Antennentechnik Neues zur Beverage-Antenne I EGFR D W. B ST · Als Antennendraht kam dann in einer...

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Über die nach ihrem Erfinder Harold Be- verage benannte Antenne erschien im Jahr 1921 die erste Publikation. Bei der Bever- age-Antenne handelt es sich um eine Langdrahtantenne, die man in geringer Höhe über Grund spannt. Dank ihr gelang es, die ersten transatlantischen Verbindun- gen auf 1,2 MHz durchzuführen. Als Autor von Büchern über Kurzwellen- empfang war es schon immer mein Traum, einmal Beverage-Antennen zu realisieren. Der Umzug aufs Land und die Lage mei- nes Grundstücks am Straßenende (ein- schließlich eines riesigen angrenzenden Feldes) ließen den Traum jetzt Wirklich- keit werden. Ein Gespräch mit dem Päch- ter des Feldes führte zum Erfolg, somit stand dem Bastelprojekt Beverage-Anten- ne nichts mehr im Wege. Ausgangspunkt für die Realisierung der Antenne war das entsprechende Kapitel in meinem Buch DX-Vademecum [1]. Da nicht jeder KW-Hörer die Technik der Be- verage-Antenne kennt, folgt nun eine kur- ze Beschreibung derselben. Prinzip der Beverage-Antenne Diese Art von Langdrahtantenne hat übli- cherweise eine Länge von 60 m bis 300 m und sollte in 1 m bis 3 m Höhe über dem Boden gespannt sein. Auch ist es möglich, den langen (und isolierten) Antennendraht einfach auf den Boden zu legen. Der Eingangswiderstand ist in weiten Be- reichen quasi frequenzunabhängig, da die Beverage-Antenne eine aperio dische An- tenne darstellt. Die Drahtlänge sollte je- doch mindestens 1 l (bezogen auf die niedrigste Arbeitsfrequenz) betragen, besser wäre eine Drahtlänge von mehre- ren Wellenlängen. Die Antenne weist in Richtung des ausgelegten Antennendrah- tes eine ausgeprägte Empfindlichkeit auf. Selbige erleidet jedoch Einbußen, wenn man das zum Empfänger abgelegene Ende nicht mit einem Widerstand (Kohlewider- stand 475 Ω bis 590 Ω, Standardwert aus der E-Reihe, kein Drahtwiderstand, Be- lastbarkeit 0,25 W) gegen Erde abschließt. Die Antenne empfängt Signale aus der Drahtrichtung mit Gewinn gegenüber Sig- nalen, die normal auf den Draht einfallen. Über den hochohmigen Antenneneingang oder mittels Übertrager am 50-Ω-Anten- neneingang schließt man die Antenne am Empfänger an. In jedem Fall sei die Ver- wendung eines Preselektors empfohlen, da die Antenne breitbandig wirkt und Orts- sender bzw. andere starke Sender generell den Empfänger übersteuern können. Die Bilder 1 und 2 zeigen das Konstruktions- prinzip inkl. einiger praktischer Hinweise. Praktischer Aufbau der Beverage-Antenne In [1] empfahl ich 80 m als Länge für die Beverage-Antenne, ein Kompromiss und Zugeständnis an praktische Erfahrung. An meinem neuen QTH stand indes eine Län- ge von 110 m zur Verfügung, was ich so- gleich zum Errichten einer SWA-Beverage nutzte (engl. Steerable Wave Antenna, An- tenne mit steuerbarem Einfallswinkel). Sie besteht aus zwei parallel zueinander ge- spannten Drähten, wobei nur einer gegen Erde abgeschlossen ist. Schaltet man die beiden Antennendrähte mit Hilfe eines Koppelnetzwerkes zusam- men, lässt sich damit der Einfallswinkel variieren. Im Detail möchte ich über diese Antennenvariante jedoch erst in einem spä- teren Beitrag berichten. Da Antennen „nichts kosten“ sollen, mus- ste zunächst Feldkabel aus Armeebestän- den als Antennendraht herhalten, immer- hin sind 220 m (2 ¥ 110 m) an Drahtlänge zusam mengekommen. Als Stützen für die Drähte hatte ich 1,2 m hohe Haselnussste- cken im Abstand von 10 m bis 15 m einge- setzt. Die Drähte wurden mit Hilfe von auf den Kopf gestellten Kleiderbügeln getra- gen und auf 400 mm Abstand gehalten (Bild 2). Freilich war mir bewusst, dass das Feldkabel nicht der ideale Antennen- draht ist, aber die Anschaffung einer An- tennenlitze hatte ich erst einmal gescheut. Die nachfolgend beschriebenen Messun- gen führte ich an der „normalen“ Bevera- ge-Antenne durch, wobei ich den einzigen Antennendraht (A) am fernen Ende mit dem Widerstand erdete. Am Empfangs - ende war ein Transformator zur Anpas- sung vonnöten (z. B. MLB Langdraht Ba- lun von SSB-Electronic [2], oder Eigen- bau nach [3]). Die Verbindung vom Trans- formator zum Empfänger erfolgte über das verlustarme Koaxialkabel Aircom Plus (Dämpfung 1,2 dB bei 10 MHz und Um- gebungstemperatur +20 °C [2]). Antennentechnik 282 • FA 3/11 Neues zur Beverage-Antenne SIEGFRIED W. BEST Die Beverage-Antenne ist durchaus interessant für die unteren Amateur- funkbänder und besitzt eine ähnliche Richtwirkung wie Yagi-Antennen. Sie ist einfach aufzubauen, benötigt aber eine ziemlich große Fläche. In diesem Beitrag gebe ich Ausbauhinweise und diskutiere den Einfluss des verwendeten Materials für den Antennenleiter, wobei das Ergebnis für viele Leser ein Novum darstellen dürfte. Bild 1: Prinzip der Beverage-Antenne, nach [1] Stützen alle 10…15m R=470 zum Trafo A zum Trafo B Abspannung 1,2m 110m Antennendraht B Antennendraht A 0,4m Ω Bild 2: Praktische Ausführung mit zwei Antennendrähten

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Page 1: Antennentechnik Neues zur Beverage-Antenne I EGFR D W. B ST · Als Antennendraht kam dann in einer zweiten Versuchsanordnung die Hochfre-quenz-Litze Rupalit von Pack [4] zum Einsatz.

Über die nach ihrem Erfinder Harold Be-verage benannte Antenne erschien im Jahr1921 die erste Publikation. Bei der Bever-age-Antenne handelt es sich um eineLangdrahtantenne, die man in geringerHöhe über Grund spannt. Dank ihr gelanges, die ersten transatlantischen Verbindun-gen auf 1,2 MHz durchzuführen. Als Autor von Büchern über Kurzwellen-empfang war es schon immer mein Traum,einmal Beverage-Antennen zu realisieren.Der Umzug aufs Land und die Lage mei-nes Grundstücks am Straßenende (ein-schließlich eines riesigen angrenzendenFeldes) ließen den Traum jetzt Wirklich-keit werden. Ein Gespräch mit dem Päch-ter des Feldes führte zum Erfolg, somitstand dem Bastelprojekt Beverage-Anten-ne nichts mehr im Wege.Ausgangspunkt für die Realisierung derAntenne war das entsprechende Kapitel inmeinem Buch DX-Vademecum [1]. Da

nicht jeder KW-Hörer die Technik der Be-verage-Antenne kennt, folgt nun eine kur-ze Beschreibung derselben.

� Prinzip der Beverage-AntenneDiese Art von Langdrahtantenne hat übli-cherweise eine Länge von 60 m bis 300 mund sollte in 1 m bis 3 m Höhe über demBoden gespannt sein. Auch ist es möglich,den langen (und isolierten) Antennendrahteinfach auf den Boden zu legen. Der Eingangswiderstand ist in weiten Be-reichen quasi frequenzunabhängig, da dieBeverage-Antenne eine aperio dische An-tenne darstellt. Die Drahtlänge sollte je-doch mindestens 1 l (bezogen auf dieniedrigste Arbeitsfrequenz) betragen,besser wäre eine Drahtlänge von mehre-ren Wellenlängen. Die Antenne weist inRichtung des ausgelegten Antennendrah-tes eine ausgeprägte Empfindlichkeit auf.Selbige erleidet jedoch Einbußen, wenn

man das zum Empfänger abgelegene Endenicht mit einem Widerstand (Kohlewider-stand 475 Ω bis 590 Ω, Standardwert ausder E-Reihe, kein Drahtwiderstand, Be-lastbarkeit 0,25 W) gegen Erde abschließt. Die Antenne empfängt Signale aus derDrahtrichtung mit Gewinn gegenüber Sig-nalen, die normal auf den Draht einfallen.Über den hochohmigen Antenneneingangoder mittels Übertrager am 50-Ω-Anten-neneingang schließt man die Antenne amEmpfänger an. In jedem Fall sei die Ver-wendung eines Preselektors empfohlen, dadie Antenne breitbandig wirkt und Orts-sender bzw. andere starke Sender generellden Empfänger übersteuern können. DieBilder 1 und 2 zeigen das Konstruktions-prinzip inkl. einiger praktischer Hinweise.

� Praktischer Aufbau der Beverage-Antenne

In [1] empfahl ich 80 m als Länge für dieBeverage-Antenne, ein Kompromiss undZugeständnis an praktische Erfahrung. Anmeinem neuen QTH stand indes eine Län-ge von 110 m zur Verfügung, was ich so-gleich zum Errichten einer SWA-Beveragenutzte (engl. Steerable Wave Antenna, An-tenne mit steuerbarem Einfallswinkel). Siebesteht aus zwei parallel zueinander ge-spannten Drähten, wobei nur einer gegenErde abgeschlossen ist. Schaltet man die beiden Antennendrähtemit Hilfe eines Koppelnetzwerkes zusam-men, lässt sich damit der Einfallswinkelvariieren. Im Detail möchte ich über dieseAntennenvariante jedoch erst in einem spä -teren Beitrag berichten.Da Antennen „nichts kosten“ sollen, mus-ste zunächst Feldkabel aus Armeebestän-den als Antennendraht herhalten, immer-hin sind 220 m (2 ¥ 110 m) an Drahtlängezusam mengekommen. Als Stützen für dieDrähte hatte ich 1,2 m hohe Haselnussste-cken im Abstand von 10 m bis 15 m einge-setzt. Die Drähte wurden mit Hilfe von aufden Kopf gestellten Kleiderbügeln getra-gen und auf 400 mm Abstand gehalten(Bild 2). Freilich war mir bewusst, dassdas Feldkabel nicht der ideale Antennen-draht ist, aber die Anschaffung einer An-tennenlitze hatte ich erst einmal gescheut. Die nachfolgend beschriebenen Messun-gen führte ich an der „normalen“ Bevera-ge-Antenne durch, wobei ich den einzigenAntennendraht (A) am fernen Ende mitdem Widerstand erdete. Am Empfangs - ende war ein Transformator zur Anpas-sung vonnöten (z. B. MLB Langdraht Ba-lun von SSB-Electronic [2], oder Eigen-bau nach [3]). Die Verbindung vom Trans-formator zum Empfänger erfolgte über dasverlustarme Koaxialkabel Aircom Plus(Dämpfung 1,2 dB bei 10 MHz und Um-gebungstemperatur +20 °C [2]).

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Neues zur Beverage-Antenne SIEGFRIED W. BEST

Die Beverage-Antenne ist durchaus interessant für die unteren Amateur-funkbänder und besitzt eine ähnliche Richtwirkung wie Yagi-Antennen.Sie ist einfach aufzubauen, benötigt aber eine ziemlich große Fläche. Indiesem Beitrag gebe ich Ausbauhinweise und diskutiere den Einfluss desverwendeten Materials für den Antennenleiter, wobei das Ergebnis fürviele Leser ein Novum darstellen dürfte.

Bild 1: Prinzip der Beverage-Antenne, nach [1]

Stützen alle 10…15m

R=470

zum Trafo A

zum Trafo B

Abspa

nnun

g 1,2m

110mAntennendraht B

Antennendraht A0,4m Ω

Bild 2: Praktische Ausführung mit zwei Antennendrähten

Page 2: Antennentechnik Neues zur Beverage-Antenne I EGFR D W. B ST · Als Antennendraht kam dann in einer zweiten Versuchsanordnung die Hochfre-quenz-Litze Rupalit von Pack [4] zum Einsatz.

Als Antennendraht kam dann in einerzweiten Versuchsanordnung die Hochfre-quenz-Litze Rupalit von Pack [4] zumEinsatz. Mit 1,5 mm² hat sie den passen-den Kupferdrahtquerschnitt. Die Hochfre-quenzeigenschaften der Antenne verbes-serten sich etwas durch den Litzenaufbau(125 Drähte mit je 0,125 mm² ergeben 1,5mm², siehe Bild 3). Die Auswirkung desSkin-Effekts ist schwächer ausgeprägt unddamit nehmen auch die Verluste ab. Übri-gens sind mit Rupalit-Litze konstruierteLangdraht- oder Reusenantennen auch fürSendebetrieb geeignet. Beim Einbau darf die Rupalit-Litze mit ma-ximal 50 N/mm² belastet werden. Darausergibt sich eine Dauerbelastung von zirka15 N/mm². Die spezifische Masse der Litzebeträgt 3,4 kg/100 m, was für die Hasel-nussstecken kein Problem ist. Das Verlötender einzelnen Drähte sollte mit einer Löt-kolbentemperatur über 400 °C erfolgen.Ob sich der Einsatz der Litze gelohnt hat,habe ich zuerst durch die Messungen desSignals des Rundsteuersenders der Tele-kom auf 129,1 kHz, welcher ein sehr sta-biles Signal abstrahlt, überprüft. Dabei

zog ich zunächst den S-Meterausschlagdes AOR-7030, der bekanntlich eine guteEmpfindlichkeit im Lang- und Längstwel-lenbereich hat, heran. Verglichen wurde dasSignal der Beverage-Antenne mit dem ein-fachen Feldkabel mit dem Signal, das dieBeverage-Antenne, aufgebaut mit der Spe-cial-HF-Antennenlitze (Bild 3) liefert.Die Vergleichsmessung führte ich anschlie-ßend zusätzlich mit einem Spektrumanaly-sator, Typ Agilent E 8591E, durch. Die vonder Antenne gelieferte Spannung mit demFeldkabel betrug hier 1,424 mV, mit der Ru-palit-Litze lag sie bei 1,613 mV. Das ist einUnterschied von rund 200 μV, etwa 1 dB.Es folgten weitere Messungen mit demSpektrumanalysator, deren Ergebnisse ausden Bildern 4 bis 7 hervorgehen. Die Bil-der 4 und 5 vergleichen die Signalstärkenim Langwellenbereich von 50 kHz bis 255kHz, bei Empfang mit dem Feldkabel(Bild 4) und mit der Litze (Bild 5). Dergemessene Pegelunterschied bei den stabi-len Signalen des Deutschlandsenders prä-sentierte sich wie folgt: Bei 153 kHz be-trug er 38 dBµV zu 43 dBµV (Feldkabelvs. Litze), bei 207 kHz wurden 60 dBµVzu 67 dBµV gemessen. Da eine 110 m lange Beverage-Antennegenau genommen erst oberhalb 2,7 MHzals Langdrahtantenne (l > 1 l) anzusehenist, interessierte mich auch dieser Bereich.In den Bildern 6 (Feldkabel) und 7 (Litze)werden die Spektren im Frequenzbereich5,9 bis 6,1 MHz (49-m-Band) verglichen.

Der bei 6055 kHz (SVK, Radio SlowakeiInternational) gemessene Pegelunterschiedbetrug etwa 61 dBµV zu 68 dBµV.

� SchlussbemerkungDie gemessenen Pegelunterschiede belegen,dass man die Empfindlichkeit der Bevera-ge-Antenne durch den Einsatz des richti-gen Materials merklich steigern kann. Die-ser Effekt zeigt sich interessanterweisesogar in Bereichen, wo die Antennenlängeklein gegen die Wellenlänge l ist.Wer nicht über den erforderlichen Platz ver-fügt, kann einen Fieldday mit dieser Anten-ne bereichern. Der Aufbau sollte sich beiguter Vorbereitung der Ausrüstung in einerStunde bewältigen lassen, zudem dürfte dasInteresse an einer derartigen Antennenkon-struktion sicherlich groß sein.

Literatur und Bezugsquellen

[1] Best, S.: DX-Vademecum – Wellenausbreitung,Empfänger- und Antennentechnik, Empfangspra-xis. Franzis Verlag, München 1979

[2] SSB-Electronic GmbH, Vertrieb, Ostenfeldmark 21,59557 Lippstadt, Tel. (0 29 41) 93 38 50;www.ssb.de

[3] Maday, M., DC9ZP: Berechnung und Konstruk-tion von Ununs für Langdrahtantennen. FUNK -AMATEUR 57 (2008) H. 12, S. 1322 –1325

[4] Rudolf Pack GmbH & Co. KG, 51645 Gummers-bach, www.pack-feindraehte.de

Antennentechnik

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Bild 3: Aufbau der Rupalit-Litze

Bild 4: Spektrum 50 kHz bis 255 kHz, aufge-nommen mit dem Feldkabel als Antennen-draht

Bild 5: Spektrum 50 kHz bis 255 kHz, aufge-nommen mit der Rupalit-Litze als Antennen-draht

Bild 7: Spektrum 5900 kHz bis 6100 kHz, auf-genommen mit der Rupalit-Litze als Anten-nendraht Fotos: Best (4), Werkfoto (1)

Bild 6: Spektrum 5900 kHz bis 6100 kHz, auf-genommen mit dem Feldkabel als Anten-nendraht

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