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ANIMAL-AIDED DESIGN IM WOHNUMFELD Einbeziehung der Bedürfnisse von Tierarten in die Planung und Gestaltung städtischer Freiräume

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4 VORWORT Prof. Dr. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz

Biologische Vielfalt geht einher mit zahlreichen po-sitiven Effekten für die Lebensqualität, das Natur-erleben und die Anpassung an den Klimawandel im urbanen Raum. Es gibt somit gute Gründe sowie zahlreiche Möglichkeiten, Naturschutz aspekte nicht nur auf übergeordneter Ebene in die Stad-tentwicklung, sondern auch in die Planung und die Gestaltung von Wohnumfeld und Gebäuden zu in-tegrieren. Während die Integration botanischer Vielfalt in die Freiraumgestaltung mittlerweile recht gut gelingt, liegen zur Planung für eine vielfäl-tige Tierwelt im urbanen Raum bisher nur wenige Praxisbeispiele vor. Die bestehenden Potenziale könnten – häufig mit geringem Aufwand – noch deutlich besser ausgeschöpft werden. Diese Lücke möchte Animal- Aided Design füllen.

Das Konzept Animal-Aided Design zeigt in einem interdisziplinären Ansatz von Ökologie, Zoo-logie, Architektur, Landschaftsarchitektur und Planung, wie konkrete Maßnahmen zum Schutz und zur Entwicklung der urbanen biologischen Vielfalt im Wohnumfeld ökologisch sinnvoll und in ästhetisch ansprechender Form gelingen kön-nen. Damit entstehen zugleich neue Kooperatio-nen, nicht nur mit Akteuren aus der Landschafts-architektur und Grünplanung, sondern auch der Wohnungswirtschaft und der Architektur. So können wichtige neue Zielgruppen mit großem Wirkungsbereich und Flächenverantwortung im Siedlungsbereich erreicht werden.

Unterstützung erhält dieses Konzept ebenfalls durch Strategien des Bundes: Die Nationale Strategie für biologische Vielfalt nennt als Ziel für den Siedlungsbereich unter anderem die Erweiterung der Lebensräume für siedlungs-typische Tier- und Pflanzenarten. Mit dem Master plan Stadtnatur beabsichtigt die Bundes-regierung, die Artenvielfalt in unseren Städten zu erhalten und zu erhöhen. Dieser intendiert zudem die Umsetzung des Weißbuchs Stadt-grün. Mit den jährlichen Verwaltungsvereinba-rungen zur Städtebauförderung erkennen Bund und Länder seit 2015 an, dass die mit Mitteln der Städtebauförderung umgesetzten Grün- und Freiräume der biologischen Vielfalt Rechnung tragen sollen.

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Dabei nimmt der von der Technischen Universität München und der Universität Kassel entwickelte Ansatz des Animal-Aided Design nicht nur die ge-stalteten Außenanlagen von Wohnquartieren für Vögel, Insekten und Kleinsäuger in den Blick. Auch an Gebäuden selbst können Quartiere und Nisthil-fen für Vögel und Fledermäuse geschaffen werden etwa durch die Integration von Nisthilfen für Mau-ersegler in die Fassaden. Zusätzlich können blü-hende und nektarreiche Pflanzungen für Schmet-terlinge gestaltet und schützende Gehölze für Sperlinge und andere Vogelarten angelegt werden. Denn für gute Lebensbedingungen von Tieren wird beides benötigt: geeignete Quartiere und ausrei-chende Nahrungsangebote. Nur dann können sich Tiere auf Dauer in einem Wohnquartier etablieren.

Die Broschüre enthält zahlreiche Beispiele für den Neubau und die Sanierung von Wohnanlagen. Die Gestaltungsentwürfe sind während der Vorunter-suchung des Entwicklungs- und Erprobungsvor-habens »Animal-Aided Design im Wohnumfeld« in enger Zusammenarbeit mit Wohnungsunterneh-men entstanden. Sie zeigen anschaulich, wie funk-tionale und ansprechend gestaltete Grünräume für die Menschen aussehen können und gleichzei-tig die Artenvielfalt gefördert werden kann. Von einem solchen Wohnumfeld profitieren letztlich die Bewohnerinnen und Bewohner, die tagtäglich vor der Haustür oder auch nur beim Blick aus dem Fenster Natur erfahren.

Den kooperierenden Wohnungsunternehmen möchte ich an dieser Stelle für Ihre Zusammenar-beit danken. Ebenso dem Forschungsteam der Uni-versität München und der Universität Kassel sowie allen, die am Projekt beratend mitgewirkt haben.

Mit der vorliegenden Broschüre möchten wir die Idee des Animal-Aided Design weiter verbreiten. Sie richtet sich sowohl an Wohnungsbauunterneh-men und -genossenschaften, als auch an kommu-nale Fachämter, die für das Bauen und die Umwelt-, Landschafts-, Freiraum- und Grünplanung zustän-dig sind. Damit möchten wir Sie in Ihren Bemü-hungen unterstützen, artenreiche Lebensräume in Städten und Gemeinden nachhaltig zu planen, zu entwickeln und zu sichern – für Mensch und Natur.

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6 EINLEITUNG

In unseren Städten werden Grün- und Freiräume, die dem Menschen als Orte der Erholung und Gesel-ligkeit dienen, aufgrund der zunehmenden baulichen Verdichtung immer knapper. Pflanzen und Tiere spielen als Stadtnatur für die Qualität dieser Räume und Orte eine wichtige Rolle. Viele Städte suchen nach Strategien, dem Verlust der Stadtnatur entge-gen zu wirken und die städtische grüne Infrastruk-tur zu sichern und zu entwickeln. Mit Animal- Aided Design soll eine Methode zur Verfügung gestellt werden, die eine integrierte Betrachtung von Woh-nungsbau und Naturschutz ermöglicht und diese häufig als konträr betrachteten Belange verbindet.

URBANE BIODIVERSITÄT

In unseren Städten leben viele Wildtiere, die diese zur Nahrungssuche, zum Aufenthalt und zur Re-produktion nutzen. So leben in Berlin mehr als 17.000 Insekten-, 180 Brutvogel- und 59 Säuge-tierarten.1

1. Naturbarometer Berlin 2015: S. 14,

https://www.berlin.de/senuvk/natur_

gruen/biologische_vielfalt/download/

naturbarometer_berlin.pdf

Die Gründe für diesen Reichtum an Wildtieren sind vielfältig: einerseits bieten Städte vielen Wildtieren durch das große Nahrungsange-bot, das wärmere Klima sowie durch klein struk-turierte und vielfältig begrünte Flächen geeignete Lebensstätten und deshalb wandern die Wildtiere auch aus dem Umland ein. Gleichzeitig ist dieses Einwandern auch ein Indiz für den anhaltenden Verlust von Biotopen im ländlichen Raum. Die Stadt wird dann zum Ersatzlebensraum.

Für die Alltags-Naturerfahrung der Stadt-bewohner*innen spielt die Stadtnatur eine zen-trale Rolle. Das Vorkommen von wilden Tieren ist dabei ein wichtiger Teil dieser Erfahrung. In einer Studie des Bundesamts für Naturschutz zur

Einstellung der deutschen Bevölkerung zu Stadt-natur wurden städtische Freiräume von 44% der Befragten als direkte Naturerfahrungsräume und von 68% der Befragten als wichtige Lebens-räume für Tiere und Pflanzen erachtet. 2

2. BMUB, BfN 2016.

In einer anderen Studie wurde festgestellt, dass sich bei Bewohner* innen die Akzeptanz für naturnahe Flächen im Wohnumfeld erhöht, wenn sie über die vorkommenden Tierarten Bescheid wissen.3

3. Gloor et al. 2010.

Die beliebtesten stadtbewohnenden Tierarten waren laut einer Befragung kleine Vögel, Eich-hörnchen, Schmetterlinge, Igel, Enten, Gänse und Hunde.4

4. Bjerke, Østdahl 2004.

Eine andere Studie fragte, welche Tiere in öffent lichen Parks besonders erwünscht sind. Am häufigsten wurden Marienkäfer gewählt, gefolgt von Kohlmeise, Tagpfauenauge, Goldfisch, Ente und Rotkehlchen.5

5. Shwartz et al. 2012.

Stadtnatur bietet den Stadt-bewohnern die Möglichkeit von Naturerfahrung im städtischen Wohnumfeld.6

6. Turner et al. 2004.

Dies ist von zentra-ler Bedeutung für den Naturschutz, da Naturer-fahrungen in der Kindheit helfen, ein Umweltbe-wusstsein zu entwickeln.7

7. Soga et al. 2016.

Darüber hinaus deuten aktuelle Studien darauf hin, dass das Vorkommen von Vögeln oder eine höhere Vielfalt an Orga-nismen positiv auf das allgemeine menschliche Wohlbefinden wirken können.8

8. Ratcliffe et al. 2013; Dallimer et

al. 2012.

Andererseits birgt die zunehmende Urbanisierung unserer Welt zweierlei Gefahren für das Verhältnis von Men-schen zu Tieren: zum einen geht Verstädterung auch mit einem Verlust an Artenvielfalt einher,9

9. Aronson et al. 2014.

zum anderen verlieren wir Menschen zunehmend den Kontakt zur Natur10

10. Soga et al. 2016; Turner et al. 2004.

. Um der Zuwanderung von Menschen in die Städte gerecht zu werden, werden diese zunehmend dichter bebaut und die Ballungsräume gleichzeitig weiträumiger. Ohne eine aktive Einbindung von Naturschutz in städ-tische Planungsprozesse wird der Raum für Tiere in der Stadt knapp. Der Zugang aller Menschen

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zur Natur ist eine Form der Umweltgerechtigkeit, die verloren geht, wenn Stadtbewohner*innen nur selten mit der Natur außerhalb der Stadt in Kontakt kommen können, aber gleichzeitig die Stadtnatur verloren geht.

Städte zeichnen sich durch veränderte Um-weltbedingungen gegenüber dem ländlichen Raum aus. Städte sind Hitzeinseln und weisen einen hohen Grad an Verschmutzung durch Licht, Lärm und Abgase auf.11

11. Zusammengefasst in:

Kowarik 2011.

Stadtnatur tritt in ver-schiedenen Formen auf, z.B. als verinselte Reste der Naturlandschaft oder auch auf Stadtbrachen. Der Großteil der städtischen Natur ist allerdings durch menschliches Handeln geprägt, wie z.B. die traditionelle Kulturlandschaft am Stadtrand, Gärten in Siedlungsgebieten, gärtnerisch ange-legte Grünflächen und Parks. Welche Tiere und Pflanzen in einer Stadt vorkommen, wird von ver-schiedenen Faktoren beeinflusst. Die biogeogra-phische Lage der Stadt beeinflusst den Pool der Arten, die in die Stadt einwandern können, aber die konkrete Ausgestaltung der Stadt durch den Menschen bestimmt, welche Tiere und Pflanzen tatsächlich vorkommen. Nicht jede Art kommt mit der Stadt zurecht, aber die Anzahl der Arten, die aufgrund ihrer Eigenschaften in der Stadt leben könnten, wenn die vom Menschen geschaf-fenen Bedingungen geeignet sind, ist größer als meist angenommen.12

12. Aronson et al. 2016.

REURBANISIERUNG UND INNENENTWICKLUNG

Unsere Städte stehen vor großen Herausforde-rungen. Der demographische Wandel sowie der Zuzug insbesondere in Großstädte erfordert eine Anpassung des Wohnungsbaubestandes und der Infrastruktur an die zunehmende Zahl und he-terogene Zusammensetzung der Stadtbewohner*-innen. Die gesteigerte Nachfrage nach Wohnraum führt in vielen Städten in Deutschland sowohl zur Förderung eines kostengünstigeren Woh-nungsbaus über kommunale Wohnungsbauge-sellschaften und Genossenschaften als auch zu verstärkter privatwirtschaftlicher Bautätigkeit. Zusätzlich zu diesem Bedarf an neuem Wohn-raum müssen viele der heutigen Mietwohnungen aus den 1950er bis 1970er Jahren grundsaniert werden, hinzukommt die energetische Sanierung vieler Bestandswohnungen. Auch führt die Zu-nahme des allgemeinen Wohlstandes zu höheren Ansprüchen der Bewohner*innen an ihre bau-liche Umwelt, so steigt z.B. die Wohnfläche pro

Person.13

13. Die Wohnfläche pro Kopf lag

in Deutschland laut Statistischem

Bundesamt im Jahr 2017 bei 46,5 m².

Im Jahr 2005 bei 41,2 m².

Siehe: Statistisches Bundesamt 2018.

-14

14. Gesetzlich verankert wurde die

ses Leitbild im »Gesetz zur Stärkung

der Innenentwicklung in den Städten

und Gemeinden und weiteren Fort

entwicklung des Städtebaurechts«

vom Juni 2013.

zu einer weite-ren Verdichtung führen. Zielvorgabe ist es, neue Wohnanlagen in die bereits bebaute Struktur der Stadt einzufügen, um das Flächenwachstum nach außen zu bremsen. In wachsenden Städten übt die Innenentwicklung und die Nachfrage nach Bauland daher oft einen starken Druck auf Grün- und Freiflächen aus. Gleichzeitig gewinnen die vielfältigen Funktionen von Stadtgrün vor dem Hintergrund aktueller Herausforderungen wie Anpassung an den Klimawandel, Umweltgerech-tigkeit und Schutz der biologischen Vielfalt an Bedeutung. Diesem Spannungsfeld zwischen bau-licher Verdichtung und der wichtigen Bedeutung der vorhandenen Grün- und Freiflächen wurde mit dem Konzept der »doppelten Innenentwick-lung«15

15. Vgl. Deutscher Rat für Landes

pflege 2006.

Diese Entwicklung und der Zuzug in die Städte werden gemäß dem Leitbild der »Innenentwicklung vor Außenentwicklung«

begegnet. Es soll durch vorsorgendes pla-nerisches Handeln gleichzeitig mit der baulichen Verdichtung das urbane grüne und blaue Netz aus Grünflächen und Gewässern gesichert, qualifi-ziert und ausgebaut werden, d.h. sie sollen funkti-onal, ästhetisch und in ihrem Gebrauchswert für die Stadtbevölkerung verbessert werden.

Die doppelte Innenentwicklung ist eine große Herausforderung. Im Moment werden Tiere bei der Gestaltung von städtischen Freiräumen nicht ausreichend betrachtet, obwohl sie für viele Men-schen zu einer intakten Stadtnatur und qualitäts-vollen Freiräumen dazugehören. Bei größeren und komplexen Bauvorhaben kommen die recht-lichen Vorgaben von Eingriffsreglung und beson-derem Artenschutz zum Tragen. Der besondere Artenschutz konzentriert sich auf den Schutz ausgewählter Arten, die jedoch am Standort be-reits vorhanden sein müssen. Nur ein kleiner Teil aller Arten, wie z.B. Fledermäuse, Vögel und Hornissen genießen diesen besonderen Schutz, der auch ihre Fortpflanzungs- und Ruhestätten umfasst. Im Rahmen der Eingriffsregelung wer-den artspezifische Anforderungen oft rein funk-tional in Bezug auf die Arten und Biotope ohne weitergehende gestalterische Absichten betrach-tet. Während die Integration botanischer Vielfalt in die Freiraumgestaltung mittlerweile recht gut gelingt, z. B. durch die Verwendung gebietseige-ner Arten, gibt es kaum Praxisbeispiele für eine Planung zum Vorkommen von Tieren im urbanen Raum. Diese Lücke einer konkreten und aktiven Planung für Tiere in den Verfahren der baulichen und freiraumplanerischen Entwicklung von Städ-ten soll die Planungsmethode Animal-Aided De-sign (AAD) schließen.

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Angesichts des starken Städtewachstums ist ein ak-tives Einbinden von biodiversitätsfördernden Maß-nahmen in städtische Planungsprozesse von ent-scheidender Bedeutung, um Natur und ihre Ökosys-temleistungen in der Stadt zu erhalten. In der aktuellen Stadtentwicklung erscheint es jedoch oft schwierig, menschliche Interessen mit den An-sprüchen stadtbewohnender Tierarten zu verbin-den. Hier setzt Animal-Aided Design (AAD)16

16. Hauck, Weisser 2014.

an, das auf eine Einbindung von Tierbedürfnissen in die Stadt- und Freiraumplanung zielt. AAD ist eine Pla-nungs- und Entwurfsmethode, die als Schnittstelle zwischen den sehr unterschiedlichen Fachdisziplinen der Stadtplanung, von Architektur über Verkehrs-planung, allgemeiner Stadtplanung bis hin zur Land-schaftsarchitektur, Ökologie und zum Naturschutz dienen soll. Ziel des kooperativen Planungsprozes-ses ist es, das Vorkommen von Tieren in urbanen Freiräumen explizit zu planen und in die Gestaltung einfließen zu lassen.

Am Anfang der Planung mit AAD steht die Frage »Welche Tiere sollen im Freiraum vorkommen?« Die Auswahl der Tierarten, die später am Ort leben sollen, sollte so früh wie möglich erfolgen und wie andere programmatische Planungsent-scheidungen am Anfang der Entwurfsplanung ste-hen. Es geht nicht in erster Linie darum, seltene Arten zu schützen, die bereits in einem Planungs-gebiet vorkommen, sondern darum, eine nachvoll-ziehbare Auswahl zu treffen, welche Arten aktiv gefördert werden sollen. Dieser Auswahlprozess ermöglicht es, die verschiedenen Akteure vor Ort miteinzubeziehen und schon vor der Ansiedlung der Zielarten Mitbestimmung zu ermöglichen. Die landschaftsarchitektonische oder städtebauli-che Entwurfsplanung bietet geeignete Maßstabs-ebenen, um Maßnahmen zu entwickeln, die die Bedürfnisse der jeweiligen Zielarten abdecken.

EIN ARTSPEZIFISCHER ANSATZ

AAD stellt die Ansprüche einzelner Arten in den Vordergrund und zielt auf die Integration die-ser Bedürfnisse in die landschaftsarchitektoni-sche und städtebauliche Entwurfsplanung, um damit neue urbane Naturbilder und - erfahrungen zu ermöglichen. Anders als bei »ungestalteter« Natur, wie etwa dem Konzept der »urbanen Wild-nis«17

17. Siehe dazu https://www.duh.de/

fileadmin/user_upload/download/Pro

jektinformation/Kommunaler_

Umweltschutz/Wild_Cities/Wild

nis_in_der_Stadt_final_kl.pdf

, wird im Rahmen von AAD – wie bei jeder Gartengestaltung und in der Landschaftsarchi-tektur – ein Naturbild neu entworfen oder ein be-reits bestehendes rekonstruiert und den jeweili-gen Betrachter*innen und Nutzer*innen mit dem Zweck des ästhetischen Erlebens angetragen. AAD betrachtet Wildtiere in einem gestalteri-schen Kontext, ähnlich wie man es mit Pflanzen schon sehr lange in der Gartengestaltung und Landschaftsarchitektur macht.18

18. Vgl. Wolfgang Borchardt, Pflanzen

verwendung – Das Gestaltungsbuch,

Stuttgart 2013.

AAD stellt als Methode das Wissen und das Handwerkszeug für die »Gestaltung mit Tieren« zur Verfügung. Der artspezifische Ansatz ermöglicht dabei eine große gestalterische Freiheit und eröffnet die Möglich-keit, Stakeholder in die Auswahl der Arten und die Gestaltung der Habitatstrukturen für die ge-wählten Arten einzubeziehen. Zudem bietet er die Möglichkeit, flexibel auf die räumlichen und funktionalen Potenziale und Hindernisse urba-ner Freiräume einzugehen. Dabei beschränkt sich AAD nicht auf die Erfüllung einzelner Bedingun-gen wie dem Anbringen von Tierbehausungen oder der Bereitstellung von Futterplätzen. Solche Einzelmaßnahmen, wie das Aufhängen von Nist-kästen oder Bienenhotels führen dazu, dass nur ein Teil der Bedürfnisse der Zielarten erfüllt wird. Essenzielle andere Faktoren im Lebenszyklus der Tiere werden nicht beachtet und dem Zufall über-lassen. Darum ist es wichtig, dass die mit Hilfe von AAD entwickelten Maßnahmen und Bausteine

VON DER ZIELARTEN AUSWAHL ZUM ENTWURF Die Methode Animal-Aided Design

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in einem kooperativen Entwurfsverfahren zum integrierten Teil eines Gesamtentwurfes wer-den. Wie die verschiedenen bereits erarbeiteten Entwürfe mit AAD zeigen, lohnt es sich, die spe-ziellen Bedürfnisse der Tiere in kritische Stand-ortfaktoren zu übersetzen, und so ihre Habita-tansprüche (Nistplatz, Nahrung, Paarungsort) als Ausgangspunkt für gestalterische Überlegun-gen zu nehmen – sie können einen Entwurf ins-pirieren.

Bei einem Vergleich von international er-folgreichen Projektbeispielen19

19. Apfelbeck et al. 2019.

stellten sich drei wichtige Faktoren heraus, bei deren Berück-sichtigung es gelingen kann, urbane Räume zu schaffen, welche für Menschen und wilde Tiere gleichermaßen lebenswert sind. 1. Eine frühe Einbindung von Artenexpert*innen

bereits in der Konzept/Entwurfsphase des Pla-nungsprozesses, idealerweise in einer konti-nuierlichen Zusammenarbeit in interdiszipli-nären Planungsgruppen.

2. Eine partizipative Gestaltung des Planungs-prozesses, d.h. eine Einbindung von Stake-holdern wie Bauträger*innen, Mieter*innen, Genehmigungsbehörden in den Planungspro-zess, ermöglicht es die Bedürfnisse von Men-schen und Tieren zu ermitteln, miteinander abzugleichen und in Balance zu bringen.

3. Ein aktives Monitoring und eine Auswertung der Ergebnisse nach der Fertigstellung. Dies bietet die Möglichkeiten der Rückkopplung und Nachsteuerung, um »best practice« An-sätze entwickeln und verbreiten zu können.

Ggf. Fehleranalyse

und Optimierung

der Maßnahmen

Übertragung der

Ergebnisse in neues

Projekt

Verallgemeinerung

der Ergebnisse als

Best Practice

AAnalyse- und Konzeptphase

• Habitatpotential und

- einschränkungen des

Projektortes

• Werte, Bedenken, Nutzungs-

ansprüche der stakeholder

Grundlagenforschung

CAusführungs- und Bauphase

• Baumaßnahmen schonend für

Tierbestand durchführen

• Korrekte Umsetzung der Maß-

nahmen durch Kontrolle und

gezieltes Training der Baufirmen

DMonitoring- und

Evaluierungsphase

• Ökologische Erfolgskontrolle

für Zielarten und weitere Arten

• Akzeptanz bei Stakeholdern

• Auswirkungen auf Pflege- und

Erhaltungskosten

BEntwurfs- und

Detailplanungsphase

• Integration der Bedürfnisse

der Zielarten in die Gestaltung

• Schaffung erlebbarer

Naturräume

Abb. 1 Grafik Planungszyklus

DIE PLANUNGSSCHRITTE MIT ANIMAL-AIDED DESIGN

Bei jedem Planungsschritt mit AAD müssen so -wohl die Bedürfnisse der Tiere als auch die Nut-zungsansprüche der Stakeholder beachtet wer-den. Abb. 1 In der Analyse- und Konzeptphase (A) wird das Habitatpotenzial des Projektstandor-tes, aber auch dessen Einschränkungen für die Besiedlung mit Tieren erarbeitet. Dabei wer-den nicht nur die Tiere betrachtet, die bereits am Projektort vorkommen, sondern es werden auch Arten aus der Umgebung, die den Projekt-raum realistischerweise erreichen können, in den Kreis der potenziellen Zielarten einbezogen. Gleichzeitig werden die Werte, Nutzungsansprü-che, aber auch Bedenken der Stakeholder identi-fiziert. Abgeleitet aus diesen Analysen erfolgt die Auswahl von Zielarten und die Erarbeitung eines

räumlichen Konzeptes für die Erfüllung der Habitat ansprüche dieser Arten. In der Entwurfs- und Detailplanungsphase (B) werden die Bedürf-nisse der Tiere an ihr Habitat mit Hilfe der kriti-schen Standortfaktoren direkt in die Gestaltung des Standorts miteingeplant. Dabei sollten für den Menschen erlebbare Naturräume geschaf-fen werden. In der Ausführungs- und Bauphase (C) ist es vor allem wichtig, dass die Maßnah-men korrekt umgesetzt werden. Dies kann zum Beispiel durch ein gezieltes Training der Mit-arbeiter*innen der Baufirma erreicht werden. In der Ausführungs- und Bauphase muss auch auf vorhandene Tierbestände Rücksicht genom-men werden und der Bau möglichst schonend gestaltet werden bzw. zu einer Zeit erfolgen, in

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10 VON DER ZIELARTEN AUSWAHL ZUM ENTWURF – Die Methode Animal-Aided Design

der die Tiere am wenigsten gestört werden. Besonders wichtig für den Erfolg von Animal- Aided Design ist eine Begleitung des Projekts nach der Fertigstellung durch eine Monitoring- und Evaluierungs phase (D). Ein Monitoring ökologischer, sozialer und ökonomischer Aspekte und deren Evaluation bietet Möglichkeiten der Anpassung und dient der Erfolgskontrolle. Wurden die Maßnahmen von den Zielarten angenommen? Wie stehen die Anwohner*innen zu den Maßnahmen? Verursachen die Maßnahmen zusätzliche Kosten bei der Pflege oder konnten vielleicht sogar Gelder eingespart werden? Die Ergebnisse sollten möglichst mit den Stakeholdern besprochen werden und können zu einer weiteren

Verbesserung der baulichen Situation dienen oder in die Optimierung des nächsten Planungsprozesses miteinfließen. Im Folgenden werden die Ziele und Herangehensweisen in den einzelnen Planungsschritten ausgeführt:

1.Regionaler Artenpool

2.Räumlich spezifisches

Artenvorkommen

Ausbreitungsfähigkeit

Lebensraumtypen

Standortlimitationen

Barrieren

3.Lokales Artenpotential

4.Zielarten

Abgleich mit orts- und

projektspezifischen

Stakeholderansprüchen

Abb. 2 Auswahl von Zielarten

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A. Analyse- und Konzeptphase – Die Zielarten auswählen und Akteur*innen beteiligenIm Rahmen von AAD ist eine Zielart eine aus be-stimmten Gründen ausgewählte Art (z.B. wegen ihrer ästhetischen Qualitäten oder ihrem kultu-rellen Wert), die durch die Erfüllung ihrer spezi-fischen Ansprüche an ihren Lebensraum gezielt gefördert werden soll. Die Verwendung des Be-griffs »Zielart« bei AAD ist mit der aktuellen Be-griffsdefinition im Naturschutz insofern verein-bar, weil es jeweils das Ziel ist, das Leben einer ausgewählten Art an einem bestimmten Ort zu gewährleisten. Für AAD ist es darüber hinaus notwendig, Zielarten nicht allein über deren Ge-fährdung, Seltenheit oder rechtlichen Schutzsta-tus abzuleiten, sondern auch ihre Bedeutung für den Menschen (Erlebbarkeit, Identifikation) mit einzubeziehen und so den bereits rechtlich regu-lierten Bereich des (besonderen) Artenschutzes zu ergänzen. Unser Verständnis, welche Fakto-ren das Vorkommen von Arten in der Stadt be-einflussen, ist in den letzten Jahrzehnten stark gewachsen.20

20. Beninde et al., 2015; Turrini and

Knop, 2015.

Nun gilt es, dieses Wissen umzu-setzen und in die Planung von Stadtquartieren miteinzubeziehen. Die Lebensraumansprüche von Tieren sollen wie andere Ansprüche an den Freiraum (wie z.B. Sport zu betreiben oder das Fahrrad abzustellen) in den Entwurfsprozess mitaufgenommen werden. Dies erfordert eine gezielte, an den jeweiligen Standort angepasste Auswahl von Arten, deren Habitatansprüche im Entwurf miteinbezogen werden können. Städte sind vor allem Lebensraum für uns Menschen und unterscheiden sich deutlich von kultur- und naturlandschaftlichen Lebensräumen. Bei der Auswahl von Arten für AAD müssen deshalb neben biologischen auch sozio-kulturelle Ge-sichtspunkte beachtet und in Balance gebracht werden, um eine spätere mögliche Ablehnung durch die Menschen vor Ort zu vermeiden. Bei der Auswahl von Arten sollen deshalb folgende Aspekte in Betracht gezogen werden:• Ökologische Merkmale der Arten, die Auf-

schluss über kritische Standortfaktoren bieten, die es den jeweiligen Tierarten ermöglichen, den Lebensraum Stadt zu nutzen.•Sozio-kulturelle Betrachtungen, die Präferen-

zen oder Ablehnung für bestimmte Arten oder Artengruppen reflektieren.

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• Vorkommen von Arten in der Stadt im Verhält-nis zur Bebauungsstruktur und den Habitat-strukturen.

Bei der Artenauswahl Abb. 2 wird zunächst aus-gehend von der räumlichen Verteilung von Arten ein Artenpotenzial des Projektortes erstellt. An-schließend wird unter Berücksichtigung ökologi-scher und sozio-kultureller Faktoren das Stand-ortpotenzial des Projektorts ermittelt, d.h. für welche Arten des Artenpotenzials die Durchfüh-rung von AAD Maßnahmen erfolgversprechend wäre. Ausgehend vom Standortpotenzial erfolgt unter Beteiligung der Stakeholder die Auswahl der Zielarten, für die AAD Maßnahmen geplant und durchgeführt werden sollen. Es empfiehlt sich, durch regelmäßige Begehungen und Artkar-tierungen vor Baubeginn im Projektgebiet und der näheren Umgebung den Bestand der Zielar-ten und weiterer Arten zu überprüfen.

B. Entwurfs- und Detailplanungsphase – Mit dem Lebenszyklus gestaltenDie Kenntnisse der Planer*innen über den Lebenszyklus einer Art und über die Bedürf-nisse des Tieres in allen Lebensphasen sind der Schlüssel für erfolgreiches Gestalten mit Tieren. Um eine Population der gewünschten Tierart mit einer hohen Wahrscheinlichkeit dauerhaft zu unterstützen oder anzusiedeln, müssen die Gestalter* innen über die spezifischen Bedürf-nisse des Tieres in all seinen Lebensphasen Be-scheid wissen und diese Kenntnisse dann in die Entwurfsplanung einbeziehen. Abb3

AAD vermittelt die Ansprüche einer Art in den verschiedenen Lebensphasen über ein Artenportrait in Form eines Lebenszyklusdia-gramm mit allen bekannten für die einzelnen Le-bensphasen kritischen Standortfaktoren. Diese umfassen konkrete Bedingungen, die eine Art für den Fortbestand der Population benötigt, wie Hohlräume für die Brut oder das Vorkommen bestimmter Pflanzenarten als Nahrung. Die kri-tischen Standortfaktoren werden entweder als Werte mit einem Minimum und Maximum be-schrieben, beispielsweise die Nisthöhlenmaße bei Höhlenbrütern, oder sie werden qualitativ ge-nannt, etwa das Vorhandensein einer bestimm-ten Pflanze, die das Tier essenziell braucht, um zu überleben. Die detaillierten Beschreibungen der kritischen Standortfaktoren geben Anhalts-punkte für eine mögliche tiergerechte Planung, anhand derer konkrete Maßnahmen für die Art im jeweiligen Planungsgebiet abgeleitet werden

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12 VON DER ZIELARTEN AUSWAHL ZUM ENTWURF – Die Methode Animal-Aided Design

Das Kreisdiagramm zeigt den Lebenszyklus einer Tierart im Verlauf eines

Jahres (bei Tierarten mit längeren oder kürzeren Lebenszyklen kann das

anders sein)

Brut & Aufzucht: Der innerste Kreis zeigt den Zeitraum innerhalb eines

Lebenszyklus, in dem Tiere der jeweiligen Art geboren bzw. Eier gelegt

werden und in dem ggf. die Aufzucht der Jungtiere erfolgt. Der Zeiger der

»Uhr« markiert den ungefähren Beginn dieser ersten Phase im

Lebenszyklus einer Art.

Adulte: Der zweite Kreis zeigt den Zeitraum, in dem die jeweilige Art als

adultes Tier den jeweiligen Lebenszyklus durchläuft. Bei Arten, die mehrere

Lebenszyklen durchlaufen, ist der Kreis geschlossen.

Überwinterung: Der äußerste Kreis zeigt den Zeitraum innerhalb eines

Lebenszyklus, in dem die jeweilige Tierart ihr Verhalten verändert, um den

Winter zu überstehen. Das kann z.B. Winterschlaf oder Winterruhe sein,

oder der Zug in wärmere Regionen.

Balz & Paarung: Der dritte Kreis zeigt den Zeitraum der Partnersuche und

der Paarung der jeweiligen Tierart.

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KRITISCHE STANDORTFAKTOREN NACH LEBENSPHASEN

BRUT & AUFZUCHT

— Nestbau /Aufzucht: • Bestandsdichte 2 - 5 Brutpaare / ha • dichte Krautschicht, seltener Strauchschicht (Höhe bis max.

50 cm) für Bodennester • Nestbaumaterial: Laub, dürre Krautstängel (häufig Brennnes-

sel), Grashalme, feine Zweige, Wurzeln, Bastfasern, Haare, Grasrispen, feine Wurzelhärchen

• Krautschicht und deckende Strukturen für Aufenthalt der Jungvögel

— Nahrung: • Nahrungsquelle < 150 m vom Nistplatz entfernt • Nestlinge: Insektenlarven (v.a. Raupen), Regenwürmer, Spinnen,

Ameisen, später auch stärker chitinisierter Beute, Käfer, Schnaken, Fliegen, Hautflügler, Schmetterlinge

• Anflugwarten ans Nest— Gefahren: • sehr störungsempfindlich bei Brut und Aufzucht • Hauskatzen

ADULTE

— Nahrung: • Insekten und Larven, Regenwürmer, Spinnen • im Sommer und Herbst zusätzlich Beeren und andere Früchte • Arthropodenreiche Laubstreuschicht • Sitzwarten für die Jagd— Körperpflege: • flache und übersichtliche Badestellen— Schlafplatz: • dichte Strauch- und/oder Krautschicht

ÜBERWINTERUNG

— Langstreckenzieher, Überwinterung südlich der afrikanischen Trockensavanne bis hin zum tropischen Regenwald. Wegzug ab August bis Anfang Oktober, Rückkehr ab April

BALZ & PAARUNG

• Reviergröße 0,3 - 0,4 ha, unter günstigen Bedingungen kleiner • Singwarten (in Deckung) für Balz und Reviermarkierung

Ausschnitt Entwurf

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Abb. 3 Mit dem Lebenszyklus gestalten, Illustration, wie die Informationen aus den Artenportraits in den Entwurf eingehen, am Beispiel der Nachtigall – Allgemeine Charakteristik der Art, Bedeutung der Art für den Menschen und Lebenszyklus der Art im Artenporträt sowie die lebenspha-senbezogenen kritischen Standortfaktoren als Planungswerkzeug – Weitere Planungshilfen: Pflanzenlisten und ausführlichere Beschreibung des Lebenszyklus – Ausschnitt aus Artenportrait: Lebenszyklus der Art als Kreisdiagramm – Auszug aus lebensphasenbezogenen kritischen Standortfaktoren als Planungswerkzeug – Beispiel für Verortung der Standortfaktoren im Entwurf Illustration entnommen aus der Broschüre Animal-Aided Design (Hauck, Weisser 2014), finanziert vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz.

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14 VON DER ZIELARTEN AUSWAHL ZUM ENTWURF – Die Methode Animal-Aided Design

tierverträgliche Durchführung der Bauarbeiten zu ermöglichen (z.B. Vermeidung von Störungen und baulichen Fallen) und die Unterstützung der Planer*innen bei der Bauüberwachung. Im Rahmen der Anwendung von AAD werden immer wieder technische Details neu entwickelt und er-probt. Hier ist es notwendig, die Detailplanung in enger Kooperation mit der Bauleitung mit zu entwickeln und die Ausführung zu überwachen. Zur Unterstützung bei der Bauüberwachung ge-hört auch die Beteiligung an der Bemusterung zur Auswahl von Standardbauteilen, z.B. bei Fas-sadenquartieren, vogelsicherem Glas, insekten-freundlichen Lichtquellen, die Qualitätskontrolle bei Sonderanfertigungen und die Unterstützung bei Abnahme der fertiggestellten Maßnahmen.

D. Monitoring- und Evaluierungsphase – Die Ergebnisse erfassen und davon lernenDas Vorkommen der Zielarten wird bereits im Rahmen der Zielartenauswahl im Projektgebiet und der Umgebung ermittelt. Während der Bau-maßnahmen sollte die Überprüfung des Bestan-des an Zielarten und weiterer Arten fortgesetzt werden. Auf diese Weise lassen sich die Verände-rungen des Artenvorkommens beobachten, die durch den Bauprozess verursacht werden. Der Erfolg von Maßnahmen z.B. von Ersatzbruthöh-len bei Fassadensanierung kann so überprüft werden. Nach der Realisierung des jeweiligen Projektes sollte dann über einen längeren Zeit-raum das Vorkommen der Populationen der Ziel-arten kartiert werden, um zu überprüfen, ob die Maßnahmen den gewünschten Erfolg haben. Die ermittelten Daten, auch zum Verhalten der Ziel-arten im Projektgebiet, dienen als Erfolgskont-rolle und ermöglichen weiterführende Erkennt-nisse. Welche Maßnahmen funktionieren, welche nicht? Wie lange dauert es, bis sich die Zielarten vor Ort einfinden, z.B. bis Nisthöhlen angenom-men werden? Im Rahmen der Erfolgskontrolle ist es sinnvoll, den Blick nicht nur auf die Tierarten zu richten, sondern auch auf die menschlichen Bewohner*innen des jeweiligen Projektgebietes und auf ihr Verhältnis zu den Maßnahmen. Gibt es Vandalismus? Werden die Maßnahmen wahr-genommen und akzeptiert? Die Einbeziehung der Bewohner*innen ist besonders dann wichtig, wenn im Rahmen von AAD eine Beteiligung bei der Zielartenauswahl stattgefunden hat. Konn-ten die gemeinsam ausgewählten Zielarten er-folgreich gefördert werden? Gibt es jemanden, der sich für die Zielarten interessiert und sich um die Maßnahmen kümmert z.B. Reinigung von Bruthöhlen übernimmt?

können. Zu den kritischen Standortfaktoren gehören ebenso Gefahren für die Zielarten, die durch eine Planung mit AAD vermieden werden müssen. Zwei bei Bauvorhaben kaum berück-sichtigte Gafahrenquellen, durch die zahlreiche Vögel und Insekten getötet werden, sind Glas und Licht. An Glasscheiben können Vögel verun-glücken, die durch Transparenz oder Spiegelung scheinbar erreichbare Ziele ansteuern, wie z.B. Bäume, Büsche oder den freien Himmel. Licht kann viele Insekten anlocken, sie umkreisen die Lichtquellen und können dabei verhungern. Das beeinträchtigt deren Populationen und sie gehen damit längerfristig als Nahrungsquelle z.B. für Vögel und Fledermäuse verloren. Für beide Fakto-ren gibt es gute Lösungen , die umgesetzt werden müssen, um Tiere nicht unnötig zu gefährden.21

21. Schmid et al. 2012.

Im Artenportrait sind alle bekannten kriti-schen Standortfaktoren aufgelistet, die im Ent-wurf erfüllt werden müssen, um eine Population der Zielart erfolgreich anzusiedeln. Diese Liste ist eine Hilfestellung für die Gestalter*innen. Die kreative Herausforderung ist es, anspre-chende und innovative Gestaltungslösungen für alle kritischen Standortfaktoren im Rahmen des Gesamtentwurfs zu finden. Als zusätzliche Hil-festellung für den Entwurf werden von den kri-tischen Standortfaktoren Gestaltungsbausteine abgeleitet, das sind »Icons«, die die Übertragung der Standortfaktoren in den Entwurfsplan un-terstützen. Im Ergebnis sind Orte und Dinge im Entwurfsplan ablesbar, an und mit denen die kritischen Standortfaktoren der jeweiligen Le-bensphasen der Zielart erfüllt werden. Somit wird der volle Lebenszyklus am Plan sichtbar. Bedürfnisse, die nur außerhalb des Planungsge-bietes erfüllt werden können, sollten ebenso dar-gestellt und ihre Erreichbarkeit für die Zielart nachgewiesen werden.

C. Ausführungs- und Bauphase – Das Bauen ökologisch begleitenUm sicherzustellen, dass AAD bei der Ausfüh-rungsplanung ausreichend berücksichtigt und die Maßnahmen baulich korrekt umgesetzt wer-den, ist die fachliche Beratung der mit der Aus-führungsplanung und der Bauüberwachung beauftragten Planer*innen notwendig. Zu den Aufgaben der ökologischen Baubegleitung ge-hören die kritische Durchsicht der Pläne der Architekt*innen und anderer Planer*innen, um optimale technische Lösungen zu finden und Planungsfehler zu vermeiden, die regelmä-ßige Teilnahme an Baubesprechungen, um eine

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EINBETTUNG VON ANIMAL-AIDED DESIGN IN

PLANUNGSVERFAHREN22

22. Vgl. zu diesem Abschnitt:

Koch et al. 2019.

Aspekte der Tierökologie spielen in den meis-ten Planungs- und Genehmigungsverfahren auf-grund der rechtlichen Regelungen eine wichtige Rolle. Grundlage hierfür ist das Bundesnatur-schutzgesetz, das in verschiedenen Bereichen den Schutz von Natur und Landschaft regelt.

Förderung von Tierarten in der räumlichen PlanungNeben den Instrumenten zur Sicherung des Be-standes und zur Vermeidung von Beeinträch-tigungen bestehen verschiedene Planungsin-strumente, in die Aspekte zur Förderung und Entwicklung des Vorkommens von Tierarten integriert werden können. Einen zentralen An-knüpfungspunkt für die Integration von AAD in Planungsverfahren bietet die Landschaftspla-nung, insbesondere in Verbindung mit der Erstel-lung von Biotopverbundkonzepten. Auch andere, informelle Planungen wie Innenentwicklungs-konzepte von Kommunen, Gewässerentwick-lungspläne von Wasserbehörden oder ländliche Entwicklungskonzepte können für die Entwick-lung von Tierarten in Planungsräumen genutzt werden. Es ist jedoch festzustellen, dass eine Ver-ankerung der Inhalte dieser umweltfachlichen Entwicklungskonzepte in der Bauleitplanung (Flächennutzungsplan, Bebauungsplan) häufig fehlt. Für eine bessere Verankerung und Umset-zung der Förderung von Tierarten in der räum-lichen Planung durch AAD bieten sich folgende Strategien an:

Festsetzungen in der BauleitplanungKommunen können bei der Neuaufstellung von Bauleitplänen sowohl flächendeckend für die ge-samte Gemarkung über den Flächennutzungs-plan als auch gebietsbezogen über den Bebau-ungsplan konkrete Ziele und Festsetzungen bezüglich der Integration von AAD formulieren. Auf Ebene des Flächennutzungsplans können sie Vorgaben für die Bebauungsplanung machen insbesondere für die Biotopvernetzung sowohl außerhalb als auch innerhalb des bebauten Ge-bietes. Grundlage für entsprechende Vorgaben können die Landschaftsplanung, ein lokales Bio-topverbundkonzept oder eine kommunale Biodi-versitätsstrategie sein. Durch ein übergeordnetes Konzept für die gesamte Gemarkung könnte die Wirksamkeit einzelner Maßnahmen in unter-schiedlichen Gebieten gesteigert werden. Es kann als fachliche Grundlage sowohl für die Bauleit-planung als auch für die Baugenehmigung von

Bauprojekten im Bestand herangezogen werden, wobei in Verbindung mit dem Instrument der Bio-topvernetzung und den im Baugesetzbuch gefor-derten Anpassungen an den Klimawandel gezielte Maßnahmen zur Ansiedlung von Tierarten und zur Entwicklung ihrer Populationen in einem grö-ßeren Kontext begründet werden können. Klein-teilige Maßnahmen (z.B. Nisthilfen an Gebäuden) lassen sich im B-Plan nur relativ pauschal und eventuell nicht in der für AAD notwendigen Be-trachtungstiefe regeln. Im Zuge der Baugenehmi-gung besteht aber die Möglichkeit Auflagen zur Förderung von Tierarten zu erteilen, die über die Festsetzungen des B-Plans hinausgehen.

Städtebauliche VerträgeBei der Zusammenarbeit mit privaten Investoren kann sich der Abschluss von städtebaulichen Ver-trägen nach § 11 BauGB auch auf die Umsetzung von AAD beziehen. Dabei kann ggf. auf Festset-zungen in einem B-Plan verzichtet werden.23

23. Roden 2017, S. 292.

Zur Vorbereitung eines städtebaulichen Vertrages kann eine Bekundung der Interessenslage durch den Investor in Form eines »Letter of intents« ab-gegeben werden. Dies ist insbesondere bei der Vergabe von Grundstücken durch die Gemeinde von Bedeutung. Auch für diese Strategie ist eine kommunale Biodiversitätsstrategie oder ein Kon-zept zum Biotopverbund als fachliche Begrün-dung von Vorteil.

Förderung privater InitiativenIn Bestandsgebieten können Vorgaben zur Integ-ration von AAD nachträglich nur eingeschränkt gemacht werden. Hier müssen in der Regel ge-zielte Programme erstellt werden, die eine Ver-besserung der Lebensbedingungen wildlebender Tierarten in urbanen Gebieten fördern, indem finanzielle Anreize für Gebäudeeigentümer und -nutzer geschaffen werden, entsprechende Maß-nahmen durchzuführen (Förderprogramme, Housing Improvement Districts). Auslöser ent-sprechender Programme können die Kommunen oder Eigentümer und Investoren sein. Ziel sollte hierbei sein, möglichst viele Nutzer eines Gebie-tes zur Mitwirkung zu animieren. Im Rahmen der Objektplanung und -realisierung kann AAD von Kommunen durch Förderprogramm der EU, des Bundes und der Länder24

24. Böhm et al. 2016.

sowie durch eigene finanzielle Förderprogramme gestützt werden. Als Grundlage zur Förderung können stadteigene Konzepte dienen, die ein Spektrum möglicher Maßnahmen aufzeigen und konkrete Hinweise zur Planung und Umsetzung geeigneter Maßnah-men liefern.

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16 WIE WILDTIERE IM WOHNUMFELD BEWERTET WERDENDie Ergebnisse einer Umfrage unter Wohnungsbaugesellschaften in Deutschland

Der Großteil der städtischen Freiflächen wie Parks, Friedhöfe oder Straßengrün wird von kommuna-len Trägern unterhalten. Einen weiteren signifikan-ten Anteil der Grünstruktur einer Stadt stellen die Freiflächen von Wohngebieten dar, ein großer Teil davon ist im Besitz von Wohnungsunternehmen. Diese Flächen sind für die Qualifizierung von inner-

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städtischen Freiräumen und damit zur Umsetzung des Leitbilds der doppelten Innenentwicklung sehr wichtig.25

25. Böhm et al. 2016.

Obwohl Wohnungsunternehmen als Eigentümer und Bewirtschafter von Freiflächen in der Stadt eine wichtige Rolle spielen, gibt es kaum Studien zu ihrer Einstellung gegenüber Stadtnatur und dem Vorkommen von wilden Tieren im Wohnum-

-feld. Diese Lücke wurde durch eine deutschlandweite Befragung unter Wohnungsbaugesellschaften zu ihrer Einstellung zu Wildtieren geschlossen.26

26. Jakoby et al. 2019.

155 ausgefüllte Fragebögen wurden in der Auswer-

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tung berücksichtigt. Die teilnehmenden Unternehmen stammen aus 14 Bundesländern. Die meisten der Unternehmen (72%) waren zusätzlich zu Planung und Bau auch mit der Pflege und Instandhaltung der Wohnanlagen betraut. 81% der Unternehmen betreuten ausschließlich Mietwohnungen.

BEWERTUNG VON FREIRÄUMEN UND WILDTIEREN

IM WOHNUMFELD

Der Aussage, dass Freiräume in städtischen Wohngebieten wichtig für die Steigerung der Wohnqualität sind, stimmten die meisten teil-

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nehmenden Wohnungsunternehmen zu. Die Unternehmen stimmten auch zu, dass Freiräume wichtig sind, um das Stadtbild verschönern, das Klima zu schützen und Spielplätze für Kinder anzubieten. Die Aussage, dass Freiräume wichtig sind, um Lebensraum für Tiere und Pflanzen bereitzustellen, erhielt weniger Zustimmung. Die geringste Zustimmung fanden die Aussagen, dass Freiräume wichtig sind, um den Marktwert von Grundstücken zu steigern oder Parkplätze bereitzustellen. Bei der Frage nach den Zielen von Planung und Instandhaltung von Freiräumen in Wohnanlagen ihres Unternehmens legten die Wohnungsunternehmen vor allem darauf Wert,

dass die von ihnen geplanten Freiräume sicher und sauber sind und zu gesunden Wohnverhältnissen beitragen. Das Schaffen von Naturnähe/Naturerleben, klimagerechte Gestaltung und Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren wurden als aktuell weniger wichtig eingestuft. Die meisten der teilnehmenden Unternehmen äußerten eine klare Haltung zum Vorkommen bestimmter Arten im städtischen Wohnumfeld. Abb. 4 Singvögel und Schmetterlinge, gefolgt von Igel und Eichhörnchen wurden von den Teilnehmer*innen als sehr wünschenswert eingestuft. Typische Kulturfolger, wie z.B. Tauben, Füchse, Waschbären, Elstern / Krähen und Kaninchen, die für Konflikte mit Menschen bekannt sind, waren dagegen eher ungewünscht. Dies stimmt größtenteils mit Ergebnissen zur Bewertung von Wildtieren durch die Stadtbevölkerung überein.27

27. Shwartz et al. 2012; Bjerke,

Østdahl 2004.

Interessant sind auch die Aussagen zu Fledermäusen und Wildbienen, für die keine klare Zustimmung bzw. Ablehnung zum Ausdruck kamen. Grund dafür könnte einer-

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seits eine gewisse »soziale Erwünschtheit« im Antwortverhalten sein, da es sich um geschützte oder schützenswerte Tierarten handelt. Andererseits kann es z.B. bei Fledermausvorkommen für die Wohnungsunternehmen zu Komplikationen bei Sanierungen kommen.

PROBLEME MIT DEM VORKOMMEN VON WILDTIEREN

IM WOHNUMFELD

Nur sehr wenige Unternehmen gaben an, dass sie in den letzten Jahren Probleme mit Wildtieren während der Planungs- und Bauphase hatten Abb. 5 A, B und auch nur in seltenen Fällen waren Verschiebungen im Ablauf des Wohnungsbaus notwendig. Am ehesten bereiteten das Verschieben von Baum-

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fällarbeiten, die Durchführung von Ausgleichsmaßnahmen und das Vorkommen von geschützten Tierarten auf Freiflächen oder an Gebäuden Probleme. Hervorzuheben ist, dass einige wenige Arten, die besonders häufig Probleme während der Planungs- und Bauphase bereiteten, über eine offene Eingabe genannt wurden. Probleme scheinen besonders durch Mauersegler und Fledermäuse

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Abb. 4 Beurteilung verschiedener Tiere in städtischen Wohngebieten durch die teilnehmenden Wohnungsunternehmen (weiß: Mittelwerte und Standard abweichungen; Gesamtanzahl der Antworten entlang der Likert Skala (1 uner-wünscht – 5 erwünscht) zu jeder Tiergruppe befinden sich am rechten Rand der Grafik).

Abb. 5 (A) Größenordnung von Problemen mit Tieren während der Planungs-/ Bauphase. (B) Häufigkeit von durch Tiervorkommen während der Planungs-/ Bauphase entstandenen Situationen. (C) Größenordnung von Problemen mit Tieren bei Instandhaltung/ Pflege.

(D) Häufigkeit von durch Tiervorkommen wäh-

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rend der Instandhaltung/ Pflege entstandenen Situationen (weiß: Mittelwerte und Standardabweichungen; Gesamtanzahl der abgegebenen Stimmen entlang der Likert Skala (1-5) zu jeder Antwortoption befinden sich am rechten Rand jeder Grafik).

Abb. 4

Abb. 5 (A) (B)

(C) (D)

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18 WIE WILDTIERE IM WOHNUMFELD BEWERTET WERDEN – Die Ergebnisse einer Umfrage unter Wohnungsbaugesellschaften in Deutschland

verursacht zu werden. Da diese dem besonderen Ar-tenschutz unterliegen, ist es wahrscheinlich, dass es bei Sanierungen an Gebäuden zu Konflikten kommt, bzw. möglicherweise ein höherer Aufwand in der Planung entsteht, wenn es Auflagen für die Bereitstellung von Quartieren gibt.

Hingegen wurden bei der Pflege und Instandhaltung von Wohnanlagen kaum Probleme mit Wildtieren verzeichnet. Abb. 5 C, D Am problematischsten wurden »Schäden an Gebäuden und Fassaden« und »Insekten an Gebäuden« (vor allem Wespen) bewertet. Dabei wurden Spechte und Tauben am häufigsten genannt, aber auch Mauersegler und Fledermäuse sowie andere (nistende) Vögel. Zusammengefasst gibt es keine generelle Ablehnung der Wohnungsunternehmen gegenüber Tieren im Wohnumfeld und die Wohnungsunternehmen haben auch kaum negative Erfahrungen mit Tieren gemacht, außer mit einigen wenigen Arten.

von Wildtieren im Wohnumfeld zu ergreifen, stach keiner der von uns vorgeschlagenen Gründe her-

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aus. Genannt wurden, aber nicht sehr häufig, die Sorge um damit verbundene erhöhte Kosten, gefolgt von fehlender eigener Expertise, Widerstand der Bewohner*innen, Bedenken vor zukünftigen Naturschutzauflagen, Sorge vor hygienischen Problemen und Problemen mit Wildtieren, sowie fehlende fremde Expertise.

Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass sich die Wohnungsunternehmen bisher wenig mit der Förderung von Wildtieren im Wohnumfeld beschäftigt haben. Eine verstärkte Aufklärung über den Wert von Tieren und deren Förderung im Wohnumfeld könnten daher den Bedarf für wildtierfördernde Maßnahmen sowohl bei den Wohnungsunternehmen als auch den Bewohner*innen erhöhen. Selteneres Mähen oder das Liegenlassen von Totholz setzen dabei z.B. eine gewisse Akzeptanz von »Unordnung« voraus, die sich durch gezielte Umweltbildung zum Wert solcher Maßnahmen für die För-derung von Artenvielfalt hervorheben ließen.28

28. Gloor et al. 2010.

MOTIVATION FÜR DIE ERWEITERTE FÖRDERUNG

VON WILDTIEREN

Im Hinblick auf eine zukünftige Bereitschaft, wild-tierfördernde Maßnahmen umzusetzen, würde die Unternehmen vor allem die Gewissheit motivie-

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ren, dass dadurch die Wohnqualität für die Bewohner*innen erhöht wird. Weiterhin häufig genannt war auch die positive Imagebildung für das Unternehmen, günstigere Pflegekosten durch extensive Anlagen, sowie das Wissen, einen Beitrag zu Ar-

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tenschutz oder Klimaschutz zu leisten. Als Hindernisse, die dazu geführt haben, dass bisher wenig wildtierfördernde Maßnahmen umgesetzt wurden, wurden nur wenige genannt, wie die Sorge vor erhöhten Kosten, mehr Aufwand und mehr Auflagen.

Diese Ergebnisse zeigen, dass wildtierfördernde Maßnahmen von Wohnungsunternehmen zukünftig am ehesten umgesetzt werden können, wenn die Maßnahmen von den Bewohner*innen gewünscht werden, mit der Unternehmensphilo-

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sophie und einer positiven Imagebildung einhergehen und den Unternehmen dadurch keine rechtlichen Konsequenzen oder zusätzliche Kosten entstehen. Zukünftige Forschungsprojekte sollten daher die Motivation der Bewohner*innen untersuchen und die monetären Kosten und Gewinne quantifizieren.

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BISHERIGE MASSNAHMEN ZUR FÖRDERUNG

VON WILDTIEREN

Das bisherige Engagement der Wohnungsunternehmen für Wildtiere war nach eigener Aussage eher gering und umfasste relativ einfache Maßnahmen wie z.B. ein Verzicht auf Versiegelung oder das Erhalten und Pflanzen von Bäumen und Sträuchern. Abb. 6 Weniger oft wurden Quartiere für Vögel und Fledermäuse geschaffen und die Dächer und Fassaden von Gebäuden begrünt. Selten wurden Feuchtbiotope und Blühwiesen angelegt oder auf häufiges Mähen und Entfernen von Laub- und Totholz verzichtet. Kaum bzw. gar nicht genannt wurden insektenfreundliches Licht und vogelfreundliches Glas. Etwa die Hälfte der von uns abgefragten Maßnahmen wurde von den Unternehmen bisher kaum umgesetzt.

Gefragt nach den Motivationen für die freiwilligen Durchführung dieser Maßnahmen wurde insbesondere eine positive Imagebildung für das Unternehmen genannt, Abb. 7 gefolgt von einem Beitrag zur Unternehmensphilosophie/Corporate Social Responsibility. Auch genannt, wenngleich deut-lich seltener, wurden ökologische Gründe, wie der Beitrag zur grünen Infrastruktur oder zum Erhalt von Arten. Faktoren wie eine (bessere) Teilnahme an Ausschreibungen, der Erhalt von Fördermitteln oder Bemühungen zur Biotopvernetzung spielten kaum eine Rolle. In Bezug auf mögliche bisherige Hinderungsgründe, Maßnahmen zur Förderung

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SCHLUSSFOLGERUNGEN AUS DER UMFRAGE

Wohnungsunternehmen sind maßgebliche Ak--

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teure für die Bebauung in Städten und die Gestaltung wohnungsnaher Freiräume. Sie haben große Erfahrung in Bezug auf die Planung, den Bau, die Pflege und Instandhaltung von Wohnanlagen und kennen die Wünsche ihrer Mieter*innen gut. Das Ergebnis, dass Probleme mit Wildtieren sowohl bei Planung/Bau als auch Pflege/Instandhaltung eher selten und/oder gering sind, ist ermutigend für Programme zur Förderung von Wildtieren im urbanen Raum. Ebenfalls positiv ist, dass Vorbehalte gegenüber wildtierfördernden Maßnahmen gering zu sein scheinen. Bisherige Maßnahmen wurden von den Unternehmen zumeist freiwillig und nicht aufgrund von Auflagen durch Behörden durchgeführt. Obwohl bei den befragten Wohnungsunternehmen der Mensch im Vordergrund steht, sind ökologische Themen vermehrt Teil der Unternehmensphilosophie und finden vor allem Anklang, wenn sie einen Beitrag zur Wohnqualität leisten können.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass es bei maßgeblichen Akteuren im deutschen Woh-

-nungsbau ein großes Potenzial für wildtierfördernde Maßnahmen gibt.

Abb. 6

Abb. 7

Abb. 6 Häufigkeit für von Unternehmen umgesetzte Maßnahmen. Es waren Mehrfachnennungen pro Unternehmen möglich. Es wurden insgesamt 276 Kreuze (100%) durch 113 Teilnehmer gesetzt.

Abb. 7 Motivation für die Umsetzung freiwilliger Maßnahmen. Anteil der Unternehmen, die den jeweiligen Grund angaben. Mehrfachbenennun-gen pro Unternehmen möglich (insgesamt 401 Kreuze (100%) durch 107 Teilnehmer).

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20 MIT ANIMAL-AIDED DESIGN DAS WOHNUMFELD GESTALTEN10 Beispielprojekte

DIE AUSWAHL DER BEISPIELPROJEKTE

In der Voruntersuchung wurde die Anwendung von AAD anhand konkreter Fallbeispiele aus dem Wohnungsbau planerisch durchgespielt, um Ein-

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blicke in die Herausforderungen der Umsetzung von AAD-Maßnahmen zu erhalten. Von den in der Umfrage befragten Unternehmen (siehe Kapitel »Wie Wildtiere im Wohnumfeld bewertet werden«) wurden verschiedene Vorhaben vorgeschlagen, von denen letztendlich zehn Beispielprojekte ausgewählt wurden.

Bei der Auswahl der Beispielprojekte wurde zwischen Wohnungsneubau, Sanierung von Wohnanlagen und geplanten Änderungen der Pflege der Freiräume sowie der unterschiedlichen Lage im Siedlungsgebiet unterschieden. Abb. 8 In der Zu-

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sammenstellung berücksichtigten wir darüber hinaus unterschiedliche Bebauungstypen und den Fortschritt des Projektes im jeweiligen Planungsprozess, d.h. ob sich das Projekt ganz am Anfang in der Konzept- und Entwurfsphase, in der Phase der Ausführungsplanung oder im Bau befindet.

In Kooperation mit den insgesamt neun Projekt--

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partnern wurde dann anhand der Beispielprojekte untersucht, ob sich AAD in verschiedenen Phasen der Projektentwicklung und bei verschiedenen Typen von Projekten – Umstellung der Pflege, Sanierung, Neubau – umsetzen lässt. Abb. 9 Zudem wurde analysiert, wo Synergien auftraten, also Planungen für Tiere sehr einfach in Planungen für den Menschen eingebunden werden konnten, bzw. welche Herausforderungen überwunden werden mussten. Die häufigsten Herausforderungen sind mit projektspezifischen Lösungen im nächsten Kapitel »Synergien und Herausforderungen für die Anwendung von AAD im Wohnumfeld« dargestellt.

DIE AUSWAHL DER ZIELARTEN

Um die Vergleichbarkeit der Planungsprozesse zu gewährleisten, wurden für die 10 Beispielprojekte dieselben Zielarten ausgewählt:

Passer domesticus – Haussperling (»Spatz«), ein typischer Siedlungsvogel,

Erinaceus europaeus – Braunbrustigel, eines der beliebtesten Säugetiere unter den Wildtieren,

Vanessa atalanta – Admiral, ein bunter Schmetter-

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ling, der sich an Brennnesseln entwickelt.

Alle drei Arten kommen in Deutschland in Siedlungsräumen vor und sind auf Grund ihrer Verbreitung und ihren Habitatansprüchen für alle Projektstandorte prinzipiell geeignet. Alle drei sind typische Arten des Siedlungsraums, deren Bestand aber in Städten rückläufig ist. Die Arten unterscheiden sich signifikant in ihren biologi-

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schen Merkmalen, wie der Art der Bewegung (fliegen, laufen), der benötigten Nahrung, dem Lebenszyklus und den Habitatansprüchen. Die drei Arten verfügen zudem über für die Voruntersuchung relevante sozio-kulturelle und biologische Merkmale: sie sind für den Menschen gut beobachtbar und werden von vielen Menschen aus unterschiedlichen Gründen (Schönheit, Nützlichkeit) positiv bewertet. Dennoch gibt es durch ihr Verhalten und ihre Standortansprüche Konfliktpotenzial wie Vogelkot, Lärm oder Parasiten. Alle drei Arten stellen Ansprüche an die Planungsräume, die im Wohnumfeld nicht automatisch erfüllt werden, sondern der Planung bedürfen. Igel und Haussperlinge benötigen gut erreichbare und vor Räubern sichere Wasserstellen, die auch bei trockenem Wetter gefüllt werden müssen. Haussperlinge sind auf Stellen mit sandigem, feinkörnigen und

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offenen Boden angewiesen, um dort zur Bekämp-fung von Parasiten im Gefieder ein Staubbad neh-men zu können. Zudem benötigen Haussperlinge Bruthöhlen, die als Nisthilfen in Gruppen ange-ordnet sein müssen, da die Art ein Koloniebrüter ist. In der Nähe der Nisthilfen müssen sich dazu Hecken oder andere Schutzgehölze für die frisch ausgeflogenen Jungtiere befinden und ausrei-chende Nahrungsquellen für Jung- und Alttiere. Igel brauchen barrierefreie, wenig fragmentierte Freiräume und geschützte Stellen für ihre Quar-tiere in Form von dichter Vegetation, Sträuchern, Ast- und Laubhaufen, in denen sie ungestört ihre Jungen gebären und großziehen und die kalte Jah-reszeit im Winterschlaf überbrücken können. Für die Bereitstellung ihrer Nahrungsquellen aus In-sekten und Wirbeltieren sind Igel auf Stellen mit vielfältiger Vegetation und Totholz angewiesen. Admirale sind auf das Vorkommen der Brennnes-sel angewiesen, an der die Raupen fressen, die

Lage im Ortsgebiet/ zentral im Ortsgebiet/ Vorstadt am Ortsrand

Bebauungstyp

Projekttyp Umstellung der Pflege

Mehrgeschossige Gebäudegruppe mit Hof

Hamburg - Saarlandstraße

Zeilenbau Salzgitter - Rabenwinkel

Ein/Mehrfamilienhäuser Kirchheim unter Teck

Projekttyp Sanierung

Zeilenbau Kaiserslautern - Kappellenweg Hamburg - Lüttmelland/Sasel Schwarzheide - Ruhlander Straße

Mehrgeschossige Gebäudegruppe mit Hof

Frankfurt/Main - Leuchte

Projekttyp Neubau

Zeilenbau Hannover - Herzkamp

Punkt(hoch)häuser Kaiserslautern - Friedenstraße Ingolstadt - Stargarder Straße

Ein-/Mehrfamilienhäuser Hannover - Herzkamp

Abb. 8 Matrix für die Auswahl der 10 Beispielprojekte

Abb. 9 Planungsphasen der ProjekteLP1: GrundlagenermittlungLP2: Vorplanung LP3: Entwurf LP4: Genehmigungsplanung LP5: AusführungsplanungLP6: Vorbereitung VergabeLP7: Vergabe LP8: Bauüberwachung LP9: Objektbetreuung

PLANUNG IN DEN BEISPIELPROJEKTEN

Verfügung gestellten Planungsunterlagen wurden AAD-Maßnahmen für die Projektbeispiele erarbeitet. Eine Ortsbesichtigung, Gespräche vor Ort sowie Telefonate dienten der Erkundung der Möglichkeiten und dem Herausarbeiten von Lösungen. Die Entwurfsvorschläge wurden mit den Projektpartnern in gemeinsamen Planungstreffen diskutiert. Die im Folgenden dargestellten Entwürfe sind daher mit Projektpartnern erarbeitete Beispielslösungen, die das Potenzial für AAD unter Realbedingungen illustrieren, aber keine umgesetzten baulichen Lösungen.

Falter benötigen hierfür blühende Pflanzen, im Herbst zusätzlich auch Fallobst (siehe Artenpor-trait Admiral).

Basierend auf den von den Projektpartnern zur -

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Abb. 9

Abb. 8

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22 MIT ANIMAL-AIDED DESIGN DAS WOHNUMFELD GESTALTEN

INGOLSTADT, STARGARDER STRASSE Beispiel 1

Unternehmen: Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft Ingolstadt (GWG)Projekttyp: Neubau (Nachverdichtung) Lage: im Ortsgebiet/Vorstadt (Größe Projektgebiet: 10.527 m²) Bebauungstyp: Punkt(hoch)häuser mit zentralem Hof (161 Wohnungen)

Abb. 10 AAD Entwurf Ingolstadt. Ba-

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sierend auf Entwurfsplan Adler Olesch Landschaftsarchitekten. Gebäude: Diezinger Architekten

Motivation: Unternehmensphilosophie; Projekt ist Vorzeigestandort für die GWG; Unterstützer im Aktionsbündnis »Ingolstadt summt!«

Projekt: In innerstädtischer Lage werden fünf neue Wohngebäude (davon zwei Punkthochhäuser) mit zentralem Hof über einer Tiefgarage und mit umliegenden Freianlagen realisiert. Der Standort ist eingefasst von einer mit Bäumen bewachsenen Böschung zur Straße, die den Standort vom Donauufer trennt und direkt an ein bestehendes Wohngebiet und ein Auwaldrelikt angrenzt. Der Hof mit innenliegenden Eingängen zu den Wohnhäusern und einer Kita ist Ankunfts- und Aufenthaltsort zugleich. Zahlreiche Baumpflanzungen und Pflanzbereiche beleben den Freiraum.

Planungsstand und Einbindung von AAD: Das Projekt befand sich zu Beginn der Kooperation bereits in der Genehmigungsplanung für einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan (VEP), etwas später bereits in der Ausführungsplanung. Die GWG sah trotz der fortgeschrittenen Planungen großen Spielraum für AAD Maßnahmen an Gebäu-

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den und in der Gestaltung der Außenanlagen. Den größten Spielraum gab es in der Pflanzplanung;

eine Reduzierung der versiegelten Flächen wurde diskutiert, konnte aber nicht umfangreich eingeplant werden. Die Projektleiter sahen beim Haussperling geringe Probleme mit der Integration von Bruthilfen in die Fassade oder der Auswahl von geeigneten Materialien für die Außenanlagen, z.B. für Staubbäder. Es bestand auch eine große Bereitschaft für die Umsetzung einer kontinuierlichen Wasserstelle für Igel und Haussperling, diese soll als Trinkwasserbrunnen mit Auffangschale gleichzeitig einen Nutzen für die Bewohner* innen haben. Maßnahmen für den Admiral waren leicht planbar über mögliche extensive Blühstreifen und die Begrünung mit Efeu in den Randbereichen. Die Lage des Brennnessel-

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saums wurde noch nicht genau festgelegt. Wichtig war generell die multifunktionale Wirkung einer Maßnahme im Hinblick auf Nutzbarkeit auch für den Menschen oder die Klimaanpassung.

Synergien und Herausforderungen: Synergien ergaben sich bei der Entwässerungsplanung, die mit der Schaffung einer Wasserstelle kombiniert werden könnte. Das Ziel der GWG, sich an den Klimawandel anzupassen (Kühlung), ergänzte sich mit der Begrünung von Dächern und Fassaden (z.B. an der Tiefgaragenausfahrt). Zusätzliche Pflanzbereiche und Gründächer auf den Zwischenbauten konnten aufgrund der Anforderungen an den Brandschutz und die Zufahrt der Feuerwehr nicht umgesetzt werden. Durch die geplante Kita ergab sich die Möglichkeit der Etablierung einer Winterfütterung von Vögeln. Für Spatzenquartiere wurden erprobte Standardlö-

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sungen mit Fassadenbruthöhlen gegenüber einer Gestaltungsidee mit einem Klinkerversatz mit Höhlen für Spatzen bevorzugt. Weitere Anknüpfungspunkte für AAD waren die Verbindung zum angrenzenden Auestandort sowie die Einbettung des Projektes in übergeordnete Grünverbindungen und den Grüngürtel Ingolstadts.

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Artspezifische Entwurfsbausteine Braunbrustigel

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Rasenfläche für die Suche nach Regenwürmern und als offene Fläche für das »Igelkarussel« während der Paarungszeit

Retentionsmulde: Wasserrückhaltung über un-durchlässiger Schicht zur Ausbildung einer Wasser-tränke. Umgeben von wechselfeuchter Vegetation

Zaun zur vielbefahrenen Straße wird bodennah angebracht, um ein Durchschlüpfen zu verhindern

Saum aus Stauden und Gräsern entlang der bestehenden Böschung mit vorgelagerter 2-schürig gemähter Wiesenfläche. Bereiche mit langem und kurzem Gras, für Nahrung aus Käfern, Regenwürmern und anderen Wirbellosen

Wechsel aus kurzem und langem Gras, und eine strauchreiche Randvegetation bieten Rückzug und Schutz im Übergang von dichter zu offener Vegetation

dichte Bodenvegetation, Efeu und einheimische Gehölze als Unterwuchs in ungestörter Sukzessions fläche im Gehölzbestand bieten Raum für Tagesquartiere und Überwinterung

Totholzschichtung mit Einzäunung und Durch-schlupf unter Balkon als Quartier für die Jungen-aufzucht. Am Waldrand zusätzlich ein in Palisaden eingefasster Haufen aus Zweigen und Laub

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Ausschnitt Lageplan

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24 MIT ANIMAL-AIDED DESIGN DAS WOHNUMFELD GESTALTEN

HANNOVER, HERZKAMP BOTHFELD Beispiel 2

Unternehmen: Gundlach GmbH & Co. KGProjekttyp: Neubau (Stadtquartier)Lage: im Ortsgebiet/Vorstadt (Größe Projektgebiet: 9,2 ha)Bebauungstyp: Reihenhäuser und Zeilenbau (315 Wohnungen)

J

Abb. 11 AAD Entwurf Hannover Herzkamp, Gesamtentwurf basierend auf Entwurfsplan von nsp christoph schonhoff land-schaftsarchitekten stadtplaner. Gebäude: blauraum architekten

Motivation: Fokus des Unternehmens auf klima-angepasstes Bauen; Ökologisches Bauen als Teil der Firmenphilosophie; Leuchtturmprojekt für »Klimaangepasstes nachhaltiges Wohnen und Leben im Quartier«

Projekt: Das neue Stadtquartier im Norden von Hannover ist gekennzeichnet durch eine starke Durchmischung von unterschiedlichen Gebäude- und Wohnungstypen und einem freiraumplaneri-schen Gesamtkonzept. Die Realisierung erfolgt in mehreren Bauphasen. Übergeordnetes Ziel ist die vorbildhafte Umsetzung der Klimaanpassungs-strategie der Stadt Hannover. Der bereits als Aus-gleichmaßnahme realisierte Waldsaum soll Le-bensraum für Vögel und andere Wildtiere bieten; bei der Planung des Quartiers wurden neben Kalt-luftschneisen auch Flugrouten von Fledermäusen berücksichtigt.

Planungsstand und Einbindung von AAD: Die verschiedenen Baufelder befanden sich in un-terschiedlichen Projektstadien. Für einige Teil-gebiete gab es bereits eine abgeschlossene Genehmigungsplanung (Baufeld mit Eigentums-wohnungen), in anderen lief die Entwurfspla-nung noch (z.B. Baufeld J). Eine großräumige Vernetzung über Grünstrukturen war innerhalb des Quartiers möglich. Die Freiflächen der Ge-bäude im Baufeld J hatten noch großes Potenzial für die Einbindung von AAD-Maßnahmen und waren landschaftsarchitektonisch noch in der

Entwurfsplanung. Bei den Eigentumswohnungen bestand geringerer Spielraum bei der Gestaltung der Frei flächen und wäre das Projekt auf diese Flächen beschränkt gewesen, hätten die Bedürf-nisse der Zielarten nur teilweise erfüllt werden können. Fassadenquartiere an den Eigentums-wohnungen müssten zudem vor dem Verkaufs-start in die Fassade integriert werden. Spezielle »Nist-Ziegel« könnten allerdings als Standardele-ment eingeplant werden, ebenso ein »Igelloch« in die geplanten Stabmattenzäune. Die innerhalb des Projektgebiets im Straßenrandbereich ge-planten Versickerungsflächen, welche in Zukunft nicht von der Stadt Hannover gepflegt werden sol-len, boten sich an, als Blühstreifen für den Admi-ral entwickelt zu werden. Die Randbereiche zum Wald hin waren für Brennnesselsäume (Admiral) und für Igelquartiere geeignet. Eine Änderung des Wegematerials in wassergebundene Decken für Staubbäder (Haussperling) stieß auf Zustimmung. Eine kontinuierliche Wasserstelle für Igel und Haussperling ist durch die geplante Wasserlinse für den Quartiersplatz gegeben. An Mietwoh-nungsgebäuden konnten neben der Anreicherung der Gründächer mit Nahrungspflanzen für den Haussperling auch der Nutzen geplanter Fassa-denbegrünung an Rankgerüsten für Nahrung und Schutz von Haussperling und Insekten hervorge-hoben werden. Es zeigte sich, dass diese Maßnah-men die Planung für ein nachhaltiges, klimaange-passtes Quartier gut ergänzen.

Synergien und Herausforderungen: Die AAD-Maßnahmen zeigten auch hier Synergien mit Maßnahmen zur Umsetzung der Klimaan-passungsstrategie, wie die Verbesserung des Mi-kroklimas. Staubbäder oder Wasserstellen auf den Dächern müssen mit dem Flächenbedarf von Solarthermie und PV-Modulen vereinbar sein. Nisthilfen sollen aus ästhetischen Gründen nicht außen an den Gebäuden angebracht werden, sie stellen aber kein Problem dar, wenn sie in die Fas-saden integriert werden können.

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Artspezifische Entwurfsbausteine Admiral

Bei dem Entwurfsbaustein handelt es sich um eine Kombination aus Mauerscheiben und Blüh-streifen, die Hohlräume in den Mauern sollen dem Admiral die Möglichkeit zur Überwinterung geben. Die Blühstreifen stellen verschiedene Nektarpflanzen für den Falter bereit.

Ausschnitt Lageplan Entwurfsbausteine Admiral

Wasserstelle auf dem Quartiersplatz

lineare Strukturen der Mauerscheiben dienen den Männchen als Reviere für die Partnersuche

Überwinterung in den Hohlräumen der Mauer-scheiben

Raupen finden ihre Nahrungsgrundlage in einem Brennnesselsaum entlang des Wildtierzauns

Staudenpflanzungen, Dachbegrünung, Obst bäume und blühende extensive Wiesen im Quartier dienen als Nahrungsquellen für den Falter

Ausschnitt Entwurfsbaustein - Sommermauer

Ansicht Admiralsachse Entwurfsbausteine

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26 MIT ANIMAL-AIDED DESIGN DAS WOHNUMFELD GESTALTEN

KAISERSLAUTERN, FRIEDENSTRASSE Beispiel 3

Unternehmen: Gemeinnützige Baugesellschaft Kaiserslautern AGProjekttyp: Neubau (Nachverdichtung)Lage: im Ortsgebiet/zentral (Größe Projektgebiet: 4.950 m²)Bebauungstyp: Punkthäuser (56 Wohnungen)

Abb. 12 AAD Entwurf Kaiserslautern Friedenstraße, basierend auf Entwurfsplan L.A.U.B. Gebäude: Gemeinnützige Baugesellschaft AG

Motivation: Ein erweitertes Angebot für Mieter*-innen: »Wohnen und Leben mit Flora und Fauna in der Stadt«; die Bau AG möchte die Idee, die Natur zurück in die Stadt zu holen, unterstützen.

Projekt: Im Stadtgebiet von Kaiserslautern ent-stehen im Stadtteil Kalkofen, der als sozialer Brennpunkt gilt, drei neue Wohngebäude. Nach dem Bielefelder Wohnmodell (»Nils – nachbar-schaftliches, inklusives, lebenswertes und selbst-bestimmtes Wohnen im Quartier«) wird in zentra-ler Lage barrierefreies, gemischtes Wohnen für mehrere Generationen und Menschen mit und ohne Behinderung angeboten. Die Außenanlagen werden neu angelegt. Der Projektort ist räumlich durch zwei Straßen begrenzt. Die geplanten Au-ßenanlagen kombinieren mehrere Funktionen auf kleiner Fläche.

Planungsstand und Einbindung von AAD: Bei Start der AAD-Entwurfsvorbereitung waren die Gebäude bereits im Bau. Ein wenig ausgear-beiteter Vorentwurf für die Freianlagen sollte überarbeitet werden. Parallel zur Analyse des Standortpotenzials wurde von den beauftragten Planer*innen ein Entwurfsplan ausgearbeitet. Der Entwurf der Außenanlagen konnte nicht von Anfang an und direkt begleitet werden. Jedoch ergaben sich aufgrund der räumlich sehr be-grenzten Möglichkeiten übereinstimmende Ideen und Konzepte. Für alle drei Zielarten konnten

Lösungen für alle kritischen Standortfaktoren ge-funden werden. Insgesamt gab es allerdings wenig Platz für extensive Blühstreifen für den Admiral oder für geschützte, strukturreiche Bereiche für Igelquartiere. Ein wenig überplanter Freiraum an den Parkplätzen und Garagen konnte hierfür jedoch genutzt werden. Bei einem Planungstref-fen mit der Geschäftsführung, dem Projektlei-ter und Mitarbeitern (Technischer Kundenser-vice, Grünflächen/Außenanlagen und Gärtnerei / Reinigung), und der beauftragten Landschafts-architektin wurden Potenziale und Herausforde-rungen besprochen, unter anderem die stärkere Einbeziehung einer in der Planung freigehalte-nen »wilden« Ecke für AAD-Maßnahmen. Von der Landschaftsarchitektin wurde betont, dass große Änderungen zu diesem Zeitpunkt einen Mehr-aufwand darstellen würden. Seitens der BauAG wurde das nachträgliche Anbringen von Nistkäs-ten an der Fassade abgelehnt, da dies aus Sicht des Vorstandes und der Architekten nicht im Ein-klang mit der Architektur stehen würde. Eine freistehende Lösung für Spatzenquartiere wurde daher bevorzugt. Die Herstellung eines teilweise bepflanzten Regenüberlaufbeckens, welches gleichzeitig als Wasserstelle dienen kann, wurde als zusätzliche Maßnahme begrüßt.

Synergien und Herausforderungen: Stadtnatur vor der Haustür soll erlebbar gemacht werden. Hier ergeben sich wichtige Synergien, z.B. durch blütenreiche, für Mensch und Zielarten attraktive Pflanzungen. Nisthilfen außen an den Gebäuden werden als ästhetische Beeinträchtigung der Fas-saden abgelehnt und eine freistehende Lösung (z.B. Spatzenturm) bevorzugt. Die Umsetzung ei-niger AAD-Maßnahmen wäre im Rahmen des Öko-logie-Programm der Stadt Kaiserslautern denk-bar, mithilfe dessen Langzeitarbeitslosen u.a. mit der Vermittlung von Fachwissen im Bereich des Natur- und Umweltschutzes die Integration in den Arbeitsmarkt erleichtert werden soll.

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Ansicht zentraler Hof mit Entwurfsbausteinen Haussperling

mögliche Zufütterung durch Bewohner*innen an Futterstellen im Winter

Bouleplatz in wassergebundener Wegedecke mit einer Deckschicht aus Feinsplitt dient als Staubbad

beerenreiche Sträucher / Hecken (Cornus mas) als Winternahrung

Außenwasserhahn für den Gemeinschaftsgarten mit Überlauf in einer Auffangschale bietet eine seichte, offene und sonnige Wasserstelle

Saum aus Schattenstauden und Gräsern ergänzt das Nahrungsangebot

hochstämmige Feldahorne und Hecken an den Terrassenrändern und Einfassung der zentralen Freiräume dienen als Schutz- und Ruhegehölze.

Mischpflanzungen mit Stauden, z.B. Lavendel und Rosmarin (als Parasitenabwehr), Sonnenhut, Königskerze, Sonnenblumen und Kugeldistel für Nahrung aus den Sämereien.

Nistquartiere an freistehendem »Spatzenturm«

Planausschnitt Entwurfsbausteine Haussperling

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Artspezifische Entwurfsbausteine Haussperling

Schnittansicht Entwurfsbausteine Admiral und Braunbrustigel

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28 MIT ANIMAL-AIDED DESIGN DAS WOHNUMFELD GESTALTEN

FRANKFURT AM MAIN, LEUCHTE Beispiel 4

Unternehmen: Wohnungsbaugenossenschaft der Justizangehörigen FFM e.G. (JuBa)Projekttyp: Sanierung (Gebäude und Außenanlagen)Lage: am Ortsrand (Größe Projektgebiet: 12.493 m²)Bebauungstyp: Mehrgeschoßige Gebäudegruppe mit Hof (87 Wohnungen)

Abb. 13 AAD Entwurf FFM Leuchte, basierend auf Freiraumplan dieWerkplaner Architekten

Motivation: Identitätsstiftende ökologische Auf-wertung der Freiräume; innovative Ansätze wie AAD sind sehr willkommen, um das Image aufzu-

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werten

Projekt: Die Wohnanlage aus den 1980er Jahren befindet sich im Stadtteil Bergen-Enkheim am Siedlungsrand angrenzend an den Enkheimer Wald und in unmittelbarer Nähe zum Naturschutzgebiet »Enkheimer Ried«. Es handelt sich um sechs Geschosswohnungsbauten, die um einen zentralen Innenhof angeordnet sind, der teilweise erhöht über einer Tiefgarage liegt. Die Gebäude werden modernisiert und aufgestockt, die Freianlagen sollen aufgewertet werden. Die Wohnhausanlage ist nicht eingezäunt, die umlie-

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gende Straße relativ wenig befahren. Am nördlichen Rand befindet sich ein niedriger, mit Gräsern und Spontanvegetation bewachsener Erdwall entlang der Grundstücksgrenze, und im ganzen Projektgebiet gibt es einen alten Baumbestand.

Planungsstand und Einbindung von AAD: Die Sanierung und Aufstockung der Gebäude war bei Beginn der Kooperation in der Genehmigungsplanung, beim späteren Planungstreffen bereits im Bau. Für die Außenanlagen gab es bis auf die funktionale Verortung von Fahrrad-, Autostell- und Müllplätzen noch keine Planung. Hier konnte

aktiv mit AAD geplant werden. Für alle Zielarten konnten Lösungen gefunden werden. Spatzenquartiere sind als vorgehängte Lösung an Fassa-

-den denkbar. In den Randbereichen der Grünflächen können Blühstreifen und einige Bereiche mit Brennnesseln angelegt werden, vorhandene Strauch- und Heckenpflanzungen bieten Raum für Igelquartiere. Bei der JuBa stimmen die Be-

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wohner*innen als Mitglieder der Genossenschaft häufig über Erneuerungen ab und haben viel Mitspracherecht, d.h. sie werden in Planungen eingebunden und bestimmen die Gestaltung ihrer Wohnumgebung mit. Die AAD-Maßnahmen müssten daher den Mitgliedern vorgestellt werden. Bei einem Rundgang durch die Anlage wurden potenzielle AAD-Maßnahmen auch mit dem zuständigen Hausmeister diskutiert, der gelernter Gärtner ist und aufgrund seiner ökologischen Kenntnisse gute Hinweise geben konnte. Bei der anstehenden Planung der Außenanlagen sollen die vorgeschlagenen AAD-Maßnahmen größtenteils übernommen werden.

Synergien und Herausforderungen: Eine Umstel-

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lung auf extensivere Schnittmaßnahmen z.B. an Sträuchern ist durch jahrelange, vorangegangene Pflegeschnitte nicht leicht umzusetzen. Bei Neupflanzungen sollte das langfristige Entwicklungspotenzial mit eingeplant werden.

Grünflächen sollen vor allem sicher und überschaubar sein. Auch sollen die AAD-Maßnahmen als integrativer Teil der Umgestaltung der Außenanlagen vor allem für die Bewohner*innen einen Mehrwert haben. Die Planung mit AAD kann jedoch als erweiterte Zielsetzung für die Wohnanlage zur Identitätsstiftung beitragen. Die JuBa sieht hier auch Möglichkeiten der Übertragbarkeit auf andere Wohnanlagen.

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Artspezifische Entwurfsbausteine Admiral

Planausschnitt

Zufahrt Tiefgarage

Hecke aus Carpinus betulus

Sorbus aucuparia

Prunus padus

Malusdomestica‚Royal Gala‘ Kräuterrasen

V

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Betonblockstufen an der Tiefgaragenböschung bieten, neben ihrer Funktion als Sitzelement, Hohlräume, die der Admiral als Überwinterungs-quartier nutzen kann. Gleichzeitig dient die ange-raute Oberfläche der Stufen den Männchen zum Ausruhen und Warten bei der Partnersuche

sonnenexponierte, lineare Strukturen mit Längen von 50-200 m mit Blütenpflanzen dienen den Männchen als Revier

Fallobst ergänzt das Nahrungsangebot im Herbst

hochstämmige Bäume oder vegetationsfreie Boden flächen dienen als Ruheplätze

ein mit einer Hecke eingefasster »Brennnessel- Garten« dient den Weibchen zur Eiablage an den Futterpflanzen (Große Brennnessel, Kleine Brennnessel), der nach einer Woche schlüpfenden Raupen

nektarreiche Blütenpflanzen (z.B. Dost oder Astern) von Mai bis Oktober auf sonnenexponier-ter Staudenfläche und begrünten Fahrradunter-ständen dienen den Faltern als Nahrungsquelle

Schnittansicht Gebäude V Blühflächen

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30 MIT ANIMAL-AIDED DESIGN DAS WOHNUMFELD GESTALTEN

SCHWARZHEIDE, RUHLANDER STRASSE Beispiel 5

Unternehmen: Wohnungsbaugenossenschaft Schwarzheide eGProjekttyp: Sanierung (Gebäude und Außenanlagen)Lage: am Ortsrand (Größe Projektgebiet: 12.919 m²) Bebauungstyp: Zeilenbau (85 Wohnungen)

Abb. 14 AAD Entwurf Schwarzheide

Motivation: Umsetzung eines ökologischen Vor-

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zeigeobjektes; großes Engagement des Vorstands

Projekt: Das Projektgebiet befindet sich in unmittelbarer Umgebung von zwei Waldgebieten und mehreren Seen am Ortsrand von Schwarzheide West. An zwei Geschoßwohnungsbauten aus den 1980er Jahren werden außen Fahrstühle angebaut. Im Zuge dessen sollen die Stellplätze neu angeordnet und erweitert werden und eine Aufwertung der Freiräume unter der Anwendung von AAD stattfinden. Durch die Naturräume in der direkten Umgebung bietet der Standort ein gro-

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ßes ökologisches Potenzial sowie gestalterische Freiheit bei der Entwicklung der Maßnahmenkonzepte. Der Projektort hat einen offenen Charakter mit großzügigen Grünflächen und wenig Einzäunungen. In benachbarten Kleingärten befinden sich Obstbäume.

Planungsstand und Einbindung von AAD: Die Gebäudesanierung war bei Kooperationsbeginn noch in Planung, beim nächsten Ortsbesuch bereits im Bau. Für die Außenanlagen gab es noch keine Vorentwurfsplanung, allerdings war bereits eine Einzäunung des Geländes nach Norden geplant, außerdem eine Geländeangleichung für den barrierefreien Zugang zu den Gebäuden und neue

Fahrradständer. Es bestand die Möglichkeiten der Begrünung der neuen Fahrstühle und der fensterlosen Stirnseiten der Gebäude. Strauchpflanzungen als Schutzgehölze für Igel und Haussperling waren vor den Gebäuden vorhanden. Zusätzlich wurde Neupflanzungen zugestimmt, so soll z.B anstelle eines Zaunes eine neue Hecke angelegt werden, um die Zugänglichkeit für Tiere wie den Igel nicht einzuschränken. Das Neuanlegen eines naturnahen Teiches, als Wasserstelle für Igel und Haussperling, wurde eingeplant. Die Ausbildung von Brennnesselfluren und Wildblumenwiesen, sowie das Anbringen von Fassadenquartieren wur-

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den positiv angenommen. Die AAD-Maßnahmen konnten so für alle drei Zielarten problemlos im Gesamtkonzept für die Umgestaltung der Außenanlagen verankert werden. Sollte es bei einer realen Umsetzung zu einer freien Zielartenauswahl kommen, wäre die Einbindung der Mieter*innen in diese Auswahl und in die Maßnahmenentwicklung erwünscht. Bei einer Realisierung vorgeschlagener Maßnahmen wäre auch eine Umstellung der bisherigen Pflege denkbar, wie eine seltenere Mahd der Wiesenflächen.

Synergien und Herausforderungen: Das Projekt soll als Vorzeigeobjekt dienen, Naturerleben för-

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dern und die Naturbildung (z.B. Schulklassen) in der Gemeinde unterstützen und AAD wird als Mittel angesehen, diese Ziele zu erreichen. Die Genossenschaft könnte so als Multiplikator in der Region wirken. Die Begrünung der Aufzüge wird als ästhetische Aufwertung verstanden. Der Leiter der Pflege ist offen für Veränderungen, sodass eine nachhaltige Entwicklung der Außenanlagen möglich ist. Die Finanzierung der Maßnahmen stellt die größte Herausforderung dar, allerdings ist geplant, die Umsetzung möglicherweise über einen längeren Zeitraum zu verfolgen.

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Artspezifische Entwurfsbausteine Braunbrustigel

Lageplan

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Ruhlander Straße

Park

plat

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Park

plat

z

Parkplatz

Parkplatz

Spatzenturm

Kinderspielplatz

Wäschestangen

Hochstaudenflur undextensive Wiese

Forstweg

Grillecke

Seilb

ahn

1 Rasenfläche für die Suche nach Regenwürmern und als offe-ne Fläche für das »Igelkarussel« während der Paarungszeit

Bereiche mit Stauden und Gräsern entlang des Parkplatzes mit 2-schürig gemähter Wiesenfläche bis zum Grundstücks-rand und Wiese mit Hochstaudenflur, Bereiche mit langem und kurzem Gras, für Nahrung aus Käfern, Regenwürmern und anderen Wirbellosen

3 dichte Bodenvegetation, Efeu und einheimische Gehölze als Unterwuchs in ungestörter Fläche bieten Raum für Tagesquartiere und Überwinterung

6 neu angelegter Teich, mit Steinen eingefasst und mit Wasserzulauf aus Regenwasserrückhaltung zur Ausbildung einer Wassertränke; mit Ausstiegshilfe und umgeben von wechselfeuchter Vegetation

eine strauchreiche Randvegetation und neue einheimische Heckenstrukturen bieten Rückzug und Schutz im Übergang von dichter zu offener Vegetation

Totholzschichtung mit Einzäunung und ca.10x10cm großem Durchschlupf als Quartier für die Jungenaufzucht. Zusätzlich ein Haufen aus Zweigen und Laub (Grünabfall) für Tages-quartiere

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32 MIT ANIMAL-AIDED DESIGN DAS WOHNUMFELD GESTALTEN

KAISERSLAUTERN, KAPELLENWEG Beispiel 6

Unternehmen: Gemeinnützige Baugesellschaft Kaiserslautern AGProjekttyp: Sanierung AußenanlagenLage: im Ortsgebiet/zentral (Größe Projektgebiet: 13.874 m²)Bebauungstyp: Zeilenbau (138 Wohnungen)

Abb. 15 AAD Entwurf Kaiserslautern Kapellenweg, Südlicher Teil: Basierend auf Entwurfsplan L.A.U.B. Weitere Planung: Planungsbüro Stefan Laport

Motivation: Umgestaltung und Neuordnung von privaten Mietergärten; Zugang und Aktivierung der Freiräume für alle Mieter*innen

Projekt: Die Wohnanlage aus den 50er Jahren im Stadtgebiet von Kaiserslautern besitzt rückwär-

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tige Freiräume, die an eine Bahntrasse grenzen. Im südlichen Teil der Anlage wurde vor ein paar Jahren ein Teil der Mietergärten in Garagen und Parkplätze, sowie in eine große Grünfläche mit Sitzgruppen umgewandelt. Es mangelt aber an einer aktiven Nutzung der Grünflächen durch die Bewohner*innen. Eine Umgestaltung des nördlichen Teils in einen stärker gemeinschaftlich genutzten Freiraum soll über mehrere Jahre hinweg stattfinden. Ziel ist es, die Nutzbarkeit für alle Mieter*innen zu erhöhen und solche, die sich die Pflege ihrer Gärten nicht mehr leisten können, zu entlasten. Mit AAD sollen die Maßnahmen auch ökologisch sinnvoll sein und tierische Garten-

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bewohner*innen erlebbar gemacht werden. Am Projektort sind bereits typische Arten von Trockenstandorten und die klassischen Vertreter aus Siedlungsbereichen vertreten.

Planungsstand und Einbindung von AAD: Die vorhandenen Gartenparzellen bieten bereits einen hohen Strukturreichtum, der viele Funktionen für die Zielarten erfüllt. Die Bahntrasse ist ein möglicher Korridor für den Igel, der das Baugrundstück mit der Umgebung vernetzt. Für alle Zielarten lassen sich die erforderlichen Maßnahmen vor Ort umsetzen. Die vorhandenen Garagendächer könnten mit einer Gräser und Kräutereinsaat begrünt werden, um Nahrung für den Haussperling bereitzustellen. Schutzgehölze für

den Haussperling sind größtenteils bereits vor-

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handen. Für Igelquartiere besteht Potenzial in den Lücken zwischen den einzelnen Garagen. Ein vorhandener Blühstreifen könnte für den Admiral großflächig erweitert werden, die mittlere Strauchschicht als geschützter Bereich für den Igel gefördert werden. Einzelne Randbereiche entlang des Bahndamms bieten Platz für die Entwicklung eines Brennnesselsaums (Raupenfutterpflanze Admiral). An der Stirnseite der Häuser wäre eine Spatzenkolonie mit vorgehängten Nistkästen möglich oder alternativ ein freistehender Spatzenturm im Freiraum. Mögliche AAD-Maßnahmen wurden dem Projektleiter (Technischer Kundenservice Grünflächen), zuständigen Mitarbeitern für Gärtnerei/Reinigung und dem be-

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auftragten Landschaftsarchitekten vorgestellt. Es wurde z.B. die Möglichkeit einer ökologischen Gartenparzelle erwogen. Die Planung mit AAD bietet eine gute Möglichkeit, die Mieter*innen für den Wert ihrer Freiräume zu sensibilisieren. Die regelmäßig erscheinende Mieterzeitung könnte hierfür gut zur Informationsvermittlung dienen.

Synergien und Herausforderungen: Im Vordergrund steht für die BauAG die Benutzbarkeit und Erlebbarkeit der Freiräume für den Menschen. Wichtig war der BauAG, weitgehend stabile Vegetationsstrukturen zu erreichen, die wenig Pflege benötigen. Durch die integrative Planung der Maßnahmen für Tiere und Menschen können die zusätzlichen Kosten für AAD-Maßnahmen im Rahmen der allgemeinen Sanierungskosten getragen werden. Im Hinblick auf die angestrebte Klimaanpassung in der Strategie der Stadt Kaiserslautern kann AAD dazu beitragen, eine exemplarische ökologische Planung und Umsetzung zu erreichen. Kritische Fragen gab es bezüglich der Gestaltung und technischen Ausführung der Spatzenfassade und dem jährlichen Pflegeaufwand. Die Bau AG war sehr daran interessiert, biodiversitätsfördernde Maßnahmen als Prototypen auszuprobieren und die neuen Nutzungskonzepte und Gestaltungsansätze eventuell auf andere Standorte zu übertragen.

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Artspezifische Entwurfsbausteine Admiral

N

Begrünung der Garagenwände und kleineren Mauern, zum Beispiel durch Efeu, der besonders im Herbst als Nahrungsquelle dient

geschützte Überwinterungsplätze in Höhlen und Gebäuden, zum Beispiel in den Luftschächten der Garagen oder Kellerzugänge

lineare, sonnenexponierte Säume der Hecken dienen als Revier bei der Partnersuche

Ruheplätze an Baumstämmen oder sonnigen Freiflächen im Gelände

nektarreiche Blütenpflanzen in den Blühstreifen und in den Staudenpflanzungen entlang der Wohnhäuser, sowie die extensive Dachbegrünung der Garagen bieten Nahrung für Adulte

Zulassen und Förderung eines Brennnesselsaumes entlang der Grenze zur Bahntrasse, zur Eiablage und Larvenentwicklung

Lageplan

Schnittansicht Pflanzflächen am Gebäude

Schnittansicht Blühstreifen und Heckensaum

Schnittansicht Blühstreifen und Garagenbegrünung

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34 MIT ANIMAL-AIDED DESIGN DAS WOHNUMFELD GESTALTEN

HAMBURG, LÜTTMELLAND Beispiel 7

Unternehmen: Baugenossenschaft Hamburger Wohnen eG Projekttyp: Umstellung der Pflege (Sanierung, Neubau und Nachverdichtung) Lage: im Ortsgebiet/Vorstadt (Größe Projektgebiet: 57.142 m²) Bebauungstyp: Zeilenbau (364 Wohnungen)

Abb. 16 AAD Entwurf Lüttmelland; Ba-

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sierend auf Entwurfsplan Outside! Landschaftsarchitektur Gebäude: henningerarchitekt

Motivation: AAD wird als innovativer Ansatz gesehen, der es erlaubt, die ökologische und nachhaltige Einstellung des Unternehmens deutlich zu machen

Projekt: Nachverdichtung durch Neubau und Sanierung eines in sich geschlossenen Wohngebietes am nördlichen Stadtrand von Hamburg. Der Standort ist geprägt von einer lockeren Zeilenbauweise mit großen Bestandsbäumen und Sträuchern und Hecken in den Randbereichen. Für die Neubauten sind auf Grund einer Auflage der Stadt bereits Spatzenquartiere geplant, al-

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lerdings ohne die weiteren Ansprüche der Haussperlinge zu berücksichtigen. Die vorhandenen Wohngebäude werden modernisiert und die Außenanlagen neu angelegt.

Planungsstand und Einbindung von AAD: Ein Teil des Gebiets einschließlich der dazugehörigen Außenanlagen wurde bereits saniert. Die gesamten Arbeiten für die Außenanlagen wurden bereits komplett ausgeschrieben und der Auftrag an eine Gartenbaufirma vergeben, um eine »nahtlose« Umsetzung zu gewährleisten. Der letzte Neubau war bereits in der Genehmigungs-

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planung. Es wurde beschlossen den Standort als Pflegeumstellungsprojekt zu evaluieren. In den Randbereichen waren Schutzgehölze für Igel

und Haussperling bereits vorhanden. Zahlreiche bereits geplante Blühflächen mit Stauden und Gräsern werden Nahrung für Haussperling und Admiral bieten. Für den Igel wäre es möglich extensive Wiesen an den Rändern der Strauchpflan-

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zungen oder über den Versickerungsmulden in den Rasenflächen anzulegen. Es bestand ausreichend Potenzial für Igelquartiere, für vereinzelte Brennnesselsäume für den Admiral sowie für Staubbäder für den Haussperling. Vorschläge für Anpassungen, z.B. in der Pflanzplanung waren nicht mehr möglich, allerdings bot diese bereits eine große Vielfalt an Pflanzbereichen mit unterschiedlichen Artzusammensetzungen. Mit einigem Mehraufwand wäre es möglich, am Standort ein extensiveres Pflegekonzept zu erproben.

Synergien und Herausforderungen: Die Herstellung von Wasserstellen wurde technisch und aus Sicherheitsgründen (Gefahr für kleine Kinder) kritisch beurteilt. Die Ansprüche der (teilweise alteingesessenen) Mieter*innen nach einem ordentlichen Erscheinungsbild der Freiflächen wird als wichtige Herausforderung für die Gestaltung von AAD-Maßnahmen genannt. Besonders Brennnesseln wurden hier als problematisch von der Genossenschaft bewertet. Generell gab es aufgrund der Arbeit im Bestand (Nachverdichtung) bereits eine umfangreiche Beteiligung der Bewohner* innen. Am Anfang des Bauprojekts, vor dem Beginn des Forschungsprojekts, gab es bereits einen Planungsworkshop zu den Außenanlagen mit den Mieter*innen. Hier wäre es denkbar gewesen einen Workshop zum Thema der Arten- und Maßnahmenauswahl zusammen mit den Landschaftsarchitekten durchzuführen. Die Wohnbaugenossenschaft würde es unterstützen ein ähnliches Projekt von Anfang an mit AAD zu begleiten. Eine Umstellung der Pflege kann laut der Genossenschaft aber auf jeden Fall nur mit erneuter Einbindung der Mitglieder gelingen. Im Rahmen des Forschungsprojekts konnte die Diskussion mit den Mieter*innen nicht erfolgen, die Maßnahmen wurden daher nur mit der Baugenossenschaft diskutiert.

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Artspezifische Entwurfsbausteine Haussperling

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Vogelperspektive Entwurfsbausteine Haussperling

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Staubbad in wassergebundener Wegedecke an Fahrradstellplätzen

Wasserbad in einer feuchten Senke der Rasenmul-de. Pfützenartige Ausbildung einer wechselfeuchten Badestelle

vielfältige Pflanzungen entlang der Gebäude und Freiräume und Blühstreifen am zentralen Gemein-schaftsplatz fördern Insekten und andere Wirbel-lose als Nahrung während der Jungenaufzucht

Schutzgehölze und Ruheplätze um den zentralen Gemeinschaftsplatz und entlang der Wegeflächen und den Mietergärten, bestehend aus Kleinbäumen und Heckenpflanzungen

extensive Staudenpflanzungen entlang der Gebäude und in den Freiräumen. Sämereien dienen vor allem im Winter als Nahrung. Blühstreifen, Beeren-sträucher und Gräser- und Kräutereinsaat auf extensivem Gründach der Carports und Fahrrad-abstellhäuser ergänzen das Nahrungsangebot

Nistquartiere an den Süd- und Ostfassaden,je 5-10 Stück in 3-10m Höhe, integriert in Klinker-fassade

Planausschnitt Entwurfsbausteine Haussperling

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36 MIT ANIMAL-AIDED DESIGN DAS WOHNUMFELD GESTALTEN

SALZGITTER-BAD, RABENWINKEL / FRIEDRICH- EBERT- STRASSE / HEINRICH-VON-STEPHAN-STRASSE Beispiel 8

Unternehmen: WBV Wohnbau Betreuungs & Verwaltungs GmbH SalzgitterProjekttyp: Umstellung der PflegeLage: im Ortsgebiet/Vorstadt (Größe Projektgebiet: 40.117 m²)Bebauungstyp: Zeilenbau (ca. 420 Wohnungen)

Abb. 17 AAD Entwurf Salzgitter-Bad

Motivation: Der Fokus liegt auf der Extensivie--rung der Scherrasenflächen um u.a. das Vorkom

men von Bienen und Schmetterlinge zu fördern; Mieter*innen sollen vorab über die Maßnahmen informiert werden, die auch öffentlichkeitswirk-

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sam präsentiert werden sollen.

Projekt: Die Wohnhausanlagen der WBV in Salzgitter-Bad sind Zeilenbauten mit großen Rasenflächen, Einzelbäumen und Sträuchern. Bei einem der Projektgebiete handelt sich um einen Sied-

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lungs-Innenbereich mit zwei zentralen Mietergartenparzellen und einem neuen Terrassenanbau. Der andere Standort liegt in Hanglage mit einer zentralen Rasenfläche, einem Spielplatz und einigen Einzelbäumen. Der Großteil der Grünflächen ist strukturarm und wird regelmäßig gemäht. Einzelne Bestandsbäume sind sehr alt. Aufgrund der regelmäßig gemähten Rasenflächen ist der Pflege-

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aufwand zu Zeit sehr hoch. Es gibt kein festgelegtes Pflegekonzept für die Freiflächen.

Einbindung von AAD: Für die bestehenden Rasenflächen wurde die Anlage von umfangreichen Blühstreifen geplant, die zukünftige Nahrungssituation für die drei Zielarten würde sich daher positiv entwickeln. Schutzgehölze und Heckenstrukturen für den Haussperling müssten entsprechend ausgebaut werden. Die Anbringung von Spatzenkästen an ausgewählten Fassaden so wie die Einrichtung von Wasserstellen für die Zielarten wäre in verschiedenen Varianten mög-

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lich, z.B. durch Umleitung von Fallrohren an Gebäuden oder das Sammeln der Entwässerung von

Garagen über wasserhaltende Retentionsmulden und anschließender Versickerung, v.a. in schattigen Lagen. In extensiven Wiesenbereichen könnten dauerfeuchte Stellen angelegt werden, die bei anhaltender Trockenheit zusätzlich bewässert werden. Ebenso denkbar sind an geschützten Stellen im Boden eingelassene Wasserschalen, diese müssten aber möglicherweise eingezäunt werden. Bewässerung findet teilweise bei neuen oder besonders dekorativen Pflanzflächen nach Bedarf statt. Weiterhin wurde das Einbringen von Totholz geplant, welches zusätzlich mit Efeu begrünt werden könnte. Für die neu zu strukturierenden Teilflächen werden neue Pflegemaßnah-

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men im Sinne von AAD entwickelt. Es besteht ein großes Interesse der Wohnbau an ökologischen Maßnahmen, diese sollten aber im Rahmen der Betriebskosten mit eher geringem Kostenaufwand verbunden sein. In den nächsten Jahren wird in die Sanierung des Bestandes investiert, auch hier wäre die Einbindung von AAD möglich. Empfehlungen können überdies in mögliche zukünftige Neubauprojekte übernommen werden und auf weitere Freiflächen übertragen werden.

Synergien und Herausforderungen: Maßnahmen für die Zielarten werden als Anlass und Begründung für extensivere und naturnähere Pflege verstanden. Laubhaufen, Totholz, nicht gemähte Wiesenstreifen, Spontanvegetation auf Wege-

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flächen und andere Folgen der Anwendung von AAD sollten von den Mieter*innen akzeptiert und wertgeschätzt werden, um ihre langfristige Erhaltung zu gewährleisten. Das geht nur über die Bereitstellung von Informationen und Öffentlichkeitsarbeit. Die Wohnbau Salzgitter engagiert sich bereits bei kleineren Umweltbildungsprojekten z.B. an der Wiesenschule in SZ-Bad. Die AAD-Maßnahmen können so auch für die um-

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weltpädagogische Arbeit genutzt werden. Über diverse Fördermöglichkeiten und evtl. auch Teilnahme von interessierten Mieter*innen wären mittelfristig viele kleinere und größere Maßnahmen realisierbar.

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Artspezifische Entwurfsbausteine Haussperling

Perspektive Wiesenextensivierung mit Blühstreifen

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Staubbad an offenen Bodenstellen z.B. unter den Balkonen

Wasserbad: Herstellen einer Rückhaltelfläche in der das Regenwasser gestaut wird. Mögliche Kombi nation mit Wasserabfluss aus Fallrohren

Blühstreifen entlang der Geländekante zur Förde-rung von Insekten und anderen Wirbellosen

Schutzgehölze und Ruheplätze entlang der Mieter gärten/ Balkonbereiche an den Gebäuden und dem Sitzplatz zwischen den Häusern, bestehend aus Kleinbäumen, Sträuchern und Heckenpflanzungen

extensive (2-schürig gemähte) Langgraswiesen mit möglicher Kräutereinsaat für Sämereien. Bepflan-zungen entlang der Balkonbereiche mit frucht-tragenden Stauden und Sträuchern

Nistquartiere an den Süd- und Osstfassaden,je ca 10 Stück in 3-10m Höhe; mögliche Anbrin-gung einzeln außen an der Fassade

16

6 3

Planausschnitt Heinrich-von-Stephan-Str. Entwurfsbausteine Haussperling

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38 MIT ANIMAL-AIDED DESIGN DAS WOHNUMFELD GESTALTEN

HAMBURG, SAARLANDSTRASSE Beispiel 9

Unternehmen: Wohnwarft Genossenschaft für autofreies Wohnen e.G.Projekttyp: Umstellung der PflegeLage: im Ortsgebiet/zentral (Größe Projektgebiet: 4.602 m² )Bebauungstyp: Mehrgeschoßige Gebäudegruppe mit Hof (49 Wohnungen)

Abb. 18 AAD Entwurf Saarlandstraße. Plan basierend auf Entwurfsplan Mareile Ehlers Landschaftsar-chitektin

Motivation: Ökologische Grundeinstellung der Genossenschaft; Maßnahmen sollen noch geziel-

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ter und ganzheitlicher ausgeführt werden; Vorzeigeprojekt für die Nachbarschaft.

Projekt: Es handelt sich um drei im Jahr 2000 gebaute Geschoßwohnungsbauten, die in Miet- und Eigentumswohnungen unterteilt sind und nach Niedrigenergiestandard errichtet wurden. Ein großer mittig liegender Hof bietet Platz für private Terrassen. In der Mitte des angrenzenden Wohngebiets liegen Gemeinschaftsflächen mit Gemüsegärten und Bouleplatz. Am Barmbe-

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ker Stichkanal gelegen, sind die drei Gebäude Teil einer zusammenhängenden größeren Wohnanlage. Es gibt einen Gemeinschaftsgarten und einen »Knick« im Süden der Anlage. Auf der Gemeinschaftsterrasse im 5. Stock wird Urban Gardening betrieben, da im Hof Zier- und Gemüsepflanzen von den zahlreichen Kaninchen gefressen werden. Die Pflege der Privatgärten und Terrassen findet durch die Mieter*innen und Eigentümer* innen statt, die Gemeinschaftsanla-

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gen durch eine ehrenamtliche »Grüngruppe«.

Einbindung von AAD: Die Förderung der ausgewählten Zielarten bietet einen guten Anlass, um neue Pflegeroutinen einzuführen. Die inzwischen erfolgte Fassadensanierung sollte mit dem Anbringen von Nistkästen verbunden werden, war aber im Laufe der Untersuchung bereits abgeschlossen. An vorhandenen Rankhilfen (Seilsysteme) oder Balkonen könnten die Nisthilfen für Haussperlinge montiert werden. Für

Haussperling und Admiral könnte die extensive Dachbegrünung auf den Fahrradunterständen mit einer Gräser-und Kräutereinsaat aufgewertet werden. Die Anlage von extensiv gemähten Wie-

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senbereichen und Blühstreifen in Randbereichen der Freiflächen zur Förderung von Insekten als Nahrungsgrundlage für den Igel wäre möglich. Es würde sich um eher kleinräumige Anpassungen an einem bereits ökologisch wertvollen Standort handeln. Es gibt ausreichend Strauch- und Hecken strukturen für Schutzgehölze und Igelquartiere. Blühpflanzen und Obstbäume sind bereits vielfach vorhanden. Über eine geeignete Stelle für einen Brennnesselsaums (Raupenentwicklung Admiral) müsste innerhalb der Genossenschaft abgestimmt werden. Das Projektgebiet grenzt im Süden und Westen an Kanäle, die an geeigneten Stellen mit kleinen Eingriffen als Wasserstelle genutzt werden könnten, es bestünde auch die Möglichkeit über Versickerungsflächen Regenwasser zurückzuhalten, was jedoch mit grö-

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ßerem Aufwand verbunden wäre. Anpassungen der Pflege könnten von der gemeinschaftlich organisierte Grüngruppe vorgenommen werden.

Synergien und Herausforderungen: Die Frei- flächen werden bereits nach ökologischen Gesichtspunkten gepflegt; die Grüngruppe verfügt über gute Kenntnisse in diesem Bereich. Viele Pflanzflächen werden mit Hasendraht vor Kaninchen geschützt, die Freiflächen weisen daher für die Zielart Igel zahlreiche Barrieren auf. Die AAD-Maßnahmen würden bei einer Mitgliederversammlung besprochen werden müssen, um die Umsetzung und vor allem den Kostenrahmen festlegen zu können. Dabei ist im Detail abzustimmen, welche Maßnahmen in die Pflegeroutinen übernommen werden können. Aufgrund der selbstverwalteten Struktur wäre eine einfache Abstimmung ausreichend. Detaillierte Informationen zu den einzelnen Maßnahmen müssten dafür erarbeitet werden. Die Freiräume und Gebäude befinden sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu anderen Wohnhausanlagen. Das Projekt könnte daher als Vorbild dienen.

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Artspezifische Entwurfsbausteine Braunbrustigel

Vogelperspektive Gesamteindruck

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1 Rasenfläche für die Suche nach Regenwürmern und als offe-ne Fläche für das »Igelkarussel« während der Paarungszeit

ein Saum aus Stauden und Gräsern entlang der bestehenden Böschungen zu den privaten Mietergärten und den Rand-bereichen. Entwicklung eines Krautsaums ausserhalb des Kaninchenschutzzauns. Bereiche mit langem und kurzem Gras (extensiv gemähter Wiesenstreifen), für Nahrung aus Käfern, Regenwürmern und anderen Wirbellosen

3 dichte Bodenvegetation, Efeu und einheimische Gehölze als Unterwuchs im Gehölzbestand des Knicks und im westlichen Randbereich bieten Raum für Tagesquartiere und Rückzugsorte für die Überwinterung

ein Wechsel aus kurzem und langem Gras und eine strauchreiche Randvegetation bieten Rückzug und Schutz im Übergang von dichter zu offener Vegetation

Laub- und Totholzschichtung an vorhandener eingezäunter Lagerstelle. Herstellen eines Durchschlupfes zur Nutzung als Quartier für die Jungenaufzucht. Am Knick zusätzlich ein in Palisaden eingefasster Haufen aus Zweigen, Laub und Grünabfall

6 Modifikation des Fallrohrs und Herstellen einer Retentions-mulde zur Wasserrückhaltung über undurchlässiger Schicht zur Ausbildung einer Wassertränke. In Trockenzeiten wird diese von den Mietern über den Außenwasserhahn befüllt.Alternativ einen igelfreundlichen Zugang zum Kanal herstellen

Schnittansicht Entwurfsbausteine Braunbrustigel 1

3

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40 MIT ANIMAL-AIDED DESIGN DAS WOHNUMFELD GESTALTEN

KIRCHHEIM UNTER TECK, HUMBOLDTSTRASSE Beispiel 10

Unternehmen: VdK-Baugenossenschaft Baden-Württemberg eG (VdK)Lage: am OrtsrandBebauungstyp: Ein-/Mehrfamilienhäuser (Größe Projektgebiet 10.800 m²)Projekttyp: Umstellung der Pflege (66 Wohnungen)

Abb. 19 AAD Entwurf Kirchheim, Plan basierend auf Entwurfsplan Architektengruppe Rutschmann + Partner

Motivation: Generell wünschen sich Mieter*-innen mehr Grün; VdK möchte gerne das Vorkom-

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men von Bienen und Insekten fördern.

Projekt: Das Projektgebiet befindet sich am süd- westlichen Stadtrand von Kirchheim unter Teck. Die Wohnanlage besteht aus sechs Mehrfamilienhäusern aus dem Baujahr 1992. Die Einbindung von AAD in eine Umstellung der Pflege kommt dem Wunsch der VdK entgegen die Freiräume ökologisch aufzuwerten. In unmittelbarer Nähe befindet sich ein geplantes Neubaugebiet am ehemaligen Güterbahnhofareal. Bei möglicher Be-

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teiligung seitens der VdK wäre eine Anknüpfung und Erweiterung des AAD-Planungsgedankens in Kooperation mit anderen Planer*innen und der Stadt Kirchheim denkbar. Ein Bachlauf und die Bahnlinie grenzen direkt an das Projektgebiet an. Der Standort ist hinsichtlich der räumlichen Vernetzung mit anderen Freiflächen sehr gut für die Zielarten geeignet. In der aktuellen Pflege werden die Rasenflächen häufig gemäht, Laub wird nach Bedarf und auf Anordnung des Hausmeister zusammengekehrt und abgefahren, Hecken und Sträucher werden einmal im Jahr geschnitten.

Einbindung von AAD: Eine Umstellung der Pflege hinsichtlich der Erfüllung der kritischen Standfaktoren für die Zielarten wäre generell möglich. Schutzgehölze und Staubbäder für den Haussperling sind bereits vorhanden. Das Anbringen von Bruthöhlen an den Fassaden oder die Errichtung eines freistehenden Turms mit Nisthilfen wurde diskutiert. Viele ungenutzte Flächen in den Randbereichen der Zufahrtsstraße könnten in Blühstreifen umgewandelt werden, die dem Admiral

als Nahrungsquelle dienen können. Eine sehr späte Mahd würde die Samenstände als Nahrung für den Haussperling erhalten. Es wurde eingeplant, dass der Grünabfall von Gehölzrückschnit-

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ten vor Ort eingebracht wird, um Igelquartiere zu ermöglichen. Es gibt in der ganzen Wohnanlage geschütztere Randbereiche, die als Rückzugsräume für den Igel entwickelt werden können. In diesen Bereichen können gezielt Brennnesseln zugelassen werden, die dem Admiral als Raupennahrung zugute kommen würden. Durch die Verbesserung der Zugänglichkeit zum vorhandenen Bach könnte eine Wasserstelle für Igel und Haussperling hergestellt werden.

Synergien und Herausforderungen: Es besteht die Sorge, dass die Fassaden nach Anbringen von Nistkästen nicht mehr optisch ansprechend sind. Die VdK ist sehr offen für alternative Pflegevorschläge (extensive Mahd, weniger häufiger Rückschnitt der Sträucher), die Pflege muss aber mit den Ansprüchen der Mieter*innen nach einem gepflegten Aussehen der Freiflächen in Einklang gebracht werden. Bei kleineren Wohnanlagen wie dieser könnte es zudem zu Nutzungskon-

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flikten zwischen dem Bedarf nach Rasenflächen zum Spielen und Picknicken und dem Anlegen von extensivierten Wiesen kommen. Das Anlegen von Blühwiesen wurde von der VdK vor allem auf schwer zu mähenden Flächen als sinnvoll erachtet, da diese durch die Wildblumen nur maximal zweimal pro Jahr gemäht werden müssten, und so ein geringerer Pflegeaufwand besteht als bei Rasen. Gleichzeitig tragen Blühstreifen zu einer ästhetischen Aufwertung der Wohnanlage bei. Für Kinder könnte durch die Umsetzung der Maßnahmen ein spannender Ort zum Spielen geschaffen werden. Für die geplanten AAD-Maßnahmen muss genau definiert werden was in Folge bei der Pflege beachtet werden muss damit sie langfristig wirk-

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sam sein können. Bei anderen möglichen Sanierungs- oder Neubauprojekten werden für Überplanungen Kosten anfallen, eine ergänzende Planung mit AAD könnte in das Budget integriert werden.

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Artspezifische Entwurfsbausteine Haussperling

Lageplan mit Entwurfsbausteinen Haussperling

Staubbad in den Sandkästen und auf den teilweise geschotterten Parkplätzen

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im Winter Nahrung durch Samen sowie Beeren und Früchte von Bäumen und Sträuchern

im Winter Schlafplatz in Nisthilfen und dichten Heckenstrukturen

Blühstreifen zur Förderung von Insekten und anderen Wirbel losen, die als Nahrung für Adulte und Jung vögel dienen. Samen der Blühpflanzen und Gräser als Winternahrung. Um dies zu ermöglichen Rückschnitt in zwei Phasen, eine Hälfte im Herbst die andere im Frühjahr

Nester in Nisthilfen an den Fassaden von Hausnummer 10,12 und 14

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Wasser zum Trinken und Baden am geöffneten Kegelsbach und an künstlich angelegten Wasserstellen

Schutz-, Schlaf und Ruheplätze in umliegenden Gehölzen und Heckenstrukturen

im Winter zusätzliche Nahrung durch künstliche Futter hilfen auf den Balkonen. Kontakt zur Zielart wird so gefördert

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Ansicht Fassadenquartiere und Blühflächen

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42 SYNERGIEN UND HERAUSFORDERUNGEN FÜR DIE ANWENDUNG VON AAD IM WOHNUMFELD

Bei allen Beispielprojekten zeigte sich, dass die Erfül

Schlussfolgerungen aus den Beispielprojekten

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lung der kritischen Standortfaktoren für die Zielarten durch Anpassungen bei sowieso geplanten Maßnahmen möglich wäre. Die notwendigen Anpassungen waren teilweise sehr klein und somit potenziell nicht sehr teuer. Es zeigte sich, dass es für die Akzeptanz von vorgeschlagenen AAD-Maßnahmen wichtig war, wenn es Synergien zwischen den Planungszielen im Bauvorhaben und den AAD-Maßnahmen gibt, im Sinne einer multifunktionalen Nutzung der geplanten Elemente, die zudem Kosten spart. Um diese Synergien nutzen zu können, ist es wichtig, dass Planung und Ausführung von AAD-Maßnahmen zeitlich gut in die Planungsabläufe integriert werden. In den Besprechungen mit den beteiligten Projektpartner*innen wurden zudem einige Herausforderungen bei der Integration der Tierbedürfnisse und einige technische Aspekte wiederholt thematisiert. Diese in der Bearbeitung der Beispielprojekte erkannten Synergien und Herausforderungen werden hier zusammengefasst dargestellt.

VERBINDEN UND VERNETZEN

Die Vernetzung der Wohnanlagen mit dem umgebenden Stadtquartier, eine gute fußläufige Erreichbarkeit und eine barrierefreie Zugänglichkeit sind wichtige Themen für die Wohnungsunternehmen. Diese Ziele ergänzen sich mit der angestrebten Ver-

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netzung der Habitatstrukturen für die Zielarten im Sinne eines Biotopverbunds. Um vor allem dem Igel eine Ansiedlung am Standort zu ermöglichen, sind geeignete Vegetationsstrukturen innerhalb eines Projektgebietes nötig, aber auch die barrierefreie Verbindung zu vorhandenen Grünstrukturen in naher Umgebung. Abb. 20 Es zeigte sich, dass kommunale Pläne für die grüne und blaue Infrastruktur, Pläne zur Anpassung an den Klimawandel (Mikroklima, Kaltluftschneisen, etc.) und für Regenwassermanagement sowie Biotopverbundpläne hierfür Anknüpfungspunkte bieten können.

FASSADEN- UND DACHBEGRÜNUNG

Einige Beispielprojekte verfolgten das Ziel, bislang für einzelne Nutzungen bestimmte Flächen oder »Restflächen«, wie Dächer, Parkplatzbereiche oder Garagenrückwände, zu begrünen bzw. das oft artenarme Abstandsgrün aufzuwerten. Damit sollen diese Räume und Flächen einen zu-

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sätzlichen Nutzen bekommen und z.B. das Mikroklima verbessert werden. Extensive Gründächer mit Gräser- und Wildkräutereinsaat stellen bei entsprechender Pflanzenwahl Nahrung für Tiere bereit (Admiral, Spatz), verbessern das Mikroklima und können die ästhetische Qualität gerade von niedrigen Gebäuden z.B. von Garagen und Carports verbessern. Abb. 20, 23 Diese Maßnahme wurde auch von Projektpartner*innen, die eine Begrünung nicht vorgesehen hatten positiv angenommen.

Auch die Begrünung von Fassaden war ein Ziel verschiedener Projektpartner*innen. So haben begrünte Fassaden positive Auswirkungen auf das Mikroklima (Kühlung, Feinstaub) und werden von vielen Menschen als ästhetische Bereicherung empfunden. Abb. 22 Gleichzeitig bieten die Pflanzen durch ihre Blüten, Beeren und das damit verbundene Insektenvorkommen Nahrung (Admiral, Spatz) und bei älteren Exemplaren mit großer Schichtdicke (v.a. bei Efeu) Verstecke sowohl an der Wand, wie auch in Bodennähe (Spatz, Igel). Dabei wurden sowohl die Begrünung mit Rankhilfen als auch vereinzelt die Möglichkeit der Verwendung von Selbstklimmern (wie Efeu oder Wilder Wein) oder Spaliergehölzen von den Projektpartner* innen als mögliche Lösungen gut geheißen.

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Abb. 20 Entwurf Kaiserslautern Friedenstraße: Vernetzungsroute Igel

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Abb. 21 Entwurf Frankfurt-Leuchte: Gründach

Abb. 22 Entwurf Schwarzheide: Fassadenbegrünung Aufzugschächte

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44 SYNERGIEN UND HERAUSFORDERUNGEN FÜR DIE ANWENDUNG VON AAD IM WOHNUMFELD – Schlussfolgerungen aus den Beispielprojekten

Abb. 23 Entwurf Ingolstadt: extensive Dachbegrünung

EXTENSIVIERUNG VON PFLEGEMASSNAHMEN

Bei der Umstellung von Pflegemaßnahmen im Sinne einer »qualifizierten Extensivierung«29

29. Kowarik et al. 2016.

ist es wichtig, dass das von den Bewohner*innen nicht als Zeichen für mangelnde Pflege und als Verwahrlosung aufgefasst wird, was von den Pro-

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jektpartner*innen häufig thematisiert wurde. Das lässt sich einerseits durch Informationen über die Funktionen der Maßnahmen erreichen, andererseits durch das gestalterische »Markieren« der Maßnahmen als Ergebnis einer bewussten Gestaltung.30

30. Nassauer 2007.

Die Problematik zeigt sich z.B. wenn das Vorkommen von Brennnesseln auf ge-

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eigneten Flächen nicht bekämpft wird. Brennnesseln können als natürliche Barriere dienen, um Menschen und auch Hunde vor sensiblen Bereichen z.B. mit Igelquartieren fern zu halten, gleichzeitig dienen sie als wichtige Nahrungsquelle für zahlreiche Schmetterlingsraupen (Admiral). Die Markierung dieser Maßnahme als

bewusste Entscheidung kann durch Hinweisschilder erfolgen, aber auch durch gestalterische Setzungen wie Mähkanten oder bauliche Einfassungen. Idealerweise sollte für Extensivierungen ein Pflegeplan entwickelt werden, in dem die Leistun-

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gen verortet und beschrieben werden und der als Grundlage dafür dient das Pflegepersonal mit den neuen Pflegeroutinen vertraut zu machen, welche auf die Bedürfnisse der Zielarten abgestimmt sind. Auf Grundlage des Planes können die neuen Pflegekosten kalkuliert werden. Im Rahmen eines solchen Plans sollte auch eine langfristige Strategie für Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen des Gehölzbestands entwickelt werden. Ziele wären hier die Etablierung fachgerechterer Schnitt- und Pflegemaßnahmen (kein »Hausmeisterschnitt«) für die Entwicklung von reichen Blüten- und Beerenständen als Nahrung für Haussperling und Admiral, und die Anpassung des Baumbestands an weitere Bedürfnisse der Zielarten (z.B. Schutzgehölze) sowie den Klimawandel.

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Abb. 24 Entwurf Ingolstadt: extensiver Gehölzsaum

Abb. 25 Entwurf Salzgitter-Bad: extensive Wiesen und Blüh wiesen

BLÜHENDE WIESEN

Die Aufwertung der Freianlagen durch blühende Pflanzen mit geringem Pflegeaufwand ist ein häufiges Ziel der Projektpartner*innen. So soll-

-ten durch das Anlegen von Blühstreifen oder Blühwiesen die Freiräume eine ästhetische Bereicherung für den Menschen bieten. Abb. 24, 25 Diese Maßnahmen können gleichzeitig als Nahrungs-

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habitate für Bestäuber (Admiral u.v.a.) und andere Tiere dienen, die von Insekten (etwa der Spatz oder Igel) oder Sämereien (Spatz) leben.

Da solche extensivierten Wiesen mit pollen- und nektarreichen Pflanzen nicht nur Nahrung bereit stellen, sondern auch Verstecke bzw. Tagesquartiere (Igel) bieten, sind sie ein typisches Beispiel für Synergieeffekte, die bei der Kombination von menschlichen und tierischen Bedürfnissen erreicht werden können. In der Literatur finden sich zudem Hinweise, dass bei richtiger Durchführung und Organisation der Pflegearbeiten, Wiesen und Magerrasen weni-

-ger Aufwand und damit geringere Kosten bedeuten können.31

31. Biercamp et al. 2018; Kowarik et

al. 2016; Witt 2014.

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46 SYNERGIEN UND HERAUSFORDERUNGEN FÜR DIE ANWENDUNG VON AAD IM WOHNUMFELD – Schlussfolgerungen aus den Beispielprojekten

Abb. 26 Entwurf FFM Leuchte: Auswahl fruchttragender Bepflanzung für Mensch und Tier

ESSBARE PFLANZEN

Ein weiteres Beispiel für Synergien ergibt sich aus der Verwendung von essbaren Pflanzen wie z.B. Felsenbirne, Holunder oder Obstgehölzen. Abb. 26 Obstgehölze waren in einigen Beispielpro-jekten bereits vorhanden oder wurden aktiv mit eingeplant. Von den Projektpartner*innen wurde dies als gute Möglichkeit für die Einbeziehung der Bewohner*innen betrachtet: Sie erhalten einen Mehrwert durch das Angebot von essbaren Früchten und die Möglichkeit diese zu ernten, gleichzeitig bieten die Gehölze mit ihrem Fallobst wichtige Nahrungsquellen, von denen Tiere (v.a. Admiral) profitieren.

Sorbus aucuparia

Prunus

padus

Quercus

robur

Malus domestica

‚Royal Gala‘

Prunus

cerasifera

nigra

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TOTHOLZ/

SCHNITTRESTE

Sammelstelle von

Totholz und Vegetations-

schnittresten im Quartier als

mögliche

Sommerquartiere

IGELÖFFNUNG

Schlupfloch für den Igel

um ein potenzielles Nest zu

erreichen

IGELQUARTIER

künstliche Winterquartiere

für den Braunbrustigel

Abb. 27 Igelquartiere in Hannover Herzkamp und Kirchheim

IGELQUARTIERE UND »UNORDENTLICHE« ELEMENTE

Igelquartiere in Form von Ast- und Laubhaufen sind bei den beteiligten Wohnungsunternehmen auf hohe Akzeptanz gestoßen. Abb. 27 Schnittgut und anfallendes Laub können auf dem Gelände verbleiben und an geeigneten Stellen zu möglichen Igelquartieren aufgeschichtet werden. Der Abtransport und die damit verbundenen Kosten können somit eingespart werden. Allerdings war es oft ein Thema in den Besprechungen, dass der Eindruck vermieden werden sollte, dass diese Bereiche als Vernachlässigung interpretiert werden. Als Lösung kam von den Projektpartnern häufig der Vorschlag, diese Bereiche, ähnlich der möglichen Brennnesselbereiche für den Admiral im Randbereich der Freiflächen zu positionieren und gegebenenfalls mit einem Informationsschild zu versehen. Maßnahmen wie Blühstreifen und Staubbäder wurden in Bezug auf die Wahrnehmung nicht als problematisch beurteilt.

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48 SYNERGIEN UND HERAUSFORDERUNGEN FÜR DIE ANWENDUNG VON AAD IM WOHNUMFELD – Schlussfolgerungen aus den Beispielprojekten

Abb. 28 Entwurf FFM Leuchte: Fassadenquartiere Haussperling

NISTHILFEN HAUSSPERLING

mit Dachaufsatz für Sandbad

und Wasserstelle

Abb. 29 Hannover Herzkamp: Entwurfsbaustein Haussperling

FASSADENQUARTIERE

In der Fassade integrierte Quartiere stießen bei Neubauprojekten auf generelle Zustimmung, wenn eine geeignete bauliche Lösung in die Pla-

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nung mitaufgenommen werden konnte. Abb. 28, 29 Bei Sanierungsprojekten und solchen mit einer Pflegeumstellung wurde ein nachträglicher Einbau wegen des Aufwands abgelehnt. Bei bereits fertigen Fassaden wurden Quartiere, die von außen an der Fassade befestigt werden prinzipiell akzeptiert, hier gab es allerdings relativ oft ästhetische Bedenken. Konsens war es außerdem, dass Quartiere nicht direkt über oder neben Balkonen und Fenstern sowie über Eingängen montiert werden dürfen, um Störungen durch Lärm und Verschmutzung durch herunterfallendes Nistmaterial oder Tierkot zu vermeiden. Es wurde weiter die Möglichkeit eines freistehenden Nistbaums oder -turms diskutiert, der als Skulptur im Freiraum eine wohnraumnahe Beobachtung und Unterbrin-gung erlaubt. Diese Lösung war für verschiedene Beispielprojekte die bevorzugte Variante.

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Abb. 30 Entwurf Hamburg Lüttmelland: Retentionsbecken

Abb. 31 Entwurf FFM Leuchte: Wasserbecken

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Abb. 32 Entwurf FFM Leuchte: Winterquartier Igel

WASSERSTELLEN

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Wasserstellen mit kontinuierlicher Wasserversorgung, die Tieren die Möglichkeit zu trinken bieten (Spatz, Igel, Admiral), bereiteten aus technischer Sicht und aufgrund von Hygiene- und Sicherheitsbedenken die größte Schwierigkeit in der Umsetzung. Etwa ein Drittel der Projektpartner*innen sah allerdings keine Probleme und könnte sich die Anlage von Wasserstellen in Form von kleinen Teichen oder Wasserschalen vorstellen. Der überwiegende Teil hatte jedoch bei Wasserstellen in den Freiräumen aus Haftungsgründen und angesichts der Ertrinkungsgefahr für Kinder große Bedenken. Außerdem wurden sie als bauliche Elemente als zu teuer in der Herstellung und Pflege beurteilt. Keine Probleme wurden hingegen bei Regenwasserauffangschalen gesehen. Diese führen jedoch unter Umständen kein Wasser in Trockenperioden, wenn es für die Tiere am nötigsten wäre. Einen Synergieeffekt würden Lösungen bieten, die für Mensch und Tier attraktiv sind. Wasserstellen können gleichzeitig als Trinkwasserbrunnen oder Wasserspiel und damit als Anziehungs- und Treffpunkt für Bewohner*innen dienen. Die Projektpartner*innen sahen eine weitere Möglichkeit der Wasserversorgung für Tiere in der Integration von Wasserstellen in Versickerungs- und Regenrückhalteanlagen oder Verdunstungsflächen, welche einen wichtigen Beitrag zur Klimaanpassung leisten. Abb. 30, 31 Es muss durch technische Lösungen gewährleistet werden, dass in Trockenperioden dennoch regelmäßig Wasser zur Verfügung steht oder es müssen gleichzeitig alternative Wasserstellen zur Verfügung stehen. Bei entsprechender Bepflanzung können diese Anlagen auch als Nahrungshabitate dienen, durch Blüten- und Raupennahrungspflanzen (Admiral) oder das Vorkommen von Insekten (Igel).

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ZÄUNE

In den meisten Wohnhausanlagen müssen Teil--

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bereiche wie Mietergärten, Kleinkinderspielplätze und die Außenbereiche von Kindergärten und Schulen eingezäunt werden. Das soll einerseits das unbefugte Betreten von Menschen verhindern, aber auch Hunde, Katzen, Kaninchen, etc. von den Bereichen fernhalten. Heute werden für Zäune aus Kostengründen und aufgrund der einfachen Handhabung sehr häufig Stabmatten verwendet. Die Mattenfelder werden meistens so montiert, dass zwischen Matte und Boden nur eine sehr geringe Fuge entsteht. Dadurch stellen diese Zaunanlagen unüberwindbare Barrieren für Igel dar, die das Tier somit ein- bzw. aussperren. Eine einfache Lösung war die Herstellung von (min.) 10x10cm großen Igellöchern durch das Ent-fernen von Stäben, oder die Planung des Zaunes mit ausreichend hohem (min. 10cm) Abstand zum Boden. Für die meisten Projektpartner*innen wäre das eine praktikable Lösung. Abb. 32

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50 AUSBLICK

Die Zusammenarbeit mit den Wohnungsbaugesell-

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schaften in den zehn Beispielprojekten hat gezeigt, dass das Wohnumfeld große Potenziale für die Förderung von Biodiversität und Wildtieren im urbanen Raum bietet. Das Engagement und Interesse der Projektpartner*innen ist sehr groß. Auch die im Rahmen der Voruntersuchung durchgeführte Umfrage unter Wohnungsbaugesellschaften in Deutsch-

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land bietet Grund zur Annahme, dass die Türen bei vielen Unternehmen für Maßnahmen im Sinne von Animal-Aided Design offenstehen. Um dieses Potenzial erfolgreich nutzen zu können, ist es notwendig, die Motive und speziellen Bedürfnisse von Wohnungsbaugesellschaften bezogen auf die räumlichen und ökonomischen Entwicklungsziele ihrer Immobilien, die Ansprüche der Bewohner*innen an die Wohnhausanlagen und die Routinen und Zwänge der Pflege und Erhaltung der Gebäude und Freiflächen zu kennen. Durch die Umfrage und die Beispielprojekte konnten wir einen ersten Einblick in die Entwicklungsziele und -pläne von Wohnungs-

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unternehmen sowie in die Herausforderungen erhalten, vor denen diese stehen. Demnach sind folgende Themen für eine künftige Zusammenarbeit im Sinne von Animal-Aided Design wichtig:

INNOVATIVES IMAGE

Alle Projektpartner*innen teilen das Ziel, dass durch die Anwendung von AAD das Image und der Auftritt des Unternehmens gegenüber den Mieter*innen und in der Öffentlichkeit um einen innovativen Aspekt erweitert werden soll. Das eigene Image wird teilweise als »verstaubt« wahrgenommen und soll daher mit neu entwickelten Lösungen und Projekten aufgewertet werden. Viele der Partner möchten als innovative Unternehmen wahrgenommen werden und haben daher das Ziel sich im Bereich des ökologischen und nachhaltigen Bauens als Vorreiter zu positionieren. Hierfür ist die Möglichkeit der öffentlichkeitswirksamen Präsentation von AAD-Maßnahmen, z.B. in den Mieterzeitschriften, die einige der Unternehmen herausgeben, von großer Bedeutung. Bei der Anwendung von AAD sollte diesem Bedürfnis der Unternehmen nach Präsentation und Kommunikation nach Innen und Außen durch gutes Design und die Anschaulichkeit und Vermittlung der Maßnahmen, z.B. durch ein Informationssystem, Rechnung getragen werden. Biodiversität und Wildtiere ist nur eines von vielen Themen für die sich Unternehmen im Themenfeld Nachhaltigkeit engagieren können. Die meisten Maßnahmen werden zurzeit eher im technischen Bereich z.B. bei der Dämmung und Energieversorgung der Gebäude durchgeführt, was auch durch die entsprechenden Förderungen bedingt ist. Wildtiere und Biodiversität im Wohnumfeld sind im Vergleich zu den technischen Themen anschaulicher und stärker emotional besetzt. Sie werden daher vermutlich von den Bewohner*innen der Wohnhausanlagen und der Öffentlichkeit stärker wahrgenommen. Die öffentliche Wahrnehmung des Engagements der Unternehmen für mehr Biodiversität im Wohnumfeld kann durch Initiativen wie »Deutschland summt!« oder dem Wettbewerb »Biologische Vielfalt« im Rahmen der UN Dekade Biologische Vielfalt verstärkt werden.

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PERSÖNLICHES ENGAGEMENT UND

UNTERNEHMENSPHILOSOPHIE

Ungefähr die Hälfte der Projektpartner*innen hatte bereits Maßnahmen ergriffen, um das Vor-

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kommen von wilden Tieren in ihren Projekten und im eigenen Wohnungsbestand zu fördern. Dies wurde durch verschiedene Einzelmaßnahmen wie das Anbringen von Nisthilfen, Wildbienenhilfen oder auch durch gezielt eingebrachte Blühstreifen versucht. Andere hingegen haben aktuell noch keine Maßnahmen umgesetzt, sind aber daran interessiert. Das Interesse an der Verbesserung der Lebensbedingungen für Tiere in den Freiräumen des Unternehmens basiert bei einem großen Teil der Projektpartner auf dem persönlichen Engagement des Vorstands, der Ei-

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gentümer*innen, von Mitarbeiter*innen oder Mitgliedern von Genossenschaften, die sich für das Vorkommen von wilden Tieren in der Stadt begeistern, einen Beitrag zum Natur- und Artenschutz leisten wollen oder hohe soziale und ökologische Ansprüche an die eigene Arbeit und die des Unternehmens formulieren. Persönliche Begeisterung für Natur und etwas für bestimmte, als gefährdet wahrgenommene Artengruppen wie Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten zu tun, ist eine wichtige Motivation dafür AAD an-

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zuwenden. Einige der Unternehmen haben ihre hohen sozialen und ökologischen Ziele niedergeschrieben und als Unternehmensphilosophie veröffentlicht. AAD bietet die Möglichkeit, diese Grundsätze mit anschaulichen Maßnahmen zu verwirklichen. Trotz des großen Interesses für AAD gibt es bei vielen der Projektpartnern große Unsicherheiten über den Umgang mit Wildtieren im Wohnumfeld, weil die meisten der Wohnbaugesellschaften keine Vorkenntnisse im Umgang mit wilden Tieren haben. Es besteht Bedarf an Beratung hinsichtlich der Auswahl von Zielarten, der Prozessgestaltung, der Planung von Maßnahmen und vor allem der technischen Detailplanung. Außerdem wurde der Bedarf nach einer fachlichen Begleitung der Umsetzung der Maß-

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nahmen und der Informationsvermittlung für die Anwohner*innen formuliert. Es besteht prinzipiell die Bereitschaft, für solche Dienstleistungen auch finanzielle Mittel bereitzustellen. Zudem wird eine »AAD-orientierte Schulung« für Pflegepersonal als besonders wichtig erachtet.

EINBEZIEHUNG DER BEWOHNER*INNEN

Für alle der Unternehmen ist die Zufriedenheit der Mieter*innen eine der wichtigsten Leitlinien ihres Handelns. In vielen Unternehmen besteht von Seiten der Mieter*innen der Wunsch nach »mehr Grün« bzw. nach der Verbesserung der vorhandenen Freiräume. Viele Projektpartner*innen haben erkannt, dass die Förderung von Tieren die Erleb-

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barkeit der Natur in den Wohnhausanlagen verbessert. Die große Bedeutung der Einbindung der Bewohner*innen bei Planung und Umsetzung von Maßnahmen wird betont, da es sonst zu mangelnder Akzeptanz gegenüber Veränderungen kommen kann. AAD eignet sich aus Sicht von Projektpartner*innen gut dafür, Mieter*innen in die Auswahl von Zielarten und die Planung und Umsetzung von Maßnahmen einzubeziehen. Vor allem die Umsetzung und Betreuung von AAD-Maßnahmen könnte zur Initiierung von gemeinschaftsfördernden Pro-

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jekten in den Wohnanlagen dienen. Bewohner*innen könnten in die Sichtung und Kartierung von Arten (Citizen Science) eingebunden werden. Für Arten und die entsprechenden Maßnahmen könnten Patenschaften übernommen werden und in Mietertreffs könnte regelmäßig über das Vorkommen der Zielarten informiert werden. Das Wissen der Mieter*innen über die Zielarten und eine positive Identifikation mit diesen Arten kann Vandalismus bei den getroffenen Maßnahmen verhindern und eventuell zu einem Kreis aus Bewohner*innen führen, der sich um diese Arten kümmert. Für die Wissensvermittlung sollte ein eigenes Informationskonzept entwickelt werden, das vor Ort durch Schilder oder andere Medien (QR-Codes, etc.) über die getroffenen Maßnahmen für Zielarten informiert, aber auch die Mieter*innen beim Einzug in eine neue Wohnung z.B. mit einem »Willkommens-Paket«, aber auch klassisch mit Aushängen am Schwarzen Brett und über Webseiten über die AAD-Maßnahmen informiert. Die Projektpartner*innen legen darauf Wert, dass die ausgewählten Arten und getroffenen Maßnah-

-men etwas mit dem »Ort« zu tun haben. Dadurch könne die Eigenart des Ortes und die lokale Identifikation gestärkt werden, und durch die aktive Einbeziehung der Bewohner*innen ein »sense of place« entwickelt werden.

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52 AUSBLICK

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Die größten Bedenken hinsichtlich der Anwendung von AAD besteht bei den Projektpartnern daher auch darin, dass Maßnahmen, die das gewohnte Bild des Wohnumfelds verändern, bzw. nicht den konventionellen ästhetischen Ansprüchen entsprechen, bei den Bewohner*innen für Unmut sorgen könnten. Insbesondere die Umstellung auf extensivere Pflegeregime wird nach Erfahrung der Unternehmen von den Bewohner* innen oft als Unordnung und als mangelhafte Betreuung der Freiflächen aufgefasst. Hier besteht die Hoffnung, durch AAD für die Bewohner*innen und Nutzer*innen nachvollziehbare Begründungen für eine naturnähere Bewirtschaftung der Grünräume der Wohnhausanlagen geben zu können.

Ähnliche Bedenken gibt es bei Maßnahmen an Gebäuden für Arten, die Hohlräume und Spalten in Fassaden und Dächern nutzen, z.B. sogenannte Fassadenbrüter wie Haussperling, Mauersegler oder verschiedene Fledermausarten. Hier besteht oft die nicht ganz unberechtigte Befürchtung, dass es zur Verschmutzung von Fassaden, Dachböden oder Außenanlagen durch Tierkot kommen könnte. Das wird einerseits als ästhetische Beeinträchti-

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gung der Wohnhausanlagen gesehen, andererseits besteht die Angst vor hygienischen Problemen, z.B. durch die Übertragung von Krankheiten. Diese Angst ist besonders groß, wenn es um Gebäude und Freiflächen geht, die von Kindern benutzt werden, wie Kindertagesstätten und Spielplätze. In diesen Fällen kommt noch die Angst vor Beschwerden der besorgten Eltern hinzu. Maßnahmen zur Förderung wilder Tiere müssen dem hohen Sicherheitsbedürfnis vieler Bewohner*innen und von Eltern entsprechen. So müssen Maßnahmen wie z.B. das Anlegen eines Gewässers auch immer den baurechtlichen, aber auch gesellschaftlichen Si-

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cherheitsnormen entsprechen. Es besteht daher bei neuen und nicht standardisierten Maßnahmen die Befürchtung, bei Unfällen für die entstandenen Schäden haften zu müssen. Es wird daher bei Sanierungsprojekten oder Pflegeumstellungen stets Wert daraufgelegt, dass die Anwohner*innen entsprechend informiert, bzw. mit einbezogen werden. Bei Neubauprojekten waren die Bedenken geringer, da hier die neuen Bewohner*innen in der Regel erst einziehen, wenn die Maßnahmen bereits umgesetzt wurden und diese daher von Anfang an zum Wohnumfeld dazugehören.

FAZIT

Die Voruntersuchung hat gezeigt, dass es mög-

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lich ist, Bauen in der Stadt mit der Förderung von biologischer Vielfalt zu verbinden. Bei Neubauten sind die Möglichkeiten am größten, aber auch die Sanierung von Gebäuden oder eine Überarbeitung der Pflegeroutinen bieten große Chancen, Tiere in der Stadt zu fördern. Schwierigkeiten, die durch die Ansprüche der Tiere an ihr Habitat auftreten, wie etwa die Notwendigkeit einer Wasserstelle, oder auch die Probleme einer potenziellen Fassadenverschmutzung können durch innovative Lösungen überwunden werden. Kommunale und private Wohnungsunternehmen, die für einen Großteil des gebauten Raumes in der Stadt verantwortlich sind, zeigten sich in unserer Umfrage offen gegenüber neuen Ansätzen wie Animal-Aided Design, die attraktives Bauen mit der Schaffung von erlebbarer Natur verbinden. Bauliche und gestalterische Lösungen, die die Vorteile des Zusammenlebens von Menschen mit Tieren aufzeigen, haben eine große Chance, von den Wohnungsunternehmen aufgenommen und umgesetzt zu werden.

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ARTENPORTRAIT – ADMIRAL

ADMIRAL Vanessa atalanta

KURZCHARAKTERISTIK

Familie

Edelfalter (Nymphalidae)

Beschreibung

• Falter: einer der größten und prächtigsten in

Deutschland heimischen Tagfalter (Spannweite

bis 6,5cm); Vorderflügel schwarz mit orangeroten

Flügelbinden und weißen »Schulterflecken« (daher

der Name »Admiral«); Hinterflügel mit orange-

rotem Flügelrand mit dunklen Punkten. Unterseite

der Vorderflügel mit orangem und weißem Band,

Hinterflügel unterseits braun-hell gemustert. Der

Admiral zählt zu den Edelfaltern, bei denen das

erste von drei Beinpaaren zu Putzbeinen umgewan-

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delt ist, er scheint daher häufig nur vier Beine zu

haben statt sechs.

• Raupe: variabel gefärbt von grau-gelb bis schwärz

lich mit gelber, unterbrochener Linie an den Seiten

(kann auch fehlen); kurze dornartige Auswüchse; bis

4 cm lang.

• Puppe: graue oder braune Stürzpuppe mit metal-

-

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lisch glänzenden Flecken.

Verbreitung

Europa mit nördlicher Grenze Südengland-Däne

mark bis Westasien, Nordamerika, Nordafrika,

Neuseeland, Haiti. Häufigkeit nimmt in Deutschland

vom Frühsommer bis Herbst stetig zu.

Raumansprüche

• Falter kommen in fast allen Lebensräumen mit rei

chem Angebot an Blütenpflanzen bis auf 2000m vor

• zeigt eine Vorliebe für Siedlungsräume (z.B. Gärten,

Friedhöfe, Parkanlagen, Stadtplätze, Obstwiesen)

• außerhalb von Ortschaften findet man die Falter

häufig an Wald und Feldrändern, Hecken, Wiesen,

Waldlichtungen, Uferböschungen, Gräben, Indus-

triebrachen, Steinbrüchen

• Entwicklung vom Ei bis zum Schmetterling findet an

Brennnesseln statt. Es werden Brennesselbestände an

sonnigen, mäßig feuchten Standorten bevorzugt, z.B.

an Bächen, Gräben, Waldrändern, Wegböschungen

Verhalten

• Flugzeit von Mai bis Oktober

• Admiral ist ein Wanderfalter, der ab April aus dem

Süden nach Deutschland einwandert. Falter der

neuen Generation kehren im Herbst wieder in den

Mittelmeerraum zurück

• von Juni bis September werden eine bis zwei Gene-

-

-

rationen produziert

• sonnenexponierte lineare Strukturen (12-24m lang,

4-13m breit) dienen den Männchen als Reviere;

Eindringlinge werden über Verfolgungsjagden

vertrieben

• Reviere werden nur am späten Nachmittag bzw.

am frühen Abend besetzt und dienen nur der

Partnerfindung

• Falter warten in der Sonne sitzend am Boden oder

an senkrechten Strukturen wie Mauern, Zäunen

oder Stämmen auf eine Partnerin

• obwohl der Admiral ein Tagfalter ist, fliegen die

Schmetterlinge auch nachts, dann findet wahr

scheinlich auch die Paarung statt

• Weibchen legt die Eier einzeln an jungen Blättern

oder Trieben von sonnig stehenden Brennnesseln ab

• Raupen schlüpfen nach einer Woche. Sie spinnen

Blätter zu Blatttüten zusammen, in deren Schutz

sie fressen; ist nicht mehr genug Deckung gegeben,

weil das Blatt aufgefressen ist, ziehen die Raupen zu

einem neuen Blatt

• nach etwa 3 bis 4 Wochen verpuppen sich die Rau

pen zu einer Stürzpuppe in einem Schutzgespinst,

das in der Vegetation hängt. 2 bis 3 Wochen später

schlüpfen die Falter, die sofort ihre Flügeladern mit

Blutflüssigkeit füllen und trocknen lassen

• Falter sind nach wenigen Tagen paarungsfähig, in

sehr milden Gegenden kann es zu einer zweiten

Generation kommen, sonst Verpaarung erst im

kommenden Frühjahr

Feinde

• Vögel fressen Raupen, Puppen und adulte Falter

• parasitäre Schlupfwespen legen ihre Eier in die

Raupen

ARTENPORTRAIT54

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BEDEUTUNG FÜR DEN MENSCHEN

Wahrnehmung

• farbenprächtige, attraktive Falter, die besonders gut

bei der Nektaraufnahme an Blütenpflanzen beob-

achtet werden können

• Revierverhalten der Männchen: fremde Männchen

werden in 10-18m hohen Spiralen nach oben gejagt

• Wanderungen im Frühjahr und Herbst; vor allem im

Herbst gut beobachtbar

• im Herbst können Admirale saugend an Fallobst

beobachtet werden

• eine der letzten zu beobachtenden Falterarten im

Jahr

• zu Blatttüten versponnene Brennnesselblätter

weisen auf die Anwesenheit der Raupen hin

Nutzen & Konflikte

Nutzen:

• Maßnahmen für den Admiral kommen auch anderen

Edelfaltern mit ähnlichen Standortansprüchen, wie

Tagpfauenauge und kleiner Fuchs, zugute

Konflikte:

• Pestizideinsatz

• Brennnesseln gelten oft als »ungepflegt« und wer-

-

-

den entfernt

• viele Raupen werden beim Mähen von Straßen- und

Wegrändern, Böschungen, Dämmen, etc. vernichtet

• Verhinderung von Ein- und Ausflug in/aus Überwin

terungsquartieren (zur kalten Jahreszeit geschlos

sene Kellerfenster)

Gefährdung & Rechtl. Status

• Admiral gilt deutschlandweit als zuwandernde Art,

für die kein spezieller Schutzstatus festgelegt ist

Einfluss des Klimawandels

Falter überwinterten früher nur selten nördlich der

Alpen. In den letzten Jahren hat sich das Wan-

-derverhalten aber aufgrund milderer Winterbedin

gungen verändert. Die Falter fliegen nun häufig

nicht mehr bis in den Mittelmeerraum, sondern

überwintern in milderen Regionen Süddeutschlands,

Frankreichs und Norditaliens. In sehr milden

Jahren kann eine Überwinterung auch als Ei, Raupe

(Nahrung muss vorhanden sein, da die Raupe lang-

sam weiter frisst) oder Puppe auf der Futterpflanze

oder als erwachsener Falter an geschützten Stellen

in Höhlen oder Gebäuden direkt am Brutort

gelingen

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56 ARTENPORTRAIT – ADMIRAL

KRITISCHE STANDORTFAKTOREN NACH LEBENSPHASEN

Eiablage und Larvenstadium

Eiablage

• Eier werden einzeln an Blätter der

großen und kleinen Brennnessel

(Urtica dioica, Urtica urens) abgelegt

• bevorzugt werden sonnige, mäßig

feuchte Standorte

Larvalentwicklung

• die gesamte Entwicklung vom Ei bis

zur Puppe findet auf der Brennnes-

-

sel statt

• Nahrung sind die Blätter der

Brennnessel

• Mahd sollte zeitlich angepasst

werden

Feinde

• Vögel

• Parasitäre Schlupfwespen

Imago (Adult)

Flugzeit

• von Mai bis Oktober

Nahrung

• nektarreiche Blütenpflanzen an

sonnigen Standorten, z.B.: Wasser

dost, Sommerflieder, Goldrute, Klee,

Luzerne, Brombeere, Disteln

• Fallobst (Pflaumen, Zwetschgen, Bir-

nen) und Efeublüten liefern Energie

im Spätsommer und Herbst

• können auch an Aas, Tierkot oder

Baumsaft saugend beobachtet

werden

Ruheplätze

• senkrechte Strukturen (Mauern,

Zäune) oder sonnige, offene Boden-

-

-

stellen

Überwinterung

Winterquartier

• Wanderfalter, der meist südlich der

Alpen überwintert

• in milden Regionen kann die

Überwinterung am Brutort

erfolgen. Dazu werden geschützte

Überwinterungsplätze in Höhlen

oder Gebäuden benötigt

• zum Teil Überwinterung als Ei,

Raupe oder Puppe an der Futter

pflanze (Brennnessel)

Paarung

• sonnenexponierte lineare Struk-

turen (12-24m lang, 4-13m breit)

dienen den Männchen als Reviere

• Reviere sind zumeist nach Osten hin

von höheren Strukturen begrenzt

(z.B. Hecken, Bäume, Gebäudemau-

ern) und sind immer nach Westen

hin offen (Abendsonne!)

• Falter warten in der Sonne sitzend

auf vegetationsfreien Stellen am Bo

den oder an senkrechten Strukturen

wie Mauern, Zäunen oder Stämmen

auf eine Partnerin

7

1

6

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11

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10

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9

2

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RAUPEN

ÜBE

RWIN

TERU

NG

ADU

LTE

Lebenszyklus

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PFLANZENLISTE

I. Pflanzliche Nahrungsquellen der Raupen

Deutscher Name Wissenschaftlicher Name

Große Brennnessel Urtica dioica

Kleine Brennnessel Urtica urens

Glaskraut Parietaria spec.

II. Nektarpflanzen der Falter

Deutscher Name Wissenschaftlicher Name

Stauden

Gewöhnliche Seidenpflanze (invasiv in EU)

Asclepias syriaca

Aster Aster spec.

Sommerflieder (invasiv in D) Buddleja davidii

Kohldistel Cirsium oleraceum

Gewöhnlicher Wasserdost Eupatorium cannabinum

Gemeiner Efeu Hedera helix

Luzerne Medicago sativa

Flammenblume Phlox spec.

Brombeere, Himbeere Rubus spec.

Echte Goldrute Solidago virgaurea

Kanadische Goldrute (invasiv in D) Solidago canadensis

Späte Goldrute (invasiv in D) Solidago gigantea

Klee Trifolium spec.

Weitere Nahrungsquellen

Fallobst im Herbst vor allem von:Pflaumen, Zwetschgen, Birnen

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58 APPENDIX – ADMIRAL

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APPENDIX

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http://www.landesmuseum.at/fileadmin/user_upload/downloads/bio_steckbriefe/tiere/Vanessa_atalanta.pdf

http://www.pyrgus.de

http://schmetterlinge-deutschlands.de/

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Abb. 1 Grafik Sophie Jahnke

Abb. 2 Grafik Sophie Jahnke

Abb. 3 Entnommen aus der Broschüre zum Forschungsprojekt Animal-Aided Design; Heraus-

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gegeben von T. E. Hauck, Wolfgang W. Weisser, 2015; Finanziert vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz. Grafik: Sophie Jahnke, Rupert Schelle.

Abb. 4 Grafik Sophie Jahnke

Abb. 5 Grafik Sophie Jahnke

Abb. 6 Grafik Sophie Jahnke

Abb. 7 Grafik Sophie Jahnke

Abb. 8 Grafik Sophie Jahnke

Abb. 9 Grafik Sophie Jahnke

Abb. 10 Pläne basierend auf Entwurfsplan von Adler Olesch Landschaftsarchitekten, Gebäude Diesiger Architekten; Entwurf AAD: Christine Jakoby, Jan Piecha

Abb. 11 Pläne basierend auf Entwurfsplan von nsp christoph schonhoff landschaftsarchitekten stadtpla-ner, Gebäude blauraum architekten; Entwurf AAD: Dennis Gleitze, Jan Piecha

Abb. 12 Pläne basierend auf Entwurfsplan von L.A.U.B., Gebäude Gemeinnützige Baugesellschaft A.G.; Entwurf AAD: Christine Jakoby, Jan Piecha

Abb. 13 Pläne basierend auf Entwurfsplan von Die Werkplaner Architekten; Entwurf AAD: Veronika Lissin, Jan Piecha

Abb. 14 Entwurf AAD: Alexandra Glomb, Jan Piecha

Abb. 15 Pläne basierend auf Entwurfsplan von L.A.U.B. und Planungsbüro Stefan Laport; Entwurf AAD: Antonia Hille, Jan Piecha

Abb. 16 Pläne basierend auf Entwurfsplan von Outs--

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ide! Landschaftsarchitektur, Gebäude henningerarchitekt; Entwurf AAD: Christine Jakoby

Abb. 17 Entwurf AAD: Christine Jakoby, Jan Piecha

Abb. 18 Plan basierend auf Entwurfsplan von Mareile Ehlers Landschaftsarchitektin; Entwurf AAD: Christine Jakoby

Abb. 19 Plan basierend auf Entwurfsplan von Architektengruppe Rutschmann + Partner; Entwurf AAD: Sophie Kupka, Jan Piecha

Abb. 20 Basierend auf Entwurfsplan von L.A.U.B.; Grafik: Christine Jakoby

Abb. 21 Grafik: Veronika Lissin

Abb. 22 Grafik: Alexandra Glomb

Abb. 23 Grafik basierend auf Entwurfsplan von Adler Olesch Landschaftsarchitekten, Gebäude Diesiger Architekten; Grafik: Christine Jakoby

Abb. 24 Grafik: Christine Jakoby

Abb. 25 Grafik: Christine Jakoby

Abb. 26 Grafik basierend auf Entwurfsplan von Die Werkplaner Architekten; Grafik: Veronika Lissin

Abb. 27 Grafik: Dennis Gleitze, Sophie Kupka

Abb. 28 Grafik basierend auf Entwurfsplan von Die Werkplaner Architekten; Grafik: Veronika Lissin

Abb. 29 Grafik: Dennis Gleitze

Abb. 30 Grafik: Christine Jakoby

Abb. 31 Grafik: Veronika Lissin

Abb. 32 Grafik: Veronika Lissin

Umschlag Illustration: Sophie Jahnke

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60 APPENDIX – ADMIRAL

IMPRESSUM

Die Broschüre enstand im Rahmen der vom Bundesamt für Naturschutz finanzierten Vorunter-

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suchung (VU) im Rahmen eines Erprobungs- und Entwicklungsvorhabens (E+E-Vorhaben): Animal-Aided Design – Einbeziehung von Tierbedürfnissen in die Planung und Gestaltung von Freiräumen.

Herausgegeben vonThomas E. Hauck, Fachgebiet Freiraumplanung, Universität Kassel Wolfgang W. Weisser, Lehrstuhl für Terrestrische Ökologie, Technische Universität München

AutorenBeate Apfelbeck, Thomas E. Hauck, Christine Jakoby, Jan Piecha, Rebecca Rogers, Alice Schröder, Wolfgang W. Weisser

AAD EntwürfeChristine Jakoby, Jan Piecha, Dennis Gleitze, Alexandra Glomb, Antonia Hille, Jelena Sophie Kupka, Veronika Lissin

Studentische MitarbeitAntonia Hille, Maximilian Vogel

Art Direktion, GestaltungSophie Jahnke

Gestaltung, SatzChristine Jakoby, Antonia Hille

Organisation und BuchhaltungCordula Kremer, Sonja Seidenberger, Brigitte Grimm

Betreuung der Voruntersuchung im Bundesamt für NaturschutzAlice Schröder, Florian Mayer

Die Herausgeber bedanken sich bei den Koope-

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rationspartnern der VoruntersuchungGemeinnützige Baugesellschaft Kaiserslautern AG, Wohnungsbaugesellschaft & WBV Wohnbau Betreuungs & Verwaltungs GmbH Salzgitter, VdK-Baugenossenschaft, Baden-Württemberg eG, Stuttgart, Gundlach, Bau- und Immobilien GmbH & Co. KG, Hannover, Wohnungsbaugenossenschaft Schwarzheide eG, Baugenossenschaft Hamburger Wohnen eG, Wohnwarft eG, Hamburg, Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft Ingolstadt GmbH, Wohnungsbaugenossenschaft der Justizangehörigen Frankfurt am Main e.G.

Die Herausgeber bedanken sich bei den Mitgliedern der projektbegleitenden Arbeitsgruppe für die fachliche Unterstützung und BeratungSven Baumung, Derk Ehlert, Stefan Feller, Stefanie Hennecke, Betina Küchenhoff, Herbert Lohner, Andreas Malten, Andreas Mengel, Timm Reinhardt, Volker Rothenburger, Christian Voigt, Barbara Warner, Rudolf Wittmann

Dank für Anregung und Beratung anKlemens Steiof

Animal-Aided Design© ist eine eingetragene Wortmarke.

Die Rechte liegen bei den Autoren.

Kassel & München 2019

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Gefördert von: