Apichatpong Weerasethakul, „Sang Sattawat“, ab 18. Juni...

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„Sang Sattawat / Syndromes and a Century“ - der vorletzte Film des diesjährigen Cannes- Siegers Apichatpong Weerasethakul ist endlich regulär im Stadtkino zu sehen. BERT REBHANDL E iner der ältestenVorwürfe an die europäische Aufklärung lautet, dass sie dem linearen Denken zum Durchbruch verholfen hat. Geschichte und Geschichten gerieten unter das Diktat einer Ordnung von Anfang und Ende, wer mehr auf Abschweifungen setzte, geriet schnell in den Verdacht, nicht ganz bei der Sache zu sein. Dem thailändischen Regisseur Apichatpong Weerasethakul müsste man entsprechend wildes Denken unterstellen, denn seine Filmen nehmen sich immer wieder die Freiheit, dem Linearen einen Streich zu spielen und die Vernunft im Kreis herumzujagen. Syndromes and a Century, der bereit in vielerlei Hinsicht auf Uncle Bonmee vorauswiest, der in Cannes in diesem Jahr mit der „Goldenen Palme“ ausgezeichnet wurde, erzählt einerseits eine ganz einfache Geschichte: Ein Arzt möchte in einem Krankenhaus tief in der Provinz zu arbeiten beginnen, mit dem Vorstellungsgespräch beginnt der Film. Zur Hälfte aber kommt die gleiche Szene noch einmal, nun aber in jeder Hinsicht in einer anderen Akzentuierung. Dieses Mal ist die Frau im Bild, sie befindet sich auch nicht mehr auf dem Land, sondern in einer modernen Stadt. Da hat wohl ein Zeitsprung stattgefunden, wie auch ein örtlicher Wechsel von der Periphe- rie ins Zentrum, aber die Figuren sind dieselben. Wie ist das denkbar? Einen Schlüssel liefert vielleicht das Gespräch zwischen einem Sänger und einem Mönch, das in Syndromes and a Century ei- nen von vielen fast unmerklichen Übergängen begleitet. Das eine Mann meint, in dem Mönch seinen verstorbenen Bruder wiederzuerkennen – Reinkarnation wäre in diesem Fall aber ein Prinzip nicht nur der Existenz, sondern auch der filmischen Gestaltung. Denn Apichatpong Weerasethakul lässt die Bilder zirkulieren, er greift sie immer wieder auf und schafft auf diese Weise ein dichtes Universum vielfacher Entsprechungen (zwi- schen Motiven, Figuren, Begebenheiten), dessen wichtigste Be- Inhalt „Primitiv“? Apichatpong Weerasethakul im Gespräch 3 Thailand heute Aditya Assarat über „Wonderful Town“ 4 „Beste Filme!“ Das Programm des Sommerkinos am Spittelberg. 9/10/11 Zulassungsnummer GZ 02Z031555 Verlagspostamt 1150 Wien / P.b.b. Das Kommunale Kino Wiens, Schwarzenbergplatz 7-8, 1030 Wien Juni / Juli 10 | #480 Ein neues wildes Denken Fortsetzung auf Seite 2 » Apichatpong Weerasethakul, „Sang Sattawat“, ab 18. Juni 2010 im Stadtkino Aditya Assarat, „Wonderful Town“, ab 25. Juni 2010 im Stadtkino Gerhard Friedl, „Hat Wolff von Amerongen, ...“ ab 11. Juni 2010 im Filmhaus Kino Sommerkino am Spittelberg, ab 30. Juni im Filmhaus Kino

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„Sang Sattawat / Syndromes and a Century“ - der vorletzte Film des diesjährigen Cannes-Siegers Apichatpong Weerasethakul ist endlich regulär im Stadtkino zu sehen. BERT REBHANDL

Einer der ältesten Vorwürfe an die europäische Aufklärung lautet, dass sie dem linearen Denken zum Durchbruch verholfen hat. Geschichte und Geschichten gerieten

unter das Diktat einer Ordnung von Anfang und Ende, wer mehr auf Abschweifungen setzte, geriet schnell in den Verdacht, nicht ganz bei der Sache zu sein.

Dem thailändischen Regisseur Apichatpong Weerasethakul müsste man entsprechend wildes Denken unterstellen, denn seine Filmen nehmen sich immer wieder die Freiheit, dem Linearen einen Streich zu spielen und die Vernunft im Kreis herumzujagen. Syndromes and a Century, der bereit in vielerlei Hinsicht auf Uncle Bonmee vorauswiest, der in Cannes in diesem Jahr mit der „Goldenen Palme“ ausgezeichnet wurde, erzählt einerseits eine ganz einfache Geschichte: Ein Arzt möchte in einem Krankenhaus tief in der Provinz zu arbeiten beginnen, mit dem Vorstellungsgespräch beginnt der Film. Zur Hälfte aber kommt die gleiche Szene noch einmal, nun aber in jeder

Hinsicht in einer anderen Akzentuierung. Dieses Mal ist die Frau im Bild, sie befindet sich auch nicht mehr auf dem Land, sondern in einer modernen Stadt. Da hat wohl ein Zeitsprung stattgefunden, wie auch ein örtlicher Wechsel von der Periphe-rie ins Zentrum, aber die Figuren sind dieselben. Wie ist das denkbar?

Einen Schlüssel liefert vielleicht das Gespräch zwischen einem Sänger und einem Mönch, das in Syndromes and a Century ei-nen von vielen fast unmerklichen Übergängen begleitet. Das eine Mann meint, in dem Mönch seinen verstorbenen Bruder wiederzuerkennen – Reinkarnation wäre in diesem Fall aber ein Prinzip nicht nur der Existenz, sondern auch der filmischen Gestaltung. Denn Apichatpong Weerasethakul lässt die Bilder zirkulieren, er greift sie immer wieder auf und schafft auf diese Weise ein dichtes Universum vielfacher Entsprechungen (zwi-schen Motiven, Figuren, Begebenheiten), dessen wichtigste Be-

Inhalt„Primitiv“?Apichatpong Weerasethakulim Gespräch 3

Thailand heuteAditya Assarat über„Wonderful Town“ 4

„Beste Filme!“Das Programm des Sommerkinosam Spittelberg. 9/10/11

Zulassungsnummer GZ 02Z031555Verlagspostamt 1150 Wien / P.b.b.

Das Kommunale Kino Wiens, Schwarzenbergplatz 7-8, 1030 Wien Juni / Juli 10 | #480

Ein neues wildes Denken

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Apichatpong Weerasethakul, „Sang Sattawat“, ab 18. Juni 2010 im StadtkinoAditya Assarat, „Wonderful Town“, ab 25. Juni 2010 im Stadtkino

Gerhard Friedl, „Hat Wolff von Amerongen, ...“ ab 11. Juni 2010 im Filmhaus KinoSommerkino am Spittelberg, ab 30. Juni im Filmhaus Kino

stimmung due Durchlässigkeit in jede Rich-tung ist.

Die erste Hälfte von Syndromes and a Century gehört eher der Frau, die von einem Wache-beamten im Krankenhaus verehrt wird und ihm erklärt, dass sie schon verliebt ist, in einen Orchideenzüchter, dessen Produkte dann auch wieder sinnreich in die Montage des Films eingehen. Die zweite Hälfte gehört eher dem Mann, aber auch hier ist von einem Protago-nisten im klassischen Sinn nicht zu sprechen, denn immer wieder tauchen Figuren auf, mit denen die Geschichte ebenso gut weitergehen könnte.

Schon in Blissfully Yours und Tropical Malady hatte Apichatpong Weerasethakul das Publi-kum auf Festivals in aller Welt mit kühnen Gedanken- und Bildsprüngen verblüfft, dabei sind seine Filme aber meistens langsam und von einem Rhythmus geprägt, der selten ein-mal urban hektisch ist, sondern den sanften Bewegungen geübter Fußgänger nachspürt. Die politischen Probleme des Landes, die ja solche einer forcierten Modernisierung sind, tauchen auf, allerdings in einer sehr verschlüs-selten Form und auf einer grundsätzlicheren Ebene als der, die momentan Thailand in Atem hält. Dass in dieser Welt Geister durchaus einen Ort haben, ist in Uncle Bonmee noch deutlicher und unterscheidet den thailändischen Künstler ebenfalls von westlicher Rationalität.

Man muss aber ganz an den Anfang von Weerasethakuls filmischem Werk zurückge-hen, um die eigentliche Quelle dieses Er-zählens zu finden. Mysterious Object at Noon ist ein Dokumentarfilm über das kollektive Verfertigen einer Saga. Sie beginnt irgendwo mit einer Szene und spinnt sich dann quer

über das Land fort, in einer Bewegung von „oral mythology“, der Weerasethakul sich vollends anvertraut hat. Bei einem Festival wie in Cannes werden natürlich individuelle Künstler geehrt, anders bekommt man kei-ne Ordnung in die komplizierten Umstän-de einer kollektiven Kunst, wie es das Kino nun einmal ist. Aber Weerasethakul steht für einen interessanten neuen Typ der Autoren-politik: Er macht sich in beide Richtungen zu einem Medium, er spricht aus dem thailän-

StadtkinoZeitung02 Apichatpong Weerasethakul, „Sang Sattawat“

dischen Volk heraus und findet eine Form, für die er Produzenten aus allen Weltgegenden gewinnt. Zum Teil gehören diese Produ-zenten gar nicht unmittelbar zum Kino, so ist Uncle Bonmee aus einem Kunstprojekt in München hervorgegangen, und viele seiner Ideen hat Apichatpong Weerasethakul zuvor schon einmal installativ und in Kunsträumen durchgespielt, bevor er sie in die Spielfilme verändert übernommen hat. Syndromes and a Century entstammt dem kuratierten Film-programm „New Crowned Hope“, das ja in einen Opernschwerpunkt der Wiener Fest-wochen gehörte, und spielt im Grunde ge-nommen sogar ein Spiel mit der extremen Offenheit des assoziativen Prinzips, auf dem der Kulturbetrieb insgesamt beruht: Begriffe, Schlagwörter, Ideen zirkulieren in einem Zu-sammenhang, der notwendig vage bleibt. Auf der spezifischeren Ebene des thailändischen Kinos aber funktioniert Syndromes and a Cen-tury als Durchkreuzung der linearen Fort-schrittsrationalität mit Ideen einer suversiven Traditionalität. Die Geister des Apichatpong Weerasethakul sind die Hausgespenster der Moderne. •

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Tradition und Moderne, traumhaft ineinander verschränkt: „Syndromes and a Century“.

Apichatpong WeerasethakulSang Sattawat /Syndromes and a Century(Frankreich/Österreich/Thailand 2006)

Regie und Drehbuch ApichatpongWeerasethakulDarsteller Sakda Kaewbuadee, NantaratSawaddikul, Jaruchai Iamaram, SophonPukanok, Jenjira Pongpas, Arkanae Cherkam, Nu Nimsomboon, Jenjira Jansuda Kamera Sayombhu MukdeepromSchnitt Lee ChatametikoolTon Koichi Shimizu, Akritchalerm KalayanamitrProduktion New Crowned Hope,Kick the Machine Films, Ann Sanders Films, BackUp FilmsVerleih Stadtkino WienLänge 105 Min.Technik 35mm / Farbe / 1:1,85Fassung Originalfassung mit deutschenUntertiteln

Ab 18. Juni 2010 im Stadtkinoam Schwarzenbergplatz

Berückend: Das Spiel mit der extremenOffenheit des assozia-tiven Prinzips.

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The Sopranos: Nacht, außen. Zwei Männer buddeln bei funzliger, aber fast bühnenhaft genau ausgerich-teter Beleuchtung in grimmem Ge-lände. Fundstücke werden sorgfältig abgestaubt, dann auf einen Tisch gelegt. Der eine der beiden hat einen menschlichen Schädel freigelegt. Hamlethaft hält er ihn in der Hand und entbietet ihm zu … 8

Afrikanisches Kino: Die steinernen Anfänge illustrieren beispielhaft, wie über Jahrzehnte institutionalisierte Abhängigkeitsverhältnisse die forma-le Unabhängigkeit der ehemaligen Kolonien überdauerten. So machten sich die Nachwirkungen der paterna-listischen und rassistischen Kulturpo-litik Frankreichs bis weit in die postko-loniale Ära bemerkbar … 70

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Ich hätte eher gedacht, ein Buddhist nimmt einen derartigen Wandel genauso hin, wie er kommt?Ja, ich weiß. Diese Haltung widerspricht auch der Natur des Kinos.

Das Motto in Ihrem Skype profil lautet: „In fünf Milliarden Jahren wird es auch die Sonne nicht mehr geben.“ Das klingt mir eher nach einem buddhistischen Motto: Irgendwann wird alles ver-schwinden. Warum sich also mit der Vergangenheit herumplagen?Na ja, das habe ich wohl geschrieben, um mich selbst daran zu erinnern, mich nicht zu sehr in die Vergangenheit zu vertiefen. Aber ich glaube einfach, dass die Thais zu leicht vergessen, besonders in der Politik. Viele Diktatoren sind ungestraft davongekommen, und viele politische Morde und andere Ver-brechen wurden nie bestraft. Meine früheren Filme waren sehr persönlich. Es ging in ihnen um mein Leben, meine Eltern, mein Interesse am Kino. Aber dieser Film ist keine persönliche Geschichte mehr. Das „Primi-tive Project“, an dem ich jetzt arbeite, ist viel politischer. Meine Interessen haben sich verlagert, wegen der Dinge, die in diesem Land hier vorgehen.

Hat diese Hinwendung zu eher politischen Themen auch damit zu tun, dass Ihr letzter Film „Syndromes and a Century“ in Thailand zensiert und nur in einer bearbeiteten Version Gezeigt werden konnte?Irgendwie schon, denn vorher habe ich mich nie dafür interessiert, wie die Regierung von Thailand funktioniert. Aber als mein Film von der Zensur verboten wurde, habe ich ange-fangen zu verstehen, wie diese Leute denken und wie das Gesetz hier angewendet wird. Ich habe mit einigen anderen Filmemachern

Wer genau ist denn diese Figur?Onkel Boonmee, eine wirkliche Person. Er lebte in einer Gemeinde nicht weit von mei-ner Heimatstadt und kam zu einem Tempel in meiner Nachbarschaf, um zu meditieren. Dort wurde ein Mönch auf ihn aufmerk-sam, ließ sich seine Geschichte erzählen und schrieb ein kleines Taschenbuch mit dem Titel „Der Mann, der sich an seine früheren Leben erinnern kann“. Dieses Buch ist in Thailand kaum bekannt, aber es hat mich sehr inspiriert, als ich es im Tempel entdeckte,

weil Onkel Boonmee so hartnäckig in dieser Gegend reinkarniert wurde, trotz des schwie-rigen Lebens in diesem Teil von Thailand. Es gab diese politischen Schikanen, das Wet-ter, die wirtschaftliche Lage. Ich war sehr gespannt auf jemand, der trotzdem unbedingt dort bleiben wollte. In dem ganzen Projekt geht es darum, sich der Vergangenheit zu er-innern. Ich will ein Dokument und eine Re-präsentation dieser Region schaffen und sie den Menschen dort widmen. Ich befürchte, dass vieles in Khon Kaen bald verschwinden wird, die Volksmärchen, die Folklore und viele andere der wertvollen Dinge, mit denen ich aufgewachsen bin.

StadtkinoZeitung 03Apichatpong Weerasethakul, „Sang Sattawat“

Ich repräsentiere nichts ausser mir selbst. Ich lerne und experimentiereimmer noch.

„Ich liebe Special Effects“Die Filme Apichatpong Weerasethakuls gehören zum Schönsten, was das Gegenwartskino zu

bieten hat. Ein Gespräch aus Anlass einer großen Retrospektive, die 2009 durch Wien,Berlin und München tourte. TILMAN BAUMGÄRTEL

Apichatpong Weerasethakul, herzlichen Glück-wunsch zur ersten großangelegten Retrospektive. Wie fühlt man sich, wenn man so geehrt wird, obwohl man noch nicht mal vierzig ist?Apichatpong Weerasethakul: Oh, ich fühle mich alt. (lacht) Ich hatte aber schon mal eine Retrospektive in Japan. Die war nicht so vollständig. Diese hier enthält wirklich so gut wie alle meine Arbeiten – außer ein paar, für die ich mich heute schäme. Ich glaube, dass diese Retrospektive gut für mich ist, weil es immer schwerer wird, für meine Filme Mittel zu finden. Ich stehe an einer Art Wegscheide. Ich muss mich entscheiden, wie es weiterge-hen soll, ob ich weiter so produktiv sein will, wie ich es bisher war. Ich habe noch nie alle meine Arbeiten am Stück gesehen, darum ist das eine Gelegenheit für mich, zurückzu-schauen und daraus entweder Bestätigung zu ziehen oder mich zu fragen, ob es das alles wert ist.

Haben Sie daran denn irgendwelche Zweifel? Ununterbrochen! Erstens ist das, was ich ma-che, ein finanzieller Albtraum. Es wird immer schwerer, solche Filme wie meine zu machen. Und zweitens ist es schwierig, wenn man im-mer nach seinem Publikum suchen muss, be-sonders weil der größte Teil dieses Publikums nicht in Thailand ist. Natürlich kriegt man da manchmal Selbstzweifel: Warum mache ich das eigentlich alles?

Ich bin überrascht, dass ein Regisseur mit so einem Prestige wie Sie Probleme hat, Geld aufzutreiben.Die Produzenten sehen das anders. Selbst kommerzielle Filme sind nicht mehr so einfach zu finanzieren. Meine Filme sind alle sehr persönlich, daher bin ich wirklich von finanzieller Unterstützung abhängig. Mein letzter Film, Syndromes and a Century, zum Beispiel ist mit Geld aus Österreich finan-ziert worden, von dem Mozartfestival, das ein riesiges Budget hatte. Aber so ein Budget kommt einem nicht oft unter. Die Produ-zenten fragen mich immer noch, ob mein nächster Film zugänglicher als der letzte sein wird. Und ich kann diese Frage nicht be-antworten. Selbst Hollywood-Filme floppen manchmal, daher weiß man nicht, was mit so einem Film passiert.

Aber Sie gelten zurzeit als einer der wichtigsten Repräsentanten des Weltkinos!Nein, nein, ich repräsentierte nichts außer mir selbst. Ich lerne und experimentiere immer noch. In der letzten Zeit habe ich viele Installationen gemacht und mit Fotografien gearbeitet, um zu wahrhaften Ausdrucksweisen zu finden. Was meine Entwicklung als Filmemacher betrifft, stehe ich noch ganz am Anfang. Ich suche immer noch meinen Weg.

Sind Installationen wie die, die Sie gerade in Mün-chen zeigen, eigenständige Arbeiten, oder eher eine Art Skizze für Ihre Filme?Manche von ihnen stehen für sich selbst. Aber die Arbeit in München, die „Primitive Project“ heißt, hat verschiedene Elemente: eine Installation, ein Künstlerbuch, Fotos, ein Kurzfilm und schließlich ein abendfül-lender Film. Für den Film suchen wir gerade nach Mitteln. Er wird anders als die Instal-lation sein, aber es geht um dasselbe Thema. Er handelt von Khon Kaen, der Region in Nordostthailand, wo ich aufgewachsen bin. In der Installation habe ich mich auf ein kleines Dorf neben dem Mekong River konzentriert, wo die Regierung während der 60er- und 70er-Jahre Jagd auf Kommunismusverdäch-tige gemacht hat. In dem Langfilm geht es um einen Mann, der immer wieder in dieser Gegend wiedergeboren wurde.

die Gruppe Free Thai Cinema gegründet, und wir haben uns viel mit Bürokraten und ähnlichen Leuten abgegeben. Nach einem Jahr der Verhandlungen haben wir eingesehen, dass wir unsere Zeit verschwenden. Das Sy-stem wird sich nicht ändern. So ist Thailand halt. Das hat meine Arbeit als Filmemacher beeinflusst.

Filmemachern wie Ihnen, die nicht aus den Län-dern der Ersten Welt stammen, aber ihre Filme mit ausländischen Geldern machen, wird oft vorgewor-fen, dass sie ihre Filme nicht für die Leute in ihren Heimatländern machen, sondern für das Publikum bei Filmfestivals im Westen. Für wen machen Sie Ihre Filme?Ich mache Filme für mich selbst. Ich weiß, dass das eine dumme Antwort ist, aber so ist es nun mal. Wenn man an den Markt denkt, macht man solche Filme wie ich am besten überhaupt nicht. Und in Frankreich oder in New York sind meine Filme auch nicht erfolgreicher als in Thailand. Ich arbeite für einen sehr spezialisierten Markt. Manche Leute in Thailand sehen sich Filme wie die von mir an, aber Thailand ist ein kleines Land. Es ist noch nicht mal so groß wie Texas, daher kann man da keinen großen Erfolg an der Kinokasse erwarten. Meine Hauptabsicht ist, etwas Ehrliches zu machen, etwas, das mich anregt. Man mag den Ein-druck gewinnen, dass mir das Publikum egal ist. Aber wenn ich ein Projekt plane, habe ich immer verschiedene Szenarios im Kopf und überlege mit den Produzenten, was tatsächlich machbar ist. Aber ob das Geld für den Film aus Thailand oder aus Frankreich stammt, ist egal, ich mache deswegen keinen anderen Film.

Spielen Ihre Filme ihr Budget durch Kinoauf-führungen, DVD-Verkäufe und Fernsehausstrah-lungen wieder ein?Ehrlich gesagt, weiß ich das nicht. Darum kümmert sich der Vertrieb, und ich denke, dass die ihre Investition langsam wieder he-reinholen. Das Geld für meine Filme kommt ja oft von Non-Profit-Organisationen, und darum muss der Verleih sowieso nicht so viel investieren und bekommt seine Investition wohl durch den Verkauf in andere Länder und solche Sachen wieder herein. Ich weiß die Zahlen wirklich nicht, aber ich bezwei-fele, dass sie einen großen Gewinnmachen.

Da Sie nicht mit Filmfirmen in Thailand arbeiten und Ihre Mittel zum größten Teil aus dem Ausland kommen – sehen Sie Ihre Filme überhaupt noch als Teil des thailändischen Nationalkinos? Oder ge-hören sie zu einem neuen, globalen Kino, das nicht mehr zu einer bestimmten nationalen Tradition gehört?Ich denke immer, dass ich keine Nation und kein Land repräsentiere. Aber ich kann nicht leugnen, dass ich zum Teil dieselben Mit-arbeiter, dasselbe Equipment und dieselbe Einrichtungen nutze wie andere Regisseure in Thailand. Also gehöre ich irgendwie schon dazu. Aber wenn ich über den Film selbst nachdenke, dann ist das nie für Thailand.

Wenn Ihre Filme plötzlich Riesenerfolge würden und Sie mehr Geld zur Verfügung hätten, was würden Sie damit tun?Wenn ich mehr Geld hätte, würde ich damit natürlich etwas Spektakuläres machen. Ich liebe Special Effects à la Hollywood, und ich glaube, man könnte mit ihnen ganz andere Sachen machen als die, für die sie im Augen-blick eingesetzt werden. Das würde ich gerne ausprobieren.

Das Gespräch erschien erstmals inder deutschen Zeitung „taz“.

Apichatpong Weerasethakul.

aber noch immer in einem angeschlagenen emotionalen Zustand befinden. Die gedämpfte Farbgestaltung des Kameramanns Umpornpol Yugala spielt eine zentrale Rolle in dem Film und symbolisiert die seelische Erschöpfung der Einwohner von Takua Pa. Klassische Mu-sik und subtiles Licht verstärken den reflexiven Charakter des Films, in dem allerdings zum Ende hin die Farben intensiver werden und so aufkeimende Hoffnung nach der Tragödie an-deuten. Die beschwörenden Gitarrenkompo-sitionen von Zai Kuning und Koichi Shimizu bleiben unvergesslich, und auch die Leistungen der übrigen Crewmitglieder verdienen Aner-kennung. Die Qualität des ins 35mm-Format gebrachten ursprünglichen HD-Filmmaterials ist erstklassig.Richard Kuipers, in: Variety, New York,9. Oktober 2007

BiofilmografieAditya Assarat wurde am 16. Januar 1972 in Bangkok geboren und hat ein Filmstudium an der University of Southern California ab-geschlossen, bevor er seinen ersten Kurzfilm drehte. 2004 wurde er nach Sundance zu einem der dort stattfindenden renommierten Regielehrgänge für junge Filmemacher aus aller Welt eingeladen. 2005 wurde er im Rah-men eines Förderprogramms ausgewählt, ein Jahr lang mit der indischen Regisseurin Mira Nair zusammenzuarbeiten. Wonderful Town ist sein erster Spielfilm. Zur Zeit stellt er seinen neuen Film High Society fertig. •

StadtkinoZeitung04 Aditya Assarat, „Wonderful Town“

Nach dem TsunamiEndlich im Stadtkino: „Wonderful Town“ von Aditya Assarat

InhaltTakua Pa ist eine kleine Stadt im Süden Thai-lands. Seit dem Tsunami haben die Menschen, die hier leben, ihre Arbeitsplätze verloren. Jun-ge Leute fahren auf ihren Motorrädern umher, alte Menschen erinnern sich an bessere Zeiten. Eines Tages kommt ein Fremder in die Stadt.

Ton ist Architekt. Er nimmt sich ein Zimmer in einem kleinen Hotel, das Na gehört. Die beiden beginnen eine heimliche Affäre mitei-nander. Bald wird über sie geredet. Die Stadt hat ihren Feind gefunden.

Der Film handelt von einer Liebe, die an einem Ort, an dem es keine Liebe mehr gibt, wie eine Blume im Schmutz blüht. Und er handelt von einer Stadt, die die Schönheit zu zerstören versucht, die sie für sich selbst nicht haben kann.

Seltsame TraurigkeitDer Regisseur über den FilmWonderful Town ist inspiriert von Takua Pa, einer Stadt im Süden Thailands, in der 2004 achttausend Menschen im Tsunami umka-men.

Als ich zwei Jahre nach der Katastrophe dort hinkam, hatte ich einen seltsamen Eindruck von der Stadt: Sie war sehr friedlich und schön. Alle Erinnerungen an den Tsunami waren verschwunden, als hätten die Einwoh-ner sie loswerden wollen. Die Straßen waren in Stand gesetzt, die Häuser neu aufgebaut, die Kokosnussbäume wiegten sich im Wind wie immer. Aber so unversehrt die Stadt selbst auch wirkte – die Menschen waren es nicht. Ich hatte den Eindruck, als wären sie noch immer wie betäubt, als wären sie gera-de aufgewacht und könnten sich nicht an den Heimweg erinnern. Die Wirtschaft der Stadt befand sich noch immer auf einem Tiefpunkt, da die Touristen noch nicht an die Strände zu-rückgekehrt waren. Eine seltsame Traurigkeit war spürbar; es war für mich eine Stadt der Traurigkeit. Diese Atmosphäre wollte ich mit meinem Film vermitteln.Aditya Assarat

Seelische ErschöpfungÜber den FilmWonderful Town, eine elegante Kombination aus Romanze und sozialem Realismus, spielt in einem thailändischen Dorf, das vom großen Tsunami des Jahres 2004 heimgesucht wurde. Der Film beschäftigt sich einfühlsam mit den Gedanken und Gefühlen der dort lebenden Menschen, die mühsam neue Kräfte sammeln müssen, nachdem die materielle Verwüstung längst beseitigt ist. Aditya Assarats Erstlingsfilm erfüllt die Hoffnungen, die man in diesen Re-gisseur nach seinen drei ersten Kurzfilmen und der Co-Regie bei dem raffinierten Doku-Dra-ma 3 Friends gesetzt hatte – dieses Regietalent muss man sich merken.

Sein neuer Film ist berührend und von einer starken, befreienden Emotionalität, er dürfte in

Thailand und im gesamten südostasiatischen Raum erfolgreich sein; allerdings verdient Wonderful Town einen wesentlich größeren Zu-schauerkreis. Auf Filmfestivals dürfte er mit Si-cherheit reüssieren.

Takua Pa, eine Kleinstadt im Süden Thailands, hat während des Tsunamis über achttausend Einwohner verloren. Bereits in der ersten lan-gen Einstellung, in der man kleine, friedliche Wellen ans Ufer rollen sieht, signalisiert der Film seinen behutsamen Ansatz. Ein nachdenk-licher Ton prägt den weiteren Verlauf des Films: Der aus Bangkok angereiste Architekt Ton soll ein neues Feriendorf bauen. In einem Land, in dem der Geisterglaube eine große Rolle spielt, überrascht es nicht, dass die Neubauten direkt neben einem Häuserblock errichtet werden, der dem Tsunami standgehalten hat und von dem viele Bewohner der Stadt glauben, dass

es dort spukt. Ton ist der einzige Gast in dem spartanischen Hotel. Er fühlt sich bald zu der thailändisch-chinesischen Hotelbesitzerin Na hingezogen, einer zurückhaltenden Frau, die in der Großstadt aufgewachsen ist. Anfangs weist sie Tons höfliche Annäherungsversuche zurück, doch anhand einer Reihe von wunderbaren Schnappschüssen, auf denen man Na an Tons Kleidung zupfen und seinem Gesang im Bad zuhören sieht, wird bald darauf deutlich, dass sie endlich ihre wahren Gefühle zeigen kann. Der Übergang vom unschuldigen Händchen-halten zu zärtlicher Liebe ist bewegend und stets stilsicher inszeniert.

In der ersten Hälfte des Films geht es vor allem um diese beiden Figuren, aber in ge-schickt gesetzten Schritten erweitert der Film seinen Gesichtskreis, nachdem die Romanze

der beiden Gegenstand wilder Gerüchte ge-worden ist. Nas Bruder Wit, der Anführer ei-ner Motorradgang, die aus einem Haufen von Taugenichtsen besteht, gehört zu den lautesten Kritikern des Paares – der gleiche Wit, der seiner Schwester kühl erklärt, dass er seinen Lebensstil unter keinen Umständen aufgeben würde.

Als das Leben des Paares eine sehr gefähr-liche Phase erreicht, dominieren Thriller-Ele-mente den Film, die Assarat insbesondere mit Hilfe der Toneffekte erstaunlich selbstbewusst gestaltet. Mit extrem knappen Dialogen und überzeugenden Schauspielern in den Haupt-rollen gelingt es dem Film, die Liebesgeschich-te ebenso glaubwürdig zu vermitteln wie das eindringliche Porträt eines Ortes, der sich der materiellen Überreste einer traumatischen Er-fahrung entledigt hat, dessen Einwohner sich

„Du musst nur erscheinen, aber es istverboten, dich so zu zeigen, wie du bist.“

Eine seltsame Traurigkeit war spürbar.Diese Atmosphäre wollte ich vermitteln.

Liebe an einem Ort, an dem es keine Liebe mehr gibt: „Wonderful Town“.

Aditya AssaratWonderful Town(Thailand 2007)

Regie und Drehbuch Aditya AssaratDarsteller Anchalee Saisoontorn, Supphasit Kansen, Dul YaambunyingKamera Umpornpol YugalaSchnitt Lee ChatametikoolMusik Koichi Shimizu, Zai KuningVerleih Stadtkino WienLänge 92 Min.Technik 35mm / Farbe / 1:1,85Fassung Thailändische Originalfassung mit deutschen Untertiteln

Ab 25. Juni 2010 im Stadtkinoam Scwarzenbergplatz

Illuminations Films presents A Kick the Machine Films and Illuminations Films Past Lives Production in co-production with Anna Sanders Films, The Match Factory, )ตาชกละรมญบงล( SEVIL TSAP SIH LLACER NAC OHW EEMNOOB ELCNU / .A.S ateaS eiddE ,GK noitkudorphesnreF dnu -mliF refreodnessieG FFG

Starring Thanapat Saisaymar, Jenjira Pongpas, Sakda Kaewbuadee Cinematographers Sayombhu Mukdeeprom, Yukontorn Mingmongkon, Charin Pengpanich Art Director Akekarat Homlaor Prop Master Nitipong Thintubthai Costume Chatchai Chaiyon Assistant Director and Line Producer Suchada Sirithanawuddhi Sound Designers Akritchalerm Kalayanamitr, Koichi Shimizu

Editor Lee Chatametikool Producers Simon Field, Keith Griffiths, Charles de Meaux with Michael Weber, Hans W. Geissendörfer, Luis Miñarro Produced, Written, and Directed by Apichatpong Weerasethakul

World Film Sales: The Match Factory es (France)With the participation of FONDS SUD CINEMA Ministère de la Culture et de la Communication CNC, Ministère des Affaires Etrangèr

With the support of World Cinema Fund, Hubert Bals Fund. In association with ZDF/Arte, Louverture Films and Haus der Kunst Munich, FACT, Animate Projects

initated by the German Federal Cultural Foundation

AB 12. NOVEMBER 2010 ÖSTERREICHWEIT IM KINO

Gewinner der goldenen Palme„Bester Film“, Cannes 2010

StadtkinoZeitung06 Gerhard Friedl, „Hat Wolff von Amerongen...?“

Der Landvermesser„Hat Wolff von Amerongen Konkursdelikte begangen“ - einer der erstaunlichsten heimischen Filme der letzten Jahre. Hier ein Nachruf auf seinen Regisseur Gerhard B. Friedl (1967 - 2009). VOLKER PANTENBURG

Gerhard Friedls Tod hatte mich ratlos gemacht. Ich dachte: Man muss hier etwas darüber schreiben. Und ich

dachte: Es ist schäbig, den Tod handlich zu ma-chen und zum Schreibanlass herunterzurech-nen; einer stirbt und man hat nichts eiligeres zu tun als die Tastatur zu zücken.

Ich kannte Friedl nicht oder nur flüchtig. Hatte ihn hier mal gesehen, da mal drei Worte gewechselt (und in diesem Fall heißt das: drei Worte). Was ich kannte, waren Leute, die ihn kannten und, wichtiger, die Filme Knittelfeld und Hat Wolff von Amerongen Konkursdelikte begangen?, dessen Titel zu den schönsten der Filmgeschichte gehört. Überhaupt sind gute Fragen als Titel unterrepräsentiert im Kino. Mir fällt auf Anhieb eigentlich nur noch Will Success Spoil Rock Hunter? ein.

In Knittelfeld und Hat Wolff von Amerongen Konkursdelikte begangen? geschieht etwas ganz Unerhörtes mit dem Verhältnis zwischen Bild und gesprochenem Kommentar. Ich weiß noch, wie abgeklärt und informiert ich mich fühlte – seen & heard it all before, Marker, Godard, du weißt schon. Selbst fremdlän-dische Begriffe wie „acousmêtre“ waren mir nicht unvertraut – und da kommt jemand da-her und erfindet das, 70 Jahre nach Einfüh-rung des Tonfilms, noch einmal von Grund auf neu. Ich könnte nicht sagen, was genau zwischen dem lakonischen Erzähler und den rigide komponierten Bildern vor sich geht, aber es ist wohl nicht falsch, darin eine Opti-on zu erkennen, die das Kino so vorher noch nicht wahrgenommen hatte. So, als entdecke man nicht nur eine weitere Tür in dem Haus, in dem man seit längerem lebt und das man gut zu kennen glaubt. Nein, hinter dieser Tür ist gleich auch noch ein bislang unbekannter Trakt, in dem aber nur dieser merkwürdige Friedl wohnt.

Es vergingen ein paar Tage, ein paar ser-viceorientierte Texte über Friedls Tod wur-den in österreichischen Tageszeitungen ge-druckt. Jetzt dachte ich etwas, das ich schon nach dem Tod von Uwe Nettelbeck gedacht hatte. Auch damals, Anfang 2007, erschien eine Reihe von Nachrufen, manche davon weniger schlampig als andere, aber es wur-den immer nur die Ergebnisse – die Texte Nettelbecks – erwähnt oder beschrieben, nie ging es darum, wie diese Texte zustan-degekommen waren. Gut, bei Nettelbeck sieht man die Produktion ja am Werk, wenn man Die Republik liest, aber aus Erzählungen wusste ich, dass hinter dem monolithisch er-scheinenden Projekt tausenderlei interessante Fragen stehen, die gar nicht so monolithisch, sondern in Gespräch und Zusammenarbeit geklärt werden. Es geht nicht um das Anek-dotische daran, es geht um die Arbeit.

Auch bei Friedl hätte mich interessiert, wie man einen Film wie Knittelfeld Schritt für Schritt erarbeitet. Wie man die Motive sucht und findet, in welchen Stufen der Text ent-steht, wie man beides zusammenbringt und verschiedene Varianten testet. Glücklicher-weise gibt es einen Text, der diese Dinge be-schreibt. Werner Dütsch hat ihn über Friedls zweiten Film, Hat Wolff von Amerongen Kon-kursdelikte begangen?, geschrieben, an dessen Enstehen er – damals noch WDR-Redak-teur – als Co-Produzent maßgeblich beteili-gt war. In verschiedenen Etappen ist da sehr anschaulich die Entwicklung des Films vom März 2001 bis Ende 2004 geschildert, als der Film sendefertig ist. Keine leichte Zusam-menarbeit. Ein Ausschnitt:

„2004 gemeinsame Sichtungen am Monitor. Beim ersten Mal hat der Regisseur Bedenken. Der Rohschnitt sei noch zu roh. Der Redak-teur findet das gar nicht so schlecht für eine Einschätzung der Montage, für Änderungen, Vorschläge, Varianten. Zu sehen ist, wie die Dreharbeiten den Bildern eine Autonomie eingeschrieben haben, die sie ganz untauglich

machen zur Illustration. Sie lassen sich nicht als die Sklaven des Textes behandeln. Das geht so weit, dass schnell Einigkeit darüber besteht, einige Passagen mit ‚zu viel’ Synchronizität von Bild und Ton wieder zu entzerren. Friedl: ‚Der formale Einsatz: Bild und Wort verfehlen

einander.’ Aber jeder neue Schnitt, jeder ver-schobene Text verändert sicht- und hörbar die Bedeutungsfelder. So eröffnen sich erschre-ckend viele Möglichkeiten, die Friedl mit un-erbittlicher Unzufriedenheit durchdeklinieren wird. Ganze Passagen entfallen, winzige De-tails werden verändert, der Text ist immer noch nicht endgültig, ein neuer Sprecher beschert Verluste und Neugewinn und weitere Ände-rungen. Und der Ton? Wie sollen sie mitei-nander auskommen, der Originalton der Auf-

nahmen und der Sprecher des Textes? Wer darf wen dominieren oder verdrängen?“

Nebenbemerkung: Man wünscht sich ein Buch „Memo by Werner Dütsch“, um einen klugen Produzentenblick auf das deutsche Kino der letzten 40 Jahre zu bekommen. Aber wie ich die deutsche Publikationslandschaft einschätze, bekommt man stattdessen die Au-tobiographie von Bernd Eichinger. Ende der Nebenbemerkung.

Zu den Dreharbeiten zu Knittelfeld war mir vor einigen Jahren – ich weiß gar nicht, in welchem Zusammenhang – ein Detail kol-portiert worden. Rudolf Barmettler, der Ka-meramann des Films, erinnerte sich an die gemeinsame Arbeit mit Gerhard Friedl: „In Knittelfeld hatten wir auch keine Drehge-nehmigung. Wir nahmen die auffälligsten Regenjacken (gelbe und orangene Farben) und schrieben in grossen Lettern drauf ‚Ver-messung’. Die Kamera war immer bedeckt auch mit einem auffallenden Stück Regen-schutz. Und der Friedl hielt eine Messlatte in der Hand, um die Einstellung zu beschränken, bzw. anzudeuten. Wir stellten jeweils auch ein bis zwei Pannendreiecke auf. Also, nicht ver-stecken, sondern auffallen, müsste die Strate-gie sein, aber in eine andere Richtung len-ken.“ Barmettler hat jetzt noch einmal im

Drehtagebuch von damals nachgelesen. Der folgende Eintrag als Ergänzung:

„17.9.1995, Immer wieder wurden wir als Vermesser angesprochen. Einmal fragte uns eine Frau (Hoffmann), ob wir diese Arbeit ‚dienstlich’ verrichten, was G.B.F. mit ‚Ja’ be-antwortete.

Einmal fragte mich ein Automobilist von wel-chem Amt wir seien und ich antwortete ihm ‚von der Landestopographie’“.

Solche Geschichten und Einblicke in die Film-arbeit würde ich mir wünschen. Nicht, um Ger-hard Friedls Filmen etwas Substanzielles hinzuzu-fügen, die gehören auch so zum Erstaunlichsten, was ich in den letzten 15 Jahren gesehen habe. Auch nicht, um ein wahrscheinlich rätselhaftes und nicht sehr glückliches Leben aus größerer Nähe zu beobachten. Es würde einzig darum gehen, das Handwerk und die Entscheidungen zu sehen, die hinter den Filmen stehen.

Der Tod ist in Knittelfeld allgegenwärtig. Auch in Hat Wolff von Amerongen Konkurs-delikte begangen? wird am laufenden Meter gestorben. Zudem scheint in beiden Filmen jeder Schritt ein Stück tiefer in die Verstri-ckung und Ausweglosigkeit hinein zu führen. Ich wehre mich gegen den naheliegenden Gedanken, das hätte irgendetwas mit Gerhard Friedls Tod zu tun. •

Gerhard Benedikt FriedlHat Wolff von AmerongenKonkursdelikte begangen?(Deutschland/Österreich 2004)

Regie und Drehbuch Gerhard Benedikt FriedlKamera und Schnitt Gerhard Benedikt FriedlMusik Daniel Almada, Martin IannacconeTon Marcelo Busse, Boris Goltz, Matthias Haeb; Tonschnitt: Klaus BarmVerleih sixpackfilmLänge 73 Min.Technik 35mm / Farbe / 1:1,66Auszeichnungen ARTE-Dokumentarfilmpreis 2004, Dokumentarfilmpreis des Goethe-Instituts 2004, Deutscher Kurzfilmpreis 2005,DIAGONALE-Preis Innovatives Kino 2005

Ab 11. Juni 2010 im Filmhaus Kinoam Spittelberg

„Wort und Bild verfehlen einander“: Bilder aus dem sardonisch witzigen Film...

Friedls Filme gehören zum Erstaunlichsten, was ich in denletzten 15 Jahrengesehen habe.

... „Hat Wolff von Amerongen Konkursdelikte begangen?“.

Neu imStadtkinoFilmverleih

StadtkinoZeitung 07Neu im Stadtkino Verleih

„Hunger“ sehen mitFarocki/GrimmLive-Analysen von Stadtkino-Filmen: Die

Lecture-Performances von Harun Fa-rocki und Maren Grimm erfreuen sich

nicht nur bei Studenten großer Beliebtheit. Diesmal wird Steve McQueen’s neuer Film Hunger besprochen. Der Film zeigt Leben, Leiden und Sterben der inhaftierten IRA-Mitglieder im nordirischen Maze Prison und interpretiert auf intensive, emotional geladene Weise die Vorgänge rund um den Hunger-streik im Jahre 1981.

Farocki: „Wir sehen die Arbeiten, wenn möglich, zunächst auf der Leinwand an und gehen sie später im Einzelnen durch. Mit DVD und Beamer können wir auf Sequenzen leicht zugreifen und sie beliebig oft wiederho-len. Die neuen Medien haben es in den letzten Jahren möglich gemacht, Filme zu genau zu studieren. Ein allgemeiner Sachverstand ist er-wachsen. So wie es vor hundert Jahren viele Konzertbesucher gab, die die Partitur mitlasen und selbst ein Instrument spielten, entwickelt sich eine neue Kennerschaft. Es gilt zu wissen wie ein Film gebaut wird, ohne dass es darauf ankommt, ob man selbst einen machen will.“

14. Juni 2010, 18.00: Hungerdanach, etwa um 20:00 LectureFarocki/Grimm.

UnclE BoonmEE Who can

REcall hIS PaST lIvES

Apichatpong Weerasethakul

FIlm SocIalISmE

Jean-Luc Godard

coPIE conFoRmE

Abbas Kiarostami

zUm vERglEIch

Harun Farocki

Bal

Semih Kaplanoglu

ThE hUnTER

Rafi Pitts

DomaInE

Patric Chiha

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Brillante Mendoza

nE changE RIEn

Pedro Costa

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Ludwig Wüst

ThE lIghT ThIEF

Aktan Arym Kubat

Im SchaTTEn

Thomas Arslan

alamaR

Pedro González-Rubio

l‘éPInE DanS lE cœUR

Michel Gondry

nénETTE

Nicolas PhilibertRebellion und Verweigerung: Michael Fassbender in „Hunger“.

ca. 93 Minuten ca. 24 Minuten 1:1.85/16:9 anamorph2.0 DD / 5.1 DD Deutsch Englisch 2/PALMaking Of (Interviews mit Christian Petzold, Nina Hoss und Benno Fürmann), Audiokommentar Regisseur, Kinotrailer

DVDEdition

„Christian Petzold dreht derzeit die elegantesten und zugleich hintergründigsten deutschsprachigenSpielfilme.“

9 006472 014003

Freigegebenab 12 Jahrengemäß § 14

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JETZT IM HANDEL UND AN UNSEREN KINOKASSEN • 17,99

„Hunger“ von Steve McQueen

AB HERBST 2010 ÖSTERREICHWEIT IM KINO

copieconformeEin Film von A b b a s K i a r o s t a m iDREHBUCH : ABBAS KIAROSTAMI - ADAPTION : MASSOUMEH LAHIDJI - KAMERA : LUCA BIGAZZI - SCHNITT : BAHMAN KIAROSTAMI - TON : OLIVIER HESPEL, DOMINIQUE VIEILLARD - AUSSTATTUNG : GIANCARLO BASILI, LUDOVICA FERRARIO - AUSFÜHRENDER PRODUZENT : GAETANO DANIELE - PRODUKTI-ONSLEITUNG : IVANA KASTRATOVIC, CLAIRE DORNOY - PRODUZENTEN : MARIN KARMITZ, NATHANAËL KARMITZ, CHARLES GILLIBERT UND ANGELO BARBAGALLO - KOPRODUZENTEN : BIBI FILM, FRANCE 3 CINÉMA - MIT BETEILIGUNG VON : CANAL +, FRANCE TÉLÉVISIONS, LE CENTRE NATIONAL DE LA CINÉMATOGRAPHIE, RAI CINÉMA - MIT UNTERSTÜTZUNG VON : REGIONE TOSCANA UND TOSCANA FILMCOMMISSION (LOGHI), LE PROGRAMME MEDIA DE LA COMMUNAUTÉ EUROPÉENNE - IN ZUSAMMENARBEIT MIT : ARTÉMIS PRODUCTIONS / PATRICK QUINET, COFINOVA 6, CINÉMAGE 4, SOFICINÉMA 5

juliette binoche„Beste Schauspielerin“ der Filmfestspiele Cannes 2010

william shimell

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Sommerkino am Spittelberg - Das Programm

Eine von insgesamt vier Previews im Sommerkino am Spittelberg: „La terre de la folie“ von Luc Moullet.

StadtkinoZeitung 09Sommerkino am Spittelberg

Heißer Sommer der CinephilieStadtkino-Filme neuentdecken, „nachholen“ oder einfach kennenlernen: Dies ermöglicht ab 30. Juni der Kinosommer im Filmhaus Kino am Spittelberg. Bonus: Wer zu zweit kommt, zahlt nur ein Ticket. Jeder Besucher erhält einen Gratis-Prosecco im benachbarten Restaurant „LUX“.

Mittwoch, 30.6. / 19:00 21:00SalamI alEIKUm BocK FoR PRESIDEnT

Donnerstag, 1.7. / 19:00 21:00lola REnnT SalamI alEIKUm

Freitag, 2.7. / 19:00 21:00RImInI lola REnnT

Samstag, 3.7. / 19:00 21:00coFFEE & cIgaRETTES PREvIEW: nE changE RIEn

Sonntag, 4.7. / 19:00 21:0024 cITy coFFEE & cIgaRETTES

Montag, 5.7. / 19:00 21:00loURDES 24 cITy

Dienstag, 6.7. / 19:00 21:00EccEnTRIcITIES loURDES

Mittwoch, 7.7. / 19:00 21:00So SchaUT´S aUS EccEnTRIcITIES

Donnerstag, 8.7. / 19:00 21:0036 anSIchTEn DES PIc SaInT-loUP So SchaUT´S aUS

Freitag, 9.7. / 19:00 21:00noTRE mUSIqUE 36 anSIchTEn

Samstag, 10.7. / 19:00 21:00man WIThoUT a PaST PREvIEW: DomaInE

Sonntag, 11.7. / 19:00 21:00jERIchoW man WIThoUT a PaST

Montag, 12.7. / 19:00 21:00WolFSBERgEn jERIchoW

Dienstag, 13.7. / 19:00 21:00la TETa aSSUSTaDa WolFSBERgEn

Mittwoch, 14.7. / 19:00 21:00InFERno la TETa aSSUSTaDa

Donnerstag, 15.7. / 19:00 21:00ShoRTBUS InFERno

Freitag, 16.7. / 19:00 21:00joE STRUmmER ShoRTBUS

Samstag, 17.7. / 18:30 21:00DIE FRaU mIT DEn 5 ElEFanTEn joE STRUmmER

Sonntag, 18.7. / 19:00 21:00BamaKo DIE FRaU mIT DEn 5 ElEFanTEn

Montag, 19.7. / 18:30 21:00yUKI & nIna BamaKo

Dienstag, 20.7. / 19:00 21:00gooD nIghT anD gooD lUcK yUKI & nIna

Mittwoch, 21.7. / 19:00 21:00WonDERFUl ToWn gooD nIghT anD gooD lUcK

Donnerstag, 22.7. / 19:00 21:00UnDERgRoUnD WonDERFUl ToWn

Freitag, 23.7. / 17:30 21:00STElla UnDERgRoUnD

Samstag, 24.7. / 19:00 21:00la vIE moDERnE PREvIEW: la TERRE DE la FolIE

Sonntag, 25.7. / 19:00 21:00choP ShoP la vIE moDERnE

Montag, 26.7. / 19:00 21:00BlUTSFREUnDSchaFT choP ShoP

Dienstag, 27.7. / 19:00 21:00haPPInESS BlUTSFREUnDSchaFT

Mittwoch, 28.7. / 18:00 21:00gangSTER gIRlS haPPInESS

Donnerstag, 29.7. / 19:00 21:00momma´S man gangSTER gIRlS

Freitag, 30.7. / 19:00 21:00UnIvERSalovE momma´S man

Samstag, 31.7. / 19:00 21:00TETRo PREvIEW: Bal

Sonntag, 1.8. / 18:30 21:00BocK FoR PRESIDEnT TETRo

StadtkinoZeitung10 Sommerkino am Spittelberg

Sommerkino: Die FilmeSalamI alEIKUm(D 2009, R.: Ali Samadi Ahadi, 102 Min.)Mohsen ist Sohn einer persischen Fleischhau-erfamilie in Köln. Von den Erwartungen der Eltern schwer überfordert, soll er billige Schafe aus Polen abholen, doch unterwegs bleibt er in einem Dorf in Ostdeutschland hängen, wo er sich Hals über Kopf in die Kugelstoßerin Anna verliebt... Eine Multikulti-Komödie mit Mi-chael Niavarani.Mi. 30.6. (19:00) & Do. 1.7. (21:00)

lola REnnT(D 1998, R.: Tom Tykwer, 81 Min.)Lola und ihr Freund Manni haben 20 Minuten Zeit, um 100.000 Mark zu beschaffen. Der Film besteht aus drei 20-minütigen Segmenten, die jeweils mit der gleichen Szene beginnen, sich aber durch verschiedenste Zufälle (oder Schick-salsschläge) immer anders entwickeln. Der viel-fach ausgezeichnete Film von Tom Tykwer gilt längst als Kult-Klassiker.Do. 1.7. (19:00) & Fr. 2.7. (21:00)

RImInI(A 2008, R.: Peter Jaitz, 83 Min.)Der Autoteilezulieferer Alex und der Kriminal-beamte Hans werden durch unerwartete Ereig-nisse aus ihrem Alltag gerissen. Hans‘ Versuch, sich zu rehabilitieren, ist die Verfolgung von kleinkriminellen Jugendlichen, während Alex in der Filmstudentin Siggi eine Möglichkeit sieht, sein Leben neu entwerfen zu können.Fr. 2.7. (19:00)

coFFEE & cIgaRETTES(USA 2003, R.: Jim Jarmusch, 96 Min., OmU)Einfach zum Nachschenken. Jim Jarmuschs genialer Episodenfilm um die wichtigsten Ne-bensächlichkeiten der Welt versammelt die un-terschiedlichsten Kaliber um den Kaffeetisch. Mit Roberto Benigni, Cate Blanchett, Steve Buscemi, Alfred Molina, Bill Murray, Iggy Pop und Tom Waits.Sa. 3.7. (19:00) & So. 4.7. (21:00)

24 cITy(CHN 2008, R.: Jia Zhangke, 112 Min., OmU)In Chengdu in China sollen eine Fabrik und eine vorbildliche Arbeitersiedlung einem lu-xuriösen Gebäudekomplex namens 24 City weichen. Jia Zhangke zeigt in seinem Film, wie diese Veränderungen das Leben verschiedenster Menschen beeinflussen und erzählt so zwischen Dokumentation und Fiktion auch die Ge-schichte des Landes.So. 4.7. (19:00) & Mo. 5.7. (21:00)

loURDES(D/F/A 2009, R.: Jessica Hausner, 96 Min., DF)Im Zentrum von Lourdes steht Christine, die sowohl dem touristischen Wallfahrtsort als auch dem Wunderglauben eher skeptisch gegenü-bersteht. Während des Aufenthaltes in Lourdes wird gerade sie überraschend geheilt. Man be-ginnt sich zu fragen, ob es sich um ein Wunder handelt und ob das Glück von Dauer ist.Mo. 5.7. (19:00) & Di. 6.7. (21:00)

SIngUlaRIDaDES DE UmaRaPaRIga loURa(F/P/E 2009, R.: Manoel de Oliveira,63 Min., OmU)Manoel de Oliveira‘s jüngstes Werk verbindet nüchterne Gegenwart - sein Held, ein Buch-halter, benutzt einen Computer und zahlt in Euro - mit entrückt anmutender Opulenz und Stilmitteln des Fin de Siècle. Der Kontorist Macário schmachtet eine junge Blonde an, die ihren Fächer auf unvergleichliche Weise hand-habt...Di. 6.7. (19:00) & Mi. 7.7. (21:00)

So SchaUT‘S aUS(A 2008, R.: Harald Friedl, 72 Min.)Seit Jahrzehnten weckt Willi Resetarits Emo-tionen als Musiker, Entertainer und Aktivist. Harald Friedls Portrait des österreichischen Ausnahmetalents erzählt von dessen Leben, politischen und emotionalen Prägungen sowie von seiner ausgeprägten Musikalität. Gedreht

wurde an wichtigen Schauplätzen seines Lebens und seiner Karriere.Mi. 7.7. (19:00) & Do. 8.7. (21:00)

36 anSIchTEn DESPIc SaInT-loUP(F/I 2009, R.: Jacques Rivette, 84 Min, OmU)Um die Saison eines kleinen Landzirkus‘ nach dem Tod des Eigners zu retten, wendet sich die Zirkustruppe an seine älteste Tochter, Kate (Jane Birkin). Sie hat dem Zirkus schon vor 15 Jah-ren den Rücken gekehrt, aber sie willigt ein. Unterwegs zum Zirkus trifft sie Vittorio (Sergio Castellito), der versucht, die Gründe ihrer Ab-neigung gegen den Zirkus zu verstehen.Do. 8.7. (19:00) & Fr. 9.7. (21:00)

noTRE mUSIqUE(F/CH 2004, R.: Jean-Luc Godard,80 Min., OmU)Der Film besteht aus einem Auftakt (Montage von Kriegsszenen, „Hölle“), einem Hauptteil (das zerstörte Sarajewo als Symbol des Neuan-fangs, „Fegefeuer“) und einem Epilog (Godard als Gärtner im Blumenmeer, „Paradies“). Go-dard hat sich nicht nur die formale Unkonven-tionalität bewahrt, sondern auch die provozie-rende Ambivalenz seiner Thesen.Fr. 9.7. (19:00)

man WIThoUT a PaST(FIN 2002, R.: Aki Kaurismäki, 97 Min., OmU)Ein Mann in Helsinki wird überfallen und

zusammengeschlagen, schließlich sogar für tot befunden. M, der Mann, der nach seiner Wie-derauferstehung alles, sogar seinen Namen, ver-gessen hat, stapft wie Dr. Caligaris verlorener Somnambule durch die Welt und trifft Grobi-ane, Arbeitslose, Säufer und schließlich die Lie-be seines Lebens.Sa. 10.7. (19:00) & So. 11.7. (21:00)

jERIchoW(D 2008, R.: Christian Petzold, 93 Min.)Ein Ex-Soldat, ein türkischer Imbissbudenbe-treiber und seine junge Frau treffen im Nord-osten Deutschlands aufeinander, gefangen in ihrem Erwerbsalltag. Petzold inszeniert ein Kammerspiel der Leidenschaften unter frei-em Himmel: Ein beklemmendes Picknick am Ostseestrand, eine Scharade am Waldesrand, ein Showdown an der Steilküste am Meer.So. 11.7. (19:00) & Mo. 12.7. (21:00)

WolFSBERgEn(B/NL 2007, R.: Nanouk Leopold,93 Min., OmU)Konraad ist 83 Jahre alt, seine Frau ist verstor-ben. In einem Brief unterrichtet er die Familie über seinen beabsichtigten Selbstmord. Allein seine Familie reagiert nicht. Im Film der nie-derländischen Autorenfilmerin Nanouk Leo-pold bestimmt die Mattigkeit der Protagonisten den ganzen Film, der langsam Stimmungen zu eindringlichen Bildern komponiert.Mo. 12.7. (19:00) & Di. 13.7. (21:00)

la TETa aSSUSTaDa(PER/E 2007, R.: Claudia Llosa,94 Min., OmU)Fausta leidet unter der „Milch des Leids“, einer Krankheit, die durch Muttermilch übertragen wird. Ihre Mutter wurde in den Jahren des pe-ruanischen Bürgerkriegs misshandelt und hat die Angst und den Schrecken auf die Tochter übertragen, die nach dem Tod der Mutter nun allein damit fertig werden muss. Der überra-schende Berlinale-Sieger 2009.Di. 13.7. (19:00) & Mi. 14.7. (21:00)

l‘EnFER D‘hEnRI-gEoRgES cloUzoT(F 2009, R.: Serge Bromberg, Ruxandra Medrea, 94 Min., OmU)Mit dem Tod von Regisseur Clouzot 1964 en-dete auch sein Filmprojekt L’ENFER (Die Höl-le), mit Romy Schneider und Serge Reggiani. Serge Bromberg und Ruxandra Medrea fanden das verschollene Material und schnitten daraus einen Film, der großartige Fragmente des Films, aber auch die alptraumartigen Drehbedinungen des megalomanischen Projekts zeigt.Mi. 14.7. (19:00) & Do. 15.7. (21:00)

ShoRTBUS(USA 2006, R.: John Cameron Mitchell,102 Min., OmU)Eine Sexualtherapeutin, die noch nie einen Orgasmus hatte, ein schwules Pärchen, das sei-ne Beziehung um mindestens einen Partner erweitern will: Shortbus ist eine schräge Sex-Komödie, größtenteils mit Laienschauspielern gefilmt, in der expliziter Sex als Metapher für ein aktuelles Gesellschaftsportrait junger New Yorker Stadtneurotiker dient.Do. 15.7. (19:00) & Fr. 16.7. (21:00)

joE STRUmmER - ThE FUTURE ISUnWRITTEn(GB/IR 2007, R.: Julien Temple,123 Min., OmU)Joe Strummer war der Sänger und Frontmann der legendären Punk- und Rockband The Clash. Er starb 2002. Die Musikdokumentation lässt Lebensbegleiter des exzentrischen Sängers wie zB Bono von U2, Jim Jarmusch oder John-ny Depp zu Wort kommen und erschafft damit ein eindrückliches Bild über ein Musikerleben und eine vergangene Ära.Fr. 16.7. (19:00) & Sa. 17.7. (21:00)

DIE FRaU mIT DEn 5 ElEFanTEn(D/CH 2010, R.: Vadim Jendreyko,93 Min., OmU)

Manoel de Oliveira, „Eigenheiten einer jungen Blondine“.

Jim Jarmusch, „Coffee & Cigarettes“

Abderrahmane Sissako, „Bamako“

Impressum Telefonische Reservierungen Kino 712 62 76 (Während der Kassaöffnungszeiten) Büro 522 48 14 (Mo. bis Do. 8.30–17.00 Uhr Fr. 8.30–14.00 Uhr) 1070 Wien, Spittelberggasse 3 www.stadtkinowien.at / [email protected] Stadtkino 1030 Wien, Schwarzenbergplatz 7–8, Tel. 712 62 76 Herausgeber, Medieninhaber Stadtkino Filmverleih und Kinobetriebsgesellschaft m.b.H., 1070 Wien, Spittelberggasse 3 Graphisches Konzept Markus Raffetseder Redaktion Claus Philipp Druck Goldmann Druck, 3430 Tulln, Königstetter Straße 132 Offenlegung gemäß Mediengesetz 1. Jänner 1982 Nach § 25 (2) Stadtkino Filmverleih und Kinobetriebsgesellschaft m.b.H. Unternehmungsgegenstand Kino, Verleih, Videothek Nach § 25 (4) Vermittlung von Informationen auf dem Sektor Film und Kino-Kultur. Ankündigung von Veranstaltungen des Stadtkinos. Preis pro Nummer 7 Cent / Zulassungsnummer GZ 02Z031555 Verlagspostamt 1150 Wien / P.b.b.

Neuerung an der Kassa des Filmhaus Kinos: Abjetzt gilt der Stadtkino-10-Karten-Block aucham Spittelberg - und ist auch dort erhältlich. Inbeiden Kinos gilt also auch das Sonderangebot:Wer den 10er-Block erwirbt, erhält dazu aufDVD entweder Paranoid Park, Waltz with Bashir oder Good Night, And Good Luck.

10er-Blockim Filmhaus Kino

StadtkinoZeitung 11Sommerkino am Spittelberg

Swetlana Geier hat die fünf wichtigsten Roma-ne von Dostojewskij – die „5 Elefanten“ – neu übersetzt. Nun reist die über 80-jährige Frau zum ersten Mal aus ihrer Wahlheimat Deutsch-land zurück an die Orte ihrer Kindheit in die Ukraine. Vadim Jendreyko begleitete sie auf die-ser Reise und erzählt dabei gleichzeitig von ih-rem Alltag und ihrer Vergangenheit.Sa. 17.7. (18:30) & So. 18.7. (21:00)

BamaKo(F/MLI 2006, R.: Abderrahmane Sissako,118 Min., OmU)Im Hinterhof eines Haues im malischen Ba-mako findet eine außergewöhnliche Veran-staltung statt. Hier, mitten in der Sahel-Zone, wird Gericht gehalten. Der Gegenstand des Prozesses: das Volk von Mali, der Kontinent Afrika gegen die Weltbank. Natürlich ist das eine reine filmische Inszenierung im besten Brecht‘schen Sinne.So. 18.7. (19:00) & Mo. 19.7. (21:00)

yUKI & nIna(F/J 2009, R.: Hippolyte Girardot,Nobuhiro Suwa, 93 Min., OmU)Yuki und Nina ist eine Geschichte, ein Mär-chen fast, über Fremdheit und Grenzüber-schreitung. Wenn der Film eine Moral hat, dann die, Kinder und ihre Erfahrungen ernst zu nehmen, nicht zu verkindlichen, und die, dass Kinder sich trennen müssen von Eltern, auch um deretwillen.Mo. 19.7. (18:30) & Di. 20.7. (21:00)

gooD nIghT anD gooD lUcK(USA 2005, R.: George Clooney,90 Min., OmU)Im Mittelpunkt von George Clooneys zweiter Regiearbeit Good Night, And Good Luck steht Edward R. Murrow, ein Pionier des investiga-tiven TV-Journalismus. Murrow ließ sich als ei-ner der wenigen Journalisten auf eine Konfron-tation mit dem «unamerikanische Untriebe» verfolgenden Senator McCarthy ein und setzte dadurch Sendung und Karriere aufs Spiel.Di. 20.7. (19:00) & Mi. 21.7. (21:00)

WonDERFUl ToWn(THAI 2007, R.: Aditya Assarat,92 Min., OmU)Der junge Architekt Ton und die Hoteleig-nerin Na treffen in Takua Pa, einer wunder-schönen Küstenregion Thailands, die durch den verheerenden Tsunami 2004 vernichtet wurde, aufeinander. Die spröde Beziehung auf die sie sich einlassen bringt unterdrückte Gefühle zurück ins kollektive Gedächtnis der letzten Überlebenden dieser darniederlie-genden Region.Mi. 21.7. (19:00) & Do. 22.7. (21:00)

UnDERgRoUnD(D/F/H 1995, R.: Emir Kusturica,169 Min., OmU)Eine simple aber empörende Metapher: Die Geschichte wird 1941, mit der Überwindung der Nazibesatzung, in einen Belgrader Keller gesperrt, wo sie weiterbrodelt, während oben ein Apparatschik die Scharade nationaler Ge-meinschaft inszeniert. „Fiktion ist das, was wir leben und Realität ist das, was wir nicht leben.“ (Emir Kusturica, 1999)Do. 22.7. (19:00) & Fr. 23.7. (21:00)

STElla(F 2008, R.: Sylvie Verheyde, 103 Min., OmU)Im Paris des Jahres 1976 wächst die elfjährige Stella in der Kneipe ihrer Eltern auf. Ihr Um-feld besteht aus einer untreuen Mutter, einem lethargischen Vater und verkrachten Existenzen der Vorstadt. Eher zufällig kommt Stella auf ein gutbürgerliches Gymnasium, wo Gladys, Toch-ter argentinischer Intellektueller, in ihr die Lie-be zur Literatur weckt...Fr. 23.7. (17:30)

la vIE moDERnE(F 2008, R.: Raymond Depardon,88 Min., OmU)La Vie moderne stellt den dritten Teil von Ray-mond Depardons Dokumentarfilm-Reihe Pro-fils paysans dar, einer Serie über Bauern und Schäfer, letzte Zeugen von vom Aussterben bedrohten Metiers. Depardon sieht ihnen ganz langsam bei ihren Verrichtungen zu, filmt die dünn besiedelte Landschaft und spricht mit den Protagonisten über ihr Leben.Sa. 24.7. (19:00) & So. 25.7. (21:00)

choP ShoP(USA 2007, R.: Ramin Bahrani,84 Min., OmU)Das zwölfjährige Waisenkind Alejandro lebt in Willet‘s Point, eine Gegend am Rande New York‘s, voll von Schrottplätzen, Ruinen und Autowerkstätten. Alejandro arbeitet in einer davon. Er wohnt mit seiner Schwester in einem Zimmer hinter der Werkstatt. Die beiden träumen von einem eigenen Imbiss-wagen und werden dabei auf eine harte Pro-be gestellt.So. 25.7. (19:00) & Mo. 26.7. (21:00)

BlUTSFREUnDSchaFT(A 2009, R.: Peter Kern, 95 Min.)Axel überfällt mit seiner Neonazi-Clique eine soziale Einrichtung und taucht daraufhin beim 80-jährigen homosexuellen Wäscherei-besitzer Gustav Tritzinsky unter. Dieser deckt den Jungen, weil er ihn an seine große Liebe erinnert, die er während der NS-Zeit an die Gestapo verraten hat. Doch Axel‘s Gang ist damit gar nicht einverstanden...Mo. 26.7. (19:00) & Di. 27.7. (21:00)

haPPInESS(USA 1998, R.: Todd Solondz, 134 Min., OmU)Vergleichbar einer New Jersey-Version von Robert Altmans Short Cuts verwebt der Film die Geschichten dreier erwachsener Schwe-stern. Joy, eine glücklose Folk-Sängerin, Helen, eine bekannte Schriftstellerin auf der Suche nach einem pervers dominanten Lieb-haber und Trish, eine Soccer mom, die kei-ne Ahnung hat, dass ihr Mann von kleinen Buben träumt...Di. 27.7. (19:00) & Mi. 28.7. (21:00)

gangSTER gIRlS(A 2008, R.: Tina Leisch, 79 Min.)Spielen sie eine Rolle? Spielen sie keine Rol-le? Blaugrünes Make-up haben die Gefangenen des Frauengefängnisses Schwarzau aufgelegt, um einmal in der Woche auf der Anstaltsbühne mit Burschen aus der Jugendstrafanstalt Geras-dorf die Helden und Heldinnen einer antiken Tragödie zu mimen. Ein Dokumentarfilm über große und kleine Dramen. Mi. 28.7. (18:00) & Do. 29.7. (21:00)

momma‘S man(USA 2008, R.: Azazel Jacobs,94 Min., OmU)Mikey, Mitte dreißig, reist geschäftlich nach New York und übernachtet dort bei seinen Eltern. Spontan beschließt er, länger zu blei-ben. Doch aus Tagen werden Wochen und Mikey nimmt Gewohnheiten seiner Jugend wieder auf und trifft alte Freunde, was sei-nen Eltern Unbehagen bereitet.. Eine wun-derbar wunderliche Elegie auf das Erwach-senwerden.Do. 29.7. (19:00) & Fr. 30.7. (21:00)

UnIvERSalovE(A/LUX/SRB 2008, R.: Thomas Woschitz,Naked Lunch, 83 Min., OmU)UNIVERSALOVE ist eine globale Liebesge-schichte. In Marseille schlägt Julies Herz mit derselben sehnsüchtigen Intensität, wie das eines japanischen Mannes in Tokyo, eines Paars in Belgrad oder das eines schwarzen Taxifahrers in Brooklyn. Liebe passiert. Liebe findet statt. Seltsame Liebe. Wahre Liebe. Verzweifelte Liebe. Überall. In jedem Moment.Fr. 30.7. (19:00)

TETRo(ARG/I/E/USA 2009, R.: Francis FordCoppola, 127 Min., OmU)Francis Ford Coppola erzählt Familienge-schichte um zwei Brüder, getrieben von den Ansprüchen ihres ehrgeizigen Vaters (Klaus Maria Brandauer), dem Patriarchen der italo-argentinischen Künstlerfamilie Tetrocini.Der Hass des Erstgeborenen gründet auf der Liebe zu zwei Frauen, die zwischen ihm und seinem Vater standen.Sa. 31.7. (19:00) & So. 1.8. (21:00)

BocK FoR PRESIDEnT(A 2009, R.: Houchang u. Tom-DariuschAllahyari, 90 Min.)Die Filmemacher Houchang und Tom-Dari-usch Allahyari begleiteten zwei Jahre lang die Wiener Flüchtlingshelferin Ute Bock bei ihrer Arbeit und privat mit der Kamera. Das Ergebnis ist eine sehr intime Annäherung an Ute Bock sowie an die Schicksale von Asylwerbern, die im Film zu Wort kommen.So. 1.8. (18:30)

PREvIEW: nE changE RIEn(F/P 2009, R.: Pedro Costa, 98 Min., OmU)Ne change Rien entstand aus einer Freundschaft zwischen der Schauspielerin Jeanne Balibar, dem Tontechniker Philippe Morel und Pedro Costa. Jeanne Balibar, Sängerin, von Rockkon-zerten bis zu Gesangsstunden lyrischer Musik, vom Dachboden in Sainte Marie-aux-Mines bis zur Bühne in einem Tokyoter Café, von Johnny Guitar bis Offenbach.Sa. 3.7. (21:00)

PREvIEW: DomaInE(F/A 2009, R.: Patric Chiha, 110 Min., OmU)Der siebzehnjährige Pierre verbringt all seine freie Zeit mit Nadia, einer 40-jährigen Mathe-matikerin. Ihre Beziehung ist freundschaftlich, beinahe verliebt. Die Anarchie in Nadias Leben fasziniert den jungen Burschen. Aber Nadia ist eine verletzte Frau. Sie trinkt und zerstört sich allmählich selbst. Pierre glaubt, sie mit seiner Liebe retten zu können...Sa. 10.7. (21:00)

PREvIEW: la TERRE DE la FolIE(F 2009, R.: Luc Moullet, 90 Min. OmU)Luc Moullet reist in La Terre de la folie nach Alpes du Sud, eine Region im Südosten Fran-kreichs, in der sich offenbar Fälle von psychiat-rischen Störungen besonders häufen, die Sui-zide, aber auch Mord und Totschlag und andere grausame Verbrechen begünstigen. Er reist durch die Ortschaften und interviewt die Einwohner über das seltsame Phänomen.Sa. 24.7. (21:00)

PREvIEW: Bal(TRK 2010, R.: Semih Kaplanoglu,103 Min., OmU)Yakup ist Bienenzüchter und geht seinem Be-ruf tief im Wald nach. Als die Bienen aus der Region verschwinden, bricht er ins entfernte Gebirge auf. Sein Sohn Yusuf, 6, der ihn gerne bei der Arbeit begleitet hat, stellt daraufhin das Sprechen ein. Schließlich macht er sich alleine auf die Suche nach seinem Vater. Gewinner des Goldenen Bären in Berlin 2010.Sa. 31.7. (21:00)

John Cameron Mitchell, „Shortbus“.

Thomas Woschitz & Naked Lunch, „Universalove“

AB 3. SEPTEMBER 2010 IM STADTKINO WIEN

EIN FILM VON semİh KaPlanoĞluboRa altaŞ, eRDal beŞİKÇİoĞlu, tÜlİn ÖZen

PRODUKTIONSLEITUNG aKsel KambeR KAMERA baRis ÖZbiÇeR TON matthias haeb TONSCHNITT tobias FleiG (bVFt, VDt)AUSSTATTUNG naZ eRaYDa SCHNITT aYhan eRGÜRsel, semih KaPlanoGlu, s. hanDe GÜneRi DREHBUCH semih KaPlanoGlu, oRÇun KÖKsal

ASSOCIATE PRODUCER aleXanDeR bohR KOPRODUZENTEN johannes ReXin, bettina bRoKemPeR PRODUZENT semih KaPlanoGlu

GolDeneR bäR „besteR Film“DeR beRlinale 2010