorausgesetzte Inhalte = Hörer müssen ihr Gedächtnis nach Informationen absuchen, damit eine Verbindungzw. dem Satz u. früheren Wissensbeständen möglich wird-> Exp. dazu: S. 330 = HAVILAND & CLARK stellten fest, daß das Verstehen eines Satzpaares um eineZehntelsekunde länger dauerte, wenn kein Bezugswort vorkam -> Ergebnis bestätigte, daß das Verstehen dannbeeinträchtigt wird, wenn vorausgesetzte Infos für den Hörer/Leser nicht verfügbar sind- Unters. v. LOFTUS & ZANNI = demonstriert Wirkung v. Vorannahmen: S. 331:=> zeigten Vpn einen Film über einen Verkehrsunfall -> fragten dann:1. Sahen Sie einen zerbrochenen Scheinwerfer ?2. Sahe Sie den zerbrochenen Scheinwerfer ? (-> setzt Existenz eines zerbrochenen Scheinwerfers voraus !)=> obwohl kein zerbrochener Scheinwerfer vorkam, antworteten die Vpn auf zweite Frage öfter mit „Ja“-> weiteres Exp. v. HORNBY = S. 331 unten -> stellte häufiger Fehler der Vpn fest, wenn die vorausgesetzteInfo falsch war, als wenn sie nur nicht zutraf -> es scheint, daß Vpn sich oft nicht darum kümmern, dievorausgesetzte Info zu überprüfen, sondern nur das Behauptete betrachten

- Verneinungen

=> Negativsätze scheinen auf einer pos. Annahme zu beruhen u. dann das Gegenteil zu behaupten -> CLARK &CHASE: Beurteilung v. Negativsätzen: S. 333 = Ergebnisse:• wahrer Affirmativsatz: 1463 msek -> T (= Zeit)• falscher Affirmativsatz: 1722 msek -> T+M (= fehlende Übereinstimmung)• wahrer Negativsatz: 2028 msek -> T+M+N (= Verneinungszusatzzeit)• falscher Negativsatz: 1796 msek -> T+N=> Ergebnisse stimmten ungefähr m. modellgeleiteten Schätzwerten überein=> Befunde unterstützten Hypothese, daß Vpn aus Negativsätzen die Vorannahmen extrahieren u. mit dem Bildvergleichen

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- Problemlösen und Schlußfolgern

=> es darf nicht übersehen werden, daß Sprachverstehen z.T. auf nichtsprachlichen Fähigkeiten u.Wissensbeständen beruht -> so kann eine Person sprachlich durchaus gewandt sein u. doch am Verstehenscheitern u. sehr verständlicher Text kann Schwierigkeiten bereiten, wenn wir mit darin abgehandelten Themanicht vertraut sind

- Textstruktur

=> Auswirkungen der Struktur größerer Textabschnitte auf den Verwendungsprozeß -> Texte sind nachMustern aufgebaut -> zw. Sätzen können verschied. Relationen bestehen -> immer wiederkehrendeRelationstypen, die Texte zu größeren Textabschnitten verbinden: S. 335 unten: Antwort, Spezifizierung,Erklärung, Beweis, Reihenfolge, Ursache, Ziel, Aufzählung -> Bsp. zur Anwendung der Relationen: S. 336/337

- Textstruktur und Gedächtnis

=> psycholog. Bedeutsamkeit der Textstruktur durch ganze Reihe v. Unters. belegt-> z.B. THORNDYKE = konnte zeigen, daß ein Text schlechter im Gedächtnis behalten wird, wenn derTextaufbau dem widerspricht, was man seine natürliche Struktur nennen würde-> aber: Befunde sagen wenig darüber aus, wie oft Personen Strukturen im Text erkennen o. inwieweit dieAuffassungen von der Texstruktur intersubjektiv übereinstimmen-> MEYER et. al. fanden bei Vpn beträchtliche Unterschiede im Hinblick auf die Fähigkeit, die oberenStrukturebenen zu erkennen, die einen Text organisieren-> BARTLETT fand heraus, daß die Reproduktionsleistung mehr als verdoppelt werden konnte, indem manm. den Schülern übte, Strukturen der oberen Hierarchieebene zu erkennen u. anzuwenden

- Lesen

=> Lesen ist eine Form des Sprachverstehens -> Konsequenzen aus der Sprachverstehensforschung für denVorgang des Lesens-> während des Lesens führt Auge ‘sakkadische’ Bewegungen aus (= Springen von einer Position zur nächsten!) -> es erfolgt also Wechsel zw. Springen u. Innehalten -> Ruhen des Auges, um Infos einzulesen =FIXATION -> Anzahl v. Fixationen pro Zeile je nach Leser, Stoff u. Lesezweck zw. 2 u. mehr als 20 -> imNormalfall wachsen Anzahl u. Dauer der Fixationen m. zunehmender Schwierigkeit des Textes an -> imZusammenhang m. der Textschwierigkeit verändern sich drei Maße der Augenbewegung:1. Anzahl der Fixationen pro Zeile2. Dauer d. Fixation3. Anzahl der Rückwärtsbewegungen=> wenn alle diese Größen zunehmen, wird Lesegeschwindigkeit geringer -> langsame Leser unterscheiden sichvon schnellen auf allen Dimensionen-> interessant scheint Frage nach maximal möglicher Lesegeschwindigkeit -> Exp. Mc CONKIE & RAYNERdazu: S. 339 = computergestützte Versuchsanordnung -> nach ihren Befunden können Personen nur eineziemlich geringe Textmenge (20 Buchstaben, zehn auf jeder Seite des Fixationspunktes) gleichzeitig verarbeiten-> in weiteren Exp. bestätigt

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- Determinanten der Lesefertigkeit

=> pro Fixation können als 20 Zeichen eingelesen werden (ca. 3 Wörter) -> bei 4 Fixationen pro Sek. ergibtsich max. Leserate von 750 Wörtern pro Min.-> tatsächlich aber liegt Lesetempo eines Erwachsenen zw. 200 u. 400 Wörtern pro Min.->daher: unsere normalen Einschränkungen beim Lesen beruhen nicht auf physiolog. Faktoren -> vielmehrwird unser Lesetempo durch die Geschwindigkeit begrenzt, mit der wir Infos kogn. verarbeiten können (=also nicht sensorisch o. motorisch bedingt !)-> wichtigster Bestimmungsfaktor f. Lesetempo allgemein = Fähigkeiten des Sprachverstehens -> zunächst(b. Grundschulkindern) eher perzeptuelle Fähigkeiten (= Buchstabenerkennen) -> dann wennBuchstabenerkennung automatisch abläuft = allgem. sprachl. Fähigkeiten -> allgem. Faktoren desSprachverstehens erweisen sich als entscheidende Grenzen der Lesefertigkeit-> hohe Korrelation zw. ‘Lernen durch Lesen’ u. ‘Lernen durch Zuhören’ = Personen, die beim Lesen schlechteLerner waren, erreichten auch beim Zuhören schlechte Lernerfolge- auch hier wiederum: Lesefertigkeit kann am wirksamsten durch Verbesserung des Sprachverstehens erhähtwerden-> beim Lesen beteiligte Prozesse:• Wissen über allgem. syntaktische u. semantische Sprachmuster = Übertragung v. Wörtern in Bedeutung• Wissen über Unterscheidung zw. Vorannahmen u. Behauptungen• allgem. kogn. Fähigkeiten wie Schlußfolgern u. Problemlösen• Wissen über typische Textstrukturen

- Einübung im Kindesalter

=> Erfahrungen in der Kindheit für die Entwicklung der Lesefertigkeit entscheidend-> früh vie lesen u. Zuhören bringt jahrelange Vorteile -> Unters. DURKIN: S. 341-> wichtigster umweltbedingter Einflußfaktor = Lese- u. Schreibfähigkeiten der Eltern-> Fernsehen sollte auf keinen Fall Lesen u. Vorlesen ersetzen !

- Einflüsse von Kultur u. Dialekten

=> USA: ‘Black-English’ vs. ‘Standard-English’-> möglicherweise zeigen schwarze Schüler schlechtere Schulleistungen, da sie weniger Übung imStandardenglisch haben, die Schultexte aber ausnahmslos in Standardenglisch verfaßt sind u. somit v. schwarzenSchülern schlechter verstanden werden -> aber: Einfluß anderer Faktoren darf hier nicht vernachlässigt werden,z.B. soz. Konflikte !

- Anpassung des Lesetempos

=> Lesetempo wird während des Lesens eines Textes verändert -> je nachdem, wie schwer der Stoff ist u. m.welcher Absicht man liest -> es erfordert einige Übung, um zu lernen, wie man seinen Lesestil kontrolliert u.entsprech. korrigiert-> insges. wird langsamer gelesen als nötig ! -> Schnelllesetechniken:1. SCANNING = einzelne Infos aus viel umfangreicherem Text heraussuchen = überfliegen !2. SKIMMING = nicht alle Wötrer werden identifiziert -> Versuch, aus einem Text das Wesentliche

herauszuholen -> wichtig: Technik muß passend sein (z.B. ungünstig bei KV o.ä.)-> und: manche Infos können durch Vorwissen u. Erfahrung abgeleitet werden -> Texte müssen dann nicht mehrso genau gelesen werden, z.B. wenn der Stoff, den wir lesen unseren SCHEMATA entspricht

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- KAPITEL 13: Sprachproduktion

1. Sprachproduktion läßt sich in drei Stufen gliedern:(1) Konstruktion = Entscheidung darüber, welche Bedeutung mitgeteilt werden soll(2) Transformation = überführt d. Bedeutung in sprachl. Mitteilung(3) Exekution = Mitteilung wird schriftl. o- mündl. ausgeführt

2. 2 Stadien der KONSTRUKTION:’(1) Planung dessen, was gesagt werden soll, z.B. Bestimmung der Reihenfolge, in der d. informat. übermitteltwird(2) Planung, wie es gesagt werden soll

3. wenn Sprecher planen, wie sie eine Mitteilung äußern, müssen sie sich überlegen, was sie bei ihren Hörernvoraussetzen können -> dann können sie die beabsichtigte Mitteilung behaupten -> erfolgreicherKommunikationsablauf erfordert, daß sich Sprecher an Konversationsmaximen halten u. daß Hörer m.diesen Maximen umgehen können

4. TRANSFORMATION = Sätze werden in Form von Phrasenstruktureinheiten erzeugt -> Erzeugungsprozeßkann durch Produktionen nachgebildet werden, in deren Bedingung Teile der Bedeutungsstrukturspezifiziert u. in deren Aktionsteil sprachl. Strukturen hervorgebracht werden

5. Prozeß des Schreibens -> 3 Phasen:(1) Iddenproduktion, (2) Textaufbau & (3) Überarbeitung -> Hauptproblem dabei: Koordination mehrererAnforderungen bei der Informationsverarbeitung

6. Phase der IDEENPRODUKTION = Typ des Problemlösens -> gliedert sich in eigentl. Ideenproduktion u.anschließende Bewertung der Ideen

- Phase der Sprachproduktion

=> 3 Phasen der Sprachproduktion:1. KONSTRUKTION = Bedeutung, die mitgeteilt werden soll, wird in Übereinstimmung mit den jew. Zielen

aufgebaut2. TRANSFORMATION = syntaktische Regeln werden angewandt, um die Bedeutung in eine sprachl.

Mitteilung zu überführen3. EXEKUTION = Mitteilung wird physisch (durch Sprechen o. Schreiben) ausgeführt=> spätere Phase kann erst beginnen, wenn vorangehende bereits läuft, aber ein Schritt muß nicht unbedingtabgeschlossen sein, bevor der nächste anfängt -> hauptsächlich zu behandeln sind KONSTRUKTION &TRANSFORMATION, da hier mentale Prozesse auf höherer Ebene beteiligt sind -> Ähnlichkeiten bestehen zw.d. Verwendung syntaktischer Muster im Verlauf der Sprachproduktion zur TRANSFORMATION u. währenddes Verstehens beim PARSING -> sind jedoch nicht identisch ! -> auch zw. KONSTRUKTION u. VERWEN-DUNG bestehen Ähnlichkeiten (z.B. Unterscheidung zw. Vorannahme u. Behauptung) u. Unterschiede (z.B. zw.Motiven u. Zielen -> Frage - Antwort-Prozeß)-> Fazit: Verstehen u. Produktion überschneiden sich -> jedoch bisher keine detaillierten Untersuchungen überd. Zusammenhänge der beiden Prozesse

- Konstuktion-> Entscheiden, was man sagt=> Sprachproduktion im wesentlichen ‘zielgerichtete Tätigkeit’ -> ‘sprachbezogene Ziele’ (-> Beispiele S.351) = sehr unterschiedlich -> je schwerer erreichbar, desto wichtiger Prozesse des Problemlösens u.Schlußfolgerns f. d. Phase d. KONSTRUKTION

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-> 2 Teilphasen der KONSTRUKTION:(1) Entscheidung, welche Grundinhalte geäußert werden sollen(2) Entscheidung, wie diese Inhalte aufgebaut u. ausgestaltet werden sollen=> erster Prozeß ist komplizierter u. man weiß weniger darüber -> Bsp.: S. 352 = erster Teilprozeß ist z.B.bezügl. der Beantwortung einer Frage auch vom Fragenden abhängig

- Linearisierung des Denkens

=> Sprache verläuft linear, während die Gedanken, nicht immer linear strukturiert sind-> b. der Beschreibung v. Ereignissen wählen Menschen oft eine zeitliche Anordnung der Beschreibung, z.B.Bericht über ein Fußballspiel: S. 352-> anders bei Beschreibungen, die keine zeitl. Struktur haben, z.B. Beschreibung der Wohnung => Unters.LINDE & LABOV = Vpn führten den Hörer (im Geiste) durch die Wohnung = räuml. Struktur wird in ‘lineareStruktur’ umgewandelt-> LEVELT = Beschreibung v. Netzwerken: S. 353 = zeigte ebenfalls, welchen starken Einfluß dieLinearisierung auf die Sprechplanung hat -> Menschen versuchen nicht-lineare Strukturen zu linearisieren

- Vorannahmen vs. Behauptungen

=> hat d. Sprecher festgelegt, was er sagen will, ist die Frage, wie er vorgeht, um d. Sachverhalte alsMitteilung zu strukturieren -> dabei: muß der Sprecher zunächst einmal diagnostizieren, was der Hörer weiß u.eine dementsprechende Wortwahl treffen -> d.h. der Sprecher muß entscheiden, was er beim Hörervoraussetzen kann, wenn er die gewünschte Aussage mitteilen will (= Ursprung der Unterscheidung zw.Vorannahme u. Behauptung)

- Konversationsmaximen

- Kooperationsprinzip (GRICE) = Sprecher u. Hörer müssen kooperieren, wenn ihre Kommunikationerfolgreich verlaufen soll (-> Bsp. für Verstoß: S. 354) -> Sprecher muß dabei mind. 4 Konversationsmaximeneinhalten, um nicht geg. Kooperationsprinzip zu verstoßen:1. Quantitätsmaxime = ‘Sei so informativ wie erforderlich, aber nicht informativer als nötig !’2. Qualitätsmaxime = ‘Sei wahrhaftig !’3. Relevanzmaxime = ‘Sage nur, was für das Gespräch wesentlich ist !’4. Ausdrucksmaxime = ‘Sei deutlich !’ (= Verständlichkeit)=> Quantitätsmaxime scheint größten Einfluß auf Verlauf einer Unterhaltung zu haben- Unters. OLSON: S. 356 unten = zeigte auch, daß sprachleitendes Prinzip anscheinend EINFACHHEIT: ‘Sagenur so viel, wie nötig ist, um dein Kommunikationsziel zu erreichen’

- Transformation-> Die Konstituentenstruktur bei der Produktion:=> Befundlage läßt vermuten, daß Sprecher Sprache phrasen- o. konstituentenweise produzieren, genausowie Hörer konstituentenweise verstehen (d.h. Generierung aus Teilmustern bzw. Grundeinheiten eines Satzes) ->Begründung = häufiges Innehalten zw. Konstituenten

- Das Produktionssystem zu Spracherzeugung

=> Darstellung: S. 357 unten (-> ähnlich den Produktionssystemen zum Verstehen)-> die Prozesse, die bei der Sprachproduktion ablaufen, werden ebenso wie beim Sprachverstehen über dieOberflächenstruktur eines Satzes definiert

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- Weitere Anhaltspunkte für die Konstituentenstruktur

=> Verstehensproduktionen überführen Konstituentenmuster in Bedeutungspräsentationen &Erzeugungsproduktionen zerlegen Bedeutungspräsentationen in Konstituenten -> wobei: Reihenfolge umgekehrt! -> daher: ist Verstehen nicht einfach die Umkehrung der Sprachproduktion !-> sprachl. Fehler geben Anhaltspunte für die psycholog. Realität der Konstituenten als Haupteinheitender Sprachproduktion -> Bsp. zu sprachl. Fehlern (= zur Verbesserung werden häufig ganze Konstituentenwiederholt bzw. korrigiert) u. sog, ‘Spoonerismen’ (nach SPOONER): S. 360-> andere Form sprachl. Irrtümer, die mit dem Konstituentenmodell in Einklang steht = ‘gestrandete Morpheme’(Morpheme = kleinste bedeutungstragende Einheit) -> z.B. ‘Das Gedicht ist nicht zur Verfassung veröffentlicht’oder: ‘Sie hat schon zwei Packen eingehost’ => interessant hierbei = Fehlertyp tritt innerhalb der Grenzen einerKonstituente auf u. es werden immer Inhaltsmorpheme (= Lexeme) ausgetauscht -> nicht Funktionsmorpheme

- Die Beziehung zw. KONSTRUKTION und TRANSFORMATION

=> bisherige Beschreibung d. Sprachproduktion = Sprecher planen zuerst die Bedeutung vollständig undtransformieren sie dann in sprachl. Form -> aber: in Gesprächen kann man beobachten, daß KONSTRUKTION& TRANSFORMATION parallel ablaufen u. einander entgegenwirken -> Verarbeitungszeit muß zw. beidenProzessen aufgeteilt werden -> daher: in dem Maße, in dem für die KONSTRUKTION (das Planen) zusätzl.Kapazität beansprucht wird (wie z.B. beim Formulieren v. Erklärungen), leidet die Qualität der Überführung indie Sprache (= TRANSFORMATION)

- Schreiben

=> zwei Grundannahmen:1. beim Schreiben kommen dieselben Grundprozesse zum Tragen, die auch beim Sprechen beteiligt sind ->

Unters. GOULD = hohe Korrelat. zw. Schreiben, Diktieren u. Sprechen f. d. Qualität des Sprachaufbaus =‘Menschen, die gut sprechen können, können meist auch gut schreiben !’

2. Grundproblem beim Schreiben besteht darin, die Anforderungen einer multiplen, unabhängigenInformationsverarbeitung zu koordinieren, die für guten Stil nötig ist = ‘Koordinationsproblem’

- 3 Phasen beim Schreiben

1. Ideenproduktion/Vor-Schriftlichkeit = der Schreibende legt fest, was er aussagen will -> Phase erfordert diemeiste Kreativität -> wobei: Ideenproduktion als zielgerichteter Problemlöseprozeß angesehen werdensoll -> mögl. Problemlösetechniken z.B. Rückwärtssuche v. Hauptziel zu Teilzielen m. Mittel-Ziel-Analyseo. Verwendung v. Analogien-> Unters. zur Ideenproduktion v. ANDERSON = ‘Finde-und-Bewerte-Modell’ -> zentrale Frage:Verhältnis zw. Quantität (= wie viele Ideen werden produziert ?) u. Qualität (= wie tauglich sind diese Ideen?) -> ‘Brainstorming’ z.B. betont ungehemmte Ideenproduktion = rentiert sich insofern, als es absolutgesehen mehr Bestlösungen erzeugt -> gängige Empfehlungen zur Ideenproduktion beim Schreibenempfehlen daher zunächst Brainstorming u. dann Bewertung

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2. das Schreiben = Produktion des Textes -> wie Ideenproduktion möglichst ungehemmt !3. Überarbeitung/Nachbereitung = Neufassen des Textes, um ihn wirkungsvoller u. brauchbarer zu machen ->

mögl. Maxime = spätere Fassung sollte kürzer sein als Erstfassung -> weniger gute Ideen sollten gestrichenwerden -> im weiteren sollte d. ‘hierarch. Gliederung’ überprüft werden u. ggffls. geändert werden ->Verbindungen zw. Bedeutungen müssen u.U. verdeutlicht werden -> Stil, Grammatik u. Rechtschreibungsollten überprüft werden-> entscheidend ist: Überwindung der ‘egozentrischen Perspektive’, d.h. Text sollte so wahrg. werden, wieein Fremder ihn wahrnehmen würde -> hilfreich: Übung, Zeitabstand zw. Erstfassung u. Überprüfung,jemand Anderen Text lesen lassen etc. (S. 370/371)

-> vergleichbar m. Konstruktion & Transformation bei d. Spracherzeugung, während die Exekution dem phys.Prozeß entspricht, mit dem der Text erzeugt wird-> zw. den Phasen kann gewechselt werden -> Hauptaspekt des Koordinationsproblems besteht darin, die dreiStufen in geeigneter Weise zu verbinden

- Textaufbau

=> 2 gegensätzliche Modelle:- Modell 1 = d. Schreibende produziert zuerst Ideen, wobei er den zu schreibenden Text in Umrissen skizziertu. dann in einem ersten Entwurf ausführt- Modell 2 = d. Schreibende setzt die Erstfassung auf, sowie ihm etwas einfällt=> günstig ist eine Art Kompromiß zw. beiden Modellen zu finden -> sozusagen ungehinderter Wechsel zw.beiden Modellen- grundlegend: ‘Sei dir beim Schreiben immer über deine Ziele u. die Mittel bewußt, mit denen du sie errreichenkannst !’

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Kapitel 14: Kognitive Entwicklung

1. PIAGET = einem Kind fehlen, wenn es auf die Welt kommt die meisten grundlegenden kogn.Kompetenzen -> es durchläuft eine Reihe von Stufen, in deren Verlauf es immer adäquatere Grundlagenausbildet, auf denen es die Welt repräsentiert u. Überlegungen über sie einstellt

2. Präoperationale Phase: 2. - 7. Lebensjahr = am Ende dieser Phase verfügt ein Kind über Schemata, die esihm erlauben in angemessener Weise über die physikal. Welt nachzudenken

3. kogn. Entwicklung nach dem 2. Lebensjahr hängt größtenteils damit zusammen, daß das erforderlicheWissen erworben wird, u. beruht nicht auf einer Verbesserung der grundlegenden mentalen Fähigkeiten

4. Kinder verbessern ihr Gedächtnis, indem sie bessere Kodierungs- u. Memorierungsstrategien entwickeln -> außerdem erwerben sie mehr Wissen, das für die Elaboration u. das Chunken der Informat., die erinnertwerden soll, relevant ist

5. häufig hängt kogn. Entwicklung davon ab, daß Kinder lernen, Wissen so zu repräsentieren, daß effizienteu. effektive mentale Prozesse darauf angewandt werden

6. jüngeren Kindern bereitet es - bes. in ungewohnten Bereichen - Schwierigkeiten, Teilziele aufzustellen,die beim Lösen eines Problemes eine Rolle spielen, und sie im Gedächtnis zu behalten

7. d. Entwicklung, die Kinder bei vielen Aufgaben durchmachen, kann im Modell dargestellt werden, indemman angemessenere Produktionsregeln f. d. Durchführung der Aufgabe hinzufügt

8. best. entwicklungsbedingte Verbesserungen lassen sich erklären, wenn man annnimmt, daß das Kind seineFähigkeit verbessert, relevante Informat. im Arbeitsgedächtnis zu speichern

- Einleitung

=> großer Teil unserer neuronalen Entwicklung wurde auf die Zeit nach unserer Geburt verlegt, da sich dermenschl. Geburtskanal bis zu seiner äußersten Grenze hin ausgedehnt hat -> Kindheit dauert beim Menschensehr lange -> neuronale Entwicklung ist schon mit dem 5. Lebensjahr beendet, während d. Mensch erst ca. m.15 Jahren geschlechtsreif ist -> Grund: Kindheit als Lehrzeit für das Erwachsenenalter- Schwierigkeit = Unters. der kogn. Fähigkeiten bei Kindern unter drei Jahren -> daher: sind gerade dieinteressanten Phasen nur schwer zu untersuchen -> entwicklungspsycholog. Forschung stark v. PIAGET geprägt-> v. neueren Forschungsansätzen rekonstruiert u. korrigiert

- Die Entwicklungsstufen nach PIAGET

=> PIAGET unterscheidet 4 wichtige Stufen:

1. sensumotorische Stufe = umfaßt die ersten beiden Lebensjahre -> Kinder entwickeln Schemata über diephysikal. Welt, z.B. die Vorstellung von einem Objekt als einem beständigen Gegenstand in der Welt

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2. präoperationale Stufe = zw. 2. - 7. Lebensjahr -> Kind ist zu internalem Denken über die Welt fähig ->mentale Prozesse sind jedoch intuitiv -> es fehlt ihnen die Systematik

3. konkret-operationale Stufe = zw. 7. - 11. Lebensjahr -> Kinder entwickeln eine Reihe mentaler Operationen,die es ihnen ermöglichen, sich auf systematische Art u. Weise m. der Welt auseinanderzusetzen -> erheblicheEinschränkungen jedoch bezügl. der Fähigkeit zum abstrakten Denken

4. formal-operationale Stufe = 11. - 15. Lebensjahr -> erstmaliges Auftauchen der Fähigkeit zum abstraktenDenken -> hat das Kind diese Stufe durchlaufen, so ist es hinsichtl. seiner kogn. Entwicklung einErwachsener u. zum schlußfolgernden, wissenschaftl. Denken fähig

=> wichtig: es gibt erhebliche Unterschiede zw. einzelnen Kindern u. verschied. Kulturen -> Altersangabensind nur grobe Anhaltspunkte -> die Übergänge sind niemals sprunghaft, sondern Entwicklung verläuftstetig -> daher: wurden die Stufen in kleinere Teilstufen aufgegliedert-> im weiteren: führte PIAGET Analysen d. Leistungen v. Kindern unterschiedl. Alters bei spezif. Aufgabendurch = empir. Material zur Untermauerung der Stufen im Stufenkonzept

- Versteckte Objekte

=> PIAGET = Konzept der ‘Objektpermanenz’ entwickelt im ersten Lebensjahr -> entwickelt sich langsam-> Beispiele: S. 376 = wird ein Objekt, nach dem ein Säugling greift, verdeckt, so hört dieser auf danach zugreifen ! -> d. Objekt hört für ihn auf zu existieren

- Invarianz

=> Menge = etwas, das über verschied. Transformationen hinweg invariant (erhalten) bleibt-> Bspiele f. Invarianzaufgaben: S. 377 = Kind scheint nicht zu wissen, daß eine Menge etwas ist, das überverschied. Transformationen hinweg - z.B. eine räuml. Verdichtung - gleich bleibt -> mangelndeInvarianzleistung = Kind läßt sich von irrelevanten physikal. Merkmalen in der Anordnung ablenken ->vergl. Wasser: Becherglas vs. Meßzylinder: S. 378 = f. Kind ist äußere Erscheinung entscheidend-> erfolgreiche Invarianzleistung tritt für Mengenvarianz b. festen Objekten früher auf als f. Invarianz b.Flüssigkeiten

- Transitives Denken

=> f. Kinder ist es schwierig, Objekte in eine lineare Ordnung zu bringen -> Beispiele: S. 378/379 -> z.B.ordenen v. Holzstäbchen nach ihrer Größe gelingt Kindern nicht -> nach PIAGET ist diese Seriationsaufgabewichtig, weil sich darin grundlegende Probleme des Logischen Denkens wiederspiegeln

- Die Waagebalkenaufgabe

=> Bsp. siehe S. 379:-> 5-Jährige = präoperationale Stufe = zeigen wenig o. gar kein systemat. Verständnis-> 10-Jährige = konkret-operationale Stufe = verstehen qualitative, nicht aber quantitative Beziehungen-> 15-Jährige = formal-operationale Phase = verstehen qualitative u. quantitative Zusammenhänge u. verfügenüber gew. Verständnis v. relevanten theoret. Konstrukten

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- Was entwickelt sich ?

=> Erklärungsstrategien dafür, daß Kinder einige Aufgaben besser lösen, wenn sie älter werden: Kinderdenken besser (= ihre grundlegenden kogn. Fähigkeiten Prozesse verbessern sich-> Speicherung v. mehr Infos im Arbeitsgedächtnis u. leichterer Abruf d. Infos) und wissen mehr (= Kinderlernen immer mehr Fakten u. Methoden -> effizientere Erfüllung v. Aufgaben)=> beide Faktoren scheinen eine Rolle zu spielen -> wobei: Verhältnis unklar- Exp.: CHI: S. 380 = verglich Gedächtnisleistungen Zehnjähriger u. Erwachsener b. zwei Aufgaben:Gedächtnisspanne f. Ziffern u. Gedächtnisaufgabe zum Schach => d. Zehnjährigen waren durchweg geübteSchachspieler u. d. Erwachsenen Schachanfänger -> ERGEBNIS: erwartungsgemäß = Kinder besser b.Schachaufgabe, Erwachsene besser b. Ziffern- FAZIT = Kinder sind aufgrund ihres Wissensmangels universell Anfänger u. werden erst durchErfahrung so sachkundig wie Erwachsene

- Gedächtnis

=> Untersuchungen dazu: S. 381/382-> FAZIT: Die Gedächtnisleistungen von Kindern steigern sich m. zunehmendem Alter-> Gründe:• Kinder lernen die richtigen Behaltensstrategien u. üben diese Strategien, bis sie sie effektiv anwenden

können• Kinder erwerben mehr Wissen, das für die Elaboration u. das Chunken der Informationen, die sie behalten

sollen, relevant ist

- Wissenspräsentation

=> Wissen wird mit zunehmendem Alter so repräsentiert, daß effektivere mentale Prozesse daraufanwendbar sind- Hypothese: jüngere Kinder beziehen sich stärker auf wahrnehmungsmäßige Repräsentationen ->Erwachsenen gehen eher v. bedeutungsmäßigen Repräsentationen aus (= sind häufig effektiver -> s.v.) ->Unters. dazu: KOSSLYN: S. 382 -> Ergebnisse unterstützen Hypothese -> jedoch unklar: warum Kinder eherbildhafte Repräsentationen benutzen -> Möglichkeit = Kinder hatten einfach noch keine Gelegenheit, einebedeutungsmäßige Repräsentation zu bilden, obwohl sie durchaus dazu in der Lege wären

- Problemlösen

=> Unters.: KLAHR: S. 383 = ‘Turm-von-Hanoi-Problem’ => f. jüngere Kinder jedoch andere Anordnung: S.384 => Ergebnisse:-> Vierjährige: einfaches Umstecken = durchschnittl. 2,5 Züge-> Fünfjährige: 1 Dose aus dem Weg räumen = durchschnittl. 3, 8 Züge-> Sechsjährige: mehrere Dosen aus dem Weg räumen = durchschnittl. 5,6 Züge=> entwicklungsbedingte Steigerung der Problemlösefähigkeit -> KLAHR & ROBINSON = Kinder eignensich nach u. nach strategische Grundzüge an, die zum Lösen der Aufgabe benötigt werden -> Teilziele, wie eineDose aus dem Weg zu räumen, können Kinder anscheinend erst im Alter v. 5 Jahren bewältigen -> mehrereTeilziele erst m. 6 Jahren -> jedoch:=> entwicklungspsycholog. wichtigster Trend liegt wahrscheinlich nicht bei der Fähigkeit zum Problemlösen perse, sondern b. der Repräsentationsfähigkeit -> Kinder besitzen zwar schon sehr früh d. Fähigkeit, mitTeilzielen umzugehen (schon ca. m. 1,5 J.), aber sie können d. Fähigkeit z.B. beim ‘Turm-von-Hanoi’ nichtanwenden, weil sie es nicht angemessen repräsentieren können

- Analyse der Informationsverarbeitung bei PIAGET’s Aufgaben

- Versteckte Objekte=> neuere Erklärung für nicht vorhandene ‘Objektpermanenz’ = Erinnerungs- oder Kodierungsfehler =Kind vergißt Bewegung v. A nach B -> SOPHIAN fand Belege dafür, indem sie Kinder auf die Bewegung v. Anach B trainierte, also die Wahrsch. f. d. Erinnerung steigerte -> Kinder zeigten bessere Leistung ! -> weitererBeleg: S. 386 oben-> demnach = vieles, was PIAGET als fundamentale konzeptuelle Veränderung im Verständnis der Weltbetrachtete = lediglich Verbesserung des Gedächtnisses ?

- Transitives Schließen

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=> ebenfalls scheint Schwierigkeit beim transitiven Schließen darauf zu beruhen, daß es Kindern nicht gelingt,die paarweisen Beziehungen im Gedächtnis zu behalten (-> vergl. vorne: Holzstäbe in Reihenfolge bringen !) ->Unters. BRYANT & TRABASSO: S. 386-> RILEY & TRABASSO: S. 386 = zeigten ebenfalls, daß die Art, wie Kinder die Informationen in einerAufgabenstellung repräsentieren, ein entscheidender Faktor beim Problemlösen ist -> sie trainierten d. Kinderpaarweise Beziehungen im Gedächtnis zu behalten

- Invarianz=> Leistungen b. Invarianzaufgaben = Produktionsregeln, über die ein Kind verfügt -> KLAHR & WALLACE:S. 387 = Entwicklung der INVARIANZ hängt davon ab, daß ein Kind beobachtet, was m. der Anzahl v.Objekten einzelner Reihen geschieht, wenn man sie verschied. Transformationen unterzieht -> also: kogn.Entwicklung kann in Grundzügen dadurch simuliert werden, daß einem bestehenden Regelsystem neueProduktionen hinzugefügt werden

- Waagenbalkenaufgabe=> SIEGLER = ähnliche Analyse f. ‘Waagebalkenaufgabe’ -> jedoch: statt Produktionssystem benutzte erEntscheidungsbäume -> seine Regelsysteme konnten Vh einzelner Kinder sehr genau nachbilden -> es zeigtesich erneut, daß es für die kogn. Entwicklung entscheidend ist, sich die richtigen Repräsentationenanzueignen -> kogn Schritte hier ebenfalls Zuwachs an Produktionen !

- Theorien zur Gedächtniskapazität

=> bisherige Belege sprechen dafür, daß die kogn. Entwicklung v. Kindern überwiegend auf Zuwachs anWissen u. nicht auf Verbesserung der kogn. Fähigkeiten beruht -> trotzdem: sprechen einigeInformationsverarbeitungsanalysen dafür, daß auch verbesserte kogn. Kapazitäten eine Rolle spielen=> CASE & PASCUAL-LEONE = Entwicklungsmodell, das eine anwachsende Kapazität desArbeitsspeichers als Schlüssel zur Entwicklungssequenz annimmt -> Grundüberlegung: ‘fortgeschrittenekogn. Leistungen setzen voraus, mehr Informat. im Arbeitsspeicher des Gedächtnisses unterbringen zu können’ -> Bsp. Saftaufgabe v. NOELTING: S. 390 -> nach Meinung v. CASE werden die Entwicklungssequenzen beimLösen dieser Aufgabe v. d. Kapazität des Arbeitsspeichers gesteuert, die den Kindern f. d. Bearbeitung zurVerfügung steht -> KRITIK = Schwierigkeit der zahlenmäßigen Bestimmung d. Anforderungen an dasArbeitsgedächtnis -> und: in letzter Zeit vertrat auch CASE die Auffassung, daß Veränderungen in derRepräsentation die kogn. Entwicklung möglicherweise als maßgeblicher Faktor bestimmen

- Die Entwicklung von Subtraktionsfertigkeiten

=> ‘mathematisches Verständnis’ = abhängig v. entwicklungsbedingtem Fortschritt -> sehr langerEntwicklungsprozeß m. beträchtlicher Variationsbreite-> PIAGET = Versuch ges. Entwicklung zu charakterisieren -> dagegen: moderne Forschung im Rahmen desInformationsverarbeitungsansatzes = konzentriert sich auf ganz best. Aspekte, z.B. Entwicklung v.Subtraktionsfertigkeiten-> BROWN & BURTON = Mehrzahl der Fehler die Schüler machen sind keine Flüchtigkeitsfehler, sondernsystemat. Fehler in der Subtraktionsprozedur, die sie anwenden (-> in diesem Fall können Drill u. Übung Fehlernoch verstärken !) -> notwendig = spezif. Hinweise, um systemat. fehler zu korrigieren-> Subtraktionsferigkeiten können - wie andere Fertigkeiten auch durch - durch Produktionssystememodellhaft nachgebildet werden -> Verbesserung bzw. Entwicklung = Ersetzen v. weniger angemessenenProduktionen durch angemessenere !

- Die Ursachen der systemat. Fehler beim Subtrahieren

=> Kindern gelingt es manchmal nicht, die ges. Prozedur zu lernen -> infolgedessen fehlen einige entscheidendeProduktionsregeln -> Fehler können resultieren, wenn das Kind fehlende Schritte in einer Prozedur auszufüllenversucht -> die ergänzten Produktionsregeln können aber falsch sein -> wichtig: Erkennen solcher falschenReperaturversuche !

(ANDERSON: ‘Kognitive Psychologie’: N. Klein)