Arrians Geschichte Alexanders des Grossen

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Arrians Geschichte Alexanders des Grossen Author(s): Eduard Meyer Source: Hermes, 33. Bd., H. 4 (1898), pp. 648-652 Published by: Franz Steiner Verlag Stable URL: http://www.jstor.org/stable/4472663 . Accessed: 29/10/2013 17:50 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Franz Steiner Verlag is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Hermes. http://www.jstor.org This content downloaded from 150.108.161.71 on Tue, 29 Oct 2013 17:50:21 PM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

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Arrians Geschichte Alexanders des GrossenAuthor(s): Eduard MeyerSource: Hermes, 33. Bd., H. 4 (1898), pp. 648-652Published by: Franz Steiner VerlagStable URL: http://www.jstor.org/stable/4472663 .

Accessed: 29/10/2013 17:50

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ARRIANS GESCHICHTE ALEXANDERS DES GROSSEN.

In dem Artikel Arrianus bei Pauly-Wissowa behauptet Ed. Schwartz II S. 1235, Arrian habe als eigentliche Lebensaufgabe die Gesebichte seiner Heimath Bithynien betrachtet; aber da er sich noch nicht genUgend vorbereitet, d. h. nach Schwartz, seiner Aufgabe stilistisch noch nicht gewachsen fihlte, ,tbte er sich zu- nachst an Themen, die ihm kleiner und leichter ersehienen, und nicht nur die vtjllig verlorenen Biographien Timoleons und Dions, sondern auch das Werk, das ihn, ohne dass er es ahnte, unsterb- lich machen sollte, die Alexandergeschichte, sind eine Frucht dieser vorbereitenden stilistischen Studien.'

An einer sehr bekannten Stelle seiner Anabasis (I 12) spricht Arrian davon, dass Alexander noch keine seiner wfirdige Darstellung seiner Thaten gefunden babe - gA6vdqy, oV xaura TriV a'av ELzTvXiaV, To XWOQL TOVTO eXtzreg gvv 'flr, OVt E61 7VE'X

'E cav tQWovog cra'& WAdvdqov "'ya 7r4agfCog, wie er sich mit einer sehr gesucht angebrachten thukydideischen Wendung ausdrlekt. ,Eben dieser Umstand', fahrt er fort, ,hat mich veranlasst dies Werk zu unternehmen, da ich mich nicht f(r unwrlrdig hielt, Alexanders Thaten unter den Menschen zu Ansehen zu bringen. Wer ich bin, der ich dies Urtheil ilber mich auszusprechen wage, brauche ich nicht mit Nennung, meines Namens niederzuschreiben, denn der ist in der Welt nicht unbekannt, noch meine Heirnath und meine Abstammung anzugeben und mitzutheilen, was for ein Amt ich etwa in meiner Heimalh bekleidet habe; aber das schreibe ich nieder, dass mir Heimath und Geschleclit und Aemter dies Werk sind und von Jugend auf gewesen sind. Um um deswillen halte ich mich eines Platzes unter den ersten griechischen Schrift- stellern nicht fiOr unwerth, wie Alexander unter den Kriegern (&aXU NexIVo &'vayea' cTc, Ot eFo1 m arei4 TE xat 4E?voS xa

aexat oW6 ot' O oy70t tlut T6 XaLt anO VEOV ETu EYEVOVTO. xaz 'En UTdt OvX aIlattW tUaVTOV TWV tQWT(OV '(Wi E'V T? CWVi

,?y 'Eia'dt, elitsEe ovv Xal SikE'avdeog Ctv 1V woig o'rio t).'

,Nicht ohne gottlichen Beistand, o16i av'o'g evv 5#cov, lbabe icli mich an diese Schrift gemacht' sind die Schlussworte seines Werks.

Auch in unserer Zeit kommt es vor, (lass ein Schriftsteller sich mehrere Aufgaben steilt, die er der Reihe nach zu losen versucht. So ist es nicht auffallend, dass Arrian neben der Ge- schichte Alexanders auch die Geschichte seiner Heimatlh zu erzahlen

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seit langem gewtinscht lhatte, und dass er, als er nach der Alexander- geschichte die Bithyniaka in Angriff nahm uind vollendete, in der Vorrede zu diesem Werk sich ahnlich ausgedrilckt hat wie an der eben ausgeschriebenen Stelle. ,Er erwaihnte in dieser Sehrift auch andere seiner Geschichtswerke' berichtet Photios in seinem Referat (cod. 93) ,die Geschiclite des Timoleon . . und die des Dion . .. Es zeigt sich, dass die Geschichte seiner Heimath sein viertes Werk war, denn nachl den Schriften tiber Alexander, Timoleon un(l Dion hat er sie ausgearbeitet. Zwar hatte er, seitdem er die Fahigkeit gewonnen hatte zu schreiben (a'cr ov' yQadetv 'iaxva), von Anfang an den Wunsch, dies Thema zo1 bearbeiten, aber da er mit der Vorbereitung noch im RHickstande war, verging, die Zeit (Tig d'

nceCaUXEVgg vji lvdelg avio>'v ?x6V ZaQaTelvaurig wov XQOVOV) - denn das giebt er als Grund der Verzogerung an.' Zu sagen, dass ihm die Geschichte Alexanders noch mehr am flerzen gelegen hatte, wfrde for seine Heimath nicht gerade ein Compliment ge- wesen sein. Wir haben aber auch gar keinen Anlass zni bezweifeln, dass der angegebene Grund vollkommen richtig ist; nur ist dabei nicht mit Schwartz an die stilistische Vorbereitung zu (lenken. Die Zusammentragung des Materials Und die Beschaffung Mlterer Quellen- werke haben fur ein so eingeliendes und grilndliches Werk, wie Arrians Bt9vvkaxci wenigstens in dem mythischen Theil, von dem wir alleiri durch die Fragmente Kenntniss haben, gewesen sind, nothwendig Jahre in Anspruch genommen.

So nahe die Vorbemerkungen zu den Bithyniaka sich mit der oben angefahrten Stelle der Anabasis berithren, so trilt doch ein Unterschied charakteristisch hervor. In der Anabasis will der Schrift- steller von seiner Person nicht reden; in den Bithyniaka hat er seine Vaterstadt Nikomedien, seine hier erlebte Jug,end, sein Priesterthum deir Demeter und Kore in Nikomedien, seine alteren Werke ausfuhrlich erwahnt. Denn sein neues Werk war ,ein Geschenk an seine Heimath' (pr? wzr9i6td dCIeov Cvacp4ECewv Tra sc&rteta); die Personalien des Schriftstellers gaben zugleich den Anlass und die Legitimiation fUr scin Werk und gewannen ibm das Vertrauen des Lesers. Die Alexandergeschichte dagegen wendet sich nicht an den beschrankten Kreis der Landsleute und der fur antiquarische ForschuDgen inter- essirten Gelehrten, sondern an die ganze gebildete Welt; Ihier war in der That die Personlichkeit des Schriftstellers gleichgultig, nur das WVerk selbst konnte ilber seinen Werth entscheiden. ,Wenn jemand

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sich wundert' sagt er in der Voirrede, ,dass nach so vielen Schrift- stellern auch ich noch mit einem derartigen Werk hervortrete, so lese er alle jene Werke durch und dann das meinige, und dann mag er sich wundern (ad re bxet'vwv mcTavr wt avaveRduevog

XOt woiuYe roilg c E'Qotg evTvXvAv of'w Javya;iT).' Leistete das Werk, was es versprach, dann hatte es seiniem Verfasser einen Platz unter den ersten Schriftstellern griechischer Zunge gesichert, ganz gleichgiltig, wer er im Leben war. Es kann somit gar keinem Zweifel unterliegen, dass for Arrian die Geschichte Alexanders sein Hauptwerk gewesen und immer geblieben ist,') und wenn es ihm die Unsterblichkeit verschafft hat, so hat es nur erfallt, was er selbst erwartet und stolz ausgesprochen hat. Man mochte wilnschen, dass Schwartz' entgegengesetzte Aeusserung, nur einer momentanen FlIchtigkeit entsprunigen ware; aber ich fQrchte, sie ist nur zu be- zeichnend fUr die weitverbreitete Neigunog unserer Zeit, romanhafte Constructionen an die Stelle der geschichtlichen Thatsachen zu setzen.

Wenn Schwartz die stilistische Vorbereitung des Schriftstellers zu seinem Beruf, das sorgfaltige Studium der classischen Stilmuster, deren Wendungen bis ins einzelste nachgeahmt werden, scharf betont, so hat er ganz Recht. Aber es ist eine einseitige und in diesem Fall sehr unberechtigte Uebertreibung, wenn er meint, damit alles erschopft zu haben, und nun gar, wenn er die Werke uber Timoleon, Dion und Alexander einfach als Stilubungen betrachtet. Wie die Alexanderlitteratur aussah, wissen wir zur Gentige. Ein Historiker, der sich so hoch tiber sie zu erheben vermag wie Arrian, der im Stande ist, Geschichten wie die von der Schleifung des Batis und von der Niedermetzelung der Branchiden - Geschichten, die zur Verherrlichung Alexanders erfunden und dant von der sentimenatalen rOmischen Geschichtsschreibunng in entgegengesetzter Tendenz umgewandelt sind einfach zu lbergehn, ohne sie auch nur zu erwahnen,2) geschweige denn zu widerlegen, verdient die

1) Das spricht sich auch darin aus, dass er, ganz abgesehen von der Indike, nachher in dem grossen Werk uber die Diadochen wieder an dies Thema anknupft.

2) Wie Arrian hat sie schon Jahrhunderte vor ihm die Alexanderbio- graphien ilbergangen, d. h. die auf gelehrter philologischer Arbeit der besten Zeit beruhende Zusammenstellung des personlich- biographischen Materials. Daher fehlien diese Geschichten auch in Plutarchs Biographien, wahrend Plut-

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grosste Hochaclitung. Eine derartige Schirfung und Sicherheit des Urtheils setzt umfassende historische Studien und grtlndlichle Schulung voraus; wie viele auch unter den beruhmten und berithmtesten modernen Historikern sind ilber diese und die zahireichen ahn- lichen Erzahlungen gestrauchelt! Gewiss hat Arrian nicht alle Schwierigkeiten gelfst, die Stoff und Ueberlieferung boten, und die Beftihigung zu scharfer kritischer Einzelanalyse der Traditionen, welche die moderne Kritik ausgebildet hat, besass er so wenig, wie nach Thukydides irgend ein anderer alter Historiker. Und auch das ist richtio, dass Arrians Compilation den Verlust der benutzten Werke nicht entfernt ersetzt.' Aber eben so sicher ist, dass Ptolemaos' Werk ein Buch gewesen ist, das einen grosseren Leserkreis so wenig gewinnen konnte wie etwa unsere Generalstabswerke, und dass es uns in keinem Falle erhalten ware - ist es doch fast ein Wunder, dass es Arrian noch zuganglich war. Da aber allein Ptole- maos die feste Grundlage ftir die Erkeuntoiss der Geschichte Ale- xanders bildet - denn die biographische Literatur, deren Niedersehlag in Plutarchs Biographie vorliegt, bietet zwar sehr viel werthvolles und zum Tlheil vorzuigliches Detail, aber dockl ihrem Wesen nach immer nur Einzelheiten, keine geschichtliche Gesammtdarstellung -, so ist es ebenso wahir, dass Arrians Werk die gesammte Uibrige Litteratur fiber Alexander reichlich aufwiegt und wir es ftir diese, auch wenn wir alle andern Werke mit Ausschluss des Ptolemaos erhielten, niemals hingeben dtlrften. Ich glaube daher, dass wir alle Ursache haben, den Verlust seiner Werke tiber Dion und Timoleon auf das lebhafteste zu bekllagen; verhielten sie sich zu Diodor und Plutarch auch nur anniaherntd so wie die Geschichte Alexanders, so wtirden wir durch sie ilber die ausserordentlich verworren und unzureichend uiberlieferte Geschichte dieser Zeit ganz anders unterrichtet sein.

Ich kann daher Schwartz' Schlusssatz: ,Wenn das Bild des weltbezwingenden Kisnigs der Nachwelt im Nebel des Romanes nicht verschwommen ist, wenn wenigstens die Umrisse noch deutlich hervortreten, so hat nicht nur ein gliacklicher Zufall, sondern vor allem die wackere, kernige Personlichkeit des bithynischen Rfmers, [der an diesem Stoff sich zum Historiker heranbilden wolite], das

arch in seinen iibrigen Schriften wie zalhlreiche andere Angaben der histo- rischen Vulgata uber Alexander, so auch die Branchidengeschichte unbedenklich als wahr verwerthet (de ser. num. vind.)

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Verdienst' nicht nur unterschreiben - mit Ausnahme des ein- geklammerten Zusatzes -, sondern ich nmuss dasI Urtheil nocl] steigern. Arrian verdanken wir es, dass wir uiber wenige Epochen der Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters so gut unterrichtet sind, wie Ober die Geschichte Alexanders des Grossen. Den Ruhm, den er durch das Hauptwerk seines Lebens erringen wollte und errungen hat, hat er vollauf verdient.

Halle a. S. EDUARD MEYER.

DIE ANGEBLICHE CENTURIENREFORM SULLAS.

In allen Darstellungen der rOmischen Geschichte und des ro- mischen Staatsrechts, soweit wenigstens meine Kenntniss reicht, steht zu lesen, dass Sulla im Jalre 88 nach Niederwerfung der sulpicischen Revolulion mit Q. Pompeius zusammen die reformirte Centurienordnuno aufgehoben und die alte Ordnung des Servius Tullius wiederhergestellt habe. Man nimmt an, dass er dadurch die Wahlen im Sinne dei conservativen Partei babe beeinflussen wollen; als Dictator sei er auf die Maassregel nicht wieder zurilek- g,ekommen, weil sie ihm nicht mehr erforderlich schien und viel- leicht weil sie sich bei Cinnas Wahl 87 Dicht bewahrt hatte. Wunderlichi bleibt es freilich, dass der Mann, der unbedenklich zum Schwert gegriffen hatte, um gegen die Aspirationen der Ritter- schaft und die Gesetze eines revolutionaren Tribunen dem Senat die Herrschaf Zll retten, von einer derartigen Maassregel die ieilung des Staats erhofft baben solite, wahrend sie doch hochstens dazu dienen konnte, das Uebergewicht der Beichen, d. h. der Ritter- partei, aber nicht der Aristokratie, bei den Wahlen noch etwas zu vermehren.

Aber der Glaube, dass Sulla im Jahre 88 die Centurienordnung geandert babe,') beruht lediglich auf einem Missverst3ndniss. Ap- pian, leider wie fast fUr diese ganze Epoche so auch hier unsere einzige Quelle,2) berichtet Civ. I 59 von zwei Gesetzen der Consuln. Suilla und Pompeius:

1) Mommsen hat seine Darstellung der Centuriatcomitien im Staatsrecht

sehr wesentlich auf diese Annahme gegruindet. 2) Bei Liv. ep. 77 heisst es nur: L. Sylla civitatis statum ordinavit.

Auch das beweist aber, dass es sich um melhr handelte, als urn eine Modi--

fication in der Zusammensetzung der Centurien.

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